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Full text of "Denkschriften"

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DENKSCHRIFTEN 


DER 


KAISERLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  CLASSE. 


DREIUNDZWANZIGSTER  BAND. 


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WIEN,   1871 


IN    COMMISSION   BEI    CARL    GEROLD'«     SOHN 

BÜCHHÄNDLEK  DKK  KAIS.   AKAliKMlK  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Ab 


Druck  vou  Adolf  HoUliausen   in   Wieu 
k.  k.  UnivcrsitSts-Bucbrtiiukevci. 


INHALT. 


Soitf 

Mlklosich:  Ueber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europas.  III.  1 

Pfizmaier:  Ueber  japanische  Archaismen 47 

Mikloüch:  Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen.  II 141 

Miklosich:  Ueber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's  IV.  I.  273 

Pfizmaier:  Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache 341 


ÜBER  DIE 

MUNDARTEN   UND  DIE   WANDERUNGEN 

DER 

ZIGEUNER  EUROPAS.  III. 


VON 

Dr    FRANZ  MIKLOSICH, 

WIRKL.  M1TGL1F.dk  DEH    KAIS.    .\KATtF.MIE  DKH   WISSKN.SCHAFTEN . 


VORGELEOT  IN  DEB  SITZUNG  AM  21.  FEBBUAR  1S72. 


Zweiter  Theil. 

Die  Wanderungen  der  Zigeuner. 


A.  F.  Pott  hat  sich  in  seinem  grundlegenden  Werke  über  die  Zigeuner  in  Europa 
und  Asien  I.  XA  .  über  Sprache  und  Herkunft  dieses  Volkes  in  folgender  Weise  aus- 
gesprochen:  ,1.  Die  Zigeuner-Mundarten  sämmtlicher  Länder,  von  so  vielen  uns  —  leider 
oft  überaus  spärlich  —  eine  Kunde  zidcam ,  erweisen  sich,  trotz  der  unendlich  bunten 
und  mächtigen  Einwirkung  fremder  Idiome  auf  sie,  in  ihrem  tiefinnersten  Grunde  einig  und 
gleichartig.  2.  Man  kann  unmöglich  darin  eine  besondere,  mit  den  Gaunersprachen  oft 
verwechselte,  davon  jedoch  völlig  verschiedene  Volkssprache  misskennen;  und  o.  diese 
wurzelt  unwiderleglich ,  nicht  etwa  im  Aegyptischen ,  noch  irgendwo  sonst  als  in  den 
Volksidiumen  des  nördlichen  Vorderindiens,  so  dass  sie,  ungeachtet  ihrer  imgemeinen 
Verbasterung  und  Verworfenheit,  doch  zu  dem  im  Bau  vollendetsten  aller  Sprachen,  dem 
stolzen  Sanskrit,  in  blutsverwandtem  Verhältnisse  zu  stehen,  ob  auch  nur  schüchtern, 
sich  rühmen  darf.' 

Es  wird  demnach  aus  der  Sprache  der  Zigeuner  auf  ihre  Heimat  geschlossen  und 
als  diese  Indien  erkannt.  Und  diess  mit  vollem  Recht.  Denn  die  Sprache  der  Zigeuner 
ist  nicht  nur  eine  arische,  sie  lässt  sich  auch,  trotz  aller  Verschiedenheit,  von  den  arischen 
Idiomen  der  heutigen  Bewohner  Indiens  nicht  trennen,  und  wir  sehen  uns  zur  Annahme 
genöthigt,  dass  die  Sprache  der  Zigeuner  sich  in  keinem  andern  Lande  gebildet  hat, 
als   gerade   in   demjenigen,   wo  auch   die  übrigen  neuindischen   Sprachen    entstanden    sind. 

Freilich  ist  durch  diese  Feststellung  unsere  Wissbegierde  bei  weitem  nicht  befriedigt; 
wir  möchten  vor  allem  darüber  belehrt  werden,  aus  welchem  Theile  des  unermesslichen 
Indien  die  Zigeuner  ausgezogen  und  welchem  von  den  zahlreichen  indischen  Völkern  sie 
zunächst  verwandt  sind. 

Denkbchritt.iTi  .1er  i.hil.-hist.  Cl.  X.XIII.  lid.  1 


2  Feanz    Miklosich. 

Die  Betrachtung  des  Wortscliatzes,  so  wie  der  Laute  und  der  Grammatik  der  Sprache 
der  Zigeuner  scheint  gegen  eine  nähere  Verwandtschaft  dieses  Volkes  mit  irgend  einem 
der  genannten  Völker  und  eher  dafür  zu  sprechen,  dass  die  Zigeuner  den  arischen 
Stämmen  des  heutigen  Indien  zu  coordiniren  und' ihre  Sprache  den  sieben  indischen  — 
so  viel  zählt  ihrer  J.  Beames  in  seiner  vergleichenden  Grammatik  der  heutigen  arischen 
Sprachen  Indiens,  nämlich  Hindi,  Maräthi,  Pandzäbi,  Sindhi,  Gudzaräti,  Bangäli,  Orija  — 
als  achte  auzureihen  sei. 

Die  verschiedenen  von  Pott   I.   2(3 — 51  aufgezählten  Namen,  mit  denen  die  Zigeuner 
bezeichnet  werden,  sind  wenig  geeignet,  das  ihren  Ursprung  uns  verhüllende  Dunkel  aufzu- 
hellen. Auch  das  Vorkommen  einzelner  Stämme  in  Indien,  deren  Namen  an  den  Namen 
,Zigeuner'  anklingen,    fördert  uns  nicht,     so   lange    uns    nähere  Mittheilungen    über    die 
Sprachen    dieser    Stämme    fehlen.     Die    Ähnlichkeit    des   Namens    und    der    Lebensweise 
genügt  nicht  zum  Beweise  der   Verwandtschaft.  Wir  denken  hiebei  an  die  Tchangar  im 
Pandzäb  und  die  Singadu  in  Südindien.     Auf   die  ersteren  hat  Dr.  E.  Trumpp  in  einer 
in  den  Mittheilungen    der    anthropologischen  Gesellschaft    in  Wien,    IL    Band.  1872,   ab- 
gedruckten Abhandlung:  ,Die  heutige  Bevölkerung  des  Panjäb,  ihre  Sitten  und  Gebräuche' 
Seite  294    hingewiesen,    sich    über    sie    in    folgender  Weise    aussprechend:     ,Der    einzige 
heimatlose  Stamm,  der  ziemlich  zahlreich  an  den  Ufern  der  grossen  Ströme   und   in  den 
sie  umgebenden  wüsten  Landstrichen  herumzieht,  ist  der  der  Tschangars.   Sie  bauen  sich 
temporäre  Hütten    aus  ßohr   und    liegen    in   roh  construirten  Booten  dem  Fischfang  und 
der  Alligatoren-Jagd  ob.   Sie  sind  aber  keine  Eingebornen  des  Fünfstromlandes,  sondern, 
wie  ihre  Sprache  bezeugt,  aus  dem  unteren  Induslande  (Sindh)  heraufgewandert.    Merk- 
würdig   sind    sie  darum  für  uns,  weil  sie  viel  Ähnlichkeit  mit  unsern  Zigeunern  haben; 
auch  ihr  Name  Tschangar  erinnert  sehr  lebhaft  an  Zingaro ,    Zingano    und  das  deutsche 
Zigeuner,  Es  ist  jedoch  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  sie  Arier  sind,  da  sie  alle  ohne 
Ausnahme    entweder   reines    Sindhi    oder   einen    mit    dem  Pandzäbi  vermischten  Dialekt 
sprechen.     Ich    bin    selbst    einmal    an  den  Ufern  des  Tschenab  mit  einer  solchen  Horde 
zusammengetroffen    und   habe  Gelegenheit  gehabt,    sie  mir  etwas  näher  anzusehen.     Sie 
sind  etwas    menschenscheu    und    verbergen  sich  in  ihren  niedrigen  Hütten  vor  Fremden, 
da    sie    allgemein    als    unreine  Menschen    gemieden    und    verabscheut    werden,    daher  sie 
auch  die  Nachbarschaft  von  Städten  und  Dörfern  meiden.     Es  ist  schwer  zu  sagen,    wie 
sie  in  diesen  degradirten  Zustand,    in  welchem  sie  fast  nur  Fische,  Alligatoren  u.  s.  w. 
oder  auch  Aas  verzehren,  gekommen  sind,  da  sie  selbst  darüber  nichts  anzugeben  wissen: 
sie  sind   weder  Sikhs ,    noch  Hindus,  noch  Muhammedaner ,  sondern  scheinen    ohne    alle 
religiöse  Gebräuche  zu  leben.     Es  ist  bekannt,    dass    sie    tief    bis    nach    Persien    hinein 
wandern,  was  ihre  Übersiedelung  nach  Europa  leicht  erklären  würde.'  Über  die  Singadu 
m.,    Singi  f.  und    Erukalavädu  m.,    Erukaladi  f.,    wie  ein  den  Zigeunern    ähnliches  Volk 
nach  einer  Mittheilung  des  Herrn  Prof.  E.  Tesa  in  Pisa    bei  den  Telinga  heisst,  bemerkt 
Brown  Folgendes:  ,This  tribe  of  fortunetellers  speak  a  peculiar  Jargon  or  cant:  and  when 
they  pitch  their  camps  near  towns,  they  herd  swine'.     Teluga  dictionary. 

Was  die  Frage  anlangt,  wann  die  Zigeuner  aus  ihrer  asiatischen  Urheimat  ausge- 
zogen seien,  so  fehlt  uns  zu  ihrer  Beantwortung  jede  historische  Grundlage.  Wenn  Manche 
geneigt  sind,  diese  Auswanderung  in  eine  sehr  frühe  Zeit,  etwa  an  den  Anfang  unserer 
Zeitrechnung  oder  gar  vor  dieselbe  zu  setzen,  so  möchte  gegen  eine  solche  Annahme 
der  Umstand  eingewandt  werden  können,  dass  die  Sprache  der  Zigeuner  hinsichtlich  der 


Übke  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa'S.  in.  3 

Grammatik  sieh  an  die  lieutigen  arist-lien  Sprachen  Indiens  so  nahe  anschliesst,  dass  man 
annehmen  darf,  dass  alle  diese  aclit  Sprachen  sich  unter  gleichen  Umständen,  d.  li.  dorli 
wol  in  demselben  Himmelsstriche  entwickelt  haben.  Es  schwebt  mir  hier  vornehmlicli 
die  Declination  voi'.  Die  heutigen  arischen  Spraclien  Indiens  haben  sowie  die  Sprache 
der  Zigeuner  die  altindischen  Casussuffixe  meist  aufgegeben  und  andere,  allerdings  nach 
Verscliiedenheit  der  Sprachen  verschiedene  angenommen,  die  jedoch  in  allen  acht  Sprachen 
—  das  Zigeunerische  als  achte  angenommen  —  nicht  an  das  Thema,  sondern  an  davon 
abgeleitete  Foi-men  antreten :  diese  Form  lautet  für  das  Masculinum  im  Singular  im 
Zigeunerischen  auf  es,  im  Hindi  auf  e  aus:  rakles  und  larkg  neben  dem  nom.  raklo  und 
larka  Knabe;  das  wahre  Tliema  lautet  auf  a  aus.  Der  Genetiv  wird  durch  ein  Adjectiv 
ersetzt :  zig.  rakles-koro  m.  rakleskori  f.  des  Knaben  und  hindi  larke-kä  m.  larkc-ki, 
wobei  zu  bemerken  ist,  dass  einige  zig.  Mundarten  das  Suffix  ko  statt  koro  annehmen : 
so  sprechen  die  rumun.  Zigeuner  romesko  statt  romeskoro,  die  englischen  kralesko  statt 
kraleskoro.  Das  Adjectiv  nimmt  die  Casussuffixe  im  Zig.  so  wie  in  den  neuindischen 
Sprachen  nur  dann  an,  wenn  es  als  Substantiv  auftritt;  sonst  geht  es  im  Sing.  masc.  auf 
e,  e  aus:  zig.  kale  von  kalo  schwarz,  hindi  aoßhe  von  acchä  gut.  Das  Zig.  stimmt  dem- 
nach mit  den  neuindischen  Sprachen  in  Hinsicht  der  Declination  nidit  blos  im  Princip, 
sondern  theilweise  wenigstens  in  den  Mitteln  überein ,  und  ich  vermuthe  aus  diesem 
Grunde,  dass  der  Auszug  der  Zigeuner  aus  Indien  erst  dann  stattgefunden  hat,  als  die 
neuindischen  Sprachen  bereits  gebildet  waren,  zu  einer  Zeit  also,  wo  in  Folge  des  laut- 
lichen Verfalls,  der  bereits  im  Mittelindischen  (Pali,  Prakrit)  grosse  Dimensionen  ange- 
nommen hatte,  die  altindische  Declination  aufgegeben  war.  Diess  fand  um  das  Jahr  1000 
unserer  Zeitrechnung  statt,  Vergl.  Beames  1.  113.  Garcin  de  Tassy,  Rudiments  de  la 
langue  hindoui.  1.  3.  Um  diese  Zeit,  nicht  vor  derselben  erfolgte  demnach  der  Auszug 
der  Zigeuner  aus  Indien.  Es  ist  diess  eine  Hypothese ,  gegen  die  sich  zweierlei  ein- 
wenden lässt.  Vor  allem  kann  dagegen  das  Dunkel  angeführt  werden,  das  die  Sprachen- 
geschichte Indiens  umgibt,  und  die  Möglichkeit  einer  viel  früheren  Entstehung  der  neu- 
indischen Sprachen.  Eine  solche  Möglichkeit  kann  allerdings  zugegeben  werden,  wenn 
auch  Chand  (Cand),  der  zu  Ende  des  zwölften  und  zu  Anfang  des  dreizehnten  Jahr- 
hunderts lebte ,  in  einer  Sprache  schreibt ,  in  welcher  die  neuindische  Sprachform  noch 
bei  weitem  nicht  zur  völligen  HeiTschaft  gelangt  ist.  ,The  old  synthetical  structure',  sagt 
Beames  I.  114,  ,has  been  broken  up  and  thrown  into  confusion,  but  not  i^uite  lost,  while 
the  modern  auxiliary  verbs  and  prepositions  are  hardly  fully  established  in  tlieir  stead.' 
So  viel  dürfte  wohl  zuzugeben  sein ,  dass  in  keinem  Falle  der  Auszug  der  Zigeuner 
in  die  Zeit  Herodot's  versetzt  werden  kann.  Es  kann  ferners  gesagt  werden ,  dass  die 
Zigeuner  in  einer  der  Feststellung  der  neuindischen  Sprachen  vorhergehenden  Zeit,  etwa 
in  der  mittelindischen  Periode  ihre  Heimat  verliessen  und  den  Keim  der  Zersetzung,  die 
Tendenz  nach  einer  analytischen  Sprachform  mit  sich  tragend  fem  von  ihren  Stamm- 
genossen ein  den  anderen  neuindisclien  Sprachen  ähnliches  Idiom  entwickelt  haben,  wie 
etwa  im  Kreise  der  neulateinischen  Idiome  das  mit  seinen  Schwestersprachen  seit  Jahr- 
hunderten in  keiner  Berührung  stehende  Rumunisch  einen  jenen  Sprachen  analogen  Ent- 
wicklungsgang eingeschlagen  hat.  Allein  diese  Analogie  möchte  ich  nicht  zugeben  und 
darauf  hinweisen,  wie  in  der-  rumunischen  Declination  theilweise  ein  den  anderen  neu- 
lateinischen Sprachen  unbekanntes  Princip  waltet.  Man  vergleiche  rumun.  "bn  zile-le 
red2e-luj   Irod  mit  fz.   au   temps  du  roi   Ilörode  und  rumun.   unde  este    redXe-le  ludei-lor? 


Franz   Miklosich. 


mit  fz.  oü  est  le  roi  des  Julfs  ?  Der  Exponent  des  genetivischen  Verhältnisses  ist  im  Frz. 
die  Praeposition  de,  während  im  Rumun.  bei  dem  bestimmten  Artikel  im  Sing,  das  auf 
illuic  zurückzuführende  luj ,  im  Plur.  das  aus  illorum  entstandene  lor  dem  gleichen 
Zwecke  dient  (Diez  2.  77.)  Schwerlich  bestünde  dieser  Unterschied,  wenn  sich  das  Rumun. 
nicht  in  weiter  Entfernung  von  den  anderen  romanischen  Sprachen  gebildet  hätte.  Der 
Drang  nach  einer  analytischen  Sprachform  ist  allerdings  vorauszusetzen;  er  hat  jedoch 
das  Rumun.  nicht  gehindert,  in  manchen  Punkten  seine  eigenen  Wege  zu  gehen. 

Hinsichtlich  des  Weges,  den  die  Zigeuner  auf  ihrer  Wanderung  eingeschlagen  haben, 
ist  zwischen  den  Zigeunern  Asiens  und  denen  Europa's  zu  unterscheiden.  Wenn  uns  die 
Mundarten  der  Zigeuner  Asiens  wenigstens  in  dem  Masse  bekannt  wären,  als  diess  bei 
denen  der  europäischen  Zigeuner  der  Fall  ist,  so  wäre  es  wohl  möglich,  die  Wege  zu 
verfolgen,  die  sie  bei  ihrem  Auszuge  eingeschlagen  haben,  um  in  ihre  jetzigen  Wohnsitze 
zu  gelangen.  Davon  sind  wir  jedoch  weit  entfernt,  und  so  müssen  wir  diese  Frage  un- 
beantwortet lassen. 

Was   jedoch    die  europäischen  Zigeuner    anlangt,    so    ist    es    möglich,    mit  Hilfe    der 
Sprache    die    Etappen    ihres    Marsches    in  Asien  und  Europa    mit    einiger  Sicherheit    zu 
fixiren.     Die    persischen  und    armenischen  Elemente  in    den    Mundarten  der  europäischen 
Zigeuner    berechtigen    nämlich    zur  Annahme    nicht    nur,    dass    sie    durch    Persien    und 
Armenien  gezogen  sind,  sondei-n  auch,  dass  sie  in  beiden  Ländern  Halt  gemacht  haben. 
Da    die    persischen  Wörter    in    den  Mundarten    der  europäischen  Zigeuner   bei  Pott    ver- 
zeichnet sind,  so  will  ich  hier  nur  die  armenischen  anführen,  deren  Nachweisung  ich  der 
Grüte  des  Herrn  Prof.  Müller  verdanke:  arm.  grast,  zig.  gra,  grai,  grast  Pferd;  arm.  kotor: 
kotor,  koter  Stück;    arm.  morth :  morthi,  morthin  Leder;   arm.  phosi:    posi  Staub,  Sand; 
arm.  thagavor :  takar  König ;  arm.  vogi :  vodi,  vodi,  vogi  Seele ;  arm.  vus :   vus  Flachs. ') 
Bevor  ich  die  Wanderungen  der  Zigeuner  in  Europa  nachzuweisen  unternehme,  will 
ich    jenes    Land,    oder    vielmehr  jenes  Volk    zu    bestimmen  versuchen,   in  dessen  Mitte 
sie  lebten,    nachdem    sie    den   Boden    unseres   Welttheiles  betreten  hatten.     Dieses  Land 
ist  Griechenland,  richtiger  ein  Land,  in  welchem  die  griechische  Sprache  herrschend  Avar. 
Diess  geht  daraus  hervor,    dass  in  den  Mundarten  aller  in  Europa  zerstreuten  Zigeuner, 
ohne    irgend  welche  Ausnahme,    griechische  Elemente    nachweisbar    sind,    welche  weiter 
unten    bei    der  Darstellung    der  Wanderungen   der  einzelnen  Zigeunergruppen  angeführt 
werden. 

Das  Resultat  meiner  Studien  unterscheidet  sich  einigermassen  von  den  Ergebnissen, 
die  Paul  Bataillard  und  Karl  Hopf  gewonnen  haben.  ,11  paraitrait  meme,  sagt  der  erstere, 
chose  remarquable  que  c'est  dans  les  pays  situes  ä  l'ouest  de  la  mer  Noire,  ä  savoir,  dans 
la  Turquie,  la  Valaquie,  la  Moldavie  et  la  Hongrie  Orientale,  qu'ils  affluerent  d'abord." 
Bibliotheque  de  l'Ecole  des  Chartes.  V.  442.  Und  K.  Hopf  schliesst  seine  werthvolle 
Schrift  mit  der  Bemerkung,  es  sei  ihm  zunächst  darum  zu  thun  gewesen,  die  Balkan- 
Halbinsel  als  das  Land  nachzuweisen,  in  welchem  die  Zigeuner  schon  über  anderthalb 
Jahrhunderte  lang  sassen  und  schweiften,  bevor  sie  1417  ihre  Plänklerhorde  gegen  den 
Occident  vorschickten  und  dann  21  Jahre  später  massenhaft  in  die  germanischen  und 
romanischen  Länder  einwanderten.'  J.  G.  Eccard  (Dissertatio  de  usu  et  praestantia  studii 


'    Vergl.    Mordtmanu    in    den    Verhandhmgreii    der   XXII.   Versamiiüung    deufsclier   Pliilologcn   und    Schulmänner    in    Meisaen. 
Leipzig.   1864.  Seite  71.  * 


üuER  DIE  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zkieuner  EuropA'S.  iii.  5 

etymologici  cap.  I.)  suchte  in  Polen  die  europäische  Urheimat  der  Zigeuner:  ,Cingaros 
primum  in  Poloniam  transiisse  ex  ipsorum  apud  Minsterum  relatione  (was  freilich  ein 
Irrthum  ist)  conücio,  postea  Valachiae  Trausilvaniaeque  sese  inferunt.' 

Die    zweite    Frage,     die    sich  hier  aufdrängt,     betrifft  die  Zeit,    wann  die  Zigeuner 
in  Europa   eingewandert    sind.     Diese  Frage    ist    oft    dahin    beantwortet    worden,    es  sei 
diess    im    zweiten    Jahrzehent   des    fünfzehnten  Jahrhunderts  geschehen  :     meist  wird  das 
Jahr    1417    angenommen.      Obgleich    nun    nicht   bestritten    werden  kann ,    dass  um  jene 
Zeit  die  Zigeuner  in  Mitteleuropa,  in  Deutschland  zum  ersten  Mal  auftauchen,   so  ist  es 
doch  unzulässig  anzunehmen,  sie  seien  erst  zu  jener  Zeit  in  Europa  eingewandert;  es  ist 
vielmehr    gewiss,    dass    sie    geraume    Zeit    vor   jenem    Jahre    in    Europa     waren.     Dafür 
spricht  vor  allem  der  Umstand,  dass  die  Mundarten  aller  in  Europa  zerstreuten  Zigeuner- 
gruppen   eine   tiefgehende  Einwirkung   der  griechischen  Sprache    zeigen,    die    nur    durch 
einen    langen    Verkehr    dieses    Volkes    mit    Griechen    erklärbar    ist.      Hieher    gehört    der 
Auslaut  vieler  Nomina  mäsculina  os  (prahos) ;  der  Artikel  o,  i  (6,  Yj),  der  nicht  nur  den 
neuindischen  Sprachen,  sondern  auch  den  Mundarten  der  asiatischen  Zigeuner  unbekannt  ist ; 
die  den  heutigen   indischen  Sprachen    fremde  Ersetzung    des  Infinitivs  durch    eine    finite 
Form  in  Verbindung  mit  der  Conjunction  te ;  die  weite  Verbreitung  der  auf  dem  griech. 
Aorist  beruhenden  Verbalbildungen ;  wobei  von  einer  langen  Reihe  von  in  allen  Zigeuner- 
mundarten vorkommenden  griechischen  Wörtern  abgesehen  wird,  unter  denen  die  Nume- 
ralia  für  sieben,  acht  und  neun  und  andere  eine  hervorragende  Stelle  einnehmen.  Dafür 
spricht  ferners  eine  nach  Pott's  und  Bataillard's  Ansicht  nur  auf  die  Zigeuner  beziehbare 
Nachricht    des  Franciscaners  Simon  Simeonis  aus    dem  Jahre  1322,    die   folgendermassen 
lautet:  ,Ibidem  (in  Greta)  et  vidimus  gentem  extra  eivitatem  ritu  graecorum  utentem   et 
de  genere  Chaym  (für  Cham)  se  esse  asserentem,  quae  raro  vel  nunquam  in  loco  aliquo 
moratur  ultra  triginta  dies,  sed  semper,  velut  a  deo  maledicta,  vaga  et  profuga  post  tri- 
gesimum  diem  de  campo   in  campiun  cum  tentoriis  parvis,  oblongis,  nigris  et  humilibus 
ad  modum  Arabum  de  caverna    in  cavernam  discurrit,    ([uia    locus  ab  his  habitatus  post 
dictum  terminum  efficitur  plenus  vermibus  et   immunditiis,    cum    quibus    impossibile    est 
habitare..'     Simon   Simeonis,     von    Bryant    393    aus    Itineraria  Simonis  Simeonis  et    Wil- 
helmi  de    Worcester,    Cantabrigia,  1778,    bekannt    gemacht.    Dafür,   dass    hier    Zigeuner 
gemeint  sind,  spricht  die  auf  diese  vollkommen  passende  Beschreibung  des  Volkes.  Dass 
sie  von  Manchen  für  Nachkommen  des  Chus,  des  Sohnes  Kain's  (richtig  Cham's,  Gen.  10,  (5.) 
a-ehalten  werden,    führt    auch    Sancho    de  Moncada    in    seiner  Rede    an  Philipp  111.  von 
Spanien  an.  Unter  diesen  Umständen  können  wir  den  Namen  des  Volkes  entbehren   und 
Averden    bei  der    so  vielfach  bezeugten  Bereitwilligkeit  '  der  Zigeuner,    sich  der  Religion 
des    Landes   äusserlich  anzubequemen,     auch  daran  keinen  Anstoss  nehmen,     dass  sie  in 
Greta    dem    griechischen    Ritus    folgen.      Diese    Erklärung    der    Nachricht    steht    mit    der 
Ansicht,    dass    die  Zigeuner  von  Griechenland  aus    in    die  übrigen  Länder  Europas  vor- 
gedrungen sind,  in  vollstem  Einklänge.  Vergl.  jedoch  dagegen  Hopf  9.   10. 

Hopf  17.  18.  macht  es  wahrscheinlich,  dass  unter  den  Vageniti  von  Korfu,  die  in 
einer  Urkunde  der  Kaiserin  Katharina  von  Valois  [f  134(5)  erwähnt  werden,  Zigeuner  zu 
verstehen  sind,  welche  auch  später,  namentlich  1370  und  1373,  vom  Festlande  her  in 
Korfu  einwanderten  und  gegen  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  den  Kern  eines  Lehens 
ausmachten,  das  138(;  als  feudum  Acinganorum  bezciclmet  wird.  Im  Jahre  138«  wäre 
demnach  der  Name  der  Zigeuner  nachweisbar. 


6  Franz   Miklosicii. 

Wenn  das  in  der  Urkunde  von  Stefan  Dusan  etwa  aus  dem  Jahre  1348  vorkommende 
Cbngarie  von  J.  Safarik  in  Clirisovula  oara  Stet'ana  Dusana  pag.  56  und  von  B,  Petriceicu- 
Hajdeu  in  Archiva  istorica  a  ßomaniei  (J3ucuresci.  18(i7.  III.  pag.  191)  durch  , Zigeuner, 
erklärt  wird,  so  ist  diess  unrichtig.  Die  Urkunde  enthält  an  der  betreffenden  Stelle  die 
dem  Kloster  der  hl.  Erzengel  Michael  und  Gabriel  zugewiesenen  Handwerker:  Sbvci 
svitnii  Schneider;  uzdarije  Riemer;  kovacije  Schmiede  und  cbngarie  Schuster,  welches 
Wort,  wie  schon  G.  Danicic,  RjeCnik  3.  454,  gesehen  hat,  sowie  cegarb  aus  dem  Grie- 
chischen entlehnt  ist:  rC^j-YYäpTjc,  bei  Ventoti  z!^a'(yidrj'fic,  cordonnier;  vergl.  aayyäpco? 
ait'JtcUi;  Hesych.  zaa'('(d^r^c  cordonnier;  zoä'fyia  bottes  Somavera.  OTTOo'^^ixara  (J-sypc  sie  yöv'j 
cpoivixoO  ypcöiJLaioc,  d^  ßaaüsa  [xövov 'Ptofjiaüov  -£  v.rj.[  Ilcpawv  ÜTCo^siaO-at  i>£[Jii^,  &  xaXoöv- 
tai  zCo.y[ia,  xai  6  zaöza.  iroubv  -cCayT**^  Duc.  AVort  und  Sache  sind  daher  vielleicht  ui-- 
sprUnglich  persisch.  Über  die  Zuweisung  von  Handwerkern  an  Klöster  findet  man  eine  Notiz 
in  meiner  Abhandhing:  Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen.  I.  pag.  14.  Die  Stelle 
in  der  Urkunde  von  Stefan  Dusan,  die,  um  richtig  verstanden  zu  werden,  ganz  gelesen 
werden  muss,  lautet  wie  folgt :  a  se  §bvci  svitni :  Miroslavb,  Stapnikb,  Radb,  Desislavb  Petro- 
vikb,  Petrb  Prikljukovikb,  Bojko  Stanovikb,  Kulebikb  Kosta,  Hranovikb  Dobroslavb,  Kalu- 
gjerovikb  Dragomirb.  a  se  cbngarije:  protomajstorb  Rajko,  Bojko  Zlatarevikb,  Vasilb  Pre- 
sveticikb,  Sokolb  Sukijasovikb,  Kosta  GonbSinb  zetb,  Gjurko  Dimanovb  bratb.  i  trii  uzdarije : 
Janb,  Radb,  Dobroslavb.  i  Lalbinb  bratb  Andreja  (sb)  zetemb  svoinib  Kalojanjenib  da  daje 
vsako  godi§te  Cetiri  descti  konb  ploßb.  Ivanko  samb  tretii  z  bratomb  da  daju  za  godiste 
trii  kozuhe  lisice.  a  se  kovaCije  u.  s,  w. 

Ein  Denkmal,  in  dem  sich  der  Name  Zigeuner  findet,  ist  die  Ui'kunde  vom  Jahre 
der  W^elt  6895,  1387  nach  Christi  Geburt,  durch  die  Johann  Mirca,  Wojwode  und  Herr 
von  Ungrovlachien  (lo.  Mirca  voevoda,  milostia  boziea  gospodinb  vsei  Uggrovlahii) ,  die 
dem  Marienkloster  in  Tismena,  so  wie  die  dem  Kloster  des  hl.  Antonius  na  Vodici 
gemachten  Schenkungen  bestätigt :  er  erwähnt  vor  allem  die  Stiftimgen  seines  Vaters  Johann 
Radul  für  das  Kloster  Tismena,  das  von  ihm  gegründet  wurde :  potvri2dam'B  prilo2enaa  ot'B 
svetopocivsago  roditele  gospodstva  mi  lo. Radula  voevoda:  selo  Kumanskyi  brod^b  u.  s.  w.. 
führt  dann  die  Schenkungen  seines  Bruders  Johann  Dan,  gleichfalls  für  Tismena,  an :  k'B 
semi)  potvri>2da  gospodstvo  mi,  elika  svetopocivsii  bratt  gospodstva  mi  lo.  Dant  voevoda 
prilozi  u.  s.  w.,  worauf  MirCa  seine  eigenen  Schenkungen  an  Tismena  aufzählt :  k:b  simt 
pi*ilo2i  gospodstvo  mi  predreßennomu  monastirju  prestvStyq,  bogorodic^  selo  zovemoe  Zar- 
kovci  i  seliste  Stanciston>  u.  s.  w. ;  derselbe  schliesst  mit  den  Schenkungen  seines  Oheims, 
des  Wojwoden  Yladislav,  für  das  Kloster  des  hl.  xintonius  na  Vodici:  k'b  simt  potvri>2da 
gospodstvo  mi  i  elika  svetopocivsi  strich  gospodstva  mi  Vladislavb  voevoda  prilozi  sve- 
tomu  Antoniu  na  Vodici :  selo  Zidovstica  st  potokomt  i  oti  srednii  vir'b  na  Dunave  vesb 
na  Ljuteht  i  oti.  osmü  vrtsistTj  dohodi>k'5  i  (na)  Dunave  ots  orehovy  padiny  do  gornigo 
mostista,  golema  Vodica  po  oboju  stranu  s:b  oresiem'b  i  s'b  livadami  s'b  Bahnina  selista 
i  vodenice  u  Bistrici  i  acigani.  m.  celedei.  sia  vsa  prilaga  i  potvrtXda  gospodstvo  mi  st 
vsekymoj  povelOniemt  i  utvrt^deniemt,  da  badatt  nepodvizna  i  neprCdozna  i  sela  svo- 
bodna  Ott  vsekyht  rabott  i  dankovt  i  dohodtki.  gospodstva  mi.  kt  simt  povelövatt 
gospodstvo  mi  samovlastnomt  byti  vt  oboju  monastirju  inokomb  u.  s.  w.  Mirßa  bestätigt 
deumach  dem  Kloster  des  hl.  Antonius  na  Vodici  die  demselben  von  seinem  Oheim 
Vladislav  geschenkten  40  Zigeunerfamilien.  Der  hier  erwähnte  Vladislav  ist  der  in  den 
ungrischen  Quellen   Layk,    Lasco,    Laczk,    Ladislaus    genannte    Sohn    Alexanders;    jener 


Über  die  Mundahten  und  die  Wandeuüngen  dee  Zigeuner  Europa'S.  iii.  7 

hat  die  \YojwodscIiaft  schwerlich  frUhei"  als  loliü  angetreten,  (ß.  Rösler,  Die  Anfänge  des 
walachischen  FUrstenthums.  Besonders  abgedruckt  aus  der  Zeitschrift  für  die  öster.  Gymna- 
sien 18G7.  21.  Zur  Frage  von  dem  ältesten  Auftreten  der  Zigeuner  in  Europa.  Ausland. 
1872.  40G.)  Es  ist  demnach  das  Vorhandensein  der  Zigeuner  in  der  Walachei,  die  in  der 
Urkunde  vom  Jahre  1387  genannt  vs^erden,  etwa  anderthalb  Jahrzehnte  vor  dem  ange- 
führten Jahr  nachweisbar.  Die  Urkunde  MirCa's  ist  abgedruckt  in  Archiva  istorica  a 
Eomaniei  de  B.  Petriceicu-Hajdeu.  III.  Bucuresci.  18(57.  191.  Diese  Urkunde  wird  im 
Jahre  1458  von  Johann  Vlad  bestätigt:  sela  monastirska  ili  blata  ili  hotari  ili  vode- 
nica  ili  lozia  ili  cigani.  J.  Venelin,  Vlaho-bolgarskija  ili  dako-slavjanskija  gramoty  91. 
Zigeuner  heisst  demnacli  slav.  aciganini,  und  ciganini,. 

Um  das  Jahr  1398  bestätigte  der  venetianische  Statthalter  der  griechischen  Colonie 
Nauplion  den  dortigen  Zigeunern,  lat.  Acingani,  die  von  seinen  Vorgängern  ihnen  ver- 
liehenen Privilegien.  Sie  mussten  also  damals  schon  längere  Zeit  im  Peloponnes  ansässig 

sein.  Hopf  11. 

Wir  finden  demnach  die  Zigeuner  vor  dem  Schluss  des  vierzehnten  Jahrhunderts 
in  Europa  auf  Greta  im  Jahre  1322,  auf  Korfu  vor  134ß,  in  der  Walachei  um  das  Jahr 
1370,  in  Nauplion  1398.  Es  braucht  nicht  besonders  bemerkt  zu  werden,  dass  durch  diese 
Daten  die  Frage,  wann  sie  in  die  genannten  Länder  eingedrungen  sind,  nicht  beantwortet  ist. 

Aus  den  zahlreichen  griechischen  Elementen,  welche  in  allen  Zigeunermundarten 
Europas  nachgewiesen  werden  können,  folgere  ich,  dass  sie  ehedem  alle  unter  Griechen 
gelebt  haben,  dass  ein  von  Griechen  bewohntes  Land  die  europäische  Urheimat  aller  der 
Zigeunergruppen  ist,  die  in  Europa  zerstreut  sind.  Dieses  Land  ist  kein  anderes  als 
Griechenland  selbst:  an  Macedonien  und  Thracien  zu  denken  verbietet  die  bei  dieser 
Annahme  eintretende  Schwierigkeit,  in  verhältnissniässig  später  Zeit  die  gewaltige  Ein- 
wirkung des  Griechischen  auf  die  Zigeuneridiome  zu  erklären.  Ausserdem  gestatten 
die  slavischen  Elemente  dieser  Idiome  keinen  vollen  Beweis  dafür,  dass  die  Zigeuner 
dieselben  aus  der  Sprache  der  Slaven  Macedoniens  und  Thraciens,  das  ist  der  Bulgaren, 
entlehnt  hätten,  denn  jene  Elemente  entbehren  meist  ein  specifisch  bulgarisches  Gepi-äge. 
Aus  dem  tief  gehenden  Einflüsse  des  Griechischen  auf  die  Zigeunerspi-aclien  folgere  ich, 
dass  die  Zigeuner  geraume  Zeit,  ich  möchte  glauben  durch  Jahrhunderte,  griechischem 
Einflüsse  ausgesetzt  waren. 

Wie  uns  bei  Bestimmung  der  europäischen  Urheimat  der  Zigeuner  Europa's  die 
Sprache  geleitet  hat,  so  vei'sagt  sie  uns  ihren  Dienst  auch  bei  der  Frage  nicht,  welche 
Wege  die  verschiedenen  Zigeunergruppen  eingeschlagen  haben,  um  aus  Griechenland  in 
ihre  jetzigen  Wolinsitze  zu  gelangen.  Denn  wenn  auch  allen  europäischen  Zigeuner- 
mundarten ein  auf  Indien  weisender  Kern  zu  Grunde  liegt,  wenn  auch  in  der  Grammatik, 
noch  mehr  aber  im  Lexikon  aller  Zigeunersprachen  Europa's  griechische  Elemente  vor- 
liegen, so  ist  ebenso  richtig,  dass  diese  gemeinsamen  Bestandtheile  in  jedem  einzelnen 
Zigeuneridiom  sicli  mit  Elementen  von  der  buntesten  Mannigfaltigkeit  vereinigt  linden. 
Diese  Elemente  sind  nun  die  zur  Beantwortung  der  bezeiclineten  Frage  zu  verwerthenden 
Thatsachen.  Denn  wenn  wir  beispielsweise  finden,  dass  in  der  Sprache  der  nordrussischen 
Zigeuner  neben  indischen  und  griechischen  Elementen  südslavische  (bulgarische  oder 
sei-bische),  rumunische,  magyarische,  deutsche  und  polnische  vorkommen,  so  werden  wir 
daraus  folgern,  dass  die  gegenwärtig  im  Norden  ßusslands  lebenden  Zigeuner  ehedem 
unter   jedem  einzelnen  jener  Völker  gewohnt  haben,  die  die  angeführten  Sprachen  reden, 


8  /  Franz  Miklosich. 


weil  wir  wissen,  dass(  sich  uncultivirte  Völker  Wörter  einer  fremden  Sprache  nur  im 
lebendigen  Verkehre,  nicht  etwa  aus  Büchern  aneignen.  Auf  diese  Weise  bestimrnen  wir 
die  Etappen,  welche  die  Zigeuner  auf  dem  langen  Wege  aus  Griechenland  nach  dem 
Norden  ßusslands  gemacht  haben.  Wenn  wir  ferner  bei  der  Analyse  der  Sprache  der 
Zigeuner  Spaniens  in  derselben  neben  den  allen  gemeinsamen  indischen  und  griechischen 
Elementen  slavische  und  rumunische  entdecken,  so  werden  wir  daraus  schliessen,  dass 
die  spanischen  Zigeuner  auf  ihrem  Marsche  aus  dem  Südosten  nach  dem  Südwesten 
unseres  Welttheils  weniger  Etappen  gemacht  haben  als  die  nordrussischen.  Diesen  mit 
Hilfe  der  Sprache  gewonnenen  Ergebnissen  widerspricht  nirgends  die  auf  Urkunden 
basirende  Geschichte.  Auch  diese  weiset  auf  Griechenland  als  das  Land  hin,  wo  die 
Zigeuner  um  die  Mitte  des  vierzehnten  Jahrhunderts  wohnen ;  auch  diese  kennt  sie  etwas 
später  in  den  von  Rumunen  bewohnten  Ländern;  sie  erzählt,  wie  sie  im  zweiten  Decen- 
nium  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  nach  dem  Westen  und  dem  Norden  Europa's  wandern; 
sie  erzählt ,  dass  die  polnischen  Zigeuner  aus  Deutschland  stammen ;  und  wenn  sie 
berichtet,  die  sie  1512,  also  ungefähr  ein  Jahrhundert  nach  ihrem  ersten  Erscheinen  an 
den  Grenzen  Deutschlands,  in  Schweden  einziehen,  so  steht  diess  in  vollem  Einklang 
mit  der  Anzahl  von  Völkern,  aus  deren  Sprachen  die  Mundart  der  schwedischen  Zigeuner 
Worte  entlehnt  hat.  Wir  werden  es  begreiflich  finden,  dass  jene  Zigeuner,  die  schon  1447, 
also  30  oder  11  Jahre  nach  dem  angegebenen  Zeitpunkte,  je  nachdem  man  von  1417 
oder  von  1438  ausgeht,  in  Barcelona  einziehen,  nicht  Zeit  hatten,  auf  ihrem  Zuge  aus 
Griechenland  bei  allen  den  zwischen  diesem  Lande  und  ilirer  neuen  Heimat  wohnenden 
Völkern  Halt  zu  machen. 

Was  hat  die  Zigeuner  auf  die  Wanderschaft  aus  ihrer  indischen  Urheimat  nach  dem 
Westrand  unseres  W^elttheils  imd  Afrika's  und  sogar  jenseits  des  atlantischen  Oceans 
getrieben?  Was  sie  aus  Indien  aufgescheucht  hat,  das  ist  ein  ßäthsel,  und  wir  haben 
kaum  Hoffnung,  den  Schleier  dieses  Räthsels  je  zu  lüften.  War  es  jener  dunkle  Wander- 
trieb ,  der  zur  Zeit  der  grossen  Völkerwanderung  einen  Theil  der  Menschheit  mit  un- 
widerstelilicher  Gewalt  ergriff?  In  Europa  gesellten  sich  zu  diesem  wohl  kaum  ganz 
zu  läugnenden  Triebe  andere  Ursachen :  der  Zigeuner  wanderte  weiter,  sobald  eine  Gegend 
keine  Ausbeute  mehr  gewährte,  weil  die  Bevölkerung  die  eigentliche  Natur  dieser  unheim- 
lichen Gäste  kennen  gelernt  hatte  und  sich  ihrer  zu  erwehren  bedacht  war ;  sie  ergriffen 
den  Wanderstab,  wenn  die  öffentliche  Gewalt  ihre  Waffen,  allerdings  in  gar  vielen  Fällen 
mit  geringem  Erfolg  gegen  sie  kehrte,  um  sich  eine  Classe  von  Menschen  vom  Halse  zu 
schaffen,  welche  ihr  Dasein  in  den  seltensten  Fällen  durch  erlaubte  Mittel  fristete.  Nicht 
uninteressant  ist  die  Beobachtung,  mit  welchen  Völkern  sich  der  Zigeuner  mehr  oder 
weniger  leicht  verträgt.  Während  er  dem  Türken,  wie  es  scheint,  ziemlich  indifferent 
gegenüber  steht,  ist  ihm  der  gewaltthätige  Albanese  entschieden  antipathisch.  Eher 
findet  er  dem  Griechen  gegenüber  einen  modus  vivendi.  Heimisch  fühlt  er  sich  unter 
ßumunen  und  Magyaren  (die  wahre  Magyarenstadt  Debreczin  ist  zugleich  der  Hauptsitz 
der  Zigeuner.  Ausland  1864.  880),  in  geringerem  Grade  unter  Slaven  und  noch  viel 
weniger  unter  Deutschen.  Unter  den  slavischen  Völkern  dürfte  er  den  Polen  und  den 
Kleinrussen  den  Vorzug  geben.  Feindlich  begegnete  ihm  der  Franzose  und  es  ist  bei 
dieser  Stimmung  des  Volkes  der  Regierung  leicht  gelungen,  von  ihrem  Gebiete  die  Zi- 
geuner bis  auf  etwa  700  unter  Basken  lebende  Individuen  zu  vertreiben,  und  diejenigen, 


Übek  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner    Eueopa's.  iii.  9 

welche  die  Deutschen  in  Lothringen  vorgefunden  haben.  Anders  ist  es  in  Spanien,  wo 
bei  einer  o-ewissen  Vorliebe  des  Volkes  für  diese  Gäste  selbst  die  energischesten,  ja 
entschieden  grausamen  Massregeln  der  Regierung  so  wenig  fruchteten,  dass  Spanien  heutzu- 
tao-e  über  50.000  Zigeuner  zählt.  Auf  diese  Verhältnisse  niuss  man  achten,  um  die 
relative  Verbreitung  der  Zigeuner  in  unserem  Welttheile  einigermassen  zu  begreifen. 

Man  würde  sehr  irren,  wenn  man  jenen  Wandertrieb  auch  heutzutage  beim  Zigeuner 
voraussetzte,  vielmehr  hat  er  jetzt  eine  sichtliche  Abneigung,  das  Land,  das  seine  Voreltern 
vor  Jahrhunderten  betraten,  für  immer  zu  verlassen.  So  wird  der  nicht  ansässige  ungrische 
Zigeuner  zwar  dem  Vagabundiren  in  Ungern  nicht  leicht  entsagen;  er  wird  aber  kaum  je 
aus  seiner  Heimat  auswandern  ohne  die  Absicht,  dahin  zurückzukehren.  Einwanderung  in 
ein  früher  verlassenes  Land  kam  aucli  in  früherer  Zeit  kaum  vor,  da  es  sonst  nicht 
erklärbar  wäre,  warum  beispielsweise  in  der  Sprache  der  griechischen  Zigeuner  kein 
nachweisbar    daco-rumunisches ,    in   der    der   polnischen  kein  russisches  Wort  vorkommt. 

Nach  den  oben  gemachten  Bemerkungen  wird  es  Niemand  befremden,  zu  beobachten, 
dass  der  Kreis,  in  dem  sich  der  Zigeuner  bewegt,  nicht  durch  den  Staat,  sondern  durch  die 
Nationalität  bestimmt  wird.  Diese  Gebundenheit  gestattet  die  Eintheilung  aller  Europa 
bewohnenden  Zigeuner  in  folgende  dreizehn  Gruppen :  I.  die  griechischen  Zigeuner, 
II.  die  rumunischen,  HL  die  ungrischen,  IV.  die  mährisch-böhmischen,  V.  die  deutschen, 
VI.  die  polnisch-litauischen,  VII.  die  russischen,  VIII.  die  finnischen,  IX.  die  skandi- 
navischen, X.  die  italienischen,  XL  die  baskischen,  XII.  die  englisch -schottischen, 
XIII.  die  spanischen. 

Im  Nachfolgenden  wird  nun  der  Versuch  gemacht,  mittelst  der  Analyse  der  Sprache 
den  Weg  zu  bestimmen,  den  jede  einzelne  der  angegebenen  dreizehn  Gruppen  einge- 
schlagen hat,  um  aus  dem  Südosten  Europa's  in  ihre  jetzige  Heimat  zu  gelangen. 

Was  das  Material  anlangt ,  dessen  ich  mich  bei  dieser  Arbeit  bediene  ,  so  glaube 
ich  dafür  einstehen  zu  können,  dass  es  den  für  diesen  Zweck  genügenden  Grad  von 
Zuverlässigkeit  hat.  Die  Mehrzahl  der  Wörter,  die  meiner  Arbeit  zu  Grunde  liegen, 
ist  von  Leuten  aufgezeichnet  worden,  die  der  Sprache  der  Zigeuner  und  der  zunächst 
verwandten  Idiome  ganz  und  gar  unkundig  waren;  Veränderungen,  in  der  Absiclit 
unternommen,  um  irgend  welche  Voraussetzungen  zu  stützen,  sind  daher  wohl  selten  an- 
zunelimen.  Ich  bin  jedoch  weit  entfernt,  bei  der  Benützung  der  zigeunerischen  Vocabu- 
larien  die  Nothwendigkeit  der  Kritik  und  der  Controle  des  einen  durcli  die  anderen  in 
Abrede  zu  stellen :  so  glaube  ich  nicht  an  das  Vorhandensein  der  alnd.  trimürti  (tri- 
murti  f.  trinidad.  quirisindia  trimurti  Mayo.)  in  der  Sprache  der  spanischen  Zigeuner;  icli 
stelle  das  spanische  venta  für  caupona  bei  den  polnisch-litauischen  und  ebenso  lada  \  onus 
Vaillant  bei  den  rumunisclien  in  xVbredc  und  Ahnliches  mehr.  Desto  zahlreicher  sind 
unabsichtliche,  namentlich  durch  ein  ungeübtes  Ohr  veranlasste  Entstellungen,  wie  die 
Vocabularien  auf  jeder  Seite  zeigen;  gegen  Irrthümer,  die  aus  dieser  Quelle  entspringen 
können,  schützt  die  für  die  allermeisten  Fälle  mögliche  Controle  durch  Vergleichung 
anderer  xVufzeichnungen.  Allerdings  wird  namentlich  bei  gar  vielen  von  Engländern 
überlieferten  ^^'örtern  die  wahre  Aussprache  kaum  genau  festgestellt  werden  können. 
Allein  darum  handelt  es  sich  in  diesem  Falle  nicht,  da  daran  nicht  gezweifelt  werden 
kann,  dass  zum  Beispiel  paupeenie  goose  und  wautheriz  bed  Simson  305  mit  griechisch 
Tza.TZT.t.r/.  und  slavisch  odvh  zusammenhangen,  Wörter,  welche  fast  in  allen  Zigeuner- 
munchirten   in  derselben  Bedeutung  und  in    einer    nicht    allzu  unähnlichen  Form  können 

DenkschritVii  iler  pbil.hist.  Cl.  XXIII.  Bd.  - 


]^Q  Franz    Miklosich. 

nachgewiesen  werden ,  abgesehen  davon ,  dass  in  anderen  gleichfalls  von  Engländern 
herrührenden  Sammlungen  die  angeführten  Wörter  in  der  Form  papin  und  vadras  neben 
woodrous  vorkommen. 

Mit  der  auf  spraclilichen  Thatsachen  beruhenden  Nachweisung,  dass  die  in  unserem 
Welttheile  zerstreuten  Zigeuner  aus  Grriechenland  stammen,  und  der  Darlegung  des 
Weges,  den  sie  eingeschlagen  haben,  um  in  ihre  jetzige  Heimat  zu  gelangen,  verbindet 
sich  die  Untersuchung,  in  welcher  Zeit  diess  geschehen,  und  eine  kurze  Übersicht  der 
Geschichte  jeder  einzelnen  Gruppe  oder  vielmehr  der  Grundsätze,  nach  welchen  die  ver- 
schiedenen Regierungen  die  Zigeuner  behandelten.  Diese  Grundsätze  bilden  einen  dunklen 
Punkt  in  der  Geschichte  der  meisten  europäischen  Gesetzgebungen.  Ausserdem  finden 
sich  bei  der  Darstellung  der  Mehrzahl  der  Gruppen  Sprachproben,  die  bestimmt  sind, 
die  unendliche  Verschiedenheit  der  Zigeunermundarten  zur  Anschauung  zu  bringen,  zu 
zeigen,  dass  die  Sprache  der  Zigeuner  fast  alle  möglichen  Stufen  der  Entartung  durch- 
gemacht hat.  Unter  den  dreizehn  Mundarten  nimmt  die  Sprache  der  griechischen  Zigeuner 
den  ersten  Rang  ein ;  ihr  zunächst  steht,  abgesehen  von  der  Accentuation,  die  magyarisch 
ist,  die  Sprache  der  ungrischen  Zigeuner;  etwas  weiter  entfernt  sich  die  der  rumunischen. 
Die  übrigen  Mundarten  sind  sehr  entartet.  Die  letzte  Stelle  nimmt,  mit  Ausschluss  von 
einigen  nur  fragmentarisch  bekannten  Idiomen,  die  Mundart  der  spanischen  Zigeuner  ein, 
deren  Grammatik  fast  ganz  und  gar  spanisch  geworden  ist.  Die  Mundarten  der  Zigeuner 
Asiens  sind  zu  lückenhaft  bekannt,  als  dass  man  über  ihre  Integrität  oder  Entartung 
urtheilen  könnte.  Einzelnheiten  lassen  bezweifeln,  ob  alle  die  Mundarten,  die  als  zigeu- 
nerisch aufgeführt  werden,  mit  denen  unserer  europäischen  Zigeuner  zu  einem  Ganzen 
gehören  und  nicht  vielmehr  Sprachen  von  Stämmen  sind,  die,  mit  unseren  Zigeunern  nicht 
stammverwandt,  mit  ihnen  nur  die  Lebensweise  gemein  haben. 


I.  Die  griechischen  Zig-euner. 

Wir  bezeichnen  die  in  den  verschiedenen  Theilen  des  türkischen  Reiches  lebenden 
Zigeuner  als  griechisch  nach  dem  Volke ,  das  auf  sie  den  grössten  Einfluss  geübt  hat.  Nicht 
zu  den  griechischen  Zigeunern  zu  rechnen  sind  die  in  den  Donaufürstenthümern  lebenden, 
die  mit  den  siebenbürgischen ,  einem  Theil  der  serbischen  und  mit  den  südrussischen 
zusammen  eine  Gruppe  für  sich  bilden.  Woher  die  griechischen  Zigeuner  zunächst  ein- 
gewandert sind,  ist  ungewiss :  gegen  die  Einwanderung  aus  Aegypten  spricht,  ungeachtet 
des  neugriech.  Namens  -(ö'-fzoc,  der  Umstand,  dass  ihre  Sprache  nichts  enthält,  was  dafür 
angeführt  werden  könnte.  Statistische  Daten  über  die  Anzahl  dieser  Zigeuner  existiren 
nicht:  was  darüber  in  bekannten  Büchern  steht,  ist  blosse  Vennuthung.  Nur  über  die 
zigeunerische  Bevölkerung  des  Kaza  von  Tatar-Pazard'2ik  besitzt  man  in  St.  Zahariev's 
Opisanie  na  Tatar-Pazardzisk'B-t'B  kaaz-B.  Wien.  1870.  19.  einige  verlässliche  Angaben. 
Auf  eine  Bevölkerung  von  etwa  107.080  Individuen  kommen  ungefähr  2.600  sesshafte 
Zigeuner,  die  circa  100  Häuser  in  der  Stadt  und  360  Häuser  auf  dem  Lande  bewohnen: 
die  vagabimdirenden  Zigeuner  sind  nicht  gezählt.  Das  Ungefähre  der  Daten  beruht  darauf, 
dass  die  Türken  bei  der  Volkszählung  die  Personen  weiblichen  Geschlechts  nicht  zählen. 

In  Serbien  gibt  es  zwei  Arten  von  Zigeunern,  muhammedanische  und  christliche. 
Von  den  ersteren  ist  ein  Theil  in  den  Städten,  meist  in  eigenen  Quartieren  —  ciganska 


Über  DIE  Mündakten  und  die   Wanderungen  der  Zigeuner  Europa«,  in. 


u 


mahala  —  sesshaft,  treibt  einige  Handwerke,  trägt  sich  wie  die  Bosnier  und  spricht 
serbisch  wie  diese.  Diese  Zigeuner  sind  ihrer  eigenen  Sprache  unkundig.  Sie  werden 
turski  cigani,  türkische  Zigeuner,  genannt.  Ein  anderer  Theil  der  muhammedanischen 
Zigeuner  lebt  in  Zelten,  trägt  sich  anders  als  die  türkischen  Zigeuner  und  spricht  das 
Serbische  minder  gut.  Sie  heissen  gurbeti.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  sie  ihre  eigene 
Spraclie  haben.  Sie  sind  wenig  zahlreich,  da  die  serbische  Regierung  vor  acht  Jahren 
dem  AV anderleben  der  Zigeuner  energisch  und  mit  Erfolg  entgegentrat.  Die  christlichen 
Zigeuner,  die  die  Mehrzahl  ausmachen,  haben  wie  ein  Theil  der  türkischen  dem  Wander- 
leben entsagt;  sie  verfertigen  Tröge  und  Löffel.  Auch  sie  sprechen  das  Serbische  schlecht. 
Man  nennt  sie  karavlaski  cigani  und  koritari,  walachische  Zigeuner  und  Trogmacher. 
In  Serbien  lebten  nach  einem  genauen  statistischen  Ausweise  vom  Jahre  18G(J  — 
24.693  Zigeuner,  von  denen  sich  19.955  zum  Christenthum,  4.738  zum  Islam  bekannten, 
19.564  Handwerke,  5.129  Ackerbau  trieben.  Von  den  ersten  waren  die  meisten  — 
8.855  —  Trog-  und  Löffelmacher,  8.396  Schmiede,  wobei  die  sämmtlichen  Familienglieder 
gezählt  werden  u.  s.  w.  Am  zahlreichsten  waren  die  Zigeuner  im  Kreise  Pozarevac,  4.277  ; 
Sabac,  2.843;  Smederevo,  2.498;  Valjevo,  2.479;  Krajina,  2.472;  Belgrad,  Kreis  und 
Stadt,  2.227  u.  s.  w.  Diese  die  serbischen  Zigeuner  betreffenden  Daten  verdanke  ich 
Herrn  Stojan  Novakovic,  zur  Zeit  Unterrichtsminister  in  Serbien. 


Spracliprobe. 

a.  Sprache  der  sesshaften  Zigeuner. 


Jek     dakdr 
Quidam  rex 

diniäs     e     bares 
dedit      maximo      et 

kdrin         f       arakelas 


terelas       trhien     raklen, 
habebat       tres        filios, 

maskaritnes. 
medio. 

core^         delas 


ta 


diniäs      e     khurdes       sei      hiliddes        ghrösa, 
dedit    minimo-natu     centum  milia  grossorum, 

khurdö,       lias     o     harö     drom, 
minimus,    iniit       magnam     viam, 


Ufkinö     tm'     0 
Profectus   est 

love,      akaring 


len^    khalids 


ubicunque    inveniebat     pauperes,  dabat  pecuniam,  hac 


0       love.     Po  harö  pral       (jclö, 

pecuniam.  Eius   maximus-natu      frater     abiit, 

dlzela.     T'o     maskareder     gelö,     dujen     kerd'/i 
Et         medius       abiit,  tabemas  facere 

mo     raklö?     Kerd'dm     bere.       Katdr 
mi       fili?  Feci       naves.       A 


faceret. 

kerdYin. 
fecisti, 

kale 


cores       arakiiöm,     diniom 
quem  pauperem    inveni,         dedi 

bidv.        0     dakdr     pend^ds:     mo 
nuptias.      -Eex  dixit:      meus 

sei  lilliddcs    pdli. 

centum     milia    iterum. 


okormg    'dinids 
illac       deidit    eam,  expendit 

bere      kerd'd     kerd'ds,     love         te     kazan- 
naves    facere      fecit,    pecuniam  ut      sibi- 

kerd'ds.        Ale  tar  pe     dadeste.      So 

fecit.       Venerunt  ad   suum  patrem.  Quid 

k^o     maskareder:      tu,     so      kerd'dnf        nie 
medio 

ta     corikane 
ei  pecuniam,  et  pauperibus  puellis         feci 

khurdö      raklo    kama-dikel    laces     e        core 
minimus    filius       curabit 


ego 


les       love. 


tu  quid    fecisti? 

rakliä     kerdVmi       levgoro 
eorum 

,  le  ta 

accipe 


bene         pauperes, 


b.  Gemischte  Sprache. 

Isds     ovokli     divesinde    jek       phurö,     isds     leskoro     kere 
Erat      illis        diebus    quidam  senex,    erat       eius     domus 

kere     momestar.  0  phurö    pendds:  mukh  man^  phurie,     k'o     umbldl 
domus  e-cera.  Senex      dixit:    mitte    me,    vetula. 


lovestar^ 
e-sale 


ta     I 
et 

kait. 


ad  titionem 


ad  lignum. 


phuridkoro 
vetulae 

Pendds  i 
Dixit 


12 


Franz    Miki.osich. 


phuri:     nas     atär,    phureja.      0     dadüm  konardds,     o     phitro     ta  i    phuri       umhladäs 

vetula:      i        hinc,     senex.       Cucurbita  dirupta  est,       senex     et  vetula   suspenderunt 

les       opre     k'i    porikin.     Pardds     i     balvdl^        pelö     o      dudiom,  nigliste     andrdl     katdr 

eam      in                 pomo.       Afflavit        ventus,     cecidit       Cucurbita,  exierunt     foras          e 

k'  0     dudum       cave     ta     cajd.     I    ddi     kerelas         bokoli,    o     cave     aU     tar^      manghenas 
Cucurbita  pueri    et  puellae.    Mater  faciebat  placentam,     pueri    venerunt,      petebant 
hokoU:  de     man,     mi      ddi,         hokoU.        Todds     o    p>ku7'6     o     kakdi       k'i      jak^       te 

placentam:  da     mihi,  mea  mater, placentam.  Posuit  senex        cortinam    ad  ignem,    ut 

tdttiol     0    pdi,       linds     o        usturds,        te     muravel     e     cave.       Cindds        Ungere         sert, 
calefieret  aqua,  preliendit   novaculam,    ut    tonderet       pueros.     Abscidit     eorum       capita, 

miMilds     donen     caveri,  gerdvdile  teldl     k'i     suldoka,         naste ,         gele      ande     k' 


reliquit 

0     vos. 
silvam. 

Mukhlds 
ßeliquit 


abierunt,  iverunt     in 


duos    pueros,      abscondiderunt  se  sub  scopa, 

Ka-cinel  len     lengoro      dat.       Lengere     serende       umhladds      o      dudum. 

Occisurus-est    eos     eorum    pater.      Eorum    capitibus     appendit  cucurbitam. 

e    caven      ande     k'      o     vos.      Lids    pes,         ptendds      pe      cavenge:      ka-calavel 
pueros  in  silva.      Profectus  est,     dixit       suis       filiis:  percutiet 

turnen     o     tovei\       ka-cinel     turnen. 
vos  securis,     occidet        vos. 


c.  Sprache  der  nomadischen  Zigeuner. 

0    jek    p7'al,     0 


barö, 


Ko    phurane     divesende     isds    des  u    düi    prald,      ta 

In       antiquis       diebus      erant     duodecim  fratres,     et         unus  frater,    natu-maximus, 

0     dulger,         Manuli,         kerelas     i     duritnt    purt ;      jek       rik       kerel,     jek     rik     perel. 
faber-aedium,  Emmanuel,  faciebat      longum  pontem ;  unum  latus   facit,  unum  latus  corruit. 

0     des     li     düi     prald       terenas       jek     dukanid^  ta  p^r^a^)enas      la       sare,       khujdzenas 
Duodecim      fratres    habebant  unam  amicam,  et     amabant     eam  omnes,    appellabant 

la:       dukani       horte.       Ldkere     sereste     isds     i     sinid,        lakere     vastende      isäs        cavö. 
eam:    amata     sponsa.      In  eius    capite      erat        tabula,     in  eius    manibus     erat      infans. 

Kdskeri     romni     avili     avrjdl,    kam-avel  ande     k'     o    des     u     ddi    p)^'*^^-     ^     Manoleskeri 
Cuius       uxor      venit     foras,       veniet  ad 

i     Lenga^     kam{a)-vel     ande     k'     o     des     u 
,  Lenga ,        veniet 

mandö     in     khaldn     mdndia, 

panem  non     edisti      mecum,     quid    fuit      tibi,    quod  non     edis 

angrusti     peravd&>n     ande     k'     o     pdi,     te      dzas,      te      nikaves 


romm^ 
uxor, 


intra  duodecim 

so     ulinö     tüke,     ta 


duodecim  fratres.  Emmanuelis 

ddi     hres.       Penelas     leskeri     7-oiuni, 
Dicebat       eius        uxor: 

mdndSa     mandö?     mi 
mecum     panem?  meum 

mi        angrusti.      Ldkoro 


annos. 
na     khdsa 


annulum  sivi-cadere      in 


aquam, 


ut      eximas    meum    annulum.      Eius 

l^di.       Dzi     k'     0     düi 
aqua. 


Usque'     ad    duas 


rom        pendäs:       me     inkaldv     la,       ti    angrusti,    anddl     k'     o 
maritus    dixit:       ego    eximam  eum,     tuum  annulum,      ex 

cuciende     o    päi      avilö     tar    k'e    burd^idkoro     k'     o     khor. 
mammas        aqua    venit  in  loci  profunditate. 

Aus  Paspati,  Etudes  sur  les  Tchinghianes  Seite  600,  616,  620.  Von  jeder  der  drei 
Erzählungen  ist  nur  der  Anfang  aufgenommen. 

Statt  po  (baru  jJral  gelö)  eius  frater  abiit  erwartet  man  leskoro^  denn  po  ist  suus.  Die 
sehr  verworrene  dritte  Erzählung  beruht,  wie  es  scheint,  auf  dem  weitverbreiteten 
Glauben,  dass  die  Einmauerung  eines  Menschen  das  Gebäude  vor  Einsturz  sichert.  Dieser 


Über  DIE    MuNDiRTKN  UND  DIE     WaNDEEONGEN  DER   ZiGEüNER     EüROPA'S.  IIl.  13 

Glaube  bildet  den  Gegenstand  eines  der  schönsten  serbischen  Volkslieder:  Zidanje 
Skadra;  er  liegt  auch  dem  neugriechischen  Volksliede :  Die  Brücke  von  Arta,  abgedruckt 
in  N.  Tommaseo's  neugriechischen  Volksliedern  174  und  dem  rumunischen:  Das  Kloster 
Ard^is  zu  Grunde.  Alecsandri   18G.  Auch  in  diesem  letzten  heisst  der  Baumeister  Manoli. 

II.   Die  runaiinischen  Zig-euner. 

In  der  Mundart  der  rumunischen  Zigeuner  unterscheidet  man  ausser  rumunischen 
Bestandtheilen  griechische  und  slavische:  hinsichtlich  beider  ist  zu  bemerken,  dass  ein 
Theil  derselben  von  den  Zigeunern  nicht  unmittelbar  aus  dem  Slavischen  und  Griechischen, 
sondern  aus  dem  Rumunischen  entlehnt  worden  ist.  Namentlich  gilt  dies  von  den  slavischen 
Wörtern.  Das  Vorhandensein  der  wenig  zahlreichen  magyarischen  Elemente  ist  theilweise 
aus  der  Freizügigkeit  zwischen  den  von  Magyaren  und  den  von  Rumunen  bewohnten 
Ländern  zu  erklären.  Zu  den  rumunischen  Zigeunern  rechne  ich  ausser  den  in  der 
"Walachei,  ^Moldau,  Bessarabien  und  in  der  Bukowina  wohnenden  auch  einen  Theil  der 
serbischen,  die  in  Belgorod  in  ßussland  angesiedelten,  über  welche  uns  ein  Bericht  Zuev's 
aus  den  Jahren  1781,  1782  vorliegt,  und  die  in  der  Gegend  von  Taganrog  angeschriebenen, 
über  die  wir  durch  Herrn  W.  von  Koppen  Kunde  erhielten.  Hinsichtlich  der  sieben- 
bürgischen  Zigeuner  bin  ich  zweifelhaft,  ob  sie  den  rumunischen  oder  den  ungrischen 
beizuzählen  seien :  das  Letztere  erweist  sich  aus  mehreren  Vocabularen  als  das  Richtigere. 
Die  Belgoroder  Zigeuner  sind,  abweichend  von  den  im  Norden  Russlands  ansässigen, 
unmittelbar  aus  rumunischen  Gegenden  eingewandert;  was  von  den  Belgorod'schen,  gilt 
auch  von  den  ostgalizischen :  Beweise  für  diese  Behauptung  bietet  das  Vocabular  mit 
seinen  griechischen  und  rumunischen  Elementen  durch  den  Abgang  von  magy.  u.  s.  w. 
Die  Sprache  der  rumun.  Zigeuner  haben  zum  Gegenstande  die  Vocabularien  I.  pag.  24. 
Bess.  IL  pag.  29.  Belg.  III.  pag.  33.  Buk.  IV.  pag.  36.  Gal.  L  XII.  pag.  79.  Mezz.  XHI. 
pag.  82.   Ta(j. 

I.  Griechisch. 

Y£vvY^]j.7.:  gemma  naissance  Vaill.  Lex. 

^pö|i.r>c:  driini   chemin   Vaill.  85.  drum  Lex.  drumos  78.  dr/imao  je  chemine;    drumaki 
passant  Lex.  drom  Bess. 

5pöao? :  drosin  Thau  Belg. 

Co'jjii:  zami,  zcmi  soupe  Vaill.   67.  . 

^£|j.sAiov :  temeJ  sol,  terrain,  base  Vaill. 

xaipöc :   siro  temps,  duree  Vaill. 

f.rj,\~L,ri:  kalhcl  Hosen  Belg.  kalca  Gal.  I. 

xapaßioa:  karabdi  Krebs  Bess. 

yi.rj.rj'^1:  kovfin  clou  Vaill.  Lex.  karfin  Gal.  I.  vergl.  karf  ceinturon  Vaill.  Lex. 

xao|XcVO?:  kaime:  sam  ka'ime  je  suis  perdu  Vaill.   60. 

■/.Ks-irii:  Midi  clef  Vaill. 

xöxaXov :  kokalo  os  ^  aill.  kukal  Bess. 

■f.i'f.'f.'^jZ :  kuke  Korn  Bess. 

xöpT]:  kora  jeune  fille  Vaill. 

Tiuptaxif^:   kurke  dimanche ;  hirken  semaine  Vaill.  kurke,  kurke  semaine  Vaill.  62. 


14  Feänz   Miklosich. 

XecTco),  eXei'^a:  lipsil  il  manque  Vaill.  62. 

[xay,dptoc :   makari  grands,  bons,  devanciers,  ancetres  Vaill. 

ixapyafittdpc :  margariktdri  Perle  Bess. 

[läptopa?:  martnr  temoin  Vaill.    68. 

(xfjXov  altgriecli. :  mila/i.  agneau  (printemps)  Vaill.  63. 

|j,oX6ßi:  molis  plomb,  lourd  Vaill.  moliü  Bess. 

&irü)pty,6v  Obst:  porik  Beere  Belg. 

öp^-öc :  orta:  is  orta  c'est  juste  Vaill.  58.  horto  juste,  vrai,  clair  Vaill.  ortäü  gerade 
Bess.  vorto  va  die  rechte  Hand  Belg. 

Tzd-{OC,:  paos  glace;  pai  paosdiles  l'eau  est  gelee  Vaill.  63. 

Tcavt  tela:  panos  linge,  pagne  Vaill. 

icdx'JCt.a  anas:  papini  oie  Vaill,  papin  Bess.  Belg.  Gal.  I. 

Tzdzrjc :  vergl.  pato  Bett  Gal.  I. 

iiEtaXov:  petal  fer  de  clieval;  petalo  t'erre;  petal{i)sar{a)o  je  ferre  Vaill.  petalo 
Pasp.  123.  petaia  Gal.  I. 

irXu[JLa:  ple^ne  flot  Vaill. 

icöpYj  Duc. :  püri  £.  oignon  Vaill.  i'umun.  pur. 

paߧt:  roü/?  canne  Vaill.   76.  roli  Lex.  ro«*/«  Bess. 

pairdvt:  repani  raifort  Vaill. 

aairouvt:  sap«  savon  Vaill.  76.  sahun  Lex. 

a%atJi.vi:  skamin  siege,  escabeau  Vaill.  skamind  Tisch  Gal.  I. 

axcdSt :  stagi  bonnet ;  stac/ikero  bonnetier ;  staghi  raticiM  bonnet  de  niiit ;  staghi  casquette ; 
stagin  chapeau  Vaill.  54.  55.  75.  Lex.  stadi  Mütze  Belg.  stagi  Gal.  I. 

aicavöi; :  spen  imberbe  Vaill. 

o^upt:  sivrin  marteau  Vaill. 

auptdpt:   syntäri  Koffer  Belg. 

acoaxd:  soste  Unterhosen  Gal.  L 

(föpoc,:  foro  bourg,  ville  Vaill.   81.  Lex. /Öro  Gal.  I. 

yo.^zrlv.1  Grube:   chding  Brunnen  Bess.  Vergl.  jedoch  aind.  khani  Mine. 

yapd,  ydptc :  kara  bontt^,  beaute ;  karali  grace  de  dieu  Vaill. 

ydpitcojj.a:  harkum  cuivre  Vaill.  ärkoma  Bess. 

^oXt]  :  eholi  Zorn  Bess. 

Dazu  kommen  efta,  okto  neben  okta,  enia  neben  eia  und  tranda  neben  trides  Vaill. 
eftä,  ochtö,  yrvhja,  tranda  Bess.  eftä,  ochto^  je^jdj  trjdnda  Belg.  jeftd,  okto,  innie  Gal.  I. 

IL    Slavisch. 

Die  slavischen  Worte  in  der  Sprache  der  rumunischen  Zigeuner  sind  sehr  zahlreich ; 
wenn  ich  sie  aufzuzählen  unterlasse,  so  bestimmt  mich  dazu  der  Umstand,  dass  diese 
Worte  für  die  Bestimmung  der  früheren  Heimat  der  rumunischen  Zigeuner  desswegen 
nicht  entscheidend  sind,  weil  sie  grossentheils  auch  im  Rumunischen  vorkommen,  daher 
auch  daraus  entlehnt  weiden  konnten. 

III.    Magyarisch. 

csattog4s  Knallen:  ce^o^os"  tonnerre  Vaill. 
domb:  dombo  dos  de  montagne  Vaill. 


Über  DIE  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa'S.  iii.  15 

gond:  gand  id6e,  pensee  Vaill. 

k^p :  kipi  Image  Vaill. 

lätor:  lotro  maraudeur  Vaill. 

o  kos  säg:  osacj  prevoyance  Vaill. 

<5riä,s:   urias  geant  Vaill. 

ülyv,  ölü:   uligay  faucon  Vaill.  tddu  Bienenfalke  ßess. 

Die  Zigeuner  sind  demnach  in  das  Gebiet  des  rumunischen  Volkes  aus 
Ländern  eingewandert,  wo  Griechisch  die  herrschende  Sprache  war.  Eine 
analoge  Folgerung  gestatten  die  ungleich  zahlreicheren  slavischen 
Elemente  nicht. 

Zigeuner  gab  es  in  der  Walachei  um  das  Jahr  1370;  wann  sie  den  Boden  dieses 
Landes  betraten,  ist  nicht  auszumitteln.  Wie  in  Polen,  so  unterscheidet  man  auch  in  der 
Walachei  zwei  Zigeunerracen :  die  tiefer  stehende  heisst  netoci,  Plural  von  netot  mancus, 
mente  captus.  Les  Netotsi  ou  athees,  sagt  J.-A.  Vaillant,  Les  Romes  319.  322,  demi- 
sauvages  et  demi-nus ,  toujours  errant  sans  but,  ne  vivant  que  de  rapines,  servant  par- 
fois  dans  les  bätisses,  se  nourissant  de  chiens  et  de  chats,  de  rats  et  de  souris,  de  toutes 
choses  immondes,  couchant  sur  la  terre,  s'abritant  dans  les  ruines;  c'est  ä  eux  que  les 
Röm-muni  doivent  les  cruelles  persecutions  auxquelles  ils  ont  ete  en  butte  si  longtemps. 
Leurs  cheveux,  trop  crepus,  s'epaississent  comme  un  bourrelet.   Vergl.  Paspati,  Memoir  148. 

Die  Zahl  der  Zigeuner  in  den  Donaufürstenthümern  soll  200.000  betragen :  sie  sind 
durch  das  Gesetz  vom    3.  März   1856  frei  geworden. 

Zu  deu  rumunischen  Zigeunern  rechne  ich  nach  Sprache  und  Zusammengehörigkeit 
auch  einen  Theil  der  serbischen,  die  siebenbürgischen ,  die  in  der  Bukowina  lebenden, 
die  ostgalizischen  und  die  südrussischen. 

Nach  einem  mir  von  Herrn  Professor  I.  Szaraniewicz  mitgetheilten  amtlichen  Aus- 
weise lebten  in  dem  Jahre  1800  in  der  Bukowina  027  Zigeunerfamilien,  bestehend  aus 
etwa  2.500  Lidividuen.  Sie  werden  als  Holzarbeiter,  Löffelmacher,  Siebmacher,  Schmiede, 
Schuster  und  Musikanten  bezeichnet.  Sie  standen  unter  einem  Zigeunerrichter,  welchem 
Bulubaschen  untergeordnet  waren:  er  hatte  die  kaiserliche  Steuer  cinzuheben  und  seine 
Stammgenossen  zur  Frohne  anzuhalten.    Schon  damals  scheinen  sie  alle  sesshaft  gewesen 

zu  sein. 

« 

Von  glaubwürdiger  Seite  wird  mir  mitgetheilt,  dass  derjenige,  der  Zigeunerrichter 
in  der  Bukowina  werden  soll,  seine  Stammgenossen  in  anderen  Ländern,  in  der  Türkei 
und  Kleinasien,  zu  dem  Ende  zu  besuchen  pflegt,  um  die  Rechtsgewohnheiten  derselben 
kennen  zu  lernen  und  sich  so  auf  seinen  Beruf  vorzubereiten.  Es  beweist  dieser  Umstand 
die  ausserhalb  des  Kreises  wohl  wenig  hervortretende  Bedeutung  des  Zigeunerrichters, 
die  Abgeschlossenheit  des  Stammes  und  das  zähe  Festhalten  an  alter  Sitte,  Dinge,  die 
durch  die  auf  Vorurtheilen  beruliende  Haltung  der  Bevölkerungen  aller  Länder  gegen  die 
Zigeuner  aufrecht  erhalten  werden.  Ein  spanischer  Dichter  und  eine  bekannte  Oper 
haben  die  mit  eigenen  Kindern  leicli  gesegneten  Zigeuner  in  den  Verdacht  des  Kinder- 
raubes gebracht.  Und  in  unseren  Tagen  sind  sie  der  Gegenstand  allgemeiner  Erbitterung 
und  der  Hetze  der  ganzen  mitteleuropäischen  Polizei  geworden,  weil  — -  in  Pommern  ein  Kind 
vermisst  wurde.  Die  Thatsachen  liaben  zwar  die  Unschuld  der  Zigeuner  in  diesem  Falle 


16  Fkänz  Miklosich. 

vollständigst  dargethan ;  ob  aber  die  sonst  so  kritische  europäische  Menschheit  nicht  im 
nächsten  Jahre  wieder  der  Novelle  des  Cervantes  Glauben  schenkt,  möchte  schwer  zu 
verneinen   sein. 

Sprachprobe. 
I. 

Dddi     amarö,     kaj     san     and     o     ceri,       sfincit    pi        to        nau,        avel     •hmp'hr'bcija 
Pater    noster,     qui      es  in       caelis,  sanctificetur  tuum  nomen,  veniat      regnum 

tin,  avenz  ti  voja  sarso  and  o  ceri  kadej  pe  phu;  amarö  laanrö  and  e 
tuum,    fiat      tua  voluntas  sicut         in       caelo     ita        in     terra;    nostrum    panem         in 

sekon     des     de,     deula,     ades^    jertesar,     deida,     amäre     bezeyci,    pe     sar    jertisards      ami 
omni     die    da,     deus,     hodie,   remitte,      deus,     nostra    debita,      sicut     remittimus     nos 

anidre     hez&fa.;    n        an      indr^     ame     'hn      kale     de     ispiti,,     izhovisar     ami     de     amarö 
nostra     debita ;   ne  ducas  intro      nos      in     viam    tentationis,      libera        nos      a      nostro 

zvngaUmös.     Amin. 
malo.         Amen. 

Mitgetheilt  aus  der  Bukowina  von  Herrn  Professor  Leon  Kirilowicz  in  Czernowitz. 
Dunkel  ist  mir  einigermassen  sfincit  pi,  sanctificetur;  aveni  fiat;  ndnin  drame  habe  ich 
aufgelöst  in:  n  (d.  i.  na  für  ma)  an  indr  (durch  den  Einfluss  des  rumun.  tntru  für  andre); 
izbovisarava  ist  rumun.  izb-Bvesk  aus  asl.  izbaviti.  Über  die  Bildung  dieses  Verbum, 
sowie  über  die  von  jertisarava  aus  rumun.  jertü  vergl.  man  II.  pag.  5  des  Separatabdruckes. 

II. 

V 

Se  devleski^i       rogi      ma     mandi     tnti,    des      ma     saores^        te  rogi       ma^ 

dementia    divina,      precor  ego      mihi        te,      da      mihi  omnia,    quae     precor     ego, 

keki  san     i     lasi,     i     bari,     i     tari.     Hala         des,         ti     corao    i    raki,     i     isali, 

quoniam     es  bona,       magna,      potens.     Si      concedis,   ut    furer       rattum,     adustum, 

i     jagali,     ik     kakni^      ik     papini^      ik     bakrini,     ik     balisi,       ik     goruni,      te     dao     tuti 
liquorem,       gallinam,         anserem,  ovem,  suem,  vaccam,  dabo    tibi 

ik     mümeli        bari.      Kala     corao       is,       n      avel     i       gadzi      mandi^    ti       dikel,         so 
cereum    magnum.    Si        furor    quid,  non  veniunt    homines    ad  me,   ut    videant,    quid 

corao,     ti     na     i     dial     ti     motol     o       raj,       ta     ni       diken         kans,        tuti     dao        düi 
furer,      et   non    eunt        et    dicunt        domino,    et  non     vi(fent  quidquam,  tibi  dabo     duos 

mümeli  bari.  D^  avel  corokli  andr  o  her,  te,  niS  kans  diklindoi,  jap  tar 
cereos  magnos.    Si   veniunt  custodes      in  domum,  et,         nihil       invenientes,      eunt 

avri^     te     dao     tuti     tri     mümeli       bari.       Keki         san     i      bari      i     trinimi. 
foras,  dabo    tibi    tres    cereos     magnos.    Quoniam  es        magna       trinitas. 

Aus:  Grammaire  u.  s.  w.  par  J.-A.  Vaillant.  pag  89.  Wie  bei  allen  von  Vaillant 
herausgegebenen  Texten,  ist  mir  auch  hier  Manches  grammatisch  räthselhaft. 

HI.  Die  ung'risclien  ZigeLiner. 

In  der  Mundart  der  ungrischen  Zigeuner  findet  man  ausser  magyarischen  griechische, 
slavische    und  rumunische  Bestandtheile.    Von  den  zahlreichen  slavischen  ist  ein  grosser 


Über  DIE  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zi<;euner   Europa's  iii.  17 

Theil  unmittelbar  aus  dem  magyarischen  entlehnt.  Hieher  gehören  die  Vocabulare  V. 
pag.  37.  Un(].:  es  enthält  auch  die  bei  Bornemisza  verzeichneten  Wörter.  VI.  pag.  62. 
Ungh.  Yll.  pag.  64.  Mündl. 

I.  Griechisch. 

d|i.övc,  d/.jx'ivt  {ay.\XMv):  amonji,   manji  f.  Ambos  Ung.  dmonja  plur.  Müller  156. 

d(>(xtd,  ).a/ap|xtd:  ärmin  m.  Kraut  Born.  87.   90. 

5pö|xo;:  (Irom  m.  Weg  Ung. 

Co'J[J.{  (CcoiJLÖ?):   zumi,  zumin  f.  Suppe  Ung.  zümi  Müller    157.    ziuiiin   f.    Born.  89.  99. 

zumin  Ungh. 

xatpoc:  cii'o  m.  Zeit  Ung. 
%7.),"Cot  tibiale :  kdlciss  Anzeigen   94. 

%apa,3toa:    karavdl    Mündl.    karodin  m.   karahin  m.    Krebs   Ung.    knrodi    Anzeigen   94. 
v.irj'ü:    karfora   Nägel    Pott,    Zeitschr.  3.   334.  karfint  Nagel  an  der  Wand  Heufl.  51. 
/.Xst^t:  klidin  f.  Schloss,  Hängeschloss  Ung. 
xöxaXov:  kokdlo  m.  Knochen  Ung.  kokal  m.  Born.  8.S. 
xop'.axT]:  kurke  m.  Sonntag,  Woche  Born.  88.   angle  jekh  khurkheste  96. 
hi'JlA'^j'fl  eine  Art  Zange  altgriech. :  silahi,  sidavi  f.  Zange  Ung. 
irdzTC'.a  P^nte:  papin,  ^ja^/jmja  f.  Grans  Ung.  papin  f.  Born.  88.  papinj  Ungh. 
ocdTCico^  Gross vater:  fapus  Ung. 

Trapa[JL6ot  .Fabel:  paramisi  Bright  XCI.  paramisi  f.  Erzählung  Ung. 
icapa3y,£yr^ :  parastjo  m.  Freitag  \]ng.  parast'üri,  paraxfilri  m.  Feiertag  Born.  88.  121. 
zspo'Jvi:  ;j??-o«  m.  Gabel    Born.    88.    it.    dial.    pirun.     Die  Fremdwörter    in  den  slav. 
Sprachen  4(i. 

TCSzaXov:  patola  f.  Hufeisen  Ung.  petala  m.  Born.  88. 
zöpY^:  2V(.rum  m.  Zwiebel  Born.  88. 

pcxäv'..  pairdvc:  ropay  Rübe  Mündl.  aus  repdni  f.  Wrat.   107. 

aaA'.jSäpt,:  se/eväri  m.  Zaum  Born.  89. 

3%ajJ.v'::  s^awi?  Bright  LXXNIV.  .skamln  Stuhl  Mündl.  -s'^ff»«'  f.  Bank,  Schemmel 
Ung.  Born.  89.  skaurnin,  vielleicht  skamnin,  Stuhl  Anzeigen  94.  skamint  Ungh. 

3xtd^ji:  stddin  i.  stddik  m.   Hut  Ung.  städik  Müller   1(;3.  .v/^rM  1'.   Born.   87. 

a'jp[JLa:  vergl.  sirimi  Riemen  Ung. 

O'f'Jpi:  .s^r/  f.  Hammer  Ung.  sfiri  Müller  156. 

jO)"d:  sosten  Unterhose  Born.   84.  Yergl.  franz.  juste. 

ra/'J  der  Morgen:  taha  morgen  Born.  118.  päk  tä/ieste  übermorgen  9(J.  päle 
taheste  118. 

iTjYdvt:  tignja  Pfanne  Mündl. 

tpöpo:  Marlvt  :./bro  m.   Markt,  Stadt  Ung. /ore  Stadt  Heutl.  51. /5n)  m.   Born.  88. 

ydpy.(oiJLa,  ydXxcotxa:  /m?-^70»  Kupfer  Bright  LXXXIV.  Afl/-/t«/«  m.  Born.  88.  Ung.  galbeno 
harhun  Messing,  eigentlich  gelbes  Kupfer  Mündl.:  Ä«»-^'«  m.  Born.  88. /(rtrt>// m.  Kupfer- 
arbeiter Ung.  hangen  gleichfalls  mit  ya/aö^  zusammen. 

yo^:  holi  f.  Galle,  Zorn  Ung.  holi  Zorn  Müller  154. 

Man  fiigc  hinzu  efta ,  ofta,  enja  Ung.  ifta ,  ohtö ,  injä  xMüudl.  tnanda  drcissig  Ung. 
eßa,    ofto,    enja,  tnanda  Born.    105.    efta,  'okto.  echn>/a    und    enya,    tranda    Ausland,  ep/t^a, 

Deukelirifteu  der  phil.-hist.  Ol.  XXIII.  Dd. 


]^g  Franz   Miklosich. 

ochto,  enya^  tranda,  baranda  für  saranda   Anzeigen  95.  efta  neben  sat ;  htotoo  neben  ät;  neja 
neben  no;  dranda  neben  ffs;  zaranda  neben  tschalis  Heufl.  51.   52.  trito  der  dritte  Ung. 

11.  Slavisch. 

Auf  das  um  den  Balkan  gelegene  Land  weiset  duma  Sprache  Mündl.,  bulg.  dum-B 
und  ielto  gelb ,  bulg.  2l:Bt ;  eben  so  mesali  Tisch  bulg.  mesal  Handtuch :  der  Begriff 
Tischtuch  vermittelt  beides. 

III.   Rumunisch. 

Serjü:  ein  Firmament  Mündl.  ceros  (cserosz)  im  Vater  Unser  bei  Grellmann  316. 

galbin  gelb:  galheno  harkuvi  Messing  Mündl. 

jert:  ertitza  amare  bezecha  vergib  (uns)  unsere  Schulden  im  Vater  Unser  bei  Grell- 
mann 316.  igiertiszara  amore  heszecha  315.  ertine  remitte;  ertinaha  remittimus  316.  Bei 
den  rum.  Zigeunern  ertisa  pardon;  ertisao  je  pardonne  Vaill. 

kopaß:    kopac   Baum  Mündl.    Bei    den   rum.  Zigeunern    kopak  Vaill.  Lex.  kopac  84. 

ktrSumt:  kircima  Schenke  Mündl. 

linte:  lindja  Linse  Mündl. 

lume  Welt:  lume  regnum  Grellmann  316. 

mie:  myllija  Anzeigen  95:  1  überrascht. 

nemc:  njamco  Deutscher  Mündl. 

oare:  vare  in  vare  ko  jemand;  vare  so  etwas  u.  s.  w.  Ung. 

putere:  putyere  Macht  Grellmann  316. 

skriü:  iskiri  ich  schreibe  Mündl.  Bei  den  rumunischen  Zigeunern  skrisas  ecrivons, 
skrisaidem  j'ai  ecrit  Vaill.  83. 

v:bntt:  vincto  gelb  Ausland. 

"hntreg:  intreg  ganz  Mündl. 

Die  Zigeuner  sind  demnach  in  Ungern  eingewandert,  nachdem  sie  unter 
Griechen  und  Rumunen  gelebt  hatten.  Die  sehr  zahlreichen  slavischen  Ele- 
mente lassen  eine  analoge  Folgerung  kaum  zu. 

Dass  die  Zigeuner  um  das  Jahr  1417  in  Ungern  waren,  lässt  sich  nicht  bezweifeln; 
wann  sie  jedoch  eingewandert  sind,  das  ist  unbekannt.  Wie  in  andern  Ländern,  so 
sind  auch  in  Ungern  die  Grundsätze  bei  der  Behandlung  der  Zigeuner  erst  in  der 
zweiten  Hälfte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  unter  Maria  Theresia  und  Josef  IL  mit 
den  Principien  der  Menschlichkeit  einigermassen  in  Einklang  gebracht  worden.  Dabei 
ist  zu  beachten,  dass  nach  einem  a.  h.  ßescript  vom  22.  Juli  1755  ,die  Annehm-  und 
Tolerirung  deren  Zigeunern  nicht  allgemein  war,  sondern  lediglich  einer  jeden  Grund- 
obrigkeit freistand.' 

Die  hier  abgedruckte,  stellenweise  dunkle  Urkunde  vom  Jahre  1698  lässt  einen  Ein- 
blick in  die  Art  gewinnen,  wie  die  Zigeuner  zu  Ende  des  •  siebzehnten  Jahrhunderts 
in   Slavonien  behandelt  wurden. 

Sacratissimae  caesareae  regiaeque  maiestatis  domini  domini  nostri  clementissimi  ad 
noviter  acquisitas  Hungariae,  Sclavoniae  Bosniaeque  regnorum  partes  delegatae  commis- 
sionis  nomine  egregio  Vukassino  Makzanovich,  Orahovicensi  capitaneo,  per  praesentes  insi- 
nuandum. 


ÜBER  DIE  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eukopa's.  iii.  19 

Ad  demissani  ipsius  instantiam  super  inde  loeis  a  debitis  perceptam  informationem 
caesareo-regiuin  supra  pliaraicam,  alias  intra  Dravuin,  Savum,  Colapim  et  Unnam  hinc 
inde  vagabundani  atque  sine  officiali  dilapsam  vulgo  zingaricam  gt-nteiii  directoratus 
officium  ipsi  benignissime  collatum,  eundemquc  Makzanovich  subsequentibus  modis  et 
conditioiiibus  ita  pacatis  et  ....  attactae  genti  zingaricae  praesentium  vigore  ea  quidem 
cum  facultate  praefectum  esse,  quatenus  priino  incultam  hanc  et  aliunde  vagam  nationem 
intra  certos  ab  inspectione  camerali  Sclavoniae  eidem  assignandos  limites  in  bona  disci- 
plina   coercere   nee   non  ad    ordinatum   vitae    statum    redigere,    secus    autem    iuxta    quam 

committeret    leviorum    delictorum    culpam    civili seu    mulcta    pecuniaria    mediante 

corrigere  atque  corripere  possit  ac  valeat,  in  gravioribus  vero  delinquentes  ad  praefatam 
cameralem  inspectionem,  cuius  iurisdictioni  saepe  mentionata  gens  zingarica  immediate 
subsit ,  pro  condigna  patrati  criminis  poena  subeunda  statim  remittere  et  sistere  debeat; 
ac  praeterea  secimdo  pro  iam  fati  directoratus  otTicii  lionorisque  et  emolumenti,  talis 
qualis  fuerit,  eidem  annexi  fruitione  praementionatus  director,  prout  sub  omnium  bonorum 
suorum  mobilium  et  immobiliuin,  ubivis  reperibilium  in  liypotliecatione  ad  hoc  se  obli- 
gat, ex  propriis  suis  mediis  annuatim  ducentos  florenos  rhenenses  et  quidem  singulis 
mediis  annis  centum  florenos  semper  anticipate  saepius  dictae  camerali  inspectioni  Scla- 
voniae  ad  aerarium  caesareo-regium  persolvere  teneatur;  et  si  quidem  tertio  cuilibet  toties 
fatae    nationis    pharaicae    patrifamilias    praeter    unicam    domum   vel    babitationem    suam 

pariter  octo  iugera  sed  non  plus    terreni   pro  necessaria    sui    alimentatione  scilicet 

terrae   arabilis   et  tria    foenilium   iugera   per   officiales  cameraticos  assignanda  possidendi 
facultas    concessa,  talis  vero    quivis    paterfamilias    ad   sex  florenos   rhenenses  a  praedicto 
fundo  robatharum  aliorumque  publicorum  onerum  ab  inde  praestandoi'um  loco  suae  sacra- 
tissimae    caesareo-regiae    maiestatis  aerario  annuatim  rite  pendendo    sit   obligatus.   qnurto 
crebro  nominatus  director  praespecificatum  annualem  censum  a  fundis  debitum  ubicunque 
locorum  exacte  colligendi  defectusque  sine  omni  ...  ad  caesareo-regiae  cameralis  inspec- 
tionis   Sclavoniae    cassam    transferendi,    quam    assumpsit    incumbentiam  fideliter  peragat: 
casu    autem,    quo    qidnto   nonnulli    eiusdem    pharaicae    vel    zingaricae   gentis  cuiuscunque 
sexus    homines   certis   in   locis  eiusmodi   fundis   et  glebis  affixi  necj^ue  alias   stabiliti  cum 
gravissimis    regni    incolarum    damnis   solum   fm-ti    rapinarumque    habendarum    causa    pei' 
provincias    divagarentur ,   hos    ipsos  omnes  et  singulos    ad    primum  caesai-eo-regiae  came- 
ralis inspectionis  mandatum  praelibatus  director,  prout  hisce  obligatur,  abigat,  exterminet 
et  a  districtuum  suorum  confiniis  omnino  proscriptos  in  posterum  arcero  satagat.    caeterum 
sexto  tota  natio  et  gens  pharaica,  alio  nomine  zingarica,  eo  locorum  hisce  constituto  supra- 
fato    pro    directore   debitam    paritionem   praestet;    ipse  director  vero  quoad  hoc  officium, 
ratione    cuius    foro    suo    alias    militari    coram  expresse  resignavit,    a    toties  fata  caesareo- 
regia  inspectione  camerali  sclavonica,  cui  in  onuiibus  condecenter  obsequi  et  occurrentia 
quaevis   officii  necessarias  ordinationos  exspoctare  tenebitur,  immediate  dependeat.     ipiod 
ipsum    prouti    in    omnibus    et    singulis    antelatis    punctis    utrinque  conventum,   ita   quoque 
subsecuta  haecce  resolutio  saepius  nuncupato  Vukassin  Makzanovich  pro  sua  assecuratione 
et  ulteriori  directione  praesentibus  intimandum  et  extradandum  erat,    «pio   super   et   ipse 
consuetum  homagiale  iuramentum  summae  titulatae  suae  sacratissimae  caesareo-regiae  maie- 
stati    coram    eiusdem    hacce    delegata    commissione    depromere    novei'It,    Veroviticzae   die 
vigesima  quinta  mensis  Maii  anno  domini  millesimo  sexcentesimo  nonagesimo  octavo. 

3* 


20  Feänz    Miklosich. 

Ferdinandus  Carolus  S.  R.  I.  Comes  Caraffa  de  Stiglevo,  S.  C.  nee  non  R.  M.  ca- 
merarius,  eamerae  aulicae  consilarius  actualis  et  pro  tempore  commissarius  principalis.  L.  S. 

Andreas  Theobaldus  de  Majeren  S.  C.  R.  M.  cameralis  aulicae  consiliarius  actualis 
et  pro  tempore  conconsiliarius.  L.  C. 

Fridericus  Ftirstenbusch. 

Cum  vero  originali  comportata  ac  etiam  correcta  per  me  Georgium  loannem  Stupech 
incl.  comit.  Posegani. 

(A  tergo)  Egregio  Vukassino  Maksinovicz,  capitaneo  Oraboviczensi. 

Acta  Capituli  Zagrabiensis  fasc.  99.  nro.   84. 

Sprachprobe. 

Amaro     (lad,       ko     sVäl     and     o     nebo^     f     ovel     sentno       tro       alav,     f      avel       k' 
Noster    pater,    qui      es        in  caelo,  sit    sanctum  tuum  nomen,       veniat     ad 

amende     tro        svito,     f     ovel     tro      phem'pe,      sar     and     o     neho,     auka      upr     i     phuv, 
nos      tuum  regnum,        fiat    tuum    verbum,      uti       in  caelo,      ita         in  terra, 

de     amenge     upr     o      sako        dive      amaro        märo^       prostin,        so         vitind^am,        sar 
da      nobis       in  quolibet    die     nostrum     panem,     remitte,     quae    peccavimus,     sicuti 

taj       amen     prostinas,      so       vitinde      avre  amenge,  ma      leds     amen  and     o       kisirteto, 
etiam    nos    remittimus,  quae  peccarunt    alii     nobis,     ne  inducas  nos      in      •    tentationem, 

de       mttik     andar     o     bjengipe.     amen. 
sed  libera       a  malo.       amen. 

Aus  Bornemisza  J.,  A'  czigdny  nyelvröl  pag.   119. 


I"V.  Die  mährisch-böhmisclierL  2jig'euner. 

In  der  Mundart  der  mäbrisch-böhmisclien  Zigeuner  tritt  zu  den  bei  den  ungrischen 
Zigeunern  nachweisbaren  griechischen  und  rumunischen  Elementen,  abgesehen  vom 
cechischen  und  deutschen,  das  magyarische  hinzu. 

I.  Griechisch. 

äfiövt:  amonis  Amboss  Puch.  35. 

ap[j.rj  salsugo;  Xrj.yayrx[j\).ia.  salsugo  oleris  albi  Duc:  armin  f.  Kraut  Puch.  35.  Pott  2.  58. 

8p6|j.oc:  drom  Puch.   38. 

Cou[ji.i:    ziomin   f.  Suppe  Puch.  50. 

tspöc:    gero  selig:    raro  gero  dad  mein  seliger  Vater  Puch.  39. 

xajxiräva:  gambäna  1".  plur.  Sackuhr   Puch.   39. 

%ap«pi:  karfin  f.  Nagel  Puch.  41. 

xXei^i:  klidH  f.  Schloss  neben  kleja  f.  Schlüssel  Puch.  42. 

xöxaÄov:  kokalos  m.  Bein  Puch.  42.  kokalos  m.  kokalis  f.   Bein  Wrat.   94.   122. 

xöpaxai;  Rabe:  kordkos  m.  Dohle  Wrat.    126. 

Xs/ouaa:  legusica  f.  Wöchnerinn  Wrat.  95. 

öttjXdßTj,  coXdßtov:  silahis  m.  sllahickos  demin.  Zange  Puch.  47. 

T:6.'(rjQ:  pagi  f.  pdgo  m.  Eis  Wrat.   101.   128. 


Über  die  Mundarten  und  die  Wandeevngen  der  Zigeuner  Europa-p.  iii.  21 

irdiraia:  papin  f.  Gans  Puch.  4ö. 
TrapapL'j^t:   paramisa   f.   Fabel,    Erzählung  Puch.  45. 

-apacxäUTy:  parast'ovin  1".  Freitag  Puch.  45.  parasfovin  m.  Samstag  neben  parast'ovin 
jektu  Freitag,  eigentlich  erster  Samstag  Wrat.   101. 
irsraXov :  petalos  m.  Hufeisen  Puch.  45. 

Tzhj^^n.  Spülwasser:  j:)/eme  f.  Welle  Wrat.  1G5  :  die  Bedeutungen  stimmen  allerdings  nicht. 
iiöpTj :  purwni  Zwiebel  Puch.  46. 

TCCÖYWV :  pahunis  m.  Bart;  pahunickos  demin.  Puch.  45. 
psTrdvt:  repdni,  rapdni  f.  Kübe  Wrat.    151. 
{jtyi:  jerni  f.  Feile  Puch.  41. 
aaiüO'Jvc:  sapüiiis  m.  Seife  Puch.  47. 
axa[JLVi:  skamin  m.  Tisch  Puch.  47. 
axidSc:  s^äc^'i  f.  Hut  Puch.  48, 
Gcprjpt:  sviri  f.  Hammer  Puch.  48. 
Taa(j.':roOva :  camböna  f.  Schalmei  Wrat.  85. 

zQO'jf:/wj.,  xat/.vi5a:  cuknida  f.  Nessel;  ctiknidka  demin.  Puch.  37. 
(föpOi:  foj'os  m.  Stadt; /or/cÄ:os  demin.  Puch.   39. 

-/a[iViCo{J.at :  hamzinav  ich  gähne;  hamziniben  m.  das  Gähnen  Puch.  40.  Pasp.   7. 
/dpx(o[jLa:  charkom  Kupfer  Puch.  40.  Vergl.  hart'as  Sehmied  ibid. 
/oXt^:  chöli  f.  Galle   Puch.  41. 
Dazu  kommen  die  Numeralia  efta,  oc/tto,  ena^  trianda   Puch.  39.  45.  49. 


IL   Slavisch. 


Dum-B:  d^^ma  Sprache  Puch.   39. 
olovina:   lovina   f.   Puch.   43. 


in.  Rumänisch. 

cerjü:  ceros  m.  Himmel  AVrat.  86. 

jask;B  Zunder,  Schwamm:  jeska  f.  Schwamm  W^rat.   154. 

lunkt  Au:  hmka  f.  Rasen  Wrat.  96. 

oare  in:  oare  eine  jemand,  oare  ce  etwas  u.  s.  av.  :  vart  ko  jemand,  z'ore  so  etwas  u.  s.  w. 
Puch.  50.  Bei  den  rumun.  Zigeunern  or:  or  sao  quiconque  Vaill.  Auch  sa.sos  m.  Deutscher 
dürften  die  Zigeuner  von  den  Rumunen  entlehnt  haben. 

IV.  Magyarisch. 

arpa:  jarpos  m.  Gerste  Puch.  41.  Pott  2.  58. 

balog:  haloijno  link  Puch.  36. 

beko:  bikovi  f.  Eisen,  Fusseisen  Puch.  3(). 

bocskor  Bundschuh:  puchiri  f.  Socke  Wrat.    106. 

bogär  Käfer:   bugaris  Spinne   Puch.   37. 

csak:  cak  nur  Puch.  37. 

csapUr,  esapläros:   caplaris  m.  Wirth  Puch.   37.  captdro  m.  Aufwärter  Wrat.   120. 

domb:  dombos  Hügel   Puch.  38.   Pott  2.  106. 

fagy:  fad'inav  ich  erfriere  Puch.  39. 

garas:  fiaraSis  m.  Groschen  Puch.  39. 


22  Franz   Miklosich. 

gelyva:  geFva  f.  Kropf  Puch.   39. 
hangya:  hand'a  f.  Ameise  Puch.  40.  ] 

harang:  harangos  m.  Glocke;  harangoz :  harangozinav  ich  läute  Puch.  -40.  y 

igen:  igen  adv.  sehr  Puch.  41. 
haszon:  hasno  adj.  tauglich  Puch.  40. 

hegedü:  hegeduva  f.  Geige  Puch.  40.  | 

hely:  helos  m.  Ort  Puch.  40.  ■; 

hiaba:  hijaha  adv.  umsonst  Puch.  40. 

hintö:   hlintova  f.   hlintovicka  f.  demin.  Kalesche  Puch.  40.  neben  /uWoya  f.  Wrat.  91.  . 

Pott  2.    17G.  ; 

kerek:  kereka,  kareka  f.  ßad  Puch.  41.  1 

kereszt:  kerestos  m.  Kreuz  Puch.  42.  ; 

köpenyeg:  kepenegos  m.   Mantel  Puch.  42.  , 

kötö  bindend:  vergl.  ketovos  m.  Quaste  Puch.  42.  ! 

mag:  mogos  m.  Obstkern  Puch.  44. 
mindjärt:  inind'ar  adv.  gleich  Puch.  44. 

soha:  soha  nie  Puch.  48.  ■ 

talp:  talpa  f.  Sohle  Puch.  49.  u.  s.  w.  '  i 

Das  nur  aus  dem  Pol.  erklärbare  telentos  m.  Kalb  Puch.  49  ist  befremdend.  j 

V.  Deutsch.  ' 

i 

Dass  sich  auch  nicht  wenig  Deutsches  findet,  ist  natürlich.  ; 

bravinta  f.  Brantwein  Wrat.  83.  ; 

bucha  f.  Buch  Wrat.   125. 

frantsoftos  m.  Verwandtschaft,  Freundschaft  Wrat.  89.  ; 

funtos   Pfund  Puch.  39.  1 

ha  fürt  beständig,  eig.  in  einem  fort.  "VVrat.   91.  j 

harfos  m.  Harfe  Wrat.  91.  I 

hita  f.  Hütte  AVrat.  91.  '  | 

kaisäris  m.  Kaiser  Wrat.  93. 
kostin  verkoste  imperat.  Puch.  55. 
krichel  kriechen  Wrat.  95. 

mistos  m.  Mist  Wrat.  98.  j 

pokos  m.  Bock  Wrat.   105.  1 

sogoris  m.  Schwager  Wrat.   111.  | 

taieho  m.  Teich  Wrat.  112. 
ungridko  adj.  ungrisch  Wrat.   114. 

Vereinzelt  sind  franz.  Uzarda  f.  Eidechse  Wrat.  96.  und  it.  lihro  m.  Buch  und  Pfund 
Wrat.  96.     Der  Verfasser  beschränkte  sich  nicht  auf  Mähren  und  Böhmen. 

Die  Zigeuner  sind  demnach  in  die  mährisch-böhmischen  Länder  einge- 
wandert, nachdem  sie  unter  Griechen,  Rumunen  und  Magyaren  gelebt  hatten. 

Die  in  cechischer  Sprache  geschriebenen  Annalen  erzählen  zum  Jahre  1416  vom 
Auftreten  der  Zigeuner  in  Böhmen,  ohne  dieses  Volk  als  etwas  früher  nie  Gesehenes  zu 
bezeichnen:  Take  toho  leta  (1416)  vldcili  se  cikdni  po  ceske  zemi  a  lidi  mämili.  Scriptores 


Übek  die  Mundarten  und  die  Wanderungkn  dee  Zigeuner  Europa'?,  iu.  23 

rerum  bohem.  III.  Prag.  1829.  30.  Dieselbe  Quelle  erwähnt  223.  462  der  Zigeuner 
zu  den  Jahren  1481  und  1523.  Um  1416  mögen  sie  auch  in  Mähren  und  Schlesien  zuerst 
erschienen  sein.  Woher  sie  kamen,  wird  nicht  angegeben :  nach  einer  Mittheilung  von 
1711  aus  Mähren  nannten  damals  die  Zigeuner  ihre  Sprache  zigeunerisch  und  ägyptisch; 
ein  Knabe  nannte  sie  kroatisch  (charvatsky),  d'Elvert  131,  was  auf  Kroatien  als  die 
frühere  Heimath  der  mährischen  Zigeuner  hindeuten  möchte.  1538  beschlossen  die  Stände 
Mährens,  dass  die  Zigeuner  binnen  zwei  Wochen  aus  dem  Lande  zu  jagen  seien,  und 
wiederholten  die  Beschlüsse  gegen  sie  1539,  1549,  1550,  1576,  1579,  1580.  Nach  einem  Be- 
schlüsse vom  Jahre  1599  sollen  die  nach  einmaliger  Ausweisung  zurückkehrenden  Zigeuner 
mit  dem  Tode  bestraft  werden.  Neue  Beschlüsse  wurden  1607,  1611  gefasst.  Nach  einer 
Aufzeichnung  vom  letzteren  Jahre  behauptete  einer,  sein  Vater  sei  aus  Klein-Aegypten 
gewesen :  z  maleho  Egyptu ;  ein  anderer  gab  an,  die  Zigeuner  hätten  Klein-Aegypten 
wegen  der  Unfruchtbarkeit  des  Landes  verlassen :  ze  by  v  malem  Egyptu  zadnd  ouroda 
ne  rostla;  ein  dritter  erzählte,  ihr  Oberhaupt  lebe  in  Salzburg,  welchem  von  jedem 
erwachsenen  Zigeuner  jährlich  10  fl.  gezahlt  würden;  ein  anderes  Oberhaupt  habe  kein 
bestimmtes  Einkommen,  es  beziehe  blos  die  Beträge,  die  die  zu  Geldstrafen  verurtheilten 
Zigeuner  zahlten ;  sie  seien  gezwungen  sieben  Jahre  zu  wandern,  nach  welcher  Zeit  andere 
aus  Klein-Aegypten  geschickt  würden.  Die  Zigeuner  sollten  in  Böhmen  und  Mähren  , völlig 
ausgerottet  und  vertilgt  werden'  und  Kaiser  Leopold  I.  ordnete  am  20.  September  1701 
an,  dass  sie  ,nochmahlen  per  patentes  für  vogelfrei  erklärt  und  dass  bei  deren  Wieder- 
betretung  an  Leib  und  Gut  nach  aller  Schärfe  wider  sie  verfahren  werden  soll'.  In 
Folge  dessen  kamen  wirklich  manchmal  Hinrichtungen  vor  an  Zigeunern,  ,die  sich  durch 
ihren  ganzen  Lebenslauf  theils  von  dem  ihnen  freiwillig  gegebenen  helligen  Almosen, 
theils  von  dem,  summo  respectu  zu  melden,  umbgestandenen  Vieh  ernähret  und  also 
Niemand  das  geringste  entfremdet  oder  gewalttliätigerweise  entnommen  haben".  In  Osov4 
Bity.ska  wurden  1721  ein  Zigeuner  und  fünf  Zigeunerinnen  wegen  unbefugter  Rückkehr 
.justificirt".  Nach  der  Verordnung  des  Kaisers  Karl  VI.  vom  Jahre  1726  sollen  von  den 
in  Mähren  ergriffenen  Zigeunern  die  erwachsenen  Mannspersonen  ,mit  dem  Strang  vom 
Leben  zum  Tode  hingerichtet',  den  , Buben'  unter  18  Jahren  so  wie  allen  erwachsenen 
Weibsbildern  in  Böhmen  das  rechte,  in  Mähren  und  Schlesien  das  linke  Ohr  abge- 
schnitten, dieselben  mit  Staupenschlägen  belegt  und  dann  gegen  einen  geschworenen 
Halsrevers  aus  allen  Erbländern  auf  ewig  verwiesen  werden;  sollten  sie  zurückkehren, 
so  ist  ihnen  auch  das  andere  Ohr  abzuschneiden,  die  Erwachsenen  hingegen  sind  ,mit  der 
Strafe  des  Schwertes  anzusehen'.  Um  das  Jahr  1740  sclicint  sich  eine  menschlicliere  Ansiclit 
in  Betreff  der  Zigeuner  geltend  gemacht  zu  haben:  gegen  jene,  die  , ihrer  Nalirung  willen 
im  Lande  herumbgegangen,  soll  wegen  Übertretung  des  a.  h.  Verbotes,  reflcctendo  ad 
priora,  mit  einer  arbitrarischen  Strafe  fürgegangen  werden'.  Noch  entschiedener  bracli 
mit  der  barbarischen  Tradition  Kaiserinn  Maria  Theresia,  und  Kaiser  Josef  II.  befaJil 
jenen  Weg  einzuschlagen,  der,  früher  betreten,  der  Regierung  manchen  Akt  der  Grau- 
samkeit erspart  hätte:  es  ist  der  Weg  der  p]rzieliung  durch  Religion  und  Unterricht. 
Die  am  15.  April  1784  ad  decanos  Hunnobrodensem  et  Hradischtiensem  ergangene  Wei- 
sung lautet:  Tenore  adiacentis  copiae  missivae  gubernialis  resolvit  sua  sacratissima  maiestas, 
quod  cingarorum  familiae  in  dominus  Hunnobrodensi  et  Ostroviensi  existentes  ibidem  porro 
tolerari  debeant,  ea  tamen  lege,  ut  tam  suavibus  quam  acrioribus  remediis  ad  civlli- 
orem    vitae    consuetudinem    invitentur,    ad   frugem    reducantur  et    in  utilia  statin'  politico 


24  Franz   Miklosich. 

membra  transformentur ,  praecipue  vero  eorundem  liberi  religione,  bonis  moribus  et 
virtute  imbuantur.  hanc  clementissiniam  resolutionem  proinde  admodum  reverenda,  per- 
illustris  et  eximia  dominatio  vestra,  respectu  alterius  ipse,  omnibus  et  singulis  totius 
dominii  Hunnobrodensis,  Hradischtiensis  animarum  curatoribus  et  scboliarchis  nomine 
nostro  eo  fine  insinuabit,  ut  reducendis  ad  vitam  morigeram  dictoruni  cingarorum  fami- 
liis  omnem  operam  solerter  impendant,  praecipue  eorundem  liberos  religione,  pietate, 
bonis  moribus  ac  virtute  imbuere  satagant,  obstaculum,  si  quod  observaverint,  officio 
dominicali  renuncient,  seque  in  liocce  etiam  negotio  tales  exliibeant,  ut  de  negligentia 
nullo  unquam  tempore  redargui  possint'. 

Spracliprobe. 

Jekclh      manus     geTas       Jeruzalematär      Jerichoste,      peJ'as     maskar      cor,        have     les 
Quidam  homo       ivit        ab  Jerusalem     in  Jericho,  incidit      inter    latrones,    qui     eum 

corde;  kana  les        mar  de,     geh       okia.        pas     dzides     les  mukle. 

despoliaverunt;     postquam     eum        mulcarunt,    abierunt,      semivivum    eum     reliquerunt. 

Talindus    pes^    kaj     jekch  rasaj     geTas    oda    dromeha;     knna     les     dikTas,     geTas     okia. 

Accidit,  ut    quidam    saeerdos   iret      ea  via ;  cum    eum  videret,         abiit. 

Nina         the  jahnos,     kana     ehas       pas      oda     helos^      dikTas     les,     tke      nina         les 

Similiter  etiam    diaconus,    cum     esset    prope    eum    locum,     vidit    eum,    et    similiter  eum 

mukTas.      Samaritanos     geTas     dromeha,     avTas     kia     leste,    the     dikTas     les,       läce      jlleha 
reliquit.     Samaritanus      ivit  via,  venit     ad     eum,     et       vidit    eum,     bono      corde 

ehas       calado.       AvTas     kie     leste,   pchnndTas     leskre      daba,         cidas       olejis     t/ie       mol, 
erat    commotus.    Venit     ad     eum ,     alligavit       eius     vulnera,     infudit    oleum    et    vinum, 

dinas         les       pre     pesko     grast,     ligedas       les     andre       krcma,  has     leske     vas     leste 

posuit      eum       in        suo       equo,      duxit       eum       in       cauponam,      erat       ei       pro      eo 

starosta.    Aver     dives     Was      duj      love,      dinas     gadzeske,     the     pchendas:     te     avel     tuke 
cura.    Altera     die     sumsit  duos  numos,  dedit     cauponi,      et  dixit:  sit       tibi 

vas  leste  starosta;  so  pro  odova  tchoveha,  az  ine  man  lisarava  pale,  me 
pro      eo         cura ;     quae     super      liaec    impendes,     cum     ego  redibo  ego 

tuke  pocinava.  Ko  ode  trinendar  tuke  hi  suno  te  avel  läco  manus  odeleske, 
tibi       solvam.    Quis    herum      trium         tibi  videtur  esse   bonus    homo  illi, 

havo  peTas  maskar  cor?  Jov  pchendas:  odov,  havo  kerJas  läco  jllo  pre  leste. 
qui    incidit     inter    latrones?  lUe         dixit:  ille,       'qui        fecit    bonum  cor  ei. 

Pchendas    leske     Jezisos :     dza,     the     ker     tu     akada. 
Dixit  ei         lesus :     vade,     et      fac    tu        ita. 

Aus  A.  J.  Puchmayer  Romäni  Gib.  pag.  78 — 80.  Luc.  10.  .30 — 37.  In  der  Quelle 
steht  einmal  maskar-,  pas;  kane;  avlas;  leste  (leste);  olegis;  ode  leske;  pel'at,  wofür  ich 
maskar,  pas,  kana,  avlas,  leste,  olejis,  odeleske,  pelas  schreibe. 


"V^.  Die  deutschen  IZigeuner. 

In  der  Mundart  der  deutschen  Zigeuner  kann  man  griechische,  slavische,  rumunische, 
magyarische  und  romanische  Elemente  nachweisen. 


Übee  die   Mundarten  und  die  Wanderungen  dek  Zigeuner   Europa'S.  iii.  25 

I.  Griechisch. 

äxö[xt:  kommi  adhuc  Pott  2.  90. 
h^ö^rjc,:  Jrom  (troni)  Weg  Lieb,  (tromm)  Bisch. 

Cspßöc:  zervo  (serwo)  adj.  link  Lieb,  zerves  (serioes)  adv.  Bisch.  Lieb,  sarwo  Pott  2.  254. 
Cou(JLi:  zumin  (zummin)  Brühe,  Suppe  Bisch.  Lieb, 
xatpöi:  ctro.  ciro  (tsiro^  tschtro)  Zeit,  Wetter  Lieb. 

xa|xzdva:  gampdna  Uhr,  Taschenuhr  Bisch,  gampäna  Glocke,  Uhr  Lieb, 
xapaßt^a:  garedini  Krebs  Lieb.  Bisch. 

xap^pt:  grafni  (graffni)  Nagel,  Stift  Bisch,  grafja  (graffja)  Zwecke  Bisch. 
x)vci5t:  glitin  Schlüssel  Lieb. 

xöxa/.ov:  kokalo,  gogälo  Knochen  Lieb,  gogalia  (gogallia)  Knöchel  Bisch, 
xöpaxa; :   koräko  Rabe,  Krähe,  Dohle  Lieb,  korakko  Rabe  Bisch,  gorakko  Dohle  Bisch, 
xptat.?:  Ä;mm  Gericht  Bisch,  grisni  Lieb. 
%'jör.\rx:  gukki  Puppe  Lieb,  gukkia  Bisch. 

kzy oöoa:  leahusa  (leachussa)  Kindbetterinn  Bisch,  lehusica  (Jeackimtza)  ibid.  legmica  Lieb. 
[ioXußt.:  moUvo  (moUwo)   Blei  Bisch, 
icayo^:  i^a^'o,  pagi  (pagho,  paghi)  Eis  Lieb. 
rAr^TirL:  päpin  Gans  Lieb,  papin  Bisch. 
irdTCitO? :  popo  Grossvater  Lieb. 

iraooiixyö-i  Fabel:  barmiso  (barrrässo)  Räthsel  Bisch. 

irapaaxs'JY^ :  paristövin  (päiHstdtvmJ  Fasttag ;  jekfo  pdristdwtn  Freitag,  eigentlich  der  erste 
Fasttag;  sp)arestowin  Samstag.  Bisch. 

-TtdyvT^ :  pdchni  Thau  Bisch. 

Tcspcarspt:  pulsten,  pinsteri  Taube  Lieb,  pinnestehra  Bisch. 

TzizrArj-i :  pc'dälos  Hufeisen;  pedaUngero  Hufschmied  Lieb,  pettälangro  Bisch. 

TrX6|xrj:    pleme   Welle  Bisch,  jjlimeväva  (pJtmewdwaJ  ich  schwimme   Lieb.  Pott  2.  361. 

pa-jrdvt:  rajmnjia,  rapanja  Rübe  Pott  2.  274. 

aairo^vi:  siipüni  Seife  Lieb,  saponi  Bisch. 

oxa[JLV'l:  skaviin  (skammin)  Stuhl,  Bank  Lieb,  stammen  Bisch. 

OÄidöt:  sfacZi  Hut  Bisch.  sM^m  Lieb. 

a-S'fdvt:  ce/a?n'  (zephäni)  Ki-anz  Lieb.  Vergl.  .sÄmo  aus  Zinn  Pott  2.   195. 

o~ryjT.i:  stuppin  Flachs  Bisch.  Pott  2.  146. 

t^a^irouva:  tschambona  Tabakspfeife  Rotw.  Pott  2.   193. 

ZGi'fh  Hülse ;  raöcp/.ov  Schale  von  Eiern,  Nüssen :  cefja  (tscUffja)  Kartöffelschale  Bisch. 

örxil:  välin  (wahlin)  Glas  Bisch. 

(popo? :  foro  Stadt  Bisch. 

(po'jvta:  fmida  Quaste  Bisch. 

yrt.vzdv.1:  handdkko  Wassergraben  Bisch. 

ydpxcoixa:  jarskom  Kupfer  Bisch. 

XoIt^:  cholin  Galle  Lieb.  chKolin  Zorn;  r/Z^o^m  Ärger  Bisch. 

Dazu  die  Numeralia  efta,  ochto,  cnnia,  trianta  Lieb. 

IL    Slavisch. 
bell:  biälo  weiss,  bleich  Lieb, 
blavatt:  blavado  blau  Lieb.  Bisch. 

Denk-ichriltcn  der  phil.-hist.  Cl,  XXIII.  Bd.  * 


26  Franz    Miklosich. 

bolj'B:  bobo  Bohne  Lieb. 

bo2istb:  hoschizza  Weihnachten  Lieb. 

buda  Fremdw.  8:  hudikka  Luden  Bisch. 

cell):  zelo  ganz  Lieb. 

Coha:  tschocha  Weiberrock  Bisch,  socha  Lieb. 

cuvik'B:  tscJmicfkka  Eule  Bisch. 

divij:  diwio  wild,  toll  Bisch,  diwio  wild  Lieb. 

du  hü:  hicho  Athem  Bisch  Lieb,  tucho  Lunge  Bisch. 

gl^deti:  glenderi  Spiegel  Lieb. 

godbni:  Jioino  anständig  Lieb. 

gorbk-B:  kerki  Brantwein  Pott  2.  109. 

grSht:  fjrecho  Sünde  Lieb. 

gr^Bkljan-s,  serb.  grkljan  Luftröhre:  gurkljanko  Schlund  Bisch. 

grtkü  sei-b.  grk:  kirko  bitter  Lieb. 

grtlo:  gerrlo  Gurgel  Bisch. 

gusa:  guhsclia  Kropf  Bisch. 

holeva:  cliollob  Beinkleider  Bisch,  cholib  Lieb. 

izba:  isma  Stube  Bisch.  Lieb. 

jedva:  eive  kaum  Bisch. 

kljuSB:    glitschin    Schliissel    Bisch,    erio   glitschin   Dietrich  Bisch.,    eigentlich:    böser 

Schlüssel. 

kosBnica:  gotschnitschn  Korb  Bisch,  gottschnizza  Lieb, 

kralb:  krähli  Fürst  Bisch. 

krtcbma:  kertschimma  Schenke  Lieh,  ge^^tsch'emiha  Bisch,  gertschomdri  \Yirth;  gertscho- 

marlzza  Wirthinn  Bisch. 

liska  cech :  Itschka  Lieb. 

Ijuby:  lublin  Hure  Bisch,  lubni  Lieb. 

lbga>kt:  lökes  still,  gelassen  Lieb,  lökin  Gulden  Bisch. 

maßbka:   matsckka  Katze  Bisch. 

makt:  mdko  Mohn  Bisch,   niakko  Lieb. 

merica:  meritsclia  Achtel  Bisch.  Scheffel  Lieb. 

moca:  mödscha  Tabaksaft  mit  Tabaksasche  gemengt  Lieb. 

mocilo:  geräf  motscJiia  ich  gerbe  Bisch. 

most-b:  most  Fussboden  Bisch. 

mrazt:  mordsa  Eiszacke  Bisch,  mohraso  Eis  Bisch,  moreso  Eiszapfe  Lieb. 

okno:  wochnin  Fenster  Lieb,  wöclmin  Bisch. 

olovina:  lowina  Bier  Bisch,  loivina  Lieb. 

palbcb:  iMlhcho  Daumen,  Zehe  Bisch. 

perbnica:  pernizza  Federbett  Lieb. 

plahta:  plachta  Betttuch  Bisch. 

plastb:  plahschta  A\'eibermantel  Bisch,  plaschda  Mantel  Bisch,  blaschda  Mantel  Lieb. 

plug-b:  ]jlugo  Pflug  Bisch. 

pokoin'b:  pokonö  ruhig,  still  Lieb. 

prah-b:  pröchos  Sand  Lieb. 

prositi:  pvisseraf  beten  Bisch,  prisserpa  Gebet  Bisch. 


ÜBER  DIE  Mundarten  und  die  Wanderungen  dek  Zigeuner  Europa-s.  iii.  27 

prostiti;  prosseraf  erlauben  Bisch, 
pusbka:  puschka  Büchse,  Flinte  Lieb,  buschka  Bisch, 
reca:  retza,  retschka  Ente  Lieb. 

senb  tentorium;  cech.  sin  atrium:  magy,  szin  atrium :  siltiia  Küche   Bisch, 
sila:  sÜMoa,  silerdica  ich  zwinge  Lieb.  Pott  2.  240. 
sivB:  siivo  grau  Lieb. 

skornja:  schkornia  Stiefel  Bisch,  skornia  Lieb, 
stajnja:  steinia  Stall  Lieb, 
stapiti:  A'ta/ipm/ schreiten  Bisch, 
surt:  snro  grau  Lieb. 
svet^B:  schtvetfo  Welt  Lieb. 
sv§ti:  schwendo  heilig,  katholisch  Lieb, 
s^m^tana:  i^rlimemjtana  Rahm  Bisch, 
treba:  treböla  es  bedarf  Lieb. 

trem'B :  dremmb  Vorsaal  Lieb,  dr^mmo  Hauserden  Bisch, 
truna,   trumna  pol.:  trhna  Sarg  Bisch, 
trupt:  trupo  Leib  Lieb.  Bisch,  trupeskro  Camisol  Bisch, 
turbnt:  tÖ7^no  Thurm  Bisch. 

veverica:    iceweritzka   Kichliörnchen  Lieb.   Bisch.:  falsch   bewer'dschka  etwa  inr  pija- 
vicka  Blutigel  Bisch. 

voditi:  vergl.  wo/da  Lenkserl  Lieb. 

vhsaki:  hakko  jeder  Bisch,  hakko  Lieb. 

zelen'5:  selleno,  sennelo  Pott  2.   254.  sennelo  grün  Lieb. 

2aba :  dschampa  Frosch  Bisch,  dschämpa  Lieb. 

2ila:  dzila  (dsch'dle)  Ader  Pott  2.   233. 

2l:Bt'B:  schelto  gelb  Bisch,  dscheldo  Lieb. 

III.  Rumänisch. 

jaskij:  Joschka  Feuerschwamm,  Zunder  Bisch,  jesckka  Lieb, 
jepure :  ./eö/-o  Hase  Pott  2.  67. 

lunk-B:  lunka  Wiese,  Aue,  Gras  Bisch.  Rasen  Lieb. 

milt:     miga    Meile    Bisch,    myja,     micja    Pott    2.    454.     Bei    den    rumun.    Zigeunern 
miga  Vaill. 

pljaj:  pljai  Berg  Bisch. 
sas:  sasso  Deutscher  Lieb. 
vbnTjt:   wijneto  blau  Bisch. 

IV.  Magyarisch. 

csaplär  Schenkwirth:  dschapläro  Aufwärter  Lieb. 

domb:  domha  Berg   Lieb,  dumha  Bisch. 

ezer:  isero^  iserö  tausend  Lieb. 

felhös  wolkig : /(^/es??oc?/  Wolke  Bisch. 

hegy:  hedjo  Berg  Bisch. 

kor  Zeit:  kora  Stunde  Lieb,  kbhra  Bisch.  Pott  2.   110. 

köd:  koeto  Nebei    Bisch. 

oroszlan:   nrosrfd,ana   Löwe   Bisch. 


2  g  Franz   Miklosich. 

Y.   ßomanisch. 

Die  aus  dem  Französischen  und  Italienischen  stammenden  Worte  sind  ziemlich  zahl- 
reich. Sie  deuten  auf  Einwanderung  von  Zigeunern  aus  Frankreich  und  Italien,  wo  sie 
härter  als  in  Deutschland  behandelt  wurden.  j 

Über    die    Schicksale   der    deutschen  Zigeuner  findet  man  Notizen  in   J.   H.  Zedler's  ) 

Universallexikon.  LXII.  520 — 544  und  in  vielen  anderen  Werken.  1 

i 
Sprachprobe.  '. 

Cakervela     i     rani     rajes    peskere     hahnsa.  j 

Tegit         domina     dominum     suis    ci'inibus.  . 

,/    gadze     pal     o     vuter     tarde,  j 

Homines    post       ianuam    stant,  ! 

kamena     te     dikena     me,  \ 

volunt     ut     videant  me,  i 

ho         gerena       kettene. 
quid  faciamus       una.' 

,Me    mukkava     tut      nit, 
Ego   non     dimitto       te, 

kostela      es     gleich     miro     maraperm.. 
etiamsi  stet       mea         morte, 

te     hi     tut       efta     präla, 
si  sunt  tibi  septem  fratres, 

te  kellela     miro     dzi 

si  saltat     mea     vita 

ap  0     lengero     charo, 
in  eorum       gladio, 

tu     hal      miri,    te     acaha      miri. 
tu     es       mea,    et  manebis  mea.' 

Aus  R.  Liebich's  Buch:  Die  Zigeuner.  Leipzig  1863.   Seite  101. 

Für  gerena  erwartet  man  geraha:  gerena  ist   die  II.  und  III.  plur.     In  der  Mundart 
der  russ.  Zigeuner  wird  maresa  für  die  I.  und  II.  plur.  angewandt. 

VI.   I3ie  polnisch-litatiischen  2jig'euner. 

In    der    Mundart    der    polnisch-litauischen    Zigeuner    unterscheidet    man    griechische, 
rumunische,  magyarische  und  deutsche  Elemente. 

I.  Griechisch. 

'5p6[xoc :  drom  via  Narb. 

sVTcpov:  wendery  hepar  Narb. 

^^zrjf^rjc :  zerwo  sinister  Narb. 

^XctSi:  ktydyn  clavis  Narb.  klije  Gal. 

^öxaXov :  kokaly  os  Narb. 

Ti'jpiaxr^ :  kurko  dominica  Narb. 

[xoXüßt:  midiwa  plumbum  Narb. 


TJber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa-s.  ni.  29 

tzö.tZ'K'jZ'  papas  aviis  Manusc. 

TTcüzTtia:  2icpi''i  ansei-  Narb.  Gal. 

Tzrxoaixö^i:  paramisie  fabula  Narb. 

iraoaaxc'JTj :  pa?'a.5r/ew/?i  dies  veneris  Narb. 

TTStaXov :  pedaii/s  solea  Narb. 

■Trarspt:  peperis  piper  Narb. 

'!zl6\).a:  delaplyma  natare,  eigentlich  natat  Narb. 

TcöpT^  •  purum  cepa  Narb. 

pa-KOtvi :  repanis  rapa  Narb. 

adßarov :  sawata  sabbatum  Narb. 

aaXißdpt:  sawaris  freniim  Narb. 

oairoüvt:  sapunis  sapo  Narb. 

aapdvta:  saranda  falsch  für  triginta  ]VIanusc. 

z'f^\x6^Jl•.  symadytchowaica  pignus,  eigentlich  symady  fhoicatva  pignus  pono  Narb. 

axa|ji.vt;  skamin  mensa  Narb. 

o%iri?Ji:  stady  pileus  Narb.  stagi  Gal. 

'joji:  balun  vitrum  Narb. 

(^i^^jc:  foros  urbs  Narb.  Gal. 

■/o),Yj  :   davon  choliso  ira ;  eholisoicala  irasci  für  cholisowaica  irascor. 

L)azu  kommen  die  Numeralia  efta,  ochto,  enia  und  tryenda  Narb. 

IL  Rumunisch. 

jarb-b  herba,  planta:  jarbe  brassica  Narb. 
mas-B,  plur.  mese  mensa:  mess  mensa   Narb. 
roat'B:  rota  rota  Narb. 

III.  Magyarisch. 

buborka:  hohirka  cucumis  Narb. 

foly  fliessen:  Yergl.  fotahara  fons  Narb. 

szalliis:  szaias  taberna  Narbi  pol.  salasz. 

IV.  Deutsch. 

Bank:  hankos  scamnum  Narb. 
Berg:  herga  mens  Narb. 
Brantwein:  brawinta  a({ua  vitae   Narb. 
Bürde:   birda  pondus  Narb. 
Fenster : /e«s2^ra  fenestra  Narb. 
Häring:  heryngo  halex  Narb. 
Henker:  henkaris  carnifex  Narb. 
Markt:  markos  mercatus  Narb. 
Schlitten:  sziyta  traha  Narb. 
Stiefmutter:  sztyfday  noverca  Narb. 
Stiefvater:  sztyfdad  vitricus  Narb. 
Stunde:  sztunda  hora  Narb. 
Wiese:  wiza  pratum  Narb. 


30 


Franz    Miklosich. 


Zinn:  czyno  stannum  Narb.  pol.  cyna.  Man  beachte  die  Nacliricht  einer  allerdings 
jungen  Quelle:  cygane  Ijudi  v:b  Polbse  a  priidosa  otB  NemecB  Lexicon  palaeoslovenico- 
graeco-latinum  s.  v. 

V.  Litauisch. 

Litauisch  ist  nach  Narbutt  haystrukos  spurius. 

Die  Zigeuner  sind  demnach  in  die  polnisch-litauischen  Länder  eingewandert, 
nachdem  sie  unter  Griechen,  Rumunen,  Magyaren  und  Deutschen  gelebt  hatten. 

Befremdend  ist  icenta  caupona  Narb. 

Wahrscheinlich  unter  WJadysJaw  JagieMo  eingewandert,  werden  die  Zigeuner  in 
Polen  erst  unter  König  Alexander  1501  erwähnt,  der  dem  Wasil,  woyt  cyganski,  einen 
Freiheitsbrief  ausstellte  (swoboda  obraszczenia  w  zemlach  naszych).  Der  Reichstag  von 
1557  ordnete  die  Vertreibung  der  Zigeuner  aus  dem  Lande  an.  Dieser  Befehl  ward  1565, 
1578,  1607,  1618  erneuert,  bei  der  Schwäche  der  Regierung  jedoch  und  bei  der  Sym- 
pathie, die  die  Zigeuner  beim  Volke  fanden,  nicht  ausgeführt.  1791  versuchte  man  sie 
sesshaft  zu  machen;  der  Versuch  gelang  grossentheils.  Sie  standen  unter  ihrem  eigenen 
Oberhaupte,  das  den  stolzen  Titel  König  führte,  und  das,  von  seinen  Stammgenossen 
gewählt,  in  Polen  vom  Könige,  in  einem  Theil  von  Litauen  von  dem  Fürsten  RadziwiW 
bestätigt  wurde.  In  späterer  Zeit  war  krolewstwo  cyganskie  ein  Amt,  das  polnischen 
Edelleuten  verliehen  wurde,  die  die  Zigeuner  bedrückten:  diess  geschah  schon  vor  dem 
Jahre  1731.  Der  letzte  von  Karol  Stanislaw  Radziwitt  1778  bestätigte  König  der  litaui- 
schen Zigeuner  war  Jan  Marcinkiewicz,  der  um  das  Jahr  1790  starb.  Er  hatte  die  Streitig- 
keiten unter  den  Zigeunern  zu  schlicliten  und  die  Steuer  unter  ihnen  einzuheben  (cyhanow 
suditi  i  wszelakije  mezdu  nimi  spory  rozsuzati  heisst  es  im  Diplom  Alexanders,  dan 
roczna  pobierac-  sagt  das  von  Stanislaw  August  1780  dem  Jakub  Znamierowski  ausge- 
stellte Diplom).  In  Congress-Polen  gab  es  1830  nach  Narbutt  15.000,  in  Litauen  10.000 
Zigeuner:  dass  diese  Ziffern  zu  hoch  sind,  möchte  man  daraus  schliessen,  dass  Narbutt 
aus  Sympathie  für  die  Zigeuner  überhaupt  geneigt  ist.  die  Zahl  derselben  zu  hoch  anzu- 
setzen:  so  zählte  er  in  Bessarabien  100.000  Zigeuner,  wo,  wenigstens  1834,  nur  18.738 
lebten-,  dass  nach  ihm  Galizien  deren  16.000  beherbergte,  wo  heutzutage  nur  sehr 
wenige  zu  finden  sind.  Das,  wie  es  scheint,  in  Litauen  gesammelte  Vocabular  Narbutt's 
stellt  auch  die  Sprache  der  polnischen  Zigeuner  dar.  Präfixe  kommen  hier  wie  in  der 
Sprache  der  russischen  Zigeuner  vor:  vydzava  evehi,  richtig  evehor.  Von  der  Sprache 
der  litauischen  Zigeuner  besitzen  wir  eine  Probe  in  einem  von  Narbutt  115  bekannt 
gemachten  Gedichte,  das  die  weitaus  beste  zigeunerische  Dichtung  ist,  die  man 
kennt,  nur  Schade,  dass  sie  nicht  volksthümlich  ist,  obgleich  Narbutt  bemerkt: 
,jest  to  piosnka,  ^piewana  u  cyganow  litewskich ,  ktora  czesto  lubia  powtarzac,  ze 
im  przypomina  dawne  blogie  czasy  i  krolow  naszych  uwielbiane  imiona'.  Narbutt  115. 
Czacki  3.  299. 

Die  in  Polen  lebenden  Zigeuner  zerfallen  in  zwei  Classen:  die  deutschen  und  die 
polnischen.  Jene  stammen  aus  Deutschland,  sprechen  polnisch  und  deutsch  und  können 
meist  lesen  und  schreiben;  diese  sind,  wie  man  sagt,  polnischen  Ursprungs,  stehen  viel 
tiefer  als  jene  und  nicht  viel  höher  als  das  Vieh.  C.  Goehring,  Polen  unter  russischer  Herr- 
schaft. Leipzig.  1843.  I.  26.  30.  Pott  1.  VIII.  Einen  Unterschied  kennt  auch  Narbutt, 
indem    er  23.  sagt:    ,Oni  sami  dziÄ   maj^  mi^dzy   sobii  dwie  jakoby  osobne  kasty:  jedni 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  deu  Zigeuner  Europa'S.  in.  81 

s^,  z  rodu  szlachetnego,  nazywaja  sie  more,  z  ktorego  wodzowie,  hrabiowie,  wojewu- 
dowie,  krolowe  cyganscy  obieranymi  bywali;  drudzy  sa  podlejszego  niby  urodzeiüa, 
nizszego  stanu.  Roznic§  te  stanow  nie  iatwo  kto  rozpozna,  poiiiewaz  kazdy  siQ  prz('(l 
übcym  czJowiekiem  za  more  udaje;  ale  sie  sami  pomiedzy  soba  doSc  postrzegaja  ^cislc." 
Die  Zisfeuner  der  zweiten  Classe  sind  wahrscheinlich  unmittelbar  aus  rumunischeii 
Ländern  in  Polen  eingewandert,  was  ihre  Rohheit  erklärt.  Der  Unterschied  der  beiden 
Zigeunerkasten  ist  auf  denselben  Ursprung  zurückzuführen 

Sprachprobe. 

Gihi  ro)Hanes. 

Cantilena    cingarice. 

Pe     syvone     grcsty     (jjejja 
In       albo       equo       ivit 

Terno  rom,      dzata     kje         caj; 

iuvenis  cingarus,     it         ad     puellam ; 

Urnian^      urnian       dyja       syc/no, 
volabat,    volabat    sagitta    velox, 

Dyves       sTubnos       sovel  te  kl'. 
dies      sponsalium         venit. 

6     Spodkiskirde     i'es     iurde: 
Occurrerunt     ei    milites: 

Jac^        jac^        terno        cavo! 
siste,     siste,     iuvenis      puer ! 

Dza  mance       jio     raaryhe, 

■veni     nobiscum     in    pugnam, 

Marase         amen     vas     dadcyzne. 
pugnamus  pro       patria. 

Mande     nane     dadcyzne     f/imance^ 
Milii     non  est     patrin     vobiscum, 

JO     Bo       joj     sy        dur    and'o     durotuno     tchem. 
nam     ea     est    procul     in      longinqua    terra, 

Bo       joj     sy      pasly     pai'e        y'ajo       dzyle; 
nam     ea     est     prope     post     gruecuiu    mare ; 

Je     miry     kam/i/     odoj      uziokirle. 
mea         amasia     ibi     exspectat. 

Dza       duredyr,      syvo      f/raj, 
Vade    protinus,     albe     eque, 

Lydza     man     tlie       miry        hnnty. 
fer  me       ad      meam    ainasiani. 

lö     Jaccm     taviej    lUrde.,    sostaveste 
Manete  vobis,  milites,      sani 

Tamare     dadcyzna,     marybasa. 
cum  vestra  patria.       pugna. 


Qo  Feanz  Miklosich. 

Jac,        jac,       amar        terno        raje, 
Siste,    siste,     noster     iuvenis  domine, 

Dzasa,     the     maras       umen     pai'     Zygmuntoste, 
irnus,       ut  pugnemus        pro      Sigismundo, 

Kie      jou     sy     psai     Aleksandroskera, 
nam     ille    est  frater         Alexandri, 

20     Dad^       opjekunos     sare     svetoskere. 
pater,      patronus    totius      populi. 

Jac  deui'esa,     miry     kamly! 

Mane     cum  deo,    mea     amasia! 

Dzava,    the     marazi     men    pat     Zygimmtoste  : 
eo,  ut         pugnem        pro    Sigismundo: 

Jou     sy    kamtedyr        vassarox^, 
ille     est       carior     omnibus  rebus, 

Jon     sy       dad  sare  romingjero. 

ille  est  pater  omnium  cingarorum. 
Aus  T.  Narbutt,  ßys  liistoriczny  ludu  cygansldego.  pag.  115 — 117.  Manches  ist 
mir  dunkel:  v.  4.  ist  sovelteM,  von  Narbutt  durch:  venit  nadchodzü  übersetzt,  wahr- 
scheinlich sovei  te  hl  zu  theilen,  wörtlich:  iuramentum  (matrimonium)  ut  capiat.  v.  8.  ma- 
rase  amen.  v.  18.  maras  umen  (amen)  ist:  wir  schlagen  uns,  v.  22,  marau  men  ich.  schlage 
mich.  V.  15.  ja  cem  tarne  ist  wohl:  jaden  manete:  tarne  ist  ein  dat.  ttimen  v.  23.  kamie 
dyr  ist  der  comparat.  kamiedyr.  Dem  mir  dunklen  vasserov  entspricht  pol.  nad  wszystko ; 
dass  saro  ,alles'  darin  steckt,  ist  klar:  der  erste  Theil  ist  vielleicht  vas. 

VII.   I3ie  russischen  Zigeuner. 

In  der  Mundart  der  russischen  Zigeuner  bemerken  wir  griechische,   bulgarische    oder 
serbische,  rumunische,  magyarische,  deutsche  und  polnische  Elemente. 

I.  Griechisch. 

ap[xa  arma:  liarmi  neben  lates^b  lorica,  thorax  Alter  183. 

^ölraoc:  balanomako  quercus  Alter  131.  Pott  2.  424:  mako  ist  wahrscheinlich   magy. 
makk  Eichel,  die  Übersetzung  daher  wohl  unriolitig 
öp6[JL0^:  drom  Böhtl.  21. 
■naipöt;:  tciro  tempus  Alter  96. 
%6/,or.Xov:   kokalo  Böhtl.  262.  kokalos'h  Alter  44. 
xo6via:  kunö  Wiege  Böhtl.  262. 
Tcayoc :  paho  glacies  Alter  86. 
Tidz'JUta:  papi,  papinh  anser  Alter  162. 
Tcdiricoc:  päpo  Grossvater  Böhtl.  264. 
ic£t7.).ov :  petdlo  Hufeisen  Böhtl.  265. 
%\(i\w.:  pleme  fluctus  Alter  101. 
iLÖpta:  porty  Pforte  Böhtl.  265.  porto  Alter  196. 
a*ajivi:  skamfn  Tisch  Böhtl.  22. 


ÜBER  DIE  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa-s.  iii.  33 

xaecpXiov  Hülse:  tsefinakro  piscis    Alter    14-i,    eigentlich    squamosus  Pott  2.   255.     Im 
Vocab.  petrop.  mit  einem  Fragezeichen. 

(pöpoc :  forjush  urbs  Alter  171. 

vaptKÖvco:  te  charatunes  den  Liebenswürdigen  spielen  Böhtl.  2(33. 

XOÄtdC(o    ich    ärgere:    te    choljasös  pe  sich  ärgern  Böhtl.  263.  te  choljakordes  betrüben. 

Man    füge    hinzu  /^e,    ößa;  ochto;  enija   Alter  Seite  161.   162.  163.  evtä ;   ochtö;    enjd; 
trienda  Böhtl.   10. 

II.   Bulgarisch  oder  Serbisch. 

blato:   bJata  lutum  Alter  105. 

grk:  kirko  bitter  Böhtl.   19. 

kralj:  krdli  Böhtl.  262. 

krastavica:  grastavica  Böhtl.  263. 

Unrussisch  ist  auch  im  mrazijjom  icli  bin  erfroren  Böhtl.   16. 

III.  Rumunisch. 

£erju:  ceros  coelum  Alter  2.   Bei  den  rumun.  Zigeunern  cero  Vaill. 
koam'B:  koma  Mähne  Böhtl.  262. 

olovin-B,  ol'Bvin'b  aus  dem  slav. :  lovinö  eine  Art  Bier  Böhtl.  26«. 
roafb:  rota  ßad  Böhtl.  267. 

IV.  Magyarisch. 

arpa  Gerste:  arpa  neben  givh  frumentum  Alter  140. 

csattogas  Knallen:  cetogas  tonitru  Alter  200.  Vocab.  petrup.:  >-rgu/as. 

domb :  dombo  collis  Alter  108. 

fei  hu  s  wolkig : /e/Aesme  neben  malnosb  Blitz  ^Vlter  84. 

hegy:  hedju  mons  Alter  106. 

jeg:  eko  glacies  Alter  86. 

ver.em:  vermo  neben  grre  fovea  Alter  119.  Pott  2.  81. 

V.  Deutsch. 

Acker:  akra  Alter  138. 

Berg:  herga  Berg,  Erdkluft  Böhtl.  265. 

Borke:  horka  cortex  Alter  135. 

Brantwein:  hravinta  vinum  Alter  180.  hravm  Böhtl.  23. 

Ye\A:  Jelda  Alter  138. 

Stube:  stidja  Böhtl.  25. 

Zelter:  colddri  Passgänger  Böhtl.  266. 

VI.  l'olnisch. 

beczka:  becka  cadus  Alter  174.   russ.   boCka. 

brona:  brotia  Egge  Alter  167.  russ.   borona. 

df^b,  d§bu:  dembosh  quercus  Alter   131.  dembyco  Böhtl.  264.  russ.  dub-B. 

(Uugi:  dlugo  longitudo  Alter  117.  richtig  longus.  russ.  dolgy. 

dziura,  dziurka:  dzirka   foramen  Alter   118.  russ.  dira,  dirka. 

DenkK-hrifien  der  phil.-liist.  Cl.  XXIII.  Bd. 


34  Fkanz    MiKLOsiru. 

dziw:   dzivo  miraculum  Alter   125.   russ.   divo. 

goJab':  golumbosh  columba  Alter  164.  fjohtmhu  Böhtl.  20.  russ.  golubb. 

sek:  senkosb  ramus  Alter  137.  russ.  suk^B. 

trzewik:  trlvika  Schuh  Böhtl.   20.  russ.  cerevilcb. 

vinograd:   vinogrodosh  vitis  Alter   143.  russ.  vinograd-B. 

Von  den  von  Alter  zusammengebrachten  Wörtern  —  sie  stammen  bekanntlich  alle 
aus  den  Vocab.  petrop.  —  sind  mehrere  auf  ausserrussische  Quellen  zurückzuführen : 
sie  alteriren  das   Resultat  nicht. 

Die  russischen  Zigeuner  haben,  dem  Zeugnisse  ihrer  Mundart  zufolge, 
ehedem  unter  Griechen,  Bulgaren  oder  Serben,  ßumunen,  Magyaren,  Deutschen 
und  Polen  gelebt.  Doch  gilt  diess  nur  von  den  nordrussischen  Zigeunern;  die 
Sprache  der  südrussischen  Zigeuner  enthält  weder  magyarische,  noch  deutsche, 
noch  endlich  polnische  Elemente. 

Über  die  Geschichte  der  russ.  Zigeuner  in  älterer  Zeit  ist  nichts  weiter  bekannt, 
als  dass  sie  zum  Theile  aus  Polen  eingewandert  sind.  Vor  dem  Beginn  des  sechszehnten 
Jahrhunderts  dürften  sie  den  Boden  Russlands  nicht  betreten  haben:  diess  ergibt  sich 
aus  ihrer  durcli  die  Sprache  bekundeten  längeren  Wanderung  aus  Griechenland.  A.  Russov 
hat  Zigeuner  in  Wolynien  um  das'  Jahr  1501  gefunden.  Volynskija  zapiski.  St.  Peters- 
burg. 1809.  Heutzutage  scheinen  sie,  einem  energischen  Gebot  der  Regierung  zufolge, 
das  Vagabundiren  so  ziemlich  aufgegeben  zu  haben.  Sie  wurden  schon  unter  Katharina  II. 
auf  den  Krongütern  mit  der  Zusicherung  vierjähriger  Steuerfreiheit  angesiedelt:  als 
letzter  Termin  dazu  ward  später  der  1.  Jänner  1841  festgestellt.  Die  Kronzigeuner  erhalten 
Pässe  nur  im  Einvernehmen  mit  den  Gemeinden,  jedoch  nur  Einzelne,  nie  ganze  Familien. 
Wer  das  Gut  verlässt,  wird  wie  dessen  Unterstandgeber  bestraft.  Den  nicht  sesshaften 
Zigeunern  werden  keine  Pässe  ausgestellt.  In  Russland  scheinen  die  Zigeuner  menschlich 
behandelt  worden  zu  sein.  Das  Reich  zählte  1834  in  seinem  ganzen  Umfange  — 
ausgeschlossen  ist  das  Königreich  Polen  —  48.247  Zigeuner,  von  denen  18.738  auf  Bess- 
arabien,  auf  Taurien  7.726,  auf  Woronesch  2.586,  auf  Cherson  2.516,  auf  Kursk  1.200, 
auf  Moskau  ebensoviel,  auf  Charkov  1.116  u.  s.  w.  entfallen.  P.  von  Koppen  im  Bulletin 
de  la  classe  historico-philologique  de  l'Academie  Imp.  des  Sciences  de  St.  Petersbourg. 
IX.   1852.  Nr.   24. 

Spracbprobe. 

Me       dcdva       cororo ! 
Ee'o    ambulo    misellus! 

me  kindyjum^  me  mrazyjom, 

ego  madefactus  sum,      ego     frigore    penetratus  sum, 

me     hokchalö     c     trasalu. 
ego    esuriens    et     sitiens. 

pripasijöm        pre     kockica^ 
acclinavi  me    in     tumidum, 

hari  düma         dnmiakirdjdm  : 

graves  cogitationes        cogitavi : 


Tber  die  Mundarten  und  die  WANDKRrNoEN  der  Zigeuner   Eurupa-p,  in.  35 

ne         kaj         mänge     corort'ske 
non   est   iibi      mihi        misello 

inre        serorö     priklonUi. 
meiim    caput     acclinem. 

Priklonju     vie      mrf     serorö 
Acclinabo    ego  meum   caput 

/i'     0     zeleno     k'     <>     dmibyco. 
ad     viridem       ad       ([uercuni. 

E     burvaluri     sumiskiii<i, 
Aura  susuvrat, 

e     strachorf,     c.orores       poslhdith. 
liorror        misellum  perstringit. 

Aus   U.    l)ölitlingk,   Über  die   Sprache  der  Zigeuner  in   Russland,  pag.    Ifi. 


VIXT.  13ie  finnischen   Zigeuner. 

Ungeachtet  von  der  Mun(hirt  dei-  finnischen  Zigeuner  nur  selir  wenig  belvannt  ist, 
so  ist  doch  Griechisches  und  Slavisches  nachweisbar.  Bugge,  Beiträge  1.   145.   147. 

1.   Gri(M'.h  isch. 

zt.vjj'ji:  stadi  Hut. 

TCa[xiro'Jva  Sclialmei:  snin/ma.  Wenn  Bugge  gegen  Pott  bemerkt,  es  begreife  sicli 
schwer,  wie  ein  italienisches  Wort  nach  Finnland  komme,  so  hat  er  übersehen,  dass  das 
auf  symphonia  zurückzuführende  italienisclie  zampogna,  sampogna  als  TCajXTCO'Jva  in  das 
Neugriechisclie,   und   aus   diesem    in    (his  Zigeunerische   Eingang   gefunden   hat. 

!l.   Slavisch. 

skonja:  skorvi  für  skofui  Stiefel. 

In  Finnland  sind  die  Zigeuner  spätestens  zu  Anfang  des  sechzehnten  .Jahrhunderts 
eingewandert,  da   wir  sie   ir)12   schon    in   Schweden  finden. 


IX.    1  )ie  skandinavischen  >^igenner. 

In  der  Mundart  der  skandinavischen  Zigeuner  finden  wir  griechische,  slavisclie, 
deutsche,  speciell  niederdeutsche  und  finnische  Elemente.  Eilert  Sundt,  Berotning.  Ciiri- 
stiania.  1852.  Bugge,  Beiträge  1.    14!).    154.   155. 


I.   (J  riech  i 


opö|xoc :  dromm   Weg. 
Co'jjxi:  ■tiimnäu  Supjie. 
läpöc :    fjcrn    der   (iekreuzigte.     Die   Zu- 
sammeno-ehöriokeit  ist  zweifelhaft. 


•/,a[JL-dvc/. :  kaiahana  Glocke,  IJiir. 
■^rjYJ:/Ac.rj.    lOlster:  kakkeraska  Adler, 
xöpaxac   Rabe:  krak>i.^  Ki'ähe. 
^'jptaxTj :  kurko  Sonntag. 


'/.d-K'/M^oc,  %ay.7.ä,5t:   kdkkavi'  Kessel.  [ioÄ6ßt:  mollavis  Zinn. 

'Ad/'Cn.:  kaLsiiig  Scliuh.  i  öp{Hr :   Imrta.   horfnio  riciitig.   gut. 


36 


Franz    Miklosiüh. 


irdiriT'.a:  papja,  pappam  Gans, 
pairdvi:  reppani  Rübe. 
aa)aßdpt:  salvaria  Zaum. 
OTjjxdoi:  shnalo  Pfand. 
axa[xvi:  skamlon  Bank. 


af.i6.oi:  stadi,  stadig  Hut. 

~!^ri]),Tzrjrj^jrj,:  sambiino.,  samhona  Pfeife. 

cpöpoc :  foro  Stadt. 

6aXt :  all,  valo  Glas. 

Dazu  kommen  die  Numeralia  okto^  en^^'a. 


II.  Slavisch. 


buint:  huno  stolz. 
CO  ha:  coka  (tjokka)  Frauenkleid, 
dosta:  doschta  genug. 
greh-B:  grikka  sündigen;  grikko  Sünder; 
grik' alo  sündig;  grikkipa  Sünde. 
grom'B:  gurmin  Donner, 
holeva:  kolliva  Strümpfe. 
ist'Bba,  izba:  hisp  Stube. 
kljucB:  klissin  Schlüssel. 
kralb:  krali,  kralo,  krajo  König, 
lice:  litscho  Antlitz. 
Ijuby:  lubni  Hiu-e. 


Ibg'bk'B:  lokke  Thaler. 

macbka:   maschkan  Katze. 

mraz'B:   hrasa  frieren. 

nyne:  ninna  nun. 

odrt:  vaddro,  voldro  Bettgestell,  Bett. 

olovina:  lovina  Bier. 

skornja:  skorn  Stiefel. 

s'Bm§tana:  smättani  Rahm. 

öceka:  schoka  Wange. 

trupt:  truppo  Körper. 

vssak-B:  svakko  jeder. 


Bauer:  hura. 
denken:  denkra. 
dienen:  dinra. 


III.  Deutsch. 

scheinen:  schinra. 
schmecken:  smekro. 

IV.  Finnisch. 


ala-kuu  der  abnehmende  Mond:  alako  Mondgott. 

kurja  hässlich,   kura  link:  kirja  hässlich;  kirja  vascht  die  linke  Hand  ;  koria   hässlich, 
liederlich. 

musta  schwarz:  mosta,  monsta,  monsta,  mostapiben,  muftapihen  Kaffee, 
tokous  Bitte,  Gebet,  Zauberei:  ragusta  Zauberei. 


sarvi :  sarvl  Hörn,  Nagel. 


seppä  Schmied:  sipjjan  Schmiede. 

seitemen:  sgtt  sieben.  Vergl.  seize  in  der  Sprache  der  liefländischen  Zigeuner  aus 
dem  ehstnischen  seitze.  efta  ist  den  skandinavischen  Zigeunern  unbekannt. 

Die  Zigeuner  haben  daher  vor  ihrer  iMnwanderung  in  Skandinavien 
unter  Griechen,  Slaven,  Deutschen  und  Finnen  gelebt. 

In  Schweden  drangen  nach  der  neuesten  vollständigen  Ausgabe  von  Olai  Petri 
Chronik  die  Zigeuner  1512  ein:  sie  selbst  geben  an,  dui'ch  Finnland  eingewandert  zu  sein. 
Bataillard  1.  42;  5.  534.  In  Schweden  bestimmte  1682  eine  eine  frühere  ähnliche  Massregel 
voraussetzende  Verordnung,  dass  die  Zigeuner  überall,  wo  sie  sich  zeigen,  ergriffen 
und  über  die  nächste  Reichsgrenze  gebracht  werden  sollen,  mit  dem  Zusätze,  dass  sie,  wenn 
sie  zurückkehren,  hingerichtet  werden.  Auch  die  Könige  von  Dänemai'k  und  Norwegen 
scheinen  im  sechzehnten  Jahrhundert,  wie  fast  alle  Heri'scher  Europa's,  die  Ausrottung  der 
Zigeuner  für  eine  der  wiclitigsten  Staatsangelegenheiten  gehalten  zu  hahen,   1531)    befahl 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner    Europa's, 


111. 


37 


Christian  III.,  dass  die  Zigeuner  in  drei  Monaten  das  Reich  zu  verlassen  haben;  .1501  er- 
neuerte Friedrich  II.  diesen  Befehl  mit  harten  Zusätzen.  Die  Schicksale  der  Zigeuner 
in  Norwegen  und  Schweden  behandelt  E.  Sundt,  Beretning  om  Fante  eller  Landstryger- 
folket  i  Norge.  Christiania  1852  mit  vier  Fortsetzungen.  Die  Geschichte  der  Zigeuner  in 
Dänemark  hat  F.  Dyrlund  dargestellt :  Tatere  og  Natmandsfolk  i  Danmark.  Kjöbenhavn  1872. 


Sprachprobe. 


Devel     har     tj! 
Deus  non 

kjera         med     möien 
laborare  ore 


flela      mander      pu 
dedit      mihi    terram 

foi-  at     le     kahen 


cd 
ad 


kjera 
laborandum 


ti/     tjavoane 
ad  sumendum  cibum     pro      liberis 


in  ea ; 

meros. 
meis. 


saa     maa     mander 
ita    debeo      ego 


Aus  E.  Sundt   167:  auch  abgedruckt  in  A.  von  Etzel,  Yagabondenthum  72. 


X.  Die  süditalienischeii  Zig-evmer. 

In  der  Mundart  der  süditalieuischen  Zigeuner,  die  uns  durch  Ascoli  bekannt  geworden 
ist,  lassen  sich  griechische  und  slavische  Elemente  unterscheiden.  Deutsch  ist  wohl  nur  glas. 


ävc'|t.ö-:  nispiö  Neffe  Ascoli  137. 
Sp6[JL0? :  drom  Weg  Ascoli  131. 
xXstSi:  klid  Schlüssel  Ascoli  134. 


I.  Griechisch. 

'jooa:  fora  Mal  Ascoli  134. 

4        4  ff 

rpöpoc:  for  Markt  Ascoli  131. 
Ausserdem,/?«.  Mo,  nja,  tridnda  Ascoli  132. 


II.  Slavisch. 


grtlo:  ga7'l6  Hals  Ascoli  129. 
Ijuby:  luhnia  plur.  Huren  Ascoli  138. 


odr-b:  {ii)odr  Bett  Ascoli   139. 

v^Ste,  serb.  vec:  ffl>eÄy  mehr  Ascoli  134. 


III.  Deutsch. 
Glas:  glas  Ascoli  134. 

Die   Zigeuner    haben    demnach    vor    ihrer    Einwanderung  in    Italien  unter 
Griechen  und  Slaven  gelebt. 

Die  Zeit  der  Einwanderung  dieser  Zigeuner  entzieht  s'uh  genauerer  Bestimmung. 


Sprat'hprobe. 

SvMri  cdi,  ka     si     i     rid     k\>     Oreke, 

Puh-hra      puella,  cui      sunt    rosae     in       sinu. 
de      ritane       Jck,         pr        tut       isjöm        vi/do. 
da      mihi      unam,      pro        te  sum     mortuus. 

Astie/a     lakr'     dad     'tar    n,  (u)odr: 
Subsilit   eius    pater      a  lecto : 

t<i      kamha     i       r?/l, 
si  vis  rosas. 


38 


Franz   Miklosich. 

dza     ke     t'a 

tuke,       la       k'o     bustän. 

vade 

tibi,     sume     in       horto. 

Na    kamäv 

/     roz     dal     giardin, 

Nolo 

rosas    ex       horto, 

ma     kamdv 

i     roz     katdr     tro     brek. 

sed       volo 

rosas       a        tuo     sinu. 

Aus  G.  J. 

Ascoli,  Zigeunerisches.  Halle   1865.   139. 

140 

XI.  I3ie  baskischeii  Zig-euner. 

In  der  Mundaj-t  der  unter  den  Basken  Frankreichs  lebenden  Zigeuner  unterscheiden 
wir  von  fremden  Elementen,  abgesehen  von  den  basldschen  und  französischen,  griechische 
und  slavische.  Meine  Quellen  sind  Francisque-Michel  und  A.  Baudrimont,  von  denen  der 
erstere  107,  der  letztere  245,  beide  zusammen  352  Wörter  bieten,  unter  denen  jedoch 
mehrere  Doubletten.  A.  Baudrimont  verdankt  seine  Wörtersammlung  seinen  Nach- 
forschungen in  der  Gegend  von  Saint-Palais. 

I.   Griechisch. 

5oö|XO(;:  vergl.  drömia  foret,  montagne  Baud.  mit  abweichender  Bedeutung. 

uO'j[j.t:  sumin  (soiimin)  soupe  Mich. 

■m'fxrj.fji:  kakabi  chaudron  Mich.  Baud.  Vergl.  kakahia  cruche  Baud. 

■KWUSj^t :  kokaluac  os  Baud. 

TtdxTCia:  papin  oie  Mich,  papina  Baud.;  papin  tino  canard  Mich.,  eig.  kleine  Gans. 

II.  Slaviscli. 

bati,  batjo  der  ältere  bulg. :  bato^  batn  pere  Mich. 

bob;b:  bobl  feve  JMich. 

coha:  soha  (so'/a)  jupe  Baud.  suka  Mich. 

holeva:  hobeliac  pantalon  Mich.  Baud.:  Versetzung  von  Buchstaben  findet  auch  in 
ip-ata  neben  draka  raisin  Mich,  und  in  potosi  poche  Mich,  neben  posiil  Tasche  Puch. : 
ac  dient  wie  im  Baskischen  dem  Plural. 

kljuöb:  (jUcini  clef  Mich.:  kilcina  clef  wird  mit  bask.  gilza  in  Verbindung  gebracht. 

kostnica:  konlca  (conltca)  panier  Mich.  Baud. 

krtöbma:  kuercinla  (kuertcMnia)  auberge  Mich. 

mr:Bha:  marchea  clieval  Mich. 

plastb:  plasia  couverture  Mich. 

^ul-b\&: puska  (pushka)  arme  BAW^.puska  fusil  Mich.p«.«/*:«  ^-MAJino puska  pistoletMich. 

reca:  erraca  (erratca)  canard  Baud.:  e  wird  im  Baskischen  dem  anlautenden  r 
vorgesetzt.  Was  die  Zahlen  anlangt,  so  heisst  es  bei  Baudrimont:  ,Ils  ont  oublii^ 
jusqu'aux  noms  des  nombres.  Quekpes-uns  s'en  rappellent  cinti ;  d'autres  pr6tendent  qu'il 
n'y  en  a  jamais  eu  plus  de  deux.'  Was  über  zwei  hinausgeht,  bezeichneten  die  Frauen, 
die  Baudrimont  ausfragte,  durch  bnter  viel. 

Die  Mundart  der  baskischen  Zigeuner  beweist,  dass  sie  eliedem  unter 
Grieclien  und  Slaven  gelebt  haben. 


Über  die  Mundautkn  unh  ihk  AVandkkungen  der  Zigeuner  Europa'S.  iii.  39 

Wann  die  Zigeuner  zuerst  den  Boden  des  Baskenlandes  betraten,  findet  sieh  nirgends 
ano-egeben.  Vor  dem  Jaiire  1538  werden  sie  nicht  erwähnt.  Die  Ansicht,  dass  sie  aus 
Spanien  kamen,  aus  welchem  Lande  sie  1492  (richtig  1499)  ein  Gesetz  verbannte,  linder 
in  ihrer  Sprache  keinerlei  Bestätigung:  wahrscheinlich  haben  sich  die  aus  Frankreich 
durch  verschiedene  königliche  Ordonnanzen,  unter  denen  die  von  1539  und  15G0  die 
ältesten  sind  (Bataillard,  Bibliotheque  de  l'Ecole  des  chartes  V.  529—533),  verbannten 
Zigeuner  in  die  Pyrenäen  geflüchtet.  Von  1538  an  sind  die  Stände  des  Königreichs 
Navarra  unausgesetzt  damit  beschäftigt,  sich  dieser  gefährlichen  Menschenclasse  zu  ent- 
ledigen. A\im  Jahre  1575  —  1710  werden  häufig  strenge  Massregeln  gegen  sie  angeordnet, 
auf  ihre  Einbringung  Preise  gesetzt,  jedoch  mit  so  geringem  Erfolge,  dass  1710  nach 
einem  officiellen  Ausdruke  ,le  royaume  est  inond6  des  Bohemes'.  Die  Hetze  wird  i)n 
aclitzehnten  Jahrhundert  fortgesetzt,  bis  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  ein  entscheiden- 
der Schlag  gegen  sie  geführt  wurde,  indem  nach  einer  Verordnung  des  Prefet  des 
Basses-Pyrenees  vom  22.  November  1802  die  in  zwanzig  Ortschaften  der  Arrondissements 
von  Bayonne  und  Mauleon  wohnenden  Zigeuner  in  der  Naclit  vom  <>.  December  wie  in 
einem  Netze  gefangen  (enveloppes  comme  dans  un  filet)  und  in  irgend  ein  Depot  oder 
auf  Schiffe  gebracht  wurden,  die  sie  an  der  Küste  von  Afrika  ausschifften.  ,Depuis  ce 
juomen't,  sagt  Francisque-Michel ,  Lc  Pays  Basque  137,  les  Bohemiens  du  l^ays  Basque 
n'ont  plus  de  Classification  sociale,  ni  meme  d'association  reelle.'  Heutzutage  soll  die 
Anzahl  der  Zigeuner  im  französischen  Baskenlande  etwa  700  betragen.  P>ataillard,  Bi- 
bliotheque de  PEcole  des  Chartes  V.  465. 

Das  Vorhandensein  von  Zigeunern  auf  französischem  Boden  mit  Ausnahme  des 
Baskenlandes  ist  in  Abrede  gestellt  worden,  jedoch  mit  Unrecht,  indem  sie  in  Lothringen 
in  den  Gemeinden  Bärenthal,  Wiesenthal  und  Götzenliruck  kleine  Colonien  bilden. 
Hlustrirte  Zeitung  1872.  22.  September.  211. 

X.H.  l^ie  eng-lisch-schottisclieii  Zigeiiuer. 

In  der  Mundart  der  englisch-schottischen  Zigeuner  lassen  sich  grieciiische,  slavisclu^, 
magyarische,  deutsche  und  französische  Elemente  nachweisen.  Das  Französische  stammt 
aus  irgend  einem  Dialekte  dieser  Sprache.  Das  fehlen  rumunisclier  Elemente  befremdet. 

I.  Griecliisch. 
of-öiAoc:    drom    road    Bryant.    Sim.    297.    road ,    way    Bath.   \erg\.  i)odrfnii  road,  path 
Bryant.  podrom  path  Batli.    adrom  away  Batli.  und  dromo  desert   lii-yant. 
svtspa:  venderi/  a  gut,  tlie  intestine:  vendror  plur.  entrails  Bath. 
Co'j[j.i:  zimin  broth  Bright  LNXXII.  siman,  samin  Harriot  538.  ziiiimer,   Bath. 
^£[j,a:  fem.  country;  temengro  counti-yman;    tcme-^crij  appertaining  to  thc  couiitry  Bath. 
xaioö?:  chairus^  cheerus  time;  venesto  dtairos  winter  time  Batli. 
t/vK'f-n^^j'jt.  'f.rx%%rj.'^A:  kf'kkavvy,  carry  a  kettle  Bath. 
xäz-t^a :  calshes  breeclies  Sim.  300. 
■/.arj'fi:  krqfny,  craftiy  a  button  Bath. 

yCkzuj'i:  clerin  key  Bryant.  Vergl.  stari  neben  stadi  aus   37.'.7.o'.   Pott   2.  243. 
■xöxaXov:  kitkaUs  bone  Harriot  539.  cockkoolos   iUith. 
xps[x[;7./.ov :   vergl.  crnmhrnnkn^i  a   driiiii   Bath. 


40  Fkanz   Miklosich. 

[xoX'jßt:  molous  lead  Bryant.  Bath. 

irctTCTUta :  papin^  pepin  duck  Harriot  545.  pappin  goose  Bryant.  paupeenie  Sim.  305. 
pappeny  turkey  or  goose  Bath. 

irdzTUO? :  pappus  grandfather  Bryant. 

TTSTaXov :  petul  horse-shoe ;  petidengro  one  of  the  , Smith'  gang  Bath. 

icopr^:  poorriniy  onion  Bath. 

a*/ca[J.vt:  skamin  chair  Harriot  541.  skammin  Bath. 

av.idot:  stadi  hat  Bright  LXXXII.  scaf  Sim.  295.  315.  stärl  Harriot  548. 

C7./,ißdf!,:  salaveris  ^  solovaris  Harriot.  In  Spanien  solibari;  solivingro  bridle  Bryant. 
soUvengro,  solovardo  bridle  Bath :  solivingro  ist  eig.  der  Zügelmacher. 

aazoövc:  sapanis,  sappin  soap  Bath. 

z^r^'\i.rJ^Jl•.  simmer  to  pawn;  simmering  boodega  pawn  shop  Bath. 

(pöpoc :  foroose  oity  Bryant.  forriis  market-town  Bath. 

uaXt:  wallin^  valiin  bottle  Bath. 

^ol.av:ri :  vergl.  fillissin  mansion,  or  gentleman's  hall  Bath. 

yoX"/^:  colee  anger  Bryant.  honi  hono  angry  Harriot  537. 

/7.px(o[xa:  vergl.  careoben  copper  Bryant. 

(Opa:  hora  clock,  watch  Harriot  543.  yek  ora  ibid.  gacorah  d.  i.  gac  orah  hour  Bryant. 
yorra  clock,  hour;  hoora,  gorra  watch. 

Dazu  kommen  die  Numeralia  afta,  oitoo,  enneah  Bryant.  Bath.  Vergl.  lüften  acht 
Sim,  328. 

II.  Slavisch. 

bobt:  bobi^  bahi  pea  Harriot  552.  bobies  peas  Sim.  297.  600%  pea  Bath. 

boginje:  boogenyiis  small-pox  Bath. 

(5oha:  dioho  broad  cloth  Harriot  541.  Vergl.  chockican  eoat  Bryant.  chaho  coat  Bryant. 
shuha  Sim.  328.  shuccha  297.  oOO. 

dosta:  dasta  plenty,  enough  Harriot  522.  doosta  Bath. 

gr-Blo:  karlo  throat  Harriot  55(5.  carlie  neck  Sim.  305. 

holeva:  holaves  stockings  Harriot  554.  hoolavers,  oulavers  Bath. 

kljuöb:  Hissen  to  lock  Batli. 

komora:  kamora  Chamber  Bath. 

kralB:  kraus  king  Harriot  550.  crallis  Bath.  crellis  Bryant.  crallisy  queen  Bath.  crellis 
escochare^  richtig  crellisesco  chare  palace,  richtig  regia  domus  Bryant.    crallesko  care  Bath. 

kr-BÖBma:  kichema  alehouse  Harriot  537.  kitschimma  public  house,  inn  Bath.  kirchimo 
inn:  das  hinzugefügte  podrum  ist  wol  ein  synonymum.  Vergl.  serb.  podrum  tabulatum 
inferius,  cella  vinaria. 

kust:  koossy  a  little  (of  any  thing)   Bath. 

Ijuby:  ludni  whore  Harriot  557.  loudnie  Sim.  29(5.  hivng,  loodng  Bath. 

mactka:  machka  cat  Harriot  543.  matchka.  matchknr  Bath.  matchian  Brj&nt.  matchka 
Sim.   300. 

mesalt:   misali  table  Harriot  55(J.  missali   Bryant.   missaly  Bath. 

odr'b:  vndras  bed  Harriot  538.  badras  couch,  bed  Bright  542.  woodrous  bed  Bryant. 
wautheriz  Sim.  304.  ivoodrus,  -vooderus  Bath. 

olovina:  levina  beer  Harriot  539.  lavanah  Bryant.  levenangro  brewer  Harriot  540. 
livenah,  vini  beer  Bath.  livcnengro  brewer  Bath. 


Cbri!  die  Mundarten  und  die  Wanderdngen  der  Zigeuner  Europa's.  iii  41 

plaStb:  pdashta  cloak  Harriot   543.  plarshta  ßath. 

pod:B:  lireapodus  secoiul  story  of  a  house  Harriot  555. 

praht:  vergl.  barraw  sand  Bryant. 

reca:  retsy  duck  Bath. 

ru2a:  ruzho^  ruzli  flower  Harriot  546.  royeu,  roseo   Bryant.   rosaly  Bath. 

skornja:  scony  boot  Bath. 

staja:  stanya  stable  Bath. 

s'bm^tana:  smenting  creani  Bath. 

suba:  shoohba  gown  Bath. 

topor-B:  tqfer  hammer  Batli. 

trup'B:  troopo  body,  corpse;    troopus  stays  (of  woman's  dress)  Bath. 

tuga:  toognus  sorry;  toogno  grieved  Bath. 

veriga:  verriglo,  wer7'iglo  chain  Bath. 

zvegla  pfeife,  Schalmei:  swaggler  pipe  Bath. 

III,  Rumunisch. 
mie  tausend:  mea  a  mile  Bath. 

oare  in  oare  ce  aliquid:  wori'isso  anything  Bath. 

IV.  Magyarisch, 
asszony  Frau:  assogne,  assoinee  girl  Bryant. 

domb:  diimho  mountain  Bryant.  hill ,  moutain  Bath.  Vergl.  cvmhee,  cumhoo  hill; 
cimiho  mountain  Bryant. 

k6k:  vergl.  yack  blue  Bryant. 

kor  Zeit,  Alter:  vergl.  korra  liour  Bath. 

s  zapp  an:  sapa  soap  Harriot  554. 

vala  in  valaki:  vergl.  iasia  vallacai  to  command  Bryant. 

V.  Deutsch. 

Burg:  vergl.  burgau  town  Bryant. 

Esel:  aizel  ass  Sim.  293.   297.   300.  Gehört  nach  Andern  dem  Cant  an. 

Stief:  stiffo-pal,  stiffy-jjen  brother,  sister  in  law  Batli. 

Von:  /rm  froni  Bath. 

VI.  Französiscli. 

balance:  balance  a  pound  (in  money)  Bath. 

boutique:  boodega,  boorica  shop  Bath. 

coiffe:  coofo,  hoofa  a  cap  Bath.  Vergl.  rumun.  koif  Helm. 

epingle:  spingu  pin  Harriot  552.  spingle^  spinger  Bath. 

grange:  grmmzie,  grannagie  barn  Sim.  314. 

tete:  tcst  hcad  Sim.   32S. 

ville:  vüe  village  Sim.  300. 

Die  Zigeuner  sind  in  England  und  Schottland  cinge  wundert,  nachdem  sie 
unter  Griechen,  Slavcn,  Magyaren.    Deutschen  und  Franzosen  gelebt  hatten. 

In  England  erscheinen  sie  nicht  vor  der  Mitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts.  1531 
wurde  die  ei-ste  Verordnung  gegen  sie  erhissen.     Bataillard  V.  534. 

Deiiksfhritlen  der  pliü.-liiKt.  (1.  XXril.  Bd.  )> 


42  Fbanz  Miklosich. 


Sprachprobe. 


Mook     "s    jal     adrey     acovvo  kitchemma    for  choommenny     to       pee.        Corvo      moosk 
Muk      's    dzal     adre       akovo       kicema       for       cumeMy         to       pi.  Koro         mus 

Lass  uns  gehen    in         diese      Schenke     um        etwas  zu  trinken.     Dieser    Mann 

is     a     (jryengro.  Besh     fooky     lay  dye,       and     mook  mandy    jaw       to     mong     a 

is     a     grajengro.  Bes       tuky       le,  daj,       and     mvk    mandi     dza       to     mong     a 

ist  ein  Pferdehändler,  Setze  dich  nieder,  Mutter,    und     lass      mich   gehen   zu  betteln  um 

hit     of       hobben.       A       bairengro      deVd     the      moosh     a         corlo  yok      and         n 

bit     of        hoben.        A        berengro       del'd      the        mus       a         korlo  jok      and  a 

etwas     Nahrung.       Ein    Matrose       gab     dem    Manne  ein    schwarzes  Auge    und      einen 

poggerdo  sherro.     Mook     's       jal      to     icoodrus. 

pogerdo  sero.       Muk      's      dzal     to      imdrus. 

gebrochenen  Kopf.     Lass    uns  gehen  zu      Bette. 

Aus  Bath  C.   Smart,  The  dialect  of  the  English  Gypsies  pag.  80 — S4. 


XIIl.  I3ie  spanischen  Zig-euner. 

In  der  Mundart  der  spanischen  Zigeuner  lassen  sich  griechische,  slavische  und 
rumunische  Elemente  nachweisen. 

I.  Griechisch. 

dvi]i.övc:  amini  f.  Amboss  Borr. 

äptr^pia:  ardoria  f.  Ader  Borr. 

apTOC :  harton  m.  Brot  Campuz. 

äpTO'föpiov    Duc:  artifero  m.  Brotbäckerj  Brotverkäufer  Campuz. 

äaTidCcaiJ-ai :  aspasar  vb.  grüssen  Mayo. 

iSovJ-piov :  butron  m.  Abgrund  Borr.  Campuz. 

oioda^aXoc:  vergl.  discoli  Schüler  Borr.  Durch  Einfluss  des  span.  discipulo. 

5pö[JL0C :  dron^  drun  m.  Weg  Borr.  di'un  Mayo.  drune  Campuz.  Mayo.  drnn  bedeutet 
auch  Klugheit  Campuz.  und  erinnert  in  dieser  Bedeutung  an  serb.  put.  dromdlis  pl.  Säumer, 
Reisender  Borr. 

STSpoc :  vergl.  jetro  ein  anderer  Borr. :  der  Anlaut  stimmt  nicht. 

Coo[a{:  smm  f.  Suppe  Borr.  Mayo.  zumi  m.  Campuz. 

'AÖ.Q'z.:  vergl.  ca^a  jeder  Borr.  span.  cada. 

xaipöc :  chirö  m.  Wetter  Bright.  chii'o,  chiros  m.  Zeit  Borr.  chiro  Campuz.  Mayo. 

%ax%dßt :  cacabi  f.  Kessel  Borr, :  vergl.  cascarabi  f.  Campuz. 

xdXtCa :  calcö.^  calcorro  m.  Schuh,  beschuht  Mayo.  Die  Oxytonirung  weiset  auf  niclit- 
span,  Ursprung,  calcos^  calcorros  Campuz. 

xapcpt:  cafi  f.  Nagel  Borr. 

xa'JotiJLOV  das  Brennen:  vergl.  casinoben  m.  Hölle  Borr.  casinoven  Campuz. 

xoVvaÄov :  cocdl  m.  body,  richtig  bone  Bright.  Knochen  Borr.  Campuz.  coml,  cocale  Mayo. 

xovxdpt  Lanze :  condari  f.  Balken  Borr.  Campuz. 

7,6pa%ac :  curraco  m.  Eabe  Borr.  curriicö^  currucü  Mayo.  civrrucit  Campuz. 

x'jpiaxTj:  ciirque,  cidco  m.  Sonntag   l>orr.  nirm  pl.  cnrqups  Mayo.   Campuz. 


Über  die  Mundarten  und  die  Wandebungen  der  Zigeuner  Europas,  iil  43 

[xaxdpio?:  vergl,  majaro  adj.  heilig  Borr.  majarö  heiUg,  majare  gerecht  Dicc.  manjarö 
Santo,  beato  Mayo.  majaru,  manjarö  Campuz. 

adpaö-ov,  [j.dpa9-pov :  maramfios  m.  Fenchel  Borr,    Man  beachte  f  au.s  \i: 

[iapyapadpi  Perle:   vergl.  mericlen  ni.  Koralle  Mayo.  merriclen   Campuz. 

[idpiop :  madtü'ö  m.  Zeuge  Campuz. 

viYAa:  andingla  f.  Gürtel  Borr.  Pott  2.   60.  Pasp.   7. 

TCdiüitca :  2>«P^'  f.  papin  m.  Gans  Mayo. 

xsptaiipt:  hallestero  m.  hallestera  f.  Taube  Borr. 

Tii-rArjV :  petali    f.    Hufeisen  Borr.  ;jetaZ  £.  Campuz.  /5e^a/,  petul  m.  Hufeisen,  petalorö  m. 
Hufschmied  Mayo. 

Tr).'j|j,lJ.a :  yi.>/M7;i/'  f.   Welle  Mayo.  Vergl.  plmna  f.   Ruder  Dicc. 

iro'j/i:   p«im  f.  Vogel  Mayo.  Campuz. 

TCpcozößoXos :  protoholo  m.  Pfarrer  Mayo.  Campuz. 

TCpwto::  hrotobo,  brofoborö,  hrotor  adj.  erster  Mayo.  brotochlndö  adj.  erstgeboren  Mayo. 
bwtovuic/iu  m.  brutomitchi  f.  primo-herniano,  prima-hermana  Campuz. 

oaTrdvi:  rapahi  f.  ßübe  Borr.  repano  m.  Campuz. 

pou^o'jvc:  ro?«/w  f.  Mund  Borr.  Mayo.  ro^?«if,  ?^e^2mf  Campuz. 

oaXißdpt  Duc. :  so//6ar  m.  Zaum  Mayo.  Dicc.  solibari  f.  Mayo.  .so//bdri  f.  Borr. 

aaTio'jV!.:  sampum  f.  Seife  Borr.  Mayo.  Campuz. 

aYj|j.doi:  simache,  simacid  m.  Zeichen  Borr.  simachi  f.  Älayo.  shndche  L  si mache,  dmaclü 
Dicc.  simachd  f.  Campuz.  ensimacka  f.  ensena.  azimache  Borr. 

a%a[JLVi:  CA-cam/  Treppe  Borr.  Die  Bedeutungen  sind  allerdings  verschieden. 

axidoL:  estache  m.  Hut  Borr.  Campuz.  Mayo. 

<pöpo; :  /o?'o,  /oros  m.  Stadt  Borr.  furo  Mayo.  Jm^o  Strasse  Campuz. 

ipoupvoc :  furnia  f.  cueva  Höhle,  Keller,  Grube  Campuz. 

tpokavTi :  felichd  f.  Thurm,  Kerker  Borr. 

yoX'/j :  jollin  m.   Zorn  Borr. 

Ferners  eßa,  ostor  und  o^or,  enia  und  triända. 

II.  Slavisch. 

bati,  batjo  der  ältere  Mann,  basta  Vater  bulg.:  bato,  batu,  batico  m.  Vater,  bata  L 
Mutter  Mayo.  pasbatn  m.  Stiefvater,  eig.  Halbvater,  batorrü  m.  Taufpathe  Campuz. 

bobt:  bobes  pl.  Bohnen  Borr.  bobi  f.  Bohne  Mayo.  Campuz. 

bregi.:  vergl.  breji  m.  Feld,  Berg  Borr. 

burja:  buro  m.  Sturm  Mayo. 

cajna  nsl.  Korb  Vergl.  Fremdw.  S:  zaino  m.  grosser  Beutel  Dicc. 

('•im>:   chinu,  chinel  m.  Beamter  Borr. 

("■oha:  c/inji,  chojinda  f.  Unterrock  Borr.  chojtndla   f.   Mayo.  Campuz. 

cresnja:   vergl.  qnirsijiuii  f.  Kirsche  Mayo. 

dosyta,  dosta:  dosta  adv.  genug  Borr.  Mayo. 

duhi>:  daci')  m.  Geist  Mayo. 

greh-b:  greco  m.  Sünde,  grccar  vb.  siindigen.  grccarn  adj.  sündhaft  Mayo.  greco, 
grrjustre  m.  Sünde,  grecö  m.  Sünder,  grecaores  pl.  Sünder  Dicc.  grecadores  pl.  Campuz. 
crejpte  pl.  Sünden  Borr.  crejete  m.  Sünde,  crejetarn  adj.  sündhaft,  creje.tar  vb.  sündigen 
Mavo.  rrejcritoi-t's  (crejctaores)  pl.  Dicc. 


R* 


44  Franz    Miklosich. 

gr-Blo:  querlo  m.  Hals,  Nacken  Borr.  Mayo.  garlo  m.  Dicc.  garlon  m.  geschwätziger 
Mensch,  garlö  hablö  Dicc. 

holeva:  olibias  pl.  Strümpfe  Borr. 

izba:  isba  f.  Schlafzimmer  Mayo. 

kljugt:  clicM  f.  Schlüssel  Borr.  Mayo.  Campuz.  Vergl.  clise  m.  Schlüsselloch  Mayo. 
cUsos  pl.  Dicc. 

komora:  ctmiorra  f.  Kammer  Borr.:  griech.  '/.a\).rXrja,  span.  cämara. 

kosbnica:  cormcha  f.  Korb  Borr.  cornicha  f.  cornlcJio^  corniche  m.  Mayo. 

kr  alt:  crallis  m.  König.  cralUsa  f.  Königinn  Borr.  crally  Campuz.  ocray  Dicc. 
ocr«?/iiso  f.  Königinn  Dicc.  crally ^-^l.  crallises.  crallisa.  ocray.  oo'a_y«sa  Mayo.  In  den  beiden 
letzten  Worten  ist  der  Artikel  mit  dem  Nomen  verschmolzen  wie  in  ocan  Sonne.  Der 
pl.  crallises  deutet  auf  Entlehnung  aus  dem  Neugriech.:  %[jrj.\riQ. 

krtcbma:  cachimani  f.  Schenke  Borr.  cachima  f.  Kaufladen,  cachiman  m.  Dicc, 
cachimani  f.  Mayo. 

Ijuby:  lumi,  lamia,  Imniaca  f.  Hure  Borr.  hmii  .^  Imnica  f.  Mädchen,  Kebsweib 
Mayo. 

maöbka:  macldco,  machican  m.  Katze  Borr.  machicai,  machicam  f.  machico,  malchican 
m.  Mayo. 

merica:  mertcha  f.   Scheffel  Borr. 

mesal-b:  mensdlle,  almensdlle  f.  Tisch,  mensalle  m.  Mayo.  Dicc.  mensalle,  salle  Campuz. 

ml'Bnij:  malunö  m.   Blitz  Borr.  Mayo.  Campuz.  Dicc. 

perLnica:  pernicha  f.  Decke,  pernicharö  m.  albardon.  pernichabeo  m.  Mayo.  79er- 
nichä  f.  Dicc. 

plajvaz:  poihasi  f.  Bleistift  Mayo.  Wann  mag  dieses,  wie  es  scheint,  auf  dem  aus 
dem  deutschen  ,Bleiweiss'  gebildeten  serb.  beruhende  Wort  nach  Spanien  gekommen  sein? 

plastb:  plasia,  plata,  plastami  f.  Pilgrimsmantel  (span.  esclavina  mhd.  slavine  grober 
Pilgerrock  Diez,  Wörterb.  398).  plastamo  m.  Mayo.  Campuz. 

platiti:  platisarar  vb.  zahlen  Mayo.  Vergl.  plasarar.  plasari  f.  Bezahlung.  plasarcU 
f.  Lohn  Mayo. 

prallt :  j^racd  m.  Staub  Campuz.  Mayo. 

pusbka:  pusca  f.  Flinte,  Büchse  Borr.  0&va.^\\z.  puscatero  m.  Mayo.  En&teWi  priiscd 
f.   Pistole,  pruscatini  f.  Flinte  Mayo.  jjruscatme  f.   Pistole  Campuz. 

rabica:  rahiza  f.  muger  de  mancebla  de  las  nias  abandonadas  y  tenidas  en  poco 
Dicc.  muger  de  mancebla  Campuz. 

raki^:  raco  m.  Krebs  Borr.  Entstellt  rasco  m.  Mayo.  Dicc. 

rogij:  royv  m.  Hörn  Mayo.  rogo  Dicc.  Campuz. 

ruza:  ruji  f.  E.ose  Mayo.  rujia  Borr.   Vergl.  unten  zart  und  rumun.  azun  Faste. 

sila.'  sila  f.  Stärke,  posildti  adv.  mit  Gewalt:  po  sile.  silnö  adj.  stark  Borr.  sila  f. 
silno,  silni.  silarö  adj.  Mayo.  silnö,  silne  Dicc.  silmo,  silme  adj.  Campuz.  Vergl.  sisla  f. 
Borr.  sisld  f.  Dicc.  Campuz.  sisli  f.  sislo .,  sistilo  adj.  stark,  esilen^  esisten  m.  Anstrengung 
Mayo.  sislo  adj.  Dicc. 

skornja:  cornes  pl.  Halbstiefel  Borr. 

stans:  stano  neben  sistano  m.  Lage  eines  Ortes,  Platz  Mayo.  sto?io  Oi't  Dicc.  bengiä- 
stano  m.  Hölle  Mayo.,  eig.  Wohnung  des  Teufels.  Hinsich tlicli  des  sistano  vergl.  sistar 
neben  star  vier  Mayo.  sistar  neben  ostar  Dicc. 


Über  die  Mundakten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner   Europa'S.  iii.  45 

sveti:  sueti  f.  Welt,  Leute  Borr.  meti  f.  Mayo.  sueti  f.  genta,  lugar  ([ue  estä  po- 
blado  de  gente  Dicc.  Vergl.  serb.  mnogo  svijeta  beaueoup  de  monde.  Man  findet  aueh 
sueste  in.  Mayo.  f.  Dicc.  Pott  2.  233. 

trup-b:  tn(j)o,  drupos  m.  Körper  Borr.  frupo,  drupo  Mayo.   Dice. 

tur&m>:  tiirno  m.  »Schloss  Bon-.  Vergl.  tarni,  tunüa  f.  cueva  Höhle,  Keller  Mayo. 
turnt,  turnin^  turnlca  Dicc. 

ugorT>k'&:  boborque  m.  (Jurke  Mayo. 

ulica:   uUcha,  ol'icha  f.  Gasse   Boit.   ulicha  Mayo.   Dicc. 

veriga:  beriga  f.  Kette  Borr.  Mayo.   Dicc.  Campu/. 

veverica:  berberincha  L  eine  Art  Eidechse  salamantpiesa  Borr.  Mayo.  Dicc.  Die 
walu-e  Bedeutung  ist  nach  Borrow  Eichhörnchen,  die  er  jedoch  aus  dem  neugi'.  ßsf/ßspitCa 
erschlossen  hat.      Damit  vergleicht  Borrow  plribicho  m.   Kidechse. 

zaba:  vergl.  damba  f.  Frosch  Mayo. 

2arT>:  jar  m.  Hitze  Borr.  Mayo.  Damit  vergl.  ajerkdr  vb.  ])rilgelti  Campuz.  serb. 
zariti. 

Terne,  ternejal  adj.   mutliig,   eig.  jung,    erinnert   an   sei-b.  junak   Held,   eig.   Jüngling. 

in.   Rumunisch. 

azun  Faste:  ajoru  m.  Fi'eitag  Mayo.   Dicc. 

azut:  ajilar  vb.  helfen  Mayo.  Dicc. 

iSerjii:  charo  m.  Himmel  Mayo.  Dicc. 

iert:  ertinar  vb.  verzeihen  Mayo.  iert  setzt  ein  lat.  libertäre  voraus,  das  sich  im 
Span,   voi'findet. 

lume  Welt:  lumo  m.   Reich  Mayo. 

plaju  semita  per  alpes,  excubiae  in  alpibus:  plai  f.  Berg.  ^/«•(yV.sir/  Hclimuggier  Borr. 
play  m.  Berg,  plana  f.  Hügel  Mayo.  Bei  den  i-umun.  Zigeunern  pldi  Hügel,  play  Berg. 
playes  Bergbewohner. 

germöm.  Grube  Mayo  ei-inu(!rt  an  magy.  verem.  Bei  varda  f.  Wort  Mayo.  rardd  t.  \\  oi-t, 
Versprechen  Dicc.  fällt  einem  lit.  vardas  ein,  so  wie  man  hei  fulcherö  medico,  facultativo 
und  bei  i/nsmifn  herracbn-  Mayo  unwillkürlich  au  Feldscherer  und  Hufsciimied  erinnert  wird. 

Die  Zigeuner  Spaniens  haben  demnach  vor  ilirei-  Einwanderung  in  ihre 
jetzige  Heimat   iiutei-  (irieciien,   Slaven   und    Rumunen  gelebt. 

Im  Jahre  14-17  zog  die  erste  Zigeunerbande  in  Bai-celona  ein.  Woher  das  Volk 
kam,  erwähnt  der  Bericht  nicht;  ihiss  auch  nur  ein  Theil  der  spanischen  Zigeuner  aus 
Ägypten  eingewandei't  wäre,  dafür  bietet  wenigstens  die  Spraclie  keinen  Anhaltspunkt. 
Nicht  unwichtig  ist,  dass  die  Constitutionen  von  Catalonien  die  Zigeuner  auch  Griechen 
nennen,  Passa  337,  und  dass  nach  ,E1  estudioso  cortesano'  von  Lorenzo  Palmireno  nocli 
um  die  Mitte  des  sechzeiinten  Jalirhunderts  einige  Zigeum'r  in  Spanien  griechisch  ver- 
standen. A  learned  person,  in  rhe  year  lö4(),  spoke  to  thein  in  tlie  vulgär  Greek,  such 
as  is  used  at  present  in  the  Morea  and  Archipelago ;  sonie  understood  it,  others  did 
not.  Borrow  2.  110.  Pott  2.  024.  Im  Jahre  1499  wurde  die  erste  Verordnung  erlassen, 
durch  die  sie  angewiesen  worden,  sich  innerhalb  sechzig  Tagen  in  Städten  und  Dortern 
niederzulassen  oder  aus  dem  Lande  zu  wandern.  Ähnliche  Verordnungen  wurden  1039, 
1.58(i.   1('.19   gegeben.      1033    verbot   l'liilipp    IV.   den   Zigeunern,    sich   Gitanos  zu  neniu-n, 


^g  Frinz    Miklosich.  Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa-s.  ui.  , 

ihre  Sprache  zu  reden,  sich  von  ihrem  Doniieil  zu  entfernen  u.  s.  w.,  alles  unter  Strafe 
der  Sclaverei,  und  ergänzte  diese  Verordnung  in  den  Jahren  16(U  und  1663.  Karl  II. 
verbot  gleichfalls  den  Gebrauch  der  Zigeunersprache,  trug  den  Zigeunern  auf,  sich  nur 
dem  Ackerbaue  zu  widmen,  schloss  sie  vom  Besuch  der  Märkte  aus  u.  s.  w.,  alles  unter 
Galeerenstrafe.  Derselbe  Herrscher  gab  später  ein  umfassendes  Gesetz  gegen  die  Zigeuner, 
in  welchem  die  früheren  Verbote  durch  neue  vermehrt  werden.  Philipp  V.,  erstaunt, 
dass  alle  Gesetze  so  wenig  gefruchtet  hatten,  dass  sogar  sein  Hof  voll  von  Zigeunern 
war,  vertrieb  sie  aus  Madrid  und  erneuerte  die  alten  strengen  Vorschriften  gegen  sie, 
in  der  Hoffnung,  wie  er  sagt,  diese  Race  zu  vertilgen.  1745  verurtheilte  derselbe  Herrscher 
alle  Glieder  herumziehender  Banden  zum  Tode.  Karl  III.,  der  erkannte,  dass  mehr 
als  hundert  königliche  Befehle  keinen  andereii  Erfolg  hatten  als  den,  die  Zigeuner  zu 
gefährlichen  Feinden  der  Gesellschaft  zu  machen,  erliess,  den  Ideen  seiner  Zeit  Rechnung 
tragend,  1783;  eine  umfangreiche  Pragmatik,  in  welcher  er  unter  strengen  Strafen 
verbietet,  irgend  Jemand  Gitano  oder  Neucastilier  zu  nennen  und  anordnet,  dass  alle 
jene,  die  der  Zigeunersprache  (gerigonza) ,  dem  Vagabundiren  und  der  Zigeunertracht 
entsagen,  zu  allen  Beschäftigungen   und  Corporationen  zugelassen  werden  sollen. 

Spracliprobe. 

Bato      nonriö,     sos     suscabas     an     kr     otalpes,     manjarificao       quejesa       tute     acnao, 

Pater    nostei-      qui         es  in  coelis,    sanctificatum  sit         tuum  nomen, 

abüla     nos     un     tucue     chim,     quere     sc     tute     oropendola     andiä     on  ^    la     chen     sata     on 
veniat  nobis  in       tuo     regno,  fiat  tua       voluntas         ita  in         terra      ut       in 

or     otalpe.     Or     manre     nonrio     de      calci       chivel     clina     lo     sejoma,     ij    estormena     nos 

coelo.  Panem  nostrum  de  quolibet     die        da     eum    hodie,     et     remitte    nobis 

nonrids     hisauras     andial     sata     jäheres     estormenamos    ä     nonrios    bisauraures^    y    ne   nos 
nostra        debita  ita  ut      '    nos  remittimus  nostris        debitoribus,  et    ne  nos 

muces     petrar     07i     la     bajambani,     bus     Ustrdba     nos     de     panipen.     Anaranid. 
siuas      cadere     in  tentationem,  sed      libera      nos      a         malo.        Amen. 

Aus:  Vocabolario  del  dialecto  jitano.  Augusto  Jimenez.  IL  ed.  Sevilla.  1853.  pag.  98. 
In  der  Quelle  steht:  or  manre  nonro;  cjaberes:  jaberes,  javeres  ist  das  javer  bei  Pasp.:  der 
Ausdruck  ist  dem  span.  nosotros  nachgebildet;  nc  nes  muces;  dem  abil/a  nos  on  tucue 
chim  entspricht  span.  venga  nos  en  tu  reino,  richtig:  cpi'  rdnllele  tiro  chim  bei  Borrow, 
The  Zincali   263. 

Berichtigungen  und  Zusätze. 

Zm  Seite  8.  Das  von  den  polnischen  Zigeunern  gesagte  gilt  mu-  von  einen,  Theile  derselben:  verg).  Seite  30.  Statt  sehwedisel.e 
sollte  es  skandinavische  heissen.  .     .  ,  j 

Zu  Seite  10.  In  der  Aece.tuiruug  folgt  die  Sprache  der  Zigeuner  der  Bukowina  der  der  griechischen  Zigeuner,  wie  ich  aus  den 
von  Herrn  Prof.  Leon  Kirilowicz  mir  „litgetheilten,  in  mehr  als  einer  Beziehung  höchst  .verthvollen  Spracliproben  ersehe. 

Zu  Seite  16  ist  für  afinät-Hßnäl  au  lesen; 

Zu  Seite  44.   Borrow.  The  Zincali  2Rt,  führt  fulchtri  und  poiva^u  aus  der  Sprache  <ler  ungriscl.en  Zigeuner  an. 


ÜBER  JAPANISCHE  ARCHAISMEN. 

VON 

D^  A.  PFIZMAIER. 

WIllKLICIIKM   MITGLIEDE  DEK  KAISKliLICllKN  AKADEMIE  DEK  WISS1■:^'SCHAFTEN. 

VOEGELEGT  IN  DER  SITZUNG  AM  18.  OCTOBER  1872. 


In  den  japaniselien  WörterbUcliern ,  unter  welclien  jedoch  nur  die  von  Japanern 
verfassten  für  das  Verständniss  der  Bücher  von  erheblichem  Nutzen  sind,  findet  sieh  die 
alte  Sprache  sehr  unvollständig  vertreten.  In  dem  besten  dieser  Wei'ke,  dem  chinesisch 
geschriebenen  und  von  den  Herren  v.  Siebold  und  Hofi'mann  herausgegebenen  Wa-kan- 
won-seki-sio-gen-zi-kb  sind  obsolete  Wörter  in  bedeutender,  aber  nicht  genügender  Anzahl 
enthalten.  So  kommen  bei  dem  Studium  des  Man-jed-siü  (der  Sammlung  der  zehntausend 
Blätter)  in  den  Fällen,  wo  nicht  Wörterschrift,  sondern  Sylbenschrift  angewendet  wird, 
häufio-  Ausdrücke  vor ,  die  selbst  mit  dem  oben  p-enannten  Hilfsmittel  unverständlich 
bleiben.  Herr  Prof.  Dr.  Hoffmann  in  Leiden,  gegen  den  ich  mich  hierüber  äusserte, 
hatte  die  Güte,  mir  das  t^  ^  j^  "ä"  t^j"  ^^^'^y^"^^"''  tattomu  ka-na  kaku  ,die  das  Alter- 
thum  schätzenden  Muster  geborgter  Schriftzeichen',  ein  zwar  kleines  und  unscheinbares, 
aber  werthvoUes  Werk  zu  übersenden ,  in  welchem  ich  nebst  der  Erklärung  einiger 
Wörter  des  Man-jeo-siü  noch  eine  Anzahl  anderer,  von  dem  japanischen  Verfasser  aus 
alten  Werken  zusammengestellter  AVörter  und  Formen  fand.  Die  von  dem  genannten 
Werke  gebrachten  Aufzeichnungen  legten  den  Grund  zu  dieser  Abhandlung,  für  deren 
Zustandekommen  ich  hauptsächlich  Herrn  Hotfmann  Dank  schulde. 

Das  hier  gelieferte  Verzeiehniss,  nach  den  Classen  des  Irofa  geordnet,  enthält  solche 
Wörter,  die  ehemals  durch  Sylbenschrift  ausgedrückt  Avurden.  Dieselben  stehen  in 
Sylbenschrift  Firokana,  während  bei  jeder  Classe  die  früher  einzig  üblichen  Zeichen 
der  Sylbenschi-ift  Ma-ga-na  (unveränderte  chinesische  Zeiclien)  vorgesetzt  werden.  Die 
weitere  Anortlnung  gescliicht  nach  der  Sylbenzahl  und,  mit  wenigen  Ausnahmen,  zuglcirli 
alphabetisch.  Den  Wörtern  wird  gewöhnlich  der  entsprechende  chinesische  Ausdruck 
und  häufig  auch  eine  Erklärung  in  Firokana  und  Pflanzenschrift  beigefügt.  Beides  Avird 
in  dieser  Arbeit  wiedergegeben.  Das  Verständniss  der  Erklärungen  Avar  nicht  immer 
leicht,  da  das  Werk  zu  denjenigen  gehört,  die  theihveise,  und  gerade  hier  an  den 
wichtigsten  Stellen,  bis  zur  Unlesbarkeit  klein  und  schlecht  gedruckt  sind.  Bisweilen 
erscheint  ein  chinesisches  Zeichen,  das  überdiess  Pflanzenschrift  ist,  als  ein  schwarzer 
Fleck,  dessen  Entzifferung  bei  dem  ersten  Anblick  unmüglicli  schien,  nach  langem  Nacli- 


48  Pfizmaiek 

denken  und  grosser  Anstrengung  der  Augen  aber  dennoch  gelang.  Da  die  Zeichen  der 
Pflanzenschrift  in  der  Druckerei  nicht  vorhanden  sind,  wurden,  wenn  die  Setzung  der 
Wörterschrift  nicht  aus  Rücksichten  der  Deutlichkeit  geboten  war,  diese  Erklärungen 
nur  in  einer  Umschreibung  mit  lateinischen  Buchstaben  mitgetheilt. 

Bemerkt  werde  noch,  dass  ich  in  das  hier  gebrachte  Yerzeichniss  nur  diejenigen 
Wörter  aufnahm,  welche  in  den  Wörterbüchern,  namentlich  dem  Wa-kan-won-seki-sio-gen- 
zi-ku^  fehlen,  folglich  ganz  unbekannt  sind.  Es  enthält  nämlich  das  Inisije-wo  tattoimt  ka- 
na  kaku  auch  vieles,  das  allgemein  bekannt  ist  und  in  jedem  Wörterbuche  vorkommt. 
Wurde  bisweilen  eines  dieser  bekannten  Wörter  in  das  Verzeichniss  aufgenommen  ,  so 
geschah  es  der  nothwendigen  Erklärung  willen ,  die  in  den  übrigen  Quellen  fehlt. 
Zahlreiche  schon  in  den  alten  Zeiten  gebrauchte  Wörter  sind  chinesischen  Ursprungs. 
Dieselben  weichen  häufig  von  den  jetzt  üblichen  mehr  oder  minder  bedeutend  in  der 
Aussprache  ab  und  können,  wenn  sie  in  Sylbenschrtft  voi'kommen,  nicht  verstanden 
werden.  Sie  wurden,  wo  dieses  der  Fall  ist,  ebenfalls  in  das  Verzeichniss  aufgenommen. 
Bemerkenswerth  ist  ferner ,  dass  manche  Wörter  und  Formen ,  die  gegenwärtig  der 
gemeinen  oder  Umgangssprache  eigenthümlich  sind,  auch  in  den  alten  Werken  angetroffen 
werden. 

Das  mehrmals  genannte  Werk  ist  übrigens  nichts  weniger  als  vollständig ,  indem 
viele  mir  in  alten  Schriften  vorgekommene  Ausdrücke  darin  vermisst  werden.  Bei  dem 
gänzlichen  Mangel  anderweitiger  Quellen  muss  jedoch  auch  das  hier  Grebotene  will- 
kommen sein  und  als  eine  wesentliche  Erweiterung  der  Lexicographie  betrachtet  werden. 
Ein  anderes  ebenfalls  von  Herrn  Prof.  Ilofimann  mir  zum  Gebrauche  geliehenes  Werk, 
das  "^  YS  ^  ^%  "^  Wa-ka-kure-take-atsüme  , Sammlung  der  grossen  Bambusstauden 
des  japanischen  Liedes',  ein  AVörterbuch  der  poetischen  Sprache  der  Japaner,  ist  zwar 
durch  die  vielen  von  ihm  gebrachten  poetischen  Ausdrücke  und  deren  Erläuterungen 
durch  Beispiele  äusserst  schätzbar  und  merkwürdig,  trägt  aber  kaum  etwas  zur  Kenntniss 
der  obsoleten  Wörter  bei.  Wo  es  diese  jedoch  erläutert,  ist  es  gewöhnlich  sehr  gründlich. 

Die  altjapanischen  Ausdrücke  weichen  in  Bezug  auf  Verbindung  und  Zusammen- 
setzung bisweilen  von  den  jetzt  geltenden  Regeln  der  Grammatik  ab.  Es  möge  vorläufig 
genügen,  nur  Einiges,  das  leicht  die  Quelle  von  Missverständnissen  werden  kann,  an 
diesem  Orte  zu  besprechen. 

Die  einer  Trübung  fähigen  Silben  sind  manchmal  getrübt,  wo  sie  in  der  neueren 
Sprache  klar  sind.     So: 

Jehi-kadzura  ,die  trunkene  Schlingpflanze',  d.  i.  der  Weinstock,  statt  jei-kadzura. 

Ama-no  gawa^  ,der  Fluss  des  Plimmels,  die  Milchstrasse',  statt  ama-no  kmra. 

Fito-tsü  bi,  ,eine  Fackel',  wörtlich:  ein  einzelnes  Feuer.  Statt  fito-tsü  fi. 

Fito-tsü  basi^  ,die  einzelne  Brücke',  ein  japanischer  Geschlechtsname.  8tatt ßto-tsü  fasi. 

Furu-koto-no  basi^  ,die  Leiter  der  alten  Wörter',  der  Name  eines  Buches.  Statt  furit- 
koto-no  fasi. 

Wenn  Adjective  dem  Substantiv  vorgesetzt  werden,  enden  sie  nach  den  Regeln  der 
Grammatik  auf  die  der  Wurzel  angehängte  Sylbe  ki^  selten  auf  no.  Enden  sie  auf  si 
ohne  Substantiv,  so  sind  sie  das  adjective  Verbum  am  Schlüsse  des  Satzes.  In  zusammen- 
gesetzten Wörtern  steht  die  Wurzel  allein.  Bei  den  einsylbigen  Adjectivwurzeln  to,  jo 
und  na  findet  sich  jedoch  in  manchen  Zusammensetzungen  die  Sylbe  si  eingeschaltet, 
wodurch  dieselben  in  der  Form  mit  dem  am  Schlüsse  des  Satzes  gebrauchten  adjectiven 


Uebek  japanische  Archaismen.  49 

Verbum  identisch  werden.  Das  AVahrscheinlicliste  ist,  dass  die  auf  diese  Weise  entstan- 
denen Sylben  fosi,  josi,  nasi  eigentlich  tosi-no^  josi-no,  nasi-no  lauten  sollten  und  dass  das 
no  ausgelassen  worden. 

Tosi^  jschnell',  wurde  nur  in  dem  Eigennamen  Tosl-ma  beobachtet.  Derselbe  ist  so 
viel  als  das  sonst  übliche  ioki  vmma,  ein  schnelles  Pferd.  Nach  der  Regel  sollte  toki 
muma  zu  to-muma  abgekürzt  werden,  was  aber  noch  unverständlicher  sein  würde. 

Josi.,  ,gut,  glückbringend',  steht  i.\\v  jo  in  den  Eigennamen  jW-(ia,  ,das  glückbringende 
Feld',  josi-wi,  ,der  glückbringende  Brunnen',  _;os«-?m«e,  ,der  gute  Berggipfel',  u.  s.  f.,  ferner 
in  josi-asi,  , Gutes  und  Schlechtes'.  Hier  würden  ebenfalls  A^erbindungen  wie  jo-da,  jo-ici, 
jo-asi  noch  weniger  verständlich  sein.  In  josi-mi,  , Freundschaft',  hat  jedoch  josi  die 
Bedeutung  ^i^josi,  ,von  etwas  ausgehen,  sich  an  etwas  halten',  und  der  Ausdruck 
besagt:  der  Leib,  an  den  num  sich  hält.  In  jo-mi-sü,  ,auf  gutem  Fusse  stehen',  scheint 
jo  als  Wurzel  gebraucht  zu  sein. 

Nasi,  ,nicht  vorhanden,  ohne'  für  na,  wird  verhältnissmässig  oft  beobachtet.  Die 
folgenden  Beispiele  sind  geeignet,  die  Bedeutung  dieses  Wortes  ausser  Zweifel  zu  stellen. 

;j§^  iff^T  ig^  Na-nasi-juhi,  der  namenlose  Finger,  d.  i.  der  Ringfinger.  Die  hier 
gesetzten  chinesischen  Zeichen  sind  auch  in  China  in  derselben  Bedeutung  gebräuchlich. 
Na-na-juhi  würde  mit  nana-jubi,  , sieben  Finger' ,  Aehnlichkeit  haben  und  das  getrennte 
na-naki  an  na-naki-me,  ,das  den  Namen  singende  Weib',  den  weiblichen  Fasan  erinnern. 

M"^  B "  ^^  Ma-nasi-katsuma.  ,Ein  augenloser  Korb' ,  ein  Korb  ohne  Lücken,  iu 
welchem  der  Meergott  den  Gott  Fo-ivurl-no  mikoto  in  das  Meer  versenkte.  Ma-va-katshma 
würde  für  , Fischkorb'  gehalten  werden. 

Ne-nasi-gusa,  ,die  wurzellose  Pflanze',  eine  Art  Schmarotzerpflanze.  Das  Wa-ka-kure- 
take-atsüme  sagt:  Xe-nasi-gusa  j^x^  nc-nakl  ^  kusa  nari.  ^Ne-nasi-gusa  ist  eine  Pflanze 
ohne  Wurzel.' 

Ne-nasi-goto.  Ein  eitles,  unbegründetes  Wort. 

Koto-nasi-fu.  Kure-take  sagt:  Koto-nasi-fv,  "M.  naki  sama-ni  i-i-nasu  nari.  ,Külo-7iasi-fu 
heisst:  etwas  in  gegenstandloser  Weise  vorbringen.'  Fu  steht  für /«r«,  Weis«.  In  dem 
Verzeichnisse  steht  koto-nasi-bi  und  als  Ei-klärung  koto-nasi-buri.  Die  Verbindung  koto-nasi 
allein  hat  übrigens  mit  Zugrundelegung  von  ^|J  koto  auch  die  Bedeutung  ,ununterschieden'. 

1^1  iffiT  'MZ  Uini-nasi-gura.  Ein  Sattel  ohne  Meer.  In  dem  Sio-gen-zi-kb  unter  den 
Geräthen  angeführt,  aber  nicht  erklärt. 

Tana-nasi-wo-bune.  Ein  kleines  Schiff  oline  Verdeck,  ein  Kahn.  jMc^hreres  kommt  in 
den  Erklärungen  des  Verzeichnisses  vor. 

In  einigen  Zusammensetzungen  bleibt  die  W'ui-zel  na.  So  in  kanü-na-dzuki,  ,dcr 
götterlose  Monat',  mi-na-dzüki.,  ,der  wasserlose  jMonat'. 

In  ada-si  ist  si  ein  Expletivum,  da  ada.,  ursprünglich  ,Feind' ,  dann  ,unwahr,  ver- 
gänglich', kein  eigentliches  Adjectivum,  sondern  ein  Substantivuni  ist  und  als  solches 
nicht  gebogen  werden  kann.     Die  Wörter,  in  denen  es  beobachtet  wurde,  sind: 

Adasi-goto.  Eine  eitle  Rede.  Sonst  ada-koto. 

Adasi-gokoro.  Ein  feindliches  oder  falsches  Herz.   Sonst  ada-gokoro. 

Adasi-no.  Das  feindliche  Feld,  ein   <  )rtsname. 

Adasi-gami.  Fremde  Götter. 

Denküchritten  der  phil.-hist.  Cl.  XXIII    IM.  < 


50  Pfizmaier. 

Ädad-jo.  Eine  andere  Welt. 

Ädasi-guni.  Ein  fremdes  Reich. 

Adasi-bito.  Ein  fremder,  ein  anderer  Mensch. 


Ein  Verzeicliniss  bisher  unbekannter  A.rehaismen. 
Classe   J^    /. 

#  h  B   h  '\^  h  ^  h  ^  h    a   i,  ^  i,   M  h  ^  h   M  «•  Laute. 
^  I,  in  der  Schlafstätte  schlafen.  0|^  /,  schlafen.   |f  2,    übernachten.     ^M   ^i  Galle. 
;^^  /,    mit  Pfeilen  scliiessen.     ^   7,  fünf.  Lesungen. 

^    /.  iV/-2i  itsi-in.  ,Zwei  Zeichen,  Ein  Laut.'  Fünfzig. 

^^  /.  Ni-zi  itsi-in.  ,Zwei  Zeichen,  Ein  Laut.'  Die  Stimme  des  Pferdes. 

Eine    Sylbe. 
'^    1^  7.  Ein  Netz.  Kumo-no  ami-ivo  iü.  ,Das  Netz  der  Spinne.' 

Zwei    Sylben. 
^    P^   I-i.    W6-tai-no  kotoba  nari.  ,Ein  Wort  der  Bejahung  und  Zustimmung.' 

^    ^   Ito.  , Schmerz.'  Mata  fanafada.  ,Auch  sehr'  (in  hohem  Grade). 

^    m.   I-ka.  ,Fünfzig  Tage.' 

H 

'^    ^  Idzü.  ,Das  hohe  Ansehen,  die  Macht.' 

^  -^  Ine.  ,T)as  Ergehen.'   Ge-dzi-no  kotoba  nari.   ,Ein  Ausdruck  für  Erlass,    Kund- 

lO-  machung  an  Niedere.'  Steht  für  ini,  Wurzel  von  inu7m^  weggehen. 

^  ^  7f/e.    ,0    möchte    doch!'    Mono-wo   kö   kokoro   nari.    ^Bezeichnet    die    Bitte   um 

^  ^  etwas.' 

^  P}U  Ide.  ,Wohlan!'  Fats-go  nari.  ,Ein  die  Rede  eröffnendes  Wort.' 

^    ^  Iki.   ,Gehen.'  Sonst  ein  dialectisches  Wort  der  neueren  Sprache  für  Juki. 

^    ^  Iine.  ,Ein  Traum.'  So  viel  als  jume. 

(r\    Ide.    Zoku-ni  ija-mo-to  iü-ni  onazi.    ,Mit    dem    gewöhnlichen    ija-mo    (nicht  doch) 
"^         gleichbedeutend.'  Das  Wort  ija-mo  fehlt  in  den  Wörterbüchern. 

^     ^   I-si.   ,Eine  Lehne.' 

^    fM  I-fi-  »Eine  Schleusse.'  Sonst  i-tsu  und  fi. 


ÜEllER  JAPANISCHE  AbCHAISMEN^  51 

*^  j^  Imo.   , Jüngere  Schwester.' 

^  ^  ^^-    Midzü-wo  sosogi-kakuru-ivo  iü.  ,Fortwährend  mit  Wasser  besprengen.' 

fr^  Iro.  Kin-zild-wo  jurusaruru-wo  iü.   ,Die  Gestattung  einer  verbotenen  Farbe.' 

^  §^i  Iß-    lEin  der  Aente  ähnlicher  Vogel,  der  sein  Nest  auf  Bäumen  baut.' 

^    ^   I-u.    Jasasi-ku  sitojaka-naru  kokoro.    ,Ein  Wort    im  Sinne    von  weichlich  und 
^  ungekünstelt.' 

Drei    Sylben. 

^    ^  Iro-fa.    ,Die    Hausmutter.'     Zusammengezogen    aus    iro-faiva,    die   eintretende 
^    -»       Mutter.  Iro  steht  für  mi,  eintreten. 

^    ^  Iro-se.    ,Der    ältere  Bruder   in    einem    Hause.'    Mata    iro-ne-to-mo.    ,Man    sagt 
yt        auch  iro-ne,  älterer  Bruder,  ältere  Schwester.'    Iro  wie  oben  für  zVm,    ein- 

treten.  *S'e  wird   durch   ^^  se  , Rücken'  erklärt.     Ne  steht  für  a»e,    ältere 

Schwester. 
(r\    IroL     Zoku-ni  tori-atsukai-to  iü-ni  onazi.    ,Mit  dem  im   gemeinen  Leben  üblichen 
^        tori-atsukai  ,besorgen,  behandeln'  gleichbedeutend.' 

^     ^   Iwa-mi.  ,Der  Name  einer  Provinz.' 
'^'^     ^  Iwa-wi.  ,Felsenbrunnen.' 

l  * 

^    Itoma.   ^^    ,g^    Imi-huku-no   M   imi-nari.     ,Ist  das  m/«'  (Vermeidung)    in   imi-huku 
4         (die  Kleider  der  Vermeidung,  die  Zeit  der  Trauer).' 

'^     ^  Itsl-bi.    Ki  nari.    ,Der  Name  eines  Baumes.'    Sonst    bedeutet  itsi-bi  auch  die 
tÄ       japanische  Brennessel. 

^     Ttr   Itsi-me.  ,Eine  Beschwörerin/   Wörtlich:  ein  Weib  des  Marktos. 

^* 

•^     fljt    livo-me.  ,Ein  Hühnerauge.'    Sonst  aucli  //^o-wo  im  ,ein  Warzenauge'  und  mo- 
j^     g        no  Hie,  ein  P"'ischauge.  Syn.  i-fi-bo. 

(^     ^   /^t-a/ce.     Wosanaki-u-o-mo    mata    mono-koto-ni    dzi-je-naki-wo-mo    iü.     ,Bedeutet 
\    M       sowohl  jung  als  auch  unerfahren.'    Für  .jung'  steht  sonst  auch  iwage-nasi. 

*Q,    |§  I-fjnta.  .Eine  Form  zum  Glossen.'  Für  dieses  Wort  steht  sonst  i-kata. 

""^     Wc  Ikasi.  , Streng.' 
\ 


52  Pfizmaier. 

^    ^0  I-gai-  ,Pjine  übersandte  Musctel.' 

^    Ikasi.  0-oki-no  kokoro.  , Steht  im  Sinne  von  gross.' 

i 

^    ^  I-kake.    ,Das  Angegossene.'    Die    goldene    oder    silberne  Verzierung    an   der 

iM  Mündung  eines  Geiasses.  Zoku-ni  i-tsu  kake-to  iü.  ,Im  gemeinen  Leben  sagt 

i^  man  i-tsu  kake^   Syn.  I-kake-dzi. 

^    — ■  I-kau.     Fita-sura-no    kokoro-nari.    , Stellt    im    Sinne    von  fita-sura^    durchaus.' 

P     fttj  Sonst  ikko,    in    der  neueren  Sprache  bisweilen  auch  wie  oben  i-kaio,  i-ko. 


r/j>  Ijo-jo.  ,Immer  mehr.'  Steht  für  das  gewöhnliche  ijo-ijo. 


'^    '^  i-jo-su.  ,Eine  Thürmatte  aus  dem  Reiche  /-jo.' 
l    1 


^  Itasi.    Sugv.rete  joki-ico  fomuru  kotoba.    .Ein  Ausdruck,    durch  den  man  das  Gate 

/  ausnehmend  preist.' 

^  Itami.  Itasa-ni  nari.  Kaze-ga  kitsusa-ni  nach  iü.  ,So  viel  als  itasa-ni  (mit  Schmerz, 

r"  auch  mit  Stärke).  Man  sagt:  ,Der  Wind  weht  mit  Heftigkeit'  und  Aehnliches.' 

^  5(1   Isosi.  , Verdienstvoll.' 

^  ^  I-so-dzi.    ,Fünfzig.'    Dzi    entspricht    dem    den    Grundzahlen   unter    zehn    an- 

Vi  "i"        gehängten  tsii.  S.  Hoffmanns  Grammatik  S.   139. 

^  ^  Idzü-mi.    , Quelle.'    Idzuru-viidzu-no  kokoro.    ,Hat  den  Sinn:  hervorkommendes 

I  Wasser.'   Dieses  sonst  bekannte  Wort  wurde  hier  verzeichnet,    um  dessen 

Ableitung    zu    verdeutlichen.     Es  ist  die  Abkürzung   von   idzic-midztt,    das 

hervorkommende  Wasser. 

'^  HJ    Idzü-mo,  der  Name  einer  Provinz.  Dieses  Wort  ist  die  Abkürzung  von  idzü- 

ri^  ^       kumo^  die  hervortretenden  Wolken. 

^^  Wl  Idzii-he.  ,Ein  irdener  Krug.'  Im  Sio-gen  wird  itsu-be  geschrieben. 


^'Ni^ 


irfl. 


'^  ^  Ina-ki.    ,Die    Feste    der    Reispflanzen.'    Ein   Werkzeug    zum    Aufhängen    der 
^       Rcisgarben. 

^  I-nari.  Ikari-nari-nö  kokoro.  Zoku-ni  iü  unaru  nari.  ,Im  Sinne  von:  zornige  Töne 

^  hervorbringen.  Im  gemeinen  Leben  sagt  man  unaru.'' 

(r\  Ina-ja.  Zoku-ni  ija-mo-to  it%  kokoro.  ,Im  Sinne  des  im   gemeinen  Leben  üblichen 

^  ija-mo  (nicht  doch!  0  nein!).'    Wurde  hier  zur  Ei-klärung  des    in    den  AVorter- 

'N  büchern  fehlenden  ija-mo  angeführt. 


TTeüek  japanische   Archaismen  53 

(r\    Ina-ja.    Ija-ka  do-dzia-to  toi-kakuru  kotoba  nari.     ,Der   fragende  Ausdruck   ija-ka 
^        do-dzia-to,  ist  es  nicht  so?' 

(r\    A#  Imu-ki.    Ko-gani  nari.    ,Ein  kleiner  Krebs.'    Sonst  timu-ki^   umu-gi  und  unki^ 

fdas    aber    die  Flügelmuschel    bedeutet.    Uebrigens    hat    das    hier   gesetzte 
chinesische  Zeichen    auch    zwei  Bedeutungen :    kleiner  Krebs  und  Flügel- 
muschel. 
^    Mi  Imu-be.    ,Ein  Gefäss  der  Vermeidung.'   Ein  Opfergefäss  bei  Trauerfeierlich- 
^    ^       keiten. 

*^     ffj    Imu-dzi.  Ein  Schnellkäulcben.'  Steht  für  in-dzi. 

'^    S.   I-gusi.     ,Die    fünfzig    Speiler.'     Ein    unbekanntes  Wort,     wahrscheinlich    ein 
■^    +        Ortsname. 

i   * 

^    ^1^  I-u-si.  ,Der  Nefie.'  Sonst  auch  J{l-si.  Mit  woi  gleichbedeutend. 

\^ 

^      Iku-so.    Nani-fodo  do-no    hirai   kagiri-mo   naki   kokoro  nari.     ,Hat  den  Sinn  von 

'S*  nani-fodo-no  kurai  ,von  welcher  Stufe',  kagiri-mo  naki^  unbegränzt.' 

tl 

(r\    Ija-me.    Namida-gumi-taru    me    tsuki-ivo    iü-to-zo.    ,Bezeichnet    den   Ausdruck    des 

Af       Auges,  das  Thränen  vergossen  hat.' 

^    ^  Ima-wa.    ,Die    gegenwärtige  Grenzscheide.'    Der  Zeitpunkt    des    Todes.     Wa 
?     Bß       steht  füi-  kiica. 

^    7*j  Imasi.    ,Also,  da.'    Sunaivatsi-no  kokoro.    ,Im  Sinne  von  suvawatsi  dann,    da.' 
1  Sonst    auch     Y.  ^  ^  ^    imasi-i. 

*""*    ^  Ikozi.  ,Graben.'  Scheint  für  ugatsi.,  , graben',  zu  stellen. 

\ 

^    M   I-huki.  .Die  Luft  von  sich   blasen.' 

^     tij    Ide-wa.  ,Der  Name  einer  Provinz.'  Sonst  de-ioa. 


^      ^ 


^     ÜJ    /cZe-?.  Herausgehend   weilen.' 
{Jj    Ido-ki.  ,lIei-aiiskoninien.' 

I    5^ 


54 


PnZMAIEE.  ' 

y>    ^  Isatsi.  ,Wehklagen.' 

h 

^     ^   Isa-na.    ,Der  tapfere  Fisch.'     Kuzira-ioo  iü.    ,Bedeutet   den   Walfiscli.'    Isa-na 
%     'S        steht  für  isamu-na. 

in    I-zame.    Ne-zame-to  onazi.    ,Ist  gleichbedeutend  mit  ne-zame,    aus  dem  Schlaf  er- 
^~'        wachen.'  I-zame,  zusammengezogen  statt  me-zame. 

*•"*    5  Isi-wi.    ,Steinbrunnen.'    Iwa-i-ni   onazi.    ,GIeichhedeutend    mit    iwa-i    (Felsen- 
)      ih        bruimen).' 

In     II;  I-ß-bo.  ,Ein  Hlihnerauge.'  Scheint  die  Dehnung  von  Ibo  ,Warze'  zu-  sein.  Syn. 

((^    ^  7moz.  ,Das  Fasten  und  Beten.'  Ist  die  Dehnung  von  imi  und  steht  statt  imai, 

y  wobei  ma  in  mo  verwandelt  wurde. 

6\ 

^    j^  Imo-se.  ,Jüngere  Schwester  und  älterer  Bruder.'    Steht  für  Weib  und  Mann. 

t     ^  ' 

'Ti    Imo-se.     Kore-wa    onazi-jena-no    (cl6-hb-no)    koto-wo    ijeri.    ,Dieses    bezeichnet    die 
^        Eigenschaft  leiblicher   Geschwister.' 

^    ^   Isi-hi.  ,Eine  steinerne  Wasserröhre.' 

],-» 

^    ffe  Ikiri.    ,Heiss  sein.'    Zoku-ni-wa  ikireru-to  iü.    ,Im  gemeinen  Leben   sagt  man 
5  ikireru,  heiss,  dunstig  sein.' 

^    y^  Ibira.  lütra  ha-qu.  .Der  Sattel  und  das  Pferdegeschirr.' 

Vier    Sylben. 
^''    IK    ''^     ^   Iro-gami.  , Farbiges  Papier.' 

^  Iro-sofu.    ,Einen  Zusatz    von    Farbe    erhalten.     ^Mono-koto-no    kasannru- 

^  kmvaivaru-wo  iü.    , Bezeichnet,  dass  Dinge  wiederholt   einen  Zuwachs 

.^  erhalten.' 

A     <r\  Iro-kusa.    Iro-iro  hisa-gusa-no  kokoro.    ,Im  Sinne    von  iro-ii^o  kusa-gnm., 

^  mancherlei  und  mehrerlei.' 

^     lr\  Iro-fasi.  Fat-e-naru-wo  iü.  ,Glanzend,  ruhmvoll.' 

\  ^ 

fo  (n  Iro-meki.    Iro-konomi-meka  nari.    ,Das  Aussehen    eines    dem    Vergnügen 

^  ^  ergebenen  Menschen  haben.-  In  diesem  Sinne  sonst  iro-mekasi. 

"r    ^    ^  ^  If'a-kusa.  ,Die  Felsenpflanze'   (eine  Art  Flechte).  Kusa  nari.   ,Der  Name 

'^             'L  einer  Pflanze.'  Sonst  iwa-koke,  das  Felsenmoos. 


TTeber  japanische  Auciiaiismen.  öö 

^'   ^    ^    M  Iwai-be.  ,Ein  Gefäss  zu  gottesdienstlichem  Gebrauche.' 

t 
t    ^    '^    ^  Lca-dzuna.  Knsa-narl.  ,Der  Name  einer  Pflanze.'  A\ürtlic.li:  das  Felsentau. 

^^    M     ^    ^  Ije-nire.    Kusa-nari.    ,Der  Name    einer  Pflanze.'    Wörtlich    die   Hausulme. 
-IL            '^ 

"^    H    ^    ^  ItO'fi'ii-o.  ,Der  Fisch  des  Fadeneises.'  Der  Name  eines  Fisches.  Zusammen- 

VK  gezogen  aus  ito-fi-iwo. 

K     ^    \%>  Ito-nasi.  .Ti-auriaj  und  erschöpft.' 

^    yk     ^    ^  Ito-midzü.  ,Das  Fadenwasser.'  Noki-ba-no  tama-mldzu  nari.    ,Ist   das  Edel- 

^             ^  Steinwasser  der  Dachtraufe.' 

\^    '^  Ito-jufu.    ^%    TJ^    II    Ito-jü-no  kokoro  nari.   ,Hat  den  Sinn  von  Baumseide 

•^      <^  '   in  Fcäden.'     Zum  Unterschied  von  dem  gewöhnlichen  ito-jü^    Staub  im 
Sonnenschein  vom  Winde  aufgewirbelt. 

^    i^    (^    ^  Itsi-motsi.  ,Ein  schnelles  Wesen.'  Eine  Benennung  von  Falken  und  Jagd- 

h             h  hunden.  Sonst  Ifsi-mots. 

Xy     ^  Iri-tatsi.    Zoku-ni  iri-komu-to  iü.    ,Im  gemeinen  Leben  sagt  man  iri-kotmi, 

%  eintreten.' 

^    A  Iri-aja.  ,Eingewebte  Sarsche.'  Mai-no  te  nari.  ,Ist  eine  Hand  (Weise)  des 
-^    «*       Tanzes.' 

^    -1^     '^^    A   Iri-siwo.  ,Die  eintretende  Fluth  des  Meeres.' 

0     ^  Iri-momi.  ,Eintretende  rothe  Seide.'  Momi-ni  somn-  kokoro  nari.  ,Im  Sinne 

i       0  von:  wie  rothe  Seide  gefärbt  sein.' 

^^    B^     ^    M  Irl-zumi.  ,Glühende  Kohlen.' 

^  Iri-foga.    Koto-waza-ni  towo-zakari-taru  kokoro.    ,Sprichwörtlich    im    Sinne, 

>  dass  man  sich  weit  getrennt  hat.' 

i-  * 

^    ^  M-kase.    Juru-kase-to    onazi.     ,Mit  juru-kase   ,nachlässig,    unaufmerksam' 
■^  gleichbedeutend.' 

^^    M   Inu-kui.  Inu-no  koto  nari.  ,Kämpfen,  einander  beissen,  von  Hunden.' 

Xx 

A> 

tA 

-^     1^    (TA     y^   T-kake-dzi.  ,Die  goldene  oder  silberne  Vor/ierurig  an  der  Mündung  eines 
^^    ^  Gefässes.'  Syn.   T-kake. 


5  6  Pfizmaier. 

'^  Ijodatsi.   Mi-no  ke  koto-gotoku  tatsi-wo  iiib-nari.   ,Bezeiclinet,  dass  die  Haare 

^  des  Leibes  sämmtlich  zu  Berge  stehen.'  Sonst  jodatsi. 

h 

^    ^  Ijojoka.  Gerade  und  hoch.  Alata  ijojaka-to-mo.  ,Es  heisst  auch  ijojaka.'- 

K   = 

6 

'^    ^  Itawari.    ,Sich    bemühen.'    Kokoro-wo   motsi-ite    dai-zi-ni   sunt    kokoro-nari. 

^  ,Hat    den  Sinn,    dass    man  Aufmerksamkeit    zuwendet   und  eine  Sache 

n  für  wichtig  hält. 

^      ^  Itawari.  Jamai-ni  wadzurb-ivo  iü.  ,An  einer  Krankheit  leiden.' 

"^*  V  •^  Itadzüra.  Zoku-ni  mu-da  fu-jo  mata  fima-to  iü-ni  onazi.  ,Mit  dem  im 
gemeinen  Leben  üblichen  mu-da  (eitel,  unnütz),  fu-jö  (unnütz),  ferner 
mit  fima  (Müsse,  Müssiggang)  gleichbedeutend.' 

-7''"    'O  Itadzüra.  Kore-iüa  sinuru  koto-wo  iü.  .Dieses  bedeutet  das  Sterben.' 
>     <^ 

^    ^  Ifadzüki.     Jamai-wo    i-i    mata    mi-wo    ro-süru    koto-nl-mo    ijeri.      ,Bedeutet 

"2^  Krankheit.  P^erner  bedeutet  es  seinen  Leib  anstrengen.' 

-^    k)  Itadzükl.    Dai-zi-ni  süru  kokoro  nari  itadzüki-kasidzüku  nado  iü.    .Steht  im 

^  Sinne    von:    für    wichtig    halten.     Man    sagt    itadzüki-kasidzüku    ,hoch- 

schätzen ,    in  Ehrenhalten'  und  Aehnliches.' 

^    2p  Ita-dzüki.  ,Ein  Pfeil  ohne  Spitze,  dessen  man  sich  beim  Spielen  bedient.' 


^  m 

■^^    ^     ^  M  Ita-bune.  ,Ein  Breterschiif.' 

'^  S  Ifa-kai.  ,Eine  Krippe.'  'fä]  ^  ita-kai-no  kokoro  nari-to-zo.    ,Im  Sinne  von: 
•^  durch  ein  Bret  ernähren.'  Sonst  fumi-ita  und  slki-ita. 

^^    M    P  A  Ire-gome.   ,Li  einen  Raum  einschliessen.'  Mit  Icomuru  gebildet. 

^-^    ziB:     ^  A  Irc-fimo.  ,Ein  eingelassenes  Band.' 


,0    ^    ^    TV  Ire-mo-zi.  , Eingeschaltete  Schriftzeichen.' 

"n    -^     ^    S  Iso-huri.  ,Das  Zittern  der  Felsen.'  Mi-ne-no  nami-wo  iü.  , Bedeutet  die  wie 
-^             '-  Berggipfel  sich  erhebenden  Wellen.'  Iso  steht  für  isi. 

(r\  Itsü-si-ka.    Itsü-no  ma-ni-ka-to  iü  kokoro.    ,Im  Sinne  von    itsu-no   ma-ni-ka, 
\^        zu  irgend  einer  Zeit.' 

\ 


I 


Ueber  japanische  Archaismen.  57 

>7     (^    Itsn-ü-ka.     ,Zu    welcher  Zeit    immer.-    Koko-wa   itsü-ka  faja-baja-to   matsu 
]/k.        kokoro.  ,I)ieses  hat  den  Sinn,  dass  man  zu  irgend  einer  Zeit  frühzeitig 
\         wartet.' 
(      ^    I-tsü-tsii-si.  I-wa  fats-f/o.   Tsidsfimasi-ki  kokoro  nari-to-zo.  ,/ ist  ein  die  Kede 
'^        eröffnendes  Wort,  bas  Ganze  hat  den  Sinn  von  tsütsmnasi-ki,  was  man 
verdecken  möchte,  dessen  man  sich  zu  schämen  hat.' 
'^     -M     ^    'fS  Ina-ivosa.  ,l)er  Aelteste  der  Reispflanzen.' 

^      \0    Ina-no  me.  Aka-tsüki-ioo  iü.  ,Der  Tagesanbruch.' 

^    ^  Inadaki.      Der  Haarschopf.'    Ist  in  der  alten  Sprache  auch  für  ,Scheiter 
yo     g        vorgekommen. 

i 

^    /yanasi.  Koto-goto-siki  sama  nari-to-zo.  ,Ist  die  übertriebene  Weise.' 

^    Iraragi.    Zokn-ni    iü    tsüppari-taru    kokoro    nari.   '  Ira-ragi-taru  fana    nach 
^        aru-wa  zoku-ni  iü  si-si-hana-no  koto  naran  mata  an-ni  iraragi-taru  kawo- 
J"        to    aru-wa    zoku-ni    tori-fada    tatsü-to    iü-ni    onazi.     ,Im    Sinne    des    im 
gemeinen    Leben    üblichen    tsüppari-tarit ,    ,zurückgestossen    sein'.    Wo 
iraragi-taru  fana,     ,eine    zurückgestossene    Blume'    und    Anderes    vor- 
kommt, wird  es  etwas  wie  das  im  gemeinen  Leben  übliche  si-si-hana, 
,eine  erstorbene  Blume'  sein.     Wahrscheinlich  ist  auch,  wo  iraragi-taru 
kaivo,  ,ein  zurückgestossenes  Angesicht'  vorkommt,   dieses  mit  dem  im 
o-emeinen  Leben  üblichen  tori-fada-tatm,  ,das  Ueberlaufen  einer  Gänse- 
haut'  gleichbedeutend.' 
^    ^  Imu-goto.  ,Die  Sache  der  Vermeidung,  des  Fastens  oder  Betens.'  Zia-sai- 
^    ^       mrii.-ivo  «1   ,Bedeutet-.  eine  Zurechtweisung  von  den  Göttern  erhalten.' 

tl    fl     ^    ^  I-u-refü.   ,Auf  die  Jagd  gehen.'  Sonst  ja-reö. 

-^         b  '^     ^    .  . 

\      10    I-ft-soku.    Subete  'mitsi-ni    akiraka-naru  fito-wo  iü.     ^    ^    In-sioku-to    lü 

i      b         mon-zi-iüo  mede-taru-wa  oho-tsiÜca-nasi.  ,Bezeichnet  im  Allgemeinen  einen 

Menschen,  der  in  Sachen  des  Weges  erleuchtet  ist.  Ob  man  dabei  für 

die  Zeichen  Iv-.üoku  (Inhaber  eines  Amtes)  eine  Vorliebe  hatte,   lässt 

sich  nicht  ergründen.' 

^    ^  Ima-ima.  ,Jetzt,  gleich.'  Zoku-7io  ima-ni  ima-ni  dziki-ni  dziU-ni   nari.    ,Ist 

^  .    e         das  im  gemeinen  Leben  übliche  ima-ni  ima-ni,   dziki-ni  dziki-ni   (jetzt, 

{  jetzt,  gleich,  gleich).' 

^    Ima-ima.    Kore-wa  fajaku-fajaku   mö-ka-mÖ-ka-no   kokoro.    ,Dieses  hat  den 
i         Sinn    von  fajaku-fajakic    mö-ka-mö-ka,    schnell,    schnell!    Wird    es? 
/       Wird  es?' 

\  8 

Denkschriften  der  phiL-hist.  Cl.  XXXIU,  Bd. 


cn  PfIZMAIEE. 

^    Ima-ima.    , Jetzt,  jetzt.'    Kore-wa  sinuru  kiwa-ui  toki-too  matsu  kotoha  ima- 

^1       wa-to  iü  kotoba-ni  onazi.  ,Dieses  ist  ein  Ausdruck,  der  bezeichnet,  dass 

(        man  in  der  Todesstunde  die  Zeit  erwartet.  Es  ist  mit  dem  Ausdrucke 

ima-wa  ,die  gegenwärtige  Grenzscheide'  gleichbedeutend.' 
^n    Ima-jau.  ,Die  gegenwärtige  Weise.'  Zoku-ni  ima-tb-sei-to  iü.  ,Im  gemeinen 
'^         Leben  sagt  man  ima-tb-sei  ,das  gegenwärtige  Zeitalter.' 

^    Ima-jau.   ,Die  gegenwärtige  Weise.'    Kore-iva  idai  mono  nari.  ,Dieses  sind 
^         (neuartige)  Lieder.' 

b 

^  ^  Inia-meki.  ,Ein  neuartiges  Aussehen  haben.'  Zoku-ni  tb-sei-meku-to  iü.  ,Im 
^  gemeinen  Leben  sagt  man  tb-sei-meku,  das  Aussehen  des  gegenwärtigen 
Zeitalters  haben.' 

i-  ^  Ikeru-jo.  ,Das  Zeitalter,  in  dem  man  lebt.'  Iki-te  aru  ivori-no  kokoro.  ,Ln 
^         Sinne  von:  die  Zeit,  in  welcher  man  am  Leben  ist.' 

^'   ii    ^    y^   Ike-goi.    ',Lebendige  Karpfen.'    Iki-site   takmvaje-oku-wo  iü.    ,Bedeutet:  iii- 
^  ^  dessen  man  lebt,  anhäufen  und  aufbewahren.' 

V>    Ifu-ifu.  Zoku-no  i-i-i-i  i-i-nagara  nari.  ,Ist  das  im  gemeinen  Leben  übliche 
i-i-i-i  , sagen',  i-i-nagara.,  indess  man  sagt.' 
6      lO    I-hukasi.    Sinohasi-ku  jukasi-ki  kokoro  nari.    ,Im  Sinne   von:    in  Gedanken 
\      '^        herbeigewünscht,    ersehnt.'      Dieses    Wort    hat    sonst    die     Bedeutung: 

unbekannt,  nicht  zu  erforschen. 
^    ^  I-huse-si.    ,Düster,  trübsinnig.'    Zoku-ni  fusagu-to  iü-ni  onazi.   ,Mit  dem  im 
-^     ^hg        gemeinen    Leben    üblichen    fusagu     ,verschliessen'     (für    verschlossen) 
Y  gleichbedeutend.'     In    Bezug    auf   das    hier    angeführte  fusagu    ist    zu 

'  bemerken,  dass  es  im  Sinne  des  Neutrums  fusagaru  ,verschlossen  sein' 

steht.  Man  sagt  kokoro-no  fiosagu  ^  das  Verschliessen ,  d.  i.  das  Ver- 
schlossensein des  Herzens. 
K>  Ide-ide.  ,Ei !'  Zoku-ni  iü  dore-dore-to  onazi.  ,Mit  dem  im  gemeinen  Leben 
"^  üblichen  dore-dore  (eine  Interjection  der  Verwunderung)  gleichbedeutend. 
:^  K>  Ide-kije.  ,Hervortretend  zerschmelzen.'  Sasi-idete  miru-ni  faje-naki  nari. 
^     ^        ,Indem   man    sich    hervordrängt    und    hinblickt,    keinen  Ruhm  haben.' 

-^    i^     ^    üi    Ide-siioo.  Sasi-siwo-nari.  ,üie  vordringende  Fluth  des  Meeres.' 

^    I-zatosi.  ,Im  Schlafe  leicht  erwachend.'  I-iva  ine-nari.  Zoku-ni  iü  me-zatoki 
nari.     ,1  ist  so  viel  als  me,  schlafen.     Das  Wort   ist  das  im  gemeinen 
Leben  übliche  me-zatosi.'' 
(r\      A>,   Isara-iüi.  ,Ein  kleiner  Brunnen.' 

I* 

^      ^    Iza-kasi.  ,0  möchte  doch!'  Iza-to  iü  kotoba-ni  kasi-wo  soje-taru  nari.  ,Dem 
)      ^         Worte  iza  ,wohlan!'  wurde  kasi  ,o  möchte  doch!'  angeschlossen.' 


( 


]k 


Uebee  japanische  Archaismen.  59 

^     #     ^    f^  Ide-masi.     ,An    einen    Ort     hinavistreten.'     In    Bezug    auf    den    Kaiser 

\              '»^^  gebraucht, 

(r\    ^  Imawari.  ,Beten  oder  Fasten.'  Imo-wo  nobe-taru  kotoba-nari.  ,Ein  Wort,  in 

^       '  welchem  hni  (vermeiden,  beten)  gedehnt  wurde.' 

9 

^    lH     ^     i  /Ä-«-/f?e.     ,Hervorkommen,    von    dem    Athem.'    Jomi-gajeru-to    onazi.     ,Mit 

t:'            <^     '  '  jomi-gajem  ,wieder  lebendig  werden'  gleichbedeutend.' 

^    |#     10     ö  Iki-no  lüo.  ,Die  Schnur  des  Athems.'  Imtsi-tvo  iü.  ^Bezeichnet  das  Leben.' 

V>  Iki-maki  , Ausser  Athem  sein.'  Mune-no  fotobasiri  iki-no   mizikaku,  naru-wo 

^  ije-ba   ^    M^   iki-maki-no    kokoro   naru-besi.     ,Da    es    das    Ueberwallen 

"%  der   Brust   und    das  Kurzwerden    des    Athems    bedeutet,    kann    es    im 

^  Sinne  von  iki-maki  (das  Zusammenrollen  des  Athems)  stehen.' 

-^    M     '9     i!>  ^'^'*'-^'"'e-  A^  <i6"-  -A^them  stossen.'  Ima  iü  fumi-ai-no  kegare  nari.  ,Ist  das 

^L             ^     "^"  jetzt    übliche  fumi-ai-no  kegare  ,die  Verimreinigung   der  gemeinschaft- 
lichen Tretung.' 

V)    m  Iki-zasi.    ,Den  Athem  aussenden,  athemlos  werden.'     Zoku-ni   mono-gosi-fo 

^■k    =m  iA.    Im  o-emelnen  Leben  sagt  man  mono-gosl  ,überschreiten,  durchsetzen.' 

\ 

^     A     ^    ^  Isi-ura.  ,Das  Wahrsagen  aus  Steinen.' 

^    M  I-me-bito.    ,Ein  Mensch  des  Auges  des  Schiessens,'    Kari-ba-no  i-te-wo  ii),. 

^     H  .Bezeichnet  einen  Schützen  der  Jagdflur.' 
Z/T   ^ 

i  A 

/     ^      V>    m  I-i-i-i.  .Sagen.' 

7^    ^     \0    ^  I-i-sosi.  ,Im  Reden  tödten.'  1-i-sügosu  kokoro-ka.  ,0b  im  Sinne  von  l-i-sügosu 

\             ^  ,im  Reden  übertreiben?'  Sosi  steht  für  sassi,  tödten. 

7^^   -^     V)    ^  I-i-cjoto.     ,Der    Gegenstand    des    Gespräches.'     Zoku-ni   i-i-gusa-to    iü.     ,Im 

^            "^  gemeinen  Leben  sagt  man  i-i-gusaJ- 

^  I-i-sasi.     Aufhören  zu  sprechen,'    Sam-ioa  sübete    nakaba-nite  jameru-nari. 

^  ^Sasu  ist  im  Allgemeinen    so    viel  als  inmitten  einer  Sache  aufliören,' 

(r\  Imo-nfo.    ,Die  jüngere  Schwester.'    Kore-wa   ane-no   koto-wo  ijeri.     ,üieses 

^  wird  von  der  Sache  der  älteren  Schwester  gesagt.' 


! 


(r\     JK  I-suzaki.  ,IIat  den  Sinn  von  süzüro-ku  , unmerklich,  unfreiwillig.' 

JP    ')5^  Ija-tsiko.  ,Klar,  deutlich.'   So  viel  als  itsi-zirosi.   Tsiko  scheint  für  P  1j  i- 
M^       tsikau  ,nahe'  gesetzt  zu  sein. 

t 


60  Pfizmaikr 

Fünf    Sylben. 

'^"    IM     ^    ^  Iwa-gakure.    ,Sicli    unter    den  Felsen   verbergen'    (von    dem  Ableben  der 

a  -T-  ersten  japanischen  Gottheiten).  Iwa-gake-no  viitsi-wo  iü.  ,Bezeichnet  den 

Weg  des  Anhängers  an  die  Felsen.' 

<X     l'^    Iware-tari.    ,Es    ist  gesagt   worden.'    Zoku-ni  iü  tokoro    motto-mo  dzia-to  iü 

9     't        kokoro.    ,Im  Sinne  des  im  gemeinen  Leben  üblichen  iü  tokoix)  motto-mo 

•^         dzia  ,was  gesagt  wird,  ist  recht.' 
2t     ^    Ije-ha  je-ni.   ,Nicht  sagen  dürfen.'     Ije-ha  ^  =^  J^  :t  je-ni-no  kokoro-nite  je- 
iwarezu-to    iü   kokoro.    ,Im  Sinne    von    ije-ha  je-ni    ,wenn   man    es  sagt, 
F         darf  man  nicht.'  Dieses  im  Sinne  von  je-iioarezu  ,es  darf  nicht  gesagt 
werden.'  Ni  ist  die  Wurzel  der  als  Hilfszeitwort  betrachteten  Negativ- 
Partikel  nu. 
<^     77     ^    ^  Ij^-^ou-zi.     ,Die  Vorgesetzte    des    Messers    in    dem    Hause.'     Tsüma-wo    iü. 
^     _».  .Bedeutet  die  Gattin.' 

('^    ^ 

)v'     ^    Ije-dzükasa.  ,Der  Vorsteher  des  Hauses.'  Ije-goto-wo  tsükasa-doru  ßto-tvo  ni. 

iö>  ,Bezeichnet    einen    Menschen,    der    den    Angelegenheiten    des    Hauses 

^  vorsteht.' 

^    M,     ^    ^  IJ^-''^o  kaze.  ,Die  Gewohnheiten  des  Hauses.' 


I 


fe 


d-^  -^  Itoki-nasi.  ,Jung.'  Sonst  itoke-nasi. 

k>  j^  Itsi-fajasi.    ,Streng.'    Zoku-ni   kibisi-i   mata  fagesi-i-to  iü  kokoro  nari.     ,Im 

^  j^       Sinne    des    im    gemeinen  Leben   üblichen    kibisi-i    , streng'    und  fagesi-i 

I  ^       ,heftig.' 

\ 

•^    ^     'O  jk-ti   Itsi-zirosi.  ,Deutlich.'  Sonst  itsi-zirusi. 

h       ^^     ^ 

;(;,     ±    (rv  -^  Inu-fasiri.    ,Das  Hundelaufen.'  Rei-tsi-to  Jori-to-no  aida-wo   iü.    ,Bezeichnet 

\             )b.  den    Eaum    zwischen    dem  Boden    des  Heiligthums    und   dem  Graben.' 

h  ^^    Ika-ni  sen.  ,Wie  es  sein  wird.'  Zoku-ni  dö-seö-to  iü-ni  onazi.  ,Mit  dem  im 

^  gemeinen  Leben    üblichen    dö-seo    ,wie  es  sein  wird'  gleichbedeutend.' 

A. 

iD  '^    I-ka-fo-kaze.     No-siü    I-ka-fo-no   kaze-wo   iü.    ,Bedeutet    die    Gewohnheiten 

"^  ^         von  l-ka-fo  in  No-siü.'' 

«^     S    ^  -j^  I-ga-taur-me.    ,Das  ausschliessliche  Weib    (d.  i.  das  alte  Weib)    von  I-gaJ 

^              "^"^  ^gu       Kitsüne-wo  Ol.  ,Bedeutet  den  Fuchs.' 

j|l  ^   Itadzüra-ne.    Koi-süru  ßto-no  fitori  ne-süru,-wo  iü.    ,Be<ieutet,  dass  der  lie- 
bende  Mensch  allein  schläft.' 


Uebeb  japanische  Archaismen.  ßl 


^    rtF    V^    «g  Ina-musiro.  ,Eine  Matte  von  Reisstroh.' 


<7 


JX     <^  I-dzüte-hune.     Itsu  jagura-ivo    tateru  fune-ioo  iü-to-zo.     , Bedeutet   ein  Schiff 

tl     i^  mit  fünf  Thürmen.'  i,  fünf.  Dzüte  steht  für  tsutaje,  überliefern. 

Zi'    ^    (r\    ^  Ina-gomaro.  ,ßeiswürmer.' 

(       ^0  Ira-ira-si.     Zoku-ni  sekaku-süru-to  iü  kokoro.     ,Im  Sinne    des  im  gemeinen 

^,  Leben  üblichen  sekaka-süru  ,grosse   und    vergebliche  Muhe  anwenden.' 

/  Das  hier  angeführte    ^    1]    ^    heisst    richtig    ^    tl    V  ^  sekkaku. 

10     ^K  Iratsü  fime.  Nach  dem  Wortlaute  der  entlehnten  Zeichen :  ein  ärgerliches 

^     ±yc  Fräulein.  Nach  dem  Wortlaute  der  chinesischen  Zeichen :  ein  Fräulein, 

'^     tflS 

^  das  Leibwächterdienste  versieht. 

5    4^     10    I^P  In-dzi-utsi.  ,Schnellkäulchen  schlagen.' 

J,      ^    ;gi  Ija-siü-mo.  ,Einstweilen,  vorläufig.'  Kari-some-to  m  kokoro.   ,Im  Sinne  von 

^     ^  kari-some    ,einstweilen ,    vorläufig.'     Wii'd    sonst    durch    ija-siku-mo   aus- 

*  gedrückt. 

(       (r\     *h  Ima-ima-si.    Was  zu  vermeiden  ist,  unheilvoll.'     Imi-imi-si  nari.    ,Ist  mi- 

J     B.  imi-si  ,unheilvoll.' 


^     M.     ^  ^  Ima-ma-iri.    ,Jetzt  in  die  Gesellschaft  kommen.'    Atarasi-ma-iri  nari.    ,Ist 

^             H  atarasi-ma-iri  ,neu  in  die  Gesellschaft  kommen.' 

9 

A.     ^     ^  filp  Imasü-karu.  Imasu-ni  onazi.  ,So  viel  als  imas7i.  ,wohnen',  von  dem  Himmels- 

^            i  söhne  gesagt.'    Der  Sinn  von  karu  ungewiss.     Mag    für    imaszi-wo  kam 

^  ,das  Wohnen  entlehnen'  oder  imam-ni  karu  ,im  Wohnen  jagen'  ge- 
setzt sein. 

1,  ^    Isa-sirazü.  I-i-ja  .nranit-no  kokoro  nari.  ,Hat  den  Sinn  von  i4-ja  siranu  ,ei 

i  '■1                               . 

K?  *"          ich  weiss  nicht!' 

^' 

%      ^  m  Isara-midzü.  ,Ein  kleines  Wasser.    Ein  über  den  Weg  laufendes  Wasser.' 


^'% 


^  1-gitanasi.     Zoku-ni    iü   ne-goki   nari.     ,Das    im    gemeinen   Leben    übliche 

'^''  ne-goki    ,schlaftrunken.'    Aus    i   für   ine    ,schlafen'   und  kitanasi  ,unrein' 

>T  zusammengesetzt. 

l     ^  Isi-na-tori.    Isi-no   te-dama    asobi-wo    iü.    ,Das  Spiel    der  liandkugeln   der 

9     4>  Steine.'    Das  Spiel    des    Steine  werf  ens.    Sonst  auch  isi-nago.    Der  Sinn 

^  sowohl  von  na-tori  als  von  nago  ist  nicht  klar.    Das    letztere  mag  die 
Zusammenziehung  von  nage-h  ,gemeinschaftlieh  werfen'  sein. 


f 


62  Pfizmaier. 

<J)    ^    ir\  ^  Isi-no  ohi.  ,EIn  steinerner  Gürtel.'  Ein  starker  Ledergürtel. 

u 

^  j)jfe   Ita-ja-gusi.    ,Ein  fliegender  Pfeil.'    Ist    nach   einer  anderen  Erklärung  so 

^  2c.       viel  als  itami-ja-gusi,  der  Speiler  des  sclimerzliaften  Pfeiles. 

^  ^    Ire-ko-zake.  ,Der  Aufsatzlachs.'  Imä  iii  ^   -f'    ko-gomori    nari.     , Derselbe 

2^  J2.       heisst  gegenwärtig  ko-gomori.'' 

%  n 

Sechs    Sylben. 

'!>''  (^    Itoa-to-gasiwa.    Isi-wo  iü-to-zo.    Ist    tokiwa-no  kokoro    naru-hesi.     , Bezeichnet 

>  ;{_         den  Stein.    Isi  , Stein'  wird  im  Sinne  von  tokiwa   ,der  beständige  Fels, 

^  x_         d.  i.  ewig'  stehen.'  Sonst  ist  iwa-to-gasiwa  der  Name  einer  Pflanze. 

'X    /y>     'P  3l   I-wo-siro-iüo-da.    ,Das    kleine    Feld    der    fünfhundert    Stellvertreter.'     Der 

«r'*    m     lj2  ^        Name  einer  Oertlichkeit. 


^ 


^ 


^  ^    Itadzüra-ine.    Omo  ßto-ni-mo    aivade  fitori    ue-suru-wo    iü.    Mata  mi-noranu 

1(L  ine-wo-mo  ijeri.    ,Mit    dem  Menschen,  den  man  liebt,  nicht  zusammen- 

vv         treffen  und  allein  schlafen.  Es  bezeichnet  auch  Reispflanzen,  die  keine 

-^         Frucht  tragen.' 

Uf  ^    Itadzüra-bito.    Jo-ni   tatanu  fito-ioo  iü.     ,Bezeichnet  einen  Menschen ,    der 

^  >         von  keinem  Nutzen  ist.' 

^•^    ^     ^  ^  Irasi-no    ine.    ,Geliehene   ßeisähren.'    Irasi-wa    mono- wo    fito-ni    kasto    koto 

jfX            Y*  nari-to-zo.     Sare-ha    ii'esimuru    ine-to    iü    kokoro-ka.     Irasi    heisst:    den 

'  Menschen  eine  Sache  leihen.     Also  hat  das  Wort    wohl    den  Sinn  von 

^  Reisähren,  die  man  einführen  lässt.                                                         ^ 

^?    ijl^     'O  ^  Ire-katahira.  ,Ein  hereingebrachtes  Zelt  oder  ein  Vorhang.' 

ip  ^    Itsüki-musüme.  ,Ein  begünstigtes  Mädchen.' 

J/%    ^    ^  ^  Ina-tsüki-gani.    ,Der  die  Reisähren  zerstossende  Krebs.'    Eine  Art  Krebs. 
^    ffifl    ^ 


?•      jp    Ija-toko-si-je.  Ijo-ijo  nagakii  ßsasi-ki-no  kokoro.  ^Im.  ^inne  Yon:  immer  mehr. 


'      "^        von  ewiger  Dauer. 


< 


(r\    Ima-ja-ima-ja.  Zoku-ni  mh-ka-mo-ka-to  iü  kokoro.   ,Im  Sinne  des  im  gemeinen 
'%         Leben  üblichen  mb-ka-mb-ka  ,Wird   es?' 


Ueber  japanische  Archaismen.  63 

^      K>    M-kai-nasi.   ,Nutzlos,  wenn  man  sagte.'  I-i-gai-nasi-to  onazi.  ,Ist  mit  i-i-gai- 
^  nasi  gleichbedeutend.' 


1 


~Y.      ^    Isara-wo-gawa.  Asaki  kawa-ioo  iü-to-zo.  ,Bedeutet  einen  seichten  Fluss.' 

5      ^    Isasake-waza.  Isasaka-naru  waza-to  iü  kokoro.    ,Hat  den  Sinn  von  isasaka- 
^'     \        narih  waza  ,eine  unbedeutende  Sache.' 

Sieben    Sylben. 
0    "^    ^    S?  Itodaki-motsi-i.     ,Ein    auf    dem    Haupte    getragener    Kuchen.'     Eine    Art 
io  4,  Kuchen.  Motsi-i  steht  für  motsi,  Kuchen. 


t\ 


<A      ^    Iso-no  tatsi-soki.    ,Der  Zurückweichende  des  Meerufers.'    Saru-no  kotonam 
h     ^        na  nari-io-zo.  ,Ist  ein  anderer  Name  für  den  Affen.' 


Classe    g    Ro. 
g  Ro.  -fS  Ro.  ^  Ro.  ^  Ro.  J^  Ro.  #  Ro.  Jff  Äo.  t#  Äo.  '|(i  7?o.  ^  Ro.  Laute. 

Drei    Sylben. 
;t     S     '^    ^  R6-fa.  ,Eisenvitriol.'  Sonst  Roku-fa. 

^•^    "&     -^  -JLj  Roku-wi.  ,Die  sechs  Rangstufen.' 
< 

-^  M  Rof-i-sau,    rö-su.    ,Ein    grüngelbes    Hemd.'     Roku-i-no  fusüma    nari.     ,l)er 

5  ^y  Mantel  der  sechs  Rangstufen.'  Steht  für  rokii-san. 

Sieben    Sylben. 
^     Wl     '^    "a^  Roka-e-no  tsükasa.  ,Der  Vorsteher  der  sechs  Leibwachen.' 

Classe  |0t  ^^t. 

^i3^  Fa.   ^J^  i^a.  ^  F«.  ^  i^fl.  flj  Fa.  ^  Fa.    B  i^".   #  F«.    "It  ^^-    6t  ^«-   1^  ^'^• 
A  Fa-   ij  Fa.   ^  Fa.   |g  Fa.  ^  Fa.   jf|  Fa.    #  Fa.    Laute. 
i^  Ba.   ^  i?a.    Trübe  Laute. 

M  Fa,  Flügel.    ^    Fa.  Blatt,     -f-    Fa,  frühzeitig.     J^    Fa,   schnell.     :&    Fa,  Stein. 
"0   Fa.  Zahn.  Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
t    fß  Fau.    Kua-ß-no  kokoro  nari.    ,Steht  im  Sinne  von  knn-fh.   P)olohnung,  Verdienst.' 

b 


64 


Pfizmaiek. 


:^  g^  Fazü.  SDie  Enden    des   Bogens,    an   welchen    die    Sehne    befestigt    wird.' 

^  Sonst  auch  faclzu. 

j^  M  Fa-je.  Minami-kaze-iuo  iü-to-zo.  ,Bedeutet  den  Südwind.' 

Drei    Sylben. 

;C  tg  Fani-fu.  ,Eine  Lehmhütte.' 

'^    -ffi     i  -$+  Fariwo.  ,Der  Nadelfisch.'  Zoku-ni  sajori-to  iü.  ,Heisst  im  gemeinen  Leben 

9  sajori.'-  Sonst  fari-uwo. 

^  21  Fata-je.  , Zwanzigfach.' 

i  + 

T    ^S    ^C  %J  Fatsü-fo.  ,Die  ersten  Kornähren.' 

j^  Ig  Fanezu.  ,Die  Blüthen  des  Mehlbeerbaumes.' 

^^ 

-^    ^  ^  Fai-ja.   ,Ein  Grabhügel.'   ^    JiJ<    Fai-ja-no  kokoro.    ,Im  Sinne   von  fai-ja^ 

^  ein  Aschenhaus.' 

^     A    '^  "ffl  Fa-iri.  ,Eintreten,  hineintreten.'  Zusammengezogen  aus  fai-iri^  kriechend 

^  eintreten. 

3.    ^    "^  Ö  F'(^-fi'''>'>'^-  jWeisse  Schminke.'  Sonst  faku-fim. 

3     ^    ■^  tfi  Fani-wa.  ,Ein  Rad  von  Thonerde.' 

tf  iö  Fau-si.  ,Der  Tact  in  der  Musik.'  Sonst  feo-si. 

M  Fai-mo.     ,Aus  Falschheit    vorläufig    oder  in  geringem  Maasse.'    Mag  von 


-g--       ,/ai''  ,kriechen'  abgeleitet  sein. 

^  /\  Fa-ku.  ,Die  acht  Erklärungen  der  Bonzen.'  Sonst  fakko. 

/{.      -C"  i^  Fana-fa.   Tsutsi  takaki  nari.  ,Bedeutet  ,hoch'  in  Bezug  auf  das  Erdreich.' 

'^-  ^  Bau-za.  ,Ein  Kranker.'  Sonst  hio-zia. 

J  * 

■^  M  Fai-je.  ,Kriechende  Zweige.' 

<\  — 


Uebek  japanische  Archaismen.  65 


Vier    Sylben. 


A>'    M     ^  ^   Fai-zümi.  ,Gefegte  Kohle.'  Eine  schwarze  Schminke. 

k     '    ''^ 

^*  ffil    -^  ^   Fai-zen.  , Speisen  austheilen.' 

A     J#     ^  ^^  Faje-tori.    Musi   nari.     ,Ist    ein  Insect.'     Sonst  fai-tori-gumo^    eine   fliegen- 
9  fangende  Spinne. 

^  ^  Faufuri.  ,Begraben.'  Sonst  flmiuri. 

S 

Cp    ^     ^  ^   Faku-rai.    ,Ein  weisser  Aussatz.'    Fito-ivo    nonosiri-te   in  kotoba  nari.    ,Ein 
^            's  Wort,  mit  welchem  man  die  Menschen  schmäht.' 

^    <fe|,    ;^  4i    Fau-kua.  ,Ein  halber  Schuh,  eine  Art  PantolfeL'  Steht  für  fan-kua. 

$"     'C-  Iw    Fani-zafn.  ,Eine  Waschkanne.'  Steht  für  fan-zb. 
■^     .^ 

•^  ^   i^as^V^-^t'/.  Der  Name  einer  Oertlichkeit  in  Kö-siü. 

3     Jj     ^  ^  Fani-iüari.    ,Zur  Hälfte  getheilt.'    Der    halbe  Mond.    Steht    für  fan-wari. 
y            ol  Sonst  auch  fan-gets. 

^  <ifc.  Fana-dzüra.  ,Ein  Naseni-ing.'    Usi  uma-wo  tsunagu  nari.  , Rinder  und  Pferde 

3)  töj       anbinden.'  Sonst  auch  fana-dzüna,  ein  Nasenseil. 

;t.  -jt   Fb-gaku.  ,Die  vier  Gegenden  und  die  vier  Winkel.' 

|-  % 

1l?    ^     X  =^  Fan-kau.  ,Die  halbe  Stirne.'  Sonst  auch    y  tl   ^  )\  fan-kafii. 

X  ^    Fb-rimsi.  , Kriechende  Insecten.' 

7  ^  Fau-men.  , Loslassen  oder  freisprechen.' 

/,  >^   Fau-roku.  Mono-wo  iru  utsüioa  nari.  ,Ein  Gefäss,  in  welchem  man  Gegen- 

7  ,ir,        stände  röstet.' 

< 

d^    3     .^  +1^   Fazi-jumi,  ,f]in  Bogen  von  dem  Holze  des  Mehlbeerstrauches.' 

Denkechriften  der  pliil.-liist.  Cl.  XXIII.  Bd.  9 


66  Pfizmaier. 

^  JÄL  '^  ^  Fai-rai.  ,Die  Verehrung,  die  Anbetung.'  Sonst  fai-rei. 

*^  i§  ^  M  ^'^*-'^"-  ?Ein  abgesetzter  Hof.' 

U  W^  ^  ^  Fa-zitomi.  Ein  halbes  Schutzdach.' 

i  _ 

"7~    ^    ^    ^  Fau-fen.  , Erhebung  und  Herabsetzung.'  Sonst  fou-fen. 

b 

^    Fasü-nawa.   Kusa-no  na.  ,Der  Name  einer  Pflanze.' 

t 

h 
t 
^    "ö"  Fa-se-ivo-ba.  .Die  Banane.'  Sonst  ba-se-ico. 

Fünf   Sylben. 
5'    ^     -t.     ^    Faje-barai.    ,Ein    Bannen    mit    Glanz.'    Ein    ausgezeichnetes    Bannen    des 
^  -^  Uebels. 

^^    ^    ^     llg  Fata-ori-me.  ,Die  Weberin.'  il/^tsi  «a?'«.  ,Der  Name  eines  Insectes.' 
X    '        ^ 

6  ^  ^  '^  Faht-wa-kau.   ,Der  Wohlgeruch  der  hundert  Einklänge,' 

J^  ^  •^  ^  Fau-no  fuje.  Eine  Art  Flöte. 

^'  '^  ■^  ^ij  Fau-guan.  ,Ein  Richter.'  Sonst  fan-guan. 

('^  :^  -C-  ^  Fana-zitsüme.  ,Das  Opfer  des  Versenkens  der  Blumen.' 

:S  ^  ^    ^ 

'^    '^    -^    ^  Fa-ne-kadzüra.  Eine  Art  Schlingpflanze. 
^     ß     -^     :^   Fana-kadzüra.  ,Eine  Blumenperrücke.'  Ein  weiblicher  Kopfputz. 

T  ^  ^ 

^^    tö*    ■^     'fS  Fana-kau-zi.  ,Eine  Blumenorange.'  Eine  Orangenart. 
^    ^    ^    :j^  Fana-no  Jen.  ,Das  Blumenfest.' 

-4i'    '^     -C    '^  Fu-guan.  ,Eine  nebenstehende  Obrigkeit.'  Zoku-ni  fo-bai-to  iä-ni  onazi.  ,Mit 
3  ^  dem  im  gemeinen  Leben  üblichen  fb-bai  ,der  Genosse  im  Amte'  gleich- 

bedeutend.' 


ÜEBER  JAPANISCHE     ARCHAISMEN  67 

Sechs    Sylben. 
^      i     ^  Fatsisiir-no  fafi.  ,Der  Glanz  der  Wasserlilie.'  Der  in  dem  Schlamme  befind- 
^      ^  liehe  weisse  Theil  an  dem  Stamme  der  Wasserlilie, 

t 

n 

^    ^    ^    M^  -f^o-s/ö-e.  ,Die  Zusammenkunft,  bei  der  man  gefangenen  Thieren  die  Frei- 
J  heit  schenkt.' 


<^     ^     '■ 


^    ^    ^    Mi   Fu-jö-raku.     ,Die    Freude     des    losgelassenen    Falken.'      Kots-ziki    feö-nai. 
p     ^      /  ,Das  eingei'ichtete  Innere  des  Bettlers.' 

Sieben  Sylben. 
^     Wi    ^    ^  Fakari-no  omosi.    ,Das  Grewicht    der  Wage.'    Für    omosi   steht  sonst  omorL 

i>?    )[[§    ^     ^1»  Faica-kata-no  oba.   ,Die  Grossmutter  von  mütterlicher  Seite.' 


^     „      ^ 


^      ^     M   Fawa-kata-no  wodzi.  .Der  Oheim  von  mütterlicher  Seite.' 


%    -^     ^    ^  Faioa-kata-no  woba.  ,Die  Muhme  von  mütterlicher  Seite.' 

i^^    '^     'C    Jjff  Fan-sai-no  obi.  ,Ein  Gürtel  von  gestreifter  Rhinoceroshaut.' 

I    ^ 

Acht   Sylben. 
^^    MB.    ■^     :^h  Fawa-kata-no  o-odzi.  ,Der  (irossvater  von  mütterlicher  Seite.' 

S-  Ä  i 

Neun    Sylben. 
^     M     ^    ^  Ffnca-kata-no  o-o-wodzi.  ,Der  Oheim  von  mütterlicher  Seite.' 


C lasse  \z  Ni. 

M  ^^'-  W  ^^''    ilt^  ^^'-  ^  ^^>-   1P  ^>-   ^  ^''-  ffij  -^^/•  ^  iV'.   IS  Xi.   ^  Ni.  ^  M. 
5ä  ^V/.     Laute. 

^  A7,  sieden.  ^  Ni.,  mennigroth.    ^  Ni.  Last,    '(y  i\7,  ähnlich  sein.  Lesungen. 

9* 


ßg  Pfizmaier, 

Zwei  Sylben. 

^    jM  Niwa.     ,Ein  freier  Platz.'    Mitsi-niica-no  niwa  nari.    Zoku-nlwa  ba-to  nomi 
"TL.  iü.     ,Ist    das    niwa    ,freier  Platz'  in  mitsl-no  niwa^    der   freie  Platz  des 

Weges.     Im    gemeinen  Leben    sagt  man  blos  5«.'    Niwa   hat  sonst  die 
Bedeutung :   Vorhof. 
«3?    Niwa.  Kai-ziu-no  nodoka-naru-wo  iu.  , Ruhiges  Wetter  zur  See.' 
l 

Drei    Sylben. 
i3?    ^  Niivoi.  ,Der  zurückgebliebene  Glanz.' 

^    ^    '^    ^J\  Ni-i-ba.  ,Neue  Blätter.' 


^    gl    '<b  -^  Ni-se   e.    ,Ein    nach    dem    Leben    gezeichnetes    Bildniss.'     Zoku-ni    iü   ni- 
\—  gaico-e    nari.      ,Ist    das    im    gemeinen    Leben    übliche    ni-gawo-e,    eine 

Abbildung  der  Gesichtszüge.'  : 

Vier    Sylben. 

&     Iß-  ^  Ni-omoi.  Ncmii-mono  nari.  ,Ein  zubereitetes  Getränk.' 

^'    M    '3?  A    Niil-bai.  ,In  die  Pflaumenbäume  dringend,'  Die  Regenzeit. 

(/^  -^ 

^     *^    cj>  =j^  Nigi-taje.     ,Die    als    Opfer    dargereichten    Stücke    Papier.'     Sonst    nigi-te, 

^^  e  Avobei  te  die  Abkürzung  von  taje. 

"?     fffl    '"^  $0  Nin-i-ri.  ,Das  Rad  an  einem  Schlägel.'     Ri  steht  für  rm,  Rad. 

/)\  j^   Ni-no  mai.  ,Der  Tanz  Zweier.'    il/ai  jor«  ide-tant  kotoba-nite  nani-ni  te-mo 

^  ffi.       fito-ni   sasi-tsüdzüki-te    onazi   koto-wo    süru-wo    iü.     ,Ein    von    mai    ,Tanz' 
9;  herstammender  Ausdruck.    In  Bezug    auf  Menschen    bedeutet  er:    eine 

^  und  dieselbe  Sache  thun.' 

Fünf    Sylben.     ■ 

(       T      .3>  ^   Nigiwaicasi.     ,Ansehnlich,    übermässig  voll.'     Sonst  nigiwasi.    Von  nigiwb 

s-  abgeleitet. 

fy    'a'    ^  -h-  Nio-be-tau.  ,Eine    zugetheilte  Vorsteherin    des  Tempels.'    Sonst    nio-bets-tu. 

^    M    '^  K    Nin-dzib.    ,Ein    Aeltester    der    Menschen.'     Kami-waza-no    mai-bito    bei-ziü 
CQ)            ^  nado-no  wosa-ico  iü.     .Bezeichnet  einen  Vorsteher  der  bei  dem  Gottes- 

-^  dienste  beschäftigten  Tänzer.  Spielleute  und  anderer  Menschen.' 

^     ^    '^  yi^fx  Ni-i-ma-iri.   ,Neu  in  die  Gesellschaft  treten.'  Zoku-ni  iü  sin-zan  nari.   ,Ist 
^            --Ä  (las  im  gemeinen  Leben  übliche  sin-zan'  (von  der  nämlichen  Bedeutung). 


Uebek  japanische   Archaismen  fi9 

Sechs    Sylben. 
'^     -lll    '-b    S  Niica-HO  wosije.  ,l)ie  Belehrung  des  Vorhofes.' 

^'    &    '^    -£r  Nio-tö-gü.    ,Der  östliche  Palast  der  Tochter.'     Die  anstatt  des  Sohnes  zur 
5  ^     ^       Nachfolge  bestimmte  Tochter  des  Kaisers. 

A    'g     <3?    -^  Niö-kuan.  ,Eine  weibliche  Obrigkeit.'  Sonst  nio-kuan. 

Classe  ^   Fo. 

's  Fo.  :^  Fo.  ^  Fo.   g  i^o.    (5?,  i^'n.   ^  i^b.    ^  i^j.    11  Fo.    ^  Fo.   ^  Fo.    ^    Fo. 
^  Fo.  :fpj  Fo.  -^  Fo.  ^  Fo.     Laute. 

ji  5(n  il^  Äj.  ^  5o.     Trübe  Laute. 

3J(C  Fo,  gross,    lim  Fo,  Segel.   5^  -Fo,  Kornähre.    0    Fo,  Tag.     Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
^^     tJ^    T    ^   Fo-i.  ,Ein  Tuchkleid.'  Kari-gimo-wo  ijeri.   , Bedeutet  ein  Jagdkleid.'    Sonst 
das  Kleid  des  niederen  Angestellten. 

Drei    Sylben. 
Tp    :Aj   Fou-i.     ,Ein  Tuchkleid.'     Fo-i-ivo   nohete   ijeri.     ,Die    gedehnte  Aussprache 
er;     ^        von/o-/.' 

^  ^    ^    -L  Fodzü-je.  ,Die  oberen  Zweige  eines  Baumes.'  Sonst  auch  fozü-je. 
L 

"70    ^  Fö-gu.     ,Altes    Papier.'    Mata    fo-go-to-mo .    ,Es    heisst    auch  fo-go.'     Sonst 

^      LT.        auch  fon-qo. 

'^"^    Foki-dzi.    Jama    soba-no    aja-tiki   mitsi-ioo    in.     ,Ein    gefährlicher  Weg  zur 
^        Seite  der  Berge.' 

'h')    %%.   Fo-zü-e.  .Die  Aehrenspitze.' 

1* 

T    flffl   ^^"^'■'^-   ,Getrockneter  gekochter  Reis.'  Sonst  auch  Josi-t-i. 

Vier    Sylben. 
^y    ^  Fo-o-dzüki.  ,Die  Judenkirsche.'  Sonst  auch  fou-dzüki  und  foH-zuki. 

*0    i^     ^'   ^   Bo-dai-zu.   ,Dor   Baum  Bodai's.'   Eine  Art   LiMd(\   Si)nst  ho-dai-zih. 


70  Pfizmaier 

£^      ■^^    Fon-tai.     ^    2JS    Fon-tai-nite  fon-rai-no    siu-sei-no    kokoro    naru-besi.     ,Ist 
*^  fon-tai    ,der    eigene    Körper'    und    mag    in    dem    Sinne    von  fon-rai-no 

siü-sei  ,die  ursprüngliche  Gemütlisbeschaffenheit'  stehen.' 
^'    S*     'i^    2fe   Fon-gü.  ,Der  eigene  Palast.' 

4'    yf'    ''^     2b   Fon-zai.  ,Die  eigene  Begabung.' 

<^  ^ 

^     J^     TiT  j:^  Bou-tan.  ,Die   Pfingstrose.'   Sonst  ho-tan. 

fh    |Urt    'f?    +^  Fö-motsi.  ,Ein  dargereichter  Gegenstand.' 

'^    Fofü-mon.    ^    ^  Kio-mon-wo  iü.    »Bedeutet  den  Text  der  mustergiltigen 
Bücher.'    Dem  Worte  liegt  eigentlich   ^   ^  zu  Grunde. 

-^  /l  ^9  ^k  Foka-iido.  ,Ein  auswärtiger  Mensch.' 

^^  ^  -!? 

■^^  +,|Jj  :^  *•&   Fota-gui.     ,Ein    Baumstumpf.'     Zoku-ni    iü    kiri-kahu    nari.     ,Ist    das    im 

^  J^                gemeinen  Leben  übliche  kiri-kahu.''    Mit  Ä:m  ,Pfoste'  zusammengesetzt. 

^  ^  "^  HS   iü-f«.  ,Freunde.-  Sonst  f6-ß%. 

^    i|*    '^;  2b:   Fon-zio.    ,Die  Gemüthsart,    die  angeborene  Eigenschaft.'     Zoku-ni  umare- 

(^      "    '^  fsÄÄ;?-to  m  A-o/toro.     ,Im  Sinne  des  im  gemeinen  Leben  üblichen  umare- 

^  tsüki^  die  angeborene  Eigenschaft.'  Sonst  fon-sib. 

l^  ^y    Fofü-ke-dzüki.   i^  M,  ^  ffu-ke-dzuki-no  kokoro.  ,Im  Sinne  von  Anschlies- 

^  ^        sung  an  den   Geist  der  Vorschrift.' 

%    M.    y     i^  Fo-ke-kib.  ,l)ie  mustergiltigen  Bücher  der  Secte  Fokke.'- 


i 


b 


Sechs  Sylben. 
■^    j^  Foso-kua-zia.  ,Der  Träger  einer  dünnen  Mütze.' 


^    j^    >r    ^  Fo-ka-e-kib.  ,Die  mustergiltigen  Bücher  der  Secte  i^oU-e.' 

Classe  ^  Fe. 

'^  i^e.  f-;|   i^e.  ^  i^e.  ^  Fe.  ^  Fe.  #  i^e.  ^  Fe.    U  Fe.    jg  Fe.    Ü  Fe.  |3|  Fe. 
'(^  Fe.  #  Fe.  jiH  Fe.  ;|j^  Fe.^  ^  Fe.  ^  Fe.     Laute. 
^  5e.   ^  ße.   5lJ  5e.  ^  L^e.     Trübe  Laute. 

^  Fe,  Krug.   ^    Fe,    Schüssel,    g  Fe,  Fach.    ^  Fe,  vorübergehen.    ^    Fe,  Haus. 
p    Fe,  Thüre.    nP   Fe,  Abtheilung.     Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
'^^  Bei.  Beki-wo  on-hen-ni  ijeri.   ,So  sagt  man  in  bequemer  Aussprache  für  beki,  können.' 
^         Ebenso  in  der  Sprache  des  gemeinen  Lebens. 


Uebek  japanische  Archaismen.  71 

-^  Ä#  '^  ;M^  Fe-wo.  ,I)ie  Schnur  an  dem  Fasse  des  Falken.'  Taka-nl  i>%.  ,Wird  in 
Bezug  auf  den  Falken  gesagt.'  Fe  hat  urspriingiich  die  Bedeutung 
,vorübergehen.' 

Drei  Sylben. 
-^    ^  Fetsü-i.   .Ein  Herd.'  Sonst  fetsütsü-i. 

Vier  Sylben. 
"5^     (liB    '^    E  Fei-man.  ,Ein  Voi-hang.' 

"^    Fe-zi-gutsi.   Fe  ^  zi    P    gutsi-no   kokoro-ka.    , Vielleicht    im  Sinne   von  fe- 
V         zi-gutsi^  der  Mund,  die  Oeffnung  des  Schriftzeichens  /e.' 

h 

•^^    BS    '2*    1^  Fen-zeö.  Fito-no  na.  .Der  Name  eines  Menschen.' 

^   VC    ^    ^^  Fßn-gu-e.  ,Sich  verändern  und  verwandeln.'  Sonst  fen-kua. 

k 

'^   ^ij  Betsi-nafü.  ,Besonders  einbringen.'  Steht  für  bets-nafü. 


5  « 


I  PI  ^ 


Fünf  Sylben. 
Fei-dzi-mon.   ,üas  Thor  in  einer  Mauer.'  Sonst  fei-dziü-mon. 


^    ^    '^    2p:  Fei-rijou.   ,Glatter  Taflet.'  Koromo-no  na.  ,Der  Name  eines  Kleides.' 

b 

O    ^    -^    ^  Feü-no  kaioa.  ,Ein  Leopardenfell.' 

^    ^    ^^'    Po    Bei-zijü.  , Spielleute.'    ~f»    Jstjj    Dzi-ge-no   gakit-nin-ivo    iü-to~zo.     , Bezeichnet 
i  die  Spielleute  der  Angestellten  von  der  niedrigsten  Rangstufe.'    Sonst 

hei-ziü. 


Classe  ±   To. 

^  To.  4  7b.  77  ^o.  #  7o.  ±  To.  ^  To.  ^  7o.  %  To.  ^  To.  #  To.  |1  7b. 
!!g  7b.  ^  7b.    ^   7-;.   :^   To.     Laute. 

;|!t  £»0.  ®  T^u.  #7)0.  jtX  Do.  M  Do.  ^,  Do.  #  7)r-.  ig  7)c..  ^  Do.  H  Z>ü.  fll  Do. 
JÜ  7>o.     Trübe  Laute. 

Ji^  7b,  Spur.  '^  7o,  beständig,  -f-  7b,  zelm.  .%  7b,  Vogel.  ^  7b.  fliegen.  ]\^  To., 
stillstehen.  ^  7b,  Spur.  'ßS  ^o,  schleifen.  ^|]  7b,  scharf.  ^  7b,  schleifen.  ^^  To., 
auswendig.     Lesungen. 


72  Pfizmaieb 

Zwei    Sylben. 

^     ^    <t     *^   To-iva.  , Beständig  dauernd.'   Zusammengezogen  aus  toko-ma,  die  beständig 

dauernden  Felsen, 
i,     ^    T6.     , Schnell.'      Toku-no    on-hen-nari.     ,Ist    die    bequeme    Aussprache    von 
5  toktt. 

^     ^    T6.  ,Das  Haupt.'  Foka-no-wa  kami-to  iu  kura-udo-7io  to-ni  kagiri-te  to-to  iü. 
S  ,Heisst  sonst  kami.  Mit  Beschränkung  auf  das  Wort  kura-udo-no  to  ,das 

Haupt  der  "Wächter  des  kaiserlichen  Vorrathshauses'  sagt  man  to.'- 
^    -j^  Do.  Eine  Röhre.'  Sugo-roku-no  tsütsü-wo  iü.     ,Bedeutet   die  Röhre  für  das 
5  Puffspiel.' 

y    M  Do-u.  Mono-no  koje-nari.  Do-u-to  otsü  nado  ijeri.   ,Der  Ton  eines  fallenden 
5  Gegenstandes.  Man  sagt  do-u-to  otsü  ,mit  einem  Schall  zu  Boden  fallen' 

und  Aehnliches.'  Sonst  to-to. 
Av     g     i      71    To-zi.     Fu-zio-no    tsü-sib  nari.     ,Eine    allgemeine    Benennung    der    Weiber 

und  Mädchen.'    Ehemals  eine  Angestellte  des  Palastes,  welche  für  die 

Lebensmittel  zu  sorgen  hatte. 

-     Drei    Sylben. 
^^    Ä     i,    ^   Tori-i.  ,Die  Hühnerstange.'  Eine  Art  Geländer  vor  einem  Tempel. 

y    jM    Towo-ioo.  ,Gebogen,  gesenkt.'  Sonst  Tatva-iva. 
% 
-^      ^    Ig   Tohhüo.  ,Ein  fliegender  Fisch.'  Statt  tohi-hvo. 

y     m    Tokoi.  , Verwünschen,  fluchen.' 
<^-'      i     To-daje.     ^    1^    Ato-daje-no  kokoro.  ,Hat  den  Sinn  von  spurlos.' 

k. 

^     i    Todzi-me.    §    ^    .M-me-no  kokoro.    ,Bedeutet   die  Stelle,    wo    etwas  ge- 

"^        knüpft  ist.' 

'^    S"     i    ^h   To-no  fe.  ,Die  äussere  Schichte.' 
^     9       ' 

y    ij^   Tou-ro.  ,Ein  Korb  als  Laterne.'  Sonst  tou-rnu. 


b 


^  Todzüki.      Ima    iu    todoki-ni    onazi.      ,Ist    mit    dem    jetzt    gebräuchlichen 

^  todoki  ,sich  erstrecken'  gleichbedeutend.' 

Vier   Sylben. 

^     ^     -     !^  ^'(j-Äaje?-?.    .Zurückfliegen.'     Taka-ni  iü.     ,Wird    von    dem  Falken  gesagt.' 

-^  Steht  für  tori-kajeri  oder  tohi-kajeri. 

■^    M     '^    M  '^''Jivo-7iage.  ,Weit  werfen  oder  schiessen.' 

{       L    -M  Toko-si-je.  , Lange  während,  ewig.'  Sonst  toko-si-naje. 
^      t 


UeDEK  JAPANISCHE   AecHAISMEK,  73 

4i~    H^     i,    ^  Toki-ziku.  ,Zur  Unzeit/ 

<    '   ^ 

^     ^      1     |ß]  To-san.  ,P]in  kupferner  Becher.'  Sakadzüki  nari.  ,Ist  der  Weinbecher.' 
/u                >; 

Jt"    >fc     ^     _l-  Tuwu-jori.     Tawami-jom    kukoro    nari.     , Steht    im    Sinne    von    tawaini-joru^ 

y           /tl  sich  biegen,  sich  senken.' 

^"  ^     >     gß  Toko-dzmie.     ,Ein    Bettnagel.'     Ein    Geschwür   vom    Aufliegen.      Zoku-ni 

^^             L  toko-züre-to  iü.  ,Im  gemeinen  Leben  sagt  man  toko-züre^  von  dem  Bette 

aufgerieben.' 

'^    Ä     i     ">£  Ton-ziki.  , Angehäufte  Speise.' 

^    ^^     A     ^  Tomu-no  n-o.   ,lJie  Schnur  der  Gefährten.'  Die  Reihe  der  Gefährten. 

^  To-rin.    ,l)ie    geordneten    Menschenclassen.'    Fito-nami-to    iü   kokoro.     ,Im 

VA  Sinne  von  fito-naiid,  die  Leute,  die  gewöhnlichen  Menschen.' 


O 


A. 


\  Tü-zin  ,l)er  ordnungsmässige  Leib.'  Fotoke-no  zb-wo  mi-no  take-to  fitosi-kit 
^  a,  tsnkuru-u-o  tu.  .Bedeutet:  das  Bild  Buddha's  im  Ebenmaasse  in  Bezug 
■*7*  auf  die  Höhe  des  Leibes  verfertigen.' 

Fünf  Sylben. 
Z/V     A     «^     py    Toraje-bito.  ,Ein  Gefangener.'  Sonst  toraware-hito. 

^      (>^      ^     Towo-zirosi.    1^    M   Itsi-zirosi-no    katatsL     ,l)er  Zustand  der  Klarheit  und 
\  /'r        Deutlichkeit.' 

:^      ^      Ig    Totonowori.  »Einrichten,   ordnen.'  Sonst  fotonai. 


3 


(D 


^    ^JL     i    B$    -^'"^*^""°  '^^*^'  '-^^^  Pfosten  der  Zeit.' 
^     H#     i,    ^   Toki-mausi.  ,Die  Zeit  melden.' 

?       ^  ■ 

X^  >'"  Dou-sijuhi.  Fito-tsü-ni  tcuru  bu-zn-iru  itt.  , Bedeutet  einen  alleinwohnenden 
^  fj  Bonzen'  Wahrscheinlich  statt  des  tibrigens  nicht  vorgekommenen 
<C  ?^    ^  doku-siuku  , allein  übernachten'. 

Sechs   Sylben. 
^    tL     L    ^   Towo-tsü  afurai.  Der  Name  einer  Provinz.  Sonst  totömi. 

Sieben    Sylben. 
;l    ^     ^    j^    Tii-kajeri-no  fana.    ,Die    zurückfliegende    Blüthe.'    Matsf(-ni    iü.    ,Bezieht 
^  ^     r-       ^icli  auf  die  Fichte.' 

O 

Denkschriften  rter  pliil.-liist    Cl.  XXIII    B.l.  10 


7  4  Pfizmaiee, 


Classe  ^    Tsi. 

^    Tsi.     ^    Tsi.     )^    Jsi.     m   Tsi.     U    Tsi.     fi    Tsi.     ^    l'si.     M.    Isi.      ^    Tsi. 
Laute. 

)g  Dzi.  '/'^  Dzi.  ^  Dzi.   Ä  T)zi.  Dzi.   y^g  Dzi.    Ä  ^^i.  Trübe  Laute. 

"fjj    Tsi,  Markt.    -^    Ts/,  Milch.    =^    Tsi,    tausend,    jf^    Tsi,  Blut.     Lesungen. 

Eine  8ylbe. 

Xy    1A  Dzi.     , Festhalten.'     Katsi-make-naki-wo  iu.    ,In   der   Bedeutung:    weder  Sieg   noch 

Niederlage.' 
Xy    ^  Dzi.  ,Ein  Pfeiler.' 

Zwei  Sylben. 

"Ib    ^   Tsi-i.  ,Gleichtormig.'  ^  '^  Ziu-fb  nari.  ,Mit  der  Vorschrift  übereinstimmend.' 
"J^    -4-    Tsi- je.  /Tausendfach.' 


t^    rf.    Tsi-je.  ,Tausend  Zweige.'    - 

Xy    ;bb  Dzi-si.    ,I)er  Sohn  der  Erde.'    Zoku-ni  ije-sitsi-to  iü.     ,Heisst   im  gemeinen  Leben 
)      JZ.        ije-sitsi,  das  Pfand  des  Hauses.' 
Xp    |||7J  Dzi-sü.   ,Eine  Binsenmatte.'    ÄVmo  kokoro.  ,Steht  im  Sinne  von  sü.,  Matte.' 

Drei  Sylben. 
Xy    ^   Tsi-no  wa.  ,Iun  Rad  von  Riedgras.'  Ein  Geräthe  des  Grottesdienstes. 

Xy  ^l  Tsi-omo.  ,Eine  Amme.'  Sonst  uba. 
1^  J^  Tsi-do.  ,Ein  AVeg  unter  der  Erde.' 
I9    ^  Dzi-moku.  ,Ein  Gesetzartikel.' 

Vier   Sylben. 

py    Tsiri-hoi.    Zoku-ni  otsi-bure-tarm-tvo    iil.    ,Ist  das  im  gemeinen  Leben  fibliche  otsi- 
V         hnre-taru,  verarmt  sein.' 

Fünf  Sylben. 
1^"    P^     ^     4»    Tsißl-gen.     ,Mitten    und    dazwischen.'    Idzu-kata-ni-mo    tsukazu.  fasita-uaru 
^  (^  kokoro    nari-to-zo.     ,Hat    den    Sinn ,    dass    man ,    ohne    irgendwohin    zu 

^  gehören,  überzählig  ist.' 


Uebek  japanische  Archaismen.  75 

Sechs  Sylben. 

^      h    ^M   Tsi-isaki  mono.  , Beinkleid  er.'  Wörtlich:  ein  kleiner  Gegenstand. 
Vi-     ^ 

Sieben  Sylben. 
^     ^     h    ^    Tsih-hu-so-si.  ,Ein  immerwährend  darreichender,  begleitender  Angestellter.' 

\     m    b    ^ 

^2     ^    ^   Tsikiri  ka-uhuri.     ,Eine    Mütze    des  Weberbaumes.'     Fn-zin-no    imi-kaburi 
7      %  nari.  ,Ist  eine  Trauermütze  der  Weiber.' 

9 

li^    ^     h    ^   Tsi-aje-no  matsüri.  ,Das  Wegopfer  von  Speisen.' 

^         ^  m 
9 

C  lasse  TplJ   Ri. 
=g  m.   %\  Ri.   #]  Ri  ^  Ri   II  Ä/.   M  Ä/.   Ü  i?/.   ^  Ri  ^  Ri     Laute. 

Vier    Sylben. 

I^    ^M     ^    W  -^"*"^"o-  lEin  Apfel.'   Tsi-isaki  mi  zoku-ni  rin-go-to  iü.  ,E 
-^  y  Dieselbe  heisst  im  gemeinen  Leben  rin-qo} 

Fünf  und  sieben  Sylben 


Eine  kleine  Frucht. 
■go.' 


'£     ^     'i    ^   Rits-njau.  ,Gesetzartikel  und  Erlässe.'  Sonst  rits-rei. 

\        \-    Rib-rio-si   ^  W    Rib-rih-nite  jorosi-ki  kokoro-ka.    .Ist  vielleicht  rio-rib  .sehr 
»  vortrefflich'  und  hat  den  Sinn  von  jorosi-ki  , angemessen,  gut'. 


J 


Classe  jiX  -^"• 

jtX  Nu.    M^  Nu.   >(§  Nu.    ^  Nu.    ^   Nu.     Laute. 
yS  Nii.^    Teicli.     ^    Avf,  schlafen.     Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
("     Vi    fen  A'^'^''.  ,I>er  Regenbogen.'  Mata  nizi-to-mo.  ,Heisst  auch  nizi.'- 

Drei    Sylben. 
^^    ^   Ntigoi.   ,Abwischen.'  Mata  nugui-to-nio.  ,Es  heisst  auch  migui.^  Sonst  auch 

^/^     Vi    i^   Nuka-je.  Asa-no  tagtii  ,Eine  Art   Hanf.' 

i.  "  " 

10* 


76 


Classe  ^   Ru. 

5l   Ru.  ^  Ru.  ^  Bv.  Jg   Bit.  Ig  B?i.   ^  Bii.  M  Ä2f.  :^  i??f.  ^  /?^^  Ig  i??t. 
^   Bic.     Laute. 
<>    *g  Bu-wi.   ,Die  iVrt.'  Sonst  rzt/. 

Classe  ^    TVo. 

^  1^0.  ^  VFo.  ^  T4^o.  P^  Wo.  m  IFo.  ,^  Tfo.  j^  Wo.  ^  T^o.  ^  Wo. 
RLl-    n^>.     t^    Wo-    M    Mo.     ^    IFo.     Laute. 

^  11  o,  (las  Yang,  j^  Mb,  Mann.  ^  TFo,  Mann,  it  W^o,  Ivriegsmann.  "J"  >Fä, 
Kriegsmann.  ^  Pix»,  männlich.  ^^1  Hb,  männlich.  J^  PFo,  Schweif.  /J>  Hb,  klein, 
^-^  Hb,  klein,  ^t  Hb,  Schnur.  |K  Hb,  Saite.  ^  Hb,  Hanf.  ^  Hb,  Hanf.  ^  Hb, 
Berggipfel.  ^  Wo.,  Berggipfel.  |t6j  Wo,  Berghöhe.  ^  IFo,  Erdhügel.  ^  PFö,  plün- 
dern.    ^    Hb,  zu  Ende  sein.     Lesungen. 

Eine    Sylbe. 
'^    p^    Wo.  ,Ein  Wort  der  Bejahung.' 

Zwei   Sylben. 
"^     p^    Wo-i.  ,Ein  ^Yort  der  Bejahung.'  Mit  ico-ico  gleichbedeutend. 

'^     ^    Hbjß.  , Enden.'  Sonst  icowari. 
%    /\\    Wo-do.  ,]Mne  kleine  Thüre.' 

'^  n 

'^     :^    ^odzi.  ,Ein  Greis.'  Sonst  icowodzi. 

1^     <g    TFom'.  ,Fern.' 

h 

%     Wvtsi.    Woi-taru  mono-no  futa-tabi  waka-yajeru-wo  iu  mata  fototogisü-ni  wotsi-kajerl- 

h  naku-to  in-wa  iku-fahi-mo  tatsl-kajeri-to  iü  kokoro  narl.  ,Bedeutet,  dass  ein  alter 
Mensch  noch  einmal  jung  wird.  Ferner  hat  es  in  dem  auf  den  Kuckuck  bezüg- 
lichen Ausdrucke  wotsi-kajerl-naku  (er  ruft  mehrmals  wiedei-)  den  Sinn  von 
iku-tabi-mo  tatsi-kajeri  ,mehrmals  wieder  anheben.'  Das  woUi  in  dem  letzteren 
Ausdrucke  wird  indessen  auch  durch  -^f-  ^  "§"  ^  rm-tsi  ,hunderttausend'  wieder- 
gegeben,  wobei  zu  bemerken,  dass  loo  oder  fo  ,hundert'  sonst  niemals  im 
Anfange  gesetzt  wird. 
'^     yJ^    Wo-da.   ,Ein  kleines  Feld.' 

-^^^  Bg 

'Y    #1    Woso.  ,Eine  Fischotter.' 


UliBER  JAPANISCHE  AeCHAISMEN.  77 

^  0^  Woso.   , Pfeifen.'  Sonst  itso  in  nso-fuku. 

t 

■^  Ä\  Wo-no.  ,Eine  kleine  Ebene.' 

~Y_  ^  Wu-.si.  ,l)ie  Fäclieränte.'  Sonst  wo-si-dori. 

~Y  ^  Wosi.  ,Essen.' 

%  ^  VFo-Jucr.   ,Ein  männliches   Pferd.' 

1^  ^  IFiy'e.  , Mager,  abgezehrt.' 

~Y.  ^  PFos/.    ,Als  Vorsteher    leiten.'     Zokn-ni   kuni-ioo    rei-znra-wo    iu.    , Bedeutet  das  im 

(  gemeinen  Leben  übliche  kuni-ivo  reo-zuru^  einem   Reiciie  vorstehen.' 

%  :fg  WokL  ,Eine  Gottheit  anrufen.' 

Drei    Sylben. 

"^  yJ^  Wü-gasa.  ,Ein  kleiner  Regenschirm.' 

'^  13  T'Föte'ito^.    ,Das  Sichtbare,   die  Wirklichkeit.'    Mata  utsütsü-to-nio.    ,Es   heisst  auch 

^  utsütsü.'' 

■^  -^  Wl7^?mr7.  ,Ein  Knabe.' 

il^  vJn  Wo-gxro.   ,Ein  kleiner  Feldrücken.' 

"^  Ji  Wo-uto.    ,Ein  Mann,   ein  Gemahl.'    Zokv-ni  icoito-to  in.   ,Im  gemeinen  Leben  sagt 

>>  man  n-of(o.' 

■^  ^  Wn-bxsa.  ,Ein  Hanftuch,' 
-%> 

'^  S  11^;««^/.  ,I-jin  Hase.'  Mata  usa(ji-tu-mo.  ,Man  sagt  auch  asayi.'' 

i^  yk  Wo-zima.  ,l)ie  kleine  Lasel.'  Der  Name  eines  Districtes. 

t  '^ 

'^<L  4fr  IFo-.yjl'/.  ,Eine  Schüssel.'  Steht  für  wori-.vki. 

\  m 

%  M  Wo-hone.  ,Der  Stumpf  des  Schweifes.' 


7  g  Pfizmaiek. 

X    Mk    Wo-wosi.  ,Eine  männliche,  starke  Leitung.' 

•j/     Wcnvori.    Taioami-nahiku  katatsi.  ,Gebogen  und  zur  Seite  geneigt  sein.' 

b 

'^    i^^    Woki-e.  ,Die  Lockspeise.' 

I« 

X    ^    Wo-zasi.    ,Zu  seiner  Zeit  Einrichtungen  treffen.'      ^  ^    wo-zasl-no   kokoro.     ,Im 
<  Sinne  von  wo-zasi,  auf  den  Schweif,  auf  das  Ende  zeigen.' 

■^;£    ^i    Wo-kubi.    ,l)er   Brustlatz  eines  Kleides.'     Wo-kuhi-iw  kokoro  nari     ,Im  Sinne   von 
^  wo-kubi,  der  kleine  Hals.' 

•^    5^    Wo-mono.    ,Mundvorrat]i.'    i^    :^    icosi-mono-rto  kokoro  nari.     ,Im  Sinne   von  wosi- 
it-  mono.  Esswaare.' 

■^    3^    PFo?ia0?.    ,Hals.'  ilfo/fi'  unazi-to-mo.  ,Es  heisst  auch  unazi.' 

-^    Tpg    Wosine.  , Später  Reis.'    Wo-wa  fats-go  nari.  .Wo  ist  ein  Aniangspartikel.'    Sine  ist 
^  bedeutungslos.  Richtiger  als  Abkürzung  von  oso-ine  ,später  Reis'  zu  betrachten. 

^y  Aehnlich  oso-,<takura,  die  Spätkirsche. 

Vier    Sylben. 
/    "J^     Woi-ivoi.  Nakii  koje  nari.  ,Ist  der  Laut  des  ^Veinens.' 

\     :'^ 

/  ')£     Woi-ivoi.     Fats-go-no    ivoi-zco    kasanete    ijeri.    Jst    die  Wiederholung    der  Anfangs- 

^        Partikel  «'o/.' 
^    Iw     ^'^t'^^(^^-   ,Vorgestern.'  Sonst  wototsü-i. 

X    t/r    Wori-matsv.  ,l)ie  zerbrochene  Fichte.'     i5    #     Matsü-na-no    tagui.     ,Der    Name 
M.        einer  Pflanze,  einer  Art  tnatsn-na.'' 

X    We    Wo-takehi.  ,Sich  erzürnen.' 

^     St 

if      BÖ 

^- 
/     X     Wou-ivou.     Umeku   toki-no  koje  nari.    ,Der  Ton    beim  lauten  Rufen  oder  Stöhnen.' 

X    ^    Womuna-me.  ,Ein  Nebenweib.' 

h 

^7 


Urmhii  japanische  Archaismen.  '  " 

ti     :^     ^    -jr  Woiinnia-f/o.   ,Ein  Mädchen/   .Sonst  wonago. 

Zl'      y  lVoso-(/oto     Eine  Lüge/  Si)ra-got(>-t<>  onazi.   ,Mit  -^or-a-goto  gleichbedeutend.' 

i      I  ■          ' 

^»   -^    |±  Wonouogi.   ,Bangigkeit  empfinden.'   Sonst   ivononoki. 

-Y     gS  Wo-gurasi.      ,Dick     oder     fett    sein.'      Sonst     in     i\(-,Y     Bedeutung     , düster' 

,^  o-ebräuchlich. 

c'"'     B9     X    A^  Wo-jama-da.  ,l)as  kleine  Bergteld.' 

^^    y  Wokodznki.  Fito-wo  azakeru-wo  in.   , Bedeutet:  einen   Menschen  verspotten.' 
^      t 

•^"    'V     er  Wosi-qaica.   .Leder.' 

^    M     y    -^  Wnsü-kimi.    .Das  Reich,  welches  man  besitzt.' 

'C     ^     "^    B#  Worl-faje.   ,I)as  Kriechen  der  Zeit.'   Das  langsame  Fortschreiten. 

9    ' 

^"^    ^    ^  Woko-dzüri.  ,Ueberreden,  verführen.' 

^      X    ^  ^^ogokasi.  ,Bewegen.'   Sonst  iif/oknsi. 

^    ^     W  Wogomeki.  ,Fortkriechen,  wie  Insecten.'  Sonst  iigomeki. 

71    ^     X    ^U  *f^J^'"'-"""'«-   ,Eine  herbeiwinkende  Schiuu-.'    Taka-m   in.    ,Bezieiit  sicli   aut 

A            ^  den  Falken.' 

^    ^     X    t^  Wotsi-nasi.  ,Kraftlos  und  schwach.' 

X  Wo-senaka.  Sennka-nu  tawami-magareru-wo   in.    , Bedeutet  einen  gcbeugtcui 

'ÖT  und    krummen   Rücken.' 

6^    -^    M  W(i-(ja.tshra.   ,Eine  Art   Ahorn.' 

i 

t      X    ^^^  Wo-gau-arn.    %    'i^     Wn-gatcnrn  nari.  ,Ein  mänuliciiei-  Ziegel.' 

Fünf   S  vi  heil. 

W:    ^     ^    @f  >Foi-«-?s?t«s?tz/.   .Die  Azalea   der   Uergli.'.lien.-    Kiiie  giftige   l'Han/(>. 

E    ^Ü     X    ^  Wosame-dono.   ,l)ie  Voi-halle   (1(M-   Lenkung." 


80 


PnZMAIEB. 


^'-'    ^  '^  ^J^  Wv-mi-goronio.  ,Ein  kleines  Trauerkleid.' 

p  -^  ^  W^o-?i()  ivarahe.  ,Ein  Knabe.' 

Iß)  M.  X  ^  Wosaju-dznru.  ,Die  niedergehaltenen  Bogensehnen.' 

/  ^ij  X  ijt  P^WÄ«-iüoso52.  Naga-nagasi'ki  nari.  ,Bedeutet  naga-nagasi-ki,  überaus  laug.' 

1P  X  gj?  Wutsi-kata-me.  Zuku-ni  suga-vte-to  m.  ,Ist  das  im  gemeinen  Leben  übliche 

"^  "h  süga-me^  kurzsichtig.' 

Sieben    8ylben. 

ht    J^  X  Va  Wosamti7m  tsnkasa.  ,Ein  Vorsteher  der  Lenkung.' 


Ü)    M^    %    ^    Wokera-iw  motsi-i.  ',Ein  Kuchen  aus  weisser  Distel.' 

9 

Neun    Sylben. 
l^     fö    ^    31    "^    f^    Wosame-tsükuru  tsükasa.  ,Ein  lenkender  und  ordnender  Vorsteher.' 

Von  den  in  dem  japanischen  Werke  verzeichneten,  hier  aber,  weil  sie  in  anderen 
Quellen  angeführt  werden,  ausgelassenen  Wörtern  gehören  die  folgenden,  die  sonst  häufig 
in  die  Classe  0  eingereiht  werden,  zu  der  Classe    Wo: 

Woba,  die  Muhme. 

Wodzi,  der  Oheim.  Von  icodzi  ,Greis'  in   der  Bedeutung  verschieden. 

Wotsi,  der  Name  einer  essbaren  Pflanze. 

Wor'i^  wohnen. 

Wori^  zerbrechen. 

Wo-ico,  ein  Wort  der  Bejahung. 

Woka,  der  Bergrücken. 

Wono,  die  Axt. 

Wo-ke,  ein  länglicher  Korb  von  Hanf. 

Woke,  ein  Zuber. 

Wo-ko^  leider! 

Wosa,  ein  Aeltester. 

Wosa,  das  Rohr  der  Webe. 

Wogi,  ein  kleines  Schilfrohr. 

Woi,  ein  Neffe. 


ÜEBER  JAPANISCHE  ARCHAISMEN.  ö  1 


Wosa,  du  Dolmetsclier. 

Worotsi,  eine  Schlange. 

Wowari,  der  Name  einer  Provinz. 

Wo-bana,  eine  Art  langen  Grases. 

Wowari,  enden. 

Wotoko^  Mann. 

Wotome,  Mädchen. 

Wo-tori^  das  Weibchen  eines   Vogels. 

Wo-dori,  ein  Lockvogel. 

Wodori,  tanzen. 

Wokasi^  lächerlich. 

Wogami,  sich  verbeugen, 

Wokasi,  ein  Gesetz  übertreten. 

Wo-yasa,  ein  Eegenschirm. 

Wo-no  fe,  die  Seite  eines  Berggipfels. 

Wojami,  das  Aufhören  des  Regens. 

Wo-bune,  ein  kleines  Schiff. 

Wosame,  lenken. 

Wo-zasa,  kleiner  Bambus. 

Wmnina,  ein  Weib. 

Wosimi,  Leid  empfinden. 

Wosije,  lehren. 

Wo-zika,  ein  männlicher  Hirsch. 

Wo-f/iitsü,  ein  Hanfschuh. 

Wogori,  stolz  sein. 

Womeki,  laut  rufen. 

Wototosi.,  das  vorige  Jalir. 

Wofsi-icotsi,  verschiedene  Abzweigungen. 

Wotsi-kotsi,  nahe  und  fern,  hier  und  da. 

Wöri-fusi,  ein  Zeitabschnitt. 

Wo-damaki,  Hanf  ring,  der  Name  einer  Pflanze. 

Wono-no  je,  der  Stiel   dei-  Axt. 

Wo-fpiruma,  der  kleine  Wagen,  Alant. 

Wosanasi,  jung,  jugendlich. 

Wosa-wosa,  grossentheils,  vielleicht. 

Wo-kemono,  ein   männliches  Thier. 

Wnmina-besi,  der  Name  einer  Pflanze,  Baldrian. 

Wo-zirn-vo  ?nnn,  ein  Pferd  mit  weissem  Schweife. 


Classe   5^    Ua. 


5^    \Va.    jl    Wo.    f^    IVo.    i    Wa.     M    Wa.     Laute. 

[E]     Wa,  sich   (Irclieu.     i|^     Wa,  sich   umdrehen.     ^     Wa,  sich   drehen.     |^     IT",   ein 
Kad.     Lesungen. 

Denkschriften  der  phil.-hist.  (1.  XX.XUl.  IW  " 


82  Pfizmaier. 


Drei    Sylben. 

p  ^  Wa-kaje.    ,Wieder  jung  werden.'    Zoku-ni  ivaka-gajeru  kokoro.    ,Im  Sinne    des  im 

^  dbfc  gemeinen  Ijeben  üblichen  waka-gajeru^  wieder  jung  werden.'    Steht   für  waka- 

^  kaje. 

P  5ßO  Wa-tb.    ,Der   japanische  Gefährte.'    Ein    Pronomen    der   zweiten   Person.    Zoku-ni 

^  ^  ki-sama-to  iü  kokoro.    ,Im  Sinne  des  im  gemeinen  Leben  üblichen  ki-sama^  die 

y  theure  Weise.' 

^  Ä  Wagije.  ,Mein  Haus.'  Steht  für  waga  ije. 

X  m 

^     IJE    Wawahi..  , Belügen  und  täuschen.'  Zoku-ni  iü  wajaku  nari.    ,Ist  das  im  gemeinen 
,      _ii.        Leben  übliche  tcajaknj'  Sowohl  ivawaku  als  wajaku  steht  für  wo-waku. 

ti     Waioaku.     Kimono  itaku  jarete  miru  nado  tori-tsüke-taran  jö  naru-wo  iü.  ,Bezeich- 
y  net,    dass    ein  Kleid  sehr  zerrissen  ist  und  das  Aussehen  hat,  als  ob  Seegras 

und  ähnliche  Dinge  daran  befestigt  wären. 

Vier   Sylben. 

5     n^    Wai-date.     ,Eine    Beinschiene.'     Sonst    auch    für    ,Brustharnisch'    gebraucht.     Wai 
^    j.ii        steht  für  loaki.^  die  Rippengegend. 

ti    ^    Wai-dame.    ,Unt6rscheidung ,    Scharfsinn.'     Wai   steht    für    waki,    das    so   viel   als 
wake,  theilen.  Sonst  ivakimaje. 


5     '/^  Wata-dzümi.  ,Der  Meergott.'  Sonst  auch  wata-no  kami. 

i 

^     iM  Watarai.  Ise-no  kowori-no  na.  ,Der  Name  eines  Districtes  des  ßgiches  Ise.'  Steht 

<^     ^c.  für  ivatari-ai,  vereint  übersetzen. 

5     m"  Waratca-ge.     ,Ein    jugendliches    kindisches    Benehmen.'     Zoku-ni    wotona-ge-naki 

ty    ^  sama-tvo  in.  ,Im  gemeinen  Leben  sagt  man  wotona-ge-naki  sama.^  das  Benehmen 

Y^     '  eines  Unerwachsenen,  ein  kindisches  Wesen.' 

^    ^^  Wahi-udo.   ,Ein  armer  unglücklicher  Mensch.'  Sonst  auch  wabi-hito. 

%^ 

3     ^  PFato?'a2.    , Hinübersetzen.'    Wataru-wo  nohete  kaku  iü.   ,So  sagt  man  mit  Dehnung 

«^      ,  von  tcatarUi  übersetzen.' 

6\ 


ÜEBEE  JAPANISCHE  ARCHAISMEN.  83 

"^^^  ^^     3     ^M    ^Vakadzüri.  ,Kiinstfertigkeit.' 

<^.>    it     P     "4^    Wasüre-i.    ,Der    vergessene    Brunnen.'     l)er    Name     eines    Districtes    des 
Reiches  Ise. 


-^    ^#     p  -lir  WaMre-ico.    ,Die    vergessene    Schnur/     Der   Name    eines    Districtes    des 

^  Reiches  Ise. 

Fünf   Sylben. 

(      gn     5  ^  Wai-tvai-si.  ,Klar  und  deutlich.'   Wai  stellt  für  tra^/,  das  so  viel  als  wake. 

Sechs  Silben, 

l»    <Ht     p  ^  Wa-kan-doiüori.  Der  Name  einer  Würde. 

h      t  ^ 

A    ^     P  ^  Wau-ziki-deu.  .Die  Harmonie  der  gelben  Glocke.' 

V>    ^      '^  ^  Waka-naje-iro.    ,Die  Farbe  junger  Sprossen.'    Koromo-no   iro   nari.    ,Eine 

■^            ^  S  Farbe  der  Kleider.' 

-^ 

•^    ^     5  i  FFa?t-w?ö-f/o.  ,Ein  königliches  Nebenweib.' 

"^-T    fli     9  ^  W^a-Zi-a-no   zui-nau.    ,Das  Mark    und  das  Gehirn    des  jai^anischen  Liedes.' 


^,  ^^ 


5^  Z     sl 


f  1 

h 


i,      p      Wadzuki-mo  sirazu.    Zoku-ni    ivakatsi-mo   drazn-to   iü-ga  gotosi.     ,Ein  AN'ort 
^.    '>>■'       gleich    dem    im    gemeinen   Leben    üblichen    wakatsi-mo    sirazn,    keinen 
^M  Unterschied  kennen.' 


Classe  jljfl   Ka. 

^rJ   Ka.   ^   Ka.    Ip[   A'(/.  fpf  ifo.  |p[  A>.  fX    Ka.  -^  Ka.  ^   Aa.  ^   ÜTfl.  ^  A«.  fp   Ka. 
^  Ka.     Laute. 

^   Ga.    ^    (^a.    ^    da.    it    <'"■    *l$.    Ga.    m.    ''"■    ^    ^c-    M    <-"■    ft    ^^'«-     'i''-*»^« 
Laute. 

J^   Ka,  Hirsch.   IJ^  A«,  Mücke.   #    A«,  Wohlgeruch.     0    /v'«?,  Tag.  Lesungen. 


II* 


g4  Pfizmaiee. 

Zwei    Sylben. 

^  ^Jj   Ka-i.  ,Die  Holzbirne.' 

^  4lj    Kai.     ^   Ö   "'t'   Sun-hakib  mihsi  nari.  ,Eine-  kleine  Grille.' 
^^ 

:/??  Tfg  Ka-wa.    ,Trockenes  Getreidestroh.'    Kare-fa  nari.    ,Trockene  Blätter.'   Ist  die  Ab- 

^  ^        kürzung  von  kare-fa. 

il?  ^  Kadzi.  Jü-ki  nari.  .Ist  der  Baumseidenbaum.' 

^  ^  /la-?'.   ,Ein  Schmetterling.' 

j))  ijj   iCa-i.  Jama-no  ma  nari.   ,Eine  Gegend  zwischen  Bergen.' 

^;>  M  Xa-i.  .Eine  Kornähre.' 

j)y  ^   Ka-i.    ,Eine  Muschelschale.'    Kara-to  onazi.    ,Ist  mit  A-ara    ,Muschelschale'  gleicih- 

^  bedeutend.' 

1y?  ffl   Äa-z.  Der  Name  eines  Reiches. 

10  *§   /la-z.   Der  Name  eines  Baumes. 

//>    Ka-u.    Tori-no  koje.  ,Die  Stimmen  der  Vögel.' 

Drei  Sylben. 

^  ^  Kaina.  ,Die  gelbe  Pflanze.'  Some-kusa  nari.  ,Ist  die  Färberpflanze.' 

Üy  ^j[  Ka-wa-be.  ,Die  blosse  Haut.' 

'^  jll    Kaiüa-iva.  ,Die  Krümme  des  Flusses.' 

ij>  ||  Kawatsi.  ,Die  Wange.' 

>>  ^1  Kajeru.   ,Der  Name  eines  Vogels,  der  seine  Farbe  wechselt.' 

^  M:  Kajesi.  , Ackern.' 
\ 

iP  j^M  Kagai.   ,Die  Lieder  der  südlichen  Barbaren.' 


Uebf.u  japanische  Archaismen.  85 

il?  ^  Kata-iva.  ,KrüppelIiat't,  verstümmelt.'   ^  }x    Kata-wa-iio    kokoro.     ,Im   Sinne    von 

J  1^  kata-wa^  ein  einziger  Flügel'   (indem  der  Flügel   der  anderen  Seite  fehlt). 

i^y  Kata-ica.  Mit  dem  obigen  gleichbedeutend,    f^  }y   Kata-ica-no  kokoro.  ,Im  Sinne 

j  von  kata-iva,  ein  einziges   Rad'   (indem  das   Rad   der  anderen   Seite   fcldt). 

iO  ^  Kadai.   , Etwas  herbeiziehen.' 

t  %\ 

i)}  |||n  Kare-i.   ,Dargereichte  Speise.'    Sonst  kare-i-ici. 

lA 

h  ig«  Katsüke.  .Etwas  übergeben.' 

j))  M  Kn-zi.  ,I)ie  Sache  eines   Vergehens.'   Zoku-ni  .itkkan-si-sikaru-wo  in.   ,1m  gemeinen 

|£  *_  Leben  sagt  man  sekkan-si-sikaru.,  zurechtweisen  und  ausschelten.' 

0  ^  Kau-ra.  ,lMn  hohes  Geländer.'    Stellt  für  krai.-ran. 

l  M 

■}}}  -ü-  Kaiiiu-zi.    ,Eine    süsse    Orange.'     Zoku-ni    ko-zi-fo    in.    ,Im    gemeinen    Leben    sagt 

y  j-^  man  kh-zi.'- 

fyy  a  Ka-ja-i.  ,Der  Palast  des  hohen  Yang'.    Steht  für  kan-jan-win. 

^"^  1^ 

j))  ^  Kafu-si.   ,Eine  Schachtel.'  Sonst  fjo-si. 

\  ^ 

X  ^  Gafu-ga.  ,Der  Name  eines  Baumes.'  (Mimosa  arborea).   tt    P    tt  <jaH-<ja-to  kaki-saraa 

A-  ^h  warosi.      ,Die  Schreibweise  fjnn-fia  ist  schlecht.' 

i))  ^^  Kafufsi.   ,l)er  Name  einer   Provinz.'   Sonst  kawntsi. 

i)?  |f^  Kami-e.  ,Ein  Gemälde  auf  Papier.' 

^  ^  Ga-nua.  ,Der  Name  eines  Schalthieres'  (der  Einsiedlerkrebs).  Sonst  (jaju-na. 

^  5l  Kc^ii'f-   , Verwünschen,   tiuclien.' 

^  10. 

iO  M^  Knziki.   , Schneeschuhe.'  Mnta  kanziki-to-mo  iil.  Kita-no  kuni-nite  Juki  fakaki  toki-ni 

V  J'aku  mono   nari.     ,Man  sagt  auch  kanziki.    Das,    was    man    m  den  Reichen    des 

?^  Nordens  zur  Zeit,  wenn  der  Schnee  tief  ist,  an  den  Füssen  trägt.' 


f 


g(^  Pfizmaiee. 

/p    Kata-fo.    Ma-na-ni    mukaje-taru    kotoha   nari.     Mono    nado    okonb-ni   mada   jokn-mo 
'^         totonaiüanu  jo-no  mukaje-ni  iü.    ,Ist  in  wahren  Schriftzeichen  das  Wort  mukaje- 
taru  , begegnet'.     Man  sagt  es   von  dem  Begegniss,    dass    bei  der  Verrichtung 


von   Dingen  noch  nicht  gut  Anordnungen  getroifen  worden.' 


^?    ^  Kau-zi.  ,Die  untersuchenden  Worte.' 

^     . 


Vier    Sylben. 

6  M.   Kai-tori.     ,Der    Schlüsselbewahrer.'     Moro-moro-no    tsnkasa-ni   sita-ni    am  fi-sen-no 

^  Ä&       mono   nari.    ,Ein  den  Vorstehern  untergeordneter  gemeiner  Mensch.'     Steht  für 

•^  *™        kagi-tori. 

-hy  ^  Kawa-musi.  .Eine  schwarze  Raupe.' 

t  f  • 

\  A 

j)J  •&  Kawa-fone.    ,Der  Name  einer  Wasserpflanze.' 

'^  ri^   Kawa-buje.  ,Eine  lederne  Flöte.' 

l 

/  i)y    Kawa-kawa.  Mono-no  koje  nari.  ,lst  der  Ton  eines  Gegenstandes.' 

^?  gö  Kawo-bana.  ,Eine  Antlitzblume.'   Eine  schöne  Blume  überhaupt. 

^^  ^   Kajesai.  ,Jemandem  etwas    zurückgeben.'  Si-ite  zi-tai-süru  kokoro  nari.    ,Im  Snine 
von  .si-ite  zi-tai-süru  .etwas  mit  Gewalt  ablehnen.' 

iü  ^  Kaiianaje.    , Untersuchen.'    ^  ^   kuppei-no   kokoro.     ,Auch    im  Sinne    von    kuppei, 
^  unterjochen.' 

;/j>  ^   Ka-jowasi.   , Seh  wach.' 


7j^     tt   Kata-koi.   ,Einseitig  lieben.' 

CT' 

■/^^    /ß   Klmagi.  ,¥A\\  Beschwörer.'  Sonst  kannagi. 


ÜEBER  JAPANISCH«    ARCHAISMEN.  "  ' 

i)?    Kv-ku.    Zohi-ni  ka-jh-ka-ß-tu  iü-ga  f/ofasi.    ,l-:in  \Vort  gleich  dem  gewöhn- 
V>        liclicn   ka-jb-ka-jo^   so,   so.' 

ci>'     iP  ^  Kanmclatsi.  .Sauerteig.'  Zuku-ni-n-a  kbdzi-to  in.    ,Im  gemeinen  Leben  sagt 
h      ^  man  kodii.'-  Sonst  aucli  kandatsi. 

%  j]?    Kakusai  , Verbergen.'    Kakusi-ivo  nobete  kaku  iü.  ,So  sagt  maii  mit  Dehnung 

iy\  s  des  Wortes  kakusi} 

2^     ^     ^  Kaguu-asi.  ,AVohlriechend.'  Sonst  kohasi. 
t 

-jp  A     ^   Ka-zikami.  /Ein  schiefes,  verzerrtes  Gesicht.' 

^  i)?  M-  Kairogu.   ,8chaukebi  wie  ein  Schifl'.'    Fane-no  jasu-karazu  nan.  ,Bcdcutet, 

^*  ^  dass   ein  Schiti"  nicht  ruhig  ist.' 

%?    W  il^  M   Kami-otsn.   ,I)er  Donnerschb^g.' 

^  i 

ifT   iM  iü  ;dk  Kh-ketsi.  ,CTebb"imter  Flor.'  Sonst  ko-ketsu. 

i->  ^    ' 

Zy    JZ.    ^>    m   Kare-i-ge.    ,Ein  JJambuskästchen  mit  trockenem  gekochten  ßeis.'    Zoku-ni 
(^*  A       '         iü  -^  ^  icari-go.  ,Das,  was  im  gemeinen  Leben  ivari-go  genannt  wird.' 

Sonst  kare-i-i-ge.     Mit    ^   ge,    ein  Bambuskäatchen    zum  Aufbewahren 

von   Speisen. 
)6.    i    ^^    W  I'^o-nusi.    ,D'er  Vorsteher  bei  dem  Opfei-  für  die  Geister.'    Sonst  kannusi. 

\  ^ 

J^-    ^    ^2    Äi  Kaio-bun.     ,Eine   meldende  Schrift.'     Ein  Gegenstand    des    (Gottesdienstes. 

^  1  Sonst  kou-hun. 

6    W-   Ka-zih.     ,Ein    Fest    am    sechzehnten    Tage    des    sechsten    Monats.'     Mala 
-^'  ^  ^  ka-dzio-to-mo  iü^    sara-ha   ka-na-wa   ka-dzijau-to  kaku-hesi.     ,Man 

i.  sagt  auch  ka-dzio.    Man  soll  also  mit  geborgten  Schriftzeichen   ka-dzi- 

ja-ii  schreiben.' 
K>    4:    10    ^    Ka'a-oi.      ,Einseitig    oder    unvollständig    wachsen.'     Mata    kata-nari-to-mo. 
^  «^  Mnsuma-no  mada  waraivabe  gotuki-too  iü.  ,Man  sagt  auch  kata-nari,  ein- 

seitig entstehen.   Es  bedeutet,  dass   ein  Mädchen  nocli  keinem  erwach- 
senen Mädchen  gleichsieht.' 
^     ^    i?>    M  Kö-sahi.  .Die  ermahnenden  Schrifttafeln.'  Eine  gesetzliche  Kundmachung. 

<      ^     ^      ^ 

ä    M    iP    yltg  Kajc-nasi.     , Pistazie  und  Birne'.     Butsü-mib-no  aki  su-ni  smnmuru  sake-m) 

\  '^  i-mib  nari.     ,Ein    verschiedener  Name   des  Weines,  den  man  im  Herbste 

des  Namens  Buddha's  den  Bonzen  darreicht.' 

(r\     ;g    jp    ^S   Karn-isi.  , Bimsstein.'  Sonst  karu-i.ti. 

\  '^ 

?;'    ^     '^    ir^   Kaku-gon.  ,Eine  Sache  erfassen   und   sicli   bestreben.- 

/u  <  ■ 

>)     *p    Kb-jb.     .Auf  diese   Weise.'    Znkn-ni  ka-jb-fo  iä.    ,Im   gemeinen   Leben  sagt 


g^  Pfizmaiee. 

• 

5>      h    Kai-nade.     Osi-nabe-to  onazi.     ,Mit    osi-nabe   ,im  Ganzen,  im  Allgemeinen' 

"c'     ^        gleichbedeutend.' 
~-r  ij^     '^     fg  Kaiüo-dzü-e.     ,Ein    Gesichtsstab.'      Tsüra-dziv-e-to   onazi.     ,Mit    tsüra-dzü-e 
^  T      ^         ,Gesiclitsstab'  (das  Gesicht    auf  Hand   und  Ellenbogen  stützen)  gleich- 

bedeutend.' 

Fünf    Sylben. 

ij  Ka-itsübata.  ,Eine  Art  Schwertlilie.'  Kaki-tsübata-wo  ma-na-ni  kaku  ijeri. 
,So  heisst  kaki-tsübata  (Schwertlilie)  in  wahren  entlehnten  Schrift- 
zeichen.' 

t    Kmra-hira-ko.  ,Ein  Schmetterling.' 


i- 

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6 

<^ 

t 

^ 

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m 

1 
9 

%   Kajeri-utsi.   ,L)as  Zurückwerfen.'  Zu-gei-no  na.  ,Ein  Name  für  verschiedene 
schöne  Künste.' 

j))    M  Kakadzürai.  Kakari-tsüranani  kokoro-ni-ja.  , Vielleicht  im  Sinne  von  kakari- 
■^  ,yj^        fsüra7iaru,  in  Reihen  angehängt  sein.' 

/>-    ^     ^    -k    Kata-tagaje.  ,Von  dem  seitwärts  Befindlichen  an  Grösse  verschieden.'  Sonst 

"^  kata-tagai. 

^    ÜÜ.    ^^    ^k   J'^^O'^^-^^-c-dzi.  ,l)er  Ahnherr.' 

•O"*"  fÄ    i?>    Jft  Kana-dzüna-i.     ,Eine  Winde.'     Zoku-ni   iü  fane-tsüridje   nari.    ,lst    das    im 
3!)  0^  gemeinen  Leben  übliche  fane-tsürube,  ein  Brunneneimer.' 

^^    M    ^^    M    Kai-o-oi.  ,Die  Ueberdeckimg  der  Muscheln.'     -^   ^  Kai-awase-to    onazi. 
y  ^  ,Mit    kai-awase    ,die  Vereinigung    der  Musclieln'    (einem  Spiele  Heiner 

Mädchen)  gleichbedeutend.' 
^    ^    W    ^   Kb-dzib.   ,Festsetzen  und  dergleichen.'    %  ^  Dzib-kb    kaki-be  kajesama-ni 
^  ^  kb-dzib-to  jomu-ico  ko-zitsi-to  sn,.    ,Dass  man  dzib-kb  schreibt  und  es  auf 

verkehrte  Weise  kb-dzib  ausspricht,  ist  ein  alter  Gebrauch.' 
5     ^    ^>    )g   Kajesi-uta.  ,Ein  entgegnendes  Gedicht.' 

\ 

ZA*    ^     '^     ^P   Kaku-bib.   .Eine  Krankheit  der  Füsse.' 

f       < 

•^'    TC     '^    ^   Kai-gu-en.  ,Den  Namen  des   Zeitraumes  verändern.'  Sonst  kai-gen. 
^•T    'fi     "^     M   Kcijf^fi-'t^ciri.  ,Das  Amt  wieder  antreten.' 


Ueber  japanische   Archaismen.  8  J 

Sechs    Sylben. 
^    "itf    i/^    ^  Katsüwo-irori .  ,Gei'östeter  Thunfiscli.' 

-;/    %    i)^    ^  Karasu-najeri.  ,Ein  Krampf.'     Zohc-ni  komura-gajeri-to  in.    ,Im  gemeinen 
^  h  Leben  sagt  man:  koiimra-gajeri  ,ein  Wadenkrampf.' 

^    ^    fp    ^g   Kqjeri-arifzi.     ,Ein  wiederholtes  Opfer.' 

\        9 

Sieben  Sylben. 
jj:)      -6    |i  Kasira-no  kawara.  ,Der  Dachziegel  des  Hauptes.'     Die  Hirnschale. 

Classe   M   --/o. 

^  Jo.   ^   ./o.    |ä  J<*.   ^  Jo.    ^  Jr..    ^  Jo.    ^  ./').  §c  ./o.    1^  J».  ^  Jn.  Laute. 
-^  Jo,  Zähne.    PI    Jo,  vier.    ^    Jo,  Geschlechtsaltei-.     ^    ./o,  Nacht,    j^  Jo,  Zeit- 
alter,    fp    Jo,  Abschnitt.     Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
^    -^  '^'^"'-  '•'■"  ^^^'  Nacht  sich  aufhalten.* 

Jt"    :^  ./o-/.  ,ln  der  Nacht  schlafen,' 

Drei    Sylben. 
Jf    Jo?w.     Sonawari-tani-ivo    in.     ,Hat    die    Bedeutung:    vorbereitet    und    gewachsen 
P        sein.'  Sonst  hat  dieses  Wort  die  Bedeutung:  den   Panzer  anziehen. 

t    :^  Jo-kawa.  ,Der  Nachtfluss.'    jll    9^|    U-kawa-ni    iii.     ,Wird    in    Bezug    auf   ?/-Ä-o»'« 
^     jll        (der  Wasserrabenfluss)  gesagt.' 

t    ^  Jorodzii.    ,Der  Nadelfisch.'     Zoku-ni   sajori-to   iii.    ,Ln    gemeinen  Leben  sagt  man 
^,-  -ffi        sr//or/.'  Jorodzü  hat  sonst  die  Bedeutung:  zehntausend. 

t    ^  Jiiworo.  .Die  Kniekehle.'  Sonst  joboro. 

h 

Vier   Sylben. 
i-    pg  Jotsu-no  u-o.  ,Yier  Schniu-e  oder  Saiten.'  Bi-ioa-wo  m.  ,Bedeutct  die  Laute.' 

n  ^ 

^  12 

Denkacliriften  der  phil.-hist    Cl.  XXIII    Bd. 


90  Pfizmaier. 


^    W  "^  W  Jö-?«e2.  ,Das  Angesicht,  die  Gesichtszüge.'  Mei  steht  für  men. 

^  ^  ^  ^^  Josadzura.     ,Der    Weinstock.'     Zusammengezogen    aus    josi-kadzüra  ^     die 

-^  "^  glückliche  Schlingpflanze. 

Fünf   Sylben. 

^    :^  h  rt:  Josi-e-ja-si.  ,\Vie  glücklich!'  Eine  Intei'jection. 

^<X  i"  '1^  Jorokohoi.    ,Sich  freuen.'    Jorokohi-wo  nobete  kaku  ijeri.    ,So  sagt  man  mit 

^  •^  Dehnung  von  jorokohi.' 


Classe  -jsi  Ta. 

%    Ta.    "i"    Ta.    %    Ta.    ^    Ta.    f\-    Ta.    i^t    Ta.   jfg    Ta.   ^    Ta.    :^    Ta.     Laute. 
\\t   Da.    ijt  Da.   %   Da.     Trübe  Laute. 
tB    Ta,  Feld.    ^    Ta,  Hand.     Lesungen. 

Zwei  Sylben. 
fz    ;jt%  Toye.   ^  t^  Fata-mono  nari.  ,Bedeutet  den  Webstuhl.' 
fe.    ^'    Taje.   , Wundervoll.' 

fz    ^    Tadzä.  ,Ein  Storch.'  Sonst  toto~t. 

^^    " 

■/>     Tawa.  ,Ein  Haarbusch  an  dem  Hinterhaupte.'  Kami-no  makura-ni  osarete  tatvami- 

3         fuku-dami-taru-ioo    iü    zoku-ni    tabo-to    iu    köre    nari.     ,Bedeutet    das    zu    einem 
Polster  niedergedrückte,  sich  niederbiegende  und  aufgeblasene  Haupthaar.  Es 
ist  das,  was  man  im  gemeinen  Leben  tabo  nennt.' 
fz    f^    Ta-i.  &6-bb-no  sonaje.  ,Ein  Geräthe  buddhistischer  Klöster.'  Ein  Bonzenldeid. 

Drei  Sylben. 

^     Ig   Tai-si.   ,Das  Holz  in  der  richtigen  Mitte  des  Schiffes.'  Fime-no  wo  nari.    ,Ist  der 
•^  Schweif  des  Schifles.' 

\ 

^     J^    Tani-wa.  ,Der  Name  einer  Provinz.'  Sonst  tan-ba. 

^     ^   Tadzi-ma.  ,Der  Name  einer  Provinz.'     Sonst  tazi-ma. 

^  m  _      ■ 

^     jjL    Tatsi-je.     ,Ein  aufrecht  stehender  Zweig.' 

V  « 


Ueber  japanische  Archaismen.  iJ  1 

S'     j^  Tawori  Jama-no  tawameru  tokoro  narl.  ,Die  Stelle,  wo  ein  Berg  sicli  biegt.' 

c^  lawa-toa.     Towo-wo-to  onazi.     Taivamu  kokoro  nari.     ,Ist  mit  towu-ico  gleichbedeu- 
5         tend.  Stellt  im  Sinne  von  tawamu^  sieh  biegen,  sich  senken.- 

A     ^  Ta-nawa.    ,Das  Handseil.'    Fasi-bune-ni  in.     ,AVird  von  einem  Lustschiffe  gesagt.' 

A     ^  Taube.     ,Zum    Geschenk    erhalten.'     Sonst    to6e,    das    in  der  neueren  Sprache  für 
7  , essen'  gebraucht  wird. 

A     VV  Tadaje.  ,Vergleichen.'  Sonst  tatoje. 

jX     p^  Tamai.  ,Sich  erbrechen.' 

I  "± 

e^     -^J  Tafure.  ^7j\\  Boden  lallen.'  Sonst  taicore. 

X 

<?! 

<^    ^  Tafuge.  ,Eine  Bergstrasse.'  Sonst  toge. 

X 

^* 

«A     gg  Ta-mai.  ,Der  Tanz  auf  dem  Felde.' 

I    ^ 

<A     gg  Ta-jui    ,Das  Knüpfen  auf  dem  Felde.' 

^•^    -^  Dai-su.  ,Eine  grosse  Verwünschung.' 

Js.     ^  Tai-me.  ,Von  Angesicht  gegenüber.'  Steht  für  tai-men. 

^    M  Tb-me.     ,Ausschliesslich.'  Eine  Benennung  für  ein  altes  AVeib. 

Vier    Sylben. 

^    ^  c^>"    -^  Dai-toko.     ,L)ie    grosse  Tugend.'     Ein  Wort    für    die    Anrufung 'Buddha's. 

i      '  ^  Steht  für  dai-toku. 

^     itÖ  '^'^    tAc  Dni-koku.      ,r)as    grosse    Gekrümmte.'  Koto-ni   iü.     .Wird    von    der    Harfe 

^  '■^  gesagt.' 

•^    ffe  =^''    3A;  Z)ff?-cö.  ,Eine  grosse  Fahrt.'  Sonst  dai-ziö. 

^    ^K  «^'^    "f^   Dai-fi-sa.   ,Ein  Mensch,  der  grosse  Trauer  empfindet.' 

-^^  «^     ^^    Tnirabure.   , Scherzen,   tändeln.'   Sonst  taicamure  und   tnirhre. 

12* 


92  Pfizmaier. 

^    Mi     ^^    i^  7'ö!waz?>e.     ,Zum  Scherze  thim.' 

^     ^    c\     ^  Tawa-waza.   ,p]in  Handwerk.'   Sonst  te-ivaza, 

^     f^  Tawojagi.   Tawojaka-to  onazi.  ,Mit  tawojaka  ,zarthändig,  anmutliig'  gleich- 

<?      "^  bedeutend.' 

^  Taivo-tawo.  Mit  dem  Obigen  gleichbedeutend. 

X    j^    ^     fffl  Tatatvasi.  ,"VVunderbar,  ungewöhnlich.' 

«^     09  !Zo-c/c«Ä:«/.  ,Ein  Vorsteher  der  Aecker.' 

(^'  ^. 

J^     ö     £^    -^  Tadzü-no  ki.  ,Der  Name  eines  Baumes.'  Sonst  ßme-tsübaki. 

^     ^  Ta-nogol.  ,p]in  Handtuch.'  Sonst  te-nogoi  und  te-niogui. 

I  rfi 

c^     ^  Tama-dzü-si.  Dzü-dzü-dama  nari.  ,Ist  so  viel  als  dzü-dzü-dama^  die  Frucht 

4     "s  der  Wasserlinsen.' 

f^    ^  Taka-una.  ,Bambussprossen.'  Sonst  auch  taka-muna. 

•^  Th-jaku.    ^^  ^  ^^    Taka-tan-jaku-wo    jomi-htse-nite  kaku  iit.     ,So  pflegt 

j^  man,  in  Folge    einer    schlechten  Gewohnheit,    das    Wort    taka-tan-jakii 

s  (das  hohe  mennigrothe  Arzneimittel)  zu  lesen.' 

/4>    dy^    ^     ^  Ta-kiiziri.    ,Eine    hörnerne    Spitze    zum    Lösen    der   Knoten.'    Sonst    auch 

-r?*  kuziri. 

9 

A     ^  Tadziroki.    ,Erschrocken  zurückweichen.'     Tatsi-noki-no   kokoro.     ,Ini  Sinne 

"^    ±n  von    tatsi-noki^    auf   der  Stelle    zurückweichen.'     Ist    die  Synäresis  von 

'^    ^ö  tatsi-odoroki. 

^     ffl"     «^    ^  ^^'a-ioaraiva.  ,Ein  Kind,  das  auf  den  Händen  getragen  wird.' 

vt>    *Si    <^     ;^  Tan-in.   ,Nach  Endlauten  oder  Reimen  suchen.' 

«^     AL  Tate-isL   ,Eine  Gedenktafel  von  Stein.'    Zoku-ni    [Jj    ^  su-jama-to  iü.  ,Im 

^  gemeinen  Leben  sagt  man  sü-jama} 


ÜEBER  JAPANISCHE  ARCHAISMEN.  93 


Fünf  Sylben. 

(      ^     lai-tai-si.    Tami-tami-si   nite  joko-sama-ni  jurjamurn-  jh-no    kokoro-ni  kikoju. 

^         ,Ist  so  viel  als   tami-tami-si  und    stellt,    wie    es    lieisst,    im  Sinne    von 

/       joko-sama-ni  jugamura  jb^  das  schräge   Biegen.'      Das   in  der  Erklärung 

^        gesetzte  tami-tami-si  ist  von  tami^  dem  Intransitivum  von  tameru  , gerade 

biegen'  abgeleitet. 

^■'    Kj^    ci'"    -^  Dai-zb-si.  ,Ein  grosses  Bett.' 

^     Tawa-jasusi.      Ta-jasüsi-to    onazi.     ,Ist    mit    ta-jas/isi    , leicht,    gemächlich' 
A^        gleichbedeutend.' 


"^    W     fz    ^    Ta-fa?i-fafn.   ,Die  Pagode  der  vielen  Kostbarkeiten.' 


A     :|(n)  £^  ^Jf  Ta-motoforu.  ,Hin  und  her  gehen.'  Steht  für  tatsi-motoru. 

^    i^  «^  Ä  Tata-u-gami.  ,Gefaltetes  Papier.'  Steht  füi-  tatami-gami. 

c^'*    >&  A  ^  Tata-zümai.  , Seinen  Aufenthalt  nehmen.'  Steht  für  tatsi-sümai. 

O  ^  ^  Tafu-no  kosi.  ,Die  Stockwerke  einer  Pagode.' 


^ 


J^    il|^    c^     M,   ^^'^'«''e-^ifnia.  ,l)er  Name  einer  Insel  in  Figo.' 

I       c^     Tadzü-tadzii^si.   Tadori-tadori-siki  nari.  .Bedeutet  taduri-tadori-siki  , tappend. 


0    P^    ^''    ^  Da-tei-mon.  ,Das  Tlior  der  Verständigkeit.' 

Sechs    Sylben. 

J».  Tatosije-nasi.  Tatoje-gataki  josi  nari.  , Bedeutet  eine  Sache,  die  sich  schwer 

i,  mit  einer  anderen  vergleichen  lässt.' 

I 

^*    ^    A     ^  Tabisi-gaivara.  ,Der  Zinnoberziegel.*    Subete   ijasi-ki  fito-wo    iä.    ,Bedeutet 

V            c^^  im  Allgemeinen  einen  niedrigen,  veräclitlichen  Menschen.' 


1 


94  Pfizmaier 

^    ^    c^     ^   Tatsi-izajoi.  ,Bald  vorwärts,  bald  zurück  gehen.' 

i- 

Neun    Sylben. 

%    -i^     \     M.  Taniwa-no  nnüsi-no  siri.   ,Der  Name  einer  Provinz.'  Sonst  tan-go. 
'^  1 

o  2 

^      i 

5     ^     Taka-muna-no  uwa-kawa.    ,l)ie  äussere  Haut  der  Bambussprossen' 

Classe    jjtL    R*'- 
JÜi  ßc.     flJ    ^''-    M  ^f-    ^  ^^-    )i  Ä^-     ?^  ^e.     'li  Be.     ^{|  i?e.     11   i?e.      Laute. 

Drei    Sylben. 
\       tj,   Ren-si.   |^  Neri-nqri.  ,Ist  so  viel  als  neri,  läutern.' 
(      =J-'     ^J.    ^  Re-u-si.   ,Den  Amtsgenossen  prüfen.' 

•^'    ^     ^1    ^  ßei-zei.   ,Eine  kalte  Quelle.'  Steht  für  rei-zen. 

^'    ^     t5"    M  R^>^-9"-^-  'I^i®  Blüthen  der  Wasserlilie.'  Steht  für  ren-ge. 


Classe  ^  So. 

^  So.  M  '^'o-  ^  '5^-  >^  '"^'o.  ft  So.  ^jf  'S'»-  V^  ''><'•   ff^  '^'ö-  Ä  'So.  Ül  So.  M  So. 
^  So.  i|  So.  ^  So.   it  So.     Laute. 

i5C  ^o.   IUI  Zo.   ^  Zo.   M  2o.    ^  Zo.    jf   Zo.   ^  Zo.    jjf±   Zo.     Trübe  Laute. 

-p  /S'o,  zehn.    :3?<  So,  Kleid.    Ä  >So,  sein.     Lesungen. 
M    >S'o.     ,I)as  Pferd  des  Verfolgers.'  Ni-zi  itsi-in.  ,Zwei  Zeichen,  Ein  Laut.' 

Zwei    Sylben. 
\    Soje.  Sore-jo-to  iü  kokoro-ni  motsiü.  ,Wird  in  dem  Sinne  von  sore-jo  ,dieses  ist  es' 
gebraucht.' 
\    ^  Soi.  ,Der  Eisvogel.'   Sonst  auch  soni. 

\    1^  Soi.  ,Was  man  im  Busen  trägt,  die  innere  Neigung.' 


l 


|ft  Soi.  ,Wein,  in  den  zweimal  ein  Gährungsstoff  gegeben  wurde.' 


ÜEBEK  JAPANISCHE  ARCHAISMEN.  95 

7^   tt   Zn-u.  ,Ein  Seitengeschleclit.'  Sonst  zoku. 

Drei    Sylben. 
\    Sobaje.  Zoku-ni  sohajeru-to  iil.   ,Ini  gemeinen  Leben  sagt  man  sobajeru,  zur  Höhe 
Ü        ragen,  wie  ein  Berg.'  Sonst  sobijeru. 

\     ^  SofodzH.    ,Eine  Vogelscheuche.'    Zuku-ni    kagasi-to   iä.    ,Im    gemeinen  Leben  sagt 
•1?    ijj        man  kagasi.'- 

\    ^  S6-bu.  ,Sieg  und  Niederlage.'  Sonst  sijo-a-bu. 

Jsi    ^ 

^    !%■  So-fo-ni.    ,Rothe  Erde.'    f^    ^K   ^J^    so-fo-ni-no    kokoro    nnri.    , Steht   im  Sinne  von 

"^  so-fo-ni.  das  kleine  Mennigroth  des  Feuers.' 

X    Sofji.-je.   ')j    jM.  Soki-fe-no  kokoro  nari-to-zo.   , Steht  im  Sinne  von  soki-fe^  die  Seite 
2         des  Zurückweichens.' 

Vier  Sylben. 
^    -©»  Ho-fo-bune,  ,Eine  Art  Schiff.' 

%    «^ 

\    ^^  Soku-rau.  , Fortgesetzte  Arbeit.' 

1^ 

^"■^    ^    Zo-hm.     ,I)ie  Theilung  an  einem  Orte.' 

Fünf  und  sieben  Sylben. 
if*    pJi     X    t^   Sora-obore.  ,Von  Sinnen,  ausser  sich.' 

/  _ 

^      't'     ^  tiö-zoki-tatm.    jl  ^  ^    Sib-zoku-tatsH-no  kokoro  nari-to-zo.    ,Hat  den  Sinn 

y     ^      ^  von  sio-zoku-tatsfi.  geschmückt  dastehen.' 

^'    c^      ■t.  So-e-no    taka-gai.   ^    i^    t^   ^  Sio-e-no    taka-gai-no    kokori-ni-ja.     .Steht 

'S,  vielleicht  in  dem  Sinne  von  sio-e-no  taka-gai.,  der  Falkenwärter  sämmt- 

^  lieber  Leibwachen.' 


Classe   jll    Tsü. 

HS   Tsu.    ^  2;«.     Ü   2m\    ^   7>^>.     ^   2ää.    P   r^^f.     ^    7ä«.     Laute, 
ja  i>c?«.    S  -D2"-    ^  -^2?/.    O   -Z^2/'.    ^  Z>2?<.    Ü  Z>2«.     Trübe  Laute. 
jll    Tsü,  Fluss.    "^    7s?ri,  Hafen.     Lesungen. 


96  Pfizmaier. 


71^ 


Drei    8ylben. 

^    ^    Tsüdzü-go.   ,Der  Ururenkel.'    7'südzüki-gu-no  kokoro.   ,Im  Sinne  von  tsüdznki- 
go^  der  in  Reihen  fortgesetzte  Sohn.' 
r?*  Dzü-furi.    Mono-ivo  midzü-ni  nage-ire-taru  toki-no  koje  nari.    ,Ist   der  Laut, 
"^        der  entsteht,  wenn  etwas  in  das  Wasser  geworfen  wird.' 

l/\'   ^    (,^    ^    Tsurubi.    ,Sich  paaren.'    Zoku-ni  tsürumu-to  iü.  ,Im  gemeinen  Leben  sagt 
^  man  tsürumu.' 

Vier   Sylben. 
^    Ira    ly    ^   2'5«-2-/?rf3?.  ,Eine  Mauer.'  Sonst  auch  tsü-i-gaki. 

1,^    7^   Tsükuri-e.  ,Ein  Gemälde.' 

(r\     <>    Tsümi-isi.     , Aufgehäufte  Steine,    eine    steinerne  Grundlage.'     Mata   iioaku 
)       ^         isi-dzü-e.  ,Man  sagt  auch  isi-dzü-eJ' 
■^     55    L^    ^fi   Tsüho-wori.  ,Das  Topfgewebe.  Ein  an  den  Kopf  schliessendes  Kleid.' 

^    i^    ^    yB.    '^'^u.-i-so-u.  ,Jemanden  verfolgen,  ihm  nachsetzen.'  Sonst  tsü-i-sijou. 

Fünf  Syl  ben. 
("     "?    Mi   '^'■^"^^-^^i''^'i •  1-^11  etwas  stossen.' 

^     ^    Tsüki-ziroi.  Kala  fiza  nado  tsüku-wo  iü.  ,Mit  der  Schulter,  den  Knien  und 
C^     h         anderen  Theilen  an  etwas  stossen.' 

Sechs  Sylben. 

^0    ^    ^    UIj   Tsü-i-fidzi-ita.    ,Das  Bret    der  Mauer.'     Tsüi-gaki   mizikaki  nari.    ,Ist   eine 
«^     t?"    C'^  kurze  Mauer.' 


k 


Classe  %%,  Ne. 

^  Ne.    Ä   Ne.  jjÜ  Ne.   ^   Ne.  ^   Ne.    /ö    iVe.   ;?f$  iVe.     Laute. 
2JS  iVe,  Stamm,   ^j^ß  Ne,  Wurzel.    ^  iVe,  nicht,    -f'    Ne ,    das    erste  der  zwölf  cycli- 
schen  Zeichen.    ^  iVe,  Laut.    ;)j^   iN"e,  schlafen.     Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
V?    Jig  Neje.  ,Lehm.'  Neba-dzütsi  nari.   ,Ist  eine  klebrige  Erde.' 
1 


UeBEK  JAPANISCHE     AkcHAISJIEN.  97 

Drei  Sylben. 

A\      jjX   ;|B   Ne-ko-zi.   ,Ausgraben,   mit  den  Wurzeln   aut^graben.' 
z. 
^   ä^    K    ^,  Nen-zü.  ,Ein  Rosenkranz.'  Sonst  nen-ziju. 

Vier    Sylben. 
^    S     Jd    tß  Ne-mmawa.  ,Das  wurzelnde  Nunawa.'  Der  Name  einer   l'Hanze. 

(    H    ^e-u-ne-u.  Neko-no  koje.  ,Die  Stimme  der  Katze.' 
^-     s     W    ^  Xen-zau.  ,Der  Jahresstern.'  Steht  für  mn-sei.  Sonst  zai-sei,  der  Planet  Jupiter. 
^7    j|S,     j(l    ^  Ne-obire.  , Schlaftrunken   sein.' 

Sieben  Sylben. 
0     V?    In  Nezumi-moUi-no  ki.  ,Der  Name  eines  Baumes.' 

Yf     H    }^    ii  Nezürai-ge-no  uma.   ,Ein  Pferd  von  der  Farbe  des  Rattenhaares.' 

f  '    f^-  " 

Classe  ^   xVa. 

M  Na.    ^  .Vrt.    ^  Na.    ü  iV«.   H  iV«.   %l  Na.    Jfj  Na.    J|   Na.     Laute.     . 
^  Jv^ffl,  Name.    ^  ^a,  Schriftzeichen,    -t:  Na^   sieben.    ^  iV«,  weggehen.    ^  iVa, 
Gemüse.  "^   ^V«,  Fisch.    ^  -AT«,  nicht.     Lesungen. 

Drei    Sylben. 
^/    '^  Nadzüki.     ,Im  Busen  tragen,  innig  lieben.'     fff    ,f|l|    nazimi-tsüki-no   kokoro-ni-ja. 

v"  ,Vielleicht  im  Sinne  von  nazimi-tsüki,  in  Freundschaft  anhänglich  sein.- 

3- 

tf     ^  Na-dzüki.  ,Eine  Tafel  mit  dem  Namen.' 

"T    'M  Nadzümi.    ,Bevmruhigt  sein.'    Nadzümi    hat  sonst  die  Bedeutung:    an  einer  Sache 
'^"*  fest  hängen. 

tf"    >>4r  Namudzi.  ,I)u.'  Sonst  nandzi. 

i> 

tj"    »ffi  Nama-i.  ,I)er  Name  einer  Pflanze.' 


Denkschriften  der  plul.-hist.  Cl.  XXIII.  «d.  '3 


98  Pfizmaier. 

^    Nadefu.    Nani-to    iü-wo    tsüdzümete    kaku   iü.    ,So  sagt  man  zusammengezogen  für 
"^        nani-to  iü^  was  man  auch  sagt.' 

^-T     ^  Naje-qi.   ,Lalim.'   , Sonst  naje  und  naje-asi. 

^^ 

-)l    ^  Na-wori.   ,Unelire,  Schande.'  Zoku-ni  na-wore-to  iü.  ,Im  gemeinen  Leben  sagt  man 

^     1.^        na-wore  (von  Namen  a-ebrochen).' 

Vier    Sylben. 
t^"     id;  Nmmjaka.   , Schlank.'  Najojaka-io  onazi.  ,Ist  mit  najojaka  gleichbedeutend.' 

t  ' 

>) 

t.f    ^t  Naiva-semi.  ,Eine  Grillenart.' 

2. 

^-T    ii  Naica-saha.  ,Eine  Makrelenart.' 

7^     Tg|   Naworai.  ,In  Gemeinschaft  wiederherstellen.'  Steht  für  nawori-ai. 

tf  ffiJf  Nama-zi-i.     ,Ungern    und    indem    man    sich   zwingt.'    Im  Anfange    des  Satzes  als 
%  Adverbium:    im    Gegentheil.     i^^  ^   nama-si-i-no  kokoro.     ,Steht  im  Sinne  von 

(''  nnma-si-i^  roh  und  mit  Gewalt.'  Sonart  nama-zi-i-ni. 

t\ 

■^  J!^  Nadziirai.  ,Gleichförmig  machen,  nachahmen.'  Sonst  nazorai  und  nazuraje. 

P 

-%  5  Nadzusai.     Nadzimm-ni  onazi.     ,Ist    mit    nadzümu    ,an    einer    Sache    fest    hängen' 

c\  y  gleichbedeutend.' 

^-T  JM  Nadzusai.  Kore-iva  nazimu  tsftruru  kokoro.   ,Dieses  hat  den  Sinn  von  nazimu  ,ver- 

"&  »e.  traut,  freundschaftlich  sein'  und  tsüruru  ,der  Begleiter  sein.' 

tA 

11    Nagekai.  Nageki-wo  nobete  kaku  iü.  ,So  sagt  man  mit  Dehnung  des  Wortes  nage- 
V        ki,  beseufzen,  beklagen.' 

$     vM   Nawo-hito.  ,Ein  gerader,  ein  gewöhnlicher  Mensch.'  Sonst  tada-hito. 

%  A 

5     flb   Nai-jen.  ,Ein  Fest  im  Inneren.' 


Uebek  japanische  Archaismen. 


99 


c. 

6 


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^ 


5    Najeraka.    ,Schwach,  weich.'    Korumo-no    momete  jawaraka-nl  nari-taru-tvo 
A.        iü.  ,Bezeichnet,    dass    ein  Kleid    durch   Abreiben  weich  geworden  ist.' 

Fünf  und  sechs   Sylben. 
1^    Naico-nawo-si.  Natro-znri-to  onazi.    ,Ist  mit  nawo-zari  ,gleichgiltig'   gleich- 
^        bedeutend.' 

^  Namadzü-fata.  Kasa-nu  tagui  nari.  ,Ist  eine  Art  Ausschlag.' 


^    ^     ä     pb    Nai-ke-u-hb.  ,Ein  Tempel  der  inneren   Lehre.' 

Sieben   und  acht  Sylben. 
qa  Nai-tori-aioase.   ,Die  Vereinigung  des  singenden   Vogels.' 

pb    Naka-no  o-o-tomo-i.     Seheint  für  naka-tomi  ,Diener  der  Mitte'  gesetzt  zu  sein. 

Classe  ^  Ea. 

Ra.    H  -Ä«-    \%.  Ra.    p    Ä./.    ^   A^«.    ü    Ar/.    #    Ra.    %}\    Ra.    ^   Ra.     Laute. 
Ra,  wüst,    yf  Aa,  Bucht,      |>    Aa,  Wahrsagung.    ^    Ra,  Classe.     Lesungen 

Zwei  und  drei  Sylben. 
^    ^   ßa-i{.   ,Arbeit,  Mühe.' 

(      .3.     (^    liB    Rai-si.   ,Ein  mit  Schnitzwerk^^versehener  Weinbecher.' 

If    ^     ^  ^  Ao2f-^e.  ,Mühe,  Anstrengung.'  Zoku-ni  ^  f^fx  sio-rh-fn  ia.     ,Im    gemeinen 
/  Leben  sagt  man  s/o-j-o.' 

^  M  ^«/'f-'«*'-   Zohi-ni  ai-rasi-to  hl  gotosi.  ,I-]in  ^^■o7•t  gleich  dem  im  gemeinen 
Xp  Leben    üblichen    ai-rasi ,    zärtlich    geliebt.'     Sonst    auch    7'au-tasi    und 

Is  rb-rb-siki. 

^     ^  1^  Rau-an.  ,I)ie  Zeit  der  Trauer  um  den  Ivaiser.'  Sonst  rib-an. 

^     ^    iL    Tian-za-u.  ,Unordentliche  Töne  in   der  Musik.'   Za-a  steht  tür  sei. 

Fünf  Sylben. 
ife     ^    It  Aai-«('  <07*«.  ,üer  Donnervogel.' 

13* 


% 


et) 


5; 


0 


IQC)  Pfizmaiee. 

^"  (^    Ro-gawasi.    §[  Ran-gawasi-ki    kokoro    nari.     , Steht    im    Sinne    von    ran-gawasi-ki, 

i  ^          unordentlich.' 

/  Cp    Rafib-rafu-si.  Mono-7io  ko-sia-naru  kokoro  nari.  , Steht  in  dem  Sinne,  dass  Jemand 

j  geschickt  oder  erfahren  ist.' 


Classe  j^  Mu. 

^  Mu.    -^  Mit.    ^  Mu.    ^  M2L   ^  Mu.    ^  Mu.    p  Mu.   ^  Mu.     Laute. 

3^  il/26,  sechs.  Ein  Laut. 

^   Ml.  ,Die  Stimme  der  Rinder.'  Ni-zi  itsi-in.  ,Zwei  Schriftzeichen,  Ein  Laut.' 

Drei  und  vier   Sylben. 
^    ^  Mu-dau.  ,Ohne  Weg,  ohne  Gesetz.' 

5  5i;  - 

ip    iB|  Mu-rai.  ,Unartig.'  Sonst  bu-rei. 

tp    Ät  Mujai.  ,Ein  Doppelschiif.'  Sonst  -mojai. 

tA 

tp    M   Mu-zin.   .Ohne  Herz,  mit  Widerstreben.'  Sonst  mu-siri. 

tp    H^  Muna-gai.  ,l)er  Brustriemen.' 

I   ^^ 

^    M  Mukai-me.   ,Die  rechtmässige  Gattin.' 

i!p    (hJ    Miikaje-ioo.   ,Ein  gegenüber  stehender  BerggipfeL' 

tp    ^   Musi-awo.  ,Insektengrün.'  Fusüma-no  iro-ni  iü.    ,Wird  von  der  Farbe  des  Mantels 

Fünf  Sylben. 
Rö     tp    'a'    Mukai-hara:  ,Leiblich,  von  Söhnen.' 

ZA 
^    j^    tp    ^  Mu-tsh  ojobi.  ,Die  grosse  Zehe.'  Wörtlich :  sechs  Finger,  in  dem  Sinne,  dass 

^  ^  zwei    Zehen    zusammengewachsen    sind.     Ojobi    steht    für  jubi ,    Finger. 

^  Sonst  mu-tsü  jubi. 


Ueber  japanische  Archaismen.  101 


■^     1^^    Si  Muma-go-woi.  ,Der  Neflfe  des  Enkels.' 

t 


Classe  ^   U. 


^   U.    n    U.  ^    U.   ^    U.    J^    U.  /^    U.   ^   U.    ^    U.   m    U.     Laute. 
^   U,  ja.     ^    U,   erlangen.     ^P    C/,    ein    cyclisches  Zeiclien.     ^    t/,  Hase.     f|    ü, 
müde.     Lesungen. 

Zwei  Sylben. 
■^    ^    U-dzi.  ,Der  Name  eines  Districtes  in  Jamasiro.' 


p 


^.- 


^    U-dzü.  ,Kostbar  wie  ein  Kleinod.'  Sonst  auch  idzü. 


5    ^    üzü.  ,Eisenliut.'  Sonst  udzü. 


-)    i&    t/2?/.  Ä?<ra  ba-gu.  ,Sattel  und  Pferdegeschirr.' 

Drei  Sylben. 
■)    ^   U-gaiva.  ,Der  Wasserrabenfluss.' 

■)    ^V    t7a-e.  ,Eine  Zeichnung  mit  einem  Liede.' 

^    ^    t^«a-i.  ,Das  herabhängende  Haupthaar  eines  Kindes.' 


^  |>  &n/e.  ,\Yahrsagen.'  Ist  so  viel  als    ^    |>    i(ra-aje. 

-^  ^ 

Vier  Sylben. 

■5  :}=7'  Utsi-faje.  ,Stark  wuchern,  wie  Pflanzen.' 

t  ^ 

■)  ^  Udzünai.  ,Zustimmen,  bejahen.' 

-)  m  Uina-guwa.  ,Eine  Pferdehaue.'     Ein  Geräthe  des  Ackerbaues. 


JQ2  Pfizmaier. 

C7    }M.     ^     S    Usiira-hi.  ,Dünnes  Eis.' 
i      §      ^    ^    U-mawm^i.    ,Eine  in  der  Nacht  umhergehende  Wache.'     Sonst  jo-maicari. 

Fünf  Sylben. 
^7      -^     Ig    Uica-osoi.  ,Ein  äusseres  gefüttertes  Kleid.' 

^      ^     ^    Ugonawari.  ,Sich  versammeln.' 

■%       -^     Usüzümari.  Udzükumari-io  onazi.  ,Mit  udzukumari  ,hocken'  gleichbedeutend.' 

9    t 

Sechs  Sylben. 
i;>    -^     ^    ¥&    Umi-no  okina.   .Der  Greis  des  Meeres.' 

^       n 

Sieben,  acht  und  neun  Sylben. 
^     @      ■)     i^    Uma-no  kuho-gai.   ,Die  hohle  Pfei-demuschel,  die  purpurne  Muschel.' 

R    ^     ^    5"#    Uta-mai-no  tsükasa.  ,Der  Vorsteher  des  Gesanges  und  Tanzes.' 
•^     '0^     ^    ?flj      Utaje-tadasü-tsükasa.  ,Der  anklagende  und  richtende  Vorsteher.' 

Ciasse  ;5ij    Wi  oder  /. 

^  tT^/.  "^  Wi.  ^  TF/.  #  Wi.  ^  T17.  g;  TF/.  #  TF/.  v^  m'.  fi  Wi. 
Laute. 

^    PF«,  Brunnen.  ^  Wi,  weilen.   ^    TFi,  Sitz.    ^    IF«,  wohnen.    ^    Wi,  Schwein. 

^    M,  Schwein.    ^  TF"/,  Schwein.    ^    TF/,  cyclisches  Zeichen.    ^    TF/,  Schilf.   ^    TF/, 

an  der  Spitze  stehen.  ^  TF/,  Indigo.     Lesungen. 

Zwei  Sylben. 

<^    i^    Wiric.    Fune    isago-ni   fsfiki-te  jukazu    nari.    , Bedeutet,   dass  das  Schilf  auf 
^  den  Sand  geräth  und  nicht  weiter  geht.' 

Drei    Sylben. 
),|;    "j^     ^    ^    Wi-dzütsü.  ,Das  Brunnenrohr.' 


Uebkk  .lArANiscHE  Archaismen.  103 

^    %%    ^^    iH    Wi-gui.  ,Der  Pfosten  eines  Dammes.' 
^     im 

\£>    jrM    Wijabi.  , Artigkeit.'  Steht  für  ijamai. 

K    1^     ^-^    IS    Wi-ne-u.  , Eingeschlossen,  umzingelt.' 

>>"    Ä     ^-^    JH    Wi-gasa.  ,Ein  Regenschirm  von  Schilfrohr.' 
>4    ^     <l>    ^    Wi-kura.  ,Der  Sitz,  der  Rang.' 

Vier    Sylben. 

^    ^     \l>    M  Wi-no  asi.  Fata-no  kimt-ivo  maku-ica  nari.    , Dasjenige,  wo  an  dem  Web- 

\              ^  stuhl  die  Leinwand  zusammengerollt  wird.' 

^  Wijajaka.    Ogosoka-naru    kokoro    nari.     ,Hat    den    Sinn    von    ogosoka-naru., 

"Y  sti-eng,  genau.' 

l      ih.     ^j    jjjü    Wija-siro.  ,Dei-  Stellvertreter  bei  den  Gebräuchen.' 

ö  ^      "" 

Fünf  Sylben. 

>>*    M\\     Ct>    ^    Wi-kon-gb.  , Sohlen  von  Schilfrohr.' 

*       I  ^ 

Jr,    ]|^    ^    t^      Win-futagi.    ,Die  Endlaute    oder  Reime  verschliessen.'    F^t<a5(^■  steht  für 
^  ^  fusagi. 


Classe  75r  No. 

hI   iVö.   73r   ^^0.   ig  A'o.     Laute. 

;j^  A^o,   Pfeilschaft.     :^   A^o,  eine  Partikel.    ^  -?v^o,    freies  Feld.    Lesungen. 

Drei  Siylben. 

1S%    Nobaje.  ^   Nobi-wo   nobete    kaku    m.     ,So    sagt  man  mit  Dehnung  von  nobi^  sich 
^        dehnen.' 

55     ffip   No-gai.  ,Im  freien  Felde  nähren  ode)-  hüten.' 

J5    Noraje.  ^   Nore-wo    nobete    kaku   iü.    ,So  sagt    man  mit  Dehnung  von  «ore,  ver- 
^        kündet  werden.* 

J5    No-se-u.  ,Der  Name  einer  Schlingpflanze.'    Sonst    no-u-se-u  und    ao-u-sen-kadzüra. 

b 


■[Q4  Pfizmaier. 

Vier  und  fünf  Sylben. 
A*    jBl]    <^    ß^   No-i-zümi.  ,Ein  Leichdorn.' 

J?     <7>    m^  NomudO'huje.  ,Die  Kehle.'  Sonst  numido  und  nonrfo. 


Classe  ;|f^   O. 

7J&^  0.    M  O.   m  0.   i^  <>.   €  0.   fc  ry.   ti  0.    Zu   0.   m  0.  Laute. 
3;^   0,  gross.    ^,    0,  ertragen.     Lesungen. 


Zwei   Sylben. 
^    'It   Öc/zi.  , Bangigkeit  empfinden.' 

^?    ^   0-so.  ,Blödsinnig.' 

^    ^   0-/m.  ,Eine  weisse  MuscheL' 

-^    ^ 

i'^     ö    OH.  ,Athem.'  Mata  iki-to-mu.  ,Man  sagt  auch  iki.'' 


%y    M   0-ki.  ,Der  Name  einer  Provinz.' 

^    f^^   Osi.   ,Bedauerlich.' 

■^    g   Omi.  ,Ein  Diener  oder  Minister.' 

^    ^   Ö5?-  ,Eine  Rattenarmbrust.'  Ein  Jagdgeräthe. 

^    0-0.    A-a-to  tsü-zite  samajo  koje  nari-to-zo.    ,Wird  für  a-a   ,ach!  leider!'  gebraucht 
und  ist  ein  Laut  des  Seufzens.' 
%?    ffi    Ore.  ,Dumm.'  Sonst  oi^oka. 

Drei    Sylben. 
^    M   Owagi.  ,Der  Name  einer  Pflanze.'  Mata  uwagi-to-mo.  ,Man  sagt  auch  uwagiJ- 

^    -+-   0-o5i.  ,Die  Rhabarber.' 

^    ^   0-o-wi.  ,Das  grosse  Schilfrohr.' 


ÜEBEI!  JAPANISCHeArCHAISMEN.  105 


^    -j^  0-0-dzi.  ,Der  grosse  Weg.' 

^    -L.  O-o-wa.    ,Der  grosse  Gott/    Eigentlich:  das    grosse  Rad.    Mi-wa-nn  mio-zin-wo  in. 
■^    -j         Bezeichnet  den   o;länzenden  Gott  des  Berges  der  drei  Räder.' 

i    im     ' 

^    ^  Ofodo.  ,Eine  Vorhalle.' 

^7    lg   Of/am«.  Kaze-wo  tsukam-doru  futari-no  kami.  ,Die  beiden  dem  Winde  vorstehenden 
/|>^    ^        Götter.' 

j^;?    ^   ry/üua.   ,Ein  altes   Weib.'   Sonst  auch  womuna   und   o-tma. 
%'}    ift   Ojobi.  ,Der  Finger.'  Sonst  jnbi. 

1^.    Odai.   ^   Odajaka-to  oiiazi.  ,Ist  mit  odajaka  .still,  i-uhig'   gleichbedeutend.' 

(      p    Of/as?'.  ,Ist  mit  dem  Obigen  gleichbedeutend.' 

(      ^    Ozosi.   Osoruru  kokoro  nari.   ,Stelit  im  Sinne  von   oaornru.^   sich  fürchten.' 

i>?    PJ|  ^^i'M-  ,Eaut  rufen,  schreien.' 

o\ 

fi>    Ofo-ne.    Zu    oto  -^  7ie  notsi-no   ^  ne-no  fi-wo  in.  , Bedeutet  den  auf  otu  und  ne  fol- 
^         senden  Tae-  «e.' 

ix       ^ 

if*    O-dokv.   -k    0-o-jü-no  kokoro  nari.     .Steht   im  Sinne    von  n-n-jn,  die  grosse  Weise' 
<-         im  AUs'emeinen.' 

0-  ^ 

^7    in?   (>ki-hi.  ,Ein  in  einer  Schüssel  brennendes  Feuer.' 

u 

fD    Omoi.  ,An  etwas  denken.'  Oja-no  mo-ivo  iü.   , Bedeutet  die  Trauer  um  die  Eltern.' 

^    Wi   '^'"^0?.  ,Sch\ver  krank  sein.' 

'^    fiÖ]  (^-moto.   Zok'(-n!  in  ko4-inofo  nari.   ,Ist  das  im  gemeinen  Leben  übliche  kosi-moto 
"l    av        Aufwärterin.' 
^7    M  <>->'nri.   .Ein  altes  "Weib.'  Sonst  tcomuna. 

^    fl^  "■'^o-ba.  ,Die  späten  Zahn,'.-  Fa-uo  kasanefe  oru  nari.   ,l)ic  wiederholt  wachsenden 
->     -v^        Zähne.'  Sonst  osoi-ba. 

Denkschriften  der  phil  -Uist.  i\.  XXIU.  Bii.  ^* 


\0(\  Pfizmaiek. 

^  Ofoü.    ^    '^    Fajasi-no  kokoro  nari.    ,Hat    den  Sinn  von  fajasi,  wachsen  lassen.' 

ü2  Stellt  für  qfusi 

i?    "^  0-bito.   ,Haupt.'   Der  Name  eines  Geschlechtes. 
u< 
J- 

■^    m\  Osi-ba.  Mizikaki  fa  nari.  ,l)ie  kurzen  Federn  an  den  P'lügelwurzeln.' 

\ 

tt 

%^  Oztisi.  (hosi-to  onazi.  ,Ist  mit  ozosi  (sich  fürchten)  gleichbedeutend.' 

\  .                .           ■                  .         ■ 

i?    1&\\  0-jori.  , Schlafen.'   Zoku-ni  iü-to  onazi.   ,Ist  mit  dem  Im  gemeinen  Leben  üblichen 

■^      T^  Worte  gleichbedeutend.' 

i^    ^  Orosi.  ,Uebrig  gebliebene  Speise.' 

\     ftst 

^?    M  Oso-ki.     ,Ein  gefüttertes  Kleid.'     Zoku-ni    in    luoa-cji    nari.     ,Ist  das,  was  man  im 

K  gemeinen  Leben  uiva-gi  nennt.'                                                                                      : 

'     Vier    Sylben. 

^    Ä*  0-iraka.   "^    0-o-jb-nu  kokoro  nari.  , Steht  im  Sinne  von  o-o-jd,  grossartig.' 

0     i#  0-o-tsübo.   ,Ein  Nachtgeschirr.'  Zoku-ni  iü  o-kawa  nari.  ,Ini  gemeinen  Leben  sagt 

^     _  man  o-kawa.'' 

'^    ^;)  0-o-jo.  Ojoso-to  onazi.  ,Ist  mit  oyoso  (im  Allgemeinen,  jegliches)  gleichbedeutend.' 

^    ir*  0-0-sora.     ,Das  Firmament.'     Fito-no  uiva-no  sora-naru-tvo  iü.    , Bedeutet,    dass  ein 

'Y  Mensch  in  dem  oberen  leeren  Raum  sich  befindet,    geistesabwesend    oder  zer- 

streut  ist.' 

}^    fy  0-o-doki.    -^    0-o-jb-no   kokoro.     ,Hat    den    Sinn    von    o-o-jo,    grossartig,    im    All- 

5  ^  gemeinen.' 

^^    %')  0-o-doka.  ,Mit  dem  Obigen  gleichbedeutend.' 

6  ^ 

y    i?)  O-o-doke.   ,.Mit  dem  Obigen  gleichbedeutend.'  Sonst  auch  o-iraka. 

^■'    ^7  O'O-dore.    Kami-no  sü-so-no  midari-gawasiku  .sosoke-taru-wo  iü.    ,Bedeutet,  dass  die 

•^       ^  Enden  des  Haupthaares   in  Unordnung  und  aufgelöst  sind.' 

j,')    M  0-o-dzütsi.     ,Grosse    Erde,    schlammige    Erde.'    Fito-wo    ijusimete   iti    kotoba.    ,Ein 

•^  Ausdruck,    durch  welchen    man  einem  Menschen   seine  Verachtung  kundgibt.' 

h 

i^    IM  0-o-mi-ma.    ,i)ej-    erhabene _  Leib.'    Ma    ist    ein  Hilfswoi-t    gleichwie  in  korizü-ma, 

'Y  nicht  gewitzigt  sein.' 

t    m. 

% 


Ueber  japanische  Archaismen.  107 


jp    ifli  (^-o-doko.  ,l)as   grosse  Bett,'  Der  äussere  Sarg. 


4p  ^   Ofnfosi.   .Zweifelhaft,   iing-ewiss.'   Sonst  obitfsnka-ua.'^i  und   ihikas!. 

^  -4^   O-o-biru.  .Grosser  Knoblauch.' 

%!  ^  ( )-o-mira.   ,Eine  Art  grossen  Knoblauchs.'  Sonst  o-o-nira. 

h 

^7  *^   l)-o-kubi.   ,Der  Brusttheil   des  Kleides.'   Zoku-ni  o-kumi-to  vi.   .Im   gemeinen  Leben 
/p  sagt  mau  n-kumi.'' 

^  j|>M   O-o-bore.   , Ausser  sich,   von  Sinnen.' 

^7  '|;)t  Obomeki.  ,xVusser  sich,  von  Sinnen  sein.' 

-o'"  t^^    Ojodzüki.    Wotona-meki-taru  kokoro  nari.  ,Steht  im  Sinne  von  wotuha-meki-taru,  das 

<?  ^         Aussehen  eines  erwachsenen  Menschen  erlangt  haben.' 

%!  hx^  Ojodzfire.   ,Ungeheuerliche  Reden.' 

^  

^'  w 

i>?  i^   (hojoka.  ,Gefallsüchtig.' 

7^ 


jj)    ^  Omukasi.   ,Yon  Freude  erregt,' 

i^;>    S,   Ore-mono.  ,Ein  thorichter  Mensch.' 

^    M   (>ku-tsüki.   ,Das  an   die   Tiefe   sich   Schliessende,  das  (irab,' 


■jQg  Pfizmaieb. 

^^    -fffl    Obi-mono.  ,Das  Gürtelgeliänge.'  Sonst  on-mono. 

'0    Äffi  Ohi-kawn.  .Das  Ledei-  des  Gürtels.' 

^"    ^ 

*? 

^7    ümori-ka.  Omo-omo-siki-wo  iü.  ,Bedeutet  omo-omo-siki,  schwer,  gewichtig,  ernst." 

/    fD  Osi-osi.  Mono-wo  osi-sidzümuru  kotoba.    ,Ein  Wort,  mit  dem  man  etwas  niederhält 

^     \  und  zur  Ruhe  bringt.' 

P    ^  Omo-motsi.    ,Der  Gesichtsausdruck,    die  Gesichtszüge.'    Zuku-ni    kokoro-motsi    mata 

^    +i,  kawo-tsüki-to     iü-ga    cjotosi.     ,Gieichwie    man    im    gemeinen    Leben    kokoro-motsi 

"^  ,der  Ausdruck  des  Sinnes,  die  Empfindung'  und  kmoo-tsüki  ,der  Ausdruck  des 
Gesichtes,  die  Züge'  sagt.' 

/    %?  Oro-oro.    ^  oroka-naru  kokoro-ni-ja.    , Vielleicht  im  Sinne   von  oroka-narit,  dumm, 

^    '^  thöricht.' 

Fünf    Sylben. 

/  Ä*    Oi-oi-si.    s  ;^    ol-oi-sl-)io   kokoro-ni-ja.    , Vielleicht    im  Sinne   von  oi-oi-si,    sehr  alt 
(  sein. 

^7    JfM   (h'oka-oi.  ,Der  von  selbst  wachsende  ßeis.' 
'^?    tft  0-o-ojobi.   ,üer  Daumen.'  Sonst  o-o-jubi. 
i?    M   (^-oki  umi.   .Das  grosse  Meer.' 

(     %?    Ore-ore-si.  =  1^   ore-ore-si  uari.  .Hat  den  Sinn  von  ore-ore-si,  thöricht." 

\ 

%?    M   Ofu-ke-nasi.    ,Ohne    das  Tragen    auf   dem  Rücken.'    Was    sich    nicht    übernehmen 

J>>     jU        lässt.   Sonst  o-n-ka-nad. 
^    M    ^^'"'O-koicari.   ,l)ie   Stelle  vertreten.' 

9 


ÜkBEK  JAPANISOUK  AltCHAlS.MEN  10 J 

■'^    ^    fc»    n^  Omo-foderi.  ,Im  Angesicht  erglühen,  in  Zorn  gerathen.' 

9 

^•"     &!     i?    s«K   Osüme-dori.  ,I)er  Name  eines  \ogels.' 

"7     ^?    '^   ^->'<"^«'  '^»i«-   ,J'-in  langsames  Pferd,  ein  Klepper.'  Sonst  oxu-ima. 

*      I 

iß      ^?    läJ   üjoln-nuki.  ,Kin   Fingerhut.'   Sonst  juhl-nuki. 

^     ^p    Osi-knmi.  Seö-ni-a-o  tsntsümii,  kornmu  nari-to-zo.    ,lst  das   Kleid,   in   w(dches 
^        \  man  ein   kleines  Kind   wickelt.' 

^■'     i'?    Uno-fja-zisi.  ^  0   Men-mem   sore-sore-ni-to    ia-kokoru.     ,1m    Sinne   von    //ie?i- 
■^     ^        Wien  sore-sore-ni,  in  Einzelnem  und  Jeglichem.' 

Seclis    Sylben. 

;/?>     %^    Ü-osi  kafutsi.   Üjoso  kawatsi  uzi  nari.      ,Bedeutet    Scämmtliche  Geschlechter 
A>     [£        des  Reiches  Kawatsi.' 

^    ^J^    ^')    -k   O-o-tonahnra.  ,l)as  Gel  der  grossen  Vorhalle.'  Steht  für  o-o-tono-no  ahnra. 
^    M    :^7    ,1^  Omu-mono-iru.   ,Im  Einherjagen  mit  Pfeilen  schiessen.' 

9  tA  '" 

/^ 

O     i,y    ^  Oside-no  fumi.   ,Eine  versiegelte  Schrift.' 

-i  \ 

/   #    ^^    P#  Ofure-ofure.    Moto-iva    ökenasi-to  tu  kokoro   nare-do  atsüri-te-ica  6-kata-to  iü 
^  -^  kokoro-ni-mo    iitata    nengom-to    iü    kokoro-iii-mo  kikoju.     , Obgleich  dieses 

^  Wort  m-sprünglich  die  Bedeutung  von  ökenasi  , unausführbar'   hat,  findet 

man  es,  wenn  es  übersetzt  wird,  in  dem  Sinne  von  6-kata  ,im  Grossen, 
im  Allgemeinen',    fernei-    in    dem  Sinne  von  nengoro  ,freundschaftlich.' 
^     m    fj)      h     0-on-takara.  ,üas  Menschen volk.'  Sonst  auch  o-o-mi-takara. 
>»  4? 

^  /u 

Sieben  Sylben. 


^  ^  h?  -j^   Ü-o-tono-fogai.  ,Das  Opfer  der  grossen  Vorhalle,' 

J^'  ^^  ^ 

%  •id'  h^  -^  0-o-o-o-tsi  icodzi.  ,Der  Vater  des  Seitengeschlechtes.' 

^  l  ^'  ^ 


^]^Q  PfIZMAIEE. 

^    ^    :^    -h  0-n-wi-no  tsükasa.   ,Der  Vorsteher  des   grossen  Heizens.' 

^>  "  l  » 

2^'     ^  O-n-joso-goromo.    ^  ^  ^    O-o-joso-oi-goromo-ka.  , Vielleicht   im  Sinne  von 

-      ^  o-o-joso-oi-goromo,  das  Kleid  des  grossen  Putzes.' 
t      I 

Acht,  neun,   zehn,   eilf,   zwölf  und  vierzehn  Sylben. 

W,    ^    j^     m  P    (^   Omu-jau-nn  tsükasa.  ,Der  Vorsteher  des  Yin  und  Yang.' 

'k'     ^     ^  ^'^    ~h   O-o-i  rita-ntsi-gimi.   ,Der  grosse  Minister.' 

h  i^ 

i,     i?    ^  jj)    -h:   0-o-i  o-o-fomo-i.   ,L)er  grosse  Richter.' 

Ift     ^     A,    «0  ^p    jg  0-0-kin-datsi-no  tsükasa.     ,T)er    riclitige  Vorsteher    der  Verwandt- 

'^            /C  /f               Schäften'.' 
^             ^. 

<^    ^    i}^    Vß  P    -}^   U-o-Lasifade-no  tsükasa.  ,l)er  grosse  Vorsteher  der  Speisen. 

^    M    ^    i&  ^2    #   O-moto-hito-me-utsi-gimi.  ,Der  Gebieter  der  Aufwärteimnen.' 

i 

R     rö:     ^     ^  p    -|j^  0-0-mi-koto-motsi-no  tsükasa.     ,Das  Sammelhaus    des    grossen   \  or- 

-^             ^  ^?               besetzten.' 

<^ 

l^      0    ^^flb  P    ^   O-o-i-mono-mbsu   tsükasa.     ,I)er  grosse  Vorbringende.'     Sonst    r/a^- 

^      Cy  n^                na-qon. 

^       "  (r^ 

<^    *&     ^     i^  ^?    "iC   ''^-0-«  matsüri-goto-no  tsükasa.  ,Der  grosse  V  orsteher  der  Lenkung.' 

li      ?  ^ 

I       j.  (^ 

^»     p      ,       ~^v  ^^    ^    p    _^   0-0-matsüri-goto-no  o-o-matsü-gimi.  ,Der  grosse  Diener  der 

k      ^            ^  rt            ^^               grossen  Lenkung.' 


Uebek  japanische  Archaismen.  111 


Classe  ^  Kk. 


%  Ka.  JX  Ka.  %  Kn.  ^  Ku.  ^  Kh.  ^  Kn.  ^  Ka.  '^  Ku.  ^g  Ku.  ^  Ku. 
%   Ku.   lif    Ku.   %  Ku.    Ji    K>L     Laute. 

J,  Gu.  ^  Gii.  ^  Gu.  |5P|  Gn.  jS  Gu.  jj^  Gu.  fI5  rv».  J^  Gu.  \±  (in.  t%  Gu. 
Trübe  Laute. 

P    /v«,   Mund,     g    Ä"?/,  das   Reich,    {f^    /v'/^,   öttnen.    3|^    7i'«,   kummen.   Lesungen. 

Drei   Sylben. 
<      'Ifi  Kui.   ,Reue  empfinden.'   Sonst  kuje  und  kujamu. 

A>     Kn    Kujp..   , Einstürzen   wie   ein  Bei'g.'   Sonst  laidzüre. 

L         ' 

A>    Kuica.    Fatsü-go  nari.  Zoku-ni  sa-a  nado  iü-ga  gofosi.     ,Eine  Ant'angspartikel    wie 
''-         das  im  gemeinen  Leben  fibliche  sa-a  (wohlan!)   und  anderes.' 

Drei    Sylben. 
'^    ^  Kuwa-ko.  -Die  Seidenraupe,'  Sonst  kai-ko. 
c 
>4»     fe   Kuiva-ici.  .Die  schwarze  Yamwurzel.'   Der  Name  einer  Pflanze. 

^   -^ 

A>    Sß  Kuziku.   , Bewegt  und   unruhig  sein.' 

< 

/>    jsljt  Kuizf.  ,Ein  Baumstumpf.' 

A>    ^  Kicicasi.    Mono-wo  fomuru  kotoba  nari.    ,Ein   ^^'oI•t,   mit  welchem   niaii   etwa.s   lobt.' 
^  Kutcasi  hat  sonst  die  Bedeutung :  klein,  genau. 

>^    4)1^  Kuziro.  ,I]in  i-undes   Eisen.  Ein  Geräthe  des  Ackerbaues.' 

/4    ^  Kuwa-za.  ,Der  Träger  einer  Mütze.'  Sonst  kutva-zija  und  kawan-sija. 

/»     ^   Kum.o-u:i.   .Der  Wolkensitz,   di(>   Wolken   des   Ilimnii'ls.' 

\  i(M'    Sylben. 

/->    Kuiva-kmca.    Fat.vi-go-no   kuioa-iro    kasanete  ijeri  nari  zoku-ni  sa-a-sa-a  nado  iii-ga 
^        gotosi.     ,lst    die    Wiederholung    dei-    Anfangspartikel  kuwa^    gleichwie  man   im 
/       gemeinen   Leben  sa-a-ia-n   (wulilau  denri !)   und   Achnlidies  sagt.' 


112  Pfizmaiek. 

(       A>    ^J   Kuriifosi.     ,Wahnsinnig ,    rasend.'     Steht  für  kuruwasi.,  das  übrigens  nicht 
r  vorgekommen. 

)t-''     A.    Kutsi-dzütsü.    Zoku-ni  iü  kutsi-bio-teo-fo   nari.    ,Ist  das  im  gemeinen  Leben 

^        übliche  kutsi-hu-te6-fo,  ungeschickt  im  lleden.' 
/L,    Ä  J^>'-^<^'ff<^-     Fai-wa  sojete  iü  kotoba  nari.      ,Ist    ein  Wort,    bei    welchem  /az 
^  hinzugefügt    wurde.'    Vermuthlich    für  kusa-fai  ,die    Pflanzen,  kriechen' 

<^  und  in  der   Bedeutung  von   ^a?ie,   ,Saat'. 

<-■  ^  Kutsi-toosi.    ^  p^  Ki(fsi-wosi-no  kokoro  nari.      , Steht    im   Sinne    von   kutsi- 
I                  )vos)^  faulend  bedauerlich.' 

^     ^    /4>  :^  Ku-e-soku.  .Ein  Blumengestell.'  Sonst  ke-soku. 
<              ^ 

("    P^     ^  i)?.  Gv-mi-zi.  ,Das  Geschlecht  Guen'  fd.  i.  Gen  oder  Minamoto).  Steht  für  qen-zi. 

%  ^^ 

§'    ^    /4>    ^  Kniva-zo.  ,T)ie  gelbe  Lilie.'  Sonst  kmvan-so  und  icasüre-ciusa. 

Fünf   Sylben. 
^     -^    A>    /\\  Kuda-nofuje.  ,Eine  Rohrpfeife.' 

L 

j]?    ^    />    ^   Kuno-je-kb.  Ä)er  Geruch  der  wohlriechenden  Kleider.'  Sonst  kun-je-ko. 

k  Ku-en-zoku.    ,Die  Angehörigen  des  Hauses,   die  Familie.'     Sonst  ken-zoku. 
I  Kure-tsüdzümi.  ,Eine  tragbare  Trommel.' 

Sechs  und  sieben  Sylben. 

I  Kihruma-no    sidzi.    ,Das    Bett    des    Wagens.'    Ist    ein  Schrägen,    mit    Hilfe 
dessen  man  den  Wagen  besteigt  und  von  demselben  herabsteigt. 

^-    ;S;    ^    g  Kuiöa-zh-iro.   ,Die  Farbe  der  gelben  Lilie.'    Mata  kuwan-zb-iro-to-mo  koro- 
5     .<Ä     ""  mo-no  iro  nari.     ,Man  sagt  auch  knwan-zb-iro.     Es    ist    eine  Farbe   der 

Kleider.' 

^'  jÄ    A>    ^g  Kutsü-kutsü-hösi.   ,Eine  Grillenart.' 

( 

;^    ^    /4    ^  Ku-e-fararakasi.  , Durch  Fusstritte  zerstreuen.'  Kti-e  steht  für  ke. 


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ÜEBER  JAPANISCHE  ARCHAISMEN.  llo 

^     A    m.    Kure-no  fazikami.  ,Ingwer.'  Sonst  fazikami  allein.  Die  Bedeutung  ist:  Ingwer 
(>^     -^  des  (chinesischen)  Reiches  U. 

Classe  jjl  Ja. 

:^  Ja.    ^  Ja.    %^  Ja.    flJ  Ja.    W  '/«•     ^f  '^«-    ^  ■^«-     ^  •^«-     ^t  '^«-     ^    •^«• 
^    Ja.     Laute. 

^  Ja,  Haus.    A   </«,    i^^^it-    ^  -^«''  P^ei^-  ?i    '^«'  "i*^'"'-     Lesungen. 

Drei  Sylben. 
^    Jaicora.  Zoku-ni  sotto-to  iii-ga  gotosi.  ,Ein  Wort  gleich  dem  im  gemeinen 

^        Leben  üblichen  sotto^  still,  leise.' 
S 
\      A    "^    A  •^«-■^"^'0-  i-^cht  Fluthen  des  Meeres.'  Ein  Palmbaum. 

^     aa    '-^    M  Jb-ki.  ,Ein  Gefäss  von  Weidenholz.' 

^    ~k    ^    /\  Ja-omo.  ,Acht  Gegenden.' 

Vier    Sylben. 
^    J<^  jtX  Ja-ikko.  ,Ein  Sclave.'  Sonst  jakko. 

t     ^    ^^  Jai-fata.    .Ein  Feld,  das  man  mit  Feuer  ausbrennt.'    Jaki-bata   nari.    ,Ist 
«^     '^  ein  abgebranntes  Feld.'  Steht  iür  jaki-fata. 

^^^    ij^    ^    1^  Jai-gome.  ,Gebrannter  Reis.'   Sonst  jaki-gome. 

li    ^    Jai-gusi.   ,Ein  Bratspiess.'  Sonst  jaki-gusi. 

\      ^  ' 

c^     ^    i#  Jama-tadzü.    Firoki  fa-no  tvono  nari.   ,Ist  eine  Axt  nut  breiter  Schneide.' 

^^"'  jjjg.    -^    LU   Ja^na-dzümi.  ,Der  Gott  der  Berge.' 

(r*     ^    H^    ,j*fe  Jaki-isi.     ,Gebrannter  Stein.'     Zohi-ni    m    num-isi-ka.    .Vielleicht    das  im 
\  <?  gemeinen  Leben  übliche  nuru-isi.^  der  laue  Stein.' 

Fünf,  sechs,  sieben  und  acht  Sylben. 
:^>,    >«•    j^    ;^   Janai-bako.   ,Ein  Koffer  von   Weidenholz.'   Sonst  janagi-baku. 

</^ 
ZA     g     -^    y^  Ja-u-ka-no  fi.    ,Acht  Tage.'  Ja-ii^ka  steht  für  ./aÄl-a,  ,acht  Tage',  tür  das 

2  auch  jafu-ka  geschrieben  wird.' 

O 
H     "'^    lli^  Jama-no  kai.  .Eine  von   Bergen  eingeschlossene  Gegend.' 

^  15 

PenkBchriften  d.r  phil.-hist.  Cl.  XXIll.  BJ 


114:  Pfizmaiek. 

i,  'ffe    ^     A  Ja-so-fomo-no   tco.     ,Der    Männliche    der    achtzig    Gefährten.'    Der   Name 

4>  4.U.     ^      ,         eines  Gottes.' 

n  ^  + 

"iL 

w.  j^    ^     i\^  Ja-tsu-wo-no    tsübaki.     ,Die    Kamelie    der    acht    Berggipfel.'     Der   Name 

^  •>     UM        eines  Baumes.' 


9 

%.     V®    "^     -^   A  J(i-shvo-ivori-no  sake.   ,Wein,  der  achtmal  gekocht  worden.' 

^      ^  Im 

Classe  ^  Ma. 

ift  3Ia.  ^   Ma.  ^  Ma.  H  3Ia.    'M  Ma.    ,^   Ma.   ^  Ma.   ^   Ma.   ^  Ma.    ^  Ma. 
^   Ma.     Laute. 

^  Ma,    wahr.  ^  iiß,  acht.   P^   il/o,  Zwischenraum.     Lesungen. 

Zwei  Sylben. 
J     ^^   Ma-i.  ,Ein  schwarzes  Rind.' 

^     Ä   Ma-fo.  Kafa-fo-ni  tai-site  mono-no  kata-wa  naranu-wo  kl.  t^  Ä    Ma-fo-no    kokoro- 
^    ^A       '"'-i«-     5l)a,s  Wort  bezeichnet  in  Bezug  auf  das  Segel,    dass    etwas  nicht  miss- 
gestaltet ist.  Es  steht  wohl  im  Sinne  von  ma-fo,  das  ächte  Segel.' 
^     1^  Ma-ii.   Take-dake-siki  sama-wo  iü.  ,Bezeichnet  die  kühne,  tapfere  Weise.' 

5 

■^     mk  Mai.  ,Ein  Handopfer.'  Jetzt  Papierstücke,  die  man  den  Göttern  weiht. 


6\    "^ 


Drei    Sylben. 


"5f     jgj  Mato-wi.  ,Ein  runder  Sitz.' 

h   ^ 

^^   ^  Magai.   ,Zerstreut,  verwirrt  sein.'  ^    g  Ma-gaje-no    kokoro.    ,Steht    im  Sinne   von 

^  ma-gaje,  das  Wechseln  des  Auges.' 

^    M  il/q/of.  Kinv  kowasare-taki  nari.  ,Brechen  wollen,  von  Seidenstoffen.' 

"*> 

CA 

■%     H    Ma-hiki.  ,Der  Staar  des  Auges.'      Auch  manako-wi. 

^     Masaje.  Imase-wo  nohe-taru  kotoha  nari.      ,Ein  Wort,   in  welchem  i-mase  (wohnen, 
<         verweilen)  gedehnt  worden.' 

^    Madoi    Imada  nezu-no  kokoro.  ,Hat  den  Sinn,  dass  man  noch  nicht  schläft.' 


Uebek  japanische  Archaismen.  11  J 

Vier   Sylben. 
0     S     H^  Ma-kanai.  , Beschenken,  bestechen.' 

^     ^     ^  ÖR  Manako-ivi.  ,Der  Staar  des  Auges.'     Auch  ma-hiki. 
h             ^ 

Cp  ■'^  Mamorai.     Mamori-wo   nobete   kaku    iü.    ,So    sagt    man    mit    Dehnung    von 

^  *^  mamori^  bewachen.' 

Z      ^^  m  Mazikori.    Asiki  koto-ni  ßki-irerare  jb-no  kotoba  nari.    ,Ein  Wort ,  welches 

^       (''  die  Weise  ausdrückt,  wie  man  in  das  Böse  hineingezogen  wird.' 

5     ^     ^  5£  ^^azi-i€aza.   ,Die  Sache  des  Verwünschens  oder  Fluchens.' 
^-              (-^ 

I?)      %  ^  Mazi-mono.  .Das  Grift  der  Beschwörung.' 

0/  f  ruf. 

Fünf,   sechs   und  zehn  Sylben. 
<7>.    gft     "^     ^  Mb-noburi.  ,Zur  Zusammenkunft  emporsteigen.'  Steht  für  mbde-nobori. 

^     m.  Ma-saki-dzüra.   ,Der  Epheu.'  Sonst  ma-sakl-no  kadzüra. 

^    ^     1^     yj   Man-jefu-sh%.   ,Die  Sammlung  der  zehntausend  Blätter,' 

^     ig     -^     l#   Matsü-fasi-nu  uje-no  kinu.     ,Ein  ]\Iantel    der   Fichtenbrücke.'     Ein    grosser 
g  '^    '^  Mantel. 

Classe  fj-  Ä^e. 

^  Ä'e.    115  Ä^e.    tj-  Ke.    ^  Ke.    ^  Ä'e.    i|  A^e.    i?  ^^e.    ^  Ke.    U  Ke.    1    A.. 
m    A'e.    #   Ae.   ^  Ke.    ü   Ae.   p^  7ve.  ^  Ae.  ^  Ae.  ^  Ke.   ^t  Ae.  ^  Ae.   M  A>. 

"'  1   ''-'V'.    m   Ge.    T   <^^e.    ^   Ge.    #   <?e.    fi   (r'e.    U  Ge.    ^    CVc.    M    Ge.    fl    6'e. 
Öl  ^re.  #   ''Vf.    S   ''Vf-   'llt  Ge.     Trübe  Laute. 

%   A'e,    Haar.    ^    Ae,  Kiste.   ^  Ae,  merkwürdig.    0  Ae,  Tag.     Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
Vt    ^515    K--fu.   ,Eine  Art    schmalen    Tuclies.'    Audi   der  Name  eines  Gebietes  von  Mutsu. 


iig  Pfizmaiee. 


Drei  Sylben, 

i'     ^  li  Ke-udo.  ,Speisen.'   A  Ä   Kvkumurii-no  kohoro-ni-ja.     ,Wohl  im  Sinne  von 

^  kukumuru,  Menschen  ernähren.' 

'<>^  j^     ^  ^    Ke-dzüke.   ,Haare  anfügen.'    Muma-ni  iü  tada   it  %  ke-datsü-no  koto  nari- 

^  to-zo.  ,Bezieht  sich  auf  das  Pferd,  und  bedeutet  blos  das  Emporstehen 

der  Haare.' 

^    W    ^  M.  K^-^^'  Fare-hare-siki  kokoro  nari-to-zo.    , Steht  im  Sinne  von  fare-hare-siki^ 

b  glänzend,  ausgezeichnet,' 

Vier    Sylben. 
iü    W.     ^    1^  Ke-garai.  ,Schmutzig  sein.'  Sonst  kegare. 


M    ^    i(t   Mt  Keu-do.  ,Die  Lehre  und  der  Weg.' 
^    M    ^    )^  Ketsi-je7i.  ,Ein  Verhältniss  knüpfen,  Freundschaft  schliessen.' 
ift   Kei-kei.  Kisi-no  koje  nari.  , Bedeutet  die  Stimme  des  Fasans.' 


( 


(ff    ;^  Kezürai.    Süru  nari-to  ijeri.    ,Es  heisst,  dass  dieses  Wort  so  viel  als  süru 
P  (reiben)  ist.' 

^    ^    P'    ^  Kei-mei.  ,Aufbauen.'  Sonst  kei-jei. 

*^    j^    ^    ^  Ke-fu-rijö.    ,Ein  blumiger  schwimmender  Flor.'    Usü-mono  nari.    ,Ist  eine 
"^  /^       ^^^  dünnen  Seidenstoffes.' 

^-   ^     Yf'    gg   Ge-gijö.  ,Die  sichtbare  Gestalt.'  Sonst  gen-gijb. 
b 

Classe  %  Fu. 

flj   Fu.    U  Fu.    >5    Fu.    :^  Fu.    M  Fu.    ^  Fu.    ^    Fu.    ^  Fu.    ^  Fu.   f    Fu. 
jjfj  Fu.    ^  Fu.   ^   Fu.  ^  Fu.   vf  Fu.     Laute. 

^   Bu.   ^  Bu.  :^   5?i.    ^  5».   #   ß?^.  #  5"-   ^    Bu.  ^  i?M.     Trübe  Laute. 

gf  i^M,  vorübergehen.    ^  i^?/,  vorübergehen.     Lesungen. 

^  Fm.  iV^2-z«  itsi-in.  ,Zwei  Schriftzeichen,  P^in  Laut.'  Das  Summen  der  Bienen. 

Zwei    Sylben. 

i      ^  i^?/-z?.   ,Ein  reicher  Mann.'  So  viel  als  fu-zi-san  oder  Ai-zi-no  jama,  der  Berg  Fu- 
(>^     _L        zi  in  Jamasiro. 


ÜEBER  JAPANISCllK   ÄRfHAISMEN,  117 

Drei  und  vier  Sylben. 
J<    ^   Bii-ia-u.   ,Tanzend  den   Boden  treten.'   Sonst  hu-tafn. 

^    ifr  Fu-dzü-e.  ,Ein  gestreifter  Stab.'  Fu  steht  für  htm. 

k  ^ 

^    J^   Fn-nu.  ,Unbefähigt.' 

J->     Tj^   Fu-tc-n.  ,Nicht  hergerichtet.' 
X    ^ 

Sr,    jj^  Fnsai.  ,Glücklich  oder  von  glücklicher  Vorbedeutung  sein.' 

tA 

Jk>    M    Fitsii-wi.  ,Das  liegende  Schwein.' 

I  m 

J^    to.  F>i-züku.     ,Mehlheiss.'     Kuwa-si-no  na.   ,Der  Name  eines  Zuckerwerkes.'   Steht  für 
f    ik       fun-zijulm. 

\     M-    Füta-si-be.  Futa-kata-no  kokoro  nari.  ,Steht  im  Sinne  von  fnta-kata,  beide  Seiten.' 

^    -%►    Fu-tsüdzüka.   Zoku-ni  onazi.  Mono-no  futoku  dzib-bu-naru  kokoro  nari.  ,Mit  dem   im 

'^"        gemeinen    Leben    üblichen    Worte    gleichbedeutend.     Es    hat    den    Sinn,    dass 

etwas    dick    und    stark    ist-'     Sonst   hat    fu-tsüdzüka    im    gemeinen    Leben    die 

Bedeutung:  dumm,   ungeschickt. 

i"    -^    Furebai.    ^  Fure-wu    nobete    kaku  ni.      ,So  sagt  man  mit  Dehmmg    von  fure^    an 

'^  etwas  stossen.' 

•^    gl  Fiihi-tai.   %  ^    Tsiru  ke  katatsi.     ,Der  Anblick    der    zerstreuten    Federn.'      Das 
^     ^1       Aufblasen  der  Federn. 
«? 

J^    |i  Fuki-gawa.  ,Ein  Blasebalg.'  Ka-dzi-no   (ju.    ,Ein   Werkzeug    des    Schmiedes.'    Sonst 
^  auch  fnki-go  und  fu-igo. 

K 

Jr,     ra    Fn-bijü.   ,Eine  Kopfkrankheit.'   Steht  für  fn-u-bijh. 

ZT    ^ 

Fünf  Sylben. 
-^    iha    J->    :tt:    Funa-janioi.    ,L)ie   Seekrankheit.'    Fune-ni  jei-taru-wo   in.     .Bezeichnet   das 

^  i^  Unwohlsein  in  Folge  des  Fahrens  in   einem  Schifft;.'     Sonst  fune-jami. 

J\  ° 

-9"'   ^    Ji    M.   Fumi-dzühi-e.  .VAn   Bücherbret.' 

1*^  • 


1]8  Pfizuaiek. 


Classe   -^  Ku. 

WF  Ko.  -^  Ko.  ^  Ko.  t^  Ko.  -^  Kü.  ^  Ko.  ^  Ko.  +>Ä  Ko.  ^  Ku.  ^  Ko. 
1^  Ko.  M  A'o.  J$  Ko.  g  Ko.  l:  Ko.  %  Ko.  ^  Ko.  ^  Ko.  Ü  Ko.  ^  Ko.  ^  Ko. 
^  Ko.  y^  Ko.     Laute. 

Ä  Go.  ^  Go.  1^  Go.  m.  Go.  ^  Go.  ^  Go.  %  Go.  ^  Go.  SJ  (^o.  ^  6*0. 
f^  (t'o.   U  Go.     Trübe  Laiite. 

^  /fo,  Korb.  1^  Ko^  Mehl.  ^  Zb,  Kind.  :;^^  /&,  Baum.  -^  Äü,  Sohn.  >J>  A'o, 
klein.    3^  Ko.^  kommen.    ;g;  /vo,  Knabe.     Lesungen. 

Zwei    Sylben. 
^     ^TJi;  Ko-ivi.  ,Auf  dem  Baume  weilen.'   Taka-ni  iü.  ,Wird  von  dem  Falken  gesagt.' 

X-    Ko-i.  Asi-no   lamai  nari.  ,Ist  eine  Krankheit  der  Füsse.'  Anschwellung  der  Füsse. 
t-    n^  Ko-fi.  ,Verstopfung  der  Kehle.'  Sonst  ko-ii-ß. 

^  m 

Z-     ^  Kofü.  ,Ein  Schwan.' 

Z-     ffl   Kofü.  ,Ein  Panzer.'  Sonst  ko-ü  und  kafü. 

Z-     \h    Ko-zi.     ,Eine  Art  Mütze.'     Kamuri-no    fakakl   tokoro    motodori-wo   ireru-wo  iü-to-zo. 
\     ^        ,Eine  Mütze,  die  so  hoch  ist,  dass  man  den  Haarschopf  hineinbringt.' 

Drei    Sylben. 
Z-    M   Ko-fone.  Na-no  tagui  nari.  .Ist  eine  Gemüseart.'  Sonst  auch  ko-hone. 

ix  # 

7)^   5E.   Go-jefü.  ,Fünfblätterig.'  Matsü-ni  tu.  ,Bezieht  sich  auf  die  Fichte.' 

Z     ^  Ko-fidzi.  ,Koth,  Schlamm,    ^t  ^  ko-fidzi-no  kokoro  ka,    ,Vielleicht  im  Sinne  von 
^  ko-fidzi.,  Erde  als  Pulver.' 

Z.    ^^  Ko-db.  .Auf  dem  AVege  umhergehen.' 

^     Q   Ko-midzü.  ,Das  kleine  Wasser.'  Eine  Bezeichnung  des  Weines. 

^<  ffi  Ko'dzüno.   Tsüno-no  naka-ni  föne  nari.  ,Ist  das  Bein  in  dem  Hörne.' 
't_    ^   Kotsüwo.   ,l)er  Name  eines  Fisches.' 

1r  k 


UeBER  japanische    ÄKCnAlSMEN.  119 

Z-     ra    Ko-zi.  jVerIcüinmert,  erschöpft  sein.'    Steht  für  hm-zi. 
1 

^  .  .  / 

Z-     -^  Ko-dzümi.     ,Anhäufung  von  Holz.'     Ki-no  koje  nari.   Zoku-ni  go-mi-to  iiX  köre  nari. 

k      ^        5-'-^*'  Diiiio^i'   "^on  Bäumen.      Es    ist   dasjenige,    was    man    im    gemeinen    Loben 

go-mi  (Staub  und  Schmutz)  nennt.' 

Z.    jK-   Kono-e.  ,T)ie  nahe  Leibwaclie.'  Sonst  kon-e. 

Vier    Sylbon. 
/     f-    Koiro-koivo.  Siwahuki-no  koje  nari.  ,Ist  der  Ton  des  Hustens.' 


Z-     ^   Koworogi.  ,Eine  farbige  Feldgrille.' 

%  m 


Z-     -h-    Ko-dzütai.   .Auf  Bäume  klettern.' 


Z     -h    Kokono-je.   ,Neunfach.'  Dai-ri-wn  in.  , Bedeutet  den  Palast  des  Himmelssohnes.' 

n  m 


Z.  ^  Ko-ojohi.  ,Der  kleine  Finger.'  Sonst  ko-juhi. 

t  Äj]  Koiro-bai.  ,Ein  Pflaumenbaum  mit  rothen  BlUthen.'  Steht  für  ko-ii-hai. 

-{;  1i 
(.^ 

%  X.  Kod-ii'ore.  ,Yon  Lenden  gebrochen.'  Kotoha-no  totoiiawanii,  kasira-wo  tu.  ,Bezeich- 

«?       )  net  ein  Gedicht,  in  welchem  die  Worte  ohne  Eiidvlang  sind.' 

Z.  JK,  Korizü-ma.  ,Nieht  gewitzigt  sein.'  Ma-u-a  zio-go.  Süma-no  ura-ni  i-l  kaku.  ,Ma  ist 

3-  4IU»,  ein  Hilfswort.  Wird  von  der  Buclit  von  Suma  geschrieben.* 

n  m 

^  SA  Kon-za-u.  , Schmälte.'  Sonst  kon-zija-u. 

f  « 

Fünf   Sylben. 

(       Z  Koto-nasi-hL   Koto-nasi-huri-no  kokuro.   ,TIat  den  Sinn  von  kofo-nasi-huri.  die  gegen- 

t^  ^  standlose  AVeise.' 

Z.  M-  Koma-gajeri.     Oi-te  ßäa-tabi    tvaka-gojeni-tüo    in.      »Bedeutet:    nachdem    num     alt 

^      !=■  geworden,  wieder  jung  werden.' 

9 


1 20  Pfizmaier 

■0  X-    Kokoro-oi.    Kokoro-ni  ofu-to  iü  kokoro  nm^i.    ,Hat    den  Sinn  von   kokoro-nl 

^  %)        ofu^  im  Herzen  tragen' 

^      V      ^  ^  Kon-zija-u.  ,Der  gegenwärtige  Kaiser.'  Sonst  kin-zija-iL 

b 

Sechs  und  acht  Sylben. 

'^''  Mx     ^  ^  Kö-ra-u-clen.  ,Die  rückwärtige  kühle  Vorhalle.'  Sonst  kö-rija-ic-den. 

5 

i^    ^     ~C  "M  Kokoro-zirai.    ,Eine  Absicht    haben.'    Sirai-wa   siru    nari   rai    noheri  nari. 

(;;>             j^  ,&Vaz  ist  so  viel  als  Avr?i,  wissen.  Rai  ist  die  Dehnung.' 

^    M,     ^  ^lo*  Kokoro-ai-no  kaze.    ,Der    mit    dem  Herzen    sich  vereinigende  Wind,    der 

Ä>             J^  ^^        Südwind.'    Kaze-no    na    nari-to  ijeri  mata  naka-datsi-no  kokoro-ni-mo  iü. 

^             ^  "^        ,Man    sagt,    es    sei    der  Name  eines  Windes.     Es   wird  auch  im  Sinne 

^  von  , Vermittler'  gebraucht.' 


Olasse  fL  Je. 

^  Je.   ^  Je.    ^  Je.    ^  Je.    ^  Je.   #  Je.   §(  ,/e.    :^  Je.    ^  Je.  ^  Je.  Laute. 

^  Je,  älterer  Bruder.  ^  Je,  Basilienkraut.  ;tL  Je,  Strom.  ^  Je,  der  bittere  Thee- 
strauch.  ^  Je.,  Ast.  ^  Je,  Henkel,  jfpj  Je,  Axtstiel.  %  Je.,  erlangen.  ^  Je,  glück- 
lich.   ^   Je,  gut.  Lesungen. 

piT    Je.  A"/-s/  itsi-in,  ,Zwei  Zeichen,  Ein  Laut.'  Lieblich. 

Zwei  Sylben. 
^     ft    Je/.  Fatsü-go.  ,Ein  AVort  des  Anfanges.' 

1.    |>1<  -^e«.  ,Hersagen.' 

(TA 

^    Jä|L  Jem.  ,Ein  Verhältniss  der  Freundschaft.'  Sonst  jen. 

pa^ 

_=^    Jp-  Je-to.  ,l)ie  cyclischen  Zeichen.'  Ane-oto-no  kokuru  nari-to-zo.    , Steht  in  der  Bedeu- 

i  tung  von  Brüdern.' 

?,    ^  Je-^^/.  ,I)ie  verlängerte  Freude.'  Eine  Vorbedeutung.  Steht  für  jen-gi. 

^    i^  Jen.  , Reichlich,  voll,  von  glänzendem  Aussehen.' 

Zu 

^    !g.  Je«.  ,Ein  Fest.' 


5^ 


Je-n.  ,T)as  Nothwendige,  das  Erforderniss.' 


X-    'J^   Je-ko.  ,l)er   älteste  Sohn.'   -^    ^  Je-ko-no  kokoro  nari-to-zo.     , Steht  im  Sinne  von 
^     "7*       i^"^^'^?  *^^6i'  Sohn,  welcher  der  ältere  Bruder  ist.' 


Ueber  JAPANISCHE  Archaismen.  121 

Drei  Sylben. 
-z.     1^  Je-wodzL    Tsitsi-no  ani  nari.   ,Ist  der  ältere   Rnuler  des   Vaters.' 

A     Ig  Je-mono.  ,Die  Jagdbeute.' 

<7> 

-     ^  Jen-f/e.  ,I)Ie  Fülle,  der  Glanz  des  Aussehens.' 


?.    Je-gatsi.   ^  ^  i\j>  Kokuro-je-riatsi-no  kokoro  nari-to-zo.   ,Steht  Im  Sinne  von  kokoro- 
f^*       ß-gntsi,  Entzücken.'  Sonst  knkoro-gatsi. 

Vier   Sylben. 
-     M  Jen-nen.     ,Die  Verlängerung  der  Jalire.'     Snka-muri-ico    iu.     , Bedeutet   ein    Trink- 
/<-     /_-        ffelage.' 

^j"     2.     Je-narami.   ,Nicht  zu  erlangen.'   Fnkaki  kokoro-tu  fomara  kukoro-to  fiita-tsu-iw  kokoro 
V  ari-to-zo.  .Hat  zweierlei  Sinn,  den  Sinn  des  Tiefen  und  den  Sinn  des  Lobpreisens.' 

Olasse   %    Te. 

%   Te.   »$•    Te.   %    Te.    jg    Te.  ff   Te.  ^   Tr.   ^   Te.   ß^   Te.    ^    Te.   Jfg  Te.  Laute. 
#   De.   P^    De.  ^  De.   g  De.    ffi   i)e.    '^  De.  yö    /)e.  ff  L'r'.     Trübe  Laute. 
^    7e,  Hand.     Lesung. 

Zwei    Sylben. 
X    Teje.     To  ije-ico  t.<iudznmete  ijern  nari.     ,Ist   die  Abkürzung  von  fo  ije,    man  sagt, 
dass.' 
-^     m    De-iüi.  ,Hinaustreten  und  verweilen.'    Wori-dokoro-)ii  in.    ,Wir(l   vuii  dem  Aul'eht- 

v?:)    Jg        haltsorte  gesagt.' 

T    Tejeri.     ^    Te-io   ijeri-wo   t.mdzumete   kaku   ijeri.     ,So    lautet    die  Abkürzung  von 
n         te-to  ijeri,  es  wird  gesagt,  dass   (in   Bezug   auf  Geschehenes).' 

Vier    Sylben. 
ih     ^    Tu     ^    Te-arai.   ,l>ie   Hände  waschen.' 

V 

^  ^  "C  ^   Te-dzmahi.  ,Sich   die  Zeit  vertreiben.'  Steht   tür  te-dzusami. 

ZK  ^' 

^'  J^  "^  i^    Te-u-do-fjake.     .Das  zur  Hand    liegende  Anhängen.'     Bezielit    sich   auf  die 

p"  jB£  *^               Mütze. 

I).  [ikschriften  iler  phil.-liist.  Cl.  XXIII     B.l.  '° 


J22  Pfizmaiek. 


Classe  ^  A. 

\^  A.   ^  A.   ^  A.   %  A.     Laute. 

^   A^   ich.     Lesung. 

Zwei    Sylben. 

^    A-wa.  Are-wa-ivo  riaku-site  kaku  iü.  ,So  sagt  man  abgekürzt  für  are-wa^  ich.' 

^    ^   Aje   Zoku-ni  ajakaru-to  iü.    Jm  gemeinen  Leben  sagt  man  ajakario^  Aehnlichkeit 
X.  haben.' 

^    ^je.  Jl^  2'si  mata-wa  ase  nado-ni  iü.  Zoku-ni  iü-wa  tsi-mahure  doro-mabure  nado  iü. 
^        ,Bezieht  sich  auf  Blut,  ferner  auf  Seh  weiss  und  andere  Dinge.     Im  gemeinen 
Leben  sagt  man  tsi-mahure  ,mit  Blut  befleckt',  doro-mabure  ,mit  Koth  beschmutzt' 
und  Aehnliches.'  Statt  mabiire  sagt  man  sonst  mamire.'' 

Drei   Sylben. 
-^''     ffl     ^    ^  Awa-fu.  ,Ein  Hirsefeld.'  ' 

•T- 

1^      ^    Awase.    ,Eine    Versperrung.'     Zuku-ni-wa   sai-to    iü.    ,Heisst    im    gemeinen 

"^         Leben  sai.' 
i^     ^    Äbame.    Itoi-nigumu  kokoro-ni  iü.    ,Wird    im    Sinne    von   itoi-niguinu    ,ver- 

^         abscheuen  und  hassen'  gesagt.' 

^'    2^    ^    ii^  Awo-go.  ,Ein  grüner  Schleifstein  zum  Schleifen  der  Edelsteine,' 

7a  ^  ^  Agai.  ,Die  rothe  Muschel.'  Steht  für  aka-gai. 

7l'  ^  ijj  Afu-go.  ,Eine  Stange  zum  Tragen  von  Lasten.'  Sonst  afu-ko. 

^^     ^  '^  ffil  4y"'*-  lEio  Fussband.'  Steht  für  asi-jui. 

{      Jjp  ^  1^  Aiüo-si.  ,Ein  Mantel.'  Steht  für  ufu-si. 


^     M    ^.    %   Adznka.  ,Ein  Bund  Gras.' 


Ay 

äj 
^ 


X_     "^     ^    ^  Atsüje.   , Ernstlich  krank   sein.' 


^    Ataje.  Fisomanu  kokoro  nari-to-zo  zoku-ni  atakeru-to  iü-ni  onazi.     ,Steht  im 
^         Sinne  von  fisomanu .^    nicht    verborgen,    nicht    geheim  sein.     Es  ist  mit 
dem  im  gemeinen  Leben  üblichen  atakeru  gleichbedeutend.'  Ataje  liat 
sonst  die  Bedeutung   , geben'.     Das    hier   genannte  atakeru  ist  nirgends 
vorgekommen. 
^\      ^    ^  Amai.  ,Weich,  sanft.'  Kata  karanu-no  iware  nari.  ,Hat  die  Bedeutung  von 
^  kata-karanu,  nicht  hart  sein.'  Mit  awasi  ,süss'  sinnverwandt. 

^    ^    ^    W  ^«'ö-'"ö-  'Eine  gedrehte  Schnur.'  Steht  für  atvase-wo. 
3 

)"     ^    ^je-ga.  Aja-u-ge-wo  nobe-taru,  kotoba  nari-to-zo.    ,lst  ein  Wort,  in  welchem 
X.        aja-u-ge  ,Gefährlichkeit'  gedehnt  (sie)  wurde.' 


UeBER  JAPANISCHK   AliCHAlSMKN.  123 


Vier  Sylben. 

5     'h    Ai-nasi.    Nani-to  iü  wakimaje-mo    nakii.  utsi-tsüke-ni  inonu-süru  kokoro  nari- 

\  to-zo.     ,Hat  den  Sinn,    dass    man    ohne  Verstand  plötzlich  etwas  thut.' 

Scheint  für  aja-nasi  zu  stehen. 

■^      <t)    j^^  Awatsüka.    , Schal,  geschmacklos.'    Shnijaka-naranu,  kukoro  nari-to-zo.    ,Hat 

5[  den  Sinn,  dass  etwas  nicht  durchdringend  oder  stark  ist.'  Sonst  awasi. 

jh      <^    ^  Aje-mono.  , Saure  und  gewüj-zte  Speise.' 

(  -^  ^^  Aje-nasi.  Jori-ai-naku  zoku,-n'(  tsikara-no  otsi-tmnt  jh-ao  kotoba  nari.  ,Ohne 
gegenseitige  Spannung,  ohne  Wetteifer,  ein  Wort  von  der  Art  wie 
tsikara-no  otsi-taru,  die  Kraft  ist  geschwunden.' 

tp    ^     '^    ^M  Awo-musi.  ,Die  grüne  Raupe  des  Maulbeerbaumes.' 
\  t 

^'    JfJ     ^^    Yi  Aioo-bije.  ,Ein  Bambusmesser.'  Ein  Werkzeug,  mit  welchem  man  Metall- 
X.  ^  blätter  zerschneidet. 

^      ^     BH    Akaral.  , Glänzen.'   Steht  für  akari. 

^    M     '^    ^   -4/ouoi.  ,Ein  Aufrührer.' 
(\  ^ 

^    SC    _f^    i?  Atsü-f/oje.   ^  KaiiH-ni  iü-wa  ntsüku  koivakl  kokoro  nari.     ,Wo    es   sich   auf 
^  Papier  bezieht,  hat  es  den  Sinn  von  dick  und  stark.' 


Z/T     '^    Awo-bire.  ,Grüne  Flossen.'  Awo-zame-to  onazi.  .Ist  mit  aivo-zame  ,bliuilicli' 
•^       '^        gleichbedeutend.' 
^    ^  Arawai.  ,Waschen.'  Aro-to  onazi.  ,Ist  mit  arö  gleichbedeutend.' 


i-,    -^     '^  ^  Ai'a-siwo.  ,Eine  heftige  Fluth  des  Meeres.' 
^             }>' 

^  ^^  Akufase.     Zoku-ni    agumu-to    in.     ,Im    gemeinen  Leben    sagt    man    agumu, 

1Z  ^  müde  sein,   etwas  satt  haben.' 

^  ^  Asi-kabi.  , Schilfknospen.' 

.i  * 

u 

ji>    J^     ^  j^  Ai-oi.   jMit  einander  wachsen.'   Wird   von  Fichten   gesagt.' 

^  ifl  Ai-oi.   .Mit  einander  alt   werd(>ii.' 

^  Äj-  Amu-dzütsi.     ,Eine  Mauer,    gegen  die  man  mit  Pfeilen  scliiesst.'    Zoku-ni 

Z  isSt  adzütsi-to  iü.  ,Im   jjemeinen   Leben  satjt  man  adzütsi.'' 

fe    i#     '^'^  Ä  Akntd-fti.   ,l-]in   .Mist-   oder  Kehrichthaufen.' 
>             < 

16« 


]^  24  Pfizmaiek. 

^  Jm   Ananai.  ,Eine  Hanfs tiltze.'  Zoku-ni  iü  osi-siro  nari.  .Ist  das  im  gemeinen 

^  i-P        Leben  übliche  asi-siro,  Stellvertreter  des  Fusses.' 

Cy     ^  ^  Atorai.  , Verleiten,  verführen.'  Steht  für  atsüraje. 

(0j   g     <^)  ^*   Aiva-juki.  , Schaum  und  Schnee.'  Als  Gleichniss  gebraucht. 

"^     -^     ^  ®  ^sü/a-w'o.  ,Die  Schuhbänder.' 

5      ^  ii  Awo-saha.  ,I)ie  Makrele.' 

•^^''  J'S     ^  ffS   Anadzüri.  .Verachten,  g-erinffschätzen.'  Steht  für  anadon. 
9      ^     ^ 

f)  :^   Ai-mube.  ,Gemeinschaftlich  kosten.'  Steht  für  ai-name. 

^  -»- 

R     iw     <r^  ijj    Ai-tsütsüzi.  ,Azalea  indica}  Sonst  tsütsüzi  allein.  ^?   wahrscheiidich  in  der 
u  Bedeutung  von  a/,  indigoblau. 


Fünf,   sechs  und  sieben  Sylben. 


f^     '^    ^  Ai-gija-u.  ,Eine  liebliche  Gestalt.' 


") 


/  ^  Atra-aiva-si.   ^  f^  Aica-aica-no  kukuro  nari.  ,Im  Sinne  von  awa-aiva,  sehr 

(  fad,  sehr  geschmacklos.' 

(      O  ^^^  Awa-tsüke-si.     ,Mit  dem    obigen    gleichbedeutend.'     Ftitatsü    nagara   awa- 

^  ^  aiva-sikii    kokoro-asaki    kokoro    nari.      , Beide    stehen    in    dem   Sinne    von 
awa-awa-siku  kokoro  asasi.,  sehr  fad  und  dabei  seicht  von   Sinn.' 

"^^    ?fe     ^  "t  Aico-fjajeru.   ,Ein   grüner  Frosch.' 

t      ""      ^  ■    ■ 

^    ^     ^  ^  Aka-emtiha.    ,Eine  rothe  Libelle.'    Zoku-ni-wa  jan-ma-to  iü.    ,1m  gemeinen 

^  Leben  sagt  man  jan-ma.^  Sonst  aka-jenha. 

^    ^     ^  jg  xlso6zt    ito.  ,Wandernde  Seide.'     Eine  Lufterscheinung    bei    grosser  Hitze. 

'j^.  Sonst  ito-jv. 

^    lOx     &)  -^  Ana-ni  e-ja.   ,0  wie  schon!'   Eine  Interjection.  Sonst  auch  ana-ni  jasi. 

4>    ^     ^  -#•  Aje-sirai.  ,In  einer  Versammlung  erklären.' 
h            '^ 

•^    ^  Asi-dzükara.  ,Mit  eigenen  Füssen.'    Tt-dzükara-to  onazi.  ,Ist  mit  te-dzükara 

X      \  , eigenhändig'  gleichbedeutend.' 


UeBEK  JAPANISCHE    AkCHAISMEN.  125 

•6"  ^^    Ato-u-gatari.     Ato-)iasi-r/ofo-fu    ouazi-gokoro    narl-to-zo.     ,Eine    nachträgliche 

f^  Y         ßede."*  Hat  gleichen  Sinn  mit  nto-nasi-goto. 

<A>>  ^    Ai-na-danomi.  Ika-ni  aran-mo  siri-gatakl  juku-sü-e-no  koto-ivo  tanonii-vi  omö 

^  ^        kokoro  nari.      ,Hat  den  Sinn,    dass  man  an  die   ungewisse  Zukunft  mit 
Zuversicht  denkt.' 

J^      ^  1^  Awase-no  kinu.   ,Ein  doppeltes  oder  gefüttertes  Kleid.' 

Jhi    -^ 

^>    ^     ^  ^  Aico-fito-gusa.  ,l)ie  grüne  Menschenpflanze.'  Das  Volk. 

^  X 

iO    ^     P  ^   Ake-bi-kadzüra.   ,Der  Name   einer  kriechenden   Pflanze.' 

^     ^S     "^  ]^   Awo-ami-bara.   ,Die  grüne  Meeresfläche.' 

^    ;;fc     t^  yfc   Afü-sa  kirit-sa.     Tu-süru-mo  kaku  süru-mo-tn  in  kokuro  nari-to-zo.    ,Hat  den 
■^             -^  Sinn  von  to-süru-mo  kaku  suru-mo^   auf  diese  oder  auf  jene  Weise  sein.' 

"Y.      llf  ^    Awo-hire-wutoku.    .Ein   Mann  der  sj-rihieu   Flosse.'    Wotoku-wo   nonosiri-ie  iu 

c^     '^  ^        kotoha-to  kikoju.    ,Kommt  als  ein  Wort  vor,  mit  dem  man  einen  Mann 
^  schilt.' 


Classe  ;^  »Sa. 

-^  Sa.    ^j;   Sa.     ^   Sa.     ^   Sa.     J0  Sa.     J^^    Sa.     ^   Sa.    #   Sa.     ^   Sa.     |t    '^«• 

jt  '^'«-  Äfi  '">'«•  ^  'S'«-  ^  'S'a.  -^  Ä/.  ^  ,SV^  ^  »S'a.  H  /SV/,  ifetfl  Sa.  ]ß  Sa.  ^  »S'a. 
Laute. 

H"  ;^«.   ^    Zo.    0    Za.    1^    Za.    ^    Za.   ^    Za.    #    Zr,.     Trübe  Laute. 

"^^  /SV/,    Pfeil.   ''}/'  Sa,  klein.   ^^  Sa.,   eng.    ^^  »So,   Alfe.      Lesungen. 

Zwei    Svlben. 

^     ^  Sai.    ,Ein  Würfel.'    Sugoroku-no  sai  nari.  Mata  saje-to-niv.    ,I)er  Würfel  des   Puti- 
"■"^  Spiels.  Es  heisst  auch  saji'e.' 

^  Sa-wi.  Jama-juri-wo  ijeri.   , Bedeutet  die  Berglilie.' 

h 

^     -^  Saje.   ,l)ie  Fähigkeit,  die  Begabung.'   Sonst  sai. 

Lrei   Sylben. 
$     ^   »S'«i-s/.   .Eine  HaarnadeL'   Sonst  kanzasi. 

^"      JE. 


126 


Pfizmaier. 


<-^      ^     m  Saicagu.    ,Eine  grosse  Menge  sein.'  Hat  sonst  die  Bedeutung:  in  Unord- 
2  nung  oder  aufgeregt  sein. 

-Y     %.  Satsnwo.     Satsi-ivotoJw-nu    kukoro.     ,Hat    den    Sinn    von    satsi-wotoko ,    ein 
"^         glücklicher  Mann.' 

J;i    .^    ^     -^  Sa-u-hu.  ,Kalmus.'  Sonst  sija-u-lnt. 

(      ^    ^-    W   Za-u-si.   ,Ein  Richter.' 

b 

/.-,    JZ.    ^     1^  Sa-tL-zi.  ,Ein  Fensterladen.' 

(      qe.    ^     -^  Sa-u-si.  ,Ein  Schreibbuch.' 

ZA"'    Ä    ^     3£  Sa-u-bi.  ,Ein  Rosenstrauch.'  Sonst  sija-u-bi. 

i"    M    ^     W  ^^-^'-^^-     ■>^^'^^  Darreichung    des  Geistigen.'     Das    Enthalten    von    unreiner 

5  oder  unerlaubter  Kost.  Sonst  s^ja-7i-zin. 

^■^   ^    ^-    J-_   Za-u-zü.  ,Erfahren.'  Sonst  zlja-u-zü. 

c^<^    M    $     /]>•   Sa-jeda.   ,Ein  kleiner  Zweig.' 

^     ;^  Sasaje.  ,Eine  Purpurschnecke.' 

2  i 

tfü   Sawori.    Jama-no  tawami-taru  tokoro-wo  kl.     ,Bedeutet  die  Stelle,   wo  ein 
Berg  sich  gesenkt  hat. 

4-    S  Za-ka-u.  ,Moschus.'  Sonst  zija-ka-u. 

Vier  Sylben. 
=^''    M    5     in  Sai-daie.  ,Zum  Vergnügen  mit  Pfeilen  schiessen.' 

^    Sai-matsü.  Tsüi-matsü-to  onazi.  ,Ist  mit  tsüi-natsü  ,Packel'  gleichbedeutend.' 

"^    ^    ^     WL  ^<^H^^'^'  ,Ganz  zuletzt.'  Sonst  auch  ija-fate. 

X  ^ 

i^    pfe    5     2|lj  Sawameki.  ,Durch  einander  reden.'  Sonst  auch  zawameki. 

5     j^  Sa-wo-gawci.  ,Der  Fluss  Sawo.' 

%     jE  '^'«-«'-zwm-    ,Von  richtigem  Leibe,    acht.'    .^/m«  steht  für  rm,  Leib.    Sonst 
lä     .B*        sija-u-zin. 


Ueber  japanische  Akciiaisuen.  127 


^     )feS   Sa-it-zin.  ,Das  Enthalten  von  unreiner  Kost.'  Sonst  auch  sa-u-zi.  Steht  für  sija-u-zin. 
%     ^  Sa-ii-kai.  ,Ein  Strohsehuh.'  Alata  sa-u-ai-to-mo  iü.  ,Es  heisst  auch  sa-ih-ai.'- 


n 

^    -SSl  Sarahoi.  , Bleichen,  von  Gebeinen.'  Sonst  sarabai. 

^     -^  Sakkcai.  ,Glück,  Segen.'  Sonst  saiwai. 

t 

tA 

%     I®  Saidzüri.  ,Z witschern  wie  Vögel.'  Sonst  sajedzürL 

6\ 

h 

%     M  Sai-dzü-e.  ,Eine  Haue.' 

^     >j3:  Sauturai  , Aufwarten.'  Sonst  samurai  und  saburai. 

^     ^^^  Sasüraje.   , Verbannt  werden  und  umherwandern.'  Sonst  sasorai. 

^     ^  Sa-ii-sokii.  ,Die  geschmückte  Kleidung.'  Sonst  sija-u-zoku. 

l     % 

< 

%     jÄ  tiaka-faje.  ,Vollkommener  Glanz  oder  l'racht.' 

l    ^ 

^  Za-u-<jeu.   .Verläumderische  Reden.'  Sonst  zan-gen. 

w 

/u 

^     3^  ^arit-cjafü.  ,I)ie  Affenmusik.'  Die  JMusik  an  dem  Tage  saru,  Affe  (9).  Sonst  saru- 

Fünf  und  sechs  Sylben. 
/     ^     Sal-!tai-si.   Siu-ziu-sikl  kokuro   nari.   .Hat   den   Sinn   von  sih-zib-siki,    ganz  rein.' 

\ 


128 


Pnzi 


<^     %     ^  Sa-u-no  faje.  ,Eline  Schalmei.' 

Z.      S     M.  Sa-u-no  koto.  ,Eine  Art  Harfe.'  Sonst  sija-u-no  koto. 


X 

-      1 
9 


\     4:      ^  Wi  *''«-"-2«-'t-'5«.  ,Still,  geräuschlos.'  Steht  für  sija-io-zija-u-si. 

^>    'g     ^  4£  Sa-u-guioan.  ,Eine  starke  Obrigkeit.'  Sonst  sija-it-kuioan. 

fö    1^    $  M  Sasa-i-nasi.   ,Ohne  Hinderniss.'  Steht  für  mmje-nasi. 

%'  ^  Sa-ii-zomeku.    Ikkh-ni  zomeki-naki  kokoro    naru    ,Steht  in  dem  Sinne,    dass 

^7*  ^  durchaus   kein   Lärmen  ist.' 

^    ^    ^  ^  tia--woto-tosi.  ,Vor  zwei  Jahren.'  Sonst  looto-tosi. 

t     ^ 

70     ^  ^  Saka-fogai.  ,Das  lange  Leben.' 

(      i]7  ^  Sasi-kajesi.  ^Zurückgeben.'    Sakadzüki-ni   iü.    ,Wird    von    dem  AVeinbecher 

\  gesagt.' 

l^    "^     %  ^  Sa-u-gmoan.  ,Eine  zui-  Seite  stehende  Obrigkeit.'   Steht  für  sa-kuwan. 

^?    ^    ^  :§  Sa-i-so-u-ka-u.  ,l)ie  sehr  übertreffende  Erklärung.'   Der  Name  eines  Fest- 

t>  ^  ^.       tages.  Sonst  sai-.vJD-u-ka-u. 


Classe  #  Ki. 


i^  Ki.  IE  A7.  ;i;  /u.  ^  A7.  ^  Ki.  ^  Ki.  M.  Ki.  IE  Ki.  ^K  A7.  ^  Ki. 
^  Ki.  W  Ä7.  1^  A^r  ,^  A7.  |t  Ki-  ^  A7.  rjl  A7.  ^  Ki.  ff  A7.  JÜÄ  Ki.  m  Ki. 
S  A7.  ,g,  A7.    #   A7.   ^  Ki.     Laute. 

g  6'«.    ^    Gl   ^  6^«.    It   ö^'.    ^  ^^'^.   -^   ^^^'-   ^    <^i-    Trübe  Laute. 

^  A7,  Festung,  if.  Ki,  Baum.  tH  Ki,  Baum.  t|-  Ai,  Zoll,  fij  A?,  abschneiden. 
^J  A7,   einschneiden.    ^   Ae,  kommen,    t^   ä7,  Mörserkeule.     Lesungen. 

Zwei  Sylben. 
"V     ^     ^  Kifoi.  ,Streiten,  wetteifern.'  Sonst  kitvoi  und  kisoi. 

«^      ^    flö    Kitai.  Fosi-zisi  nari.  ,Ist  getrocknetes  Fleisch.' 


Vier  und  fünf  Sylben. 


A^     ^    /lOl  Kiri-kui. 


Ueber  japanische    Archaismen.  1^  29 

ii^    üj^     ^  ^^   Kitsi-ka-u.  ,Der  Name  einer   Pflanze.'   Sonst  ki-kija-u. 

^  |g  Kisirai.   ,Schaukeln  wie  ein  Schiff  oder  ein  Wagen.'  Sonst  klsiri. 

^      ^  »^   Kijommvari.  ,Klar  oder  rein  sein.'  Stellt  für  kijoinari. 

9 

^    I5i     ^  ^*o    K^tsi-kija-u.   ,I)er  Name  einer  Pflanze.'  Sonst  auch  kitsi-ka-u. 

") 

^    ^     s'"  -^  Gija-u-jefü.    ,Eine    Aprikosenart.'    Muma-ni   kiira-oku.   git.     ,I>]in  Werkzeug 

Jr-  ^  zum  Satteln  des  Pferdes.' 

y 

^    tr    $"  ^  Gi-tsija-u.  ,Das  Ballspiel.' 


Classe  ^  Jtf. 

^  -/«.   '^  ,/«.  ^  Ju.    ^  ./«.   1^  J».    ^  J.,.   P^  ./,,.    {f|j  Ja.   ^  ./,,.    ^ ./«.  Laute. 
^   ./« ,    Bogen.   ^  J«,  heisses  Wasser.    Lesungen. 

Zwei  Sylben. 
d^  J«?.  Tagni-no  fito-wo  jadoi-te  ta-wo  npiru-wo  iil-to-zo.  , Bedeutet:  gegenseitig  Menschen 
A        miethen  und  das  Feld  bepflanzen.'  Jui  hat  sonst  die  Bedeutung:  binden. 
l§)   ^  Ju-fi-  ,ü''is  P^ntlaufen  der  Rinder  und  Pferde.'  Steht  für  jn-fin. 

Drei    Sylben. 
■^    ^    ®    ^  Jii-niwa.    Der  Vorhof  des  Gebetes.'  Ju  ist  die  Abkürzung:  von  hvai  beten. 

i>?    ^    "^    '^  Jx-omo.   ,Die  Badewärterin   für  Kinder.' 

Vier    Sylben. 
W     Ji^    '^  Jufohika.  Jutaka-naru  kokoro  nnri.   ,Hat  den  Sinn  von  jutaka-naru,  reich- 
rC  lieh,  fruchtbar.'  Wird  von  Anderen  durch  jW^t-ja^öi  »nachlässig' erklärt. 

Sonst  auch  jtncobika-ni. 
■^     ^     ^   ^   J>idzitr>i-fa.    ,Die  nachgiebigen  Blätter.'    Der  Name  eines  Baumes.    Sonst 

^^  ^       .P'dzfiri-fa. 
''"*    ^     i^    -^  Ju-no  aica.   ,Der  Schaum  des   hcisscn   Wassers.'   Schwefel. 

Iv      i^  5^  Jumi-dzüka.  ,Der  Bogengriff.'  Die  Mitte  des  Bogens. 
^      i 

|,H    M      li^  ^  Jii -dzntsü.      ,Der    Abendstern.'      Hat    ursprünglich    die    Bedeutung:     all- 

■^  ^        abendlich. 

^      i«^'   ^  ./zt-mawar?'.  ,Das  Beten.'  Wörtlich :  das  Herumgehen  des  Betens.  .hi,  steht 
y     ^  für  ?«•«?',  beten. 

neuksrhvift.Mi  dor  ptnl-hist.  Cl.  XXIII.  Bd.  17 


]^30  Pfizmaier 

IC      ^  Juga-iooge.    ,EIn  grosser  Zuber.'    Zoku-ni  iü  o-o-Wüke.    ,Ist   das    im  gemeinen 
^*     '^"      Leben  übliche  o-o-woke} 

-^    &   Ju-e-dzüki.  7^  ^  Ju-e-dzüki-no  kukoro.  Ni-ai-si-cje-naru-wo  iü-to-zo.    , Steht  im 

^     -^         Sinne    von   ju-e-dzüki    ,aus    der   Ursache    sich    anschliessen'    und    hat    die 

Bedeutung:  von  passender,  übereinstimmender  Eigenschaft  sein.' 


> 


Fünf  Sylben. 
/7   Jü-dzüku-jo.  ,Eine  Nacht  des  Abendmondes.'  Sonst  jü-dzüki-jo. 


^'^      ^       (j^  Jü-madol.    ,Am  Abend    betäubt    werden.'    Ju  madoromi-no   kokoro.    ,Hat  den 
^      Js^        Sinn:  am  Abend  einschlummern.' 


Classe  i/r  Me. 

%   Me.    Ä    ^^e.    ^    Me.    ^    Me.   #    Me.   ^f    Me.   fl^    Me.   ^   ü/e.   Ü   Me.  M    iie. 
^^    J/e.     Laute. 

g    i/e,  Auge.    Bll  Me,  Auge.    ^   ilie,  Gattin.     Ijesungen. 

^M  Me.    Ni-zi  itsi-in.    ,Zwei  Schriftzeichen,    Ein  Laut.'    ,Das  Hornblatt.'    Sonst  auch 

^        ara-me. 

Drei  Sylben. 

^     Me-mi.  J^   g   Me-oni-no   kokoro   me-nasl-tsigo-no    kuto-ka.     ,Hat    den  Sinn  von  me-uni, 
^         Dämon  des  Auges.  Ist  vielleicht  das  augenlose  Kind'  (im  Blindekuhspiel). 

Vier  und  fünf  Sylben. 
'^^'    §     ^    M   Mei-boku.    ,Gesicht  und  Auge.'     Die  Fassung,    die  Zuversicht.     Steht    für 
s.  ^'^  men-hoku. 

\f   ^    ^    fift  Mei-r/en.  ,Eine  tönende  Saite.'  Sonst  viei-ken. 

^~>    -S:     J^    -^'L   Me-no  oto.  ,Eine  Amme.'  Sonst  menoto. 
•y     J^    ;^  ' Me-kadzüra.   ,Der  Zimmtbaum.' 

;/7>     i^    Meka-kb.    Zoku-ni~ica    hekkakii.   ko-to    iü.    ,Im    gemeinen   Leben    sagt   man 
5       '*'         bekkahi  kb,  nach  besonderem  Muster  auf  diese  Weise,    ausnahmsweise 
so.'  Äleka-kb  ist  bekkaku  kb  mit  veränderter  Aussprache  und  Schreibart. 
5      }^    Mesi-udo.   Te-kake-ivo  iii.  , Bedeutet  ein  Nebenweib.' 

^      \ 

^     'ir    ^     m    Me-no  tvarabe.  ,Ein  kleines  Mädchen.'  Sonst  me-no  ivarawa. 

Classe  H  Mi. 
=1  Mi.   5i  Mi.  '\%.  Mi.  ^  Mi.   5|c  Mi.   ^  Mi.   ^  Mi.   ^  M.   ß  Mi.  Laute. 


Ueber  japanische  Akchaismen.  131 

^  M,  Schwinge.     ^  Mi,  sehen.    H  Mi.,    drei,    f^    il//,  kaiserlicli.     ^    Mi,    Leib. 
^   iV/i,  Diener.  Lesungen. 

Zwei  Sylben. 
9     V@     ^     Üi$  il/i-?t«.   ,Der  Opferwein.' 

Drei  Sylben.' 

1  Ä      ^    *M  ■^*"^^'^^'-  '^'^^^  kaiserliche  Speise.' 

'^^  M  ?  :^  Mi-kawa.  ,Die  drei  Fliisse.'  Der  Name  einer  Provinz. 

"^  M  ^  l§  Mitmivo.  ,Ein  Steigbügel.'  Sonst  abumi. 

^  S  ^  f^  il//-f/a/.  ,Dcr  kaiserliche  Speisenaufsatz.' 

2  -jd^  I  ^j^  Minawa.  ,Der  Schaum  des  Wassers.'  Steht  für  midzü-no  nwa. 

T    ^    i     f^n  Mi-si-fo.   ,Die  kaiserliche  geordnete  Vorschrift.' 

i  # 

'^    /^      ^  R^  Mi-xoje.  ^d  ;^  Mi-soJK-no  kokoro-ka.      Vielleicht  im  Sinne  von  nii-soje,   von 

'^  Leib  oder  Person  zugetheilt.' 

^    j^      I  Jtt  Midzü-je.    Waka-^vaka^siki  jeda-wo  iü.  .Bedeutet  einen  jungen  Zweig.' 

?    Mi-icai.    ^  Mi  Mi-wai-no    kokoro    nari-to-zo.     ,Hat    den   Sinn  von   mi-wai, 

y         durch  den  Blick  unterscheiden.'  Steht  für  mi-waki. 

(/^ 

2/\     ^^      I    ^  Mi-moi.  ,Kaltes  Wasser.'  Hat  eigentlich  die  Bedeutung:  Wasserkrug. 

Vier  Sylben. 
'C     1^      ^     IS    Midzü-im-me.  ,Ein  weiblicher  Wassergeist.' 

"5    iw      ?     -6®  Midzu-usü.  jEine  Wassermühle.' 

^      PJö.      ^..      e=3^ 

:^     A.      i     :Ä   Mi-aicase.  ,Den  Leib  vereinigen,  von  den  Geschlechtern.' 
'^  ä^ 

^       ^  Mi-so-midzH.  Zoku-ni  Ol  zo-süi  nari.    ,Ist  das  im  gemeinen  Leben  übliche 

^  Z.  zu-süi,  vermischtes  Wasser'  (eine  Art  Speise). 

-^^    ^      I  pb  Mi-tsigai.  Mitsi-no  juki-tsi(/h  nari-to-zo.    , Einen  verschiedenen  "Weg  gehen.' 

^              V  Steht  für  mitsi-tsigai. 

^       ^,  §IIi  Midzü-nomi.  Fimgo-no  tagui.  ,lät  eine   Art  Kürbiss.'    ^  ^fc  Midzü-nomi-no 

2-  kokoro  nari.  ,Hat  den  Sinn  von  raidzro-nomi,  Wasser  verschlucken.' 

I     Jf,   MidzH-nasi.  ,Ohne  Begabung.' 
/y 

^    TT 

17* 


132  Pfizmaieb. 

^        I  Mi-nawosi.  ,Durclisehen.'   Zoku-ni  o-o-me-ni  miru-to  iü  fodo-no  kotoha  nari. 

^  jlst  ein  Wort  ungefähr  wie  das  im  gemeinen  Leben   übliche  o-o-me-7d 

^  niirn.,  im  Grossen  oder  Allgemeinen  übersehen.' 

Fünf   Sylben. 

^     y^      ^     ^  Mi-fo-no  ura.   ,Die  Bucht  von  Mi-fo.' 

^     ^      I     1^  Mitsi-no  oku.  ,T)ie  Tiefe  des  Weges.'     Ist  das  ßeich  Mutsu. 


5       I     Mitsü-ica-gimm.   Mata  iicaku  midzü-fa-gumn.   Oi-taru  fito-no  karada-ioo  ijeri. 

■^^  ^  "  j^  ?    Midzü-fa    megamu-no  riaku-gen  narl-to  iü   i-i-jorosi-karan  oi-te 

^  futa-tabi  fa-no   öru-ivo   "^  '"  ^  -/  midzü-fa-to  iü.     ,Es  heisst  auch  midzü- 

fa-gumu    und    bedeutet  den  Leib  eines  alten  Menschen.    Es    wird  eine 

richtige    Bemerkung    sein ,    dass    midzü-fa    ein    abgekürztes    Wort    für 

megumu  ,liervorsprossen'  ist.     Das  nochmalige  Wachsen  der  Zähne    im 

Alter  nennt  man  midzü-fa.^   Kinderzähne.' 

^     Ä      ^    ^  Mimizü-gaki.    ,Die  ßegenwürmerschrift.'    Der  Name  einer  Schriftgattung. 

L,      I     ^  Midzü-fubuki.  ,Der  Name  einer  Wasserpflanze.'  Sonst  midzü-huki. 


^ 


-^     Ä      I     vfl    Midzü-burui.  .Ein  Wassersieb.' 


/      I    Midzü-midzü-si.     Waka-ivaka-siki  kokoro.     ,Steht  im  Sinne  von  toaka-ivaka- 
(      ^        siki,  frisch  und  jugendlich.' 

^    ^      I    ig  Mi-ja-u-ga-u.    ,Ein    berühmter    oder    ausgezeichneter    Wohlgerucli.'    Sonst 


5    ^  ^ 
5 


mei-ka-u. 


^    ■^      ^  M   ^^i-(-^-na-su-e.    ,Die    kaiserlichen  Nachkommen.'    Mi-na-su-e-no  kokoro  nari. 

T            ^  ,Hat    den    Sinn    von    mi-na-su-e ,     die    Nachkommen    des    kaiserlichen 

^  Namens.' 

Sechs,  sieben  und  acht  Sylben. 

■^    B9      ^  flft  Mi-to-siro-iüo-da.  ,Das  Feld,    das  die  Götter  bauen  lassen.'  Die  wörtliche 

c^^'            |c  Bedeutung  ist :  das  kleine  Feld  des  weissen  Brocates  der  drei  Thüren. 

^  Der  weisse  Brocat  ist  der  Thürvorhang. 

^  I    Mi-kawa-ja-udo.  A  ÜÜ  f^  Mi-katva-ja-bito-no   kokoro.     ,Hat    den   Sinn    von 

^  ^        mi-kawa-ia-bito,  der  Mensch  des  kaiserlichen  geheimen  Gemaches.' 

V>     I.  ^M  Mi-siro-no  ine.   ,Der  Name  einer  Eeisgattung.' 

ix     i 
9 


UeBER  JAPANISCH  IC    ARCHAISMEN.  133 

^  ?  Migiwa-masari.    ,Das    Vorherrschen    der  Wasserscheide.'     Zoku-)d  migiica- 

"p-  <  nodatsü-to  iü  fodo-no  kotu  nai'i.     ,Ist  ungefähr  das  \n\  gemeinen  Leben 

^  '^  übliche  mighoa-nodatsu^  die  Wasserscheide   erstreckt  sich   weiter.' 

J-     ^      I  ^  Midzü-koi-dori.  ,Der  um  Wasser  bittende  Vogel.'    Der  Name  eines  Vogels. 

9  ^ 

^      o'      ^    :^  x1/«-/o-?iO  ina-guwai.    ,Die  Vereinigung    der  Geschlechter.'     Von    den  Gott- 
^  ^  heiten  Izanagi  und  Izanami  gesagt.  Sonst  auch  mi-tu-no  ma-knhai. 

tA 

'^     j^      ^    .lii!  Midara-wo-no  uma.   ,Ein   Pferd  mit  gemischtem  Haar.' 

Classe  :^  *SI 

^.  .s/.  ±  Ä/.  tt  Ä.  :t  .SV.  ^  ,s'/.  0rß  Ä.  ßg  ;S7.  ff  >sv.  ^  .sv.  i  Hi.  ^  Si. 
i^  Si.  ^  Si.  m  Si.  m  Si.  ^  Si.  ^  Si.  ^  Si.  ^  Si.  w\:  si.  ^  si.  i^  si. 
$n  Si.  m%  Si.  #  Si.   ^  Si.   .S  Si.   is  s,.   M  Si.  m  Si.    P  Si.   -f-  Si.   ^  Si. 

H  Äi.    ^  Si.   It  ,s/.  1^  Ä/.   -^  >S'/.   il  &•.   {?i  Si.   tK  .SV.  -^  .SV:.   ^fa  Ä.     Laute. 

K5f  ^/.  ^  iT/.  Äi  z/.  g  zi.  ^  z/.  lä  z/.  ^  z/.  ^  z/.  ^  zi.  B?  z?-.  n  z/. 

^    Zi.     Trübe  Laute. 

^  Si,    wissen.   1^  Si,  SandbanÜ.     Lesungen. 

3^.  *S'/.  ,Sauerampfer.'  Ni-zi  itsi^si.   ,Zwei  Schriftzeichen,  Ein  Laut.'    Sonst  auch  .sibii- 

Zwei    Sylben. 

-£,    •^  Sidzü.  Aja-nuno-nari.  ,Ist  ein  gestreiftes  Tuch.'  Mata  sidzüri-to-mo.   ,Es  lieisst  auch 
^  sidzüri.''  Sonst  auch  sidori. 

^    W   Zitsi.  ,Ein  Pfand.'  Sonst  sitsi. 

V> 

Drei   Sylben. 

■^     ^    Äö  Sirowu.  ,Ein  Weissfisch.'  Sonst  sira-uwo. 
h 
IfZ    ^    X>    ^  Si-woni.  ,Der  Name  einer  Pflanze.'  Sonst  si-won. 

-^    ^    ^    -^M    Sita-ivo.   ,Der  frühere  Mann.' 

tf     ^    ^    Wj-  Sinai.  ,Herabgelassen  werden.' 

-^    ^  Sikodzi.  .Verleumden.'  Sonst  sikodzüri. 

X,    ^  Si-kai.   ,Ein  seidener  Schuh.'  Sonst  si-gai. 


]  34  Pfizmaiek. 

4,    ^  Siki-wi.  ,Ein  Teppich.'  Steht  im  Sinne  von  siki-ivi,  ausgebreitet  bleiben. 

h 

X    M   Sizi-ne.  , Vielfältige  Wurzeln.' 

i^     Ö    Zi-süwi.    Midzükara  midzü-ni  mi-ivo  naguru-wo  ii\.     , Bedeutet:    sich  in  das  Wasser 
7      i,        stürzen.' 

i,    p^  Sidzüri.   Noki  nado-ni  tsümoreru  juki-no  otsüru-icu  iü.    , Bedeutet,  dass  der  an  dem 
V^   -P-       Vordache  und  anderen  Orten  sich  ansammelnde  Schnee  herabfällt.' 

P  T 

X>  Siwori.    Namida-nite  sode-no  nururu-ivo  iü  siwo  iru-no  kokoro  nari-to-zo.    , Bedeutet, 

^  dass  der  Aermel  von  Thränen  befeuchtet  wird.  Es  hat  den  Sinn  von  shoo-iru^ 

^  das  Salz  dringt  ein.' 

^    @^  >iifori.  ,I)ie  Hefen  ausdrücken.'  Wird  von  dem  Weine  gesagt.  Sonst  sibori. 

^    W   Zi-fa-u.  ,Ein  wirkliches  Arzneimittel.'  Steht  für  zipph. 

Vier    Sylben. 

^    '^B  !:iiwo-saiüi.  ,Das  Zusammenti-eften  der  Fluth  des  Meeres.'  Steht  für  siioo-ai.   Sonst 
■T?    (psci        auch  siwo-zai. 


5 


^  A^  Sitsl-rai.  ,Die  Gebräuche  ausser  Acht  lassen.'  Sonst  sitsü-rai. 

l  Ä 

t,  "TC  Sita-moje.  ,Unten  sprossen.' 

L 

i^  "TC   tSita-ivo7'e.   ,Unten  gebrochen  werden.' 

Sj  ^M  Sita-udzü.  , Strümpfe.' 
7 

■^  m.  Simu-zitsi.  ,Echt  und  wirklich.'  Sonst  sin-zitsü. 

iy  ^  Sijti-sai.   , Glänzende  Begabung.' 


Ukber  japanische  Archaismen.  135 

("    *^    ^    5^  Sija-u-zi.  ,Das  Enthalten  von  unreiner  oder  unerlaubter  Kost.'  Sonst  auch 
'?  sija-u-si  und  sija-u-zin. 

^  ^    ^  ?§  ^\fu-toku:    , Längst  geübte  Tugend,    Tugend,    die  man   in   einem  früheren 

"^  -^               Dasein  geübt.'  Sonst  sijukit-toku. 

^  iB     A  ^  t^lzimai.     ,Vor-  und  rückwärts  gehen,   nicht  weiter  kommen.'     Von  sizimi 

^  ,verschrumpfen'  abgeleitet.  Sonst  sizari. 

A  ^    _J^  ^  Sidzu-kura.  ,Ein  gemeiner  Sattel.' 

>  /y 

^    "^    .5?    ^  >^i-dzü-uta.   ,Ein  gemeines  Lied.' 

^      "^^  u  ■ 

(       S,    Skcorasi.    , Angenehm,  reizend.'    Zoku-nl  iü-fu  onazi.  Siwo-rasi-nite  adzUral 
Y        jori  ide-taru  kotoba  narii-besL    ,Mit  dem    im    gemeinen  Leben  üblichen 
gleichbedeutend.     Mag    so   viel    als   siwo-rasi    ,salzartig'    und  ein  Wort 
sein,  das  von  dem  Geschmack  abgeleitet  ist.' 
(r)"    ^    X,    ^  Bija-u-ke.  ,I)er  Lebensgeist.' 

b 

4J    »^   Zija-?c-je.   , Reine  Kleider,  Priesterkleider.' 

l 

(>^     X>    Siwo-zimi.    ,Als  Salz  durchdringen.'    Nare-taru  kokoro  nari-to-zo.    ,Hat  den 
I.      ^        Sinn:  an  etwas  gewöhnt  sein.' 

Fünf    Sylben. 

^     Ä    i:i    ^   Zi-ziü-den.  ,Die   Vorhalle  der  Menschlichkeit  und  Langjährigkeit.'     Stellt 
•^'     an.  für  zin-ziju-den, 


Classe  ^,   E. 

M  ^'-    tt  ^-    IhI  ^^.    11^  i^.   ^  E.   ^   E.    ^   E.     Laute. 

[^  £",  lachen,    f^    iiJ,    Lockspeise.    ^   Ä',  Zeichnung.      Lesungen. 

Zwei  untl   drei  Sylben. 

^    ^   i'-^».     ,Der  Name    einer  Gemüsepflanze.'     Man    gebraucht   dieselbe  am  siebenten 
l^     H      Tage  des  ersten  Monats.' 

^    -^  £'?m.  ,Ein  Hund.'  Sonst  Inu. 

^    ^  -Ehj/.    , Platzen.'     Kuri-no   kawa  jebi-te   okoru    nari.     ,Hat  die  Bedeutung,  dass  die 
I.     x^       Schale  der  Kastanie  aufspringt.' 

-^    '^  7!."»/-.^.  ,I)er  Name  eines  Baumes.'     (Sophora  japonica.)     Zoku-ni-wa    en-zijv-to  In. 
ch  ,Im  gemeinen  Leben  sagt  man  en-ziju.'' 


13()  Pfizmaier. 

lä    5«    ^  E-tori.  ,Ein  Fleischer.'  Sonst  e-ta 


(^    pffi    ^    '1*0-   Eracji.  , Lachen   und  sich  freuen.'   Sonst  era-ero,. 
^' 

Vier,  fünf  und  sieben  Sylben. 
•^    -^     S.     J^  E-awase.  , Hinzugäbe  von  Stickwerk  oder  Zeichnung.' 

^  -  . 

(i;     SA    ^    yö   En-sn-ivi.    , Betrunken  wie  eine  Wassertiefe.' 

^     ^    ^  Eri-isi.    ,Eine    steinerne   Gedenktafel,    ein    Stein,    in    den    eine    Inschrift 
\       ^  gegraben  worden.' 

i)')     ^    pSB   Etsürakasi.  , Verspotten.' 

i   1 

^'    ;S^     Ä     ;<fij   Emi-ko-gusa.   ,I)er  Name   einer  Pflanze.' 

^        ^^  M 

^    4^    -^     ia,   E-ga-no    kin-datsL    Der  Sohn  eines  Grossen  oder  Heerführers.    E-ga  steht 
/i-     .^      ^''    _^        für  jen-ka,  unter  der  Ringmauer. 

Classe  }\i  FL 
it    Fi.     m    Fi.    H    Fi.    J^   Fi.    Wl    Fl.    ^    Fi.    i^.    Fi.    ^    M.   ^^   Fi.  %i)b    Fi. 

■ilUt. 


^  Fi.    ^    Fi.   $$    F/.   ^  i^/.    Jgf  i^/.    i§   Fi.   ^  Fi.    ^  Fi.   ^  Fi.   %  Fi.  Laute. 
H     Bi.    Ig    iJ/.  fflife    Bi.    ^    Bi.    ü    5/.  iü    5/.   ^    5?.   $^  Bi.     Trübe  Laute. 
0    i^/,  Tag.     ^J<  i^?,  Eis.     ^i   Fi.,  trocken.    ^^   Fi,  Buchweizen.     Lesungen. 

Drei   Sylben. 
^    M  Fi-fada.  ,Das  von  der  Rinde  entblösste  Holz  des  Thujabaumes.' 

Z^    M  Fi-ka-u.  ,Ein  Buch  aufschlagen  und  erklären.'  Sonst  fi-ko-u. 
>      ^ffi 

^    m! 

TA    %^   Fitsüdzi.  .Von  selbst  wachsender  Reis.'  Sonst  fitsütsi. 

^    }^  Fiko-je.  ,Die  dünnen  Zweige  eines  Baumes.' 

X. 

ll\     fi*  Fi-i7ia.   ,Ein  junger  Vogel.'  Sonst  _^na. 

Z^    :^   F/<a/.  ,Der  Aufputz  des  Stirnhaares.'  Sonst  fitai-gami. 


Ueber  JAPANISCHE  Archaismen.  137 

^'    [h]     ^>     0    F^■-^f^a.  ,Der  Name  eines  Gebietes.'  Sonst  auch  fi-mnka. 

b 

§■    -^    2/\     ^  Fi-za-u.  ,Ungewöhnlich.'  Sonst  fi-zija-u. 
^     4g    }pt    |fe  Bi-sa-u.  ,Ein  schöner  Anblick.' 


Vier    Sylben. 
^      ^>    '^  Fidziri-ko.  ,Schlamm.'   Sonst  ßclzi. 

9 

^      ^>    ^|I  Fidzi-maki.   ,Ein  Armband,' 
("    M    ^^     J^  Fi-ziki-mo.  ,Der  Name  einer  Seepflanze.'  Sonst  /z-z/Z:/. 

i?    ^    ^    :^^  Fiki-ohi.  ,Eine  Art  Gürtel.' 

ty    j^(^  Fi-icari-go.   ,Ein  Kästchen  aus  dem  Holze  des  Thujabaumes.' 

I  m 

^     ^    Z/y    ^  Bija-u-za.  ,Ein  Kranker.'  Sonst  bija-u-zija. 

Fünf  und  fünfzehn  Sylben. 
^2     ^>    Fita-omote.     Fita-süra-to    onazi   zoku-ni    in  jen-rijo-naki  nari.     ,Ist  mit  fita- 
V.     ^         süra  ,ganz  und  gar,  heftig,  drängend'  gleichbedeutend.    Es  ist  das  im 
gemeinen  Leben  übliche  jen-rijo-naki^  ohne  weitere  Ueberlegung.' 
J^    mtt    2/\     M  Fi-icori-no  fi.  .Die  Tage  der  Gebräuche  des  Pfeilschiessens.' 

^    B    ?  ' 

)V    M    2/N     j^  Fiko-dzürai.  ,Heraufziehen,  zerren.'  Zokio-ni-wa fiki-dzüru-to  iit.  ,Im  gemeinen 
ly  ^  Leben  sagt  man  fiki-dzüru.'- 

tK  '  ■ 

i>     '^"K^'&'^A^-^^    Firo-i-jatsü-no    kuraioi-no    simo-tsü    sina.     ,Der  untere 

'^    -^  ;^'  '^  ^  Thoil   der  nachfolgenden  achten  Rangstufe.'     ' 


9  (n 


Ciasso  %    .I/o. 

%  il/o.  #  JA>.  P^  J/o.  fig  Mn.  ^  J/o.  P^^  .1/0.  ^  .1/0.  g  il/o.  #J  .1/0.  ^  Mn 
^  il/o.  ^  .1/0.  :£  yl/o.  H  Mo.  %  Mo.  Ü  3/0.  ^  J/o.  :^  .1/r-.  Ü  Mu.  TJ^  J/o.  ^  .1/. 
-^   J/>.    ^    I/o.     Laute. 

^  J/o,  Trauer.  ^  J/o,  unteres  Kleid,  -jj  Mo,  Gegend.  ^  J/o,  Hornblatt.  Le 
sungen. 

Denkschriften  iler  plul.-hist.  11.  XXI 11.  lid.  18 


O. 


-1 OQ  Pfizmaiek. 

Zwei    und  drei  Sylben. 
■^  Moi.  ,AVasser.'  Hat  sonst  die  Bedeutung:  Wasserkrug. 


Jh    M  Motsi-i.  ,Ein  Kuchen.'  Sonst  motsi. 
h 

^    llli  Mo-ka-ih.   ,Eine  Stirnbedeckung.' 

Vier    Sylben. 
0    ^  Motofori.  ,Auf  dem  Wege  umkehren.'  Sonst  modori. 

^    -fcjte  Motofori.   Taha-no  gti  nari.  .Ein  Geräthe  der  Falknerei.' 

i£     ^    Mokoro-iüo.    Ware-ni  fitosi-ki  wotoko-ico  m.    ,Bedeutet  einen  Mann,    der  uns    gleich 
t,         ist.'  Mokoro  steht  für  mukuro^  Leib. 
Ö 

Fünf,  sechs  und  acht  Sylben. 

•j/    ;^     ^    Ig  Mo-u-wori-do.  ,Das  Thor  der  Wagebalken.' 

^    Ji     ^    -^   Momo-no  wotoko.  ,Der  frühere  Mann.' 

4       n 

^     ■R)     ^    i  Moi-tori-no  tsükasa.  ,Der  das  Wasser  nehmende  Vorsteher.' 

O    Ig     J^    ^   Mon-za-u-no  fakase.     ,Der  Gelehrte  für  die  schriftlichen  Aufsätze.'     Sonst 
^     _,      ^    ^       mon-zija-u-fakase. 

Classe  iö:  >Se. 

#   Äe.  iö:  .S'e.  ^  /S'e.  tll  '^'e-   ^J   ^^'-  ®   '5«-   #§  ^''-  ^  ^^-  "^  ''''^-  ^"^    '^''-     ^^^*^- 

:4   ^e-   1^  ^e-    :M  ^e-     Trübe  Laute. 

^  ^e,  Rücken.  J^  /S'e,  Stromschnelle.  jiÖ  »§e,  hastig.  -^  aSc,  Stromschnelle.  Lesungen. 

;g  Se.     Ni-zi    itsi-in.     ,Zwei    Schriftzeichen,    Ein    Laut.'     ,Die    Steinblume.'     Sonst 

^tt       seki-kuwa. 

Zwei  und  drei  Sylben. 
^    «*:   Sei      Der   Name    eines   kleinen    Fisches.'     Zoku-ni-wa    sei-go-to  iü.     ,Im  gemeinen 
<-A  Leben  sagt  man  sei-goJ' 


Uebeb  JArANiscHR  Archaismen.  IüD 

^\     M    lä:  j£  Sei-ß.   ,Die  erste  Königin.' 

'^^    M    1^  ^  ^egaje.  ,Sich  getrauen,  etwas  abzuschliessen.'  Steht  für  seki-aje. 

Vier,  fünf  und  sechs  Sylben. 

x^    ^    %  ^  Se-U'je-u.  ,In  weiter  Ferne.'  Sonst  se-u-jo-n. 

b  '^ 

0    ^    '^  #  ^'^e-u-motsi.     ,Ein    weggenommener    oder    geraubter    Gegenstand.'      Sonst 

io  V  se-u-motsü. 

i,     W     ^  '1^  Se-u-süwi.  ,Sich  kränken.' 

i     ^[^    ^  ^  Sen-süwi.  , Quellwasser.' 

5     S    -^  ^  Sei-na-ti.  ,Ein  winziger  Mann.'  Sonst  sai-nan. 

-9*'    ^-  |2|  Zeni-dzüra.  ,Eine  Geldschnur.' 

$"    ^    ^  M   ''^'^""^a?.  ,Ein  Vorgarten.' 
C^             zu 

(        C     ^^  )^'tl  Sewa-sewasi.  , Schmal.'  Steht  für  seba-sebasi  oder  sema-semasi. 
•x. 

(T)    >6v    "ti;  ||-  Se-zai-awase.  ,Einen   Vorgarten  hinzufügen.'  Steht  für  sen-zai-awase. 


Classe  ^  /S«^. 

^  s?/.  Tf  sü.  ^  Sü.  ±  Sü.  M  ^f-  #  '5*^f.  ü:  Sü.  j]\  s?i.  ^  Sä.  %  Sü. 

^  Sü.  I^i  Sa.  m  Sü.   ^  Sü.    ißW  Sü.     Laute. 

^    Z^f.   ^  Zu.    fl  Z^^  ^  Z/(.   1^    Z«.     Trübe  Laute. 

P^  <bV«,  sauer.    ^  5i(,  Essig.    '^   Art,    Thürmatte.    ^   Ä«,  Nest.     Lesungen. 

Zwei   Sylben. 

^    M    ^     jK   Ät-e.  ,Falsches  Haupthaar.'  Kore-wo  motte  kari-ni  kami-no  uje-ico  o-u  nari. 
,Man  überdeckt  damit  zur  Noth  das  Haupthaar.' 
^    Süwa.    Odoroka   toki-no   kotoba    nari.    ,Ist  ein  Wort,    das   man  gebraucht, 
^         wenn  man  erschrickt.* 
^     ^    ^''    'Ü  Zü-sa.  ,Ein  Gelehrter.'  Sonst  ziju-sija. 
2     ^    ^''    ^   Zü-sa.  ,Ein  Gefährte.'  Sonst  ziü-sija. 

\      ^    pS   Z'^'^^i-  ,Laut  lesen  oder  hersagen.'  Steht  für  sijo-ii-si. 

Drei    Sylben. 
^    '^M    ^     ^  Zw-ro-?/.  ,Die  Leitung  empfangen.'  Sonst  ziju-re-u. 

b 

18* 


140  Pfizmaiek.    Uebee  japanische  Aechaismen. 

(r\    y*-    -i-  ^  Sü-sai.  ,Glänzende  Begabung.'  Sonst  siü-sai. 

^     ^  ^  Sü-faje.  ,Ein  Gebüsch.'  Sonst  zü-faje. 

=^''    S    "1"  1^  ^S'«Ä:^6-fZa^.  ,Eine  frühere  Aufschrift.'   Steht  für  sijitku-dai. 

■^     fR    i"  TK  '5^'^^tA™-  ilii  Wasser  gekochter  Reis.' 

^^        h  .... 

tf  +    Su-e-nari.  ,Zuletzt  entstehend.'  Irnada  oizaru  uri  nado-ni  iü.  ,Von  Melonen 

9  ;^        und  anderen  Früchten,  die  noch  nicht  gewachsen  sind.' 

Fünf  und  acht  Sylben. 

^*    Ti    ^  iß   Sür-gija-u-za.     ,Ein  Mensch,  der  seinen  Wandel  ordnet.'     Sonst  siju-gija-u- 
%    ^  ^^- 

^  -i-    Süzüroicasi.  Sozoro-tu  onazi.   ,Ist  mit  sozoro  ,unabsichtlich'  gleichbedeutend.' 

<  I 

^    jä»|    -i-  z^"»  Süna-i-mono-mbsi .  ,Ein  kleiner  Ilath.'  Sonst  seo-na-gon. 

2  '^  ^ 

li 

^    ^     -J-  4;»   Süna-i-o-o-tomo-i.  .Der  kleine  Unterscheidende.' 
'•^            ^ 


DIE 

SLAVISCHEN  ORTSNAMEN  AUS  APPELLATIVEN. 

II. 


VON 


FRANZ  MIKLOSICH, 

WIRKLICIIKM  MITÜI-IKDK  IJKK  KAISKUl.KllKN  AKADKMIK   DKU   WISSENSCHAFTEN. 


VOKGELEGT  IN  DER  SITZUNG  AM  7.  JÄNNEE  1871. 


Dieser  Tlieil  meiner  Abhandlung  über  die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen  ist 
bestimmt,  die  allgemeinen  Sätze  des  ersten  Theiles  zu  begründen  und  durch  Mittheilung 
eines  umfangreichen  und  möglichst  sicheren  Materials  den  Mitforschern  Gelegenheit  zu 
bieten,    den    geographischen  Sprachschatz    der    slavischen  Völker   selbständig  zu  prüfen. 


1.  ^dolB. 

asl.   adolb  f.  vallis.  cech.  oudol  m.,  oudoii  vallis.  pol.  wadoi. 

OTsZ.   andol    mit    erhaltenem  Nasal:    die    Deutung    ist  jedoch  nicht  zweifellos.  Krain 
cech.  oudoii  B.  oudoleÄ  B.  oudlice  aus  oudolice  B.  oudolnice  B. 

2.  ^glt. 

G.s7.  aglij.  nsl.  vogel  angulus. 

nsl.    vogljc    (aus    *figljane)    AVinklern    Krain.     vOgle    Winklern    Kämt,     voglice 

AVinlclern  Kämt. 

OY%Aoc  bei  Nicephorus  dei-  später  budzak  Winkel,  Tatar-budzak  genannte  Landstrich 

Safafilc,  Staroz.   1.  173. 

3.  ^glB. 

asl.   aglb.    serb.   ugalj.    cech.    uhel.    pol.    w(?giel.  oserb.   vuhel.    nserb.    hugel   carbos 
nsl.  VOgle  Kohldorf  Kämt.      serh.  ugljane   Dalm.  ugljare  Serb.  ugljarevo  Serb. 

ugljarevac  Serb.      klriLss.   uhel'na  Gal.  uglbniky:    stojase  uglbnicechi,  Vol.-let,  45. 

cech.  uhliste  B.  uhllve  ß.     _?W.  wagielnici  (Vurt.  49.  \v(}gliska  Gal.  w^glowka  Gal. 

riserh.  hugliny  Ögeln  Butt.   67. 
Vergl.  i~(Y.).iy'j'^j'J.  Are. 


142 


Fkanz  Miklosich. 


4.  s^gri,. 

asl.  iigrin^B.    nsl.  vöger.    cech.  uher   hungarus. 

nsl.  ongarje  mit  erhaltenem  Nasal  Ungern,  nach  anderen  Angern  Kämt,  kroat. 
ugrini  Kr.  serh.  ungarac  Herc.  ugarci  Herc.  klruss.  uhryÄ  Gal.  uhornyky  Gal. 
uherce  GaL  uhersko  Gal.  ugoresk-B  Vol.-let.  92.  ugroveski,  24.  30.  c^ch.  uhfice  M. 
pol.  w§grzec  Gal.  w^grzce  Gal.  w^gierska  wola  Gal. 

5.  baba. 

asl.  nsl.  serh.  u.  s.  w.  haha  vetula. 

nsl.  hahnja  ves  Wabldorf  Kozler.  serh.  habe  Serh.  hei  oh  aha  Serh.  hahina  luka 
Serh.  hahsko  polje  Serh.  u  hahistiihL  Chrys.-dus. 

6.  badlB. 

serb.  hadalj  herhae  genus. 

kroat.  hadljevina  Kr. 

7.  bagno. 

cech.  hahno.   pol.  hagno.    oserh.  hahno.    nserh.  hagno,  hagi  plur.  palus. 
klriiss.   hahno    Gal.    hahna    Gal.    hahnovate    Gal.    hahnovatcy   Berg.    Gal.     cech. 
hahno  B.  M.     i^l.  hagno  Königr.     nserb.  hageric  Bagenz  Butt.  109. 

8.  bajta. 

nsl.  hajta  casa  Fremdw.  76. 

nsl.  hajtise  Weidisch  Kämt. 

9.  banja. 

asl.  serh.  hanja  halneum.  cech.  hane  phiala.  slovak.  häna  fodina.  pol.  hania  phiala. 
magy.  hänya  vas  ampullaceum,  halneum,  fodina.  Die  Bedeutung  von  hanja  in  den  ON.  ist 
für  einige  Länder  zweifelhaft.  Für  Galizien  nimmt  SaranevyS  93  die  Bedeutung  fodina  an. 

hulfi.  hanja  Pazardz.  kroat.  hanja  Kr.  serb.  hanja  Danie.  Dalm.  Serb.  banje  Serh. 
hanjica  Serb.  hanjani  Serh.  klruss.  bana  Gal.  banyda  Gal.  cech.  hang  B.  baiia 
Slovak.  hanin  B,  hanov  B.     pol.  bansko  Gal. 

10.  bara. 

serh.  bara  palus,  pratum.  ngriech.  (x-ädpa. 

kroat.  barica  Kr.  serb.  bare  Dalm.  Serh.  harid  Serb.  okrugla  bara  Chrys.-du.s. 
erna  bara  Serh.  crnobarski  salas  Serb.  harnica  Serh. 

11.  baran-B. 

asl.  baran-B  vervex. 

klruss.  baranOv  Gal.  baranovka  Gal. 

12.   bel-B. 

asl.  hel'B  candidus,  albus, 

nsl.  belo  Krain.  heia  S.  Giorgio  (Resia)  Venet.  Vellach  Ivrain.  Vellach,  Fellach, 
Weissenbach,  Weisshach  Kämt,  heia  koroska  Karnervellach  Krain.  Viele  Bäche  führe. 
den  Namen  heia  Ivrain.  Fella  hei  Pontafel.  hiela  FriauL  belsko  Krain.  helica  Krain. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  n,  143 

Ung.  belak  Villacli  Kämt,  belani  asl.  *beljane  Vellach  Kämt,  podbiela  Friaul. 
kroat.  belo  Kr.  bela  Kr.  bijela  Ki-.  bclec  Kr.  belica  Kr.  belaj  Gr.  belovar  Kr.  Gr. 
belo  selo  Kr.  serb.  bela  Danic.  bijela  Dalm.  beljina  Serb.  belinje  Serb.  belica 
üanic.  belica  Gav.  beljak  Gav.  belasica  Gav.  belo  brdo  Serb.  belobrod  Serb.  b&li>- 
gradB  Danic.  beograd  Gav.  biograd  Dalm.  bela  crkva  Gav.  beli  kamen  Serb. 
bela  reka  Gav.  bela  stena  Gav.  belo  polje  Gav.  beli  potok  Serb,  bela  voda 
Serb.  bijela  Bacb  Herc.  belosB  Bach  Danic.  beljevbstica  Bacli  Danic.  bglopolbskyj 
putb  Cbrys.-dus.  38.  klncss.  biJe  Gal.  biJoje  Russ.  bifa  Gal.  biJka  Gal.  bil'sk  Russ. 
bila  nka  Gal.  biJoboznyca  Gal.  beloberezte  Vol.-let.  .'30.  biJoliora  Gal.  biJborod 
Russ.  biJoboky  Gal.  büozerje  Russ.  russ.  belaja.  bCdova.  belsskoe.  belaja  gora. 
belogorbe.  bel:bgorod'b  nest.  bela  veza  Nest.,  cbasariscb  Sarkel  an  der  Donmündung, 
bei  Constant.  Porphyr,  aaxpov  oairi-ciov,  bei  Theophanes'  Fortsetzer  Kzoxbv  orxrjjj.a.  Büdinger 
Österr.  Gesch.  1.  209.  belaja  ist  ein  häufig  vorkommender  Bachname.  cech.  b6lä,  B. 
M.  mala  böla  Kleinweisel  B.  b^lice  B.  bile  B.  bllsko  B.  bilsk^.  B.  belava  B.  bf- 
lidlo  Bleich  M.  blhl  hora  B.  bily  kamen  B.  blly  küh  B.  po^.  biaJa  Gal.  bielsk 
Diplom,  bielsko  Diplom,  bielany  Gal.  bielawy  Diplom.  biaJoJQ-ka  Diplom,  loca, 
quae  dicuntur  beleveze  Court.  5.  asl.  belyj?  veze.  biala  Bach  Gal.  biaJka  Bach  Gal. 
biaJe  See  Diplom,  oserb.  bjeia,  gen.  bjeleje  Weisswasser  Schmal.  12.  bjeJa  hora 
Beigern  Schmal.  12.  nserb.  bjeJa  Bihlo  Butt.  79.  Biela,  Behle,  Bele.  bjeJov  Böhlow 
Zw.  bjelina  Biehlen. 

Velach  für  belah  Urkunden  von  97H.  lOßO  Arch.  27.  259.  Zahn  82.  ßsXoypa^ov, 
ßsXsypa^ov  Constant.  Porphyr,  belegradum,  belgradum  Safaf.  141.  beale,  bale  Bialla 
bei  Schwetz  Koseg.  bealbug  Koseg.  belgard,  belegarde  Beigard  Koseg.  balowezyci 
Koseg.  1.  29.  bela  Bühlau  Sax.  bele  Böhla  Sax.  boil  Bühla  Sax.  belen  Bohlen  Sax. 
belegora,  belgor  Beigern  Sax.  beli  potoch  Sax.  Biela,  Bela,  Bila,  Byla,  Biele,  Behle, 
Bihlo,  Behlo,  Böhla  Butt.  79.  Behlendorf,  Biehlendorf  80.  Bielow,  Below,  Bielaw,  Bilau, 
Bilow,  Beelow,  Bülow,  Böhlau,  Bylina,  Bilin,  Bohlen,  Bielawa,  Bielawy,  Bilawy,  Bielawe, 
Bielawken,  Bilawken,  Bielawki,  Bielitz,  Beelitz,  Belitz,  Bilitz,  Böhlitz,  Bielsk,  Beizig, 
Bölzig,  Bölzke,  Belcke,  Bölcke,  Bölki,  Belk,  Belkow,  Bölkow,  Bilkow,  Bylkow,  Beikau, 
Bilkau,  Belkawe  79.  Bilowes,  Bilowitz,  Bylowitz  80.  [jnrsXitCa  Ep. 

13.  blana. 

cech.  blana  ager  compuscuus.  pol.  bfonie  n.  pascuum.  russ.  zazgoSa  bolonbe  okolo 
grada  Chron. 

cech.  blansko  B.  blanske  B.  blanice  B.  blanicka  B.  klruss.  obolonbe  Russ. 
7'uss.  bolonbe.     po/.  bJonie  Diplom.  Gal. 

14.  blato. 

asl.  blato  palus. 

usl.  blato  Krain.  na  blati  Dürnmoos  Kämt,  blata  lUatta  Kämt,  blate  für  blata 
Flattach,  Moos  Kämt,  na  blatah  Littermoos  Kämt,  blatnik  Krain.  blatnica  Fladnitz  alt 
Ylatniz  Kärnt.  blacani,  davon  ein  plur.  loc.  blacali,  woraus  eine  Neul)ildung  blace 
Faak,  Fiatschach,  AYatschig,  Vorderberg  Kärnt.  zablate  Sabuatach  Kärnt.  zaplatje  für 
zablatje  Moosthal  Krain.  kroat.  blato  Kr.  blata  Gr.  blatnik  Gr.  blatnica  Kr.  blatskoKr. 
bl  atusa  Gr.  serb.  blato  Dal.  bla  tbce  Danir.  blatca  Herc.  poblace  Herc.  zablatijo  Danic. 


144 


Frakz  Miklosich. 


zablaö  Gav.  zablace  Gav,  zablatbkb  Danic.  blatsna  zupa  Danic.  klruss.  boJotiia  Gal. 
zaboJotöv  Gal.  zaboJotovka  Gal.  zaboJotci  Gal.  zaboJotövci  Gal.  russ.  zabolotnoe. 
cech.  blato  B.  blata  B.  blaty  für  blata  B.  blatce  Blatzen  B.  blatecky  B.  blatno 
Platten  B.  blatnä  Ploden  B.  blatnice  B.  M.  blatnik  B.  blatina  B.  zäblati  B.  M. 
zablaticko  B.  |?oZ.  bJota  Gal.  bJocko  Posen.  bJotnica  Court.  1.  zabJoto  Court.  16. 
oserh.  bJota  Spreewald  Schmal,  biöcany  Plötzen  Schmal.  9. 

Palta  in  U.-Österreich.  Meill.  151.  Balt,  Palte  in  O.-Steier.  Fladniza  Fladnitzbach 
in  U.-Österr.  Meill.  158.  Flumen  Fladniz  Göttw.  117.  Magy.  balaton  ist  *blatbno:  balta  in 
baltavar  ist  blato.  Fladnitz  oft  Steier.  Fiatschach  Steier.  blotnitz  Koseg.  poblote 
Pobloth  Koseg.  blotowe  Plotha  Sax.  ploten  Plathow  Magdeb.  19.  Blotto  Butt.  109.  Sablat 
ibid.  Wirchenblatt  ist  *  vr^Bh-sblato.  blatt  in  Kossenblatt  bringt  Butt.  109.  mit  blato 
in  Verbindung:  das  dem  Kossenblatt  entsprechende  nserb.  kosomot  scheint  jedoch  mit 
dem  dunklen  cech.  kostomlaty  identisch  zu  sein.  lit.  uzbalei,  balupenai  Schleich.  145. 
147.  valta  Peloponn. 

15.  bob-b. 

asl.  bobi>  faba. 

7is/.  bobovek,  vielleicht  für  bobovik  Krain.  ^?'oa!J.  bobovje  Kr.  bobovec  Kr.  bo- 
bovac  Gr.  bobovica  Kr.  bobovisce  Gr.  serb.  bobova  Gav.  bobovik  Gav.  bobovbCB 
Danic.  bobodolDalm.  bobovista  Here.  bobovisöe  Dalm.  ?i5er6.  bobov  Babe  Zw.  Babow. 
bobolice  Boblitz  Butt.   99. 

16.  bojiste. 

cech.  bojiste  Kampfplatz. 

cech.  bojistS  B.  vergl.     serb.  bojnica  Serb. 

17.  bolcb. 

asl.  bokt  latus. 

kroat.  drenov  bok  Gr.     klruss.  bokov  Gal.  cetyrboky  Gal. 

18.  borst. 

nsl.  borst  m.  oserb,  borsc  f.  barsö  m.  Forst.     Aus  dem  Deutschen. 

nsl.  borst  Forst  Krain.  podborst  Krain.  zaborst  Krain,  Unter  dem  Walde  Valv. 
oserb.  borsc  Förstchen.  ksiva  borsc  Krön-,  richtig  Krummförstchen  Schmal.  12.  slona 
borsd  Salzenforst  Pfuhl,     nserb.  barsc  Forste  Zw. 

19.  bor-b. 

asl.  borije  collect,  pini.  bor  in  ON.  übersetzt  durch  Föhre  (Farchern),  serb.  beli  bor, 
belobor  pinus  silvestris.  crni  bor,  crnobor  pinus  larix.  russ.  boi't,  ehedem  sosna,  jetzt 
collect.:  bor-B  krupnyj  sosnovyj  i  elevyj  löst  na  suchomt  vozvysennom'B  meste.  cech.  bor 
pinus  silvestris  Kiefer,  Kieferwald.  pol.  bor  Fichtenwald:  borre  et  silvarum  Court  3.  Dem 
slav.  bor  entspriclit  in  den  Ortsnamen  nicht  selten   „Heide". 

nsl.  borje  Krain.  borovec  Krain.  borovak  Krain.  borovnica  Krain.  Brau- 
nitzen  Kämt.  Franzdorf  Steier.  borovnice  Fahrendorf  Kämt,  borovlje  Ferlach, 
Förlach,  Farchern  Kämt,  borovje  Woroujach,  Farchern  Kämt.  Zucco  di  Bor  Friaul. 
borljani,  borle,  wohl  avis  borovljani  Förolach  Kämt,  borce  asl.  *borbeane  Förk, 
Ferk  Kämt.      kroat.  borje  Kr.    borovo    Kr.     borova  Kr.    borovac  Gr.     borovci  Kr. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen  ii.  145 

borovik  Kr.  borik  Kr.  borenec  Kr.  borki  Kr.  borcec  Kr.  borkovec  Kr.  bo- 
rovljani  Gr.  borovcani  Kr.  serb.  bor  Gav.  borovo  Gav.  borovci  Gav.  borina  Gav. 
boranja  Serb.  borbkb  Danic.  borci  Herc.  borbCb  Danic.  borak  Gav.  borac  Gav. 
borkovo  Gav.  borkovacGav.  zaboraneDanic.  klruss.  borove  Gal.  borovy^aGal.  boryna 
Gal.  bor  OvkaEiiss.  borky  Gal.  pudbOrjeGal.  podbur(ii  Gal.  zaborje  Gal.  borovaliora 
Gal.  riiss.  bor-b.  borbe.  borovna.  borovikova.  borovici.  borokt.  borki.  borec^. 
borovenka  Bach,  zaborbe.  cech.  bor  Haide  B.  M.  bory  M.  borove  B.  borova  B.  M. 
borovec  M.  boroviee  B.  borovka  B.  borovno  B.  borovnä  M.  b  orovnik  M,  borov- 
nice  B.  M.  borovsko  B.  borovina  B.  boroviny  Slovak.  borovany  B.  borek  M. 
Burg,  Wurken,  Franzdorf  B.  borcice  Slovak.  borcany  Slovak.  mezibofi  M.  podbor  B. 
podboi-I  B.  podbofany  Podersam  B.  podbofanky  B.  z4bor  Slovak.  zäbornä  B.  za- 
borov  B.  zäbofi  B.  zäpflbofl  Sus.  693.  borohrddek  B.  pol.  bor  Gal.  borek  Gal. 
borki  Gal.  borkow  Court.  3.  boreczek  Gal.  borow  Gal.  borowiec  Gal.  borowe  Gal. 
borowa  Gal.  borowica  Gal.  borowice  Posen,  borowna  Gal.  borowno  Court.  3.  bo- 
rownica  Gal.  boroj  Posen,  mi^dzyborz  Künigr.  nadbory  Königr.  podborze  Gal. 
podborz  Königr.  przedborze  Gal.  zaborow  Gal.  zaborze  Gal.  bialobor  Gal.  oserb. 
börek  Burk,  Burg  Schmal,  nserh.  bory  Bohre  Zw.  bork  Borka.  boryn  Bahren  Butt.  80, 
Borek  Grossburg  Cod.  diplom.  Silesiae.  predeborova  Schönheide  ibid.  bor  Koseg. 
borist  Koseff.  Bohrau,  Bohra,  Sabor  Butt.  83.  Ratibor  und  die  anderen  von  Butt.  165. 
ang-eführten  bor  als  zweiten  Bestandtheil  enthaltenden  Ortsnamen  beruhen  auf  Personen- 
namen.  Vergl.  meine  Abhandlung  über  die  Personennamen  Nr.  321.  und  die  über  die 
Ortsnamen  aus  Personennamen  Nr.  254.  Tiopoßtxaa  Ach.  vergl.  (XTCOpdtCa  f^p.  [i-rropiCt  Ep. 
[i-TCÖpTCavTj  Ep.  Vorika  Peloponn. 

20.  bosilije. 
serb.  bosilje  ocimum  basilicum. 

kroat.  bosiljevo  Kr.  bosilovac  Kr.     serb.  bosiljina  Dalm. 

21.  bosnjak. 

serb.  bosnjak  Bosnier. 

kroat.  bosnjaci  Gr.  bosnjani  Gr.    serb.  bosnjak  Gav.  bosnjaci  Serb.  bosnjani  Gav. 

22.  bozur'B. 

asl.  bozurs  crocus.  serb.  bozur  paeonia  officinalis. 
serb.  bozurovac  Gav.  bozurnja  Serb. 

23.  bradlo. 

slovak.  bradlo  scopulus. 

cech.  bradlo  B.  Bradlenz  M.  bradle  B. 

24.  brama. 

pol.  brama  porta. 

nserb.  brama  Brahme,  Brahmo. 

25.  brana. 

cech.  brdna.  pol.   brana,  brama  porta. 

cech.  bräny  B.  branny  B.   brannä  B.   brahany  B. 

Denkschriften  der  phil.-histor.  Cl.  XXIII.  Bd.  19 


146  Franz  Miklosich. 

26.  brank. 

Deutsch  Franke. 

nsl.  brankovci  Frankenberg  Kämt,  frankovci  Steier.  brankovnica  Frankenstein 
Kämt,  brance  Frantscliach  Kämt.  serb.  fruska  gora  ist  (ppayxoycbpwv  Zeuss  612.  Auf 
slavischem  Boden  Hessen  sich  nieder  vor  allem  Baiern  (bavorov  Barau  in  Böhmen  u.  s.  w.), 
dann  aber  auch  Franken,  Sachsen.  Büdinger  Osterr.  Geschichte  1.  160. 

27.  breg'B. 

asl.  bregt  ripa,  coUis.   nsl.  breg  u.  s.  w. 

nsl.  breg  Frög,  Eain,  Haan,  ßandorf,  Bacher  Krain.  am  Ran.  Valv.  Frög,  Rain,  Hart 
Kämt,  brege  Krain.  brezce  ßann  Steier.  bregane  Krain.  obre2  Steier.  pobrze  Steier. 
podbreg  Krain.  podbrezje  Krain.  zabreznik  Krain.  ßisti,  novi,  stari  breg  Krain. 
kroat.  breg  Kr.  bregi  Kr.  bregana  Kr.  breganica  Kr.  obrez  Kr.  podbreg  Kr.  Gr. 
podbrezje  Kr.  belobreg  Kr.  serh.  bregovac  Serb.  bregovska  Serb.  brezani  Serb. 
brezaci  Serb.  brezka  Serb.  obrez  Gav.  zabrega  Gav.  zabrezje  Gav.  zabreze  Dalm. 
klruss.  berehy  Gal.  magy.  bereg  Nauk.  Sbor.  1866.  304.  berezok  Gal.  berezky  Gal.  be- 
rezany  Gal.  berezanec  Gal.  berezanka  Gal.  bere2ny6a  Gal.  pobere2e  Gal.  pod- 
berez  Gal.  zabereze  Gal.  zberezje  Russ.  bifoberehy  Gal.  cech.  bfehy  B.  brehy  Slovak. 
na  bfehu  B.  na  bfehdch  B.  bfezany  Pressern  B.  podbfezi  B.  zäbf eh  M.  ■pol.  brzegi 
Gal.  brze2awa  Gal.  zabrzeg,  Gal.  biaJobrzegi  Gal.     oserh.  bfe2ki  Bi-ischko  Schmal.  14. 

28.  brest-B. 

asl.  brest'B  ulmus.  nsl.  brest.  serb.  brijest  ulmus  campestris.  cech.  bfest  ulmus  ube- 
rosa.  pol.  brzost  ulmus  u.  s.  w. 

?tsZ.  brest  Wrest  Krain.  brestovica  Görz.  brstovec  Krain.  podbrest  Ung.  htlg.  hre- 
stovica  Pazardz.  kroat.  brest  Kr.  Gr.  brestjeKr.  Gr.  brestovecKr.  brestikGr.  brestaca 
Gr.  brestane  Gr.  brestova  draga  Gr.  serfe.  brSstb  Danic.  bres  Serb.  brist  Dalm.  brestije 
Danic.  brestje  Serb.  bresde  Serb.  brestovo  Gav.  brestovbCB  Danic.  bristivica  Dalm- 
brestovac  Gav.  brestovik  Gav.  bresna  Serb.  brestbnica  Danic.  bresnica  Chrys.-dus. 
bresnik  Gav.  bresno  polje  Gav.  klruss.  berest  Gal.  berestok  Gal.  berestje  Gab 
berestBe  Vol.-Let.  24.  berestjany  Gal.  berestov  Gal.  berestovoje  ßuss.  berestovec 
ßuss.  berestovaja  Russ.  berestovka  Gal.  Russ.  berestoveAka  Russ.  berestecko 
Russ.  rtiss.  berestie  Nest,  berestovo  Nest.  cech.  bfest  M.  bfestek  M.  briste  B.  bfe- 
sfany  B.  bfisfany  B.  ^JoZ.  brzostek  Gal.  brzeäcie  Gal.  brze^ciany.  brzostowa 
gora  Gal. 

Brist  Magdeb.  10.  Wrist  Kämt,  vergl.  ßpsaxöv  Thess.  [A-TtpeaxaVYj  Ep.  ßpsaö-svd  Lac. 
ßpcOÖ-EVtrCa  Ep.  ßspsarja  Thess.  Tuiisa-cjavTj  Ep.  bresthena  Peloponn. 

29.  breza. 

asl.  breza  betula.    nsl.  breza  u.   s.  w. 

7isl.  breza  Krain.  Pirk  Kämt,  breze  Friesach  Krain.  Fresen,  Friesach,  Fresacli  Kämt, 
brezje  Bresiach  Krain.  Montemaggiore  Yenet.  Fresen  Steier.  Pirk  Kämt,  brezovje 
Friesach  Steier.  brezovle  Birkenhof  Yalv.  brezovec  Krain.  brezovo  Krain.  brezovica 
Ki-ain.  breznica  Krain.  Friesnitz,  Fi'esnitz,  Wriesnitz,  Wriesenza  Kämt,  podbrezje  Krain. 
podbrezovec  Krain.   zabreznik  Krain.    brezova  reber,  brezovo  rebro  Birkenleiten 


Die  stiAvisCHEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  147 

Krain.  brezji  graben  Pressinggraben  Kämt,  brezevje  Holdem  Kämt,  gehört  zu  bbzT, 
kroat.  breza  Gr.  brezice  Kr.  brezno  Kr.  breznik  Kr.  breznica  Kr.  brezine  Gr. 
brezovec  Kr.  brezovci  Kr.  brezovica  Kr.  brezik  Ki-.  Gr.  brezovljane  Kr.  bre- 
zova  gora  Kr.  bele  breze  Kr.  serh.  brezje  Gav.  brezbna  Daniß.  brezna  Gav.  brez- 
nica Gav.  brezBnice  Danic.  brezovo  Gav.  brezova  Danic.  brezova  Gav.  brezovac 
Gav.  brezovica  Gav.  brezovice  Gav.  brezjaci  Serb.  klruss.  bereza  Russ.  berezyna 
Gal.  berezan  ßuss.  berezec  Gal.  berezna  Russ.  bereznyca  Gal.  bereznahy  ßuss. 
berezi\ak  ßuss,  bereznaky  Russ.  berezOv  Gal.  berezovka  Gal.  Russ.  berezovec  Gal. 
berezovyca  Gal.  berezjanka  Russ.  podbcrezci  Gal.  russ.  berezy.  berezaj.  berez- 
niao-i.  berezinki.  berezovB.  berezovo.  berezovecB.  berezovoe.  berezovaja.  be- 
rezoviki,.  vb  berezue.  cech.  bfiza  B.  bfizka  B..  bfezka  B.  M.  bfezi  B.  M.  bfizi  B. 
brezice  M.  bfezno  Priesen  B.  brezno  Bries  Slovak.  breznik  M.  bfeznice  M.  Prissnitz  B. 
bfezsko  B.  M.  bf ezke  M.  bfezina  B.  Briesen,  Friese  M.  bfeziny  Birkigt  B.  breziny 
Slovak.  bfezinka  B.  M.  bfeznice  B.  bfezovd  Birkicht  B.  bfeziivky  M.  brezovo 
Slovak.  bfezovik  B.  brezovec  B.  brezovice  B.  podbfezice  M.  brezolupy  Slovak. 
pol.  brzoza  Gal.  brzeziec  Gal.  brzozka  Gal.  brzezie  Gal.  brzezina  Gal.  brzeziny 
Gal.  brzezinka  Gab  brzezinky  Gal.  brzezno  Court  4.  brzezna  Gal.  brzeznica  Gal. 
brzozow  Gal.  brzozowa  Gal.  brzozowka  Bach  Gal.  brzozowiec  Gal.  brzozowice  Gal. 
brzezawa  Gal.  brzezany  Gal.  brzezanka  Gal.  podbrzezie  Gal.  oserh.  bfeza  Birke 
Schmal.  12.  bf-ezov  Blösau,  Blösa.  bfezna  Brösa  Pfuhl,  brezna  Dorf  Wiese  Pfulil.  bre- 
zyna  Brösa  Schmal.  12.  Birkau  Schmal,  bf-ezynka  Briesing  Schmal.  12.  bfeznik  Briesing 
Pfuhl,  nserh.  b/-aze,  gen.  bfazego  Briesen.  Zw.  bf-aski  Brieske  Zw.  bf-ozov  Birken- 
berge Zw..  bfazina  Briesen  Zw.  bi^azinka  Butt,   bfazanki   Bresinchen  Zw. 

Freze  stare  Altfriesach  Krain.  vreznich  Zahn  15.5.  frezna  c.  1060.  Zahn  82.  Fresen, 
Fresnitz,  Fressnitz,  Fröschnitz  Steier.  Bresow,  Bresitz,  Bresewitz,  Briesnitz  (Brasenitz), 
Britz,  Britzen,  Brietzen,  Priesa,  Priesen,  Priesnitz,  Pritz,  Pritzen,  Sabresaheide  Butt.  90. 
brezna,  jetzt  (Treuen)-Briezen  Sax.  brezeniz,  brisenicz,  jetzt  Bresenitz  Sax.  bres- 
nice,  jetzt  Briessnitz  Sax.  terra,  quae  dicitur  breze;  bresen;  stagnum  brizina:  in 
brisene;  bresiz-,  bresenitz,  breseniz  Bach;  bresitze;  breseuitze;  breszko,  jetzt 
Brietzig;  brezegore  Koseg.  {JLTrpcCi^VTj  Ep. 

30.  brinije. 

nsl.  brinje  iuniperus. 

nsl.  brinje  Krain.  Seitenhof  Yalv.   brinosca  aus  brinovscica  Krain.     ki'uat.  brinova 

draga  Kr. 

31.  brod'B. 

asl.  brod'B  vadum.    nsl.  brod  u.  s.  w. 

ns^.  brod  Ivrain.  bro de  Krain.  kroat.  brod  Kr.  brodac  Kr.  serh.  brodarb  JJaniß. 
brodarevo  Danic.  brodbnici  Danic.  tri  brode  Serb.  klruss.  brody  Gal.  brOdok  Gal. 
bezbrody  Gab  mezybrody  Gal.  mezybrod  Gal.  zabrod  Gal.  cech.  brod  B.  brody  B. 
brodek  ß.  M.  brüdek  B.  brodec  B.  M.  brodce  B.  brodecno  B.  brozany  B.  brodany 
magy.  brogyän,  Slovak.  zilbrodi  B.  pol.  brod  Gab  brody  Gal.  brodki  Gab  za- 
brodiö  Gal.  mi^dzybrod^  Gal.  o.5er6.  zabrod  Sabrodt  Schmäh  13.  ??.?eri..  brody  Pforten 
aus  Förden,  Fm-ten   Pfuhl. 

19» 


■j^^g  Feanz  Miklosich. 

Vadum,  quod  vulgo  strezou  brod  vocant  Urkunde  von  973  Zahn  38.  vergl.  44. 
daniborou  brod  1241  Sax.  brodno  See;  szabroda  Scliaprode  Koseg.  Dolgenbrod 
Brandenb. 

32.  brostt. 

asl.  brostB  purpura.    serb.   brod  rubia  tinctorum.    cech.  broc. 

kroat.  brotnja,  brocnja  Grr.  serh.  brocno  (zupa)  Danic.  bro6no  Herc.  bro- 
canac  Dalm.  stigoSe  ga  na  bro(janac  ravni  Volksl.  cech.  brocen  B.  brocno  B. 
brocnä,  B. 

Rum.  brocjü  im  Bihärer  Comitat. 

33.  brus-B. 

serb.  brus  petra  Safafik  155.  Wo  Safafik  die  Bedeutung  ,petra'  angegeben  gefunden 
oder  woraus  er  sie  erschlossen  hat,  ist  mir  unbekannt.  Wenn  die  Angabe  richtig  ist,  so 
beruhen  die  hier  folgenden  ON.  auf  der  allgemeineren  Vorstellung  ,Fels'.  nsl.  brus 
cos  u.  s.  w.  vergl.  russ.  brusnica  vaccinium  vitis  idaea. 

nsl.  brusnice  Krain.  kroat.  brusnik  Kr.  brusane  Gr.  serh.  brüst  Danic.  brusje 
Dalm.  brusnik  Gav.  brusnica  Gav.  klrioss.  brusno  Gal.  brusov  Russ.  brusova  Russ. 
cech.  brusy  B.  brusov  B.  brusno  Slovak.  brusnik,  magy.  borosznok,  Slovak.  brusnica 
Slovak.  zabrusany  B.     oserb.  brus  Brauske  Pfuhl,  brusy  Brauske  Schmal.  9. 

34.  br-Bdo. 

asl.  br'bdo  clivus,  collis;  nach  Valv.  Gebüsch,  Gesträuch,  in  ON.  durch  Egg  übersetzt, 
serb.  brdo  u.  s.  w.  cech.  brdy  montes  Erb. 

nsl.  brdo  Egg  Krain.  Kämt,  brde  für  brda  Werda  Steier.  brda  Egg,  Werda, 
W^urdach  Kämt,  brda,  it.  berdum,  Triester  Diöcese.  v  brd ah  Eggen  Kämt,  brdo  Friaul. 
brdice  Verdiz  Kämt,  brd ce  Krain.  Ferk  Kämt,  brdca  Friaul.  podbrda  Lusevera  Venet. 
zabrda  Saberda  Kämt.  Jarn.  1G9.  zabrdo  Friaul.  zabrde,  bei  Andern  wohl  richtiger 
zabrdce,  Afritz  Kämt,  zabrdje  Krain.  brski  borst  Eggerwald  Yalv.  dolgo,  krivo, 
ostrozno  u.  s.  w.  brdo  Krain.  dolga  brda  Langegg  Kämt.  Bei  brdarce  Krain  ist  an 
serb.  brdar  Weberblattmacher  zu  denken,  kruat.  brdo  Kr.  brdovec  Kr.  brdjani  Kr. 
nabrdje  Kr.  podbrdje  Kr.  golo  brdo  Kr.  serh.  brdjani  Gav.  brdila  Serb.  brda- 
rica  Serb.  nabrdje  Gav.  prekobrda  Serb.  zabrBdije  Danic.  zabrdje  Dalm.  Gav. 
zabrdica  Gav.  oblo  brdo  Chrys.-dus.  cech.  brdo  B.  podbrdi  B.  zabrdl  B.  za- 
brdovice  B. 

Gutenwerde  Zahn  194.  Stanziwurdi  Bergspitze  Lexer.  magy.  bördöcze  im  Salader 
Comitat.  barda,  berda  Safafik  141.  CaßspSa  Akarn.  CaiJ-TCtpCavt  asl.  *  zabr-b^dane  Ep. 
vergl.  XovxoßspSt.  Ep. 

35.  br-Blogi. 

asl.  hrtlogi,  lustrum  ferae.    serb.  nsl.  brlog  u.  s.  w. 

kroat.  brlog  Ki'.  serh.  brlog  Gav.  klruss.  berJohy  Gal.  cech.  brloh  Berlau, 
Bierloch  B.  brlohy  M. 


Die  si.avischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  il  149 

36.  br-Bno. 

brno:  brnom  glavu  posipovase.  alex.  von  Jagic  314.  vergl.  asl.  brino :  br^nije  lutum. 

nsl.  brnca  Firnitz  Kämt,   brnce  Wernzach  Kämt.     Z;?'oa<.  brn ja vac  Gr.     serb.  brno 

Dalm.   brnjac  Gav.  brnci  Serb.   brbnBnica  Danic.    brnjica    Gav.     brtnjasbca    Danic. 

örbno  brbnije  Danic.     klruss.  berAaky  Gal.     cech.  brno  B.  M.  brnd  B.  brnice  Slovak. 

Magy.  bernyän  Zips. 

37.  br-BSlen'B. 

nsl.  brslen  hedera  helix.   serb.  brsljan,  brStan. 

nsl.  brslin  Krain.  brslinovec  Krain.     kroat.  brsljanica  Gr. 

38    br'BtB. 

rass.  bortb.  cecli.  brt  m.  brf  f.  pol.  bare  Bienenbeute,  Bienenstock  in  einem  hohlen  Baum 
klruss.  bortne  Gal.  bortnyky  Gal.      cech.  brt  B.    brtce  B.   brtnik  B.    brtniky  B. 

brtna  B.    brtnice  B.    Pirnitz  M.       pol.  barcie  Königr.    barcice  Köni^r.    bartne  Gal. 

bartniki  Königr.  bartnia  iaka  Gal.     oserh.   bart  Baruth  Pfuhl. 

Cum  usibus  apum,  ubi  mella  proveniunt,  qui  usus  vulgariter  barci  nominatur  Court.  4. 

39.  br'BVBno. 

asl.   brtvbno.   nsl.   brvno.  cech.   bfevno   trabs  u.   s.  w. 

serh.  brvenik  Gav.  brvenica  Gav.  Herc.    eecÄ.  bfevhov  B.  bfevnovec  B.  bfevnice 
..  bfevniste  B.  vergl,  dolga  brv  Langsteg  Kämt. 

40.  br'BZ'B. 

asl.  br-bz-b  celer.    nsl.  brz  u.  s.  w.     Zunächst  wohl    von    schnell    fliessenden  Bächen. 
kroat.  brzaja  Gr.  brzica  Kr.     serb.  brzan  Serb.  brze6e  Gav.  brzovode  Serb.  vergl. 
brzode  Serb.     cech.  brzice  B.  brzina  B.  brzve  B. 

41.  buda. 

cech.   bouda  Bude.     Aus  dem  Deutschen. 

cech.  buda  B.  budy  B.  boudy  B.  M.     pnl.  buda  Gal.   budy  Gal.  budki  Gal. 
Budow,   jetzt    Budau    Sax.    Buda,    Budow,    Budin,    Bauda,    Baudy,  Bauden,  Budkau, 
Budkowitz  Butt.   129.     Yergl.  lit.    budininkai  Hüttenbewohner,    budvecei  Schleicher  14G. 

42.  buky. 

asl.  buky  fagus.    nsl.  bukev,  bukva  u.  s.   w. 

nsl.  bukovje  Krain.  Buchholz,  Buchbrunn  Kämt,  bucoia  Friaul.  bukovec  Krain. 
Buchholz  Kämt,  bukovica  Krain.  bukovsica  Krain.  podbukovje  Krain.  zabukovje 
Krain.  zabukale  aus  zabukovlje  Kämt,  bukov  hrib  Krain.  kroat.  buk  Kr.  bu- 
kovje, bukevje  Kr.  bukovec  Kr.  bukovica  Kr.  bukovcani  Gr.  bukovscak  l\x. 
bukvik  Gr.  prebukovje  Kr.  bukov  vrh  Kr.  serb.  bucije  Danic.  selo  bußije  Chrys.-dus. 
bucje  Gav.  Ilerc.  bukovo  Gav.  bukov  Serb.  bukovac  Gav.  bukovik  Gav.  bukovica 
Danic.  Gav.  bukovic  Dalm.  bukovska  Gav.  bukovca  Gav.  bukovce  Gav.  bukova 
gora  Herc.  klruss.  buk  Gal.  bukov  Gal.  bukova  Gal.  bukovec  Gal.  bukovna  Gal. 
b  ukovsko  Gal.  bucyna  Gal.  bukovynka  Gal.  podbukovyna  Gal.  cech.  buk  B.  M.  buky 
B.    buci  B.    bukovl  B.    bukov  B.  M.   bukovec  B.  Slovak.  bukova  B.  M.  Slovak.  bu- 


150  Franz  Miklosich. 

kovice  B.  M.  bukvice  B.  bukovka  B.  bucina  B.  bukovina  B.  M.  Slovak.  bukovinka 
B.  bukovinky  M.  bukovno  B.  bukovnik  B.  bukovsko  B.  bucany  Slovak.  biikovany 
ß.  M.  poL  hu\i  Gal.  bukowie  Court.  4.  bukowiec  Gral,  bukowinka  Gal.  oserb.  hu\<.o\ 
Hohenbucka  Schmal.  10.  Booka.  bukovc  Bocka  Schmal.  12.  Buchwalde,  bukovka  Bückchen 
Pfuhl,  bukojna  Buchwalde  Schmal.  12.  nserb.  bukov  Bücke  Zw.  Gross-Buckow.  bukojce 
Klein-Buckow.  bukovka  Bückchen,  bukojna  Buchwalde  Zw.  bukov  Gross-Bucke. 
bukojc  Klein-Buckau  Zw.  Klein-Bucke.  Über  die  Buche  in  Deutschland  vergl.  Butt.  87. 
BuckoAv,  zwei  und  zwanzigmal  in  Preussen.  Butt.  87.  Bukowke.  Butt.  87.  89.  bukow, 
bukowiec:  ehedem  ward  Lübeck  so  genannt  Papl.  89.  137.  buchuui,  buchaw,  jetzt 
Buckau  Magdeb.  7.  9.  bucowiz,  jetzt  Buchwitz  Sax.  mons  buchowa  gora  Sax.  bukoue 
Koseg.  [i-Ttoxoßiva  Are.  Elis. 

43.  bydlo. 

cech.  bydlo  domicilium. 

cech.  bydlo  B. 

44.  bykt. 

asl.  byltt  taurus.    nsl.  bik  u.  s.  w. 
klruss.  byküv  Gal.   bykovci  Gal. 


45.  bystr-B. 

asl.  bystrt  citus,  llmpidus.  nsl.  bister,  nach  Valv.  scharf  und  frisch  u.  s.  w. 

nsl.  bistra  Bach  Krain.  Wistra  Kämt,  ad  bistrae  seu  feistriciae  amnis  fontes  aus 
einer  Urkunde  Mittheilungen  18G3.  28.  bistrica  Feistritz  Krain.  Kämt.  Steier.  Name 
vieler  Bäche,  die  durch  Adjective  unterschieden  werden:  tr2iska,  kamniska,  moj- 
stranska  u.  s.  w.  bistrica  Krain.  bistricica  Krain.  bidg.  bistrica  Pazardz.  kroat 
bistra  Kr.  bistrae  Kr.  bistrinjak  Kr.  bistrince  Kr.  serh.  bystrica  Danic.  bistrica 
Gav.  klruss.  bystra  Gal.  bystre  Gal.  bystre6  Gal.  bystryca  Gal.  bystrovyca 
Gal.  bystrycany  Gal.  cech.  bystra  B.  bystre  B.  bystfec  B.  bystfice  Feistritz, 
Wistritz,  Wistersitz  B.  Wisternitz  M.  bystficka  M.  bystfev  B.  bystfany  B.  pol.  by- 
strzyca  Gal.  vergl.  bystre  Gal. 

Viustrizza  Ank.  71.  in  Oberösterreich,  fustriza  1146  in  Steier.  veustritz  Zahn 
427.  Feistritzen  bei  Lienz  in  Tirol,  busterissa  Förstemann.  bistrice,  jetzt  Weisseritz 
Sax.  bvistrizi,  bestruwicz,  besterwicz,  jetzt  Pesterwitz  aus  bystrovica  Sax.  Feistritz 
in  Kämt.  15-,  in  Steier.  40mal.  Weistritz  in  Schlesien  Butt.  117.  wstrizza  1247  und 
stricza  1178  (rivulus,  qui  stricza  nominatur)  scheinen  denselben  Bach  zu  bezeichnen 
Koseg.  1.  772.  773.  Dass  die  erste  Sylbe  abfiel,  deutet  auf  die  Betonung  der  zweiten 
Sylbe,  die  auch  im  pol.  den  Ton  hat,  während  nsl.  die  erste  betont  und  dadurch  vor 
dem  Verschwinden  geschützt  ist.  Magy.  besztercze,  bisztricz.  Vergl.  rivulus,  qui  vocatur 
Mystrica  in  einer  Urkunde  von  830  Erben   10.  ßtaipttaa  Eub.  [j.TrtaTpoßt-Ca  Ep. 


46.  byvol'b. 

asl.  byvol'b  bubalus  u.  s.  w. 

serb.  bivolje  Gav.  byvoljakb  Danic.   bivolje  selo  Herc. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  151 

47.  b^Bcela. 

asl.  biicela  apis.  nsl.  pcela  u.  s.  w. 

kroat.  eelje  Kr.  pceliö  Kr.     ser6.  pcelice  Serb.     cec/i.  vcelnd  B.  vcelnice  B.   vcel- 
nicka  B.     pol.  pszczolczyn  Bienenwerder  Butt.    128. 
Man  vergl.  Zolke,  Zülkendorf  u.  s.  w.  Butt.   128. 

48.  b-böBYarB. 

asl.   btcbva  dolium.  cecli.  becvdf:   beeuar  vietor,   genus  liominum  ministerialium  Erb. 
cecli.  beövary  B,  beövarky  B. 

49.  b'BdbnarB. 

nsl.  bedenj.  serb.  badanj  labrum.  *  b-Edtnart  vietor. 

klruss.  bodnarov  Gal.    bodnarka  Gal.      pol.  bednary  Königr.    bednarze  Königr. 

bednarow  Gal.  bednarowka  Gal. 

50.  bsbr-b. 

asl.  bbbr-b  castor.  nsl.  beber  meg.  breber.  serb.  dabar  aus  babar.  cech.  pol.  bobr. 
Fremdw.  77.  alid.  pipir.  pol.  bobrowe  exactio.  cecli.  bobrownici  castorum  custodes  Erb. 
Mit  Biber  zusammengesetzte  ON.  finden  sich  in  allen  Gegenden  Deutschlands,  wo  das 
wunderbare  Thier  meistens  ausgerottet  ist.  Grimm,  Wörterbuch   1.    1806. 

nsl.  brebrovnik  Steier.  kroat.  bebrina  Gr.  brebrnica  Kr.  brebornica  Gr.  bre- 
brovec  Kr.  serh.  bobrova  Gav.  klruss.  bubryk  Kuss.  bobrovyca  Russ.  bobrka,  bo- 
berka  Gal.  Bach  Gal.  Öaran.  82.  bobrovnyky  Gal.  bobrojdy  Gal.  riiss.  bobriki.  bo- 
brava.  bobi-isevo.  cech.  bober  B.  bobrov  Slovak.  bobrovd  Bobrau  M.  bobrovec 
Slovak.  bobrüvka  M.  bobrava  Bach  Erb.  bobrovnik  Slovak.  bobrovniky  B.  pol. 
bobr:  iuxta  amnem,  qui  Pober  dicitur  sclavonice,  castor  latine  Court.  1.  bobrek  Gal. 
boberkaGal.  bobrowa  Königr.  Bach  Court.  1.  bobrowice  Königr.  bobrownik  Court.  1. 
cum  castoribus  et  eorum  custodibus  Koseg.   1.  30.  bobrownici  Court.   1. 

Bober  Fluss.  Boberow,  Bobrowo,  Bobrau,  Boberwitz,  Bobern,  Bobersberg  Butt.  123. 
Boberow  ein  Hügel  bei  Potsdam  Cyb.  16.  bebra,  jetzt  Bibra  Sax.  beborow  Bach  auf 
Rügen,   bebroa,  jetzt  Bebrow  Koseg. 

51.  bBZX 

cech.  bez  (bzu  neben  bezu)  sambucus.  pol.  bez  (bzu).  nsl.  bezog  (bezga).  serb.  baz 
(baza)  und  bazag  (bazga). 

nsl.  bezgovec  Krain.  bezgovica  Ivrain.  bzovje  Holdern  Kämt.  kroat.  bezje, 
bazjeKr.  bezovinaKr.  bzenica  Kr.  .serö.  bzovik  Gav.  klruss.  bzovyda  Gal.  bzjanka 
Gal.  bzenec  Berg  Gal.  HaJyß.  119.  cech.  bzi  B.  bzove  B.  bzovtl  B.  M.  bzik  B.  bzovik 
Slovak.  bzenec  Bisenz  M.  bzenica  Slovak.  beznik  B.  b2any  B.  nabzi  B.  2:>oZ.  bzowo 
Court.  4.  bzianka  Gal.  besko  Gal.     nserh.  beskov  Beeskow  Butt.   98. 

Biesow,  Bicskau,  Biesnitz  Butt.   98. 

52.  cajnart. 

cajnar  ist  nsl.  Avohl  K()rl)flechter  von  cajna  aus  ahd.  zainja,  mlid.  Zeine,  bair.  Zaine 
Fleclite  Fremdw.  80. 

nsl.  cajnarje  Krain. 


J52  Franz  Miklosich. 

53.  carB. 

asl.  cesarb,  cbsarB,  woraus  carb  imperator  nsl.  cesar  u.  s.  w. 

h'oat.  carova  draga  Kr.     serb.  carina  serb.  carieina  eine  Quelle  Serb. 

54.  cer'B. 

asl.  cer-b  terebintlius,  richtig  quercus  cerrus.  nsl.  cer  u.  s.  w.  Fremdw.  81. 

nsl.  cerje  Krain.  cerovlje  Istr.  cerine  Krain.  cirnik  Ivrain.  cerovo  Krain.  cero- 
vica  Krain.  cerovec  Krain.  Steier.  cerov  log  Krain.  bulg.  cerovo  Pazardz.  kroat. 
cerje  Kr.  cerovlje  Istr.  Valv.  ceritj  Kr.  cerovo  Kr.  cerovac  Kr.  Gr.  cerovec  Kr. 
cerovica  Kr.  Gr.  cerina  Gr.  cerovici  Kr.  cerovnik  Gr.  cerovljani  Gr.  cirnik  Kr. 
cerovski  vrh  Kr.  serö.  cer  Gav.  cerje  Gav.  cerovo  Gav.  Herc.  cerovac  Gav.  cerova 
Daniß.  Serb.  cerovica  Gav.  cerbnica  Daniß.  cernica  Gav.  pocerina  knezina  Serb.  ce- 
rovyj  rbtb  Danic.     cech.  cerove  Slovak.  cerova  Slovak. 

Tserova  Peloponn.  tCjspößa  Ep.  raspja  Lac. 

55.  celina. 

cech.  celina  unberührtes  Erdreich. 

nsl.  celine  Krain.     kroat.  celine  Kr.     ser6.  selo  celine  Chrys.-dus.  43. 

56.  cesta. 

asl.  cesta  platea.    nsl.  cesta  via  u.  s.  w. 

nsl.  c6sta  Krain.  stara  cesta  Steier.     kroat.  cesta  Kr.  cestica  Kr.  stara  cesta  Kr. 

cech.   cestice  Slovak. 

57.  cigani.. 

serh.  ciganin  zingarus  u.  s.  w, 

serb.  ciganlija,   ciganska  ada  Serb.     pol.    cygany  Gal.    cyganow  Gal.    cygano- 

wice  Gal. 

58.  cigel. 

nsl.  cigel  (cigla)  later  u.  s.  w.  Fremdw.   81. 

nsl.  cegelnica  Ziegelhütten  Krain.     kroat.  ciglena  Gr.  ciglenik  Gr.  ciglenica  Ivr. 

59.  clo. 

Ijol.  cJo  Abgabe,  Zoll.     Aus  dem  Deutschen. 

pol.  cio  Gal. 

60.  crtky. 

asl.  criky  ecclesia.    nsl.  cirkev,  cerkev.    serb.  crkva  u.  s.  w.  Fremdw.   81. 

nsl.  cerklje  Zirklach  Krain.  per  cirklah  Zerklanerboden  Valv.  cirkno  Kirchbach 
Kämt,  cirknica  Krain.  Kämt,  cirkovice  Kirchbach  Kämt,  cerkvise  Krain.  kroat. 
crkovec  Kr.  cirkvina  Gr.  crkvari  Kr.  crkovljan  Kr.  serb.  crkvenac  Serb.  crbkve- 
nica  Daniß.  Ijubova  crbkbvb  Chrys.-du§.  mratinja  crbkbvb  Chrys.-dus.  klruss.  cer- 
küvna  Gal.  cech.  cerekve  B.  cerekev  Preuss.  Schlesien,  cerekvice  B.  clrkvice  B. 
pol.  cirkwica  Court.  48.  cerekwica  Court.  48.     nserb.  cerkvica  Zerkwitz  Zw. 

Zerkwitz,  Zirkwitz,  Zerkowitz,  Zirkowitz  Butt.  131.  cerkuwitz,  jetzt  Serkowitz  Sax. 
Zirkniz,  Zirkiz,  Zirkizen  Kämt,  -aspxoßiva  Ep.  zC,rj.[jf.rtfjizC,o.  Ep.  ta£(JX,oßtara  Ep.  rasp- 
xoüßjava  Ep.  xaapax&ßioTa  Ep.  xacp/,oßo7:-cX£a  Akarn. 


Die  slävischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  153 


61.  ceh'B. 
cech.  cech  Bohemus  u.  s.  w. 

kroat.  cehi  Kr.    ßehovec  Kr."     klruss.  ßechy  Gal.    cecliuv  Gal.    cecliova  Gal.   ce- 
chovka  Russ.     cech.  ßechy  B.  M.     pul.  czechy  Court.  48. 


62.  cemerB. 

asl.  cemeri.  m.  cicuta,  venenum.  nsl.  cemerika  helleborus,  verati-um  u.  s.  w. 
kroat.  cemernica  Gr.     serb.  Cemerno  Gav.  cemernica  Gav. 

Toü  -casiJLcpvtxo'j,  jetzt  xaoofxspxov  Ep. 

63.  cesvina. 

serh,  cesvina  arboris  genus,  nacli  Stulli  quercus.  Vergl.  asl.  cesmina  prinus. 

serh.  cesvinica  Danii"-.  Dalm.  ßesvinjica  Dalm. 

xasacptva  Lac. 

64.  cetvr'Bt'Bk'B. 

asl.  cetvr'Bt'Bk'B  dies  iovis.  nsl.  oetrtek  u.  s.  w. 

nsl.  pod  cetrtek  Steier.     kroat.  cetrtkovac  Gr.     cech.  cetvrtek  Slovak.  Magy.  csö- 

törtök. 

65.  c^stt. 

asl.  c^st'B  densus.  serb.  ßest  u.  s.  w. 

serh.  cesta  Gav.  ßestin  Gav.  cestobrodica  Gav.  öestogradac  Serb. 

66.  cicB. 

nsl.  cic  ein  Volksstamm.  Valv.   1.  25 G. 

kroat.  cice  Kr. 

67.  cistt. 

asl.  cist'B  purus.  nsl.  serb.  öist  u.   s.   w. 
serh.  cista  Dalm.     cech.  cistd  B. 

68.  cremha. 

russ.  ßeremcha,  ceremucha.  cech.  stfemcha,  tfemclia  prunus  padus,  carpinus,  cerasus. 
pol.  czeremcha  gleichbedeutend  mit  smrodynia. 

nsl.  crmosnica  Bach  Krain.  crmosnjice  Krain.  Zermoschniz  Valv,  kroat.  öremuSina 
neben  tremusina  Gr.  cremusnica  Gr.  cremusnjak  neben  tremusnjak  Gr.  klruss.  ce- 
remcha  Gal.  ceremchov  Gal.  ceremosAa  Gal.  cech.  tfemeiek  Johrendorf  M.  tfe- 
moSnä,  tfemeSna  B.  tfemesn6  Zemschen  B.  cremosne  Slovak.  tvemisko  Tschimischel 
M.     pul.  trzeme^na  Gal.  trzemeszno  Court.  49. 

Sremsnize,  szremztnicz,  jetzt  Scliirmenitz  Sax. 

69.  cresnja. 

asl.  nsl.  cresnja  cerasus.  serb.  tresnja,  krijes.  krijesva  u.  s.  w. 

nsl.  c6§nice  Kerschdorf,  Kerstetten  Krain.  ccsnjevek  Krain.  ce§novek  Krain. 
ßresnjevec   Krain.    crtsnovec   Kerschbaeh    Steier.    cresnica  Krain.    cresnjani  Kämt. 

Denkschriften  der  phll.-hietor.  Cl.  XXIII.  Ud.  20 


154  Fkanz  Miklosich. 

kroat.  gresnjevo  Kr.  cresnjevec  Kr.  ßresnjevica  Gr.  ser-ft.  treSna  Serb.  ßresnjevLCL 
Daniß.  tresnjevac  Serb.  tresnjevica  Gav.  kbniss.  ceresnov  Gal.  cech.  tfesne  B.  tfes- 
novec  B.     pol.  trze^nia  Gal.  trze^niow  Gal.  trze^niowy  d^b. 


70.  cret-B. 

7isl.  cret  ist  nach  Jarnik  217.  in  Kroatien  eine  sumpfige  Waldung ;  ebenso  in  Steier. 
Man  vergl.  russ.  oßerett  schoenus  ßolir,  Schilf. 

nsl.  creta,  cret,  crete  Steier.  cret  Tschriet  Kämt,  cretez  Krain.  critez  Tschrites 
Kämt,  cretnik  Steier.  cretvez  Steier.  kroat.  C-ret  Kr.  viermal,  crecan  Kr.  zacretje  Kr. 
Hruss.  oceretna  Russ. 

71.  cr^nii. 

asl.  cri.nT>  niger.  nsl.   crn.  serb.   ern  u.    s.  w. 

nsl.  crno  Schwarzenbach  Kämt,  crna  Krain.  Kämt.  Schwarzendorf  Kämt,  crnec 
Krain.  crnica  Görz.  f^rni  grad  Hohenwart  Kämt,  crni  potok  Krain.  crna  vas  Krain. 
crni  vrh  Montefosco  Venet.  Vergl.  crnelo  wohl  etwa  aus  cr^niBnelo  ßosenbühel  Krain. 
hulg.  Crtnica  Pazardz.  kroat.  Crnec  Kr.  crnac  Kr.  crnek  Kr.  crnik  Kr.  crnile  Kr. 
crnilovec  Kr.  serh.  crBnica  DaniC.  crnica  Serb.  2rbnbca  Danic.  crnßa  Gav.  crBnilo 
Danic.  crnajka  Gav.  crtnilovbcb  Danic.  crBnave  plur.  Danic.  crBnuSb  Danic.  crnuCa 
Gav.  crnjisavi  Serb.  crnasnica  Bach  H«rc.  crBnomenB  Danic.  crna  bara  Serb.  crno- 
glav  Serb.  crnagora  Serb.  crni  kao  Gav.  crni  trn  Serb.  crni  vr  Gav.  klruss.  corne 
Gal.  corna  Gal.  cernyca  Gal.  cernoriky  Gal.  öernoiozka  ßuss.  mss.  cernjava.  cech. 
Cernä  B.  M.  ßernodol  B.  cernodubB.  Cerny  vül  B.  cerny  vyr  B.  pol.  czerna  Gal. 
czarneGal.  czerniawa  Gal.  zaczernie  Gal.  czarnorzeki  Gal.  czarnolas  Königr.  czarny 
J^k  Gal.  oserb.  Sorna  Tschornitz.  cornov  Zschornau  Schmal.  10.  öorAov  Zschorne  ibid. 
nserb.  carna  Zschorna  Zw.     carny  gozd  Zschornegosde  Zw. 

Zerna,  Zernow,  Zernowa,  Zernitz,  Tschernitz,  Tschirna  Bach  Butt.  81.  cirnow,  cir- 
nowe  Koseg.  Zernsee  bei  Potsdam  Cyb.  6.  Czernice  Ort  am  Zernsee.  zae^^izoa  Mess. 
Vergl.  lit.  jüdzemei.  judupenai  die  am  schwarzen  Wasser  Schleicher  146. 

72.  cv'ht'h. 

Mit  russ.  certez'B  Plan,  Zeichnung  haben  diese  ON.  wohl  nichts  gemein. 

serb.  crBtezB  Danic.  crbtovo  Danic.  klruss.  ßortovec  Gal.  Ceröe  Gal.  öertez  Gal. 
certez  Gal.  certyzne  Gal.  ßortk5v  Gal.  cech.  certüv  dül  Geiersgraben  B.  gertova 
svadba  so  heissen  drei  Berge  Slovak. 

Ciertuvi  Schartau  bei  Magdeburg  Koseg. 

73.  cr'Bven'B. 

asl.   crBveni.  und  Zr'hrahn'b  ruber  u.   s.   w. 

serb.  SrBvena  Danic.  crveni  Gav.  crljena  Serb.  crvenice  Herc.  crljeni  Gav. 
crljenac  Serb.  crljenci  Gav.  crvena  jabuka  Serb.  crBvena  poljana  Daniö.  crvena 
stijena  Serb.  klruss.  gervBn'B,  ßerven^B  Vol.-llt.  24.  cervynec  Gal.  niss.  ßervent 
Nest.  cech.  gervene  B.  cervenä,  B.  ßermnä  B.  gervenice  B.  gerveny  hrädek  B.  2er- 
veny  potok  B.     pul.  cermna  Gal.  czerwensk  Court.  48.  czerwona  wola  Gal. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  155 

Praediolum  ßottenmannum  dictum,  in  vallo  pagoque  l'alta  situm,  sclavonice  etiam 
cirininah  nominatum  1048,  jetzt  Rottenmann  in  Obersteier.  Ank.  76.  cirvancus  im 
IX.  und  X.  Jahrhundert,  jetzt  Zirwanken  bei  Mondsee  Lamprecht,  czerwen,  jetzt  Zerben 
Magd.  35.  Yergl.  raudonacei  Schleicher  147.  tCsppivt  Ep. 

74.  d^brava. 

asl.  dcabrava  arbores,  nemus  von  dabi,,  ursprünglich  d^bri  durch  ava  u.  s.  w. 

nsl.  dobrava  Krain.  Hart,  Forst,  Dobraua  Kämt,  dobrave  Krain.  dobravica  Krain. 
kroat.  dubrava  Kr.  dubrave  Gr.  dumbrava  bei  Lipszky.  dubravicaKr.  dubravec  Kr. 
dtibravci  Kr.  dubravscak  Kr.  dubravcani  Kr.  dubravcan  Ivr.  sei^b.  dubrava  Ilerc. 
dubravica  Dalm.  dubravicc  Herc.  dubravtnica  Danic.  klruss.  dubrova  Gal.  du- 
brovoje  Gal.  dubrovka  (Tal.  dubrovyca  Gal.  dubravka  Gal.  zadubrovci  Gal.  russ. 
dubrava.  dubrova.  dubrovo.  dubrovna.  dubrovicy.  dubroviri.  dubrovka.  du- 
brovki.  dubrovskaja.  zadubrovBe.  cech.  doubrava  ß.  M.  diibrava  Slovak.  dou- 
bravka  B.  doubravice  M.  Tauberwitz  B.  dubravica  Slovak.  doubravcice  ß.  dou- 
bravicka  ß.  doubravnik  M.  doubravany  B.  doubravicany  B.  doubravskä  hora  B. 
pol.  dabrawa  Dombrau,  Dammer  Court.  15.  dabrowa  Gal.  di{,browica  Gal.  dabrowka 
Gal.  zadabrowie  Gal.  oserh.  dubrava  Dubrau  Pfuhl,  nserh.  dubrava  Dubrau.  Traten- 
dorf Zw.  Kruge,  Türkendorf,  dubravka  Dubrauke  Zw. 

Silvula,  quae  szovrska  (sorska)  dubravua  dicitur.  Urkunde  von  !>73.  Zahn  38. 
Klein-Dombra  Kämt,  dubrave  mons  Safafik  141.  silvae  incultae  vel  dabrovi;  quer- 
cetum  in  polonico  dombrow  Court.  15.  dobrawe  Sax.  ßumun.  dombrava,  dumbravica, 
dumbravany  Lipszky.  Magy.  dombrovicza,   dombrovany   Lipszky. 

75.  dq.b'B. 

asl.  dab-B  arbor,  quercus.  nsl.  dob,  in  ON.  durch  Eiche  übersetzt,  bulg.  di.b.  serb. 
(lub  u,  s.  w. 

nsl.  döb  Aich  Kj-ain.  Kämt,  dobe  Krain.  dob ec  Krain.  Kämt,  dobje  Krain.  Steier. 
Aich,  Aichholz,  Aichberg,  Aichwald  Kämt,  döbovo  Krain.  dobovica  Krain.  dobovec 
Krain.  dobajnica  Dobeinitz  Kämt,  v  dobicah  (dbicah)  Dibitsch  Jarnik  99.  Käi-nt. 
odübje  Pernaich  Jarnik  99.  Kämt,  do b er n ica  Döbernitzen  Kämt.  Waldbach  Jarnik  99. 
Kämt,  dobrje  Döbriach  Kämt,  dobrijah  Dobriach  Kämt,  na  dobrija  Hart  Kämt. 
IC'pi  döb  Schönaich  Yalv.  dobja  meja  Aichleiten  Kämt,  döbja  vas  Aichdorf  Kämt. 
kroat.  dubica  Gr.  dubno  Kr.  dubovac  Gr.  dubovec  Kr.  dubovica  Kr.  dubovik  Gr. 
(hibasnica  Veglia.  dubrova  Istrien.  dubrovcan  Kr.  .s>er6.  dubB  Daniß.  dub  Serb.  duba 
Dalm.  dubac  Dalm.  dublje  Serb.  dubica  Danic.  dubac  Serb.  dubbnica  Danic.  dub- 
nica  Serb.  dubbnice  Danic.  dubovo  Danic.  dubovica  Daniö.  Serb.  dubovikB  Danic. 
dubljane  Danic.  dubjani  Herc.  dubani  Serb.  dubB§tica  Danig.  klritss.  dub  ßuss. 
(lubaGal.  dubje  Gal.  dubovyca  Gal.  dubovci  Gal.  dubövka  Gal.  dubno  Gal.  dubnc 
Gal.  dubenko  Gal.  dubyny  Gal.  dubnaky  (nxl.  dublany  Gal.  dubky  GaL  dubkov 
(nil.  dubkovci  Gal.  dubsara  Gal.  dubrnov  Gal.  dubrsce  Gal.  poddubci  Gal.  pod- 
ilulniovka  Russ.  rydoduby  Gal.  diibovyj  haj  Russ.  dubnvyja  hrjady  Russ.  peru- 
novyj  dub  ftaran.  S3.  r2i5A'.  dubovoe.  dubna,  auch  Bach,  dubenka.  dubki.  cech.  dub 
B.  M.  duby  15.  doubek  B.  dubec  B.  dubec  ß.  dubcek  ß.  doubi  Aicha  ß.  dubi 
Eichwald  B.  dubicko  M.  dubä  B.  doubice  Daubitz  ß.  dubice  B.  dubicnä  B.  dubcicc 

20* 


156  Feanz  Miklosich. 

B.  dubißina  Eicht  B.  dubno  B.  dubne  B.  dubna  B.  dubnice  B.  dubnica  Slovak. 
dubinaB.  dubenkyB.  dubenecB.  dubecnoB.  dubovo  Slovak.  dubove,  niagy.  dombö, 
Slovak.  dubovä  B.  Slovak.  dubovka  B.  dubovec  Slovak.  dubovice  B.  dubsko  B. 
dubecko  B.  dubany  B.  M.  dubiSany  Slovak.  dubSany  B.  M.  dubiiany  B.  M.  dubo- 
vany  Slovak.  poddubi  B.  zädub  B.  dubov  dil  Slovak.  dubovy  mlyn  B.  Cernodub  B. 
pol.  d^b  Gal.  demby  gen.  dembego.  d^ba  Gal.  dabie  Gal.  d^bowo  Court.  15.  d§- 
bowa  Gal.  d§bowka  Gal.  d^bowica  Gal.  d^bowiec  Gal.  d^bica  Gal.  dabki  Gal. 
d§bno  Gal.  d^bnik  Gal.  di^bnica  Court.  15.  d^bina  Gal.  d§biany  Gal.  dabsko  Court.  15. 
demborzyn  Gal.  oserb.  duby  Dauben  Pfuhl,  stiry  duby  Viereiclien.  dubo  Tauban 
Schmal.  13.  dubc  Daubitz  Schmal.  11.  dubfeAk  Dubring  Schmal.  12.  nserh.  dube  n. 
gen.  dubego  Duben  Eicho  Zw.  dubojce  Daubendorf  Zw. 

Donplachi  villa,  etwa  dabljah'B  von  dabljane  Zahn  47.  Dobernabach  Steier. 
dambovo  Dorf  am  untern  Wardar.  dubenitz,  jetzt  Daubnitz  Sax.  duben,  jetzt  Deuben 
Sax.  Eichow  bei  Potsdam,  mit  slavischem  Suifix  Cyb.  10.  damb,  damba,  dambe  Damm, 
dambina,  dambenowe,  dambitz,  dampnitz  Bach,  dambsnitz  Bach,  stagnum  quod 
sclavice  dicitur  dambnio.  dambane.  campus  dambsko.  poddambia.  dambagora 
(dambegore,  dambogora)  Damgarten,  wili  damb  magna  quercus  Koseg.  Magy.  dombö 
Slovak.  dubove,  nyirdomb,  värdomb.   oo'jßjavä  Ep.  oo6ßjavYj  Ep. 

76.  debelt. 

asl.  debel^b  crassus.  nsl.  debel  u.  s.  w. 

kroat.  debeljaca  Gr.  debelo  brdo  Gr.  debeli  lug  Gr.  serh.  debelica  Gav.  de- 
beljakb  Danic.  debeli  dol  Serb.  debela  glava  Serb.  debeli  jasen  Gav.  debeli 
lug  Gav. 

77.  deg'BtB. 

rihss.  degotB  (degtja)  Birkentheer.  ßech.  dehet  (delitu)  Harz,  Wagenschmiere,  pol. 
dziegiec  (dziegciu). 

Idruss.  dohtary  Russ.  russ.  degtjarnaja.  degtjanoe.  dechtjanoe.  cech.  dechtäfe 
Dechtern  B.  dechtary  B. 

A.  Sembera,  Nävästi  o  mape  zem6  moravske,  schreibt  dehtdfe^und  erklärt  dehtäf 
nach  Jungmann  durch  kolomaznik,  "Wagenschmierer,  Theerbrenner. 


78.  dedt. 

asL  dedt  avus.    nsl.  ded  u.  s.  w.    serb.  djedina  haereditus  Stulli. 

Aroa^.  de  dina  Kr.     serö.  dedina  Gav.     cecÄ.  ded  in  a  Slovak.  novä  d  6  dina  Neudorf  M. 


79.  del'B. 

aserb.  delb.    serb.  dijel  mons. 

serb.  grunovB  delb.  klruss.  Bergnamen:  dil'  HaJyc.  120.  128.  diüov  verch  112. 
diJ  bodnarev  123.  vysokyj  dil  112.  121.  borBsukovi.  delt  Vol.-let.  56.  vei'gl.  rum. 
dglu  kruce,  delu  lupa  Hal'yc.  155.  in  der  Bukowina,  cech.  del,  dil.  magy.  diel  Berg 
Slovak.  zadll  Slovak.  dubov  dil  Slovak.     ^:»o/.  dzielec  Gal.  zadzielsko  Gal. 


Die  sLAViscHEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  157 

80.  dl-Bgi. 

asl.   dl-bgi.  longus.    nsl.   dolg.    serb.  dug  u.   s.   w. 

Hs/.  dolgü  brdo  Krain.  dolge  njive  Krain.  dolga  vasKrain.  serh.  dugi  doSerb.  klruss. 
duflie  Gal.  doJlui  Gal.  doJzka  Gal.  doizky  Gal.  doizyca  Gal.  dui'zanka  Gal.  doilio- 
pole  rum.  Kimpolung  Buk.  doüia  storona  Gal.  russ.  dolgoe.  dolzino.  dolgaja,  auch 
Bach.  ccch.  dlouhe  B.  dlouhd  B.  dlouhudvory  B.  dloulic  dvory  B.  dlouhä,  louka  B. 
dlouhe  pole  B.  ^o/.  dJugoi§ka  Gal.  dJugopole  Court.  12.  dJugo  siedJo  Court.  12. 
nserh.  dJugi  plur.  Dluge  Zw.  dlusk  Dülzig  Butt.  151.  dJu2anki  Stossdorf  Zw. 

Dluggen,  Dluzek,  Dolgc,  Dolgen,  Dulgow,  Dolgenbrodt  (der  zweite  Theil  ist  brod), 
Dlugimost,  Dlugiwoda,  Dolgensee  oft  Butt.  151.  Dolgensee  Cyb.  14  Jettm.  23.  dolgo- 
brod  Bach,    dolge    loug  (richtiger  wohl  long)  magna  palus  Koseg.    SsXya  Aetol.  Mess. 

81.  dobri. 

asl.  dobrij  bonus.    nsl.  dober.    serb.  dobar  u.  s.  w. 

nsl.  dobrac  Berg  Kämt.  Jarnik  99.  dobriß  Berg  Kämt.  Jarnik  99.  dobropolje 
Krain.  kroat.  dobra  Kr.  Gr.  dobrica  Gr.  dobrinka  Gr.  dobra  kuda  Kr.  dobri  zdenci 
Kr.  sKvh.  dobra  Gav.  dobro  Danic.  dobrinja  Gav.  dobric  Gav.  dobraca  Gav.  do- 
braca  Gav.  dobrota  Dal.  dobrodo  Gav.  dobrodoli  Danic.  dobrii  doli  Daniß.  dobro- 
doljane  DaniC.  dobroselica  Gav.  dobrovodica  Serb.  dobra  voda  Serb.  Idruss. 
dobra  Gal.  dobrjany  Gal.  dobrovl'any  Gal.  dobrovody  Gal.  dobrovodka  Gal.  cech. 
dobrcä  B.  dobre  B.  dobrco  B.  dobrava  B.  dobfev  B.  dobrany  B.  dobre  pole  B. 
dobr4  voda  B.  oserh.  dobruSa  Doberschau  Schmal,  «.ser/;.  dobryü  Dübern  Zw.  dobry 
Jug  Doberlug  Zw.  nach  Butt.   106  vom  Flüsschen  Dober,  die  s.  g    kleine  Elster. 

Dobrig,  Dobritsch,  Dobritz,  Dobrau,  Döbern  (im  Ganzen  dreizehnmal),  Döbra  bei 
Pirna  (das  ausserdem  den  deutschen  Namen  Gutenfeld  hat),  Döberitz,  Döbernitz  Butt.  101. 
dobran,  jetzt  Dubraw  Sax.  dobrawe,  jetzt  Dobra  Sax.  doberpol,  jetzt  Doberpfuhl 
Koseg.  vrößfavYj  Ep. 

82.  dolina. 
nsl.  serb.  dolina  vallis  u.  s.  w. 

nsl.  dolina  Krain.  dolince,  dolinßiße  Dolintschach  Kärnt.  kroat.  dolina  Kr. 
klruss.  doiyna  Gal.  doJyny  Gal.  dolyAany  Gal.     cedi.  dolina  Slovak. 

83.  dol-B, 

asl.  doli  fovea     nsl.  dol  vallis  u.  s.  w. 

nsl.  dol  Ivrain.  v  dolu  am  Pannfeld  Kärnt.  Jarnik  100.  dolieh  Doliech  Kämt, 
dole  Döllach,  Dellach,  Thölern,  Duel  Kärnt.  dolic 'Dolitsch  Steier.  dolce  Krain.  do- 
lenja  Friaul.  dolsko  Krain.  Steier.  dolence  Krain.  misi  dol  Meussenthal  Valv.  za- 
dole  Sadolach,  Sallach  Kärnt.  suchodol  Krain.  kobilni  dul  (dol)  Merchcntal  Urk. 
1257.  crezdol  Tschrestal  Kärnt.  skocidol  Gottestal,  eig.  Springe  hinab  Kärnt.  hdg. 
doljan  Pazard2.  kroat.  dol  Kr.  dolje  Kr.  dolac  Kr.  Gr.  dolec  Kr.  dolce  Kr.  dol- 
cani  Gr,  dolno  Gr.  doljani  Gr.  Kr.  doljana  Kr.  doljanci  Kr.  dolnjaki  Gr.  do- 
lari  Kr.  pustodol  Kr.  savski  dol  Kr.  serh.  dol  Serb.  doli  Dal.  dolovi  Herc.  dolbcb 
Danic.  dolac  Herc.  Gav.  doljani  Danic.  Gav.  dolja§nica  Serb.  uzdolje  Dalm.  raz- 
dolje  Sei-b.  bobodol  Dalm.  krivodo  Herc.  vukodo  Ilorc.  zlodo  Serb.  Ijuti  dolac 
llerc.     klruss.  doi  Gal.  podolci  Gal.  podolyny  Gal.  rozdni  Gal.  zadöTsko  Gal,     cech. 


158  FeaNZ  MlKLOSlCH. 

dül  B.  dol  B.  doly  B.  na  dolech  B.  dolce  B.  dolsko  B.  dolany  Dehlau  B.  Dollern  B. 
dolanky  B.  podol  B.  podoli  B.  podolec  B.  oudoll  B.  zadoli  B.  cernodol  B.  su- 
chodol  B.  suchdol  B.  pol.  podole  Court.  31,.  podolce  Gal.  nadolany  Gal.  podo- 
lany  Court.  31.  oserh.  delany  Dohlen  Schmal.  9.  dolane  Dollonchen  Butt.  78.  psidol 
Tschidel  Schmal.  13. 

Dalitz,  Dalewo,  Dahlen,  Dahlow,  Dahlwitz  Butt.  152.  Doland-Heide  78.*  dolan,  jetzt 
Dohlen  Sax.  dolin,  jetzt  Dohlen  Sax.  dolen,  dalen,  jetzt  Dahlen  Sax.  deltsan,  jetzt 
Dölzschen  Sax.  Dolzig  bei  Potsdam  Cyb.  11.  doliz,  jetzt  Dölitz.  dolan  Koseg.  3o//.avd 
Akarn.  Ark.  Ep.  vcöXjavrj,  SriXjav^,  Wkirxrq  Ep. 

84.  dracB. 

asl.  dracb  saliunca,  dracije  vepres.    nsl.  drac.    serb.  draß  paliurus  australis. 

serb.  draßa  Danic.  Gav.    dracevo  Herc.    dracevac  Dalm.    dracevica  Daniß.  Dalm. 

öpatCößa  Ep. 

85.  draga. 

asl.  draga  vallis.  nsl.  kroat.  serb.  draga  vallis.  russ.  doroga  via  u.  s.  w. 

nsl.  draga  Suchen  Krain.  bukova  draga  Buchberg  Krain.  sodraXava  Zedross 
Jarnik  189.  Kämt,  vergl.  draganje  ßagain  Kämt.  kroat.  draga  Kx-.  Gr.  drage  Gr. 
drazica  Istr.  Gr.  draXice  Gr.  drazina  Istr.  medjudrazje  Gr.  carova  draga  Kr.  vo- 
dena  draga  Gr.  draga  bascanska  valle  di  Besca  Veglia.  5er6.  dragodol  Serb.  gra- 
bova  draga  Herc.     klruss.  nadorozna  Gal.     cech.  drdhy  B.  rozdra2i  B. 

Spdy'/.a  Mess. 

86.  dreg. 

Von  unbekannter  Bedeutung. 

nsl.  dreznik  Krain.  krout.  dre2nik  Gr.  dreznica  Gr.  drezanjka  Bach  Herc.  serh. 
dreznik  Serb.  dre2anj  Herc.  drezga  Feld  in  JMontenegro  Vuk.  ist  wohl  asl.  drezga 
silva  vergl.  serb.  drijezga  vodena  eine  Art  Pflanze. 

87.  drent. 

asl.  *  drenii  cornus.  nsl.  dren.  serb.  drijen  u.  s.  w. 

nsl.  dren  Krain.  drenik  Krain.  drenovec  Krain.  Steier.  drenova  gorica  Krain. 
kroat.  drenje  Kr.  drenova  Kr.  drenovac  Kr.  Bach  Kr.  drenovec  Kr.  drenovci  Gr. 
drenovica  Kr.  drenak  Gr.  drinak  Gr.  drencec  Kr.  drenßina  Kr.  drenisce  Kr. 
drenov  bok  Gr.  serb.  dren  Gav.  drijen  Herc.  drenokb  Danic.  drenje  Gav.  drenica 
voda  Danic.  drenica  knezina  Serb.  drenova  Gav.  Herc.  drenovac  Gav.  drenovBCB 
Danic.  drenovBÖB  Danic.  drenovci  Gav.  drenovBci  Daniß.  drenca  Gav.  drenBÖa  Danic. 
drenovi  dol  Herc.  drenjanBska  dolina  Danic.  klruss.  derenovka  Gal.  cech.  drin  B. 
drinek  B.  dvenice  B.  drinov  B.  M.  oserb.  dfenov  Drähna  Schmal.  10.  pSjezdi'en 
Brösen  Schmal,     nserb.  dronov  Drehnow  Zw.  Drehna  Butt.  83. 

5p£dvoßov:  sa  für  e  Ep.  rpsvöiSa  Ep.  äv^pdvoßa  Akarn.  dvtpsvoßa  Ep. 

88.  drevo. 

asl.  hsl.  drevo  arbor  u.  s.   w.   klruss.  dere\aia  Haus. 

nsl.  drevlje  Dreulach  Kämt.  serb.  dreva  Danic.  drevbce  Danic.  drevenikB  Danic. 
drvnik  Gav.    drvari  Serb.      klruss.    derevna  Gal.    dereveAka    Gal.    derevnany    Gal. 


Die  SLA  vischen  Oktsnamen  aus  Appellativen,  n.  159 

derevl'any  Gal.  zaderevac  Gal.  ceclt.  dfevce  B.  dfevi-ice  B.  dreveiiice  B.  dre- 
vikov  B.  drevic  B.  dreve§  B.  drevnlky  B.  nserh.  dfovko  Drebkau  Butt.  83,  auch 
Drauke.  drejee  Drewitz  Butt.  83.  dfevcy  Schmal. 

Drewitz,    Drewetz,     Drewitsch,    Drcwnitz,    Drewikau    Butt.    83.     dreweiiitz,    jetzt 

Drebnitz  Sax. 

89.  dr'Bn'B. 

asl.   drini)  caespes.    nsl.  cech.   drn  u.   s.  av. 

kroat.  drnje  Gr.     klriiss.   dernov  Gal.      i-ech.  drnek  B.  drnky  B.   drnov   B.   drnn6 

Schlesien. 

90.  duplB. 

asl.  duplb  cavus.   nsl.  duplja  Grotte  Valv. 

nsl.    duplje    Dupplach  Valv.    douplahi    Ank.   1.  2.    Reg.    8.      serh.    dupljaj    Serb. 

Yei'gl.  klriiss.  dupJyska  Gal. 

91.  duSBnik'B. 

cech.  du§nik  animator.  Vergl.  die  slavischen  Elemente  im  Magyarischen  26. 

serh.  dusbnici  Daniß.    cech.  duSniky  sechsmal  B.  duSnici  Erb.    pvl.  zaduszniki  Gal. 

Vergl.  magy.  dusnok  di'eimal  Lipszky  und  russ.  zaduino  Tula. 

92.  dvort. 

asl  dvori.  aula.  nsl.   serb.  dvor  u.   s.   w. 

nsl.  dvor  Krain.  Steier.  Hof  Kämt,  dvorce  Höflein  Kämt,  dvorce  Wertschach 
Kämt,  dvorje  Krain.  predvor  Höflein  Krain.  dvorska  vas  Krain.  skofi  dvor  Pisehl- 
dorf,  aus  Bischofsdorf  Kämt,  kroat.  dvorska  Kr.  dvoriSce  Kr.  serb.  dvorani  Gav. 
dvorica  Gav.  dvorska  Gav.  dvoriste  Gav.  predvorica  Gav.  predvorice  Gav.  pri- 
dvorica  Gav.  klruss.  dvorci  Gal.  dvorysko  Gal.  zadvorje  Gal.  cech.  dviir  B. 
dvory  B.  tri  dvory  B.  ctyry  dvory  B.  dvorek  M.  dvorec  B.  dvofec  B.  dvorce 
B.  M.  dvorecek  B.  dvorecko  B.  dvorisko  B.  dvofiStg  B.  dvorany  Slovak.  na- 
(Ivori  B.  nserh.  dvory  Dürrhofen  Zw.  Butt.  70.  tautologisch,  indem  Dürr  wohl  aus 
dvor  entstanden  ist. 

Curtem  ad  vdulenidvor  lingua  sclavanisca,  theotisce  Nidrinhof  in  Obersteier.  Ur- 
kunde von  'J70.  Würzen  aus  dvorce  Petters,  Archiv  362. 

93.  dvBrB. 

asl.  dvBrb  ianua  u.  s.  w. 

cech.  dverce  B. 

94.  dynja. 

asl.  dynja  pepo.  nsl.  dinja  u.  s.  w. 
klruss.  dynyska  Gal. 

95.  dBbrB. 

asl.  dbbrb  vallis,  torrens.  cech.  debf  vallis  Das  Wort,  ursprünglich  fem.,  ist  später  masc 
Man  beachte,  dass  das  dem  asl.  dbbrb  lautlich  entsprechende  serb.  dabar  castor  bedeutet. 

nsl.  deber  Deber  Kämt,  debrije  (aus  *dbbrjane)  Döbriach  Kämt,  debernica 
Dobernitz  Kämt.  bulcj.  debra  das  Dibrathal  Milad.  debarsko  Milad.  deb-brätica 
Pazard2.  kroat.  dabar  Gr.  dabric  Gr.  dabrina  Gr.  crni  dabar  Gr.  ravni  dabar  Gr. 
serb.  dbbrb  Danic.    dbbri  Danic.     dabar  Dal.    dbar  Herc.    dabrica  Herc.    debrevine 


160  FRiNZ  MiKLOSICH. 

Danig.  debrc  Gav.  debriz  Safar.  142.  klrass.  debry  Gral.  cech.  debr  B.  dybr  B. 
debrec  B.  debrno  Döberle  B.  debrne  B.  debrnik  B.  Bach  Erb.  vergl.  dobrnä,  dobrg, 
dobrany.  Gas.  mus.  cesk.  1834.  412.  413.  pol.  dbra  Court.  14.  nserb.  derbno  für 
dbbrBno  Döbern  Zw.  debsk  für  asl.  *  dbbrtsk'B  Debrik  Zw. 

Magy.  döbröcze  Szalad.  dawritz,  jetzt  Däbritz  Sax.  ^ißprj  Elis.  Phok.  Ep.  ot- 
ßpttaa  Ark. 

96.  fuzine. 

nsl.  fuzine  Hammer.  Fremdw.   88. 

nsl.  fu2ine  Krain.  na  fe2inali  am  Hammer  Valv.  stare  fu2ine  Althammer  Krain 
kroat.  fu2ine  Kr. 

97.  gaj. 

asl.  gaj  nemus.  nsl.  gaj  u.  s.  w. 

nsl.  gaj  Krain.  gaje  Gajach  Kämt,  kroat.  gaj  Kr.  gajci  Kr.  gajiscc  Kr.  podgaj 
Kr.  podgajci  Kr.  Gr.  zagajci  Kr.  serh.  gaje  Danic.  klruss.  haji  Gal.  hajik  Gal. 
podhaje  Gal.  podhajöyky  Gal.,  dabei  die  deutsche  Colonie  Unterwaiden,  cech.  hdj  B. 
hdje  B.  häjek  B.  M.  hajn4  B.  hajov  M.  häjskä  B.  hajany  B.  M.  hajänky  B.  M. 
podhäji  B.  zahäji  B.     pol.  gaje  Gal.     oserh.  haj  Grimbusch  Schmal.   13. 

98.  galiCB. 

Von  unbekannter  Bedeutung.     Vergl.  serb.  galicast  ater;    galid,   galobela,  galovran. 

serh.  galicane  Danic.    galicbnikL  Danic.      klruss.  haJyc.  Gal.    galißane  Nest,    ga- 

licina    mogila    Vol.-let.    24.      russ.    galicb.    galicbe.     cech.  halic  Slovak.    magy.   gacs. 

99.  garb. 

serb.  gar  f.  Hammerschlag,  russige  Farbe  wird  in  manchen  Ableitungen  in  der  Be- 
deutung , Schwärze'  verwendet. 

serb.  garb  Danic.  garbcica  Danig.  garbcice  Daniß.  garani  Daniß.  Chrys.-dus. 

100.  gatB. 

russ.  gat  f.  agger.  nsl.  gat  m.  canalis.  serb.  gat  m.  der  Ableitcanal  neben  dem  Wehr, 
oserb.  hat  m.  Teich  u.  s.  w. 

nsl.  gaße  Gatschach  Kämt,  kroat.  gat  Kr.  klruss.  pödhaf  Gal.  zahate  Gal.  cech. 
z  hati  M.  Su§.  371.  pol.  zagacie  Gal.  zagacice  Gal.  oserb.  hatk  Teicha  Pfuhl.  Teich 
Schmal.  13. 

101.  g^ba. 

asl.  gaba  spongia.  nsl.  goba  fungus  u.  s.  w. 
nsl.  goba  Krain.  gobnik  Krain.  magy.  gomba. 


102.  g^st-b. 

asl.  g^stt  densus,  nsl.  gost  u.  s.  w. 

nsl.  gosteße  Krain.  divica  Marija  v  goSi  Maria  Stauden  Steier.  kroat.  gustel- 
nica  Kr.  gustilac  Gr.  gusti  laz  Kr.  klruss.  huscanky  Gal.  cech.  hustirany  B. 
oserh.  gustojc  aus  gqstovbCB  Grossenhaide. 


Die  SLAViscHEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii,  1(!1 

103.  g^SB. 
asl.  gfjiSB  anser.  nsl.  goska  u.  s.  w. 

serh.  gusinb  (gusinonib  sing,  instr.)  DaniC.  klruss.  hu.4  ßuss.  husne  Gal.  husjatin 
Russ.  liusakov  (ot  husej,  kotorycli  zdi4  mno2estvo  byvajet)  Gal.  Nauk.  sbor.  1868. 
179.  cech.  hus  13.  liusa  ß.  houska  B.  liusiia  B.  pol.  g^sino  Court.  12.  g^sowka 
Gal.     oserb.  huska  Gaussig  Sclimal.  5.   14. 

Gusich,  gusk,  jetzt  Gaussig  Sax. 

104.  glasTb. 

asl.   glasT)  vox.   nsl.   serb.   glas  u.   s.  w. 

serb.  necujglasb  Danic.     klruss.  hoJosko  Gab   vergl.  cech.  hluky. 

105.  glava. 

asl.  glava  caput.  serb.  glavica,  oglavak  collis  u.  s.   w. 

7isl.  glavnik  Gallenfels,  das  nach  Freyer  golnik  heisst.  Valv.  kruat.  glavica  Kr. 
glavicina  Gr.  glavicani  Gr.  glavnica  Kr.  glavnicica  Kr.  trojeglava  Kr.  plaSka 
glava  Gr.  privina  glava  Kr.  serh.  glave  Gav.  glavica  Gav.  glavice  Dalm,  gla- 
vina  Dalm.  Ghrys.-dus.  glavnici  Serb.  podglavje  Ilerc.  zaglavak  Gav.  gola  gla- 
vica Herc.  vclja  glava  Gav.  klruss.  hoiovy  Gal.  hoJovenka  Russ.  hofovecko  Gal.  büo- 
holovy  Gal.  tolstohoiovy  Gal.     cech.  hlavice  B.     pol.  gJowa  Diplom.  gJowy  Diplom. 

Glowe   Rügen,    pudgloue    Pudagla.     zarneglow^e   Zarnekla    Koseg.    yXaiStrCa   Ep. 

106.  glEibolfB. 

asl.  glabolcb  profundus,   nsl.   globok  u.   s.   w. 

nsl.  globoko  Ki-ain.  globetka  Bach  Steier.  globocice  Krain.  globovica  (glo 
bouea)  Bach  Valv.  globodol  Tiefenthal  Krain.  globocni  dol  Krain.  kroat.  globoko 
Kr.  globocec  Kr.  Man  füge  hinzu  dumboko  Kr.  dumboka  Gr.  serb.  glsbocica 
DaniC.  glbbocani  Danic.  dubocani  Herc.  glbbokyj  dolb  Dani?.  duboka  Serb.  du- 
bocka  Serb.  duboko  Serb.  dubokyj  dolb  Danic.  dubokyj  potokb  Danic.  klruss.  hiu- 
boke  Gal.  li Juboka  Gal.  hJubocok  Gal.  cech.  hluboke  B.  M.  hlubokä  B.  M.  hlu- 
bocek  M.  hlubocice  B.  hlubany  B.  liluboky  dül  B.  pol.  gJebokie  Gal.  gf^boka 
Bach  Gal. 

Globoko  Förstern,  glambike,  glambeke,  glambok.  glambike  loug  (richtig 
long)  profunda  palus  Koseg. 

107.  glebi.. 
serb.   glib   coenum. 

kroat.   o-libodol  Gr.     serb.   sflibovac  Gav. 

108.  glina. 

asl.   ylinu  argfilla.   nsl.   p-liiia   u.   s.   w. 

nsl.  glinc  Ki-ain.  glinje  Gleinach  Kämt,  glinice  Gleinitz  Krain.  glinek  Krain 
kroat.  glina  Gr.  glinica  Gr.  glinice  Gr.  glinski  Jarek  Gr.  glinsko  vrelo  Gr.  serh. 
gline  Danir.  klruss.  hiynne  Gal.  hiynna  Gal.  hJynky  Gal.  hiynsk  Russ.  hiyiisko 
Gal.  hJynany  Gal.  russ.  glinki.  glinkova.  cech.  hlina  M.  Lam  B.  hlinice  B. 
hlince  B.    hlinci  B.    hlinnö   B.  M.    hlinnä    1>.    Iilinik   Slovak.    hlinenä  B.    hlinov   B. 

Denkschriften  der  pliil.-histor.  Cl.  .Will.  Ud.  21 


162  Feanz  Miklosich. 

hlinoviStg  Leimgruben  B.  hlinsko  M.  Linz  B.  hlinske  B.  hliiiany  B.  lilina  bilii 
VVeissleim  B.  zahlini  B.  pol.  glina  Gleinau  Court.  10.  glinne  Gal.  glinica  Court.  10. 
glinik  Gal.  gliniczek  Gal.  glinianka  Gal.  oserh.  hlina  Gleine,  Gleina  Schmal.  5.  13. 
nserb.  glinsk  Glinzig  Zw.  Butt.    104. 

Gleinich,  glunicli  Gleink  Urkunde  von  1111.  vergl.  glevnik  Erb.  Glien,  Glinow, 
Glintsch,  Glienicke,  Glienike  Butt.  104.  Cyb.  8.  Jettm.  25.  gline,  jetzt  Gleina  Sax. 
glina  Glien  Koseg.  'ft/rta  Ep.  gloina,  jetzt  Gloine  Magdeb.  24.  ist  vielleiclit  glavina. 

109.  glogTi. 

asl.  glogi)  Crataegus,  nsl.  serb.  giog  u.  s.  w. 

nsl.  glogovica  Krain.  glogov  brod  Steier.  kroat.  glog  Kr.  glogovo  Kr.  glo- 
govec  Kr.  glogovac  Gr.  glogovica  Gr.  glogovnica  Kr.  serh.  glogovac  Gav.  glo- 
govica Danic.  Gav.  glo^ane  Danic.  Gav.  glogova  greda  Danic.  glogoStica  Bach 
Herc.  cech.  hlohov  B.  hlohova  B.  hlohovice  B.  hlohovißky  B.  hlohovcice  B. 
pol.  gJogow  Gal.  Königr.  Glogau  Schles.  gJogowiec  Gal. 

Glocniza  Bach,    Ort  Meill.   15(3.    yXöyoßa  Ark.    '(Xoyj'^ä  Akarn.  yXoCjavTj  asl.  *glo- 

2ane  Ep. 

110.  gluh^b. 

asl.  ffluhx.  surdus  u.  s.  w.   Vielleicht  lautlose  Stille  bezeichnend. 

serh.  gluStcb  Chrys.-dus.  glusci  Serb.  klruss.  hJuSyna  Gal.  oserh.  hJusyna 
Glossen,  erklärt  als  , undurchdringliches  Dickicht'. 

Gluchov^r,  jetzt  Glauchau  Sax.  glussina,  jetzt  Glossen  Sax. 

111.  gnil-b. 

asl.  gnil-B  putris  neben  gnilent  luteus,  testaceus,  das  auf  ein  etwa  argilla  bedeu- 
tendes Substantiv  zu  schliessen  erlaubt,  serb.  gnjila  argilla. 

serh.  gnila  Danic.    gnilice  Danic.    gnilista  Danic.     klruss.  hnyJa    Bach,    Ort    Gal. 

hnylge  Gal.    hnyJyci  Gal.    hnylyCky    Gal.     hnyJyca    ßuss.     hnyJovody    Gal.      cech. 

hnilec  Slovak.  hnilcik  Slovak. 

112.  gnoj. 

asl.  nsl.  serb.  gnoj  putrefactio,  stercus,  fimus  u.  s.  w, 

kroat.  gnojnica  Berg  Gr.  gnojnice  Gr.  serh.  gnojnice  Herc.  klruss.  hnojnidi 
Gal.     cech.  hnojice  B.   hnojnice  B.     pol.  gnojnik  Gal. 

113.  gogolB. 

ritss.  gogolb  m.  anas  clangida. 

klruss.  hoholöv  Gal.  cech.  hoholici  (gogolici)  Erb.  pol.  gogol'ow  Goglau 
Court.  10.  Gal.  gogolin  Court.  10.  oiserh.  gogolov  Gagel  Zw.  gogol'ov,  gogolovk 
Gross-  und  Klein-Gaglow.  Gogolevo,  gogolovo  Koseg. 

114.  gol^bB. 

asl.  gol^bb  columba.  nsl.  golob.  serb.  golub  u.  s.  w. 

kroat.  golub  Kr.  golubica  Istr.  golubinjak  Kj-.  golubovac  Kr.  serh.  golubiö 
Dalm.  golubbCB  Danic.  golubac  Gav.  golubica  Serb.  golubicje  Serb.  golubovac 
Gav.    golubovbci    Danic.    golubinje    Gav.    golubinac    Herc.     klruss.    hoJubje   Russ. 


Die  slavischex  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  163 

lioi'u  bl'ii  Russ.    hoJubyda    Gal.    lioiubovka    Russ.     cech.    liolubin    B.     pol.    goJtj-bino 

Court.   10.     nserb.  göJbin  Golben,   Taubenhain   Schmal. 

Golambe,  jetzt  Colombia  bei  Danzig.    golombek  Kuseg.  Lit.    balandzei  von  ba- 

landis  Taube  Schleicher  145. 

115.  golemt. 

asl.  golem'B  ruagnus.  bulg.  golem.  serb.  golem. 

YwXi^i  Mess.  '(%rAi]i:f^  Ep.  yoKsixi  Aoli.  Mess.  '('j>Ai\ix  Phok. 

116.  gol-b. 

asJ.    gol-B    nudus.    nsl.  gol.    serb.  go  u.  s.  w.    oserb.  in  (JN.  durch  ,Haide'  übersetzt. 

nsl.  golo  gen.  golega  Krain.  na  golem  Golhof,  Gallhof  Valv.  golek  Krain.  go- 
lica  Krain.  golice  Goltsclie  Krain.  golina  Golinberg  Jarn.  140.  golovica  Wölfnitz 
Kämt.  goliSc  Krain.  gol§ev  Göltschach  aus  golcah,  golicaneh  Jarn.  140.  golo  brdo 
Krain.  kroat.  gola  Gr.  golina  Gr.  golinja  Gr.  golac  Istr.  golik  Gr.  Kr.  gole§i  Gr. 
golo  brdo  Kr.  golobrdci  Kr.  goli  vrh  Kr.  serb.  gola  Gav.  golija  Berg  Danic. 
golja  Berg  Serb.  goline  Serb.  golicb  Danic.  goluSb  Danic.  goliste  Serb.  goleS- 
nica  Gav.  golasnica  Serb.  golobok  Serb.  golovrblib  Danic.  gola  brbda  Danic. 
golo  celo  Serb.  gola  glava  Gav.  gologlava  Serb.  klruss.  hoJyÄ  Gal.  holynka  Russ. 
holske  Gal.  hoJyca  ein  Hügel  Gal.  so.  golychi>  govh  VoJ.-let.  49.  rmss.  golino. 
cech.  holy  B.  hole  B.  hola  B.  liolice  M.  holic  Slovak.  holany  B.  hole  vrchy  B. 
pol.  golce  Gal.  oserb.  hola  Heide  Schmal.  13.  liolca,  holica  Golenz,  nicht  durch 
Mädchen  zu  erklären  Schmal.  14.  nserb.  gola  Butt.  85.  golin  Gahlen  ibid.  golink 
Galinchen  ibid.    golisyn  Golssen  ibid. 

Gollin,  Gallin,  Golz,  Golschau  Butt.  85.  gola,  jetzt  Guhlau  Schles.  golenze,  goluz, 

golis,  jetzt  Gohlis  Sax.    golanzine,    golazin,    golanist    Koseg.    yö/.javYj    Akarn.    gola 

Peloponn. 

117.  gomolja. 

cech.  homole  Kegel,  homoly  kegelt'ürmig.  homoly  neben  komoly  abgestumpft. 
cech.  homole  B.  homoly  Hummel,  Hummeln  B.  homolov  B.  homile  B. 
]\Jagy.  homölka  Berg.  Vergl.  klruss.  hamuiec  Gal. 

118.  gon-B. 

klruss.  hony  Feldwog.  cech.  hon. 

nsl.  gonje  Trieb  Kämt. 

119.  gora. 

asl.  gora  mons.  nsl.  gora  in  ON.  durch  Bühel  übersetzt,  serb.  gora  mons,  silva  u.  s.  w. 

nsl.  gora  Krain.  gorje  Göriach  Krain.  gorica  Görz.  Bühel  Ki-ain.  Göritzendorf, 
Hörzendorf  Kämt,  gorice  Bühlern  Kämt,  gorce  aus  gorice  Horzach  Kämt,  goricica 
Krain.  Kämt.  Goritschach  Kärnt.  gorenje  Krain.  goren ce  Krain.  gorence  Gorentschach 
Kämt.  goriCe  Krain.  gorjane,  gorje  Göriach  Kärnt.  gorißane,  goriiiah,  gorce  aus 
goricane  Krain.  gorße  Gortschach  Kärnt.  Goritschach,  Pichlcrn  Kärnt.  gornica  Gornitz 
Kärnt.  medgorje  (na  medgorjah)  Magern,  Mieger,  woraus  slov.  migorje,  migarje 
Kämt,  nagorice  Aggoritsch,  Aggoritschach  Kärnt.  podgora  Krain.  Kärnt.  Friaul.  pod- 
goj-je  Kärnt.  Podgicr  Krain.  podgorjani  Maria  Elend  Käiiit.  prgorica  Bühelsdorf 
Krain.  sredgora  Mittenwald  Krain.  zagorica  Sagritz  Kärnt.  zagorje  (zagrjah)  Hinter- 

21* 


Jg4r  FkaNZ  MiKLOSICH. 

berg,  Sager,  Saager  Kämt,  gologorica  Triester  Diöcese.  mala  gora  Malgern  Krain. 
Berge  Kämt,  gorenja  vas  Friaul.  kroat.  gora  Kr.  Gr.  gorica  Kr.  Gr.  gorieica  Kr. 
goricice  Gr.  goricine  Kr.  goriOan  Kr.  goricanec  Kr.  goricanovec  Kr.  gorjani 
Kr.  gorjanKr.  goranec  Kr.  goranci  Kr.  gorenec  Kr.  gorenci  Kr.  Gr.  gornjaci  Kr. 
gornjiki  Kr.  goricko  Gr.  goricki  Gr.  goricka  Gr.  gorsßaki  Kr.  goraci  Kr.  pod- 
gora  Kr.  Gr.  podgorje  Kr.  Gr.  podgorci  Kr.  podgoraö  Kr.  prigorec  Kr.  serh. 
gorica  Danic.  Herc.  goricani  Danie.  Serb.  gornjak  Gav.  gornjan  Serb.  gorjani 
Gav.  goruSa  Bach  Herc.  goracioa  Serb.  medjugorje  Herc.  ogorje  Dalm.  podbgora 
Danic.  podgora  Dalm.  podbgorB  Danic.  podgor  Serb.  podgorac  Gav.  podbgorica 
Daniß.  podgorani  Herc.  zagora  Danic.  Herc.  zagorica  Gav.  zagorje  Herc.  zagori- 
2ane  Danic.  gojna  gora  Serb.  velja  gora  Herc.  klruss.  hora  Gal.  horky  Gal.  hörne 
Gal.  horyn  Russ.  horynec  Gal.  horjanka  Gal.  mezyhory  Gal.  mezyhör  Gal.  mezy- 
horci  Gal.  nahorjany  Gal.  nahorjanka  Gal.  god:BgorE.e  Vol.-let.  55.  poliorci  Gal. 
poliorce  Gal.  podhorky  Gal.  p6dli6r6i  Gal.  rozhörße  Gal.  zahörje  Gal.  zaliörocko 
Gal.  biJahora  Gal.  lioiohory  Gal.  hoIobOrky  Gal.  russ.  gorki.  deck,  liora  Hörn  B. 
hory  M.  hüry  B.  liorka  B.  hürka  B.  horky  B.  hürky  B.  hofice  B.  M.  hornice  M. 
horecko  M.  horsko  B.  hofensko  B.  horany  B.  mezihori  B.  M.  mezliorl  B.  na- 
horany  B.  pohora  M.  pohori  B.  podhora  B.  podhori  B.  Podhorn  M.  pfehor  B. 
zhor  B.  zhorec  B.  zhorny  B.  zahori  B.  zdhoficko  B.  zdhorky  B.  zdhorkov  Ahorn 
B.  zahorice  B.  zahofany  Sehrees  B.  hornohrad  B.  kavci  hora  B.  supi  hora  B. 
pol.  goraGuhrau  Court.  10.  gorka  Gorkau,  Gurkau  Court.  10.  gorzyce  Gurwitz  Court.  10. 
mi^dzygorz  Königr.  nagorzany  Gal.  pagorek  Gal.  pogorzyce  Gal.  pogorzany 
Court.  31.  podgorze  Gal.  podgorzyno  Court.  31.  podgorzany  Court.  31.  zagorze 
Court.  16.  zagorz,  zagorze  Gal.  oserb.  hora  Guhra  Schmal.  Berg,  hory  Bergen, 
hörka  Gurig  Schmal.  13.  horki  Horke  Schmal.  13.  zahof  Sagar,  Berge  Schmal.  11. 
delna  hörka  Niederguhrig.  nserb.  gory  Guhre  Zw.  görka  Gurkau.  gorki  Görigk  Zw. 
Butt.  73.  gorna  Milkersdorf  Butt.  73.  goraAki  Gorenchen  Zw.  Butt.  73,  bei  andern 
gofanki  Garenchen,  zagoi-  Sagar.  psove  gorki,  eig.  Hundsberg,  jetzt  Klein-Görigk 
Butt.   127.  Hundegörick.  bjeia  gora  Bilegure  Butt.   127,  daraus  sonst  Beigern. 

Zagorisach  Tangl  295  ist  *zagoricah'&  aus  *  zagoricaneh-B.  Göritz,  Görtzke, 
Göricke,  Görke,  Guhrau,  Guhren  Butt.  73.  goric,  jetzt  Gurig  Sax.  geritz,  jetzt 
gorenzc,  jetzt  Gohris  Sax.  camenahgora  Sax.  lipowa  Göritz  Sax.  gora  Sax. 
gora,  jetzt  Bergen  auf  Rügen,  gorka,  jetzt  Görke.  goreke,  metzhegure,  pogore 
und  pogorze,  podgorzyno.  tumuli  qui  sclavice  dicuntur  trigorke  antiquorum  se- 
pulcra.  swantegora  Koseg.  Sagritz  aus  zagorica  Brandenb.  Schles.  ^opizi^a  Ep.  Ark. 
dyopttCa  Ep.  yopitad  Lac.  youpiiaa  Phok.  yopiozi  Ep.  yöpsva  Mess.  T^^PTJ^^'^J  P^ok.  YxöpavYj 
Ep.  yopdvoi  Lac.  ayjpyxTfi  Phok.  Lac.  dyöpYJavrj  Boeot.  y^^^p^'Cava  Ep.  yxopitCjavT;  Ep. 
Youpvttaa  Lac.  [JLsC^j'jryopdvt  asl.  *  mezdugorjane  Ep.  TroSoyöpa,  itaiSayöpa  Ep.  TTO^oyopd 
Mess.  xoSoyupd  Ark.  TroTy^jpdvi  Ep.  TroySopd  oder  oTzzv.bopd  Ep.  xo-cSöptavT)  oder  oirs^^o- 
piavT^  Ep.  Cayoptov  p]p.  C^T^PJ^'^'^'J  ^P-  C^y^p'^C^-  Ep. 

120.  gov^do. 

asl.  gov§do  bos.  nsl.  serb.  govedo  u.  s.  w. 

nsl.  govejek  Krain.  goveji  dol  Krain.  btilg.  govedare  Pazardz.  kroat.  govedje 
polje  Kr.     serb.  govedjari  Dalm.     cech.  hovezl  M. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  165 

121.  grab-B. 

nsl.  gaber  carplnus  betulus.  serb.  grab.  russ.  grabii.  cech.  liabr.  slovak.  hrab.  pol. 
grab,    oserb.  hrab.    nserb.   grab.     Ursprünglich  grabrt. 

nsl.  gaber  Kraln.  haber  Haber  Kämt,  gabre,  liabre  Haberberg  Kämt,  gabrk 
Krain,  gabrje  Krain.  gabrnik  Steier.  gabrovo  Krain.  gabrovec  Krain.  Steier.  ga- 
brovica  Gorz.  gabrovka  Krain.  gabrovnik  Steier.  gabrovsica  Krain.  grabovica 
Friaul.  grabrovnik  Hung.  kroat.  gaber  Kr.  grab  Gr.  grabrk  Gr.  Kr.  gabrk  Istr. 
grabarak  Kr.  graberec  Kr.  grabrci  Kr.  grabric  Kr.  grabarje  Gr.  Kr.  graberje 
Gr.  Kr.  grabrovnik  Kr.  grabrovnica  Gr.  grabovi  Gr.  grabovo  Kr.  grabrova 
Istr.  grabovec  Kr.  grabrovec  Kr.  gabrovac  Ivr.  grabovac  Gr.  grabovci  Gr.  gra- 
brovnik Hung.  grabovica  Gr.  grabovnica  Gr.  Kr.  grabrovnica  (jy.  grabrcak  Kr. 
grabr§cak  Kr.  grabicani  Gr.  grabo§tani  Gr.  serh.  grabi>  Danic.  grab  Dalm. 
Herc.  Serb.  grabje  Dalm.  grabbcb  Danir.  grabovo  Gav.  grabova  Serb.  gabrovbci. 
Danic.  grabovac  Gav.  grabovica  Gav.  Herc.  grabovnik  Herc.  grabovnica  Gav. 
grabovic  Gav.  grabovinci  Gav.  grabovina  Herc.  klruss.  hrab  Gal.  ha  bor  Berg 
Gal.  Halyc.  112.  hrabok  Gal.  hrabov  Gal.  hrabova  Gal.  hrabovec  Gal.  magy. 
hraböcz  Hung.  hrabovka  Gal.  lirabovno  Gal.  hrabovnyöa  Gal.  hrabyc  Gal. 
cech.  habr  B.  habry  Habern  B.  hraby  M.  habfi  B.  M.  lirabfi  B.  habrek  B. 
habrina  Habern  B.  hrabiny  Slovak.  habfinka  B.  habrovec  B.  hrabovec  Slovak. 
habrovä  B.  hrabovo  Slovak.  habrfivka  M.  hrabiivka  M.  habrovany  B.  hra- 
bovnica  Slovak.  hrabskö  Slovak.  hrabi§te  Slovak.  hrabovcik  Slovak.  hrabkov 
Slovak.  pol.  grab  Gal.  grabina  Court.  11.  grabowno  Graben  Court.  11.  gra- 
bowka  Gal.  grabownica  Gal.  oserb.  hrabov  Grabe.  nserb.  grabice  Grabitz  Zw. 
Gräbendorf  Butt.  92.  grabin  Finsterwalde  Zw.  Butt.  64.  grabkov  Grabkow  Zw.  gra- 
bovka  Gräbchen. 

Gavri  Zahn  155.  Grabow,  Grabowo,  Grabowitz,  Grabig,  Grabkow  Butt.  92.  Gra- 
beuitze  auf  Rügen.  Grabova,  Grabowo  Koseg.  ypajJLicößa  Ep.  xpajjnroßöi;  Ark.  vergl. 
Ya'jpjavYi  Phok. 

122.  gradt. 

asl.  gradi.  hortus,  urbs.  nsl.  grad  castellum.  serb.  grad  arx  u.  s.  w.  nsl.  gradise,  der 
Ort,  wo  vormals  ein  Schloss  stand  Valv. 

7isl.  grad  Krain.  gradovlje  Krain.  gradac  Krain.  gradiß  Krain.  gradec  Krain 
Grades  Kämt,  gradce  Gratschach  Kämt,  gradisce  Krain.  gradi§e  Gradisch,  Gra- 
ditschach,  Radsberg  Kämt,  gradisko  aus  gradistbsko  Krain.  gradez  Krain.  grad- 
nica  Kämt.  grada§ica  Bach  Valv.  gradnica  Gradeneg  Kämt,  pograd  Kämt,  pregrad 
Kämt,  zagrad  Görz.  zagradec  Krain.  bielograd  Friaul.  novigrad  Friaul.  stari  grad 
Altenhausen  Steier.  kroat.  gradec  Kr.  gradac  Kr.  gradcac  Kr.  grade2  Kr.  gra- 
dina  Kr.  gradna  Kr.  gradi§ce  Kr.  gradiS6e  Kr.  gradiste  Kr.  gradiSka  Gr.  gra- 
discak  Kr.  gradi6i  Kr.  gradCenica  Kr.  serb.  gradac  Gav.  gracanica  Bach  Serb. 
gradiSte  Chrys.-du§.  Gav.  podbgradije  Daniß.  zagradB  Danic.  zagradi.ci.  Danic.  za- 
gradje  Gav.  zagradine  Herc.  klruss.  horod  Gal.  horodok  Gal.  horodec  Russ.  horo- 
dySße  Gal.  Russ.  horodysko  Gal.  horodiiaRuss.  horodenka  Gal.  horodnyra  Gal.  Iioro- 
Xany  Gal.  horoXana  Gal.  horozanka  (ial.  podhorodje  Gal.  zahorody  Gal.  ?'»s5.  gorodec. 
gorodnja.  c'^cÄ.  hrad  B.  hradcc  B.  Grätz  M.  hrädek  B.  iM.  hradce  B.  hradcl  B.  hra- 
dice    B.     hradkov    M.     hradecko    15.     hradeCno    B.     liradecnä    B.     hradcovice  B. 


Itiß  Feanz  Miklosich. 

hradno  Slovak.  hradnice  B.  hradisko  M.  liradiste  M.  Ratsch  B.  hradistko  B.  hräze 
M.  hräz  B.  hräzsko  B.  hrazany  B.  hrazanky  B.  liradcany  B.  M,  hradistany  Radel- 
stein B.  podhrad  B.  podhradi  B.  M.  pfedhradi  B.  zahrazany  für  zalirazany  Saras 
B.  zahrada  B.  zalirddka  B.  velelirad  M.  nove  lirady  Gratzen  B.  pol.  grodkow  Court.  11. 
grodziec  Grätz,  Gröditzberg  Court.  11.  grodzisko  Gal.  grodzisk  Königr.  grodziszcze 
Court.  11.  zagrodzie  Court.  16.  userb.  hrodziSc'o  Gröditz  Schmal.  13.  nserb.  grodk 
Spremberg  aus  Sprewenberc.  Sax.  2.  1.  174.  Zw.  Butt.  64.  groziscio  Sonnenwalde  Zw. 
Grez,  greze,  gracensis,  zagrat  Zahn  155.  210.  237.  260.  ecclesia  ad  Grace  in 
Obergross  bei  Oberhollabrunn  Gottw.  155.  Grötsch,  Groditz,  Gröditz  Butt.  145.  Naugard 
44.  Putgarten  155.  Altenburg  (Oldenburg  in  Holstein),  quae  slavica  lingua  starigard 
h.oc  est  antiqua  civitas  dicitur  Helmold.  grodice,  jetzt  Roitzsch  Sax.  grodcow,  jetzt 
Grottkau  Schles.  gardino  Jordansee.  gardiz  Garz.  gardist.  grotcow,  jetzt  Grüttow. 
pudgarde.  zagarde,  zagard,  jetzt  Sagard.  belegard,  stargrod  Koseg.  ypavxsrCt.  Ep. 
'fapUv.1  Ark.  Mess.    '(rj.^joi"a  Mess.   '(rjrj-i—a  (gradiste)  Ep.  '(a^os^rj.  Ach.  Yaposvüaa  Phok. 

123.  grah'B. 

asl.  grahi>  faba.   nsl.  serb.   grah  u.  s.  w. 

nsl.  grahovo  Krain.  grahovise  Steier.  ki^oat.  grahoviste  Kr.  grahovljani  Kr. 
serb.  grahovo  Vuk.  grahovista  Danic.  graSanica  Serb.  klriiss.  horochov  Russ.  horo- 
chovci  Gal.  horochovka  Russ.  horochovatka  Russ.  horosyn  Russ.  lioro§ky  Russ. 
cech.  hrachov  B.  hrachovo,  magy.  rahö,  Slovak.  hrachovec  M.  hrachoviste  B.  hracho- 
vistata  B.  po/.  grochy  Gal.  grochowa  Gal.  grochoAvce  Gal.  wola,  quae  vulgariter 
grochowiska  nuncupatur  Court.  11,     nserb.  grochov  Groche. 

Grochowa  Grachau  Schles.  grochowischa  Grochwitz  Schles. 

124.  granica. 

asl.  nsl.  serb.  granica  terminus  u.  s.  w. 

oisl.  granica  Granizthal  Kämt.  Ä,Toaf.  granica  Kr.  granicari  Kr.  vergl.  granje 
Kr.  granesina  Kr.  serb.  granice  Gav.  klruss.  vergl.  hranky  Gal.  cech.  hranice  B.  M. 
hranicky  M.  pol.  granica  Gal.  oserb.  hraAca  Gränze  Schmal.  14.  vergl.  nserb.  mrocna 
aus  mroka  Mark  Bretschen. 

Quercus  cruce  signata,  qviod  signum  dicitur  sclavice  kneze granica  Koseg.  Ypav'lrCa  Ep. 
Akar.  Aetol.  Phok.  Boeot.  Ark.  Yf/aviTCo-izoö/va  Ep.  Yergl.  Grano,  Granow,  Granowo  Butt.  144. 

125.  grebenB. 

serb.  greben,  der  hervorragende  Theil  eines  Felsens  u.  s.  w.  asl.  grebenb  pecteu. 
nsl.  greben  pecten,  scopulus. 

nsl.  greben  Krain.  grebenj,  grebinj  Griffen  Kämt,  grebenec  Berg  Kämt,  kroat. 
greben  Kr.  grebenac  Gr.  serb.  grebenb  Danic.  greben  Berg  Serb.  klruss.  hre- 
benöv  Gal.  hrebenne  Gal.  hrebeiici  Gal.  hrebenky  Russ.     cech.  hreben  B. 

Criuuina    Griffen    Zahn  12.    grebenich,  grebenicha  Gröbming  Obersteier.    Ypsß- 

ßsvd  Ep.  Ypsßsvov  Ach. 

126.  greblja. 

klruss.  hrebla  agger :  hreble  vysoky  VoJ.-let.  44. 
klruss.  hrebla  Gal.  Russ.  zahrebelbc  Russ. 


Die  slavischen  Ortsnambx  aus  Appellativen,  ii.  1(17 

127.  greb'B. 

serh.  greb  neben  grob  sepulcrum,  urspr.  fossa.  Vergl.  jedoch  grebcnb. 

serb.  grebac  Serb.  grcbbci  Danic.  grebbnikB  Danic.  grebiSte  Danic.  grebista 
Danic.  Vergl.  klruss.  pödhrebci  Gal.  Agram  ist  aus  zagreb  durch  Abwerfung  des  z 
und  Ersetzung  des  b  durch  m  entstanden:  man  vergleiche  Achomitz  und  Asp  mit  za- 
homec  und  zaspo;  Achalm  setzt  wohl  ein  zahltm^s  voraus.  Afritz  heisst  nach  Einigen 
zabrdce,  nach  Anderen  kobrca.  Auch  n  fällt  im  Anlaute  ab:   Aggoritsch  und  nagorice. 

128.  gr^da. 

asl.  grtjda  trabs.    nsl.  greda  area.    serb.  greda  trabs,  syrtis,  rupes. 
kroat.  greda  Gr.    pod  gredom   Herc.    gredice  Kr.    gredjani  Gr.    babina  greda 
Gr.     klritiix.  hrjada  Gal.     cech.  hradky,  magy.  gerenda,  Slovak. 

Grind  iz  Koseg. 

129.  gr^ZB. 

asl.  grezb  f.   coenum.   russ.  gi'jazi  plur.   f.   palus. 

serh.   grezna  Gav.     russ.  grjazb.  grjazovecb.  grjaznucha.  grjaznoe. 

130.  grib-B. 

russ.  gribi)  fungus.  cech.  hflb.  pol.  grzyb. 

nsl.  griblje  Ivrain.  serh.  gribi  Danic.  klruss.  hrybov  Gal.  hrybovcy  ein  Berg 
Gal.  hrybovyßy  Gal.  nehrybka  Gal.  cech.  hfiby  B.  lifibsko  B.  pol.  grzybowa  Gal. 
grzybowice  Gal.  grzybowka  Gal.     nserh.  gribowAa  Gribowna  Zw.  Butt.   10. 

Gribow,  Gribenow,  Grieben,  Griebnitz,  Grimnitz  Butt.  100.  gribene,  gribin, 
gribna,    gribenowe   Koseg.    ypqjLTCoßov    p]p.    yryjixTTJavr],    Yp-j-rrtavT]    Ep.    lit.    gryblaukei 

Schleicher  146. 

131.  gricB. 

nsl.  gric  collis.  serb.  gric  declivitas. 

nsl.  gric  Krain.  Grötsch  Valv.  grcevje  Krain.  gricice  Ki-ain.  kroat.  gric  Kr.  Gr. 
grice  Kr.   podgric  Kr.      serh.  gricic  Serb. 

132.  grizB. 
Wahrscheinlich  aus  ahd.  grioz  Sandkorn,  Sand,  Kiessand. 

nsl.    griXe    Greiss    Steier.    podgri^.e    Krain.      kroat.    grizani    Kr.    Gr.      serb.    vergl. 

gruz  Gravosa  Dalm.  Bach  Gav. 

133.  grob'B. 

asl.  grobx.  sepulcrum,  urspr.  fossa.  nsl.  serb.  grob  u.  s.  w.  nsl.  groblje  zusammen- 
gescharrter Haufen  Valv. 

nsl.  groblje  Ebensfeld  Valv.    Krain.  Groblach  Kämt,    grobse  für  grobiSe  Krain. 

kroat.    grobnik   Kr.    grobnjaca    coemeterium    Gr.      serb.    grob    Gav.      klruss.  hrobygca 

Gal.  Nauk.-Sbor.   1870.   77.     cech.  hrob  B.    hroby  B.    hrobcc  B.    hrobice  B.  hrobcice 

B.  hrobiöany  B. 

Grob,  groba,  grobe  Koseg. 

134.  grohot'B. 

asl.  grohot'B  sonitus.  nsl.   grohot  u.  s.   w. 

kruat.  grohot  Kr.     .<ierh.  grohotb  Danic.   Dalm. 


Jßg  FbANZ  MlKLOSICH. 

135.  gruda. 

asl.  nsl.  serb.  gruda  gleba. 

serh.  gruda  Dalm.  grude  Herc.  zagruda  Dalm.  pol.  grudek  Gal.  grudna  Gal. 
grudynia  Court.   12.  vergl.   grudza  Gal. 

136.  gr'Bb'b. 

asl.  grib-b  dorsum.  klruss.  liorbovyna  Hügelland,  wohl  aucli  collis.  cech.  hrb,  pa- 
hrbek  collis. 

kroat.  grbci  Istr.  grbavec  Kr.  grbavac  Gr.  serh.  grbbli,  Daniß.  grbic  Dalm. 
grbica  Gav.  grbice  Serb.  grbavßa  Gav.  klruss.  horby  Berg  Gal.  horbky  Berg  Gal. 
HaJyc.  112.  120.  horbovyca  Gal.  zahorby  Gal.  gystohorb  Gal.  cech.  hrbove,  magy. 
garäb,  Slovak. 

FspiiTusat  (*gr'Bbesb)  Ep.  ^f.i^]^%^oi  Elis.  y^Ep^xirsat  Arg.  xipixiri-cCa  Ep. 

137.  gr'&lo. 

asl.  grtlo  guttur. 

serh.  grblBÖe  DaniL-.  grljan  Gav.  grljiste  Gav.  cech.  hrdlovka  Herrlich  B.  pol. 
vergl.  gorlice  Gal.  gorlißyna  Gal. 

138.  gr'BDi'B. 

serh.  grm  fruticetum.  nsl.  grm  Stauden  Valv.  grmadise  wo  viel  Hecken,  Gestrüttich 
und  Stauden  wachsen  Valv. 

nsl.  grm  Germ,  Stauden  Krain.    grmovlje  Krain.      serh.  grbmb  UaniC.    grbmljane 

Danig.    grmljani    Herc.    grbmovata    Danic.    grbmovatica    Danic.     grbmocelb    Danic. 

Fcpfioutadvc  Elis. 

139.  gr^nBcarB. 

asl.  gr^bnbcarb  tigulus.  cech.  hrnölf.  pol.  garnczarz.  cech.  grrnecne  theloneum  de  vasis 
fictilibus  Erb. 

nsl.  grcarevec  Krain.  vergl.  grßarice  Masern  Krain.  serh.  grncari  Gav.  grn- 
carice  Gav.  grbnböarevo  Danic.  grncara  Serb.  klruss.  hanßary  Gal.  hangarov  Gal. 
(iech.  hrngi're  B.    hrncärovce    Slovak.    magy.  gerencser.     j)ol.    garnczarsko    Court.    12. 

140.  gumbno. 

asl.  gumbno  area.  nsl.  serb.  gumno  u.  s.  w. 

nsl.  gumno  Stadelhofen,  Stallhofen  Kämt,  gumnise  Krain.  serb.  gumniste  Gav. 
guvniste  Serb.  gumbnista  DaniC.  zagumbstica  Danic.  vergl.  gumanci  Serb.  klruss. 
humenec  Gal.  humnyska  Gal.  cech.  humny  B.  humnice  B.  humniste  B.  humence 
Slovak.  humenne  Slovak.  humnany  B. 

Gumulachi  villa  Zahn  47.     gumence,  jetzt  Schüne  Koseg.    youii-evcxCa  Ep.    yoojjis- 

viToa  Elis. 

141.  guster'b. 

asl.  gustert  lacerta.  nsl.  guscer,  kusSar.  serb.  gu§ter,  gu§terica  u.  s.  w. 
kroat.  gu§(5erovec  Kr.     serh.  gusterice  Danic.  Gav.    guSteriße  Danic.  guSterovo 
polje  Daniö. 


DlE  SLAVISCHEN  OrTSNAMEN  AUS  APPELLATIVEN.  II.  109 

142.  gvozdB. 

nsl.  gozd,  gojzd  silva.  aserb.  gvozdb  silva.  öecli.  hvozd  silva,  mons,  in  ON.  durch 
Wald,  Hart  übersetzt. 

nsl.  goJzd  Wald  Krain.  gozd  je  Güsel  Kämt,  gozdic  Hostitsch  Kämt,  gozd  nie  e 
Gösnitz  Kämt,  podgozdje  Unterwald  Kärnt.  zagozdac  Unterwaldl  Krain.  kroat. 
gvozdna,  gvozna  Bach  Gr.  serb.  gvozd  Serb.  gvozdac  Gav.  gvoznica  Danic.  za- 
gvozd  Dalm.  gozna  glava  Danic.  klruss.  hvözd  Gal.  hvozded  Gal.  hvozny(5a  Gal. 
hvozdjanka  Gal.  zahvozdje  Gal.  cech.  hvozd  B.  M.  hvozdec  B.  M.  hvozdce  B. 
hvozdna  M.  hvozdnice  B.  hvozdnica  Slovak.  hvoXdany  B.  predhvozdi  B. 
Waldhwozd.  Petters,  Die  deutschen  Ortsnamen  Böhmens  .5.  hobzl  (für  hvozdf) 
Stare  Althart  M.  ^jo/.  gwo^d:^  Schles.  gwozdek  Schles.  gwoi^dziec  Gal.  gwo:'.- 
dzian    Schles.      gwo^dzianka     Gal.      gwo:^nica    Gal.  oserh.     höznica     Petershain 

Schmal.  13.  c^orny  hozd.  nserh.  gözd  Gosda  Zw.  gozdc  Krahnsdorf,  Neuhausen,  gozna 
Gosda  Zw.  Gosen.  carni  gozd  Zschornegosde  Zw.,  was  Butt.  133  als  schwarze  Schenke 
auffasst,    indem    er    gozd    mit    gosc    verwechselt,    suchy    gozd  Dürrwalde  Zw.  Butt.   G5. 

Mons  in  Zagozd,  qui  Syden  vocatur  Seidenberg  in  der  Oberlausitz  Sax.  zagozd, 
sagost,  jetzt  Zagost  Sax.     Vergl.  y^^oSdpavYj  Ep. 

143.  halupa. 

cech.  chalupa  schlechte  Hütte,  pol.   chaJupa  u.  s.  w.  Fremdw.   99. 
klruss.  chalupky  Gal.     cech.  ehalupy  B.  chaloupy  B.  chaloupky  B. 

144.  hamr. 

cech.  hamr  Hammer.  Fremd. 

cech.  hamr  B.  hamry  B.  hamrik  B. 

145.  hatka. 

pol.  chata,  chatka  tugurium.  Fremd. 
klruss.  chatky  Gal. 

146.  hleb-B. 

asl.  hiebt  panis.    nsl.  hieb.    russ.  hieb'S  panis,  frumentum. 
cech.  chleby  B.  chlebov  B. 

147.  hlevB. 

asl.  hievt  stabulum.  hlevina  domus.    nsl.  hiev  u.  s.  w. 

nsl.  hieve  Krain.  hleviSe  Krain.  kroat.  hlevnica  Kr.  klruss.  chTivßany  Gal. 
pol.  chlewisk  Court.  48.  chlewiska  Gal. 

148.  hl'Bm'B. 

asl.  hl'Bm'B  collis.  nsl.  holm  u.  s.  w.  vielleicht  fremd :  deutsch  Kulm  aus  it.  colmo 
Gipfel.     Vergl.  jedoch  Grimm,  Würterb.  V.  2586. 

nsl.  holm  Kulm  Kärnt.  hum  Kulmberg  Steier.  Colmo  Istr.  hom  Krain.  Kulm, 
Homberg  Kämt,  homec  Krain.  Kumitz  Kärnt.  hone  Aich  Kärnt.  holmec  Kolmitz, 
Kolmizen,  Kulmizen,  Kolbniz  Kärnt.  kolmic  Kolbnitz  Kämt,  liumce,  Humtschach, 
Gnntschach  Kärnt.  humiSe  Humitsch  Kärnt.  podhom  Buchhalm,  Buchheim  aus  pod-B- 
hl'bm'B   Kärnt.   zahomec   Achomitz   Kämt.    .Jarn.  228.    zahomce   Steier.     ^'ergl.   deutscli 

Donkscbrifton  dtr  pliil -Liitor.  Cl.  XXIII.  Bd.  22 


170  Franz  Miklosich. 

AcLalm,  wolil  aus  zaliliimTb  Kämt,  kum  Kumberg  Valv.  kroat.  lium  Kr.  liumec  Kr. 
uncani  aus  hltmbßane  Gr.  podlium  Kr.  Gr.  podhom  Kr.  serb.  hlBniBCB  Daniii. 
humac  Dalm.  Herc.  humka  Vuk.  umka  Gav.  unka  Serb.  umcari  Serb.  podlium  Hei'C. 
zahlLniB  Danic.  zalilBmije  Dani!;.  zalilBmija  Danic.  golii  lilBmi  Danic.  klruss. 
cholm'B  Vol.-let.  35.  cech.  chlm  Slovak.  chlum  B.  M.  clilumy  B.  chlumek  B.  M. 
chloumek  B.  cblumec  M.  Kulm  B.  chlumecek  B.  clilumskä  B.  clilumcany  B.  konec- 
chluml  B.  podclilumiB.  zächlumi  B.  po/.  clieJm  Gal.  clieJmek  Gal.  clieJmiec  Gal. 
Kolbnitz  Court.  47.  cheJmno  Posen,  zacheimna  Gal.  oserb.  khofm  Kollm  Schmal.  13. 
Steinkolm.  khoJmc  Pfuhl.  Kollmen  Schmal.  12.  bjeJy  kumc  Weisskolm.  nserh.  chomc, 
chanc  Gollmitz, 

Colomezza  Meill.  154.  Kolmünzberg  bei  Amstetten  in  U.-Osterr.  chulm  Ank.  lOy. 
Miroslavus  comes  zacholmitanus  ]\fonum.  slavor.  merid.  1.  Golm,  Kolmberg,  Kulmberg, 
Golmkau  Butt.  77.  Cyb.  9.  kolman,  jetzt  Collm  Sax.  kolmen,  jetzt  Collmen  Sax. 
Colmnitz  Sax.  chelm,  cholm,  cholmen  Koseg.  X£)v|xc  Elis.  yX(o[j,öv  Phok.  Khelmos  Berg 
in  Ark.  ysXfxo?  Buchon.  5(Xot>jxo6rCt  Buchon.  )rXrJÖ|xo?  Berg.  )(Xo'j[jl  Ort.  C^X^oüixa  Fluss. 
CayXoöpLOi  Volk  Constantinus  Porphyrogenitus. 

149.  hmelB. 

asl.  hmelB  lupulus.  nsl.  hmelj  u.   s.  w. 

nsl.  hmelno  Krain.  hmelnik  Hopfenbach  Krain.  klruss.  chmil  Gal.  chmileva 
Gal.  chmilOvka  Gal.  chmil'no  Gal.  chmeJyska  Gal.  cech.  chmelik  B.  chmelice  B. 
chmelne  B.  chmelna  B.  chmelnice  B.  chmeliste  B.  chmelistnä  B.  chmelov  B. 
chmelovice  B.  jool.  chmiel  Gal.  chmielewo  Court.  48.  nserh.  chmelov  Schmellwitz 
Zw.  Butt.  98. 

Chmelna  Koseg.  Kmehlen.  /o'JfAsXitCa  Ep. 

150.  hobot-B. 

asl.  hobot'B  cauda.    ?ech.  chobot.  vergl.  nsl.  hobotnica  polypus.  nach  Busl.  2.  55.  ist 
chobotina  izgib'B,  krivoj  mys-B.  Vergl.  hvosti. 
cech.  chobot  B.  choboty  B. 

151.  hosta. 

nsl.  hosta  silva,  in  ON.  durch  ,Gehag'  übersetzt. 

nsl.  hosta  Krain.  podhosta  Untergehag  Krain.     kroat.  hostnik  Kr. 

152.  hrarax. 

asl.  hramt  domus.    nsl.  hram  domus.    cech.  chrdm  templum. 

cech.  chramy  B.  chramce  B.  chrämiste  B.  chramosty  B.  chramostek  B.  ^JoA 
chromno  Court.  48. 

153.  hrib-B. 

asl.  hrib^B  dorsum.  nsl.  hrib  collis  u.  s.  w.  cech.  chrib,  modo  hrib  mons  Erb. 

nsl.  hrib  Berg,  Bühel  Krain.  za  hribam  Valv.  hribe  Krain.  Kreig  Kämt,  hri- 
bljane  Krain.  Vergl.  hrebale  Krebald  Kämt.  Jarn.  229  und  hriber  Steier.  kroat.  hrib 
Kr.  Istr.  liribac  Kr.  Gr.  hriblje  Kr.  sridni  hrib  Gr.  podhrib  Kr.  zahrib  Kr.  cech. 
chrib skä  Kreibitz  B.  alt  chrib  (chfib)  mons  Boc. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  171 

154.  hrusa. 

asl.  la-usbka  neben  hrusa  pirus.  nsl.  liruska,  bulg.  la-us-B.  kroat.  hrusva  in  glagol. 
Denkmälern  neben  krusva  Verant,  serb.  kruska.  russ.  grusa.  cecli.  liruse.  pol.  grusza. 
oserb,  krugej,  kruSvina.  nserb.  kSusa. 

nsl.  hrusevo.  Krain.  lirusevec  Krain.  hrusevek  Krain.  hrusevje  Krain.  hrusica 
Birnbaum  Krain.  hulg.  krusovo.  kroat.  krusevo  Kr.  liruSevec  Kr.  krusevica  Kr. 
liru§6ica  Kr.  liruskovec  Kr.  hruskovac  Kr.  kruskovac  Gr.  liruskovica  Kr.  krusko- 
vaca  Gr.  brugvica  Gr.  serh.  krusevo  Danic.  kruSeva  Serb.  krugcvBci,  Danic.  kru- 
sevac  Gav.  krusevica  Danic.  Gav.  kruSevice  Danic.  kruscica  Serb.  krusedolb  Danic. 
kruseva  poljana  Danic.  krusevljani  Herc.  klruss.  hruSuv  Gal.  bruSka  Gal.  hrusky 
Gal.  cech.  hruSice  B.  bruSov  B.  bruSove  Slovak.  bruSovä  B.  hrusovka  B.  hruska 
M.  bruSky  Birnbaum  M.  bruskov  ß.  hrugovany  Slovak.  pol.  gruszowiec  Court.  12. 
kruszwica  Court.  21.  oserh.  krusvica  Krauscbwitz  Schmal  14.  Krausche  Pfuhl,  nmrh. 
ksusvica  Krausnik  Zw.  Butt.  96. 

Grauschwitz,  Grauschütz,  Krauswitz,  Krausnitz,  Krausnick  Butt.  1)7.  grusewicz, 
grwschewicz,  jetzt  Grauswitz  Sax.    cruswice  Koseg.    cruciwiz  Koseg.    xpoüajoßa  Ep. 

155.  hrttBuilfB. 

«5/.  hrüt-B  vertagus.  nsl.  serb.  hrt  u.  s.   w. 

cech.  chrtniky  B.  chrtnice  B.     oserh.   khortnica  Kortnitz  Schmal.   13. 

156.  hn&vat-B. 

nsl.  hrvat  neben  horvat  croata  u.  s.  w. 

nsl.  horvace  Krobatsch  Krain.  kruat.  hrvati  Kr.  hrvatovec  Kr.  hrvatsko  Kr. 
hrvatska  Kr,     serb.  rvate  Gav.     cech.  charvaty  M.  charvatce  B. 

Chrowat,  crowat  Meiller,  Reg.  pagus  crauuati,^  pagus  chrouuat  aus  dem  X., 
praedia  chrouata  et  Runa  aus  dem  XI.  Jahrhundert  Safa?Ik  2.  353.  pagus  crowati, 
croudi,  crauuati  Kraubathgau  Ank.  b.  8.  /apßd-t  Att.  ArgoL  charbatl  Peloponn.  crou- 
wate  Förstem.  chrowati,  jetzt  Corbetha  Sax. 

157.  hud-B. 

nsl.  hud-B  parvus,  vilis,  pravus.  nsl.  serb.  hud  malus,  russ.  chud-B  vilis.  cech.  chud 
malus,  miser,  macer.  pol.  chudy  miser,  macer. 

nsl.  hudo  Bösendorf  Krain.  hudi  kraj  Bösenort  Kämt,  hudi  vrh  Bösenberg  Krain. 
kroat.  hudovo  Kr.    hudovljani  Gr.    hudi    bitek  Kr.      nserb.    chudovina    Mittenwalde 

Butt.  G4. 

158.  huta. 

nsl.  huta  tuguruim.    cech.  hut,  hut.  Fremd. 

klruss.   huta  Gal.    hutysko  Gab  zahutyri  Gal.      cech.  huta  Slovak.   liut  B.  Iiutc  B. 

159.  hvoja. 

nsl.  hojka  Tanne  Valv.  russ.  chvoj,  chvoja.  2ech.  chvoje  Fichten-  und  Tannennadel, 
serb.  hvoja  frons.    pol.  choja  Kienbaum,    oserb.  khöjna  Kiefer. 

nsl.  hojevce  Hojowitsch  Kämt.  serh.  fojnica  Herc.  cech.  chvojno  B.  chvojno 
male    Klcln-Kahn    B.     chvojenec    B.     clivojence    B.     chvojnica    Slovak.    chojnin  B. 

22* 


-^^2  Franz  Miklosich. 

pol.  chojno   Court.   48.      oserb.  khojnica  Kunitz  Schmal.   13.      iiserb.    cliojany    Kuners- 
dorf  bei  Senftenberg  Butt.  95.  vergl.  123. 

Choina,  jetzt  Cheyn  Koseg.  y/j'ixa,  yrÄx-q  Ep. 

160.  hvosti. 

asl.    hvostt    cauda.    russ.  clivosti.    das  untere  Ende   einer  in  einem  Flusse  gelegenen 
Insel  Bus.  2.  55.  Vergl.  hoboti. 
serb.  hvostbno  Daniö. 

(ptoarsva  Ach. 

161,  hyrast-b. 

asl.  hvrast'B  sarmentum.  nsl.  hrast  quercus,  in  ON.  durch  ,Hart'  übersetzt,  serb.  hrast 
quercus.  bulg.  fräste  rami.  cech.  chvrast,  chrast  dumetum.  pol.  chrost  sarmenta. 
oserb.  khrost  strepitus,  dumetum. 

nsl.  hrast  Krain.  Hart  Kämt,  hrastek  Krain.  hrase  Valv.  hrastje  Krain.  Steier. 
Krasta  Kämt,  hrasce  Kratschach  Kämt,  hrasceße  Kratschach  Kämt,  hrastpvlje  Krain. 
hrastno  Krain.  hrastnik  Krain.  Steier.  hrastenice  Krain.  hrastovica  Krain.  Kra- 
stowitz  Kämt,  hrastov  dol  Krain.  kroat.  hrastje  Kr.  hrasce  Kr.  hrasca  KJr.  hra- 
stina  Kr.  hrascina  Kr.  hrastenica  Kr.  hrastelinica,  hrastilnica  Kr.  hrastoki  Kr. 
hrastovecKr.  hrastovica  Kr.  hrastovsko  Kr.  hrastovljan  Kr.  hrascani  Kr.  serb. 
hrasbnoDanic.  rasnaGav.  hrastovica  Daniß.  rastovaca  Herc.  hrastani  Danig.  rascane 
Dalm.  rastiSte' Gav.  hrasttno  brbdo  Danic.  klruss.  chorosteö  Gal.  chorostköv  Gal. 
chorosno  Gal.  nechvoroSca  Russ.  russ.  chvorosgovka.  cech.  chrast  B.  chrastne  B. 
chrastnd  B.  chrastnice  B.  chrastavo  B.  chrastavec  B.  chrastava  B.  chrasta- 
vice  B.  chraStany  Kroschau,  Groschum  B.  dicit  Cosmas  urbem  VySegrad  olim  ab 
arbustis  traxisse  nomen  hurasten.  Dobrovsk;y-,  Institutt.  211.  pol.  chrosna  Gal.  choro6- 
nica  Gal.  chrostowiec  Gal.  oserb.  khröst  Krostau  Schmal.  13.  khröstava  Krostau. 
nserb.  krost  Krosta. 

Chrazt  Tangl  267.  tppaaravd,  'fpeaamvd  Ep. 

162.  iglari,. 

serb.  iglar  opifex  acuarius  Nadler. 

serb.  iglarev  Daniö.  iglarevb  studenbcb  Danic. 

163.  il-b. 

asl.  il-b  lutum.  nsl.  ilovica.  serb.  ilovaca  sergilla,  bei  Stidli  aus  glag.  Denkmälern 
ilo  limus.  russ.  il-b  limus.  cech.  jil  argilla  pinguis.  pol.  il.  ßech.  ilovci  auri  fossores  Erb. 

nsl.  ilovka  Krain.  ilova  gora  Krain.  kroat.  ilova  Kr.  ilovac  Kr.  ilovik  Ki'.  Gr. 
ilovf  ak  Gr.  ilovacek  Gr.  serb.  ilovica  Serb.  klruss.  iJov  Gal.  ilna  Gal.  ilnyk  Gal. 
russ.  ilovb.  cech.  jilove  Eulau  B.  ilov6  Slovak.  jilovice  B.  jilovka  B.  jiloviste  B. 
ilava  Slovak.  ilavka  Slovak.  pol.  jiJow  Eulau  Court.  17.  iJowiec  Posen,  oserh.  ji- 
locy  aus  iJovicy  Eulowitz  Pfuhl,     nserb.  viJov  Eulow  Butt.  70. 

Ilowe,  jetzt  Ilow  Koseg.  Eulau  Cyb.   8. 


Die  sLAVisciiEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  173 

164.  ilBm'B. 

russ.   ilemt   ulmus   campestris.    Cech.  jilem  ulmus  Ilme.    pol,  ihn,  ilma  Fremdw.   93. 
klruss.  iiemje  Gal.     russ.  ilbmjaki.      cech.  jelmo  B.  jelma  Melin  13.  jilemnik  B. 
jilemnice  B. 

See  vilemniza  auf  Usedom.    See  vylym  bei  Neustrelitz  Koseg. 

165.  imela. 

asl.  serb.  imela  viscum.  cech.  jemela,  jemelo,  collect,  jmeli.  pol.  jemioia,  jemioio. 
oserb.  jemjel.    nserb.  jemjelina  Mistel. 

klruss.  jemel'na  Gal.  jamefyna  Gal.  jamelnyea  Gal.  omelnyk  Bach  uml  Ort 
Russ.  cech.  jamolice  plur.  M.  Sus.  393.  pol.  jemielna  Court.  18.  jemielnica  Himmel- 
witz Court.   18.      oserb.   jemjelica    Jämlitz    Schmal.   13.      nserb.  jemelnica  Jemlitz  Zw. 

Butt.  97. 

166.  ist-Bba. 

asl.  ist-sba,  izba  tentorium.    nsl.    izba,    ispa    cubile.    klruss.    izdba    u.    s.    w.    Fremd. 

serb.  izbenica  Gav.  izbiCno  Herc.    klruss.  izby  Gal.  izdebky  Gal.    russ.  istobnoe. 

istobenskoe.     cech.  jistebno  B.    jistebnice  B.   jistebsko  B.   jistbice  B.    jizbice   B. 

pol.  izdebnik  Gal.  izbiska  Gal. 

Ystebca  Schles.  Cod.  Siles. 

167.  iva. 

serb.  iva  salix  helix.    russ.  iva  salix  alba.    cech.  jiva  u.  s.  w. 

nsl.  ivnica,  ivnik  Eibiswald  Steier.  ivanje  selo  Eibenschuss  Krain.  gehört  zu 
Ivan  Joannes,  serb.  iva  planina  u  Srbiji  Vuk.  ivica  Herc.  klruss.  ivl'a  Gal.  ivnyca 
ßuss.     russ.    ivina.    ivnja.     cech.  jivi  ß.    jivka  B.    jivno  B.    jivina  B.    iviny  Slovak. 

jivnik  B.  jivovice  B.  jivany  B. 

168.  izvort. 

asl.  izvor  fons.  serb.  izvor  scaturigo  u.  s.  w. 

serb.  izvorb  Bach  und  Ort  Danic.  izvor  Gav.  izvorac  Serb.  izvorica  Serb.  klruss. 
zvor  Gal.  zvorec  Gal. 

'Iaj36p!.  Ep.  vtaßapY]  Aetol.  nisvor  östlich  von  Salonich. 

169.  jablanB. 

asl.  jablanb  f..  malus,  serb.  jablan  m.  populus  pyramidalis,  russ.  jablonb  f.  pirus 
malus.  Sech,  jabloh  m.  f.  id.  pol.  jablon  f.  id.  oserb.  nserb.  jabion  f.  id. 

nsl.  jablan  Ivi-ain.  jablanec  Krain.  jablana  Krain.  Jablanach Steier.  jablanica  Krain. 
Ä:roa^  jablan  Ivi-.  Gr.  jablanacKr.  Gr.  jablance  Gr.  jablanovec  Kr.  ser6.  jablani  DaniC. 
jablano  Danig.  jablanik  Berg  Serb.  jablanica  Daniß.  Herc.  Gav.  jablanik  Berg 
Vuk.  jablanovikb  Dani?.  khuss.  jabionov  Gal.  jabJonovka  Gal.  jabJanövka  Russ. 
jabfonka  Gal.  jabionyöa  Gal.  cech.  jablon  B.  jablon  Slovak.  jablonec  Gablonz, 
Ogfolderhaid  B.  jablonica  Slovak.  jablonne  Gabel  B.  jablonnä  Gablenz  B.  jablannd 
B.  jablonovu  M.  Slovak.  jablonov  Slovak.  jablonany  M.  jablünka  ^I.  jablonka 
Slovak.  oserb.  jabioAc  Gablenz  Schmal.  11.  nserb.  jabion  f.  jabiofic  Gablenz  Zw. 
Butt.   96. 

Jablence  Sax. :  die  J'amilie  Gablenz  führt  eine  Gabel  im  AVappen.  gabelenz,  jetzt 
Gaflenz  in  O.-Österr.  Lamprecht.  Gablitz  in  U.-Östorr.   Vergl.  Aflenz,  alt  avelanz  Steier. 


174  Franz  Miklosich. 

170.  jabl-Bko. 

asl.  jabliko  malum.  nsl.  jabolka.  serb.  jabuka  u.  s.  w. 

kroat.  jabukovac  Gr.      serb.   jabuka    Dalm.    jabukovac    Gav.    jabucje   Gav.    ja- 
bußica  Serb.  jablbßbno  Daniß.     cech.  jablecno  B.  jablkynice  B. 
'^[xxXjaVT;  Akarn. 

171.  jadv^gt. 

Gens  Jacwingorum  natione,  lingua,  ritu,  religione  et  morlbus  magnam  liabebat  cum 
Litliuanis,  Pruthenis  et  8amogitis  conformitatem.  DJugosz.  Der  Name  lautet  bei  Nestor 
jatvjag'B,  in  den  päpstlichen  Bullen  jentuisiones,  jentuosji,  jacintiones,  bei  den  polnischen 
Chronisten  jazwingi,  jaczwingi,  jacuingi.  Der  den  Polen  durch  das  Medium  des  Russischen 
bekannt    gewordene  Name    scheint    ursprünglich   j^tv^gt  gelautet  zu  haben.     Zeuss  677. 

klruss.  jatvjahy  Gal.  jatvyhy  Gal.  russ.  jatvjagt  Chron.  pol.  jadwi^gi  Gal. 
Saran.  84.   91. 

172.  jagla, 

serh.  jagla  granum  zeae  tostione  diruptum.  Sech,  jahla  Hirsekorn,  gemahlener  Hirse, 
pol.  jagJy  Hirsengrütze. 

klruss.  jaholnyca  Gal.  jahlu2  Gal..  pol.  jagielno  Bach  und  Ort,  quia  Poloni  anti- 
quitus  in  convallibus  eiusdem  rivuli  saepe  seminabant  milium  Court.  17.  jagielnica 
Court.   17. 

173,  jagn^d'B. 

asl.  jagn§dije  populi  nigrae.  serb.  jagnjed  m.  jagneda  f.  populus.  cech.  jehned  m. 
amentum.  slovak.  jahneda  populus  alba. 

«s^.  jagnedec  ein  Wald  Valv.    ^roaf.  jagnjedovac  Gr.    cech.  jehnedi  B.  jehnednoB. 

174.  jagoda. 

asl.  jagoda  granum.  nsl.  serb.  jagoda  fragum  u.  s.  w. 

nsl.  jagodnik  Ki'ain.  hulg,  jagodina  Bach  Pazard2.  kroat.  jagodno  Kr.  serh. 
jagoda  Gav.  jagodica  Serb.  jagodina  Gav.  jagodnje  Dalm.  russ.  jagodnoe.  cech. 
jahodov  B.  jahodnik  Slovak.  jahodnlky  Slovak.     pol.  jagodniki  Gal. 

rjayovciva  Ep. 

175.  jaje. 

asl.  jaje  Ovum  u.  s.  w. 

serh.  jajce    so  genannt  von  der  Lage  auf  einem  runden  Kegel.      cech.  vajeßnik  B. 

176.  jalovB. 

asl.  jalovB  sterilis.  jalovica  ager  incultus.  Sech,  jalov  u.  s.  w. 
cech.  jalovec  Slovak.  jalove  dvory  Galdenhof  B. 

177.  jama. 

asl.  jama  fovea  u.  s.  w. 

nsl.  jama  Gruben,  Luegg  Krain.  jamlje  Amlach  Kämt,  jamnik  Krain.  jamnica 
Jamnizen  Kämt.  Leimgrube  Kämt,  kroat.  jame  Gr.  jamina  Gr.  jamno  Kr.  jamnik 
Kr.  jamnica  Kr.  Gr.  janßani  (jamißani).  serö.  jama  Daniß.  jamtnikt  Daniß.  klruss. 
jamna  Gal.  jamnyßa  Gal.  cech.  jäma  B.  jämy  B.  M.  jamny  B.  jamn6  M.  Jamles  B. 
jemnice  M.    Gamnitz  B.    jamnik  Slovak.   jamniky  B.   jemniky  B.  jemniite  B.     pol. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  175 

jamy  Gal.  omni  genere  venandi  per  stampice,  slopi,  jami  Covirt.  17.  jamno 
Court.  17.  jamniki  Gal,  oserb.  jama  Grube  Schmal.  13.  jamno  Jalimen  Schmal.  13. 
nserb.  jamice  plur.  Jämlitz  Zw.  jamno  Jamno  Zw.  jamne  Jammen.  jamnice  Jamnitz 
Zw.   118. 

Gaming    Kämt.    Osterr.    Amlach,     jamljane    voraussetzend    Iväi-nt.     gamniz,    jetzt 

Gamlitz  in  Untersteier.  Ank.   106. 

178.  jar-Bk-B. 

7isl.  jarek  fossa,  canalis.  serb.  jarak  u.  s.  w.  pol.  jar  für  dolina.  jaruga  für  jar  glg- 
boki  in  Podolien. 

kroat.  jarek  Kr.  jarak  Gr.  jarki  Kr.  Vergl.  banova  jaruga  Gr.  klruss.  pOd 
jarkov  Gal.  Vergl.  hZubokyj  jar,  Jozovyj  jar  Russ. 

179.  jasa. 

asl.  jasbn'B  qui  in  aperto  est.  nsl.  jasa,  jesa  baumlose  Gegend  u.  s.  w. 
pol.  jasna  Gal.  ja^niszcze  Gal.  jastew  Gal. 

180.  jaseni,. 

serh.  jasen  m.  fraxinus.  russ.  jasenb.  cech.  jasen,  jesen.  pol.  jasion,  jesion.  oserb. 
jasen  f.  jasla,  jasnik.  nserb.  jasen  m.  lit.  osis  m.  f. 

nsl.  jasen  Ki-ain.  jesenice  Assling  Krain.  j  esani  ^^'eissach  Kämt,  jesenov  Kr. 
jasovnik  Kr.  hdfj.  jasenica  Bach  Pazardz.  kroat.  jasen  Kr.  jesenje  Kr.  jasenova 
Gr.  jesenovec  Kr.  jesenovac  Kr.  jasenovac  Kr.  von  jäsenovac  Eschenstab  durcli 
den  Accent  unterschieden  Vuk.  jesenovica  Kr.  jasenovica  Istr.  jasenik  Gr.  jesenak  Gr< 
jasenak  Gr.  jasenica  Gr.  jesenica  Gr.  jasenovaca  Gr.  jesenovcani  Gr.  serh.  jasen 
Herc.  jasenova  Serb.  jasenje  Gav.  jasenovo  Gav.  jasenik  Serb.  jasenak  Gav.  jase- 
nica Herc.  Serb.  jasenice  Dalm.  Bach  und  Gegend  Gav.  jesenice  Dalm.  jesanica  Bach 
Herc.  jesenjani  Herc.  klruss.  jasen  Gal.  auch  Berg  Gal.  ja§iA  Gal.  jasenöv  Gal.  ja- 
sen6v(5i  Gal.  jasenyda  Gal.  jasenka  Gal.  ja^inka  Gal.  jasenovec  Gal.  jasnyskaGal. 
öech.  jeseii  Gessing,  Gesseln,  Gössen  B.  jeseny  B.  jascno  Slovak.  jescno  Slovak.  jasen 
Slovak.  jasyna  Slovak.  jasend  B.  M.  jascnn4  Bach  Slovak.  jeseni  B,  jesenik  B.  je- 
senice Jechnitz  B.  jasenice  M.  jesenec  M.  jasenov  Slovak.  jesenov  Slovak.  jasinov 
M.  jasenove  Slovak.  jesenovce  Slovak.  jasenka  M.  jasonöany  B.  pol.  pratum  jasscn 
Court.  18.  jasieÄ  Gal.  jasionow  Gal.  jasienica  Gal.  jasionka  Gal.  vergl.  jasiela 
Bach  Gal.  jasielka  Bach  Gal.  jasiolka  Bach  Gal.  oserb.  jasonca  Jesnitz  Schmal.  13. 
iaseAka  Jcssnitz  Schmal,  ibid.     nserb.  jasen  m.  Jessen  Zw. 

Jessin,  Jessinitz,  Jessinetz,  Butt,  gezzen,  jessin,  jetzt  Jessen  Sax.  eznich,  aznich, 
assink,  asslink,  jetzt  Asling  im  Pusterthal  Tirols  Staffier  2.  2.  451.  locus  aznich  Ank.  13, 

• 

181.  jastr^bB. 

asl.  jastrQbt  accipiter.  nsl.  jastrcb,  jastrob.  serb.  jastreb,  jastrijeb.  russ.  jastrjabib. 
2ech.  jestfdb.  pol.  jastrzab'.  oserb.  jatsob'.  nserb.  jas(?eb'. 

nsl.  jastroble  Krain.  jastroblok  Krain.  Atoo^  jastrcbica  Bach  Gr.  jastrebarsko 
Kr.  serb.  jastrebac  Gav.  jastrebbnica  Dani?.  ^/rwÄS.  jastrjabyk  Gal.  jastrubec  Gal. 
jastrubkOv  Gal.  jastrubycy  Gal.  pol.  jastrz^bice.  riiss.  jastrebino.  cech.  jestfiib 
M.  jestrab  Slovak.  jest^ibec  B.  jestfebi  M.  Habstein  B.  jestfebice  B.    pol.  ]AstT-i^h\ 


176 


Franz  Miklosich. 


(jastrimte)  Court.  18.  jastrz§bia  Gal.  jastrz^biec  Gal.  jastrz§bica  Gal.  jastrzabka 
Gal.     oserh.  jatSob'  Jetscheba  Schmal.   13. 

Wiztrob,  wistrop,   jetzt  Weisstropp  Sax.   jastrinba,    iaztroue,  jaztrove  Koseg. 

182.  javorT>. 

nsl.  javor   platanus.    serb.   javor    acer   platanoides.    russ,   javort    platanus  orientalis. 
cecb.  javor  acer  u.  s.  w. 

nsl.  javor  Krain.  javorje  (aus  *javorjane)  Steier.  Afriacli  Ivrain.  Jaboria  Kämt, 
pusto  javorje  Valv.  javorfca  Krain.  javorce  Auerling  Kämt,  javornik  Steier.  Jauer- 
burg  Krain.  Berg  Krain.  Name  einer  Strasse  zu  Cordenons  in  Friaul.  javornica  Jauerburg 
Valv.  javorsica  Krain.  kroat.  javor  Gr.  javorje  Kr.  javorek  Kr.  javornik  Kr.  ja- 
vorica  Gr.  javorovac  Gr.  javorovica  Gr.  javorsßica  Gr.  javoranj  Gr.  serb.  javor 
Gav.  javorije  Berg  Danic.  klruss.  javora  Gal.  javorec  Gal.  javörky  Gal.  javörnyk 
Gal.  aucb  Berg  Gal.  javorna  Gal.  javoröv  Gal.  javorovka  Gal.  javorövskoje  Gal. 
cech.  javor  B.  javory  Ohrnes  M.  javofi  Gaberle  B.  javoficko  B.  M.  javorek  B.  ja- 
viirek  M.  javorka  B.  javorina  Slovak.  javorinka  Slovak.  javorne  B.  javornd  Ohorn 
B.  javornice  B.  javornik  M.  Jaberlich  B.  javorniSek  B.  javorniky  B.  javorskä, 
Jobern  B.  javorov  Berg  Slovak.  javorovec  M.  pol.  jawora  Gal.  jaworzec  Gal.  ja- 
worno  Court.  17.  jaworzno  Gal.  jaworowo  Court.  17.  oserb.  javornik  Jauemik 
Schmal.  12.     nserh.  javora  f.  Jauer  Zw.  javorka  Klein-Jauer  Zw. 

Ahornicus  mons,  jetzt  Jauerling  Meill.  150.  mons,  qui  vocatur  ahornic:  in  einer  Ur- 
kunde von  830.  Erben  10.  Jauern,  Jauring  Steier.  Auerling  Kämt.  Jauernig,  Jauernick, 
Jauerberg,  Jober,  Gaberle,  Gaberling  Butt.  93.  jawor  Bach  Sax.  jawornich,  jetzt 
Jauernick  Sax.  jawernitz,  jetzt  Gauernitz  Sax.  jawirnitz,  jetzt  Gävernitz  Sax.  Auer- 
schütz,  wohl  javofice  Petters,   Archiv   BCjl.    aßopoc  Phok.    äßapttCa  Ep.    äßopaVYj  AetoL 

183.  jazbina. 

asl.  jazvina  latibulum.  nsl.  jazbina.  serb.  jazvina  lustrum. 

nsl.  jazbina  Jaswein  Kämt,  jazbine  Krain.  kroat.  jazbina  Kr.  jazbine  Kr. 
jazvine  Kr.  jazvenik  Kr.  jazavic;a  Gr.  jazvaci  Kr.  jazvek  ICr.  ser6.  jazvina  Danig. 
vergl.  klruss.  jazeny<ia  Gal.  jazova  Gal.     cech.  jezvä  B.  jezvina  B.  jezbiny  B. 

Mons  yezwinche  Sax. 

184.  jaz-B. 

nsl.  jgz  agger.  serb.  jaz  canalis  u.  s.  w. 

klruss.  jaz  Gal.  cech.  jezina  B.  jeznd  B.  jezove  B.  pol.  jazy  Gal.  jazow  Gal. 
jazowa  Gal.  jazowsko  Gal. 

185.  jela. 

asl.  jela  abies.    nsl.  serb.  jela.    russ.  elb.    cech.  jedle.    pol.  jodia  u.  s.  w. 

nsl.  jelovo  Krain.  jelovec  Kjrain.  jelovica  Krain.  jelnica  Krain.  kroat.  jelovo 
Kr.  jelovec  Kr.  jelovka  Kr.  Gr.  jelvica  Gr.  jelovice  Istr.  jelovicani  Istr.  serb. 
jelBci  Danic.  jeli6  Dalm.  jelica  Gav.  jelovac  Gav.  jeloviki,  Danic.  jelovik  Gav.  je- 
lovnik  Serb.  jelasnica  Gav.  jelasnice  Gav.  jelovo  dbno  Danic.  klruss.  jelna  Gal. 
russ.  elovatiki.  elovatka.     cecÄ.  jedle  B.  M.  jedlice  B.  jedlka  B.  jedlä  B.  jedlina  B. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Api-ei-lativen,  ii.  177 

jedlov  B.     jedlova  Taundorf  B.       pal.    jedlicze    (ial.    jodiowa    (ial.     jodi'uwka    Gal. 
o.'ierb.  jelca  (jedlca)  Jidlitz  Selimal.   13.  jedlov  (lödlau  Schmal.   10. 

Rivus   jedle   Sax.  lit.   eglininkai   vo)i  cgle  Tanne  rtclileich.  IKi.   IXoßa  Akarn.  Aetol. 

186.  jelenb. 
asl.  jeleiib  cervus.  nsl.  serb.  jelen  u.  s.   w. 

nd.  jelenje  Krain.  jelenek  Krain.  jelena  vas  Hirisgruben  Krain.  kroat.  jelenje 
Kr.  jelence  Kr.  jelenovec  Kr.  jelenjak  Kr.  jelenska  Kr.  jelenscak  Kr.  serb.  je- 
lentcb  Danic.  jelenac  Gav.  jelenca  Gav.  jelenesci  Danic.  jelen  do  Gav.  klrnss. 
oleny  Gal.  iSar.  93.  olenovka  Russ.  cech.  jelcnec  B.  jeleni  B.  jelenice  B.  jelenky 
B.      pol.  jeleii  Gal.   jeleniec  Court.   18.      m^erh.  jelence,    helence    Gellnitz    Butt.   123. 

Jelenine,  jetzt  Gellen  Koseg.  jelenah  gora  Sax. 

187.  jer^bB. 

asl.  jai-ebb,  jer§bi>  perdix.    serb.  jarebica,  jerebica  ii.  ,s.  w. 

kroat.  jerebiö  Kr.  serb.  jarebice  Gav.  jarebica  Serb.  po  vrbhu  jerebinja 
Chrys.-dus, 

188.  jesetr-B. 

rms.  osetr^B  accipenser  sturio.   pol.  jesiotr  u.  s.  w. 
russ.  osetrt  Bach,  osetrovka. 

189.  jezero. 

asl.  nsl.  serb.  jezero  lacus  u.  s.  w. 

nsl.  jezero  Seeland  Kämt.  Oberseeland  Krain.  na  jezeri  Worth  Krain.  jezerce 
Kämt.  Steier.  jezernica  Kämt,  jezernißica  Kämt,  kroat.  jezero  Kr.  jezera  Gr.  je- 
zerac  Gr.  jezerane  Gr.  jezerine  Kr.  jezeri.sce  Kr.  serb.  jezeri.  Danic.  jezero  Gav. 
jezera  Dalm.  klruss.  ozera  Russ.  ozerna  Gal.  Saran.  93.  ozeranka  (ial.  ozerjany 
Gal.  Russ.  ritss.  ozerna.  ozerevo.  paozerBe  Gegend.  zaozerBe.  vh  zaozericach-b. 
cech.  jezero  B.  jezef  B.  jezera  M.  jezirko  B.  jezernik  M.  jezernice  Slovak.  jeze- 
fany  M.  pol.  jeziorko:  stagnum  quod  jezerco  vulgariter  appellatur  Court.  IS.  ob- 
jezierze  Diplom,  jeziorzany  Gal.  oserb.  jezor  Dorf  See  Pfuhl,  nserb.  jazor  m.  Joh- 
serigk  Zw.  jazory  plur.  Jäser.  Zw.  Jehser  Butt.  107.  jazorce  plur.  Klein-Gäser  oder 
Malenchen  Zw.  jazork  Jäserick. 

Jesarsee  bei  Potsdam.  Jeserig  Ort  bei  Brandenburg.  Geserichsee  in  Westpreussen 
Cyb.  4.  Jehsar  Butt.  107.  yessericz,  jetzt  Jesseritz  Sax.  ezerisco,  gezeriska,  jetzt 
Zöckeritz  Sax.  zehozerce  (etwa  zajezerBce)  Sax.  ezeri  Ziesar  Koseg.  Jeser  auf  Rügen, 
yezericz  Jerschendorf  Schles.  lit.  ezerninkai  Schleicher  14(!.  nezer6  griech.  ]^z.■^6.):^^, 
|xr/,pä  oCspo;  Akarn. 

190.  jezB. 

asl.  je2B  erinaeeus.    nsl.  serb.  jez  u.  s.   w. 

kroat.  jezevo  Kr.  jezevik  Gr.  sorb.  je^evo  Danic.  jezevica  Gav.  cech.  jezov  M. 
je^nik  Mösnig  aus  ,am  Jeznik'  Schlesien.  Vergl.  opava  Troppau  aus  ,an  der  Oppau' 
Vasek  21.  Pott.  Personennamen  270.  3()4.  348.  pol.  jezewo  Court.  18.  je2owe  Gal, 
oserb.  je2ov  Jesau  Schmal.   10. 

üenksdiriftcn  der  pbil.-bistor.  Cl.  XXIII.  Bd.  23 


178  Franz  MiKLOsicH. 

191.  jutro. 

serb.  jutro  iugerum;  utrina  pascua.  cech.  jitro  Morgen  Landes,  in  ON.  durch  ,Gereut' 
übersetzt. 

cech.  jitry  B.  jitrava  B.  jitronice  Gereuthern  B.  oserb,  y\tvo  Milstrich  Schmal.  14. 
jitk  aus  jitrk  Eutrich  Schmal.   12. 

192.  kaca. 
nsl.  kaca  serpens. 

nsl.  kacjak  Krain.  Steier.  kacji  dol  Steier.     kroat.  kacjak  Gr.     serh.  kacina  glava 

Wald  Danic. 

193.  kalina. 

serh.  kalina  ligustrum  vulgare,  russ.  kalina  viburnum  opulus.  ßech.  kalina  viburnum. 
pol.  kalina  u.  s.  w. 

kroat.  kalinje  Kr.  kalinovec  Kr.  kalinovica  Kr.  kalinovaßa  Gr.  klruss.  kaiy- 
növka  Gal.  Russ.  kalynövscyna  Gal.     pol.  kalina  Court.   18. 

194.  kal'B. 

asl.  kalt  lutum.  nsl.  kal  Lache,  serb.  kal,  kao  u.  s.  w.  cech.  kaliste  (calysce) 
palus  Erb. 

nsl.  kal  Krain.  Cau  Görz.  rdeci  kal  Rothenkal,  Erdetschkal  Krain.  kalisce  Krain. 
kroat.  kal  Gr.  kalnik  Kr.  kaluza  Gr.  serb.  kalb  Daniß,  kalBCb  Daniö.  kaljevica 
Danic.  kaona  Gav.  kaonik  Gr.  kaonica  Serb.  kaliste  Gav.  kaljiste  Serb.  kaltnyj 
potokb  üanic.  klruss.  kal'ne  Gal.  kaina  Gal.  kal'nyk  Russ.  kaJuzany  Gal.  cech.  kal 
B.  kaly  B.  M.  kalava  Slovak.  kalovice  B.  kalna  B.  kalnica  Slovak.  kaliste  B.  M. 
kainiste  Slovak.     pol.  kalnice  Gal.  kalisz  Court.   18.  kaiuga  Cyb.  8. 

Kalowe.  stagnum,  quod  dicitur  kalen  Koseg.  kalitza  Peloponn.  xa/advTj  Ark. 

195.  kamenb. 

asl.  kamenb,  kamy  lapis.    nsl.  sei'b.  kamen  u.  s.  w. 

nsl.  kamen  Stein  Krain.  Bergstein  Kämt,  kamnje  Krain.  kamnik  Krain.  kame- 
nica  Krain.  kamnica  Krain.  kamno  brdo  Krain.  kamna  gorica  Steinbühel  Kämt, 
bei  kamen  Weissenstein  Kämt.  bulg.  kamenica  I'azardz.  kroat.  kamenica  Kr.  Gr. 
kamenjak  Kr.  Gr.  kamensko  Ki".  Gr.  kamesnica  Kr.  kameznica  Kr.  kamenjani 
Istr.  serb.  kamen  Serb.  kamiCak  Serb.  kamenovo  Gav.  kanieno  Dalm.  kamenica 
Gav.  kamenice  Daniß.  kamenska  Gav.  kamenjani  Gav.  zakamenje  Dalru.  kamenari 
Serb.  kamen  doi  Serb.  klruss.  kamen  Gal.  kamenec  Russ.  kamenka  Gal.  kameneßje 
Russ.  kamenky  Gal.  kaminna  Gal.  kamjana  Gal.  kamjanky  Gal.  kamenysko  Gal. 
pödkamen  Gal.  cech.  kämen  B.  kamyk  B.  kamenec  B.  kamen!  B.  kamenik  B.  ka- 
menka Slovak.  kamenne  B.  kamennä  B.  kamenica  Slovak.  kamenice:  srbskä  (slo- 
vanskä)  Windisch-Kamnitz  B.  kamenickä  B.  kamenicka  B.  kamenicky  B.  kame- 
niSna  B.  kamenicany  B.  kameniste  Slovak.  jjo^.  kamyk  Court.  18.  kamieniec 
Court.  18.  kamionkaGal.  zakamycze  Gal.  osei'b.  kamjena  Kamenau,  Camina  Schmal.  13. 
kamjenc  Kamenz  Schmal,  ibid.  kamjenca  Kemnitz  Pfuhl,  kainjenica  Chemnitz  Pfuhl, 
kamjenej  Kamenau  Pfuhl,  nserh.  kamjenna  Steinkirchen  Zw.  Kemmen  Butt.  103.  ka- 
mjenki  Kaminchen.  Zw.  suchy  kamen  Dörstein  Butt.  (35. 


Die  slavischen  Oktsnamen  aus  Appkij.ativen.  ii.  179 

Kameuz,  cumeuccli,  kamentze,  jetzt  Carnenz  Sax.  cameniza  Bach  8ax.  cami- 
nitza,  cameniza,  cameniz  Koseg.  chaniin,  camin  Koseg.  caminiz,  jetzt  Chemnitz 
Koseg.  kemeniza  Bach  Koseg.  Kemniz  bei  (Ti-eifswalde  Koseg.  xri\xi.v}d  7<:p.  7ta|i.ivjc/.  Lac. 
w-jxvixo'j  Ep.  xa[JLSVtraa  Ark.  %a|JLCv{raa  Ach.   v.a\vn-Ca  Ep.  v.a\xm6:/rji  Elis.   lit.  antakmenei 

Schleicli.   145. 

196.  kanja. 

klruss.  kanja.    eech.  kAnö  falco  milvus.    nsl.  kanjnli. 

nsl.  kanji  dol  Krain.     kirnss.  kaiie  Russ.     oserh.  kanjov  Kahna  8chmal.   10. 

xavjavYj   Pliok. 

197.  kapela. 
nd.  kapehi  capella  Fremd. 

kroat.  kapela  Kr.  kapelna  Kr.  kapels(5ak  Kr.  kapelni  vrh  Kr. 

198.  karas-B. 

serb.   karas  cypriniis   u.   s.  w.  Fremdw.   9(). 

kroat.  karasi  Kr. 

199.  katun'B. 

serb.  katun  Sennhütte,  regio  pastoria  Fremdw.  97. 
serb.   katun  Gav.  katuniste  Gav. 

200.  kavLka. 

nsl.  kavka  corvus  monedula;  serb.  cavka  u.  s,  w. 

klruss.  kavsko  Gal.     cech.  kavci  hora  B.     pol.  kawki  Gal. 

201.  k^kolB. 

asl.  kakolb   nigella   u.   s.   w. 

pul.  kakolniki  Gal.  kakolowka  Gal. 

202.  k^pa. 

pol.  k(^pa   insula  in  lluvio. 

pol.  k^pa  Gal.  kepie  Gal.  oserb.  kiipa  Kaupe  (Insel)  Schmal.  13.  nserb.  put- 
kupko   Butt.   7(). 

203.  k^pina. 

asl.  kapina  rubus.    serb.  kupina  ii.  s.   w. 

kroat.  kupina  Gr.  kupinec  Kr.  kupinovo  Gr.  kupinova  Gr.  kupinovec  Gr. 
serb.  kupinovo  Danic.  kupinova  Danic.  Serb.  kupinovac  Gav.  kupintnikb  Danic. 
pol.  kapina  Court.  21.  Kampen  Mosb.  2. 

Kampenitz  Koseg.    xaTrivößa  Ep.    bulg.   kT.pinTj. 

204.  k^sta. 

asl.  kasta  tentorium,  tugurium.    nsl.  koca.    serb,  kuca. 

nsl.  köre  Krain.     kroat.   kure  Kr.    kude,  einst  koce  Kr.    Sabljar.    ku('ari    Kr.    ku- 

ciSce  Gr.     serb.  kucisce   Ualm.  miloseve  kuce  Chrys.-du§. 

23* 


180  ■  Franz  Miklosich. 

205.  kq.t'B. 

asl.  katt  angulus.    nsl.   kot  u.   s.  w. 

nsl.  kot  Winkel  Krain.  Kämt.  kOti  Krain.  kote  Krain.  kotje,  kotice  Kötschacli 
Kämt,  liudi  kot  Bösenwinkel  Steier.  kot  za  gricam  Winkelsagritz  Kämt,  kroat.  kut 
Kl-,  kuti  Kr.  Gr.  kutovi  Kr.  kutina  Kr.  zakutjelstr.  mali  kut  Gr.  serb.  kuti  Danie. 
Dalm.  Herc.  Gav.  kutiö  Serb.  kutina  Herc.  zakuta  Serb.  klruss.  kut  Gal.  kuty  Gal. 
kutöi  Gal.  kutysce  Gal.  pokufje  Gal.  dobrokut  Gal.  cech.  kouty  B.  M.  zakouti  B. 
pol.  kat  Gal.     oserh.  kuty  Hermannsdorf  Schmal.  9. 

Angulus  nakuthi  pozcaki  Sax. 

206.  klada. 

asl.   klada    trabs.    nsl.    klada    truncus,    arbor    in    silva    u.    s.    w.    pol.    kJoda    exactio. 

nsl.  klada  Kr.  kladje  Kr.  kroat.  klada  Gr.  kladje  Kr.  kladnik  Ivi\  kladare  Gr. 
ser6.  kladovo  Gav.  kladnice  Dalm.  kladenica  Serb.  kladustica  Serb.  kladorubi  Danic. 
klruss.  koiodka  Gal.  koJodno  Gal.  kolodence  Gal.  koJodna  Gal.  koiodnyca  Gal.  koJod- 
ruby  Gal.  koJodröbka  Gal.  rnss.  koloda.  kolodnja.  cech.  kladky  M.  kladno  B.  kladne 
B.  kladnä  M.  kladina  B.  kladiny  B.  kladnik  M.  kladruby  Kladern  Kladi-au  B. 
kladeruby  Holzhauer  B.  kladrubec  B.  kladoruby  M.  kladeroby  M.  habrove  klad- 
ruby B.      ^Jo/.  klodawa  Gal.    kJodsko   Glatz   Court.  19.      nserb.    kiodna    Klöden    Zw. 

Klöden,    Kloden,    Klodnitz    Butt.   131.    Cladow   bei  Potsdam  Cyb.   14.    cloden,  clo- 

dene,  jetzt  Clöden  Sax.  xXa^ä  Lac. 

207.  klad^ZB. 

asl.  klad^zb  neben  kladenbCB  puteus.    klruss.  koJoda^  u.  s.  w.  Fremdw.  98. 
serb.  suvi  kladenac  Serb.     i-uss.  kolodezb.  kolodezi. 

208.  kladivo. 

asl.  kladivo  malleus.    nsl.  kladivo,  kladvo. 

Qisl.   na   starem    kladvi    Altenhammer  Valv.    pod    klavom    (stare    fu^ine)    Krain, 

209.  klakt. 

asl.  klaki)  calx.    serb.  klak  Fremdw.  98. 
kroat.  klake  Kr.     serb.  klacina  Gav. 

210.  klaiTbCB. 

7isl.  klanjec  via  angusta:  vergl.  klano  Krümmung,  Beugung  Valv.  serb.  klanac  lutum, 
via  angusta. 

nsl.  klane  Krain.  Steier.  na  klancu  Valv.  klance  Krain.  klänge  Glantschach  Kämt. 
kroat.  klanjec  Kr.  klanac  Kr.  Gr. 

211.  kleceti. 
Dunkel. 

nsl.  klecet  Krain.     kroat.  klecet  Kr.     cech.  klecetnd  B. 

212.  klent. 

nsl.  serb.   klen  acer.    pol.  klon  u.  s.  w. 

nsl.  klenik  Krain.  Steier.  klenovik  Krain.  kroat.  klenik  Kr.  klenak  Gr.  kle- 
nice  Kr.  klenovac  Gr.  klenovec  Kr.  klenovica  Gr.  klenovnik  Kr.     serb.  klen  Serb. 


DiE  SLAVISCHEN   OrTSNAMEK  AUS  ApPELLATIVHN.  II.  181 

klenje  Serb.    klenovbnikh   Danic.    klermvnik    Grav.      ?v/.w.   kleiiova.      cecJi.    kleny    B. 
klenl   13.    klenov   B.    klenove   B.    klenovka   B.    klenice   B.    klenovice  B.    klenafiy 
Slovak.  klenaiiky  Slovak.     pol.  klonow  Court.   19.   klonowa  Königr. 
Clenonich  Zahn  155.  Klenovoberg  Steier.  v.).i-i'si  CJor. 

213.  klet  — . 
Dunkel. 

nsl.  klecani,   klece  Kletschach  Kämt.      rech,   klecany    B.    kleteonA   B.    Cas.   mus. 
^esk.   1S34.  415.     pul.  klecie  Gal. 

214.  klin'B. 

asl.  klini.   cuneus.    nsl.   serb.  klin  u.   s.   w. 

kroat.  klinac  Ki-.     serh.  kllnci  Gav.  Dalni.     klruss.  kliney  Russ.    riiss.  klin'B.  kliny. 
cech.  klin   B.  kliny  B. 

215.  klisa. 
Dunkel. 

kroat.  klisa  Kr.     cecJi.  kliska  Berg  Slovak. 

216.  kllsura. 

asl.  serb.   klisura  fauces  Fremdw. 

serh.  klisura  Danic.  Gav.  98. 

217.  kljucB. 

asl.  kljurb  uncus,  clavis.    serb.  kljuc  curvatura  fluminis,  aqua  scaturiens. 

kroat.  kljuc  Kr.    kljuci  Kr.      serh.  kljucb  Danic.    kljue  Dalm.  Gav.    podbkljucb 

Danif.     russ.  kljufb.  kljuei.     cech.  klucek  B.     pol.  klucze  Klutscliau  Court.  19. 

Cluzova  Kleutseh  Scliles. 

218    klokoti. 

asl.  klokott.    cech.  klokot  scaturigo. 
serh.  klokotb  Danic.     cech.  klokoty  B. 

219.  kloster-B. 

iisl.   klüster  monasterium  Fremdw.  98. 

kriiot.  kl  oster  Kr. 

220.  kmetB. 

aserh.  kmetb  magnatum  unus,  auch  vasallus.    nsl.   kmet  rusticus  u.  s.  w.  Fremdw.  98. 

kroat.  kmeti  Istr. 

221.  kn^ZB. 

asl.  k'bn^g'B,  k-hn^zh  princeps.    serb.  knez  u.  s.  w.  Fremdw.  98. 

nsl.  kneXa  Grafenbach  Kämt,  knezova  Kämt,  knezovo  Kämt,  knezina  Krain. 
knezak  Krain.  Grafenbrunn  Valv.  knezice  Knaasweg  Jarn.  231.  Kämt,  knezja  lipa 
Krain.  knezja  njiva  Krain.  knezji  pot  Grafenweg  Valv.  kroat.  kneici  Kr.  kneginec 
Kr.  ser6.  knezica  Gav.  knezina  Serb.  kneXevac  Gav.  kneXpolje  Herc.  klruss.  kiiaze 
Gal.  k/iaXa  Russ.  kfta2ev  Gal.  kAaKyce  Gal.  knahyna  Gal.  kiia^dvor  Gal.  kna?,o- 
iuka  (ta\.  knazpol"  Gal.  cech.  knez  B.  knezice  B.  knezpole  Herzogsdorf  M.  Knies])ol 
M.  kneXduby  M.     pol.  ksi^ze  Court.   21.  ksiaXnice  Gal.  ksi?2y  most  Gal. 

Knispel   in   Schles.   ist  asl.   kn?ze  polje. 


-[j^2  Ffanz  Miklosich. 

222.  kobyla. 

asl.  kobyla  equa.    nsl.  serb.  kobila  ii.  s.  w. 

nsl.  kobile  Krain.  kobilja  glava  Görz.  v  kobilah  ein  Berg  Valv,  kroat.  kobilic 
Kr.  kobiljak  Gr.  Kr.  serh.  kobilice  Dalm.  kobilje  Gav.  kobiljevo  Serb.  kobilska 
Serb.  kobylbstica  wolil  ein  Bach  Danic.  kobylja  glava  Danic.  klruss.  kobyla  Gal. 
kobylec  Gal.  kobyinyca  Gal.  kobylany  Russ.  kobylucliy  Gal.  cech.  kobyle  B.  ko- 
byU  B.  kobyli  B.  M.  kobylice  B.  kobylka  B.  kobylnlky  B.  kobylnice  M.  kobyl- 
nicky  M.  kobyllhlava  B.  pol.  kobyJa  Gal.  kobyle  Gal.  kobylniki  Court.  19.  kobyl- 
nica  Gal.  kobylany  Gal.  kobylanka  Gal. 

Cobuliz,  kobelicz,  gobliz,  kobliz,  jetzt  Coblenz,  Golenz  Sax.  cobelitze  Koseg. 

xoßiXtva  Phok.  y.oßc/javYj  Ep. 

223.  kokott. 

asl.  kokoti.  gallus.    nsl.  serb.  kokot  u,  s.  w. 
serh.  kokoti  Dalm.     cech.  kokot  B. 
Gaidzei  von  gaidis  Hahn-  Schleich.   14(j. 

224.  kolarB. 

nsl.  serb.  kolar  plaustrarius   u.   s.  w.   Vergl.  kolodej. 

kroat.  kolarovec  Ki'.     serb.  kolar  Serb.  kolari  Gav.  kolarnica  Serb, 

225.  koliba. 

asl.  nsl.  serb.  koliba  tugurium  Frenidw.  99.  Vergl.  halupa. 

pol.  koliba  Gal. 

226.  kolodej. 

pol.  koJodziej  plaustrarius.  Vergl.  kolarB. 

yt^TOSs.  koJodijüv  Gal.    koJodievka  Gal.     cech.  kolodeje  B.     pol.  koJodzieje  Gal. 

koJodziejow  Gal. 

227.  kolomija. 

pol.  kolomyje  wird  erklärt  gl^bokie  wyboje  wod^j,  napeJnione.    In  Podol. 
klruss.  kotomyja  GaL  koJomyjcy  Russ. 

228.  komar-B. 

asl.  komari)  culex.    nsl.  serb.  komar  u.  s.  w. 

nsl.  komarna  vas  Muckendorf  Krain.  kroat.  komar  Kr.  komarevo  Gr.  komar- 
nica  Kr.     serb.  komarane:    komarahb  Danic.  komarice  Serb.     klruss.  komarov  Russ. 

%o[j.d[jrj  Ep. 

229.  komora. 

nsl.  serb.  komora  camera  u.  s.  w. 

k7^oat.  komor  Kr.  komorica  Kr.  cech.  komofice  B.  komorno  B.  pol.  komorow 
Gal.  komorowice  Gal.  komorniki  GaL     nserb.  komorov  Senftenberg  Butt.   64. 

4 

230.  konjarB. 

cech.  koiiaf  equiso.  Vergl.  konjulit. 

serb.  konjarevo  Gav.  pol.  konary  Gal.  konare  Kunern  Court.  19.  konarzowo 
Court.  19.  conarii,  polonice  vulgo  konarze,  sunt  genus  servorum  ad  equos  custodiendos 
destinatum,  latine  saepe  koniarze  agazones  appellati  Court.   19. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  183 

Konure  Koseg.  pistores  et  coci,  agazones  et  sutoi'es,  cum  omnibus,  «juae  in  insti- 
tutione  abbatiae  sunt  ordinata.  Koseg.   1.   30. 

231.  konjuht. 

asl.  koiijuli'B.    asei'b.  konjuhb  equiso.    pol.  konjuch.  Vergl.  konjarb. 

sei'b.  konjusi  Danic.  Gav.   k.onjusa  Gav.   Vergl.   koiibnici  Danir.     klruss.  koi'iucliy 

Gal.    konu§a  Gal.    konusky  Gal.     cech.   konusice  Slovak.      jjoI.    koniuchow   Gal.    ko- 

niuszowa  (lal. 

232.  koiiB. 

asl.  koiib  et^uus.  nsl.  serb.  konj  u.  s.  w.  Über  die  mit  der  Vorstellung  , Pferd'  zu- 
sammenhangenden  ON.  Jahn,  ßoss   und  Reiter   199. 

nsl.  konj  Krain.  konjsko  Ivrain.  koiij.ski  hrib  Krain.  kraut,  konjsko  Gr.  Istr. 
konjscina.  konjsko  brdo  Gr.  konjsko  jezero  Gr.  serb.  konjica  Herc.  konjsko  Gav. 
konjska  Serb.  klruss.  koAskoje  Gal.  vergl.  konofosty  Gal.  russ.  konevo.  konevt 
bort.  cech.  konice  Sing.  Suä.  638.  688.  M.  koiiany  Slovak.  pol.  konsko  Court.  20. 
koAska  Court.  21. 

233.  konoplje. 

nsl.  serb.  konoplje  cannabis  neben  nsl.  serb.  konop  restis,  funicidus :  konop  ist  die 
xirsprUngliche  Form.  Fremdw.   100. 

klruss.  konopl'anka  Russ.     cech.  konopiste  B.     />«/.  konopowka  Gal. 

234.  konBCB. 

asl.  konbcb  finis.    nsl.   konec.    serb.   konae   u.  s.   w. 
kroat.  konci   Kr.   hudi   konec  Kr. 

235.  kopa. 

cech.  pol.  kopa  cumulus. 

serb.  kope  Gav.  klrnss.  zaköp<^'i  Gal.  cech.  kopec  B.  zdkopi  B.  vergl.  kopist  f. 
B,  kopisty  B.     po/.  kopki  Gal.  kopysno  Gal.  vergl.  den  PN.  Kopystynski. 

Kopitz,  Koppitz,  Koppatz  Butt.  146.  cumulos  kameni  Icoplii  dua  Sax.  sepulcrum 
Winichopez  Sax.  kopenik,  jetzt  Köpenick  Butt.  146.  Koseg. 

236.  kopan-B. 

asl.  kopani)  fossus  u.   s.   w. 

kroat.  kopanica  Gr.     klruss.  kopafi  Gal.  kopanky  Gal.     cech.  kopanina  B.  kopa- 
niny  B.     nscrb.  kopance  Trattendorf,  vielleicht  Rodung. 
KoTiavi-caa,  ■x.oirävttaa  Mess. 

237.  kopriva. 

asl.   kopriva   Urtica,  nsl.   kopi'iva,   kropiva. 

nsl.  kop'riva  Hung.  Görz.  koprivna  Koprein  Kllrnt.  koprivnik  Krain.  Steier.  ko- 
privnica  Kopreiniz  Steier.  bnlg.  koprivstica  Pazard2.  kruat.  kopriva  Kr.  koprivna 
Kr.  koprivnica  Kr.  serb.  koprivno  l^alm.  koprivbna  Daniß.  koprivnica  Gav. 
^•/n/ss.  pokry vy  Gal.  kropyvna  Gal.  kropyvnyk  Gal.  kopryvuyca,  magy.  kaproncza, 
Hung.    kropyvysce   Gal.    pokropyvna    Gal.      russ.    krapivna.    krapivnja.     cech.  ko- 


]^g4  Franz  Miklosich. 

privnik  B.    kopfivnice  M.   koprivnica  neben  pokrivnica  Slovak.    pol.  copriunich 
Mogil.  copriuniza  Mogil.  kropivnik  Gal.  koprzywnica,  jetzt  pokrzy wnica  Court.  20. 
Coprive  Bach  Safavik   140.  Köpernitz,  Küperberg  Butt.  14().  /.oirpißa  Ep. 

238.  kopri,. 

asl.  kopri)  anethum.  nsl.  koper  h.  s.  w. 

serh.  koprbnikb  Danic.     cech.  koprnik  B.  koprova  Slovak. 

239.  korent. 

asl.  korenb  radix.    nsl.  serb.  koren  u.  s.  w. 

nsl.  koren  Würzen  Krain.  koreno  Krain.  korenitka  Valv.  Krain.  kroat.  koren 
Gr.  korenovo  Kr.  korenjak  Kr.  korenica  Gr.  koreniöani  Kr.  korenitec  Kr.  serh. 
korenita  Serb.  klruss.  korenyca  Gal.  cech.  koren  B.  kofenice  B.  pol.  korzeniec 
Gal.     nserh.  koren  KaHren  Zw. 

Rivus  koren  Sax.  coren,  jetzt  Quohren  Sax. 

240.  koryto. 

asl.  koryto  canalis,  cisterna.    nsl.  serb.  koi'ito  u.  s.  w. 

nsl.  korito  Krain.  korite,  korito  Trögern  Kämt,  koritno  Steier.  koritis  mit  der 
friaulischen  Pluralendung  Friaul.  kroat.  korito  Gr.  korita  Gr.  Herc.  koritno  Kr. 
koritna  Kr.  koritnjak  Kr.  koritina  Kr.  serh.  korito  Gav.  koryta  Daniß.  ko- 
rita Dalm.  korytbca  Daniß.  koritnica  Herc.  koridani  Gav.  klruss.  korytnyky  Gal. 
korytysce  Gal.  cech.  koryto  B.  koryta  B.  korytko  B.  korytnä  B.  korytnice  B. 
2Jol.  korytowo  Court.  20.  korytnica  Bach  Court.  20.  korytko  Court.  20. 

KopiarjavTj  asl.  *korystane  Ep. 

241.  kosa. 

serh.  kosa  eine  Art  Berge. 

nsl.  kosica  P'riaul.  vergl.  kosez,  kosezi  Krain.      kroat.  kosa  Kr.    pod  kosom  Gr. 

kosnica  Kr, 

242.  kostanB. 

nsl.  kostanj.    serb.  kostanj,  kesten  u.  s.  w.  PVenid. 

nsl.  kostanj  Krain.  kostanjevica  Krain.  Görz.     kroat.  kostanj  Kr.  kostanj ek  Kr. 
kostanjevec  Kr. 
KastaviTaa  Ark. 

243.  kostelt. 

asl.  kostel'B  castellum,  turris  u.  s.  w.  Fremdw.   101. 

kroat.  kostelj  Kr.  kostel  Gr.  Castelvenere  Istr.  kosteljsko  Kr.  serh.  kostol  Gav. 
kostolbCb  Danic.  kostolac  Gav.  cech.  kostel  Slovak.  kostelik  B.  kostelec  B,  M. 
kostoliste  Slovak.  kostolany  Slovak.  kostelany  Slovak.  pol.  ko^cielec  Gal.  ko^cie- 
lisko  Gal.  ko>4cielniki  Gal.  zako,4ciele  Gal. 


244.  kostreva. 

nsl.  kostreva  Trespe,  Raden  bei  Linde,  serb.  kostrika  plantae  genus.    pol.  kostrzewa 
festuca.    oserb.   kostfava  Trespe,    nserb.  kostrova  Trespe. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  n.  185 

nsl.  kostrivnica  Kostreiniz  Steier.  kostrivnica  Bach  Valv.  krönt,  kostrena  Kr. 
kostrina  Kr.  kostresi  Gr.  kosteroan  Istr.  serb.  kostrbCB  Danir.  kostrikovica  Vuk. 
cech.  kostfec  B.  kostrice  B.  kostrcany  B. 

Kos-ps-iCt  Ep.  %oa-pdvr;  Ep. 

245.  kos-B. 

nsl.  serb.  kos  merula. 

kroat.  kosovac  Gr.  .^^erh.  kosovo  Dalm.  kosovo  polje.  klrvss.  kosov  Gal.  ko- 
sovec  Gal,     pol.  kosowo  Court.   20. 

Cumiilus  cossow  8ax.  ■no3Öj3a  Ep.  xosoß'JxC'^  Ep. 

246.  kosara. 

asl.  kosara  caula.    nsl.  kosara  corbis.    serb.  kosara  stabuliim  vimineum.    cech.  kosär, 
serb.  ko§ari>na  Danic.    kosarnja  Serb.    milceva  kosarista  Chrys.-dus.    Yergl.  ko- 
sevi  Gav.  kosari  Serb.     ^9oZ.  koszary  Gal. 

247.  kosuta. 

asl.  nsl.  serb.  kosuta  cerva  u.  s.  w. 
serb.  kosute  Dalm.     pol.  koszuta. 

248.  kotar-B. 

serb.  kotar  der  Zaun  um  den  Heuschober,  um  das  Vieh  abzuhalten. 

kroat.  kotar  Ivi-.    kotari  Kr.    kotarice   Kr.     serb.    kotari    Gegend    in  Dalm.  Vuk. 

249.   kotl'B. 

asl.  kotl'B  vas  aeneum.    nsl.  kotel.    serb.  katao  u.  s.  w. 

nsl.  kotlje  (aus  kotljane)  Köttelach  Kämt.  .ser6.  kotlenik  Berg  Serb.  russ.  kotly. 
cech.  kotel  B.     nser^b.  kotJov  Kattlau  Butt.   78.  Katlow. 

Cotlow  Koseg.  kotlina,  jetzt  Köthen,  urkundlich  Kotlen  nach  Bronisch. 

250.  kotor'B. 

Von  imbekannter  Bedeutung.  Vergl.  klruss.  chotar,  chitar;  in  ßussland  futor  aus 
chutor  dom  lub  chata  z  ogrodem.  slovak.   liatar  Gränze.  magy.  hatar. 

nsl.  kotori  llung.  krnat.  kotor  Kr.  kotorani  Gr.  sorh.  kotorh  Danic.  Catharus. 
Fremd,     niss.  kotor'B. 

251.  kovacB. 

asl.-  kovacb.  nsl.  serb.  faber  u.  s.  w.  Dasselbe  bedeutet  cech.  koväf,  pol.  kowul 
nsl.  kovaca  vas  Schmieddorf  Krain.  kovacji  grad  Krain.  kovacevica  Friaul. 
bidfj.  kovacevo  Pazardz.  kovaCevica  I'azardjc.  kova(5cvci  PazardJc.  kroat.  kovai^i  Kr, 
Istr.  kovacevec  Kr.  kovacic  Kr,  kovacica  Kr.  Gr.  serb.  kovaci  Dalm.  Gav, 
kovacevbch  Danic.  kovacevac  Gav.  kovaöice  Gav,  Ä;^r?<,9.?.  •  k o  v a I i  Gal.  Russ.  kova- 
levka  Russ.  koval'ovy  Gal.  cech.  kovary  B.  koväfe  ü.  kovarcn  1>.  kovarna  B.  ko- 
vafov  B.  kovafovice  B.  kovac  B.  /W.  kowary  .Mogil.  kowalc  Königr.  kuwalno 
Court.   19.  kowalowo  Coui-t.   1!). 

Cowal  Rügen,  lit,  calvelei  SchbMili.   1  til. 

Dcnltschriftcii  dor  phil.-hiBt.  CI.  XXIII    IM.  ■J4 


I^Q  Fkanz  Miklosicu. 

252.  kovilije. 

serb.  kovilje  stipa  pennata. 

kroaf.  kovil  Kr.  serb.  kovilje  Kloster  im  stari  vlali  Vuk.  koviljaca  Gav.  ko- 
vioce  Gav. 

253.  koza. 

asl.  nsl.  serb.  koza  capra  u.  s.   w. 

nsl.  kozje  Kosiach  Kämt,  kozjak  Krain.  Steier.  Gaisberg  Kämt,  kozji  hrbet 
Krain.  kroat.  kozice  Kr.  kozjak  Kr.  Gr.  kozjaßa  Kr.  kozinac  Gr.  kozinscak  Kr. 
kozji  vrli  Kr.  serb.  kozica  Danic.  kozjak  Gav,  Berg  in  Dalmatien  Vuk.  kozbnica 
Daniö.  kozniea  Gav.  kozBnikL  planina  Danic.  koznik  Gav.  kozij  hrtbbtb  ÜaniC. 
klruss.  kozyna  Gal.  kozyn  Russ,  kozova  Gal.  kozovka  Gal.  russ.  kozse.  kozino. 
kozinka.  cech.  kozi  B.  kozin  B.  kozinec  B.  kozißin  B.  kozgln  B.  koziliory  B. 
kozi  lifbet  B.  kozi  noha  B.  kozodry  B.  kozojedy  B.  kozolupy  B.    pol.  koziarnia  Gal. 

In  loco  Coziacb  Ank,  37.  Lit.  ozkinei  von  ozka  capra  Sclileich.   146. 

254.  kozak-B. 

klruss.  russ.  kozak  der  Kosake. 
klruss.  kozaky  Gal.  kozacyna  Gal. 

255.  kozarB. 

serb.  kozar  caprarius.     In  den  östlicken  Ländern  ist   zunächst  an   kozarini,   cliazacus 

zu  denken. 

nsl.  kozarje  Krain.  bulg.  kozarsko  Pazardz.  kroat.  kozar  Kr.  kozarevec  Gr. 
kozarica  Gr.  serb.  kozara  Berg  in  Bosnien  Vuk.  kozarica  Gav.  kozarusa  Fluss  in 
Bosnien  Vuk.      klruss.  kozary  Gal.    kozjary  Gal.      russ.   kozary.     oserb.  kozafcy  Ka- 

seritz  Pfubl. 

256.  kozl-B. 

asl.  kozlü  kircus.    nsl.  kozel  u.  s.  w. 

nsl.  ko^ljek  Krain.  kozlov  hrib  Kr.  kroat.  kozlikovo  Kr.  kozlovscak  Kr.  ko- 
zljak  Cosliaco  Istr.  kozlek  Bach  Kr.  kozalj  vrh  Kr.  ser6.  kozBlb  Danic.  kozelj  Gav. 
kozlovac  Dalm.  klruss.  kozel  ßuss.  kozly  Gal.  kozelec  Russ.  kozJov  Gal.  kozlovek 
Gal.  kozelbsk-B  Vol.-let.  3.5.  kozelscyna  Russ.  russ.  kozlovo.  koziovt.  kozlova.  ko- 
zlovka.  cech.  kozly  B.  kozle  B.  kozli  B.  kozlov  B.  kozlovice  B.  kozlovky  B. 
kozlany  B.  pol.  kozly  Königr.  oserb.  kozly  Kosel  Schmal.  14.  nserb.  kozle,  gen. 
kozle go  Kasel  Zw.  Zieckau  Butt.  68.  kozlov  Kasel  Zw. 

Koslau,  Koslowo,  Koslowitz,  Koslinka,  Koslitz,  Köslin  Butt.  12f).  cozele,  jetzt 
Kössuln  Sax.  Lit.  ozei  Schleich.   146. 

257.  kozuhx, 

asl.  kozuhi)  vestis  pellicea. 

serb.  ko2uar  Serb.     klruss.  kozusne  Gal.     russ.  kozuchi>. 

258.  kracunt. 

btdg.  kracunt  nativitas  domini. 
ser^b.  kracuniSte  Daniß. 


Die  slavisciien  Oetsnajien  aus  Appellativen,  ii.  187 


259.  kraguj. 

asl.  kraguj  accipiter.    nsl.  kragulj.    serb.  ki'aguj  u.  s.  w. 

kroat.  kraguj  Gr.  kraguje  Kr.  serh.  kragujevac  Gav.  Jdrnss.  krahujöv  Gal. 
krohulec  Gal.     cech.  krahulßi  B.  M. 

260.  kraj. 

asl.  nsl.  serb.  kraj  regio  u.  s.  w. 

nsl.  kraj  Frlaul.  kraji  Krain.  spodnji  kraj  Unteraigen  Kämt,  krajani  Krajacli 
Kämt,  kroat.  kraj  Kr.  krajina  Kr.  krajska  ves  Kr.  serb.  krajina  Danic.  klruss. 
kraj  na  Gal. 

Der  Name  Kranj  Krain  hängt  nicht  mit  kraj  zusammen,  sondern  mit  dem  Namen  der 
ehemaligen,  keltischen  Bewohner  des  Landes  Krain:  Tiapvot  Strabo,  carni  Liv.,  Plin.,  Mela, 
daher  kranjec  Krainer,  nicht  krajinec,  wie  diejenigen   schreiben,  die  an  krajina  denken. 

261.  kralB. 

nsl.  serb.  kralj   rex   u.   s.   w. 

kroat.  kraljevec  Kr.  kraljevci  Kr.  kraljevcani  Gr.  kraljevica  Kr.  kraljevo 
selo  Kr.  kralj ev  vrh  Kr. 

Lit.  karalkemei  Schleich.   14G. 

269.  krant. 
Fremd. 

nsl.  kranj  Krainburg  Krain.    kranci  Friaul.    kranjce  Krain.    kranje  brdo  Krain. 
Vergl.  krnski  grad  Karnburg  Kämt,    podkrnos   Gurnitz  Kämt.       kroat.    kranjci    Ki'. 
Creina  marcha  Zahn  973.  36.  via  chreinariorum  38.  Vergl.  kraj. 

263.  krap^. 

serh.  krap  carpio  u.  s.  w.  Fremd. 

kroat.  krapje  Gr.  krapina  Kr.  ki-apinsko  Kr.  krapinica  Bach  Kr.  krapincica 
Bach  Kr.     klruss.  koropec  Gal. 

264.  krasa. 
asl.  krasa  pulchritudo  u.  s.  w. 

nsl.  krasnica  Krassnitz  Kämt.  Jarn.  239.  kroat.  krasno  Gr.  krasnica  Kr.  (jir. 
Vergl.  kras  Istr.  krasica  Kr.  Gr.  Istr.  krasovica  Istr.  krasulje  Gr.  serb.  Vergl.  kra- 
sava  Gav.  klruss.  krasne  Gal.  krasna  Gal.  krasnoselci  Gal.  krasnopoie  Russ.  russ. 
krasnyj  cholm'B.     cech.  krasno  M.  kräsne  B.  krAsnä,  B.  M.  kräsnice  B.  kräsnoves  B. 

265.  krava. 

asl.  nsl.  serb.  krava  vacca  u.  s.  w. 

kroat.  kravica  Kr.  kravice  Kr.  kravljak  Gr.  Vergl.  kravarsko  Kr.  serb.  kra- 
vlji  dol  Gav.  kravin  dol  Serb.  Vergl.  kravarica  Gav.  klruss.  korovyda  Gal.  korov- 
nyky  Gal.  cech.  vergl.  kravare  Gräbern  B.  crawarn  Kop.  pnl.  krowniki  Gal.  vergl. 
krawodrza  Court.  20.  krowodrza  Gal. 

Kpdßapt  Ep.  Elis. 

24* 


li^8  Franz   Miklosich. 

266.  kr^gi. 

asl.  kragt  circulus.    nsl.  krög.    serb.  krug  u.  s.  w. 

nsl.  krog,  magy.  korong,  Hung.  kroat.  kruzi  (kruge)  Grr.  klruss.  kruhöv  Gal. 
cech.  kruh  B.  M. 

Lacus  qui  crang  nominatur  Koseg. 

267.  kr^^pt. 

asl.  krap:B  parvus,  wohl  eigentlich  zusammengedrängt,  serb.  krupan  crassus,  Gegen- 
satz von  sitan.  öech.  lo-upy  rudis.  pol.  kr§py  untersetzt,  kurz  und  dick.  In  den  Sprachen, 
die  a  durch  u  wiedergeben,  kann  auch  an  andere  Themen  gedacht  werden :  serb.  krupa 
Graupen. 

nsl.  kropa  Kropp  Krain.  kroat.  krupaßa  Kr.  serh.  krupa  Dalm.  Bach  Danic. 
Herc.  krupac  Bach  Herc.  krupanj  Gav.  krupaja  Gav.  krupinska  Serb.  klruss.  krupsko 
Gal.  krupec,  pol.  krupiec,  Gal.  krempna  aus  pol.  kr^pna  Gal.  cedi.  krupa  B.  krupa, 
magy.  korompa,  Slovak.  krupka  B.  krupnä  B.  krupina  Bach  Slovak.  pol.  kr^pa 
Court.  21. 

Grambenitze  auf  Rügen.  Krampnitzsee  bei  Potsdam  Cyb.  4.  Krampnitz-  und  Kram- 
nitzsee  Jett.   2ß.  Vergl.  Krambovos   Peloponn. 

268.  kr^t-B. 

asl.  *  kr^tt  tortus.    russ.  krutt  tortus,  rigidus  u.  s.  w. 

klruss.  kruta,  pol.  kr^ta,  Gal.  Hal'yc.   127.  kruty  liuss.  krutyj  bereh  Euss.     russ. 

krutoe.      cech.  kruty   B. 

269.  kremeriB. 

asl.  kremy,  kremenL  silex.    nsl.  serb.  kremen. 

nsl.  kremen  Krain.  kremenik  Krain.  kremnica  Krain.  Kremsbrücke  Kämt,  krem- 
lica  (oj  ti  preljuba  kremlica)  eine  Bergfestung.  Kämt.  Jarn.  287.  kremca  Krems 
Kämt,  kremsa  eine  Berghöhe  an  der  Festung  Osterwitz  Kämt.  Jarn.  237.  kremska 
planina  Kremsalpe  Kämt,  hiilg.  kremen  Berg,  kroat.  kremen  Gr.  Spitze  der  Pli§e- 
vica  Gr.  pod  kremen  Gr.  kremenec  Kr.  kremenje  Kr.  kremenik  Kr.  kremenica  Gr. 
kremesnica  Gr.  serh.  kremen  Serb.  krenina  Serb.  kremena  njiva  Herc.  kremeni  dol 
Herc.  cremeneSafaf.  142.  A;Zr?4SS. kremjannaGal.  kremenec  Russ.  kremjanecb  VoJ.-let.  85. 
kremencuh  ßuss.  cech.  kremen  B.  kremenec  M.  kfemyX  B.  kfemze  B.  kremnica 
Slovak.  kremnicka,  magy.  körmöcske,  Slovak.  pol.  krzemienna  Gal.  krzemienica  Gal. 
krzemionka  Gal.    krzemiennik   Gal.     nserb.   ksimice  Krimnitz,   Krimmitz    Butt.   103. 

Cremeniach  Arch.  27.  314.  Kremnitzbach  in  N.- Österreich,  chremisa  Krems  in 
Ü.-Österreich  Meill.  154.  Krems  Bäche  im  Budweiser  Kreis  Böhmens,  Steiermark,  Salzburg. 
Kremmen,  Kremmin  Butt.  103.  cremene  Koseg.  krymmen,  jetzt  Crymmen  Sax.  ripa 
cremeze,  jetzt  Mühlbach  bei  Würzen  Sax.  Vergl.   russ.  kremlb,  kremlevo. 

270.  kriv-B. 

asl.  krivi>  obliquus.    nsl.   serb.   kriv  curvus  u.  s.   w. 

nsl.  krivoglavce  Krain.  Vergl.  serb.  krivosije.  krivo  brdo  Krain.  kroat.  kriva 
Istr.  krivac  Kr.  krivaj  Kr.  krivaja  Kr.  Gr.  serb.  krivaja  Gav.  krivelj  Gav.  kri- 
vaßa  Gav.    krivor  Serb.    krivina  Serb.    krivodol  Dalm.    krivyj    dolb   Danic.    krivo- 


Die  slayischen  Outsnamen  aus  Appellativkx.  ii.  189 

gastane  Danic.  kriva  rijeka  Gav,  kriva  reka  Danic.  krivi  vir  Gav.  krivovirska 
Serb.  k/rii.ss.  kryvec  Gal.  kryve  Gal.  kryvenke  Gal,  kryva  Gal.  kryvka  Gal.  kryvky 
Gal.  kryvca  Gal.  kryvcje  Gal.  kryvoröviia  Gal.  kryva  ruda  Russ.  russ.  krivopo- 
IjanBc.  7niss.  krivec:B.  krivini,.  krivozero.  krivolucse.  cech.  kfivec  B.  krive  B. 
kfivice  B.  kfivä  ves  B. 

Crywa  Kreibau  Schlesien.  Crivitz  im  Mecklenburgischen  Butt,  1G3.  y-pußi-cad  Mess. 
kryvitsani   Peloponn. 

271.  krizB. 

asl.  krizij  crux.    nsl.  serb.  kri2  u.   s.  w.  Fremdw.   102. 

nsl.  kriz  Krain,  Kreuz  Valv.  krize  Krain.  kr^ate  Kreuzdorf  Valv.  razkri^je 
Gegend  Steier.  zakriz  Görz.  krizni  vrh  Krain.  krizevska  vas  Ivi'ain.  krout.  kriz  Kr. 
kri^ovec  Kr.  krizevci  Kr.  krizevcec  Kr.  kri2is2e  Kr.  krizanec  Kr.  krizanci  Kr. 
krizovljane  Kr.  kri2ovljan  Kr.  razkrizje  Gr.  cech.  kriz  B.  kfizov  M.  pol.  krzyXowa 
Gal.   krzyzowka  Gal. 

272.  kruhB. 

ad.  kruliT)  frustum ;  krusbcb  metallum.    serb.  krusac  (soli)  frustum  (salis). 

klruss.  krusyna  Gal.    kruselnyca  Gal.      cech.  kruSec  Körnsalz  B.    krusov   Slovak. 

273.  krynica. 

klruss.  kernyca  Quelle;  krenyCyny  Quellengebiet,  pol.  la-ynica,  kiernica  fons.  Yergl. 
ßech.  krnö  canalis  aquarius. 

nsl.  krnica  Krain.  karnica  Friaul.  Karnizen  Kämt,  krnice  Krain.  ki^oat.  krnica 
Gr.  Kr.  serb.  Vergl.  krenica  ein  See  Herc.  krnjica  Serb.  klruss.  krynyca  Gal.  ker- 
nyca Gal.  biiokernyce  Gal.  pol.  kryniczno  Court.  21.  Vergl.  kryniec  jezioro  w 
BeJzkim  niezmiernej  gJ^bokosci  Linde,     oscrh.  krönca  Krünitz  Schmal.   14. 

Kcpvtzaa  Ark. 

274.  kr^cB. 

nsl.  serb.  la-c  Rodeland ;  krciti  roden,    cech.  krc  Strunk  caudex,  truncus. 

nsl.  krgje  Hung.  krcanje:  v  krilianjah  Greutschach  Kämt.  Jarn.  239.  krcevje 
(gerzeuie)  Gertschberg  Valv.  krcovina  Steier.  kroat.  krc  Kr.  krCevo  Gi'.  krfevina 
Gr.  krcevine  Gr.     serb.  krcina  Dalm.  krcin  Serb.     cech.  krc  B.  krCe  B. 

Kertsch  Sax. 

275.  kr'BCBma. 

asl.  krBCbma  caupona.    nsl.  serb.  krßma. 

serb.  krcmar  Gav.  krcniari  Gav.  cech.  krcma  B.  M.  pol.  karczmiska  Gal. 
karczmary  Gal. 

Lit.  karcauninkai  Schleich.   146. 

276.  kr'Bka,  kri-k-B. 
Von  unbekannter  Bedeutung. 

itsl.  krka  Bach  Krain.  Gurkdorf  Kärnt.  krsko  Gurkfeld  Krain.  kroat,  krk  und 
veja  Veglia.   krka?  Kr.  krkanec  Kr.     serb.  krka  Dalm.  krBlcB  Dani2. 

Ad   kurcizam  Gurtschizacli  in  Kärnt.   Grenzregul.  27.   kuica.  kuic-i/.a  Beitr.  2.  lüti. 


190  FeANZ  MiKLOSICH. 

277.  kr-Bst-B. 

asl.  Christus,  crux.    nsl.  krst  baptisma.   sei-b.  krst  crux  u.  s.   w.  Fremdw.   102. 
hulg,    kr'Bst    eine    ßuine    PazardX.     serh.    krtstBCb    Daniß.    krbstbßani    Danic.    Iju- 
binb  krbstb  Chrys.-dus. 

278.  kr-BSB. 
serb.  krs  saxum. 

kroat.    krs    Grr.       ser6.    krb§icb    Danic.    vysokyj    krbSb  Dani2.    krsna  glava  Serb. 

279.  krtti. 

asl.  krit-b  talpa.  nsl.  krt,  s'erb.  krtica  u.  s.  w.  russ.  certoroj  wird  als  Schlucbt, 
Wasserriss  erklärt. 

?is^.  krtina  Krain,  ^rofrf.  krtina  Kr.  se?'6.  krtine  Herc.  krtinska  Gav.  klruss.hrotj 
Russ.  cortoryja  Gal.  cartoryja  Gal.  certoryesk'B  VoJ.-let.  41.  vergl.  serb.  krtorovina 
Maulwiirfshaufen.     cech.  krty  Gerten  B.  certoryje  M.     po/.  czartoryja  Königr. 

Certoryje  bei  Olmüz,  wo  die  Schreiber  der  ßunen,  crty,  wohnten.  Dudik,  Ge- 
schichte  1.  377.  vergl.  %ptTiatTj  Lac. 

280.  kucharB. 

cech.  kuchar  coquus.  Fremdw.   103. 
cech.  kuchafe  B. 

281.  kuj. 
Dunkel. 
serb.  kujavica  Gav,     pol.  kujawy  pl. 

282.  kumanin'B. 

serb.  kumanin'B  cumanus. 

.ser6.  kumani  Danic.  kumanovo  Danic.  kumanja  glava  Danic.  vergl.  komanice 
Serb.     pol.  komaAcza  Gal. 

Ko'j(j,dvt  Elis. 

283.  kuna. 

asl.  kuna.    nsl.  kuna  martes  u.   s.  w. 

kroat.  kunic  Kr.  kunovec  KJr.  kunovci  Kr.  serb.  kuna  Dalm.  kunica  Serb.  ku- 
novica  Danig.  kunovac  Dalm.  kunja  glavica  Herc.  russ.  kunino.  cech.  kuni  B.  ku- 
nice  B.  kunovice  plur.  M. 

Kunina  Peloponn. 

284.  kupa. 

serb.  kupa  cumulus.  2ech.  pol.  kupa  acervus.  nserb.  kupa  Hügel,  nsl.  kup  Haufen. 
Vergl.  k§pa. 

kroat.  kupa  Fluss  Kr.  ist  klbpa  aus  Colapis.     cech.  zakupy  B. 

285.  kur-B. 

asl.  kur^b  gallus.    nsl.  kur,  kura  u.  s.  w. 

nsl.  kurja  vas  Krain.  klruss.  kurjany  Gal.  kurnyky  Gal.  Vergl.  kuropatnyky 
Gal.  russ.  kurbsk-B  Nest.  cech.  kuri  B.  kuroslepy  M.  pol.  kury  Gal.  kurow  Gal. 
kurowa  Gal.  kurowice  Gal.  kurowce  Gal.  kurzyna  Gal.  kurozweki. 


Die  slavisluen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  191 

286.  kuznBCB. 

asl.  kuznbCb  faber.     Sech,  dialekt.  kuziiec.    russ.  kuznecB. 

ritss,  kuznecovo.  kuznecova.  kuznecovka.  kiizneckü.  kuzneckoe. 

287.  kyj. 
nsl.  kij   malleus,  fustis.    cecli.  kyj  u.  s.  w.  in  ON.  cech.  oserb.  durch  .Keule'  übersetzt. 
serh.  kyjevbCB   Daniß.    kijev    dol    Herc.     klniss.  kyjev  Russ.    kyjevec   Gal.     cech. 
kyje  Keule  B.     oserh.  kij  Keula  Schmal.   13.  Keule  Pfuhl. 

288.  kysel'B. 

asl.  kysel^  acidus,  humidus.    nsl.  kisel  u.   s.  w. 

nsl.  kisele  Gösseling  Kämt.  serh.  kysline  Danig.  kysclbCb  Daniö.  kyselbka  Danic. 
anders:  kisela  voda  Serb.  klruss.  kysJyn  Russ.  kysJovka  Russ.  cech.  kyseld  \i.  ky- 
selov  B.  pol.  kisielsko  Court.  21.  vergl.  kwaszenica  Gal.  oserb.  kislik  Geisslitz 
Schmal.    12.  kiselk,  kislica  Geisslitz  Pfuhl. 

KbsX*^  Phok. 

289.  kyta. 

nsl.  kita  ramus,  fasciculus.    serb.  kita  sertum;  kitnast,  kitast  buschig,  densus  u.  s.  w. 
serb.  kita  Berg  Yuk.  kitka  Berg  Serb.  kitog  Wald  in  Serbien   Vuk.  Serb. 

290.  kT.rB. 

asl.  ktrb  m.  radix.  cech.  kef.  m.  gen.  kfe;  kef  f.  gen.  kri  frutex:  ("olI.  kfi,  kfovi. 
pol.  kierz  m.  gen.  krza  frutex.    oserb.  nserb.  kef  frutex. 

cech.  kfovi  M.  nakri  B.  zdkrany  M.  popiiv  kef  M.  pol.  zakrzew  Gal.  zakrzow 
Gal.  zakrzewo  Court.  IG.  zakrzewice  Gal.  zakrzowice  Gal.  zakrzowek  Gal.  nserb. 
te    kf-e    Sakrow     Butt.     8(1.     zakf-ov    Ti'irkendorf    ibid.     Petershain,      zakrejc    aus     za- 

kT>rcvbcb  Wadelsdorf  Butt.  86. 

291.  labB. 

Ein  dunkles  Wort.  Vergl.  Albis  Elbe. 

serb.  labb  Bach  Danic.    labljane  Danie.     klruss.   iabova   Gal.    iabovec   Gal.     russ. 
lobb  Bach.     cech.  labe,     oserb.  nserb.  Jobjo  Elbe  Butt.   114. 
Vergl.  labenza,  jetzt  Lafnitzbach  Steier.  ).a|ji.xw{TCa  Ep. 

292.  lak-BtB. 

asl.  lakBtb  cubitus.    nsl.  laket  u.  s.  w. 

klruss.  iokot  Gal.  zaiokof  Gal.     cech.  loket.     pol.  zaiokieö  Gal. 

293.  lanB. 

cech.  lan  eine  Hufe  Landes  mansus.    pol.  Jtan.    russ.  dialekt.   lanB  ager. 

nsl.  lanise  Krain.  klruss.  Jany  Gal.  Jannyja  Russ.  Janovci  Gal.  zaianyn 
Nauk.-Sbor.  1870.  ()3.  zaianov  Gal.  cech.  läny  B.  lanov  B.  lanske  B.  pol.  iansk 
Court.   22.  JaAsko  Court.   22.   duos  mansos  sive  laneos  Court.   22. 


J92  Franz  Miklosich. 


294.  las — . 

Dunkel. 

kroat.  lasovac  Kr.  las  inj  a  Gr. 

295.  lava. 

russ.  lava.    pol.  oserb.   nserb.  Java  scamnum. 

klruss.  Javy  Russ.  iavky  Gal.  Javocanka  Bach  Gal.  zaJavje  Gal.  vergl.  nsl.  klo- 
pice  Penk,  Penken  Kämt,     cecli.  lavice  B.  lavicky  B. 

Lawa  rivus  Sax. 

296.  laz's. 

nsl.  laz  Gereut,  in  ON.  durch  ,Gereut,  Gehag'  übersetzt,  serb.  laz  Gereut  Vuk.  lazb 
ager  novalis  Danic.  cecb.  laz  nach  Erben  locus  praeceps,  von  lezti.  prve  16to  laz  vzko- 
pachu,  druheho  leta  radlem  vzorachu.  Dalemil.  es  ist  deutsch :  laz  Bergrutsche.  In  Tirol. 
Archiv  XL.  110    111.  112. 

nsl.  novi  lazi  Hinterberg  Krain.  lazi  Lasach  Kämt,  laze  Friaul.  Laase,  Gereuth, 
Reuter,  Gehag  Krain.  laze  (aus  *lazane)  Gross-Vassach  aus  vaze  Kämt,  laznik  Steier. 
laziö  Friaul.  laznica  Lassnitz  Kämt,  podlaze  Friaul.  kroat.  laz  Kr.  Gr.  lazi  Kr. 
Istr.  lazac  Kr.  Gr.  lazina  Kr.  lazine  Kr.  crnolazi  Kr.  novi  lazi  Gr.  stari  lazi  Gr. 
serh.  lazac  Gav.  laznica  Gav.  lazavac  Serb.  carev  laz  Vuk.  kosmbci  lazi  Danic. 
utolovL  lazB  Chrys.-dus.  kovacevb  lazb  Chrys.-dus.  klruss.  Jazy  Gal.  Ja^ky  Russ. 
cech.  laz  B,  Loosen  M.  lazov  B.  lazec  M.  lazce  B.  lazice  B.  laziste  Slovak.  la^istö 
Neuwiesen  B.  laäistök  Schlag  B.  lazsko  B.  lazisko  Schlesien,  laznlky  Lasnik  M. 
la^any  M.  Loosan  B.  zalazany  B.  chudlaz  B.  chudolazy  B.  suche,  mokre  lazce 
Schlesien,  velky  laz  Slovak.  pol.  Jazy  Gal.  Jaziska  Gal.  lazany  für  Jazany  Gal.  za- 
Jazie  Gal.      oserh.  Jaz  Lohsa  Schmal.  5.    lazk  Laske  ibid.     nserh.  laz  Laso  Zvsr.  Lahse. 

Mansos  iuxta  lazinich  (für  ein  asl.  lazbniki)  propter  novitatem  gervt  appellatos. 
Urkunde  von  1181   Zahn  115.  Lassing  Steier.  Lassnitz  Kämt,  laz,  jetzt  Laas  Sax.  Laas 

Kämt.   XaCjavd  Ep. 

297.  l^gt. 

asl.  l£igT3  Silva,  nsl.  log  nemus,  in  ON.  durch  ,Au'  übersetzt,  bulg.  li.g.  serb.  lug 
nemus,  arundinetum.  russ.  lug-b  pratum.  cech.  luh  feuchter  Ort,  Waldwiese,  pol.  Js^g 
Sumpfboden,  oserb.  luh  Moor,  Wiesenbruch,  nserb.  Jug  Wasserpfuhl.  Als  Georg 
Schweinfurth  die  sumpfigen,  von  weiten  Schilf-  und  Grasflächen  umgebenen,  von  trägen 
Strömen  durchzogenen  Gegenden  am  weissen  Nil  kennen  lernte,  vermochte  er  diese  nicht 
besser  zu  charakterisiren  als  mit  dem  wendischen  Namen  ,luh'. 

nsl.  log  Lag  Krain.  Loog  Krain.  Loch  Görz.  Auen  Kämt.  Krain.  pod  lögam  Steier. 
Podlog  Kämt,  za  lögam  Steier.  lözi  Lang  Kämt,  logi  Longh  Görz.  logava  (lukav) 
Luggau  Kämt,  zalog  Valv.  Breitenau  Krain.  srednji  log  Mittelbreth  (ital.  bretto  ste- 
rile) Görz.  lögaves  Augsdorf  Kämt,  vergl.  logarje  Krain.  kroat.  lug  Kr.  Gr.  lugi 
Gr.  zaluzje  (zalozje)  Kr.  vergl.  longovac  Gr.  lugarski  breg  Kr.  vergl.  luzani  Gr. 
Iu2an  Kr.  luznica  Kr.  serb.  lug  Herc.  lugavci.  lugavcina  Serb.  luzi  Gegend  in 
Serbien  Vuk.  luzci  Daniö.  goraöinb  lugb.  vergl.  Iu2ane  Gav.  Iu2bnica  Bach  Danic. 
luznica  Gav.  klruss.  iuh  Gal.  l'uhy  Gal.  Russ.  Ju2ek  Gal.  }u2ok  Gal.  luhove  Gal. 
iu^any,  magy.  longh,  Hung.  zaiuh  Gal.  zaJuz  Gal.  mokroiuh,  magy.  särpatak,  Hung. 
toJstoJu      GaL      cech.   luh    B.    luhy   B.    luhov  B.    podluhy  B.    vergl.    zälu^l  B.     pol. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  n.  193 

lag  Court.  23.  I§g  Gal.  I^gowe  Gal.  La2ek  Gal.  J^gorz  Gal.  podi§2e  Gal.  zai§2e 
Gal.  Yergl.  langii  paludes  Diplom.  1.  2G0.  oserb.  Juli  (vuli)  Luga  Schmal.  5.  13.  lusk 
Lauske  Schmal.  «se?'6.  lug  Luga.  dobryJug  Duberlug  Zw.  Dobrilugk  nach  Butt.  72. 
"Wiese  an  der  Dober.  psüug  Preilag  Butt.   106. 

Longh  Lang  in  Obersteier,  lonsnich,  vielleicht  laäbnikt,  Neug.  1.  25.  Ank.  29. 
lonsnice,  losnice,  luonznica  Lassnitzbach  Much.  2.  47.  Lug  See  Butt.  76.  silva,  quam 
luch  dicimus  Sax.  lusk,  lusck,  jetzt  Lussigk  Sax.  doberlug,  doberluch,  jetzt  Do- 
brilugk Sax.  lang  Koseg.  palus  salicum  seruco  loug  (wohl  statt  long),  sirocolug 
Koseg.  magna  palus  dalgolug  Koseg.  K^TCJi  Phok.  Ach.  Xoyw?  Phok.  XoYyöc  Mess. 
Irjyflazi  Phok.    TcapaMyyrjQ  Ark.    |j.o%pöXoY%o?  Elis.    CäXoyxov  Ep.    misolongaki  Peloponn 


298.  l^ka. 

asl.  laka  palus.  nsl.  Inka:  v  lokah  in  den  Heumatten  liegend  Valv.,  in  ON.  durch 
,Moos'  übersetzt,  serb.  luka  pratum  pone  flumen.  klruss.  Juka,  in  ON.  magy.  durch  ,ret' 
wiedergegeben,    cech.  louka  pratum.    pol.  ls\.k&  pratum.    oserb.  nserb.  luka  pratum. 

7isl.  loka  Lack,  Laak  Krain.  Steier.  Lack,  Moos  Kämt.  Lonche  Istr.  lonka  Friaul. 
loke  Steier.  Lokach  Krain.  lokovec  Görz.  löcani  Latschach  Krain.  loce  Latschach. 
Kämt,  banja  loka  Krain.  skofja  loka  Bischoflack  Krain.  k7'oat.  luka  Kr.  Gr.  loka 
Gr.  luke  Gr.  lucica  Gr.  lukavec  Kr.  lucane  Gr.  lucani  Gr.  zaluka  Kr.  zaloka  Kr. 
serb.  luka  DaniC,  Vallegrande  Dalm.  luke  Gav.  lucica  Gav.  lucice  Gav.  lukovo 
Danic.  Gav.  lukovac  Serb.  lukavbCb  Danic.  lukavac  Gav.  lukavica  Danic.  Vuk.  lu- 
kavice  Danic.  lukovica  Gav.  lucina  Danic.  Gav.  lucno  Danic.  lucna  Gav.  lucbnica 
DaniC.  lucane  Danii^.  Dalm.  lucani  Gav.  luca  eine  2upa  Safar.  143.  babina  luka 
Gav.  klruss.  Juka  Gal.  Russ.  Jucka  Gal.  Russ.  Jucyda  Russ.  Jukave6  Gal.  iukavyca 
Gal.  lukavka  Gal.  Jukova  Gal.  Jukove  Gal.  lucBsk-B  VoJ.-let.  41.  ot-b  lußbka  26. 
Juck  Russ.  luCany  Gab  Jucyiiöi  Gal.  Jui-ynec  Russ.  preJuky  Gal.  pryJuka  Nauk.-Sbor. 
1870.  46.  zaJucje  Gal.  zaJukOv  Gal.  doJhoJuka  Gal.  ki'iazoJuka  Gal.  kryvoJuka 
Gal.:  Janky  und  Joncky  Gal.  sind  entlehnt,  russ.  luki  velikie.  obluöbe.  cech.  louka 
Wiese,  Langewiese  B.  louky  B.  luky  B.  M.  loucka  M.  lücka  Wieschen  Slovak.  loußky 
B.  Iük6  B.  lucice  B.  loukov  B.  M.  loukovec  B.  loukavä  B.  M.  lukovä  B.  luko- 
vecek  M.  lukavec  B.  lukavice  B.  lukavica  Slovak.  loukovicky  B.  louckä,  B.  lou- 
kovec B.  luciSte  B.  loukovany  M.  loucany  B.  M.  louky  vir  B.  pfiluka  B.  VergL 
luk  B.  luky  B.  ]Jol.  Jtj.ka,  J^ka,  Jonka  Gal.  Jaka  Lanken  Court.  23.  i?ki  Gal.  Jaczki 
Gal.  J^czno  Court.  23.  laczne  Gal.  J^czyca  Court.  23.  Jakawa.  J^kawica  Gal. 
Jaczyn  Gal.  J£i;Czany  Gal.  2§czany  Gal.  Jacko  Gal.  Saran.  90.  biaJoJ^ka.  Vergl.  Iqk 
Gal.  oserb.  nova  Juka  Neuwiese  Schmal.  13.  nserb.  Jukov  Luckau  Zw.  Butt.  lOG.  Lücke. 
Jukajca  Luckaitz  Butt.  ibid. 

Lonca  Lack  in  Krain  Urkunde  vom  Jahre  973  Zahn  37.  lovnca  84.  lonca  126. 
lonk  385.  ze  lonke  397.  lonka  89.  lonkk  126.  lonk  129.  loch  131.  loka  149.  lok  155. 
lonk  in  O.-Steier.  Zahn  115.  luenzina,  lienzina,  vielleicht  lucina,  Kämt.  Magy.  lonka. 
Rum.  lunka.  Luckenwalde,  Lucknitz  Butt.  106.  luckowe,  lugko,  jetzt  Luckau  Sax.  lanka, 
lancka,  lancha,  lanke  (Lanken  auf  Rügen)  Koseg.  lanciz,  lancicia,  lanchicia,  jetzt 
Lentschitz  Koseg.  luonznica  Förstem.  ).OYxä  Mess.  lit.  gerlaukei  Schleich.  146. 

Denkschriften  der  phil.-histor.  Cl.  XXIII.  Bd.  25 


a 


194  Franz  Miklosich. 


299.  lebedB. 

russ.  lebedb  olor. 

klmss.    Jebedyn   Russ.    Jebedynec   ßuss.    febedynci    ßuss.    lebja^je    Russ.     russ. 

lebedt.  lebedino. 

300.  led-B. 

asl.    led-B  glacies.    nsl.  serb.  led  u.  s.  w. 

nsL  led  Eis  Kämt,  ledenica  Kärnt.  kroat.  ledenik  Gr.  serb.  ledenice  Daniß. 
])alm.     cech.  ledec  B.  ledce  B.  ledenice  B.  lednice  Eisgrub  M. 

301.  lepen — . 
Dunkel. 

kroat.  lepenice  Kr.  Gr.  serb.  lepena  Gav.  Berg,  Fluss  Serb.  lepenac  Gav.  le- 
penica  Danic  Gav.  auch  knezina  Serb.  Bach  Daniö.  lepenice  Gav. 

AsirsvitCa  Ep. 

302.  lep'B. 

asl.  lep-B  aptus,  pulcher.    nsl.  lep.    serb.  lijep  u.  s.  w. 

nsl.  lepi  döb  Schönaieh  Krain.  lepi  vrh  Krain.  kroat.  lepoglava  Kr.  lepo- 
glavec  Kr.  lepa  ves  Kr. 

303.  leska. 

nsl.  leska  corylus.    serb.  lijeska.    2ech.  liska.    pol.  laska  u.  s.  w. 

nsl.  leskovec  Krain.  Steier.  Hung.  leskovica  Steier.  Haselbach  Krain.  lescevje 
Krain.  kroat.  leska  Gr.  leSce  Kr.  Gr.  Ijesce  Gr.  leskar  Gr.  leskovec  Kr.  Hung. 
leskovac  Gr.  Ijeskovac  Gr.  leskovßec  Hung.  Ijeskovica  Kr.  Ijestani  Gr.  serb.  le- 
Stije  Daniß.  lje§te  Gav.  lesje  Gav.  l^skovLCB  Danig.  leskovac  Gav.  leskovica  Danic. 
leskovica  Gav.  leskovice  Gav.  l^skovikb  Danic.  leStani  Danic.  leStani  Gav.  Ijestansko 
Serb.  le§Bnica  Danic.  Ijesnica  Gav.  leStnovo  Danic.  Ijeskovi  dub  Herc.  klruss.  lisky  Gal. 
lisßyna  Gal.  l'iscyny  Gal.  liskovate  Gal.  podl'isky  Gal.  zaliscyky  Gal.  ceck.  leskA 
B.  lisky  B.  leskovec  B.  M.  liskovec  M.  leskovice  B.  lestina  B.  lestnä,  B.  lestnice 
B.  leskovjany  Slovak.  pol.  leszczawa  Gal.  leszczawka  Gal.  laszczyny  Gal.  lesz- 
czyny  Gal.  leszczowate  Gal.  laskowa  Gal.  laskowka  Gal.  oserb.  leska  Lieska 
Schmal.  13.  nserb.  l'eska,  gen.  l'eskeje,  Lieske  Zw.  Lieskau.  l'esiSe  plur.  Hörne  Zw. 
liskov  Gross-Lieske.  liskovk  Klein-Lieske. 

Lieske,  Lieskau,  Liesken,  Leske,  Leskau  Butt.  84.  8.5.  liazcha  Bach  auf  Rügen, 
lasca,  jetzt  Lazig  Koseg.    Xjdaitoßov  Phok.    Xsaxößa  Ep.    Xtaa^oßs-cCi-  Ep.    )vca%oßsrCt  Ep. 

304.  lesi. 

asl.  lest  silva.    nsl.  les.    pol.  las  u.  s.  w. 

nsl.  lese  Krain.  lesje  Liesing.  St.  Jakob  im  Lesachthaie  Kärnt.  lesnik  Liesing 
Krain.  Kärnt.  Carinth.  1813.  44.  lesno  brdo  Krain.  Hiltzeneck  Valv.  le§ani  oder  leSe 
Lesach  Kärnt.  kroat,  lesnica  Kr.  serb.  lesi  Danic.  leSani  Danic.  podblesane  Danic. 
klruss.  l'isov  Gal.  lisovek  Gal.  lisovaja  Russ.  l'isnyky  Gal.  Russ.  l'isovka  Gal.  lis- 
nycovka  Gal.  lisAaky  Russ.  zal'isci  Gal.  cech.  lesna  Walddorf  Slovak.  lesnice  M. 
leSany  B.,  das  allerdings  auch  von  leha  abgeleitet  werden  kann.  Gas.  1834.  413.  mezi- 
lesi  B.  mezilesice  B.  nälesi  B.  podlesi  B.  stredolesi  Mittelwald  M.  zälesi  B.     pol. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen  ii.  195 

las  Gal.  lasek  Gal.  leöna  Gal.  mi^dzylesie  Königr.  mi^dzyleS  Königr.  podlas  Gal. 
podlasek  Gal.  podlesie  Gal.  przylasek  Gal.  zalas  Gal.  zalesie  Gal.  zaleszany  Gal. 
Lesniza  in  Kämt.  Zahn  72.  leizniza  in  Kämt.  71.  Villa  lescah  in  Kämt.  B7. 
de  lesach  a.  1376.  in  lessach  a.  1398  Carintliia  1813.  44.  lesact  Urkunde  1015.  Less 
Kämt.  Leisach  bei  Lienz.  liestinicha  Leissing  an  der  Mur.  Grenzregul.  27.  lieznicha 
Bach  Liesing  Meill.  1(!1.  Lesnik,  Lesny,  Lessen,  Lessau,  Lessa  u.  s.  w.  Butt.  84.  85. 
lezne  Bach  Sax  lisenik,  lizenik,  liznik,  jetzt  Leisnig  Sax.  lesnyk  8ax.  lesnitz,  le- 
senitz,  jetzt  Lössnig  Sax.  lesane  Koseg.  See  lesniz  auf  Rügen,  vergl.  Xjaatvoßa  Lac. 
).satviTCa  Ep.  XssivitCc.  Ep. 

305.  l^dina. 

asl.  l(jdina  terra  inculta.  nsl.  ledina.  rech,  lada,  lado  (ladem  lezeti).  nserb.  ledo  n. 
Ledung. 

7isl.  ledine  Krain.  Ledein  Steier.  ladine  Ladinach,  Lieding  Kämt,  ledinica  Krain. 
kroat.  ledina  Kr.  ledine  Kr.  ledinec  Kr.  po/.  l§da  Court.  23.  naerb.  leda  plur. 
Lehde  Zw.  leziny  Laschen  oder  Löschen  Zw.  Butt.   101. 

Atavttva  Lac. 

306.   l^lit. 

russ.  Ijachi)  polonus  u.   s.   w. 

klruss.  l'asky  Gal.  lacko  Gal.  lacke  Gal.  7'uss.  Ijachi  Vladim.  Ijachovka  Simbir. 
Ijachovici  Minsk,     po/.  lachowice  Gal.  lachowce  Gal. 

Lechowe,  jetzt  Leckwitz  Sax.  Vergl.  bulg.  Ijahovo  Pazardz. 

307.  lipa. 

nsl.  serb.  lipa  tilia  u.  s.  w. 

nsl.  lipa  Steier.  Lind  Kämt,  lipje  Krain.  Lind  Kärnt.  liple  (aus  *lipljane 
Leiplach  Kärnt.  lipica  Krain.  Kämt,  lipice  Lippizach  Kärnt.  lipovec  Krain.  Steier. 
lipovica  Krain.  lipnik  Krain.  lipnica  Leibnitz  Steier.  lipljene  Krain.  lipovgica 
Krain.  kne2ja  lipa  Graflinden.  liTOot.  lipa  Kr.  lipe  Gr.  lipje  Kr.  liplje  Kr.  li- 
pica Kr.  Gr.  lipik  Kr.  lipnik  Kr.  lipnica  Kr.  lipovac  Kr.  lipovaca  Gr.  lipov§cak 
Kr.  lipovcaki  Kr.  lipovcani  Kr.  lipovnik  Kr.  lipovjak  Gr.  lipovljani  Gr.  lipaß 
Gr.  lipovo  brdo  Gr.  lipovo  polje  Gr.  serb.  lipa  Serb.  lipe  Gav.  liplje  Gav.  lip- 
nica Gav.  lipova  Danic.  Gav.  lipovBCb  Danic.  lipovac  Gav.  lipovbci  Danic.  lipo- 
vica Danic.  Gav.  lipovaca  Bach  Serb.  lipolist  Gav.  lipova  prodolb  Danic.  klruss. 
Jypa  Gal.  Jypja,  pol.  lipie,  Gal.  Jypyca  Gal.  Jypci  Russ.  Jypna  Gal.  Jypnyk  Gal. 
iypnyky  Gal.  Jypnahy  Russ.  lypyn  Gal.  Jypyna  Gal.  iypyny  Russ.  Jypsko  Gal. 
lypsk  Russ.  lypovoje  Russ.  Jypove6  Gal.  Russ.  iypövci  Gal.  Jypovy(ia  Gal.  ly- 
povka  Russ.  Jypjany,  magy.  hethars,  Hung.  pödlypci  Gal.  zaJypje  Gal.  russ.  li- 
pjagi.  podlipki.  cech.  lipa  B.  v  lipäch  B.  lipl  B.  lipa  B.  lipe  B.  lipec  B.  lipice 
B.  lipno  B.  lipnik  B.  M.  lipnice  B.  M.  lipina  B.  lipiny  B.  lipenec  Lippenz  B. 
lipka  B.  lipkov  B.  lipov  B.  M.  lipova  M.  lipovec  B.  M.  Slovak.  Iip6c  Slovak.  1  i- 
povice  B.  lipovka  B.  lipüvka  M.  lipovsko  B.  lipany  B.  lipiiany  M.  pol.  lipa, 
auch  Bach  Gal.  lipie  Gal.  lipice  Gal.  lipna  Gal.  lipnica  Gal.  lipowa  Gal. 
lipowiec  Gal.  lipinka  Gal.  lipia  gora  Court.  22.  userb.  lipa,  gen.  lipeje, 
Leipe    Schmal.    16.    Hpoj    Leipe    l'fuhl.    lipiny    Lippen  Schmal.  13.    lipinky  Leipgen, 

25' 


-^()Q  Franz  Miklosich. 

Leibchen   Pfuhl.   Leipchen   Schmal.  13.   lipsk  Leipzig  Pfuhl,     nsei^b.  lipe  n.  gen.  lipego 
Leipe  Zw.  lipna  Leipe  Zw. 

Libniza  Bach  Zahn  54.  lipen,  lippan,  jetzt  Leipen  Sax.  lipzk,  lipziki,  jetzt 
Leipzig  Sax.  lypiz  Bach  auf  Rügen,  lypin,  jetzt  Lipen  Koseg,  vergl.  lipegora,  jetzt 
Liebgarten  Koseg.    Xtinca  Ep.    Intiayd  Akarn.  Aetol,    XiitvaCa,  jetzt    Xt|J.irvixC^^  Ep-  vergl. 

XctATTÖßtCoi.  Ep.  nach  dem  türk. 

308.  list.  lisica. 

asl.  lis'B,  lisica  vulpes.    nsl.  lisica  u.  s.  w. 

kroat.  lisißina  Kr.  lisicine  Kr.  lisicina  gorica.  5e?'6.  lis  Gav.  lisa  Serb.  li- 
sina   Gav.    lisine  Danig.    lisovid  Serb.    lisice  Herc.  Gav.     klruss.  iysySja  Euss.    Jys- 

Aaky  Russ. 

309.  litvin-B. 

noss.  litvin'B  lituanus  u.  s.  w. 

Hrziss.  äytvynov  Gal.  iytvynövka  Russ.  Jytvjaky  Russ.     cech.  litvinov  B. 

310.  livada. 

nsl.  livada  pratum.    bulg.  livad^B.    serb.  livada  u.  s.  w.  Fremdw.  106. 
kroat.  livadjane  Gr.     ser5.  livadije  Danic.  livadica  Danic.  Serb. 

311.  Ijutt. 

asl.  IjutB  vehemens.    serb.  Ijut  u.  s.  w. 

kroat.  Ijutaca  Gr.  serb.  Ijuta  Danic.  Dalm.  so  heissen  viele  Bäche  Herc.  bei  Cat- 
taro  in  Canali  (konavlje),  bei  Ragusa.  Ijutovica  Danic.  Ijutovnica  Gav.  Ijutice  Gav 
liutoglavi  Danic.  lita  stena  Danic.  klruss.  lutenka  Russ.  lutovyska  Gal.  lutea  Gal. 
Ijutaja  reka  VoJ-.let.  26.     cech.  litice  B. 

312.  locika. 

asl.  loStika  lactuca.    nsl.  locika.    serb.  locika  u.  s.  w.  Fremdw.  106. 

serb.  lo(:;ika  Gav.  lo6ike  Gav. 

313.  lokva. 

asl.  lokva  imber.    nsl.  lokva  palus.    serb.  lokva  u.  s.  w. 

7isl.  lokva  Krain.  Corgnale  Görz.  Bach  Valv.  lokve  Steier.  za  lokvoj  Steier.  lok- 
vica  Krain.     kroat:  lokva  Gr.  lokve  Kr.  lokvica  Kr.  trolokve  Gr.     serb.  lokva  Gav. 

crne  lokve  Herc. 

314.  lomt. 

Lom  erklärt  man  als  Steinbruch:  man  beachte  jedoch  serb.  lomiti  für  prvi  put 
orati  brachen,  womit  Sech,  lomek  Haidl  einigermassen  übereinstimmt;  vergl.  auch  serb. 
loman  steil  und  lomina  Unkraut. 

nsl.  lom  Lam  Kämt,  lome  Krain.  lomno  Krain.  lomsßica  Krain.  bulg.  lomsko. 
kroat.  lomnica  Kr.  se7'b.  lomnica  Gav.  polom  Gav.  polomlje  Gegend  in  Bulgarien 
Vuk.  klncss.  lomna  Gal.  Jomnyca  Gal.  l'omovatoje  Russ.  poZomyja  Gal.  imss.  lo- 
mov^.  lomovo.  lomovoe.  lomovaja.  lomovka.  cech.  lom  B.  lomy  B.  M.  lomec  B. 
lomce  B.  lomek  Haidl  B.  lomno  M.  lomnd  B.  lomnice  Lanz  B.  Lobnik  M.  polom  f. 
Su§.  z  polomg  369.  z  puste  polomi  577.  ^jo^.  lomna  Gal.  auch  Bach  Gal.  iomnica 
Gal.     oserb.  Jomsk  Lomske  Schmal.   11. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  197 

Luom  Name  eines  Berges  in  Kämt.  Lexer.  lomnich,  jetzt  Lobming  in  Obersteier, 
lominicha  Ank.  19.  lom,  jetzt  Lolim  in  Schlesien,  zum  lome,  jetzt  Lohmen  Sax. 
lompnitz,  lomats,  lomacz,  jetzt  Lommatsch  Sax.  zalom,  jetzt  Sohland  Sax.  loum, 
jetzt  Lohme  Koseg.:  serb.  lom  ist  Almas  und  gehört  demnach  nicht  hieher. 

315.  lontcarb. 

nsl.  serb.  lonßar  figulus. 

kroat.  lonßari  Kr.  Istr.  loncarica  Gr.  loncar  brdo  Kr.  loncarsko  selo  Kr.  scrh. 
selo  lonbcari  Daniß.  vergl.  gri.nbcarb. 

316.  lopata. 

asl.  nsl.  serb.  lopata  pala  u.  s.  w. 

nsl.  lopata  Schaufel  Krain.  lopatca  Steier.     kroat.  lopata  Kr.  lopatinec  Kr.     serb. 
lopatnica  Gav.  lopatica  Serb.  lopatanj  Serb.     russ.  lopatino.     cech.  lopata  B. 
Lopate  auf  Rügen.  Xairdta  Elis. 

317.  lopuhi. 

nsl.  serb.  lopuh  lappa  u.  s.  w. 

serb.   lopusnik    Gav.      klruss.  Zopuska    Gal.    lopuSna  Gal.    fopusny6a  Gal.    iopu- 

Sanka  Gal.  iopusany  Gal. 

318.  losB. 

russ.  losb  cervus  alces  Elenthier.    pol.  loL 

serb.  losica  Dalm.  losnica  Herc.     klruss.  iosi  Gal.  iosje  Gal.  iosynec  Gal.  iosy- 
növka  Russ.  io^ac  Gal.  JoSatyn  Russ.     russ.  losi.  losicha.     cech.    losenice  B. 
Losize,  jetzt  Loiz  Mecklenb. 

319.    lOVBCB. 

asl.  lovbcb  venator.    serb.  lovac.    cech.  lovec. 

serb.  lovci  Gav.     klruss.  lov6i  Gal.  Jovce  Gal.  Jovca  Gal. 

320.  loza. 

asl.  loza  palmes.    nsl.  loza  silva,  vitis.    serb.  vinova  loza  vitis  vinifera  u.  s.  w, 
kroat.  loza  Kr.  lozan  Kr.     serb.  lozanj  Gav.  lozno  Gav.  lozna  Gav.  loznica  Gav. 
loznac  Gav.  lozovik  Gav.  lozisöe  Dalm,     klruss.  lozova  Gal.  Jozovaja  Russ.  iozovyj 
Russ.  Jozovatka  Russ.  Jozovka  Gal.  Jozyna  Gal.  iozanövka  Russ.  zaiözöi  Gal.     cech. 
loza  B.  lozice  B.  sucha  loza  M. 

Lozna  Bach  Sax.  lozina  Bach  Sax. 

321.  lubi. 

serb.  lub  cortex.    russ.  lub:B  cortex,  liber.    cech.  lub  cortex.    pol.  iub  cortex. 

nsl.  lubno  Laufen  Jarn.  81.  Kämt.  Steier.  serb.  lubnica  Gav.  klritss.  iubna  Gal. 
Jubyna  Gal.  iubny  Russ.  Jubjana  Berg  Gal.  Halyc.  132.  Jubjanky  Gal.  russ.  lu- 
bina.  cerh.  luby  B.  lubno  B.  lubne  B.  lubnä  B.  lubny  B.  lubnik  B.  lubcnec  B. 
pol.  lubno  Mogil.  Jubienko  Gal.  Jubnica  Gal.  podiuby  Gal. 

Mons  lubnic  a.   973.    Zahn  37.  ad  liupinam    in  Unterösterr.    Grenzregulirung    26. 


198  Fkanz  Miklosich. 

322.  luk-B. 

asl.  luk'B  cepa.    nsl.  luk  cepa.    serb.  luk  allium:  bjeli  luk,  crni  luk, 
nsl.    lukovec    Krain.    lukovek    Krain.    lukovica    Krain.    lukavci    Steier.     lußana 
Leutscliach  Steier.     kroat.  luk  Kr.  lukavac  Kr.  vergl.  l^ka. 

323.  luza. 

asl.  nsl.  oserb.  Iu2a  palus.  Vergl,  Itig'B. 

nsl.  Iu2a  Krain.  luze  Lausack  Krain.  Iu2nice  Lussnitz  Kämt.  luzarje  Krain. 
kroat.  luznica  Kr.  serb.  luznica  Serb.  Back.  Vuk.  medjulu2je  Serb.  klruss.  Ju2ky 
Gal.  Iu2any  Bukowina.  naJuze  Gal.  zalu2e  Gal.  cech.  lou2e  B.  Iu2e  B.  Iu2ice  B.  M. 
luzne  B.  louzna  B.  M.  louznice  B.  luznice  B.  luzany  B.  meziluzi  B.  podluzany 
Slovak.  zäluzi  B.  öerne  lou2e  Schwarzpftitz  B.  oserb.  Jusk  Lauske.  nserb.  Juzycy 
plur.  Lausitz  Zw.  Butt.   95.  zal2,  vielleicht  zaluzije  Salhausen. 

Lausesumpf,  Lausche,  Lauske,  Lausnitz  u.  s.  w,  Butt.  95,  der  anderer  Ansicht  ist. 
Der  Name  der  Lausitz,  nserb.  Juzycy,  oserb.  iu2icy  plur.  m.,  in  Urkunden  des  K.  Otto 
lusici,  hängt  wahrscheinlich  mit  Juza  zusammen:  die  Form  lunsizi  beim  bair.  Geo- 
graphen kann  dagegen  nicht  eingewendet  werden.  Xool^izl^i,  XoCstCi  Ep. 

324.  lyko. 

nsl.  liko  liber.    serb.  lik,  likö  u.  s.  w. 
serb.  likodra  Gav.     russ.  lykovo. 

325.  lys-B. 

russ.  lyst  calvus.    cech.  lys.    pol.  Jysy  u.  s.  w. 

serh.  lisopolje  Serb.  klruss.  lysa  Gal.  Jysa  hora  Gal.  russ.  lysaja  gora. 
cech.  lysa  Leissen  B.  lysec  B.  lysica  Slovak.  lyske  B.  pol.  Jysiec  Gal.  Jysina  Gal. 
oserb.  lesa  (wohl  Jysa)  hora  Lisseharre. 

Liza  gora  Koseg. 

326.  iBgi. 

asl.  Ibg-Bk-b :  Ibgota  levitas  in  der  Bedeutung  levatio  Erleichterung,  Befreiung,  cech. 
Ihota  ein  zeitweilig  von  Zinsungen  freies  Ansiedel,  in  ON.  durch  , Stift'  übersetzt.  Der- 
gleichen erscheinen  in  Böhmen  und  Mähren  mit  Schluss  des  XII.  Jahrhunderts.  H.  Ji- 
recek,  Das  Recht  in  Böhmen  und  Mähren,  2.  16.  17.  Derlei  Ortsnamen  finden  sich  auch 
bei  den  Slovaken  und  in  den  westlichen  Theilen  des  polnischen  Sprachgebietes,  während 
sonst  dafür  wola  besteht. 

cech.  Ihota  M.  Slovak.  Stift,  Neustift  B.  Ihotice  B.  M.  Ihotka  B.  M.  lehotka  Slovak. 
Ihotky  B.  Ihotsko  B.  In  Böhmen  gibt  es  bei  300  Ortschaften  mit  dem  Namen  Ihota, 
dem  verschiedene  deutsche  Formen  gegenüberstehen:  Elhotta,  Elhotten,  Elgot,  Ellgut, 
Ölhütten,  Alhüten,  Welhota,  Welhotta,  Wellhotten,  Welhüta,  Wellhütten,  Mahlhütten, 
Mehlhut,  Mehlhüttel,  Malten;  für  Ihotka  tritt  Mehlhutka,  für  Ihotsko  Hutzke  ein.  Bei 
der  Erklärung  von  Ellgut  hat  man  an  heilig  Gut  d.  i.  Priestergut  und  an  die  Lygier 
gedacht.  Wiener  Jahrbb.  9.  147.  pol.  Igota  Gal.  Igota,  quae  vocatur  manec  Court.  22. 
Igota  Ellgut,  Elgot  Court.  22. 

327.  i&niste. 

serb.  laniste  ager  olim  lino  consitus.    cech.  Inist^  pole,  na  n^mz  len  seto. 

nsl.  lanisße  Krain.  lanise  Horland  Valv.  kroat.  lanisde  Kr.  serb.  laniste  Gav. 
Ibnista  Danic.     cech.  Inistö  Elnischt  B. 


Die  f?LAViscHEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  199 

328.  macBka. 

nsl.  mat^ek,  inacka  felis,    serb.  marak,  mac'ka. 

nsl.  niaCke  Krain.  maßkovec  Katzendort"  Krain.  mackova  vas  Krain.  kroat. 
maße  Kr.  macki  Kr.  markovec  Kr. 

329.  madzar. 

nsl.  serb.  madzar  ungarus. 

kroat.  madzar i  Gr.     serh.  mad2are  Gav. 

330.  mager'B. 

asL' mageri}  coquus.    aserb.  madjerije  coquina.  Fremdw.   107. 

kroat.  magjerovo  Kr.  serb.  madjer  Gav.  madjertci  Daniß.  klruss.  inagera  Gal. 
pol.  magierow  Gal. 

331.  magjupBCB. 
aserb.  inagjupbCb  pistor, 
serb.  magjupbCB  Danic. 

332.  majdan'B. 

serb.  mejdan  Platz,    klruss.  majdaii.    russ.  majdan'B.  Fremdw.   107. 
kroat.  majdan  Gr.       serb.  majdan  (Tav.    majdanpok    Serb.      klruss.    majdan    Gal. 
russ.  majdan'B. 

333.  mak'B. 

asl.  makt  papaver.    nsl.  serb.  mak  u.  s.  w. 

kroat.  makovisce  Kr.  makov  hrib  Kr.  serh.  makoviSta  Gav.  makoviste  Serb. 
klruss.  makovysko  Gal.  pnl.  makow  Gal.  Mackau  Com-t.  24.  makowa  Gal.  ma- 
kowice  Gal. 

334.  malina. 

nsl.  malina  rubus  idaeus.  rdece  malince  Hindbeere   Valv. 

nsl.  maline  Krain.  malnica  Mallnitz  Kfirnt.  malince  Krain.  malinSek  Krain.  kroat. 
malina  Kr.    nserb.  malin  Mehlen. 

335.  mal'B. 

asl.  mal'B  parwis  u.  s.  w. 

kroat.  mala  Kr.  Gr.  male  drage  Kr.   mala  gora  Kr.  mala  kosa  Gr. 

A'ergl.  malewo  Peloponn. 

336.  masllna. 
asl.  maslina  oliva. 

MdjXÄLva  Ark. 

337.  mazurt. 
pol.  mazur  der  Masure. 

russ.  mazur ka.     pol.  mazury  Gal. 

338.   m^tt. 
asl.  matt  turba,  coenum.    pol.  m§t  aqua  rurbida. 

nsl.  motnik  Möttnig  Krain.  motnica  -Metnitz  Kämt,  auch  Baih  Kämt.  Krain. 
kroat.  mutnik  Bach  Gr.     serh.  mutnik  IJach  Serb.  mutnica  Gav.  Bacli  Vuk.  mutanj  Gav. 


200  Fkanz  Miklosich. 

mutna  reka  Gav.  cech.  niutnä  M.  mutnik  Slovak.  mutenice  M.  Sus.  657.  mutenice 
M.  Sus.  585.  moutnice  M.  Su§.  480.  589.  pol.  m^cina  Gal.  m^cinka  Gal.  nßerh.  mut- 
nica  ein  Arm  der  Spree  Butt.  154.  •     ■ 

Motevnicli  Mötnik  Zahn  159. 

339.  medvedt. 

asl.  medvedB  ursus.    nsl.  medved  u.  s.  w. 

nsl.  medvedica  Krain.  Wald  Valv.  medvejek  Krain.  medvedje  brdo  Bärenberg 
Krain.  kroat.  medved  Kr.  medvedica  Kr.  medjedi  Kr.  niedveja  Istr.  niedvedjak 
Gr.  medvejak  Kr.  medvedski  breg  Kr.  medvedova  draga  Kr.  serh.  medvSdbcb 
Danic.  medvidje  Dalm.  medvednik  Gav.  medvedja  Gav.  medvedje  Serb.  med- 
vedja  glava  Daniß.  Vergl.  meckovac  Gav.  nieCi  dol  Gav,  klruss.  medve2a  Gal. 
medvidovka  ßuss.  medvizje  Russ.  vhss.  medvedB.  medvSdevo.  medvedica  Bach, 
medvedica  Bach.  cech.  medvßdice  B.  nedvödice  plur.  M.  nedvez  B.  nedvgzi  B.  M. 
Jung.    po/.  nied^wied:^  Gal.  niedzwiedza  Gal.  niedzwiada  Gal. 

Lit.  meskei  Schleich.   146. 

340.    med-B. 

asl.  medi  mel,  vinum.  nsl.  serb.  med  u.  s.  w.  asl.  medarb  pincerna.  serb.  medar 
mellarius. 

kroat.  medak  Gr.  medari  Gr.  serh.  medovina  Gav.  medojevac  Gav.  meda- 
revbCB  Dani£.  klruss.  medova  Gal.  medyna  Gal.  meducha  Gal.  cech.  medny  B. 
mednd  B.  m.edonosy  B. 

Medowe  auf  Rügen.  Lit.   medukalnei  Schleich.   146. 

341.  metlika. 

nsl.  metlika  artemisia  vulgaris. 

nsl.  metlika  Möttling  Krain.     cech.  metliCany  B. 

342.  mezda. 

asl.  mezda  terminus.  nsl.  meja  terminus,  saepes,  Unterwald  u.  s.  w.  cech.  meze 
vel  kopci  ligna  terminorum  Erb. 

nsl.  na  mejah  Steier.  kroat.  medja  Kr.  sumedjani  Gr.  serh.  medjare  Dalm. 
cech.  mezi  B.  mezina  B.  mezne  B.  zämezi  B. 

Migee  anticamente  medea  sclabonica  Pir.  611, 

343.  meli. 

serh.  melb  syrtis  Danic.  russ.  melb  f.  cech.  mel  f.;  mely  fein,  melky  seicht,  pol. 
miel  f. ;  mialy,  mia&i  seicht. 

nsl.  melani  Mellach  Kämt,  kroat.  melnice  Kr.  Gr.  meljani  Kr.  podmelnik  Gr. 
serh.  meljine  Dalm.  melnica  Gav.  meljak  Gav.  meljanica  Gav.  meljenice 
Serb.  modryj  melB  Daniß.  modrii  melbci  Danic.  klruss.  milno  Gal.  meina 
Gal.  milnyca  Gal.  mel'nyca  Russ.  mil'ce  Gal.  mil'cy  Russ.  melnik'b  VoJ.-let.  67. 
mel'nyky  Russ.  mel'nycnoje  Russ.  mel'kovka  Russ.  cech.  mßlnik  Melk  B.  zämel^'  B. 
pol.  mielec  Gal. 

Melno,  jetzt  Möln  auf  Rügen. 


Die  slavischen  Oktsnamkn  aus  Appellativen,  ii.  201 

344.  mesto. 

asl.  mesto  locus,    nsl.  mesto  locus,  urbs  u.  s.  w. 

nsl.  staro  mesto  oder  cevdat  Cividale  Venet.  cech.  mesto  B.  mestce  B.  mcstec 
B.  mestecko  Stadtl  B.  mistek  M.     pol.  miejsce  Gal.  miasteczko  Gal. 

345.  m^kyna. 

kroat.  mekinje  furfur.    jjoI.  mi^kiny  Spreu. 

nsl.  mekine  Minkendort',  bei  Valv.  Munkendort'  Ivi-ain.  kroat.  mekinar  Gr.  serh. 
mekynesb  Danic.     cecJi.  mökynec  B.     pol.  mi^kina   Gal. 

346.  mladt. 

asl.  mladt  tener,   iuvenis.    nsl.   serb.   mlad   u.   s.   w. 

nsl.  mladje  Krain.  mladica  Krain.  mladevina  Ivrain.  mlada  gora  Krain.  cech. 
mladä  B.     nserb.  mioda  Butt.  72.  mioze  Mlode  Butt.   153. 

347.  mlaka. 

nsl.  mlaka  lacuna.  serb.  mlaka  terra  aquosa.  im  kämt.  Deutsch  ist  Plak'n  ein  zeit- 
weilig nässender  Ackergrund  Lex.  29.  vergl.  serb.  mlakva  lacus  hieme  non  congelans, 
das  mit  mlak  tepidus  zusammenhängt. 

nsl.  mlaka  Moos  Krain.  mlake  Krain.  kroat.  mlaka  Kr.  Gr.  mlakva  Gr.  mla- 
kovac  Gr.  zamlaca  Gr.  zamlaka  Kr.  zamlace  Kr.  serh.  mlaßbno  Danic.  mlaßi§te 
Danic.     cech.  mlaka  B.  mlaky  B. 

348.  mlynarB. 

nsl.  serb.  mlinar  molitor. 

nsl.  mlinare  Müllnern  Kämt,  mliuarec  Hung.  kroat.  mlinari  und  mlinovi  Kr. 
mlinarica  Gr.      cech.  mlynafe  B.  mlynafice  B.   mlynafovice  B. 

349.  mlyn-B. 

nsl.  serb.   mlin  mola.    pol.   miyn  u.   s.   w. 

nsl.  malni  Mühlen  Krain.  mlinse  Krain.  malenska  vas  Mühldorf  Krain.  kroat. 
mlini  Gr.  mlinovi  Kr.  mlinska  Kr.  mliniäce  Gr.  serb.  mlini  it.  Molini  Dalm. 
klruss.  miyny  Gal.  Russ.  mlynovci  Gal.  miynovka  Gal.  miynyska  Gal.  cech.  mlyn 
B.  mlyny  B.  mlynice  B.  ml^'nce  Leinitz,  Linz  B.  mlynec  Lenzel  B.  mlynecek  B. 
mlyniste  Leinisch  B.  zamlyni  B.  ijol.  miyn  Court.  25.  mlynne  Gal.  mJynka  Gal. 
miynczysko  Gal.  Cum  molendino  alias  z  mJyniszczem  Diplom.  zamJynie  Gal. 

350.  mnih'B. 
asl.  mnih'B  monachus   u.   s.   w. 

cech.  mnich  B.  mnisek   B. 

351.  mocart. 

nsl.  mocvar  palus,  in  ON.  durch  ,Moos'  übersetzt,    serb.  mocar    udor.    pol.  moczara. 
nsl.  mocvirje  Krain.  mocirje  Mooswald,  Mossern  Kämt,    klruss.  mocary  Gal.  vergl. 
mocerady  Gal.     cech.  mocär  Slovak.  mocärauy  Slovak.  vergl.  mocerady  B. 

DoiiksiliriftcB  der  phil.-bistor.  Cl.  XXIII.  Bd  26 


202  Franz  Miklosich. 


352.  mocilo. 

serb.  mocilo  Flachsröste,    cecli.  mocidlo.    pol.  moczydlo. 

nsl.  mocile  Krain.  moßidle  Matscliiedel  Kämt,  mocula  Motschula  Kämt,  mo- 
i^.ilno  Krain.  moßilnik  Bach  \  alv.  kroat.  mooilo  Gr.  mocila  Gr.  moßile  Kr.  serh. 
moCila  Bach  Herc.  cech.  mocidlo  B.  mocidlce  B.  Jiiocidly  B.  moöidlicc  B.  mo- 
cidlky  B.  mocidlnik  B.  mocidlany  Slovak.  pol.  moczydio  Gal.  moczydlica 
Motschelniz  Court.   2G.   moczydlnice   ibid. 

353.  modri.. 

asl.  modrB  lividus.    nsl.  niodcr.    serb.   modar  u.   s.   w. 

nd.  modrinja  Moderndorf  Kurnt.  krönt,  modrovec  Kr.  modrus  Gr.  modra  greda 
Gr.  serb.  modrica  Gav.  modra  glava  Danic.  niodryj  melb  Danic.  modrii  jnelbci 
Dani(5.  klrnss.  modryc  Gal.  cech.  modrä  Slovak.  modfec  B.  modry  kamen  Slovak. 
pol.  modrze  Court.   25.   modrz  ibid. 

Mödring  Berg,  Möderndort"  Käi'nt. 

354.  mogyla. 

asl.  mogyla  tumidus.    nsl.   gomila  collis.    serb.   gomila  tumuius   u.   s.   w. 

nsl.  moglice,  nach  andern  mohelce  Möchling  Kämt,  gomila  Steier.  gomile 
Erckenstein  Valv.  gomilica  Gamlitz  Steier.  gumilica  Hung.  gomilsko  Steier.  kroat. 
gomelscak  Kr.  serb.  mogylica  Danic.  mogylsnica  Danic.  mogyljani  Danic.  gomiljani 
Herc.  bela  mogyla  Chrys.-dus.  gomilica  Danic.  Dalm.  gomile  acervi  lapidum  inordinate 
accumiilatormii  Herc.  klrass.  mohyia  \jqt^  Gal.  mohylna  Iluss.  mohylnyca  Gal.  cech. 
mohelka  B.  mohelno  B.  M.  mohelnice  B.  Milgliz  M.  p>ol.  mogifa  Gal.  Königr.  mo- 
giia  sive  tumba  Com't.  25.  mogii'y  Gal.  Künigr.  mogilno  Gal.  Königr,  mogilnica 
Gal.   Königr.   mogilniczko  Königr.   mogilany  Gal. 

Goauilach,  Urk.  954,  jetzt  Gemillach  Kämt,  gomelintz,  jetzt  Gamlitz  in  Unter- 
steier. Muggelink  Alpe  in  Kämt,  gomilnitz  Neug.  1.  48.  Gross-Muggel  in  N.-Osterr. 
mogilin,  mogelen,  mogelin,  mugelin,  jetzt  Miigeln  Sax.  mogeleucz,  moglencz, 
jetzt  MUglenz  Sax.  Müggelsee  in  Brandenburg  Jettm.  2_3.  muchil,  jetzt  MUcheln  Magdeb.  l'J. 
mogulina  Thietmar  V.  22.  mogela  cumulus  satis  magnus  Koseg.  mogylna  Koseg. 
Vergl.  mahura  Berg  Nauk.-sbor.  186(!.  302.  magura  mons,  pagus  Slovak.  megura  Berg 
in  Bessarabien.  mahurcaky  virojatno  rumunskoho  proischozdenyja  Nauk.-sbor.  1870.  75. 
jj-aycO/va  Aetol.  Meg.  Ark.  Mess.  Lac.  [Jiayo'j/.java  Ark. 

355.  mokr-B. 

asl.  mokrB  liumidus.    nsl  moker.    serb.   mokar  u.   s.   w. 

?is/.  mokrice  Krain.  mokrij  e  Mökriach  Kämt,  mo kr ouog  Nassenf uss  Krain.  mokro 
polje  Krain.  kroat.  mokro  Gr.  mokrica  Kr.  mokrice  Kr.  Gi\  serb.  mokro  Herc. 
mokra  Serb.  mokrine  Danic.  Dalm.  Herc.  mokrcnbskyj  Danic.  mokranbskyj  Danic. 
mokranje  Gav.  mokrosnica  Herc.  mokronoge  Herc.  mokra  gora  Gav.  mokri  lug 
Gav.  mokra  poljana  Danic.  mokro  polje  Danic.  [iöxpov  Constant.  l'orphyrog.  klruss. 
mokre  Gal.  mokryca  Gal.  mokrotyn  Gal.  mokrjany  Gal.  vergi.  pomokiy  Russ. 
riiss.  mokrusina.     cech.  mokre  B.  mokrä  M.  Mugerau  B.  mokfec  B.   mokrice  B.   mo- 


Prf  ST,AVI«CHEN  OrtSNAJIEN  AUS  ApPKLLATIVEN.  11.  203 

kfinv  r>.    luoki-sko  1>.      jml.  iiidkjzcc   (ral.    niokrzysku   (lal.    inokrzaiiy  Gak      nserh. 
mokre   Mokro   Zw.     moksoja   Mokro   Zw.   Butt.    102.    vergl.    poduioki'a    l'odeniack. 

Pratiun  mukej-nize.  Meiller,  Reg.  jMocker,  Mockemitz,  Mocknui,  Mockrltz,  MockerboT, 
Mockrelma,  Möckern,  Muckern,  Muckrau,  Muckwar  Butt.  105.  mokeruz,  jetzt  Mockritz 
Hax.  Makeritz  bei  Potsdam  Cyb.   14.  mokornic,  jetzt  Mökkern  Magdeb.  12.  [j.o/,pi-:C^.  Ep. 

356.  monastyrB. 

asl.  monastyrB  monasterium   u.   s    w. 

se?'//.  manastirica  Serb.  namastirica  Serb.     l.lrvss  jnanaster  (^al.   manasterek  Gal. 


357.  morava. 

slovak.  morava  Au  (poni2  Jelsavy  zelene  moravy,  na  tvch  moravacli  vejü  dve  zä- 
stavy).  bulg.  morävB  eaespes  Cank.  pol.  murava  Rasenplatz.  Man  beachte,  dass  in 
zabreh  moi-ava  ein  Appellativum  für  jedes  Wasser  geworden  ist.  Sembera,  Zäpadni 
Slovane  48. 

vsl.  morava  Mrauen  Krain.  moravce  n.  IMoräutscli  Krain,  in  der  Nähe  moravska 
ffora  Valv.  moriCe  Mörtscliaeh  Kämt.  Iroot.  moravice  Kr  Gr.  moravci  Gr.  mo- 
moravce  Kr.  serb.  morava  Fluss  Danic.  Vuk.  zupa  Danic.  moraviea  Danic.  moravci 
(lav.  moraca  Dani?.  kh'nsx.  moravsko  Gal.  cech.  morava  Mohrau  B.  moravice  M. 
moravce  B.  z  moravce  M.  Sus.  472.  moravrice  B.  moravany  Slovak.  moravanky  B. 
moravec  B.  moravsko  B.  morave  ves  B.  jmI.  morawica  Gal.  moi-awce  Court.  25. 
morawsko  Gal.  morawszczyzna  Gal. 

Vergl.  rech,  mory,  morany,  mofina,  mofiny  u.  s.  w.  bei  dem  krainischen  mo- 
i-avre  denkt  Kopitar,  Glagolita  cloz.  LXX,  mit  Unrecht  an  Mähren.  Als  Flussname  ist 
morava  selir  häufig.  Sembera,  Zäpadni  Slovan6  48.  Aus  wasserreichem  "Wiesenland  ist 
ein  Fluss  geworden,  während  im  alid.  ouwa  aus  ahva  aqua  Wiesenland  geworden  ist. 
|jLOpdßa  Ep. 

358.   mostT&. 

nsl.   niostTj  pons.    nsl.  most  u.   s.   w. 

nsl.  most  Krain.  moste  J]rücklein  Krain.  mostec  Krain.  na  mosticu  Brückl  Kämt, 
mosfinica  Jarn.  185.  kruat.  most  Gr.  mosti  Gr.  mostina  Kr.  mostane  Gr.  moSta- 
nica  Gr.  rao§6enica  Gr.  moscenice  Istr.  zamost  Gr.  mostari  Kr.  serb.  mosna  Bei-g 
Serb.  mostiste  Danic.  mo§tanic  aDani?.  Gav.  vergl.  cuprija  Serb.  klruss.  mosty  Gal. 
mostkv  Gal.  mostvsce  Gal.  mostvska  Gal.  moscanyca  Gal.  Russ.  moscenka  Russ. 
zamosf  (lal.  zamostje  Gal.  rrcli.  mosty  B.  mostek  jMastig  1).  mostky  B.  mostec  B. 
mosteckc  B.  mostecne  B.  mostice  B.  mostov  B.  mostkov  B.  mostistg  B.  M.  mezi- 
mosti  B.  predmosti  M.  zamosti  B.  zamostia  Slovak.  tlustomost,  tluztemoz  Stolzmütz 
Kop.  125.  2()(;.  jiol .  moszczany  Gal.  moszczaniec  Gal.  moszczenica  Gal.  oserb.  za- 
mostv  Zwciltrücken  Se-limaL  Id.  ))si')-h.  most  Heinersbrück  Zw.  Wendisch  Musta  Zw. 
Butt.    i;-55. 

Mosti  tsi  Peloponn.  mostinitsa  Peloponn.  Maust.  Mustin,  Babimost,  woraus  Bomst, 
Dolgemost  Butt.  135.  mosticz,  jetzt  Mostitz  Sax.  most  Koseg.  dolgemost  Koseg. 
(jLoatsv'lrja   l'^lis.  Lit.  uKtilcei,  etwa  zamostije  Schleich.   147, 

26* 


2Q4  FeANZ  MlKLOSlCH. 


359.  mramor'B. 

asl.  mramort  marmor. 

nsl.  mramorovo  Krain.     serh.  mramorac  Grav.  mramorane  Danic. 

360.  mravij. 

asl.  mravij  formica.    nsl.  mravlja,  mrav  ii.  s.   w. 

serh.  mravinbCb  Danic.  mravinjac  Dalm.  mravinjica  Dalm.  russ.  muravica. 
muravljanka.  muravBevo.  muravBeva.     cech.  mraviste    B.     pol.  mrovla  Gal. 

361.  vax'hk'h. 

serh.  nirk  ater  u.  s.  w. 

kroat.  mrko  polje  Kr.     serh.  mrkodo  Herc.  mrtkyj   doli>  Danic. 

362.  mri>va. 

nsl.  serb.  mrva  mica.    pol.  mierzwa  altes  Stroh,  magy.  murva  Spreu.  Vergl.  m^kyna. 
cech.  mrvice  B.     klruss.  mervyca  Gal. 

363.  mrTbzli.. 

nsl.  mrzel  frigidus. 

7isl.    mrzli    log  Krain.    mrzlo   polje  Krain.  Steier.    mrzli  vrli  Steier.    mrzla  vas 

Krain.     kroat.  mrzlo  polje  Kj". 

364.  myst. 

asl.  mysb  mus.    nsl.  serb.  mis  u.  s.  w. 

nsl.  misji  dol  Maiistlial,  Mischidul  Krain.  nserb.  mysyÄ  Mischen  Butt.  12(5.  psyne 
für  mSyne  Missen:  vergl.  pSyca  für  mSyca  Mücke. 

365.  myto. 

asl.   myto   vectigal,   telonium.    nsl.  mito  donum  corruptivum   u.  s.  w.    Fremdw.    112. 

nsl.  muta  Hohenmauten  Steier.  aus  dem  Deutschen:  ahd.  müta.  khuss.  mytnyca 
Gal.  Kuss.  cech.  mfto  B.  magy.  vämosfalu  Slovak.  |W.  myta  Gal.  quod  latine  telo- 
nium dicitur  Court.   2ß.  mytarz   Gal.   mytarka  Gal. 

366.  mth'B. 

05^.  m-Eiht  muscus.    nsl.  meh  u.  s.  w. 

klruss.  mchava  Gal.  mchovo  Gal.  msana  Gal.  msanka  Gal.  msanec  Gal.  moch- 
nate  Gal.  cech.  mseno  Wemschen  B.  nserb.  mochov  Machov  Zw.  A'ergl.  mochlice 
Mochlitz  Zw. 

Machowitz,  Machnitz,  Machenow,  Machnow,  Machen  u.  s.  w.  Butt.   100. 

367.  niBzeti. 

nsl.  mzeti  stillare:  travnik  vode  mzi,  iz  breze  m?i. 

7isl.  me2a:  mjeza  Miess,  Missbach  Kämt.,  auch  moza  geschrieben.  mi2ice  Miss 
Kämt.,  auch  mezice,  mazica,  moXica  geschrieben,  mezice  und  me2iße  Möschach 
Kämt.     cech.  m2e  Flüsschen  Mies  B. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  205 

368.  naklo. 
Von  unbekannter  Bedeutung. 

nsl.   naklo   Naklas   Ki'ain.    nakalce    Steinberg   Valv.       serh.    naklh    Danic.       klruas. 
nakJo.      cech.  nakle  B.   naklov  Nagles   B.     pol.  nakJo  Nackel  Königr.   nakieJ  Court.  27. 
Nakel  Koseg. 

369.  nebojse. 
serh.  ne  boj  se  noli  timere. 

kroat.  nebojse  Kr.     serh.  nebojsa  ein  Thurm  in  Belgrad. 

370.  nemBCB. 

nsl.   nemec  germanus.    serb.  nijemac  u.  s.  w. 

nsl.  iiemska  lOka  Krain.  nSmski  rot  Krain.  nömska  vas  Krain.  kruaf.  nemci  Gr. 
nemcevec  Kr.  cech.  nemce  B.  nßmci  B.  nemciceB.  pol.  niemce  Nimptscli  Court.  28. 
niemcowa  Gal.     oserh.  nemcy  Dörgenhausen  (Thüringenhausen)  Schmal.   U. 

Nienitsch  leitet  Butt.   154.  von   einer  schlesisch-polnischen  Gottheit  njani  ab. 

371.  niva. 

asl.  niva  ager.    nsl.  serb.  njiva  u.  s.  w. 

nsl.  njiva  Gniva  Friaul.  njivice  Krain.  njiva  knezja  Grafenacker  Krain.  strma 
njiva  Krain.  kroat.  njiva  Gr.  njive  Gr.  serh.  nivice  Daniel.  klruss.  nyvky  Gal. 
cech.  niva  Slovak.  nivy  Slovak.  nivnice  M.  Sus.  681.  dobra  niva,  magy.  dobrona, 
Slovak.  podnivi  B.  pol.  niwa  Gal.  niwy  Gal.  niwka  Gal.  nserh.  neva  Zauche  aus 
suht.  nivica  Niewiz  Zw.  Butt.  101.  Vergl.  niverla  Niwerle  Butt.   101. 

Nißt'C'V-  Ep.  Mess.    vtßavr^    Ep.    Lit.    dirvelei    von    dirva    Ackerfeld    Schleich.   146. 

372.  nizBHB. 

asl.  ni^Bnb  tj[ui  infra  est     u.  s.   w.   niz'Bk'B  humilis  u.   s.   w. 

cech.  niXnä  Slovak.  srbskä  nizkd  Niedersichel  B.  pol.  nizna  Gal.  nizniki  Gal. 
oserh.  niza  vjes  Niesendorf  Schmal.   13.  Yergl.  nizka  Nieske. 

373.  noga. 

asl.  noga  pes   u.   s.  w. 

■nsl.  mokronog  Nassenfuss  Krain.  dolga  noga  Krain.     serh.  prekonozi  Gav.  pre- 

konoge  Gav. 

374.  nora. 

asl.  nora  latibulum.  klruss.  nora  Fuchsloch  Matth.  8.  20:  Wurzel  nr  (nreti).  Vergl. 
ponorij. 

nsl.  norje  Nöring  Kämt.  kroat.  nurkovac  Kr.  serh.  nui-a  Bach  (Jk.  85.  cech. 
nyra  B. 

375.  uos'B. 
asl.  nost  nasus   u.   s.   w. 

serh.  iiosb  Danic.  babin  nos. 

376.  novB. 

asl.  novB  novus.  nsl.  serb.  nov  u.  s.  w.  pol.  nowina,  ncnvizna  pole  po  raz  pierwszy 
Zorane.     In   Podol. 


206  Frakz  Miklosich. 

n.sl.  iiovine  Krain.  novaki  Neusass  Valv.  novi  breg  Krain.  nova  lipa  Krain. 
novo  rebro  Krain.  nova  susica  Krain.  kroat.  novi  Kr.  novoselec  Kr.  novoselci  Kr. 
novi  dvori  Kr.  novoselja  Gr.  novoseljani  Gr.  novi  lazi  Kr.  nova  ves  Kr.  serh. 
novyj  Danic.  novo  Gav.  novaci  Danie.  Gav.  novoseljane  Danic.  novo  brBdo  Danie. 
gora  novica  Danie.  novo  selo  Serb.  nova  sela  Danic.  vo'JYpd^s  Constant.  Porpliyrog. 
klmss.  novyca  Gal.  novyny  Gal.  novycyzna  Gal.  novoseJec  Gal.  novoselci  Gal. 
novoseJyca  Gal.  novo^ifka  Gal.  novo^iJky  Gal.  novo.sel'nyca  Gal.  cech.  noYf  ß. 
novohrad  B.  novoles  B.  novosedly  B.  neosely  B.  nuzdly  B.  novo  domy  B.  nove 
hrady  B.  nova  ves  B.  nove  sldlo  B.  pol.  nowiki  Gal.  nowosielce  Gal.  nowo- 
stawGal.  nowostav^^ce  Gal.  nowy  grod  Court.  28.  vserh.  nova  vjas  Neuendorf  Butt.  102. 
novjas  aus  nova  vjes  ßitzneudorf. 

Novoslicy,  nowa  zodlitz,  nussedelicz,  nuzadeliz,  jetzt  Nauslitz  Sax.  nosselicz, 
jetzt  Nosslitz  Sax.  Naugardt,  Naugaj-ten,  Nauen  Butt.  150.  voßavY^  Ep.  voßoasXta  Ep. 
Lit.  naujininkai  Schleich.  146. 

377.  nozdrB. 

fl.s/.   nozdri  nares   u.   s.  w. 

serh.  nozdre  Danic.   nozrina  Gav.     klmss.  nozdrec  Gal.     po/.  nozdrzec  Gal. 

378.  ohVh. 

asl.   oblt  rotundus.    nsl.   obel  u.  s.  w. 

nsl.  obla  gorica  Krain.   oblica  Friaul. 

AViiblitz,  Nebenfluss  der  Havel.  Cyb.   6.  vergl.  man  mit  ublB. 

379.  obodt. 

asl.  obod'b  annulus.    nsl.  serb.  obod  Einfassung  des  Siebes,  Umkreis. 
serh.  obod  Dalm. 

380    obora. 

nsl.  obora  Thiergarten.  serb.  obor  sepimentum  pro  suibus.  cech.  obora  Viehstelle, 
in  ON.  durch  , Thiergarten'  übersetzt. 

kroat.  oborovo  Kr.  obornica  Kr.  codi,  obora  M.  obora,  vobora  Wobern,  Thier- 
garten B.  obory  B.  voborek  B.  oborice  B.  obofiste  B.  pol.  obora  Court.  28.  obor- 
niki   Posen. 

381.  oboz'B. 

pol.  oboz  castra. 

kb'uss.  obozysCe  Feld  Gal.     cech.  oboz  B. 


382.  obr^b-B. 

cech.  obrub,  obruba  Verhau  in  der  Runde,  Schanze,    pol.  obr^b. 

cech.  obruby  B.   obrubce  B. 

Vergl.  kroat.  orubica  Gr.  ^ 

383.  obrov-B. 

asl.  obrovB  fovea.    serb.   obrov  mit  ostrog  zusammengestellt  ziv..l9.  obroviti  circum- 
fodere. 


Die  slavischen  OaTSNAMEN  aus  Appellativkn.  ii.  207 

nsl.  obrov  Diöoese  Tries-t.      Avvj«^.  obrovnica  Kr.     .s'er6.  obrovac  Dalm.   obrva  Gav. 
■russ.  übrov'L  Nest. 

Mao-Y.   Obrova-Säncz;  im  Batsclier   ( 'oinitat. 

384.  obBStB. 

asl.   obhstb   communis,    nsl.   obeji    u.    s.    w. 

nd.   obt'iue  Gemeindort"  Ivrain.    obrica   Krain.       cech.    ubcc    B.    obciny    B.    obec- 
nice,  ze  na  obecnych  pastvinäch  nebu  lesicli  se  vystavely.   Cas.   18o4.  397. 

385.  Odra. 

Von  dunkler  Bedeutung. 

kroaf.  odra  ilacli    und   l)ui-t'  Kr.       russ.    odrinu.     udrinka.    udrbskT.   Nest.    103.    IT). 
cec/i.  odry  B. 

Odra  Koseg. 

386.  ogar^. 

as/.  ogart  canis  venatiui   genus.   serb.   ogar.  magy.   ugär  ^\'indllllnd.    cech.   oliaf   cuinis 
sagax.  j)ol.   ogar. 

kruaf.  ogar  Gr.      ntss.   oo'arevo.      rech,   ohav  i>. 


■  o' 


387.  ograda. 

asl,   ograda  saepes :   ogi'aditi  saepire. 

)isl.  ograda  Krain.  ograja  Krain  sei'h.  ogradac  Herc.  ogradjenik  Herc.  sclo 
ogradjenikij  Danie.   ogradjenica   Herc.      cec/t.   ohrada   B. 

388.  ohodi,. 

cech.  ochod  circuitus:  vergl.  oclioze,  ocliu/ V>  aldschlag.  pul.  obchod  Beliausung  sammt 
Wirthschaftsgebäiiden.  oserb.  ochozy  Meierei  Schmal.    15. 

klruss.  ochoza  A'oi'.-let.  H8.  cech.  oclioz  Wochos  B.  pol.  ochod  za  Gal.  oscrb. 
ochoza   Schmal.    1.').   wocliozy  NocJiten    rt'ulil. 

• 

389.  okno. 

asl.  nsl.   okno  fenestra.  serb.  okno  puteus  Schacht   u.  s.   w. 
klruss.   ukuo  Gal.   oknany  Gal.      cech.   vokna  B 

390.  okoli,. 

asl.  okol'h  cij"culus,  areola   in   Jiorto.     nsl.   okol   caida.    serb.   oko  castra. 
serl).  uk ollste  Gav. 

391.  okopi.. 
asl.  okop  Valium. 

serb.  okoptcb  Danic.     klruss.   okop   Russ.     pol.  okupy   (ial. 

392.   okr^gli. 

asl.  okragli.  rotundus.    nsl.   okrogel   u.   s.   w. 

rtsl,  okruglo  Ki'aiii.  c)ki'ugli  llung.  okröglicci  Ukrogliz  Steier.  ocroglach  Ur- 
kunde von   1274    Zahn  o2l'.      krönt,    ukrugljak   Kr.    Vergl.    okrug    Kr.       serb.    ukrugla 


208  Fkanz  Miklosich. 

Danic.  Berg  Serb.  okruglica  Gav.  okrugla  bara  Danic.  Vergl.  okrug  Dalm.  klruss. 
kruhel  Gal.  cech.  okroulily  B.  okrouhla  B.  okroulile  B.  okrouhlice  ß.  okrouhlik 
B.  okroiihlov  B. 

Chrugel  Ank.    109. 

393.  oltha. 

rtsl.  jelsa,  jolsa.  bei  Valv.  jersa  alnus.  serb.  jelsa,  joha,  jova.  russ.  olbcha.  ecch.  olse. 
slovak.  jelsa,  olSa.  pol.  olsza.  alid.  elira  neben  erila.  nhd.  eller  neben  erle  alnus.  slav. 
ol-ilia.  ol-isa. 

nsl.  jelsa  Ki-ain.  olsje  Olsach,  Erlack,  Irlach  Kämt,  jelsac  Friaul.  jelsevec  Krain. 
jelSevnik  Krain.  jelsane  Krain.  zajelse  Istr.  zavolsje  Erlacli  Kämt.  bulg.  elSica 
Pazard2.  kroat.  jalsje  Kr.  jalsevec  Kr.  josava  Kr.  josavica  Bach  Gr.  josevica  Gr. 
joSane  Gr.  johovo  Kr.  johovec  Kr.  serb.  jeltsanica  Bach  Chrys.-dus.  josanica  Gav. 
jelbsenica  Danic.  joseva  Gav.  josevica  Bach  Vuk.  jesevac  Serb.  elhovbcb  Chrys.-du§. 
jelbsevikL  Danic.  josica  Dalm.  klruss.  olchy  ßuss.  olesbe  VoJ.-let.  32.  olchova  Gal. 
olchovatka  ßuss.  olchovec  Gal.  olchövdi  Gal.  auch  Bach  Gal.  olchövßyk  Gal.  auch 
ein  Berg  Gal.  olchovka  Gal.  olsana  Russ.  ölsanyca  Gal.  ol'Sany  Gal.  ölsanka  Gal. 
ßuss.  öläanyk  Gal.  olsova,  magy.  olysö,  Hung.  olSavec,  magy.  ors6cz,  Hung.  russ. 
podi  olbchi.  elb§a.  elsino.  elsanka.  elchovka.  olesbe  Nest.  cech.  olsi  B.  M.  olse 
B.  Slovak.  oles  B.  oleänä  B.  Ulischen  M.  volesnä  B.  olesnik  B.  oleska  Ohlisch  B. 
olesnice  B.  Öls  M.  olesnicka  M.  olsovec  Olspitz  M.  jelsovec  Slovak.  jalsovce  Slovak. 
volsina  Wolschen  B.  olesinky  M.  jaLsovIk,  jelsovlk  Slovak.  jelsava,  olsava  Slovak. 
olsavka  Slovak.  olsavica  Slovak.  olSany  B.  M.  olSovany  Slovak.  podolsl  B.  podulsi 
B.  podolsany  B.  zalsi  B,  i^ol.  olsze  Court.  2y.  olszyna  ibid.  olszyny  Gal.  oserh. 
volsina,  volesnica,  volsinca  Olsa  Schmal.  13.  14.  nserb.  volsynka  Elsnig  Zw,  Elsnig, 
Ö Isnig  Butt.   G5. 

Olsa  Bach  in  Kämt,  und  Obersteier.  Olsach  Bach  im  Drauthal  in  Kämt.  Olschneg, 
Ölschniz  Kämt.  Wolsching,  Wolschig,  Wolschow^,  Ölsa,  Öls,  Olsen,  Ölsnitz  Butt.  65.  93. 
Ulssen,  jetzt  Ülzen  Sax.  olsnitz,  jetzt  Ölsnitz,  Ölschütz  Sax.  Ulsniza,  ulzniza  Bach 
auf  Rügen.  Ölzschau.  sXajavT;  Akarn.  Aetol. 


394.  opaliti. 

asi.  opaliti  incendere.    serb.  opala.    öech.  opal  Brand,    pol.  opai. 

serb.  opaljenik  Gav.     klrziss.  opaJyn  Russ.     jjol.  opalona   Gal.    opalenica   Posen, 
opalenisko  Gal.     oserb.  vopalen  Oppeln  Schmal.  5. 


395.  oplot'B. 

asl.  oploti)  saepes, 

nsl.  oplotnica  Steier.     cech.  oplot  B.  oploty  Oblat  B.  oplotec  B. 


396.  opoka. 

asl.   opoka  saxum.    nsl.   serb.  opeka  tegula.    klruss.  opoka,   in  ON.  durch  ,Fels'  über- 
setzt,   cech.  opoka,  opuka  saxum.    pol.  opoka  saxum. 


Die  si,avischen  Oktsnamen  aus  ArricLLATiVEN.  ii.  209 

nsl.  opekii  Kraiii.  krcat.  opeka  Kr.  klriiss.  opoka,  opaka  Felsendorf  Gal.  riiss. 
apoka.  opoki.  opo(5ka.  cech.  opuka  B.  opocno  B.  opofnice  B.  pol.  opoki  Court.  29. 
oserb.  vopaka  Oppacli  Schmal. 

Opocni9  Zahn  293. 

397.  opolje. 
Aus  o,  obi.  und  polje  ampus. 

serl).  opolje  Danir.  klrxss.  opol'e  Russ.  opölsko  Gal.  jml.  opol  m.  Oppoln  in 
Schlesien,  opole  Konigr.  vicinia,  qnod  opole  dicitur  vulgariter  Court.  29.  opole  exactio 
Diplom.   1.  4.  07.  79  u.  s.  w. 

Opole  Koseg.  vergl.  oserb.  vopalena,  vopalen  f.  Oppeln  Schmal. 

398.  orava. 

Das  Wort  hängt  wahrscheinlich  mit  or  (orati)   zusammen. 

serb.  oravaca  Bach  Dalm.  ortnica  Danic.  Mmss.  oi-java  Gal.  auch  Bach  Gal.  or- 
javcyk    Gal.    auch    Bach    Gal.     cech.    orava    Slovak.    oravica    Slovak.    oravce    Slovak. 

Slovak  orava,  magy.  ärva,  möchten  Andere  anders  deuten:  aus  magy.  6  und  rava; 
aus  hora,  so  dass  es  für  horava  stünde;  Manche  sehen  dai'in  einen  ursprünglichen  Fluss- 
namen, wie  bei  anderen  auf  ava  auslautenden  Ortsnamen. 


399.  oreht. 

asl.  orghii  nux.    nsl.  oreli.     serb.   orah    u.   s.   w. 

nsl.  oreisje  Krain.  orehek  Krain.  orehovec  Steier.  orchovica  Krain.  orehovlje 
Krain.  orehova  ves  Nussdorf  Steier.  sub  Castro  orishek  Zahn  12(i.  kroat.  oresje  Kr. 
orisje  Kr.  ore§ac  Kr.  orisac  Kr.  orehovec  Kr.  orahovac  Kr.  orehovcak  Ki-.  orc- 
hovica Kr.  Gr.  orahovica  Kr.  orehova  gorica  Kr.  >tcrh.  orasje  Gav.  oras  Serb. 
orasbcb  Danic.  orasac  Gav.  Val  di  noce  Dalm.  oresac  Gav.  oraliovo  Danic.  Yuk. 
orahovbcb  Dani?.  orahovac  Dalm.  oreovac  Serb.  orehovica  Danic.  oreovica  Gav. 
orahovica  DaniC.  oraovica  Gav.  auch  ein  Bach  Yuk.  oreskovica  (lav.  orehovb  dolb 
Danic.  orehovb  kljucb  Danic.  Mrnss.  orichovec  Gal.  orichovka  Gal.  orichovcyk 
Gal.  ritss.  oreSelcb.  orecliovo.  orechovno.  oi-cchovnja.  cech.  ovecliov  JM.  ovechove. 
Urhan  M.    o?e§ice  B.     pol.  orzechow  Court.  29.   orzeclio wit-e  Gal.    orzechowka  Gal. 

"Opa/oc  Lac.  fj.yj.yrj'^jrj,  Ep.  Akarn.  Aetol.  Boeot.  Acli.  Ark.  Lac.  äpr/yoßtrCa  Ep.  pid- 
/oßov  Ep.  yj:/rj'-:,rj,  Elis.  pa/ößa  Ep.  ps/ö^'v.  Ep.  psoßcrCa   \\\). 

400.  orbl-B. 

nsl.  orbli.   aquila.    nsl.   orel.    serb.   orao  u.   s.  w. 

nsl.  orlje  Krain,  kroat.  orle  (orlje).  orlovac  Gr.  orlica  Kr.  orljak  Gr.  orljava 
Bach  Gr.  orljavica  Kr.  orljavac  Kr.  orlova  grcda  Gr.  srrh.  orlic  Dalm.  orlja  Herc. 
orbljani  Danic.  orbljevyj  dclb  Danic.  oraostica  Bacli  Yuk.  klruss.  oreiec  Gal.  orel 
Bach  Russ.  oriyk  Russ.  orelbsk-b  ^'()i -Ict.  24.  riiss.  orlino.  orlovka.  cech.  orel  B. 
vorlik  l'>.  (dlu'c  B.  orlov  Slovak.  orlovc  Slovak.  vorl  ir  ka  Erlitzgebirge  Petters.  pol. 
orlc  Court.   29.   oriow  ibid.      nserh.  vorlice  lliirlitz   Butt.   Ih.    ItlO. 

Lit.  erelei  Schleich.  14G. 

Denkschriften  der  phil.-histor.  Cl.  XXIII.  Bd.  27 


210  Franz  Miklosich. 

401.  osa. 

pol.  osa  popiilus  treniula  Espe,    oserb.  nserb.  vosa.   Vergl.  osika.    Hiebei  kann  auch 

an  osa  vespa  gedacht  werden. 

cech.  osy  B.  osice  B.  osi  B.  osne  B.  osnä  B.  osnice  B.   osov  B.    osovec  B.     pol. 

osnica  Court.  29.  osow  ibid. 

402.  osada. 

cech.  osada  Ansiedlung,  Kirchspiel;  vergL  pol.  opole  vicinia  Erb. 

cech.  osada  Slovak. 

403.  osek-B. 

kroat.  osekb  in  glagolitischen  Quellen,  osek  umzäunter  Platz  für  das  Vieh. 

nsl.  osek  Essek  Kämt,  kroat.  osek  Kr.  osjek  Kr.  osik  Gr.  '  osekovo  Kr.  serh. 
oselcL  Danic.  oseCna  Gav.  osjeßna  Serb.  osjecenica  Gav.  Herc.  osic  Safar.  144.  cech. 
osek  B.  M.  oseß  B.  osecek  Klein-Wosek  B.  oseönä  B.  osecnice  B.  lipl.  osiek  Gal. 
Königr.  osieczany  Gal.  Vergl.  castra  et  osecones  Court.  29.  oserh.  vosyk  Grosshänchen 
Schmal.   13.     nserb.  ossagk  bei  Sonnenwalde  Butt.  74. 

Ossek  Steier.  ossecz,  jetzt  Oschatz,  Sax.  hzixC'^a  Ep. 

404.  osika. 

■nsl.  jesika.  pol.  osika  populus  tremula  Espe.  serb.  jasika.  cech.  osika.  Vergl.  russ. 
osina.    pol.  osa,  osina.    oserb.  vosa,  vosyca.    nserb.  vosa,  vosyca,  vosyna. 

bulg.  osina  Pazardz.      5er6.  jasika  Gav.    jasikovo  Gav.   jasikova  Gav.  jasikovac 

Quelle  Vuk.  jasikovica  Gav.     cech.  osykov  Aspendorf  M.    ?•;<.«.?.  osinovect.  osinovka. 

osinovye  gai.  osinka.     pol.  osikow  Gal. 

Vergl.  osa. 

405.  oskousa. 

asl.  oskorusa  sorbus.    nsl.  oskorus.    sei'b.  oskorusa. 

se7'b.  oskorusno  Dalm. 

406.  osla. 

asl.  serb.  osla  cos.    nsl.  oslica.    pol.  osJa. 

kroat.  oslica  Kr.  oslavec  Kr.     serb.  o.slje  Danic.  Dalm.   osljakb  Danic.  Dalm.  osao- 
nica  Gav.  osanica  Gav.     klruss.  oslavyca  Gal.  Ilaiyc.   111.     cech.  osly  B. 
Osla  Berg  in  Siebenbürgen. 

407.  osoj. 

bulg.  osoj  Milad.  363.  zmija  osojna,  zmija  prisojna  ibid.  serb.  osoje  schattiger  Ort, 
eig.    Schattseite:     das    Wort   besteht   aus    der  Präposition    oti.  und  soj:  Wurzel  si  (sijati). 

nsl.  ovoje,  urkundlich  Oscewach,  osceach,  ozziach,  jetzt  Ossiach,  Kämt,  osojan 
Oseacco  Venet.  osojnik  Krain.  osojnica  Krain.  Sattnitz,  Zwanzigerberg  Kämt,  ko- 
privna  vosojak  (richtig  vielleicht  v  osojah)  Koprein  Schattseite  neben  koprivna  proti 
solncu  Koprein  Sonnseite  Kämt.  Vergl.  sencni  kraj  Schattenberg  Kämt,  sencni  graben 
Schienzengraben  Kämt,  kroat.  osojnik  Gr.  osojnjak  Kr.  osojnjaki  Istr.  serb.  osoje 
Dalm.  Herc.  osojnik  Dalm.  podosoje  Dalm.  klruss.  osoj  Berg  in  der  Bukowina  HaJyß.  155. 
cech.  osojne,  vosojne  B.  osojnice  Wosenitz  B.  osonice  B.  nserb.  vosenk  Ossnig  Zw.: 
vosen  Schatten. 

Osoj  Berg  in  Siebenbürgen,  oaöyja  Ep. 


Die  si.avischen  Ortsnamen  aus  Aitellativen.  ii.  211 


408.  ostrog-B. 

asl.  ostrogt  vallum.  serb.  ostrog  ziv.   19.  pol.  osti'og  mit  Pallisaden  befestigter  Ort. 

nsl.  ostrog  Krain.  ostroznik  Krain.  ostrozno  Steicr.  ostrozno  brdo  Krain.  kroat. 
ostrog  Kr.  serh.  podostrog  Dalm.  ostrozac  Bach,  Dorf  Herc.  öaxpo)«  Constant.  Tor- 
pbyrog.  Idriiss.  ostroh  ßuss.  ostrozec''  Gal.  Russ.  russ.  ostrog-B  Nest.  cech.  ostrozk}'' 
Slovak.  ostroznica  Slovak. 

Ostrog  Kämt,  ostrosna,  wostze,  wostrose,  jetzt  Wusterhausen,  Koseg.  ostrozna 
auf  Rügen,    swantc    ostrosne    Insel    bei   Greifswalde    Koseg.    ozstrosniza    Bach    Sax. 

409.  ostrovB. 

asl.  ostrovB  insula.    serb.  ostrvo.    pol.  ostrow.    nserb.  votsov. 

kroat.  ostrovo  Kr.  scrh.  ostrovo  Gav.  ostrvo  Serb.  ostrov  Serb.  ostrov  gol 
»Serb.  klruss.  ostrov  Gal.  Russ.  ostrovec  Gal.  ostrovcyk  Gal.  ru.'ss.  ostrovB.  cech. 
ostrov  B.  M.  Mustrum  B.  vostrov  B.  ostrovec  B.  ostrovce  B.  ostrovnice  B.  ostro- 
vany  Slovak.  ostrovänky  M.  pol.  ostrow  Gal.  ostrowek  Gal.  ostrowiec  Gal. 
ostrowsko  Gal.  oserb.  votrov  Ostro  Schmal.  10.  nserb.  votsov  Ostro  Zw.  dobry 
votSov  Dobberstroh  Zw.  Butt.  74.  75.  votsovcc  Bischdorf  Butt.  74.  votsovky  im  Spree- 
wald Butt.   74. 

Wustrow,  Wustrau  Butt.  74.  ozstrzow,  ozstrowe,  jetzt  Ostrau,  Sax.  Avostrow,  jetzt 
Wustrow,  Koseg.    gustrow,   jetzt  Güstrow,  Koseg.    wistrouece,  jetzt  Wustrow,  Koseg. 

öatpOjStTat  Tliess. 

410.  ostruga. 

serb.  ostruga  rubus  fruticosus,  bacca  grossulariae.  cech.  ostroznice  Kratzbeere,  nsl. 
stroznica  mag. 

serb.  ostruzica  Danic.  ostruzanj  Gav.  ostru2nica  Gav.     cech.  ostruzno  B. 
Ostrusna,  osdrusinna,   ostruzna  trebista  Sax. 

411.  ostn. 

asl.   ostro.   acutus,    nsl.    ostcr   u.    s.    w.    man    beachte    den    cech.    ON.    ostre    Neuland. 

nsl.  ojstro  Steier.  ostrc  Krain.  ostrs  (ostresch)  Berg  Valv.  ostrica  Berg  Krain. 
ojstrca  Kämt,  ostrovica  Ki'ain.  Astarwicza  861.  Osterwiz  Kämt,  astaruuizzam 
Grenzreg.  27.  osterwiz  Urkunde  von  1249.  ojster  vrli  Osterberg  Krain.  Vergl.  ostenik 
Ortenegg  Krain.  kroat.  o»{Ya,(iv.  ostrc  Gr.  ostrc  Gr.  Kr.  ostrovica  Kr.  Istr.  ostrvicaGr. 
ostrice  Kr.  ostrice  Kr.  ostrna  Kx-.  ostri  vrh  Ivr.  serb.  ostra  Gav.  ostrikovac  Gav. 
ostr&vica  Danic.  ostrvica  Dalm.  Vuk.  ostrovica  Dalm.  ostrozubb  Danic.  ostra  glava 
Daniß.  klruss.  ostra  Gal.  ostryna  Gal.  ostroiucje  Russ.  cech.  ostry  B.  ostre  Neuland  B. 
osträ  B.  Ostrava  M.  ostravice  M.  ostrany,  magy.  eszbreny,  Slovak.  ostrohora 
Scharfberg  B.  ostrolüka  Slovak.  ostr}'-  vrch  Slovak.  pol.  ostre  Gal.  ostrorog  Gal. 
Posen,  ostropole  Gal.  vergl.  ostroznica  Gal. 

Wusterwitz  Butt.  74.  ostrice,  jetzt  Ostritz,  Koseg.  Vvostriz  Neug.  1.  36.  Osterwiz  Steier. 

412.  otava. 

nsl.  serb.  otava  foenuni  chordum. 

nsl.  otave  Krain.   otavice  Krain.   otavnik   Krain. 


212  Franz  Miklosicu. 


413.  otok-B. 

asl.  otokt  insula.    nsl.   serb.  otok. 

iisl.  otok  Krain.  Maria  Wörth  Kämt,   otocec  Krain.  Wördl  Valv.     kroat.  otok  Kr. 
otoßec  Kr.  otoßac  Gr.  podotocje  Kr.     serb.  otok  Herc. 
Otoc,  jetzt  Woedtke,  Koseg.  Ottock  Steier. 

414.  ovBca. 

asl.  ovbca  ovis.    nsl.  serb.  ovca  u.  s.  w. 

nsl.  ovcjak,  auch  seflerji,  Schöflein  Krain.  serb.  ovtcarB  planina  Danic.  ovcar 
Gav.  ovcari  Herc.  ovbcarevo  Danic.  ovcina  Serb.  ovbce  polje  Danic.  retss.  ovßarnoe. 
cech.  ovßäry  B.     iml.  owczary  Mogil. 

Owzarken  Butt.  126. 

415.  OVBSi. 

asl.  ovbs:5  avena.    nsl.  oves  u.  s.  w. 

nsl.  ovsise  Auscliische  Krain.     serb.  ovsiste  Serb.     cech.  ovesne  Haberies  B.     pol. 
owsianka  Gal.     nserb.  ovsisko  Owscliitz  Butt.   126. 
Ovesno  alt  Habirdorf  Schlesien. 

416.  paka. 

Von  unbekannter  Bedeutung. 

nsl.  paka  Krain.     kroat.  paka  Kr. 

417.  palezB. 

asl.  palezB   incendium.     serb.   gdje  je  sto  paljeno    n.  p.    za    kupusni    nasad;    paljika 

Brandstätte  (im  Walde),  d.  prentlink  eine  Weide,  ausgebrannter,  ausgereuteter  Platz  Lexer. 

kroat.  paljevina  Kr.     serb.  palez  Gav.    paleznica  Gav.    paljani   Serb.     cech.   pa- 

livo  B. 

418.  panadjuri. 

serb.  panadjur  r^rviri-^n^ic,  Markt,  Messe. 

bulg.  panagjuriste  Milad.     serb.  panadjuriste  Serb. 

419.  pan-B. 

cech.  pän  dominus. 

cech.  panskä  B. 

420.  parez-B. 

cech.  parez  der  untere  Theil  des  Baumes. 
cech.  parez  B.  pafezy  ß.  pafizek  B. 

421.  paseka. 

cech.  paseka  Holzschlag,  Neubruch,    pol.  pasieka  Verhau,  Bienengarten,  Fruchtkeller. 
serb.  pasißina  Dalm.     klruss.  pa^ika  Gal.  pa^icna  Gal.     cech.  paseka  M.  Brand  B. 
paseky  B.     i3ol.  pasieka  Gal.  pasieki  Gal.  pasieczna  Gal. 
Pazeke  auf  llügen. 


Die  sl avischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ir.  213 

422.  pastva. 

asl.  pastva  pascuum. 

cech.  pastvina  13.  pastviste  B.  Yergl.  kroat.  pasnik  Kr. 

423.  pazitB. 

asl.  pa2itb  pratum,  gramen. 

cech.  paZit  Slovak. 

424.  pajjdarB. 

asl.  padarb  custos.    bulg.  ptdai-.    serb.  pudur  custos  vineae. 

serh.  pudarci  Gav. 

425.  pecenezin'B. 

asl.  pecenezin'B,  plur.  pecinaci,  lüazC^vaÄixat. 

serh.  peßenoge  Gav.     klruss.  peßeAiJSyn  Gal.  peceAi2ce  Gal. 

426.  pekarB. 

asl.  pekarb  pistor.    cech.  pekaf.    pol.  piekarz. 
^o/. .piekary  Königr,  Gal.  piekarze  Court.  30. 

427.  pepel-B. 

asl.  pepeli>  cinis.    nsl.  pepel  u.  s.  w. 

serh.  pepel  Gav.    pepelj  Serb.    pepeljevac  Gav.    pol.  popiele  Gal.    popielniki 
Gal.  popielany  Gal. 
ncirsXiviraa  Acb. 

428.  peruni). 

asl.  aruss.  perun-B  numen  slavorum  gentiliiim. 

hulg.  perunova  gora  Pazardz.  63.  perin  planina  Milad.  167,  Pazardz.  klruss.  pe- 
runovyj  dub  Gal.  Saran.  83.  perunka  Gal.     pol.  piorunow  Königr. 

Perun,  peron,  pyron,  pyrun,  jetzt  Prolin  auf  Rügen  Koseg.  Lit.  perkunai 
Sclileich.   147.   Vergl.  bulg.  perunice  devoj^e  Milad.   371.  piorunow  Spielberg  Janota 

Bardyjow   lö. 

429.  pestera. 

asl.  pestera  specus:  vergl.  serb.  pecina. 
hiihj.  pestera.     serh.  pestere  orblje    Danic. 

430.  pestB. 

asl.  pestb  specus.    nsl.  pec  scopulus.    serb.  pecina. 

nsl.  pec  Kraln.  pecice  Krain.  pecovje  Steier.  pecnik  Krain.  pecnica  Petschnitzen 
Kämt,  peßani  und  pece,  v  pecah  Peckau  Kcärnt.  v  pecah  Pöckau  Jarn.  181.  v  pecali 
Valv.  podpec  Krain.  Steier.  Friaul.  pt>di)ecje  Steier.  podpcce  Pulpitscli  Kämt,  pod- 
peCjo  Gallenstein  Krain.  bela  pec  Weissenfeis  Krain.  vranja  pec  Itabenberg  Krain. 
pod  peco  Unterpetzen  Kämt,  kroat.  pec  Gebirge  Kr.  pecka  Gr.  peöca  Kr.  pecno  (Jr. 
pe6ina  Gr.  pecine  Kr.  peci§ce  Kr.  peCane  Gr.  podpec  Kr.  vrhpec  Kr.  zape6  Kr. 
serh.  pecb  Danic.    peci  Gav.    pecnica   Serb.    pe6ani   Danic.   Gav.    potpece  Gav.  Piere. 

Pütschberg  Obersteier.  Petschen   JMäln-eii.    -ijzyivf^    V.y.    T.zz-.'.o:rj.  oder  ö-t3\V/vr^   ICj). 

i-:p. 


214  Franz  Miklosich. 

431.  pest — . 

Von  unbekannter  Bedeutung.  Vielleiclit  ein  Personenname. 

kroat.  pistana  Kr.  cech.  pisty  B.  pist  B.  vergl.  pistany  B.  klruss.  pistyn  B.  pi- 
stynka  Bach  Saran.  73, 

Pistnicha,  Biesnicka,  Piesting  in  Nieder-Osterr.  Meil.  152.  Vergl.  pgsnica  Bach  Steier. 
stagnum  pesnitza  Fluss  Piasnitz  Koseg.   1.  499. 

432.  pestkt. 

asl.  pes:Bki>  sabulum.    nsl.  pSsek. 

nsl.  pisek  Sand  Kämt,  v  peskah  Steier.  pescenik  Peschenik,  Sandberg  Krain.  kroat. 
pesek  Kr.  peskovec  Kr.  pesöeno  Kr.  pes6enik  Gr.  pescenica  Kr.  pjesöanica  Gr. 
vergl.  pistana  Ki\  serb.  p^sBcina  Daniö.  pescanica  Gav.  pesBÖana  glava  DaniS. 
pesbcanyj  vrblib  Danic.  klruss.  pisok  Gal.  pisky  Gal.  ßuss.  pisocky  Russ.  piSca- 
noje  ßuss.  piscanka  Russ.  pisoöna  Gal.  rtiss.  pesocnja.  pesocen-B  Nest.  92.  14. 
cech.  pisek  B.  M.  pisecnd  Schreibersdorf  B.  Palacky  155.  vergl.  pistany  Slovak.  pol. 
piasek  Gal.  piaseczno  Court.   35.     ose?'6.  pjesk  Biesig.     nserb.  pjeski  Pieske. 

Pyask,  jetzt  Patzig  auf  Rügen,  xaa^oßa  Ep. 

433.  petelin-B. 

asl.  petelin'B  gallus.    nsl.  petelin. 

nsl.  peteline  Krain.  petelinje  Krain.  petelinek  Krain. 

434.  pijavica. 

asl.  nsl.  pijavica  hirudo. 

kroat.  pijavice  Kr.     serh.  pijavice  Herc. 

435.  pilica. 

serh.  pilica  gallinula. 

serh.  pilica  Gav.  vergl.  pol.  pifa  Gal.  Schneidemühl  Pos. 

Pilitsa  Peloponn. 

436.  pisan. 
nsl.  pisan  varius  bunt. 

nsl.  pisane  vrata  Ivi'ain.     oserb.  pisany  mJyn  Scheckmühle  Schmal.  13. 

437.  piskOB. 

cech.  piskof  cobitis  fossilis.  pol.  piskorz  id.  Dagegen  serb.  piskor  Art  Pflaumen. 
Es  kann  auch  PN.  sein. 

cech.  piskofov  Schlesien,     pol.  piskorz  doi  Dij)lom. 

438.  pivinica. 
asl.  pivBnica  cella  vinaria.    nsl.  serb.  pivnica. 
klruss.  pyvnyona  Gal. 

439.  plana. 

Man  beachte  den  ON.  cech.  novoplän  Neurode,  nserb.  piony  eben.  Vergl.  cech.  plan;^. 
pol.  pJonny  dürr  und  unfruchtbar  und  plonia  trockener,  unfruchtbarer  Boden. 


I 


Die  SLA  vischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  215 

nsl.  phinica  Krain.  zaplana  Kraiii.  ki'oaf.  plana  Gr.  planica  Kr.  Gr.  hruSkova 
plana  Gr.  serb.  plana  Danir.  Gav.  planica  Serb.  planjani  Danic.  planjane  Dalm. 
klruss.  polonna,  pol.  plonna,  Gal.  polonyca  Gal.  poJonycna  Gal.  cech,  planst  B. 
jjlane  B.  planice  B.  pläfi  B.  planany  B.  novoplän  Neurode  B. 

Jaistorf,  quod  vulgo  dicitur  ,in  der  Planitzen'.  Planitz  Zahn  427.  Tloiia,  jetzt  l'löne, 
Koseg.  flumen  planitze  auf  Rügen. 

440.  planina. 

nsl.  planina  Alpe.    serb.  planina  Bergwald,  wohl  kaum  aus  alpina  entstanden. 

nsl.  planina  Alpen,  Alben  Krain.  Montpreis  Steiex*.  na  planini  Alpen  Kämt,  pla- 
ninica  Alben  Krain.  kroat.  planina  Kr.  aerb.  planina  Gav.  planinica  Gav.  klrnss. 
poionyna  Berg  Gal. 

Planine  Name  einer  Alpe  Lexer. 

441.  plavB. 

asl.  plaviti  flössen,  cech.  plav  das  Schwemmen  (des  Holzes),  pol.  piaw  das  Schwimmen. 
Bei  einigen  hier  verzeichneten  Namen  kann  gedacht  werden  an  asl.  plavB  albus,  nsl. 
serb.  plav  pallidus,  caeruleus.    russ.  polovyj.    pol.  piowy. 

kroat.  plavec  Kr.  plavci  Gr.  plavnica  Bach  Kr.  plavnice  Kr.  serb.  plav  See 
und  Stadt  Vuk.  plavci  Gav.  plava  Danic.  plavno  Dalm.  plavna  Gav.  plavnica 
Dalm.  klruss.  piavje  (lal.  auch  Bach  (Jal.  pJavca  Gal.  pol.  pJawa  Gal.  plawy  Gal. 
pJawna  Gal. 

Plawnicz,  plawenicz,  jetzt  Planitz,  Sax. 


442.  plvBCB. 

aruss.  polovBci.  cech.  plavci.  pol.  poJowcy.  alid.  falawa  Cumani  Zeuss,  Die  Deutschen  744. 
klruss.  poJovci  Gal.  Russ.  Saran.   91. 

443.  plazob. 

nsl.  plaz  Sandlehne,  cech,  plaz  Wälzplatz,  schlüpfriger  Weg.  pol.  pJaza  Fläche; 
pfaz  die  flache  Seite  einer  Sache,  serb.  plaz  u  pluga  lijeva  racica,  na  koju  se  dolje  na- 
tice  lemes. 

nsl.  na  plazu  Naplas  Krain.  zaplaz  Krain.  zaplazje  Berg  Krain.  serb.  plazäne 
Gav.     klruss.  pJazov  Gal.     pol.  pJaza  Gal. 

444.  plem^. 

asl.  plem§  soboles.    serb.  pleme;  plemic  nobili  genere  natus. 
kroat.  plemenScina  Kr. 

445.  pleso. 

cech.  pleso  palus.  slovak.  pleso  stagnum,  vortex,  vorago.  cist6  praslovanske,  v  lioräcli 
Taträch,  v  Morave,  SIezsku  i  na  Rusi  znäm6  pleso  Saf.  2.  19.  Vergl.  Die  slav.  Ele- 
mente im  Magy.  4(i. 

nsl.  pleso  Teuchen  Kämt,  plesje  Plessdorf  Steier.  kroat.  pleso  Kr.  Im  Agramer 
Comitat. 


216  Franz  Miklosich. 

Circa  lacum  pelissa,  ultra  fluvium,  qui  dicitur  Hrapa.  Urkunde  von  803.  Grenzregul.  14. 
ad  pelissam,  pelse  flumen  Pols  in  Obersteier.  27.  comes  de  Sclavis,  nomine  Chezul, 
omnem  rem,  quam  habuit  prope  Pilozsuue  in  villa,  quae  dicitur  Uuampaldi.  Urkunde 
von  861.  Zahn  19.  mutno  pleso  Neusiedlersee  Wiener  Jahrbb.  46.  42.  Plessow-See  bei 
Potsdam  Cyb.  13.  Vergl.  ples  Name  von  Seen  im  Grouvernem.ent  Poltava. 

446.  ples'B. 

Von  unbekannter  Bedeutung.  Vergl.  pleso. 

cecli.  ples  B.  plesy  B.  cbudoplesy  B.  chodoplesy  B. 


447.  pleva. 
Dunkel. 

cech.  plevnice  B. 

llXeßa  eine  zupa  bei  Constant.  Porphyrog. 

448.  pleSB. 

asl.  plesB  calvitium.    nsl.  ples. 

•nsl.  ples  Kä'ain.  pleSe  Ivrain,  plesa  Plieschen  Kämt.  Jarn.  174.  plesavka  eine  Ge- 
meindeweide ibid.  pleserka  Plescherken  ibid.  plesivec  Steier.  pleSivica  Krain.  auch 
Berg  Valv.  kroat.  ple§  Kr.  plesivac  Istr.  ple§ivica  Kr.  pljesevica,  plesevica  ist 
der  Name  vieler  Berge  in  Kroatien  und  Dalmatien  Vuk.  serb.  ple§  Gav.  plesevina 
Herc.  klruss.  pliSky  Berg  Gal.  cech.  ple§ina  B.  plesice  M.  plesovec  M.  plesovce 
Slovak.  plesivec,  magy.  pelsö'cz,  Slovak. 

lIXsaja  p]p.  TTÄSjia  Phok.  ic/.saa  Arg.  Ttkizzrj.  Ep.  Lac.  TcÄYptßizC^.  Ep. 

449.  pl^st. 

asl.  pl§st  saltatio.    nsl.  ples  u.  s.   av. 
nsl.  plesis5e  Tratten  Kämt,  Jarn.   174. 

450.  plitvB. 

nsl.  plitev,  plitek  seicht,    asl.  i^lytTikii.    serb.  plitak.    pol.  pi'ytki. 
kroat.  plitvica  Bach,  See,  Dorf  Gr.  Vergl.  plitka  draga  Gr. 
Plitucza,  jetzt  Plietnitz,  Koseg. 

451.  ploca. 

serb.  ploca  Platte.  Fremd w.   118. 

kroat.  ploca  Gi'.  serb,  ploca  Danic.  Gav.  ploce  Dalm.  plocica  Danic.  ploßice 
Dalm.  plocBnilvB  Daniß.  ploönik  Gav. 

452.  ploski. 

asl.  ploslcB  latus,    serb.  plosan,  plosnat  abgeplattet  u.  s.  w. 

kroat.  ploscica  Kr.  plosdica  Gr.  klruss.  pJoskoje  Gal.  cech.  ploske  Slovak. 
pol.  pJoska  Gal. 


Die  si, avischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  217 


453.  ploti.. 

asl.  plott  saepes.    nsl.   serb.  plot  u.  s.  w. 

klrnss.  piotyc  Gal.   pJotycy  Gal.      cech.  vergl.   ploti§te.  B. 

454.  plugt. 

nsl.  serb.   plug  aratrum  u.  s.  w. 

kroat.  plu?.nice  K)-.     serb.  pluzevlna  Danic. 

455.  pl-BhT.. 

asl.  plilii   glis.    nsl.   polli.    serb.  puh.    rech,  pich   u.   s.   w. 

nsl.  pol§nik  Billichberg  Krain.  polhovica  Krain.  pol§ica  Kraiii.  polhov  gradec 
Billichgräz  Krain.  kroat.  puhovo  Kr.  serb.  puhovo  Gav.  puovac  Gav.  klrnsti.  pol- 
chova  Gal.     cech.  pich  B.  plchov  B.  plchovice  B. 

l'olsniza   Sax. 

456.  pltz — . 

Vergl.  nsl.  polznoti  labi,  vestigio  t'alli  u.  s.  w. 

serb.  zaplbzane  Daniß. 

457.  podolije. 

asl.  podülije  vallis. 
cech.  podolf  B. 

458.  podr'Bt'B. 
nsl.  podrt  dirutus. 

kroat.  podrto  Kr.   vergl.  cech.  podeflstS  B. 

459.  podym&stina. 

pol.  podymne  ßauchfangsabgabe. 
klruss.  podymscyna  Gal.   Saran.   93. 

460.  pod'B. 

asl.  podi)  tabulatum.     nsl.   pod  horreum.    serb.  pod   tabulatum. 
kroat.  podovi  Gr.     serb.  podi  Dalm.  zapodjani  Danic. 

461.  pogon-B. 

h)il(j.  pügon  soviel  wie  leha  area.     Vergl.   magy.  pagony  Jagdrevier. 
klruss.  pohoAa  Gal. 

462.  pogoreti. 
asl.   nsl.   pogoröti  comburi  u.   s.  w. 

nsl.    pogorclec    Krain.     pügori§fe    Steier.        serb.    pogoreoci.     pogorelica     Gav 

klrvss.  pohoriiec  Gal.   pohurilci  Gal.   pohorüovcy  Bukowina,     cech.  pohoreU  Slovak. 

pohorelice  M.     pol.  pogorzaika  Gal.  ])rzegorzaly  Gal. 

AYOpä/.tTja  (von  ogorcti)  Thess. 

463.  pojata. 

asl.  pojata  domus.    nsl.  pojata  horreum.    serb.   pojata   stabuluni. 
kroat.  pojatno  Kr.     serb.  pojate  Gav. 

Donksrhriftoii  der  phil.-liist.  Cl.  XXIII.  B.l.  28 


218  FkANZ  MlKLOSICH. 

464.  pojiti. 

asl.  pojiti  potum  praebere. 
klruss.  pojio   Gral. 

465.  polaca. 

kroat.   serb.  polaca  palatium.  Fremdw.   119. 
serb.   polaßa  Dalm. 

466.  poljana. 

asl.   nsl.   serb.  poljana  campus  u.   s.   w. 

nsl.  poljana  Krain.  Pollain  Kämt,  poljane  Pölland  Krain.  v  poljanali  Pöllander- 
tlial  Valv.  poljanica  Polländl  Krain.  poljanscica  Bach  Krain.  na  poljani,  nach 
Anderen  na  pole,  Nampolach  Kämt,  kroat.  poljana  Kr.  Gr.  poljane  Gr.  poljanica 
Kr.  poljanska  Kr.  serb.  poljana  Daniß.  Gav.  poljanice  Vuk.  Gav.  klruss.  polana 
Gal.  polany  Gal.  polanka  Gal.  polanky  Gal.  polanyca  Gal.  polancyk  Gal.  rioss. 
poljany.     cech.  polany   Slovak.   polanka   M. 

In  polano  Zahn  427.  Pölla  Niederösterr.  polan,  jetzt  Pöllau,  Obersteier.  TroXodva  Ep. 
•jTGAjavT^  Mess.  dunkel  ist  ßouxoTiöXjct  Ep.  /oiröXjavYj,  woftir  gräcisierend  tsr/oiroÄiavT;  Ep., 
ist  eine  Ableitung  von   hopovo. 

467.  polje. 

asl.  nsl.   serb.    polje   campus  u.   s.  w. 

nsl.  polje  Feld  Krain.  Felldorf  Steier.  polica  (richtig  wohl  poljica)  Kämt  Jarn.  53. 
Krain.  polißane,  polcane  (richtig  wohl  poljicane)  Pöltschach  Steier.  podpolje  Pop- 
pichl  Kämt,  dobro  polje  Dobnüach  Rteier.  kroat.  polje  Kr.  poljice  Gr.  Kr.  poljica 
Gr.  Kr.  serb.  poljica  Dalm.  poljice  Herc.  poljna  Gav.  poljaci  Gav.  tropolje  8erb. 
babino  polje  Danic.  klruss.  popoinyky  Gal.  rass.  opole.  zapole.  cech.  pole  B. 
knezpole  M.     pol.  zapole  Gal. 

Poliani  Peloponn.   Pölas  ])orf  im  Lesachthal  Kärntens  Lexer.  poliza  Bach  Sax.  po- 

lize,  jetzt  Polenz,  Sax.  terra  pole  Koseg.  pant  wo  guthkepole  ad  quamdam  viam  in  my- 

rica  quae  ipsam  guthkepole  circuit  Koseg.   1.  91.   polize  auf  Rfigen.    TTOÄtTCävY;  Ep.    iro- 

AJotCavt  Ep 

468.  polog-b. 

nsl.  polog  Kesselthal.  pol.  poiohy  laki  nad  7-zeka  ciagnace  si§  in  Podolien,  eig.  klruss. 
damit  stimmt  iiberein:  ICrdan-b  beregy  imat-b  kruty  obt  on-b  pol-B,  ofB  seli  pology.  Bus. 
Christ.  664.  pol.  poiogi  abschüssig.  Vergl.  rum.  polog  gramen  demessum,  campus. 

kroat.  pologi  Kr.    serb.  pologb  Daniö.   Chrys.-dus.  polog  Herc.    klruss.  poiohy  Russ. 

llöXoyoc  Phok. 

469.   pomorjanin'b. 

asl.  pomorije  regio  maritima  u.  s.   w. 

klruss.  pomorjany  Gal.  Saran.   91.  . 

470.  ponica. 

asl.  ponica  cella.   panica  cistei-na.   bulg.  ponica  Keller. 
Ildvfcaa  Lac.  Mess.  Tiovi-cCa,  äTtovi-cCa  Ep. 


Die  slavischkn  Ortsnamkn  aus  Appellativen,  n,  219 

471.  ponikva. 

nsl.  poiiikvu  locus,  ubi  Hiiviusi  sub  terra  absconditur :  ])otoki  se  v  ponikve  zgubljajo. 
Vergl.  ponon.. 

nsl.  ponikva  Görz.  ponikve  Krain.  ponikle  Penk  Kämt,  ponkva  Poniggl  Steier. 
ponkvica  Steier.  kroat.  ponikva  Bach  Ki'.  ponikve  Kr.  (xr.  ponikvari  Grr.  aerh. 
ponikva  Gav.  ponikvy  Danir.  ponikve  Dalm.  ponikovica  Gav.  klvfiss.  ponykva 
Gal.  ponykvyca  Gal.  rech,  vergl.  ponikle  ß.  poJ.  ponik  Künigi-.  poniki  Königr. 
ponikiew  Gal.  Königr.  ponikwa   Bach   Court.   32.  ponikwy    Königr.   ponikla  Königr. 

Ponekaw,  jetzt  Ponickau.  Sax.  ])onykel,  ehedem  bei  Weitz  in  Steier.  y.atairiv'jVTai 
Bic  Tov  ajijxov  Strabo. 

472.  ponort. 

nsl.   ponor,    aserb.   ponorij,    locus   ubi   liuvius  sub   terra    absconditur.    Vergl.    ponikva. 
kroat.  ponor  Gr.    ponorac  Gr.    ponori  selo  Gr.      serJ).    ponore    Gav.     klruss.    po- 
nerJa  (Tal. 

473.  porq.b'B. 

cech.  porub,  poruba,  paruba  Holzschlag,  pol.  porab,  por^ba.  por(^b'  miejsce  niedbale 
ogrodzone  w  lesie  dla  utrzymywania  w  niem  pasieki.  In  Podolien. 

kroat.  poruba  Kr.  klrvss.  porub  Gal.  poruby  Gal.  rvss.  porubt  Nest.  cech.  po- 
ruba ]M.  Silovak.  porubka  Slovak.     pol.  poraba  Court.   88.  poreby  Gal.  porabka  Gal. 

474.  posada. 

klruss.  posada  ist  gleichbedeutend  mit  cech.  Ihota.    pol.  wola  Saran.   Do.    vergl.    ser- 
vitia,  quae  vulgariter  dicuntur  posady  Diplom.   1.  21.5. 
klruss.  posada  (xal.     cech.  posada   B. 

475.  poseka. 

cech.  paseka  Verhau,  pol.  posieka,  pasieka,  posiecz  \  erhau. 

nsl.  posekina  topographische  Benennung  eines  Ackers,  der  früher  ein  Wald  ge- 
wesen sein  mochte  Kämt.   Jarn.   131.     klrnss.  poSic  Gal. 


476.  posterica. 


Von  unbekannter  Bedeutung. 
nsl.  posterica  Steinwand  Ki 
Vergl.   Pasterze  in  Kärnten. 


477.  postojna. 

n.d.  postojna  Steinadler. 

iisl.  postojna  Adelsberg  Krain. 

478.  potokt. 

asl.  potokt  torrens.    nsl.  serb.  potok  u.  s.  av. 

nsl.  potok  Krain.  Bach  Kämt,  potoke  Krain.  potoce  Krain.  Hach  Kämt,  volcji 
potok  Wolt'sbacli  Krain.  kroat.  potok  Kr.  potocec  Kr.  potocany  Kr.  ■fcrh.  potocac 
Gav.  potocanje  Serb.  gubavbßs  potokb  Danic.  klruss.  potok  (Jal.  potocok  Gal.  jio- 
todysce  Gal.  potoCany  Gal.  cech.  potok  B.  potiiönik  M.  mezijiotoci  Nespoding  B. 
pol.  potoki  Gal.  biaJy  potok  Gal. 

Botosach.  botsach,  jetzt  Pottschach.   .Meill.   153. 

■J8* 


220  Fkanz  Miki.osich. 

479.  pozart. 

asl.  pozarij  incendium.    nsl.  serb.  poXar   Waldbrand,    pol.   pozar. 

nsl.  pozarnica,  pu2arnica  Pusarnitz  Kämt,     kroat.  poÄar  Kr.  poXarnica  Kr.  Gr. 
serb.  pozarno  Herc.  poXarevac  Gav.     pol.  poXarzyszcze  Court.   32. 
Posarice  8ax.  bozsarinza  Ank.   16.  pozsarniza  Tangl  23.5. 

480.  pozega. 

aserh.  pozega   incendium. 

kroat.  pozega  Kr.     serh.  po2ega  Gav.  Vergl.  po2ezena  Gav. 

481.   prag-B. 

asL  prägt  limen.    nsl.  serb.  präg  u.  s.  w. 
klruss.  porohy  Gal. 

482.  praprot^. 

nsl.  praprot,  prapret  üHx.  serb.  paprat.  russ.  paporotb  f.  oech.  *  paprat,  kapradi. 
pol.  paproc  f. 

nsl.  praprot  Krain.  prapret  Krain.  praprotje  Triester  Diöcese.  praproce  Krain. 
praprece  Krain.  praproteöe  Prapretschhof  Valv.  prapraöe  Farrendorf  Kärnt.  prapretno 
Krain.  prapretno  brdo  Krain.  prapretnica  Krain.  propotnica  Friaul.  praproßan  Hung. 
kroat.  praputje  Gr.  praputnik  (praprutnik)  Kr.  serh.  prapratna  Dalm.  papratnja 
Serb.  prapratnica  Dalm.  papratne  Gav.  papratiSte  Gav.  popratiste.  klrass.  paportno 
Gal.     pol.  papro6  Gal.  paprotnik  Gal.     nserh.  paprotna   Papproth  Butt.   98.    Paprotten. 

Prapra  Kämt. 

483.  pr^d-B. 

asl.  pradt.   nsl.  prod  sandiges  Ufer,  Insel,  kroat. -nsl.  prud  sabulum.  serb.  prud  syrtis. 

nsl.  prod  Krain.  Sand,  Griess  Kärnf.  falsch  brod  Sand  Kämt.  kroat.  pröd  Kr. 
prudnica  Kr  prudnice  Kr.  zaprudje  Kr.  serb.  prudb  Danic.  zaprudje  Vuk.  cech. 
prudice  B.     pol.  pr^dnik  Court.  3.5.  auch  Bach  Gal. 

Prouduwe,  jetzt  Pröda,  Sax. 

484.  pr^g-B. 
Vergl.  asl.  prt^gB  locusta. 

serb.  prugovo  Gav.  prugovac  Gav. 

485.  pregynja. 

asl.  vi>  pregynjaht  i  vt  neprohod'bnyihi.  gorah'B  sup.  19.  20.  zapustevbseje  pregynje 
i  gory   hom.-mih. 

klruss.  perehynsko  Gal.     pol.  przeginia  Gal.  Court.  34.  Mogil. 

486.  prekop-B. 

aal.  prekop'B  fossa.    cech.  pfikop.    pol.  przekop. 

nsl.  prekopa  Krain.  Hung.  prekop  Steier.  Urkunde  1356,  jetzt  kregab,  krekap 
Kämt.  Jarn,  146.  kroat.  prekopa  Kr.  Gr.  klmss.  perekopana  Gal.  perekopanje 
Gal.   perekopovka  Kuss.       pol.  przekop  Gal. 

Allodium,   quod  dicitur  precop  Kämt.  Urkunde  von   1136. 


I 


Die  slavischen  Oktsnamen  aus  Appellativen,  ii  221 

487.  prek-b. 

asl.  preki.  transversus. 

nsl.  precna  Krain.  prekär  Krain.  kroat.  priko  Gr.  prieka  Gr.  precec  Kr. 
pricac  Gr.  preono  Kr.   precko   Kr.     .s^i-ft.  preka   Daliu.   priko   Dalm.      rech,   pfii^no  h. 

488.  prelog-b. 

ns/.   prelog  Abacker.    serb.  prijelog.    ßech.  pfiloh  Brachfeld. 

iixl.    prelog    Krain.    preloge    Krain.    Steier.        kroat.    prelog   Kr.    preloscica  Kr. 

Magy.  perlak. 

489.  prer^b-b. 

Scheint  als  Appellativum   nicht  vorzukommen. 
pol.  przerab   Diplom. 

490.  prerovB. 

asl.  prerovB  fossa.    serb.  prijerov  t'ossa  vineae.    nserb.  pserovy  Bruchland  Zw. 
kroat.  prerovec  Kr.      klruss.  pererdv  Gal.     cech.  pferov  B.  M.   prerovec  Sclilesien. 

491.  preseka. 

serb.  presjeka  kao  dolina  preko  kake  kose  ili  planine  vallis.  Sech,  preseka  succisio 
silvae  Erb.  pol.  preseka  Court.  35.  us(|ue  ad  presekam,  quae  dicitur  in  theutonica 
Hag  ibid. 

nsl.  preseka  Kj'ain.  preska  Krain.  presika  Steier.  Berg  Valv.  preseka,  pre- 
saka  Jarn.  131.  priseka  Urkunde  1249.  priseke  Urkunde  1270  Zahn  31.^.  presek 
Preisseck  Valv.  kroat.  preseka  Kr.  preska  Kr.  presika  Kr.  priseka  Gr.  prisjeka 
Gr.  presecno  Kr.  serb.  preseka  Danic.  presjeka  Gav.  cech.  preseka  B.  priseka  M. 
pfiseCna  Prissnitz  B.     pol.  przysieka  Court.  33.  przysieki  Saran  92. 

Preisekke,  jetzt  Preise(;k.  überösterr.  Lamprecht.  luxta  prisceka  in  silva  auf  Rügen. 
[XTTpsaaxov  Aetol. 

492.  preslop'B. 

Von  unbekannter  Bedeutung.  xMan  vergl.  jedoch  siop :  omni  genere  venandi,  per 
stampice,  slopi,  jami  Court.   17. 

serb.  preslopb  Daniß.  klruss.  prysiop  Berg  Gal.  prysfopy  Berg  Gal.  cech.  pi^i- 
slop  B. 

493.  pres-Bpa. 
klruss.  perespa  Aufschutt. 

balg,  presbpa  Danic.  kroat.  prespa.  priespa  Gr.  klruss.  perespa  Gal.  pere- 
sopnica  VoJ.-let.  2.0. 

494.  pretok'b. 

Scheint  als  Appellativum   nicht   vorzuicommen. 

.serb.  pretoke  Serb.     cech.  pfitoky  B.   pfitocno  B. 


495.   preval-b. 
deck,  pfival  Giessbach. 
nsl.  prevale  Krain.      serb.  privala   llerc. 


222  FkANZ  MlKLOSlCH. 

496.  prevara. 

Dunkel. 

nsl.  in  loeo,   qiii   dicitur  preuiiara  Urkimde   circa   lOOO,  jetzt  Projern   Kämt. 

497.  prevlaka. 

russ.  perevoloka  Strecke  zwischen  zwei  BlUssen,  über  die  Fahrzeuge  geschleppt  oder 
Waaren  gefahren  wei'den.  Pzrez  gür§  perewlok§  kozacy  zwykli  baty  i  Jodzie  swoje 
przewJoczyc  od  WoJhy  aä  do  Donu  Linde. 

kroat.  prevlaka  Kr.  privlaka  (ir.  .-ierh.  perevlaka  Danic.  eine  kleine  Insel  in  den 
Bocche  Vuk.  privlaka  Brevilaqua  Dalm.  klruss.  perevoJoka  Gal.  perevoJocna  Gal. 
Russ.  Saran.  90.  russ.  perevoloka  Nest.  cech.  pfivlaky  Pröhlig  B.  pol.  pi-zewJoka 
Court.  33. 

Prövlaka  am  Athos  wird  von  Leake   ans  griech.  zpoaÖAa^  erklärt  Travels  in  Northern 

Greece  3.  143. 

498.  prevor. 

cech.  pfevora  Schranke,    pol.  przewora. 

serh.  prijevor  Herc.   Dalm.  Gav.  prijevorac   Dalm.     klrvss.  perevorsk  Gal.     cech. 

privory   B. 

499.  prevoz-B. 

asl.  prevozi.  transitus.    nsl.  prevoz.    serb.  prijevoz. 

klruss.  perevoz  Russ.  perevozec  Gal.     cech.  pfivoz  B.    nserh.  pravoz  Fähre,  Fehro. 

Prewoz  Koseg. 

500.  prilep-B. 
asl.  prilept  das  Angeklebte. 

hulg.  prilep  Milad.  328.     cech.  pfilepy  B. 
Prilep  Pröbelsdorf  Ank.   109. 

501.  prisoije. 

asl.  prisoije  locus  apricus.    serb.  prisoje :  Gegensatz  serb.  osoje. 
serh.  prisoj   Danic.  prisoje  Dalm.  Herc.  prisojnik  Danic. 

502.  pristava. 

nsl.  pristava  Meierhof. 

nsl.  pristava  Kämt.  Meierhof  Krain.  pristava  Steier.  pristavica  Krain.  Vergl. 
pristavlja  vas  Krain  von  pristava.     kroat.  pristava  Kr. 

503.  prodolB. 

serh.  prodol  f.  vallis. 
kroat.  prodol  Istr. 

504.  progoreti. 
serh.  progorjeti  exuri. 
kroat.     progar  Gr.     serh.   progoreoci   Gav.     cech.  prohov  B. 

505.  prokop-B. 

serh.  prokop   fossa. 

kroat.  prokop  Kr.     serh.  prokopt  Daniö.  prokop  Serb. 


Die  slavischen  Uhtsnamen  aus  Appellativen,  ii.  223 

506.  pologt. 

asL   prolog'b  rupes,  genau,   wie  es  scheint,  Spalt. 

serb.  prolozac  l)alni.  Hein-,  prcilcig  Berg  Dalm.  pod  prolog  l)alin.  Herc.  cech. 
proloh   B.  ^ 

507.  propastB. 

ad.  propostb   hiatus,  tbvea.     nsl.   propast  liabd.    serb.  propast. 
cech.  propast  B. 

508.  pror^ba. 
Vergl.   pi'ercj;bi). 

cec/t.  proruba  B.    pruruby   B. 

509.  proselfB. 

Vergl.  preseka. 

serb.  prosekb  Danic.  proseßija  i)anic\  proseeenikh  iJanic.  r/«.s-.s.  pi-osecbe.  cech. 
piosek  B.  prosec  f.  B.  prosecne  B.   prosirka  B.  prosifko  B. 

510.  Protest. 
Vergl.  prosek'S. 

klruss.  protesy  Gal. 

511.  priisint. 

arusü.  prusin'i)  prussus.    c-ech.  prus. 

klruss.  priisy  Gal.  prusje  Gal.  Saran.   91. 

Prnz.  jetzt  Praus,   Schlesien,   magna  pi-ii/,  jetzt   Prausitz,   Sax.     * 

512.  pustt. 

asl.  pusfb  desertus.    nsl.  serb.  pust  u.  s.   w.    serb.  pustara. 

tid.  pusava  Einöde  Kämt,  pustrica  Pustritz  Kämt,  pustrussa  Urkunde  vun  973. 
ZaJiu.  pustrissa  Pusterthal  in  Tirol  Neug.  1.  9.  piisti  hrib  Krain.  pusti  javor  Krain. 
pusti  laz  Krain.  pusto  polje  Odenfeld  Steier.  pusti  vrh  Steier.  kruaf.  pus<^a  Kr. 
pustike  Kr.  puscina  Kr.  pusava  Kr.  pustodol  Kr.  serb.  pustice  Danic.  klruss. 
krasnopusca  Gal.    cecA.  pouste  B.  pousf  B.  pustina  B.  pustiny  B.    jso/.  pustynia  Gal. 

Pwstenitz,  jetzt  Paussnitz,  Sax.  Pustki.  i'ustkowy  Butt.  l.")3.  Pusteralpe,  Pusterwald 
Steier. 

513    pttica. 

asl.   pT>tic-a  avis   u.   s.   \v. 

usl.    brdo   ticje  Krain.     serb.  ticar  eine    Ebene    Vuk.   ticevac  Serb. 

Tasdorf  hält  Butt.  (>7.   füi-  eine  l'bcrsetziiiig  des  in  dessen  Nähe  liegenden  Vogelsdorf. 

514.   psklt. 

asl.  pbkh.  pix.  nsl.  pekel.  in  GN.  talscli  durcli  .H(Jlic-  iibei'setzt.  pekla  Höhle  mit 
Erdpech  auf  der  Murinsel,  paklena.  peklene,  paklenica  Orte  mit  Schwefehpiellen  in  der 
Gränze.    serb.  pakao  id.,   paklina   axiingiae  genus.    cech.   pkclnici   picarii   Erb. 

nsl.  pekel  Hölldorf  Ki-ain.  Hölle,  Hölldorf  Steier.  pcklcnica  Hung.  kroat.  pekle- 
nica  Kr.  paklena  Gr.  paklenica  Gr.  von  Schwefelquellen.  serb.  paklje  Gav.  pa- 
kljena  Dalm.  paklenje  Gav.  paklciijara  Fluss  Vuk.  klruss.  p('k(»lbnaja  Russ.  cec//. 
peklo  llöll  P>.  pfklina  Slovak.  [icklaiiv  Slovak.  /ml.  pick-to  Gal.  Königr.  pie- 
kictko  (iai. 


224  Fkanz  Miklosich. 

515.  ptriB. 

nsl.  penj   truncus.    serb.  panj   u.   s.   w. 

serh.  panjevac  Gav.  klruss.  pnovje  Gal.  pol.  pien  Gal.  pniow  Gal.  pniewo 
Court.  35.  pnieniaki  Gal.  ponieniany  Gal.     nserh.  pnov  Pinne. 

516.  pBSärB. 

aserh.  pbsarb  canum  custos  Dani5.    eech.  psäfi  canum  custodes  Erb. 

kroat.  psarjevo  Kr.  klruss.  psary  Gal.  cech.  psdrov  B.  psäry,  magy.  peczer. 
Slovak.  2Jol.  psary  Gal.  Königr.  psarzowo,  psarzewo  Court.  35.  Vergl.  psurze  Konigr. 
oserh.  psovje  Opitz. 

Vergl.   nsl.  pasjek  Hundsbach  Yalv. 

517.  pBStrqjgi.. 

cech.  pstruh.  salmo  t'ario.    pol.  pstrtig  u.  s.  w.    asl.  ptstrt  bunt. 

cech.  pstruzl  M.     i^ol.  pstragi.   pstragowa  Gal.   pstragowka  Gal.  pstr^2ne  Gal. 

518.  pBsenica. 

asl.  phsenica  triticum.    nsl.  serb.  psenica  u.  s.  w. 
klruss.  psenyenyky  Gal. 

519.  raka. 

nsl.  rake  plur.  Rechen  im  Flusse.  P'remdw.   121. 
nsl.  raka  Ar(!h  Krain. 

520.  rakyta. 

nsl.  serb.  rakita  salix  caprea.    cech.  rukyta  u.  s.  w. 

nsl.  rakitna  Krain.  rakitnica  Krain.  rakitnik  Krain.  rakitovec  Krain.  rakiten- 
Scica  (rakitenschezeza)  Bach  Valv.  hulg.  rakitovo  Pazardz.  kroat.  rakita  Gr.  ra- 
kitje  Kr.  rakitovac  Kr.  rakitovica  Kr.  rakitnica  Gr.  serb.  rakitova  Serb.  rakitovo 
Gav.  rakitno  Herc.  rakitnica  Bach  Herc.  klruss.  rokytna  Gal.  rokytnyda  Gal.  cech. 
rokytä  B.  rokytno  B.  M.  rokytnä  B.  rokytnice  B.  ßottigel  M.  rokytnik  B.  rokyto- 
vec  B.  rakitovec,  rakitöc  Slovak.  rokycany  B.     pol.  rokitno  Court.  37.  rokiciny  Gal. 

Rokitowi   keren  Sax.  rokenitz,  jetzt  Röcknitz,  Sax.  rokitnitz  Koseg. 

521.  raki 

asl.  ralcB  Cancer,    nsl.   serb.   rak  u.   .-;.   \v. 

nsl.  rakovec  Steier.  rakovnik  Krain.  Kroisenegg  Valv.  kroat.  rakovje  Kr.  ra- 
kovec  Kr.  rakovac  Gr.  rakovica  Kr.  Gr  serb.  rakova  Gav.  rakovica  Gav.  ra- 
kovac  Gav.  rakinac  Gav.  racnik  Serb.  rakari  Gav.  rakova  bara  Serb.  klruss.  rakov 
Gal.  rakovec  Gal.  rakova  Gal.  rakovcyk  Gal.  r?(ss.  raki.  cech.  rakov  Slovak.  ra- 
kovec Slovak.  rakovce  Slovak.  rakovo  Slovak.  pol.  rakow  Court.  37.  rakowice 
ibid.     oserb.  rakojdy  Rakel  Schmal.  9.     nserb.  rakov  Rake. 

Raakow  Butt.   9S. 

522.  ralija. 

asl.  ralija  arvum.    cech.   role  u.   s.   w. 

.terb.  ralja  Gav.        cech.  role  B. 

Vergl.  deutsch  Ruhla.  K.  Regel,  Die  Ruhlaer  Mundart.  Weimar   1868.   157. 


Die  slavisoiien  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  225 

523.  rasoha. 

nsl.  rasolia  furca.    ?ech.  rozsoclia  (jabelast  vorn  mit  zwei  Enden  u.  s.  w. 
kroat.  rasolie  Kr.      serb.  rasoliaca  Chrys.-dus.      cech.  rosocha  B.    rasochy  B.    ra- 
sosky  B.     klrnss.  rozsocliy  Gal.  rozsocliate  Gal.  rozsochovatec  Gal.  rozsochac  Gal. 

524.  rasp^tije. 

asl.  raspatije  bivium.    nsl.   raspotje. 

nsl.  raspotje  Krain.     klruss.  rospiitja  Gal.     cpch.  rospouti  Rossboden  B. 

525.  rastoki. 

cech.  rozstok,  rozstoka  Ort,  wo  zwei  Flüsse  sich  trennen  oder  vereinigen. 

nsl.  rastok  Steier.  kroat.  rastoki  Kr.  rastoka  Gr.  rastoke  Gr.  rastoßine  Kr.  Gr. 
serh.  rastok  Serb.  klruss.  rostoka  Gal.  rostoky  Gal.  rostucky  Gal.  Vergl.  roziuce 
Saran  92.     cech.  roztoky  B.    pol.  rostok  Gal. 

ßostog,  jetzt  Rostig,  Sax.  rostok  Koseg. 

526.  rataj. 

asl.  nsl.  serb.  rataj  agricola. 

kroat.  ratecevo  (d.  i.  zatajeuevo)  brdo  Kr.     serh.  rataj  Gav.  Vergl.  ratar  Gegend 
Serb.  ratar i  Gav.     cech.  rataj  e  M. 
Retayach  im  Saangau  Steier. 

527.  ratiste. 

asl.  ratiste  hasta.    nsl.  ratiSi^c  secm-is,  liastile. 

klruss.  ratysko  Gal.  ratysee  Gal. 

Vergl.   nsl.  rotisce  Ratlieiss  Kämt.  Jarnik. 

528.  rayBü-B. 

asl.  ravBnü  planus,    nsl.  raven.    serb.  ravan  ii.   s.  w. 

nsl.  ravno  Krain.  Steier.  ravna  Krain.  Riibland  Kämt,  ravne  Krain.  Raiinacli 
Kämt,  ravne  Ebenfeld  Kämt,  ravnje  Kämt.  Jarn.  90.  v  ravni  in  der  Ebene  Kämt, 
ravnie  Raunach  Valv.  ravnica  Görz.  ravnik  Krain.  Kämt,  kroat.  raven  Kr.  ravno 
Kr.  Gr.  ravnik  Kr.  ravna  Gr.  ravnica  Kr.  ravne  Istr.  ravanica  Kr.  ravnicc  Kr. 
Gr.  Istr.  ravljane  Gr.  ravnjari  Kr.  ravnes  Gr.  serb.  ravbno  Danic.  ravno  Herc. 
ravni  Gav.  Herc.  ravna  Serb.  ravBnica  Danic.  ravanica  Gav.  ravno  Herc.  ravbnije 
I)anic.  ravnje  Gav.  ravnja  Gav.  ravnaja  Gav.  ravBna  glava  Danic.  ravna  gora  Gav. 
ravBna  poljana  Danic.  klruss.  rovna  Gal.  pole  ,rovna'  Naiik.-sbor.  1870.  .50.  cech. 
rovny  Slovak.  rovno  Slovak.  rovne  B.  rovnä  B.  M.  pul.  krzyworownia  Gal.  o.s'e?-/;. 
rovno  Ranno   Schmal.   13.     nserb.   rovna  Raune,  Rohne  Zw.   Butt.   118. 

Rouenc.    jetzt   Rowa,  Kose«". 

529.  razdolije. 
asl.  razdolije  convallis. 

kroat.  razdolje  Gr. 

530.  razdr-Btt. 

asl.  razdrBtB  dirutus.   Vergl.   podn>tb. 
nsl.  razdrto  Krain.     k7'oat.  razdrto  Kr. 

Denkachriften  der  phil.-histor.  Cl.  XXIII.  BJ.  29 


226  Fkanz  Miklosich. 

531.  razvorTE.. 

asl.  razvurij  circulus. 

h'oat.  razvor  l\_i-.     klrasn.   ruzvorjany  Gal. 

532.  rebrB. 

nsl.  reber,  bei  Megiser  rieber,  f.  collis,  in  UN.  durch  , Leiten,  Berg'  übersetzt,  cecli. 
febf  m.  scala  Leiter-,  febfik. 

nsl.  reber  Kämt.  Steier.  Leiten Krain.  na  rebrci  kremnicaßecliberglvärnt.  podreber 
Krain.  v  dolgo  reber  Steier.  krizka  reb er  Kreuzberg  Ivi-ain.  to^ila  reb er  Unterwarmberg 
Krain.    brezovo  rebro  Birkenleiten,     kroat.  podrebar  Kr.     cecli.  febfi  B.    febriky  B. 

Pox-eberberg  Steier. 

533.  resetari). 

nsl.  serb.  resetar  cribrarius. 

kroat.   resetar   Kr.   Gr.    resetari   Kr.  Gr.    resetare  Kr.    rcsetarovo  Kr.    reseta- 

riea  Bacli  Gr.      cech.  resetarili  silva  Boö.     pol.  rzeszotary  GaL 

Vergl.  kb'uss.  resytka  GaL 

534.  reka. 

asl.  nsL   reka  lluvius.     serb.   rijeka  u.   s.   w. 

nsl.  reka  ßieg,  Mülilbacli  Kilrnt.  Kiegkli  Bach  Valv.  reciea  Krain.  Kämt.  Steier. 
porece,  v  porecah  von  *  porecane  Pörtsebach  Kämt.  Jarn.  15.  zareöje  Krain.  zareß 
Triester  Diöcese.  kroat.  reka  Kr.  Gr.  reeica  Kr.  riciee  Gr.  recina  Gr.  Kr.  porec  Kr. 
prekorjecani  Kr.  serh.  reka  DaniC.  reßka  Gav.  reciea  Gav.  rjecice  Serb.  reciste 
Danic.  riöina  Bach  Herc.  recani  Danic.,  davon  plur.  dat.  recamb:  a  i-eeamb  megja  otb 
duli'lja  Chrys.-dus.  17.  porecb  Danio.  porec  Serb.  porecka  Bacli  Gav,  medjuröcije 
Daniö.  medjurec  Gav.  velerec  Gav.  klruss.  rika  GaL  rißka  Gal.  ricky  GaL  ricyca 
Gal.  ricne  Gal.  recycany  Gal.  mezyrice  Gal.  niezyriß  Euss.  porice  GaL  zarika  Gal- 
zaricje  GaL  Russ.  sucliorice  Gal.  russ.  zarecbe.  cech.  reka  B.  riecka  Slovak,  fe- 
cice  B.  reeicka  B.  mezifici  B.  mezerlc  f.  M.  pofici  B.  poric  M.  zareci  B.  zä- 
rici  M.  .  pol.  obrzycko  Posen,  miedzyrzecze  Court.  24.  czarnorzeki  Gal.  krzywo- 
rzeka  GaL     oserh.  fecicy  Hitschen  Schmal,  zareß  Saritsch.     nserh.  zarec  Säritz. 

Porsach  *porecahi,  Urkunde  1150.  ßietschach  Kämt,  ßetschach  Steier.  ßieg  Steier. 
Rega  Bach  bei  Treptow.  Regen,  Regnitz  Butt.  116.  Meseritz  in  Pommern,  nova  reka 
Neue  Au  Koseg.  Huvius  reke,  rech  auf  Rügen;  rekeniza  Bach  auf  Rügen  Koseg.  ria- 
ciani  ein  Volk  Koseg.  1.  18.  TJ.  mezerez,  mezirez  Koseg.  zarece  Koseg.  zucha- 
recha  Koseg.  pSTOSVa  Aetol.  -Tiopttaöv  Elis.    lit.  antupci  Schleich.   145. 

535.  repa. 

nsl.  repa  rapa.    serb.  repa  u.  s.   w. 

nsl.  replje  Krain.  Replach  Kämt,  rcpnje  Krain.  repse  (repisße)  Krain.  kroat. 
repno  Kr.  repovec  Kr.  repisße  Kr.  repusnica  Kr.  serh.  ripna  Dalm.  repßani  Serb. 
klruss.  ripnyk  Gal.  cech.  fepik  B.  repisko  Slovak.  feporyje  B.  nserb.  fepisca  Reppist 
Butt.  98. 

Repniz,  jetzt  Repenitz,  Sax. 


Die  sI;Avisciien  Ortsnahen  aus  Appellativen,  ii.  227 

536.  r^sa. 

asl.   r(;?sa  iulus.    nsl.  resa.    serb.  rosa  iuliis.   nucamentnm. 

sei^h.  resbna  Danic.  resnica  Serb.  resbiiikb  Danic.  resnik  Grav.  resava  Pani?.  Gav. 
resavbci  Danic.   resavica  Gav.      riiss.  rjasy.     pol.  rzaska  Gal. 

537.  robida. 

nsl.  robida  rubus. 

nsl.   robidnica  Krain. 

538.  rogoz-b. 

asl.  rogozT)  papyrus.    nsl.  carex.    serb.  rogoz  typlia  latifolia  ii.  s.  w. 

nsl.  rogoznica  Steier.  serb.  rogozan  Ruine  Sorb.  rogoznica  Dalm.  Jdniss.  ro- 
hOi?;no  Gal.  rogozina  Yoi'.-K't.  31.  rech,  roliozec  Rust  B.  rohozka  1).  roliozno  B. 
rohoznä  B.  rolioznice  B.  rolio2niee  B.  rolioznik  Slovak.  pol.  rogozna  Rogäsen 
Posen  Butt.  111.  rogoznik  Gal.  rogoi^nica  Gal.  nserh.  rogozna  Wilmersdorf  Zw. 
Rogosna  Butt.  110.  Rogosen. 

Rogozen,  jetzt  Rogcäsen  im  Magdeb.  33.  rogaz,  jetzt  Rogätz,  daselbst  19.  poy^^C^v 
Mess.  poyxöCatva  Lac.  äpayöCsva  Ach. 

539.  rog-B. 

asl.   rogj,  eornu.    nsl.  serb.  rog  u.  s.  w.    russ.  rog'B  für  ugol'b,  mys'b. 

nsl.  rogatec  Krain.  Roliitscli  Steier.  kroat.  rogi  Kr.  roge  Gr.  rogulje  Kr.  Gr. 
rogolje  Gr.  serb.  roge  Gav.  rogae.  ro2ei  Gav.  rogaßa  Gav.  rogaßica  Serb.  rogovo 
Dalm.  rogova  Danic.  rogatbcb  Danic.  zarozje  Gav.  klruss.  roliy  Gal.  roKov  Gal. 
rohatyn  Gal.  roXanka  Bach  Gal.  cech.  rohy  M.  rohatec  M.  rohatce  B.  pol.  rogow 
Court.  37.  rogowo  ibid.     nserh.  rogov  Horno,  Ragow  Butt.  144.  Rogow,  Rage. 

Branitz  nach  Butt.  G.5.   145.  aus  rogeAc  entstanden. 

540.  ropa. 

klrv.ss.  ropa  Salzwasser,    russ.  ropa,  rapa. 

klrnss.  ropa,  auch  ein  Bach  Gal.  ropky  Gal.  ropyca  Gal.  Alles  im  .JasJoer  Kreise 
gelegen,  ropinka  Gal.  ropjanka  Gal.  fopavsko  Gal. 

541.  rot-B. 

nsl.  rot  Rodeland:  ahd.  riuti.  mhd.  riute  durch  Reuten  urbar  gemachtes  Land,  mansi 
gerut  appellati.  Zahn,  in  loco,  ubi  Gluzo  sclavus  habitare  et  diruere  coepit  Ank.  .")7. 
Fremdw.   123. 

nsl.  rut  Ofirz.  Reuth,  Raut,  Ruttich,  Greuth,  Kreuth  Kämt,  ruti  Kreut  Kämt,  rute 
Krain.  Greuth,  Kreuth,  Rauth  Kämt,  pod  rutami  Kämt,  rovte  Graut  Kämt.  Gereut, 
Route  Krain.  na  rovtah  am  Grai  Kärnt.  nemski  rot  Deutschgereut  Krain.  nemske 
rute  Deutschrut  Gürz.     kroat.  podrute  Kr.  Vergl.  retje  Kr.     serb.  rutovi  Danic. 

542.  rovB. 

asl.  rovb  fovea.  nsl.  rov  Steinbrucli.  serb.  rov  effossio  u.  s.  w. 

nsl.  rov  Rowcch  Krain.  rove  Krain.  Steier.  Roach,  Rojach  Kärnt.  rovine  Krain. 
rovise    Steier.    Krain.        kroat.    rov    Kr.    rovi    Gr.    rovan    f.  Kr.    rovis«'e  Gr.  Kr.    ro- 

29* 


228  Fkanz  Miklo.sich. 

viska   Gr.    rovistani   Gr.    Vergl.  rvenik  Kr.       serb.   rovne   Gav.    rovine   Gav.    Vergl. 
rbvenica  Danig.     klruss.  sucliorov  Gal,  vergl.  cecli.  reviste  B. 

543.  ruda. 

asl.  ruda  metallum.  nsl.  serb.  ruda  aes,  minera  u.  s.  w.  ceeli.  rudnik  fossor  me- 
tallorum  Erb.,  in  ON.  durch  ,Erz,  Eisen'  übersetzt. 

nsl.  ruda  Enden  Kämt,  rudnik,  auch  ein  Bach,  Krain.  rudna  gora  Erzberg  Kämt. 
kroat.  ruda  Kr.  rüde  Kr.  rudenice  Kr.  rudnicko  Kr.  rüdes  Kr.  serb.  ruda  Gav. 
rudovac  8erb.  rudno  Gav.  rudnjak  Gav.  rudbnikL  Daniß.  rudnik  Gav.  rudsnici 
Danic.  rudnieiste.  rudine  Gav.  rudinica  Danic.  rudinice  Danic.  rudenica  Gav. 
rudnica  Gav.  rudna  glava  Gav.  rudari  Danic.  klniss.  ruda  Gal.  rudka  Russ.  rudky 
Gal.  rudavka  Gal.  rudovka  ßuss.  rudnyky  Gal.  rudno  Gal.  rudenko  Tacke  Gal. 
rudenka  Gal.  porudno  Gal.  porudenko  Gal.  zarudje  Gal.  zarudci  Gal.  zarudecko 
Gal.  cech.  ruda  B.  Eisenberg  M.  rudice  plur.  M.  Sus.  571.  rudina  Slovak.  rudno 
Slovak.  rudna  Räuden  M.  rudnik  Slovak.  rudava  Bach  Slovak.  rudkov  Erzberg  M. 
pol.  rudka  (xal.  rudkow  Gal.  rudzica  Court.  37.  rudawa  Gal.  rudna  Gal.  rudnik 
Gal.  zarudka  Gal.  oserb.  ruda  Räuden  Schmal.  13.  )i.serb.  rudov  Altnow  Zw.  rudna 
Reuden  Zw. 

Rudnicha  Urk.  1033.  soll  der  Ramingbach  bei  Weier  sein,  nach  Zahn  ist  es  der 
Reidlingbach  in  Niederösterr.  ruda  Koseg.  ruthnic  Koseg. 

544.  ruj. 

nsl.  serb.  ruj  rhus  cotinus. 

kroat.  rujevo  Kr.  rujevac  Gr.  rujevica  Kr.  serb.  rujno  knczina  Serb.  rujevac 
Serb.  rujiste  Gav.  rui§ta  Danic.  Clirys.-dus.  20.  rujenb  eine  Ebene  Danic.  rujeva 
poljana  Chrys.-dus. 

545.  runiBskt. 

asl.  rumbskt  Romaeorum. 

serb.  rumska  Gav. 

546.  rupa. 

serb.  rupa  foranien,  fovea. 

nsl.  rupa  Krain.    rupe  Krain.     sei^b.  rupe  Dalm.   mombSilova  rupa  Chrys.-dus.  35. 

547.  rusint. 

russ.  rusin'b  russus. 

klruss.  rusynovka  Gal.     ^^o^.  ruskie  Gal.  ruszcza  Gal. 

548.  ryba. 

asl.  ryba  piscis.    nsl.   serb.  riba  u.   s.   w. 

nsl.  ribno  Reifen  Ivrain.  ribnica  Reifnitz  Krain.  ribniza  Urk.  978.  Kämt, 
ribjek  Krain.  ribice  Fischern  Krain.  kroat.  ribnica  Kr.  ribnice  Kr.  serb.  rybb- 
nica  Daniß.  ribnica  Gav.  ribicica  Bach  Herc.  klniss.  rybno  Gal.  rybne  Gal. 
rybeh  Gal.  cech.  ryba  Slovak.  rybne  B.  M.  z  rybiho  M.  rybn4  B.  rybnice  B.  ry- 
bany  Slovak. 

Reiffnitz  Kämt,  ribenitz  Bach  Pommern,  stagnum  ribeniz  auf  Rügen. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen-,  ii.  229 

549.  rybak'B. 

pol.  rybak  piscator. 
pol.  rybaki  Gal. 

550.  rybarB. 

asl.  i-ybarb  piscator.    serb.   ribar. 

kroat.  ribari  Gr.  ribarica  Gr.  ribarsko.  serh.  ribar  8erb.  rybari  Danic.  i'i- 
bari  Herc.  Gav.  ribare  Gav.  ribarica  Gav.  vergl.  ribasevina  Serb.  cech.  rybär 
Slovak.  rybäry  Slovak. 

Villa  piscatorum  Koseg. 

551.  rybistB. 
asl.  *  rybiStb  wohl  piscator. 

nsl.  ribici  Fischern  Kämt,  ribße  Fischern  Krain.     ser6.  rybici  DaniÜ;.  ribiöi  Herc. 

552.  rybitvB. 

asl.  rybitvt  piscator.    pol.  rybitw. 

cech.  rybitvi  B.     pol.  rybitwy  Gal.  Court.  38.  Mogil. 

553.  ryb&nilfB. 

nsl.   ribnik  piscina.    cech.   rybnik. 

nsl.  ribnik  Fischbach,  Rübnig-  Krain.  med  ribniki  Steier.  kroat.  ribnik  Kr.  Gr. 
ribnjak  Gr.  ribnjaßka  Gr.  serh.  rybtnikb  Danig.  ribnik  Gav.  ribnica  Serb.  klruss. 
rybnyk  Gal.  rybnyky  Gal.  cech.  rybnik  l^.  rybniky  M.  rybnicek  B.  M.  pol.  rybnik 
Court.  38.  Bach  Gal. 

Riuinik  Zahn  427.  Reifling  Steier. 

554.  r^d^sti.. 

asl.  rTbd^stb  rubescens.    nsl.  rdeß  ruber. 

nsl.  rdefi  kal  Rothenkal,  Erdetschkal  Krain. 

555.  r^t-B. 

asl.  r'bt'b  apex.    nsl.   serb.   rt. 

nsl.  rt  Alpe  in  Unter-Steier.  rtiß  Artitsch  Steier.  dolgaret  Langeneck  Valv.  bulg. 
vht  fkostena  mogila)  PazardX.  G3.  ribtove  te  Dedov  i  Rusalin  79.  kroat.  rtid  Kr.  Gr. 
zahrt  Ivr.  serh.  rbtB  Danic.  rti  Gav.  rbtbcb  Daniß.  rbtbCbkb  Danic.  rtari  Gav.  rtan 
planina  Serb.  rtanj  Gav.  rtanj  brdo  Berg  Vuk.  rtenica  Yiik.  brczovyj  rbtb  Danic. 
cecli.  rtynö  Hertin  B. 

Ert  Steier. 

556.  r'BZB. 

nsl.  r2,  hr2  secale.    serb.  rX,  ra2  u.  s.   w. 

nsl.  rzno  Jeschen  Kämt.  r2i§ce  Krain.  kroat.  hrzonik  Kr.  hrzenica  Kr.  rziSce 
Kr.  serh.  arzano  Dalm.  rzanica  Gav.  r^anice  Serb.  klruss.  rozyska  Gal.  rzavec 
Russ.   irXavcy  Russ.  or^yca  Russ. 

557.  sad-B. 

asl.  sadt  planta,  hortus.  serb.  vinea  i'ccens.  cech.  sad  Obstgarten;  siidek  Obst- 
garten; lapis  terminal is  Erb.    pol.  sad   ii.  s.   w. 


230  Franz  Miklosich. 

nsl.  sad  Krain.  se7-b.  sadovo  Chrys.-dus.  16.  klritss.  sadky  Gal.  sadzavka  Gal. 
sazavky  Gal.  cech.  sädek  Bavimgarten  B.  saßany  B.  säzava  B.  novosady  Neu- 
dörfel  B.    j?o/.  sadow  Court.  38.  sadek  Königr.  Gal.  sadki  Gal.  Court.  38.  sadkova  Gal. 

SavroßttC^  Ep.  [JiaXtad^oc  Akarn. 

558.  salasB. 

serh.  salas  villa.    klruss.  saJas.    pol.  saJasz  tugurium  u.  s.  w,  Fremdw.   124. 
serh.  salas  Gav.     klruss.  saJasy  Gal.     cech.  salas  M. 


559.  sasin-B. 

aserh.  sasint  saxo.    ßech.  sas  u.  s.  w. 

kroat.  sasi  Kr.  sasovac  Gr.  serb.  sase  Gav.  sasovi<5  Dalm.  sasinovt  studeiiBCb 
Ckrys.-dus.  39.  crBkva  sasa  Daniß.  klruss.  sasy  Gal.  sasov  Gal.  sasovy  Gal.  saska 
Gal.  sasynovka  ßuss.     cech.  sasov  Saclisenthal  M. 

560.  s^bota. 

asl.  s^bota  dies  sabbati.    nsl.  sobota.    serb.  subota  u,  s.  w. 

nsl.  sobota,  magy.  Murai-szombat,  Hung.  sveta  sabota  Sabatberg  Krain.  kroat. 
subotica  Kr.  subotiste  Kr.     se?'6.  subotica  Gav. 

Vergl.  sobota  ^piska  Georgenberg,  magy.  Szepes  szombat. 

561.  s^p-B. 

asl.  sapB  vultur.    cech.  sup.    pol.  s§p. 

kroat,  suplja  lipa  Kr.  serb.  suplje  Serb.  supovac  Gav.  supska  Gav.  russ.  na 
supoj  Nest.     cech.  supi  hora  B.     osej'b.  supov  Suppo  Schmal.  10. 

562.  s^sek'B. 

asl.  sasek-b  cisterna,  arca  frunientaria.    cech.   sousek.    pol.  sasiek. 

kroat.  susek  Kr. 

563.  sq;teska. 

asl.  *  sateska  angustiae.    aruss.  sutejska  Karamz.  2.   76.  nota  131. 
nsl.  soteska,  Einöd  Krain.  sateiska  Valv.  sotensko  Steier.     kroat.  sutinska.    serb. 
suteska  Danic.  sutiska  Daniß.    sutjeska  Vuk.     russ.  suteska  Nest.     cech.   soutgsky  B. 

564.  sedlarB. 

nsl.  serb.  sedlar  sellarius.    vergl.  deutsch  Satlaren  in  Obersteier. 

kroat.  sedlarica  Kr.     serb.  sedlar  Gav.  sedlare  Gav.  sedlari  Serb.  Herc. 

565.  sejfa. 

Deutsch  Seife  m.  Bergwasser,  Bach  Ztschr.   1.  249.  Förstern.  32. 

cech.  sejfy  B. 

566.  seliste. 

asl.  seliste  tentorium,  habitatio.  serb.  seliste  locus  olim  habitatus.  ßech.  sedliste  do- 
micilium.    pol.  siedliszcze  domicilium.  siedlisko  area. 


Die  sLAViscuEN  (»utsnamen  aus  Appellativen,  ii.  231 

nsl.  selisce,  selse  Ivrain.  kroat.  selisce  Gr.  Kr.  seliSte  Gr.  serb.  seli§te  Gav. 
selista  Herc.  milSina  selista  Chrys.-dus.  15.  klruss.  selySce  Gal.  ßuss.  seiyska,  pol. 
siedliska,  Gal.  ccch.  sedlisko  B.  sedliSte  B.  sedli§tky  (sedliste  male)  B.  pol. 
siedliska  Gal.  siedleszczany  Gal.  sieliszeze:  villam  alias  sieliszeze  dictam  Diplom. 
iiscrh.  sedliöco  Zedlitz  Zw.  Sedlitz. 

Selistia  Peloponn.  Sedlischt,  Zetliscli  Butt.   144.  Cediltskacli  Ank.   72. 


567.  selo. 

ad.  selo  tentorium,  ager.  nsl.  selo  sedes:  dasselbe  ist  sedlo,  das  in  UN.  durch  ,8attel' 
übersetzt  wird.  serb.  selo  pagus;  sijelo  concessus.  russ.  selo  Kirchdorf,  cech.  selo  ager; 
sedlo  pagus,  daher  sedläk  rusticus :  sidlo  wird  in  ON.  durch  ,Siedel'  übersetzt,  pol.  sioJo, 
sieJo  pagus.  siodio,  woher  siodiak.    oserb.  sediak.    nserb.  sedfo  Sitz. 

nsl.  selo  Krain.  Scliarpi'enstein  Valv.  sela  Krain.  v  seli  Zell,  Zellach  Kämt,  na 
sielach  Obersielach  Kämt,  selce  Krain.  Steier.  Selzach  Kämt.  Valv.  seuca  (selca) 
Friaul.  selca  Selzach  Krain.  sedlo  Satl  Kämt.  Sattel  \  alv.  na  sedle  Sattendorf  Kämt, 
scula  Sedula  Görz.  sedlice  Zedlitzdorf  Kämt,  selsöek  Krain.  selßani  (sel8e)  Seitschach 
Kämt,  selnik  Krain.  selnica  Zellnitz  Steier.  kroat.  selo  Kr.  sela  Kr.  selce  Kj. 
seoce  Gr.  sedelce  Gr.  selca  Kr.  selscak.  selno  Kr.  selna  Gr.  seona  Kr.  selnica 
Kr.  selnice  Kr.  selnik  Kr.  selniscak  Hung.  selanec.  seline  Gr.  serb.  selbna  Daniö. 
seona  Gav.  seonica  Herc.  selenac  Gav.  selevac  Gav.  seltce  Danic.  seoce  Gav. 
selficani  Danic.  zaselje  Gav.  veliko  selo  Serb.  klruss.  stare  sefo  (stara  ve^)  Gal. 
selce  Gal.  Silöa  Gal.  selny6a  Gal.  ^idJecka  Gal.  sidlauka  Gal.  novoseJky  ßuss. 
nuvoseica  Gal.  stare  selo  Gal.  cech.  sedlo  B.  sedlice  B.  Slovak.  sedlce  B.  selce 
Slovak.  sedlecko  B.  sedlicko  B.  sedlicky  B.  selany  Slovak.  sedlßany  B.  sedl- 
canky  B.  novosedly  Neusattel  B.,  daraus  nuzdly  B.  nove  sidlo  Neusiedl  M.  star6 
sedlo  Altsattel  B.  imI.  siolo  Gal.  sioiko  Gal.  siedlice  Court.  39.  siedlce  ibid.  sie- 
dlanka  Gal.     iiserb.  sedl'o  Zeddel.  stare  sedio  Starzeddel.  selc  Zelz. 

Ad  Zelsah  Zahn  36.  Celle,  Sella  265.  zedeltz  Zelzthal  Much.  2.  199.  cedelse,  ce- 
dilse  Zelz  Obersteier.  Zedlitz,  Zettlitz,  Sedlitz  Butt.  144.  zelici,  jetzt  Zielitz,  Magdeb.  8. 
cetuli  Zetlach  Neug.  1.  9.  cetulic  aus  dem  11.  Jahrh.  Kärnt.  Ank.  13.  Zedl,  Zedlach 
Kämt,  cetla,  das  in  den  Urkunden  Sachsens  häufig  vorkommt,  ist  sedlo:  brochotina 
cetla,  jetzt  Brockwitz,  difnouuo  cetla.  golenciza  cethla,  jetzt  Kolzschen.  mira- 
tina  cetla.  Setleboresdorf  ist  sedlo  Boresdorf,  jetzt  Bahi'a,  Sax.  zadili,  szadel,  jetzt 
Zadel,  Sax.  sedelicz,  jetzt  Sedlitz.  selicz,  jetzt  Seelitz.  silicz,  jetzt  Seilitz,  Sieglitz. 
czetelllcz,  jetzt  Zettlitz.  nowa  zodlitz  Sax.  zilitze  auf  Rügen.  asÄoi;  Aetol.  Akarn. 
Gz)A  Ach.  jcXd  Akarn.  Aetol.  asÄttaa  Akarn.  Aetol.  Lac  Qz)x'-r/rj.  Elis.  osAJavY^  Ep.  Phok. 
ai).-.!'.  Ep.  asÄrC^a  Ep.  asXsvitCa  Ep.  -JcaXtoasXt  Ep. 


568.   selLCB. 
asl.  *  sclbcb   qui  consedit. 

kroat.  selci  Kr.  seoci  Kr.    sedalci  Kr.     klrziss.  ,4ilec  Gal.    5ivka  Gal.    novo^ilky 
Ru.ss.      russ.  selbcy.      cech.  sedlec  B.    selec  Slovak.     sedlecko    B.      po/.   siedlec    Gal. 


232  Franz  Miklosich. 

569.  sekyra. 

asl.  sekyra  securis.    nsl.  serb.  sekira  ii.  s.  w. 

nsl.  sekira  Kämt,     kroat.  sikerci  Ki-.    sikirevci  Gr.     serh.  sikirica  Gav,     klruss. 
sokercyn  Gal.  sokyryAci  Gal.     pol.  siekiery. 
Scikerniz  Bach  auf  Rügen. 

570.  sek-B. 
serh.  sjek  trabs. 
nsl.  sec  Gehag,  Geliack  Krain.     serb.  secevac  Serb.     cech.  sec  B.  seßa  Slovak.  se- 

Cany  Slovak.  seßdnka  Slovak. 

571.  söno. 

asl.  nsl.  sSno  foenum.    serb.  sijeno  u.  s.  w. 

nsl.  s^ne:  v  sSnah  (sienah)  Kämt.  Jarn.  121.  senica  Zienitz  Kämt.  serb.  sena  Serb. 
senica  Danic.  senice  Daniß.  sjeniste  Serb.  sjenista  Gav.  senjani  Danic.  klruss.  hiivAY2k- 
Gal.  senava  Gal.  seAahövka  Gal.  cech.  senec  B.  senlk  B.  senice  B.  senecnice  B. 
nserh.  syneAce  Zinnitz  Butt.   14.5. 

YiaYi]  Ep.  aavoßöv  Ep.  asvtxC«,  asvttC'Jt  und  CsvitC«  Ep.  asvtrCavTj  Ep.  vergl.  atvja  Ep. 

572.  senoz^tB. 

nsl.  senozet  pratum. 

nsl.  sno2eti,  snozete  Krain.  sno2e8e  Krain.  serb.  seno2estani  Danic.  cech. 
senozaty  B. 

573.  senBca. 
nsl.  senca  umbra. 
nsl.  sSncni  kraj  Schattenberg  Kämt. 

574.  sera. 

asl.  sera  sulfur.    pol.  siarka. 

pol.   siary  Gal.  siercza  Gal.  siarczana  gora  Gal. 

575.  sinB. 

asl.  sinb  lividus. 

serb.  sinjevica  Serb.  sinji  vir  Serb.  vergl.  sivßa  Serb.     klruss.  syAavka  Gal.  vergl. 

nserb.  syjk  aus  syvik  Graustein. 

576.  sir-B. 

nsl.  sirek  sorgum  vulgare,    serb.  sijerak  u.  s.  w. 

nsl.  sirnica  Sirnitz  Kämt.     serb.  sirca.  sirikt  Bach  Danic. 

Sirnicha,  jetzt  Sirning,  Meiller  166. 

577.  sit'B. 

nsl.  sit  scirpus.    asl.  sitovB  iunceus.    ßech.  sit  u.  s.  w. 

serb.  sitno  Dalm.    sitbnica  Bach  Danic.     cech.  sytin  B.    sytno  B.    sytove  B.    sy- 
tovd,  B.     pol.  sitno  Court.   39.  sitnica  Gal. 
Sitena  Peloponn. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  it.  233 

578.  Skala. 

asl.  skala  lapis,  saxum,  in  ON.  durch  ,Kofel'  übersetzt.  Kofel  m.  eine  einzeln  sich 
erhebende  Bergspitze  (Schmeller),  daher  slav.  skala:  skale  Skalis  Steier.  nsl.  skala.  fech. 
skäla.    pol.  skala. 

nsl.  skalovje,  kovlerji  Koflern  Krain.  kroat.  skalica,  skalnica  in  Liburnia  Valv. 
klruss.  skaJa  Gal.  skal'nyk  Gal.  cech.  skala  B.  skÄly  B.  skdlice  B.  skälka  B. 
skälky  B.  skÄlne  B.  skalsko  B.  skalisko  Slovak.  podskali  B.  zaskali  B.  pol.  ska- 
lica Court.  39.  zaskale   Gal. 

Skala  Peloponn.  scallach  Urk.  888.  Kamt. 

579.  skomrah'B. 

asl.  skomrah^  praestigiator.    pol.  skomoroch  aus  dem  Russ.  entlehnt. 
klruss.    skomorochy    Gal.    skomorose    Gal.    vergl.    serb.    glumaci    Gav.    und    lit. 
skambrakai,  wie  nach  Nesselmann  mehrere  lit.  Dörfer  heissen. 

580.  skot-B. 
asl.  skoti  pecus.    ßech.  pol.  skot. 

cech.  skotnice  sing.  Kötnitz  M.  pol.  skotniki  Gal.  Court.  39.  vergl.  skotnica 
mansus  pro  pellendo  grege.  Diplom.   1.    19.5. 

581.  skrobote. 

nsl.  srobot,  srobrot  clematis  vitalba,  atragene  alj)ina.    serb.  slcrobut,  skromut. 

nsl.  srobotnik  Krain.  auch  ein  Berg  Krain.  srabotnik  Krain.  skrabutnik  Krain. 
skrobutnjak    Krain.        kroat.    srobotnik    Kr.     skrobotnik    Kr.    skrobutnjak    (skre-, 
butnjak,  skrbutnjak)  Kr.  skrebutnjak  Gr.  skrobutnjak  Kr.  skrabutnik.    serh.  skro- 
botbnica  Daniß. 

582.  slama. 
asl.  nsl.  serb.  slama  stramen. 

nsl.  slamnik  Krain.  slamna  vas  Krain. 

583.  slant. 

asl.  slanO)  salsus.    nsl.  serb.   slan  u.  s.  w. 

nsl.  slanica  Schlanitzen  Kämt,  slana  voda  Steier.  kroat.  slanje  Kr.  slanovec  Kr. 
slanetinec  Kr.  slani  dol  Kr.  slani  potok  Kr.  serh.  slano  Danic.  Dalm.  Herc.  slana 
Serb.  slanci  Serb.  slanii  doli  Danic.  Safaf.  145.  slano  polje  Danic.  klruss.  soionc 
Gal.  soionec  Gal.  soJonka  Gal.  soJonov  Berg  Gal.  cech.  slane  Schlan  B.  slana 
Slovak.  slanica  Slovak. 

Zlan   Kämt. 

584.  slap-b. 

asl.  slapi>  fluctus.    nsl.   slap   Woge,   Wasserfall  u.   s.   w. 

nsl.  slap  Krain.  Zlapp  Kämt.  Villa  zlab  Zahn  ll(i.  slape,  gen.  slap,  Krain. 
slapnica  Bach  Valv.  kroat.  slap  Kr.  aucli  Bach  Gr.  släpno  Kr.  slapnica  Kr.  serb. 
zaslap  Herc.     cech.  slapy  B.  slapsko  B. 

Zlap  Name  eines  Bergabhangs  Lexer. 

Denlcschrifttn  der  phil.-histor.  Cl.  XXllI.  Dil.  30 


234  Fkanz  Miklosich. 

585.  slatina. 

asl.  slatina  palus,  aqua  salsa.  nsl.  slatina.  serb.  aqua  salsa  vel  acidula.  eech.  sla- 
tina salsugo,  uligo. 

nsl.  slatina  Krain.  Steier.  slatnik  Ivrain.  slatenek  Krain.  kroat.  slatina  Kr. 
slatinik  Kr.  slatnjak  Kr.  serh.  slatina  Dani(5.  Gav.  slatine  Dalm.  klruss.  siotyna 
Gal.  solotvyna  Gal.  soJotvyny  Gal.  cech.  slatina  Schlattin  B.  Latein  M.  slatiny  ß. 
slatinky  B.  slatenice  Latein  M.  slatinice  Zladnig  B. 

Zlating    Kämt,    locus,    rivus    zlatina,    jetzt   Schladnitz   in    Obersteier.    aXaicva    Ep. 

586.  slava. 
Dunkel. 

nsl.  slavina  Krain.  Valv.  slavinje  Krain.  slavski  les  Krain.  kroat.  slavina  Kr. 
slavica  Kr.  slavinje  Kr.  slava  gora  Kr.  serb.  slaviste  Daniö.  klruss.  siavka  Bacli 
Gal.  do  slavska  Gal. 

587.  slem^. 

asl.  slem?  trabs.    serb.  §ljeme  culmen  tecti. 

kroat.  sleme  Kr.  Gr.  pod  slemeni  lazi  Kr.     serb.  slime  Dalm.     cech.   slenieno  B. 

588.  slepii. 

asl.  slep'b  coecus.    nsl.  slep   u.   s.   w. 

nsl.  slepsek  Blindenbach.  Krain.  Zahn.     serh.  slepyj  potokb  Daniß.  slepcevo  Serb. 

589.  sl^z'B. 

cech.    slezy    plur.    Silesia.    pol.    sl^zak.  Vergi.    8ilingae,    Silingl    K.  Zeuss    127.  455. 
pol.  slazaki  Gal.   ^l^^any  Königr. 

590.  sliva. 

asl.  sliva  prunus.    nsl.  sliva  u.   s.   w. 

nsl.  slivje  Krain.  slivica  Krain.  slivna  Krain.  slivnica  Sciileinitz  Kr.  Steier. 
slivencica  (schliuenzeza)  Sehleintzerbach  Valv.  slivno  Berg  Kr.  podslivnica  Krain. 
bulg.  sliven.  kroat.  slivje  Istr.  slivovac  Gr.  slivnjak  Gr.  slivari  Istr.  slivarsko  Kr. 
se7'b.  sljiva  Serb.  slivlje  Gav.  slivova  Danic.  Sljivova  Gav.  slivovikb  Danic.  §lji- 
vovik  Gav.  slivBno  Danie.  slivno  Dalm.  slivbnica  Daniß.  slivnica  Dalm.  sljivica 
Serb.  Sljivovo  Gav.  slivovica  Gav.  §ljivovac  Gav.  Sljivar  Gav.  zaslivlje  Herc. 
klruss.  säyvky  Gal.  sJyvnyca  Gal.     cech.   slivno  B.  slivnlk  Slovak. 

Scliuniz  Steier.  Neug.  1.  75.  slevniz,  zloenz,  jetzt  Schleinz  in  Unterösterr.  Sclile- 
witz,  Schleiz,  Schlez  Butt.  97.  vergl.  nserb.  sliva,  sluva.  zluwen,  slywin,  jetzt 
Schlieben,  Sax.  slinitz,  jetzt  Schleinitz,  Sax.  sleuwicz,  jetzt  Schleitz,  Sax.  slivin,  jetzt 
Schleffin,  Koseg.  slevenize,  jetzt  Scbleibnitz,  Magdeb.  19.  axXcßa  Elis.  Mess.  axXtßavvj  Ep. 

591.  slovenin'B. 

asl.  slovenint  slovenus. 

nsl.  slovenje  Slovenjacli  Kämt,  slovenja  gora  Windiscliberg  Kärnt.  sloven 
gradec  Windischgräz  Steier.  slovenska  vas  AVindischdorf  Krain.  cech.  slovany 
Slovak.  slovenska  ves  Wünschendorf  aus  Windischdorf,  niagy.  Töthfalü,  Slovak. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  235 

Schlaweni,  jetzt  Schieben,  Sax.  sciauwetin,  jetzt  Schiagenthin,  Magdeb.  34.  sia- 

wianowo   Mosb.   7. 

592.   slop'B. 

(•ech.  slopec.  pol.  sl'opiec  eine  Art  Thierfallen.  sÜop :  omni  genere  venandi,  per  stam- 
pice,  slopi,  jami  u.  s.  w.  Court.   17. 

nsl.  slope  Krain.  cedi.  prislop  Slovak.  pol.  przysJop  Gal.  nserh.  siopice 
Schlepzig,  das  ein  sJopslco  voraussetzt,  siopisca. 

593.   smogor'B. 

nserb.  smogor  verrottetes  Holz  unter  der  Erde,  Torf. 
nserh.  smogor'-ov  SchmogroAv  Zw.   Butt.   112. 
Smogerowe,  jetzt  Schmagerow,  Koseg.  Schmograu  Schles. 

594.  smoky 

ad.  smolcy  ticus.    serb.  smokva. 

kroaf.  smokovo  Kr.  smokovica  Gr.  smokvica  Gr.     aerb.  smokovina  Dalm.  smok- 
vica  Dalm.  smoliovljani   DaniC.  Dalm. 
i^[jLÖxoßov   Phok. 

595.  smola. 

asL  smola  pix,  bitumen,  in  ON.  durcli  ,Ivranabet'  (ahd.  chranawitu,  mhd.  kranewit) 
übersetzt,    nsl.  serb.  smola  pix  u.  s.  w. 

nsl.  na  smole  Kranabet,  Kranabetich  Kämt,  smolnik  Krain.  smolena  vas  Pecli- 
dorf  Krain.  hulg.  smolbntsk'b  adj.  kroat.  smoljanac  Gr.  serb.  smolice  Daniß.  smo- 
linac  Serb.  smolusa  Bach  Danic.  klrvss.  smoJyn  Gal.  smolno  Gal.  smölnyk  Gal. 
smoina  Gal.  smol'nyca  Gal.  smolanka  Gal.  cech.  smolin  B.  smolec  B.  smolivec  B. 
smolov  B.  smolnä  B.  smolnice  B.  smolnik  Slovak.  smolenice  Slovak.  smolina  M. 
smolensko  Slovak.  po/.  smolice  Gal.  smolsko  Court.  40.  smolarzyny  Gal.  oserb. 
.•^raolicy  plur.  Schmole  Schmal. 

Zmuln,  Zmöln  Kämt,  smolin,  jetzt  Schmölen,  Sax.  smolne,  jetzt  Schmölln,  Sax. 
zmulnensis  ecclesia  Sax.  smolicz,  jetzt  Schmolitz,  in  Schlesien,  lit.  smalininkai  Theer- 
brenner  Sclileich.  147. 

596.  smrtdljika. 

serb.  smrdljika,  §mrljika  arboris  genus,  sorbus  aiicuparia. 

serb.   smri.dlika   Danic-.   smrdljikovac   Gav.     pol.  vergl.  ämierdzaca  Gal. 

597.  snirrbk-B. 

asl.  smrtCb,  smreca  cedrus ;  smrecb  iuniperus.  nsl.  smreka,  in  ON.  durch  ,Fichte' 
übersetzt,  kroat.  smric  iuniperus  Verant.  serb.  smreka  iuniperus  communis;  smrca,  smrjek, 
smrjeka  iuniperus  Stulli.  cech.  smrk  pinus  abies  picea,  pol.  .'^merek,  smereka,  snu-ek. 
smrok,  swierk,  ^wierka  Rothtanne. 

nsl.  semreka  Valv.  smereßje  Krain.  smrce  (smorovßice)  Emersdorf  Kämt.  smreC- 
njek,  smrecnjak  Feuchtbühel  Krain.  kroat.  smrika  Kr.  Gr.  smrecje  Kr.  Gr.  smre- 
kari  Gj-.  klniss.  smereka  Gal.  smerek  Gal.  smerekov  Gal.  smerekovec  Gal.  sme- 
recne  Gal.  smereöna  Gal.  cech.  smrk  B.  M.  smr?ek  M.  smrci  B.  smfici  Mfitsch  B. 
smrf'ina   B.   smrönä   B.   M.  smficno   Wemvitsch  B.  mficno  B.  smrkova  Slovak.  smrko- 

30* 


236  Franz  Miklosich. 

vica  Slovak.  smrcany  Slovak.    pol.  smereczka  Gal.  smereczyna  Gal.  smrokow  Mogil. 
Hielier  gehört  auch  ^wierkowa  Gal.  .4wierkowce  Gal. 
Sraorkow,  jetzt  Schmorkau,  Sax. 

598.  smriZB. 

klniss.    smorzky    eine    Art    Pilz,     oserb.    smorza    Morchel,     nserb.    smarz,    nach    Zw. 
smar2J. 

klrnss.    smor26v    Gal.    v  smorzy  Nauk.-sbor.    1870.   82.     nserh.  smarzov  Schmarse. 


599.  soha. 

asl.  soha  vallus.    nsl.  soha  lignum  dentatum,  furca.    serb.  soha  u.  s.  w. 

kroat.  sosice  Gr.     serh.  sosice  Berg  Serb. 

So)(ä  Lac. 

600.  sokolt. 

asl.  sokoli)  falco.    nsl.  sokol.    serb.  soko  u.  s.  w. 

kruat.  sokoli  Gr.  Kr.  sokolovac  Gr.  se7'h.  sokolb  Danic.  sokol  Gav.  sokoli6i 
Gav.  sokolovica  Gav.  sokoltnikb  Danic.  klruss.  sokol  Gal.  sokoJy  ßuss.  sokoiec 
Gal.  sokoJov  Gal.  sokoJka  ßuss.  sokoJovka  Gal.  sokole  Gal.  sokola  Gal.  sokol- 
nyky  Gal.  sokovna  (hcli  hi'iizdyJy  ^a  sokoJy)  Nauk.-sbor.  1870.  50.  cech.  sokol  Slovak. 
sokolce  Slovak.  sokolovec  B.  sokolovce  Slovak.  Vergl.  folknäfe  Falkendorf  B. 
poZ.  sokol  Königr.  sokoly  Königr.  sokole  Gal.  sokolikiGal.  sokoiow  Königr.  sokolowo 
Königr.    sokoJowa   Gal.    sokola   dabrowa   Court.   41.       userb.    sokula   hora,    sokole 

(sokolica)  Falkenberg  Schmal.   14. 

601.  solB. 

asl.  solb  sal.    nsl.  sol.    serb.  so  u.  s.  w. 

kroat.  solina  Gr.  soline  Kr.  soljani  Gr.  ser^b.  solb  DaniS.  in  Bosnien,  jetzt  soll 
donje,  Salis  bei  Ptolem.,  Tuzla  bei  den  Türken  Wiener  Jahrbb.  46.  43.  klruss.  sol" 
Kuss.  solyna  Gal.  soJynka  Gal.  stara  sol  Gal.  cech.  solnice  B.  solenice  B.  so- 
lany  B.     pol.  sol  Gal.  solca  Gal.  solka  Gal. 

602.  sopot-B. 

asl.  sopoti)  canalis,  wahrscheinlich  eigentlich  das  Rauschen  fliessenden  AN  assers. 

nsl.  sopote  Steier.  sopot  (sopod)  Bach  Valv.  sopotnica  Krain.  Kämt.  kroat. 
sopot  Kr.  Gr.  sopote  Kr.  Gr.  sopotnica  Bach  Kr.  Vergl.  sop  Kr.  sopje  Kr.  sopaß 
Kr.  sopnica  Kr.  serb.  sopotb  Daniß.  sopot  Name  vieler  Quellen  Vuk.  u  reky  u  so- 
potb  Chrys.-dus.  41.  sopotbcb  Danic.  sopotnice  Herc.  sopo6ani  Danic.  Vuk.  klruss. 
sopot  Gal.  sopotnyk  Gal.     cech.  sopoty  B.  sopotnice  B.     pol.  sopoty  Gal. 

Zoppothof  Kämt.  aoTToröv   Elis.  goikoxoü  Mess. 

603.  sosna. 

asl.  sosna  abies.    cech.  sosna  pinus.    pol.  sosna  u.  s.  w. 

klriiss.  pod  sosnov  Gal.  ßuss.  sosnyda  Gal.  sosnica  Vol.-let.  53.  sosnov  Gal. 
sosnovaßuss.  sosnovyca  Russ.  russ.  sosnovka.  zasosenskaja.  cec/i.  so snov4  Schlesien. 
pol.  sosnowe  Gal.  sosnowa  Gal.  sosnowice  Gal.  so^nic(a)  Sosnitz,  Schossnitz  Court.  41. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativi:k.  ii.  237 

Zossen  Kämt,  sosnowa  Wolmsdorf  Schlesien.  schosnicz  Schlesien,  soznow 
Koseg.    sosnowe  Koseg.    soznoua  Koseg.    sosnica,    sosnice,    sosniza  u.  s.  w.  Koseg. 

604    sova. 

as/.  nsl.   serb.  sova  noctua. 

nsl.  sovjak  Steier.  kroat.  suvjak  Kr.  sovski  dol  Kr.  serh,  sovovu  Gav.  so- 
vljak  Gav.  na  sovijalvL  na  delb  Chrys.-dus.  39.  sovac  Gav.  klritss.  sovyda  Bach  Gal. 
cech.  sovy  B.  sovinky  B.  pol.  sowina  Gal.  sowiarka  Gal.  nserh.  soje  aus  sovje, 
gen.  sojego,  Saue  und  Zaue  mit  einer  Sau  im  Wappen  statt  der  Eule,  die  die  wahre 
Bedeutung  des  Wortes  erwarten  lässt.  Vergl.  jablanb. 

605.  spila. 

serh.  sj)ila,  spilja  caverna. 

kroat.  podspilj  Gr.     serh.   spiljani  Danic. 

606.  srebro. 

asl.  nsl.  serb.  srebro  argentum. 

nsl.  srebrnce  Silberdorf  Krain.  kroat.  srebrnik  Kr.  serh.  srebrno  Dalm.  sre- 
br&nikb  DaniC.  srebrbnica  DaniC.  Argentaria  Wiener  Jahrbb.  46.  43.  srebrnica  Berg 
Serb.     cech.  stfibro  B. 

Zrebernica  Sax. 

607.  sreda. 
asl.  nsl.  sreda  medium  u.  s.   w. 

nsl.  srednik  Krain.  srednica  Jarnik.  srdisce  Polstrau  Steier.  podsreda  Hörberg 
Steier.  kroat.  sredice  Kr.  Gr.  sredicko  Kr.  srednik  Kr.  srednjak  Kr.  sredis6e  Kr. 
sredjani  Kr.  osredek  Kr.  osredci  Gr.  serh.  sredica  Danic.  sredbska  Danic.  sred- 
njak Serb.  srednjevo  Serb.  osredci  Gav.  klruss.  seredne  Gal.  serednoje  Gal.  se- 
redna  Gal.  serednyc'a  Gal.  serednaky  Russ.  seredpoK-i  Gal.  cech.  streda,  magy. 
szerdahely,  Slovak.     j^"^-  ^rzoda  Court.  41.  ^rzodka  ibid. 

Villa  zregiah  (vielleicht  *srezdah'b)  Zahn  82.  ärzoda  Neumarkt  Schlesien. 

608.  srxbin'B. 

aserh.  srbbinb  serbus  u.  s.  w. 

serh.  srbbbci  Danic.  srpci  Serb.    srbbice  Danic.   srbbavbci  Danic.     klruss.  serby- 
novka  Russ.     cech.  srby  Sirb  B.  srbec  B.  srbsko  B. 
Vergl.  cervisti,  eiervisti,  jetzt  Zerbst. 

609.  sr-Bna. 

a^l.  srna  caprea.    nsl.  serb.  srna. 

nsl.  srnjak  Krain.  serb.  srnje  Gav.  srbuijakb  Chrys.-dus.  34.  klruss.  serny  Gal. 
sernky  Gal.  sarnyky  Gal.     cech.  srni  B.  srni  potok  Rehwasser  B. 

610.  stadBnik-B. 
asl.  stado  grex.    serb.  stado.    pol.   stadnik  pastor. 
pol.  stadniki   Gal. 


238  Fra>'z  Miklosich. 

611.  staja. 

asl.  staja  casa,  stabulum.  nsl.  staja  Platz  des  Viehes  auf  der  Weide,  serb.  staja  u.  s.  w. 
nsl.  staje  Krain.     klruss.  staji  Gal.     cech.  stäje  B.  stajice  B. 

612.  stant. 

asl.  stan-b  tentorium,  hospitium.    nsl.   serb.  stan  u.  s.  w. 

nsl.  stan  Krain.  stanise  Krain.  kroat.  staniSte  Gr.  klruss.  dobrostany 
Nauk.-sbor.  1870.  63.  cech.  stan  B.  stanovistg  B.  M.  pol.  stany  Königr.  stanica 
Court.  42.  staaowice  ibid.  stanowiska  Mogil.  vergl.  staniatki  Mogil. 

Stanitscli  ein  Wald  Lexer. 

613.  Start. 

asl.  star^B  vetus.    nsl.  serb.  star  u.  s.  w. 

kroat.  starin  Kr.  starjak  Kr.  serh.  starina  Serb.  staricina  Serb.  staryj  gradh 
Danic.  stara  planina  Serb.  stari  via  kneXina  Serb,  klruss.  staryna  Gal.  starjava 
Gal.  staryky  Gal.  staroliorod  Gal.  cech.  starä  B.  pol.  starosol  Gal.  stary  grod 
Court.  42.     nserb.  stare  sedlo  Starzeddel  Zw. 

Starigrod,  stargrod,  staregard,  sstargard  Koseg.  axdpt.  Ep.  arapößa  Ep.  aza- 
pi-cCaVT]  Ep.  arapoßetC^a  Ep.  axapsÄtaa  Lac. 

614.  stavt. 
cech.  stav  Damm.    pol.  staw  Teich. 

serb.  stave  Gal.  stavica  Danic.  khmss.  stavky  Gal.  stavcany  Gal.  stavöyzna 
Gal.  zastavje  Gal.  zastavße  Gal.  krasnostav  Russ.  cech.  stav  B.  pol.  stawy  Gal. 
stawisko  Gal. 

615.  st^pa. 

pol.  st^pica  Falle  für  grössere  Thiere,  Gegensatz  von  pastka.  Omni  genere  venandi, 
per  stampice,  slopi,  jami  u.  s.  w.  Court.  17.  Die  Scheidung  von  stapa  laquei  und  sti^pa 
machina  cannabi  frangendae  ist  unsicher. 

nsl.  stopno  Krain.     pol.  st§pina  Gal. 

616.  stJipa. 

asl.  stj|,pa  mortarium.  serb.  stupa  mortarium  ligneum,  machina  cannabi  frangendae, 
torcular.    cech.  stoupa  u.  s.  w. 

kroat.  stupa  Kr.  stupe  Gr.  stupno  Kr.  stupnik  Kr.  stupnica  Gr.  stupovaCa  Kr. 
stuparje  Kr.  serb.  stupa  Dalm.  stupica  Herc.  stupnica  Gav.  stupanj  Gav.  za- 
stuplje  Gav.  klruss.  stupky  Gal.  stupnyda  Gal.  cech.  stupice  B.  stupno  Staupen  B. 
stupne  B.  stupnä  B. 

617.  steb— . 

Vergl.  pol.  stebnik  (kopaö  loch  na  stebnik)  Beinenkeller  Linde. 

klruss.   stebnyk  Gal.     cech.  stebno  B.     pol.  stebne  Gal.  stebny  Gal.  stebnice  Gal. 

Stemnitsa  Peloponn.  Vergl.  nsl.  stebunig,  d.  h.  stebovnik,  ein  Berg  Valv. 

618.  stelBmachi. 

pol.  stelmach,   stalmach  Stellmacher,  AVagner. 
pol.  stelmachy  Gal. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii  239 

619.  stena. 

asl.  stena  murus,  paries.    serb.   stijena  saxum,  lapis   u.  s.   w. 

nsl.  steina  Villa  Zahn  84.     kroat.   stinica   Gr.    zastene   Gr.     serb.    stenice    Danic. 

V 

stiniza  sclavonice,  latine  murula  Safaf.  145.  postenje  Gav.  podbstenije  Danic.  stje- 
novi  dol  Herc.  klruss.  stinka  Gal.  oserh.  scenca  Steinitz  Schmal.  14.  durch  Junge 
Hunde'  erklärt,     nserb.  .sceAc  Steinitz  Butt.    127. 

Stenisse,  jetzt  Steinitz,  Magdeb.  21.  Tü03T£Vtavr;  Ep.  vergl.  -ptoicavixov,  jetzt  rpi- 
OTSVtXOV   Ep. 

620.  stl-Bba. 

asl.  stltba  climax.    serb.  stuba  scala  ex  arbore  u.  s.  w. 

nsL  stolbica  Stolvizza  Venet.  kroat.  stubica  Kr.  serb.  stl&bica  Danic.  Vergl. 
stubo  Gav.  stubica  D;uiic.  Gav.  stubiee  Danic. 

621.  stl-Bpi. 

asl.  stlipib  columna.  serb.  stup.  cech.  sloup.  pol.  siup  u.  s.  w.  cech.  slup  gur- 
gustiuni  (locus  in  fluvio  arctatus  ad  capiendos  pisces  Duc),  vulgo  sie  dictum  pistrivallum, 
piscinaculum,  piscaria  Erb. 

nsl.  stop  Stobb  Krain.  stope  Krain.  stopno  Krain.  kroat.  stupno  Kr.  stupnik 
Kr.  serb.  stlbpbnikb  Danic.  stbpbcani  Danic.  stlbpbcanica  Danic.  stlbpezi  Danic. 
klruss.  stoipyn  Gal.  stolpiic  VoJ.-let.  24.  stoJpjahy  Russ.  cech.  sloup  B.  M.  slupy  B. 
sloupno  B.  sloupne  B.  sloupnice  B.  sloupenec  B.  sloupecne  B.  pol.  sJup  Schlupp 
Court.  42.  siupiec  Gal.  sJupca  Court.  42.  sJupowo  ibid.    oserb.  stolpno  Stolpen  Schmal. 

Stolp,  Stolpe,  Stolpen  Butt.  113.  Stolpe  Cyb.  14.  otöXicov  bei  Constant.  Porphyrog. 
ztolp,  Stolpe,  stolpa,  stolpin,  stolpan,  stolpen,  stülpen,  jetzt  Stolpen,  Sax.  stolp, 
ztolp,  ztulp,  stülp,  stolpa,  ztulpa,  ztulpe,  ztulpii  Koseg. 

622.  stobor^B. 

serb. .  stobor  eig.  saepimentum.    nsl.  steber  columna,  trabs. 
pol.  stobrawa  Bach  Court.  42.     nserb.  stobrice  Stöbritz  Zw. 

623.  stodola. 

klruss,  stodoia  granarium.    cech.  stodola  u.  s.  w.  Fremdw.   127. 
klruss.  stodolky  Gal.  stodoiyna  Gal.     cech.  stodiilky  B. 

624.  stolt. 

asl.  stol'b  sella,  scamnum.    nsl.  stol.    serb.  sto  u.  s.   w. 

se7'b.   stol   Berg   Serb.    stolac   Serb.    stolno    Ok.    59.    stulovi    Berg  Gav.    stolova 
Berg  Serb.  stol  brdo  Gav.     klruss.  stolsko  Gal.     cech.  stolin  B. 
XroXoßöv  Ep. 

625.  strana. 

asl.  strana  regio,    nsl.  stran  latus,    serb.  strana  latus,  mons  u.  s.  w. 
nsl.  stiun   Krain.    stranje  Krain.    stranik    Straning    Kämt,    stranska    vas    Krain. 
kroat.  stranica  Kr.     klruss.  storonna  Gal. 
Stranig,  Stranach  Kämt.  Lexcr. 


240  Feanz  Miklosich. 


626.  straza. 

asl.  nsl.  serb.  straza  custodia  u.  s.  w.    oserb.  in  ON.  durch  ,Warte'  übersetzt. 

tisl.  stra2a  Krain.  straza  (straso)  Warth  Valv.  strazise  Krain.  strazisce  Stra- 
scMscha  Kämt,  praedium  strazista  Zahn  54.  kroat.  straza  Kr.  strazbenica  Gr.  serh. 
straza  Gav.  klruss.  storoza  Gal.  choim  storoza  zvanyj  Nauk.-sbor.  1870.  50.  storozy 
Gal.  cech.  sträz  B.  straza  Slovak.  sträznice  M.  stra2iste  ß.  stra2isko  M.  pol. 
stro2ka  Gal.  strozowka  Gal.  strozna  Gal.  oserb.  ströza  Wartha  Schmal.  15.  Warte. 
str6zis(5o  Strohschütz  Schmal.   15.     nserh.  stfazov  Striesow  Zw. 

627.  streg — . 
Dunkel. 

cech.  stfehom  f.  B.     nserh.  scegov  Strege  Butt.   117. 

Striegau  Schlesien.  Striegen,  Striegnitz  Butt.  117,  der  diese  Namen  auf  struga 
zurückführt. 

628.  strela. 
asl.  strela  sagitta. 

klruss.  striJky  Gal.  striJkOv  Gal.  strifyska  Gal. 
Strele,    ztrele,   jetzt  Strehla,    Sax.    strale   auf  Rügen.  Vergl.  serb.  strelare  Gav. 

629.  strelBCB. 

asl.  strelscb  sagittarius.    nsl.  str§lec  u.  s.  w. 

nsl.  strelac  Schützendorf  Krain.  stroßja  (für  strelcja)  ves  Schützendorf  Steier. 
kroat.  strelec  Kr.  strelecko  Kr.  klruss.  strilöi  Gal.  Saran.  93.  strilcje  Gal.  striJ- 
cyska  Gal.  pol.  villa  sagittariorum  bei  Koseg.  1.  29.  Vergl.  tenebitur  nobis  servire 
servitium  cum  duobus  strzelce  Diplom.  1.  260.  oserb.  tsylany  Strehla  Schmal,  nserb. 
t^el'any  Strehle. 

Strelitz  Butt.   121. 

630.  struga. 

asl.  struga  fluctus.  nsl.  struga  alveus  aquae,  nach  Valv.  Arm  des  Wassers,  ßech. 
strouha  u.  s.  w. 

nsl.  struga,  struge  Krain.  Strugg  Valv.  Strau  Kämt,  ztrug  Zahn  155.  bulg. 
struga.  kroat.  struga  Kr.  Gr.  struge  Kr.  struzani  Gr.  serb.  struge  Herc.  Dalm. 
potokb  struzbkyj  Chrys.-dus.  18.    cech.  struhy  B.  stru2ky  B.    pol.  strugi  Gal.  stru2a  Gal. 

In  nigro  fluvio,  cjui  dicitur  ziarna  ztrug  Koseg.  1.  666.  Mit  struga  scheint  auch 
stryj  und  klruss.  strevjaz,  pol.  strwiaz,  strwia2yk  Gal.  zusammenzuhängen. 

631.  strum — . 

Das  Thema  hängt  mit  stru  (sru)  fiiessen  zusammen.   Vergl.  jedoch  atpu[A(öv. 
bulfj.  Struma,  strumica.  strumnica  JMilad.     serh.  strumica  Chrys.-dus.  42. 
Strumma  Fluss  Koseg.  axptojxvjavYj  Aetol. 


632.  strutarB. 

ius  a  baiulis 
serh.  strutare  Danic 


Vergl.  srotai'stwo  census  a  baiulis  cerevisiam  in  currus  inferentibus  Nauk.-sbor.  1868. 186. 


•  Die  slavischcn  Ortsnamen  aus  Appellativen  ii.  241 

633.  str'Bgati,  strugati. 

ad.  str'Bgati,  strugati  rädere,  caelare,  tornare.  nsl.  strugati  u.  s.  w.  rum.  strugarjü 
Drechsler. 

nsl.  strgarji  Krain.  strugarji  (falsch  strugerjen)  8trugern  Kämt,  kruat.  strgari 
Kr.  serb.  strgari  Serb.  cech.  strha?  M.  strhafe  B.  strehäry  Slovak.  bei  Lipszky. 
strhafov  B.   struhafe  M.   Vergl.   strhadlo   B.   struhadlo   B.    strhadly  B. 

634.  strömt. 

asi.  strtm'B  declivis.    nsl.  serb.  strm  u.  s.  w. 

nsl.  strmec  Krain.  Görz.  Steier.  Berg  Valv.  strmica  Friaul.  Krain.  strmnica  Berg 
Kämt.  Krain.  strmol  Krain.  Steier.  strmoreber  Krain.  kroat.  strmac  Kr.  Gr.  strmec 
Kr.  strmen  Gr.  serb.  strmac  Serb.  strmovo  Gav.  strmica  Dalm.  strmenica  Gav. 
strmosten  Gav.  strmostenj  Serb.  strmostijen  Serb.  strmna  gora  Gav. 

Stramitze  in  Kärnten  Lexer.  Sterminaberg  Steier. 

635.  stublB. 

serb.  stublb  puteus,  fons.  stublina  ein  hoher,  aufrechter  Stamm  als  Wasserbehälter. 
2ech.  stbel  puteus. 

kroat.    stubalj    Gr.  serb.    stubalj    Gav.    Serb.    stubao    Serb.     stublica    Gav.     stu- 

bljina   Serb.    stubline  Gav.     stublenica    Gav.    stuble    gorißke,    sovi^.ke  Herc. 

636.  studen'B. 

asl.  Student  frigidus ;   studen&cb  puteus.    nsl.   studenec.   zdenec  puteus  u.   s.   w. 

nsl.  studeno  Kaltenfeld,  Brunnsee  Krain.  studena  Friaul.  studenec  Brünndl  Krain. 
Brunn  Kämt,  studenci  Krain.  studencici  Krain.  studenice  Steier.  studencice  Steier. 
zdenska  reber  Krain.  kroat.  studena  Istr.  Bach  Gr.  studeni  Istr.  studenci  Gr.  Istr. 
zdenac  Gr.  zdenec  Kr.  zdenci  Kr.  zdenöec  Gr.  zdengac  Gr.  zdenßina  Kr.  zden- 
cine  Kr.  zdengari  Kr.  serb.  studena  Danic.  Bach  Herc.  studenica  Danic.  Gav.  stu- 
denae  Herc.  studenci  Herc.  studenbcani  Danic.  sasinovb  studenbcb  Daniß.  klruss. 
studinka  Gal.  studenne  Gal.  studan  Gal.  cech.  studena,  B.  M.  studenec  B.  M. 
studenka  M.  M.  Stauding  Kop.  238.  studenky  B.  M.  studne  M.  tri  studne  M.  stud- 
nice  B.  M.   studecky  (studce  male)  B.     pol.  studzieniec  Gal.  Diplom. 

Studenitz  Koseg.  Vergl.  serb.  bunari  Serb. 

637.  stbkljarb. 
pol.  ^klarz  Glaser,    ßech.  sldenäf. 

serb.  cbklerevb  Danic.  Vergl.  cbklenb  vitreus  Danic.  klruss.  Sklary  Gal.  skl'arky 
Gal.     cech.  skläfe  B.   sklenafice   II   sklenafovice  B. 

638.  stbklo. 
a.s/.  stbklo  vitrum.    nsl.   steklo.    serb.  staklo,  caklo,  cklo  u.  s.  w.  Fremdw.   128. 
klrusfi.  skio  Gal.     cech.  skleno   B.  sklene  M.   skloimv  M.  sklenice  M.     pol.  szk2o 
Gal.  szkia  Gal. 

UeukschrifU-n  der  pbil.-hist  )r.  Cl.  S.KIII.  Bd.  31 


242  Franz  Miklosich.  * 

639.  stLza. 

asl.  stbza  semita.    nsl.  steza  u.  s.    w. 
kroat.  staza  Gr. 

640.  suht. 

asl.  suhij  siccus.  nsl.  serb.  sub  u.  s.  w.  suSica  als  Bachname  ist  der  im  Sommer 
austi'ocknende  Bach  torrens.  Dialektisch  deutsch  Zauche  Bach,  der  nur  bei  Regenwetter 
fliegst.  Lexer. 

nsl.  SU  ha  Zauchen  Krain.  Kämt.  Griess ,  Dornbach  (aus  Dürrnbach)  Kämt. 
Vergl.  Jarn.  130.  susa  Krain.  susica  Steier.  Dirnbach  Krain.  susje  Krain.  suhor  Krain. 
suhorje  Krain.  suhodol  Krain.  suhovrh  Dürmgupf  Kärnt.  suhavas  Dürnbach.  svisane 
Urkunde  von  973  Zahn  37.  kroat.  suhaja  Kr.  suhor  Kr.  Gr.  su§a  Kr.  susica  Kr.. 
susik  Kr.  susnjevica  Istr.  suhodol  Kr.  Gr.  serb.  suva  Berg  Serb.  suvara  Berg  Serb. 
susica  Danic.  Gav.  suSice  Serb.  suvotno  Gav.  susißane  Danic.  suvobor  Berg  Serb. 
suhodolB  Danic.  suvodol  Gav.  suhodo  Bach  torrens  Herc.  suhogrblb  Danic.  suvi 
brijeg  Serb.  suhyj  doib  Daniß.  suvi  kladenac  Serb.  suha  reka  DaAß.  suvo  selo 
Serb.  klruss.  susyca  Gal.  such6v<5i  Gal.  suchodoi  Gal.  suchodoJy  Gal.  suchostav  Gal. 
podsuche  Gal.  na  suchoj  dorogvi,  do  suchoe  dorogve  Yo2.-let.  30.  cech.  suchä  Dürre  B. 
susice  B.  M.  sousice  Oschitz  B.  sbu§e  B.  süs  B.  souska  B.  susno  B.  susany  Zuscha  B. 
suchdol  B.  Zauchtel  M.  Czauch'enthal  (Zauchtl)  Kop.  22(j.  suchodoi  B.  suchohrdli 
Zuckerhandl  M.  such^'  dül  Dömthal  B.  ousuSi  B.  pol.  sucha  Gal.  suchdol  Court.  44. 
sucholas  Gal.     nserb.  susov  Susche. 

Zauchwinkl  Kämt,  zuchaha  bei  Weier  Urk.  1033.  zuchdol,  zuchedol,  zuckdol, 
jetzt  Zuckertal  in  Obersteier,  zuchedole,  zuchdol  im  Saangau.  zuche  Urkunde  von 
1150.  Zauchbach  bei  Amstetten  u.  s.  w.  Zauche,  Zauchel,  Zauchwitz,  Zuchen,  ZuchovF, 
Suchau,  Suchow  Butt.  111.  Suscho  102.  marca  zucha,  jetzt  Zuchau,  Magdeb.  14. 
Zauche,  Gegend  in  Brandenburg  Jettm.  18.  zucha  Urkunde  von  979.  zuche  in  einer 
Freisinger  Urkunde  c.  1150.  von  zauch  Zahn  445.  sussitz  Urkunde  von  1249.  zucha, 
jetzt  Zauch  Meill.  170.  zuchidol  Sax.  susitze,  sussitze  auf  Rügen,  zuziza  Koseg. 
zucharecka  Koseg.  aooyd,  soojd  Ep. 

641.  surovB. 

asl.  surovt  crudus,  viridis,     serb.  sirov  crudus.     cech.   syrovy. 
kb'nss.  surovyca  Gal.     pol.  surowa  Gal.  surowki  Gal. 

642.  sverep-B. 

asl.  sverepi.  ferus,  aestuans.  kroat.  svirepica  equa  (u  svirepicah  tvoih  kon  fudan 
rodil  se  e  Aleksandr.  Jagic  213).    pol.  ävierzepa  equa. 

nsl.  srepice  plur.  Jarn.  204.  nach  Andern  sterpice  Stuttern  Kärnt.  pol.  alt  svi- 
repsco,  jetzt  szrubsk  Mosb.  27. 

436.  svet— . 
Dunkel. 
nsl.  svetna  vas  Weitzelsdorf  Kärnt.  svecani,  svece  Suetschach,  Waitschach  Kärnt. 


I 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  243 


644.  svetlx. 

asl.   svgtlt  lucidiis. 

nsl.   svetli   potok   Lichtenbach   Krain.       cech.    svetlä    B.    M.    svftle    Zwiedlern    B. 
svetlice  B.  svgtlik  B.     nserb.  svetov  Zwitto  Butt.    163.  svjetio  Lichterfeld. 
Zwettel  in  Österreich,  zwedlobrado  vertex  montis  Obersteier. 

645.  sv^t-B. 

asl.  svQt'B  sanctus.    nsl.  svet  u.  s.  w. 

cech.  svatä.  B.  svatava  B.  svatobor  B.  svatä  hora  B. 

Swantegore  auf  ßügen.  Schwantewitz  in  Pommern  Butt.  163. 

646.  svibi,  sviba. 

nsl.  sviba  cornus  sanguinea.  serb.  svibovina,  sibovina  lignum  corneum.  Vergl.  svid'B, 
svida. 

nsl.  svibenj  Krain.  sviben  Krain.  sviben  Schärfenberg  Valv.,  auch  der  anstossende 
Wald  heisst  so  oder  svibansek  Valv.  svibovec  Krain.  sibovnik  Krain.  kroat.  svi- 
blje  Kr.  svibovec  Kr.  svibi6,  sibid  Gr.  sibac  Kr.  sibenik  Gr.  svibnik  Kr.  sibo- 
kovac,  svibokovac  Kr.     serh.  svib  Dalm.   sibnica  Gav. 

647.  svid'B,  svida. 

cech.  svid,  svida  cornus  sanguinea.    pol.  äw^idwa  cornus   femina.  Vergl.  svib'B,   sviba. 

kroat.  svidnica,  svidnißka  Kr.  klruss.  svydova  Gal.  svydnyk  Gal.  svydnyc^a 
Gal.  svydnyk  Nauk.-sbor.  1866.  309.  cech.  svldnice  B.  svidnik  Slovak.  svidnicek 
Slovak.  svidnä  ves  B.  pol.  Äwidnica  Schweidnitz  Court.  38.  od  ^wiebody  (swobody) 
nazwane  Stryj.  bei  Linde.  oserb.  svidnica  Schw^eidnitz  Pfuhl.  svoAca  Schweidnitz 
Schmal.   14. 

Swedenicz,  jetzt  Schwednitz,  Sax. 

648.  svinija. 

asl.  svinija  sus.    nsl.   serb.  svinja   u.   s.   \v. 

nsl.  svinje  Krain.  svinica  Zweinitz  Kämt,  svinsko  Krain.  svinc  Eberstein  Kämt. 
kroat.  svinjica  Gr.  svinjci  Kr.  svinicko  Kr.  serb.  svinje  Gav.  svinjski  vr  Serb. 
klriiss.  svyAuSa  Gal.     cech.  svinica  Slovak.     nserb.  sviAov  Schweinow  Butt.   126. 

Schweinitz  Butt.   126.  swynicz,  jetzt  Schweinitz,  Sax.   aß6va  Lac. 

649.  svinijarB. 

nsl.  serb.   svinjar  subulcus   u.  s.  w. 

kroat.  svinjar  Gr.  svinjarec  Kr.  svinjarica  Gr.  svinjarevci  Kr.  serb.  svi- 
njari  Danic.  svinjarevo  Gav.  cech.  svinary  B.  svinafov  B.  pol.  ^winiarowo  Diphnn. 
Gal.  ^winiarsko  Court.  38.  vergl.  öwiniusza. 

650.  svobodB. 

asl.  svobodb  über.  nsl.  sloboden  iiber.  serb.  slobodnjak  Freisass.  klruss.  sfoboda 
osada   wolna    {'"'reisitz    Linde,    pol.    siobodka    mafa    zwykle    osiadio.^c    wiejska,    powstaia 

31' 


244  Fkanz  Miklosich. 

powstaJa  z  osiedlenia  dobrowolnie  przybyiych  wJo^cian,  zwabionych  swobodami  na  kilka 
lat  przyrzeczonymi.  In  Podol. 

kroat.  slobodnica  Gr.  slobostina  Kr.  slobodna  vlast.  klruss.  sioboda  Gal.  oft. 
siobodka  Gal.  Russ.  cech.  svobodka  B.  svobodne  liory  B.  svobodna  ves  B.  pol. 
Äwiebodna  Gal. 

Magy.  szabatka.   Vergl.  szent  kiraly  szabadja  villa  sancti  regis  Katona  1.  80. 

651.  svraka. 

nsl.  svraka  pica.    serb.  svraka.    eecli.  straka  u.  s.  w. 

kroat.  sracica  (Svrafiica)  Gr.  sraöinec  Kr.  sracak  Kr.  srakovlje  Kr.  klruss.  so- 
roka  Gal.  soroky  Gal.  sorocko  Gal.     cech.  straky  B.  strakov  B. 

652.  s-Bgoreti. 

ad.  s'bgoreti   comburi. 

nserh.  zgüf-elc  Görlitz   Zw.      oserh.  zliofelc  Schmal.   11.   zholerc  Pfuhl. 
Man  merke:    ukrajina  ta,    ktora    teraz    margrabstwem    brandeburskim    nazywaj%,    od 
naszych  Zgorzeicem  nazwana  byfa.  Kromer.  agorelitsa  Peloponn. 

653.   s^p — . 

asl.  sypati  fundere  schütten,    nsl.  sipati  u.   s.  w. 

7isl.  na  spi  Neudorf,  Schmelzhütte  Kämt.     cech.  spy  B.     nserb.  zaspy  Saspe  Zwahr, 

654.  sTbpaliti. 

cech.  spaliti  comburere. 

cech.  spdleniste  B.  vergl.  nsl.  pogorisCe  Steier.     oserh.  spaleno  Brand  Schmal.  13. 

655.  s'Br^b'b. 

asl.  si>r^biti  abscindere.    Sech,  srub  Balken,  Blockhaus,  Bollwerk. 

cech.  srub  B.  sruby  B. 

656.  s^stati  s^. 

asl.  siistati  se  convenire.    serb.  sastanak,  stanak  conventus. 
serh.  stanbci,   eigentlich  confluens  Danic. 

657.  s-Btoka. 

cech.  stoka  confluens.    pol.  stok. 

klruss.  stoki  Gal.     russ.  sutoki.     cech.  stoky  B.     nserh.  stoki  Stacke  Zw. 

Stekeniza  Bach  Koseg.   1.   18. 

658.  safljarB. 

Deutsch  Schäfer. 

nsl.  seflerji  Schäflein  Krain.     klruss.  safl'ary  Gal. 

659.  sahi. 

serh.  sa§  carex  u.  s.  w. 

kroat.  sas  Gr.  sasa  Kr.  saseva  Gr.     serh.  saska  Serb.     cech.  sachov  B. 


Die  slavischen  Ortsvajien    aus  Appellativen  il  245 

660.  sai-B. 

asl.  sar'B  color.    nsl.  .sar  maculosus.    sei'b.  Saren  varius. 

kroat.  sarovnica  Gal.  serh.  sarenik  Grav.  §arani  Serb.  Sarkamen  Gav.  saren- 
grad  Schlossruine  Vuk. 

Vergl.  in  solitudine  scarantiense  Zahn  1.  scaraza  2.  scaritia  4.  scarenza  G.,  jetzt 
Scharnitz. 

661.  siba. 
nsl.  serb.  Siba  virga  u.  s.  w. 

kroat.   sibice  Kr.   sibovac  Kr.  sibokovac  Kr. 

662.  sirokt. 

asl.  siroki.  latus,    nsl.  serb.  Sirok  u.   s.  w. 

nsl.  sirokoset  ßreitensaat  Krain.     cech.  Siroka  B. 

663.  stakort. 

nsl.  stakor  mus  ratus. 

kroat.  Stakorovec  Kr.  Stakorovica  Gr. 

664.  stava. 

Tisl.  sCava  eluvies.  serb.  stava  immissio  pellium  subigendarum  in  aquam.  cech.  Stäva 
succus.  vergl.  auch  nsl.  s?av  rumex.    pol.  szczaw  rumex  acetosa. 

nsl.  Scavnica  Stainz  Bach  Steier.  serb.  stavica  Danic.  Gav.  stavbnica  Danic. 
StavBna  poljana  DanifS.  Hn(5s.  scavne  Gal.  sßavnyk  Gal.  söavnydi  Gal.  cecA.  stawnik 
Slovak.  stavnica,  magy.  szczävnicza,  Slovak.  stavnißka  Slovak.  pol.  szczawa  Gal. 
szczawnica  Gal.  szczawin  Court.  49. 

Stawenz,  staevntz,  jetzt  Stainz,  in  Steier. 

665.  stip-Bk-B. 
asl.  Sip-bki)  rosa,  malum  granatum.    nsl.  Scipek.    slovak.  sip.    Sech,  sipek  rosa. 
kroat.  Sipak  Kr.  Sipki  Kr.  Sipovac  Kr.  .sipak  vuksin.    sipaßki  breg.     serh.  isti- 
plje  Gav.     cech.  sip  Slovak.  Slpy  B.  Sipov  Slovak.  Sipkov  Slovak.  Sipik  Slovak. 

666.  stitarB. 

cech.  stitaf  Schildmacher. 

kroat.  «titar  Gi".  stitari  Kr.  Scitarjevo,  einst  skutar,  Kr.  Stitnjak  Kr.  serb. 
Stitar  Gav.  Hügel  Herc.  Stitari  Gav.  stitarci  Gav.  cech.  Stitary  B.  Schiltern  M. 
Stitary  M.     pol.   szczytniki  Gal.  Scheitnig  Coui't.  49. 

667.  stit-B. 
asl.   StifB  scutum.    nsl.   SCit.    serb.   stit.    cech.   Stit  u.   s.   w. 
klruss.  §5ytna  Gal.     cech.  Stit  B.  stitne  B.  Stitna  B. 

668.   stri-kT,. 
asl.  streikt  ciconia.    serb.  strk  u.  s.   w. 
serh.  Strbkovica  Dani?. 


246  Feanz  Miklosich. 


669.  suma. 
nsl.  serb.  suma  silva. 

nsl.  sumnik  Bach  Yalv.  kroat.  sumedje  Kr.  sumetlica  Kr.  serb.  suma  Serb. 
sume  Serb.  sumica  Serb.  sumice  Danic.  klruss.  sumyna  Gal.  sumjaö  Gal.  sumlany 
Gal.  Sumbskt  YoJ.-let.   26.  50. 

670.  SBVtci.. 

asl.  sbvbCb  sutor. 
klruss.  sevcyky  Gal. 

671.  tabor-B. 

nsl.  tabor  castra,  bellum,  Verschanzung.  cech.  täbor.  Tabor  oder  Tafer  ist  eine  Burg, 
namentlich  Raubburg  Laus.   Magaz.  33.  279.  Fremdw.   131. 

nsl.  tabor  Krain.  stari  tabor  Alttabor  Krain.  kroat.  tabor  Kr.  taborii(Se  Gr. 
cech.  tabor  B.  Schlesien. 

672.  tatarin-B. 

russ.  tatarin'b  tatarus. 

klruss,  tatary  Gal.  tatarynöv  Gal.   tatarsko  Gal. 

673.  tel^. 

asl.  tel§  vitulus.     nsl.  serb.  tele  u.  s.  w. 

nsl.  telce  Krain.  klruss.  tel'ace  Gal.  cech.  telce  B.  teleß  B.  teleci  B.  nserb.  sel- 
nica  Schellnitz  Zw.  Butt.   127. 

674.  teneto. 

asl.  teneto,  tonoto  rete.     cech.  tenetne  quaedam  exactio  respectu  plagarum  Erb. 
nsl.  tenetise  Krain.     klruss.  tenetnyky  Gal. 

675.  tesarB. 

asl.  nsl.  tesati  caedere.    cech.  tesaf  Zimmermann. 
klruss.  tesarovka  Gal. 

676.  tesBiü. 

asl.   tSsbnt  angustus.    nsl.  tesen.     serb.  tijesan  u.  s.  w. 
serh.  tisna  Stretto  Dalm.     klruss.  tisna  Gal. 

677.  tih'B. 

asl.  tiht  tranquillus.     nsl.  serb.   tih  u.   s.  w. 

nsl.  tihina  Tihain  Valv.  kroat.  tihovo  Kr.  tisina  Kr.  serb.  tihovo  Serb.  klruss. 
tycha  Gal.  tichomlb  VoJ.-let.  40.    cecJi.  ticha  M.  Bach  und  Thal  Slovak. 

678.  timeno. 

asl.  timeno,  timenije,  tbmenije  coenum,  lutum.  oserb.  temeno,  tonidvo  für  ü  Linde, 
nserb.  tyhienca  palus. 

nsl.  timenca  Timenitz  Kämt.  t6menica  Krain.  temenca  Temenitzerboden  Valv. 
Vergl.  tominje  Krain.     cech.  temenice   M.  Yergl.  pol.  tymienica. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  247 

679.  tist. 

serb.  tis  pinus  larix.    ?ech.  tis  taxiis  Eibe. 

7isl.  tisovec  Krain.  tisav  (tisov)  Eiben  Yalv.  kroaf.  tisovac  Kr.  Gr.  serh.  tiso- 
vica  Herc.  klruss.  tysov  Gal.  tysova  Gal.  tysovec  Gal.  tysovida  Gal.  tyÄ.mjani(ia 
Gal.  ty^mjanycany  Gal.  tyämieny<5ka  Bach  Gal.  cech.  tis  B.  tisek  B.  tisä  B.  tisov  B. 
tisovec  B.  tisovä  B.  tisovice  B.  tisovka  B.  tisovnik  B.  tisem  B.  tismo  B.  tismice  B. 
tisomnice  B.  pol.  cisiec  Gal.  cisna  Gal.  cisowiec  Gal.  cisow  las  Gal.  oserh.  (?Isov 
Zeissholz  Schmal.   10. 

Tizou,  tyzowe  Sax.  Vergl.  tichminice,  ticminice,  ticmeniza,  thicminica 
Koseg  1.   56. 

680.  tlaka. 

nsl.  serb.  tlaka  Frohndienst. 

nsl.  tlaka  Krain.  tlake  Krain.   Vergi.   tlak  Valv. 

681.  tl'BSt'B. 

asl.  tl'Bst'B  pinguis.    nsl.  tolst.    serb.  tust  u.   s.  w. 

nsl.  tolsti  vrh  Steier.  Fettengupf,  Grosseneg  Kämt.  serb.  tusto  brdo  Serb.  klruss. 
tolste  Gal.  toJstaja  ßuss.     russ.  tolstyja  olbchi. 

682.  tokt. 

asl.  tolcB  fluxus.    nsl.  tok  id.    fech.   tok  id.    slovak.  pol.  tok  Dreschtenne. 
klruss.  toky  Gal. 

683.  tonja. 

pol.  tonia,  Tiefe,   der  mit  Netzen  umstellte  Strich  Wassers. 
serb.   zatonje  Serb.     pol.  tonie  Gal. 

684.  topli. 

asl.  topli)  calidus.    nsl.  topel.    serb.  topal  u.  s.  w. 

nsl.  topla  Kämt,  toplica  Krain.  Bach  Valv.  toplice  Krain.  topliz  Urkunde  1249. 
topla  reber  Krain.  topli  vrh  Krain.  btdg.  toplica  Bach,  kroat.  toplica  Kr.  to- 
plice Kr.  topli^ice  Kr.  serb.  topla  Daniß.  Serb.  Dalm.  Gav.  toplikb  Danic.  topluha 
Danie.  topliSb  Dani^.  toplica  I)ani(5.  Bach  Serb.  toplicani  Danic.  klruss.  tepJyj  Russ. 
tepiovka  ßuss.  tepiyci  Gal.  russ.  teploe.  cech.  teplä  B.  teplice  B.  teplicka  B. 
tepli2any  Slovak.     pol.  ciepia  Court.  45.  cieplice  Gal. 

Töplitz  Vergl.  Butt.  94.  bei  Potsdam  Cyb.  1.5.  Vergl.  Toblach  im  Pusterthal  Tirols. 
toirXtata  Ep. 

685.  topola. 

serb.   topola   popuius  alba.    cech.   topol  m.    pol.   topola. 

«5/.  topol  Krain.  topolje  Krain.  topolec  Krain.  topolovec  Krain.  topoli<5e  Krain. 
bulg.  topolovo  PazardX.  topolnica  Pazardz.  topolska  Bach,  kroat.  tiipola  Kr.  to- 
polje Kr.  Gr.  topolovec  Ivr.  Gr.  topolovica  Kr.  topolovke  Kr.  serb.  topola  DaniC. 
topolje  Dalm.  topolica  Serb.  topolbnica  Danic.  topolnica  Gav.  toponica  Gav.  to- 
polovnik  Gav.    topolivbnik  Danit-.      klruss.   topoJy  Russ.     topöl'nyc'a  Gal.    topoTsko 


248  Fkanz  Miklosicu. 

Gal.     cecli.   topola  Slovak.  topoly  B.  topolnä,  B.  topolany  B.  M,    topolöany  Slovak. 
topolovka  Slovak.     pol.  topole  Court.  46.  topolow  Gal. 

Topolna  Koseg.  Töpeln.  toiröXca  Phok.  Boeot.  xoTCÖYJa  Ep.  -0110X01307  Ep.  xoxöXoßa 
Ach.  toxö/^cava  Aetol. 

686.  toport. 

asl.   in  russ.   Quellen   topor'B  ascia.    nsl.   topor. 

nsl.  toporje  Töpriach  Kämt,     klruss.  toporov  Gral,  toporovdi  Gal. 

Tupuriste,  jetzt  Upost,  Koseg.   1.   90.  tOTTÖpiGTa  Ark. 

687.  tori,. 

serh.  tor  crates  Hürde. 

hulg.  torec.     serh.  tor  Serb.  tornik  Serb.  auch  Berg  Serb.  torBCb  Danic. 

688.  trap'B. 

asl.  trap'B  fovea.    bulg.  serb.  trap. 
TpairtTGa  Lac. 

689.  trata. 

nsl.   trata  Grasplatz,   Viehtrieb  Fremdw.   133. 
nsl.  trata  Krain.  An  der  Tratten  Ivärnt. 
Tratnig  Kämt. 

690.  trava. 

asl.  nsl.  serb.   trava  gramen  u.  s.  w. 

nsl.  trava  Krain.  travna  Traundorf  Kämt,  travnice  Trabenig  Kämt,  travni  dol 
Krain.  klruss.  travotoloky  Gal.  serh.  trava  Serb.  cech.  trävne  B.  nserh.  tsavnica 
Tranitz  Butt.   106. 

Trawitz,  Trawnitz  Butt.    106. 

691.  travBnik'B. 

asl.  travBnik'B  pratum.    nsl.   travnik. 

nsl.  travnik  Grasberg  Krain.  Prato  di  Resia  Venet.  travnice  Trabenig  Kämt. 
cech.  travnik  B.   M.  trdvnißek  B.     pol.  trawniki  Gal. 

692.  trebiti. 

asl.  trebiti  purgare,  in  der  Bedeutung  exstirpare.  nsl.  trebiti;  tr6be2  Gereut.  Die 
Scheidung  von  dem  entsprechenden  Personennamen  ist  schwierig. 

nsl.  trgbno  Treffen  Krain.  trebno,  trebenj  Treffen  Kämt,  trebovlje  Trifail  Steier. 
trboje  Krain.  trebelevo  Krain.  trebelno  Krain.  trebelnik  Krain.  treblice  Trefling 
Kämt,  trebija  Krain.  trebinec  Krain.  trebez  Krain.  trebca  vas  Krain.  kroat.  tre- 
bovec  Kr.  trebinja  Gr.  trebinje  Gr.  trebez  Kr.  tribalj  Kr.  tribotinj  Kr.  tre- 
barjevoKr.  trepöa  Gr.  serb.  trebinje,  auch  travunija,  travulija  Ok.  55.Daniß.  Tribulium 
bei  Plinius.  tribunj  Trebocconi  Dalm.  triebanj  Herc.  tribanj  Dalm.  trebole  Daniß. 
trebci  Herc.  trßbBßa  Danic.  trepca  Gav.  trebesinj  Dalm.  trebiäet,  auch  novo  selo, 
Herc.  klruss.  terebeA  Gal.  terebovlB  VoJ.-let.  25.  terebovla  Gal.  terebla,  magy. 
talabor,  Hung.  terepca  Gal.  cech.  trebovle  B.  trebova  B.  tfebiz  B.  tfebes  B. 
tfebel  B.  tfebelice  B.  tfeboun  B.  tfebic  M.  trebiste  B.  netfeby  B.  pol.  trzeb- 
nica  Court.  46.  trzebinia  Court.  46.  Gal.  trzebienia  Gal.  trzebianka  Gal.  trzebionka 


Die  slatischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  n.  249 

Gcal.  trzebouia  Gal.  trzeboA  Gal.  trzebowisko  Gal.  trzebieezyce  Gal.  oserh.  tfebin 
Terbendorf  Schmal.  12.  nserb.  tfebule  plur.  Triebel  Zw.  Butt.  102.  tfebejce  Treben- 
dorf  Zw.   Butt.   102. 

Trebina  Urk.  8G1.  Kämt.  Trebus,  Trebbus,  Triebus,  Triebusch  Butt.  130.  trcbko 
bei  Kottbus  IG.  Jahrb.  trebin,  drevan,  jetzt  Treben,  Sax.  trebiste  Sax.  ostruzna 
trebista  8ax.  trebecin,  trcbezin,  jetzt  Trebsen,  Sax.  trebescha,  Bach  Triebische  Sax. 
trebnicense  monasterium  Schlesien,  treben,  tribene  Koseg.  tribusses,  treboses, 
jetzt  Tribbsees,  Koseg.  rivulus  trebine  auf  Rügen,  tribula,  treble,  trebela  Bach  auf 
Rügen,  ad  trebinam,  vielleicht  Treffen  in  Kämt.  Grenzreg.  27.  villa,  quae  vocatur  na- 
bauuinidi  (Windischnab)  iuxta  rivulum  trebinam  Urkunde  von  8(13.  trevenreut  im 
Salzburg.  Trieben  in  Ober-Steier. 

693.  tri. 

asl.  trije,  tri  tres,  tria. 

nsl.  tripolica  (tripoliza)  Unterösterr.  auf  polje  zurückzuführen.  Meiller  156.  triglav 
mons  triceps  Krain.     cech.  trihlav  Slovak. 

Vergl.  TptYap^ov  Akarn.  rpncaXt-Ca  Arkad.  ist  wohl  nur  slavisirt. 

694.  tr'Bg'B. 

asl.  tr-bg-f.   forum,    nsl.   trg  id.    serb.   trg  merx  u.   s.   w. 

nsl.  trg  Krain.  Feldkirchen  Kämt.  tr2ic  Neumarktel  Krain.  Montefalcone  Görz. 
tr2ise  Krain.  kroat.  trg  Kr.  trgove  Gr.  trzic  Kr.  Gr.  trgoviSde  Kr.  serh.  trg  Serb. 
trzac  Gav.  trgoviste  Danic.  Dalm.  Gav.  klruss.  torhov  Gal.  torhovyca  Gal.  torho- 
vyska  Gal.    riiss.  babin-B  torzek-B  Per.    pul.  targowisko  Gal.    nserh.  torgov  Torgau  Zw, 

695.  tr'Blo. 

serh.  trlo  mjesto,  gdje  se  stoka  zimi  dr^i  Hürde. 
hidg.   t-Brlo  ein  Engpass   Pazard2.     klruss.  terio  Gal. 

696.  tr-Biii. 

asl.  tri>n'B   spina.    nsl.   serb   trn   u.   s.   w, 

nsl.  trn  Krain.  trnje  Dorn  Krain.  Dornach  Kämt,  trnovlje  Steier.  Terlach  Kämt, 
trnovo,  gen.  trnovega,  Krain.  trnova  Krain.  trnovec  Steier.  trnovci  Steier.  trno- 
vica  Krain.  trnovce  Krain.  trnava  Krabi.  trnovcak  Hung.  trn  mali  Krain.  trnja 
vas  Tcrndorf  Jarn.  45.  hnlg.  trtnovB.  tri,novo.  kroat.  trnje  Kr.  trnovo  Kr.  trnovec 
Kr.  trnovac  Gr.  trnova.  trnovica.  trnava  Kr.  Gi'.  trnjane  Gr.  trnovitica  Kr.  Gr. 
trnakovac  Gr.  serh.  trn  lierc.  trsnije  Danic.  trBnovb  Danic.  trbnovbcb  Daniö. 
trnovac  Gav.  trbnova  Danic.  trnova  Dalm.  trbnovica  Daniß.  trnovica  Dalm.  trb- 
nava  Danic.  trnava  Gav.  trnavac  Gav.  trnavci  Gav.  trnovca  Gav.  trnovße  Gav. 
trnjava  Gav.  trnjane  Gav.  trnjaci  Gav.  trnicina  Ilerc.  trbnovbStica  Daniß.  crni  trn. 
khtiss.  terny  Russ.  ternova  Gal.  tarnovyca  Gal.  tarnövka  Gal.  tarnava  Gal.  tar- 
iiavka  Gal.  ternoved  Bach  Gal.  tarnav6i  Gal.  tarnovSCyna  Russ.  ternopol  Gal. 
tarnoruda  Gal.  cech.  trni  B.  trnf'I  B.  trnov  B.  trnovec  Slovak.  trnovce  Slovak. 
trnovo  Slovak.  trnove  B.  trnova  B.  trnava  B.  M.  Tirnaw  (Tyrn)  Kop.  253.  trnilvka 
B.  Türnau  M.     pol.  tarnow  Gal.  tarnowiec  Court.  46.  Gal.  tarnawiec  Gal.  tarnowek 

Denkschriften  der  phil.-histor.  Cl.  XXIII.  lid.  32 


25Q  Franz  Miklosich. 

Gal.     tarnowo    Court.    46.    tarnowa   ibid.    tarnowica    Gal.     tarnobrzeg   Gal.    tarna- 
gora  Gal.     nserb.  tarnojsk,  tornojsk  Tornitz  Butt.   97.  tarnov  Torne. 

Tornow,  Tornau,  Torna  Butt.  97.  xspvos  Akarn.  Aetol,  tspvoßov  Akarn.  Aetol.  xo6p- 
vaßov  Ep.  tspvoßa  Aetol.  xpavoßiara  Ep. 

697.  tr-BstB. 

asl.  tr'Bstb  arundo.    nsl.  serb.  trst  u.  s.  w. 

nsl.  trstenik  Krain.  Back  Valv.  kroat.  trstje  Kr.  trsteno  Kr.  trstenik  Kr.  Istr. 
trstenica  Gr.  trsteno vec  Kr.  trsten  Teich  Gr.  serb.  trbsteno  Danic.  trsteno  Can- 
nosa  Dalm.  trbstSnikb  Daniß.  trstenik  Dalm.  Gav.  trstenica  Dalm.  Gav.  trbstivb- 
nica  Danig.  Hruss.  trosfan  Berg  GaL  trostanka  Gal.  tröstaneö  GaL  trostai'ici  GaL 
cech.  trsti,  tfti  Wetterstein  B.  trstice  B.  trstenice  B.  tftenice  B.  trstena,  kfteno 
Kröndorf  B.      pol.    trzciana   Gal.    trzcianiec   Gal,    trzcienica,   trznica   GaL    trzcie- 

niec  Gal. 

Trisnicka  Zahn  87.  tristnicha,  trieznika  Tristingbach  MeilL  156.  xpsa-svd  Ark. 

698.  tur-B. 

asl.  tui-h  taurus,  unrichtig  xpaYEXcttpo;  hircocervus.  serb.  turica  eine  hölzerne,  dem 
Pferdekopfe  ähnliche  Maschine,  russ.  turü  dikij  voll,  unrichtig  argali  d.  i.  dikij  baran-b 
und  bujvol-b  bos  bubalus:  aruss.  chrabor:5  be  jako  i  tun,,  cech.  und  pol.  tur  Auer.  Tur, 
lat.  bos  urus,  deutsch  Auer,  lit.  stumbras,  häufig  mit  dem  Wisent  verwechselt  (Knapski 
unterscheidet  richtig  zubr  bison,  tur  urus),  ist  der  wilde  Ochs,  von  dem  zahmen  nur 
durch  die  stets  schwarze  Farbe  und  einen  weisslichen  Streifen  auf  dem  Rückgrat  ver- 
schieden. Brehm,  Thierleben  2.  638.  Die  Ortsnamen  beweisen,  dass  das  Thier  einst 
weit  verbreitet  war.    In  Germanien  kennt  es  Caesar,  De  hello  gallico  (i.  28. 

nsl.  turje  Neuhaus  Steier.  turjak  Auersberg  Krain.  turjanci  Siebeneichen  Steier. 
turja  glava  Steier.  In  Kärnten  ist  wohl  auch  an  Tauern  zu  denken:  turje  Tauern. 
kroat.  turini  Gr.  turjansko  Gr.  turopolje  Kr.  turinovo  selo  Kr.  serb.  turja  Herc. 
turija  Serb.  turica  Gav.  turic  Dalm.  turnja  Serb.  turjake  Dalm.  klrirss.  tury  Gal. 
turje  Gal.  turja  Gal.  auch  Bach  Gal.  turjaAsko  Gal.  turady  Gal.  turovbci  VoJ.-let.  42. 
turovka  Gal.  Russ.  turbsk-b  VoJ.-let.  80.  ture  pole  Gal.  Vergl.  tur,  turovo,  tu- 
rovec,  turovskoe  ozero  im  Gouvernement  Grodno.  cech.  tufi  B.  tura  (v  starej  turej) 
Slovak.  tufice  B.  turica  Slovak.  turov  B.  tourove  B.  turove  B.  türova  Slovak.  tu- 
rovec  B.  turovice  M.  turovka  B.  tursko  B.  turnd  B.  tufany  Turas.  M.  tura  lüka 
Slovak.  turopole  Slovak.  po^.  tur  Diplom,  turzec  Königr.  tury  Königr.  turza  Königr. 
Posen.  GaL  turzyn  Königr.  turow  Court.  46.  turowo  Königr.  P'osen.  turowice  Königr. 
turostowo  Posen,  turzany  Posen,  turowa  wola  Königr.  turze  pole  Königr.  oserb. 
tufo  Tauern  Schmal.   13. 

Venationem  omnium  animalium  et  ferarum,  solo  animali,  quod  thuer  vulgariter  di- 
citur,  dumtaxat  excepto,  in  tota  terra  nostra  libere  admittimus  habere  et  exercere.  Ur- 
kunde von  1359.  Diplom.  1.  215.  venationem  liberam  singularum  ferarum  excepto  po- 
milione,  qui  dicitur  Tur.  Urkunde  von  1298.  Court.  46.  Das  Thier  war  aber  nicht  nur  im 
dreizehnten  und  vierzehnten  Jahrhundert  wichtig  für  polnisclie  Jäger;  es  scheint  auch 
bei  den  heidnischen  Slaven  eine  wichtige  Rolle  gespielt  zu  haben,  wie  aus  nsl.  trjaki 
und  cech.  turice  Pfingsten  hervorzugehen  scheint;  die  Polen  feiern  zu  Pfingsten  ein  Volks- 


Die  SLA  vischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  251 

fest,  das  sie  gajik,  majowka  oder  turzycc  nennen;  der  tur  spielt  auch  in  Faschingsspässen 
eine  Rolle.  Pauli  If).  Safarik's  Ansiclit,  .StaroX.  1.  51.  407,  dass  tur  der  Kriegsgott 
der  alten  Slaven  gewesen,  und  dessen  Namen  mit  dem  anord.  tyr.  der  uns  divb  lauten 
würde,  zusammenzustellen  sei,  ist  unrichtig. 

Türe  Landstrich  und  turow  Ort  im  Mecklenburgischen.  Von  demselben  Thiere 
liaben  die  lit.  Orte  stumbrai,  stumbragirre,  stumbrakemjei  ihre  Namen  erhalten. 
Hinsiclitlich  des  Deutschen  vergl.  man   Förstemann,  Ortsnamen  145. 

699.  tUFBUi. 

nsl.   turen   turris.    serb.  toranj.  Deutsch. 

kroat.  turen  Kr.   turni  Kr.   turnic  Kr.   turnisce  Kr. 

700.  tvr'Bd'B. 

asl.  tyrtdü  firmus.    nsl.  tvrd,  trd.    serb.  tvrd  u.  s.  w. 

nsl.  trdnja  ves  Hürtendorf  Kämt.     cech.  tvrz  B.     pol.   twierdza  Gal. 

701.  tyn-B. 

asl.  tyn-h  murus.  nsl.  tin  Planke,  serb.  tin,  tinj  paries.  klruss.  tyny  t.  j.  oliraMenyja 
i  Stucnyji  zapony  i  zavady,  budto  na  rikach,  budto  na  suchoputy.  Öar.  92.  cecli.  tyn 
saepes.  Fremdw.   133. 

nsl.  tinje  Teinach  K.ärnt.  Steier.  tunice  Teinitz  Krain.  tinsko  Steier.  velki  tini 
Gross-Teinach  Steier.  tinsko  polje  Teinacherfeld  Kämt,  tinski  vrh  Tainachberg  Steier. 
serb.  tinj  Dalm.  klrnss.  tynov  Gal.  tyiiatyska  Gal,  cech.  tfn  B.  Tein  M.  tejn  B. 
tynec  Tenzel  B.  Teinitz  M.  tejnec  B.  tejnecek  B.  tejnice  B.  tynigtö  B.  t;ynistko  B. 
zatynl  B.     pol.  tyniee  Court.  4G.  Gal. 

Thynez  Schlesien. 

702.  tikalBCB. 

nsl.   tkalec  textor. 

liToat.  tkalec  Kr,  tkalci  Kr. 

Lit.  audejacei  Schleich.   145. 

703.  tBma. 

asl.  tBma  tenebrae.    nsl.  tema.    serb.  tama  u.  s.  w. 

serb.    t&mava   Danig.    tbmBna   Bach  Danic.    tamnik  Serb.     tamnava  kneXina  Bach 
Serb.  tamniva  Bach  Serb.     khmss.  zatemne  Gal. 
Timnich  Ank.   103. 

704.  ublB. 

asl.  *ablb.  bulg.  vBbli  (b,tibjih)  kladenci  Zahariev  14.  serb,  ubib  piscina  Danic. 
Vergl.  aind.  ambh-as  und  amb-u  aqua. 

nsl.  ubelsko  Krain,  serb.  üb  Bach  Serb.  ubli  Dalm.  ua  ubcu  Serb.  klruss.  ubl'a 
Bach  Nauk.-sbor.   186G.  299.  vergl.  cech.   ublo  Schlesien. 

Vergl.   Wublitz,  Nebenfluss  der  Havel  Cyb.  6. 

705.  ubocB. 

cech.   ouboc  f,  Abhang,    pol.  ubocz. 
cech.  ouboö  B. 


252  Fkanz  Miklosich. 

706.  ujazd-B. 

cech.  oujezd  circuitus,  iugerum,  via  angusta ;  üjezd  ambitus,  tlieutonice  meringe  Erb, 
pol.  ujazd  Grenzzeichen,  Feldzeichen,  oserb.  vujezd  Nebenweg  Pfuhl,  eig.  der  Grenz- 
umritt im  Sinne  einer  Besitzergreifung  AI.  Jahns,  Ross  imd  Reiter  430 ;  ähnlich :  circum- 
duxit  viros  in  ipsum  terminum.  Conversio  Carantanorum.  Kopitar  LXXIV.  LXXV.  ex- 
missus  de  ipsis  rebus  eas  circuivit.  Urkunde  von  840.  vergl.  circuitus  bei  Ducange. 

cech.  oujezd  Augiesel  B.  oyjezd  kamenn^'  Steinkirchen  B.  oujezdec  B.  oujezdce 
B.  üjezdsko  M.  pol.  ujazd  Court.  47.  Gal.  ujazdy  Gal.  ujazdow  Gal.  ujezna  Gal. 
oserh.  vujezd  Uhyst  Schmal.   15.  vuje2k  "Wuischke  ibid. 

707.  uleglja. 

cech.  oulehle  f.  Hutweide. 

cech.  oulehle  B. 

Lit.  dirvonas  Brachfeld  Schleich.   146. 

708.  ulogi.. 
cech.  ouloh  Brachfeld. 

cech.  ouloh  B. 

709.  ulL. 
serb.  uljanik  alvearium. 

kroat,  ulinjak,    uljanik  Kr.       serh.    uljanik  Dalm.    ulisttnica  Danii?.:    uliste  al- 
veare.  ulijari  Danic. 
Ouyjavixo'j  Ep. 

710.  uniol'B. 
Von  unbekannter  Bedeutung. 

kroat.  umol  Kr.  podum.ol  Kr.  zauinol  Kr. 

711.  iiport. 

cech.   oupor  Rasenplatz. 

cech.  oupor  B. 

Vergl.  vamperin  Koseg.   1.   175. 

712.  ustije 

asl.  ustije  ostium.    serb.  usce.    cech.  ousti. 

5er6.  usde  Gav.  usje  Serb.  klruss.  ustje  Gal.  ustecko  Gal.  cech.  ousti  Aussig  B. 
listi  Austi  M.  oust  B.     pol.   uj.4cie  Gal. 

Ustuice  Zusammenfluss  der  Ohre  und  der  Elbe  Magdeb.   15.  uszt  Koseg. 

713.  uval-L. 

cech.  ouval.    serb.   uvala  vallis. 
cech.  ouval  B.  üvalno  Schlesien. 

714.  valpot-B. 

nsl.  valpot  villi cus.  Fremdw.   134. 

nsl.  vabca  (aus  valpoöa)  ves  Waltendorf  Kämt,     kroat.  valpovo  Kr. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  253 

715.  val. 

klrnss.  vai  vallum.    russ.  val-B.    pol.  waJ. 

ki-oat.  razvale  Gr.  zavalje  Gr.  .lerb.  zavala  Herc.  klriiss.  zavaiOv  Gal.  za- 
vale  Gal. 

Zawal,  jetzt  Sagel,  Koseg. 

716.  vaptno. 

nsJ.   vapno   calx.    serb.  vapno,   apno   u.   s.   av. 

nsl.  apno  Krain.  apnenik  Krain.  aplenik  Krain.  klrnss.  vapenne  Gal.  pöd- 
vapenne  Gal.     cech.  väpno  H.  v4penice  ß.  M.  väpensko  B,  vdpenka  B. 

717.  var^g'B. 

russ.   varjag'B  varangus. 

klriiss.  varjaz.  pol.  war^z,  Gal.     russ.  varjaza. 

718.  velikTb. 

asi.  velikt  magnus.    nsl.  serb.  velik  u.  s.  w. 

kroat.  velika  Kr.  serb.  velika  DanI?.  vergl.  velja  medja  Herc.  klrioss.  veiyke 
Gal.  reka  velbja  YoJ.-let.  50.     cech.  velika.     po/.  wieleii  Filehne  Mosb.  9. 

Yero-1  bulo".  velica.  serb.  veliiaci.  cech.  velehrad  M.  uueliza  Welze,  Velze  Zahn. 
Wölz  in  Ober-Steier.  ßsXtraa  Phoc.   velitsa  Peloponn. 

719.  velBb^d'B. 

asl.  velbbad'B  camelus. 

biilg.    velbbuzdb    Daniß.    velbbluzdb    Danic.    Sim.  I.  8.    velebusdius,    velesbudensis 

Monum  slav.  merid.  29. 

720.  veprB. 

asl.  veprB  aper.    serb.  veprinac,  specak  ruscus  aculeatus. 

kroat.    veprinac    Istr.,    von    Valv.    zweifelnd    mit    vepres    zusammengestellt,     klriiss. 

vepryk  Russ.      cech.  vepor  Slovak.    veprove  B.    veprec  B.    vepfek  B.    vepfikov  B. 

Magy.    veprovacz,    vepro,    veprowe    Yipperow    Koseg.     klruss.   veprja    sg.    gen. 

Bach  VoJ.-let.  30. 

721.  veselt. 

asl.  veselB  hilaris.  nsl.  vesel  u.  s.   w. 

nsl.  vesele  Yesirlach  Kämt,  vjesele  Wesseln  Kämt,  na  vselich  Frölach  Kämt, 
veselka  in  einer  Ebene,  an  einem  lustigen  Ort  erbaut  Yalv.  Es  gibt  auch  einen  Per- 
sonennamen vesel-B.  kroat.  veselid  Kr.  rtiss.  veseloe  Kursk,  veselaja  Voron.  cech. 
vcseU  B.  Frühlichsdorf  M.  veseli  B.  veselov  B.  veselice  B.  veselka  B.  j^ol.  we- 
soJa  Gal.     osn^b.  vjesele,  vjesel  Wessel. 

722.  vetr'B. 

asl.  vetrB  ventus.  nsl.  veter  u.  s.  w.  Yergl.  Winden  d.  i.  zu  den  Winden,  den  Winden 
ausgesetzter  Ort  Weig.  255. 

nsl.  vetrno.  Krain  vetrnik  Krain.  Winderschwing  Kämt,  vergl.  vihre  Krain.  ve- 
trovo  Fedraum  Kämt,    pod  vetrovam    Unterl'edraum    Kämt.      bulg.    vetren,    turk.   Hi- 


254  Franz  Miklosich. 

sard2ik,    Pazardz.      kroat.    veternica   Kr.      serh.    vjetrenik    Herc.    vetrilo    Serb.     cech. 
vetrov  B.  vetrni  B.  vgtrnik  B.  ndvetfi  B.     oserft.  vjetrov  Wietrau  Schmal.   10. 
Wetro,  Wietrow,  Wetrowka  Butt.   148.  ßi-pwitaa  Phok. 

723.  vevera. 

asl.  veverica  sciurus.    nsl.  veverica.    serb.  vivera  Stulli  u.  s.  w. 
cech.  vevefi  B.  Aychorns  Erb.     pol.  wiewiorka  Gal. 

724.  veza. 
asJ.  veza  cella,  tentorium.    nsl.  veza  atrium. 
kroat.  podve2ica  Kr.     pol.  biaiowie2a  Wiad.  G. 

725.  v^zt. 

serh.  vez  ulmus.  russ.  vjaz:&  ulmus  effusa.  Cech.  vaz.  pol.  wiaz  ulmus.  oserb.  vjaz. 
nserb.  vjez.  Von  der  Haltbarkeit  des  Bastes  so  genannt. 

klruss.  vjazova  Gal.   vjazovnyca,  pol.  wiezownica,  Gal.     russ.  vezovenka.  vja- 

zovskaja. 

726.  vidi.m'B. 

mild,  videm  einer  Kirche  gehöriges  Grundstück,  Pfarrhof.  Fremdw.  135. 
nsl.  videm  Steier.     cech.  vidim  B.  Pal.   88. 

727.  vinarB. 

asl.  vinarB  vinitor.    ßech.   vinaf.    pol.  winarz,  winiarz. 

nsl.  vinare  Weinzerl,  Unarrach  Kämt,  zgornje  vinare  Obernarrach,  aus:  Oberwi- 
narrach  Kämt.  serh.  vince  Serb.  vinci  Serb.  vinca  Serb.  kroat.  vinari  Kr.  vinarec 
Kr.  vinarci  Kr.  cech.  vinar  B.  vinafe  M.  Weinern  B.  vinafice  B.  vinary  B.  pol. 
winiary  Gal.  winare  Court.  .5. 

728.  vino. 
asl.  nsl.  serb.  vino  vinum. 

nsl.  vino  Kr.  vinica  Weinitz  Krain.  vinice  Krain.  vinje  Weinthal  Krain.  vini 
vrh,  vinega  vrha  Krain.  nograd  Weingarten  Kämt,  kroat.  vino  Kr.  vinice  Kr.  Gr. 
vinißno  Kr.  vinodol  Kr.  vinogora  Kr.  vinogradci  Kr.  vini  potok  Kr.  vinski  vrh 
Kr.  serh.  vince  Gav.  vinca  Gav.  vinica  Daniß.  Herc.  vinike  Dalm.  vinistje  Dalm. 
vinjane  Dalm.     cech.  vinice  B.     klrioss.  vynnyky  Gal.  vynohrad  Gal. 

729.  vir-B. 

asl.  \\rh  vortex.    nsl.  vir.    serb.  virt  Danic. 

nsl.  vir  Krain.  kroat.  vir  Kr.  virje  Kr.  Gr.  virove  ein  Teich  Gr.  serb.  vir  Dalm. 
virovo  Gav.    virovci  Gav.    virin e  Gav.     klruss.  vyrov  Gal.    vyrky  Gal.     cech.  vir  B. 

730.  visnja. 

nsl.  serb.  visnja  cerasum  apronianum  u.  s.  w.  Fremdw.   136. 

nsl.  viSnje  Weichsel  Krain.  kroat.  visnjica  Kr.  visnjevec  Kr.  visnjevac  Gr. 
viSnjevci  Kr.  viSnjevica  Kr.  Gr.  serb.  visnjica  Gav.  Herc.  visnjevo  Dalm.  klruss. 
viStnja  Vol.-let.  47.   vysAov  Russ.    vysnyda  Bukov.     cech.  visng  Weixeln  B.    visnove 


Die  si.AviscHEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii.  255 

Wischenau  B.  visnova  B.  visnov  B.    jjol.  wisniow  Gal.  wisniowa  Gal,  wiszenka  Gal. 
wiäiiiowczyk  Gal.  wi^nicz  Gal. 

731.  vlah'B. 

aserb.  vlah  i'omanus,  vlaluis,  pastor  Fremdw.   13G. 

serb.  vlasic  Gav.  vlaska  Gav.  vlaski  do  Serb.  kliiiss.  voJoehy  Gal.  voJoscyna 
Gal.  voiosanka  Gal.  voJoske  seJo  Gal. 

732.  vlaka. 

russ.  vololcB  prostranstvo  zemli  mezdu  dvumja  sudoeliodnymi  rekami,  po  kotoromu 
peretaskivajut'b  tjazesti  ili  pei-evozjati>  g-uzem-B  tovary :  verchi>  Diiepra  volokij  do  Lovoti 
Nestor.  Vergl.  prevlaka. 

nsl.  vlaka  Krain.  kruat.  vlaka  Gi\  serb.  vlaka  Danie.  Herc.  vlake  Herc.  za- 
vlaka  Gav.    kln(ss.  volok  Gal.  vol'ocyska  Gal.  podvoiocyska  Gal.  koljyJovoioky  Gal. 

Vlaka  Telopoiin. 

733.  vltk-B. 

asl.  vltk-b  lupus.  nsl.  volk.  serb.  vuk  a.  s.  w.  Manche  scheinen  geneigt,  bei  allen 
diesen  ON.  an  den  Personennamen  vlilcb  zu  denken. 

nsl.  volki  Krain.  volße  Krain.  volcje  AVolfsbach  Krain.  vol?ji  potok  Krain. 
ovCja  (für  volcja)  ves  Wolfsbach  Kämt.  k7'oaf.  vufak  Kr.  vuSica  Kr.  vucjak  Kr. 
vukova  Gr.  vukovac  Gr.  vukoder  Kr.  vukova  goriea  Kr.  vukovo  selo  Kr.  serb. 
vuka  Bach  bei  Vukovar.  vukovac  Gav.  vlbcijakt  Danic.  vucjak  Gav.  vucak  Gav. 
vui5evica  Gav.  vlbßevBstica  Bach  Danic.  vli>cij  groniB  Danic.  vlbCij  trbnb  Danic. 
vucitrn.  vlbcevicb  virb  Danic.  klruss.  voi'k  Russ.  voJcok  Russ.  voJkov  Gal.  voJi5a 
Gal.  voJkovyja  Gal.  vol'kovyesk'b  Voi.-let.  78.  (vergl.  serb.  vijali.ste  Ort,  wo  die 
"Wölfe  heulen).  vof2a  hora  Gal.  cecli.  vlkov  ß.  vlkovä  B.  vlkovec  B.  vlkava  B. 
vif  1  dül  B.  vlci  doly  M.  vlci  hory  B.  vlci  pole  B.  ^jo/.  wilkow  Court.  4,  wilcze  Gal. 
wilcza  gora  Königr.   wilcza  Avola  Gal. 

Wilkau  Schlesien.  Vergl.  Butt.   125.   152. 

734.  voda. 

asl.  nsl.  serb.  voda  aqua  u.  s.  \v. 

nsl.  vodice  Krain.  na  vodicah  Valv.  vodenice  Ki-ain.  niedvode  Krain.  Kämt, 
sovodenj  Gmünd  Kämt,  zavodnja  Savogna  Görz.  Venet.  bufg.  voden  Milad.  393. 
kroat.  vode  Kr.  vodenjak  Kr.  vodostaje,  vodostaj  Kr.  vodena  draga  Ki-.  mrzla 
vodica  Kr.  serb.  vodice  Dalm.  Gav.  vodanj  Gav.  suvodanj  Sei'b.  zavodje  Herc. 
brzovode  Serb.  cech.  zävodia  Slovak.  bozi  voda  B.  pol.  wodna  Gal.  biafowoda 
Gal.  oserb.  bjeia  voda  Weisswasser,  nscrb.  zavod  Urk.  Saude,  wohl  unrichtig  durch 
, Rennbahn'   erklärt  Bronisch,  Akrisie   26!J. 

BoöoL  Berg  Ach.  ßovTt'Ca,  ßo^t'Ca  Ep. 

735.  vojevoda. 

asl.  vojevoda  dux.    nsl.  vojvoda  u.  s.   w. 

7isl.  Udenwald,   sonst  Herzogforst  Valv.     pol.  wojevodza   gora   Mogil. 


256  Franz  Miklosioh. 

736.  volja. 

pol.  wola  Freigriind. 

cech.  vola  Slovak.  volica  Slovak.  klruss.  vola  Gal.  voJyea  Gal.  völka  Gal.  vo- 
lany  Gal.  lirycovora  Gal.  suchovola  Gal.  sucha  vola  Russ.  vola  ruska,  magy. 
orosz  volya,  Hiing.  pol.  wola  Gal.  wolica  Gal.  wolka  Gal.  woliczka  Gal.  wola, 
wolica,  woliczka  finden  sich  in  Galizien  weit  über  hundertmal. 

Hieher  gehören  Wohla,  Wohlau,  AVolla,  Wollau,  die  Butt.   122.  anders  deutet. 

737.  volTb. 

asl.  vol'B  bos.    nsl.  vol.    serb.  vo  u.  s.  w. 

nsl.  volovnik  Krain.  volovica  AVölfnitz  Kämt,  kroat.  volavec  Kr.  volovska 
Istrien.  voloder  Kr.  volov  dol  Kr.  serh.  voluja  Gav.  volujac  Gav.  volujak  Gav. 
volovei  Serb.  klruss.  volove  Gal.  voiovec  Gal.  cech.  volove  Slovak.  volovec  Slovak. 
volovica  Slovak.  volovska  Slovak. 

Lit.  jautiliskei  Schleich.  146. 

738.  vostije. 

asl.  ovostije  fructus.    serb.  voce. 

kroat.  voda  Kr.  vocarica  Gr.     serh.  vocnjak  Gav.  * 

739.  vczsüilcB. 

cech.  voznik  Zugpferd,  Fuhrmann,    pol.   wo^inik  Zugpferd. 
pol.  wo^niki  Gal.  Mogil.  Mosb.   2. 

740.  vrabij. 

asl.  vrabij  passer,    nsl.  vrabelj.    serb.  vrabac.    cech.  vrabec.    pol.  wrobel. 

nsl.  vrabSe  Krain.  vrabeljsko  polje  Kraln.  kroat.  vrabce  Kr.  serh.  vrabac 
Dalm.  klruss.  vorobyjovka  Gal.  cech.  vrabi  B.  vrabinec  B.  vrabnik  B.  vrabsko  B. 
vrabce  Prabsch  B.  vrablany,  magy.  verebely,  Slovak.  j9oZ.  wroblik  Gal.  wroblowa 
Gal.  wroblewice  Gal.  wroblowice  Gal. 

Yergl.  ßäbel  in  der  Altmark  Koseg.   1.  48. 

741.  yrant. 

asl.  vran-B  niger,   corvus.     nsl.  vran  u.   s.   w. 

nsl.  vransica  Krain.  vrajnica  Rabenberg  Kämt,  vranja  pe8  Rabensberg  Krain.  kroat. 
vrana  Veglia.  vranik  Gr.  vranjak  Gr.  vrance  Kr.  vranovci  Gr.  vranovina  Gr.  vrano- 
dol  Kr.  vranov  dol  Kr.  vranova  glava  Wald  Gr.  serh.  vrana  Danic.  Gav.  vrane  Gav. 
vranovo  Gav.  Vergl.  vran  Berg  Herc.  vranovbCL  Daniö.  vranjska  Serb.  vranja  DaniS. 
vranina  Insel  im  See  von  Skutari  Danic.  vranija  stena  Danic.  vranja  stena  Danif. 
klruss.  vorona  Gal.  voronov  Gal.  voronuvyca  Russ.  voronovka  Russ.  hajvoron- 
Scyna  Russ.  russ.  vorona.  voronka.  voronina.  voronovB.  cech.  vrany  B.  vrani  B. 
vranov  B.  vranove  B.  vranovsko  B.     pol.  wronowice  Gal. 

Warnowe  Koseg.  ßpavja  Ep.  ßpavjavd  Aetol.  lit.  varnai  Schleich.  147. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  n.  257 

742.  vrata. 

asl.  nsl.  serb.  vrata  porta. 

nsl.  vrata  Ivrain.  Thorl  Kämt,  vratice  Pietra  Tagliata  Yenet.  vratno  Tliörl  Kämt, 
zavratce  (zavratece)  unter  dem  Tlilirleln  Valv.  vratna  ves  ßattendorf  Kämt.  htdg. 
vratca.  hroat.  vrata  Ki-.  Gr.  vratno  Kr.  vratnik  Kr.  Gr.  vratarusa  Gr.  serh. 
vratfcca  ])aniß.  vratari  Gav.  cech.  vraty  B.  vratno  B.  zdvraty  B.  zavratce  B. 
pol.  zawrocie  Gal. 

743.  vrelo. 
serh.  vrelo  fons.  Vergl.  vrutibk^B. 

nsl.  vrovce  aus  vrelce  AVernzacli  Kämt,  kroat.  vrelo  Kr.  Gr.  vrilo  Gr.  serb. 
vrelo  Danie.  vrelo  Dalm.  Gav.  vreoci  Gav.  vreljaci  Serb.  zvrelje  Dalm.  crno  vrilo  fons 
Herc.    Vergl.  ßspoüXXia  bei  Constant.  Porphyrog.    mit    serb.    vrulja  Bach    in  Dalmatien. 

744.  vres-B. 

nsl.  vres.  serb.  vrijes.  cech.  vres  erica  vulgaris  gemeine  Heide,  Hederich,  nserb. 
f-os  Heidekraut. 

nsl.  vresje  Heidach  Kämt.  ■  klruss.  veresyca  Gal.  cech.  vfesnd  B.  vresina  Schle- 
sien, vfesnik  B.     nserh.  fasne  gen.  fasnego  Ressen.  fasüik  Briesnick. 

745.  vrut'Bk'B. 

serb.  vrutak  fons. 

serb.  vrutbci  Danic.  vrutci  Gav.     cech.  vrutice  B.  vrutek  villa  Boc. 

746.  vr-Bba. 

asl.  vr-bba  salix.  nsl.  vrba  u.  s.  w.  in  ON.  durch  ,Felber,  Feller,  Velden'  übersetzt 
nsl.  vrba  Feibern  Krain.  Velden  Kämt,  vrbje  Krain.  vrbica  Krain.  vrbicje 
Krain.  vrbovo  Krain.  vrbovec  Krain.  vrbovce  Krain.  vrbovica  Hung.  pod  vrbo 
Kämt,  kroat.  vrba  Gr.  vrbje  Gr.  vrbica  Kr.  Gr.  vrbovo  Kr.  vrbova  Gr.  vrbovec 
Kr.  vrbovac  Kr.  vrbovci  Kr.  vrbovsko  Kr.  vrbovljane  Gr.  vrbno  Kr.  vrbnik  Ver- 
benico  Ycglia.  vrbina  Kr.  vrbanja  Gr.  vrbanec  Kr.  vrbanci  Kr.  vrbanovec  Kr. 
vrbansko  Ki-.  serb.  vrba  Gav.  vrbbica  Danic.  vrbica  Gav.  vrhbicani  Danir. 
vrbava  Gav.  vrbovac  Gav.  vrbak  Serb.  vrbbovica  Danic.  vrbbovikb  Danir. 
vrbovska  Dalm.  vrbovna  Gav.  vrbbovbnikB  Danic.  vrbbana  eine  zupa  Danic.  vrbanj 
Dalm.  vrbnik  Dalm.  vrbbbnica  Daniß.  vrbnica  Gav.  vrbid  Gav.  vrbeta  Gav.  vrb- 
basb  Fluss  Dani2.  vrbljani  Herc.  vrbanj  prolog  Dalm.  klmss.  verby<'-a  Gal.  verbov 
Gal.  verbovec  Gal.  verbovci  Gal.  verbovCyk  Gal.  verbna  Gal.  verbiz,  pol.  wierz- 
bi^2,  werbiz,  Gal.  verb'any  Gal.  cech.  vrbice  Fürwitz  B.  vrbicka  B.  vrbka  B.  M. 
vrbno  B.  Würben  M.  vrbno  B.  vrbny  Feilem  B.  vrbovec  Urban  M.  vrbany  Slovak. 
pol.  wierzbow  Gal.  wierzbowa  Gal.  wierzbowka  Gal.  wierzbica  Gal.  Wirbitz 
Court.  8.  zawierzbie  Gal.     nserb.  vjerbno  Werben  Butt.   92. 

Werbnow,  Ferbitz.  Vergl.  AVerblitz,  "Werbelow  Butt.  92.  ßspßa  Ej^.  lispß'Tsa  AT-k. 
Mass,  ßapßbja  Lac.  ßäpßaiva  Ark.  ß«f.,5'.VY^  Elis.  ßo'jp-javr)  Ep.  ßof/[jL7uößt  Ep. 

747.  vrih'B. 

asl.  vri.h:b  cacumen.    nsl.  serb.  vi-li   u.  s.   \v. 

Denkschriften  der  phil.-kist.  Cl    XXIII.  Bd.  33 


258  Franz  Miklosich. 

nsl.  vrh  Krain.  Gupf  Kämt,  za  vrham  Bärnthal  Kämt,  vrlie  Krain.  vriiek  Krain. 
vrliovoKrain.  vrhovceKrain.  vrhovlje Krain.  vrhovjeKi-ain.  vrhovljaniHung.  vrhnika 
Oberlaibaeh  Krain.  vrlikrka  Obergurk  Krain.  vrhpeS  Krain.  vrlipolje  Oberfeld  Krain. 
zavrh  Bärnthal  Kämt,  kitni  vrk  Krain.  oteßi  vrh  Krain.  tolsti  vrh  Feistenberg 
Krain.  kroat.  vrh  Kr.  vrhi  Kr.  vrhovi  Gr.  vrhovec  Kr.  vrhovac  Gr.  vrhovci  Kr. 
vrhovina  Gr.  vrhovine  Gr.  vrhovcak  Kr.  Hung.  vrhovljani  Kr.  vrhovljan  Hung. 
vrpolje  Gr.  serb.  vr  Gav.  vrhovine  Serb.  obrtsani  Daniß.  podvrska  Gav.  za- 
vrBsije  Danie.  vrLhbdolb  Monum.  vrbhblabt  Daniß.  vrhpolje  Herc.  Dalm.  crni  vr. 
ilijinb  vrbhb  Daniß.  klruss.  verchövci  Gal.  verchovka  ßuss.  verchovyna  Gal. 
vefchomla  Gal.  verchobuz  Ursprung  des  Bug  Stupn.  85.  cech.  vrch  B.  vrchy  B. 
vrchove  B.  vrchovä  M.  vrchovina  B.  vrSany  B.  zavrchy  B.  vrch  Hrona 
Slovak.  vrchlabi  B.  vergl.  Vistulae  caput  bei  Ptolem.  poZ.  wirzch  Court.  8.  nsei^h. 
vjerchovna  Werche  Zw.  Werchau  Butt.   76. 

Virsach  Urkunde  von  1030  Zahn  65.  Wirchenblatt  ist  wohl  vr^bhtblato  Butt.  109. 
verchen  Koseg.  1.  78.  ßoopatva  Ep.  ßapasvtico?  Lac.  ßepatxai  Elis.  ßspobta  Ep.  [x-iro- 
ßsp/i  Ark.  vergl.  Cc'-ßp^^X^'''  Ep. 

748.  vr'Bti.p'B. 

asl.  vr^t^p^b  spelunca,  hortus. 

BeptÖTCt  Ep. 

749.  vydra. 

asl.  vydra  lutra.    nsl.   serb.  vidra  u.   s.   w. 

nsl.  vidrnica  Krain.  kroat.  vidrnjak  Kr.  serh.  vidrovac  Gav.  klruss'.  vydrna 
Gal.  cech.  vydfi  M.  Widern  B.  vydrovd  Slovak.  vydrnd  Slovak.  vydrnik  Slovak. 
pol.  wydra  Gal.   wydrze  Gal.  wydrna  Gal. 

Widirnic,      wedirnic      Schlesien,      vergl.     zuchewidre,     jetzt     Zauckeroderbach, 

Sax.  IL   1.   71. 

750.  vygnB. 

nls.  vigenj  Hütte  zur  Verfertigung  von  Nägeln,  serb.  viganj.  cech.  v^'hen  Rauch- 
loch, Esse,    oserb.  vuheA.    nserb.  hugen  Rauchloch,  Esse. 

serh.  viganj  Dalm.  vignji  Dalm.     cech.  vyhne  Wiechen  B.  vyhne  Eisenbach  Slovak. 

751.  vyr'L. 

cech.  vfr  ulula  chalcis. 

nsl,  virna  ves  Geiersdorf  Kämt,     klruss.  vyrov  Gal.     cech.  v^rov  B.  vj'-rova  (vej- 

rova)  B. 

752.  vysok-B. 

asl.  vysoki  altus.    nsl.   serb.  visok  u.   s.  w. 

nsl.  visoko  Weisach  Krain.  visoka  Höhe  Kämt,  kroat.  visoko  Kr.  serb.  visoka  Gav. 
Dalm.  vysokyj  Danic.  vysocicaDaniS.  vysocaniDanic.  visocaniDalm.  vi.sevacScrb.  vy- 
segradb  Danic.  vysesava  Danic.  viSesava  Gav.  klruss.  vysokoje  Gal.  vysocko  Gal.  vy- 
socka  Gal.  vysoßanka  Gal.  pödvysoke  Gal.  vysokyj  horb  Russ.  vysenka  Gal.  vysho- 
rod  Russ.  Vergl.  vysova  Gal.  7'uss.  vysokoe.  cech.  vysokä  M.  Wisset  B.  vysoke  M. 
Wessig  B.  vysokov  B.  vysogany  M.  Wischezahn  B.  vy.sehrad  B.  pol.  wysokie 
Diplom,  wysoka  Gal.  Diplom,  wysoczany  Gal.  wyszegrod  Court.  9.  wyszogrod 
Diplom,    oserb.  vysoka  Weissig  Schmal.  13.    nserb.  vusoka,  husoka  Weissack  Zw.  Butt.  74. 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  Appellativen,  u.  259 

AiVizoka,  wizoke,  wizok,  visoca,  vizstok,  jetzt  Wittstock,  Wietstock,  Koseg. 
wissegrod,  wissegrad  Koseg.  Vergl.  nsl.  visprijani,  visprije,  bei  Jarn.  45.  vis- 
prije,  "Weispriach  Kamt,  mit  asl.  vysprb.  ßcaöxa     Ep.  ßoawxd  Elis.  ßi3o6rC^a  Ep. 

753.  vys'Bpa. 

2}ol.   wyspa  insiila.  Yergl.   deutsch  Schutt. 

klruss.     vyspa  Gal. 

In  vispach  Sax.  II.   1.   111. 

754.  vyz'B. 

nsl.  viza.    cech.  vyz,  vyza  accipenser  huso. 
cech.  vyzovice  plur.  M.  vyznica  Slovak. 

755.  VBSB. 
asl.  vBsb  praedium,  vicus.    nsl.  ves,  vas  u.  s.  w. 

nsl.  vas  Krain.  vasca  Krain.  vesca  Dorf!  Kämt,  vesnica  Wesnitzen  Kämt,  kurja 
vas  Hühnerdorf  Krain.  pristavlja  vas  Krain.  pu§lja  vas  und  vencona,  deutsch 
Büschelsdorf,  it.  Venzone  Venet,  valpcja  vas  Amtmannsdorf  Krain.  zdinja  vas  Seiden- 
dorf Krain.  kroat.  vas  Kr.  ves.  cech.  veska  B.  M.  v;^ska  M.  vesce  B.  M.  zävsi  B. 
nserh.  vjaska  Weske  Zw.  vjeska  Weskau.  nova  vjas  Neudorf  Zw. 

Wesnitz  Butt.   145. 

756.  zagon'B. 
asl.  zagon'B  sulcus. 

nsl.  zagon  Krain.      kroat.  zagon  Kr.   Gr. 

757.  zagrada. 

a4.  zagrada  saepimentum. 

cech.  zahrada  B.  zahrddka  ß.  M.  zuliradi§t6  M. 

758.  zahodt. 

Vergl.  asl.  zaliodi  occasus. 

serb.  zahodi  Danic.  zahodjani  Danic. 

759.  zajazdt. 
cech.  zajezd  fundus.    pol.  zajazd  deversorium. 

cech.   zäjezd  B.  zäjezdec  B.     klruss.  zajizd  ßuss.     pul.  zajazd  Gal. 

760.  zaj^CB. 

asl.  zaj^cb  lepus.    nsl.  zajec,  zavec.    serb.  zajac,  zec. 

nsl.  zajcja  vas  Krain.  zajcji  vrh  Krain.  serb.  zeCevo  Dalm.  zajcar  Gav.  cech. 
zajeci  B.  M.  Saitz  Boc.  zajefice  B.  zajecin  B.  zajecov  B. 

761.  zakopa. 

^  ergl.  serb.  zakopina  Ncubruch  ubi  ego  pi-imus  cocpi  laborare.  cech.  zakop,  za- 
kopa Verschanzung.    pol.  zakop  Verschanzung. 

kroat.  zakopa  Gr.     cech.  zAkopy,  (zäkupy)  m.  Reichstadt  B. 

33* 


260  Feanz  Miklosich. 

762.  zamtk-B. 

cech.  zämek  sera,  arx.    pol.  zamek. 

Mruss.  zamok  Gal.  zamocok  Gal.     cech.  zämek  B. 

Zahmken  bei  Sagritz. 

763.  zapada. 

Dunkel.  Vergl.  serb.  zapad  locus  opacus  und  rum.  z'&pad^B  nix. 

nsl.  zapada:  cima  sappada  Friaul  Lex.:  pladn. 

Zdirav'ov   Akarn.   Aetol.    (^rj.Tzrx^-iz  Ep.    (^aTzri-i-i   Eub.    Mess.    (^ri^Tz6.^zi]  Korinth.     'Qrx- 

■jcavtiva  Akarn.  Aetol. 

764.  zar^b"B. 

cech.    zärub,    zdruba,   zaseka    Verbau    im  Walde,    pol.  zar§ba  munimentum  ex  arbo- 
ribus  terraque  in  modum  fortalitii  structum  bei  Linde. 

serh.   zarube  Gav.     klruss.    zarubyA6i   Gal.     russ.  zarubt  Nest.     pol.  zar^by  Gal. 

zar§bki  Gal. 

765.  zarovt. 

cech.  zaryti  vergraben,  z^royka  Saatfurche. 

nsl.  vergl.  zarije  Arriach  Kämt.     cech.  zärov  B. 

Saarow,  Sarau  Butt.   119.  sarow  Koseg.  Vergl.  klruss.  zarvanyda  Gal.  C^pOjStva  Ep. 

766.  zas^pt. 

cech.  zäsej)  Aufscliutt,  der  aufgeschüttete  Gang  um  das  Gebäude,  Schüttplatz  für 
Wild  und  Vögel,    pol.  zasep,  zaspa. 

nsl.  zasp,  zaspo  (gen.  zaspega)  Asp  Krain.     nserb.  zaspy  Saspe  Butt.   99. 
Lacus  qui  saspa  dicitur.  zaspa  Koseg. 

767.  zaton'b. 

nsl.   zaton  insula.    cech.  zä-ton,  zaseka  Verhau,    slovak.  zaton  Sandbank. 
se7'b.  zaton  Malfi  Dalm.  zatonje  Gav.     cech.  zaton  Ottau  B. 

Zdxovva  Ark. 

768.  zavada. 

cech.  zavada  obstaculum.    pol.  zawada. 

klruss.  zavada  Gal.  zavadka  Gal.  zavadov  Gal.  zavadövka  Russ.  cech.  zilvada 
Slovak.  Preuss.  Schlesien,  zävadka  Slovak. 

769.  zavala. 
Dunkel. 

serb.  zavala  Herc.     russ.  zavaltnaja  Russ. 

ZaßaXidv/]  Ep. 

770.  z^brB. 

asl.  zabrt  bos  iubatus,  unrichtig  urus  •,  klruss.  zubr  (in  der  Volkspoesie  werden  Hörner 
dieses  Thieres  erwähnt:  treta  trubonka  ta  zubrovaja;  ta  zatrubju  v  roh  zubrovyj.  Pauli  I. 
7.  8.  Die  Litauer  gebrauchten  sie  als  Becher  Stryjkowski)-,  russ.  zubrb  bos  iubatus  dikoe 
2ivotnoe  izt  roda  bykovE  vodjascee  sja  vb  Litve ;  cech.  zubry  latine  bisontes :  in  Bohemia 
reperiebantur  bei  Jungmann;  pol.  entlehnt  (vergl.  zambronis,  zambri  aus  Diugosz  bei 
Linde)  zubr  für  z^br,  das  sich  nur  in  Ortsnamen  nachweisen  lässt;  lit.  nach  Herberstein 
suber;   rum.  zimbru;  mgr.  C^ixßpoc :  'q\isiz  si^ojAcV  rpay^Xatpov  s)v9-6vTa  aitb  Q^qx-qQ  elc  tov 


Die  slavischen  Ortsnamen  aus  AprEi.LATivEN.  ii.  261 

o'Ixov  Kaijapoc,  öv  s/,dÄO'Jv  ^öii^j^CiV.  JBötticlier,  Arica  AI.  aus  Morelll,  Bibliotheca  manu- 
scripta  1.  f)Ü.  C^yöiiicpoc :  C<'>'>v  o'jror  rö  [Asycil-oc  UTUsp  ajixrov  |Xfjv)-aY^v  /,ai  itctpSauv  arar/jv 
xatd  ZOO?  Ta'jpoax'J^ac  'f'JÖ|JL£VOv  xai  Tps'föjJ.svov  Ducange  aus  Nicetas  Andren,  libcr  II. 
n.  6.  Pott.  2.  1.  808.  Dass  xi]hi"b  ein  thracisclies  Wort  sei,  ist  wenig  waJirscluünlicli. 
Rösler,  ßumänische  Studien  315.  zabrb,  lat.  bonassus  bison,  bei  L'linius  8.  15.  bison, 
deutsch  Wisent,  häufig  mit  dem  Aiier  verwechselt,  ist  ein  von  diesem  ganz  verschiedenes 
Thier.  Bi-ehm,  Thierleben  2.  (>38.  Nach  dem  Index  Aristotelicus  von  H.  Bonitz  ist  ßö- 
vaaoc  der  bos  urus,  bei  den  Paeoniern  (xövaTroc;  auch  ß6}.WiS-oc  bezeichnet  vielleiclit  das- 
selbe Thier.  Die  Ortsnamen  weisen  auf  eine  viel  geringere  Verbreitung  als  beim  tur-B 
Auer:  jetzt  lebt  der  Wisent  noch  in  der  BiaJowiezka  puszcza  im  Gouvernement  Groduo,  wo 
man  1860  bei  1700  Thiere  dieser  Art  zählte,  gegen  300  im  Jahre  1815.  T,  Lipinski,  Bi- 
blioteka  warszawska  1843.  I.  182 — 189.  A.  Waga  daselbst  1843.  III.  131 — 144.  Am 
ausführlichsten  P.  Bobrovskij,  Grodnenskaja  gubernija.  St.  Petersburg.  1863.  I.  436 — 459. 
Einige  sehen  in  dem    bos    cervi    figura    bei  Caesar,    De    bello    gallico  6.  26,    den  zabrb. 

kroat.  zubrinci  Kr.  klnisa.  zubria  Gal.  na  zubrti  VoJ.-let.  31.  zubra  Bach  Gal. 
Saran.  74.  93.  zubryk  Gal.  zubryöa  Gal.  zubred  Gal.  zubrace  Gal.  Vergl.  zubrovo, 
zubrovka,  zubrica,  zubrinskij  kut  im  Gouvernement  Grodno.  cech.  zubfi  B.  M. 
zubry  M.  zubrica  Slovak.  zubrice  Preuss.  Schlesien.:  Vasek  denkt  an  einen  Personen- 
namen, zubrnice  Saubernitz  B.  zubrohlava  Slovak.  pol.  zembrow  Gal.  zambrzyce 
Gal.  zemborzyce  Gal.  Vei-gl.  zembowo  Gal.  zembowice  Gal.  oserb.  zubrnica 
Saubernitz  Schmal.   14. 

Über  Wisent  in  den   deutschen  Ortsnamen  vergl.  Förstemann,  Ortsnamen   145.- 

771.  zelen-B. 

asl.  zelent.  viridis,    nsl.  serb.  zelen. 

nsl.  zelenec  Krain.  zelenica  Berg  Krain.  sei^b.  zelenika  Danig.  zelenik  Serb. 
zelenike  Gav.  zelena  reka  Serb.  klruss.  zeiena  Gal.  zefenky  Gal.  zeJeA6i  Gal. 
cech.  zelen^  B.  zelene  B.  zelena  B.  zelenec  B.  zelenice  B.  zelenava  B.  pol. 
zielonki  Gal. 

Zielenzig  Butt.   81.  CeXavizCn.  Ep.  Akarn.  Aetol. 

772.  zima. 

asl.  nsl.  serb.  zima  frigus,  hiems  u.  s.  w. 

klruss.  zymnovoda  Gal.  russ.  zimicy.  zimenki.  zimnicy.  zimovenka.  zimo- 
gorbe.      cech.  zimof  B. 

773.  zlato. 
asl.  nsl.  serb.  zlato  aurum  u.  s.  w. 

kroat.  zlatar  Kr.  serb.  zlata  Serb.  zlatovo  Gav.  zlatar  Serb.  zlatari  Gav.  zlata- 
rica  Berg  Vuk.  zlatenac  Serb.  zlati  bor  Berg  Serb.  klr7(ss.  zolotnyky  Gal.  zoloto- 
no§a  Russ.  cech.  zlatä  B.  zlatnlk  B.  zlatnlky  Schladnig  B.  pol.  zfotnicy 
zlattnig  Court.  17.  ziotniki  ibid.  ziotoryja  ibid.  zloto  pole  ibid.  zfotopolice 
ibid. 

774.  zmij. 
asl.   zmij  serpens,  draco.  serb.  zmaj   u.  s.   w. 

serb.  zmijnjakGal.   zmijna  glava  Serb.     klruss.   zmyjev  Russ.   zmyjevyska   Gal. 


asL 

nsl 


262  Fkanz  Miklosich. 

775.  zverB. 

sl.  zvei'b  fera.  nsl.  zver.  serb.  zvijer  u.  s.  w. 

sl.    zverinac   Friaul.     kroat.    zverinjak  Hr.      serb.  zverinac  Dalm.      kir/rss.    zvi- 
rynec   Gal.   ßuss.     cech.  zverinec  Wierzenitz  B.    zvefinek  B.     pol.    :^wierzyiiiec  Gal. 
Zwerin,  jetzt  Schwerin,  zwirenz,  zwirniz  Koseg.  Vergl.  Butt.  120.  121.  Papion.  158. 

776.  zvizd-B. 

Yergl.   asl.    zvizd-B   sibilus.    serb.    zvizda,   zvizga   sibilus.    cech.   hvizd.    pol.  gwizdac. 

serb.  zvizd  Bach  und  Gegend  Gav.  zvizdb  Gegend  Danic.  zvizd  knezina  Serb. 
zvizdar  Gav.  zvizdali  Daniij.  morozvizdb  Danic.  pozvizd  in  Türkisch-Kroatien  Yuk. 
pol.  gAvizdow  Gal.  gwi:^dziala  Posen,  gwi^dziele  Posen,  pogwizdow  Gal. 

Rivus  quizt,  quis,  jetzt  Queis,  Sax.  gwizdoi,  gwisdoy,  gvisdogh,  quizdogh, 
gvisdowe.  guizdouesca  (d.  i.  asl.  zvizdovBska)  struga.  quezsebrod  Koseg.  Vergl. 
zvjezd  Herc. 

777.  zvBni — . 

Vergl.  asl.  zvBneti  sonare. 

ser6.  zvonigrad  Ruine  Vuk.  klruss.  zvynyhorod  Gal.  zvenigorodB  Vol.-lct.  25. 
russ.  zvenigorodB  Nest.    Vergl.    zvizdeni  gorode  Nest.   111.   15.    zvi^enskij    111.    12. 

778.  zaba. 

asl.  nsl.   serb.   zaba  rana  u.   s.   w. 

nsl.  zabjak  Krain.  Steier.  zabje  Krain.  zabnica  Krain.  Saifnitz  Kämt,  zabja 
luza  Krain.  kroat.  zabica  Gr.  2abjak  Kr.  zabljak  Gr.  zabno  Kr.  2abnik  Kr.  2ab- 
nica  Kr.  serb.  zabica  Herc.  2abar  Serb.  zabari  Gav.  klruss.  2abyii  Gal.  zabky 
Russ.  zabokruky  Gal.  zabokryc  Russ.  zabokryoka  Russ.  vergl.  serb.  zabokrecina 
okrijek  Wassermoos.  cech.  zabnd  M.  zabokliky  B.  Xabokrky  B.  zabovfesky  B. 
zabonosy  B.     pol.  zabno  Gal.  Court.   15.  zabino  Court.  15.  pol.  2abno  Mogil. 

Sabniza,  sabiniza  Zahn  37.  43.  rivulus  parvus,  qui  vocabulo  Sclavorum  sabniza 
nuncupatur  Urkunde  von  973.  Zahn  38.  ad  Sabnicam  Safen  in  Steier.  Grenzregul.  27. 
sabniza,  jetzt  Sebnitz,  Bach  Sax. 

779.  zdär. 
cech.  zdar  gespaltenes  Holz. 

cech.  zdar  Saar  B.  2däry  Name  eines  Waldes  B.  2ddr  B.  zdärek  B.  zdärec  B. 
2derec  B.  zdirec  B.  zdirnice  B.  j50?.  vergl.  zdiary  Gal.  zdzary  Gal.  oserb.  zdzary, 
zdzary  Särchen  Schmal,  zdzar,  zdzer  Sohre  Schmal. 

780.  zegizulja. 

asl.  *  zeg'B^ulja  cuculus.  klruss.  zozula.  russ.  zogzica,  zuzulja.  cech.  2ezliule,  2e- 
2ule.    pol.  gzegzoi'ka. 

klruss.  zazula  Gal.  zazuli  Gal.  zazuiyhci  Gal. 

781.  zelezo. 

asl.  zelc'zo  ferrum.    nsl.  zelezo.    serb.  zeljezo  u.  s.  w. 

nsl.  2elczno  Eisendorf  Krain.  Seiessen  Kämt,  selezna  Urk.  Seliessen  Kämt, 
zeleznik  Kämt.    2eleznike  Eisnern  Krain.    2eleznica   Eisenhof.        kroat.    zelezno    Gr. 


Die  sl.wischen  Outsnamkn  aus  Appellativen,  ii.  263 

zeloznica  Kr.  zelezna  gora  Kr.  serb.  zeljeznik  Gav.  zeljeznica  Gav.  zelezbnbcb 
Danic.  cech.  2elizy  B.  2elezno  Slovak.  zeleznä  ß.  zeleznlk  Slovak.  2eleznice  ß. 
pol.  2elazna  Court.   15.     nserb.  zelezna  Seiessen  Zw. 

Locus  selezna,  jetzt  Seliessen  bei  Gurk  Ank.  19.  silasne,  selesen,  silesen  ze- 
lasen  Koseg. 

782.  zeravB. 

asl.  zeravb  grus.    nsl.   zerjav.    serb.  zerav,  zdralj,  zdrav.    russ.  zuravlt. 

nsl.  zeravinec  Steier.  kroat.  2erjavinee  Kr.  zdralovi  Gr.  kirnss.  2oravka  Russ. 
zuravyn  Gal.  2uravnyky  Gal.  Russ.  zuravci  Gal.  zuravyca  Gal.  rioss.  Xuravka. 
zuravici.  2uravinka.  2uravlevo.   zuravlinoe.   zuravlicha. 

783.  zi&hk-h. 

asl.  zidikB.   nsl.  2idek  mollls.    serb.  zidak  rarus  (de  liquoribus).    cech.  zidek  id. 
serh.  XidilbCb  Danic.  2idilije  Danic.  zidilje  Serb.   Vergl.  2idca,  2itca,  2ißa  Danic. 
Wiener  Jahrbücher  4(j.  44.      mss.  zidiluvka  Russ.      cech.   2idenice  M. 

784.  zirt. 

asl.  Xirt  pascuum.  nsl.  serb.  zir  glandes. 

nsl.  2iri  Sairach  Krain.  2irovnica  Krain.  zirovge  Krain.  zirovski  vrh  Krain. 
kroat.  zirovac  Gr.  2irovnica  Kr.  2irovig&e  Kr.  2ircica  Kr,  serb.  2irovnica  Gav. 
klniss.  2yrava  Gal.  cech.  zirov  B.  zirovnice  B.  2irovce  Slovak.  2irava  Slovak. 
zirec  B.  2irec  B. 

785.  zlebt. 
nsl.  2leb  canalis.  serb.  2lijeb,  zdlijeb  u.  s.  w. 

nsl.  zlebe  Krain.  zlebiß  Krain.  kroat.  zlebec  Kr.  ^lebina  Kr.  serb.  zljebi  Dal. 
zljebin  Serb.  klruss.  zoJob  Gal.  2oJobok  Gal.  cech.  zleb  M.  zleby  ß.  21ibek  B. 
zläbek  Riendles  B. 

786.  zl'Bt'B. 
ad.  21'bt'b  flavus.  nsl.  zolt.  serb.  2ut  u.  s.  w. 

kroat.  2utnica  Ea-.  2uto  brdo  Kr.  2uta  lokva  Gr.  serb.  zutica  Gav.  klruss.  \ers\. 
zoJkuv  Gal.     mss.  2eltoe.   2eltaja.  2eltucha.     cech.  Xlutice  B.  21utavä  M. 

787.  zrelo. 

asl.    2rdlo    vox.    nsl.   pecno   zrelo  praefurnium.    serb.  2drijelo,    zdrlo   fauces  Engpass. 

nsl.  zrelec  Ebentlial  Kämt.  serb.  zrelo  Danic.  2drelo  serb.  zdrijelo  Herc.  pol. 
zrzodJa  Gal. 

788.  zrtny. 

asl.  2rbny  mola.  nsl.  zrna,  zrmlje.  serb.  2rvanj. 

kroat.  zrnovac  Kr.  zrnovnica  Gr.  serb.  zrbnovb  Danic.  2rvaii  Ifcrc.  zrnova 
Dalm.  2rbnovbnica  Danic.  2rnovnica  Dalm.  zrvnjovaca  niolae  trusatilis  frequen- 
tissimus  usus  est  in  domibus  privatis  Herc.  klru.ss.  2erny(ia  Gal.  2ornyska  Gal. 
2ornysce  Russ.  2ornokievy  Russ.  cech.  Xernovf  B.  gcrnovky  B.  2ernovi  B. 
2ernovice  B.  2ernüvka  M.  2ernovnik  M.  Schirnik  B.  zernoseky  die  Mühlstein- 
hauer,   jetzt    ßernoseky,    B.     ,vyborn^  zernov    tarn    sc    lomivä.'       pol.    2arnowa    Gal. 


264 


Fkanz  Miklosich. 


zarnowka    Gal.    zarnowiec   Gal.    Court.    15.    zarnowica   Court.    15.      oserh.   zernoseki 
Somssig.     nserb.  zarnov  Sorno  Zw.  serski,  baverski  zarnov  Wendisch-,  Deutsch-Sorno. 
Zarnouitze  Koseg. 

789.  zupa. 

asl.  zupa  regio,  sonst  provincia,  parocliia.  serb.  zupa  hodie  quoque  regionem  aliquam 
habitatani  vel  eiusdem  regionis  homines  congregatos  significat  Lucius  438.  cecli.  zupa  Erb. 

serh.  zupa  Herc.  it.  Breno  Dalm.  knezina  8erb.  Man  füge  hinzu  zupanac  Serb. 
zupanjevac  Serb.  von  zupant  das  Haupt  der  zupa,     klruss.  zupava  Gal. 

Vergl.   K^rjtjTzrjyrji  Ep. 


Verzeichniss  der  den  Ortsnamen  zu  Grunde  lieg-enden  Wortstämme. 


1  ^dolB  vallis. 

aglt  angulus." 

aglb  carbo. 

agri  ungarus. 
5  baba  vetula. 

badlB    herbae    ge- 
nus. 

bagno  palus. 

bajta  casa. 

banja  fodina. 
10  bara  palus. 

baran'B  vervex. 

bel-B  albus. 

blana  ager. 

blato  palus. 
15  bobt  faba. 

bojiSte   locus  pug- 
nae. 

bok'B  latus. 

borst  silva. 

hovh  pinus. 
20  bosilije    basilicum. 

boönjaki)     bosnen- 
sis. 

bo^urt  crocus. 

bradlo  scopulus. 

brama  porta. 
25  brana  porta. 

brank  francus. 

bregt  ripa,    collis. 


brestt  ulmus. 

breza  betula. 
30  brinije  iuniperus. 

brodoi  vaduni. 

brostb  rubia  tincto- 
rum. 

brus^B  petra. 

briido  clivus. 
35  bridogO)  lustrum  fe- 
rae. 

brtno  lutum. 

br'Bslen^B  hedera. 

bribtB  Bienenbeute. 

brivbno  trabs. 
40  briiZ-B  celer. 

buda  Bude. 

buky  fagus. 

bydlo    domicilium. 

byki>  taurus. 
45  bystr^B    citus  ,    lim- 
pidus. 

byvol'B  bubalus. 

bijcela  apis. 

bi>2i>varB  vietor. 

btdbnarB  vietor. 
50  bbbri  castor. 

bbz-B  sambucus. 

cajnarb  Korbflech- 
ter. 

carb  imj)erator. 


cer:B  cerrus. 
55  celina  ager  in  cul- 
tus. 

cesta  platea,  via. 

cigan:B  ciganus. 

cigel  Ziegel. 

clo  Zoll. 
60  cri>ky  ecclesia. 

(■elvh  bohemus. 

cemerb  cicuta. 

cesvina  arboris  ge- 
nus. 

cetvrit'bk'b  dies  io- 
vis. 
65  c?st:B  densus. 

y 

ßicb  CiCe. 

cist'b  purus. 

cremha  prunus  pa- 
dus. 

cresnja  cerasus. 
70  oret-b  schoenus. 

crtn-B  niger. 

ßrtt^B  dunkel. 

cr^bvenib ,    cr^Bmbni 
ruber. 

di\brava  nemus. 
75  dabt   arbor,    quer- 
cus. 

debel'b  crassus. 

degTjtbBirkentheer. 


dedi)  avus. 

deli)  nions. 
80  dl'bg'B  longus. 

dobrt  bonus. 

dolina  vallis. 

dol-b  vallis. 

draßb  saliunca. 
85  draga  vallis. 

dreg —  dunkel. 

dren:b  cornus. 

drdvo  arbor. 

drtn^B  caespes. 
90  duplb  cavus. 

dusbnik'b  animator. 

dvori  aula. 

dvbrb  ianua. 

dynja  pepo. 
95  dbbrb  vallis. 

fuzine  Hammer. 

gaj  nemus. 

galicb  dunkel. 

garb  Hammer- 

schlag. 
100  gatb  agger. 

gaba  spongia. 

gq.st'b  densus. 

g4,sb  anser. 

glast  vox. 
105  glava  Caput,  collis. 

glabok^b  profundus. 


Die  sLAViscHEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii. 


205 


glebi)  coenum. 

glina  argilla. 

glogi>   orutaegus. 
110  gluli:B  surdus. 

gnili  putris. 

gnoj   fimus. 

gogolb    anas    clan- 
gula. 

golabb  cülumba. 
115  golemt  magnus. 

golTj  nudus. 
.  gomolja  Kegel. 

gojvh  Trieb. 

gora  mons. 
120  gov§do  bos. 

graboj  carpinus. 

gradt  liortus,  urbs. 

graliB  faba. 

granica  terminus. 
125  grebeiib  scopulus. 

greblja  agger. 

grebi  fossa. 

gr§da  trabs. 

grezB  coenum. 
130  gribib  fungiis. 

grieb  collis. 

grizb  sabulum. 

grobij  fossa. 

groliotii  sonitus. 
135  gruda  gleba. 

gri>b:5  collis. 

grilo  guttur. 

grimt  l'ruticetum. 

grtnboarb  figulus. 
140  gumbno  area. 

gustei*:b  lacerta. 

gvozdb  silva. 

halupa  casa. 

bamr  Hammer. 
U5  hatka  casa. 

hleb-b  panis. 

hk*-vL  stabulum. 

hlüm'B  collis. 

limCdb  lujiidus. 
löo  liubutij  cauda. 

lieukschriftou  der  phil.-Iiistor. 


hosta  sUva. 
lirami  domus. 
lirlbi  dorsiim.  col- 
lis. 
hrusa,    krusbka   pi- 

rus. 
155  brijtbnlk'b  vertago- 

rum  cm-ator. 
hri>vati>  croata. 
liiidt  parvus. 
liuta   tugurium. 
hvoja  abies. 
160  hvostt  cauda. 

bvrast'b        sarmen- 

tum. 
iglarb  opifex  acua- 

i'ius. 
ilib  lutum. 
ilbmi>  ulmus. 
165  Imela  viseum. 
isttba  tentorium, 
iva  sallx. 
izvorOj  fons. 
jablaiib  malus. 
170  jabliko  malum. 
jadv§gi&  iadvingus. 
jagla  granum. 
jagnedi>  populus. 
jagoda  granum,  fra- 

gum. 
175  jaje  Ovum. 
jalovTi  sterllis. 
jama  fovea. 
jari>k:B  fossa. 
jasa    locus    arborl- 

bus  destitutus. 
180  jasen:B  fraxinus. 
jastr^bb  accipiter. 
javorT.  platanus. 
jazbina  lustrum  fe- 

rae. 
jazT,  agger. 
185  jela  abies. 
jelenb  cervus. 
jer^bb  perdix. 
.  ci.  XXIII.  i;.i. 


jeseti'i)    accipenser 
sturio. 

jezero  lacus. 
190  jezb  erinaceus. 

jutro  iugerum. 

kaca  serpens. 

kalina  ligustrum. 

kal'B  lutum. 
195  kamenb  lapis. 

kanja  milvus. 

kapela  capella. 

karasii  carassius. 

katunü  regio  pasto- 
rla. 
200  kavbka    monedula. 

kakolb  nigella. 

k^pa  Insula. 

k^pina  rubus. 

kasta  tentorium. 
205  kat'B  angulus. 

klada  trabs. 

klad(jzb  puteus. 

kladivo  malleus. 

klakü  calx. 
210  klanbeb  via  angusta. 

kleCet'B  dunkel. 

klen:B  acer. 

klet —  dunkel. 

klin'B  cuneus. 
21Ö  klisa  dunkel. 

klisura  fauces. 

kljucb   uncus,    cur- 
vatura    fluminis. 

klokofb  scaturigo. 

klosteri)     monaste- 
rium. 
220  kmetb   unus  e  ma- 
gnatibus. 

knezB  princeps. 

kobyla  ei|ua. 

kokotB  gallus. 

kolarb  plaustrarius. 
225  koliba  tugurium. 

kolodej      plaustra- 
rius. 


kolonilja  lacuna. 

komarB  culex. 

komora  camera. 
230  konjarb  equiso. 

konjuhü  equiso. 

konb  equus. 

konoplje  cannabis. 

konbcb  linis. 
235  kopa  cumulus. 

kopan'B  fossus. 

kopriva  Urtica. 

koprB  anethum. 

korenb  radix. 
240  koryto  cisterna. 

kosa   montium   ge- 
nus. 

kostanb  castanea. 

kostelib  castellum. 

kostreva  Ti-espe. 
245  kos'B  merula. 

koSara  caula. 

koSuta  cerva. 

kotari>  saepis  genus. 

kotlü  vas  aeneum. 
250  kotori  dunkel. 

kovaob  faber. 

kovilije  stipa  pen- 
nata. 

koza  capra. 

kozakü  cosacus. 
255  kozarb  caprarius. 

kozll.  liircus. 

kozuhi  vestis  pelli- 
cea. 

kj'aeunt      nativitas 
domini. 

kraguj  accipiter. 
260  kraj  regio. 

kralb  rex. 

kranij  carnus. 

krapt  carplo. 

krasa  pulcliritudo. 
265  krava  vacca. 

kragt  circulus. 

krapi  parvus. 

34 


266 


Fkanz  Miklosich. 


krat'L   tortus. 

kremenb  silex. 
270  krivB  obliquus. 

krizb  crux. 

liruli'E>  panis. 

krynica  fons. 

kriii^b  Rodeland, 
275  kr'&i^Bma  caupona. 

kri,ka  dunkel. 

krtstl.  crux. 

krtsB  saxum. 

kr-Bte  talpa. 
280  kucharb  coquus. 

kuj  dunkel. 

kumanin'B       cuma- 
nus. 

kuna  martes. 

kupa  cumulus. 
285  kuri  gallus. 

kuznbcb  faber. 

kyj  fustis. 

kysel'b  humidus. 

kyta  ramus. 
290  k^rb  frutex. 

labb  dunkel. 

lak'btb  cubitus. 

lan-b  mansus. 

las —  dunkel. 
295  lava  scamnum. 

laz'b  Gereut. 

IsfigTi  silva. 

l^ka  palus. 

lebedb  olor. 
300  ledi  glacies. 

lepen —  dunkel. 

lep'b  pulcher. 

leska  corylus. 

l^s'b  silva. 
305  l§dina  terra  inculta. 

l^h'h  polonus. 

lipa  tilia. 

list  vulpes. 

litvin-b  lituanus. 
310  livada  pratum. 

Ijutü  veliemens. 


locika  lactuca. 

lokva  imber,  palus. 

lomi.  dunkel. 
315  lonböarb  figulus. 

lopata  pala. 

lopub'b  lappa. 

losb    cervus    alces. 

lovbcb  venator. 
320  loza  palmes. 

lub'b  cortex. 

luki>  cepa. 

Iu2a  palus. 

lyko  liber. 
325  lyst  calvus. 

Ibgt  levis. 

Ibniste     ager     lino 
consitus. 

macbka  felis. 

madzaroj  imgarus. 
330  mager:B  coquus. 

niagjupbcb  pistor. 

majdant  forum, 

nialcB  papaver. 

malina  rubus  idae- 
us. 
335  malB  parvus. 

maslina  oliva. 

mazur-B  Masure. 

mi^t'B  coenum. 

medvedb  ursus, 
340  nied'B  mel. 

metlika    artemisia. 

mezda  terminus, 

melB  syrtis. 

mesto  locus. 
345  mekyna  furfur. 

mladü  teuer. 

nilaka  lacuna. 

mlynarb  molitor. 

mlynt  mola. 
350  mniliTi  monachus, 

mocar-B  palus. 

nioßilo  Flaclisröste. 

niodrt  lividus. 

mogyla  tumulus. 


355  mokr:b  humidus. 

monastyrb  monaste- 
rium. 

morava  Au. 

mostt  pons. 

mramorB    marmor, 
360  mravij  formica. 

mr'bk'B  ater. 

mriiva  mica. 

mrizl'B  frigidus. 

mysB  mus. 
365  myto  telonium. 

m'Bht  muscus. 

mBzeti  Stillare. 

naklo  dunkel, 

nebojse  noli  timere. 
370  nemBCB  germanus. 

niva  ager. 

nizBnB  qui  infra  est. 

noga  pes, 

nora  latibulum, 
375  nost  nasus. 

nov:B  novus. 

nozdrB  nares. 

obl'B  rotundus, 

obod'b  annulus. 
380  obora       saepimen- 
tum, 

obozt  castra. 

obrab^B  Verhau. 

obrovt  fovea. 

obbstb  communis. 
385  odra  dunkel, 

ogart  canis  venatici 
genus, 

ograda  saepes, 

ohod^b  circuitus. 

okno  fenestra,   pu- 
teus. 
390  okolt  circulus, 

okop-b  Valium. 

okr£igll>     rotundus. 

olbha  alnus, 

opaliti  incendere. 
395  oplot-b  saepes. 


opoka  saxum. 

opolje:  polje  (-am- 
pus. 

orava  dunkel. 

oreht  nux. 
400  orblt  a(piila. 

osa  populus. 

osada  Ansiedelung. 

osek^b  crates  pasto- 
rales. 

osika  populus. 
405  oskorusa  sorbus.  . 

osla  cos, 

osoj   locus   opacus. 

ostrogl>  Valium. 

ostrovb  insula. 
410  ostruga  rubus. 

ostvh  acutus. 

otava  foenum  chor- 
dum. 

otokt  insula. 

ovbca  Ovis, 
415  ovBs'b  avena. 

paka  dunkel. 

palezb  incendium. 

panadjur^b     nundi- 
nae. 

pant  dominus. 
420  parez'b  truncus, 

paseka  Holzschlag. 

pastva  pascuum. 

pazitb  pratum. 

padarb    custos    vi- 
neae. 
425  pecenezin'b  pacina- 
cus. 

pekarb  pistor. 

pepel^b  cinis. 

peruni.  perun. 

pestera  specus, 
430  pestb  specus. 

p§st —  dunkel. 

pes^bk-b  sabulum. 

p^telin-B  gallus. 

pijavica  hirudo. 


D 


Oll 


IE  SLAVISCHEN  UliTSNÄMEN  AUS 


US  Afp 


ELLATIVEN.  II. 


2ß7 


435  j-iiliuu   gallinulci. 

pisani.  vai'ius. 

piskoi'B  cobitis  fos- 
silis. 

pivbnicu  celhi  vina- 
riu 

plana  regio  sterilis. 
440  planina  Alpe. 

plavoj  albus. 

plavbcb  cumanu«. 

plazi)    locus   lubri- 
eus. 

plem§  soboles. 
445  pleso  palus. 

plest  dunkel. 

pleva  dunkel. 

ples-B  calvitiuni. 

plesi)  saltatio. 
450  plitVB  seicht. 

ploca  Platte. 

ploski.  latus. 

ploti.  saepes. 

plugi)  aratrum. 
455  pl'Bli'B  glis. 

pltz —  (huikel. 

podolije  vallis. 

podritt  dirutus. 

podyniBstina 
Rauchfangsteuer. 
460  podii  tabulatuni. 

pogoni  area. 

pogoreti  comburi. 

pojata  donuis. 

pojiti  potum  prae- 
bere. 
405  polaca   [lalatium. 

poljana  canipus. 

polje  campus. 

pologX)  Kesselthal. 

poniorjanin'B  incola 
regionis    mariti- 
mae. 
470  ponica  cella. 

ponikva  fossa. 

ponorT)   t'ossa. 


porab^b  Hulz.schlag. 

posada  Freidorf. 
475  poseka  Verhau. 

posterica  dunkel. 

postojna  Stein- 

adler. 

potokt  torrens. 

pozart    incendium. 
480  pozega  incendium. 

prägt  linien. 

praprotii  iilix. 

pradt  arena. 

prägt  locusta. 
485  pregynja  dunkel. 

prekopt  fossa. 

preki.  transversus. 

p relogt  Abackcr. 

prörabt  dunkel. 
490  prerovB  fossa. 

preseka  succisio  sil- 
vae. 

preslopt  dunkel. 

prestpa  Aufschutt. 

pretokt  dunkel. 
495  prGvalt  torrens. 

prevara  dunkel. 

prevlaka  Strecke 
zwischen  Flüs- 
sen. 

prevort   Schranke. 

prevozl)   transitus. 
500  prilcpt  das  Ange- 
klebte. 

prisoije  locus  apri- 
cus. 

pristava  Meierhof. 

prodolb  vallis. 

progorcti   exui-i. 
505  prokopt  fossa. 

prologt  rupes. 

propastb  fovea. 

proraba  dunkel. 

prosC'kt  dunkel. 
51(1  protest  dunkel. 

prusint  prussus. 


pustt  desertus. 

pttica  avis. 

pbldt  pix. 
515  pbnb   truncus. 

pbsarb    canuiu    cu- 
stos. 

pbstragt  salnio  fa- 
rio. 

pbsenica  triticum. 

raka  Rechen. 
620  rakyta  salix. 

rakt  Cancer. 

ralija  arvuni. 

rasoha  furca. 

raspatije  bivium. 
525  rastokt  confluens. 

rataj   agricola. 

ratiste  hasta. 

ravbnt  planus. 

razdolije  convallis. 
530  razdrttt  dirutus. 

razvort  cii'culus. 

rebi'b  collis. 

resetarb  cribrarius. 

reka  fluvius. 
535  repa  rapa. 

r^sa  iulus. 

robida  rnbus. 

rogozt  papyrus. 

rogt  cornu. 
540  ropa  muria. 

rott  Rodeland. 

rovt  fovea. 

ruda  metallum. 

ruj   rhus   cotinus. 
545  runibskt     Romaeo- 
rum. 

rupa  foramen. 

rusint  Russus. 

ryba  piscis. 

rybakt  piscator. 
650  rybarb  piscator. 

rj'bistb    pisciculus. 

rybitvt  piscator. 

rybbulkt   piscina. 


rtd(jstb  rubescens. 
555  rttt  apex. 

rt2b  secale. 

sadt  planta,  hoi-tus. 

salasb  villa. 

sasint  Saxo. 
560  sii,bota  sabbatum. 

sapt  vultur. 

si^sekt  cisterna. 

sij;teska  angustiae. 

sedlarb  sellarius. 
565  sejfa  Bergwasser. 

seliste  habitatio. 

selo  tentorium, 

ager. 

selbcb  c[ui  consedit. 

sSkyra  securis. 
570  sekt  trabs. 

seno  foenum. 

senoz§tb  pratum. 

senbca  umbra. 

sera  sulfur. 
575  sinb  lividus. 

sirt  sorgum. 

sitt  scirpus. 

skala  saxum. 

skomraht    praesti- 
giator. 
580  skott  pecus. 

skrobott     clematis 
vitalba. 

slania  stramen. 

slant  salsus. 

slapt  fluctus.   ■ 
585  slatina  palus. 

slava  dunkel. 

slemQ  trabs. 

slept  coecus. 

sl^zt  Silesius. 
5iio  sliva  prunus. 

slovcnintSluvenus. 

slopt  Thierfalle. 

smogoi'b  Torf. 

smoky  ficus. 
595  sinola  pix. 

34* 


268 


Franz  Mielosich. 


smrBdljika    sorbus 
aucupax'ia. 

smri.k'B  iuniperus. 

smri>zb  boletus  qui- 
dam. 

soba  vallus. 
600  sokol'B  falco. 

soIb  sal. 

sopote  canalis. 

sosna  abies. 

sova  noctua. 
605  spila  caverna. 

srebro  argen  tum. 

sreda  medium. 

sri>bin'5  Serbus. 

srtna  caprea. 
610  stadbnik^  pastor. 

staja  casa. 

staiTB  tentorium. 

Start  vetus. 

stavt  agger. 
615  stEipa  Tliierfalle. 

st£i;pa  mortarium. 

steb —  dunkel. 

stelBmabi)  plaustra- 
rius. 

st^na  murus. 
620  stl'&ba  climax. 

stltpt  columna. 

stobori    saepimen- 
tum. 

stodola  granarium. 

stol^B  sella. 
625  strana  regio. 

straza  custodia. 

str^g —  dunkel. 

strSla  sagitta. 

streitet  sagittarius. 
630  struga  fluctus. 

strum —  fluvius. 

strutai'B    vectigalis 
genus. 

str:Bgati  rädere. 


striami. 
steil. 


declivis 


635  stublb  puteus. 

Student  frigidus. 

stbkljarb  vitrarius. 

stbklo  vitrum. 

stbza  semita. 
640  suht  siccus. 

surovt  crudus. 

sverept  l'erus. 

svet —  dunkel. 

svetlt  lucidus. 
645  sv^tü  sanctus. 

svib'b    cornus    san- 
guinea. 

svid'b    cornus    san- 
guinea. 

svinija  sus. 

svinijarb   subulcus. 
650  svobodb  liber. 

svraka  pica. 

stgoreti  comburi. 

ssp —  Scbutt. 

stpaliti  comburere. 
655  s'brab^B  trabs. 

sistatisQ  convenire. 

sitoka  confluens. 

Safljarb  opilio. 

sab'B  carex. 
660  §art  color. 

siba  virga. 

Sirok'b  latus. 

stakor-B  ratus. 

stava  eluvies. 
665  Stiptk'B  rosa. 

stitarB  scutarius. 

stitt  scutum. 

strikt  ciconia. 

Suma  silva. 
670  sBVbCb  sutor. 

tabor'B  castra. 

tatarin^B  tatarus. 

tel^  vitulus. 

teneto  rete. 
675  tesarB  faber  tigna- 
rius. 

tesBn'B  angustus. 


tih'b  tranquillus. 

timeno  lutum. 

tis'B  taxus. 
680  tlaka  Proline. 

tlobstt  pinguis. 

tokt  fluxus. 

tonja  Tiefe. 

topl'B  calidus. 
685  topola  populus. 

toport  ascia. 

ton,  crates. 

trapB  fovea. 

trata  Yiehtrieb. 
690  trava  gramen. 

travbnikt  pratum. 

trebiti  exstirpare. 

tri  tria. 

tr'bg'b  forum. 
695  trülo  crates. 

trBMi  Spina. 

tr:BstB  arundo. 

tur:b  urus. 

turBni>  turris. 
700  tvridt  iirmus, 

tyn:B  murus. 

ttkalbCB  textor. 

tBma  tenebrae. 

ublB  pisoina. 
705  ubocB  Abhang. 

ujazdt  circuitus. 

uleglja    Hutweide. 

ulog-B  Brachfeld. 

uIb  alvearium. 
710  umol'b  dunkel. 

uport  Rasenplatz. 

ustije  ostium. 

uvalt  vallis. 

valpot:&  villicus. 
715  val'B  Valium. 

vap&no  calx. 

var^g:&  Yarangus. 

velikt  magnus. 

velBbEidü  camelus. 
720  veprB  aper. 

vesel'B  hilaris. 


vetrij  ventus. 

vevera  sciurus. 

veza  tentorium. 
725  vezT)  ulmus. 

vidBuii,  fundus  ec- 
clesiae. 

vinarB  vinitor. 

vino  vinum. 

viri)   vortex. 
730  visnja    cerasum    a- 
pronianum. 

vlah:b  vlachus. 

vlaka  Strecke  zwi- 
schen zwei  Flüs- 
sen. 

Ylskt  lupus. 

voda  aqua. 
735  vojevoda  dux. 

volja  Freigrund. 

vol'B  bos. 

vostije  fructus. 

vozbnik'B  auriga. 
740  vrabij  passer. 

vran'B  niger. 

vrata  porta. 

vrelo  fons. 

vres:B  erica. 
745  vruttk^B  fons. 

Yi'i>ba  Salix. 

vriiliTi  cacumen. 

vrijt'bpt  spelunca. 

vydra  lutra. 
750  vygiiB  Schmiede. 

vyrt  vdula. 

Yvsokt  altus. 

vystpa  insula. 

vyz'B  accipenser  hu- 
so. 

755  VBSB    vicUS. 

zas'on'B  sulcus. 
zagrada  saepimen- 

tum. 
zahodt  occasus. 
zajazdiB  fundus. 
760  zaj^cB  lepus. 


Die  sLAViäCHEN  Ortsnamen  aus  Appellativen,  ii. 


209 


zakopa  dunkel. 
zam:bk'ij  sera,    arx. 
zapada  dunkel. 
zarabB   Verhau. 
7G5  zarov:B  dunkel, 
zas^pi)  Aufschutt. 
zaton'B  insula. 
zavada  obstaculum. 


zavala  dunkel. 
770  zabrb  AVisent. 

zelen'B  viridis. 

zima  fi-igus. 

zlato  aurum. 

zmij  serpens. 
775  zverb  fera, 

zvizd-B   dunkel. 


zvbni —  dunkel, 
zaba  rana. 
zdär       gespaltenes 
Holz. 
780  zegiizulja  cuculus. 
zelezo  ferrum. 
2eravE>  grus. 
zid'bk'B  mollis. 


2iri>  paseuum. 
T85  zlebü  canalis. 

il'ht'h  flavus. 

2relo  fauces. 

2rtny  mola. 
7S9  ^upa  provincia. 


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Schematismus  dioecesis  Neosoliensis.  Neosolii  18G6. 

Schematismus     Segniensis     et    Modrussiensis    seu    Corbaviensis    dioecesium.     Zagra- 
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Schmaler,  J.  E.,  Die  slavischen  Ortsnamen    in    der   obern  Lausitz.  Bautzen   1867. 

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Släma,  F.  J.,  Pokus  vysvctlenf  ceskych  jinen  mistnych  slabikami  i  a  vice  se  ukon- 
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Safafik,  P.  J.,   Slovansk6  starozitnosti.  Y  Praze  1863. 

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Urkundenbuch  des  ehemaligen  Cistercienserstiftes  (loldenkron  in  Böhmen.  Bearbeitet 
von  M.   Pangerl.  "Wien  1872.  Fontes  rerum  austriacarum.  XXXYII. 

Urkundenbuch     des    Hochstiftes    Meissen.     Herausgegeben     von     E.     G.    Gersdorf. 
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Vasek,    A.,    Yyklad    slovanskj-ch    mistnich    jmen     v    Opavsku.     Opava   1872.    Schul- 
programm. 

Verzeichniss,   Alphabetisches,  sämmtlicher  Orte  im  Herzogthume  Kärnten.    Klageii- 
furt   18  CO. 

Verzeichniss,    Alphabetisches,  sämmtlicher  im   Markgrafthume    Mähren    befindlichen 
Ortschaften.   Brunn  1855. 

Verzeichniss,  Alphabetisches,  sämmtlicher  Orte  Kroatiens  und  Slavoniens.  Agram  1857. 

Vojevodstvo  Korosko.  Y  Ljubljani   1866. 

Vojevodstvo  Kranjsko.  Y.  Ljubljani  1866. 

Weigand,  F.  L.  K.,  Oberhessische  Ortsnamen.  Archiv  für  hessische  Geschichte  und 
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Zwahr,    J.    C.    F.,    Niederlausitzisch- wendisch -deutsches    Handwörterbuch.     Sprem- . 
berg  1847. 


ÜBER  DIE 

MÜNDARTEN  UND  DIE  WANDERUNGEN 


DER 


ZIGEUNER  EUROPAS.  lY. 

Märchen  und  Lieder  der  Zig-euner  der  Bukowina. 

Erster   Theil. 

Text   mit   latciuisclier   Iiitorlincarvei-sioii. 

VON 

D«    FRANZ  MIKLOSICH, 

WIKKL.  MITGLIEDE  DEli  KAIS.   IKlDIvMIE  DKK   WISSENSCHAFTEN. 


VORGELEGT  IX  DER  SITZUNG  AM  20.  MAI  1874. 


Dass  zur  gründlichen  Kenntniss  einer  Sprache  Vocabulare  nicht  hinreichen,  dass 
vielmehr  dieselbe  nur  durch  Texte  ermöglicht  wird,  ist  selbstverständlich.  Wenn  wir 
nun  von  jenen  Texten,  welche  in  der  Mundart  der  englischen  oder  spanischen  Zigeuner 
abgei'asst  in  den  Werken  von  G.  Borrow,  Ch.  Leland  und  A.  Jimenez  zu  finden  sind, 
absehen,  weil  sie,  für  die  Geschichte  der  Zigeuner  und  das  Lexikon  ihrer  Sprache  wichtig, 
für  die  Grammatik  nur  geringe  Ausbeute  gewähren,  so  beschränkt  sich  unser  Vorrath  an 
grammatisch  verwerthbaren  zigeunerischen  Texten  auf  Folgendes:  1.  A.  J.  I'uchmayer, 
Romäni  Cib,  das  ist :  Grammatik  und  Wörterbuch  der  Zigeuner-Sprache,  nebst  einigen 
Fabeln  in  derselben.  Prag  1821.  Die  Fabeln  sind  von  Puchmayer  selbst  übersetzt:  die 
Sprache  ist  die  der  böhmischen  Zigeuner,  die  mit  der  der  ungrischen  auffallend  über- 
einstimmt. 2.  A.  F.  Pott,  Die  Zigeuner  in  Europa  und  Asien.  IL  4ß4  —  521.  A^or- 
wiegend  Übersetzungen.  3.  O.  Böhtlingk,  Über  die  Sprache  der  Zigeuner  in  Russ- 
land. Bulletin  de  la  classe  historico-philologic[ue.  St.  Petersbourg  1853.  I.  261.  Es  sind 
einige  Lieder  in  der  Mundart  der  Moskauer  Zigeuner.  4.  ßornemisza  Jänos,  A'  czi- 
gäny  nyelv  elemei  in:  Uj  magyar  muzeum.  Pest  1853.  lY.  83.  Fünf  kurze  Lieder  mit 
etwas  übersetzter  Prosa  in  der  Mundart  der  ungrischen  Zigeuner.  5.  J.  A.  V'aillant, 
Grammaire,  dialogues  et  vocabulaire  de  la  langue  des  Bohömiens  ou  Cigains.  Paris  1868. 
Gespräche  in  der  Mundart  der  rumunischen  Zigeuner.  6.  F.  Müller,  Beiträge  zur 
Kenntniss  der  Romsprache.  I.  Sitzungsberichte  LXI.  149.  Märchen  und  Lieder  in  der 
Mundart  der  ungrischen  Zigeuner.  7.  A.  G.  Paspati,  Etudes  sur  les  Tchinghianes 
ou  Bohemiens  de  l'empire  (Jttoman.  Constantinople  1870.  Märchen  in  der  Sprache  der 
griechischen  Zigeuner.  8.  F.  .Müller,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Romsprache.  II. 
Sitzungsberichte  LXX.  85.  Der  Aufsatz  enthält  zwei  von  den  in  6.  bekannt  gemachten 
Märchen  in  die  Mundart  der  böhmischen  Zigeuner  übertragen. 

DenkschnfteD  der  pLil  -bist.  Cl.  XXIII.  Ijd.  35 


274  Franz  Miklosich, 

Von  diesen  Texten  sind  für  den  Sprachforscher  die  unter  6.  und  7.  angeführten  am 
werthvollsten,  weil  sie  umfangreichere  Originalerzählungen  enthalten. 

Durch  die  ausnehmende  Güte  und  aufoj)fernde  Bemühung  meines  ehemaligen  Zu- 
hörers, gegenAvärtig  k.  k.  Professors  an  der  Oberrealschule  in  Czernowitz,  des  Herrn 
Leo  Kirilowicz,  bin  ich  in  den  Stand  gesetzt,  die  oben  verzeichneten  Texte  um  ein  An- 
sehnliches zu  vermehren.  Was  ich  den  Sprachforschern  und  Ethnographen  biete,  sind 
Märchen  und  Lieder  der  in  der  Bukowina  lebenden  Zigeuner:  der  AVerth  dieser  Texte 
beruht  auf  der  Stellung,  welche  die  Mundart  der  rumunischen  Zigeuner  unter  den  Mund- 
cWten  dieses  Volkes  einnimmt-,  auf  der  Originalität,  da  diese  Märchen  und  Lieder  nicht 
etwa  von  Nicht-Zigeunern  in  das  Zigeunerische  übertragen  sind ;  und  in  nicht  geringerem 
Grade  auf  der  Treue,  mit  der  mein  verehrter  Freund  sie  aufgezeichnet,  und  auf  der  Ge- 
nauigkeit, mit  der  er  sie  erklärt  hat,  indem  er  dem  Texte  eine  deutsche  Interlinear- 
Version  hinzufügte  und  nicht  müde  ward,  mir  seine  Bemerkungen  über  den  nicht  immer 
klaren  Sinn  der  Erzählungen  und  Lieder,  über  den  Ursprung  einzelner  "Wörter  und  die 
Aussprache  der  Laute  mitzutheilen. 

Was  den  Inhalt  betrifft,  so  sind  in  den  Märchen  Elemente  nachweisbar,  die  wir 
in  rumunischen  und  magyarischen  Märchen  wiederfinden ;  auf  die  Lieder  hat  die  Volks- 
poesie der  Rumunen  und  Kleinrussen  einen  unverkennbaren  Einlluss  geübt. 

Die  Lieder  werden  ohne  Instrumentalbegleitung  gesungen.  Die  Verse  sind  reimlos. 
Jeder  Vers  hat  regelmässig  zwei  Hebungen.  In  der  Hebung  kann  nur  eine  betonte 
Silbe  stehen,  der  Ton  mag  der  Wort-  oder,  bei  einsilbigen  Wörtern,  Satzton  sein.  Die 
betonte  Silbe  in  der  Hebung  bezeichne  ich  mit  einem  doppelten  Acut. 

0  Tüdor   Tudorel, 
nach  les,  so  ksrU, 
häj  de  ternoj'ö 
ras  raje. 

Haj  de  sukär  kaj  sds, 

01  türci  hiro  bharö  vazde  lesks. 
Bitindäsj  so  säch  les, 

haj  le  biröstar  na  potindäs  pe. 
Die  Senkung  kann  fehlen : 

Häj  döü  le. 
Aj  morä  raje  nä  dorn. 
Es  kömmt  dies  ziemlich  selten  vor. 

Die  Sprache  dieser  Texte  ist  die  der  rumunischen  Zigeuner,  welclie  die  zweite  der 
dreizehn  Gruppen  bilden,  in  die  sämmtliche  Zigeuner  Europa's  zerfallen.  Der  Mundart 
der  ungrischen  Zigeuner  am  nächsten  stehend,  unterscheidet  sich  die  Sprache  unserer 
Texte  von  der  der  ungrischen  Zigeuner,  abgesehen  von  den  aufgenommenen  Fremd- 
wörtern, vor  allem  durch  den  sogenannten  unbestimmten  Vocal,  den  Lepsius  durch  e  be- 
zeichnet, und  der  in  einer  grossen  Anzahl  von  Spi-achen,  namentlich  in  der  rumunischen, 
eine  Rolle  spielt.  Ich  bezeichne  ihn  durch  das  altslovenische  s.  Da  dieser  Laut  in  den 
arischen  Sprachen  des  heutigen  Indiens  dem   altindischen  a  gegenübersteht,')    so  könnte 

'1  Whatever  degradation  froni  its  jiui-c  opeii  qnality  tlie  a  had  suffered  miist  liave  been,  it  seems  to  lue,  in  tlie  directioii 
of  tlie  neutral  vowel  (English  ,sliort  ?<'  in  hut,  son,  blood),  wliicli  has  so  generally  taken  its  place  in  the  modern  pronuneiatiou  of 
ludia,  ratlier  tliaii  toward  an  e  or  o,  as  suggested  by  Weber.  W.  D.  Wbitiiey  im  Journal  of  tlie  American  Oriental  Society.  VII.  Seite  362. 


UlitR  DIE  MtinDARTKN  UND  DIE  WANDERUNGEN  DER  ZiGEUNER   EuROPA'S.  IV.  27.5 

man  versucht  sein  anzunelimen,  die  Zigeuner  hätten  diesen  Laut  aus  ihrer  indischen 
Heimat  mitgebracht:  da  jedoch  dieser  unbestimmte,  neutrale  Vocal  allen  anderen  Zi- 
geunermundarten fehlt,  so  muss  er  aus  dem  Rumunischen  aufgenommen  sein.  Die  Ver- 
bindungen ts  (e)  und  d2  verlieren  meist  iliren  Anlaut :  saü  ungr.  cavo  filius.  zaü  ungr.  dzav 
eo.  Vei'gl.  rum.  dial.  se  für  ce;  zune  für  d^une.  Revue  de  linguistique  V.  Seite  242.  243. 
Ein  fernerer  Unterschied  besteht  in  dem  Gebrauch  des  den  anderen  Mundarten  fremden 
Artikels  le,  la:  o  raMorö  le  'mparatösko  der  Sohn  des  Kaisers;  la  rakTäsa  mit  dem  Mäd- 
chen; im  plur.  nom.  lautet  der  Artikel  ol:  ol  raklt,  bei  den  ungrischen  Zigeunern  o: 
II  rakle  die  Jungen.  Endlich  hat  das  rumunische  Zigeunerisch  die  Betonung  der  Endsilbe 
in  den  einheimischen  Wörtern  meist  bewalirt,  während  die  Mundart  der  ungrischen  Zi- 
geuner in  der  Accentuation  vom  Magyarischen  beeinflusst  wird:  vwtü..  parno.  wxxgr.  parwi. 
Was  die  Lehre  von  den  Lauten  anlangt,  so  biete  ich  hier  eine  Übersicht  derselben 
und   einige  Bemerkungen  über  einzelne  von  ihnen. 


Übersicht  der  Laute. 


C<m'<onanten 

Vocale 

Momentane 

Laute 

Dauerlaute 

Nie 

lit  aspirirt 

Spi 

ranten 

Nasal 

1                r-,  I-Laute 

tonlos      tönend 

tonlos 

tönend 

tönend 

tönend 

gutt. 

/■             ,, 

ch 

a 

0 

pal. 

./ 

i 

e           1 

ling. 

s 

i 

r         l 

dent. 

t              d 

s 

1 
z       j            n 

lab. 

p             h 

V 

m 

u 

ö          h 

■b  lautet  wie  etwa  u  oder  o  im  engl,  but,  son.  i  und  ü  stellen  die  verklingenden 
i  und  u  im  Auslaute   rum.   Wörter  dar:  7,mpardci  plur.  jmrkärl.  manusi;  addmü.    kroitoresü. 

Ausserdem  besitzt  die  Sprache  der  Zigeuner  in  der  Bukowina  den  Hauch  h,  jedoch 
meist  nur  in  entlehnten  Wörtern:  dhie  hram  scripserunt :  Itram.  unmittelbar  aus  dem 
Kleiurussischen  entlehnt,   ist  griech.  Ypd|J.[ia. 

Die  übrigen  Laute  der  Sprache,  die  in  der  obigen  Tabelle  niclit  aufgeführt  er- 
scheinen, sind  zusammengesetzt.  Hieher  gehören  1.  c  und  c  d.  i.  ts  und  ts.  2.  Die  erweichten 
Consonanten :  k',  g';  t,  d;  i'i;  r,  I.  Sie  entstehen  durch  Verschmelzung  von  k,  g;  t.  d: 
n  ;  r,  1  mit  j :  k'iradö  coctus  vorausgesetzt  in  Üradö  aus  kiradö.  g'(ü  triticum  vorausgesetzt 
in  d'iu  aus  giv.  sutds  dormivit.  das  dedit.  kajiu  gallina.  f'et  nox.  Toü  sumsit.  Man  beachte 
('/  katdn  neben  ol  katdni  milites.  Dass  haf-  lapis  dem  bar  saepes  gegenübersteht,  be- 
fremdet, da  man  weiches  r  elier  bei  bar  saepes,  das  bei  Paspati  bdri  lautet  und  fem.  ist, 
als  bei  bar  lapis  masc,  woher  das  demin.  barorö,  vermuthen  möchte.  3.  Die  aspirirten 
Consonanten :  M,  th.  ph  und  bh  :  jakh  oculus.  thovö  pono.  pherrUl  impleo  und  bharn  magnus, 
das  einzige  Wort  mit  aspirirtem  b  in  der  Sprache  der  Zigeuner  der  Bukowina,  sonst 
findet  man  phabhi  poma  bei  den  ungr.  Zigeunern  Bornemisza  il.'5.  Die  aspirirten  Con- 
sonanten entstehen  durch  Verbindung  von  k,  t,  p,  b  mit  d(Mn  Ilamli  li  :  nur  in  pcläkn 
huinerus  wird  nach  p  die  Spirans  ch  vernommen.  Der  liaiidi  li  sclieint  der  Spii-uns  ch 
sich    zu    nähern :    phuv    aus    aind.    bhüvii  terra    möchte   sicli    am    ungezwungensten   durcli 

.S.5* 


276  Franz  Miklosich, 

die  Annahme  erklären  lassen,  der  zur  Spirans  ch  gewordene  Hauch  h  habe  die  Ver- 
wandlung des  b  in  p  bewirkt;  in  einigen  Mundarten  tritt  entschieden  die  Spirans  ein. 
Puchmayer  und  Andere  schreiben  ch,  nicht  h :  pduov,  kchas^  tchan.  pch  geht  manchmal  in 
p§  über,  oder  vielmehr  es  ist  kaum  zu  entscheiden,  ob  ch  oder  s  gesprochen  wird: 
pchiko  und  pslku  humerus.  ptsidel  statt  psirel  ambulat  neben  p)chjcr  ambula.  Auch  erweichtes 
t  kann  aspirirt  werden:  kafhi  hie  neben  kathi.  Vergl.  mathin  musca  bei  Puchmayer  44. 
thil  Schmalz  41).  athöra  oculi  demin.  bei  Bornemisza  88.  122.  Letzteres  sonst  wohl 
jakhora. 

Bemerkungen  über  einzelne  Laute. 

I.  Mit  dem  k  verbindet  sich  vor  e  oder  i  ein  parasitisches  j :  kj,  k',  welches  in  tj 
übergeht,  das  wie  erweichtes  t,  t  gesprochen  wird;  t  kann  sich  zu  c  vergröbern.  Mit 
dem  t  verbindet  sich  vor  e  oder  i  gleichfalls  j,  daher  tj,  t,  g.  Wie  k  in  k',  t,  so  kann 
auch  g  in  g',  d  verwandelt  werden.  Und  so  wie  t  in  t,  so  kann  d  in  d  übergehen.  In 
vielen  Fällen  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen,  ob  k'  oder  f  gesprochen  wird. 
I.  a.  keravdva  coquere.  tiradd  coctus.  tiradi,  tiragi,  richtig  tirag'i,  coxerunt.  tiröl  coquitur 
aus  firjöl,  tirdöl^  tiradöl.  —  kermö  vermis.  terme,  richtig  terme  plur.,  das  fast  wie  cerme 
lautet.  —  küu  paxillus.  tüu,  richtig  tüu.  Es  ist  nicht  das  klruss.  kol.  —  kinäva  emere.  tinds  emi- 
mus,  richtig  tinds.  cindnn  emit  praet.  aus  tindöü.  —  kh-u  dominus.  A:^ra  domiua.  tiru.  tira. 
ngriech.  x'Jp.  %'Jp7..  firdte  dominae.  —  kisi  crumena.  kiss,  richtig  k'ish,  tisz,  richtig  tisö.  — 
dikdva  videre.  dik'61,  ditol,  fast  wie  dicöl,  es  ist  sichtbar,  aus  dikTöl.,  bei  Paspati  208.  di- 
kiol.  —  pekdva  coquere.  pek'iTds  wie  peciTds  coctum  est,  aus  pekTiTds.  Man  erwartet  p)ßkHTas.  — 
sikdva  docere.  sikiTds,  richtig  siKilds,  sitilds  didicit  aus  sikliTds,  bei  Paspati  sikliTas.  — 
I.  b.  Idte  ei  f.  Ute.  —  teju  tilia  wie  k'eju.  —  zoudte  ex  hordeo  wie  zoudk'e.  —  rat  nox: 
rati  wie  rak'i.  —  rdtiovel  nox  ingruit.  part.  rdtilo  und  rakilo  Paspati.  ratilöü,  richtig  ra- 
tlTöü.,  rakiTöü,  wohl  rakHTöu.  —  sovdva  dormire.  sidds,  sucds,  vielleicht  sucjds,  sucön  dor- 
mivit.  —  civava  trahere,  iacere:  damit  hängt  wohl  zusammen  sutds.,  sucjds  ingessit.  — 
tidvic.a  calvaria,  eigentlich  Cucurbita,  ist  klruss.  tykvyca.  —  II.  a.  giv  triticum:  diu 
wie  giü.1  richtig  g'iu.  —  II.  b.  ddva  dare :  das  dedit  aus  dids.i  dinds.  —  daj  mater, 
daraus  dej,  dij.,  di,  das  fast  wie  gi  d.  i.  g'i  gesprochen  wird.  —  pandavdva^  bandaväva 
includere,  wofür  man  p)handavdva  erwartet.  p)'^''^dad6ü,  pandag'öü.  —  väzdava.,  Idzdava 
tollere,  vazden.,  wohl  vazden.,  und  vdzgen  für  vdzgen.  —  Der  hier  bezeichnete  Laut- 
wandel ist  rumunischen  Ursprungs :  I.  a.  kedru  cedrus :  tedru.  kee  clavis :  tee.  kiot  de 
ves-Blie  das  Jubeln :  tiot.  okju  oculus.  otu.  b.  temü  timeo :  temu.  timpti  tempus : 
fimpu.  verde  viridis:  vjerde.  Auch  im  Slavischen  ergibt  die  Erweichung  des  k  und  g 
dasselbe  Resultat  wie  die  des  t  und  d :  man  vergleiche  serb.  ceramida  aus  v.c.rja\i.ic  und  ma- 
djistrat,  von  andern  magjistrat  geschrieben  (dj,  gj  für  cyr.  Ij),  mit  pozlacen  aus  pozlatjen 
und  kadjen  (kagjen)  aus  kad-jen :  cyr.  ka^en. 

IL  Für  e  und  o  tritt  manchmal  i  und  u  ein  :  leste  und  lesti  ei  m.  p>endds  und  p)indds  dixit. 
nmparaioste  und  mnparatösti  imperatori.  arakle  und  arakli  invenerunt.  balenca  und  halinca 
capillis  plur.  instr.  chahe  und  chahi  cibus.  love  und  lovi  pecunia.  O  und  u  scheinen  nur 
in   tonlosen   Silben  zu  wechseln :   chomer  und  chumer  Teig,  sordoü  und  surdöü  effudit. 

IIL  O  anderer  Mundarten  geht  in  uo  über:  cüon  luna.  luon  sal  für  con,  /o«  Paspati. 
Ebenso  vurdonüöro  demin.  von  vitrdnn,  vordön  Wagen.  Auslautendes  o  geht,  wenn  es  betont 
ist,  in  ou  über:  geTöü  ivit,  gel6  Paspati. 


Über  die  Mondarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's.  iv.  277 

IV.  Die  Verbiiuking  (Ja  findet  sieb  meist  in  rum.  AVürtern.  kuä  ist  aus  kaj  o  hei-vor- 
gegangen :  km  bövs  in  einem  Jahre  d.  i.  kaj  o  bsrs.  doch  auch  k'  o  raj  zu  dem  HeiTn 
d.  i.   kaj  0  raj.   Die  Verbindung  ea  kann  wt)hl   entbelirt  werden. 

V.  Wenn  u  den  zweiten  Theil  eines  Diphthongs  bildet,  wird  es  mit  dem  Kürzezeichen 
versehen :  zaü  eo.  deüla  neben  doda  Gott  sing.  voc.  viziteüösk?,  auriga  sing.  dat.  amaröü 
noster  neben  amarö.  Dagegen:  hcddurd  draco  viersilbig,  vizifeu  auriga.  phvdf  vidua.  Sau 
hordeum.  zmm  draco. 

\I.  Aj  u.  s.  w.  ist  ein-,  ai  u,  s.  w.  zweisilbig:  uaj  digitus.  muj  os.  Dagegen  nais  gra- 
tias.  pögfji  pagani. 

Dem  Texte  ist  eine  lateinische  Interlinearversion  beigefügt-,  auf  jedes  Stück  folgen 
Noten  exegetischen  und  kritischen  Inhalts. 

Der  zweite  Theil  wird  ein  Glossar  enthalten. 


A.  MÄRCHEN. 


1.  Es  kömmt  doch  an  den  Tag. 

Sas    ek    manüs^    aj  sach  les  adersrö  raklurö,   söde    and    o     musunöj     tlre.     haj  yde    trin 

Erat  quidam    homo,        et       erant      ei  tot  lil)eri,         quot         in  formicarura  cuniculo  formicae.     et      iverunt     tres 

raklc,    the   secerin    diu.     thaj   avU'äs    o  raklo    Ig  smparatösko.    haj  pendds   e  rakli  bhari:    the 

imellae,       ut     demeterent  triticum.      et  venit  filius  imperatoris.  et  dixit  filia      natu  maxima :    si 

lela    Via    u    raklö    le  smparatösko,    ekhd   kakldsa    thaü   se    liste    uaste    vuraüo.     aj  pendds    e 

ducet     me  filius  imiieratoris,  uno  fuso  filioruni  totuni    eius  exercituni     vestiam.  et  dixit 

mizlocio:    ekhd  manrhsa  hrnidsaro    leste    aaste,     haj  j^eudds    e    czgni :    the    lela   ma    v)a)i,    körö 

media:  uno  pane  nutriam  eius    exercitum.      et  dixit  natu  minima:   si       dncet  nie,  pariam 

b  leskd    d)ij    sfec    logoßc    le    halesa    somnakunö^    th'  ol  dand    mörgnritdf.    asnndds  o  lokaji.     ,öm- 

ei         duos  sanctos  logothetas  cum      coma  aurea,  et  dentes  lerunt  ut)  niargaritae.         .audivit  »ervus.  ,im- 

pardfe,   pendds    e   rakli   hhari^    the  lYi  la  la^    ekhd    kakldsa   thafi   vuravila    fi   uaste;    pendds 

])erator,  dixit  puella    natu  maxima,  si  duces    eam,  uno  fuso  filorum        vestiet       tuum  exercitum ;      dixit 

e  mizlocio,    the  Td  la  la.^  ekhd  vianrhsa    hrmiila   ti    uaste;    pendds   e    czgnf^  the  Id  la  la,  kirla 

media,  si     duces    eam,        uno  pane  nutriet     tuum  exercitum;     dixit       natu  minima,     si    duces  eam,  pariet 

tdko    duj  sfec   logofec    le    halesa   somnakunö'.    vo  das  cingdf:    jiolde   tu  pdlpalf,    le    la    rakle 

tibi       duos  sanctos  lofjotlietas  cum       conia  aurca'.  ille       exclamavit:  ,verte       tc  retro,       sume  puellam 

la    cagne,    sie    la    and    e  bjvcka'.    angardds  la  khr,rL    besTds    Idsa    ek  pas    bövs,    h'  akharde  les 

natu  minimam,  pone  eam      in  curru'.  adduxit        eam  domum.     habitavit  cum  ea    dimidium     anni,      et       vocarunt      eum 

10  kaj   uaste,    the   rnarU  pe.     besTöü    ek  bhrs   kaa   maripi.    leste    mnparatasa   kr,rdds    duj   raklorL 

ad    exercitum,     ut  pugnaret.  mansit         annum  in  bello.  eius  im))eratrix  peperit       duos  filios. 

e  slüznika  Toü  le,    haj  sutöü  le  and  e  kotecu  le    balingo,    haj   sutds    doü    zuklorm   j^dsa    Idte. 

scrva      sumsiteos,     et       proiecit  eos      in         stabulum  poroorum,        et       posuit      duas    cauiculas  prope  eam  (matrem). 

avile    ratdkT,    ol  hall,    haj    cingardöü    e    mdtka    le    balmdc:     .hni'i.    kafc    ol  raklor     amars     sts- 

venerunt  vcsperi  porci,  et  clamavit  maxima  suum :  .lieus,       hie  filii  nostri  do- 

psnösko;   nndätr,    the    den    le    cuci,    tJie  jien   cncf,   haj  the  tatai'tn  le!".    gsli  ol  bali  and  e  mal. 

nüui;  illico  date  eis  niammam,  ut  sugant  mammam,   et  calefacitc       eos'.    iverunt      poroi  in        campnm 


278  Franz  Miklosich. 

aviJds  e  sliilnika,  dikTds,  ^•'  ol  raklori   sukdr,    na    midi,    sudoü    le  and   o  grdzdo  le  grastengo. 

venit  serva,  vidit,         qnod         pxieri      bene  (sunt),  non     mortui,     proiecit     eos      in  stabnhim  eqiioruni, 

15  avile    ol    cjrast  rafdko,    haj   doü    cingdri    mnfka    Je  grastmde:    Jioü^  kate  ol  raklor    amarä  stn- 

venerunt  eqni        vesperi,         et  exclaniavit  maximus  equornm:  ,heus,       hie  filii  nostri  do- 

imiüsko;   znddts    den  le,  the   pen    cuci'.     tehdra   gsl'öü   grast    and   o   mal.     e   sMznika    T<M   le, 

mini;  illico  date    eis,     ut    sugant  maramam'.       niane        iverunt       equi  in         canipum.  seiTa         sumsit  eos, 

kaj  prachosardöü   le  and   o  gun6j.      haj    bharile    duj   hraz    somnakuni.      aviJds    o    mipardtu 

et  sepelivit  eos      in  fimo.  et        creverunt      duae    abietes  aiireae.  venit  imperator 

katd  j   batalijs.    >:oj   (e  sluznika)    snklistöü   andd    liste,     .^r.mpardte,    knrdds   tu  7>mpdr5tdsa  diij 

a  belle.  illa  (serva)  ivit  obviara        ei.  , imperator,         peperit      tibi       imperatrix        dnas 

zukTon''.    smpardtu  prachosardds    la    (mnparatdsa)    pal   o  iiddr  £  and  e  kuMik.,  haj  sutoft  le 

oaniculas'.  imperator  sepelivit  eam        (imperatricem)  post         ianiiam  «sque  ad  eingiilum,      et       appnsuit 

20  zuklorm,    haj  penas   la.     vo    las    la    sluznika.      kode    sMzniks    pendds    le    sniparatosko:     .^sin 

canicnlas,  et      sngebant  eam.       ille    duxit  servam.  haec  serva  dixit  imperatori:  .caede 

kodnl    hraz,    haj  ksr   mdnga  lodtu'.    ,me    na   sindü.    ek    mmidf-dca   sukdr!'      /he    na    sine,    ine 

haa       abietes,       et         fac         mihi         lectam'.       ,ego     non     caedam,  pulchritvido        eximia!'  ,si         non    caedes,      ego 

merdü''.    ampardtu  thudds   manuSSn,     thaj   sindoü   le,    haj   fid6u   sekom   j^f^l^ord,    haj  phahard6ü 

moriar'.  imperator     constituit       homines,  et  eeeidit       eas,       et      collegit      omnes        assulas,         et  combnssit 

le  pe  jag.     kördds    ek  lodtu  dnda  ditj  sktnduri.    haj  sovelas  le  ümparatdsa  and   e  pdtu.     haj 

eas    in      igne.  feeit  lectum  e       duobus     asseribus.         et       dormiebat         cnm  iraperatrice      in  leeto.  et 

pendds  o  rakloro  o  maj  bharö:    .prdla,  pharu  j    tuko.,   prdlaf'    ,na  j    mdnga  pharö,    kd  pre 

dixit  filius  maior:  .frater,  grave     est      tibi,         frater?'         ,non  est        milii  grave,     nam  super 

25  mdnde   sovel   morö    d.ad'-.     ,aj   tuko  pharö,  prdla'f'     ,mdngn  j   pharö,   kr,  sovel  e  mdstehd  pre 

me  dormit      meus       pater.'         ,et         tibi         grave,        frater?'  ,mihi      est      grave,      nam  dormit  noverea      super 

mdnde\    voj    asundds,    haj    nstdds    de    tehdra.     ,ömpardte,    the    sines    kodö  pdtu,    the    thoch   les 

me'.  illa  audivit,  et         surrexit  mane.  ,imperator,  seca         iHinc      lectum,  pone      eum 

pe  jag,  the  phaböl'.    ,me  na  pihahö  les'.  ,musaj,  the  thoch  les  pe  jag,  kr,  me  vierdü'.  poruncisardds 

in    io'ne,     ut  comburatur'.     ,ego    neu  comburam  eum'.  ,necesse  est,  ut       pona.s    eimi    in  igne,  nam  ego     moriar'.  mandavit 

0    ömjjardtu,    the    thol   les  pe  jag.    voj  poruncisardds,    th'    astupm    e  kdhla,    the    nd    'nkle    ol 

imperator,  ut  ponerent  eum     in       igne.        illa  mandavit,  ut      obturarent        tumarium,      ut       non    exirent 

sköntej    avri.    A'    ankliste    duj   skzntt'ji.    haj   sute   pe  p>e    duj  bakrisi.     ol   bakrisi  asile  somna- 

scintillae      foras.       et        exierunt       duae      scintillae,        et       eeciderunt      in      duas       oviculas.  ovii'ulae     faetae  sunt     au- 

30  kuni.    voj    diklöü,   haj  poruncisardott  k'  ol   hargdci,     the  sinel  le  bakrissn.     das  ol  pord  k'  ol 

reae.  illa         vidit,  et  mandavit  servis,  ut  maetarent       oviculas.  dedit      intestina 

hargdti,    the    chalaven    le,  haj   doü    le    ku    numsr.    von    chalavinas  p'  o  pai.     duj  pord  näsle 

servis,  ut  lavarent        ea,      et       dedit     ea        numerata.  illi  lavabant  in  aqua,     duo  intestina  evaserunt 

p'  0  pai.     von    sinde    duj  pord  p     ek  pjas,    haj    thode    le    la    numnr,    thaj  avile    khöri.     dnda 

in  aqua.         illi    secuerunt  duo    intestina  in         dimidium,     et    addiderunt  ea     ad    numerum,        et     venerunt  donium.  ex 

kodöl    duj  pord,    kaj  güe  p    o  pai,    ksrdile  duj  holübuf,   haj  dine  pte  p    o  Uro,    haj   kirdile 

bis     duobus  intestinis,  (|uae  iverunt  in  aqua,  faetae  sunt  duae     columbae,       et  eircumgerunt  se   in         caput,         et     faetae  sunt 

raklorß,    haj    gde    kaj   ckhd    raji.     kode    raji   sas  phinli,    haj    prijmisardds     le    raklorin.     h' 

pneri,  et     iverunt     ad  quamdam  dominam.    haec    domina    erat        vidua,  et  excepit  jiueros.  et 

3.5  ankardds    le  jeftd    b7.rs.     aj   len   sas    lengs    strdjuri.     aj   smpardtu  das  bifelu  and  o  fem,  the 

educavit       eos    Septem    annos.         et     illis      eraut     suae         vestes.  et        imperator        dedit     iussuni        in  terra,      ut 

thidem    pe    leste    koa    bdlu.     tide  pe    se  j  Bukovina,     chale    thaj  pili.  pendds  lengd   smpardtu: 

congregarent  se  ad  eum   ad  saltationem.  congregavit  se   tota        Bucovina,  ederunt       et  biberuut.       dixit  eis  imperator : 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  dek  Zigeuner  Ecropa's.  iv.  27!) 

^gaan,    so    me   pscssardom^ .     kön/k    na    r/sci.iaixlöil.     haj    (jüle    vi    kodol    duj    rakloro,    Itaj  hnUn 

,coniicite,  quid   ego  passus  sim'.  ikmiiu  asseciitus  est.         et     iveniiit  etiaiu      lii  diiu  )iupn.  et       sedent 

kaj  jji'trta.    ömpardtu    dikTäs    le.    ,akhar6it    i-i   kodol   duj  7'aklorm'.   akharde  le  kua   smparötn. 

ad        iiortain.         Imperator  vidit         eos.         ,vocate      etiani      hos        duos         piieros'.  vocarunt      eos     ad         iniperatoreni. 

soste    avirdn,    raklordleY'       ^avUdm,    üvipardte,    kaj    (jdcitoar&.      ,nu,    gscm'.    .sas    ck    mauds, 

,cur  veuistis,  pueri?'  ,veniiiius,  imperator,         ad       coniicieudiim'.       ,agite,    conücite'.     ,erat  iiiiulani       liuino, 

4ü  haj   sach    les  raklors,    söde  tire  and  o  musunöj.    haj  gde    trin  rakU.^  the  secerin  diu.  Ii   aviMs 

et  orant      ei  liberi,         quot  foriuicae  in  fonmi-armn  cunieulo.  et     iverunt    tres     puellae,    nt  demeterenttriticuiii.  et      veiiit 

0   rakfö   le    smparatösko.     haj  pendds   e  rakli   bhari:    the    lila  ma  man  kadö  raklo.^  me  leiste 

tilins  impcratoris.  et  dixit  filia  natu  niaxima:    si       ducet  me  hie         inveiiis,    ego      eins 

oaste    ekhd  kakfd.sa  thaü  vurjavo  la.   pendds  e  mizlocio:    tlie  lela  ma  man^  ekhs  manrfjsa  hvö- 

exercitnni  unu  fuso  filorum      vestiam.  dixit  media:  si      ducet  me,  nun  pane  nu- 

nisarö   leste  oaste.    pendds    e  cogni:   the  lela   ma  man    kadö  raklö  le  'mparatösko^    korö    lesko 

triam  eins   exercitum.       dixit       natu  minima:     si      ducet  nie  hie         filius  imperatoris,         pariam        ei 

duj    sfec     loyofec    le    halenca    somnakunö,    tli     ol     dand     mzrgnritdri.      pendds    o    Tökaji    le 

duos    sanctos    logotlietas  cum        coma  aurea,  et     dentes  (eruut  ut)       margaritae.  dixit  servus 

45  'mparatöskd:  .smjJai'dte.,  pendds  e  raklf    hhari.    ks    the    Jd  la  la,    ekhd    kakldsa   thaü  vuravela 

imperatori :  .imperator,  dixit  puella  natu  maxima,  quod    si     duces   cam,  uuo  tuso  filorum       vestiet 

ti    oaste;     haj  pendds    e  mizlocto:    the  Id  la   la,    ekhd    manrisa    hrünfla    ti    oaste;     aj    pendds 

tuum  exercitum;  et  dixit  media:  si  duces    eam,  uno  pane  nutriet  tuum  exercitum;      et  dixit 

e  csgni:    the  Jd  la  la,  kirla  tlXkr,  duj  sfec    logofec  le  baluira  somnakmu,   h'    ol     dand    mnrgö- 

natu  minima:  si    duces    eam,       ]iariet       tibi     duos  sanctos  logothetas  cum       coma  aurea,  et  dentes  (erunt  uti     marga- 

ritdn.    snsSrste^    inörgnritdf !    dvipardtu   bcsTds   Idsa    ek  pjos    büvs,    haj  gdJ'äs    kaj    liatalija,    haj 

ritae.  exi,  margarita!  imperator      habitavit       cum      ea  dimidium  auni,       et  ivit  iu  beUum,  et 

besTds    ek   börs.  ^mi^araMsa    ksrdds    doü    raklorin.    e  sluznika    Toü  /e,   sutöü  le  and  e  kotecu  le 

mansit     unura  auuum.       imperatrix  peperit        duos  filios.  serva        aumsit  eos,  proiecit  eos      in  stabulum 

50  balhigo,    haj    sutoil   Idks   doü   iukTorin.      nthdr    arile    7  balf  raff.,    haj    cingardöü    e    mdtka    le 

porcoruni,  et      ajiposuit       ei         duas       canioulas.  inde     venerunt     porci        noctu,       et  clamavit  maxima 

balfnde:    hoü.,   kat   ol    raklor     amai't,    stöpönoskd.^   mdsaj^  the  den    le  cuc(.    tehdra    göT   ol  bali» 

suum :  heus,       hie  filii  uostri  domini,        necesse  est,    ut     detis     eis  mammam.  mane       irerunt        porci 

and    e    mal.      e   sliiznika    aviTöü,    diMoü.    kn  j  sukdr,    sntön    le    and   o  grdido   le   grastengo. 

in         campum.  serva  venit,  vidit,     (|Uod  sunt      bene,       proiecit     eos      in  stabuhtm  eqnorum. 

avile    ol  grast  rate,     doü   cingdri    mdtka    le  grastinde:    hon,    kn    kafi    ol  raklor    amart  stsps- 

venerunt        eqni  noctu.  clamavit       maximus  equornm:  heus,  bic  filii  nostri  -     do- 

ndskd,    musaj,    the    den    le    cuci.    tehdra    gel   ol   grast    and    o    mal.    roj  avifüu,  haj  diklon.    ks 

mini,       necesse  est,    ut       detis     eis  mammam.      nu\ne    iverunt       equi  iu        campum.       illa         venit,         et  vidit,      quod 

55;   sukdr,  lirachosardoü  le  and  o  gundj  le  grastengo,    haj  b(Ji)arüe  duj  braz  somnakuni.  avlTöü 

sunt  bene,  sepelivit  eos      in  fimo  equino,  et         creverunt      duae    abietes        aureae.  venit 

0    üinparütu   kat    e  oaste.    e  sluznika  ~,nklis{6ü  angldl  leste.    ömpardte.    knrdäs   zmparafdsa    duj 

Imperator  ab         exercitu.  serva  ivit  obviam         ei.  imperator,         peperit  imperatrix  duas 

zuklorm.    dmpardtu   prachosardds    la  p)ald    nddr,    haj  thoddch  le  zuklortn.  the  pen.    mipardtti 

cauiculas.  imperator  sepelivit  eam     post      ianuam,       et         apposuit  caniculas,  ut  sugeront.       imperator 

Taeh    la    shiznikd.     nhiparafdsa  pendds:  .sin    ol    brdzö,    haj   kör  ek  patn\   /iie  na  sindü,     kö    j 

duxit  servam.  imperatrix  dixit :        ,caede        abietes,  et        fac  uiuun  lectum.'     ,ego    non    caedam,   nam  sunt 

Sukdf'.    .the  na    sine,  me  merdW.    rnaparätu  j^oruncisardöü.    haj  sinde  le,  haj  fidöü  sekont  ^.»a- 

pulclirae'.       ,si     non    caedes,    ego      nioriar'.  imperator  mandavit,  et    cecidenuit  eas,    et      collegit     onines       as- 


280 


Feanz  Miklosich. 


60  Tora,    haj   sudöü   le  pe  Jag,    haj   kdrdds    ek  i^dtu,    haj   sovelas  mipardtu  and  o  pdtu  k'  ol  la 

sulas,         et       proiecit    eas     in    ignem,      et  fecit     unum    lectum,       et      dormiebat       Imperator         iu  lecto 

slnznikdsa.    haj  pendds  o  pral  o  maj  bharö :    ,pharu  j  ttiko,  prdlaV    ,mdnga  na  j  j^harö,    kö 

cum  serva.  et  dixit  frater  natu  maior:  grave     est     tibi,         frater?'  ,mihi         uon  est     grave,      nam 

sovil  morö    dad    o    ceco    pre    mdnde;     aj  tuko  j  pharu,  prdlal'    ,mdnga  j  pharo,  kn  sovel  e 

dormit     uieus        pater  rerus         super  me;  et       tibi    est      grave         frater?'  ,mihi      est      grave,      nam  dormit 

mdsteha  pre  mdnde'.    voj  asundoü,    vstiTöü  de    tehdra.    ,5mjxi7'dte,  the  sines  kado  pdtu,  the  thos 

noverca     super         me'.  illa         audivit,  surrexit  maue.  ,imperator,  caede      hunc     lectum,         pone 

pe  jag\  ,me  na  sind,  ks  j    mmdru!-.    ,the  na  Sine,  merdü'-.  mipardtu  poruncisardöü,  haj  sindöü 

in      igne'.     ,ego  non   caedam,  nam  est       pulclier'.         ,si      non    caedes,     moriar'.         imperator  mandavit,  et  secuit 

65  pdtio,    haj   thode  pe  jag.     haj  pendäs,    the  panddn    e  kdhla,    haj   chukle   daj  skmteji  pe  duj 

lectum,        et    posuerunt  in       igne.         et  dixit,  ut      obturarent      fumarium.         et    exsüuerunt  duae      scintillae      in      duas 

hakrisi,    tK    asile   somnakuni.     voj   dikloü,    haj   poruncisardds  p    ol  hargdci,   the  sinel  le,  haj 

oviculas,         et  factae  sunt     aureae.  illa  vidit,  et  mandavit  servis,  ut  mactarent  eas,       et 

das  kaj  duj  rakle  ol  pord,    the  thovel.     haj   skdpisardds   duj  pord,   haj   von   sinde    duj   pord, 

dedit  duabus  servabus    intestina,       nt      lavarent.         et  evaserunt  duo    intestina,     et         Uli     secuerunt  duo    intestina, 

haj   ksrde    le    la    numr,r    the    aven.     dnda   kodö  pord    ktrdile   duj  holilhuf,    haj    dme   pe  p'  o 

et       fecerunt    ea     ad    numerum       ut        essent.  ex  bis     intestinis  factae  sunt    duae  columbae,        et  oircumegerunt  se  in 

ssrö,    haj   ksrdile  duj   raklori,    haj    gde   kaj   ekhd   raji  phhdi,   haj  jyrijmisardds  le,  h'  anksr- 

caput,       et     factae  sunt  duo  pueri,  et      iverimt    ad  quamdam  dominam  viduam,     et  excepit  eos,  et  edu- 

70  ddch    le  jeftd    bsrs.     dmpardtu   tidds    and    e    Bukovina    the    aven   k'    o  bdlu.     haj    chale    haj 

cavit  eos  Septem         annos.  imperator  congregavit  in  Bucovina  ut     venirent     ad  saltationem.       et        ederunt       et 

plU.    dmpardtu  pendds,    the    rjdcin,    so    vo   pzcnsardds.    könik  na  gscisardöü,    aj  me  gscisarddm. 

blberunt.  imperator  dixit,  ut  eoniicerent,  quid  ille      passus  esset.  nemo  assecutus  est,       et      ego      assecutus  sum. 

a   the   na  patds,    ame    sam   ti   raklori,    amari  dej  pald  uddr  prachome'.    atitncj  avU'dch  leste 

et      si       non      credis,         nos        sumus    tui         filü,  nostra     mater     post     ianuam        sepulta'.  tum  venit  eius 

dej   and    e    aulin.    ,las6   turne    des,    mors    raklors !'•    ,nais   tuks,    ddli."    haj    line    la   sluznikd 

mater     in  aiilam.         ,bonu9      vobis      dies,         mei  filiü'  ,gratiae      tibi,         mater!'         et  prehenderunt  servam 

kodolä,  haj  pangle  la  kaj  ek  grast  bisekadd,  haj  dach  la  drum  pe  mal,  haj  ksrddch  la  se  fortm. 

illam,  et       ligarunt    eam    ad  equum      indomitum,       et  dederunt  ei  cursum    in  campum,    et         fecit       eam  totam  frusta 


3.  ekhd  kakldsa  thaü  mit  so  viel  Faden,  als  auf  eine  Spindel  gehen. 

4.  the  lela  ma  man  rum.  de  m'  ar  lua  pe  mine. 

5.  sfec  logofec  Heilige  und  Logotheten,  d.  i.  wohl:  gut  und  klug. 

6.  Statt  Fa  erwartet  man  Fds,  las  II.  sing.  Der  Auslaut  s  ist  abgefallen,  der  acc. 
des  Pronomens  verdoppelt.     Ebenso  weiter  unten. 

12.  mdtka,  rum.  matkt  regina  apum,  wird  hier  auf  Schweine  und  Stuten  angewandt. 

12.  raklor  amart  stnpnnösko  statt  raklort  u.  s.  w.  Die  ersten  zwei  Worte  haben  nur 
einen  Accent. 

33.  dme  pe  p    o  snrö  sie  machten  einen  Burzelbaum. 

35.  lengd  strdjuri  ihre,  d.  i.  eigene  Kleider. 

48.  sns6r5te,  msrgsritdf- !  komm  hervor,  Perle!  ist  nach  meinem  Gewährsmann  gleichsam 
eine  Zauberformel,  mit  der  der  erzählende  Knabe  seine  vor  dem  Thore  des  Palastes  bis 
an  den  Gürtel  eingegrabene  Mutter  aus  der  Erde  hervorzieht,  misirüe  ist  blos  dem  Sinne 


Über  die  Mundakten  und  die  Wanderungen  deh  Zigeuner  Europa-s.  iv.  i.  281 

nach  übersetzt:  der  Zigeuner  behielt  beim  Übertragen  in's  Rumunische  den  Ausdruck 
snssrste  bei. 

50.  othär  von  dort,  als  ob  mal  vorhergienge :  vom  Feld. 

60.  k'  ol  la  sluznikdsa,  richtig  vielleicht  k'  ola:  vergl.  ölen  eos,  eas  in  der  Mundart 
der  ungrischen  Zigeuner:   dagegen   spricht  jedoch  der  folgende  instr. 

71.  me  gzcisarcMm.!  richtig:  gzcisardom. 

74.  dach  la  drum pe  mal,  rum.  aü  dat  drum  liess  es  laufen,  wörtlich:  gab  ihm  den  Weg. 


II.  Der  Säugling  der  Stute. 

Zdlas    ek    rasdj   anksstö  p    ek   grazni  and  o  föru.     aj  e  grazni  skspisdjToii   (das  rd/).     e 

Ilmt  quidara   ]ireslpyter  eqiiitans      in  equa  in  urbem.  et  equa  emisit  (dedit   pedituiii). 

grazni  pendds:    ,hopa.'   ks    nnklistds    ma  o  rasuj.    (höpa!  das  ma  huU  popa).    sach    le    rasäs 

eqna  dbtit:  ,hopa!      nam       asoendit         me      presbyter.         (bopa!       dedit  mihi  in  culum  presbyter).  erat       presbytero 

laSaö.     li     angardds    la    and    o  vos^    haj    meklds    la    othi.    e   graznf  km'dds    jekhi    sauris.     Ii 

pudor.         et  diixit  eam     in  silvam,      et  reliquit      eam      ibi.  equa  peperit         uniim        puerum.         et 

avilds  0  dil,  thaj  boldöü  les,  haj  thodöü    lesko    andü:    ,sm   la  grazildko."'  piTds    cuci    ek    bsrs, 

venit  deu.i,         et      baptizavit  eum,     et        indidit  ei  nomen:     ,filiu,s  equae!'  blbit  mammam  unum  annum, 

5  haj  gdTds   kaj    ek   kopdcj,    the    ctrdel   les    avri^   haj  n    astisardöü.     ,ej,    ddli!    snkö    the   maj 

et         ivit  ad  quamdam  arborem,   et         trahit       eam      foraa,        et     non  potuit.  ,heu,     mater!      etiam  amplius 

peü      ciict      ek    bdrs^.     maj  piTds  ek    bsrs     cuci,     gdTds    koa    kopdcj^    ankaladöü    les.     ,akand, 

biliam  mammam   iinum  annum'.  amplius  bibit  unum  annum  mammam,        ivit  ad        aiborem,  extraxit  eam.  ,nun(", 

ddli^  me  zdp-tar  tutar''.   haj  gdTds  and  ol  vosd,  K  arakTds  jekM  mannsis.  ,las6  tu  des."    .nafs."' 

mater,    ego        abibo  a  te'.  et         ivit         in  Silvas,     et       invenit     quemdam  huminera.      ,bonus  tibi     dies!'        ,gratias!' 

,sar   busisf"    ,pardü-kaSt' .     ,haj^    the  chut'ddsa  ame  pral.     hdjda  mdnca!'  gde  maj  angli.  maj 

quomodo  nominaris?'  ,finde-arbores'.     ,beu,  faciamus         nos     fratres.  veni  meeum!'     iverunt  porro,  adbuf 

arakli  jekhßs.    ,las6   des!''     ,nais !'    ,sar   buissf'    ,pardü-ol-baf^ .    ,haj,  the  chutildsa  ami  pralK 

invenerunt  quemdam.   ,bunus    dies!'       .giatias!'  , quomodo  nominaris?'     ,finde-Iapides'.  ,age,  facianui«         nos      fratres'. 

10  chutilde.  pe  pral.     ,hdjda  mdnca."    gsle  maj  angU.  maj  arakle  jekhts.    ,las6  j  tu,  des  !^     ,)uu.s!' 

fecerunt         se    fratres.         ,veni  meeum!'        iverunt         porro.  adhuc  invenerunt  quemdam.   ,bonus  est  tibi  dies!'     ,gratias ! 

,sar    buUsf''    ^bandaraii^ol-kaW" .    Jidjda   mdnca!''    gzle  Mar  zeni  maj  angli.,    h'  arakle  'k  khsr 

, quomodo  nominaris?'     ,deflecte-arbores'.  ,veni  raecum !'       iverunt       quatuor  porro,  et    invenerunt       domum 

öofingo.    sinde    ol  cof  ek   jdlovica.    kand    dikle    len    ol    coi\    nasli.    gdle    tar    (ol    cof') .     thaj 

furum.       maetarunt  fures  iuvencam.  nbi       viderunt    eos  fures,     fugerunt.        abierunt  (fures),  et 

mekTöü  o  mos  sntrSgu.  von  tiradt  mas.,  thaj  chale.  ratardi.  tehdra  pendds  o  Hu  jepej:  .jidjdan 

reliquerunt  carnera  integram.       illi    coxerunt  carnem,      et       ederunt.  peruoctarunt.    mane  dixit  filius      equae:         ,venite 

trin    and   o  vos    la  V5}idt,    haj  jek   the  hesel  Msrä,  the  ksrtl  chabe'.    mekle  khsrt  paravel-kast., 

tres  in  silvam      ad  venandum,  et       unus        iiianeat  domi,        ut      faciat       cibum'.   reliquerunt    domi         findit-arbores, 

15  the    knrü    chabe.    haj   ksrdds  chabendta    läse,    haj    aviTds   ek  phurö  lesfe  stjopäko  de  bharo  aj 

ut     faierot       eibum.         et  fecit  cibos  bonos.       et  venit  senex        ad  eum     palmari«       magnitudine     et 

ol  §01-  kujdkd.    ,rfe  »io,  tJie  chaii'.    ,?rie  na  da/i.  ks  avena  de  la  vöndt.,    haj  na  ^',   so  daü  len\ 

barb.*!       cubitalis.       .da    mihi,      ut       edam*.       ,ego     lutn     dabo,   nam    venient  a        venatione,     et     non  erit.  (juod  dem        eis'. 

0  phurö  gdTds  and  o  vos,  haj  Hndds  itar  ksrlklze,    thaj   Sutöü    les  (paravel-haU)  pe  phu.    haj 

senex         ivit  in        silvam,       et         secuit    quatuor      uucos,  et         proieeit    eum        (findit-.irbcires)         in      lerram,      et 

Denkschriften  der  phil.-Uietor.  Cl.  IXIII.  Bd.  SÜ 


282  Fkanz  Miklosich. 

cöntosardöü  les  pe  phu  Je  ol  vast  vi  ol  psnrß,    thaj  chaToü  se  ol   chahc,    apoj  döü  lesko  drum, 

affixit  euin     in     terra  manibus  et        pedibus,  et  edit      tutum      cibum,  tum      dedit        ei         cursum. 

haj  gdo   tar.     vo  jdrs    sutöü    mas    and   ol  kakäve,  the   firul,     avile  kat  o  vsiidtu,  haj  ptusTön: 

et  al)iit.  ille    iterum    immisit  carnem      in  ahena,  nt  cüqueretur.  vcnerunt  a         venatione,     et  interrogarunt: 

20  jkdrddn  cliabef^    ,de  sar  yzTdn,  sutom  o  mas  kaj  jag^  haj  na  j  firadu   mistö''.    ,le  les^   sar  sn. 

,fecisti         cibiim?'         ,ex     quo    abiiatis,     apposui      carnem       ad     ignem,     et     non  est      eoeta  beue'.     ,9ume  eam,      uti     est, 

^•3  sam  hokhali''.    Ton  les^   sar  sas,   haj  chale  les.    ratardi.    ditjto  des  mekUi  avrts  hiücatdr,  haj 

nam  snmua  esurientes'.   sumsit  eam,     ut       erat,       et     ederuut    eam.   pernoctarunt.   ])Osterü    die  reliqueruut  alium        coquum,         et 

von  fple  trin  la  vnndt.    o  phuro  jdra    avilds.    ,de  ma  vure  so,  the  chaü\    ,ntci  daü,  kö  avena 

illi  iverunt    tres     ad  venaiiduni.         senex     iterum         venit.  ,da     mibi       aliquid.        ut       edaiii'.         ,non      daliu,    nara     venient 

de  la  vdudt,    thaj  na  j,    so  the  daü,  the  chan'.  vo  gsFds  and  o  vos,    thaj  sindoü  star  ksrlidze, 

a       venatione,       et       non  erit,  quod  dem,       ut       edant'.     ille       ivit  in         silvam,         et         aecuit     quatiior       uncos, 

haj  csntosardöu  les  pe  phu  le  ol  vast  vi  ol  pönri,  haj  chaloü  se  o  chabS,  haj  doü  lesko  drum, 

et  affixit  eum     in     terra  manibus  et  pedibus,       et  edit        totum     eilmm,       et      dedit        ei         ciusum, 

25  haj  gdo  tar.   vo  jdrs  sutds   mas  and  ol  kakdve,  the   tiröl.    avile  de  la  vündt.    ,kzrddn  chahef' 

et  abiit.  ille  iterum  immisit  carnem     in  ahena,  ut  coqueretur.  A'enerunt  a  venatione.       ,teci3ti         cibum?' 

,de  sar  gaTdn,  sntöra  kaj  jag,    haj  na  j    tirado,    ks  j  phurö    mas'.    ratardi.    trtto    des    mekle 

ex       quo     abiistis,    apposui      ad    ignem,     et       non  est       cocta,       nam  est      vetus        caro'.     pernoctarunt.    terlio      die  reliquerunt 

avrds  bukatdr.    von  gsle  la  vöndt  trin  iene,  haj  von  duj  na  phendi,  so  pscssardi.    jars   avilds 

alium         coquum.  illi  iverimt   ad  venationem       tres,  et        illi      duo     non     dixerunt,  quae     paasi  sunt.        iterum      venit 

0  phurö,  mangJäs  chabe.    ,nici  daü,   ks  avena  kat  o  vanatu,  aj  me  na  j  so  daü  le'.    vo   goMs 

aenex,  poposeit       cibum.  ,nequaquam  dabo,  nam  venient     a  venatione,      et     ego  non  erit  quod  dem  eis',     ille       ivit 

and  0  vos,  haj  sinde  star  ksrlidze,  haj  csntosardds  les  pe  phu  le  ol  vast  vi  ol  pnnrs,  haj  chalds 

in       silvam,        et      seeuit  quatuor       uncos,  et  affixit  eum     in    terra  manibus  et         pedibus,      et         edit 

30  se  0  chabe,  haj  don  lesko  drum,    avile   kat    o   vsndtu.    jksrddri   chabi?'    ,de   sar   göTdn,    sutöm 

totum  cilmm,  et      dedit        ei         cursum.    vcnerunt     a  venatione.  ,fecisti  cibum?'         ,a       quo      abiistis,        immiai 

mas  and  ol  kakdve,    haj  na  j    tiradö,  ks  j  phuro'.    stdrto  des  asiTds  o  süi  jepej  bukatdf,  haj 

carnem    in  abcna,  et      non  est        cocta,    viam  est      vetus'.  quarta     die      mansit       filiua      equae         coquu.s,  et 

ksrdäs    chabe    lasö.    aviTds  o  phuro.    ,de  me  vcirc  so,  the  chaü,  ks  som   bokhalö'.    ,aü  urdf,   ks 

fecit  cibum     bonum.        venit  senex.  ,da    milii      aliquid,         ut       edam,    nam    aum       esurieus'.       ,veni      buc,     nam 

da  tu',     akhardöü  les  and  o  khsr,    haj  Toü  les  sorsndar,    haj  angardds   les   kaj   ek  fdgu,    haj 

dabo  tibi',  vocavit        eum      in         donium,         et  preliendit  eum  barbä,  et  duxit  eum       ad  fagum,        et 

maladds  le  toveresa  and  o  fdgu,    haj  paradöü  les  ek   p>as.    haj    sutöü    lesks    sor   and  o  kopdc, 

percussit  securi  in  fagum,        et  scidit         eaui    dimidiam,        et      ingessit       eins    barbam     in         arborem, 

35  thaj  ankaladds  o    tover,    haj  mardds  pene  pas  ol  sor,  haj  mekTäs  (les)  othi.   avile  de  la  vsnät. 

et  extraxit  securini,         et  imiiegit     cuneos    iuxta      barbam,    et        reliquit      (eum)       ibi.     venerunt     a     \enatione. 

doü  len,  the  chan.  ,s6star  na  ksrddn  kadö  laso  chabi  sar  miP  von  chali.  o  phurö  las  o  kopdc  and 

dedit     eis,     ut    edereut.         ,cur        non    fecistis        tarn    bonum    cibum     ut      ego?'       illi    ederunt.         senex  austulit    arl)orem       e 

e  phu  p  ol  pchiks,  haj  csrdöü  les  pdla  peste,  haj  gsl6  tar  and  e  jezunie  p'   otdr  lume.    pendds 

terra    in         humeros,      et         traxit       eam     post         se,  et       abiit  in  specum       in  alterum  mundum.      dixit 

lengs  o  siu  jepfj '  ,hdjdan  m,änca,  haj  diksna,  so  chutildöm'.  von  gsU,  haj  niimaj  o  than  arakle. 

eis         filius     equae:         ,venite         mecum,        et     videbitis,    quid        ceperim'.  illi     iverunt,  et       nouuisi       locum    invenerunt. 

pendöü  0  siu  jepej:  ,hdjdan  mdnca,  ks  miisaj,  the  arakdü  les'.  von  gsle  se  j  lirrna  le  kopaceste 

dixit  filius    equae:         ,venite         mecum,    nam  necesae  est,  ut  inveniam    eum'.     illi  iverunt  semper  vestiglum        arboris 

40  u  kaj  leste  jezunie.     ,kathe  sutds  pe.     kon  sölas  pe,    tJie  ankaldl  les?'     von  pendi:     ,ame   na 

usque  ad    eins       specum.  ,liic       ingeasit    se.         quis  inunittat  se,         ut       extrabat       eumV'        illi      di.xerunt:  ,nos      non 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  dek  Zigeuner  Europa' s.  iv.  i.  283 

50.5    ariu,    kö  ame  darus;    sup  tu  tu,  kö  tu  cJmdilddn  les'.     vo  pendds:  ,me   so  me.  aj    turne  te 

inunittenuis  nos,  nam  nos  timemus;  ininiitte  te  tu,  nain   tu  oepiati  euni'.        ille        dixit:      ,egü  iiiniiittain   nie,  et       vos 

colachartu,    kü    anktrna   nianca    cecepi'.    von  colachar(d)e,    ka  anksrna  lesa  cecepi.    von  kdrde 

iuratc,  quod     sen'abitis        mecum       itistitiam'.        illi  iurarunt,  quod  servabunt  cvini  oo  iustitiam.      illi     fecornnt 

hosdöpa,    haj  mekles  pe  and  e  jezunie,   haj   grAYcs  p'  otever  Mtne.    othe  sas  aulind  tdla  j  plia. 

corbem,  et        deniisit      se        in  specuni,  et         ivit        in     alteruni  niunduni.      ibi      erat     palatiuni      sub  terra. 

li    arakTöü  le  phurts  le  sorßnca  and  o  kopdc,    tkodöü    les  pe  hosdöpa,    haj  cürde    les    avrl.    vo 

et         invenit  .senem      cum      barba  in  arbore,         pcsuit        euni    in         corbe,  et    traxerunt  eum     foras.        ille 

4.Ö  alosardds  ek  baf  hharö,  haj  thodds  and  e  hosdöpa.   ,the  cirdena   o  haf-,  civdena  vi  maw.    von 

e.xquisivit  lapideni  niagnuni,     et        posuit         in  corlie.  ,,si         tralient        lapideiii,       tralient     etiani    nie'.  illi 

CT,rde,  zi  ek  pas^  ha,j  sinde  o  snlo.  vo  astardds  the  rovel.   ^akand  me  soni  propcidinu'.  haj  (jnl'ds 

traxerunt  usipie  ad  diinidiuin,  et  absciderimt  t'unem.  ille  coepit  flere.  ,nunc       ego     ,sum  perditus'.  et         ivit 

tdla  j  phn,    haj  arnsMs  kaj  ek  khür.    othe  sas  ek  phuro  thaj  jek  phuH — kori  (li-duj),  kn  anka- 

sub        terraiii,       et  venit         ad  quanidain  doniuni.  ibi    erat  senex         et  vetula— coeci         (anibo),     nam    exerae- 

ladi  lengö  jakhä  zmele.  Vtu  jepej  gdds  lende,  haj  pendds:  .^lasö  j  des!'-   ^na^s!  aj  kon  san  tuP 

ruiit         eis  oculos       zenae.      filiu.«  equae        ivit       ad  von,      et  dixit:        ,bonus  est    dies!'     ,gratias!    at     quis       e.s         tu?' 

,w«e  som  manus'.  ,aj  phurö  san.  or  ternö?'  ,ba,  me  sorn  tern&.  ,the  aves  amengn  rakl&.    ^mistö'. 

,ego      .suni        homo'.         ,et       senex        es       an     iuvenisV    ,heu,     eg-o     suni     iuvonis'.  ,esto  iiobis  filius'.         ,bene'. 

50  le  phurds  sach  les  des  bakri.    ,haj,  le  le  bakrnn^    haj  pöstisär  ^e,   chal  to  dad!    aj  the  na  las 

.seni  erant  decem      oves.         ,heu,  sume  oves,  et  pasce        eas,  deliciae         patris!       at  no        i 

p    o  vast  0  ceco,    kn  chutiUn   tu.   ol  zme.^    li    ankaldn  ti  jakhd;    othe  lende  moSfjö ;    aj  ze  p'  o 

ad        inaniini     dextram,  nam  prehendent    te  zenae,       et        exinient    tno»    oeuln.s;  ibi       earuni         ager-  sed     i      ad 

vast  0  stöngo,    kü  na.  j  le  trjdha;    othe  mors   mosijö'.     vo  pherdöü  trin  des  p    o  vast  o  sttngo 

mannni     sinistram,    nam  non  est  eis         ins;  ibi       meus         ager'.  ille  ivit  tres       dies    ad         manum       sinistram 

zl  kaj  Tau  säyna^    haj  kördds  leskö  ek  fluerds^    haj  gnTds  jj    o  vast  o  cecö  le  bakrinca.     h'  an- 

donec  observavit,     et  fecit  se  tibicinem,        et         ivit       ad        manum       dextram  cum  ovibus.       et       ob- 

klistds    e  ztna    and  o  lesko  drum,    haj  pendds    leskd:    ,e    bul  fa    ddki !    .s-o    roden    kothiP    vo 

viam  venit       zena  in  eins         via,  et  dixit  ei:  ,culus     tii.ie    matris !       (|nid  ([uaeritis       liicV  ille 

55  astardds  the  deldbel  and  o  flüeru.    ,kü  mängr,  ek  ctra'.   vo  astardds  the  deldbel,  aj  voj  köldäs. 

'■"'^l'''  canere  tiliia.       ,salta        mihi  paulum'.  ille         coepit  cauere,        et      illa       saltavit. 

voj  kand  kßllas  maj  mistö,  vo  paradds  ßueru  and  ol  dand.     e  zsna  pendöü:    ,so  ksrddn,    tha 

illa       eum       saltiiret         optime,  ille         Iregit  tibiam  dentibns.  zena  dixit:  ,quid      fecisti,       quud 

paraddn,  kü  me  maj  misto  külosP  Jidjda  mdnca   hla  kopdcj  kda  pdltinu^  the  lau  ojiludndra 

fregi.sti,     quando  egu        optime         saltabam?'       ,veiii         mecum        ad      arborem       ad  acer,  ut    sumam     cor  ex 

Uste^  the  ksrdft  flueru,  haj  soro  des  deldbo,  haj  (tu)  kde.   hdjda  mdnca  /•    vo  güTds  kda  pdltinu 

eu,        ut       faciam       tibiam,       et       totum    dieni       ,-anam,        et       (tu)    saltabis.     veni  mecum!'       ille       ivit        ad  acer, 

haj  dou  le  tovere  and  o  pdltinu,  haj  jjaradöü  les  ek  pas.    ,su  to    vast,    haj  chütil  o  jild\    voj 

et      percussit      securi         in  acer,  et  Hdit  id     dimidium.  ,ingero  tuam  manum,  et       sume  cor'.         illa 

60  siicjds  0  vast,  vo  ankaladds  o  tovür.  haj  mekl'ds  Idko  vast  and  o  kopdc.   voj  das  cingdr:  ,sü(ja 

ingessif         manum,  ille         extraxit  .securim.     et        reliquit       eins    manum     in  arbore.      illa  exclamavit:     ,cito 

mkaldü  morö  vast,  kö  padoV.  aj  vo  pendds:    ,kaj  söu  ol  jakhd  le  phursskü  thaj  la  phurjdka? 

exime         meani   manum,  nam  frangetur'.  at  ille       dixit :  ,ubi     sunt  oculi  senis  et  vetulae? 

kn  the  na  phene,  me  sindp     ü    kor'.   ,ze  and  o  trito  kümöruca:  and  ek  stikla  sön  ol  maj  bhare 

nam    si     nun       diceB,    ego  abscindam   tuum  .•..llnn,'.  ,i      in  tertiam  cellam:  in  quodam  vitro       sunt  maiores 

le  phurösks,  ol  maj  cögn4  la  phurjdka'.    ,sar   su>;6  le  pdlpaliP    ,smi  othe    and    ek    stekla    pai, 

*^'''^'  minores  vetulae'.  ,quümodo  aiq.licabo  eos  iterumV"  .est       ibi  in  qu.,dam    vitro        aqua. 


284  Fkanz  Miklosich. 

haj  thinddr  len  and  o  j)af.,  thaj  suü  le,  ka  lipim  pe,  haj  mak  le  paesa,  hqj  von  diksna' .  sindöü 

et        huniecta       eos  aqua,  et     applica  eos,  et  agglutinabuntur,  et     unge    eos       aqua,       et       illi     Tidebuut'.      abscidit 

65  Idfe   kor,    haj   gsTds,    haj  Tos  ol  jakhd  le  phurisks  haj  la  phurjdka^    haj  Fas  o  |^a^',    haj  thin- 

eius     Collum,     et  ivit,  et    siimsit  oculos  seuis  et  vetulae,  et     sumait  aquam,        et  hu- 

dardöti  le  and  e  pai,  haj  mtöü  /e,  haj  lipisdjle,  makTds  paesa^  haj  dikle.  pendds  o  phurö  thaj 

mectavit      eos  aqua,      et     applicavit  eos,  et  adprlutiiiati  sunt,    unxit  aqua,         et     viderunt.      dixit  senex  et 

e  phuri :  ^nais  ttiks,  inorö  saö !  the  avis  morö  saö  de  vecj.  me  daü  pe  to   vast    se,  aj  me  zdp-far 

vetula:       ,gratias     tibi,         mi         fili!  esto     meus    filius  in  aeternum.  ego  dabo  in  tuam  manum  omnia;  et  ego      abibo 

kaj  mors   ndmuf,    ks    de   des   hnrs  na  dikTom  le^.    h'   anklistds   o  phurö  p'  ek  cdpu  haj  phuri 

ad       meos  consanguineos,  nam    a   decem  aunis  non         vidi         eos'.     et         aacendit  seuex        in  hircuni      et       vetula 

pe  ek  hakri,  haj  pendds  pesks  rakleskd :  ,chal  to  dad !  phjer  thaj  cha  thaj  pi !'  gdö  tar  o  phur6 

in  oveni,       et  dixit  suo  filio:  ,deliciae       patris!    ambula       et         ede        et     bibe!'  abiit  seuex 

70  thaj  e  phuri  kua   ndmuf.    vi   vo  Tas  pe,    haj  phirlas  and  o  vos.    and  ek  kopdc  sas  ol  pui  la 

et  vetula       ad  consanguineos.  etiara  ille  profectus  est,  et  anibulabat  iu  silva.  in  quadani  arbore    erant  puUi 

pazordk.    haj  ek  baldws  snklelas,  the  clial  le.    aj  o  sm  jepej  dikloü,    thaj  snklistöü  oprd,    haj 

aquilae.  et  draco         ascendebat,     ut    devoraret  eos.  et     filiu.s       equae         vidit,  et  aseendit        supra,         et 

mudardöü  les.   haj  ol  püi  pende  Usks :   ,del  tu  o  dil  bacht,  kaj  mudarddn  les,  ks  penlas  mors 

occidit  eum.      et  puUi     dixerunt       ei:         ,dabit    tibi      deus     fortuoam,  quod        occidisti         eum,  nam    dieebat       niea 

dij,  kd  ända  sikom  hsrs  ankaldlas  püi,  haj  kodö  halduru  se  chalas  len.    aj  kaj  garavdsa  tu? 

mater,  quod  in         quovis       anno       excludebat     pullos,     et         hie  draco     semper  devorabat  eos.     at      ubi    abscoudemus       te? 

ks  avela  amari  dij,  haj  chdla  tu.  aü^  thaj  su  tu  tal  aminde,  thaj  usaravdsa  tu  le  p>haksnca'' . 

nam  veniet      nostra     mater,     et     devorabit  te.    veni,       et     poue  te     sub         nobis,  et  tegemus  te  alis'. 

75  aviTds  lendi  dij.  .jcdndel  mdngs  manüs  premintdn'.  .fna  j,  ddle,  kode  fal  tu,  ks  tu  urjds  oprdl, 

venit      eorum  mater.        ,olet  mihi  homo  recens'.  ,non  est,  mater,      hoc    videtur  tibi,  nam  ta  volas         alte, 

haj  0  püchrij  marü  tu\   ,na  j  ceces,  trehul,  the  avel  mamis  kathi.   aj  kon  sindds  le  halaurösf 

et  vapor      occupat     te'.     ,uon  est  verum,  necease  est,  ut       sit  honio  hie.         et      quis       occidit  draconem?' 

,me  na  zandü,   ddle."    ,sekaven  les^  the  dikdü  les'.    ^ssn,   ddle,  maskdr  amfnde''.    ankaladi  les, 

,ego    nou         scio,         mater!'        ,oatendite     eum,     ut      videam     eum'.       ,est,      mater,         inter  nos'.  extraxerunt    eum, 

haj  voj  diMöü  les.   sar  dikToü  les,  haj  doü  les  bukd.  ol  püi  astarde  the  roven  haj  the'Tnarsm  pe. 

et       illa         vidit       eum.      ut  vidit       eum,        deglutivit  eum.  puUi  coeperunt  flere       et  plangi. 

,ankaladds  amen  and  e  mörte,  haj  tu,  chalen  les'.  ,asm,  ks  me  sjddo  les  avri''.  haj  sagFöü  les, 

,Uberavit  no.s  a  morte,        et      tu    devorasti    eum'.  ,ex3pectate,  nam  ego  vomam  eum  foras'.     et       evomuit  eum, 

80  haj  pusT6ü  les:    ,so  kamSs  ända  kode,   ks  ankaladdn  mors  jiujuntn  and  e  mörtef'    ,na  kamdü 

et  interrogavit  eum:    ,quid       vis  pro  eo,      quod        liberasti  meos         pnllos*  a  morte'?'        ,non       volo 

kanc,  nmnaj  the  ankaläs  ma  p    otever  lüme''.  ,the  zangFömas,  the  mekTdnas,  the  chal  le  pujunin, 

quidquam,  tantum    ut      expediaa       me     in      alterum  mundiun'.    ,8i  sciviaaem,      concedenduin  tibi  erat,  ut  devoraret     pullos, 

ks  mdngs  zorns  pharö,  the  ankalavdp  tu  oprs.  ianes,  sar  me  snkalavö  tu?  desudüj  bovd  manru 

nam     mihi       valde     difficile,      ut         expediam  te    sursiun.       scis,  quomodo  ego     expediam       te?       duodecim     furnos      panis 

the  pekss  haj  desudüj  jdlovice,  haj  desudüj  buc  mul  the  les'.  vo  dnda  trin  des  gstosardoü.  voj 

coque       et        duodecim       iuvencas,       et        duodecim     dolia     vini  sume'.  ille        iu         tribtia  diebus         fecit.  illa 

pendds:  ,su  le  pre  man,  haj  kand  bandarö   o  ssro  pe  stsngo,    ek  jdlovica  the  Südes  mdngs  and 

dixit:        ,iace    ea       in        me,         et      quando        vertam  caput       ad    siniatram,  unam  iuvencam  iace         mihi  in 

85  0  muj,   thaj  ek    boü  manro ;   haj  kand  bandarö  p'  o  cecö,  the  sudes  mdngs    e   buta   mul  and  o 

03,  et  unum  furnum  panis ;  et       quando       vertam       ad      dextram,  funde         mihi  doliuin     vini        in 

muj'.  ankaladdch  les  avri.  vo  gsTds  kaj  pesks  pral.   ,las6  j  tumarö  des,  praldle !  gsndinas,  ks 

0»'.  expediit  eum    foras.     ille       ivit        ad        suos      fratres.    ,bonus  est     vester        dies,      fratres!  fputabatis,    quod 


lißEit  DIE  Mondakten  und  die  Wanderungen  dek  ZraEUNEii  Eukopa's.  iv.  i.  285 

me  chasdjvo.   the  sdnas  mdnga  cecimdsa,  sdden  tumars  sedzec  oprs^    liaj  j)erla  aiigld  tuminde: 

ego         peribo.  si        eiatis         mihi        cum  iustitia,       iacite        vestias       sagittaa  sursuiii,       et       cadeiit        ante  vo9: 

aj  the  sdnas  handhndsa^  2)erld  and  o  tumarö  ssrö!^  sudine  li-star  ol  sedzec  oprS,  aj  von  hesle 

aed     si        eratis       cum  iniustitia,      cadent       in  vestra  capita!'  iecerunt  omnes  quatuor  sagittas    sursum,  et  illi  manaerunt 

röndu.  2^elds  orth'  dngla  leste,  aj  knkolengs  peTds  and  o  lengo  ssrö,  haj  von  midi. 

iu  ordine.  cecidit     recte        ante         eum,       at         illorum      ceciderunt    iu  eoruni       capita,     et        illi  mortui  sunt. 


Der  Held  des  Märcliens  wird  von  einer  Stute  gesäugt:  dasselbe  erzählt  die  Sage 
von  Milos  Obilic,  der  daher  in  einem  ki-oatischen  Yolksliede  den  Namen  Kobilovic  führt, 
wie  unser  Held  siu  la  graziidko  oder  jepej  Sohn  der  Stute  heisst:  (Milosa)  Viahin jiea  ro- 
dila,  pod  kobilom  odhranila,  a  za  to  se  on  zove  Milosu  Kobilovic^u.  Beiträge  zur  Kenntniss 
der  slavisehen  Volkspoesie  I.  17.  Marko  Kraljevic  geht  erst  dann  in  den  Kampf,  nachdem 
er  mit  der  Faust  aus  dürrem  Kornelkii-schenholz  Wasser  ausgepresst.  Srpske  narodne 
pjesme  2.  4ü4.  405. 

1.  In  den  folgenden  Zeilen  steht  der  die  Sache  eigentlich  bezeichnende  Ausdruck 
in  Klammern. 

2.  Das  ma  huU  ist  nur  einigermassen  dem  Sinne  nach  übersetzt.  Vergl.  vule  ddva 
commettre  l'acte  de  Sodomie  Paspati  103.  te  del  tut  bule  qu'  il  commette  avec  toi  l'acte 
de  Sodomie  583.  vule  (bule)  ddva  wird  wie  mindze  ddva  cohabitei-  als  ein  transitives 
Verbum  behandelt:  ma  ist  daher  acc. ;  bule,  buU  ist  der  sing.  loc.  wie  mindze. 

4.   Thodou  lesko  andü  posuit  illi  nomen  wie  rum.  aü  pus  luj  nümele. 

4.  Sm  le  grazndko,  später  siu  jepej  filius  equae  Kobilovic:  Mu  ist  rnwi.  fm. 

8.  Pardü-kast  etwa  Spaltebaum  ist  ein  Compositum,  dessen  ei'ster  Theil  ein  Impe- 
rativ ist  wie  im  deutschen  Störefried.  Tobler,  Über  die  Wortzusammensetzung  31.  72.  Mit 
2)ardü-ol-baf'  Spaltestein  vergl.  man  das  gleichfalls  den  Artikel  enthaltende  Hebenstreit. 
Dagegen  ist  in  bandardü-ol-kast  der  erste  Theil  die  I.  sing,  praes.  bandardü^  bei  Pas- 
pati 404.  pandardva  faire  casser,  und  der  zuerst  pardü-kast  genannte  heisst  später  para- 
vel-kast,  dessen  erster  Theil  die  III.  sing.  ist. 

!).  The  chutildsa  avie  p?-«/  erinnert  an  die  Wahlbruderschaft  der  Serben  pobratimstvo, 
die  von  der  Kirche  verbotene  ä^sX^oTCocta  der  Griechen. 

37.  Potjdr  hime  auf  die  andere  Welt  habe  ich  geschrieben  jy  otdr  lume,  später  p'  otever. 

40.  Kon  s(5las  pe  wer  sich  hinablassen  möchte:  sölas  ist  das  imperf.  mit  der  Be- 
deutung des   slav.   conditionalis. 

48.   Ol  z6ne,  sing,  zsna :  Zenen  sind  bösartige   weibliche   Wesen. 

50.  Chal  to  dad  deliciae  patris  ist  wohl  zu  schreiben  :  clial  t'  o  dad,  wenn  die  auf 
das  ,zum  Fressen  gern  haben'  basirte  Erklärung:  edit  te  pater  richtig  ist. 

54.  E  hui  ta  ddki  entspricht  dem  rum.  2)üla  miisej  talej.  kand  külas  maj  mistö  als  sie 
im  besten  Tanzen  war. 

75.  Kode  fal  iu  hoc  videtur  tibi  das  scheint  dir  nur  so.  Das  Wort  scheint  nur  bei 
den  rum.   Zigeunern  vorzukommen:  fal  ma  il  me  parait   bei   Yaillant   104. 

78.  Doü  les  hukd  deglutivit  eum  möchte  ich  mit  dem  oben  behandelten  das  ma  huli 
vergleichen :  hukd  ist  rum.  büki.  Backe. 

81.  The  zangTomas  u,  s.  w.  wenn  ich  gewusst  hätte,  dass  du  das  fordern  würdest,  so 
wäre  es  mir  lieber,  du  liättest  meine  Jungen  vom  Draclien  fressen  lassen. 


2g6  Peanz  Miklosich. 


III.  Der  betrogene  Drache. 


Sas  ek  p/mrö,  haj  sach  les  ek  grsmäda  rakloro.  stich  les  burdej  and  o  vos.  pendds :   ,kdr 

Erat  quidam  senex,      et        erat       ei  multitudo       liberorum.      erat     ei  specus  subterraneus  in  silva.       dixit:  ,fac 

mämjö  ek  hokoU,    kn  me  2cm,   the   agonism   mre  so',    gslds    and    o    vos,    K  arakTds    ek    chaing. 

milii  placeutain,  nam  ego      ibo,        ut        acquiram  aliquid'.  ivit  iu  silvam,    et        iuvenil  puteuni. 

2)dsa  J  chaing  sas  ek  niesele,    vo  thodds  e  hokoU  pe  meseli.    avlle    ol   cöre,    haj   chale  la.     vo 

apud  puteum      erat  mensa.        ille      po8Uit         placentam  in       meusa.       venerunt         eornices,     et  comederunt  eam.  ille 

sucds  pdla  j  chaing.    vo  ustiTds,    haj  dikTds   le  matdn,     ks  chan   ol  pursukd.    vo    maladds    la 

ilormivit    apud  puteum.       ille     surrexit,       et  vidit  niuscas,      quod  edunt  micas.  ille        pereussit 

5  pahnd,  haj  mudar-dds  sk  sd  mate.    vo  skriisardcls,  ks  mudardds  sk  sd  ode  ekhd  palmdsa,  haj 

IialmS,         et  occidit  centura  muscas.  ille  scripsit,         quod         oecidit  centuiu  animas  una         palma,  et 

peToü,   thaj   siifoä.     avUas   o   zmm    la  morte  le  biholoste,  the    lel  pai.     vo  dikTds  pe  mesele,  ks 

deeubuit,     et        dormivit.        venlt  draco     cum     pelle  bubali,  ut  hauriret  a.juam.  ille  aspexit     in    uiensara,   quod 

skriimt,  kr,  musardöü  ök  sd  ode.    vo  kand  dikföu  le  phurts,  vo  dardjToü.    o  phitro  uUÜds,  haj 

.scriptum,    quod        oecidit  ceutum  animas.  ille    ut  vidit  senem,  timuit.  aenex        surrexit,        et 

vi  vo  dardjl'oü.  o  zmäu  pendds :  ,the  chnüldsa  ame  pral'.  haj  colachardi,  the  aven  pral  trum- 

etiani  ille     timuit.  draco         dixit;  ,taciamus         nos      fratres'.      et  iurarunt,         quod    erunt    fratres  cru- 

leskiL.  0  zmiu  Tas  pai.  jidjda  nidnca,  prdla,  kaj  mors  aülind'.  von  gde  pe  ek  ksrdre,  o  pimro 

eis.  draco  liausit  aciuam.    ,veni  mecum,       frater,         in       meum     palatium'.      illi    iverunt  in  quadam  semita,  senex 

10  angldl.    o   zmm  kand  pärdilas,   ti^ldelach   les  angli;   kand   csrdilas  pesko   dhurn,   csrdilas  les 

ante.  draco     quando  auhelitum  reddebat,  trudebat  eum    porro;       quando     recipiebat       siium     anhelitum,      trahebat     eum 

palpali.    0  zimu  pendds:   ,prdla,  söstar  po  'k  ddta  nasis  angli,   haj  po  7c  data  avis  palpaliP 

retro.  draco  dixit:  ,fratcr,  cur  interdum     curris       porro,        et  interdum     venis  retro?' 

,sm  ma  gmdu,  the  mudardp  tu'.    ,as,  prdla,  the  zaü  me  angldl,   haj  tu  a  paldl;   podte  avela 

,est       mihi  cogitatio,  quod       occidam         te\     ,niaue,    trater,  ibo     ego         ante,  et       tu  post;        fortasse       erit 

tu  aver  gsndu:    rnsle  k'  ol  ceresi.     ,haj,  prdla,    the-  chas  ceresi'.    o  zmm  mklistds   opr6,    aj  o 

tibi    alia     cogitatio'.  venerunt  ad  cerasos.  ,heu,        frater,  ede       cerasos'.  draco         ascendit       sursum,     et 

phurö  teldl  chdlas.   o  zmm  pendds:   ,mkli  oprä,  ks  maj  lasiK  o  phurö  p)endds:  ,na  j  maj  las'i, 

senex       infra       edebat.  draco         dixit:        .asceude  sursum,  quia    meliores'.  senex  dLxit:         ,non  sunt       meliores, 

16  ks    j   chöndi    le    cerikTdndar'-.  /detdko  kakd  virvn'.  o  phurö  chuiildds  o  virou.  o  zmm  mekJds 

nam  sunt  stercore  inquinatae  a  passeribus-.      ,suine  tibi      hunc      ramum'.  seuex       prehendit  ramum.  '  draco       laxavit 

0  virvu  and  o  vast,    haj  suddch  le  phuris  oprdl,    haj  peTds  pe  ek   sosöj,    haj  chutildds  les.     o 

ramum        e  manu,         et  iecit  senem         supra,         et      cecidit      in  leporem,       et  cepit  eum. 

zmsu  pendds:    ,so  kdrddn,  prdla  f    sudds  tu  o  vßrvuf'    ,me  korkoro  chukTöm,   haj  chutildöm  ek 

draco  dixit:  ,quid      fecisti,         frater?  iecit       te  ramus?'        ,ego  ipse  salui,  et  cepi 

s'osojes;   man  nas  ma  kdna,    the  zaü  smpreMr,    me  chukTöm   oprdl'.    o  zmm  hulistds   tili,    haj 

leporem;        mihi  non    erat         quando,       ut      irem         circum,  ego         salui  supra'.  draco      descendit  deorsum,    et 

gdds  khörs.    o  phurö  pendds:  ,pofti  tu,  kumndta,  ddroP   ,nais  titks,  kumndte'.    o  zmsu  pendds 

ivit       domum.  senex  dixit:  ,viR        tu,  fratria,        donura?'    ,gratias      tibi,  levir'.  draco         dixit 

20  Idks  corjdl :    ,na  phe   lesks  kanc,   kö  muddrla  amin,   ks  'khd  palmd  sk  sd  ode  mudardöii'.    vo 

ei  (f.)       clam:  ,ue       die         ei     quidciuam,  nam      occidet  nos,       nam     una        palma        ceutum  animas       oecidit-,  ille 

tradöü  les  pajesks.    ,ze,  prdla,  pajesksK     vo  Tas  o  hsrlecu  thaj  e  murti  le  hiholeste,    csrdöü  la 

misit       eum  post  aquam.      ,i,        frater,     post  aqnam'.     ille  sumsit         palara  et  pellem  bubali,  traxit     eam 

pdla  peste,  haj  gsTöü  kaj  chaing,  haj  hundlas  e  chaing  smprezur.  o  zmsu  gsTds  leste.  ,so  ksris, 

post         se,  et         ivit         ad        puteum,       et         fodiebat  puteum  circum.  draco        ivit    ad  eum.  ,quid  agis, 


Über  die  Mündarten  vni>  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's.  iv.  i.  287 

IJrdla?'     ,?«e  hunun  e  cha'mg  ku  se,  tlic  anciaruü  la  and  o  k/isr'.     ,na  mnsur  o  izvoru,   ka  vie 

frater?'         ,ego       fodio  putenni        totum,       ut  t'erani         enni     in  dununii'.         ,ne    pesaumda        foiiteiii,        iiam  ego 

l(>  koi'koro  paf\  o  zmm  Jas  pai,  haj  Tas  le  phuns  vastestar,  li    angardöü  les  k/m-s.  vo  tradöü 

li;uiriaiM   ipse     aquam'.       draco     liausit  aquaiii,  et    preliendit      senem  manu,  et  duxit  eiira   domuin.    ille       misit 

2Ö  Ics  and  n  vnS,  the  anel  ek  kopdc.     vo  knsMs  feju,    haj  kördds  peskö  ssl/u,    haj   panc/Tds  ol  ko- 

oiim      in         silvam,      ut    adferret  arlinrem.      illo  decorticavit  tiliam,  et  fecit  silii       funeni,        et  ligavit  ar- 

pdci.    aviTds  o  zmm.    ^so  ksrss,  prdla?'    ,me  lau  o  vus  se,  h'  angardii  les  khzrt'.    ,va  musdr, 

bores.  venit  draco.         ,quid     agis,         frater?'         ,ego  suinam  silvam  totain,  et      adferam     eani    domum'.       ,ne     pessunida, 

2)ra/d,   moro  vos,   kd  mc  knrkoro    sngsro'.    Tas  o  zmnu  kopdc  and  ol  picliikA,  haj  gdö  kliöri.    vo 

frater,       lueani  silvam,  nani  egu         ipse  feram'.      sumsit      draeo       arborem       in  hunieros,       et        ivit     donium.       ille 

pendds  pesks  romne:     ^so  kördsa,    romnf,    kd  vo  muddrla  amen,    kand  choUvelaf-     voj  pendds: 

dixit  suae  uxeri :         ,(piid   faeieuius,  uxur,       uani  ille         occidet  nos,  si  iraacitur?'  illa  dixit: 

Je  o  huzdagdnu  bharn  amart    kaknsko,    haj    de    les    and    o   snr&.     vo    aSundds.     vo    (o  p)hur6) 

,sunie,        clavam  magnain      nostri         avunculi,         et       feri    eum        in  capnt'.  ille         audivit,  ille         (senex) 

30  sovelas  p)e    Idjca    raü ,    haj    Jas    o    sürö    la  plvdko ,     sufds    les   pe    Idjca,    haj    vsaradöh     la 

dormiebat     in      scamno     uoctu,        et     sumsit    pistilUun  tudieulae,        posuit       id        in       scammi,        et  texit 

thalikn,  haj  thodoü  e  htcma  and  o  säro,  haj  vo  sufds  pe  tdla  j  Idjca.  o  zmm  Tas  o  buzdugdnu^ 

toga,  et        posuit  ]iileuni         in  caput,         et      ille      deculiuit         sub         scamno.        draco  sumsit  elavani, 

haj  pijnsardds  e  kiicma,  haj  maladds  Ir  bzizduganö.  vo  ustiTds,  haj  Tas  o  s'r,rö  la  pivdko,  sufou 

et  palpavit  pileum,        et         percussit  clavä.  ille     aurrexit,       et    sumsit  pistilhim         tudieulae,      posuit 

les  tdla  j  Idjca,    haj  sufds  pe   Idjca,    charundäs   pe    and    <>    .süro.     ,marü    tu  o    dil.,  prdla,     te 

iil         ȟb         scamno,        et    decubuit    in     scamno,  frieuit  se         in  capite.  ,feriet        te        deus,     frater,  cum  tua 

khsrmca.    ks    dsndaldds   ma    ek  pisom    and   o  szro'-.     ^no.^   asunes.^  romni?    kü  malad6m  les  le 

domo,        quod       momordit  me  pulex  in  capite'.         ,heu,  audis,  uxor?       nam       jiercuaai        eum 

H5  hnzdngano.  haj  vo  phenSl,  ks  ndmaj  jnsom  dmdaldöü  les.    so  kardsa  ISsa^  rommf-    ,de  les  ek 

clavä,  et      ille       dicit,       quod    tantum       pulex  momordit       eum,     quid  faciemua       eo,  uxor?'  ,da     ei 

hitrddha   galbei,   the   zdl-tharK     ,so  do  tu,  prdla,  the  zas-thar?     do  tu  ek  bnrduhu  gdlben,  the 

saccum       aureorum,     ut  abeat'.  ,quid  dem  tibi,    frater,         nt  abeas?  dabo  tibi  .aaccum       aureorum,      nt 

zas-thar' .■  ,de  ina'- .  don  les  ek  burdilhu gdlbeü  j)herdo.   .die,  pyrdla,  thaj  za-thar'.  ,me  andom  vwro 

abeas'.         ,da     mihi',    dedit  ei  aaccum     aureorum      plenum.      ,anme,     frater,         et  abi'.  ,ego       attuli         meuni 

daro  koi'koro;    mgdr   vi    tn    fo    ddro    korkoro''.    o  zmsu  Toü  les  (o  burduhti)  and  ol  pchiks,   K 

donum         ipse;  fer      etiani  tu  tuum    donum  ipae'.  draeo     auniait  eum  (saccum)  in  humeros,     et 

angardoii  les.    pasuli  pas  o  bardej.    o  p}hur6  pendds:  ,bes    kothe,  prdla,  the  zaü  me  khsrf.,  the 

tulit  eum.  appropinquarunt  ad  specum  subterraneum.  senex  dixit:  ,mane       hie,         frater,        ut      eam     ego     domum,        ut 

A{\  pdndaü    le    zuklin,    kö    se    chan  tn\     o  phiiro  güTds   klir.rf,    k'  ol  sanri,    haj    knrdds    lengs    sure 

ligeni  canes,     nam  totum  dcvorabunt  te'.     .senex  ivit       domum     ad  liberos,        et  fecit  eis       cultroa 

kastuiu.   haj  (jjendds),  tlie  phenen,  kand  diktna  h  zmruins:     ,ddle,    anela  amaro  dad  ek  zmiu, 

ligneoa.         et  (dixit),  <it       dieerent,      quaudo     videlnmt  draeonem:       .mater,       dui-if         noster       pater        draeonem, 

clulsa    mas    dndra    leste''.     o  zmnu    ahtndds,    haj  si/dds  o  burdültu,    haj   na.sTöü.     h'  arakTds  la 

edemua    carnem         de  eo'.  draco  audivit,  et         iecit  saccum,  et  fugit.  et        invenit 

hulpe.    ,kaj  naUs,  zmmnaf''   ,mudartl  man  o  phuro^    ,na  ddra !  hdjda   mdnca,   ks  me  muda- 

vul|iem.       ,quo       fugis,  draco?'  .occidet  me  aenex'.         ,ne        time!  veni  mecum,      nam    ego  occi- 

rda  les,  kü  vo  sü  nasfal(V.    ol  Muri  znklistS  avr/,  haj  cingardi:    ,dddi,  e  hulpe  anila  amengs 

dam     eum,  quia  ille  est       debilis'.  liberi       exierunt       foras,       et        clamarunt:  ,mater,  vulpcs      adfert  nobis 


c)QC  Franz  Miklosiuh. 

45  e  murU  le  zmmoste,    kaj  kamela   amengs,    the   usaraväs  o  burdef.    o  zmmt  Tas  the  naUl,    haj 

pellem  draconis,       quam        debet  nobis,  ut  tegamus  specum'.  draco  coepit        fugere,         et 

chutiUTäs  la  htdpe,    haj   maladds  la  and  e  phu,    haj  (e  hülpe)  mufds.    o   phurö   gdTds    and   o 

prehendit  vulpein,       et  afflixit       eam  solo,         et  (vulpes)      raortua  est.  senex  ivit  in 

gau,    haj  las  pesks  urdön,    haj  sntds  ol  lovt  and  o  vurdön,   haj  gdö   and   o   gm\    haj   kwdds 

'vicum,     et     sumsit     sibi        .nirrum,        et       posuit       pecuniara  in  curru,  et        ivit  in  vicum,       et  fecit 

pesks  khsf,  haj  findds  peskd  gurte  thaj  gttnmine. 

sibi       domos,      et  erait  sibi        boves       et  vaccas. 


6.  la  morte  le  biholöste  mit  einer  Büffelhaut  als  Schlauch. 

7.  musardöü  in    der  Bedeutung  von  nmdardöü  befremdet:  das  Thema  imtsar  bedeutet 

sonst  pessumdare. 

8.  pral  trusidisku  Kreuzesbrüder  serb.  pobratimi.    Vergl.  ]II.   9. 

23.  e  chaing  ku  se  den  Brunnen  im  Ganzen,  den  ganzen  Brunnen  im  Gegensatze  zu 
dem  daraus  geschöpften  Wasser :  er  wollte  den  Brunnen  ausgraben.   V  ergl.  unten  o  vos  se. 
33.    te    khdrdnca    mit    sammt    deinem  Haus   im  plur.   wie   aidind  und  wie  serb.  dvori. 
40.  ku  se  chan  tu  denn  sonst  fressen  sie  dich  ganz  auf.  : 


IV.  Nazdrtvänu. 

Fhenen,  ka  sas   ek  srnpardtti,  thaj  sach  les  trin  rakli.    aj  mipardtu  kodö  hrdds  ek  bdlu. 

Dicunt,    qtiod  erat  quidara  imperator,         et       erant      ei       tres        filii.         et        imperator  ille  fecit        saltationem. 

avirds  se  j  Bukovma.    aj  meMds  pe  'k  negurs.    h'  aviTds  ek  zmm,  thaj  chutüdds  la  mipara- 

venit     tota  Bucovina.         et       demisit       .se  nebula.  et       venit  qiiidam  draco,        et  rapuit  impera- 

tjasd,    A'  angardds    la   and  ol  vosa  and   ek  plaj,    kaj   sutdü   la  and  e  phu.    othe  'nd  e  phu 

tricem        et  tulit  eam      in  Silvas       in  quemdam  montein,  et  deposuit  eam      in  terra.         ibi        in  terra 

sas  aulind.   akand  pal  o  bdlu  gde  thar  ol  rnamd  khsrs.  aj  o  raklö  maj  c^gnö  sas  Nazdrsvdnu. 

erat     palatium.       nunc         post     saltationem  abierunt  homines     domum.    et  filius       natu  minimus  erat         divinator. 

6  aj  ol  maj  bhars  pennas,  ks  j  dihi.    aj  kodö  maj  csgnö:    ,hajdem  pald  j  di,  the  rodds  la  and 

et  natu     maiores     dicebant,  quod  est  demens.  et      ille  minimus:  ,eamus         post      matrera,  ut  quaeramus  eam  in 

e  Bukovina'.    von  gdi   li-trin,    K  arssli  arid  ol  hotdrs.    othS  sas  trin   drumd.    aj  kodö  o  maj 

Bucovina'.  illi    iverunt        tres,         et   venerunt      ad  vias.  ibi     erant    tres  viae.  et        ille  mini- 

csgnö  pendds:  .praldli,  savö  drum  zdna  tumtP  aj  o  maj  bharö  pendds:   ,me  zaü  örta'.    aj  o 

mus  dixit:  ,fratres,        quam      viam        ibitis  vos?'       et  maximus  dixit:  ,ego      ibi       recta'.       et 

maj  müloci  gdds  p'  o  vast  o  cecö,  aj  o  csgnö  gdds  p'  o  vast  o  stmgo.   o  bharö  gsTas  and  ol 

raedius  ivit       >^d     manum      dextram,     et       minimus        ivit       .ad        manum       sinistram.       maximus       ivit  in 

föruri,  aj  o  mizlocio  and  ol  gavd,  aj  o  cdgnö   and  ol  vosd.  aj  von  gdi,    södi  gdi,   aj  o  csgnö 

urbes,        et  mediua  in  vicos,       et       minimu.s         in  silvas.    et       illi  iverunt,  quantuni  iverunt,  et   minimus 

10  boldds   pe   palpali,    haj   das    cingaf:    ,dven   urdi.     kdna   zandsa,    kon    arakdla    amard   daP 

revertit  retro,  et  clamavit:  ,venite       huc.  quando      scieraus,         quis        invenerit     nostram  matrem?' 

hdjda,  the  tinds  trin  trimbice,  haj  savö  arakda  l\  amard  da,  oci  the  bucimis,  haj  ame  'sundsa, 

agite,  emamus    tres  tubas,  et         qui     invenerit  eam,  nostram  matrem,  ibi  tuba  eane,      et       nos       audiemus 

thaj  zdsa  khsrs'.  kodö  maj  csgnö  gsTds  and  ol  vosd,  haj  hokhalö,  haj  rakTds  ek  phabalin  pha- 

et       ibimus  domum'.       ille  minimus  ivit  in  silvas,       et  esuriens  (erat),  et      inveniet  malum         cum 


Über  die  Muhdaeten  und  die  Wanderungen  der  Zigetjnee  Europa's.  iv.  i.  289 

benca^  haj  chalts  ek  phabdj^  haj  barilt  duj  ssngd  cervöska.    aj  vo  pendäs:   ,*'o  das  ma  o  dil^ 

maus,         et         edit      unum    maluin,         et    creverunt    duo      cornua        cerviiia.  et     ille         dixit:       /luae  dedit  mihi         deus, 

me  phjeravö''.  haj  guTds  maj  angli,  haj  nakJYis  ek  psrsü,  haj  peles  o  mas  pe  a  teste,  aj  vo      se 

ego         feram'.  et  ivit  porro,  et         transiit  ri\iim,       fet     cecidit        caro     de  eo.       et    ille  continenter 

\5pend6n:    ^so  das  ma   0  dil,,  me  phjeravo;    nais  le  deulesk''.    haj  gafäs  maj  angli^   th''  araklds 

dixit:         iijuae  dedit    mihi         deus,    ego  feram;  gratias  deo'.  et         ivit  porro,  et         invenit 

av4r  phabeUn.    aj  vo  pendds:    ^maj  cho    'k  phabdj,  makdr  the  maj  bariuna  duj  szngd'-.    kand 

aliam  malum.  et    ille        dbiit:  ,adhuc  edam  unum  malum,  etsi  adhnc       crescant       dud      corniia'.  ubi 

chafött  0  phabdj,  pel'öü  ol  sdngä.    haj  gal'öü  anglf.,   haj  jdrs  araklöu  ek  pwia.     aj  vo  pendöü  : 

comedit  malum,     ceciderunt         cornua.         et  ivit        porro,         et      iterum      invenit  rivura.         et     ille        dixit: 

,de?dd!  peTds  0  mas  pre  a  mdndi,  akand  rssspi  ol  kokaid.    aj  makdr  the  rdsnpfna  pi,  me   se 

,deus!         cecidit  caro       de  me,  nunc     dilaheutur  ossa.  et  etsi  dilabantur,  ego  tamen 

zo^.     haj  iiakföii  0  psrm^  maj  sukdr  mas  baHToR.  h'  anklistoü  and    ek    plaj.  oth'i  sas  ek  stinka 

ibo'.         et        transiit  rivum,  pulchrior         caro         crevit.        et        ascendit       in  quemdam  montem.  ibi     erat  saxum 

io  barSsti  and  ek        pojdna.        ajvothoddsovast^ithajksrnisardoüla  sw.  krig.^   haj  dikToü  ek  chm 

lapideum     in     loco  arboribus  destituto.  et    ille  extendit      manum,     et  amovit  id     in       latus,        et         vidit  foranien 

and  e  phu.  vo  jdrs  thodöü  la  palpali  e  sttnka,  thaj  gslö  palpali^  th^  astardds^  the  bucimü  and 

in         terra,     ille  iterum      posuit       id       in  loco  saxiun,  et         ivit  retro,  et  coepit,  iit       caneret 

ol  bitcnm.    asunde  leskö  pral,    th'    avilt    leste.  ^arakFdn  mors  daf"  ^araklöm^  hdjdan  mdnca!^ 

tuba.  audiverunt     eins     fratres,      et     venerunt  ad  eum.    ,invenisti      meam  matrem?'      ,inveni,  venite         meeum.' 

haj  gaTdn    and   0  plaj   kaj   sttnka    le  barsste.     ^vdzden  kade  sttnka  kathdr'-.     ,A'  ame  na  saru 

et       ivernnt         in  montem     ad         saxum  lapideum.  .toUite         hoc         saxum  ab  hoc  loco'.  ,sed     uos       non       pos- 

harn(ct.  ,nu,  me  vazdö  la''.  thodds  0  naj  0  czgnö^  haj  ksrnisardöü  and  ek  pdrte.  ,nu\  pendöü, 

sumus'.       ,agite,  ego     tollam      id'.     imposuit      digitum        parvum,      et  amovit  in     unum    latus.      ,heu',         dixit, 

25  ,athi  amari  di!    kon  mektla  pe  andrtl'    aj  von  pendf:    ,me  na  kamdü^.    kodö  csgnö  pendöü: 

,hic        nostra    mater!     quis      demittet      se        intus?'         et       illi     dixerunt:      ,ego     non        volo'.  ille       minimus       dixit: 

jhdjdan  mdnca  and  0  vos,  haj  kusdsa     fejw.  haj  gale  and  0  vos,  haj   ,kusdsa    tiju,  hajkzrdsa 

,venite         mecura        in  silvam,  et  decorticabimus  tiliam'.  et   iverunt      in  silvam,  et  ,decorticabimus  tiliam,    et     faciemus 

ek  söllo'.    haj  ksrdds  söllo,  haj  ksrde  'k  potdska.    :me  rnekö  m'  andrt,  haj  kand  skiitnrisarö  0 

funem'.         et      fecerunt     funem,     et      fecerunt  corbeni.  ,cgo  demittam  me     intus,         et      quando  agitabo 

söllo,  the  csrden  avrf'.  aj  vo  mekl'ds  pe  andrt,  haj  gdl'ds  and  0  nurnerö  snttj  and  0  khar;    othe 

funem,  trahite       foras'.      et    ille      demi.sit       se         intus,         et  ivit  in  numerum  primuni      in         domuni :         ibi 

araklds  ek  rakle  nmparatöste.    kaj  andds    la    0    zmtu,    haj  pandadöü    la    and   o  klizr.    aj   voj 

invenit  tiliam  imperatoris,         quam     attulit  draco,         et  inclusit         eam       in  domo.        et       illa 

io  pendds:    ,söste    aviTdn,    ks,    the  avela  0  zmtu,  rnudartl  tn\  haj  vo   pusTöü    la:  ,na    'nd    jekhd 

dixit:  ,cur  venisti,      nam,     si       venerit  draco,         occidet        te'.        et     ille  interrogavit  eam:  ,non  attulit  (|Uamdairi 

rdje    phuri  kathi  0  zmtu?'    aj  voj  pendds:    ,me  na  zandü;   aj  zan  and  0  ddjto   numero,   othe 

duminam  sencm       huc  draco'?'         et     illa         dixit:  ,ego     non       scio;         aed      i  in  secundum  mimenim,       ibi 

mort  phen  e  mizlocto'.    vo  gsTöfi  Idte.     vi    vojjjendou:  .söste  aviTdn.  kr,,  the  avela  0  zmtu,  mu- 

mea       soror  media'.  ille       ivit     ad  eam.  etiam   illa       dixit:  .cur         venisti,     nam,     si      venerit  draco,  oc- 

dartl  tu',    aj  vo  pusTöü:     ,na  'nd    jekhd    rdje  phiiriP  aj  voj  pendds:    me  na  zandü,    aj  zan 

cidet         te'.       et     ille  interrogavit:    ,non  attulit  quamdam  dominam  senem?'    et    illa         dixit:  ,ego    non       scio,         sed        i 

and  0  mtmero  trito,  othe  mort  phen  e  maj  csgnC     voj  pendds:    ,söste  aviTdn.  ka.   the  avMa  0 

in  nnmerum  tertium,      ibi        mea       soror  natu     minima'.       illa        dixit:  ,cur         venisti,      nam,     si      venerit 

So  zmtu.  rnudartl  tu-,    aj  vo  puSTöu:   .na  'nd    jekhd    rdje  phur/ kathtP  ajvuj pendds:  ,andf.  and 

draco,  occidet         te'.       et     ille  interrogavit :   , non  attulit  quamdam  dominam  senem      liuc?'         et    illa        dixit:  .attulit,       in 

Denkschriften  der  phil.-hiet.  Cl.  XXIII.  Bd.  '^' 


290  Franz  Miklosich. 

o  niimero  stdrto'.    vo  gsTäs  kaj  pesti  dij.    aj  voj  pendds:    ,s6ste  aviTdn,   ks,   the  avela  o  zmsu^ 

numerum    (juartura'.      ille      ivit         ad       suam  matrem.  et     illa         dixit:  ,cur        venisti,      iiam,      si       veniet  draeo, 

mudarü   tu\    aj    vo  pendds:    ,na    dard !    hdjda  mdnca!'    h'  nngardöü   la,    haj   thodöü  la  pe 

occidet  te'.       et      ille  dixit :  ,ne  time!  veni  mecuiu!'         et  duxit  eam,      et  posuit      eani     iu 

potdska,  haj  pendöü  Idks:  ,the  penes  mors  pralingd,  ks  sn,  the  cirdel  trin  rakle  avriK  skuturi- 

corbe,         et  dixit  ei:  ,dic-         meis        fratrilnis,     quod  est,     ut      trahant     tres      ijuellas     foras'.  agi- 

sardöü  o  sollo,  haj  csrdf  avrf  2^^nga  da.  fhodds  e  rakle  e  maj  hhari,  haj  csrdöü  avri.  pe  nrma 

tavit  fuuem.       et    traxerunt  foras       suara  matrem.  posuit  puellam       natu  maximam,     et    traxeruut    foras.         tandem 

40  thodöü  la  rakle  e  mizlocio,  haj  skuturisardöü  o  söllu,  haj  csrdi   V  avri.  haj  zi  kaj  cdrdi  kodold 

posuit  puellam  mediaui,         et  agitavif  fuuem,     et  traxerunt  eam  foras.     et    dum  trahunt       haue 

avri,    vo  das  la  cögne,    the  colachartl,    the  na  imritü  ^^e,    ,zi  kaj  na    'vo  me'.    voj  colachardes 

foras,       ille    fecit      raiuimam,         ut  iuraret,  quod  non  uubet,  ,donec      iion  veniam  ego'.      illa  iuravit, 

ks    na  msritüa  pi,   zi  kaj  vo  n    avela.    thodds  vi    la  pe  potdska,  haj  skiiturisarddü  o  söllo,  haj 

quod  non  nubet,  donec       ille  non  veniet.  posuit  etiam  illam  in        corbe,  et  agitavit  funem,      et 

cdrdi    avri.  aj  vo  arakTds  ek  bar,  haj  thodds  les  and  e  jiotdska,  haj  skuturisardöü  o  söllo.  .the 

traxerunt  foras.      et   ille       inveiiit        lapldem,        et         posuit      eum       in  corbe,  et  agitavit  funem.       ,si 

csrdena  o  bar.,  apöj  csrdina  vi  man',  aj  von  cnrdi  z     ek   pas.^  thaj  sindöü  o  söllo.,  thaj  mekle 

trabent       lai>idem,      tum         trabent    etiam    me'.        et     illi  traxerunt  usque  ad  dimidium,  et    ruptus  est  funis,       et  demiserunt 

45  les    the  chasdjvel,   ks  von  gsndisardej  ks  vo  snn   and  e  potdska.     aj  vo  astardds  the  rovel.     aj 

eum,     nt  periret,         nam     illi  putarunt,       quod  ille     est        in  corbe.  et     ille         coepit  flere.  et 

vo  gsTds  and  e  aulin,    kaj  bsMlas  o  zmm,   haj  csrdds  ek  sufTdda,    h'  arakTds  ek  angrusti  ru- 

ille       ivit         iu  palatium,     ubi       sedebat  draeo,  et  traxit  arcam,  et        invenit  annulum         ru- 

zinimi.    aj    vo    leste  pncuil   la,    othdr  snklisfäs  andrd  Idte  ek  raj,    haj  pendds:  ,so  trebul     )*«, 

biginosum.    et      ille       sibi         pnrgat      eum,       inde  '  exüt  ex  eo  dominus,    et  dixit :        ,quid    opus  est  tibi, 

stspme?'-    ,the  'ngsrsz  ma  avri  j^^  lume\    haj  vo    Tot/,    les  p)  ol  pchiki.,    th'   ankaladöü  les  avri. 

doniine?'  ,fer  nie     foras      iu  mundum'.       et     ille  sustulit  eum  in  humeros,       et  tulit  eum      foras. 

//ie  'ngsriz  ma   zi      khnrd'.    K  angardöü  les     z'  and  o  föru.^haj  las  pes  duj  sipuri  pai;   kand 

,fer         me  usque  ad  domiuu'.  et  duxit  eum  usque    ad  urbem,    et    sumsit  sibi    duas    lageuas    aq'uae;       cum 

50  thovelas  pe  le  paisa,  partidiTas  e  fdca ;    aj  kand  thovelas  pe  avrhsa.,  apöj  avelas  e  fdca  jdrs 

lavaret        se  aqua,         nuitata  est  faeies;       et       cum         lavavet         se        altei'a,         tum         fiebat  facies    iterum 

la  lok.  h'  angardöü  les  kaj  kroitöru  andd  kodö  föru,  kaj  sach  les  lesko  dad.  aj  vo  thodds  pe 

uti    erat,     et  duxit  eum    ad         sartorem  in         illam     urbem,     ubi       erat       ei       eius       pater.     et     ille        lavit         se 

le  paisa.,  haj  parudiTas  leste  fdca.   haj  gaTds  kaj  kodö  kroitöru.  haj  kodö  kroitöru  sas  poddnu 

aqua,         et        mutata  est        eius      facies.       et  ivit         ad        illum      sartorem.         et         ille  sartor       erat     subditus 

lesko  dadesk.  haj    mjmisdjToü      koa  kroitöru    celedniku.     aj    o  kroitöru    nsjmisdjTas  pe   'k  bsi^s., 

eins         patri.  et  mercede  conductus  est  apud    sartorem  opifex.  et  sartor  couductus  est      iu  annum, 

nämaj  le  raklorös  the  zahavin  and  aver  stdncie.    haj  kodoUs  kroitores  sach  les  desuduj  celed- 

tantum  iufantem        ut        curaret  iu         alio       conclavi.         et  illi  sai'tori         erant      ei       duodecim  opi- 

55  nici.    aj  kaddles  le  rakles  le  dmparatösk^rss  na  prindzdnla   o  kroitöru,   haj  nie  leska  pral.    o 

feces.       et  has  filias  imperatoris  non  noscit  sartor,  et       neu       eius      tratres. 

pral   0  maj   bharö  phjerl'ds.,    the    lel    la    rakle    la  maj   r.dgne,    kaj  Toü  la  kaf  o  zmm.    aj  voj 

frater  natu     maximus      veniebat,         ut  dnceret  filiain  natu        minimam,  quam  liberavit       a         dracoue.        et       illa 

pendds:   ,me  na  msriti  ma,  kd  me  colachardöm,  zi  kaj  n    avela  morö'.  pendds  o  miUocio,  the 

dixit:  ,ego  non  mibam,  quia  ego  iuravi,  douec      non   veniet       meus'.  dixit  medius,       quod 

lel    la.  voj  pendöii:    ,9)ie  na  kamdü,   zi  kaj  n'  avela  morö''.    o  raklö    maj  bharö  Tas  la  rakle 

ducet  eam.  illa  dixit :  ,ego     non        volo,  donec  non    veniet      meus'.  filius         natu  maximus  dueit         puellam 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderünoen  der  Zigeuner  Europa's.  iv.  i.  291 

la  maj  bhare,    o  miilocio  fas  la  mizlociona.    li    akardi    le  kroitores^    the  ksrsl  lenga  strdji  de 

maxünam,  raedius     duxit  mediam.  et       vocarnnt  sartorem,  uf     faceret        iis         veates 

60  kimimie,  haj  doü  les  matirie.  aj  kodö  raklö  le  'rnparatosko  penclds:  ^an  mündig  me  the  suvdü'. 

nuptiales,       et  dedei'unt  ei        pannum.      et        ille        filins  imperatons  dixit:        ,adfer      mihi,         ego    ut        suam'. 

,me    na    ddil,    kd    tu  na  suvela  akvrdt  pe  lesko  trüpu'.    ,an   mdnde,  ka  me    do     sdma,  the   na 

,ego      noii      dabo,    nam    tu    non       siies         accurate      ad       eins        corpus'.       ,adfei'        mihi,       uam  ego  reddam  rationem,    si      nou 

sovö''.    0  kroitöru  das  leste,    aj  vo  pucuisardds  zngrosti.  .snklistäs  ek  r.ajor6,  haj  pendöü:    ,so 

siiam  (bcne)'.       sartor      dedit       ei,         et     ille  purgavit  annuhim.  exiit  dominus,  et  dixit:         ,(|iiid 

trebul  tu,  stspöne?'    ,dle  kate  niaterie,  haj  ie  kaj  morö  pral  o  maj  bharu,  haj  nusurisdr  les  e 

opus  est  tibi,      domine'?'        ,sume    hune       pannum,       et        i       ad      meum  t'ratrem      natu      maximum,     et  metire  ei 

materie  pe  lesko  trdpu,   the  n'  avel  nie  huhli,   nie  tang^    nntnaj  knrdt  pe  lesko  trupu,    aj  kade 

pannum       ad       eins       corpus,        nt    non     fiat    neque     latus,  neque  angustus,      sed  aptus      ad      eins        corpus,       et        ita 

65  the  suves,  the  na  priyizendol  o  tan',  haj  sudoü,  kü  na  prinzendillas,  kaj  sas  stnli^  h'  angardds 

sue,         ut      non         videatur  filum'.      et  suit,        ut     non         nosceretur,  ulii      erat    sutum,    et  attnlit 

teherd   k'    o  kroitonc.    ,5ng5r    le    lente\    aj  von  kand  dikle  le,    haj  pusle  les  o  kroitores:    ,kon 

niane        ad  sartorem.  ,f'er         ea        illis'.         et     illae         ubi     vidernnt  ea,         interrogarunt  sartorem:  .(juis 

sudds  kaddl  strdjnrif  kr>  tu  z    akand  na  suddn  kade  rnistö- ., man  son  me  'k  celedniku  pröspntu 

suit  has  vestes?        nam  tu        hucuaque       non      snisti         tani        bene'.        ,mihi     est  opifex  novus 

thaj    kodö   sudöU'.    ,kand    na    kainlds    e  cögni  pald    anünde,    anie   ddsa  pald  leste,  the  avela 

et  ille  suit'.         ,(iuoniam  non         voluit  miniiiia  ad  nos,  nos      dabimus       ad         eum,       ut         fiat 

amai'6  poddn'.    von  gde,    haj    kununisdjle.    jjald  j    kununije    akardöü  le  ceTddnikos,  akardöit 

uoster       snbditus'.        illi    iverunt,     et  iuneti  sunt  raatrimoniu.  post    sanctionera  connubii  vocarnnt  opificeni,  vocarnnt 

70  vi  la  rakle,  haj  pende  Idkö,   the  zal  pald  leste.    voj  pendds:    ,me  na  kamdü\  kn  voj  na  prin- 

etiani      puellam,     et      dixerunt       ei,  ut      iret       ad         eum.        illa         dixit:  ,ego     non        volo',        nara  illa    non  no- 

zanelas  les.  astardöü  la,  the  marel  la,  o  7'aklös  le  'mparatesko  o  maj  bharo.  voj  pendds:  ,me 

scebat  eum.      prehendit     eam,     nt  verberaret  eam,  filius  imperatoris  maximus.  illa         dixit:  ,ego 

ntci    S,afipald  leste',  ,musa  J,    the  zas'.    ,makdr  sin    morö  kort,  ks  me  na  kamdü'-.  aj  pendds 

nequaquam  ibo       ad        eum'.      ,necesse  est,      ut      eas'.  ,etsi  abscinda.s  meum  Collum,  nam  ego  non  volo'.         et         dixit 

kodö  raklö  le  ^rnparatosko  o  maj  csgnö:  ,aj  zanes,  kruUvic,  so  the  ksrSsf  de  morö  drum  Idsa 

ille         tiliUK  imperatoris  maximus:  ,et       scis,  tili  regis,     (|uid         faciasV  da       mihi        viam    cum  ea 

and  ek  khsr,  the  daü  diima  Idsa'.     vo  göTds  Idsa  and  ek  khuv,   haj  thodds  pe  avri  paisa.   tK 

in  conclave,  ut  loquar  cum  ea'.     ille       ivit     cum  ea      in  conclave,     et         lavit         se     altera      aqua,  et 

75  avilds  leste  fdca  la  lok,  haj  voj  prinMndöü  les.    ,no,  akand  me  zo  pald  tittiK    vo  jdn  thodds 

facta  est      ei         facis      ut     erat,       et      illa  cognovit         eum.     ,age,       nunc        ego   ibo      ad  te'.        ille  iterum      lavit 

pe  avrS  paisa,    haj  jdra  parudiTas    leste  fdca,    haj   gdTds    k'    o  wipardtu  palpall,    haj  pusTäs 

se      altera      aqua,  et      iterum     mutata  est         eins      facies,        et  ivit       ad  imperatorem  retro,  et  interrogavit 

la:    ,za  pald  lestef"    ,zaii}.    ,andd  desuditj  des  the  avela  e    nunta'.    li    akardi  le  kroitoresu  o 

eam:    ,ibis       ad  eum?'  ,ibo'.  ,in  duodecim  diebus  tiant  miptiae'.       et     vocarunt  sartorem 

phurü,   haj  das   les  porönka:    ,andd  desuddj  des  the  aves  gdta  de  nunta-.    haj  van  gde  thar 

scnem,         et       dedit      ei       mandatum :  ,in  duodecim   diebus  esto     paratus  ad      nuptias'.         et        illi  abierunt 

khzrß.    nadle   sou  des,   na   grizil  pe  kanc.    ka  j    cort.    akand  nakli     des  des,     asile  nn mdj  dnj . 

domuni.  elapsi  sunt  sex    die.s,     non       curat  quidquam,  nam   est  paupcr.       nunc  elapsi  sunt  decem  dies,  reliqui  sunt  tantum  duc 

SO  akai'dds  o  kroitöru  le  mirolös.    ,aj  so  kards9  kr,  na  j  kanc   peminta'-.    ,aj.  na  grizisau.  thaj 

vocavit  sartor  sponsum.        ,et  quid  faciemus  V  nam  non  est  quidquam  pro  nuptii.s'.         ,ah,     ne  cura,  et 

na    dard,   kö    del   ame    dW".    akand  nümaj   ek  des    asiidu,    aj  vo  (mirelo)  r,nkliS(öü    avri,    haj 

ne         time,      nam  dabit    nobis     deus'.  nunc         tantum    unu.s  dies  reliquus  est,  et     ille     (sponsus)  exiit  foras,        et 

37* 


90  2  Franz  Miklosich. 

pucuisardoü  mgrosti,  li    anklisfoü  ek  rajorö^  haj  pusroü  les:    ,so  trebiil  tu,  stipmef'    ,the  köH 

purgavit  annulum,      et  exüt  don>iuus,      et  interrogavit  eura :   ,quid  opus  est    tibi,       domine?'  ,fac 

mdnga  ek    aulm    z    and  o  des  and    e  trin  pMnturi,    haj  the  'nvertil  pe  pal   o  kham    and   o 

mihi  palatium  in  die        in  tribus    tabulationibus,     et  vertat         se  secuudum        solem         iu 

s'rdho,  thaj  the  avel  o  podu  stekldko,  haj  othi  the  avel  pai  thaj  maM,  the  phjerel  o  mam,  the 

Cochlea,       et  sit  tectum         vitreum,         et         ilji  .       sit      aqua       et        pisces,  natent  pisces, 

85  khdel  peskn  othe  and  o  pödu,    the  dekm  ol  raj  and  o  j^odu,    thaj  the  mirim  pe,  ce  strasnicije 

ludant         sibi  ibi         in  tecto,        ut      videaut         domini    in  tecto,  et  mirentur,       quae       iiompa 

kade,    thaj  the  avel  chahandta,    thaj  caH  somnakuni  haj   roje    rupum,    haj  ek  pahdru  the  pel 

haec,  et  sint  oibi,  et      patinae         aureae  et  coclilearia  argeutea,       et    unum  poculum  liiba- 

pe,  aj  jek  the  perdub.  z    a^id  o  des  sas  gäta.  ,thaj  mdnga  the  kardiil  ek  biidka  haj  soü  telegdre 

tur,     et    unum  impleatur'.         in  die      erat  paratum.      ,et  mihi  fiat  currua       et      sex         equi 

thajsk — sslkatdni  angläl  nnksste     kaj  dujsöla  a  litxre'.     tehardka  pornisdjJ'oü   kaj  nünta,    vo 

et        centum      milites  ante  equis  insidentes  et        ducenti     ad      latera'.  maue  exüt  ad        nuptias,     ille 

kathdr,  thaj  voj   othdr,    haj  gde   kaj  kangnri,  haj    kimunisdjle.      h'   avile   khsrS.    avilds  leska 

ab  hac  parte,  et       illa  ab  illa  parte,  et  iverunt     iu        ecclesiam,      et  matrimonio  iuneti  sunt,  et  venerunt  domum.         venit         eius 

90  pral  thaj  lesko  dad  thaj    raj   grdmdda,  haj  pen  thaj  chan,  haj   se   'nd  o  pödu  dikdnas.  d4pa 

fratre.4      et"        eius       pater      et  dominorum  multitudo,       et     bibunt     et        edunt,       et     orauia    in         tecto        spectaliant.         ;^ost- 

ce     chale  thaj pile^  aj  vo  pusTds   le    ran:    ,so  the  kr,rnn  kodolesa,  kaj  kamel  the  inudarel  peska 

quam  ederunt     etliberunt,  iUe  interrogavit      dominos:  ,quid  faciant  oo,  qui        vult  occidere       suum 

prdlesP    asunde  leska  pral.    ,kodoUn  trebul  le  meripi'.     atünc  vo    thodds   pe    avr6  paisa,    th' 

fratrem?'      audierunt      eins      fratres.  ,ei  opus  est  mors'.  tum       ille         lavit  se     altera        aqua,  et 

aviTds  liste  fdca  la  Jok.    atunc  pnnzandöü  les  leska  pral.    aj  vo  pendds:   ,lasn  j   tumarö  des, 

facta  est    eius      facies     ut     erat.         tum  cognoverunt      eum      eius      fratres.      et     ille        dixit:         ,bonus  est        vobis        dies, 

praldle!     tum4  gmdisarddn,    ks  me  propsdisdjTofi.    turne  kör^koro  tumari  mörte  sudisarddn  le. 

fratres!  vos  putastis,  quod  ego  perii.  vos  ipsi  vestram     mortem         iudicastis. 

gr,  hdjdan    avrf  mdnca,    haj  sudin  tumarS    chanrS    oprs:    the  sdnas  mdngs  cecimasa,  pSrla  angld 

venite  foras        mecum,         et        iacite        vestros         gladios     in  altum :     si         eratis         mihi        cum  iustitia,      cadet         ante 

tüminde;  aj  the  sdnas  bandimasa,  perla  andd  tumarö  söriV.   von  sude  li  trin  oprs   ol  chanrs, 

vos;  et       si       eratis       cum  iniustitia,      cadet  in  vestrura     eai>ut'.       illi    iecenmt        tres    in  altum  gladios, 

haj  h  cagniste  peTöü  angldl  leste,  aj  kukole  dönga  pteTöü  and  o  sz,r6,  thaj  mnU. 

et  minimo       <-ecidit         ante  eum,      et         Ulis  duobns     cecidit       in  caput,  et  mortiti  sunt. 


11.  Ich  liabe  statt  araküal  amard  da  geschrieben  arakila  V,  amard  da. 
18.  nach  rssdjJi  für  rssspm  ist  das  reflexive  ^^e,  pi  ausgefallen. 
20.  ksrnisardoü  la  m  krig  schob  ihn,  den  Felsen,  auf  die  Seite. 
22.  richtig  wohl  o  bucdni. 

22.  für  mors  erwartet  man  amart:  es  ist  jedoch,  wie  es  scheint,  nur  einer,  der  fragt. 

23.  gaTdn  ist  unrichtig  für  gale,  gde. 

30.  na  'nd  jekhd  d.  i.  na  andoü  jekhd. 

31.  zan:  man  erwartet  ze,  za:  n  scheint  des  Hiatus  wegen  eingeschaltet. 
44.  sindöä  o  solid  ruptus  est  funis :  richtig  sindoü  absciderunt  (funem). 
47.  für  leste  ist  vielleicht  piste  für  sich  zu  lesen. 

47.  auf  othdr  folgt  andrd  Idte,  so  dass  ,daraus'  zweimal  ausgedrückt  ist. 


Über  die  Mundarten  vsv  die  Wanderungen  der  Zioeuner  Europa's.  iv.  i.  293 

49.  las  pes  für  Tas  peske. 
51.  avelas  la  lok  kam  in  Ordnung. 
54.  zahavin  für  zahavil. 

68.  na  kamhis  (the  zal)  palci  aminde  wollte  uns  nicht  licirathen.  Eine  aus  dem  Slav. 
aufgenommene,  oft  wiederkehrende  Ausdrucksweise,     o  raklAs,  richtig  o  raklö. 

72.  makär  sin  meinetwegen  schneide. 

73.  de  niorö  drum  lass  mich  gehen,  rum.  a  da  drum. 

79.  natllc  für  nakile  ist  gleicli  dem  später  folgenden  nakli.     Man  erwartet,  dass  der 
Bräutigam  den  Schneider  ruft. 

86.  chabandta  ist  plur.,  man  erwartet  daher  aven. 
94.  riclitig  propsdisäjTom. 

I 
V.  Der  Prinz,  sein  Gespiele  und  die  schöne  Nastasa. 

Sas  ek  öinparätu,  haj  sacli  les  ek  raklö.  haj  doü  les  kaj  sköala,  haj  sikifds  lil,  haj  pendds 

Erat  quidam  imperator,         et.       erat      ei    unus     filius.         et     dedit    euiii      in       scliolam,       et       didicit  litteras,  et        dixit 

peska  dadeska:    ,ddde,    rode  indnga  amäl,  ks  mdngs  urito  the  phjerdü  kaj  skoala'.    smpardtu 

SHo  patri:  ,pater,      tjuaere       mihi       sodalem,  nam      mihi       taediuin  ire  in       acholani'.  imperator 

akardds  duj  mimst7'im,   haj  tradöü  le  and  e  Mme,   the  roden  jekhd  raklorös^   haj  doü  les    ek 

advocarit     duos         ministros,  et         raisit       eos      in  munduni,    nt  quaererent  nnuni         puerura,         et       dedit  eis  uuum 

hrtcka  gdlheni,  haj  skrisardöü  e  fdc.a  le  rakloröste,  thaj  sar   ss    de    bharö.     haj  phjerde   se  j 

curruni       aureoruni,       et  descripsit  faciem  pueri,  et       quam    sit  magnu»,  et         o))ierunt       totum 

^  Mme.    h'  arakU  jekhd  raklorös,    haj  doü     ek  bricka  gälbeni  jJe  liste,    h'  andöü  les  k'  o  smpa- 

mundum.  et  invenenmt     imum         puerura,  et  dederunt  uuum  currum    aureorum  pro      co.         et   duxerunt  euni    ad  ini])e- 

rdtu.    uradöü  les  mipardtu,   haj  doü  les  kaj  sköala.,  thaj  sikil'ds  maj  miätdü.      aj  sas  jekK  mi- 

ratorem.    vestivit     eum       imperator,  et      dedit    euui     in       scliolam,       et  didicit  melius.  erat  quaedam    im- 

parafdsa,  prekrasna  Nastdsa.    rakli  sas.    haj  voj  phjer avelas  e  oste.  haj  sach  les  ek  grast ^  kd 

peratrix,         pulcherrinia       Aiiastasia.        virgo     erat.       et       illa  ducebat  exercituni.  et        erat       ei  equus,  quem 

desnduj  mands  dnnach  les  avri.  haj  sach  les  ek  sdbie,    ks    jdrs  desudüj  mamU  tönach  les  and 

duodecim        liomines      ducebant  foras.       et        erat       ei  gladius,  quem  iterum  duodecim   liomines      figebant  in 

0  kavfin.  haj  läte  zdnas,  the  mangf,n  la,  ol  rakle  le  'mparatöska.  aj  voj  phSnlas:  ,kon  mklSla 

olavo.  et    ad  eam    ibant,        ut       peterent     eam,  tilii  ini])eratorii.         et      illa       dioebat:         ,qui       ascendet 

io  2)e  morö  grast,  kodö  'vela  moro  rom,  haj  kon  phjeravela  mord  sabiesa\    haj  kan'  ankaldna  le 

in       meum     equum,        is  erit        mens    maritus,     et       qui  vibrabit  meuni       gladium'.         et        cum         educerent 

grastes  avri,  haj  kand  diksnas  le  grasti's,  haj  dardnas,  haj  zdnas  thar  khnrn.   pendds  o  raklö 

equum        t'oras,      et        cum         videreut  equum,  timebant,        et  abibaut  domum.         dixit  filius 

le  'mparatösko:    ,dddi.,  me  zaü  kaj  Nastdsa  e  hikdr,  the    logodm       la\  ^ze'- .  haj  pendds :  ,hdjda 

imperatoris;  ,pater,     ego     ibo       ad     Anastasiam        )iuleliram,   ut  sponsalia  faciam  cum  ea'.  ,i'.     et  dixit:  ,veni 

mdnca,  jirdla."   lengo  dad  doü  le  duj  grast,  haj  doü  le  gdlben  desttiT,  haj  gd4  kaj  Nastdsa  e 

mecum,        frater!'        eornm    pater    dedit    eis  duos     equos,        et      dedit   eis     aureoruni     satis,         et    iverunt    ad     Anastasiam 

sukdr.     th'    arsslöü    le    e    fet,    haj  piopaszsardi,    haj   kzrde  pengs  jag.    haj  pendds  o  raklö  le 

puleliram.     et       oppreasit     eos  nox,        et  quiererunt,  et      fecerunt       sibi      ignem.       et  dixit  filius 

15  'mparatösko :  ,the~'dlas  e  Nastdsa  e  sukdr  paSd  mdnde,  finzosdjvas  paid  Idte ;  haj  the'al  Idko 

imperatoris:  ,3i       esset  Aiiastasia  pulchra     apud  me,        extenderem  me    prope      eam;       et         si   esset   eins 

grast,    sar     kslös  Msa;  haj  the^al  Idte   sdbie,    vdnturisarös    Idsa'.    aj  Usko  i^^al  pendds:    ,mkh 

equus,  quomodo  agitarem  eum;      et        si    esset  eius     gladius,  vibrarem  eum'.        et       eius      frater        dixit:  .adhuc 


294  Franz  Miklosich. 

53,  the  pzstis  le  baltn'.  haj  teharäka  zan  zi      rdti,  kaj  ratdka  jdrs  popasösardr.    vo  järd  pendöü  : 

est,    ut     pascas  sues'.         et  mane         euntusque  ad  uoctem,  et     vesperi   iterum        quieverunt.  ille    iterum       dixit: 

,the  'velas  pasä  mdndi  e  Nastdsa  e  mkdr,  tinzosdjvas  pasd  Idte;  haj  the'^al  Idko  grast,    kdös 

,si        esset       apud         me  Anastasia  pulchra,   exteuderem  me   prope      eara;        et        si  esset   eins      equus,  agitarem 

lesa;  haj  the'^al  Idte  sdbie,   vsnturisaros  ldsa\    ,prdla,  53,  the  psstis  le  baiin'',     vo  sindoü  teste 

eum;         et        si    esset  eius     gladius,  vibrarem  eum'.  ,frater,      est,      ut     pascas  sues'.         ille     abscidit       ei 

20  kor  la  sabiesa,  haj  gslö  thar  angli.  haj  avile  duj  Hucdj,  thode  les  0  ssrö  palpali  kajthdn,  haj 

Collum  gladio,         et  abiit  porro.        et    venerunt  duo      Huculi,  posuerunt  ei         caput       iterum  una,  et 

sittht     pai  zudö,  thaj  ustiTöü,  h'  anklistds  pe  pesko  grast,  haj  doü  le  Eucunin  po  'k  vast  gdlbeü, 

infuderunt  aqiiam  vivam,    et         surrexit,     et       ascendit        in      suum       ef{uura,       et      dedit  Huculis    cuique  pugniim  aureorum, 

haj   vo  gdö  pald  pesko  pral,    li     arzslou     les  p^  0  driim,  haj  gde    zi     rdti,    haj pendäs  peskn 

et       ille      ivit        post        suum     fratrera,    et  consecutus  est  eum  in  via,         et    iverunt  usque  ad  noctem,  et       dixit  suo 

pralesks :     ,prd/a,    the  kdndes  man,    apöj  tiik'  avela  mistöü'.    ,kdndo,  prdla !'    vo  arssToü   kaj 

fratri:  ,frater,         si        audies         me,  tum       tibi         erit  bene'.  ,audiam,         frater!'        ille        venit  ad 

Nastdsa  e  siikdr.   ,s6ste  aviFdnP   ,aviTdn,  the  logodisards  tu',    aj  voj  pendöü:  ,mist6t\  aj   nnkle 

Anastasiam       pulchram.      ,cur        venistis?'        ,venimus,      ut         posceremus        te'.      et      ille  dixit:  ,bene,       sedascendes 

26 pe  morö  grast?'  ,snkToü'.  voj  doü  cingdf  pe  peskz  slühi:  ,anen  le  grastes  avri'.  desuditj  mamtsi 

in       meum      eqiium?'    ,aseendam'.     illa  clamavit  ad      suos       servos:     ,ducite  equum       foras'.       duodecim     homiiies 

ande  le  grastes.    vo  dnklistds  pe  leste.    0  grast    urejToü    les^    opri ,    the   südel    les    tele,     aj    vo 

duxerunt         equum.         ille       asceiulit        in       eum.  equus        volavit    cum  eo  in  altum,    ut    deiiceret  eum  deorsum.    et      ille 

las  0  bibzdugdnu,   haj   mardoü  le  grastes     se     'nd  0  ssrö.    0  grast  pendöü:    ,na   muddr  ma\ 

sumsit  clavam,  et       verberavit  e((uum  continenter  in  eapite.  equus  dixit:  ,ne       occide         me'. 

,mek   tu    radnca    löko     tele,  haj  the  phjeres  tald  mdnde.^    haj  me  the    lap   tu  pofetar,   thaj  the 

,demitte  te       mecum      leniter  deorsum,    et  cade  s«b  me,  et       ego      prehendam  te         cauda,  et 

tördi   tu  pa  j  phu,    thaj  voj  the  dekU.^    sar    cirdap  tu'-,    vo  das  cingdr  and  o  muj:    ,ce  grast 

traham    te        per     terram,        et        illa  videat,  quomodo  traham       te'.  _     ille  clama\'it       ex  ore :      ,quem  equum 

30  dan  ma  perititra."   dnen  e  säbdie,  the  vdnturil  Idsa^.  ande     sdbie  desuditj  manüsi.    vo  vnnturi^ 

dedisti  mihi      debilem!'         adferte  gladium,      ut         vibrem         eum'.  attulerunt  gladium   duodecim      homines.       ille        vibra- 

sardöü  Idsa,  haj  sudöü  la  p'  ene    phue.  othe  sas  0  Pdvelo  sdbdtiko.i   sas  csntitmi  pe  grinda  le 

fit  eum,       et  iecit     eum  in  nonam  regionem.  ibi     erat  Paulus  t'erox,  erat       affixus       ad       tectum 

pahninca,  haj  othe  sude  la  sabdiesa,  sindds  lesks  vast,  thaj  nasTöü  othdr.    les  akharde  les  kaj 

palmis,  et        illuc      iecit  gladium,       dissecuit      eius     manus,      et        aufugit        inde.      eum     advocarunt  ad 

mesele,  the  chal,  haj  thode    les  pald  j  niesele.^  haj  chdnas  lesa  desuditj  ministridi.  les  spidinas. 

niensam,       ut     ederet,     et  coUocarunt  eum     ad  me'nsam,       et        edebant  cum  eo    duodecim  rainistri.         eum    premebaut. 

aj  vo  pendds:    ,the  zaü  avH  kaj    rzköare'.     vo  snklistöü  avri,  haj  pendds  lesks  pralSskn:    ,mi, 

at     ille         dixit;  ,ibo      foras      in  frigidum  aerem'.  ille  ivit  foras,       et         dixit  suo  fratri:  ,age, 

35  bes    tuk^  othi,  ks  nie  zo'.  haj  besMs  otM  maskardl,    haj  spkUnach  les,    aj  vo   las   lesko   hitzdu- 

conside  tibi     hie,      nam  ego    ibo'.      et      consedit       ibi         in  medio,  et         premebant      eum,     et     ille  sumsit     suam  cla- 

gdnu,  /*'  astardes.1  the  marel  le  buzduganö.  von  nasli.    aj  vo  pendds:    ^tuminde  kadS  e  patu!'' 

vam,       et         coepit,  ut  verberaret  clava.  illi  aufugerunt.  et    ille         dixit:  ,apud  vos        hie  honor!' 

von  nasU,    haj  gzU  thar.    akand  ratdka  aviV  e    f'et.^    aj  Nastdsa  e  sukdr   akhardöü   les  pasd 

illi     fugenmt,     et         abierunt.  nunc         vesperi       venit  nox,       et      Anastasia  pulchra  vocavit         eum         ad 

peste.  vo  gdö  pasd  Idte.  voj  thodöü  0  ponrö  pe  leste,  haj  Toü  les  mdskar  peste,  aj  vo  sas,   the 

se.       ille      ivit         ad        eam.      illa       posuit  pedera     in        eo,  et    sumsit  eum     inter  se,        et     ille    erat,      ut 

merel.    aj  vo  pendds  Idks:   ,mekTd   ma  kaj  rzkuare'.  voj  pendöü:  ,Se'.   vo  gdds  avri,  haj  pendds 

moreretur.  et    ille        dixit  ei:  ,sine  me        in  frigidum  aerem'.  illa        dixit:  ,i'.      ille      ivit       foras,       et         di.xit 


Über  hie  Mun-dartkn  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europas,  iv.  i.  295 

40  jieskz  prah'skö :    ,bes   tuk'    ocf,  kö  me  zaü'.    haj  gdds  vo,   haj  sufhoü  x>asd  läte.    voj  thodöti  o 

suo  fratri:  ,maue     tibi         liic,   nam    ego    abibo'.        et         ivit       iUe,       et      dorraivit       ainid      eam.        illa       posuit 

poiirö  i)e  leste,    vo  las  x>^sko  buzdugdmi,   haj  adtcz  mardöü  Ja  le  huzduganö,  ks  mikTds  dndra 

pedem     iu        eo,        ille  sumsit  auara  clavaiu,  et  ita        verberavit  eam  elara,  ut  relinqueret       in 

Jäte  zur,  sar  and  e  romni.    vo  gnlo  thar  avru  gslds  kaj  pesko  pral  ,no,  'kand  za,  prdla,  haj 

ea      robui-,     ut         in  t'enüua.     ille  abüt  t'oras,       ivit         ad       siinm     fratiem.  ,age,      uunc        1,        frater,        et 

na    dard;   haj   kand  ze  Idte,  the  des  la  ek  2>dlma\    vo  göTöü  Idte,    haj  doü  la  ek  pdlma,    haj 

ne  tinie;         et       quando  ibis  ad  eam,  da      ei  alapam'.        ille       ivit      ad  eam,    et      dedit    ei  alapara,         et 

mfhöü  pasd  Idfe.    tehardka  nnkJistI  km  spacrri  avri.     aj   voj  piendöü    leskn:    ,mur6   raj.    sar 

dorniirit       apud      eam.  mane  exierunt      ad  ambulandum  foras.        et      illa  dixit  ei:  ,rai     domiue,  quam 

45  inarddn  via  de  ztirds,  haj  kand  aviTdn  avrjdl,  ciimiddn  ma\  aj  vo  pendds  Idks:  ,me  na  cumi- 

verberasti      me  valde,  et      quando      veui.'iti  intro,       osculatus  es     me'.       et    ille         dixit  ei:        ,ego  nou        oscu- 

diim      tu,  me  pdlma  dum  tu'.    ,ap6j  kon  mardds  ma?'    ,mor6  pral  mardds  tu',    voj  na  pendoü 

latus  sum  te,  ego   alapam       dedi     tibi'.       ,ergo     quis     verberavit     me?'         ,meus      frater    verljeravit     te'.       illa     uon         dixit 

kanc.      vo    sovelas  m  krig  and   aver   stdncie,    aj  voj  Jas  e  sdbdie,    haj  sindöü  leskrj  pmirs.     vo 

quid(|uam.  ille     donuiebat    seorsira         iu  alio  cubili,         et      illa   sumsit       gladium,        et        abscidit       eins       pedes.         ille 

ksrdds  pesks  ek  vurdumu^-ö  phakmca,   haj  kand  rspszüas  o  vurdon,   ek  miTa  nasilds.    h'  ara- 

fecif  sibi  currura  cum  alis.  et         cum  truderet  currum,  milliarium  currebat.      et  iu- 

kTon  le  Pavlos  le  sdhdtiko,  haj  pendds:    .kaj  zas  tu,  prdla?'    ,me  zaii  and  e  lume,   the  hrmi 

venit  Paulum  ferocem,  et  dixit:  ,quo       is       tu,        frater?'         ,ego       eo         iu  mundum,    ut     nutriam 

50  ma,    kd    na  j    ma    vast'.     vi   me    zaü    and    e    lume,    kr,    na   j    nia  pznrt'.     ,haj!    the   clmtüas 

me,      nam    uon  .sunt  milii    mauus'.  etiam  ego      ibo         iu  mundum,  nam    nou  sunt  mihi      pedes'.  ,lieu!  faciamus 

ame  pral  frusulesk,  haj  tu   snhdmusdfi ,    thaj  csrdoii  o  vurdön   ^^'  o  löko,    kr,    tu    sö    tu   p^wrä'. 

nos     fratres         crucis,  et       tu   iunge  te  vehiculo,     et  trabe  currum  leniter,   nam  tilii  sunt  pedes'. 

von  phjerde  de  pomdnt,    haj  gde  and  ol  vosd,    h'  arakU  khäf-,    haj    bössuas    othi  and  o  khar, 

illi        iverunt  mendicando,       et    iverunt     in  Silvas,      et   invenerunt  domos,       et      halntabant       ibi         iu  domo, 

haj  gde    and   ek   foru,  haj  mangmas  de  ptomdns.     ek    rakli  göTöü,    the   del   les    de  pomäna. 

et     iverunt     iu  quamdam  urbem,     et  mendicabaut.  quaedam  puella        ivit.  ut      daret     ei  stipem. 

aj  vo  chutildöü  la,   haj  suthöü    la  and  e  vurdon,   haj  nasToir  Idsa  and  o  vos,   othe,   kaj  lengs 

et      ille       i)reliendit     eam,     et  iecit        eam      in  currum,         et        aufugit    cum  ea      iu        silvam,        eo,        ubi         eis 

55  o  khsr,  haj  von  colachardi,  the  na  knrm  Idsa    bezechd.     aviTds   o    beng,    haj   sov6las   Idsa,    aj 

domu.s,     et        illi  iuraruut,         quod  uon    facient  cum  ea     peccata.  venit         dlabolus,        et       dormiebat  cum  ea,      et 

von    asnndi,    haj   ustiU  tehardka,    haj  pusTds  o  Dorohyj  Kdpec:    .tu  colacharddn,   söste  gddn 

illi      audierunt,       et    surrexerunt      mane,  et       intenogavit        Doroliyj        Kupec;  ,tu  iurasti,  cur        ivisti 

Idfe,   haj  ksrddn  bezechd?'    ^me  na  sömas,  prdla,  kd    vi    me    asundöm,   aj  me  gsndisardöm.  kd 

ad  eam,    et         fecisti  peccata?'         ,ego    nou       eram,  frater,    nam  etiam    ego  audivi,  et     ego  ]iutavi,  quod 

tu  San;    avela  rafdka,    haj  tu  the    les   ma  pe   temönture,    haj  the  Sudes  ma  pe  lende,    kn    me 

tu      eras;         veniet       vesperi,  et      tu     prehende      me  truneis  manibus,     et  iace        me      iu         eos,       nam     ego 

rhutilö   les,    kon    avela'-.    ratdka    avifofi  läfe^    haj  sovelas  Usa.    von  asundi,   haj   Tofi    les,    haj 

Jirelieudam   cum,    qui        veniet'.  vesperi  venit     ad   eam,      et     dormiebat  cum  ea.      illi      audierunt,       et  preliendit  cum,  et 

60  sudoü  les  pe  linde,   vo  clmtildoü  le  bengss,  haj  pliabardi  e  mtimeM,  tK  astardf  the  marm  les. 

iecit       eum    in         eos.       ille      preliendit  diabolum,     et       incenderunt  cereum,       et      coeperunt         verberare       enm. 

aj  vo  rudisdjToü,    the    na    marin    les,    ,A,-3  me  knrö,  the  avela  tu  pdnrt,    thaj   vi   kakaUs  avina 

et     ille  oravit,  ut       uon  verberarent  eum,  ,nam  ego  faciam,    ut         siut       tibi     pedes,         et      etiam        illi  aiut 

vast'.   tehardka  pangle  les  kordtar^  th'  angnrdoü  les  kaj  chahig.   ^thon  ol  psnrS  and  e  chaing'. 

manus'.        mane  ligarunt    eum        collo,  et  duxit  eum     ad        puteum.       ,pone  pedes        in  puteo'. 


296  Franz  Miklosich. 

vo   thodds   ol  pönrS   and  e  chaing^  thaj  ksrdiToü  psnrs  kade,  sar  sas.    haj  tliodds  o  Pdvelu  ol 

ille      posnit  pedes         in  puteo,  et        facti  sunt       pedes         ita,         uti     erant.        et        posuit  Paulus 

vast,    thaj  Jisrdfle  lesks  vast  kade,    sar  sas.    aj  o  Dorohjj  Ki^pec    Tas  peskz    and  ek  sipa  pai 

maniis,       et      factae  sunt      ei       manus       ita,  uti      erant.      et  Dorohyj         Kupec     sumsit      sibi  in  lagena  aquam 

65  zudo,    K  and  ek  sfpii    las    pai    mulö,  tK'  aviTds  khdrn  kaj  pesko  kksr,    haj  ksrd4  jag,    thode  ^k 

vivara,       et       in  lagena  sumsit  aquam  mortuani,  et       venit    domum     ad        suam      domum,     et    fecerunt  ignem,      posuerunt 

stmzinu  käst  pe  jag^   haj  phabarde  le   bengns,   haj  purdöü  les  and  e  balvdl,   haj  pendds  o  Do- 

orgyiam  lignorum  in     igne,       et     combusserunt  diaboluni,       et       flaverunt    eiim       in  ventum,       et         dixit  Do- 

rohyj  Kilpec:  ,akand,  prdla,   le    la  tiiks  kodold  rakU,  haj  zu  Idsa,   ks  me  zaü  kaj  mor'ö pral'. 

ruliyj  Kupec:  ,nunc,  frater,  sume  eam  tibi         illam       puellam,     et     vive  cum  ea,  nam  ego     ibo      ad      meum  iVatrem'. 

Tas  pe,     haj  gsTds  kaj  pesko  pral.    7i'  arakles  peskö  prales  pas  o  drum,    ks  pnstüas  le  balin. 

profectus  est,  et  ivit        ad        suum    fratreni.      et       invenit         suum      fratrem      ad  viam,       uhi      paseebat  sues. 

,no,  dikss,  prdla,  kn  me  pendöm,  ks  pdstisare  le  balin.  die  tu  raorn  strdji  pe  tu,  haj  tu  de  ma 

,age,      vides,       frater,    quod  ego         dixi,         quod       pasces  sues.      sume  tu      mea.s       vestes      in      te,       et       tu     da    mihi 

70  tirs,    kö  me  kdro  ma  porkdr,    aj  tu  bes  palpali^.    vo  las,    thaj   tradon    le    balin  khsrs.    aj  voj 

tuas,     nam  ego    faciam    me     porcarium,      et      tu    mane       retru'.  ille  sumsit,     et  pepulit  suea        domum.       et      illa 

doü  cingdr:    ,s6ste  traddn  kade  segö  le  balin P    ol  bale  güe  and  e  kotecu,    aj  ek  bali  na  ka- 

exclamavit:       ,cur       pepulisti       tarn        cito  sues?'  sues  iverunt     in  stabulum,      et     una     sus      non      vo- 

melas  the  ial  and  e  kotecu.    kand  Fäs  e  buldva,   haj  kand  maladöü  la,   haj  muFds  e  bali.    aj 

lebat  ire       in  .stabulum.         ut      sumsit         fustem,         et  ut  rerberavit    eam,  mortua  est         sus.         et 

Nastdsa    e  sukdr   kanä    dlkToü,    nasTds    and  atdin,    ks  kadö  o  Dorohyj  Küpec.    vo   gsTds    Idte 

Änastasia  pulchra        ut  vidit,  fugit  in       palatium,  nam    '  hie  Doruhyj         Kupec.       ille        ivit     ad  eam 

and  aidin,    haj  pendöü  Idks:    ,laS6  j   tu   des,    kumndta!'    voj  pendoü:    ,nais\  aj  vo     las      la 

in      palatium,      et  dixit  ei:  ,bonus  e.st   tibi     dies,  fratria!'  illa         dixit:  ,gratias'.     et   ille prehendit  eam 

75  vastestar,    /«'  ankaladöü  avri,    haj  sindoü    la    sc    kotord  .^    haj  ksrdds    la   trin  grsmsz,    haj  duj 

manu,  et  traxit  foras,       et       concidit    eam  totam  in  fru.sta,       et  fecit      ex  ea  tres       acervos,         et      duos 

grsmsz  dou   k'    ol   zuköli,  haj   chale    le,    aj   and   ek   gy^smdda    thodöü   le    kajthdn,    haj   ksrdds 

acervos      dedit  canibus,       et  devorarunt  eos,    et        in     nnum      acervum         coUegit     ea  una,  et  fecit 

jekhd    romne,    haj  stropisardds    le  pafsa    mid6,    tK    sntegosdjToü   kajthdn,    haj   stropisardds   la 

unam       feminam,       et  aspersit  ea       aqua       mortua,      et  convenit  una,  et  aspersit  eam 

paisa  zudo,    thaj  voj  ustiTöü.    ,dle,  prdla,    akand  zuü  tu  Idsa,  A-'  akand  na  j  la  putere  bhari. 

aqua        viva,  et        illa      surrexit.     ,sume,      frater,  nunc       vive     tu  cum  ea,  nam     nunc       non  est    ei       robur     magnum. 

nie  zap  thar  khsrs',  pendds  e  Dorohyj  Küpec,  haj  gslds  khsri. 

ego  abibo  domum',        dixit  Dorohyj         Kupec,         et         ivit        domum. 


2.  nach  mdngs  ist  wohl  j  est  ausgefallen. 

3.  statt   les  ei   erwartet  man  len,   le   eis :    beide  Formen   werden   häufig    verwechselt. 

4.  die  Beschreibung   bezieht    sich   natürlich  auf  den  gesuchten  Knaben,     sar  ss  (si) 
de  bharö  wie  rum.  de  mare. 

6.  maj  mistöü  melius  quam  filius  imperatoris. 

10.  ankaldna  steht  für  das  Imperfect  ankaldnas. 

11.  der  Nachsatz  wird  nicht  selten  durch  haj  et  eingeleitet. 
15.  the~al  für  the~ala,  the~dlas,  the  avelas,  si  esset. 


I 


Über  die  Mündarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eueopa-s.  iv.  i.  29  7 

IG.    Die  verba  movere,  agitare,  iacere  werden  mit  dem  instr.  des  Objectes  verbunden. 
Vero-l.  Grammatik  4  Seite  (595 :   daher  kslös  lesa.    vsnturisaros  lusa. 

IG.  inkü  So  (sij,  the  psstfs  le  baUn  du   solltest  noch  Schweine  liüten, 
21.  po  'k  vast  je  eine  Handvoll. 
24.   avil'dn  venimus,  richtig  avlTdm. 
2G.  les'  für  lesa  mit  ihm. 

29.  tzrsi  für  tursm  ist  rum.  tTsnesk  zerren,    and  n  mnj  laut,  aus  vollem  Halse. 

30.  vdnturil  für  vduturiü  ich  schwinge. 

31.  Contimit  affixus  rum.  ctntuesk  verkeilen  von  cinfB  Metallblättchen,  Keil. 

34.  leskd  für  ])tskü. 

35.  hes  tuk'  otM:  hik'  ist  ein  dativus  ethicus.     lesko  für  pesko. 

36.  huzduganö  vertritt  den  instrumental. 

37.  avW  e  fet  lautet  avile  fet. 

38.  lou  les  mciskar  peste  ist  wohl :   sie  vimschlang  ihn. 

39.  mekTä  für  7nek  ist  mir  unverständlich. 

50.  the  chutüas  ame  pral  trusulesk  rum.  übersetzt:   st  ne  apuktm  fraci  de  kruce;  etwa 
Kreuzesbrüder,    erinnert   an  das  pobratimstvo  der  Serben,    die  von  der  Kirche  verpönte 

51.  csrdön  ist  wohl  traxit.      Vergl.  jedoch  mekTd  39. 

5G.  Dorohyj  Kupec  ist  der  Name  des  Gespielen  des  Prinzen. 
58.  pe  Imde  auf  sie,  den  Teufel  imd  das  Mädchen. 
75.  kördds  la  trin  grsmiz  fecit  eam  tres  acervos. 

7G.  tliodöü  le    collegit  ea,    was   im  dritten  Haufen  war.     Durch  die  drei  Haufen  soll 
die  Grösse  der  xVmazone  ausgedrückt  Averden. 


VI.  Die  Diamanten  legende  Henne. 

Sas  ek  manüs  coro,   haj  sach  les  trin  raklorö.    h'  araklds  o  maj  csgnö  soü  grijcdri,   haj 

Erat  hüino      pauper,     et       erant      ei       tres  filii.  ot        iiivpiiit  natu       mininiu»    sex     crucigeros,        et 

pendds:  ^dle,  ddde,  kadöl  soü  grijcdri,  haj  le  and  o  foru,  haj  fin^  öareso''.  haj  gsTds  o  phurö 

dixit:         »cape,    pater,        hos         sex      crucigeros,       et        i        in  urbem,      et       emes      aliquid'.         et         ivit  senex 

and  o  f6rv^    haj  tinduü    ek   kajni^    K  andüu  la  khsru.    haj  kürdöü  e  kajüi    ek    anrö  adjaman- 

in  urbem,       et  eniit      unaui  gallinam,     et      attulit     eam  domuni.       et  t'ecit  gallina  unum    ovuni  adaman- 

tösko.    haj  thodöü  les  pe  ferjdsta,  haj  dikjulas  sar   la    muvieTdtar.     aj  tehdra  iistiTds  o  phurö, 

inum.         et         posuit        id       in       fenestra,         et        videbatnr        nt     apud  cereum.  et        niane        surrexit  senex, 

6  haj  pendds:  ^romne,  me  zan  and  o  foru  kadale  anr3sa\   haj  gsFöu  and  o  föra^  haj  gsTöü  kaj 

et  dixit;  ,uxor,        ego      ibo        in  urbem    cum  hoc         ovo'.  et  ivit  in  »irbem,      et         ivit         ad 

neguct&ri.    ,tin   tuko    kado    anro''.     ,so   mangssf'    ,ds   in     öksßl    lij'-.     doüles  sksSl    lij.     vo  gslö 

mercatorem'.       ,erae       tibi  hoc         nvuni'.       .ipüd         pctisV  ,da    mihi  centum  florenos'.  dedit    ei  centum  florenos.  ille    ivit 

khsrs^    haj  findds  pesks  chabe,    haj  don  le  raklorm  kaj  skvala.    thaj  e  kajM    maj   ksrdöü    ek 

domum,       et  einit  sibi         cibum,         et      dedit  pucroR  in       scholam.         et  frallina    adhuc        fecit     nnuni 

anrö,  h'  angsrdöü  jdrö   kaj  kodö  neguctörn,  haj  maj  doii    les  sksßl    lij.    galö  thar  khört,.    jdrs 

Ovum,       et  attulit         iterum      ad       illum       mercatorem,       et      adhuc    dedit      ei     centum  florenos.       abiit  doniuni.    iteruni 

ksrdöü  e  kajni  ek  anrö,  sngardöü  jdra   kaj  kodö  neguctöri.    haj  sas  hramumi  p'  o  anrö:   Jen» 

fecit  gallina  unum  ovum,         attulit         iterum     ad       illniii      mercatorem.        et      erat       scriptum         in  ovo :  ,qui 

Denkschriftfn  der  phil.-Uistor.  Cl.  XXJII.  38 


298  FnAsz  MiKLusicH. 

10  rhäla  o  sr/rö  and  e  kajni^    dmpardtu  avelu;    uj  kon  chcila    o  jUii,    and    e  sekom     fet    ek  nuje 

edet  cairat      de  gallina,         imperator  erit;  et      qui        edet  cor,  in  quavis      uocte  mille 

gölbeni    tal   o  söro ;    aj   kon   chaV    ol  pdnrh^    avela  nazdrövänn} .    avUds  kodo  ner/ucföri  and  o 

aureos         sub  capite;       et       qui        edet  pedes,  erit  propbeta'.  veuit  ille  rneicator  in 

kodö  cjäu,    liaj  7injmisard6ü  les.    ,so  the  dajJ  Ui^  tli    dngürfiz  mdngs  kirfje?''   ,c?e  vi     dkUl     lif. 

ilhini       viciim,       et  eonduxit  eum.        ,quid         dem     tibi,     ut        gestea  mihi  merces?'      ,da    mihi  centum  florenos'. 

haj    ndjviisardöü   les   p'    ek  i^as    bsH   kodole  gazes  la  kajnesa.    veguciöri  avilds  kaj  gazi^  haj 

et  conduxit  eum     in  dimidimn  anni         illum      liominem     cum  galiina.  mertator  venit       ad  mulierem,    et 

jx'vdds:    j-muTas   toü  gaki,  hgj  chasdjh  mors  lovi;  kamdp,  thc  lajj  tu  tut,  ks  me  som  barvalu'. 

dixit:       ,mortuus  est  tuus  maritus,    et  interilt  mea    pecunia;       volo,  ut    ducam  te,     nam    ego     suin        dives'. 

15  ,the  kununisdjivas'- .  Jiaj^  the  kununisdjivas,  aj  the  sines  ma  la  kajne  la  kunimtja ;   na   trebnn 

,iungamur  matrimonio'.       ,age,         iungamur  matrimouio,        et  macta    mihi  gallinam    in  nuptiis;  non  opus  sunt 

ma   skripkdri'-.    haj  nnjmisarde    ek   kuchdrka.    ,zi   kaj    avdsa    kat  e  kangsri^  the  avel  e  kajfü 

mihi  fidifines'.  et         conduxerunt  coquam.  ,quoad       veniemus     ex  ecclesia,  sit  gallina 

gdta'-.     avile    ol    raklord    kliörs    kat    e   skuala.     ,de  'me,    the    chas'.     ,na  j,    so    dap    timi,    ks 

parata'.      venerunt  pueri         domum        e  sehola.  ,da      nobis,      ut     edamus'.      ,non    est,  quod    dem       vobis,    nam 

pendds,  the  na  daü  kanc  and  e  kajiii'.  aj  ol  rakloH  rudisdjle:  ,de  vi  'men,  kz    vi  'me  kochai- 

dixit,  ne    darem  quidquam  de  gallina'.     et  pueri  flagitaruut:       ,da  etiam  nobis,  nam  etiam  nos  eura- 

sarddm  la,'  de  vi  'men,,    mnkdr  ek  ctra'-.    doü  le  hharhs   o  sörö^    thaj   kukoles  le  mizlociunös  o 

vimus       eara,     da  etiam  nobis,        licet  paulum'.         dedit      natu  maximo       caput,        et  illi  medio 

20JÜ6,    aj   le    cdgnes  das  ol  p)önrf,.    thaj  güe  thar  kaj  skuala.    aj  von  avile  kat  e  kununija,  haj 

cor,       et  minimo     dedit  pedes.  et  abierunt  in       scholam.       et       illi   venerunt     a  matrimonio,        et 

besle  piald  j  mesele,   Itaj  p)endds  la  kucharicdkü:    ,de  'me,  the  chas'.    haj  doü  les  and  e  mesele 

consederunt  ad       mensam,        et  dLxit  coquae:  ,da     nobis,     ut    edamus-,      et       dedit    illis       in  niensam 

la  kajne,    haj  vo  rudöü  o  snrö  th'  o  jihi,    thaj   rndoil   ol  pmrt  —  nas  —  liaj  pusTöü  la  ku- 

gallinam,  et      ille    poposcit         caput     et  cor,  et        poposcit  pedes    —  non  erant  —    et    interrogavit  co- 

charicd:    ,kaj  s    o  sdrö?'    voj  2)&ndds:    ,chale  les  ol  rakloro'.    aj  vo  2^endds  (kodo  neguctori) : 

quam:  ,ubi    est  caput?'       illa         dixit:      ,comederuut  id  pueri'.  et     ille        dixit  (ille  mercatori: 

,??ie  na  chaü  dnda  kode  kajM,    man  the  des  o  ssrö  th'  o  jiln  tli    ol   p>önr5;   me   nihnaj  kodold 

,ego    non     edam         de  hac       gallina,       mihi  da  caput     et  cor       et  pedes;        ego      nounisi  Laec 

25  the  chaü'.    e  kuchdrka  pendds :    ,chale    V    ol  rakloro'.    aj  p)endds  vo :    ,romne,    the  körts  lende 

edam'.  coqua  dixit:  ,comederiint  haec  pueri'.  et         dixit         ille:  ,uxor,  fac         illis 

kdva   ksrti,    the   seden'.    aj   von    avile   kat  e  skoala  khnrn,    thaj  p)endds  o  csgno :    ,the  na  pen 

coffeam  amaram,      ut       vomant'.       et       illi     venerunt      e  sehola      domum,        et  dixit  minimus :  ,ne         bibite 

kode  kdva,    ks    ss,    the  meren'.    von  gdS  khsrS,    thaj  das  le  lende  dij  kdva,    haj  sorde    la  tele, 

haue    coffeam,  nam  est,       ut      moriamini'.       illi    iverunt  domum,       et       dedit  illis     mater  cotfeam,       et    fuderunt  eam  humi, 

thaj  gsle  jdrs  kaj  skuala.    aviTds  o  neguctori,  haj  pendds:    ,sagT6ti?-    voj  j^endöü:   ,na   sagl'öa'. 

et    iverunt  iterum    in       scholam.  venit  mercator,  et  dixit:         ,vomuerunt?'     illa         dixit:         ,uon  vomuerunt'. 

,me  zaü  and  o  f6ru,  haj  tino  phabd,  haj  the  chochaves  le  and  e  pwnica,  haj  me  sind  le,  thaj 

,ego      ibo        in  urbem,       et      emam      poma,  et  allice  eos     in  cellam,  et       ego  occidam  eos,     et 

30  me  ankaldvo  dndra  lende,  thaj  cho  leK  aj  pendoü  o  p7-al  o  maj  csgnö:  ,hdjdan  thar  pe  MmeK 

ego         eximam  ex  illis,  et       edam  illa'.    et         dixit  frater  natu  minimus:  ,abite  in  mundum'. 

,s6starthe  zasf-  ,amcir6  dad  S3,  the  sinel  ame'.  von  güe  thar,  thaj  güe  and  aver  cmfdo.  othi 

,cur  eamus?'  ,noster      pater    est,     ut     occidat      no?'.        illi         abierunt,  et     iverunt     in        aliud      regnum.       ibi 

sas  mnpardtu,    aj  mipardtu  midds,    liaj  line  liste  kurima,    haj   thodöü   and   e   kangari.    d)ida 

erat        imperator,         et        imperator   mortuus  est,    et  sumserunt  eius    coronara,        et      posuerunt       in  ecclesia.  in 


Übek  üik  Mundarten  uxd  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eubopa-s.  iv.  i.  299 

k(Ub)  sörö  piirla  e  kornna^  avela  mipardtti.     aj  avile  fei    de  fei    mamis    and    e  kangari^    liaj 

cuiiiM      oajnit     cadet  Corona,  erit  iinperator.         et  veneruut  omnium  ordiimin  homines       in  ecclesiam,        et 

gr,l6    'Itnn  raklors,    haj    o    bharö   grJds  aiigldl^  haj  sacjds  jie  and  e  kanr/zri^  haj  korüna  vn- 

venerunt  tres  pueri,  et     natu  maximus      ivit  ante,  et       ingessit     sc         in  ecclesiam,       et         roroiia         vo- 

35  ref'nn  pe  ända  lesko  sövo.  ^ssn  ame  nmpardtu  nivöK      Und     les  p''  ul  vast^  thaj  araduü  les  and 

lavit  in  eins      capnt.      ,est     nobis      Imperator       novus'.  sustulerunt  eum  in       manus,        et       vestiernnt  eum     in 

e  strdje  smparaticeka.    da.s  pe    hefelu,    kö    mnpardtu  nivu.    avilds  e  oste^    thaj   snkinisdjToü   le 

vestes  imperatorias.         datuni  est  nianilatuni,  quod(est)imperator     novus.        venit         exercitus,    et  inclinavit  se 

ömparatüsko.    aj  o  mizlocto  pendds:    ,me  zap  thar^  na  besdü,   kd  me  kamdü,    the   avdü   vi    me 

imperatori.  et  medius  dixit:  ,ego  abibo,  non     maneo,    nam  ep;o        volo,  nt        fiam     etiam  ego 

dinpardtu'-.    aj  kodö  crjf/nö:    ,me  na  zaüK    aj  kodu  mizlocto  cjnlö  fhai\  haj  gdo  kaj  aver  r,inpa- 

iniperator'.         et        ille     minimus:     ,ego    non       ibo'.        et        ille         raedins  abiit,  et        ivit       ad       aliiun         impe- 

rdtu.  othe    le   imparatös  sach  les  ek  rakli.    haj  dmpardtit  kade  pendds:   ^kon  nakavela  la  and 

ratorcni.  ibi  imperatori         erat  tilia.         et  iniperator  ita  dixit:  ,qui         superabit     eani       in 

40  ul  luv(,  kodö  lela  la''.    vu  gsl'ds  Idte.  Jiaj,  the  kalds  and  ol  lovi''.    kan    astardöü  the  kulel^  na- 

pecunia,      is       ducet   eam'.     ille       ivit    ad  eani.    ,age,  ludamus    pro  pecnnia'.      nbi         coeperunt         ludere,  su- 

kadihi  la.  ek  des  kslnas  jJe,  ctj  duj  na.  aj  vo  nakadds  la  la  and  ol  lovi,  thaj  Ton  la,  thaj  knnn- 

peravit     eam.  uno    die         Indebant,         et     dnos    non.     et    ille     superavit       eam        in       pecunia,      et      duxit  eam,     et  matrimonio 

nisardöii   les    ümpardtn,    kaj   ksrdds    les   kridu.     aj  la  sach  la  ek  piranmö.    aj  kodö  piramnö 

iunxit  eos        impei'ator,  et  fecit         eum      regem.        et  erat      ei  amator.  et       ille  amator 

tradön  Ul  Idte:  ,pus    les,  kathdr  ss  les  adica  lovi'.    aj    voj  pusTöü    les:  ,morö  raji!  kathdr  ssn 

niisit     epistolamei:    ,interroga  eum,      unde       sit     illi      tanta     pecunia'.    et      illa  interrogavit  eum:      ,mi       dominel       unde  est 

t?t  adicd  lovi.1    ks  tu  ma    nakaddn   ma?'    /mda  sekom   fet   S5n  ma  ek  mije  gdlhen  tal  o  sr,rö'-. 

tibi     tanta  pecunia,  quod  tu     me  superasti?'  ,in  omni      nocte    sunt    mihi  mille        aurei         sub      capite'. 

ih  ,dnda  ce  feluP  ,me  chaTöm  ek  jilu  and  o  kajm\  vuj  kdrdds  Ul,  haj  tradds  kaj pesko  piramnö. 

,<(U0  modo?'         ,ego       comedi  unum  ovum     de     una  gallina'.     illa  fecit  epistolam,      et         misit        ad       suum      amatorem. 

fChalas  ek    jilö   and  ek  kajfn,    tli    and  e  sekom    fet   ss  les  ek  mije  gdlheni   tal  o  sdrö^.    aj  vo 

,comedit    unum  ovum      de  gallina,       et         in  quavis    nncte  siint   ei  mille  aurei         sub  capite'.       et     ille 

das  la     Ul    pdlpali.   .the  korSs  lesks  ek  kdva,    the  sedel,    haj  the  sedel  kodö  jilu,    haj    the  les^ 

dedit    ei  epistolam  iterum.  ,lac  ei  coffeani,  ut     vomat,        et  voniat      illud        cor,         et  .lume, 

the  chas  les  tu.^   thaj  me  lo  tu'',     voj  kördöü  leskd  kdva,   haj  vo  piTt'm,  thaj  Sagföü  o  jilö  avri.^ 

ut      edas       id       tu,        et        ego  ducara  te'.       illa         t'ecit  ei        coffeam,      et      ille      bibit,         et         vomuit  cor       tbras, 

aj  voj  Tou  les,  haj  chaTöu  les.   haj  grJds  voj  kaj  pesko  dad.  ,öm,  ddde.^  haj  dik,  sar  vo  sedel, 

et      illa  sumsit   id,        et      comcdit       id.        et         ivit       illa      ad       suum     patrem.  ,veni,     pater,        et     vidc,  quomodo  ille .  vomit, 

50  kd  vo  man  na  trehiU  ma''.    smpardtu  dikTöü,  ko  sagTöti.     .Jiaj,    za  thar  mdndar,   kn  na  trihus 

ille     mihi      non         opus  est'.  impeiator  vidit,       quod    vomuit.         ,age,  abi  a  me,  non     opus  es 

ma'.  haj  Toü  ol  strdjuri  pe  a  liste  5e,   haj  doü  lesks  strdjuri  ol  proM,  haj  gdö  thar.   vo  gdö 

mihi'.      et     sumsit  vestes  de  co     omnes,   et      dedit        ei  vestes  vulgares,         et  abiit.  ille      ivit 

and  ol  vosd,  haj  hokhdjTon.  haj  rssTöu  kaj  phaheUn.  othe  pe  kodö  phaheKn  sas  pliahd.  vo     Tas 

in  Silvas,  et  esuriit.  et         venit         ad  malura.  ibi       in       illa  malo  erant      poma.     ille  sumsit 

ek   pliahdj.1   thaj  chal'öu  la,   haj  ktrddas  magdri.   phjerSl.,  haj  rovel.,  haj  zal  angli,  K  arakTds 

unum  ponuim,         et        coniedit     id,       et       factus  est        asinus.  it,  et         flet,         et        it      protinus,    et       invenit 

ek  pödicrecs,,    haj  chaTds  kode  psdurecö,   haj  kßrdifas  mamis  pdlpali.    holdds  pe  pdlpali,   thaj 

nialum  agrestem,        et       comedit      illud  pomnm  agrestc,    et        factus  est        homo  retro.  vertit       se  retro,  et 

5,5  las   (Inj  phabä.,    thaj  Tas  and  ol  padurScs  jdrs   duj  (phabd),    haj  gsTds  and  ol  föru,    kaj  sas 

sumsit  dno        poma  et     sumsit    de         pomis  ngrcstibus  itennn    duo         (poma),  et         ivit  in  urbem,      nbi      erat 

38* 


QQA  Fkanz  Miklosicu. 

Uste   romni,    haj   thodds  pe  jyas  o  drum.    Ji    anklistds  leste  romni  ¥  o  spaciru.    ,büines,  ma- 

ei„a         uxor,    '       et  constitit  ad  viam.         et  exiit  eius         uxor       ad       ambulandum.       .vendis,  bo- 

nusa,  p/iabd?'  ,bitindü'.  hitindöu  läte    ek  phabdj.    voj  dsndaldöü  and  e  phabdj,    haj   HrdiJas 

mo,  poma?'  ,vendo'.  veudidit         ei      unum     ponuim.         iUa  momordit  in  pomum,  et  facta  est 

magarica.    vo    las    la  komdtar,    haj  thodi  asvdr  and  o  ssrö,    tli  anklistöü  pe  Idte,    thaj  pra- 

asina.  ille   sumsit  eam  iuba,  et        posuit     freuum       in  capite,      et       vectus  est      in        ca,  et  pro- 

stajöü    Idsa    and  o  föru.  haj  gslds    Idsa    kaj  trakterna,  haj  pendds,   the  knrü  kdva    ksrfi.    haj 

peravit      cum  ea      in  iirbem.      et         ivit      cum  ea     ad         cauponam,         et  dixit,  ut     faceret   coffeam  amaram,       et 

60  sutdch  la    and  o  muj,  thaj  sagToü,  thaj  sagTöü,  thaj  sagTds  o  jilo  avvi,  thaj  vo  hu,  thaj  chaTöii 

infudit       eam       in  os,  et         vomuit,        et         vomuit,         et         vomnit  cor      foras,        et      ille  sumsit,     et        comedit 

les.    vo  pendds:    ,akand  me  som  raj'.  haj  gsl'ds  kaj  pesko  sdstro:  ,ksr  mdnga  zudekdta  —  kate 

id.       ille         dixit:  ,nunc        ego     sum  dominus',  et  ivit       ad        suum      socerum:      ,tac        mibi  iudicium       -       bic 

ti    sif.    dmpardtu    akardds   ministruri     aj   vo  pendds:    ,me  na   kamdä  kati  the  zudikm  ma; 

tua    fil'ia'.         Imperator  advocavit  ministros.  et     ille         dmt:  ,ego    non         volo  ita        ut        iudicetis       mihi; 

hdjdan  mdnca  k'  o  mipardtu  niv&.    aj  von  gde  k'   o  smpardtu  nivö.    aj  mnpardtu  zal  and  e 

venite  mecum      ad  imperatorem    novum'.      et       illi  iverunt  ad  imperatorem     novum.     et        imperator    vehitur    in 

bricka,    aj  vo  zal  pe  peskn  romnr  -onkssto.    haj  gde  k'  o  mipardtu   nivö,    kaj  pesko  pjral.    aj 

curru,         et    ille      it       in       sua  uxore         vectus.  et    iverunt  ad  imperatorem     novum,      ad         suum     fratrem.  -    et 

&h  pendds  0  pral  o  maj  csgno:  ,avela  morö  pral  kaj  zudekdta;  aj  the  ksrss  last  Zudekdta'.  avile 

dixit  frater        natu       minimus:     ,veniet       mens     frater      ad  iudicium;        et  fac      bonum      iudicium'.    venerunt 

ol  tmpardci  kajthdn,   haj  nnkinisdjlü   haj  pendds  sdstro :    ,ksr  zudekdta  kakale  manusssks'.    ,me 

imperatores       in  unum,        et       incUnarunt  se,       et  dixit  socer:         ,fac         iudicium         huic  homini'.  ,6go 

kardu  Zudekdta.  kardds  la  magartca,  knr  la  la  pdlpaW.   ,numaj  the  mksrsl  cecept'.  mnpardtu 

laciam         iudicium.  fecisti     eam        asinam,  fac       illam         iterum'.         ,tantum  servet       iustitiam'.       imperator 

pendds:    ,mUrla  cecepi,  nümaj  the  ksrsl  la  pdlpaW.    vo  das  la  ek    pndiifdca,  thaj  chaTöü,  Ä' 

dixit:  .servabit     iustitiam,     tantum  faciat   eam      iterum'.         ille    dedit    ei  unum  pomum  agresto,     et       comedit,      et 

aUfds  pdlpali  romni.     smpardtu,  Jas  p6sks   korüna,    haj   doü   la    lesks    and   o  sr,rö.    ,dle   mors 

facta  est      itermn         femina.  imperator     sumsit  suam        coronam,        et       dedit    eam       illi  in  caput.      ,sume      meam 

70  komna,  tu  the'^avis  dmpardtu^. 

coronam,       tu  esto  imperator'.  

4.   dikjolas  man  sab,  man  konnte  sehen. 

21.  doü  les,  richtig  doü  len,  le  gab  denen  beim  Tische. 

33.  Auch  in  einem  kroatischen  Volksliede  wurde  der  König,  auf  dessen  Haupt  die 
in  der  Luft  schwebende  Krone  fiel.  Vergl.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  slavischen  Yolks- 
poesie  Seite  45  des  Separatabdrucks. 

55.  gdTds  and  ol  foru.,  richtig  o  f6ru. 

64.  kaj  pesko  pral  als  ob  vorhergienge :  und  er  gieng. 

67.  knr  la  la  pdlpali  verwandle  sie  zurück. 

VII.  Die  Nebenbuhler. 

8as    ek   rakli   smparatöste,    haj  sas  la  and  o  cikdt  o  kham  th'  and  o  koUn  o    sün,     and 

Erat  filia  imperatoris,  et      erat     ei        in  fronte  sol  et        in  peetore  luna,  in 

ol  pchiM    ol   cerhajS.    mnpardtu   das    befelu    and   o   tem:    ,kon  gscila  ol  semne  lesks  rakMks, 

dorso  stellae.  imperator        dedit  mandatum       in  regno:        ,qui    coniecerit  signa         eius  filiae. 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  dek  Zigeuner  Europa' s.  iv.  i.  301 

jjdla  kodö  dela  la'.    aj   ek   rakfö  smparatösko  kamelas  pe  Idsa,  liaj  vo  Mnlas  läkti  semne.  haj 

ei  daliit    eam'.    et  ijuidam    puer  imiipratorius  amabat       se    cum  ea,     et      ille      sciebat       eius        signa.         et 

sas  ek  (jall  phurf,   haj  sas  la  ek  hali^  haj  sas  la  desudüj  balisi  paldj  e  hali,  somnakuni^  haj 

erat  (lomiua    senex,         et       erat    ei  sus,  et      erant    ei      duodecim     porcelli    apud  suem,  aurei,  et 

5  sadi  la  ek  hargätu,  haj  pöMI'ach  le  balen.  vo  yslas  and  ek  dumhrdva,  haj  pnstiTacli  lepas  o  drum,  aj 

erat     ei  serviis,         et       pascebat  sues.       ille      ivit        in  silvani,  et         paacebat  apud        viam.         et 

raklile  smparatöste  snklistds  la preumbldre,  haj  dikTds  le  halin  le  somnakuni,  hajpendds:  ,mo!raklors! 

filia  imperatoris  exiit  ambulatum,        et       vidit  sues  aurea»,  et         dLxit:        ,lieu!         pucr! 

hftin  mdngs  jekh6  balisss'.  ,me  na  hitindu;  aj  the  vdzde  ol  püde  ii  and  e  cang,  me  do  tu  ek  balisö''. 

voude        mihi       unum    poreelluin'.    ,ego  iioii       veudo ;       sed     si       tolles  siuus     usque  ad        genu,    ego  dabo  tibi      pcircellum'. 

voj  las  pe  sdma  mnprezur,    na    dikTds   kdnikds,    haj  vazdds  ol  pöde   Si    and  e  cang.    haj  das 

illa  spectavit  circum,  uon        vidit         ([uemnuam,       et        sustiilit  sinus    usque    ad  genu.  et      dedit 

lukd  jekhs  balis6s.     h'  angsrädch  les  khzri  k'  o  mipardtu.     smpardtu  bukurisdjlas,   kö  vo  mkz 

ei         unum     porcellum.       et  adduxit         eum  domum    ad  imperatorem.  Imperator  laetatus  est,        nam  ille    adhue 

10  na  dikTds  bale  somnakune.     o  hargdtu  gsTds  khsrs,    haj  pusTds  les  e  phuH:    ,kaj  s'  o  balisö?'' 

u<m       vidit         sues  aureas.  servus  ivit       domura,       et  interrogavit  eum  vetula:         ,ubi     est        porcellus?' 

Joü    les    o    ?'«'.    na  pendöü    lesks    kanc.    vo  tehdra  jdrs    othi  gzToü.    o  rakli  dmpsrstöste  jdrn 

,cepit  eum  hijjus'.     non         dixit  ei      quidquMm.  ille      mane        iterum       eo  ivit.  filia  imperatoris       iterum 

aviTöii  othe  la  j^reitmbldy'e.    .^raklori,  maj  bitm  mdngn  ek  baliso'.    ,mci  bifindü^   ks    dardü;    aj 

venit  eo  ambulatum.  ,piier,         adhue    vendo        mihi  porcellum'.     ,uon  vendo,       nam      timeo;       sed 

the   vdzdol    ol  pöde   zi   and    o   knstik,    do    tu    ek    balisö'.     voj    dikTds,    kö    na    j      könik,  haj 

si  tolles  sinus    usque    ad  cinguluni,  dabo  tibi  porcelliun'.      illa  vidit,       quod    non  adest  quisquam,     et 

vazdöü  ol  pöde   zi    and  e  kustik.    haj  maj  doü  la  ek  balisö.   sngördöü  les  ä:'  o  mnpardtu.    mn- 

sustulit  siuus    usque     ad  cinguluni.       et     adhue    dedit    ei  porcellum.        adduxit       eum   ad  imperatorem.         im- 

ib  pardtu    maj    zorss    bukurisdjToü.     o  hargdtu  gdö   khsrt.     haj  pusTöä  e  phuri:    ,kaj  o  balisö?' 

perator  fortius  laetatus  est.  servus  ivit      domum,         et     iuterrogavit        vetula:         ,ubi  jitMcellus?' 

cordöü    les  ek  cor',    na  pendöü   lesks   kanc.    vo  jdrs  gsTöit  postm,  o  trito.    e  rakli  smparatöste 

furatus  est  cum  für'.       non        dixit  ei       quidquain.  ille    iterum      ivit        pastum,  tertium.  filia  imperatoris 

jdrö  miklistöu  othi  la  preumbldre.  ,maj  bidnes  jekht  balisssf-  ,nici  bitindü,  aj  the  sude  o  gad 

iterum         exiit  illuc  ambulatum.        ,adhue     vendis       unum      porcellum  ?'     ,non        vendo,       sed     si    deiicis     indusium 

pre  tu,  haj  the  böldes  tu  trtvar  dngla  ma,  haj  do  tit  ek  balisö'.  voj  dikTöü,  kü  na     j      könik, 

de        te,      et         si        vertis       te         ter  coram       me,  dabo  tibi  j)orcellum'.  illa         vidit.      quod  non  adest  quisquam, 

haj  suxTöä  o   gad  pre  peste,  haj  vzrtisdjToü  trtvar  angld  leste.  haj  dikTds  o  kham  and  o  cikdt 

et        deiecit        indnsium    de  se,  et  vertit  so  ter  coram         eo.         et  vidit  solem         in         ,    fronte 

20  haj  and  o  koUn  o  sän  h'  and  ol  pchiks  ol  cerhaje.    haj  das  la  maj  ek   balisö.    h'  angarddch 

et         in  pectore       lunam   et       in  dorso  Stellas.  et     dedit    ei    adhue  porcelliun.    et  adduxit 

les   k'    0    smpardtu.    smpardtu  bukurisdjToü.    smpardtu    tradds   and  o  fern,    the    tidem  pe,    the 

eum    ad  imperatorem.  Imperator  laetatus  est.  imperator  misit  in  regnum,     ut     cougregarentur,    ut 

gscin   Idks  semne.   pdla  ködo  düa    la.    haj    tide      pe  pa  j  lüme,  haj  na   gscisarde.    ek  raklö 

coniicerent  eius      signa.  ei  dabit     eam.      et  congregati  sunt    e  mundo,     et      non      coniecerunt.  filius 

smparatösko  kamelas  pe  Idsa,  thaj  idnJas  Idks  s6mne,  haj  gscisardöü.  aviTds   vi   raklorö.  .^söste 

imperatorius  .amabat        se    cum  ea,     et         aciebat       eius       signa,         et  coniecit.  venit     etiam        puer.  ,cur 

aviTdn,  raklors?'-    ,aviT&)n,  the  gsciü'.    ,gscisdr'.    ^and  o  cikdt  o  kham,   and  o  kolin  o  sün,   and 

venisti,  i>uer'?-  ,veni,  ut  coniicerem'.      ,couiiee'.  ,in  fronte  sol,  in  pectore  luua,       in 

25  ol  pchiks  ol  cerhaje'.     Toü    le  It-trin,  haj  pandadöü  le  and  o  khsr.    A'    o    smpardtu    fidöü    ol 

dorso  stellae'.       sumsit  eos        tres,  et  inclusit         eos      in  domo.       et  imperator    congregavit 


302  Feanz  Mikloskh. 

ministrui  pisks,  the  zudikin,    so    ksrno^    kn    duj  gdcisardi,    kö    von  na    snvoina  pe     U-dnj   the 

iiiiiiistros  suos,         ut      iudicarent,   quid    facerent,    nam     duo      conieeerunt,    nam      illi     non         eonsentieut  ambo         ut 

snkörsn  la.    haj  htdikssardi  ol  ministruri,    the  soven  and  e   pdfii,    It-trin,    liaj  kon  önknrla  la 

liabeant     eam.        et  iudiearunt.  miuistri,  ut    dormirent     in  lecto  tres.  et        <\\n        tenebit     eara 

and.  e  angdle,  kodö  Ula  la.   o  raklorö  tindds  peskz  kolacej  thaj  phabd  gugli  tkaj  bokule  gngli, 

in  complexu,      ille       tlucet  eam.  puev  emit  sibi         panes  et  ponia        dulcia        et  cuppedias, 

haj  sufds  and  o  bsrk.    haj   sutds    o  raklo  le^  nmparatSsko  la  rakTdsa  and  e  angdle  h'  o  raklorö 

et       posuit        in  sinn.         et      dormivit  filius  imperatorius  cum  puella         in  complexu  et  puer 

30  2}ald  Idti.    e  rakli  le  smjmratuste  hokhäjToit:    o  raklo  chdlas  hokidt  gugli.    voj  pusTds   les :    ,so 

penes      eam.  filia  imperatori.s  esurivit.  puer        edebat  cuppedia.s.  illa  interrogavit  eum :  ,quid 

chas  tu,  raklorsP  ^me  chaü  morn  usf-.  ,de  thaj  i  man' .  haj  dou  la.  ^deüla!  gugli!'  nj  o  raklorö 

edis       tu,  puer?'  ,ego       edo     »  mea      labia'.     ,da    etiam         milii'.        et      dedit   ei.         ,deus!         dulcia!'      et  filius 

le  dmparatösko  pendön:    ^mor6  maj  gngli'.    haj  Toü  e  suri^   haj  slndds  pesks  ust,  haj  doit  Idte. 

imperatorius  dbcit :  ,mea  dulciora'.  et    sumsit     cultrum,     et        abseidit        sua      labia,      et      dedit     ■  ei. 

voj  sudöu  le  tele,    o  raklorö  jdrn  chdlas  phabd  gngli.    ,so    maj  chas,  raklortf-    ,me  chaü  morn 

illa      proiecit    ea    humi.  puer        iterum     edebat         poma       duleia.     ,quid   adhuc     edis,  puer?'  ,ego       edo       meum 

nak'.     ,de  thaj  i  man',     doü    la.     ,denla!     ks  gugli!'     aj  raklö  le  dmparatösko:     ,kö    morö  j 

nasum'.       ,da     etiam  mihi'.         dedit      ei.  ,deus!        quam    duleis!'  et      filius  imperatorius:  ,meus    est 

35  maj  gnglö !'     Tas    e  sure,    haj  sindds  e  nak^    haj   doü    Idte.     voj  sudöü  les  tele,     chal  o   raklö 

dulcior!'  sumsit      cultrum,      et       abseidit        nasum,      et       dedit       ei.  illa     proiecit  eum   humi.        edit  puer 

kolocej.    ,so  maj  chas,  raklortf    ^chaü  mors  kan'-.    ße  thaj  i  man',    doü  la.    ,dmla.i  ks  gugli!'' 

panes.       ,quid  adhuc      edis,  puer?'  ,edo         meas     aures'.       ,da     etiam  mihi'.       dedit    ei.  ,deus,    quam  dulces!' 

aj  0  raklö  le  wiparatösko :    .morß    maj  gngli'.     Tas    e  sure,    thaj  sindds  ol  kan,    haj  doü  Idte. 

et  filius  imperatorius:  ,meae  dulciores'.         sumsit       cultrum,      et        abseidit  aures,      et      dedit       ei. 

voj  sudöü  la  tele,    zi  cmd  o  des  mid'as  o  raklö  le  nmparatösko.    e  rakli  phjerdiTas  rat   andra 

illa     proiecit    eas  humi.  usque    ad  diem  mortiuis  est        filius  imperatorius.  puella      repleta  est  sanguine      ab 

leste.1  haj  spidöü  les   tele   midö.,    haj    Tas  pe  le  raklorös  and  e  angdle.    thaj  avilas  e  srnpara- 

eo,         et  trusit       eum   humi  mortuum,     et     sumsit  sibi  puerum  in  brachia.  et  venit  impera- 

40  tdsa,    K  arakTöü  le  and  e  angdle  U-dnj.   ön  ddts  smpardtu  uradöü  les,  thaj  kununisardds  le. 

tri.\,        et       invenit      eos     in  comple.xu     ambos.  illico       Imperator         vestivit     eum,      et       matrimonio  iunxit  eos. 


1.  sim:  der  Vocal  klingt  zwischen  u  und  o. 

4.  pald  j  e  bali:  j  hebt  den  Hiatus  auf. 

8.  voj  Tas  pe  sdma  rum.  ea  s'  aü  luat  sama, 

13.  Für  vdzdol  ol  pöde  ist  richtig:  vdzde  ol  pöde. 

16.  postin,  wohl:  the  postin.,   pss'tin. 

38.  Si  and  o  des  bis  zum  Tage,  d.  i.  vor  Tagesanbruch. 

39.  pe,  vielleicht  für  peskö. 

VIII.  Der  geflügelte  Held. 

Sas    ek    mrstero    bharö,    haj   sas    barvalö.     astardds    the  pel   haj   the    kslel   and  ol  lila. 

Erat  quidam     artifex         magnus,        et       erat  dives.  coepit  bibere      et  ludere  chartis. 

haj        piJds      peste  mdndin  se.,   haj  asiTds  coro,    ks    nas    les,  so  the  chal.     dikTds    somi ,    the 

et     bibendo  absumsit  suas      facult.ates  omnes,  et     factus  est  pauper,      ut  neu  essent  ei,  quae        ederet.  vidit       somnium,      ut 


Über  die  Munliahten  unh  iue  Wandekungex  dek  Zioeunee  Euüüpa's.  iv.  i.  303 

köril  pi-.'ika  pÄaÄYf.     haj  ksrdäs  jyesks   phakd,    thaj  sruhuisardds  leste  ^msä  peste.    haj  lO'ejras 

faceret       silri  alas.  et  fecit  sil)i  ala.s,  et  adstriuxit  eas         ad  se.  et         volavit 

sne     ^;Z!?te,  haj  urSjron  k^  ol  aulind  Je  'mparatoskö,  haj  mekfds  pe  teli.   haj  snklisM.s  u  raklö 

in  nonani  terraui,     et       volavit     ad  castella  iiiiijeratoris,  et        deiniait      se  deorsum.   et  exiit  tilhis 

5  ^mparatösku  angldl  leste,  haj  pnsTöü  Ics :  ,kathdr  san.,  mamtsa?'  ^me  som  durdl',  ,hitiyi   mdn(/a 

iLiiperatcins  obviani  ei,         et    iiiterrogavit  euin :         ,imde         es,  lionio?-  ,ego    sum  e  louginquo'.  ,vende        mihi 

0/  phaktV.  ^bitinö'',     ,so  the  dajj  tu  pe  lende?'     ^ek  mija  gdlben''.    haj  doü  les  ek  m/ja  gdlbeil, 

alas'.  .vendam'.     ,(jnid  dem    tibi  pro         üs'?'  ,mille  aureos'.  et       dedit     ei  mille  aureos, 

haj  pendds  leskö:     .zd-thar  khsrö  le  phakmca,   haj  the'~'aves  p)    ek  son\    vo  urejTas  kliürz.   haj 

ot  dixit  ei:  ,alii  donium  cum  alis,  et  veni  in    uno  meuse'.     ille      volavit      domum,       et 

avUYiü    knj   ek   sun.    haj  pendds  leskö:    ,the  srubiifs  mdnde  ol  phakd'.    haj  srubuisardöü  leste, 

veiüt  iu       uno  mense,      et  dixit  ei:  ,ad9tringe  mihi  alas'.  et  adstrinxit  ei, 

haj  skriisardds   leskö,    savö  srübo  the  ämbuil,    the  urjdV ;  aj    ek    srnbu  the  sruhutt,  the   hidü 

et  scripsit  ei,         quam  coclileam         adstriugerot,   ut      volaret;      et    unara  cochleam         adstringeret,  ut  descenderet 

10    tele,    vo  urejToü  ek  ctra.^  haj  mikl'ds  pe    teU  pe  phu.  haj  maj  doü  les  ek  mije  lej.,  haj  dou  les 

dei)X-äum.  ille     volavit  pauluiu,     et        demisit      se  deorsum  iu    terram.     et    adliuc   dedit     ei  mille  florenos,  et     dedit     ei 

vi  elihi  grastes.1  the  Ml    anköstö.    0  raklö  nmi^aratösko  snibidsardds  ol  phakd  pasd  j^este,  thaj 

ctiain  uuum      equum,        ut      iret    equo  vectus.  filius  imperatoris  adstrinxit  alas  ad  se,  et 

iü'SjFas  zl  la  mjdza;  kat  e  mjdza  iJornisdjToh  ek  balvdl,  ks  aravelas  ol  kopdci,  haj  tradöü  les 

volavit  usque  ad    meridiem ;      a  meridie         ortus  est  veutus,      ut     agitareutur  arbores,       et  egit       eum 

zi  pe  pdsa    fet.   kaj  pdsa    fet    asiles  e  balvdl,  tradds  vi  les    r,ne    phue.  haj  zsrisardds  ek  jag 

usque  ad  mediam  uoctcm.    in       media    nocte    resedit  ventus,  egit     etiam  eum  iu  uouam  terram.       et  illuxit  ignia 

and  0  föru,  haj  mikl'ds  pe    tele  pe  phu,  haj  desrid)idsardds  ol  phakd,  haj  tidöü  le  pdsa  peste. 

iu  urbe,        et        demisit      se    deorsum  iu    terram,     et  destrinxit  alas,  et    contraxiteas      ad  se. 

15  haj  göToii   and  0    khsr.    othe  sas     ek    p>huri,  haj  mangTou   ehabe.    voj  das  les  melije  siift.!    haj 

et        venit         iu  donuuu.         ibi      erat  quaedam  vetula,        et  petivit  cibiun.         illa    dedit     ei      panem    siccum,      et 

vo  nfci  chahm.    peTds    tele.,    haj  sidhöü.     haj  tehdra  skriisardöü  Idkö  lil,    haj  doü  la   lovf,   haj 

ille      non       comedit.      decubuit  deorsum,    et        dormivit.         et  maue  scripsit  ei  epistolam,  et      dedit    ei  pecnniam,    et 

tradÖH  la  kaj   traktrrne.    thaj  doü   0    lil    kaj   trakterne.    the    del   les    chahe    lasö.    haj    aviTds 

niisit       eam    in  popiuam,  et       dedit       epistolam  ad  popiuam,  ut      daret      ei        cibum     bouum.        et  venit 

khöH  e  phurt,  thaj  doü  les.,  the  chal,  haj   vo   das   vi    la   j^hurL     vo  önklistds  avri,    haj  diklds 

donumi  vetula,        et       dedit      ei,      ut      ederet,      et        ille     dedit  etiam  vetulae.       ille  exiit  foras,        et  vidit 

ol  avlind  le  ömparatöskö  andd  trin     pTuntuf    bart.skö,    aj  stdrto  p)J'untro  stekldko.    haj  pusTds 

castella  imperatoris  iu         tribus  tabulationibus     lapideis,         et      quarta       tabulatio  vitrea.  et  interrogavit 

20  la  pkure:   .kon  besena  a)id  ol  avlind^  aj  and  0  Stdrto  p>Tuntro  la  stekldko  kon  besSl?'  ,besü  e 

vetulam:        ,qui      habitant        in  castellis,      et        in  «luarta    tabulatione  vitroa         quis     habitat?'    ,liabitat 

rakli  smparatöste.  kö  na  mekü  la  avri.  otM  del  la  chabe  p'  o  snüru'.  haj  meküas  e  pokojöva 

tilia  imperatoris.  non       sinit      eam    foras.        ibi       dat      ei       cibum    pei'        funiculum'.    et      demittebat  serva 

0    snüru     tele.,    haj   thönas   chabi,    haj  (voj)  cirdelas  oprs  p    ol  vdskure.    aj   sas   la  pokojöva 

funiculum  deorsum,    et    imponebaut    cil)um,        et       (illa)        traliebat    sursum  per  funiculos.        et      erat  sen-ae 

.ttdncia    znkrig,     kaj   numaj   rat?   sovelas,    aj  dje.'^f,  lyasd  j  rakli  ömparatöste  bestlas.    aj  kodö 

cubile  seorsim.        ubi       nonuisi     noctu     dormiebat,     et    interdiu    apud  filiam         imperatoris  erat.  et       ille 

raklö  amparatösko  srubuisardds  ol  phakd  pasd  peste.    thaj  ifrejToü   oprz.    nr^jTas  p'  0  khzr  la 

filius  imperat.iris  adstrinxit  alas  ad  sf-,  et  volavit      sursum,       volavit       ad         domum 

25  stekldko,  thaj  las    sdma,  kathdr  imterdon  ol  stach&uri.^    haj  puterdöü  les,    haj  sidds  pe  andrs. 

vitream.  et    intpudit  animiiin.        undo  aperi.intur  siidcs,  et  aperuit         eas.       et    iusinuavit  se        intus. 


304  Franz  Miklosich. 

aj  voj  sovelas  and  o  jjätii  mvli.     haj  vo  inistü   la^   haj  roj  na  del  düma.  aj  vo  Fas  e  mumelf  j 

et      illa    dormiebat      iu  lecto     mortua.        et      ille     agitat      eam,      et       illa   nou         loquitur.  et    ille    sumsit     cereum 

kathär  läko  hrö,  haj  voj  ustiTds  oprs,  haj  Toü  les  pdla  j  kor,  haj  pendoü  lesks:  ,kand  aviTdn 

de  eius     capite,      et       illa      surrexit    sursum,     et    sumsit  eiim       iu  coUo,     et  dixit  ei :        ,qiioniain    venisti 

mdndi,  tu  san  morö^  haj  vie  tiri'.    von  dndragostisdjToü  duj   zi   karengo  des.    haj  vo  dnklistds 

ad  me,       tu      es        uieus,       et       ego      tua'.         illi  amaruut  duo  «sque  ad  lucem.      et      ille  exiit 

avrl,  thodäs  Idko  e  mumeli  k'  o  ssrö,   haj  voj  muH.    haj  vo  thodds  ol  stacheturi  pdlpali,   thaj 

foras,        posuit  ei  cereum      ad  caput,      et       illa  mortua  est.     et      ille      clausit  sudes  iterum,  et 

30  urejTas  kaj  phuri  jdrd.    vo  phjerdds  Idte  ek  pas    bsrs.    voj  gsli    hhari.  e  pokojöva  diklds,    kö 

volavit         ad     vetulam  iterum.      ille  ivit  ad  eam     dimidium  anni.        illa  facta  est  gravida.  serva  vidit,     quod 

j    hdi,  haj  na  kuprinzin  la  ol  strajuri.   voj  skriisai'döü   lil  k'  o  smpardtu.    ,so  the'^avel  kade^ 

est  crassa,    et       non        capiuut         eam  vestes.         illa  scripsit      epistolam  imperatori.       ,quid  erit         hoc, 

ks    j    rakli  tidiP    vo  (zmjjardtuj  skriisardds    Idks    lil   pdlpali:    ,the  makßs  ol   podele  ratdka 

quod  est      filia      crassa?'      ille       (Imperator)  scripsit  ei   epistolam    retro:  lUnge  pavimentimi    noctu 

chomeresa,      haj  kon  avela,  avela   semnu   p'  ol  podeleK  thodöü  Idkz    e  mumelz  kaj  o  ssrö, 

fariua  ex  aqua  subacta,     et        qui       veniet,         erit         Signum       in  pavimento'.     posuit  ei  cereum        ad  caput, 

thaj  e  raklt  muToü.    aj  voj  makläs  ol  podele  chomeresa^       haj  gde  and  e  pesks  stände,    o 

et  filia    mortua  est.     et     illa         unxit  pavimentum  farina   ex  aqua    subacta,  et        ivit        in  suum         cubile. 

35  raklö  mijjaratösko  aviTds  jdrz  Idte^    haj   sutds  pe   Idte  andrß^    haj  na    Toü    säma,  kd   mäkle  ol 

filius  imperatoris  venit       iterum  ad  eam,     et     insinuavit   se   ad  eam     intus,  et      non  intendit  aninium,  quod  unxerunt 

podele.1      haj  ksrdds  ■drme   le  khsrjdnca^  haj    las  pe   chumer  p'  ol  khnre,  haj  vo  na    Toü    sdma, 

pavimentum,    et         fecit        vestigia  calceis,  et        adhaesit  farina       in  calceis,       et     ille  non  intendit  animuni, 

kaj  gdö  thar  kJidH  kaj  phuri,   haj  stdds  pe,   haj   suthöü.     e  pokojöva,  gsTds  kaj  rakli  mnpara- 

ot  abiit  domum      ad     vetulam,       et  decubuit,         et        dormivit.  serva  ivit        ad        filiam  impera- 

töste,    haj   diklds    ol   drme,    haj   skriisardds    lil     k'  o  smpardtu.    haj    las  mssilra  p'  ol  khsre, 

toris,  et  vidit  vestigia,       et  scripsit       epistolam  ad  imperatorem.         et     sumsit  mensui'am   in  calceis- 

so    de  bharö^  haj  tradds  k^  o  zmpardtu.  smpardtu.  akardds  duj  ministruri,  haj  doü  le     lil,  thaj 

quam      magni,  et       misit  ad  imperatorem.        Imperator  vocavit      duos        ministros,  et      dedit  eis  epistolam,  et 

40  doü  le  mssura    p     ol   khsre.     jpe    kdsks    khsre    malddol    e    mdsiira,    the    anes    les    mdndi'.    von 

dedit   eis  mensuram    de  calceis.        ,in        cuius       calceos       conveniet  mensura,  adduc     eum         mihi'.  illi 

phjerde   sa    o  föru,    haj   na    arakU.     aj  jek  phenel:    ,hdjda   vi   kaj   phuri'.    aj  jek  pendoü. 

obierunt     totam         iirliem,        et       non    invenerunt.     et     unus        dicit:  ,eamus    etiam    ad      vetulam'.        et      unus         dLxit: 

,na    ias,    kd    na  j   konik''.     ,hes    kothe.,    kö    me    zaüK    haj    diklöü    les,    ks    sovel.,    haj    thodöü    e 

ne      eamus,  nani    non  est  quisquam'.    ,mane         hie,  ego       ibo'.  et  vidit         eum,  quod   dormit,       et       applicavit 

mzsüra  kaj  lesks  khzre.    von  akharde  les:   ,hdjda  k'  o  mipardtu."'   ,hdjda!'  vo  tindäs  pesks  ek 

mensuram    ad        eius      calceos.        illi      appellarunt  eum:        ,veni       ad  imperatorem!'        ,eamus."       ille       emit  sibi 

mantdo  bhari^    haj    las    la  pre  peste,    the  na  dekjön  ol  phakd^  haj  gdö  k'  o  smpardtu,.  inisTöii, 

palliimi      magnum,      et     sumsit    id       in  se,  ut     non  viderentur  alae,         et        ivit      ad        imperatorem.  interrogavit 

46  les  ztnpardtu:    ,tv,  phjerddn  kaj  mors  rakli f'  ,me phjerdöm' .  ,ku  ce  sköpu  phjerddn  othif'  ,we  sn 

eum      Imperator:         ,tu  ivisti  ad       meam      filiam?'  ,ivi'.  ,cura  quo   consilio         ivisti  eo?'        ,ego    est 

the    lau    la''.     smpardtu  pendoü:    ,ba!    nici    le    la,    ks   me  phabarö  tumin  and  ol  kanrs'.    sm- 

ut       ducam  eam'.         rmiierator  dixit:  ,phui!       non   duces  eam,  nam    ego     comburam         vos  in  spinis'.  im- 

pardtu   poroncisardds  pe  pesks    hargdci^  haj     tidi    trin  stinzini  kanrs.    haj    dine    le  jag,   haj 

perator  mandavit  suis  servis,         et   coUegerunt  tres         orgyias     spinarum.       et     dederunt        ignem,      et 

hidarde    la    tele^    the  süden  len   'd   e  jag.    o    raklö    le    zmpäratösko   rudisdjTou:    ,mekm   ame, 

demisernnt  eamdeorsuni,    ut    ponerent    eos      in  igne.  filius  imperatoris  rogavit:  ,sinite  nos. 


Über  die  Mündarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa' s.  iv.  i.  305 

the  phenas  ol  ocenusW.     vo  jjejuläs  Idko :    ,v>e  kamt    peru    and  ol  cancjd^  tu  the  sos  tio  tald  j 

ut      dicamus  paternoster'.       illo        dixit    ei  (puellae) :  ,ego    quando  procubuero    in  genua,       tu      insinua       te      sub 

50  mantdo,    haj   the    chutilos  ma   kordtar  ^    ks   me   vurjö   tiisa    oprfi'.       Ton       les  pald  j  kor,  haj 

Pallium,  et  amplecteie    me  coUo,  nam    effo      volabo      teeum    sui-siuu'.  aniplexa  est  euni       in  collo,       et 

srubuisardds  ol  phakd  ssgn.,  fhaj  urijlas  oprs.  pel'ds  e  mantdo.  von  cZme    pusks  and.  e  mantdo. 

adstrinxit  alas  cito,         et         volavit      sursuni.  deeidit  pallium.         illi    glandes   miaerunt     in  ]KvUiiini. 

VO  urejl'oü.    roj  doü  cingdr:    ^mek  tu  tele,    kr,  kardu  le  raklorösK    vo  pendds:    ^rsbdisdr!'    vo 

ille       volavit.  illa  exclamavit:     !  ;,demitte   te  deorsum,  nam    pai'iam  infantem'.        ille         dixit:  ,iierfer!'  ille 

nrejTas  maj  dur.i   haj   m,ekTds  pe  tele  and  ek    tsmplic  plajesko,  haj  voj  knrdöü  le  rakloros  othe. 

volavit  longius,  et         doniisit      se  deorsum    in  quoddam  aaxuni  in  monte  situm,    et      illa     peperit  infantem         ibi. 

voj  pendds:  ,the  kdrss  jacj''.  vo  dikJ'ds  jag  and    ek    mal     dur.     vo  sr?(huisardds  ol  phakd  pasd 

illa  dixit:  ,1'ac    ignem'.     ille        vidit     ignem      in  iiuodam  eanipo  lon<;in(|Uo.  ille  adstrinxit  alas  ad 

55  jjeste^    thaj  urejToü  kaj  jag^    haj   Toü    ek  amhldl  jagdsa,    thaj  auiJ'öii  i^dlpaU.     haj  chukTön  ek 

SP,  et  volavit        ad      ignem,      et      surasit  caudicem    cum  igne,        et  venit  retro.  et  resiluit 

sknnte  pe  phak,   haj  phahid'ds  e  phak.    kand  arssTöü  tal  o  plaj,  peTön  e  phak.    haj  vo  sudds 

scintilla     in       alani,         et     combusta  est  ala.  ubi  venit         sub       montem,    deeidit  ;ila.  et       ille    pruiecit 

vi  kode  aver.    haj  phjerdöti  smpreMr  o  plaj,  haj  n    aUilas  the  nnklel.    haj  aviles  o  dil    leste^ 

etiam  illam   alteram.       et        ambulavit  circuni  montem,      et     non     poterat  ascendere.       et        venit         deus   ad  euni, 

haj  pendds:    ,äo    roves?'    ,aj    sar    na    rovo,    kz    me    n'      astil  the  nnkTdd  and  o  plaj.i  knrJds 

et  dixit:  ,quid        fles?'  ,ali  quomodo  non      fleam,     nam    ego    non  potest  fieri  ut     ascendam      in  montem,     peperit 

mort,  raJ7  ek  rakloros'.   ,so    da    lua,  die  nnkaldvap  tu  and,  o  plajf-    ,so  kam4s,  do  tuK  ,the  des 

niea       vixor  infantem'.      ,quid  dabis    niibi,      si  sustulero         te        in         montem?'    ,quod       vis,        dabo  tibi'.     ,si    dabis 

60  ma,    so  j   tuko  maj  drdgo'.    ^do  ta\    ,the  kards  kontrdtu'.    körde  kontrdtu.    o  dil  souTardö  les, 

mihi,  quod  est     tibi         carissimum'.        ,dabo  tibi'.  ,faciamus        pactum'.         fecerunt       pactum.  deus        sopivit        eum, 

thaj  vi   la,    thaj  sngardöü  le  o  dil  kaj  leste  stdnc.ie  khsrs  kaj  lesko    dad.^    haj  mekföü  le  othi, 

et     etiam  eam,       et  tulit  eos      deus       in        eins.        cubile       domum      ad         eins       patrem,      et        demisit     eos      ibi, 

liaj  güo  thar.    aj  o  rahlorö  rujdü.    asunde  e  vdrta,    kn   rakloro  rovel  and  e  stdncie.    von  güe., 

et  abiit.  et  infans        vagivit.        audivit  custodia,  quod      infans         vagit        in  cubili.  illi  iverunt, 

thaj  puterdöü  o  uddr,    haj  prinzande   les,    le  raklös  le  miparatosko,    haj  gde   k''    o  nmpardtu, 

et        aperuerunt  ianuam,        et        cognoverunt      eum,  filium  imperatoris,  et     iverunt  ad  imperatorem, 

liaj  pendds  le  smparatösko:    ^aviMs  tu  raklö^  r>mpardte'.    ,akardl  le  mdndeJ.    avile  k'  o  dinpa- 

et       dixerunt  imperatori:  , venit      tuus     tiliua,         Imperator'.  ,vocate     eum    ad  me'.      vcnerunt  ad  impe- 

65  rdtu,  snkinisdjle  le  ömparatosko.  heW      ek     son.    o  raklorö  bharo,  knilas  pxisks.    gsids  o  smpa- 

ratorem,  inclinarunt  se  imperatori.     manaerunt  unum  menaem.  iilins         magnus,     ludebat      sibi.  ivit  impe- 

rdtu   haj  e  smparatjdsa  kaj   kangnri,    haj  gdds    vi   Idti    huri   kaj   kangsri.    o  dil  avifds,   haj 

rator         et  imperatrix  in         ecclesiam,       et  ivit     etiam   eius      nnrus       in        ecclesiam.  deus      venit,  et 

ksrdds   pe    kaliku.    o  raklö    le  miparatosko  pendds    le   raklortsko:    ,le    'k  poloniku  sorokovece, 

feeit  ae      mendicum.  filius  imperatoris  dixit  filiolo:  ,sume  vas  numorum, 

thaj  de  le  kalikos'.    o  kaliko  pendöü:    ,na   trebün   ma^    kr>    na  j   last  kodöl  sorokovece:   phe., 

et        da    eos    mendico'.  mendicus         dixit:  ,non   opus  sunt    mibi,  mm  sunt  probi         lii  nunii:  die, 

the  del  ma  tu  dad,    so   zuruisardds   mdnga'.    o  raklo    miparatosko    cholejTou,   haj  Toü  e  sdbie 

ut      det    mihi  tuus  pater,    quod  iurnvit  mihi'.  filius  imperatoris  iratua  est,         et     sumsit         enaem 

70  and  0  vast^  liaj  gsToü  km  liliurii^    the   Sinei   les.    o  phuril    las    e  sdbie    andd    Usko   vast,   haj 

in  manum,     et         ivit         ad        senem,        ut    occideret  eum.  aenex     sumsit         enaom  in  .suam     manum,      et 

pendds:    ///e  des  man^    so    Zuruisardds  mdngs,    kr,  mdngs  zuruisardds  le  rakloros,  zanes,  kand 

dixit:  ,da  mihi,     quod  iuraati  mihi,        nam       mihi  iurasti  infantem.  acis,        quando 

Uinkschriftcn  der  piil.-Listor.  C).  XXIII.  Bd.  39 


ono  Franz  Miklosich. 

roves  teil  o  plaf.     ,me  do  tu      lovf,     kr,  na  daü  le  raklorös'.    o    du   chutildds    le  raklorös    ss- 

fles        sub       monte'.         ,ego  dabo  tibi  pecmiiam,  non    dabo  infautem'.  deus       prehendit  iafantem        ca- 

ristar,  haj  pesko  dad  pmrmdar,  haj  cnrdenas.   aj  o   du  sindoü  (les)  ek  pas  le  raklorös.   ,tüks 

pite,  et         eins       pater         pedibus,  et         trahebant.       et  deus     secnit      (eum)     in  dimidio  infantem.         ,tibi 

ek     pas,  thaj  mdngs    ek     pas'.    ,kand  sinddn    les,    man  na   trebul   ma,    le    les  tükd'.    o    du 

unura  dimidium,   et  mihi       unum  dimidium'.  .quoniam    secuisti      eum,      mihi     non    opus  est,  sume  eum     tibi'.  deus 

75    las   les,  haj  gdas  avri,  haj  thodöü  les  kajthdn,  haj  sastüdü,  haj  zudiTöü.  ,dle  les  akand  tüks'. 

sumsit  eum,     et         ivit      foras,       et        posuit      eum         una,  et     sanatus  est,     et        revixit.      ,sume  eum       nunc         tibi'. 

ks  0  dil  sindds  lesks  bezechd. 

nam      deus    abseidit      eins        peccata.  

3.  Für  leste  erwartet  man  len,  le. 
25.  j^itterdöü  les,  wolil  len,  weil  stacheturi  plur.  ist. 
27.  Toü  les  pdla  j  kor  etwa :  nahm  ihn  um  den  Hals,  umarmte  ihn. 
30.  voj  gzTi  hhari  vergl.  serb.  ne  bi  1'  Ijuba  trudna  zahodila. 
G7.  poloniku  sorokovece  ein  Schöpflöffel  voll  Zwanziger. 

70.  andd  Usko  vast  statt    andd  imko  vast.    Weiter    unten:    pesko    dad   für    lesko    dad. 

71.  In  kand  roves  erwartet  man  das  Imperfect  rovesas. 


IX.  Die  überwundene  Amazone. 

Sas    ek  manus  corö^  haj  sach  les  Star  rakle.  a.j  von  göle,  the  sluzm,  haj  gde  kaj    ek       raj, 

Erat  quidam  homo     pauper,     et      erant    ei  quatuor    filii.        et     illi   iverunt,    ut    servirent,   et  iverunt  ad  quemdam  dominum, 

the  'mhhtin  trito  mertiko.   thaj  von  ksstigssardi  po  des  koric,  th'  angardi  kaj  pSngo  dad.  ,mi, 

ut      triturarenttertium     modium.  et         illi         demeruerunt  denos  modios,      et      attulerunt       ad        suum     patrem.    ,age, 

ddde,  cha.    k%  'me  jdrz    zdsa,  the  sluzisards'.  haj  jdrs  gde  kaj    ek        raj,     the  del  le  po  'k 

pater,       ede.      nam    uos    iterum  abibimus,  ut         serviamus'.  et   iterum  iverunt  ad  quemdam  dominum,    ut    daret  iUis       singulos 

grast  p'    o    bsrs.    aj  o  maj   csgnö    bumlas   Tropsm,    haj   thodoü    les    o    raj   herdeleziü.    aj  ek 

equos        in  annum.      et  natu     minimus  appellabatur     Tropstn,  et       constituit    eum       dominus     equarium.  et 

grazni  knrdöü  ekM  khurss,  haj  kodö  khurö  pendds :  .Tropsm!  the  les  ma  man.    akand'  mklistoü 

equa  fecit         nnum      puUum,       et        iUe        pullus  dixit:  ,Tropsin!  sume         me.  nunc         elapsus  est 

0  h,rs'.  petuMs  o  raj:    ,len  tumings  grast',    aj  kodol  trin    Une  pengn  grast  lasi,  aj  o  Tröpsen 

anuus'.         dixit  dominus :  .sumite      vobis  equos'.        et         illi         tres  sumserunt  sibi        equos     bonos,  sed  Tropsen 

pendoü:  ,de  ma,  rdje,  kakales  khurorö'.  aj  o  raj  pendds:  ,so  knre  lesa?  kz   j  cmonö'.  ,mek  avel 

dbcit:         ,da  mihi,  domine,      luinc  puUum'.        et        dominus      dixit:      ,quid  facies     eo?       nam  est     parvus'.  ,sit 

cmonö'.  0  Tröpsen  Mi  les,  thaj  gdö  thar.  aj  kodö  khurö  pendöü:  ,meg  ma,   Tröpsen,  the  Uü  kaj 

parvus'.  Tropsen  sumsit  eum,      et  abiit.  et      iUe       puUus        dixit:  ,sine       me,         Tropsen,        ut      eam      ad 

mort    dij,    the  pm     cuci'.    haj  mekTÖÜ  les,    thaj  gdöu   kaj  peste   dij,    thaj   avifds   palpaK   ek 

meam  matrem,   ut      sugam  raammam'.     et  sivit         eum,        et  ivit  ad        suam  niatrem,     et  venit  retro 

10  grast,  ks  j  Urne  pharavelas.   ,akand   mklt  pre  mdndi'.    th'    ankUstöü  pe    leste,    thaj   vurejhü. 

equus,       ut        mundus  perterreretur.  ,nunc       ascende     in  me'.  et  ascendit         in        eum,         et  volavit. 

arssTds  p6skz   pralin.    aj    piosle      les  ol  pral :  ,kathdr  Tan  kodole  grastesP    ,mudardöm  jekhS 

consecutus  est  suos         fratres.        et  interrogarunt  eum       fratres;         ,unde    sumsisti    istum        equum?'  .occidi       quemdam 

ras,  thaj  hm  kadale  grastes'.    ,hdjdan  zorts,  the  nasds'.    rssTöü  le  fet    p'    ek     m.al,  aj   dikli 

dominum,  et       sumsi       hunc  equum-.  ,eamus       fortiter,     ut    efifugiamus'.  oppressit  eos    nox      in  quodam  campo,    et  viderunt 


5 


Über  die  Mündarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's.  iv.  i.  307 

and  e  mal   ek   zar{   Jagat/.    von  gde  kaj  kode    zdre.    othe  sas     ek    p/i/irf.    aj  kode  phur'i  sas 

in  campo        splendorem   ignis.  illi    iveruut   ad       illum  splendorem.   ibi      erat  quaedam  vetula.        et        illa      retula     erat 

cochai,  kaj  sas  la  stäre  rakle.  haj  von  gzU  otM,  haj  güe  and  o  khsr,  haj  pendds  o   Tröjjsen: 

mag-a,         et     erant   ei    quatuor     filiae.        et        illi  iverunt  illuc,       et    iverunt     in  domum,     et  dixit  Tropsen: 

\b  ,lasi  raU!'  ,nafs  ti'iks ."  ^prijmma    mn,    ihe  rafardsP  ,ine  na  iandü,    kn   na  j   moH    dij  khari, 

,bona       nox!'     ,gratiae      tibi!'  ,excipitis  nos,       nt  pernoctemiis?'    ,ego         nescio,  nam   non  est      mea     mater     domi, 

aj  kand  avela   e  dij   khövi,   prijmÜa  tumi\     aviTds  Idti  dij  khzrt.     ,so   kämm    turne,    rakldhf' 

et      quando     veniet        mater   dorauiu,        exeipiet  vos'.  vcnit       eins  mater  domum.     ,q«id      vultis  tos,  iuvenes'i" 

,aviTdn,    the     logodisards    le  rakTdn'-.     ,inistöü'.    lasardöü    lengs  pe  phu,  le  hrtsa  ^•'  o  prdg^i,, 

,venimus,        ut  pobis  posceremus  uxores       i)uellas'.  ,beue'.        lectiim  stravit       eis         in     terra,  cum    capite      ad  limpii, 

aj  ol  rakle  le  sdrß  Ä;'  o  fündu.    aj  e  pkuri    askucösardoü    e  subie^    the   sinel  lengo  s^rö.     aj  o 

et  filiae  capita  ad  fundum.        et  vetula  aeuit  gladium,        ut    caederet  eorum    capita.      et 

Tropsen  Toil  ol  küzme   kathdr   lesks  pral,    haj  thodöü  le  and  ol  ssra    le  rakTdngo.     aj   e  phnri 

Tropsen     sumsit  pileos  a  suis    fratribus,     et         posuit     eos      in  capitibus  puellarum.         et  vetula 

20  iistiTöu,  haj    se       pipilas  e  kvzma,  thaj     se      sfnla  o  hrö^  haj  sindds  peskz  rakTdn.  o   Tropsan 

surrexit,        et  contiuenter  palpabat  pileos,  et  contineuter  secat       capita,      et      occidit        suas  filias.  TropsM 

HStiTds,  haj  tradds  peskz  pralin    avrt.     Jtaj,    zan  thar!'    aj  vo  ustilds,    o   Tröpssn,    haj  sas  la 

surrexit,        et  duxit         suos         tVatres         foras.        ,agite,  abite!'  et     ille     surrexit,  Trops-Bn,  et       erat 

phure  jek   cerikli    somtiakuni  and  e  klftka.  aj  Tröpssn  p)endöü  le  grasteskn :  .me    lo     ek     por 

vetulae  quaedam     avis  aurea  in  cavea.      et       Tropsin  dixit  equo :  ,eg'0  sumam  unam  pennam 

and  e  cerikli'.    aj  o  grast  p)end6ü :  ,na  lü'    ,ba,  nie    lo'.    haj   vo    Tas     ek    por,    haj  thodön  les 

de  ave'.  et         equus        dixit:  ,ne  sume!'    ,hui,    ego  sumam'.     et       ille  3um.sit  unam  pennam,     et       iuseruit    eam 

and  e  pusriti.^  haj  snklistz  pe  pengs  grast,  thaj  gde.  thar.  haj  gde  and    ek      föru.  othe  sas    ek 

in  saccum,        et    ascenderunt  in         suos        equos,         et  abierunt.  et    iverunt     in  quamdam  urbem.       ibi     erat  qiiidam 

25    raj    bharö,  grdfu,  haj  pusloü  len:    ,kaj  phjermf    ,ame  pthjerds  kaj  slnzba'- .     ,no,  avm  mdndi 

dominus  magnus,      comes,        et   interrog.avit  eos:        ,quo  itis?'  ,uos  imu.s  in     servitium'.     ,agite,  venite     ad  me 

kaj  sluzina'.  aj  kodö    raj    sas  nnkn  tsrnahdr,    von  gdS   leste,  haj  doü  les  slüzba:  jekhss  doü 

in       servitium'.     et        ille     dominus  erat     adhuc        caelebs.  illi    iverunt  ad  eum,      et     dedit    illis  servitium:       unum  cnnstituit 

Ä''  ol  grast,  aj  jMtßs  doü    k'  ol  guru,  aj  jekhss  doü    K  ol  baU,  aj  o  Tropsan  thodöü  les  vizitiu. 

ad  equos,      et       unum  constituit  ad       boves,        et     uuum  constituit  ad       sues,         et  Tropsen     constituit  aurigam. 

vo  thölas  rati  o  j)or  and  e  psrete,  haj  phahölas  sar  e  mumeU.   aj  leska  pral  cholejU,  haj  gde 

ille   ponebat    noctu      pennam     in  pariete,       et  lucebat  ut  cereus.         et       eins     t'ratres    irati  sunt,      et   iverunt 

A''  0  rdjit.    ^rdje,    snn    ek       por  kod  Tröpssn,    kn  na  trebül   tu   mumeli — somnakunn!-.    o  raj 

ad     dominum.     ,domine,     est  quaedam  penna  apud      Tropsen,        ut     non  ojnis  sit  tuus      cereus     —  aurea'.  dominus 

30  akhardöü:    .^Tröpsnn,    aü   urdt.     an    ta   mdndi   o  por'.     o    Tröpssn    andöit   les .^    haj   doü   les 

vocavit:  ,Tropsin,        veni      huc.  adfer  mihi  pennam'.  Tro])si>n  attulit      eam,        et       dedit    oam 

koa    raj.    o   raj  maj   mistöü    snksrlach    les.    aj  lesks  pral  gsle   kua    raj,    haj  jjende  le  rdsks: 

domino.  dominus         melius  liabebat         eum.      et       eius     fratres  iveruut     ad  dominum,    et     dixerunt       doniino: 

,?'4/e,  pendds  o   Iröpssn,  k'  anMa  la  cerikU  zudi'.    o  raj  akJiardön,  le   Tropsßs.     ,Tj'öpssn,   the 

,domine,      dixit  Tropsen,    quod   adferct  avem        vivam'.        dominus      vocavit  Trojjsin.  ,Tropstn, 

anis  mdngti  la  cerikle,    ks,    the  n     ane,     sindp    tu    ssrö'.    vo   gsfds   kod   grast,     ,so  the  ksrdü, 

adfer         mibi  avem,        nam,      si     non  adferes,      secabo   tuuni    caput'.      ille        ivit  ad       equum.      ,quid  faciam, 

grastd?    ks  pendöü   o    raj,    th'     andü     le  cerikle'.     ,na  dard,   Tröpsnn,  ankli  pre  mdndi'.    th' 

eque?         nam        dixit  dominus,    ut       adferam  avem'.  ,ne       time,         Tropsin,      aseoudc       in  me'.  et 

35  anklistds  p'  o  grast,    thaj  gdds    kaj   phuri'.  aj  pendds  lesko  grast:      .de     tu  p'    o   ssrö,   haj 

aacendit        in  equum,        et  ivit  ad       vetulam'.     et         dixit  ei  equus :  ,rircuinage   te      in  caput,       et 

39* 


308  FhANZ  MlKLOSlCH. 

ktrdtove  pisön^  haj   svthu    dnda  Idko  bdrk^  thaj  tlie  chas  la,  haj  mdela  o  gad  pre  a  peste^  haj 

fies  pulex,        et     insimia  te       in  eius      sinum,       et  morde  eam,      et  iaciet         indusium  de  se,  et 

tu  the  zas,    fhe    les  la  cerikW.    haj  vo    I'oü  la  cerikle,    thaj  gdo  thar   km    raj.    o   raj   thodöü 

tu  i,  ut    sunias  aveiu'.  et      ille    sumsit  aveni,  et  abüt  ad   dominum,    dominus     fecit 

les      Jokdj.    aj  sas  and  e  Dimere    ek      raji,    raklf,  haj  voj  kurks  snkUlas  p'  o  pai  la  luntrjdsa. 

euui  pedisequuui.  et    erat      in  Danubio  quaedaui  domina,    caelebs,      et      illa  doniiniea       exibat        in  aqua  cum       untre. 

aj  lesks  piral   gde    köa    raj,      haj  jjende:    ,rdje,    hudisdjTas  o   Iropsdn^    k'    anela  la  rdje  and 

et       eius      fratres  venerunt   ad  dominum,      et      dixerunt :     ,doinine,  iactavit  Tropsm,     quod   adducet        dominam     e 

i(\  0  ßrndu  la  Dunerjdko''.    ,Trupsdn,   aü  urde.    so  hudisdjTan^    k'    ane  mdnga   la  rdje?'    ,me  na 

fundo  Dauubii'.  jTropsiu,      veni     huc.        quid         iaotasti,  quod  adduces    mihi  dominam'?'    ,ego     non 

hudisdjTom!" .  ,miisa  j,   the    anes    la    rndngz ,    kn    sindp    tti   snr6'.     vo   gsJds   köa   grast,     ^so    the 

iattavi'.  ,necesse  est,    ut     adducas  eam         milii,         naiu     secabo  tuum    caput'.      ille         ivit         ad        equum.  ,quid 

ksrdü,   grdsta'f    kö    dekSf   the    andü    la'.     aj  o  grast   pendds:    ,na    dard,   the   del    tu    desudüj 

faciam,  eque?        nam    utique  adducam    eam'.  et        equus  dixit:         ,ue         time,  det      tibi      duodeeim 

morte  thaj  p>oluh6kii,-  ricij,  thaj  the  thos  pre  mdndi,  thaj  the  ksrsl  tnks  ek  kordhie   csnom,   na 

pelles        et  dolium  pieis,        et  pone      in  rae,  et  faciat  tibi  navem        parvam,      non 

hharf,    thaj  the    del  fei  de  fei  j)i>nAta    and  e  kordhia,    haj   tu    the   garaves  pald   uddr ,    haj 

magnam,       et  det  varia  potulenta        in  naveni,  et        te  absconde        post       ianuam,-       et 

45  voj   avela ,    haj   pela  ratije,  thaj    matola ,    haj    sovela ,    haj    tu    the    chutües    la, 

illa        veniet,  et         bibet     vinum  e  fruiuento  factum,       et        inebriabitur,       et         dormiet,  et        tu  rape         eam, 

tliaj  the  'nkles  pre  mdndl  Idsa,  haj  me  prastö  khwi'.     o  grast  prastaTöü  khsrs    zi  koa    raj, 

et  ascende      in  me         cum  ea,    et       ego     currani      domum'.  equus         cucurrit        domum  usque  ad     dominum, 

haj  doü  la  koa     raj    and  e  ardin.    o    raj  pandadöü  ol  udard,  haj  thodds    vdrta  kaj  ferjdsta, 

et      dedit         eam        domino        in  castello.       dominus         clausit  ianuas,         et      constituit   custodiam  ad      fenestram, 

the  na  nasSl.    kn  voj  sas  sölbdtiko.    kamTds  o   raj,  the   sovel   Idsa.    voj  na   kamel.    ,the  dnna 

ne       fugiat.      nam  illa     erat       indomita.  voluit        dominus,      ut    dormiret  cum  ea.     illa     non       vult.  .adducant 

mori  herdelije  le  grastinde,  me   sovö    tusa :  kon  andds  man,  the    anen    vi  mort  grasten',  o  raj 

meum         gregem  equorum,       ego  dormiani  tecum:     qui    adduxit       me,  adducat  etiam    meos         equos.'.       dominus 

5opend6ü:   ,Tr6psdn,  the    anes    le  grasten',     o   Trdpsdn   gsTds   köa  grast.    ,so  the  ksrdu.^  grastd'? 

dixit:  ,Tropsi>n,  adduc  equos'.  Tropsin  ivit  ad      equum.  ,quid         faciam,  eque? 

ks  dekst  the  andü  le  grastin  and  e  Dimere''.  Jidjda  manca^  na  dard'-.  kand  gzTöü  kaj  Dilnere.^  o  grast 

nam  utique  adducam  equos  e  Danubio'.         ,veni        mecum,      ne     time'.         ubi       renit      ad    Danubium,        equus 

chukTöü  and  e  Diinere,  haj  las    la   mdtka   köamdtar.i  thaj  ankaladöü    la  avri,    haj   o    Ti-opssn 

insiluit        in  Danubium,      et    cepit  matrem  equorum         iuba,  et  eduxit  eam    foras,         et  Trojistn 

chutUdöü  la.1  th'  anklistöü  pe  Idte.,  thaj  ^:)ras/ard2(,  aj  se  j  hsrdllya  snklistöü.,  haj  prastaTöü  pdlaj 

prehendit         eam,    et        asceudit        in     eam,        et  cucurrit,        et     totus  grex  exiit,  et         cucurrit        post 

e  mdtka  li  khsrß  and  e  ogr'dda  köa     raj.     voj  doü  cingdf  p'  ol  grast:    ^asin!'    o  raj  kamel  the 

matrem  domum      in  aulam         ad     dominum,    illa         exclamavit        ad  equos:    ,consistite!'  dominus       vult 

5f,  Sovel    Idsa.  voj  phenel:  ^the  dusü  mors  graziidn.^  thaj  kand  najuve  dnda  kodö  thiid,  apöj  me  sovö 

dormire  cum  ea.    illa        dicit:  ,mulgeat    meas        equas,  et  ubi      te  laveris       in  eo        lacte,      tum     ego  dormiam 

Msa'.  das  cingdr   o    raj:    ,Tröpsnn,    diis  le  grazndn!'   aj  o   Tröpsnn   gslds   kaj  o  pesko   grast. 

tecum'.        exclamavit  dominus:        ,Trops'Bn,         nnilge  equas!'  et  Trops7,u  ivit  ad  simm       equum. 

,so  the  ksrdü,  grastd?    sar     duiö    le  grazildn"?''  ^na  dard^    ks  me      lo       la     köamdtar,    aj  tu 

,quid  faciam         eque?      quomodo  mulgebo  equas?'  ,ne        time,      nam  ego  prehendam  eam  iuba,  et     tu 

dus ;  na  dard.'    aj  vo  dusTöü    ek    kakavi  pherdi.     aj  e   raji    pendöu:    ,körsn    jag.     the    tirjöl 

mulge;  ne       time.'  et     ille       mulsit     uuum    alieuum       plenum.  et  domina         dixit:  ,facite      ignem,        ut       ferveat 


Übee  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eüropa's.  iv.  i.  309 

0  thud'.    haj  ksrde   jag,  haj  o  tlmd  tirjid.     akanä    pendöit  e  raji:    ,kon    dusTöü    le  grazndn, 

lac'.  et      fecerunt   ignem,     et  lac        fervet.  uiinc  dixit  doniinu:      .(jui        niul  sit  equas, 

60  the  naj6l  and  o  tJmd''.   aj  o    raj   pendöü:  ,Tr6psan,  ze,  haj  najn  and  o  thud''.  vo  gsfäs    köa 

lavet       se  in  lacte'.  et       dominus         dixit :  jTropstn,         i,        et      lava  to       in  lacte'.         ille       ivit  ad 

f/rast.     ,so  the  karäü,  grastä  ?   ks  me  the  najuvo,  apöj  me  meräüK    o  grast  pendds :  ,na  daixt, 

eciuuni.  ,quid      faciam,  equeV         uain  ego     si       lavero  me,     tum       ego     inoriar'.  equus  dixit:  ,ne        time, 

the  ^ngsrsz  ma  man  kaj   kakavi,    haj  me  kand  phurdö  p'  o  7iak,  haj   me   mekö   zem^.    andöü 

adduc         me  ad        alienum,       et         ego       ubi  flavero      per        nasum,  egu    emittam    frigus'.         duxit 

le  grastes,  o  grast  phurdds  p'  o  nak,  /i'    asiJ'öü    o  thud  mhnaj    tato.    at{inc  vo  chitkTöä  and  e 

equuni,  equus  flavit         per        uasum,  et  factum  est  lac         tantuni     calidum.       tum       ille       insiluit  in 

kakavi,    haj     so     sas    de    sukdr,    snks    maj   sukdi'    miklistöü.     kand    snklistöü    avri,    o    grast 

ahenimi,  et     quautum  erat  pulc-lier,  adhuc         pulchrior  exüt.  ubi  exüt  foras,  equus 

fiö  phurdöü  p'    o    nak,    haj   mekTöü   e  jag    and   r  kakavi,    haj   (h'iJuä   u  thud  järs.    aj   e    7'aji 

flavit         per  nasum,      et         imraisit  ignem       in  alienum,        et         ferbuit  lac        iterum.     et  domlna 

pendöü    le   rdsks:    ,ze    vi    tu,    haj   najü    and   u    thud,    apöj   me    zuvö    tnsa'.     o    raj    gsFön,    kqj 

dixit  domiuo:       ,i     etiani    tu,       et        lava  te       in  lacte,        tuui        ego     vivani     tecum'.         dominus       ivit  ad 

kakdvi,    haj  pendöü:    ^Tröpsnn,     an    mors    grastes'.     andöü  o  Tröpssn  lesks   grastes.    o  grast 

alienum,         et  dixit :  ,Tropsiu,       adduc     meum        equum'.  adduxit  Tropsi>n         eius         eqmim.  equus 

dural       choroisardöü.     o     raj    chuklöu    and    e    kakdvi.      nuinaj    ol    kökala    zuruisardi    and  o 

e  longinquo  fremuit.  dominus      insiluit  in  ahennm.  nonnisi  ossa  viaa  sunt  in 

fundu    la   kakaveko.    atunce   raji   doü    cingdr:   ,aü   urde,    Tröpsmi,    tu   san    morö    raj,    thaj 

fundo  aheni.  tum       domina  exclamavit:    ,veni       huc,  Trops'bn,        tu        es         mens    dominus,       et 

70  me    ti    raji.' 

ego      tua    domina.' 


2.  tritö  mertiko  so  dass  der  dritte  Theil  den  Drescheini  als  Lohn  gegeben  ward. 

15.  Für  ma  erwartet  man  me  nos. 

17.  Statt  aviTdn  sollte  aviTdm  stehen. 

19.  Für  lesks  wäre  richtig  peska. 

20.  ssrö  vielleicht  coUectiv. 
36.  suthu  aus  sud  tu. 

49.  anen  statt  des  richtigen  anel. 


X.  Fecfrumos. 

Sas     ek       raji    phinli,  haj  sas    f   ek   raklv.     haj   mardds  peste    angrusti    and   o  psrite. 

Erat  quaedam  domina       vidua,        et       erat    ei   unus      tilius.  et  delixit  suum         annulum  in  pariete, 

haj    pendöü:    ,ddli!    kand    zdla     rat     and   e    angrusti,    apöj    me  som    rmdö'.    haj    Tos    pe, 

et  dixit:  ,mater!       quando       fluet      sanguis       ex  annulo,  tum        ego     sum      mortuus'.       et  commovit  se, 

haj    gdö    thar.     aj    vo    husölas    Petri    Fecfrumos.     gvTds    p     o    drum,    h'    anklistds   o   zmm 

et  abiit.  et      ille  iippcUabatur    Petrus    Facie  formosus.  ivit         in  via,  et  venit  draco 

SÖV3     ssrsnca.     aj   vo     las    peste   sdbic,    haj   sindöü    les,  haj  knrdöü  ioü  gromidz  dndra  leste, 

cum  sex    capitibus.         et      ille  arripuit     suum     gladiuui,      et         occidit       eum,     et  fecit         sex        acervos  ex  eo, 


310  Franz  Miklosich. 

5  haj    thodöü  ek  stjdgu   lolo,    haj    gsTöü   maj   anglt,    th'    anklistöü    jek    desiidön    ssrmca.     haj 

et  infixit  signum    rubrum,     et  ivit  porro,  et  venit  unus  cum  duodecim   capitibus.  et 

vo     las    peste    sähie,   haj    sindds    vi    kodoles,    haj    kördds    dSmdvj    grsmsdz^    haj    thodäs    ek 

ille  arripuit     suum       gladium,     et  occidit     etiam        illum,  et  fecit  duodecim  acervos,  et  infixit 

stjdgu  kalö^    haj    gslo    maj     angll.     haj    anklistds   jek     Ms-thaj-stdr       sdH.     ha,]    sindds    vi 

Signum      nigruin,       et         ivit  porro.  et  venit        unus  cum  viginti  quatuor        capitibus.       et  occidit   etiam 

kodolen,  haj  knrdds  Ms-thaj-stdr  grmisdz,  haj   thodds  stjagu  parnö.     eta,  Äs   corcU   ol   zmü   la 

eum,  et  fecit  viginti  quatuor        acervos,         et         infixit        Signum      albura.         ecce,  rapueruut  dracones 

rakle  le  mnparatoskdre  —  desudt'ij   zmsi   sas  —  haj  pandade  la  and  e  aidin,  haj  von  dzdnas, 

filiam  imperatoris  —      duodecim  dracones  erant    —      et      incluserunt    eam     in  castello,      et        illi         ibant, 

10  thaj  mdrnas  pe  de  tehdra    zi   k^  o  mesmiri:  kon    avela    maj   zuraU,    kod6    Isla    la    rakle.     aj 

et  puguabunt  a        mane     usque  ad  meridlem :        qui         erit  fortissimus,  is  ducet        puellam.  et 

lesti   dej  pendds    leskö:     ,kanä    zas,    the   n    al   tu   mörte   vojnikösthar,      aj   the^al    tu    mörte 

eins     mater      dixit  ei:  quoniam        is,  non    erit    tua       mors  ab  heroe,  sed         erit        tua        mors 

kalikosthar'' .  aj    vo    rssTds    kaj    kode    auUn,    haj    dikTds    la    rakle    pa    j  ferjdsta,    haj    vo 

ab  luimine  manco'.    et      ille        venit  ad         illud     castellum,      et  vidit  filiam        ad  fenestram,         et        ille 

pusJ'ds     la:    .^so  ksrss  kotMf'  {man    chutild4   ma    ol   zmsi,    thaj   ijandade    nia-   katht'.  ,aj  von 

interroga\nt  eam:      ,quid    agis        istic?'  ,me  rapuerunt  dracones,      et         incluserunt       me         liic'.        ,et      illi 

kaj  gslif'    ^von  gdli,    the  marim  pe   vas    mdngs'.     ,aj  von   kand    aven   khsrß?^    ,köa    mesmeri 

quo     iverunt?'      ,illi    iverunt,     nt        puguarent      propter        me'.  ,et        illi       cpiando   venieut     domum?'         .ad  meridiem 

15  aven,    the    chan;    thaj   snden    le    buzduganösa,    haj    maldl    and    e  hrdma,    the    avel   o    chahe 

venieut,     ut         edant;         et         iacient,  olavam,  et  feriet  in  portam,        ut  sit  cil)us 

gäta.'-     vo  puterdds  o    uddr,  haj  gsTds  Idte  dndrd.  ol  zmü   süde    le  buzduganösa,  haj  maladen 

paratus'.     ille        aperuit  ianuam,    et        ii-it     ad  eam     intus.         dracones     iaciunt  clavam,  et        pulsarunt 

and  e  porta,    haj   vo    las    o    buzdugdnu,    haj   kand   sudds  lidlimli.,    saürm   mudardds.  ,akand 

in  portam,         et       ille  sumsit  clavam,  et  ut  iecit  retro,  omnes  occidit.  ,nunc 

na    dard,    ks     midi',     vo    las  la  rakle  le  mnparatöskörö.    aj  smjmrdtu  asundds,  ks       ras    la  ol 

ne         tlme,      nam  mortui  sunt',  ille    duxit  filiam  imperatoris.  et       Imperator  audivit,      quod  rapuerant  eam 

zmßi,  la  rakle,    haj  pendds  o  sm.pardtu:    ,kon    ankaldl    la   kat    ol    zmsi,    kodö    the    lel    la'. 

dracones,  filiam,  et  dixit  imperator:  ,<iui         Uberabit      eam       a        draconibus,  is  ducat  eam'. 

20  smpardtu   na   iangl'ds,  ks    las   la   o   Petri  o  Fecfrumos,    vo    gmdisardds,    kn    ol    zmü    line 

Imperator         non  seivit,        quod  duxit  eam  Petrus      Facie  formosus,        ille  putavit,  quod      dracones     rapueraut 

la.     aj    sas   jek    Cutüla    hivastesko,    haj  gsMs    koa    mnjmrdtu.    ,me,    nmpardte,    dno   la   raklS 

eam.     et       erat  quidam     Cutilla       sine  manibus,       et  ivit  ad         Imperatoren).        ,ego,        imperator,     adducam       filiam 

kat  ol  zmü'.     ,nu,    the    ane    la,  tiri    aveW.  haj  vo  (Öutüla)  grJds    koa    Petri  Fecfrumos.    haj 

a     draconibus'.         ,age,      si     adduces  eam,    tua         erit'.  et      ille       (Cutilla)         ivit  ad       Petrum  Facie  fonnosum.     et 

Joü        les    e  ret,    haj    nas,    kaj   sovel,    haj   sutds  pe  and  e  kotecu  gaindngu.    tehdra   ustiTds  o 

oppressit  eum         nox,       et    non  erat,  ubi    donuiret,      et     insinuavit  se        in  chortem       gallinarum.  mane         surrexit 

Petri   Fecfrumos,    haj    thölas   pe  p'  o  muj,    haj  diküas  pe  e  ferjdsta.    aj  o  Cutüla    snklistöü 

Petrus    Facie  formosus,      et         lavabat      se      in  facie,         et     spectabat      se     in     feuesü-a.        et  Cutilla  exiit 

25  and  0  kotecu,  haj  dikloü  les  o  Petri  Fecfrumos.  ,kadalesthar   i   mort    muaiie'.       avilds  o  Cutilla 

6  chorte,       et        vidit     eum      Petrus  Facie  formosus.  ,ab  hoc  est     mea  mors'.  venit  Cutilla 

dndrs,    haj  pendds:      ,lasi  tehdra,     Petri    Fecfrumos!'    ,nais,   Cutilla!'  ,no,    Petri    Fecfrumos 

iutus,  et  dixit:  ,bouum     mane,  Petre        Facie  formose!'      .gratias,       Cutilla!'       ,age,      Petre     Facie  formose, 

de    ma    la    rakle    le    smparatösksre'.     vo   pendds:   ,me   na    daW.    vo     las      les    kordtar ,    haj 

da      mihi  filiam  imperatoris'.  ille         dixit:         ,ego       non      dabo.'     Ule  prehendit  eum         coUo,  et 


Über  die  Mündarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa-s.  iv.  i.  311 

thodds    Usko    snro  k'  o  prdgu.     ,rfe    me,    Petre   Fecfmmos  ^     la    rakle ,    kö    sind])     fi     kor'. 

posuit  eins       caput        in        limine.  ,da      mihi,       Petre       Facie  forraose,  puellam,    nam  abscindam  tuum  Collum'. 

V 

,inakdr     sin     Ja,    kn    me    na    daü\      o    CutÜla     simTds     h'ste     kor^    thaj    i'as    la    rakle,    haj 

, licet        absciiulas  id,  ego     nou      dabo'.  Ctitilla  abscidit         eins       Collum,       et        duxit  puellam,        et 

.SO  gd6    thar.     aftarcFds    fhe     zal    rat     and   e  angrusti.     Uste    dij    dikTds.     /tkand    moro    raklö 

abiit.  coepit  fluere  sauguis      ex  anuulo.  eius     mater        vidit.  ,nuiic,  mens         filius 

mul6\     voj  grJds  pald  Uste,  the    rödel    les.     li  arzslds    koa    fdnu   o  lolu.     Uste  de]  pendds: 

mortuus  est'.  ilUi       ivit        post        eum,       ut     quaereret  eum.       et         venit  ad        Signum         rulirum.       eius    mater      dixit: 

,kathdr   gslo    moro    raklö'.     gsl'ds   maj   angli,    W    arssTds     koa     fänu    o    kalö.     ,kathdr    gzlas 

,bac,  ivit         meus        filius'.  ivit  porro,  et         venit  ad         signuni  ninrum.  ,hac  ivit 

mo7'ö  raklö'.     gnTds   maj   anglt^    Ji    arsslds  koa    fdnu    (o)  parnö.     ^kathdr   gdJds   morö   raklö''. 

meus         tilius'.  ivit  porro.  et         venit     ,    ad        signum  allnuii.  ,hac  ivit  meus         tilius'. 

arssTäs  kCia,    aulind^  araklds  peskn  rakles  sindö,  haj  ditj    sap     cdrnas     o  rat.     aj  voj  maladön, 

venit  ad         castella,       invenit         suum        filiiim     occisum,     et     duo   serpentes  lambebant     sanguinem.  et     illa        percussit 

35  jekhes   sapes,    thaj    muFöü,    haj    kukö    'ver    sap    andds    ck  patrin    and  o  nmj,    thaj  phjei'dds 

unum    serpenteni,      et      mortuus  e.st,     et  ille  alter  serpeiis  attulit  folium  in  ore,  et  ivit 

pas  0    sap),    thaj  ustiJds   vi   kodö.     aj  raji  dikMs^  haj  maladds   vi   kodoUs,  haj    las  e  patrin. 

prope     serpentem,  et        surrexit    etiam     ille.  et  domina      vidit,  et  occidit      etiam       hunc,  et      sumsit         folium 

haj   thodöü  o  ssrö  peskü    rakUsko  pdlpale    koa     trupu,    haj   duii    ko  la  patrinösa^  haj  ustiTöü. 

et         posuit  Caput         sui  tilii  iterum  ad        t.runcum,       et       tetigit    cum  folio,  et         surrexit. 

,ddli.'   pharss     sovös'.     ,sutdnas    de    veci,    the    na    'viKmas   mi''.     ,ddli!   me    zan    kaj    mors 

, mater!       grjiviter    dormiebam'.     ,dormisses        in  aetemum,     si       non       venissem         ego".        , mater!       ego       ibo         ad         meam 

raji'.  ,na  za,  chdltoj  dij!'    ,ha,    me  zaü^  ddlü'  ,kand  zas,  the   azutÜ  tüks   du!''  vo  gsl'ds,  haj 

dominam'.  ,ne       i,        deliciae  matris!'     ,beu,     ego       ibo,     mater!'  ,si         ibi.s,  adiuvet        te,       deus!'   ille        ivit,  et 

40  gsFds  vörtha    koa    Cutilla,  haj  l'as    le  Cutillds,   haj   Undöü    les    se  kotoricd,       se     po  'k  cira^ 

ivit  recta  ad         Cutillam,       et    arripuit  Cutillam,        et        concidit     illum  totum  in  frnsta,  unum  quodque        parvum, 

zi   kaj   sindöü   les   se,    haj    sudöü    les    k'    ol   ziücöf,    haj   chale    les,    haj   Tas    vo    la    rakU   le 

quoad        concidit     eum  totum,     et        proiecit      eum  cauibus,     et    devorarant   eum,      et       duxit  ille  tiliam 

^mparatösksre,   haj  gsTds   k'    o    srnpardtu    Idsa^    haj  pendds   e   rakli:    ,dddi!    kodö    'nkaladds 

iniperatori.s,  et  ivit        ad  imperatorem    cum  ea,      et  dixit  puella:        ,pater!  hie  liberavit 

ma  kat  ol  zmiji''.     nmpardtu  kununisardöü  le,  haj  ksrdöü   les   krülu^   thaj  Mven,    jjoate     vi 

me         a  draconibus'.       imiierator       matriiuonio  iunxit     eos,     et         fecit         eum     regem,        et         vi^^lnt,        fortasse     etiam 

akand  Mven. 


8.    kodolen    ist    pliir.    acc. ,    daher    ea    (capita) :     man     erwartet    kodnles    cum    (dra- 
conem). 

12.  pa  j   für  2^e  j.    In    Siebenbürgen  lautet  die  rumun.  Praeposition  gewöhnlich  pa 
.  für  pe :  pa  lume. 

13.  man    chutilde    ma    rumun.    m'    aü    priris    pe    niine.    Vergl.    unten:    Tas  la  ol  zmsi, 
la  rakle.  Das  Pronomen  wird  sehr  häufig  wiederliolt. 

21.  Iin4  la  rapuerunt  eam,  et  nunc  habent. 

87.  doü  ko  la  patrinösa  sie  berührte  mit  dem  Blatte  wie  rum.  au  (hvt  ku  tVunza,  so 
dass  ko  dem  ku  entsjj  räche. 


312  Franz  Miklosich. 

39.  chaltoj  dij  deliciae    matris    wird    erklärt    durch    chal  to  j  dij  d,  i.  edit  te  mater, 
wie  etwa :  jemand  zum  fressen  gern  haben. 

XI.  Die  bestrafte  Mutter. 

Sas   ek   raklö   smparatösko ,    thaj  gnTöü  kaj  poTuwmie.    haj  despsrcisdjToü  kaf  ol  ijiiskäsa 

Erat  quidam    piier  regius,  et  ivit        ad       venationem.  et  discessit  a  venatoribus 

k6i'koro.    aj   and   ek  stögu   sas    ek  vakTors.     vo  naklds  J9fl5  o  stögu^  li^  asundötc^  ks  cnpü.     vo 

solus.  et         in  quadam  meta       erat  puella.         ille     praetcriit  metam,     et         audivit,       quod  plorat.        ille 

Tas     kodolä  raklord,    li     angardds  la  klinrß.    ^dik,  däle,  so  araklom!^    leste    dij   das   la  and  e 

sumsit      illam  piiellani,       et  adduxit       eam  domum.     ,ecce,     mater,  quod       invenü'  eius     mater   dedit  eam      in 

hukaterije  kaj  kuchärka,  the  hrdml  la.    krsnisard6ü    la    desudilj   bnrs.     e   smparatjdsa  vradöü 

culinam  ad  coquani,  ut      nutriret  eam.  nutriit  eam     dnodeeim      annos.  imperatrix  vestivit 

5  la  s'ukdr,  haj  satöü   la  and  e    aülin,    the  thoü  and  e  mesele.    o  raklo  le  dvii^aratösko  kamTöü 

eam  pulchre,     et      constituit  eam     in  palatio,        ut    poneret     in  meusa.  puer  regius  amavit 

la^    kd    voj   sas   siikdr^  ks    nas    and  e  lüme   mkdr   sar   voj.     o  raklö  le  miparatosko   kamTöü 

eam,  nani    illa      erat      pulchra,    ut  non  esset    in  mundo      pulchra      ut        illa.  filius  regius  amarit 

pe    Idsa,    trin     bsrs.     aj  wnparatjdsa    na   zangJ'öü.     de    la     vreme    pendoü:   ,me   ansoriü  ma, 

se     cum  ea     tres        annos.       et  imperatrix  non         scivit.  quodam  tempore  dixit:  ,ego       uxoreni     ducam, 

ddle!^   ,kaj  savö   smpardtu   kames?'  ,me    kamdu,  the  lau  kodold^  kaj  thol  and  e  mesMe'-.     ,na 

mater!'     ,apud     quem     imperatorem         vis?'  ,ego         volo,  ut    sumam      eam,         quae  ponit       in  mensa'.  ,ne 

la,    chal  to  j  dij!''  ,me  the   na    lo    la,    merdii!-.    ,/e    la.'.     haj    Ton   la,    kununisdjToü    Idsa.     h' 

sume,     deliciae  matris!'        ,ego       si       non  sumo  eam,      moriar'.     ,sume    eam'.        et    sumsit  eam,       eopulatus  est         cum  ea.       et 

10  aviTds   porönka,    the   zal   and  e   hataUje.     la   mekTds    la  phari.     mnparatjdsa     akhardds    duj 

venit  mandatum,        ut       iret       in  bellum.  eam     reliquit  gravidam.  imperatrix  vocavit  duos 

minütruri.    ,üng5rsn   la    and   o  vos,    thaj   mudarm    la,    thaj    anen   mdngs    o  jili'i    dndra    Idte 

ministros.  ,ducite       eam       in  silvam,       et  oceidite        eam,       et        adferte       mihi  cor  ex  ea 

th'  0    naj   0    csgnöK     line     la  and  e  brtcka,  K  angarde    la   and  o   vos.     pald  lende  gnfds  ek 

et         digitum        parvum'.  sumserunt  eam      in  currum,       et      vexerunt      eam       in  silvam.       post         eos  ivit 

cf,nko.  h'  angarde.  la  and  o  vos,  haj  kamle,    the   sinel    la.    aj  voj  pendds:  ,na   sinen   ma,    ks 

catellus.    et     advexerunt  eam     in  silvam,     et     voluerunt,      ut  oeciderent  eam.     at      illa         dixit:  ,ne     oceidite     me,     nam 

nie    snksrdöm   turne   misto'-.     ,ap6j   so   k7,rdsa,    the  sngaräsa  o  jUicf-    ,si.nen  le  csnkos,  ks  lesko 

ego  habui  vos  bene'.  ,igitur    quid    faciamns,       ut        adferamus  cor?'        ,mactate  catellum,    nam     eius 

i&  jilü   sar  le  manuUsko,   thaj   sinen   morö    naj   o    csgno'-.     sinde    le    c.snkös,    thaj    sinde  o   naj 

cor        uti  humanum,  et       deputate    meum  digitum         parvum'.     mactarunt  catellmn,       et       deputarunt    digitum 

0  csgnö,  haj    lin6    o  jiM.  and  o  csnko.  haj  voj  cingardoü:   ,tiden  mdngs  käst,  haj  ksrsn  mdngs 

parvum,      et    sumserunt        cor         e  catello.        et      illa         clamavit:         ,colligite       mihi       ligna,      et       facite        mihi 

jag,  haj   kussn    o  teju,  haj  ksrsn  mdngs  koliha'-.     ksrde   Idks  koliba,  haj   ksrde    Idks  jag,  haj 

ignera,    et     deeorticate       tiliam,     et        facite         mihi  casam'.         feceruut        ei        casam,         et       tecerunt      ei       ignem,     et 

gsle  thar   khzrs,    sngsrdoü  o  jilü    tK   o    naj    o    csgno.     voj   ksrdds    ekhs    raklorss    and   o   vos.. 

abierunt         domum,      attulerunt  cor        et  digitum         parvum.         illa       peperit        unum  filiura  in  silva. 

aviMs  0  dil  th'  o  sem  Petri,    haj   boldoü   les,    haj   dsrusardds    lesks  o  dil  ek  püsks,    the    avel 

venit  deus    et         sanctus  Petrus,       et    baptizarunt  eum,       et  donavit  ei  deus  sclopetum,     ut        fieret 

io  puskds:   söden    diksla,    the  del    le  pitsks,    haj   thode    lesko    anäü   Sslsvsstru.     aj  o  dil   ksrdds 

venator:  qnaecunque  videret,  occideret  ea  sclopeto,       et        iudidit  ei  nomen         Silvester.  et  deus        feclt 


Übek  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eueopa's.  iv.  i.  313 

nnd  (',  koUba    khör.  tlinj  jag    na    maj    rnerlas.     haj  das  hn    n    dll      ek      manrö:    .s-e    chdnas, 

e  caaa        domum,      et        igrii»     iioii  amiiluis  moriebatnv.       et     deilit     eis  deus  ((nemdam    paueni :   acmpor  cdebant, 

thaj  na     maj  fürSönas.     kndö    rakforo  bariläs  hharö,  haj  las  e  piiska  and    o    vast,    haj  fjüTds 

et      iion     ami)liuR     finiebatur.  bio  \mar  erevit        magnus,       et    sumsit     sclopeturu      in  mauuni,      et         ivit 

and    0    vos,    haj^    so    diküas,  zmpustUas^     dnlaa    peskr.     ddka,     thaj   chdnlaa.      pjerindöj    dnda 

in  silvam,      et,      quae      videbat,  occideliat,  terebat        suae  matri,  et  edebant.  arabulans  in 

u    VOS    das    jj     ol    aulind,    le    zmsunmgs,  haj    hesnlas    anglä    o    nddr.     aj    »1,    zmii    avenas    k^ 

Silva    incidit    in  jialatia  clraeonnra,  et         sedebat  ante  |ii>rfani.  et  draeones    veniebaut     in 

25  o  mezmei'i  khöH.   oo  dikloü  le    dural     desnjek^    haj    döü    fn  pusks  desiijek,  aj  jekhts   zalisardoii. 

Tuei-idie     domiini.     ille      vidit     eos  e  longimnio     nndecim,        et        occidit  sclopeto     nndocim,      at      nnnni     torpnre  bebetavit. 

haj    Toü    les,  thaj  angardöü    les    and    e    aüUn^    haj  pandadöü    les    and    ek    kmidra,    haj  gslds 

et     snmsit    eos,       et  tulit  eos        in  palatinm,      et  iuclusit  eos         in  cella,  et         ivit 

kaj    peste    dij,    haj  pendäs :    Jidjda,    dale^    mdnca !''    ,kaj    '^'^    ^a?/-,    chal   to  j    dijP    ,hdjda 

ad         suain    matrem,     et  dixit:  ,veni,         mater,        mecuni!'        ,i|no  oam,  deliciae  matris?'        ,veni 

mdnca.    kaj    nngöro   tu.'    gdöü    lesa    k'  ol  aulind.     /ih  tukn.^   ddle.,  desudiij  kej:    dnda  sekom 

nu^cinn,       quo       ducani         te.'         ivit       cum  eo  ad  palatia.         ,snme     tibi,        mater,     duodecim   claves:  in       quamb'bet 

kömdra  the  pje7'es^    aj  avd  c  kütje    kzmdra   t.he  na,  pjc.res'-.     vo  f/öMs  and  o  vos,    the  mipn.^tü. 

cellam  eaa,         sed      in  liaiu'  eellam  nc         eas'.  ille       ivit  in  ailvani,     nt       venaretnr. 

30  voj  pendds:    ,s6star    muro    raklo  pendäs.^    fh.e   na,    pjerdü    katjef    aj    me    zo,    the  dikdü    so    S3 

illa         dixit;  ,cur  nieus         ülins  dixit,  nt       nnn         irem  Inic?         at      ego     ibo,       tit      videani,     quid    sit 

othr.  puterdds   e  kamdra.    o   zmtu   pusl'ds   la:    ,thr'    san    rakli,    the   aves   raängn  j^hcn;    aj   the 

ibi'.  apenüt  cellam.  draoo  intcrrogavit  eam :     ,.si  es         virg:o,  tias  mihi  soror;       sed       si 

san    romni,^    the   aves  mdngn   romnf.     ^ine    som    romm'.     .,np6j   the    aves   mdngs   romni^.    ,av6 

es  iixor,  tias  mihi  uxor'.  ,egü       smn         uxor'.  .igitnr  tias  mihi  nxor'.  ,fiam 

tükji.1    aj  ave  p'  o  cecepiP     ,avö'.     ,no   colachdr'-.    ,colachar6'' .    o   zmtu   colacliardon.     o    zmm 

tibi,      sed      eris      in  iustitia?'  ,ero'.       ,ei"go  iiu'a'.  ,ini'abi)'.  draco  inrarit.  draco 

pendöü    lukn:    .^colachdr  vi  tii.'-.    eolachardas    vi    voj.     cumide      pe     and  o  muj.  Fas    les  peste 

dixit  ei:  ,inra       etiam  tu'.  iuravit  etiani     illa.     oscnlati  sunt  inter  se     in  ore.    .sumsit   eimi     sibi 

.s.i  and  0  khüi\    pile    thaj   chale  thaj  kamle    pe.     avel  Idko  raklö    and   o    vos.    voj   dikTds  ijeskti 

in  domuni,  biberunt     et        ederunt  '    et      amaruut  inter  se.  venit      eins       filiu.x  e  silva.      illa  vidit         suuni 

rakles.    voj  j^ß^tddfi:  ^avel  morö  raklö.,  ze  pdlpali  and  e  kömdra''.  gtJYnl.  pdlpaU.  haj  pandadöü 

tiliuni.  illa  dixit:  .venit       meus        tilins,         i  retro  in  ci'llam'.  ivit  retro.  et  inelnsit    . 

les.    tehdra  jdrz  gdöü  o  raklö  and,  o  vos,,  the  smpustÜ.    voj  don  leskö  drum  jdr^  peste:  pile 

enm.         mane      iterum      ivit  puer         in  silvam,     nt      venaretur.       illa  admisit    eum  iternm     ad  se:    biberunt 

thaj  chale.     vo  pendds   Idkr,:    ^sar   mudardsu    te  rakles  f    anne   zuvdsa   mistö.     kür   tu,  nasfaU., 

et       ederunt.       ille        dixit  ei:      ,qnninodo     occidemns     tunni    lilinmV  nos        vivemns       beue.         linge     te        aegrotam, 

haj  phe.,   ka    dikTdn    sönu,    the    anel    thud    katd  j   rizni.,    the  pes.,  ks  ndla     tukz      kaue,,    ks 

et        die,      quod     vidisti      somnium,    ut      adt'erat       lae  ab  ursa,  ut     bib.is,  non  crit  (tum)  tibi  quidquam,  nam 

K)  rizni    chdla    les'.     avilus   khsrs    dnda    o   vos.    ^so  j    tu  kr,,    ddle?''    ,merdii,    aj    dikTöm    sönu, 

ursa      devorabit  enm'.  venit       domum  c  silva.  ,quid  est      tibi,         mater?'        .moriar,       sed  vidi         somnium, 

the  anes  mdngz    thud   katd  j  rizni'.     ,an6    tdks,  ddle'.     gslas  and  o  vo.%  h'  arakTöü  la  rizni. 

adfer        mihi  lae  ab  ursa'.       ,adferani      tibi.      mater'.  ivit  in  silvam,  et       invenit  ursam. 

kamTds,  the  ömjnistil  la.     voj   das   cingäf- :    ,as,   maniisa!  so  kamesP  ,th.e  des  nian  thud''.     ,do 

voluit,         ut        oeeideret     eam.       illa  cxclamavit:        ,u^li,         Homo!        <|uid       vis?'  ,des       mihi        lac'.        .dabo 

tu,:  söu    tu   sipuf-    ,san  man''.    ,aü,  haj  dus''.    vo    dusl'öü    la,  A'  angardds  kaj  p^te    dij.     ,dle, 

tibi:     est      tibi    lagena?'       ,est       mihi'.        ,veni,     et       mulge'.    ille       muliit        eam,   et  attulit  ad        suam    matrem.   ,rape. 

DcnUscIiriften  d6r  phil.-hist.  Cl.  XXIII    IM.  10 


314  Fkanz  Miklosich. 

däle  /'    V()j   kdrdds  pe,    the  pel,    haj   sordoü    hs,     tehdra   jdrs   gsTds   and  o  vos,    Jt    araklds  e 

matei'!'        illa  finxit,  ac  si  biberet,    et         efiudit         id.  mane        iterum       ivit  iu  silvam,    et        invenit 

45  Lüje.     ^kon   san    tu?'   ,me   som  e  Lüj&.     ,tlie    aves   mdngd  pJien'.     ,aj  tu  kon  sanf'    ,me   som 

Lunam.       ,quis        es         tu?'      ,ego      sum  Luna'.  ,fias  mihi  soror'.  ,at      tu      quis       es?'         ,eg:o      sura 

0  Sddvsstru'.  ^ap6j  tu  san     o    smu     le   deulesko^  kd  o  dil  pjeravel  tukö  de  grizn^    kü    vi    me 

Silvester'.  ,tiim       tu      es         filiiis  baptisinalis  dei,  uam        deus        gerit  tui  curam,  etiara    eg^o 

som    le    deidiste'.      ,the    aves    mangö   phen\     ^avu    tdks    pheii''.     gsTds    maj    angli,    arakTds    e 

sum  dei'.  ,fia9  mihi  soror'.         ,fiam        tibi         soror'.  ivit  jiorro,  iuvenit 

Parastuji.    ,kon    sdn  tuf'  ,me  som  e  Parastuji^.     ,aj   tu   kon  san"^'  ,me  som  o  Sdhvistru''.     ^tii 

Paraseeuani.         ,quis         es       tu?'     ,ego      sum  Parasceua'.  ,at      tu       quis        es?'       ,ego      sura  -  Silvester'.  ,tu 

san    0     fönt  le  deulesko ;    vi   me   som    le    deuleste'.     ,the    aves   mdngs  phen\     vo  güo  kJm-6. 

CS    filius  baptimalis  dei;  etlam  ego      sum  dei'.  ,fias        'mihi  soror'.  ille      ivit       donium. 

50  leste  dij  dikl'öü  les.     ^avSl  morö  raklö^.     ^the  trddes  les  kaj  halt  sölhdtiko,   the  anel  tdki,  thud, 

eius    mater     vidit      eum.        ,veuit     meus        filius'.  mitte      eum     ad       suem      silvestrom,       ut     adferat     tibi        lac, 

kn    kode    chdla    les''.     ,se     ■ii'astts,    ddlef"    .nastiü.     diklöm    sönu,    the   anes  mdngr,  thud  katd 

uam      illa      devorabit  eum'.    ,somper  aegrotas,       mater?'        ,aegroto.  vidi         somnium,  adt'cr  mihi  lae  a 

j  hall  e  sdlhdtiko''.     ,me    (na)  zandü,    ddle,    uf    andü,  of   na,     aj  lirsbolusarö'' .  gsTön,   araklotl 

sue  silvestri'.  ,ego       (uou)        scio,  mater,  utrum  adferam,    an      non.       sed  teutabo'.  ivit,  iuvenit 

la  hale.  kamlou,  the    dei     la  jniski.     voj  cingardöü:    Jioü.,    na   de  ma  puSks!   so  kamds?''    ,thc 

suem.  voluit,  nt  oeeideret  eam  sclopeto.        illa        exclamavit:  ,noli,      ne    occide  me     sclojieto!    quid       vis?' 

des   man    thud'.     ,s5n   tu   sspu?    a?{,    thaj  dusK     sngördds   kaj   peste   dij.     vij  ksrdds  pe,    the 

,des       mihi  lae'.  ,est      tibi    lagena?     veni,        et      mulge'.  attulit  ad        suam   matrem.      illa  finxit,  ac  si 

55 pel^    haj  surdöü    les.     vo   jdrs   gslö   and  o  vos.    voj   das   o    drum,    le    zmmesko   peste.       J'i'e, 

biberet,  et        efl'udit         id.         ille    iterimi      ivit        in  silvam.      illa  admisit  draconem        ad  se.         ,frustra, 

/es    na   chaTöü    les   e    halt'.     ,ap6j   trdde   les   and    ol  plajind    ol   ratali.,    kaj   marmi    pe    and 

nam  non    devoravit    cum  aus'.  ,tum         mitte      eum       in  montes  crueutos,       ubi         feriunt     inter  se 

01  süH     berbecfcsk!}  ^     the    anel    tdkü    pai^    pai    zudo    thaj  pai    öntjegomt,    ks    the    na    merla 

capitilius  uti  arietes,  ut      adferat      tibi      aquara,  aquam    vivam        et       aquam       sanautem,  si        non     raorietur 

otM.^  apöj  na  merel''.     /MkTom   sonu,    the   anes  pai   and  ol  plajind  ol  rat  all,  kaj  marmn    p)e 

ibi,        tum      non  morietur'.  ,vidi        somnium,  adfer  aquam      e  montibus  cruentis,      ubi       feriunt   inter  se 

and  ol  sdrS    berbecicdks.^    ks    mdngs    ndla    ka.nc'.     vo   gnlds   kaj   Luj.     ^kaj   zas,  prdla?^  .^iau 

capitibus         uti  arietes,       nam  (tum)  mihi  non  erit  quidquam'.    ille        ivit  ad     Liiuam.       ,quo        is,  frater?'         ,eo 

60  and  ol  plajind.^  the  anäü  pai  mord  dak''.     ,na   za,  prdla,  koce  meres\     ^ba,    zaü,   phene'.  ,dle 

in  montes,        ut    adferam  aquam    meae     inatri'.  ,ne        i,        frater,         ibi      morieris'.       ,liem,       ibo,         soror'.      ,sume 

tiikd  mors  grastes,    kand   zas,    ks    morö  grast    öngärla  tu    oci,   thaj  die  tuko  casörniku,  ks  von 

tibi      meum       equum,        quando     ibis,     nam    meus        equus  feret         te       illuc,       et       sume     tibi        horologium,     nam     illi 

marSm   pe    de    tehdra   zi   k'    o    mezmeri,    haj    k'    o    mezmeri   hodinin   duj   cdsuri.     haj   ka)id 

feriunt    inter  se  a  mane     usque  ad  meridiem,  et         in  meridie         quiescunt      duas        horas.  et        quando 

aröse  othi  k'  ol  desudüj  cdsuri,  the    les  pai   and  e  duj  sipuri  dnda  duj  chaingd'.    vo  arssTds 

venies     iiluc     in  duodecinia        hora,  sume  aquam      in  duabus  lagenis         e         duobus      puteis'.  ille        venit 

k'  0  mezmeri    othi^   haj   meklds  pe   tele^  haj    las    jjai    dnda    duj   sijjuri,  pai  zudo   thaj  pai 

iu  meridie  illuc,       et         demisit        se      humi,      et     sumsit  aquam       in  duas      lagenas,    aquam   vivam         et      aquam 

«5  sntjegomi,  thaj  avilds  paljjali  kaj  Lüji.     haj  pendds  e  Luji:    .^per.,    thaj   soü,    thaj   hodinisdr, 

sanantem,  et  venit  retro  ad    Lunam.         et  dixit  Luna ;  ,decuml)e,     et        dormi,       et  quiesce, 

ks   san    trudimi''.    voj  garadds    kodö    pai,    haj   sutjoil    aver.     vo    ustiTöü.     ,?io,    me   zdp  -  tar^ 

nam     es         defessus'.  illa      abseondidit     illam     aquam,     et         infudit        aliam.       ille       surrexit.         ,age,      ego         abibo, 


I 

I 


I 


Über  die  Mündarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eueopa's.  iv.  i.  315 

phene^    khüro.     ,Z,e    mori   grastSs,    thqj   za    mikustö.     die  ol  galave''.     vo    göMs  khdrt  kaj  peste 

soror,        (lomum'.       ,sume    meum        ciiuuni,  et  i         equitans.       suine  siiccos'.  ille        ivit      doraum      ad       suam 

dij.     leite    dij  dikTöü  /e.s-,  kü  avel  mikastö,  haj  pendds  le  znimö.'ikd :    ,avcl  moro  raklö  nnksstoK 

niatreiii.      eius    mater       vidlt       euiii,  qnod  venit     equitans,       et  dixit  draconi:  ,vßnit      mens        filius       equitans'. 

,tli&  phenes^    ks    dikTdn    sonn:  'the  pdndes    lesks   nqjd  jjal   ol  pchlkn  ekliu,  svardsa  teieste,   haj 

,dieas,      i|Uod      vndisti      suiiinium:  liges  eius       digitos    post  torguni  reste  serica,  et 

7(1  the  sinla  la,  avela    vojniko,    haj  tu  ave  zuraW".     ^dnde^    ddle!''    voj  kdrdds    ek   svdra   fezeste 

si      i'uperit  eani,      fiet  lieros,  et       tu      eris      rcibusta'.  jlifra.  mater!'       illa         fecit  restem      sericam 

fhulf,    haj   pangloü    leskn    naje    pal    ol  pchikn.    vo   r,nrd6ü^    haj     lolilöü      and    o    muj;    cnrdds 

erassani,    et  lifivuit  eius       dijjitos        post  terguni.        ille       traxit,  et  factus  est  ruber    in  facie;         traxit 

p'  o  düjto,    asil'ds   vmdtu;   csrdds  p    o  trito^  kzrdiFds    knlo.     aj    voj   cingarclön:    ^aü,   zmtuna^ 

secunduni,  factus  est     lividns;  traxit  tertiuni,    factus  est      niger.         et       illa  clainavit:  jVeni,        draco, 

haj   sin    Mste   kor',     o   zniuu    av/l'ds    h'ste.     ^no,    so   the    kardp)    tnkü    akandP    jSingsr  ma    se 

et     scinde     eius      Collum'.  dracn         vcnit      ad  eum.      ,aS'ei  quid  faciam  tibi  nunc?'  ,seca       me    totum 

kotord,    haj    su    nia    and    ol   galavi,    haj    sa    ma  pe    moro  grast;    katlidr  pjeradds    ma    zudö, 

in  frusta,       et      pone    me         in  saecis,  et      pone    me       in         mco        equo ;  unde  tulit  me       vivum, 

7.5  the   pjeravel    man    in.vJo'.     s'mgardds    les   kotord,  sutj&u    les  and>  ol  galavi,  haj  sutjöü  Ics  p'  o 

ferat  me       mortuimi'.         dissecuit         euni    in  frusta,      posuit      eum      in  saecis,  et        posuit      eum    in 

grast.     ,ze,  kaj  pjeraddn    les    zudö,    j)jerdn  Us    vmhr.     o  grast    gnTds  örtha  kaj  Litji.  e  Lnji 

equu.  ,i,       qua         tulisti  eum     vivum,  fcr         emn   mortuum'.  equus         ivit         recta       ad      Lunani.  Luna 

dnklistds    avrf.,    haj   dlkToü    les,    haj    Ton    les    andrß ,    h'    akardöü    e    Tetrdde,    A'    akardöit   e 

exiit  foras,         et  vidit         eum.       et      sniusit  eum        intro,         et  vocavit  Tetradem,       et         vocavit 

Parastnjt .    haj    sute   les  and   ek    halaj^   bhari,    haj   chalade    les   mkdr ,    haj  thode    les  p^  ek 

Parasceuani.         et  iiosuerunt  eum     in  alveo         nia<jruo,         et  lavernnt      eiun     pulchrc,        et    pusnerunt  eum    in 

niesele^  haj  thodou  les    se  thaneste.    kotör  kotoriceste^  haj    las  o  pat  sntegom/,,  haj  stropisardoü 

mensa,        et     iiosuerunt  eum  totum  in  unnm,       frustum     ad  frustum,         et  sumserunt  aquam    sanantem,         et  asperserunt 

80  les,    tha    ')itjegosdjJoü;    haj    Tas    o  pai  zudö,    haj   stropisardoü    les^    haj   zndiJoü.     ,ej,   pharss 

eum,      et  integer  evasit;  et  sumserunt   aquam    vivam,       et  asperserunt  eum,       et  revi.xit.  ,lieu,      graviter 

sovösK      jsutdnas  de    veci,    the    w'    avil'ömas    mi''.     ,me    zaü,    phene,    kaj    morn    dij\     ,na  za^ 

dormieliani'.    ,dormisses     in   aeternum,  si  non    veuissem  ego'.       ,ego        ibo,         soror,  ad        meam    matrem'.     ,ne        i, 

jjrdla."     ,ba,    zaü.,    phene'.     ,no,    ze    deulesa.      die    tuka    moro    chanrö'-.     vo    gdds    kaj   peste 

frater!'         ,liem,       ibo,  soror'.  .age,        i         cum  deo.  suine     tibi        nieuni        gladium'.         ille        ivit  ad         suam 

dej.     Mste  dej  delähelas,  thaj  külas  le  zniduosa.     vo   güToü  dndrn   k'  o  zmsu.     ,lasö  j   tmaarö 

matrem.    eius    mater      canebat,  et       saltabat         cum  dracone.      ille        ivit         intro        ad       draconem.     ,bonus   est       vester 

des.'-  ,nais\  ,no^  so   ksi^dj)  tükz,   zmsunaf'    ,sin   ma  kotoricd,    haj  sn     ma     and  ol  galave,  haj 

dies!'     .gratias'.    ,age,  quid    faciam     tibi,  draco?'  ,seca    me  in     frustula,  et      pone       me  in  saecis,  et 

85  SU    ma  pe    morö   grast:    kntJidr   pjeradds    ma.    zudö ,    the    pjerdl    ma    vi    midö\     sindöü    les 

Iione    me       in         meo         equo:  unde  tulit  nu;       vivum,  forat  me    otiam    mortuum'.    secnit       eum 

kotoricd,  Sutjöü    les    and  ol  galave,  haj  sutjön,  les  pe    Usko    grast,    K    ankaladöu    ol  jakhd   le 

in  frusta,        i>osuit     eum  in  saecis,         et        posuit      eum     in        eius  equo,       et  etfodit  oculos 

grastesko.     ,zd-thar,    kaj   kames''.     o   grast   zdlas,    haj   marlds  pe   le  ssre  and  ol  kopdce,  haj 

equi.  ,.ibi,  quo  vis'.  equus  ibat,         et       impingebat     sc  capitc      in  arbores,  et 

se    pjerlas p'  0  kotör  mos  and  ol  galave.    ol  körhi     se    chdnas  o  mas.     das  piisks   Sahvtstru 

continuo  cadebant  frusta   carnis       e  saecis.  corvi  eontinuo    edebant         earneni.   oceidit  sclopeto         Silvester 

ekhi    sosuj^s,  thaj    kusl'öio    les,  haj    csrdöü    les  p'   e    hast,    haj  pckföü  les  p    e  jag.    haj  pendds 

unum      leporem,         et      excoriavit     cum,     et  6xit  eum  in  vorn.         et       assavit      eum    in  igne.         et         dixit 

■10* 


Qn^  Franz  Miklosicu 

90  pesks  dciks :  ,ddli,  dik-ta  örtha  pre  mdnde^.     leste    dij   diklöü  pre  leste.     vo  maladim    la   p'  ol 

suae        matri:      ,raater,     specta       recta        iu  nie'.  eins     mater  spectavit     in        eum.         ille      percussit      eam    in 

jakhd^   haj   chukle   Idks  jakhd.     haj   las    la    vastestar,    dngördds    la    kaj  ek  poluhöku,  pendäs 

ooulos,        et      exsiluerunt    eius         oculi.  et    sumsit  eam  manu,  duxit  eam      ad  dolium,  dixit 

läkd:  ,ddle,    kand   pjere    kado   poluhöku    asfd^  ati'mc   the  jertü   tu   o    dil;    thaj  kand      che 

ei:       ,mater,     quando  impleveris     hoc  dolium         laerimis,      tum  coudonet  tibi  deus;        et       quandu  i-omederis 

ek   drss   kas,    thaj  pjere  o  poluhöku    asfd,   atunc   the  jertü   tu  o  dil,  thaj  the    an   tu  jakhd'. 

fasciculum     foeni,        et     impleveris  dolium  laerimis,      tum  condonet        tibi         deus,       et  habe  tuos    oeulos'. 

haj  pandadds    la   othi,    haj   vo   gdö   thar,    haj   mekTds    la    trin   hörs.     k'    ol   trin    hnrs  anJäs 

et  ligavit  eaui       ibi,         et        ille  aljüt,  et  reliquit     eam     tres      anuos.       iu  tribus     aunis    revoeavit 

9h  johka    a    minte.     ,me   zaü   kaj   raort    dij,    the    dikdü,    so   kdrÜ'.     akand   pjerdds   e  pjoluhöku, 

sibi       iu       meutern.       ,ego       ilio        ad        meam  uiatrem,    ut        ^■ideaul,     quid     faciat'.  nunc  explevit  dolium, 

haj  chalds  ek  drns  le  kasnste.  ,akand  o  dil  the  jertü  tu^   kö    vi  me   jertiu    tu.     zd-thar  deulesa'. 

et     comedit        fasciculum         foeni.  ,uunc  deus         condonet  tibi,  nam  etiam  ego     condono    tibi.  abi  cum  deo'. 


5.  thoü  stellt  für  thol^  tliocd;  rum.  st  pue  pe  masa. 
23.  chanlas  stellt  statt  des  richtigen  chunas,  das  Aveiter  unten  vorkünimt. 
26.  les  wohl  unrichtig  für  len,.  da  von  allen   zwölf  Drachen  die  Rede  ist. 
45.  Lüji,    Tetrdd,    Parastujf  Montag,    Mittwoch  und  Freitag    werden    als  Heilige    an- 
gesehen. 

51.  n'  astis  eig.  du  kannst  nicht,  bist  schwach,  Idruss.  ne  mozes. 
90.  dik-ta  besteht  aus  dem  Imperativ  dik  und  einer  Partikel  ta. 

XII.  Der  reiche  und  der  arme  Bruder. 

Sas  duj  pral^  jek  coro,    aj  jek  barvalö.     haj  pendds  fesko  barvalö:    Jiäjda    mdnca,  pral, 

Erant   duo    fratres,  alter  pauper,    et    alter       dives.  et  dixit  ei  dives:  ,veni  meciun,       frater, 

kaj   morö   dad'.    haj   kodö   barvalö    Jas  pesks  mani'ö,    aj   coro   nas    les.    aj  o  barvalö  chdlas 

ad  Mieum     patrera'.       et  ille  dives        sumsit      sibi         panem,        et    pauperi     nun      erat.      et  dives  edebat 

man7'6,  aj  o  coro  -pendds:    ,de   vi    man    ek   kotör   mawö''.    ,the   da   ma    'k    jak,    do  tu  koför 

panem,       et  pauper        dixit :  ,da  etiam    milii    unum  frustum        panis'.  ,si      dabis  mihi  unum  oculuui,  dabo  tibi  frustuui 

manrö'.     ,do   tu,   prdW.     haj   snkaladds    ek    jak,    haj   doü    les    ek    kotör   manrö.     haj    güf 

panis'.  ,dabo    tibi,      frater'.  et  exemit  uniuu  uculum,     et       dedit       ei    unum  frustiuu       panis.  et      iveruiit 

5  niaj  anyli,  haj  bokhcijToü.    ,maj  de  ma  ek  kotör  manrö'.    ,maj  ds   m'    ek  jak''.    ,do  tu,  p)rdla\ 

porro,  et  esurirtt.  ,adhuc    da    mihi  unum  frustum      pauis'.         ,adhuc  da     mihi  unum  oculum'.  ,dabo  tibi,     frater'. 

ak'    asilds    korö,    haj    las     les  lesko   pral   vastestar ,    /i'    angardöü   les   tald  j   umbladi ,    haj 

ecee    factus  est    coecus,        et  prehendit  eum      eius       frater  manu,  et  duxit  eum      sub  patibulum,  et 

mekTöü   les   othi,    haj  gdö   thar    lesko  pral.    aj  ratdka  aviU  ol  beug,   haj    thode   pe  umbladi, 

reliquit      eum        ibi,         et  abiit  eius        frater.       et       vesperi        venerunt     diaboli,      et  consederunt  in        patiliulo, 

haj  j^usTäs   o  heng    o   maj   bharö:    ,so   ksrddn   tu  pe   lüme,    kathdr  phjerddn?'-    ,me    ksrdöm, 

et    interrog-avit      diabolus  maximus:  ,quid       egisti         tu       in     mundo,  qua  ambulasti?'         ,ego  feci, 

pondadum    o  pai''.    ,aj   tu    so    ksrddn?'    ,la   rakle    le   'mparatösknrö   nici   na    merel ,    nici   na 

inierclusi  aquam'.         ,et       tu    quid        egisti?'  ,filia  imperatoris  neque  uioritur,  neque 

10  zuvel,  numaj  JidcnzW".     ,aj  tu  so  kdrddn?'    ,me  knrdöm,  kö  iiral  pralesko  mikaladöt'f  ol  jakhd''. 

vivit,       tantum     excruciatur'.      ,et      tu  quid      egisti?'  ,ego  feci,  ut    frater       ^  fratri  etfoderet  i.culos'. 


l-BEli  Dir.  MuXIiAHTEN  UNli  ME   WaNMERUNGEN  1>E1!  ZiGEUNER  EuROPA'S.  IV.  I.  31  7 

,vo  tlic  ianÜ,  szn  ek  pariü    kathe^    haj  fite  tlmcel  pe,  vo  dikäla.s'.  ^ihe  zdnas  ul  Jurusej  thc  zan 

,\\\v      si         seit,         est  riviis  liic,  et        si         Invat       se,     ille       videref.         ,si       scirent  opindaui  ire 

and  o  plaj,  thaj  the  vdzden  o    bar,    Mlas  o  pai  palpaW.     /rj  o  trito  'pendoü,    kn  the  zdnel  le 

in  monteni,      et  tollere  lapidem,  flueret  aqua        iteruin'.  ,et  tertius         dixit,        quod    si         seit 

rakU  Ic  'ruparatüde,  üdn  tald  j  Idte  lüzka  ekhröskTi^   th'  ankalul  la    avrf,  haj  the  km-nl  skddüska 

filia  imperatoris,         est      sub         eins       lecto  raua,  si  exiiiüt       eam    foras,       et        si        facit        lavatiunem, 

thaj   the  tltol  la  bröska  and  e  skdddska,    haj  thc  najarnl  la,    avellas  zurali'.    atnnc    nl    baini 

et  si      pouit  i-anani         in  lavatioiie,  et        si  lavaiit       eam,        fieret  Sana'.  tum  galli 

15     baslf.  haj  ol  beug  (/de  thar.     aj  kodn  (jazi'i      .se      ctrdes  pe    zi    kdä  jjsj'su,    haj     ae     pipisar- 

ceciueruiit,  et  diaboli       abierunt.  et        ille       liomo  cuntinenter  traxit      se  usque    ad        ri\-uin,         et  contineuter        palpa- 

dvfi    le    vastesa,    ii   kaj   r-akloii    o  pai,    haj   thodds  p)e  ])'  o  viuj,    haj  körd'de  Icska  jakhd.    haj 

■*i*  mann,  donec  invenit  aquani,       et  lavit         se      in  ore,         et       faeti  sunt       ei  oeuli.  et 

c/dds  and  o  föro,    kaj  pandadf  o  paf^.     ,.so    dina   ma,    the   mekdü    o   pa^if'    ,su    kames^    kodS 

!■'■'•  i"  urbem,      nbi    intercluseruut       aquani'.     ,(iuid   dabifis     niilii,      si        eniittam  aquani?'  ,quae       petis,  ea 

f/w.s«     tti''.     ,uu,    hdjdan   mdnca    and   o  2)laj^    len    tumtuga    druci   sastrum'.    haj  gdd   and  o 

daliinius    tibi'.       ,agite,       venite  mecum  in  montein,  sumite        voliis  veetes  ferreos'.  et      i\erunt      in 

plaj,    haj    vazdöh    n    />«?•,    thaj  grJäs    o  pr/f  p^^Ä^e     .ve.       ,n(f,    akand    so  mangss,    tnanilsa,    kaj 

monteui,  et      sustulerunt         lapidem,     et         fluxit  aqua       sibi  eoiitinentor.  ,aoe,        nunc       quid       petis,  homo,         ([uod 

20  meki'dn  o  paff-     ,de   via    ek    brwka   haj  duj  grast,    thaj  brtcka  perde   lovt'.    haj  dine  les.    vo 

emisisti  aquamV     ,date    mibi  eun-um         et      duos      equos,         et         eurnnu      plemmi  iiecuniae'.     et   dederunt  ei.        ille 

gdcus  kaj  rakU  le  'mparatöste.     ,su     da     via,    the  ka^^dii,  the  acfl  zuralf?^     ,so  kames,   kode    do 

ivit        ad       tiliaiii  iniperaturis.         ,quid  dabis     mihi,       si        faciain,        ut       fiat      robustaV      ,quae      petis,  ea      dabo 

tu'.     ,thoü   paf   kaj  jag,    the  thatnl'.     aj  vo  gdds,    h'  ankaladds  la    bruska,    haj    sufuü    la    and 

tibi'.        ,poue    aquam      ad     igneui,     ut      calescat'.       et     ille       ivit,        et  exemit  ranam,         et  ieeit      eam        in 

e  skddijska,  haj  najardön  le  rakle  le  'mparaUhkör?,,   thaj  kirdilas  maj  zurali  thaj  maj  sakdr, 

lavationem,        et  laverunt  filiam  imperatoris,  et         facta  est  robustior  et  pulchrior, 

sar  Är<.s\     ,.w  mangzs,    kaj  ksrddn  la  zurali    thaj    mkdrf-     ,de    ina    duj  gra.st,    thaj    ek    brfcka 

quam  erat.     ,quid       jietis,         quod       feefsti      eam  rolmstam       et        imlchramy       ,da     milii     duos      equos,         et      uiium      eurnim 

•iö  perde    love;    the   des   in     ek   viziteu    ii     khsrf/.     haj  vo  gsJ'ön  khörs,    haj  tradöü  le  sanris  kaj 

pleuum  pecimiae;     et        da      mihi  aurigam  usque  ad  domiuii'.       et      ille       ivit       domuiu,        et  misit  scrvum       ad 

jjesko  x)ral,  the  'mprumidÜ  e   bdnica.     aj   Ihko  pral  pusTds:    ,so    the    ksrns    la    bdnicaP    ,the 

suum    fratrem,    ut       miituum   daret  nKjdium.        et        eius        tVatcr   interrogavit:  ,(|uid      iit        faeias  luodio?'  ,ut 

müsurisard.s  ol  luri\    lesko  pral  duü  les  n  Jidnica,    haj  gdö    vi    vo,    haj  pusTds  peska  piralSs: 

metiaiiiur        pecuniam'.         eius      frater    dedit     ei  luodium,        et        ivit    etiam  ijise,       et  interrogavit      .suiiiii        fratrem  : 

^kathdr    len     /c-,     ol  lovl,  tli    ol  grast?'  ,othdr,  kaj  mekTdn    ina'.     ,the    'ngsrsz  ma    ri    man    othi 

,uude  sumsisti     eam,      pecuniam,     et  equos?-         ,inde,       ulii      reliquisti       ine'.  ,due  etiam     nie  eo 

kaj   kodö   than.      kr,  j  mdnga    mda,    pral'-.    ,n'    al  titks     müa,     mdsa  j,    tlie   zas.  no,  hdjda, 

ad        euni       locum.  mihi     poenitentia,  frater'.       ,nc      sit      tilii    poeniteiitia,  uecesse  est,     ut        eas.      age,      veni, 

zoprdla'-.    liaj   von   gde    li    duj   zi   kaj   kodö    than,    kaj  ankaladou  Uska  jakhd.    ,rfe  ?«a,  prdla, 

frater'.  et         illi     iverunt         ambo  usque  ad         cum       Inciini,      nbi  cöodit  eius        oculos.        ,da     mihi,      frater, 

kotör  maurö'.  ,de  ma  ek    jak'.  doü  les  ek    jak,    haj  doü  les  ek  kutör  inanrö.  haj  gde  maj  angli. 

frustum      pauis'.      ,da  mihi  unum  oculuin'.  dedit    ei  unuin  oeujum,    et      dedit     ei'  uuuiii  fiustum    panis.  et   iveruut        porro. 

^maj  de  ma.,  prdla^  ek   kotör  manrö'.    ,maj  de  ma    ek    jak'.     ^do   tu,   prdla'.    haj  maj  doil  les 

,adhuc  da  mihi,    frater,     unum  fru.stuin      panis'.         ,adhuc    da    mihi  unum  oculum'.  ,dabo  tibi,       frater'.  et      adhuc  dedit     ei 

ek    kotör   manrö.     haj     Ion     les   vastestar,  h'  angardöu    les    tald  j  umbladi,    haj  mekTöii   les 

unum    frustum       panis.  et    preheudit  eum  manu.  et  duxit  eum      sub  patilnilnni.         et         reliquit    eum 


318  Franz  Miklosich, 

otlii.    haj  vo  gdu  thar.    avile  ratdk'  ol  hang,  haj    besle    pe  iimblarli.     aj  o  heng  o  maj  hharo 

ibi.  et      ille  abiit.  venerunt  vesperi  diaboli,      et  consedenint  in        patibulo.  et         diabolus  maximus 

35  pusfäs:    ,so    kdi'ddn   tumf,   kaj  phjerdän  pe  lümeP    jek  pendöü:  ,na  phenin,   ks   maj  sas  ek 

interrogavit:  ,quid      eg-istis         vos,         qua  ivistis  in      mnndo?'      uuus        dixit:  ,ne  dicite,      nam    iam      erat    unus 

korö   tald  j  umhladi,    thaj  järö  asimdöü,    so  me  dam  ditma^    haj  vö  ksrdds  peska  jaklid^    haj 

caecus         sub  patibulo,  et       iternm       audivit,       quae  uos    locuti      sunras,         et      ille        fecit  sibi         ocnlos,         et 

gzlds^  haj  das  o  drum  le  pajesko^   haj  ustiTds  avcr    e    rakli    le    'mparatöste.    äsen,    the    rocldü 

ivit,         et         dedit       cnrsuni  aquae,  et       surrexit     iteiiim  filia  imperatoris.  manete,     ut      quaeram 

tald  j  umhladi'.    haj  araklt  le  korös.    ^smi  ek  korö  kathi'-.    haj  pharade     les     se     kotord.    atüncl 

sub  patibnlo'.  et  invenerunt      caecum.        ,est  caecus     hie'.  et       dilaniarunt      eiim    totuni    in  frusta.         tixnc 

ol  heng  gsle  thar.    o  gazii   midöü. 

diaboli       abiernnt.  hnmi)    raortuus  est. 


7.  thode  pe  umhladi  consedenint  in  patibulo,  richtig  wol:  thode  pe  pe  umhladi. 
9.  pandadum:  man  erwartet  pandadom. 

11.  Man  erwartet:  the  zamUas]  ks  snn  ek  pdrhü  katje,  haj  the  thovelas  pe,  vo  diküas 
si  sciret,  quod  est  rivus  hie,  et  si  lavaret  se,  videret.  Die  nächste  hypothetische  Periode 
ist  richtig  ausgedrückt;  in  der  darauf  folgenden  steht  wieder  das  Präsens  statt  des 
Imperfects,  man  erwartet:  the  zamlas  u.  s.  w.  kn  snn  tald  j  Idfe  li'tzka  u.  s.  w.  th'  anka- 
Idlas  u.  s.  w.  tlie  körüas  u.  s.  w.  thaj  the  tholas  u.  s.  w.  tlie  najarüas  la,  was  zu  avelas 
vollkommen  stimmen  würde. 

19.  gnTds  o  pai  peste  se  wird  übersetzt:  es  Üoss  das  Wasser  über  alles.  Da  jedoch 
eine  Präposition  peste  nicht  nachgcAviesen  ist,  so  ist  der  Satz  wol  so  zu  übersetzen: 
fiuxit  aqua  sibi  continenter,  wo  peste  als  ein  dem  Zigeunerischen  sehr  gewöhnlicher 
Dativus  ethicus  aufgefasst  Avird. 

27.  0  bdnica  einen  Scheffel:  o  ist  rum. 

29.  n'  al  d.  i.  na  avel  ne  sit,  ne  fiat. 

36.  jdrr,  iterum  gibt  keinen  passenden  Sinn. 

o7.  aver  hat  sonst  nicht  die  Bedeutung  iterum. 


XIII.  Die  verwünschte  Stadt. 

Sas    ek    raklö  coro,  thaj  sluzisardoü  jeftd  hnrs,   thaj  ?^'  astilas  the  agonisü  pe  kanc.     haj 

Erat  quidam  iuvenis  pauper,      et  servivit  Septem    ainios,       et     non     potuit  demerere       quidquam.       et 

gdl'ds  and  e  Mme,  haj  gsTds  and   ek      foru,  haj  rakiloü,  haj  thodds  pe  tal'   ek    zidu,    thaj    sutoü. 

ivit         in      niunduin,     et        ivit         in  quamdara  urbem,      et     peruoctavit,   et         decubuit       sub  quodam  muro,  et        dormivit. 

andd  kodö  zndu  sas  ek    chmi,    haj  vo   trizisdjToü,    haj   dikTds  pe    chm,    haj  dikJ'ds  ek  momeli, 

in  illo        nniro     erat  foramen,      et       ille  expergefactus  est,    et      spectavit     per   forainen,     et         vidit  cereuni, 

haj  mtds  pe  pa  e  cksü,  haj  gslds  and  ek      nulhi.  othe  sas  föro  hharö,  haj  othe  sas  mipardtu 

et   insinuavit  se     per        foramen,    et        ivit  in  quoddam  palatium.     ibi      erat     nrbs      magna,        et        ibi      erat       Imperator 

^>  and  0  föru,    haj  mnpardtu  muTds,    haj  vi  zmparatdsa  muTds,    haj  sas    le  'mparatös    ek    rakli, 

in  „rbe,         et         imperator    mnrtuus  est,    et    etiam      imiieratrix      mortua  est,     et       erat  imperatori  filia, 

haj    voj    orudtiilas    la   ostdsa.     aj  kodö  föru  sas    afufisimi,    th'  asile     bar  ol  manus.    aj  kodö 

et        illa         impcrabat  exereitui.      et         illa        urbs     erat  exoommunicata,    et  facti    sunt  lapides  liomines.       et        ille 


Übee  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's.  iv.  i.  319 

raklü  göTds  and  aidin  Ic  smparatöste,  aj  otM  and  aulhi   se      bar    asife.    aj  vo  vnrisdjl'ou,    so 

inveiiis       ivit         in       i>alatium  imperatoris,  et       il)i         in        palatin  (jiniifs  lapides  facti  sunt,  et     illc        miratns  est,     quid 

te^avH    kade,    k'    ol   mantts    aar    ol   mawls^    aj    von    se     bar.     aviTäs    ek  mtca,   haj  thodds  pe 

esset  hoc,     cjuud  homines        ut  honiines,      sed       illi    omnes  lapides.       veuit  felis,         et         posuit       in 

mesele  chabe.    vo  besTds  pald  j  mesele.    thaj    chaTöü.    pc    fet    aviTds    e  msca.    /?'  and6ü  Uska 

niensa       cilnim.        ille    consedit        ad  mensani,         et  edit.  in      nocte         venit  felis,  et       attulit  ei 

10  chabe,  t/i'  andöil  leska  lud,  haj  penduü  Uska,    A'    avil     ek      raj,      haj   pe?j/a,  ,lhf-:  krJrs  a)id 

cibum,        et        attulit         ei       Chartas,     et  dixit  ei,         quod  veniet  quidani  dominus,       et  dicet,  ,lude 

0  lild,  hnj  tu  thekölestiikn^  haj  vo  mnyardela  tn,  aj  tu  tlie  vöbdis,  haj  the  dikss  koa  casörnikii: 

chartis,         et       tu  lüde      til)i,         et     ille         conspuet  te,     et      tu  perfer,         et  specta       ad        horologiuni : 

kand    mdrna    des    cdsuri,  ntitnc  the  des  les  ek  p>dhrta^.     afmic    avile,     so     se      j     car,  ol  benk, 

quaudo     souabunt  deccm       horae,         tum  da      illi  alapam'.  Iinn-     venenmt,  quot  umues  sunt  lierbae,         diaboli. 

haj  marde    les^  haj  sucisarde    les    zi    k'    ol    desuduj    cdsuri,    haj   ol  bazny    delabap,    thaj   von 

et    verberanmt  cum,      et  vexarunt        eum  iisque  ad  duodecim  hoias,  et  g-iHi        c-ecinenint,         et  illi 

näsle,     vo  thodds  and  o  pdtu,  haj  sufuu.    tehardka  andon    leska   e  nitca  chabe.^  haj  vo  chaJöu. 

fnseruut.     ille    decubuit       in  lecto,        et     donnivit.  mane  attulit  ei  felis        cibum,        et      ille      enmedit. 

15  rafdka  järö  andöii  ISska  chabe,  pendöü  leska,  ks  .jdrz  avela  tute,  the  kdes  tuks  lesa,  haj  tu  the 

vesperi     iterum    attulit         ei  cibiun,  dixit  ei,      quod  ,itei'um    veniet     ad  te,    ut      ludas      tibi     euni  eo,     et       tu 

köhis  tükö    zi    k'  ol  des  cdsuri^  haj  the  des  les  ek  pdlma.^  th'   avena  tute,    so    se      j     car,    haj 

lüde       tibi    «sque  ad         decem      horas,  et  da       ei  alapam,       et       venient    ad  te,    quot  omues  sunt  herbae,      et 

mdrna     tu^  haj  snchia  t/i^  haj    tu    the    rsbdts    zi    k'  ol  desuduj    cdsuri'.     aviTds    leste    o     raj. 

veiberabunt  te,       et      vexabunt     te,       et       tu  perfer   usque  ad  duodecim  horas'.  venit      ad  eum        dominus. 

,Afly,    the    kalds    and   o    lild'.     haj     kalde     zi    k'     ol    des   cdsuri.    vo    das    les    ek  j^ähna,  le 

,heu.  ludanins  chartis'.  et         luserunt  usqne  ad  decem      horas.         ille    dedit      ei  alapam, 

bengns.  avi/e,     so    se      j     car^    haj  marde    les,haj  siccisarde  les     zi     A'    ol  desuduj  cdsuri .^ haj 

diabolo.     venerunt,  quot  omnes  sunt   herbae,      et  verheraiimt  eum,  et  \-exarunt       eum    usque    ad  duodecim       horas,       et 

20  7iaslt.    vo  thodds  and  o  j)dfu^  haj  sutöü.    tehardka  amTidöü,    kr>    denas   ditma    ol   manus   and 

fugerunt.    ille    decubuit      in  lecto,        et      dormivit.  mane  audivit.       quod  loquebantiir  homines         in 

0  foru.    e   mßca   tehardka    andon    leska  chabe,  K  andöu  leska  straj  ömparaticeka.    vo  chaJ'öu, 

urbe.  felis  mane  attulit  ei  cibum,      et      attulit  ei  Testes  imperatorias.  ille      comcdit, 

thaj  Toü  le  strdji  pe  peste.i   thaj  göTds    andd    desudiij  kiliiicö.     othe   sas    e   rakli   smparatösfe . 

et    suinsit  vestes       in  .se,  et  ivit  in  duodecim        cellulas.  ibi       erat  filia  imperatoris 

and  0  p>dtu:   ek  pas   sas  zudi,  aj  voj  pendds:  ^tu  san  moro  r,mp)ardtu,  haj  me  ti  dmparafdsa; 

in  lecto:         dimidium  erat      viva,       ut      illa         dixit:  .tu       es        meus         Imperator,         et       ego  tua        imi)cratrix; 

aj  maj  but  the  n    aves  mdndi'.   jdrr,    pe      fet    andds  les  e  mSca  chab^,  haj  pendöü  leska :  .jdrs 

sed      amplius  ne      veni        ad  me'.        iteruni      ail      noctem     attulit       el  felis         cibum,       et  dixit  ei:        .iterum 

25  avela  tiiti  o    raj^     the  kües  and  o    lild     zi    k'  ol  des   cdsuri^    k'  ol  des  cdsuri  jdrs   the  des  ek 

veniet      ad  te       dominus,    ut      ludas  chartis  usque  ad  decem      horas,       ad  decem      horas     iterum  da 

pjdlma.    K  avena  tüti,  so     se     j    car,    haj  mdrna   tu,  haj  sucina  tu,    aj  tu  the  rsbdis'-.  aviTds 

alapam.         et     venient     ad  te,  quot  omnes  sunt  herbae,      et    verberabunt    te,       et      ve.\abunt    te,       et      tu  perfer'.         venit 

h'iite    kodö    raj.     ^haj,   me  kdds  and  o  lild''.    haj   kold^    zi  k'  ol  des  cdsrtri.    vo  doh  les  ek 

ad  illum       ille     dominus.    ,heu,  ludamus  chartis'.       et      luserunt  usque  ad  decem      horas.         ille   dedit      ei 

pdlma.    /<'  avile,    so     se     j    car,    thaj  mdrnas   les,    haj  suanas  les,    haj  i^o  rsbdÜas    zi    k'  ol 

alapam.       et  venerunt,  quot  omnes  sunt  herbae,     et     vcrberabant  eum,       et        vexabant    eum,      et      ille    perferebat  usque  ad 

desuduj   cdsuri.    k'    ol   deäuduj   cdsuri    nasli.    vo    Sucds  pe  and  o  pdtu,    haj  sufnu.     tehardka 

duodecim  horas.         ad  duodecim         horas      fugerunt.     ille        decubuit  in  lecto,         et      dormivit.  mane 


320  FeaXZ  illKLOSlCH. 

SO  asfardi    the    deldbeu    muzik-bdnda ,     körde       pardda,       ,k5  sü)i    ami  nmpardtu   niv6'.    avlTöu 

coeperunt  canere  symphoniaci,  t'ecerunt  pompam  militareni,  ,nam    est       nobis        Imperator        noviis'.      venernnt 

ol    ministridi    leste,    haj    les    vazdenas    and    ol   vast.      ,ssn  ame    mipardtu    nivo'-.     aj   vo    deknt 

ministri         ad  enm,       et       enm       toUebant  in  manus.       ,est      nobis        imperator        nuvus'.       et      ille     proi'siis 

cirdel  pe  kaj  nmparatdsa  the   i«/,    haj  p)end6ü:    ^azakarü  otM^   ks  me  akands  avdü'.    haj  vo 

trabit       se       ad        imperatriceni       ut        eat,        et  dixit:  ,manete  hie,     nani    ego         illic'o        veniam'.         et      ille 

(jdo  Idte.     aj  voj  h  soHsa    kaj   grinda,    haj    zdlas  pdra    andd    Idko    mnj.     aj   vo  put  er  das    o 

ivit    ad  eam.     et      illa  capite        ad  tectuni,         et  ibat         vapor  ex  eins         ore.         et      ille         apernit 

uddj\    haj   voj   numdj    kdi-dds    leska  le  vastesa,    haj  peToü  jdrn    and   o  p)dtu^    th^    asiTds    F 

iannani,       et         illa       tantuni    t'ecit  signnm       ei  mann,  et         ceeidit      iternni       in  lectnni,       et      facta  est  nsque 

35  and  p  kustik   har^    tli    akardöü  les  peste.     ,M-tar  mdndar,  ks  nie   trehus   ma.    söstar  n'  aza- 

ad  cingnluni     lapis,      et         voeavit       enm    ad  se.  ,abi  a  me,         nam  non     opus  est     mihi.         qnare     non     ex- 

karddn,  the  n'   dves    mdndi,    the    ispostü   mors  pakdclf    die    tvko   le  gi^astes  le  dadesko,    thaj 

spectasti,         nt     non  venire«      ad  me,         nt        luerem  mea        peccata?        sume      tibi  eqnnm  patris,  et 

lesfe  sdhie^  thaj  die  ek    Msd^      s6de  käme    lovi^    na  fdrsöna  pi'.  vo    las   pe,    haj  gnlö,  gdl6  thar 

eins  glad-inm,      et      snme       crnnienani,  ijuantnm     vis       peoiniae,  uon        deficiet'.  ille  profectns  est,    et        i\-it,  abiit 

and  aver  csmttu.     othe  mdrnas  pe    duj    5mpardcl^    ks    na  katnelas  the  del  la  rakle  pald  h'sko 

in        alind       regnnm.  ibi  pngnabant  dno       imperatores,       et      non       volebat  dare  filiam        pro        eins 

saö.    0  sa6  kamelas  pe  Idsa.    ,the  asis  mdnca  la  hütöUja^  kand  na  des  la  rakle'.  von  mdrnas  pe 

filio.  filins       amabat        se  enm  ea.  ,siste  fe   raecnm      ad      pngnam,     qnoniam  non     das  filiam'.      illi        pngnabaut 

40  jeftd    bnrs.      aj    kodö     krulevic    avil'ds   and   o   kodö  forii,    haj    avüds   kaj   kirana   kaj    jek 

Septem    annos.        et  ille         filins  regis  venit  in  illam      nrbeni,      et  venit  in        r.auponam      ad  qnemdam 

Harmd/nn.    haj   sas    bok    hhari,    mernas    ol   katdni  bokhdtar.    aj  kodö  krulevic  pusTäs    le  Är- 

Armeninn.  et        erat    fames     magna,    moriebantur  milites  fame.  et        ille       filins  regis      interrogavit        Ar- 

manös:     ,so   'sundul    kathi     and   o  föruP     ,na  j    mistöü,    kathi   batalija    bhari,    jeftd   hnrs 

mennm :  ,qnid      auditnr  hie  in  nrbe?'  ,n()n    est         bene,  hie  bellnm        magmun,     Septem. .annos 

marmt.  pe  vas  e  rakli.,    li    ol  katdni  meren  bokhdtar'.     aj  vo  pendds:     ,ze,    h'    akdr  le  mdndi''. 

pngnant  propter    pnellam,    et  milites     morinntnr         fame'.  et     ille         dixit:  ,i,       et       voca     eos      ad  me'. 

ol  katdni  avile,    vo  cindöü  manrö  thaj  raktje,    haj  pile  haj  chale.    haj  pendds  le  Armanösks, 

milites    venernnt,     et         eniit  paneni  et      crematum,     et     liibernnt    et      edenint.        et  dixit  Armeno, 

45.^3    ^me    the   kamdü,    me  sinos  kodold  öste'.     Orrudnu   gd'ds    koa,    smpardtu.   .mipardfe!    aviJds 

qnod  ,ego        si  volo,  ego  coneidam     illum  exercltum'.    Armenn»  ivit  ad        imperatorem.  .Imperator!  venit 

ek     krulevic,  haj  vo  löüdisdjl'ot%.i  ks  vo  körkoro  sinla,  kode  6ste'.  .^akhdr  les  mdndi'.  ,so  löüdi- 

(piidani     filins  regis,      et      ille        iactavit  se,       qnod  ille         solns      concidet    illnm  exercitnm.  ,voea       enm     ad  me'.     ,quid   iaeta- 

sdjlan?    sine  tu  kodold   öste 9'    ,sindü'-.     ,the  sind  la,    ap>6j  daü  la  rakle  pcdd  tu,    haj  dap  tu 

stite?       concides  tn        iUnni    exercitnm  ?', coneidam'.       ,3i    coneides  enm,    tiun       dabo  filiam  tibi,  et      dabo    tibi 

'k  pas   mort  smpm'seijö'' .    aj  vo  sar  gsToü  kaj  batalija.!  haj  melincasardöü  p  o  vast  o   cecu,   haj 

dimidium       mei  regni'.  et    ille      nbi         ivit        ad       pugnam,  vibravit  ad        mannm        dextram,     et 

sindoü  ek     pas     öste;    haj  p"  o  vast  o  sttngo  melincasardöü,   haj  sindäs   aver   pas.    K  avilö 

concidit  dimidinm  exercitus ;     et       ad         mannm       sinistrani  vibravit,  et       concidit  alternra  dimidinm.   et     venit 

.50  khdrs,  haj  das  o  ömpardtu  la  rakle  pald  leste,  haj  kördöü  minta.    ,pus'-td  les.,    ce  pidere  si  les, 

domum,       et       dedit  imperator  filiam  pro         eo,  et  fecit         nuptias.     ,intcrroga  eum,  quod     robur     sit   ei, 

tli!  asindes  adics    osteJ-.       aj  vo  pendds:  ^rnorS    sdbie  sinel'.     aj  voj  tradöü    lil     palpali:  .kode 

qnod   concidit      tantum  exercitnm'.      et     ille        dixit:  ,raens       gladins    caedit'.       et      illa        raisit  epistolam      retro:  ,ille 

sdbie  körkoro  .sinel;  aj  trdde  mdnga  aver  sdbie,  haj  me  kode  trddo  la  tüte',  voj  tradds  e  sdbia 

gladins         solns        caedit;      et       mitte         mihi  alium  gladinm,     et       ego      hnnc      niittam  tibi'.       illa       misit  gladium 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  deu  Zigeuner  Europa-s.  iv.  i  321 

leste^    aj    vo    atnnc  pendds:    ^tlie  asts  mdnca  aknnä  la  hatalljö'.     aj  vo  gnTäs    sn   mdezde     aj 

ei,  et       ille       tum  dixit:  ,conaiste    mecuiu         nunc       ad        i>ugiiaiu'.        et     ille       ivit         in  spe,  et 

kodo    sindäs    les    kadaUs,    haj    singarduü    les    se    kotord,    ihaj    thodoü    les   and  ol  galave,    haj 

ille         concidit  liunc,  et  cee'idit  eum  totum   in  frusta,        et  demisit       eum       in  saccos,  ot 

ö5  thodöü  les  pe  lesko  grast ^  haj  pendds:      ,kathdr  pjeraddn  les  zudu^    pjerdü   les  mulö'-.    o  grast 

posilit      eum     in      eins         equo,        et  dixit:  ,uude  tulisti  eum    vivuni,  fer  eum  niortuum'.  equus 

dngsrdöü    les   klizri,    otM  kaj  kode    raß,    kaj  sas  le  hartste.     voj  cingardöü:    ^ane  les  mändi''. 

tulit  eum     doraum,      illue      ad       eani     douünani,  quae    erat  lapis.  illa  clamavit:  ,adterte  emii      ad   me'.  ' 

and^    les    läte,    voj  thodöü  les  pe  mesele^    haj  thodöü    les    se    kajthdn,    haj  kdrdö/i,  les  manus, 

attulerunt  eum  ad  eam,  illa     collocavit  eum    ad     niensam,        et     composuit  eum  totuni         una,  et  fecit        eum  humineni, 

haj  stropisardds  les  paisd  midö^    thaj    sntegosdjToü    kajthnn,    haj  stropisardöü  les  paisd  hidö, 

et  aspersit  eum      aqua       mortua,        et        integer  fectus  est  una,  ef  aspersit  eum      aqua        viva, 

thaj  ustlTds.     ,~d-tar  palpali.     die    ti'ika  kate    kiss,     kn     so  göndisare,    se    le    love    dndra    Idte, 

et        surrexit.  ,abi  retro.  siune       tibi      haue  crumenani,  quae       eog-itabis,  tota      pecunia         in  ea, 

öo  haj  le  jdrT,   kaj  kodö  Armdnu^    haj    de    les,    söde  vo  kamela,    haj  the  penes  leskd,    ka  tu  khsre 

et        i     iterum     ad       illum      Armenum,  et        da       ei,        quae     ille         volet,  et  die  ei,        quod  tu      facie» 

tu  grast,     the    les    and    amart    pori    ek    baJ ^     haj  the  pandes    tu    kustik,    haj    the    des  p'    o 

te      equiun.  sume       e  raea  cauda  ununi  pilum,        et  liga  tibi  ut  eingulum,    et  circiunage  te      in 

S37'd'.     haj   kördöü  pe  grast,     haj   Ion    les    Armdnu.^    h'    angardöü    les   p'  o  föru.     mijiardtit 

Caput'.  et  feeit         se       equum.         et     sumsit    eum        Armeuus,        et  duxit  eum      in         urbcm.  imperator 

cindöü    les,  thaj   miklistds  pe  leste.     vo  maladöii   Jes    and  e  phu^    thaj   miüds.    o  grast    las    e 

emit         eum,      et  ascendit         in      eum.  ille         deiecit        eum       in  terram,       et      raortuus  est.         equus     sumsit 

sdbie   and  o   muj^    haj  gdds    K   o   Armdnu.     Armdnu  p>uterdds    o    bal .,    thaj   vo    asiTds    jdra 

gladium       in  os,  et  ivit        ad  Armenum.  Armenus  solvit  pilum,        et        ille    factus  est  iterum 

'iö  mamis.   vo    thodds    le    Arnianös    krnlv. ,    haj  gslö  thar  khdrt   kaj  pSste    rajt    kaj  anginnt.,  haj 

homo.       Uli      eonstituit  Armenum         regem,  et  abiit  domum       ad      suam    dominam    ad         primam,         et 

kiinunisdjToü    Idsa,  thaj  vo    asiTds    mipardtu. 

desponsatus  est  ei,  et       ille    factus  est       imperator. 


\\.  tlie  kd('s  tvkr,   wörtlich:  lüde  tibi,   i-um.   tu  s-B  te  2o8i. 

12.  avile.1  so  se  j  car,  ol  benk  die  Teufel  kamen  so  zahlreich  wie  Gras,  eig.  wie  alle 
Gräser. 

14.  vo  thodds  mit  fehlendem  pe,  das  oben  gesetzt  ist. 

32.  azakartl  für  azakarm. 

38.  the  del  la  rakle  pald  lesko  saö  dass  er  das  Mädchen  zur  Frau  gebe. 

4.5.  Richtig  the  kamös,  sinös  si  vellem,  conciderem. 

47.  sind  für  .sin4s  oder  sinesas. 

.")0.  pustd  ist  pus  ta,  der  Imperativ  piis  mit  einer  Partikel  ta,  interroga,  und  be- 
zeichnet den  Auftrag  des   Vaters  der  Braut.   Der  Auftrag  wird  ausgeführt. 

61.  aiuarf-  füj-  das  erwartete  mori. 

XIV.  Der  Eifersüchtige. 

Sas     ek     neguctöri  bharö,   barcalö,  haj  sach  les  ek  raji  mkdrs;    na  mekiJas  la,    the  zdla 

Erat    quidam      mercator      magnus,  dives,  et        erat       ei  uxor      formosa;       non      sinebat      eam,     ut        iret 

avrf.    aj  vo  gdds  la  korabidsa  pdla  j  mdrfa  pe  Di'inerja  avrssa  neguctöri.    haj  avinas  khwi, 

foras.         et     ille       ivit  nave  propter      merces      in         Danubin       cum  alio       mercatore.  et      veniebaut   domum, 

DenkscbriftOD  der  phil.-histor.  Cl.  XXIII.  Bd  4j 


322  Fkanz  Miklosich. 

Corde    kaj  märdzina  ol  koräbii,    thaj  [/riponisarde  le  kaj  mdrdzina,    tlie   ratarm.  von    dine 

traxerunt      ad  ripam  naves,  et  ligarunt  eas     in  ripa,  ut       peruoctareut.    illi      intraruiil 

pe   düma.    pendds  jek:    ,kamela  pe  ti  romnf   khnrt?'    aj   vo  pendds:  ,mor5    romm   nie   kamel 

in     sermouera.  dixit       uuus:  ,amat         se   tua      uxor  domi?'  et      ille        dixit:  ,mea  uxor        non        auiat 

(> pe'.    ,no,    so    da    ma   man,     the  kamd  ma  Idsaf'    ^the  käme  tu  Idsa,    me  dap  tit  morS  mosije 

se'.       ,age,    quid  dabis  mihi,  si       amabo      me    cum  ea?'        ,si      amabis     te  cum  ea,    ego    dalio    tibi    meuui      fuudum 

thaj   vi   mors   mdrfa   hu   kordbije}.    ,sar    zane,    ks   me    kamd    ma    Idsaf'    ^the  phenes    mdnga 

et      etiam    meas        merces      cum  nave'.         ,qnomodo  scies,    quod   egn         amo         me     cum  ea?'       ,si  dices  mihi 

Idko    semoiu,    haj    the    les    nngrusti    somnakuni  pe    a    Idko    naj.     aj  mors  raji  ss  the  martl  tu, 

eins       iiaevum,        et         si     sumes     anuulum  aureum  de  eius      digito.     sed      mea      uxor    est     ut     verberet     te, 

knnd  pomenisai^e  Idks.    me  mekTöm  pdsa  Jäte  hargdta,  kn  mors  raji  nie  avri.  n    ankldb.     .pne 

quaudo  mentionem  facies      ei.  ego       reliqui         ;ipud       eam       ancillam,      ut       mea       uxor     uon     foras  eat'.  ,ego 

kamö   ma    Idsa'.    ,ze    Idte   khsrs,    ks    me    trddo    ti  kordbije'.     vo  gsTds   khsrs.    so  the  ksrü,    ks 

amabo        me     cum  ea'.     ,i    ad  eam  doraum,  egn      ducam  tuam      navem'.  ille        ivit       domum.  quid        faciat,    uam 

10  n     astü    tlie    pasol     Idte.     arakTds    ekhd   phure.     ,phure,    so    ksro^     the    lau    e    angrustr    katd 

nou    potest  appropinquare    ei.  inveuit     quandam  vetulam.         ,vetula,      quid  t'aciam,        ut     sumam  aunulum  a 

j  raji?''     ,so    da  ma  man?  thaj  me  ksro,  thaj    Ja    la'.     ,do    tu    skssl     lij'.     ,ksr  tilks  ek  sekrij 

domina?'    ,quid   dabi.s  mihi?         et      ego  faciam,     et     sumes  eum'.    ,dal)0    tibi     centum    florenos'.     ,tac        tibi  arcnm 

bharo,   haj  the  ksrts   lesks  ferjdsta.^    haj  the  sos  tu  dndrs   leste,    haj  ksr  tAks  p)andaip'i  andrdl. 

magnam,      et  fac  ei         feuestram,        et  ingere  te         in  eam,         et        fac      tibi         claustrum  intus, 

haj  me  sngsrö  tu  Idte'.    nngnrdds  les  and  o  sekrij  tdla  Idte  parete    le   khsreste^    haj  gsTds  kaj 

et       ego       feram       te  ad  illam'.  tulit  eum      in  arca        sub       eius     iiarietem  domus,  et         ivit        ad 

raji.     ,rudi  ma    tttks,    raji,    the    les    morö    sekrij    andrs    le    strajiminca ,    the    na    corsn    mors 

heiam.        ,rogo  te,         hera,        ut     sumas     meara       Jircam         intro  cum  vestibus,         ut      non     fureutur      meas 

15  strdjuri\    .^an  les  and  e  tfnda''.     akhardds  la  hargdta,   A'  aztäisardäs  la,    h'  angardöü  les  and 

vestes'.  ,fer    eam      in  atrium'.  vocavit  ancillam,        et  adiuvit  illam,  et  attulit         eam     in 

e  tinda.    ,rudi  ma  tdks,  raji,   the  angardü  les  tute  and  o  khsr,   ks  me  tehdra  av6  pald  leste'. 

atrium.         i^ogo  te,       domina,    ut  feram         eam    tibi         in  domum,  ego       mane     veniam  propter    eam'. 

,nu,    suü  les  and    ek    kötit'.    gsU  tar  khsrs  e  phuri.    e  raji  rati  ksrdds  p6sks    najerijn,    haj 

lage,      pone    eam      in    quodam  angiüo'.  abiit  domum  vetula.  hera     noctu         fecit  sibi         lavationem,        et 

sutds  e  angrusti  pe    mesele,    thaj  najölas.     aj  vo  dikTds  pe     ferestujka     tdla  j  cuci  e  ceci  ek 

posuit  annulum        in        mensa,  et       lavabat  se.       et     ille       vidit        per         fencstellam  sub         mamma      dextra 

negu.    e  raji  sutöü  rati  and  o  pdtu,  haj  e  sngrusti  bisterdds  pte  mesele,  haj  mtidardds  e  mumeli. 

verrucam.  hera  dorniivit  noctu      in  lecto,        et  annulum        oblita  est      in      mensa,        et  exstinxit  cereum. 

20  qj  vo  puterdds  pe,  haj  las  e  angrusti  pe  a  mesele,  haj  sutds  pe  jdrs   and  o  sekrij,  pandadds 

at      ille       aperuit         se,        et    sumsit  annulmn  de         mensa,        et      ingessit    se    iterum      in  arcam,  inclusit 

pe    otlii.     e  phuri   aviTds   ii    and   o   des  tehdra,    h'  ankaladds  pesko  sekrij  avri.    vo  puterdds 

se         ibi.  vetula         venit     usque      ad  diem       mane,         et  tulit  suam       arcam      foras.       ille         aperuit 

pe,    thaj  anklistöü  avri,    haj  Toü  u  sekrij.^    thaj  gslö  tar.    vo   gsTds    and   o  drum   kodoUste,    A' 

se,  et  exiit  foras,       et    sumsit  arcam,  et  abiit.  ille        ivit  in  viam  ad  illum,         et 

arakTöü    les    and   o    drum.    ,sutdn    mord   rajdsa?'    ^sutöm'.    ,ce   semnu   ssn   la?'    ,ssn  la  tdla 

inveuit        eum       in  itiuere.       ,dormüsti  cum  mea     domina?'         ,dormivi'.       ,qui      naevus       est        ei?'  ,est      ei        sub 

j  cuci  e  ceci  ek  negu:    kand  na  patds  ma.^    dks   vi  angrusti'.    ,ceces  ss.    die  tüks  kordbije  ku 

niannna       dextra  naevus:  si         non     credis     mihi,     ecce    etiam      annulus'.  ,recte     est.      cape     tibi  navem      cum 

25      se,     h'  aü  khsrs,    haj  do  tu  vi  e  mosfja''.     vo  gsTds  khsrs,    haj    na  pendds    la  rajdks    kanc, 

Omnibus,  et    veui   domum,       et    dal)o  tibi  etiam        fundum'.        ille       ivit       domum,       et        non         dixit  dominae  (luidquam, 


b 


Über  die  Mündakten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Europa's.  iv.  i.  323 

liaj    kürdds    ek   kordbie    csnom,    liaj  s/ttuil  ta  and  e  koruhie,    haj  cToü  Idks    drxm    pe  D/tnere. 

et  t'ecit.  navem  p-'irvam,        et        jiosuit   eani       in  nave,  et      dedit       ei         Ciirsuiii       in       Daiiuhin. 

Jaijui    tu  ksrddn  kade,    zd-tliar  pe  Dunere',     vo   das  e  mosija    se,    Ii'    asiTds    coro,   haj  knrtlas 

,(|iMniam  tu       t'ecisti  ita,  abi  in       Danubio'.         ille    derlit         funduni  omnem,  et     factus  est  paiippr,      et       ferebat 

pui.  le  zödoveningü .     aj  voj  f/öJds  pe  Di'mere    ek    hnr-i.     afnnc  kade  sas  u  bsri,  sar  akand  o  des. 

ai|iiam  iudaeis.  et      illa        ivit        in       üanubio    nnnm  annum.        tunc  ita        erat        anrms,      nt        nunc  dies. 

chntildds  la  ek  pliurä,    haj  csreldch   la    kaj   mdrdzina,    haj  puterdds    e  kordbija^    tliaj  las    la 

excepit       eani  senex,  et  traxit       eam      ad  ripani,  et  apernit  navem,  et     sinnsit  oani 

30  öy?'f,  A'  angardds  la  jjesfe.    voj  besfds    leste   trin   bürs,    thaj    kdtelas    and  e  fi'irka,,    thaj  tidds 

foras,     et  duxit  eam    ad  se.         illa      niansit  apud  eum  tre.s      anno.s,        et    stamina  nebat    in  l'usn,  et      coUegit 

l^eske    lovi,    haj  ündds  peska   strdjuri  raikam   mursakam,    thaj  uradds  pe,    thaj   Undds   pesks 

sibi    pocuniani,    et  emit  sibi  vestes        magnifieas  viriles,  et  vestivit       se,         et       deourtavit,       sibi 

baL  haj  güTds  palpalt  kaj  pesku  rom.    voj  gnlas^  thaj  ratiTds  tal    ek    tejit^  liaj  sutoä  tal  o  tejn. 

crinem,  et  ivit  retrn  ad        suum  maritiun.      illa       ivit,  et      pernoctavit  sub  qiiadam  tilia,       et     donnivit  sub  tilia. 

andd.  kodö  füru     kordjTou     u  ömpardtu.     voj  dikJ'öü  sontt:    and   o   teju    sas    ek   chm,    h'    and 

in  ea        iii'be    ocnlis  eaptus  est  imperator.  illa         vidit     somniiun:        in  tilia       erat  foramen,   et        in 

e    chsü    sas    pat ,     haj    tlie     luakßla    pe    o    nmpardfu     kodoU  paesa,    vo    diktla.     voj    nstü'ds 

t'oramine  erat      aijua,         et  si  unget  se  imperator  illa  aqua.         ille        ^^debit.         illa         surroxit 

So  tehardkö,  thaj    rodds  ümprezür^  th'   arakTds  e  chon.    haj  sach  la  ek  süpusoru^  liaj  las   pai  and 

mane,  et      quaesivit        eirciira,  et         invenit  foramen.       et        erat      ei  laguncula,        et  sunisit  aquani      in 

o  ssp,    haj  sntöü  les  and  e  pusefi^    haj  gdTds  dnda  kodö  foru   kaj  ek  kSrcma^    haj  pilds  trine 

lagena,      et      inimisit   eam       in  fundam,        et         ivit  in         illain      urbem        in  cauponam,       et         bibit      trium 

grijcarmde  rakije^  haj  pusTds  le  zsdovss:  ,so  as/hidol  turnende?'  ,amdnde  zmpardtu  kordjlov, 

erncigerorum    crematnni,     et    interrogavit  iudaeum:     ,(|uid      aiiditur  apiid  vos'?'        ,apud  nos        imperator  ocnlis  captu»  est, 

haj  del  peste  nmparacije,   kon  ktrla  leste,  the  diksl''.    ,iae  knro   les'.     o  zklovit  göTds  koa  ampa- 

et      dabit    suun»  regnum,  <|ui       faciet         ei,         ut      videat'.        ,ego   faciam     ei'.  iudaeus        ivit         ad  inipe- 

rdtu,  haj  (smpardtu)  pendöü  leskö:    Jiaj,  zan,    li    anSn  les  mdnde^.     nngsrde  les  koa  nmparätu. 

ratnrem,   et  (imperator)  dixit  ei:  ,lieu,        ite,       et     ducite    euni       ad  nie'.  duxernnt    eum     ad        imperatorem. 

40  .jiöre,  the  dlkditf    dap  tu   mors    ömpürscfe'.    voj    Toü    (pa»),    haj    mnkfön    les  p'    ol  jakhd,    haj 

,facies,      ut        videam?      dabo    tibi     meum  regnuui'.  ill.a   .sumsit  (aquam).       et  nnxit        eum     in  oculis,  et 

dikToü.     zmpardtu   thodoü  leskö  e  kon'ina.  and  o  sür6.     jn  the  aves  mipardtu.    man    na   j  rann 

vidit.  imperator  posuit  ei  coronam         in  capite.       ,tn  esto         imperator.  luilii       non    est 

trjdba.    nnmaj   the    besdh  pdsa    tn\     nrad6ü    les    nuipsröticeka  .^    akhardds  peskü    äste,    mardds 

"pus,  t.mtuni       ut       maneam       apud       te'.  vestivit     enni  imiieratorie,  voeavit  suum  exercitum,  pu.lsavit 

'    <lnbfi.    kö    sön  dinpardtu   nivö.    aj  voj  dikfds  peskn  ras,      kr,    knrtlas  pat  k'  ol  z^dozi.     ,dp-ta 

tynipaniun,  qnod     est  ini]ierator       novus.       ot      illa        vidit  suum   mariluni,  ([Uod     ferebat  aiiuam  iudaeis.  ,veni 

nj'di.     de    sar    san,    san    coro?'     ,ba,    me    na  somas  coro,    ine  sömas    barvalö;    man.    sas    man 

liuc.  a       quo         es,         es       pauper?'      ,non,     ego     non       eram     pauper,     ego       eram  dives;  mihi       erat 

4^  mosije,    haj  sömas  neguctöri  bharö'.    ,ap6j   sar  chasarddn  fi  mosfja?'    ,cliasa7'd6ni    and   o    rz- 

tinidus,         et         eram  mercator        niagnus'.        »ergo  quomndn       amisisti      tuuni    fnudumV  ,amisi  in  spon- 

iiivsägu,   kr,    morß  romni  kamTds   pe   avrssa,    kz    leskz  dorn  e  mos'fjs,    haj  la  sudöm  la  pe  Dtt- 

sionc,  mca  uxor  amavif         se     cum  alio,  ei  dedi  fnndum,        et     eam     imniisi  in         Da- 

nere}.    znddtz  voj  tradds  pdla  leste,  tli    ande    les.     ,sar    tu  Tan  e  mosija  kathdr  kzku  maniU?' 

uubiiim'.       statin!      lila        misit         post     eum,      et  duxerunt  eum.  ,(|Uomodo  tu    accepisti    fnndum  ab  hoc        homine?' 

,and  0  rzmzsdgu'.  ,ce  rzmzsdgu  sas  tu?'  ,the  kamä  ma  l.äsa\  ,ap6j  kamTdn  tu  Idsa?''  ^kamföm 

.in  sponsione'.      ,quae       sponsio         erat    tibi?'  .quod    amabo      me    cum  ea'.    ,ergo        amasti        te    cum  ea?'        ,amavi 

41* 


324  Franz  Miklüsich. 

ma\    ^aj  la  ce  semne  sas  laf'    ,täla   e  cuci  e  ceci  sack  la  ek  negu''.     ,pri')izane  kodö  semmcP 

nie'.         ,et  qui      riaevi     erant    ei?'  ,sub         raamnia     dextra    erat       ei  Verruca'.        ,cogno3ces       illum      naevum?' 

50  ,prinzan6^.     i^oj  atünci  ankaladäs  e  cuci.    ,tu  sdnas  mdnca?'    ,nici  sönias'.    ,ap6j  söste  chocha- 

,cognoscam'.         illa         tum  exseruit  mammam.    ,tu        eras         mocum?'  ,nou        eram'.  ,ergo        cur  meuti- 

ddn?    haj,    len    les,    haj   singarm  les    se    kotord^.     haj  mustrusardöü  pesks   romes.     .^tu  sostar 

tus  esV      lieu,  arripite  eum,      et  concidite     eum  totum  in  fnista'.  et  aspexit  suum      niaritum.       ,tu         cur 

na  2'>'"'^^dn   ma  atünci?''    ^sumas    dibi^    thaj    somas    cholerniku^.     ,haj,  cßrden    les    tele,   haj  den 

non  interrogasti    nie  tum?'  ,eram        stultus,       et  eram  iratus'.  ,heu,      traliite      eum  deorsura,    et       date 

les   bis    thaj  panz,  the  setol    godi'-.     voj   sudds  ol  strdji  pe  a  peste,    haj   doü   le  pe    leste.    ,ti( 

ei    viginti      et      quinque,     iit     discat  prudentiam'.    illa      deiecit  vestes         de  se,  et        dedit    eas    in       eum.         ,tu 

San  mnparätu,  haj  me   smparatjdsa'. 

es  Imperator,         et       ego  imperatrix'. 


4.  kamela    pe    ist    wörtlich    durch    amat   se    übersetzt:     es    bedeutet    ,sie    hat    Lieb- 
schaften'. 

5.  kamd  ma  für  kamö  ma,  kamdü  ma. 

8.  kand  pomenisare  Idks  wenn   du  ihr  (von  Liebe)   erwähnen   wirst. 
14.    rudi    ma    tüks    für    rndiü  .ma    tükü    und    rudm    aus  rii.giü  rum.    rog,  rugare.     Die 
■   Syntax  ist  rum.  m'B  rogü   cie.   slav.   molja  ti   s§. 

20.  Dem  puterdds  pe  entspricht  pa.ndadds  pe. 

21.  zi  and  o  des  bis  zum  Tage  d.  h.  vor  Tagesanbruch. 

44.  de  sar  san  u.  s.  w.  d.  h.  bist  du  arm,  seit  du  auf  der  Welt  bist? 

XV.  Der  dem  Teufel  Verschriebene. 

t^as    ek    m,anüs    harvalö.^    haj  gölö    and    o    vos,    haj   doü    and    ek    jdzeru    le    vurdonesa. 

Erat  quidam    homo  dives,  et         ivit  in  silvam,      et      cecidit       in  quoddam  stagnum  eum  curru. 

haj  leste  romn(  ksrdds  raklorö.     aj  vo  na  zangTöü.     aj  o  heng  önklistöü,  haj  pendoü:    ,so   da 

et        eins         uxor         peperit         filium.  et     ille    non       sciebat.  et      diabolus  exiit,  et  dixit :  ,quid  dabis 

ma,    the    snkalavdp    tu   kothdr?'     ,so   kames,    do    tu''.      ,the    des   ma,    so    ss    tu  khm't''.      ,man 

mihi,       si  extraho  te  inde?'  ,qnod         vis,         dabo    tibi'.  ,da      mihi,    quod  est     tibi      domi'.  ,mihi 

ssn   ma.  grast,   gurü''.     jcodö   the    des   man.    kaj    na    dikTdn'.     .^do   tu}.    ,k5r   mdngs    kontrdtu'-. 

sunt  equi,  hoves'.  ,id  da        mihi,        quod    non        vidisti'.        ,dabo    tibi'.        ,fac  mihi  pactum'. 

6  kardöü   leskn   kontrdtu.    haj   ankaladöü   les  (o  beng)   and  o  glödu,    haj   (o  manüs)   gslö   khsri. 

fecit  ei  pactum.  et  extraxit  eum    (diabolus)  e  coeno,  et  (homo)  ivit      domum. 

VO    zi     kharn    bisterdds  de  kontrdtu.    o  raklorö   sas  bis6  -  bsrsmgo.    ,kdr  mangs,  ddll,   ek  tiirta, 

ille  usque  ad  domum  oblitus  est  pactum.  puer         erat      viginti  annonim.         ,fac         mihi,        niater,         panem, 

kn  me  Mp-tar,    kaj  skriisardds  man  o  dad'.    haj  gdö  pal  ol  plaj6  dur,    /i'  arssFds  k'  o  khnr 

nam  ego         abeo,  quo  scripsit  me  pater'.        et        ivit     trans  montes    longe,     et         venit       ad        domum 

bengmgo.    othe  sas  ek  phuri  and   o  khsr,    haj  ek  rakli  le  bengssti,    haj  pusTöü    les:    ,kaj  zas, 

diabolicani.  ibi       erat  vetula        in  domo,        et  filia  diabolica,        et     interrogavit  eum:       ,quo        ia, 

ra.klef^    ,me    aviTöm   k'    o    raj    kothi,    the    sluzm'.    aj   e   rakli   dikTöü   les,    haj  caTöü  la.    ,me 

])uer?'         ,ego  veni         ad     dominum       huc,  ut       servirem'.       et  piiella         vidit        etuii,      et        placuit      ei.        ,ego 

10  phenS  tnks,    ks    kodö  j    morö    dad.    kirla    pe    morö    dad    ek    grast.,    haj    phenla.,    the    snkles 

dicam        tibi,      quod      ille      est      mens        pater.        faciet        se       mens       pater  equum,        et  dicet,  ut      asuendas 


Über  diu  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eüeopa-s.  iv.  i.  325 

pe  leste,    the  snkunzuris  e  hhne,    haj  ksr  ti'ika  ek  huläva  sastruni  th'  ek   zgrebla    sastruni,    Iinj 

in        eum,        ut  obeas  munduiii,     et        fac       tibi  clavam         t'erream        et  pectinem         feireum.  et 

the   niarss    la    hulavdsa^    kö    na   meküa   pe^    haj   the    snkles  pe    leste,   haj  kand  ze,       se    and 

percute  clava,  nain    nou      demittet       se,         et  ascende      in        eum,        et     <|nando  ibis,  continenter  in 

0  sövö  the  marss'.    snkuniurisardds  e  Ivme,  A'  aviTds  khsr6^  sutöü   les  and  o  gräzdo,  haj  gsTdf! 

Caput  percnte'.  obiit  nmndum,  et        venit       domum,  constituit  eum     in  stabulo,        et         ivit 

kaj   rakU.    ,na    sudds   tu    morö   dadf"     ^na  sudds,  kö     se  and  o  sr>r6  mardöm''.    akhardöü  les 

ad      puellam.     ,non      deiecit       te        mens       pater?'       ,non      deieeit,  nam  semper  in  caput       percussi'.  vocavit        etim 

t6  0  heng^    haj    Tas    ek  polubükn    mdkit,    haj   cordöü  les  and  e  car^    haj  pendds  leskz.    the   thidel 

diabolus,     et     sumsit  doliura         papaveris,      et         efiudit       id        in  gramen,     et  dixit  ei.  iit    coUigeret 

0  mdku   se,    the     pherl    o    poluhöku,    ^k?,  the  na  phere^    sindp    ti      kor',     vu  gzJ'ds   kaj   rakli^ 

papaver  omne,     et       impleret  dolium,  ,nani     si      non    implebis,    scindani  tuum    Collum',      ille        ivit         ad      puellam. 

haj  rujöü.    ,s6star  rovesf'    ^pendds  ti  o  dad,   the  phjerdü  o  poluhöku  u  mdku;   the  na  phjerö. 

et        flevit.  ,cur  fies?'  , dixit        tuu.i       pater,       nt      implerem  dolium  pajiavere;       »i      non    implebo, 

smla  morf,    kor',    voj  pendds:    ^na  dard'.     nnklistäs    roj   avrf,    haj  das    sol,  th'  aviTds  ol  söric. 

cindet   meum    collum'.     illa         dixit :  ,ne       time'.  exiit  illa      foras,        et       dedit  sibilum,  et     venerunt  mures, 

SO    se     j     car  haj patrin.    haj  pusTöü    la:    ,so    trebul    tu,  stspsns?'     ,the  thiden  o    mdku,  the 

quot  omnia  sunt  gramina  et         folia.  et  interrogarunt  eam ;  ,quid    opus  est     tibi,     domina?'  ,colligite  papaver,     iit 

^0  pher7i  0  poluböku'.     haj   gnle    ol   söric,    haj    line    po  ek  siru  mdku,    haj  pherdöü   o  poluhöku. 

impleati.s  dolium'.  et  venerunt  mures,  et   sumserunt  singula    graua  papaveris,     et         implerunt  dolium. 

dikTds  0  beng.    ,lasö  sax.;    mkn  the  maj  ksris   ek  prvha:    e  bdlta,  the  sutarns  la,  haj  the  aris 

vidit         diabolus.       ,bonus      es:  adhuc  fac     unum  periculuni:         paludem  exsicca,  et  ara 

la,  thaj  the  semenis  la,   haj  tehdra  the  des  ma  kukuri'i.zo  peko:    the  na  ktre,   sindpj    ti    kor'. 

eam,     et  semina       eam,      et  cras  da      mihi  zeani  toatam :       si      non    facies,    scindam  tuum  Collum'. 

vo  gsTds  kaj  rakli,    thaj  rujöii.     ,pendds    ti  o  dad,   the  sutardü  e  bdlta,    the  daü  les  kukurt'izu 

ille       ivit        ad      puellam,       et         flevit.  , dixit        tuus        pater,       ut      e.xsiccarem        paludem,     ut     darem     ei  zeam 

p^ko    tehdra'.    .na    dard".    voj   znklistds    avrf,    haj   Jas  o  hardmniku  la  jagdku.    haj  maladds 

tostam         cras'.  ,ne         time'.         illa  exiit  foras,        et      sumsit  flagelluin  igneiun,         et         percussit 

26  ek  ddta  and  e  bdlta,  haj  sutiTöü;  p'  o  dnjfo  maladds.  th'  arisdjFoü ;  p"  o  trito  maladds,   semeni- 

semel  paludem,       et   exsiceata  est;    secundum         percussit,       et        arata  est;  tertium         percussit,  seminata 

sdjTas ;  p'  o  stdrto  maladds,    tK  o  kukur/izu  pekjil'ds.    haj   tehdra    doü    les   kukuri'izu  p>ekö.    voj 

est;  quartum  percussit,         et  zea  tosta  est.  et  mane        dedit      ei  zeam  tostam.        illa 

pendöü  lesks:    ,ame  sam   trin  rakle.  karV  ami    se     jek,   akhdrla  tu,  the  prinzanes,  savf  e  maj 

dixit  ei:  ,nos     sumus     tres        filiae,       faciet      nos    omnes  aequales,   vocabit        te,       \\\         cognoscas,        quae     .maxima 

bhari,  savi  e  mizlocf.   haj  savf.  e  csgnf.    aj  tu,  na  san    hdrniko.     the  prinzanes,   ks  'me  avdsa 

natu,        quae  media,  et       quae  minima.       et     tu     nou     eris  aptus,  ut        cognoscas,       nam    nos     erinius 

se      jek.    me  avö  oprdl,    haj  the   les    sdma  kaj  morr>  psnrä,  ks  me       se        marö  and  oponrö. 

omnes  aequales.  ego      ero   in  summo,    et  intende  animum   ad       meos      pedes,    nam  ego  continenter  supplodam  pedcm. 

30  e  miUocio  avila  maskardl,  aj  e  bharf.    karf.n    tu.    thaj  kade  gscisare'.    pendöü  lesks  (o  beng) 

media  erit  in  medi«,       et  maxima    adversu»      te.  et  ita        assequeris'.  dbcit  ei  (diabolus): 

,mkd  maj  do  tu  ek  prnba.    o  vo.i  the  sines  les  se.    haj  the   thoch    les   and   ol  stmzine  zi        te- 

, adhuc         dabo  tibi  periculuni.         silvam  caedc  totam,     et  ]ione       eam       in  orgyias  usque  ad  cra- 

hdra'.         ,vo  gd'ds  kaj  rakli,    haj  pusTöu    les  e  rakli:  ,sd  tu,  dad  thaj  dij?'  ,ssn  man'.  ,haj,  the 

stinum  diem'.  ,ille     ivit         ad     ]iiicllam,      ot      interroga'vit  eum         puella:     ,sunt  tibi    pater      et      matcr?'  ,sunt   mihi'.      ,heu, 

nasds,  ks  morö  dad  muddrla  tu.   le  e  asdn,  thaj  le  zgrebla,  kr,  man  san  ek  koznö'.    linS  pe,    haj 

fugianius,  nam   meu.<    pater        occidet  te.    sume    cotem,      et  sume  pectinem,  mihi       est  paimns'.    profecti  sunt,       et 


326  Fkasz  Miklosich. 

nasM.    ustilds  o  beng,   dikTds,    kn    na  j   sindo  vos.    ,zan,    A'  akartn  les  mände'.    Jiohö,    kn   na 

fugierunt.  surrexit      diaboliis,         vidit,       quod  non    est     oaesa      silva.        ,ite,        et       vocate       eiim      ad  me'.  ,hem,  non 

36  j    nie  0  raklö   nie  e  rakli'.    ,haj,    ian  pald  Unde'.    gde.    aj  von  dikle,    kd    zan  pald  leude. 

est  neque  puer      neque        puella'.        ,heu,        ite         post  eo»'.        iverunt.     et       illi    viderunt,  quod     eunt      post         ipsos. 

aj  voj  pendds  lesks:    ,me  karo  ma  ek  Idnu  diu,  haj  tu  the  knres  tu.,  the  rödes  o  diu,  haj  von 

et      illa         dixit  ei;  ,ego   faciam    rae  agrura   tritici,      et       tu  fac         te,       ut      spectes       triticum,    et        illi 

pusena.  tzi:     ,na   nakTöü    ek   rakli   thaj   ek   raklö?''     ,ha,    nakToü,    kand   semenisaros    o    diu'. 

iaterrogabunt  te :         ,non  praeterienmt  puella         et  puer?'  ,heu,  praeterierunt,  quando  aeminabam  triticum'. 

,hdjdan  pdlpali,    kd   na   rssdsa  len'.    von  gde  pdlpali.    ,nici    rssMm'.    ,and  o  drum  n'  arakl'dn 

,ite  retro,         nam   non  assequemui'  eos'.        illi    iverunt       retro.  ,nou  assecuti  sumus'.    ,in  itinere    non     invenistis 

kanc.f'    ,arakldm   ek  Idmi     diu     thaj    ekhd    gazh'.     ,ian    pdlpali,    kd  o  Idnu,    voj    sas,    aj   o 

quidquam  ?'  ,invenimus  agrum      tritici  et  rusticum'.        ,ite  retro,         nam  ager        illa      erat,       et 

40  gazi'i,   sas  vo'.    von  jdrd  dikle  len.    voj  pendds  le  raklesks :  ,me      do      ma  p'  o  ssro,  thaj  knrö 

rusticus  erat     ille'.       illi     iterum  viderunt  eos.       illa         dixit  puero:  ,ego  circumagam  me      in  caput,       et      faciam 

ma   kangari  phuri,    haj   tu      de      tu  p    o  ssrö,  haj   kdre   tu   kdlügnru  phuro,  haj   pusena  tu: 

me        ecclesiam    antiqviam,      et       tu  circumage  te     in  caput,     et       facies     te      mouachum       senem,        et    interrogabunt  te : 

,na     nakli  ek  rakli  thaj  ek  raklö?'     ,nakli,    kand    urzssardöm    e  kangsri'.     ,e,    hdjda  pdlpali, 

, non  praeterierunt       puella        et  puer'?'    , praeterierunt,  quando  incepi  ecclesiam'.      ,heu,        ite  retro, 

kn    nie    rssdsa;    kand  urzUas  e  kangnri!    akand  j    phuri'.    ,n'  arakTdn    kanc  and  o  drumP 

nam  uon     assequemur;    quando    incipiebat  ecclesiam!  nunc      est      antiqua'.     ,non      invenistis    quidquam   in  itinere?' 

,arakldm    ek   kangsri  thaj   ek   kdügrivu'.     ,e   kangdri   sas    voj,    h'    o   ksMgsru    sas   vo.    zo  me 

,invenimus  ecclesiam         et  monachum'.  ,ecclesia      erat        illa,       et  monachus       erat      ille.      ibn    ego 

45  körkoro'.    von    dikle    len.     ,akand    avel   morö    dad,    na     skdpisardsa.    südes   zgrjdbla''.     sudds 

ipse'.  illi      viderunt     eum.         ,nunc        venit       mens       pater,       non  effugieraus.  proiice        pectinem'.         proiecit 

e  zgrjdbla^    haj   knrdil'as    ek   vos   de  and  e  phu    z     and  o  ceri.     vo  li  kaj  chal'ds  o    vos.^    von 

pectinem,         et         facta  est  silva  a  terra  usque    ad  coelum.    ille       donec         erosit  silvam,      illi 

durile  dur.    rssßlas    le.    voj  cingardds:    ,Mde  e  asdn'.    sudöii  e  asdn,    haj   ktrdiTas  ek  stinka 

abierunt    louge.  assequebatur  eos.     illa        exclamavit :        , proiice  cotem'.        proiecit  cotem,        et        factum  est  saxiun 

bar    de  and  e  phu  zi  and  o  ceri.     vo   (o  beng)   zi-kaj   knrdöu   chnü    and  o  bar,    von    durile. 

lapideum  a  terra  usque  ad  coelum.     ille      (diabolus)       donec  fecit        foramen      in  lapide,     illi        abierunt. 

jdrn     rssü    le.    ,rdsßl    amen    o  dad'.     sudöü  o  koznü,    haj  ksrdiJ'as  ek  pai  bharö  tJi    ek  asdü. 

iterum  assequitur  eos.  ,assequitur     nos  pater'.       proiecit         pannum,       et         facta  est  aqua  magna      et  mola. 

50  von    beste    p'  o  mdlo.     haj  vo   doü   ciiigdf:    ,kurva,    sar    nakTdn    o  pai?'     ,pdnde    o  bar    le 

illi  constiterunt  in  ripa.  et      ille  exclamavit :    ,meretrix,  quomudo  transiisti  aquam  ?'  ,1'g'a  lapidem 

asavesko  kaj  kor,  haj  chute  and  o  pai'.    vo  pangTds  o  bar   kaj   kort,    haj  chukTöü  and.  o  pai, 

molarem         ad    coUum,    et        insili         in  aquam'.     ille        ligavit  lapidem    ad      coUum,       et         insiluit        in  aquam, 

haj    tasuTöü.     voj  pendds:     ,na    dard.    kn    morö    dad     tasulöü'.      gsTds    kaj    pesko  ■  dad    la 

et     suftocatus  est.     illa  dixit:  ,ne  time,        nam      meus        pater      suffocatus  est',      venit         ad         suum      patrem  cum 

rakTdsa.    lesko    dad   bukurisdjToü.     aj    e   rakli  pendds  le  rakUskn:    ,me  £aü,    the  pokutujiü  ol 

puella.  eins       pater  laetatus  est.  sed  puella         dixit  puero :  ,ego      ibo,       ut  luam 

bezechd   mors    dadesks,    kn    me   tesadöm    les:    pe   trin    bm's   zaü'.    Tas    e    nngrustf,    haj  pagloü 

peceati  mei  patris,         nara    ego       suÖoeavi       eum:       in       tres      annos      abeo'.     sumsit  annulum,         et  fi-egit 

55  ek  jjas,    haj   doü   les    ek   pas.    .gardu   la,    the  na  chasarns    la'.     voj  gnl'ds   pe    trin    bnrs.    vo 

dimidium,         et       dedit      ei        dimidium.        ,eustodi       id,       ut      non       amittas  id'.        illa        ivit         in        tres       annos.      ille 

bisterdds  pe    Idte,    the    Tas,    thaj  misorü    pe.    phjerTach    leskn    abeü.     voj   avilds,    haj   vo   na 

oblitus  est  eam,        et  paravit  se,  ut        duceret    uxorem.       faeiebat  eius        nuptias.        illa         venit,  et       ille     non 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Euroi'A's.  iv. 


327 


prinzandüü    la.    ,pen    ek  pahdru  raktje'-.    voj  piTds  ek  pa/idru   letzte    ra/äje,    haj  sutds  e  pas 

i'oguovit  eam.     ,bibite  poeulum      cremati'.       illa       bibit  iiucuUim         eius       cremati,        et         iecit        (Uiiiidium 

mgrivsti    and    o  palidrn^    haj   doü    liste,     vo    kand   pifds,    fas    la    and  o  muj,  haj    l'oo    la  nnd 

aimuli  in  poeulum,         et       dedit        ei.  ille         ut  bibit,    sumsit     id  iu  us,         et     sumsit    id        in 

0  vast,    haj  dikTöü  la,    haj  las  pSste    pas.     haj  tliodöü  kaj  ek  than.    ,ej,    kade  j    moH  romni, 

manum,         et  vidit         id,        et    sumsit  suum  dimidium,     et        posuit         in  unum.  ,heu,      haec     est       luea  uxor 

60  kade  mkaladds  ma  kat  o  meripi'.    haj  musardds  kode  nünta,    haj    Tas  j^^sks  romni  de  angldl, 

haec  liberavit         rae       a  niorte'.  et        irrita»  feeit       illas       nuptias,        et     sumsit    suani       uxoreni         iiriorein, 

thaj  zudiTuü  Idsa. 


vi.xit       eum  ea. 


1.  harvalu,    wohl    coro:     die    Übersetzung    hat    in    Übereinstimmung    mit    ähnlichen 
Erzählungen :  arm, 

2.  da  für  de,  des. 

7.  ^:>a/  ol  pAaje  hinter  die  Berge,  asl.  za  gory. 
23.  ti  0  dad  fällt  auf 

29.  marö  and  o  ponrö  rum.  vojü  bäte  in  picore. 
45.  sndes  wohl  für  silde,  wie  unten  steht. 


B.    LIEDER. 


XVI.  Gattenliebe. 


0  Tüdor   Tudorel, 

Tbeodorus  Theodorides, 

nach  les,  so    körül, 

iiou  erat  ei,   ([uod   faccret, 

häj  de  törnorö 

et       a         puero 

Tos     rajf^. 

sumsit  uxorem. 

6  haj  de  sukär  kaj  säs, 

et  pulchra    cum    esset, 

01  türci  hiro    bharö    vazde  lesks. 

turcae     tributuiu  inagnum  imposueruut  ei. 

hitindäs,  so  säch  les, 

vendidit,    quae  eraut      ei, 

haj  le  biröstar  na  potindäs  pe. 

et  tributo       iiou         solvit  se. 

haj  säs  le   Tudorös 

et      eraut  Theodore 


10  jeftä-sdla  bakre, 

septiugeutae      oves, 

ol  poSomä  boldini 

laua  crispa 

tlt    ol  söngä  puleimi, 

et  c-oruua       perfusa, 

ek  mija  lej      jek   ksrläs. 

mille    florenos       uua       valebat. 

tliaj  döü    le.,    haj  nici  potindäs  pe. 

et       dedit    eas,       et        non  sohdt         se. 

15  haj  säch  le  Tuduros 

et       eraut  Theodore 

jeftävardes  grazni  lole, 

septuaginta  equae     rubrae, 

dünga  kalt  p'  o  psikö, 

lineae     nigrae  iu  dorao, 

5«  bvjiistru  and  e  füga  j  bhar'i 

in         ferocia  in  cursu       citatissimo. 


328 


Feanz  Miklosich. 


häj  döü  le, 

et      dedit  eas, 

20  haj  le  hiröstar  na  potindöü  pe. 

et  tributo        non         solvit  se. 

haj  säch  le   Tudurös 

et       eraut  Theodoro 

aülinä  p'  ol  timil'i, 

palatia      in         fundamentis, 

häj  döü  le, 

et      dedit    ea, 

haj  le  hiröstar  na  potindöü  pe. 

et  tributo        non         solvit  36. 

25  haj  säch  le   Tudarös 

et       eraut  Tlieodoro 

jeftd  ^savä  tdla  j  phü, 

Septem     molae       sub  terra, 


insciränas  somnakäj  thaj  rup, 

molebant  aurum  et   argentum, 

thäj  döü  le, 

et       dedit  eas, 

haj  le  hiröstar  potindäs  pe.  — 

et  tributo  solvit  se.   — 

30  ,thaj  bat  musardöm,  thaj  dorn, 

,et      multa        insumpsi,  et        dedi, 

aj  mord    raje    nä  dorn; 

sed    meam     uxorem    non     dedi ; 

'inkz  musarö.,  thaj  do, 

adhue     insumam,        et      dabo, 

nilmaj  and  e  murci  asö, 

tantuui         in  cute     manebo, 

haj  mord  raje   na  dö'. 

sed       meam    uxorem  non  dabo'. 


1.  Tudorel  ist  ein  Diminutiv  von  Tudor,  und  bezeichnet  wie  die  durch  istb  ge- 
bildeten slavischen  Eigennamen  den  Sohn  des  Tudor. 

6.  Der  Tribut  ist  gross,  damit  Tudor  gezwungen  werde  auch  seine  schöne  Frau  zu 
verkaufen. 

8.    Eigentlich:    sich    loszahlen,    sich    durch    Zahlen    befreien,     klruss.    spJatyty    ^a 

z  ßoho. 

12.  poleimi  wie  begossen  mit  Silber,  wohl  mit  silbernen  Ringen  verziert. 

18.  Es  soll  wohl  gesagt  werden,  dass  die  Stuten  selbst  im  schnellsten  Lauf  wie 
toll  waren. 

22.  Schlösser,   Paläste  mit  hohen  Fundamenten. 

26.  Unterirdische  Mühlen,  die  Gold  und  Silber  mahlen,  sollen  Tudor's  unermess- 
lichen  Eeichthum  bezeichnen. 


XVII.  Der  kranke  Held  Dojcln. 


Ohsnräku  Dwncila  — 

Pauper  Duncila  — 

e  korn  sar  o  gonö, 

Collum     ut  Saccus, 

ol  jakhä  sar  ol  tilele.  — 

oculi         ut  catilla.  — 

haj  daräl  o  zmparätu.^  — 

et         timet  imperator,  — 

5  haj  calmäva  sar  e  roata: 

et  tiara  ut  rota: 


tJiaj  se  j  Ulme  sngrozU  pe  — 

et        totus  mundus  terretur  — 

nasfalö  de  jeftd  bsrs. 

aegrotus       a     septem    annis. 

aj  e  phen  le  Duncilästi^ 

et  soror  Duncilae, 

kaj  suvf^l  voj  ^•'  o  derdefu, 

quae      suit  ad  machinam, 

10  na  zandü,  suvel  or  dessuvel^ 


suat      an 


diesuat. 


Über  dik  Mundarten  und  die  Wanderungen  dru  Ziceuneu  Eubopa's,  iv.  i. 


829 


kö  dekdn,   ks    afft'i  n/ekHL 

se<l      Video,     quod  lacriiiKis  t'iuulit. 

o    Duncüa  <>  nasfalil  : 

Duntiln  aegrotua : 

,aj  t/i^  jjliene,  söste  rovi's9' 

,!it       tu,       soror,       quare         fles?' 

,aj  nie    sär    na  rovi')^ 

,at      efro  riviomodo  nun     llfMiii, 

15   k'    av/Jds    M  kat   o  üuiparntu^ 

venit    folium    ab  imperatore, 

kö  dektyiicl  sän  narfdliK 

a  quo  es        acgrotiis. 

cor nj Jas    o  föru, 

l)anpcr  facta  est      urbs, 

haj  hilt  hajdamdci  kürdUe-. 

et     multi         latrones  exstiterunt'. 

aj  vo  pendds:    ,nn  dard^  phene ! 

sed  ille         dixit:  ,ne       time,  soror! 

•20  ks  me    se  potrivisarü  : 

ego  omnia        vlncam : 

aj  ze,  phene,  and  u  yrnzdo, 

sed     i,        soror,         in  stabulum, 

th'    an    tu  mors  grastest 

et     adduc    tu     meum       equuni'. 

haj  gdUm  and  o  gräido^ 

et  ivit  in  stabulum, 

thaj  andöü  le  grastf'S, 

et        adduxit  eqnum, 

25  thaj  e  zin  pe  ks  mthöü. 

et        sellam      in      eo        posuit. 

o  Doncila  pe  leste  snklistöü. 

Doncila       in      eum         ascendit. 

,cZe  ma^  phene,  o  hnzdvgämi'. 

,d3     inilii,       soror,  clavam'. 

0  buzdngänu  döü  les. 

clavam  dedit      ei, 

thaj  and  e  zm  suthüü  les, 

it  In  sella      posuit      e)im, 

30  /'^y  i^'  o  drätn  ks  pornisnjlas. 

et       in  viam  se  dedit. 

haj  Tas  o  drüm  de    a    li'mgo 

et     sumsit         viam      per        longitudinem 

th'  ol  käziae      se     de  a.  rr,ndn.. 

et  cauponas    omnes     ex  ordine. 

haj  zälas  o  DnncÜa  zemHnd^ 

et         il)at  Duncila         gemens, 

Uenkschrifton  der  phil.-liistor.  Cl.  XXIIt.  Bd. 


thaj  o  grast     se     huicind. 

et  equus    c^mtinuo      terox. 

35  haj  Tas  o  drüm  koa  smparätu, 

et    sumsit  viam        ad       imperatorem, 

A'  arssTäs  kaj  teste  pürta. 

et         venit  ad       eius      portam. 

smparätv  kn  dikföü  les: 

Imperator      ubi        vidit        eum: 

fObssräci  Dilnilla  ! 

,pauper  Dum'ila! 

ks  dek'nnd  saii  nasfalö^ 

a  quo         es        aegjrotus, 

■to  m,or6  föro    cordjTas'. 

mea       urbs  pauper  facta  est'. 

,na  darä,  n  smparäte! 

,ne        time,      o       iraperator! 

ks  me  mudaräü  Ze'. 

ego        occidam        eos'. 

haj  koa      gilsu  vo  gsTäs. 

et        ad  latronum  duccm  ille      ivit. 

0   gümi    kaj  niesele  hesTds, 

latronum  dux  ad       nicnsam        sedit, 

45  liaj  le  Donc'ilas  mangJäs: 

et  Doncilam  oravit: 

,aü,  DonclUi^  haj  tu,  chä''. 

,veni,       Doncila,         et       tu      ede'. 

,ks  m,e  nä  'viToiv,  tlie  rhän, 

,ego    non        veni,         ut    ederem, 

aj  nie  avüom,  the  maräin  ma'. 

sed   ego         veni,  ut  pugnarem'. 

aj    ()  gilsn     /r'   asundäs^ 

et    latronuTu   dux    ubi        audiWt, 

»0  Ä'   o  pal  äs  and  o   reist     Jas. 

gladium      in  manu)n  sumsit, 

aj  0  Doncila   neisfalii 

et  Doncila        aegrotus 

le  Jnizduganös  siidäs, 

clavam  iecit, 

haj  lesk.ii  ssrö  pharadüü, 

et        eius       cajiut  diffidit, 

haj  koa  smparättt,  gsTöü, 

et        ad       imperatorem        ivit, 

.-..T  tliaj  o  ssrii  s)igsrdns. 

et  Caput  attulit. 

haj  smparätn  ks  dikTöü, 

et  impcratcii'        ubi        vidit. 


42 


Fkanz  MiKLOsicn. 


häj  bukurisäjToü, 

laetatus  est, 

haj  kaj  mesele  thodüü, 

et        ad       meiisam    collocavit, 

haj  les  chahi'  kt  döü  les. 


00  h'  0  Dunc'üa  khsrs  gsTds, 

et  DuntSila       domum       ivit, 

ks  peste  isprsvisardäs. 

nam    sua  perfecit. 


et 


i'ibum 


dedit. 


Von  dem  kranken  Dojein  werden  Lieder  gesungen  unter  den  Bulgaren,  Serben, 
Eumunen  und  Zigeunern,  Die  ersten  versetzen  die  besungene  Heldentbat  nacb  Salonik. 
Das  bulgarische  Lied,  238  zelinsilbige  Verse  umfassend,  hat  epischen  Charakter.  Vor 
der  Stadt  hatte  der  schwarze  Araber  sein  Zelt  aufgeschlagen  und  brandschatzt  die  Be- 
wohner: jeden  Tag  verlangt  er  zwei  Öfen  Brod.  eine  Kuh.  ein  Fass  Branntwein,  zwei 
Fass  Wein  und  ein  schönes  Mädchen.  Als  die  Reihe  Dojßin's  Schwester.  Angelina,  trifft, 
verlässt  Dojein  sein  Ivi-ankenlager,  tödtet  nach  mancher  anderen  That  den  Dränger  und 
stirbt.  D.  i  K.  Miladinovci.  Bolen  Dojein.  Seite  126—132.  Auch  das  serbische  Lied  ist 
episch-,  es  enthält  295  Verse.  Der  Schauplatz  ist  Salonik.  Dojein's  Schwester  heisst 
Andjelija  und  der  Feind  ist  der  Araber  Uso  (Hussein).  Der  Räuber  wird  besiegt  und 
Dojein  stirbt.  Vuk.  Bolani  Dojein.. IL  Seite  460—469.  Das  rumunische  Lied  ist  zu  einer 
Romanze  verengt:  es  umfasst  120  Verse.  Dojein,  hier  Doncil-B,  Doncul  genannt,  kämpft 
mit  Tataren,  den  Herrn  des  Bud2ak  genannten  Landstriches.  Dojein' s  Schwester  heisst 
hier  Ankuea'.  V.  Alecsandri.  DonCil'B.  Seite  112  —  114.  Das  mitgetheilte  Zigeunerlied 
stammt  unzweifelhaft  aus  einer  rumunischen  Variante  des  nach  meiner  Ansicht  ur- 
sprünglich bulgarischen  Volksliedes,  das  aus  Bulgarien  einerseits  zu  den  Serben,  an- 
dererseits zu  den  Rumunen  seinen  Weg  gefunden. 

6.  se  j  Mme :  j  für  e,  i  ist  der  Artikel,     htme  Welt  ist  rum.  fem. 
9.  kaj  und  voj   dient    zum  Ausdrucke    des  Relativs.     Vergl.   Syntax    der    slavis(;hen 
Sprachen  Seite  93. 

26.  pe  Uste,  richtig  vielleicht  po  les,  wie  v.  25. 

31.  Tas  0  drum  de  a  hingo  er  gieng  den  Weg  entlang. 

33.  zemsnd  gemens,  vor  Schmerz. 

44.  Für  hesMs  sedit  erwartet  man  besßlas  sedebat. 

48.  mardm  ma  für  mar  an  ma.  Vergl.  te  chan  47. 

57.  haj  ist  unübersetzt  gelassen.     Ebenso  kö  v.  59. 


XVIII.  Die  Gefangenen. 


Marl  e  balvdl  o  römano, 

Agitat  ventus         chamomillam, 

din   ce  marsl,  din  de  ''nfrimzU: 

quo     plus     agitat,        eo     plus         viret: 

hesm  ol  rakl'i  and  o  pandaipii, 


sedent 


iuvenes 


carcere, 


haj  rudim  pe  k'  ol  katäne, 

et  tiagitaut  a  uülitibus, 


5  ihe'^mkaläl  li,  tlie  phjeräl  li. 

ut       emittant     se,     ut     sinant  ire    se. 

von  mci  säma    na    tlioven, 

illi        ne      auünum  quidem  advertunt, 

haj  riiaj  zoris  pändjel  le 

et  finnius  ligant       eos 

ekht  soll'  the  Salunü, 

xma      reste  sei-ica, 


Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungkn  der  Zigeuner  Europa's.  iv.  i. 


331 


sar  morö  väst  de  tulö. 

iit         niea     nianns  crassä. 

10  haj  pändjelas  küj      k?i,j4te, 

et  ligant      cubitum  ad  i-ubitum, 

haj  phjiräl  le  and  ol  vianm. 

et        ducunt      eos    inter  Iiomines. 

,dele  patr'ln    and  o  ambrül  o  sukö, 

,viride       tblinm  in  piro  arida, 

iisti,  hädju^  päsa    mä, 

snrge,      hoiiio,      prope  me  (qiii  es), 

the  na  das  p'     ek        lazäo ; 

lu-  ineidas   in  aliquain  turpitudinciii ; 

15  nsf/.,  bädjuj  p'  o  päto, 

surge,      homo,      in     leeto  (qui  es), 

the.  na  das  p'     ek    pakntn ; 

ne  incidas  in    aliquod    peccatum; 

usti,  hädju,  podisäü, 

surfje,     homo,       calcea  te, 

dkü  j   sträza  kaj  ferjrhta. 

hie    est    custodia     ad      fenestram. 


na  j  lazäo  riici  dar 

non  est  dedccus  neque  metus 

20  sträia  'ne/  e  metropoUje.'. 

custodia      in  inetropoli'. 

^lialüe  !  morö  sukär^ 

jheus !         niea      dilecta, 

j'iksr  0  lidär^ 

tene  ianuani, 

zi-kaj  urjauu  ma, 

donec       vestiani     nie, 

the  thoii  väst   p'   '>  hälJäiju^ 

nt     ponani  niannni    in     niantilirio  secnris, 

25  the  tradän  la.  strazä  and  o  gnü, 

ut        pellani  custodiani      in  vicuni, 

apöj  the  soväü  tüsa  and  o  pdtii,, 

deinde     ut    dormiam  tecuni       in  lecto, 

the  soväü  pe  te   cuce 

ut     dormiam    in    tuis  mammis 

zi  and  o  des  o  hharö'. 

usque  in  diem         magnum'. 


1.  Gesprochen  marl  e  balvdl  für  marnl  e  halvdl.    rum.  vintu  bäte. 

3.  rakU  etwa  junaci  serb.,  ira^txdpia  neugriech. 

4.  rudim  (statt  riuUn)  pe  rum.  ni'B  rogü. 

5.  snkaldl  l/\  phjerdl  li  aus  -Idn  li. 
7.  pd/ndjel  le  aus  -djen  le. 

10.  Für  pändjelas  erwartet  man  pdndjel,  pdndjen  le. 

11.  phjirdl  le  ist  zu  erklären  nach  der  Bemerkung  zu  ö. 

12. — 20.  Diese  Terse  werden  der  Geliebten  eines  der  nocli  zu  verhaftenden  Käubei- 
in  den  Mund  gelegt.  Das  Liedchen  beginnt  nach  dem  Muster  rumimischer  Volkslieder, 
in  denen  häufig  an  ein  aus  der  Natur  entlehntes  Bild  der  Gegenstand  des  Lii-iles  an- 
geknüpft wird:  frunz-B  verde,  ptr  uskat.  Bei  V.  Alecsandri :  frunzTi  verde  alunlki. 
1.   frunzt  verde  salbl)  m6le   3').   frunzii  verde  pelinicT>  !•?   u.   s.   w. 


XIX.  Der  Kampf  mit  den  Tataren, 


Zal  0   Urlän  th'  o  Bezän: 

It  Urlan        et  Bezan: 

ü  Beiän  palpal'i  dikfoü, 

Bezan  retro        spectavit, 

//'   and  1)  inüj  cingardön: 

et  magna  voce     clamavit: 


,äle,  vSre    Urläne, 

,heus,     frater        Urlan, 

5  d'ik-fa  palpal'i. 

specta  retro, 

kü  dikdü  ek  nüüru  brsssndesku', 

Video  nubcm  pluvialem'. 


42* 


332 


Feanz  MiKLosica. 


o   Urlän  palpal'i  dikTöü: 

Ilrlan  retro         spectavit : 

/de  tu,  vere  Bezäne .' 

lipu»    tu,    frater        Beziin! 

Ä'3  no    j   nüdro  hrzsöndesko, 

uoii  est      nubes  pluvialis, 

10  avel   oaste  tstdröste: 

venit   exercitus    tataricus : 

t'ide  le  grastes  and  ek  dolü(ja, 

adduc  equuni  in  habeua, 

the  chütas    ek   psrlügu^ 

ut     saliamus   mium      saltiim, 

the  arssns  kaj  ek  muzila, 

ut     venianms     ad  unuiii    collem, 

otM  skspisaräsn'. 

ibi  evademus'. 

15  kaj  muzila  'rasfi. 

ad         pollem     veneiunt. 

j>    Urlänii  cingardäs: 

Uilan  claiiiavit : 

Jia,  vere  Bezäne! 

,heus,  frater        Bezan! 

astisare  bi  murö, 

valebis      sine      me, 

sar  astisarjäs  mänca  P 

ut  vales  iiiecuiii  V 

20  ^astisarö'. 

,valebo'. 

jjusTäs  le  grastl'S  : 

interrogavit        equum : 

,Ääy,  tu  morö  grast! 

Ileus,      tu        mi  eque! 

astisare  k'  ol  purimäta, 

valebis        in  senectute, 

sar  astisares  k'   ol  ternimäta?' 

uti  vales  in  iuveutute?' 

25  ,aj  stdp'ine!  kand  sömas  tsrnorö^ 

,aha     doniine !         cum        esseni        iuvenis, 

sas  moro  mäs  sar  e  spüma 

erat       mea       caro       ut  spuma 

th'  0  kvkalo  sar  e  m^düha; 

et  OS  ut  niedulla; 

aj  akanä  k'  ol  p>urimäta 

at         uune       in  seneotute 

morö  m,äs  sar  o  g'inzu 

mea        caro       nt    i'unis  e  virg^ultis 


30  tli'  0  kükalo   sar  o  sjnn: 

et  OS  ut  chalybs: 

SC»  astisaräs  k'   ul  tdrnimcita, 

quae     valebam  in  iuventute, 

akanä  jeftd  pdrc  astisaräü^ 

nunc  septupluni  valeo, 

ks  man  hliar'l  lindri  'rssTäs  ma, 

at       mihi       gravis     somnus  venit, 

the  soväü'. 

ut     dfjrmirera'. 

35  ,söü^   na  darä !'' 

idormi,    ne        time!' 

thodäs  0  ssrö  p    e  muzila. 

posuit  Caput    in  eolle. 

aj  ödste  le  tstarüste 

et  esercitus  tataricus 

smprs^urisardöü  le  dmpreUlr, 

cmxit  eos    circumcirca, 

SO  se  j  cär  thaj  patr'in. 

quod     omne  est  gramen  et        folium. 

40  0  BeMn  and  o  muj  cingardöü: 

Bezan  magna  voce      clamavit: 

Jialilf',  yere   Urlän^ 

,heus,       frater       Urlau, 

k<)  Süden  dan  mdnde  säma, 

quotquot  dedisti       mihi    custodieudos, 

saür'in  sindönt. 

oranes         occidi. 

nümaj  jck    asiföü   godjaver, 

uonnisi    unus  relictus  est      eallidus, 

45  haj  n'     astik       sinäü     les'. 

et     non  potest  fieri  ut  occidam   eum'. 

0    Urldnü  oprß  ustiTäs: 

Urlan       sursum    surrexit : 

Jialile,  vere  Bezäne! 

,heus,       frater       Bezan ! 

snzär  e  sedzjäta  mdnde^ 

porrige  sagittam  mihi, 

haj  ferisäü  mändar^ 

et  cave  me, 

50  ks  morr,  jakhä  p)miz5Jinä, 

nam   mei         oculi  araueosi, 

thaj  morö  grast  anvüinirräK 

et        meus       equus  pavidus'. 

()    Urlän    sedzjäta   Tas^ 

ITrlan         sagittam   sumsit, 


ÜBER  DIE  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Ziceunek  Euhopa-s, 


Ol'A'S.  IV.  I. 


333 


Ae  le   Tzitarös  sedzetesardäs^ 

et  Tatarum       san;itta  jjerciissit, 

orth^  and  e  cikät  maladäf). 

recta        in  frontcni     percussit. 

65  //aj  pe  peskü  yröM  miMist'L 

et        in      siium      Rqiiuni      ascciuHt, 


lie  pe  iH-mjo  driUu  gzl'i, 

et      in        suani         viani    iveruut, 

haj  lengd  käue  na  musard'i. 

et  iis  niliil  accidit. 


5.  ta  in:  d/k-ta  ist  wohl  eine   Partikel,  wie  bereits  bemerkt  wurde. 

11.  Die  eigentliche  Bedeutung  von  dol/xiii  in:  and  ek  doiöqa  konnte  nicht  festgestellt 
werden.     Auch  ])r,rl6(ßi  im  v.   12  ist  dunkel. 

33.  ks  ist  dem  Zusammenhange  nach  niclit  als  ,nam',  sondern  eher  als  ,at'  zu  fassen : 
so  ist  es  auch  übersetzt. 

od.  so  se  j  car  thoj  patrm  sagt,  dass  die  Feinde  so  zahlreich  waren  oder  so  dicht 
standen   wie  Gras  und  Laub. 

50.  pmiznjiim  mit  Spinngewebe  umzogen,  von  trüben  Augen. 

55.  Statt  anklistt  sollte  wohl  der  sing,  stehen,  der  zu  pSsks  passt,  wie  der  plur.  güi 
zu  pmgs.    musardi  ist  eigentlich  pessumdare,   hier  wohl  zustossen. 


XX.  Die  geraubten  Pferde. 


,  UsM,  ddli,  ksrs  jag. 

,Surg:e,     niater,      fae    iguem, 

SO    dike^  the  na  dards'-. 

quod  videbis,  ne         tinu'. 

lesti    dej    opri    usliJas^ 

i'ius     niater  sursuni     snrrexit, 

fiaj  hJiari  jag    kördds^ 

et      niagnum  igneni        fecit, 

5  Ita,]  duj  grasten  kaUn   diklds. 

et       duos        equos  nigros         vidit. 

,c?<>  lengo  drnm.  chal  to  j  dij'. 

,(la         eis         cursum,        deliciae    inatria'. 

,me  lengo  drum  nici  daü^ 

,cgo       eis         cursum     non      dabo, 

makär  me  the  mar  du, 

etsi         ego  nioriar, 

ks  me  and  ol  föru  zaü., 

sed   ego       in  urbem      il)o, 

to  thaj  me  len  bithinda, 

et       ego     eos       vendam, 


haj  duj-sda    lej        lan., 

et         duceutos   florenos   aecipiani, 

haj  Mko  postm  tindü^ 

et        tibi        ]iellem       eniani, 

thaj  koznö    lol6    tinö 

et       pannum  rubrum  emani 

thaj  cizma    lol^\ 

et       calceum   rubrum'. 

15  haj  vo  and  o  föngui,      gsTöü, 

et      ille       in  urbem    profectus  est, 

thaj  len  hithindöu. 

et        eos         vendidit, 

haj  pdlpali  khsrß  avlTöu 

et         iteruni       (bimuni       venit 

kaj  pesti  dij. 

ad      suani  matrem. 

,las6  tu  des,  däli." 

,bonns  til>i    die.s,     mater!' 


Die    Situation    ist    diese:     ein    liäuber    hatte    in    der    Nacht    Pferde    geraubt.     Seine 
Mutter  räth  sie  laufen  zu  lassen.     Er   aber    zieht    es    vor    sie   in  der  Stadt  zu  verkaufen 
und   der  Mutter  Geschenke  zu  bringen.    Was  auch  ausgeführt  wird. 
!J.  ol  furu^   richtig  o  /or?<.,   wie   unten. 

Ifi.   hifhimKit.  richtiger  wohl  hiÜndöü. 


334 


Fbanz  Miklosich. 


XXI.  Der  Arme. 


0  burläku  butarU, 

Homo  miser   vexat  se, 

phenin  ol  manüs,  ks  knlel. 

dicunt  liomines,       quod    ludit. 

avüäs  0  hvAdht  kaj  gäzda. 

venit  miser  ad       herum. 

,de  ma^  gäzda,  so  the  cliäv}. 

,da      mihi,       here,       quod  edam'. 

5  ,?^a    ■},   hurläku,  so  the  däu, 

,non   est,        miser,       quod  dem, 

per     vi  kade,  thaj  söü, 

decumbe  etiam    sie,  et      dorrai, 

le  Ur'isa  F  o  prägu 

capite      ad  Urnen 

fJiaj  le  p5nrmca  kaj  läjca'. 

et  pedibus  ad    scamnum'. 

o  burläku  na  peTöü, 

miser         non  decubuit, 

in  thaj  u  gazü  ustiTöü: 

et  herus       surrexit; 

,destül,  hu74äku,  the  soves, 

jSatis,  miser,  ut    dormias, 

ks  cäsul  le  vitenca.  the  zas'-. 

uam  tempus  cum     pecore        ut       eas'. 

0  biirläku  na  peTäs. 

miser         non  decubuit, 

thaj  opr'6  ustiTäs, 

et      sursum    surrexit, 

1.  Burläku    ein  Verlassener, 
ßuderkneclit. 

Pe  chär  admko  — 

In      valle     profunda      — 

man  fäl  ma, 

mihi       apparet, 

l'if  nBZsr'il  pe?  — 

aut       fallit        me?      — 

ek  vurdön  mokz'iceko, 

currus  mocanicu», 

5  and  o  maskär  le  vurdonesko 

et       in       medio  currus 

nngnrin  doü    rän    pangl'i. 

vehunt       duos    dominoa    vinctos. 


15  h'  and  o  ssrö  charundäs, 

et  Caput  fricuit, 

thaj  dikTäs  des  parnö. 

et  vidit      diem      album. 

näs     les  pat,  >ia  thodes  pe, 

non  erat     ei     aqua,    non       lavit        se, 

nach    les  ksre,  na  podisäjTas, 

non  erat     ei    calceus,  non     calceavit  se, 

näs  les  thalik,  na  itrades  pe, 

uon  erat  ei       vestis,      non     vestivit      se, 

20    Tas  le  viten,  thaj  gzTäs  tar 

sumsit  pecus,        et  abüt 

p    ol  chare  pal  ol  bakre, 

in  valles     post  oves, 

p^  ol  plaje  pal  ol  gurü. 

in  montes    post  boves. 


parnö  jiü  urejiwvu, 

alba       nix        volavit, 

0  burläku  ol  ponr'i  vazdöü, 

miser  pedes         sustulit, 

25  haj  peska    da    kusTöü, 

et        suae       matri     maledixit, 

söstar  les  ksrdöü, 

cur        eum   pepererit, 

thaj  les  na  mudardön. 

et      eum    uon        occiderit. 


ein    Fremdling,    ein    Landstreicher,     russ.  burlaki,   eig. 

XXII.  Die  Befreiung. 

aj  kön  sngsrU  le? 

et      quis        vehit        eos? 

o  Armsäu  Konstantin 

Armas  Coustautinus 

thaj  0  Közma  o  Damaskm. 

et  Cosmas  Damascenus. 

10  aj  käj  migsrm  le? 

et      quo        Tehunt      eos? 

and  e  ögna  ¥  o  li'm. 

in  metalla   ad         sales. 

e  dHj  e  phur'i 

mater         senex 


; 


Über  die  Mundabten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eükopa'S.  iv. 


335 


and  o  nü'ij  cingardäs  : 

mafjiia  voce      claniavit: 

,Küzma  Damask'ine .' 

,Cosma  Damascene ! 

15  Armäs  Konstantine! 

Armas  Constantiiie ! 

okote  angl'i 

ibi        poiTo 

the~äl  tinmnga  a  m'inte, 

sit  vcibis         in     meute, 

kaj  chainq  e  I/imi 

ad        tbiiteni  leiiem 

lengs  pral  sovel, 

ponim     frater    dormit. 

2u  thaj  vi)  the  ustela^ 

et       ille      si        surgit, 

thaj  tunriin  sinela. 

vo  concidet. 

o  grast  hrimintesardöü. 

equus  hiunivit. 

,gräste,  söste  hrimintisardän, 

,eque,  cur  hiiiniisti, 

tJiaj  man  ustadän?' 

et         me     expergefecisti  ?' 


25  jSngsrsn  te  prall'n'. 

,vehunt      tnos    fratre.s'. 

vo  upr'n  ustiTäs^ 

ille  sursum    siirrexit, 

tli    and  0  drihm  nnklistäs, 

et         in  iter  exiit, 

li    and  o  niüj  cingardäs: 

et  inap^na  voce      claniavit: 

,Kvzma  Damask'ine  ! 

jCosma  Damascene ! 

30  meg  morf>  pralen^ 

mitte      ineos        fratres, 

kd  the  choTäü, 

nain  si         irascar, 

sinäp  tumin^. 

concidam     vos'. 

haj  säbdija  Täs, 

et  enseni      sumsit, 

ol  sel'i   sindäs, 

vincnla  dissccuit, 

35  haj  jjeskn  pral'hi  drum  das. 

et        suos        fratres  lilieravit. 


4.  Ein  Mokanenwagen.    Mokanen  sind  kleine  Gebirgspferde;  diesen  Namen  führen 
sie  vorzüglich  in  Siebenbürgen. 

11.  ogna.  eig.  ('ikna  ein  Salzbergwerk  in  der  Moldau,  in  welchem  Sträflinge  arbeiten. 


XXIII.  Der  Räuber  denkt  der  Armen. 


Kaj  mozila  jarmarök: 

In  colle  nundinae: 

knrdti  skt/ncop  le  Bojküsks 

facinnt      patibuluni  13ojko-ni 

frine  kastrnca  vosüskd 

e  tribus   .irlioribus     silvestribu» 

haj  le  sde  le  Brasov'nsks. 

et       e   cordis  Coronensibus. 

5  len  le  Bojküs  kaj  spremhäre. 

sUMiuiit    IJüjko-neni    ad  rundum. 

1)1  logufi'ce    puslen    les: 

senatores  interrogarunt  euni : 

,phe    lovi',  Büjkule  ■'' 

,indica  pecuniam      Bojko!' 

,v)e    lovr     na  phenö, 

,ego   ppciiMi.-iiii   null   im'icabo, 


o  ustalm  pasd  mä. 

carnifcx       iuxta       nie. 

10  makär  ol  lovl'    phenö. 

etsi  pecuniam  iudicem, 

na  phenö  koa  barvalü, 

non    indic.'ilio  diviti. 

aj  phenö    le  kua  coro. 

sed  indicabo  eam  pauperi. 

ks  me  7  lovö  pracliosardörn 

ego       pecuniam  defodi 

tald  j  plaj  bharö.  bnhlö, 

sub  iruintc     magno,        lato, 

lö  fh'   arakU  le  'k  corö^ 

ut      inveniret  eam         pauper, 

fhf  tinel  p4sks  gurii 

ut      cmorof       sibi        bnves 


336 

thaj  gurumne: 


Franz  Miklosich. 


et 


le  guruvenca  ar'lla, 

bobus  arabit, 

kat  ol  gurumne  thüd  chdla, 


211  haj  man  pomen'äa, 

et        raei      »cordabitiir, 

mängd  niistö  avela\ 

mihi  bene  erit'. 


lac 


edet. 


Aus    einem    gereimten    rumunischen  Volkslied    fast    wörtlicli    in    das    Zigeunerisclie 
übertragen.     ustaUü  Henker  nach  dem  rumun.  buzatu  labiosus,  carnifex. 


XXIV.  Der  Kozak. 


Kihrki  zorßs  de  tehdra 

Dominica  multo  luane 

thovel  e  rakl'ord  vmj  parnö, 

lavat  ipuella      faciem     albam, 

haj  thovel  pesk'  asvmca, 

et        lavat         suis  lacrimis, 

haj  kssßl  peska  halinca. 

et      terget       suis  crinibus. 

5  luine  tehdra  cltviilde  le  kozakös, 

die  lunae  mane     preliendenmt  cosacum, 

pangle  Uskn  vast  palpali 

ligarunt        eius      maiius       retrn 

haraidenca  parni, 

loris  albis, 

A'  angarde  les  pe  idica. 

et      duxerunt     eum  per   plateam. 

jhölde  tu,  rakU, 

,revertere,       puella, 

10  na  ksr  mdnga  zele!^ 

ne       fac  mihi     maerorem!' 

,bezech  le  grast6sthar  o  snro^ 

,miser  equiis  cauus, 

ks    Mtdel  0  rakles  o  trrnö, 

quod  amittit  puerum 


luvenem. 


u  grast  süro  h'  ol  asvare  teiesko. 

equus      canus    et  freua  serica. 

kozdkuna^  kon  thovela  pe   to   S5r69' 

cozace,  quis       lavabit       in     tuo    capite?' 

15  ^thovena  o  ssrö  ol  hrssrmdd  la  majösks, 

, lavabunt  Caput  irabres  maii, 

haj  hulavena  les  ol  cöre  kalt'. 

et  pectent  id  corvi     nigri'. 

,öy  tu,  cörs  kalt,  oprdl  vures, 

,heu    tu,    corve    niger,       alte        volas, 

arakhö  morö  prales  and  oste'f 

iuveniam     meum      fratrem       in     exeicitu? 

the  dikdü  les'?' 

qiiaeram    eum  ?' 

•20  ,S(in  tu  pral  and  e  öste, 

,est    tuus  frater       in  exercitu, 

othe  hodinil; 

ibi       requiescit ; 

ol  cöre  ol  kalt  lesko  ssro  hidaven, 

corvi  nigri      eius       caput      pectunt, 

haj  lesku  mas    curunden^ 

et        eius     carnera   rostro  tuudunt, 

haj  ol  kökala  süden'. 

et  ossa       disiiciuut'. 


9.  In:  holde  tu  ist  tu.  als  Accusativ  zu  fassen,  eig.  kehre  dich  um. 

Die  Geliebte  will  mit  dem  Kosaken  ziehen,  der  zum  Militärdienst  abgeführt  wird. 
Sie  wird  ermahnt  umzukehren.  V.  11 — 14  sind  Worte  des  Mädchens.  V.  15 — 19  Worte 
des  Kosaken.      Den  Schluss   bildet  die  Antwort  des  angeredeten  Raben. 

11.  bezech  le  grastesthar  o  süro  eig.  Schade  um  das  Pferd  das  graue. 

13.  A'  ol  asvare  teSesko  ist  anakoluthisch  an:  n  grast  siiro  angeschlossen:  es  will 
gesagt  werden :    das  Pferd  mit  den  seidenen  Zügeln. 

14.  thovela  pe  to  ssro  eigentlich :    auf  deinem  Kopfe  waschen. 

19.  the  dikdü  lesf  heisst  wohl:    soll  ich  ihn  suchen V  wird  es  nicht  vergeblich  sein? 


Über  die  Mundj\kten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eueopa's.  iv.  i.  337 


Berichtig'ung'en.    Nachträge. 


I.  '1.   7.  45.  4().  47.  XIV.   11.    Ta  sunies  ist  unregelmässig  für  /a,   las.     Dieselbe  Un- 
leo-elmässia-keit  tritt  auch   bei  da  dabis  VIII.  59.  XII.  3.  21.  XIV.  5.  11.  XV.  2.  ik^Ixmi 

OD 

c/rts'  XVIII.  14.  ein.  Vergl.  die  Anmerkung  zu  I.  (j.  27.  51.  54.  müsäj:  imUa  j. 
CA).  />•'  ol  la  slnznikäsa,  richtig  vielleiclit  ho  la  duznikdsa  für  hu  la  slulnika.  Vergl.  die 
Anmei'kung  zu  dieser  Stelle  und  ho  la  patrinosa  cum  folio  X.  37.  ()6.  sinel,  richtig 
sinen.  67.  thmÜ,  richtig  tliovoAi.  71.  Für  qy  nie  gscisardum  ist  zu  lesen  aj  ''me  (amS)  gs- 
cisarddm  et  nos  assecuti  sumus.  72.  ahhicj:  atvmcl.  74.  dach  la  drum,  richtig  dacli  les 
(le)  driaa  wegen  des  masc.  grast. 

II.  5.  kopdcj:  kopdci.  et  trahit:  ut  traheret.  (!.  l-opdrj:  kopdct.  11.  handaran :  haii- 
darda.  star  zeni  verhält  sich  zu  star,  wie  ambo  zu  duo.  Vergl.  trin  zene  alle  drei.  U-dnj 
beide,  ll-star  alle  vier,  li-trhi,  U-trin  alle  drei;  dagegen  (o)l  trin  die  drei  VI.  34. 
18.  cibums :  cibum.  32.  de  me:  richtiger  wohl  de  ma.  37.  phikt:  pcliikt.  39.  musaj: 
mitsa  j.  42.  manca:  mdnca.  lesa:  lesa.  53.  ksrdds  leskd  ek  fluerds :  richtig  ksrdds 
peskö  ek  flneru,  fecit  sibi  fistulam.  54.  Statt  roden  erwartet  man  rüdes.  57.  kopdcj: 
kopdct.  (14.  kö  ist  unübersetzt  zu  lassen.  (17.  i-ecj :  veci.  73.  cha/as:  chdlas.  81.  Man 
beachte  die  seltenen  Plusquampei'fecte  zangTömas,  mekJdnas;  sutdnas,  'viJömas  X.  38.  su- 
Mnas,  avHomas  XL  81.  8ß.  87.  perla,  iierld  ist  die  III.  sing.,  da  nur  an  einen  T'foil 
gedacht  wird. 

III.  5.  7.  20.  ök  ssl :  ök'sfjl.  S.  51.  jrral  trnsulesku  ist  russ.  krestovyj  bratT),  älmlich 
dem  serb.  pobratim:  der  Name  rührt  davon  her,  dass  zum  Zeiclien  der  Bruderscliaft 
ein  Austauscli  der  an  der  Brust  getragenen  Kreuze  statt  findet.  12.  Richtig  vielleicht: 
ut  occidam  te.  13.  ede  cerasa.  14.  melioi-a.  15.  inciuinata.  19.  pofti:  für  po/trü  icli 
bitte,  etwa  das  Geschenk  anzunehmen.  20.  kr,  'khd:  kr,  'kha.  33.  sufds  eigentlicli:  dor- 
inivit.    maril  im   Sinne  von   feriat.       37.  zas-thar,  za-thar :    zds-t/iar,  zd-thar. 

IV.  2.  smjyaj'atjdsa  ist  wolil  die  genauere  Schi'eibung  l'üi-  r,mpara{dsa,  obgleich  eine 
Scheidung  zwisclien  tj  und  t  nicht  durchfülirbar  ist.  10.  cingaf:  cingdf.  daf  matremV: 
da.  matrem.  l(j.  bariuna:  hariimn.  d.  i.  bafdna.  21.  la  id  ist  imübersetzt  zu  lassen, 
30.  33.  35.  na  'nd:  na  'nd\  54.  ei  ist  wegen  des  vorhergehenden  kmitorfs  unübersetzt 
zu  lassen.  li(l.  h'ntc:  i-ielitig  tnide.  illae:  illi.  ()7.  me  Vr;  m'  ek  d.  i.  rua  ek.  ()8.  ami' 
ddsn  pald  leste  wir  werden  (sie)  ihm  zur  Fi-au  geben.  75.  me  zo  pald  tuti  icli  W(mi1(^ 
dich  lieirathen.  Vergl.  die  Aninerkimg  zu  08.  78.  dedil  :  (ledei-uut.  80.  griiisau:  gri- 
zisau.  82.  ^k-sd:  zk-shl.  92.  ei:  eis.  94.  le:  wohl  In  (morte).  90.  //  trin:  li-tvhi. 
Vergl.   (]. 

Dciiksohriften  der  phil  -bist.  Cl.  XXIII    Bd.  43 


33g  Franz  Miklosich. 

V.  13.  UiKjo:  richtiger  Usko.  31.  eM  phue,  das  auch  Vlil.  4.  13.  diie  phue  vorkömmt, 
ist  räthselhaft,  da  eiid  iiovem  bedeutet.  Der  Auslaut  e  gehört  dem  Local  an,  der,  wie 
gelegentlich  bemerkt  wird,  die  Function  des  Instrumentals  haben  kann:  tovere  II.  h{\. 
79.  zap  thar:    zäp-thar. 

VI.  40.  köUl:    man  erwartet  kdin.      42.  eos:    eum.      .5U.  za  thar:    M-thar. 

VII.  4.  Vielleiclit  ist  zu  schreiben:  palä  je  half.  5.  Die  Analogie  fordert  ;95.s^f- 
lach.  31.  36.  fhaj  f  man  etiam  mihi  statt  des  erwarteten  r/  man.  36.  hilocej,  28.  kolacoj. 
38.  miiTas:    mnfds. 

VIII.  2.  kn  ist  wohl  nicht  durch  ut  zu  übersetzen.  11).  20.  Der  plur.  avlind  ist 
durch  den  sing,  castellum  zu  übertragen.  55.  In  pälimli  ist  neben  dem  Haupt-  auch 
der  Nebenaccent  bezeichnet,  was  öfters  eintritt:  desudüj.  ö8.  aj  ist  durch  ,aber'  zu 
übersetzen,  kn  unübcrsetzt  zu  lassen.  64.  akarü  le  steht  für  ukarm  Ic.  73.  Die  Ein- 
schaltung von  les  eum  ist  entbehrlich.     76.  nam  ist  zu  streichen. 

IX.  3.  nam  ist  zu  streichen.  12.  häjdan  ist  eigentlich  die  II.  plur.  17.  pobis : 
nobis.  21.  zan  thar:  Mn-thar.  29.  somnakum'i  bezieht  sich  auf  pur  m.  30.  an  ta: 
dn-ia.  33.  la  ceriklc  und  34.  37.  le  cerikle.  34.  nam  ist  zu  löschen.  39.  iactavit: 
iactavit  se,  entsprechend  auch  in  den  folgenden  zwei  Zeilen.  48.  fugiat:  fugeret. 
bS.  pdla  j  e  mdtka:  pdla  je  mdtka.  Vergl.  VII.  4.  56.  graznan:  graziiän.  57.  faciam 
eque?:  faciam,  eque?  Anmerkung  zu  15:  me  nos:  'me  (amej  nos.  Zu  36.  Die  Aspi- 
ration des  f  ist  wohl  zu  bezweifeln:   der  Imperativ  lautet  i/i  XL  74.     84.  Suü  XIV.   17. 

X.  6.  thodds:  tliodds.  11.  quoniam:  ,quoniam.  16.  intus:  intro.  iaciunt :  iecerunt. 
20.    rapuerant:    rapucrunt.      23.    lou:    Iml.       26.    intus:    intro.       34.    castella :    castelluni. 

XI.  8.  9.  Statt  sumere  ist  ducere  zu  setzen.  24.  28.  palatia :  palatium.  31.  Hin- 
sichtlich der  Bedeutung  \ on  phen  russ.  krestovaja  sestra  vergl.  III.  8.  51.  33.  ergo: 
age.  39.  non  erit  tibi  quidquam  du  wirst  gesund  sein.  47  nach  deuUste:  haj  gnTöü 
maj  angli,  arakT6ü  e  Tetrdd,  haj  puslöü  la:  ,kon  san  üiP  ,me  som  e  Tefrddi'.  ,aj  tv  kon 
sanf  ,me  som  o  SdsvßstrW .  ^tu  san  o  sinu  le  deulesko,  vi  me  sovi  le  deuUste  et  ivit  porro, 
invenit  Tetradem,  et  interrogavit  eam:  ,quis  es  tuV  ,ego  sum  Tetras'.  ,et  tu  quis  esV  ,ego 
sum  Silvester'.  ,tu  es  filius  baptismalis  dei,  etiam  ego  sum  dei'.  87.  nach  grastesko : 
thaj  ol  galave  pharadoü,  haj  doü  o  drum  le  grastesko  et  saccos  dilaceravit,  et  dedit  cursum 
equo.  88.  p'  o  kotßr:  der  distributive  Ausdruck  deutet  an,  dass  bei  jedem  Schritt  ein 
Stück  Fleisch  zu  Boden  fiel.  93.  Statt  the  jertü  tu  o  du  erwartet  man  jertm  tii  me  con- 
donabo  tibi  ego. 

XII.  2.  murö  dad:  man  erwartet  amarö  dad,  wenn  pral  durch  ,Bruder',  nicht  dui-ch 
Freund'    übersetzt    wird.      5.    ds    m'    (d.  i.  ma)    ek  jak.       14.    najarü   la    aus   najartn  la. 

avellas:    avelas.      28.    In    otM  kaj  kudo  than    ist    das  Ziel    der  Bewegung    durch    ein  Pro- 
nomen und   durch  ein  Substantiv  ausgedrückt. 

XIII.  6.  ostdsa:  genauer  vielleicht  ostjdsa.  18.  le  hengts  ist  störend,  man  erwartet: 
le  rajes.  20.  thodds  für  thodds  pe.  35.  opus  est:  opus  es.  51.  th'  asindes:  vielleicht 
tha  sindes.  56.  kaj  sas  le  barsste,  eigentlich:  die  zu  Stein  geworden  war.  Über  den 
Ausdruck  des  prädicativischen  Nominativs  und  Accusativs  im  Zigeunerischen  vergl.  man: 


Franz  Miklosich.    T'bek  dik  Mundaktkn  umi  hie  WANLiuiaiNGUN  uek  Zigeunek  Eukui'A's.  iv.  i.  H39 

Über  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner  Eurcipa's  II.  Seite  2'2.  des  Se- 
paratabdruckes. Aus  57.  61.  62.  (i4.  ergibt  sich,  dass  die  runi.  Zigeimer  den  pi-ädiea- 
tivischen  Instrumental  nicht  kennen,     (il.  Nach  de.^  fehlt  tu. 

XV.  H>.  plierl  für  pheHl  implet.  20.  pherm  für  p/iersn  implent.  27.  kf,r/' :  kövl'  für 
kfi'nla.  J5(i.  ut:  ac  si.  '^■i.  hczerhä  moi-f,  dadeskö  die  Sfinden  ftir  meinen  Vater,  dahei-:  ut 
luum  peccata  pro  meo  patre.     5().   Icsk?,.  richtig  p^skr,  und   daher  suas. 

XIX.   31.  oMisords:    riclitig  n sl i .taros   Inipei'fect. 


43* 


I  n  li  a  1 1. 


Seite 

Einleitung -73 

A.  Mäi'chen. 

1.    Es  kömmt  doch  an  den  Tag 277 

II.    Der  Säugling  der  Stute 281 

III.  Der  betrogene  Drache 28l> 

IV.  Nazdrivanu 2S.S 

V.    Der  Prinz,  sein  Gespiele  luid  die  schöne  Nastasa 293 

VI.    Die  Diamanten  legende  Henne        297 

VII.    Die  Nebenbuhler :iOO 

VIII.    Der  geflügelte  Held 302 

IX.    Die  überwundene  Amazone .JUtS 

X.    Feefrumos ^ 309 

XI.    Die  bestrafte  Mutter 312 

XII.    Der  reiche  und  der  arme  Bruder 316 

XIII.    Die  verwünschte  Stadt 318 

XIV.    Der  Eifersüchtige 321 

XV.    Der  dem  Teufel  Verschriebene        ... .  324 

B.  Lieder. 

XVI.    Gattenliebe 327 

XVII.    Der  kranke  Held  Dojein 328 

XVIII.  Die  Gefangenen 330 

XIX.    Der  Kampf  mit  den  Tataren 331 

XX.   Die  geraubten  Pferde 333 

XXI.    Der  Arme 334 

XXII.    Die  Befreiung 334 

XXIII.  Der  Eäuber  denkt  der  Armen 335 

XXIV.  Der  Kozak 330 


DIE 


POETISCHEN  AUSDRÜCKE 


DUK 


JAPANISCHEN  SPRACHE. 

VON 

D»    A.  PFIZMAIER, 

WIRKL.  MITGLIEDE  DER  KAIS.   AKADEMIE  DER   WISSENSCHAFTEN. 


VOKGELEGT  IN  DER  SITZUNG  AM  .'S.  FEBRUAR  1873. 


Scblnss  aUB  dem  XXII.  Bande. 


Classe  Ja. 

■Ja-je-no  siwo-dzi.  ,Der  achtfache  Salzweg'.  Mata  ja-je-no  siwo-kaze-to-mo  ja-Je-ni  ica- 
kare-nv  kokoro  nasi.  Tada  faruka-ni  toivoki  kokoro  nari.  Siivo  dzi-ica  umi-dzi  nari  Man 
sagt  auch  ja-je-no  siwo-kaze  ,der  achtfache  Salzwind'.  Dieses  hat  nicht  den  Sinn  der  acht- 
fachen Theilung.  Es  steht  bloss  in  dem  Sinne  der  weiten  f]ntfernung.  Shco-dzi  , Salzweg' 
ist  der  ,Seeweg'. 

Jari-midzü.  ,Gesendetes  Wasser'.  Waza-to  nagasi-kake-taru  midzü  nari.  Niwa^no  jari- 
midzu  nado-to  jomeri.  ,Ist  Wasser,  das  raan  absiclitlicli  wegfliessen  Hess.  Man  liest:  ,das 
gesendete  Wasser  des   Vorhofes'  und  anderes'. 

Ja-icoto-)iie.  ,Die  acht  Mädchen'.  Kagura-no  mai-hhue  nari.  Mata  kagura-tcoto-nie-to-r/io 
ijeru  nari.  ,Sind  die  tanzenden  Mädchen  der  für  die  Götter  aufgeführten  Musik'.  Man 
sagt  auch  kagura-wotome  ,die  Mädchen  der  für  die  Götter  aufgeführten  Musik'.  In  dem 
Sio-gen-zi-kb  ohne  Erklärung. 

Ja-uoo-jorudzu  ^  jo.  ,Achthundertmal  zehntausend  Zeitalter'.  Tada  ßnasi-ki  koto-ioo 
fanasi-te  iü  nari.  Sö-zite  fi-no  mvfu-ni-wa  ja-no  kazü-ico  mutsi-i-keru  koto  o-osi.  Ja- 
sima  ja-ta  ja-so-uzi  nado^no  tagui  nari.  , Drückt  bloss  die  Länge  der  Zeit  aus.  Im  All- 
gemeinen ist  in  Japan  der  Gebrauch  der  Zahl  ,acht'  sehr  häufig.  Es  ist  wie  bei  ja-sima 
,acht  Inseln',  ja-ta  ,acht  Schuh',  ja-so-uzi  ,achtzig  Geschlechter'  und  anderen  Ausdrücken'. 

Ja-ico-ka  jiikn  fama.  ,Das  Meerufer,  an  welchem  man  achthundert  Tage  geht'.  Tada 
to-oki  faitia  nari.  Mata  ja-wo-ka  juhi  fama-no  masa-gu-to-mu  jomeri.  ,Ist  bloss  ein  weit- 
gedehntes  Meerufer.  Man  liest  ferner:  Der  Sand  des  Meerufers,  an  dem  man  achthundert 
Tage  geht'.    Verse : 

Ja-wo-ka  juku  fama-no  masa-go-wo  siki-kajete  tama-ni-nasi-tsürtt  aki-no  jo-no  tsuki. 

DenkBrbriftcn  der  phil-hist.  Cl.  XXIII.  Bd.  44 


342  Pfizmaier. 

,Der  den  Sand  des  Meerufers,  an  dem  man  achtliundert  Tage  geht,  wieder  breitet 
und    den    man    zu    einem  Edelsteine    gemacht    hat,    der  Mond    der  Nacht    des    Herbstes'. 

Ja-katsü-no  kami.  Ije-no  kami  nari.  Uke-motsi-no  kami-tn  iu  mio-zin  narl.  ,Ist  der  Gott 
des  Hauses,  der  berühmte  Grott    Uke-motsi'- . 

Ja-jo.  M  Ja-ja-to  johi-taru  nari.  Ja-jo-ja  mach  nado  ijeri.  ,Ist  ja-ja-to  johi-tmni,  von 
Haus  zu  Haus  gerufen.  Man  sagt  jct-jo-ja  made  ,bis  von  Haus  zu  Haus  gerufen'  und  an- 
deres'.   Verse : 

Ja-jo-ja  made  jama-fototojgisü  koto-dznten   wäre  jo-no  naka-ni  sümi-wahi-nu.-to-jo. 

,Bis  von  Haus  zu  Haus  er  gerufen,  der  Kuckuk  des  Berges  wird  das  Wort  über- 
liefern, wie  ich  in  der  Welt  wohnend  elend  geworden !' 

Ibuseku-mo  kokoro-ni  mono-wo  omoßi  kana  ja-jo-ja  ika-ni-to  tofu  fito-mo  nami. 

,Düster,  im  Herzen  sinn'  ich  nach !  Ein  von  Haus  zu  Haus  mit  dem  Rufe :  wie 
geht  es?  fragender  Mensch  ist  nicht  da'. 

Ja-jo  si-gure.  M  B#  5Ü  ■'^^-dai-si-dai-ni  tsüjoku  furu  si-gure  nari.  ^Jja-si-gure  (wie 
oben)  ist  ein  allmälig  mit  Heftigkeit  fallender  Rieselregen'.    Verse : 

Ja-jo    si-gure    mono-omofu   sode-no   na-kari-se-ha    ki-no   fa-no  uki-ni   nani-wo  some-masi. 
Der    allmälige  Rieselregen,    wenn  ein    sinnender  Aermel    nicht    vorhanden,    bei  der 
Vergänglichkeit  der  Blätter  der  Bäume,  was  wird  er  färben?' 

Jajoi-jama.  Mei-sio-ni  arazü  tada  ^  ^  ija-ivoi-no  jama  nari.  ,Ist  kein  berühmter 
Ort.     Es  ist  bloss  der  Berg  des  allmäligen  Wachsens'  fder  Pflanzen). 

Ja-take-kokoro.    jy^^»    ^    "f^    A  ^ti>    ^j£    M   "^'^^'''  ^'^^"^''^-    Bnsi-no  nje-ni  iü  kotoba 

nari.  Takeki  kokoro  mata  J^  ^  kb-zih-naru  kokoro  nari.  ,Wird  ja-so-keri-kokoro  ija-take- 
kokoro  (wie  oben)  und  auf  andere  Weise  geschrieben.  Bedeutet  ein  tapferes  Herz  und 
ein  hohes  Herz'. 

Ja-ta-no  karasn.  ,Der  acht  Schuh  messende  Rabe'.  Nitsi-rin-no  kofo  nari.  Nippon-ki-ni 
mije-tari.   ,Ist  soviel  als  das  Sonnenrad  (der  Sonnenball).  Ist  in  dem  Nipipon-ki  zu  sehen'. 

Ja-so-udzi-fito.     ,Die  Menschen  der  achtzig  Geschlechter'.    Amata-no  fito-no  udzi  nari. 
Bu-ke-no  lodzi  fatsi-ziü  ku-ge-no  udzi  ni-ziü  awasete  fiaku-sib-to  iü.  Mata  nippon-ni-wa  mina- 
moto  fei  fudzi  tatsihana^wo  si-sib-to  iü.     Sono  si-ke  jori  udzi  wakarete  ja-so-udzi-ni   naru-to 
ijeri.  Anagatsi  fatsi-ziü-ni-ica  kagirazü  tada  o-oku-no  udzi  naru-besi.    Uta-ni-wa  mono-no  fu-no 
ja-so-udzi-fito-to  jomeri.  ,Sind  die  vielen  Geschlechter  der  Menschen.  Achtzig  Geschlechter  des 
Kriegerstandes  und  zwanzig  Geschlechter  des  Fürstenstandes  heissen  zusammen  die  hundert 
Geschlechter.     Ferner  bedeutet  es  in    Japan  die  vier    Geschlechter  Minamoto,  Fei,  Fudzi 
und  Tatsibana.  Man  sagt,  dass  aus  diesen  vier  Häusern  durch  Theilung  achtzig  Geschlechter 
werden.  Dieselben  sind  nicht  durchaus  auf  achtzig   beschränkt,    es  sollen    nur    viele  Ge- 
schlechter sein.  In  den  Gedichten  liest  man  :  Die  Ki'ieger, Menschen  der  achtzig  Geschlechter'. 
Ja-so-kokoro.  , Achtzig  Herzen'.  0-oki  kokoro-wo  iü.  , Bedeutet  viele  Herzen'. 
Ja-so-kuma.  ,Achtzig  Bergränder'.  Mitsi-no  fotori  nado-ni  kakure-no  o-oki-wo  iü.  Oka-no 
takuki-wo  iüte  ja-so-kuma  oka-to  iü.    Mata  jarna-no  hnna-to-mo  ijeri.     ,Bezeichnet,  dass   zur 
Seite  des  Weges  und  an  anderen  Orten  viele  Verstecke  sind.  Indem  man  die  grosse  Er- 
hebung   eine    Berghöhe    bezeichnet,    sagt    man  ja-so-hnna-oku..,    die  Berghöhe  der  achtzig 
Bergränder.     Man  sagt  auch  jama-no  kuma,  der  Rand  des  Berges'. 

Ja-so-tomo-no  o.  , Achtzig  befreundete  Männer'.  Ja-so-wa  o-oki  nari.  /^  ^'  Tomo-no  o-wa 
tomo-uzi-no  otoko  nari.  ,Ja-so  (achtzig)  sind  viele.  Tomo-no  o  (befreundete  Männer)  sind 
Männer  der  befreundeten  Geschlechter'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  343 

Ja-tsüka-fo-no  ine.  ,Die  Reispflanze  der  achtgrifflgen  Aeliren'.  Nagaku  o-oi-naru  ine 
nari.  Ja-tsüka-de  nagaki  ine-to-htu  ijeri.  Aki-no  siijt-tsu  kata  nari.  Me-de-taki  koto-nl  jomeri. 
^  Tsüka-wa  te-mi  nigiri-tario  fodo  nari.  ,Ist  eine  lange  und  grosse  ßeispflanze.  Man  sagt 
auch  jn-tmka-de  nagaki  ine.,  die  lange  ßeispflanze  der  Hand  der  acht  Grifl"e'.  Ist  der 
letzte  Monat  des  Herbstes.  Wird  in  der  , erfreulichen  Sache'  gelesen.  Tsuka  (Grifl")  ist 
so  viel  als  man  mit  der  Hand  erfasst  hat ". 

Jatsü-kasa-ni  naku  uguisü.  Jatsü-kasa-ica  tani-wo  jatsa-tu  i-i  mine-wo  kasa-to  iä.  ilj45^  ^ 
tani-mine-ni  naku  ugnisü-to  iü  koto  nari.  ,Was  jatsü-kasa  betrifi't,  so  wird  ,Thal'  (tani)  durch 
_;'«^s«  ausgedrückt.  , Berggipfel'  fwimej  nennt  man  kasa,  Hut.  Es  ist  so  viel  als  sagte  man: 
die  in  dem  Thale  und  auf  dem  Berggipfel  singende  Nachtigall'. 

Ja-tsü  mine.  ,Acht  Berggipfel'.  ^  y\  nari.  Fukaku,  kasanari-tara  jama  Jiari.  ,Ist 
ja-tsit,  mine,  acht  Berggipfel  (wie  oben).  Bedeutet  ein  tiefes  und  mehrfach  aufgethürmtes 
Gebirge'. 

Ja-tsü  fo-no  kizi.  Ja-tsü  fo-ica  ^  y\  to  ijeri.  Fukaki  jama  nari.  Mata  ja-take-no 
kizi-tu-wa  faru-wa  tsüma^goi-süru  juje-ni  ja-takeki  kizi  nari-to  ijeri.  Alata  ja-tsü  mine-no 
kizi-to-mo  ijeri.  Ja-tsü  fo-ni  onazi.  .^Ja-tsü  fo  heisst  ja-tsic  fo  (acht  Berggipfel,  wie  oben). 
Es  ist  ein  tiefes  Gebirge.  Ferner  sagt  man:  Was  ja-take-no  kizi  ,pfeilkühne  Fasan'  be- 
triift,  so  ist  er,  weil  er  im  Frühling  sich  paaren  will,  ein  pfeilkühner  Fasan.  Er  wird 
auch  ja-tsii  mine-no  kizi  ,der  Fasan  der  acht  Berggipfel'  genannt.  Es  ist  mit  ja-tsu  fo 
gleichbedeutend'. 

Ja-tsü  fo-no  tsäbaki.  ^  A  jatsti  fo-no  j^  tsübaki  nari.  Mata  j^  f  "A"  5  tai-tsin-iva 
ja-tsi-fose-nite  fana-saku  juje  ja-tsi-jo-tvo  kome-si  tama-tsübaki-to  jomeri.  ,lst  ja-tsü  fo-no  tsübaki 
(die  Camelie  der  acht  Berggipfel,  wie  oben).  Weil  ferner  die  grosse  Camelie  in  acht- 
tausend Jahren  blüht,  liest  man :  Die  achttausend  Zeitalter  eingebracht  hat,  die  Edel- 
steincamelie'. 

Jatsüko-ra.  ^  &  ^^  kaku-ica  "K  K  sin-ka-domo-n(}  koto  nari.  Tada  jatsüko-to  ba- 
kari-ica  do-boku-no  koto  nari.  ,Sin-tö  (die  Diener,  wie  oben)  geschrieben,  ist  es  so  viel 
als  sin-ka-domo  ,Untergebene'.    Jatsüko  allein  ist  so  viel  als  dö-boku,  ein  junger  Knecht'. 

Ja-tsü  fasi-no  kumo-de-no  koto.  ,Die  Sache  der  Spinnenhände  der  acht  Brücken'.  Mi- 
kawa-no  kuni-ni  ja-tsü  fasi-to  iütokoro  ari.  Fasi-no  ja-tsü  aru  nari.  ^  tM^  Kumo-de-to-ica 
fasi-nii  fasira-tco  tsüjo-karasimen  taine-ni  südzi-kajete  utsi-icatasi-taru  ki-ico  kumo-de-to-ica  iti 
nari.  Mata  kumo-to  iü  musi-no  te-wa  ja  ave-ba  ja-tsü  fasi-to  iä-ni  josete  kumo-de-ni  mono- 
omofu-tu  jomeru-ni-ja.  Ise-mono  gatari-ui  ko-ori-juku  katca-no  knm<i-de  nare-ba  fasi-ioo  ja-tsü 
Lvataseri-to  ijeri.  Kore-ica  kumo-no  te-nu  jo-ni  midzü-no  nagure-taru-ni-ja  isasaka  sono  kokoro 
katvareri.  Tada  kumo-de-to  bakari-mo  jomeri.  ,In  dem  Reiche  Mi-kaica  gibt  es  einen  Ort 
Namens  ja-tsü  fasi,  die  acht  Brücken.  Es  sind  daselbst  acht  Brücken.  Was  kürno-de 
(Spinnenhilnde)  betrifi't,  so  nennt  man  die  zur  Befestigung  der  Brückenbalken  schräg 
hingestellten  Bäume  kumo-de  , Spinnenhände'.  Da  ferner  das  Insekt  Spinne  acht  Hände 
hat,  liest  man  in  Bezug  auf  die  acht  Brücken :  ,Mit  Spinnenhänden  daran  denken'.  In 
der  Geschichte  von  Ise  heisst  es :  ,Da  der  eistreibende  Fluss  eine  Anzahl  Spinnenhände 
war,  brachte  man  acht  Brücken  an'.  Hier  ist,  indem  das  Wasser  wohl  nach  Art  der 
Spinnenhände  geflossen,  der  Sinn  ein  wenig  verändert.  Man  liest  auch  bloss  kumo-de''. 


'  Nacli  anderen  Erklärungen  hat  lnüka  in  der  Verbindung  ja-Uüka  die  Uedeutunfr  , Handbreite'.    Z.   B.  ja-tsüka  ßge,  ein  vier 
Handbreiten  langer  Hart. 

44* 


344  PFrZMAIEK. 

Jana-se-no  nami.  ,Die  Wellen  der  Stromschnelle  des  Wehres'.  Jana-wa  uwo-tvo  toru 
mono  nari.  Nami-to  tsükete  jomem  nari.  ,Jana  (Wehr)  ist  ein  Gegenstand,  mit  dem.  man 
Fische  fängt.     Man  liest  es  mit  Hinzufügung  von  nami^  Wellen'. 

Jana.  ,Das  Wehr'.  Jana-to  iü  mono-wa  uwo-tvo  toru  db-gu  nari.  Utsu  noboru-wa  far%i 
nari.  Jana-to  hakan-iva  natsü  nari.  Kttdzüre-jana  kudari-jana-wa  aki  nari.  ,Was  man  Jana 
(Wehr)  nennt,  ist  eine  Vorrichtung,  um  Fische  zu  fangen.  Utsü,  ,es  schlagen',  nohoru 
,darauf  steigen'  ist  der  Frühling.  Bloss  Jana  ,Wehr'  ist  der  Sommer.  Kudzüre-jana  , ein- 
gestürztes Wehr',  kudari-jana  ,herabgekommenes  Wehr'  ist  der  Herbst'. 

Janagi-wo  looru.  ,Den  Weidenbaum  brechen'.  Rijo-ko-no  fito-no  sen-betsü-ni  janagi-wo 
wori-te  na-gori-wo  osimu  nari.  Th-do-jori  fazimareri.  Si-ni  nan-baku-nin  janagi  jodzü-to 
aru-mo  köre  nari.  , Bedeutet,  dass  die  Reisenden  zum  Abschiede  Weidenbäume  bi'echen 
und  der  noch  übrigen  Zeit  mit  Schmerz  gedenken.  Dieses  stammt  aus  China.  Die  Worte 
in  den  chinesischen  Gedichten :  ,Die  Menschen  der  südlichen  Feldwege  klammern  sich 
an  Weidenbäume'  sind  dasselbe'.    Verse : 

Kimi-ga  tame-ni  ora-ba  tsi-mofo-nn  janagi  kana. 

,Des  Gebieters  wegen  was  ich  breche,  sind  tausend  Weidenbäume !' 

Jarai-jari-te.  ->  ^  to  kdku.  Woi-jaru-to  in  koto  nari.  Mata  jarai-semerani  ^  ^ 
to  kahl.  Woi-semeraruru  nari.  Gen-zi-ni-mo  jarawase-tanio-to  ari.  Mata  jarai-to-wa  fito-ni 
mono-wo  jaru-wo  iü.  Tsüki-si-gata-no  kotoba-nite  Jarai-to  iü-wa  waga  kata-je  wokose-to  in 
koto  nari.  ,Wird  tsiku-si  (wie  oben)  geschrieben.  Ist  so  viel  als  woi-jaru  wegjagen.  Auch 
jarai-semerarii,  wird  fsiku-seki  (wie  oben)  geschrieben.  Es  bedeutet  woi-seinerajmru.^  verfolgt 
und  angegriffen  werden.  In  dem  Geschlechte  Minamoto  steht  jarawase-tamb  , geruhen 
wegzujagen'.  Ferner  hat  jarai  die  Bedeutung:  einem  Menschen  etwas  schicken.  In  der 
Sprache  der  Gegend  von  Ihiku-si  ist  jarai  so  viel  als  waga  kata-je  wokose,   schicke  mir'. 

Jamtt  koto-naki.  ^  ][■  ^  to  kaku.  So-zite  siku  koto-naki  nari.  Mata  jan-goto-naki  fito- 
to-wa  -p-  ■&  kn-ki-no  ßto-wo  fhmetv  ifi  nari.  Mata  ja-goto-naki  fito-to  iü-mo  onazi.  ,Wird  mu- 
si-zi  (wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet :  was  im  Ganzen  nicht  darzulegen  ist.  Ferner  be- 
zeichnet jan-goto-naki  fito  lobpreisend  einen  holien  und  vornehmen  Menschen.  Ax\c\\  ja-goto- 
naki  fito  ist  liiei-mit  gleiclibedeutend'. 

Jamu-go-nakv .  \\-  ./amu-  :M  gn-naki  nari.  , Bedeutet:  ohne  bestimmte  Zeit  des  Auf- 
liörens'.    Verse : 

Fitori  novit  fn-zi-no  jama-kaze  jamu-go-naku  koi-wo  nado-te-ka  suru-ga  naru-ran. 

, Allein  nur  der  Wind  des  Berges  Fu-zi,  keine  Zeit  ist,  wo  er  aufhört.  Dass  er  liebt, 
warum  wohl  wird  es  geschehen?' 

J(>-mei-no  snke.  ,Der  den  Namen  ausbreitende  Gehilfe'.  Na-bakari  kuni-no  süke-ni 
nari-taru  mono  nari.  Mata  jh-mei-sa-kuwan-no  sa-kuwan-wa  süke-jori  ge-kuwan  nari.  ,lst  ein 
Mann,  der  nur  dem  Namen  nach  ein  Reiehsgehilfe  geworden  ist.  Was  ferner  die  Obrig- 
keit zur  Linken  der  den  Namen  ausbreitenden  Obrigkeit  zur  Linken  betrifft,  so  diese 
eine  niedrigere  Obrigkeit  als  der  Gehilfe'. 

Jaja.  , Ziemlich'.  Jo-jb  nari.  Fana-no  jaja  tsira-mo  jh-jh  tsiru  nari.  Jaja  faru  fukakn-mo 
jbjb  faru  fukakii  nari.  Ni-guwatsü  zi-bun-wo  iü.  Jaja  musebu-wa  jaja-mo  süre-ba  mihsebu-to-mo 
süre-ba-to  iü  koto-ka.  , Bedeutet  jbjb,  allmälig.  Fana-no  jaja  tsiru-mo  ,die  Blüthen  werden 
ziemlich  verstreut'  bedeutet :  sie  werden  allmählig  verstreut.  Jaja  farih  fukakn-mo  , ziemlich 
ist  der  Frühling  tief  bedeutet :  jb-jb  faru-fukaku  , allmälig  ist  der  Frühling  tief'.  Es  be- 
zeichnet   die   Zeit    des    zweiten  Monats.     Jaja  musebu  ,ziemlich  schluchzen'    ist    vielleicht 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  345 

SO  viel  als  der  Ausdi'uek:  joja-vio  süre-ba  musebu-to-ino  sirre-ba,  wenn  man  zuweilen 
schluchzt'. 

Jagusami.  1^  tu  kaku.  Najamu  riari.  ,Wird  iiajamv  (wie  oben)  geschrieben.  Ist 
najaruUj  leidend  sein'. 

P  llj  Jama-gutsi  siru  ki.  Sn-e-no  jo-karan  koto  nari.  Ten-seo-dai-zin  no-tamai-some-si 
mi-kutuba  nari.  Issetsü  juku  sü-e  jo-karu-beki  koto-wa  fazime-jori  sirm^  nari.  Gen-zi-ni-ino 
osanaki  fito-no  ki-jb-aru-wo  makoto-ni  jama-gutsi  siru-kari-keri-to  ijeri.  Mata  juku  sii-e 
jo-karu-beki  mono-wa  osanaki  jori  mijuru  sa-jb-no  koto-wu  jama-gutsi  siruki-to  in  nari.  Mata 
ja)iia-gutsi-jori  mijuru-to  iü-wa  oku  jukasi-ki-to  in  koto  nari.  Mata  iivaktt  jama-gutsi-wa 
jama-no  7^  iri-fazime-ivo  iü  nari.  I-se  go-sija-domo  itsi-nen-me  zö-jei  aran  ziu-guwatxu-ni 
jama-gii,tsi-matsüri  ari.  Sore-mo  7^  ,^  4llj  -  soma-iri-no  fazime-ioo  iü  nari .  Mata  taka-gari-ni-mo 
iü  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  sn-e-itn  jo-karan,  das  Ende  wird  gut  sein.  Es  ist  das  \N'ort, 
welches  die  den  Himmel  ei-leuchtende  grosse  Gottheit  zuerst  sprach.  Nach  einei-  Fa-- 
klärung  bedeutet  es:  man  kann  von  Anfang  wissen,  dass  die  Zukunft  gut  sein  wii-d. 
Auch  in  dem  Geschlechte  Minamoto  heisst  es:  ,I)ass  der  junge  Mensch  verständig  sei, 
war  wirklich  wie  der  Zugang  zu  dem  Gebirge  kemibar'.  Ferner  bezeichnet  man  ,bei  Dem- 
jenigen, dessen  Zukunft  gut  sein  soll,  ist  es  so,  dass  es  sich  von  seiner  Jugend  an  zeigt' 
durch  jama-gutsi  siruki  ,der  Zugang  zu  dem  Gebirge  ist  kennbar'.  Ferner  ist  jama-gutsi- 
jori  mijuru  ,von  dem  Zugang  zu  dem  Gebirge  aus  gesehen  woi-den'  so  viel  als  aku 
juka.ii-ki,  tief  in  der  Erinnerung.  Ferner  sagt  man :  Jama-gutsi  (der  Mund  des  Berges) 
bedeutet  den  ersten  Eintritt  in  das  Gebirge.  In  dem  , ersten  Jahre  der  Altäre  von  Jse, 
zehnter  Monat,  in  welchem  man  aufbauen  wird'  steht  jama-gutsi-matsüri.  das  Opfer  des 
Gebirgsmundes.  Auch  dieses  bedeutet  den  ersten  Eintritt  in  das  Holz.  Ferner  sagt  man 
es  auch  von  der  Falkenjagd'. 

Jama-sakura-do.  ,I)ie  Thüre  der  Bergkirsche'.  Sakura-no  ki-nite  tsükuri-taru  to  nari. 
Sügi-no  to  matsü-no  to-no  gotosi-to  ijeri.  Aru  toki-ni  sakura-no  kage-ni  mu.mhi-taru  iivori 
nari.  Mata  sakura-no  fukaku  sigeri-te  to-wo  tate-taru  gotoku-ni  ko-bukaki-wo  iü-to-mo  ijeri. 
,lst  eine  aus  dem  Holze  des  Kirschbaums  verfertigte  Thüre.  Man  sagt  es  wie  sügi-no  to 
,Cypressßnthüre',  matsü-no  to  ,Fichtenthüre'.  In  einer  Erkläi-ung  ist  es  eine  im  Schatten 
der  Kirschbäume  zusammengefügte  Hütte.  Man  sagt  auch,  es  bedeute,  dass  die  Kirsch- 
bäume  in    reicher  Blätterfülle    dicht    stehen,    als    ob    sie    eine  Thüre    aufgestellt    hätten'. 

Jama-kata-tsüki-tc.  ^  ^  |JL|  ^  Jr  LU  '*^^^  kakeri.  Ja-kumo  go-sdsu-ni-u-a  jama-no 

.'ioba  nari.  Jü-kage-no  jama-no  fa  katn-gata-ni  tsüke-taru  tai  nari.  Mata  kure-fukaki-ni 
jama-mo  mijezaru  tokoro  nari.  Arai-wa  jama-no  kata-so-gi  nado  iü  ■  kokoro  nari.  .\\ii-d 
jama-kata-tsüki  (die  Bergseite  zu  Ende,  wie  oben),  jama-kata-tsüki  (einer  Bergseite  sieh 
nähern,  wie  oben)  und  auf  andere  Weise  geschrieben.  Nacli  der  Erklärung  der  acht 
Wolken  ist  es  die  »Seite  des  Berges.  Es  bedeutet  in  Wesenheit,  dass  die  Abendschatten 
sich  an  die  Seiten  der  Berggränze  gelegt  haben.  Ferner  ist  es  ein  Ort,  wo  in  dem  tiefen 
Abenddunkel  aucli  die  Berge  unsichtbar  sind.  Vielleicht  luvt  es  den  Sinn  von  jama-no 
kata-su-gi  ,das   lUldniss  der  Berge'   und  ähnlichem'.    Verse : 

Jufu-ma-gnrp  jama-kata-tsüki-tc  iatsü  tori-no  fa-oto-ni  take-wo  aicase-tsüru  kana. 

,In  dei-  Abenddämm'rung  an  des  Berges  Seite  gelangend,  hat  der  sich  erhebende 
Vogel  mit  dem  Ton  der  Flügel  den  Falken  nahe  gebracht!' 

Jama-kadzüra.  ^  1^  to  kaki-te  jama-kadzüra-to  jomu.  Aka-tsüki-no  kumo-no  koto  nari. 
Jo-no  ake-gata  ßgasi-no  sora-ni  fiki-gumo  nari.  Aka-tsnki-to  in  dai-nite  jama-kadzüra-to  bakari 


846  Pfizmaier. 

jonieru  uta  o-osi.  Mata  ß-kage-to  iü  kusa-to-mo  ijeri.  Jü-kadzüra-ica  zin-gi  nari.  ,\Vird 
aka-tsüki-no  kumo  (wie  oben)  geschrieben  und  jama-kadzüra  (kriechende  Bergpflanze)  ge- 
lesen. Ist  so  viel  als  aka-tsüki-no  kumo^  Wolke  des  Tagesanbruchs.  Sind  die  bei  Anbruch 
des  Tages  an  dem  östlichen  Himmel  herbeigezogenen  Wolken.  Es  gibt  viele  Gedichte, 
wo  ,Tagesanbruch'  der  Gegenstand  ist  und  jama-kadzitra  (kriechende  Bergpflanze)  gelesen 
wird.  Es  wurde  auch  die  Pflanze  fi-kage  (der  Sonnenschatten,  ebenfalls  eine  kriechende 
Pflanze)  gesagt.    Jil-kadzüra  ,die  kriechende  Pflanze  des  Abends'  ist  der  Erdgott'. 

Jama-awi-no  sode.  ,Der  Aermel  des  Bergindigo's'.  Awi-some-no  awoki  iro  nari.  Jama-ni 
zi-zen-to  oi-taru  aioi-nite  some-taru  sin-zin-nu  koromo  nari.  Issetsü-ni  jama-wo  fanatsü-ni  awi-nite 
süri-taru  sode  nari.  Zin-gi  nari.  ,Ist  die  indigoblaufärbende  grüne  Farbe.  Ist  ein  mit  dem 
in  den  Gebirgen  wild  wachsenden  Indigo  gefärbtes  Kleid  der  göttlichen  Menschen.  Nach 
einer  Erklärung,  in  welcher  man  jama  weglässt,  ist  es  ein  mit  Indigo  geriebener  Aermel. 
Ist  eine  Sache  der  Götter'. 

Jama-no  to-kage.  Jama-no  to-oki  kage  nari.  Tsüki-kage  moranii  jaina-no  to-kage-ni  nado-to 
jomeri.  Mata  Jama-no  tsüne-ni  kage-ni  nari-taru  tokoro  nari.  ijj  -nu  1^  '&'  to  kaku.  ,Ist 
der  ferne  Schatten  der  Berge.  Man  liest:  ,Wo  das  Licht  des  Mondes  nicht  durchdringt, 
in  dem  fernen  Schatten  der  Berge'  und  anderes.  Ferner  wird  gesagt:  Es  ist  die  Stelle 
des  Berges,  die  sich  beständig  im  Schatten  befindet.  Es  wird  jama-no  to-kage  (der  be- 
ständige Schatten  des  Berges,  wie  oben)  geschrieben'. 

Jama  tosi-takaku.  , Der  Berg  von  Jahren  hoch'.  Jama-nu  gotokii  takakü  nari.  ,Bedeutet: 
hoch  gleich  einem  Berge'. 

Jama-fiko.    ,Der  Weise  des  Berges'.     ^    ^  jg*  onazi-koto  nari.    Mono-no  ko-e 

tani-ni  fibiku-wo  iü.  ,Ist  mit  ten-jen  (der  Weise  des  Himmels,  wie  oben),  ja  (Thal,  wie 
oben)    gleichbedeutend.     Bedeutet,    dass  die  Stimme  eines  Menschen  wiedertönt'.     Verse : 

Jama-fiko-no  kutafitru  jama-no  fototogisü  fito-ko-e  nake-ha  futa-ko-e-zo  kiku. 

,Wo  der  Bergweise  Antwort  gibt,  des  Berges  Kuckuk,  wenn  mit  einer  Stimme  er 
singt,  sind  es  zwei  Stimmen,  die  man  hört'. 

Jama-no  kefuri.  ,Der  Rauch  des  Berges'.  Mu-zib-no  kefuri  nari.  ,Ist  ein  unbeständiger  Rauch'. 

Jama-tatsibana.  ,Die  Bergpomeranze'.  Bo-tan-no  i-mio  nari.  ,Ist  ein  verschiedener 
Name  für  , Päonie'. 

Jama-bime.  ,Das  Bergfräulein'.  Fa-mori-no  kami-no  koto  nari.  Firne  nigori-te  jomu-besi. 
,Ist  so  viel  als  die  das  Laub   bewahrende  Gottheit.  Firne  soll  trüb  gelesen  werden'. 

Jama-no  di  wi-no  akade.  Jama-ni  aru  midzü-iva  ki-no  fa  nado-ni  udzümorete  kume-ba 
nigoru-wo  jama-no  wi-no  akade-to  iüte  akanii  koto-ni  jomi-narawaseri.  Issetsii-ni  jama-no  wi-no 
asaki  kokoro-to  in  koto-ni-mo  jomeri.  Aka-ica  ^  ^  'o  kaki-te  midzü-no  bon-go  nari.  ,Das 
in  den  Gebirgen  fliessende  Wasser,  das  von  Laub  und  anderen  Dingen  verdeckt  wird 
und  beim  Schöpfen  trüb  ist,  nennt  man  jama-no  wi-no  aka-de  ,das  Hervorkommen  des 
Wassers  des  Gebirgsbrunnens',  wobei  man  im  Lesen  an  die  Sache  von  akanu  (nicht  satt 
sein,  indem  akade  so  viel  als  akazü-te)  gewöhnt  ist.  Nach  einer  Erklärung  wird  es  auch 
als  , seichtes  Herz  des  Gebirgsbrunnens'  gelesen.  Aka  wird  a-ka  (wie  oben)  geschrieben 
und  ist  das  indische  Wort  für  , Wasser'. 

Jama-buki-no  iwanu-to  iü  koto.  ,Die  Sache  des  Wortes :  die  nicht  sprechende  Muss- 
pflanze'. Sö-zih  ben-sed  imada  josi-mine-no  mune-sada-tote  zoku-nite  ari-si  toki  kb-sijoku 
narabi-na-kari-keri.  Mi-kado  köre- wo  kokoro-mi-tamawan-io-ni-ja  nio-bb-no  mane-wo  site 
jama-buki-iio    iro-no    koromo-wo   ßki-kadzüki   mi-  sü-no    utsi-ni    loatarase-tamb-wo    mune-sada 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  oAn 

kure-wo  ke-so-si-tate-matsürtt-m  ajete  mi-iraje-na-kari-si-ko-ha  snno  toki  mune-tada-no  joinera. 
,Als  der  Bonzenvorsteher  Ben-seo  noch  Josi-mine-no  Mt.me-sada  hiess  und  ein  Laie  war 
waren  seine  Begierden  ungeregelt.  Der  Kaiser,  vielleicht  um  ilm  auf  die  Probe  zu 
stellen,  ahmte  ein  Frauenzimmer  nach,  verhtülte  das  Haupt  mit  einem  Kleide  von  der 
Farbe  der  Musspflanze  und  Hess  ihn  zu  der  Thürmatte  gelangen.  Als  Mmie-sada  ihm 
seine  Liebe  erklärte  und  der  Kaiser  nicht  einwilligen  durfte,  sagte  Mune-sada  das  fol- 
gende Gedicht' :     Verse : 

Jaina-buki-no  fana-iro-gormno  nusi-ja  tare  toje-do  kotajezü  kutsi-nasi-nisiki 

,In  dem  Kleide  von  der  Farbe  der  Blüthen  der  Musspflanze,  der  Gebieter,  wer  ist 
er?     Obgleich  ich    frage,    was    keine  Antwort    gibt,    ist  der  Blumenbrocat  des  Jasmins'. 

Korc-jori  jama-huki-wo  iwanu  iro-to  ijeri.  Kritsi-nasi-iva  ki-iro-naru  kinu  vari.  , Seitdem 
nennt  man  die  Musspflanze  ,die  nicht  sagende  Farbe'.  Kutsi-nasi  ,Jasmin'  ist  gelber 
Seidenstoff'. 

Jama-dori-no  o-no  kagaini.  ,Der  Spiegel  des  Schweifes  des  Bergvogels'.  Ni-setsü  ari. 
Fito-tsü-ni-va  ^  ran-to  iti  tori-ioa  kar/ami-ni  wono-ga  kage-wo  ntsüsi-te  nakv,-to  ijeri.  Fito- 
tsü-ni-ioa  jama-dori-tva  si-jn  iSsio-ne-zii.  Jama-no  wo-tuo  fedatete  nimi-ga  aka-tsnki-ni  o-dori-no 
fatsi'i-o-ni  me-don-no  kage-no  ntsüru  koto  aru-tvo  mite  naku-tvo  kogami-to  ijeri.  Makoto-no 
kagami-ni-ira  araz{(-to  iü  nari.  Arui-wa  ncakit  mukasi  tonari-kuni-jori  jamä-dori-wo  tafe- 
matsüri-te-keri.  Naku  koje-tw  kiku  ßto  urei-wo  wasüru-to  ijeri.  Mi-kado  kore-ico  kai-tamb-ni 
sara-ni  naku  koto  nasi.  Amota-no  niö-go-ni  kono  tori-ico  nakase-tara-ha  sano  filo-wo  kisaki-ni 
taten-to  no-tamai-si-ni  sama-zama  narasen-to  süre-do  nakazn.  Sono  naka-ni  fitori-no  nid-go 
omojeraku  tomo-wo  fanarete  aru  juje-ni  nakanu  naran-to  omoi-te  kagami-ivo  kago-ni  kake- 
tari-kere-ba  jorokoberu  ke-siki-nite  ivo-wo  ßrogete  naki-tari.  Sate-zo  kono  nio-go-wo  kisaki-to 
si  tamai-si-to  nari.  ,Es  gibt  zwei  Erklärungen.  In  der  einen  wird  gesagt,  dass  der  Vogel 
Ran  (der  Göttervogel)  singt,  indem  er  in  einem  Spiegel  sein  Bild  abspiegeln  lässt.  Nach 
einer  anderen  schlafen  das  Männchen  und  das  Weibchen  des  Bergvogels  (des  Fasans) 
nicht  beisammen.  Durch  den  Fuss  des  Berges  getrennt  schlafen  sie,  und  wenn  sie  bei 
Tagesanbruch  in  dem  Schweife  des  Männchens  das  Bild  des  Weibchens  abgespiegelt 
sehen  und  singen,  so  nennt  man  dieses  den  Spiegel.  Es  ist  kein  wirklicher  Spiegel. 
Einige  sagen:  Einst  machte  man  von  Seite  eines  benachbarten  Reiches  einen  Bergvogel 
zum  Geschenk.  Man  sagte,  dass  der  Mensch,  der  seinen  Gesang  hört,  den  Kummer 
vergisst.  Indem  der  Kaiser  ihn  ernährte,  sang  er  nicht  mehr.  Als  er  den  Gemalinnen  ver- 
kündete, dass,  wenn  eine  derselben  diesen  Vogel  zum  Singen  bewogen  hätte,  er  diese  zur 
Kaiserin  erheben  würde,  wollten  sie  ihn  auf  allerlei  Weise  zum  Singen  bewegen,  allein  er 
sang  nicht.  Eine  Gemalin  unter  ihnen  dachte  sich :  Weil  er  von  seinen  Gefälirten  o-etreimt 
ist,  Wird  er  nicht  singen.  Als  sie  somit  einen  Spiegel  in  den  Käfig  gehängt  hatte,  brei- 
tete der  Vogel  unter  Zeichen  von  Freude  den  Schweif  und  sang.  Demgemäss  machte  der 
Kaiser  diese  Gemalin  zur  Kaiserin'. 

Jama-don-no  oro-no  fatsu-o.  ,Die  allfälligen  Schweiffedern  des  Bergvogels'.  Wo-no 
naka-nitc  itsi-nagaki  too-tvo  iü  nari.  Xitca-tori-no  naku  o-to  iü  kokoro-ni  onazi.  ,So  nennt 
man  den  äusserst  langen  Schweif  in  der  Mitte  des  Schweifes.  Hat  dieselbe  Bedeutuntr 
wie  das  Wort  niwa-tori-no  naku  o,  der  Schweif,  mit  welchem  dei-  Halm  kräht'. 

Jama-sina-vo  katsü-no  koto.  ,Die  Sache  der  Schuhe  von  Jama-sinaK  Ten-tsi  ten-a-o-no 
mi-sazaki-tva  jama-siro-no  kuni  jama-sina-ni  aru.  Mtikasi  hmo  mi-kado  mi-muma-ni  mesarete 
jama-sma-yio    sata-ni    mi-juki-avi-te    sono    mama    kajeri-tamaicazari-si    tada    mi-kutstt    nmni 


Ol 


QAQ  PpiZMAIEB. 

todomari-ari-si'iro  yo-fo-sijo-to  säe  mi-sazaki-ivo  tate-keni-to  nari.  ,Der  Grabhügel  des  Kaisers 
Ten-tsi  befindet  sich  zu  Jama-sina  in  dem  Reiche  Jama-siro.  Einst  bestieg  dieser  Kaiser 
sein  Pferd  und  begab  sich  zu  dem  Dorfe  Jama-sina,  Da  er  unterdessen  nicht  zurück- 
kehrte und  bloss  seine  Schuhe  zurückgeblieben  waren,  hielt  man  die  Stelle  für  den  Ort, 
wo  er  gestorben  und  errichtete  daselbst  den  Grabhügel'. 

Jama-no  fa  tsikaki.  ,Nahe  an  der  Grenze  der  Berge'.  Gen-zi-te-narai-ni  wo-no-ni  tsiü-zib-no 
kimi  kitari-te  kajeru  toki-no  iita-ni. 

,In  der  Schreibekunst  des  Geschlechtes  Minamoto  heisst  es  in  dem  Gedichte,  das  zur 
Zeit  verfasst  wurde,  als  der  Gebieter,  der  Anführer  der  Leibwache  nach  Wo-no  kam 
und  zurückkehrte' :    Verse : 

Fukaki  jo-no  tsüki-wo  oioare-to  minu  ßto-ja  jama-no  fa  tsikaki  jado-ni  tomaranu. 

,Der  den  Mond  der  tiefen  Nacht  leider  nicht  sieht,  der  Mensch  kehrt  in  dem  Nacht- 
lager nahe  an  der  Gränze  der  Berge  nicht  ein'. 

Jam,a-nasi-no  fana.  ,Die  Blüthe  der  Bergbirne'.  Tada  nasi-no  fana  nari.  Mata  jama-no 
naki  koto-ni  i-i-nasi-taru  o-osi  Jama-nasi  tsüma-nasi  ura-nasi  idzüre-m,o  naki-to  iü  kotoha-ni 
josete  jom,eri.  Gen-zi-ni-mo  jama-nasi-no  fana-zo  nogaren  kata  na'-kari-keru-to  ijeru-wa  jama-mo 
naku-te  nogaruru  kata-mo  nahe  uki-to  ijeru  nari.  ,Ist  bloss  die  Birnblüthe.  Ferner  wird 
es  oft  zu  ,es  ist  kein  Berg  da'  gemacht  (indem  ^  nasi  , Birne'  für  ^  nasi  ,es  ist 
nicht  da'  gesetzt  wird).  Jama-nasi  (Bergbirne),  tsuma-nasi  (Birne  der  Gattin),  ura-nasi 
(Birne  der  Bucht)  werden  als  Wörter  gelesen,  welche  bezeichnen,  dass  irgend  etwas 
nicht  vorhanden  ist.  Was  in  dem  Geschlechte  Minamoto  gesagt  wird:  ,Eine  Seite,  wohin 
die  Blüthe  der  Bergbirne  entschlüpfen  konnte,  war  nicht  da'  bezeichnet  ungefähr :  Da 
kein  Berg  da  war,  war  auch  keine  Seite,  nach  welcher  man  entschlüpfen  konnte'. 

Jama-bito.  ,Der  Bergmensch'.  Sen-nin-u-o  iü.  Jama-hito-no  konnno-ioa  tatsi-nü  koto-naku 
furu  juki-iva  kurenai-narn-to  nari.  ,Bedeutet  die  Unsterblichen.  Es  heisst  von  ihnen :  Die 
Kleider  der  unsterblichen  Menschen  sind  nicht  zugeschnitten  und  haben  keine  Naht. 
Der  Schnee,  der  bei  ihnen  fällt,  ist  scharlachroth'. 

Jama-bito-nu  taki-gi-wo  ojeru  sama.  ,Die  Art,  wie  unsterbliche  Menschen  auf  dem 
Kücken  Brennholz  tragen'.  Ko-kon-no  zijo-ni  o-o-tomo-no  kuro-nusi-ga  uta-no  sama-ni  tatojete 
ijeri.  Take-fikuku  sagata  ijasi-ki-wo  ijerit,  nari.  ,Wird  in  der  Einleitung  zu  der  Sammlung 
alter  und  neuer  Gedichte  von  der  Art  der  Gedichte  O-o-tomo-no  Kuro-nusi'^  als  Ver- 
gleichung  gesagt.  Es  bezeichnet:  von  Gestalt  niedrig  und  von  Aussehen  gemein'. 

Jama-no  kai.  ijj  no  ^  to  kaku.  Jama-to  jama-to-no  aida  nari.  ,Wird  jama-no  kai 
(wie  oben)  geschrieben.  Ist  der  Raum  zwischen  einem  Berge  und  dem  anderen'. 

Jama-ai.  ^  \\\  to  kaki.  Jama-no  aida  nari.  ,Wird  jama-giioa  (Bergrand,  wie  oben) 
geschrieben.  Ist  der  Raum  zwischen  den  Bergen'. 

Jama-mado.  ,Das  Bergfenster'.  Jama-no  aida  nari,  ,Ist  der  Raum  zwischen  den  Bergen'. 

Jama-gatsü.  Ijasi-ki  tami  nari.  ,Ist  das  gemeine  Volk'.  In  den  Sio-gen-zi-kö  ohne 
Erklärung. 

Jama-tatsü.  Soma-bito-ivo  iü,  , Bedeutet  einen  Holzhauer'. 

Jam,a-matsüri.  ,Das  Bergopfer'.  Kari-ni-mo  soma-jama-ni-mo  aru.  Jama-ioo  matsüru 
nari.  ,Findet  auf  der  Jagd  und  auf  den  Bergen  des  Brennholzes  statt.  Es  bedeutet :  den 
Bergen  opfern'. 

Jama-no  mi-kado.  ,Der  Kaiser  des  Berges'.  Fö-tcb-no  mi-koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  der 
zurückgetretene  Kaiser'. 


Die  poetischen  Ausdrucke  der  japanischen  Sprache.  349 

Jama-no  kasegl.  ,Der  Hirsch  des  Berges'.  Sika-no  koiu  nari.  ,Ist  so  viel  als  sika, 
Hirsch'. 

Jamato-sima-ne.  ,Die  Wurzel  der  Insel  von  Jamato'.  Äwa-dzi-no  koto  nari.  Issetsü 
jamato-zima-to  iit-ioa  nippou-no  koto  nari.  Sima  nigori-te  jomu  jamato-zima  dö-zen.  Kore-wa 
sümi-te  jomu-besi.  ,Ist  so  viel  als  die  Insel  Awadzi.  Nach  einer  Erklärung  ist  jamato- 
zima  so  viel  als  nip>pon.  Jamato-zima,  in  welchem  sima  trüb  gelesen  wird,  ist  dasselbe. 
Hier  soll  es  klar  gelesen  werden'. 

Jamato-koto-no  fa.  ,Die  Blätter  der  Worte  von  Jamato'.  Uta-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel 
als  die  Gedichte'. 

Jamato-koto  jume-ni  ^=  ^^  ro-nijo-ni  ^  ke-süru  koto.  ,Wie  die  Laute  von  Jamato 
im  Traume  sich  in   ein   Mädchen   verwandelt'.  Rh-ni/jh-no  uta-nl 

Ika-ni  aran    Q  fi-no  toki-ni-ka-mo  koje-siran  fito  fiza-no  he  waga  makitra  sen. 

Koto-towami  ki-ni-wa  ari-to-mo  uruwasi-ki  kimi-ga  ta-nare-no  koto-ni  sl  aru-rasi. 

,In  dem  Gedichte  des  Mädchens  heisst  es':     Verse: 

,Wie  wird  es  seia?  Zur  Zeit  des  Tages  vielleicht  die  Knieseite  eines  Menschen, 
der  die  Töne  kennen  mag,  wird  mein  Kissen  sein'. 

,In  der  Laune,  wo  man  nach  Dingen  nicht  fragt,  während  ich  bin,  möchte  ich  die 
Laute,  die  an  des  lieblichen  Gebieters  Hand  gewöhnt  ist,  sein'. 

Migiri  tsüzi-ma-no  kuni  jü-si-jama-no  kiri-no  mago-jeda-nite  tsükureru  jamato-koto  ari. 
Jume-ni  woto-me-ni  ke-site  sono  kokoro-zasi-ioo  nohe  katsü  viata  tda-tvo  jomeri.  Sünawatsi 
o-o-tomo  kiu-no  kotaje-uta-mo  uje-ni  iü-ga  gotosi.  Sono  toki  kono  woto-me  jorokobu-to  mite 
jume-zame-tari.  Sono  notsi  kono  jamato-koto-wo-ha  ten-fei  guwan-nen  ziü-guwatsü  nana-ka-ni 
tsükai-wo  motte  tate-matsüru-to  mije-tari.  TsiA-je  dai-zio  fiidzi-wara  kib-ni  ari-si  toki-nn 
koto-to  mije-tari.  ,Was  das  Obige  betrifft,  so  gab  es  ein  aus  den  ,Enkelzweigen'  des 
Loosbaumes  des  Berges  Jii-si  in  Tsuzi-ma  verfertigte  japanische  Laute.  Dieselbe  ver- 
wandelte sich  im  Traume  in  ein  Mädchen  und  legte  ihre  Wünsche  dar.  Ueberdiess 
sagte  sie  ein  Gedicht  her.  Es  war  nämlich,  als  ob  der  ßeichsminister  O-o-tomo  auch  ein 
Gedicht  als  Antwort  dazu  hersagte.  Als  er  jetzt  sah,  dass  dieses  Mädchen  sich  freute, 
erwachte  er  aus  dem  Traume.  Es  ist  zu  ersehen,  dass  er  später  diese  japanische  Laute 
am  siebenten  Tage  des  zehnten  Monates  des  ersten  Jahres  des  Zeitraumes  Ten-fei 
(729  n.  Chr.)  durch  einen  Abgesandten  überreichen  Hess.  Es  ist  als  eine  Sache  aus  der 
Zeit,  in  welcher  der  Reichsminister  Fudzi-wara,  der  grosse  Anführer  der  mittleren  Leib- 
wache, lebte,  zu  ersehen'. 

Jamato-damasi-i.  ,Ein  japanischer  Geist'.  Waga  kuni-ni  umare-si  kami  kokoro  nari. 
,Hat  den  Sinn:    ein  in  unserem  Reiche  geborener  Gott'. 

Jamafa.  Jarno  nari.  Koi-no  jamb-to-mo.  ,Ist  >mo,  erkranken.  Bedeutet  auch:  aus 
Liebe  erkranken'.     Verse: 

Kaka  bakari  koi-no  jamafu-ica  omo-kere-do  me-ni  kake-sasete  awanu  kimi  kana. 

,Em  solches  Erkranken  aus  Liebe,  obgleich  es  schwer  ist,  o  der  vor  das  Auge  nicht 
bringen  lässt,  nicht  zusammentrifft,   der  Gebieter!' 

Jabu-si-wakann.  Mei-zitsü-no  fikarl  itaranu  tokoro-mo  naki-wo  iü.  , Bezeichnet,  dass  es 
keinen  Ort  gibt,  wohin  das  Licht  der  glänzenden  Sonne  niclit  dringt'.  Die  ursprüngliche 
Bedeutung  dieses  Ausdrucks  wird  nicht  angegeben.  Dieselbe  ist  offenbar:  .das  Dickicht 
nicht  unterscheiden',  was  auch  aus  der  Erklärung  des  folgenden  Wortes  jabu-si  hervor- 
geht.   Waku  ist  für  icakeru  .unterscheiden'  in  der  alten  Sprache  beobachtet  worden.  Verse: 

Donksclirifton  der  pliil.-hist.  Cl.  XSIIl.  Bd.  15 


350  Pfizmaiee. 

Fi-no  fikari  jahu-si-ioakane-ba  iso-no  kami  furi-ni-si  sato-mo  fana  saki-ni-keri. 

,Als  das  Licht  der  Sonne  keine  Dunkelheit  kannte,  sind  in  Iso-no  kami,  dem  Dorfe, 
wo  es  vorüberging,  auch  die  Blumen  erblüht'. 

Kcmo  uta-iva  jo-no  nozomi  kanaivade  mija-tsükaje-mo  sede  iso-no  kami-to  iu  tokuro-ni 
ari-keru-wo  niwaka-ni  tsükasa  tamai-taru  jorokobi-ni  jonieru  uta  nari.  ,Dieses  Gedicht  ver- 
fasste  der  Dichter  in  der  Freude  darüber,  dass  ihm,  während  er  seine  Hoffnungen  nicht 
erfüllt  sah,  in  dem  Palaste  nicht  diente  und  an  einem  Orte  Namens  Iso-no  kami  sich 
befand,  plötzlich  das  Amt  eines  Vorstehers  verliehen  wurde'. 

Jabu-si.  Mono-no  sigaki  kage  nari.  Si-iva  soje-taru  nari.  Tadasi  ^  jabu-ni-iva  arazn. 
,Ist  der  dichte  Schatten  eines  Gegenstandes.  8i  ist  hinzugefügt  worden.  Es  ist  aber  nicht 
jabu,  Dickicht'. 

Ja-fune-kogih.  ,Ein  Pfeilschiff  rudern'.  Faja-fune-ioo  kogi-juku  nari.  ,Bedeutet:  ein 
schnelles  Schiff  rudern'. 

Jasasi-ki.  Sfr  |Ä  tu  kaki-fe  zin-zib-naru  koko7'o  nari.  Mata  fadzükasi-ki  kokoro-ni  jo- 
meri.  Jasasi-mi-to  iü-mo  fadzükasi-ki  nari.  ,Wird  ke-fu  (wie  oben)  geschrieben  und  hat  den 
Sinn  von  zin-zib  , gewöhnlich,  gemein'  auch  ,sanft'.  Man  liest  es  auch  in  dem  Sinne  von 
,verschämt'.     Auch  jasasi-mi  bedeutet  ,verschämt'. 

Jasa-kami.     Jasem  koto  nari.     ,Ist  so  viel  als  jaseru,  abgezehrt  sein'. 

Jasasi-bamu.  Famu-wa  megumu ' kokoro  nari.  .^Famu  (sonst  , essen')  stellt  in  dem  Sinne 
von  megumu.,  gütig  sein'.  Keine  weitere  Erklärung.  Hat  augenscheinlich  die  Bedeutung: 
sanft  und  gütig  sein.     Mit  dem  obigen  jasasi-ki  zusammengesetzt. 

öJ^  i)*ie'''  Jaki-sime.  ,Das  Zusammengebrannte'.  Mimna-no  o-kami-wo  kiri-fasami-te 
sono  amari-wo  jaki-te  ta-ni  tatsürit,  nari.  Sono  ka-wo  kagi-te  sika-no  jama-da-ico  arasanu 
nari.  ,Hat  die  Bedeutung:  Man  beschneidet  das  Schweifhaar  des  Pferdes,  brennt  das 
Ueberflüssigc  und  stellt  es  auf  die  Aecker.  Wenn  der  Hirsch  den  Geruch  davon  spürt, 
verwüstet  er  nicht  die  Gebirgsäcker'.    Verse : 

Asü-jori-wa  jaki-sime-taten  wo-jama-da-no  waga  waza  naje-wo  sika-mo  koso  fame. 

,Von  morgen  an  möge  mein  Eigenthum,  die  Sprossen  des  Ackers  des  kleinen  Berges, 
wo  das  Zusammengebrannte  man  aufstellen  wird,  der  Hirsch  nur  verzehren'. 

Jaiui-no  idsütsü.  ,Die  Wirklichkeit  der  Finsterniss'.  Jume-ni  saje  otori-taru  nari.  Mata 
jume-no  sadaka-naru  sama-naru  kokoro  nari.  Mata  iitsütsü-nagara  jume-no  sama-naru  koto- 
to-mo  ijeri.  ,Bedeutet:  schlechter  sogar  als  ein  Traum.  Ferner  steht  es  in  dem  Sinne, 
dass  ein  Traum  wahr  ist.  Ferner  bedeutet  utsütsü-nagara  ,im  Zustande  der  Wirklichkeit' 
so  viel  als  , traumartig  sein'.    Verse : 

U-ba-tama-no  jami-no  utsütsü-wa  sadaka-naru  jume-ni  iku-ra-m.o  masarazari-keri. 

,Der  Eabenflügel  Edelsteinfinsterniss,  ihre  Wirklichkeit,  um  vieles  besser  als  der 
wahre  Traum  ist  sie  nicht  gewesen'. 

Jami-no  nisiki.  ,Der  Brocat  der  Finsterniss'.  Joru-no  nisiki-ni  onazi.  Jo-ni  tsiü-sü.  ,Ist 
mit  joru-no  nisiki  ,der  Brocat  der  Nacht'  gleichbedeutend.    Wird  bei  jo  erklärt'. 

Jamome-karasü.  ,Der  Wittwenrabe'.  ^^  ^  to  kaku.  Karasü-wa  fii-fu-wo  kajenu 
mono  nari.  ,Wird  jamome-karasü  (wie  oben)  geschrieben.  Der  Rabe  ist  ein  Wesen,  das 
den  Mann  und  das  Weib  nicht  wechselt'. 

Jasüme-dokoro.  ,Der  Ort,  wo  man  ruhen  lässt.  üta-no  naka-no  go-mo-zi-wo  iü  nari. 
Arui-wa  fatsü  go-mo-zi  nari-to  ijeri.  »Bedeutet  die  fünf  Schriftzeichen  in  der  Mitte  des 
Gedichtes.     Einige  sagen,  es  seien  die  ersten  fünf  Sclu-iftzeichen'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Spkache.  351 

Jasicraje-wa  Ajr  jasümu  kokoro  oiari.  Kumo-ni  jasnraje  fototogisü  nado-to  jomeri.  ,Jasn- 
raje  (von  jasüru  ,iimherwandeln'  abgeleitet)  liat  den  Sinn  von  jasümu,  ruhen.  Man  liest: 
,der  in  den  Wolken  ruhende  Kuckuk  und  anderes'. 

Jasü-ke-naki  mi.  Jasit-karanu  vii-nari.  , Bedeutet  jasü-karanu  mi,  ein  unruhiger  oder 
unsicherer  Leib'. 

Jasüku-ni.  ,In  sicherem  Zustande'.  Kuni  wosamari-te  an-zeii-naru  nari.  , Bedeutet,  dass 
das  ßeich  geordnet  und  ruhig  und  sicher  ist'. 

Jasü-ken.  ,Es  wird  sicher  gewesen  sein'.  Tada  jasüki  nari.  , Bedeutet  bloss  jasüki, 
sicher'. 

Jasä-no  tmtari.  ,üie  sichere  Ueberfahrt'.  Wbmi-no  mei-sio  nari.  Mata  ama-no  kawa- 
wo-mo  iü.  Arui-iva  ten-sed-tai-zin  sümase-tamo  fokoro-to  aru.  ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  AVomi. 
Ferner  bedeutet  es  den  Himmelsfluss.  Nach  Einigen  ist  es  der  Ort,  wo  die  den  Himmel 
erleuchtende  grosse  Gottheit  wohnt'. 

Jasü-no  tsi-mata.  ,Ein  sicherer  Feldweg'.  Mitsi-juki-hifo  nado  o-oki  nari.  ,Bedeutet, 
dass  es  viele  wandelnde  und  andere  Menschen  gibt'. 

Classe  Ma. 

Ma-ite.     Masi-te  nari.     , Bedeutet  masi-te.^  zunehmend'. 

Mai-kon.  Man-jeö-ni  are-wa  mai-kon  tosi-no  wo  nagaku-to  'jomi-tari.  Ma-iri-kon-to-mo 
kokoro  je-besi.  Mata-iva  meguri-kon  nari.  Ma-u-kon-to  iü-iva  ma-iri-kon  nari.  ,In  dem  Man-jed 
liest  man  are-ioa  mai-kon  tosi-no  wo  nagaku  ,die  Schnur  der  Jahre,  in  denen  man  kommen 
wird,  ist  lang.  Es  kann  den  Sinn  von  ma-iri-kon  ,in  die  Vei'sammlung  kommen  werden' 
erhalten.  Es  bedeutet  auch  meguri-kon,  herumgehen  und  kommen  werden.  Das  Wort 
ma-iL-kon  hat  die  Bedeutung  von  ma-iri-kon,  in  die   Versammlung  kommen  werden'. 

Maro.  -j^  Maro-wa  inisije  nan-nio-to-mo  tsü-site  siö-seri.  Mata  ko-zin-no  na-ni  S  J^^ 
ma-ro-no  ni-zi-wo  motsi-i-tarn  koto  ari.  Mata  uje-ni  mo-zi  kuwajete  ^  >^  ka-maro  -h  "ffl* 
ka-maro-to  ijeru  koto  ari.  Koko-ni  ijeru-wa  tada  mi-dzükara  siö-site  maro-tu  ijeri  loonore 
nado  iu-ga  gotosi.  ,Maro  hiessen  ehemals  sowohl  Männer  als  Weiber.  Auch  wurden  für 
die  Namen  der  ehemaligen  Menschen  die  zwei  Schriftzeichen  ma-ro  (wie  oben)  gebraucht. 
Ferner  setzte  man  oben  ein  Schriftzeichen  hinzu  und  sagte  ka-maro  (wie  oben  zweimal). 
Hier  nannte  man  nur  sich  selbst,  indem  man  maro  sagte.  Es  ist  wie  wonore  ,selbst'  und 
ähnliche  Ausdrücke. 

Maro-kasira.     ,Rundhaupt'.     Fo-si-wo  iü.     ,Bezeichnet  einen  Bonzenvorsteher'. 

Ma-fo.  ,Das  richtige  Segel'.  Sugu-naru  kokoro  nari.  Fune-no  ma-fo-to  iü-tva  ziü-bun-ni 
naru-wo  in  nari.  Fito-no  ma-fo-ni-mo  mijenu-to  iu-tva  uruwasi-ku  sawa-saica  mijenu 
nari.  |^  ^  Ma-fo-to  hakari-wa  sib-ziki-naru  tei  nari.  ,Hat  den  Sinn  des  Geraden.  Fune-no 
ma-fo  ,das  richtige  Segel  des  Schiffes'  bezeichnet,  dass  das  Segel  ganz  voll  ist.  Fito-no 
ma-fo-ni-mo  mijenu  ,in  dem  richtigen  Segel  der  Menschen  nicht  gesehen  werden'  be- 
deutet: etwas  Schönes,  das  nicht  oft  gesehen  wird.  Ma-fo  uIIcmu  bedeutet  das  Aussehen 
des  Richtigen  und  Geraden'. 

Maborosi.  ^  to  kaku.  San-gi  ari.  Fitotsü-ni-ica  ^y  utsütsü-wu  iü.  Futa-tsü-ni-wa 
jame-utsütsü-wo  iü.  Mi-tsü-ni-wa  ^^'  ^^  ken-zia-no  ziiltsü-nite  omö  fito-no  sügata-ioo  misüru 
jö-no  koto-wo  ijeri.  ,Wird  maborosi  (wie  oben)  geschrieben.  Hat  drei  Bedeutungen.  In  der 
einen  bezeichnet  es  die  Wirklichkeit.     In    der    zweiten    bezeicluiet  es  ein  Traum^esiclit. 


45* 


352  Pfizmaiek. 

In  der  dritten  ist  es  die  Kunst  der  Zauberer  und  bezeichnet  Dinge  von  der  Art  wie 
das  Zeigen  der  Gestalt  der  Menschen,  an  die  man  denkt'. 

Ma-dowo.  ,Von  Zwischenräumen  fern'.  *ä  f^  to  kaku.  Ma-dowo-koromo-wa  süki-ma- 
katsi-ni  ara-ara-siku  wori-taru  korumo  nari.  Mata  ma-dzikaki-wa  ^  ^  ma-dzikaki  nari. 
,"Wird  ma-dowo  (wie  oben)  geschrieben.  Ma-dowo-koromo  (ein  Kleid,  bei  welchem  die 
Zwischenräume  fern  sind)  ist  ein  Kleid,  das  mit  weit  aus  einanderstehenden  Zwischen- 
räumen und  grob  gewebt  ist.  Auch  ma-dzikaki  bedeutet :  ,von  Zwischenräumen  nahe'  (wo 
die  Zwischenräume  nahe  bei  einander  stehen). 

jg  HJ  Mato-wi.  ,Bei  dem  Kunden  verweilen'.  Tsüki-ni-mo  fana-ni-mo  kosori-te  atsü- 
mari-wiru  nari.  Mata  M«:  Ö^J]  mato-wi-wa  jumi-no  koto  nari.  , Bedeutet  die  Versamm- 
lung Aller  bei  dem  Monde  und  den  Blumen.  Ferner  ist  mato-wi  (bei  dem  Ziele  ver- 
weilen, wie  oben),  so  viel  als  der  Bogen^ 

Mado-no  utsi.  ,Innerhalb  des  Fensters'.  Imada  ka-sezaru  onna  nari.  ,Ist  ein  noch 
nicht  verheirathetes  Weib'. 

Ma-tori.  ,üer  wahre  Vogel',    ü-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  u,  Wasserrabe'. 

Matsi-kin-datsi.  ,Die  Fürsten  der  Strasse'.  ^^  ^g  gun-kib-to  kaku.  -qP  ^  Jt  ^^'*- 
tatsi-me-ivo  iü  nari.  ,Wird  gun-kiu  (sämmtliche  ßeichsminister,  wie  oben)  geschrieben. 
Bezeichnet  die  Abtheilung  der  oberen  Verkehrenden'. 

Matsi.  ,üie  Strasse',  jdi  to  kaku.  Futa-tsü-no  matsi-wa  to-kü-ho  nari.  ,Wird  ho  (wie 
oben)  geschrieben.  Fida-tm-no  matsi  (die  zwei  Strassen)  bezeichnet  die  Strassen  des  öst- 
lichen Palastes'. 

Maga  koto.  ,Ein  krummes  Wort'.  Makoto-naranu  kotoba  nari.  Sakasama-kofo-wa  sora- 
koto  nari.  , Bedeutet  ein  unwahres  Wort'.  Sakasama-koto  ,ein  verkehrtes  Wort'  bedeutet 
sora-koto.1  eine  falsche  Rede'. 

Ma-gane-fukii,  ki-bi-no  naka-jama.  ,Der  mittlere  Berg  von  Kibi,  wo  man  das  wahre 
Eisen  bläst'.  Bittsiü-no  kuni  kibi-no  naka-jama-nite  tetsü-wo  wakasü  nari.  Sore-wo  fuku-to 
ijeri.  ,Auf  dem  mittleren  Berge  von  Kibi  in  dem  Reiche  Bittsiü  siedet  man  Eisen.  Dieses 
nennt  man  fuhi,  blasen'.     Verse  : 

Ma-gane-fuku  ki-bi-no  naka-jama  obi-ni  seru  foso-tani-gawa-no  oto-no  sajakesa. 

,Die  Klarheit  des  Tones  des  von  dem  mittleren  Berge  von  Kibi,  wo  man  das  wahre 
Eisen  bläst,  zum  Gürtel  gemachten  Flusses  des  dünnen  Thaies'. 

Obi-ni  seru  foso-tani-gawa-to-wa  tani-gawa-no  jama-no  kosi-wo  megureru-wo  obi-ni  tato- 
jete  ijeri.  Ted-ka  obi-ni  ni-taru-io  ijertt  ktt-no  rui  nari.  ,Mit  den  Worten  ,der  zum  Gürtel 
gemachte  Fluss  des  dünnen  Thaies'  wird  der  Thalfluss,  der  sich  um  die  Lenden  des 
Berges  zieht,  mit  einem  Gürtel  verglichen.  Es  ist  von  der  Art  wie  in  dem  Abschnitte, 
der  sagt,  dass  der  lange  Fluss  einem  Gürtel  ähnlich  ist'.    Verse: 

Uguisü-no  naku-ni  tsügete-ja  ma-gane  fiiktt,  ki-bi-no  jama-bito  faru-wo  siru-ran. 

,Indem  die  Nachtigall  singend  es  meldet,  wird  der  Mensch  des  Berges  von  Kibi, 
wo  man  das  wahre  Eisen  bläst,   den  Frühling  erkennen'. 

Ma-kaze.     ,Der  wahre  Wind'.     Oite-no  kaze  nari.    ,Ist  der  Wind  der  Verfolger'. 

Ma-tataku.  ,Mit  den  Augen  nicken'.  Tomosi-bi-no  kijen-to  site  fikameku-XDO  iü.  ^  to 
kaku.  ,Bedeutet  das  Flackern  des  Lichtes,  wenn  es  verlöschen  will.  Wird  ma-tataku  (wie 
oben)  geschrieben'. 

Mata-ken.  Man-jeö-ni-wa  ^  ^  to  kaku.  Inotsi  mata-ken  nado~to  jomeri,  Sasi-atari-te 
iü  kotoba  nari.  ,In  dem  Man-jeö  wird  mattaku  ke  (wie  oben)  geschrieben.  Man  liest  inotsi 


Die  poetischen  Ausdkücke  der  japanischen  Sprache.  353 

mata-ken  ,das  Leben  wird  ganz  gewesen  sein'   und  Aehnliclies.  Es  ist  ein  AVort,  welches 
die  Sache  scharf  und  zutreffend  bezeichnet'. 

Madaki.  Fajaki  nari.  Mata  madasi-ki^to  in  kokoro-ni-mo  ijeri.  , Bedeutet:  frühe.  "Wohl 
auch  in  dem  Sinne  des  Wortes  madasi-ki,  was  noch  immer  ist'.' 

Mata  ^^  ne.  ^|J  Waki-te  mata  nerv,  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  waki-te  mata  nern, 
absichtlich  noch  schlafen'. 

Mare-mare-no  fara-kara.  ,Seltene  leibliche  Brüder'.  0-oku-mo  naki  keö-dai-to  iü  koto 
nari.     , Bezeichnet  Brüder,  wie  es  deren  nicht  viele  gibt'. 

Ma-sode.  ,Der  wahre  Aermel',  |^  ^  to  kaku..  Onna-no  sode  nari.  Issetsü-ni  tada 
utsukusi-ki  sode-to  fome-taru  nari.  Ma-ica  ^  ma-nite  f< miete  soje-taru  nari.  Ärui-ica  moro- 
sode  nari-to  ijeri.  ,Wird  ma-sode  (wie  oben)  geschrieben.  Ist  der  Aermel  des  Weibes.  Nach 
einer  Erklärung  wird  bloss  gepriesen,  dass  es  ein  schöner  Aermel  ist.  Ma  ist  wahr  (wie 
oben)  imd  ist  lobpreisend  hinzugefügt  worden.  Einige  sagen,  es  bedeute  beide  Aermel'. 

Verschiedene  Namen  für  matsü,  Fichte : 

M-''  W:^  toki-wa.  In  den  hier  gesetzten  Zeichen:  ßeichliche  Freude.  Die  eigentliche 
Bedeutung:    '^    J^   toki-wa,  die  beständigen  Blätter. 

1^3    ^+    -|- 1-    To-tsi-jo-gusa.     ,Die  Pflanze  der  zehntausend  Zeitalter'. 

Okina-gusa.     ,Die  Greisenpflanze'. 

Mijako-gusa.     ,Die  Pflanze  der  Hauptstadt'. 

Koto-ßki-gusa.     ,Die  harfenspielende  Pflanze'. 

Me-samasi-gusa.     ,Die  mit  dem  Auge  erwachende  Pflanze'.    Averse: 

Jomo-sügara  koto-fiki-gn.sa-ni  wotu-sü  nari  akasi-no  ura-no  joru-he  fuku  kaze. 

,Die  ganze  Nacht  hindurch  in  der  harfenspielenden  Pflanze  gibt  einen  Ton  von 
sich  der  in  der  Bucht  von  Akasi  zur  Nachtzeit  wehende  Wind'. 

Matsü-no  Sita  momidzi.  ,I)er  Ahorn  unter  der  Fichte'.  Matsh-mo  sita-ha-wa  akaku  naru 
nari.     ,Bedeutet,  dass  auch  bei  der  Fichte  die  unteren  Blätter  roth  werden'. 

Matsü-ga  ura  sima.  ,Die  Insel  der  Fichtenbucht'.  Ö-siti-no  mei-sio  nari.  Matsü-sima- 
to-mo  iü.    ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  0-siü.   Man  sagt  auch  matsü-sima  (die  Fichteninsel)'. 

Matsü-kaze-no  ame.  ,Der  Regen  des  Fichtenwindes'.  Matsü-kaze-no  oto-wo  ame-ni  kiki- 
nasü  nari.  ,Bedeutet:  den  Ton  des  Windes  in  den  Fichten  nach  dem  Gehör  für  das 
Geräusch  des  Regens  halten'. 

Matsü-no  fa-wo  ^^  süku.  ,Die  Blätter  der  Fichte  gerne  essen'.  Sen-nin-wa  matsn-no 
fa  mata-toa  kasümi  nado-wo  kuru  nari.  ,Bedeutet,  dass  die  Unsterblichen  die  Blätter  der 
Fichten  oder  den  rothen  Wolkendunst  und  ähnliche  Dinge  verzehren'. 

Matsü-kaze-no  nami.  ,üie  Wellen  des  Fichtenwindes'.  ^  j^  ,S6-t6  tote  matsii  fuku 
kaze-u-o  nami-ni  tagujete  kiku  nari.  ,Heisst  su-tö  (Fichtenwellen,  wie  oben)  und  bedeutet: 
den  Wind  in  den  Fichten  hören,  als  ob  es  Wellen  wären'.     Verse: 

Aki-kaze-no  fuki-siku  matsü-wa  jama-nagara  nami-tatsi-wataru  ko-e-zo  kikojuru. 

,Der  Herbstwind  weht  weit  umher,  die  Fichten,  wenn  auch  auf  den  Bergen,  lassen 
hören   den  Ton   des  Steigens  und  des  Herüberdringens  der  Wellen'. 

rif  ^  Matsüra-  ^  ^  sa-jo-ßiue  ßre-funi  jama-no  koto.  ,Die  Sache  des  Berges,  auf 
welcliem  die  vornehme  Tochter  Sa-jo  von  Matsura  das  Halstuch  bewegte'.  Issetsü-ni  fire- 

,^  '    Das    in    «lieser   Erklärung    geI>rauclito    Wort    madani-ki    kunimt    sonst   nirgends    vor.      In    dem    Sio-gen-zi-ko    findet    sich 
^fcS'    madaxi,  aber  ohne  Erklärung. 


QC^  PnZMÄlEK. 

furu-to-wa  i-seo-wo  fiki-tsükuroi-te  kittu  si-tani  koto  nari.     Man-jeö  ku-kuan-ni.     ,Nach  einer 
Erklärung  ist  fire-furu   (das  Halstuch  bewegen)  so  viel  als  an  den  Kleidern  zielien  und 
sie  sorgfältig  richten.     In  dem  neunten  Capitel-  des  Man-jeö  heisst  es  :'    Verse : 
Towo-tsü-hito  matsüra-sa-jo-fime  tsüma-goi-ni  fire  furi-si-jori  ojeru  jama-nu  na. 

Der    ferne    Mensch,    die    vornehme  Tochter   Sa-jo    von   Matsura,    in    Liebe    zu    dem 
Gatten  da  sie  das  Halstuch  bewegte,  davon  trägt  der  Berg  den  Namen'. 

Kore-wa  kin-mei  ten-wb-no  mi-toki  o-o-tomo-no  sa-de-fiko-to  iufito  ken-to-si-nite  morokusi-ni 
watari-keru  toki  sono  tsüma  sa-jo-fime  na-gori-wo  osimi-te  matsura-jamu-ni  nobori  kinu-nu 
ßre-ivo  fiori  sono  fune-wo  7}ianeki-si-ni  jori-te  sore-jorl  sono  jama-wo  fii^e-furu-javia-to  nadzüke- 
fanberi.  So7io  koto-wo  jama-no  uje  okic-ra-ga  jomerib  nari.  Notsi-no  fito-no  tsüi-ka-no  uta 
man-jeö-siü-ni  amata  ari.  Matsüra-jama-wa  fi-zen-no  mei-sio  nari.  ,Dieses  bedeutet:  Zu  den 
Zeiten  des  Kaisers  Kin-mei  schiffte  sich  ein  Mann  Namens  O-o-tomo-no  Sa-de-fiko  als 
Gesandter  nach  China  ein.  Seine  Gattin,  die  vornehme  Tochter  Sa-jo  bedauerte  den 
Scheidenden.  Sie  stieg  auf  den  Berg  Matsiu-a,  bewegte  den  Zix^fel  eines  Tuches  und 
winkte  dem  Schiffe  zu.  Seitdem  nannte  man  diesen  Berg  fire-furu  jama  ,den  Berg,  auf 
welchem  man  das  Halstuch  bewegte'.  Diesen  Gegenstand  besang  Jama-no  uje  Oku-ra. 
Die  nachträglich  hinzugegebenen  Gedichte  späterer  Menschen  sind  in  der  Sammlung 
Man-jeö  in  Menge  vorhanden.  Matshra-jama  ,der  Berg  der  Fichtenbucht'  ist  ein  berühmter 
Ort  in  Fi-zen. 

Matsüra-gaiva  aju-tsüru  icotome-no  koto.  ,Die  Sache  des  nach  dem  AVeissfisch  angelnden 
Mädchens  des  Flusses  Matsura'.  Man-jeo-siü  go-kuan-ni  jama-uje-no  oku-ra-to  iüfito  matsüra- 
tama-sima-gawa-ni  asobasi-ni  aju-tsunt  ama-ivotome-go-wo  mini-ni  ^  1^  kua-jo  naraU-naku 
janagi-no  maju  kobi-ivo  nasü.  Tare-ga  ije-no  ko-zo-to  ije-do  taslka-ni  iwazari-si-ka-ba  uta- 
jomi-te  tsükawasi-keru.  ,Nach  dem  fünften  Capitel  der  Sammlung  Man-jeö  lustwandelte  ein 
Mensch  Namens  Jama  uje-no  Oku-ra  an  dem  Flusse  von  Matsura-tama-sima  und  sah  da- 
selbst ein  Fischermädchen,  das  nach  dem  Weissfisch  angelte.  Von  blühendem  Aussehen 
ohne  Gleichen  bewerkstelligte  sie  die  Einschmeichelung  der  Weidenaugenbrauen.  Da  sie 
zwar  sagte,  dass  sie  die  Tochter  irgend  eines  Hauses  sei,  aber  dieses  nicht  mit  Bestimmt- 
heit sagte,  verfertigte    er  ein  Gedicht  und  übersandte  es  ihr'.     Verse: 

Amri-süru  ama-no  ko-domo-to  fito-tva  ije-do  miru-ni  sirabenu  soma-bito-no  ko-wo. 

,Ein  Kind  des  nahrungsuchenden  Fischers  dass  sie  ist,  obgleich  die  Menschen  sagen, 
wenn  man  sie  sieht,  stimmt  sie  nicht  zu  den  Söhnen  der  holzfällenden  Menschen'.  (Oku-ra.) 

Taina-sima-no    kono    kaiva-kami-ni    ije-wa    are-do    kind-wo   jasasi-mi    araioasazü    ari-ki. 

,In  Tama-sima,    an   dieses  Flusses  Seite,    obgleich    mein  Haus    sich    befindet,    gegen 
den  Gebieter  freundlich,  gab  ich  es  nicht  kund'.     (Das  Fischermädchen.) 

Matsüra-gawa  kawor-no  se  fikari  ajn-tsüru-to  taraseru  imo-ga  mo-no  süso  nure-nu. 

,Von  dem  Flusse  von  Matsura  die  Stromschnelle  des  Flusses  erglänzt  bei  dem  Angeln 
des  Weissfisches,    der  Saum  des    herabgelassenen  Kleides  der  Schwester    ist   befeuchtet'. 

(Oku-ra.) 

Matsüra-gaii-a    nana-se-no  jodo-nl   jodomu-to-ino    ware-wa   jodoinazü    kimi-wo    si-viatan. 

,Der  Fluss  von  Matsura  in  dem  Wirbel  der  sieben  Stromschnellen    stillstehen    mag. 
Ich,  nicht  stillstehend,   werde  den  Gebieter  erwarten'.     (Das  Fischermädchen.) 

Nachträglich  hinzugegeben : 

Matsüra-gawa   kaiva-no    se  fajami  karenaici-no   ^   mo-no  süso  nurete  aju-ko  kuma-ran. 


I 

I 


Die  poetischen  Ausdrücke  her  japanischen  Sprache.  355 

,Von  dem  Flusse  von  Matsura  die  Stromschnelle  des  Flusses  eilt  rasch  dahin.  Des 
saffrangelben    Kleides    Schleppe,     befeuchtet    werdend,    mag    den    Weissfisch    schöpfen'. 

Kimi-iüo   motsH   matshra-no    ura-no   wotome-ra-wo,    toko-jo-no    kuni-no    ama-wotome-kamo. 

,l)ie  den  Gebieter  erwarten,  die  Mädchen  von  Matsura's  Bucht  sind  die  Fischer- 
mädchen  des  Reiches  der  beständigen  Alter'. 

Matsüra-no  seki-to  iü  tokoro  ari.  Kore-wa  mukasi  matsüra-sa-jo-hime  snmi-kerio  tokoro-no 
mto-n<)  Tia-ni  site  seki-fokorn-ni  arazh.  Iina-ni  matsüra-no  seki-to  in  sato  ari.  Matsüra-ni 
seki-wo  tsnkern  köre  nnri.  Seki-no  safo-to-mo  sü-hesi.  Matsüra-himc-no  nta-ni.  ,Es  gibt  einen 
Ort  Namens  matsnra-no  seki,  der  Grenzpass  von  Matsura.  Dieses  ist  der  Name  des  Dorfes, 
in  welchem  einst  Sa-jo-bime  wohnte.  Es  ist  kein  versperrter  Ort.  Gegenwärtig  gibt  es  ein 
Dorf  Namens  Matsura-no  seki.  Man  fügt  dabei  zu  matsura  das  Wort  seki.  Es  kann  auch 
seki-no  sato  ,das  Dorf  des  Grenzpasses'  sein.  Tn  dem  Gedichte  auf  Matsura-bime  (die  oben 
erwähnte  vornehme  Tochter  von  Matsura)  heisst  es :'     Verse : 

Morokosi-no  fune-tvo-mo  tomezn  ika-naran  matsüra-no  seki-no  jama-cjawa-no  midzü. 

,Auch  das  chinesische  Schilf,  sie  hält  es  nicht  auf.  Wie  wird  es  sein  bei  dem  Wasser 
des  Bergflusses  des  Grenzpasses  von  Matsura?' 

Matsincare.  ,Umschlungen'.  Nare-mntsübu-tco  iü  nari.  , Bedeutet:  gewöhnt  und  vci- 
bunden  sein'.     Verse: 

Joso-ni  mite  kajeran  fito-ni  fudzi-no  fana  fai-viatsüware-jo  jed,a-ioa  toore-domo. 

,An  den  Menschen,  den  ich  auswärts  gesehen  und  zu  dem  ich  zurückkehren  werde, 
o  Blüthe  der  Färberröthe,  Icriechend  schlinge  dich,  ob  die  Zweige  auch  brechen'. 

Matsüri-gotsi-siru.  Matstiri-goto-ico  siru-to  iü  nari.  Kotsi-iüa  koto-ni  onazi.  Mata  matsüri- 
goto-bito-tvo  iß^  ^  '"  ^''^'"'  ^<^^'^^>-  , Bezeichnet  so  viel  als  matsüri-goto-ico  siru,  die  Regierung 
führen.  Kotsi  ist  mit  koto  , Sache'  gleichbedeutend.  Auch  matsnri-goto-bito  ,ein  Mensch  der 
Regierung'  wurde  siü-sei  (der  Regierung  vorstehend,  wie  oben)  geschrieben'. 

Ma-tsütsi-gata .  "fc"  +  Ml  ^o  kaku.  Mei-do-ico  iü  nari.  ,Wird  ma-fsütsi-gata,  die  Seite 
der  wahren  Ei'de,  (wie  oben)  geschrieben.     Bezeichnet  die  Unterwelt'. 

Ma-naku  toki-naku.  ,Ohne  Zwischenraum,  ohne  Zeit'.  Fima-no  naki  koto  nari.  ,Ist  so 
viel  als  fima-no  nasi,  keine  Zeit  haben'. 

Man-zü-rakit,  mi-kutsi-zusami-tnmafu,.  ,Die  Freude  von  zehntausend  Frühlingen  mit 
dem  Munde  rufen'.  ^  ^  ^ffi  man-zü-rahi-wa  sühete  fatsi-ku-no  si  nari.  Sore-ico  kan- 
on-ni  utai-te  ku-goto-no  atcai-ni  man-zn^raku-to  tonajeru  nari.  ,Man-zü-raku  (die  Freude  von 
zehntausend  Frühlingen)  sind  alle  (chinesischen)  Gedichte  mit  acht  Abschnitten.  Man 
singt  diese  mit  den  Lauten  von  Han  und  ruft  bei  den  Zwischenräumen  jedes  Ab- 
schnittes :  man-zü-rahi^  die  Freude  von  zehntausend  Frühlingen !' 

Ma-uto.  k  ^  to  kaku.  Makoto-no  fito  nari.  Fito-wo  siö-site  iü.  Kimi-to  iü  koto- 
ni^mo  motsijii.  ,Wird  ma-uto  (wahrer  Mensch,  wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet  einen  wirk- 
liclien  Menschen  und  bezeichnet  lobpreisend  einen  Menschen.  Es  wird  aucli  zm-  Be- 
zeichnung des  Gebieters  gebraucht'. 

Ma-usi-hi,mi .  ,Eine  meldende  Sclirift'.  jß^  (5^  fo  kaku.  Mi-kado-je  tatR-iiiatsij,reru.  fumi 
nari.     ,Wird    dzin-so    (wie    oben)  gescliriobcn.     Ist  eine  dem  Kaiser  überreichte  Schrift'. 

Ma-hmaki.  Me-kuhase  nado  süru  koto  nari.  I-se  mono-gatari-no  me-kubase-no  uta-7io 
kokoro  nari.  Issetsü-ni  ma-kunaki-tsükuru-to-wa  karo-garo-siku  tei-wo  tsükuru  nari.  ^  Iri- 
ma-k>maki-to-wa  musi-no  na  nari.  Kono  musi  fai-no  gotoku  firameki-tobu,  mu,si  nari.  ,Ist  so 
viel  als  me-kubase-süru  ,das  Auge    auf   etwas    richten'    und    ähnliche  {süru  am   Ende  ent- 


35  G  Pfizmaier. 

haltende)  Ausdrücke.  Es  steht  im  Sinne  des  in  der  Geschichte  von  Ise  vorkommenden 
me-kubase-no  uta  ,ein  Gedicht,  in  welchem  man  auf  etwas  die  Augen  richtet'.  Nach  einer 
Erklärung  hat  ma-kunaki-tsiikuru  die  Bedeutung :  eine  verächtliche  Geberde  machen.  Iri- 
via-kunaki  ist  der  Name  eines  Insekts.  Es  ist  ein  Insekt,  das  schwirrend  wie  eine  Fliege 
fliegt'. 

Makuri-  ^  de.  Sode  makuru  nari.  Sode-maku-to-mo  sode-maki-fosü-to-mo  jomeri.  Kore-ica 
nure-taru-wo  fosü  nari.  Makuri-de-wa  tsüne-ni  iu  ude-makiiri  naru-besi.  ,  Bedeutet :  den 
Aermel  aufstreifen.  Man  liest  auch  sode-maku  ,den  Aermel  aufrollen'  imd  sode-maki-fosü 
,den  Aermel  aufrollen  und  trocknen.  Das  letztere  bedeutet :  ihn,  wenn  er  feucht  ge- 
worden, trocknen.  Makuri-de  ,die  aufgerollte  Hand'  kann  das  gewöhnliche  ude-makuri 
(das  Aufrollen,  das  Aufstreifen  des  Aermels)  sein'. 

Makura-goto.  ,Die  Polstersache'.  Äke-kure  makura-no  be-ni  lüoku  sb-si-ivo  iü.  ,Heisst 
das  Pflanzenpapier,  das  man  am  Morgen  und  am  Abend  neben  das  Polster  legt'. 

Makura-ga-no  ko-ga-no  watari.  ,Die  Ueberfahrt  Ko-ga  von  dem  Wohlgeruche  des 
Polsters'.  Man-jeo-ni  jomeri.  Makura-ni  simi-taru  ^  ka-ica  ko-ki-mono  nari.  Sare-ba  ma- 
kura-ga-no koki-to  iü-jori  ko-ga-no  watari-to  trüdzüke-tari.  ,\Vird  in  dem  Man-jeo  gelesen. 
Der  in  das  Polster  gedrungene  Wohlgeruch  ist  ko-ki,  Wohlgeruch.  Indessen  wird  von 
dem  Worte  makura-ga-no  ko-ki  ,der  Wohlgeruch  des  Wolilgeruches  des  Polsters'  das 
Wort  ko-ga-no  watari  (die  Ueberfahrt  von  Ko-ga)  abgeleitet'. 

Makura-no  siru.  ,Das  Polster  es  weiss'.  Afu  koto-ioo  makura-jori  sirazi-to  jomeru-nari. 
,Man  liest :  die  Vereinigung  weiss  man  nicht  von  dem  Polster'. 

Makura-no  kami.  ,Der  Gott  des  Polsters'.  Mahira-ni-wa  kami-no  owasi-masü-to  nari. 
, Bedeutet,  dass  ein  Gott  in  dem  Polster  seinen  Wohnsitz  hat'. 

Ma-hiwasi-mi.  Kmcasi-ki  nari.  ^^  ^  t^  kaki-keru.  , Bedeutet  kuwasi-si,  genau,  in 
Bezug  auf  die  Einzelnheiten.     Es  wurde  i-sai  (wie  oben)  geschrieben'. 

Ma-gusa  karu.  ,Gras  mähen'.  Afuma-ni  ku  kusa  nari  Ma-gusa-karu  otoko-to-mo  tada 
kusa-karu  nari.  ,Sind  die  nährenden  Pflanzen  für  das  Pferd.  Auch  ma-gusa-karu  otoko 
,der  grasmähende  Mann'  bedeutet  bloss  kusa-karii,  Gras  mähen'. 

Ma-ja-no  amari.  ,Das  Ueberbleibsel  unter  dem  Regen'.  Noki-ba  nari.  Mala  fisasi-ivo 
iü.  Issetsü-ni  ma-ja-wa  ijasi-ki  ije  nari  ama-dare  riu-fb-je  otsüru,  nari.  ,Ist  das  Vordach. 
Ferner  bezeichnet  es  das  Wetterdach.  Nach  einer  Erklärung  ist  ma-ja  ein  gemeines  Haus, 
Der  Regen  der  Traufe  fällt  daselbst  nach  beiden  Seiten'. 

Makete.  ,Indem  etwas  besiegt  ist  oder  unterliegt.  Kakete-to  iü  kotoba  nari.  ,Ist  das 
Wort  kakete  ,indem  etwas  gebrochen  ist  oder  abgeht'.     Verse : 

Faru  makete  kari  kajeru-to-mo  aki-kaze-ni  momidzi-no  jama-wo  kojezarame-ja-wa. 

,I)er  Frühling  ist  unterlegen,  die  wilde  Gans  mag  heimziehen,  in  dem  Herbstwind 
den  Berg  der  rothen  Blätter  wird  sie  wohl  nicht  übersetzen'. 

Ma-busi.  ,Der  Hinterhalt  der  Augen'.  ^  to  kaku.  Kari-bito-no  ^  ju-gakusi-ni  siba-ivo 
sasü-wo  iü-to  nari.  Mata  ma-biisi-sasü-to-wa  ki  nado  ori-kake  iwuri-no  jb-ni  site  tori  keda- 
mono-wo  toru  koto  nari.  Arui-wa  kari-süru-ni  ki  nado  ori-kazasi-te  kakure-ioi-taru  tei  nari. 
Sika-wo  ukagb  toki-no  koto  iiari.  Matsü-o-no  nerai  satsü-o-no  nerai  onazi-koto  nari.  Siba-wo 
fusi-to  jomeri.  Fusi-dzüke-wa  yS  ^  nari.  Mata  am,  setsü-ni  kari-ni  idzüru  fune-ni  siba-wo 
sasi-te  me-wo  kakusü  koto  nari.  Fito-no  me-wo  mite  tori-no  tatsü  juje  nari.  ,Wird  i  (wie 
oben)  geschrieben.  Bezeichnet,  dass  die  Jäger  zum  Bogenversteck  Reisholz  machen.  Ferner 
hat  ma-busi-sasü  , einen  Hinterhalt  der  Augen  machen'    die  Bedeutung :    Bäume  und  der- 


Dir  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  357 

gleichen  brechen  und  aufhängen,  es  nacli  Art  einer  Plütte  zusammenstellen  und  ^  ögel 
und  wilde  Thiere  fangen.  Vielleicht  bedeutet  es:  auf  der  Jagd  Bäume  und  dergleichen 
bi-echen,  sicli  damit  beschatten  imd  versteckt  bleiben.  Es  ist  so  viel  als  die  Zeit,  wo 
man  nach  Hirschen  späht.  Matsü-o-no  nerai  ,das  Spähen  des  wartenden  Mannes',  satsü- 
u-tio  nerai  ,das  Spähen  des  Mannes  der  Ausbeute'  ist  das  Nämliche.  Man  liest  siha-wo 
fnsi^  in  dem  Reisliolz  sich  verstecken.  Ftrsi-dzüke  bedeutet  siba-dzitke  (Einweichen  von 
Reisholz,'  wie  oben).  Ferner  bedeutet  es  nach  einer  Erklärung:  Auf  dem  Schiffe,  in 
welchem  man  auf  die  Jagd  fährt,  Reisholz  aufrichten  und  die  Augen  verstecken.  Man 
tliut  dieses  desswegen,  weil  die  Vögel  auffliegen,  wenn  sie  das  Auge  des  Menschen 
sehen. 

Ma-u-kozü.  Ma-iri-    ^    kozü  nari.   ,Ist  mai-iri-kozü,  nicht  in  die  Gesellschaft  kommen'. 

Makoto-no  kotoha.  ,I)as  wahre  Wort'.  Sin-gon  nari.  Siakkio  nari.  , Bedeutet  dn-gofi,  die 
Secte  Sin-gon'  (die  Secte  des  wahren  Wortes).     Ist  buddhistische  Lehre'. 

Mate-gusi.  ,Der  Nagelmuschelspeiler'.  Ama-hito-no  siwo  ß-gata-no  sünago-no  naka-nite 
mate-to  iü  mono  aru-wo  südare-no  tnke  fodo  naru  mono-ivo  motsi-tc  mate-no  ana-jc  sasi-irete 
fiki-idase-ha  mate  tsüki-te  idzüru  tokoro-ivo  toru  nari.  Kore-ivo  mate-gusi-to-tca  iü  nari.  ,Be- 
deutet:  Wenn  die  Fischer  in  dem  Sande  der  Ebbe  das  Thier  Namens  ,Nagelmuschel' 
finden,  stechen  sie  etwas,  das  von  der  Grösse  des  Bambus  der  ThUrmatte,  in  die  Oeffnung 
der  Nagelmuschel.  Wenn  sie  es  herausziehen,,  kommt  die  Nagelmuschel  daran  hervor, 
rmd  sie  nehmen  sie.    Dieses  nennt  man  mate-gvsi,  der  Nagelmuschelspeiler'.  Verse : 

Siico  fire-ha  ama-no  mate-gusi  fima-mo  nasi  waga  omofu.  koto  siru  fito-mo  nasi. 

,Wenn  die  Salzfluth  ebbt,  hat  die  Nagelmuschel  des  Fischers  nicht  mehr  Zeit.  Der 
weiss,  was  ich  denke,  kein  Mensch  ist  auch  da'. 

Mate  sibasi.     Siharahi  m.ate  nari.     ,Ist  siharaku  mate.,  warte  eine  Weile'. 

Mate-no  moto.  ^  ^  :^  to  knku.  ,Wird  fin-kin  meto  (der  Grund  der  Armuth  und  des 
Elends,  wie  oben)  geschrieben'.  Sonst  ohne  Erklärung.  Mit  mudzüsi  ,arm'  zu  vergleichen. 

Masa-ki-no  tsüna.  ,Das  Epheuseil'.  Neri-sn-ni  süru  nari.  Masa-ki-no  kadziira-u-o  nedzi-te 
soma-ki-ico  fiku  tsüna-ni  süru  nari.  ,Man  macht  es  zu  gebeizten  Pflanzen.^  Man  drelit 
den  Epheu  und  macht  ihn  zu  einem  Seile,  mit  welchem  man  das  Brennholz  zieht'.  Verse: 

Teru  tstiki-wo  ma.sa-ki-no  t.mna-ni  jori-kakete  akazn  lüakarnrn  fito-wo  tsünagan. 

,Den  leuchtenden  Mond  an  ein  Epheuseil  wird  man  hängen,  und  den  ungesättigt 
sich  trennenden  Menschen  anbinden'. 

Kagiri-naki  omoi-no  tsüna-no  naku-ha  koxo  masaki-no  kadznra-jori-mo  riajasame. 

,Wenn  des  endlosen  Sehnens  Seil  nicht  vorhanden,  wird  man  mehr  als  Epheu  nur 
geschmeidig  machen'. 

Ma-sakari.  .Tokio  sakari-nartc  nari.  , Bedeutet  johi  .'^akari-narn.,  stark  in  der  Blüthe 
befindlich'. 

Ma-saguru.  ,Wirklich  mit  der  Hand  suchen'.  ^  to  kaku.  ,Wird  mote-asobu  (tändeln, 
wie  oben)  geschrieben'.     Sonst  ohne  Erklärung. 

Masa-na-goto.  ]g  Tada-dzi-ni  naku-te  jokaranu  nari.  ^  Ä|  JE  ^o  kahc.  ^Bedeutet : 
gerade  nicht  vorhanden  und  nicht  gut  sein.    AVird  mam-na-goto  (wie  oben)  geschrieben'. 

Majn-kaki.  ,Die  xVugenbrauen  jucken'.  Mata    )^*    i^^    ^  ^'  maju-ne-kaki-to-mo  jomeri 


'  Funi-dzükK  ist  eigentlich  zusammengelegtes  Reisholz,  mit  wflcliem  man  Fische  fängt. 
2  Xm-so  , gebeizte  Pflanzen'  ist  bei  der  Classe  n«  erklärt  worden. 
Denkschriften  der  phil.-liist.  Cl.  XXIll.  l!d.  46 


358  Pfizmaier. 

Fito-ni  ,^M  kofurarurw  toki-wa  maju-ne  kajuki  nari.  Sare-ba  maju-ne  kaki  ßto-ja  kofu- 
ran-to  jumeri.  Issetsü-ni  maju-ne  kaku-to-ioa  fito-wo  min-to  süru  katatsi  nari.  Man-jeö-ni  ^ 
fana-hi  fimo  toki  nado  ijeru  mina  onazi-katatsi  nari.  Fidari-no  te  jumi-torzt  kata-no  maju-ne 
kaku  nado  ijeri.  Mata  maju-ne  kaki  fana-hi-fimo  toka-wa  fito-wo  matsü  kokuro  nari.  ,Man 
liest  auch  maju-ne-kaki,  die  Wurzeln  der  Augenbrauen  jucken.  Bedeutet :  wenn  man  von 
einem  Menschen  geliebt  wird,  jucken  die  Wurzeln  der  Augenbrauen.  Somit  liest  man: 
Die  Wurzeln  der  Brauen  jucken,  ein  Mensch  wohl  wird  lieben.  Nach  einer  Erklärung 
bedeutet  maju-ne  kaku  ,die  Wurzeln  der  Augenbrauen  jucken'  die  Gestalt  desjenigen,  der 
im  Begriffe  ist,  einen  Menschen  zu  sehen.  In  dem  Man-jeo  bedeutet  fana-hi  fimo  toki 
,das  Band /ana-6«  '  lösen'  und  Aehnliches  ebenfalls  diese  Grestalt.  Man  sagt:  ,An  der 
Seite,  wo  die  linke  Hand  den  Bogen  angreift,  juckt  die  Wurzel  der  Brauen'  und  An- 
deres. Ferner  hat  ,die  Brauen wurzel  juckt',  ,das  Band  fana-hi  lösen'  den  Sinn :  , einen 
Menschen  ei-warten'.  Kaki  steht  hier  überall  für  kajuki,  jucken'. 

Ma-si-midzü.    ,Das  ächte  klare  Wasser'.    ^      '^    ^    '"  kaku.     Tada   kijoki  midzü-wo 

fome-taru  nari.     Ma-sode  ma-fagi  ma.-siba  nado  mina  ma-wa  fomete  ijeru  nari.     ,Wird  ma- 

si-midzii,  (wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet  bloss,  dass  das  klare  Wasser  gelobt  wird.  Auch 

in  ma-sode  ,der  wahre  Aermel',  ma-fagi  ,der  wahre  Weiderich',  ma-siha  ,das  wahre  Reisholz' 

wird  ma  ,wahr',    zum  Lobe  gesagt'. 

>/^^  Ö  ^  fi^  il/a-SM'aÄ?i-no /awia.  ,Das  acht  weisse  Meerufer'.  Ki-siü-nomei-sionari.  ,Ist 
ein  berühmter  Ort  in  Ki-i'. 

Masira.  Saru-no  koto  nari.  Masiko-to-mo  ijeri.  ,Ist  so  viel  als  saru,  Affe.  Man  sagt 
auch  masiko^.  In  den  Sio-gen-zi-kö  ist  masiko  der  Name  eines  Vogels,  übrigens  unerklärt. 

Ma-sira-fu-no  jffi  taka.  ,Der  äclitweisse  Falke'.  Q  Hl  nari.  ,Ist  ma-sirasi  (wie 
oben),  acht  weiss'.     Verse: 

Furu  juki-ni  tomo  mure-karasit  siru-he^site  uxike-domo  mijezil  ma-sira-fu-no  taka. 

,In  dem  Schnee,  der  fällt,  als  Freunde  die  Rabenschaaren  machen  Bekanntschaft. 
Stellt  man  ihn  auch  hin,  ist  nicht  zu  sehen  der  acht  weisse  Falke'. 

Mafi-si-tamafu.  jjj^  4g^  to  kaku.  ,Wird  sin-fu  (in  eigener  Person  hinzugeben,  wie 
oben)  geschrieben'.  Sonst  ohne  Erklärung.  Wahrscheinliche  Bedeutung :  das  Handopfer 
mai  (mafi)  den  Göttern  reichen. 

Mainasi.  "Mc  nari.  Mainaje  fei  nusa  nigi-te  sira-nigi-te  aioo-nigi-te  idziire-mu  onazi  koto 
nari.  ,Ist  nigi-te  (wie  oben),  das  Handopfer  für  die  Götter.  Mainaje  fei  nusa  nigi-te  sira- 
nigi-te  (das  weisse  Handopfer),  awo-7Ügl-te  (das  grüne  Handopfer)  bedeuten  das  Nämliche'. 
Ein  Synonymum  für  dieses  Wort  ist  auch  mafi  (mai). 

Mamori-gatana.  ,Das  bewahrende  Schwert'.  Nio-hb-no  motsü  koto-to  ijeri.  ,Es  wurde 
eine   Sache    genannt,    welche  Weiber    besitzen'.     In    dem  Sio-gen-zi-kö    ohne  Erklärung. 

Masüra-o.  Ijasi-ki  otoko-wo-mo  iü.  Mata  isamcru  otoko-wo-mo  iu.  , Bedeutet  auch  einen 
gemeinen  Mann.     Ferner  bedeutet  es  einen  muthigen  Mann'. 

Ma-sü-fo-no  ito.  ,l)er  Faden  des  wahren  Sapan'.  Wo-hana-no  koto  nari.  Süsüki-no  jo-ni 
ide-taru  i-masü  fb  naru  nari.  Sare-ba  -A.  ima-sü-fb-to  iü  kokoro  iiari.  ,Ist  so  viel  als  rco- 
bana.  langes  Riedgras.  Bedeutet :  Es  ist  die  aus  den  Aehren  des  Riedgrases  hervor- 
gegangene weilende  Seite.  Es  steht  also  in  dem  Sinne  von  ima-sü-fo,  der  jetzige  Sapan'. 


'  Das  Wcirt  fana-hi-fimo  kommt  sonst    nirgends   vor.    Es  könnte  ,Feuer\verlib;ind'  bedeuten,  wenn   nicht   das    in  Wörterschrift 
hinzugesetzte  fami  ,Na3e'  diese  Erklärung  ungewiss  machte. 


Die  poetischen  AcsukCcke  der  japanischen  Sprache.  359 

Ma-sü-kngarni.  Issiakii-no  kagami  nari.  ^  ^  -[^  f^  kaku.  ,Ist  der  einen  Schuh 
messende  Spiegel.  AVird  ma-sü-kagami  (Spiegel  der  zehn  Zolle,  wie  oben)  geschrieben'. 
Dieses  Wort  ist  unzweifelhaft  die  Abkürzung  von  ma-sümi-kagami  ,der  wirklich  reine 
Spiegel',  das  auch  für  ma-sü-kagami  gebraucht  wird.     Verse : 

Jnma-no  fa-ni  ma-sümi-no  kagami  knke-keru-to  mijuru-wa  tsnki-no  idznr)i-nari-keri. 

,\  on  welchem  man  sieht,  dass  an  die  Berggrenze  einen  ganz  klaren  Spiegel  er 
gehängt  hat,  der  Mond  ist  aufgegangen'. 

Classe  Ke. 

Kei-mei.     Itonamu  kokoro  nari     ,IIat  den  Sinn  von  itonamu,  aufbauen'. 

Kei-süru.  ^  kei  nari.  Go-zen-je  ma'-iri  mono-mbsü-wo  iü  nari.  ,Ist  kei  (wie  oben),  er- 
öffnen.    Bedeutet:    sich  an  die  hohe  Stelle  begeben  und  etwas  sagen'. 

Kewai-ijasi-ku.  ,Von  Erscheinung  gemein'.  Katatsi-no  jokaranu  nari.  Keicai-ijasi-ku 
kotoba-dami-te  utsi-nage-ni-to  am.  Utd-nage-ica  bu-kotsn  nari.  Zokn-ni  omoi-jari-nu  naki 
knto-tüo  iü.  ,Bedeutet,  dass  das  Benehmen  nicht  gut  ist.  Es  heisst:  Kewai-ijasi-ku  kofoba- 
dami-te  utsi-nage-ni,  von  Erscheinung  gemein,  die  Worte  fehlerhaft  ausgesprochen  und 
hingeworfen.  Utsi-nage  , hinwerfen'  bedeutet:  ungebildet.  Es  bezeichnet  im  gemeinen 
Leben  den  Mangel  an  Ueberlegung'. 

Keni.  S/imi-tc  jomu  toki-ica  sore-jori  masayni-to  in  kotoba  nari.  Mata  kenaru-to  iü-mo 
^  masarn-no  zi-no  kokoro-nite  sore-jori  masaru-to  iü  kotoba  nari.  ,Wenn  es  klar  gelesen 
wird,  ist  es  ein  Wort  von  der  Bedeutung:  besser  als  dieses.  Ferner  steht  auch  kenaru 
in  dem  Sinne  des  Wortes  masaru  (besser  sein,  wie  oben)  und  ist  ein  Wort  von  der  Be- 
deutung:   besser  als  dieses'.     Verse: 

Jufu-zare-wa  fotaru-jori  keni  mojure-domo  ßkari  miue-ba-jo  fito-no  tsnre-naki. 

,Das  Abendlieht  mehr  als  die  Feuerfliegen  mag  entbrennen,  den  Glanz  leider  wird 
nicht  seh'n  der  Mensch,  der  ohne  Gefühl'. 

Oki-te  min-to  omoi-si  fodo-ni  kare-ni-keri  f.mjn-jori  kenaru   ^    asa-gawo-no  fana. 

,Als  ich  aufstehen  und  sie  sehen  wollte,  waren  eingetrocknet  mehr  als  der  Thau 
es  ist,   der  Trichterwinde  Blumen'. 

Geni.  Nigori-te  jomu  toki-ica  J^^  ken-no  zi-nite  makoto-ni-to  iü  kokoro  nari.  ,Wenn  es 
trüb  gelesen  wird,  ist  es  das  Zeichen  ken  (sichtbar,  wie  oben)  und  steht  in  dem  Sinne 
von  makoto-ni,  wirklich'.     Verse : 

Mn-ba-tama-no  jo  icataru  tsnki-no  sümv.  sato-ica  geni  fisa-kata-no  mna-no  fasi-tate. 

,\Vo  der  durch  die  Nacht  der  Edelsteine  der  Rabenflügel  ziehende  Mond  hell  scheint, 
das  Dorf  in  der  That  als  des  immerwährenden,  festen  Himmels  Brücke  aufgestellt 
ist  es'. 

Ke-feri-tatan-to  ito-osi-ku  omoi-te.  ,lndem  man  es  sehr  bedauert,  dass  es  durch  Treten 
eine  \  erminderung  erfahren  wird'.  Ke-osarete  aran-ga  ito-osi-ki-to  iü  nari.  , Bedeutet:  es 
ist  sehr  bedauerlich,  dass  es  niedergetreten  sein  wird'. 

Ketsi-sasü.  ^  Go-wo  utsü  toki  da-me  sasü  nari.  , Bedeutet  im  Würfelspiel  eine  Niete 
machen'.     Ketsi   steht    für   ^   ketsü    , Lücke'.      Ketsi-sasü   wörtlicli :    eine    Lücke    maclien. 

Ke-dzikaki.  Turi  nado-no  fito-tsikaki-nari.  Issetsü-ni  tada  tsikaki  koto-nite  jg-  ^  ^  ^  to 
kaku.  ^^'  ^^  ki-ica  tada  towoki-wo  iü  nari.  ,Bedeutet,  dass  Vögel  und  andere  Tliiere 
in  der  Nähe  des  Menschen  sind.     Nacli   einer  Erklärung    ist   es    bloss    so    viel  als  tsikasi 

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360  Pfjzmaiee. 

nahe'   und  wird  ke-tsika  (die  Luft  nahe,  wie  oben)  geschrieben.  Ke-towoki  (die  Luft  fern, 
wie  oben)  bedeutet  bloss  ,fern'. 

Kedzi-me-naki.  ,Ohne  Abgrenzung'.  Saka-wi-mo  mijezaru  kufo  nari.  ^  2^  to  kaku. 
Mata  ^  ^  ^X  naki-to-mo- kaku.  Mata  ^^J  no  zi  nari-to-mo  ^|J  ^  ^^  narl-to-mo  ijeri. 
AI  ata  H  y^  ^^  nite  süki-ma-no  tei  nari-to-mo  ijeri.  Mata  jjü^a  |^^  to  kaku  toki-wa  si- 
rusi-to  iü  koto-ka.  ,Hat  die  Bedeutung,  dass  keine  Grenze  zu  sehen  ist.  Es  wird  fei-tö 
(eben  und  gleichförmig,  wie  oben)  geschrieben.  Man  schreibt  es  auch  ketsi-me  naki  (ohne 
knüpfendes  Auge,  wie  oben).  Ferner  sagt  man,  es  sei  das  Zeichen  ketsi-me  (Bestätigung, 
wie  oben),  und  auch,  es  sei  ketsi-me  (Ungleichheit  und  Unterschied,  wie  oben).  Wenn 
es  ferner  ketsi-mi  (die  Bestätigung  sehen,  wie  oben)  geschrieben  wird,  ist  es  vielleicht 
so  viel  als  sirusi,  Kennzeichen'. 

Ke-osarurio.  iffl  ^  ^o  kaku.  Fito-ni  otori-taru-  kokoro  nari:^  Issetsü-ni-wa  fito-ni  osaruru 
naru.  ,Wird  kegasi-osamru.  (beschmutzt  und  niedergedrückt  werden,  wie  oben)  ge- 
schrieben. Hat  den  Sinn  :  den  Menschen  nachstehen.  Nach  einer  Erklärung  bedeutet  es : 
von  den  Menschen  niedergehalten  werden'. 

Kegasi-ki  jado.  ,Ein  schmutziges  Nachtlager'.  Urusaku  ibuse-ki  ko-ije  nari.  ,Ist  ein 
widerliches  und  düsteres  kleines  Haus'.     Verse: 

Mugura-fu-no    kegasi-ki   jadu-no    koke-no    uje-ni    atara-dzüki-ioo-mo   jado-si-tsüru    kana. 

,Ueber  dem  Moose  des  schmutzigen  Nachtlagers,  wo  das  Labkraut  wächst,  hat  man 
den  neuen  Mond  auch  einkehren  lassen!' 

Ke-ta7'e-jo  ke-nu-besi  ke-tsi-si  ke-tsi-te  ke-ne-kasi  idzüre-mo  kijeru  nari.  Omoi-ke-tare  ■^ 
kuto-ke-tare  nadu  ke  rno-zi-mo  mina  kijeru-no  riaku  nari.  ,I)ie  Wörter  ke-tare-jo  ke-nu-besi 
ke-tsi-si  ke-tsi-te  ke-ne-kasi  haben  insgesammt  die  Bedeutung  kijeru,  schmelzen,  erlöschen. 
Das  Schriftzeichen  ke  in  omoi-ke-tare  ,in  Gedanken  zerschmolzen  sein  mögen',  koto-ke-tare 
,das  Wort  mag  zerschmolzen  sein'  und  anderen  Ausdrücken  ist  überall  die  Abkürzung 
von  kijeru,  schmelzen,  erlöschen'.     Verse: 

Idete  ina-ba  kagiri  naru-bekii  tomosi-ke-tsi  tosi  fe-nuru-ka-to  naku  ko-e-wo  kiku. 

,Wenn  ich  austrete  und  fortgehe,  muss  ein  Ende  werden,  und  das  Licht  ist  er- 
loschen.    Die  Töne  des  Gesanges:     Ist  das  Jahr  vergangen?    hör'  ich'. 

Ke-naru-ga  uje-no  juki.   ,Der  Schnee  über  dem  Geschmolzenen'.  Kije-nu-ga  uje-ni  mata 
fihru  Juki  nari.    Simo-ni-mo  tsüju-ni-mo  ijeri.    Mata  ke-nu-ga  uje-to-mo  iü.     ,Ist  der  Schnee, 
der  über  dem  geschmolzenen  Schnee  wieder  fällt.  Es  wird  auch  von  dem  ßeif  und  dem 
Thau  gesagt.     Man  sagt  auch  ke-nu-ga  uje,  über  dem  geschmolzenen'. 

Ke-na-ba  ke-nanan.  Kijena-ba  kije-jo-to  iü  nari.  , Bedeutet:  wenn  es  geschmolzen  ist, 
schmelze  es'. 

Ke-u-wo  sakasü-beki.  Fana-ico  sakasü-to  iü-ga  gutohb  Ä^  tco  sakan-ni  sü-beki  nari. 
,Gleich  dem  Worte  fana-wo  sakasü  ,die  Blumen  erblühen  lassen'  bedeutet  es  keö-wo 
sakan-ni  sü-beki,  man  kann  die  Fröhlichkeit  blühend  machen'. 

Ke-u-garu.  Kesi-karanu  kokoro  mata  j&  keo-aru  kokoro-ni-mo  ijeri.  ,Steht  im  Sinne 
von  kesi-karanu,  nicht  glücklich.  Ferner  sagt  man  es  im  Sinne  von  keo-aru,  fröhlich  sein'. 

Ke-utoku.  i^  ^  ^0  kaku.  Sügo-sügo  osorosi-ki  kokoro-ni  motsiju.  ,Wird  ke-utoku  (die 
Luft  fernstehend,  wie  oben)  geschrieben.  Wird  in  dem  Sinne  von  sügo-sügo  osorosi-si 
, einsam  und  fürchterlich'  gebraucht'. 

Kfja-kesi.  -jr-  no  zi  nari.  Stigure-taru-wo  iü.  Mata  slruki-to  iü  kokoro  nari.  Issetsü 
jo-ni   sügure-me-zamasi-ki   kokoro  nari.     Sübete  mono  koto-ni  sügure-tai'u-wo  iü  nari.     Gen-zi 


DiK  POETISCHEN   AUSDRÜCKE  DER  JAPANISCHEN  SpKACHE.  361 

fatsü-ne-7io  makl-ni  keja-  tö-  keki  mono-to  kaki-keri.  (Jmn-siroki  mono-ni  sügusi  totoki-wo  hl. 
,Ist  das  Zeichen  motto-mo  (überaus,  wie  oben).  Bedeutet  das  Ausgezeichnete.  Ferner  steht 
es  in  dem  Sinne  von  siru-ki  ,als  solches  bekannt'.  Nach  einer  Erklärung  hat  es  den  Sinn 
von  jo-ni  mgure-me-zamasi-si^  von  überaus  nüchternem  Auge'.  Im  Ganzen  bedeutet  es,  dass 
etwas  besonders  ausgezeichnet  ist.  In  dem  Geschlechte  JMinamoto,  in  dem  Kapitel  des 
Frühlingsgesanges,  wurde  keja-keki  mono  (ein  ausgezeichneter  Mann,  wie  oben)  geschrieben. 
Es  drückt  etwas  Vornehmeres  aus  als  omo-siroki  mono,  ein  liebenswürdiger  Mann'. 

Kekere-naku.  fiE  ;\J2»  ^^^  "'<•  Adzimia-kotoba  nari.  , Bedeutet  kokoro-naku  (widerstrebend, 
wie  oben).     Ist  ein  Wort  der  östlichen  Länder'.     Sonst  ohne  Erklärung. 

Kef)(j-so-fe-ni.  Kefu-zo-ni-ja.  -^  to  in  koto  nari.  Issetsü-ni  saiicai-to  iu  kokoro-ni-mo 
tsü-zeri.  ,Ist  wohl  kefu-zo-ni.  Ist  so  viel  als  motto-mo  (überaus,  wie  oben).  Nach  einer 
Erklärung  wird  es  auch  im  Sinne  des  Wortes  saiivai  , Glück'  verwechselt'. 

Kefn-ra.  Kijo-ra-ni  onazi.  Go-in  so-tsü-nite  ^  no  zi  nari.  Kua-rei-naru  kokoro-ni  iü. 
,Ist  mit  kijo-ra  ,rein'  gleiclibedeutend.  Ist  ein  Uebergang  der  fünf  Laute  und  das  Zeichen 
kijo  (rein,  wie  oben).  Wird  im  Sinne  von  kua-rei-naru  , sauber,  zierlich'  gesagt'.  Das  zur 
Erklärung  gebrauchte  kijo-ra  ist  in  der  alten  Sprache    mit  kijosi  (rein)  gleichbedeutend. 

Kefuri-no  maßt.  ,Die  Augenbrauen  des  Rauches'.  Tsükuri-maju  nari.  , Bedeutet  künst- 
liche Augenbrauen'. 

Ke-goto.  ,Schmutzig  immer'.  I-sio-ni  ke-fare-to  iü.  j^  Fare-iva  sikari.  Ke-to  iü-wa 
utsi-utsi-nite  kiru  koto-nite  ^  y  no  zi-ni-wa  arazit  ^  ^  no  zi  nari.  Ron-go-ni  kö-si  motte 
ke-no  fuku-ni  sezü-to  am.  Tsiü-ni  ke-no  fuku-to-wa  icatakusi-no  fuku-ni  site  -^  ^  kö-hiai-no 
fuku-rti  arazü-to  ijeri.  Ke-goto-to  iü-wa  fave-ni-mo  aranu  tahi-goto-ni-to  iü  nari.  Teö-mei-ga 
se-mi-no  wo-gawa-no  uta-wo  arui-wa  nan-zite  ka-jo-no  koto-wo-ha  imizi-ki  fare-no  -^  kuai-ni 
koso  jomame.  Kakaru  ke-goto-ni  jomi-taru-iva  mu-nen-no  kuto-to  ijeri-to  7iobe-tari.  ,Bei 
Kleidern  sagt,  man  ke-fare,  zum  Beschmutzen  und  zum  Staatmachen.  Fare  ist  so  (wie 
das  obige  Zeichen /a?'e,  Staat).  Ke  bedeutet:  im  Hause  sich  kleiden.  Es  ist  nicht  das 
Zeichen  ke  (Haus,  wie  oben),  sondern  das  Zeichen  ke  (schmutzig,  wie  oben).  In  dem 
Lün-yü  heisst  es :  ßoth  und  Purpur  macht  man  nicht  zu  Schmutzkleidern.  In  der  Er- 
klärung heisst  es :  Ke-no  fuhi  (Schmutzkleid)  ist  ein  Kleid  zum  häuslichen  Gebrauche. 
Es  ist  kein  Kleid  für  öffentliche  Zusammenkünfte.  Ke-goto  bedeutet:  nicht  zum  Staate 
dienend  und  für  gewöhnlich.  Es  wird  erzählt,  dass  von  Einigen  dem  Gedichte  Teo-mei's 
auf  den  Fluss  So-mi-no  wo-gawa  Unmöglichkeiten  vorgeworfen  imd  gesagt  wurde,  dass 
man  solche  Dinge  nur  in  der  Weise  einer  äusserst  feierlichen  Zusammenkunft  in  Gedichten 
sagen  möge.     Dass  es  in  der  Weise  eines  Alltagskleides  gesagt  wurde,   sei  ein  Unsinn'. 

Ke-sa-ii-si-madowasaren.  , Durch  Schminken  verlockt  werden'.  Ke-sa-u-ica  4J  -jB 
nari.  Tsiü-seö-seraruru  kokoro  nari.  Arui-wa  ke-u-mon-si-madoicasaren-to  aru.  i^'f  ftS?^  ttari. 
Fitu-ni  ke-man-seraren-to  omoi-te  za-ni-wa  ide-tamawanu  nari.  Amari-ni  fito-ni  tsüi-seö-sera- 
ruru-ica  mi-ga  motsi  kurusi-ki  mono  nari.  Masi-te  ke-man-seraren-wa  mei-hoku  arur^nazi-ki 
nari.  ,Ke-sa-u  ist  ke-so  (Schminke  auflegen,  wie  oben).  Es  (das  Ganze)  hat  den  Sinn 
von  :  geschmeichelt  werden.  Bisweilen  kommt  ke-u-man-si-madoivasaren  vor.  Dieses  (das 
Wort  ke-u-man)  ist  ke-man  (geringscliätzen,  wie  oben).  Es  bedeutet:  indem  man  glaubt, 
dass  man  von  den  Menschen  gering  geschätzt  werden  wird,  nielit  zu  dem  Sitze  gehen. 
Wem  von  den  Menschen  übermässig  geschmeichelt  wird,  dessen  Lage  ist  peinlich.  Um 
so  weniger  kann  derjenige  in  Ehren  stehen,  den  man  geringschätzen  wird'. 


3ß2  Pfizmaier. 

Ge-gija-u.  Araware-taru  koto  nari.  ^  ^  to  kakeri.  ,Ist  so  viel  als  araware-taru^ 
offenbar  geworden.    Wurde  gen-giu  (sichtbare  Gestalt,  wie  oben)  geschrieben'. 

Ke-siki-ico  toru.  ,Die  Gesichtszüge  nehmen'.  Ki-gen-wo  toru  nari.  ,Bedeutet  ki-gen-wo 
toru,  sich  einschmeicheln'. 

Ke-siki-hamu.  Sonu  ke-siki-süru-wo  iü.  Mume-no  fana  jb-ju  firake-gata-naru-ioo  ke-siki- 
hamu-to  ijeri.  ,Bedeutet:  das  Gesicht  machen  (das  Aussehen  von  etwas  haben).  Es  wird 
gesagt:  Die  Pflaumenblüthen  machen  das  Gesicht  einer  Gestalt,  die  endlich  sich  öffnet'. 

Ke-si-no  ka.  ,Der  Wohlgerucli  des  Mohns'.  Go-ma-wo  siu-sürn,  toki-ni  ke-si-wo  kuburu 
nari.     ,Bedeutet:    wenn  man  das  Feueropfer  bringt,  Mohn  verbrennen'. 

Ke-si-u.  )g^  no  zi-wo  kaku.  Ajasi-ki  nari.  Ge-si-u-tu  nigore-ba  ge-sü-rasi-ki  nari. 
Gen-zi  fawaki-gi-ni  ke-si-u-tva  aranu^-ka-to  arih.  ,Man  schreibt  das  Zeichen  ke  (wunderbar, 
wie  oben).  Bedeutet  ajasi-si.i  wunderbar.  Zu  ge-d-u  getrübt,  bedeutet  es  ge-sü-rasi-si^  einem 
niedrigen  Menschen  ähnlich.  In  dem  Besenbaume  des  Geschlechtes  Minamoto  heisst  es: 
ke-si-u-tca  aranu-ka,  ist  es  nicht  wunderbar?' 

Ke-mono-zümi.  ,Thi  er  kohlen'.  Keda-mono-no  .mmi-to-mo  ijeri.  Mukasi  morokosi-ni  ^  ^ 
j6-siu-to  iü  fito  ke-mono-no  katatsi-ni  sümi-ivo  jaki-te  moku-zin-wo  site  saka-game-wo  idakase 
kiaku  are-ba  kano  moku-zin-wo  äte  ke-mono-zümi-no  fi-nite  sake-tüo  atatame-sasete  kio-to  se-si 
koto  ari.  Eo-jei-no  si-ni  kin-zitsü  nan-zo  ziu-tan  fotori  fanaren-to  ari.  ,Man  sagt  auch  keda- 
mono-no  sümiK  ,Einst  brannte  in  China  ein  Mann  Namens  Yang-sieu  Kohlen  von  der 
Gestalt  vierfüssiger  Thiere.  Er  verfertigte  hölzerne  Bildsäulen  von  Menschen  und  Hess 
sie  die  Weinkrüge  in  den  Armen  halten.  Wenn  er  Gäste  hatte,  Hess  er  diese  hölzernen 
Bildsäulen  mit  dem  Feuer  von  Thierkohlen  den  Wein  wärmen  und  vergnügte  sich  damit. 
In  dem  (chinesischen)  Gedichte  auf  den  glänzenden  Vortrag  heisst  es:  In  den  nahen 
Tagen   warum  wird  man  sich  trennen  von  der  Seite  der  Thierkohlen?'     Yerse: 

Jo-mo  sftgara  ßto-koso-to  fane  keda-mono-no  sümi-no  fi-wo  nomi  waga  tomo-ni  site. 

,Die  ganze  Nacht  zu  Menschen  schneid'  ich  ab,  das  Feuer  der  Thierkohlen  nur 
zu  meinem  Gefälirten  machend'. 

Ge-sü.     Simo-be-wn  iü  nari.     ,Bezeichnet  simo-be,  niedere  Classe,  Diener'. 

Classe  Fu. 

Fudzi-tsübo.  ,Der  Topf  der  Färberröthe'.  Dai-ri-no  utsi-ni  aru  fana-ico  musübade-wa 
faru-ni  narazü-to  nari.  ,Bedeutet:  So  lange  die  in  dem  kaiserlichen  Palaste  befindlichen 
Blumen  nicht  blühen,  ist  kein  Frühling'. 

Furi-fajete.  f|  no  zi-wo  kaku.  Waza-to-to  iü  koto  nari.  ,Man  schreibt  das  Zeichen 
furi  (das  Benehmen,  wie  oben).     Ist  so  viel  als  waza-to,  absichtlich'. 

Furuki  fusüma  furuki  makvra.  ,Die  alte  Bettdecke,  das  alte  Polster'.  ^  ^  Ai-sib-ni 
jomeri.  Ken-so-no  ki-fi-ni  wokure-tamai-te  notsi-no  si-ni  jen-wb  kmvara  fijete  sb-je  omosi  kn-tsin 
ko-kin  tare-to  tomo-ni  sen  iü-ni  jori-te  tsüma-wo  sen-date  na-to  si-taru  ai-sib-ni  motsi-i-/an- 
beru-ka.  ,Wird  von  dem  Leid  gelesen.  Wird  vielleicht  nach  den  folgenden  Worten  des 
späteren  (chinesischen)  Gedichtes,  welches  Hiuen-tsung  seiner  theuren  Königin  zurückliess : 
,I)er  Fächeränte  Ziegel  ist  erkaltet,  des  Reiffrosts  Kleid  ist  schwer.  Das  alte  Polster, 
die  alte  Bettdecke,  zu  wem  werden  sie  die  Gefährten  sein?'  von  der  Trauer  um  die 
kürzlich  verlorene  Gattin  gebraucht'. 

Furusaruru.  Susamerarioru  koto  nari.  Süteraruru-wo  iü.  ,Ist  so  viel  als  süsameraruru. 
Es  bedeutet  süteraruru,  verworfen,  zurückgesetzt  werden'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  363 

Bu-ka-v-no   sato.     ^^    "^    ^    M    to   kaku.     Sen-kib   nari.     ,\\ir(l   bu-ka-u-no  sato  (der 
Bezirk  ohne:    was  gibt  es?    wie  oben).     Ist  der  Bezirk  der  Unsterblichen', 

^    ZI    Futa-ki-dori.  ,Der  Vogel  der  letzten  Theile  zweier  Monate'.  Kari-no  kotonaru 
na  nari.     ,Ist  ein  verschiedener  Name  für  die  Wildgans'. 

Futa-koje-no  tor^i.  ,r)er  Vogel  mit  zwei  Stimmen'.  Fafo-no  kotonaru  na  nari.  ,Ist  ein 
verschiedener  Name  für  die  Taube'. 

Futa-tsü-no  umi.  ,l)ie  zwei  Meere'.  ^  ^  seo-si-no  y^  ^  ku-kai  nari.  ,Sind  die 
leidenvollen  Meere  des  Lebens  und  des  Todes'. 

Futa-si-je.     Ni-jo-to  iü  koto  nari.     ,Ist  so  viel  als  ni-ju,  zweierlei  Weise'. 

Fntn-mitsi-wo  kaknru.  ,Zwei  Wege  anhängen',  j^  ^[.  Knai-sin  aru  nari.  ,Bedeutet: 
doppellierzig  sein'. 

Fu-dzüki.  Sitsi-guatsü  nari.  Kono  tsüki  nana-ka-ni  sio-nin  si-i-ka-no  fimii-wo  motte 
futa-fosi-ni  ta-muke-si  ar/ü-wa  .no-ziaku-wo-ba  sarasi-te  fosi-ni  ktl-süru  juje  fumi-dzüki-to-vw 
ijeri.  ,Ist  der  siebente  Monat  des  Jahres.  An  dem  siebenten  Tage  dieses  Monates  reichen 
die  Menschen  geschriebene  Gedichte  und  Lieder  den  zwei  Sternen  als  ein  Handopfer. 
Peinige  stellen  beschriebene  Tafeln  aus  und  bieten  sie  den  Sternen.  Desswegen  sagt 
man  auch  fumi-dzuki,  der  Monat  der  Schrift'. 

ig  ^  Butsü-meö.  ,Der  Name  ßuddha's'.  Ku-zi  kon-f/en  iwaku  ziit-ni-gioatsü  ziü-kit- 
nitsi-jori  ni-ziü-itsi-nitsi  made  san-ka-nitsi  nari.  Arui-wa  itsi-ja-mo  rei  ari.  ,Die  Wurzel  und 
die  Quelle  der  öffentlichen  Sache  sagt :  Es  sind  die  drei  Tage  vor  dem  neunzehnten  bis 
zu  dem  einundzwanzigsten  Tage  des  zwölften  Monats.  Bisweilen  ist  die  Vorschrift  auch 
eine  einzige  Nacht'. 

Funa-jodomi.  ,Das  Stillstehen  des  Schiffes'.  Fune-no  nami-ni  sukone-taru  nari.  Maia- 
to-mo  fune-wo  jodomi-jasürh  nari.  Nippon-no  fune-no  fazimari-wa  zin-mu  ten-wo-no  gio-u  nari. 
Sono  not.ü  siü-zin  ten-wo-no  mi-toki  i-dzu-no  kuni-je  o-osete  fune-wo  t.mkurase-tamo  nagana 
zin-ziö  ari  na-wo  ^  ;j;^  kare-no-to  nadzüke-tari.  , Bedeutet,  dass  das  Schiff  von  den  AVellen 
beschädigt  ist.  Ferner  bedeutet  es,  dass  das  Schiff  stehen  bleibt.  Die  ersten  Schifte 
Nippon's  entstanden  unter  der  Herrschaft  des  Kaisers  Zin-mu.  Später,  zu  den  Zeiten 
des  Kaisers  Siu-zin  wurde  dem  Reiche  Idzu  befohlen,  Schiffe  zu  bauen.  Die  Länge 
derselben  betrug  zehn  Klafter.  Man  gab  ihnen  den  Namen  Kare-no  (das  verdorrte 
freie  Feld,  wie  oben).     Verse: 

Watasi-mori  funa-jodomi-sfi-na  tana-bata-no  tosi-ni  afu  jo-ica  tada  ko-joi  nomi. 

,Fährmann!  das  Scliiff  stehe  nicht  still!  Die  Nacht,  wo  die  Weberin  dem  Jahre  be- 
gegnet, ist  allein  diese  Nacht'. 

M  M,  Fü-getsü-no  mitsi-wo  mamoru.  ,Den  Weg  des  Windes  und  des  Mondes  be- 
wahren'. Mata  fü-getsü-no  mado-to-mo  si-i-ka  nado  manabu  kofo-ico  ijeru  nari.  ,Man  sao-t 
auch  fn-getm-no  mado,  das  Fenster  des  Windes  und  der  Wellen.  Bedeutet  das  Lernen 
von   Gedicliten,  Liedern   und   anderen   Dino-en' 

Fiikumern.     ,In  dem  Munde  lialten'.    ^   to  kaku.      Tsübomeru  koto  nari.     Fuknmeri-si 
fana-no  fazimete  firaku-to  jomeri.     ,Wird  fakmiu  (wie  oben)  geschrieben.     Ist  so  viel   als 
tsübomeru,  Knospen  treiben.    Man  liest:     l)i(>   IJIunien,  die  Im  Munde  hielten,  öffnen  zum 
ersten  Male  sich'. 

Fu-buki.  Kaze-ni  jnki-no  maziri-tarn  nari.  Fana-no  fu-biiki-mo  kaze-ni  tsirn-ivo  in.  ,Ist 
Wind   mit  Schnee.     Fana-no  fu-buki  .der  Schneesturm   der   lUimion'    bezi-iclmet.    dass    die 


364  Pfizmaiee. 

Blumen  in  dem  Winde  zerstreut  werden'.  Ist  die  Zusammenzieliung  von  furi-huki,  herab- 
fallen (wie  Sclinee)  und  wehen.     In  dem  Sio-gen-zi-kö  ohne  Erklärung. 

Fude-no  umi.  ,Das  Meer  des  Pinsels'.  Süznmi-no  koto  vari.  Fude-no  fajasi-to-mo.  Fude- 
kokoromuru-wa  guan-zitsü  kissio-no  koto  näri.  Fude-no  ato-to-wa  bun  iiado-no  koto-wo  iü.  ,Ist 
so  viel  als  der  Tintenstein.  Es  heisst  auch  fude-no  fajasi,  der  Wald  des  Pinsels.  Fude- 
kokoromuru  ,den  Pinsel  versuchen'  ist  so  viel  als  das  glückbringende  Schreiben  an  dem 
ersten  Tage  des  Jahres.  Fude-no  ato  ,die  Spur  des  Pinsels'  ist  so  viel  als  ftomi  ,Schrift' 
und  Aehnliches'. 

Fude-tsü  musi.  ,Das  Insect  des  Pinsels'.  Kii'i-giri-sü-wo  iü.  Furuki  fude-no  ke-si-taru-ga 
naru-to  nari'.  ,Bedeutet  die  Feldgrille.  Sie  heisst  so,  weil  alte  Pinsel  in  sie  verwandelt 
wurden'.    Verse: 

Fude-tsü  musi  aki-mo  ima-to-wa  asa-dzi-fu-ni  kata-orosi-naru  koje  jobarit  nari. 

,l)as  Insekt  des  Pinsels,  im  Herbst  und  auch  jetzt,  auf  des  seichten  Riedes  Felde 
mit  der  Stimme,  die  ein  halbes  ßeibeisen  ist,  ruft  es'. 

■^  Fumi-ojerti  käme.  ,Die  auf  dem  Rücken  Schriftschmuck  tragende  Schildkröte'. 
Mei-wo-no  tai-ni  idzüru-to  nari.  M,  Jeki-no  koto  nari.  ,Es  heisst  so,  weil  es  in  dem  Zeit- 
alter der  erleuchteten  Könige  vorkommt.     Ist  so  viel  als  die  Verwandlungen'. 

Fumi-narasi.  Mitsi-wo  fumi-nare-taru  kokoro  nari.  Issetsü-ni  pM  narasü  kokoro  nari-fo 
ijeri.  ,Hat  den  Sinn :  gewohnt  sein,  den  Weg  zu  betreten.  In  einer  Erklärung  wird 
gesagt,  es  habe  den  Sinn  von  narasü,  tönen  lassen'  (das  Ganze:  im  Auftreten  ertönen 
machen).     Verse : 

Jo-ni    süme-ba     usa    koso    masare    mi-josi-no-no    iwa-no    kake-mitsi   ^  fumi-narasi-ten. 

,In  der  Welt  wenn  man  wohnt,  wird  das  Leid  nur  überwiegen.  Den  hängenden 
Weg  der  Felsen  von  Mi-josi-no  macht  man  von  Tritten  ertönen'. 

Fusi-siba.  Nippon-ki-ni  ^  siba-wo  fusi-to  jomer-i.  Tadasi  fusi-siba-wa  fusi-no  ki-no  siba 
nari-to  ijeri.  ^  YJr  Fusi-siba-no  siba-si-to  jomu-wa  kasane-koto-ba  nari.  ,In  dem  Nippon-ki 
liest  man  siba  (Reisholz,  wie  oben)  mit  den  Lauten  ßisi.  Es  wird  jedoch  gesagt,  fusi- 
siba.,  bedeute  fusi-no  ki-oio  siba,  Reisholz  von  liegenden  Bäumen.  Die  Lesung  fusi-siba-no 
siba-si  ,das  Reisholz  des  liegenden  Reisholzes'  ist  ein  wiederholtes  Wort'.    Verse: 

Tsürasi-to-ioa  omofu  mono-kara  fusi-siba-no  siba-si-mo  kori-nu  kokm^o  nari-keri. 

,Trauervoll  weil  es  nachdenkt,  des  liegenden  Reisholzes  Reisholz,  in  die  Gedanken 
ist  ihm  gekommen,  dass  man  es  gefällt  hat'. 

Fusi-dzüke.  Siba-ioo  kiri-te  kawa-ni  tsükete  uwo-wo  josete  toru  koto  nari.  ,Bedeutet : 
Reisholz  schneiden,  es  in  einen  Fluss  legen  und  damit  Fische  fangen'.     Verse : 

Idzümi-gawa   midzü-no   mi-ivata-no  ßisi-dzüke-ni    siba-ma-no    kowom    fuju-wa    ki-ni-keri. 

,In  welchem  der  Zwischenraum  des  Reisholzes  an  dem  Reisholzgefüge  der  Wasser- 
stelle des  Wassers  des  Flusses  von  Idzumi  gefriert,  der  Winter  ist  gekommen'. 

Midzü-no  mi-wata-to-wa  midzü-no  ma-ma  tokoro  nari.  Mi-ioata  mi-fata  ni-jb-ni  kaki-keri. 
Idzüre-mo  sümi-te  jomeri.  ,Midzü-no  mi-wata  bedeutet  die  Stelle,  an  welcher  das  Wasser 
bleibt,  wie  es  ist.  Man  hat  es  auf  zweierlei  Weise:  mi-wata  und  mi-fata  geschrieben. 
Alles  wird  trüb  gelesen'. 

Fti-zi-no  naru  sawa.  ,Der  tönende  Sumpf  des  Fu-zi'.  Fii-zi-san-no  mine-ni  sawa  ari. 
Fi-to  midzü-to  juki-bte  naru  oto  arur-to  nari.  ,Bedeutet:  Auf  dem  Gipfel  des  Berges  Fu-zi 
befindet  sich  ein  Sumpf.  Wenn  Wasser  und  Feuer  einander  begegnen,  machen  sie  ein 
Getöse'.     Verse : 


Die  roETiscHEN  Aüsurücke  deu  japanischen  Sprache.  3G5 

Kwno-no  ic'iru  fu-zi-no  narit  saiva  haze  kojete  kijn-»ii-(/a  seki-ni  nisikl  tcori-ke7'i. 
,Der  ^Yind,    den  tönenden   Sumpf   des   Fu-zi,    wo    die   AVolken    weilen,    naelidein    er 
übersehritten,  hat  auf  den   Pass  von  Kijo-mi   Goldstoflf  gewoben'. 

Fusi-mi-no  ta-wL  ,Der  Feldbrunnen  von  Fusi-nii'.  Fud-mi-no  gj  laade  iinri.  ,Ist 
Ta-made  in  Fusi-mi'. 

Fusi-midzü.  ,Uas  liegende  Wasser'.  Jarit,  kata-mo  naki  taniari-midzn  nari.  ,Ist  das 
stillstehende  Wasser,  das  man  nicht  weiter  bringen   kann'. 

Fn,-si-no  hisuri-wo  motovui.  ,T)as  Arzneimittel  der  Unstcrbliclikeit  suchen'.  Mnkasi 
sin-nu  si-kuu  ^  si  am  koto-wu  kaiiasi-i  zio-fuku-tu  in  niono-icu  tsükai-to  site  u-u-bune-ni 
dü-nan  dö-nio  kazü  ziü-nin-ico  nosete  fo-rai-je  fu-si-no  hosüri-wo  motome-ni  jari-keru-ni  sono 
koto  fatasazü-site  fimc  kiuiia-no-no  asüka-ni  tmkl-te  zio-fuku-iva  soko-nite  .n-si-kerl.  Jntte 
asnka-ni  ziu-fuku-no  faka  ari-to  iü.  Mata  asüka-ivo  fö-rai  nari-to-mu  ijeri.  ,Einst  war 
Schi-hoang  von  Thsin  betrübt,  weil  es  einen  Tod  gibt.  Er  ernannte  einen  Mann  Namens 
Siü-fö  zum  Gesandten,  Hess  auf  einem  grossen  Schiffe  melirere  Zehende  Jünglinge  und 
Mädchen  einschiffen  und  schickte  sie  nach  Fung-lai,  um  das  Arzneimittel  der  Unsterb- 
lichkeit zu  suchen.  Als  sie  dieses  nicht  zu  Stande  brachten,  gelangte  das  Schiff'  nach 
Asuka  in  Kuma-no  und  Siü-fö  starb  daselbst.  Desswegen  sagt  man,  dass  in  Asuka  das 
Grab  Siü-fö's  sich  befinde.     Ferner  wird  von  Asuka  gesagt,  es  sei  Fung-lai'. 

Fii-dzio-ki .  ^  ^p  ^  'o  kaki-keri.  Fototogisä-no  koto  nari.  ^  Sioku-no  kuni-no  ivb-wo-ba 
na-icu  ^  j0^  to-u-to  i-i-keru.  Tabi-ni  site  d-site  sono  tamasi-l  tori-to  nari-te  faim  aki-ni 
7iakn.  Kore-ico  ^  ^  si-ki-tori-to  nadzüku.  Sare-ba  sono  naku  ko-e  furu-sato-ico  koi-te 
fu.-dzio-ki-fit-dzio-ki-to  i-i-keri.  Kono  ko-zi-jori  fotogisv-tco  ^  ti  3^  -y*  si-ki-to-u  g^  ^ 
sioku-kon  ^  ^  sioku-faku-to-mo  nadzuke-tari .  Mon-zen-ni-wa  tori-wa  to-it-ga  tamasi-i-jori 
idzitru-to  ijeri.  Fn-dzio-ki-to-tva  sono  mi  IpjJ  /|^  ta-kio-ni  site  sini-tare-ba  sore-ico  kanasi-i 
jorodzü-no  J\^  ^  kö-zin  rio-kakii-ni  kajeru-ni  sikaz'i-sikazu-to  süsmnete  urei-wo  mqjoioosasimeru- 
to  nari.  ,Wurde  fn-dzio-ki  (nur  heimkehren,  wie  oben)  geschrieben.  Ist  so  viel  als  der 
Kuckuk.  Den  König  des  Reiches  Schö  nannte  man  Tu-yü.  Derselbe  starb  auf  der 
Reise.  Seine  Seele  wurde  ein  Vogel,  und  dieser  singt  im  Frühling  und  im  Herbst.  Man 
nennt  ihn  den  Vogel  Sse-kuei  (der  Vogel,  der  sich  nach  der  Heimkehr  selmt,  wie  oben). 
Jedoch  seinen  Gesang  bezeichnet  man  als  Liebe  zur  Heimatli  und  dui-ch  fii-dzio-ki-fu- 
dzio-ki  (nur  heimkehren!  nur  heimkehren!).  Von  dieser  alten  Begebenheit  hat  man  den 
Kuckuk  auch  Tse-kuei-tu-yü  (der  Name  des  Königs,  wie  oben),  sioku-kon  ,die  dunkle 
Seele  von  Schö'  (wie  oben)  und  siokii-faku  ,die  lichte  Seele  von  Schö'  (wie  oben)  genannt. 
In  der  Auswahl  der  Schrift  wird  gesagt:  Der  Vogel  ist  aus  der  Seele  Tu-yü's  hervor- 
gegangen'. Fa-dzio-ki  bedeutet :  Da  er  in  einem  fremden  Bezirke  gestorben  war,  bedauert 
er  dieses.  Er  ermahnt  die  zehntausend  Wanderer  und  Reisenden  mit  den  Worten:  ,Das 
Beste  ist  heimkehren!  das  Beste  ist  heimkehren!  zur  Heimkelir  und  macht  sie  Traurig- 
keit empfinden'.     Verse : 

Kajeru-na-jo  naku-ni-iva  sikazi  fototoqisü. 
,Kclire  nicht  heim!     Er  singe  nur,  der  Kuckuk'. 

Fusü  loi-no  karu-mo.  j^  Wi-jw  fusi-dokoro-ni  kusa-wo  siki-te  ne-tnrit  nari.  Fnsü 
ici-no  toko-to-mo  iü.  ,Bedeutet:  nachdem  man  an  der  Lagerstätte  des  Schweines  Pflanzen 
gebreitet  hat,  schlafen  gegangen  sein'.  Man  sagt  auch  fusu  ivi-no  foko,  das  Bett  des  lie- 
genden Schweines'.  Die  Bedeutung  von  karu-mo.  das  nicht  erklärt  wird,  lässt  sich  nicht 
bestimmen. 

Denkeclirifteii  der  phil.-hUt.  (1.  XXIII.  Bd.  Ay 


3gg  Pfizhaiee. 

Classe  Ku. 

Ko-'ioi.  Taka-no  ki-ni  wiru  koto  nari.  Jg  ^  tu  kaku.  ,Bedeutet,  dass  der  Falke  auf 
dem  Baume  sitzt.     Wird  ko-wi  (auf  dem  Baume  weilen,  wie  oben)  geschrieben'. 

=y.  T^  Koromo-de  karuru.  ,T)er  Aermel  trocknet'.  To-ozakaru  koto-ivo  m  nari.  Anii-iva 
nen-gom-naru  utsi-no  to-ozakari-juhi.  nari.  , Bedeutet  die  Entfremdung.  Bisweilen  bedeutet 
es:    die  allmälige  Entfremdung  während  der  Freundlichkeit'.     Verse: 

Tama-knsi-ge  ake-maku-mo  naki  atara-jo-wo  koromu-de  karefe  fitori-kamo  nen. 

,In  der  kein  Wille,  das  Kammkästchen  von  Edelstein  zu  öffnen,  die  neue  Nacht,  in 
ihr  trocknet  der  Aermel,  und  allein  werd'  ich  schlafen'. 

*rfj  ;^  Kuromo-de  fitsü-to  in  koto-wa  nuimru  koto  nari.  Korumo-de-no  de-wa  soje-zi  nari. 
,Fitsü  in  dem  Ausdrucke  koromo-de  fitsü  ist  so  viel  als  imrurii.  feucht  werden.  De  in 
korovio-de  ,Aermel'  ist  ein  hinzugefügtes  Schriftzeichen'.     Verse: 

Koje-wa  site  namida-iva  mijemi  fototogisü  ivaga  koromo-de-no  fitsü-ioo  karanan. 

,Bei  dem,  wenn  seine  Stimme  tönt,  die  Thräne  nicht  zu  seh'n.  der  Kuckuk  wird 
meinen  Aermel,  den  feuchten  zu  leihen  nehmen'. 

Koromo-no  tama.  ,Der  Edelstein  des  Kleides'.  Fo-ke-keö  si-kuan-ni  tokeru.  Je-ri-fö-zia-no 
koto  nari.  Kono  kokoro-wa  aru  fito  sake-ni  jei-te  ne-taru  aida-ni  fito  ari-te  koromo-no  ura-ni 
atai  kagiri-naki  takara-no  tama-wo  kakete  oki  tari.  So7'e-wo  sirazü-site  ta-koku-je  samajöi- 
juki-kem-ni  kano  kvni-no  fito  koromo-no  ura-ni  tama-arn  koto-wo  wosije-si-ka-ha  jagate  teo- 
zia-no  mi-to  nari-mi.  Tama-wa  sünawatsi  fo-ke-nari.  Jei-fzisü  fito-wa  issai-siu-zeo  nari. 
Tama-wo  loosije-si  fito-iva  sia-ka  nari.  Teö-zija-to  nari-tant  fito-wa  fo-ke-tco  1^  dzi-site  zio- 
busse-si-ioo  in  nari.  ,Wird  in  dem  vierten  Capitel  des  Buches  der  Secte  Fo-ke  erklärt. 
Ist  so  viel  als  je-ri-fö-ziu,  die  kostbare  Perle  des  Kleidfutters.  Der  Sinn  ist:  Ein  Mensch 
hatte  sich  mit  Wein  betrunken  und  schlief.  .  Unterdessen  legte  ihm  ein  anderer  Mensch 
in  das  Futter  seines  Kleides  einen  kostbaren  Edelstein  von  unermesslichem  Werthe.  Jener 
war,  ohne  dieses  zu  wissen,  nach  einem  fernen  Keiche  gewandert,  und  als  ihn  ein  Mensch 
dieses  Reiches  aufmerksam  machte,  dass  sich  in  dem  Futter  seines  Kleides  ein  Edelstein 
befinde,  wurde  er  sogleich  die  Person  eines  Aeltesten.  Der  Edelstein  ist  die  Secte  Fo-ke. 
Der  Mensch,  der  betrunken  liegt,  sind  sämmtliche  Schüler.  Der  Mensch,  der  ihn  auf  den 
Edelstein  aufmerksam  machte,  ist  Schaka.  Der  Mensch,  der  ein  Aeltester  wurde,  erfasste 
die  Lehre  Fo-ke  und  ward  ein  Buddha'. 

Kororno-u-o  kajesi-te  nuru..  ,Das  Kleid  wechseln  imd  schlafen'.  Koromo-wo  kajesi-te 
nunc  toki-wa  koi-siku  omo  fito-no  jume-nl  miju7'u-fo  in  furuku  tsütaje-si  koto-nite  uta-ni-mo 
jomeri.  Sode-kqjesü-to  iü-mo  onazi.  ,Dass  man,  nachdem  man  die  Kleider  gewechselt  hat, 
schläft  und  dann  der  Mensch,  an  den  man  liebend  denkt,  im  Traume  erscheint,  ist  eine 
von  Alters  her  überlieferte  Sache  und  wird  auch  in  Gedichten  gelesen.  Sode-kajesn  ,den 
Aermel  wechseln'  ist  dasselbe'.    Verse: 

Ito  semete  koi-si-kl  toki-wa,  mu-ha-iama-no  joru-no  kororno-iw  kajesi-te-zo  n'aru. 
,Qualvoll    sehr    und    liebend    wenn    ich   denke,    das  Kleid  der  Nacht  der  Edelsteine 
der  Rabenflügel  dann  wechsl'  ich  und  schlafe'. 

Siro-taje-no  sode  ori-kajesi  kofiure-ba-ka  imo-ga  sügata-no  jume-ni  si-mijuru. 
,Den  wundervoll  weissen  Aermel  lass'    ich    herab    und   wechsl'    ihn.     Ob    ich    wohl 
liebe?     Der  Schwester  Gestalt  wird  im  Traume  gesehen'. 

Koromo-Qio   naruru.     ,üas  Kleid    gewöhnt    sich'.     Koromo-no   si-orete  mi-ni  matö  nari. 
, Bedeutet:    das  Kleid  wird  sclilaff  und  wickelt  sich  um  den  Leib'. 


Dir  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  3ß7 

Koromo-.'^ide-ut.'ia.  , Die  Kleider  mannig-fach  schlagen'.  Sir/ekn  ut.m  koto  vnri.  , Bedeutet: 
liäufig  schlagen'  (klopfen). 

Koromo-no  sekl.  ,Der  Grenzpass  des  Kleides'.  Mitsi-no  ku-no  mei-sio  nari.  ,Ist  ein 
berühmter  Ort  des  Reiches  Miitsu'. 

Koromo-de-no  ^  mori.  ,l)er  Wald  des  Aermels'.  Matsü-no  o-to  arasi-jama-no  aida 
nari.  Jama-siro-no  na-doknro  nari.  , Liegt  zwischen  ^latsu-no  0  und  Arasi-jama.  Ist  ein 
beriiliniter  Ort  in  Jama-siro'. 

Koro-ne.  Ohi-tokazü-site  -j^  maru-ne-snru  nari.  , Bedeutet :  olmo  den  Gürtel  zu  lösen, 
fest  schlafen'. 

Ko-wa.     Kore-wa-to  iü  kotoba  nari.     ,Ist  das  Wort  kore-wa.  dieses'.     Verse: 

Wasüre-gusa  oßiru  no-be-fo-wa  mirn-rame-to  ko-ica  sinobn  nari  notsi-mo  tanomaimi: 

,Wo  die  Vergessenheitspflanze  wächst,  die  Wildnissseite,  dass  ich  sie  sehen  wci-dc, 
dieses  ertrag'  ich  eben,  später  werd'  ich's  erflehen'. 

Ko-wa  taga  tarne.  Kore-wa  tare-ga  tame-fo  iü  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  kore-tca  tare-ga 
tarne,  dieses  für  wen'  (hier  Jemandem  gehörend).     Verse : 

Ko-fata-gaica  ko-wa  taga  tame-ud  kara-  :^  kororno  koro-mo  fisasi-ki  j^  tsutsi-no 
woto  kana. 

,Der  Fluss  von  Ko-fata,  hier  auf  Jemandes  chinesischem  Kleide  des  Schlägels  lange 
Zeit  währender  Ton  erschallt !' 

Kowori-no  seki.  ,Der  Grenzpass  des  Eises'.  Koicori  todzi-tf  midzü-no  juki-jarami-wo  i/c. 
Koioori-no  makura-to-mo.  , Bedeutet,  dass  das  Wasser,  von  dem  Eise  verschlossen,  nicht 
fliessen  kann.     Es  heisst  auch  kowori-no  makitra,  das  Polster  des  Eises'.    Verse : 

Midzü-tori-no  uki-ne-no  toko-no  faru-kaze-ni  koivori-no  makura  toke-ja  simi-ran. 

,Von  dem  Bette  des  vorübergehenden  Schlafes  des  Wasservoo-els  in  dem  Frühlino-s- 
wind  das   Polster  des  Eises  wohl  wird  sterben'.     . 

Kotoori-7io  fasi.  ,Die  Brücke  des  Eises'.  Sinüno-no  kuni  sü-tva-no  midzu-umi-wa  kowori- 
aure-ba  smio  /ije-wo  ßto-no  jvki-ko-to  nari.  Sore-wo  midzü-no  füsi-to  in.  ,Wenn  der  See  von 
Suwa  in  dem  Reiche  Sinano  gefroren  ist,  gehen  die  Menschen  auf  ihm  einher.  Dieses 
nennt  man  die  Brücke  des  Eises'. 

Koboruru.  »^  to  kaku.  Tadasi  J^;'  no  zi-ni-mo  koboruru-to  iü  jond  ari.  Tsnjii-no  v^ 
kobovJiTu-to  in-wa  tsüne-no  koto  nari.  Kobo-taru  ije-to-wa  jabure-taru  ije  nari.  Mata-wa 
fasi-no  kobore^to-mo.  ,Wird  koboruru,  (überfliessen,  wie  oben)  geschrieben.  Jedoch  gibt 
es  auch  für  das  Zeichen  man  (voll,  wie  oben)  die  Lesung  koboruru.  Der  Ausdruck 
tsüjvr-no  koboruru  ,der  Tliau  ist  voll,  überfliesst'  ist  etwas  Gewöhnliches.  Kobo-taru  ije  ist 
ein  zerstörtes  Haus.  Es  heisst  auch  fasi-no  kobore,  die  Zerstörung  der  Brücke'.  Verse : 
Wo-bata-da-no  ita-da-no  fasi-no  kobore-na-ba  keta-jori  jukan  kofu-na  wagimo-ko. 

,Die  Brücke  von  Ita-da  in  Wo-bata-da.  wenn  sie  zerstört  ist,  wird  liber  die  Quer- 
balken wandeln  meine  liebende  Schwester'. 

Kowori-no  kvsabi.  ,Der  Achsennagel  des  Eises'.  Kuruma-ni  aru  mono  nari.  Isspfsn-ni 
kowori-no  kuruma  kakari-te  kusabi-no  gotoku  naru  nari.  ,Ist  eine  Sache,  die  sicli  an  dorn 
Wagen  befindet.  Nach  einer  Erklärung  bedeutet  es:  Das  Eis  hängt  sidi  an  den  Wagen 
und   wird  gleich  einer  Wagenachse'.     Verse: 

jll    ^    Kawn-gosi-no  siba-tsumi-hiruma  ika-ga  saru  kowori-no  kusabi  fuju-wa  taje-se-zi. 
,Der  den   Fluss  übersetzende,  mit  Reisholz  beladene  Wagen,  was  soll  er  thiin?  Der 
Achsennagel  des  Eises  wird  im   Winter  nicht  zernichtet'. 

47* 


368  Pfizmaier. 

Kowori-no  kaiko.  ,Die  Seidenraupen  des  Eises'.  Ju-kiu-san-to  iü  tokoro-ni  kowori-no 
kaiko  ari.  Simo  juki-ni  kore-ivo  owoje-ba  ito-to  naru  sünawatsi  koromo-ni  wori-te  kiru-ni 
ß-ni  iru-to-mo  jakezü  midzü-nl  iri-te-mo  nurezavu-to  nari.  Tö-ba-no  ku-ni  fio-zan  kan-iuo 
sirazü  kaa-so  sio-wo  sirazü-to  ari.  ,An  einem  Orte  Namens  Yün-kMao-schan  gibt  es  Seiden- 
raujjen  des  Eises.  Wenn  man  diese  mit  Reiffrost  und  Schnee  überdeckt,  werden  sie 
Seide.  Man  webt  daraus  Kleider  und  kleidet  sich,  in  sie.  Man  mag  dann  in  das  Feuer 
treten,  sie  verbrennen  nicht.  Geht  man  auch  in  das  Wasser,  so  werden  sie  nicht  nass. 
In  den  Versen  Tung-po's  heisst  es :  Die  Seidenraupen  des  Eises  kennen  nicht  die  Kälte. 
Die  Feuerratten  kennen  nicht  die  Hitze'. 

Goto  nara-ha.     Kaku-no  gotoku   nara-ha-to  nari.     , Bedeutet :    wenn  es  so  ist'.     Verse : 

Goto-nara-ha  sakazü-ja-wa  aranu  sakura-hana  mim  wäre  saje-ni  sidzit-kokoro-nasi . 

,Wenn  es  so  ist,  da  bin  ich,  der  ich  die  nothwendig  sich  öffnenden  Kirschblüthen 
sehe,  selbst  ohne  ruhigen  Sinn'. 

Goto-nara-ha  ori-tsükusi-ten  sakura-hana  wäre  matsü  fito-no  kite-mo  minaku-ni. 

,Wenn  es  so  ist,  sie  alle  werd'  ich  gebrochen  haben,  die  Kirschblüthen,  indess  der 
Mensch,  den  ich  erwarte,  kommt  und  sie  nicht  sieht'. 

Koto-nasi  fu.  ^  Koto-naki  sama-ni  i-i-nasü  nari.  , Bedeutet:  etwas  auf  eine  Weise 
darstellen,  als  ob  es  nichts  wäre'.  . 

Koto-zo  to-mo  nakii.  Nani-goto-ivo  i-i-ide-taru  koto-mo  naki  nari.  , Bedeutet,  dass  man 
irgend  etwas  nicht  ausgesprochen  hat'. 

Kotoha-dami.      Kotoha-namari-taru   nari.      ,Bedeutet :    die   Worte    falsch    aussprechen'. 

Koto-ni  dete.  Kotoha-ni  idete  nari.  , Bedeutet :  durch  Worte  zum  Ausdruck  gelangend'. 

Kuto-kusa.  Gon-zatsu  nari.  Tsime-ni  iü  koto-no  Ja  nari.  Koto-no  fa-kusa-to-mo .  , Bedeutet 
vermischte  Reden.  Ist  das  gewöhnliche  koto-^o  fa,  die  Blätter  der  Worte.  Man  sagt 
auch  koto-no  fa-ktisa,  die  Arten  der  Blätter  der  Worte'.     Verse : 

Jama-sato-ni  toi-kuru  fito-no  koto-kusa-wa  kono  sümawi  koso  urajamasi-kere. 

,In  dem  Gebirgsdorfe  die  Menschen,  die  fragen  und  kommen,  die  Arten  ihrer  Worte, 
in  diesem  Wohnplatz  nur  mögen  sie  zu  beneiden  sein'. 

Koto-wo  kirasü.  Kotoba-wo  kirasü-to  iu  koto-nite  zen-to-mo  aku-to-mo  i-i-idasi-te  sadamenu 
nari.  ,lst  so  viel  als  kotoba-ivo  kirasü  ,die  Worte  glitzern  machen'  und  bedeutet :  das 
Gute  wie  das  Böse  aussagen  und  nicht  bestimmen'. 

Kofo-to  BH  aJce-juku.  ,Als  Sache  leer'.  Aja-niku-ni  osimu  kokoro  nari.  Mata  waga 
viama-ivo  iü.  ,Hat  den  Sinn  von  aja-niku-ni  osimu,  verdriessen  und  bedauern.  Es  bedeutet 
auch  icaga  mama,  eigensinnig'.    Verse: 

Faru-no  iro-ni  koto-to  ake-juku  kasümi-kana. 

,Mit  des  Frühlings  Farbe  als  Sache  leer  wird  der  rothe  Wolkendunst!' 

Koto-dama.  ,Die  Wortedelsteine'.  Kotoba-wo  fome-taru  nari.  , Bedeutet,  dass  man  die 
Worte  gepriesen  hat'. 

Koto-ni  atari-ie.  ,Der  Sache  entsprechend'.  Tsümi-ni  atari-te  nari.  ,Bedeutet:  dem 
Verbrechen  entsprechend'. 

Koto-tama-faru.  Mio-nen-no  farii-to  iü  koto  nari.  Issetsü-ni  koto-tama-wa  o-o-tsügomori-no 
jo  takaki  oka-ni  agari-te  mino-wo  saka-sama-ni  kite  waga  ije-wo  mire-ha  rai-nen-tsiü-no  kikkiö 
koto-gotoku  mijuru-to  nari.  ,Ist  so  viel  als  der  Frühling  des  nächsten  Jahres.  Nach  einer 
Erklärung    bedeutet    koto-tama:     Wenn    man    in    der   Nacht    des    dreissigsten    Tages    des 


I 


DiK  ruETISCHKN  AUSDRÜCKE  DER  JArASISCUEN  SpKACHE.  369 

Monates  auf  einen  hohen  Hügel  steigt,  den  Regenmantel  verkehrt  anlegt  und  nach  dem 
eigenen  Hause    blickt,    so    ist   alles  Glück  und  Unglück  des  künftigen  Jahres  zu  sehen'. 

Koto-jü-fime.     Tana-hata  nari.     ,Ist  das  Sternbild  der  Weberin'. 

Küto-fikl-gusa.  ,Die  harfenspielende  Pflanze'.  Matsü-no  i-miö  nari.  ,Ist  ein  verschie- 
dener Name  für  die  Fichte'. 

Kuto-no  sita-fi.  ,Die  Wasserröhre  der  Harfe'.  Koto-no  fara-no  Hb  kata  nari.  ,Ist  die 
Seite  des  Bauches  der  Harfe'. 

*J^  ft^P  Cto-(/c).  ,Die  kaiserliche  Lampe'.  Mi-kado-no  foku-sin-ni  tomosi-bi-wo  tate-matsüri- 
tamo  koto  nari.  Ima-wa.  suno  gi  tajete  nasi.  Kita-jama-rei-gan-si-to  in  tokoro-nite  takaki 
mine-ni  fi-ico  tomosi-te  foku-sin-ni  -flt  kü-si-tarnb  nari.  , Bedeutet,  dass  der  Kaiser  dem 
Nordstern  eine  Lampe  darbietet.  Gegenwärtig  ist  dieser  Gebrauch  abgeschafi't.  An  einem 
Orte,  der  das  Kloster  der  göttlichen  Felsen  von  Kita-jaraa  genannt  wird,  zündet  man 
auf  einem  hohen  Berggipfel  eine  Lampe  an  und  bringt  dem  Nordstern  ein  Opfer',  Verse: 

Ta-muke-süru  fosi-no  fikari-ni  magafit  kana  mine-ni  kakaguru  aki-no  tomosi-bi. 

,Mit  dem  Lichte  des  Sternes,  dem  man  das  Handopfer  bringt,  vermengt  ist  die  auf 
dem  Berggipfel  erhöhte  herbstliche  Leuchte !' 

Kdtsi-taku.  g  no  zi  nari.  Monu-no  o-oki-narv  koto  nari.  ,lst  das  Zeichen  ko  (gross, 
wie   oben).     ,Bedeutet,  dass  etwas  gross  ist'.     Verse : 

Aki-no  ta-no  fo-muke-no  josüru  kata-jori-mo  ware-ica  jori-namu  kotsi-ta-kari-to-mo . 

,Mehr  als  die  nähernde  Seite  der  Darbietung  der  Kornähren  des  herbstlichen  Feldes 
werd'  ich  mit  gestützt  haben,  so  gross  ich  auch  bin'. 

Kori-zü-ma.  Mono-ni  kori-nu  nari.  Sü-ma-wa  tabi-tabi-to  iu  koto  nari.  , Bedeutet :  sich 
durch  eine  Sache  nicht  abschrecken  lassen.  Sü-ma  ist  so  viel  als  tabi-tabi,  oftmals'.  Verse: 

Kori-zü-ma-ni  mata-mo  naki  na-no  tatsi-nu-besi  fito  niku-karanu  jo-ni  .si  sümaje-ba. 

,Ohne  abgeschreckt  zu  sein,  muss  noch  der  verlorene  Name  erstanden  sein,  wenn 
ich  in  dem  Zeitalter,  wo  die  Menschen  nicht  verhasst  sind,  wohne'. 

Korn.  ^  nari.  Kümo  koru  iica-ne  koru  mina  omoreru  kokoro  nari.  ,Ist  koru  (gefrieren, 
wie  oben).  In  kumo  koru  ,die  Wolken  gefrieren',  iwa-ne  koru  ,die  Felsenwurzeln  gefrieren' 
hat  es  den  Sinn  von  omoreru,  schwer  sein*. 

Ko-gane-bana  saku.  ,Die  goldenen  Blumen  blühen'.  Ko-gane-no  koto  made  nari.  Man- 
jed-siü  ziü-fatsi-no  kuan-ni  siu-mit  ten-wo-no  ten-fei-sio-fu  guan-nen  mitsi-no  ku-no  kivni  ico-ia-to 
iü  jama-ni  site  fazimete  ko-gane-tvo  fori-idasi-te  fanbera  toki  jomi-fe  tata-matsüri-kem.  Naga- 
uta-no  kajesi-uta  mi-kasira-7io  utsi-ni.  ,Bezieht  sich  auf  das  Gold.  In  dem  achtzehnten 
Capitel  des  Man-jeo-siü  wird,  als  man  zu  den  Zeiten  des  Kaisers  Siö-mu,  im  ersten 
Jahre  des  Zeitraumes  Ten-fei-siö-fö  (749  n.  Chr.)  auf  dem  Berge  W^o-ta  in  dem  Reiche 
Mitsi-no  ku  zum  ersten  Male  Gold  ausgrub,  ein  Gediclit  überreicht.  In  den  drei  ent- 
gegnenden Gedichten  des  langen  Gedichtes  heisst  es:'      Verse: 

Silber  aki-no  mi-jo  sakajen-to  figasi-naru  mitsi-no  ku  jama-ni  ko-gane-bana  saku. 

, Damit  des  Kaisers  erhabenes  Zeitalter  glorreich  sei,  blühen  im  Osten  auf  dem 
Berge  von  Mitsi-no  ku  goldene  Blumen'. 

Ko-gane-no  fa.  .Die  Blätter  des  Goldes'.  Judzüri-fa-wo  iü.  ,Bedeutet  den  Baum 
judzüri-fa'   (den  Baum  der  nachgiebigen    lilätter). 

Kojo-nahi.  ^  ^  tu  kakv.  Koto-na  foka-to  in  kokor»  nari.  ,Wird  kojc-naku  (olme 
Ueberschreiten,  wie  oben)  geschrieben.  Hat  den  Sinn  von  kotu-no  foka,  ausserordentlich'. 
Kojo-naku  steht  für  koje-naku. 


QTA  Pfizmaiee. 


Köre  saje.  Sore  saje  no-be-nl  onazi.  Idzüre-mo  mi-soje  kiki-soje-taru  kotu  nar/.  ,Kore-saj<i 

dieses  hier  sogar'  und  sore-saje  ,dieses  sogar'  ist  mit  no-be  ,freies  Feld'  gleichbedeutend. 

Diese  Ausdrücke  sind  so  viel  als  mi-soje  kiki-soje-taru,    im  Sehen  hinzugefügt,    im  Hören 


hinzugefügt' 


Kn-zome.     vÄ      Koku  some-tar/i   nari.      ,Ist  kokv.  sorite-taru,  tief  gefärbt'. 

^  '  Ko-dzümi.  ,Holzhaufen'.  Midzü-ni  joru  aknta-no  koto  nari.  Man-jed-ni  mije-tari. 
Issetsü  ki-no  kiri  kudzü  nari.  Ko-dzümi  ukabu  soma-jama-gaiva-to  jomeri.  ,Ist  so  viel  als 
das  an  dem  Wasser  liegende  Kehricht.  Es  ist  in  dem  Man-jeo  zu  sehen.  Nach  einer 
Erklärung  sind  es  die  Ueberbleibsel  vom  Holzfällen'.  Man  liest :  Auf  dem  der  Holzhaufe 
schwimmt,  der  Fluss  des  Brennholzberges'.     Verse: 

Äki-kaze-no    tsi-je-no    ura-toa-no    ko-dzümi    naru    kokoro-iva   jori-nu    notsi-iva    sirane-do. 

,Das  der  Holzhaufen  des  Wirbels  der  Bucht  der  tausend  Zweige  des  herbstlichen 
Windes  ist,  das  Herz  hat  sich  verlassen,  weiss  es  auch  das  Spätere  nicht'. 

Kon-ron-zan.  ,Der  Berg  Kuen-lün'.  Sen-ka  nari.  Kono  jama-wa  isi-naku  site  tama-ioo 
motte  tori-wo  utsü-to  nari.  ,Ist  das  Haus  der  Unsterblichen'.  Auf  diesem  Berge  gibt  es 
keine  Steine,  und  man  schiesst  die  Vögel  mit  Edelsteinen'. 

Ko-u-zi.  Kutahire-tarih  nari.  ^  no  zi  nari.  ,Bedeutet:  ermüdet.  Ist  das  Zeichen  kon' 
(ermüdet,  wie  oben). 

Kono  fa-no  fumi.  ,Die  Schrift  der  Baumblätter'.  Mukasi  mijako-no  fotori-ni  am  otoko 
wonna-iüo  sari-keri.  Kono  wonna  kaki-no  otsi-ba-wo  firoi-te  uta-wo  kaki-tsukete  noki-no  ito- 
midzü-ni  nagasi-kera.  ,Einst  hatte  ein  Mann  in  der  Gegend  von  Mijako  ein  Weib  ver- 
lassen. Dieses  Weib  las  die  abgefallenen  Blätter  des  Feigenbaumes  auf  und  liess  sie, 
nachdem  sie  darauf  Gredichte  geschrieben,  auf  dem  Fadenwasser  des  Vordaches  (d.  i.  auf 
dem  Wasser  der  Dachtraufe)  fortschwimmen'.    Verse: 

Jama-zato-ni   ko-no  fa-no  fumi-ioo    waga    tsüma-ni   mi-jo    tute  nagasü  noki-no  ito-midzü. 

,In  dem  Grebirgsdorfe  die  Schrift  der  Blätter  der  Bäume,  zu  der  Gattin  Siehe! 
sagend,  wo  man  schwimmen  lässt,  des  Vordaches  Fadenwasser'. 

Kono  ne-nuru.  ,Dieses  geschlafen  haben'.  Asita-to  iwan  makura-kotoha  nari.  ,Ist  ein 
Polsterwort,  welches  asita  ,der  Morgen'  bedeuten  wird'.       Verse: 

Matsi-waburv,  toki-si-mo  are-na  kono  ne-nuru  jume-ni-mo  fana-no  omo-kage-zo  tatsü. 

,Die  Zeit,  wo  man  wartet  und  fleht,  sie  mag  sein!  In  dem  Traume  dieses  Aus- 
schlafens auch  erhebt  sich  das  Bild  der  Blumen'. 

AM  tatsi-te  iku-ka-mo  arane-do  kono  ne-nuru  asa-ke-no  kaze-wa  tamoto  süzüsi-mo. 

,Der  Herbst  ist  erstanden,  viele  Tage  sind  es  nicht.  Doch  in  dem  Winde  des  Tages- 
anbruchs dieses  Ausschlafens  ist  der  Aermel  auch  kalt'.' 

Ko-no  fa-no  ame.  ,Der  Regen  der  Baumblätter'.  Ki-no  fa-no  kaze-ni  naku  ko-e-ico 
avie-ni  kiki-nasü  nari.  Matsü-kaze.-no  ame-ni  onazi.  ,Bedeutet:  der  Ton  des  Windes  in  den 
Blättern  der  Bäume  hört  sich  wie  Regen  an.  Ist  mit  matsü-kaze-no  ame  ,der  Regen  des 
Fichtenwindes'  gleichbedeutend'. 

Ko-no  Sita  jami.  ,Die  Finsterniss  unter  den  Bäumen'.  Si-gn-guatsü  zi-bun  ko-kage 
sigeri-te  kuraki-wo  iü  nari.  ,Bedeutet,  dass  im  vierten  und  fünften  Momxte  des  Jahres  der 
Schatten  der  Bäume  dicht  und  finster  ist'.     Verse: 


1    Kono  ne-nuvu  wii-.l  bloss  durc]i  Sylbenselivifl  ausgedrückt  und  nicht  rrklart.  Die  liier  i,'eoebfne  Bedeutung-  ,diesps  geschlafen 
haben'  ist  nur  eine  nnithniassliehe. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japaniscuen  Sprache.  371 

Sa-tsüki-jama  ko-no  sita  javii-ni  fomosn.  fi-wa  si/.a-no  tatsi-do-no  siru-be  nari-keri. 

,In  der  Finstemiss  unter  den  Bäumen  des  Berges  des  Suinpfmonats  das 'Feuer,  das 
man   anzündet,  ist  ein  Merkzeiclien  des   Standortes  des  Hirsches   geworden'. 

Ko-uo  fa-goromo.  ,I)as  Kleid  aus  Baum  blättern'.  Tai-ko-iva  ko-no  fa-tvo  tsüdzüri-te 
koromo-ni  si-tarn-to  nari.  , Bedeutet:  In  dem  hohen  Alterthum  heftete  man  Baumblätter 
zusammen  und  machte  daraus  Kleider'. 

Ko-no  fa-no  oki.  ,Das  P'ahrwasser  der  Baumblätter'.  Go-siü-no  midzü-umi-ni  am  mei-sib 
iiari.     ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  dem  See  von  Omi'. 

Ko-no  mi-dori.  ,üer  Fruchtvogel'.  Sarn-m>  i-nieu  nari.  ,Ist  ein  verschiedener  Name 
für  sani,  Affe'.    Verse : 

Ai^ad   fukn-  fuka-j.ama-no    okn-no    ko-no    mi-dori  sakebn    koje    nomi    kmuo-ni    sairari-te. 

^Wo  der  Sturmwind  weht,  in  dem  Innersten  des  tiefen  Gebirges  ist  das  Geschrei 
des  Fruchtvogels  nur,  indem  es  an  die  Wolken  stösst'. 

fjrohi.-netsi-no  sa-u-jaku.  ,Die  Pflanzenarznei  der  äussersten  Hitze'.  Gokn,-ndsi  natm-no 
sio-ki  nari.  Sa-u-jahi-wa  ^  ^  nite  ßru-to  iü  mono  nari.  Gen-zi-ni  aru  kotoba  nari. 
Firu-wa  sia-ki-wo  saru  mono  nari.  ,Goku-netsi  '  ist  die  Hitze  des  Sommers.  Sa-u-jaku  ist 
sb-jaku  (Pflanzenai-znei,  wie  oben)  und  bedeutet  den  Gegenstand  ßni,  Knoblauch.  Ist  ein 
in  dem  Geschlechte  Minamoto  vorkommendes  "Wort.  Der  Knoblauch  ist  ein  Gegenstand, 
der  sich  der  Hitze  entzieht'. 

Ko-gure.  ^  ^  to  kakn.  Ki-no  kakure  nari.  Ko-gakure-wa  ko-kage-ni  mi-wo  kahiruru 
nari.  ,AVird  ko-gure  (Baumdämmerung,  wie  oben)  geschrieben.  Ist  ein  Versteck  in  den 
Bäumen.     Ko-gakure  bedeutet:    in  dem  Schatten  der  Bäume  sich  verbergen'.  Verse: 

Arasi  fuku  ko-gure-nn  juki-ivu  utsi-farai  kefu  koje-nuru-ja  sa-ja-no  naka  jama. 

,Wo  der  Sturmwind  weht,  der  Baumdämmerung  Schnee  streif  ich  ab.  Heute  wohl 
überschritten  ward  der  Berg  inmitten  der  wahren  Nacht'. 

Ku-ja.  Ko-jo-to  iü  kotoba  nari.  Kore-wo  ^  ^  ko-ja-to  iü  tokoro-no  na-ni  josete  jomeri. 
,lst  das  Wort  ko-Ja,  komm!  Dieses  wurde  nach  einem  Orte  Namens  ko-ja  (wie  oben) 
gelesen'. 

Ko-ja-ta.  Are-fate-tarii  fnr?i-db-ico  iü.  ,ßedeutet  eine  ganz  wüste  alte  Halle'.  Die 
eigentliche  Bedeutung  der  Sylben  ko-ja-ta  ist  ungewiss.  Das  Wort  mag  ko-jakata  ,alter 
Palast'  ausdrücken'.     Verse: 

Fito    towanu    tt.   kata-jama-kage-no    ko-ja-ta-ni-ica  fotaru    bakari-zo  fi-ica   tomosi-nuru. 

,In  dei-  alten  Halle  des  Schattens  des  einseitigen  Berges,  wo  die  Menschen  nicht 
fragen,  hat  die  Feuerfliege  nur  ein  Licht  angezündet'. 

Kuma-gajeri.  Oi-te  futa-tabi  ivakakii  narn  koto  nari.  Muta-wa  kusa-no  karete  inata 
aioo-mi-taru  kokoro  nari-to  ijeri.  ^  ^  ^o  kaku.  ,Ist  so  viel  als  im  Alter  zum  zweiten 
Male  Jung  werden.  Man  sagt  ferner,  es  habe  den  Sinn,  dass  eine  Pflanze  verdorrt  und 
wieder  grün  geworden  ist.  Wird  icaka-kajeru  (wieder  Jung  werden,  wie  oben)  ge- 
schrieben'.    Koma  steht  in  der  Bedeutung  ,klein'.     Verse: 

Isilju  nimo-no  kejakeki  loaga  mi  oi-mt-to-mo  mata  koma-gajeri  kimi-wo  si  niataii. 

,Als  Reif  und  Thau  ausgezeichnet  mein  Leib  mag  gealtert  sein.  Er  wird  wieder 
jung:    den  Gebieter  werd'  ich  erwarten'. 


'  Steht  für  *fc   ßb   goku-iieliü.  äiisscrstf   Hitze. 


372  Pfizmaike. 

Koma-mukaje.  ,Dem  Füllen  entgegen  gehen'.  Koma-mukaje  fatsi-guatsü  ziü-go-nitsi 
nari.  Kiri-wara-no  maki-no  koma-vd  dal-ri-je  tate-matsüru  nari.  Afu-saka-made  tsioku-si 
tatte  fiki-mvkajete  kajerti  nari.  ,Das  Abholen  des  Füllens  findet  am  fünfzehnten  Tage  des 
achten  Monats  statt.  Die  Hirten  von  Kiri-wara  verehren  dem  kaiserlichen  Palaste  ein 
Füllen.  Man  ernennt  einen  kaiserlichen  Gesandten  bis  Afu-saka.  Derselbe  geht  entgegen 
und  kehrt  zurück'. 

Koma-no  mijahi.  ,Die  wechselnde  Neigung  des  Füllens'.  Sb-jaku-ivo  koru  kokoro  nari. 
Muma-no  ai  nari.  Ip)  no  i|*  to  kaku.  ,Hat  den  Sinn:  die  Stute  begehren.  Ist  die  Liebe 
des  Pferdes.  Wird  koma-no  nasake  (die  Leidenschaft  des  Füllens,  wie  oben)  geschrieben'. 
Verse : 

Faru  kure-ba  mijabi-ni  aruno  murä-koma-no  kaze-wo  fajami-te  ihafu-naru-ran. 

,Wenn  der  Frühling  kommt,  die  in  wechselnder  Neigung  wilden  Füllen,  dem  Winde 
voraneilend,  werden  wiehern'. 

Koma-mo  süsame-zü.  ,Das  Füllen  hat  keine  Freude'.  ^  I^  |§n)  tokaku.  Ktisa-ivo  famanu 
nari.  ,Wird  koma  süsamezü  (wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet,  dass  es  das  Gras  nicht  frisst'. 
Verse : 

0-o-ara.ki-no  mori-no  sita  kusa  oi-nure-ha  koma-mo  süsamezü  karu.  fito-mo  nasi. 

,Wenn  die  Gräser  unter  dem  Walde  von  0-o-araki  alt  geworden  sind,  hat  das 
Füllen  auch  keine  Freude,  und  kein  Mensch  ist,  der  sie  mäht'. 

Koke-musiro.  ,Der  Moosteppich'.  Koke-no  aivo-uwo-to  ide-taru-wo  musiro-ni  mi-tatete  jomeri. 
,Man  sieht  in  Gedichten  das  überall  grün  hervorgekommene  Moos  für  einen  Teppich  an'. 

Koke-gorovio.  ,Das  Mooskleid'.  Jo-süte-bito-no  kirn  koromo  nari.  Koke-no  tamoto-to-mo 
jomu.  ,Ist  das  Kleid,  in  welches  sich  der  Bonze  kleidet.  Man  liest  auch  koke-no  tamoto, 
der  Aermel  des  Mooses'.    Verse : 

Nani-to  naku  kike-ba  7iamida-zo  kobore-nuru  koke-no  tamoto-ni  kajofu  matsü-kaze. 

,Ohne  Grund  als  ich  ihn  hörte,  war  von  Thränen  überflössen  der  durch  den  Aermel 
des  Mooses  dringende  Fichtenwind'. 

Kokoro-no  mätsü.  ,Die  Fichte  des  Herzens'.  Fito-no  kokoro-no  fen-zezaru-ivo  matsü-no 
iro-kajenu-ni  tatojefe  jomeri.  Mata  kokoi^o-no  sügi-to  iü-mo  onazi.  Arui-wä  sügi-ioo  sügi- 
taru  koto-ni  josete-mo  jomeri.  ,Man  vergleicht  in  Gedichten  die  Unwandelbarkeit  des 
Herzens  eines  Menschen  mit  der  Fichte,  deren  Farbe  nicht  wechselt.  Der  Ausdruck 
kokoro-no  sügi  ,die  Cypresse  des  Herzens'  ist  dasselbe.  Einige  lesen  es,  indem  sie  sügi 
,Cypresse'  auf  sügi-taru  ,vorübergegangen'  beziehen'. 

Kokoro-no  asa.  ,Der  Hanf  des  Herzens'.  Kokoro-no  sügu-naru  koto  nari.  Asa-no  naka-no 
jomogi-to  iü  koto-waza-no  kokoro-nite  mata  kokoro-no  jomogi-to-mo  jomeri.  Kore-wa  magari- 
taru  kokoro-ni  tatoje-tari.  ,Ist  so  viel  als :  das  Herz  ist  gerade.  Es  steht  in  dem  Sinne 
des  Sprichwortes :  der  Hanf  inmitten  des  Beifusses.  Man  liest  auch  kokoro-no  jomogi,  der 
Beifuss  des  Herzens.  Dieses  wird  als  Gleichniss  in  dem  Sinne  von  magari-taru  , gebogen 
sein'  gesagt'.     Verse : 

Jo-no  naka-no  asa-iva  ato-naku  naru-mo  usi  kokoro-no  utsi-no  jomogi  nomi-site. 

,Der  Hanf  in  der  Welt  hat  keine  Nachkommen,  und  es  ist  traurig,  indessen  in  dem 
Herzen  der  Beifuss  nur  ist'. 

Sikari-tote  suguki  kokoro-mo  jo-ni  motasü  maziru  jomogi-no  asamasi-no  mi-ja. 

,Da  es  so  ist,  ein  gerades  Herz  auch  in  der  Welt  besitzt  des  sich  einmengenden 
Beifusses  armer  Leib?' 


Die  poetischen  Ausdrücke  dek  japan'ischen  vSpeache.  373 

Kokoro-no  uni.     ,I)er  Dämon   des  Herzens'. 

Kokoro-no  janil.      ,Die  Finsterniss  des  Herzens'. 

Kokoro-no  knma.     ,üie  Uferbank  des  Herzens'. 

Kokoro-no  kiri.     ,üer  Nebel  des  Herzens'. 

Kokoro-no  umi.     ,Das  Meer  des  Herzens'. 

Kokoru-no  midzü.  ,Das  Wasser  des  Herzens'.  Die  obigen  Ausdrücke  sind  ohne 
Erklärung.     Verse : 

Wacja  tame-ni  utoki  ke-siki-no  tsükit-kara-ni  katsü-wa  kokoro-no  oni-nio  mije-keri. 

,Indess  i'ilr  mich  der  entfremdete  Anblick  nahe  steht,  ist  dabei  auch  der  Dämon 
des  Herzens   ei-schienen'. 

Fito-no  ^  ko-nu  kokoro-wa  jami-ni  arane-domo  ^  ko-ico  omofu  mitsi-ni  majoi- 
nurit  kana. 

,Obgleich  die  Herzen  der  Verwandten  der  Menschen  in  Finsterniss  nicht  sind,  hat 
man  auf  dem  Wege  des  Denkens  an  die  Söhne  sich  verirrt!' 

IPI    Tsüna-ica  se-ni  fi-ma-naku  kawarih  a.m-ka-gaica  fito-no  kokoro-no  midzil-ja  nagaru.ru. 

,Wo  das  Seil  der  Stromschnelle,  ohne  Zeit  zu  haben,  wechselt,  in  dem  Flusse  von 
Asu-ka  das  Wasser  wohl  des  Herzens  der  Menschen  fliesst'. 

Aki-no  Jo-no  tsüki-no  fikari  si  kijo-kere-do  fito-no  kokoro-no  kuma-wa  terasasazü. 

,Das  Licht  des  Mondes  der  Herbstnacht,  hell  ist  es  zwar,  doch  auf  der  üferbank 
des  Herzens  der  Menschen  leuchtet  es  nicht'. 

Kokoro-no  arasi.  ,Der  Sturmwind  des  Herzens'.  Fito-no  kokoro-no  arasi-no  t/otoku 
fagesi-ki  nari.     ,Bedeutet,    dass  das  Herz  des  Menschen    heftig    wie    der    Sturmwind    ist'. 

Kokoro-irare.  ,Das  Herz  mangelt'.  Kokoro-no  aranu  fodo  ^  setsü-naru  narl.  ,Bedeutet: 
so  peinlich,   dass  das  Herz  nicht  vorhanden  ist'. 

Kokoro-gaje.  ,Das  Herz  wechseln'.  Waga  kokoro-tvo  fito-ni  tori-kaje-ba-ja-to-no  kokoro 
nari.  Issetsü  waga  kokoro-wo  fito-no  kokoro-ni  nasi-te  koi-siki  fodo-ico  sirase-taki-to  iü  nari. 
,Bedeutet:  das  eigene  Herz  mit  demjenigen  eines  Menschen  wechseln.  Nach  einer 
Erklärung  bedeutet  es:  das  eigene  Herz  zum  Herzen  eines  Menschen  machen  wml  ihm 
kundgeben  wollen,  wie  sehr  man  ihn  liebt'. 

Kokoro-no  tsüki.  ,Der  Mond  des  Herzens'.  Kijoki  kokoro  nari.  , Bedeutet  ein  reines 
Herz'. 

Kokoro-dzükara.     Kokoro-kara  nari.     , Bedeutet  kokoro-kara,  von  Herzen'. 

Kokoro-no  sime.  ,Das  Schnüren  des  Herzens'.  Kami-je  kokoro-ivo  fakohu-wo  in.  Zin-gi 
nari.    ,Bedeutct:    zu  den  Göttern  das  Herz  tragen.  Ist  Sache  des  Gottesdienstes'.  Verse: 

Kami-kaze-ja  jarna-da-no  fara-no   saka-ki-ba-ni    kokoro-no   dme-ico    kakanu  fi-zo    naki. 

,Der  Götterwind!  An  die  Blätter  des  heil'gen  Baumes  des  Feldes  von  Jama-da 
das  Schnüren  des  Herzens,  kein  Tag  ist,  wo  ich  es  nicht  hänge'. 

Kokorn-no  ike.  ,Der  Teich  des  Herzens'.  Jarn,  kata  naki  nari.  ,Bedeutet:  man  hat 
nichts,  wohin  man  senden  könnte'. 

Kokoro-no  ura.  ,Die  Walirsagung  des  Herzens'.  Jnku-snje-no  aramasi  koto  nari.  Issetsü 
waga  kokoro-nite  juku-süje-ico  si-an-sitc  fakaru  nari.  Kokoro-no  utsi-nite  iirano  kokuro-motsi 
nari.  ,Ist  im  Allgemeinen  so  viel  als  die  Zukunft.  Nach  einer  Erklärung  bedeutet  es: 
in  seinem  Herzen  an  die  Zukunft  denken  imd  erwägen.  Es  ist  die  Stimmung,  in  welcher 
man   im  Innern  des  Herzens   wahrsaet'. 

Kokoro-ico   kumu.     ,Das    Herz    schöjifen'.      Säi-rio-siim    nari.     ,Bedeutet :     vermuthon'. 

DonkiChriftcn  der  phil.-hist.  CT.  XXIII.  Bd.  4,s 


374  Pfizmaiee. 

Kokoro-no  tsiri.  ,Der  Staub  des  Herzens'.  Udzümore-taru  kokoro  nari.  , Bedeutet:  ein 
vergrabenes  Herz'. 

Kokoro-no  ame.  ,Der  Eegen  des  Herzens'.  Fare-jaranu  koto  nari.  .Ist  so  viel  als  nicht 
heiter  werden'. 

Kokoro-no  seki.  ,Die  Versperrung  des  Herzens'.  Kokoro-tvo  todomuru  nari  , Bedeutet : 
das  Herz  zum  Stillstand  bringen'. 

Kokoro  foki-meku.  ,Das  Herz  lebt  in  der  Zeit  der  Fülle'.  Kokoro  ugoki  zib-ki-si-taru 
nari.     , Bedeutet:    das  Herz  bewegt  sich  und  das  Blut  ist  in  Wallung'. 

Kokoro-juruhi.  Kokoro  jurusü  nari.  ,Ist  kokoro  jurusii,  das  Herz  ist  schlaff'.  Juruhi 
steht  für  jurumi,  schlaff  sein'. 

Kokoro  todomenu.  ,Das  Herz  nicht  zum  Stillstand  bringen'.  Otsi-isvkanu  kokoro  nari. 
,Ist  das  nicht  ruhig  gewordene  Herz'. 

Kokoro-ni  nokoru.  ,In  dem  Herzen  bleibt  übrig'.  Kokoro-ni  kakaru  koto  nari.  ,Ist  so 
viel  als  in  dem  Herzen  hängen  bleiben'. 

Kokoro-no  nigori.  ,Die  Trübung  des  Herzens'.  Go-zioku  nari.  Nigori-ni  somanu  kokoro 
mote-to-mo  jomeri.  ,Sind  die  fünf  Trübungen.  Man  liest  auch :  mit  dem  nicht  trüb  ge- 
färbten Herzen'. 

Kokoro  utsüku.si.  , Schön  von  Herzen'.  Kokoro-ni  omo  koto  ari-mama-ni  m  nari.  Kokoro 
utsükusi-to-ioa  i-i-nagara  amari  utsi-toke-sügi-taru-to  ari.  Kore-vio  ari-no  mama-ni  utsi-toke- 
sügi-taru  nari.  , Bedeutet:  was  man  im  Herzen  denkt,  so  wie  es  ist,  sagen.  Es  kommt 
vor:  Während  er  sagte:  , Schön  von  Herzen',  war  er  äusserst  unbefangen,  —  Auch 
dieses  bedeutet:    wie  es  wirklich  war,  unbefangen  gewesen  sein'. 

Kokoro-no  koma.     ,Das  Füllen  des  Herzens'. 

Kokoro-no  muma.     ,Das  Pferd  des  Herzens'. 

Kokoro-no  saru.     ,Der  Affe  des  Herzens'. 

Mina  kokoro-sawagasi-ki-wo  tatojete  jomeri.  ]^ri  ^<  I-ba  ^^f  i^"-^  sin-jen-no  ko- 
zi-wo  ijeri.  ,Die  obigen  Ausdrücke  werden  als  Gleichnisse  von  der  Aufregung  des  Herzens 
gelesen.  Sie  deuten  auf  die  alte  Begebenheit  von  dem  Pferde  des  Willens  und  dem 
Affen  des  Herzens'.  ^ 

Kokoro-no  kumo.  .,I)ie  Wolke  des  Herzens'.  Midare-taru  koto-ni  in.  ,Wird  von  A  cr- 
wirrung  und  Unruhe  gesagt'. 

Kokoro-wa  nagi-nu.  ,Das  Herz  ist  windstill  geworden'.  Nagusamu  kokoro  nari.  Isset.m 
kokoro-jau-aragu  nari.  ,Hat  den  Sinn  von  nagtisamU;  getröstet  sein.  Nach  einer  Erkläining 
bedeutet  es  kokoro-jaivaragu,  von  Herzen  sanft  sein',     \erse: 

O-o-jodo-no  farna-ni  ofu-tefu  miru-kara-ni  kokoro-ioa  oiagi-nu  katarawane-domo. 

,Die  an  dem  Meerufer  des  grossen  Wirbels  wachsen  sollen,  zwischen  den  Wasser- 
fichten ist  das  Herz  still  geworden,  obgleich  ich  mich  nicht  besprochen'. 

Kokoro-ai-no  kaze.  ,Der  Wind  der  Begegnung  des  Herzens'.  Kita  minami-no  kaze-u-o 
iii.  Minami  kita-u-a  in-Jb  nari.  ,Bedeutet  den  Nordwind  und  den  Südwind.  Süd  und  Nord 
sind  das  Yin  imd  Yang'. 

Kokoro-no  i.mju.     ,Der  Thau  des  Herzens'.     Verse: 

Aki-wa  tada  kokoro-no  tsuju-rd  arane-domo  mono-nagekasi-ki  koro-ni-mo  arv-kana. 


'    lieber  diese  Befjebenheit  wird  niclits  gesagt. 


Die  poetischen  Ausdrücke  dek  japanischen  Spkai  he.  375 

,Der  Herbst  allein,  des  Herzens  Thau  obgleich  er  nicht  ist,  eine  beklagenswerthe 
Zeit  ist  er  doch !' 

Kokoro-ha.  ,Die  Herzblätter'.  Ito-nite  fana  momidzi-wo  musühi-te  a>"  mo)i  nado-ico 
sojete  ivokuru  nari.  Issetsü-ni  aicu-gumi  nari.  Kumi-to-wa  fi-kacje-kusa-ico  motte  kamuri-no 
ßtai-ni  musübu  mono  nari.  Fi-kage-kusa-wa  ta-viuke-kiisa-tote  ko-boku-nl  kakaru  koke  nari. 
Mata  gen-zi-no  ^  je-aivase-no  maki-ni-iva  fako-no  kazari-no  ^f  mon-ni  kin-gln-nite  matsü 
take  iiado  Iro-iro-nl  tsükuri-tarit  mono-ivo  ijeri.  , Bedeutet:  mit  Seide,  Blumen  und  Ahorn 
knüpfen,  Ötickwerk  und  Aehnliches  hinzugeben  und  es  als  ein  Geschenk  schicken.  Nach 
einer  Erklärung  ist  es  ein  grünes  breites  Band.  Kiimi  ,breites  Band'  ist  ein  Gegen- 
stand, den  man  mit  der  Pflanze  des  Sonnenlichts  an  den  Stirntheil  der  Mütze  bindet. 
Fl-kage-kusa  , Pflanze  des  Sonnenlichts'  ist  die  Pflanze  der  Opt'ergabe.  Es  ist  das  Moos, 
welches  an  alten  Bäumen  haftet.  Ferner  bedeutet  es  in  dem  Geschlechte  Gen,  in  dem 
Capitel  der  Zusammenstellung  der  Gemälde,  die  anstatt  der  breiten  Bänder  der  Ver- 
zierung der  Koffer  aus  Gold  und  Silber  auf  verschiedene  Weise  verfertigten  Fichten, 
Bambusse  und  ähnliche  Gegenstände'. 

Kokono-kasane.  ,Das  neunfach  Wiederholte'.  Dal-ri-no  koto  nari.  Kokono-je-no  fukaki- 
(co  iü.     ,Ist  so  viel  als  der  kaiserliche  Palast.     Bezeichnet  die  neunfache  Tiefe'.    Verse: 

Kimi-ga  silmu  kokono-kasane-no  fana  sakari  arasi-no  kaze-mo  kikanu  faru  kana. 

,Wo  der  Gebieter  wohnt,  des  neunfach  Wiederholten  Blumen  gedeih'n.  In  welchem 
man  den  Sturmwind  nicht  hört,  der  Früliling!' 

Kokono-tsü-no  kasümi.  ,Die  neun  rothen  Nebel'.  Sen-keo-ni  jomn.  ,Wird  in  dem  ,Be- 
zirke  der  Unsterblichen'  (so  heisst  ein  gewisses  Buch)  gelesen'. 

Koje-nu  nori.  ,Die  Vorschrift  der  Stimme'.  Mi-da-no  sio-mio  nari.  ,Ist  der  Name,  mit 
welchem  man  Mida  (Amida)  benennt'. 

Koje-fajari-ka.  ,Die  Stimme  laufend'.  Sita-haja-ni  mono-iil  nari.  , Bedeutet:  mit  ge- 
läufiger Zunge  sprechen'. 

Ko-tefu-ni  ni-tari.  xjj  Kitare-to  iil-ni  ni-tam-to  nari.  ,Ist  kitare-to  iü-ni  ni-tarn,  es  ist, 
als  ob  man  sagte  :    komm !'     Verse : 

Waga  jado-no  mume  saki-tari-to  tsüge-jara-ba  ko-tefu-ni-tari  tsiri-nu-to-mo  josi. 

,Die  Pflaumenbäume  meiner  Herberge  blüh'n,  wenn  man  diess  meldet,  ist  es,  als 
ob  man  sagte:    komm!     Sind  sie  auch  verblüht,  ist  es  gut'. 

Tsnki-Jo  josi  jo  josi-to  ßto-ni  tsüge-jara-ba  ko-tefic-ni  ni-tari  matasü  si-mo   arazü. 

,Die  Mondnacht  ist  gut,  die  Nacht  ist  gut,  wenn  man  diess  den  Menschen  meldet, 
ist  es,  als  ob  man   sagte :    komm !     Es  ist  nicht,  dass  man  warten  lässt'. 

Ko-tefit-ni-mo  ni-tarn  mono  kana  fana-siisüki  koi-si-ki  ßto-ni  misn-be-kari-kern. 

,0  dass  es  wäre,  als  ob  man  sagte :  komm !  Das  blumige  liiedgras  dem  geliebten 
Menschen  habe  ich  zeigen  sollen !'     . 

Ko-tefu-no  jume.  ,l)er  Traum  des  Schmetterlings'.  Mnkasi  so-zi-to  iu  ßto  jume-ni  teö-to 
nari-te  momo-tose-no  fana-ni  tawafure-asobi-si-to  nari.  Sono  toki  ware-wo  wasürete  feo-no 
kokoro-ni  nari-si-to  nari.  , Einst  wurde  ein  Jlensch  Namens  Tschuang-tsc  im  Traimie  ein 
Schmetterling.  Er  spielte  und  vei'gnügte  sicli  mit  den  Blumen  der  lumdcrt  Jalire.  Um 
die  Zeit    vergass    er    auf  sich  selbst  und  erhielt  das  Herz  eines  Schmetteidings'.     Verse: 

Momo-tose-no  fa^ia-ni  asubi-te  sügi-site  ki  kouo  jo-tca  tc/u-no  juini-nife  ari-keru. 

.Mit  den  Blumen  der  hundert  Jahre  sich  vergnügend,  zieht  man  hinüber  und  kommt. 

Diese   Welt  ist  der  Ti'aiim  eines   Sclimetterlings   gewese'n'. 

48» 


376 


Pfizmaiek. 


Ko-aioi-no  obi.  ,Der  Gürtel  des  kleinen  Indigo's'.  Ko-awi-ioa  murasaki-iro  nari.  ,Ko-awi 
,kleiner  Indigo'  bedeutet  pux-purfarben'. 

Ko-saka-no  mitsi.  ,Der  Weg  der  kleinen  ßergtreppe'.  Saka-no  mitsi  nari.  Fon-setsü-ni 
kl  koric  mitsi  nari.  ,Ist  der  Weg  der  Bergtreppe:  Nach  der  ursprünglielien  Erklärung 
ist  es  der  Weg,  auf  welchem  man  Holz  fällt'.    Verse: 

Masüra-o-ga  ko-saka-no  mitsi-mo  fodo  tajete  juki  furi-ni-keri  koromo-ga  se-jama. 
,Der  Weg  der  Bergtreppe  des  tapferen  Mannes  war  um  die  Zeit  abgeschnitten,  der 
Schnee  ist  gefallen  auf  dem  Berge  des  Rückens  des  Kleides'. 

Koki-tarete.  , Schöpfend  sich  herablassen'.  Ja-kumo-ni-tva  futa-futa-to  tsiit-serare-tari. 
Juki  nado  kaki-taretc  furu  kokoro-ka.  Mata  ine-ni-mo  ijeri.  ,Ist  in  den  acht  Wolken  sehr 
zweideutig  erklärt  worden.  Vielleicht  hat  es  den  Sinn  von  juki  nado  kaki-tarete  furu, 
Schnee  und  Aehnliches  Icratzend  sich  herablassend,  fällt.  Es  wird  auch  von  den  Reis- 
ähren gesagt'.    Verse: 

Akenn  tote  kajeru  initsi-ni-wa  koki-tarete  ame-mo  namida-mo  furi-zo  kobotsi-tsutsü. 
,Indem    man    nicht    öffnete,    auf   dem  Rückwege,    schöpfend    sich    herablassend,    der 
Regen  und  die  Thränen  fielen  und  netzten'. 

Ko-me-ja.  ^  Ko-mai-to  iü  kotoba-no  te-ni-fa  nari.  ,Ist  das  Te-ni-fa  des  Wortes 
ko-mai.,  kommen'  (wie  in  eine  Gesellschaft).    Verse: 

Ko-me-ja-to-iva  omofu  mono-kara'  ß-gurasi-no  naku  jufu-gure-wa  tatsi-matare-tsfäsü. 
Weil  man  dachte,  dass  man  kommt,  wurde  die  Abenddämm'rung,  in  der  die  Abend- 
grille singt,  sofort  erwartet'. 

Komerarete.  ,Indem  eingedrungen  wird'.  Kasümi  kiri  ame  nado-ni  fari-komerarete-to 
iü  nari.  ,Bezeichnet:  indem  von  Seite  des  Wolkendunstes,  des  Nebels,  des  Regens  und 
ähnlicher  Dinge  eingedrungen  wird'.     Verse: 

Mi-ivatase-ba  faru-no  kasumi-ni  komerarete  idzüre  naru-ran  mi-josi-no-no  jama. 
,Als    ich    hinüberblickte,    da   von  Seite  des  AVolkendunstes  des  Frühlings  ward  ein- 
gedrungen:   welches  mag  sein  der  Berg  von  Mi-josi-no?' 

Kosi-no  sirmi.  ,Pas  Kennzeichen  der  Lende'.  Sirnsi-no  obi  nari.  ,Ist  ein  kenn- 
zeichnender Gürtel'. 

Kosi-ioore-uta.  ,Ein  Gedicht  mit  gebrochenen  Lenden'.  Uje-7io  ku  sita-no  ku-no 
tsüdzükanu  nari.  ,Ist  ein  Gedicht,  in  welchem  der  obere  Vers  und  der  untere  Vers  sich 
nicht  fortsetzen'. 

Koi.  ,Liebe'.  |M  to  kaku.  Ko-kon-siü-ni  fazimete  koi-no  be-wo  ivakare-tari.  Man-jeö-ni 
sh-mon-to  iü.  ,Wird  koi  (wie  oben)  geschi-ieben.  In  der  Sammlung  aus  alter  vmd  neuer 
Zeit  wurde  zum  ersten  Male  die  Classe  der  Liebe  abgesondert.  In  dem  Man-je6  heisst 
es  sb-mon,  sich  gegenseitig  hören'. 

Koi-gusa.    ,Die  Pflanze  der  Liebe'.    Tada  koi-no  koto  nari.    ,Ist  bloss  so  viel  als  koi, 

Liebe'.    Verse : 

Koi-gusa-iDo  tsikara-gmntma-ni  nana-htruiua  tsümi-te  kofuraku  tvare  kokoro-kara. 

,l:>ie  Pflanze  der  Liebe  auf  Lastwagen,  auf  sieben  Wagen  wenn  man  gehäuft  hat, 
lieb'  ich  von  Herzen'. 

Koi-no  jama.  ,Der  Berg  der  Liebe'.  Koi-no  tsümoru-too  jama-ni  tatojete  in.  ,Die  An- 
häufung der  Liebe  wird  mit  einem  Berge  verglichen'. 

Koi-midzu.     ,I)as  Wasser  der  Liebe'.     Namida-ivo   in.     ,So  nennt  man  die  Thränen'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  377 

Koi-no  jafsüko.  ,Der  Sclave  der  LieLe'.  Kui-ni  tsükau-aruru  kokoro  nari.  Jatsüko-ica 
simo-be  nari.  ,Hat  den  Sinn :  von  der  Liebe  zu  Diensten  verwendet  werden.  Der  Sclave 
ist  ein  Diener'.     Verse: 

Mamra-o-no  satori-kokoro-mo  ima-wa  nasi  koi-no  jatsüko-no  ware-wa  simi-besi. 

,Dus  Herz,  mit  dem  ich  als  tapferer  Mann  micli  fühle,  ist  jetzt  niclit  da.  Als 
Sclave  der  Liebe  muss  ich  sterben'. 

Sitai-kuru  koi-no  jatsüko-no  tabi-nite-mo  mi-no  kuse  nare-ja  sitcu  todoroki-ica. 

,Li  Sehnsucht  kommend,  der  Sclave  der  Liebe,  auf  der  Reise  auch  mag  seine  Ge- 
wohnheit sein  der  Salzfluth  ruheloses  Rollen'. 

Kui-sü-tefu.     Koi-süra-to  iü  nari.      ,Ist  koi-süru-to  in,  was  man  lieben  nennt'. 

Komori-  »^  je-no  fatsü-se.  ,Fatsu-se  von  Komori-je'.  Mnta  koniori-ktc-to-mu.  Fafsü- 
se-to  iivau  makura-kotoba  nari.  Issetsü-nt  yjQ  no-zi-tva  pj  ^  kumori-ku-nu  p  kutsi-no 
zi-wo  kahl.  Ajamari-taru  näri-to  ijeri.  Ajamari-nagara  ffl  motsi-i-kitaru  juje  setsü-setsü 
o-osi.  Si-sai-aru  koto-to-zo.  ,Man  sagt  auch  kumori-ku.  Ist  ein  Polsterwort,  das  den  Berg 
Fatsu-se  bedeuten  wird.  In  einer  Erklärung  wird  für  das  Zeichen  je  (wie  oben)  das 
Zeichen  kutsi  (wie  oben)  in  komori-ku  (wie  oben)  geschrieben.  Es  heisst,  man  habe  sich 
geirrt.  Weil  selbst  das  Irrthümliche  in  Gebrauch  kommt,  sind  die  Erklärungen  vielfach. 
Die  Sache  hat  somit  ihren  Grund'. 

Komori.     ,Die  Verborgenheit'.     Fatake-wo  iü  nari.     , Bezeichnet  den  Garten'. 

Ko-mo-tari.  Kn-tco  motsi-tari-to  in  nari.  ,Ist  der  Ausdruck  ko-u-o  'inof.^i-fari,  einen  Sohn 
erhalten  haben'. 

Koma  makura.  , Matte  und  Kopfkissen'.  Kagura-no  utai-mono  nari.  Issetsü  komo-ico 
makura-ni  süru  nari.  ,Ist  ein  Gesang  der  gottesdienstlichen  Musik.  Nach  einer  Erklärung 
bedeutet  es :    Schilf blumen  zum  Kopfkissen  machen'. 

Ko-züje-mo  jura-7ii  furib  jaki.  ,Der  auf  den  Baumwipfeln  viferlos  fallende  Schnee'. 
Jura-to-iva  man-man-taru  nari.  ,Jura-to  bedeutet  man-man-taru,  uferlos  wie  ein  breiter 
Strom'.     Verse : 

Iiva-se-no-ja  tori  fumi-tate-si  fasi-taka-no  ko-züje-mo  jura-ni  juki-u-a  furi-tsütsü. 

,Auf  die  Baumwipfel  des  jungen  Falken,  der  den  Vogel  der  Stromschnelle  der 
Felsen  durch  Ti'itte  gestellt  hat,  uferlos  ist  der  Schnee  gefallen'. 

Ku-ztije-no  aki.  ,Der  Herbst  der  Baumwipfel'.  lut-guatsil-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als 
der  neunte  Monat  des  Jahres'. 

Classe  Je  und  E. 

Jebi-kadzüra.  ,Die  wilde  Weinrebe'.  Ünna-no  tsükuri-kadzitra-ioo  in.  , Bedeutet  die 
künstlichen  Schlingpflanzen  (einen  Kopfschmuck)  der  Weiber'. 

Fi  kiki-tamqfu-ja.  ,Ei!  geruhst  du  zu  hören?'  Ei-to-iva  fito-no  je-kikanu-wo  togamnrii 
kotoba  nari.  Zai-ke-no  tonari-no  awase-ni  mono-i-i-kawasü  koto  nado  nari.  Gen-zi-ni  ijeni-tca 
o-ose-no  koto  nari.  ,Ei  ist  ein  Wort,  in  welchem  man  den  Älenschen  Vorwürfe  macht,  dass 
sie  nicht  hören.  In  dem  Anschlüsse  der  Nachbarn  zu  Hause  ist  es  so  viel  als  ,die 
Sprache  wechseln'  und  Aehnliches.  Wo  es  in  dem  Geschlcchte  Gen  gesagt  wird,  ist  es 
so  viel  als  o-ose,  Auftrag'. 

Jeni.  J^  fo  kaku.  Jeni-wa  fukasi  nado  jomeri.  Mata  jeni-si-to-mo  iü.  Je-ivo  j^  je-ni 
josete  jomi-tari.     .Wird  Jen  (Verhältniss,  Freundschaft,  wie  oben)  geschrieben.     Man  liest 


378 


Pfizmaier. 


jeni-wa  fukasi  ,das  Verhältniss  ist  innig'  und  Aehnliches.  Man  sagt  aucli  jeni-si.  Man  hat 
je  in  Bezug  auf  ji'e  (Strom,  wie  oben)  gelesen'.     Verse: 

Midzü-tori-no  faka-naki  ato-ni  tosi-wo  fete  kajoßc  hakari-no  jeni  (je-ni)  koso  ari-kere. 
Der  Wasservogel,  auf  unbeständigen  Spuren  indem  er  die  Jahre  verbracht,  hat  ein 
Verhältniss,  durch  das  er  verkehrt,  er  wohl  nur  gehabt'  (oder  in  dem  Sinne  von  je-ni: 
ist  es  in  dem  Strome,  mit  dem  er  verkehrt,  wohl  nur  gewesen). 

Jeda-wo    tsüramorit.     ,Die    Zweige    neben    einander    setzen'.     Ren-si   nari:     Bedeutet 

ren-si,  Brüder'. 

Jeda-no  fikari.     ,Das    Licht    der    Zweige'.      Tomosi-U-wo    m.     ,Bedeutet    die    Lampe'. 

E-zo  siramu.     Je-sirann  nari.     ,Ist  je-siranu,  nicht  erfahren  können'. 

E-tsubo.  ,Der  Lachtopf'.  E-kubo-no  koto  nari.  E-kubo-ni  iri-te  tvarb-to  iü.  ,Ist  so  viel 
als    e-kubo,    das   Lachgrübchen.     E-kiobo-ni   iri-te    ,in    den  Lachtopf   eingehend'    bedeutet: 

lachen'. 

Je-narazü.  ,Nicht  zu  erlangen'.  Je-mo  iwarezü  utsükusi-ki  koto  omo-siroki  koto  nando 
nari.  Mata  tada-naranu  koto-ni-mo  ijen.  ,ßedeutet  eine  unaussprechlich  schöne  Sache, 
eine  angenehme  Sache  und  Aehnliches.    Es  wird  auch  von  einer  ungewöhnlichen  Sache 

gesagt'. 

Jen-züru.     Uramuru  nari.     ,Bedeutet  nramuru.,  unwillig  sein'.    Ist  das  chinesische    ^ 

je7i,  unwillig  sein. 

Jen-zi  ma-gaki.  Tsüwi-dzi-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  tsüwi-dzi,  ein  Erdwall'.  Ma-gaki, 
Zaun.     Die  Bedeutung  von  jen-zi  völlig  ungewiss.     Verse : 

Sümi-sütete  tosi-furu  jado-ioo  kite  mire-ba  jen-zi-ma-gaki-no  kata-kudzüre-site. 

,Die  Wohnung  aufgebend,  die  langjährige  Herberge  im  Kommen  als  ich  sah,  stürzte 
des  Erdwalls  eine  Seite  zusammen'. 

Jen-no  nori-bito.  ,Der  Mensch  der  Vorschrift  der  Dienstleistung'.  Jen-no  gib-zia  nari. 
Ka-no  fu-ni  tsiü-sü.     ,Ist  Jen-no  giö-zia.     Wird  bei  der  Classe  ka  erklärt'. ' 

.>j-   Je-no  koje.  ,Die  Stimme  des  Stromes'.  Nami-no  oto  nari.  ,Ist  der  Ton  der  Wellen'. 

E-git-no  wakare.  ,Das  getheilte  Heidekraut'.  Sih-guatsü  nana-ka-ni  motsiju.  ,Man 
bedient  sich  dessen   am  siebenten  Tage  des  ersten  Monates  des  Jahres'.     Verse: 

Juki   kije-ba  je-gu-no   ivakare-wo    tsümu-beki-ni  faru    saje  fare-nu   mi-jama-be-no    sato. 

,Als  der  Schnee  schmolz,  sollte  das  getheilte  Heidekraut  man  häufen,  und  der 
Frühling  eben  klärte  sich  in  dem  Dorfe  von  Mi-jama-be'. 

Je-ja-tva.  Je-iiuanu-to  itl  kokoro  nari.  ,Hat  den  Sinn  des  Wortes  je-iwanu,  nicht  sagen 

können'. 

E-bu-no  jo.  ,Die  Welt  des  Sammelhauses  der  Leibwache'.  Siu-mi-jama-no  minami-ni 
aru  kuni  nari.     ,Ist  ein  Reich  im  Süden  des  (fabelhaften)  Berges  Siu-mi'. 

E-bu-no  Silke.  ,Der  Gehilfe  des  Sammelhauses  der  Leibwache'.  Kon-je-dzükasa  tsiü- 
seo-sib  ko-kib  kuan-nin  nado  nari.  Sin-zen-ni  owite  motome-ko-ivo  mb-to  nari.  ,Bedeutet  den 
Vorsteher  der  nahen  Leibwache,  den  kleinen  Anführer  der  Mitte,  die  Fürsten  und  Eeichs- 
minister,  die  obrigkeitlichen  Personen  und  Aehnliches.  Zufolge  der  Gegenwart  der  Götter 
bedeutet  es:    den  Motome-ko    (einen  Gesang  der  gottesdienstlichen  Musik)  tanzen'. 

Je-si-mo  wasürenu.     Je-wasürenu  nari.     ,Bedeutet  je-wasürenu,  unvergesslich'. 


1    Das  Wort  der  Classe  ka  wird  uiclit  angegeben.     Jen-no  giö-zia  war  ein  Mann  an  dem  Hofe  des  Kaisers  Mon-bu. 


Die  poetischen  Ausdrucke  der  japanischen  Sprache.  379 

Je-zima-ga  tira.  ,l)ie  Bucht  von  Je-zima'.  Awa-dzi-no  mei-sio  nari.  ,Ist  ein  berühmter 
Ort  in  Awa-dzi'.    Verse : 

Sa-jo-tsi-dori  fuke-wi-no  ura-ni  oto  trete  e-zima-ga  iso-ni  tsüki  kata-buki-nu. 

,Der  Braclivogel  der  wahren  Nacht,  in  die  Bucht  von  Fuke-wi  Töne  indem  er  bringt, 
hat  auf  dem  Sandufer  von  E-zinia  der  Mond  sich  geneigt'. 

Jebisü-kokorö.  ,Das  Barbarenhei'z'.  Osorosi-ku  araki  nari.  , Bedeutet:  fürchterlich  und 
wild'. 

Ei-naki.  Sake-ni  ei-te  »/j^  nnkzt  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  sake-ni  ei-te  nohi,  vom 
"Weine  berauscht,  weinen'.     Verse : 

Tada-ni  tvi-te  katarai-süru-ioa  sake  nomi-te  ei-naki-süru-ni  nawo  sikazä  nari. 

, Ruhig  weilen  und  Gespräche  führen  ist  noch  immer  nicht  so  gut  als  Wein  trinken 
und,  wenn  man  berauscht  ist,  weinen'. 

Classe   Te. 

Teri-saki-gusa.     ,Der  leuchtende  Lebensbaum'.     Bo-tan  nari.     ,Ist  die  Päonie'. 

Teru  fi.  ,Die  leuchtende  Sonne'.  Nitsi-rin-tvo  iu.  Mata  ten-si-wo  nitsi-ni  fafoje-tate- 
matsüri-te-mo  iü.  Mata  teru  fi-no  kure-si-to-ioa  ten-si  fo-gio-no  toki-ni  muse-ba  iinu-beki  kotoba 
nari.  , Bedeutet  das  Sonnenrad  (die  Sonne).  Man  sagt  es  auch,  indem  man  den  Himmels- 
sohn mit  der  Sonne  vergleicht.  Ferner  ist  tent  fi-nu  kure-si  ,die  leuchtende  Sonne  ist 
untergegangen',  zur  Zeit  des  Todes  des  Himmelssolmes  ausgesprochen,  ein  Wort,  welches 
man  vermeiden  soll'. 

Te-tama-mo  jura-ni.  Nippon-ki-ni  j||  ^  35  -^  'o  kaki  keri.  Te-mo  tajiigu  nari. 
Issetsü-ni  fata-woru  fi-to  iu  mono-wo  rib-fv-je  tori-ivatasü  nari.  ,In  dem  Nippon-ki  wurde 
te-tama-mo  jura-ni  (wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet  te-mo  tajugu,  die  Hand  auch  aus- 
dehnen. Nach  einer  Erklärung  bedeutet  es :  das  Webei'schitf  nach  beiden  Seiten  hinüber- 
bringen'. 

Te-narai-no  kimi.  ,Der  Gebieter  der  Uebung  im  Schreiben'.  -Ä  ^]^  Uki-fune-no  koto 
nari.  Kono  kimi  ico-no-no  ß^  ama-ni  tsürerarete  wo-no-ni  sümai-tamajeri.  Tsüre-dziire-no 
am,ari  sü-züri-ni  mukai  te-narai-site  omo-koto-wo  uta-ni-mo  jomi-tamajeri.  .Ist  so  viel  als 
Uki-fune.  Dieser  Gebieter  war  von  der  Nonne  von  Wo-no  begleitet  und  wolnite  in 
Wü-no.  Im  Uebermasse  der  Langweile  kehrte  er  sich  gegen  den  Tintenstein,  übte  sich 
im  Schreiben   und  drückte  seine  Gedanken  in  Gedichten  aus'. 

Ten-dai.  .Der  Berg  Thien-tai  in  der  chinesischen  Provinz  Tsche-kiang'.  Waga  kuni- 
nite-wa  jei-san  nari.  ,In  unserem  Reiche  ist  es  der  Berg  Jei-san'.  Die  Aussprache  jei-san 
für  das  Wort  ten-dai  wurde  einmal  bemerkt. 

De-siwo.  ,Die  Fluth  des  Aufgangs'.  Tsidd-no  idzürn  zi-bun-m  sasu  siicü  nari.  ,Ist  die 
Fluth,  welche  zur  Zeit  des  Mondaufgangs  steigt'. 

Te-mo  sü-ma.  Te-mo  jasümemi  koto  nari.  Te-mo  sü-ma-ni  ufuru  sa-naje  nado  jomeri. 
,Ist  so  viel  als  te-mo  jasumemi,  die  Hand  nicht  ruhen  lassen.  Man  liest:  Tndess  sie  die 
Hand  nicht  ruhen  lassen,  Sprossen,  die  waclisen'  und  Aelinliches'. 

'Te-züsami.  Te-nagusami  nari.  Mote-asobi-taru  koto  nari.  , Bedeutet  tc-iiagiisami,  Unter- 
haltung.    Ist  eine  Sache,  mit  der   ni;ui   sicli   vergnügt  hat'. 


380  Pfizuaiek. 


Classe  A. 


A-iro  ko-iro.  Anata  konata-to  iü  kotoha  narr.  ,Ist  das  Wort  anata  konata,  dort  und 
hier'.     Verse : 

Fi-tatsi  naru  a-iro  ko-iro-no  jama  kojete  sika  naku  kuni-no  fate-to  koso  kiku. 

,Die  in  Fi-tatsi  sind,  die  Berge,  die  dort  und  liier,  überschreitend  wo  der  Hirsch 
brüllt,  des  Reiches  Ende  dass  dieses  ist,  hört  man  nur'. 

Awa-dzüke.  Awa-tatasi-ki  nari.  Issetsü  awa-awasi-ki-iva  fito-no  kokoro-asaki-wo  iü  nari. 
,Ist  awa-tatasi,  aufgeregt,  lärmend.  Nach  einer  Erklärung  bedeutet  awa-awasi  die  Seich- 
tigkeit  des  menschlichen    Herzens'. 

Aioare-cjai.  ,Das  mitleidige  Unterstellen'.  Taka-ni  masi-je-ivo  ko  nari.  , Bedeutet :  dem 
Falken  mehr  Futter  untei'stellen'.    Verse : 

Fasi-taka-no  asü-no  kokoro-ja  katcai'i-naii  kefu  je-si  tori-no  aivare-gai-site. 

,Des  jungen  Falken  morgiges  Herz  wohl  wix-d  verändert  sein,  indem  man  dem  heute 
erlangten  Vogel  mitleidig  unterstellt', 

Aiüa-too.  Jori-awase-täru  ito  nari.     , Bedeutet  zusammengedrehte  Fäden'. 

Awa-tatasi.     Saivagu  tei  nari.     ,Ist  die  Aufregung,  das  Lärmen'. 

^  ^\  y  Ajeka.  Utsnkusi-ku  fi-icadzü-ni  jowaki  tei  nari.  , Bedeutet  einen  schönen 
und  schwächlich  zarten  Leib'.  Das  ähnliche  oder  mit  diesem  übereinstimmende  Wort 
-)f    ^     y    ajega  wird  in  den  ,Archaismen'  auf  andere  Weise  erklärt'. 

Ado-tarete.  M  g  siü-siaku-to  kaku.  Fotoke  ho-satsü-no  kami-to  araware-tamb  nari. 
,Wird  siü-siaku  (die  Fussspuren  herablassen,  wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet,  dass 
JBviddha  und  die  Bosat  sich  als  Götter  zeigen'. 

Adzi-mura.  Fama-be-ni  aru  tori  nari.  Sora-no  kumoru  fodo  tsi-mo  futa-tsi-mo  fito-tsüra-ni 
tohu  nari.  ,Bedeutet  die  Vögel  an  dem  Meerufer.'  Dieselben  fliegen  tausend,  auch  zwei- 
tausend in  Einer  Reihe,  so  dass  der  Himmel  verfinstert  wird'.     Verse : 

Narimii-gata  oki-ni  mure-toiru  adzi^mura-no  sügata-iva  kaze-no  .sawagu  nari-keri. 

,Die  an  der  Bucht  der  Seite  von  Narumi  in  Schaaren  weilenden  Vögelschaaren,  ihr 
Aussehen  ist  des  Windes  Toben  geworden'. 

Adzi-mura-koma.  ,Die  Füllenschaar'.  Kub-win-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  kuo-win., 
das  glänzende  Yin'  (die  Zeit). 

Ari-si  mukasi.  ,Das  Einst,  welches  gewesen'.  Kumo-nu  uje-ica  ari-si  mukasi-ni 
kawarane-do-to  jomeri.  ,Man  liest:  Was  über  den  Wolken,  hat  mit  dem  Einst,  welches 
gewesen,  zwar  nicht  gewechselt'. 

Ari-ja  nasi-ja.  y^  Aru-ka  ^  naki-ka-to  iü  nari.  ,Bedeutet  die  Worte  aru-ka  naki-ka, 
ist  es  da?  ist  es  nicht  da'?' 

',  Ari-si  -jy^  jo-ni  keni.  Ari-si  jo-ni  masari-te-to  iü  nari.  Keni  ^  no  zi  nari.  , Bedeutet 
ari-si  jo-ni  masari-te,  besser  als  die  Welt,  die  gewesen.  Keni  ist  das  Zeichen  keni''  (besser 
als,  wie  oben). 

Ariso-umi.  "Mi  -^^  /^  to  kaku.  Umi-no  s6-miu  nari.  ,Wird  iso-aru  timi  (das  Meer,  welches 
ein  Sandufer  hat,  wie  .oben)  geschrieben.  Ist  ein  allgemeiner  Name  für  das  Meer'. 


'    Die    eigentliche  Bedentnns    von    adzi  ist    ganz   ungewiss.     E.«   könnte   angenommen   werden ,  dass    adzi-mura    für   alsü-mura 
.dichte  Sch.aar'  gesetzt  ist. 


Die  poetischen  At'sdhücke  der  jArANisciiEN  Spkaohe.  381 

Arl-no  sfisalii.  ^  7^  /o  kaka.  Issetsü-ni  ari-to  iä  v)>isi-no  faka-iidku  morm-ico  fiki- 
aruru-v:o  iü  nari.  ,\Vir(l  iri-keo  (das  eintretende  Vergnügen,  wie  oben)  geschrieben.  Nach 
einer  Erklärung  bedeutet  es,  dass  das  Insekt  Ameise  (arl)  unmerklicli  Gegenstände  her- 
einzieht'. Smabi  steht  für  snsami,  verwildert,  bethört  oder  für  etwas  eingenommen  sein. 
^4?'/  müsste  nach  der  Bclireibweise  von  ari-no  süsabi  für  iri  , eintreten'  und  fikl-aruru  in 
der  Erklärung  iür  ßki-iruru  ,hereinziehen'  gesetzt  sein.     Verse: 

Aru  toki-na  ari-no  süsabi-ni  katarawade  nahu-te-zo  fito-ica  koi-si-kari-keru. 

,Zu  einer  Zeit  liat  er  eintretend  kein  Gespräch  gefülirt  und  ist  gestorben ,  der 
Mensch,   er  ist  mir  theuer  gewesen'. 

Ari-nasi-no  kumo.  ,Die  Wolke  des  Seins  und  Nichtseins'.  Ärti-ka-tu  iiiire-ba  kije-juku 
kumo  nari.  ,Ist  die  Wolke,  die  vergeht,  wenn  man  sieht,  ob  sie  da  ist'. 

Ari-no  maiii-mani.  Ari-no  mama  nari.  , Bedeutet  ari-no  mama,  eben  wie  es  ist'. 

Ari-toirosi.  jg  ^  tu  kaku.  Na-ni  tsiü-sü.  ,Wird  ari-towosi  (das  Hindurchbringen 
der  Ameisen,  wie  oben)  geschrieben.    AVird  bei  Na  erklärt'. ' 

Ari-ka.     Mono-no  aru  tokoro  nari.     ,Ist  der  Ort,  wo  eine  Saclic  sich  behndet'. 

Ari-furu.  Jo-ni  furu  nari.  Maia  jo-ni  ari-fete-to-mo  ijeri.  Mata  jo-iii  ari-fnrn-wa,  jo-ni 
ari  wabimi,  naru.  , Bedeutet:  in  der  Welt  verbringen.  Man  sagt  Awoh.  jo-ni  ari-fete,  in  der 
Welt  verbringend.  Ferner  hat  jo-ni  ari-furu  die  Bedeutung :  in  der  Welt  sein  und  beten'. 

Aru-ni-vio  arami.  Arn-ni  arare-nu  nari.  , Bedeutet:  es  kommt  nicht  vor,  dass  es  gibt'. 

Aico-jagi-no  kadzüra-ki-jama.  ,I)er  Berg  der  grünen  Weiden,  Kadzura-ki'.  Jama-ni 
oi-taru  janagi-ni-iva  arazü.  Awo-jagi-no  kadzüra-to  iü  kake-taru  maknra  kotoba  nari.  ,Es 
sind  keine  AV^eiden,  die  auf  dem  Berge  wachsen.  Awo-jagi-no  , grüne  Weiden'  ist  ein  an- 
gehängtes Polsterwort  von  der  Bedeutung  kadzüra,  Schlingpflanze'. 

Aico.  ,Das  Grüne'.  Ke-dai-to  iü  mono-wo  iü.  Ijasi-ki  Jito  mino-no  jn-ni  site  kiru  mono 
nari.  , Bedeutet  den  Gegenstand  ke-dai  (nachlässig).  Ist  der  Gegenstand,  in  welchen  die 
gemeinen  Menschen  sich  wie  in  einen  Regenmantel  kleiden'.     Verse : 

Si-gure-süru  inari-no  jama-no  moniidzi-ba-no  awo  kari-si-jori  omoi-some-te-ki. 

,Das  Grüne  der  Ahornblätter  des  Berges  Inari,  wo  der  Rieselregen  fällt,  seitdem 
man  entliehen,   hah'  ich  zu  gedenken  begonnen'. 

Migiri-wa  idzümi  siki-bu  inari-ni  mude-keru-ni  ta-naka-no  mio-zin-no  o-ruaje-nite  si-gure-no 
si-keru-ni  kusa-karu  warawa-no  awo-fo  iü  monu-wo  kari-te  utsi-kadzüki-te  mode-kern.  Notsi-)d 
kano  warawa  idzümi  siki-bu-no  moto-ai  kono  iila-wo  jomi-te  motsi-ki-si-to  nan.  ,In  Bezug  auf 
das  Obige :  Als  Idzümi  Siki-bu  sich  zu  dem  Berge  Inari  begeben  hatte  und  unterdess 
vor  dem  glänzenden  Gottc  von  Ta-naka  ein  Rieselregen  fiel,  borgte  er  das  ,Grfine'  eines 
grasmähenden  Jünglings  aus,  verhüllte  sich  damit  und  begab  sicli  an  den  Ort.  Später 
verfertigte  jener  Jüngling  an  dem  Wohnsitze  Idzümi  Siki-bu's  dieses  Gedicht  und  brachte 
es  mit'. 

Awo-ni-josi.  Nara-to  iioan  makura  kotoba  nari.  ^  J^  ^  to-kakeri.  ,Ist  ein  Polster- 
wort, welches  die  Stadt  Nara  bedeuten  wird.  Wird  airo-ni-josi  (grfni  und  monnigroth 
glücklich,  wie  oben)  geschrieben'. 

Aka-bosi.  Mih-zih  nari.  Aka-bosi  utafu-xca  utai-rnono  nari.  ,Ist  dvr  Morgenstern.  Aka- 
bn.<ii  titafu  ,den  Morgenstern  singen'  ist  ein  Gesang'. 


'    Bei  }ia7ia-wada'no  fama,  der  Edelstein  der  sieben   Kriiinnmiigen, 
'    Denkschriften  der  phil.-liiftor.  Cl.  XXIII.  Kd.  49 


382  Pfizmaiek. 

Aka-ne-sasü.  ,Auf  die  Krappwurzel  zeigen'.  Fi-to  iü-heki  inakura-kotoba  nari.  ,Ist  ein 
Polsterwort,  welches  , Sonne'  bedeuten  kann'.     Verse: 

Aka-ne-sasü  asa-fi-iw  sato-no  fi-kage-gusa  tojo-no  akari-no  kazasi  naru-hesi. 

,Auf  die  Krappwurzel  zeigend,  die  Morgensonne,  ihres  Dorfes  Epheupflanze,  des 
reichen  Lichtes  Schirm  kann  sie  sein'. 

Akara-gasiwa.  ,Der  rothe  Pistazienbaum'.  Tada  kasiwa  nari.  ,Ist  bloss  kasiwa,  der 
Pistazienbaum'. 

Aka-tsüki-kusa.  ,Des  Tagesanbruchs  Pflanze'.  Tsüri-gane-no  kotonaru  na  nari.  .Ist 
ein  verschiedener  Name  für  die  Glocke'.   \  erse : 

Funa-hito-no  aka-tsüki-kiisa-ni  nare.-nitre-ha  jume-mite  akasü  nani-iva-dzü-no  matsü. 

,Die  Schiffer,  an  des  Tagesanbruchs  Pflanze  Avenn  sie  gewöhnt  sind,  sind  das,  was 
bis  zum  Morgen  sie  träumen,  die  Fichten  des  Fahrwassers  von  Nani-wa'. 

Aga  fofoke.  Waga  fotoke  nari.  Mata  waga  nii-wo  aga  mi-to  ijeri.  ,Ist  tcaga  fotoke, 
unser  Buddha.     Auch  für  waga  mi  ,der  eigene  Leib'  sagt  man  aga  mi'-. 

A-ka-tüi-imisübu.  Den  Wasserbrunnen  binden'.  Siaku-kednari'-.   ,Ist  buddhistische  Lehre'. 

Akarafi-ku.  Akaki  kotn  nari.  Mata  akiraka  nari.  Akarafi-ku  iro-taje-no  -^  ko-to  jomeri. 
Mosi  kurenaiüi-no  fakama  nado-no  kofo-ka  tadzünu-besi.  Joru-wa  sügara-ni  akarafi-ku  fi-vio 
kuraki  made-to  jomeri.  Fimemoso  fi-no  akaki  josi  nari.  Ja  kumo  oii-toki-ni  fi-no  kiirerit 
nari-to  ari.  ,Ist  so  viel  als  akasi,  rotli.  Es  bedeutet  auch  akiraka,  hell.  Man  liest  akirafi- 
ku  iro-taje-no  ko.^  ,der  Sohn  von  wundervoll  rother  Farbe'.  Man  muss  hier  vielleit'ht 
saffranrothe  Beinkleider'  und  ähnliche  Dinge  suchen.  Man  liest:  ,l)ie  ganze  Nacht  und 
bis  der  rothe  Tag  dunkel  wird'.  Es  heisst  so,  weil  die  Sonne  den  ganzen  Tag  roth 
(hell)  ist.  In  der  Erklärung  der  acht  Wolken  heisst  es:  Es  bedeutet  den  Untergang 
der  Sonne'. 

Agari-taru  ^  jo.  ,Das  aufgestiegene  Zeitalter'.  Zib-ko-nu  koto-ivo  iü.  , Bezeichnet 
die  Sache  des  hohen  Alterthums'. 

Aka-tsüki-no  jami.  ,Die  Finsterniss  des  Tagesanbruchs'.  Ziü-ni  mi-ka  kasira-no  ake- 
gata-wo  in  nari.     , Bezeichnet  die  Morgendämmerung  der  zwölf  dritten  Tage'. 

Akanu  koto-wa  arazi.  ,Es  ist  nicht,  dass  man  nicht  satt  ist'.  Man-jeö-ni  fu-soku-naku 
nari-taru  koto-wo  iü  kotoba  nari.  ,Ist  in  dem  Man-jeö  ein  Wort,  welches  bezeichnet,  dass 
man  keinen  Mangel  mehr  hat'. 

Akara-me.  }3  ^  to  kakit.  Akara-me-mo  sezü-wa  joso-mi-mo  sezü  nari.  ,\^^ird  kataioara- 
me  (das  Auge  zur  Seite,  wie  oben)  geschrieben.  Akara-me-mo  sezü  bedeutet :  nicht  seit- 
wärts blicken'. 

Ada-bito.  ,Ein  feindlicher  Mensch'.  Kokoro-tadasi-karanu  fito  nari.  ,Ist  ein  Mensch, 
dessen  Sinn  nicht  rechtschaffen  ist'. 

Atara-jn.  Man-jeö-ni  ^  '|^  -^  *1§  ^  %^  ^'^  kakeri.  Itadzüra-ni  aken  koto-no  osi- 
ki  nari.  ,In  dem  Man-jeo  wurde  rin-ja  (geizige  Nacht,  wie  oben),  siaku-ja  (schonende 
Nacht,  wie  oben)  und  sin-ja  (neue  Nacht,  wie  oben)  geschrieben.  , Bedeutet  das  Be- 
dauern, dass  man  etwas  umsonst  unternommen  haben  wird'. 

Ada-ne.  ,Feindlich  schlafen'.  Fitori-ne  nari.  S6-site  ada-wa  -^  ada-nite  makoto- 
naki  koto  faka-naki  koto-ni  jomeri.  ,Bedeutet  allein  schlafen.  Ada,  im  Allgemeinen  oda 
(Feind,    wie    oben)  wird    in  Gedichten    für    ,Unwahrheit'    und  , Vergänglichkeit'  gelesen'. 

Ada-nami.  , Vergängliche  Wellen'.  Koi-ni  josete  jomeri.  ,Wird  in  Bezug  auf  die 
Liebe  gelesen'. 


i 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  383 

Are-makit.     Äriira    koto    nari.      ,Ist    so    viel    als    arura ,    wi'ist    werden'. 

Adzüma-koto.     ,Die  östliche  Harfe'.      Wa-koii  nari.     ,Ist  die  japanische  Harfe'. 

Ana-kama.  ^  |l^^  fo  kakeri.  Kasikamasi-ki-io  iü  kotoha  mala  arakazi-masi-to  ■*|J  sei-si- 
fnru  kotoha  nari.  , Wurde  ß-kan  (wie  oben)  geschrieben.  Ist  ein  Wort,  welches  ,lärmend' 
bedeutet,  ferner  ein  vorläufig  und  im  Allgemeinen  hergestelltes  Wort'.     Verse : 

Ana-kama-ja  sasa-no  iwori-no  ame  kaze-ni  nawo  fiire-fure-io  kawadzü  nakn  ko-e. 

,Wie  lärmend!  An  der  Hiitte  von  kleinem  Bambus  ßegen  und  Wind,  in  ihnen 
deutlicher  noch  ertönt  des  Frosches  Quaken'. 

Ana-fnra-garo-to  iü  kotoha.  ,Das  Wort:  sehr  schwarz  von  Bauch'.  Ororosi-ku  araki 
fito-to  iü  kokoro  nari.  ,Es  hat  einen  Sinn,  der  einen  fürchterlichen  und  wilden  Menschen 
bezeichnet'. 

Ana-ta-ana-ta.  Ana-kasiko-kasiko-to  iü  nari.  , Bedeutet  ana-kasiko-kasiko.,  sehr  fürch- 
terlich, fürchterlich'.    Verse: 

Fana  saka-ba  josi-no-iio  Jama-no  fito-tsn  mori  ana-ta-ana-ta-ni  arasi  fuku  naje. 

,Wenn  die  Blumen  blüh'n,  einen  Wald  des  Berges  von  Josi-no,  sehr  fürchterlich, 
fürchterlich   blasend,  mag  der  Sturmwind  verlieren'. 

Konofito-tsü  mori-ica  kuviu-nv  koto  nari.  Fukio-naje-wa  fuki-usinaje-to  iü  nari.  , Dieser  ,eine 
Wald'  ist  so  viel  als  die  Wolken.  Fuki-naje  steht  für  fuki-usinaje.,  blasend  verlieren  mögen'. 

Ana-me-ana-me.  ,Ein  Ausruf  des  Schmerzes'.  Mu.-mib-seo-ni  iwnku  nari-fira-no  ason 
iifa-niakura-to-mo  min  tote  süki  koto  josete  ßyasi-no  kata-je  juki-keri.  Mitsi-no  kuni-ni  itari-te 
jasa-sima-to  in  tokoro-7ii  ja-dori-tari-keru.  Joru  no-no  naka-nite  nta-no  uje-no  ku-wo  jei-sürit, 
koje  ari.  Sono  kotoba-ni  iwaku  aki-kaze-no  fuku-ni  tstlkete-mo  ana-me-ana-me-to  iü.  Ajasi-ku 
ohojete  kuje-ico  tadzüne-tsätsü.  Kore-ivo  juirii-ni  sara-ni  fito  nasi  tada  si-nin-no  kasira  fito- 
tsü  ari.  Asita-ni  nawo  kore-wo  miru-ni  kano  doku-ro  sono  kasira-no  me-no  ana-jori  süsiiki 
nun  fito-moto  oi-ide-tari.  Sono  süsüki-no  kaze-ni  nabikeru-ivo  to-no  kakit,  kikoje-kere-ba  ajasi-ku, 
ohojete  atari-no  fito-ni  hmo  koto-wo  tö.  Aru  fito  katari-te  iwaku  wo-no-no  ko-matsi  kono 
knni-ni  kudari-te  kono  tukoro-nite  inotsi  owari-keri.  Sünawatsi  kano  kasira  köre  nari-to  iü. 
Koko-ni  nari-fira  aivare-ni  kanasi-ku  ohoje-kere-ha  namida-ico  osajete  sita-no  ku-wo  t.mke- 
keri.  Wo-no-to-wa  iwazi  süsüki  oi-tari-to  tsüdzüke-keru.  Sono  no-wo  tama-tsukuri-wo- 
no-to-zo  i-i-ke7'u.  ,In  den  namenlosen  Abschriften  heisst  es:  Nari-fira-no  Ason  reiste,  um 
berühmte  Orte  zu  sehen  uml  indem  er  das  ihm  Gefallende  sammelte,  nach  den  östlichen 
Gegenden.  Als  er  in  das  Reich  JMitsi  (Mutsu)  gelangte,  kehrte  er  in  einem  Orte  Namens 
Jasu-sima  ein.  In  der  Naclit  liörte  er,  dass  mitten  in  dem  freien  Felde  eine  Stimme  den 
oberen  Absclinitt  eines  Gedichtes  hersagte.  Die  Worte  lauteten:  ,[n  des  Herbstwinds 
Wehen  hinzufügend  ana-me,  ana-me-.  Er  verwunderte  sich  und  suchte  nach  der  Stimme. 
xVls  er  auf  die  Stelle  blickte,  war  daselbst  gar  Niemand,  lis  befand  sich  dort  nur  ein 
Todtenkopf.  Als  ei-  am  Morgen  den  Ort  n^och  mehr  betrachtete,  war  aus  den  Augen- 
höhlen jenes  Schädels  ein  Stengel  langes  Riedgras  hervorgewachsen.  Da  man  auf  allerlei 
Weise  hörte,  wie  dieses  Riedgras  im  Winde  sich  neigte,  staunte  er  und  befragte  die 
Menschen  in  der  Nähe  darum.  Ein  Mensch  sagte :  Wo-no-no  Ko-matsi  stieg  zu  diesem 
Reiche  herab  und  beschloss  an  diesem  Orte  sein  Leben.  Jenes  Haupt  ist  somit  er.  — 
Nari-fira  unterdrückte  jetzt,  da  Jener  Trauer  und  Schmerz  fühlte,  die  Thränen  und  fügte 
d<Mi  unteren  Abschnitt  Iiiii/.ii.  Dieser  lautete  als  Fortsetzung:  ,Wo-ni»  licisst  es  nicht: 
das    lange  Riedgras    ist    gewachsen'.      Man    nannte    diese   Wildniss  Tama-tsukuri  Wo-no'. 

Anazi  fuku.      Inu-ici-jori  fuku  kazr  uari.     .l.*t  der  aus  Nordwest  wehende  Wind'. 

40* 


384  Pfizmaiek. 

Ana-ja.    Sakebu  koje  nari.     ,Ist  der  Ton  des  Schreiens'. 

Ana-tafuto.  ^  4r  fo  kaku.  Ara-tatto-ja-to  iü  kotoba  nari.  Butsü-zin  nado  sin-süru 
nari.  ,Wird  an-son  (wie  oben)  geschrieben.  Ist  das  Wort  ara-tafto-ja,  neu  geehrt !  Be- 
deutet :     an  Buddha,  an  die   Götter  und  andere  Wesen  ghuiben'. 

Ana-tanomi-gata.  Ara-tanomi-gata-ja-to  iü  nari.  ,Bedeutet  ara-tanomi-gata-ja,  die  Seite 
der  neuen  Zuversicht'. 

Ara-de  kmmi.  ,Die  neue  Hand  zusammenbinden'.  Kumi-gaki-wo  si-taru  nari.  , Be- 
deutet, dass  man  die  Mauer  einer  Verbindung  (Genossenschaft)  aufgeführt-  hat'. 

Ara-mi-saki-bime.  ,I)as  Fräulein  der  wüsten  hohen  Gegenwart'.  Ara-mi-saki-gami- 
to-mo.  Fü-fu-no  naka-ioo  samatagete  asiku  süru  kami  nari.  Mata  ara-mi-käge-wa  fito-no 
naka-wo  tsigoru  kami  nari.  Waga  motsi-taru  kagami-wo  tate-matsüre-ba  kami  jorokobu-to 
ijeri.  ,Es  heisst  auch  ara-mi-saki-gami,  der  Gott  der  wüsten  hohen  Gegenwart.  Ist  die 
Gottheit,  welche  dem  Einvernehmen  zwischen  Mann  und  Weib  Hindernisse  bereitet  und 
es  verschlechtej't.  Auch  ara-mi-kage  ,der  wüste  hohe  Schatten'  ist  eine  Gottheit,  welche 
sich  dem  Einvernehmen  zwischen  den  Menschen  entgegensetzt.  Es  heisst,  wenn  man 
den  Spiegel,  der  uns  gehörte,  darreicht,  so  freut  sich  die  Gottheit'.  Verse : 
Masü-kagami  ta-muke-ni  si-tsütsü  inoranan  ara-mi-saki-bime  iro-imo-zo  süru. 
,Den  zehnzölligen  Spiegel  macht'  ich  zum  Handopfer,  ich  werde  beten.  Der  wüsten 
hohen  Gegenwart  Fräulein   tritt  auf  als  jüngere  Schwester'. 

Arasi  ma-kaze.  ,Der  heftige  wahre  Wind'.  Niivaka-ni  fnki-tari-taru  kaze  nari.  ,Ist 
ein  Wind,  der  plötzlich  zu  wehen  angehoben  hat'. 

Ara-kane.  , Rohes  Metall'.  Tshtsi-to  iü  makura-kotoba  nari.  ,Ist  ein  Polsterwort, 
welches  ,Erde'  bedeutet'. 

A-u-jo-u-ni-tari.  Gen-zi  muno-gatari-ni  mi-te-no  südzi-wa  a-u-jo-u-ni-tari-to  ijeri.  A-u-iva 
^  no  zi-nite  a-u-nake  nado  iü-wa  6-naki  kokoro  nari.  Oku-to  iü-wa  anata  nari.  Süje- 
tsümu-no  siu-srki  mukasi-jb  naru-wo  iü  nari.  ,In  der  Geschichte  des  Geschlechtes  Minamoto 
heisst  es :  Die  Linien  seiner  Hand  waren  a-u-jo-u.  A-u  ist  das  Zeichen  ofn, ,  oku  (die 
Tiefe,  das  Innere,  wie  oben).  A-u-nake  und  ähnliche  Wörter  haben  den  Sinn  von  6-naki, 
ohne  innerste  Tiefe.  Das  Wort  oku  ist  anata,  jene  Seite.  Es  (der  ganze  vorangestellte  Aus- 
druck) bedeutet,  dass  die  , zuletzt  gepflückte'  [süje-tsümu-no)  Handschrift  von  alter  Art 
war'.  Die  ,Handschrift'  sind  wohl  die  Linien  der  Hand ,  die  eine  alte  Schriftgattung 
bildeten.  A-u-jo-u  wäre  somit  zu  erklären  durch  iM  ^  ofu-ja-n.,  die  Art  des  Tiefen  oder 
Inneren  (d.  i.  des  Jenseitigen,  des  Alterthums). 

Ana  looto.  , Jener  Ton'.  Asi-oto-to  iü  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  das  Wort  asi-oto, 
der  Ton  der  Füsse'  (d.  i.  der  Tritte). 

Aja-nikuki.  Fito-no  nikuki  nari.  Mata  aja-niku-wa  usiro-tsigai-naru  kokoro  nari. 
>fel  Ät  to  kaku.  Ai-7iaku-no  kokoro  nari.  Is.setsü-ni  zoku-ni  iü  amari  sitsükoki-to  iü  kokoro 
nari.  Aja-to  bakari-mo  jomeri.  ,Bedeutet,  dass  ein  Mensch  vei-hasst  ist.  Ferner  stellt 
aja-niku  im  Sinne  von  usiro-tsigai-naru,  es  ist  nachgerade  das  Gegentheil.  Wird  kekku 
(im  Gegentheil,  wie  oben)  geschrieben.  Es  hat  den  Sinn  von  ai-naku,  ohne  Liebe.  Nach 
einer  Erklärung  hat  es  den  Sinn  des  im  gemeinen  Leben  üblichen  amari  sitsnkosi, 
überaus  imgebildet.     Man  liest  auch  aja  allein'. 

Aja-na.  Aja-nasi-no  si  mu-zi  riaku-si-taru  nari.  Issetsü  tai-setsü-narU'  tei  nari.  ,Ist  aja- 
nasi  ,unabhelflich'  mit  Weglassung  des  Zeichens  si.  Nach  einer  Erklärung  bedeutet  es 
,Wichtigkeit'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  385 

Ajf(-nie.  Arn  sefsü-nl  kufsi-naiva-nu  kotunara  na  vari.  ,Ist  nueli  einer  Erkliirmig  ein 
verschiedener  Name  für  kutsi-nowa,  Schlange'. 

Ajasi.  Ki-kuai-anrii  kokoro  mata  ^^  ijnsl-ki  kokoru  futa-kokoro  narl,  (len-zi  jn-kaicn-ni 
fana-iüa  fito-vieki-fe  ajasi-ki  kaki-ne-ni  saki-fanheru-to  mi-züi-zin-ka  musi-taru-wa  ijasi-ki 
kokuru  nari.  ,Hat  zwei  Bedeutungen.  Es  bedeutet  , wunderbar'  und  steht  aiich  im  Sinne 
von  ijasi-si,  gemein.  An  der  folgenden  Stelle  der  Küz-bisse  des  Geschlechtes  Minamoto : 
,Der  nahe  Angestellte  sprach :  ,Die  Blumen  haben  das  Aussehen  von  Menschen  und 
erblühen  an  der  gemeinen  Mauerwurzel'  hat  es  den  Sinn  von  ijasi,  gemein'. 

Ajasi-ki  mi-tsü-no  mitsi  ,üie  drei  wunderbaren  AVcge'.  Dzi-goku  ga-ki  tsiku-seö  san- 
dzü-ico  in  nari.  Siü-ra-ivo  kuwajetc  ^  pn  si-siü-io  i-i  ^  A  nin-ten-wo  sojetr  ^  -J-  roku- 
siu-tu-mo  roku-do-to-mo  iü.  Dzi-goku-ico  e-galü-taru  fei-hn-no  r-wo  mite  jomi-fanberu.  ,L)ie 
Hölle,  die  hungrigen  Dämonen  und  die  Thiere  heissen  die  drei  Wege.  Fügt  man  das 
Siü-ra  (die  Ilölle  der  Werkzeuge  zum  Umwälzen  der  Steine)  hinzu,  so  sagt  man :  die  vier 
Gänge.  Gibt  man  den  Menschen  und  den  Himmel  hinzu,  so  sagt  man:  die  sechs  Gänge, 
auch:  die  sechs  Wege.  Bei  dem  Anblicke  der  Gemälde  der  Windschirme,  auf  welche 
die  Hülle  gemalt  war,  verfertigte  man  ein  Gedicht'.    Verse: 

Asa-masi-ja  tsürugi-no  jeda-mo  oivamu  made  nani-ico  kono  mi-no  ')iasaru-n arti-ran . 

,Wie  elend !  Bis  die  Zweige  der  Schwerter  wachsen,  welche  Sache  wird  dieser  Leib 
wohl  zu  verrichten  haben?' 

,P^erner  auf  den  Weg  der  hungrigen  Dämonen'.     Verse : 

Kaioa-to  mite  nome-ba  fonofo-to  varu  muno-ivo  idzüku-wo  sasi-te  ja-se  watarn-ran. 

,Als  einen  Fluss  sielit  man  es.  Wenn  man  es  trinkt,  o  dass  es  Flammen  würden ! 
Wohin  deutend,  wird  die  acht  Stromschnellen  man  übersetzen?' 

,Ferner  auf  den  Weg  der  Thiere'.     Verse: 

Saki-no  jo-ni  nori-wo  asi-to-ja  susiri-kemu  nani-wa  furi-je-ni  asaru  farn-koma. 

,Das  in  dem  früheren  Alter  die  ^'orschrift  als  schlecht  geschmäht  haben  wird,  das 
an  dem  Grabenstrome  von  Nani-wa  Nahi-ung  suchende  Füllen  des  Frühlings'. 

,Ferner  auf  die  Hölle  der  Werkzeuge  zum  Umwälzen  der  Steine'.     Verse : 

Kaki-tsümete  ne-tasa-mo  ne-tasi  mo-siwo-gusa  omowanu  kata-ni  kefuri-tatsi-keri. 

,Kratzend  und  kneipend,  in  Schläfrigkeit  auch  schläfrig.  Von  der  Salzpflanze  des 
Hornblatts,  auf  einer  Seite,  an  die  man  nicht  denkt,  ist  Raucli   aufgestiegen'. 

Kokotsi   sinii-heku   omoi-kere-ha.     ,ßei    dem    Gedanken    an    die    Sterblichkeit'.     Verse : 

Mune-ni  mitsü  omoi-ico  dani-mo  farezü-site  kefuri-to  nnran  koto-zo  kanasi-ki. 

,Indess  die  Brust  voll,  die  Gedanken  sich  gar  niclit  eriieitern,  die  Saclie,  dass  man 
zu  Kauch  werden   wird,  die   traurige'. 

Aja-musiro.  ,Gestreifter  Teppich'.  Cts/ik^ini-ku  aja-wo  ori-turu  musiro  nari.  Aja-nuno 
vnazi-kokoro  nari.  ,Ist  ein  Teppich,  dessen  Streifen  schön  gewebt  sind.  Aja-nuno  , gestreiftes 
Tucli'   hat  den  nämlichen  Sinn'. 

Ama-mitsür-kami.  ,Der  den  Hinmiel  erfüllende  Gott'.  Kita-no-no  mi-kami  ama-mitsü  ten- 
zin-wo  mhsi-tate-matsnru  nari.  Meo-zin  nari.  ,Den  erluvbenen  Gott  der  nördlichen  Wildniss 
nennt  man  ama-rnitsii  ten-zin,  den  den  Himmel  erfülieiulcn  Gott  des  Hiunnels.  Es  ist  ein 
berühmter  Gott'. 

Amagiru.  ^  ^  ^  ^  nada  kakfri.  Arnagirasi-tii-mn  jovieri.  Jtcki  nado-no  sora-tco 
fedate-kasümeru  tei  nari.  ,Wurde  ama-kiri  (Himmelsnebel,  wie  oben),  ama-sajegirtt  (den 
Himmel    hemmen,    wie    oben)    und    auf    ülinliclie    AVeise    geschrieben.       Man    liest    auch 


386  .  Pfizmaier. 

amaglrasi.      Bedeutet,    dass    Schnee    und    dergleichen    den    Himmel    abschliesst    und    in 
Nebel  hüllt'. 

Ama-no  to.  ,Die  Thüre  des  Himmels'.  Tada  sora-no  koto  nari.  M  Akent-to  iü-ni 
jotte  ^  to-to  ijeri.  ,Ist  nur  so  viel  als  sora,  Himmelsfeste.  Mit  Bezug  auf  das  Wort  akeru 
, öffnen'  und  , tagen'  sagt  man  to,  Thüre'. 

Ama-sakaru  fina.  ,Die  vom  Himmel  sich  trennende  Landstadt',  g  Fi-to  tsüdzükeru 
makura-kotoha  nari.  Mata  mijako-wo  fanaritru-wo-mo  iü  nari.  Mata  to-oki  kuni-wa  ten-ni 
sakai-te  mijuru  ^  aida  ama-sakaru-fina-to  ijeru  nari.  ,Ist  ein  mit  fi  , Sonne'  verbundenes 
Polsterv?ort.  Es  bezeichnet  auch :  sich  von  der  Hauptstadt  trennen.  Ferner  wird  ein 
fernes  Reich,  während  es  dem  Himmel  entgegengesetzt  erscheint,  ,die  vom  Himmel  sich 
trennende  Landstadt'  genannt'. 

Ama-hiko.  ,Der  Himmelsjunker'.  Sora-ni  mono-no  ßbiku  oto  nari.  Jama-biko-ni  onazi. 
,Ist  der  Wiederhall  eines  Gegenstandes  in  der  Luft.  Ist  mit  jama-hiko  , Bergjunker'  gleich- 
bedeutend'. 

Ama-gatsü.  ,Das  Himmelskind'.  Nin-gih  nari.  San-sai  made  mi-ni  sujete  motsü  mono 
nari.  ,Ist  eine  Puppe.  Dieselbe  ist  ein  Gegenstand,  den  man  bis  zum  dritten  Lebensjahre 
an  dem  Leibe  behält'. 

Ama-no  sa-jo-fasi.  ,Die  Brücke  der  wahren  Nacht  des  Himmels'.  Ama-no "  kawa-ni 
tana-hata-no  tcatari-tamb  fasi  nari.  ,Ist  die  Brücke  an  dem  Himmelsflusse,  über  welche 
die  AVeberin  setzt'. 

Ama-dori.  ,Der  Regenvogel'.  Tsuba-me  nari-to-mo  tsitba-me-jori  o-oki-nara-nite  asi-naki 
fori  nari.  Ame-no  furu  fi  tohu  fori  nari.  Kumo-ni  sä-wo  kakete  ko-wo  tmiit-to  ijeri.  ,Ist  die 
Schwalbe  und  auch  ein  Vogel,  der  grösser  als  die  Schwalbe  ist  und  keine  Füsse  hat. 
Es  ist  der  Vogel,  der  an  dem  Tage  fliegt,  an  welchem  es  regnet.  Man  sagt,  dass  er 
sein  Nest  an  die  Wolken  hängt  und  daselbst  Junge  hervoi'bringt'. 

^  Ama-bari.  ^  Ame-no  faruru  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  ame-no  faruru,  nach  dem 
Regen  heitert  es  sich  auf. 

Ama-no  fara  fu-zi.  ,Der  Fu-zi  der  Ebene  des  Himmels'.  Fu,-zi-no  jama-wa  sora-to  fitosi-ku 
takaki  jvje  ama-no  fara-to  tsfidzüke-tari.  ,Weil  der  Berg  Fu-zi  mit  dem  Himmel  von 
gleicher  Höhe  ist,    hat  man  ihn  mit    ama-no  fara    ,die  Ebene  des  Himmels'  verbunden'. 

Ama-no  ja-tsi-mata.  ,Die  achttausend  Strassen  des  Himmels'.  Sora-no  koto  nari.  ,Ist 
so  viel  als  sora,  Himmelsfeste'. 

Ama-bito.  , Fischer'.  ^  y^  to-mo  ^  to-mo  -J^  j^  to-mo  kaku.  ,Wird  ama  (wie  oben 
dreimal)  geschrieben. 

Ama-no  sajedzuri.  ,l)as  Zirpen  des  P^ischers'.  Ama-bito-no  mono-iu  koto  nari.  ,Ist  das 
Gespräch  der  Fischer'. 

Ama-no  mate-kata.  Mata-iva  ama-no  maku  kata-to-mo.  Rib-setsu  ari.  Tosi-nari-kih 
setsü-wa  ama-no  mate-kata  nari.  Kijo-fö  setsü-ioa  ^  ama-no  maku  kata  nari.  Siwo-no 
fi-kata-ni  kai-ico  firo  nari-to  iü  nari.  Maku  kata-ica  fi-kata-ni  ^siwo-ni  simeri-tario  süna-ivo 
mata  rnaki-tsirasi-te  ima  siivo-no  mitsi-taru-ni  mata  simesi-te  karaku  site  jaku  nari.  Ja-kumo 
go-seö-ni-ioa  mate-kata-wo  motsijuru  nari.  Arai-toa  itvaku  mate-kata-wa  siwo-fama-wo  narasü 
do-gii  nari.  ,Man  sagt  auch  ama-no  maku  kata.  Es  gibt  zwei  Erklärungen.  Nach  der 
Erklärung  des  Reichsministers  Tosi-nari  heisst  es  ama-no  mate-kata,  die  Nagelmuschel- 
seite des  Fischers.  Nach  der  Erklärung  Kijo-fo'  s  heisst  es  ama-no  maku  kata^  die  säende 
Seite  des  Fischers.  Es  wird  gesagt ,    es  bedeute :    zur  Zeit  der  Ebbe  Musclieln  auflesen. 


Die  poetischen  AusdkCcke  i>ek  japanischen  Si-kache.  387 

Maku  kata  ,die  säende  Seite'  bedeutet :  Man  streut  zur  Zeit  der  Ebbe  durch  die  Salzfluth 
feucht  gewordenen  Sand  wieder  umher  und  nachdem  ihn  die  gegenwärtige  Fluth  wieder 
befeuchtet  liat  und  er  trocken  geworden  ist,  brennt  man  ilm.  In  den  Abscliriften  der 
acht  Wolken  bedient  man  sich  des  Wortes  mate-kata.  l^'nige  sagen ,  mate-kafa  sei  ein 
Werkzeug  zum  Ebnen  des  Salzufers'. 

Ka-rin-rib-sai-ni  iwaku.  ,In  der  trefflichen  Begabung  des  Liederwaldes  heisst  es :' 
Verse : 

Ise-no  umi-no  arna-no  mate-kata  itoma-nami  nagaraje-ni-keru  mi-ico-zo  uraimiru. 

,l)ie  Nagelmusclielseite  des  Fischers  des  Meeres  von  Ise,  ohne  Zeit  zu  haben,  iiasst 
den  Leib,  der  am  Leben  gewesen'. 

Migiri-wa  icmi-be-ni  faniagiiri-to  mbsü  mono  süna-no  mika-nl  ari-te  suna-ico  faki-idaseru 
sono  fn-wo  mite  ama-mate-gari  tote  kano-no  sakl-no  fosoki-wo  futa-mata-ni  si-iaru-nite  kore- 
wo  isasi  tori-dori-sürio  juje-ni  itoma-nasi-to-wa  ijeru  nari.  ,Hinsichtlich  des  Obigen:  An 
dem  Meerufer  findet  sich  in  dem  Sande  der  Gegenstand  famnguri  ,Tc'llmuscliel'.  Die 
Fischer  betrachten  die  Seite,  wo  sie  den  Sand  herausgefegt  haben,  und  nachdem  sie, 
zum  liehufe  der  Nagelmuscheljagd,  aus  dünnen  eisernen  Spitzen  eine  Gabel  gebildet 
haben,  stechen  sie  gegen  diese  Seite  auf  allerlei  W^eise.  Desswegen  heisst  es :  ohne  Zeit 
zu  haben'. 

Atna-no  saka-te.  ,r)ie  verkehrte  Hand  des  Himmels'.  Fito-ivo  siu-so-sürv  toki  te-ivo 
utsi-te  tcn-ni  ogi-te  norö  kuto  nari.  Zin-zi-ni  mi-te-gnra-to  w-mo.  Mija-hito  itsi-do-ni  te-wo 
utsü  koto  nari.  I-mono-ni-mo  ama-no  saka-te-wo  utsi-te  nan  noroi-orn-to  ari.  Mata  ama-no 
umi-no  naka-jori  agarii.  toki  saka-te-wo  ntsi-te  agaru-to  ijeri.  , Bedeutet:  Wenn  man  die 
Menschen  v(>rwUnscht,  auf  die  Hand  schlagen,  zu  dem  Himmel  emporblicken  und  sie  so 
verwünsclien.  Unter  den  göttlichen  Üingen  heisst  es  auch  mi-te-gura.  Es  bedeutet:  die 
Menschen  des  Palastes  schlagen  zu  gleicher  Zeit  auf  die  Hand.  Auch  in  der  Geschichte 
von  Ise  heisst  es :  Sie  schlugen  auf  die  Hände  und  verweilten  unter  Verwünschungen. 
Auch  wtMui  der  Fischer  von  dem  Meere  ans  Ufer  steigt,  sagt  man:  er  sclilägt  die  ver- 
kehrte Hand  und  steigt  ans  Ufer'. 

Ama-no  tagu  naica.  ,Uas  Seil,  welches  der  Fischer  liinaufzieht'.  Siu-o-ni  kiitsi-tarn 
■naiva-wo  ama-no  firoi-te  taguru  koto  nari.  Keburi-ni  rimsitbi-te-wa  iu-ni  ojobazu.  Keburi-mo 
naku-te  ama-no  tagu  nawa-to  iü-iva  fiki-faje-taru  nawa-wo  ama-no  iso-^i  idete  taguri-joserv 
koto  nari.  , Bedeutet,  dass  der  Fischer  das  in  dem  Seewasser  verfaulte  Seil  avif liest  und 
liinaufzieht.  Von  keburi-ni  musübi-te  ,mit  Rauch  knüpfend'  ist  es  nicht  nöthig,  zu 
sprechen.  Der  Ausdruck:  ,Indess  kein  Rauch  daist,  das  Seil,  welches  der  Fischer  hinauf- 
zieht' bedeutet:  Der  Fischer  tritt  an  das  Ufer  und  zieht  das  aufgehäufte  Seil  hinauf". 
Verse : 

Nani-wa-je-ja  ama-no  tagu  nawa  fosi-ioabi-te  kefuri-mo  simeru  sa-midare-no  koro. 

,Der  Strom  von  Nani-wa!  Das  Seil,  das  der  Fischer  hinaufzieht,  indess  man  es  trock- 
net, indess  man  anfleht,  der  Rauch  auch  befeuchtet  es  um  die  Zeit  des  fortgesetzten  Regens'. 

Ama-wü-bune-fatsü-se.  ,Das  Fatsu-se  des  kleinen  Himmelsschifles'.  Alukasi  ame-no 
noa-fune-wo  tome-si  tokoro  nari.  Mata  ama-u-o-fune-fatsnru  nadu-to  jomeri.  Issetsü-ni-ira 
^  ama-wo-bune-to-mo  ijeri.  .Ist  der  Ort,  an  welchem  man  ehemals  das  Felsenschiff  des 
Himmels  stillstelien  liess.  Man  liest  auch  ,das  kleine  Himmelsschiff"  zerhauen'  und 
Aehnliches.  Nach   einer   Erkläi'ung  bedeutet  es  auch:   das   i^leine   Fischerschift"'. 

Ama-no  siü.   ^  An/a-no  nin-ziii  nari.     ,Ist  die  Anzahl  der  Fischer'. 


388  Pfizmaieb. 

Äma-no  süte-kusa.  ,Die  von  den  Fischern  verworfenen  Pflanzen'.  Ama-hito-no  snvo- 
jaki-taru  fai-wo  itadzüra-ni  süru-wo  iii  nari.  , Bedeutet,  dass  die  Fischer  die  Asche,  aus 
welcher  Salz  gebrannt  wurde,  für  nichts  achten'. 

Ama-no  kawa  Tcajofii  uki-ki.  ,Das  mit  dem  Himmelsschiffe  verkehrende  Treibholz'. 
Mukasl  kan-no  hu-tei  tsib-ken-to  ijerii  sin-ka-wo  site  ama-no  kawa-no  mlna-kami-ivo  kiwame- 
sase-tamb-ni  tsiu-ken  uki-ki-ni  nori-te  ama-no  kawa-ni  itarl  sioku-dzio-ni  ai-te  mi-kado-no  o-ose- 
nrj  katari-te  koko-ni  kitari-taru  sirusi-wo  kö-ni  sioku-dzio  fata-mono-no  isi-wo  torase-tari.  Motsi-te 
kajeri  kono  josi-wo  s6-süru-ni  mi-kado  mokoto-to  si-tamawazü  isi-wo  tei-zib-ni  süte-wokare-si-wo 
to-fd-sakvr-to  ijeru  mono  kore-wo  mite  ika-nare-ha  sioku-dzio-no  fata-mono-no  isi-ica  koko-ni 
kitari-si-zo-to  odorokisi-ka-ha  ftii-kado  fazimete  kore-ivo  sin-zi-tamai-si-to  nari.  Kono  ko-zi-wo 
tori-te  jomeri.  ,Einst  liiess  Kaiser  Wu  von  Han  einen  Diener  Namens  Tschang-kien  die 
Quelle  des  Himmelsflusses  erforschen.  Tschang-kien  stieg  auf  ein  Stück  Treibholz  und 
gelangte  zu  dem  Himmelsflusse.  Er  traf  mit  der  Weberin  zusammen ,  theilte  ihr  den 
Auftrag  des  Kaisers  mit  und  bat  sie  um  ein  Zeichen,  dass  er  hierhei'  gekommen  sei.  Die 
Weberin  hiess  ihn  einen  Stein  ihres  Webstuhls  nehmen.  Er  nalim  diesen  und  kehrte  zurück. 
Als  er  diese  Sache  an  dem  Hofe  meldete,  hielt  es  der  Kaiser  nicht  für  waln-,  und  der 
Stein  wurde  in  den  Vorhof  geworfen ,  woselbst  er  liegen  blieb.  Ein  Mann  Namens 
Tung-fang-sö  sah  ihn  und  rief  erschrocken :  Wie  ist  der  Stein  des  Webstuhls  der  Weberin 
hiei-lier  gekommen"?  —  Jetzt  erst  glaubte  es  der  Kaiser.  A\if  diese  alte  Begebenheit  wurde 
ein  Gedicht  verfasst'.  Verse : 

Ama-no  kawa  kajofu  uki-ki-ni  koto-toican  momidzi-no  fasi-wa  tsiru-ja  tsirazü-ja. 

,Die  an  das  mit  dem  Himmelsflusse  verkehrende  Treibholz  Fragen  stellen  wird,  die 
Brücke  der  rothen  Blätter,  zerfällt  sie?  zerfällt  sie  nicht V 

^  Ama-dzi^itsümi.  ,Die  Regenhülle'.  Ama-sib-zoku-sür>i.  kokoro-ka.  ,Hat  vielleicht 
den  Sinn :   einen  Regenanzug  tragen'.     Verse : 

Kari-gane-no  fa-mo  siboru-ran  ma-süge  ofuru  ina-sa-fosu-je-ni  ama-dzütsümi-se-jo. 

,Wo  die  wilde  Gans  die  Flügel  auswinden  wird,  an  dem  dünnen  Strome  von  Ina-sa 
wo  die  wahre  Binse  wächst,  trage  du  die  Regenhülle'. 

Ake-goto.  Kami-ni-mo  fotoke-nl-mo  ta-muke-süru  koto  nari.  Arn  onna  tana-hata-ni  uta 
jomi-te  ta-mukeru-wo  mite  fito-no  asika  satasi-kere-ba  jomi-keru.  ,Ist  so  viel  als  den  (iöttern 
oder  Buddha  ein  Handopfer  reichen.  Ein  Weib  verfertigte  ein  Gedicht  und  reichte  es 
der  Weberin  als  ein  Handopfer.  Als  dieses  die  Menschen  sahen  und  es  ihr  übel  nahmen, 
verfertigte  sie  ein  Gedicht'.  Verse: 

Tana-bata-ni  kasan-to  omofa  ake-goto-ni  sono  :^  jo  naki  na-no  tatsi-ni-keru  kana. 

,Von  dem  ich  glaubte,  dass  ich  der  Weberin  es  leihen  würde,  das  Handopfer, 
hierdurch  ist  der  Name,  der  diese  Nacht  nicht  war,  erstanden!' 

Ake-no  sowo-bune.  Akaku  sai-siki-si-taru  fune  nari.  Ake-wa  akaki  nari.  Fo  mo-zi  wo-to 
jomu-besi.  ,lst  ein  roth  und  buntfarbig  gebautes  Schiff.  Ake  ist  akasi,  roth.  Das  Schrift- 
zeichen fo  (in  dem  Theile  tJ^  y  sofo)  muss  wo  ausgesproclien  werden'.  In  dem  Sio-gen- 
zi-kö  heisst  dieses  Wort  ake-no  tsufo-btme  ',  was  offenbar  ein  Fehler.  Sowo  ist  ein  ver- 
schiedenes Jomi  für    jfej^y   *a-«  oder  sija-u,  schminken'. 


'    Sowohl    in    der   litliographirten   als  in  der  neuen  jajianisehen  Ausgabe  vom  Jahre   1861.  Das  Wörterbuch  Jei-lai-.^tsü-jn-mn- 
2in-z"  hat  jedoeh    •f)r  •\?    .w/o. 


Die  poetischen  Ausdkücke  der  japaxischen  Sprache.  389 

Äke-no  tama-gaki.  ,l)ie  rothc  Edelsteinumzäunung'.  Akaki  i-cjaki  nari.  ,Ist  ein  rotlier 
Zaun   um   oinen   Tempel'. 

Afu-nrx-afu-na.  Nen-goro-naru  koknro  nari.  Mata  makoto-ni-to  iCi,  kokorn.  , Steht  in  dem 
Sinne  von:  freimdlicli.  Es  steht  anch  in  dem  Sinne  des  Wortes  makoto-ni,  in  Wahrheit'. 
Afu-cjo.  itH  ^  tu  kaku,  Afu  toki-no  koto  nari.  Alata  awan  kagiri  nado  in  kokoro  nari. 
Sore-too  i)iono-nino  +,jj  afu-ko-io  iü  mono-ni  josete  jomu  koto-mo  ari.  ,Wird  afu-cjo  (wie  oben) 
geschrieben.  Ist  so  viel  als  afu  toki,  die  Zeit  der  Zusammenkunft.  Man  liest  es  auch  in 
Bezug  auf  den  zum  Tragen  von  Lasten  dienenden  Gegenstand  afu-ka,  Tragebaum'. 
Verse : 

Fito  knfitru  koto-wo  onic-ni-ni  ninai-mote  afu  ko  naki  kD.w  icabi.-si-kari-kere. 
,Die  Menschen,    das  Lieben    als    schwere  Last    auf   dem  Rücken    indem    sie    tragen, 
ohne  Ti-agebaum  nur  mögen  elend  sie  gewesen  sein'. 

Afu  sa  kirn  sa.  O  sama  kurii.  savia  nari.  Mata,  tn-mru-rnn  kaku  suru.-mo-fo  in  knkoro-mo 
ari.  ,Bedeutet  o  sama  kuru  sama,  gehen  und  kommen.  Fei-ner  hat  es  den  Sinn  des  Wortes 
to-süru-mo  kaku-süric-iho,  auf  jene  und  auf  diese  Weise  sein'. 

Afumi-no  ja.  No  mo-zi  soje-taru-nite  tada  afumi  nari.  ,üas  Zeichen  no  ist  hinzugefügt, 
und  das  AVort  bedeutet  bloss  afumi,  die  Provinz  Omi'. 

Ako.  Jg  pb  #n  Mi-naka-ivi-to  iil-ni  onazi  koto  nari.  j^  — .  Ikkiü-wa  ako-ga  fara-jori 
umaru-to  ijeru  köre  nari.  Kono  ako-ioa  go-ko-matsü-in-no  kijo-tokoro-ivo  süru  onna  nari.  Kijh- 
tokoro-u-a  ^r  ^^  zen-bu-süru  tokoro  na,ri.  ,Ist  mit  dem  Worte  »^^-?^a/fa-^f^  ,in  dem  kaiser- 
lichen Inneren  wohnen'  gleichbedeutend.  Es  ist  dasselbe,  das  in  dem  Satze:  ,Ikkiü  ward 
von  einer  Bewohnerin  des  kaiserlichen  Inneren  geboren'  gesagt  wii-d.  Diese  Ako  war 
ein  Weib,  welches  bei  dem  Kaiser  Go-ko-matsu-in  die  reine  Stelle  bekleidete.  Die  reine 
Stelle  bedeutet:  eine  Stelle  bei  der  Abtheilung  der  Lebensmittel  bekleiden'. 

Ago-toiwfurn.  Ami-no  gu-u-o  sirahuru  nari.  Mata  -^  ^  a-gn-uri  uwo-no  tsi-isaki-ico 
turu  nari.  , Bedeutet:  das  Geräthe  des  Netzes  herrichten.  Ferner  hat  a-go  (wie  oben)  die 
Bedeutung:    kleine  Fische  fangen'. 

Ate-na7'u  fito.    ,Ein  Mensch  als  Augenmerk'.    Sühire-tar7i-tn  itb  nari.     Utsükusi-ku  zin- 
ih-naru  sügata-to  iü  nari.    Mata  fü-riü  nari.     Mata  joki  koto-ioo  ate-to  in.    Mata  ate-faka-to 
iü-nno  titsükusi-ki  nari.    ,l>edeiitet :  ausgezeichnet.    Ferner  bedeutet  es  ein  schönes  und  ge- 
fälliges Aeussere.     Es  bedeutet  ferner /«-?•/?(,   artig.    Ferner  nennt  man  eine  gute  Sache: 
afe  (Ziel,  Augenmerk).     Ferner  hat  ate-faka  die  Bedeutung  ntsülcusi,  schön'. 

Azare-taru,  sugata.  ,Ein  (wie  Fische  oder  Speisen)  verdorbenes  Aeussere'.  Zoku-ni  iü 
siare-taru  sügata  nari.  0-o-nau'Osi  sügata-tro  azare-taru  n-o-kimi  sügnta-to  ijeri.  ,Ist  das  im 
gemeinen  Leben  übliche  siare-taru  siigata,  ein  gefalliges  Aeussere.  Das  Aussehen  des 
Kleides  der  grossen  Würdenträger  nennt  man  das  gefällige  Aussehen  des  grossen  Gebieters'. 
Asaki  ne-zasi.  ,Das  seichte  Wurzeltreiben'.  Jjasi-ki  fara-ni  umare-taru  nari.  ,Bedeutet: 
von   einer  gemeinen  Mutter  geboren  sein'. 

Asa-ke  taht  fi.  ,Das  beim  Tagesgrauen  angezündete  Feuer'.  Asa-no  iwi  takn  nari. 
, Bedeutet:  den  Morgenreis  brennen'. 

Asa-nage.   Teö-seki-to  iü  kotoba  nari.   Mata  asa-nige-to  iü-mn  onazi-kokoro  nari.    ,Ist  ein 

Wort,    welches    , Morgen    und  Abend'    bedeutet.     Auch  asa-nicje    liat  dieselbe  Bedeutung'. 

Asa-nagi  jufu-nagi  kai-fen-ni  iü  kotoba  nari.    Asa-na,  jufu-na  tada  asa-jnfu  nari.  ,Asa- 

nagi  , Morgenstille',  jufu-nagi    , Abendstille'    sind  Wörter,    \V(dclio  man   von   dem  Meerufer 

gebraucht,  Asa-na  jufu-na  hat  blo.><s  Aqw   Sinn  von  asa-jufi.   Morgen  und    .\bend'. 

Deak6clirift-ii  der  i.bil.-liist.  CI.  X.\III.   liJ  50 


390  Pfizmaiee. 

Asa-kare-wi .  Ten-sl-ni  asita-ni  taie-matsüru  gu-zen  nari.  Mata  tada  kare-ioi-to-wa  fosi- 
taru  ^  iui  nari.  I-mono-ni  kare-iwi-no  uje-ni  namida  otosi-te-to  aru-mo  -g^  ^^  kare-ilvi-ioo 
iü  nari.  ,Ist  die  Speise,  welche  man  am  Morgen  dem  Himmelssohne  darreicht.  Ferner 
bedeutet  kare-iiüi  allein  auch  getrocknete  ßeisspeise.  In  der  Geschichte  von  Ise  heisst 
es:  Er  Hess  auf  den  getrockneten  Reis  die  Thränen  fallen'.  Auch  dieses  bedeutet:  ge- 
trockneter Reis'. 

Asa-mojoi.  Vffi  SB  to  kaku.  Ki-to  iü  makura-kotoba  nari.  Ki-to  tsüdzükezü-site-wa 
jomu-be-karazü.  Asi  mojete  joki  -^  ki-to  iü  koto  nari.  Man-jed-no  setsü  nari.  Issetsü-ni  asa- 
vwjoi-iva  iden-to  süru  kokuro  nari.  Funa-mojoi-ni  onazi.  ,Wird  asa-mojoi  (Vorbereitung  des 
Morgens,  wie  oben)  geschrieben.  Ist  ein  Polsterwort,  welches  ki^  bedeutet.  Ohne  dass 
ki  damit  verbunden  ist,  darf  man  es  nicht  aussprechen.  Es  ist  so  viel  als  asi  mojete 
joki  ki,  ein  guter  Baum,  wenn  das  Schilf  sprosst.  Es  ist  Erklärung  des  Man-jeo.  Nach 
einer  Erklärung  hat  asa-mojoi  den  Sinn:  im  Begriffe  sein,  herauszukommen.  Es  ist  wie 
bei  funa-mojoi,  Vorbereitung  des  Schiffes'. 

Asa-ka-gata.    i^    ^    ^    han-siü-no  mei-sio  nari.     ,Asa-ka-gata  (wie  oben)   ist  ein  be-  ■ 
rühmter  Ort  in  Ban-siü'. 

Asa-i.  5^  SB  to-m,o  Jg  SB  fo-nio  kaku.  Asa-ne-süru  nari.  ,Wird  asa-ne  (am  Morgen 
schlafen,  wie  oben)  und  asa-ivi  (am  Morgen  weilen,  wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet: 
am  Alorgen  schlafen'. 

Mj  S  SB  Asa-tn-de.  Asa  toku  iu-ioo  tutsi-ideru  nari.  ^J  ^  ^  jo-io-de-wa  joru 
tatsi-ide-taru  nari.  , Bedeutet:  am  Morgen  frühzeitig  zur  Thilre  herausgehen.  Jo-to-de 
bedeutet :  bei  Nacht  herausgekommen  sein'. 

Asa-nagi.  Asita-ni  umi-no  sidzüka-naru  nari.  Jufu-oiagi-wa  jü-no  nami  sidzüka-naru  nari. 
, Bedeutet,  dass  am  Morgen  das  Meer  ruhig  ist.  Jufu-nagi  ,Abendstille'  bedeutet,  dass  die 
Wellen   des  Abends  ruhig  sind'. 

Asa-dzüku  fi.    Asa-fi  nari.     ,Ist  die  Morgensonne'. 

Asa-biko.     ,Der  Morgenjunker'.    Fi-no  koto  nari.    ,Ist  so  viel  als  die  Sonne'. 

Asa-horake.  ttB  B^  to  kaku.  1^  Ake-watasi-taru  ke-siki  nari.  ^  ^  tsahiraki-to-mo 
jomv.  ,Wird  mei-rb  (wie  oben)  geschrieben.  Ist  der  Anblick  des  Uebergangs  zum  Tages- 
anbruch. Man  liest  auch  asa-hiraki.^  das  Oeflnen  des  Morgens'.  Borake  ist  aus  fogaraka 
,hell'  entstanden'. 

Asa-gasiwa.  ,Die  Morgenpistazie'.  Kasiwa-no  fa-no  maki-taru-ivo  nitrn-to  in.  ,\  on 
den  zusammengerollten  Blättern  der  Pistazie  sagt  man,  dass  sie  schlafen'.  Verse: 

Asa-gasiwa  nuru-ja  kawa-he-no  sino-no  me-ni  omoi-te  nitre-ha  jume-7ii  mije-tsütsn. 

,Wo  die  Morgenpistazie  schläft,  das  Flussufer,  als  beim  Moi-gengrauen  daran  den- 
kend ich  schlief,  ist  im  Traume  erschienen'. 

Kmj^  Asn-no  sa-goromo.  ,Das  schmale  Hanfkleid'.  Nuno-no  sebaki  koromo  nari.  .Ist 
ein  enges  Leinwandkleid'. 

Asa-kura-utafu.  ,I)ie  Morgenscheune  singen'.  Kagnra-no  utai-mnno  nari.  ,Ist  ein 
Gesang  bei  der  gottesdienstlichen  Musik'. 

Asa-bata.  ,Der  Morgengarten'.  No-be-ivo  iü  nari.  Atsürafu  juki-to-toa  atsüku  furu 
Juki  nari.  ,Bedeutet  das  wüste  Feld.  Atsüraju  Juki  ,der  trügende  Schnee'  (in  dem  fol- 
genden Gedichte)  bedeutet  einen  dicht  fallenden  Schnee'.    Verse: 


Ki  ist  hier  bloss  in  Sylbenschrift  angegeben. 


PlE  rOETISCHEN  AUSDRUCKE  DER  JAPANISCHEN  SpRACHE.  391 

Asa-bata-ja  atsürafv.  juki-ivo  kaki-icakete  kimi-ga  tsi-tose-no  ne-nobi-u-o-zo  süru. 

In  dem  Moi-genarten  den  trügenden  Schnee  scharrend  und  zertheilend,  streckt  der 
Gebieter  in  dem  Schlafe  der  tausend  Jalii-e  sich'. 

Asa-fatsü-ne.  ,Der  erste  Laut  des  Morgens'.  Fadzükasi-ku-to  in  kokoro  nari.  Mata 
fn  naku  koto-ivo  ijnri.  ,rTat  den  Sinn  des  Wortes  fadzükasi-ku,  verscliämt.  Forner  be- 
deutet es  so  viel  als  nnkn  weinen'.  Verse: 

Tama-no   wo-^ioa    taje-na-ha    taje-ne    asa-fatsü-ne    toarja   naku   nami-too  fito-ni    sirase-zi. 

,Der  Edelsteine  Schnur,  zerreisst  sie,  so  zerreisse  sie.  Des  Morgens  ersten  Laut,  die 
Thränen,  die  ich  weine,  geb'  ich  nicht  den  Menschen  kund'. 

Das  in  diesem  Gedichte  gesetzte  naini  scheint  die  Abkürzung  von  naiaida  ,Tlu'äne' 
zu  sein. 

Asa-kn.  sa  maivi.  Neko-no  kotonaru  na  nari.  ,Ist  ein  verschiedener  Name  für  /ie^o, 
Katze'.  Die  Plerleitung  dieses  Wortes  wird  nicht  angegeben  und  lässt  sich  auch  nicht 
erratlien. 

Asarnru.  jjS  7^  to  kaku.  Fifo-no  naka  asi-ku  naru-ivo  in.  ,Wird  n-tan  (wie  oben) 
geschrieben.     Bedeutet,  dass  die  Beziehungen  zu  den  Menschen  schlecht  sind'. 

Azami-ajeri.  M  P$H  '"  kaku.  Fit<>  kozori-te  azakeri-waro  nari.  ,Wird  azakeri-ajete 
(zu  verspotten  wagen,  wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet,  dass  alle  Menschen  spotten  und 
lachen'.     ^4^«)»/  steht  für  azakeri.,  verspotten. 

Asari  isari-no  sia-hetsif.  ,Der  Unterschied  zwischen  asnri  und  isari'^  (fischen).  Arii, 
fito  itcaku,  asari-to  iü  isari^to  iü-iva  onazi  kofo  nari.  Kore-ni  jori-te  asita-ni  süru-wo  asari-to 
nadzüke  jn-br-ni  süru-ioo-ba  isari-to  ijnri.  Köre  adzüma-no  ama-no  Ü-)^  p  kö-zio  nan-to 
mu-mih-seo-ni  ijeri.  , Einige  sagen,  die  ^\'ürter  asari  und  isari  (fischen)  seien  ein  und 
dieselbe  Saclie.  Dem  zufolge  würde :  es  am  ^Jörgen  tliun,  asari  genannt.  Es  am  Abend 
thun,  hicsse  isari.  In  den  namenlosen  Abschriften  wird  gesagt,  dieses  seien  Ausdrücke 
der  östlichen  Fischer'. 

Asa-mo-f/aira-no  mih-zin.  ,Der  glänzende  Gott  des  Flusses  Asa-mo'.  Ist  ein  Gott 
des  Districtes  Fo-za  in  dem  Reiche  Tan-go. 

Aki-no  mija.  ,Der  Palast  des  Herbstes'.  Tsin-cja  mata-wa  kisaki-no  koto-ico  mhsTi. 
nari.    , Bedeutet  soviel  als  eine  Gemalin  des  Himmelssohnes  oder  auch  die  Kaiserin'. 

Aki-tsu  kuni.  Nippon-no  koto  nari.  Mata  aki-tsu-ba-no  siigata-no  kuni-to-mo  ijeri. 
Aki-fsü-ba-to-ira  ton-bu-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  Nipptm.  Man  sagt  auch  aki-tsü-ba-no 
sügata-no  hini.,  das  Reich  von  dei-  Gestalt  der  Libelle.  Aki-tsü-ba  ist  so  viel  als  ton-hö, 
Libelle'. 

S|k  Aki-simare.  Aki-si-mo  are-ba-to  iü  nari.  ,Lst  (Uis  Wort  aki-si-mo  are-ba,  als  der 
Herbst  auch  war'. 

Aju-no  kaze.  Kosi-no  zoku-go-ni  figasi-kaze-ioo  aju-no  kaze-to  in.  Beni-kokoro  ai-no 
kaze-to-vio  iü.  ,Tii  der  gemeinen  Sprache  des  Reiches  Kosi  nennt  man  den  Ostwind 
aju-no  kaze.^  der  Wind  des  Weissfisclies.  In  dem  mennigrothen  Herzen  sagt  man  auch 
al-no  kaze^  der  Wind  der  Begegnung'. 

^  Anie-ivo  fana-no  fu-bo-to  jpmer^i  uta.  ,Ein  Gedicht,  in  welchem  man  den  Regen 
als  Vater  und  Mutter  der  Blumen  liest'.  Si-ni  jasinai-jete-iva  wono-dzükara  fana-no  fn-bo- 
tari.  ,ln  Aon  (chinesischen)  Gedichten  heisst  es:  Als  es  ilim  (dem  Regen)  möglich  war 
zu  ernähren,  war  er  der  Blumen  Vater  und  Mutter'.     Verse: 

Kcfu-jori-wn  ko-no  me-mo  faru-no  saknra-bana  oja-no  i-same-no  farn-same-no  sora. 

50» 


392 


PflZMAlEB. 


Von  heute  an  das  Erwacken  des  Vaters  der  Baumknospen  und  der  Kirscliblüthen 
des  P'rülilings  ist  des  Frühlingsregens  Himmel'. 

hS  Ame-mojo-ni.  Ame-no  furan-to  sunt  ke-siki  nari.  Sora-mojo-ni-io-mo  in.  Mojo 
J&  mojowosü  nari.  ,Ist  der  Anblick  der  Landschaft,  wenn  es  regnen  will.  Man  sagt 
auch  sora-mojo-ni,  in  dem  Vorbereiten  der  Luft.    Mojo  ist  mojowosü^  vorbereiten'. 

Ami-tori.  ^'Der'NetzvogeV.Fototogisü-no  i-mio  nari.  ,Ist  ein  verschiedener  Name  desKuckuks'. 

W  Asi-  ^  te-mo-zi.  ,Die  Schriftzeichen  der  Schilfhand'.  Asi-no  fa  nari-ni  mo-zi-no 
süqata-wo  kaku  nari.  ,Bedeutet,  dass  die  Blätter  des  Schilfes  nach  ihrem  Aussehen  die 
Gestalten  von  Schriftzeichen  zeichnen'. 

Aziro-heo-hib.  ,Ein  Bambusmattenwindschirm'.  Seö-zl-no  ju-ni  sife  aziro-wo  kinni-ito- 
nite  todzi-taru  mono  nari.  Mata  aziro-ta-mama-to-wa  kuruma-ioo  iü  nari.  ,Sind  Bambus- 
matten, die  nach  Art  eines  Fensterladens  mit  Seidenflechten  geheftet  sind.  Ferner  hat 
aziro-ta-mama    ,die    Handweise    der    Bambusmatte'    die    Bedeutung    des  Wagens'.     Verse: 

Fana  sukari  asiro-ta-mama-no  fima-zo  naki  fajasi-mo  idsi-te  ki-kiH-ica  süre-du. 

,In  Fülle  sind  die  Blumen,  indess,  den  Zwischenraum  der  Handweise  der  Bambus- 
matte nicht  lassend,  der  Sturmwind  schlägt,  wie  eilig  sie  auch  seien'. 

Asi-he.  Die  Schilfseite'.  Asi-no  oi-taru  migiwa  nari.  Asi-he-wo  sasi-te  tadzü  naki- 
wataru-io  jomerii.  ,Ist  die  Wassergränze,  an  welcher  das  Schilf  wächst.  Man  liest:  Auf 
die  Schilfseite  zeigend,   setzt  der  Storch  klappernd  hinüber-. 

Jb  ^  Asi-ura.  ,Die  Fusswahrsagung'.  >(^  Ta-je  ide-jidm-ni  juku-ka  juku-mazi-ki-ka 
tatsi-jasürb  ndri.  ,Bedeutet:  Wenn  man  zu  einem  anderen  Orte  hinausgeht,  auf  und  ab 
wandeln,  unschlüssig,  ob  man  gehen  solle  oder  nicht'.    Verse: 

Tsüki-jo  jo-mi  kado-ni  ide-tatsü  asira-site  juku  toki  saje-ja  imo-ni  aivazaran. 

,Tn  der  Mondnacht,  bei  dem  Austritte  zu  der  Unterwelt  Thor  fusswahrsagend  wenn 
ich  gehe,  werd'  ich  der  Schwester  nicht  einmal  begegnen'. 

Asira  steht  in  diesen  Versen  für  asi-ura. 

Aziro.  ,Ersatz  für  das  Netz'.  Fiioo-ioo  toru  mono  nari.  U-dzi-gawa  ta-na-gawa  nado-ni 
jomeri.  Aziro-utsi-wa  fuju  nari.  Fiwo-wo  g  fi-wo  fern  koto  nado-ni  joscte  jomeri.  ,Ist 
ein  Gegenstand,  mit  welchem  man  den  Eisfisch  fängt  (eine  Art  Reuse).  Man  liest  es 
von  dem  U-dzi ,  dem  Ta-na  und  anderen  Flüssen.  Aziro-utsi  ,die  Eeuse  schlagen'  be- 
deutet den  Winter.  Man  liest  ßwo  ,Eisfisch'  in  Bezug  auf  ß-ivo  fern  ,die  Tage  ver- 
bringen' und  auf  andere  Dinge'.  Der  hier  erwähnte  Eisfisch  ist  ein  kleiner  AVeissfisch, 
der  im  Winter  mit  dieser  Reuse   gefangen  wird. 

Asi-no  maro-ja.  ,Das  runde  Schilf  haus'.  Asi  bakari-nite  fuki-taru  ko-ja  nari.  Mata 
mune  nado-mo  tatezü-site]  tsi-isaki  ije  naru-ni  ^  ji^  maro-ja-to  iü  kokoro  nari-to  tjeri, 
Issetsii-ni  ta-wo  mamoru  iwo  nari-to  ijeri.  ,Ist  eine  bloss  mit  Schilf  gedeckte  Hütte. 
Ferner  sagt  man:  Weil  es  ein  kleines  Haus  ist,  bei  dem  man  keine  Balken  und  ähn- 
liche Dinge  aufstellt,  so  steht  es  im  Sinne  von  maro-ja,  rundes  Haus.  In  einer  Erklärung 
Avird  gesagt,  es  sei  eine  Hütte  zur  Bewachung  der  Felder'. 

Asi-dzütsü.  ,Die  Röhre  des  Schilfes'.  Asi-no  jo-no  naka-ni  aru  usü-jo-no  jo-naru  mono 
nari.  Take-no  naka-ni-mo  aru.  Usü-ki  ßto-je  nado  iü  koto-ni  josete  jomeri.  ,Ist  ein  in  den 
Gelenken  des  Schilfes  befindlicher  Gegenstand  wie  dünnes  Papier.  Es  findet  sich  auch 
in  dem  Bambus.     Man  liest  es  in  Bezug  auf  dünne,  einfache  und  andere  Dinge'. 

Asiiwa-no  kami-ni  ko-siba-wo  sasü.  ,Dem  Gotte  von  Asuwa  kleines  Reisholz  hinstellen'. 
Simosa-no  kuni  asüiva-mija-to  mbsü  jasiro-wa  kami-no  tsikai-nite  ko-siba-wo  täte  inoru  koto-no 


I 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  393 

aru  jusi.  Ka-rin-rib-sai-ni  Ide-tari.  Aru  setsü-ni  asüica-no  Icami-to-a-a  kama-no  kami-no  koto 
nari-to  ijeri.  ,Aii  dem  Altare  Asuwa-mija  (der  Tempel  von  Asuwa)  in  dem  Reiche 
Simosa  stellt  man  bei  dem  güttliclien  Schwur  kleines  Reisholz  auf  und  betet.  Das  Wort 
ist  in  dem  trefflichen  Stoffe  des  Liederwaldes  vorgekommen.  In  einer  Erklärung  heisst 
es,  der  Gott  von  Asuwa  sei  so  viel  als  der  Gott  des  Herdes'. 

Classe  Sa. 

Saiivai-no  mi.  ,Der  Leib  des  Glückes'.   Mine-wo  iü  nart.    ,Bedeutet  mine,  Berggipfel'. 

fSaica-ßkome.  Smo-iüo  iü  nari.  ,Bedeutet  simo,  Reiffrost'.  Die  ursprüngliche  Bedeutung 
dieses  Wortes  ist  wahrscheinlich:    den  Sumpf  einschliessen.    Verse: 

Sawa-ßkome   woku   tcaga  jado-no    mase-no   utsi-ni    kaicara-jomogi-no    kataku   kare-nuru. 

,Wo  den  Reiffrost  man  hinlegt,  innerhalb  des  Zaunes  meiner  Herberge  ist  der 
Beifuss  der  trocknen  Stelle  des  Flusses  unmöglich  verdorrt'. 

Sa-wa.  Sara-ha-to  iü  kotoha  nari.  Ima-iva  sa-wa  nado  nari.  ,Ist  das  Wort  sara-ha, 
wenn  es  so  ist.  Hat  die  Bedeutung  wie  in  ima-wa  sa-ioa  ,jetzt,  wenn  es  so  ist'  und  an- 
deren Ausdrücken'. 

Sawo-no  Uta.    ,Ein  Ruderstangenlied'.    Fune-sastt  fito-no  tau  nari.    ,Ist  der  Gesang  der 

Ruderer'. 

Sa-wo-fiine.  Faru-ico  mamoru  kami  nari.  Zin-cji-ni  arazü.  ,Ist  die  den  Frühling 
bewahrende  Göttin.     Es  ist  keine  Erdgottheit'.  ' 

Sato-Utaru.  Sato-nare-taini  kokoro  nari.  Sato-hitaru  inu-no  ko-e  nado  jomeri.  ,Hat 
den  Sinn  von  sato-nare-taru ,  an  das  Dorf  gewöhnt.  Man  liest:  ,Des  an  das  Dorf  ge- 
Avöhnten  Hundes  Stimme'  vmd  Aehnliches'. 

Sato-nareru.  ,Sich  an  das  Dorf  gewöhnen.  Mata  sato-naruru-fo-mo  iü.  Sato-nare- 
somuru  fototocjisü-to  jomeri.  ,Es  heisst  auch  sato-naruru.  Man  liest:  Der  Kuckuk ,  der 
an  das  Dorf  sich  zu  gewöhnen  beginnt'. 

Sato-kagura.  ,Die  Göttermusik  des  Dorfes'.  Kin-tsiü-no  foka  si-fö-no  zin-zia-nite 
okonawariiru  kagura  nari.  .Ist  die  gottesdienstliche  Musik,  die  ausserhalb  des  kaiser- 
lichen Palastes,  an  den  göttlichen  Altären  der  vier  Gegenden  aufgeführt  wird'. 

Satori-  -^  fawa.  ,üie  verständige  Mutter*.  Mon-ziu-no  koto.  ,lst  so  viel  als  mon- 
ziu,  die  Muschel  der  gestreiften  Perlen'. 

Satsi.  ^  tu  kakit.  Umi-no  satsi  nado  iü  saiwai-aru  kokoro  nari.  ,Wii-(l  saitcai  (Glück, 
wie  oben)  geschrieben.  Umi-no  satsi  (die  Ausbeute  des  Meeres)  und  anderes  hat  den 
Sinn  von :   Glück  haben'. 

Sari-ge-naki.  Se-zoku-ni  sasara-ge-mo  naki  nari.  Mata  sa-aranu  tei  nari.  ,Ist  das 
im  gemeinen  Leben  übliche  sasara-ge-mo  nasi  (nicht  das  Geringste').  Es  bedeutet  auch 
dass  es  nicht  so  ist'. 

Sa-nuraku.  Sa-nuru  ^  /J^  tu  kaku.  Sükosi  kari-ne-si-taru  nari.  ,Sanuru  wird  sa-n/iru 
(wie  oben)  geschrieben.     Bedeutet:   wenig  und  leicht  geschlafen  haben'.     Verse: 

Sa-ntirakii-wa  tama-no  tvo  bakari  na-no  taisü-wa  fu-zi-no  taka-ne-no  naku  sawa-no  goto. 

,Hat  man  wenig  geschlafen,  die  Schnur  der  Edelsteine  hindurch,  ist  das  Erstehen 
des  Namens  dem  tönenden  Sumpfe  auf  des  Fu-zi  holicm  Gipfel  gleich'. 


Dieses  Wort  konnte  nirgends  aufgefunden  werden. 


OQA  Pfizmaiek. 

Sa-nurete.     Sükosi  nurete  narl.     ,Bedeutet:    ein  wenig  befeuchtet'. 

Saru-ga-u-ga  masi-ku.  Saru-gaku-meki-taru-to  iü  koto  nari.  Saru-gaku-no  okori-wa  sib- 
foku  tai-si  fada-no  kawa-katsü-ni  o-o-sete  roku-ziü-roku-han-no  men-ico  tsükuri  ßto-bito-ni  clai- 
ri-no  si'Sin-den-no  maje-nite  mai-tco  mawaseraru  toki-ni  tai-si  sono  kagitra-no  |^  no  zi-ico 
imkete  M  ^  saru-gaku-to  nadzüke-tamai-si  nari.  ,Ist  so  viel  als  saru-gaku-meki-taru,  es 
war  wie  Affenmusik'.  Was  den  Ursprung  der  Afl'enmusik  betrifft,  so  erliess  der  Nach- 
folger Siö-toku'  an  Fada-no  Kawa-katsu  den  Befehl  und  verfertigte  die  sechsundsech- 
zigste Maske.  Als  man  in  dem  kaiserlichen  Palaste,  vor  der  Halle  Si-sin  durch  Leute 
den  Tanz  tanzen  Hess,  theilte  der  Nachfolger  das  in  dem  Worte  kagura  ,Göttermusik, 
vorkommende  Zeichen  ||  und  gab  der  Sache  den  Namen  .saru-gaku'  (wie  oben).  ^  Das 
hiei-  gebrauchte  Wort  ^  saru  bedeutet  an  sich  nicht  ,Affe',  sondern  ist  das  cyclische 
Zeichen  saru,  Affe.  Saru-ga-u.  ist  eine  veränderte  Aussprache  für  saru-gaku,  Affenmusik 
oder  Musik  des  Zeichens  sarit. 

%  )$.  Sani-naru  tai-fu-ga  faka.  ,Das  Grab  des  Grossen  Saru-maru'.  Ta-no  kami-no 
sita-ni  so-dzüka-to  iü  tokoro  ari.  Soko-ni  saru-mam  tai-fu-ga  faka  ari,  Soko-no  ^  ken-ni 
kaki-nose-tare-ba  mina  fito-sireri.  ,Unter  Ta-no  kami  liegt  ein  Ort  Namens  So-dzuka.  Da- 
selbst befindet  sich  das  Grab  des  Grossen  Saru-maru.  Da  es  in  die  dortigen  Urkunden 
eingetragen  wurde,  ist  den  Menschen  alles  bekannt'.  Der  Grosse  Saru-maru  wird  in  dem 
Sio-gen-zi-kö  unter  dem  Worte  saric-maru-töge  ,Bergübergang  Saru-maru'  ein  Sänger  (kä- 
sen)  genannt. 

Sa-wori-obi.  ^  ^  yJ^  to  kakio.  Fosokl  ohi  nari.  ,Wird  sa-wori-oU,  kleingewebter 
Gürtel  (wie  oben)  geschrieben.     Ist  ein  dünner  Gürtel'. 


Sa-wo   naguru   ma.     ,Die    Dauer    des   Werfens    der    Spule'.     Fata-woru   i^^  sa-to 


lU 


mono-wo  rih-fb-je  nage-tuiüosu  aida-to  iü  koto-nite  fodo-naki  knkoro  nari.  Si-ni  kuu-in  sotsü- 
sotsu  ippi  sa-to  ijeru-mo  s^  sossotsü-iva  fajaki-koto-nite  kub-in-no  süguru  koto  sa-wo 
towosü-ga  gotosi-to  ijeru  nari.  Tada  sa-tvo  naguru  ma-no  jume-to  ije-ba  mu-zib  nari.  ,Ist 
die  Zeit,  während  welcher  man  die  Weberspule  nach  beiden  Seiten  durchwirft  und  steht 
im  Sinne  von  ,un verzüglich'.  In  den  (chinesischen)  Gedichten  heisst  es  auch:  ,Das  glän- 
zende Yin  eilfertig  ist  eine  fliegende  Spule'.  Sossotsü  ist  so  viel  als  fajasi,  schnell.  Es 
bezeichnet:  das  Vorübergehen  des  glänzenden  Yin  (die  Zeit)  ist  gleich  dem  Hindurch- 
bringen der  Spule.  Wenn  man  sagt:  ,ein  Traum  nur  von  der  Dauer  des  Werfens  der 
Spule',  so  bedeutet  dieses  das   Vergängliche'. 

Saioo-ni.  ||  yJ^  fo  kaku.  Siroki  koto  kiioamari-te  awokn  mijuru  nari.  ,Wird  sa-aico 
(klein  grün,  wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet:  Wenn  das  Weisse  auf  das  Aeusserste 
getrieben  ist,  sieht  es  grün  aus'.     Steht  für  sa-awo-ni. 

^  -K  Sagari-ba.  ,Der  niederhängende  Schauplatz'.  Knmi-no  süso  nari.  Sage-gami-no 
koto-ni-ja.  ,Ist  der  Saum  des  Haupthaars.  Vielleicht  so  viel  als  sage-gami,  herabhängendes 
Haupthaar'. 

Saka-  ^  ba  kaku.  ,Den  verkehrten  Flügel  kratzen'.  Modzireru  fa  nari.  ,Sind  ver- 
drehte Flügel'.     Verse: 

Fasi-taka-no  mi-juri-no  saka-ba  kaki-kumori  arare-furu  no-no  mi-kari-sürasi-mo. 

,Der  junge  Falke,  den  links  anliegenden  verkehrten  Flügel  kratzend,  umwölkt  sich. 
Die  erhabene  Jagd  des  Feldes,  wo  der  Hagel  fällt,  macht  er  auch  mit'. 


'    Sio-toku-tai-si.     Derselbe  führte  den  Buddliisimis  iu  Japan   ein. 


Die  roETisciiEN  AusdeOckk  dek  japanischen  Sprache.  395 

Saka-jnku.    ^    no  z/'-icu  kaicu.   Sakajuru  koto  nari.    ,Man  schreibt  das  Zeichen  sakaje 
(wie  oben).     Ist  so  viel  als  sakajuru,  gedeihen'. 

Saka-ki-ha-ni  kake-si  kagarni.  ,Der  an  die  Blätter  des  Götterbaumes  gehängte  Spiegel'. 
Ama-teru  o-omjami  iiva-to-ni  komorase-tamai-si  toki  ja-uw-jorudzü-no  kami-gami  saka-ki-uo 
kami-tsü  jeda-nl  tama-wo  kake  naka-tsü  jeda-nl  kagami-wo  kake  sita-tsü  jeda-ni  fei-wo  kakete 
kagura-wo  sö-si-tämai-si-to  nari.  ,Als  die  den  Himmel  erleuchtende  grosse  Gottheit  sich 
in  der  Felsenthiire  verschluss,  hängten  die  achthundertmal  zehntausend  Götter  an  die 
oberen  Zweige  des  Götterbaumes  Edelsteine.  An  die  mittleren  Zweige  hängten  sie  einen 
Spiegel.  An  die  unteren  Zweige  hängten  sie  Handopfer  und  führten  die  Gottermusik  auf. 
Saka-ki-ha-utafu.  ,Dic  Blätter  des  Götterbaumes  singen'.  Kagura-no  utai-mono  nari. 
,Ist  ein  Gesang  der  gottesdienstlichen  Musik'. 

ö  Sada.  Süqtiru-to  in  kotuha  nari.  Go-ziü-ni  süguru-wo  sakari-sügwu-to  iü  kofvba 
nari.  ,Ist  ein  Wort,  welches  süguru  ,übertreffen'  bedeutet.  Ist  ein  Wort  von  der  Be- 
deutung :  glänzend  übertreffen,  indem  man  Fünfzig  übertrifft'. 

Sa-zü-na.  Geni-mo-to  iü  koto  nari.  Sa-zo  aran  nari.  Mata  omoi-fakaru  kokoro  nari. 
,Ist  so  viel  als  das  Wort  geni-mo,  in  der  That.  Bedeutet  .■ia-zo  aran,  so  wird  es  sein. 
Ferner  hat  es  die  Bedeutung  :    in  Gedanken  erwägen'. 

Satsü-o.  Kari-bito-ni  jomeri.  ,Wird  für  kari-bifo  , Jäger'  gelesen'.  Steht  für  satsi-too 
,Mann  der  Ausbeute'.     Von  dem  obigen  satsi,  Ausbeute. 

Satsäki-no  tama.  ,Der  Edelstein  der  Azalea'.  Kusu-daiua-no  koto  nari.  Ku-ni  tsiü-sü. 
,Ist  so  viel  als  kusü-dama,  der  Arznei-Edelstein.  Wird  bei  ku  erklärt'.  Der  Himmels- 
sohn schenkt  am  fünften  Tage  des  fünften  Monats  diesen  Edelstein  seinen  Dienern.  An 
einer  fünffarbigen  Seidenschnur  an  den  Arm  gehängt,  schützt  er  gegen  böse  Dämonen. 
Das  Wort  kusü-dama  ist  in  dem  Sio-gen-zi-kö  enthalten,  aber  ungenügend  erklärt. 

Sane-ko7i.  Kasanete  kitaran-to  iü  koto  nari.  Mata  :*  M  to  kaki-te  makoto-ni  kitaran-to 
iü  kokoro-vio  ari.  ,Ist  so  viel  als  das  Wort  kasanete  kitaran,  wiederholt  kommen  werden. 
Sin-rai  (wirklich  kommen,  wie  oben)  geschrieben,  hat  es  auch  den  Sinn  des  Wortes 
makoto-ni  kitaran,  wirklich  kommen  werden'.  Sane-kon  steht  für  kasane-kon,  wiederholt 
kommen  Averden.  Wo  ihm  die  Bedeutung  , wirklich  kommen'  beigelegt  wird,  scheint 
i0f  .mne  , Samenkorn'  für  j&  mi  ,Frucht'  (makoto  ausgesprochen  ,wirklich')  gesetzt  zu  sein. 
Sa-naje-t.mki.  ,Der  Monat  der  frühen  Schösslinge'.  Go-guatsü-no  i-mih  nari.  ,Ist  ein 
verschiedener  Name  für  den   fünften  Monat'. 

Sa-nakii-te-mo.  Sa-jb-oiaku-te-mo  iü  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  das  Wort  sa-ja-nakn- 
te-mo.,  indem  es  auf  solche  Weise  auch  nicht  da  ist'. 

Saranu-dani.  Sa-aranu-dani-mn-to  iu  kokoro  nari.  , Steht  im  Sinne  des  ^^'ortes  sa-aranu- 
dani-mo,  nur  nicht  so'. 

Sarasi-ioi.  ,Der  blossgelegte  Brunnen'.  Roku-guatsü-ni  ido-no  viidzü-tvo  kajete  sarajnrii 
nari.  ,Bedeutet:  im  sechsten  Monate  des  Jahres  das  Wasser  des  Brunnens  erneuern  und 
den  Brunnen  reinigen'. 

Sarai-no  kaze.  ,Der  Wind  der  Harke'.  Furi-tsumuri-farn  juki-tco  fnki-t.iirasü-ioo  iü. 
,Bedeutet,  dass  der  Wind  den  gefallenen  und  in  Haufen  liegenden  Sclmee  verweht'. 
Verse : 

Furu-jori-mo  sarai-no  kaze-no  süsamasi-ki  josi-no-no  jama-no  sü-so-no-no  sato-tva. 
,Seit  es  schneit,    weht  der  Hai-kiMiwind .    der    kalre   durch   das  Dorf  von  Su-,*o-no   in 
dem  Gebirofe   von   Josi-no'. 


396  Pfizmaikk. 

Saranu  icakare.  ,DIe  niclit  weggehende  Trennung'.  Nogare-jenu  icakare-nari.  ,Ist  die 
unvernieidliclie  Trennung'.     Verse: 

Jo-no   naka-ni   saramo   loahare-no    naku-mo  gana   tsi-jo-mo-to   inoru  fito-no    ko-no   tarne. 

,In  der  Welt  die  unausbleibliche  Trennung,  o  wäre  sie  doch  nicht!  ,Tausend  Alter 
auch!'   betet  man  um  der  Menschensühne  willen'. 

Samu-karasi.  Samu-karu-ran-to  in  nari.  ,Ist  das  Wort  samu-karu-ran.,  es  wird  wohl 
kalt  sein'. 

Sa-u-sogi-tatsü.     Saicagi-tatsu  nari.     ,Ist  saioagi-tatsü,  in  Unruhe  gerathen'. 

Sa-u-toki.  Isogasi-ki  kokoro  nari.  Fito-wo  motenasü  tote  tori-fajasi-taru  kokoro  nari.  ,Hat 
den  Sinn  von  isogasi,  eilig.  Hat  den  Sinn,  dass,  um  die  Menschen  zu  unterhalten,  Musik 
aufgeführt  wurde'. 

Saku-fa-no  fitje.  Siaku-fatsi-no  koto  nari.  Gen-zi-ni  saku-fa-no  fuje  jo-fitkaku  kiku-to 
kakeri.  ,Ist  so  viel  als  siaku-fatsi,  eine  Flöte  von  einem  Schuh  und  acht  Zoll 
Länge.  In  dem  Geschlechte  Gen  wird  geschrieben :  Die  Flöte  Saku-fa  hört  man  in 
tiefer  Nacht',  In  dem  Sio-gen-zi-kö  wird  dieses  Wort  sasa-fa-no  fuje  geschrieben,  was 
unrichtig  zu  sein  scheint,  da  saku-fa  niclits  anderes  ist  als  siaku-fatsi  mit  veränderter 
Aussprache.  A  ^  Siaku-falsi  , Schuh  acht'  bezieht  sich  auf  die  oben  angegebene 
Länge. 

Sa-kuziri.  Tsüno-7iite  si-taru  kiri  nari.  Mono-no  musübore-ivo  toku  mono  nari.  ,Ist  ein 
aus  Hörn  verfertigter  Bohrer.  Derselbe  dient  zum  Auflösen  verknüpfter  Dinge'.  Sonst 
kuziri,  Knotenlöser. 

Sakura-gari.  ,Die  Kirschenjagd'.  Sakura-wo  tadzünuru  nari.  ,Bedeutet :  Kirschen 
suchen'. 

Sakura-no  i-mio.     .Verschiedene  Namen  für  sakura,  Kirschbaum'. 

Faru-tsuge-kusa.     ,Die  meldende  Frühlingspflanze'. 

Jume-mi-kusa.     ,Die  Pflanze  des  Traumgesichts'. 

Ake-hono-kusa.     ,Die  Pflanze  der  Morgendämmerung'. 

Josi-no  kusa.     ,Die  Pflanze  von  Josi-no'. 

Futsü-ka-kusa.     ,Die  Pflanze  zweier  Tage'. 

Sakura-ia.  ,Das  Kirschenfeld'.  Sakura  o-okn  saki-taru  tokoro-wo  iü.  , Bedeutet  einen 
Ort,  an  welchem  viele  Kirschbäume  blühen'. 

Sakura-do.  ,Die  Kirschthüre'.  I-dokoro  nari.  Sakura-nite  si-taru  to  nari.  Jama-sakura-to 
ja-no  bu-ni  tsiü-sü.  , Bedeutet  den  Wohnsitz.  Es  ist  eine  aus  Kirschbaum  verfertigte 
Thüre.  Jama-sakura-to  ,die  Thüre  der  Bergkirsche'  wird  in  der  Classe  ja  erklärt'. 

Sakura-asa.  ,Der  Kirschhanf'.  Sakura-no  saktt  koro  asa-tvo  maku,  juje  nari.  ,Man  sagt 
so,  weil  man  zur  Zeit  der  Blüthe  der  Kirschbäume  Hanf  säet'. 

Sakura-go-no  koto.  ,Die  Sache  Sakura-go's'.  Mukasi-  |£  i^:^  sakura-go-to  iu  musüme 
ari.  Futari-no  onoko-ni  omoi-kakei-are-keru.  Kono  onoko-domo  inotsi-too  sütete  arasoi-kere-ha 
musüme  omoi-keru-wa  mukasi-jori  ßto-musüme-no  mi-to  site  ni-mon-ni  juku  koto-ivo  kikazü. 
Sare-ha  tote  otoko-no  kokoro-mo  jawaragi-gatasi.  Tada  waga  mi-wo  usinaivan-ni-iüa  sikazi- 
tote  fajasi-no  naka-ni  loake-iri-te  ki-ni  kubi-ivo  kakete  munasi-ktt,  nari-nu.  Futari-no  onoko 
namida-iuo  nagase-domo  kai-nakiL-te  jomeru.  ,Einst  lebte  ein  Mädchen  Namens  Sakura-go 
(das  Kirschkind).  Dasselbe  ward  von  zwei  Männern  geliebt.  Als  diese  Männer,  das 
Leben  nicht  achtend,  mit  einander  stritten,  dachte  sich  das  Mädchen:  Von  jeher  hat 
man  nicht  gehört,    dass    ein    einziges  Mädchen   zu  zwei  Thoi'en  gegangen  wäre.     Da  es 


Die  poetischen  Aiiöi>rücke  der  japanischen  Sprache.  397 

SO  ist,  kann  auch    das  Herz    des  Mannes    nicht    erweichen.     Es    kann    nicht    anders  sein 
als  dass  ich  meines  Leibes  verlustig  werde.  —  Hiermit   drang  sie  in  den  Wald  und  er- 
hängte sich  an  einem  Ikuime.     Die  zwei  Männer  vergossen  Thränen,    konnten  sich  aber 
nicht  helfen  und   verfertigten  ein  Gedicht'.     Verse: 

Faru  sare-ba  kazasi-ni  sen-tu   waga  omoi-si  sakura-no  fana-wa  tsiri-ni-keru  kamo. 

,Von  denen   wir  dachten,   dass  im  Frühling  zu  einem  Schirm  wir  sie  machon  wüi-den 
die  Blüthen  des  Kirschbaums,  sie  sind  verstreut!' 

Imo-ga  nn-ni  kake-taru  sakura-hana  saka-ha  tsüne-ni-ja  kofin  Ija-tosi-no  fa-ni. 

,I)ie  dem  Namen  der  Schwester  angehängt  sind,  des  Kirschbaums  Blüthen ,  wenn 
sie  sich  öffnen,  immer  wohl  werd'  ich  lieben  an  dem  Rande  von  mehr  und  mehr  Jaln-en'. 

Sakura-hito.  ,Ein  Kirschenmenscli'.  Fana-bito-to  iü  g'otosi.  Mijabi-jaka-narit  kokoro 
nari.  ,Ist  gleich  dem  Worte  fana-bito,  ein  Blumenmensch.  Hat  den  Sinn  von  m/'jabi- 
jaka-naru^  fein,  zierlich'. 

Sakura-no  mija.  ,Der  Palast  der  Kirschbäume'.  Ise  'S*  flb  nai-kn-no  mi-koto  nari. 
,Ist  so  viel  als  der  innere  Palast  von  Ise'. 

Sakura-dani.  ,Das  Kirschenthal'.  Mei-do-wo  iü.  Omi-no  mei-sio-ni  are-domo  ai-zco-ni 
arazare-ba  imi-te  jomit-be-karazn.  , Bedeutet  die  Unterwelt.  Da  es  zwar  in  Omi  einen 
berühmten  Ort  (dieses  Namens)  gibt,  in  ihm  aber  nichts  Trauriges  vorgefallen  ist,  so 
vermeidet  man  das  Wort  und  darf  es  nicht  lesen'. 

Sake-no  koto.  ,Die  Sache  des  Weines'.  Kami-ni  tate-matsüru  toki-ica  mi-ica-to  in. 
Mata  -vj-  ^  mi-ki-to-mo  ijeri.  I-mib-wo  take-no  fa-to-mo  nagare-no  idznmi-to-mo  ijeri.  Mata 
sümi-taru-wo  fiziri-to  i-i  nigoreru-ioo  ken-zin-to  iü.  ,Wenn  man  ihn  den  Gröttern  darreicht, 
heisst  er  mi-wa.  Er  heisst  auch  mi-ki.  Die  verschiedenen  Namen  sind  auch :  take-no  fa 
,die  Bambusblätter'  und  nagare-no  idzümi^  die  fliessende  Quelle.  Ferner  nennt  man  den 
geklärten  Wein:  fiziri .^  der  Hüchstweise.  Den  trüben  nennt  man  ken-zin,  der  weise 
Mensch'.    Verse : 

Sake-no  na-wo  fiziri-to  i-i-si  inisije-no  o-oki  otodo-no  koto-no  jorosi-ki. 

,Die  den  Wein  mit  Namen  den  Höchstweisen  nannten,  die  grossen  Diener  des  Alter- 
thums,   es  ist  ihre  Sache,  die  rechte'. 

Mata  kami-zake-to  iü-ni  rib-setsü  ari.  Fito-tsü-^ii-iva  ^  jjj|h  kami-zake-to  iü.  Mata 
fito-tsü-ni-ica  kntsi-nite  kome-wo  P^  kami-kudaki-te  mukasi-ica  sake-tvo  tsükuri-taru-ni  jotte 
nari.  Ferner  gibt  es  für  das  Wort  kami-zake  zwei  Erklärungen.  Nach  der  einen  ist  es 
kami-zake  (Götterwein,  wie  oben).  Nach  der  anderen  heisst  es  desswegen  so,  weil  man 
ehemals  Wein  verfertigte,  indem  man  mit  dem  IMunde  den  Reis  zerbiss'.  Kami-zake  wäre 
nacli  der  letzteren  Erklärung:  gebissener  Wein. 

Sozare-ixi-no  iicaico-to  naru.  ,Dcr  Kies  wird  zu  Felsen'.  Sazare-isi-ica  komaka-naru 
isi  nare-ba  sore-ga  -^  teö-site  iwawo-to  naran  made-to  iwai-kotobuka  nari.  Mata  sazare- 
isi-no  naka-no  onioi-to-wa  isi-wo  ute-ba  fi-no  idzüru  mono  nari.  Sono  isi-no  naka-ni  fi-no 
aru  koto-ioo  omoi-no  fi-7ii  josete  o-oku  koi-ni  jomi-tari.  Sazare-isi-wa  ;g  ^j]]  tu  kakeri. 
,Bedeutet:  so  langes  Leben  wünschen,  bis  die  kleinen  Steine,  aus  denen  der  Kies  be- 
steht, gross  gewachsen  zu  Felsen  werden.  Ferner  hat:  ,der  Gedanke  in  dem  Kies'  die 
Bedeutung:  wenn  man  den  Stein  schlägt,  kommt  Feuer  hervor.  Das  Vorhandensein  des 
Feuers  in  den  Steinen  bezieht  man  auf  das  Feuer  des  Gedankens  und  es  wird  häufig 
von  der  Liebe  gelesen.  Sazare-isi  ,Kies'  wird  komaka  isi  (kleine  Steine,  wie  oben)  ge- 
schrieben'. 

UdikM-.lirifton  der  phil.-liist.  Cl    XXIII     Bd.  61 


398  Pfizmaier. 

V 

Saza-nami-no  kunl.  ,Das  ßeioli  der  gekräuselten  Wellen'.  Omi-wo  iä  nari.  ,Be- 
deutet  das  Eeicli  Omi'. 

Saza-nami-utafu.  ,Die  gekräuselten  Wellen  singen'.  Kagura-iv)  ntai-inono  nari.  ,Ist 
ein  Gesang  der  gottesdienstlicLen  Musik'. 

Sazare-miflzü.  ,Ein  kleines  Wasser'.  Sükosi-nagaribrio  midzü  nari.  ,Ist  ein  Wasser, 
das  wenig  üiesst'. 

Sazare-iüogi.  ,Der  kleine  Weiderich'.  Fa  fosu-site  tsinsaki  nari.  , Bedeutet,  dass  die 
Blätter  dünn  und   klein   sind'. 

Sa-sa-jaka.  ,NiedliclL'.  st  ^  ^Bj  to  kaku.  Sa-sa-jaka-naru  ije  sa-sa-jaka-naru  kaki  sa- 
sa-jaka-naru  ivarabe  nado  iü  idzüre-mo  tsi-isaku  utsüktisi-ki  nari.  ,In  sa-sa-jaka-naru  ije 
,ein  niedliches  Haus',  sa-sa-jaka-naru  kaki  ,eine  niedliche  Ringmauer',  sa-sa-jaka-naru 
warahe  ,ein  niedlicher  Knabe'  und  anderen  Ausdrücken  hat  das  Wort  überall  die  Be- 
deutung :    klein  und  scliön'. 

Sasa-take-no  o-o-mija-hito.  ,Der  Mensch  des  grossen  Palastes  von  dem  kleinen  Bambus'. 
Mota  sasü  take-to-mo  ijeri.  0-o-mija-hito-to  iu  makura-kotoha  nari.  Issetsü-ni  fa  fosoki  take-tco 
sasa-take-to  iü.  ,Man  sagt  auch  sasu  take,  der  stechende  oder  mit  dem  Finger  zeigende 
Bambus.  Ist  ein  Polsterwort,  welches  o-o-mija-hito  ,der  Mensch  des  grossen  Palastes' 
bedeutet.      Nach    einer    Erklärung    heisst    ein    Bambus    mit    dünnen    Blättern:     sasa-take'. 

Sasame-juki.  Koviaka-ni  usüku  furu  Juki  nari.  , Bedeutet  einen  in  kleinen  Flocken 
und  dünn  fallenden  Schnee'. 

Sasa-no  kimia.  ,Die  Uferbank  des  kleinen  Bambus'.  Sasa-no  sigeri-te  kage-kuraki 
nari.     ,Bedeutet,  dass  der  kleine  Bambus   blätterreich  und  dunkelschattig  ist'. 

Saki-sa-magaki.  Jg  1^  Fi-gaki-ivo  iü  nari.  ,Bedeutet  fi-gaki.^  eine  Umzäunung  von 
Lebensbäumen'.     Saki-sa  ist  die  Zusammen ziehung  von  saki-kusa,  Lebensbaum. 

Saka-ra-aru  fito.     Mono-ico  joku  iü  fito  nari.     ,Ist  ein  Mensch,  der  gut  spricht'. 

Samenu  jume.  ,Der  Traum,  aus  dem  man  nicht  erwacht'.  Ne7'u-ga  utsi-ni  mint  jume-ni 
arazü.  Fakanaki  jo-wo  tatojete  ijeru  nari.  ,Ist  nicht  der  Traum,  den  man  im  Schlafe 
träumt.     Es  bezeichnet  durch  ein  Gleichniss  die  vergängliche  Welt'. 

Sasi-nagara.  Fnia-kokoro  ari.  Sa-nagara  to  iü  kokoro.  Tada  sasü-to  iü  koto-ni-mo.  ,Hat 
zwei  Bedeutungen.  Steht  im  Sinne  von  sa-nagara,  eben  jetzt,  gerade  so.  Es  steht  auch 
im  Sinne  des  einfachen  sasü.^  mit  dem  Finger  zeigen'. 

Sasi-kumi.  Sasi-jori-ni-to  iü  koto  nari.  Jagate-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  das  Wort 
sasi-jori-ni,  dem  gemäss.     Ist  so  viel  als  jagate,  sogleich'. 

Sasi-iraje.  Fito-no  muno-i-i-kake-taru  fen-zi  nari.  ,Ist  die  Antwort,  die  ein  Mensch 
mündlich  gegeben  hat'. 

Sasi-gusi-no  aka-tsüki.  ,Der  Tagesanbruch  des  aufgesteckten  Kammes'.  Kusi-ica  aka-no 
tsüku  mono  nare-ha  aka-tsüki-to  iü  kotoba-ni  josete  ijeri.  ,Da  der  Kamm  eine  Sache  ist,  an 
welcher  Schmutz  haftet  (aka-no  tstikii),  wird  er  auf  das  Wort  aka-tsüki  ,Tagesanbruch' 
bezogen'. 

Sabi-  »>£  je.  ,Ein  rostender  Strom'.  Midzn-ni  nigori-taru  je  nari.  ,Ist  ein  Strom,  der 
durch   sein  Wasser  getrübt  ist'. 

Sa-mo  ara-ba  are.  ,Wenn  es  so  ist,  sei  es'.  4^  |^  to  kakeri.  Utsi-makase-taru  kokoro 
nari.  ,Wird  nin-ta  (wie  oben)  geschrieben.  Hat  den  Sinn  von  uisi-makase-taru,  einem 
Anderen  übertragen  haben'. 

Sase-mo.  Sasi-mo-gusa.  Idzure-mo  jomogi-no  koto  nari.  ,Beides  ist  so  viel  alsjomogi^  Beifuss'. 


Dir  poetischen  Adsdkücke  dee  jai'aniscuen  Si'hache.  399 

Sasürqfu.  Juki-meguri-taru  kokoro.  Mala  sasüraje-hito-ica  ru-nin  narl,  ,Hat  den  Sinn 
von  jiiki-megtiri-faru,  umhergewandelt  sein.  Ferner  bedeutet  sasüraje-hito  einen  Verbannten', 
In  dem  Sio-gen-zi-kö  safsorafn. 

Classe  Ki. 

Ki-wirn  iigtdsu.  Jg-  ^  Ki-wlru,  ugnisü  nari.  , Bedeutet:  die  auf  dem  JJaunie  sitzende 
Nachtigall'. 

ifll  tl  ^  4^  K'>'Woi-uma.  ,Ein  Pferderennen'.  In  dem  Sio-gen-zi-kö  kisoi-muma  und 
unter  den  gottesdienstlichen  Gegenständen  verzeichnet.  Die  Wörter  ^  n/  :^  kisofu, 
^  tJ^  :^  kifofu  (kiu'uj,  auch  y?  >j-  :^  ki-o  , wetteifern'  werden  miteinander  ver- 
Avechselt'. 

■M^  i'of  Kitsi-ka-u.  ,l)Ie  blaue  Glockenblume'.  I-mib-u-o  ßtoje-kusa-to  iü.  ,Ein  ver- 
schiedener Name  ist  fitoje-hisa,  die  einzelne  Pflanze'.  Sonst  ki-kio  und  ari-no  fira-gi.  iler 
flache  Baum  der  Biene'. 

^  Kiri-tatsi-hito.  ,Ein  Mensch  des  aufsteigenden  Nebels'.  Ja-kumo  issetsü-ni  fedate- 
taru  Jito-ivo  in.  Mata  kiri-kiri  je-wasürenu-io  in  kokoro-ni-mo  ijeri.  ,Nach  einer  Erklärung 
der  acht  Wolken  bedeutet  es  einen  abgesonderten  Menschen.  Es  wird  auch  im  Sinne 
von  kiri-klri  je-ivasürenu  , durchaus  unvergesslich'  gesagt'. 

HhJ  Kiri-ni  sümu  tori.  ,Der  in  dem  Loosbaum  wolmende  Vogel'.  F6-ivb-no  koto  nari. 
Go-siki-no  fori  nari.  Go-do-ni  arazare-ha  sümazü  tsiku-zitsü-ni  arazare-ha  -^  ivosi-sezü 
^.    SO   rei-sen-ni  arazare-ha  nomazü   ^    Bö    sei-tai-ni  arazare-ha  idezü-to  nari.  .Ist  so  viel 

7'Jv     HH  IVk      3&  ' 

als  fu-wü  ^  Paradiesvogel.  Es  ist  der  fUnffarbige  Vogel.  Derselbe  wohnt  nirgends 
sonst  als  in  dem  Loosbaum.  Er  verzehrt  nichts  als  die  Bambusfrüchte.  Er  trinkt  nichts 
als  die  Quelle  des  süssen  Weines.  Er  kommt  niemals  zum  Vorschein  als  in  einem 
böchstweisen  Zeitalter'. 

Kiri-fu-no  süsüki.  .Das  lanffe  Gras  des  abgeschnittenen  Ausschnitts'.  ^  Fa-ni  fu-wo 
kiri-taru  ju-ni  kata-no  tsüki-taru-wo  in  nari.  , Bedeutet,  dass  an  den  lUättern  die  Seiten 
geschwunden  sind,  als  ob  Ausschnitte,  abgesclmitten  wären'. 

Kiri-tsüho.  ,Der  Loosbaumtopf.  Kin-ri-no  utsi-ni  arib  den-no  na  nari.  Kiri-ivo  ujcrare- 
tara-ni  jotte  kiri-tsüho-to-ioa  ijeru  nari.  ,Ist  der  Name  einer  Halle  in  dem  kaiserlichen 
Palaste.    Weil  sie  mit  Loosbäumen  bepflanzt  ist,  nennt  man  sie  den  Loosbaumtopf. 

^  Kiri-no  magaki.  ,Dei'  Zaun  des  Nebels'.  Kiri-no  tatsi-fedate-tarn  nari.  , Bedeutet: 
durch  den  sich  erhebenden  Nebel  abgeschieden  sein'. 

Kiri-girisü  utafu.  ,Das  Singen  der  schwarzen  G)ille'.  Kagura-no  7dai-inono  nari. 
,Ist   ein  Gesang  der  gottesdienstlichen  Musik'. 

Ki-mi-ki-nu.  Aka-tsüki-uo  icakare-tco  iü  nari.  , Bedeutet  die  Trennung  bei  Tages- 
anbruch". Die  eigentliche  Bedeutung  von  ki-nu-ki-nu  ist  ganz  ungewiss.  Es  kann  die 
Wiederhohing  von  ki-mi   ,es  ist  gekommen'  sein. 

Kijomaicari.  Sih-zin-süru  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  in  lleinheit  das  Opfer  dai'- 
bringen'.      Kijomaicari  ist  die  Dehnung  von  kijomari,  rem  sein'. 

Kijii-ra.      Tada  kijo/ci  koto  nari.     ,Ist  bloss  so  viel  als  kijosi,  rein'. 

Kijo-taki-gaiva.  ,Der  Fluss  des  reinen  Wasserfalls'.  Jama-siro-no  miu-sio  ata-go-no  fii- 
moto  nari.     ,Ist  ein  berülimter  Ort  in  Jama-siro,  der  Fuss  des  Berges  Ata-go'. 

Kita-no  mine.  .Der  P>erggipfel  (K's  Nordens'.  Jei-san  nari.  ,Ist  der  Jei-san'  (der  Berg 
Fi-jei-san   in  Omi). 

51* 


0 


400  Pfizmaiee. 

• 

Kita  iitsi.     Kaze-no  nari.     ,Ist  der  Name  eines  Windes'. 

Kita-no  okina.  ,Der  Greis  des  Nordens'.  ^  ^  Sai-ö-no  koto  nari.  Sö-zin-no  kib-ni 
nin-gen-han-zi  sai-6-ga  uma  M*  J^  tai-tsin  pfa  ^  ken-tsiü  ame-too  ki-i-te  nemuru.  Kono 
ku-no  kokoro-ica  nin-gen-ban-zi  zen-mo  zen  narazii  aku-vio  kanarazü  si-mo  aku  narazü  jorokubu- 
be-karazü  kanasimu-be-karazü-to  ijerio  nari.  Je-nan-zi-ni  iwahi  -]-•  ^  sai-do-iii  okina  ari 
rmima-iüo  zcsino.  Mina  fito  kore-iuo  toburo-ni  okina-no  iu  aku-mo  nan-zo  kanarazü  si-mo  aku 
naran.  Sü-getsü  ari-te  kono  muma  ziün-me-ioo  fiki-i-te  kitaru.  Fito  mina  kore-iüo  jorokobu. 
Okina-no  iü  zen-mo  nan-zo  kanarazü  si-mo  zen  naran-to.  Sono  ko  konomi-te  muma-ni  nono 
otsi-te  fidzi-iüo  ori-nu.  Fito  mina  kore-ioo  toburo.  Okina-no  iü  aku-mo  nan-zo  aku  naran. 
Fito-tose-site  ko-koku  o-oi-ni  midarii  s6-nen-no  mono  mina  tatakai-si-sü.  Komo  ko  fitori  fidzi-no 
ore-taru  juje-ni  ikusa-ni  idezü-site  inotsi-wo  tamotsü  koto-tvo  je-tari.  ,Ist  so  viel  als  der  Greis 
von  Sai.  In  den  (chinesischen)  Versen  der  Menschen  von  Sung  heisst  es  bei  den  zehn- 
tausend Dingen  des  Menschengeschlechts :  ,Das  Pferd  des  Greises  von  Sai  löste  sich  von 
dem  Pfahl.  Inmitten  des  Vordachs  hört  er  den  Hegen  und  schläft'.  Der  Sinn  dieser 
Verse  ist:  Unter  den  zehntausend  Dingen  des  Menschengeschlechts  ist  das  Gute  nicht 
gut,  das  Böse  muss  auch  nicht  böse  sein.  Man  darf  sich  nicht  freuen,  man  darf  sich 
nicht  betrüben.  Bei  Hoai-nan-tse  heisst  es:  Auf  dem  Gebiete  von  Sai  lebte  ein  Greis. 
Derselbe  verlor  ein  Pferd.  Als  die  Menschen  ihm  ihr  Bedauern  ausdrückten,  sprach 
der  Greis :  Wie  sollte  das  Böse  nöth wendig  böse  sein  ?  —  Nach  einigen  Monaten  kam 
iieses  Pferd  und  brachte  ein  anderes  schnelles  Pferd.  Die  Menschen  bezeigten  ihm 
desswegen  ihre  Freude.  Der  Greis  sprach :  Wie  sollte  das  Gute  nothwendig  gut  sein  ?  — 
Sein  Sohn  ritt  gern  auf  dem  Pferde.  Er  fiel  herab  und  brach  sich  den  Arm.  Die 
Menschen  drückten  ihm  desswegen  ihr  Bedauern  aus.  Der  Greis  sprach:  Wie  sollte 
das  Böse  nothwendig  böse  sein?  —  In  einem  Jahre  war  in  dem  Kelche  Hu  grosser 
Aufruhr,  alle  jungen  Männer  fielen  in  dem  Kampfe.  Dieser  Sohn  allein,  der  nicht  zu 
dem  Heere  gegangen  war,  weil  er  den  Arm  gebrochen  hatte,  konnte  das  Leben  bewahren'. 

^  oo  Kisoi-gari.  ,Um  die  Wette  einherjagen'.  Go-guatsü  itsu-ka  momo-kusa-wo  toru 
koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  am  fünften  Tage  des  fünften  Monats  die  hundert  Pflanzen 
(Arzneipflanzen)  nehmen'. 

Kitsü.     Tada  kitsüne-no  koto  nari.     ,Ist  bloss  so  viel  als  kitsüne,  Fuchs'. 

Ki-na  ketsü.  Aki-no  sora  nari.  ,Ist  der  herbstliche  Himmel'.  Die  ursprüngliche 
Bedeutung  dieses  Wortes  ist  ungewiss.     Es  mag  ki-na  ketsü  , gelbe  Thorwarte'  bedeuten. 

Kin-fü.    Aki-kaze  nari.    ,Ist  der  Herbstwind'.   Die  ursprüngliche  Bedeutung  ungewiss. 

Kindzi-ra.  ^  »>|r  Nandzi-ra-to  ii%-ni  onazi.  ,Ist  mit  dem  Worte  nandzi-ra  ,ihr' 
o'leichbedeutend'. 

Kin-wa  koga-no  sirabe.  ,Der  Einklang  des  Fasses  auf  der  Harfe'.  Kin-ni-ioa  itsü- 
tsü-no  sirabe  aru  nari.     ,Bedeutet,  dass  es  auf  der  Harfe  fünf  Einklänge  gibt'. 

Ki-uta.  Kine-uta  nari.  Korne  siragaru  tote  onna-domo-no  uto  nari.  , Bedeutet  kine-uta, 
Mörserlied.  Ist  das  Singen  der  Weiber,  wenn  sie  den  Reis  (durch  Stossen  in  einen 
Kessel)  weiss  machen'. 

^  Ki-no  mitsi-no  takumi.  ,Der  Künstler  des  Weges  des  Baumes'.  Ban-zeo-no  koto 
nnri.     ,Ist  so  viel  als  ban-zeo,  der  Lehrling  der  Zimmerkunst'. 

^  Ki-no  mi-doku-kio.  ,Das  erhabene  Bücherlesen  des  letzten  Monats'.  Tai-fan-nija- 
kio-wo  faru  aki  momo-siki-nite  ko-sei^are-faberu  nari.  , Bedeutet,  dass  die  Bücher  der  grossen 
Vorschi'ift  im  Frühling  und  Herbst  in  dem  kaiserlichen  Palaste  erklärt  werden'. 


Die  roETisciiEN  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  401 

Kiku-no  fdiia.     ,l)io  Blume  des  Chrysanthemums'.     Verschiedene  Namen  sind  : 

Kusa-no  aruzi.     ,Der  Hen-  der  Pflanzen'. 

Afomo-jo-Iacsa.     ,I)ie  Pflanze  der  hundert  Nächte'. 

(Jkina-gusa.     ,l)Ie   Greisenpflanze'. 

Fosl-ml-guna.     ,Die  Pflanze  des  Sternsehens'. 

Kala-    S    mi-gzisa.     ,üie  Pflanze  des  Sehens  der  Gestalt'. 

Fatsü-mi-gusa.  ,T)ie  zuerst  gesehene  Pflanze'.  Fnjn-no  kiku  nari.  ,Ist  das  Chrysan- 
themum des  AVinters'. 

Ko-gane-kusa.      ,l)ie  Goldpflanze'. 

Te-nare-gusa.     ,T)ie  an  die  Hand  gewöhnte  Pflanze'. 

Otome-gusa.     ,Die  Mädehenpflanze'. 

^   Tsl-  /Ui  jo-   ^  ini-(iiix(i.     , Die  Pflanze  des  Sehens  der  tausend  Zeitaltei''. 

Jowai-gusa.     ,Die  Alterpflanze'. 

Nokori-gusa.     ,Die   übrigbleibende   Pflanze'. 

Kiku-uru-nuno.  ,T)as  goldblumenverkautende  Tuch'.  Aliikasi  jo-wo  sute-taru  fito  faru-no 
fana  aki-nu  kiku  momidzi  nado-tco  uri-te  jo-ivo  icokuri-si-to  nari.  Sfimi-josi-no  nunn-ico-mo  iü. 
jEhemals  verkauften  die  Menschen,  welche  der  Welt  entsagt  hatten,  Blumen  des  Frfdi- 
lings,  Goldblumen  und  rothe  Blätter  des  Herbstes  nebst  Aehnlicheni  und  verbrachten  so 
das  Leben,     Man  nennt  dieses  auch  das  Tuch  von  Sumi-josi'. 

Kiku-no  kise-wata.  ,Die  bekleidende  Baumwolle  der  Goldblume'.  Kn-guatsu  kokono-ka-no 
tame-ni  simo-ni  ate-zi  tote  fatsi-guatsh-iio  koro-jori  kikn.-ni  wnta-icu  kiseru  nari.  , Damit  sie 
nicht  wegen  des  neunten  Tages  des  neunten  Monats  vom  Reiffrost  leide,  bekleidet  man 
vom  achten  Monate  angefangen  die  Goldblume  mit  Baumwolle'. 

Kiku-no  midzü.  ,Das  Wasser  der  Goldblume'.  ^  g  Teo-jo-ni  kumu  sake-no  na  nari. 
,Ist  der  Name  des  Weines,  den  man  an  dem  Tage  Teo-jö  (dem  neunten  Tage  des  neunten 
Monats)  schöpft'. 

Ki-bune-gawa.  ,Der  Fluss  von  Ki-bunc'.  Jama-siro-no  mei-sio  nari.  Knra-ma-no  rnsi-no 
kata  nari.    ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  Jama-siro.    Ist  die  Westseite  des  Berges  Kura-ma'. 

Kikoje-agurii.  Dai-dai-je  kikojeru  nari.  , Bedeutet:  in  dem  kaiserlichen  Palaste  zu 
Ohren  bringen'. 

Kije-kajeri.  ,Sc]nnelzcnd  zurückkehren'.  Tsnjn,-nu  kijc.te  inata  icoku  nari.  , Bedeutet, 
dass  der  Thau  vergeht  und   sich  wieder  anlegt'. 

Ki-sara-gi-no  ivakare.  ,l)ie  Trennung  des  zweiten  Monates  des  Jahres'.  Fotoke-no 
ivakare-to-mo.  Ne-fan-je-no  koto  nari.  ,Heisst  auch  fotoke-no  ivakare,  die  Trennung  Buddha's. 
Ist  so  viel  als  ne-fan-je,  der  Tod  Buddha's'. 

Ki-ki-u.  Isogu  kokoro  nari.     ,Hat  den   Sinn  von   ixogu,   eilen'. 

^  Kiki-süje-tori.  Kisi-no  koto  nari.  ^  ^^  Tori-kikofu-süru-tn-mo.  ,Ist  so  viel  als  kisi, 
Fasan.  Man  sagt  am  li  fori-kikofu-süruK  Die  eigentliche  Bedeutung  beider  Wörter  un- 
gewiss. 

Ki.si-dzükasa.  ,üer  Vorsteher  der  Uferhöhe'.  Kisi-no  kiiva  nari.  No-dzukasa-ni  onazi. 
,Ist  die  Gränze  der  Uferhöhe.  Ist  mit  no-dzükasa  ,Gränzc  des  freien  Feldes'  gleich- 
bedeutend'. 

Kirni-tii  Jito.    ,Gebieter  und  ^Mensch'.     Kun-sin   nari.     , Bedeutet  Gebieter  und    Picner'. 

Kisi-no  janagi-no  ke-siki  Imkari.  ,Nur  der  Anblick  der  Weidenbäume  der  UtVrhöhe'. 
Janagt-va    ij*    ^    fi-zoo-ni    sitr     xika-mo     kokoro     ari.       Kaze-ni    .sitagai-tr    ^    ki-ivo    siru. 


402  Pl'lZMAIEK. 

Kan-hu-tei-no  -^  ^  den-sen-no  janagi-wa  fito-fi-ni  mi-tahi  oki-fusi-keru.  Juje-ni  ||p  ^  zin- 
riü-to  nadzükß-keni.  ,Der  Weidenbaum  ist  unbeseelt  und  hat  dabei  einen  Sinn.  Er  folgt 
dem  Winde  und  kennt  die  Luft.  Die  Weidenbäume  vor  der  Vorhalle  des  Kaisers  Wu 
von  Han  ei'hoben  sich  und  legten  sich  an  einem  Tage  dreimal.  Desswegen  gab  man 
ihnen  den  Namen:    Menschen -Weidenbäume'. 

Ki-sin-rao  ^  kan-ico  nasü.  , Dämonen  und  Geister  sind  gerührt'.  J^  Ki-ua  ßto-no 
tamasi-i  f^  sin-wa  ten-no  tamasl-i  nari.  Nin-dh-mo  ten-db-mo  kaii-süru-to  iü  koto  nari.  ,Ki 
(Dämon)  ist  die  Seele  des  Menschen.  Sin  (Geist)  ist  die  Seele  des  Himmels.  Ist  so  viel 
als :    der  Weg  des  Menschen  und  der  Weg  des  Himmels  sind  gerührt'. 

Kisi-no  fitai.  ,Die  Stirn  der  Uferhöhe'.  Tada  kisi-no  koto  nari.  ,Ist  bloss  so  viel  als 
kisi,  Uferhöhe'. 

Kihifa.  Nippon-ki-ni  q"#5-  to  kaki-keri.  Osanaki  kokoro  nari.  ,In  dem  Nippon-ki  wurde 
Ä;^■6^/«  (wie  oben)  geschrieben.   Hat  den  Sinn  von  osanasi^  jung'. 

Kim  kaku.  Kisü-to  iü  kai-wo  kaki-idasi-te  tont  nari.  Älate-uo  ju-nite  sü(jata-wa  are- 
domo  fada-no  araki  nari.  Issetsü-ni-wa  famaguri-no  koto  nari-to-mo  ijeri.  , Bedeutet:  die 
Muschel  kisn  herauskratzen  und  nehmen.  Obgleich  diese  Muschel  eine  Gestalt  nach  Art 
derjenigen  der  Nagelmuschel  hat,  ist  ihr  Fleisch  rauh.  In  einer  Erklärung  wird  gesagt, 
es  sei  so  viel  als  famaguri^  Tellmuschel'.  Kisu  ist  sonst  der  Name  eines  Fisches  (der 
Spierling). 

Classe  Jh. 

Jurmi-iro.  ,Die  erlaubte  Farbe'.  ^  ^j;  Kö-si-no  fakaki  iro-wo  kin-ziki-to  ijeri. 
Asaki-u-o  jurusi-iro-to  iü.  Sei-kin-ni  ojohazn  tare-mo  ^  ^  tsiaku-j6-süre-ha  nari.  ,I)ie 
tiefe  rothe  und  purpurne  Farbe  nennt  man  eine  verbotene  Farbe.  Die  lichter  ist,  heisst 
eine  erlaubte  Farbe.  Sie  kommt  in  den  A  erboten  nicht  vor,  weil  Jedermann  sie  trägt'. 
Verse : 

Jurusi-iro-ni  saku-lo-mo  orazi  jado-no  mn,me. 

,In  erlaubter  Farbe  mögen  sie  blühen,  man  bricht  nicht  des  Nachtlagers  Pflaumen- 
bäume'. 

Juru-keki  kaze.  ,Der  lasse  Wind\  Sidzüka-ni  sükosi  fuku  kaze  nari.  ,Ist  ein  still  und 
schwach  wehender  Wind'. 

Jim-ohika-ni.  '^  no  zi-ivo  kaku.  Jaritjaka-nari.  .Man  schreibt  das  Zeichen  kuan  (wie 
obenj.     Bedeutet  jurujaka,  langsam,  lässig'. 

Jukari-iro.  ,Die  Farbe  des  Verhältnisses  der  Freundschaft'.  Murasaki  iro  nari.  ,lst 
die  l'urpui'farbe'. 

Juta-no  iajuta.  Nami-ni  jurarete  tajuib  'nari.  Mata  uki-midare-to  iü  kokoro  nari.  ge- 
deutet: von  den  Wellen  bewegt  schwanken.  Es  steht  auch  in  ^em  Sinne  von  lüd-midare, 
in  Unordnung  schwimmen'. 

Yu-dake-no  koromo.  Sitsi-siaku-ni  tatsu  nari.  Firo-maje-to-mo  iü-to-zo.  Kami-no  mi-zo-wo 
iü  nari.  ,Bedeutet  ein  im  Masse  von  sieben  Schuh  zugeschnittenes  Kleid.  Heisst  auch 
Jiro-maje,  die  breite  Gegenwart.     Bedeutet  das  Kleid  der  Götter'. 

Jiida-keki  sakira.  ^  '^  to  knku.  Kuh-tsi-no  kokoro  nari.  Sakira-wa  hen-zetsü-no 
sügure-taru  nari.  ,Wird  kuan-zetsii  (freigebige  Zunge,  wie  oben)  geschrieben.  Hat  den 
Sinn:    ausgebreiteter  Verstand.     Sakira  bedeutet:    überlegene  Beredsamkeit'. 


Die  roF.TiscHEN  Ausdrücke  der  japäniscmen  Sprache.  403 

Juraau.  Nohurn-to  in  kokoro  nari.  Juragu  tama-no  u-o-to-ica  inoisi-wo  nohuru-to  in 
knto  nari.  ,Hat  den  Sinn  des  Wortes  nohuru,  strecken,  verlängern.  JuracjU  tama-no  wo 
die  verlängerte  Edelsteinschnur'  ist  so  viel  als:    das  Leben  verlängern'. 

Juku-to  ku-to.     Juku-to   ^    to  nari.     ,Ist  jvhi-to  hiru-fo,  gehen  und  kommen'. 

Juku-te.  Waza-to-ni  aranv  miUi-no  tsnide  nari.  Mitsi-jvki-hiiri-ni  onazi  koto  nari.  ,Ist 
eine  nicht  absichtliche  Gelegenheit  des  Weges.  Ist  dasselbe  wie  mUsi-juki-huri,  auf  dem 
Wege  wandelnd  auf  etwas  stossen'. 

Juku  uddzü-ni  kazu  kaku.  ,x\.uf  wandelndes  ^Vasser  Zahlen  schreiben'.  Midzn-n 
monn-iro  knkii,  gotokn  ato-nakv-te  faka-naki  kotu-ivo  fatojete  in  nari.  ,Bedeutet :  etwas,  das 
so  spurlos  vorübergeht,  als  ob  man  auf  das  Wasser  Zahlen  schriebe'. 

Jaß-ke-tofu.      Ura-ivo  kiku  koto  nari.     ,Ist  so  viel  als  die  Wahrsagung  hören'. 

Jufu-kage-kusa.  ,Die  Pflanze  des  Abendscbattens'.  Jü-no  kusa  nari.  Na.-wo  .sasi-taru 
kusa  nasi.   ,Ist  die   Pflanze  des  Abends.  Es  gibt  keine  Pflanze,  deren  Namen  es  anzeigt'. 

Jiißi-.mmi-bito.  ,I)er  wohnende  Mensch  des  Abends'.  Kagura  utu  fito  nari.  Joi-ni-ica 
jafu-sumi-hito-to  i-i-tc  ja  f/(ketr-wa  sa-jo-sinni-bito-to  iü.  ,Ist  ein  Mensch,  der  bei  der  gottes- 
dienstlichen Musik  singt.  Am  Abende  heisst  er  jufu-sümi-hito.  In  tiefer  Naclit  heisst  er 
sa-jo-sümi-bitv,  der  wohnende  Mensch  der  wahren  Nacht'. 

.Tufu-si-de.  ,Yier  Hände  der  liaumwolle'.  Fei-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  fei,  Hand- 
opfer'. 

Jnfa-dzüku  fi.  ^  ^%  ^  '^'  ^■f'''''"-  -f^'-fi  '*'^''^'-  Jufii.-dzükti,-jo-ica  ju-dzüki-jo  nari. 
Jufu-fa  jama-ioa  jü-be-no  jama-nari.  Jufu-gori-ioa  jü-be-ni  tsüjn  Juki  simo-no  kori-taru  kofo-iuo 
iü  nari.  ,Wird  jü-dzüku  fi  (die  am  Abend  sich  anschliessende  Sonne,  wie  oben)  geschrieben. 
Ist  die  Abendsonne.  Jufu-dzüku  jo  ist  jü-dzuki-jo,  die  Nacht  des  Abendmondes.  Jnfn-fa 
jama  ,der  Berg  der  äussersten  Seite  des  Abends'  ist  der  Berg  des  Abends.  Jnfn-guri 
,das  Gefrorene  des  Abends'  bedeutet,  dass  am  Abend  Thau,  Schnee  und  Reif  ge- 
froren sind'. 

Jufu-zare.  Tada  jü-bc-no  koto  nari.  Aki-zare  fuju-zare  faru-zare  nado-no  kotoba  jufn- 
zare-no  foka-ni-ioa  konomu-be-karazü.  ,Ist  bloss  so  viel  als  j'ü-be,  Abend.  Für  Wörter  wie 
aki-zare  (Herbst),  fnju-zare  (Winter),  faru-zarc  (Frühling)  und  ähnliclie  Wörter  darf  man, 
jiifii-zare  ausgenommen,  keine  \  orliebe  haben'. 

Jitfu  todoroki.  ,Das  Rollen  des  Abends'.  Koi-.mrn  fito  ju-gure-ni  muna-mwagu  koto 
nari.     ,Bedeutet,  dass  der  liebende  Mensch  in  der  Abenddämmerung  aufgeregt  ist'. 

Juki-te  umarurv.  ,Gehen  und  geboren  werden'.  ^  ;^  Wb-zeö-goku-raku  nari.  , Be- 
deutet:   fortgehen  und  in  dem  Paradies  geboren  werden". 

Jaki-mojii-ni.  -/tö  g  Juki-inojowusü  nari.  Anie-mojo-ni  onazi.  ,Ist  juki-iaojoicn.^n.  Sclniee 
vorbereiten.     Ist  mit  ame-mojo-ni  ,Regen  vorbereiten'  gleichbedeutend'. 

^  .Juki-fadzükasi-ki.  ,Der  Schnee  ist  beschämt'.  Siroki  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als 
weiss'.     Verse : 

Asa-zimo-no  juki-fadzükasi-ki  kn.sa-ba  kana. 

Jm  Morffenreif,  vor  denen  der  Schnee  beschämt  ist,  die  Blätter  der  Pflanzen !' 

Juki-snri.  Juki-bte  süre-o  nari.  Fune  nado-ni  ijeri.  , Bedeutet:  sich  begegnen  und  sicli 
aneinander  reiben.    Wird  von  Schiffen  und  älmliclien  Dingen  gesagt'. 

g  Jtiki-ico  itonamu.  ,Dcn  Schnee  aufbauen'.  Juki-wo  mote-asohi  koto  nari.  ,Ist  so 
viel  als  mit  dem  Schnee  spielen'.     Verse : 

Kazofare-ba  ko-to.4-no  kure-ica  .sirarure-do  Juki  kaku  Jodo-no  itonanii-rno  nasi. 


404  Pfizmaier. 

,Wenn  ich  es  zähle,  der  Abend  dieses  Jahres,  obgleich  er  gekannt  wird,  hat  der 
Schnee  auch  so  viele  Aufbauungen  nicht'. 

Juki-no  mi-jama-ni  nahi  turi.  ,]Jer  auf  dem  Schneeberge  singende  Vogel'.  Kore-iva 
1^  ^  ^  ^a''i-ku-ted-to  iü  fori  nari.  Juki-jama-ni  sümi-te  samuki-ivo  kurusimu  tori  nari. 
Kib-ni  hvakii  kan-ku  ware-wo  sevm  jo-ake-ba  süml-ka-wo  tsükuran-to  ari.  Kono  tori  joru-iva 
kaku-no  gotoku  naki-te  ake-na-ha  süvii-ka-wo  tsükuri-te  kono  kan-ku-u-o  nogaru^besi-to  naku. 
Mata  firii-ni  nare-ba  kon-nitsi  ^  si-ivo  sirazü  mib-nitsi  si-ico  sirazü  nan-no  juje-ni  sümi- 
ka-tvo  tsükutte  mu-zeo-no  mi-ioo  an-on-7iarasimen-to  naht  iü  kokoro-wa  keo-ja  si-nan  asü-ja 
si-nan-mo  siranu  mi-ni  nani-no  juje-ni-ka  sümika-wo  tsükuri-te  mu-zed-no  mi-ico  an-on-sen- 
ja-to  naki-keri-to  nari.  Kono  kib-mon-no  kokoro-ioo.  ,Dieses  ist  der  Vogel  kan-ku-teö,  der 
Vogel  des  Ungemachs  der  Kälte.  Es  ist  der  Vogel,  der  auf  dem  Schneeberge  lebt  und 
von  Kälte  gequält  wird.  In  dem  Buche  heisst  es:  ,Das  Leiden  der  Kälte  quält  mich. 
Wenn  der  Tag  graut,  werd'  ich  den  Wohnsitz  bauen'.  Dieser  Vogel  singt  so  in  der 
Nacht.  Er.  singt:  Wenn  es  tagt,  werde  er  den  Wohnsitz  bauen  und  diesem  Leiden  der 
Kälte  entkommen  können.  Ist  es  aber  am  Tage,  so  singt  er:  ,Heute  den  Tod  kenn'  ich 
nicht,  morgen  den  Tod  kenn'  ich  nicht.  Wesswegen  werd'  ich  den  Wohnsitz  bauen,  den 
vergänglichen  Leib  sichern '?'  Der  Sinn  ist :  Ob  ich  heute  sterben  Averde,  ob  ich  morgen 
sterben  werde,  weiss  ich  nicht.  Wesswegen  habe  ich  gesungen:  ich  werde  mir  einen 
Wohnsitz  bauen,  den  vergänglichen -Leib  sichern?  Im  Sinne  des  Textes  dieses  Buches 
heisst  es' :      Verse : 

Asa-na  asa-na  juki-no  mi-jama-ni  naku  tori-no  koje-ni  odoroka  ßto-no  naki  kana. 

,Die  vor  der  Stimme  des  auf  dem  Schneeberge  Morgen  um  Morgen  singenden 
Vogels  erschrecken,  keine  Menschen  sind  da!' 

S6-zife  juki-jama-tca  ne-fnn  kib  fan-ge  to-sin-jori  sümi-turi  made-mo  mit-zib-wo  tonbru 
jama  nari.  ,Im  Ganzen  ist  der  Schneeberg  das  ne-fan  (der  Tod  Buddha's).  Es  ist  der 
Berg,  der  in  dem  Buche,  von  ,Fan-ge  wirft  den  Leib  weg'  bis  sümi-tori  (Kohlenkorb), 
den  Namen  mu-zib  (die  Vergänglichkeit)  trägt'. 

Juki-no  tama-midz'ii.  ,Das  Edelsteinwasser  des  Schnees'.  Tokuru  kokoro  nari.  , Steht 
in  dem  Sinne  von  tokuru,  gelöst,  geschmolzen  sein'.     Verse: 

Jama-fukami  faru-to-mo  siranu  matsü-no  to-ni  taje-taje  kakara  juki-no  tama-midzü. 

,In  des  Berges  Tiefe,  an  die  Thüre  der  Fichten,  die  nicht  wissen,  dass  es  Frühling 
ist,  entschieden  sich  hängt  das  Edelsteinwasser  des  Schnees', 

JuM-mi-gusa.  ,Die  im  Schnee  gesehene  Pflanze'.  U-no  fana-no  i-mib  nari.  ,Ist  ein 
verschiedener  Name  für  u-no  fana,  die  Blume  des  vierten  Monats'. 

Juki-zima.  ,Die  Schneeinsel'.  Iki-no  mei-sio  nari.  Jettsiü-ni-mo  onazi  na  nari.  ,Ist  ein 
berühmter  Ort  in  Iki.     Auch  in  Jettsiü  kommt  der  nämliche  Name  vor'.     Verse : 

Koi-siku-wa  nado-ka  towanan  juki-zima-no  iwawo-ni  sakeru  jamato  nade-si-ko. 

,Um  das,  was  sie  ersehnt,  warum  würde  fragen  die  auf  dem  Felsen  der  Schneeinsel 
erblühte  Nelke  von  Jamato?' 

Juki-no  taka-fama.  ,Das  hohe  Meerufer  des  Schnees'.  Sa-do-no  mei-sio  nari.  ,Ist  ein 
berühmter  Ort  in  Sado'. 

Juki-no  sidzüri.  ,Die  Stille  des  Schnees'.  Juki-no  toke-kakari-te  tsütsi-ni  aru-wo  iu 
nari.  Mata  ki-jori  otsi-te  tsütsi-ni  aru-wo-mo  iü.  ,Bedeutet,  dass  der  Schnee  zu  schmelzen 
beginnt  und  auf  der  Erde  liegt.  Bedeutet  auch,  dass  er  von  den  Bäumen  fällt  und  auf 
der  Erde  liegt'. 


I 


Die  poetischen  Ausdrücke  dek  japanischen  Sprache.  405 

Juki-kl  sa-fo-bana.  ,üie  gehende  und  kommende  Blume  von  Sa-ib'.  Sih-bi-no  kvto 
nari.     ,Ist  so  viel  als  sih-bl,  Eose'. 

Ju-ju-siki  Futa-tsü-no  kokoro  ari.  Tsi(jü  kokuro.  Mala  ima-imasi-ki  kokoro  nari.  ,Hat 
zAvei  Bedeutungen.  Es  steht  im  Sinne  von  tsigh,  verschieden  sein.  Ferner  hat  es  den 
Sinn  von  rma-imasi,  heillos'. 

Jivme-no  tada-tsi.  ,Der  gerade  Weg  des  Traumes'.  Ajamaue-du  sügu-ni  juka  aida 
ffiÄ  ?#  tada-tsi-to  ijeru  nari.  Issetsü-ni  tasika-naru  jume-to  iil  koto  iiuri.  Sa-koromo-ni  ke- 
sa-ica  rei-naranu  tada-tsi-ni  majoi-to  ari.  ,}sid.ii  sagt,  es  sei  der  gerade  Weg,  während 
man  nicht  einhex'schreitet,  aber  gerade  auf  ihm  geht.  Nach  einer  Erklärung  ist  es  so 
viel  als  ein  wahrhafter  Traum.  In  dem  , engen  Kleide'  heisst  es :  Diesen  Morgen  auf 
dem  geraden  Wege,   der  nicht  nach  den  Grebräuchen  ist,  sich  verirrend'. 

Jume-dono.  ,Die  Vorhalle  des  Traumes'.  Sib-toku  tai-si  ^  jjjlp  zen-zio-si-taviai-si  tukoro 
nari.     ,Ist  der  Ort,    den   der  Sohn    des  Kaisers  Siö-toku    für    einen  Erdaltar    bestimmte'. 

Jume-jume.  ■s.'^  tu  kaku.  Siikosi-no  kotu  nari.  ,Wird  nu-nu  (wie  oben)  geschrieben. 
Ist  so  viel  als  sükosi,  wenig'. 

Jume-gatari.    Jume-wo  mono-gatarisüru  nari.    ,Bedeutet:  den  Traum  erzählen',   Verse: 

Fikari-iden  akatsüki  tsikaku  nari-ni-keri  ima-zo  mi-si  jo-no  jume-gatari-süru. 

,Aus  der  das  Licht  hervorgehen  wird,  die  Morgendämm'rung  ist  bereits  nalie.  Jetzt 
den  Traum  der  Nacht,  den  sie  geträumt  hat,  erzählt  sie'. 

Jmne-no  uki  fasi.  ,Die  schwimmende  Brücke  des  Traumes'.  Tada  jume-no  koto  nari. 
,Ist  bloss  so  viel  als  jume,  Traum'.    Verse : 

Faru-no  jo-no  jume-no  uki  fasi  to-daje-site  raine-ni  nokoruru  juko-karno-no  sora. 

,I)ie  schwimmende  Brücke  des  Traumes  der  Frühlingsnacht  zu  Zeiten  zerrissen  an 
dem  Himmel  der  auf  dem  Berggipfel  übriggebliebenen  schrägen  Wolken'. 

Jume-iüo  kabe-to  iü-wa  nuru  toki  miru-ni  jotte  nari.  Kabe-mo  nuru  mono  nare-ba  nari. 
,l)ass  man  den  Traum  kabe  ,]\Iauer'  nennt,  ist  desswegen,  weil  man  ihn  um  die  Zeit 
träumt,  wo  man  schläft.  Es  ist  auch  desswegen,  weil  die  Mauer  ein  schlafender  Gegen- 
stand ist'.    Nuru  (Wm-zel  ne)  bedeutet:   schlafen.    Nurn  (Wurzel  nuri)  bedeutet:    tünchen. 

Jiimi-ni  nase.  ,Mache  zum  Ti-aume'.  Koi-no  amari-ni  o  koto-wo-mo  katami-ni  loasüre- 
taki-to  nari.  ,Bedeutet :  wenn  man  das  Uebei-mass  der  Liebe  erfahren,  gegenseitig  ver- 
gessen wollen'.     Verse : 

Wasüre-nu-ja  sa-wa  wasüre-keri  afu  koto-wo  jume-ni  nase-to-zo  i-i-te  nokure-si. 

,Hab'  ich  vergessen?  Wenn  es  so  ist,  hab'  ich  vergessen.  Was  icli  erfahren,  mache 
zum  Traume!     Dieses  zu  sagen,  blieb  übrig'. 

Ja-siiru.  Kaica-umi-ni  kami-arai  ju-aburu  kofo-to  ari.  Gen-zi-ni  ju-süm-no  nagori-ni- 
ja-to  ari.  ,In  den  ,Flüssen  und  dem  Meere'  kommt  ,das  Haupthaar  waschen  und  baden' 
vor.  In  dem  Geschlechte  Gen  heisst  es :  Nach  dem  Baden'.  Demnach  hätte  jio-süru  die 
Bedeutung:  baden.  Jusara  (Wurzel  jusüri)  hat  sonst  die  Bedeutung  schütteln.  In  der 
ersten  Bedeutung  würde  es  mit  ju  ,heisses  Wasser'  zusammengesetzt  sein. 

Classe  Me. 

Me-ni  luinu  tori.  ,Der  mit  dem  Auge  niclit  gesehene  Vogel'.  ^  Ka-no  rnatsüge-ni 
^k  sa-ico  kakurit  tori  nari.  ,Ist  der  Vogel,  der  sein  Nest  an  die  Augenwimpern  der 
Mücke   hängt'. 

Dcukschriltcn  der  phil.-Uist.  Gl.  XXIII.  lid.  62 


406  Pfizsiaier. 

Me-u-0  sohamu.  ,Mit  dem  Auge  seitwärts  blicken'.  I-k(ynari-te  mim  tei  nari.  g  ^J  to 
kaki-kerl.  ,Ist  die  Art  zu  blicken,  wenn  man  Hass  empfindet.  Wurde  me-sobamu  (wie 
oben)  geschrieben'. 

Me-wataru  fori.  ,üer  vor  dem  Auge  vorbeiziehende  Vogel'.  Kuo-in-no  fajaku  suguru 
kokoro  nari.  Mu-zio-no  kokoi^o-ni  motsi-i-fanheru-hesi.  Tori-no  me-no  maje-wo  tobu  koto-no 
ito-fajaki-ni  tatojete  ijeru  nari.  ,Hat  den  Sinn,  dass  Tage  und  Nächte  schnell  vorüber- 
gehen. Kann  im  Sinne  des  Vergänglichen  gebraucht  werden.  Ist  ein  Gleichniss  von 
einem  Vogel,  der  vor  den  Augen  sehr  schnell  vorüberfliegt'. 

Me-garitru.  ,Von  dem  Auge  getrennt  sein'.  Mono-no  totcuku  naru  koto  nari.  Megarenu-to 
ije-ha  sono  mama  am  nari.  ,Bedeutet,  dass  eine  Sache  fern  ist.  Sagt  man  me-ga.renu  ,von 
dem  Auge  nicht  getrennt  sein',  so  bedeutet  es  sono  mama  am,  sein  Avie  es  früher  ge- 
wesen'. 

Me-zome.  ,Von  Augen  gefärbt'.  Me-jui-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  me-jui,  von 
Augen  gebunden'  (eine  Art  Flor,  auch  ka-no  ko  genannt). 

Medzüraka-naru.  ^  ^  io  kaku.  Jü-sen-kutsü..  Kono  kotoba-wa  sin-ko  km-gu-no 
matsura-nite  ajic-no  tsnri-7ii  kakareru-wo  go-ran-site  medzüra-to  o-oserarc-si-jori  fazimam 
nari.  Mafsüra-nio  faziiiie-wa  medzüra-to  i-i-si  nari.  ,^Yird  tsln-ki  (kostbar  und  wunderbar, 
wie  oben)  geschrieben.  Aus  der  Höhle  der  umhei-schweifenden  Unsterblichen.  Dieses 
Wort  stammt  von  der  Kaiserin  Sin-lvo.  Dieselbe  sah  in  Matsura  einen  AVeissfisch  an  der 
Angel   hängen    und    sagte    medziira,    kostbar!     Auch  JMatsura    hiess    anfänglich  Medzura'. 

Me-narasü.  ,Das  Auge  gewöhnen'.  Mono-wo  mi-narum  kokoro  nari.  ,Hat  den  Sinn, 
dass  man  sich  gewöhnt,  etwas  zu  sehen'. 

Me-naku-ni.  ,Ohne  dass  das  Auge  ist'.  Mije-naka-ni-to  i{t.-ni  onazi.  ,Ist  mit  mije- 
naku-ni  ,ohne  dass  gesehen  Avird'  gleichbedeutend'. 

Me-kurabi.  ^  Jo-ni  tatsi-meku  nado  iä  kotoba  nari.  ,Ist  ein  Wort,  welches  ,das 
Aussehen  haben,  als  ob  in  der  Welt  erstände'  und  Aehnliches  ausdrückt'.  Der  eigentliche 
Sinn  vmgewiss.     Ebenso  kommt  kurabi  sonst  nirgends  vor. 

Me-jasü-karu-besi.  Me-ni  mim-ni  mi-jasüsi-to  nari.  , Bedeutet:  indem  man  mit  den 
Augen  blickt,  blickt  man  ruhig'. 

Me-zasi.  Ama-no  isari-süru  kago  nari.  Issetsti-ni  me-no  tvarawa  nari-to  iü.  ,Ist  der 
Korb,  mit  welchem  die  Fischer  fischen.  In  einer  Erklärung  heisst  es,  es  bedeute  me-no 
warawa,  ein  junges  Mädchen'. 

Me-zamasi-gusa.  ,Die  nüchterne  Pflanze-.  Matsii  nari.  Kokoro-to-mo  ijeri.  ,Ist  die 
Fichte.     So  wird  auch  das  Herz  genannt'. 

Me-mo  aja-ni.  Me-de-taru  kokoro  nari.  Mata  aja-no  mon  utsitkmi-ki-wo  in  nari.  ,Hat 
den  Sinn  von  me-de-taru,  bewundern.  Ferner  bedeutet  es,  dass  die  Zeichnimg  des  Da- 
mastes schön  ist'. 

Me-mo  faru-ni.  ^  g  Me-fam  ^  ^  me-faru  futa-tsü-no  kokoro  ari.  Fito-tsii-ni-wa 
me-no  faruka-nam  nari.  Tsiira-juki-no  to-sa  nikki-ni-mo  maxsü-bara  me-mo  faru-bam  naiH-to 
kakeri.  Mata  kusa-ki-no  me-ivo  faru  kokoro-nl-mo  jomeri.  ,Hat  zwei  Bedeutungen :  me-farn 
(Auge  fern,  wie  oben)  und  me-faru  (Knospe  spannen,  wie  oben).  In  der  einen  ist  es 
me-no  faruka-nam,  das  Auge  in  der  Ferne  schweifend.  In  dem.  von  Tsui-a-juki  verfassten 
Tagebuche  von  Jo-sa  wird  geschrieben :  Matsü-bara  me-mo  faru-baru  nari.  die  Fichten- 
ebene liegt  vor  dem  Auge  fern.  Es  wird  auch  in  dem  Sinne  von  kusa-ki-no  me-wo  faru 
,die  Pflanzen  und  Bäume  spannen  die  Knospen'  gelesen'. 


Die  poetischen  Ausdrüike  deb  j^^panischen  Speache.  407 


Classe  Mi. 


H  Mi-fajasü.  Mote-fajam  koto  nnri.  ,I.st  so  viel  als  mote-fajasä.  durch  Musik  l)ekannt 
geben,  lobpreisen'.    Verse : 

Jama-taka-mi  fito-mo  snsamemt  sahira-hana  itaku  na-ioabi-so  luare  ini-fajasan. 

,Auf  des  Berges  Höhe  von  Menschen  nicht  bewundert,  die  Kirschblüthe,  schmerzlich 
klage  nicht:    ich  werde  sie  besingen'. 

Sj/  Mt-ira  naraicasi.  ,Fiir  den  Leib  Gewohnheit'.  Zoku-ni  iü  nareta-ni  narv-to  i'l 
koto  nari.  ,lst  so  viel  als  das  im  gemeinen  Leben  übliche  nareta-ni  narn ,  gewohnt 
werden'.     Verse: 

Ta-makura-no  saki-ma-no  kazc-nio  saniu-kari-ki  mi-wa  narawasi-no    inono-ni-zo    ari-keru. 

,Der  Wind  der  Zwischenräume  des  Handpolsters  war  auch  kalt,  der  Leib  wurde 
dessen  gewohnt'. 

Sato-wa  are-nu  munasi-ki  toko-no  atari-made  mi-wa  naraioasi-no  aki-kaze-zo  f/ik?i. 

,Das  Dorf  ist  verödet,  an  dem  leeren  Bette  selbst  weht,  an  den  ich  gewöhnt  bin. 
der  lierbstliche  Wind'. 

3Ii-ni  itadzüki.  ,Ungemach  für  den  Leib'.  Fito-no  jamai-ivo  ukete  najamu  koto  nari. 
,Ist  so  viel   als:    der  Mensch   erkrankt   und  hat  zu   leiden'. 

Mi-ni  ofu.  Mi-ni  so-rrb-fo  iü  kato  iiari.  .Ist  so  viel  als  mi-ni  sb-ic6,  dem  Leibe  an- 
gemessen'. 

^  ^  Mi-fo-no  ii.ra.  ,L)ie  Bucht  von  Mi-fo'.  Süruga-no  mei-sio.  j^  y\  Km-kai 
matsH-bara  ari.  Minami-wa  je-ziri-ni  tsüdzüki-tari.  Fu-zi-no  jama  joku  mijuru  hn-so-no  kei-tsi 
nari.  ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  Suruga.  Wo  man  sich  einschifft,  liegt  Matsu-bara.  Im 
Süden  setzt  er  sich  nach  Je-zlri  fort.  Es  ist  eine  Landschaft  sonder  Gleichen,  in  welcher 
man  den  Berg  Fu-zi  gut  sieht'. 

Mi-to-siro.  Kami-no  tsükarase-tamh  ta  nari.  Mi-to-siro-nisiki-wa  ijj^  Iß  tu-teö  nari. 
,Lst  das  Feld,  welches  die  Götter  bebauen.  Mi-to-siro-nisiki  ,der  weisse  Goldstoff  der 
erhabenen  Thüre'  ist  der  Vorhang  der  Tliüre'. 

Midori-no  fora.  ,Die  grüne  Grotte'.  Sen-tö-ioo  mhsi-tate-matsüru  nari.  ,So  nennt  man 
die  Grotte  der  Unsterblichen'   (den  Palast  des  abgetretenen  Kaisers). 

Mitsi-Jttki-buri.  .Auf  dem  Wege  wandelnd  anstossen'.  Mitsi-juki  tsn-ide  nari.  ,lst  die 
Gelegenheit  bei  dem  Wandeln  auf  dem  AVege'. 

Mitsi-motome-gusa.  ,T)ie  den  Weg  suchende  Pflanze'  U-no  fana  nari.  ,Ist  die  Blume 
des  vierten  Monats'. 

Mitsi-no  kuni-gami.  ,Das  Papier  des  Reiches  Mitsi'.  Mitsi-ok.n-kuni-jori  idziiru  ^  ^J 
dnn-si  nari.  Majnmi-no  kamt  nari.  ,Ist  das  aus  dem  Reiche  Mitsi-oku  (Mutsu)  kommende 
Spindel baumpapier.     Es  ist  das   Papier  von  Spindelbaum'. 

Mi-tsi-tose.     ^    ^    .Ml-t!<i-tose  nari.     , Bedeutet  dreitausend  Jahre'. 

Sj/  Mi-wo  tsümi-te.  Ware-ico  tmmi-te  fito-wo  kajcri-mim  nari.  ,Bedeutet:  sich  selbst 
zusammennehmen  und  auf  Andere  zurückblicken'. 

^  Mi-iro  sini  ame.  ,l)er  den  Leib  kennende  Regen'.  Namida-ni  araza  saicari-no 
ame  nari.  .Bedeutet  nicht  die  Thi;änen,  sondern  den  Regen  des  Hindernisses'  (den  Regen, 
der   ein  llinderniss  ist). 

Mi-wa-süre.  Kami-no  matsüri  nari.  Mi-ica-to-ica  kami-ni  tate-matsüru  sake-ico  iü.  .Ist 
das  Opfer  für  die  Götter.     Mi-ica  lieisst  der  den  Göttern  dargereichte  Wein'. 


408  Pfizmaiek. 

Mi-gakure.  Midzü-ni  kakurvrii  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  midzü-ni  kakurumi,  sich  in 
dem  Wasser  verbergen'. 

Midzü-kage.  Midzü-no  kage  nari.  Mklzü-kage-kusa-wa  ine-no  koto  nari.  ,Ist  der  Schatten  des 
Wassers'.  ilfiV/2Ä-Ä;a^e-Ä;M.sa , die  Pflanze  des  Wasserschattens' ist  so  viel  als  me,  die  Reispflanze'. 

Mi-kaxva-no  midzü.  ,Das  Wasser  des  kaisei-lichen  Flusses'.  Tai-dai-7io  mizo-zco  nagarttru 
midzü  nari.     ,Ist  das  in  den  Wassergräben    des    kaiserlichen  Palastes    fliessende  Wasser'. 

Mi-kasa-no  j^  mori.  ,Der  Wald  der  drei  Schirme'.  Tsiku-zen  mei-sio  nari  o-n-no-naru 
mi-kasa-no  mori-to  jomeri.  Mata  jama-to-mo  jomeri.  ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  Tsiku-zen. 
Man  liest:  ,In  0-o-no  der  Wald  der  drei  Schirme'.  Man  liest  (anstatt  mori,  Wald)  auch 
jama,  Berg'. 

Mi-ka-u-si-jna-iru.  Go-sio-no  ku-si-tco  age-orosi-süru  koto-wo  mi-ko-fä  ina-iru-to  iil.  Gen- 
zi-no  kotoba  nari.  ,Das  Gitter  des  kaiserlichen  Palastes  erheben  und  herablassen,  nennt 
man  mi-kb-si  ma-iru,  das  Zusammenkommen  an  dem  erhabenen  Gitter.  Ist  ein  Wort  des 
Geschlechtes  Gen'. 

Mi-kasa-masü.  Midzü  idete  nagare-ico  mam  nari.  , Bedeutet:  mehr  Wasser  heraus- 
fliessen  lassen'. 

Mi-kage-no  mori.  ,Der  Wald  des  kaiserlichen  Schattens'.  Tsn-no  hmi  nari.  ,Befindet 
sich  in  dem  Reiche  Setsu'. 

Mi-dakc-sijau-zi.  Josi-no  kin-bu-jama-ni  iru-ni-ica  tsi-ka-no  sih-zin  nari.  ^^V  j^X  ^^  fitP^ 
io  kakx.  Fon-zon-ioa  do-rai-fo-si  mi-roku-hutsü  nari.  ,Ist  die  reine  Andacht  der  tausend 
Tage,  wenn  man  in  das  Gebirge  des  goldenen  Gipfels  in  Josi-no  tritt.  Wird  mi-dake- 
sib-zi  (das  reine  Emporsteigen  der  kaiserlichen  Berghöhe,  wie  oben)  geschrieben.  Der 
ursprüngliche  Geehrte  (der  an  dem  Orte  verehrte  Gott)  ist  der  zukünftige  Wegweiser 
Mi-roku-but'.     Sian-zi  steht  für  sib-zin. 

Midari.  ^\  ^  s^  to  kaku.  Wadzürai  nari.  ,Wird  kohiro  i-rei  (das  Herz  unwohl, 
wie  oben)   geschrieben.     Bedeutet  Unwohlsein'. 

Midare-saje-gaki.  ,Ein  verworrener  und  verstopfter  Zaun'.  Wasüre-gusa-nite  knmi-taru 
kaki  nari.      ,Ist  ein  mit  Taglilien   durchschlungener  Zaun'. 

Midzü-no  aja-icori.  ,Das  Damastgewebe  des  Wassers'.  Nagaruru  nami-no  mon-aja-ni 
ni-taru-wo  iü.  , Bezeichnet,  dass  die  Wellen  des  fliessenden  Wassers  mit  Stickwerk  und 
Damast  Aehnllchkeit  haben'. 

Midzü-naki  sora.  ,Der  wasserlose  Himmel'.  Sei-ten-no  una-hara-no  gotoku  kumo-wa 
nami-ni  ni-tari.  ,Bedeutet:  der  heitere  Himmel  ist  gleich  der  Meeresfläche  und  die 
Wolken  haben  Aehnlichkeit  mit  Wellen'. 

Mi-tsü  wa-sasü.  ,Drei  Räder  machen'.  Mi-tsü  ira-giimu-to-mo  iü.  ^  fi^  ^  <"  kaku. 
Oi-kagamari-taru  nari.  Lssetsü-ni  fiza-to  kasira-fo  otogai-to  mi-tsü  issio-ni  joru-ni  jotte  mi-tsü 
wa-gumu-to  in  nari.  Mata  kosi-no  kagamu  koto  nari.  ,Man  sagt  auch  mi-tsü  loa-gumu,  drei 
Räder  schlingen.  Wird  mi-wa  kumu  (drei  Räder  schlingen,  wie  oben)  geschrieben.  Be- 
deutet, vom  Alter  gekrümmt  sein.  Nach  einer  Erklärung  sagt  man  mi-tsü  wa-gumu  ,drei 
Räder  schlingen'  weil  drei  Dinge :  Knie,  Kopf  und  Kinn  sich  zusammen  anlehnen.  Es 
ist  auch -so  viel  als:    die  Lenden  sind  gekrümmt'. 

Mi-dzüra-jui.  ,Das  Binden  des  Haarschopfs'.  Bin-dzüra  rib-fb-jc  jui-tarn  nari.  ,Be- 
deutet,    dass  der  Haarschopf  nach  beiden  Seiten  gebunden  ist'. 

Mi-tsü  ha  jo-tsü  ha.  Mi-tsü  mune  jo-tsü  mnne  nari.  , Bedeutet :  drei  Balken  der  Dach- 
ürste,  vier  Balken  der  Dachfirste'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  409 

Mi-tsu-no  tomosi-bi.     ,T)ie  drei  Leuchten',     Fi  tsäki  fosi-no  koto  nari.     ,Ist  so  viel  als 
die  Sonne,  der  Mond  und  die  Sterne'. 

Mi-tsü-no  fazime.  ,Die  drei  Anfänge'.  Sib-guatsi  tsui-tatsi  nari.  Tosi  tsüki  fi  mi-tsü-no 
fazime  nare-ha  nari.  ,lst  der  erste  Tag  des  ersten  Monats.  Er  heisst  so,  weil  er  der 
Anfang  dreier  Dinge:    des  Jahres,  des  Monats  und  des  Tages  ist'. 

Mi-tsüno-fjasiwa-no  koto.  ,Die  Sache  der  dreihürnigen  Pistazie'.  Ka-rin-rih-sai-ni  ide- 
tari.     ,Kommt  in  dem  vortreftliclien  Bauholze  des  Lindenwaldes  vor'.     Verse : 

Kami-kaze-ja  mi-tsüno-gasiiva-ni  koto-toi-te  tatsft-ioo  ma-sode-ni  tsütsümi-te  kur/i. 

,Der  Götterwind!  Die  dreiförmige  Pistazie  um  die  Sache  frag'  ich.  Die  stehende  in 
den  wahren  Aermel  wickl'  ich  und  wind'  ich'. 

Mif/iri  /K  ;^  ^  mi-tsuno-gasiwa-tn-tva  mi-tsü-ha-gasiwa-to  in  nari.  I-se-no  dai-zin 
mija-nite  mi-ts/i.-gasitra-(rn  tori-te  twanb  koto  ari.  Kore-wo  naguru-ni  tatsu-wa  kann  tatanu-wa 
kanawanu  nari.  Säte  tatsh-ico  tori-te  sode-ni  tsütsümi-te  iwb  nari.  Mata  nippon-ki-ni-wa 
-^  ^  :j'jjp  mi-tsfma-gasiwa-to  kakeri.  Jen-gi-sikl-ni-ioa  j^  ^  |^p  mi-tsvnn-gasiwa-to  kahl. 
Kokn-si-ni-ica  i^  ^  "^  to  kakeri.  Mata  mi-tsütsü-gasiiva-to-mo  -^c  midzn-no  kasiica-to-mo 
jorneri.  .Die  oben  genannte  dreiliörnigo  Pistazie  ist  die  Pistazie  der  drei  Blätter.  In 
dem  Tempel  des  gi-ossen  Gottes  von  Ise  nimmt  man  die  dreifache  Pistazie  und  wahr- 
sagt. Man  wirft  sie,  vmd  wenn  sie  steht,  wird  es  erffillt.  Wenn  sie  nicht  steht,  wird  es 
nicht  erfüllt.  Man  nimmt  jetzt  die  stehenden,  wickelt  sie  in  den  Aermel  in\d  betet.  In 
dem  Nippon-ki  wird  auch  mi-tsüna-gasiica  (die  Pistazie  des  kaiserllclien  Seiles,  wie  oben) 
gesclirieben.  In  den  Mustern  der  verlängerten  Freude  wird  mi-tsimo-gasiwa  (die  Pistazie 
des  kaiserlichen  Seiles,  wie  oben)  gesclirieben.  In  den  Geschichtschreibern  des  Reiches 
schreibt  man  mi-tsüno-gasiica  (die  Pistazie  der  drei  Hörner,  wie  zweimal  oben).  Man  liest 
auch  mi-tsutsn-gasiwa  ,die  Pistazie  der  drei  Röhren'  und  midzü-no  kasiioa,  die  Pistazie  des 
Wassers'.  In  dem  zweiten  für  .Pistazie  des  kaiserlichen  Seiles'  gesetzten  Worte  mi-tsüno- 
gasixca  steht  tsimo  ,Horn'  für  tsiuia,  Seil.  Mi-tsütsü-gasiwa  steht  nur  in  Sylbeuschrift, 
ebenso  das  in  der  Erklärung  gebrauchte  mi-tsü-gasiiva,  daher  die  ursprüngliche  Bedeutung 
dieser  Wörter  nicht  ganz  gewiss. 

Mi-tsü-no  kuruma,  ,Die  drei  Wagen'.  Fito-tsü-ni-wa  '^  3^  jd-sia-tote  fitsüzi-ni  fikase- 
taru  tsi-isaki  kuruma  nari.  Fito-tsü-ni-wa  ^  Jffi  roku-sia-tote  sika-ni  fikase-taru  kuruma 
nari.  Fito-tsü-ni-wa  "0^  ^  gin-sia-tote  ko-usi-ni  fikase-taru  kuruma  nari.  Idzure-mo  omoki 
mono-ioo  o-oku  tsümu  kuruma-ni  arazü.  Kore-ioo  bupp6-no  sed-zeo-ni  tatoje-tarH.  J6-sia-wa 
seo-mon  siu-gib-no  satorl-ni  tatoje-tari.  Roku-si a-wo-ha  jen-gaku  siü-gib-no  satori-ni  tatoje-tari. 
Giü-sia-ico-ha  ho-satsü  siil-gib-ni  tatoje-tari.  Notsi-ni  ^  -jjj^  tai-faku  giü-sia-wo  ßkasüru-ni 
koto-gotttku  onioki-ujo  owasimuru-ni  jasüsi.  Kore-wo  dai-zin  fokke-ni  tatoje-tari.  Sünawatsi 
fokke-kib  dai-ni-kuan-ni  idascru  mi-tsü-no  kuruma  kua-taku-no  tatoje  nari.  Kuwasi-ku-wa 
too-no  hu  omoi-no  ije-no  deo-ka-ni  tsiü-sü.  ,Der  eine  heisst  der  Schafwagen  und  ist  ein 
kleiner  Wagen,  den  man  dui-ch  Schafe  ziehen  lässt.  Der  andere  heisst  der  Hirschwagen 
imd  ist  ein  Wagen,  den  man  dui-ch  Hirsche  ziehen  lässt.  Der  dritte  heisst  der  Rinder- 
wagen und  ist  ein  Wagen,  den  man  durcli  Kälber  ziehen  lässt.  Sie  alle  sind  keine 
Wagen,  auf  welche  man  schwere  Dinge  in  Menge  lädt.  Sie  werden  mit  dem  kleinen 
Aufsteigen  der  Lehre  Buddha's  vergliclien.  Der  Schafwagen  wird  mit  der  Einsicht  des 
geordneten  Wandels  des  nach  der  Stimme  Hörenden  verglichen.  Den  Ilirschwaii-en  ver- 
gleicht man  mit  der  Einsicht  des  geordneten  Wandels  ilcs  durch  das  Verhältniss  der 
Freundscliaft    l-j-wachenden.      I)en    Kinderwagen     vergleicht     man    mit    dem    geordneten 


410  Pfizmaier. 

Wandel  der  Bosats.  Indem  man  zuletzt  einen  Kälberwagen  des  grossen  Weiss  ziehen 
lässt.  lässt  man  alles  Schwere  tragen  und  ist  dabei  ruhig.  Dieses  vergleicht  man  mit  der 
Secte  Fokke.  Es  sind  nämlicli  die  in  dem  zweiten  Capitel  des  Buches  der  Secte  Fokke 
vorgebrachten  drei  Wagen  ein  Gleichniss  von  dem  brennenden  Hause.  Dieses  wird  aus- 
fiUirlich  in  der  Classe  Wo,  in  dem  Abschnitte  omoi-no  /je  ,das  Haus  der  Gedanken'  erklärt'. 

Mi-tsii-no  sakai.  ,Die  drei  Gränzen'.  Ist  so  viel  als  das  in  dem  Sio-gen-zi-kö  bei 
den  Gegenständen  der  Zahlen  und  Masse    vorkommende  ^    ^  san-gai. 

Mi-tsüki-sügo-dori.  ,Der  vorüberziehende  Vogel  des  dritten  Monats'.  Fototogisü  narl. 
Natsü  mi-tsuki-no  fodo  naki-ivatare-ba  nari.  ,Ist  der  Ivuckuk.  Derselbe  heisst  so,  weil 
er  im  Sommer,  im  dritten  Monate  singend  liinübei'zieht'. 

Midzu  moranu  pb  ntsi.  ,^^'ä]lrend  das  Wasser  nicht  durchsickert'.  (Jmoi-ai-taru  iitsi 
■nari.     , Bedeutet:  während  man  an  einander  gedacht  hat'. 

Midzü-ico  makasüru.  ,Das  Wasser  überlassen'.  Midzü-ioo  si-kaknru  nari.  ,Bedeutet: 
das  Wasser  hinleiten'.     Verse : 

2Ia-süge    ofiiru    ara-ta-ni    midzü-ivo    makasure-ba    uresi-gawo-ni-mo    naku  kaicadzii  kaiia. 

,AVo  das  wahre  Riedgras  wächst,  dem  wüsten  Felde  das  Wasser  wenn  man  überlässt, 
mit  freudigem  Angesicht  (j^uakt  er  dann,  der  Frosch!' 

Midzu-guki.  ,Der  Wasserstengel'.  Fude-ico  i>\  nari.  Midzü-guki-nu  ato-ica  fude-no 
ato-wo  iü  nari.  , Bedeutet  den  Pinsel.  MidzH-gnki-no  ato  ,die  Spur  des  Wasserstengels' 
bedeutet  die  Werke  des  Pinsels'.     Verse : 

Utsütaje-ni  süzüri-no  midzü-to  omofu-na-jo  namida-ni  kaku-zo  midzü-guki-nu  ato. 

,Bei  der  Anklage  glaube  nicht,  es  sei  des  Tintensteines  Wasser!  Mit  Tliränen  wii-d 
geschrieben  des  Wasserstengels  Werk'. 

Mina-kutsi-matsüri.  ,Das  Opfer  der  Wassermündung'.  Farn  nari.  Ta-no  mina-kiitsi-ni 
fei-ico  tutete  matsüru  nari.  .Ist  der  Fntliling.  Bedeutet:  au  die  Wassermündungen  der 
Felder  Handgaben  stellen  und  opfern'. 

Mi-nare.  Midzü-ni  naruru  nari.  Sore-ivo  mi-naruru-ni  tori-nasi-te  jomeri.  , Bedeutet: 
sich  an  das  Wasser  gewöhnen.  Man  liest  dieses ,  indem  man  es  zu  mi-naruru  ,sich  ge- 
wöhnen zu  sehen'  macht'. 

Mi-nagara.  Mina-nagara-to  in  koto  nari.  Mata  mint,  koto-ni-mo  ijeri.  ,Ist  so  viel  als 
mina-nagara  .1  während  alle  sind.  Es  wird  auch  vom  Sehen  (mi-nagara^  während  man 
sieht)  gesagt'. 

Mina-to  siramn.  ,Die  Wasserthüre  (der  Hafen)  wdrd  weiss'.  Aka-tstdci-gata  umi-no 
siramn-ivo  iü.    jBedeutet,  dass  an  der  Seite  der  Morgendämmerung  das  Meer  weiss  wi]-d'. 

Minami-matsüri.  ,Das  Opfer  des  Südens'.  San-guatsu  nari.  Ja-fata  rin-zi  rnatsüri 
nari.  ,Ist  der  dritte  Monat  des  Jahres.  Ist  das  Opfer  der  bevorstehenden  Zeit  der 
aclit  Fahnen'. 

Midzü-muma-ja.  ,Der  Pferdestall  des  Wassers'.  Funa-dzi-no  muma-ja  nari.  Midzü- 
mmna-ja-ni-wa  aruzi-mhke-no  naki  nari.  Mote-nasi-senn-wo  sui-jeki-to  iü.  Gen-zi-ni-mo 
süi-jeki  jo-fuke-nu-to  ijeri.  ,Ist  der  Pferdestall  des  Schiffsweges.  Bedeutet,  dass  in  dem 
Pferdestalle  des  Wassers  keine  Bewirthung  ist.  Den  Gast  nicht  unterhalten,  nennt  man 
süi-jeki^  die  Wasserpost.  Auch  in  dem  Geschlechte  Gen  heisst  es:  Es  ist  spät  in  der 
Nacht  der  Wasserpost  geworden'. 

^  Mi-no  siro-goromo.  ^  Mino-no  kawari-ni  ame  juki-no  toki-ni  kiru  mono  nari.  Isscfsfc 
^  mi-no  ^  kawari  nari.     ,Ist  ein  Kleid,  mit  dem  man  sich  statt  des  Regenmantels  bei 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  411 

ßegen  und  Schnee  bekleidet.  Nach  einer  Erklärung  ist  es  mi-no  kawari,  die  Stelle    ver- 
tretend'. 

Mi-no  notsi-no  ko-gane.  ,I)as  Gold  nacli  dem  Leibe'.  Faku-si  mon-siu-ni  sin-go  ko- 
gane-ioo  udzü-takaku-te  fuku-to-wo  sakafu  ko-mo  seo-zen  isson-no  sake-ni  sikazü-to  Ijeri.  ,ln 
der  Sammlung  der  Schriften  des  Gesclilcchtes  Pe  heisst  es:  Nach  dem  Leibe  (d.  i.  nacli 
dem  Tode)  Gold  aufhäufen  imd  das  Nössel  des  Nordens  verstopfen ,  dieses  ist  nicht  so 
viel  als  vor  der  Geburt  ein   Fass  AVeiu'. 

Mi-no  sato.  ,Das  Dorf  der  AVoi-fschaufel'.  Jama-stro-no  mei-sio  nari.  Fa-muro-no 
fen  nari.     ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  Jama-siro.     Liegt  zur  Seite  von   Fa-muro'. 

Mi-kudzu  takio.  ,Den  Bodensatz  des  Wassers  brennen'.  Mo-ico  kari-te  faku,  koto  nari. 
,Ist  so  viel  als  das  Hornblatt  abschneiden  und  verbrennen'. 

Mi-jama-ki-no  mojnru.  ,I)ie  Bäiune  des  tiefen  Gebirgs  brennen'.  Fukaki  Jama-n-a 
moro-moro-no  ki  siijeri-te  süri-h  fodo-ni  ß  idcte  mojuru  nari.  Sore-ico  koi-no  fi  mo-zi  mata-ira 
omoi-no  fi-ni  josete  jomerih  o-osi.  , Bedeutet:  In  dem  tiefen  Gebirge  stehen  die  Bäume  in 
Fidle ,  und  wenn  sie  sich  an  einander  reiben ,  kommt  Feuer  hervor  und  sie  brennen. 
Dieses  liest  man  häutig  in  Bezug  auf  das  Schriftzeichon  fi  in  kofi  (Liebe)  und  auf  fi 
(Feuer)  in  oimfi^  Gedanke'.     Yerse : 

Mi-jama-ki-no  arasi-ni  taje-nu  omoi-dani  fitori-ira  mojenu  mono-to  koso  kiku. 

.Des  hohen  Gebirges  Bäume  sind  im  Sturme  zerrissen.  Dass  der  Gedanke  sicli  allein 
nii'ht   entzündet,  hört  man  nur'. 

Mijako-no  te-buri.  ,Die  Handweise  der  Hauptstadt'.  Mijako-)io  furumai  nari.  ,Ist 
die  Sitte  der  Hauptstadt'.     Verse: 

Ama-sakuru  fina-ni  itsa-iose  sünti-ici-sife  mijako-no  te-hnri  irnsurarc-ni-keri. 

.Tu  der  vom  Himmel  sicli  trennenden  Landstadt,  fünf  Juhi-e  nachdem  man  geweilt, 
ist  die  llandweise  der  Hauptstadt  vergessen  worden'. 

Mijaa-kau.  ^  ig  Mei-ko  nari.  Fotoke-ni  tate-matsürn.  ,Ist  uiei-ko^  bei-ühmter  A\'olil- 
gerucli.     , Derselbe  wird  Buddha  dargei'elcht'. 

Mija-hasi.  ,Die  Palastbrücke'.  Mi-kawa-no  mei-sio  nari.  .Ist  ein  berühmter  Ort  in  .Mi-kawa'. 

Mi-mare  mizü-mare.  Miru-mo  vii)r/i-)ito-fo  ift  kotoha  nari.  ,Ist  das  "Wort  miru-mo  minn-mo, 
sehen  imd  nicht  sehen'. 

Mi-komori.  ^  yk,  MidzK-knraori  nari.  Midzn-ni  kakure-ürann-to  in  kokoro-ka.  ,lst 
midzü-kojnori,  in  dem  AVasser  verborgen.  Yielhncht  in  dem  Sinne,  (hiss  etwas  in  dem 
Wasser  verborgen  und  unbekannt  isf. 

g--  ^=  Mi-je-no  obi.  ,Der  dreifache  Gürtel'.  Fnta-je  mawari-no  ohi  koi-juje  mi-ga 
fosori-te  mi-je-ni  maicarn  josi-ico  jomeru  nari.  Man  liest,  dass  der  zweimal  um  den  Leib 
gehende  Gürtel  dreimal  Jierumgeht,   weil  der  Leib  aus  Liebe  dünn  geworden  ist'.  Yerse: 

Fito-je  nomi  imo-ga  musübi-si  obi-ico  .■<t(ra  mi-je-ni  jnfu-beku  tcaga  mi-ica  nari-nu. 

,Den  einmal  nui-  die  Schwester  geknüpft  hat,  den  Gürtel  selbst,  dass  ich  dreimal  ihn 
binden  kann,  so  ist  mein  Leib  geworden'. 

Misawo-dzukuru.  , Beharrlichkeit  liervoi-bringen'.  Sirazk  kaioo  nari.  1^  Misaico-ni 
mote-nasi-tsaketc-to  ijeru-mo  tsixne-ni  kaicaranu  kokoro  nari.  Issetsil  matsn-no  misawo-to  iCi-mo 
simo  juki-ioo-mo  sirazü  tokiiva  nare-ba  nari.  Mata  j^^  y^  lai-sairo-to  kaku  toki-ioa  func-no 
mi-nare-zaico  nari.  .Bedeutet:  sich  unwissend  stellen.  Jvs  wii-d  auch  gesagt  misaico-ni 
mote-nasi-tsukete,  mit  Beharrlichkeit  behandelnd  und  hinzufügend.  Dieses  hat  den  Sinn: 
niemals    sich    verändern.       Nach    einer    Erklärung    hat    das    Wort    maUü-no    misaico    ,dlc 


412  Pfizmaier. 

Beharrlichkeit  der  Fichte'  den  Sinn :  ßeiffrost  und  Schnee  nicht  kennen.  Es  ist,  weil  die 
Fichte  beständig-  dauert.  AYenn  ferner  mi-sawo  (Wasserstange ,  wie  oben)  geschrieben 
wird,  ist  es  die  an  das  Wasser  gewöhnte  Ruderstange  des  Schiffes'. 

Mi-saki-no  matsä.  -^  :?^n  Mi-sakl-no  tai-matsü  nari.  ,Sind  die  Fackeln  der  hohen 
Gegenwart'. 

Misacjo  iciru  ara-iso.  ,Misago-a-a  i^  ^^  mlsago  iiari.  Tori-no  misago-ni  arazü.  ,Misago 
ist  der  Sand  des  Wassers.  Es  ist  nicht  der  Vogel  müago'-  (Meeradler).  Die  Bedeutung 
des  Ausdruckes  ist:  das  wüste  Meerufer,  wo  der  Sand  des  Wassers  verbleibt.  Misago 
steht  für  midzü-isago^  der  Sand  des  Wassers. 

Mi-ki-gusa.  ,Die  Pflanze  des  Götterweines'.  Fako-baje-to  iü  kasa  nari.  ,Ist  die  Pflanze 
fako-baje^  Hühnerbiss'.    Verse: 

Waga  jado-no  kaki-ne-ni  ofuru  mi-ki-gusa-no  fana-mo  sakari-ni  nari-ni-keru  kana. 

,Üie  an  der  Mauerwurzel  meines  Nachtlagers  wachsende  Pflanze  des  Götterweins, 
ihre  Blüthen   sind  eine  Fülle   geworden !' 

Miml-to-gawa.  ,Der  von  Ohr  scharfe  Fluss'.  Ni-deö-no  minaml-ni  nagaruru  o-gawa 
nari.  Süje-sato-ije-no  uta-awase-ni.  ,Ist  ein  Flüsschen  im  Süden  des  zweiten  Viertels.  In 
der  Vereinigung  der  Lieder  von  Suje-sato-ije  heisst  es :'     Verse : 

Mina-tsüki-ni  mimi-to-gawa-nite  misogi-site  inoru  koto-ico-ha  kami-zo  kiku-ran. 

,In  dem  Wassermonat,  in  dem'  Flusse  von  Mimi-to  dass  man  reinigt  und  betet, 
werden  die  Götter  hören'. 

^  Mi-ziroku.  Mi-wo  ugokasü  nari.  Gen-zi-ni-mo  utsi-mi-ziroku-to  ijeri.  , Bedeutet :  den  Leib 
bewegen.  Auch  in  dem  Geschlechte  Gen  heisst  es  utsi-mi-zirokii,  den  Leib  stark  bewegen'. 

H"  (liä  ^  Mi-sima-no.  Jettsiü  mei-sio  nari.  Futa-kami-jama-no  fen  nari.  ,Ist  ein  be- 
rühmter Ort  in  Jettsiü.     Befindet  sich  zur  Seite  des  Berges  Futa-kami'. 

i^  -j]^  i^  Mi-si-fo.  Siu-guatsü  jb-ka-jori  ziü-jokka  made  kin-tsiä-nite  ukonaivaruru 
nari.  ,Ist  das  Fest,  das  vom  achten  Tage  bis  zu  dem  vierzehnten  Tage  des  ersten  Monats 
in  der  verschlossenen  Abtheilung  des  kaiserlichen  Palastes  gefeiert  wird'. 

Mi-mosüso.  Koromo-no  koto  nari.  Mata  mi-mosüso-gawa  ise-mija-gaiüa-no  koto  nari.  ,Ist 
so  viel  als  koromo,  Kleid.  Ferner  ist  mi-mosüso-gawa  ,der  Fluss  Mosuso'  so  viel  als  der 
Fluss  des  Palastes  von  Ise'. 

Mi-sü-mo-gusa.  ,Der  Beifuss  der  Thürmatte'.  Fisi-to  iü  mono  nari.  Ike  numa  nado-ni 
aru  mono  nari.  ,Ist  der  Gegenstand  fisi,  Wasserlinse.  Es  ist  ein  Gegenstand,  der  sich  in 
Teichen  und  ähnlichen  Gewässern  befindet'.     Verse : 

Ko-ja-no  ike-no  kisi  fuku    kaze-no  jiifu-magure   nami-ni   kata-joru    mi-sü-mo-gusa   kana. 

,In  der  Abenddämm'rung  des  an  dem  Ufer  des  Teiches  der  Hütte  wehenden  Windes 
an  die  Wellen  lehnt  sich  der  Thürmatte  Beifuss !' 

Mi-sü-gusa.  ,Die  Pflanze  der  Thürmatte'.  Komo-to  iü  kiisa  nari.  Kono  kusa  kutsi-te 
fotaru-to  narti.  ,Ist  die  Pflanze  komo,  das  Blumenschilf.  Wenn  diese  Pflanze  verfault,  wird 
sie  zu  Feuerfliegen'.    Verse : 

Satsüki-ame-ni  ike-no  mi-sii-gusa  kutsi-ni-keri  ko-joi-iva  sigeku  fotara  tubi-kafu. 

,In  des  fünften  Monats  Regen  ist  die  Thürmattenpflanze  des  Teiches  verfault.  Diese 
Nacht  in  dichten  Mengen  fliegen  Feuerfliegen  umher'. 

Mi-sü-no  afui.  ,Die  Malve  der  Thürmatte'.  Kamo-oio  matsüri-no  ß  südare-ni-mo  afui-wa 
kakuru  nari,  ,Bedeutet,  dass  man  an  dem  Tage  des  Opfers  von  Kamo  auch  an  die 
Thürmatte  Malven  hängt'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  dek  japanischen  Sprache.  413 


C lasse  Si. 

Si-wi-no  ko-ja-te.  Si-wi-no  ki-nn  ko-jeda  nari.  Si-wi-no  ko-ja-te-no  juki  orno-mi-to 
jomeri.  ,Ist  si-wi-no  ki-no  ko-jeda,  die  Zweige  des  Buchbaums.  Man  liest  si-wi-no  ko-ja- 
te-no  Juki  omo-mi,  die  Zweige  des  Buclibaums  sind  schwer  von  Schnee'. 

Si-wi-siba-no  sode.  ,Der  Aermel  von  Buchenreisig'.  Mo-ni  komoru  toki  ^  kirn,  mono 
nari.  ,Ist  das  Kleid,   welches   man  trägt,   wenn  man   in  der  Trauer  sich   verbirgt'.  Verse: 

Faka-nakit-te  tama-kiwari-ni-si  taratsi-o-no  jiije-ni-zo  ki-taru  sitoi-siha-no  sode. 

,Dessen  Seele  vorübergehend  und  erschöpft,  um  des  Vaters  willen  bin  ich  gekleidet 
in  des  Buchenreisigs   Aermel'. 

pn  Si-win.  ,Die  vier  Endlaute'.  ^  y\  Fakku-no  =4  i^  rissi  nan.  Gen-zi  wotome-no 
maki-ni  fakase-domn  ^  pH  si-win-no  |i  si-wo  tsükuru  josi-wo  ijeri.  ,Ist  ein  melodisches 
Gedicht  von  vier  Abschnitten.  In  dem  Geschlechte  Gen,  in  dem  Capitel  der  Mädchen 
wird  gesagt,  dass  die  Gelehrten  das  Gedicht  der  vier  Endlaute  verfertigen'. 

Siro-faje.  Tada-sii'oki-wo  fomete  ijeru  nari.  Taje-wa  -Mf  no  zi-nite  utsusiki  kotu  nari. 
,Ist  bloss  ein  lobpreisender  Ausdruck  für  sirosi.,  weiss.  Taje  ist  das  Zeichen  taje  (wunder- 
voll,  wie  oben)  und   so   viel  als  utsüsi-si,  schön'. 

Siro-taje-no  sode.  ,Di'r  wundervoll  weisse  Aermel'.  Siroki-wa  koromo-no  moto-iro  nain. 
,Weiss  ist  die  ursprüngliche   Farbe  der  Kleider'. 

Siba-naku  fori.  J^  pM  Wi  Siba-naku  fori  nari.  Siba-.'iibä  kitari-te  nakit-wo  ijeri.  ,Ist 
siba-naku  fori,  der  oft  singende  Vogel.  Bedeutet,  dass  der  Vogel  häufig  kommt  und 
singt'.    Verse : 

Waga  kado-ni  tsi-dori  siba-naku  oki-jo  oki-jo  waga  fito-jo-dzüma  fito-ni  sirasü-na. 

,Was  vor  meiner  Thüre  der  Brachvogel  häufig  singt:  ,Steh  auf!  steh  auf!'  Meine 
Gattin  der  einz'gen  Nacht  lass'  es  nicht  die   Menschen  wissen'. 

^  Siba-utsüri.  ,Von  dem  Rasen  übersiedeln'.  Sinobi-tatsü  kokoro  nari.  ,I-Iat  den  Sinn  : 
heimlich  sich  erheben'.     Verse : 

Kata-oka-ni  siba-utsüri-site  naku  kigisü  tatsi-fa-oto-tote  taka-karanu-ka-wa. 

,An  derselben  Uferhöhe  von  dem  Rasen  übersiedelnd  der  singende  Fasan,  indess 
er  auffliegend  mit  den  Flügeln  rauscht,   fliegt  er  wohl  nicht  hoch'. 

JS^  Siba-no  sode-gaki.  ,Der  Acrmclzaun  des  Reisholzes'.  Ije-no  sasi-i7'i  nado-ni  tsi- 
isaku  .■<i-tarii  siba-no  kaki  nari.  ,Ist  ein  aus  verkleinertem  Reisholz  gebildeter  Zaun  an 
dem  Eingang  und  anderen  Orten  eines  Hauses'.     Verse : 

Kvre-nure-ba  jo-mo-no  ku.<ia-ki-^co  jama-kaze-no  uinnore  .mvoruru  siba-no  sode-gaki. 

.^Yenn  es  Abend  wird ,  von  den  Pflanzen  und  Bäumen  der  vier  Seiten  ist  der 
Gebirgswind   feucht  an  des  Reisholzes  Aermelzaun'. 

Siba  sa.'ie-tamaje.  Sibaraku  matase-tamaje-to  in  nari.  ,lst  das  Wort  sibaraku  matase- 
tamaje.,  geruhe,  eine  Weile  warten  zu  lassen'. 

Siba-tafsü  nami.  Siba-siba  tatsit  narni  nari.  , Bedeutet  siba-siha  tatsü  nami.  die  häufig 
sich  erhebenden  Wellen'. 

Siha-bune.  ,Das  Reisigschiff'.  Siba-tsümi-taru  fivne  nari.  ,Ist  ein  mit  Reisholz  be- 
ladenes  Schiff'. 

J^  Siba-kuruma.  ,Der  Reisigwagen'.  Tsüka.ne-tai'u  .nba-wo  taka-ne-jori  marobasi- 
kvdasu-wo  iü.   Siba-tsümi-taru  kuruma-ni-wa  arazü.    ,Bedeutet:  zusammengebundenes  Reis- 

Dd.ksclirifUM,  dor  phil.-liietor.  Cl.  X.XIII.  Bd.  53 


414  Pfizmaiek. 

liolz  von  einem  hohen  Berggipfel  herabrollen.  Es  ist  kein  mit  Reisholz  beladener 
Wagen'.     Verse : 

Mine-takaki  usi-no  wo-jama-ni  iru  fito-wa  siba-kuruma-nite  kudaru  nari-keri. 

,Die  auf  dem  hochgipfeligen  Berge  des  Kuhschweifes  weilenden  Menschen ,  dass 
auf  ßeisigwagen  sie  herabsteigen,  ist  geschehen'. 

Siwo-doke-si.  Ntire-shüo-tare-tarit,  nari.  Ana-siioo-doke-no  sude-no  ke-siki-ja-to  jomeri. 
Mata  josi-no-gawa  kai-no  sidzüku-no  tto-siwo-doke-si-to-mo  ijeru  nari.  , Bedeutet  feucht  und 
bethränt.  Man  liest:  ana-siioo-doke-no  sode-no  ke-siki-ja,  o  des  sehr  feuchten  und  bethränten 
Aermels  Augenschein !  Ferner  wurde  gesagt  josi-no-[jaiva-  kai-no  sidzükii-no  ifo-siiüo-di)ke-si, 
die  Muschel   des  P^'lusses  von  Josi-no  tröpfelnd,  sehr  feucht  und  bethränt  ist  sie'. 

"*     ^     ^    Siwo-wo.     Siworuru  koto  nari.     ,Ist  so  viel  als  siworuru,   befeuchtet   sein'. 

Siwo^zai.  Siwo-ai  nari.  ,Ist  siwo-ai,  der  Eintritt  der  Fluth'.  Sai  steht  in  dieser 
Zusammensetzung  für  ai  , begegnen',  etwa  wie  same  für  ame  , Regen'  in  der  Zusammen- 
setzung mura-same,  Platzregen'.     Verse: 

Siwo-zai-ni  irako-ga  sima-je  kogu  fune-no  imo  nont-ran-ka  araki  fauia-he-ni. 

,Das  mit  Eintritt  der  Fluth  nach  der  Insel  von  Irako  rudernde  Schiff!  Die  Schwester 
wird  wohl  fahren  an  des  wüsten  Ufers  Seite'. 

Siwo-zimu.  ,Die  Salzfluth  dringt  ein'.  Naruru  koto  nari.  ,Tst  so  viel  als  naruru. 
sich  gewöhnen'. 

Siwo-ziri-no  jama.  ,I)er  Berg  der  Reibeschüssel'.  Fv-zi-wo  iü.  , Bezeichnet  den  Berg 
Fu-zi'.  Nach  dem  Sio-gen-zi-kö  ist  siwo-ziri  ein  unbekanntes  Geräthe.  Einige  sagen,  es 
bedeute  süri-batsi .^  eine  Schüssel,  in  der  man  Gegenstände  zerreibt.  Es  kommt  in  der 
Geschichte  von  Isc  vor. 

•^h  Siwo-gosi.  ,Die  Salzfluth  übersetzen'.  Urni-gosi-to  iü  kokoro  nari.  , Steht  im 
Sinne  von  umi-gosi.i  das  Meer  übersetzen'. 

Siwo-gumori.  ,Die  Fluth  ist  umwölkt'.  Siwo-no  sasü  toki  kumorii  nari.  ,Bedeutet, 
dass  der  Himmel  zur  Zeit  des  Eintritts   der  Fluth  sich  umwölkt'. 

Sitoto-ni  nururu.  ,Als  Sperling  nass  werden'.  Tsüjoku  nururu  koto  nari.  I-mono-ni 
'inino-mo  kasa-mo  tori-ajezü  sitoto-ni  nurete-to  ari.  Issetsü-ni  katabira  nado-no  mi-ni  tsüku 
fodo  nari-to  itsi-deö  zcn-ko-no  o-oserare-si-to  s6-gi  ijeri-to-zo.  ,Ist  so  viel  als  stark  nass 
werden.  In  der  Geschichte  von  Ise  heisst  es:  Er  getraute  sich  nicht,  Regenmantel  und 
Schirm  zu  nehmen  und  wurde  nass  wie  ein  Sperling.  Nach  einer  Erklärung  sagte 
S6-gi ,  an  der  Seitenthüi-e  des  Erdaltares  des  ersten  Viertels  habe  man  gesagt ,  es 
sei  in  dem  Masse,  dass  das  Hemd  und  andere  Kleidungsstücke  an  dem  Leibe  haften'. 
Vei'se : 

Äsa-giri-ni  sitoto-ni  nurete  johu  ko-dori  sa-tco-no  jama-jori  naki-wataru  mijii. 

,Von  dem  Morgennebel  wie  ein  Sperling  befeuchtet,  des  rufenden  Kindes  Vogel, 
von  dem  Berge  Sawo  wie  er  singend  herüberkommt,  wird  er  gesehen'. 

Sidoro-modoro.  ^^  ^t^-  to  kaku.  Midare-taru  koto  nari.  ,Wird  sa-ta  (wie  oben) 
geschrieben.     Ist  so  viel  als  midare-taru,  in  Unordnung  gerathen  sein'. 

Sidzi-no  fasi-gaki-no  koto.  ,Die  Sache  der  Randschi'ift  des  Schragens'.  Kuruma-ni 
i^  sidzi-to  iü  mono  ari.  Kore-wo  moisi-te  ori-nohori-süru  nari.  Mukasi  otoko-no  johai-keru 
onna-no  ari-keru-ga  momo-jo  kano  sidzi-no  uje-ni  maro-ne-ico  site  kokono-so-tsi-mari  kokono-tsü 
jo-made-wa  kazü-tvo  tori-te  sidzi-no  fasi-ni  kaki-taru  koto-wo  iü  nari.  Sigi-ni  fane-gaki-iva 
ko-kon-siü-ni  iri-tare-ha  sih-setsü  naru-hesi.  Tada  sidzi-no  fasi-gaki-mo  furuku-jori  i-i-kuru 
koto  nare-ha  siite-gataki-ni  jotte  idzüre-nite-mo  jori-kitareru-ni   sitagai-te  tomo-ni  mötsiju-beki 


Diu  poetiscukn  Ausdrücke  dek  japanischen  Sprache.  415 

nari.  ,An  dem  Wagen  betimlet  sich  ein  Gegenstand  Namens  sidzi  (langes  Bett  oder 
Sclirao-en).  Mit  Hilfe  desselben  steigt  man  herab  und  hinauf.  Es  bedeutet:  Einst  war 
ein  Weib,  um  die  ein  Mann  gefreit  hatte.  Dieselbe  sclilief  durch  hundert  Nächte  an- 
o-eklcidet  auf  jenem  Schrägen.  Bis  zu  der  neun  und  neunzigsten  Nacht  berechnete  sie 
die  Zahl  und  schrieb  sie  auf  den  Rand  des  Schragons.  Da  skjl-no  fane-gaki  ,das  Flügel- 
kratzen der  Schnepfe'  in  die  Sammlung  des  Alterthums  und  der  Gegenwart  aufgenommen 
wurde,  so  muss  es  eine  richtige  Erklärung  sein.  Da  aber  sidzi-no  fasi-gaki  ,die  Rand- 
schrift des  Schragens'  etwas  von  Alters  her  Ueberliefertes  ist,  kann  man  es  nicht  ver- 
werfen. Man  muss  also,  woher  es  auch  stamme,  damit  einverstanden  sein  und  es  mit 
jenem  zugleich  gebrauchen'.     Yei'se: 

Aka-tsüki-no  sigi-no  fanr-gaki  mumo-fa-gaki  kimi-ga  konu  jo-ioa  ware-zo  kazü  kak/i. 

,Bei  Tagesanbrucli  der  Schnepfe  Flügelkratzen,  das  hundertmalige  Flügelkratzen, 
die  Nächte,  wo  der  Gebieter  nicht  kommt,  ihre  Zahl  schreib'  ich'. 

Omoi-ki-ja  sidzi-no  fasi-gaki  kaki-tskmete  momo-jo-mo  onazi  maro-ne-se)i-to-wa. 

,Ich  hab'  es  ersehnt!  Die  Randschrift  des  Schragens  gepresst  schreibend,  durch 
hundert  Nächte  auf  gleiche  Weise  angekleidet  dass  ich   schlafe'. 

Gaki  in  sidzi-no  fasi-gaki  bedeutet  kaku,  schreiben.  In  sigi-no  fane-gaki,  das  weiter 
unten  noch  vorkommt,  wird  es  in  Wörterschrift  wiederholt  durch  ;|g  kaku  , kratzen' 
ausgedrückt.  Dieses  zum  Verständniss  dessen,  was  oben  von  der  richtigen  Erklärung 
gesagt  wird . 

Siri-  ^  ifn  nagakn  fiki-fc.  ,Die  Seidenfäden  des  Hintertheils  lange  ziehend'.  Siri-tca 
Jg"^  kio  nari.  Kio-wa  konmio-no  suso  nari.  Naosi-no  sita-gasane-site  kio-iro  fiki-tamh  nari. 
Siri  ,Hintertheil'  ist  kio  (wie  oben).  Kio  ist  der  Saum  des  Kleides.  Es  bedeutet:  den 
Saum,  der  die  Schleppe  des  geraden  Kleides  ist,  ziehen'. 

Sinisi-no  kefiiri.  ,Der  kennzeichnende  Rauch'.  Süma-to  awa-dzi-ni  kaju  fuue-ni  fi-wo 
tatsüru.  Sore-wo  mite  tagai-ni  fune-ico  tatstmi  nari.  , Bedeutet:  Auf  den  mit  Suma  und 
Awa-dzi  verkehrenden  Schiffen  stellt  man  ein  Feuer  auf.  Wenn  man  dieses  sieht,  stellt 
man  gegenseitig  die  Schiffe  auf. 

Siru  ki.   ^   to  kaku.     Snre-tn    sirare-tarn.    nari.      , Bedeutet:     es    ist    bekannt,     dass    es 

dieses  ist'. 

Si-wmni.  Sekkan-süru  k»to  nari.  I-niono-ni  kura-ni  komete  si-wori-iamn-to  ari.  ,Ist  so 
viel  als  sekkan-snm^  züchtigen.  In  der  Geschichte  von  Ise  heisst  es:  Er  steckte  ihn  m 
die  Kammer  und  züchtigte  ihn'. 

Si-Loori.  ?T  to  kaku.  Fakaki  javia-ni  iru  toki  ki-wo  icori-te  juku  initsi-niitsi-ni  täte 
sare-tcü  mite  jama-dzi-ni  majowami  jh-ni  kajeru  nari.  , Bedeutet:  Wenn  man  in  das  tiefe 
Gebirge  tritt,  bricht  man  Baumzweige  ab  und  stellt  sie  an  den  Wegen,  wo  man  geht, 
auf.  Indem  man  sie  sielit ,  kehrt  man  auf  den  Gebirgswegen  ,  ohne  sich  zu  verirren, 
zurück'. 

Si-oni.  Si-on  nari.  (Jni-no  siko-gusa-tote  aki  saku  fana  nari.  Sö-zite  fane-zi-wo  ni-ni 
jomu  koto  ka-sio-nite  o-oki  koto  nari.  Ran-no  fana-wo  rani-no  fana-to  i-i  tan-ba-no  kuni-wo 
tani-ba-no  kuni-to  jomi  ^  bon-ico  boni-to  jonm  tagni-wo  in  nari.  ,Ist  die  Pflanze  si-on. 
Dieselbe  heisst  auch  oni-no  siko-gusa.  Es  ist  eine  Blume,  die  im  Herbste  blüht.  Uebrigens 
kommt  es  in  den  Büchern  der  Lieder  oft  vor,  dass  man  das  abgeschnittene  Zeichen  (n) 
als  ni  liest.  Es  ist  von  der  Art  wie  rani-no  fana  ,die  Luftblume'  füi'  ran-no  Jana.,  tani- 
ba-no  kuni  ,das  Reich  Tanba'  füi-  tan-ba-no  kimi,  boni  ,das  Todtenfest'  für  bon  gelesen  wird'. 


5.S* 


416  Pfizmaiek, 

Sikasü-ga.  Sasü-ga-to  iü  koto  nari.  Sa-to  si-to  go-in  ai-kajö  nari.  ,Ist  so  viel  als 
sasü-ga,  in  der  That.     Sa  und  si  gehen  als  Endlaute  in  einander  über'. 

Sika-narai-te-zo.  Su-narb-to  iü  kotoba  nari.  ,Ist  ein  Wort  von  der  Bedeutung  von  so 
naro,  auf  diese  Weise  lernen'. 

Sika-nari.  Sb  nari-to  iü  kotoba  näri.  ,Ist  ein  Wort  von  der  Bedeutung  von  sb-nari,  es  ist  so'. 

Sikasü-ga-no  ivatari.  ,Grerade  eine  solche  Ueberfahrt'.  Mi-kawa  niei-sio  nari.  ,Ist  ein 
berühmter  Ort  in  Mi-kawa'. 

Sika-ma-no  katsi.  Fari-ma-no  sika-ma-jori  sume-idasü  ka-tsin-some  nari.,  Ka-tsin-sume-wa 
ai-zome  nari.  ,Ist  das  Färbemittel  ka-tsin,  welches  man  aus  Sika-ma  in  Fari-ma  aus- 
geführt hat.     Die  Färbung  ka-tsin  ist  eine  indigoblaue  Färbung'. 

^    i    Si-ga.      Gb-siü-nu  mei-sio  nari.     ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  Gö-siü'. 

Si-ka-no  sima.  ,Die  Insel  von  Si-ka'.  Tsiku-zen-no  mei-sio  nari.  Kai-tsiü-ni  faru-haru-to 
ide-taru  sima-ni  mon-ziu  oiüasi-masü  nari.  ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  Tsiku-zen.  Auf  der 
aus  dem  Meere  in  weiter  Ferne  hervorragenden  Insel  hat  der  (buddhistische)  Gott  Mon- 
ziü-bo-sats  seinen  Wohnsitz'. 

Sita-tsü  iwa-ne.  ,Die  unten  befindlichen  Felsenwurzeln'.  I-se-nai-gü-no  tatase-tamb 
tokoro-wo  iü  nari.     ,Bedeutet  die  Stelle,  wo  man  den  inneren  Palast  von  Ise  erbaut  hat'. 

Sita-matsi.  Sita-gokoro-ni  ßto-wo  natsü  nari.  , Bedeutet :  einen  Menschen  mit  Geneigt- 
heit erwarten'. 

^  Sita-toki.  , Schnell  von  Zunge'.  Kutsi-no  fajaki  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  kutsi-no 
fajasi,  schnell  von  Rede'. 

Si-tari-gawu.  ,Das  Gesicht  der  That'.  Sife-motsi-gawo-to  iü  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als 
site-motsi-gawo,  das  festhaltende  Gesicht  des  Thäters'. 

Bidzüku.  Isi  nado-no  nami-ni  jurarete  araware-kajeru-wo  iü  nari.  Mata  sidzükn  isi-wa  nami- 
utsi-giwa-no  isi  nari.  Issetsü-ni  sidzüku  isi-to-wa  sidztimi-mo  sezü  agari-mo  senu  isi  nari.  ,Bedeutet, 
dass  Steine  und  andere  Gegenstände,  von  den  Wellen  bewegt,  wieder  sichtbar  werden.  Ferner 
bedeutet  sidziiku  isi  die  Steine  an  der  Grenze  des  Wellenschlages.  Nach  einer  Erklärung  hat 
sidzüku  isi  die  Bedeutung :  Steine,  welche  weder  untersinken  noch  in  die  Höhe  kommen'. 

Sidzü-fata.  ^  Sidzü-ga  tooru  i^  fata  nari.  Midare-taru  kokoro-ni  jomeri.  ,Ist  ein 
gemein  webender  Webstuhl.    Wird  in  dem  Sinne  von  Unordnung  gelesen'. 

Sidzü-fafa-obi.  Sidzü-ga  fata  woru  toki  kosi-ni  inaku  obi  nari.  Kosi-ni  fito-je  fiki- 
mnwasi-fe  musübu  7iari.  ,Ist  ein  Gürtel,  den  man  um  die  Lenden  windet,  wenn  auf  dem 
Webstuhl  gemein  gewebt  wird.  Man  windet  ihn  einfach  um  die  Lenden  und  bindet  ihn'. 

Sidzü-no  wo-tama-maki.  ,Die  gemeine  Spule'.  ^  Wo-ivo  umi-taru  feso  maku  mono 
nari.  Ijasi-ki  fito-ni  josete  jomeri.  ,Ist  der  Gegenstand,  um  welchen  man  den  Knäuel  Garn 
aus  gesponnenem  Hanfe  windet.     Man  liest  es  in  Bezug    auf  einen  gemeinen  Menschen. 

Sidzü-tori.  ,Der  gemeine  Vogel'.  Fototogisft-no  i-mib  nari.  ,Ist  ein  verschiedener  Name 
für  fototogisü,  Ivuckuk'. 

Sidzü-kokoro  naku.  Sidzüka-naru  kokoro-no  naki  nari.  ,Ist  sidzüka-nario  kokoro-no  nasi, 
man  hat  kein  ruhiges  Herz'. 

Sidzü.  ^  to  kaki-te  ijasi-ki  mono-wo  ijeri.  Sidzü-no  me  mata-wa  sidzu-no  wo  nado 
nari.  ,Wird  ijasi  (wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet  einen  gemeinen  Menschen.  So  in 
sidzü-no  me  ,ein  gemeines  Weib,  sidzü-no  wo  ,ein  gemeiner  Mann'  und  anderen  Wörtern'. 

Sira-tsükusi.  Miwo-dzükusi-ni  onazi.  Midzu-no  sen^zin-wo  siru  tarne  nari.  Kawa-nite-mo 
süru  koto  nare-domo    o-okti-iva  je-ni  jomeri.     ,Ist    mit   miwo-dzükusi  ,Wassermesser'  gleich- 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  417 

bedeutend.  Derselbe  dient  dazu,  die  Seichtigkeit  und  Tiefe  des  Wassers  zu  erfahren. 
Obgleich  man  ihn  auch  in  Flüssen  anbringt,  liest  man  das  Wort  doch  meistens  von 
Strömen'   (Ausmündungen  der  Flüsse  in  das  Meer). 

Sira-nufi-no  tsüku-sl  (siranii,  fi-no  tshku-si).  Rih-gi  ari.  Issetsü-a-a  ^  Q  sira-nitfi  nari. 
Issetsü-ni-tva  siranu  J^  fi  nari.  Tsüku-si-no  makura-koto-ha  nari.  Alukasi  kei-ko  ten-wh 
fune-ni  nori-tamai-te  asi-kita-kowori-jori  ß-nu  kxni-ni  itaric-to  ijeri.  Ja-tsü  siro-to  iü  iimi-ni 
fi-no  mije-keru-wo  idzüre-no  fi-zo-tn  toi-tamb-ni  tare-bito-no  tomosi-taru  fi-to-mo  sirazaru  josi 
viosi-kern-jori  jagate  soiio  tokoro-ico  "^  ^  3^  siranu  fi-no  tsüku-si-to  ijeri.  ,Hat  zwei 
Bedeutungen.  Nach  einer  Erklärung  bedeutet  es  sira-nnfi,  die  weisse  Naht.  Nach  einer 
anderen  Erklärung  bedeutet  es  siranu  fi,  das  unbekannte  Feuer.  Es  ist  ein  Polsterwort 
für  das  Reich  Tsuku-si.  Man  sagt :  Einst  bestieg  Kaiser  Kei-ko  ein  Schiff  und  gelangte 
von  dem  Districte  Asi-kita  zu  dem  Reiche  des  Feuers.  Als  auf  dem  Meere  Ja-tsu  Siro 
(dem  Meere  der  acht  Stellvertreter)  ein  Feuer  zu  sehen  war,  fragte  er,  was  für  ein 
Feuer  dieses  sei.  Man  sagte  ihm,  man  wisse  nicht,  von  wem  das  Feuer  angezündet 
worden.  Daher  nannte  man  sogleich  diesen  Ort  siranu  fi-no  tsüku-si^  das  Tsukusi  des 
unbekannten  Feuers'. 

Sira-tama-fime.  ,Das  Fräulein  des  weissen  Edelsteines'.  Kasümi-ico  iü  nari.  ,Bedeutet 
den  rothen  Wolkendunst'.     Verse: 

Faru-jama-ni    sira-tama-fime-no  tatsü   toki-ioa    mi-maku  fosi-ge-ni   fana-ivo    koso    mime. 

,Auf  dem  Frühlingsberge  des  weissen  Edelsteins  Fräulein  wenn  sich  erhebt«,  bei 
dem  Wunsch  zu  sehen  wird  die  Blumen  nur  sie  sehen'. 

Sira-     \\\    kawa.     Jama-siro-no  mei-sio    nari.      ,Ist    ein    berühmter    Ort    in    Jama-siro. 

Sira-nami.  ,Weisse  Wellen'.  2s[usü-hito-no  koto  nari.  Mata  midori-no  fajasi-to-mo  iü. 
Sö-zi-ni  faku-fa  rioku-rin-to  ide-tari.  Naga-ake  kai-do-no  ki-ni  iü  waka-sügi-to  iü  tokoro-ioo 
sügi-te  joko-ta-jama-ico  toworu  kono  tokoro-wa  ji^  Q  faku-ju-no  kage-ni  arawarete  rioku- 
rin-no  fito-wo  si-kiru  tokoro-to  kikojure-ha  ^  jaku-naku  ohojete  isogi-juku.  ,lst  so  viel  als 
nusü-hito,  Räuber.  Man  sagt  auch :  der  grüne  Wald.  Kommt  bei  Tschuang-tse  vor,  wo  es 
heisst :  Die  weissen  Wellen,  der  grüne  Wald.  Die  Geschichte  des  von  Naga-ake  verfassten 
Seeweges  sagt:  Nachdem  man  an  einemOrteNamens  iraA'ra-Ä^i^^*/?  (die  jungen Cypressen)  vorüber 
gekommen,  drang  man  zu  dem  Berge  von  Joko-ta.  Da  man  hörte,  dass  dieses  der  Ort 
sei,  Avo  man  die  Menschen  des  grünen  Waldes,  wenn  sie  in  dem  Schatten  der  weissen 
Ulmen  sich  zeigen,  niederhaut,  dachte  man,  es  sei  nutzlos  und  ging  schnell  weiter'. 
Verse : 

Faja-sügi-jo  fito-no  kokoro-no  joko-ta-jama  midori-no  fajasi  kage-ni  kakurete. 

,Das  Herz  der  Menschen  der  schnell  vorbeiziehenden  Welt,  in  dem  Schatten  des 
grünen  Waldes  des  Berges  von  Joko-ta  birgt  es  sich'. 

Sira-kasane.  ,Das  weisse  Doppelte'.  Ten-ziö-bito  si-guatsü  tsüi-tatsi-jori  kirn  natsü- 
goromo  nari.  *S7ro^'t  kinu-no  aicase  nari.  ,Ist  das  Sommerkleid,  welches  die  Menschen  der 
Vorhalle,  Von  dem  ersten  Tage  des  vierten  Monats  angefangen,  tragen.  Es  ist  ein 
gefüttertes  Kleid  von  weissem  Seidenstoffe'. 

Sira-ton-no  to-ba.  ,Das  To-ba  des  weissen  Vogels'.  To-bu-to  iü  makura-kotoba  nari. 
,Ist  ein  Polsterwort,  welches  To-ba  (einen  Ort  in  Jama-siro)  bedeutet'. 

Sira-sa-kvrao.  ,Weisse  schmale  Wolken'.  Sükosi-dzütsü  tatsü  kumo  nari.  ,Sind  die  um 
ein  Kleines  sich  erhebenden  Wolken'.     Verse : 

Jama-no  fa-ni  joko-giri-icataru  sira-sa-kmno  tsüki-ni-mo  viagafu  fajaku  kenu-besi. 


41g  '  Ffizmaiek, 

,Die  an  dem  Ende  des  Berges  schräg  hinüberziehenden  weissen  schmalen  Wolken, 
mit  dem  Monde  verwechselt,  können  schnell  zergangen  sein'. 

Sino-no  fa-gusa.  ,Die  Pflanze  der  Blätter  des  kleinen  Bambus'.  Sasa-no  kotu  nari. 
Mata  iwaku  sasa-ni  nite  karuru  kusa  nari.  ,Ist  so  viel  als  sasa,  kleiner  Bambus.  Ferner 
sagt  man,  es  sei  eine  Pflanze,  welche  dem  kleinen  Bambus  ähnlich  ist  und  gemäht  wird'. 

Sino-ni.  Sigeku  mono-wo  omö  nari.  Mata  sinobi-sinobi-ni  mono-omo  kobyro-ni-mo  ijeri.  ,Bedeutet : 
vielfach  überdenken.  Wird  auch  in  dem  Sinne  gesagt,  dass  man  ganz  im  Geheimen  überlegt'. 

Sino-bu-modzi-zuri-no  kofo.  ,Die  Sache  des  verdreht  Greriebenen  von  Sino-bu'.  Ka- 
rin-riu-sai-ni  ide-tari.    ,Kommt  in  dem  vortrefflichen  Stoffe  des  Liederwaldes  vor'.    Verse: 

Müsi-oku-no  sino-bu-viodzi-süri  tare-juje-ni  midaren-to  omofu  wäre  naranaku-ni. 

,Das  verdreht  Geriebene  von  Sino-bu  in  Mitsi-oku ,  wessen  wegen  denkt  man ,  dass 
es  in  Verwirrung  ist,  indem  es  diess  von  selbst  nicht  ist'?' 

Migiri-wa  6-siü-no  sino-bu  kowori-ni  niodzi-züri-tote  M  kami-tvo  midasi-taru  jb-ni  süri- 
taru  mono-tvo  sino-bti  modzi-züri-to  iü  nari.  ,Was  das  Obige  betrifft,  so  führt  das  soge- 
nannte modzi-züri  ,das  verdreht  Geriebene' ,  ein  Gegenstand  (Kleiderstoff) ,  der  in  dem 
Districte  Sino-bu  in  0-siu  auf  eine  Weise  gerieben  wird,  als  ob  man  das  Haupthaar  in 
Unordnung  brächte,  den  Namen  sino-bu  modzi-züri,  das  verdreht  Geriebene  von  Sino-bu'.  Verse: 

Kasü-ga-no-no  ■waka-mvrasaki-no  snri-goromo  sino-bu-no  midare-kagiri  sirarezü. 

,Bei  dem  jungen  purpurnen ,  geriebenen  Kleide  des  Feldes  von  Kasu-ga  ist  von 
Sino-bu  die  Gränze  der  Verwirrung  nicht  bekannt'. 

Migiri  musasi-no-no  loaka-murasaki-to  koso  i-i-narawasi-tare-do  kore-wa  kasü-ga-no-sato- 
nite  jomeru  uta  nare-bo.  kasü-ga-no-no  waka-nmrasaki-ni  tsüdzüke-fanberi.  Musasi-no-wa 
keo-tva  na-jaki-so-no  uta-mo  ko-kon-ni-toa  kasü-ga-no-to  kaki-kaje-tari.  Omo  tokoro  arii-naru- 
besi.  ,Zu  dem  Obigen:  Man  ist  nur  gewohnt,  musasi-no-no  waka-murasaki  ,der  junge 
Purpur  des  Feldes  von  Musasi  zu  sagen.  T)a  dieses  eben  ein  Gedicht  ist,  das  in  dem 
Dorfe  des  Feldes  von  Kasu-ga  verfasst  wurde,  so  wurde  es  mit  kasü-ga-no-no  waka- 
murasaki  ,der  junge  Purpur  des  Feldes  von  Kasu-ga'  verbunden.  Auch  in  dem  Gedichte 
musasi-no-wa  keo-ioa  na-jaki-so  ,das  Feld  von  Musasi  verbrenne  heute  nicht'  wurde  in 
der  Sammlung  des  Alterthums  und  der  Gegenwart  auf  veränderte  Weise  kasü-ga-no,  ,das 
Feld  von  Kasu-ga'  geschrieben.     Dieses  soll  zu  bedenken  sein'.     Verse: 

Omoje-domo  iwade  sino-bu-no  süri-goromo  kokoro-no  utsi-ni  midare-tiuru  kana. 

, Obgleich  ich  es  denke,  indem  ich  es  nicht  sage,  ist  das  geriebene  Kleid  von 
Sino-bu  in   dem  Inneren  des  Herzens  in  Verwirrung !' 

Mitsi-oku-no  sino-bu  modzi-züri  sinobi-tsütsü  iro-ni-wa  ide-si  midare-mo-zo  süru. 

,Das  verdreht  Geriebene  von  Sino-bu  in  Mitsi-oku  hat  sich  verstellt.  Die  Unordnung, 
die  in  die  Farbe  geschossen  ist,  auch  erregt  es'. 

Kinofu  mi-si  sino-bu-no  midare  tare  naran  kokoro-no  fodo-no  kagiri  sirarenu. 

,Die  ich  gestern  gesehen,  die  Unordnung  von  Sino-bu,  wie  viel  Jemand  im  Herzen 
sie  haben  wird,  die  Gränze  ist  nicht  bekannt'. 

Migiri-no  kijo-süke-no  uta-wa  it-dzi  sa-dai-sin-no  süje-no  ko-ni  tsiü-na-gon  dai-sio  kane- 
naga  fuju-no  kasü-ga-matsüri-no  tsükai-ni  tate-tamai-si  tomo-no  ßto-bito  iro-tro-no  fana-wo 
wori-te  kirame-keru-utsi-ni  saki-no  u-ma-no  süke  nori-tsüna-ga  ko  kijo-tsüna-ga  sino-bn-züri-no 
kari-ginu-wo  ki-tari-keru-ga  kokoro  ari-te  mije-kere-ba  saki-no  sa-kih  dai-fu  tsügi-no  fi  nori- 
tsüna-no  moto-je  i-i-jari-keru  uta  nari.  Süje-no  jo-ni-mo  okasi-ki  koto-wa  ide-ki-ni-keri-to  namu. 
,Was  das  obige  Gedicht  Kijo-suke's  betrifft,  so  brachen  die  von  dem  jüngsten  Sohne  des 


DiK  POETISCHEN  At'SDHÜCKE  HER  JAPANISCHEN  SpRACHE.  419 

grossen  Dieners  von  U-dzi  zu  Abgesandten  des  mittleren  ßathes,  des  grossen  Anführers 
Kane-naga  für  das  Winteropfer  von  Kasu-ga  ernannten  Gefährten  allerlei  Blumen  und 
glänzten  mit  ihnen.  Unterdessen  hatte  Kijo-tsuna ,  der  Sohn  Nori-tsuna's,  des  früheren 
(lehllfen  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Rechten,  sich  in  ein  Jagdklcid  aus  Geriebenem 
von  Sino-bu  gekleidet ,  wobei  er  eine  Absicht  hatte.  Als  er  sich  sehen  Hess ,  schickte 
der  Grosse,  der  frühere  Beruhiger  der  Hauptstadt  zur  Linken  den  folgenden  Tag  an 
Nori-tsuna  ein  Gedicht.  Es  ist  dieses  das  obige  Gedicht.  Dasselbe  ist  noch  in  dem 
letzten  Zeitalter  als  etwas  Sonderbares  zum  Vorschein  gekommen'. 

tSinobi-kiiruma.  ,Ein  geheimer  Wagen'.  Sib-zoku-seim  kurmna  nari.  ,Ist  ein  nicht 
verzierter  Wagen'. 

Sino-da-no  morl  tsi-je-no  koto.  ,Die  Sache  der  tausend  Aeste  des  Waldes  von  Sino-da'. 
Sinu-da-no  mori-ni-ica  kusü-no  ki-no  fito-moto  fahikori-te  tsi-je-ni  wakare-taru-to  ijeri.  Kore-ni 
jort-te  sino-da-no  mori-ni-wa  tsi-je-io  iu  koto-ivo  jomeri.  ,Man  sagt,  dass  in  dem  Walde  von 
Sino-da  ein  Kampherbaum  sich  ausbreitete  und  in  tausend  Aeste  getheilt  war.  In  Folge 
dessen  liest  man:    tausend  Aeste  in  dem  Walde  von  Sino-da'. 

Siku-siku  furu  ame.     Sikiri-ni  furu  ame  nari.     ,Ist  ein  fortwährend  fallender  Eegen'. 

Si-gure-mo  ajenu.  ,Der  Rieselregen  wagt  es  nicht'.  Sükosi  si-gurete  fare-juku  nari. 
, Bedeutet:    nachdem  ein  wenig  Rieselregen  gefallen,  heitert  es  sich  auf. 

Zijau-zü-mekasi-ki.   Tada  zib-zii-rasi-ki  nari.  ,Ist  bloss  zib-zü-j^asi-si,  geschickt,  erfahren'. 

Sima-hosi.  ,Der  Inselstern'.  Tsuki-no  i-mib  nari.  ,Ist  ein  verschiedener  Name  für  den 
Mond'.     Verse: 

Sa-jo  fukuru  midori-no  sora-ni  kaze  fuke-ba  ito-do  saje-masü  sima-hosi-no  kage. 

,In  tiefer  Nacht,  wenn  den  grünen  Wolkenhimmel  der  Wind  durchweht,  ist  überaus 
kühl  des  Inselsternes  Licht'. 

Si-de-no  tahi.  ,Die  Reise  nach  dem  Si-de'.  Mei-do  nari.  Ziu-ivb-kib-ni  ^  ^  si-de-no 
jama-to  ari.  Mata  fototogisü-wo  si-de-no  ta-osa-to  ijeri.  ,Ist  die  Unterwelt.  In  dem  Buche 
der  zehn  Könige  kommt  der  Berg  Si-de  (der  Berg  der  Todeshand)  vor.  Auch  der 
Kuckuk  heisst  si-de-no  ta-osa,  der  Feldälteste  der  Todeshand'.     Verse : 

Tsüne-jori-mo  mutsü-mazi-ki  kana  fototogisü  si-de-no  jama-dzi-no  tomo-to  omoje-ha. 

,Mehr  als  gewöhnlich  ist  er  freundlich,  der  Kuckuk,  wenn  er  denkt,  dass  Gefährten 
des  Bergweges  der  Todeshand  es  sind !' 

Sigi-no  fane  ^  -gaki.  ,Das  Flügelkratzen  der  Schnepfe'.  Mukasi  ada-naru  otoko-ioo 
fajiomu  unna  ari-keri.  Komi  jo-no  kazü-ica  o-oktt  kitaru  jo-no  kazü-wa  sükuna-kari-kere-ha 
kano  konu  jo-no  kazü-wo  kahi  koto-wa  aka-tsüki-no  sigi-no  fane^wo  :^  kaku  jori-mo  o-o-kari- 
si-to  nari.  ,Einst  war  ein  Weib,  das  sich  einem  falschen  Manne  anvertraute.  Da  die 
Nächte,  in  welchen  dieser  nicht  kam,  viele  an  Zahl,  die  Nächte,  in  welchen  er  kam, 
wenige  an  der  Zahl  waren,  schrieb  sie  die  Zahl  der  Nächte,  in  welchen  er  nicht  kam, 
öfter  als  die  Schnepfe  des  Tagesanbruchs  die  Flügel  kratzt'. 

Siki-tsn-no  ura.  ,Die  Bucht  von  Siki-tsu'.  Setsn-no  mei-sio  nari.  Siki-tsü-no  nra-ni 
makari-te  asohi-keru-ni  fune-ni  tomari-te  jomi-fanheri-keru.  ,Ist  ein  berühmter  Ort  in  Setsu. 
Als  der  Dichter  nach  der  Bucht  von  Siki-tsu  abreiste  und  daselbst  lustwandelte,  über- 
nachtete er  in  dem  Schiffe  und  verfertigte  ein  Gedicht'.     Verse : 

Fvne-nagara  ko-joi-bakari-ica  tabi-ne-sen  siki-tsit^no  ura-ni  jume-ica  samu-to-mo. 

,In  dem  Schiffe  diese  Nacht  auf  der  Reise  werd'  ich  schlafen,  in  der  Bucht  von 
Siki-tsu  aus  dem  Traume  mag  icli  auch  erwachen'. 


420  Pfizmaier. 

Sime-jufu.  J^  ^  ^o  man-jed-ni  kakeri.  Waga  mono-to  ^  red-si-taru  kokoro  nari. 
,Wird  feö-kiü  (als  Wahrzeichen  binden,  wie  oben)  in  dem  Man-jeo  geschrieben.  Hat  den 
Sinn,  dass  etwas  als  die  eigene  Sache  beherrscht  wird'. 

Simimi.     Sigeki  koto  nari.     ,Ist  so  viel  als  sigeki,  mannichfacli'. 

Sizima.  ^  ^  tu  kaku.  Mono-iwanu.  nari.  Mata  fito-no  mono-iü-ni  kajeri-goto-senu 
kotu  nari.  ,Wird  mu-gon  ,ühne  Wort'  (wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet:  nicht  sprechen. 
Ferner  ist  es  so  viel  als  auf  die  Rede  der  Menschen  nichts  erwiedern'. 

Simoto-jnfu  kadzüra-ki-jama.  ,Mit  Bast  binden,  der  Schlingpflanzenfeste  Berg',  ^jg  '^ 
Kadzfira-ki-to  iü  makura-kotoba  nari.  Ki-no  jeda-ivo  kadzüra-nite  jü-tuo  slmoto-to  iü.  ,Ist  ein 
Polsterwort,  welches  kadzüra-ki  , Schlingpflanzenfeste'  (der  Name  eines  Berges  in  Jamato) 
bedeutet.  Die  Zweige  der  Bäume  mit  Schlingpflanzen  binden,  nennt  man  simoto,  Bast'. 
Verse : 

Teru  tsüki-no  tabi-ne-no  toko-ja  simoto-jufu  kadzüra-ki-jama-no  fani-gawa-no  midzü. 

,Des  leuchtenden  Mondes  Bett,  worin  auf  der  Reise  er  schläft,  ist  das  Wasser  des 
Thalflusses  des  mit  Bast  bindenden  Berges  von  Kadzura-ki'. 

Simo-majofu.  ,In  Reiffrost  verloren'.  Tsüjoku  furi-taru  sirno  nari.  ,Ist  ein  starker  Reif- 
frost'.    Verse : 

Siino-majofu.  wo-da-no  kari-fo-no  sa-musiro-ni  tsüki-to-mn  wakazü  ine-gate-no  sora. 

,In  Reiffrost  verloren,  auf  dem  schmalen  Teppich  der  geschnittenen  Aehren  des 
kleinen  Feldes  erkennt  man  nicht,  dass  es  der  Mond  ist  an  dem  noch  schlafenden  Himmel'. 

Simo  ja-tabi  okii.     ,Der  Reiffrost  fällt  achtmal'.     Saka-ki-ni  kagiru  nari.     Saka-ki-wa 

fatsi-sen-zai-no    siün-siü-wo  furu-to    nari.       Kono    simo-to    iü-wa    sei-zb-wo   furu    koto-ni-ja. 

,Beschränkt  sich  auf  den  Götterbaum.     Es    ist,    weil    der  Götterbaum  die  Frühlinge   und 

Herbste  von  achttausend  Jahren  durchlebt.     Dieses  Wort  ,Reiffrost'  ist   wohl   so  viel  als 

,den  Reiffrost  der  Sterne  durchleben'   (d.   i.   die  Jahre  verbringen).     Verse : 

Simo  ja-tabi  woke-do  kare-senu  saka-ki-ba-no  tatsi-sakaju-beki  kami-no  ki-ne-kamo. 

,Die,  wenn  der  Reiffrost  auch  achtmal  fällt,  nicht  verdorren,  des  Götterbaums 
Blätter,  auf  der  Stelle  in  ihrer  Fülle  können  sie  sein  durch  die  Beschwörerin  der 
Götter !' 

Simo-iüoku  jume.  ,Der  Traum  von  dem  Fallen  des  Reiffrostes'.  Kuro-7msi-to  iü  fito 
tsüge-no-tu  iü  tokori-ni  tomari-keri.  Jb-jb  jo-no  ake-juku-ni  kasira-wo  motagete  mire-ba 
katawara-no  jabu-ni  sika  ari-keri.  Sono  naka-ni  o-zika-no  ari-keru-ga  iü  jb  kojoi  toare  koso 
jume-wo  mi-tari  tsüre  sono  jume-ni  senaka-ni  simo-no  funo-to  mije-si-to  i-i-kere-ba  me-zika-no 
iü  jb  joku-joku  tsütsüsimu-besi.  Kari-nado-no  aran-to  süru  jaran  kamajete  aivazi-to  sü-besi. 
Aiva-ba  kaioa  fagarete  siwo-no  ma  karen-ga  mijiiru  jaran-to  i-i-te  sika  oki-te  juki-keri. 
Sore-wo  kuro-nusi  fu-si-gi-ni  omoi-te  ato-wo  sitagai-te  mire-ba  asa-datsi-süru  kari-udo  mi- 
tsükete  kono  sika-wo  i-korosi-te  kawa-fagi  siwo-utsi  nado-si-keru-to-zo.  Kono  kokoro-nite  tsüge- 
no-wo  jume-no-to  iü.  Saru-ni  jori-te  jume-no-no  sikä-to  iü  nari.  Kono  koto  nippon-ki-ni  ide-tari. 
,Ein  Mensch  Namens  Kuro-nusi  übernachtete  an  einem  Orte  Namens  Tsuge-no.  Als 
der  Tag  kaum  zu  grauen  begann,  erhob  er  das  Haupt  und  blickte  um  sich.  In  dem 
Dickicht  zur  Seite  befanden  sich  Hirsche.  Unter  diesen  befand  sich  ein  Hirschbock, 
der  sagte:  Heute  Nacht  habe  ich  einen  Traum  gehabt.  Immer  kam  es  mir  in  diesem 
Traume  vor,  als  ob  Reiffrost  auf  meinen  Rücken  fiele.  —  Eine  Hirschkuh  sagte  hierauf: 
Du  musst  dich  besonders  gut  in  Acht  nehmen.  Es  sollen  Jagden  stattfinden,  und  du  musst 
dafür  sorgen,  dass  du  in  keine  Berührung  kommst.   Kommst  du  in  eine  Berührung,  so  hat  es 


Die  roETiscHEN  Ausdrücke  der  japanischen  Spüacue.  421 

den  Anschein,  dass  dir  die  Haut  abgezogen  wird  und  im  Salze  vertrocknet.  —  Hierauf 
erhoben  sich  die  Hirsclie  und  gingen  fort.  Kuro-nusi  hielt  dieses  für  ein  Wunder  und 
folgte  ilinen.  Als  er  hinblickte ,  fand  ein  frühe  aufstehender  Jäger  diesen  Hirsch.  Er 
erschoss  ihn,  zog  ihm  die  Haut  ab  und  erweichte  sie  im  Salze.  In  diesem  Sinne  gab 
man  Tsuge-no  den  Namen  JunKvno  (das  Traumfeld).  Demgemäss  sagt  man :  Der  Hirsch 
des  Traumfeldes.     Diese  Sache  kommt  in  dem  Nippon-ki  vor'. 

Simo-tsu  jami.     ,Die    untere  Finsterniss'.     Fatsü-ka    i-r/u^no  javil    nari.     ,Ist    die    Fin- 
sterniss  nach  dem  zwanzigsten  Tage'  (des  Mondes). 


Classe  Fi. 

Firo-maje.  ,Das  breite  Vordere'.  Kami-no  firo-maje-to-mo  ijeri.  Sin-zen  nari.  -^  S 
to  kakeri.  Man  sagt  auch  kami-no  firo-maje,  das  breite  A^ordere  der  Götter.  Bedeutet 
sin-zen^  die  Vorderseite  des  Tempels.     Wird  firo-maje  (wie  oben)  geschrieben'. 

Firo-fa-kadzüra.  ,Die  breitblätterige  Schlingpflanze',  üri-no  koto  nari.  ,Ist  so  viel 
als  uri,  Melone'. 

Fito-moto-juje-ni.  ,Eines  Stammes  wegen'.  Jickari-wo  in  nari.  , Bedeutet  das  Ver- 
hältniss  der  Freundschaft'. 

Fito-fa  oisüru.  ,Ein  Blatt  fällt'.  Aki-nari.  Idzüre-no  ki-nite-mo  arii-be-kere-do  tjo-tö 
itsi-jeö  otsi  ten-ka  aki-wo  sirit-to  are-ha  kiri-no  koto  naru-heki  josi  mhsi-naraiüasi-fanheru. 
jBedeutet  den  Herbst.  Dieses  sollte  bei  allen  Bäumen  geschehen.  Da  es  aber  heisst: 
,Ein  Blatt  des  Loosbaums  fällt ,  und  die  ganze  Welt  erkennt  den  Herbst' ,  so  ist  man 
gewohnt  zu  sagen,  dass  es  der  Loosbaum  sein  müsse'.     Verse: 

Otsi-nagara  tsiru-v;a  kaze-naki  fito-fa  kana. 

,Das  im  Fallen  verstreut  wird  ohne  den  Wind,  ist  das   einzelne  Blatt'. 

Fito-jari-naranu.  ,Was  keine  Schickung  der  Menschen  (eines  Anderen)  ist'.  Waga 
kokoro-kara-to  iii  nari.  Fito-jari-no  mitsi-ica  fito-no  jaru  koto  nari.  ,Ist  das  Wort :  aus  eigenem 
Antriebe.  Fito-jari-no  mitsi  ,der  Weg  der  Schickung  der  Menschen'  ist  so  viel  als  fito-no 
jaru,.  die  Menschen  (Andere)  schicken  (veranlassen)  es'. 

Fitu-no  fi.  ,Der  Tag  des  Menschen'.  Sih-guatm  t.süi-tatsi-wo  tori-no  fi-to  sü.  Fiitm- 
ka-ico  init  mi-ka-wo  wi  jokka-tvo  fit-mzi  itsü-ka-wo  usi  mnju-ka-wo  lunä  nanu-ka-ioo  fito 
jh-ka-'ico  ^  koku-to  sü.  Kono  fi  kaze  fukanu-wo  fo-nen-no  ura-to  sü.  Muju-ka-made-wo  ^  -J^ 
roku-tsiku-no  fi-to  .site  nanu-ka-wo  fito-no  fi-to  iü  nari.  ,Aus  dem  ersten  Tage  des  "ei'sten 
Monats  macht  man  das  Huhn.  Aus  dem  zweiten  Tage  macht  man  den  Hund,  aus  dem 
dritten  das  Schwein,  aus  dem  ^^erten  das  Schaf,  aus  dem  fünften  das  Rind,  aus  dem 
sechsten  das  Pferd,  aus  dem  siebenten  den  Menschen,  aus  dem  achten  die  Kornfrucht. 
Wenn  an  diesem  Tage  der  Wind  nicht  weht,  sagt  man  ein  fruchtbares  Jahr  vorher. 
Bis  zu  dem  sechsten  Tage  sind  es  die  sechs  llausthiere.  Den  siebenten  Tag  nennt  man 
den  Tag  des  Menschen'. 

A  Fito-tanome.  Fito-no  sükasü  jh-narit-to  iü  koto  nari.  Sora-tanome-mo  onazi-kokoro 
nari.  Tatoje-ba  onna-no  to-gutsi-ni  tateru-wo  min-to  süre-ha  tatsi-kaknre  mi-zi-to  .süre-ba 
araware  nado  süru  jo-no  koto-wo  iü  nari.  ,Ist  so  viel  als  das  ^^'ort :  auf  einen  ^lenschen 
hindurch  sehen.  Hat  denselben  Sinn  wie  sora-tanome,  nach  dem  Himmel  hindurchsehen. 
Bezeichnet,    dass    Dinge    sichtbar    worden,    wie    wenn    man    ein    an    dem    Tliüi'eingange 

Donkschriften  der  pbil.-bi^t.  Cl.  XXIII.  Bd.  Ü4 


^22  Pfizmaier. 

stehendes    Weib    sehen    will,    sich    sofort    versteckt    und   thut,    als   ob   man  nicht  sähe',' 

Verse : 

0-o-ara-ki-no  mori-no    -^    ko-no  ma-icu  viori-kanete  fito-tanome-naru  aki-no  jo-nu    tsüki. 

,Durch  die  Bäume  des  Waldes  von  0-o-ara-ld  zu  dringen  nicht  im  Stande,  nach  den 
Menschen  hindurchblickt  der  Mond  der  herbstlichen  Nacht'. 

Migiri-no  kokoru  ki-no  ma-no  tsüki-no  mije-tsü  kakure-tsü-süru-wa  fito-wo  sükasü  jo  naru-to 
iu  nari.  ,Der  Sinn  des  Obigen  ist:  Indem  der  Mond  zwischen  den  Bäumen  bald  sich 
zeigt,  bald  sich  verbirgt,  hat  es  den  Anschein,  als  ob  er  auf  die  Menschen  hindurch- 
blickte'. 

Fitu-nu  kikaka-ni.  Fito-no  kiku-ni-to  in  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  fito-no  kiku-ni,  indess 
die  Menschen  hören'. 

A  Fito-wai'aje-ni.  Fito-no  warb-ni-to  in  koto  nari.  Mono-ivarai-ni  onazi.  ,Tst  so  viel 
als  fito-no  warh-ni^  indess  die  Menschen  lachen.  Ist  mit  mono-warai  ,lächerlich'  gleich- 
bedeutend'. 

A  Fitu-riie-dziUsümi.  ,Der  Damm  des  Menschenauges'.  Fito-7io  miru  me-wo  tsütsümu-ni 
i-i-kakete  jomeri.  ,Man  liest,  dass  man  das  Auge,  mit  welchem  der  Mensch  sieht,  beschuldigt, 
wie  ein  Damm  einzuhüllen'.     Verse : 

Omoje-domo     h    fito-me-  jB    dzütsümi-no  taka-kere-ha  kawa-to  mi-nagara  je-koso  watarane. 

,Ich  gedenke  zwar,  doch  da  des  Menschenauges  Damm  hoch  ist,  kann  ich,  indess 
ich  sehe,  dass  ein  Fluss  es  ist,  nur  nicht  hinübersetzen'. 

Fito-no  kuni.  ,Das  Reich  der  Menschen'.  I-koku-ivu  sasi-te  iü.  , Bezeichnet  ein  fremdes 
Reich'. 

Fito-saka-amari.  j^  ^  ^  — •  to  kaku.  ,Wird  issiaku-jo-bakari  (über  einen  Schuh, 
wie  oben)  geschrieben'. 

Fito-mura.     Kinu    (TU    — •  fitu-mura.     , Bedeutet  ein  Stück  Seidenstoffes'. 

Fitori-gotsi.     Fitoin-gotv-to  unazi.     ,Ist  mit  fitori-goto  ,Selbstgespräch'  gleichbedeutend'. 

Fitoje-gusa.  ,Die  einfache  Pflanze'.  Ki-kib-no  i-mio  nari.  ,Ist  ein  verschiedener  Name 
für  ki-kib,  die  blaue  Glockenblume'. 

Fito-jo-gusa.  ,Die  Pflanze  einer  Nacht'.  Sümire-gusa-no  koto  nari.  Mukasi  aru  fito 
mitsi-wo  juku-ni  majoi-te  firoki  no-ni  fi-wo  kurasi-te  kusa-no  naka-nite  tori-no  kaiko-ioo 
ßroi-nu.  Kore-wo  sode-ni  ire-tsütsü.  Kitsa-no  maktira-wo  fiki-musnbi-te  sono  jo-wa  no-ni  fusi- 
owannii.  Jwme-ni  miru  jb  firoi-taru  kaiko-wa  ^  -^  zen-sei-7io  ko  nari.  Kono  no-ni  udzümu- 
beki  josi  mite  jume-same-nu.  Jume-no  gotoku  jagate  udzumu.  Sono  notsi-no  asita-ni  minc-ni 
fafito-tsü  aru  kusa-ni  murasaki-no  Jana  saki-nu.  Ima-no  sümire  köre  nari.  ,Ist  so  viel 
als  sumire-gusa,  das  Veilchen.  Einst  wanderte  ein  Mensch  auf  dem  Wege  und  verirrte 
sich.  Nachdem  er  auf  einer  weiten  Ebene  den  Tag  bis  zu  dem  Abend  verbracht,  las  er 
aus  dem  Grase  ein  Vogelei  auf.  Er  steckte  dieses  in  seinen  Aermel.  Er  band  ein  Pflanzen- 
kissen zusammen  und  lag  diese  Nacht  auf  dem  Felde.  Es  träumte  ihm,  dass  das  auf- 
gelesene Ei  ein  Kind  des  früheren  Lebens  war.  Elr  sah,  dass  es  in  dieser  Ebene  ver- 
graben werden  sollte  und  erwachte  aus  dem  Traume.  In  Uebereinstimmung  mit  dem 
Traume  vergrub  er  es  sogleich.  Als  er  am  nächsten  Morgen  sich  umblickte,  war  auf 
einer  einblätterigen  Pflanze  eine  purpurne  Blume  erblüht.  Diese  war  das  heutige  Veilchen'. 

1    Tavome  scheint  nicht  von  laiinmi,  ,sich  verlassen'  abgeleitet  zu  sein,  und  ist  dessen  ursprüngliche  Bedeutung'  ganz  ungewiss. 
Ta-7w  nie  könnte  ,das  Auge  der  Hand'  (das  Sehen  durch  die  Hand)   iiedeuten,  was  jedoch  nur  Vermuthung  ist. 


r)|K   PdETlSCIIEN  ArSIlRÜCKE  DER  JAPANISCHEN  SPRACHE.  423 

Fitu-ni-mnre  om-ni-mare.  Fitu-ni-mo  are  oni-ni-mo  are-to  iü  kotoba  iiari.  ,Ist  das  Woi't 
fito-ni-iuo  are  oni-ui-mo  are,  es  mögen  Menschen  sein,  es  mögen  Dämonen  sein'. 

Fito-no  kiini-no  ^  ha.  ,l)er  Wolilgerucli  des  Reiches  der  Menschen'  (des  fremden 
Ileiches)'.  Fan-gon-kb  nari.  Kan-no  ri-fu-zin  si-site  notsi  vri-kado  teo-ai-iu)  omoi  nawo  jamazii- 
site  fan-gun-ku-wo  taki-karc-ba  kefuri-no  utsi-ni  inaborosi-no  gotoku  uinu-kage-no  niije-keru-to 
nari.  , Bedeutet  fan-gon-kh,  der  Wohlgeruch  der  zurückkehrenden  Seele.  Als  zu  den  Zeiten 
der  Hivn  die  liohe  Frau  von  dem  Geschlechte  Li  gestorben  war,  luitte  die  Liebe  des 
Kaisers  zu  ihr  noch  immer  kein  Ende.  Als  er  den  Wohlgeruch  der  zurückkehrenden 
Seele  brannte,  erschien  in  dem  Rauche  wie  durcli  Zauberkunst  ihr  Bild'. 

Fifn-ß-mi  jado.  ,T)as  Einkehrhaus  eines  Tages'.  Sia-ba-se-ka  nari.  ,Bedeutet  diese 
Welt'. 

Fitsi-te.      Tsujoku   nure-taru  nari.     , Bedeutet :    stark  befeuchtet'.     Verse : 

Sode-fitsi-te  musübi-si  midzü-no  koworeru-ioo  faru  tatsü  kefu-no  kaze-ja  tokti-ran. 

,I)er  Aermel  ist  befeuchtet,  das  gebundene  Wasser,  das  gefroren,  wird  der  Wind 
des  heutigen  Tages,  an  dem  der  Frühling  ersteht,  wohl  lösen'. 

Fidzi-gasa-no  ame.  ,Der  Regen  des  Armschirms'.  Niwaka-ni  furi-idele  kasa-mo  tori- 
ajenu  fodo-nite  sode-wo  kadzukfi-wu  iü  nari.  ,Bezeichnet,  dass  der  Regen  so  plötzlich  fällt, 
dass  man  sich  nicht  getraut,  den  Regenschirm  zu  nelimen,  sondern  sicli  mit  dem  Aermel 
bedeckt'. 

Firu-me.  ,Das  Tagesauge'.  Issefsii  aiua-terasn  o-o-vii-kami-no  vii-koto  nari.  Mata 
tsüki-no  firu-me-to-wa  firu-no  jo-ni  akasi-to  iü  koto  nari.  ,Ist  nach  einer  Erklärung  so  viel 
als  die  den  Himmel  erleuchtende  grosse  Gottheit.  Ferner  ist  tsüki-no  firii-me  ,das  Tages- 
auge des  Mondes'  so  viel  als:    nach  Art  des  Tages  erhellen'. 

J^  Fi-wo  ketsi-taru  ^  jo.  ,Die  Welt,  in  der  das  Feuer  verlöscht  ist'.  Bntsfi-nii)- 
metsn-no  koto  nari.     .Ist  so  viel  als  der  Tod  Buddha's'. 

Fi-kata-ßiku.  ,Der  Ostwind  weht'.  Ta,da  kaze-no  koto  nari.  ,Ist  bloss  so  viel  als 
kaze,  Wind". 

Fita.  Naru-go-no  tagui  nari.  Ita-ni  nawa-vco  kakete  jama  ta-no  sika-ico  odorokasü  mono 
nari.  Aki  nari.  ,Ist  eine  Art  Scheuche.  Man  hängt  einen  Strick  an  ein  Bret  und  erschreckt 
die  Hirsche  der  Berge  und  Felder.     Bedeutet  den  Herbst'. 

Fi-da-takumi.  ,I)er  Künstler  von  Fi-da'.  g  ^  ^  t<>  kaku-  Ban-zeö-no  koto  nari. 
,Wird  ß-da-takumi  (wie  oben)  geschrieben.  Ist  so  viel  als  ban-zeo,  Jemand,  der  das  Zimmer- 
handwerk lernt'. 

Fitai-no  M  kami-siku.  ,Das  Stirnhaar  breiten'.  Koi-süru  tconna-ica  kami-no  tsidzimu 
koto-too  in.     , Bezeichnet,    dass    bei    dem    liebenden  Weibe    das  Haupthaar   sich   kräuselt'. 

Fi-tatsi-obi.  ,I)er  Gürtel  von  Fitatsi'.  Fi-tatsi-no  kuni-ni  ka-zima-no  mib-zin-to  mo-m 
kami-no  matsüri-no  ß  onna-no  ke-sö  ßto-no  amata  am  toki-ni  na-nori-ico  nuno-no  abi-ni  kaki- 
tsükete  kami-no  o-maje-ni  tcoku  nari.  0-o-karu  naka-ni  sfi-beki  otoko-no  na  kaki-taru  obi 
U'ono-dzükara  uragajeru  nari.  Sore-ioo  tori-te  ne-gi-ga  je-sase-taru-ico  onna  mite  sa-mo-to  omo 
otoko-no  na  aru  obi  nare-ba  jogate  o-maje-nite  sore-tco  kiki-fe  otoko-to  tsigiri-wo  komuru  nari. 
Tatoje-ba  tira  nado-no  ju-narv  koto  nari.  ,Wenn  an  dem  Tage  des  Opfers  für  den  glän- 
zenden Gott  von  Ka-zima  in  dem  Reiche  Fitatsi  viele  Menschen  sind,  an  welche  ein 
Weib  denkt,  so  schreibt  sie  die  Namen  auf  Gürtel  von  Tuch  und  legt  sie  vor  dem 
Gotte  nieder.  Der  Gürtel,  auf  welchem  der  Name  des  Mannes,  der  es  unter  Vielen  sein 
soll,    geschrieben  ist.    wendet  sich  von  innen    nach    aussen.     Der  Priester    nimmt    diesen 

54» 


424  Pfizmaier. 

und  lässt  ihn  zukommen.  Wenn  das  Weib  ihn  ansieht  und  es  der  Gürtel  mit  dem  Namen 
des  Mannes  ist,  auf  welchen  sie  auf  diese  Weise  denkt,  hört  man  dieses  sogleich  vor 
dem  Gotte  und  bringt  die  Verbindung  mit  dem  Manne  herein.  Dieses  ist  eine  Art  Wahr- 
sagung'. 

Fitatage.  pn  tu  kaku.  Kamahisüki  nari.  ,\Vird  tataku  (klopfen,  wie  oben)  geschrieben. 
Bedeutet  kamabisüsi,  geräuschvoll'. 

Mta-omote.  Tada-ni  tai-men-sürn  koto  nari.  ,Ist  so  viel  als  tai-men-süru,  von  An- 
gesicht sehen'. 

Fl'taki-ja.  ,Ein  Haus,  in  welchem  man  Feuer  anzündet',  'j'it  jjj^  S/n-gu-ivo  sitatamurn 
nari.     , Bedeutet:    das  den  Göttern  Dargereichte  niederschreiben'. 

Fi-nahi-taru.  I-naka-meki-taru  nari.  , Bedeutet:  ein  ländliches  Aussehen  erhalten 
haben'. 

Fi-natü-siramu.  Asa-fi-no  idzüru-tote  jama-no  megiiri  akaku  niijurii^too  iü  nari.  ,Bedeutet, 
dass  die  Morgensonne  aufgehen  will  und  der  Umkreis  der  Berge  roth  erscheint'.'  Verse: 

Tutco-tsika-no  tabi-bito  ima-iva  tatsi-nu   nari  figasi-no  jama-no  fi-nato-sirame-ba. 

,Nah'  und  fern  die  reisenden  Menschen  haben  sich  jetzt  erhoben,  da  der  Östlichen 
Berge  Umkreis  am  Morgen  sich  röthet'. 

Fi-ra-no  ne-ioatasi.  Fi-ra-ica  go-siü  nari.  i^  Nc-ifatasi-wa  ne-worosi-to  onazi.  Kaze-no 
na  nari.  ,Fi-ra  ist  die  Provinz  Gö-siü.  Ne-ioatasi  ,die  Wurzeln  hinüber  tragen'  ist  mit 
ne-worusi  ,die  Wui'zeln  niederlegen'  gleichbedeutend.     Ist  ein  Name  des  Windes'.   Verse: 

Arasi  fuku  fi-ra-no  taka-^ie-no  ne-watasi-ni  aware  sigururu  kami-na-dzüki  kana. 

,Der  Sturmwind  bläst,  bei  dem  Wurzelversenden  des  hohen  Berggipfels  von  Fi-ra 
leider  niederrieselt  der  götterlose  Monat!' 

Fira-no.  ,Das  ebene  Feld'.  Kita-no-no  nisi  nari.  Nin-tokii-ten-ivo-wo  iwai-tate-matsüm 
nari.  ,Ist  der  Westen  von  Kita-no  (in  Jama-siro).  Man  verehrt  daselbst  den  Kaiser 
Nin-toku'. 

Fi-no  tamesi.  ,Die  Probe  des  Eises'.  Tai-dai-ni  fatsü-faru  midzü-wo  koworasete  fö-nen 
kiii-nen-ifo  fakaru  nari.  Kowori  atsü-kere-ba  fo-nen-no  ^  so  nari.  Usüki-wa  kio-nen-to  sü. 
,Bedeutet :  Im  kaiserlichen  Palaste  lässt  man  im  Anfange  des  Frühlings  Wasser  gefrieren 
und  bestimmt  dadurch,  ob  das  Jahr  ein  fruchtbares  oder  ein  Missjahr  sein  werde. 
Wenn  das  Eis  dick  ist,  so  ist  dieses  das  Zeichen  eines  fruchtbaren  Jahres.  Dünnes  Eis 
bringt  ein  böses  Jahr'. 

Fima-jtiku  koma.  ,Die  durch  die  Zwischenräume  wandelnden  Füllen'.  Kub-in-no  koto 
nari.  Tsüki-tco  kvro-koma-ni  tat  oje  fi-wo  siro-muma-ni  tat  6.  Sono  koma-no  mono  süki-ma-wo 
sitguru  koto-no  fajaki-tco  kub-in-no  idsüri-jasitki-ni  tatojete  iü  mu-zio  nari.  ,Ist  so  viel  als 
kub-in,  Tage  und  Nächte.  Den  Mond  vergleicht  man  mit  einem  schwarzen  Füllen.  Die 
Sonne  vergleicht  man  mit  einem  weissen  Pferde.  Es  bedeutet  die  Vergänglichkeit,  bei 
der  man  die  Schnelligkeit,  mit  der  die  Füllen  die  Zwischenräume  überschreiten,  mit  der 
Wandelbarkeit  der  Tage  und  Nächte  vergleicht'. 

Fi-sau-naki.  ;^g  ^  fl|  to  kaku.  Fuku-fuku-siki  katatsi-nari.  Gen-zi-no  kotoba  nari. 
,Wird  fin-sb-naki  (ohne  ärmlichen  Anblick,  wie  oben)  geschrieben.  Bedeutet  fidcu-fioku-si, 
in  glücklichen  Umständen.  ^  Ist  ein  Wort  des  Geschlechtes  Gen'. 


Bei  diesem  und  einigen  vurhergelienden  Ausdrücken  lässt  sich  der  ursprüngliche  Sinn  der  Zusammensetzung  nicht  bestimmen. 
Dieses  die  muthmassliche  Bedeutung  des  hier  zur  Erklärung  gebraucliten,  sonst  nirgends  vorkommenden  Wortes  fuku-fukii-si-si. 


Die  roKTiscHEN  AusdkOcke  dek  jatanischkn  Sprache.  425 

Fisasi-no  kiumma.  ,Der  Wagen  des  Wetterdaches'.  Kurmiia-nu  maje-ni  fisasi  aru-wo 
in  nori.     ,Bezeiclinet,  dass  der  Wagen  an  der  Vorderseite  ein  Wetterdach  hat'. 

Fisa-kata-no  jama.  ,l)er  hinge  währende  feste  Berg'.  Siü-mi-wo  in  nari.  ,Bezeichnet 
den  Berg  Sin-mi'. 

Fiki-sirof)/..     Anata  kaiiata-fu  naga-blku  nari.     , Bedeutet:    hierhin    und    dorthin    lange 

ziehen'. 

Fimc-icokn.  ,Das  Fräulein  legt  nieder'.  Kakusi-woku  nari.  ,Bedeutet  in  ein  Versteck  legen'. 

Fime-fina-dori.  ,I)as  Fräuleinküchlein'.  Fi-bari-no  i-mib  nari.  ,lst  ein  verschiedener 
Name  für  fi-hari,  Lerche'.     Verse  : 

Farv-tio  nn-ni  flme-fina-chiri-nn  (igarii   nari  kasumi-nu  atsi-ni  koje  kikqje-tsütsü. 

,Auf  dem  Felde  des  Frühlings  das  Fräuleinküchlein  steigt.  In  dem  rothen  Wolken- 
dvmst  ward  seine  Stimme  gehört'. 

Fiziri-no  nii-ko.  ,l)er  hüchstweise  Kaisersohn'.  Gen-zi-ni  u-dzi-no  mija-no  koto-wo  ijeri. 
,Bezeichnet  in  dem  Geschlechte  Gen  die  Sache  des  Palastes  des  Berges  U-dzi. 

Fiziri-me.  Fizümi  -th  nari-ico  iü  nari-.  Fizümi-to  iü-ni  onazi.  Tsiire-dzüre-gusa-ui  go- 
han-nu  tsnno-ni  isi-ivo  tafefe  faziku-ni  mukai-narn  isi-wo  mamori-te  faziku-wa  atarazü  toaga 
-^  ^  te-vioto-ico  johl  mite  koko-naru  ßziri-me-wo  sügu-vi  fazike-ba  tate-taru  isi  kanarazü 
afaru-to  ari.  , Bezeichnet  dasjenige,  was  schief  ist.  Ist  mit  dem  Worte  fizumi  ,schief' 
gleichbedeutend.  In  dem  Tsure-dzure-gusa  heisst  es:  Wenn  man  in  dem  Winkel  des 
Damenbrettes  einen  Stein  aufstellt  und  beim  Schnellen  den  gegenüberstehenden  Stein  beob- 
achtet, gelingt  das  Schnellen  nicht.  Wenn  man  das,  was  unter  der  eigenen  Hand  ist, 
gut  betrachtet,  das  hier  befindliche  Schiefe  gerade  schnellt,  so  trifft  der  aufgestellte 
Stein  gewiss'. 

Fiziri-no  1M  mi-  J^  jo.  ,Das  erhabene  Zeitalter  der  Höchstweisen'.  Sei-ivh-na  mi- 
koto  nari.  Morohm-nitc-ica  ged-sihn  bnn-bv  fi-no  moto-nite-u-a  cn-ki  ten-ria,kn.-no  mi-koto-ico 
)iiusn-ni-ja.  ,Ist  so  viel  als  die  höchstweisen  Könige.  In  China  sind  es  Yao  und  Schün, 
die  Könige  Wen  und  Wu.  In  Japan  sind  es  wohl  die  Zeiträume  En-ki  (900  bis  022 
n.   Chr.)   und  Ten-riaku   (947    bis   95fi   n.   Chr.). 

Fiziki-mo.  ,üie  Sache  des  Seetangs',  ümi-no  kma  nar-i.  Sore-wo  ßki-siku  mono-ni 
kakete  ijeri.  I-mono-m  in  ke-sh-si-keru  unna-no  moto-je  ßziki-vio-to  iü  mono-wo  jaru-tote.  ,Ist 
eine  Seeptianze.  Dieses  sagt  man  in  Bezug  auf  ßki-fiku  mono,  eine  Sache,  die  man  herbei- 
zieht und  breitet.  In  der  Geschichte  von  Ise  heisst  es:  In  die  Behausung  des  Weibes, 
an  das  man  denkt,  schickt  niaii  den  Gegenstand  yjc^X-«-?»/*'.     Verse: 

Onx.i-ara-brf  inugura-no  jado-ni  ne-mo  si-nan  ßziki-mono-ni-ioa  sode-wo  si-tsüUü-mo. 

,Wenn  ein  Gedenken  ist,  wird  in  des  Labkrauts  Nachtlager  man  schlafen,  hat  man 
die  Sache  des  Seetangs  auch  zum  Aermel  gemacht'. 

Fibiragi-idrv.  Kono  kotoba-wa  tori-vo  fa-ico  furui-tam  jh-ni  .sib-zuku-wo  ßki-tsüknroi-te 
fokori'tarv  tei  )iari.  ,l)ieses  AVort  bedeutet:  nach  Art  eines  Vogels,  der  die  Flügel 
schüttelt,  seinen  Anzug  in  (Jrdnung  bringen  und  sich  stolz  geberden'. 

Fi-ino-kagarai.  ,Der  Spiegel  der  EisHäche'.  Koirori-no  kotn  nari.  Tokuru-to  iü-jori 
ijH  ßrno-ni  josete  jomeri.  ,Ist  so  viel  als  koicori,  Eis.  Weil  man  sagt,  dass  es  sich  löst, 
wird  es  in  Bezug  auf  ßmo  ,Band'  gelesen'.     Verse : 

Kage-kijoki  iwa-ma-no  midzu-no  ßmo-kagami  tokete-mo  ßaru-ni  mnkafu  kefu  kann. 

,Der  Bandspiegel  des  von  Wiederschein  klaren  Wassers,  zwischen  den  Felsen  sich 
lösend,  dem  Frühling  entgegen  gekehrt  ist  er  heute!' 


426  Pfizmaiek. 

Classe  Mo. 

Morokosi-no  josi-no-no  jama.  ,Der  Berg  des  chinesischen  Josi-no'.  Morokosi-ni  josi- 
no-to  in  tokoro  aru-ni-wa  arazü.  Tada  josi-no-no  oku  fukakl-wa  kara-je  juku  hakari  fotcoki-to 
iü  nari.  ,Es  ist  nicht  der  Fall,  dass  es  in  China  einen  Ort  Namens  Josi-no  gibt.  Es 
bedeutet  bloss,  dass  man  zu  dem  abgelegenen  Josi-no  so  weit  hat,  als  ob  man  nach 
China  reiste'. 

Morokosi-no  nta.  ,Ein  chinesisches  Lied'.  |^  Si-wo-mo  osi-komete  ijeri.  Mata  kara-ata- 
to-mo  ijeri.  Man  sagt  so  mit  Einsclduss  der  chinesischen  Gedichte.  IMan  sagt  auch 
kara-uta'. 

Moro-kadzfira.  ,Beide  Schlingpflanzen'.  Onna-no  k'io-dai-wo  iü.  Issetsü-ni  afiä-gusa 
nari-to-mo  ijeri.  , Bedeutet  die  Schwestern.  In  einer  Erklärung  heisst  es,  es  bedeute  auch 
die  Pflanze  afui,  Malve'. 

Moro-hnsi.     Moro-tomo-ui  fusü  nari.     ,Bedeutet  moro-tomo-ni  ßisü,    beisammen  liegen'. 

Moro-muki.  ,Zu  Beiden  gewendet'.  Kusa-ha-no  kanata  konata-je  mukai-taru  sama  nari. 
Kusa-ba  nioro-imtki-tu  jovieri.  ,Bedeutet,  dass  die  Blätter  der  Pflanzen  hierhin  und  dorthin 
gewendet  sind.  Man  liest  knsa-ba  moro-muki,  die  Blätter  der  Pflanzen  nach  beiden  Seiten 
gekehrt'. 

^  Mo-ni  süimt  musi.  ,Das  in  dem  Hornblatt  wohnende  Insect'.  Na-wo  icare-kara-to 
iü  juje-ni  koi-ni  fito-no  toga-ni-wa  arazü-to  iü-ni  josete  jomeri.  ,Weil  es  mit  Namen  ivare- 
kara  ,aus  eigenem  Antriebe'  heisst,  liest  man  es  in  Bezug  auf  das  Wort,  dass  es  in  der 
Liebe  die  Schuld  anderer  Menschen  nicht  ist'.    Verse: 

Ama-no   kam   mo-ni   swmu   musi-no    ware-kara-to   ne-tvo  koso  nagame  jo-im-ha  nrami-zi. 

,Das  in  dem  Hornblatt,  das  der  Fischer  schneidet,  wohnende  Insect,  freiwillig  nur 
verlängert  es  den  Schlaf:  der  AVeit  grolle  es  nicht'. 

Fito-wo   nawo   urami-tsüru   kana  ama-no  karu  ino-ni  sümu  musi-vo  na-ivo  wasüre-tsütsü. 

,Den  Menschen  noch  immer  hab'  ich  gegrollt!  Den  Namen  des  in  dem  Hornblatt, 
das  der  Fischer  schneidet,  wohnenden  Insects  hab'  ich  vergessen'. 

Kokoro-^va  mo-ni  sümu  musi-no  loare-kara-to  ne-ni  koso-ioa  nagame  ju-wo-ha  urami-zi-to 
iü  nari.  Ware-kara-to  iü  musi-tva  mo-ni  tori-tshki-taru  tsi-isaki  kai  nari.  Sono  musi-no 
waga  kokoro-kara  vio-ni  tori-tsüki-te  are-ba  fito-ni  kararete  si-suru-to-mx>  sara-ni  jo-ico-mo 
ßto-tco-mo  uramu-mazi-ki-to  nari.  ,Der  Sinn  ist:  Das  in  dem  Hornblatt  Avohnende  Insect 
blickt  freiwillig  im  Schlafe  nur  vor  sich  hin  und  soll  der  Welt  nicht  grollen.  Das 
Insect  ware-kara  (aus  eigenem  Antriebe)  ist  eine  sich  an  dem  Hornblatt  festhaltende 
kleine  Muschel.  Da  dieses  Insect  freiwillig  sich  an  dem  Hornblatt  festgehalten  hat, 
darf  es,  wenn  es  von  den  Menschen  abgemäht  wird  und  stirbt,  durchaus  nicht  der  Welt 
und  den  Menschen  grollen'. 

Mofo-tsü  ka-ni.  -^  Moto-no  ^  ka-ni-to  iü  nari.  Tsü-wa  soje-taru  nari.  ,Ist  das  Woi't 
moto-no  ka-ni,  mit  dem  ursprünglichen  Wohlgeruche.      Tsü  ist  hinzugefügt'.     Verse: 

Moto-tsü  ka-ni  niwoje  jornogi-ga  jado-nonme. 

,Mit  dem  ursprünglichen  Wohlgeruch  duftend  die  Pflaumenbäume  des  Nachtlagers 
des  Beifusses'. 

Jado-nonme  steht  in  diesen  Versen  für  jado-no  ume. 

Moto-ara-no  ^  yJ^  ko-fagi.  Moto-no  ara  ki-fagi  nari.  ,Ist  mofo-ara-no  ki-fagi ,  der 
von  Stamm  rauhe  Baumweiderich'.    Verse : 


Die  poetischen  AusdkOcke  her  japanischen  Sprache.  427 

Aki-fagi-no  furu-je-nl  sakera  fana   ntire-ba   iiioto-no  kokuru-tca  wasüre-zari-keri. 

,Die  auf  den  alten  Zweigen  keimenden  Blütlien  des  Herbstweiderichs  wenn  man 
sieht,  Jiat  das  ursprüngliche  Herz  nicht  vergessen'. 

Am  fon-ni  nan-site  m  fagl-wa  itsi-nen-dzütsü-nite  karete  waka-liaja-jori  fana-wa  sakn-wo 
Jurv,-je-ni  saku-tu  in  ikan.  Kotajete  iü  kono  fagi-wa  kara-fagi-to  lute  ^  ^^j^  ki-fayi.  nari. 
Jumi  nado-m-mo  tsühim  fodo-no  ki  nari.  Wö-siü  mija-ki-nu-no  fagi  nari.  Ko-ZHJp.-ni  aico-je 
ide-kite  fana-nu  saku  nari.  Sare-ba  mija-ki-no-no  motu  ara-no  ko-fagi-to  ijeri.  ,In  einem 
Buche  wird  dieses  für  unmöglich  gehalten  und  gesagt:  Da  der  Weiderich  ein  Jahr  um 
das  andere  verdorrt  und  die  Blüthen  aus  den  jungen  Sprossen  hervorkommen,  wie  lässt 
sich  da  sagen,  dass  die  Blüthen  aus  den  alten  Zweigen  hervorkommen?  —  Man  antwortet: 
Dieser  Weiderich  heisst  der  chinesische  Weiderich  und  ist  der  Bauinweiderich.  Es  ist  ein 
Baum  von  der  Art  derjenigen,  die  mau  zu  Bogen  und  anderen  Gegenständen  verarbeitet. 
Es  ist  der  Weiderich  von  Mija-ki-nn  in  Wo-siü.  Auf  seiner  Spitze  kommen  grüne 
Zweige  hervor  und  auf  diesen  keimen  die  Blüthen.  Es  heisst  somit  der  von  Stamm 
rauhe  Baumweiderich  von  Mija-ki-no  in  W6-siü'.     Verse : 

Mija-ki-no-nü  vioto-ara-no  ^  -J^  ko-fagi  tsüju  omomi  kaze-tou  matsü  kotu  kimi-ioo  koso 
viatsü. 

,Der  von  Stamm  rauhe  Baumweiderich  von  Mija-ki-no  schwer  von  Thau,  sein  Warten 
auf  den  Wind  ist  nur  das  Warten  auf  den  Gebieter'. 

Motome-ko.  -5^  ^  tu  kaku.  Kagura-nn  utai-mono  nari.  ,Wirtl  motome-ko  (Solm  des 
Suchens,  wie  oben)  geschrieben.     Ist  ein  Gesang   der  gottesdienstlichen  Musik'. 

Moto-tsh  fito.  Moto-bito  nari.  Tsü-wa.  soje-taru  nari.  ,lst  moto-bitu^  der  ursprüngliche 
Mensch.     Tait   wurde  hinzugefügt'. 

Motü-tatsü  mitsi.  ,Der  ursprüngliche  AVeg ,  auf  welchem  man  sich  erhebt'.  Waga 
ije-no  si-waza  nari.     ,Ist  die  Beschäftigung  des  eigenen  Hauses'. 

Muto-jui-no  simn.  ,Der  Reiffrost  des  Haarbandes'.  Sira-ga-nu  koto  nari.  ,Ist  so  viel 
als  sira-ga.1  weisses  Haupthaar'. 

Moto-jui-giosa.  ,Die  Haarbandpflanze'.  Tsi-maki  nari.  ,Bedeutet  tsi-maki.,  ein  in  Schilf- 
blätter gehüllter  ßeiskuchen'. 

Mora  sira-fama-no  ku-e.  ,Uer  Ton  der  dui-chsickernden  weissen  Edelsteine'.  R6- 
kukii-no  nddzft-no  ko-e  nari.      ,Ist  das  Geräusch  des  Wassers  dei"  Wasseruhi''. 

Motu  jama.  ,Dei"  bewahrende  Berg'.  Mo7n-jama-to-mo  in.  Sato-no  na  nari.  Go-siil-nu 
mei-.tio  nari.  No-dzi-nn  kita  nari.  ,Man  sagt  auch  mori-Jama.  Ist  der  Name  eines  Dorfes. 
Ist  ein  berühmter  Ort  in  Gö-siü.     Derselbe  liegt  im  Norden  von  No-dzi'. 

Md-ka-sa-ka-biine.  Mo-ka-sa^ka-tva-to-wa  fune-no  af-sHmari-tarn  nari.  Isset^n-ni-wa.  iitvu- 
tora  fnne  nari-to  ijeri.  ^Mo-ka-sa-ka  bedeutet  die  versammelten  Schiffe.  Nach  einer  Er- 
klärung bedeutet  es  ein  Schlft'  für  den  Fischfang'.  Die  ursprüngliche  Bedeutung  von 
rno-ka-sa-ka   ist  ganz   ungewiss. 

Mo-naka.  ,Die  Mitte'.  Aki-no  nio-naka-iva  fatsi-guatsü-no  ziü-go  -ja  nari.  Kiri-no  mo-naka 
midzä-no  mo-naka.  Kore-iua  tada  naka-im  koto  nari.  Tadasi  inidzi't-no  mo-naka-aa  ^  mo-ni 
josete  jmneri.  ,Aki-no  mo-naka  ,die  Mitte  des  Herbstes'  ist  die  fünfzeJmte  Nacht  des 
achten  .Monats.  Kiri-no  mo-naka  .^  die  Mitte  des  Nebels.  Midzü-no  in,o-naka .,  die  Mitte 
des  Wassers.  Dieses  ist  bloss  so  viel  als  naka.  in  der  Mitte.  Jedoch  midzii-no  mo-naka 
,die  ]Mitte  des  Wassers'  wird   in  Bezug  auf  mo  ,Hornblatt'  gelesen'.     Verse: 

Midzü-no  omo-ni  teru  tsuki  nami-icu  kazofure-ba  ko-joi-zo  aki-no   mo-naka   nari-keru. 


428  Pl'lZMAIEK. 

,Auf  der  Fläche  des  Wassers  als  der  leuchtende  Mond  die  "Wellen  zählte,  ist  es 
heute  Nacht  des  Herbstes  Mitte  geworden'. 

Mo-nalai.  Wazawai  nari.  Koro)no-no  ^  mo-ni  josete  jomcri.  , Bedeutet  ivazaivai, 
Unheil.      Wird  in   Bezug  auf  mo  , unteres  Kleid'   gelesen'. 

Mono-ifi-saya-riikuki  -W;  ja.  ,l)ie  Welt,  deren  ßeden  unglücklich  ist'.  Ru-zai-no 
mi-nite  kakaru  süki-cjoto-süru-na-to  monu-i-i-Kaga-naki  fito-no  i-i-ja  morasan-to  fahakari-omoi- 
tamb-to  gen-zi-ni  am.  ,In  dem  Geschlechte  Gen  heisst  es :  In  seiner  Verbannung  denkt 
er  mit  Furcht,  dass  die  Worte  der  von  Rode  unglücklichen  Menschen,  welche  sagten: 
, lasse  dich  dergleichen  nicht  gelüsten-,  verlauten  würden'.  Für  die  Worte  der  Ueber- 
schrift  steht  in  diesem  (Zitate  i»ono-i-i-saga-)iaki  fito.     Ebenso  in  dem  Index. 

Mono-ka-iva.  Mono-no  kazi(,-ka-ica-to  iu  nari.  ,Ist  das  Wort  monu-no  kdZft-ka-ica ,  ist 
es  die  Zahl  der  Dinge?' 

Mono-kara,  Monu-nagara-tu  iCt  koto  nari.  Tsüki  jadure-to-ica  nure-nu  mono-kara-to 
jvmi-tari.  ,lst  so  viel  als  das  Wort  mono-nagara ,  während  etwas  ist.  Man  liest  tsüki 
jadore-to-ica  nure-nu  mono-kara,  dort  wo  der  Mond  einkehrt,  während  es  feucht  geworden'. 

Mono-ifi-sirazü.  ,Nicht  zu  sprechen  wissen',  gjy  ^  ^  ^  /o  kaku.  Mono-iiuarenu-tn 
iü  koto  nari.  ,Wird  gon-gu-do-dan  (der  Weg  der  Worte  ist  abgeschnitten,  wie  oben)  ge- 
schrieben.    Ist  so  viel  als  das  Wort  inono-iwarewt,^  unausspreclilich'. 

Mono-no  ke.  )|^  ij^t  to  kaku.  Iki-reo  si-reö  nado-no  fito-ioo  tatari-sü  nari.  ,Wird 
mono-no  ke  (Seltsamkeit  der  Dinge,  wie  oben)  gesclirieben.  Bedeutet,  dass  Geister  der 
Lebendigen,  Geister  der  Todten  und  ähnliche  Dinge  den  Menschen  heimsuchen'. 

Mono-no  ne.  ,Der  Klang  der  Dinge'.  Kuan-ken-no  kufo  nari.  ,Ist  so  viel  als  kuan-ken, 
ßohr  und  Saite'   (Aufspielen  von  Musik). 

Mogura.  ^  Mtcgura-ni  onazi.     ,Ist  mit  imigitra  ,Labkraut'  gleichbedeutend.' 

Moja-moja-no  seki.  ,Der  Gi'änzpass  von  Moja-moja'.  Wo-siü  nari.  Muja-muja-ni 
onazi.  Mu-ni  tsiü-sü.  ,Ist  in  W6-siü.  Ist  mit  muja-muja  gleichbedeutend,  ^^'ird  bei  mu 
erklärt'. 

Bj^  ^  Mo-busi-tsüka-  M  funa.  ,I)er  in  dem  Hornblatt  liegende  Bars  dei-  Handbreite'. 
Tada  fiuia-no  koto  nari.      ,Ist  bloss  so  viel  als  funa.  Bars'. 

Mnte-najami-gusa.  ,Die  Leidenspflanze'.  Motc-atstdcai-taru  fei  nari.  Xani-goto-nite-mo 
se-ken-ni  fito-ni  atsukb  koto  nari.  ,Ist  das,  womit  jnan  zu  tliun  hat.  Bedeutet,  dass  der 
Mensch  sich  mit  irgend   einej-  Sache  in   dei-  Welt  zu  schaffen  macht'. 

Mogi-  ^  ki.  ,Ein  abgepflückter  Baum'.  Jeda-no  naki  ki  nari.  Nawo  iwa-jama-ni 
jomcri.  Issetsil  fa-mo  jeda-mo  mngi-tate-taru  kokoro  nari.  ,Ist  ein  Baum  ohne  Zweige. 
Man  liest  es  nocb  von  Felsengebirgen.  Nach  einer  Erklärung  hat  es  den  Sinn :  mit 
abgepflückten  Blättern  und  Zweigen  aufgestellt'. 

Mojuru.  ,Brennen'.  Omoi-wo  fi-ni  josete  jomu.  ,Man  liest  so,  indem  man  die  Sehn- 
sucht auf  das  Feuer  bezieht'.     Verse : 

Moje-fatete  fai-tu  nari-nan  toki-wo  koso  fito-no  omoi-no  jaman  SQ  go-ni  seme. 

,AVo  er  ausgebrannt  und  Asche  sein  wird,  die  Zeit  nur  mag  der  Mensch  zur  Zeit, 
wo  sein  Sehnen  aufhören   wii-d,  machen'. 

Momidzi-süru.    Momidzüru.    Momidzi-tsütsü.     Momidzi-ni  keri-na. 

Mina  kd-jeo-sitru  koto  nari.  Momidzinu-wa  kö-jeo-senu  nari.  ,Die  obigen  Wörter  sind 
so  viel  als  ko-jeö-.süru.,  rothe  Blätter  bekommen'.  Momidzinu  bedeutet  kö-jeo-senu,  keine 
i'othen  Blätter  bekommen'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  der  japanischen  Sprache.  429 

Momidzi-no  /«s/.  ,l>ie  Brücke  der  rothen  Blätter'.  Ama-no  katva-ni  jorueri.  Tana- 
hata-ni  loataseru  fast  nari.  ,Wird  von  dt'iii  Himmelsflusse  gelesen.  Ist  die  Brücke,  die 
von   der  Weberin   übersetzt  wird'. 

Momidzi-dori.  ,I)er  Vogel  der  rothen  Blätter'.  Sika-no  i-m.ih  nari.  ,Ist  ein  ver- 
schiedener Name  für  sika^i  Hirsch'. 

Mo-silvo-no  makura.  ,Das  Salzkissen  des  Hornblatts'.  Mo-ni  sitcu  simi-tam  vmkuru 
nari.     ,Ist  ein  Kissen,  bei  welchem  Salz  in  das  Hornblatt  gedrungen  ist'. 

Mo-siwo-gusa.  ,Die  Salzpflanze  des  Hornblatts'.  Tada  siwo-jaku-nn  koto  nari.  Sorc-iro 
mono-kakn  koto-ni  josete  iü  nari.  ,Ist  bloss  so  viel  als  siwo-jaku,  Salz  brennen.  Man  sagt 
dieses  in  Bezug  auf  das  Schreiben'.     Verse: 

Wa-ka-no  nra-no  navd-no  kazü-7ii-wa  more-ni-keri  kakti  kai-rao  naki  mo-siico-gitsa  kaua. 

,Aus  der  Zahl  der  Wellen  der  Bucht  des  japanischen  Liedes  ist  durchgesickert  die 
so  nutzlose  Salzpflanze  des  Hornblatts !' 

Mo-siivo-  J^  hi.  ,Das  Salzfeuer  des  Hornblatts'.  Siivo-wo  jakv  tote  ^  mo-taku  nari. 
,Bedeutet:  um  Salz  zu  brennen,  das  Hornblatt  anzünden'. 

Mumo-ko-ike.  ,Hundert  kleine  Teiche'.  Ten-dziku-nite-wa  kuni-no  na  nari.  Nippon- 
nite-wa  tai-dai-nite  momo-no  tarai-ni  midzü-wo  irete  momo-ko-ike-tote  tana-hata-ni  ta-mukeru 
nari.  ,In  Indien  ist  es  der  Name  eines  Reiches.  In  Japan  bedeutet  es ,  dass  man  in 
dem  kaiserlichen  Palaste  in  liundert  Waschbecken  Wasser  giesst,  auf  diese  Weise  hundert 
kleine  Teiche  bildet  und  der  Weberin  das  Handopfer  bringt'. 

Momo-t.'ii-dori.  ,Hunderttausend  Vögel'.  Jorodzü-nu  tori-to  kokuro-je-besi-tu  ijcri.  Issetsü 
in  uguisü  nari.  Uguisü-iün>  moro-moro-nu  tori-no  fazime  nare-ba  tsndzümete  uguisii  fitn- 
tsü-ni  moro-moro-no  tori-ivü  kome-tari-td-mi)  ijeri.  Tada  den-ziu  ar?(  tori  nare-ba  ta-jasiiku 
jomu-be-karazü.  Mata  süi-fen-ni  tsi-dori-no  ßto-tsü  tateru-wo  mite.  ,Es  heisst,  es  könne  als 
die  zehntausend  Vögel  verstanden  werden.  Nach  einer  Erklärung  ist  es  die  Nachtigall. 
Man  sagt,  da  die  Nachtigall  der  erste  aller  Vögel  ist,  habe  man  durch  Abkürzung  die 
einzige  Nachtigall  in  sämmtliche  Vögel  eingeschlossen.  Ua  es  aber  ein  überlieferter 
Vogel  isT;,  kann  man  es  in  Gedichten  nicht  leicht  sagen.  Ein  Dichter  sah  auch  an  dei- 
Seite!  des  Wassers  einen  einzelnen  Regenpfeifer'  (tsi-dori,  wörtlich :  tausend  Vögel).  Verse : 

Tonio-wo   nami  kaiva-se-ni  nozomi  tatsi-ici-naku  momo-tsi-dori-fo-iüa  tare-ga  i-i-ke». 

,Ühne  Gefährten,  auf  die  Stromschnelle  des  Flusses  blickend,  steht  er  und  singt. 
Wer  möchte  sagen,  dass  es  hunderttausend  Vögel  sind'. 

In   diesen   Versen  wird  tsi-dori  mit  inomo-tsi-dori  verwechselt. 

Momo-kagari.  ,Die  hundert  Feuerkörbe'.  Ina-dzüma  nari.  Ina-tsünigi-to-mo  in.  ,Isr 
der  Blitz.     Man  sagt  auch  ina-tsnrngi,  das  Schwert  der  Reispflanzen'. 

Mozü-no  kusa-guki-no  koto.  Die  Sache  der  Pflanzcnstcngel  des  Neuntödters'.  Ka-rin- 
rib-sai-ni  iü  man-jed-siü  su-mon-no  uta-ni.  ,In  dem  vortrefflichen  Stoffe  des  Liederwaldes 
heisst  es:  In  der  Sammlung  des  Man-jeö  ist  ein  Gedicht  des  gegenseitigen  Hörens'.  Verse: 

Faru-sare-ba  mozü-no  kusa-gnki  niijezü-to-ma  ware-tca  mi-jaran  kimi-ga  atari-ico. 

,Wenn  es  Frühling  ist,  mögen  des  Neuntödters  Pflanzenstengcl  nicht  zu  sehiMi  sein: 
ich  werde  sehen  den  Ort,  wo  der  Gebieter'. 

Ken-.<ie6  iü  mozü-no  kn-ta-guM-to-ica  mozü-no  kusa-kiigurn-icu  iü  nari.  Kugnrn-ico  knki-to 
jomii  koto  man-jeo-siü-no  *S  ^  sio-rui-domo  fiki-nose-fanberi.  Kijo-süke-no  icd-gi-sed-ni-ica 
mozü-no  iri-tarn  kusa-nn  knki  nari-to  ijeri.  Waga,  ijr-wa  kano  kusa-gnki-no  südzi-ni  atari-taru 
sato-ni    aru-to    icosije-tarn.    koto-tco    mh.n-fanberi.     Kono    sctsü-ni    jorc-ba    irare-iva    mi-joran 

Denksclirifton  dor  phil.-hist.  Cl.  XXIII.  Bei.  •  öö 


430  Pfizmaier. 

kimi-ga  atari-wu-fo  koi-no  nta-ni  man-jeö-ni  nose-fanheru-mo  suno  tajori-aru-ni  ni-tari.  Ja- 
kmno  go-seö-ni  iü  kore-wa  aru  jo-nu  josi  iü  fito  arc-domo  sio-sen  mozü-no  aru  kusa-guki-too 
sasi-te  siru-he-ni  i-i-keric-wo  notsi-ni  tadzünaru-ni  suno  ato-nasi-to  ijeru  nari-to  nose-fanheri. 
Sono  tajori-aru-ni  ni-tari.  Mata  tosi-jori  ason  ise-jorl  asa-süje-no  moto-je  okuri-si  2tta-ni. 
,Ken-se6  sagt:  Mozü-no  kusa-gukl  bedeutet  mozü-no  kasa-kugaru,  der  Neuntödter  tauclit 
unter  die  Pflanzen.  Dass  kuki  ,8tengel'  für  kugiiru  ,unter tauchen'  gelesen  wird ,  haben 
die  Bestätiger  der  Sammlung  des  Man-jeo  aufgenommen.  In  der  Aufzeichmmg  der 
tiefen  Weise  von  Kijo-suke  lieisst  es,  es  seien  die  Stengel  der  Pflanzen,  unter  welchen 
der  Neuntödter  sich  aufhält.  Der  Verfasser  sagt  zur  Verständigung,  das  eigene  Haus 
befinde  sich  in  dem  Dorfe,  welches  in  der  Gregend  jener  Pflanzenstengel  liegt.  Wenn 
man  sich  an  diese  Erklärung  hält,  so  scheint  es  begründet  zu  sein,  dass  die  Worte:  ,ich 
werde  sehen  den  Ort,  wo  der  Gebieter'  unter  die  Lieder  der  Liebe  in  dem  Man-jeo 
eingetragen  wurde.  In  den  Aufzeichnungen  der  acht  Wolken  heisst  es:  Obgleich  es 
Menschen  gibt,  welche  dieses  für  Thatsächliches  ausgeben,  ist  am  Ende,  wenn  man  später 
sucht,  was  als  Merkmal  der  Pflanzenstengel,  unter  welchen  der  Neuntödter  sich  befindet, 
angegeben  worden ,  hiervon  keine  Spur  vorhanden.  Es  scheint ,  dass  dieses  begründet 
ist.  Auch  in  dem  Gedichte,  welches  Tosi-jori  Ason  von  Ise  an  Asa-suje  schickte,  wird 
gesagt' :  Verse : 

Toje-kasi-na  taina-kusi-Jio  fa-ni  mi-kakurete  mozii-no  kusa-guki  me-dzi  narazü-to-mo. 

,0  dass  du  fragtest !  In  den  Blättern  der  Edelsteinulme  verborgen,  mag  es  der  Ge- 
sichtskreis der  Pflanzenstengel  des  Neuntödters  auch  nicht  sein'. 

Migiri  ken-seö-ga  iü  aru  setsü-ni  ko-no  fa.  sigerl-te  sirusi-no  kusa  mijezü-to  iü  kokoro  ari. 
Tosi-jori-wa  sonu  kokoro-nite  jomeru-ni-ja-to  ijeri.  Mata  mozü-no  kusa-guki-ioa  mozü-ioa 
fototoqim-no  kutsü-nui-nite  ari-keru-ga  kutsü-wo  tori-te  kajesazari-si-ni  jotte  sono  kawari-ni 
kajeru  jb-no  mono-ivo  kusa-no  kuki-ni  sasi-fasami-ivoku-tfo  ia-to  ijeri.  Kore-tco  mozü-no  faja- 
nije-to-mo  ijeri.  Kaku-no  gotoht-nu  ^  ^  sio-setsü  tasika-naru  fon-setsü  nasi-to  ije-domo 
notsi-no  fito  motsi-i-te  jomeru  uta-ni-mo  arü-ni-ja.  Tabi-no  koi-tu  iü  kasira-nite.  ,Zu  dem 
Obigen  sagt  Ken-se6 :  Nach  einer  Erklärung  hat  dieses  den  Sinn ,  dass  die  Bltitter  der 
Bäume  dicht  und  die  kennzeichnenden  Pflanzen  nicht  zu  sehen  sind.  Es  sei  die  Frage, 
ob  es  Tosi-jori  in  diesem  Sinne  gesagt  habe.  Ferner  sagt  man  hinsichtlich  der  Pflanzen- 
stengel des  Neuntödters,  der  Kuckuk  sei  ein  Schuhnäher  gewesen.  Der  Neuntödter  habe 
Schuhe  genommen  und  sie  nicht  bezahlt.  Desshalb  habe  er  Gegenstände ,  die  einen 
Ersatz  bieten  konnten,  zwischen  die  Stengel  der  Pflanzen  gelegt.  Dieses  nenne  man 
auch  mozü-no  faja-nije^  das  schnell  dargereichte  Geschenk  des  Neuntödters.  Obwohl  der- 
gleichen Erklärungen  keine  sicheren  Erklärungen  des  Textes  sind,  haben  die  späteren 
Menschen  davon  Gebrauch  gemacht,  und  sie  kommen  wohl  auch  in  einem  Gedichte  vor. 
So  in  dem  Gedichte :  Die  Liebe  der  Reise'.    Verse : 

Kari-ni  musühu  iwori-mo  juki-ni  udzümorete  tadzüne-zo  loahuru  mozü-no  hisa-guki. 

,Die  leichthin  gebundene  Hütte  auch,  im  Schnee  ist  sie  begraben.  Im  Suchen  un- 
glücklich ist  man  bei  des  Neuntödters  Pflanzenstengeln'. 

Watakusi  iü  aru-setsü-ni  mozü-no  kibsa-guki-to-wa  futari-no  sin-dziü-ni  jaku-sohi-se-si  koto 


nari.    Mukasi   ^^    fjj'»  kuakkö-wa   sioku-no  kuni-no  mi-kado-nite  aru-to  ije-domo  otsi-burete 


7 


kutsü-wo  tsükuri-te  uri-te  -^  Ä  sin-mib-wo  tsimagi-keru-ni  aru  toki  siwo-uru  akindo  kutsü-wo 
kai-fe  atai-wo  nasü  koto  nasi.  Sikaru-ni  siwo-uri  faka-naku  naru  toki  iü  jb-ica  wäre  nippon-ni 
itari-te  mozü-to  iü  mono-ni-  7ia?m-besi.     Kimi-wa  fototogisü-to    nari-te  o-ide-aran  toki  kutsü-7io 


Die  poetischen  AusduOckk  dek  japanischen  Sprache.  431 

atai-no  tarne  jorodzu-no  miisi  kaioadzn  nadu-wv  kihsa-ni  sasi-te  nkn-besi-to  tu.  Sarii-ni  joite, 
mozü-no  faja-nije-to-mu  ijern-iva  kono  kutn-ivu  in  nari.  ,lii  einer  besonderen  Erklärung 
heisst  es :  ,Pflanzenstengel  des  Neuntödters'  ist  das  Versprechen,  das  sicli  zwei  Menschen 
im  Herzen  geben.  Einst  lebte  ein  gewisser  Kuo-kung'.  Obgleich  er  Kaiser  des  Reiches 
Schö  war,  verarmte  er  und  verfertigte  Schuhe,  die  er  verkaufte  und  dadurch  sein  Leben 
fristete.  Einmal  kaufte  ein  mit  Salz  handelnder  Kaufmann  Scluihe  und  erlegte  nicht  den 
Preis.  Als  somit  der  Salzverkäufer  verschwand,  sagte  er:  Ich  werde  nach  Japan  kommen 
und  ein  Neuntödter  werden.  Wenn  du  ein  Kuckuk  wirst  und  dorthin  gehst,  werde  ich 
als  Bezahluna-  für  die  Schuhe  die  zehntausend  Insecten ,  Frösche  und  andere  Dinge 
zwisclien  die  Pflanzen  legen.  Dass  man  auf  diese  Weise  auch  mozn-no  faja-mjc  ,das 
schnell    dargereichte  Geschenk    des   Neuntödters'    sagt,    bezeichnet    diese  Sache'.     Verse: 

Adzi-ki-naki  kokoro-no  okN-im  tsigiri  kana  fito-ni-ica  iwazi  mozü-no  kusa-guki. 

,0  die  Vereinbarung  in  der  Tiefe  des  unglücklichen  Herzens!  Pen  Menschen  sagt 
man  nicht  die  Pflanzenstengel  des  Neuntödters'. 

Vordere  Verse: 

Soiiata-to  bakarl  mozu-no  kusa-guki. 

,An  jener  Stelle  nur  sind  des  Neuntödters  Pflanzenstengel'. 

Hinzugefügte  Verse: 

Fototogisfi.  mataruru,  jama-ni  ko-gnkurefe. 

Jndess  der  Kuckuk  auf  dem  Berge,  wo  er  erwartet  wird,  in  den  Bäumen  sich 
verbirgt'. 

Classe  *S'e. 

Sei-wa-no  sora.  ,Der  klare  und  heitere  Himmel'.  3j^  '^  to  kaku  U-no  tsuki-no  sora 
nari.     ,Wird  sei-tca  (wie  oben)  geschrieben.     Ist  der  Himmel  des  dritten  Monats'. 

Setsi-ri-mo  suda-mo.  Setsl-r'i-wa  kokti-wo  nari.  Süda-wa  sin-ka  nari.  Fihc  uta  ju-iio 
hu-ni  kuwasi-ku  tsiu-sü.  .Setsi-ri  bedeutet  den  König  des  Reiches.  Siida  ist  der  Diener. 
Das  angeführte  Gedicht  wird  in  der  Classe  Jtr  ausführlich  erklärt'-. 

Seri-tmmi-si  mukasi-no  fito.  ,Der  Mensch  des  Alterthums,  der  Petersilie  pflückte'. 
Mtikasi  kado-mori-no  ko  tsio-zia-no  itmki-musüme-ivo  ouioi-kakete  jamai-ni  nari-keru-ga  uno 
ßme-gitui  seri-ico  kononii-tamo-to  kiki-fc  semete  omoi-no  amari  sawa-ni  idete  seri-wo  tsümi-te 
kokoro-wo  nagusami-si  ko-zi  nari.  ,Ist  die  alte  Erzählung:  Einst  verliebte  sich  dei-  Sohn 
eines  Thorwächters  in  das  begünstigte  Mädchen  eines  Reichen  und  wurde  krank.  Da 
er  hörte,  dass  jene  Gebieterin  die  Petersilie  liebe,  ging  er  wenigstens,  im  Uebermasse 
der  Sehnsucht,  zu  dem  Sumpfe  hinaus,  pflückte  Petersilie  und  erleichterte  sein  Herz'.  Verse: 

Seri-tsnijti-si  mukasi-no  ßto-mo   icnga  goto-ja  kokoro-ni  mono-no  kanau-azaru-ran. 

,Der  Petersilie  pflückte,  der  Mensch  des  Alterthums,  ihm  ging  wolil,  so  wie  mir, 
eine  Sache  nicht  nach  seinem  Sinne'. 

Se-ta-no  naga-fa!<i.  ,l^ie  lange  Brücke  von  Se-ta'.  Go-siit-no  mei-sio  nari.  Aioa-dzil-no 
minami  nari.  ,Ist  ein  borülimter  Ort  in  (jö-siü.  Derselbe  befindet  sich  im  Süden  von 
Awa-dzu'. 


•    Kuö-knmj,  der  Fürst  der  Vorstadt.     Mit  der  AMSsprache /o^o^oyi'.*»   hat  dieses  Wort  die  Hedentiiiig:  Kuckuk. 
2    In  der  Classe  Jii  wird  ein  solche»  Gedirht  nicht  aufjefiihrt ,    wolil    aber   in   der  Classe  AV,   hei  dem  Worte   na-ruku-no  soko. 

55* 


432  Pfizmaier. 

Setsüta.  iSi'itio-otoku  nari.  , Bedeutet  einen  Bedienten'.  Sonst  ohne  Erklärung.  Ein 
Wort  von  Ungewisser  Ableitung.     Sonst  hat  setsü-ta  die  Bedeutung:     Schneeschuhe'. 

Here-u-no  sato.  0-o-bara-no  utsi  nari.  , Liegt  in  0-o-bara'.  Steht  für  seri-fn-no  sato, 
das  Dorf,  in  welchem  l'etersilie  wächst.     Verse : 

0-o-bara-ja  ^  "öl  sere-ih-no  sato-no  tsüki-wa  mitsü  itsü-ka  ivaga  mi-jno  sünm-be- 
liciru-ran. . 

,0-o-bai-a !  In  dem  Dorfe  von  Sere-u  der  Mond  ist  voll.  Eines  Tages  muss  aucli 
icli  daselbst  wohnen'. 

Sen-zi-gakt.  ^  ^  *g*  to  kaka.  Ml-kadu-no  o-use-gakl  nari.  ,M'ird  sen-zi-gaki  (Schreiber 
des  verkündeten  höchsten  Willens,  wie  oben)  geschrieben.  Ist  ein  Befehlsschreiben  des 
Kaisers'. 

Sen-mijau-jomu.  ,Den  verkündeten  höchsten  Befehl  lesen'.  Mi-kado-no  o-ose-ivo  fumi-ni 
tsükuri-te  jomi-noburu  nari.  , Bedeutet:  den  Befehl  des  Kaisers  in  eine  Schrift  bringen 
und   durch  Lesen  bekannt  machen'. 

Sen-sü-he-nami .    Sen-kata-naki  nari.    , Bedeutet  sen-kata-na.fti,  es  gibt  kein  Mittel'. 

Se-u-soko-garu.  a^"  Fumi-jari-ta-garu  nari.  Sed-soko-ira  Ö  ]?S  'u  kaki-te  a^  fram-no 
kuto  nari.  , Bedeutet,  eine  Schrift  schicken  wollen.  Seo-soku  wird  seö-soku  (auslöschen  und 
aufhören,  wie  oben)   geschrieben   und  ist  so  viel  als  fiivii,   Schrift'. 

Se-ko-nawa.  ,Ein  Jägerseil'.  ^  ^  ?^  to  kaku.  Sisi-gari-no  toki  natva-wo  fiki-te  oi- 
idasü  nari.  , Bedeutet :  zur  Zeit  der  Hirschjagd  ein  Seil  ziehen  und  (das  Wild)  heraus- 
treiben'. 

Seki-iruru.  ,Verschliessen  und  hineinleiten'.  Midzü  nado-ni  iü.  ,Wird  vom  Wasser  und 
ähnlichen  Dingfen  ffesagt'.     Verse  : 

o  o  o 

Kono  koro-wa  nagararu  midzü-wo  seki-irete  ko-kage  süzü-n-ki  naka-gaiva-no  jadu. 

,Um  diese  Zeit  das  fliessende  Wasser  verschliesst  und  leitet  man  hinein,  wo  kühl 
der  Bäume  Schatten,  bei  dem  Nachtlager  von  Naka-gawa'. 

Seki-mukaje.  ,Das  Entgegengehen  an  dem  Grenzpasse'.  Eio-kaku-too  okuri-mukbru-v:a 
si-fo-ni>  seki'tcu  kagiru  nari.  , Bedeutet :  als  Grenze  für  die  Begleitung  und  das  Abholen 
der  Reisenden  die  Grenzpässe  der  vier  Gegenden  bestimmen'. 

Semete  sa-wa.     Semete    sara-ba    nari.      ,Ist  semete  sara-ba,  wenn  es  wenigstens  so  ist'. 

Semi-710    moro-ko-e.     Senii    amata    naku    nari.     ,Bedeutet,    dass    viele    Grillen    singen'. 

Semi-no  fa-goromo.  ,Das  Kleid  der  Grillenflügel'.  Usüki  natsu-goromo  nari.  ,Ist  ein 
dünnes  Sommerkleid'. 

Classe  Su. 

Süi-gai.  Take-nite  suzüsi-ku  si-taru.  kaki  nari.  ,Ist  ein  durch  Bambus  kühl  gemachter 
Zaun'. 

Hüi-fan.  , Wasserspeise'.  ^^  -^  to  kaku.  Ju-dzüke-mcsi  nari.  Gen-zi-ni  ari.  ,W^ird 
siii-fon  (wie  oben)  geschrieben.  Ist  in  heisses  W^asser  eingeweichter,  gekochter  Eeis. 
Steht  in  dem  Geschlechte  Gen'. 

Silbe-  ijjft  kami.  Mi-kado-ivo  kaml-ni  iwai-tate-matsüri-taru  nari.  ,Bedeutet,  dass  man 
dem  Himmelssohne  als  einem  Gotte  geopfert  hat'. 

Sügaru-naku.  }M  ^ö  to  kaku.  Sika-no  i-mio  nari.  Mata  sika-no  ko-no  koto  nari.  Mata 
suzüka-to-wa  me-zika-ico  iü.  Sägaru-to-iva  o-zika-wo  iü  nari.  ,W^ird  sitgaru  naku  (der  Hirsch 
schreit,  wie  oben)  geschrieben.    Ist  ein  verschiedener  Name  für  sika,  Hirsch.     Ist  ferner 


DiK  POETISCHEN   Au.-iDKÜCKE  DEK  JAPANISCHEN  SpEACEE.  433 

SO  viel  als  sika-nu  ku,  Hirschkalb.  Auch  süzüka  bedeutet  ine-zika,  Hirschkuh.  Sügari' 
bedeutet  o-zika,  Hirschbock'. 

Sü-gaku.  ,l)az  Netz  zeichnen'.  Kumo-no  ito-wo  fiku  )uiri.  , Bedeutet:  die  Spinne  spinnt 
Fäden'. 

Su-gane-dori.  ,Dei"  Vogel  des  blossen  Goldes'.  Ki-zi-nu  i-mih  narl.  Ki-zi-tva  ko-ivo 
oslmi-te  no-be-wo  jakerii  toki-ni-mu  tat(tzu-site  jake-sinuru  nari.  Jake-no-nu  ki-gisü-to  ijeri. 
,Ist  ein  verschiedener  Name  des  Fasans.  Der  Fasan  liebt  seine  Jungen.  Wenn  das  Feld 
angezündet  wird,  fliegt  er  nicht  auf,  sondern  stirbt  in  dem  Feuer.  Man  nennt  ihn  den 
Fasan  des  angezündeten  Feldes'.     Verse: 

Aware-ni-mo  ko-wo  oiuqfu-tofe  sü-gane-dori  no-be-tvu  Jakn  fi-ni  fal-tu  nari-nuru. 

,Mit  Zärtlichkeit  weil  der  Jungen  er  gedenkt,  ist  des  blossen  Goldes  Vogel  in  dem 
das  Feld  verbrennenden  Feuer  zur  Asche  geworden'. 

Hügafi-mgafi.  Utsi-tsigai-utsi-tsigäi-ni  narerii-fo  iü  kotoha  nari.  ,Ist  ein  Wort  von  der 
Bedeutung  von  iitsi-tsigai-utsi-tsigai-ni  nareru,  sich  gewöhnen,  fortwährend  von  einander 
verschieden  zu  sein'. 

tingata-inasi.  ,üas  Insect  der  Gestalt'.  Tanuki-no  i-mib  nari.  ,Ist  ein  verschiedener 
Name  fiü"  tanuki,  Dachs'. 

Südaku.  '^  ^  fo  kaku.  Atsümari-ie  ko-e-arit  nari.  ,Wird  atsüwarti  (versammelt  sein, 
wie  oben  zweimal)  geschi-ieben.  Bedeutet:  versammelt  sein  und  eine  Stimme  haben'.  Verse: 

Mugura-fu-te  are-taru  jado-no  ure-taki-wa  kari-ni-mo  oni-no  siidaku  nari-keri. 

,Wo  das  Labla-aut  wuchs,  in  dem  wüsten  Nachtlager,  dem  traurigen  war  einst- 
weilen noch  das  Summen  der  Dämonen'. 

Sü-no  ko-datsü  mono,  f^  -?■  ^  Sü-no  ko  Jen  nari.  ,Ist  ein  gedeckter  Gang  mit  einem 
Fussboden  von  Bambus'. 

Si'fhijoka.  ^  to  kaku.  Tsüjoku  tasika-naru  nari.  ,AVird  ken  (wie  oben)  geschrieben. 
Bedeutet :    stark  und  sicher'.     Sonst  sükujaka. 

Sügu-sügiisi-ki.  ,Von  gerader  Art',  il  Sina-naki  nari.  , Bedeutet  sina-nasi,  ohne  Classe 
vmd   Rang'. 

Sü-guro-no  süsüki.  ,Das  reinschwarze  lange  Gras'.  Jake-taru  fai-no  jo-no  naka-ni  iri-te 
knrokv  narii-ico  in  yiari.  , Bezeichnet:  In  die  Welt  der  gebrannten  Asche  treten  und 
schwarz  werden'. 

Sü-gosi.      Südare-gosi    nari.      ,Ist    südare-gosi,     über    die    Thürmatte    hinaus'.    Verse : 

Ara-kari-si  nami-no  kokoro-wa  tsüra-kere-do  sü-gosi-ni  jose-si  ko-e-zo  koi-siki. 

,Das  Herz  der  rauh  gewoi'denen  W^ eilen,  ward  es  auch  betrübt,  ist  die  über  die 
Thürmatte  geschickte  Stimme,  die  geliebte'. 

Sn-e-wa  to-ni.  ^  Sü-e-wa  ^k  to-ni  nari.  ^j,  no  zi-iru  to-to  jomeri.  ,lst  m-e-iva  fo-7ii, 
das  Ende  aussen.     Das  Zeichen  guai  (aussen,  wie  oben)  wird  to  gelesen'.     Verse: 

Jama-zato-no  waga  mi-wa  kasümi  komerarete  kaki-ne-no  janagi  sü-e-ioa  to-^ii  miju. 

,Das  Gebirgsdorf,  in  den  Wolkendunst  selbst  nachdem  es  gestellt  worden,  sind  von 
den  Weiden  der  Mauerwurzel  die  Spitzen  aussen  zu  sehen'. 

Sn-e-tsümu  Jana.  ,Die  Blume,  die  man  am  Ende  pflückt'.  Beni-na  fana-no  koto  nari. 
Süje-jori  tsümu  mono  nare-ba  nari.  ,lst  so  viel  als  die  Blüthe  des  Saffrans.  Sie  heisst  so, 
weil  man  sie  von  der  Spitze  pflückt'. 

Süje-no  matsü-jama-no  koto.  ,Die  Sache  des  Berges  der  letzten  Fichten'.  Ka-rin-rio- 
sai-ni  ide-tari.     .Kommt  in  dem  vortrefflichen  Stoffe  des  Liederwaldes  vor'.    Verse: 


434 


Pfizmaikr. 


Kimi-wo  tcoki-te   adasi-kokuro-wo    ivare   mota-ba    süje-no   matsü-jama   nami-mo    kuje-nan. 

,Von  dem  Gebieter  lassend,  ein  falsches  Herz  wenn  ich  habe,  werden  den  Berg 
der  letzten  Fichten  die  Wellen  auch  übersteigen'. 

Miglri-u-a  mukasi  Jian-nio-no  ari-keru-ga  süje-no  matsu-jama-wo  sasi-te  kann  jama-ni 
nami-no  koje-nan  toki-zo  wasum-hcki-to  tsigiri-keru-ga  fodo-naku  site  koto-gokoro  tsüki-te  keru- 
ni-jori-ni  ßo-nu  kokoro-gaivam-ioo-ha  nami-kosü-to  iü  nari.  Kano  jama-ni  makoto-ni  nami-no 
kojuru-ni'  arazü.  Aida-no  faruka-ni  noki-taru-ni  tatsn  nami-no  kam  matsü-jama-no  uje-jori 
kojnrv.  jb-ni  mijtcru-tvo  aru-beku-mo  naki  koto  nare-ba  makoto-ni  am  nami-no  kojen  toki-zo 
kokoro-gawaru-besi-to  tsigiri-te  tsigai-tam  kotoba  nari.  ,Was  das  Obige  betrifft,  so  waren 
einst  ein  Mann  und  ein  Weib,  welche  auf  den  Berg  der  letzten  Fichten  deuteten  und 
mit  einander  übereinkamen,  dass  sie  dann  vergessen  dürften,  wenn  jenen  Berg  die 
Wellen  übersteigen  würden.  Nach  kurzer  Zeit  wurden  sie  anderen  Sinnes.  Desswegen 
sagt  man,  wenn  der  Mensch  seinen  Sinn  ändert,  dass  die  Wellen  übersteigen.  Es  ist 
nicht  der  Fall,  dass  jenen  Berg  die  Wellen  wirklich  übersteigen.  Da  es  bei  dem  weiten 
Zwischenräume  immöglich  sein  kann,  dass  es  aussieht,  als  ob  die  sich  erhebenden  Wellen 
über  die  Höhe  jenes  Fichtenberges  stiegen,  so  wurden  die  Worte  des  Uebereinkommens, 
dass  man  dann  seinen  Sinn  ändern  könne,  wenn  wirklich  jene  Wellen  übersteigen  würden, 
nicht  gehalten'.    Verse  : 

Tsiqiri  ki-na  katami-ni  sode-ivo  sibori-tsfdsü  süje-no  matsü  jama  nami  knsasi-to-wa. 

,I)as  Uebereinkommen  ist  zu  nichte!  (gegenseitig  den  Aermel  haben  wir  aus- 
gewunden, damit  die  Wellen  des  Berges  der  letzten  Fichten  übersteigen'. 

Ika-ni  sen  süje-no  matsü-jama  nam,i  kosa-ba  mine-no  sira-kumo  kije-mo  koso  süre. 

.Wie  wird  es  sein';>  Den  Berg  der  letzten  Fichten  wenn  die  Wellen  übersteigen, 
mögen  des  Berggipfels  weisse  Wolken  auch  nur  zerschmelzen'. 

yavii  kojuru  koro-to-mo  sirazü  süje-no  matsü  matsü-ran-to  nomi  omoi-keru  kana. 

,0b  die  Zeit  auch  ist,  wo  die  Wellen  übersteigen,  nicht  wissend,  die  letzten  Fichten, 
sie  dachten   nur :    wir  werden  wohl   warten !' 

Mata  morokisi-no  fito-iva  ^  \\\  san-rei  ^  ;?pj"  ka-tai-to  tsikai-wo  sürtt.  nari.  In 
kokoro-iva  jama-tva  to-isi  fodo-ni  nari  katva-ica  obi-uo  gotoku  fosoku  naru-to-mo  kimi-to  loare 
tsikai-si  koto-wa  kawarazi-to  Ijeru  nari.  Kono  matsü-jaina-no  nami-ioo  tsikai-si-ni  ni-taru 
koto  nari.  ,Auch  die  Menschen  von  China  schwören  einen  Eid  :  Der  Berg  ein  Schleif- 
stein, der  Fluss  ein  Gürtel!  Der  Sinn  der  Worte  ist:  Der  Berg  mag  so  gross  wie  ein 
Schleifstein  sein,  der  Fluss  dünn  gleich  einem  Gürtel,  was  ich  dem  Gebieter  geschworen 
habe,  bleibt  unverändert.    Es  hat  Aehnlichkeit  mit  diesem  Schwüre  bei  den  Wellen  des 

Fichtenberges'. 

Snsafu.  ^  Ame-süsafu-wa  furu  koto  nari.  ^  Arne  furi-süsafu  furi-jamu  koto  nari. 
,Am,e-süsafu  ist  so  viel  als  fnrn,  regnen.  Ame-ßiri-süsafu  ist  so  viel  als  furi-jamu,  es  hört 

auf  zu  regnen'. 

Hüsamu.  Amata-no  kokoro  ari.  Mono-wo  ^  ai-süru  koto  j^  keo-süru  koto-ni-mo  ijeri. 
Süsamenu  ^  ai-senu  nari.*  Süsameraruru-iva  süteraruru  koto  nari.  ,Hat  mehrere  Bedeu- 
tungen. Es  ist  ai-süru  ,schonen'  und  wird  auch  im  Sinne  von  keö-süru  ,sich  vergnügen' 
gesagt.  Süsamenu  ist  ai-senn,  nicht  schonen.  Süsameraruru  ist  so  viel  als  süteraruru,  ver- 
worfen werden'. 

Sngi-gate.  ^  %_  to  kaku.  Sügi-jarazü^to  in  koto  nari.  ,Wird  sügi-gate  (schwer  vor- 
übergehen, wie  oben)  geschrieben.     Ist  so  viel  als  sügi-jarazü,  nicht  vorübergehen'. 


Die  poetischen  Ausdrücke  dek  japanischen  Sprache.  435 

Suki-ijutü.     Iro-koiionü-iiü  kofu  iiarl.     ,lst  su  viel  als   iro-konomi  ,das  Gelüsten'. 

Sfdui-zume-uo  jnfu-he.  ,l)er  mit  Tinte  gefärbte  Abend'.  Jü-he-no  iro  usü  sümi-iro- 
naru-wo  m.  Ko-kon  naga-uta-ni  sümi-zome-no  jufu-be-nl  nare-ha-tu  ari.  , Bezeichnet,  dass  die 
Farbe  des  Abends  matt  tintenfarben  ist.  In  den  langen  Gedichten  des  Altertimms  und 
der  Gegenwart  heisst  es :  Als  es  an  dem  tintengetarbten  Abend  war'. 

^  Sümi-gare.  ,Die  Tinte  vertrocknet'.  Fnmi-uo  mo-zi  Juruku  site  akiraka-ni  mijemi-ico 
iü.     , Bedeutet,    dass  die  Buchstaben    einer  Schrift  alt  und  nicht  deutlich  zu  sehen  sind-. 

Sumi-josl-no  kaini.  ,l)er  Gott  von  Sumi-josi'.  Konu  mi-kami-wa  juki-ki-iio  fimie-ico 
mamori-tamh  juje-ni  zin-ko  kuh-ko  sui-ra-icu  tairage-tamo  toki  fime-ivu  motte  nusa-to  si-tamu. 
,\Veil  dieser  Gott  die  absegelnden  und  ankommenden  Schiffe  beschützt,  brachte  ihm  die 
Kaiserin  Zin-ko,  als  sie  Sin-ra  eroberte,  ein  Schiff  als  Ilandopfer'. 

Süzü-ko  sasü.  ,Die  Schelle  herrichten',  laka-uo  kotoba  nari.  Süzü-no  kutsi-ni  ki-wo 
sasi-te  nakanii,  jh-ni  siiru  nari.  Tori-ico  odorakasazi-to-no  tamc-nari.  ,Ist  ein  Wort  der  Falk- 
nerei.  Bedeutet,  dass  man  ein  Holz  an  die  Mündung  der  Schelle  in  einer  Weise  befestigt, 
dass  sie  nicht  klingt.     Man  thut  dieses,  um  den  Vogel  nicht  zu  erschrecken'. 

Süzü-fune.  ,Ein  Schellenschiff'.  Fune-ni  süzü-wo  tateru  koto  nari.  Gen-zi  sü-ma-je 
omumuki-tamai-si  mi-toki  to-ba-jori  fune-ni  mesare-keru-ni  sono  fune-iio  fotori-ni  süzü-wo  taterar e- 
tari.  Sö-zite  kö  kib  den-zib-bito-no  norarura  fime-ni-wa  süzü-wo  tateru  nari.  ,Ist  so  viel  als 
auf  ein  Schiff  Schellen  stellen.  Als  das  Geschlecht  Gen  nach  Suma  reiste  und  von  To-ba 
aus  auf  ein  Schiff  gerufen  wurde,  stellte  man  an  den  Seiten  dieses  Schiffes  Schellen  auf. 
Im  Allgemeinen  bedeutet  es,  dass  man  auf  den  Schiffen,  auf  welchen  Fürsten,  Reichs- 
minister  und  Menschen  der  Höfe  der  Vorhalle  fahren,  Schellen  aufstellt',    Verse: 

Süzü-fune-no  jose-kuru  oto-ni  udoroki-te  sü-ma-no  tije-7w-ni  kigisü  naku  nari. 

,Vor  dem  herankommenden  Tone  des  Schellenschiffes  erschreckend,  auf  dem  oberen 
Felde  von  Su-ma  der  Bergfasan  singt'. 

Süzüsi-ki  tama.  ,Der  külüe  Edelstein'.  Mukasi  morokosi-ni  jen-tu  iü  kuni-no  mi-kado 
atsüki  toki-ni  mukaje-ba  süzüsi-ku  naru  tama-wo  je-tamajeri.  Sono  tama-no  mono-wo  terasü-tvo 
tsüki-ni  tatoje-tari.  Rb-jei-ni  jen-no  seö-wh  seö-rib-no  tama  sa-getsvr-ni  atatte  ivono-dzilkara 
je-tari-to  ijeri.  ,Als  einst  der  Kaiser  des  Reiches  Yen  in  China  heisses  Wetter  erlebte, 
erlangte  er  den  kühl  werdenden  Edelstein.  Die  Art  wie  dieser  Edelstein  die  Gegen- 
stände erleuchtete,  ward  mit  dem  Monde  verglichen.  In  den  mit  lauter  Stimme  lierzu- 
sagenden  Gedichten  heisst  es :  Der  die  Kühle  herbeiwinkende  Edelstein  des  Königs 
Tschao  von  Yen   brachte    es    dahin,  dass  er  dem  Monde  des  Sandes  gleichkam'.     Verse : 

Sora  farete  isago-ico  terasü  tsüki-no  iro-wo  süzüsi-ki  tama-no  kage-ka-to-zo  mim. 

,Bei  heiterem  Himmel  die  Farbe  des  den  Sand  erleuchtenden  Mondes,  als  das  Licht 
des  kühlen  Edelsteines  wohl  sieht  man  sie'. 

Süzüme-iro-toki.    ,Die  sperlingfarbige  Zeit'.    Jü-gure  nari.    ,Ist  die  Abenddämmerung'. 

Süzu-musi.  ,Die  Schelleninsecten'.  Zi-ziü-no  kara-na  nari.  ,Ist  der  chinesische  Name 
für  zi-ziü,  das  aufwartende  Gefolge'.    Süzü-musi  bedeutet   ursprünglicli  die  Grille. 

Snznsi-ki  viitsi.  ,Der  kühle  Weg'.  Goku-rakti-se-kai-ni  wmarurti  nari.  .Bedeutet:  in 
dem   Paradiese  geboren  werden'. 

Süzxro-kite.  Katatsi-tvo  tstikuru  jb  nari.  Kokoro-no  ukare-taru  nari.  , Bedeutet :  sich 
schmücken.     Bedeutet:  das  Herz  ist  entzückt'. 

Sü-züri.  ,Der  Tintenstein'.  Sü-züri-icu  mon-ziu-no  me  nari-to  ijeri.  Juje-ni  manako- 
isi-to  in.   Kore-ni  jotte  sü-züri-no  omo-ni  mono-iro  kakami  mono  nari.  ,Man  sagt,  der  Tinten- 


436  PfIZMAIE«.     DlK   POETISCHEN    AUSDRUCKE  DEK  JAPANISCHEN   SpKACHE. 

stein  sei  das  Auge  des  Gottes  Mon-ziu.  Desswegen  heisst  er  manako-isi,  der  Augenstein. 
Dem  zufolge  schreibt  man  nichts  auf  der  Fläche  des  Tintensteines'. 

Süsüke-bana.  ,Die  von  Kohle  geschwärzte  Blume'.  Jn-gawo-no  fana-nu  koto  nari. 
,Ist  so  viel  als  die  Kürbisblüthe'. 

Süsütare.    Süsüke-tarn  nari.     Jst  süsüke-taru^  mit  Kohle  geschwärzt  sein'. 

Süzü-kure-gusa.  ,Die  Pflanze  des  kühlen  Abends'.  Matsü-no  i-mib  nari.  ,lst  ein  ver- 
schiedener Name  für  matsü,  Fichte'.    Verse: 

Naku   semi-wa   jama-no    takami-ni   kikoju-naru   ^   süzü-kure-gusa-nu    kaze-m»  jufu-gure. 

,Die  singende  Feldgrille  auf  des  Berges  Höhe  wird  gehört  in  der  Abenddämmerung 
des  Windes  der  Pflanze  des  kühlen  Abends'. 


Verbesserungen. 

Abtheilung-  I.     S.   12  Z.  'ZG  statt:    mcoßi  lies:  oiiioßi. 

S.  y-'  Z.   14  statt:    und  derselbe  um  einen  Führer,  der  ihm   den  Weg  zu  dem  Könige  von  Kö-rai  zeigen  sollte,  hat 
lies:  und  derselbe  den  König  von  Ki-rai  um  einen  Führer  bat. 
Abtheilung  II.    S.   :H4'2  Z.   1  statt:    wieder  breitet  und  den  man    zu    einem  Edelsteine   gemacht   hat    lies:    wieder    gehreitet    und    zu 

Edelsteinen  gemacht  hat. 
S.  348  Z.   4  V.  u.   statt:    auf  den  Bergen  des  Brennholzes  lies:  auf  dem  Berge  des  Brennholzes. 


DENKSCHRIFTEN 


DBB 


KAISERLICHEN 


AMDEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  CLASSE. 


VIERUNDZWANZIGSTER  BAND. 


■>-^i^S«S"'< 


WIEN,  1871). 


IN    CO  MM  ISSION    BEI    CARL    GEROLD'S    SOHN 

BUCHHÄNDLER  DER  KAIS.  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


INHALT. 


Seiti- 

Miklosich:  Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen 1 

Conze:  Römische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in  Oesterreich.  II.  (Tafel  V — X.)  59 

Pßzmaier:  Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea  im  Jahre  1597 71 

Tschudi:  OUanta 167 


DIE 


CHRISTLICHE  TERMINOLOGIE 

DER 

SLAVISCHEN    SPRACHEK 


Eino 


sprachgeschichtliche  Untersuchung 


vox 


FRANZ  MIKLOSICH, 

WIRKL.  MITGLIKDK  DER  KAIS.   AKAriKMIK  DKll   WISSKNSCHAFTKN. 


VORGELEGT  IN  DER  SITZUNG  AM  8.  DECEMLiKK  1874. 


I.  Aufgabe  der  Untorsuclning-,  II.  Bestandtlioile  iler  c-hi-i,<<tliclien  Teviniiiologie  der  slavischen  Volker.  III.  Beseliatfenlieit 
der  altslovenischen  Uliersetzung-  biblischer  und  liturgischer  Bücher.  IV.  Eiufluss  der  in  der  ersten  Hälfte  des  neunten  Jahr- 
hunderts gemachten  Versuche,  theologische  Schriften  in  die  Sprache  der  Slovenen  Pannoniens  zu  übersetzen,  auf  das  Werk  der 
Briiderapostel.  Stellung  der  slovenischen  Sprache  in  der  Kirche  Paunoniens.  Homilie  des  ,sloTenischen'  Bischofs  Klemens. 
V.  Wichtigkeit  der  altslovenischen  Übersetzung  bilili.sclier  und  liturgischer  Bücher.  VI.  Umfang  der  Untersuchung.  VII.  Litte- 
r.itur  des  Gegenstandes.     VIII.  Anordnung  des  StoÖ'es. 

I.  Die  grossartigste,  mit  keiner  anderen  vergleichbare  Revolution  in  dem  Denken 
und  Fühlen,  so  wie  in  der  Gestaltung  des  äusseren  Lebens  ist  bei  den  Völkern  unseres 
^\  elttheils  durch  die  Christianisierung  derselben  bewirkt  worden.  Dass  diese  den  ganzen 
Menschen  erfassende  Umgestaltung  in  der  Sprache  ihren  Ausdruck  finden  musste,  bedarf 
wohl  keines  Beweises.  "Welcher  Art  nun  die  Einwirkung  des  Christenthums  auf  die 
Sprachen  der  slavischen  Völker  sei,  diess  einigermassen  zu  zeigen  ist  die  Aufgabe  der 
nachfolgenden   Blätter. 

Diese  Einwirkung  betrifft  sowohl  die  Grammatik  als  auch  den  Wortschatz.'  Die 
erstere  kann  jedoch  nicht  im  Einzelnen  nachgewiesen,  sie  kann  nur  geahnt  werden:  der 
Grund  liegt  darin,  dass  uns  slavisclie  Litteraturdenkmäler  aus  heidnischer  Zeit  ganz  und 
gar-  lililen.  Pls  mangeln  daher  für  die  slavischen  Sprachen  jene  Anhaltspunkte,  die  für 
das  deutsche,  wenn  auch  spärlich,  vorlianden  sind.  Man  wird  indessen  kaum  irren,  Avenn 
man  beispielsweise  annimmt,  dass  im  altslovenischen  die  Construction  des  dativus  abso- 
lutus  so  wie  die  des  infinitivus  cum  dativo  in  heidnischer  Zeit  nicht  jene  häufige  An- 
wendung fanden,  die  ihnen  von  den  Übersetzern  der  heiligen  Schrift  gegeben  wurde: 
diese  sind  dailiinh  in  den  Srand  gesetzt,  dem  griechischen  Texte  mit  einer  Ge- 
nauigkeit zu  folg(>n,  die  in  keiner  aiidt-iii  slavischen  Sprache  erreicht  werden  kann. 
Vergl.  Grammatik  IV.  Seite  ÜU.  (ili».  Dasselbe  darf  auch  wohl  v.m  denselben  Rede- 
wendungen in  der  gotischen,   so  wie  in  dn-  althochdeutsclu'u  i'bcr.MM/uug  gesagt  werden. 

Donkschrilton  der  phil.-lii»t.  Cl.  .\XIV.  lid.  i 


2  Franz  Miklosicu. 

Dabei  werden  wir  allerdings  Spracherscheinungen  voraussetzen  müssen,  an  die  die  ersten 
Übersetzer  anknüpfen  konnten. 

Wir  werden  uns  daher  auf  die  Einwirkung  beschränken,  die  das  Christenthum  auf  den 
Wortschatz  geübt  hat.  Gegenstand  dieser  Darstellung  ist  demnach  die  christliche  Termino- 
loo-ie,  in  lleziehung  auf  welche  die  Aufgabe  in  überzeugender  Weise  gelöst  werden 
kann.  Denn  da  die  Begriffe  des  christlichen  Glaubens  kein  angeborenes  Gemeingut 
aller  Menschen,  sondern  eine  ganz  bestimmte,  vom  hebräischen  Volke  aiisgegangene 
Lehre  sind,  so  sind  die  christlichen  Begriffe  etwas  den  slavischen  Völkern  von  Aussen 
Mito-etheiltes  und  die  sie  bezeichnenden  Worte  entweder  fremd  oder ,  wenn  einheimisch, 
entsprechend  umgedeutet.  Man  vergleiche  ß.  von  Eaumer  Seite  275.  So  ist  beispiels- 
weise komtkanije,  das  heilige  Abendmahl,  aus  dem  lateinischen  communicare  entstanden. 
SvcjtB  heilig  ist  zwar  ein  einheimisches  Woi't,  das  jedoch  durch  das  Christenthum  seiner 
heidnischen  Bedeutung,  etwa  ,stark',  die  in  den  Personennamen  svtjtomeri.,  sv^topli-kij, 
sv^toslavi)  u.  s.  w.  angenommen  werden  darf,  entfremdet  worden  ist.  Man  vergleiche 
meine  Abhandlung:  Die  Bildung  der  slavischen  Personennamen  Seite  97. 

IL  Die  Betrachtung  der  Sprache  zeigt  uns,  dass  drei  Sprachen  auf  die  christliche 
Terminologie  der  Slaven  eingewirkt  haben.  Schon  im  Altslovenischen  ist  dieser  dreifache 
Einfluss  klar  erkennbar.  Die  griechisch  gebildeten  Brüderapostel  Konstantin  und  Me- 
thodlus,  deren  Nationalität  die  griechische  war,  tibersetzten  in  Pannonien  und  Mähren  für 
das  bereits  vor  ihnen  durch  die  Bemühungen  des  bairischen  Episcopats  dem  Christenthum 
gewonnene  slovenische  Volk  biblische  und  liturgische  Bücher  in  seine  Sprache,  sicher 
nicht  allein,  sondern  unterstützt  durch  Schüler,  die,  vor  ihrer  Ankunft  bekehrt,  sich 
ihnen  angeschlossen  hatten.  Das  griechische  Element  wurde  demnach  durch  die  mass- 
gebende Stellung  der  beiden  Brüder  getragen,  während  das  lateinische  und  das  deutsche 
Element  durch  ihre  von  Deutsehen  bekehrten  und  deutsch  und  lateinisch  unterrichteten 
Gehilfen  zur  Geltung  gebracht  wurde. 

III.  Das  Werk  dieser  vereinten  Kräfte  muss  im  Ganzen  als  ein  gelungenes  bezeichnet 
werden.  Die  Übersetzung  ist  richtig,  einige  Missverständnisse  abgerechnet,  die  wohl 
kaum  alle  den  Gehilfen  zur  Last  fallen.  Die  Richtigkeit  ist  um  so  höher  anzuschlagen, 
als  das  Werk  ein  im  hohen  Grade  schwieriges  war.  Eine  Welt  neuer  Begriffe  war  dem 
slovenischen  Volke  mitzutheilen,  und  die  Übersetzer  haben  diess  zu  Stande  gebracht, 
indem  sie  slavische  Worte  umdeuteten,  und  in  den  nicht  sehr  zahlreichen  Fällen,  in 
denen  dieses  Mittel  versagte,  fremdes  Sprachgut  aufnahmen. 

IV.  Allerdings  kamen  dem  Unternehmen  die  bereits  früher  in  Pannonien  durch 
deutsche  Glaubensboten  gemachten  Versuche,  theologische  Schriften  In  die  Sprache  der 
dort  lebenden  Slovenen  zu  übertragen,  zu  statten.  Dergleichen  Versuche  liegen  in  der 
Natur  dei-  Sache,  und  es  wird  wohl  von  Niemand  bezweifelt  werden,  dass  die  deutschen 
Missionäre  die  Slovenen  Pannoniens ,  wenn  auch ,  namentlich  anfänglich ,  nur  mit  Hilfe 
von  Dolmetschern  in  slovenischer  Sprache  unterrichteten.  Und  Dolmetscher  zu  finden 
wird  bei  der,  wie  die  Oi-tsnamen  darthun,  zahlreichen  deutschen  Bevölkerung  Pannoniens 
und  bei  der  Nähe  der  bereits  früher  bekehrten  Slovenen  Karantaniens  nicht  schwer  gewesen 
sein.  Nicht  selten  begegnet  man  jedoch  unter  Slavisten  der  Vorstellung,  es  sei  vor  der 
Ankunft  von  Konstantin  und  Methodius  der  slavischen  Sprache  bei  den  Slovenen  Pan- 
noniens weder  im  Unterrichte  noch  im  Gottesdienste  eine  Stelle  gegönnt  worden ,  erst 
die    genannten  Männer    hätten    den  Bann    gelöst,     erst    sie    hätten    angefangen,    bei  der 


DiK  (.'HIMSTLICHE  TERMINOLOGIE  UER  SLAVISCIIEN    Sl'RACHEN.  3 

religiösen  Unterweisung  des  Volkes  die  slavische  Sprache  zu  gebrauchen.  Die  Nach- 
richten über  diesen  Gegenstand  sind  sehr  spärlich :  allein  auch  ohne  irgend  welche  Nachriclit 
darf  angenommen  werden,  der  slavischen  Sprache  sei  bei  den  Slovenen  Pannoniens  von 
der  Kirche  jene  Stellung  eingeräumt  worden ,  welche  die  deutsche  bei  den  Deutschen 
inne  hatte,  eine  Stellung,  ohne  welche  von  religiösem  Unterrichte  des  Volkes  keine 
Rede  sein  könnte.  In  jener  Zeit,  wo  die  lateinische  Sprache  als  die  alleinige  Sprache 
der  Kirche  galt,  war  der  Unterschied  in  dem  Gebrauche  der  deutschen  und  der  slavischen 
Sprache  ein  minimaler:  in  der  Kirche  wurde  die  eine  wie  die  andere  als  ein  Übel 
angesehen.  Selbst  das  Symbolum  und  das  Gebet  des  Herrn-  sollte  lateinisch  gelernt 
Averden,  et  qui  aliter  non  potuerit,  vel  in  sua  lingua  diseat,  heisst  es  im  Mainzer  Concil 
von  813.  An  eine  Liturgie  in  einer  dieser  Sprachen  darf  gar  nicht  gedacht  werden. 
Und  wenn  im  Laufe  des  neunten  Jahrhunderts  in  Pannonien  die  slavische  Liturgie  ein- 
geführt wurde,  so  haben  dabei  ganz  ausserordentliche  Verhältnisse  in  Staat  und  Kirche 
mitgewirkt.  Wenn  nun  in  ruhigen  Verhältnissen  an  eine  Liturgie  in  der  Volksspraclie 
niclit  gedacht  wurde,  so  wurde  dem  Volke  um  so  sicherer  in  dieser  gepredigt,  und 
wenn  das  Concil  von  Tours  von  813  festsetzte,  dass  die  Homilien ,  die  der  Bischof  zu 
halten  verpflichtet  war,  In  die  romanische  Bauernsprache  oder  In  das  deutsche  (in 
rusticam  romanam  linguam  aut  theodiscam)  übersetzt  werden  sollen ,  so  wird  es  in  den 
von  Slaven  bewohnten  Ländern  sicher  mit  dem  slavischen  nicht  anders  gehalten  worden 
sein.  Was  durchaus  noth wendig  war,  ist  gewiss  auch  unter  den  Slaven  geübt  worden. 
Wie  bei  der  Predigt ,  so  ist  auch  bei  der  Beichte  ein  Beweis  für  den  Gebrauch  der 
slavischen  Sj)i"ache  entbehrlicli.  Diess  gilt  natürlich  auch  von  der  allgemeinen  Beichte, 
confessio  generalis,  die  nacli  der  Predigt  vom  ganzen  Volke  abgelegt  wurde,  und  wobei 
das  Volk  die  ilim  vom  Pi'iester  vorgesprochenen  Worte  nachsprach :  popnlo  eadem  tacite 
dicente.  Die  bei  den  karantanischen  Slovenen  gebrauchten  Formeln  sind  uns  in  den 
unschätzbaren  Freisinger  Denkmälern  erhalten,  die,  von  einigen  dem  Bischöfe  von  Frei- 
singen, Abraham,  einem  geborenen  Karantanen  (957 — 994),  zugeschrieben,  aus  palaeo- 
graphischen  Gründen  in  das  neunte  odei-  zehnte  Jahrhundert  gesetzt  werden  müssen. 
Dass  die  confessio  generalis  auch  in  Pannonien  in  Ubiuig  war  und  dass  dabei  ähnliche 
Formeln  wie  bei  den  karantanischen  Slovenen  gebraucht  wurden,  ergibt  sich  aus  einem 
in  mehr  als  einer  Beziehung  wichtigen  Denkmale,  das  IS-IO  von  V.  M.  Undolbskij  in 
der  Bibliothek  der  Troickaja  Lavra  in  llussland  entdeckt  ward.  Ich  glaube  das  Denkmal 
dem  Leser  mittheilen  zu  sollen. 


Poucjenije      ua     pamjatb     apostola      11  i      mueeulka. 
Iluinilla       in    riie)iioriam    apostoli      vel      marty  ria. 

Bratija,  prisno     zadaja     spasenija     nasego     gospodh     bogt     na.s|b],      prisno  pri'-^y- 
Fratres^   semper   cupiens      salutem      nostram     dominus      deus      noxtev,     semper  in- 

vajetb    ny    neprestanbno    svjatymi>    jeyanglijemb    vb     vecLnoje     nbsnoje    csrbstvo,  velja 

vitat      nos     indesinenter  per  sanctum    evanxjeliwm       in     actemiiua     coeleste      regnvm,  iubens 

ny    v.sjaku    skvbrnu     i     2itlje      neeisto      ütvresei    ot-B    sebe    i    cistymb   srdcenib   ki,  njenui 

nos  omnoa   maculam    et   vitaia  immundam  abücere      a      nohis  et     puro        corde      ad  eum 


4  Franz  Miklosich. 

pristupiti    i    VBziskati    i    prejati    ono    crstvije,     iz  -  njegoze    is^iadohomi) ,    zapovedb     bo- 
accedere    et    quaerere   et  accipere  illud    regnum,      e        quo  excidimus^      mandatum     di- 

ziju  prestuplbSe ,  jaze  be  pi-edana  Adamu,  pradedu  nasemu ,  v:&  rai  drevlje,  vtz- 
vinum  transgressi,    quod  erat     datiiiu      Adamo,  avo  nostro,       in  paradiso  olim,      con- 

dbrZanija  nasego  delja.  asce  bo  by  ju  s'&hranil'B ,  to  \i,  veky  jemu  bylo  2itije, 
tinentiae       nostrae    causa.        si    enim         illud  servassef^     tum  in  aeternum    ei       erat      vita, 

ecce   bi  detd     iias      ne  zegresil,  te  vueki  gemu        be  siti, 

bes  -  pecali    i    be  -  smbrti,     starosti     ne  prijemljusce,     ni  slbztna         tela     imusße :    nt 

sine     cura     et  sine    morte,  senectutem  non      capienti,      neque    lacrimosum  corpus  habenti :   sed 

petsali  ue  iiuugi,  starosti  ne  prigeraliöki,  ui  slzna  tcleze  iinoki, 

zavistijii    dbjavoljeju    otluci     sja  oti  slavy    bo2ija  nevi.zdbr2anija  delja.     oti      tole      na- 
invidia         diaboli     separatus  est    a     gloria  divina    incontinentiae    causa,      ex  eo  tempore  in- 

zavuiztiu  by         neprüazniim         uvignan  od        szlauui        bosige.  po  tom  ua 

padoSa  na  rod-b  elvSbskyi  i  pecali  i  strasti  i  smbrtb,  premenujuSca  zitije  clvßbsko. 
cuhuerunt  in  genus  humanum  et  curae   et  passiones  et    mors^         excipientes       vitam  humanam. 

narod  zlovuezki     strazti     i     petzali     boido     neimoki     i     bz      zredu  zeniirt. 

i  togo  mesta  zelajusce  svjatii  i  pravbdivi  clvci  krep-bko  prepojasasa  cresla  svoja: 
et  hunc    locum    cupientes     sancli    et     -  itisti      homines  foi'titer      accinxerunt   femora      sua : 

i  branb  priimtse  [svjatuju  veru]  na  protivbnago  vraga,  pobedivtse  2e  jego  paky 
et    hello      suscepto     [sanctam  fidem]    in      adversarium  hostem  et        victo  eo    iterum 

v^bnidosa  vt  pbrvuju  porodu ,  i  do  sele  vtliodjatb,  dely  dobryimi  uki'asbse  sja, 
intrarunt  in  primum  paradisum,  et  hucusque  intrant,  operibus  bonis  ornantes  se, 
zitije  se  Ibstbnoje  vt  smetbi  mesto  polagajusce,  jeze  jako  senb  nepostojanbno  pre- 
vitam  haue  fallacem  in purgamentorum  loco      ponentes,     quae    uti    umbra     instabilis  praeter- 

koditb ,     izmenuja     vremena    i    gody.     tembze  ne     Ibstimb  sobe ,      bratije ,     ni     jako  be- 
it,  mutans       temjjora    et    annos.        ideo     ne  decipiamus  nos,        fratres^  neque  quasi  im- 

smbrti  nibnimi)  sja ,  ni  vtdaim^b  sja  pohotbmi.  ^itiiskylnii) ,  ize  bo  zitiju  semu 
mortales  putemus    nos,   neve  dedamus     nos  cupiditatibus        vitae,  qui  enim  vitae       huic 

vtdasti>  sja,  to  vrag-b  bo2ii  byvajetb  i  pagubbnikt  dusi  svojei,  n-b  vtsprjanem-b 
dederit      se,  inimicus    dei  fit         et      interfector   animae    suae,        sed     resipiscamus 

i  pagi,  bratrüa,  poineuem  ze 

pone     Ott  sele ,  i     ne     lisaim-b     sja     samoliotbju     neizdreCenbnyja     slavy     bozi[ja] 

saltem    ex  hoc  tempore.,  et    ne    priuemus    nos       voluntate  ineffabili  gloria        divina 

i  radosti  vecbnyja,  n-b  vistjagnusce  sja  oti.  prelbsti  mira  sego,  jako  obescahom'b  sja 
et  gaudio      aeterno.,    sed         abstinentes  a    fallacia  mundi  huius,    uti         promisimus 

bogu,     porazajemi    svjatyimb    krbsöenijemb ,     pred-b    mnogy    posluhy,     sice    glagoljusce: 

deo,       renascentes        sancto  baptismo,         cor  am     multis      testibus.,       sie         loquentes: 

otricjaju  sja  sotony    i    vbseli'b      delt      jego.    si     ze     sutb  dela  sotonina:     idolozbrtvija, 

ahrenuncio  satanae    et  omnibus  operibus  eius.  haec  vero  sunt  opera  satanae:  idolorum  sacrificia, 

ese      sunt  dela  sotonina:  ese  trebu  tuorim, 

bratonenavidenija,  klevety,     gnevodbrzanija,  zavistb,    jarostb,  nenavistb,  tatbby,     razboi, 
frntrum  odia,  obtrectationes,  irae  retentiones.,  invidia,  iracundia,    odimn,      furta,  latrocinium, 

bratra  oclevuetam,  nenauuizt,         tatua,  raszboi, 


Die  CHiüSTLicHE  Terminologie  der  slwisciien  Si-rachen.  5 

pbjanbstvo,      übtjadanic ,     pliti     uguzenije ,     obideiiija,     pesni     besovbskyja,     pljasanija, 
ebrictas,  comessatio,      carni     indulgere,         iniuria,    cantiones  daemoniacae,      saltationes, 

liulti  ugongenige, 

liuljenija,         sramoslovbja,    vilsvenija,   detogubbja,  bluzenija,  preljubodejanija,  gT>rdostb, 
hlasphemiae^  ohscoeni  sermones,   magiae,       infanticidia,  lenocinia,  adalteria,  superbia^ 

l-bza,  kljatvoprestupljenije        i   jeze  kljati  sja    boziinib  imenbiiib,    aste    ubo      sIIi-b 

viendaciiüii,    iuris  iurandi  trausgressio   et  inrare        per  dei     nonien.  si    igitur  ab  his 

roti,  cliüise  ili  iio  ]>azcm,  mi  ge  prestopam, 

dolij     ostanemi.  sja,    ti     v'bziscem'B  suprotivb  temt  vsjako  dobrodetelbje,  jakoze    i        pi- 
operibiis  abstinuerimtis,  et  acquisierimus  cotitra      haec    omnem        virtutem,  uti  etiam  scri- 

setb  sja :    ukloni  sja  ott  zla,     i    stvorl    dobro.    da    asCe    ubo    ostanem'b  sja  oth       sele 
bitur:  declina       a  malo,  et    fac      bonum.  si     igitur   abstiniterimus    ab  hoc  tempore 

'Aylvh    telii)    delB,    to    udobb    paky    Vbnidemi  vi.    tuze        porodu.      cbto  bo  jestb  va.hvz'h- 
a  malis  his  operibus,       facile    iteruin  intrabimus  in  eundem  paradisura.  quid  enim  est      abond- 

nizcü      teil      dol  mir- 

Ceje       taceht      del-b      vi    Olvceht,    iini2e    na    sja     gueva     bozija    privlacimij.       iii,     da 
nabilius  talibus  operibus  in  hominihiis^  quibus  in    nos      iraui        dei        attrahimus.      sed 

zene 

s'BVLrsimi.    obetovanija    nasa    jaze    ki.    gospodii     bogu     naseinu,     Ijubjasüe    jego     vsemt 
perßciamus     promissa      nostra  domino        deo        nostro,       diligentes     eum       toto 

srdcbmb    svoimb    i    vseju    myslbja    i     vscju  krepostiju    i    blizbnjago    svojego    jako    sami. 
corde        nostro    et    tota        mente     et  omnibus  viribus       et    proxirnibin    nostrum     uti        nos 

sja,      bratoljubijenib     prosvbtjasce     sja,     straiibnoljubijemfa    procvbtusce,     da    Vbnidemt 
ipsos,    fratrum  amore  splendentes,  hospitalitate  ßorentes,         ut       ivtremus 

radujusce    sja    Vb    beskonbcbnuju    radostb,    vi>     bbsmbrtbnyi    2ivoti>,    Vb    neizdreceiibuujit 
gaudentes         in       sempiternum     gaadium,     in      immurtaloa      vitani,     in  ineffahllem 

krasotu ,       jejaze   zelaja  blazenyi  sb  muc'eniki>  HristuVb,  iiuja  rckij,  podvignu   sja  2itija 
iucunditatem^    quam  cupiens    beatus    hie     martgr       Christi^  nomine  diclo,    f'estinavit  vitae 

sego        slasti        poprati ,    bogatbstvo    tblejemo    susce     i    vremenbiio    vi.ziiL'navide,     i    kra- 
huius  voluptates  conculcare,    divitias  con^uptibiles       et   temporarias  odit,  et      iu- 

sotu        telesbnuju    popravb,       razdaja       iaienije    svoje    nisciiuia. ,     i    podvignu    sja     vi> 
cunditate     corporis     conculcata^  distribuens  facultates  suas  pauperibus,   et  festinavit  in 

veCbna  zilisra,   Hristosova  glasa    sTj    radostiju    poslu§aja,     jako?.e    reco,     prizyvaja     iiy 

aeternas  habitationes,  Christi     vocem        cuvi  gaadio    audiens,         uti       dixit,        vocans       nos 

kt    sebe:    ne    uboite  sja    oti>     ubivajuscili'b  tela,      a      du§i       ne  luoguscimB  cto    zla  stvo- 
ad      se:       ne    timete  occidentes  corpora,  sed  animae  »on     calentes    quid  mali    fa- 

riti ,     Wh     pare     ubojte     sja  imustl-ago     vlastb       po     ubijeini       vojvrbsei    vi,     gconu.        ei 
cere,    sed  potius        timete        habentcm  potestatem  post  occisionem  cvniiciendi  in  gehennam.  irno 

togo    ubojte    sja.     texnbze,    bratije,    kaja    polbza     jestb    rlvku.  asOc    i        vbsb     mii-b    prl- 
hunc        timete.  ideo,      fratres^    quod  (ucrum       est      hoinini,    si  etiam.  totum  )ji/indum  ac- 

obijascemi} ,      a        du§ju       svoju       pogublim.       11    ot^cetini'b  ?     ("-inu,    li     i>kiipiiu'b     tlusju 
quisierimus,       et    animam  nostram  perdiderimus  vel  laeserimus?     quo  redimemus  animam 


6  Franz  Miklosich. 

svoju  Ott  miiky,     asce    ze    ne    ostanemT>    sja      zla        i     ne            pokajeniT.    sja,            ili 

nostram  o  cruciatu,      sl            non    abstinuerimus  a  nialo   et    non    poenitentiam  egerirmis,     vel 

nisciini'B  ne          podamy?           wh  da  polBscimt  sja  ot'B  sele     VBniti        tesnyimi     dvbrBuii 

pauperibiis  non  largiti  fuerimus?   sed           satagaviits      ex  nunc   intrare  per  angiixtam,  p)ortam 

Yi,     ziziib  ve&nuju,     si     recB     V5zdi.r2anijemi> ,     poScenijemB ,     postü         2e    istiiiBnyi  sje 

in      vitam  aeternam,     nimirum         continenfia,               ielunio,       ieiunium  autem  verum     hoc 

jestB,     ne  ttknio    otOj    brasBna    VBzdBrzati    sja    li    otB    pitija,     nB    vsjakago    greha    be- 

est,      non  solum       a         ciho             abstinere        auf     a       potu,      sed       omne    peccatimi  fu- 


gati,    aky    i-atBnika    gubjasca       dusjii        svoju,       i       tomiti        plttB      svoju         strstmi 
gere^     91t i       hostem     perdentem    animom    nostram,    et    castigare   carnem    nostram  jjassionibus 

i      mukami    Hristosa    radi ,     imize     sb     blaXenyi ,      imja      rekü ,     podvignu    sja ,    predaja 
et  cruciatibus  Christi    gratia,  tpdbus  hie       beatus,      nomine    dicto,  certavit,  tradens 

pll>tB      svoju   na    strasti      i   na     rany     i      suiBitB      ponosbnuju  Hristosa  radi,    syna  bozija. 
carnem  suam    in  passiones  et  in  vulnera  et  in  mortem  ignominiosam  Christi  gratia,  filii       dei. 

t§mBze    i      nyne  sijajetB  vb  slave    bozii    pace      sijanija  slncBnago,     i    vTi     pamjatB     jego 
ideo  etiam  nunc  sp)lendet  in  gloria     dei     super    fulgorem       solis,         et  in  memoriam     eins 

divBna     cgudesa    i    isceljenija  stvarjajetB   gospodB  bogB    nasB,     ize    bo      sb  veroju  cBtjetB 
gloriosa  miracnki  et  sanationes     operatur      dominus    deus    noster,  qui  enim  cum  fide       colit 

pamjatb     jego,   to    ots    grC'li'B    izbavljajetb  sja,    i    ot'B    vsjakoja    napasti  izbudetB.     tomu 
memoriam  eius,  a    pteccatis        liberatur^  et    ab        omni       periculo   solvetur.        huic 

ubo,     bratija,   porBVBnuinnb,  i  tako2e     dobraja      dela    tvorim-B,       i        t-B     bo     clvkt    ze 
igitur^  fratres,       aemulemur,    et  eodem  modo  bona  opera  faciamus,  etiam  hie  enim    homo 

beso    priunae        zlouuezi  u 

bt-    jakoze     i      my ,     m,     vBsjaku     zlobu     vtznenavide ,     i     blagodtB     boziju     i     milostB 
erat    uti    etiam  nos^     sed      omnem    malitiam  odit,  et     gratiam         dei       et    amorem 

liza    tazie  acoae  i  miii  g'ezim,  tere      nepriiazniiia  iiznenauvidesse,  a  [blagodet]  bosiii  iizlinbi- 

VBzljubi,    juze    podtvignemi)    sja     i     my    voizljubiti,    da    budem'B    synove    bozii     i     pri- 
dilexif,     quam      satagamus  etiam  nos       diligere,       ut       simus        filii         dei     et  par- 

se,    _    _       ...  .      ^  .  .  .     .  . 

castbnici    csrBstviju    jego,    slavjasee    svjatuju     troicju,       ocja     i    syna    i    svjatago    duba. 
ticipes  regvi        eins,  glorificantes  sanctam  trinitatem,  patrem  et  filium  et  sanctum  spiritum. 


Diese  Homilie  findet  sich  im  Izmaragd,  einem  russisch-slovenischen  Homiliarium, 
wo  sie  dem  beil.  Joannes  Chrysostomus  zugeschrieben  wird;  ferner  im  Prolog,  einem 
russisch-slovenischen  Kirchenbuche,  das  kürzere  Leben  der  Heiligen  mit  Homilien 
griechischer  Kirchenväter  enthält,  zum  25.  April,  Fest  des  heil.  Marcus.  Diese  Stelle 
scheint  unsere  ursprünglich  für  Apostel  oder  Märtyrer  im  Allgemeinen  bestimmte  Homilie 
dem  Umstände  zu  verdanken ,  dass  das  zweimal  vorkommende  imja  rekü  d.  i.  nomine 
dicto,  in  der  Abkürzung,  wobei  in  imja  zwischen  m  und  ja  ein  r  darüber  geschrieben  steht, 
als  der  Name  Marko  gedeutet  wurde,  während  imja  rekoi  den  Prediger  erinnern  soll, 
den  Namen  des  Tagesheiligen  zu  nennen.  Jeden  beliebigen  Apostel  oder  Märtyrer 
feiernde  Homilien ,  wie  sie  in  den  lateinischen  Plomiliarien  ausserordentlich  häufig  vor- 


Die  CHKISTLIL'HE   TElflllNOLOGIE  DER  SLAV1^!C1IEN  Sl'UACHEN.  7 

scheint  die  Homiletik  der  griechischen  Kirche  nicht  zu  kennen ,  und  scliun 
dieser  Umstand  weist  auf  den  lateinischen  Ursprung  der  Homilie  hin.  Das  dabei  benutzte 
zweite  Freisinger  Denkmal  bezieht  sich  gleichfalls  auf  einen  Heiligen  im  Allgemeinen. 
Dass  die  ganze  Anlage  und  jManier  (slog'B  i  nianerT>)  der  Homilie  ungriechisch  sind,  liat 
schon  der  erste  Herausgeber  ausgesprochen ,  nämlich  der  in  solchen  Dingen  wie  selten 
Jemand  belesene  A.  Vostokov  in  den  Pamjatniki.  St.  Peterburg.  1827.  Ebenso  urtheilt 
Undolbskij.  Dass  diese  Homilie  in  der  aus  dem  XII — XIII.  Jahrhundert  stammenden 
Handschrift  der  Troickaja  Lavra  mitten  initer  den  Homilien  von  Klemens  vorkömmt,  ist 
nach  dem  oben  Gesagten  wohl  ein  hinlänglicher  Grund  zur  Annahme,  dass  wir  es  in  der 
That  mit  einem  Werke  von  Klemens  zu  tliun  haben.  Es  ist  diess  jenei'  Klemens,  der  nach 
dem  Tode  von  Methodius  im  Jahre  885  nach  Bulgarien  floli  und  daselbst  nach  einer  dreissig- 
jährigcn  der  Verbreitung  des  Christenthums  unter  den  Bulgaren  geweihten  Thätigkeit  916 
als  Bischof  von  Velica  starb.  Im  assemanischen  Codex  wird  er  episkopi>  velic^bskyj,  in  den 
Homilien  hingegen,  wohl  wegen  seines  Vaterlandes,  des  slovenischen  Pannoniens,  der  slo- 
vejiische  Bischof,  episkopii  slovenbskyj,  genannt.  Mehr  von  seinen  zahlreiclien  Schriften, 
um  deren  Auffindung  sich  neben  Undolbskij  Safarik  und  Herr  I.  I.  Sreznevskij  Verdienste 
erworben  haben,  wird  hoffentlich  auftauchen,  sobald  sich  unter  den  russischen  Gelehrten 
ein  zweiter  Undolbskij  findet.  Seinen  Homilien  auf  alle  Festtage  wird  von  seinem 
griechischen  Biographen  Seite  27  nachgeriUimt,  dass  sie  einfach  und  klar,  ungekünstelt 
und  so  beschaffen  gewesen  seien,  dass  selbst  ein  ungelehrter  Bulgare  sie  habe  verstehen 
können:  Xöyo'jc  aovccfl-cacbc  sie,  itdaac  zäc  soprdc  dTt)vOö<;  xat  act'fci«;  %ai  [xr^osv  |3a{)"j  [rr^^s 
T;£ptvsvo'/){i.svov  syov-cry^,  öXk  oivjc  }j:q  rHa'fzöyeiv  \rqtä  xöv  rfKi^Mza-rjv  sv  ßo'jXydpotc-  Und 
wer  die  für  i;lassisch  gebildete  Zuhörer  berechneten  griechischen  Homilien,  mit  denen 
sich  die  slavischen  Übersetzer  so  viel ,  und  man  darf  wol  sagen  erfolglos  abgemüht 
haben,  mit  den  Homilien  von  Klemens  vergleicht,  wird  den  Unterschied  unmöglich  über- 
sehen und  mit  uns  darin  übereinstimmen,  dass  die  gerühmte  Einfachheit  in  den  Voj-bildern, 
die  Klemens  vor  Augen  hatte,  oder  in  den  Originalien,  die  er  übersetzte,  begründet  ist. 
In  der  Homilie  sind  dem  russisch-slovenischen  Originale  ausser  der  lateinisclien 
Übersetzung  jene  Stellen  aus  dem  zweiten  der  drei  Freisinger  Denkmiller  beigefügt,  die 
mit  einzelnen  TJieilen  der  Homilie  unverkennbar  in  der  Art  übereinstimmen,  dass  irgend 
ein  Zusammenhang  der  Homilie  mit  jener  Foimiel  nicht  in  Abrede  gestellt  wei'den 
kann.  Diese  Übereinstimmung  wurde  auf  verschiedene  Art  zu  erklären  versucht.  Vosto- 
kovb  wagte  keine  Vermuthung  über  den  Ursprung  der  Übereinsti)nmung  zweier  (hircli 
Zeit  und  Ort  und  durcli  die  Verschiedenheit  der  Schrift  von  einander  so  sehr  entfernten 
Denkmäler.  Kopitar,  Glagolita  clozianus  XLIV,  sagt  darüber:  quod  si  missus  circa 
960  Olgae  ducissae  Adalbertus,  Treverensis,  dein  Magdcburgensis  archiepiscopus,  Abra- 
hami  nostri  aequalis ,  haue  homiliam  descriptam  ex  Inilus  ^'c^oKTZUi^  tulerit  in  Russiam, 
iblque,  relictam  aut  perditam  a  repulso,  posthac  invenerit  Macarius  nieti'opolita?  Quam- 
([uam  Macarius,  occidentalium  doctrinae  admirator ,  potuit  alia  etiam  via  ipse  nancisci 
e  Germaiüa.  Adde  denique  cam  in  prologi  indice  tribui  nescio  cui  S.  Macario.  Es 
ist  unnötliig  über  diese  Hypothese  Ko])itars  ein  Wort  zu  verlieren.  Um  sie  zu  begreifen, 
braucht  man  sich  nur  zu  ei-inncni,  dass  ihm  die  Autoisriial't  von  Klemens  unbekannt 
war.  Undolbskij  meint,  allerdings  ohne  künftigen  Untorsucliungen  vorzugreifen,  dass 
die  mit  der  Homilie  von  Klemens  idjereinstimmende  Freisinger  Deichte  desselben 
Mannes   Werk  sei,    das  Klemens  mit  lateinischen   Buchstaben   zu  jener  Zeit  geschrieben. 


8 


Franz  Mtki.osich. 


als  die  Slovenen    noch    keine  Buchstaben    hatten,    als  sie  noch  certami  i  rezami  cBtjahu 
i   o-ataahu,    pogani    snsce,    das    er   jedoch    nach    der   Erfindung    der    (slavischen)    Schrift 
einioermassen  umgearbeitet  habe.  Diese  Erklärung  der  Übereinstimmung  kann  im  besten 
Ealle  nur  von  demjenigen  gebilligt  werden,  der  den  deutschen  Ursprung  der  Freisinger 
Denkmäler  entweder  nicht  kennt  oder  in  Abrede  stellt.  Dieser  Ursprung  ist  jedoch  unläugbar. 
Die  Freisinger  Denkmäler  hangen  mit  der  confessio  generalis  zusammen,  welche,  der  grie- 
chischen Kirche  vollkommen  fremd,  durch  die  bairischen  Missionäre,  die  ersten  Glaubens- 
boten unter  den  pannonischen  sowie  karantanischen  Slovenen,    diesen  zugebracht  wurde, 
eine  Behauptung',  die  eine  besondere  Stütze  nicht  nur  darin  findet,  dass  mit  den  Freisinger 
Denkmälern  stellenweise   wörtlich  übereinstimmende  althochdeutsche  Formeln  existieren, 
sondern    namentlich    auch    darin,     dass    in    den    genannten   Denkmälern    der    slavischen 
Sprache  fremde,  offenbar  althochdeutsche  Wendungen  nicht  zu  verkennen  sind.     Hieher 
gehört  a)  I.  hoku  biti  izpovueden  uzeh    moih    greh .    ih    uuirdu    bigihtig    allero    mlnero 
suntono.     Müllenhofi-Scherer  187.     Die  Verbindung    mit   dem  Gen.  im    slav.  kann    nach 
Syntax  470  erklärt  werden.     Ispovedbnu  byti  findet  sich  auch  in  II:  izpowedni  bodete 
grechov    imasich    und    in    III:    togo    uzego    izpouueden    bodo    bogu.     h)  I.  Dem    böse  ti 
pride  ze  nebeze    liegt    ahd.  trohtin,  du  in  desa    uueralt    quämi.     Müllenhoff-Scherer    192 
zu  Grunde,  sollte  daher  asl.  lauten:    boze,  ize  pride  si,  uebese ,    vergl.  III:    criste,  bosi 
zinu     ise    iezi    razil    na    zi    zuuet    priti.      Meine   Vorstellung    von    dem    Zusammenhange 
zwischen  dem  oft  genannten  Freisinger  Denkmale    und    der  Homilie    von  Kleqiens  lässt 
sich  in  folgende  Sätze  zusammenfassen:     Bairische  Glaubensboten  —  in  Baiern,  in  den 
Sprengein  von  Salzburg,  Freisingen,  Passau,   Regensburg  scheint   die  confessio  generalis 
am    frühesten    imd    am    spätesten    nachgewiesen    werden    zu    können  —  fuhren    bei    den 
Slovenen  Pannoniens  die  öffentliche  Schuld    ein.  Die  entsprechende  Formel  wird  entweder 
in  Pannonien  aus  dem  deutschen  übersetzt,    oder  es  wird  eine  in  Karantanien  gefertigte 
Übersetzung  nach  Pannonien  gebracht:  letzteres  ist  mir  wahrscheinlicher.  HierlerntKlemens 
dieFormel  kennen.  Hier  oder,  was  nicht  ausgeschlossen  ist,  in  Bulgarien  verflicht  erTheile  der 
Beichtformel  in  eine  für  das  Fest  eines  Apostels  oder  Märtyrers  bestimmte  Homilie.  Es  kann 
auch  angenommen  werden.  Klemens  habe  die  uns  vorliegende  Homilie  aus  dem  lateinischen 
übertragen,    was  zur  Gewissheit  würde,    wenn  es  gelänge,   das  lateinische  Original  der 
Homilie  aufzufinden.     Griechischen,    auf  Bulgarien  hinweisenden  Einfluss  gewahren  wir 
in:  obetovanija  nasa  jaze  kü  gospodu  bogu,  griechisch  etwa:   xdc  airoa/ssstc  xaQ  t(])  7,'jpup. 
Man  beachte,"  dass  die  offene  Schuld  in  einigen  Gegenden  Baierns  auf  dem  Lande  heute 
noch  nach  der  Predigt  vom  Priester  vorgesprochen,    von   der  Gemeinde  nachgesprochen 
wird ;  ferner  dass  die  ocitna  spoved,  öffentliche  Beichte,  auch  bei  den  Slovenen  Kärntens 
und  Krains  bekannt  ist  —  eine  aus  Krain  stammende  confessio  generalis  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts    ist    von    mir   in  der  slavischen  Bibliothek  II.  Wien.   1858.  Seite   17(>— 172 
herauso-eo-eben  worden  —  und  dass  imter  den  Slovenen  Westungerns  die  obßinska  spoved, 
allgemeine  Beichte,  bekannt  ist:  sie  wird  vor  der  Communion  abgelegt.  Eine  böhmische 
offene  Schuld  steht  in  Kopitars  Glagolita  clozianus  Seite  XL\  IL 

Wie  man  auch  über  Einzelnes  denken  mag,  eines  wird  man  nicht  in  Abrede  stellen, 
dass  nämlich  die  Homilie  aus  Pannonien  nach  Bulgarien,  nicht  umgekehrt  aus  Bulgarien 
nach  Pannonien   gewandert  ist.  ^ 

1    über  diese  Materie  vergleiche  man  B.  Knpitar,  Glagolita  clcziamis.  Viiidol)nnae   1836.   Seite  XXXV— XLVII.  R.  von  Raumer, 
Die  Einwirkung   des    Cl.ristenlhums   auf    die    altliochdeutsche    Sprache.    Stuttgart    1845.    Seite    •J.50--i(--.'.  V.  M.  Undi.lbski.i, 


Die  (-HRISTLICHE  Terminologie  der  slavis^cuen  Sprachen.  9 

Die  in  Pannonien  unternommene  Bibelübersetzung  ist  eine  der  folgenreichsten 
Thaten  in  der  Geschichte  der  slavischen  Völker.  Im  ganzen  und  grossen  wird  noch 
heut  zu  Tage,  nach  einem  Jahrtausend,  das  Wort  Gottes  in  jener  Form,  die  in  Pannonien 
festgestellt  wurde ,  verkündet  von  Cattaro  bis  zum  Eismeere.  Und  das  Wort,  mit  dem 
die  ganze  Slavenwelt  den  Mittwoch  bezeichnet,  sreda,  stammt  aus  Pannonien,  und 
erinnert   jeden    Kundigen    an    die    Wiege    des  Christenthums    für   die    slavischen  Völker. 

VI.  Ich  werde  mich  in  dieser  Abhandlung  nicht  auf  die  altslovenische  christliche 
Terminologie  beschränken ,  sondern  auch  den  in  den  wichtigsten  Puncten  damit  über- 
einstimmenden christlichen  Wortschatz  der  andern  slavischen  Spraclien  in  den  Bereich 
meiner  Untersuchung  ziehen.  Ich  werde  manchmal  selbst  darüber  hinaus  einen  Blick 
auf  jene  Völker  werfen,  auf  deren  Christianisierung  die  slavischen  Völker  einen  Einfluss 
geübt  haben,  der,  von  der  geschriebenen  Geschichte  nicht  beachtet,  von  der  gesprochenen 
um  so  lauter  verkündet  wird:  ich  denke  dabei  an  die  Magyaren,  ßumunen,  die  Litauer, 
die  Letten  und  einige  finnische  Völkerschaften. 

VII.  Der  Gegenstand  dieser  Abhandlung  ist  bereits  von  Th.  BuslaevB,  jedocli  mit 
Beschränkung  auf  das  Evangelium  Ostromirs  bearbeitet  worden  in  seiner  umfangreichen 
Dissei'tation :  O  vlijanii  hristianstva  na  slavjanskij  jazyk'5.  Opyt-B  istorii  jazyka  po  ostro- 
mirovu  evangeliju.  Moskau  1848.  211  Seiten.  Für  das  althochdeutsche  ist  dieser  Punct 
behandelt  worden  von  Rudolf  von  ßaumer:  Die  Einwirkung  des  Christenthums  auf  die 
althochdeutsche  Sprache.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen  Kirche.  Stuttgart 
184.5.  430  Seiten.  Für  das  gotische  von  Wilhelm  Kraft:  Die  Kirchengeschichte  der  ger- 
manischen Völker.  I.  1 :  Die  Anfänge  der  christlichen  Kirche  bei  den  germanischen 
Völkern.  Berlin  18.54.  Seite  240- — 326.  und  von  K.  Weinhold,  Die  gotische  Sprache  im 
Dienste  des  Christenthums.     Halle  1870.  38  Seiten. 

VIII.  In   der  Anordnung  des   Stoffes  folge  ich   Hen-n  ß.  von   Raumer. 


ERSTER     THEIL. 

Die  Kirche. 


ERSTES  KAPITEL. 

Heiden.    Juden.    Christen. 

Die  Menschen  zerfallen  in  Chi-istcn  und  Nichtchristen ;  die  letzteren  in  Heiden 
und   Juden. 

Heiden.     Gentes.     It'i-VYj. 

Die  Heiden  heissen  griechisch  £{)-vt;,  sö-vixot;  im  asl.  JQzyci,  strany  und  pogane. 

1.  asl.  j^zyk-b  bedeutet  lingua,  gens;  j§zyci  ist  demnach  eine  auf  die  kirchliche  Sprache 
beschränkte  Übersetzung  von  sD-vy^  und  steht  dem  lateinischen  gentes,  got.  thiudos, 
plur.    von    tliiuda    f.,    ahd.    diota,    plur.    von    diot  m.  gegenüber,     vsohi.  sihr.  ezyci  iStutb 

Obii  otkrytii    i    izdanii    tviuviiij     Kliiiioiita,     ci)iskii]ia    slnvenskti,     in    Besedy    vi    ulist'estve     Ijubitelej     rossijsknj     slovesiinsti. 
I.    Moskva.    USliT.    Seite    31 — SS.     Leider    ist  Uiidcdbskij's    wichtige    Abli.aiidlimi;    nur     im    Aiisziige    niitgetheilt.  K.  MüUen- 
lioff  und  W.  Scherer,   Denkmäler   deutscher  Poesie  und    Prosa  aus  dem    Vlll. — XII.   Jahrhundert.  11.  Ausgabe,    lierlin   187:1. 
Seite   186-24fi  und  Seite  .550--ri-22. 
Dcnkscliriftcn  der  phil.-liitt.  Cl.  XXIV.  Kd.  2 


10  Franz  Miklosich. 

matth.  6.  32.-nicol.  predadetb  i  ezykoniB  20.  IfJ.-nicol.  sti-v.'/.öc  heisst  j^zyatnilcB : 
ezycbnikb  6.  7;  18.  17.-nicol.  russ.  jazyciiilcB.  asl.  strana  regio,  populus,  sö-voc  wird 
im  plur.  wie  j^zyui  angewandt,  sti-antsk'b  t(bv  £Ö-V(öv  op.  2.  3.  73ß.  asl.  poganint, 
pogan'B  subst.,  pogan'B  adj. :  poganii  slovene.  Das  Wort  ist  im  neuen  Testamente  selten: 
poganyni  sXXtjVIC  mulier  gentilis  zogr.,  wo  ev.-trn.  elinska  bietet.  nsl.  poganin  habd. 
pliir.  poganje  im  Osten,  im  Westen  liajd,  plur.  hajdje.  bulg.  kroat.  poganin.  serb.  po- 
ganinb.  poganb  daniß,-rjee.  2.  327,  heutzutage  neznabozac.  pogan  ist  impurus,  poganica 
Epitheton  der  Schlange,  poganiti  polluere,  womit  ahd.  heidantuom  Glaubensverletzung, 
Tempelschändung  verglichen  werden  kann,  nekrstenik  der  Ungetaufte  und  das  Collec- 
tivum  nekrst  f.  bezieht  sich  auf  die  Muhammedaner.  klruss.  pohanyj  heidnisch,  hässlich; 
pohaA  f.  verabscheuungswürdiges  Ding,  wruss.  poganin.  russ.  poganBCL.  poganb  f. 
gentiles  chron.  I.  232.  14;  nekrestb  ist  der  Ungläubige,  ßech.  pohan.  pol.  poganin. 
oserb.  pohan.  magy.  pogäny.  preuss.  pogfinans  plur.  acc. ;  pagonbe  Heidenschaft 
Elbing.  lit.  pagonas.  lett.  pagans.  Aus  dem  'h  der  ersten  Silbe  ergibt  sich,  dass 
rumun.  ptg'bn  auf  lat.  paganus,  nicht  auf  slav.  pogan'B  zuriickzuführen  ist.  Cili.  189. 
Aus  dem  lit.  stammt  wohl  liv.  paganos  ehstn.  pagan  finn.  pakana  u.  s.  w.  Alilquist  221, 
nsl.  hajd  ist  deutsch  Heide,     nserb.  tatan  ist  eigentlich  Tatar  und  erst  spät  aufgenoinmen. 

Mit  dem  Worte  poganin^B  hängt  zusammen  asl.  stpoganiti  s§  maculari  nom.-lab. 
klruss.  pohanka  Heidekorn ;  ebenso  pol.  gani(:  tadeln ;  przygana ;  haAba.  lett.  gänit 
beschmutzen,  das   unrichtig  mit  gnoj   zusammengestellt  wird. 

Poganin:&  ist  das  lat.  paganus,  das  im  got.  haithno  f.,  im  ahd.  heidan  übersetzt 
erscheint.  Die  Worte  bedeuten  daher  Land-,  Dorfbewohner.  Vergl.  Grimm,  Mythologie  1198. 

Das  asl.  poganin^B  ist  zuerst  durch  deutsche  Missionäre  unter  den  Slovenen  Panno- 
niens  verbreitet  worden.  Nur  diese  Annahme  macht  das  Vorkommen  des  Wortes  bei  den 
slavischen  Völkern  auf  der  ganzen  Linie  vom  aegaeischen  Meere  bis  zur  Ostsee  und  im 
slavischen  Osten  begreiflich. 

asl.  jelinin'b,  jelinyni.  jelinslcb:  jelinbsko  kapiste  mladen.  Aus  dem  mgriech.  £Ä},y]v, 
s)v/.YjVt%ö?  für  Heide,  heidnisch,  zena  poganyni  yrn^  £Ä/,-/)v(;  scheint  das  ältere,  zena 
elinBska  das  jüngere  zu  sein. 

Jude.     ludaeus.     Ivj^axoQ. 

2.  asl.  ijudej,  ijudej  neben  zidin'B,  ^idovin-B  aus  jud.  nsl.  2idov  im  Osten,  jud  im 
Westen,  bulg.  ctfutin.  serb.  zid,  Xidov  neben  2udio,  gen.  zudjela,  und  civutin.  russ. 
zid'B.  Sech.  zid.  pol.  zyd.  oserb.  zid.  nserb.  zyd.  magy.  zsidö.  rumun.  zidov. 
lit.  2idas.     lett.  2ids  neben  jüds. 

Christ.     Christianus,     /ptaxtavöc. 

3.  asl.  kri)StijaninB,  krijstijant  und  hristijanin'B,  hr'Bstijaniii'B,  hrtstijan^B.  krtstijanyni, 
krtstijanica,  krtstijan-Bka,  hristijanica,  hristijan'Bka,  hristijana.  nsl.  kristjan,  plur.  kri- 
stjanje;  im  Osten  Imscanje  und  krscanski  mit  dem  übergange  des  stja  in  sßa  und  ab- 
weichend krSßenik,  der  Getaufte,  krell.,  substantiviert  aus  krscen.  krScenica  Dienstmagd 
vergleiche  man  mit  russ.  krestBJaninij  in  der  Bedeutung  Landmann.  bulg.  krtstjane, 
kri>stjane.  kroat.  hristijanin,  hrstijanin,  dann  krstjanin;  krs(5anski;  krscenik.  serb.  kn^canin 
ein  Serbe  der  römischen  Kirche :  ki'st  Christus ;  hriscanin  ein  Serbe  der  griechischen 
Kirche:    hrist(os)    Christus,    hri^canluk   mit    dem    türk.  Suffix   Jyk    und    krst    collect,    die 


Die  christliche  Terminololue  der  slavischen  Sprachen.  1 1 

Christenheit:  nema  ga  u  krstu.  krtstenikb  mon.-serb.  48G.  russ.  christianint.  krestbja- 
ninoi  ist  Chi'ist  und  Landmann:  man  vergleiche  nsL  krscenica  Dienstmagd.  cech.  kf-e- 
stian,  kfestan.  pol.  chrzeäcianin,  krze^cianin.  oserb.  khses^ijan,  khgescan.  nserb.ksesc'ijan, 
ksescan  Christ,  Mensch,  magy.  kerestyen,  kereszt^ny.  rumun.  krestin.  preuss.  crix- 
tianai  plur. ;    crixtianiskas.      lit.   la-ikSconis.      lett.    kristits    cilveks    der    getaufte  Mensch. 

Diese  Formen  beruhen  mit  wenigen  leicht  erkennbaren  Ausnahmen  auf  christianus 
und  /ocaxtavöc.  Pott's  Deutung  des  russ.  kresttjaniniD  2.  1.  18.  als  Kreuzträger  ist  un- 
begründet. 

Das  Collectivum  zur  Bezeichnung  aller  Christen  ist  asl.  hristijansstvo,  kr-Bstijani.- 
stvo.  Dieselbe  Vorstellung  wird  durch  Worte  ausgedrückt,  welche  Kirche  bedeuten: 
asl.  crsky  u.  s'.  w.  Man  merke  femer  kroat.  obcina  sih  pravovernih  la-scenikov.  pol.  zbor 
chrze^cijai'iski,   und,  namentlich  bei  den   Evangelischen,   gmin.     lit.   gemine. 

Vom  zweiten  Jahrhunderte  an  wurde  die  rechtgläubige  Kirche  zum  Unterschiede 
von  jeder  Gemeinschaft  von  Haeretikern  i'f:fXr^oirf.  %a9-o/vaT;  ecclesia  universalis  genannt, 
asl.  katolikij,  katoliCbski..  nsl.  katolicanski,  katoljski,  obcinski.  kroat.  katolicanski 
aliti  obcinski.     serb.  obcinski.     russ.  katoliceskij.     lit.  katolikkas.     lett.  katolis  Katholik. 


ZAYEITES   KAPITEL. 
Die  verstorbenen  Glieder  der  Kirche. 

Die    heilige    Jungfrau    Maria.     Beata    Virgo  Maria. 

4.  asl.  bogorodica,  selten  bogoroditelBnica ,  bogomati.  nsl.  mati  boza  im  Osten, 
bulg.  bogorodica.  kroat.  majka  bozja.  russ.  bogorodica,  bogomaterb.  pol.  bogarodzica, 
beza  porodzicielka,  matka  boza.     g riech,   i'rcozwoc,  il-sojxVjZOJp.     ahd.  gotis  muoter. 

nsl.  blazena  divica  Marija.  precista  devica.  deva  Marija  im  Osten,  bulg.  bla2ena 
devica  lumg.  kroat.  divica  Mai-ija.  blazena  gospa  divica.  slavna  divica.  sveta  gospoja. 
cech.  panna,  panenka  Maria,  pol.  najczystsza  dziewka.  dziewica  boza.  dziewica  wiekui- 
sta.  niepokalana  dziewica.  naj.4wi§tsza  panna.  rumun.  precesta.  griech.  irapiHvoc. 
ahd.  magadi. 

nsl.  na§a  gospa,  gospoja.  kroat.  gospa.  blazena  gospa.  serb.  gospozda  in  der 
Formel:  pomozi,  gospozdb,  2iva  bogorodice.  Die  serbische  Form  findet  sich  in  velika 
i  mala  gospodja  der  grosse  und  der  kleine  Frauentag,  russ.  gospoza  in  gospozini,  denb 
natale  B.  V.  Mariae;  in  gospozinki,  spozinki  die  dreiwöchentliche  Faste  vor  dem  fcstuni 
assumptionis  B.  V.  Mariae.  pol.  gospodza  jadw.  godzi  si?  ciebie,  Marya.  zwar  panna 
i  gospodzii  Linde,     griech.  0£3itotva.     ahd.  vrouwa. 


Apostel.     Apostoli.     äTTÖStoXoi. 

rt.  asl.  apostol'b.  selten  übersetzt:  st.1t.  ahd.  gotes  boto.  nsl.  apostel,  in  fris.  st>1 
(zel),  bei  trüb.  st>1  (sei)  u.  s.  w. 

Märtirer.     Martyres.     {jf/pzupsc. 

H.  ahd.  luacenilcb.  nsl.  mucenik  im  Osten,  in  fris.  mosenic,  musenic;  mantrnik:  moka 
und  mantra  Marter,  kroat.  serb.  mucenik.  pol.  meczennik.  oserb.  martraf-.  rumun.  mu- 
cenik.    lit.  mucelninkas  und  mucitasis,  mucitoji:  muka  Marter. 


J  2  Franz  Miklosich. 

Der  Ausdruck  m^ßenik'B ,     eig.  qui  cruciatus  est ,    für  den  Blutzeugen  des  Glaubens 

ist    nur    aus    dem    ahd.    martarön    excruciare ;    martira    cruciatus ;    martirunga    passio    aus 

lat.    martyr    zu    begreifen :    er    ist    demnach    pannoniscb.     Der  Gote    hat    dafür    veitvods 

[xdptüp  Zeuge. 

Bekenn  er.     Confessores.     6[j.oXoYYjLaL 

7.  asi.  ispovedbnik^B.     pol.  spowiednik  u.  s.  w. 

Heilige.     Sancti.     aytoc. 

8.  asl.  svQt'B,  sv^tbCb.  nsl.  svet,  svetec,  svetnik.  serb.  svet,  svetac,   svetitelj  u.  s.  w. 

Reliquien.     Reliquiae.     Xst'j^ava. 

asl.  mosti  plur.  Wenn  dieser  Ausdruck  auch  zur  Bezeichnung  von  cadaver  (bS 
mosSimi  lezaj  für  leza)  und  Überbleibsel  (mosci  kumirosluzenija  Xst'jiava  rqc.  si^ioXoXarpsiac) 
angewandt  wird,  so  beruht  diess  auf  dem  Begriffe  Heiiigenreliquien.  serb.  moci,  mosti. 
russ.  mosßi.     rumun.  moaSte. 

Die  Benennung  beruht  auf  der  Wunderkraft  der  Heiligenreliquien  und  mosti  ist  von  moStb 
potentia,  vis  aus  der  Wurzel  mog  nicht  verschieden.  Ich  erinnere  dabei  an  das  in  Wurzel  und 
Suffix  identische  got.  mahts ,  womit  Vulfilas  die  Wunderwirkungen  Jesu  5ovd|xetc  be- 
zeichnet. Es  ist,  wie  die  Freisinger  Denkmäler  zeigen,  ein  pannonisches  Wort :  isco  iega 
milozti  i  sce  mariae  i  sce  michahela  i  sce  petra  i  useh  bosih  zil  i  useh  bosih  mosenic 
i  useh  b.  zaconnic  i  useh  zuetih  deuuiz  i  uzeh  b.  moki  imploro  eius  (dei)  misericordiam 
et  sanctam  Mariam  et  sanctum  Michaelem  et  sanctum  Petrum  et  omnes  divinos  apo- 
stolos  et  omnes  divinos  martyres  et  omnes  divinos  sacerdotes  et  omnes  sanctas  virgines 
et  omnes  divinas  virtutes,  richtig  reliquias  fris.  III.  svete  moci  habd,  vergl.  asl.  zname- 
nije  Xectj^ava  greg.-naz. ;  serb.  svetinja  und  ßech.  svätost  reliquiae  beruhen  auf  dem 
ahd.  wihida  von  wih  sanctus  v.  Raumer  313. 


DRITTES    KAPITEL. 
Die  kirchlichen  Ämter. 
Die  Christen  zerfallen  in  Kleriker  und  Laien, 

K  1  e  r  u  s. 

9.  Der  Klerus,  xXvjpoc  clerus,  heisst  asl.  klirost,  krilos'B  und  priöbtt;  der  Kleriker 
kliroSanin'b,  krilosanin'b,  klirikt  und  prißbtbnikt:  vergl.  pricitati  s§  v:b  klirost  op.  2.  3.  737. 

Papst. 

10.  Im  Klerus  nimmt  der  Papst  die  oberste  Stelle  ein.  asl.  pape2b  assem.  stets  pape2b. 
Ostrom,  papa,  papa  rinibskyj  ev.-trn.  nsl.  pape2  im  Westen,  papa  im  Osten,  bulg.  papa, 
rim-papa  hung.  kroat.  papa,  rimski  papa.  serb.  papa,  rim-papa.  russ.  papa.  cech.  pape2. 
pol.  papieX.  oserb.  bamz,  bamuz.  nserb.  bamst,  bamz.  magy.  papa.  rumun.  papa. 
lit.  popezus.     lett.  pävests  stammt  unmittelbar  aus  dem  Deutschen. 

pape2b,  älter  als  papa,  ist  nur  aus  dem  ahd.  bäbes  erklärbar,  das  vom  griech.  icdxac 
nicht  getrennt  werden  kann,     papeäb  ist  ein  in  Pannonien  aufgenommenes  Wort. 


Die  christlichk  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  13 

B I  s  c  li  0  f .     Episcopus .     eittaxoiro  q  . 

11.  a)  asl.  jepiskiip'B,  piskupO),  jepiskopü.  nsl.  skof.  kroat.  biskup.  serb.  biskup 
für  den   Bischof  der  römischen  Kirche.  Sech.  pol.  biskup.  preuss.  biskops.  lit.  viskupas. 

Der  asl.  Ausdi-uck  stammt  aus  dem  Grriechischen  unmittelbar,  die  übrigen  beruhen 
auf  dem  ahd.  biscof,  dem  auch  das  magy.  püspök  seinen  Ursprung  verdankt.  Dieses 
letztere  haben  sich  die  Slovenen  im  Osten  als  pispek,  pü§pek  angeeignet.  dpyisf/£6c  ist 
asl.  starejsina  sv^titelbska,  2i>rBska  (zbrbcbska)  greg.-naz. 

h)  asl.  vladyka,  eigentlich  fJzorJjzrfi  dominus,  findet  sich  für  tspcöc  sacerdos:  das- 
selbe gilt  vom  russ.  vladyka.  Dagegen  bezeichnet  serb.  vladyka  den  Bischof  der 
gi'iechischen  Kirche;   ebenso  rumun.   vl^dilcB. 

asl.  horepiskopt  neben  vbsBskyj  episkopi)  ist  •/(opcTrtaviO'TCOC. 

asl.  enorija  Dioecese  ist  griech.  svopta,  daraus  serb.  nurija  Pfarre,  nurijas  Pfarrkind, 

Priester.     Presbyter.     TrpsaßüxspciC- 

12.  a)  Im  Neuen  Testament  wird  für  den  christlichen  Priester  asl.  ijerej,  ijerej  gebraucht: 
fsps'j^.  Dasselbe  Wort  findet  man  jedoch  im  zogr.  marc.  2.  26.  auch  für  den  jüdischen 
Priester,  im  ev.-trn.  steht  schon  2ri>cb  (z'brcemx):  für  den  heidnischen  Priester  gebraucht 
man  zrbcb :  zbrbCB  idolbsky  lam.  1.  29.  neben  idolbsky  prezviterb  30.  und  ierej  poga- 
nbski)   izv.  485. 

b)  asl.   sv^titelb:  nacelbnyj  svetitelb  äpytspsu?  hebr.  4.  15.-sis. 

sv§titelb  ist  der  Heiligende,  Weihende.     Hieher  gehört  auch  cistitelb  greg.-naz. 

c)  asl.  sv^stenikt.  svjascenikoi  i  zrbtelb  put.  serb.  sveStenik  neben  der  eigentlich 
serbischen  Form  svecenik,     russ.  svjascennikt. 

Sv^stenik-b  ist  der  Geheiligte,  Geweihte. 

Svetitelb  und  sv§steniki>  sind  dem  gi'iech.  ispeöc  nachgebildet:  dasselbe  gilt  von 
cistitelb,  da  Sist-b  auch  ispö?  bedeutet;  cistitelbstvo  sacerdotium  op.  2.   3.  738. 

d)  asl.  pop-b  TTpsaßo-tspoc  act.  20.  17.  1.  tim.  5.  17.  iac.  5.  14.-gi§.  u.  s.  w.  popin-b  in 
russ.  Quellen,  nsl.  pop  ;  im  Osten  ohne  gehässigen  Nebensinn.  bulg.  kroat.  pop.  serb. 
pop,  popa.  klruss.  j)6p.  russ.  popi?.  8ech.  pop.  pol.  pop  mafg.,  später  für  den 
Priester  der  griechischen  Kirche,  oserb  nserb.  pop.  Aus  dem  Slav.  sind  entlehnt 
magy.  pap.     rumun.  popij.      preuss.  paps.      ehstn.  papp. 

Popii  ist  das  ahd.  phapho,  phafl:o,  der  Geistliche,  mhd.  phaffe,  pfaffe  der  Welt- 
geistliche. Das  ahd.  Wort  ist  das  lat.  papa  Vater,  das,  im  fünften  Jahrliundert  von  den 
Bischöfen  gebraucht,  von  Gregor  VII.  auf  den  Papst  eingeschränkt  wurde.  Die  von 
Grimm,  Götting.  gel.  Anzeigen  1836  Seite  331,  angenommene  Ableitung  von  pop^b  aus 
dem  griech.  xairac  ist  unzulässig,  trotz  des  russ.  popadbja  iraTca^cd :  griech.  xa'iräc  ergibt 
asl.  papas-b :  o  papasü  Kravonosi  pisa  assem.  Das  Wort,  in  Pannonien  aufgenommen,  ist 
von  da  nach  dem  Süden  und  zu  den  Russen  gedrungen.  Nicht  unabhängig  davon  ist 
die  Aufnahme  durch   die  Cechen. 

e)  asl.  prezviteri.,  prezviter-b,  prezvuter'b  ist  TCpsaß'Jtcpoc  presbyter,  woraus  ahd. 
priestar.  prezviter-b  belbcb  ist  der  Weltgeistliche  im  Gegensatze  zu  crünbcb  der  Kloster- 
geistliche,  kroat.  prvad  geht  auf  venet.  ital.  prevede,  mittelbar,  wie  rumun.  prest,  auf 
presbyter  zurück. 


14  Franz  Miklosich. 

f)  asl.  duhovbnik'b.  nsl.  duhovnik.  cecli.  ducliovnik,  duchovny.  pol.  ducliownik. 
oserb.  duchomny.  nserb.  ducliovny.  russ.  ist  duchovnyj  sacerdotalis,  ducliovnikT>  con- 
fessor.     rumun.   duhovnik.    duhovnißesk. 

Dem  Worte  hat  nach  Verschiedenheit  der  Länder  das  deutsche  geistlich  oder  das 
griech.  TTVcUixazi^öc  zum  Vorbilde  gedient. 

g)  asl.  zakonbnikt  sacerdos  op.  2.  2.  239;  nsl.  zakonnik  in  den  Freisinger  Denk- 
mälern III.  wird  wohl  unrichtig  durch  fidelis  übersetzt :  i  useh  bosih  zil  i  uzeh  bosih 
mosenic  i  useh  b(osih)  zaconnic  i  useh  zuetih  deuuiz  et  omnium  dei  apostolorum  et 
omnium  dei  martyrum  et  omnium  dei  sacerdotum  et  omnium  sanctarum  virginum. 

Zakonbnik'B  steht  dem  ahd.  ewart  aus  ewa  lex  und  wart  custos,  daher  legis  custos, 
gegenüber. 

h)  cech.  kngz.     pol.  ksiadz.     wruss.  ksenz.     oserb.  k6ez.     lit.  kuningas. 

Das  "Wort  ist  identisch  mit  ahd.  kuning,  das  in  uralter  Zeit  aus  dem  deutschen  in 
das  slavische  und  litauische  eindrang.  Dobrovsk;^'s  Ableitung  von  kon  ist  ebenso 
grundlos  wie  Safafik's  Zusammenstellung  mit  chan :  ein  Suffix  ^gt ,  §zl  gibt  es  nicht. 
Aus  kuning  entsteht  asl.  k-Bn^g^s,  k-Bn^gyni  neben  k'snQZB  ap/cov,  ']^6^a[>/oc,  o'<^[JLt.r>(;  homo 
liber.  nsl.  serb.  knez.  russ.  knjazb.  Sech.  knSz  und  knize.  pol.  ksiadz  und  ksi^z^, 
polab.  k'naz.  oserb.  nserb.  IcAez.  preuss.  konagis.  lit.  kuningas.  lett.  kungs  Herr 
neben  dem  aus  dem  slav.  entlehnten  kjenins  König,  kjeniAene  Königinn;  aus  dem  slav. 
stammt  auch  das  magy.  kenez,  sämmtlich  in  der  Bedeutung  princeps ,  dominus.  Die 
Erklärung  dieses  Ausdruckes  in  der  Bedeutung  Priester  scheint  in  der  ehrenden  Anrede 
gesucht  werden  zu  sollen,  die  in  einer  Zeit  üblich  war,  wo  der  k-Bn^zb  noch  nicht  die 
hervorragende  Stellung  einer  späteren  Zeit  inne  hatte.  Ahnlich  verhält  es  sich  mit 
vladyka,  dumo  und  OcOTCorTjc ;  nicht  unähnlich  mit  lat.  papa. 

i)  nsl.  cech.  kaplan  ist  capellanus,  pol.  kapl'an  hingegen  sacerdos;  auch  kapJan 
poganski. 

Das  Wort  ist  lat.  capellanus.  Der  Sonderbarkeit  wegen  werde  Knapski's  Ansicht 
angeführt:  kapJan  forte  a  capellano ,  nisi  velis  ducere  a  kapJun  capo,  ut  insinuetur 
sacerdotalis  abstinentia.     Trüber  hat  jupitrov  kaplan. 

k)  nsl.  mesnik,  masnik.  bulg.  misnik  imd  misaC  hung.  kroat.  masnik  neben 
misnik.     cech.  mesnik  jung.  2.   85.  a.     oserb.  mjesiük.     nserb.  mjersAik. 

Der  Ausdruck  bezeichnet  den  Messpriester:  asl.  mbsa.  nsl.  mesa,  masa.  öech.  mseu.s.  w. 

l)  bulg.  domin  hung.     serb.  dumo  für  die  Priester  der  römischen  Kirche. 

Dumo  ist  das  lat.  dominus  und  ist  nach  Stulli  titulus ,  qui  communiter  nomini  ali- 
cuius  honestae  conditionis  praefigitur  hispanorum  more. 

m)  asl.  r^dfanik-B  ä^t,(o[JLa'ci/,öc.  r^dovBnik'B  clericus,  in  späten  Quellen  redBnikB  ili 
Ijudinb  lam.  1.  1.50.  bulg.  redovnik  hung.  kroat.  redovnik  clericus,  heisst  nsl.  Kloster- 
geistlicher. 

Kroat.  bedeutet  rediti  zum  Priester  weihen;  duhovni  red  die  Priesterweihe. 

n)  nsl.  far,  gen.  farja,  nur  im  Westen  üblich,  bezeichnet  den  jüdischen  Priester 
und  den  christlichen  mit  einer  ungünstigen  Nebenbedeutung ;  es  ist  das  ahd.  pharrare, 
Pfarrer,    das  auch  in  der  Form  Pfarr  vorkömmt,    aus  mlat.  parra  für  parochia  -üapoLÄia. 

i))   asl.  olttarbnikij.     russ.   oltarnik-B  bedarf  keiner  Erklärung. 

p)  serb.  crkovnik,  crkovnjak  sacerdos  Stulli.     russ.  cerkovnikij. 

Man  vergleiche  ahd.  chirhman  ecclesiae  vir. 


Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  15 

q)  pol.  uüarnik,  ofiai'ownik  ist  zur  Bezeichnung  des  Opferpriesters  aus  ofiara 
gebildet. 

r)  nsl.  plebanus  kroat.  kruat.  plovan  Pfarrer,  Priester,  serb.  plovan.  pol.  pleban. 
wruss.  pleban.  magy.  plebanos.   rumun.  pleban  cih.  208.    lit.  klebonas  Pfarrer,  Pfaffe. 

Kroat.  plovan  beruht  auf  ital.  piovano  aus  pieve ;  die  übrigen  Formen  auf  mlat. 
plebanus  aus  plebs  Parochialkirclie. 

s)  asl.  jnolitvBnikij,  moltbLniki.  aus  molitva,  molbba  preces. 

t)  asl,  zi-Bcb.     russ.  zrecb. 

Dieses  Wort  dient  zur  Bezeichnung  des  heidnischen ,  nicht  selten  auch  des  jü- 
dischen Priestei's:  zrtci  apyiepctw  marc.  14.  53 -ev.  trn.,  obgleich  die  damit  zusammen- 
hangenden Ausdrücke  zreti  sacrificai'c,  daher  zrbcb  ^'jzr^z,  2rttva  sacrificium,  znitvsnikt 
altare  ziu-  Bezeichnung  christlicher  Vorstellungen  verwendet  werden.  Die  Wurzel  2r  ist 
wohl,  so  wie  lit.  gir:  girti  laudare,  girtis,  reflexiv  wie  moliti  s§,  precari,  preuss.  gir-twei 
laudare  mit  aind.  gr :  grnati  anrufen,  rufen,  preisen  identisch,  zrBCB  daher  als  der  die 
Götter  anrufende  und  nicht  als  der  die  für  die  Götter  bestimmten  Opfergaben  Ver- 
schlingende (2reti)  aufzufassen. 

Pfarre  r. 

u)  serb.  parok.  pol.  paroch.  paraiia  Pfarre,  rumun.  paroh.  lit.  parapija  Kirch- 
spiel, lett.  pagasts  ist  das  russ.  pogostt,  das  auch  im  karelischen  als  pokosta  und  im 
liv.  als  pagast  vorkömmt  Ahlquist  219. 

v)  nsl.  fajmoster  entspricht  einem  deutschen  Pfarrmeister. 

w)  kroat.  zupnik. 

Das  Wort  beruht  auf  ?,upa ,  das ,  dem  griech.  svopca  serb.  nurija  entsprechend, 
eigentlicli  Volk  bedeutet,    zupnik  ist  demnach  dem  lat.  plebanus  aus  plebs  analog. 

Diakon.     Diaconus.     ^irj.v.rtvrjZ,  Zwx^jC. 

13.  asl.  dijakont,  dijak^,  das  auch  sacerdos  bedeutet,  dijaßbsk'B;  ipodijakon'b  und 
podidijakt.  Einige  Quellen  machen  einen  Unterschied  zwischen  diakt  und  dbjakon'b 
op.  2.  3.  578.  nsl.  dijak  Schüler,  dijacki,  deacki  jezik  die  lateinische  Sprache,  bulg. 
djakon,  djak.  kroat.  zakan.  dijak.  serb.  svestenici  i  diakoni.  dijakb  Secretär,  wie 
sie  an  den  Höfen  aller  serbischen  Potentaten  nachweisbar  sind.  Danic.-rjec.  1.  273.  djak 
Schüler,  russ.  dijakon'b ,  dijak'b  Diakon,  Secretär.  ßecli.  jähen:  ahd.  jachono ,  jäcuno 
Diakon,  zak  Schüler,  pol.  diak,  dziak  Kleriker  der  griechischen  Kirche,  Secretär. 
zak  Schüler,  Gelehrter,  magy.  diäk,  deak  Schüler,  lateinisch,  rumun.  diak.  lit.  2(^kas, 
zekas  Scliüler.     karel.  tiakka  Ahk^uist  220. 

Das  ^\'ort  diaconus  ist  in  den  \\  andlungen  seiner  Bedeutungen  bei  den  Slaven  dem 
clericus  bei  den  Romanen  vergleichbar.  Mit  diaconus  stehen  in  Zusammenhang  noch 
folgende  Wörter:  kroat.  jaciti  singen,  ursprünglich  wohl:  lateinische  Lieder  singen; 
jacka  Lied.     serb.  djakonija  Bewirtluing;  djakonisati  üppig  leben. 

Ein  alter  Ausdruck  für  O'.d^ovo^  ist  uvarbnikT» :  vb  crkvi  rimstei  sednib  toc-iju 
uarnicy  byvajutb  greg.-vost. ,    welcher  mit  uvarovati  servare  zusammenzuhängen  scheint. 

Mönch.     Monaclms.     ixovayoc. 

14.  a)  asl.  mnih-b  m.  mnihyni ,  mni§ica,  mniha  f.  aus  ma^nihi).  mnisbskago  obraza 
Danil.  83.     nsl.  menih   trüb.   mnih.     russ.   mnich-b   cliron.   1.   49.   152.  204.   mnicliova  kelia 


1 6  Franz  Miklosich. 

pam.-jak.  23.    mniseslcB    neben    monaseslcB.     ßech.    pol.    ninich.      oserb.  müicli.     nserb. 
mich.     lit.  mnikas,  minikas ;    mniska.     lett.   müks. 

Dem  Ausdrucke  mnih'B  liegt  alid.  munili  zu  Grunde.  Die  Ableitung  aus  griech. 
[xovayöc  ist  unmöglich.  Das  allen,  selbst  den  zur  griechischen  Kirche  sich  bekennenden 
slavischen  Völkern  bekannte  Wort  ist  in  Pannonien  aufgenommen  worden.  In  alten 
und  Altes  bewahrenden  Denkmälern  häufig,  schwindet  mnihi.  immer  mehr  aus  der  Litte- 
ratur.  Das  unmittelbar  aus  dem  griechischen  entlehnte  monahi.  findet  sich  asl.  u.  s.  w. 
monahija  Danil.  84.  Das  finn.  hat  munkki  aus  dem  schwed.  munk  und  monaha  aus  dem 
russ.  monacha  entlehnt    Ahlquist  220. 

b)  asl.  inok'B  m.  inoka,   inokyni  f.      russ.  inoki. 

Inok^B  ist  von  iwh  unus,  nicht  von  in'B  alius  abzuleiten,  also  nicht:  cto  inak'b  dol- 
^emä  vesti  ziznB  svoju  ot-B  mirskago  zavedenija.   Inok'B  ist  demnach  gleichbedeutend  mit 

c)  asl.  kalugeri),  kalugerica.  serb.  kaludjei-,  kaludjerica,  alt  kalugerB  m.  kaluge- 
rica  f.,  vertraulich  kale.  kroat.  koludar,  koludrica;  dumna  mik.  russ.  kaluger-b 
pam.-jak.   180.  kalujer:&.      rumun.  k-Blugtr,  ktlug-BricB.     alb.  kalojer. 

Kaludjer  ist  griech.  xa^öyspoi;  m.  xaXoypata  f. 

dj  asl.  Ör'BnBCB,  cri>noriz:&,  «"BnorizBCB  m.  crtnica,  cr'Bnorizica  f.  russ.  ßernecB,  cerno- 
rizecB.     pol.  czerniec  Mönch  der  griechischen  Kirche. 

ürtnLCB  entspricht  dem  griech.  [Ji£XavatjJi.cov.  Es  ist  dem  belBCB  Weltgeistlicher  ent- 
gegengesetzt:   belBCB  da  ne  vladel&cB  u  monastyri  chrys.-dus.  45. 

e)  cech.  zakonnik.  pol.  zakonnik.  asl.  und  nsl.  bezeichnet  dasselbe  den  Geist- 
lichen,    pol.  zakon.     lit.  zokanas  bezeichnet  die  Mönchsregel. 

f)  ßech.  ?eholnik  ist  lat.  regularis. 

g)  russ.  postri2enecB,  postri^eniki.  ist  der  Geschorene. 

hj  kroat.  fratar  ist  lat.  frater.     magy.  barat  ist  slav.  brat. 

nsl.  nuna  Nonne,  cech.  nunvice.  oserb.  nuna,  nunva.  lett.  nune.  finn.  nunna 
aus  dem  schwed. 

Nuna  ist  ahd.  nunnä.  lat.  nonnus  Mönch  griech.  vövvoc.  ngriech.  voüvo?  Pathe : 
Weig.  2.  277.  vergleicht  kopt.  nanu  gut,  schön,  das  an  griech.  xaXÖYEpo«;  erinnert, 

Laie.     Laictis.     Kai-x.öc. 

Den  Gegensatz  zum  Klerus  der  Welt-  und  Ordensgeistlichen  bilden  die  Laien: 
Xat^ot,  laici,  ahd.  leigo. 

15.  a)  asl.  Ijudin-B.  prostt  Ijudin-B  pat.-mih.  86.  Ijudenin-B,  Iju^danin'B;  lju2danBsk:b. 
Das  Wort  bezeichnet  eigentlich  den  aus  dem  Volke :  Ijud-B  Xaöc ;  IjudBskaago  prißeta  toö 
Xasjö  prol.-rad.   140. 

bj  asl.  mirBnik-B  pat.-mih.   91.  mirBski  krmc.-mih. :   mivh  mundus. 

c)  asl.  r^dsnilcB  XaixÖQ,  tSuotrjC  ist  eig.  wohl:  jeder  aus  der  ßeihe.  r§dovistB  ple- 
beius.  Man  beachte:  ustojeste  redu  xaxaxupisuovtsc  z(bv  vXr^pioy,  bei  Luther:  die  über  das 
Volk  herrschen.     r§dBnikt  wird  jedoch  auch  dem  Ijudint  entgegengesetzt. 

d)  asl.  prost-B  ßlovek'B,  prostint.     lit.  zmogus  prastas. 

ej  asl.  oblasB  m.  Xaiixöc,  xoafiixö?,  ISuottjc,  TZoUzrjC.  oblasB,  obla§a  f.  collect.  5  obla- 
BBskt  adj.:  daneben  oplaSB. 


Die  christliche  Tekminoi-ooie  der  sla vischen  Sprachen.  17 

Das  Wort  ist  mir  dunkel.  Ich  denlce  an  vlahT>,  so  dass  oblaSb  aas  ob-vlasb  ent- 
standen   wäre,    wobei    mir    vealhen,    vilen    serva    vorseliwebt    Grimm,     Grammatik    III. 

Seite  337. 

Zehent.     Decima.     OBv.rj.zri. 

16.  Herrn  von  ßaumer  folgend  führe  icli  hier  die  Ausdrücke  für  den  Zehnten  an,  die 
Hauptsteuer,  welche  die  Kirche  der  Gemeinde  auferlegte. 

asl.  des^tina  SsxdrY^  decima.  desetina  dajati  äTTOosxaToOv  lue.  11.  42;  18.  12.-nieol. 
odescjtbstvovati  matth.  23.  23.  -  nicol.  hebr.  7.  5.  -  si§.  nsl.  kroat.  serb.  desetina. 
bulg-.    desetin-b.       russ.    desjatina.       cech.    desätky.       pol.   dziesi^cina.       oserb.   dscesatk. 

nsl.  serb.  slovak.  dezma.     magy.  dezsma.     rumun.  dicmi..     lit.  decmonas. 

Der  erste  Ausdruck  ist  eine  Übersetzung  des  griech.  Ssy-ärr^  lat.  decima.  l>er 
zweite  ist  wohl  aus  dem  deutschen  entlehnt :  alid.  dezemo,  decemo,  das  neben  zehento 
bestellt. 

VIERTES   KAPITEL. 

Die  kirchlichen  Gebäude  und  Geräthe. 

Kirche.     Ecclesia.     £xy./.rj3ia. 

Für  die  Annahme,  dass  die  ersten  Verkündiger  der  christlichen  Lehre  bei  den  Slaven 
dem  Gottesdienste  gewidmete  Gebäude  vorgefunden  hätten,  haben  wir  keinen  Anhaltspunkt. 

17.  a)  asl.  crtky  neben  crtktvi,  crBlcbvb  und  cirkivb  greg.-naz.  7.  und  krikvi.  ti-ebiste 
reki>se  crbkviste  krmc.-mili.  127.  nsl.  eerkev,  cirkev.  bulg.  ßr-bkvb.  kroat.  crikva. 
serb.  crkva.  russ.  cerkovb.  Das  später  aufgenommene  kirka.  Circa  dient  zur  Bezeiclinung 
einer  Kirche  der  Katholiken  und  der  Evangelischen  op.  2.  3.  28.  cecb.  cirkev. 
pol.  cerkiew  ist  eine  griechische  Kirche,  polab.  cärk'äi,  cai-k'üv.  oserb.  cerkej. 
nserb.  cerkvjej,  cerkvja.     preuss.  kirkis,  ehstn.   kirik  sind  aus  dem  deutschen  entlehnt. 

Das  ahd.  chiriclia  wird  von  einigen  auf  das  griech.  ■nop'.ay.öv,  •/.opiav.'q,  von  anderen 
auf  das  lat.  cii-cus  zurückgeführt.  Der  einen  wie  der  anderen  Ansicht  stehen  Bedenken 
im  "Wege,  wie  aus  der  erschöpfenden  Erörterung  in  Grimm's  Wörterbuclie  5.  790.  zu 
ersehen  ist.  Darüber  jedoch,  dass  das  asl.  cr:bky  mit  ahd.  chirichä  identisch  ist,  kann 
kein  irgendwie  berechtigter  Zweifel  obwalten.  Hinsichtlich  des  Auslautes  vergleiche 
man  andere  deutsche  Lehnworte :  kroat.  lokva  neben  loki,  asl.  loky,  aus  ahd.  lachä. 
asl.  pany  aus  ahd.  pannä  u.  s.  w.  Die  Ableitung  vom  lat.  circus  so  wie  die  vom  slav.  carb 
aus  cesarb  (cerkovb  estb  nazvana  ot£  carja)  sind  unbegründet.  Das  Wort  ist  aus  dem 
ahd.  in  das  asl.  in  Pannonien  vor  den  Brüderaposteln  aufgenommen  worden.  Die 
Finnen    liaben    kirkko    aus    dem    scliwed.;    die   östlichsten   Karelen   cerkva  aus  dem  russ. 

b)  cech.  koste!,     pol.   kok-ioi. 

Dieses  Wort  ist  auf  lat.  castellum  zurückzuführen,  und  die  Benennung  beruht  ent- 
weder darauf,  dass  in  der  ersten  Zeit  nach  Einführung  des  Christenthums  in  Böhmen 
die  Kirclien,  imi  vor  den  Heiden  sicher  zu  sein,  sicli  in  befestigten  Orten  befanden, 
oder,  und  diess  ist  wahrscheinlicher,  darauf,  dass  die  Kirclien,  im  Vergleicli  mit  den 
übrigen  Gebäuden,  ein  schlossähnliclies  Aussehen  hatten.  Man  vei-gleiche  das  dem  lat. 
arx  urvi-rwandti-  got.  aihs.  Das  lat.  Wort  ist  den  Cechcii  durch  deutsche  Glaubensboten 
mitgetheilt  worden.  Aus  dem  cech  wanderte  es  in  das  pol.  Aus  dem  pol.  ist  das 
Wort  in   das  russ.   aufgenommen   woi-dcu   und   bezeiclHict  i'inc  katholische  Kirche  :  kostell. 

Dunküdiriften  d«r  phil.-lii<.t.  Cl.  X.XIV.   Rd.  3 


1 8  Franz  Miklosich. 

op.  2.  3.  28.  kostely  latinskija  431.  Im  asl.  bedeutet  kostelt,  kosteli,  turris.  Man  beachte 
den  magy.  Ortsnamen  Keszthely  (Kestel  schon  in  einer  Urkunde  König  Stephans)  in  der 
Nähe  von  Kocels  Residenz.  Für  castellum  findet  man  bulg.  kastelb  bell.-troj.  serb.  kaStel 
mon.-serb.  slovak.  kastjel  cit.  55.  pol.  kasztel. 

c)  Russ.  alt  boznica  christliche  Kirche ;  das  Brett ,  auf  dem  die  Heiligenbilder 
stehen;  Götzentempel,  cech.  boXnice.  pol.  boznica.  Aus  dem  slav.  stammen  lit.  ba?.nTca 
und  lett.  baznica.     Die  Ableitung  von  lit.   baznas  fromm  ist  unrichtig. 

d)  A.sl.  hram-B,  wol  wie  nsl.,  ein  Gebäude  überhaupt,  findet  sich  in  der  Bedeutung 
templum,  delubrum.  serb.  hram.  russ.  chram'B  stammt  aus  dem  asl.:  choromy  ist  ein 
hölzernes  Wohngebäude,  ßech.  chräm  Haus,  Kirche,  pol.  sbor  (zbor)  congregatio, 
synagoga,  ecclesia  mafg.     Schon  im  asl.  si)bor:B  s%%).YyaLa  sup.   71.   3. 

e)  asl.  molitviste,  molitvbnica  ist  eigentlich  Bethaus. 

f)  asl.  trebsnikt.    Vergl.  trebiste.  relcbSe  crbkviste  krmc.-mih.   127. 
Von  den  Theilen  der  christlichen  Kirche  seien  folgende  erwähnt. 

Altar.     Altare.     ■Ö-yataarr^ptov. 

asl.  olttarb,  oltarb,  ol^tarbnica,  oltarbnica,  selten  al'Btarb.  nsl.  bulg.  kroat.  serb. 
oltar.  i^ech.  oltär.  pol.  oltarz.  prestoJ  albo  oJtarz  Linde,  oserb.  voJtaf.  nserb. 
hoitar.  Aus  dem  slav.  magy.  oltdr.'  rumun.  oltar  Cih.  10.  preuss.  altars.  lit.  alto- 
rius  und  vielleicht  lett.  altaris. 

Das  Wort  ist  wohl  in  Pannonien  aufgenommen  worden :  ahd.  altari.  Wenn  Grimm, 
Götting.  gel.  Anzeigen  1836.  Seite  331,  bemerkt,  dass  olitarb  nicht  nothwendig  in  Pan- 
nonien entlehnt  worden  »ein  müsse,  da  auch  der  Gote,  der  griechisclien  Nachbarschaft 
unbeschadet,  akeit,  lukarn,  pund  (lat.  acetum,  lucerna,  pondus)  gebrauche,  so  ist  die 
Möglichkeit  der  Entlehnung  in  Bulgarien  aus  dem  lat.  nicht  abzuweisen,  obgleich  bei 
der  kurzen  Wirksamkeit  italienischer  Glaubensboten  unter  den  Slovenen  Bulgariens  die 
Wahrscheinlichkeit  einer  solchen  Annahme  sehr  gering  ist,  zumal  für  denjenigen,  der 
sich  der  nicht  unbedeutenden  Anzahl  erweislich  in  Pannonien  aus  dem  ahd.  entlehnter 
Worte  erinnert,  wobei  auch  der  Umstand  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  dass  es  sich  bei 
olitarb  um  einen  kii-chlichen  Ausdiaick  handelt  und  dass  im  vierten  Jahrhundert  in  den 
Haemusländern  die  lateinische  Sprache  in  Übung  war,  was  vom  neunten  nicht  behauptet 
werden  kann. 

asl.  zritviste,  zritvbnikt,  zritvbnica  wird  auch  von  für  den  Götzendienst  bestimmten 
Altären  gebraucht.  zri)tvbnik'b  hat  auch  eine  von  olttarb  verschiedene  Bedeutung:  zrbtvb- 
nikb  i  vbsb  oltarb  typ.-chil.  rumun.  zertvenik.  Diese  Ausdrücke  sind  von  zrttva  O-'Joia 
abgeleitet  und  entsprechen  dem  griech.  \)-uataar/^ptov.  Dasselbe  gilt  von  asl.  trebiste 
und  trebbnik^B  aus  treba  i)-üata.  rumun.  prestol,  pristol,  pristor  ist  asl.  prestolt.  ocesti- 
liSte,  ocistiliste  ist  eigentlich  tXaaxYjptov  piaculum.  asl.  krada  ist  eigentlich  rogus  oder 
fornax. 

Vestihulum. 

asl.  papnjt:b  vestibulum.  serb.  papratnja,  preprata,  auch  zenska  crkva,  der  Theil 
der  Kirche,  wo  die  Frauen  stehen,     russ.  papertb  vestibulvim. 

Der  Ursprung  des  Wortes  ist  dunkel :  an  lit.  pirtis  Badestube.  russ.  dial.  pertb 
ist  nicht  zu  denken.  Vergl.  Ahlquist  97.  Gleichbedeutend  scheint  pritvort  crtkve 
zu  sein. 


Die  christliche  Terminologie  der  sLiviscHEN  Sprächen.  19 

asl.   prustt. 

Im  bulg.  ist  prus  aus  prust  das  Vorzimmer,  der  Vortempel,  das  Hauptgemach  im 
bulgarischen  Bauernhause. 

Kloster.     Monasterium.     [i.rj^rLQzri^i'j^ . 

18.  a)  asl.  monastyrb,  manastyrs,  monostyrb.  bulg.  serb.  manastir,  monastir.  russ. 
monastyrb  und  daraus  im  östlichen  Finnland  monasteri.  rumun.  ni'bn'Bstire.  Man  findet 
auch  kroat.  molstir,   mostir.      ahd.   munistri. 

b)  asl.   kinovije,  kinovija  ist  griech.  ■Koivößcov. 

c)  asl.  obitelb  ist  selten.     Dasselbe  gilt  von  mnisbnica. 

d)  nsl.  kloSter.  kroat.  klostar,  kolustar.  ßech.  kWster.  pol.  kluszter.  lit.  klo§torus. 
lett.  klosteris. 

ahd.    chlöster.     lat.    clausti-um.     In   Westfinnland    kluostari   aus  dem  schwed.  kloster. 
Der  Ausdruck  ist  den   Slaven    der  griechischen   Kirche    fremd.      Selten    ist    asl.    ino- 
ß^dbnica  greg.-naz. 

Es  sei  hier  noch  des  Friedhofs   Erwähnung  getlian. 

Friedhof.      Cnemeterium.     xo'-iJ.Yj'CT^ptov. 

19.  asl.  grobbnica.  kumitira  in  einer  jungen  Quelle,  nsl.  cintor,  cintorom.  kroat. 
pokopali§ce.  britof,  brutif  aus  Friedhof,  ahd.  fridhof.  bulg.  grobista  bei  Bogorov. 
kroat.  cimiter,  cintor  jack.  Kiti.  168.  serb.  groblje,  grobnica.  russ.  kladbiSße.  vergl. 
pokut-b  dial.  cecli.  hrobky,  svate  pole,  hfbitov  aus  Friedhof  durch  Anlehnung  an  hfeb. 
krchov  aus  Kirchhof,  slovak.  cintor.  hrobitov.  pol.  cmentarz,  cmyntarz.  kierchov. 
grobowisko.  okopisko,  okojjowisko  jüdischer  Begräbnissplatz  Linde,  oserb.  kefchov. 
pohfebnirtco.  nserb.  kjarchob.  magy.  czinterem.  rumun.  gropnicb.  cintirim,  cintirim. 
pograde  f.  lit.  mogilla  alt.  kapin^s  pl. ;  kii'kapis  aus  Kirchhof,  lett.  kapene.  kapseta: 
seta  Zaun,     kaplice  Familien-Todtengewölbe,  provincicll  Kapelle  genannt. 

FÜNFTES  KAPITEL. 
Die  Zeiteintheilung,  Feste  und  heiligen  Zeiten. 

A'V  o  c  li  e. 

20.  Die  siebentägige  Woche  ist  semitischen  Ursprungs.  Früiier  schon  den  Griechen 
und  Römern  durch  die  Alexandriner  bekannt,  wurde  sie,  nach  Grimm,  im  vierten  oder 
fünften  Jahrhundert  von  Rom  aus  in  Deutschland  eingeführt.  In  dieser  frühen  Aufnahme 
der  Woche  in  Deutschland  liegt  die  Erklärung  der  lieidnischen  Benennung  der  meisten 
Wochentage.  Zu  den  Slaven  kam  die  Woche  erst  mit  der  Einführung  des  Christenthums, 
und  darin  liegt  der  Grimd  der  Bezeichnung  der  meisten  Wochentage  nacli  Zahlen, 
denen  keine  heidnische  Rcminiscenz  anhaftet.  Von  welcliem  Volke  wurde  die  Woclie 
bei  den  Slaven  eingeführt?  Nach  meiner  Ansicht  von  demjenigen  Volke,  dem  die  Slaven 
die  Bekanntschaft  mit  dem  Christentliume  verdanken,  von  den  Deutschen.  Die  Auf- 
nahme dieser  Zeiteintheilung  geschali  durcli  die  Slovenen  in  l'annonien.  Wenn  gegen 
die  Einführung  der   Woclie   durch   die  Deutschen   die   griechische  Art  der  Benennung  der 


20 


Frasz  Miklosich. 


"Wochentage  nach  Zahlen  eingewendet  wird,  so  hat  man  nicht  beachtet,  dass  die  römische 
Kirclie  nur  die  Numerierung  der  Wochentage  anerkennt:  feria  secunda,  tertia  u.  s.  w.; 
und  dass  die  christlichen  (Tlaubensboten  ein  Interesse  daran  hatten  jede  Erinnerung  an  das 
Heidentlium  fern  zu  halten  (der  perendan,  perunb  dbnb,  der  Elbeslaven  ist  dem  Donnerstag 
der  Deutschen  nachgebildet),  abgesehen  davon,  dass  selbst  der  spätere  slavische  Olymp  — 
denn  ursprünglich  liuldigten  die  Slaven  nach  allen  geschichtlichen  Nachrichten  einem 
götterlosen  Naturdienst  —  schwerlich  eine  ausreichende  Zahl  von  Göttern  beherbergte,  um 
die  Wochentage  mit  Namen  zu  versehen.  Man  hat  gegen  alle  Wahrscheinlichkeit  ange- 
nommen, der  allen  Slaven  bekannte  Name  des  Mittwochs  sei  bei  jedem  einzelnen  sla- 
vischen  Volke  selbständig  entstanden,  während  es  natürlich  ist,  statt  eines  solchen 
Zufalls  bei  diesen  sowie  bei  vielen  anderen  Ausdrücken  dieser  Art  die  Aufnahme  in 
Pannonien  und  von  da  aus  die  Verbreitung  zu  den  Kroaten,  Serben,  Bulgaren  und 
Russen  so  wie  zu  den  benachbarten  Cechen  und  von  diesen  zu  den  Polen  anzunehmen. 
Die  Zählung  der  Wochentage  stimmt  mit  der  griechischen  und  lateinischen  nicht  überein, 
indem  der  Slave  den  Dienstag,  nicht  den  Montag  als  zweiten  Tag  bezeichnet,  daher  die 
Woche  mit  dem  Montag,  nicht  mit  dem  Sonntag  beginnt,  wesswegen  statt  ponedjeljnik 
nach  Stulli  auch  prvi  dan  gesagt  wird.  Dieser  Umstand  ist  ein  Beweis  für  den  deutschen 
Ursprung  der  sreda,  die,  bei  der  slavischen  Zählung  unbegreiflich,  nur  durch  Zurück- 
führung  auf  den  deutschen  Mittwoch  aufhört  ein  Räthsel  zu  sein.  Vergl.  Grimm,  Götting. 
gel.  Anzeigen  1836,  Seite  332.  333.  Kopitar,  Pannonischer  Ursprung  der  slavischen 
Liturgie,  Seite  5.  Wenn  Grimm,  Mythologie  Seite  118,  von  der  Möglichkeit  einer  Ein- 
wirkung des  slav.  sreda  auf  die  hochdeutsche  Benennung  spricht,  so  stimme  ich  ihm  nicht  bei. 

asl.  ponedelBnik-b.  vitorbnikt.  sreda.  geivr-Bt-Bki,.  pijt'Bk'B.  sabota,  sobota.  nedelja, 
selten  gospodbnica  '/.'jpiaxf^  dominica.  .Für  den  fünften  Tag',  sagt  Grimm,  Mythologie 
Seite  113,  ,ist  der  Zahlname  phinztac,  phingstag  durch  griechisch-slavischen  Einfluss 
(TTEiJL'rcrfj  p^tbko,,  nur  dass  die  Slaven  den  Freitag  darunter  verstehen)  in  einige  ober- 
deutsche Gegenden  gedrungen',  nsl.  pondelek.  vtorek.  sreda.  getrtek.  petek.  sobota. 
nedelja.  bulg.  ponedelnik.  vtornik.  sredi,.  ^etYr-bt-bk.  pet-bki,.  stbot-b.  nedelb.  kroat.  u  ponedi. 
u  tori.  u  sridu.  u  cetvrti.  u  peti.  u  subotu  auf  Cherso.  serb.  ponedjeljnik,  ponedjeljak. 
utorak,  utornik.  srijeda.  Cetvrtak.  petak.  subota.  nedjelja.  russ.  ponedelbnik-b.  vtornikx. 
sereda.  ßetvertoki, ,  getverg-b.  pjatnica.  subota.  voskresenie.  ßech.  pondflek,  pondeli. 
outery,  outerek.  str-eda.  ftvrtek.  pätek.  sobota.  nedgle.  pol.  poniedziaJek.  wtorek.  .4rzoda. 
czwartek.  piatek.  sobota.  niedziela.  polab.  pnedel'a.  töry.  sreda.  perendan,  eigentlich 
perunb  dbnb  Peruns  Tag  nach  dem  deutschen,  skopy,  eigentlich  skapyj  dbnb,  etwa 
der  karge  Tag,  wegen  der  Faste,  sübüta.  oserb.  pöndzel'a.  vutora.  sreda.  stvörk.  pjatk. 
sobota.  ned^ela.  preuss.  ponadele.  wissa-seydis.  possissawaite  d.  i.  Mittwoch,  ketwir- 
tice.  pentinx.  sabatico.  nadde.  lit.  paned^lis,  panedele,  u2nedele,  paldenikas.  uttarninkas. 
serreda,  serrada,  dial.  pus-sevaite  d.  i.  Mittwoch,  ßetvergas,  ketvergas,  petnicia.  subata, 
sabata.  nedel-dene,  nedel-dena,  nedele.  lett.  pirmdena.  ötrdena.  tresdena.  cetortdena. 
pektdena.  sestdena.  svetdena. 

Nicht  nur  ist  die  Woche  erst  mit  dem  Christenthume  den  Slaven  bekannt  geworden: 
in  diesem  wurzeln  auch  die  Namen  einiger  Wochentage.  Nedelja  ist  der  Tag  der  Ruhe, 
der  Feier,  und  erinnert  an  die  airpa^tot  Y^iJLspai:  ponedelbnik-b  der  darauf  folgende  Tag- 
stibota,  das  nicht  unmittelbar  aus  dem  griech.  ad^ßarov  stammt,  sondern  mit  ahd. 
sambaz  in  sambaztag  zusammenhängt:    t  für  z  beruht  entweder  auf  einem    ahd.    sambat 


Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  21 

oder ,  und  diess  ist  wahrscheinlicher ,  auf  einer  Anlehnung  an  die  lateinische 
Form. 

Von  den  Slaven  haben  die  Namen  einzelner  odci-  ulier  Wochentage  einige  der 
ihnen  benachbarten  Völker  entlehnt,  rumun.  ist  das  einzige  s'ijmbT>t'B  slavisch :  sqjbota. 
Die  Magyaren  verdanken  den  Slaven  und  zwar  den  Slovenen  Pannoniens  szerda,  csö- 
törtük,  pentek  und  szombat.  kedd  Dienstag  ist  vielleicht  auf  kettö  zurückzuführen,  und 
würde  sich  in  diesem  Falle  als  die  Übersetzung  von  vijtorbnik'B  darstellen.  Die  Litauer 
haben  durchaus  die  slavischen  Namen  der  Wochentage  angenommen :  petniCia  ist  russ. 
jDJatnica,  während  das  pentinx  (pentinks)  des  Elbinger  Vocabulars  auf  pol.  piatek  zurück- 
geht. Die  Letten  haben  die  Numerierung  der  Wochentage  consequent  durchgefülirt, 
nur  der  Sonntag  heisst  svetdena  •,  nedela  ist  die  Woclie.  Aus  dem  lett.  kam  die  Benennung 
der  Woche  als  nädal  in  das  ehst.,  als  neteli  in  das  karelische  und  in  die  verschiedenen 
Sprachen  bis  zum  Ural.  Slavisch  ist  keSk  nädal  Mittwoch:  ke^k  die  Mitte,  finn.  keski- 
viikko.  Ahlquist  226.  Grimm,  Mythologie  Seite  1205  sagt,  es  wäre  nicht  unwichtig  aus- 
zumitteln,  wann  zuerst  und  aus  welcher  Ursache  Hochdeutsche  und  Slaven  die  abstracto 
Benennung  Mittewoche  und  sreda  einführten,  während  Niederdeutsche  und  liomanen  Wodan 
und  Mercur  behielten. 

Die  Woche  wird  verschieden  benannt,  asl.  nedelja.  sedmica.  nsl.  tjeden  neben  nedelja 
trüb.  ahac.  49.  bulg.  nedelß,  sedmicB.  kroat.  tajedan,  tajdan.  serb.  nedjelja,  nedjeljak. 
russ.  nedelja.  öech.  tyden,  gen.  teho  dne,  temu  dni,  v  tem  dni  u.  s.  w.  slovak.  tydne.  pol. 
tydzien,  gen.  tydnia  und  tygodnia  für  und  neben  tegodnia,  ebenso  sing.  loc.  tegodniu, 
pivu-.  gen.  tegodniow.  niedziela:  dwie  niedzieli,  trzy  niedziele.  oserb.  tyd2eA.  nserb. 
tyzen.  lit.  nedele.  lett.  nedela.  ehstn.  nädal.  Die  Woche  wird  daher  nach  der  Wieder- 
kehr gleichnamiger  Tage  benannt,  entweder  allgemein :    fB  dtnb,  oder  speciell :   nedelja. 

Feste. 

21.  Die  geheiligten  Tage  des  Kirchenjahres,  die  Festtage,  bezeichnet  das  asl.  du  ich 
prazdEnik-B  von  prazdin-b  vacuus,'  otiosus,  der  Tag,  wo  gefeiert  wird,  daher  wold  iiacli 
dem  deutschen  Feiertag,  indem  der  erste  Theil  der  Zusammensetzung  in.  der  Bedeutung: 
von  dei-  Arbeit  ausruhen  genommen  wurde.  Daneben  findet  man  sv§tT.  dbnb  ant.-hom. 
greg.-naz.  wie  asch.  wihtidi.  velij  denb  assem.  velilcb  dbnb  izv.  (i99,  letzteres  wohl 
mehr  in  der  Bedeutung  eines  grossen  Feiertages,  womit  mhd.  hochzit  Fest  zu  vergleichen 
ist.  Man  merke  auch  tr-bgoi,  tr'bzbstvo  TiavY^Y^P^?'  ursprünglich  Markt,  womit  nsl.  senjem, 
somenj  (asl.  sinbmij)  verglichen  werden  kann.  nsl.  praznik  neben  nedel  (nedju)  meg., 
das  schon  in  fris.  1.  18.  vorkömmt:  nedela  sing,  gen.;  svetek.  god.  der  nicht  gebotene 
Feiertag  heisst  sopraznik,  in  Kärnten  nedelec.  bulg.  praznik.  kroat.  svetak  hung.  serb. 
praznik.  svetac,  svecanik  (asl.  *  sv^tbcanik-b) ;  blagdan  ist  ein  grosser  F'eiertag.  klruss. 
prazdnyk.  ^vjato.  russ.  pi-azdnik-b ;  das  dialekt.  kirmaSt  ist  deutsch  Kirmes,  Kirchmesse, 
cech.  svätek.  hod,  hody  plur.  Fest,  hohes  Fest,  eig.  Zeit,  wie  asch,  tidi.  pol.  Äwieto. 
kasub.  dzen  svj^ti.  oserb.  syjaty  dzen,  svjatk.  nserb.  svje;ieH  aus  sv^tB  dbnb.  preuss. 
länkinan  deinan  sing,  acc,  von  lankit  geliören,  daher  der  dem  Herrn  gehörende  Tag. 
lit.  sventa  dena,  svente.  lett.  svetki  plur.  rum.  praznik.  zig.  ist  praznik  Mahlzeit, 
Todtenmahl. 

Hier  soll  ausser  den  drei  christlichen  Plauptfesten  Weihnachten,  Ostern  und  rfingsten 
(nserb.   hukJady)   das  Fest   epi]>luinia  domini   behandelt   werden. 


22  Fkanz  Miklosich. 

Weihnachten.     Nativitas  Christi,     -i]  ylwirjatc  toO  %ypto'J  xat  O-öoö. 

22.  asl.  rozdbstvo  Hristovo.  nsl.  rojstvo  Jezusa  Hristusa.  bulg.  poroMene  Isukri.- 
stovo  hung.  klruss.  rözdvo  (aus  roMbstvo).  russ.  rozdestvo  Christovo,  daraus  bei  den 
finn.  Wepsen  und  Woten  rä§tav  und  fästoga  Ahlquist  229.  cech.  narozeni  Kristovo. 
pol.  bo2e  narodzenie. 

Die  anderen  slavischen  Benennungen  des  Christfestes  bezeichnen  dieses  als  das 
Fest  des  Sohnes  (xottes,  als  das  Fest  Gottes,  als  das  heilige,  als  das  Fest  der  Opfer, 
als  das  Fest  %rj,z    i^rtyyp. 

1.  nsl.  boziC.  bulg.  bo2i<i ,  bozik  milad.  521.  523.  bozjuk,  woraus  türk.  bozük. 
kroat.  serb.  bozic.  boziß,  asl.  *bo2istb,  ein  Deminutivum  von  bogi),  bezeichnet  den  Sohn 
Gottes ,  den  der  Zigeuner  den  kleinen  Gott ,  tikno  del ,  nennt.  Ein  Rest  heidnischen 
Glaubens  liegt  in  diesem  Worte  nicht  vor.    serb.  bozic  ist  auch  Personenname. 

2.  6ech.  hod  bozf.'     oserb.  bozi  d2en.     nserb.  bo2a  noc. 

3.  nsl.  sveti  den.  sveti  vecer.  sveta  noc  hung.  Mit  sveta  noc  ist  Weihnachten  zu 
vergleichen,     russ.  svjatki. 

4.  polab.   trebe  gilf.  35:   asl.  treba  Opfer. 

5.  pol.  gody :  bo2e  narodzenie,  po  naszemu  (d.  i.  volksthümlich)  gody.  oserb.  hody. 
nserb.  gody.  godovnica.  Der  Plural  wird  wie  bei  Pfingsten  wegen  der  mehreren  Fest- 
tage vorgezogen. 

Neben  diesen  slavischen  Benennungen  bestehen    einige  fremden  Sprachen  entlehnte. 

1.  nsl.  kolede  plur.  hung.  bulg.  koladt.  koli.d'B  hung.  kolede,  kolende  milad. 
lit.  kaledos.     Auch  die  Zigeuner  Sirniiens  kennen  e  kolunda  für  Weilinachten. 

Das  asl.  kol^da,  womit  der  Neujahrstag  (25.  December)  bezeichnet  wurde,  ist  griech. 
xa).7.v5at  lat.  calendae ,  nicht  lat.  colenda ,  nicht  Cech.  kolen  dani ,  kolem  jiti  u.  s.  w. 
An  eine  heidnische  Gottheit  der  Slaven  ist  bei  diesem  Namen  nicht  zu  denken 
und  die  am  24.  December  in  Kiev  gefeierte,  dem  römischen  Janus  verglichene  sla- 
vische  Göttin  koljada  muss  in  das  Reich  der  Erdichtungen  verwiesen  werden.  Sla- 
visch  heidnische  Gebräuche  wurden  mit  einem  lateinisch-griechischen  Worte  bezeichnet, 
das  den  Slaven  erst  mit  dem  Christenthume  bekannt  geworden  war.  Ähnliches  wird 
bei  Pfingsten  bemerkt  werden.  Heutzutage  bezeichnet  kol§da  das  Christfest  nur  bei 
den  Bulgaren,  ehedem  diente  es  diesem  Zwecke  wohl  bei  den  meisten  slavischen  Völkern, 
was  sich  aus  seiner  heutigen  Bedeutung  ergibt,  nsl.  koledovati  am  Christabend  von 
Haus  zu  Haus  gehend  Weihnachtslieder  singen,  d.  h.  Lieder,  welche  die  Geburt  Christi 
feiern.  kolednik,  kolednjak  :  koledo  cantilena  sie  dicta  a  calendis  ianuariis,  quo 
tempore  canitur,  et  antiphonae  in  cathedrali  zagrabiensi  decantari  solitae  ultimis  diebus 
adventus.  bulg.  koladuva  Weihnachtswünsche  vortragen,  kroat.  koledati.  serb.  be- 
zeichnet koleda,  in  Ragusa  kolenda,  die  Schaar  der  diese  Lieder  singenden  Burschen; 
koledjanin  ist  der  einzelne  Sänger,  kolendati  ist  das  dafür  in  Ragusa  gebrauchte  Yer- 
bum,  das  auch  auf  die  um  Neujahr  gesungenen  Lieder  angewandt  wird.  Diese  Lieder 
haben,  abweichend  von  den  slovenischen ,  nicht  die  Geburt  Christi  zum  Gegenstande, 
sondern  sind  Glückwünsche,  die  in  der  Absicht  vorgetragen  werden  um  Geschenke  zu 
erhalten.  Vergl.  Vuk  Stef.  Karadzic,  Zivot  i  obicaji  Seite  6-17.  klruss.  ist  kolada  Weih- 
nachtslied und  das  in  allerhand  Esswaaren  bestehende  Geschenk  an  die  Sänger.  Weilmachts- 
lieder  finden  sich  in  Z.  Pauli,  Pie^ni  ludu  ruskiego  w  Galicyi  1.  Seite  1-lG.    russ.  Einen, 


Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  23 

alten  Brauch  deutet  folgende  Stelle  an :  na  Moskve  vb  navecerii  rozdestva  Christova 
klikali  mnogie  Ijudi  koledu  i  usenb.  Aus  einem  Ukaz  von  1649.  koljada,  koljadovatb 
ist  heutzutage  zu  Weihnachten  und  auf  Neujahr  von  Haus  zu  Haus  gehend  Lieder  singen. 
Die  von  I.  Snegirevb,  Prazdniki  2.  Seite  65-61).  und  von  P.  V.  Sein'B,  Russkija  narod- 
nyja  pesni  I.  Seite  Slifi-oTl.  bekannt  gemachten  Lieder  dieser  Art  entlialten  niclits 
religiöses.  Dialektisch  findet  sich  koleda  der  Vorabend  des  Christfestes;  koledovka, 
koledovatb  von  Mädchen,  am  Vorabend  des  Christfestes  mit  Haferbroten  an  Kreuzwegen 
stehend  Weihnachtslieder  (koljadskija  pesni)  singen.  Daher  koleda  das  an  einem  Tage 
erbettelte  Almosen,  koljadovati.  um  Brot  betteln,  koleditb  sja  bitten.  Die  Kirclie  wehrt 
dieser  Sitte  als  einer  heidnischen:  ne  lepo  koledovati  ni  rusalbi  igrati  ticlionr.  IL  Seite  302. 
asce  kto  vb  .a.  deni.  gemjvai-ja  na  koledu  idet'b,  jakoXe  pervii  poganii  tvorjachu  305. 
Hiehor  gehört  magy.  koldul  betteln,  koldus  Bettler  u.  s.  w.  und  das  aus  dem  niagy. 
entlehnte  nsl.  kolduvati.  cech.  koleda  Weihnachtslied,  Christgeschenk,  koledovati. 
pol.  kolijda  nowe  lato  i  szczodry  dziei'i.  po  kol§dzie  chodzic,  za  koleda  chodzic  d.  i. 
chodzac  z  powinszowanieni  nowego  roku  zbierac  podarki.  Lieder:  Z.  Pauli,  Pie^ni  ludu 
polskicgo  w  Galicyi  Seite  1  -  L5.  rumun.  kolind^b  Weihnachtslied,  kolind  vb.  lit.  kaledos. 
zig.  e  kulunda  in  Sirmien.  Wie  kam  der  Christtag  zu  dem  Namen  koleda,  ungeachtet  er  nie 
xaXdv^at  calendae  heisst?  Hiebei  ist  auf  die  im  Canon  G2.  des  Trullanischen  Concils  ver- 
botenen Feierlichkeiten  zurückzugehen,  die  um  den  Anfang  des  Jahres  stattfanden,  auf 
die  xa/.7.v5(i>v  sopr/^,  das  festum  calendai'um :  ita  appellant  scriptores  publicas  illas  ac 
superstitiosas  laetitias,  quas  kalendis  ianxuxrii,  quibus  annus  aperitur,  exhibuere  primum 
gentiles,  usurpavere  etiam  postmodum  christiani  et  quas  utrique  indecoris  choreis 
mulierumque  aut  ferarum  assumptis  formis  ac  vestibus  foedabant.  Ducange.  Da  diese 
Belustigungen  in  den  letzten  Tagen  des  alten  Jahres  begannen,  so  ist  die  Übertragung 
des  Namens  kalendae  auf  den  Christtag  eben  so  begreiflich  wie  die  Benennung  des 
Neujahrstages  als  mali  bo^ic  bei  den  Slovenen,  mali  bozic  bei  den  Serben  und  als  kis 
karäcson  bei  den  Magyaren.  Dazu  trug  der  Umstand  bei,  dass  in  manchen  Ländern 
das  neue  Jahr  mit  Weihnachten  begann.  Die  Aufnahme  des  Wortes  hat  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  in  Pannonien  stattgefunden. 

2.  vänoce,  vanoc.  slovak.  vianoce.  Der  zweite  Theil  ist  noc  Nacht,  der  erste  hin- 
gegen identisch  mit  dem  ersten  von  Weihnachten  mhd.  wihennaht  aus  ze  wihen  nahten. 
Dass  vänoce  aus  velikä  noc  oder  aus  svatä  noc  verkfirzt  sei,  glaubt  man  vielleicht  lieut- 
zutage  nicht  mehr. 

3.  Den  entlehnten  Namen  scheint  auch  kracun  beigezählt  werden  zu  müssen,  bulg. 
kracun.  klruss.  kerecun ,  kerecun  vecer  in  den  Kai-pathen.  slovak.  krarün.  magy. 
karäcson.     rumun.   kri,cun.     Bei  den   Russen   ist  koi-ocuni.  der  Christabend. 

Da  Ableitung  von  asl.  krattk-b,  etwa  von  der  Kürze  der  Tage,  ist  unsicher,  die 
vom  lat.  incarnatio  kaum  besser  begründet.  Vergl.  korocjunov  kamen  (Talickij  Sbor- 
nik  3.  LV. 

Der  Christabend  wird  verschieden  bezeichnet.  1.  bulg.  b-bdnik  Weihnachtsabend 
milad.  52L  523.  b-bdni  den:  b-bdni  ist  asl.  *bT.dbn'b,  etwa  vigiliarum,  und  bidni  den 
bezeichnet  eigentlich  jede  Vigilie:  bi.dnii.t  den  od  negovi  te  m7>ki  (asl.  mf^ky)  hung. 
serb.  badnji  dan :  davon  kroat.  serb.  badnjak  Weihnachtsblock.  Vuk  St.  Karadzic, 
RjeCnik  Seite  1  L  12.  Wenn  badnjak  inUnterkrain  vorkömmt,  so  wird  es  siclier  auch  dort  den 
Slovenen  fremd  sein.   Im  bulg.  ist  das  Suftix  ikt,  im  serb.  das  Suffix  jakT>  angewandt:  bi.dnik 


24  Franz  Miklosich. 

so  wie  badnjak  ist  substantiviertes  btdbni..  lett.  blukju  vakars.  Das  ist  Block-Abend.  Die 
angeführten  Ausdrücke,  von  denen  der  lett.  germanischen  Ursprungs  ist,  liangen  mit  der 
Sitte  zusammen  am  Weihnachtsabend  einen  Block  anzuzünden  und  brennend  zu  erluilten, 
wie  sie  nicht  nur  bei  Bulgaren  und  Serben  sondern  auch  bei  andern  Völkern,  Deutschen 
und  Romanen,  besteht.  Daher  der  skandinavische  julblok,  der  französische  chalendal 
(von  calendae)  in  Dauphine  u.  s.  w.  Grimm,  Mythologie  593.  1201.  1220.  Der  AVeih- 
nachtsblock  heisst  lett.  auch  kükju  malka,  der  heilige  Abend  kükju  vakars  von  einem 
eigenthümlichen  (Tcriclite,  das  an  diesem  Abend  genossen  wird.  Über  den  badnjak 
vergl.  S.  Kapper,  Osterreichische  ßevue.   1867.  XU.  Seite   171. 

2.  klruss.  sCedryj  ve?er  neben  dobryj  veßer  und  bohatyj  vefer.  cech.  Stedry  ve^er. 
slovak.  stedry  vef-er.  pol.  szczodry  dzien.  asl.  stedri)  misericors ,  magnanimus  hat  in 
dtii  angegebenen  Ausdrücken  die  Bedeutung  reichlich  und  die  Benennung  deutet  die 
an  diesem  Abend  stattfindenden   Schinausereien   an. 

3.  slovak.  do  hviezdy  den.      nserb.   gvjezka. 

pol.  ist  bei  den  Evangelischen  gwiazdka  der  hl.  Christ,  das  Weihnachtsgeschenk: 
CO  ci  gwiazdka  przyniosia?  Die  Letten  nennen  den  h.  Dreikönigstag  zvaigznes  dena 
Stern  tag. 

Der  in  einem  russ.  Weihnachtsliede  vorkommende  Refrain  tausinb  ist  wohl  in  ta 
und  usinb  zu  theilen :  das  erstere  ist  die  Conjunction  ta ,  das  letztere  hängt  mit  si  in 
sijati  zusammen ,  von  dem  auch  prosinbCb  stammt.  Seini.,  Russkija  narodnyja  pesni. 
Moskva.   1870.  Seite   369. 

Ostern.     Pascha,     irda/a.    Tz6.(^jp.  dvaaTdai|J.ov. 

23.  asl.  pasha,  pastha.     klruss.  paska.     russ.  pascha. 

An  das  deutsche  Ostern  lehnt  sich  an  oserb.  jutry.  nserb.  jatsy,  vjatsy:  male  jatsy 
der  Sonntag  nach  Ostern.     Dasselbe  gilt  vom  pol  ab.  jösträu  gilf.   35. 

Die  einheimischen  Benennungen  des  Osterfestes  beziehen  sich  auf  den  (üegenstand 
der  Feier  oder  auf  die  hohe  Bedeutung  derselben  oder  auf  den  Genuss  ungesäuerten 
Brotes. 

1.  asl.  vBskrtsenije.  *VBskri)St  in  vi>skr:BSbni.  dbnb.  *vi,skres'b  in  vi.skresbn'b  trn.  Die 
Verbalwurzel  ist  ausser  der  kirchlichen  Sprache  in  der  hier  auftretenden  Bedeutung  sehr  selten, 
doch  findet  man  slovak.:  ako  skrsla,  tak  i  zmizne  Erben,  Cit.  50.  kroat.  uskrs;  mladi  uskrs  der 
Sonntag  nach  Ostern;  uskrisevati  resurgere  pist.  serb.  vaskrs,  vaskrsenije;  uskrs.  russ. 
svetloe  voskresenie  griech.  y.'jpiay,7j  ).a|J.irpd.  2ech.  bo2i  vzkfiseni.  vzki'i§eni  päne  Alter  142. 
pol.  i^wi^to  zmartwychwstania  chrystusowego.  Die  Benennung  entspricht  dem  griechischen 
Tzda/a  dvaardatjJ.ov,  %'j^ira.y]  iTjrxazrj.Gi\).rjc,.  Hieher  gehört  auch  nsl.  vuzem.  kroat.  serb. 
vazam,  indem  das  Wort,  asl.  *v'bzbm'b,  aus  vbz-b  und  im  etwa  dem  lat.  excitatio  ent- 
spricht und  dem  asl.  vtskresiti  nahe  steht. 

2.  asl.  velik-b  dbnb  (po  velice  dbni).  velika  noStb.  Jener  Ausdruck  bezeichnet  auch 
Fest  im  allgemeinen :  ähnlich  wird  pascha  hie  und  da  von  jedem  hohen  Feste  gebraucht, 
nsl.  velika  noc.  bulg.  veliki  den.  velikden  (velikdenski).  Vergl.  posti  velikovi.  klruss, 
veJykdeA.  wruss.  svjataja  vjalißka  (s  krasnym  jajeckom).  russ.  velikii  denb.  cech. 
velika  noc.  velice  noci  sing.  dat.  velikonoc,  velkonoc.  pol.  wielka  noc,  wielkonoc: 
dzien  f^wiety  prza^nic  (asl.  öpreswiiki.)  zowi^,  wielkci    nocii.     Daraus    lit.  velikos.    velikü 


Die  christliche  Terminologie  der  slaviscken  Stsachen.  25 

Svente.  Damit  zusammenhangend  lett.  leldena :  lels  gross.  In  den  meisten  tiun. 
Sprachen  heisst  Ostern  der  grosse  Tag  -Ahlquist  230. 

3.  ceoh.  den  pf-esnie.     pol.  dzieii  przai^nic. 

Die  Charwoche  heisst  die  grosse,  hebdomas  magna,  nsl.  veliki  tjeden.  magy. 
nagyhet.  rumun.  si>pt'Bm'bnT>  mare.  Daneben  kroat.  nedil'a  strastna.  russ.  strastnaja 
nedelja   und  eech.  pasijovy  t^'den.     ehstn.   sür  nädal. 

Die   drei    letzten  Tage    der  Charwoche:    asl.   velikt  cetvi'ttTjkt.    velikij  peti>k'i..    ve- 

lika  sabota.    griech.  \i.B'(d'/:rj  TrapaT/.c'JTj    u.   s.   w.      nsl.   velki  eetrtek.    velki  petek.    velka 

sobota.     bulg.  velik  eetvrBtijk.    velik  peti^k,    veli    petok.    velika    stboti).     kroat.    veliki 

cetvrtak.   veliki  petak.  velika  subota.    fech.  zelen}'-  etvrtek.   velk)'-  patek.  velkä,  bila,  svatä 

sobota.     pol.   wielki  ezwartek.    wielki  pit^tek.  wielka  sobota.     magy.  nagy  pentek.  nagy 

szombat.      lit.   dide  pC-tnlcia.      lett.    hla    pekdena.      l)aneben  nsl.    zelenl    eetrtek.      feeh. 

zeleny    etvrtek.     lit.    s^alasis   eetvergas   und  velCi  velikos  die  Ostern  der  Todten.     oserb. 

cichy   piatk    und    lit.    tykoji    petnieia    der    stille  Freitag.      magy.    esendes    szombot    der 

stille  Samstag. 

Pfingsten.     Pentecoste.     TüSViTjÄoaTT^. 

1.  24.  asl.  penttikostij,  p^tikostij,  gen.  petikostij§  und  übersetzt  p§tbdes^tBnica,  p§ti- 
desettniea.  p^tikostij  ist  griech.  ■irsvrY^y.oar/].  Mittelbar  auf  dasselbe  zurückzufiihren  ist 
nsl.  binkusti,  finkusti,  bink-bsti.  polab.  panckjiist  gilf.  35.  ahd.  fimfchustl.  nilid.  ])fin- 
gesten.      magy.  pünkosd. 

2.  asl.  rusalija :  slovo  na  rusaliju  sie  r/jv  -£V"Y)Xoar/jV.  po  rusalijahi»  sav.-kn.  130. 
131.  vh  s4b[ota]  rusalbna  147.  nsl.  risale :  do  risao  hung.  serb.  rusalje  n.  Ragusa. 
rusalji  plur.  m.  in  den  Bocche  di  Cattaro.  rusalje  phu'.  f.  bei  Della  Bella,  klruss.  ru- 
sale :  rusalnaja  nedil'a.  rusainyji  svjatki  in  den  Karpathen.  russ.  rusalbnaja  nedelja  die 
dem  Ptingstsonntag  vorhei'gehende  Woche  tichonr.  2.  28!'.  in  der  kievei'  Chronik  zu  den 
Jalu-en  1174.  1175.  1195.  Rusalka  heisst  der  siebente  Donnerstag  nach  Ostern,  davon 
aucli  semiki.  aus  sedm'B,  sedmyj  genannt,  welchen  das  Volk  in  Gesang  und  anderen 
Belustigungen  hinzubringen  pflegt,  daher  ne  lepo  koledovati  ni  rusalbi  igrati.  tichonr. 
2.  302.  slovak.  rusadlje  n.  rusadla  plur.  n.  rumun.  rusale,  rusali.  Diesen  Ausdrücken 
liegt  griech.  po'jjdÄ'.a,  das  mit  lat.  rosalia  identisch  ist,  zu  Grunde.  Ivs  bezeichnete,  wie 
pascha  rosata,  pascha  rosarum,  Pfingsten :  dass  wir  es  in  dieser  Bedeutung  in  den  grie- 
chischen Quellen  nielit  nacli weisen  können,  sondern  nur  in  der  eines  von  der  ländlichen 
Bevölkerung  zri.  AsyöjASva  poü3d/d7.  ä.~b  Y.r/.y.'qc  ^ovr^ö-sia?  £V  zaic.  £^(o  /(opatc  yivofisva,  wohl 
um  die  Zeit  der  Pfingsten,  begangenen  Festes,  hat  wahrsclieinlicli  in  der  Abneigung  der 
Kirche  vor  volksthümlichen ,  meist  mit  lieidnischen  (Gebräuchen  zusammenhangenden 
Benennungen  der  Feste  seinen  Grund,  eine  Abneigung,  die  dieser  Terminologie  zwar 
die  Aufnahme  in  die  Litteratur,  nielit  aber  die  Verbreitung  durch  miindliche  Überliefe- 
rung verwehren  konnte.  Dass  die  Aufnalime  des  Wortes  in  (his  Slavische  in  l'annonien 
gesehall,  dafür  kann  die  Verbreitung  des  Wortes  bei  den  ungi-ischen  Sloveiien  und  81o- 
vaken  angeführt  werden,  die  ein  Räthsel  wird,  sobald  man  das  Wort  in  Bulgarien  auf- 
genommen werden  lässt.  Siehe  meine  Abhandlung:  Die  Rusalien  im  4G.  Band  der 
Sitzungsberichte  der  kais.  Akademie.  A.  S.  Petruäevyc,  ObScerusskyj  dncvnyk.  D'vOv.  18('li. 
und  vergl.  skomorochi  i  rusalijeju  pljasjuScaja  tichonr.  2.  313.  O  rusalijahii  op.  2.  3.  58. 

Der  Dienstag  in  der  Thomaswoche  führt  den  Namen  radunica  und  navij  denT>,  an 
welche    die    navbi    provody    zur    Erinnerung    an    die   Todten    stattfinden:     asl.    navb    ist 

Denkst'hriften  im  phil.-liist    Cl.  XXIV.  lid.  -) 


2G  Feanz  Miklosich. 

mortuus.  Ich  erwähne  diesen  den  Rusalien  nahestehenden  Tag,  um  zu  bemerken,  dass 
es  in  Thracien  und  sonst  ein  Rosenfest  der  Todten  gab,  worüber  Heuzey  berichtet: 
L'usage  de  manger  ä  certains  jours  aupres  des  tombeaux  et  d' y  repandre  des  i-oses 
n'  etait  pas  une  coutume  renfei'mee  dans  la  Thrace.  Nous  retrouvons  sour  differents  points 
de  ritalie  la  fete  mortuaire  des  roses,  sous  ce  nom  des  rosalia  et  sous  celui  de  dies 
rosationis ;  les  offrandes  deposees  sur  le  tombeau  sont  designees  par  les  mots  escae  et 
rosae,  escae  rosales,  propinatio  per  rosam.  La  formule  ad  moninientum  vescentur  y  est 
egalement  consacree  pour  le  repas  commemoratif.  Aujourdhui  encore,  dans  toute  la  Kou- 
melie,  1'  usage  des  repas  funebres  s'  est  eonserve  sous  sa  forme  presque  antique.  Acade- 
mie  des  Inscriptions  et  Belles-Lettres.  Comptes  rendus  des  seances  de  l'annee  1868.  226. 

3.  nserb.   bii'e  ist  mir  dunkel. 

Die  slavischen  Benennungen  des  Pfingstfestes  beziehen  sich  auf  den  Gegenstand, 
auf  die  Zeit  der  Feier  oder  bezeichnen  ein  Fest  im  Allgemeinen.  1.  bulg.  duhov  den. 
duhove  te.  kroat.  duhovi,  duhi  plur. ;  duhovo.  serb.  duhovi.  klruss.  svjatyj  duch. 
cech.  svaty  duch:  o  svatem  duse.  svatodusnl  svdtky.  Anderes  bei  Alter  12.  Neben 
duhovi  haben  die  Serben  für  Pfingsten  den  Ausdruck  trojice  plur.  Die  zur  griechischen 
Kirche  sich  bekennenden  Finnen  haben  troitsa  aus  dem  russ.  Ahlquist  230.  2.  cech. 
letnice.  lett.  vasaras-svetki :  vasara  Sommer,  klruss.  zeJenaja  nedila.  russ.  zelenye 
svjatki.  pol.  zielone  ^wiatki.  russ.  semickaja  nedelja.  Dabei  denken  manche  an  ein 
heidnisches  Fest  zu  Ehren  eines  Gottes  Jad.  lit.  sekmines  plur.  Pfingstsonntag:  sekmas 
der  siebente.     3.  oserb.  svjatki.     nserb.  svjetki. 

Bei  den  Slovaken  heisst  das  Fest  turice,  nsl.  trjaki  habd.,  woraus  in  Anlehnung 
an  trojice  falsch  trojaki  jambr.  belost.  Dabei  wird  es  erlaubt  sein,  daran  zu  denken, 
dass  das  Fest  möglicherweise  seinen  Namen  davon  habe,  dass  bei  irgend  einer  jährlich 
um  Pfingsten  wiederkehrenden  Volksbelustigung  die  Gestalt  des  tur  eine  Rolle  spielte. 
Man  vergleiche  bei  Ducange:  cervula,  cervulus:  ludi  profani  apud  ethnicos  et  paganos, 
solebant  quippe  ii  kalendis  ianuarii  belluarum ,  pecudum  et  vetularum  assumtis  formls 
huc  et  illuc  discursare  et  petulantius  sese  gerere,  quod  a  christianis  non  modo  proscri- 
ptum,  sed  et  ab  iis  postmodum  inductum  constat.  Es  möge  hiebei  daran  erinnert  werden, 
dass  zu  Weihnachten  und  im  Carneval  unter  Polen  ein  als  Auer  maskirter  Bursche 
herumgeführt  wird.  Z.  Pauli,  Pie^ni  ludu  polskiego  w  Galicyi.  Lwow.  1838.  16.  und 
dass  ehedem  zu  Ragusa  im  Carneval  2oroje,  vila  imd  turica  die  stehenden  Masken  waren, 
und  dass  die  turica  eine  Figur  mit  einem  Pferdekopf  auf  einem  langen  zottigen  Halse 
und  mit  zottigen  Füssen  darstellte.  Das  gemeine  Volk  hält  die  turica  für  ein  Thier, 
das  ehedem  wirklich  existierte,  während  die  Gelehrten  dabei  an  einen  unnachweisbaren 
Kriegsgott  tur  denken,  wobei  einmal  wieder  der  Verstand  der  Verständigen  den  Kürzeren 
zog.    Vuk  Stef.  Karadzic,  Obicaji   19. 

Erscheinung  Christi.     Epiphania  domini.     STttrpävcia,  ■ö-so^pdvsta. 

25.  asl.  bogojavljenije.  sv§taja  bogojavljenija  plur.;  javlenije  und  javlenija  plur. 
sav.-kn.  141.  142.  epifanij^  plur.  142.  nsl.  ocitovanje  gosponovo  hung.  bulg.  Isukrt- 
stovo  prikazuvane  hung.  kroat.  ocitovanje,  skazanje  spasiteljevo.  serb.  bogojavljenje, 
daher  bogojavljenska  vodica  das  an  diesem  Tage  auf  ein  Jahr  geweihte  Wasser  und 
zakrstena  vodica  Weihwasser,     russ.  bogojavlenie.     2ech.  zjevenl  päng. 


Die  CHRISTLICHE  Terminologie  DER  sLAViäcHEN  Sprachen.  27 

Die  anderen  Benennungen  berulien  auf  den  grieelüsclien  Ausdrücken  ßctmac?  loO 
■^p'.azrj-j,  womit  '/Jl-f-Spa  rcöv  'föizinv,  rä  '^ü>za.  sowie  die  Wasserweilie  —  tr/^  zihv  'j^atcov  T^yiaas 
ipuoLV  —  zusammenhängt.     Unter  'f(ö?,  cp(ozta[xö?  ist  die  Taufe  zu  verstehen. 

russ.  prekrtsti  plur. :  na  prekrhsty  da  prazdbiuijatb ,  imb2e  pokaza  s^  christosovo 
bozbstvo  svjat. -op.  2.  2.  401.  prekrbstb  findet,  man  auch  in  späteren  glag.  Quellen, 
cecli.  bozi  icftcnl.  rumuu.  bobotezi>  steht  für  bogobotez^b,  ist  daher  die  Übersetzung 
von  ßd-Krij'.;  toO  '/y.zzvj.  Was  sich  auch  gegen  diese  Erklärung  einwenden  lässt,  so 
viel  wird  wohl  eingeräumt  werden,  dass  sie  von  der  von  A.  de  Cihac  27.  versuchten 
den  Vorzug  der  Möglichkeit  hat :  bobotezt,  reduplication  de  botez,  pour  ainsi  dire  rebotez. 

cech.  svißky. 

kroat.-slov.  vodokrst,  vodokrstje.  bulg.  vodici  milad.  522.  hung.  kroat.  vodo- 
krsce :  dan  od  vodoki'sc  pist.  9.  b.  krscenje  vode.  serb.  vodokrsce  meist  bei  den  Serben 
der  römischen  Kirche.  Vergl.  zakrstavanje  AVasserweihe.  klruss.  vodochreScy,  vodoscy  und 
lordan.  russ.  vodokresci.  magy.  viz-kereszt  napja.  lit.  vankrikstai  neben  krikstai,  van- 
gurikstai :  der  erste  Theil  ist  aus  vandü  AVasser  verunstaltet,  lett.  krustaine  veraltet  ist 
vielleicht  mit  lit.  krikstai  gleichbedeutend.  In  Russ.-Karelien  vierista,  finn.  vedenristi  aus 
dem  russ.  Ahlquist  229. 

Schon  loannes  Chrysostomus  erwähnt  der  Sitte  des  Volkes  das  an  diesem  Tage 
geweihte  AVasser  als  besonders  kräftig  nach  Hause  zu  nehmen  und  aufzubewahi'cn.  In 
der  russischen  Kirche  wird  die  Wasserweihe  noch  heutzutage  am  Epiphanienfeste  vor- 
genommen: hoc  die  benedicit  metropolita  flumini  Moscuae,  alii  vero  sacerdotes  aliis 
fluminibus.  Tum  in  eo  multi  mares  feminaeque  trina  inimersione  toti  immerguntur,  equi 
item  et  imagines  quasi  baptizantur.     Assemani,  Calendaria  G.  20. 

An  diesem  Tage  baden  auch  in  Serbien  vor  Sonnenaufgang  viele  Menschen  in 
Bächen  und  Flüssen,  deren  Eis  sie  nöthigen  Falles  aufhacken. 

nsl.  sveti  trije  kralji.  bulg.  tri  krale.  eech.  den  tfi  krälCiv.  pol.  dzien  trzech  krolow. 
lit.  trijü  karalü  svente. 

SECHSTES   KAPITEL. 
Die  geistliche  Seite  der  Kirche.     Die  Gnadenmittel. 

Die  hieher  gehörigen  Ausdrücke  erscheinen  in  drei  Gruppen  vertheilt.  A.  Gottes- 
dienst.    B.  Sacramente.     C.  Die  heilige  Schrift. 

A.  Messe.    Predigt.     Gebot. 
1.    Messe.     Missa.     Äs'.TO'jpyta. 

26.  asl.  mbSa  rektse  slu2bba  meth.  misa  glag.  nsl.  me.sa,  masa.  bulg.  misi)  hung. 
kroat.  masa  hung.  misa.  serb.  misa  bei  den  Serben  der  römischen  Kirche.  russ.  msa. 
cech.  m§e.  slovak.  m§a,  omsa.  pol.  msza.  oserb.  nserb.  mSa.  polab.  maisö  Messe, 
Predigt,  rumun.  miS-b.  alb.  meSe,  mtsi).  lit.  mi§ia,  jetzt  allgemein  in  Preussisch-Li- 
tauen  die   l'iedigt.  auch  überhaupt  der  Gottesdienst,     lett.  misa.     ehstn.  missa. 

Lat.  missa  ahd.  messa,  missa  ist  in  dieser  Form  in  das  asl.  in  Pannonieu  aufgenommen 
worden. 

2.    l'rcdigt.     Prafdicafio.     XY^p'jyixa,    öjJLiÄia. 

27.  asl.  propovedb,  propovedanije.  propovedati  u.  s.  w.  sc  ib.  propovijedati.  pro- 
povijedanje.      russ.   propovcdyvatb.     ])ropoveilb. 


28 


Franz  Miklosich. 


Bei  anderen  Völkern  wird  zur  Bezeichnung  derselben  Sache  kazati  verwendet. 
wruss.  kazane.  cech.  'käzati.  käzani.  pol.  kazac.  kazanie.  kaznodzieja.  rumun.  ka- 
zanie.     lit.  kozonis  Predigt,  kozoniti  predigen,  koznadejas   Prediger  u.  s.  w. 

Daneben  besteht  ein  mittelbar  aus  dem  lat.  (praedicare)  entlehntes  Wort.  nsl. 
predgati,  predga,  in  Ungern  prodectwo.  prediXnica  Predigtstuhl  krell.,  jetzt  priXnica. 
kroat.  prodika.  serb.  predika,  predikovati.  predikovanje.  oserb.  pfedovac.  pfedovane. 
nserb.  pfatkova.4.  pi-atkovaAe.  magy.  predikäl.  preuss.  predikausnan  acc.  lett.  spre- 
dik'is,  wie  es  scheint,  mit  Anlehnung  an  spredu  urtheilen. 

Unmittelbar  beruhen  die  angeführten  Formen  auf  dem  deutsedien :  ahd.  prediga. 
predigön.     nhd.  Predigt,  predigen. 

3.    Gebet. 

28.  asl.  moliti  kogo,  meist  jedoch  moliti  s^  komu.  molbba,  molitva  zöyq.  nsl.  moliti. 
molitcv,  molitva.  modliti  se  fris.  modliti,  modlitva  meg.:  vergl.  vzedli  fris.  asl.  VBseli. 
bulg.  moli  se:  moli  ist  bitten,  molitvi..  serb.  moliti  se:  moliti  bitten,  molitva.  klruss. 
moljty  .^a.  moJytva.  wruss.  molic  ca.  pacer.  russ.  molitb  sja.  molitva.  cech.  modliti 
se.  modlitba.  pol.  modlic  sie.  modlitwa,  modJa.  oserb.  modlid  so.  modlitva.  nserb. 
modli>4  se.  modlene,  psosene.  runuin.  molitv^ß.  preuss.  maddla  f.  madlas  m.  Bitte, 
Gebet,  madlit  bitten,  beten,  lit.  melsti  und  reflexiv  melstis  (meld):  melsti  ist  bitten, 
malda.  malditi  und  reflexiv  malditis :  meldzu  verhält  sich  zu  maldau  wie  vedij,  zu  vozda. 

Moliti  s§,  ursprünglich  modliti  s§,  ist  ein  denominativum  von  modla.  Dieses  scheint 
mit  aind.  mrd  conterere  zusammenzuhängen,  so  dass  moliti  s§  zerknirscht  sein,  contritum 
esse  bedeuten  würde,  woraus  sich  der  Dativ  des  Objects  von  selbst  ergäbe.  Jünger  ist 
die  Behandlung  von  moliti  als  eines  transitiven  verbum.  Zerknirschung  contritio  wird 
durch  verba  ähnlicher  Bedeutimg  ausgedrückt:  nsl.  potrto  srce.  biüg.  strusene  aus  skru- 
gene.  kroat.  skru§eno  moliti.  serb.  moliti  koga  ist  bitten,  moliti  se  komu  bitten  und 
beten,  nsl.  ist  prositi  bitten,  moliti  beten:  moliti  s(j  beten  hat  mit  nsl.  moliti  porrigere 
serb.  pomoliti  nichts  gemein.  Man  beachte  molltelb  %cpaovö;  bei  greg.-naz.,  eig.  der 
Zermalmer.  Hieran  schllesst  sich  auch  asl.  mili,:  mili  ti  se  dejemb.  mlla  s?  tvor<?sta 
TCOtvuofJLSVOV.  nsl.  tebe  se  mil  tuoriv.  teh  se  tebe  mil  tuoriv  fris.  1.  21;  1.  23.  asl.  tebe 
s^  mila,  tvorja.  t^h-B  se  tebe  mll-b  tvorja.  irpoax'JVciv  adorare  wird  asl.  durch  klanjati  s§ 
ausgedrückt,  das'^^eig.  se  incllnare  bedeutet.  Vergl.  Grimm,  Mythologie  Seite  29.  Die 
Elbeslaven    haben    aus  dem  deutschen  baddaje  entlehnt;    desselben  Ursprungs  ist  nserb. 

bjatova^. 

Unter  den  Gebeten  nimmt  das  Vaterunser  den  ersten  Rang  ein.  Ein  asl.  Name  dafür 
Ist  noch  nicht  nachgewiesen,  nsl.  oßenas.  molitev  gospodnova  hung.  bulg.  ocenas. 
molItvT,  gospodinova  hung.  Sonst  kommen  von  pater  stammende  Benennungen  vor: 
kroat.  Patrice  bei  Linde,  öech.  päter.  pol.  pacierz.  lit.  poterius.  lett.  pätari  und 
ehstn.  päter  ist  Gebet  Im  Allgemeinen. 

Morgen-  und  Abendgottesdienst  heissen  asl.  utrbnja,  utrbnica  und  vegerbnica.  Ahnlich 
in  anderen  Sprachen.  Dem  ersteren  entspricht  rumun.  utrenie.  Lat.  vespera  erscheint 
cech.  als  nespor,  plur.  nespory.  pol.  nieszpor,  .nieszpory.  oserb.  nespor,  nespory. 
lit.  mi§paras,  das  Nesselmann  unter  misa  stellt,     lett.  nespars. 


Die  christliche  Tfkminologik  der  slavischen  Sprachen.  29 

B.    Sakraiueiite.     Taufe.     Fiiimins.     AlMiidinahl.     Ehe. 

1.    Sakrament     Sncrainentum.      \VJZZ'f^'^Vjy. 

29.  asl.  tajna,  tajba,  tainbstvo.  nsl.  denselben  Grundbegriff  enthaltend:  skrovnost 
im  Osten,  serb.  otajstvo  bei  den  Serben  der  römischen  Kirche,  russ.  tajna,  tainstvo. 
i'iiinuu.    tajn'h. 

nsl.  svetstvo  hung.  kroat.  posvetiliSte.  öech.  svätost.  pol.  Swiato^d.  osei-b.  svja- 
tomstvo.      magy.  szentseg. 

Das  lat.  Wort  wird  beibehalten,  nsl.  sakramenta  oli  koker  mi  moremo  guvui'iti  te 
skrivne  svetinje  (svetine)  trüb.  cech.  pol.  oserb.  nserb.  Sakrament,  preiiss.  sacra- 
ments.      lit.   zoki'amentas.      lett.  zakraments. 

Die  slavischen  Ausdrücke  beruhen  auf  der  Vorstellung  des  Geheimnissvollen  und 
Heiligen  und  schliessen  sich  demnach  an  die  griechische  und  an  die  lateinische  Bezeich- 
nung an.  Denselben  Grund  Vorstellungen  begegnen  wir  im  ahd.  tougani  mysterium  und 
sacramentum.     Heilicheit,    heilictuom    und    wihida    von    wih    sanctus.     von   Raumei-    ol2. 

2.    Taufen.     Baptizare.     ßamtCs^v. 

30.  asl.  krtstiti,  kriistati,  hristiti  taufen,  krastenije,  hristenije  Taufe,  nsl.  krst.  krstiti ; 
creztu.  crisken.  kren  pai't.  fris.  kroat.  slovak.  krst.  krstiti.  serb.  krstiti.  krstenje, 
krscenje.  kj-st  Chiüstenlieit.  bulg.  krtsti,  kr-bSta,  kriistava.  kr^Bs,  kr-Bstene.  klruss.  krest. 
krestyty,  rstyty.  rscenjg'.  ksceny  in  Ungern,  russ.  krest:&.  krestitb.  ßech.  kfest,  krstu. 
krstiti,  k?titi.  slovak.  krstiti.  pol.  krzest,  krztu ;  chrzest,  chrztu.  krzci<^',  chrzcic'. 
chrzestnik,  chrze^nica  Täufling,  oserb.  khsest.  kScic^.  khscene,  khsei'iica  neben  dupic. 
nserb.  ksci^.  kscene  neben  dupis.  polab.  dopa.  Aus  dem  slavischen  stammen  magy. 
keresztel.  keresztseg.  preuss.  crixtitwi  taufen,  crixtisnä  Taufe,  crixtnix  Täufer,  crixti- 
laiskas  Taufbuch.  lit.  krikstas.  krikstiti.  lett.  kristit,  krustlt.  kristiba,  krustiba. 
ehst.  ri^t  Taufe,  Christenthum.  ri^tima,  rif^tma  taufen:  finn.  ristiä  ist  bekreuzen. 
Ahlquist  223. 

Dass  krtstiti,  liri.stiti  taufen  von  kr'Bstt,  hristii,  das  im  asl.  nocli  nicht  Taufe  bedeutet, 
abzuleiten  ist,  ist  unzweifelhaft.  Da  aber  das  mit  Christus  ursprünglicli  idontisclie  kri>st7> 
sowohl  Kreuz  (krtstt)  als  Christus  (kr'Bst'B,  hrTjSt-B)  bedeutet,  so  entsteht  die  Frage,  in 
welcher  von  diesen  Bedeutungen  das  Thema  von  kr'Bstiti  zu  nehmen  sei.  Gegen  die  von 
Pott  2.  I.  IS  in  Schutz  genommene  Ableitung  des  krtstiti  von  kr'sst'b  Kreuz  spricht  der 
Umstand,  dass  dann  kr'Bstiti  nicht  etwa  bekreuzen  und  soliin  zum  Christen  machen,  taufen, 
sondern  kreuzigen,  wie  nsl.  krizati  von  kriz  bedeuten  würde,  abgesehen  davon,  dass  meines 
Wissens  keine  Sprache  taufen  als  bekreuzen  auffasst.  Gegen  die  Ableitung  des  kr'Bstiti  von 
krtsti.  Christus  ist  andererseits  einzuwenden,  dass  dann  kr'Bstiti  bedeuten  würde  nicht 
jemand  zum  Christen,  sondern  zu  Christus  machen.  Alan  kann  sich  allerdings  zur  Recht- 
fertigung dieser  Ableitung  auf  mhd.  kristen  für  kristenen  zum  (^bristen  machen  berufen: 
allein  dass  chj-ist  christianus  aus  kinsten  hervorgegangen  ist,  zeigt  die  deutsche  (Tram- 
matik.  Grimm,  Wörterbucli  3.  (ill),  während  die  slavische  (Trammatik  nicht  nach- 
zuweisen vermag,  dass  la-BstT)  christianus  bedeutet  und  etwa  aus  kr'Bstijanim.  '/rji^^zioyÖQ 
entstanden  sei.  Für  diese  Ableitung,  die  ich  trotz  der  dargelegten  Schwierigkeit  fest- 
halte,  spriclit  jedoch   serb.   pukrstiti   zum  Christen   machon.     Man  vergleiche  ahd.   uuithar 


30  Franz  Miklosich. 

mineru    cristinhedi    contra   meum   baptismum   MüUenlioff-Scherer    LXXIl.    und    mlid.   wil 
er  sich  läzen  kristen  Stricker  1803. 

Dem  griecliisehen  folgend  drücken  die  deutschen  Sprachen  dieselbe  Vorstellung 
durch  ein:  eintauchen  bezeichnendes  Wort  aus:  got.  daupjan,  ahd.  toufan.  Bei  dem 
ersteren  ist  der  griechische  Einfluss  natürlich :  beim  ahd.  ist  er  nicht  so  leicht  zu  erklären. 

Taufpathe.     Compater. 

asl.  IcBmotri,  IcBmotra.  kumi,  kuma,  kumica.  kupetra  ist  so  viel  als  kuma.  Un- 
eigentlich wird  es  aufgefasst  in:  ozeni  se  kupetroju  svoeju  rekse  ^troviju  meth.  7.  nsl. 
boter,  botra,  botrinja.  kum,  kuma.  Man  führt  auch  koter,  kotra  an.  bulg.  kum,  kumt. 
kroat.  kum,  kumov,  kuma.  serb.  kum,  kuma.  klruss.  kmotr,  kmot.  kum,  kuma. 
russ.  kmotr^B:  ideti.  kmotri>  na  smotri.  kumi.,  kuma,  kumica.  Yergl.  prisny  kumy  bili 
zrj'jz  i^iouc  oüVziv.VJOQ  'jßpbavrs;  izv.  557.  alt  kuepetra  rekse  kuma  sof.  koka  dial.  ßech. 
kmotr,  kmotra.  pol.  kumoter,  kumotrowie.  Lud.  Przedstawü  O.  Kolberg.  YI.  Krakow- 
skie.  II.  Seite  3.  kmotr,  kmotra.  kmoi5,  kmosia.  kmochna.  kmoszka.  kum,  kuma.  ojciec 
chrzesny,  matka  chrzesna.  oserb.  kmotr,  kmotra.  nserb.  kmots,  kmotsa.  magy.  koma, 
koma  asszony.  preuss.  im  Elbinger  Vocabular  komaters  Grevatter.  litt,  kumas,  kuma. 
lett.  küms.  ehstn.  kumm.  finn.  kummi  Ahlquist  223.  rumun.  lamittru,  kurnttri  scheint 
vom  slav.  unabhängig  zu  sein. 

Diese  von  einander  so  abweichenden  Ausdrücke  sind  auf  lat.  compater  zurückzuführen. 
ki>motra  hat  denselben  Ursprung,  wie  ich  aus  dem  slav.  o  für  lat.  a  schliesse.  kumt  ist 
eine  Entstellung  desselben  Wortes.  Das  Wort  ist  wohl  •  pannonisch.  ahd.  gevatero  ist 
eine  Übersetzung  des  compater.  ngriech.  y.'>'jij.7:df/0C,  ■ÄO'jjAirdpa  sind  ital.  compare.  ,Das 
den  Slovaken,  JMährern,  Böhmen  und  Polen  noch  jetzt  geläufige  Wort  ktmotrü  kündigt 
sich  selbst  als  ein  pannonisches  (grossmährisches)  Product  an',     öafarik. 

Neben  diesem  fremden  Ausdrucke  findet  man  einheimische.  asl.  iz^telb:  bysts 
jemu  izetelB  otb  krbstenija  greg.-lab.  nsl.  krsceni  oca,  krsöena  mati.  bulg.  krtsnik, 
kr-BsnicL.  kroat.  vergl.  krstnik,  fdovek  kterega  vile  obljubiju  auf  Veglia  Glasnik  18G0. 
II.  8.  pol.  chrzesny  ojciec,  chrzesna  matka.  lett.  krista,  krusta  tevs;  la-ista,  krusta 
mäte,  eig.  Taufvater,  Taufmutter. 

3.   Firmung.      Confirmatio. 

31.  nsl.  bermati,  firmati.  kroat.  bermati,  berma  mik.  cech.  bifmovati.  pol.  bierz- 
mowad.  oserb.  bjermovac,  fyrmovac.  magy.  bermäl.  Aus  dem  deutschen  ahd.  firmön, 
nhd.  firmen,  das  lat  firmare  ist.     Selten  ist  nsl.  potrdjenje  hung. 

bulg.  krizmi  vb.,  krizmane.  kroat.  la'izma  confirmatio.  krizmati  confirmare  mik. 
serb.  krizma,  krizmati.  ahd.  chrismo,  crisamo.  lat.  chrisma.  griech.  ypl3[i.a.  asl.  hrizma  f. 
[A'Jpov  Diarc.  14.  3.  matth.  26.  7;  2G.  12.-zogr.  bon.  slepc.  lam.  1.  5,  14.  mladen.  sup. 
pohrizmiti  {xoptaat.  marc.  14,  8.-zogr.  miro  izlivaesi  nebesnei  hrizme  hom.-mih.  hiizmMit 
adj.  zogr.  krizbma  triod.-mih.  hrizma  nom.-bulg.  37.  krizbma  apoc.  2.  18  -  vost. 
klruss.  kryzma.  cech.  krizmo.  pol.  chrzy2nio,  krzyzmo.  nsl.  ist  krizma  aqua,  qua 
baptizatus  tertio  die  post  baptismum  lavatur  valv.  6.  275.  Statt  '/[jirj\i.rj.  wird  ander- 
wärts [X'jpov  gebraucht:  asl.  muro,  miro.  miry  tvoje  potekutb  anth.  rumun.  mirü, 
miruesk  firmen.  ,Im  glagolitischen  Psalter ,  Evangelium  und  Apostel  wird  immer 
krizma,  hrizma,  im  cyrillischen  immer  miro  gebraucht'.     Safarlk. 


( 


Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  3 1 

4.  Coena  domini.    sO/apiatta,  Ssixvov. 

'   32.  nsl.  svetstvo ,    oltarsko    svetstvo    im  Osten,  sveta  veSei'ja  bei  den  Evangelischen 

in  Ungern,      bulg.   oltarskija  Sakrament,    telo    Isukrtstovo    Imng.    boiSata  vecera  Siebenb. 

kroat.    svet-otajstvo    od    otara.    oltarski    Sakrament,    tijelo    Isusovo.     serb.    zakon:    vergl. 

alid.     wizzod    lex.     russ.    svjatyja    tajny.    tainstvo    prioaseenija.     i5ech.    svatost    oltärni. 

pol.  boze  ciaio.  wieczerza  panska.  stet  paAski.  kasub.  Sakrament  woftorza.     nserb.   bo2e 

blido.     polab.    büza    daisko    Gottestisch,     lit.    sventoji    vecere.     lett.    deva    galds    neben 

deva  laska,   dcva  melasts. 

Communio. 

asl.  kom'Bkati,  komtkati  s,q.  koni'&kanije.  Man  merke  prosfora  rekse  kombkanije. 
bulg.  komka,  konka  vb.;  komlcB,  konkij,  konkuvane.  russ.  komkati  kennen  auch  rus- 
sische tjuellen.  pam.-jak.   109.  komkanije  tichonr   1.   165.  nekom'kanbno  2.  311. 

Daneben  linden  sich  einheimische  Ausdrücke,  asl.  pric^stiti  s§  sv§tyh:&  i  strasi»- 
nylii)  tainT)  cloz  I.  545.  nsl.  preciscavati  se,  precisöavanje  im  Osten  für  pricesCavati  se 
und  priCescavanje:  man  scheint  an  precistii  zu  denken,  bulg.  priCesti  se,  precisti  se; 
prißistinje,  precistene,  prices.  kroat.  pricestiti  se,  pricescati  se;  pricesce,  pri2escanje. 
serb.  pricestiti,  prices6ivati ;  px'icescivanje.  russ.  prißastits,  prißastie.  rumuii.  prl- 
?estanio. 

Während  pricestiti  in  seiner  eigentlichen  Bedeutung  klar  ist,  participem  reddere, 
communicare,  ist  die  Erklärung  der  mit  r§d:&  zusammenhangenden  Ausdrücke  schwierig. 
Sie  bedeuten  vielleicht:  das  heilige  Abendmahl  nach  der  Reihe  spenden,  nsl.  obrediti- 
obrejuvanje  für  ein  asl.  obr^zdevanje.  serb.  srediti,  s?-edjivati;  sredjivanje.  Dieselbe 
Vorstelluns:  dürfte  dem  nsl.   obhaiilo  zu  Grunde  lieo'Cn. 

Andere  Ausdrücke  sind  nsl.  jemanje  svetstva.  prijemati  presveto  re.sno  telo.  zavzi- 
vati  se  boXjega  tela.    serb.  zakon  uzeti. 

Mit  obrediti,  srediti  ist  vielleicht  zusammenzustellen  lit.  parendas  das  heil.  Abend- 
mahl, parenditi  das  heil.  Abendmahl,  namentlich  einem  Kranken  reichen.  Man  vergl. 
paredai  Gdbräuche  mit  parenditi  und  obrediti  und  mit  dem  russ.  obriadü.  Dass  das 
lit.  Wort  mit  lat.   parentatio  nichts  zu  scliaffen  hat,   ist  wolil  an  sich   klar. 

Der  Ausdruck  kom^kati  ist  das  lat.  communicare,  das  sich  im  rumun.  als  kuminek 
findet,  und  das  Cihac  67.  mit  Unrecht  aus  dem  asl.  in  ihvs  rumun.  aufgenommen  wonlen 
lässt.    kom'Bkati  ist  in   Pannonien  aufgenommen   worden. 

Opfer.     Sarrificium.     {)"jaca. 

asl.  Xrcti.  zrttva.  bulg.  zertvTi  und  russ.  zreti,  zertva  sind  aus  dem  asl.  entlehnt, 
rumun.  Xertv^,  Xertvesk.     Die  wahre  Bedeutung  der  Wurzel  zr  ist  anrufen. 

asl.  trSba  eigentlich  negotium;  trebij.  dejati,  klasti,  priloXiti,  prinesti,  tvoriti  sacrifi- 
care.   trOba  idolbskaja,  jelintskaja.     nsl.  trebu  tvorim  tebe  fris. 

nsl.  obct :  obeti  nasse  im  nezem  fris.  2.  39.  cech.  obct  f.  ('■'obctb).  pol.  obala 
(obiata),  obeta  (obieta)  holocaustum,  votum ;  obiet  sacrilicium ;  obietowa(5  sacrificare  malg. 
obiata  i  ofiara:  obiata  wird  unrichtig  mit  lat.  obiata  zusammengestellt,  asl.  ist  obett 
s-J'/Y^  Votum,  wofür  später  molitva  gebraucht  wird.  pul.  modia  sacrificium,  liostia  maig. 
Man  findet  auch  asl.  zakoliB  eig.  Of^d'dxa:  prinositb  se  jakt)  zakolr.  prijetbnb  men.-belg. ; 
zaklanbc    i    prinosü.   prinosü.     nsl.   prinos    in   krell.  dalm.     rumun.   prinos.      serb.   prilog. 


32  Feanz  Miklosich. 

Die  anderen  Sprachen  haben  fremde  Worte  aufgenommen.  nsl.  ofer,  gen.  ofra. 
gech.  ofera.  oferovau.  pol.  ofiara.  oserb.  vopor.  nserb.  hopor.  lit,  appiera.  appie- 
ravoti.  zem.  afera.  lett.  upuris.  liv.  opper.  finn.  uhri  Ahlquist  218.  Nicht  un- 
mittelbar vom  lat.  offero,  sondern  mittelst  des  deutsehen  Opfer  ahd.  opfar.  (irimm,  J\ly- 
thologie  31.  Das  pol.  beruht  auf  dem  ßeeh.,  und  bietet  ia  für  e,  als  ob  dieses  einem 
asl.  e  gegenüberstünde.     Das  lit.  stammt  aus  dem  pol. 

Die  in  Ungern  wolmenden  81ovenen,  Bulgaren  und  Kroaten  haben  aldov  Opfer, 
aldovati  oj)fern  aus  dem  magy.  äld  segnen,  äldoz  opfern. 

(n.ov.a'JaojJLa  wird  asl.  durch  vbses:&zbzenije  wie  im  got.  durch  alabrunsts,  im  ahd. 
durch  alferbrennophar  wiedergegeben,  pol.  bietet  in  malg.  poczty  eigentlich  Verehrung 
und  offertorziie. 

Man  beachte  zesti  ih  pigem  asl.  ßtsti  iht  pijemi>  fris.  2.  38,  dessen  iht  sich  auf 
die  \  orfahren  bezieht,  daher :  wir  trinken  ihnen  zu  Ehren  honori  eorum  bibimus,  wobei 
man  sich  formell  an  Sätze  erinnert,  wie  diaboli  in  amorem  vinum  bibere,  si  quis  aliquid 
ad  honorem  daemonum  biberit  Grimm,  Mythologie  53.   90. 

Segnen.     Benedicere.     cüXoyciv. 

asl.  blagosloviti.  nsl.  blagoslov.  blagosloviti  im  Osten,  ehedem  wohl  auch  im 
Westen:  blagosloviti  to  je  zegnati  krell.  bulg.  blagosov.  blagoslovi,  blagosvi.  kroat. 
serb.  blagoslov,  blagosloviti.  klruss.  blahosi'ovyty.  russ.  blagoslovitb.  cech.  blaho- 
slaviti  mit  Anlehnung  an  slava;  daraus  pol.  bfogoslawic.  rumun.  blagoslovenie.  Ob 
blagoslaviti  dem  benedicere  oder  dem  süXoyclv  nachgebildet  ist,  mag  unentschieden 
bleiben.     Ich  neige  mich  mehr  der  ersteren  Ansicht  zu. 

Daneben  hndet  man  deutsch  Segen,  segnen  ahd.  segan,  seganön  aus  lat.  signum 
mit  theilweise  abweichender  Bedeutung,  nsl.  zegen.  zegnati,  zegnovati  lex.  im  Westen. 
cech,  2ehnati.  pol.  zegnac.  oserb.  zohnovac.  nserb,  2ognova^.  preuss.  signät.  lit. 
zegnoti. 

5.    Ehe.     Alatrimonium. 

33.  asl.  braki»,  daher  braciti  y'^-fJ'-^C^w.     russ.  brak^B  aus  dem  asl. 

Das  Wort  hängt  wahrscheinlich  mit  der  Wurzel  br  (brati,  ber^)  nehmen  zusammen, 
und  dürfte  demnach  eigentlich  Raub,  Mädchenraub  bedeuten. 

nsl.  hizni  zakon,  zakon :  daher  zakonica  Ehfrau,.  zakon£ic  ehlicher  Sohn,  kroat. 
hizni  zakon.   Als  Vorbild   hat  gedient  ahd.   ewa  Gesetz,  nhd.   Ehe. 

Gatten.     Conmges. 

asl.  maliizena  dual.  Cech.  manzel.  manzelka.  pol.  malzonek.  oserb.  mandzelski. 
nserb.  manXel'ski. 

Das  Wort  ist  dunkel.  Die  bisherigen  Versuche  es  zu  erklären  sind  misslungen.  Man 
beachte,  dass  mal:Bzen'B  dem  grig.-naz.  zur  Übersetzung  des  Wortes  [iiydc  dient,  das  sonst 
in  derselben  Quelle  durch  s'bmesbnik'b,  s'bv'bkupljen'b  wiedergegeben  wird. 

Die  geschiedene  Gattin  heisst  asl.  potbpega,  potbbega,  pod-bbega,  podbbega,  pod^B- 
pe^a  —  Schreibung  und  Ursprung  sind  gleich  dunkel ;  ferners  pustenica.  bulg.  napusna, 
das  Verbum  napusn-b.  serb.  pustenica,  pustiti.  klruss.  rozvedenaja,  rozvesty  ^a.  russ. 
razvedennaja,  razvesti  sja.  Cech.  propustenä,  propustiti.  pol.  opuszczona,  opuscic. 
oserb,  vot  sebe  pusciC,  vupuscena.  nserb.  zaj§pi^,  zajspjona:  vergl.  oserb.  zapfec  verläugnen. 


Die  chuistliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  '33 

Trauen. 

asl.  venbCati  na  braki.  bulg.  venöe,  vencilo,  serb.  vjencati,  vjen,cavanje.  klruss. 
vincaty.      riiss.  vencatb.      lit.   venCavoti-,    veni'ava,  venravone  Trauung,    vencavoniste  Ehe. 

Diesen  Ausdrücken  liegt  griecli.  ars'favcb,  ngriech.  jTS'favwv«)  zu  Grunde,  aus  dem 
sich  auch  rumun.  kunun  trauen  von  kununt  Corona  erklärt.  Das  Wort  beruht  auf  der 
Trauungsceremonie  der  griechischen  Kirche. 

Abweichend  sind  die  Ausdrücke  für  den  Begriff  Trauung  in  den  Sprachen  Jener 
slavischen  Völker,  die  das  Christenthuni  von  der  römischen  Kirche  erhalten  haben, 
nsi.  zdavanje,  wohl  asl.  *s^davati;  im  Westen  porociti,  poroka,  eigentlich  etwa  tradere, 
in  fris.  commendare.  cech.  oddavky  plur.  f.,  eigentlic-li  wohl  Übergabe  der  Braut  an 
den  Bräutigam;  shatek:  asl.  s'bneti.  Dunkel  ist  mii-  das  slovak.  sobäs.  pol.  slub,  eig. 
wohl  das  Versprechen,  daher  asl.  '■"stljub'b,  sT>ljubiti  s§  adamari.  serb.  sljubiti  se  con- 
iungi.  Vergl.  nsl.  obljubiti  pollicei'i.  Cech.  slib,  alt  slub.  oserb.  sl'ub  Versprechen,  oserb. 
vjerova<j,  vjerovaiie.  nserb.  vjerovaS:  beides  germanisierend.  Mit  pol.  Älub  hängt  lit. 
slubas  Trauung  zusammen :  wie  aber  das  seltene  lit.  saluba,  suluba  und  preuss.  salauban, 
salüban  sing.  acc.  Ehe  und  salubsna  Ti-auung  mit  dem  slav.  zu  vermitteln  sei,  ist  mir 
dunkel. 

Hochzeit.     Nuptiae. 

asl.   braky,  eig.  der  plur.  acc.  von  brakt. 

Pirt  liat  im  asl.  so  wie  im  klruss.  und  russ.  nur  die  Bedeutung  convivium,  genau 
genommen  a'j[JLTCÖ3WV:  AVurzel  pi.  nsl.  ph-.  kroat.  pirovi-,  pirovati  Hochzeit  halten, 
serb.  pir;  pirnik,  pirnica  Hochzeitsgast;  pirovati  Hochzeitsgast  sein. 

Ausserdem  findet  man  bulg.  veselje,  svadbi,  svabdis.  serb.  veselje,  svadba.  klruss. 
ve^ile.  russ.  svadbba.  cech.  svadba.  pol.  wesele  malzeiiskie,  swad^ba.  oserb.  svatba, 
meist  kvas.     nserb.  svadba.     polab.  rädüst.     lit.   vesele,  svodba. 


C.    Die  heilige  Scbrift.    Neues  uud  Altes  Testament.    Propheten.    Psalter.    Evaugeliuni. 
1.    Schrift.     Scriptura,  scripturae.     yrjrxrpr^,  ypa'fai. 

34.  Mit  Ypa'f/;,  -(rjrj/frxi  bezeichnet  das  Neue  Testament  die  Bücher  des  alten  Bundes, 
asl.  k-Bnigy  stets  im  plur.,  du  der  sing,  kijniga  littera  bedeutet  io.  19.  36.  lue.  24.  32. 
cech.  pismo.     pol.  pisnio. 

Das  griech.  Y(j7.[JL[X'y.-:a  ist  durch  das  Medium  des  russ.,  gramota,  in  das  lit.  als  gro- 
mata,  in  das  lett.  als  gramata  und  aus  diesem  in  das  finn.  als  raamattu  u.  s.  w.  eingedrungen 
Ahlquist  221. 

Verbum  dei.     i  /.öyo,;  roö  fl-soO. 

asl.  slovo  bozije.  slovo  lue.  1.  2.  io.  17.  17.  Cech.  slovo  bo2i.  slovo.  pol.  siowo 
boze.  siowo.     lit.   devo  2odis. 

2.    Testament.      Testamentum  vetus,  novum.     r^  xaivY^.  r,  via  '5iafl'/^y.7j. 

asl.  zavet-b  lue.  1.  72.  matth.  26.  28.  Das  Wort  bezeichnet  pactum  und  mandatum. 
Ausserdem  findet  man  zakon-b  lex.  bulg.  zakon  hung.  cech.  zdkon.  An  den  oben 
bezeichneten  Stellen  steht  smlouva  pactum,     pol.    testament.      oserb.    zakon.    testament. 

Deokscliriften  der  phil.-bUt    Cl.  XXIV.  B<1  ü 


34 


Feanz  MiKLosicn. 


3.    Propheten.     Prophetae.     irpocpt^-at. 
asl.  proroki..  proreSti.  prorocbstvo.     nsl.  prerok,    ehedem    und    im  Osten  noch  jetzt 
prorok.     ßech.  pol.  prorok.     rumun.  prorok.     lit.  prarakas,  prarakauti. 

4.    Psalter.     Psaltermm.     <|/aXrr^piov. 
asl.    psal-Etyrs.    psaltmi,.     nsl.    zoltar    Psalter,    Psalm    hung.      serb.    psaltir.      rech. 
zaltÄr.  2alm.     pol.  zoJtarz,  psaiterz.     psalm  neben  zaJm  und  zJam  maJg. 

5.    Evangelium.     Evangelium.     Bürt.'('{i\ioy . 

asl.  jevangelije  und  blagovestb,  blagovestije,  blagovestovanije.  nsl.  evangelij.  serb. 
jevandjelje.  cech.  evangelium.  pol.  ewangelija.  przepowiadnik  evangelizans  maJg. 
lit.  evangelija.     lett.  precas-mäciba,  precas  vests  die  Verkündigung  der  Freude. 

Es  möge  hier  noch  der  biblische  Ausdruck  diluvium  xazrxT.KOO^i.rJc,  stehen,  asl.  po- 
top-b  matth.  24.  38.  nsl.  potop,  bei  Trüber  gresna  povodnja.  bulg.  potop.  cech. 
potop,  potopa.     rumun.  potop. 

ZWEITER    THE  IL. 
Die  Lehre. 


Religion.      Religio. 

35.  Einen  die  Religion  in  der  umfassenden  Bedeutung  dieses  Wortes  bezeichnenden 
Ausdruck  haben  die  slavischen  Sprachen  nicht.  Man  gebraucht  dafür  meist  zakon^B 
Gesetz,  vera  Glaube,  ußenije  Lehre,  entsprechend  deßi  ahd.  ewa;  galauba,  galaubo; 
lera.  asl.  zakon'B :  po  zakonu  va§emu  sudite  emu  io.  18.  31.  serb.  zakon :  koga  si 
ti  zakona?    vjera:    koje  si  vjere?    asl.  divljahu  se  narodi  o  ugenii  ego  matth.  7.  28.-nicül. 

Als  Form  der  Lehre  wird  das  Gleichniss    gebraucht:    asl.  prifeBÖa  aus    t-bk:    tiknati 

und  dem  Praefix  pri,   wie  es  scheint,  nach  dem  griech.  'itapaßo)//)  gebildet,  eine  Annahme, 

gegen    welche    weniger    die    weite  Verbreitung,     als    die    nicht    theologische    Bedeutung 

des   "Wortes  spricht. 

Offenbarung.     Revelatio. 

asl.  javiti  entspricht  dem  griech.  sii-^faviCstv,  rpavspo'JV;  ä^ro^aXtJTCTcW :  namb  hostesi  se 
eviti  io.  14.  22.-nicol,  evihb  ime  tvoe  clovekomb  17.  6.-nicol.  javilt  ja  jesi  mladenbcem-b 
matth.  11.  25.  otskryti  ist  eigentlich  griech.  äTromX'JirTStv :  jemu2e  hostetb  syni.  ofbkryti 
matth.  10.  26.  aTZO^älfj^ic  ot-bkr-Bvenije.  nsl.  im  Osten  vjaviti :  se  nam  vö  vjavis  io. 
14.  22.  neben  oznaniti,  nazvestiti.  bulg.  javi,  otkri.  serb.  javiti,  otkriti.  pol.  objawic, 
odkryö  u.  s.  w. 

ERSTES   KAPITEL. 

Gott. 

36.  Sicher  nannten  die  heidnischen  Slaven  das  unerforschte  Wesen,  zu  dem  sie 
beteten,  so  wie  es  die  christlichen  Slaven  nennen :  wenn  nun  auch  der  Name  geblieben, 
der  Inhalt    desselben    ist    ein    ganz    anderer    geworden.     Es  überrascht,  dass  Slaven  und 


Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Stkachen.  35 

Litauer,  die  so  unendlich  vieles  gemein  haben,  in  dem  Namen  des  höchsten  Wesens 
von  einander  abweichen:  die  Litauer  nennen  es  devas,  die  Letten  devs,  die  Slaven 
hino-effen  bo2"i>.  Das  serb.  div  Riese  ist  entlehnt.  boij'B  ist  identisch  mit  dem  aind. 
bhaga  m.  Brotherr,  Herr,  eigentlich  Zuteiler;  ein  (ilötterbeiwort ;  Eigennahme  eines 
Vedengottes ;  apers.  baga;  abaktr.  bagha  Gott:  aind.  bliaga  m.  bedeutet  auch  Wohl- 
stand, Griück.  Ob  nun  dem  bogt  die  erste  oder  die  zweite  Bedeutung  des  aind.  bhaga 
zu  Grunde  liegt,  muss  als  zweifelhaft  angesehen  werden :  bogat-b  reicli  luul  ubogi)  arm 
können  für  die  zweite  Bedeutung  angeführt  werden ;  man  beaclite  die  nsl.  Redensart : 
zlega  boga  vziva  male  se  habet.  Während  das  deutsche  Gott  so  wie  das  lit.  devas  nur 
die  theologische  Bedeutung  haben,  wohnt  dem  slavischen  bogT>  in  Ableitungen  auch  noch 
die  Bedeutung  :  Gut  inne,  woraus  sich  die  angeführten  Woi'te  erklären :  bogatii  reich  au 
Gut;  ubogT,  kein  Gut  habend,  arm.  Hieher  gehört  klruss.  zbo/je  frumentum.  cech. 
zbozi  facultates.  pol.  zbo2e  frumentum.  oserb.  zbozo  fortuna.  nserb.  pecus.  Der 
Begrift'  des  Gutes  erscheint  mannigfacli  specialisiert.  Zu  bogt,  nebog:5  gehört  auch  das 
verschieden  erklärte  ßech.  nebostik.  pol.  nieboszczyk  (quasi  niebieszczyk  0'Jf;avocti5Vj;)  der 
Verstorbene,  eig.  der  Arme,  asl.  *nebozbci>  (fech.  nebo2ec)  durch  iko^,  dem  wir  im  lit. 
nabaStininkas  begegnen,  bei  anderen  z.  B.  nsl.  pokojni.  nebostik  ist  übrigens  schon  von 
Durich    1.  83.  richtig  erklärt  worden. 

Gott  ist  der  Herr  tlö^i^jZ  dominus:  asl.  gospodb ,  das  nie  von  einem  Menschen 
gebraucht  wird,  der  gospodin-B  sein  kann,  gospodbni,  y.'jf-io'j  domini.  Daher  re?enoje  od 
gospoda  matth.  1.  22.  angeH  gospodbub  lue.  1.  11.  uiul  nestb  rabt  nad'b  gospodinomb 
svoimb  matth.  10.  24.  gospodin-B  rab-b  teh'b  25.  19.  nsl.  wird  der  Unterschied  im 
Osten  umgekehrt:  povedano  od  gospodna.  angel  gospodnov  und:  nije  sluga  vise  go- 
spoda svojega;  naj  je  vucenik  liki  vußitel  njegov  i  sluga  liki  gospod  njegov ;  im  Westen 
besteht  nur  gospod.  bulg.  wird  in  der  Bibelübersetzung  Carigrad  18G6.  gospod  von 
Gott,  gospodar  vom  Menschen  gebraucht,  serb.  wird  derselbe  Unterschied  beobachtet: 
sto  je  gospod  kazao  und :  nema  sluge  nad  gospodara  svojega.  Über  gospodin  vergleiche 
man  Vuk's  lex.,  klruss.  ist  Gott  hospod',  der  Mensch  pan,  das  aus  dem  pol.  stammt, 
russ.  besteht  der  Gegensatz  wie  im  asl.  öech.  wird  jetzt  nur  pän  gebraucht.  Es 
befremdet  acech.  hospodin  von  Gott  im  wittenberger  Psalter  und  sonst  im  Gegensatze 
zu  hospoda,  das  vom  Menschen  gebraucht  wird.  Auch  pol.  ist  jetzt  pan  allein  bekannt: 
in  mafg.  findet  man  gospodzin,  voc.  gospodne  (gospodnie).  oserb.  nserb.  pan.  cech. 
hospodin  mag  aus  dem  asl.,  pol.  gopodzin  wird  wohl  sicher  aus  dem  cech.  entlehnt  sein. 

Hier  mögen  folgende  Ausdrücke  eine   Stelle  finden. 

Gnade.     Gratla.     /drjiQ. 

asl.  blagodetb:  obrete  blagodetb  s'jpsc  /äoiv  lue.  1.  30.  ispl-bnb  blagodeti  io.  1.  14. 
Neben  blagodetb  besteht  das,  wie  mir  scheint,  jüngere  blagodatb.  blagodetb  ist  eine 
Wohlthat,  S'Jif<Y£3i7.  greg.-naz.  nsl.  milosca  im  Osten;  im  Westen  (higegen  gnada  (ahd. 
ganada.  nhd.  Gnade)  neben  milost.  bulg.  blagodat  ist  aus  dem  asl.  entlehnt,  serb.  milost 
und  asl.  blagodat.  russ.  blagodatb.  cech.  milost.  pol.  iaska,  ehedem  miJok'  in  einer 
Handschrift  von  1400.     oserb.  nada.     nserb.  gnada.     magy.  ehedem  milo.st,  jetzt  malaszt. 

asl.  milostb  £/.so^,  tö,  misericordia  lue.  1.  TiO ;  1.  .54.  nsl.  milosca,  smilenost  im 
Osten,  kroat.  miloSca  hung.  bulg.  serb.  milost.  russ.  milostb.  cocli.  milosrdenstvi. 
pol.  milosierdzie.     oserb.  smilnosc.     nserb.  .smil'nosc. 


og  Franz  Miklosich. 

sXseiv  misereri  ist  asl.  pomilovati  matth.  9.  27.  nsl.  smilovatl  se,  usmiliti  se. 
biilg.  pomilova.  serb.  pomilovati.  klruss.  pomyJovaty  u.  s.  w.  iXsT^iicov  misericors  ist 
asl.  milostivb  mattli.  5.   7.      nsl.  milostiven.     bulg.   serb.   milostiv  u.  s.   w. 

ol%ztp|jL(ov  misericors.  a'sl.  milosr'bdi,  (ahd.  armherzi)  lue.  6.  36.  nsl.  milostiven. 
bulo-.  milosrid.     serb.  milostiv  u.  s.  w.     asl.  Stedrota,  stedrostb  oaTip|i.ö?,  oatoc. 

Der  Serbe  nennt  Grott  samosazdan  qui  se  ipse  creavit:  samosazdani  boze!  Auf  einer 
nicht  christlichen  Vorstellung  beruht  das  im  serb.  Volksliede  vorkommende  stari  krvnik 
der  alte  Blutvergiesser  Vuk  2.  244.  Grimm,  Mythologie  19. 

Das   griech.  £io(oAov  steht  verschiedenen  Ausdrücken   gegenüber,  von  denen  manche 

dunkel  sind. 

Götze.     Iclolum.     si'^coXov. 

37.  1.  asl.  kapL  idolum.  kapiste  idolum,  altare,  delubrum,  sculptile,  columna,  si- 
nulacrum,  statua.  kapistesluzbnik-b  idololatra.  kapistesluzenije,  kapistenib  sluzenije  idolo- 
latria.  kapistbnica  delubrum. 

Die  eigentliche  Bedeutung  von  kapb  ist  imago.  Ob  das  Wort  mit  russ.  kapb  Wage, 
ein  bestimmtes  Gewicht,  zusammenhängt,  ist  mir  nicht  klar.  Aus  dem  magy.  kep 
stammt  bulg.  kroat  und  serb.  kip  in  der  Bedeutung:  Bild.  bulg.  kipove  sind  die  drei 
göttlichen  Personen  filib. 

2.  nsl.  bolvan  hung.  kroat.  balvan  hung.  russ.  bolvant.  slovak.  balvan.  pol. 
baJwan  Klumpen,  Götze,     magy.  bälväny.     lit.  balvonas. 

Die  eigentliche  Bedeutung  dieses  unslavischen  Wortes  —  man  vergleicht  tatar.  ba- 
laban  gross  —  ist  Klotz,  Säule,  Statue,  die  dem  asl.  bali-van-b  zukömmt,  lett.  bulväns 
ist  ein  ausgestopfter  Vogel,  der  aufgestellt  wird,  um  Wild  herbeizulocken:  Götze  ist 
lett.  das  mir  dunkle  elks. 

3.  asl.  istukani..  les^b  istukan-b  lam.   1.   35. 

Die  eigentliche  Bedeutung  ist  gemeisselt:  istukani,  i  izlijan-b  pat.-saf.  202,  daher 
istukan-b  (bogi.)  ein  gemeisseltes  Götterbild:  istukati,  isttknati  vb.,  Wurzel  t-bk.  Vergl. 
pol.  rycie  sculptile  mal'g.  rzezany  baJwan. 

4.  asl.  kumiri.,   kumirb.    kumirbnica,    kumirbn-b   hrami..      russ.  kumir-b   aus   dem  asl. 
Die  eigentliche  Bedeutung  ist  statua  dial.-gaf. 

5.  asl.  tele,  teliste,  genauer  telo  idolbskoje  pat.  mih.  174.  und  älter  neprijaznino 
pat.-mih.   66. 

Die  eigentliche  Bedeutung  scheint  Bild  zu  sein. 

6.  asl.  treba  1.    Petr.  4.  3.  §is.  212. 

Die  eigentliche  Bedeutung  ist  Opfer,  das,  dem  geopfert  wird :  asl.  treba,  nsl.  treba : 
trebu  tuorim  fris. 

7.  asl.  idol-b  sl'oioXov.  idolosluzenije.  vb  zemi  idoloßbtecne  pat.-mih.  39.  b. 

Selten  ist  oblicenije  für  ci'^co/.ov :  dasselbe  Wort  bedeutet  wie  s-blicenije  swcöv.  pol. 
obraz  sculptile,  simulacrum  maig. 

8.  cech.  büzek,  demin.  von  buh.  pol.  bozek  demin.,  bo2ysko,  bo2yszcze  augm. 
von  bog:    das  letztere  bedeutet  auch  Götzentempel. 

9.  Sech,  modla.     pol.  modJa. 

Was    angebetet    wird.     Das   polnische  Wort    mag  aus  dem  cech.  aufgenommen  sein. 

10.  oserb.  psiböh.     nserb.  psibog. 
Eigentlich  Nebengott. 


« 


Die  cHKisTLiciiE  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  37 

11.  ])ol.  zabobon :  zabobon  w  kt^cio  u  nich  stoji.  Linde.  Dasselbe  Wort  hat  meist 
im  plur.   <lie  Bedeutung  , Aberglaube'. 

12.nsl.  malik  bedeutet  statua  meg.  idolum  meg.  malus  genius  lex.  hi§ni  malik  lar  lex. 
echo:  malik  leti.  vergl.  kroat.  malik,  malirac,  malicii'  Irrlicht  aTif  Veglia  glasnik  18fiO.  11.  S. 

Grötzentempel.     Idolum.     slocoXäiov. 

1.  asl.   kapiste.      ruiuuu.   kapiste. 

Von  kapb  abgeleitet  bedeutet  kapiste  eigentlich  locus  idolorum.  Es  steht  jedoch 
auch  für  idolum,  statua  op.   2.   3.   737.  columna. 

2.  asl.  kumir'B,  kumirb,  kumiriste,  kumirbnikt,  kumirbnica,  kumirbni,  lii-am'b  lam  1.  28. 
Kumiriste  ist  der  Ort  der  Götzen.     Auch  Götze    ist    idolum    und    delubrum  Grimm, 

Grammatik  3.  694,     Yergl.  asl.  idoliSte,  idolbnica. 

3.  asl,   trebiste,  trebbnikij. 

TrebiSto  ist  der  Ort,  wo  geopfei't  wird. 

4.  pol.  baJwochwalnia,  baiwochwalnica. 
Der  Ort,  wo  zu  den  Götzen  gebetet  wird. 

5.  Dunkel,  wohl  fremd  ist  aruss.  ropatb. 


ZWEITES    KAPITEL. 
Die  Dreieinigkeit. 

Dreieinigkeit.      Trmitas.     tpidi;. 

38.  asl.  troica.  nsl.  trojica,  trojstvo.  bulg.  trojicB.  serb.  trojica.  klruss.  trojca, 
russ.   troica  u.   s.  w. 

Der  Begriff  persona  üiröataaic  wird  wiedergegeben  asl.  durch  upostasb  und  sobbje, 
sobbstvo.  nsl.  oseba  neben  perSona.  serb.  osoba  u.  s.  w.  Nach  J.  Jirecek's  Ansiclit 
ist  osoba  eigens  zur  Bezeichnung  der  drei  göttlichen  Personen  gebildet.  Svetozor  1858. 
Seite  42. 

Zum  Ausdruck  des  Begriffes  substantia  O'Jaca  dient  asl.  usija  und  jestbstvo,  sastbstvo ; 
s-bsastiti  o'Jaiäv.  Hieher  gehört  wohl  auch  das  übrigens  zweifelhafte  bije  aus  bvije  von 
*bo  für  *bvo  von  der  Wurzel  by  durch  das  Suffix  o.  Yergl.  ahd,  wesini,  wist  von  wesen. 
Im  pol.  findet  man  z  osoby  albo  z  podstawy  maJg. 


DßlTTES    KAl'ITEL. 
Gott  der  Vater. 

39.  Gott  als  Vater  Christi,     asl.  otbcb  Ijubitb  syna  io.  5.  20,  awa  otbce  marc.  14.  36. 

Gott  als  Vater  der  Menschen,     asl.  otbcb  vasb  nebesbnyj  mattli.   6.  26. 

Als  Schöpfer  heisst  Gott  der  Vater  asl.  sT.dete]b:  erst  spät  nachweisbar  ist  si,tvori- 
telb,  verbum  s-btvoriti.  nsl.  stvarnik.  serb.  stvoritelb.  klruss.  sotvorytel"  u.  s.  w.  Das 
allen  Slaven  bekannte  Wort  s-Etvoriti  ist  aus  Pannonien  zu  allen  slavischen  Völkern  ge- 
wandert. 


3g  Franz  Miklosich. 

VIERTES   KAPITEL. 

Gott  der  Sohn. 
40.  1.  Die  Namen  des  Solines  Gottes. 

a)    Jesus.     'IyjOOüc. 

asl.  Isus'B,  in  Verbindung  mit  yptaTÖt;  isust  hristos^B  und  sing.  gen.  isulirT.sta.  Die 
griechische  Form  des  "Wortes  bewahren  die  von  Griechen  mittelbar  oder  unmittelbar 
zum  Christenthum  bekehrten  slavischen  Völker:  bulg.  serb.  klruss.  Isus.  russ.  Isus'B, 
lisusij.  Die  lateinische  Form  haben  nsl.  Jezus.  eech.  Jezis.  pol.  oserb.  nserb.  Jezus. 
Ebenso  lit.  Jezus. 

Übersetzt  wird  der  Name  Jesus  griech.  durch  aoiZ'qr,,  lat.  durch  salvator,  ahd.  durch 
heilant,  haltari,  nerjendo  llaumer  ;}56-359.  Dem  entspricht  asl.  stpasi.  ao^rr^p,  aco-T.oia; 
si.pasitelB  3(otr^p  vom  Verbum  stpasti,  das  mit  aind.  spaS  zusammenhängt,  daher  eigentlich 
schauen,  spähen,  dann  bewachend  aus  der  Gefahr  erretten  bedeutet,  nsl.  odresenik 
eig.  Befreier,  izveliSar  eig.  Seligmacher,  im  Osten  zvelicitel.  Ehedem  spasitel,  spasti  •, 
izbaviti  fris.  bulg.  spasitel  aus  dem  asl.  serb.  spas.  klruss.  spas,  spasytel.  russ. 
spasitelb.  Sech,  spasitel.  pol.  zbawiciel  von  zbawic  befreien.  oserb.  zboznik  von 
zbozny    selig,     nserb.    humoznik,    vymoznik    von    humoc,    vymoc    heraushelfen,    erretten. 

adp^cootc  ist  asl.  v:bpl:Bstenije  entweder  nach  dem  lat.  incarnatio  oder  nach  dem  ahd. 

infleiscnissa. 

b)    Messias.     Mzaaiac,. 

asl.  Mesij,  sing.  gen.  Mesij^  u.  s.  w.  Übersetzt  wird  der  Name  Mesij  griech.  durch 
^(piaTÖ?,  das  asl.  hristosi.,  sing.  gen.  hristosa,  hrista  lautet,^  wofür  auch  hristos-B  und 
hri>sti.  und  kr'Bst'B  vorkömmt,  Formen,  welche  den  Ausdrücken  für  Kreuz  und  Taufe  zu 
Grunde  liegen.  Selten  ist  pomazanikij  unctus.  nsl.  kristus  und  im  Osten  kristus.  kriste 
(criste)  fris.  3.  26.  kriste,  bozi  sinu  (criste,  bosi  zinu)  3.  67.  Dunkel  ist  krus  in:  nas 
gospod,  sveti  krus  (cruz)  fris.  2.  90.  Ebenso  krstu  (creztu) :  tebe  ispovgde  ves  moj  greh. 
i  svetemu  krstu  (creztu)  fris.  1.  ;>,  das  nicht  durch  baptista  übersetzt  werden  kann, 
bulg.  hristos,  sing.  gen.  hrista.  kroat.  isuhrist,  isuhrst.  serb.  hristos,  hrista;  isukrst. 
klruss.  hrystos,  hrysta.  russ.  hristos,  hrista.  fech.  kristus,  krista.  pol.  chrystus.  oserb. 
nserb.  krystus,  krysta. 

2.   Chi'lsti  Leben  auf  Erden. 
a)  Die  Kreuzigung. 

Für  Kreuz  besitzen  die  slav.  Sprachen  zwei  Ausdrücke,  von  denen  der  eine  auf 
das  lat.  crux,  der  andere  auf  Christus  zurückgeht. 

41.  a)  asl.  Icrizb.  drevBmi.  kriz^Bni.m'B  prag.-glag.  nsl.  kri^.  prekriziti  bekreuzen, 
bulg.  kriX  und  kr-ss  hung.  kroat.  kriz  hung.  prekriziti.  serb.  kriz  bedeutet  Kreuz, 
jedoch  nie  im  Sinne  des  Theologen,  wofür  stets  krst  gesagt  wird.  Sech.  kriz.  pol. 
krzyz.  oserb.  k§iz.  nserb.  ksica,  das,  allerdings  räthselhaft,  von  kri^B  dennoch  nicht 
getrennt  werden   kann,     preuss.  sarisin   sing.   acc.     lit.  kri^ius. 

Kri^B  ist  auf  lat.  cruce,  wahrscheinlich  mittelst  des  ahd.  chriuze,  zurückzufüliren. 
Unter  allen  Umständen  ist  es  eisi  pannonisclies  Wort.  An  seine  Entlehnung  in  Bulgarien 
ist  nicht  zu  denken. 


DlK  CHRISTLICHE  TeKMINOLOGIE  DEK  SLAVISCHEN   SpRACHEN.  39 

6)  asl.  Icrstti),  hriiSti}:  krisfB :  na  kristo  kristosovi  lam.  1.  38.  svjat.-mat.  (!.  kcr- 
stiti  op.  2.  3.  t)8.  prekrtstati  signum  crucis  facere  sup.  Inl.  399.  bulg.  kris,  kr:bst. 
kriisti  sTj  das  Kreuz  machen,  kroat.  serb.  krst.  klruss.  krest.  russ.  krestB.  kerstiti 
crucc  signare  op.  2.  3.  ()8.  prechj-Bstiti  bor.  77.  magy.  kereszt.  lit.  krikstas  neben 
kri2us.  krik§titi  bekreuzen,  lett.  krusts.  krustit,  kristlt  taufen,  Wege,  die  man  niclit 
gehen  soll,  mit  einem  Kreuze  versehen,  ehstn.  ri^t.  t'inn.  risti  aus  dem  russ.  Ahl- 
quist  220.  Vergl.  rumun.  kerstinku  Fischergabel.  kriiSt-B,  hr-Bsti)  crux  ist  mit  krtstB, 
hristt  baptismus  auf"ypi3töc  zurückzuführen. 

Für  crucifigere   jTCIUjjoOv  haben   die  slav.   Sprachen  verschiedene  Ausdriicke. 

asl.  prop^ti.  rasp^ti,  daher  propi^lo,  raspelo  crux:  prop^ti  sclieint  der  ältere  Aus- 
druck zu  sein.  raspcjlbnikTi  arr/.orjiozrjC,  greg.-naz.  nsl.  krizati.  bulg.  raspe,  prope.  ras- 
pren,  raspren  na  kriz,  na  krT>st  crucifixus  hung.  rastegn'B  siebenb.  kroat.  kriXcvati 
hung.  pi'opelo  crux  hung.  serb.  raspeti.  klruss.  rospjaty.  riiss.  raspjatb.  cech.  kfi- 
zovati.  pol.  krzyzowac.  oserb.  kSizovac.  nserb.  ksicovaS  von  kSica.  preuss.  scrisits 
cruci  infixus.  lit.  krizavoti.  magy.  keresztre  feszit.  rumun.  ristignesk.  lett.  knistä 
sist  an  das  Kreuz  schlagen. 

b)  Die  Auferstehung. 

42.  Resurgere  e  mortuis-  dviaraoö-at  wird  asl.  durch  vTiskrtsnati.  viiskr-Bsemje  aus- 
gedrückt, nsl.  vstati ,  vstanem  aus  vTiZii-stati ,  germanisierend  gor  vstati.  bulg.  vls- 
krBsni>  vb.  vtskrtsnovanc  filib.  uskrtsnuce  hung.  stan-D  göre,  gorestanantie  siebenb. 
Daneben  viisfr-tknuce,  eig.  Auffliegen  hung.  kroat.  uskrsnuce.  serb.  ustati.  klruss. 
voskresnuty.  russ.  voskresnutB.  cech.  vstdti.  pol.  z  martwych  wsta(5.  oserb.  vot 
mortvych  stanud.  nserb.  vot  humai-lych  gorej  stanuij.  rumun.  voskresn-B  resurrectio. 
Das  Verbmu  VBskr'Bsnfj-ti  hat  regelmässig  nur  die  kirchliche  Bedeutung,  doch  findet  man 
klruss.  vesna  voskresfa.  lial".  2.   3. 

c)  Die  Jünger  Christi. 

43.  Christus  führt  den  Namen  paj3ß{,  St^daxaXoc,  der  asl.  durch  ucitelb  übersetzt 
wird:  rabi,  je2e  glagoljetb  s(j  stkazajemo  ucitelju  io.  1.  38.  nsl.  vu(^itel  im  Osten; 
vucenik  im  Westen  u.  s.  w.  Die  ersten  Anhänger  Christi  heissen  \i.aQ^^zai  und  insofern 
sie  zu  lehren  ausgesandt  werden,  dTTÖaioXoL  [xa^r^TTj?  ist  asl.  .ucenikt.  nsl.  ucenec, 
ehedem  joge»'  aus  dem  ahd.  jungiro,  im  Osten  vucenik.  serb.  ucenik  u.  s.  w.  äTZOjtoÄo^ 
wird  meist  beibehalten:  asl.  apostolT>;  selten  ist  sT)1t.  legatus,  nuncius,  das  dem  ahd. 
boto  entspricht,  nsl.  apostelj,  sing.  gen.  aposteljna.  sei:  svetemu  Peti'u  i  vsem  selom 
bozijem  fris.   1.  4  u.  s.   w. 

3.  Christi  Erlösiinuswerk. 

44.  Der  Ausdruck  redimere.  scayopäCsiv  wird  durch  kupiti  mit  praefixen  wieder- 
gegeben. 

asl.  iskupiti.  nsl.  odkupiti,  iskup  im  Osten,  bulg.  iskupi,  odkupi  hung.  kroat. 
odkupiti.  serb.  iskupiti.  russ.  iskupitb.  2ech.  vykoupiti.  pol.  odkupic,  wykupic. 
nserb.  hukupiS.  lit.  atpirkti.  atpirktojis.  Damit  vergleiche  man  redimere  A'JTpoOjfl-at 
und  salvare  awCstv. 

a)  asl.  izbaviti  salvare.  izbavB  redemptor.  nsl.  odreäiti.  odreSenik.  odresitev;  izba- 
viti    fris.     pol.  zbawic.     oserb.  vuraoc  (*  vymoSti).     preuss.  isrankit. 


tn  FeAKZ  MlKLOSlCH. 

b)  asl.  s-bpasti.  s-bpasenije ;  stpas^B  salus,  salvator.  nsl.  spasti:  zpazi  me  v  uzem 
blase,  spasati :  ese  iezem  ne  zpazal  nedela  in  der  Bedeutung :  halten,  spasitel :  zpasitel 
dus  nassih.  spasenije:  zcepasgenige  telez  nasich  fris.  Jetzt  odresiti.  bulg.  spasi  liung. 
ispazi  filib.  spasenje  liung.  •  kroat.  spasti.  spasenje.  serb.  spasti.  spasenje.  spas. 
klruss.  spasyboh.  spasenyj.  russ.  spastb.  spasenie.  spasi..  cech.  spasen.  spaseni.  spdsa. 
rumun.  sptsenie.  Die  Heimat  des  Wortes  ist  Pannonien.  Ulmann,  Lettisches  Wörter- 
buch 1.  1!)9.  b,  vergleicht  unter  pestit  losmachen,  befreien,  erlöse  ehst.  peästima,  liv. 
past  mit  russ.  spastb.  lit.  i.sganiti  retten,  erlösen,  isganitojis  Heiland,  isganimas  Erlö.sung, 
ewio-e  Seligkeit,  isganitas  selig  hängt  mit  ganiti  pascere  zusammen  und  erinnert  an  asl. 
s-bpasti  salvare  und  pasti  pascere.  Das  Wort  findet  sich  unter  ,erlösen'  bei  Kurschat  nicht. 

FÜNFTES   KAPITEL. 
Der  heilige  Geist. 

45.  Das  griech.  irVcOjxa  aytov,  lat.  spiritus  sanctus  wird  asl.  durch  duhi.  sv^t^b  übersetzt. 

a)  DuhT3  von  der  Wurzel  d-bh  atmen  diu-ch  -b  abgeleitet  entspricht  dem  griech. 
irv£'j{xa  von  livu  (luvso)),  dem  lat.  spiritus,  das  mit  spiro  zusammenhängt,  dem  ahd. 
atum  u.  s.  w.     Für  sanctus  fj.'^ioc,  wird 

asl.  sv^tt.  nsl.  bulg.  kroat.  serb.  svet  u.  s.  w.  gebraucht.  Aus  dem  slav.  stammt  magy. 
szent  und  rumun.  sfi>nt.  stMcesk.  Dagegen  ist  preuss.  svints.  lit.  sventas.  lett.  svets. 
svetit  nicht  aus  dem  slav.  entlehnt,  wie  sich  diess  aus  dem  Anlaut  des  lit.  Wortes  ergibt. 
Dass  asl.  sv§tT,  mit  abktr.  9penta  heilig  zusammenhängt,  kann  nicht  bezweifelt  werden: 
als  die  eigentliche  Bedeutung  von  9penta  wird  vermehrend,  Wachsthum  fördernd,  als 
Wurzel  theils  (jvi,  theils  9pan  aufgestellt.  Gegen  die  Herbeiziehung  des  got.  svinths 
kräftig  spricht  der  Anlaut. 

icpöc  wird  auch  durch  cistt,  eigentlich  J-ein,  übersetzt. 

Entlehnt  ist  asl.  sanifb,  san-bfb,  santi. :  lat.  sanctus,  das  man  in  fris.  III.  5- _  10- 
17.  18.  als  sce.  scö  beibehalten  findet.  Daraus  auch  nsl.  sent:  Sentvid  Sanctus  Yitus, 
wofür    auch    s    vorkömmt:     Ö  Kocjan  Sanctus  Cantianus.    Vergl.  bair.  Semerskirchen  für 

Sanct  Marienkirchen. 

SECHSTES   KAPITEL. 

Welt.    Engel.    Teufel. 

a)  Welt. 

46.  Was  das  slavische  Heidenthum  von  der  Welt  dachte,  namentlich  ob  es  sie  sich 
als  das  Werk  eines  Urhebers  vorstellte,  ist  uns  unbekannt.  Die  Ausdrücke,  durch  welche 
die  Welt  als  etwas  gemachtes  bezeichnet  wird,  sind  christlichen  Ursprungs.  Hieher  gehört 
tvarb  f.  tvorenije  n.  v.ziaiQ,  ^Y^xioupYYjjJLa,  %lda\).a,  /,Ö3{j.os.  got.  gaskafts.  vbsja  tvarb  wa\xoQ 
greg.-naz.  Dagegen  entspricht  das  praefixierte  utvarb  f.  dem  griech.  x6a|j.0£;  meist  in  der 
Bedeutung  ornatus,  so  wie  utvoriti  %oa[X£lv  ornare  bedeutet. 

Aus  dem  griech.  stammt  vi^seljenaja  oh.w\s.irfi,  die  bewohnte  Welt. 

Der  dem  asl.  eigenthümliche  Ausdruck  für  Welt  ist  miri,,  in  den  älteren  Denk- 
mälern sehr  häufig  vbsb  mir-b  (vb  vbsemb  mire  £V  zöi  v.io\i.qy  io.  9.  5.),  seltener  sb  mira, 
greg.-naz.  Um  die  eigentliche  Bedeutung  des  Wortes  zu  finden,  ist  russ.  miri.  die 
Gemeinde,    alle   Bewohner    der    Gemeinde    herbeizuziehen:    miri,    bedeutet    demnach    die 


Die  chkistliche  Terminologie  dek  slaviscuen  Speacuen.  41 

Menschen  einer  Gemeinde,  die  Menschen  im  Allgemeinen,  die  Welt:  starosta  vyljnuTb 
mironiTj.  Dass  mit  min  Gemeinde,  Welt  mirx.  Friede  ein  Wort  ist,  ergibt  das  deutsche 
Friede,  das  Friede,  eingehegter  Bezirk  bedeutet,  mir  findet  sich  in  nsl.  Ortsnamen: 
vinomir  eine  .Weinland'  genannte  Gegend  bei  Möttling  (Metlika)  und  mirje  eine  Gegend 
bei  Laibach.  Ein  ähnlicher  Bedeutungsübergang  findet  im  ahd.  weralti  f.,  eig.  virorum, 
hominum  aetas,  mundus,  nlid.  Welt,  statt;  ebenso  im  got.,  wo  manaseths,  eig.  virorum 
satiis,  für  Xrxrjz  und  %rjZ\i.'JZ.  Grimm,  Mythologie  Seite  7.52.   vek-B  saeculum  aiwv  heisst  ur- 

si 


jrünglich  Kraft,  wie  aus  dem  nsl.  vck  robur;   moc  ino  vek  lex.;  sol  vek  zgubi ;  vecan 


robustus  u.  s.  w.  darthut;  es  hat  demnach  mit  aind.  evas  griech.  auöv  nichts  gemein. 
Die  Bedeutungen  saeculum  und  robur  werden  durch  die  Bedeutung  kräftiges  Mannes- 
alter, Mannesalter  vermittelt. 

Ähnlich  steht  wohl  auch  ziznb  f.  Leben  für  xÖ3[i.o^  mundus  bei  greg.-naz.,  der  das- 
selbe griech.  Wort  auch  durch  nebo  übersetzt.  Mit  ?.izni>  stimmt  got.  fairhvus  y.Ö3iJ.o;, 
anord.  fiör  Leben  überein.  Weinhold   14. 

Die  Anwendung  des  mir:b  zum  Ausdruck  von  f.iz^xrjc  scheint  in  Pannonien  gemacht 
worden  zu  sein :  sie  ist  heutzutage  bei  keinem  slavischen  Volke  als  einheimisch  nach- 
weisbar :    die  betreffenden  russischen  Wörter  sind  aus  dem  asl.  entlehnt. 

Gegenwärtig  gebrauchen  die  slavischen  Sprachen  das  Wort  sveti,  das  ursprünglich 
Licht  bedeutet:  ,wie  %öa{ir;c  eigentlich  die  geordnete,  im  Mass  gelialtene,  mundus  die 
reine,  geschmückte,  glänzende  AVeit  aussagt,  und  in  den  friesischen  Gesetzen  thi  skene 
wrald  gesagt  wird,  so  ist  auch  den  Slaven  svgfb  erst  Licht,  Glanz,  Helle,  dann  Welt, 
das  Offene,  Öffentliche,  gleichsam  alles,  was  die  Sonne  bescheint  und  erleuchtet,  was 
unter  der  Sonne  ist'.  Grimm,  Mythologie  Seite  753.  asl.  svet-B:  na  semt  svete  cloz.  I. 
L54.  nsl.  svet.  zuet.  fris.  vesolni  (ves  volni)  svet  die  ganze  offene,  frei  dastehende  Welt. 
Vergl.  mhd.  die  breite  werlt  Grimm,  Mythologie  Seite  755.  bulg.  svet.  serb.  svijet. 
vasioni  (vas  silni)  svijet  die  ganze  gewaltige,  grosse  Welt,  klruss.  gvit.  russ.  svett  u.  s.  w. 
Aus  dem  slav.  entlehnt  ist  preuss.  switai.  lit.  svetas.  visas  svetas.  Dem  slavischen  nach- 
gebildet sind  rumun.  lume  und  magy.  viläg  Licht,  Welt.  Unabhängig  davon  ist  lett. 
pasaule  was  unter  der  Sonne  ist :    saule  Sonne. 

b)  Engel. 

47.  Das  griech.  dy-j-s/^oc  lat.  angelus  ist  regelmässig  unübersetzt  aufgenommen  worden: 
asl.  an'Bgel'B,  angel^B.  nsl.  angel  u.  s.  w.  Nur  selten  findet  man  eine  Übersetzung:  asl. 
si>l'B.  nsl.  sei,  sla  trüb.  serb.  vjesnik-'  ushodjahu  i  shodjahu  vjesnici  2iv.  5.  oder  eine 
Beschreibung :    asl.  Sestokrilatbct.    nsl.  krilatec  fris.   1.  4. 

c)  Der  Teufel. 

Gott  und  den  Engeln  gegenüber  steht  der  Teufel  mit  den   bösen  Geistern. 

48.  Die  Ausdrücke  für  diabolus  5w.,5o)«o?  sind  sehr  mannigfaltig. 

oj  asl.  dijavolt,  dbjavolij.  bulg.  diavol.  serb.  djavo.  russ.  diavoli,.  ceeh.  dabei, 
das.  pol.  dyabeJ,  dyaboi,  dyasek,  dyaszek.  oserb.  djaboJ.  nserb.  daboJ.  Aus  dem 
griech.  unmittelbar  oder  mittelbar,  ahd.  tiufal.  Eine  Übersetzung  ist  svaditelr.  op.  2. 
3.  585. 

h)  asl.  serb.  sotona.  nsl.  sotoniii  adj.  fris.  pol.  szatan.  nserb.  satan.  lit.  Setonas. 
griech.  aatavä^. 

Oenktchriftm  der  phil.-Ui.t.  Cl.  SXIV    Bd.  *"' 


42  Franz  Miklosich. 

c)  asl.  demon'b.  hea-b.  nsl.  bulg.  bes.  klruss.  hemonskyj  diabolicus  für  demonskyj. 
russ.    best.     pol.    bies.      lit.    besas.     Vergl.    nsl.    duhovin    daemon  rib.      griech.    ^atpitov. 

(/)  asl.  neprijazni.  f.  eig.  das  abgeneigt  sein  (prijati  favere,  prijaznb  S'jvoia),  dann  -iio- 
VT^pöc.  "CÖ  xovYjfiöv,  oidßoÄoc :  nejirijaznivyj  dijavolij  izv.  617.  neprijaznint  adj.  diaboli. 
neprijaznina  telesa  idola,  eigentlich  diaboli  imagines.  nsl.  nepriiaznina  uznenauvidesse. 
zavuistiu  bui  nepriiazninu  fris.  neprijaznB  entspricht  genau,  selbst  im  genus,  dem  ahd. 
unholdä  f.  immitis.  inimicus,  diaboliis,  von  Räumer  383,  in  den  ahd.  Hymnen  und  den  Kero- 
nischen  (xlossen.  Die  deutschen  Glaubensboten  haben  für  die  pannonischen  und  karan- 
tanischen  Slovenen  ihr  unholdä  in  das  slovenische  übertragen.  Das  pannonische  nepri- 
jaznb  verschwindet  bald  aus  dem  Sprachschatze.  Auch  das  got.  kennt  unhultho  f. 
unhultha  m.  für  oaqi.(ov,  oaLjxöviov.  Hinsichtlich  des  genus  bemerke  man,  dass  nach  Löbe- 
Gabelentz  H.  62  in  den  für  älter  gehaltenen  Texten  nur  das  fem.,  in  den  jüngeren 
hing-effen   das  fem.  und   das  masc.  vorkommt. 

pj  nsl.  bulg.  kroat.  serb.  vrag.  pol.  wrog.  arcywrog :  asl.  vrag'B  inimicus.  A^ergl. 
ahd.  fiant.    got.  fijands  syö-pöi. 

f)  nsl.  zlodej  fris.  zlodi.  serb.  zloca.  pol.  zJy  duch.  oserb.  zloduch.  In  einer 
späten  russ.-slov.  Quelle  staryj  zlect:  asl.  z'blodej.  oserb.  zJod^ij  maleficus.  pol.  zJodziej 
für.    lit.  zladejus  maleficus,  homicida. 

(/)  nsl.  hudic,  huder,  hudi,  hudoba,  selten  hudiman.  kroat.  hudoba  mik.  russ. 
chudoj.  Vergl.  lit.  piktasis  der  Böse. 

h)  klruss.  iukavyj.     russ.  lukavyj  angel'B  tur. 

i)  klruss.  iychyj. 

k)  nsl.  pogan:    ti  pogan  ti !    pogan  vrag  spiritus  immundus  habd. 

IJ  klrtüiss.  neßystyj.     russ.  necistyj   duch'B. 

m)  serb.   necastivi.  Jagic,  Istor.   1.   21. 

)ij  russ.  nekosßnoj  ist  nekoScnyj  immenschlich.     Unklar  ist  igrecs  bus .  2.   143. 

o)  klruss.  cort.  russ.  eertü.  cech.  Cert.  pol.  czart.  oserb.  cert.  nserb.  cart.  lit. 
cartas.  Das  Wort  kann  mit  ßr'Bn'L  schwarz  nicht  in  Zusammenhang  gebracht  werden, 
nsl.  crtiti  hassen  beruht  auf  *crt. 

p)  pol.  czarny,  czarny  duch.    czarny  anioi.    czarny  bog  Linde. 

Auf  derselben  Vorstellung  beruht  asl.  sinscb  prol.-oct.  von  sini,  schwarz:  ethiopy 
sini.  sini  jako  sa?.a.  prol.-vost.  egda  sineSb  (sinecb)  ili  sraciniM>  (sracinin'b)  obeleetb 
bus.   650. 

q)  klruss.  proklatyj  kazky  17.  kaduk  fallende  Sucht,  Unglück,  Teufel,  praboh  :  praboh 
by  ta  vzaZ!  idy  do  sto  j)rabohov !  posl.  48.  101.  prymcha:  prymcha  by  fi  (ta)  v:^aJal 
manyja :  jaka^  ^a  manyja  zörvaJa:  vpaJa  na  noho  i  mu  hoJovu  zörvata  kazky  16.  klruss. 
difko,  didko  posl.  49.     russ.  ditka,  didka  dial. 

preuss.  pickuls  und  lett.  pikuls  hängt  wohl  mit  pbkl'B  zusammen:  es  mag  jedoch 
an  pikollos  Todtengott  bei  Grünau  erinnert  werden,  lett.  tas  launais  ist  der  Böse:  launs 
link,  böse.  lit.  velnias,  für  velinias.  lett.  velns  ist  dunkel.  Vergl.  Grimm,  Mythologie 
Seite  936. 


I 


I 


Die  christliche  Terminulogie  der  slavischen  Sprachen.  43 


SIEBENTES   KAPITEL. 
Sünde.     Schuld. 

ii)   Sünde. 

49.  Für  peccatum  äji.aprca  haben  alle  slavischen  Sprachen  denselben  Ausdruck. 

asl.  grehi).  nsl.  bulg.  greh.  kroat.  grih.  serb.  grijeh.  klruss.  liricli.  russ. 
grech'B.  cech.  hfich.  pol.  grzech.  polab.  grech.  oserb.  hf-ecli.  nserb.  gf-ech.  Aus 
dem  slav.  stammen  preuss.  sing.  acc.  gnkan.  grikit  peccare.  lit.  grekas.  gresiti.  gre.snas. 
lett.  greks.  karel.  reähgä  Ahkjuist  217.  Die  anderen  Finnen  haben  ein  aus  dem 
schwed.  synd  entstandenes  Wort. 

Die  wahre  Bedeutung  von  grehi,  ist  nicht  ermittelt,  die  AVurzel  unbekannt.  Böht- 
lingk,  Wörterbuch  2.  881,  vergleicht  aind.  ghr,  asl.  gre-ti,  gore-ti,  wornach  sich  grehi. 
al«  das  Gewissen  brennend  ergeben  würde.  Man  kann  zur  Untersttitzung  dieser  Ansicht 
smeht  mit  sme,  Wurzel  smi,  daneben  stellen.  Doch  ist  zu  bedenken,  dass,  wie  diJLajJzävciv 
und  peccare,  so  auch  greh-b  ursprünglich  nur  ein  Verfehlen  des  Zieles  bezeichnet,  daher 
asl.  grehomb  dviouaL«)?,  o'j/,  c'.oo);.  In  den  meisten  Sprachen  ist  durch  die  theologische 
Bedeutung  die  ursprüngliche  verdrängt  worden.     , 

Erbsünde  wird  nsl.  durch  poroden  greh,  von  Krell  durch  porodna  krivica.  kroat. 
istocni  grill  hung.  klruss.  brich  pervorodnyj.  cech.  hficii  dedicny.  pol.  grzech  przyrod- 
zony.  oserb.  psinarodÄeny  hrech  übersetzt.  Vergl.  ahd.  mit  den  geburtllchen  sunden 
Müllenhoff-Scherer  Seite  222. 

b)  Schuld. 

Die  Schuld  gegen  (Tott  wird  wie  im  griech.  und  lat.  (c.'f£tXrj[ia  dcbitum)  durch  das- 
selbe Wort  bezeichnet  wie  die  Schuld  gegen  Menschen,  asl.  dlojgij  ö'^£i/.7],  ö'fSiXY;[JLa 
und  dlX^n-B,   dlt^bnik-b  ö'f sdsrrj^.    nsl.  dolg.  dol2nik.    bulg.  äHg.  dliznik  u.  s.   w. 


ACHTES   KAPITEL. 
Glaube.     Bekehrung.     Reue. 

a)    Der  Glaube. 

.50.  Griech.  Tzizzil  lat.  fides  wird  asl.  nsl.  durch  vera,  bulg.  durch  ver-b  u.  s.  w. 
ausgedrückt.  l)as  Verbum  lautet  allgemein  verovati,  im  asl.  auch  vera  jeti,  wörtlich 
fidem  capere,  dem  nsl.  ein  scheinbares  compositum  veijeti,  vei'jamem  (woher  nejevera, 
nejeveren  neben   nevera,   neveren)  aus  vero  jeti,   vero  jamen  gegenübersteht. 

Der  rechte  Glaube  ist  pravovtra,  pravoverije,  pravoverbstvo;  der  iim  luit,  ist  pravo- 
verbUTj,  wofür  ziemlich  t'nih  pravoslavbn'b,  eine  falsche  Übersetzung  von  öoi^öSo^o;.  in 
Gebrauch  kam.  diriaTW.  incredulitas  ist  neverbstvije,  selten  neverovanije.  nsl.  nevera, 
neverstvo,  im  Osten  nevernost.  serb.  nevjerstvo  u.  s.  w.  aipSTCXoc  haeretlcus  wird  asl. 
durcli  das  entlehnte  jeretik'b,  jeretigi.  oder  das  einheimische  la-ivt)verbn'b  wiedergegeben. 
Daneben  findet  Juan  in  späteren  Quellen  poluverbcb,  womit  ahd.  halbgeloubige  catechu- 
meni  verglichen  werden  kann.  nsl.  krivoverec,  bei  Kuzmiß  jeretnik.  serb.  jeretik.  cech. 
kacif.    pol.   heretyk.     oserb.   kecar.     UM'rb.   kjacar,   tit.   'd.    10.   vosebarski   cJovjek. 


6* 


4^  FeaHZ  MlKLOSlCH. 

Aberglaube. 

nsl.  prevera,  eigentlich  durch  Übermass  verkehrter  Glaube,  prazna  vera.  babja  vera. 
klruss.  bobona,  zabobona.  Das  Wort  hängt  mit  asl.  babuni  zusammen,  das  zur  Bezeich- 
nung der  ketzerischen  Bogomilen  diente:  bogumilomt,  rekbSe  babunomt.  Es  bezeichnete 
daher  babona  ursprünglich  eine  ketzerische  Lehre,  russ.  zabobony.  sueverie.  cech. 
povera,  poverky  (babske  poverky):  die  Fehlerhaftigkeit  wird  durch  die  Praeposition  po 
wie  im  deutschen  durch  aber  (got.  afar  nach,  hinter)  ausgedrückt,  pobonek,  pobonka. 
pol.  powiara,  aus  dem  cech.  entlehnt:  faiszywa  bo2a  chwafa,  powiara  Czechowie  mowitj, 
m^cz.  bei  Linde,  zabobon,  zabobony:  zabobon  hat  auch  die  Bedeutung  Götze,  oserb. 
psivjera:  pri  bezeichnet  die  Nahe  und  den  Mangel  dadurch,  dass  das  Rechte  nicht 
erreicht    wird.     Vergl.    Syntax    Seite    233.      nserb.    povjera,    psivjera.      magy.    babona. 

rum.  ist  boboane  Zauberei. 

Eid. 

Es  sei  mir  gestattet,  an  dieser  Stelle  die  Ausdrücke  für  Eid  zu  behandeln. 

asl.  pris§ga  iusiurandum.  prisQgniiti,  pris§zati,  pris§gati  iurare,  eigentlich  tactus, 
tangere,  welche  Bedeutung  jedoch  diesen  Wörtern  in  allen  slavischen  Sprachen  abhanden 
gekommen,  nach  Durich  L  Seite  349  :  quia  iurans  crucem  salvatoris  nosti'i  in  ea  pen- 
dentis  indice  et  medio  digito  tangebat,  daher  christlichen  Ursprungs,  was  durch  die  all- 
gemeine Verbreitung  des  Ausdrucks  als  unrichtig  dargethan  wird.  Es  haben  demnach 
schon  die  heidnischen  Slaven  den  Eid  durch  einen  , Berührung'  bedeutenden  Ausdruck 
bezeichnet:  was  sie  jedoch  dabei  berührten,  ist  uns  unbekannt.  Eine  den  Eid  betreffende 
Stelle  im  greg.-naz.,  wahrscheinlich  eine  Zuthat  des  Übersetzers  oder  des  russischen 
Abschreibers,  lautet  folgendermassen :  jOVb  trebu  stvori  na  studenbci,  d-bMa  isky  ofB 
njego,  zabyvi,,  jako  bogt  &■&  nebese  d-hMh  daetb.  ovt  ness^stim-B  bogomi.  ztretb,  i  boga 
stvorbSago  nebo  i  zemlju  razdra2aetb.  ovi,  reku  bogynju  naricaetb,  i  zverb  Xivastb  vt 
njej  jako  boga  narica?  trebjj,  tvoritb.  ovi.  dyju  zbretb,  a  drugyj  divii.  a  ini,  grad'b  cbtetb. 
ovB  ze  drbnt  vbskrustb  (vtskruSb)  na  glave  pokladat?  pris^gu  tvoritb.  ovb  pris^gy  kostbmi 
ßlovecami  tvoritb:  cvt  kobeni  ptticb  smotritb.  ov:b  s-bretenija  samnitb  s§.  ovt  mustbui, 
(am  Rande  durch  testtmb  erklärt)  skott  tvor?  ubijajetb.  ovb  v:b  nedelju  i  Vb  sv§ty^  dbni 
delaetb,  pribyti.k'b  sehe  tvor^  svoji},  pogybelb,  da  eliko  vbseju  nedeleju  stdelaetb,  temb 
dbntmb  pogubitb.  ovh  na  mostbhTj  l'b2eju  pris^zaetb.  Ucen.  zap.  2.  2.  78.  d.  i.  alius  sa- 
crificavit  in  fönte,  pluviam  petens  ab  eo,  oblitus  deum  de  coelo  pluviam  dare.  alius  vanis 
diis  sacrificat,  et  deum,  (|ui  fecit  coelum  et  terram,  irritat.  alius  fluvium  deum  appellat, 
et  bestiam  in  eo  viventem  tanquam  deum  appellans  (ei)  sacrificat.  alius  dii  sacrificat, 
alius  divae.  alius  vero  urbem  colit  alius  caespitem  effodiens  (ylorf^  e^op'j^ac)  in  capite 
(cum)  ponens  iurat.  alius  per  ossa  humana  iurat.  alius  auguria  spectat.  alius  occursus 
timet.  alius  e  farina  pecudem  faciens  occidit.  alius  dominica  et  diebus  festis  opus  facit, 
lucrum  sibi  faciens  suam  perniciem,  ita  ut  quae  tota  hebdomade  facit,  illa  die  perdat. 
alius  per  reliquias  peierat.  Der  Eid  wird  demnach  geleistet,  indem  der  Schwörende  ein  Stück 
Rasen  auf  seinen  Kopf  legt :  man  hat  damit  die  russische  Sitte  in  Verbindung  gebracht, 
der  zufolge  im  Grenzprocesse  der  Kläger  mit  einer  Handvoll  Erde  auf  dem  Haupte  den 
strittigen  Grund  umschritt.  Diess  wird  als  heidnisch  getadelt.  Heidnisch  ist  auch  das 
Schwören  bei  menschlichen  Gebeinen.  Dagegen  wird  das  Schwören  bei  Heiligenreliquien 
nur    dann    getadelt,    wenn    es    ein    Meineid    ist.      Mit    pris^ga    kann    verglichen    werden 


Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen.  45 

aind.  abhisanga  Schwur,  eigentlich  Umarmung:  sanga  ist  von  sand2  hängen  bleiben  ab- 
geleitet, das  mit  slav.  s§g  identisch  ist.  Dunkler  ist  rota.  rotiti  s(?.  Dagegen  ist  klejti  sg 
eigentlich  sich  verfluchen,  für  den  Fall,  als  man  meineidig  würde,  von  kl(,ni  fluchen, 
das  auch  preuss.  perklantit  vorkömmt.  Damit  vergleiche  man  aind.  ^ap  verfluchen,  im 
Medium  schwören,  eigentlich  sich  verfluchen,  nsl.  prisega.  rota.  priscri,  prisegati.  rotiti 
se.  serb.  zakletva.  rota.  zakleti  se.  klruss.  rota.  pryi^aha.  klatva,  kl'ei'iba.  prySahnuti,  pi-y- 
^ahaty.  klasty  äa.  bozyty  ^a  bei  Gott  betheuern,  bohmaty  sa  von  dem  Ausdrucke  bOh 
mja  Gott  möge  mich  (strafen),  russ.  prisjaga.  kljatva.  prisjagnutb,  prisjagatb.  i-ech. 
pfisaha.  rota.  pfisähnouti,  prisahati.  rotiti.  pol.  przysi^ga.  przysiac,  przysi^gac.  oserb. 
psisaha.  p§isahnyc,  psisahac.  nserb.  päisega.  p^isegai  lit.  prisega  aus  dem  russ.;  da- 
geo-en   ist  prisekiu,  prisegiu  so  wie  sokiu,  sckiu  schwöre  dem   slav.   nachgebildet:    sekiu, 

prisekiu   ist  langen,   reiclien. 

b)  Bekehrung. 

51.  "ETTiaros'fcW    convertere    wird    asl.  durch    obratiti   übersetzt,    nsl.  durch  obrnoti, 

serb.   durch   obratiti  u.   s.   w. 

c)  Reue.     Poenitentia.     [xsxdvoia. 

.^2.  Reue  wird  in  den  meisten  slavischen  Sprachen  durch  Ableitungen  der  ^Yurzel 
ka  ausgedrückt. 

asl.  kajati  s§,  pokajati  s^.  kajanije,  pokajanije.  nsl.  kajati  se  fris.  kesati  (kisati) 
se,  kes  (kiis).  bulg.  kaja  st,  pokaja  si).  pokajene.  kroat.  kajati  se,  pokajati  se.  ka 
janje,  pokajanje.  serb.  kajati  se,  pokajati  se.  kajanje.  russ.  kajatb  sja.  pokajanije. 
cech.  käti  se.  pol.  kajac  si§.  oserb.  kac  so.  nserb.  pokutu  ciniÄ  matth.  3.  2;  11.  20. 
pokuta  matth.  3.  8:  pokuta  ist  eigentlich  Busse,  dial.-russ.  Trauer,  rumun.  poktesk  vb. 
poktenie,  pok'binc'B. 

Die  ursprüngliche  Bedeutung  der  Verbalwurzel  ka  ergibt  sich  aus  cech.  kati  tadeln 
und  asl.  kaznB  Strafe,  okajant  elend:  kajati  si^  dürfte  demnach  bedeuten:  sich  selbst 
tadeln,  sich  Vorwürfe  machen,  sich  strafen,  kajanije  entspricht  dem  lat.  contritio.  Auch 
das  ahd.  hriuwa  hat  die  Grundbedeutung  Schmerz  empfinden,  bejammern.  Vergl. 
von  Raumer  392.  393.  Das  nsl.  hat  aus  dem  Munde  deutscher  Glaubensboten  in  der  alt- 
hochdeutschen Periode  grevati  (greva  mo)  und  grevinga  Reue  mit  dem  deutschen  Suffix 
unga  aufgenommen:    ahd.  riuwä.    mhd.   riuwe  ohne  den  anlautenden  Consonanten. 

53.  Für  confiteri  6(j.oXoy£IV  haben  die  slavischen  Völker  einen  und  denselben  Ausdruck. 

asl.  ispovedeti.  ispovedb,  ispoveda.  nsl.  spovedati  se.  spoved,  ispoved.  ispoveiUt", 
ispovC'dati  ;  ispovedbn :  choku  biti  izpovueden  uzeh  moih  greh  ahd.  ili  uuirdu  bigihtig 
allero  minero  suntono  ich  werde  beichtig  aller  meiner  Sünden  fris  I.  bulg.  ispovedam 
s:b.  ispoved,  ispovedane.  kroat.  spovidati  se,  spovim  se.  spovid.  s(>rb.  ispovjediti  se. 
ispovijed,  ispovijest.  klruss.  spovidaty  .4a.  ispovid'.  russ.  ispovedatb.  ispovedb.  wruss. 
spovedaö  ca.  spoved^.  cech.  zpovcdeti  se.  zpovgd.  pol.  spowiedziec  si§.  spowied:^. 
oserb.  spovjedzic  so.  spovjedz.  nserb.  spovjeda^.  spovje^.,  spoje;^,.  rumun.  ispovedesk, 
ispoveduesk.  ispovedanie.  preuss.  grikaut  beichten,  gerbaisa  Beichte  von  gerbt  sprechen, 
lit.  spavedauti.  spavede  neben  grekauti,  atsigrekauti,  griikavimas  utul  parendas,  das  nai'li 
Nesselmann  die  Vorbereitung  zum  Abendmahl  bedeutet,  lett.  bikts  ist  deutsch  Beichte. 
Denselben  Ursprung  hat  ehstn.  piht.  nsl.  öftentliche  Beichte  ocitna  spoved  Evangelji. 
Celovec.   1828.  Seite  298.    gda   se  pred    jireciscevanjem    obcinska  .spouvid  pravi,  znouvic 


j  1?  Franz  Miklosich. 

moremo  od  nasi  grejhov  pozalüvanje  vu  nami  pubüditi.  Katekizmus.  Stari  Grad.  Seite  70. 
Vergl.  V.  Raumer  2(51.  Die  volle  Übereinstimmung  der  slavischen  Sprachen  in  dem 
Ausdrucke  für  eine  dem  Volke  von  aussen  überlieferte  Vorstellung:  beichten,  lielclite, 
spricht  gegen  die  unabliängige  Entstehung  und  Anwendung  des  Ausdruckes  bei  den 
verschiedenen  Völkern.  Wer  an  die  Überlieferung  des  Ausdruckes  von  Volk  zu  Volk 
denkt,  wird  Pannonien  als  Ausgangspunkt  ansehen  müssen  und  vielleicht  bei  der  Wahl 
des  Wortes  einen  Einfluss  des  deutschen  bi-jehan  is-povedeti  annehmen. 

54.  Bei  der  Übersetzung  von  satisfactio  Busse  wird  es  klar,  dass  die  contritio,  con- 
fessio  und  satisfactio  nicht  streng  geschieden  werden. 

nsl.  pokora.  bulg.  pokori. :  pokora  iliti  svera  ispoved  hung.  kroat.  pokora.  Man 
merke:  pokora,  to  jest  sveta  ispovjed  im  Süden,  zadovolscina  hung.  serb.  pokora.  po- 
koru  ciniti  und  pokajati  se.  Das  dem  asl.  bulg.  klruss.  und  russ.  in  diesem  Sinne  un- 
bekannte pokora  scheint  aus  der  römischen  Kirche  eingedrungen  zu  sein.  Im  russ.  wird 
Reue  und   Busse  nicht  unterschieden:    beiden   Begriffen  dient  ein  Wort:    pokajanie. 

Die  übrigen  Sprachen  haben  ein  anderes  Wort:  cech.  pokuta,  eigentlich  Strafe, 
pol.  pokuta,  das  auch  in  das  klruss.  aufgenommen  ist.  pokuta  wird  auch  im  weiteren 
Sinne    genommen:     pokuta     zawiera     w    sobie     skruche,     spowied^    i    zadosydczynienie. 

oserb.  nserb.  pokuta. 

Die  eigentliche  Bedeutung  des  pokora  ei-gibt  sich  aus  asl.  koriti  \'orwürfe  machen, 
pokuta  hat  im  cech.  neben  der  theologischen  die  Bedeutung  Strafe  und  dürfte  vom 
cech.  aus  in  die  anderen  Sprachen  eingedrungen  sein,  die  das  Wort  nur  im  theologischen 
Sinne  kennen. 

Die  Absolution  ist  cech.  rozhfegeni,  pol.  rozgrzeszenie,  wofür  richtig  rozreseni  und 
rozrzeszenie  zu  schreiben  ist,  wie  asl.  resiti  zeigt. 

NEUNTES   KAPITEL. 

Werke.     Liebe. 

a)  Werke. 

Die  Werke    ap'ca    opera    sind    die   Früchte    des    Glaubens:     asl.    nsl.    dela    u.    s.    w. 

Zu  diesen  Werken  gehört  das  Plasten  und  das  Almosengeben. 

55.  Der  Ausdruck  ieiunare  rrpze'JZiv  wird  theils  durch  entlehnte  theils  durch  einhei- 
mische Worte  bezeichnet. 

a)  asl.  post-b.  postiti  s(?.  postiti  findet  sich  auch  in  der  Bedeutung:  sich  enthalten,  nsl. 
post.  postiti  se,  postiti.  bulg.  post.  posti  s-b.  posti.  serb.  post.  postiti.  zapost  Anfang 
der  Faste,  cech.  püst.  pol.  post.  rumun.  post.  postesk.  preuss.  pastauton.  lit. 
pastininkas,  pasninkas  Fasttag,  pastininkauti,  pasninkauti  fasten,  finn.  paasto.  ehst.  paast 
u.  s.  w.  Ahlquist  221.  asl.  post-B,  ahd.  fasta  f.,  observantia,  ieiunium  ist  aus  Pannonien 
nach  dem  Süden  und  dem  Osten  der  Slavenwelt  gebracht  worden.  Es  ist  weder  got.  fastan 
rrjpslv,  vr^atc-Jciv,  noch  lat.  fasti,  wie  ein  Russe,  um  der  römischen  Kirche  zu  entgehen, 
behauptete:  jenes  nicht,  da  die  Slaven  keinen  Theil  ihrer  christlichen  Terminologie  von 
den  Goten  entlehnten;  dieses  nicht  —  doch  diess  brauche  ich  nicht  zu  beweisen.  Wenn 
Grimm,  Götting.  gel.  Anzeigen  183G  Seite  330,  meint,  der  Slave  habe  nicht  nöthig  geluibt, 
postt  von  den  Hochdeutschen  zu  borgen,  er  habe  es  früher  von  den  Goten  eni lehnen 
können,     so    ist    zu    bemerken,     dass    kirchliche    xVusdrücke    nur    von    Christen    entlehnt 


Die  CHRISTLICHE  Terminologie  DER  sLAViscHEN  Sprachen.  47 

werden    können,    und    christliche  Slaven    im    vierten    Jahrhunderte    annnehmen    verstiesse 
gegen  die  Geschichte. 

h'j  bulg.  gove:  da  goves  voliki  posti.  da  sc  govei  hung.  postnici  de  poste  govele 
bulg.-lab.  3s.  klruss.  hoyity.  russ.  govetb.  govenBC.  goveino  tichonr.  2.  290.  lit.  ga- 
veti  fasten,  gavenia,  plur.  gavonios;  gavene,  plnr.  gavenes  Fastenzeit,  uzgavenia.  uzga- 
vene  Fastnaclirsdienstag.  lett.  gavet  fasten,  aizgavenis  Sonntag  nach  Fastnacht,  nsl. 
kroat.  scrb.  pol.  oserb.  nserb.  fehlt  das  ^Vort.  asl.  ist  govgti  vereri,  venerari,  recli.  Iiovcti 
schonen,  pflegen,  Nachsicht  haben.  Dem  Worte  liegt  zu  Grunde  ahd.  gawilijan  sancti- 
ticare,  consecrare,  benedicere  heiligen,  heilig  halten.  Man  beachte,  dass  die  Bedeutung 
des  asl.  Wortes  dem  des  ahd.  ganz  nahe  steht.  Pas  entsprechende  scliwed.  Wort  viga 
ist  in  der  lledeutung:  weihen  in  das  finn.  als  vihkiä  aufgenommen  worden  Alil- 
cpiist  222. 

c)  asl.    ah.kati.    altkaHlje    esurire,    ieiunare.    alebba.      Dunkel    ist    ueajnik    ieiunator. 

d)  nsl,   kroat.  korizma  ist  lat.   quadragesima. 

e)  asl.  m(^sopustT).  nn^sopuSta.     nsl.  mesopust. 

Dagegen  russ.  mjasopustt.  mjasopustie.  miaso])Usei.  eech.  masopust.  pid.  mic^vo- 
pust,  mi^sopusty  so  wie  magy.  hüshagyo  und  riiiniin.  iTisare  de  karne  Fastnacht,  was  als 
mit  der  Sache  im  Widerspruche  stehend  befremdet:  man  vergl.  nsl.  pust  Fascliing. 
Voigt,  Über  den  Kalender  der  Slaven,  erklärt  die  Benennung  dadurcli,  dass  von  dem 
Mittwoch  nach  dem  Sonntag  Quinquagesima  die  Enthaltung  vom  Fleische  und  die  vierzig- 
tägige Faste  anfange.  Das  asl.AVort  entspricht  dem  gi-iech.  diroxf-ccoc  und  lat.  carnisprivium. 

Dunkel  ist  sei'b.  poklade  Fastnacht. 

Die  Faste  brechen  heisst  in  den  glagolitischen  Quellen  premrsiti  se :  ne  bim  se  kde 
premrsll  Handschrift  von  14(13.  kroat.  und  serb.  ist  mrs  Fleischspeise,  im  Gegensatz 
<ler  Fastenspeise,  mrsni  dan,  mrsak  Fleischtag.  mrsiti,  premrsiti,  omrsiti  se  Fleischspeisen 
geniessen.  mrsiti  se  scheint  eigentlich  , fehlen'  zu  bedeuten,  wie  aus  mrsiti  intricare  und 
asl.  omrisa  error  hervorgeht.  Der  entsprechende  russ.  Ausdruck  ist  skoromb  f..  alt  skranib, 
skrama,  dial.  skoroniT, :  das  Wort  scheint  Fett  zu  bedeuten:  serb.  skrama  gutta  olei  ac 
similium  aquae  innatans.     pol.  skrom  Hasenschmeer. 

;")(!.  Für  eleemosyna  £/.sy^|jlo3'jv-/;  verwendet  das  asl.  einen  einheimischen  Ausdruck: 
milostyni ;  in  ganz  jungen  glagolitischen  Quellen  findet  sich  das  aus  dem  deutscdien  entlelinte 
almuzno.  nsl.  almostvo,  almozna  neben  bozji  dar.  serb.  milostinja.  klruss.  müostyfia. 
russ.  milostynja.  <5ech.  almuzna.  pol.  jafmui^na  für  älteres  miJosierdzie :  t<M-a/.  to  ]io 
niemiecku  jaJmu2na  przezwano  Linde  2.  Seite  233.  b.  oserb.  aTmoi^.ina.  nserb.  volo- 
mu^na.  finn.  almu  aus  schwed.  allmosa  Ahlquist  222.  bulg.  pomam>,  das  in  derselben 
Form  im  rumun.   und   im  zig.   vorkömmt. 

b)   Lieb  e. 

Die  Liebe  zu  Gott  und  zu  den  .Men.scli(Mi  ist  der  Mittelpunkt  alles  christlichen 
Handelns.  dya-Y,  Caritas,  dilectio  ist  asl.  Ijuby,  riyx-rJ.v  Ijubiti :  das  asl.  verwendet  daher 
für  dilectio,  diligere  dasselbe  Wort  wie  fiir  amor,  amare.  nsl.  Ijubezen,  Ijubiti.  serb. 
Ijubav,  Ijubiti.  russ.  Ijubovb,  Ijubitb.  cecdi.  läska,  milovati.  pol.  miioSe,  miJowac,  im 
kasub.  köchae.     oserb.   l'ubo.se,   lubovac.      userb.   lubosr,   luhova^. 

Durch  die  christliche  Ijiebe  erhält  der  Ausdruck  ö  -/.r^aiov  ])roximus  einen  religiösen 
Nebensinn.       asl.    iskrbnb,     auf    die   Verbindung    i/.7>    kraja    etwa    ]u-ope    zuriickzufiihren  ; 


48  Franz  Miklosich. 

V 

jünger  oder  dialektisch  verschieden  ist  bliztnb.  blizika  ist  nach  Safafik  älter  als  islcrbnb 
und  ein  pannonisches  Wort.     nsl.  serb.  bliznji  u.   s.  w. 

Von  den  Tugenden,  die  durch  die  Liebe  gewirkt  werden,  steht  die  Demuth  humi- 
litas  raTTcivcoatc,  taTicWO'fpoa'JVrj  obenan. 

asl.  werden  alle  hieher  gehörenden  Ausdrücke  durch  mit  dem  Yerbalthema  simeri 
zusammenhangende  Wörter  übersetzt:  s-Bmeriti  s§  raTCStvoöv  irx'jxov  matth.  18.  4.  stmerje- 
nije  zaTZBiviooiQ,  ra'7C£tvocfpoa6vr^  lue.  1.  48.  act.  20.  19:  gräcisierend  s'Bmerjenaja  madrostb 
ephes.  4.  2.  s^merjent  zaiZBivöz  lue.  1.  52.  si)meriti  wird  auch  in  nicht  theologischem 
Sinne  verwandt:  vBsjaka  gora  i  hl'Bm'B  sümeritb  sq  ttöcv  opoc  xat  ßouvoc  raTrsiVdjiWjaaTat, 
lue.  3.  5.  nsl.  poniziti  se.  poniznost.  ponizen.  Eben  so  poniziti  se  lue.  3.  5.  serb. 
poniziti  se.  poniXenje.  ponizen.  russ.  umalitb  sja.  smirenije.  smirennyj.  unizitb  sja 
lue.  3.  5.  cech.  poniziti  se.  poni2eni.  poni^eny.  pol.  uni2y6  si§.  uni2enie,  nisko^c. 
unizony,  pokorny.  Dagegen  ^miara  (smara),  fciierny  (smerni),  uSmierzyc  si^  (vsmerzicz 
se)  in  maJg.  oserb.  poni2ad  so.  poni2nosc,  pokornosc.  poni2ny.  nserb.  poni2a^  se. 
poni2nos<j.  ponizny.  . 

ZEHNTES   KAPITEL. 
Jüngstes  Gericht.     Himmelreich.     Hölle. 

a)  Jüngstes  Gericht. 

58.  Der  Ausdruck  jüngstes  Gericht,  der  Tag  des  Gerichtes,  wird  asl.  durch  dbnb 
ssidbnyj  'q  (isXXouaa  rjjj.Sf.7.  cloz  1.  491.  übertragen:  sv  r^lJ-spcf  xptastoc  v:s  dbnb  s^dbnyj 
matth.  12.  36:  daneben  steht  vb  posledbnij  dbnb  x'^  saydtr,  '/^fJ-Spcf  io.  6.  44.  ahd.  tuomes  tag 
und  tuomtag,  suonatag ;  der  jungisto  tag.  nsl.  södnji  den.  slednji,  poslednji  den.  sodni 
den  fris.  serb.  dan  strasnoga  suda.  posljednji  dan.  russ.  denb  sudnyj.  poslednij  denb. 
(Sech,  den  soudn^'.  den  nejposlednejsi.  pol.  dzieA  s^dny.  ostateczny  dziefi.  oserb.  sudny 
d2eh.  posl'eni  dzen.     nserb.  sudny  zen.  sledni  zen. 

b)  Himmelreich. 

59.  Der  Ort,  an  den  die  Seelen  der  Gerechten  kommen,  ist  der  Himmel,  in  allen 
slavischen  Sprachen  nebesa,  plur.  von  nebo;  seltener  und,  wie  es  scheint,  jünger  ist  der 
Singular,  der  ursprünglich  nur  im  natürlichen  Sinne  scheint  gebraucht  worden  zu  sein : 
ähnlich  wohl  auch  oöpavoi,  coeli  und  das  ahd.  himila.  v.  Raumer  411.  vergl.  skryvajte 
sebe  s'bkrovista  na  nebesi  matth.  (i.  20,  wo  nicol.  den  Plural  na  nebesehb  bietet  trotz 
des  griech.  o'jpavqi  Im  Vater  unser,  matth.  6.  9:  asl.  na  nebesehi>.  nsl.  na  nebesih. 
serb.  na  nebesima.  russ.  na  nebesach'B.  Sech,  na  nebesich,  pol.  w  niebiesiech. 
oserb.  na  nebesach.  nserb.  dagegen  na  fiebju.  Der  ursprüngliche  Sinn  von  nebo, 
sing.  gen.  nebese,  ist  der  Wolkenraum,  aind.  nabhas,  griech.  vs'fo^  u.  s.  w. 

Für  den  Aufenthalt  der  Seligen  gebraucht  das  slavische  neben  einem  entlehnten 
einen  einheimischen  Ausdruck. 

aj  asl.  nsl.  bulg.  u.  s.  w.  raj.  klruss.  raj  und  virej.  Im  kroat.  Volksliede  bili 
raj :  odpru  mu  (ditescu)  se  vrata  bila  raja,  poSlo  j'  dete  bili  raj  uzivat.  rum.  rajü. 
lit.  rojus,  rojaus  sodas,   rojaus  dar&s.     lett.  raja. 

asl.  raj  entspricht  dem  aind.  rai,  sing.  nom.  ras  Habe,  Gut.  zend.  räi,  von  der 
Wurzel  rä  spenden. 


Die  christliche  Tkkmikologie  der  slavischijn  Sprachen.  49 

Mit  raj  hängt  zusammen  nsl.  rajni  selig,  verstorben:  es  stützt  sich  dieses  AVort  auf 
den  sing.  loc.  rai  (i'aji),  dalier  eigentlich  rajnji  im  Paradiese  befindlich.  Davon  abgeleitöt 
sind  rajnik;  rajnki  (moj  ranjki  oce) ;  rajnka,  ranjca  (moja  rajnca  mati) ;  rajnko  (moje 
rajnko  dekle).     Im  Osten   wird  für  rajni  —  pokojnl  gesagt. 

bj  &sl.  poroda,  porodfan-B :  vb  porodbneniB  2iru  hoditi  liom.-mih.  191.  a.:  vergl.  vt  po- 
rode  zatuoriti  [JLavops'Jsiv  sup.  286.  3.  Es  ist  wohl  eine  Verunstaltung  des  griech.  xapd- 
Sc'.aoi;.  im  nsl.  paradi2,  das  im  Osten  des  Sprachgebietes  paradi2om  nach  dem  magy. 
paradifsom  lautet. 

polab.  emerika  ist  das  deutsche  Himmelreich.  Vergl.  Grimm,  Mythologie  Seite  779. 

Zur  Bezeichnung  des  Zustandes  der  Gerechten  im  Himmelreiche  dient  der  Ausdruck 
beatus  [JLaxdpto<;. 

asl.  blaXent.  blaztui.  bla^entstvo.  nsl.  blasen  im  Osten,  kroat.  blasen,  klruss. 
bJazennyj.  russ.  blazennyj.  cech.  blahoslaven^- ,  eigentlich  benedictus.  pol.  biogo- 
siawiony.     oserb.   nserb.  zbo2ny. 

nsl.  zvelican  im  Westen.  zveliCati.  im  Osten  zveliciti,  eigentlich  magnificare,  welche 
Bedeutung  velißati  bei  Krell  hat.  kroat.  veliciti.  Damit  vergleiche  man  pol.  wieliczyd, 
wieliczac  magnificare  maJg.  und  got.  mikiljan. 

c)  Hölle. 

60.  Hölle  wird  in  den  slavischeii  Sprachen  durch'  mehrere  Wörter  ausgedrückt. 

a)  asl.  *pbkl'B  nur  im  adj.  ptklbn-B  inferni  nachgewiesen  op.  2.  2.  239:  pbkl-b  pix  und 
die  zunächst  verwandten  Dialekte  sprechen  für  pbkl-b  m.  gegen  pbklo  n.  nsl.  pekel: 
im  Volksliede  peklenska  zerjavica.  bulg.  pT>ktl.  kroat.  pakal.  serb.  pakao.  klruss. 
pekJo  neben  pechelnyji  dity  bei  Sevcenko,  Hajdamaki  23:  vergl.  jaek  ty,  pek  ty,  osyna 
ein  Fluch,  russ.  cech.  peklo.  pol.  piekJo :  ehedem  pkieJ  (pkei),  w  piekle  (pekle), 
pkielny  (pkelni),  piekielny  (pekelni)  maJg.  magy.  pokol.  preuss.  im  elbinger  Voca- 
bular  pikuls  (pyculs).  lit.  pekla.  lett.  ist  pekle  tiefer  Abgrund :  eles  pekle  Hölle,  eig. 
Höllenabgrund,  rumun.  ist  p-bkl-b  dicker  Dampf.  Man  füge  hinzu  polab.  smüla  Harz,  Hölle. 
Die  eigentliche,  im  asl.  beim  Substantiv  allein  nachgewiesene  Bedeutung  des  Wortes 
jjbklt  ist  Pech,  die  auch  im  kroat.,  serb.  und  russ.  dem  Worte  zukömmt.  Dass  pbkl-b 
ein  ursprünglich  slavisches,  kein  entlehntes  Wort  ist,  bedarf  keines  Beweises.  Die  Ver- 
wendung dieses  Wortes  für  Hölle  jedoch  geht  vielleicht  vom  ahd.  pech  aus,  so  dass 
griech.  irbaa  und  alb.  pis-b,  womit  peSkvia  bei  den  Klementinern  Wind.  87  zu  ver- 
gleichen ist,  in  der  Bedeutung:  infernus  auf  einer  Nachahmung  slavischer  Redeweise 
bei'uhen  würden.  Für  den  ahd.  Ursprung  sprechen  die  anderen  ahd.  Ausdrücke  im  asl.; 
gegen  den  von  Grimm,  Mythologie  765,  behaupteten  slavischen  Ursprung  die  Thatsache, 
dass  christliche  Ausdrücke  aus  dem  slavischen  im  ahd.  imnachweisbar  sind.  Oder  sollte 
der  gemeinschaftliche  Ursprung  im  griechischen  zu  suchen  sein?  In  einem  kroat.  Kate- 
chismus wird  die  Hölle  als  ein  mit  Schwefel  angefüllter  Pfuhl  dargestellt:  pakal  je 
mesto  kaStige,  sega  zla  puno,  ognjena  pe6,  gorucega  sumpera  bereg,  i  skura  uza  hung. 
Vergl.  prodolina  ognjene  pekli  2iv.   71. 

b)  klruss.   cortyne6   bei  Pyskunov  von  ßort  Teufel. 

c)  asl.  geena  .  geona.    geona    ognbnaja    lam.    1.  148.    griech.    •^iz.-'na..     Aus    der  Ver- 
wechslung   des    yssvva    mit   -^zvzrj.   hervurgegangen    ist    rodbstvo,    ro?>dbstvo    und    rodbstvo 

Denkschrift«!!  der  phiL-liist.  Cl.  XXIV.  Bd.  7 


50  Feanz  Miklosich. 

ognbno,   roMbstvo   ognbno,    rozdbstvo  ognju  pat.-mih.    82.    rod-B    ognja    für  Hölle.    Vergl. 
auch  rodesbn'b  gehennae :  rodesnyj  straht  zlatostr.  saec.  XVI. 

d)  asl.  russ.  ad-B.    griech.  4^7jc. 

e)  asl.  jezero  ogni.no  -(iewa  marc.   9.  43,  45,  48.-ev.-trn. 

f)  asl.  dbbrb  ognbna  yssvva  ippol.  187.  danil.  dbbrb  ogna  ne  gasustago  (richtig  wohl 
ga§ustago  von  gasati  nach  V.  2)  sie  rr^v  yssvvav,  zlz  zb  Tcüp  xö  aaßsaxov  marc.  9.  45,-nicol. 

g)  asl.  vt  navi.  vb  naveht  £V  xcL  -capxdpcp  ist  eig.  in  das  Reich,  im  Reich  der 
Todten,  von  navb  mortuus. 

h)  asl.  do  temnago  obnizt  sok  rß^jO  lat.  vulg.  usque  in  infernum  matth.  11.  23.- op. 
1.  250  scheint  auf  dem  lat,  infernus  von  infra  zu  beruhen,  obniz^b  vergleiche  man  ob- 
niziti  s§,  obnizati  sq.  Vergl.  Nevostruev:b,  Zapiska  13.  Man  füge  hinzu  asl.  das  dunkle 
grozdenbstvo  ognbno  pat.-mih.   178,  ferners  grob-b  pTjc;  greg.-naz. 

i)  oserb.  nserb.  heia.  lett.  ele,  eles  pekle.  ahd.  hella,  got.  halja,  anord.  hei.  liv. 
elT.  finn.  helvetti  aus  anord.  halviti,  dessen  zvpeiter  Theil  viti  Strafe  Ahlquist  218.  Vergl, 
Grimm,  Mythologie  Seite  760. 

Es  werde  schliesslich  das  Fegefeuer  purgatorium  xaö-apir^ptov  erwähnt. 

nsl.  purgatorium  im  Osten,  vice  im  Westen,  vicati  se.  bulg.  purgatoria  neben 
oßistnik  hung.  kroat.  purgatorium.  klruss.  cystyJysce.  cech.  oßistec.  pol.  czySciec, 
vom  Verbalthema  cisti,  daher  purgans.  nsl.  vice  ist  ahd.  wizi  gehenna.  Vergl.  wuo 
fliohet  ir  fon  duome  helliwizzes  quomodo  fugietis  a  iudicio  gehennae  matth.  23,  33. 
von  Raumer  415.  wizi  geht  auf  die  Wurzel  vid  zurück,  von  der  auch  vedana  Schmerz 
stammt. 

Limbus  patrum,  infantum,  bulg.  limbo  hung.  kroat.  limbus  hung.  limbna  tamnost. 
cech.  limb :    az  mu  v  limbu  svice  dohorela  Erb.  cit.  39. 


Die  christlicbe  Terminologie  der  slavischen  Sprachen. 


51 


Slavischer   Index. 


A. 

adi.  asl.   60. 
aldov  nsl.   32. 
almostvo  nsl.   56. 
almoina  nsl.   56. 
al^kati  asl.   55. 
antgeli)  asl.    47. 
apostolt  asl.    5.   43. 

B. 

babja  vSra  nsl.   50. 
babuni   asl.   50. 
badnjak  serb.    22. 
badnji  dan  serb.   22. 
balwan   pol.    37. 
balwochwalnia  pol.    37. 
belbcb   asl.    14. 
bermati  nsl.   31. 
besT>  asl.   48. 
bierzmowad  pol.   31. 
bies  pol.   48. 
bije   asl.    38. 
binkuKti   nsl.   24. 
bire  nserb.   24. 
bifmovati   öecli.    31. 
bjatovaä  nserb.   28. 
blagdan  serb.   21. 
blagodatb  asl.   36. 
blagodetb  asl.   36. 
blagoslov   nsl.    32. 
blagosloviti  asl.   32. 
blagovcstb  asl.   34. 
blahoslaven^  6ech.  59. 
blahoslaviti   öech.   32. 
blaÄcni)  asl.    59. 
bliiibnb  asl.   57. 
blogoslawii'  pol.    32. 
bobona  klruss.    50. 
bogojavljenije  asl.   25. 


bogorodica  asl.    4. 

bogT.  asl.    36. 

bohatyj   veßer  klruss.   22. 

bohmaty  &a  klruss.    50. 

bolvan   nsl.   37. 

boter  nsl.   30. 

boi;a  noc  nserb.    22. 

boie  blido   nserb.   32. 

boÄe  cialo  pol.   32. 

bo^ek  pol.   37. 

boÄi  d^eÄ  oserb.   22. 

hoii  kftöni  ßech.   25. 

boäiö  nsl.  22. 

boÄnica  russ.   1  7. 

bofyty  sa  klruss.    50. 

braky  asl.    33. 

brak7>  asl.   33. 

britof  nsl.    19. 

bMek   cech.   37. 

biidnik  bulg.    22. 


c. 

cintor  nsl.    19. 
cirkev  nsl.    1  7. 
cmentarz  pol.    19. 
erkovnik  serb.    12. 
cri-ky  asl.    1  7 . 
czarny   pol.    4  8. 
czart  pol.   48. 
czyscieo  pol.   60. 
dichy  pjatk   oserb.   23. 
öert  6eoh.   48. 
öetvrtt'bk'b  asl.   20. 
Äistitelb  asl.    12. 
rort  klruss.   48. 
ßortynec   klruss.    60. 
i;n>noriz'b  asl.    14. 
örT>nb('b   asl.    14. 


D. 

demoni)  asl.   48. 
den   pfesnic  (5ech.    23. 
den  soudny  öech.    58. 
denb   sudnyj   russ.   58. 
desdtky  c-eoh.    16. 
desgtina  asl.    16. 
de^ma  nsl.    16. 
dijak  nsl.    1  3. 
dijakoni.   asl.    13. 
dijavoli)  asl.   48. 
djavo   serb.    48. 
dl-bgT)  asl.    49. 
duhoT  den   bulg.    24. 
duhovi  kroat.    24. 
duhoTbnikT.   asl.    12. 
duhl.   asl.   45. 
dumo   serb.    12. 
dupic  oserb.    30. 
dyabel   pol.   48. 
dzien  sadnj-   pol.   58. 
dbbrb  ognbna  asl.   60. 
dbnb  sadbnyj   asl.  58. 
dabei  6ech.   48. 
didko   klruss.   48. 

E. 

emerika  polab.   59. 
euorija  asl.   1 1 . 

F. 

fajmoSter  nsl.   1 2. 
far  nsl.    12. 
firraali   nsl.   31. 
fratar  kroat.    14. 


G. 


geona  asl.   60. 
gnada  nsl.   36, 


7» 


52 


FeäNZ  MlKLOilCH. 


god  nsl.   21. 
godovnioa  iiserb.   22. 
gody  pol.   22. 
gospoden  nsl.    36. 
gospodza  pol.   4. 
gospodb  asl.   36. 
gospodbnica  asl.   20. 
gospoja  kroat.   4. 
gove  verb.  bulg.   55. 
govetb  russ.   55. 
greliT)  asl.   49. 
grevati  nsl.   52. 
grevinga  nsl.    52. 
grzech  pol.   49. 
groblje  serb.    19. 
grobowisko  pol.    19. 
grobbnica  asl.   19. 
gwiazdka  pol.   22. 

H. 

liela  oserb.   60. 
hod   6ech.   21. 
hod  hoii  6ech.   22. 
hody   oserb.   22. 
horepiskopT)  asl.   11. 
hospod  kiruss.   36. 
hovity  kiruss.   55. 
hrami,   asl.    17. 
hristijanint  asl.   3. 
hristoB'i   asl.   40. 
hrizma  asl.   31. 
hrobky  ßech.    19. 
hr^stosT.  asl.   40. 
hrTistT.  asl.   40.   41. 
hrbitov  iech.   19. 
hnch  öech.   49. 
hfech  oserb.   49. 
huder  nsl.   48. 
hudiß  nsl.   48. 
hudoba  kroat.   48. 
ohudoj   russ.   48. 


idoH  asl.    47. 
ijerej   asl.   12. 
ijudej   asl.   2. 
inoka  asl.    14. 
inokl)  asl.    14. 
iskrinb  asl.   57. 
iskupiti   asl.   44. 
ispovedb  asl.    53. 
ispovedtnikt  asl.   7. 
istocni   grih  kroat.   49. 


istukam.  asl.   37. 
isusTi  asl.   40. 
izbaviti   asl.   44. 

J. 

jaoiti  kroat.    13. 
jähen   ßech.    13. 
jalrauzna  pol.   46. 
jat.sy  nserb.   23. 
javiti   asl.   35. 
jelinim.  asl.   1. 
jepiskupt  asl.    11. 
jeretikt  asl.   50. 
jestbstvo  asl.   38. 
jevangelije  asl.   34. 
jezero   ognbno  asl.    60. 
jezus  nsl.   40. 
jeÄis   öech.   40. 
jgzykl.  asl.    1. 
jöger  nsl.   43. 
jud  nsl.   2. 
jutry  oserb.   23. 

K. 

kaduk  kiruss.   48. 
kajati  s§  asl.  52. 
kaludjer  serb.    14. 
kaluger  asl.    14. 
kapiste  asl.   37. 
kaplan   nsl.    12. 
kapb  asl.   37. 
kiiti  se  öech.   52. 
katoliÖbsk-B  asl.   3. 
katolikij  asl.   3. 
kazai'io  kiruss.   27. 
käzam  üech.   27. 
kecar  oserb.   50. 
kefchov  oserb.    19. 
kereßun  kiruss.   22. 
kesati   se  nsl.   52. 
kinovije   asl.    18. 
kirka  russ.   17. 
kladbLsöe  russ.   19. 
kleti  se  asl.  50. 
klirosT)  asl.   9. 
klirosanint  asl.    9. 
kljatva  russ.   50. 
kloäter  nsl.    18. 
klasty  sa  kiruss.   50. 
klatva  kiruss.   50. 
klenba  kiruss.   50. 
kmotr   Öech.    30. 
knez   öech.    12. 


koladt  bulg.   22. 
koleda  Öech.   22. 
kolednjak  nsl.   22. 
koledovati  nsl.   22. 
kolendati  serb.   22. 
koleda  asl.   22. 
koljada  russ.    22. 
koludar  kroat.    14. 
kofada  kiruss.   22. 
komkT>  bulg.   32. 
komtka  asl.   32. 
kom'bkati   asl.   32. 
korizma  kroat.   55. 

kostel  öech.    17. 

kosciol  pol.    17. 

kraöun  bulg.  22. 

krestt  russ.   30.   41. 

krilatec  nsl.  47. 

kristi  asl.  41. 

krivoverbni)  asl.   50. 

krizmati  serb.    31. 

kriÄ   nsl.    41. 

kriÄb  asl.   41. 

krst  nsl.    30. 

krst  serb.   41. 

kräöenik  nsl.   3. 

krzest  pol.    30. 

krzyiimo  pol.    31. 

krs  bulg.   41. 

krtsttjanint  asl.   3. 

krtstiti   asl.    30. 

krTistii   asl.   40.   41. 

kfest  öech.  30. 

kfii  Öech.   41. 

kfiimo   öech.    31. 

ksiadz  pol.   12. 

k.^ica  nserb.   41. 

kumiri.ste  asl.   37. 

kumirT)  asl.   37. 

kumirbnioa  asl.   37. 

kumitira  asl.    19. 

kumT>  asl.   30. 

kupetra  asl.   30. 

kvas  oserb.   33. 

kimotri   asl.   30. 

L. 

laska  öech.   57. 
letnice   öech.   24. 
limb   Öech.   60. 
Ijuby  asl.   57. 
Ijudcnini)   asl.    15. 
Ijudinl.  asl.    15. 


Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen. 


53 


lubosc   oserb.    57. 
laska   pol.    36. 
lukavyj   kh-uss.   48. 
lycliyj   klruss.   48. 

M. 

mali   boziij  nsl.   22. 
raalik  nsl.    37. 
malT>Äena  asl.    33. 
maiÄonek  pol.    33. 
mandiielski   oserb.   33. 
manyja  klruss.    48. 
manzel  öech.   33. 
masopust  öech.   55. 
masa  nsl.    26. 
masnik  nsl.    12. 
maienikt  asl.   6. 
menih  nsl.    14. 
mesij   asl.    40. 
mesa  nsl.   26. 
mesnik  nsl.    12. 
raesopust  asl.   55. 
mesopu.sta  asl.   55. 
milosrdenstvi  iech.   36. 
milosrxdt  asl.    36. 
milostiTT)  asl.  36. 
milostyni  asl.   56. 
luilostt  asl.   36. 
miiosc  pol.    57. 
milosßa  nsl.   36. 
milovati  Öech.   57. 
milowac   pol.   57. 
inir%  asl.   46. 
mirbnikx  asl.    15. 
misa  serb.   26. 
raisnik   kvoat.    12. 
mj.isopust't   russ.   55. 
mnihyni   asl.    14. 
mnih'B   asl.    14. 
mnisbnica  asl.   18. 
modla  öech.   37. 
raodlic  sie  pol.   28. 
raodliti   se   ßech.   28. 
inoliti   asl.   28. 
molitviste  asl.    17. 
raolitvbniea  asl.    17. 
raolitvbuik'b  asl.  12. 
luolstir  kroat.    18. 
raolbbbnikl,  asl.    12. 
mouastyrb   asl.    18. 
rao.sti  asl.   8. 
msza  pol.   26. 


muro   asl.    3 1 . 
mb.sa  asl.    12.    26. 

N. 

nada  oserb.    36. 
narozeni  kristovo   Öech.   22. 
navehii,  vi,   asl.   60. 
navij   denb  russ.   24. 
nebesa  asl.    59. 
nebo   asl.   59. 
neboÄtik  fiech.   36. 
neßastivi  serb.  48. 
neßystyj   klruss.   48. 
nedel  nsl.   21. 
nedelec  nsl.   21. 
nedelja  asl.   20. 
neko.sönoj   russ.   48. 
neprijaznim.   asl.   48. 
neprijaznb  asl.   48. 
nespory  cech.   28. 
nevera  nsl.   50. 
neverbstvije  asl.    50. 
nieboszcz3'k   pol.   36. 
nieszpor  pol.   28. 
nuna  nsl.    14. 
nunvioe   öech.    14. 
nurija  serb.    1 1 . 

0. 

obet   nsl.    32. 
obiata  pol.   32. 
obitelb  asl.    18. 
objawic  pol.   35. 
oblasb  asl.    15. 
oblißenije  asl.   37. 
obnizT)   asl.   60. 
obratiti  asl.   51. 
obrediti  nsl.   32. 
o^istec  cech.   60. 
ofitna  spoved  nsl.   53. 
oddavky   ieoh.   33. 
odkupiti  nsl.   44. 
odrösenik  nsl.   40. 
ofer  nsl.    32. 
ofera   6ech.    32. 
ofiara   pol.   32. 
ofiarnik  pol.    12. 
okopisko  pol.   19. 
olT.tarb  asl.    17. 
ollitarbnik'b   asl.    12. 
opuszczona  pol.   33. 
osoba  serb.   38. 
otajstvo  serb.   29. 


otkryc  pol.   35. 
otlikryti  asl.   35. 
otbcb  nsl.   39. 

P. 

pacierz  pol.   28. 
pakao  serb.    60. 
pdn   ßech.   36. 
papa  asl.    1 0. 
papeÄb  asl.    10. 
paprT>tb  asl.    17. 
purok  serb.    12. 
pasha  asl.    23. 
patef  ßech.   28. 
patrice   kroat.   28. 
pekel  nsl.   60. 
peklo   öech.   60. 
pgtikostij   asl.    24. 
petTik-b   asl.   20. 
p§tbdesetbnica  asl.   24. 
pieklo   pol.    60. 
pirt  asl.    33. 
piskupi)  asl.    1 1 . 
pismo   ßech.   34. 
pleban   pol.    12. 
plebanus  nsl.    12. 
plovan  serb.    12. 
pobonek   (;ech.    50. 
podbbega  asl.   33. 
pogan  nsl.   48. 
poganinT)  asl.    1. 
pogosta  russ.    12. 
poklade  serb.   55. 
pokopalLsöe   nsl.    1 9. 
pokora  nsl.   54. 
pokuta  öech.   52. 
poluvrrbob   asl.    50. 
pomazanikT.   asl.   40. 
poniilovati   asl.   36. 
ponedelbnik'b   asl.    20. 
poniziti  se  nsl.    57. 
poni^iti   se   (Sech.   57. 
popT>  asl.    12. 
poroda  asl.    59. 
porodon  grüh  nsl.   49. 
porodbnyj  iin.  asl.   59. 
poröka  nsl.   33. 
poslödbnij   dbub  asl.   58. 
postviienecb  russ.    I  4. 
postT>  a.sl.    55. 
potopi.  asl.   34. 
potbpega   asl.    33. 
povera  öech.   50. 


54 


Franz  Miklosich. 


poverky   öeoh.   50. 
powiara  pol.   50. 
praboh  klruss.    4  8. 
prazdtnik^  asl.    21. 
prazna  vera  nsl.    50. 
predga  nsl.    27. 
predika  serb.    27. 
prevera  nsl.   50. 
prezviter-L  asl.    12. 
prekrxsti  rusB.    25. 
premrsiti  se  kroat.   55. 
prifiestiti   serb.    32. 
pi-iöestiti  se  asl.    32. 
prißbt'B  asl.   9. 
priöbttniki.  asl.   9. 
prilog  serb.   32. 
prinosTj   asl.    32. 
prisega  nsl.   50. 
prisgga  asl.   50. 
prisjaga  russ.    50. 
priänica  nsl.   27. 
prodeßtvo   nsl.    27. 
prodika  kvoat.    27. 
proklatyj   klruss.   48. 
propgti   asl.   41. 
propovedb   asl.    27. 
propuÄtßnä  öech.   33. 
prorokT.   asl.    34. 
prostint   asl.    15. 
prostx  asl.    1 5. 
prozviteri)   asl.    12. 
prustt  asl.    17. 
prymoha  klruss.   48. 
prysaha  klruss.    50. 
przysiega  pol.   50. 
psaHtyrb  asl.   34. 
psibdh  oserb.    37. 
pi5ivjera  oserb.   50. 
püst  ßecli.   55. 
puätenica  asl.    33. 

R. 

radunica  russ.    24. 
raj   asl.    59. 
rajni  nsl.   59. 
raspeti   asl.   41. 
redovbnikl)   asl.    12. 
redtniki)  asl.    12.    15. 
risale  nsl.    24. 
ropatb  russ.   37. 
rota  asl.   50. 
rozvedennaja  russ.   33. 
roÄdbstvo   asl.   60. 


ro;^dbstvo  hristovo  asl.   22. 
rusadlje  slovak.   24. 
rusalija  asl.   24. 
feholnik  ßech.   14. 

s. 

saniti)  asl.   45. 

santT>  asl.   45. 

sabota  asl.   20. 

sastbstvo   asl.   38. 

sedmica  asl.   20. 

sei  nsl.   43.   47. 

semikT)  russ.   24. 

sinbcb  asl.   48. 

skroviiost  nsl.   29. 

slednji   den   nsl.   58. 

slib  fech.   33. 

slovo  boÄije  asl.    34. 

sftatek  teoh.   33. 

sobäS  slovak.   33. 

sobbje   asl.    38. 

sobbstvö   asl.    38. 

sopräznik  nsl.   21. 

sotona  asl.   48. 

soduji   den  nsl.   58. 

spas   serb.    40. 

spasitel  cech.   40. 

spasti  serb.   44. 

si'eda  asl.   20. 

strana  asl.   1. 

stvarnik  nsl.    39. 

sudny   äiea  oserb.   58. 

sueverie  russ.    50. 

svadba  serb.   33. 

svätek   eech.    21. 

svatost   öech.    29. 

svatost  oHafm  ceoh.   32. 

svet  nsl.   45. 

sveta  noß  nsl.   22. 

svetek  nsl.    21. 

sveti   den  nsl.   22. 

sveti   veiev  nsl.   22. 

svetstvo  nsl.   29. 

svet  nsl.   46. 

sveSteniki.  asl.   12. 

svftitelb  asl.    12. 

svgt'L   asl.   8.   45. 

svft'b  dbnb  asl.   21. 

svgtbcb  asl.   8. 

svißky   Öech.    25. 

svjataja  vjalißka  weissruss.    23. 

svjatki   oserb.    24. 

svjeÄei'i   nserb.  21. 


szczodry   dzien  pol.    22. 
sTidctelb   asl.   39. 
s-blx  asl.   43.   47. 
s'Bmeriti  s§  asl.   57. 
sT.pasti  asl.   44. 
stpas-b  asl.   40. 
älub  pol.   33. 
äyjato  klruss.    21. 
äwigto  pol.   21. 
äöedryi  veßer  klruss.    22. 
äent  nsl.   45. 
Skof  nsl.   11. 
Ätedrota  asl.  36. 
ÄtödiT  veßer  öech.   22. 


tajedan  kroat.   20. 
tajna  asl.   29. 
tc'liÄte  asl.    37. 
telo   asl.   37. 
trebe   polab.   22. 
treba  asl.   32.   37. 
trebiÄte  asl.    17.    37. 
trebbnikt  asl.    17.    37. 
tri  krale  bulg.   25. 
tijaki   nsl.   24. 
troica  asl.   38. 
trojice  serb.  24. 
tr'Lg'b  asl.   2 1 . 
turice  slovak.    24. 
tvarb  asl.   40. 
tvorenije  asl.   46. 
tj^den   cech.    20. 

u. 

uöenec  nsl.   43. 
uöenik%  asl.   43. 
uöitelb  asl.   43. 
uraalitb  sja  russ.   57. 
unizitb  sja  russ.   57. 
uniÄyc  sie  pol.    57. 
upostasb  asl.   38. 
usija  asl.   38. 
uskrs  serb.   23. 
ustati   serb.   42. 
uvarbniki.  asl.    13. 

V. 

vänoce   öech.   22. 
vaskrs  serb.    23. 
vazam  serb.   23. 
volij    dbnb  asl.   21. 
velika  uostb  asl.   23. 


Die  chkistliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen. 


55 


veliki  tjeden  nsl.   23. 
veliki.  dbnb  asl.  23. 
yeselje  serb.   33. 
vesife  klruss.   33. 
vekl)   asl.   46. 
yCnbcati  asl.   33. 
Tt'ia  asl.   50. 
Vera  jeti   asl.   50. 
vtTovati  asl.  50. 
vice   nsl.    (SO. 
yinöaty  klruss.    33. 
vjaTiti  nsl.    35. 
vjenßati  serb.   33. 
vjera  serb.   35. 
yjcsnik  serb.    47. 
vladyka  asl.    1 1 . 
Todici   bulg.   25 
vodochreäöy  klruss.   25. 
vodokres(5i  russ.   25. 
Todokrsee  kroat.   25. 
vodoäcy  klruss.   25. 
Tolomuina  nserb.   56. 
vopor  oserb.    32. 
voskresnutb  russ.   42. 
Trag  nsl.  48. 
vstati   nsl.   42. 
vumoii  oserb.   44. 


vuzem  nsl.    23. 
vykoupiti   fech.   44. 
vymoinik   nserb.   40. 
Trbpliistenijo  asl.   40. 
vbseljenaja  asl.   46. 
vtskrxsenije   asl.   23. 
vtskrisnati  asl.   42. 
vT.torbnikT.  asl.    20. 

w. 

wieczerza  panska  pol.   32. 


zabobon  pol.   37.   50. 
zabobona  klruss.    50. 
zabobony  russ.   50. 
zajÄpjona  nserb.   33. 
zakletva  serb.   50. 
zakon  nsl.  33. 
zdkon  ßech.   34. 
zakonnik  iech.    14. 
zakonT.  asl.   35. 
zakonbnikt  asl.   12. 
zaveti)  asl.  34. 
zbawiciel  pol.    40. 
zbawic  pol.   44. 
zbofe  pol.  36. 


zboinik  oserb.  40. 
zboäny  oserb.   59. 
zdavanje  nsl.   33. 
zeleny   fitvrtek   öoch.    23. 
zielone  ^wiqtki  pol.  24. 
zjevem   päno   (5ech.    25. 
zlodt'j   nsl.   48. 
zloduch   oserb.    48. 
zpovedöti  se   Cech.   53. 
zvelißati  nsl.    59. 
üalm  6ech.   34. 
Äaltäf  üech.   34. 
iegen   nsl.   32. 
iegnac   pol.    32. 
iehnati  Öech.  32. 
^idinx  asl.   2. 
iidovini)  asl.   2. 
Äiznb  asl.   46. 
iohnovac  oserb.   32. 
^oltar  nsl.   34. 
Äreti  asl.  32. 
Är-btva  asl.   32. 
Ärttviste  asl.    17. 
ÄrlitvbnikT.  asl.    1  7. 
Ärbcb  asl.    12. 
Audio   serb.   2. 
^upnik  kroat.   12. 


56 


Frakz  Miklosich. 


Litteratur.    Abkürzung-en. 


Ahlquist,  A.,   De  vostfinska  spräkens  kultui-ord.  Helsing- 

fors.    1871. 
Ant.-hom.   asl.  Homiliae,  cod.  saec.  XIV.  s.  Lexicon  V. 
Assem.   Evangelium  assemanianum,   cod.  saec.  XI.   r.  Le- 
xicon  VI. 
Bell.-troj.  Bellum  troianum,  cod.  saec.  XIV.  s.  Lexicon  VI. 

und   Trojanska  Prißa.   Starine   III. 
Bon.  Psalterium  bononiense,  cod.  saec.  XII.  s.  Lexicon  VI. 
Chron.  Chronica  russ.  s.  Lexicon  VII. 
Chrys.-duä.    Chrysovula    cara    Stefana.    s.   Lexicon   VII. 
Cloz.    Glagolita    clozianus,    cod.   saec.   IX  aut   X.   e.   Le- 
xicon  VIII. 
Oft.   K.   J.   Erben,   Citanka.   V  Praze   18G5. 
Danic.-rjeö.    Dj.  Danißic,    ßjeßuik.    U  Biogradu.    1863. 

1864. 
Danil.   Danilo,   Äivoti.   U  Zagrebu.    186G. 
Dial.-saf.  Gregorii  papae  dialogi,  cod.  saec.  XV.    s.  Le- 
xicon VIII. 
Elbing.   Ein  deutsch-preussisches  Vocabularium.   Heraus- 
o-en-eben    von    G.    H.    F.    Nesselmann     Königsberg. 
1868. 
Ev.-trn.   Evangelium  trnovense,    cod.   saec.   XIII.   s.   Le- 
xicon X. 
Pilib.    Aus    einem    bulgarischen   Cateohismus    mit  Filibe 

(Philippopel)  auf  dem  Titelblatte. 
Fris.   Monumenta  frisingensia.   s.   Lexicon  X. 
Gilf.   Pamjatniki  nareßija  zalabskich  Drevliant  i  Glinjant. 

A.   Giltferdinga.   St.  Petersburg.    1856. 
Glasnik  za  literaturo  i  umetnost.  V  Celovcu.  1859.  1860. 
Greg.-naz.  Gregorius  nazianzenus,  Homiliae,  cod.  saec.  XL 

s.  Lexicon  XI. 
Halek ,    I. ,    Narodnyi    zvyßai    i    obrjady    z  okolyc   nad 
Zbrußem.  L'vov.   1860. 


Izv.   Izvcstija.   X.   St.   Petersburg.    1861-1863. 
Jaök.  Jacke,  Skupio  F.  Kurelac.  U  Zagrebu.   1871. 
Kopitar,  B.,    Pannonischer  Ursprung  der  slavisohen   Li- 
turgie.   Chmel's  Österr.   Geschichtsforscher  III. 
Krell.  Postilla  slovenska.  s.   Lexicon  VIII. 
Krrac.-mili.    Krmfaja,    cod.   saec.   XIII.   s.   Lexicon  XII. 
Iiam.   y.   Lamanskij,   0   nekotorychl.  slavjanskichi.  ruko- 

pisjachi).   St.    Petersburg.    1864. 
Malg.   Psalterz   krolowej   MaJgorzaty.   Wieden.    1834. 
Meg.   H.  Megiser,  Dictionarium.   Graecii.   1592. 
Mladen.    Psalterium    anni    1346.    Psaltir    s  tumaßenjem. 

Starine  IV. 
Mon.-serta.  Monumenta  serbica.   Viennae.   1858. 
Nehring,  W.,  Iter  Florian ense.   0  psalterzu  florianskim. 

Poznaii.    1871. 
NevostruevT. ,    K. ,    Zapiska    o    perevode    evangelija   na 

slavjanskij  jazykT>.   Moskva.    1865. 
Nicol.   Nikoljsko   jevandjelje.  U  Biogradu.    1864. 
Nom.-bulg.  Nomocanon,  cod.  saec.  XIII.  s.  Lexicon  XV. 
Nom.-lab.  Nomocanon,  cod.  saec.  XVI.  s.  Lexicon  XV. 
Op.   Opisanie   slavjanskichx  rukopisej.   Moskva.   1855-59. 

s.   Lexicon  XV. 
Pam.-jak.  Pamjatniki  russkoj  literatury  XII  i  XIII.  ve- 
kovl,  izdanye  V.  Jakovljevyml,.  St. Petersburg.  1872. 
Pat.-mih.  Patericum,  cod.  saec.  XIII.  s.  Lexicon  XVII. 
Pat.-saf.    Patericum,    cod.  saec.  XVI.    s.   Lexicon  XVII. 
Pauli,  z;.,  Piesni  ludu  polskiego  w  Galioyi.   Lwow  1838. 
Piesni  ludu  ruskiego  w  Galicyi.   Lwow  1839.    1840. 
Pist.   Pistule  i   evangelja.   V  Bnetcih.    1586. 
Prol.-rad.  Prologus,  cod.  saec.  XIV.    s.  Lexicon  XVni. 
Sav.-kn.    Savina  kniga,   e   cod.   saec.  XI.   ed.   I.   I.   Srez- 
nevskij.   St.   Petersburg.    1868. 


Die  christliche  Terminologie  dek  slavischen  Sprachen. 


57 


Slepc.    Apostolus,    cod.    saec.    XII.    s.    I.    I.   Srezevn.'ikij,  Sis.   Apo.'stolus   c  codice   ÄiÄatoviUcn.'ji.    Vindobonae.    18ö3. 

Drevnie     slavjanskie     pamjatniki      jusovauio     pisina.  Tichonr.    N.    Tichonravovi.,   Parajatniki.    St.   Petersburg. 

St.   Petersburg.    1868.  j               1863. 

Sup.   Codex   supraslieusis.   Vindobonae.    1S51.  1   Triod.-mih.   Triodium,   cod.   saec.   XIII.   s.   Lexicon  XX. 

Svötozor.   List  pro  zabavu   i   literaturu.   Ve  \'idni.    18,59.  I   Typ.-chil.    Typicum,    cod.    saec.    XIU.    s.   Lexicon  XX. 

äaf.  P.   J.   Safank,   Über  den  Ursprung  und   die  Ilcimatli  Zogr.   Evangelium  zographensc,   cod.   saec.   IX. 

des  Glagolitismus.  Prag.    1858.  ' 


i 


DeDkschrift>^u  der  phil.-bist.  Cl.  .\XIV.  Bd. 


58 


Franz  Miklosich.    Die  christliche  Terminologie  der  slavischen  Sprachen. 


INHALT. 


Einleitung 


Seite 
.       1 


ERSTER   THEIL. 


Die  Kirche. 


Erstes  Kapitel.    Heiden.   Juden.   Christen    . 
Zweites  Kapitel.      Die  verstorbenen  Glieder  der 

Kirche.   Die  hl.  Jungfrau  Maria.   Apostel.   Mär- 

tirer.   Bekenner.   Heilige.   Reliquien      .      .      . 
Drittes  Kapitel.    Die   kirchlichen  Ämter.   Klerus. 

Papst.      Bischof.      Priester.      Pfarrer.      Diacon. 

Mönch.   Laie.   Zehent 

Viertes  Kapitel.     Die   kirchlichen  Gebäude  und 

Geräthe.  Kirche.  Kloster.  Friedhof     .      .      .      . 
Fünftes  Kapitel.  Die   Zeiteintheilung,  Feste  und 


Seite 

9 

11 

12 

17 

Seite 


heiligen     Zeiten.    Woche.    Feste.    Weihnachten. 
Ostern.   Pfingsten.   Erscheinung  Christi     .      .      .19 
Sechstes  Kapitel.   Die  geistliche  Seite  der  Kirche. 
Die   Gnadenmittel. 

A.  Messe.   Predigt.   Gebet 27 

B.  Sacraraeute.  Taufen.  Taufpathe.  Firmung. 
Coena  domini.  Communio.  Opfer.  Segen. 
Ehe.  Gatten.  Trauen.  Hochzeit     ....   29 

C.  Die  heilige  Schrift.  Altes  und  neues  Testa- 
ment.  Propheten.   Psalter.   Evangelium    .      .   33 


ZWEITER    THEIL. 


Religion.  Offenbarung 34 

Erstes    Kapitel.      Gott.     Gnade.     Götze.     Götzen- 
tempel      34 

Zweites  Kapitel.   Dreieinigkeit '    .    37 

Drittes  Kapitel.   Gott  der  Vater 37 

Viertes     Kapitel.       1.    Die     Namen    des    Sohnes 
Gottes.    Jesus.    Messias.     2.    Christi    Leben    auf 
Erden.    Kreuzigung.     Auferstehung.    Die  Jünger 
Christi.     3.    Christi    Erlösungswerk      ....    38 
Fünftes  Kapitel.   Der  heilige   Geist 40 


Die  Lehre. 

Sechstes  Kapitel.    Welt.    Engel.    Teufel      ...  40 

Siebentes  Kapitel.   Sünde.   Schuld 43 

AchtesKapitel.  Glaube.  Unglaube.  Ketzerei.  Aber- 
glaube.  Eid.    Bekehrung.    Reue.    Beichte.    Busse  43 

Neuntes    Kapitel.    Werke.   Liebe 46 

Zehntes  Kapitel.   Jüngstes  Gericht.  Himmelreich. 

Hölle 48 

Slavischer  Index .'     .  51 

Litteratur.   Abkürzungen 56 


ROMISCHE  BILDWERKE 

EINHEIMISCHEN  FUNDORTS  IN  ÖSTERREICH. 


HERAUSGEüEliEN  VON 

ALEXANDER    CONZE. 


II.  HEFT. 
SCULPTUßEN  IN  PP^TTAU  UND  ST.  MARTIN  AM  FÄCHER. 

Mit  Tafel  V— X. 


VOUÖELEGT  IN  DER  SITZUNG  AM  U.  NOVEMBER  1871. 


I 


l)dä  im  Vorworte  des  ersten  Heftes  dieser  Publicationsreilie  (Denksclir.  der  pliil.-liist. 
Cl.  der  k.  Ak.  der  Wiss.  JBd.  XXII.,  Wien  1872,  S.  1  ff.)  ausgesprochene  Vorhaben, 
den  dort  mitgetheilten  Bildwerken  von  Salona  andere  dalmatinische  in  den  nächsten 
Heften  folgen  zu  lassen,  wird  jetzt  nicht  ausgeführt.  Unter  den,  wie  dort  bereits  be- 
richtet wurde,  zu  allererst  in  Zeichnungen  gesammelten  steiermärkischen  Sculpturen  boten 
sich  doch  einige  wichtigere  Stücke,  als  unter  denen,  welche  nach  jenen  drei  jüngst- 
gefundenen Sarkophagen  '  des  ersten  Heftes  aus  dem  dalmatinischen  Vorrathe  hätten  an 
die  Reihe  kommen  müssen.  Eine  Ausgrabung  an  der  Stelle,  an  Avelcher  jene  drei  Sar- 
kophage zum  Vorschein  kamen,  ist  erst  kürzlich  auf  Vorschlag  der  k.  k.  Centralcom- 
mission  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale  vom 
Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  angeordnet  und  vom  Conservator  Prof.  Glavinic 
in  Angriff  genommen  worden.  Dabei  ist  aber  jedenfalls  an  Sculpturen,  so  weit  die  Nach- 
richten bis  jetzt  reichen,  nocli  nichts  Nennenswerthes  gefunden.  Was  ich  sonst  von  un- 
publicirten  römischen  Bildwerken  aus  Halmatien  zusammenzustellen  wüsste,  entbehrt 
irgend  eines  einigermassen  hervorrageiuleren  Stückes,  das  allein  ein  Heft  zu  füllen  und 
allerlei  Unbedeutenderes,  das  nun  einmal  auch  nicht  ganz  vernaclilässigt  werden  darf, 
mit  sich  zu  führen  geeignet  ersclieinen  könnte.  Man  müsste  denn  eine  in  das  Museum 
zu  Agram  gebrachte  Apollo-Statue  aus  Salona  dafür  rechnen  wollen. 

Indem  icli  imter  den  steiermärkischen  Sculpturen  für  dieses  Heft  die  in  Pettau 
(Petoevio,  Colonia  Ulpia  Trajana  Poetovio  in  Pannonia  superior  -)  behndlichon  zusammen- 
stelle,   so    ist    da    ein    solches   Hauptstück    vorhanden    in    dem    grossen    Grabsteine    eines 

'  Ich  trage  hier  nach,  das»  es  iiaeli  einer  gütigen  Mittheihing  <les  Herrn  Sim.  hjuliie  in  Agrani  keinem  Zweifel  mehr  unter- 
liegt, dass  iler  lieute  Ciotta'selie  Sarkriphag  (Taf.  IV),  was  ich  früher  nur  als  wahrscheinlich  bezeichnen  durfte,  in  der  That 
zusammen  mit  den  andern  beiden  .Sarkophagen  iTafel  I-  III)  gefunden  winde.  Ljubic  hat  sich  darüber  im  .Jahre  1865  bald 
nach  der  ersten  theilweisen  Aufdeckung  der  .Sarkdpli.-ige  au  Ort  und  Stelle  unterrichten  können. 

-  Mommson,  C.  I.  L  III,  1,  S.  510.  Kenner,  Noricum  und  Tannunia.  Her.  n.  Mitth.  des  Alterthumsvereiuä  zu  Wien,  1870,  XI, 
S.  1.-).  3(5.  94. 

8» 


60  Alexander  Conze. 

Decurio  (Taf.  V.  VI),  welclier,  man  könnte  glauben,  an  seinem '  ursprünglichen  Platze,' 
jedenfalls  aber  schon  seit  dem  16.  Jahrhundert,  auf  dem  Markte  von  Pettau  aufrecht 
steht.  Im  Volksmunde  heisst  er  nach  der  Benutzung,  der  er  lange  Zeit  unterworfen 
wurde,  ,der  Pranger'.  Nicht  wie  jene  im  ersten  Hefte  publicirten  und  besprochenen 
Sarkophage  ist  er  ein  Novum.  Im  Gegentheil,  seit  Jahrhunderten  ist  er  auch  über  Pettau 
hinaus  nicht  ganz  unbekannt  geblieben,  ist  mehrfach  erwähnt,  beschrieben,  abgebildet 
und  erklärt  worden.  Dennoch  erwartete  er  noch  immer  eine  wirklich  zuverlässige  Publi- 
cation  und  gerade,  dass  er  dei'en  so  lange  schon  wartet,  war  mir  ein  besonderer  Anlass, 
ihn  jetzt  nicht  mehr  länger  zurückzustellen.  Leider  erfuhr  ich  erst  nach  Vollendung  des 
Stichs,  dass  Fr.  Pichler,  dem  die  Sorge  für  die  römischen  Alterthümer  in  Steiermark  so 
besonders  am  Herzen  liegt,  ebenfalls  mit  einer  neuen  Veröffentlichung  umgehe.  Es  war 
zu  spät,  um,  wie  ich  gern  gethan  hätte,  vor  einem  Herausgeber  zurückzutreten,  der  mit 
dem  Denkmale  weit  länger  vertraut  ist,  als  ich. 

Der  Stein  ist  heute  in  seiner  unteren  Hälfte,  etwa  auf  Manneshöhe,  stark  anffeeriften. 

7  7  O      o 

Die  Inschrift  und  das  unter  derselben  befindliche  Relief  sind  fast  völlig  zerstört.  Die 
ganz  ungeschützte  Stellung  des  Monuments  mitten  im  Marktverkehre,  dem  natürlich  die 
Stufen  einen  willkommenen  Sammelplatz  bieten,^  macht  das,  auch  abgesehen  von  der  in 
früheren  Zeiten  gelegentlichen  Benutzung  als  Pranger,^  völlig  erklärlich. 

Man  sollte  nun  hoffen,  dass  Zeichner  oder  Beschreiber  in  früheren  Jalirhunderten 
das  ganze  Monument  noch  in  erheblich  besserem  Zustande  gesehen  hätten  und  dass  man 
so  auf  ihre  Zeugnisse  zum  besseren  Verständnisse  zurückgreifen  könnte.  Das  ist  aber 
durchaus  nicht  der  Fall.  Gerade  das  macht  eine  neue  Publication  unerlässlich,  dass  die 
früheren  theils  mit  starker  Interpolation,  begleitet  von  anderen  Entstellungen,  ein  ganz 
unbegründetes  und  das  Verständniss  irreleitendes  Mehr  bieten,  theils  in  höchst  kümmer- 
licher Wiedergabe  hinter  dem,  was  heute  noch  sichtbar  ist,  zurückbleiben.  Hiermit  sind 
die  beiden  Classen  älterer  Zeichnungen,  deren  jeder  eine  Publication  im  Stiche  entspricht, 
charakterisirt.  Die  früheren  Erklärer  des  Monuments  sind,  namentlich  sobald  sie  Inter- 
polationen, welche  sich  auch  auf  die  Inschrift  erstreckt  haben  (C.  I.  L.  III,  1,  n.  4069), 
folgten,  arg  irregeleitet.  Alles  dieses  bezieht  sich  namentlich  auf  die  untere  Hälfte  des 
Steins,  die  also  schon  lange  starker  Zerstörung  unterlag.  Mit  Zuverlässigkeit  ist  aber 
auch  die  obere,  besser  erhaltene  Hälfte  des  Monuments  in  keiner  früheren  Publication 
behandelt,  wenngleich  die  Hauptdarstellung  des  Orpheus  zwischen  den  Thieren  niemals 
verkannt  werden  konnte. 

Aus  dem  16.  Jahrhundert  ist  uns  eine  Zeichnung  des  Prangers  von  Jean  Jacques 
Boissard  erhalten,  in  einem  Codex  des  landschaftlichen  Archivs  in  Gratz  (n.  1007),  den 
W.  Klein  auf  meine  Bitte  excerpirt  hat,  und  in  einem  Pariser  Codex  (St.  Germain, 
n.  1078),  auf  dem  der  Stich  bei  Montfaucon  ant.  expl.  suppl.  I,  pl.  LXXXIV  beruht 
(s.  Mommsen  C.  I.  L.  III,  2,  S.  587.  III,  1,  zu  n.  4069).  Während  die  Inschrift  nur  in 
dem  Pariser  Codex  und  danach  bei  Montfaucon,  nicht  aber  in  dem  Gratzer  Codex  inter- 
polirt  ist,  erscheint  das  Bildwerk  in  dem  Gratzer  und  in  dem  Pariser  Codex,  welchen 
letzteren  ich  indessen  nur  in  Montfaucons  Stiche  kenne,  in  wesentlich  gleicher  Weise 
interpolirt,    am    stärksten    in    dem    untersten,    frühest    zerstörten   ßelieffelde.     Die    ganze 


'    Von  den  zwei  Stufen  des  Unterbaues  ist  nvn-  die  obere,  auf  Taf.  I  mit  angegebene,  ganz  augenselieinlich  neu. 

2  Anschaulich  gemacht  bei  Muchar,  Geschichte  des  Herzogth.  Steiermark  I,  Titelblatt. 

3  Es  waren    eiserne  Niethnägel  und  Banden'  angebracht,  ,an  denen  des  Öfteren  Sträflinge  ausgespannt  hingen'  (Povoden  1835). 


Komische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in  Österreich.  61 

Zeichnung  fügt  dem,  was  wir  noch  heute  dem  Steine  entnehmen,  gar  nichts  GhiuLwür- 
diges  hinzu,  wird  dagegen  in  wesentlichen  Stücken  durch  das  noch  heute  Erhaltene 
Lügen  gestraft.  Sie  ist  also  völlig  werthlos.  Montfaucon  sieht  in  dem  ganzen  Monumente, 
verleitet  durch  die  interpolirte  Inschrift  des  Pariser  Codex,  eine  Dedication  an  M.  Aurel 
nach  dem  Marcomannenkriege.  Eine  andere  fabelhaft-historische  Deutung  ist  auf  Grund 
eine]'  anderen,  noch  umständlicheren  Interpolation  der  Inschrift  im  Cod.  2726  des  land- 
schaftlichen Archivs  in  Gratz,  S.  54,  gewagt.  Eine  in  Bezug  auf  das  unterste  Relieffeld 
noch  vollständiger  aus  der  Luft  gegriffene  Scene  bietet  in  dem  Felde  unter  der  Inschrift 
eine  mir  nicht  näher  bezeichnete  ältere  Zeichnung  des  , Prangers'  im  Joanneum  zu  Gratz, 
von  der  ich  durch  AV.  Klein  Nachricht  erhielt.  J\lan  sieht  da  knieende,  wie  betende, 
Figuren  um  ein  Thier  herum  und  oben  Wolken.  Diesen  interpolirten  Abbildungen  gegen- 
über stehen  für  das  unterste  Relieffeld  gänzlich  versagende  Wiedergaben  des  ,Prangers' 
in  zwei  Beschreibungen  der  Pettauer  Alterthümer  (Cod.  n.  2730.  946  des  landschaftlichen 
Archivs  zu  (iratz)  von  Simon  Povoden.  Man  findet  hier  im  untern  Relieffelde  auch  nicht 
einmal  mehr  die  im  Allgemeinen,  trotz  aller  weiteren  Ausschmückung,  bei  Boissard  doch 
vorhandene  Übereinstimmung  der  Zeichnung  mit  dem  heute  Erhaltenen.  Es  sind  nur  ein 
paar  ganz  und  gar  formlose  Figürchen  angegeben.  Diesen  Zeichnungen  der  Art  nach 
verwandt  ist  die  Lithographie  bei  Muchar  Geschichte  des  Herzogthums  Steiermark  I, 
Taf.  IX  und  das  Titelblatt.  Diese  Publication  ist,  wie  die  Zeichnungen  bei  Povoden,  so- 
zusagen ehrlicher,  als  die  Boissard-Montfaucon'sche,  aber  äusserst  ungeschickt  gemacht, 
also  nur  in  anderer  Art  ungenau  und  doch  auch  nicht  frei  von  kleinen  Phantasiespielen.  In 
dem  untersten  Relieffelde  erscheinen  auch  hier  nur  ein  paar  beliebige,  im  Detail  un- 
kenntlich gelassene  Figürchen.  Povoden  greift  in  seinem  Erklärungsversuche  wiederum 
nach  historischen  Thatsachen  der  Kaisergeschichte,  wenn  auch  nach  anderen  als  Mont- 
faucon. Dergleichen  findet  sich  auch  noch  in  dem  Büchelchen  von  F.  Raisp  Pettau,  Steier- 
marks  älteste  Stadt.  Gratz  1858.  Nur  den  Orpheus  zwischen  den  Thieren  hat  auch  Po- 
voden nicht  verkannt,  wie  ihn  ebenfalls  Muchar  a.  a.  0.  S.  413  und  Montfaucon  beim 
richtigen  Namen  nennen.  Auch  in  der  Beschreibung,  welche  Katancsich  '  aus  eigener 
Anschauung  gab,  ist  hauptsächlich  dieses  Orpheus-Relief  richtig  erkannt,  am  stärksten 
irreführend  dag-eo-en  die  Angabe  über  das  Relief  unter  dem  Inschriftfelde,  wie  dieselbe 
dann  in  das  C.  I.  L.  herübergenommen  ist. 

In  Anführung  aller  gelegentlichen  Erwähnungen,  Beschreibungen  und  Deutungen 
der  Bildwerke  des  , Prangers'  vollständig  sein  zu  wollen,  erscheint,  so  weit  meine  Kenntniss 
davon  reicht,  nicht  nothwendig.  Erwähnen  will  ich  nur  noch  ausftlhrlichere  Erörterungen, 
welche  von  Jos.  Winter,  im  Widerspruche  gegen  ihn  von  Rieh.  Knabl,  und  endlich  von 
Alfons  Müllner  in  der  Gratzer  Tagespost  (1871,  n.  267.  286.  305.  314.  1873,  n.  138) 
erschienen  sind.  Mit  Knabl  stimme  ich  in  Bezug  auf  den  nichtchristlichen  Charakter 
der  Sculpturen  überein.  Den  Mithras-Cultus  zur  Erklärung  herbeizuziehen  versuchte  aucli 
schon  Steinbüchcl  (Wiener  Jahrbücher  der  Literatur,  B.  45,  S.   64  f.,  n.  26). 

Dass  das  Monument  ein  Grabstein  ist,  ist  längst  von  den  Verschiedensten  erkannt 
und  anerkannt,  ebenso  dass  derselbe  einem  Decurio  gesetzt  wurde,  wie  aus  dem  Reste 
der    zweiten  Zeile    der  Inschrift    hervorgeht.     Von    der    übrigen  Insclirift    vermochte    Ich 


Specimeu  geogr.  et  philul.  Pimnonidrum  (Zagabiiiic   179öj,  S.  204  i. 


(^2  Alexander  Conze. 

aucli  nicht    einmal  das  Wenige    mehr    sicher   zu   erkennen,    das  Mommsen    gegeben    hat. 
Derselbe  mag  hier  indessen  schärfer  gesehen  haben. 

Das  ganze  Monument  besteht  aus  einem  einzigen  ansehnlichen  Steine,  weissem  Marmor, 
und  ist  nach  R.  Gaupmanns  Messung  4,94  M.  hoch,   1,82  M.  breit  und  0,39  M.   dick.  Nicht 
allein  die  Grösse,  sondern  auch  der  reichliche  Bildschmuck  zeichnen  es  aus.   Für  dessen 
Erkennen    sind    wir,    so    weit    ich,    wie    auseinandergesetzt    wurde,    ältere  Zeugnisse    (na- 
mentlich nach  Mommsens   Nachweisungen  a.   a.   O.)   verfolgen    konnte,    einzig    und    allein 
auf  das  heute  noch  Vorhandene  angewiesen.     Ohne   den  Aufbau    und    die  Theilung    des 
Ganzen,  da  ja  die  Abbildung  (Taf.  V)  das  zeigt,  erst  zu  beschreiben,  beginne  ich  mit  dem 
untersten  ßelieffelde.     Es  reicht  nicht  in   ganzer  Breite  über  die  Fläche  des  Steins;    es 
ist  vielmehr  ein  wenig  schmaler,  als  das  Inschriftfeld  darüber.  Zu  jeder  Seite  war  noch 
ein   kleines,    oben    giebelähnlich    abgeschlossenes  Feld   angebracht,    wie    solche   auch  auf 
den  Schmalseiten  des  Steins  (Taf.  VI)  vorkommen,  und,  wie  auch  auf  den  Schmalseiten, 
stand  in  jedem  dieser  kleinen  Seitenfelder  eine  einzelne  Figur ;  links  ist  sie  noch  wirklich 
sichtbar,  rechts  müssen  wir  sie  annehmen.  Was  diese  Figuren  vorstellten,  lässt  sich  nicht 
mehr  sagen.  Dass  sich  in  dem  zwischen  ihnen  befindlichen  Mittelbilde  dagegen  die  Haupt- 
sache aus  den  grossentheils  zerstörten  Bildformen  noch  hat  herauslesen  lassen,  verdanken 
wir  der  grossen  Sorgfalt,  welche  Victor  Jasper  auf  die  Zeichnung  des  ,Prangers'  im  Jahre 
1871  verwandte.  Bei  meiner  ersten  Besichtigung  des  Monuments  im  Jahre  1870  erkannte 
ich  so  gut  wie  nichts  in  diesem  untersten  Felde,  jedenfalls  nichts,  das  auf  eine  Deutung 
hätte  leiten  können.     Als  nachher  Jaspers  Zeichnung  mir    zu  Händen    kam,    war    sofort 
klar,  dass,  wenn  die  Einzelnheiten,  die  sie  bot,  begründet  waren,  der  Sinn  der  Gesammt- 
darstellung  dieses  untersten  Feldes  keinem  Zweifel  unterliegen  könne:  Orpheus  vor  den 
Herrschern  der  Unterwelt,  hinter  deren  Throne  Hermes  mit  Petasos  und  Kerykeion  steht, 
während  hinter  Orpheus  noch  zwei  oder  drei  sehr  undeutlich  gewordene  Figuren  folgen. 
Jasper  war  bei  dem,    was    er    zeichnete,    durch    keinerlei  Erklärungsvermuthung   vorein- 
genommen,  verdiente  desshalb  allen  Glauben  für  die  Einzelnheiten,   die  er  bot  und  die 
zur  Annahme  einer,  mit  der  oberen   unzweifelhaften  Orpheus-Darstellung  so  merkwürdig 
zusammenstimmenden  Scene    führten.     Dennoch    wollte    ich    mich    erst  noch   mit  eigenen 
Augen  überzeugen.  Im  Herbst  1872  hatte  ich  abermals  Gelegenheit  Pettau  zu  berühren. 
Ich    kam    an    einem    mondscheinhellen  Abend    an,    konnte    es    nicht   lassen    sogleich    den 
, Pranger'  aufzusuchen,  und,  was  ich  früher  bei  Tageslicht  nicht  gesehen  hatte,   erkannte 
ich,  nachdem  Jaspers  Zeichnung  darauf  aufmerksam   gemacht    hatte,    sogar    beim  Mond- 
lichte völlig  deutlich.     Am    andern  Tage    setzte    ich    die  Revision    fort    und   konnte  nun 
noch  einige  Züge    selbst    sicherer    als  Jasper    constatiren,    die   später  beim  Stich  benutzt 
wurden.   Am  unzweifelhaftesten  ist  vor  Allem  der  Hermes  '  mit  seinen  schon  genannten 
Attributen  ganz  rechts  •,  nur  mit  dem  Oberleibe  wird  er  hinter  dem  Throne,  dessen  Hinter- 
fuss,  Lehne  und  Sitzbrett  völlig  sicher  sind,  sichtbar.  Auf  diesem  Tlirone  sitzt  eine  aller- 
dings ganz  undeutlich  gewordene  Gestalt.     Die   ihr   zur  Rechten  sitzende  Figur  ist  aber 
unzweifelhaft  eine  weibliche.  Mehr  geschützt  im  Grunde  des  Reliefs,  ist  namentlich  vom 
Knie  abwärts  ihre  Bekleidung,  Ober-  und  Untergewand,  noch  erhalten.  Auf  dieses  thro- 
nende Paar  zu  schreitet  von  links  her  eine  Gestalt  in  kurzem  Gewände,  ganz   unzweifel- 
haft die  Leier  spielend.     Die  schon  ausgesprochene  Deutung   dieser  vier  Figuren  wurde 

'    Diese  Figur  erkannte,  wie  ich  nacliträglich  erfahre,  bereits  richtig  Müllner  in  der  Gratzer  Tagespost,   19.  Juni  1873,  Morgen- 
blatt. Die  Kopfbedeckung  des  Pileus  sah  auch  Katancsich  a.  a.  O.  S.  205. 


Römische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in  Österreich.  03 

vollkommen,  wie  sie  auf  Grund  der  Jasper'schen  Zeichnung  sich  ergeben  hatte,  durch 
die  Revision  des  Monuments  selbst  bestätigt.  Zunächst  hinter  Orpheus  ist  vollständiu-e 
Zerstörung  eingetreten ;  dem  Räume  nach  könnte  allenfalls  eine  Figur  hier  gewesen  sein. 
Von  zwei  andern  Figuren  und  zwar  voran  einer  in  langem  Gewände,  also  weiblichen 
dahinter  einer  mehr  männlich  scheinenden,  ist  links  von  der  zerstörten  Stelle  am  Ende 
des  Reliefs  noch  der  untere  Theil  kenntlich  geblieben.  Die  scheinbar  männliche  Gestalt, 
welche  also  den  Schluss  der  Darstellung  auf  dieser  Seite  macht,  könnte  sicli  einer 
schwachen  Spur  nach  auf  einen  Stab  oder  eine  Keule  gestutzt  haben.  Daraufhin  eine 
Benennung  der  P'igur  zu  versuchen,  läge  nahe;  doch  scheint  es  mir  gerathener,  damit 
zurückzuhalten.  Nahe  liegt  ja  auch  den  Namen  Eurydike  für  den  bezeichneten  Rest  einer 
weibliclien  Figur  zu  verwenden.  Doch  will  ich  auch  hier  nicht  die  sichere  Gesammt- 
erklärung  durch  Zuthat  unsicherer  Einzelbenennungen  vermehren.  Genug,  dass  das  ganze 
unter  der  Inschrift  befindliche  Bild  Orpheus  Eindringen  in  die  Unterwelt  darstellt. 

Dem  entspricht  oben  über  der  Inschrift  das  Hauptbild  des  ganzen  Steins,  die  so 
geläufige  Vorstellung  des  Orpheus,  der,  umgeben  von  allerlei  Gethier,  die  Leier  spielt. 
Die  typische  Tracht  der  ,phrygischen'  Mütze  fehlt  nicht.  Die  sonstige  Bekleidung  oder 
Nacktheit  ist  nicht  deutlich,  nur  ein  weiter  Mantel  fällt  hinter  dem  Rücken  her  über 
das  rechte  Bein.  Das  gleichartige  Grabrelief  zu  St.  Martin  am  Fächer  (Taf.  VII,  1)  zeio-t 
dieselbe  Anordnung  des  Mantels,  der  dort  deutlich  auf  der  rechten  Schulter  geknüpft 
ist  und  zeigt  auch  ganz  deutlich  noch  ein  Untergewand.  Von  den  Thieren  sind  einio-e 
gut  kenntlich  und  werden  durch  die  Wiederholung  von  St.  Martin  am  Fächer  bestätio-t: 
rechts  namentlich  Elephant,  Stier  und  Löwe,  über  dem  Löwen  vielleicht  ein  Hirsch, 
und  über  diesem  und  dem  Stiere  vielleicht  ein  Fuchs.  Links  ist  am  deutlichsten  das  Kameel, 
unten  zumeist  in  der  Ecke  ein  Eber,  Diese  ganze  Thierversammlung  um  den  Orplieus 
ist  wie  von  einer  Grotte  überwölbt,  über  der  in  den  obern  Eckzwickeln  verschiedcMie 
Vögel,  aber  auch  links  eine  Schlange  und  zumeist  rechts  ein  Atie  angebracht  sind. 
Endlich  muss  ich  noch  angeben,  ohne  eine  Erklärung  dafür  sicher  äussern  zu  können, 
dass  links  oben  über  der  Schlange  Etwas,  wie  ein  Kasten  mit  geöftnetem  Deckel,  vor- 
handen zu  sein  scheint. 

Der  Streifen  unter  dieser  Orpheus- Darstellung  ist  mit  laufenden  Thieren,  ganz  links 
einem  gehörnten,  mitten  einem  Stiere  und  andern  undeutlicheren,  gefiült.  Auf  dem  Exem- 
plare von  St.  Martin  am  Fächer  (Taf.  VII,  1)  sind  es  zwei  Hunde  und  ein  Hase  da- 
zwischen, eine  Zusammenstellung,  die  auch  auf  anderen  Grabsteinen  benachbarten  Fu)i([- 
orts  '  an  analoger  Stelle  auf  schmalen  Sti-eifen  vorkommt. 

Der  Streifen  über  der  Orpheus-Darstellung  ist  mit  Geflügel,  unter  dorn  man  einen 
Hahn,  vielleicht  rechts  einen  Pfau  zu  unterscheiden  glaubt,  gefüllt.  Der  Streifen  an 
gleicher  Stelle  auf  dem  Monumente  von  St.  Martin  am  Fächer  ist  leer, 

Dass  die  Thierbilder  in  (li(\scn  beiden  Streifen  mit  der  Darstellung  des  Orplieut; 
unter  den  Thieren  zusammenliängen,  lässt  sicli  kaum  behaupten,  da  sie,  wie  gesagt,  zur 
Ausfüllung  älinlicher  Streifen  auch  auf  Grabsteinen,  auf  denen  die  Orpheus-Darstellung 
fehlt,  vorkommen  und  die  laufende  Bewegung  der  Thiere  ziemlich  bestimmt  gegen  einen 
solchen  Zusammenhang  spricht. 


'    Ein  Beispiel  von  sehr  guter  Arbeit  im  .Toiinnpiim   zu  Oratz  auf  der  Stiege  /.ur  Bibliothek. 


g4  Alexander  Conzk. 

In  dem  weiter  oben  folgenden  Giebelfelde  ist  eine  der  Form  nach  ziemlich  deut- 
liche, trotzdem  mir  aber  unverständliche  Seene  dargestellt.  Den  Hauptraum  füllt  eine, 
im  Rücken  gesehen  gelagerte,  weibliche  Figur.  Nur  um  die  Beine  ist  ein  Gewand  ge- 
schlagen. Auf  den  linken  Arm  gestützt,  wandte  sie  sich  walirscheinlich  (der  Kopf  ist 
sehr  zerstört)  nach  einer  neben  ihr  mit  über  den  Kopf  geschlagenem  Arme  wie  schlafend 
liegenden  Gestalt.  Auf  dem  Exemplare  von  St.  Martin  am  Fächer  (Tafel  VII,  1)  ist  noch 
der  Rest  der  gleichen  Gruppe  an  gleicher  Stelle  erhalten,  ebenso  auf  dem  Reste  eines 
dritten  weiterhin  zu  nennenden  Exemplars  am  Thurme  zu  Pettau.' 

Sowohl  dieses  Pettauer  Fragment,  als  das  von  St.  Martin  zeigen  in  ihrem  oben 
erhaltenen  Theile,  dass  dort  gerade  so,  wie  auf  dem  Pettauer  , Pranger',  die  Zwickel 
jederseits  über  dem  Giebel  mit  je  einem  schwebenden  geflügelten  Knaben,  der  jedesmal 
eine  Fackel  zu  halten  scheint,  gefüllt  waren.  ^  Die  Mehrdeutigkeit  eines  solchen  Typus 
macht  eine  ganz  bestimmte  Erklärung  wiederum  schwei-. 

Endlich  folgt  zu  alleroberst  über  horizontal-geradlinigem  Abschlüsse  eine  Krönung 
des  ganzen  Monuments,  welche  sich  von  anderen  Grabsteinen  mehr  oder  weniger  gleichartig 
noch  mehrfach  erhalten  findet.  Es  ist  jederseits  ein  nach  aussen  gewandt  liegender  Löwe, 
welcher  jedesmal  eine  Vordertatze  auf  einen  nicht  mehr  ganz  deutlichen  Gegenstand  legt. 
Nach  besser  erhaltenen  Wiederholungen  dürfte  es  bei  jedem  Löwen  ein  Widderkopf''  sein. 
Wir  finden  hier,  zwar  in  bereits  erstarrter  Bildung,  den  formellen  Ursprung  eines  später  unter 
die  architektonisch- ornamentalen  Motive  der  christlich-romanischen  Kunst  aufgenommenen 
Typus,*  der  allerdings  bei  diesem  Übergange  seinen  ursprünglichen  Sinn  verloren  oder 
verändert  haben  kann.  Inmitten  zwischen  den  Hintertheilen  der  Löwen  erhebt  sich  ein 
bärtiger  menschlicher  Kopf,  dessen  hohe  obere  Form  eine  weitere  Erklärung  fordert, 
welche  die  Zerstörung  schwierig  macht  und  welche  auch  keine  der  mir  genauer 
bekannten  Wiederholungen  derselben  Form  der  Grabmalkrönung  erleichtert.  In  solchen 
Wiederholungen,  welche  gerade  in  den  nächsten  Regionen,  in  Noricum  und  bis  nach  dem 
grossen  Mittelpunkte   von  Aquileja   hin    nachweisbar    sind,^    befindet    sich    zwischen    den 


Einigermassen  ähnlicli,  worauf  Sacltcn  mich  aut'merksain  macht,  ist  die  auf  Felsen  gelagerte  weihliche  Figur  eines  Grab- 
steins aus  dem  Echernthale  bei  Hallstadt  (Arneth,  Sitzungsber.  der  k.  Ak.  XL,  1862,  S.  697  ff.  Sacken  und  Kenner  die 
Sammlungen  des  k.  k.  Münz-  u.  Antiken-Cabinetes,  S.  46,  n.  201  b.),  für  welche  die  nächsten  Analogien  auf  römischen 
Cincrarien  sich  finden  dürften. 

Dieselben  Figuren  erscheinen  an  gleicher  Stelle  an  dem  oberen  Reste  eines  Grabsteins  von  St.  Johann  am  Draufelde,  seit  kurzem 
im  .Joanneum  in  Gratz,  dessen  Photographie  mir  durch  Piclilers  Vermittlung  vorliegt,  und  an  einem  gleichen  Stücke  zu  Haus 
am  Fächer  dessen  Kenntniss  ich  einer  der  k.  k.  Centralconnnission  eingesandten  Zeichnung  Müllners  verdanke.  Das  Giebelfeld 
selbst  ist  auf  diesen  beiden  Steinen  mit  einer  Darstellung  des  verwundeten  Adonis,  den  Aphrodite  und  Eroten  pflegen,  gefüllt. 
So  hat  Müllner  in  einer  der  k.  k.  Centralkomnüssion  übersandten  Zeichnung  auch  am  Aufsatze  des  ,Prangers'  unbedenklich 
ganz  deutlich  gezeichnet. 

Ein  Beispiel  am  Portale  des  Doms  zu  Ferrara  bringt  mir  Lübke  in  Erinnerung,  andere  müssen  namentlich  in  Obeiitalien. 
aber  auch  darüber  hinaus,  sich  finden.  Eine  Zusammenstellung  der  romanischen  Beispiele  gerade  dieses  Typus  (Löwe 
mit  Widder  oder  Widderkopf  unter  sich)  ist  mir  nicht  bekannt. 

A.  Über  der  Thür  des  Hauses  Ritoper,  n.  4  der  oberen  Draugasse,  in  Pettau  ist  eine  solclie  Krönung  eines  römischen  Grab- 
steins eingemauert,  durch  bunte  Bemalung  entstellt,  aber  gut  erhalten.  Die  Widderköpfe  unter  den  Tatzen  der  Löwen  sind 
ganz  deutlich.     Zwischen  den  auswärts  gewandten  Löwen  die  Cista.     (Selbst  gesehen.) 

B.  Gleiches  Exemplar  im  Joannenm  zu  Gratz,  an  der  Stiege  zur  Bibliothek.  Statt  der  Widderköpfe  nur  akroterienartige 
Erhöhungen.     (Selbst  gesehen.) 

C.  Deckel  eines  Cinerars.  Aus  Aiiuileja.  In  Buttrio  bei  Conte  Toppo.  Die  beiden  liegenden  Löwen  sind  hier  nach  vorn 
gekehrt.  Zwischen  ihnen  erhebt  sich  der  Rest  einer  ganz  verstümmelten  Form.  Ganz  deutlich  ist  unter  einer  Vordertatze 
eines  jeden  Löwen  ein  Widderkopf.     (Selbst  gesehen.) 

D.  Grabsteinkrönung  in  Gonovitz.  Abgebildet  bei  Muchar  Steiermark  I,  Taf.  IV,  VII.  Die  Figur  zwischen  den  Löwen  ^vird 
den  Icarus  darstellen.  Sculpturreste,  welche  auf  diese  Deutung  führen,  befinden  sich  im  Joanneum  zu  Gratz  und  im 
kais.  Antiken-Cabinet  zu  Wien  (Pichler,  Mitth.  des  histor.  Vereins  für  Steiermark  XIX,   1871,  S.  86  f.j. 


Römische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in  Österreich.  65 

Löwen  statt  des  Kopfes  nicht  selten  eine  ganz  deutlich  als  geflochten  und  wie  mit 
Bandwerk  umgeben  gebildete  Cista.  Genau  dieselbe  Form  der  Cista  kommt  in  diesen 
selben  Gegenden  auch  allein  als  Grabaufsatz  '  vor. 

Während  die  Bedeutung  des  bärtigen  Kopfes  ^  dahingestellt  bleiben  muss,  dürfte 
die  mit  ihm  in  diesen  Grabsteinaufsätzen  zwischen  den  Löwen  wechselnde  Cista  keine 
wahrscheinlichere  Deutung  zulassen,  als  auf  ein  Geräth  des  Cybele-Cultus,  dem  in  diesem 
Zusammenhange^  auch  die  Löwen  sammt  den  Widderköpfen  (Kriobolien)  angehören  könnten. 
Eine  solche  geflochtene,  allerdings  nicht  mit  dem  Bandwerk  der  norischen  und  benach- 
barten Grabsteine  versehene  Cista  erscheint  auch  auf  dem  Grabsteine  eines  Cybele-Priesters 
im  capitolinischen  Museum.*  Das  mehrfache  Vorkommen  von  Attys-Figuren  auf  Grabsteinen 
derselben  Zeit  und  gerade  auch  in  den  nordöstlichen  Provinzen  des  römischen  Reichs 
rechtfertigt  es,  solche  auf  den  Cybele-Cultus  bezügliche  zeKaVT^c  a'Jv6Tj[j.ara  auf  Grab- 
steinen, wie  der  sog,  ,Pranger'  von  Pettau,  vermuthungsweise  anzunehmen. 

Wir  haben  noch  die  Ornamentik  der  schmalen  Seitenflächen  zu  beachten  (Taf.  VI), 
welche  sich  auf  beiden  Seiten ,  einander  genau  auch  in  dem  figürlichen  Theile  ent- 
sprechend,  wiederholt. 

Zu  oberst,  dem  Giebelfelde  auf  der  Vorderseite  der  Stellung  und  Höhe  nach  gleich, 
ist  ein  giebelförmig  oben  geschlossenes  Feld  mit  einer,  der  Bewegung  der  Arme  nach 
etwa  Schallbleche  (xporaXa)  schlagenden,  weiblichen,  halb  entblösst  in  wehendem  Ge- 
wände tanzenden  Figur  gefüllt.  Darunter  entspriclit  ein  viereckiges  mit  einem  Thier- 
bilde  gefülltes  Feld  dem  Vogelstreifen  der  Vorderseite.  In  gleicher  Höhe  mit  dem 
Orpheus-Relief  der  Vorderseite  steht  dann  seitwärts  je  ein  oben  halbkreisförmig  ge- 
schlossenes Feld  mit  einer  halb  von  hinten  gesehenen,  scheinbar  männlichen  Gestalt,  die 
in  tanzendem  Schritt  in  der  eignen  ausgestreckten  Hand  Etwas  hält.  Es  folgt,  wiederum 
dem  Streifen  mit  den  laufenden  Thieren  auf  der  Vorderseite  entsprechend,  jederseits  ein 
viereckiges  Feld  abermals  mit  einem  Thierbilde.  Endlich  seitwärts  vom  Inschriftfelde 
der  Vorderseite  sind  übereinander  je  zwei  Felder  auf  den  Schmalseiten  angebracht,  das 

E.  Zu  St.  Kunegund.  Abgebildet  bei  Muchar  I,  Taf.  VII,  XII.  Die  Abbilduug  gibt  wiederum  Widdeiköpfe  unter  den  Tatzen 
der  Löwen.     Inmitten  ist  ein  bartiger  Kopf,  wie  am   .Pranger',  hier  mit  grossem  rundem  .\ufsatze. 

F.  Zu  Strassgang.  Abgebildet  bei  Muchar  Taf.  XVII,  XXIV.    Wie  E.  Nur  der  Kopfaufsatz  erscheint  hier  zerstörter. 

G.  Zu  St.  Margarethen.  Abgebildet  hei  Muchar  Taf.  VII,   XIV.    Nur  zwei  Löwen. 

Vergl.  Mantovaui  museo  Opitergiuo  (Bergamo,   1874)  n.  44.   71.   73.   140.    Drei  ähnliche  Exemplare  im  Museum  zu  Catajo. 
Andere  führt  Miillner  kurz  an  in  der  Gratzer  Tagespost,   17.  Juni   1873. 
'    A.  Ein  colossales   Exemplar,    auf  dem  als  Krönung  ein  Pinienzapfeu  sich  betindet,    sah  icli   als   Eckstein  am  Bräuergarten  in 
der  Kaniczavorstadt  zu  Pettau  angebracht. 

B.  Ein  Exemplar  aus  Aquileja,  in  der  Ritter'schen  Sammlung  im  Gehöft  zu  Monastero,  0,27  M.  hoch,  hat  zweierlei  Besonder- 
heiten. Erstens  sind  obenauf  nocli  verschiedene  abgebrochene  Reste,  wie  von  Thierklauen,  vorhanden;  sie  scheinen  von 
Löwenfigureu  herzurühren.  Zweitens  ist  vor  der  wie  immer  geflochtenen  und  auch  mit  Bandwerk  umzogenen  Cista  in 
kleinen  Kelieffiguren  ein  von  einem  Ziegenbock  gezogener  Wagen  dargestellt,  auf  dem  eine  Figur  obenauf,  eiue  andere 
vorn  als  Kutscher  sitzt. 

C.  D.  Zwei  ganz  gleiche  Exemplare  aus  Aquileja.  Das  eine,  von  bester  Erhaltung  (Durchmesser  obenauf  etwa  0,(10  M.), 
befindet  sich  beim  Grafen  Cassis  im  Gehöft  zu  Monastero.  Es  trägt  auf  einer  Platte  vorn  das  für  die  sepulcrale  Ver- 
wendung beweisende  D.  M.  S  Von  denselben  Buchstaben  ist  an  gleicher  Stelle  wenigstens  das  M  noch  deutlich  auf  dem 
zweiten   Exemplare,  welches  zur  Sammlung  Monari  im   heutigen  A(|uileja  gehört. 

2  Auch  zu  der  mehrfach  wiederholten  Benennung  ,Jupitcr  Ammon'  fehlt  ein  bestimmter  Grund;  Widderhörucr  sind  nicht  zu  erkeuuen. 

3  Das   liild  des  Löwen,    welcher  verschiedenerlei  Thiere,    darunter  auch  Widder  {■/..   B.  Paus.  II,  2,  4),  bewältigt,  erscheint  im 

Alterthume  in  einem  nach  Zeit  und  Bedeutung  sehr  weifen,  von  Zusammenstellung  und  Erklärung  noch  kaum  durchmessenen 
Umfange.  Jüngst  hat  Usener  dasselbe  behandelt  (de  lliadis  carmine  quodam  I'hocaico,  Bonnae  1875,  p,  5  sqq.)  Er  findet  in 
dem  Löwen  die  Grundbedeutung  eines  Bildes  des  Todes.  Über  das  mittelalterliche  Löwenbild  s.  Heider  Die  romanische 
Kirche  zu  Sehöugrabern  in  N.-Ö.  S.  l.'iS  ft". 
'  Miiller-Wieseler  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  II,  817.  Ohne  das  Bamlwcrk  auch  auf  einem  Ornamentstein  zu  S.  Andreae  bei  Wölfnitz 
in  Kärnten. 
Denkschriften  dor  phil.-liibl.  Cl.  XXIV.  Bd.  •  9 


gg  Alexandre  Conze. 

obere  oben  spitz,  das  untere  oben  rund  abgeschlossen;  im  ersteren  wiederholt  sich  die 
scheinbar  Schallbleche  schlagende  weibliche  Figur  der  allerobersten  Seitenfelder,  nur 
dass  sie  dort  oben  von  vorn,  hier  unten  von  rückwärts  gesehen  erscheint,  im  untersten 
Felde  ist  dagegen  eine  laufende  oder  tanzende,  nackte,  scheinbar  männliche  Figur,  deren 
Einzelheiten  wenig  deutlich  geblieben  sind,  angebracht.  Damit  schliesst  unten  die  Ver- 
zierung der  Seiten.  Entsprechend  dem  untersten  ßelief  der  Vorderseite  mit  Orpheus  in 
der  Unterwelt  sind  keine  Felder  mit  Figuren  mehr  auf  den  Schmalseiten,  dagegen  sind 
sie  hier,  wie  wir  sehen,  zu  jeder  Seite  jenes  Reliefs  auf  die  Vorderseite  gerückt. 

Man  wird  in  den  lebhaft  bewegten,  männlichen  und  weiblichen  Figuren  in  den  Feldern  der 
Schmalseiten, zumal  um  dervermuthlichen,  wiederholtvorkommendenKrotala  willen, mit  gröss- 
ter  Wahrscheinlichkeit  Bacchanten'  erkennen,  um  so  mehr,  da  auf  anderen  Monumenten  benach- 
barten Fundorts  solche  noch  deutlicher  charakterisirt  und  in  gleicher  Einrahmung^  vorkommen. 

Vermuthliche  Abzeichen  des  Cybele-Cultus  und  diesem  Cultus  durchaus  zugehörige 
bacchische  Figuren  gesellen  sich  also  zu  dem  Hauptbildwerke  des  ganzen  Monuments, 
dessen  Giebelgruppe  mir  leider  unverständlich  bleibt.  Diese  Hauptbildwerke  sind  zwei 
Darstellungen  des  Orpheus,  die  eine,  wie  er  die  Thiere,  das  andere  Mal,  wie  er  die 
Unterwelt  mit  seinem  Saitenspiel  bezwingt. 

Der  bildliche  Schmuck  des  grossen  Pettauer  Grabsteins  erscheint  also  grossentheils 
aus  Emblemen  einer  auch  sonst  vielfach  als  bis  in  die  späteste  Zeit  des  Alterthums 
hinein  mächtig  bezeugten  Combination  religiöser  Vorstellungen  zusammengesetzt.  Es  ist 
der  Cultus  der  Cybele  und  des  Dionysos  mit  Orpheus  als  Propheten.^  Die  Spuren  dieser 
bereits  vielbespi-ochenen  Cultusgruppe  in  allerlei  Abzeichen  gerade  auf  Grabsteinen  *  der 
späterrömischen  Zeit  vollständiger  zu  sammeln  und  im  Zusammenhange  zu  behandeln,  wäre 
eine  für  ßeligionsgeschichte  gewiss  nicht  ganz  undankbare  Aufgabe,  der  nachzugehen  hier 
jedoch  nicht  unternommen  werden  kann,  wo  wir  uns  auf  möglichst  zuverlässige  Herausgabe 
der  einzelnen  Monumente  nebst  einer  beim  Allernächsten  stehenbleibenden  Erklärung 
beschränken.  Auch  eine  Wiederholung  und  Vervollständigung  der  bisher  schon  mehrfach 
versuchten  Zusammenstellungen  der  Orpheus-Darstellungen^  unterlasse  ich  hier.  Nur  als 
neue  Belege  für  die  Verbreitung  dieser  Darstellungen  in  den  Poetovio  nächstbenachbarten 
Gegenden  führe  ich  ein  vor  einigen  Jahren  auf  dem  Platze  von  Carnuntum  aufgedeckte, 
jetzt  im  gräflich  Traun'schen  Schlosse  zu  Petronell  bewahrtes  Mosaik"  und  den  Rest 
einer  statuarischen  Darstellung  des  Orpheus  aus  Aquileja  in  der  Ritter'schen  Sammlung 
zu  Monastero  '  an. 


'    Vergl.  z.  B.  zu  der  Figur  der  obersten  Felder  Müller-Wieseler  Denkm.  d.  a.  Kunst,  U,  Taf.  XXXVII,    437  rechts;  ist  diese 

Figur  auch  moderne  Restauration,  so  illustrii't  sie  das  Bewegung-smotiv  doch  vollkon>men. 
■^    Eine  Tänzerin  mit  ICrotala  in  den  Händen,    sehr   ähnlich    beweg-t,    auf  einem  Römersteine    an    der  Pfarrkirche   zu  Tiffen  bei 

Feldkirchen  oberhalb  Moosburg  in  Kärnten  (nach   einer  mir  vorliegenden  Zeichnung  Jabornegg's). 
3    De  Rossi,  bull,  di  archeol.  christiana  1868,  S.  55. 

*  Z.  B.  Gerhard  antike  Bildwerke  Taf.  28.  Die  Attys-Bilder  auf  spätrömischen  Grabsteinen  (z.  B.  Montfaucon,  ant.  expl  III  zu 
p.  82.  In  Salona  auf  dem  Grabsteine  des  Q.  Aeronius  Firminus  C.  I.  L.  UI,  2,  Addit.  6384.)  sind  schwerlich  mit  Frie- 
derichs (Berlin's  antike  Bildw.  II,  S.  430,  n.  2008)  in  dem  allgemeinen  Sinne  zu  fassen,  vvie  manche  mythische  Scenen  auf 
Sarkophagen.  Wie  die  übrigen  Embleme  des  Cybele-Dienstes  dürften  sie  vielmehr  als  Abzeichen  einer  bestimmten  Religious- 
form  zu  fassen   sein,  ganz  wie  die  ihnen  bald  gegenübertretendeu  christlichen  Embleme. 

*  Die  sepulcrale  Beziehung  der  Orpheus-Darstellungen  tritt  bereits  auf  einer  Reihe  grosser  unteritalischer  Vasenbilder  deutlich 
hervor.  Vergl.  z.  B.  V.  Valentin   Orpheus  und  Herakles  in  der  Unterwelt.  Berlin,   1865.  Vergl.  Lobeck  Agiaopharaos,  S.  806.  ft'. 

"   V.  Sacken  in  den  Mitth.  der  k.  k.  Centralcommission  zur  Erf.  u.  Erh.  der  Baudenkmale  XVHI,   J  873,  S.  26. 

''  Fragment  von  weissem  Marmor,  etwa  0,50  hoch  erhalten.  Unter  einem  Eichbaume,  auf  dem  drei  Vögel  sitzen,  ist  noch  der 
Kopf  eines  zarten  langlockigen  Jünglings  mit  phrygischer  Mütze  erhalten.  Alles  IJbrige  darunter  ist  verloren.  Die  Gruppe 
befand  sich,  frei  ausgearbeitet,  vor  einem  hölier  als  sie  emporsteigenden  rundlichen  Pfeiler,    der  ganz  oben  breiter  wird  und 


Römische  BtLD werke  einheimischen  Fundorts  in  Österreich.  67 

Eine  grössere  Gemeingültigkeit  der  auf  deni  Pettauer  grossen  Grabsteine  angebrachten 
JBildersymbolik  wird  namentlich  auch  durch  die  Existenz  eines  zweiten,  so  weit  es  noch 
erhalten  ist,  im  Wesentlichen  ganz  gleichen  Exemplars  bezeugt.  Ich  habe  das  Original- 
fragment, welches  in  der  südlichen  Aussenmauer  der  Kirche  St.  Martin  am  Fächer  ein- 
gelassen ist,  im  Jahre  1870  selbst  gesehen  und  habe  die  Einzelheiton  notirt.  Unserem 
Stiche  (Taf.  VII,  1)  liegt  eine  hiernach  von  mir  controlirte  Zeichnung,  welche  V.  Jasper  im 
Jahre  1871  an  Ort  und  Stelle  nahm,  zu  Grunde.  Wenn  der  Stein  in  der  Abbildung  bei 
Muchar  (a.  a.  0.  I,  Taf.  VII,  Fig.  XV),  die  auch  sonst  durchaus  unzuverlässig  ist,  vollständig 
erscheint,  so  ist  das  sicherlich  unbegründete  Ergänzung,  wie  man  am  deutlichsten  aus 
der  Inschrift  ersehen  kann.  Die  Inschrift  habe  ich  im  Wesentlichen  ganz  wie  Wilmanns 
(C.  I.  L.  III,  2,  n.  5292)  abgeschrieben ;  rechts  von  dem  Streifen  mit  dem  Hasen  zwischen 
zwei  Hunden  dürfte  noch  der  ßest  eines  M,  dem  dann  links  D  entsprach,  zu  erkennen  sein. 

Noch  ein  drittes,  so  weit  der  allerdings  sehr  geringe  Rest  reicht,  im  bildlichen 
Schmucke  gleiches  Exemplar  dieses  Grabsteins  ist  in  Pettau  am  Thurme  eingemauert 
vorhanden.  Ich  wies  vorher  schon  auf  dasselbe  hin.  Es  soll  nach  Prof.  R.  Gaupmann's 
Angabe  zu  St.  Johann  am  Draufelde  gefunden  '  sein.  Dasselbe  besteht  nur  noch  aus 
einem  Stücke  des  Giebels,  in  dem  von  der  räthselhaften  Gruppe  nur  die  weibliche  Haupt- 
figur noch  zu  erkennen  ist;  ausserdem  ist,  wie  bereits  oben  erwähnt  wurde,  rechts  im 
Zwickel  über  dem  Giebel  der  fliegende  Flügelknabe  mit  der  Fackel  in  der  Hand  noch 
vorhanden,  aber  Alles  im  Zustande  starker  Verwitterung. 

Am  Thurme  zu  Pettau  sind  durch  Povoden's  Fürsorge  ausser  dem  obengenannten 
noch  verschiedene  andere  antike  Bild-  vind  Inschriftsteine  eingemauert,  darunter  das  links 
und  unten  abgebrochene  Relief,  das  auf  Taf.  VII,  2  nach  Jasper's  Zeichnung  und  meinen 
Notizen  mitgetheilt  ist.  Der  Stein  ist  im  Ganzen  noch  etwa  0,50  M.  breit  und  0,34  M. 
hoch.  Die  Ausführung  ist  die  roheste.  Dennoch  unterliegt  die  Bedeutung  der  Darstellung 
keinem  Zweifel.  Es  ist  Aktaion,  der,  bis  auf  eine  scheinbar  zur  Abwehr  über  den  linken 
Arm  geworfene  Chlamys  nackt,  ins  Knie  gesunken  mit  seinem  Lagobolon  in  der  Rechten 
sich  gegen  die  Hunde  wehrt,  von  denen  einer  vor  seinem  linken  Knie  sichtbar  ist,  ein 
anderer  ihn  an  der  linken  Schulter  anfällt;  der  Kopf  eines  dritten  wird  in  der  Ecke 
oben  rechts  über  den  vier  unförmlichen,  erhaben  stehen  gelassenen  Klumpen,  die  vielleicht 
Felsen  andeuten  sollen,  sichtbar.  Sehr  ähnlich,  aber  doch  nicht  geradezu  als  Wieder- 
holung zu  bezeichnen,  kommt  dieselbe  Scene  in  einem  auch  ziemlich  rohen  und  sehr 
verwaschenen  Relief  im  städtischen  Museum  zu  Salzburg  (n.  18)  vor.  Dort  scheint  das 
Geweih  am  Kopfe  des  Aktaion  noch  kenntlich  zu  sein. 

Zu  den  am  Thurme  zu  Pettau  eingesetzten  Reliefs'^  gehören  noch,  als  einer  zuver- 
lässigen Abbildung  nicht  ganz  unwerth  scheinend,  die  vier  auf  Taf.  VIII,  1  u.  2  und  IX^ 
1  u.  2  nach  Zeichnungen  Jasper's,  für  die  ich  nach  zweimaliger  Berichtigung  der  Ori- 
ginale einstehen  kann,  gestochenen  Stücke. 

auf  seiner  Oberfläche  ein   Lmli   liat,  .-ilsd  irf;eii(hvie  als  Träger  (iieiitc.     Diese    ganze  Anordnung   ist   in    römischer  Zeit   nicht 
ungewöhnlich;  vergl.  ■/,.  H.  v.  Sacken,  Die  antiken  Sculptnren  des  k.   k.  Münz-  und  Antikcn-Cahinetes  zu  Wien.  Taf.  XI.  Ann. 
deir  inst.    18G6,  Tav.  d'agg.  P,   1.  2,  ferner  einen  Bellerriphon  im  Wärtorhäuschen  der  Akro]KiIis  zu  Athen  (Heydeniann  512i. 
1    So  auch  Müllner,  Gratzer  Tagespost   1873,   n.   79. 
^   Es   mussten  als  zu  geringfügig  bei   Seite  gelassen  werden : 

die  rohe  Keiterfigur  auf  dem  Grabsteine  des  C.  Rutius  (C.  I.  L.  III,   1,  n.  4061), 

das  ornamentale  Beiwerk  (im  Giebel  Gorgoueiou  zwischen  zwei  Vögeln,  oben  in  den  Zwickeln  darüber  je  ein  Helphin; 
unter   dem   Inschriftfelde   ein   Becher    zwischen   zwei    Kränzen)   am    Grabsteine   des    C.  Cornelius    (C  I.  L.   III.    1,   n.  4057), 
die   Relieffigur  eines  behelmten  nackten  Kriegers  mit   Schild  und   Speer. 

9« 


68  Alexander  Conze. 

Die  auf  Taf.  VIII,  1  gegebene  Relieffigur  ist  so  schleclit  erhalten,  dass  nur  die  Auf- 
findung einer  analogen  Darstellung  von  besserer  Erhaltung  einmal  zu  einer  Deutung 
fuhren  kann.  Dazu  soll  die  Abbildung  die  Möglichkeit  bieten.  Ich  habe  derselben  sonst 
nichts  hinzuzusetzen.  Zwei  ältere  Zeichnungen,  die  mir  W.  Klein  aus  Gratz  verschaffte, 
geben  auch  keinerlei  Aufschluss. 

Einfach  erklärt  sich  dagegen  das  Bildwerk  eines  auch  am  Thurme  befindlichen, 
über  0,40  M.  dicken,  0,65  M.  breiten  und  1,19  M.  hohen  Steines  ohne  Inschrift.  In 
St.  Johann  am  Draufelde  gefunden.'  Auf  Taf.  VIII,  2  ist  es  wiederum  nach  Jasper's  von 
mir  controlirter  Zeichnung  gestochen.  Es  ist  eine  jener  Gestalten,  wie  sie  der  helle- 
nistisch-römischen Kunst  eigenthümlich  sind,  poetisch-bildnerische  Schöpfungen,  weder 
dem  Leben  noch  dem  Mythos  angehorig,  eine  spielend  idealisirte  Wirklichkeit.  Ein  junger 
Mensch,  um  dessen  Hüften  nur  ein  leichtes  Gewand  gegürtet  ist,  trägt  auf  einem  Tragholz 
gewaltige  Weintrauben  auf  der  Schulter,  in  der  rechten  Hand  noch  irgend  einen  Gegen- 
stand, der  nicht  sicher  zu  erkennen  ist.  Pettau  ist  noch  heute  ein  guter  Weinort,  wurde 
dazu  jedenfalls  in  römischer  Zeit.  Von  dieser  Vorzeit  des  Pettauer  Weinbaues  zeugt  das 
Relief,  das  zu  einem  grösseren  Monumente,  vermuthlich  einem  Grabmale,  gehörte.  Ein 
zweites  solches  monumentales  Zeugniss  für  das  Alter  des  Pettauer  Weinbaues  sah  ich 
noch  im  Jahre  1870  aussen  an  der  Kirche  zu  Haidin  bei  Pettau  eingemauert.  Es  war 
ein  Relief  von  weissem  Marmor,  etwa  2,30  M.  lang  und  etwa  0,50  M.  hoch  erhalten; 
nach  unten  war  aber  schon  Etwas  verloren  gegangen.  Damals  war  es  schon  verwischt 
und  durch  Übertünchung  unansehnlich  gemacht.  Jetzt  ist  es  beim  Umbau  der  Kirche, 
ich  habe  nicht  in  Erfahrung  bringen  können,  wohin  gerathen.  Dieses  Relief  zu  Haidin, 
das  auch  von  einem  Grabmale  heiTühren  wird,  zeigte  als  Erinnerung  an  die  Lebens- 
freude eine  Scene  im  Weingarten ,  ganz  wie  sie  in  verändertem  Costume  noch  heute 
den  Höhenpunkt  der  Existenz  der  meisten  wohlhabenden  Pettauer  bildet.  In  der  Mitte 
lagerten  auf  einer  Kline  mit  Rücklehne  zwei  Erwachsene,  scheinbar  Mann  und  Frau,  und 
zwei  Kinder,  vor  ihnen  kamen  jederseits  zwei  Gestalten,  zwei  oder  drei  davon  mit  einem 
Trinkgefässe  in  der  Hand,  auf  einen  gerundeten  Tisch,  der  mitten  vor  der  Kline  sich 
befand,  zu.  Rechts  war  noch  eine  Figur,  die  ein  unkenntliches  Geräth,  wie  eine  grosse 
Schale,  emporhob.  Von  jeder  Seite  her  streckte  sich  eine  grosse  Weinranke  mit  Blättern 
und  Früchten,  wie  eine  Laube  über  die  Scene  hin.  Auch  der  Tracht  nach,  so  viel  davon 
noch  zu  sehen  war,  war  hier  Alles  ganz  dem  Alltagsleben  entnommen. 


die  beiden  Figuren  auf  zwei  Seiten  eines  inschriftlosen  Steines  daselbst,  diese,  weil  sie  zu  zerstört  sind.  Es  ist  einerseits 
eine  weibliche  Figur  in  kurzem  Gewände  mit  gehobener  Linken,  mit  der  sie  scheinbar  ein  Gefäss  oder  einen  Korb  auf  der 
Schulter  zu  halten  scheint;  die  Rechte  ist  gesenkt;  unterhalb  derselben  ist  ein  gerundeter  Gegenstand  ganz  unkenntlich 
geworden.  Andererseits  eine  männliche  Figur,  die  mit  gehobener  Rechten  einen  Stab  oder  Speer  aufrecht  auf  den  Boden 
gestützt  hält,  in  der  Linken  aber  einen  zerstörten  Gegenstand,  etwa  ein  Schwert,  fasst.  Von  der  Bekleidung  dieser  Gestalt 
ist  nooh  ein  nicht  ganz  auf  die  Knie  reichender  Rock  und  ein  über  den  linken  Arm  geworfenes  Mäntelchen  kenntlich.  Ein 
Panzer  ist  nicht  ganz  deutlich  zu  sehen,  doch  war  er  vermuthlich  vorhanden.  Der  Stein  rührt  aus  St.  Johann  am  Draufelde 
her  (MüUner,  Gratzer  Tagespost  1873,  n.  79). 

Die  Figuren  auf  beiden  Seiten  des  Inschriftsteines  C.  L  L.  III,  1,  n.  4020  sind,  wie  Muchar  (I,  S.  405)  und  Stein- 
büchel  (Wiener  Jahrb.  für  Lit.  Band  45,  Anzeigebl.  S.  60,  n.  8)  bereits  richtig  angaben,  links  Juno  (stehend,  Gewand  über 
den  Kopf  gezogen,  in  der  Linken  ein  Sceptron,  in  der  Rechten  eine  Schale),  rechts  Jupiter  (stehend,  in  der  Rechten  den 
Blitz,  die  Linke  auf  das  Sceptron  gestützt).  Die  Rückseite  des  Steins  steht  gegen  die  Mauer  gekehrt;  ich  weiss  nicht,  ob 
da  die  zwei  von  Muchar  erwähnten  Kriegerfiguren  sich  befinden.  Die  Gestalt  der  Juno  entspricht  ganz  der  auf  einem  Steine 
von  Celeja  C.  I.  L.  III,  2,  n.  5167,  wo  sie  keine  Fackel,  sondern  auch  ein  Scepter  liält  (Arneth,  Sitzungsber.  der  k.  Ak. 
XXXII,   1859,  Taf.  I).     Beide  Juno-Figuren  gehören  in  die  Reihe  bei  Overbeck  griecli.  Kunstmyth.  III,  S.   132,  2. 

Auf  dem  Serapis-Steine  C.  I.  L.  III,  1,  n.  4044  ist  links  ein  Palmzweig,  rechts  ein  Caduceus  in  Relief  dargestellt. 
'    MUllner,  Gr.atzer  Tage.spost  1873,  n.  79. 


•         Römische  Bildwerke  einheimischek  Fundorts  in  Österreich.  69 

Ein  anderer  Reliefstein  am  Thurme  (Taf.  IX,  1),  etwa  0,30  M.  breit  und  hoch,  ohne 
Inschrift,  zeigt  die  Darstellung  eines  Opfers,  das  von  drei  Männern  dargebracht  wird. 
Inmitten  ist  der  brennende  Altar,  Alle  drei  Opfernde  sind  in  Tracht,  Haltung  und  Hand- 
lung einander  völlig  gleich.  Ein  Jeder  trägt  die  Toga  und  zwar  zum  Opfer  über  das 
Hinterhaupt  gezogen.  In  der  Rechten  die  Schale  zur  Spende  und  in  der  Linken  ein 
aufrecht  gehaltener  Zweig  mit  spitzen,  so  weit  also  lorberähnlichen  Blättern  wieder- 
holen sich  bei  allen  Dreien  ganz  gleichmässig.  Bei  dem  ausserordentlich  verbreiteten 
Gebrauche  gerade  von  Lorberzweigen  bei  allerlei  Reinigungs-  und  anderen  Opfern  ' 
erscheint  es  einstweilen  unmöglich,  das  hier  gewiss  auf  einer  Votivtafel  dargestellte 
Opfer  näher  zu  benennen.  Auch  von  sehr  kundiger  Seite  habe  ich  darüber  keine  be- 
stimmtere Aufklärung   erhalten  können. 

Das  letzte  Bildwerk  unter  den  am  Thurme  eingelassenen,  welches  einer  Abbildung 
(Taf.  IX,  1)  würdig  schien,  wurde  nach  Povoden's  Zeugnisse  (C.  I.  L.  III,  1,  n.  4052. 
4053)  im  Jahi-e  1800  in  der  sogenannten  Waldhütte  gefunden.  (Etwa  0,39  M.  hoch  und 
0,30  M.  breit  erhalten.)  Eine  Frau,  die  in  einem  Lehnstuhle  von  einer  in  späterrömischen 
Bildwerken  nicht  seltenen  Form,  mit  einem  Schemel  zu  Füssen,  sitzt,  ist  in  ein  von  der 
linken  Schulter  gelöstes  Untergewand  und  ein  um  den  Schooss  geschlagenes  Obergewand 
gekleidet.  Sie  reicht  die  linke  Brust  einem  Säuglinge,  den  sie  im  linken  Arme  hält.  Neben 
ihr  steht  rechts  eine  weibliche  Gestalt  im  gegürteten  Untergewande,  die  mit  beiden 
Händen  eine  Muschel  vor  dem  Schoose  hält.  Der  Stein  ist  links  abgebrochen  und  wie 
damit  der  Anfang  der  Inschriftzeilen  verloren  gegangen  ist,  so  wird  dort  das  Bildwerk 
auch  nicht  mehr  vollständig  sein.  Man  darf  noch  eine  weibliche  Gestalt  mit  einer 
Muschel  dort  ergänzen  und  jedenfalls  werden  mit  den  dargestellten  Gestalten  die 
Nymphen  gemeint  sein,  denen  der  Stein  als  Votiv  dargebracht  wurde.  Nymphis  au]g. 
ist  am  Anfange  der  Inschrift  dann  zu  ergänzen,  wie  noch  eine  gleichlautende  Weihung 
aus  der  Umgegend  von  Pettau  nachzuweisen  ist  (0.  I.  L.  IH,  1,  n.  4043).  Die  Dar- 
stellung der  Nymphen,  wie  sie  eine  Muschel  vor  sich  halten,^  ist  ebenso  bekannt  wie 
die  ihnen  zugeschriebene  Eigenschaft  der  Kindernährerinnen.' 

Eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  diesem  Votivrelief  hatte  ein  anderes  jetzt  zu  Grunde 
gegangenes  Pettauer  Relief  (C.  I.  L.  III,  1,  n.  4047)  mit  der  Unterschrift:  Pro  salute 
Fortuni  posuit  Fortunatus ;  da  sitzt  zur  Rechten  auf  einem  Throne  eine  Frau  mit  ent- 
blösster  Brust  und  einem  Kinde  im  Arme-,  zu  ihr  tritt  von  links  her  eine  weibliclie 
Gestalt  heran,  nicht  mit  einer  Muschel,  sondern  in  der  rechten  Hand  mit  einem  Kruge 
und  mit  einem  Apfel*  in  der  Linken.  Die  bei  der  Besprechung  des  sogenannten  , Prangers' 
hinreichend  constatirte  Unzuverlässigkeit  der  Boissard' sehen  Zeichnung,''  auf  die  wir 
nach  dem  Verschwinden  des  Originals  angewiesen  sind,  lässt  nicht  mehr  als  die  An- 
nahme der  Möglichkeit  zu,  es  sei  jenes  Relief  ebenfalls  ein  Votivrelief  an  die  Nymphen 
gewesen. 


1  Sammluuir  vun  Zeugnissen  u.  A.  bei  Boetticher  Baunicultus  der  Hellenen  S.   338  ff. 

2  Müller,  Handbuih  der  Än-haeologio  der  Kunst  §.  403,  4.     Stcpluini  C.  R.   1870/71,  S.  30  ff.   282. 

'  So  nähren  sie  den  Zeus  und  am  Tische  im  Heiligtliume  der  grossen  Götter  zu  MegaloiKilis  war  die  Nymphe  Neda  dar- 
gestellt Aix  ^i'pouaa  hi  vi^tiiov  -iiox  Paus.   VllI,    31,   2.      Auf  gläsernen   Stühlen   sitzen  die   Nviiiiilieu   Vergil.   Georg.   IV,  350. 

*  Paus.  a.  a.  O.  unter  den  Nymphenbildern  am  Tische  im  Hinligthumc  der  grossen  Götter  zu  Megalopolis  '\-;w  ttj  [xlv  üSpfav, 
hl  Ol  TT)  £T£pa  /E'.pi  9'.a>.rjv  l'/ooaa. 

■'  Mir  ans  dem  Gratzer  Codex  1007,  Taf.  9  in  einer  Uurchzeichnung  vrm  W.  Klein  vorliegend,  gestochen  aus  dem  Pariser 
Codex  von  St.   Gerraaiu  hei  Montfaucon,  supi)l.  II.  Taf.  33. 


'JQ  Alexander  Conze.   Kömische  Bildwerke  einheimischen  Fondorts  in  Österreich. 

Von  den  zwei  auf  Taf.  X  zusammengestellten  Reliefs  befindet  sich  das  eine  (1)  unter  den 
im  Schlosse  Oberpettau  zusammengebrachten  antiken  Überresten.  ^  Unten,  wie  die  Abbil- 
dung zeigt,  unvollständig,  misst  der  Stein  (weisser  Marmor)  0,64  M.  in  der  Höhe  und  0,52  M. 
in  der  Breite.  Das  Relief  bild  ist  sehr  verwischt.  Nur  die  Hauptzüge  einer  stattlichen,  nackten, 
männlichen  Gestalt  erkennt  man  noch.  Kenntlich  ist  in  ihrer  Linken  ein  Pedum,  in  ihrer 
mit  manierirtem  Emportreten  der  Schulter  gehobenen  Rechten  ein  Winzermesser-,  unten 
zur  Seite  sass  ein  Hund,   dessen  in  die  Höhe  blickender  Kopf  allein    noch    erhalten   ist. 

Das  andere  Relief  (2),  dessen  Maasse  mir  nicht  angegeben  sind,  das  ich  auch  nicht 
selbst  gesehen  habe,  wurde  nach  Jasper's  Aufzeichnung  im  August  1871  bei  oder  in 
Pettau  gefunden  und  gelangte  in  Besitz  des  Herrn  Ludwig  Kofler  zu  Pettau.  Eine  im 
Vergleiche  zur  vorigen  weniger  elegant  bewegte,  männliche  Gestalt  mit  vollbärtigem 
Kopfe  ist  mit  einer  untergürteten  Tunica,  darüber  noch  einem  Mantel,  und  mit  Stiefeln 
bekleidet.  Mit  gleicher  Senkung  und  Hebung  des  linken  und  des  rechten  Arms,  wie  bei 
der  Figur  des  vorigen  Reliefs  hält  die  Linke  einen  Zweig,  die  Rechte  ein  Winzermesser. 
Wiederum  sitzt  zui'  Seite  mit  aufwärts  gewandtem  Kopfe  ein  Hund. 

Die  Attribute  kennzeichnen  ganz  unzweideutig  den  Silvanus  und  auch  das  ist  nicht 
neu,^  denselben  Gott  auf  diesen  beiden  Reliefs  in  einer,  abgesehen  von  den  nahezu  über- 
einstimmenden Attributen,  gänzlich  verschiedenen  Bildung  zu  sehen.  Der  Silvanus  unseres 
Reliefs  n.  2  ist  der  bäm-ische,  in  seiner  äusseren  Erscheinung  sich  nicht  über  Tracht 
und  Behaben  seiner  ländlichen  Verehrer  erhebende  Gott,  selbst  nur  als  Hirt,  Pflanzer 
und  Forstmann  gedacht.  Der  Schutzgott  der  wie  heute  die  ,Hinterwäldler'  im  ausge- 
rodeten Walde  ländliche  Cultur  beginnenden  und  betreibenden  Ansiedler*  steht  selbst  ganz 
nur  als  ein  solcher  Ansiedler  da.  Dagegen  entspricht  die  Gestalt  des  Silvanus  auf  dem 
Relief  n.  1  der  eines  Silvanus  Augustus.*  Wenn  Trajan  den  ländlichen  Gott  auf  dem 
Aventin  mit  stattlichen  Anlagen  ehrte,  so  passt  dahin  eine  mehr  idealisirte  oder  gleichsam 
geadelte  Gestalt  desselben,  der  wir  also  hier  auch  in  der  Colonia  Ulpia  Trajana  wieder- 
begegnen, wie  sonst  z.  B.  auf  einem  schönen  Medaillon  Hadrians  ^  oder  auf  dem  Acht- 
götteraltare  im  Vatican.'^  Vergleichen  wir  die  Darstellungsweise  des  dem  italischen  Sil- 
vanus unter  den  griechichen  Göttern  am  meisten  entsprechenden  Pan,  so  finden  wir  auch 
da  neben  der  gewiss  verbreitetsten  und  volksthümlichsten  Gestalt  des  bocksbeinigen 
Alten  eine  idealere,  dort  jugendlicher  gehaltene  Bildung.' 

Als  Entstehungszeit  der  hier  zusammengestellten  Monumente  wird  das  zweite  oder 
der  erste  Anfang  des  dritten  Jahrhunderts  n.  Chr.  gelten  dürfen,  gewiss  die  Blüthezeit 
der  Colonia  Ulpia  Trajana  Poetovio,  welcher  die  Monumente  theils  selbst  angehören, 
theils  als  benachbart  nahestehen. 


'  Ausser  zwei  bis  zur  Unkenntlichkeit  verdorbenen  Reliefstücken  befanden  sich  in  dieser  kleinen  Sammlung  im  Jahre  1870 
sonst  nur  noch  das  Reliefbild  einer  Sella  curnlis,  welches  mit  gleichartigen  Reliefs  von  Seckau  (Solva)  und  Cilli  (Celeja) 
später  herausgegeben  werden  soll. 

2  Reifferscheid  imagini  del  dio  Silvano  e  del  dio  Fauno.  Ann.  dell'  inst.  XXXVIII,   1866,  S.  210  ff. 

3  Preller  röm.  Mythologie  S.  346  ft". 
■>   Reifferscheid  a.  a.  O.  S.  214. 

5  Trau  in  der  Wiener  Numismat.  Zeitschr.  II,  1870,  Taf.  II,  1.  Herb.  A.  Grueber  u.  Reg.  Stuart  Poole  Roman  medaillons 
in  the  British  Museum.  London,  1874.  Taf.  V,  1.  Dazu  das  Relief  im  Bull,  della  commissione  archeol.  municip.  Roma 
1874,  Tav.  XIX. 

*   E.  Q.  Visconti  museo  Chiaramonti,  Taf.  XXI. 

'    Conze  Heroen-  und  Gtittergestalten  der  griech.  Kun.st,  S.  40. 


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ii 


iiizc    r("iiiii.<i'lii'    llililwcikc     riiilu'iiii.  Kiiiiilorls    in    Oi'SlcjTi'ii  li . 


Till.  VIII. 


ii.NiUs.-hiirifii  ,1  i  vi;.,,i.,i  »•is.v,.ii..ii.|,iiii,.s.  in.-\..r.  II.  XNiv.  IUI  iin 


Coii/.i'     i-omisilii'    llilcl\viM'k<'     i'iiilii'iiii     l'Hncliirls    lii    Oi'Slcn-ciili  . 


T:,r.  IX. 


IL-nkscIir-ilhMi    ,1  U   Alunl    ,1    \VN>.,-ns,h.|.lMl">    lii-'"l    l'l    VVIV    11,1    Ull.i. 


I'iviizc    riimisilii'    ItiMu crki'     ein  li  cim  .   FiiinliirL-.    in    (li'slcri-i'irli , 


■|\,r,  X 


DeiiU.s.lir.rii.|i  .l.k.AU,i.l.,l.\Viss,.ns,li. philo«.  hi.«Uir.  11.  XXIV.Ild.lB 


I 


ii 


DER 


FELDZÜG  DER  JAPANER  GEGEN  COREA 

IM   JAHRE   1597. 


VON 


D«    A.  PPIZMAIER, 

WIRKLICHEM  MITGLIKDK    DKR   KAIS.    AKADEMIE    DER   WISSENSCHAFTEN. 


VORGELEGT  IN  DER  SITZUNG  AM  17.  JUNI  1874. 


Vorwort. 

Ue'ber  den  im  Jalire  1597  n.  Chr.  unternommenen  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea 
sowie  über  denjenigen  des  Jahres  1592  liegen  in  allen  dem  Verfasser  dieser  Abhandlung 
zu  Gesicht  gekommenen  japanischen  Chroniken  und  Abrissen  der  Geschichte,  nämlich 
dem  Nippon-wb-dai  itsi-ran,^  Wa-kan-nen-kei  ^  und  dem  in  dem  Werke  Jei-tai  setsü-jd  nm-zin-zb 
enthaltenen  Auszuge  der  japanischen  Geschichte,  nur  äusserst  aphoristische  und  mangel- 
hafte, selbst  unverständliche  Aufzeichnungen  vor.  In  dem  in  das  Nipponarchiv  auf- 
genommenen Werke :  ,Japan's  Bezüge  mit  der  koräischen  Halbinsel  und  mit  Schina.  Nach 
japanischen  Quellen'  von  Dr.  J.  J.  Hoftmann  in  Leyden  '  findet  sich  (S.  58  bis  G2  des 
Separatabdrucks)  eine  sehr  genaue  Uebersicht  der  Ereignisse  beider  Feldzüge,  jedoch 
wie  dieses  durch  eine  übersichtliche  Darstellung  bedingt  ist,  ohne  Angabe  von  Einzeln- 
heiten. 

Durch  die  in  dieser  Abhandlung  enthaltene  Bearbeitung  des  Tagebuches  eines  japa- 
nischen Sa-je-mon-deo  (Generals),  Namens  0-o-gawutsi  wird  eine  an  Einzelnheiten  reiche 
sehr  ausfuhrliche  und  beinahe  vollständige  Geschichte  des  Feldzuges  von  1597  geliefert. 
Das  genannte  Werk  erschien  zum  ersten  Male  zu  Je-do  im  zweiten  Jahre  des  Zeitraumes 
Ka-jei  (1849)  mit  dem  Haupttitel  |^  P  #|  ^  2'ed-se7i  mono-gatari  ,Geschichte  von 
Corea'  '    und    dem    Nebentitel    ^l^pf^^^l^^igiB    O-n-cjatoutsi  ■'  fide-moto 

'    Konnte  nur  in    der   v.>ii   Kla|ir,)tl.    lierausgegebenen   französischen  Uebersetzung   nachgoselien    werden.     In   dem  Werke    wird 

der  Feldzug  des  Jahres   lö92  bloss  mit  einigen  Worten,  derjenige  des  Jalire.s   1507  gar  nicht  erwähnt. 
2    Ein  chronulogisches  Werk  über  Japan  und  China.  Der  japanische  Theil  desselben,  von  Prof.  Dr.  J.  J.  Hüffmaim  bearl)eitot, 

findet  sich  in  der  Bihlinthecu  japonicu. 
'    Diese  vortreffliche  Arbeit  wird  von  dem  Verfasser  dieser  Abhandlung  in  den  nächstens  von  ihm  zu  liefernden  , Darlegungen 

aus  der  Geschichte  und  Geographie  Corea's'  näher  besprochen  werden.' 
■•    Diese  Worte  des  Titels  sind  nur  in  dem  Sinne  ,Zur  Geschichte  Corea's'  aufzufassen.    Auch  Prof.   Dr.  J.  J.    Hotimann  legte 

seinen  ,Japan's  Bezügen'  ein  Ted-ten  mono-yaltn-i  zu  Grunde,  welches  jedoch  ein  ganz  verschiedenes  Werk  und  wahrscheinlich 

eine  kurze  allgemeine  Geschichte  Corea's  ist. 
■    Sollte    0-o-yawal.n    ausgesi.rochen    werden.     In    dem    Huche    wird    als    Lesung     ^^     ^V     p^  ^     angemerkt,    welches 

O-o-gafulsi,  o-o-ga-utH  oder  o-o-yotsi  lauten  könnte,  wofür  aber  das  obige   0-o-gawulsi  beibehalten  wurde. 


Y2  PnZMAIER. 

dzin-dziü  nikki  ,das  in  dem  Lager  geschriebene  Tagebucli  0-o-gawutsi  Fide-moto's'.  Zur 
Rechten  des  Nebentitels  steht  *^  jE  -^y  -^  ^  |#  Kijo-masa-ko-no  te-ni  tsuke  ,niit  Zu- 
sätzen von  der  Hand  des  Fürsten  Kijo-masa'.  Dadurch,  dass  der  Verfasser  des  Tage- 
buches Augenzeuge  war  und  an  den  von  ihm  erzählten  Ereignissen  einen  hervorragenden 
Antheil  nahm,  erlangt  das  Buch  einen  bedeutenden  geschichtlichen  Werth.  0-o-gawutsi 
hinterliess  dasselbe  seinem  Sohne  0-o-gawutsi  Fide-tsura,  Zugesellten  des  Vorstehers 
des  Weines  an  dem  Hofe  von  Mijako.  Er  schwor  bei  den  grossen  und  kleinen  Göttern 
des  japanischen  Reiches,  insbesondere  bei  den  drei  Sitzen  Fatsi-man's,  Gottes  der  Geschlechts- 
namen, dass  er  darin  nicht  ein  einziges  Wort  Unwahrheit  vorgebracht  habe.  Er  selbst 
nannte  es  (wie  oben)  Teo-sen  mono-gatari  ,Geschichte  von  Teo-sen'  und  versah  es  bei  der 
Uebergabe  mit  seinem  Siegel  und  seiner  Unterschrift. 

Zu  besserem  Verständniss  möge  folgende  Uebersicht  der  Ereignisse,  wie  dieselbe 
aus  dem  Tagebuche  sich  herausstellt,  vorangeschickt  werden.* 

Nachdem  der  Friede  gebrochen  worden,  entsandte  Fide-josi,  Kuan-baku  von  Japan, 
im  dritten  Monate  des  zweiten  Jahres  des  Zeitraumes  Kei-teo  (1597  n.  Chr.)  zum  zweiten 
Male  ein  Kriegsheer  von  einhundert  drei  und  sechzig  tausend  Reitern  (das  Fussvolk  nicht 
gerechnet)  gegen  Corea.  Er  ernannte  Fide-aki,  einen  sechzehnjährigen  Jüngling,  zum 
stellvertretenden  obersten  Heerführer  und  Befehlshaber  der  coreanischen  Feste  Fu-san-kai. 
Ausserdem  ernannte  er  nebst  einer  entsprechenden  Anzahl  höherer  Anführer  sieben 
Oberaufseher  des  Heeres,  welche,  wie  aus  dem  Erzählten  hervorgeht,  eigentliche,  bei- 
nahe selbstständig  handelnde  Heerführer  waren.  Diese  Macht  segelte  am  zwei  und 
zwanzigsten  Tage  des  fünften  Monates  des  Jahres  von  0-o-zaka  in  Setsu  ab  und  erreichte 
am  sechsten  Tage  des  siebenten  Monates  des  Jahres  die  Küste  von  Corea.  Nachdem 
man  einige  hundert  coreanische  Schüfe  in  die  Flucht  geschlagen,  erfolgte  noch  an  dem- 
selben Tage  die  Landung  des  Heeres  und  der  Einzug  Fide-aki's  in  die  Feste  von  Fu- 
san-kai.  Die  Flotte  segelte  hierauf  zu  der  Bambusinsel  in  Teru-ra-tai  und  siegte  am 
fünfzehnten  Tage  des  siebenten  Monats  in  der  grossen  Seeschlacht  bei  Kara-sima. 

Auf  der  Bambusinsel  hielt  man  hierauf  eine  Berathung  und  entwarf  den  Feldzugs- 
plan. Man  schiffte  durch  sieben  Tage  den  Fluss  Ajan  aufwärts  und  gelangte  an  einen 
Ort  Namens  Uren.  Daselbst  erfuhr  man,  dass  die  achtzehn  Ri  entfernte  Feste  Nan-on  von 
einer  starken  feindlichen  Macht,  die  an  vierzigtausend  Reiter  zähle,  besetzt  worden.  Das 
Landheer  zog  von  Uren  aus,  erschien  vor  Nan-on  und  eroberte  diese  Feste  am  fünf- 
zehnten Tage  des  achten  Monats.  Man  besetzte  und  zerstörte  hierauf  die  von  dem  Feinde 
verlassene  Feste  Teru-siü. 

Am  neun  und  zwanzigsten  Tage  des  achten  Monats  theilte  sich  die  japanische  Macht  in 
drei  Heerhaufen,  welche  in  drei  verschiedenen  Richtungen,  der  eine  nach  Osten,  der 
andere  nach  Westen  und  einer  nach  Norden,  das  Land  durchziehen  und  vor  der  Haupt- 
stadt sich  die  Hand  reichen  sollten.  Die  nach  Norden  bestimmte  Kriegsmacht,  bei  der 
0-o-gawutsi  sich  befand,  war  aus  den  Heeren  Kadzu-josi's,  Statthalters  von  Fi-da,  und 
Kijo-masa's,  Hauptes  der  Rechnungen,  gebildet  und  zählte  zwanzigtausend  Streiter.  Die- 
selbe zog  von  Teru-siü  über  die  Orte  Sen-ken,  Kumu-san,  Kumui,  Tsin-zon,  Fu-siki, 
Siaku-siü ,  Koran  und  stand  am  achten  Tage  des  neunten  Monats  in  Tsin-zen ,  von  der 
Hauptstadt  kaum  sieben  Ri  entfernt. 

1   In  wie  fern    das  Tagebucli   0-o-gawutsi's    von   den   in  .Japan's  Bezügen'  enthaltenen  Angaben   abweicht,    wird   in   den  .Dar- 
legungen aus  der  Geschichte  und  Geographie  Corea's'  auseinandergesetzt  werden. 


Di;i!  Peldzug  DKiv  Jai'Anek  gegen  Cokea.  73 

0-0-gawutsi,  im  Ki-jegsratlie  auf  das  Ungenügende  der  Streitkräfte  und  den  nahenden 
Winter  hinweisend,  rieth  jetzt  zum  Rückzuge.  Während  des  Aufenthaltes  in  Tsin-zen 
erfuhr  man,  dass  zwei  Könige  China's  mit  einer  Heeresmacht  von  achtzigtausend  Reitern 
zum  Schutze  der  bedrohten  Hauptstadt  angekommen  seien.  Das  japanische  Heer  zog 
sich,  mehrere  Gefechte  bestehend,  auf  eine  Strecke  von  sechs  und  fünfzig  Ri  zurück,  zer- 
störte auf  seinem  Zuge  die  alte  Hauptstadt  Corea's  und  erreichte  am  neun  und  zwanzigsten 
Tage  des  neunten  Monats  den  Fluss  Jei-sen.  Es  bewerkstelligte  den  schwierigen  Ueber- 
gang  über  diesen  von  dem  Feinde  bewachten  Fluss  und  gelangte,  nachdem  es  auch 
Keku-siü,  eine  andere  alte  Hauptstadt  Corea's,  verbrannt  hatte,  am  achten  Tage  des 
zehnten  Monats  an  das  Meerufer  von  Uru-san,  wo  es  zu  überwintern  gedachte.  Da 
Uru-san  eigen tlicli  zur  Wohnfeste  (Lehensfeste)  des  Heerführers  Ka-to  Kijo-masa  bestimmt 
war,  begann  man  den  Bau  einer  Feste,  den  man  am  dritten  Tage  des  zwölften  ^Monats, 
mit  Ausnahme  der  Häuser,  vollendet   hatte. 

Am  zwei  und  zwanzigsten  Tage  des  zwölften  Monats  richteten  die  zwei  Könige  von 
China  mit  hunderttausend  Reitern  unvermuthet  einen  Angriff  gegen  das  in  der  Um- 
gebung von  Uru-san  lagernde  japanische  Heer,  das  eine  ungeheure  Niederlage  erlitt  und 
sich  in  die  Feste  zurückziehen  musste.  In  dieser  waren  indessen  weder  Lebensmittel 
noch  Wasser  vorhanden.  Der  Feind  durchbrach  am  folgenden  Tage  die  äussere  Um- 
scliliessung  und  stürmte  viei-  Tage  hindurcli  die  inneren  Werke,  die  von  der  erschöpften 
Besatzung  nui-  juühevoll  vertlieidigt  werden  konnten.  Am  acht  und  zwanzigsten  Tage  for- 
derte ein  hoher  japanischer  Würdenträger :  Woka-moto ,  Statthalter  von  Jetsi-go ,  der 
sich  in  früherer  Zeit  nach  China  geflüchtet  hatte  und  in  dem  feindlichen  Heere  eine 
Anführerstelle  bekleidete,  die  Feste  zur  Uebergabe  auf.  In  Betracht,  dass  die  ganze 
Besatzung  in  fünf  oder  drei  Tagen  den  Hungertod  gestorben  sein  würde,  willigten  die 
drei  Heerführer  ein,  am  dritten  Tage  des  ersten  Monates  des  künftigen  Jahres  die  Bedin- 
gungen wegen  Uebergabe  zu  beschwören.  An  dem  bestimmten  Tage  hierzu  aufgefordert, 
antworteten  die  Heerführer  ausweichend,  worauf  die  Feste  wieder  vom  di-itten  Tage  des 
Monats  bis  ffcffen  das  Ende  des  fünften  bestürmt  wurde. 

Endlicli,  am  sechsten  Tage  des  ersten  Monats,  erscliien  ein  von  dem  obersten  Heer- 
fülii-er  Fide-aki  befehligtes  Kriegsheer,  schlug  die  hunderttausend  feindlichen  Reiter  in 
die  Flucht  und  entsetzte  die  Feste.  Die  beinahe  verhungerte  Besatzung  wurde  zur  See 
in  die  Heimatli  zurückgebracht  und  in  die  Feste  eine  neue  Besatzung  gelegt.  0-o-gawutsi, 
der  unter  dem  Statthalter  von  Fi-da  den  Feldzug  mitgemacht  und  die  Leiden  der  Bela- 
gerung von  Uru-san  ertragen  hatte,  lebte  seitdem  an  dem  Hofe  von  Mijako  und  berichtet 
in  seinem  Tagebuche  nur  noch  über  die  Abberufung  Fide-aki's  und  den  im  dritten 
Jahre  des  Zeitraumes  Kei-teö  (1598)  erfolgten  Tod    des  Kuan-baku  Fide-josi. 

Die  einzelnen  Gegenstände  dieses  für  die  Geschichte  des  coreanischen  Feldzuges 
und  auch  für  die  Kenntniss  Japans  so  wichtigen  Tagebuches  sind  so  mannichfaltig,  dass 
sie  nicht  im  Allgemeinen  angedeutet,  sondern  ei'st  bei  der  Durchlesung  des  Werkes 
erfasst  werden  können.  Was  die  oben  erwälniten,  übrigens  gar  nicht  umfangreichen  Zu- 
sätze betrifft,  so  wird  Kijo-masa  nur  auf  dem  Titel  des  Buches,  nirgends  jedoch  in  dem 
Texte  als  deren  Verfasser  genannt.  Kijo-masa  ist  Ka-to  Kijo-masa,  als  Heerführer  der 
Gefährte  Kadzu-josi's,  unter  welchem  0-o-gawutsi  diente. 

Einiffe  Namen  von  Personen  werden  in  dem  P)\u'lie  öfter  auf  verschiedene  Weise 
ausgedrückt.     Es  sind  hauptsächlich  die  folgenden: 

Denkschriften  der  pliil.-liist.  Cl.  XXIV.  Bd.  10 


74  Pfizmaier. 

()-o-ta  fi-da-no  kami,  0-o-ta,  vStatthalter  von  Fi-da.  Auch  0-o-ta  fi-da-no  kami  kadzü- 
josi^  0-o-ta,  Statthalter  von  Fi-da,  Namens  Kadzu-josi,  0-o-ta  kadzü-josi  oder  einfach 
Kadzü-josi. 

Ka-to  kazüje-no  kami,  Ka-to,  Haupt  dei-  Rechnungen.  Auch  Ka-to  kazüje-no  kami 
kijo-masa,  Ka-to,  Haupt  der  Rechnungen,  Namens  Kijo-masa,  Ka-to  kijo-masa  oder  einfach 
Kijo-vhasa. 

Sa-kib  dai-hu  juki-naga,  der  Grosse  der  Hauptstadt  zur  Linken,  Namens  Juki-naga. 
Auch  bloss  Sa-kib  dai-hu,  der  Grosse  der  Hauptstadt  zur  Linken,  oder  einfach  Juki-naga. 
In  dem  im  Anfange  gegebenen  Verzeichnisse  der  Anführer  heisst  dieser  Mann  Ka-i-no 
kokn-siu  asa-no  sa-kib-no  dai-hu^  Asa-no,  Vorgesetzter  des  Reiches  Ka-I,  Grosser  der 
Hauptstadt  zur  Linken. 

0-o-gawutsi  wird  in  den  oben  erwähnten  Zusätzen   Fide-moto  genannt. 

Bei  Männern,  welche  die  Stelle  eines  Statthalters  bekleiden,  wird  bisweilen  bei 
Anreden  auch  der  Name  der  betreffenden  Provinz,  gefolgt  von  Dono  oder  sama  ,Herr', 
oder  der  auf  %  siA  , Landschaft'  endende  abgekürzte  Provinzname  statt  des  Personen- 
namens gebraucht.  Z.  B.  Fi-da  dono  oder  fi-da  sama,  Herr  Fi-da,  d.  i.  Statthalter  von 
Fi-da.  Fi-siü  für  fi-da.  nämlich  Statthalter  von  Fi-da.  Sa-sii)  für  Sa-do,  nämlich  Statt- 
halter von  Sa-do. 

Die  den  Geschlechtsnamen  als  Theile  des  Namens  angehängten  Wörter  bezeichnen 
im  Japanischen  oft  eine  Würde  oder  ein  Amt.  In  den  älteren  Zeiten  bedeutete  dieses, 
dass  der  Träger  des  Namens  noch  kein  Amt  bekleidete,  jedoch  auf  irgend  eines,  wenn 
auch  nicht  das  genannte,  Anspruch  hatte.  Hierher  gehören  Ausdrücke  wie  ^  ^|5  ta-rb 
,erster  Leibwächter',  H  ^P  sabiirb  ,dritter  Leibwächter',  -{^  ß|5  sit.si-rb  ,siebenter  Leib- 
wächter', ^  P^  e-mon  ,Thor  der  Leibwache',  ^  ^  ßi-e  ,Leibwache  der  Waffen'  und 
andere.  Seit  den  Zeiträumen  Wo-nin  (14-67  bis  14ß8)  und  Bun-mei  (1469  bis  1486)  wurde 
es  Sitte,  dass  auch  Kriegsleute  und  Menschen  des  Volkes,  ohne  hierzu  ein  Recht  zu 
haben,  sich  solche  Namen  beilegten.'  Der  Verfasser  dieser  Abhandlung  hat  dergleichen 
Ausdrücke  in  seiner  ,Geschichte  Japans  in  dem  Zeiträume  Bun-jei'  und  der  ,Geschichte 
der  Mongolenangriffe  auf  Japan',  weil  die  darin  erzählten  Begebenheiten  noch  in  die 
Zeit  vor  den  eben  genannten  Zeiträumen  fallen,  in  Uebersetzung,  in  dem  hier  bearbei- 
teten Tagebuche  jedoch,  das  von  einer  späteren  Zeit  handelt,  durch  die  japanischen 
Laute  wiedergegeben.  Andere  Benennungen  wie  Sa-je-mon-deo  ,Zugesellter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken'  bezeichnen  den  Träger  des  Namens  wirklich  als  den  Inhaber 
eines  gewissen  Amtes  und  wurden  übersetzt. 

Die  in  dem  Buche  vorkommenden  coreanischen  Ortsnamen,  die  wohl  ohne  Aus- 
nahme chinesischen  Ursprungs  sind,  wurden  überall  in  der  von  dem  Verfasser  oder  dem 
Herausgeber  hinzugefügten  japanischen  Aussprache  gesetzt  und  bleibt  die  Angabe  der 
coreanischen  Lesarten  den  ^Darlegungen  aus  der  Geschichte  und  Geographie  Corea's' 
vorbehalten.     Beispielsweise  werde  einstweilen  angeführt: 

t|»  ^    y^''    ^>    Tsiku-siaku-tai.     Chinesische  Aussprache :     Tschung-thsing-tao.     Corea- 
nische  Aussprache:     Tsjung-tsjöng-to. 

^j    ^^    ^^     Teru-ra-tai.      Chinesische    Aussprache:     Thsiuen-lo-tao.      Coreanische 

Aussprache:     Tsfön-la-to. 


•    Aus  dem  Sio-gen-zi-k6  bei  dem  Worte   ^    ^|5  la-rh  (Classe  der  Menschen). 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corka.  75 

^Z  \ht  Urn-mn.  Chinesische  Aussprache:  Yo-schan.  Coreanische  Aussprache: 
Jor-san. 

Der  Text  des  Originals  ist  in  chinesischer  Thsao-Schrift  und  Firokana,  die  erstere 
grösstentheils  mit  der  Aussprache  versehen,  gedruckt.  In  der  romanischen  Umschreibimg 
wurden  diejenigen  Wörter  chinesischen  Ursprungs,  welche  in  dem  japanisch-chinesischen 
Wörterbuche  Sio-gen-zi-kö  *  fehlen  und  nicht  schon  in  der  ,Geschichte  Japans  in  dem 
Zeiträume  Bim-jei'  und  in  der  ,Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan'  angemerkt 
wurden ,  durch  chinesische  Zeichen  ausgedrückt ,  Wiederholungen  jedoch ,  wo  es  nicht 
die  Deutlichkeit  erforderte,  vermieden.  Die  Setzung  des  chinesischen  Zeichens  in 
bekannten  einsylbigen  und  anderen  Wörtern  geschah  selten  und  niu-  dann,  wenn  hin- 
sichtlich desselben  ein  Zweifel  obwalten  konnte. 

Auch  in  der  romanischen  Umschreibung  müssen ,  wie  mehr  oder  weniger  in  allen 
Sprachen,  Schrift  und  Aussprache  unterschieden  werden.  Die  Schrift  besagt,  wie  ein 
Wort  ausgesprochen  werden  soll  oder  ausgesprochen  wurde.  Nur  auf  diese  Weise  können 
Mundarten  und  wechselnde  Sitte  Berücksichtigung  hnden.  Man  schreibt  somit  besser 
ßde-josi^  sitsi.  fito,  fana,  feki-jeki,  fori,  fsiri,  sitltsü-zib  und  kann  mundartlich  hide-joschi, 
schitschi,  hlto  oder  sto,  hmia.  heki-jeki  oder  hek-jek,  hori,  tschiri,  schuU-dyo  aussprechen. 
Die  jetzt  allgemein  gebräuchlichen  Zusammenziehungen,  Elisionen  \md  die  veränderte 
Aussprache  einiger  Labialen  in  der  Mitte  des  Wortes  sind  übrigens  ersichtlich. 

Die  deutsche  Uebersetzung  schliesst  sich  so  treu  als  irgend  möglich  dem  Originale 
an.  Nur  die  Perioden  mussten ,  ihrer  Länge  wegen,  gewöhnlich  in  mehrere  kleinere 
abgetheilt  werden.  Bemerkt  werde  indessen,  dass  die  meisten  japanischen  Redensarten 
sich  nicht  wörtlich  im  Deutschen  wiedergeben  lassen ,  dass  Vieles  gegen  Logik  der 
Sprache  und  gegen  Deutlichkeit  verstösst,  wesshalb ,  selbst  bei  grösster  Klarheit  des 
Textes,  hinsichtlich  des  deutschen  Ausdruckes  in  fast  fortlaufender  Reihe  Anstände  und 
Schwierigkeiten  entstehen.  Bei  eigenthümlichen  Ausdrücken  wurde  die  japanische  Grund- 
bedeutung beizubehalten  und  der  reine  deutsche  Ausdruck  zu  ermitteln  gesucht.  Die 
für  den  edleren  Styl  nicht  geeigneten  Fremdwörter  sind  daher  nach  Tliunlichkeit  beseitigt 
und   durch   echt  deutsche  ersetzt  worden. 


0-o-gawutsi  Mo,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  Minamoto  Ason 

Fide-moto  schreibt : 


So-mu-su-rno  tai-sib-koku  ziu-itsi-wi  saki-no  kiian-baku  dai-zeo-dai-zin  tojo-tomi-no 


fide-josi-ko-wa  ^  '}^  sö-kai  hn-s6-no  mei-sio  nari.  Sen-kun-no  ata-wo  mukui  si-kai-no 
giakii^sin-wo  tairage  toku-aru-ico  age  ko-aru-wo  sid-si  mata  ^  ^  fo-kib-ioo  tomasaru-to 
i-iki-ni  tsn-zi-fossi-te  tsükai-wo  ted-sen-ni  tsükmvasi  siko-site  notsi  den-ka  fei-ioo  fassi  koi^e-wo 
sei-bassü.  Ikusa  sükosi-ku  ^Ij  ri  ari  jnje-ni  J^  ^  kei-tsio  "T  M  fi-''"-^  to-no  tm-i  knan- 
zei-no  fei-wo  fa.ssi   mata    o-ui-ni  kore-wo    fjE   sei-su.    ^   Jo  o-o-ta  ß-da-no  kami-no  bakka-ni 

'  Sin-^e.n-zi-k-o  ist  noch  immer  das  einzige  Wörterbuch,  mit  dessen  Hilfe  man  einen  japanisclien  Text  zu  lesen  und  zu  ver- 
stehen im  Stande  ist,  vorausgesetzt,  dass  man  eine  hinreichende  Kenntniss  des  Chinesischen  besitzt  und  sich  das  Aufsuchen 
zu  erleichtern  weiss.  So  schätzbar  auch  das  von  Hcpburii  verfasste  Wörterbuch  durch  seine  Phraseologie  und  Aufklärungen 
über  vieli'  Ausdrücke  der  Umgangssprache  ist,  enthält  es  doch  nicht  mehr  als  etwa  den  vierten  oder  sechsten  Theil  der  in 
sämmtlichcn  Literaturwerken  älterer  und  neuerer  Zeit  vorkommenden  Wörter.  Uebrigens  ist  auch  Sio-gcn-zi-ko  noch  sehr 
weit  von   Vollständigkeit  entfernt. 

10* 


yg  Pfjzjiaikr. 

an-te  uma-no  tsiri-wo  6  koto-ico  jp-tari  juje-ni  sitasi-h(  miru  tokoro-no  koto-wo  motte  sirusi-te 
si-son-ni  nokosü  koto  nari. 

Der  grosse  Reiclisgehilfe ,  der  zu  der  nachfolgenden  ei'sten  Rangstufe  gehörende 
frühere  Kuan-baku  und  grosse  Diener  der  grossen  Lenkung  ,  Fürst  Fide-josi  von  Tojo- 
tomi  ist  ein  berühmter  Heerführer,  der  innerhalb  aller  Meere  nicht  seines  Gleichen  hat. 
Er  rächte  den  früheren  Gebieter,  unterwarf  die  widerspänstigen  Diener  der  vier  Meere, 
erhob  die  Tugendhaften ,  belohnte  die  Verdienstvollen.  Um  die  Landesgränzen  zu 
bereichern,  wollte  er  noch  mit  den  Ländern  der  fremden  Gränzen  verkehren  und  schickte 
Gesandte  nach  Teo-sen.  Hierauf  entsandte  das  Haus  des  Kuan-baku  eine  Streitmacht 
und  strafte  dieses  Land  durch  Eroberung.  Das  Heer  trug  wenig  Vortheil  davon.  Dess- 
wegen  entsandte  er  in  dem  Zeiträume  Kei-tsiö,  in  dem  Jahre  Ting-yeu  (34),  die  Streit- 
macht des  Westens  des  Gränzpasses  und  verhängte  wieder  in  grossem  Masse  über  dieses 
Land  Eroberung.  Ich  befand  mich  unter  der  Fahne  0-o-ta's,  Statthalters  von  Fi-da, 
vmd  brachte  es  dahin,  dass  ich  den  Staub  seines  Pferdes  verfolgte.  Desswegen  schrieb 
ich  das ,  was  ich  mit  eigenen  Augen  sah ,  nieder  und  hinterlasse  es  den  Söhnen  imd 
Enkeln. 


0-o-gawutsi  Mo,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  Minamoto  Ason 

Fide-moto  schreibt: 

Kei-teo  ni-nen  fi-no  to-no  tori  san-guatsü  ziü-fatsi-nitsi  ko-si  tsiku-zen  tsiü-na-gon  ^  g^ 
fide-aki-ku-ivo  motte  teo-sen  sei-batsü-tio  tai-sib-gun-to  site  ko-rai-koku  fu-san-kai-no  zid-siu-ni 
nin-zu.  0-o-ta  fida-no  kami  kuma-gaje  kura-no  j^  zio  ^-  }\\  faja-kaiva  svU-me-no  "^  ko-uto 
kake-fi  i-dzumi-no  kami  jji§  j^  fuku-wara  u-ma-no  süke  mo-rl  min-hu  tai-fu  Yi  4*  ^'^^^ 
naka  i-dzü-no  kami-wo  motte  sio-gun-no  bti-gio-to  site  ai-sitagb  gtm-zei  bi-zen-no  nki-da  tsiü- 
na-gon  a-ki  mo-ri  tsiü-na-gon  mo-ri  sai-sib  fatsi-sü-ka  a-wa-no  kami  ka-to  sa-ma-no  süke 
i-koma  tita-no  kami  onazi-ku  tsiaku-si  sanu-ki  kami  do-db  sa-do-no  kami  teö-so-ka-be  to-sa-no 
kami  tvaki-zaka  naka-tsükasa  ^  ^  sib-fu  (seö-ju)  kuru-sima  idzümo-no  kami  ike-da  i-jo-no 
kami  wo-gawa  sa-ma-no  süke  süge-saburo  feö-e-no  ^■f  zeö  onazi-kih  wototo  e-mon  fatsi-ro 
sima-dzü  fed-ko-no  kami  ka-td  kazüje-no  kami  ko-nisi  tsü-no  kami  tera-zawa  si-ma-no  kami 
naka-gaiva  siu-ri-no  dai-bu  tatsi-hana  sa-kon-no  sib-gen  nabe-sima  sina-no-no  kami  ko-tera 
ka-i-no  kami  matsüra  bi-zen-no  kami  jana-gaiva  tsüsi-ma-no  kami  fa-siba  feö-ko-no  kami  i-to 
min-bu  ta-jü  mo-n  i-ki-no  kami  onazi-ku  tsiaku-si  bu-zen-no  kami  sima-dzü  mata-sitsi-rö 
^  ^  aki-tsüki  saburo  taka-fasi  ku-ro  sagara  sa-feö-e  süke  si-ma-no  koku-siü  ku-ki  o-o-sümi-no 
kami  ka-i-no  koku-siü  sa-no  sa-kid-no  dai-bu,  dai-sib-mib  si-ziü-ni-nin  sono  sei  tsü-gb  itsi-ziü- 
roku-man  san-sen-jo  ,^  ki. 

Am  achtzehnten  Tage  des  dritten  Monates  des  zweiten  Jahres  des  Zeitraumes  Kei- 
teö,  Jahr  Fi-no  to-no  tori  (1597  n.  Chr.) ,  ernannte  man  den  Fürstensohn  Fide-aki, 
mittleren  ßath  von  Tsiku-zen,  zum  erobernden  und  angreifenden  grossen  Heerführer  für 
Teo-sen  (Corea)  und  betraute  ihn  mit  der  Stelle  eines  Vorgesetzten  der  Feste  von  Fu- 
san-kai  in  dem  Reiche  Kö-rai.  Man  ernannte  0-o-ta,  Statthalter  von  Fida,  Kuma-gaje, 
Zugetheilten  der  Kammer,  Faja-kawa,  Haupt  des  Vorgesetzten  der  Pferde,  Kake-fi,  Statt- 
halter von  Idzumi,  Fuku-wara,  Gehilfen  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Rechten,  Mo-ri, 
grossen  Stützenden  der  Abtheilung  des  Volkes,  und  Take-naka,  Statthalter  von  Idzu,  zu 


Der  Feldzug  dkr  Japaner  gegen  Corea.  77 

Oberaufseliem  der  Kriegslieere.  In  dex-  untergebenen  Heeresmacht  befanden  sich  Uki-da, 
mittlerer  Rath  von  Bi-zen,  M6-ri,  mittlerer  Rath  von  Aki,  M6-ri,  Vorgesetzter  und  Reichs- 
gehilfe, Fatsi-su-ka,  Statthalter  von  Awa,  Ka-to,  Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde  zur 
Linken,  I-koma,  das  Haupt  der  gi-ossen  Musik,  sein  denselben  Namen  führender  recht- 
massiger Sohn,  Statthalter  von  Sanu-ki,  D6-dö,  Statthalter  von  Sado,  Teo-so-ka-be,  Statt- 
halter von  Tosa,  Waki-zaka,  mittlerer  Vorsteher  und  kleiner  Stützender,  Kuru-sima, 
Statthalter  von  Idzumo,  Ike-da,  Statthalter  von  Ijo,  "\Yo-gawa,  Gehilfe  des  Vorstehers 
der  Pferde  zur  Linken,  Suge  Saburö,  Zugetheilter  der  bewaffneten  Leibwache,  sein  den- 
selben Geschlechtsnamen  führender  jüngerer  Bruder  E-mon-fatsi-ro,  Sima-dzu,  Haupt  der 
Rüstkammer,  Ka-to,  Haupt  der  Rechnungen,  Ko-nisi,  Statthalter  von  Setsu,  Tera-zawa, 
Statthalter  von  Si-ma,  Naka-gawa,  der  die  Grundsätze  ordnende  Grosse,  Tatsi-bana,  der 
Beruhiger  der  nahen  Leibwache  zur  Linken,  Nabe-sima,  Statthalter  von  Sina-no,  Ko- 
tera,  Statthalter  von  Ka-i,  Matsura,  Statthalter  von  Bi-zen,  Jana-gawa,  Statthalter  von 
Tsusi-ma,  Fa-siba,  Haupt  der  Rüstkammer,  I-tö,  der  grosse  Stützende  der  Abtheilung 
des  Volkes,  M6-ri,  Statthalter  von  I-ki,  sein  denselben  Geschlechtsnamen  führender  recht- 
mässiger Sohn,  Statthalter  von  Bu-zen,  Sima-dzu  Mata  Sitsi-r6,  Aki-tsuki  Saburo,  Taka- 
fasi  Ku-ro,  Sagara,  Gehilfe  der  bewaffneten  Leibwache  zur  Linken,'  Ku-ki,  Reichs- 
vorgesetzter von  Si-ma,  der  Statthalter  von  0-o-sumi,  Asa-no,  Reichsvorgesetzter  von 
Ka-i,  der  Grosse  der  Hauptstadt  zur  Linken.  Es  waren  zweiundvierzig  grosse  und  kleine 
Fürsten.  Deren  Macht  bestand  im  Ganzen  aus  einhundert  drei  und  sechzig  tausend  Reitern. 


Tai-sih-koku  ^  "^  ßde-josi-ko  fide-aki-ko  tsügl-ni  sio-tai-sio-ivo  mesi-te  zib-i-ni  ziaku-nen 
nare-domo  ziü-roku-sai-no  ßde-aki  mib-dai-no  zib-sib-gun  tari.  Sio-zi  ßde-aki-no  ge-dzi-ni 
sitagv-besi.  Sio-giin-zei  zib-ge-no  fatarakl  kb-iootsü  akiraka-ni  zen-aku  ajamarazu  fabakarazü 
ari-jb-ni  gon-zib-su-besi.  Sono  tarne  nana-kasira-no  bu-gib  rei-sia  J^  ^  zib-kiio,n-no  ki-sib-mon 
sasi-agu-beki-no  mune  o-ose  cm  sünawatsi  den-tsiü-ni  oi-te  sitsi-nin-no  go-bii-gib  ki-sib-mon-ioo 
sitatame  go-ken-si  ^  ^  toku-zen-in  inin-bv  ^^  kih  ^  fp  fd-in  o-o-no  sih-ri  dai-bu-wo 
motte  age-tate-matsüri-keru. 

Der  grosse  Reichsgehilfe  Fide-josi  berief  Fide-aki  und  hierauf  sämmtliche  Heer- 
führer zu  sich.  Dem  hohen  Willen  gemäss  war  der  sechzehnjährige  Fide-aki,  ungeachtet 
seiner  Jugend,  der  oberste  Heei-führer.  Alle  Dinge  sollten  nach  den  Weisungen  Flde- 
aki's  eingerichtet  werden.  Die  Leistungen  der  Höheren  und  Niederen  in  dem  Heere  sollten 
je  nach  ihrer  AVichtigkeit  deutlich  und  thatsächlich  so,  dass  man  sich  hinsichtlich  des 
Guten  und  Schlechten  nicht  irre,  noch  sich  fürchte,  gemeldet  werden.  Zu  diesem  Zwecke 
wurde  der  Wille  ausgesprochen,  dass  die  sieben  Oberaufseher  die  beschworene  Schrift 
der  oberen  Rollen  des  geistigen  Altares  darreichen  mögen.  Die  sieben  Oberaufseher 
schrieben  sodann  in  der  V^orhalle  die  beschworene  Schrift  und  überreichten  sie  durch 
den  untersuchenden  Abgesandten ,  den  Reichsminister  der  Abtheilung  des  Volkes  in 
dem  Palaste  Toku-zen,  den  Vorgesetzten  der  Siegel  der  Vorschrift,  den  die  Grundsätze 
ordnenden  Grossen  von  O-o-no. 


'    Die  hier  genannten   fünf  Männer  sind  Anfiilircr  unter  der  l-'aliue  des  Stattlialter»  von  Iki. 


78  Pfizmaier. 

Kb-rai-koku-no  gun-tsiCi  on-feki-sio-no  si-dai.  ,Die  Mauerinschriften  bei  dem 
Kriegs lieere   des   ßeiches   Kö-rai'. 

Kon-do  gun-tsiü  sio-zei  zib-ge-no  fataraki  akiraka-ni  sen-saku-wo  kiwame  zen-akit-wo 
itsüwarazü  fide-aki  ura-fan-wo  motte  sitsi-nin-no  bu-gib  gon-zio-tsükamatsürur-heki  koto. 

Die  sieben  Oberaufselier  sollen  die  Leistungen  der  Höheren  und  Niederen  in  dem 
Heere  für  den  diessmaligen  Feldzug  auf  das  Genaueste  untersuchen  und,  ohne  Gutes 
oder    Schlechtes    zu    erlügen,    mit    dem    inneren  Siegel  Fide-aki's    die  Meldung    bringen. 


Ziü-roku-man  ,^  ki  to-kai-no  gun-zei  zib-ge  J^  ,^  nin-ba  ^  ^  bu-raaru-td-ni  itario 
made  itsi-bai-no  fu-tsi-ni  kudasü  koto.  Tadasi  uma  ippikl  fito-fi-no  kai-rib  dai-dzü  roku-sio 
kome  si-si6-tam-heki  koto. 

Den  Höheren  und  Niederen,  den  Menschen  und  Pferden  des  Heeres  von  einhundert 
sechzigtausend  Reitern,  welches  über  das  Meer  setzt,  selbst  den  Dienstleuten,  verabreicht 
man  doppelte  Rationen.  Jedoch  für  ein  Pferd  soll  das  tägliche  Futter  sechs  Gantang 
grosse  Bohnen  und  vier  Gantang  Reis  betragen. 


Bu-gib  nana-kasira  te-mai  dai-kuan-sio-no  kome-iri  si-dai  ka-tsiü-no  nin-ba  migi-no 
gotoku  tsükavMsü-beki  koto. 

Sobald  in  Gegenwart  der  sieben  Oberaufseher  der  Reis  des  Ortes  der  stellver- 
tretenden Obrigkeit  hereinkommt,  soll  man  ihn  für  Menschen  und  Pferde  in  den  Häusern 
so  wie  oben  übersenden. 

Fide-aki  maje-ni  oi-te  ha7i-zi  ono-ono-no  sb-dan  itasi-te  ta-bun-no  ko-zib-ni  tsüki-te  zen- 
aku-no  raku-dziaku  kiivamu-beki  koto. 

In  Gegenwart  Fide-aki's  soll  über  die  zehntausend  Dinge  ein  Jeder  sich  besprechen 
und  bei  der  mündlichen  Meldung  Gutes   und  Schlechtes  genau  bestimmen. 


Sitsi-nin-no  bu-gib-wo  karon-zi-tate-wo  tsüku  mono  köre  aru-ni  oi-te-wa  gon-zih-ni  ojobazü 
ßde-aki  kitto  kaki-mbsi-tsiiku-beki  koto. 

Wenn  es  vorkommen  sollte ,  dass  Jemand  sich  gegen  die  sieben  Oberaufseher 
geringschätzig  benimmt,  so  kann  man  dieses  nicht  mündlich  melden,  man  soll  es  bei 
Fide-aki  mit  Sorgfalt  schriftlich  melden. 


Te-date  bu-riaka-mo  wakimajezü  mi-awase-mo  sirazii  wotsi-do-no  fataraki-tsükamatsüri- 
gamasi-ki  koto. 

Wenn  man  den  Plan  und  die  Kriegslist  nicht  versteht,  nicht  Umschau  zu  halten 
weiss,  begeht  man   Verstösse. 

Fide-josi-no  m.utsi-kage-wo  motte  kb-rai-koku-7io  fakka-do-wo  saki-to  site  tai-min-koku-oo 
i-fiaku-jo-siü    nan-ban    ki-ri-si-tan-koku    sono   foka   ^    %    en-to-ni    itaru-made    bu-mei-wn 


Der  Feldzug  der,  Japaner  gegen  Corea.  79 

kagiri-ni  kiri-toru-besi.  I-koku  gun-bib-no  kubi-dzüka-ivo  nippon-mi  sirusi-o-ose-tsüku-beki  koto. 
Katsü-wa  iva-kan  ko-ki-no  tarne  nari.  Sikare-ba  sünawatsi  zen-zib-no  kb-mib-wa  iü-ni  ojobazü 
ro-niaku  nan-nio  s6-zoku-ni  kagirazü  sidzü  jama-katsü-ni  itaru-made  amaneku  nagi-kitte  kubi- 
kazü-tvo  nippon-je  ivatasü-beki  mono-nari. 

Durch  den  Schatten  der  Peitsche  Fide-josi's  soll  man  die  acht  Wege  des  Reiches 
Kö-rai  voranstellen ,  dann  in  den  vierhundert  Landstrichen  des  Reiches  des  grossen 
Ming,  in  dem  Reiche  der  südlichen  Barbaren,  der  Christen,  ausserdem  selbst  auf  den 
fernen  Inseln,  bis  zu  der  Gränze  des  Kriegsbefehls,  niederhauen  und  ergreifen.  Die 
Kopfgräber  der  Kriegsleute  des  fremden  Reiches  soll  man  in  Nippon  bekannt  geben 
lassen.  Es  ist  überdiess  wegen  späterer  Erwähnung  in  Nippon  und  Han.  Da  es  so  ist, 
braucht  man  von  dem  Ruhme  (den  abgeschlagenen  Köpfen)  der  Kampfplätze  nicht  zu 
sprechen.  Nicht  bloss  Jung  und  Alt,  Männer  und  Weiber,  Priester  und  Laien,  selbst 
die  gemeinen  Bergbewohner  soll  man  insgesammt  niederhauen  und  die  Köpfe  hinüber 
nach  Nippon  bringen.  

Migiri-no  deo-deö  oi-te  ai-somitku-ioa  kei-dziU-ni  jotte  kitto  simsi-o-oxe-tsükii-beki  mono  nari. 
Wenn  Jemand  den  obigen  Punkten  zuwider  handelt,  soll  man  es,  je  nach  dem  der 
Fall  leicht  oder  schwer  ist,  zuverlässig  zur  Kenntniss  bringen  lassen. 


Migiri-no  on-feki-sio-no  on-siu-in  nana-kasira-no  go-bu-gib-ni  sirusi-okosi-keru. 
Die    obigen  Mauerinschriften    mit    dem    rothen  Siegel    wurden    den   sieben  Oberauf- 
sehern zur  Wissenschaft  übersendet. 


Go-guatsü  ni-ziü-itsi-nitsi  tsiku-zen-no  tai-siu  ko-inon  fide-aki-kö  go-siutsü-dzin  on-kado- 
ide-no  on-me-inije-to  site  go-to-zib  si-ziü-jo-nin-no  dai-seo-mib  on-tomo-tsükamatsüru  tokoro-ni 
fide-josi-kö  go-ki-gen  joktc  sina-sina  sirusi-o-ose-tsükuru.  On-ko-sode  snn-ßaku  on-katabira 
go-fiaku  on-sitoje-mono  san-ßaku  kin-gin  ^  ^  no  on-tatsi  nami-ojogi  bi-zen  ^  kane  3fe 
710  on-ko.ti-no  mono  on-uma  itsü-tsü  ßde-aki-kib  go-fai-rib  sio-tai-sio-iao  koto-gotokit  on-ko-sode 
on-katabira-tö  kazü-kazü  kin-gin-wo  fai-rib-sü. 

Am  einundzwanzigsten  Tage  des  fünften  Monats  verliess  der  Statthalter  von 
Tsiku-zen ,  der  mittlere  Rath  Fide-aki  das  Lager  und  stattete  dabei  den  Besuch  vor 
dem  Antritte  der  Reise  ab.  Als  er  zu  der  Feste  emporstieg  und  vierzig  grosse  und 
kleine  Fürsten  ihn  begleiteten .  war  Fide-josi  gut  aufgelegt  und  brachte  verschiedene 
Dinge  zur  Kenntniss.  Dreihiuidert  kleine  Aermel ,  fünfhundert  Sommerkleider,  drei- 
hundert einfache  Kleider,  Gold  und  Silber,  lange  Schwerter  von  Tsiö-mitsu,  Degen  des 
Schwimmens  in  den  Wellen  von  Kane-mitsu  aus  Bi-zen  und  fünf  Pferde  waren  die  Ge- 
schenke für  Fide-aki.  Sämmtliche  Heerführer  erhielten  kleine  Aermel,  Sommerkleider  und 
vieles  Gold  und  Silber  zu  Geschenken. 

Fide-aki-kö  go-za-bune  go-   ^    Jt,   zib-ge    tojo-tosi-fasi-jori  go-sen-dzin-ni  süsümase-tamb. 

Ono-ono  dai-seo^mib-mo  tojo-tosi-fasi  kage-fasi-jori  fune-ni  tori-nori  omoi-omni-no  muma-zirusi 

fune-no  omote-ni  osi-tatefo-ro  fata  sasi-mono  jnmi  jari  tepp6-wo  motie  fune-ni  kazari  ije-ije-no  ^ 

mon  am   ^    maku-wo  fasirakasi  ßto-te-ßto-te-ni    osi-kudaru.      De-bune-no    kisami    sio-nin-no 

sai-si  irna-wo  kagiri-no  toakare-to  omui-keru-ni-ja  fbtoki-mo  ijasi-ki-mo  fwne-no  nagisa-ni  okiiri- 


80  Pfizmaier. 

idete  otoko-no  fune-ni  tori-notte  joroi-no  sode  kusa-süri-ni  tori-tsükete  onazi-mitsi-ni-to  naki- 
sakebu.  Si-dai-si-dai-no  de-bune  nare-ba  sania-zama  keo-kun-si  fime-no  naka-jori  tori-orosi 
fune-wo  isoi-de  osi-idasü.  Sibaraku,  fune-wo  mi-okuri-te  nani-wo  kagiri-no  tsüju-no  mi-wo 
nagaki  wakare-no  muno-omoi  sümi-kojeni  koso  onazi-mitsi  nare~to  iü-mo  ajezü  u-dzi-gawa-ni 
tobi-iri-te  sidzümu-mo  ari  tsutaje-klku  inisije-no  matsüra  sa-jo-sime-(fime)  to  jaran  to-koku 
fune-no  na-gori-ivo  sitai  sen-kata  nami-ni  sode-wo  nurasi  si-dai  naglsa-ni  sidzümi-si-to 
jaran-mo  kore-ni-wa  ika-de-ka  masaru-beki  zib-ko-mo  ima-mo  matsü-dai-mo  tamesi  sükunaki 
kado-ide  okuri  miru-ni  namida-wa  kazü  snje-keru. 

Fide-aki  fuhr  in  dem  kaiserlichen  Schiflfe  von  der  unter  der  Feste  befindlichen 
Brücke  Tojo-tosi  gegen  die  vorderen  Ordnungen  des  Heeres.  Die  grossen  und  kleinen 
Fürsten  nahm  man  bei  der  Brücke  Tojo-tosi  und  der  Brücke  des  Schattens  in  Schifte 
aiii',  pflanzte  beliebige  Feldherrnflaggen  auf  die  Oberfläche  der  Schiffe,  machte  aus  Eücken- 
panzern,  Fahnen  und  AVimpeln,  Bogen,  Lanzen  und  Flinten  Zierrathen  für  die  Schifte, 
Hess  die  mit  den  Abzeichen  der  Häuser  versehenen  Vorhänge  einherlaufen  und  fuhr  zu 
den  verschiedenen  Abtheilungen  herab.  Zur  Zeit  der  Abfahrt  kamen  alle  Gattinnen  und 
Kinder,  wohl  in  der  Meinung,  dass  jetzt  die  vorgeschriebene  Trennung  sei,  die  vor- 
nehmen sowohl  als  die  gemeinen,  zur  Begleitung  an  das  Ufer,  wo  die  Schiffe  lagen. 
Die  Männer  nahmen  sie  in  die  Schiffe,  näherten  sie  den  Panzerärmeln  und  Hüften- 
harnischen, sagten,  es  sei  auf  denselben  Wegen  und  weinten  und  schrien.  Da  es  eine 
allmälige  Abfahrt  war,  gaben  sie  ihnen  allerhand  Belehrungen,  Hessen  sie  von  den 
Schiffen  herab  und  stiessen  dann  eilig  die  Schiffe  fort.  Jene  begleiteten  die  Schiffe  eine 
Zeitlang  mit  den  Blicken  und  kehrten  mit  dem  Gedanken  der  ewigen  Trennung  des 
irgendwie  begränzten  gleich  dem  Thau  vergänglichen  Leibes  in  die  Wohnungen  zurück. 
Es  geschah  auch,  dass  sie,  nicht  wai-tend,  bis  es  derselbe  Weg  sein  würde,  sich  in  den 
Fluss  U-dzi  stürzten  und  versanken.  Die  Sehnsucht  der  vornehmen  Tochter  Sa-jo  von 
Matsura  nach  dem  Schifte  des  chinesischen  Reiches  in  alter  Zeit,  wovon  man  in  der 
Ueberlieferung  liört,^  wie  könnte  es  mehr  sein,  als  in  den  Wellen  den  Aermel  befeuchten 
und  bei  dem  Ufer  versinken?  In  dem  hohen  Alterthum,  in  der  Gegenwart  bis  zu  den 
letzten  Zeitaltern  sind  der  Beispiele  wenige.  Indem  man  die  Begleitung  bei  dem  An- 
tritte der  Reise  sah,  gab  man  Thränen  in  Menge  hinzu. 

Ori-si-mo  koro-tva  sa-vddare-no  sora-fuku  kaze-ni  sasowarete  side-(ßde-Jaki-k6  on-fune-wa 
sessiü  o-o-zaka-ni  tsiaku-se-tamaje-ba  moro-fune  jodo  jama-zaki-ni  juraje  go-dzin-wa  imada  fusi- 
mi-ivo  ide-jarazü  san-fiaku-roku-ziü-jo-teS  kau-a-midzü-no  uje  nisiki-ioo  sarasü  gotoku-nite  j^  ^ 
sei-ki  fi-wo  u-oi-tari.  Ni-ziü-ni-nitsi  tai-sw-gun-ko-wo  fazime  tate-mafsüri  sio-tai-slo  o-o-zaka- 
wo  yj  J^  siussen-si  ßo-go-no  minato-ni  tomo-dzüna-wo  toku  (sono  mitsi  zitt-ri  amari).  Ni- 
zivf-san-nitsi  fm-go-xm  nori-idasi  ban-siü  muro-no  tsü-ni  tsiakv^gan-sü  (sono  kai-zib  ziü-fatsi-ri) . 
Ni-ziü-si-nitsi  bin-go-no  tomo-no  minato-ni  dzin-sü  (sono  mitsi  ni-ziü-ri) .  Ni-ziü-go-nitsi  sü- 
wb^no  seki-ni  tsuku  (kono  kai-ro  ni-ziü-ri).  Ni-ziü-roku-nitsi  fide-aki-kö  naga-to-no  sita-no 
seki-ni  go-tsiaku-dzin  (sono  kai-ro  san-ziü-go-ri)  ni-ziü-sitsi-nitsi  go-rib-koku-no  tsikn-zen-je  go- 
^  Ijß  niü-zib  ari-te  teo-sen  go-to-kai-no  go-jö-i  ari  sio-tai-sib-mo  kuni-moto  ^  ^  zib-fsi-je 
iri-ni-keru.  Sitsi-nin-no  on-bu-gib  ni-ziü-rokvr-nitsi-ni  ^  D  ^  "h  i-ro-u-to  ni-ziü-ri-wo 
nori-watari-si  bun-go  sa-ga-no  seki-ni  tsiaku-gan-sü.  Ni-ziü-sitsi-nitsi-no  ^jc  ^  mi-mei-ni 
o-o-da  fi-da-no  kami  — ■  ^  kadzü-josi  sa-ga-no  seki-wo  nori-idete  usü-ki-no  Jg    ^  kib-zib-ni 


•    Diese   Begebenheit    wird    in   dem    Schlüsse    der   , poetischen   Ausdrücke    der  japanischen  Spraclie'  bei    luatsüi-n-sa-jo-ßme  fii-e- 
fiuu  erwähnt. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  81 

tsiaku-sen-sü  (sono  mitsi  sitsi-ri  nari).  Ni-znl-fatsi-kiü-nitsi-jori  jen-mi  ^^  V®  =^  ^o- 
sih-ko  dai-dzü  fu-tsi-kata  sü-ßaku-su-ni  tsUmi-ukabe  sen-datte  i-ki-kimi-je-zo  ide-keru.  Fi-da-no 
kami-ya  gi-ivon  j^  maru  gon-yen  marn-to  in  ziü-rokti-tan  ni-s6-no  moto-fime-ni  isi-hi-ja  o-o- 
dzütsü  naka-dzütsü  jumi  jari  tama-gusüri  sono  foka  man  ro-soku  i-ge-ni  itaru  made  koto- 
gutoku  tsüDMse  kiri-ko-no  to-rö  tsnki-gane-ico  tsürase-keri.  ^  Pf  Ka-tsm  gun-si  men-men-no 
nori-hune-ni  naka-dzütsü  tama-gusüri  funa-  ^  maku  funa-zirvsi  kazü-kazü-no  ikari  kaje- 
^   ra  kaje-kadzi  ^  ma^i-kadzl  i-ge  nokorazü  fune  fori-  iri-kern. 

Als  hierauf  Fide-akI,  von  dem  von  dem  Regenhimmel  des  fünften  Monates  wehenden 
Winde  geleitet,  mit  seinem  Schiffe  in  0-ozaka  in  Sessifl  ankam,  sehwankten  die  übrigen 
Schiffe  in  Jodo  und  Jama-zaki,  und  der  Nachzug  Jiatte  noch  nicht  Fusi-mi  verlassen. 
Als  ob  sie  über  dem  Wasser  der  Flüsse  von  dreihundert  sechzig  Strassen  Goldstoff 
bleichten,  verdeckten  Fahnen  und  ^Yimpeln  die  Sonne. 

Am  zweiundzwanzigsten  Tage  reichte  man  dem  obersten  Heerführer  zum  ersten 
Male  Geschenke  dar.  Sämmtliche  Heerführer  verliesscn  zu  Schiffe  0-ozaka  und  losten 
in  dem  Fahrwasser  der  Rüstkammer  die  Ankertaue.  (Dieser  Weg  beträgt  über  zehn  Ri.) 

Am  dreiundzwanzigsten  Tage  fuhr  man  von  der  Rüstkammer  weg  und  stieg  von  dem 
Hafen  Muro-no  tsu  in  Ban-siü  ans  Land.  (Dieser  Seeweg  beträgt  achtzehn  Ri.) 

Am  vierundzwanzigsten  Tage  stellte  man  sich  in  dem  Fahrwasser  von  Tomo  in 
Bin-go  auf.     (Dieser  Weg  beträgt  zwanzig  Ri.) 

Am  fünfundzwanzigsten  Tage  gelangte  man  zu  dem  oberen  Passe  von  Su-wö.  (Dieser 
Seeweg  beträgt  zwanzig  Ri.) 

Am  sechsundzwanzigsten  Tage  traf  Fide-aki  bei  dem  unteren  Passe  von  Naga-to  in 
dem  Lager  ein.     (Dieser  Seeweg  beträgt  fünfunddreissig  Ri.) 

Am  siebenundzwanzigsten  Tage  trat  er  in  die  Feste  des  von  ihm  verwalteten  Reiches 
Tsiku-zen  und  traf  die  Vorbereitungen  für  die  Ueberfahrt  nach  Teo-sen.  Auch  die  Heer- 
führer traten  in  die  Festen  und  Gebiete  des  Reiches.  Die  sieben  Oberaufseher  überschifften 
am  sechsundzwanzigsten  Tage  von  Iro-uto  eine  Strecke  von  zwanzig  Ri  und  stiegen  bei 
dem  Passe  von  Sa-ga  in  Bun-go  ans  Land. 

Vor  dem  Anbruche  des  siebenundzwanzigsten  Tages  schift'te  0-o-ta  Kadzu-josi,  Statt- 
halter von  Fi-da,  von  dem  Passe  von  Sa-ga  ab  und  gelangte  zu  der  AVohnfeste  von 
Usu-ki.     (Dieser  Weg  beträgt  sieben  Ri.) 

Von  dem  achtundzwanzigsten  und  ncuiiundzwanzigsten  Tage  angefangen,  hatte  man 
die  Rationen  von  gesalzenem  Fleisch,  rohem  Wein,  Fisch  und  grossen  Bohnen  auf  mehrere 
hundert  Schiffe  geladen  und  war  unlängst  zu  dem  Reiche  Iki  gefahren.  Der  Statthalter 
von  Fi-da  liess  auf  zwei  eigene,  sechzehn  Doppelklafter  messende  Schiffe,  deren  Namen 
,Rund  des  Göttergartens'  und  ,Rund  Kon-gen's'  (Buddha's),  die  Feuerschlünde,  grosse 
und  mittlere  Feuerröhre,  Bogen,  Lanzen,  Kugeln  und  Pulver,  ausserdem  selbst  zehn- 
tausend Wachskerzen  und  noch  Anderes  insgesammt  laden  und  mit  geschliffenen  Gläsern 
versehene  Lampen  und  Schlagglocken  an  Haken  hängen.  Die  in  den  Häusern  dienenden 
Kriegsmänner  nahmen  ein  Jeder  in  die  Schiffe,  auf  welchen  sie  fuhren,  mittlere  Feuer- 
röhre, Kugeln  und  Pulver,  SchiffVorhänge,  Schift'sabzeichen,  eine  Menge  Anker,  Ruder 
zum  Wechseln,  Steuerruder  zum  Wechseln,  vermehrte  Steuerruder  und  alles  Uebrige, 
ohne  etwas  zu  vergessen,    auf. 

Ruku-guatsü  ni-ziü-go-nitsi  naua-kasira-no  go-bu-giv  zai-ski-zai-siu-wo  zia-sihssi  sa-ga-no 
seki-ui  atsüiuari-te  bun-go-no  ntsi   Yf    03    take-ta-dzü-nu  ininatu-ni  kaknrii.  Sa-ga-no  seki-jori 

Denkschriften  der  phil.-lii,t    Cl.  XXIV,  Bd.  1 1 


g2  Pfizmaier. 

(kono  kai-zib  ziü-go-ri)  ni-ziü-roku-nitsi  take-ta-dzü-wo  idete  naga-to  simo-no  seki-ni  tsiaku- 
qan-sü  (kono  mitsi  ziü-ri).  Sibaraku  koko-ni  siivo-gakari-site  ju-fi-no  fikl-siwo-ni  tsüre  sckl-no 
to-ni  norl-toru-heki-to  fi-da-no  kami-ga  tai-sen  ni-sb-no  kiri-ko-ni  fi-wo  täte  gun-zei-ni  sendatte 
nippon  dai-itsi-no  se-do-gutsi  tsütsuga-naku  nori-toru  tokoro-ni  se-do-gutsi-jori  kai-zio-ni  bake- 
mono  ide-ki-te-keru.  Fi-da-no  kami-ga  moto-hune-ni  sükosi-mo  tsigajezaru  tai-sen  ni-so  idete  wo- 
ki-7io  kuni-ni  sasi-atatte  osi-juki-keru.  Tsüdzüku  feo-sen  kore-ivo  moto-bune-to  kokoro-jete 
me-te-ni  nori-juku  fune-mo  ari  moto-bnne-ni  tsüki-te  junde-ni  nori-kuru-mo  ari-keri.  Fi-da,-no 
kand  kore-wo  mite  ge-dzi-wo  nasi  moto-bune-wo  nori-juraje  kiri-ko-no  fi-wo  kesi  sikiri-ni  faja- 
gane-ivo  seme  kane-gane  ^  ^fy  kvn-jaku-no  ^  kai-wo  täte  kikase-tare-ba  kano  bake-mono-to 
tsüre-juku  feo-sen  motte-no  foka  gib-ten-si  süi-siu  kandori  masi-kadzi  kadzi-ico  tori-nawosi 
■moto-bune-ni  osi-tsüdzüki-ni-keri.  Ja-tsiü  tsiku-zen  tsi-no  sima-ni-zo  tsilki-tari-keru.  Simo-no 
seki-jori  (kono  mitsi  ziü-ri)  ^  joho  ni-ziü-sitsi-nitsi  fi-zen  na-go-ja-ni  tsiaku-gan-sü  (kono 
funa-dzi  san-ziu-ni-ri). 

An  dem  fünfundzwanzigsten  Tage  des  sechsten  Monats  schifften  die  sieben  Ober- 
aufseher von  ihren  verschiedenen  Aufenthaltsorten  ab.  Sie  versammelten  sich  an  dem 
Passe  von  Sa-ga  und  ankerten  in  dem  Fahrwasser  des  Hafens  von  Take-ta  in  Bun-go. 
Ueber  den  Pass  von  Sa-ga  (dieser  Seeweg  beträgt  fünfzehn  Ri)  verliessen  sie  an  dem 
sechsundzwanzigsten  Tage  den  Hafen  von  Take-ta  und  landeten  an  dem  Passe  unter 
Naga-to.     (Dieser  Weg  beträgt  zehn  Ri.) 

In  dem  Gedanken,  dass  nach  einer  Weile  hier  die  Fluth  bevorstehen  werde  und 
man,  von  der  Ebbe  der  Abendsonne  begleitet,  die  Thüre  des  Passes  überwinden  könne, 
stellte  der  Statthalter  von  Fi-da  in  die  geschnittenen  Laternen  zweier  grossen  Schiffe 
ein  Feuer.  Kaum,  dass  er  mit  der  Ki-iegsmacht  den  Ausgang  der  ersten  Meerenge  Nippons 
ohne  bösen  Zufall  überwunden  hatte,  kam  bei  dem  Ausgange  der  Meerenge  auf  dem 
Meere  ein  Gespenst  zum  Vorschein.  Zwei  grosse  Schiffe,  welche  von  den  Schiffen  des 
Statthalters  von  Fi-da  nicht  im  Geringsten  verschieden  waren,  kamen  hervor  und  nahmen 
ihren  Lauf  gerade  gegen  das  Reich  Wo-ki.  Die  nachfolgenden  Kriegsschiffe  waren  der 
Meinung,  dass  es  die  eigenen  Schiffe  seien.  Einige  schifften  rechts  weiter,  andere  hielten 
sich  an  die  eigenen  Schiffe  und  kamen  links  heran.  Der  Statthalter  von  Fi-da,  der  dieses 
sah,  gab  seine  Weisungen.  Er  löschte  das  Feuer  der  auf  den  eigenen  Schiffen  schaukelnden 
geschnittenen  Laternen,  schlug  unaufhörlich  die  Lärmglocke  und  stellte  vor  allem  Muscheln 
der  festen  Umschränkung '  auf.  Als  er  sich  verständigt  hatte,  war  man  auf  den  Kriegs- 
schiffen, welche  jenes  Gespenst  begleiteten,  über  die  Massen  erstaunt.  Die  Matrosen  und 
Steuermänner  richteten  die  vermehrten  Steuerruder  und  schlössen  sich  an  die  eigenen 
Schiffe.  In  der  Nacht  gelangte  er  zu  der  Landinsel  von  Tsiku-zen.  An  dem  unteren 
Passe  vorbeischiffend  (dieser  Weg  beträgt  zehn  Ri),  landete  er  am  anderen  Tage,  dem 
siebenundzwanzigsten  Tage  des  Monats,  in  Na-go-ja  in  Fl-zen.  (Dieser  Schift'weg  beträgt 
zweiunddreissig  Ri.) 

Ni-ziü-fatsi-nitsi  na-go-ja-ni  tai-riü-site  nana-kasira-no  go-bu-gib  dai-seö-mib  so  tsiaku- 
tö-wo  tsükerare-keru-ni  nokorazü  sö-gun-zei  atsümari-nu.  Ni-ziü-ku-nitsi  fide-aki-kö  on-mesi- 
bune  nippon  maru-wo  mi-tate-matsüre-ba  faruka-ni  oki-ni  mesi-ukabe-sase-tamai-keru-ga  i-ki- 
no  kimi  go-to-kai-to  on-ge-dzi-no  kane-wo  tsüki-narasü  ono-ono  feo-sen  isogi  osi-tsüdzuh-tate- 
matsuri  issiu  kaza-moto  minato-je   nori-ire-keru  (kono  mitsi  zin-fatsi-ri).     Sitsi-guatsü  tsüitatsi 


Blaseinstrumente  von  der  Gestalt  der  Muscheln,  wo  nicht  wirkliche  Muscheln. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  83 

ziun-fn-wo  inatsi-te  kaza-moto-no  minato-ni  ßma-josotvoi-sü.  Futsn-ka  sü-man-s6-no  feö-sen 
koto-gotoku  nori-idasi  oki-naka-ni  itaru-to  ije-dumo  saka-arasi  araku  site  fotondo  fune-ivo 
kntsfiqajesan-to  sü  juje-ni  sio-sib  mata  fune-ivo  kaza-moto-ni  modosii.  Jo-ka-no  jo-ni  iri-te  i-no 
kokn  bakari-ni  minami-arasi  fagesi-ku  fuki-kite  sio-sih  kaza-moto-ivu  sihssen-si  itsü-ka  inu-no 
koku  hakari  ni  tsusi-ma-no  kuni  kamo-se-no  kisi-ni  tsiakiisen-sn  (kono  umi-dzi  si-zifi-fatsi-ri). 
Miiju-ka  tsüsi-ma-no  kuni  (san-ziü-go-ri)-no  nada-ivo  watasi  saru-no  koku  hakari-ni  fai-siü 
tojo-saki-ura-ni  tsiaku-gan-sii. 

Am  aclitundzwanzigsten  Tage  verweilte  man  in  Na-go-ja  und  nachdem  die  Ankunft 
der  sieben  Oberaufseher  und  aller  grossen  und  kleinen  Fürsten  erfolgte,  war  die  ganze 
Kriegsmacht  vollständig  versammelt. 

Am  neunundzwanzigsten  Tage,  als  man  des  Schiffes  „Nipponrund",  auf  welchem  Fide- 
aki  fuhr,  ansichtig  wurde,  Hessen  es  Jene  auf  der    hohen  See  schwimmen.     Man  schlug 
die  Glocke,  welche  den  Befehl   verkündete,    nach    dem  Reiche  Iki  hinüber    zu    schiffen 
und  alle  Kriegsschiffe  schlössen  sicli  in  Eile  an.  Man  Hess  sie  in  das  Fahrwasser  von  Kaza- 
moto  in  Issiü  laufen.  (Dieser  Weg  beträgt  acht  Ri.) 

An  dem  ersten  Tage  des  siebenten  Monats  wartete  man  auf  günstigen  Wind  und 
richtete  in  dem  Fahrwasser  von  Kaza-moto  die  Schifte  her. 

Am  zweiten  Tage  fuhren  mehrere  zehntausend  Kriegsschiffe  insgesammt  ab.  Obuleicli 
sie  mitten  auf  die  hohe  See  gelangten,  tobte  ein  widriger  Sturmwdnd,  der  die  Scliiff'e 
umzuwerfen  drohte.  Desswegen  Hessen  die  Anführer  wieder  die  Schiffe  nach  Kaza-moto 
zurückkehren. 

Beim  Eintritte  der  Nacht  des  vierten  Tages,  um  die  zwölfte  Stunde '  erhob  sich  ein 
heftiger  Sturm  aus  Süden,  und  die  Anführer  schiff'ten  von  Kaza-moto  ab. 

Am  fünften  Tage,  um  die  eilfte  Stunde  ^,  gelangten  die  Schiffe  zu  der  Uferhülie  von 
Kamo-se  in  dem  Reiche  Tsusi-ma.   (Dieser  Seeweg  beträgt  achtundvierzio-  Ri.) 

Am  sechsten  Tage  übersetzte  man  das  grosse  Meer  des  Reiches  Tsusi-ma  (fünfund- 
dreissig  Ri)  und  landete  um  die  neunte  Stunde^    in  der  Bucht  von  Tojo-saki  in  Tai-siü. 

Sikaj'ii  tokoro-ni  sü-man-nin-no  sen-dh-domo  mio-nitsi-no  fi-jori-wo  mi-kitte  tada  ima  on- 
fune-tvo  Qsü-besi-tu  i-i-kere-ha  icare  otorazi-to  so-gun  imi-no  koku  bakari-ni  nori-idzüru  ima- 
zo  nippon-no  loakare  nari-to  fu-fa-ni  mi-wo  makase  man-man-taru  funa-dzi-no  tabi  sen-qo 
sa-ju-ni  jama-mo  naku  biu-bih-to  site  s6-kai  kumo-ioo  ßtasi  tü-sai  nan-boku-xco  loakimajezü. 
Funa-bito-domo  i-i-keru-ica  ^  ^  sakv-kin  inu-no  koku-jori  ziun-fü  sikiri-ni  fui-te  IJJR  ^ 
ma-kaze-ni  ju-dan  na-kere-ba  jaja  ko-rai-koku-no  tsi-mo  tsika-karu-beki-ni  nado  jama-uin 
mijezaru  nando  i-i-si  idsi-ni  fune-no  omote-ni  atatte  kuroku  mijuru-toa  kwno-ka  jama-ka-to 
utagb.  Saru-fodo-ni  sü-nin  toivo-mi-si  are  koso  fu-san-kai-zio-no  mi-gosi-ni  ari-si  jama  nari- 
to  isami-kere-ba  sen-tsiü-no  zib-ge  ko-kib-ni  tomo-dztma-tvo  fori  omoi-ivo  koso  nasi-tari-keru. 

Als  bei  alledem  mehrere  zehntausend  Häupter  von  Scliiffen  das  Wetter  des  mor- 
gigen Tages  bestimmten  und  sagten,  dass  man  nur  jetzt  die  Schiffe  forttreiben  könne 
schifl'te  das  ganze  Heer,  um  nicht  nachzustehen,  um  die  eilfte  Stunde  ab.  Indem  jetzt  die 
Ti-ennung  von  Nippon  war.  vertraute  man  sich  dem  Winde  und  den  Wellen.  Bei  der 
Reise  auf  dem  weiten  und  fernen  Schiff'wege  befand  sich  vorwärts  und  rückwärts  rechts 
und  links  kein  Berg,  fluthend  benetzte  das  grasgrüne  Meer  die  Wolken.    Ost  und  West 

'  Von  9  bis  1 1  Uhr  Abeuds. 

2  Von  7  bis  9  Ulir  Abends. 

^  Von  3  bis  5  Uhr  Nachmittags. 

U* 


g4  Pfizmaiek. 

Sud  und  Norden  waren  nicht  zu  unterscheiden.  Die  Schiffsleute  sagten :  Da  seit  dem 
Anbruche  des  gestrigen  Tages  und  dessen  eilfter  Stunde  fortwährend  ein  günstiger  Wind 
weht  und  in  dem  die  Segel  schwellenden  Winde  keine  Lässigkeit  ist,  sollte  das  Land 
des  Reiches  Kö-rai  auch  ziemlich  nahe  sein.  Warum  zeigt  sich  nicht  einmal  ein  Berg"? 
—  Während  sie  dieses  und  Aehnliches  sprachen,  erschien  etwas  vor  den  Schiffen  schwarz, 
wobei  man  im  Zweifel  war,  ob  es  Wolken  oder  Berge  seien.  Unterdessen  spähten  einige 
in  die  Ferne  und  sagten  mit  Zuversicht  es  seien  die  Berge,  welche  sich  jenseits  des 
Gesichtskreises  der  Feste  von  Fu-kai-san  befunden  hätten.  Die  Leute  in  den  Schiffen, 
Höhere  und  Niedere,  erfassten  wie  bei  einem  Heimathsorte  die  Ankertaue  und  überliessen 
sich  ihren  Gedanken. 

Fu-san-kai-jori  san-ri  oki  naru  sl-i-no  ki-zima-no  kisi-ni  itari-te  teu-sen-no  dai-gan-sen 
sü-fiaku-so  nori-ukabe  fu-san-kai-no  minato-gntsi-wo  tori-fusagi  isi-bi-ja  o-o-dzutsü-ivo  utsi- 
fihikasi  sima-wa  kehuri-ni  kasümi-keru.  Nippon  sti-man-no  feo-sen  kai-zio  san-ri  ato-jori 
lIP  ^  ziun-ken-si  fo-ivo  nuge  fa-zib^ni  juraje  kattsiü-wo  tai-si  ju-dzüru  kid-sime  tsittsuni 
kusüri-wo  kome  jari  naginata-ivo  te-dzüke  funa-ikusa-ni  tori-musübii-beki  mune  ono-ono-no  sio- 
zon-no  tokoro-ni  an-no  gotoku  fide-aki-kö-no  nippon  maru  o-o-ta  ß-da-no  kami-ga  gi-won  maru- 
110  tai-sen-jori  ai-dzü-no  faja-gane  seme-kere-ba  mi-kata-no  ßb-sen  kane-no  ge-dzi-ni  sitagatte 
ziun-fü-ni  kadzi-wo  toi'i-tsilme  fo-iva  semi-gutsi-ni  ßki-age  sükosi-mo  tamerawazü  teki-no  tai-stn- 
loo  nori-tsirasi  koto  juje-naku  fio-san-kai-je  nori-iri-keru.  Sükosi  ohcre-taru  nabe-sima  sina- 
no-no  kami-ga  fune  ni-sb  teki-no  ban-sen-ni  torare-ni-keri.  Tai-siü  tojo-saki-jori  kd-rai-kokic 
fu-san-kai  made  kai-ro  si-ziü-fatsi-ri  nari. 

Als  man  zu  der  Uferhöhe  der  von  Fu-san-kai  drei  Ri  entfernten,  in  der  hohen  See 
befindlichen  Bucheninsel  gelangte,  schwammen  daselbst  mehrere  hundert  grosse  Kriegs- 
schiffe von  Kö-rai  und  versperrten  den  Ausgang  des  Fahrwassers  von  Fu-san-kai.  Sie 
machten  Feuerschlünde  und  grosse  Feuerröhre  ertönen,  und  die  Insel  war  von  ßauch 
umzogen.  Die  Kriegsschiffe  von  Nippon,  mehrere  Zehntausende,  erschienen  auf  dem 
Meere  drei  Ri  weiter  zurück  in  Ordnung  und  schaukelten,  der  Segel  bai-,  avif  den  Wellen. 
Man  umgürtete  sich  mit  Panzei-n,  schärfte  die  Bogensehnen  und  füllte  Pulver  in  die 
Feuerröhi-e.  Man  legte  die  Hand  an  die  Lanzen  und  langen  Messer,  und  Jeder  war  der 
Meinung,  dass  die  Absicht  bestehe,  sich  in  ein  Seegefecht  einzulassen.  Als  jetzt,  wie 
man  vermuthet  hatte,  von  dem  Nipponrund  Fide-aki's  und  dem  Rund  des  Göttergartens, 
dem  grossen  Schiffe  0-o-ta's,  Statthalters  von  Fi-da,  die  das  Zeichen  gebende  Lärm- 
glocke ertönte,  gehorchten  die  Kriegsschiffe  der  Unserigen  dem  Befehle.  Man  erfasste 
bei  günstigem  Winde  die  Steuerruder,  zog  die  Segel  zu  dem  Grillenmunde  empor,  zer- 
streute, ohne  im  Gei'ingsten  unschlüssig  zu  sein,  die  grossen  feindlichen  Schiffe  und  fuhr 
ohne  Unfall  in  Fu-san-kai  ein.  Zwei  Schiffe  Nabe-sima's,  Statthalters  von  Sina-no,  die  sich 
ein  wenig  verspätet  hatten,  wurden  von  den  feindlichen  Wachschiffen  genommen.  Der  See- 
weg von  Tojo-saki  in  Tai-siü  bis  Fu-san-kai  in  dem  Reiche  Kö-rai  beträgt  achtundvierzig  Ri. 

Tai-sib-gun  ßde-aki-ku  fu-san-kai-ni  go-niü-zib  ari  so-gun-zei  on-siro-jori  nisi-no  nagisa- 
ni  tori-nobori  itte-itte-ni  sonaje-wo  täte  süde-ni  nanu-ka-no  jo-ni  iri-te  siba-i-ni  kagari-ivo 
taki-akasi  jb-ka-ni  |^  |^  no-dzin-wo  kake  ßsa-bisa  sen-tsiü-ni  tatsi-sükitme-taru  uma- 
wo  kuga-ni  urosi  mi-wo  sürase  niwa-nori  ju-arai-si  asi-wo  fogiisi  gun-si-no  iki-wo  jasümti. 

Der  oberste  Heerführer  Fide-aki  hielt  in  Fu-san-kai  seinen  Einzug  in  die  Feste. 
Die  gesammte  Kriegsmacht  zog  von  der  Feste  zu  der  westlichen  Küste  und  stellte  in 
einzelnen  Abtheilungen   Vorposten    auf.     Nachdem    es    die    Nacht    des    siebenten    Tages 


Der  Feldzuu  der  Japaner  uegen  Corea.  85 

geworden,  brannte  man  auf  dem  Schauplatze  Leuchtfeuer  bis  zum  Morgen.  Am  achten  Tage 
errichtete  man  ein  Feldlager.  Man  brachte  die  durch  langes  Stehen  in  den  Schiften  steif 
gewordenen  Pferde  ans  Land,  liess  sie  sich  reiben,  ritt  sie  in  dem  Vorhofe,  wusch  sie  mit 
heissem  Wasser  und  entfesselte  ihre  Füsse.  Man  liess  die  Krieger  des  Heeres  zu  Athem  kommen. 

Ziü-si-nitsi  ^  ^  M.  teru-ra-tai-no  >itsi  Yi  ^'i!|  tsiku-tu-to  hl  tukoro-je  wataru  (sonu 
kai-zio  zm-ri).  Tsiku-to-jori  zia-sitsi-fatsi-teö  kai-ro-wu  fedatete  kara-sima-to  iü  sima  ari  nan- 
boku-je  itsi-ri-fan  tö-sai-je  san-ziil-cjo-ri  ari.  Kono  kara-sima-to  kh-rai-no  tsi  sono  aida  itu-ri- 
fan.  Dzi-no  kai-zib  naru-ni  ziü-go-nitsi-no  -^  ^  su-ten  ku-rai-no  feu-sen  seki-sän-no  fima- 
luo  iiaku  tokoro-seki-te  osi-narabe  isi-hi-ja  o-o-dzfitsü  utsi-keru  icoto  san-kai-ni  ßbiki-tari. 
Teki-han-sen-no  tei-taraku  sükohnru  nippon-bune-ni  tagü-heki-mo  nasi.  Fune-no  nagasa  go- 
roku-ziü-ke7i  atte  san-siaku  si-men  si-siaku  jo-fb-no  ^  ^  :^  kaku-sai-niohi-ico  motte  o-o- 
nuki-dzükuri-ni  kugi-nasi-ni  tsnkuri-tate  tsügi-kutsi-no  aicase-me-ni-ica  ntsi-soto-jori  =^  -^  >' 
tsijnn-to  iü  mono-wo  nagasi-ire-kere-ba  tada  jaki-mono-no  gotoku  iiari.  Ni-kai  san-kai-ni 
ajumi-no  ita-tvo  siki-watasi  J^  ro-no  nagasa  fatsi-ku-ken  ario  o-o-ro-ni  süi-siu  fatsi-nin  ai- 
mukatte  osi-ßki-sü  fatsi-nin  kakari-no  ro  kazü-ivo  motte  zi-jü  zi-zai-ni  osi-maivasi  sa-jü  sen- 
go  o-o-jumi  isi-bi-ja  ^  fo-bi-ja  kazü-wo  tsnkusi-te  kake-narabe-tari.  Sono  o-o-jumi-no  nagasa 
si-ken  bakari  san-siaku  mawari-no  sai-moku-wo  motte  tsakuri  X  '^  sudzi-to  iü  mono-ico  si- 
sün  maicari-ni  jori-aivase  tsüru-ni  kake-tari.  Sono  ja-no  take  ni-ken  amari-no  ^  ki-tco 
fatsi-sün  maicari-ni  kedzüri  si-siaku  bakari-no  |^  tetsn-no  mi-tsü  ^  ba-ico  tsüke  ni-siaku 
hakari-ni  tetsü-no  isi-tsüki-ioo  siigete  karakuri-ico  motte  ni-kai  san-gai-no  funa-ja-gura-jori  go- 
T  teo-ga  foka-je  i-fanatsi-keru.  Sono  foka  fan-kiü  y  2^  2/  ra-sin  (^  i-ni  T  a)  ^ 
kiü-no  i-te  teppb  '^  ^fC  fo-roku-no  jaku-sia  — ■  ^  issb-no  sono  naka-ni  kabuto-no  ^  ivo- 
100  sime  ^  '^  fen-deo-wo  waki-basandaru  sei-fei  ni-sen  san-sen-nin-dzütsü  tori-nori  iku-sen- 
m   zb-to  iü  kazH-wo  sirazü. 

Am  vierzehnten  Tage  schiffte  man  zu  einem  in  Teru-ra-tai  gelegenen  Orte  Namens 
Tsiku-tö  (die  Bambusinsel.  Zur  See  zehn  ßi).  Von  Tsiku-to  durch  einen  Seeweg  von 
siebzehn  bis  achtzehn  Strassenlängen  getrennt,  liegt  eine  Insel  Namens  Kara-sima  (die 
chinesische  Insel).  Dieselbe  misst  von  Süden  nach  Norden  anderthalb  Ri,  von  Osten 
nach  Westen  fünfunddreissig  ßi.  Der  Zwischenraum  zwischen  diesem  Kara-sima  und  dem 
Lande  von  Kö-rai  beträgt  anderthalb  Ri.  Indem  der  Weg  ein  Seeweg  ist,  verschlossen 
am  frühen  Morgen  des  fünfzehnten  Tages  die  Kriegsschiffe  von  Kö-rai,  ohne  den  ge- 
ringsten Zwischenraum  zu  lassen,  den  Ort  und  lösten  die  in  Reihen  gestellten  Feuer- 
schlünde und  grossen  Feuerrühre.  Der  Ton  wiederhallte  in  den  Bergen  und  auf  dem  Meere. 

Die  Einrichtung  der  feindlichen  Wachschiffe  hatte  nichts,  das  man  einigermassen 
mit  derjenigen  der  Schifte  von  Nippon  vergleichen  konnte.  Die  Länge  der  Schifte  betrug 
fünfzig  bis  sechzig  Ken.'  Man  nagelte  eckige  Bauhölzer,  die  an  den  vier  Flächen  drei 
Schuh  oder  an  den  vier  Seiten  vier  Schuh  massen,  mit  grossen  Sparren  und  stellte  sie 
auf.  Da  man  an  den  Fugen  der  Verbindung  von  innen  und  aussen  sogenannten  Theer 
hineinlaufen  liess,  so  waren  sie  blos  gleich  Thongeschirren.  Bei  den  zweiten  und  dritten 
Treppen  breitete  man  Gehbretter  und  legte  diese  hinüber.  Die  Länge  der  Ruder  betrug 
acht  bis  neun  Ken.  Bei  einem  grossen  Ruder  zogen  acht  Matrosen.  <lii'  einander  ent- 
treffenffekehrt  waren.  Die  Ruder,  zu  welchen  acht  Menschen  gehörten,  drehte  man  frei 
und  selbstständig.  Links  und  rechts,  vorwärts  und  rückwärts  hängte  man  in  Reihen  alle 

'    ^0    '^'^"   „Raum"   ist  die  Länge  von  sechs  Scljiihen. 


Qß  Pfizmaieb. 

Steinschleudern,  Feuerschlünde  und  brennenden  Pfeile.  Die  Länge  der  Steinschleudern 
betrug  vier  Ken.  Man  verfertigte  sie  aus  Bauhölzern  von  drei  Schuh  im  Umfange.  Die 
sogenannten  Sehnen  wurden  in  einem  Umfange  von  vier  Zoll  zusammengedreht  und  an 
die  Bogenschnur  gehängt.  Was  die  hierzu  gehörenden  Pfeile  betrifft,  so  schnitzte  man 
ein  Holz  von  zwei  Ken  Länge  dergestalt,  dass  es  im  Umfange  acht  Zoll  mass.  Man 
fügte  drei  eiserne  Flügel  von  vier  Schuh  Länge  hinzu  und  setzte  ein  eisernes  unteres 
Ende  von  zwei  Schuh  Länge.  Man  schoss  sie  mittelst  eines  Triebwerkes  von  den  Schiff- 
thürmen  der  zweiten  und  dritten  Treppen  weiter  als  fünf  Strassenlängen.  Ausserdem 
waren  Schützen  der  halben  Bogen  und  des  Bogens  ßasin,'  Dienstleistende  der  Flinten 
und  Raketen.  In  ein  Schiff'  nahm  man  zwei  bis  dreitausend  auserlesene  Krieger,  welche 
die  Panzerschnur  festgezogen  hatten  und  die  Waffen  unter  den  Armen  hielten,  auf.  Wie 
viele  tausend  Schiffe  es  gewesen,   war  nicht  bekannt. 

Kara-sima  se-to-no  kai-zib-wa  kin-ko-rai-wo  azamuki-te  ten-tsi-mo  kudzüruru  bakari-ni  dn- 
won-ni  toki-no  ko-e-ioo-zo  age-tari-keru.  Nippon-no  sio-sib  tsiku-to-no  mukai  kai-zib  mina  san- 
ziü-go-roku-teö-iöo  fedatete  ^  ^  M  an-kb-ra-to  iü  minato-ni  nori-watari  fatsi-sü-ka  a-tva- 
no  kami-ga  moto-bune-ni  ono-ono-no  atsüniari-te  fib-gi-sü.  A-wa-no  kamt  i-i-keru-wa  so-mo-sn- 
mo  ano  jama-no  gotoku  naru  sü-man-zb-no  dai-teki  nippon  fadzüka-no  ko-hune  ko-zei-nite 
nori-aivase  tatakowan  koto  nari-gatasi.  Sio-sen  kono  tokoro-no  funa-ikusa-wa  sasi-oi-te  rikn- 
tsi-ni  tsnki  koku-isin-wo  seme-iookasi  sikaru-hesi-to. 

Auf  dem  Meere  der  Meerenge  von  Kara-sima  erhob  man,  den  Donner  der  ehernen 
Trommeln  verhöhnend  und  als  ob  Himmel  und  Erde  einstürzten,  einstimmig  das  Kriegs- 
geschrei. Die  Anfuhrer  von  Nippon  schifften  zu  dem  gegenüber  der  Bambusinsel  befind- 
lichen, überall  durch  einen  Seeweg  von  fünf-  bis  sechsunddreissig  Strassenlängen  ge- 
trennten Fahrwasser  Namens  An-kö-ra.  Sie  versammelten  sich  auf  dem  eigenen  Schiffe 
Fatsi-su-ka's,  Statthalters  von  Awa,  und  hielten  Pvath.  Der  Statthalter  von  Awa  sprach: 
Jener  gewaltige  Feind  mit  mehreren  zehntausend  Schiffen,  die  gleich  Bergen,  mit  den 
unbedeutenden  kleinen  Schiffen  und  der  kleinen  Streitmacht  von  Nippon  zu  ihm  heran- 
schiffen und  kämpfen,  es  ist  unmöglich,  dass  es  geschehe.  Folglich  sollte  man  von  einem 
Seegefechte  an  diesem  Orte  abstehen,  auf  trockenem  Boden  ankommen  und  in  das 
Innere  des  Reiches  einen  Einfall  machen. 

Ari-si-ni  o-o-ta  fi-da-no  kami  i-i-keru-ioa  gan-zen-no  feki-wo  sasi-oi-te  me-ni-mo  mijenu  riku- 
tsi-no  teki-wo  fakarawan-to-no  koto  ivaga  ßm-betsü-ni-wa  kokoro-je-gatasi  ono-ono  ikaga-to. 

O-o-ta,  Statthalter  von  Fi-da  sprach:  Dass  man  von  einem  Feinde,  den  man  vor 
Augen  hat,  ablassen  und  auf  trockenem  Boden  mit  einem  Feinde,  der  dem  Auge  nicht 
sichtbar  ist,  sich  befassen  solle,  ist  nach  meinem  Dafürhalten  unbegreiflich.  Was  sagt 
jeder  Einzelne  dazu? 

Ari-kere-ba  ka-tö  sa-ma-no  süke  süsümi-te  i-i-keru-wa  o-ose-no  gotoku  kono  tai-sen  sono 
niama  süte-oku-ni  oi-te-im  fu-san-kai  omote  si-i-no  ki-zima-ni  nori-idasi  nippon-jori  to-kai-no  feo- 
rö-bune-wo  toru-besi.  Sa-are-ba  mi-kata-no  gun-si  zib-ge  uje-ni  tsükare-sbrb-besi.  Fu-sib-7io 
soregasi  batsü-za-no  süi-san-nite  sen-nen  bun-roku  guan-nen-no  go-sei-batsü-ni  on-hi-gib 
isi-da  dzi-bu  sib-fu  fikaje  fun-betsu-no  mbsi-deo-wo  sonmki  kazüje-no  kami  '^  jE  kijo- 
masa-ga  ^  %  ga-i-ni  makase  ^  ^  sia-sin-no  fataraki  tatsi-matsi  sib-ri-ivo  je-tari-to 
ije-domo  on-bu-gib  naru-ni  jotte  isi-da  itsüwari-no  gon-zib  zitsü-gi  nari  tote  kijo-masa-ga  tsiü- 


'   Nach  einer  anderen  Lesjirt  aslii. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  C'ürea.  87 

setsh-wa  mimasi-ht  amnssaje  go-kau-ki-ivo  khinuri-nu.  Konu  tabl  aaiia-kasira-no  go-ba-(/iu-HO 
go-ge-dzi-wo  somuki  otsi-do-no  fataraki-tstt.kamatsnru-ni  oi-te-ica  kioku-zi-ni  sirusi-o-ose-tsükn- 
besi-to-no  zib-i  on-dziki-ni  uke-tamawari-sbru-je-ba  ika-jh-to-niu  on-sasi-fiki  si-dai-taru-hesi-to 
i-i-keru. 

Ka-tö,  Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken,  trat  vor  und  sprach:  Wenn  wir, 
wie  befohlen  wurde,  diese  grossen  Schiffe  lassen  wie  sie  sind,  wird  man  über  Fu-san- 
kai  zu  der  Bucheninsel  hinausscJiiften  und  die  von  Nippon  über  das  Meer  setzenden 
Proviantschitfe  wegnehmen.  Die  Krieger  unseres  Heeres,  Höhere  und  Niedere,  werden 
(hinn  vom  Hunger  erschöpft  sein.  Ich  der  Jsntartete  habe,  zu  dem  letzten  Sitze  mich 
Jiereindrängend,  in  dem  Eroberungszuge  früherer  Jahre,  demjenigen  des  ersten  Jahres 
des  Zeitraumes  Bun-roku,'  den  Worten  der  Entscheidung  des  Oberaufsehers  Isi-da, 
kleinen  Stützenden  der  Abtheilung  der  Verwaltung,  hinsichtlich  des  Rückzuges  zu- 
wider gehandelt  und  es  dem  eigenen  Willen  Kijo-masa's,  Hauptes  der  Rechnungen,  über- 
lassen. Obgleich  man  durch  diese  Hingebung  plötzlich  den  Sieg  erlangte,  hielt  man  die 
falsche  Meldung  Isi-da's,  weil  er  ein  Oberaufseher  war,  für  richtig.  Die  Redlichkeit 
Kijo-masa's  war  vergebens,  und  er  zog  sich  überdiess  die  Ungnade  zu.  Wenn  dieses 
Mal,  weil  ich  den  Fehler  begangen,  dem  Befehle  der  sieben  Oberaufseher  zuwider  zu 
handeln,  ich  den  hohen  Willen,  dass  dieses  als  Unrecht  zur  Kenntniss  gebracht  werden 
solle,  in  Empfang  nehme,  so  möge,  auf  welche  Weise  immer,  die  Zeit  der  Abrech- 
.nung  sein. 

Sio-sib  moku-nen-to  säe  mono-iü  mono  fitori-mo  na-kari-kere-ba  sa-ma-no  süke  ^  5^ 
josi-akira  fi-da-no  kami-ni  mukai-te  soregasi  siikosi  nori-dasi-te  teki-sen-no  jb-dal  ziun-ken-itasl- 
.wrowan-ja-to  ukagai-kereba  fi-da-no  kamt  sio-dai-mib  teki-no  tai-sen-ni  feki-eki-si  süsümazaru- 
wo  mi-ojobi-te  sa-ma-no  snke-ni.  me-kubase-si  motto-mo  nari  tsito  nori-dasi-te  ziibn-ken-serare- 
sbrb-je-to  kotaje-keru.  Sa-ma-no  süke  on-bu-gib-no  ge-dzi-wo  uke  jorokonde  ivaga  fune-ni  nori- 
ntsürl  sidzf(.ka-ni  ikari-wo  fiki-age  osi-idasü  tokoro-ni  mo-ri  i-ki-no  kamt  i-i-keru-wa  viata 
sbrb-ja  sa-ma-no  suke  sotsü-zi-no  fataraki-sen  tavie-ni-ja  ono-ono  sö-dan-mo  imada  kimarazarn- 
ni  mi-kata  hulzüsi-no  nuke-gake-xca  ikkio-to  i-i-kere-ba  sa-ma-no  süke  kara-kara-to  iitsi- 
warai  ika-ni  itsi-retsü  are-fodo  jama-no  gotohi  naru  tai-sen-ni  soregasi-ga  go-mai-fo-no  ko- 
bune-nite  ika-de  sotsü-zi-no  naru-beki-ja  o-bu-gib  o-o-tn  tono-no  ge-dzi-to  site  ziun-ken-ni 
idzüru  nari-to  i-i-sütete  ni-ted  a^aari  nori-idasi-kcru. 

Als  die  Anführer  schwiegen  und  Niemand  war,  der  das  Wort  ergriff,  trat  Josi-akira, 
Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken,  vor  den  Statthalter  von  Fi-da  und  fragte: 
Soll  ich  ein  wenig  hinausschiffen  und  die  Beschaffenheit  der  feindlichen  Schiffe  erspähen  y 
—  Der  Statthalter  von  Fi-da,  welcher  bemerkte,  dass  die  Fürsten  vor  den  grossen  feind- 
lichen Schiffen  zurückbebten  und  nicht  vorwärts  gingen,  richtete  auf  den  Gehilfen  des 
\  orstehers  der  Pfei-de  zur  Linken  den  Blick  und  antwortete :  Es  ist  recht.  Wir  werden 
ein  wenig  hinausschiffen  und  ausspähen  können.  —  Der  Gehilfe  des  Vorstehers  der 
Pferde  zur  Linken  empfing  den  Befehl  des  Oberaufsehers.  Er  stieg  freudig  In  das  eigene 
Schiff'  hinüber  und  zog  ruhig  den  Anker  empor.  Als  er  hervorschiffte,  sagte  Mo-ri, 
Statthalter  von  Iki :  Indess  bei  der  Besprechung  Aller  wegen  der  übereilten  Handlung, 
welche  der  Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken  verrichten  wird,  noch  nichts 
festgesetzt  worden,  findet  ein  uns  verderbender  verstohlener  Angriff  statt.  —  Der  Gehilfe 


'    1592  n.  Chr. 


83  Pfizmaier. 

des  Vorstellers  der  Pferde  zur  Linken  lachte  laut  und  spracli :  Wie  kann  bei  einer 
Reihe  grosser  Schiffe  wie  jene,  die  gleich  Bergen  sind,  mit  meinem  kleinen  Schiffe  von 
fünf  Segeln  eine  Uebereilung  sein?  Auf  den  Befehl  des  Oberaufsehers,  des  Gebieters 
0-o-ta,  unternehme  ich  die  Fahrt  zur  Ausspähung.  — ■  Mit  diesen  Worten  verliess  er  ihn 
und  schiffte  weiter  als  zwei  Strassenlängen  hinaus. 

Fi-da-no  kamt  loaga  ^  ^  zio-sen-no  o-taka-viaru-ni  nori-iitsüru-wo  mite  sima-dzü 
mata-sitsi-rö  waga  fime-ni  tobi-nori  isogi  ikari-wo  age  momi-ni  monde  nori-idasü.  Faia- 
gasira-no  i-ki-no  kamt  kore-ivo  mite  mata-sitsi-rö  so-kotsü  nari  nori-tomaru-besi-to  dai-un-sib- 
ni  ke-dzi-sü-to  ije-domo  ato-ioo  furi-muku  ke-siki-mo  naku  san-teö  hakari-no  utsi-soto-nite  faja 
ten-kiü-ga  fune-ni  ^  dai-wo  naraburu  fodo-ni  osi-tsiike-tari-kere-ba  ten-kiü  ja-gura-no  mime- 
ni  tobi-agari  tori-ge-wa-nuke-no  uma-zirusi-wo  sasi-age  mi-kata  tsüdzüke-to  ge-dzi-si-kere-ba 
fi-da-no  kami  fime-no  ja-gura-ni  fase-agari-te  go-siaku-ni  amari  kiima-no  ^^  bo  nana-faba- 
ni  siroki  no-ren  tsüke-taru  uma-zirusi-wo  furi-agete  sa-ma-no  süke  mata-sitsi-ro  utasü-na 
tsüdzüke  fed-sen-to  dai-won-no  ge-dzi-ni  sitagatte  an-kb-ra-no  minato  semasi-to  nori-ukabe-taru 
mi-kata-no  feö-sen  ikari-dzüna-wo  utsi-kiri-kiri  wäre  otorazi-to  nori-idasi'i  teki-no  tai-sen-ni 
koto-gotoku  nori-tsüke-tari. 

Sima-dzu  mata-sitsi-ro,  welcher  sah,  das  Jener  in  das  Rund  des  kleinen  Falken, 
das  eigene  Schiff'  des  Statthalters  von  Fi-da,  hiniiberstieg,  stieg  flugs  in  sein  Schiff", 
löste  in  Eile  den  Anker  und  schiffte  mit  dem  Aufwand  aller  Kraft  hinaus.  Das  Haupt 
der  Fahne,  der  Statthalter  von  Iki,  welcher  dieses  sah,  rief  mit  lauter  Stimme  den 
Befehl:  Mata-sitsi-ro  ist  unüberlegt.  Er  soll  innehalten!  —  Doch  Jener,  ohne  sich  zur 
Umkehr  anzuschicken,  befand  sich  schon  weiter  als  drei  Strassenlängen  und  hatte  sich  so 
herangedrängt,  dass  der  Rumpf  seines  Schiffes  mit  dem  Schiffe  des  Vorgesetzten  des 
Marstalls'  gleichstand.  Der  Vorgesetzte  des  Marstalls  stieg  rasch  zu  den  Balken  des 
Thurmes  empor,  erhob  eine  Zeichenfahne  des  ausgefallenen  Rades  von  Vogelfedern  und 
gab  für  die  Unserigen  den  Befehl  des  Anschlusses.  Der  Statthalter  von  Fi-da  stieg 
schnell  auf  den  Thurm  des  Schiffes,  schwenkte  eine  Zeichenfahne,  bei  welcher  an  einer 
Bärenstange  von  mehr  als  fünf  Schuh  Länge  ein  weisser  Vorhang  im  Umfange  von 
sieben  Leinwandbreiten  befestigt  war,  und  rief  mit  lauter  Stimme  den  Befehl:  Lasset 
den  Gehilfen  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken  und  Mata-sitsi-ro  nicht  erschlagen, 
Kriegsschiffe  des  Anschlusses!  —  Demgemäss  zerhieben  unsere  Kriegsschiffe,  welche, 
das  Fahrwasser  von  An-kö-ra  beengend,  einhergeschwommen  waren,  die  Ankertaue  und 
schifften,  um  Jenen  nicht  nachzustehen,  hervor.  Sie  waren  sämmtlich  an  die  grossen 
feindlichen  Scliiffe  herangeschift't. 

Sikarito  ije-domo  mi-kata-no  fune-jori  teki-sen-no  sakai-ni  Hatte  ni-ken  je-no  jari  saje 
imada  todokazare-ba  nori-iru  koto-wa  kaku-go-ni  ojobazü.  Teki-gata-jori-mo  nippon-no  fune- 
wa  teki-no  tai-sen-no  ro-no  sita-je  nori-tsüke-taru-ni  jotte  sü-beki  jb  na-kari-keru.  Mi-kata-no 
sio-gun-si  sama-zama  bu-riaku-ioo  megurasü-to  ije-domo  sara-ni  ojobi  gataku  mije-keru  tokoro- 
ni  gun-beo-domo  ko-dziitsü-wo  motte  teki-sen-wo  utsi-tate  ka-ko-ni  ro-dzüka-wo  torasezü  fi-ja- 
ivo  i-komi  fo-roku-hi-wo  kazü-wo  tsükusi-te  utsi-komi-tare-ba  teki-no  ban-sen-no  utsi-ni  obitadasi- 
ku  tori-tsirasi  oki-taru  kua-jaku-ni  fi  utsi'iri-te  rai-jori-mo  osorosi-kv  ßbiki-ivatari-te  jake-tatsi 
ni-dziü  san-dziü-ni  siki-watasi-taru  ajumi-no  ita  gun-beo-domo-ni  kai-tsiü-je  fane-otosü.   Teri-ni 


'    Die  chiuesische  Beneimung  der  Gehilfen  der  Vorstelier  der  Pferde  zur  Linken    und  Rechten.     Es    wird    hiermit  Jo.si-akira, 
der  Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken,   bezeichnet. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  89 

tettaru  fi-jori-nite  motte-no  foka-ni  jake-kere-ha  fiine-zoko-ni  wi-keru  gun-ben  ka-ko-ra-ni  itaru 
made  j^  P|l  sen-tsiü-ni  tamari-jezü  zen-go  sa-jü-iw  kal-tslü-ni  tobi-iri  si-si-ni-keru.  Unia-no 
koku-no  koro-jori  fitsüzi-no  koku-no  owari  made  futa-toki  bakari-no  funa-ikusa-ni  jakl-jaburi 
nottottaru  teö-sen-no  ban-bune  ippiaku-sitsi-ziü-si  so  nari.  Gun-sl-mo  sih-sih  utsi-tori-nu.  Sü- 
mun-no  tai-teki-ni  jama-no  gutoku  naru  tai-sen  nare-ba  mu-fon  ka-iku-ga  tsikara-ivo  je  in-ko 
siü-JH-ga  fakari-goto-wo  meguram-to-mo  utsi-katsl-gatakl  tokoro-ni  tni-kun  den-ka-no  go-sei-im 
tai-san-jori-mo  omoku  kin-tetsü-jori-mo  kataki-ga  juje-ni  omoi-no  foka-ni  sid-ri-wo  je  sio-sotsü- 
no  tm-mei-mo  tasükari-ni-ker'u. 

Da  dessen  ungeachtet  von  den  Schiffen  der  Unserigen  bis  zu  der  Gränze  der  feind- 
lichen Schiffe  eine  Lanze  mit  einer  Handhabe  von  zwei  Ken  noch  gar  nicht  reichte, 
konnte  man  an  ein  Hineinschiffen  niclit  denken.  Auch  von  feindlicher  Seite,  da  die 
Schifte  von  Nippon  unter  die  Ruder  der  feindlichen  Schifte  herangefahren  waren,  wusste 
man  auf  keine  Weise  etwas  zu  thun.  Obgleich  die  Leute  unseres  Heeres  allerlei  Kriegs- 
list anwendeten,  zeigte  es  sich,  dass  es  durchaus  unmöglich  sei,  beizukommen.  Die 
Krieger  beschossen  daher  mit  kleinen  Feuerröhren  die  feindlichen  Schifte.  Indem  sie 
die  Matrosen  nicht  die  Ruderstange  ergreifen  Hessen,  schössen  sie  Feuerpfeile  hinein 
und  als  sie  alle  Raketen  liineingeworfen  hatten,  theilte  sich  dem  in  den  feindlichen 
Wachschift'en  in  Menge  zerstreuten  und  niedergelegten  Schiesspulver  das  Feuer  mit  und 
diese  fingen  unter  einem  Getöse,  das  schrecklicher  als  der  Donnei-  wai-,  zu  brennen  an. 
Die  zwei  und  dreifach  herüber  gebreiteten  Gehbretter  schnitt  man  ab  und  Hess  sie  mit 
den  Kriegsleuten  in's  Meer  fallen.  Als  bei  sehr  hellem  ^^'etter  ein  ausserordentlicher 
Brand  entstanden  war,  konnten  die  auf  dem  Boden  der  Schifte  weilenden  Kriegsleute 
und  selbst  die  Matrosen  nicht  in  den  Schiften  bleiben.  Sie  warfen  sich  vorwärts,  rück- 
wärts, rechts  und  links  in  das  Meer  und  fanden  den  Tod.  Die  in  einem  zweistündigen 
Seegefechte,  von  der  siebenten  bis  an  das  Ende  der  achten  Stunde,'  verbrannten  oder 
o-enommenen  Wachschiffe  von  Teö-sen  waren  einhundei-t  vieriindsiebenzig.  Audi  Kriegs- 
leute  erlegte  man  in  einer  geringen  ^fenge.  Da  bei  dem  mehrere  Zehntausende  zählenden 
starken  Feinde  grosse  Schifte  gleich  Bergen  waren,  so  mochte  man  selbst  die  Kraft 
Meng-fen's  und  Hia-yö's  besitzen,  die  Entwürfe  Yün-ku's  und  Tscheu-yü's  umhersenden, 
es  war  unmöglich  zu  siegen.  Unter  solchen  Umständen  hat  man,  weil  das  heilige  Leos 
des  grossen  Gebieters  gewichtiger  als  der  Berg  Tai-schan,  fester  als  ^letall  und  Eisen, 
wider  Erwarten  den   Sieg  erlangt,  und   das  Leben   der  Kriegsmänner  war  gerettet. 

Nokoru  teki-sen-ica  si-fb  fatsi-men-ni  iai-san-sü.  Koko-ni  to-db  sa-do-no  kami  tuka-tora-ga 
Ol  fo-db  fZ  ni  u-je-mon-no  deu  sa-do-no  komi-ga  sen-dzin-ni  ari-si-ga  fö-bai-no  ^  '^^ /(ozi- 
sima  M  jo  sa-je-mon-no  deö-ni  mukatte  i-i-kem-wa  sio-fe  nokorazü  fione-wo  fori  kb-7nib-se-si 
tokoro-ni  taka-tora  fune  issb-mo  tori-jezü-sHe  ie-ico  itadzüra-ni  shru  koso  mu-nen  nare  nan-no 
mcn-inoku  atte  go-zitsü-ni  ßto-ni  mamiju-bekl  soregnsi-ni  oi-te-ioa  kokoro-joku  utsi-zim-si  sib- 
zen-no  fadzi-tvo  siisügan-to  i-i-kere-ha  fudzi-sima  katakn  •^Ij  sei-site  iicaku  ivo-ko-no  kb-mib- 
wa  senu-ni-iva  sikazü  sono  vjc  kon-do-im  go-kassen  ima-nl  kagiru-be-karazü-to  i-i-kere-domo 
ni  u-je  mon  deo  ,^  ^  Ji-kuokn-iro  azamuku  jü-si  nare-ba  mu-ri-ni  öte-zo  süsümi-keru.  Sikarii 
tokoro-ni  teki-sen  san-zb  ßki-sogari  sirizoki-kern-ga  kuga-ni  osi-jose-agari-keru-wo  m  u-je-mon 
deo  osi-kake  sono  fune  isso  Jiki-tsiikete-zo  modori-kern.  Go-ri  roku-ri-no  kai-zib-ni  nagare- 
ukaberu  fed-deb-ica  nrukuzü-jori-mo  o-o-kari-keri  J^L    fsi-iva  usiwo-wo  some-nasi-te    totsi-matsi 


'    Von    11   Ulir  Morgens  bis  2  Ulir  Nacliinittags. 
Donktclirillfn  dor  iiliü-hi^t^  Cl    XXIV    lld.  '- 


90  Pfizmaiee. 

htrcnai-no  nami-wo  lataje  kabane-wa  fa-zio-ni   tadajoi  uhami-sidzumi-tari-kere-ha  ^  go   "^ 
ki  seki-feki-no  inisi-je   ^jc   «o    TC   (/en  kb-ga-no  arasoi-wo  ima-ni  vüru-ka-to  omoware-keru. 

Die  übrigen  feindliehen  Schiffe  zogen  sich  in  allen  Riehtungen  zurück  und  zer- 
streuten sich.  Tu-dö-ni,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  der  Neffe 
T6-dö  Taka-tora's,  Statthalters  von  Sa-do,  befand  sich  in  den  vorderen  Reihen  des  Statt- 
halters von  Sa-do  und  sagte  zu  seinem  Gefährten  Fuzi-sima  Jo,  Zugetheilten  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken :  Während  alle  Abtheilungen  Schifte  genommen  und  Ruhm  er- 
worben haben,  konnte  Taka-tora  kein  einziges  Schift'  nehmen,  und  es  mag  nur  unangenehm 
sein,  dass  er  vergeblich  die  Hände  reibt.  Mit  welchem  Angesicht  kann  er  in  späteren  Tagen 
vor  die  Menschen  treten?  Was  mich  betrifft,  so  werde  ich  mit  Freuden  in  dem  Kampfe  fal- 
len und  mich  von  der  Schande  des  früheren  Lebens  reinigen.  —  Fuzi-sima  wies  ihn  scharf 
zurecht  und  sagte :  Das  Beste  ist,  einen  Ruhm,  den  man  beklagt,  nicht  erwerben.  Ueber- 
diess  kann  der  diessmalige  Kampf  auf  die  Gegenwart  nicht  beschränkt  sein.  —  Da 
jedoch  Ni,  der  Zugetheilte  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  ein  muthiger  Kriegs- 
mann war,  der  U-hoe's  spottete,  so  bewerkstelligte  er  mit  Gewalt  die  Verfolgung  und 
rückte  vorwärts.  Unterdessen  hatten  drei  feindliche  Schiffe  den  Rückzug  angeti-eten  und 
sich  an  das  Land  gelegt.  Ni,  der  Zugetheilte  des  Thores'  der  Leibwache  zur  Rechten, 
griff"  sie  an,  zog  eines  dieser  Schiffe  an  sich  und  kehrte  zurück.  Die  auf  eine  Strecke 
von  fünf  bis  sechs  Ri  auf  dem  Mtäcre  schwimmenden  Waffen  waren  zahlreicher  als 
Schuppen.  Da  das  Blut,  die  Meerfluth  färbend,  plötzlich  die  scharlachrothen  Wellen 
erfüllte,  die  Leichname  auf  den  Wellen  umhertrieben,  schwammen  und  versanken, 
o-laubte  man  die  alten  Zeiten  von  U  und  Wei  an  der  rothen  Mauer,  den  Kampf  zwi- 
sehen  Sung  und  Yuen  an  dem  gelben  Flusse  jetzt  zu   sehen. 

Ziü-roku-nitsi  si-sio  tsiku-tu-no  siro-ni  atsümari-te  nana-kasira-no  on-hu-gib  gun-ko-wo 
sen-gi-sü.  So-mo-so-mo  saku-zitsü-no  funa-gassen-iva  nori-dasü  koto-wa  nso-kari-kere^domo  teki- 
sen-je  fajaku  nori-tsüke-tarii-wa  sima-dzü  mata-sitsi-ro  nari  Me  itsi-ban-to  sadameraru.  Nori- 
idasü-vja  faja-kari-kere-domo  fune  osoku-site  teki-sen-ni  sükosi  osokii  nori-tsüke-keru-tote  ka-tö 
sa-ma-no  süke  ni-haii-to  sü.  Aki-tsüki  saburö  taka-fasi  ku-ro  san-ban  mo-ri  iki-no  kamt  si-ban- 
to  sadame  dai-seö-mib  ka-tsiil-ka-tsiü-no  kb-mib-domo-wo  zikken-si  kubi-kazü  sitsi-fiaku-ziü-itsi. 
Gun-tsiü  si-ziü-no  tei-tarakit,  i-sai  tsiu-mon-ni  kaki-sirusi  ziu-sitsi-nitsi  sb-ten  tsükai-ban-no 
faja-fune-wo  motte  nippon-ni  gon-zib-sü.  Sio-sib  tsiku-to-ni  y'^  |^  tai-dzin-si  te-oi-bito-ivo 
kan-bib-si  funa-ikusa-ni  sütare-si  fen-gii-wo  j6-i-si  fune-no  ro-kadzi-tvo-zo  totonoje-keru. 

Am  sechzehnten  Tage  versammelten  sich  die  Anführer  in  der  Feste  der  Bambus- 
insel, und  die  sieben  Oberaufseher,  untersuchten  die  kriegerischen  Verdienste.  In  Be- 
tracht, dass  bei  dem  Seegefechte  des  gestrigen  Tages  Sima-dzu  Mata-sitsi-ro  zwar  spät 
herausgeschifft,  allein  schnell  an  die  feindlichen  Schiffe  herangekommen  war,  wurde  er 
zum  Ersten  bestimmt.  In  Betracht,  dass  Ka-to,  der  Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde 
zur  Linken,  zwar  schnell  herausgeschifft,  sein  Schiff'  aber  langsam  war  und  etwas  spät 
an  die  feindlichen  Schiffe  herankam,  wurde  er  zum  Zwei-ten  ernannt.  Aki-tsuki  Saburo 
und  Taka-fasi  Ku-rö  bestimmte  nuxn  zu  Dritten,  M6-ri,  Statthalter  von  Iki,  zum  Vierten. 
Man  prüfte  die  Echtheit  der  von  den  grossen  und  kleinen  Fürsten  und  den  verschiedenen 
Häusern  erbeuteten  Köpfe,  und  deren  Zahl  betrug  siebenhundert  eilf.  Man  verzeichnete 
die  Zustände  in  dem  Heere  vom  Anfang  bis  zum  Ende  genau  in  einer  Denkschrift  und 
brachte  am  frühen  Morgen  des  siebzehnten  Tages  durch  das  schnelle  Schiff'  eines  Abgesandten 
die  Meldung  nach  Nippon.  Die  Anführer  lagerten  auf  der  Bambusinsel,  pflegten  die  Ver- 


Dee  Teldzug  der  Japaner  geuen  Corea.  91 

wundeten,  setzten  die  in  dem  Seegefechte  weggeworfenen  Kriegsgeräthe    in  Stand    nnd 
besserten  die  Ruder  und  Steuer  der  Schiti'e  aus. 

Säte  kb-rai-koku-tsiü  fataraku  nin-ziü-ioo  sadamu  fana-te-ni  fataraku  gun-sen  go-hii-gib 
kuina-gaja  km'a-no  zeö  faja-kaica  siu-me-no  koto  =jpj^  mo-ri  sai-siu  ku-ki  o-o-shmi-no  kami 
tera-zaica  si-ma-no  kami  teö-so-ka-he  to-sa-no  kami  ike-da  i-jo-no  kami  loo-gawa  sa-nia-no 
stike  naka-gawa  siu-ri  dai-hu  i-to  min-bu  ta-iü  taisi-hana  sa-kon-no  dai-hu  ivaki-zaka  naka- 
dziikasa  do-fit,  kuru-sima  idzümo-no  kami  süge  saburo  feo-je-no  zeö  onnzi  u-je-mon  fatsi-ro 
mo-ri  tsiü-na-gon  teru-moto-ga  miu-dai  sisi-do  bi-zen-no  kami  ^  13  ^  an-koku-zi  kuga-dzi- 
iva  mi-te-ni  wakarete  fatarakih.  Kita-omote-ni  fataraku  gun-zei-ica  go-bn-gio  o-o-da ß-da-no  kami 
ka-tö  kazüje-no  kami  rib-nin  kita-ni  mukatte  fataraku  sadame  nari.  Kuga-naka-süzi-no  gn.n- 
zei  go-bu-qib  take-naka  i-dzü-no  kami  ^  ka-tö  sa-ma-no  süke  fatsi-sü-ka  a-wa-no  kami 
i-koma  uta-no  kami  mö-ri  i-ki-no  kami  onazi  bu-zeu-no  kami  sima-dzu  mafa-sitsi-rö  aki-tsüki 
saburö  taka-fasi  ku-rö  sagara  sa-feö-je  süke  itte-ni  natte  figasi-ni  mukatte  fataraku  kiivame 
nari.  Kuga-te  minami-südzi  go-bu-gib  mö-ri  min-bu  ta-jü  ^  uki-ta  tsiü-na-gon  ko-nisi  tsa- 
no  kami  tö-db  sa-do-no  kami  fa-siba  feö-go-no  kami  ono-ono  itte-ni  natte  figasi-ni  luukatte 
fatarakit-beki  mune  fide-aki-Lö  o-osare-tsüke-tari. 

Man   bestimmte    die    in    dem    Reiche    Ivo-rai    Unternehmungen    aust'ilhrenden    .Men- 
schen, üie  mit  den  Schiffleuten  Unternehmungen  ausführenden   Kriegsschiffe  unter   dem 
Oberaufseher  Kuma-gaja,    Zugetheilten  der  Kammer,  Faja-kawa,  IIauj>t  des  Vorgesetzten 
der  Pferde,    Mo-ri,    Vorgesetzten    und  Reichsgehilfen,    Ku-ki,    Stattlialter   von  0-o-sumi, 
Tera-zawa,    Statthalter  von  Si-ma,  Teo-so-ka-be,  Statthalter  von  To-sa,  Ike-da,  Statthalter 
von  I-jo,    Wo-gawa,    Gehilfen  des  Vorstehers  der  Pferde    zur  Linken,    Naka-gawa,    dem 
die  Grundsätze  ordnenden  Grossen,  I-to,  grossen  Stützenden  der  Abtheilung  des  Volkes, 
Tatsi-baiia.   Grossen   der  nahen  Leibwache    zur  Linken,    Waki-zaka,    mittlerem  Vorsteher 
und  kleinem  Stützenden,  Kuru-sima,  Statthalter  von  Idzumo,  Suge  Saburo,  Zugetheiltem 
der  bewaffneten  Leibwache,    dem    denselben  Geschlechtsnamen    führenden  Fatsi-ro    von 
dem  Thore  der  Leibwache  zur  Rechten,    dem  mittleren   Rathe   M6-i-i,    dem  Stellvej-treter 
Teru-moto's  vmd  Sisi-do,    Statthalter  von  Bi-zen,    theilten    sich    bei    dem  Landwege    des 
Klosters  An-koku  in   drei   Abtheilungen   und    führten  L-nternehmungen    aus.      Die  an  der 
nördliclien  Seite  thätige  Kiücgsmacht    unter    dem  Uberaufseher  U-o-da,    Statthalter    von 
Fi-da,   imd  Ka-to,  Haupte    der  Rechnungen,    ward    bestimmt,    gegen    Norden    Unterneh- 
mungen  auszuführen.   Uie   Kriegsmacht  der   Abzweigung  inmitten   des  Landes  unter  dem 
Oberaufsehcr  Take-naka,  Statthalter  von  I-dzu,   Ka-to,  Gehilfen  des  Vorstehers  der  Pferde 
zur  Linken,  Fatsi-su-ka,   Statthalter  von   Awa,   I-konia,  Haupte  der  grossen  Musik,   Md-ri, 
Statthalter  von  Iki,  dem  denselben  Geschlechtsnamen  führenden  Statthalter  von  i3u-zen, 
unter  Sima-dzu    Mata-sitsi-ro.   Aki-tsuki   Saburo,    Taka-fasi  Ko-ro    und   Sagara,    Gehilfen 
der  bewaffneten   Leibwache  zur  Linken,     bildeten   eine   einzige  Abtheilung    ujid    wurden 
bestimmt,   gegen  Osten  Unternehmungen  auszuführen.     An   den   siidliclien  Abzweigungen 
des  Landes    bildete    man    unter    ilcm   Oberaufseher  Mo-ri,    grossen  Stützenden    dci-  Ab- 
theilung des  Volkes,  Uki-ta,  dem  mittleren  Rathe,  Ko-nisi,  Statthalter  von  Setsu,  To-do, 
Statthalter  von  Sa-do,  und  Fa-siba,  Haupte    der  Rüstkammei-,    je    eine  Abtheilung,    un<l 
es  wurde   der  Befehl  Fide-aki's.   dass  sie  gegen   Osten  Unternehmungen  ausführen  sollen, 
mitgetheilt. 

Ziü-ni-fatsi-nitsi  migi-no   sio-sib    tsiku-tö-wo    sihssen-si    kara-sima-no   se-to-tcu    osi-icatari 
T     "V     ^    ajon-kawa-to    iü   kawa-no    omote    ziü-fatsi-ku-teö-no   'j^    J^pJ    dai-ga-wo    nobori-ni 


g2  Pfizmaier. 

sitsi-nitsi  osi-nohoru.  Fatsi-guatsü  jo-ka  ;§•  Jr  ^  fsiku-siaku-tai  ^  V  2/  nren-to  iü 
tokoro-ni  tsiaku-dzin-m  (sono  mitsi  roku-ziü-ri).  Kuga  funa-te-no  sö-gun  ^1/2/  icaren-ni 
tori-nohori  ja-dzin-wo  tori-te  go-nitsi  to-riü-si  sen-tsiü  tatsi-sükuwi-taru  uma-no  asi-iuo  jasüme 
kuga-dzin-no  jo-i-sü.  ~f*  ^  Ge-ge-ica  san-koku-ni  midare-iri  nan-nio  so-zoku  amata  toraje- 
kitaru  sono  utsi-ni  nin-tai  jo-no  tsüne-ni  sügure-taru  i>  "^  ^^  )\  ^  sija-guwan  f^=-  ^ 
i-ni  ^  ^  niakii-kuan)  ari  koku-tsiü-no  sina-zina  tsü-zi-ivo  motte  tsübusa-ni  tadzüne-kere-ba 
^  ^  sia-kuan  kotajete  kore-jori  du-tsiü  ziü-fatsi-ri-ivo  fedatete  tsiku-siaku-tai  ^  |^  nan- 
on-no  siro  ken-go-ni  ro-zw-sü.  Ziu-siu-iva  nan-on  fan-kuan  tote  ni-man-san-fiaku-jo  ,^  ki-no 
tai-sib  nari.  Ka-sei-to  site  ^  j\\  keku-siü  fan-kuan  ni-man-jo-ki-no  tai-sib  tate-gomorii  ^ 
josi  katari-keri. 

Am  achtundzwanzigsten  Tage  schiiften  die  oben  genannten  Anführer  zu  der  Bam- 
businsel  hinaus,  setzten  über  die  Meerenge  von  Kara-sima  und  fuhren  auf  dem  Flusse 
Ajan,  einem  grossen  Flusse,  dessen  Fläche  achtzehn  bis  neunzehn  Strassenlängen  misst, 
durch  sieben  Tage  aufwärts. 

Am  vierten  Tage  des  achten  Monats  schlugen  sie  in  Tsiku-siaku-tai,  an  einem  Orte 
Namens  Uren  das  Lager  auf.  (Dieser  Weg  beträgt  sechzehn  Ri.)  Das  ganze  Heer,  aus 
den  Abtheilungen  zu  Lande  und  zu  Schiffe  bestehend,  zog  nach  Uren,  lagerte  im  freien 
Felde  und  verweilte  fünf  Tage.  Man  Hess  die  durch  Stehen  auf  den  Schiffen  gelähmten 
Pferde  mit  den  Füssen  ausruhen  und  traf  Vorbereitungen  für  ein  Lager  auf  trockenem 
Boden.  Später  kamen  viele  Männer  und  Weiber,  Priester  und  Laien,  die  in  ihrer  Ver- 
wirrung in  die  Gebirge  und  Thäler  getreten  waren,  gefangen  an.  Unter  ihnen  befand 
sich  ein  Sija-guwan,  ^  dessen  Gestalt  die  Gewöhnlichkeit  übertraf.  Als  man  ihn  mit 
Hilfe  der  Dolmetscher  um  die  Zustände  des  Landes  eingehend  befragte,  antwortete  der 
Sija-kuwan,  dass  man  sich  in  der  von  hier  achtzehn  Ri  Weges  entfernten,  in  Tsiku- 
siaku-tai  liegenden  Feste  Nan-on  fest  einschliesse.  Der  Vorsteher  der  Feste,  richtende 
Obrigkeit  von  Nan-on,  sei  ein  Heerführer,  der  zwanzigtausend  dreihundert  Reiter  befeh- 
lige. Als  Hilfsmacht  sei  die  richtende  Obrigkeit  von  Keku-siü,  ein  Heerführer,  der  mehr 
als  zwanzigtausend  Reiter  befehlige,  in  der  Feste  eingeschlossen. 

Kvga-te  funa-te-no  sio-siu  jori-atsümari-te  ßb-gi-ni  iwakii,  nan-on  rib-ke  rö-zib  si-man-jo- 
ki  nare-ha  zb-fib  ziu-man-nl  amaru-hesi.  Sikare-ha  kii.ga-te-no  sonaje  bakari-nite  tori-kakomu- 
to  iü  kofo  aja-uki  nari,  Onazi-wa  fima-te-mo  sasi-kuwawatte  osi-josü-beki-to  fisimeki-keru-ico 
fi-da-no  kami  i-dzü-no  kamt  i-i-keru-tva  funa-te-no  giin-bcö  ono-ono  kiiga-ni  agari  kazü-kazü- 
no  feb-sen  t^  1/  2/  uren-no  minato-ni  tsünagi-oka-ba  fitsü-zeö  kb-rai-no  bansen  nori-idasi- 
te  koto-gotoku  fime-tvo  jaki-jaburu-besi.  Mosi  sa-mo  aru-ni  oi-te-wa  funa-te-no  giin-jaku  ika-ga 
tsütomaru-beki-ja.  Sono  uje  ono-ono  uma-ivo  tate-kitaru-to-mo  mijezaru-ni  zib-ge  jnn-dzüje-ni 
sügari  ziü-fatsi-ri-no  db-tsiü  katsi-datsi-no  si-aiüase  makoto  sikarazü.  Tatoi  fiaku-man-ki  tate- 
gomoru-to  iü-to-mo  fidv.-josi-ko-no  go-jü-bu  ame-zita-ni  sügure-sase-tamaje-ba  ^  ko-no  go-i- 
kub-wo  motte  sin-mei  butsii-da-no  mib-zio-ni  kanai-tate-matsür-i  tatsi-matsi-ni  seme-jabutte  rib- 
fan-kuan^wo  utsi-toran-to  isami-süsünde  i-i-kere-ba  sio-sib  itsi-dö-ni  isagijosi  joku-nio  iü-tari 
to-mo  kaku-mo  go-bu-gib-no  on-sasi-fiki  si-dai-to-zo  kotaje-keru. 

Die  Anführer  der  Abtheilungen  zu  Lande  und  zu  Schiffte  versammelten  sich  und 
sagten  in  der  ßerathung :  Da  die  eingeschlossene  Macht  der  beiden  Häuser  von  Nan-on  aus 
mehr  als  vierzigtausend  Reitern  besteht,  so  müssen  vermischte  Streiter  mehr  als  hundert- 

•   Nach  einer  anderen  Leseart  Nijaku-lciaoan  und  «eiter  unten  Süa-kuiran.    Das  Wort  ist  unbekannt,    und    könnte  naeli  dem 
beigefügten  Zeichen  der  Wörterschrift  den  Träger  einer  Jünglingsmütze  oder  einer  Mütze  überhaupt  bedeuten. 


Dee  Feldzug  der  Japaner  gegen  Curea.  93 

tausend  sein.  Die  Belagerung  durch  Aufstellen  der  Abtheilungen  zu  Land  ist  somit 
get'ährlicli.  Man  muss  zu  gleicher  Zeit  die  Abtheilungen  zu  Schilfe  hinzugeben  und 
dann  angreiten. 

Nachdem  dieses  geräuschvoll  vorgebracht  worden,  sagten  die  Statthalter  von  l-'i-da 
und  I-dzu:  Wenn  alle  Kriegsleute  an's  Land  steigen  und  die  vielen  Kriegsschift'e  in 
dem  Falirwasser  von  Uren  angebunden  lassen,  werden  gewiss  die  Wachschiffe  von  K6- 
rai  hinausfalu-en  und  alle  Schiffe  verbrennen.  Wenn  es  so  geschielit,  wie  könnte  der 
Kriegsdienst  der  Abtheilungen  der  Schifte  versehen  werden?  So  lange  man  ilberdiess 
nicht  sieht,  dass  ein  Jeder  sein  Pferd  mitbringt,  stützen  sich  Höhere  und  Niedere  auf 
den  Bogen  wie  auf  einen  Stab,  auf  einem  Wege  von  achtzehn  Ri  ist  die  Grelegenhcit,  zu 
Fusse  zu  gehen,  wirklich  nicht  so  beschaft'en.  Gesetzt,  es  hiesse,  die  Besatzung  bestellt  aus 
hunderttausend  Reitern,  da  der  Kriegsmuth  Fide-josi's  in  dem  Erdkreis  sich  hervorthut, 
kann  durch  den  Glanz  seiner  Macht  der  dunkle  Beistand  des  göttlichen  Lichtes,  des 
Geistes  P'o's,  von  uns  erlangt  werden.  Wir  werden  die  Feste  plötzlich  angreifen  und 
zerstören,  die  beiden  richtenden  Obrigkeiten  im  Kampfe  erlegen.  —  So  sprachen  sie, 
muthig  vorwärts  tretend.  Die  Anführer  erwiederten  einstimmig:  Rein  und  gut  gesprochen! 
Jedenfalls  geschehe  es  nach  den  Angaben  der  Obei-aufseher. 

Sikaku-site  i-dzü-no  kami  taka-sige  kura-no  zed  siü-me-no  koto-ni  mukatte  i-i-keru-ioa 
nan-on  raku-ziu  issa-u-no  aida-wa  funa-te-no  gun-zei  ono-ono  ^  ]y  2y  uren-ni  ^^  |J^ 
zai-dzin-seraru-besi.  Kano  tsi  zen-aku-no  gon-zib-sesimurio  osi-maje-no  giDi-beu-wo  fa-san-kai 
made  furi'.-haru  tsükawasü  koto  nari-gatasi.  Fana-te-no  utsi  mosi-mo  iinia  tate-kosare-taru  kata 
ara-ba  ni-san-nin  nan-on-no  siro-ni  itatte  du-du-sü-besi-to  ijeri.  Waki-zaka  naka-dzükasa  siu- 
fu  i-to  min-bu  ta-iü  kuru-sima  idsümo-no  kami  san-nin  süsümi-idete  ivare-ioare  uma-wo 
motsi-süro-je-ba  on-tomo  niusi-sbrawan-to  i-i-kiwamari-keru.  Süge  saburu  feö-e-no  zeo  onazi 
u-e-mon  fatsi-rö  ked-dai-mo  go-bu-gio-ni  koi-te-zo  nan-ofi-iii  omomuki-keru. 

Somit  sagte  Taka-sige,  Statthalter  von  Ldzu,  zu  dem  Zugetheilten  der  Kammer' 
und  dem  Haupte  des  Vorgesetzten  der  Pferde':  Während  der  Fall  der  Feste  Nan-on 
sich  ereignet,  müssen  alle  Kriegsleute  der  Abtheilungen  der  Schiffe  sich  in  Uren  in 
dem  Lager  befinden.  Dass  man  vorgeschobene  Kriegsleute,  welche  beauftragt  sind,  die 
gute  oder  schlechte  Beschaffenheit  jenes  Landes  zu  melden,  nach  dem  fernen  Fu-san-kai 
schickt,  kann  unmöglich  geschehen.  "Wenn  in  den  Abtheilungen  der  Schifte  Solche 
sind,  denen  Pferde  herübergebracht  wurden,  können  zwei  oder  drei  Menschen  uns  bis  zu 
der  Feste  Nan-on  begleiten.  —  Waki-zaka,  mittlerer  Vorsteher  xmd  kleiner  Stützender, 
I-tö,  grosser  Stützender  der  Abtheilung  des  Volkes,  und  Kuru-sima,  Statthalter  von 
Idzumo,  traten  vor  und  sagten  entschlossen :  Wenn  es  uns  möglich  ist,  Pferde  zu 
erlangen,  werden  wir  uns  zur  Begleitung  melden.  —  Auch  Suge  Saburo,  Zugetheilter 
der  bewaftneten  Leibwache,  und  der  denselben  Geschlechtsnamen  führende  U-e-mon  fatsi- 
ro,  zwei  Brüder,  baten  die  Oberaufseher  und  traten  den  Weg  nach  Nan-on  an. 

Fatsi-guatsü  towo-ka  sio-gun  t^  ]y  2^  uren-wo  tatte  osi-maje-no  ^  ^  [/>o-gi  fadasi- 
kio  kai-gane-no  ai-dzü  ro-zi-wo  te-awase  ken-jaku-site  tsiü-ja-no  sakai-mo  naku  ziü-fatsi-ri-no 
.sono  mitsi-wo  momi-ni  monde  isogi  ki-keru.  Fisasi-ku  fime-ni  tatsi-sukumi-taru  sio-zei-no  uma 
iiva  gan-seki-no  nan-sio-no  mitsi  jama-zaki-wo  iioazü  fito-iki-mo  tas//krzf/.  noru  fodo-ni  arui-aa 
nori-korosi  nori-tawosi  si-süru  uma-ica  kuzü-ico  sirazü. 


'    Kumji-pjaje. 
-   Faja-kawa. 


94  Pfizmaier. 

Am  zehnten  Tage  des  acliten  Monates  brach  das  ganze  Heer  gegen  Nan-on  auf. 
Die  Haltung  der  Vorgeschobenen  war  richtig-,  und  die  Zeichen  der  Muscheln  und 
Glocken  umschrieben  genau  den  Weg.  Ohne  einen  Unterschied  zwischen  Tag  und  Nacht 
zu  machen,  kam  es,  den  Weg  von  achtzehn  ßi  angestrengt  zurücklegend,  in  Eile  an. 
Da  man  auf  den  durch  langes  Stehen  in  den  Schiften  gelähmten  Pferden  des  Heeres, 
ohne  auf  die  beschwerlichen  Wege  voll  Steine  und  Felsen  und  auf  die  Vorsprünge  der 
Berge  Rücksicht  zu  nehmen  und  ohne  sie  ein  einziges  Mal  zu  Athem  kommen  zu  lassen, 
ritt,  ward  eine  unbekannte  Zahl  von  Pferden  entweder  zu  Tode  geritten,  oder  nieder- 
gei'itten   und  verendete. 

Joku  ziü-itsi-nitsi-no  tora-no  koku  bakari-ni  nan-on-no  siro  tsikaku  nori-tsüme-tari-to  ije- 
domo  motte-no  foka  kiri  fukaku  müsi-no  en-kin  fakari-gataki-ni  jotte  ike-dori-ni  tadzünete 
siro-jori-mo  san-ziü-jo-teö-ga  foka-no  saka-no  fumoto-ni  fata-ico  täte  kiri-no  faruru-wo  matsü 
tükoro-ni  fitsüzi-no  koku  hakari-ni  si-fb  akiraka-nari-kere-ha  siro  ziü-si-go-teo-ga  aida-ni 
taimiro-iüo  iiasi  B^  med  ziü-ni-nitsi-no  ake-hono-no  kiri-ivo  mikata-ni  siro-giica-je  fata-wo 
Jose  to-sai  nan-boku-wo  tori-kakomi  s6-gun^no  omote-ni-wa  ^  saku  saka-mo-gi  tsüke-mawasi 
firu-no  uma-gake  jo-utsi-no  ju-zin  kagi-ban  soto-giki-no  fari-ban-wa  iü-ni  ojobazü  kagari-wa 
ja-tsiü  taki-akasi-keru.  Ka-tö  sa-ma-no  süke-iva  uke-te-no  tai-sib-to  site  zw-fsiü-jori  sono  aida 
ziu-roku-sitsi-teC)  fedatete  sükosi  jama-ni  sonaje-wo  täte  zen-go  sa-jü-ni  ~)s^  ^  o-o-zaku  san- 
dziü  tsüke-mawasi  kutsi-ioo  tsi-dori-nitsüke-tslgaje  j6-zin  kibisi-ku  dzin-dottari. 

Am  nächsten  Tage,  dem  eilften  des  Monats,  um  die  dritte  Stunde, '  war  man  an 
die  Feste  Nan-on  nahe  herangeritten.  Da  man  aber  bei  einem  ungewöhnlich  dichten 
Nebel  die  Entfei-nung  des  Weges  nicht  bemessen  konnte,  befragte  man  die  Gefangenen 
und  stellte  an  dem  Fusse  einer  Bergtrejipe,  welche  von  der  Feste  weiter  als  dreissig 
Strassenlängen  entfernt  lag,  die  Fahnen  auf.  Man  wartete  auf  die  Klärung  des  Nebels, 
und  als  um  die  achte  Stunde^  die  "fier  Gegenden  sich  aufgeheitert  hatten,  lagerte  man 
vor  der  Feste  innerhalb  einer  Strecke  von  vierzehn  Strassenlängen.  Am  nächsten  Tage, 
dem  zwölften  des  Monats,  stellte  man  in  dem  Nebel  des  Tagesanbruchs  von  Seite  der 
Unserigen  die  Fahnen  an  die  Gränze  der  Feste,  schloss  diese  von  Osten  und  AVesten, 
Süden  und  Norden  ein  und  zog  um  die  Vorderseite  des  ganzen  Fleeres  Pfahlwerk  und  Ge- 
strüppe. Vorsicht  gegen  Angriffe  der  Reiterei  bei  Tage,  gegen  Ueberfälle  bei  Nacht,  auf- 
spürende Wachen,  aussen  horchende  Wachen,  gespannte  Wachen  dies  alles  braucht  nicht  er- 
wähnt zu  werden.  In  der  Nacht  brannten  Leuchtfeuer  bis  zum  Morgen.  Ka-tö,  der  Gehilfe 
des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken,  wurde  Heerführer  der  Bürgschaften.  Von  der  Mitte 
der  Feste  durch  einen  Zwischenraum  von  sechzehn  bis  siebzehn  Strassenlängen  getrennt, 
stellte  man  auf  den  Bergen  einige  Vorposten  auf  und  zog  um  sie  vorwärts  und  rück- 
wärts, rechts  und  links  dreifaches  grosses  Pfahlwerk.  Die  Ausgänge  brachte  man  kreuz- 
weise in  ungleicher  Richtung  an  und  bezog  mit  äusserster  Vorsicht  das  Lager. 


'    Von  3  bis  ö  Ulir  Morgens. 
2  Von   1   bis  3  Uhr  Nachmittag-s. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea. 


95 


Bild  des  Angriffes  auf  die  Festung  Nan-on. 


Nord 


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West 


TaUc-naka,   Stattlialter  von  I-dzu 


Ko-nisi,  Stattlialter  von  Setsu 


Waki-zaka,  kleiner  Stützender  des  grossen  Vorgesetzten 


Thor 


3 

i-H 


Seite  von  25  Strassenlängen 


UrRprUiigliches 
Kund 


Fatsi-su-ka,  Statthalter  von  A-\va 

MOri,  grosser  Stützender  von  der  Abtlieilung  des  Volkes 

I-koma,  Haupt  der  grossen  Musik 

I-koma,  Statthalter  von  Sanu-ki 

M6-ri.  Statthalter  von  I-ki 

Mo-ri,  Statthalter  von  Bu-zen  Ost 

Sima-dzu  mata-sitsi-rö 

Aki-tsuki  Saliurü 

Taka-fasi  Kuro 

Sagara,  Gehilfe  der  bewaft'neten  Leibwache  zur  Linken 

I-tö,  grosser  Stützender  von  der  Abtheilung  des  Volkes 


o 

a 


^ 


Süd 


96  Pfizmaier. 

So-vw-su-mo  kuno  siro-no  tel-taraka  ni-ziü-go-teo  jo-fd  ari-te  o-o-isi-wo  motte  takasa  ni- 
ken  ma-naka-no  isi-gaki  nori-nasi-ni  tsüki-tate  isi-ai-ni  sikkui-wo  tsiinie-hmii-tare-ba  jaki- 
mono-no  gotokii  nari.  Uje-ni  fei-ivo  kake-nutwasi  fo-bb  sümi-zuml  ni-dziü  san-dziü-no  ja-gara- 
100  age  si-fo-ni  takasa  roku-sitsi-ken-no  isi-no  tai-mon-ivo  täte  y^  ^  o-o-kaku-no  zai-nioku- 
wo  motte  kb-si-no  to-hira-wo  tsükuri  fori-kutsi  go-ziü-ken-no  kara-fori-no  utsi-ni  fori  nari-ni 
fei-iüo  kake-mawasi  fei  utsi-soto-no  kara-fori-ni  tetsü-no  kuruma-bisi-wo  aki-ma-naku  maki- 
tsirasi  fei  ura-no  ja-gura-ni  isi-bi-ja  o-o-j/nni  o-o-dzütsil-to-wo  si-kake  si-fb  fatsi-men-je  utsi- 
idasi  te-maiuari-no  ko-dzütsü-tvo  utsi  ja-wo  i-idasü  koto  aine  arare-no  furu-ga  gotoku  tö-zai 
imada  si-jose-no  j6-i-mo  mijezü. 

Diese  Feste  hatte,  was  ihren  Bau  betrifft,  vier  Seiten  von  je  fünfundzwanzig 
Strassenlängen.  Die  mittlere  Steinmauer,  deren  Höhe  zwei  Ken  betrug,  war  aus  grossen 
Steinen  ohne  Kitt  aufgeführt.  Da  man  zwischen  die  Steine  Muschelkalk  gefüllt  hatte, 
so  hatte  sie  das  Aussehen  von  Thongeschirr.  Darüber  waren  rings  umher  kleinere 
Mauern  angebracht  und  Thürme  mit  zwei-  und  dreifachen  Seiten  und  Ecken  erbaut.  Man 
hatte  grosse  steinerne  Thore,  deren  Höhe  an  allen  vier  Seiten  sechs  bis  sieben  Ken  be- 
trug, errichtet  und  aus  grosskantigem  Bauholz  gegitterte  Thorflügel  verfertigt.  Indem  die 
Mündung  des  Grabens  ein  Graben  in  dem  fünfzig  Ken  breiten  trockenen  Graben  war, 
hatte  man  rings  eine  kleinere  Mauer  gezogen  und  in  dem  innerhalb  und  ausserhalb  der 
kleineren  Mauer  gelegenen  trockenen  Graben  eiserne  Wagenstacheln,  ohne  einen  leeren 
ßaum  zu  lassen,  umhergestreut.  Der  Feind  hatte  in  die  innerhalb  der  kleineren  Mauer 
befindlichen  Tliürme  FeuerschlUnde,  grosse  Bogen  und  grosse  Feuerröhren  gebracht  und 
schoss  in  allen  Richtungen  heraus.  Er  bewarf  aus  kleinen  Handröhren,  und  die  heraus- 
geschossenen Pfeile  waren  gleich  Regen  imd  Hagel.  Im  Osten  und  AVesten  sah  man 
keine  A  orbereitungen  zum  Angriffe. 

Sikare-domo  minami-omote-no  mi-kasira-wa  ziü-ni-nitsi-no  jo-ni  iri  take-fabä-wo  tsüke 
fazimete-zo  si-jose-keru.  Fori-no  ume-kusa  nobori  fasi-go  koto-gotoku  jö-i-site  ziü-san-nitsi  ziü- 
si-nitsi  ziü-go-nitsi-ni  itatte  si-jose-wo  si  süde-ni  fori-giica  made  tsüke-jose-nu.  Sare-domo  zib- 
bu-naru  zib-kuaku-7ii  sü-man-gi-no  gb-fei  tate-gomori-tare-ba  ta-jasüku  nori-irii  koto  naka-naka 
ojobi-gataku  mije-keru  tokoro-ni  sa-do-nu  kami-ga  gmi-si  tö-db  \^  saku-be-je  deo  fndzüka-naru 
foso-jumi-nite  ori-ori  fi-ja-ioo  fanatsi-keru-ga  tatoi  jaki-gusa-wo  motsi-kake  fi-wo  tsüke-tari-to- 
mo  jaki-tsüku-beki-ni  arazaru-ni  kano  fi-ja-nite  fitsüzi  saru-no  kado  ja-gura-wo  jaki-tate-tari. 
Fi-da-no  kami-ga  gun-si  kore-wo  mite  fi-ja-nite  jaki-tatsü-to  iü  koto-wa  omoi-mo  jorazaru  mama 
o-o-gawutsi  j^  mo  u-je-mon  deo  ta-naka  /j>  seö  sa-je-mon  deö-ni  mukai  i-i-keru-toa  tö-db- 
dono-wa  nori-ii'are-taru-to  mijete  ja-gura-ivo  jaki-tate-keru-zo-ja-to  i-i-kere-ba  ta-naka  kiki-mo 
ajezü  mu-nen  nari-to  iü  mama-ni  kara-fori-je  ajamatazü  tobi-iri-keru. 

Unterdessen  legten  die  drei  Häupter  der  Südseite  beim  Anbruch  der  Nacht  des 
zwölften  Tages  Bambusbündel  und  griffen  zum  ersten  Male  an.  Sie  stiegen  auf  die 
Ausfüllung  des  Grabens,  hielten  alle  Leitern  bereit,  machten  am  dreizehnten,  vierzehn- 
ten bis  zu  dem  fünfzehnten  Tage  Angriffe  und  waren  bereits  bis  an  die  Gränze  des 
Grabens  herangekommen.  Da  jedoch  in  die  starke  Feste  eine  gewaltige  Streitmacht  von 
mehreren  zehntausend  Reitern  sich  eingeschlossen  hatte,  sah  man,  dass  es  sich  fürwahr 
nicht  dahin  bringen  Hess,  mit  Leichtigkeit  hereinzusteigen.  T6-dö  Saku,  Zugetheilter 
der  bewaffneten  Leibwache,  ein  Kriegsmann  in  dem  Heere  des  Statthalters  von  Sa-do, 
hatte  mit  einem  unbeträchtlichen  dünnen  Bogen  von  Zeit  zu  Zeit  Feuerpfeile  ab- 
geschossen.    Während    man    zwar  Zündstoffe  anhängte  und  Feuer  legte,  aber  nichts  an- 


Deh  Feldzüg  ueh  Japakkr  gegen  Corea.  _      "  97 

zünden  konnte,  steckte  er  mit  den  Feuerpfeilen  den  südwestlichen  Thurm  in  Brand, 
Eben  als  die  Kriegsleute  des  Statthalters  von  Fi-da  dieses  sahen  und  das  Anzünden 
durcli  Feuerpfeile  ihnen  unerwartet  kam,  sagte  0-o-gawutsi  Mo,  Zugetheilter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken,  zu  Ta-naka  Seo,  Zugetheiltem  des  Thores  der  Leibwache 
zur  Linken :  Es  scheint,  dass  Herr  T6-d5  hereingestiegen  ist,  und  er  hat  wolil  den 
Thurm  in  Brand  gesteckt  —  Ta-naka  hörte  ihn  nicht  ganz  an,  und  als  ob  ihm  dieses 
Yerdruss  machte,  sprang  er,  ohne  zu  fehlen,  in  den  trockenen  Graben. 

0-o-gawutsi  ^  1^  ^  ku-tsü-nd  ^  ^  feö-zb  si-midzü  ^/^  ja  itsi-rö  to-shna  -^  kin 
u-je-mon  5¥  ^  dan-dzüka  y]^  gen-si-ro  osi-tsüdzüi-te  tobi-iri  fori-no  naka-naru  fei-wo  nori- 
koje  isi-gaki-ni  tsüki-keru  tokoro-ni  dan-dzüka  nohoru  fasi-go-ivo  motsi-ivi-keru-ga  ivaga  kumi- 
kasira  nari-si  ^  ^  ki-si-roku-tai-fu-wo  jobi-te  matsi-tvi-tari.  0-o-gawidsi  sono  fasi-go-wo 
totte  isi-gaki-je  utsi-kake  noboran-to  se-si-ni  dan-dzüka  o-o-gatvufsi-wo  osi-noke  saki-je  nobori- 
keru.  Tsügi-ni  o-o-gawutsi  nobori  sono  tsugi-ni  si-midzü  nori-agari  fasi-go-iva  sünaicatsi  fumi- 
ottari.  Sore-jori  si-go-ken  nisi-ni  fasi-go-wo  kake  to-sima  ku-tsü-mi  nori-keru-ga  ato-jori  o-o- 
zei  wäre  otorazi-to  osi-ai  momi-ai-kerii  fodo-ni  take-no  fasi~go-iva  ore-tari-keru.  O-o-gawiäsi 
dai-won  agete  sono  fata  fajaku  ire-jo-ja-to  i-i-kere-ba  ku-tsü-mi  moto-jori  fata-bu-gio  nare-ba 
motto-mo-to  i-i-te  ge-dzi-tvo  nasü.  Fata-wa  midzikasi  fei-wa  takasi  iri-kanete  mije-kerii-ga 
mono-domo  fito-no  kata-ni  nnfte  sasi-age-keru. 

0-o-ga-utsi,  Ku-tsu-mi,  Si-midzu  Ja-itsi-ro  von  der  \\'affenkammer,  To-sima  Kin  U-je- 
mon  und  Dan-dzuka  Gen-si-ro  sprangen  ilim  sogleich  nach,  überstiegen  die  in  der  Mitte 
des  Grabens  befindliche  kleinere  Mauer  und  gelangten  zu  dem  Steinwalle.  Dan-dzuka 
hatte  i'etzt  eine  Sturmleiter  erlangt.  Er  rief  den  sechsten  Grossen  Ki-si,  der  mit  ihm 
zugleich  ein  Oberhaupt  war,  und  wartete.  0-o-gawutsi  nalim  diese  Leiter  und  hängte  sie 
an  den  Steinwall.  Als  er  hinaufsteigen  wollte,  schob  ihn  Dan-dzuka  bei  Seite  und  stieg 
zuerst  hinan.  Ihm  zunächst  stieg  0-o-gawutsi  hinan.  Diesem  zunächst  stieg  Si-midzu 
empor.  Die  Leiter  war  unter  seinen  Füssen  gebrochen.  Man  hängte  vier  bis  fünf  Ken 
westlich  von  dieser  Stelle  eine  Leiter  an.  To-sima  und  Ku-tsu-mi  stiegen  hinan.  Weil 
nach  ihnen  eine  grosse  Menge  Krieger  sich  herbeidrängte,  zerbrach  die  Bambusleiter. 
0-o-gawutsi  rief  mit  lauter  Stimme :  Bringet  schnell  die  Fahne  herein !  —  Da  Ku-tsu-mi 
der  Oberaufseher  der  Fahnen  war,  erliess  er  mit  den  AVorten:  Es  ist  recht!  den  Befehl. 
Die  Fahne  war  zu  kurz,  die  Mauer  zu  hoch.  Als  man  sah,  dass  sie  nicht  hereingebracht 
werden  konnte,  stiegen  die  Leute  den  Anderen  auf  die  Schulter  und  reichten  sie  empor. 

Fatsi-guaisn  ziü-go-nitsi-no  jo  i-no  kokn  bakari-no  koto  naru-ni  tada  go-nin  saki-nori-si  dai- 
tcon-zio-wo  agete  nan-on-no  siro  itsi-ban  nori  o-o-tafi-da-no  kami-to  na-nori  men-men  icaga  na-ico 
na-nori-te  toki-no  ko-e-ico-zo  age-iari-keru.  Fi-da-no  kami-ga  futa-faba  ^  itjj  kon-dzi-ni  siroku 
maru-no  utsi-ni  dai-mo-zi  some-tsüke-taru  fata  go-fon  zih-tsiü-no  jakeru  ja-gura-no  kiioa-je  tate- 
narahe  visi-no  jo-kaze-ni ßrugajesi  sio-gun-no  kagami-to  araivasi-kcri.  Zio-tsin  niicaka-no  toki-no 
ko-e-ni  odoroki  fei-ura-no  gnn-beu  koto-gotoku  ura-kitdzürc-site  tatakh-beki  feki-naku  omui-no 
foka-ni  nori-jabiiri  mon-u-o  ßraki-kere-ba  fi-da-no  kami  guan-rai  bü-jü  bu-s6-no  tai-sih  nare-ba 
gun-beo-wo  tate-matoi  minami  o-o-te-no  tai-mon-wo  massikura-ni  nori-iri-keru.  Ki-si-roku-tai-fu 
itsi-ban  knbi-no  kb-mib-sü.  San-no  maru-ni  fase-iri-te  fuja  fa^pipo-iüo  jaki-utsi-sfi  tokoi'o-ni  sa- 
dn-no  kami-ga  saki-tn  to-db  ni  sa-jo-mon  den  onazi  0r  sin-sitsi-ro  onazi  sahi-fe-je-dcv  fuzi- 
sima  ffi  jo  sa-je-mon  dev  siro-tsi-ni  fi-nu  maru  itsü-tsu  oi-taru  fito-nagare-no  naga-Jhta-u-o 
saki-ni  täte  sidzü-sidzü-to  nori-iri-keru.    Waki-zaka  naka-dzükasa    sib-fn-ga'  kon-dzi  futa-faba- 

Di'nkschriflen  der  pbil.-liist.  Cl.  XXIV.  Bd.  13 


98 


Pfizmmer. 


no  ori-kake-ni  siroki  wa-tsigaje-no  fsüki-taru  go-fon-no  fata  ukl-ta  ßde-ije-ga  saki-te  uki-ta 
sa-kiu-no    süke    Jß    }\\    to-gawa  fi-go-no  kami  ßki-tsüdziiki  nori-iri-keri. 

In  der  Nacht  des  fünfzehnten  Tages  des  achten  Monats,  als  es  um  die  zwölfte 
Stunde'  war,  riefen  diejenigen,  welche  zuerst  hereingestiegen  waren,  —  nur  vier  Men- 
schen —  mit  lauter  Stimme  und  nannten  als  denjenigen,  welcher  der  Erste  die  Feste 
Nan-on  erstiegen,  0-o-ta,  Statthalter  von  Fi-da.  Alle  nannten  ihren  eigenen  Namen  und 
erhoben  ein  Kriegsgeschrei.  Sie  stellten  fünf  aus  zwei  Leinwandbreiten  bestehende,  auf 
dunkelblauem  Grunde  weisse,  in  dem  Rund  mit  grossen  gefärbten  Schriftzeichen  ver- 
sehene Fahnen  des  Statthalters  von  Fi-da  an  die  Gränze  des  verbrannten  Thurmes  der 
Feste  reihenweise  auf,  Hessen  sie  in  dem  aus  Westen  wehenden  Nachtwinde  flattern  und 
machten  sie  als  Spiegel  der  Heere  offenkundig.  In  der  Feste  erschrak  man  bei  dem 
plötzlichen  Kriegsgeschrei,  die  Streitkräfte  innerhalb  der  Mauer  lösten  sich,  und  es  gab 
keinen  Feind,  mit  dem  man  kämpfen  konnte.  Man  brach  unverhofft  ein  und  öffnete  das 
Thor.  Da  der  Statthalter  von  Fi-da  von  jeher  ein  unvergleichlicher  Heerführer  von  kühnem 
Mutlie  war,  wand  er  die  Krieger  des  Heeres  auf  und  ritt  bei  dem  grossen  Thore  der  süd- 
lichen Vorderseite  spornstreichs  herein.  Der  sechste  Grosse,  Ki-si  erbeutete  den  ersten  Kopf. 

Während  man  in  das  dritte  ßund  sprengte  und  bereits  nach  allen  acht  Seiten  in 
Brand  steckte  und  tödtete,  stellten  To-dö  Ni,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache 
zur  Linken,  der  denselben  Geschlechtsnamen  führende  Sin-sitsi-ro,  der  denselben  Ge- 
schlechtsnamen führende  Saku,  Zugetheilter  der  bewaffneten  Leibwache,  und  Fuzi-sima 
Jo,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  sämmtlich  von  der  Vorhut  des 
Statthalters  von  Sa-do,  eine  lange  Fahne,  an  Avelcher  auf  weissem  Grunde  fünf  Sonnen- 
rundungen angebracht  waren,  voran  und  ritten  ganz  ruhig  herein.  Mit  fünf  dem  mitt- 
leren Vorgesetzten  und  kleinen  Stützenden  Waki-zaka  gehörenden  Fahnen,  an  welchen 
auf  dunkelblauem  Grunde,  auf  Brüchen  von  zwei  Leinwandbreiten  weisse  entgegen- 
gesetzte Räder  angebracht  waren,  ritten  Uki-ta,  Gehilfe  der  Hauptstadt  zur  Linken,  und 
To-gawa,  Statthalter  von  Fi-go,  beide  von  der  Vorhut  Uki-ta  Fide-ija's,  einer  nach  dem 

anderen  herein. 

Sikaru  aida  zio-nai-wa  jo-en  zm-fo-ni  san-ran-se-si-ka-ha  H  ^  ro-fei  ^  do-wo  usinai 
klta-iüo  sasi-te  nogaruru-mo  ari  o-oku-wa  nisi-omote-no  ko-nisi  tsü-no  kami-ga  seme-gutsi-wo 
san-zan  kiri-faratte-zo  sirizoki-keru.  Nokoru  sei-bib  fu-bb-je  fase-tsiri-te  iri-midare  momi-awase 
fi-wo  idasi-te-zo  tatakai-keru.  0-o-gaioutsi-mo  mukb  teki  ni-nin  utsi-totte  kon-nitsi-wa  fatsi- 
gitatsü  ziä-go-nitsi  kata-zi-ke-naku-mo  iczi-gami  dai-ho-satsiVno  go-e-nitsi-ni  atareri-to  kitto  omoi- 
idasi-fe  ^  J}  tsi-gatana-wo  utsi-süte  kurenai-ni  somi-tani,  tana-gokoro-wo  awasete  toivoku 
nippon-wo-zo  ogami-keru. 

Unterdessen  verbreitete  sich  in  der  Feste  übermässiger  Rauch  wirr  nach  allen  zehn 
Riehtungen.  Einige  Krieger  der  Besatzung  verfehlten  den  Weg  und  entkamen  in  nörd- 
licher Richtung.  Viele  fegten  die  an  der  Westseite  befindliche  Angriftsthüre  Ko-nisi's, 
Statthalters  von  Setsu,  einhauend  gänzlich  weg  und  zogen  sich  zurück.  Die  übrigen 
auserlesenen  Krieger  zerstreuten  sich  im  Laufe  nach  verschiedenen  Gegenden  und  wur- 
den in  Unordnung  und  unter  heftigen  Anstrengungen  handgemein.  Sie  Hessen  Feuer 
hervorkommen  und  kämpften. 


1    Von  9  bis   11   Uhr  Abends. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Cobeä.  99 

0-0-gawutsi  einlegte  zwei  ihm  gegenüberstehende  Feinde.  J-^r  oi-innerte  sich  dank- 
bar und  mit  Bestimmtheit,  dass  auf  heute,  den  fünfzehnten  Tag  des  achten  Monats,  der 
Festtag  des  grossen  Bosats,  des  Gottes  der  Geschlechtsnamen,  falle.  Kr  warf  das  Blut- 
schwert weg,  legte  die  rothgefärbten  Handflächen  zusammen  und  verehrte  das  ferne 
Nippon. 

Säte  fana-ico  kaki  gu-soku-no  fana-gami-ire-ni  sasi-irete  to  am  sahurai  viatsi-ni  fase- 
idete  niire-ba  teki  go-zia-ki  hakarl  inakkuro-ni  sonaje-tari.  O-o-gairiifsi  atari-wo  mire-ha  fh- 
bai-tra  fitori-mo  mijezü.  Uki-da-ga  giui-sl  san-nin  tntsi-tari.  0-o-ga-utsi  kare-ni  mukai-te  ano 
teki-ni  fase-rnukaivan-to  i-i-kere-ba  uki-da-ga  gun-si  kotajete  ano  go-ziü-kl  bakari-no  gun-beo- 
ni  kats/'-datsi-no  i  si  nl-nin  san-nin  fase-awasete  nan-no  jo-ni-ka  tatsü-beki  madzü  kore-nifikajete 
mi-kata-ico  matsi-kakari-tainaje-to  sei-si-kere-ba  -^  kane-no  -^  te-ni  fidzi-orii  tokoro-ni  tatsi- 
u'i-keru  tokoro-ni  kano  go-ziu-ki  bakari-no  teki  nori-toivoru.  0-o-gaivntsi  ni-siahi  issün-no 
katana-tco  motte  ba-zib-no  teki-no  momo-wo  kitte  otosii  tada  fito-utsi-nite  momo-wa  tamarazü 
otsi-kere-ba  teki-iva  ßdari-je  otsi-tari-si-ioo  atari-ni  tattaru  saburai-domo  sono  kubi-ivo  ubai- 
tori-nn.  Ba-zib-no  teki-wo  tsüdzükete  san-nin  kitte  otosi  si-nin-ni  atarii  teki-wo  kiri-kere-ba 
motno-no  kawa  joritru  fnkari-kakari-tc  ßdari-je  otsi-keru-ivo  o-o-gawiitsi  sono  kasira-ico 
ubaicare-zi-to  fasiri-joru  tokoro-wo  tsndzüi-te  nori-noku  teki-no  uma-ni  atcrare-korobi-keru. 
Sono  ßma-ni  niata  kubi-tvo-mo  ubaware-tari. 

Er  schnitt  die  Nasen  ab'  und  steckte  sie  in  den  Papierbeutel  seiner  Rüstung.  Als 
ein  gewisser  Kriegsmann  in  die  Strasse  sprengte  und  hinblickte,  waren  daselbst  fünfzig 
feindliche  Reiter,  in  Schwarz  gekleidet,  aufgestellt.  0-o-gawutsi  sali  um  sich,  aber  es 
zeigte  sich  kein  einziger  seiner  Gefährten.  Drei  Kriegsleute  Uki-da's  standen  da.  0-o- 
gawutsi  sprach  zu  ihnen:  Wir  werden  uns  im  Laufe  gegen  diese  Feinde  wenden.  — 
Die  Ki'iegsleute  Uki-da's  erwiederten:  Was  könnte  es  nützen,  wenn  mit  dieser  Streitmacht 
von  fünfzig  Reitern  zwei  oder  drei  Kriegsleute  zu  Fusse  im  Laufe  handgemein  werden? 
Geruhe,  dich  früher  vor  ihnen  zurückzuziehen  und  auf  die  Unserigen  zu  warten.  —  Hier- 
mit wiesen  sie  ihn  zurecht.  Jene  fünfzig  feindlichen  Reiter,  welche  vorläufig  an  einem 
halsbrechei'ischen  Orte  gestanden  waren,  ritten  jetzt  durch.  0-o-gawutsi  hieb  mit  einem 
zwei  Schuh  und  einen  Zoll  messenden  Schwerte  einem  berittenen  Feinde  den  Scheidvcl 
ab.  Da  auf  einen  einzigen  Hieb  der  Schenkel,  ohne  haften  zu  bleiben,  herabgefallen 
war,  fiel  der  Feind  nach  dei-  linken  Seite.  Die  Kriegsleute,  welche  dabei  gestanden 
waren,  raubten  den  Kopf.  Jener  hieb  nach  einander  drei  feindliche  Reiter  nieder.  Als 
er  den  vierten  P'eind  niederhieb,  verschlang  sich  die  ILiut  des  Schenkels.  An  einer 
AVage  hängend  fiel  der  Leib  nach  links.  Damit  das  Haupt  nicht  geraubt  werde,  ritt 
0-o-gawutsi  fortwährend  von  dem  ()rte  weg,  zu  dem  die  Feinde  enteilten.  Kr  stiess 
dabei  mit  einem  Pferde  des  Feindes  zusammen  und  fiel  zu  Boden.  Wälirend  dessen 
ward  das  Haupt  ebenfalls   geraubt. 

Kakari-keru  tokoro-7ii  fo-bai  osa-da  go-be-je  deö  utsi-okure  ari-kere-ba  o-o-gawutsi  ta- 
naka  >J>  ko  sa-je-mon-deö-ni  mukai  i-i-keru-u-a  osa-da  kb-mib-wo  si-oknre-tari-to  mije-tari 
tsikara-wo  sojen-to  i-i-kere-ba  ta-naka  motto-mo-to  fase-mawaru  ori-si-vio  ki-ba-no  teki  ni-nin 
ide-kitari  nori-noku  tokoro-iro  ta-naka  jari  ßssagete  fase-tsikadzüki  tsüki-si-ka-ba  teki  ba-zib- 
nite  ta-naka-ga  jari-ico  ßttsükami  ziü-si-go-ken  bakari  ßki-züri  tawosi-te  uma-wo  fajamete 
noki-tari.   Fituri-no  teki-ni-u-a  o-o-gatrvtsi  kakr-mnkai-keru-iro    teki    in)m-nn    san-dzü-ni    notte 


'    Wie  sich  bei   Verglcicliiiiig  mit  aiuiertii   Stollen  ergibt   wurde   anstatt   lies  Kopfes  gewölinlieli  die  Nase  des  erlegten  Feindes 
abgeschnitten. 

IS- 


100  Pfizmaiek. 

usiro-sama-ni  ;^|J  ken-ico  nui-te  kiri-farai  kake-toworan-to  sü  teki-no  ken-saki  o-o-gmouUi- 
ga  te-no  ^  kb-ni  atari  sükosi  kirete  katana-ni  tsujoku  khü-ate  fito-mutsi  utte  nori-juki-keru. 
Teki-tva  uma  mi-kata-wa  katsi-datsi  nare-ba  tsikara-naku  utsi-morasi-nu.  0-o-gaumtsi  osa- 
cla-ni  mukatte  kono  uje-wa  tsikara-nasi  te-ico  akete-mo  ika-ga  nare-ba  soregasl-ga  ko-miv-wo 
go-fen-iü  fito-tsü  tsükawasü-tote  osa-da-ni  futatsü-no  ^  utsi-wo  ataje-keru.  Osa-da  o-oki-ni 
jorokobi-te  ari-gataki  on-kokoro  ire-to-zo  itadaki-keru. 

Unter  solchen  Umständen  sagte  0-o-gawutsi,  weil  sein  Gefährte  Osa-da  Go,  Zu- 
getheilter  der  bewaffneten  Leibwache,  sich  arg-  verspätet  hatte,  zu  Ta-naica  Ko,  Zu- 
getheiltem  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken:  Es  hat  sich  gezeigt,  dass  Osa-da  für 
den  Kuhm '  sich  verspätet  hat.  Wir  werden  die  Kräfte  vereinen.  —  Ta-naka  antwortete : 
Es  ist  recht.  —  xVls  er  eben  umhersprengte,  kamen  zwei  berittene  Feinde.  Ta-naka, 
die  Lanze  tragend,  näherte  sich  im  Laufe  dem  Orte,  von  dem  sie  wegritten.  Als  er 
zusammenstiess,  ergriff  ein  Feind  zu  Pferde  die  Lanze  Ta-naka's  und  schleppte  sie  auf 
einer  Strecke  von  vierzehn  bis  fünfzehn  Ken  fort.  Er  Hess  sie  dann  fallen,  trieb  das 
Pferd  an  und  entfernte  sich.  Dem  anderen  Feinde  war  0-o-gawutsi  im  Laufe  begegnet. 
Er  ritt  zu  den  „drei  Köpfen"^  des  Pferdes  des  Feindes,  zog  rückwärts  das  Schwert  und 
war  im  Begriffe,  einhauend  den  Weg  frei  zu  machen  und  durchzureiten.  Die  Schwert- 
spitze des  Feindes  traf  die  Nägel  an  der  Hand  0-o-gawutsi's.  Etwas  geschnitten,  führte 
dieser  mit  dem  Schwerte  einen  kräftigen  Hieb,  der  traf,  gab  dem  Pferde  einen  Peitschen- 
hieb und  ritt  fort.  Da  die  Feinde  beritten,  die  Unserigen  zu  Fusse  waren,  hatte  man 
nicht  die  Kraft  und   Hess  den  Feind  entschlüpfen. 

0-o-gawutsi  sprach  zu  Osa-da :  Zu  mehr  als  diesem  ist  keine  Kraft.  Da  es  mit  leerer 
Hand  nicht  angeht,  gebe  ich  dir  einmal  meinen  Ruhm.  ^  —  Hiermit  gab  er  Osa-da 
zwei  Häupter.  Osa-da  war  sehr  erfreut  und  nahm  sie  als  ein  seltenes  Angedenken  in 
Empfang. 

Säte  sore-jori  koko-kasiko-ni  fataraki-te  fu-bai  /]•>  f^  ko-ike  ^  sin  fatsi-rö  kon-du  ^ 
zin  sa-je-mon  deu  "^  ^  fuka-tvi  @  zin  saje-mon  deö-ni  ide-ai-tare-ba  o-o-gaivutsi  si-nin 
ni-no  maru-ni  kake-iri-keru-ni  fari-ma  go-roku-ken-ni  mune-juki  ziü-si-go-ken  tsiü-mon-ni 
tsükuri-taru  ije  ari  o-o-gaivutsi  tobi-iri  miru-ni  za-tsiü-ni  fito  ßtori-mo  nasi.  ^  Jen-no  takasa 
roku-siaku  bakaj'i  atte  si-fo  kabe-ni  nuri-tate-tari.  Sono  kabe-ivo  ke-fanasi  mire-ba  take  sitsi- 
siakib  bakari-no  o-o-otoko  niakkuro-ni  jorötaru  teo-sen-zin  san-siaku  amari-no  o-o-datsi-ivo 
nuki-fanatsi  kitte  idzüru.  Fuka-ivi  ziü-mon-zi-ioo  motte  ^  ei-to  tsuku  tokoro-ico  ika-ga  si-tari- 
ken  teo-sen-zin  joroi-no  sode-ni  ßki-matoi  kawa-no  me-kugi-tvo  ßki-kitte  naka-go  fiki-nuki  ntsi- 
süte-nu.  Ni-ban-rii  kon-dö  ni-siaku-bakari-no  Pfl  ^  tsiü-mi  jari-ico  motte  tsüki-kere-ba  kore- 
tco-mo  fiki-karami  naka-go  fan-bim  bakari  nuki-kake  o-o-datsi  utsi-furi-te  kiri-kakari-si-ivo 
mire-ba  tada  -fz!  ^  ni-ivb-no  junigi-ide-taru  gotoku  ika-naru  ten-ma  ki-zin  nari-to-mo 
azamvku  fado-uo  tei  nari-si-ka-ba  si-nin  tomo-ni  kiri-taterarete  idzüre-mo  sükosi  osi-tsnke-ico 
mise-tari-ki. 


'    D.  i.  für  Kopfe  des  Feindes,  wie  aus  dem  gleich  Nachfolgenden  zu  ersehen. 

2  ^  fl5  San-ihü  (drei  Köpfe,  in  dem  Texte  durch  Sylbensclirift  ausgedrückt)  gehört  in  zwei  Wörterbüchern  (dem  Sio 
qen-zi-ko  und  dem  Mv-zinzo)  zu  der  Classe  der  Tliiere  und  hat  in  beiden  keine  andere  Erklärung  als  mna-ni  iii  „wird  von 
dem  Pferde  gesagt".  Es  lässt  sich  nicht  leicht  bestimmen,  welcher  Körpertheil  des  Pferdes  gemeint  ist. 

3  K'o-mio  „Ruhm"  bedeutet,  wie  aus  späteren  Stellen  hervorgeht,  das  abgeschnittene  Haupt  des  Feindes,  welches  gewöhnlicli 
durch  die  Nase  ersetzt  wurde.  Diese  Gegenstände  wurden  eingewickelt  und  seiner  Zeit  bei  den  Heerführern  vorgezeigt.  Es 
wird  auch  Ko-mio-no  titsi  „das  Inwendige  des  Ruhmes"  und  einfach  vtsi  „Inwendiges"   gesagt. 


Der  Fei.dzüg  der  Japaner  gegen  Corea.  101 

Yon  nun  an  war  er  hier  und  dort  tliätig,  trat  hinaus  und  begegnete  den  Gefälirten 
Ko-ike  Sin  latsi-rO,  Kon-do  Zin,  dem  Zugetheilten  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken, 
und  Fuka-wi  Zin,  Zugetheilteni  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken.  Als  jetzt  O-o- 
gawutsi  und  diese  vier  Männer  in  das  zweite  Rund  drangen,  war  daselbst  ein  Haus, 
das  mit  Dachbalken  in  Zwischenräumen  von  fünf  bis  sechs  Ken,  einer  Firste,  deren 
Länge  vierzehn  bis  fünfzehn  Ken,  und  mit  einem  inneren  Thore  gebaut  war.  Als  O-o- 
gawutsi  hineinsprang  und  sich  umsah,  befand  sich  auf  den  Sitzen  kein  einziger  Mensch. 
Der  Saal  hatte  sechs  Schuh  in  der  Höhe,  die  vier  Seiten  waren  wie  Wände  mit  Mörtel 
beworfen.  Als  er  die  Wand  mit  dem  Fusse  eintrat  und  hinblickte,  kam  ein  sieben  Schuh  hoher 
grosser  Mann,  ein  in  eine  ganz  schwarze  Rüstung  gekleideter  Mensch  von  Teo-sen,  ein 
über  drei  Scliuh  langes  grosses  Schwert  ziehend  und  damit  einhauend,  hervor.  In  dem 
Augenblicke  als  Fuka-wi  mit  einem  Lanzenkreuze  nach  ihm  stiess,  wand  dieses  auf 
eine  imerklärliche  Weise  der  Mensch  von  Teo-sen  um  seinen  Panzerärmel,  zog,  die 
ledernen  Klammern  durchschneidend,  das  mittlere  Hei-z'  heraus  und  warf  es  weg-.  Als 
zum  zweiten  Male  Kon-dö  mit  einer  mittelgrossen  Lanze  von  zwei  Schuh  Länge  gegen 
ihn  stiess,  wand  er  auch  diese  um  den  Aermel  und  zog  das  mittlere  Herz  zur  Hälfte 
heraus.  Er  scliAvang  das  grosse  Schwert  und  war  im  Begriffe  einzuhauen.  Wie  man  ihn 
sah,  schienen  nur  die  zwei  Könige  in  Erregung  hervorgekommen  zu  sein.  Was  für  ein 
Unhold  des  Himmels,  Dämon  oder  Geist  es  auch  war,  er  sah  aus,  als  ob  er  spottete. 
Die  vier  Männer,  in  welche  zugleich  eingehauen  wurde,  zeigten  insgesammt  ein  wenio- 
Bestürzung. 

Sikare-domo  ziü-go-ja-no  tsäki-wa  akaku  simii-watari  si-fd-ja-r/ura  ije-wi  fo-kua-no  fikari- 
ni  faka-tsiü-no  gotoku  azajaka  naru-ni  fadzi-te  o-o-gawutsi  totfe  kaje.su  tokoro-wo  kano  o-o- 
otoko  nuki-mbke-taru  o-o-datsi-wo  motte  o-o-gawutsi-ga  si-i-nari-no  kabuto-no  te-fen-too  uke- 
hari-gkva  roku  sün  bakari  kiri-wari  futa-tsü-no  tatsi-nite  i-muke-no  ivata-gami-jori  te-saki-no 
ko-te  made  süzikai-ni  kiri-tsukete  mata  me-te-no  ko-te-wo  tsüdzükete  futa-katana  kiri-tsüke-tari. 
Mi-kata-wa  tasükezu  kiri-sükumerare  o-o-gaioutsi  sen-kata-wo  usinai~si-ga  tobi-itte  teki-no 
tsüra-je  katana-ico  kiri-tsüke-tare-ba  sükosi  firumu  tokoro-wo  tobl-kakari  tsüki-tawosi  iije-ni 
nori-te.  muna-ita-je  katana-ioo  tsüki-tate  ftota-tsü  mi-tsü  tsüranaku-to  iki-kire-wi-taru  tokoro-je 
ko-ike  sin  fatsi-ro  kajeri-kite  teki-no  muna-ita-ni  tsuki-tate-taru  o-o-gawutsi-ga  katana-no  mine- 
wo  tsüdzükete  mi-katana  kitte  kissaki  fadzüre-ni  o-o-gawutsi-ga  junde-no  o-o-jubi-tco  futa-tsü- 
ni  kiri-waru. 

Als  jedoch  der  Mond  der  fünfzehnten  Nacht  rotli  und  klar  herüberzog  und  die 
Thürme  und  Wohngebäude  der  vier  Gegenden  in  dem  Lichte  der  Feuersbrunst  deutlich 
wie  am  hellen  Tage  erschienen,  schickte  O-o-gawutsi,  sich  schämend,  eben  Jene  zurück. 
Jener  grosse  Mann  spaltete  mit  dem  bereits  gezogenen  grossen  Schwerte  die  Kuppel  des 
wie  eine  Buche  gestalteten  Helmes  0-o-gawutsI's  sechs  Zoll  an  der  Gränze  der  Span- 
nung. Bei  dem  zweiten  Hiebe  mit  dem  grossen  Schwerte  hieb  er  von  dem  Baumwoll- 
kissen der  linken  Seite  schräg  bis  in  die  vor  der  Hand  befindliche  Armschiene.  Ferner 
hieb  er  zweimal  nach  einander  in  die  Armschiene  der  rechten  Seite.  O-o-gawutsi,  dem 
die  Unserigen  nicht  lialfen,  wurde  durch  Hiebe  zum  Einschrumpfen  gebracht  und 
wusste  keinen  Ausweg.  Flugs  eindringend,  fülirte  er  Schwertliiebe  gegen  das  (Jesicht 
des  Gegners.  In  dem  Augenblicke  als  dieser  etwas    zurückwich,    stürzte    er    heran    und 


'    Das  mittlere   Herz  ist  der  in  <lon  Griti'  eingefügte  Theil  des  Sollwertes  oder  der  Lanze 


102 


PnZMAIEE. 


stiess  ilin  zu  Boden.  Ueber  ihn  steigend,  stiess  er  das  Schwert  in  den  Brusttheil  des 
Panzers  und  indem  er  ihn  zwei  oder  dreimal  durchbohrte,  hatte  Jener  zu  athnlen  auf- 
gehört. In  diesem  Augenblicke  kam  Ko-ike  Sin  Fatsi-rö  zurück,  führte  gegen  den  hervor- 
rao-enden  Theil  des  in  den  Brusttheil  des  Panzers  des  Gegners  gestossenen  Schwertes 
0-o-gawutsi's  drei  Hiebe  und  hieb  mit  dem  Ende  der  Schwertspitze  den  Daumen  der 
linken  Hand  0-o-gawutsi's  entzwei- 

U-o-gaivutsi  teki-no  katana-wo  totte  tatsi-agari  tare-nite-mo  te-wo  kiulaki-taru  fito   ara-ha 
isogi  kono  kubi-tvo  tori-tamaje  ubai-kubi-iao  kokoro-gakete  mi-kata  utsi-süru  oku-biu-monu  fi-da- 
no  kami-ni  fi-rö-site  seppitku  sasen-to  ikari-kere-ba  fiika-iüi  zin  sa-je-mon  deö  kite  o-o-gawutsi 
fara-tatsi  motto-mo  si-goku  zeri.  Fltasüra  kan-nin-si-tümh-hesi.  Soregasi-wo  fazimete  koto-gotoku 
sirizoki-taru-ivo  go-fen  kajesi-awase  ku-sin-no  te-gara  iü-mo  oroka  nari.   Tare-ka  kono  mono-ni 
te-kakaru  mono  aran-ja.   Roku-süke    ano  fana    kai-te    o-o-gawutsi-ga    waka-tu-ni    motase-jo-to 
i-i-keru.     Sino-zaki  roku-süke-to  iü  asi-garu  kasikomaite   waki-zasi-wo  nuki  fana-wo   kakan-to 
Sit.  0-o-qaicutsi  kano  sl-gai-wo  mire-ba   nisiki-no  joroi-nari.     Nisiki-wo  tsiaku-swrii  koto    teu- 
sen-nite  fei-nin-ni   arazü-to    kane-gane    kiki-tare-ba    ika-ni    roku-siike    sono  gim-sl-no  ide-tatsi 
zi-jo-no  gun-beö-ni  kawari-tarl.     Sono    kubi   ko-ike-ga    toru-to-mo  fuka-ivi-ga  torii-to-mo  viogi- 
tsükete  toru-besi-to  i-i-kere-ba  fuka-ioi    motto-mo    nari-tote    kabuto-to    tomo-ni    kubi-wo  fanete 
o-o-gaiüutsi-ga    tvaka-td   miiku-    2(5    moto     ^    |§|    san-zb-ni  motase-te-keru.    O-o-gawutsi  sono 
gu-soku    kota-ni    kake    kitaru-besi-to    i-i-kere-ba    sun-zo   fiki-taten-to    si-kere-domo    naka-naka 
omoku  motsi-jezare-ba  kiri-wari-te  fan-bun  motase-keri.     Sikarit-tokoro-ni  fatsi-sü-ka    a-ica-no 
kami    ^    ^  katsü-tojo-ga  gun-beö  tsüba-moto-jori  katana-wo  ori-kite  o-o-gaioutsi-ga  utsi-tori-no 
katana-wo  wari-naku  koi  mio-nitsi-wa  sb-sh  fen-hen  mbsü-besi-to  i-i-si-ga  tsüi-ni  kajesazari-keri. 
O-o-gawutsi  ergriff  das  Schwert  des  Feindes,    erhob    sich    und    rief    zornig:    Wenn 
ein  Mensch  ist,    dem  durch  irgend  Jemanden  die  Hand  zerbrochen    wurde,    der    nehme 
schnell  diesen  Kopf.     Den  Feigling,    der   sicli   mit  dem  Rauben  der  Köpfe  befasst  und 
die    Unserigen    verwundet,    werde    ich    bei    dem    Statthalter    von    Fi-da    anzeigen    und 
bewirken,     dass     er    sich     den     Bauch     aufschneidet.     —     Fuka-wi    Zin,     Zugetheilter 
des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,    kam    hinzu    und   sprach :    O-o-gawutsi  hat  sehr 
Recht,  wenn  er  zürnt.  Du  sollst  von  Grund  des  Herzens  verzeihen.   Wir  waren,   vor  allen 
ich,  gänzlich  zurückgewichen.  Dass  du  uns  zurückgebracht  und  vereinigt  hast,  vun  dieser 
mübevoll  ausgeführten  That  zu  sprechen,  ist  überflüssig.  Wer  wird  es  sein,  der  von  der 
Hand  dieses  Mannes  getödtet  wurde?     Roku-suke   schneide    ihm   die  Nase   ab  und  lasse 
sie  durch  die  jungen  Gefährten  0-o-gawutsi's  tragen.  —    Der  Fussgänger  Namens   Sino- 
zaki  Roku-suke  zog  ehrerbietig  das   kurze  Schwert  und  schickte  sich    an,    die  Nase    ab- 
zuschneiden.   Als  O-o-gawutsi  den  Leichnam  betrachtete,  hatte  dieser  einen  Panzer  von 
Brocat.  Da  er  bereits  früher  gehört  hatte,  dass  es  in  Teo-sen  einem  gemeinen  Menschen 
nicht  zukommt,  sich  in  Brocat  zu  kleiden,    sagte   er:    Wie    konnte  Roku-suke    die  Stelle 
eines  Kriegers,  dessen  Kleidung  als  Kriegsmann    eine  andere  als    die    seinige    ist,    ver- 
treten haben?     Mag  Ko-iki  das  Haupt  nehmen,    mag  Fuka-wi  es    nehmen,    man  soll  es 
abdrehen  und  nehmen.    —    Fuka-wi  sagte,    es  sei  Recht.     Er  schnitt  das  Haupt  sammt 
dem  Helme  ab  und  Hess  durch  Muku-moto  San-zö,  einen  jungen  Gefährten  0-o-gawutsi's, 
es  tragen.  O-o-gawutsi  sprach:  Man  kann  die  Rüstung  um  die  Schulter  hängen  und  sie 
herbringen.    —    San-zö    schickte    sich    an,    sie    aufzustellen.     Da    sie    aber  in  der  That 
schwer  war  und  er  sie  nicht  tragen  konnte,    schnitt    man  sie  entzwei  und  Hess    ihn  die 
Hälfte  tragen. 


Der  Feldzug  dee  Japaner  qeoen  Cobea.  1Q3 

Unterdessen  brach  Katsu-tojo,  ein  Krieger  Fatsi-su-ka's,  Stattlialters  von  A-wa,  sein 
Schwert  von  dem  Griffe  ab,  kam  lier  und  bat  ung-estiim  um  (bis  Schwert,  mit  welchem 
0-o-gawutsi  den  Gegner  erlegt  hatte.  Er  sagte,  er  wfirde  es  den  morgigen  Tag  in  aller 
Früiic   zunickstellen.   Schliesslich   gab  er  es  nichr  zunick. 

Kono  toki  fi-da-no  kami  — ■  '^  kadzü-josi  ka-tsiü-no  i  si-ni  ge-dzi-site  iioaku  lo-sai 
tori-jose-no  gu7i-zei  ima-ico  sakarl-to  nori-iri  kv-mib  kasejpi-to  viije-tari.  -f^  Jo-ga  giin-si-wa 
itsi'han  norl-no  te-gara  sasi-te  kh-mih-ni  kamai  nasi  kichi-kazü  ziä-go  nl-ziu-no  foka-iva  irazü 
sono  uje  ica-kan-no  inisi-je-jori  nori-maje-fajaki  gun-tsiü-ni  kb-mib  kazn-wa  naki  mono  nari. 
Mosi  mi-kata  utsl  ara-ha  sen-nasi.  Zib-ge-no  giin-hco  fiki-matoi  ne-no  kokii-no  kaxira-ni 
nokorazü  ko-ja-ni  fiki-torl-keru.  Kadzü-josi  gun-si-too  mesi-te  ziu-tsiü  utsi-morase-si  rd-ben  mi- 
kafa-no  tsükare-ivo  fakatte  mosi  jo-utsi-ni  kitaru  koto-mo  aru-hesi.  Kagi-no  bau  soto-giki-no 
ban-iii  ju-dan-sü-be-karazü  asi-garu-domo-wa  |3Jf  saku-no  utsi-no  fari-hmi-ni  oi-te  kagari-ico 
sigeku  takase  idzüre-mo  uma-ioa  tori-fanasazu  nusümarezaru  jb-ni  sü-besi-to  kataku 
i-i-tsükerare-keri. 

Um  diese  Zeit  erliess  Kadzu-josi,  Statthalter  von  Fi-da. '  an  die  Kriegsmänner  seines 
Hauses  einen  Befehl,  irulem  er  sagte :  Es  hat  sich  gezeigt,  da.ss  die  im  Osten  und 
Westen  angreifende  Kriegsmacht  in  ihrer  Kraftfülle  einsteigt  und  sich  des  Ruhmes 
befleissigt.  Meine  Kriegsmänner  verrichten  die  That  der  ersten  p]rsteigung  imd  kümmern 
sich  nicht  um  (Umi  Ruhm.  Die  K<")pfe  kommen  nicht  anders  lierein  als  in  der  Zalil  von 
fünfzehn  bis  zwanzig.  Ueberdiess  gilt  seit  den  alten  Zeiten  von  Nippon  und  Hau  in 
dem  bei  dem  Voransteigen  schnellen  Kriegsiieere  die  Zahl  der  Ruhmeszeichen  ^  nichts. 
Wenn  die  Unserigen  losschlagen,  gibt  es  kein  Mittel.  —  Die  höheren  imd  niederen  Kriegs- 
leute wickelten  zusammen  und  brachten  am  Beginne  der  ersten  Stunde^  alles  ohne  Aus- 
nahme in  die  Hütten.  Kadzu-josi  rief  die  Kriegsmänner  herbei  und  ertheilte  ihnen  den 
strengen  Auftrag:  Wenn  In  der  Feste  die  Leute,  die  man  bei  dem  Tödten  entschlüpfen 
liess,  die  Ermattung  der  Unserigen  erwägen,  wird  es  vielleicht  geschehen,  dass  sie  zum 
näclitlichen  Ueberfalle  herankommen.  Bei  den  aufspürenden  Wachen,  den  auswärts  hor- 
chenden Wachen  darf  keine  Nachlässigkeit  sein,  die  Fus.sgänger  stelle  man  zu  den  aus- 
gespannten Wachen  In  den  Pfahlwerken  und  zünde  vlelfaidi  Leuchtfeuer  an.  Die  Pferde 
soll  man  nicht  loslassen  und   es  so  einrichten,   dass   sie  nicht  geraubt  werden. 

Ko-ike  fukn-an  kon-dö  o-o-gamäsi-ioa  sükosi  ato-jori  |f|  ^  siuUü-zib-si-kerii-ga  o-o- 
gawatsi-ga  dd-gn-motsi-ni  ima-ivaka-to  iü  mono-ni  i-i-tsnke  n<.uca-no  fasi-ni  isi-wo  tsükete 
nagi-orosi-fe  nori-gutsi-7io  isi-gaki-tco  utasete  fon-dzin-ni  kajeri-keru.  Fi-da-no  kami  fon-dzin- 
no  sira-sü-ni  kagari-bi-wo  takasete  ari-si-ga  naname-narazam  ke-siki-nite  si-nin-no  mono-ni 
kotoba-tvo  koke,  ika-ni  men-men  nori-gutsi  isi-gaki-no  kb-ge-tca  obojezaru-ja  ono-ono  tc-iva 
owazaru-ja-to  ijeri.  Fuka-wi  mbsi-keru-wa  nori-gutsi-no  isi-gaki  tada  ima  o-o-gawutsi  utase- 
sbrb-je-ba  san-ken-fan  sbi^'b  mafa  ni-no  marn-ni  oi-te  o-o-gaivutsi  gb-riki  mono-ni  watasi- 
awase  te-no  ™  kb  si-ka-sio  kirare  kiisüri-de  ikka-sio  ja-de-ni  ni-ka-sio  no-buka-ni  i-komare- 
sorb-je-domo  ^  ^  i-gi-nakic  teki-tca  utsi-tome-sbrb-to  fi-rv-sü.  O-o-gawutsi  kon-dzi-no  nisiki- 
no  joroi  fan-bun-ico  motsi-idasi  zikken-ni  ire-kere-ba  fi-da-no  kami  o-oki-ni  jekki  atte  kubi-wa 


'   Derselbe  wird  sonst  trewöliiilicli   mit  dem   Gesehlcchtsu.'imcn  0-o-ta  ■^euaniit. 

'   D.ns  auch   liurz  vorlipr  zweiinal  vorkommendo   .Rulini'',    das    liier   durcli    .Ruhmeezeichen"    wiedergegeben    werden    mnsste, 

bedeutet  die  abgeschnittenen  Köpfe  oder  auch  Nasen  der  Feinde. 
=    Von   1 1    Uhr  Abends  bis   I    l'hr  Friih. 


104  Pfizmaiee. 

mib-nltsi  motsi-idzü-besi.    Sono    Imhi    ada-ni    tori-afmko-he-karazü    kanarazü    inu-ga    misümu 
mono  nari-to-zo  ijeri-keru. 

Ko-ike,  Fuka-wi,  Kon-do  und  0-o-gawutsi  zogen  etwas  später  aus  der  Feste.  O-o- 
gawutsi  ertheilte  beim  Tragen  der  Geräthe  einem  Manne  Namens  Ima-waka  den  Auf- 
trag, an  das  Ende  einer  Schnur  einen  Stein  zu  befestigen  und  diesen  herab  zu  werfen. 
Er  hiess  ihn  die  Steinmauer  an  der  Stelle  der  Ersteigung  messen  und  kehrte  dann  in 
das  eigene  Lager  zurück.  Der  Statthalter  von  Fi-da  Hess  über  dem  weissen  Sande  des 
eigenen  Lagers  Leuchtfeuer  anzünden  und  hatte  dort,  wo  er  sich  befand,  eine  nicht  un- 
bedeutende Aussicht.  Er  richtete  an  die  vier  Männer  das  Wort  und  spi'ach:  Höret!  Habt 
ihr  euch  nicht  die  Höhe  der  Steinmauer  an  der  Stelle  der  Ersteigung  gemerkt?  Ist 
ein  Jeder  un verwundet  ?  —  Fuka-wi  sagte :  Die  Steinmauer  an  der  Stelle  der  Ersteigung 
hat  eben  jetzt  0-o-gawutsi  messen  lassen.  Sie  ist  drei  und  ein  halbes  Ken  hoch.  Ferner 
ist  in  dem  zweiten  Rund  0-o-gawutsi  zu  einem  Manne  von  gewaltiger  Stärke  hinüber- 
gegangen und  mit  ihm  handgemein  geworden.  Die  Nägel  der  Hand  wurden  ihm  an  vier 
Stellen  durchschnitten.  An  einer  Stelle  der  linken  Hand,  an  zwei  Stellen  der  rechten 
Hand  wurde  ihm  mit  einem  Schafte  tief  hineingeschossen,  doch  es  ist  nichts  Besonderes. 
Dem  Feinde  machte  er  den  Garaus.  —  Dieses  legte  er  dar.  0-o-gawutsi  Hess  die  Hälfte 
eines  Panzers  von  Brocat  mit  dunkelblauem  Grunde  heraustragen.  Als  man  dieses  zum 
Behufe  der  Erkennung  einbrachte,  war  der  Statthalter  von  Fi-da  hocherfreut.  Er  sagte : 
Das  Haupt  soll  morgen  herausgebracht  werden.  Mit  dem  Haupte  darf  man  nicht  leichthin 
verfahren.  Es  findet  Raub  durch  Hunde  statt. 


Ziü-roku-nitsi  o-o-ta  fi-da-no  kami-no  ko-ja-je  take-naka  i-dzü-no  kami  kitari-te  sio-te-no 
nin-ziu  kb-mio  zikken  ari  o-o-gawutsi-ga  kb-mib  sawajaka-ni  arai  kimi-ni  tsütsümi  ^  B^ 
mi-mei-jori  motase-idete  ko-ja-no  iri-gutsi-ni  wi-kere-ba  fi-da-no  kami  sono  ß'j-ga  kb-mib-jori 
tsiü-mon-ni  sirusü-hesi-to  ijeri.  0-o-gawutsi  uke-tamaioari  ja-zen  mbsi-aguru  gotoku  joroi  sio- 
nin-ni  kawari-te  sbrai  i-koku  fon-teo-ni  kagirazü  nisiki-no  joroi  fita-tare-iva  fei-nin-ni  arazü- 
to  mbsi-tsütaje-sbrb.  Mozi  tai-sib-nite-mo  on-sonaje-no  tarne  sikaru-beku-mo  sbrawa-ba  ike-dori- 
no  gun-beö-ni  on-sarasi  ari-te-wa  ika-ga  sbrb-beki  katsü-te  soregasi-ga  mi-no  tame-ni  mbsi-age- 
sörb-ni  arazü-to  i-i-kere-ba  fi-da-no  kami  i-dzü-no  kami  motto-mo-to  dö-sin-site  o-o-gawutsi-ga 
kb-mib-wo  takaki.  mono-ni  nosete  fon-dzin-no  sira-sü-ni  süje-oki-te  ike-dori-domo-200  mesi-idasi 
kono  kubi-no  na-ivo  sira-ba  kaki-sitatamu-beki  josi  tsti-zi-wo  motte  i-i-kikasü.  Ike-dori-domo 
kore-wo  mite  odoroki-taru  ke-siki-mo  ari  namida-wo  nagasü  mono-mo  ari-si-ga  fude-wo  somete 
keku-siü  fan-guan  ba-zib  ni-man-ki-no  tai-sib  nari-to  itsi-itsi-ni  kaki-tari. 

Am  sechzehnten  Tage  kam  Take-naka,  Statthalter  von  I-dzu,  in  die  Hütte  0-o-ta's, 
Statthalters  von  Fi-da,  und  es  fand  die  Erkennung  des  Ruhmes^  der  Menschen  sämmt- 
licher  Abtheilungen  statt.  Da  der  „Ruhm"  0-o-gawutsi 's,  in  frisch  gewaschene  Seide 
gehüllt,  noch  vor  Tagesanbruch  herausgebracht  worden  und  an  dem  Eingange  der  Hütte 
sich  befand,  sagte  der  Statthalter  von  Fi-da,  man  solle  von  dessen  Ruhm  angefangen  in 
die  Denkschrift  eintragen.  0-o-gawutsi  hörte  es  und  sj)rach:  Wie  ich  gestern  Abends 
gesagt  habe,  ist  der  Panzer  anstatt  der  Menschen,  die  fremden  Reiche  beschränken  sich 


„Ruhm"   bedeutet  liier,  wie  bereits  oben  (S.   100)  angegeben  worden,  die  abgeschnittenen  Köpfe  oder  aucli  Nasen  der  Feinde. 


Der  Feldzug  duk  Japaner  gegen  Corea.  105 

nicht  auf  unser  Reich.  Es  wird  überliefert,  dass  diejenigen,  die  einen  Panzer  von  Bro- 
cat,  das  vornehme  Kleid,  tragen,  keine  gemeine  Menschen  sind.  AVenn  es  bei  den  Heer- 
führern um  der  Ordnung  willen  so  sein  muss,  was  würde  es  scluxden,  wenn  man  es  den 
gefangenen  Kriegern  zur  Schau  stellte?  Ich  sage  es  durchaus  nicht  um  meinetwillen. 

Die  Statthalter  von  Fi-da  und  I-dzu  glaubten  einmüthig,  dass  er  Reclit  habe.  Man 
truo-  den  Ruhm  0-o-gawutsi's  auf  einen  holien  Gegenstand,  stellte  ihn  auf  den  weissen 
Sand  des  eigenen  Lagers  hin  und  lief  die  Gefangenen  heraus.  Man  gab  ihnen  durch 
den  Dolmetscher  zu  verstehen,  dass,  wenn  einer  von  ihnen  wisse,  wem  dieses  Haupt 
gehörte,  er  den  Namen  niederschreiben  möge.  Als  die  Gefangenen  dieses  sahen,  hatten 
sie  eine  ersclirockene  Miene,  und  einer  von  ihnen  vergoss  auch  Thränen.  Derselbe  tauchte 
den  Pinsel  ein  und  schrieb  sorgfältig  nieder:  Es  ist  die  richtende  Obrigkeit  von  Keku- 
siü,  Heerführer  von  zwanzigtausend  Reitern. 

Fi-da-no  kami  o-oi-ni  jorukobi-te  mi-kata  zia-roka-man-ki-ni  sügure  itsl-han  nori-no  nje-nl 
amassaje  tai-sib-ivo  utsü-to  iil  koto  wa-kan-no  fomare  nani-guto-ka  kore-ni  sikan  ni-nin  maje- 
no  te-qara  nari.  Isogi  gon~ziu-no  moku-roku-ni  kaki-sirusü-hesi-to  ari-si  tokoro-ni  mata 
o-o-gawutsi  fissla-no  Jude- wo  osajete  i-dzü-nu  kami  dono-je  mosi-age-shru  kono  kuU  ß-da-7to 
kami  ka-tsiü-m  ike-dori  bakari-nite-iva  on-sarasi  gon-ziu  ari-te  go-nitsi  mosi  su-tai-siu  sonemi- 
no  kokoro  shrai-te  utagawasi-ku-mo  sirusi-mbsi-soraioa-ba  go-ku-kuai-mo  surh-beki-ka  sio-ke-no 
ike-dori-iüo  mesi-dasare  on-sarasi  sio-tai-sih-mo  koto-gotoku  ro-ken-no  uje  moku-roku-ni  on- 
sirusi  ara-beki-ja  ina-ja-to  ii'c.  I-dzü-no  kami  fukaku  kan-zite  sai-zen-no  itsi-gon  saje  mu-rui- 
to  omoi-si-ni  iada-ima-no  mhsare-jo  dziü-dziil  motio-mo  si-goku-seri.  Go-fen  imada  ziaku-nen- 
nite  fi-siü-no  on-tame-ni-tca  ^  ^.  tai-fsiü  tari.  0-o-ta  dono  on-me-ivo  kakerare-soroje-to 
koto-no  füka-ni-zo  fomerare-keru.  Safe  rlo-go-bu-gio-jori  sio-tai-sio-je  ike-dori-domo-ico  mesi- 
tsüre  sb-sb  kitari-tamaje-fo  fure-ni  sifagatte  sio-sib  fi-da-no  kami-ga  fon-dzin-je  atsümaru  sio- 
te-no  ike-dori  fitori-mo  kawarazu  migi-no  gotoku-ni  kaki-sirusi-kere-ba  sünaicatsi  moku-roku-ni 
kaki-tsüke-tari. 

Der  Statthalter  von  Fi-da  hatte  grosse  Freude.  Er  sprach:  Die  sechzehnmal  zehu- 
tausend  Reiter  der  Unserigen  übertreffen,  der  Erste  ersteigen  und  überdiess  den  Heer- 
führer erlegen,  es  wird  gerühmt  in  Nippon  und  Han,  und  was  käme  diesem  gleich? 
Es  ist  eine  That  üir  zwei  Menschen.  Man  möge  es  schnell  in  das  meldende  Yerzeich- 
niss  eintrae-en.  —  0-o-o-awutsi  drückte  den  Pinsel  des  Schreibers  nieder  und  sprach: 
Ich  melde  dem  Herrn  Statthalter  von  I-dzu :  Dieses  Haupt  wurde  nur  den  Gefangenen 
des  Hauses  des  Statthalters  von  Fi-da  zur  Schau  gestellt  und  darüber  berichtet.  Wenn 
in  späteren  Tagen  die  Heerführer  missgünstig  gestimmt  sein  und  als  zweifelhaft  es  ver- 
zeichnen sollten,  könnte  es  vielleicht  bereut  werden.  Kann  es  geschehen,  dass  man  die 
Gefangenen  sännntlicher  Häuser  herausruft,  es  ihnen  zur  Schau  stellt  und  dass  man 
mich  den  Wahrnehmungen  sämmtlichei'  Heerführer  die  Saclie  in  den  Verzeichnissen  zur 
Kenntniss  bringt?  —  Der  Statthalter  von  I-dzu  war  tief  ergriffen  und  spendete  ausser- 
ordentliches Lob,  indem  er  sprach:  Ich  glaubte,  dass  das  voi'hin  gesprochene  ^Yort  un- 
vergleichlich sei,  doch  so  sprechen  wie  eben  jetzt,  ist  im  höchsten  Grade  Recht.  Du, 
noch  jung  von  Jahren,  legtest  für  Fi-siü '  grosse  Redlichkeit  dar.  Die  Augen  des  Herrn 
O-ta''  seien  hierauf  gerichtet. 


'    Die  Provinz  Fida. 
2  Der  Statthalter  von  Fi-da. 
Denksihriftcn  der  phil.-hiBt.  Cl.   XXIV.  Bd.  1* 


106  Pfizmaiek. 

Von  Seite  der  beiden  Oberaufseher  wurde  jetzt  sämmtlichen  Heerführern  bekannt 
o-eniacht,  dass  sie  mit  ihren  Gefangenen  schnellstens  sich  einfinden  möchten.  Demg-emäss 
versammelten  sich  die  Anführer  in  dem  Lager  des  Statthalters  von  Fi-da.  Nachdem  die 
Gefangenen  aller  Al>theilungen,  ohne  dass  ein  Einziger  abgewichen  Aväre,  es  so  wie 
oben  niedergeschrieben  hatten,  wurde  es  in  das  Yerzeichniss  eingetragen. 

Sio-sib  urajaiai-te  o-o-ta  dono-ica  ni-nin  maje-no  o-o-icaza  tori-to  kan-zi-keru.  Fi-da-no 
kamt  i-dzü-no  kamt  nan-on  fan-guan-ica  ika-ni-to  ike-dori-domo-je  toje-ba  nisi-no  mon-jori 
kiri-nuke-ide-sorb-to-ja  sono  juku-e  sirazü-to  kotaje-keru.  Sore-jori  sio-sib  mina  fon-dzin-je 
kajeri-si-ni  to-dh  sa-do-no  kami  osoku  kitari-te  za-si-taru-ico  fi-da-no  kamt  o-o-gaivvtsi-ni  jiibi- 
zasi-te  ika-ni  sa-siü  ano  mono  -p  jo-ga  ka-tsiü-ni  oi-te  itsi-han  nori-site  sika-mo  tai-sib-ivo 
nttari-to  i-i-kere-ha  sa-do-no  kami  o-o-gawutsi-ni  mukatfe  go-fen  imada  ziaku-nen  naru-ga 
dziü-dziü-no  te-gara  nari.  Go-fen  sakl-nori  nara-ha  joht  ^  ^  zon-dziraru-besi.  Fi-da-dono 
nori-maje-jori  nanigasi-ga  nori-maje  bakkun  faja-keri-si-to  iii.  0-o-gaicutsi  kiki-te  sore-ga  on- 
ohoje-tagai-sbrn-besi .  Ware-ra  go-nin  zih-tsiü-ni  nori-iri  itsi-ban  nori-itasi  katsi-doki-wo  age- 
sbraje-ha  ou-te-maje-no  gun-beö  fori-no  iitsi  fei-no  soto-nite  toki-wo  aivase-sbrb  jotfe  sa-jü-no 
^  sei  tsudztlke-to  jobawari-taru-u-a  soregasi-nite  sbrb.  Go-gun-zei  imada  nori-irazaru  maje 
fi-da-no  kami-wa  san-no  maru-ni  nori-iri  zi-fb-ni  fi-ivo  kake  jaki-utsi-itasi-sbrb  sono  dan  sio- 
te-ni  kakure-naki  on-koto-ni  sbrcß-to  kotaje-kere-ba  sa-do-no  kami  motte-no  foka-ni  rippuku-si 
nanzi  itsi-ban-nori-to  iii-ica  itsüivari-taru-besi  nani-qoto-mo  sirazü-to  kb-zib-ni  fun-do-sü. 

Die  Anführer  sprachen  voll  Bewunderung  und  Neid :  Der  Herr  O-o-ta,  Besitzer  der 
grossen  Sache  einer  That  für  zwei  Menschen!  —  Die  Statthalter  von  Fi-da  und  I-dzu 
fragten  die  Gefangenen:  Welche  Bewandtniss  hat  es  mit  der  richtenden  Obrigkeit  von 
Nan-on?  —  Sie  antworteten:  Er  trat  aus  dem  westlichen  Thore  und  entkam  dem  Ge- 
metzel, doch  wir  wissen  nicht,  Avohin  er  gegangen  ist.  —  Hierauf  kehrten  sämmtliche 
Anführer  in  ihre  Lager  zurück.  To-dö,  Statthalter  von  Sa-do,  kam  zu  spät  und  setzte 
sich  nieder.  Der  Statthalter  von  Fi-da  zeigte  auf  0-o-gawutsi  mit  dem  Finger  und 
sprach:  Sa-siü!'  Dieser  Mann,  der  in  meinem  Hause  ist,  liat  der  Erste  erstiegen  und 
überdiess  den  Heerführer  erlegt.  —  Der  Statthalter  von  Sa-do  sagte  zu  0-o-gawutsi: 
Du  bist  noch  jung  von  Jahren,  und  es  sind  mehrfache  Thaten.  Wenn  du  ein  A^oran- 
steigender  bist,  muss  man  dieses  gut  wissen.  Bei  weitem  schneller  als  der  Herr  Fi-da 
vorausgeritten  ist,  bin  ich  vorausgeritten.  —  Als  0-o-gawutsi  dieses  hörte,  erwiederte 
er:  Hier  musst  du  dich  nicht  recht  erinnern.  Wir  fünf  Menschen  sind  in  die  Feste  ge- 
drungen und  haben  als  die  Ersten  erstiegen.  Als  wir  ein  Ivriegsgeschrei  erhoben,  Hessen 
deine  Krieger  ausserhalb  der  kleineren  Mauer  in  dem  Graben  sich  in  einen  Kampf 
ein.  Dei-jenige,  der  rief,  dass  die  Streitmacht  der  Rechten  und  Linken  sich  anschliessen 
solle,  war  ich.  Ehe  noch  deine  Heeresmacht  eingedrungen  war,  stieg  der  Statthalter 
von  Fi-da  in  das  dritte  Rund,  legte  nach  allen  zehn  Seiten  Feuer  an,  steckte  in  Brand 
und  tödtete.  Dieses  ist  eine  Sache,  die  sämmtlichen  Abtheilungen  kein  Geheimniss  ist. 
—  Der  Statthalter  von  Sa-do  war  über  die  Massen  aufgebracht  und  rief  mit  lauter 
Stimme  zornig:  Dass  man  sagt,  du  habest  der  Erste  erstiegen,  muss  eine  Lüge.  sein. 
Ich  weiss  davon  nichts ! 

0-v-gawutsi  kiki-te  ika-ni  sa-do-no  kami  tvare  imada  segare-to  i-i  adzüma-mono-to  i-i 
^    ^   kb-kio-ni  tdoki  inaka-mono  kb-ge-no  kotoba-iva  sirazaru-ga  sono  fo-ga  nanzi  kotoba-wa 


Die  Provinz  Ö;i-du.   Anrede  au  den  Stattlialter  denselben. 


Der  Teldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  107 

kohoro-jezü.  Sore  kattsiä-wo  tai-si  kaku  sen-zio-ni  nozomi-te-iva  ge-ha-naki  hu-si-no  fo  naru- 
zo-ja  sono  fb-r/a  maje-no  za-no  kiixj-gen-ni  wodaroku  soregnsi-ni-wa  araza-to  sa-mo  ko-e-takaku 
iu  tokoro-ni  kii-tsil-mi  si-midzü  tojo-zima  dan-dzüka-ra  kitari-te  ika-ni  sa-siü  sio-nin  gan-zen-ni 
aratcar'e-si  koto  ivaga  rnama-wa  naranu  mono-ka-to  kittsi-gutsi-ni  i-i-kere-ha  sa-do-no  kamt 
foka-ni  nogaruru  kotoba-mo  naku  katana-wo  totte  siutsü-za-si-kerii-ga  fuzi-sima  jo  sa-Je-mon 
deö-tvo  si-sia-to  site  sa-do-no  kami  kata-jori  ß-da-no  kami  kata-je  i-i-ko.si-kern-ira  tada  iina- 
wa  tcakaki  fito-bito-ni  sotsn-zi-no  koto-ico  musi-kake  men-boku-ico  usincd-shrh  |J^  "^  dzin- 
zen-ni  kajeri  sen-saku-itasi-soro-je-ha  kano  fito-no^  kotoba-ni  sükosi-mo  tagaicazii.  Nani-to-zo 
qo-nin-no  kv-ziu-ico  o-ose-jawaragerare  negaicaku-ica  soregasi-ga  nori-viaje-mo  ^  y^  ki-ru 
dö-zen-iio  gon-zib-ni  oi-te-ica  isse-no  go-ßj-si-taru-besi.  Mata  i-dzü-no  kami-dono  min-bu  ta-in- 
dono  taiwmi-iri-surb-to-no  onionmki-ivo  fuzi-sima  ziki-dan-ni  mbsi-agurn.  Fi-da-no  kami  go- 
nin-ico  mesi-te  tu-db  kata-jori  kore-kore-to  ari  ika-ga-to  ijeri.  Go-niii  uke-tamaicari  toicohc 
nippon-no  tsi-ioo  fanare  kaku  mei-zih-ioo  saki-nori-tsükamatsüri  nan-naku  seme-otosi  mei-jo-wo 
arawasi-sbrb  tokoro  fajaku-mo  naki  to-db-dono-ico-mo  do-zen-to-no  koto  tatoi  kasira-ico  fatsi- 
do  fanerare-surb-fo-mo  go-motto-mo-to-ica  jribsi-age-gataku  -sörö  sono  uje  ^  kö-no  go-zen-nite 
itsnivari-no  gon-ziv  arv -mazi-ki  josi  ^  j^  sei-si-wo  agerare-sbrb-to  uke-taraaicari-snrb  ko-gi- 
ivo  kasümerarwit  on-koto-mo    nari-gata-kara-bekn   sbrb-to   itsi-dn-ni-zo  mbsi-keru. 

Als  0-o-gawutsi  dieses  hörte,  sagte  er  mit  lauter  Stimme:  Statthalter  von  Sa-do  I 
Ich  heisse  noch  ein  Sohn,  heisse  ein  Mensch  des  Ostens.  xVls  ein  dem  hohen  Wohnsitze 
fern  stehender  Landbewohner  kenne  ich  nicht  die  Sprache  der  Höheren  imd  Niederen, 
ich  hegreife  nicht  dein  Woi't:  nanzi.'  Wenn  er  den  Panzer  anlegt  und  so  auf  den  Kampf- 
platz herabblickt,  ist  dieses  wohl  die  Weise  des  Kriegers,  der  kein  Herabsteigen  von 
dem  Pferile  hat.  Ich  bin  es  nicht,  der  vor  den  rauhen  Worten  von  deinem  vorderen 
Sitze  erschrickt.  —  Ku-tsu-mi,  Si-midzu,  Tojo-zima  und  Dan-dzuka  kamen  herbei  und 
sagten  mehrfach:  O  Sa-siü!  Eine  Sache,  die  vor  Aller  Augen  offenkundig  geworden  ist, 
beruht  niclit  auf  Eigenwillen. 

Der  Statthalter  von  Sa-do,  der  sich  mit  keinem  Worte  zu  helfen  wusste,  nahui  sein 
Schwert  vmd  verliess  die  Gesellschaft.  Er  schickte  Fuzi-sima  Jo,  Zugetheilten  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken,  herüber  und  liess  dem  Statthalter  von  Fi-da  sagen:  Ich 
habe  eben  jetzt  den  jungen  Männern  die  Sache  kurz  mitgetheilt  und  bin  zu  Schanden 
geworden.  Als  ich  zu  dem  Lager  zurückkehrte  und  Untersuchungen  anstellte,  wider- 
sprach nicht  das  Geringste  den  Worten  jenes  Menschen.  Die  ßede  der  fünf  Männer 
wird  in  Einklang  gebracht.  Ich  wünsclie,  auch  mein  Antheil  an  der  Ersteigung  möge  in 
Folge  desselben  Berichtes  der  theurcn  Greise  das  Verlangen  des  ganzen  Zeitalters 
sein.  Die  Sache,  in  welcher  ich  ferner  bei  dem  Herrn  Statthalter  von  I-dzu,  bei  dem 
Herrn,  dem  grossen  Stützenden  von  der  Abtheilung  des  A'olkes ,  eine  Bitte  stelle, 
bringt   Fuzi-sima  in  unmittelbarer  Rede  vor. 

Der  Statthalter  von  Fi-da  berief  die  fünf  Männer  zu  sich  und  sagte:  Von  Seite 
To-dö's  ist  dieses  geschehen.  Was  meint  ihr?  —  Die  fünf  Männer  hörten  es  und  sagten 
einstimmig :  Indem  wii-,  von  dem  Boden  Nippon's  weit  getrennt,  eine  so  berühmte  Feste 
als  die  Ersten  ersteigen,  ungefährdet  sie   angreifen    und  erobern,    das  Preiswürdige    des 


Nanzi    für    .du',    womit  O-ü-gjiwntsi    zuletzt   nngcredct    wurde,    drückt    einen    geringen  Grad  von  Achtung  ans.   Menschen 

gleichen  Standes  bedienen  sich  in  diesem  Buche  gegenseitig  des  Wortes  gofen. 

14« 


108  Pfizmaiee. 

Namens  bekannt  geben,  wäre  dieses  schnell  nicht  der  Fall,  und  Herr  To-dö  hätte  dasselbe 
g-ethan.  Gesetzt,  das  Haupt  würde  uns  achtmal  abgeschnitten,  es  ist  uns  unmöglich  zu 
sagen,  dass  er  Recht  hat.  Ueberdiess  darf  in  Gegenwart  des  Fürsten  keine  falsche  Mel- 
dung geschehen.  Wir  hören,  dass  die  Schrift  des  Schwures  dargereicht  wird.  Es  kann 
unmöglich  geschehen,  dass  die  öffentliche  Sache  verdeckt  wird. 

Fl-da-no  kamt  fuzi-sima-ni  mukatte  sore-sore  go-nin-no  mono-domo-no  ko-zio-ioo  tsühusa- 
ni  sa-siü-je  kataru-besi-to  ijeri.  I-dzü-no  kami  min-hii-ta-jü-ga  i-i-keru-ica  ika-ni  fudzi-sima 
sa-siü-ica  ari-jb-ni  ni-ban-nori-no  gon-zio-ni  sirusü-to  iü-besi-to  ari-si-ka-bafvzi-sima  kasikmnatte 
kajeru.  Süde-ni  inokn-roku  ai-klwafnaru  tokoro-ni  fi-da-no  kami-ga  jü-ßtsü  kuiva-bara  :^  su 
sa-je-mon  deö  osa-da  go  fei-je-deo  sa-jü-ni  kasikomatte  nikki-wo  sirusi-kerih-ga  osn-da  fude-wo 
todomete  soregasi  saku-ja  utsi-icokure-mosi-sorb  fokoro  o-o-gawutsi  kb-miö-no  ?itsi-wo  fito-tsü 
soregasi-ni  ataje-sbrb-to  mbsi-aguru.  Fi-da-no  kami  i-dzü-no  kami  min-hu  ta-jü  o-oki-ni  kan-zi 
o-o-gaicutsi  joku  koso  torase-tari  mata  osa-da  ari-jb-ni  i-i-keru-iva  ziki-ni  utsi-tori-si-jori-tva 
te-gara  nari.  0-o-gaicutsi-ga  kb-mib-iva  mi-tsü  osa-da-ga  ko-mib-iva  ßto-tsü-to  sirusii-beki-tote 
jagate  si-nin-no   kubi  fto-tsü  tori-iri-fe   nikki-no   kazn-ni   ^   tasi-tari-keri. 

Der  Statthalter  von  Fi-da  sjirach  zu  Fuzi-sima:  Du  sollst  alle  Worte  der  fünf 
Männer  genau  Sa-siü  vortragen.  —  Der  Statthalter  von  I-dzu  und  der  grosse  Stützende 
von  der  Abtheilung  des  Volkes  sprachen  :  0  Fudzi-sima !  Du  sollst  sagen,  dass  man  Sa- 
siü  thatsächlich  bei  der  Meldung  der  zweiten  Ersteigung  verzeichnet.  —  Fuzi-sima  kehrte 
ehrerbietig  zurück. 

Als  das  Verzeichniss  beendet  war,  schi-ieben  Kuwa-bara  So,  Zugetheilter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken,  und  Osa-da  Go,  Zugetheilter  der  bewaffneten  Leibwache, 
die  Schreiber  des  Statthalters  von  Fi-da,  zur  Rechten  und  Linken  ehrerbietig  das  Tage- 
buch. Osa-da  hielt  den  Pinsel  zurück  und  meldete:  Als  ich  mich  gestern  Abend  stark 
verspätete,  schenkte  mir  O-o-gawutsi  ein  Inwendiges  des  Ruhmes. '  —  Die  Statthalter 
von  Fi-da  und  I-dzu  sowie  der  grosse  Stützende  von  der  Abtheilung  des  Volkes  waren 
sehr  bewegt  und  sagten:  O-o-gawutsi  hat  es  auf  gute  Art  gegeben.  Dass  ferner  Osa-da 
es  der  Wahrheit  gemäss  gesagt  hat,  ist  eine  grössere  Tliat,  als  wenn  er  geradezu  den 
Feind  erlegt  hätte.  Man  verzeichne:  der  Ruhm  0-o-gawutsi's  drei,  der  Ruhm  Osa-da's 
eins.  —  Man  brachte  sofort  das  Haupt  eines  Todten  herein  und  ergänzte  die  Zahlen 
das  Tagebuches. 

Ziü-rokn  nitsi  o-ta  fi-da-no  kami  take-naka  i-dzn-7io  kam.i  mo-ri  min-bu  ta-jü  sio-gnn-no 
kb-mib-wo  zikken-si  gun-tsiii-no  sina-sina  i-sai-ni  tsiü-mon-ni  sirusi-kemi. 

Am  sechzehnten  Tage  nahm  man  Einsicht  in  den  Ruhm  der  Herrn  0-ta's,  Statt- 
halters von  Fi-da,  Take-naka,  Statthalters  von  I-dzu,  und  M6-ri's,  grossen  Stützenden 
der  Abtheilung  des  Volkes,  und  trug  alle  Verhältnisse  des  Heeres  genau  in  die  Denk- 
schrift ein. 


Die  Ersten. 

Die    Voransteigenden  in  dem  Hause  O-o-tah  Statthalters  von  Fi-da. 
Zwei  Köpfe  erlegter  Feinde :  Ku-tsu-mi  von  der  Waffenkammer,    wohnhaft    in  dem 
Reiche  Jetsi-zen. 


'    Zu  vergleichen  die  Stelle  S.   100  saiumt  Auinerlsung. 


Der  Felüzug  deu  Japaner  geoen' Couea.  109 

Drei  Köpfe,  unter  ihnen  derjenige  des  Heerführers,  der  richtenden  Obrigkeit  von 
Keku-siü :  U-o-gawutsi  Mo,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  wohn- 
haft in  dem  Keiche  Mi-kawa. 

Einen   Kopf:   Si-midzu   Ja   Itsi-ro,   wohnhaft  in  dem  Reiche  (Jjui. 

Einen  Kopf,  bei  dem  ersten  Ersteigen  von  Nan-on :  Dan-dzuka  Minamoto  Si-ro, 
wohnhaft  in  dem  Reiche  I-se. 

Einen  Kopf:  Ki-si  Roku-dai-bu,   wohnhaft  in  dem  Reiche  Ki-i. 

Hundert  neunzehn  Köpfe  :  Die  Abtheilung  des  Statthalters  von  Fi-da. 

Die  Zweiten. 

Die    Voransprenr/enden  in  dem  Hause   Tv-dos,  Statthalters  von  Sa-do. 

Drei  Köpfe :  T6-d6  Nin,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  wohn- 
haft in   dem  Reiche  Omi. 

Drei  Köpfe:   To-dö   Sin  Sitsi-ro,  wohnhaft  in  dem  Reiche   Omi. 

Drei  Köpfe:  Fudzi-sima  Jo,  von  dem  Thore  der  Leibwache  zur  Linken,  wohnhaft, 
in  dem  Reiche  Mi-no. 

Zwei  Köpfe:  Tö-db  Saku,  Zugetheilter  der  bewaffneten  Leibwache,  wohnhaft  in 
dem  Reiche  Omi. 

Zweihundert  sechzig  Köpfe:  die  Abtheikmg  des  Statthalters  von  Sa-do. 

Sechshundert  zweiundzwanzig  Köpfe:  Die  Abtheilung  des  mittleren  Rathes  von  Bi-zen. 

Von  den  obigen  di-ei  Oberhäuptern  der  südlichen  Seite  zusammen  eintausend  und 
ein  Kopf. 

Vierundsechzig  Köpfe:  Take-naka,  Statthalter  von  I-dzu. 
Achthundert  neunundsiebenzig  Köpfe:  Ko-nisi,   Statthalter  von   Setsu. 
Einundneunzig  Köpfe:  \Vaki-zaka,  grosser  Stützender  des  mittleren  Vorgesetzten. 
Von  den  obigen  drei  Oberhäuptern  der  westlichen  Seite  zusammen  eintausend  vier- 
unddreissig  Köpfe. 


Einundfünfzig  Köpfe:  Ka-dö,  Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken. 

Vierhundert  einundzwanzig  Köpfe:  Fa-siba,  Haupt  der  Rüstkammer. 

Vierhundert  einundsechzig  Köpfe:  Kuru-sima,   Statthalter  von  Idzumo. 

Achtzehn  Köpfe:  Suge  Saburo,  Zugetheilter  der  bewaifneten  Leibwache,  und  Suge, 
achter  Leibwächter  von  dem  Thore  der  Leibwache  zur  Rechten. 

Von  den  obigen  fünf  Oberhäuptern  der  nördlichen  Seite  zusammen  neunhundert 
einundfünfzig  Köpfe. 

Vierzig  Köpfe:  M6-ri,  grosser  Stützender  von  der  Abtheilung  des  Volkes. 
Vierluindert  achtundsechzig  Köpfe:  Fatsi-su-ka,  Statthalter  von  A-wa. 
Eilf  Köpfe :  I-koma,  Haupt  der  grossen  Musik. 
Acht  Köpfe :  I-koma,  Statthalter  von  Sanu-ki. 
Fünfzig  Köpfe:  M6-ri,  Statthalter  von  1-ki. 
Dreissig  Köpfe:  ^lö-ri,  Statthalter  von  Bu-zen. 


-^-^Q  Pfizmaiek. 

Fünfunddreissig  Köpfe:  Sagara,  Clehilfe  der  bewaffneten  Leibwache  zur  Linken. 

Siebzehn  Köpfe :  Sima-dzu  Mata  Sitsi-ro. 

Fünfunddreissig  Köpfe':  Aki-dzuki  Saburo. 

Fünfundzwanzig  Köpfe :  Taka-fasi  Ku-ro. 

Einundzwanzig  Köpfe:  I-tö,  grosser  Stützender  von  der  Abtheilung  des  Volkes. 

Von  den  obigen  eilf  Oberhäuptern  der  östlichen  Seite  zusammen  siebenhundert 
vierzig  Köpfe. 

Gesammtzahl  der  oben  verzeichneten  Köpfe :  Di-eitausend  siebenhundert  sechsund- 
zwanzig. Siegel  der  Oberaufseher. 


Fan-guan-ica  tai-sio  nare-ha  kuhi-wo  sono  mama  soiio  foka-wa  koto-koto-gotoku  fana-ni 
Site  siwo  isi-bai-'wo  motte  tsübo-ni  tsüme-ire  nan-on  go-ziü-jo-teo-no  e-dzü-wo  slrusi  gon-zib 
moku-roku-ni  ai-sojete  nippon-je  sin-zib-sü.  ^  Xy  2/  Uren-ni  owase-si  go-hu-gio  kiora-no  zeö 
u-ma-no  süke  siu-me-nb  köto  san-nin-je  sio-ded  (,üo-ziu)  sitatame  i-dzü-no  kami  min-hu  ta-jü 
fi-da-no  kami  nan-on-no  dzin-sio-jori-to  kaki-tomete  i-tö  min-hu  ta-jü  kuru-sima  idzümo-no 
kami  waki-zaka  naka^dzukasa  sib-fu-ni  loatasi  i-dzü-no  kami  waki-zaka-ni  mukatte  i-i-kerii-tra 
gon-ziu-no  utsiisi  tai-sib-gun-ko-je  tate-matsüru  go-fen  fu-san-kai-je  dzi-san  atte  sügi-wara  simo- 
tsüke-no  kami  jama-gutsi  gen-ba-no  zeö-ioo  motte  sasi-agerare  raku-zin-no  si-aivase-wa  kö-zib- 
nite  gon-zib  aru-besi-to  i-i-wata-m  migi  san-nin  jf  süge  saburö  fei-je-deo  onazi  u-e-mon  fatsi-rö 
nippon  go-kitsi-zi-no  gon-zib  moku-mku  kuhi-kazü-ioo  uke-tori  ziü-7'okti-nitsi-no  jo-ni  tri  i-no 
koku-no  san-ban-  ^    kai-ni  nan-on-ivo  tatsi-te   ^     V     3/    uren-no  minato-ni  kajeru. 

Da  die  richtende  Obrigkeit  ein  Heerführer  gewesen,  Hess  man  deren  Kopf  wie  er 
war.  Alles  Uebrige  waren  Nasen,  und  man  presste  diese  mit  Salz  und  Kalk  in  Töpfe. 
Man  zeichnete  einen  Grundiiss  der  fünfzig  Strassen  von  Nan-on,  legte  ihn  dem  berich- 
tenden Verzeichnisse  bei  vmd  schickte  alles  nach  Nippon. 

Man  verfasste  ein  Schreiben  an  die  in  Uren  verbliebenen  drei  Oberaufseher :  den 
Zugctheilten  der  Kammer,  den  Gehilfen  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Rechten  und 
das  Haupt  des  Vorgesetzten  der  Pferde.  *  Man  schrieb :  „Der  Statthalter  von  I-dzu,  der 
grosse  Stützende  von  der  Abtheilung  des  Volkes  und  der  Statthalter  von  Fi-da  aus  dem 
Lager  von  Nan-on"  und  übergab  es  I-to,  grossem  Stützenden  von  der  Abtheilung  des 
Volkes,  Kuru-sima,  Statthalter  von  Idzumo,  und  Waki-zaka,  kleinem  Stützenden  des 
mittleren  Vorgesetzten. 

Der  Statthalter  von  I-dzu  sprach  zu  "Waki-zaka :  Wir  überreichen  die  Abschrift  der 
Meldung  dem  obersten  Heerführer.  ^  Du  wirst  sie  nach  Fu-san-kai  bringen,  sie  mit  Sugi- 
wara,  Statthalter  von  Simo-tsuke,  und  Jama-gutsi,  Zugetheiltem  des  Gen-ba,  ^  darreichen 
und  das  Ereigniss  des  Falles  der  Festung  mündlich  melden. 

Die  oben  genannten  drei  Männer,  zugleich  mit  ihnen  Suge  Saburo,  Zugetheilter 
der  bewaffneten  Leibwache,  und  der  denselben  Geschlechtsnamen  führende  U-e-mon  Fatsi- 
ro,  nahmen  die  Meldung  der  glücklichen  Sache  von  Nippon  und  das  Verzeichniss  der 
Zahl  der  Köpfe  in  Empfang.    Bei  Beginn    der  Nacht    des    sechzehnten  Tages,    um    die 


'    Die  im  Anfange  genannten  Oberaufseher  Kuma-gaja,  FuUu-warn  und  Faja-liawa. 

2   Fide-aki,  der  in  Fu-san-kai  zurückgeblieben  war. 

'    Gen-ba,  ein  hoher  Angestellter  für  den  Empfang  der  Gäste. 


Der  Feldzuu  dek  Japaner  üegen  Couea.  111 

dritte  Muschel  der  zwölften  Stunde,'  brtachen  sie  von  Nan-on  auf  und  kehrten  nach  dem 
Fahrwasser  von  üren  zurück. 

Sio-sib  ziu-sitsi-nitsi-ni-toa  nan-on-ui  tü-riü-si  siro-wo  kobotm  nari.  Zi/'i-roka-nlfsi  (/on-ziö 
mokti-rokn  sirusi-fe  notsi  kadzu-josi  itsi-han-nuri-no  go-idn-wo  mesi-idasi  o-oi-ni  kan-ctsii  ari-te 
to-kai  zii1 -roku-man-gi-no  saki-giri-si  sono  uje  tai-siu-wo  utsi-toru  kotu  -y"  ju-gamen-boku7^a7li- 
goto-ka  korc-ni  sikan-ja-tote  sama-zama  fu-bi-wu  ge-giu-si  o-o-gawztfsi-ni-tca  sono  uje-ni  uma- 
do»io  amata  Jiki-jose  %  ^  ke-dzüke-site  toru-besi-to  ari.  0-o-gawufsi  uma-tvo  fai-rib-si  tai- 
kei  vti-ni  amari-te  jabure-taru  o-o-jubi-nu  itami-ioo-mo  wakimajezü  kami-basami-ioo  motte 
inna-no  ^  ke-wu  kari  kiira  okase  notte  mim  tokoro-je  kun-du  .sin  sa-je-ition  deö  ma-iri  gn- 
fen-no  ja->iu  ne-ioa  mtki-tamajer/i-ja-to  tu.  0-o-gawutsi  imada  nukazü-to  ije-ba  kon-dö  kidzii- 
kutsi  fsigaje-ba  mike-kanu-besi  ori-sase-tamaje  nuku-besi-fu  i-i-si-ka-ba  o-o-gawutsi  uma-jori 
ori-te  fidari-uu  kosi-no  kidzü-kiäsi-je  ke-Jiki-ba.si-iüo  wata-nite  maki-te  sasi-ire  ja-Ho  ne-wo 
sidzüka-to  fasami  sono  ke-fiki-wo  ka-dzi-no  o-o-fasami-nite  fasami  naica-nite  tsiijokn  sime- 
jui-te  o-o-fasami-je  fsütsi-wo  kurete  utsi-nuki-tari. 

Die  Anfuhrer  verblieben  am  siebzehnten  Tage  in  Nan-on  und  zerstörten  die  Feste. 
Am  sechzehnten  Tage,  nachdem  das  meldende  Verzelchniss  geschrieben  war,  rief  Kadzu- 
josi^  die  fünf  Männer,  welche  die  Ersten  die  Mauer  erstlegen  hatten,  hervor.  Er  liatte 
grosse  Freude  und  sagte:  Dass  ihr  vor  den  sechzehnmal  zehntausend  Reitern,  welche 
das  Meer  übersetzt  haben,  eingehauen  und  überdless  den  Heerführer  erlegt  habet,  was 
kommt  dieser  meiner  Ehre  gleich?  —  Er  Hess  allerlei  Belohnungen  zu  ihnen  lierab- 
gelangen. 

Vor  U-ogawutsi  führte  er  überdless  eine  Menge  Pferde  und  sagte,  er  möge  sich 
Haarpflaster  ^  nehmen.  O-o-gawutsi  nahm  ein  Pferd  ehrerbietig  In  Empfang,  und  die 
Fi-eude  war  bei  ihm  so  übermässig,  dass  er  den  Schmerz  seines  zerbrochenen  l'auniens 
nicht  fühlte.  Er  schnitt  mit  einer  Haarscheere  die  Haare  des  Pferdes  ab,  Hess  es  satteln 
und  bestleg  es.  Als  er  vor  sich  hinblickte,  kam  Kon-do  Sin,  der  Zugesellte  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken,  und  fragte:  Wird  die  Pfeilspitze  von  dir  Iierausgezogen?  — 
O-o-gawutsi  sagte :  Ich  ziehe  sie  noch  nicht  heraus.  —  Kon-do  sprach  :  Wenn  die  Wimd- 
öffnung  sich  verändert,  wird  man  die  Pfeilspitze  nicht  herausziehen  können.  Geruhe  ab- 
zusteigen, du  kannst  sie  herausziehen.  —  O-o-gawutsi  stieg  von  dem  Pferde,  stiess  in 
die  Oeffnung  der  "Wunde  an  seiner  linken  Hüfte  das  Ende  einer  Haarzange,  die  er  mit 
iiaumwolle  umwickelt  hatte,  und  erfasste  behutsam  die  Pfeilspitze.  Er  erfasste  die  Haar- 
zange mit  einer  Schmiedezange,  band  diese  mit  einer  Schnur  fest  zusammen  und  zog 
die  Pfeilspitze  heraus,  indem  er  auf  die  Zange  mit  einem  Hammer  sclilug. 


Tsiku-fiiaku-tai-no  fu-tsiü  ^  j\\  tern-sin-  ^  zio-mo  teö-sen-zin  ken-go-ni  motsi-tari-to 
kikoju  sünaivatsi  sio-sib  ieru-sin-tco  semu-besi-tüte  zii'i-fatsi-nitsi  nan-on-ivo  sihtsü-dzin-si  (sono 
mitsi  ziü-si-ri)  itsi-nitsi  itsi-ja-ni  nori-tsüke  ziü-ku-nitsi  sb-faii  tent-siü-no  zib-ni  osi-jositru 
tokoro-ni  nan-on  raku-ziu-no  i-fü-ioo  kiki-te  ziü-sitsi-nitsi-ni  tern-sif(-no  zib-sih  zib-nai  sioku- 
zib-wo  ^  ')^^  zi-sib-si  tei-to-ni  fiki-irn-to  tm-nn  kokn-ni  ziü-nitsi  tö-riA-si  sio-zei-tco  motte 
siro-ioo  kobotsii  vari. 


'    Von  '.I  bis   11   Uhr  Abends.  Die  Musdiel  licdcutc-t  (itiVnbar  das  znr  Xaehtzeit  übliche  Blasen  der  Muschel. 

-    K;idzu-jüsi  ist  der  Name  0-o-ta'»,  Stattlialters  von  Fi-da. 

■'    Das  Wort  ke-ihülce,  dem  die  hier  {gesetzte  Bcdeutini'r  wohl   zukommt,  «urde  sonst   nirjrcnds  gofimden. 


J12  Pfizmaier. 

Als  man  horte,  dass  die  Menschen  von  Teo-sen  auch  die  Festung  Teru-siü  in  der 
Stadt  des  Sammelhauses  von  Tsiku-siaku-tai  behaupten,  meinten  die  Anführer',  man  müsse 
Teru-siü  angreifen.  Am  achtzehnten  Tage  verliess  man  das  Lager  von  Nan-on  (der  Weg 
beträgt  vierzehn  Ei)  und  ritt  einen  Tag  und  eine  Nacht  dahin.  Als  man  am  frühen 
Morgen  des  neunzehnten  Tages  gegen  die  Feste  von  Teru-siü  andrang,  hiess  es,  dass 
am  siebzehnten  Tage,  nachdem  man  die  Kunde  von  dem  Falle  der  Festung  Nan-on 
gehört,  der  Vorgesetzte  der  Feste  Teru-siü  das  Innere  der  Feste  und  die  alte  Feste 
selbst  verbrannt  und  sich  in  die  Hauptstadt  des  Kaisers  zurückgezogen  habe.  Man  ver- 
blieb hier  zehn  Tage  und  zerstörte  mit  Hilfe  der  Kriegsmacht  die  Feste  vollends. 

Ka-to  kazüje-no  kami-ica  ^  jö  ari-te  se-zü-kai-no  ^  ^  klo-zih-ni  ari-si-ga  nan-on- ico 
semu-besi-to  fase-ide-keru  tokoro-ni  nan-on- wa  faja  otosi  sio-dai-mio  teru-siü-ni  mukb-to  kiki-te 
teru-siü-je  isogi  fase-kitareri  kono  tabi  nan-on-no  te-ni  aioazaru-wo  motte-no  foka-ni  kujami- 
keru.  Kore-jori  sio-sio  te-too  loake  mitsi-wo  kajete  san-bd-ni  kokio-tsiü-wo  fataraki  saki-nite 
issio-ni  atsümari  sb-dan-ico  kmame  tei-to-ivo  'utsi-jaburu-beki-to  feö-gi-sü.  Fi-da-no  kamt  kadzu- 
josi  kazüje-no  kami  '^  jE  kijo-masa  rib-gun-zei  zb-feo  tomo-ni  ni-man-jo-no  ^  sei  ni-ziu- 
nitsi  tei'n-siü-wo  fatsi-fe    -^2/^2/  sen-ken-to  iü  tokoro-ni  tsiaku-dzin-sü  (sono  mitsi  ku-ri). 

Ka-t6,  Haupt  der  Rechnungen,  war  in  Verwendung  und  befand  sich  in  der  bewohn- 
ten Feste  von  Se-zu-kai.  Als  er  in  der  Meinung,  dass  man  die  Feste  Nan-on  angreifen 
werde,  im  Laufe  hervorkam,  hatte'  man  Nan-on  bereits  erobert.  Er  hörte,  dass  die 
Fürsten  sich  gegen  Teru-siü  wenden  und  kam  in  Eile  vor  Teru-siü  an.  Diesmal  traf  er 
nicht  die  Abtheilungen  von  Nan-on  und  war  ungemein  gekränkt.  Hierauf  theilten  die 
Anführer  ihre  Abtheilungen,  wechselten  die  Wege  und  waren  nach  drei  Seiten  in  dem 
Inneren  des  Reiches  thätig.  Bei  dem  vorderen  Zuge  versammelte  man  sich  zu  gleicher 
Zeit,  bestimmte  die  Besprechung  und  berieth,  wie  man  die  Hauptstadt  des  Kaisers  zer- 
stören könne.  Die  vermischten  Krieger  der  beiden  Heere  Kadzu-josi's,  Statthalters  von 
Fi-da,  und  Kijo-masa's,  Hauptes  der  Rechnungen,  zusammen  eine  Macht  von  mehr  als 
zwanzigtausend  Kriegern,  brachen  am  neunundzwanzigsten  Tage  von  Teru-siü  auf  und 
bezogen  an  einem  Orte  Namens  Sen-ken  ein  Lager.  (Dieser  Weg  beträgt  neun  Ri.) 

Ku-guatsil  tsui-tatsi  ^2.  2/  ^  2/  sen-ken-wo  idefe  B^  ^  kiiu-ja-ivo  osi-keru-ni  nmkai- 
wo  mire-ba  ni-san-ri-ni  fiki-faje  makkuro-ni  sonaje-no  tei  mijuru.  Kadzü-josi  kijo-masa  kore- 
wo  mite  sate-mo  obitadasi-ki  teki  kana  koko-zo  utsi-zini-ni  kiwamaru-besi-to  sonaje-ivo  todomete 
to-kaku-to  fed-gi-serio  tokoro-ni  ko-zakasi-ki  asi-garu  josi-wara-wo  tsütai-juki-te  teppb-ioo  fanasi- 
kere-ba  ni-san-ri  si-fo-ni  nami-wi-tarit  tan-teo-no  tsüru-domo  koto-gotoku  itsi-do-ni  tatte  mai- 
toicoru-ni  ß-kage-ico  owoi-te  zan-zi  jami-no  gotoku  nari.  Sio-nin  me-wo  tüodorokasi-tari-ki. 
Sono ß  ■^  J^  'ij'  2^  kumu-san-ni  tsiaku-sü  (kono  mitsi  ku-ri).  Kon-nitsi  süde-ni  kaioa- 
midzü-ni  kowori  fari-fazime-tari. 

Am  ersten  Tage  des  neunten  Monats  zog  man  aus  Sen-ken.  Als  man  gegen  das 
weite  freie  Feld  drang  und  nach  vorwärts  blickte,  zeigte  sich  auf  einer  Strecke  von 
zwei  bis  drei  Ri  hingezogen,  der  Körper  einer  Aufstellung  in  dunklem  Schwarz.  Als 
Kadzu-josi  und  Kijo-masa  dieses  sahen,  sagten  sie:  In  der  That,  zahlreiche  Feinde!  Es 
wird  uns  bestimmt  sein,  hier  in  dem  Kampfe  zu  fallen.  —  Während  man  die  Aufstellungen 
zurückhielt  und  auf  jede  Weise  sich  berieth,  ging  ein  kluger  Fussgänger  längs  einem 
Binsenfelde  hin  und  schoss  eine  Flinte  ab.  In  diesem  Augenblicke  flogen  auf  einer 
Strecke  von  zwei  bis  drei  Ri  und  in  allen  vier  Gegenden  rothhäuptige  Kraniche,  welche 
in   Reihen  gesessen  waren,  insgesammt  und    mit    einem  Male    auf    und    hielten    tanzend 


Der  Feldzüg  der  Japaner  gegen  Cürea.  113 

ihren  Durchzug.  Sie  verdeckten  das  Sonnenlicht,  und   es    war  eine  Zeitlang    wie  Naclit. 
Alle  Leute  waren  geschreckt. 

An    diesem  Tage  gelangte    man    nach   Kumu-san.    (Dieser  Weg    beträgt    neun  Ri.) 
Heute  war  das  Flusswasser  zum  ersten  Male  mit  Eis  überzogen. 

FuUü-ka  ^  Zs  ^  kumni  tsiaka-dzln-sü  (kono  initsl  sitsi-ri).  Mi-ka  toru-ra-tai-no  jama- 
ai-ico  osi-kertt-ni  teki  fai-wo  fiise-oki  kadzü-josi  kijo-masa-ga  ni-man-no  -^  fei-ivo  man-naka- 
ni  tsütswni  tnki-wo  age  zen-go  sa-jü-no  ogi-ioara  kusa-no  iitsi-jori  ivare  otorazi-to  kake-idetc 
kitte  kakarl  kittsü  kirare-tsü  kundzii  kumare-tsü  fi-hana-too  tsirasi-te  tatakai-keru.  Kijo-mam- 
ga  saki-te-no  tai-sib  jcana-no  utsi  ^  si  fei-e-deö  •^  ilfe  ^  i-tsi-dzi  si-rh  fei-e-deö-wofazhne- 
to  Site  gun-si  ni-ziü-fatsl-nin  idsi-zini-sü.  Kadzü-josi-ga  gun-si  o-o-gaumtsi-vio  sa-je-mon-deo 
teki-no  -f^  -^  tai-fei-ni  kumi-sikare  siide-ni  aja-uki  tokoro-ni  nori-taru  teki-no  mata-je  vih- 
te-ioo  irete  fane-kajesii-besi-to  se-si-ga  takumazaru-ni  sasüga-no  tsüka  te-ni  atari-si-ka-ba  fiki- 
nuki-te  jorui-no  fadzüre-jori  sasi-towosi  sitataka-ni  eguri-kere-ba  tcki  taje-kanete  tatsi-agaru- 
vjo  ■  sünawatsi  teki-ni  fiki-okosarete  tmi-)u  sono  tai-fei-wo  utsi-tori-nu.  0-o-gawutsi-ga  gu-soku- 
no  muna-ita-u-a  tatsi-matsi  ake-ni-zo  nari-ni-keru.  Sono  toki  o-o-gawutsl-ga  san-ken-fan-ixi 
sinaje  kumi-taru  teki-ni  osi-kudakare  joki  saiivai-to  utsi-jamete  teki-no  inotsi-taru  jari-no  -^  ^ 
sih-je  ku-siaku-ni  tsiigl-te  siroki  si-ßj-no  sümi-tori-gimi  ziü-san  naka-ni  tsükete-zo  sasi-tari-keru . 
Kadzü-josi-ga  ka-tsiü-ni  kubi-kazü  ziu-fatsi  kijo-masa-ga  ka-tsiü-je  go-ziü-itsi  utsi-tori-kern. 
Sono  /?  =^  2/  y*  3/  tsin-zon-to  iü  tokoro-ni  dzin-sü  (sono  mitsi  roku-ri).  Koko-ni  san-nitsi 
tö-riü-si  saku-zitsü-no  te-oi-nin-wo  kan-bib-sü. 

Am  zweiten  Tage  bezog  man  ein  Lager  in  Kumui.  (Dieser  Weg  beträgt  sieben  Ri.^ 
Am  dritten  Tage,  als  man  zwischen  die  Berge  von  Teru-ra-tai  ^  drang,  legte  der  Feind 
Streitkräfte  in  den  Hinterhalt,  umscbloss  die  zwanzigtausend  Krieger  Kadzu-josi's  und 
Kijo-masas  in  der  Mitte  und  erhob  ein  Feldgeschrei.  Er  stürzte  aus  den  vorwärts  imd  rück- 
wärts, rechts  und  links  befindlichen  Weiderichgebüschen  und  Pflanzen  im  Wetteifer  her- 
vor lind,  im  Einhauen  zusetzend,  bald  hauend,  bald  gehauen,  bald  umschlingend,  bald  um- 
schlungen, kämpfte  man,  dass  die  Funken  stoben.  Achtundzwanzig  Kriegsmänner,  voran 
der  Heerführer  der  vorderen  Abtheilung  Kijo-masa's,  Jama-no  utsi  Si,  Zugeseilter  dei- 
bew^affneten  Leibw^ache,  und  Ltsi-dzi  Si-ro.  Zugesellter  der  bew^aflneten  Leibwache,  fielen 
in  dem  Kampfe. 

Der  Krieger  in  dem  Heere  Kadzu-josi's,  0-o-gawutsi  Mo,  Zugctheilter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken,  wurde  von  einem  grossen  feindlichen  Streiter  umwunden. 
Als  er  sich  in  Gefahr  befand,  Avollte  er  beide  Hände  in  die  Schenkelöfinung  des  lieran- 
gerittenen  Feindes  schieben  und  ihn  zum  Zurückprallen  bewegen.  Er  war  hierzu  niclit 
geschickt,  und  als  er  mit  der  Hand  auf  den  Grriff  des  kleinen  Messers  stiess,  zog  er 
dieses  und  drang  damit  bei  dem  Ende  des  Panzers  durcli.  Er  bohrte  stark,  und  der 
Feind,  nicht  im  Stande  es  zu  ertragen,  erhob  sich  in  die  Höhe.  Jener  wurde  hierauf 
von  dem  Feinde  emporgezogen  und  erlegte  endlich  den  grossen  Streiter.  Der  Brusttlicil 
von  dem  Panzer  0-o-gawutsi's  ward  plötzlich  dunkelroth.  Um  die  Zeit  ward  die  drei 
und  ein  halbes  Ken  lange  Zeichenfahne  0-o-gawutsi's  von  dem  angeschlossenen  Feinde 
gebrochen.  Zum  Glück  maohte  er  dem  Kampfe  ein  Ende  und  fügte  den  dunkelrothen 
Schaft  der  Lanze,  welche  der  Feind   besessen  hatte,  in   einer  Länge  von  neun  Schuh  an. 

'    Der  Weg  vciu  Teru-ra.    In    dem  Siu-gen-zi-kö    mit    der  Aussprache    teni-ra-lh    als    coreanisclier  Ortsname    angeg-ebeii.      Im 
Chinesischen  findet  sich  die  Aussprache  Thsiuen-lo. 
Denkschriften  der  phil.-bist.  Cl.  XXIV.  Bd.  "  15 


114  Pfizmaier. 

Er  gab  den  weissen,  vierseitigen  Seidenstoff  des  Fähncliens  im  Aiismasse  von  dreizehn 
Schvilien  in  der  Mitte  hinzu  und  steckte  sie  auf.  * 

Die  Zahl  der  Köpfe  in  dem  Hause  Kadzu-josi's  belief  sich  auf  achtzehn.  J'ür  das 
Haus  Kijo-masa's  wurden  einundfiinfzig  Feinde  erlegt. 

An  diesem  Tage  schlug  man  an  einem  Orte  Namens  Tsin-zon^  das  Lager  auf. 
(Dieser  Weg  beträgt  sechs  Ri.)  Man  verweilte  hier  drei  Tage  und  pflegte  die  Verwun- 
deten des  gestrigen  Tages. 

Itsü-ka  ^  2/  ^  fun-ki-ni  tsüku  (kono  mitsi  jo-ri).  Muju-ka  ^  j"]]  sijaku-siü-ni  dzin- 
sü  (kono  mitsi  sitsi-ri).  Nanu-ka  ZI  y  2/  ko-ran-ni  tamuro-sü  (kono  mitsi  go-ri).  Jb-ka 
^  3^  "fe  2/  tsin-sen-ni  tsiaku-dzin-sü  (kono  mitsi  go-ri).  Kore-jori  tei-to-je  fadzüka  sitsi-ri 
ari.  Kadzü-josi  kijo-masa  tö-riu-si  sio-g7in-no  kitaru-wo  matsi  tei-to-wo  semu-beki-to  ^  |J^ 
zai-dzin-sü.  Kaku-te  moro-te-no  tai-sio  nokorazu  =^  2/  -fe  2^  tsin-sen-ni  atsümari  feö-gi 
imada  kiioamari-gataki  tokoro-ni  fatsi-sü-ka  a-wa-no  kamt  ^  ^  töjo-katsu  i-i-keru-wa  kono 
tabi  to-kai-no  gun-zei  funa-ikusa-ni  sio-ri-wo  jete  nan-on-no  siro-wo  nottottare-ba  kore-jori  tei- 
to-je  osi-jose  mijako-wo  utsi-jabutte  tb-nen  san-do-no  go-kitsi-zi-no  gon-zio  sikaru-besi-to. 

Am  fünften  Tage  gelangte  man  nach  Fun-ki.*  (Dieser  Weg  beträgt  vier  ßi.) 

Am  sechsten  Tage  lagerte  man  in  Siaku-siü.    (Dieser  Weg  beträgt  sieben  ßi.) 

Am  siebenten  Tage  zog  man  sich  in  Ko-ran  zusammen.  (Dieser  Weg  beträgt 
fünf  Ri.) 

Am  achten  Tage  bezog  man  ein  Lager  in  Tsin-sen.*  (Dieser  Weg  beträgt  fünf  Ri.) 
Von  hier  bis  zu  der  Hauptstadt  des  Kaisers  waren  kaum  sieben  Ri.  Kadzu-josi  und 
Kijo-masa  verweilten  daselbst,  warteten  auf  die  Ankunft  sämmtlicher  Heere  und  blieben 
in  dem  Lager,  um  die  Hauptstadt  des  Kaisers  angreifen  zu  können.  Somit  versammelten 
sich  die  Heei^führer  aller  Abtheilungen  vollzählig  in  Tsin-sen.  Als  es  noch  unmöglich 
war,  in  der  Berathung  zu  einem  Ziele  zu  gelangen,  sprach  Fatsi-su-ka  Tojo-katsu,  Statt- 
halter von  A-wa:  Da  bei  der  diesmaligen  Fahrt  über  das  Meer  die  Kriegsmacht  in  einem 
Seekampfe  den  Sieg  erlangt  und  die  Festung  Nan-on  erobert  hat,  so  wird  es  angemessen 
sein,  dass  man  von  hier  gegen  die  Kaiserstadt  andringt,  die  Hauptstadt  zerstört  und  in 
einem  Jahre  dreimal  ein  glückliches  Ereigniss  meldet. 

I-i-kere-ba  sio-sib  nirami-ai-te  ze-fi-no  fen-tb  naki  tokoro-ni  fi-da-no  kami  kadzü-josi-ica 
a-tva-no  kami  tojo-katsü-ga  oba  muko  taru-ni  jotte  zi-jo-ni  fi-fan  iwasen  tame-ni  fi-da-no  kami 
i-i-keru-wa  a-siü  kö-zib  kiki  wakarazü  funa-ikusa  nan-on-no  rib-do  säte  teru-siü-no  siro-ioo 
jabitri-tare-ba  köre  san-do-no  go-kitsi-zi-ni  arazü-ja  so7io  uje  '^  2/  "^  2/  tsin-son-no  san- 
koku-nite  kazüje-no  kami-to  soregasi-to  tai-teki-no  -^  fuku-ni  nori  aja-uki  ^  -^  bu-mei-wo 
firoi-nu.  Sio-tai-sib  kazü  o-osi-to  ije-domo  teö-sen  tai-min  made-mo  na-takaki  kazüje-no  kami 
utsi-zini-si  mono-no  kazü-ni-wa  arane-domo  nanigasi-mo  tomo-domo  kano  tsi-ni  oi-te  utsi- 
fosaruru  toki-wa  mi-kata-no  kisoi-wa  usü-karu-besi.  Köre  motte  kitsi-zi-ni  naki-ni  arazü.  So- 
mo-so-mo  tei-to-ioo  tori-maivasi  kawa-dzura  san-ziü-jo-teo-no  o-o-kawa  ari-to  kiki  koivori  imada 


'  Shidje  ist  eine  aus  drei  langen  Stäben  bestehende  Zeieheufahne,  welche  die  Anführer  von  dem  Eange  eines  Sa-je-mon-deö 
tragen.  Säini-iori-gnmi  ist  ein  an  einer  kleinen  Stange  fahnenartig  zusammengefaltetes  Papier.  Kami  „Papier"  ist  hier  durch 
kirnt  „SeidenstoÖ'''   ersetzt. 

2  In  einer  Kandglosse  wird  die  Vermuthiing  ausgesprochen,  es  müsse  =7-  ;>^  2./  \  'y  Isikn-sijakti  heissen.  In 
Tsiku-sijaku  war  jedoch  das  Heer  schon  früher,  wie  S.  92   erwähnt  wird,  eingezogen. 

'   In  einer  Randglosse   die  Vermuthung,    dass    es     .qp     ^fe     (sen-r/ij  heissen  solle. 

•*    In  einer  Randglosse    die  Vermuthung,    dass    es     ^^      1 1  [     (tsiku-san)  heissen  solle. 


Der  Feldzuü  der  Japaner  gegen  Corea.  115 


atsü-karazu  toki  süde-ni  samusl.  Kono  kan-ten-nl  mukai-te  ^  ^  fo-sia-wn  joko-ohi-wo ßtasi 
uma-wa  ßito-momo-ivo  semete  koivori-wo  wari  midzü-wo  watarl-na-ba  \  ,||  nin-ba  tatsi- 
matsi-ni  kogojete  sen-naki  hu-mei-wo  kawa-midzu-ni  sarasi  nan-no  eki-ga  aru-heki  tatol  kawa- 
100  kosi-je-tari-to-mo  teki-ni  utsi-b  koto  nari-gata-karu-besi.  Mala  tei-to-jori  ni-fiaku-go-ziti-jo- 
teö-wo  fedatete  kaku  ^  |^  naga  dzin-no  zi-zitsü-wo  okuru-to  ije-domo  tei-to-jori  —  ^  ikki- 
no  mono-mi-mo  idasazaru  koto  ika-sama  fu-sin  nan.  Madzu-wa  ziu-i  sono  omomuki-ni  arazil 
tada  inotsi-ico  mattaku  site  siö-ri-wo  jeru  koso  fon-i  nare.  Kore-jori  fiki-totte  sü-zitsü-no  naga- 
dzin  ku-rö-no  nin-ba-wo  jasüme  ^  ^  rai-siun  ju-ki-ni  mukatte  sio-zei-wo  süsüme  tadatsi-ni 
tei-to-je  osi-iri-te  utsi-jaburu-besi.  Nani-no  si-sai-ga  aru-beki  ono-ono  ika-ga-ni-to  ari-kere-ba 
slo-tai-sio  itsi-do-ni  fi-riä-naki  on-kotoba  kana  mofto-mo-to  kotajete  ono-ono  ^  |^  ki-dzin-ni- 
zo  kiwamari-kerit. 

Die  Anführer  starrten  einander  an  und  hatten  keine  Antwort,  in  der  sie  ihm  Recht 
oder  Unrecht  gegeben  hätten.  Weil  Kadzu-josi,  Statthalter  von  Fi-da,  der  Schwiegersohn 
der  Muhme  Tojo-katsu's,  Statthalters  von  A-wa  war,  wollte  er  durch  einen  Anderen  kein 
Urtheil  aussprechen  lassen,  und  er  sprach  desshalb  :  A-siü '  hört  nicht  deutlich.  Die  See- 
schlacht und  Nan-on  ist  zwei  Mal.  Da  man  aber  die  Festung  Teru-siü  zerstört  hat,  ist 
da  nicht  ein  dreimaliges  glückliches  Ereigniss?  Ausserdem  haben  in  dem  Gebirgsthale 
von  Tsin-son  das  Haupt  der  Rechnungen  und  ich  den  Hinterhalt  grosser  Feinde  erstiegen 
und  den  gefährdeten  Kriegsruhm  aufgelesen.  Die  Zahl  der  Heerführer  ist  zwar  gross, 
und  das  selbst  in  Teo-sen  und  in  dem  grossen  Ming  hochberühmte  Haupt  der  Rechnun- 
gen befindet  sich  nicht  unter  den  Gefallenen,  doch  wenn  ich  mit  ihm  zugleich  auf 
jenem  Boden  erlegt  und  getrocknet  werde,  wird  der  Streit  der  Unserigen  unbedeutend 
sein.  Somit  fehlt  es  nicht  an  glücklichen  Ereignissen.  Man  hört,  das  es  einen  grossen 
Fluss  mit  einer  Flussfläche  von  mehr  als  dreissig  Strassenlängen  gibt,  der  die  Haupt- 
stadt des  Kaisers  umkreist.  Das  Eis  ist  noch  nicht  dick,  die  Zeit  ist  bereits  kalt. 
Bei  dieser  Kälte  durchweichen  die  Fussgänger  den  schrägen  Gürtel,  die  Pferde  quälen 
ihre  Schenkel  und  spalten  das  Eis.  Wenn  sie  durch  das  Wasser  setzen,  sind  Menschen 
und  Pferde  i^lötzlich  erstarrt  und  stellen  einen  unnützen  Kriegsruhm  in  dem  Flusswasser 
zur  Schau.  Welchen  Nutzen  kann  dieses  haben?  Gesetzt  auch,  sie  konnten  den  Fluss 
tibersetzen,  es  wird  unmöglich  sein,  sich  mit  dem  Feinde  zu  schlagen.  Dass  wir  ferner 
von  der  Hauptstadt  des  Kaisers  durch  eine  Strecke  von  zweihundert  fünfzig  Strassen- 
längen getrennt,  die  Stunden  und  Tage  eines  so  langen  Lagerns  verbringen  und  man  den- 
noch aus  der  Kaiserstadt  nicht  einen  einzigen  berittenen  Späher  herausschickt,  wie  un- 
begreiflich ist  dieses!  Vor  allem  ist  der  hohe  Wille  nicht  von  dieser  Art.  Der  ursprüng- 
liche Wille  mag  sein,  dass  wir  nur  das  Leben  vervollständigen  und  den  Sieg  erlangen. 
Wir  sollen  uns  von  hier  zurückziehen,  die  durch  mehrtägiges  langes  Gehen  ermüdeten 
Menschen  und  Pferde  ausruhen  lassen,  im  nächsten  Frühlinge  bei  warmer  Luft  die 
Streitkräfte  vorrücken  lassen,  geradezu  in  die  Hauptstadt  des  Kaisers  dringen  und  sie 
zerstören.  Welchen  Grund  kann  es  geben?  Was  sagt  ein  Jeder  dazu? 

Die  Heerführer  erwiederten  einstimmig:    Unvergleichliche  Worte!    Es  ist  recht! 
Alle  beschlossen,  in  das  Lager  zurückzukehren. 

Koko-ni  itsü-ka  to-riii-sü.  Seö-tsi-no    ±    d   '^  s  ge-ge-tö  san-koku-ni  wake-iri-te  \^    M)i 
ran-bb-si  ike-dori  amata  tsüre-kitarv^ni  jotte  tei-to-no  jb-wo  tadzüne-kike-ba   mijako-ni-wa  tcu- 

'    A-siü    (1.   i    die   Provinz  A-wa,   stellt   für  den  StnttlinltPr  von   A-«a. 

16* 


1 1  (?  Pfizmaiee. 


mi 


n-koku-jori  ka-zei-fo  site  koku  wo  futari  kitareri.  Fitori-ica  M  "^  M  ma-rö-ja-ivb-tute  ha- 
ziö  si-ziü-man-ki-no  tai-sib  fitori-wa  M  ^  M  ko-ro-ja-icb-to  i-i  si-ziü-man-ki-no  tai-sib  nari. 
Sono  foka  sib-gun  fan-guan  sio-gun-hih  koto-gotoka  kisoi-atsümari-tetvb-zib-wo  siu-go-si  nippon- 
no  gim-zei-wo  mijako-ni  ßki-ukeru  zippu-wo  issen-ni  kessen-to  foko-ico  migaki  ja-ziri-wo  toki 
tate-wo  fagi  mono-no  gu-ni  kaze-wo  fikasezü  matsi-kakuru-to  kafaru.  Sio-siu  zib-ge-ni  itarii, 
made  kore-wo  kiki  mune-ioo  ßjasi-te  i-i-keru-ica  kono  issetsü-ico  kikazaru  i-zen-ni  ß-da-no  kami 
ki-dzin-to  ge-dzi-serare-si  koto  appare  bun-bu  p^  3^  rib-tatsü-no  f^lj  ^  gb-sib  kana  sei-so 
kub-bu-no  kohrro-ue-wo  utsüsi-je-taru  ßto  nari-to-zo  kan-zi-keru. 

Man  verweilte  hiei-  fünf  Tage.  Die  Kriegsmänner  von  geringem  Verstände  und  die 
niedrigsten  Leute  drangen  zertheilt  in  die  Gebirgsthäler  und  begingen  Ausschweifungen. 
Da  sie  eine  Menge  Gefangene  mitbrachten,  fragte  man  diese  um  die  Kaiserstadt  und 
hörte,  dass  in  der  Hauptstadt  zwei  Könige  des  Reiches  mit  einer  Hilfsmacht  aus  dem 
Reiche  des  grossen  Ming  angekommen  seien.  Der  eine  heisse  König  Ma-lao-ye  und  sei 
Heerführer  von  vierzigtausend  Reitern.  Der  andere  heisse  König  Hu-lao-ye  und  sei  eben- 
falls Heerführer  von  vierzigtausend  Reitern.  Ausserdem  hätten  sich  Heerführer,  richtende 
Obrigkeiten  und  alle  Kriegsmänner  wetteifernd  versammelt  und  beschützten  die  Königs- 
feste. Sie  sagten,  ob  man  die  Heeresmacht  von  Nippon  in  der  Hauptstadt  aufnelimen 
werde  oder  nicht,  werde  man  durch  einen  Kampf  entscheiden.  Desswegen  schleife  man 
Lanzen,  löse  Pfeilspitzen,  schnitze'  Schilde,  und  ohne  zu  bewirken,  dass  die  Kriegs- 
werkzeuge von  dem  Winde  anziehen,  warte  man  im  Verborgenen.  Die  Anführer,  von 
den  Höheren  bis  zu  den  Niederen,  welche  dieses  hörten,  fühlten  in  dem  Busen  Kälte 
und  sprachen:  Dass,  ehe  wir  noch  diese  Aussage  hörten,  von  dem  Statthalter  von  Fi-da 
der  Befehl  ertheilt  wurde,  in  das  Lager  zurückzukehren,  welch'  ein  starker  Anführer, 
der  beides,  die  Schrift  und  den  Krieg  versteht,  ist  er  hierdurch!  Er  ist  ein  Mann, 
dem  es  gegeben"  ist,  den  Geist  Kuang-wu's,  des  Ahnherrn  des  Zeitalters/  abzuspiegeln. 


Sie  waren  von  Bewunderung  erfüllt. 


Ku-guatsü  ziu-si-nitsi  sio-siu  '^  2/  ^  2/  fsin-zen-wo  fatsu.  Kono  tokoro  fu-jü-no  tsi-to 
mijete  ije-kazü  ziü-jo-man-gen  ari  sünaa-atsi  fb-kua-site  mata  ono-ono  san-bb-ni  wakarete  ki- 
dzin-no  mitsi-ni-zo  omomiiJci-keru.  Kadzü-josi  Ujo-masa  i-  2/  -j-  2^  tsin-nan-to  iü  tokoro- 
ni  tsiaku-dzin-  sü  (kono  mitsi  sitsi-rij.  Ziü-go-nitsi  teru-ra-tai-no  fü-tsiü  '^  y  2/  fo-won- 
ni  tsükio  (kono  mitsi  go-ri).  Kono  tokoro  -^  jf^  ko-fu  nari-kere-ba  zai-ke  ni-zui-jo-man  ari 
mata  ^  j^  sib-tsi-no  jama-siro  ari.  Zib-siu  ake-noki-tare-ba  zib-tsiü  siitku-zib  zai-ke  fb-kua- 
sii.  Ziii-roku-nitsi  ^  4^  3^  fo-kin-ni  dzin-sü  (kono  mitsi  sitsi-ri).  Ziii-sitsi-nitsi  tl  tl  P 
ka-ro-u-ni  dzin-sü  (kono  mitsi  go-ri).  Zm-fatsi-nitsi  i-  2/  "i.  2/  tsin-min-ni  tsükit  (kono 
mitsi  go-ri).  Kono  tokoro-ni-mo  furu-siro  ari-te  zib-siü-wa  nasi.  Ziü-ku-nitsi  san-koku-wo  nori- 
idasi  sükosi-ki  fara-ni  osi-kakaru  tokoro-ni  iit  M-  foku-teki  sitsi-fatsi-sen  idete  kijo-masa-ga 
saki-te  ka-tö  jo  sa-je-nion  deö-to  kassen-si  jo  sa-je-mon  deo-ga  fj.  ~f^  kumi-sita-no  gun-beö 
no-ai-ni  nori-fanasi-oki-taru  uma-domo    ni-san-ziä-ßki   'i^,  ran-totte  san-koku-je  ßki-iri-nit. 

Am  vierzehnten  Tage  des  neunten  Monats  brach  man  von  Tsin-zen  -  auf.  Dieser 
Ort  schien  einen  reichen  Boden  zu  besitzen,  und  die  Zahl  der  Häuser  betrug  über  zehn- 
mal zehntausend.  Man  steckte    sie    sofort    in  Brand.     Sämmtliche   Krieger    trennten    sich 


'    Kiiang-wu  ist  der  Gründer  des  Hauses  der  späteren  Han. 
2   Früher  (S.   111)  steht  Tsin-sen. 


Dek  Feldzug  der  Japaner  gege>)  Corea.  117 

noch  nach  drei  Richtungen  und  schlugen  die  Wege  ein,  auf  welchen  sie  in  das  Lager 
zurfickkehrten. 

Kadzu-josi  und  Kijo-masa  bezogen  an  einem  Orte  Namens  Tsin-nan  das  Lager. 
(Dieser  Weg  beträgt  sieben  Ri.) 

Am  fünfzehnten  Tage  gelangte  man  zu  dem  auf  dem  Gebiete  des  Sammelhauses 
von  Teru-ra-tai  gelegenen  Fo-won.  (Dieser  Weg  beträgt  fünf  Ri.)  Da  dieser  Ort  ein 
altes  Sammelhaus  war,  hatte  er  über  zwanzigmal  zehntausend  Wohnhäuser.  Ferner  war 
daselbst  eine  Bergfeste  von  geringem  Flächeninhalt.  Da  der  Befehlshaber  die  Feste 
o-eräumt  hatte,  steckte  man  die  Häuser  in  ihr  so  wie  in  der  alten  Feste  in  Brand. 

Am  sechzehnten  Tage  lagerte  man  in  Fo-kin.  (Dieser  Weg  beträgt  sieben  Ri.) 

Am  siebzehnten  Tage  lagerte  man  in  Ka-ro-u.  (Dieser  Weg  beträgt  fünf  Ri.) 

Am  achtzehnten  Tage  gelangte  man  nach  Tsin-min.  (Dieser  Weg  beträgt  fünf  Ri.) 
Auch  an  diesem  Orte  befand  sich  eine  alte  Feste  und  kein  Befehlshaber. 

Am  neunzehnten  Tage,  als  man  eben  aus  einem  Gebirgsthale  gegen  eine  kleine 
Ebene  ritt,  kamen  sieben  bis  achttausend  nördliche  Feinde'  zum  Vorschein  und  kämpf- 
ten mit  dem  die  Vorhut  Kijo-masa's  befehligenden  Ka-to  Jo,  Zugetheilten  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linlvcn.  Sie  raubten  zwanzig  bis  dreissig  Pferde,  von  welchen  die 
Krieger  der  Genossenschaft  Jo's,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken, 
an  der  Gränze  des  freien  Feldes  abgestiegen  waren,  und  zogen  sich  in  das  Gebii-gs- 
thal  zurück. 

Sono  fi  keku-siaku-tai-no  -^  ^  ko-to-ni  tsiaku-dzln-sn  (kono  mitsi  go-rij.  Mukasi  tei- 
fo-no  kiu-seki  nare-ha  ka-fu  jo-no  tswie  narazn.  Noki-wo  arasu  ^  ^  kh-oku  san-ziu-jo-man 
@  en  ari-te  tai-butsü-den-ioo  tate-itasi-tari.  Ü^  ^  Fon-db-no  fasira-ica  go-kai  ruku-kai-^o 
isi-no  fasira-ni  site  firoki  kuto  nippon-no  ^  ^  dh-tu-to  tatö-beki-mo  nasi.  San-mon-no  takakl 
koto  fon-dh-ni  koje-tari.  Sore  nomi-ni  arazü  ^  ^  dai-db-no  firoki  koto  tera-dera-no  tate-jb 
ije-ivi-no  tsükuri-jb  nani-ni    tsükete-mo  sä-  \    §   nin-me-ico  odomkasü  hakari  nari. 

An  diesem  Tage  bezog  man  ein  Lager  in  der  alten  Hauptstadt  von  Keku-siaku-tai. 
(Dieser  Weg  beträgt  fünf  Ri.)  Da  diese  ein  Ueberbleibsel  der  ehemaligen  Hauptstadt 
des  Kaisers  ist,  so  ist  die  Sitte  der  Häuser  keine  gewöhnliche.  Es  gab  dreissigmal 
zehntausend  hohe  Dächer,  die  um  die  Dachränder  stritten,  und  es  waren  Vorhallen  des 
grossen  Fö  errichtet.  Die  Säulen  der  urspi-ünglichen  Halle  waren  Steinsäulen  mit 
fünf  Treppen  imd  sechs  Treppen ,  und  mit  ihrer  Breite  können  die  Hallen  und 
Pagoden  von  Nippon  nicht  verglichen  werden.  Die  Höhe  der  drei  Tliore  tiberstieg  die- 
jenige der  ursprünglichen  Halle.  Dieses  war  es  niclit  allein.  Die  Breite  der  gj-ossen 
Wege,  die  Aufstellung  der  Tempel,  die  Bauart  der  Wohnsitze  waren  so  beschaffen,  dass 
sie  das  Auge  mehrerer  Menschen,  wohin  es  immer  gerichtet  ward,  nur  erschreckten. 

Koko-ni  tu-riü-si-kere-ha  fatsü-ka-no  asa  o-o-gaicutsi  mo  sa-je-mon  deo  dzin-ha-no  fitsuzi 
saru-ni  atari-ie  san-tsiü-ni  iri  koko-kasiko-wo  ikken-si  mitsi-ni  fumi-majoi  jü-fi-ni  ojobi-fe 
kajeri-keru-ga  sirami  jama-dzi-no  koto  nare-ba  jo-yii  iri  mitsi-wa  mijezü.  Idzüku-ico  sara-7ii 
wakimajezaru  iokoro-ni  fumoto-ni  |^  j/C  dzin-bi-no  kage  o-okio  mijuru.  Mi-kata-no  dzin-to 
knkoro-je  fi-ico  siru-be-ni  ide-kere-ha  to-aru  f|p  |^  riü-gen-ni  teki  man-man-to  dzin-dori-iciie 
nin-ba-no  ^  sioku-wo  moppara-ni  Ju-i-se-si  manuaka-je  ori-kern.  Sikare-domo  tPii-un-ni-ja 
jori-ken  tsütsüga-naku    ko-ku-ivo    nogarete    ori-ori-wa    teo-sen-no    kotoba-wo    tsükai-fe  fisoka-ni 


Soll  wohl    ^\^     3lj\  foku-leki  „nördliche  Barbaron"   lieissen. 


I 


1  1  Q  Pfizmäier. 

sinohi-towori-tari.  Sare-domo  tsüki-iva  nasi  jami-no  jo-ni  tomosi-hi-mo  usinai  mi-kata-no  dzin 
idzütsi  naru-ran-to  tadori-kuru  tokoro-ni  mata  fito-ivoto  faruka-ni  kikoju  jo-utsi-ni  idzuru  teki 
naru-besi-to  omoi-te  joku-joku  sa-nari-ivo  kike-ba  nippon-nin-no  ko-e  nari.  Sidzüka-ni  tatsi- 
jori  tare-to  tö  kotajete  iwaku  kore-wa  kijo-masa-ya  gun-si  naru-ga  saku-zitsü-no  kassen-ni 
uma-wo  torare  mu-nen-sa-ni  teki  mosi  jo-utsi-ni-mo  idzüru-ka-to  makari-kite  suru-tu  kotb.  O-o- 
gawutsi  kudan-no  teki-dzin-wo  osijete  iwaku  wäre  tada-ima  kajeru  sa-ni  mite  soro-ga  süde-ni 
kasi-ide  imada  sioku-sezü-to  mije-tsüru-zo-ja  sikaru-beki  zi-setsü  nari.  Teppö  sikiri-nl  utsi-kake 
niioaka-ni  toki-tvo  agete  mu-ri-ivo  te-date-ni  f  Ij  ri-ivo  je-tamaje  nanigasi  mitsi-siru-be-ni  an- 
nai-sen-to  i-i-kere-ba  ono-ono  gun-si  katazikenaki  on-wosije-ni  ai-te  sörb  go-fen-wa  on-kajeri- 
tabi-tamaje  on-tomo  mosi  mosi-mo  o-bu-gib-no  kata-gata-wo  fuka-de-wo  owase-mbsi-na-ba 
soregasi-domo  |^  tt"  dzin-zen-je  kajeru  koto  nari-gatasi-to  kotowari-kere-ba  o-o-gawutsi  motto- 
mo-to  i-i-wakare  inu-no  koku  bakari-ni  jb-jb  fon-dzin-je  kajeri-keru.  Kijo-masa-no  gun-beo 
omoi-no    mama-ni    utsi-sümasi    uma-dorno    amata    ran-dori    kubi-kazü    sib-sib  utsi-tori    isami- 

süsünde  kajeru. 

Als  man  hier  verweilte,  trat  an  dem  Morgen  des  zwanzigsten  Tages  O-o-gawutsi 
Mo,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  im  Südwesten  des  Lagerplatzes 
in  das  Gebirge.  Hierhin  und  dorthin  die  Blicke  werfend,  irrte  er  auf  dem  Wege  umher 
und  ging  um  die  Zeit  der  Abendsonne  zurück.  Da  es  ein  unbekannter  Gebirgsweg  war, 
wurde  es  Nacht  und  der  Weg  war  nicht  zu  sehen.  Während  er  durchaus  nicht  unter- 
schied, wo  er-  sich  befand,  erschienen  an  dem  Fusse  des  Berges  eine  Menge  Lichter 
von  Lagerfeuern.  Er  glaubte,  es  sei  das  Lager  der  Unserigen.  Als  er,  auf  die  Feuer 
zugehend,  hervortrat,  stieg  er  mitten  zu  dem  Orte,  wo  die  Feinde  ausgebreitet  auf  einer 
mit  Weidenbäumen  bewachsenen  Ebene  lagerten  und  ausschliesslich  Speise  für  Men- 
schen und  Pferde  bereiteten,  herab.  Er  entkam  jedoch,  indem  er  auf  das  Schicksal  sich 
verlassen  mochte,  unverletzt  dem  Tigerrachen  und  drang,  zeitweilig  der  Sprache  von  Te6- 
sen  sich  bedienend,  heimlich  und  unerkannt  durch.  Indessen  schien  kein  Mond,  in  der  finste- 
ren Nacht  verfehlte  man  selbst  die  Lampen.  Während  er,  um  zu  erfahren,  wo  das  Lager 
der  Unserigen  sei,  tappend  daherkam,  hörte  man  in  der  Ferne  wieder  die  Stimmen  von 
Menschen.  Meinend,  es  könnten  Feinde  sein,  die  zu  einem  nächtlichen  Ueberfalle  aus- 
rücken, horchte  er  aufmerksam,  ob  es  so  sei,  und  es  waren  Stimmen  von  Jlenschen  von 
Nippon.  Er  trat  leise  hinzu  und  fragte,  wer  sie  seien.  Man  antwortete:  Dieses  sind 
Kriegsleute  Kijo-masa's.  In  dem  gestrigen  Kampfe  wurden  ihnen  Pferde  weggenommen. 
In  ihrem  Verdrusse  sind  sie  für  den  Fall,  dass  der  Feind  zu  einem  nächtlichen  Angriffe 
schreiten  sollte,  daher  gekommen. 

O-o-gawutsi  unterrichtete  sie  von  dem  gedachten  feindlichen  Lager  und  sagte :  Eben 
jetzt,  in  dem  Augenblicke,  als  ich  zurückkehrte,  habe  ich  es  gesehen.  Es  scheint,  dass 
man  bereits  gekocht  aber  noch  nicht  gegessen  hatte.  Es  ist  ein  günstiger  Zeitpunkt. 
Schiesset  fortwährend  mit  Flinten,  erhebet  ein  Kriegsgeschrei,  und  erlanget  durch  den 
Kunstgriff  der  Gewalt  den  Vortheil.  Ich  werde  euch  auf  dem  Wege  der  Führer  sein.  — 
Sämmtliche  Kriegsleute  sagten  entschlossen  :  Wir  haben  die  dankenswerthe  Weisung  erhal- 
ten. Mögest  du  geruhen  zurückzukehren.  Wenn  wir  dich  begleiten  und  den  Gefährten 
der  Oberaufseher  eine  tiefe  Wunde  davontragen  lassen,  so  ist  e«  unmöglich,  dass  wir  zu 
der  Vorderseite  des  Lagers  zurückkehren.  —  O-o-gawutsi  sagte,  dass  sie  Hecht  haben. 
Er  trennte  sich  und  kehrte  um  die  eilfte  Stunde'  langsam  in  das  eigene  Lager  zurück. 

'    Von  7   bis  9  Uhr  Abends. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  119 

Die  Krieger  Kijo-masa's  führten  nach  Wunsch  den  Angriff  aus,  erbeuteten  eine 
Menge  Pferde,  nahmen  eine  kleine  Anzahl  Köpfe  und  traten,  nachdem  sie  kühn  vor- 
wärts geschritten,  den  Rückweg  an. 

Ni-ziü-itsi-nitsi-no  sb-teu  o-o-gawutsi-ga  ko-ja-je  ono-ono  — •  j^§  itsi-rei-ni  kitari  kijo-masa- 
jori-mo  itsi-rei-no  tsükai-wo-zo  tamawo.ri-ke.ru.  Ni-ziu-ni-nitsi  dai-hutsü-den-wo  saki-to  site  raku 
tsiü-no  zai-ke  san-ziü-jo-man-ken  itsi-u-mo  nokosazü  fh-kua-si-kere-ba  ja-tsiü-ni  ojohu-to  ije- 
domo  fono-no  ßkari   J^    J|.  en-ri-made  kagajaki-te  tada  faku-tsiü-ni  kotonarazü. 

Am  frühen  Morgen  des  einundzwanzigsten  Tages  kamen  Alle  in  die  Hütte  O-o- 
gawutsi's  zur  Abstattung  des  Dankes.  Auch  von  Seite  Kijo-masa's  wurde  ihm  ein  dank- 
sagender Abgesandter  geschickt. 

Am  zweiundzwanzigsten  Tage  steckte  man,  von  der  Vorhalle  des  grossen  Fö  an- 
gefangen, die  dreihunderttausend  Wohnhäuser  in  der  Niederlassung,  ohne  ein  einziges 
übrig  zu  lassen,  in  Brand.  Obgleich  es  Nacht  wurde,  glänzte  das  Licht  der  Flammen 
bis  zu  den  fernen  Dörfern,  und  es  war  nicht  anders  als  am  hellen  Tage. 

Ni-ziiv-san-nitsi  ko-to-ico  tatte  ZI  ^  ^  ^  ko-kiau-ni  tsüku  fkono  mitsi  go-rij.  Ni-zlü- 
jokka  ^  J  ^  kmio-i-ni  dzin-sü  (kono  mitsi  go-ri).  Ni-ziü-go-nitsi  koko-ni  tö-riü  ari.  Ni- 
ziü-roku-nitsi  ly  2^  J-  sin-ne-ni  dzin-doru  (kono  mitsi  sitsi-ri).  Kore-ni  sakti-zi  sai-tsiü-no 
jama-ziro  ari.  Fumoto-jori  siro-made  ni-ri  si-men-no  isi-gaki-no  takasa  si-ken-fan-no  utsi-nari. 
Koko-ni  futsü-ka  to-riu-si  siro-wo  jaburi  kome-wo  jaku.  Sikare-domo  zib-tsiü  kub-dai  inu-fen-ni 
site  ni-fiaku-ken  san-fiaku-ken-no  kome-gura  kagiri-na-kere-ba  ni-man  san-man-no  ^  sei-ivo  motte 
fatsü-ka  san-ziü-nitsi-ni  jaki-tsükusi-gataki  juje-ni  zib-tsiü  ije  kura-ni  fi-wo  kake  sono  mama- 
ni  site  towori-tari.  Ni-ziü-ku-nitsi  i^  2/  ^  sin-ne-ico  idete  y\i,  )\\  jei-sen-nitamuro-sü  (kono 
mitsi  go-ri). 

Am  dreiundzwanzigsten  Tage  brach  man  von  der  alten  Hauptstadt  auf  und  gelangte 
nach  Ko-kiau.  (Dieser  AVeg  beträgt  fünf  Ri.) 

Am  vierundzwanzigsten  Tage  bezog  man  ein  Lager  in  Kuno-i.  Dieser  Weg  beträgt 
fünf  Ri.) 

Am  fünfundzwanzigsten  Tage  verweilte  man  hier. 

Am  sechsundzwanzigsten  Tage  bezog  man  ein  Lager  in  8in-ne.  (Dieser  Weg  beträgt 
sieben  Ri.)  Hier  befindet  sich  eine  ausgebesserte  mittlere  Bergfeste.  Von  dem  Fusse  des 
Berges  bis  zu  der  Feste  sind  zwei  Ri.  Die  Höhe  der  steinernen  Ringmauern  an  den  vier 
Seiten  begriff  vier  und  ein  halbes  Ken.  Man  verweilte  hier  zwei  Tage,  zerstörte  die 
Feste  und  verbrannte  den  Reis.  Da  indessen  bei  der  unendlich  m-ossen  Ausdehnuno-  der 
Feste  keine  Beschränkung  auf  zwei-  oder  dreihundert  Reisspeicher  war,  konnte  man  mit 
einer  Heeresmacht  von  zweimal  bis  dreimal  zehntausend  Menschen  in  zwanzio-  bis 
dreissig  Tagen  ihn  unmöglich  ganz  verbrennen.  Man  legte  daher  an  die  Häuser  und 
Vorrathskammern  Feuer  und  ging  dabei  wie  früher  vor. 

Am  neunundzwanzigsten  Tage  zog  man  aus  Sin-ne  und  lagerte  an  dem  ewigen 
Flusse.  (Dieser  Weg  beträgt  fünf  Ri.) 

Koko-ni  kitare-ba  junde-no  sükosi  san-koku-ai-jori  sib-teki  idete  kijo-masa-ga  saki-te-ni 
fa-mukai  ja-wo  i-kake  teppö-ivo  utsi-kake  fadzüka-ni  toki-wo  age-kere-ba  kijo-masa-ga  saki-te- 
no  gun-beö  kore-wo  mite  amasazü  utsi-toru-hesi-to  uma-no  asi-ni  makasete  }>  )^  X  tofaje- 
kakari-si-wo  kumi-kasira-no  ka-tu  ja  sa-je-mon  zeö  tome-kai-wo  tatsüriv-to  ije-domo  nori-tsittaru, 
waka-mono-domo  kai-no  oto-wo-mo  kiki-irezü-site  hu-riaku-no    teki    üki-iro    misuru-ico    zitsü-ni 


■,()n  Pl-IZMAIEE. 


fai-boku-süru-to  kokoro-je  san-koku-made  oi-ire-kere-ba  tani-ai  sa-jii-no  jama-no  soha-ni  fiki- 
agefuse-woku  dai-teki  itsi-do-ni  tatsi-agari  toki-ico  agete  sasi-tori fiki-tsime  i-tate  utsi-sükumekeru. 
Als  man  hier  anlangte,  kam  von  dem  Saume  eines  kleinen  Gebirgstliales  zur  Linken 
eine  kleine  Anzahl  Feinde  hervor  und  stellte  sich  dem  Vortrabe  Kijo-masa's  entgegen. 
Dieselben  begannen  mit  Pfeilen  und  Flinten  zu  schiessen  und  erhoben  ein  leichtes 
Kriegsgeschrei.  Als  die  Krieger  der  Vorhut  Kijo-masa's  dieses  sahen,  überliessen  sie 
die  Möglichkeit,  sie  vollständig  zu  erlegen,  den  Füssen  der  Pferde  und  flogen  heran.  ^ 
Das  Haupt  der  Genossenschaft,  Ka-to  Jo,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken, 
stellte  zwar  die  aufhaltende  Muschel,  allein  die  im  Ritte  zerstreuten  jungen  Männer 
achteten  nicht  auf  den  Ton  der  Muschel.  Indem  der  listige  Feind  that,  als  ob  er  zurück- 
weichen wolle,  glaubten  sie,  es  sei  wirkliche  Flucht.  Als  sie  ihn  bis  in  das  Gebirgsthal 
verfolgt  hatten,  erhob  sich  an  dem  Saume  des  Thaies  der  zu  beiden  Seiten  des  Berges 
angesammelte  und  in  den  Hinterhalt  gelegte  gewaltige  Feind  mit  einem  Male.  Er 
erhob  ein  Kriegsgeschrei,  erfasste  und  zwängte  ziehend  den  Bogen,  schoss  und  schlug 
zusammendrängend  los. 

Mi-kata  fataraku-heki-mo  ßki-toru-beki-mo  kanaioazü-site  nan-gi-ni  ojobu  tokoro-ni  san- 
siü-no  dzm-nin  mija-dzi  ^  M  ^^iu-"-o-te  iü  mono  ^^  ^  fö  o-o-ku-bo  sagami-no  kami  ^  lÜ 
tada-tsika-ga  ije-ni  ari-si-ga  fu-rio-ni  tatsi-satte  kijo-masa-ga  bakka-7ii  K  kio-si  fon-da  ^ 
kin  sa-je-mon  deo-to  na-noru  kono  fon-da  tai-ivon  agete  sü-fiaku-no  fb-bai-nl  i-i-keru-wa 
ika-ni  kata-gata  kaku  issio-ni  tatsi-tamerai  sa-jfi-no  teki-no  mato-ni  nari-to  sen-naki  utsi-zini- 
100  sü-beki-ni  arazü.  Jei-sen  omote-no  o-o-ba-je  nori-ide  zippu-no  issen-ni  ojobu-besi  ono-ono- 
no  tsüdzüke-to  m  mama-ni  issan-ni  kake-idzüru  teki  tsilke-ide  tma-jori  künde  otsi  tije-ivo  sita- 
je  to-kajesü-mo  ari  kissaki-jori  kua-en-wo  idasi-te  sinogi-ioo  kedzuri  tsüba-ico  wari  ß-bana-ico 
tsirasi-te  tatakai-keru. 

Während  die  Unserigen,  nicht  im  Stande  etwas  zu  verrichten  oder  zurück  zu  neh- 
men, in  Verlegenheit  kamen,  nannte  ein  Bewohner  von  San-siü  Namens  Mija-dzi  Kiü- 
zö  den  Namen  Fon-da  Kin's,  Zugetheilten  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  der 
in  dem  Hause  O-o-ku-bo  Tada-tsika's,  Statthalters  von  Sagami  sich  befunden,  unvermuthet 
weggegangen  war  und  unter  der  Fahne  Kijo-masa's  weilte.  Dieser  Fon-da  rief  mit  lauter 
Stimme  und  sagte  zu  einigen  hundert  Gefährten:  0  Herren!  Dass  ihr  so  mit  einander 
unschlüssig  stehet,  die  Zielscheibe  des  links  und  rechts  stehenden  Feindes  werdet  und 
in  einem  nutzlosen  Kampfe  fallet,  darf  nicht  sein.  Ihr  müsset  zu  dem  grossen  Platze  der 
Fläche  des  ewigen  Flusses  hinausreiten  und  zu  dem  Kampfe,  bei  dem  die  Wahrheit 
sich  zeigen  wird,  gelangen.  Ein  Jeder  schliesse  sich  an!  —  Indem  er  dieses  sagte, 
sprengten  sie  spornstreichs  heraus.  Der  Feind,  an  sie  geheftet,  kam  hervor,  man  fiel  im 
Ringen  von  den  Pferden  und  machte  das  Obere  wieder  nach  unten  fliegen.  Man  schlug 
aus  den  Spitzen  der  Schwerter  Flammen  heraus,  schabte  den  Rücken  der  Klingen,  brach 
den  Schwertgriff  und  kämpfte,  dass  die  Funken  flogen. 

Kadzü-josi  kiju-masa  itsi-dzin-ni  nari-te  ^  M  sfi-koku  utsi-tatakai  teki  amata  utsi-tori 
rni-kata-mo  o-oku  utsi-zini-sü.  Kano  fon-da  kin  sa-je-mon-deo  teki  itsi-nin-to  kiri-musübi 
sibaraku  tatakb  tokoro-ni  kame-no  ku  kusari-no  ko-te-gurumi-ni  fon-da-ga  migi-no  te-wo  si-bu- 
itsi  nnkosi-te  kiri-fanasti.  Süde-ni  tatst  utsi-kanaioazare-ba  jose-kake  teki-wo  kitmi-fusete  fidari-no 


1    In  dem  Texte  mit  Katakanaschrift       >       )^      X      tofaje,    ein   Wort,    das    den  Herausgebern    ni<-l.t    verständlieh     ?m    sein 
schien.  Es  ist  sehr   wahrscheinlich    dass    es       h       )Y      X     '"''"r  hassen  soll  und  so  viel  als  lohi  ..tiieg-en-   beileutet. 


Der  Peldzdg  der  Japaner  gegen  Coeea.  121 

te-nite  tsüki-korosi  iki-wo  fui-te  wi-tari-keru-wo  fon-da-ya  ru-du  kite  knbi-ico  fane-otosi  fuu- 
da-Lco  nma-ni  nosen-to  sä.  Fon-da  tsüne-dzüne  kokoro-no  ire-taru  mono  nare-ba  fuka-de  6-taru 
migi-no  ude-saki-wo  fumaje  san-do  made  fumi-kitte  süten-tn  se-sl-wo  ru-dn  iro-iro-to  fiki-tome 
iima-iii  kaki-nose  fon-dzin-je ßki-sagari-nu.  Sib-nin  fon-da-ga  zen-go-no  fataraki-wo  mite  appare 
3^  l^lj  dai-ko-no  tsüica-mono  kana  j^  ^  siü-hatsü-ga  ari-sama-mo  kaka-wa  arazi-tu  kan- 
zi-keru. 

Kadzu-josi  und  Kijo-masa  wurden  eine  einzige  Schlachtordnung,  und  man  kämpfte 
mehrere  Yiertel'stunden.  Man  erlegte  viele  Feinde,  und  auch  von  den  Unserigen  fielen 
viele  in  dem  Kampfe.  Jener  Fon-da  Kin,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur 
Linken,  focht  mit  einem  Feinde.  Nachdem  man  eine  Weile  gekämpft,  hieb  dieser  an 
dem  aus  einer  Kette  von  Schildkrötenschale  bestehenden  Gewinde  der  Armschiene'  die 
rechte  Hand  Fon-da's,  ein  Viertel  derselben  übrig  lassend,  ab.  Da  es  nicht  passend  war 
mit  dem  grossen  Schwerte  zu  schlagen,  drängte  er  an,  Avarf  den  Feind  im  Ringen  zu 
Boden  und  tödtete  ihn  mit  der  linken  Hand  durch  einen  Stoss.  Während  der  Feind  den 
Athem  aushauchte,  kamen  die  Begleiter  Fon-da's,  schnitten  das  Haupt  ab  und  wollten 
Fon-da  auf  das  Pferd  heben.  Da  Fon-da  immer  ein  Mann  von  ungeduldigem  Sinne  Avar, 
trat  er  auf  den  schwerverwundeten  Vordertheil  des  Armes.  Dreimal  wollte  er  ihn  mit 
den  Füssen  lostrennen  und  wegwerfen.  Die  Begleiter  hielten  ihn  auf  allerlei  Weise 
zurück,  hoben  ihn  auf  ein  Pferd  und  stiegen  in  das  eigene  Lager  hinab.  Alle,  welche 
die  frühere  und  die  spätere  Handlung  Fon-da's  sahen,  sprachen  bewundernd:  Welch' 
ein  o-rosser  und  fester  Krieger!  Das  Benehmen  Tscheu-pö's  ist  nicht  von  dieser  Art! 


Jei-sen-no  dzi-gib-iva  kawa-dzüra  ziu-fatsi-ku-teö-no  ^  j^rJ"  dai-ga  ßgasi-no  jama-no 
naka-jori  nisi-ni  nagare-idzüru.  Sono  kita  ka-sid-no  fukasa  iima-no  futu-momo-wo  semvni,. 
Kono  dai-ga  kita-no  kisi-ni  tsüki-te  tö-zai-je  fiakit-jo-teö  nan-boku-je  san-ziü-jo-teö-no  siba- 
tvara-nite  zin-rin  towosi. 

Was  die  Lage  und  Beschaffenheit  des  ewigen  Flusses  betrifft,  so  ist  es  ein  grosser 
Fluss  mit  einer  Flussfläche  von  achtzehn  bis  neunzehn  Strassenlängen,  der  aus  dem  öst- 
lichen Gebirge  gegen  Westen  hervorfliesst.  Im  Norden  ist  das  Wasser  des  Flusses  so 
tief,  dass  es  gegen  die  Schenkel  des  Pferdes  dringt.  Wenn  man  der  nördlichen  Uferhöhe 
dieses  grossen  Flusses  naht,  sind  auf  einer  Grasebene,  die  von  Osten  nach  AYesten  über 
hundert  Strassenlängen,  von  Süden  nach  Norden  über  dreissig  Strassenlängen  misst,  die 
Classen  der  Menschen  fern. 

Koko-ni  kadzü-josi  kijo-masa  riu-dzin  o-o-kaica-ico  usiro-ni  atete  dzin-dori  jo-jaku  ko-ja- 
gake-se-si  tukoro-ni  kijo-masa  süsüga-no  mö-siu  naru-ga  ika-ga  kokoro  ^  okii-si-keu  dai-ga- 
wo  utsi-ioatari  mukai-no  kisi-ni  dzin-wo  tont.  Kadzü-josi  kore-ivo  mite  ka-tsitl-no  ^  fei -wo 
mesi-atsüme  i-i-keru-tva  ano  kazuje-ga  dzin-no  tori-jb  jüka-naru  %^  tei-zo-ja.  Keö-no  kassen-ni 
feki-eki-sü-beki  kijo-masa-ni  arazü  fu-sin-naru  jb-sü  nari.  Kaioa-ico  kosü  nara-ba  ^  jo-ni 
itsi-gon-no  kotou-ari-iva  aru-beki  koto  nani-ni  —  "0^  itsi-si-wo  dani-mo  kosazu-site  koto- 
gotoku  ßki-kosü-to  iu  koto  ^  jo-ga  ßm-betsü-ni  atawazü.  Ware-ica  keö-no  kassen-ba-wo 
fumaje  kawa-wo  usiro-ni  atete  koko-ni  dzin-sen-to  omö    nari    idzüre-mo    ika-ga-to    ari-kere-ba 


'  Ko-te-gurunü  bezeichnet,  wie  aus  dorn  Zusamnieiiliange  hen-orgeht,  daa  uutero  Ende  der  Armschiene.  Das  Wort  fehlt  in 
den  Wörterbüchern  und  wird  aucli  bei  den  in  dem  Mu-zin-zö  enthaltenen  Abbildungen  der  Armschieue  und  ihrer  verschie- 
denen Theile  nicht  angemerkt. 

Iß 
U»nksclirift«n  der  phLl.-hist.  Gl.  XXIV.  Bd. 


•»22  Pfizuaiek. 

ono-ono  kasikomatte  go-dzio  motto-mo-ni  sorb.  Kazüje  dono-no  si-kata  go-sitsü-nen  makoto-ni 
naru  kami-no  himo-tco  fumi  fadzüsl-taru-ni  ni-sbro-besi-to  mbsi-keru.  Ban-si-issih-no  tsi-nite 
aja-uki  dzin-sio-tari-to  ije-domo  kadzü-josi  takeki  mei-sib  nare-ba  ^  ^  sio-fei  kokoro-joku 
ukete  kin-zio-ni  o-o-gura-no  ari-si-too  sanoai-to  ütsi-jaburi  -^  ^  o-o-saku  Jg,  ^  toivo-saku 
jo-e  itsü-e  zib-bu-ni  tsükete  o-o-dzütsü  naka-dzütsü  kake-narabe  tsika-kagari  towo-kagari  ßj-bb- 
ni  taki-te  teki-no  josüru-ico  matsi-kake-tari. 

Hier  bezogen  die  beiden  Heere  Kadzu-josi's  und  Kijo-masa's,  mit  dem  Kücken 
gegen  den  grossen  Fluss  gekehrt,  ein  Lager.  Sie  hatten  kaum  die  Hütten  angelegt,  als 
Kijo-masa  —  wie  mochte  ein  so  tapferer  Führer  Feigheit  bekundet  haben?  —  den 
grossen  Fluss  übersetzte  und  an  dem  gegenüberliegenden  Ufer  sein  Lager  aufschlug. 
Als  Kadzu-josi  dieses  sah,  versammelte  er  die  Krieger  seines  Hauses  und  sprach:  Was 
für  eine  Bewandtniss  hat  es  mit  der  Art  wie  das  Haupt  der  Rechnungen  sein  Lager 
aufschlägt?  Kijo-masa  ist  es  nicht,  der  vor  dem  heutigen  Kampfe  zurückschrecken 
könnte.  Es  ist  ein  unerklärliches  Benehmen.  Wenn  er  den  Fluss  übersetzt,  ist  es  seine 
Pflicht,  mir  durch  ein  AVort  die  Gründe  bekannt  zu  geben.  Dass  er  aber,  nicht  einmal 
einen  Boten  herüberschickend,  so  zu  sagen,  vollständig  sich  zurückzieht  und  übersetzt, 
dieses  kann  ich  mit  meinem  Verstände  nicht  fassen.  Meine  Absicht  ist  es,  das  Schlacht- 
feld des  heutigen  Tages  zu  betreten  und,  mit  dem  Eücken  gegen  den  Fluss  gekehrt,  die 
Reihen  aufzustellen.  Was  sagt  ihr  dazu  ?  —  Alle  erwiederten  ehrerbietig :  Der  Beschluss 
ist  recht.  Die  Handlungsweise  des  Hauptes  der  Rechnungen  ist  Vergesslichkeit.  Es  mag 
wirklich  sein,  als  ob  er  die  Wolke  des  Donnergottes  beim  Darauftreten    mit  dem  Fusse 

verfehlt  hätte. 

Es  war  ein  gefährlicher  Lagerplatz,  auf  einem  Boden,  wo  die  Wahrscheinlichkeit 
des  Todes  zu  derjenigen  des  Lebens  sich  verhielt  wie  zehntausend  zu  eins.  Da  aber 
Kadzu-josi  ein  tapferer  und  berühmter  Führer  war,  stimmten  die  Krieger  ihm  mit 
Freuden  bei.  Sie  zerstörten  glücklicher  Weise  ein  in  der  Nähe  befindliches  grosses  Vor- 
rathshaus,  und  indem  sie  grosses  Pfahlwerk  und  fernes  Pfahlwerk  vierfach  und  fünffach 
fest  hinsetzten,  stellten  sie  grosse  Feuerröhre  und  mittlere  Feuerröhre  reihenweise  auf.  Sie 
brannten  an  allen  Seiten  nahe  Leuchtfeuer,  ferne  Leuchtfeuer  und  warteten  auf  den 
Angriff  des  Feindes. 

Kadzü-josi  o-oki-ni  jorokobi-te  ziü-nian-gi-ka  kitaru-to-mo  osoraku-iva  jaburare-zi-to-zo 
isami-keru.  Kijo-masa  kore-wo  mite  tsükai-ivo  kosi  soregasi  kiü-kitl-no  ßto-gakari-mo  naki 
fara-ni  go-dzin  aja-uku  sbrb  konata-je  on-kosi-sbrb-iva  sikaru-besi-to  i-i-kosaru.  Kadzu-josi 
nin-ba  tsükarete  sbrb-je-ba  kore-ni  dzin-dotte-no  i-sai  mib-nitsi  mbsi-nobto-besi-to  kotb.  Mata 
kijo-masa  ^  nP  mi-no  be  ^  kin  dai-bu-ivo  tsükai-to  site  to-kaku  konata-je  go-dzin-wo 
kajerare-sbraje-to  ari-kere-ba  kadzü-josi  mi-no  be-wo  mesi-idasi  su-do-no  on-tsükai  go-nen-iri 
man-zoku-itasi-sbrb  sari-nagara  ka-jb-ni  ari-tsüki-sbrb  aida  kosü-mazi-ki  josi  kijo-masa-je  mbsü- 
besi.  Ika-ni  kin  dai-bu  kon-ban-iva  uma-no  kura-ioo  tori  idzüre-mo  mono-no  gu-ioo  nuki-te 
juni-jiirii-to  kiü-soku-sü-besi.  Fida-no  kami-ga  utsi-zini-sezaru  utsi-wa  sonata-je  teki  itsi-nin-mo 
towosü-mazi-ki-to  araraka-ni  i-i-keru. 

Kadzu-josi  war  sehr  erfreut  und  zeigte  sich  so  muthig,  dass  man  glauben  durfte, 
er  Hesse  sich,  wenn  auch  zehnmal  zehntausend  Reiter  kommen  sollten,  nicht  schlagen. 
Kijo-masa,  der  dieses  sah,  schickte  einen  Abgesandten  herüber  und  Hess  ihm  sagen: 
Auf  der  Ebene,  wo  es  für  mich  keine  dringende  Angelegenheit  gibt,  schwebt  dein  Lager 
in  Gefahr.  Es  ziemt  sich,  dass  du  auf  diese  Seite  übersetzest.  —  Kadzu-josi  erwiederte : 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  123 

Da  Menschen  und  Pferde  ermüdet  sind,    werde    ich    morgen    ausführlich    berichten,    wie 
ich  das  Lager  bezogen  habe. 

Ferner  ernannte  Kijo-masa  den  Grossen  Mi-no  be  Kin  zum  Abgesandten  und  Hess 
sao-en:  Das  Lager  wird  jedenfalls  auf  diese  Seite  verlegt.  —  Kadzu-josi  rief  Mi-no  be 
hervor  und  sagte  barsch:  Es  bringen  mehrmals  Gesandte,  was  in  lieti-acht  kommt,  zur 
Genüo-e.  Indem  ich  auf  diese  Weise  an  die  Stelle  gelange,  kann  man  Kijo-masa  melden, 
dass  ich  nicht  hinüber  setzen  werde.  0  Grosser  Mi-no  be!  Heute  Abend  könnt  ihr  die 
Pferde  entsatteln.  Alle  können  ihre  Rüstungen  ablegen  und  sich  gemächlich  der  Ruhe 
überlassen.  So  lange  der  Statthalter  von  Fi-da  nicht  in  dem  Kampfe  gefallen  ist,  wird 
zu  jener  Seite  nicht  ein  einziger  Feind  hindurchdringen. 

Mi-no  be  kajeru-to  ßtosi-ku  kijo-masa  o-o-kawa-wo  nori-kosi  kite  kadzü-josi-ni  tai-men-si 
go-fon-dzin  go-ka-tsiü-no  ko-ja-made-mo  mbsi-tsükete  soro  ze-fi  go-dd-db-itasü-beki  josi  sai-san 
kotoha-wo  tsükusi-te  mbsi-keru.  Kadzu-josi  kotajete  gun-si-donio  ku-ro-itasi  ^  saku  i-ge  made- 
vio  tsnke-mawasi-sbro-ioo  munasi-ku  ima-sara  kosi-gataku  sbrb.  Kon-ja-tva  koko-ni  itsi-dzin-sü- 
beku  sbrb-to  ari-kere-ba  kijo-masa  ze-ß-naku  fon-dzin-ni  nori-kajeri-keri. 

Zu  derselben  Zeit  als  Mi-no  be  zurückkehrte,  ritt  Kijo-masa  über  den  grossen  Fluss 
und  erschien  vor  Kadzu-josi.  Er  sagte  zweimal  und  dreimal,  sich  in  ^^'orten  erschöpfend, 
er  habe  es  bis  zu  dem  Lager  und  bis  zu  den  Hütten  der  Krieger  des  Hauses  gemeldet, 
dass  man  mit  ihm,  sei  es  Recht  oder  Unrecht,  des  "Weges  gehen  müsse.  Kadzu-josi  er- 
wiederte:  l)ie  Krieger  des  Heeres  haben  sich  abgemüht  und  selbst  das  Pfahlwerk  und 
noch  Geringeres  ringsherum  hingestellt.  Es  ist  unmöglich,  dass  sie  jetzt  wieder  unver- 
richteter  Dinge  hinüber  setzen.  Sie  müssen  diese  Nacht  hier  ein  Lager  beziehen.  — 
Kijo-masa,  nicht  im  Stande  etwas  einzuwenden,  ritt  nach  seinem  Lager  zurück. 

Kadzu-josi-ga  gun-beö  soto-gau-a-no  saku-no  utsi-ni  fito-no  wi-dake-ni  aua-u-o  fori  men- 
men  itsi-nin-dzütsü  ana-no  naka-ni  sinobi-ivife  maje-ni  o-o-dzütsü  tsiü-dzütsü  kake-narabete  sü- 
ka-sio-no  kaqari-bi-no  fikari-nite  ziil-jo-tev-ga  aida-ico  mi-sükasi  teki-no  sa-nari-ico  kiku 
fokoro-ni  an-no  gotoku  ja-fan  süguru  koro  teki  muragari  kite  san-bb-wo  nori-maicari-keru-wo 
teppu-iüo  motte  utsi-ßbikasi  tsikadzüka-ba  kake-tsirasan-to  matsi-kake-tari.  Teki  ta-zei  nari-to 
ije-domo  kono  ikiwoi-ni  feki-eki-si  dzin-no  kin-zio-ni  jori-jezü-site  ^  ju  süde-ni  2p  0_  fei- 
tan-ni  ojobi-kere-ba  teki-wa  san-koku-je  ßki-iri-nit. 

Die  Kriegsleute  Kadzu-josi's  gruben  innerhalb  des  Pfahlwerkes  der  Aussensoite 
Löcher  von  einer  Tiefe,  dass  ein  Mensch  darin  sitzen  konnte.  Alle  waren  einzeln  in  den 
Löchern  versteckt  und  hatten  vorn  grosse  Feuerröhre  und  mittlere  Feuerröhre  reilien- 
weise  angehängt.  Während  sie  bei  dem  Lichte  der  Leuchtfeuer  mehrerer  Orte  einen 
Raum  von  zehn  Strassenlängen  mit  den  Blicken  durchdrangen  und  horchten,  ob  es  der 
Feind  sei,  kamen,  wie  man  vermuthet  hatte,  nach  Mitternacht  Scharen  von  Feinden, 
und  drei  Seiten  wurden  von  Reitern  umzingelt.  Man  Hess  die  Flinten  ertönen  und  war- 
tete, damit  man  den  Feind,  wenn  er  sich  näherte,  zerstreuen  könne.  Obgleich  der  Feind 
eine  grosse  Macht  war,  prallte  er  voi-  dieser  Furchtbarkeit  zurück.  Er  war  nicht  im 
Stande,  ilie  nahen  Stellen  des  Lagers  anzugreifen,  und  als  die  Nacht  bereits  in  ilen 
Morgen  überging,  zog  sich  der  Feind  in  die  Gebirgsthälor  zurück. 

Kadzu-josi  mata  gun-beo-ni  mukatte  ima  ßto-fi  tv-riä-sen-to  omö  ika-ga  arii-besi-to  ijeri. 
Ono-ono  uko-tamaicari-tp  tatoi  fiaku-nitsi  nari-to-mo  gio-i-ni  makaserare-sbrb-besi.  Jo-ntsi-wa 
j6-i-ni  utare-mazi-si-to-zo  kotaje-keru.     Kaku-te  kano    o-n-gnra-iro    mire-ba   joko    ziü-si-go-ken 

16* 


124  Pfizmaiek. 

täte  go-i'oku-zi'O.-ken-ni  site  atsüsa  fatsi-ku-sün-no  ita-wo  motte  maivari-iuo  kakoi  si-fo  ren-zi-ni 
Site  jo-kutsi  san-ken  ma-naka-do-wo  tatete  ni-siaku  bakari-no  kara-kane-no  1^  deö-ioo  orosi-tari. 

Kadzu-josi  sagte  ferner  zu  den  Kriegern  des  Heeres:  Ich  gedenke  jetzt  einen  Tag 
zu  verweilen.  Was  kann  geschelien  ?  —  Alle  hörten  es  ehrfurchtsvoll  und  antworteten : 
Wenn  es  auch  hundert  Tage  wären,  es  kann  dem  hohen  Willen  überlassen  werden.  Ein 
nächtlicher  Angriff  wird  nicht  leicht  gemacht  werden. 

Als  man  jetzt  jenes  grosse  Vorrathshaus  besichtigte,  betrug  dessen  Breite  vierzehn 
bis  fünfzehn  Ken,  die  Höhe  fünfzig  bis  sechzig  Ken.  Es  war  rings  mit  Brettern  von 
acht  bis  neun  Zoll  Dicke  umgeben,  die  vier  Seiten  waren  Gitter,  die  vier  OeÖnungen 
massen  drei  Ken.  Die  mittlere  Thüre  war  verschlossen  und  ein  zwei  Schuh  messendes 
ehernes  Schloss  an  ihr  herabgelassen. 

So-mo-so-mo  kore-wa  sen-nen  bun-roku-no  go-sei-batsü-ni  tan-ba  sib-sib  ^  ^  fide-fisa- 
kib  ka-to  tötömi-no  kami  kono  tokoro-nite  kassen-si  nippon-  ^  sei  amata  utsi-zini-si-tari-si- 
wo  sono  kattsiü  :^  ^  kua-geki  kura  abumi-tö-ni  itarii-made  koto-gotoku  tori-atsüme  san-sen- 
jo-nin-no  ;f>i  ko-toku-rö-wo  narabe  kono  kura-no  ihtd-ni  kome-oki-tari.  Seki-inen  san-siaku  jo- 
fb-no  ^  kaku-isi-wo  :^jJ  tsi-nl  juri-tate  kasira-ivo  dan-  J^  gih-ni  kiri-te  sono  isi-ni  sono 
toki-no    nen-gb     0    ff  fi-dzüke  kassen-no  omomuki  tai-mon-zi-ni  kiri-tsüke-oku. 

In  früheren  Jahren,  bei  dem  Eroberungszuge  des  Zeitraumes  Bun-roku, '  hatten  der 
kleine  Anführer,  Eeichsminister  Fide-fisa  von  Tan-ba  und  Ka-tö,  Statthalter  von  Tötomi, 
an  diesem  Orte  eine  Schlacht  geliefert  und  waren  von  der  Heeresmenge  von  Nippon 
Viele  gefallen.  Man  hatte  alle  ihre  Eüstungen  und  Lanzen,  selbst  die  Sättel  und  Steig- 
bügel gesammelt  und  die  trockenen  Schädel  von  dreitausend  Menschen  reihenweise  in 
diesem  Yorrathshause  niedergelegt.  Man  hatte  einen  viereckigen  Stein,  dessen  Ober- 
fläche drei  Schuh  mass,  auf  dem  Boden  durch  Rütteln  aufgestellt  und  ein  Haupt  in  ab- 
geschnittener Gestalt  eingehauen.  In  diesen  Stein  waren  zudem  der  damalige  Jahres- 
name sammt  dem  Tage  und  die  Bedeutung  der  Schlacht  in  grossen  Buchstaben  eingeritzt. 

Koko-ni  kijo-masa-ga  gun-beo  -^  tL  kani-je  JEh  Ül  sib-zb-to  iu  mono  ari  kare-ga 
tsitsi  sib-zb-ioa  tan-ba  fide-fisa  kib-ni  tsükajete  kono  tokoro-ni  utsi-zini-sü.  Kare-ga  sasi-mono- 
mo  nagasa  go-siaku-jo-no  fito-tsü-no  sasa-no  fa  ^  ^  kaku-gi-ni  kani-je  sib-zb-to  kaki-tsükete 
ari-keri.  Kijo-masa-no  gun-beo-mo  kite  kono  kura-wo  ken-bussi-tare-ba'^sib-zb  bo-fu-no  sasi- 
mono-wo  mi-tsüke-dasi  fi-rid  sikiri-ni  nagasi-keru-ga  sa-nagara  tsitsi-ni  tai-men-no  kokotsi-tote 
mi-dzükara  ko-ja-ni  motsi-kajeri  fb-bai-ni  mukatte  i-i-keru-ioa  tsitsi  ^  ^  sen-si-no  sirusi-wo 
miru  koto  asa-karanu  koto  nare-ba  inotsi-wo  kagiri-ni  teki  itsi-nin  utsi-te  bö-fiu-ga  kb-jb-ni  fiö- 
zen-to  siü-kun-je  itoma-wo  i-i-oki-te  mi-so-ka-no  jo  inu-no  koku  bakari-ni  tatsi-idzüru.  Sio-nin 
iro-iro  ^Ij  sei-si-kere-domo  katsü-te  omoi-tomarazü-site  o-o-kawa-wo  utsi-ivatari  so-ko-to-mo 
siranu  jama-dani-je  tadori-jukio  kokoro-zasi  koso  aware-nari. 

In  dem  Heere  Kijo-masa's  war  ein  Krieger  Namens  Kani-je  Siö-zö.  Dessen  \ater 
Siö-zö^  hatte  dem  Reichsminister  Fide-fisa  von  Tan-ba  gedient  und  war  an  diesem  Orte 
gefallen.  Auch  das  Fahnenzeichen  dieses  Mannes  befand  sich  auf  einem  fünf  Schuh 
langen  viereckigen  Holze  des  kleinen  Bambus  und  waren  die  Worte:  ,Kani-je  Siö-zö' 
hinzugeschrieben.  Als  die  Krieger  Kijo-masa's  kamen  und  dieses  Vorrathshaus  betrach- 
teten, entdeckte  Siö-zö  das  Fahnenzeichen  des  todten  Vaters  und  vergoss  Thränen  des 
Schmerzes.  In  dem  Gefühle,  eben  dem  Vater  sich  gegenüber  zu  befinden,    ergriff   er  es 

'    In  dem  ersten  Jahre  dieses  Zeitraumes  (1502  n.  Chr.). 
2   Vater  und  Sohn  führten  denselben  Namen. 


Dkr  Feldzug  der  Japanergegen  Corea.  125 

und  kehrte  damit  zu  den  Hütten  zurück.  Er  sagte  zu  seinen  Gefährten:  Das  Zeichen, 
dass  der  Vater  in  dem  Kampfe  gefallen  ist,  sehen,  ist  nicht  leicht  zu  nehmen.  Ich  werde 
daher  um  den  Preis  des  Lebens  einen  Feind  erlegen  und  um  die  Liebe  zu  dem  todten 
Vater  zu  nähren,  mich  rächen.  —  Er  Hess  seinem  Vorgesetzten  das  Abschiedswort 
zurück  und  trat  in  der  Nacht  des  dreissigsten  Tages  des  Monats,  um  die  eilfte  Stunde' 
hinaus.  Obgleich  die  Leute  es  ihm  wehrten,  hatte  er  seinen  Gedanken  nicht  aufgegeben. 
Er  setzte  durch  den  grossen  Fluss,  wandelte  tajjpend  zu  den  Gebirgsthälern,  von  denen 
er  nicht  wusste,  ob  sie  sich  dort  befinden,  und  war  von  Stimmung  traurig. 

Kakari-keru  tokoro-ni  fi-goro  tsikasi-ku  i-i-tsü-ze-si  fu-bui  ni-nin  mi-fanasi-gatahi-ja 
omoi-ken  uma-wo  fajamete  nori-tsüdzüki-keru.  Sib-zb  kore-ivo  mite  ko-wa  ika-naru  on-koto-zo-ja 
nanigasi-wa  oja-no  tame-ni  ^  %  sia-sin-no  omoi-tatsi-nare-ha  ono-ono  kajeri-tabi-tamaje-to 
sama-zama  kotoha-ico  tsükuse-domo  rio-nin  todomari-jezü-site  tada  san-gi  icake-iri-kera.  Kokoro- 
no  utsi-zo  ari-gataki  kaku-te  san-nin  uma-jori  ori-tatte  kutsüioa-no  nari-ico  fodome  ta-dzüna- 
U'O  motte  uma-no  sita-xco  maki  mono-woto-sezü-site  jari-no  shvo-kuhi-too  nigiri  tkki  ^  utsi-no 
tanl-ai-nl  matsl-kake-tari-kere-ba  ^  ^  kb-kan  ^  ;Vj)  ten-sin-wo  ugokasi-keru-ni-ja  jo-utd- 
no  teki-no  nani  kokoro-naku  fitori  narabi-ni  kitaru  tokoro-wo  san-nin  isami-kakarl-te  tsükl- 
fuseru.  Tsüdzüi-te  kitaru  teki  motto-no  foka  icodoroki-te  f^  ^  an-ja  nare-ba  ta-sib-ica  mijezü 
koto-gotoku  fiki-sirizoki-tari.  Sono  fima-ni  san-nin  men-men  teki-no  kubi-wo  fissage  uma  fiki- 
jose-jose  ßta-ßta-to  utsi-nori-keru-ga  kani-je  tsitsi-no  teki  nare-ba  todome-ivo  sasü-besi-to  tatsi- 
kajeri  teki-no  si-gai-wo  ßki-tatete  waki-je  sasi-tsüranuki  nozomu  tokoro-wn  kanaje-tsütsü  jorokobi- 
isande  dzin-sio-je-zo  kajeri-keru.  Sio-nin  kore-ivo  mite  ^  ^  ki-tai.-no  te-gara  mu-rui-no  kb- 
qb  kana-to  kan-rui-wo-zo  nagasi-keri.  Mata  ni-nin-no  fb-bai  inotsi-ico  sidete  ban-si-no  tomo-ico 
kakotsi  amassaje  kb-mib-si  sono  mi  ken-go-ni  kajeru-koto  ko-kon  tamesi-naki  jü-si  kana  kijo- 
masa-tco  fazimete  namida-wo  nagasi-tamai-keri. 

Als  dieses  geschah,  trieben  zwei  seiner  Gefährten,  welche  seit  Tagen  mit  ihm  nahe 
im  Gespräche  verkehrten,  wohl  in  dem  Gedanken,  dass  man  ihn  nicht  aus  den  Augen 
lassen  dürfe,  ihre  Pferde  an  und  ritten  ihm  nach.  Siö-zö  sah  dieses  und  sagte :  Was  thut 
ihr?  Da  ich  um  des  Vaters  willen  den  Gedanken  gefasst  habe,  den  Leib  wegzuwerfen, 
so  möget  ihr  zurückkehren.  —  Obgleich  er  auf -allerlei  Weise  die  AVorte  erschöpfte, 
mochten  die  Beiden  nicht  abstehen,  und  die  drei  Reiter  drangen  in  das  Gebirge. 

Er  war  im  Herzen  dankbar.  Somit  stiegen  die  Drei  von  den  Pferden,  hemmten  den 
Ton  des  Pferdegebisses  und  umwickelten  mit  dem  Zügel  die  Zunge  der  Pferde.  Ohne 
einen  Laut  von  sich  zu  geben,  hielten  sie  den  Hals'  der  Lanze  fest.  Ein  ßeiter  wartete 
an  der  Gränze  des  anzugreifenden  Thaies,  als  die  Bewunderung  der  Aelternliebtj  das 
Herz  des  Himmels  vielleicht  bewegte  und  gedankenlos  einer  der  Feinde,  die  einen 
nächtlichen  Uebei-fall  beabsichtigten,  einzeln  in  der  Reihe  herankam.  Die  Drei  fassten 
Muth  und  stiessen  ihn  zu  Boden.  Die  nach  einander  herankommenden  Feinde  erschracken 
ausserordentlich,  und  da  es  finstere  Nacht  war,  liess  sich  die  Anzahl  nicht  ersehen.  Sie 
traten  sämmtlich  den  Rückzug  an. 

Unterdessen  trug  von  den  Dreien  ein  Jeder  den  Kopf  eines  Feindes.  Sie  trieben 
die  Pferde  immer  an  und  ritten  mit  Festigkeit  weiter.     Kani-je,    da    es    sich    um  einen 


I    Von   7  bis  9  Uhr  Abends. 

5    ^     "^     iiiwo-hihi  .Siilzbals',    ein   unbekanntes   Wort.     Siwo  ,Salz'  selieint  nicht  in  seinem  eigentlichen  Sinne   zu  stellen, 
sondern  die  Abkürzung  eine.s  anderen  Wortes  zu  sein. 


1 26  Pfizmaier. 

Feind  seines  Vaters  handelte,  glaubte,  dass  er  einhalten  könne  und  kehrte  heim.  Er 
stellte  den  Leichnam  des  Feindes  hin,  durchbohrte  ihn  von  einer  Seite  der  Brust  zur 
anderen  und  hatte  erreicht,  was  er  wünschte.  Frohen  Muthes  kehrte  er  zu  dem  Laarer- 
platze  zurück.  Die  Menschen,  welche  dieses  sahen,  riefen :  O  wunderbare  That !  o  un- 
vergleichliche Aelternliebe !  und  vergossen  Thränen  der  Rührung.  Auch  die  zwei  Ge- 
fährten, indem  sie  ihr  Leben  zurücksetzten,  um  den  zehntausendfach  in  den  Tod  gehen- 
den Freund  sich  betrübten,  überdiess  Köpfe  erbeuteten  und,  was  sie  selbst  betrifft,  voll 
Festigkeit  heimkehrten,  welche  muthigen  Krieger,  von  denen  es  in  dem  Alterthum  und 
in  der  Gegenwart  kein  Beispiel  gibt,  sind  sie !  —  Von  Kijo-masa  angefangen,  vergoss 
man  Thränen. 

Säte  kijo-masa-no  fon-dzin-ni  itsi-han-hai  ni-ban-kai-wo  tate-tari-to  ije-domo  kadzü-josi- 
no  dzin-ni  kai-wo  tatezaru-7vi  jotte  kijo-masa-mo  osi-maje-wo  jurajeraru  ziü-guatsü  tsüitatsi- 
ni-mo  tö-riü-sü.  Kadzu-josi-ga  gun-heö  katsii-te  viana-ziri-ivo  mazijezü-site  tadasi-ku  dzin-zen- 
100  mamori-kere-ba  keicasi-ki  jei-sen-no  teki-dzi-ni  f^  f^  jü-zen-to  site  ^  [^  zai-dzin-stt-to 
ije-domo  teki  tsüi-ni  tsikadzüki-jezü.  Kadzü-josi  gun-beo-ni  mukatte  iwaku  kono  omote-wo 
idzüru-ni  ja-isiü-ni  kawa-wo  watasa-ba  teki  kawa-no  se-wa  siri-tari  kawa-midzü-ni  nori-fitatte 
jo-kassen-ni  tori-musübu-besi.  Sikare-ba  tsüki-wa  nasi  teki  mi-kata  mi-wake-gatakii  mi-gurusi- 
karu-besi.  Ake-gata-no  v-no  koku  sügi-ni  siatsü-dzin-sü-besi-to  ari.  Sio-fei  kasikomatte  fvtsü- 
ka-no  ake-ni  /]'»  ^  ^  ko-ni-da  ^  ^  bu-maru-tö  asi-jowaki  mono-domo  nokorazü  saki-je 
watasi  gun-beo-domo  kadzü-josi-ni  mukatte  on-iima-ioo  watasaru-besi-to  i-i-ker'e-ba  kadzü-josi 
nori-sikatte  gun-si  itsi-do-ni  kosü-besi-to  ijeri. 

Obgleich  man  in  dem  Lager  Kijo-masa's  die  erste  Muschel,  die  zweite  Muschel 
aufgestellt  hatte, '  stellte  man  in  dem  Lager  Kadzu-josi's  die  Muschel  nicht  auf.  Dess- 
wegen  schwankte  auch  Kijo-masa  mit  der  Vorrückiyig,  und  man  verweilte  noch  am 
ersten  Tage  des  zehnten  Monats.  Da  die  Ki'ieger  in  dem  Heere  Kadzu-josi's,  ohne  die 
Augen  zu  schliessen,  die  Vorderseite  des  Lagers  gehörig  bewachten,  lagerte  man  ge- 
mächlich auf  dem  steilen  feindlichen  Boden  des  Jei-sen,  doch  der  Feind  mochte  schliess- 
lich nicht  nahe  kommen.  Kadzu-josi  sprach  zu  den  Kriegern  seines  Heeres:  AVenn  wir, 
von  dieser  Fläche  wegziehend,  in  der  Nacht  den  Fluss  übersetzen,  so  sind  dem  Feinde 
die  Stromschnellen  des  Flusses  bekannt.  Er  wird  in  das  Flusswasser  reiten  und  uns 
in  einen  nächtlichen  Kampf  verwickeln.  Dabei  scheint  kein  Mond.  Man  wird  den  Feind 
von  den  Unserigen  nicht  unterscheiden  können  und  es  wird  abscheulich  sein.  Wir 
müssen  mit  Tagesanbruch,  um  die  vierte  Stunde,^  geraden  Weges  aus  dem  Lager  ziehen. 

Die  Krieger  gehorchten  ehrerbietig.  Bei  dem  Anbruche  des  zweiten  Tages  schaffte 
man  die  Lastwagen,  die  Dienstleute  ^  und  alle  Leute,  welche  schwach  in  den  Füssen 
waren,  nach  vorwärts.  Die  Ivi'ieger  des  Heeres  sagten  zu  Kadzu-josi :  Dein  Pferd  muss 
hinüber  geschafft  werden.  — ■  Kadzu-josi  schalt  sie  und  sprach :  Die  Krieger  des  Heeres 
muss  man  zusammen  hinüber  schaffen. 

Gun-ben  mata  i-i-keru-wa  kono  tabi  mu-rid-no  go-dzin-wo  nasare  kono  iije-no  kana-vie-to 
vibsü-wa  kono  kawa-gosi  fito-tsü-ni  kiwamareri  sh-sb  on-kosi  atte  mukai-no  tsiltsümi-ni  on-uma- 
zirusi-wo  tateraru-besi.  Mosi  gun-beö  issio-ni  on-kosi-no  zi-setsü  tai-teki  idete  on-uma-zirusi-wo 
sitai  kawa-midzü-ni  nori-iri  teppo-wo   utsi-kake    tatakai-wo    idomi-te    azamuki-na-ba    on-uma- 


'    Man  blies  die  Muschel  als  Zeichen  zum  Aufbruche. 

^   Von   5  bis  7  Uhr  Morgens. 

'  Bu-maru   ,das  Kund   der  Dienstleute'  scheint  einfach  die  Dienstleute  zu  bedeuten.  Das  Wort  ist  auch  S.  78  vorgekommen. 


Der  Feldzug  der  Japaner  geoen  Corea.  127 

zirmi-a-0  tate-naicosazaru  koto  aru-hesi.  Sono  toki  kijo-masa  go-ka-zei-to  site  siuttsib  ara-ba 
qo-niu-nen-ni  aru-besi-to  3||  ri-wo  semete  mbsi-kere-ba  kadzu-jod  motio-mo-tofe  fata-tvo  süsüme 
nori-iri  mukai-no  kisi-ni  tatsi-sonoru-ico  mite  gun-si  fon-dzin-ioo  saki-to  si  ko-ja  koto-gotoku 
g  i^&  zi-seö-site  kawa-no  naka-ba-ni  nori-ire-kere-ba  an-no  gotoku  teki  itsi-man-jo  koica- 
gisi-ni  nori-idete  teppö-ivo  ittsi-kake-keri.  Gun-si  kaica-naka-nite  teki-no  kata-je  uma-ivo  nori- 
mnke  toki-tco  dotto  agete  fikkajesi  sidzü-sidzü-to  mi-kata-no  dzin-je  nori-agare-ba  kadzü-josi 
kijo-masa-ivo  saki-to  site  sio-gun-beo  ko-e-go-e-ni  ko-kon  fu-su-no  noki-buri  kana-to-zo  fome- 
tari-keri. 

Die  Krieger  des  Heeres  sagten  wieder:  Du  hast  diesmal  eine  unvergleichliche 
Schlachtordnung  gebildet  und  das,  was  überdies  die  Hauptsache  ist,  gipfelt  in  diesem 
einzio-en  Flussübergang.  Der  Uebergang  muss  schnell  stattfinden  und  auf  der  gegenüber- 
liegenden Uferhühe  die  Fcldherrnfahne  aufgestellt  werden.  Wenn  zur  Zeit  des  Ueber- 
ganges  mit  den  Kriegern  des  Heeres  der  mächtige  Feind  hervorkommt  imd  Verlangen 
nach  der  Feldherrnfahne  hat,  in  das  Flusswasser  reitet,  mit  Flinten  schiesst  und,  zum 
Kampfe  reizend,  eine  Täuschung  ausführt,  so  kann  es  geschehen,  dass  die  Feldherrn- 
fahne niclit  von  Neuem  aufgestellt  wird.  Wenn  dann  Kijo-masa  als  Hilfsmacht  hervor- 
rückt, kannst  du  es  zu  bereuen  haben.  —  Sie  sagten  dieses,  indem  sie  die  Gründe  ein- 
dringlich darlegten.  Kadzu-josi  gab  ihnen  Recht.  Er  drängte  die  Fahnen  vorwärts  und 
ritt  in  den  Fluss.  Die  Kriegsmänner  des  Heeres,  welche  sahen,  dass  man  die  Fahnen  auf 
der  gegenüberliegenden  Uferhühe  in  Ordnung  stellte,  verbrannten,  mit  dem  eigenen 
Lager  beginnend,  sämmtliche  Hütten.  Als  man  zur  Hälfte  in  den  Fluss  geritten  war, 
ritten,  wie  man  vermuthet  hatte,  zehntausend  Feinde  auf  der  Uferhöhe  des  Flusses  her- 
vor und  schössen  mit  Flinten.  Die  Krieger  des  Heeres  wendeten  in  dem  Flusse  die 
Pferde  gegen  den  Feind,  erhoben  ein  lautes  Kriegsgeschrei  und  bewerkstelligten  den 
Rückzug.  xVls  sie  ruhig  zu  dem  Lager  der  Unserigen  hinaufritten,  priesen,  von  Kadzu- 
josi  und  Kijo-masa  angefangen,  alle  Krieger  des  Heeres  vielstimmig  sie  mit  den  Wor- 
ten: Welch'  ein  Rückzug,  der  in  dem  Alterthum  und  in  der  Gegenwart  seines  Gleichen 
nicht  hat! 

Sonofi  ;^<.  iö  jei-tan-ni  dzin-ioo  tori  (kono  mitsi  rohi-ri)  kono  tokoro-nite  mata  no-ai-no 
kassen-ari.  Eib-siu  itsi-gun-ni  nari-te  tataJcu  teki  sio-sio  utsi-tori  mi-kata-mo  sükosi  ntsi-zini-sü. 
Mi-ka  keku-siii-ni  tsiaku-dzin-sit  (kono  mitsi  san-rij.  Kono  tokoro-mo  tei-to-no  kiü-seki  nare-ba 
dai-ri-no  den-tsiü  -^  ^  tai-butsü-  |^  den  imada  akiraka-ni  rei-gen  slh-sib-no  tera-dera-mo 
tomo-ni  iraka-ivo  narabe  raku-tsiü-no  j^  ^  sib-oku  raku-guai-no  min-okn  san-ziü-jo-man- 
gen  ari-te  fil-ki-no  tsi  nari.  Koko-ni  ziu-fatsi-  ^  kai  aru  siu-rö  ari  sih-mokib-no  ataru  ren-ge 
fatsi-ku-siaku  jo-fb-wo  marume-taru  fodo  ari.  Kono  tokoro-ni  tö-riü-si  kin-tsiü-den-wo  saki-to 
site  itsi-u-wa  nokorazu  ßi-kua-sü.  Nanu-ka  ^  y  2/  ki-ran-ni  dzin-sü  (kono  mitsi  jo-ri). 
Jb-ka  keku-siaku-tai  ^  lij  uru-san-to  iü  umi-giica  made  ki-dzin-sü  (kono  mitsi  san-riJ.  Kono 
tokoro  kai-fen-to  i-i  zi-jü  dai-itsi-no  tsi  nare-ba  koko-nite  otsü-nen-sü-besi-tote  umi-ioo  usiro-ni 
atete  ko-ja-wo  zib-bu-ni  kake  maje  sa-jü  san-bb-ni  ni-ken  kutsi-no  kosi-bori-wo  fori  o-o-saku 
go-dziü-ni  tsüki-mawasi  de-iri-no  kutsi-ica  tsi-dori-ni  ake-tsigaje  saku  fito-je-bito-je-no  kutsi- 
gutsi-ni-ica  o-o-  ^  ^  sü-do  zib-bu-ni  tatete  sakn-no  utsi-ni-ioa  sii-ka-sio-no  ja-gura-wo  age 
toico-mi  soto-giki-ban-ico  oki  saku-no  foka-ni-iva  go-ka-sio  sitsi-ka-sio-ni  kagari-bi-ioo  taki- 
akasi-keru. 

An  diesem  Tage  bezog  man  ein  Lager  in  Jei-tan.  (Dieser  Weg  beträgt  sechs  Ri.) 
An  diesem  Orte  fand  noch  ein  Kampf  an  der  Gränze  des  freien  Feldes  statt.    Die  bei- 


J28  Pfizmaier, 

den  Anführer  kämpften,  indem  sie  ihre  Heere  zu  einem  einzigen  vereinigten.  Der  Feind 
erlegte  in  geringer  Menge,  und  von  den  Unserigen  fielen  "Wenige. 

Am  dritten  Tage  bezog  man  ein  Lager  in  Keku-siü.  (Dieser  Weg  beträgt  drei  Ri.) 
Da  auch  dieser  Ort  das  Ueberbleibsel  einer  alten  Ivaiserstadt  war,  waren  der  Palast  des 
grossen  Inneren  und  der  Palast  des  grossen  Fö  noch  sichtbar,  und  auch  die  Tempel  der 
geistigen  Bestätigung  und  des  ausnehmenden  Sieges  zeigten  mit  einander  in  Reihen  ihre 
Firste.  Die  Häuser  der  Kaufleute  in  der  Niederlassung  und  die  Häuser  des  Volkes 
aussei'halb  der  Niederlassung  waren  dreissigmal  zehntausend,  und  es  war  eine  reiche 
""und  vornehme  Gegend.  Hier  befanden  sich  Glockenthürme  von  achtzehn  Treppen 
Höhe.  Die  Lotusblumen,  auf  welche  die  Klöjjpel  schlugen,  massen  acht  bis  neun  Schuh 
und  waren  an  den  vier  Seiten  wie  gerundet.  Man  verweilte  an  diesem  Orte  und  steckte 
ihn,  von  dem  Palaste  des  abgeschlossenen  Inneren  angefangen,  ohne  ein  einziges  Haus 
übrig  zu  lassen,  in  Brand. 

Am  siebenten  Tage  lagerte  man  in  Ki-ran.  (Dieser  AVeg  beträgt  vier  Ri.) 
Am  achten  Tage  bewerkstelligte  man  den  Rückzug  bis  zu  der  Seeküste  Uru-san  in 
Keku-siaku-tai.  (Dieser  Weg  beträgt  drei  Ri.)  Da  dieser  Ort  die  Küste  hiess  und  der 
erste  unabhängige  Boden  war,  beschloss  man  hier  zu  überwintern.  Mit  dem  Rücken 
gegen  das  Meer  gekehrt,  legte  man  die  Hütten  fest  an,  grub  zu  drei  Seiten,  vorn,  links 
und  rechts,  Uebergangsgräben  mit  Mündungen  von  drei  Ken  und  setzte  fünffach  rings 
umher  grosses  Pfahlwerk.  Die  Ausgänge  und  Eingänge  legte  man  nach  Brachvogelart 
ungleich  an.  An  den  Mündungen  jedes  einzelnen  einfachen  Pfahlwerkes  wurden  grosse 
Thüren  von  Bambusmatten  fest  hingestellt.  Innerhalb  des  Pfahlwerkes  errichtete  man  an 
mehreren  Orten  Thürme  und  stellte  s]3ähende  und  nach  aussen  horchende  Wachen  auf. 
Ausserhalb  des  Pfahlwerkes  brannte  man  an  fünf  Orten  und  an  sieben  Orten  Leucht- 
feuer bis  zum  Morgen. 


Ziü-giiatsü  totvo-ka  zib-sio-gun  ßde-aki-kö-jori  kuro-huro-no  on-tsükai-ban  o-o-ta  ko-ziü-i'ö- 
lüo  motte  uru-san  o-o-ta  ß-da-no  kami-ga  fon-dzin-je  kudasare  zib-i-no  omomuki-iva  kono  tahi 
oku-koku-tsiü-no  fataraki  fi-da-no  kazüje-no  kami  sü-nin-ni  nukinde  tsiü-setsü-no  dan  agete 
fakaru-be-karazü  kun-sin-no  gi-wo  omonzi  sono  mi  ^  ^  hu-mei-wo  karon-züru-ga  juje-nari. 
Rib-nin  sonaje-ni  tsüke-oki-si  yp  sawa  ;^  moto  ziü-ro  feö-e-no  zed  "^  taki  fatsi-rö  za-e-mon- 
zeo-ga  ko-zib-wo  motte  kiku  tokoro-no  si-dai  km-zitsü  gon-zib-ni  ojobu-besi.  Kono  tabi  ßde-aki 
to-kai-sü-to  ije-domo  ßu-san-kai-no  zib-siu-ni  o-ose-tsükerare-si-ni  jotte  koku-tsiü  ken-bussüru 
koto  ataioazü.  Saseru  goßö-kö-wo  togezare-ba  ßaru-baru  to-kai  sen-nasi.  Semete  to-zai-no  saki- 
te-ni  ^]x  :^b  sin-tsi-no  tori-de-wo  i-i-tsüku-besi.  Sono  ßen  sikaru-beki  dzi-gib-wo  mi-tate  ^  ^ 
nen-nai  jo-zitsü-naku  kan-ten-tari-to  ije-domo  ottsuke  siuttai-seru  jb-ni  mbsi-tsüku-beki  mune 
o-ose-kudasare-keru. 

Am  zehnten  Tage  des  zehnten  Monats  wurde  von  Seite  des  Oberbefehlshabers,  des 
Fürsten  Fide-aki  der  mit  schwarzem  Rückenpanzer  bekleidete  Abgesandte  O-o-ta  Ko-ziü-ro 
in  das  in  Uru-san  befindliche  Lager  0-o-ta's,  Statthalters  von  Fi-da,  geschickt.  Der  Inhalt 
des  hohen  Willens  war:  Dass  bei  den  diessmaligen  Unternehmungen  in  dem  inneren  Reiche 
der  Statthalter  von  Fi-da  und  das  Haupt  der  Rechnungen  sich  vor  Mehreren  hervorgethan 
und  Redlichkeit  bekundet  haben,  kann  nicht  in  Rechnung  gebracht  werden.  Es  ist,  weil 
sie  auf  das  Verhältniss  zwischen  Gebieter  und  Diener  Gewicht  legen,    aber  den  Kriegs- 


Der  Feldzug  dek  Japaner  gegen  Corea.  1 29 

befehl  gei'ing  achten.  Die  Umstände,  die  man  aus  dem  mtindlichen  Berichte  Sawa  IMoto- 
ziü-rO's,  Zugesellten  der  bewaÖneten  Leibwache,  und  Taki  Fatsi-rO's,  Zugetheilten  des 
Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  die  man  den  Aufstellungen  der  beiden  Männer  bei- 
gegeben hat,  hört,  sollen  nächster  Tage  zur  Meldung  gelangen.  Diessmal  hat  Fide-aki 
zwar  das  Meer  übersetzt,  doch  da  er  mit  der  Stelle  eines  Befehlshabers  der  Feste  von 
Fu-san-kai  betraut  wurde,  ist  es  ihm  nicht  möglich,  sich  in  dem  Reiche  umzusehen.  Da 
er  den  ihm  aufgetragenen  Dienst  nicht  versieht,  ist  es  unnütz,  dass  er  das  ferne  Meer 
übersetzt  hat.  Man  soll  wenigstens  den  vorderen  Zügen  des  Ostens  und  Westens  die 
Verschanzung  des  neuen  Bodens  (eines  neuen  Lehens)  auftragen.  Man  soll  auf  dieser 
Seite  einen  angemessenen  Boden  aussuchen.  Obgleich  in  dem  Jahre  jeden  Tag  kaltes 
Wetter  ist,  soll  man  sofort  die  Aufträge  auf  eine  Weise  ertheilen,  dass  es  zu  Stande 
kommt.     So  gelangte  der  hohe  Wille  als  Befehl  herab. 

Fl-da-no  kami  iike-tamawari  makoto-ni  motte  arl-cjataki  go-zib-nite  sbru  on-saki-te-no  s/?-o 
o-ose-tsükeraruru  omomuki  kasikomari-tate-matsüric  josi  on-uke-mbsi-age-keri.  Sitsi-guatsü  funa- 
kassen  gon-zib-se-si  nippon-jori-no  on-fen-zi  nan-on  raku-zib  gon-zib-no  on-fen-zi  ko-ziü-rö  kon- 
nitsi  dzi-san-seri.  Fl-da-no  kami  fü-ioo  firaki  fai-ken-sn.  Sf  Ko  fäp  ^  go-kan  asa-karuzu- 
site  funa-ikusa  sa-ma-no  süke  mata-sitsi-ro  itsi-han  aki-tstiki  sahuro  taka-fasi  kn-rö  mv-ri 
i-ki-no  kami  ni-ban-to  sadame-kudasaruru.  Nan-on  saki-nori  go-nin-no  mono-dmno-ni  go-fö- 
hi-to  site  ^l]  ^  fan-kin  ni-ziü-mai-dzütsü  on-fa-wori-iüo  sojerare-kudasaruru  o-o-gawutsi  mo 
sa-je-mon-zeu  itsi-nin-ni-wa  fan-kin  san-ziit-mai  go-mon-no  on-fa-ioori-too  nasi-kudasaruru  ono- 
ono  men-hoku  mi-ni  amari-keri . 

Der  Statthalter  von  Fi-da  nahm  es  in  Empfang  und  antwortete,  es  sei  wirklich  eine 
schätzbare  Verordnung.  Er  gehorche  ehrfurchtsvoll  dem  Befehle  hinsichtlich  der  Feste 
des  Vorderzuges. ' 

Die  Antwort  aus  Nippon  auf  die  Meldung  der  Seeschlacht  des  siebenten  Monats, 
die  Antwort  auf  den  mündlichen  Bericht  über  den  Fall  der  Festung  Nan-on  ward  heute 
durch  Ko-ziü-ro  gebracht.  Der  Statthalter  von  Fi-da  erbrach  das  Siegel  und  las.  Die 
fürstliche  Anerkennung  war  keine  geringe.  Es  ward  bestimmt,  dass  bei  der  Seeschlacht 
Masa-sitsi-r6,  Gehilfe  des  Vorstehers  der  Pferde  zur  Linken,  der  Erste,  Aki-tsuki  Saburo, 
Taka-fasi  Ku-ro  und  Mo-ri,  Statthalter  von  I-ki,  die  Zweiten  seien.  Den  fünf  vordersten 
Ersteigern  von  Nan-on  wurden  als  Belohnung  je  zwanzig  Stück  gestempelten  Goldes 
und  ein  Mantel  verliehen.  Für  O-o-gawutsi  Mo,  Zugesellten  des  Thores  der  Leibwache 
zur  Linken,  wurden  dreissig  Stück  gestempelten  Goldes  und  ein  Mantel  mit  doi  holion 
Abzeichen  herabgesendet.     Einem  Jeden  ward  Ehiv  im  Ueberflusse  zu  Theil. 


Fi-da-no  kami  kazüje-no  kami  uru-san-no  dzi-gib-xoo  mi-tate  isogi-no  fu-sin  nare-ha  kitsi- 
nitsi-ivo  jerabu-ni  ojobazü  zitt-ni-nitsi  nawa-hari  kua  fazime-sv.  Am-no  sa-kib  tai-fu  tsiü-na- 
gon  ^  7C  teru-moto-ga  saki-te  sisl-do  bi-zen-no  kami  ^  H  ^  an-koku-zi-ni  teu-ba-wo 
icatasi  ono-ono  ni-man-san-sen-jo-nin-no  nin-zü-wo  motte  fü-it-ioo  itowazü  isogu-beki  mune 
fi-da-no  kami  ge-dzi-sü.  Fi-da-no  kami  kazüje-no  kami  nin-zur-wo  motte  ttru-san-siro  matcari- 
ni  o-o-saku  san-dziü  tsuke-mawasi  si-fd  ja-gura-ivo  age-te-keri.  Kadzü-josi  kijo-maRa-ni  mnkatte 
go-fen-no  kio-zib  \    ^  nin-.iib-nite  ika-ga   nari.    Sono  7(je  naga-dzin-no  ku-ro  nam-ica   gim- 


Dic  von  der  Vorliut  des  Heeres  anzulegende  Festung  des  Lehens  für  Fide-aki. 


Denkschriften  der  rbil.-liiBt.  Cl.  XXIV.   Bd.  ^' 


-j^gQ  Pfizmaikr. 

beo-wo  mesi-tsüre  ^  ^  ki-zib  atte  km-soku  sikaru-besi-to  ijeri.  Kazüje-no  kami  jorokonde 
go'hu-gib  nare-ha  kadzu-josi  siu-go-no  tarne  ka-tö  jo  sa-je-mon  zeö  onazi-ku  '^  sei  feö-je-deo 
kon-dö  si-ro  u-je-mon  deo-ni  teppö  san-fiaku-teo  tsüke-oki  se-zü-kaje-ni  watari-keri.  Fide-aki- 
kö  o-ose-to  Site  nisi-no  on-saki-te  )|p  %  ziun-ten-vo  siro  ziil-fatsi-nitsi-jori  ^  kita  fazime 
ari  nabe-sima  sina-no-no  kami  tera-zawa  si-ma-no  kami  matsüra  fi-zen-no  kami  aivasete  ni- 
7» an  san-sen  sitsi-fiaku-nin-no  nin-zü-wo  motte  kake-fi  idzümi-vjo  kami  kuma-gaje  kura-no 
zeo-wo  go-bu-gib-to  site  tori-tattaru.  Figasi-no  on-saki-te  uru-san-no  siro-to  sono  aida  kai-ro 
ippiaku  sitsi-ziü-san-ri  ari. 

Der  Statthalter  von  Fi-da  und  das  Haupt  der  Reclinungen  suchten  einen  Boden  von 
Uru-san  aus.  Da  es  ein  eiliger  Aufbau  war,  kam  man  nicht  dazu,  einen  glücklichen  Tag 
zu  wählen  und  begann  am  zwölften  Tage  des  Monats  mit  dem  Spannen  der  Schnur  und 
dem  Spaten.  Für  die  vorderen  Züge  Asa-no's,  Grossen  der  Hauptstadt  zur  Linken,  und  Teru- 
moto's,  Rathes  der  Mitte,  verlegte  Sisi-do,  Statthalter  von  Bi-zen,  den  Arbeitsplatz  nach 
dem  Kloster  An-koku.  Der  Statthalter  von  Fi-da  gab  die  Weisung,  dass  ein  Jeder  mit 
einer  Menge  von  dreiundzwanzig  tausend  Menschen,  ohne  auf  Wind  und  Regen  zu  achten, 
sich  beeilen  möge.  Der  Statthalter  von  Fi-da  und  das  Haupt  der  Rechnungen  setzten 
mit  ihren  Leuten  rings  um  die  Feste  von  Uru-san  dreifaches  grosses  Pfahlwerk  und  erbau- 
ten an  allen  vier  Seiten  Thürme.  Kadzu-josi  sprach  zu  Kijo-masa:  Die  Menschen  der  Feste, 
wo  du  wohnst,  sind  wenige ;  wie  kommt  dieses  ?  Ueberdiess  hat  man  die  Ermüdung  von 
dem  langen  Feldzuge.  Es  ist  angemessen,  dass  du  die  Krieger  des  Heeres  mit  dir  nimmst, 
in  die  Feste  zurückkehrst  und  ausruhst.  —  Das  Haupt  der  Rechnungen  freute  sich.  Da 
Kadzu-josi  ein  Oberaufseher  war,  übermittelte  er  zu  dessen  Schutze  an  Ka-to  Jo,  Zuge- 
theilten  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  den  denselben  Geschlechtsnamen  führen- 
den Sei,  Zugetheilten  der  bewaffneten  Leibwache,  und  Kon-dö  Si-ro,  Zugetheilten  des 
Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  dreihundert  Flinten  und  setzte  nach  Se-zu-kaje  über. 

Indem  man  annahm,  dass  es  von  dem  Fürsten  Fide-aki  befohlen  worden,  hatte  die 
Vorhut  des  Westens  in  der  Feste  Schün-thien  seit  dem  achtzehnten  Tage  des  Monats  mit 
dem  Spaten  begonnen.  Nabe-sima,  Statthalter  von  Sina-no,  Tera-zawa  Statthalter  von 
Si-ma,  und  Matsura,  Statthalter  von  Fi-zen,  hatten  mit  einer  Gesammtzahl  von  dreiund- 
zwanzig tausend  siebenhundert  Menschen,  indem  man  Kake-fi,  Statthalter  von  Idzumi, 
und  Kuma-gaje,  Zugetheilten  der  Kammer,  zu  Oberaufsehern  ernannte,  die  Sache  vor- 
genommen. Die  Entfernung  von  der  östlichen  Vorhut  und  der  Festung  Uru-san  betrug 
zur  See  einhundert  dreiundsiebzig  Ri. 


Fi-da-no  kami  zai-moku-wo  kiri-te  sa-kub-tai-fu  ^  ^  juki-naga-ni  ^  ^  gb-rioku- 
sen-tote  ni-sen-jo-nin-no  nin-bu-ni  gun-beo  ni-ziü-fatsi-ki-wo  bu-gib-to  site  fata  sitsi-fon  sasase 
teppo  san-fiaku  sasi-sojete  mai-nitsi  jama-je  iri-keru.  Kijo-masa  juki-naga  sisi-do  bi-zen-no 
kami  an-kokit-zi-ra-ga  nin-bu-mo  tsüki-sitagai-te    taki-gi-kiri-ni   7^    |lj   niü-zan-sü. 

Der  Statthalter  von  Fi-da  fällte  Bauholz.  Um  Juki-naga,  Grossem  der  Hauptstadt 
zur  Linken,  Kräfte  zuzuwenden,  machte  er  achtundzwanzig  Reiter  aus  der  Zahl  der  Krieger 
seines  Heeres  zu  Aufsehern  über  zweitausend  Frohnarbeiter,  liess  sieben  Fahnen  auf- 
stecken, fügte  dreihundert  Flinten  hinzu  und  begab  sich  täglich  in  das  Gebirge.  Auch 
die  Frohnarbeiter  Kijo-masa's,  Juki-naga's,  Sisi-do's,  Statthalters  von  Bi-zen,  und  des 
Klosters  An-koku  schlössen  sich  an  und  traten,   um   Brennholz  zu  fällen,  in   das  Gebirge. 


Der  Peldzuo  deb  Japaner  gegen  Corea.  131 

Ziü-itsi-guatsü  ni-ziü-jokka  uru-san-no  inu-i-ni  atarern.  o-o-jama-je  iru-besi-fo  ni-ziü-fatsi- 
ki-no  Samurai  nin-hu-wo  mesi-tsüre  /X  jll  kö-sen-wo  watari  ^  )\\  gi-sen-kawara-ni  nori- 
agaru  tokoro-ni  junde-no  jama-no  itadakl-ni  fito  ni-nin  tatsi-te  ko-e-wo  agete  jobu.  Nani-goto- 
zo-ja-to  toi-keru-ni  ^  ^  ivaga  fai-iva  kazüje-no  kami-ga  ke-nln  naru-ga  kon-teö-jori  fsüru 
faku-teö  nerai-ni  ide-keru  tokoro  zon-zi-no  foka-naru  tai-teki  ide-kitari  karaki  inotsi-wo 
tasükarl-te  fh-fo  kono  jama-je  nige-nohori-nu.  Ono-ono-no  fata-saki-wo  mite  inu-i-no  o-o-jama- 
ni  fiki-komoru  ano  san-tsiii-ni-ica  teki  ßtsü-dziu  oru-besi  sono  o-kaku-gn  aru-besi-to  wosiju. 

Am  vierundzwanzigsten  Tage  des  eilften  Monats  nahmen,  um  in  das  grosse  in  Nord- 
westen von  Uru-san  gelegene  Gebirge  treten  zu  können,  achtundzwanzig  berittene  Kriegs- 
männer die  Frohnarbeiter  mit  sich  und  übersetzten  den  Fluss  Kiang-tschuen.  Als  sie 
zu  dem  Flussbette  des  I-tschuen  hinauf  ritten,  standen  auf  dem  Gipfel  eines  zur  Linken 
liegenden  13erges  zwei  Menschen  und  riefen  mit  lauter  Stimme.  Man  fragte  sie,  was 
es  gebe.  Sie  gaben  die  folgende  Auskunft:  Wir  sind  Hausgenossen  des  Hauptes  der 
Rechnungen.  Wir  waren  seit  heute  Morgen  ausgezogen,  um  Kranichen  und  Schwänen 
nachzustellen,  als  gegen  unsere  Erwartung  eine  grosse  feindliche  Macht  hervorkam. 
Wir  retteten  mit  genauer  Noth  das  Leben  und  krochen  fliehend  diesen  Berg  hinan. 
Wir  sahen  die  einzelnen  Fahnenspitzen,  sie  ist  in  dem  grossen  Gebirge  des  Nord- 
westens verborgen.  In  jenem  Gebirge  muss  sich  der  Feind  aufhalten.  Möget  ihr  darauf 
gefasst  sein ! 

Ni-ziü-fatsi-ki-no  sono  naka-ni  ika-ga-wa  sen-to  feo-dzib-si-kerti  mono  o-osi  mata  sono 
naka-ni  tatoi  tai-teki  fiki-iri-tari-to-mo  zai-moku  kirade  ar-u-beki-ka  tote  kano  jama-je  wake- 
iri  nozomi-ni  kanb.  Zai-moka  omoi-no  mama-ni  kiri-idasi  saki-sama  dzin-sio-je  tsükawasi 
fari-ban-no  gun-si-mo  fumoto-je  kudari-si  tokoro-ni  teki  san-sen-jo  san-tsiü-jori  tsüke-ide  o-o- 
jama-no  naka-ba-ni  sonaje-wo  tatete  toki-no  ko-e-wo  age  me-no  sita-ni  mite  ame  arare-no  fvru 
gotoku  i-kake  utsi-kakuru.  Fumoto-wa  ^  :^(j  nan-boku-je  go-roku-teö  to-zai-je  san-fiaku-jo- 
teö  baka.ri-no  asi-uxira  naru-ga  mi-kata-no  ko-zei  kare-no-no  asi-no  utsi-je  tori-komori-tci- 
keru-ga  kono  asiwara-wo  nori-ide-ba  ni-san-teö-ga  utsi-nite  utsi-forobosaru-besi.  Tai-teki  nare-ba 
kassen-ni-wa  ijo-ijo  motte  ojobi-gatasi.  To-ja  sen  kaku-ja  sen-to  kan-ten-ni  ase-tco  nagasi 
fisimeku  utsi-ni  fari-ban  ni-ziü-fatsi-ki-no  utsi  Ig  ^  fuku-tsi  ^  ka  u-jen-mon-deö  \\\  |1|^ 
jama-zaki  ^  ki  u-je-mon-deö  ^  mada-no  samurai  itsi-nin  san-nin-no  jatsü-bara  koko-ico 
han-si-ni  kiicame  — ■  ^  issio-no  tanosimi-mo  tsüki-fate-taru-ioo  mi-kitte  nori-idasi  san-zan-ni 
nige-kajeru.  Ma-koto-ni  ikki-ivo  sen-gi-ni-mo-to  nego  tokoro  nare-ba  ko-e-go-e-ni  nonosiri-kere- 
domo  ato-wo-mo  misezu  noi-tari-keri. 

Unter  den  achtundzwanzig  Reitern  waren  viele,  welche  keinen  Rath  wussten.  Es 
waren  auch  einige,  welche  sagten:  Gesetzt,  eine  grosse  feindliche  Macht  ist  hereinge- 
zogen, darf  man  sich  enthalten,  Bauholz  zu  fällen?  —  Sie  traten  gesondert  in  jenes 
Gebirge,  und  erreichten  ihren  Zweck.  Sie  schafften  das  gefällte  Bauholz  nach  W\msch 
heraus  und  schickten  es  nach  dem  vor  ihnen  liegenden  Lagerplatze.  In  dem  xVugenblicke 
als  auch  die  Kriegsmänner  der  ausgespannten  Wache  zu  dem  Fusse  des  Berges  herab- 
stiegen, kamen  dreitausend  Feinde  aus  dem  Gebirge  hervor,  stellten  mitten  auf  dem 
grossen  Berge  Vorposten  auf  und  erhoben  ein  Kriegsgeschrei.  Auf  die  Gegend  unter 
ihren  Augen  blickend,  entsandten  sie  Pfeile  gleich  Regen  und  Hagel  und  schritten  zum 
Angriff.  Der  Fuss  des  Berges  war  eine  Schilfebene,  die  von  Süden  naeli  Norden  fünf 
bis  sechs  Strassenlängen,  von  Osten  nach  Westen  dreihundert  Strassenlängen  mass.  Die 
kleine    Macht    der  Unserigen  hatte  sich  in  dem   Schilfe  des  verdorrten  Feldes  versteckt. 

17' 


-IQ  2  Pfizmaier. 

Bei  dem  Ausritte  aus  dieser  Schilfe^beiie  konnte  sie  auf  einer  Strecke  von  zwei  bis  drei 
Strassenlängen  vernichtet  werden.  Da  es  eine  grosse  feindliche  Macht  war,  war  es  völlig 
unmöglich,  durch  einen  Kampf  etwas  zu  erreichen.  Während  man,  im  Begriffe  dieses 
und  jenes  zu  thun,  bei  dem  kalten  Wetter  Schweiss  vergoss  und  lärmte,  ritten  drei  un- 
würdige Männer  aus  der  Zahl  der  achtundzwanzig  Reiter  der  ausgespannten  Wache: 
Fuku-tsi  Ka,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  Jama-zaki  Ki,  Zuge- 
seilter des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  und  noch  ein  Kriegsmann,  welche  deut- 
lich sahen,  dass  hier  zehntausendmal  der  Tod  bestimmt,  die  Freude  am  einmaligen 
Leben  zu  Ende  gegangen,  heraus  und  flohen  heimwärts.  Da  in  der  That  um  Einen 
Reiter,  als  ob  es  tausend  Reiter  wären,  gebeten  wurde,  schalt  man  mit  vielen  Stimmen, 
doch  sie,  ohne  zurückzublicken,  entzogen  sich. 

Kakari-keru  tokoro-ni  junde-no  tani-ni  naku  ko-e  kikoju.  0-o-gawutsi  kore-tvo  kiki-te 
sadamete  mi-kata-no  nin-hu  taru-hesi  sute-korosi-ni  sü-beki-ni  arazü  fiki-idasan-to  i-i-te  nori- 
irl-keru-wo  fb-bei  fajasi  ^  kaku  u-je-mon-deo  }\\  1^  kaioa-mura  ziü-süke  sei-site  iwakit  go- 
fen  koko-wo  tatsi-noki-tamawa-ba  midare-sbro-besi  go-fen-iüci  kono  tokoro-ioo  ge-dzi-si-tamaje. 
Kore-wa  fadzüka-no  /J>  ^  sio-zi  nare-ba  ivare-ra  fidari  ni-ai-tari-to  i-i-sütete  teki-man- 
man-to  sonaje-taru  sita-no  tani-ai-je  ajamatazü  nori-iri-mo.  An-no  gotoku  kijo-masa-ga  saki-te 
JEh   sib  fajasi  fajato-no  süke-ga  nin-bu  nari-si-ka-ba  rih-nin  kore-ioo  tasüke-idasi-keri. 

Nachdem  dieses  geschehen,  hörte  man  in  dem  Thale  zur  Linken  den  Ton  des 
Weinens.  0-o-gawutsi  vernahm  es  und  sagte:  Es  werden  wahrscheinlich  Frohnarbeiter  der 
Unserigen  sein.  Man  darf  sie  nicht  durch  Zurücklassung  tödten.  Ich  werde  sie  hervor- 
liolen.  —  Hiermit  ritt  er  hinein.  Seine  Gefährten  Fajasi  Kaku,  Zugesellter  des  Thores  der 
Leibwache  zur  Rechten,  und  Kawa-mura  Ziil-suke  wiesen  ihn  zurecht,  und  sagten:  Wenn 
du  dich  von  hier  entfernst,  wird  Unordnung  sein.  Mögest  du  über  diesen  Ort  gebieten. 
Da  dieses  nur  eine  geringfügige  Sache  ist,  sind  wir  Beide  ihr  gewachsen.  —  Sie  war- 
teten nicht  auf  Antwort  und  ritten,  ohne  zu  fehlen,  in  die  Verbindung  des  unteren 
Thaies,  wo  sich  der  Feind  allmählig  aufgestellt  hatte.  Da  es,  wie  man  vermuthet  hatte, 
Frohnarbeiter  Fajasi's,  Gehilfen  des  Thorwächters  von  dem  Dorfe  der  Vorhut  Kijo- 
masa's  waren,  kamen  die  zwei  Männer  ihnen  zu  Hilfe  und  holten  sie  hervor. 

Kaku-te  ni-ziö-go-ki-no  gun-si  kata-dzü-wo  nonde  te-tvo  nigiru  to-kaku  kure-wo  matte  fiki- 
toru-besi-to  iü-mo  ari.  Kaiva-mura  fajasi  o-o-gawutsi  kon-dö  zin  u-je-mon-deo-ra  i-i-keru-wa 
sono  utsi  ka-sei  kite  fiki-tora-ba  ^  si-taru  mono-ivo  jobi-ike-taru  gotoku  ka-sei-no  mono- 
domo  go-nitsi-no  ^  ^  kb-gen-wo  kika-ba  iki-taru  ka-i-zca  nasi  ika-ga  sü-beki-to  agumi-fate- 
taru  tokoro-ni  o-o-gaioutsi  kare-taru  kaja-wo  kanaguri  kutsi-gusüri-wo  utsüsi-te  fi-nawa-no 
fi-wo  tsükete  otosi-kere-ba  ßto-take-ivo  koje-taru  kare-asi  obitatasi-ku  moje-agaru-ivo  saiwai-to 
ge-dzi-site  iioaku  sio-nin  fase-maioattte  fi-u-o  fanate-to  i-i-kere-ba  ki-ba-mo  fo-sotsü-mo  moro- 
tomo-ni  tobi-kakette  ß-wo  tsükuru  ori-si-mo  minami-kaze  sikiri-ni  fui-te  motte-no  foka-ni  jake- 
tatsi  fonoivo  teki-ni  fuki-kake-si-ka-ba  teki  tamari-jezü-site  sonaje-wo  sükosi-jama-no  uje-je 
fiki-aguru.  Mi-kata  go-ziü-ki-katsi-domo  asi-ioara-ivo  idete  ikitsa-no  ^  fb  tote  jasasi-ht-mo 
fadzüka-naru  koica-ne-site  katsi-toki-wo  dotto  age  kokoro-sidzüka-ni  fiki-tori-keri. 

Unter  solchen  Umständen  waren  die  fünfundzwanzig  berittenen  Kriegsmänner  ängst- 
lich und  fassten-  sich  bei  den  Händen.  Es  gab  deren,  welche  sagten,  man  müsse  auf 
den  Abend  warten,  und  sich  dann  zurückziehen.  Kawa-mura,  Fajasi,  0-o-gawutsi  und 
Kon-dö  Zin,  Zugetheilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  sagten:  Wenn  unter- 
dessen eine  Hilfsmacht  kommt  und  wir  uns  zurückziehen,  ist  dieses  so  viel    als  ob  man 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  133 

einen  Verstorbenen  in's  Leben  gerufen  hätte.  Wenn  die  Leute  der  Hilt'ämacht  die 
hohen  Worte  späterer  Tage  hören,  ist  es  von  keinem  Nutzen,  dass  man  am  Leben  blieb. 
Was  soll  man  thun?  —  Sie  waren  der  Sache  gänzlich  müde. 

In  diesem  Augenblicke  drehte  0-o-gawutsi  eine  verdorrte  Binse  ab,  streute  Pulver 
darüber,  näherte  ihr  das  Feuer  einer  Lunte  und  Hess  die  Binse  fallen.  Das  hölier  als 
mannshoch  gewachsene  dürre  Schilf  loderte  mächtig  auf.  Er  gab  zum  Glück  die  Weisung, 
indem  er  sagte:  Mögen  Alle  herumsprengen  und  Feuer  anlegen!  —  Reiter  und  Fuss- 
gänger  flogen  insgesammt  herbei  und  legten  Feuer  an.  Um  die  Zeit  wehte  unausgesetzt 
der  Südwind  und  trieb  die  ungewöhnlich  hoch  sich  erliebenden  Flammen  gegen  den 
Feind.  Dieser,  nicht  im  Stande  auszuhalten,  verlegte  seine  Aufstellungen  auf  die  Höhe 
eines  kleinen  Berges.  Die  Unserigen,  fünfzig  Reiter  und  Fussgänger,  traten  aus  der 
Schilf  ebene,  erhoben  Icriegsgemäss  mit  leichter  und  wenig  kräftiger  Stimme  ein  Feld- 
geschrei und  zogen  wohlgemuth  zurück. 

Jama-nite  utsi-o  ^  ja  sakehi  teppb-no  woto  umi-gosi-ni  uru-san-je  kikoje-kere-ba  kijo- 
masa-no  gun-si  jama-da  katsü  u-je-mon-zed  tada  ikki  kura-oki  ahumi-kake-awase-taru-wo 
sakcai-ni  afuri-doro-mo  sasazü  ko-sen-ni  Hatte  issan-ni  fase-kitaru  nto-jori-mo  oi-oi-ni  ja-tvo 
oi-te  jumi-wo  loasüruru-mo  ari.  Ikki-ga  geni  kake-kitaru  sikare-domo  o-o-gaioutsi-ga  ge-dzi- 
se-si  mb-kua-nite  teki-ai-no  tate-to  nasi  han-si-wo  nogarete  kajeri-keru. 

Als  man  von  dem  Gebirge  das  Schwirren  der  zusammenstossenden  Pfeile  und  den 
Ton  der  Flinten  über  das  Meer  nach  Uru-san  hörte,  hatte  ein  einzelner  berittener  Kriegs- 
mann aus  dem  Heere  Kijo-masa's,  Jama-da  Katsu,  Zugescllter  des  Thors  der  Leibwache 
zur  Rechten,  den  Sattel  gelegt  und  die  Steigbügel  angehängt.  Glücklicher  Weise  in  den 
austretenden  Schlamm  nicht  gerathend,  kam  er  im  schnellsten  Laufe  bis  zu  dem  Flusse 
Kiang-tschuen  herangesprengt.  Hinter  ihm  kamen  nach  und  nach  Einige,  die  auf  dem 
Rücken  Pfeile  trugen  und  den  Bogen  vergessen  hatten.  Als  der  einzelne  Reiter  angesprengt 
gekommen  war,  machte  man  das  von  0-o-gawutsi  anbefohlene  rasende  Feuer  zu  einem 
Schilde  gegen  den  Feind  und  kehrte,  zehntausendfachem  Tode  entronnen,  zurück. 

Tora-no  wo-wo  funde  rib-no  ßge-wo  nadzüru-ran-mo  kakii-ja-to-zo  oboje-si  fi-da-no  kami 
ka-sei-wo  i-i-tsükerare-si  tokoro-je  fiki-tori  kajeri-kere-ba  sb-sb  mesi-idasi  koto-no  jb-sü-wo 
kiki-te  kare-no-ni  fi-wo  kake  teki-no  tate-ni  nasü-to  iü  koto  nippon-ni  oi-te  sono  te-date-ivo 
kikazü  tare-ka  kono  bu-riaku-ico  si-keru-ja-to  ijeri.  Ono-ono  gun-si  dö-won-ni  kon-nitsi  sen- 
go-no  fataraki-ioa  o-o-gaimtsi  fajasi  kawa-mura  kon-du-nite  sbrb-to  mbsti.  Fajasi  kawa-mura 
kon-do  ono-ono-no  on-tori-nasi  katazikenaku-wa  sbrbje-domo  katsii-te  soi-egasi-domo  zon-dzi-fano 
koto-ni  sbrawazü  sib  fagasi-ga  fito  tasuke-sbrb-mo  o-o-gaioutsi-ga  tsükai-wo  itasi-sbrb  asi-wara 
fd-kua-mo  fitoje-ni  o-o-gaioutsi-ga  ge-dzi-ni  koso  sitagai-te  sbrb-to  mbsi-kere-ba  kadzü-josi  o-nki- 
ni  kan-zi-tamai  kotoba  si-aicase-ioo  itsüioarazü  vien-men  fataraki  ari-jb-ni-no  kö-zib  ^  aget(^ 
iwan-mo  oroka  nari.  Ima-no  si-awase-ni  nin-bu  ßtori-mo  usinawazü  ka-sei-no  tsikara-wo  jezü 
te-gara-no  tan  ima-ni  kagirazarii.  koto  nagara  man-zoku  koi^e-ni  sügu-be-karazü-tote  fo-bi-to 
Site  kin-gin  fatsi-boku-wo  tamaioari-keri. 

Wenn  man  auf  den  Schweif  des  Tigers  tritt,  den  Bart  des  Drachen  streichelt, 
empfindet  man  wohl  so.  Der  Statthalter  von  Fi-da  zog  die  Hilfsmacht  nach  dem  Orte, 
der  anbefohlen  wurde,  zurück.  Als  sie  heimgekehrt  war,  rief  er  sie  schnell  heraus.  Er 
hörte  den  Sachverhalt  und  sprach:  Dass  man  an  das  verdorrte  Feld  Feuer  legt  und  es 
zu  einem  Schilde  gegen  den  Feind  macht,  von  dieser  Kunst  hört  man  in  Nippon  nichts. 
Wer  hat  diese  Kriegslist  ausgeführt?  —  Alle  Kriegsmänner  sagten  einstimmig:   Bei  den 


1 Q^  Pfizmaiek. 

früheren  und  sijäteren  Unternehmungen  des  heutigen  Tages  sind  es  0-o-gawutsi,  Fajasi 
Kawa-mura  und  Kon-do.  —  Fajasi,  Kawa-mura  und  Kon-do  sagten:  Obgleich  wir  für 
die  Dazwischenkunft  jedes  Einzelnen  dankbar  sind,  ist  es  doch  keine  Sache,  die  uns 
bekannt  gewesen.  Indem  wir  den  Menschen  Fajasi's,  Mannes  des  Dorfes  des  Vortrabs*, 
zu  Hilfe  kamen,  handelten  wir  im  Auftrage  0-o-gawutsi's.  Auch  indem  wir  in  der 
Schilfebene  Feuer  anlegten,  richteten  wir  uns  einzig  nach  den  Weisungen  0-o-gawutsi's.  — 
Kadzu-josi  war  in  hohem  Grade  ergriffen.  Er  sprach:  Die  mündliche  Meldung  des 
Thatsächlichen  aller  Leistungen,  ohne  dass  man  in  der  Rede  die  Umstände  erlügt, 
etwas  Höheres  als  dieses  zu  sagen,  ist  man  zu  unverständig.  Dass  man  unter  den  gegen- 
wärtigen Umständen  nicht  einen  einzigen  Frohnarbeiter  verlor  und,  ohne  die  Kraft  der 
Hilfsmacht  zu  erlangen,  Thaten  verrichtete,  dieses  beschränkt  sich  nicht  auf  jetzt. 
Indessen  kann  die  Freude  nicht  grösser  sein  als  diese.  —  Er  gab  als  Belohnung    Gold, 

Silber  und  Reis. 

Säte  mib-nüsi-jori  jama-iri-sü-be-karazü  taki-gi-wa  men-men  uma-bune-wo  usiro-ni  sima- 
ni  tsükawasi  asi-ioo  kari-toru-beki  mune  i-i-tsükeraruru.  Saki-sama  nige-kajeri-taru  fuku-tsi 
jama-zaki  mada-no  itsi-nin  san-nin-no  mono-domo  p  ^|*  ko-kuai  Jf>  Hj  fu-siutsü-nite  seppuku- 
no  tsükai-wo  matsi-wi-tari.  Sare-domo  nani-no  togame-mo  nasi  sono  mama-ni  tasüke-okeri  (itsi- 
nin-no  na.  saki-iva  kaki-tsukezaru  si-sai  ari). 

Uebrigens  konnte  man  von  dem  folgenden  Tage  angefangen,  nicht  in  das  Gebirge 
treten.  Hinsichtlich  des  Brennholzes  schickte  man  alle  Pferdeschiffe  zu  den  rückwärts 
liegenden  Inseln.  Es  ward  befohlen,  Schilf  abzuschneiden  und  mitzunehmen. 

Die  drei  Männer  Fuku-tsi,  Jama-zaki  und  noch  ein  Mann,  welche  vorher  entflohen 
und  heimgekehrt  waren,  traten  nicht  vor  die  Thüre  und  erwarteten  den  Abgesandten 
des  Bauchaufschneidens.  Sie  wurden  jedoch  gar  keiner  Schuld  geziehen.  Man  half  ihnen 
und  sie  blieben,  was  sie  waren.  (Dieses  ist  der  Grund,  wesshalb  früher  der  Name  eines 
Menschen  nicht  hinzugeschrieben  wurde). 

Sikaru-ni  ^  \\\  kuan-zan  ^  fa-no  Sft  "if  ^  gon-siu-so-to  iü  siukke  kaki-mono-no 
nozomi  ari-te  o-o-gawutsi-wo  tanomi  to-kai-sü.  Kadzü-josi-no  jü-ßtsü  tsü-zi-kanaivazaru  koto 
o-o-kari-kere-ba  o-o-gawutsi  kadzü-josi-je  kaku-to  mosü.  Kadzü-josi  o-oki-ni  jorokonde  fon- 
dzin-je  jobi  tori-okare-si-ni  tsü-zi  akiraka  nari.  Kono  gon-siu-so  kadzü-josi-no  si-oki  bu-dö-no 
sasi-ßki-wo  mite  appare  yJ^  ^  sib-mia-no  dai-mib  yp  ^  fu-gaku-no  "js;.  ^  ^  tai-tsi-sia 
bun-bu  rib-do-no  mei-sib  kana  osoraku-wa  ziü-ka-koku-no  siu-go-to  nari-te-iva  ude-gataki  fito 
nari-to  fome-tari.  Kin-siu-no  samurai-domo  sore-wa  ika-ga-to  tu.  Siü-so  kotajete  kono  tabi-mo 
te-gara-no  samurai-ni  sünawatsi  ^  sib-wo  atajerariiru  koto  sore  j^  ^  tö-zio-ni  ^  ken-ivo 
^  roku-süru-ni  ^  zai-wo  osimazü  ^  ko-ivo  sib-süru-ni  toki-wo  kojezü-to  kaki-tari.  Kadzü- 
josi-dono-no  on-kokoro  kono  omomuki-ni  tagawazü  dai-itsi  zi-fi-sia  dai-ni  ^  ^  mu-joku  nari 
dai-san  do-sia  dai-si  kun-sin-no  rei-gi  akiraka  nari  dai-go  bu-do-no  tassia  nare-ba  0  ^ 
sio-dö  bu-sö-no  ^   ^   ki-sio  nari-to-zo  kan-zi-keru. 

Indessen  hatte  ein  Mönch  von  der  Secte  Kuan-zan,  dessen  Name  Gon-siü-so,  ein 
Anliegen  wegen  einer  Schrift.  Er  wandte  sich  mit  seiner  Bitte  an  0-o-gawutsi  und  setzte 
über  das  Meer.  Da  der  Schreiber  Kadzu-josi's  vieles  nicht  verstehen  konnte,  gab  0-o- 
gawutsi  dieses  Kadzu-josi  bekannt.    Kadzu-josi  hatte  grosse  Freude.    Er  berief  Jenen  in 


»   In   dem  Texte    wird   bloss     j£     sih  dem  Namen  Fajasi  vorgesetzt.  Früher  (S.  132)  stand  saki-te     J[£     sih,    Dorf   des  Vor- 
trabs. 


Der  Feldzug  dek  Japaner  gegen  Cürea.  135 

das  eigene  Lager,  nahm  die  Schrift  vor  und  verstand  sie  vollkommen.  Dieser  Gon-siü- 
so,  der  die  Anordnungen  Kadzu-josi's  und  dessen  Weise  der  Kriegskunst  sah,  pries  ihn 
und  sagte:  Ein  grosser  Fürst  der  kleinen  Fürsten!  Welch'  ein  grosser  Weiser,  der  nicht 
gelernt  hat!  Welch  ein  berühmter  Anführer,  der  die  Wege  der  Schrift  und  der  Kriegs- 
kunst kennt !  Ich  glaube,  wenn  er  der  Schii'mherr  von  zehn  Reihen  würde,  so  würde 
er  ein  Mann  von  festem  Arme  sein.  —  Die  nahen  Kriegsmänner  fragten,  was  dieses  zu 
bedeuten  habe.  Siü-so  antwortete  voll  Bewunderung :  Dass  auch  diessmal  den  Kriegs- 
männern der  That  Belohnungen  verliehen  werden,  hierüber  wird  in  dem  Buche  der  Thang 
geschrieben :  Indem  man  die  weisen  Männer  in  die  Verzeichnisse  einträgt,  spart  man 
nicht  die  Güter.  Indem  man  die  Verdienste  belohnt,  überschreitet  man  nicht  die  Zeit.  — 
Die  Gedanken  des  Herrn  Kadzu-josi  sind  von  dem  Geiste  dieser  Worte  nicht  verschie- 
den. Das  Erste  ist  das  Wohlwollende  und  Mitleidvolle.  Das  Zweite  ist  das  ßegicrden- 
lose.  Das  Dritte  ist  das,  was  des  Weges  ist.  Das  Vierte  ist  die  Klarheit  der  Gebräuche 
zwischen  Gebieter  und  Diener.  Da  das  Fünfte  das  Kräftige  der  Kriegskunst  ist,  so  ist 
er  ein  unvergleichlicher  theuerer  Anführer  sämmtlicher  Wege. 

üru-san-no  ^Jx  ^  shi-ziv  fi-da-no  kami  isogi-te  mi-mei-jori  ^  Jj<§,  kolai-han-ni  itari-te 
fu-sin-ha-iüo  fanarezü-site  ke-dzi  ari-kere-ba  ziü-ifsi-guatsü-no  süje-tsü  kata  jojaku  sluttai-sü. 
Fon-maru  isi-gaki-no  takasa  fatsi-ken  fei-no  59  B^  ken-sü  san-ßaku-fatsi-ziü-ken  ni-kai  mon 
futa-tsü  ja-gura  mii-tsü  ni-ziü-go-ken-no  naga-ja  ari.  Ni-no  maru  isi-gaki-no  takasa  gu-ken 
fei-no  ken-sü  ßaku-san-ziü-go-ken  ja-gura  futa-tsü  mon  futa-tsü.  Mi-no  marv.  isi-gaki-no  takasa 
san-gen-fan  fei-no  ken-sü  ni-fiaku-san-ziü  ken  ja-gura,  ßto-tsi(,  mon  ßto-tsü  ni-ziü-fatsi-ken-no 
naga-ja  ari.  So-meguri  fei  atvasete  sitsi-fiaku-si-ziü-go-ken  sd-meguri-no  isi-gaki-no  soto-ni 
tsüke-taru  saku-no  ken-sü  ku-ßaku^roku-ziü-san-ken-ari.  Sb-gamaje  minami-wa  umi  nare-ba 
fei-mo  nasi  saku-mo  tsükezü.  San-bb-no  fei-no  ken-sü  ni-sen-san-ßakit,-ken  mon  mi-tsü  s6-gamqje 
fei-jori  soto-do-wi-dzüra-ni  tsüke-taru  saku-no  ken-sü  ni-sen-go-ßa.ku-ni-ziü-ken.  Sb-gamaje-no 
fori-dzüra  san-kenfan  fakasa  ni-ken  ma-naka  fori-no  soto-ni  tsüke-taru  saku-no  ken-sü  n'i-seri- 
ku-ßaku-sitsi-ziü-san-ken  ari.  Kin-fen  itsi-ni-ri-no  utsi-ni  take  naki  juje-ni  sh-gamaje-no  fei 
sita-tsi-wa  sitsi-fatsi-sün  meguri-no  maru-ki-wo  motte  tate-joko-ni  ate  o-o-kugi-wo  motte  ura- 
dzüra-jori  utsi-nuki  ura-ioo  kajesi-tari.  Taje-gataki  ~)^  |^  dai-kan-  ^  koku  naru-ni  jotte 
tai-ku  te-dzütai-no  mono-domo  ^  kan-ni  aterare  te  asi-no  tsüme  koto-gotoku  umi-nukeru 
juje-ni  zib-nai  ije-ije-no  saku-zi-iva  nobe-tari-ki.  Sio-fo  mon-no  to-bira-wo  tsüku.  Ziü-ni-gua,tsü 
mi-ka-jori  fu-sin-no  nin-soku  nokorazü  agete  sü-zitsü-no  ku-ru-wo-zo  jasüme-keru. 

Die  neue  Feste  von  Uru-san  war,  da  der  Statthalter  von  Fi-da  eilte  und  von  der 
Zeit  vor  Tagesanbruch  bis  zum  späten  Abend,  ohne  sich  von  dem  Bauplatze  zu  trennen, 
Weisungen  ertheilte,  gegen  das  Ende  des  eilften  Monats  allmälig  vollendet.  Die  Höhe 
der  Steinmauer  des  ursprünglichen  Runds  betrug  acht  Ken.  Der  Erdwall  desselben 
mass  dreihundert  achtzig  Ken.  Es  besass  ein  Stockwerk,  zwei  Thore,  sechs  Thürme  und 
ein  langes  Haus  von  fünfundzwanzig  Ken.  Die  Höhe  der  Steinmauer  des  zweiten  Runds 
betrug  fünf  Ken.  Der  Erdwall  desselben  mass  einhundert  fünfunddreissig  Ken.  Es 
besass  zwei  Thürme  und  zwei  Thore.  Die  Höhe  der  Steinmauer  des  dritten  Runds  betrug 
drei  und  ein  halbes  Ken.  Es  besass  einen  Thurm,  ein  Thor  und  ein  langes  Haus  von 
achtundzwanzig  Ken.  Der  Erdwall  des  ganzen  Umkreises  mass  siebciilumdert  fünfund- 
viei-zig  Ken.  Das  an  der  Aussenseite  der  Steinmauer  des  ganzen  Umkreises  gesetzte 
Pfahlwerk  hatte  neunhundert  dreiundsechzig  Ken.  Da  die  allgemeine  Umschliessung  im 
Süden    das    Meer    war,    befand    sich    daselbst    kein    Erdwall,    und  man    setzte   auch  kein 


136  Pfizmaiee. 

Pfahlwerk.  Der  Erdwall  der  drei  Seiten  mass  zweitausend  dreihundert  Ken  und  hatte 
drei  Thore.  Das  von  dem  Erdwalle  der  allgemeinen  Umschliessung  bis  an  die  Fläche 
des  äusseren  Dammes  gesetzte  Pfahlwerk  mass  zweitausend  fünfhundert  zwanzig  Ken.  Die 
Fläche  des  Grabens  der  allgemeinen  Umschliessung  mass  drei  und  ein  halbes  Ken.  Die 
Tiefe  betrug  zwei  Ken.  Das  in  der  Mitte,  an  der  Aussenseite  des  Grabens  gesetzte 
Pfahlwerk  mass  zweitausend  neunhundert  dreiundsiebzig  Ken.  Weil  es  in  der  Umgegend, 
auf  einer  Strecke  von  ein  bis  zwei  Ri,  keinen  Bambus  gab,  legte  man  als  Unterlage 
des  Erdwalles  der  allgemeinen  Umschliessung  sieben  bis  acht  Zoll  im  Umfange  mes- 
sende runde  Blöcke,  zog  eingeschlagene  grosse  Nägel  aus  der  inneren  Fläche  heraus 
und  wendete  das  Innere  zurück. 

Da  es  ein  Land  war,  in  welchem  unerträgliche  grosse  Kälte  herrscht,  wurden  die 
Zimmerleute  und  ihre  Gehilfen  von  der  Kälte  stark  mitgenommen,  und  die  Nägel  an 
ihren  Händen  und  Füssen  schworen  gänzlich  ab.  Der  Bau  der  Häuser  in  der  Feste  ward 
daher  aufgeschoben.  Man  brachte  an  allen  Thoren  Thorflügel  an.  Von  dem  dritten  Tage 
des  zwölften  Monats  angefangen,  ruhten  alle  an  dem  Bau  beschäftigten  Arbeiter,  nach- 
dem sie  diesen  vollendet  hatten,  von  den  Mühen  mancher  Tage  aus. 


Tei-to-ni  komuri-ivi-tarit  tai-min-koku-no  riu-wo  ^  iV  i^  ^  tsin-sen-nite  nippon-no 
sei-wo  utsi-torazaru  koto-ivo  mu-nen-ni  omoi  koto-ni  teo-sen-no  dai-wb-wo  fazime-to  site  tai- 
min-no  ka-sei-wa  nan-no  tame-ni  kitarern-to  zih-ge-no  akko  i-i-noburu-ni  ojohazaru-no  sosiri- 
wo  fadzi  min-no  rib-wb  fatsi-zm-man-ki-wo  in-zossi  uru-san  omote-je  siutteö-seri.  Ni-zi&-guatsü 
tsiü-zihn-no  koro  o-oki-naru  ita-ivo  kedzüri-te  kon-getsü  ni-ziu-ni-nitsi  kanarazü  sono  omote-je 
siütteö-si  issen-ni  ojobu-besi.  Ono-ono  züi-bun  ro-zib-nu  jö-i  aru-beki  mune  kaki-tsüke  teru- 
vioto-c/a  saki-te-no  an-koku-zi-no  dzin-no  maje-ni-zo  tate-tari-keru.  Si-sotsü-wa  katsü-te  jomi- 
jezare-b'i  an-koku-zi-ni  misnru  tokoro-ni  an-koku-zi  sono  mune-tvo  siri-te  rib-do  tate-tari-si 
fuda-wo  tori-kakusi  ^  f|^  kumi-dziu-no  ^t  si-ni-mo  sirasezü  onore-wa  itawaru  koto  ari-tote 
gun-bpo-wo-ba  sisi-do-ni  tsükete  nokosi-oki  /J^  j^  ko-sib  katsi-no  mono  ^  ^  sib-sib  mesi-tsüre 
fisokn-ni  nuke-ide  fu-san-kai-je  sh'izoki-keru.  Kore-ni  jotte  sirii  fito  fitori-mo  na-kari-keri. 

Die  in  der  Kaiserstadt  eingeschlossenen  beiden  Könige  des  Eeiches  der  grossen 
Hing,  ungehalten  darüber,  dass  in  Tsin-sen  die  Macht  von  Nippon  nicht  vernichtet 
wunle,  und  besonders  durch  die  nicht  länger  hintanzuhaltenden  üblen  Nachreden,  indem 
von  dem  Grosskönige  von  Teö-sen  angefangen,  Höhere  und  Niedere  schmähten  und 
fragten,  warum  die  Hilfsmacht  des  grossen  Ming  gekommen  sei,  beschämt,  stellten  sich 
an  die  Spitze  von  achtzigtausend  Reitern  und  zogen  gegen  Uru-san  aus. 

Um  die  Zeit  der  mittleren  Decade  des  zwölften  Monats  schnitzte  man  grosse  Bretter  \ 
und  man  sollte  am  zweiundzwanzigsten  Tage  dieses  Monats  zuverlässig  nach  jener  Seite 
ausrücken  und  eine  Schlacht  liefern.  Man  schrieb  hinzu,  dass  ein  Jeder  nach  Massgabe 
sicli  für  die  Belagerung  vorsehen  solle  und  stellte  es  vor  dem  bei  dem  Kloster  An-koku 
bcfiiHllichen  Lager  des  Vortrabs  von  Teru-moto  auf.  Da  es  die  Kriegsleute  nicht  gelesen 
hatten,  zeigte  man  es  in  dem  Kloster  An-koku.  Lidessen  erkannte  das  Kloster  An-koku 
die  Sache,    versteckte    die    zweimal    aufgestellten    Tafeln    und   Hess    es   auch  die  Kriegs- 


'    Uri  tier,  welche  mit  Inschriften  versehen  werden. 


Der  Feldzcg  der  Japaner  gegen  Corea. 
Bild  der  Festung  Uru-san.' 


137 


Nord. 


Ka-tö  Jo  Fei-zi 


Thor 


Sisi-do,  Stattlialter  von  Bi-zen 


Ka-tö  Jo,  Zugeseilter 
des  Thores   der  Leib- 
wache zur  Linken 


Thor 


255 


50  ?■ 


Thor 


g-c. 
~-  iß 


5 


et  j: 

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ra 

N  tSl 


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Tlior 


uaz-ig  uuA  joiiEiinKlS  '"V-isiS 


Zweites  Bund 


2   -3 


n93nnuqo8a  jap  idnBjj  seq  Thor    ^  =  35 


nanuiq  anz  a^oBMqia'j  jap 


Thor 

O-o-gawntsi     Mo,     Zngesellter 

des  Thores    der  Leibwache  zur 

Linken,     deckt    den    Rückzug 

nach  diesem  Thore 


ürsprfingliches  Rund 


ua>(utT  anz  jpBjsjdnBH  Jap  aesojo  is(j 


a  2 
a 
"  O 


HS 


Das  Meer. 


>    Die  Aufstellungen  der  einzelnen  Anführer  befinden  sich  an  dem  Punkte,  wo  das  erste  Wort  der  gebrauchten  Aufzeichnungen 
gesetzt  ist. 
Denkschrift«!!  der  phil.-liist.  Cl.  XXIV.  Bd. 


18 


-.  go  PfIZMAIEU. 


männer  der  Genossenschaften  nicht  wissen.  Unter  der  Angabe,  dass  man  um  sie  besorgt 
sei  brachte  man  die  Krieger  des  Heeres  zu  Sisi-do.  Die  zurückgelassenen  kleinen 
Diener  und  die  Fussgänger  nahm  man  nach  und  nach  mit  sich,  entwich  heimlich  und 
zog  sich  nach  Fu-san-kai  zurück.  Aus  diesem  Grunde  war  kein  einziger  Mensch,  der 
etwas  gewusst  hätte. 


Ziü-ni-guatsü  ni-ziu-ni-nitsi  tora-no  koku  oivari-nokotonare'basio-ninissüi-nojume  hnada 
samezaru-ni  tai-mia-nu  ^  H  tai-ffun  fu-rio-ni  idete  sa-kiu-tai-fu  juki-naga  teru-moto-ga 
saki-te-no  tai-sio  sisi-do  bi-zen-no  kami-ga  dzin-sio-je  osi-iri  san-zan  kiri-makuri  ne-kuhi-wo 
tutte  dzin-ja-wo  ßj-kua-si  jamn-ai-je  fiki-tori-keru.  Sikaru  tokoro-ni  tsime-no  jßj^  ^  dzi^teki-to 
kokorojeie  ikki-mo  nokusazü  utsi-toru-hesi-to  iü  mama-ni  fi-da-m  kami  sa-kih-tat-fu  sisi-do 
bi-zen-no  kami  ka-tö  ja  sa-je-mon  zed  onazi-ht  ju  ^  '}^  fei-dzi  kon-dö  si-rö  sa-je-mon^  zeö 
nin-zü-ico  mojowosi  sono  sei  ni-man-san-sen-jo-nin  teki-no  ato-ico  otte  ziü-roku-sitsi-teo  nori-idasi 
sei-ki-wo  sonaje  kin-ko-wo  utsi  tagai-ni  asi-garu  awase-no  kassen-sü. 

Am  zweiundzwanzigsten  Tage  des  zwölften  Monats,  als  es  gegen  das  Ende  der 
dritten  Stunde'  war,  und  die  Menschen  aus  ihren  Träumen  noch  nicht  erwacht  waren, 
brach  das  grosse  Kriegsheer  des  grossen  Mng  unvermuthet  hervor,  drang  in  den  Lager- 
platz des  Grossen  der  Hauptstadt  zur  Linken,  Juki-naga's,  sowie  des  Heerführers  des 
Vortrabes  von  Teru-moto,  Sisi-do's,  Statthalters  von  Bi-zen,  und  hieb  auf  arge  Weise 
zusammen.  Es  nahm  die  Köpfe  der  Schläfer,  steckte  die  Lagerhäuser  in  Brand  und  zog 
sich  zu  der  Verbindung  der  Berge  zurück.  In  der  Meinung,  es  sei  der  gewöhnliche 
Landfeind  und  eben  es  aussprechend,  dass  man  ihn  bis  auf  den  letzten  Reiier  vernich- 
ten müsse,  setzten  der  Statthalter  von  Fi-da.  der  Grosse  der  Hauptstadt  zur  Linken, 
Sisi-do,  Statthalter  'von  Bi-zen,  Ka-to  Jo.  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur 
Linken,  der  denselben  Geschlechtsnamen  führende  Jo  Fei-dzi  und  Kon-dö  Si-rö,  Zuge- 
seilter des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  ihre  Leute  in  Bereitschaft.  Diese  Macht, 
d]-eiundzwanzigtausend  Menschen,  verfolgte  den  Feind  und  sechzehn  bis  siebzehn  Strassen- 
längen  weit  hinausreitend,  stellte  sie  die  Fahnen,  schlug  die  ehernen  Trommeln  und  be- 
gann einen  Kampf,  in  welchem  das  Fussvolk  gegenseitig  handgemein  wurde. 

Teki-no  asi-garu  tai-sio  kuro-iro  ki-iro-no  ori-kake-ioo  sasi  ge-dzi-site  juki-naga  sisi-do-to 
tori-aivase  utsi-ai-kem-ni  mi-kata-no  asi-garu  oi-ire-ba  teki-no  asi-garu  ßto-fiki  fi-i-te  fumi- 
todome  sikiri-ni  utsi-tate  mi-kata  fike-ba  teki  tsuke-idete  ori-siki  komi  kaje-gaje-ni  utsi-tatte^ 
ge-dzi-ni  sitagatte  asi-garu-domo  sükosi-mo  saicagii.  ke-siki-mo  na.ku  ko-taka-no  ^  ^  si-ki-m 
tsühc-ga  gotosi.  Komi-fiki-garoki  fataraki  nare-ba  ß-da-no  kami  ^^  ^  sei-sui-kaim-no ^  kisi- 
ni  ikusa-ivo  täte  sore-wo  mite  madzü-ica  mi-goto-naru  fataraki  kana  gun-beo-no  ide-tatsi  nin- 
zv-no  sasi-fiki  dzi-teki-ni  arazü  teki-no  asi-garu-no  sama  tai-gun-to  mije-tari.  Tare-ga  aru 
kono  jama-ni  agari  anata-wo  mi-jo-to  ge-dzi-seraru.  Gun-kan-no  tsükai  imada  noborazaru 
utsi-ni  fatsi-ziü-man-gi-no  gun-zei  anata-no  mine-jori  nori-orosi-taru.  Uma-fokori  kuro-kumo- 
no  gotoku  uzümaki-tatte  nippon-no  ata-go-san  fodo-no  o-o-jama-wo  anata-je  dö-to  ntsi-kost- 
tari.  Fi-da-no  kami  kore-ico  mite  sare-ba  koso  tai-teki  nari  no-ai-no  kassen  kano-be-karazil 
juki-naga-wo  gu-soku-si  siro-wo  ken-gu-ni  motsü-besi-to  maje-naru  kaiva-wo  nori-watan  ket-tsib- 
too  gu-soku-si  simo-naru  kawa-se-wo  nori-kosi-keri. 


'    Von  3  Ijis  ö  Ulir  Morgens. 


Der  Feldzcg  der  Japane«  gegen  Corea.  139 

Der  Heerführer  des  feindlichen  Fussvolkes  steckte  schwarze  und  gelbe  gebrochen 
anoolüuu'TC  Fahnen'  auf,  und  auf  seinen  Befehl  wurde  man  mit  Juki-naga  und  8isi-do 
liandgeniein  und  schlug  sich.  Als  hierbei  das  Fussvolk  der  Unserigen  im  Verfolgen  ein- 
drano-  o-inc  das  feindliche  Fussvolk  einmal  zurück,  hielt  die  Schritte  an  und  hieb  fort- 
während  ein.  Als  die  Unserigen  zurück  gingen,  brach  der  Feind  gegen  sie  hervor  und 
stellte  die  gebrochen  ausgebreiteten  Fahnen  herein.  Indem  er  abwechselnd  einhieb  und 
den  Weisungen  gehorchte,  hatte  das  Fussvolk  nicht  im  Geringsten  das  Aussehen  der 
Unordnung  und  glich  Ideinen  Falken,  welche  dem  Fahnenzeichen  folgen.  Da  es  beim 
Eindringen  und  Zurückgehen  leicht  von  Bewegung  Avar.  rief  der  Statthalter  von  Fi-da, 
der  auf  der  Uferhühe  des  Flusses  Tsing-schui  das  Kriegsheer  aufstellte  und  dieses  sah : 
Vor  allem  welche  schöne  Bewegung!  —  Die  Ausrüstung  der  Krieger  und  das  Auftreten  der 
Mannschaft  war  nicht  wie  bei  dem  Landfeinde,  und  nach  dem  Aussehen  des  feindllclion 
Fussvolkes  schien  es  ein  grosses  Kriegsheer  zu  sein.  Es  erging  die  Weisung:  .Jemand 
besteige  diesen  Berg  und  blicke  nach  jener  Seite! 

Ehe  noch  der  Abgesandte  des  Beaufsichtigers  des  Kriegsheeres  hinauf  gestiegen, 
war  eine  Heeresmenge  von  achtzigtausend  Reitern  von  dem  Berggipfel  jener  Seite  herab- 
geritten. Der  Staub  von  den  Pferden  erhob  sich  wirbelnd  gleich  scliwarzen  Wolken  und 
überstieg  nach  jener  Seite  zugleich  den  grossen  Berg,  der  von  der  Grösse  des  Berges 
Ata-go  in  Nippon.  Der  Statthalter  von  Fi-da,  der  dieses  sah,  sprach:  Es  ist  also  ein 
gewaltiger  Feind,  und  der  Kampf  im  freien  Felde  kann  nicht  von  Erfolg  sein.  Man 
muss  Juki-naga  schützen  und  die  Feste  mit  Entschlossenheit  behaupten.  —  Er  setzte 
über  den  vor  ihm  befindlichen  Fluss,  schützte  den  Grossen  der  Hauptstadt  zur  Uinken 
und  ritt  durch  die  unterhalb  befindliche  Stromschnelle  des  Flusses. 

Min-ßto  köre- ICO  mite  fai-siu  süde-ni  noki-tari-to  miru-jori  fajaku  fatsi-ziü-man-ki  icare 
otorazi-to  nori-idasi  toki-no  ko-e  moro-tomo-ni  mi-kata-no  unnaje-ico  A(^  Hut  sitsi-ziü  /\  ^ff 
fatsi-tvd-ni  kake-midam.  Tai-gun-nn  toki-no  ko-e  ohitatasi-hi  ^  ^  f^ln-kn-nn  fihiki-ni  mih/i- 
mo  tsuhure  ^  :^fc  tai-isi-mo  jurufji-tari.  Mi-kata  issen-ni-mo  ojohazu-dte  iima-fokori-ni 
tsütsümare  si-fo-fatsi-men-je  san-zan-ni  ^  ^  fa^gun-si  kun-sin  tagai-ni  siö-si-no  juku-je-ico 
Mirazü  ma-koto-ni  tani  fukaku  mine  takakn  |l|fl.  soba  gan-zeki-no  ^  ff(  sessio  taru-ga  tada 
itsi-men-ni  kake-idzüru  tai-gun-ni  ^    fj\  sessio  nasi-to-iva  ima  koso  omoi-sirare-tari. 

Die  Menschen  von  Ming  sahen  dieses  und  sobald  sie  sahen,  dass  der  Heerfülu-er 
sich  zurückgezogen  hatte,  ritten  schnell  achtzigtausend  Reiter  im  Wettlaufc  hervor. 
Indem  sie  insgesammt  ein  Kriegsgeschrei  erhoben,  brachten  sie  die  Aufstellung  der 
Unserigen,  nach  der  Länge  und  Quere  heransprengend,  in  Unordnung.  \'oii  dem  Kriegs- 
geschrei des  grossen  Heeres  und  dem  gewaltigen  Wiederluxll  der  Glocken  und  Trummein 
war  das  Ohr  betäubt,  der  Erdboden  schwankte.  Indess  die  Unserigen  dem  Kampfe 
nicht  gewachsen  waren,  wurden  sie  von  dem  Staub  der  Pferde  eingehüllt,  nach  vier 
Seiten,  nach  acht  Fläclien  zerstreut  und  das  Heer  geschlagen.  Gebieter  und  Diener 
wussten  von  einander  nicht,  wohin  sie  im  Leben  oder  im  Tode  gekommen.  In  der  That, 
wo  die  Thäler  tief,  die  Berggipfel  hoch,  waren  Engpässe  mit  unwegsamen  Stellen  und 
Felsen,  jedoch  dass  es  dem  auf  der  ganzen  Fläche  liervorsprengenden  grossen  Kriegs- 
heere gegenüber  keinen  Engpass  gebe,  wurde  jetzt  erkannt. 

'    Oi-i-kake    ,gebroclien   angehängt'     «ml    (la<;   folgende   ori-siki    .gebrochen  ausgebreitet-    sind,    wie  .ins     dem   Zusamnienliange 
hervorgeht,  Fahnenarten. 

16* 


140 


PflZMAlER. 


Sa-kib-tai-fu-ga  gun-zei-wa  kawa-no  kuma-no  '^  "^  sin-jen-ni  uma-ß.to  tomo-ni  oi- 
famerare  naka-ba-wa  oborete  si-si-ni-keri.  Sisi-do  bi-zen-no  kami-iva  te-no  mono  amata  utare 
siro-tori-no  uma-zirusi  teki-gafa-je  ubaware  H  t4  mi-tsü  mnra  ki-i-no  kami-ra  ni-san-nin- 
ico  fiki-qn-si  sirizoki-keru.  Kadzü-josi-iva  o-o-gawutsi  mu  sa-je-mon  zeo  tada  ikki  juki-naga-wa 
/]>  BB  :^IJ  o-ta-kari  yJ^  ko  sabard  tada  ikki  mesi-gu-si  uma-zirusi-motsi  Itsi-nin  dö-gu-motsi 
itsi-nin  wna-tori  ni-nin-dzütsü  tsiti-te  ßki-tori-si-ga  amari-ni  mi-kata  utsi-zini-sü.  O-o-gawutsi 
kore-wo  mite  rib-tai-sib-ni  köte  mbsl-keru-wa  go-ran-sbraje  mi-kata  o-oku  utare-sbrb  on-uma- 
zimsi-wo  taterare-sbrb-je-to  mbsi-kere-ba  rib-tai-sib  uma-ivo  kajesi  uma-ziru.si-ico  tate-katanm. 
Kore-ni  jori-te  mi-kata  sükosi  otsi-nobi-tare-ba  rib-tai-sib-mo  mata  fiki-toru  tokoro-ni  teki  zen- 
go-ni  mitsi-mitsi-te  fo-sotsu  o-oku  utartiru.  (J-o-gawutsi  mata  rib-tai-sib-ni  köte  uma-zirusi-wo 
tatsü.  Ataka-mo  o-o-midzü-no  gotoku  muragari-kitarit  tai-teki  tai-sib-to  mite  nori-sikatte  sasi- 
tori  fild-tsüme  iru-to  ije-domo  ^  ^  siju-ziü  fadzüka-ni  si-ki-ico  nori-kake  utsi-tom-beki-to 
sezu  tada-bito-no  fataraki-ni  arazü  oboje-tari.  Tai-sib-n»  uma-zirusi-iöo  siru-be-ni  uma-ni 
fanare-taru  fei-domo  sib-sib  fissi-wo  manukari-keri. 

Die  Kriegsmacht  des  Grrossen  der  Hauptstadt  ziii-  Linken.  Menschen  und  Pferde, 
wurde  in  die  tiefen  Wasserwirbel  an  der  Krümmung  des  Flusses  getrieben,  und  die 
Hälfte  ertrank.  In  der  Abtheilung  Sisi-do's,  Statthalters  von  Bi-zen,  wurden  viele  Leute 
getödtet,  und  die  Feldherrnfahne  des  weissen  Vogels  wurde  von  dem  Feinde  erbeutet. 
Mi-tsu  mura,  Statthalter  von  Ki-i  und  Andere  nahmen  zwei  oder  drei  Menschen  mit  sich 
imd  zogen  sich  zurück.  Kadzu-josi  nahm  bloss  einen  ßeiter:  O-o-gawutsi  Mo,  Zugesellten 
des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  Juki-naga  bloss  einen  Keiter:  0-o-ta-kari  Ko 
Saburo  mit  sich.  Je  ein  Träger  der  Feldherrnfahne,  ein  Träger  der  Geräthschaften  und 
zwei  Pferdehälter  schlössen  sich  an  und  zogen  sich  mit  ihnen  zurück.  Die  Unserigen  fielen 
in  übergrossen  Mengen. 

Als  O-o-gawutsi  dieses  sah,  bat  er  die  beiden  Heerführer  und  sprach:  Sehet!  die 
Unserigen  werden  in  Menge  getödtet.  Es  möge  eure  Feldherrnfahne  aufgestellt  werden.  — 
Die  beiden  Heerführer  wendeten  ihre  Pferde  und  stellten  die  Feldherrnfahne  fest  auf. 
Als  demgemäss  die  Auflösung  der  Unsej-igen  ein  wenig  sich  verzögerte,  zogen  sich  auch 
die  beiden  Heerführer  zurück.  In  diesem  Augenblicke  wuchs  der  Feind  vorwärts^  und 
rückwärts  immer  mehr  an  und  viele  Fussgänger  wurden  erschlagen.  O-o-gawutsi  bat 
nochmals  die  beiden  Heerführer  und  stellte  die  Feldherrnfahne  auf.  Als  der  eben  gleich 
einer  Wasserfluth  in  Schaaren  herankommende  gewaltige  Feind  sah,  dass  es  Heerführer 
seien,  ergriff  und  spannte  er  sclieltend  den  Bogen  und  schoss.  Er  sollte  jedoch  nicht  im 
Stande  sein,  gegen  kaum  vier  begleitende  Reiter  heranzureiten  und  sie  zu  erlegen.  Er 
erkannte,  dass  es  kein  Unternehmen  gewöhnlicher  Menschen  sei.  Indem  sie  die  Feld- 
herrnfahne der  Heerführer  zum  Kennzeichen  machten,  entkamen  die  von  ihren  Pferden 
getrennten  Krieger  in  geringer  Anzahl  dem  gewissen  Tode. 

Mata  uru-san-zib  tsikaki  tokoro-ni  fori-gutsi  ikken  amari-no  wi-mizo  ari.  Kadzu-josi  juki- 
naga  mata  mizo-wo  usiro-ni  atete  uma-nori  sajure-ba  uma-zirusi-ioo  mite  juki-naga-no  gun- 
beö-ni-iva  jjj$  ^  kan-be  ^  f^  feö-saku  süge  tarö-süke  ffi  B9  kame-da  ff  gon-fei-je  zeo^ 
nado  zikki  bakari  kadzü-josi-no  gun-beo-ni-wa  kon-do  zin  sa-je-mon-zeo  ^  P^  iwa-ma  taro 
fei-je-zeo  wosa-da  go  fei-je  zeo  jama-zaki  ki  u-je-mon  zeo  fuku-tsi  ka  u-je-mon  zeo  nado  titsi- 
morasarete  fase-kitaru.  Kon-do  teppo-no  zib-dzu  nare-ba  san-siaku  go-sün-no  tsütsü-wo  motte 
tsikadzükn  teki-wo  utsi-tate-keru. 


Der  Feldzug  dek  Japanee  gegen  Corea.  141 

Als  ma,u  wieder  der  Festung  Uru-san  nahe  war,  befand  sich  au  der  Mündung-  des 
Grabens  ein  über  ein  Ken  breiter  Brunnengraben.  Kadzu-josi  und  Juki-naga  keJirten 
den  Rücken  gegen  den  Wassergraben  und  stellten  Reiter  hin.  Bei  dem  Anblicke  der 
Feldherrnfahne  sprengten  aus  der  Zahl  der  Krieger  Juki-naga's :  Kan-be  Feö-saku.  Suge 
Taru-suke,  Käme  da  Gon,  Zugeseilter  der  beAvaflfneten  Leibwache  und  Andere,  im  Ganzen 
zehn  Reiter,  aus  der  Zahl  der  Krieger  Kadzu-josi's:  Kon-du  Zin,  Zugeseilter  des  TJiores 
der  Leibwache  zur  Linken,  Iwa-ma  Ta-ro,  Zugeseilter  der  bewaffneten  Leibwache,  Wosa- 
da  Go,  Zugesellter  der  bewaffneten  Leibwache,  Jama-zaki  Ki,  Zugesellter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Rechten,  Fuku-tsi  Ka,  Zugeseilter  des  Thores  der  Leibwache  zui- 
Rechten,  und  Andere,  welche  dem  Gemetzel  entronnen  waren,  herbei.  Da  Kon-do  in 
der  Handhabung  der  Flinte  geschickt  war,  schoss  er  mit  einem  drei  Schuh  fünf  Zoll 
messenden  Rohre  fortwährend  gegen  den  herannahenden  Feind. 

Faja  tal-tekl  Irl-mau-dri-te  tai-sib-no  sa-jü-jori  tori-ki.ran-to  sü.  O-o-gawutsi  kadzü-jvsi-iii 
mukatte  sen-naki  tokoro-ui  on-uma-wo  tatercü^e-sord.  Go-ran-soraje  teki  iisiro-tco  tori-kiri-sbru 
fajakx  zio-nai-je  on-iri  atte  fei-ura-no  on-ge-dzi-shro-hesi.  Koko-ni-te  teki  fjo-ki  ziü-ki  utsi-suro- 
to-mo  ncüii-fodo-no  koto-ka  wru-beki  mata  kon-teu  asa-no  tono  sisi-do-ga  ko-ja  teki-ui  jakare- 
sorh  un-dzin  mada  sbrb  tekl-ni  jakare-sbrawa-ha  fu-kaku  taru-heku  sbrb.  Sükosi-no  aida  nari- 
to-fiio  ko-ja-wo  motsi-te  zi-sib-tsükamatsüru-besi-fo  i-i-kere-ba  kadzu-josi  fata-to  nirami-te  kö- 
zib-ni  onore  iian-no  ^  kö  ari-te  otonasi-jaka-naru  kotoba  kana  are-wa  mi-kata-ni  arazü-ja 
onore  fajaku  noku-beki  jose-kotoba  taru-besi-fo  ikani.  0-o-f/awutsi  kasanete  iivahi  ^|J  kb-ni-mo 
jorot>i-ki  tokoro  koso  aru-be-kere  manako-ni  sajegiru  fodo-nu  koto-ni  ^  kn  ^  '^  fu-ku-ica 
iru-mazi-ku  sbrb.  Ano  ki-fata  kurv-fata-wa  nan-no  mi-knta-nite  sbrb-zo-ja.  Sen-naku  un-inotsi- 
wo  ^  \^  i'u-tsiü-ni  süteraru-beki-jori  fajaku  on-uma-icu  irerarete  rö-zib  fsüdzüki-yataki-ni 
oi-te-toa  zib-tsiü-iii  fi-ico  kake  on-seppuktt,  koso  tai-sib-no  go-fon-i  taru-be-kere-to  araraka-ni 
mbsi-kere-ba  kadzh-josi    ^   ri-ni  fttsi-te  sara-ba  sono  mime  sa-kib-tai-fu-ni  iü-besi-to  ijeri. 

Schon  drang  der  gewaltige  Feind  rings  umher  ein  und  schickte  sich  an,  von  dei"  rech- 
ten und  linken  Seite  der  Heerführer  Alles  zu  erfassen.  0-o-gawutsi  sprach  zu  Kadzu-josi : 
An  einen  nutzlosen  Ort  wird  dein  Pferd  gestellt.  Siehe!  Der  Feind  erfasst  die  Rückseite. 
Indem  du  schnell  in  die  Feste  ti-ittst,  müssen  die  AVeisungen  für  die  innere  Seite  des 
Erdwalles  erfolgen.  Wenn  man  hier  auch  fünf  feindliche  Reiter,  zehn  feindliche  Reiter 
erlegt,  von  welchem  Belang  kann  dieses  sein?  Auch  wurden  lieute  Morgen  die  Hütten 
des  Herrn  Asa-no  Sisi-do's  von  dem  Feinde  verbrannt.  Dein  Lager  ist  nocli  da.  Wenn 
es  von  dem  Feinde  verbrannt  wird,  wird  es  ein  Fehler  sein.  Sollte  es  aiudi  erst  nach 
einer  Weile  sein,  man  muss  die  Hütten  verbrennen. 

Kadzu-josi  blickte  sehr  finster,  und  sprach  zürnend  mit  lauter  Stimme:  Welche 
Verdienste  hast  du?  O  mattherzige  Worte!  Sind  Jene  dort  nicht  die  Unserigen?  Es 
müssen  Worte  sein,  die  du  vorbringst,  um  dich  scJinell  entfernen  zu   können. 

0-o-gawutsi  sprach  wieder:  Die  Festigkeit  muss  einen  angemessenen  Platz  liaben. 
Wo  eben  voi-  dem  Auge  Verdeckung  ist,  kommt  es  nicht  darauf  au.  ob  Verdienste  sind 
oder  keine.  Jene  gelben  Fahnen,  jene  schwarzen  Fahnen,  auf  welclun-  Seite  (auf  unserer 
oder  auf  feindlicher)  sind  sie?  Anstatt  vmnütz  dein  Leben  auf  dem  Wege  opfern  zu 
müssen,  sollte  lieber  schnell  dein  Pferd  hereingebracht  werden,  und  weil  fortwälu-end 
belagert  sein,  unmöglich  ist,  sollte  an  die  Feste  Feuer  legen  und  den  Bauch  aufschnei- 
den, nur  der  Vorsatz  des  Heerführers  sein.  —  Er  sagte  dieses  auf  rauhe  Weise.  Kadzu- 


]_42  Pfizmäiee. 

josi  unterwarf  sicli  den  Gründen  der  Vernunft  und  sprach:  Man  muss  diesen  Entschluss 
dem  Grossen  der  Hauptstadt  zur  Linken  sagen. 

0-o-qawutsi  kei-teu-ni  nori-mukai-te  fi-da-no  kami  sika-sika  zoii-züru-to  i-i-kere-ba  juki- 
naga  go-motto-mo-ni  sbrb-tote  sügib-ni  zio-nai-je  nori-iri-nu.  Kadzü-josi-mo  ikken  aiimri-no  loi- 
mizo-ivo  tobase  nori-iri-keri.  0-o-(jawutsi-mo  tsüdzüki-noku  tokoro-ni  kadzü-josi-no  Jr  *'*'  i'wa- 
ma  ta-ru  fei-je-zeö  wosa-da  go  fei-je-zeu-ga  nottaru  uma  mizo-wo  tobi-jezare-ba  o-o-gaioutsi 
nori-mukete  mutsi-wo  utsi-nori-kajesi  ke-kakete  tobase-jo  kaica-je  nori-orose-to  sina-zina  tsikara- 
wu  süje-kere-domo  uma  katsü-te  süsümazü.  Uma-jori  ori-jo-to  iü  tokoro-ni  faja  teki  nori-kite 
iwa-ma-ga  kabuto-wo  tsükande  kura-no  maje-wa-ni  ßki-tsüke  katana-no  mine  utsi-wo  motte 
tatsi-matd  kubi-wo  utsi-nui-tari.  Wosa-da  uma-jori  ori-tatan-to  süru  tokoro-ni  un-no  kiwame- 
no  kanasi-sa-wa  ibara  oi-zigeri-taru  mannaka-je  ori-keru-im  teki  faja  kake-jotte  otosi-mo 
tsükezu  ibtsi-tottari. 

0-o-gawutsi  ritt  zu  dem  Grossen  der  Hauptstadt  zur  Linken  und  sagte  ihm,  dass 
der  Statthalter  von  Fi-da  so  und  so  denke.  Juki-naga  sprach:  J-]r  hat  Recht.  —  Hier- 
mit ritt  er  geraden  Weges  in  die  Feste.  Auch  Kadzu-josi  Hess  das  Pferd  den  über  ein 
Ken  breiten  Brunnengraben  überspringen  und  ritt  herein,  ü-o-gawutsi  entfernte  sich 
nach  ihnen  ebenfalls.  Da  in  diesem  Augenblicke  die  von  den  Kriegsmännern  Kadzu- 
josi's:  Iwa-ma  Tarn,  Zugeseiltem  der  bewafl'neten  Leibwache,  und  Wosa-da  Go,  Zugesell- 
tem  der  bewaffneten  Leibwache,  gerittenen  Pferde  den  Wassergraben  nicht  überspringen 
konnten,  sagte  0-o-gawutsi:  Wendet  die  Pferde  entgegen,  gebet  die  Peitsche,  wendet  die 
Pferde  zurück!  Tretet  in  sie  und  lasset  sie  hinüberspringen!  Reitet  zu  dem  Flusse  her- 
ab! —  Er  ermuthigte  sie  auf  allerlei  Weise,  allein  die  Pferde  gingen  niemals  vorwärts. 
Er  sagte:  Steiget  von  den  Pferden  ab!  —  In  diesem  Augenblicke  waren  die  Feinde 
herangeritten.  Sie  erfassten  den  Helm  Iwa-ma's,  zogen  ihn  zu  dem  vorderen  Sattelringe, 
schlugen  ihm  vermittelst  eines  Hiebes  mit  der  Schwertspitze  plötzlich  das  Haupt  ab 
und  rissen  es  empor.  Als  Wosa-da  von  dem  Pferde  steigen  wollte,  stieg  er  durch  einen 
äusserst  bedauerlichen  Zufall  mitten  in  dichtgewachsenes  Dorngesträuch.  Die  Feinde 
sprengten  bereits  heran  und  erlegten  ihn,  ohne  sich  ihn  eritgehen  zu  lassen. 

Sono  utsi-ni  o-o-gawutsi-ni  go-ka-sio  uma-ni  si-ka-sio  ja-wo  i-tate-keru  ku-ka-sio-no  ja-too 
iikete  fiki-kajesi  fiki-sirizokan-tn  si-kere-ba  teru-moto-no  gun-si  bin-go-no  kimi-no  ziü-rän  mi- 
tsü  mura  ki-i-no  kami  tada  ikki  nori-todaje-ioite  ki-doku-ni  on-kakoi-sorh  mono  kana  sare- 
domo  sen-nakib  sbrb-to  iü.  O-o-gaimitsi  kotajete  tagui-naku-mo  nokori-tamb  isogi  ß-i-te  iri- 
tamaje-to  kotoba-ivo  tsügatte  tada  fidari  singari-site  sirizoki-keru-ni  o-o-gaimbtsi-ga  saki-ivo 
asi-ge-no  uma-ni  nori-taru  tai-sib-to  obosi-ki  teki  joko  kitte  toworu.  0-o-gawutsi  nori-kake 
kiri-farb.  Teki  sono  tatsi-wo  sakura  tote  fizori-ker^i-ga  fuke-da  koioovi-no  uje  nare-ba  mi-tsü 
mura-ga  maje-nite  nori-katamuke  uma-no  fidzüme  kata-karane-ba  bib-bu-ioo  tawosü  gotoku-ni 
joko-sama-ni  taivore-si-ico  mi-tsü  mura  sünawatsi  tobi-wori-te  ai-tttsi-sbrb-to  kotowari-te  teki-no 
uje-ni  nori-kakaru.  0-o-gawutsi  uma-wo  todomete  nanigasi-ga  tatsi-tva  uma-ni-mo  fito-ni-mo 
atarazü  isasaka  ai-utsi-ni-wa  arazü  te-maje-wo  isogi  kubi-wo  tori-tamaje-to  iü.  Mi-tsü  mura 
sikoru-ico  fane-agete  kubi  fajahb  süri-otosi  uma-ni  utsi-nori  rib-nin  tsütsüga-nakn  singari-site- 
zo  fiki-tori-keru. 

Unterdessen  schoss  man  auf  0-o-gawutsi  fünf,  auf  sein  Pferd  vier  Pfeile.  Er  hatte 
neun  Pfeilschüsse  erhalten  und  wandte  sich.  Als  er  sich  zurückziclien  wollte,  unterbracli 
ein  einzelner  Reiter,  ein  Kriegsmann  von  dem  Heere  Teru-moto's,  der  in  dem  Reiche 
Bin-go  wohnhafte  Mi-tsu  mura,  Statthalter  von  Ki-i,  für  eine  Zeit  den  Ritt  und  sprach  : 


Dee  Felüzug  der  Japaner  geoen  Cokea.  143 

Man  uinzingelt  dich  auf  seltsame  Weise!  Es  ist  aber  unnütz.  —  0-o-gawutsi  erwiederte : 
Du  bist  auf  unvergleiclilielio  Weise  nocli  übrig.  —  Er  setzte  hinzu:  Ziehe  dich  eilig 
zurück  und  tritt  ein!  —  Als  jedoch  Beide  als  Nachhut  sich  zurückgezogen,  kam  vor 
O-o-gawutsi  ein  auf  einem  weissgrünen  Pferde  reitender  Feind,  den  er  für  einen  Heer- 
führer hielt,  schräg  einhauend  vorbei.  O-o-gawutsi  ritt  gegen  ihn  und  hieb  ihn  weg. 
])er  Feind,  um  dessen  Scliwerte  auszuweichen,  bog  sich  zurück.  Da  es  ein  tiefes  Feld 
und  auf  dem  Eise  war,  war  der  Huf  des  Tferdes,  das  er  vor  Mi-tsu  mura  nach  der  .Seite 
Avendete,  nicht  fest.  Es  hei,  wie  man  einen  Windschirm  niederwirft,  querüber  zu  Boden. 
Mi-tsu  mura  sprang  ab  und  (M-klarend,  dass  man  ihn  gemeinschaftlich  eidege,  stieg  er 
auf  den  Feind.  O-o-gawutsi  hielt  das  Pferd  an  und  sprach:  Mein  Schwert  traf  weder 
das  Pferd  noch  den  Keiter.  es  handelt  sich  durchaus  nicht  um  Erlegung.  Mögest  du 
schnell  das  Haupt  nehmen.  —  Mi-tsu  mura  schnitt  das  Plalseisen  ab,  erhob  es  und 
machte  schnell  das  Haupt  herabfallen.  Er  bestieg  sein  Pferd,  und  die  beiden  Männer 
zogen  sicli   als  Nachhut   unbehelligt  zurück. 

Kaku-te  siro-je  nori-iri  o-o-gawutsi  fuku-tsi  ka  a-je-mon-zeö-ni  mukatte  kadzü-josi-ko-iva 
ikn-ni-1o-toi-kere-ha  fuku-tsi  sirazü-to  kntajeru.  O-o-gatcutsI  onore-ica  fajaku  nori-iri-te  3^ 
sijü-no  jtikuje-ico  sirazaru-ja-to  iä  tokoro-ni  juki-naga-no  saki-te  asa-no  sä-je-mon  süke 
kataivara-ni  ari-si-ga  o-o-gaioutsi-ni  mukatte  kadzü-josi-ko-ica  tada  ima  ano  iiippon-77iatsi-no 
jake  ato-iiite  tasika-ni  utare-sase-tamo-to-zo  i-i-keru.  O-o-gawutsi  kiki-mo  ajezu  ika-ni  sa-je- 
mon  süke  onore-wa  san-koku  itsi-no  kosi-nuke  kana  fi-da-no  kami-xca  on-hü-gib-ni-ica  arazü-ja 
on-bu-gib-no  utsi-zini-süni-wo  mi-snfete  inotsi  tasükari-keru-ni-ja.  Fi-da-no  kami  ufsi-zini  ßtsü- 
dzib-ni  oi-te-wa  tai-hu-dono-je  uttajete  kubi-wo  fanen-to  ikai'i-kerii  tokoro-je  ta-naka  ko  sa-je- 
mon  zeo  sono  foka  ni-nin  kitari  ta-naka  ki-ite  o-o-gawutsi-ga  gotokn  mata  sa-je-mon  süke-wo 
akko-sü.  Sara-ba  fi-da-no  kami-no  fone-wo  ßrowan-fo  si-ki  namida-to  nori-idasü  tokoro-ni 
fi-da-no  kami-wa  uma-wo  kirarete  katsi-datsi-ni  nari-te  ja  san-bon  i-taterare  fei-to  saku-to-no 
aida-ni  seme-komerare-i-tainajeri.  Ko-ike  sin  fatsi-rö  si-midzü  ja  taru  ta-da  ma-go  sa-je-mon 
pfl  ^  naka-mura  ^  kan  si-ro  zen-go-tvo  kakoi-te  siu-go-sü.  Mukb-ni-ica  teki  roku-sitsi-ki 
iiori-mnkatte  sasi-tsüme  fiki-tsüme  san-zan-ni  iru.  Si-midzü  sü-fada-nite  ari-si-ga  siil-kun-no 
ja-omote-ni  tatsi-frtsagari-te  muna-ita-ico  ura-gaje  bakari  ni-ka-sio  made  uke-tari-keri .  Ta- 
naka  o-o-gaioutsi-ra  kore-tvo  mite  teki-wo  utan-to  fase-kakari-kere-ba  teki-wa  mina  fiki-tori-nu. 

Somit  ritten  sie  in  die  Feste.  O-o-gawutsi  stellte  an  Fuku-tsi  Ka,  Zugesellten  des 
Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  die  Frage:  Wie  steht  es  um  den  Fürsten  Kadzu- 
josi?  —  Fuku-tsi  antwortete,  er  wisse  es  nicht.  O-o-gawutsi  sprach:  Du  bist  schnell 
hereingeritten  und  weisst  nicht,  wohin  der  Gebieter  gekommen  ist?  —  Der  zu  dem 
Vorti-abe  Juki-naga's  gehörende  Asa-no,  Gehilfe  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken, 
stand  zur  Seite  und  sprach  zu  O-o-gawutsi:  Fürst  Kadzu-josi  ist  eben  jetzt,  nach  dem 
Brande  jener  Nipponstrasse,  sicher  erschlagen  worden.  —  O-o-gawutsi  hörte  nicht  bis  zu 
Jilmle  und  sprach  zornig:  (liehilfe  des  Thores  der  Leibwache  zur  liinken!  Du  einer  der 
Feiedinffe  der  drei  Reiche!  Ist  der  Statthalter  von  Ki-da  nicht  ein  Oberaufseher?  Du 
hast  wohl  nicht  beachtet,  dass  der  Oberaufseher  in  dem  Kampfe  fällt  und  hast  dein 
Leben  gerettet.  Wenn  man  Gewissheit  hat,  dass  der  Statthalter  von  Fi-da  gefallen  ist, 
werde  ich  dich  bei  dem  Herrn  Grossen  der  Hauptstadt  verklagen  und  dir  das  Haupt 
abscimciden.  —  Ta-naka  Ko,  Zugeseilter  des  Thores  der  Leibwa(;he  zur  Linken  und 
noch  zwei  Andere  kamen  jetzt  herbei.  Als  Ta-naka  die  Suclio  hörte,  schmähte  er  eben- 
falls den  Gehilfen  des  Thores  der  Leibwat-lie  zur  Linken,    wie    es  O-o-gawutsi    gethan. 


I 


144  PnZMAIER. 

Als  indessen  vier  Reiter,  um  die  Gebeine  des  Statthalters  von  Fi-da  aufzulesen, 
unter  Thränen  hinausritten,  befand  sich  der  Statthalter  von  Fi-da,  nachdem  sein  Pferd 
erschlagen  worden,  zu  Fusse  und  während  nach  einander  drei  Pfeile  gegen  ihn  ab- 
geschossen wurden,  zwischen  dem  Erdwall  und  dem  Pfahlwerk  eingezwängt.  Ko-ike  Sin 
Fatsi-r6,  Si-midzu  Ja  Ta-ro,  Ta-da  Ma-go  von  dem  Thore  der  Leibwache  zur  Linken, 
und  Naka-mura  Kan-Si-ro  schlössen  ihn  vorwärts  und  rückwärts  ein  und  schirmten  ihn. 
Gegenüber  ritten  gegen  sie  sechs  bis  sieben  feindliche  Reiter,  spannten  unaufhörlich 
den  Bogen  und  schössen  mit  Pfeilen.  Si-midzu  war  blossleibig.  In  der  Pfeilschussweite 
des  Vorgesetzten  und  Gebieters  stehend  und  versperrt,  erhielt  er  seinerseits  in  die  Vor- 
derbrust zwei  Pfeile.  Als  Ta-naka  und  0-o-gawutsi,  welche  dieses  sahen,  in  der  Absicht, 
die  Feinde  zu  erlegen  heransprengten,  zogen  sich  die  Feinde  zurück. 

Säte  kadzü-josi-ni  tsikadzüki-te  on-utsi-zini-to  uke-tamawari-si  tokoro-ni  kakii  me-de-taki 
on-koto-no  sbro-beki-ka  soso  tori-irase-tamaje-to  ono-ono  i-ite  jorokobi-keru.  Waki-jori  sl-midzü 
ta-naka  o-o-gawutsi-ni  mukatte  nikko-to  waratte  mune-no  ja-kidzü-ivo  osijete  köre  mi-tamaje. 
Nan-on-no  waki-wo  fodo-naku  joku  awase-taru-ni  arazü-ja  ika-ni  ono-ono  rmikasi  vj^  ^ 
gen-fei-no  tatakai-ni  o-siü-no  ^  ^  tsügi-nohu-ga  no-to-no  kami-ga  foso-ja  fito-süzi  mune-ni 
uke  iki-no  sita-ni  kasüka-ni  kotaje-tari-to  i-i-tsütaje-si-iva  itsüwarl  naru-besi.  Soregasi-wa  tai- 
min-no  sei-feo-ga,  fuje-dake  fodo-no  naga-ja-dzüka-ni  o-o-ne-tvo  motte  ki-korni-tvo  i-kiri  se-bone- 
ivo  wari  futa-ja  uke-tari-to  ije-domo  sükosi-mo  kurusi-karazaru-to  tsüne-no  tei-ni  katari-keru. 
0-o-gaioutsi  ta-naka  o-oki-ni  fomete  siü-kim-ivo  saki-ni  täte  si-midzü-wo  kata-ni  kake  zib-nai- 
ni  iri-ni-keri.  Sio-nin  kore-wo  mite  appare  dai-kb-no  tsuwa-mono  kana  nan-on-ni  oi-te-wa 
saki-nori-si  ima  mata  sijn-no  mi-nl  kawari  utsi-zini-sü.  Kokoro-zasi-no  fodo  kan-teo-no  ^£  ^ 
ki-sin  nippon-no  J^  ^  tada-nobu-to  iü-to-mo  kore-ni-iva  sügi-zi-to  kan-zi  ajeri-keri.  Joka- 
ted  tsüi-ni  si-si-keri.  Sü-nin  joroi-no  sode-wo  7iurasi-kerl.  Kabane-wa  to-tsin-ni  udzümatte  uru- 
san-no  tsiri-to  kua-süre-domo  na-iva  kumo-no  uje-ni  sobijete  matsü-dai-no  kikoje-wo  odorokasü 
tagui-sükunaki  jü-si-nari. 

Alle  näherten  sich  Kadzu-josi  und  sagten  freudevoll :  Sollte  es  in  dem  Augenblicke, 
wo  wir  hörten,  dass  du  im  Kampfe  gefallen  bist,  ein  so  glückliches  Ereigniss  sein? 
Mögest  du  schnell  den  Eintritt  bewerkstelligen. 

Von  der  Seite  gegen  Ta-naka  und  0-o-gawutsi  gekehrt,  sprach  Si-midzu  lächelnd 
von  der  Verwundung  seiner  Brust  durch  Pfeile  und  sagte,  indem  er  sein  gewöhnliches 
Aussehen  hatte:  Sehet  dieses!  Ist  nicht  die  Flanke  von  Nan-on  sogleich  gut  zurecht  ge- 
bracht worden?  Was  meint  ihr  ein  Jeder?  leinst  bei  dem  Kamjjfe  zwischen  Gen  und 
Fei  erhielt  Tsugi-nobu  von  0-siü  einen  dünnen  Pfeil  des  Statthalters  von  No-to  in  die 
Bi'ust.  Indem  sein  Athem  zu  Ende  ging,  antwortete  er  mit  schwacher  Stimme.  Diese 
Erzählung  muss  eine  Lüge  sein.  Obgleich  ich  aus  einem  Bündel  langer  Pfeile  der  avis- 
erlesenen Streitkräfte  des  grossen  Ming  von  der  Grösse  des  Flötenbambus '  zwei  Pfeile, 
die  abgeschossen  mit  den  grossen  Widerhaken  den  Panzer  unter  den  Kleidern  zerschnitten, 
das  Rückgrat  spalteten,  erhalten  habe,  ist  mir  dieses  nicht  im  Geringsten  lästig.  —  0-o- 
gawutsi  und  Ta-naka  spendeten  ihm  grosses  Lob.  Sie  stellten  den  Vorgesetzten  und  Ge- 
bieter voran,  hoben  Si-midzu  auf  die  Schultern  und  traten  in  die  Feste.  Die  Menschen, 
welche  dieses  sahen,  waren  sämmtlich  gerührt  und  sprachen :  Welch'  ein  unbeugsamer 
Krieger!    In  Nan-on   war  er  einer  der  vordersten  Ersteiger.  Jetzt  wieder  fällt  er  für  den 


'   Fuje-dake,  ein  Bambus,  aus  welchem  Fluten  verfertigt  werden. 


Der  Feldzuu  ukr  Japankr  gegen  Corea.  145 

Gebieter  im  Kampfe.  Die  Grösse  seines  Simies  wird  selbst  von  Ki-sin  in  dem  Hause  der 
Han,  vun  Tada-nubu  in  Nippon  nicht  übertroffen!  —  Am  nächsten  Morgen  starb  er.  Mehrere 
Menschen  befeuchteten  die  Aermel  der  Panzer.  Ward  auch  sein  Leichnam  in  die  Erde 
vergraben  und  in  Staub  von  Uru-san  verwandelt,  es  ist  ein  unvergleichlicher  muthiger 
Krieo-smann,  dessen  Name,  hoch  über  die  Wolken  sich  erhebend,  den  Ruf  der  letzten 
Zeitalter  in  Schrecken  setzt. 

Sikarn-ni  kadzu-josi-wa  san-ka-sio-no  ja-ivo-mu  nvJcazü  nagaruru  tsi-wo-nw  nuguwazü-site 
fei-ura-no  ^  j^Jt  jaku-sio  wari-m.  Ni.si-wa  u-o-ta  ß-da-no  kavii  kita-wa  ka-to  ju  sa-je-mon 
zeC>  fii-.ü  sisi-do  hi-zen-no  kaial  ßgasi-wa  asa-no  sa-kiu  dai-fu  minami-wa  umi  nara-ba 
katamibru-ni  ojobazü-to  jaku-sio-wo-zo  sadame-keru.  Kaku-te  o-o-gawutsi  mo  sa-je-vion  zeo  tada 
ikki  ku-ja-ha-wo  sasi-te  nori-idasü-ivo  mite  ta-naka  ku  sa-je-mon  zeu  kaica-mura  ziü-süke 
fajasi  kak/i  u-je-mon  zeo  kore-wa  ika-ni-to  tu.  0-o-gaivutsi  kotajete  dzin-ja  imada  teki  jori- 
jakazare-ha  zi-sio-sen-to  siu-kun-ni  mbsi-tsüru  kotoba  ari.  Sijü-viei-ni  arazare-ba  ß-bai-je 
i-i  dan-zürii  koto-ni  arazü  wäre  fitori  ßtki-te  fon-dzin  "f^  15$  ge-dzin  jaki-farb-beki  tarne  nari- 
to  i-i-kere-ba  ta-naka-ivo  fazimete  ono-ono  motto-mo-tote  wäre  otorazi-io  nori-idasi  mi-no  koku- 
no  oivarl-jori  fon-dzin-ni  tori-komori  ja-tsiü  i-no  koka-ni  üaru  made  kagari-wo  taki  ko-ja-ba 
ken-go-ni  motsi-ivi-tari. 

Unterdessen  vertheilte  Kadzu-josi,  ohne  die  an  drei  Stellen  erhaltenen  Pfeile  heraus- 
zuziehen und  ohne  das  lliessende  Blut  abzutrocknen,  die  Plätze  für  die  Dienstleistungen 
innerhalb  des  Erdwalls.  Er  bestimmte  diese  Plätze  folgendermassen :  Im  Westen  0-o-ta, 
Statthalter  von  Fi-da,  im  Norden  Ka-to  Jo,  Zugeseilter  des  Thores  der  Leibwache  zur 
Linken,  Vater  und  Sohn,  ferner  Sisi-do,  Statthalter  von  Bi-zen,  im  Osten  Asa-no,  Grosser 
der  Hauptstadt  zur  Linken.  Da  im  Stiden  das  Meer  war,  brauchte  er  diese  Seite  nicht 
zu  sichern. 

Dabei  ritt  O-o-gawutsi  Mo,  Zugeseilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  ganz 
allein  gegen  den  Platz  der  Hütten  hinaus.  Als  Ta-naka  Ko,  Zugeseilter  des  Thores  der 
Leibwache  zur  Linken,  Kawa-mura  ZiiVsuke  und  Fajasi  Kaku,  Zugesellter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Rechten,  ihn  sahen,  fragten  sie,  was  dieses  zu  bedeuten  habe.  O-o- 
gawutsi  antwortete:  Da  der  Feind  die  Lagerhäuser  noch  nicht  verbrannt  hat,  wurde  von  dem 
Vorgesetzten  und  Gebieter  das  Wort  ausgesprochen,  dass  wir  sie  selbst  verbrennen 
werden.  Da  es  nicht  der  Befehl  des  Gebieters  ist,  ist  es  keine  Sache,  die  man  den 
Gefährten  sagt.  Ich  werde  allein  hingehen  und  das  ursprüngliche  Lager  sammt  dem 
unteren  Lager  wegbrennen.  Desswegen  ist  es.  —  Ta-naka  voi-an  sagte  ein  Jeder,  es  sei 
Reclit.  Sie  ritten  im  Wetteifer  hinaus,  und  hielten  sich  seit  dem  Ende  der  sechsten 
Stunde'  in  dem  ursprünglichen  Lager  verborgen.  In  der  Nacht  brannten  sie  bis  zu  der 
zwölften  Stunde-'  Leuchtfeuer  und  bewachten  den  Platz  der  Hütten  sorgfältig. 

Sikaru-td  ka-to  kazüje-no  kami  kijo-masa-wa  uru-san-jori  ni-fiaku-go-zm-teö-ioo  fedatete 
se-zü-kai-ni  ^  ^  zai-.zib-se-si-ga  sa-kib  dai-fu  sisi-do-ga  fei  kua-fan  utsi-zini-si  ß-da-no 
kami-ivo  fazimete  ro-zio-no  tokoro-ni  tai-min  nin-zü  fatsi-ziti-man-ki-ivo  motte  uru-san-wo  tori- 
kakomi-taru-to  kiki-mo  ajezü  kijo-masa  kuro-ito  odosi-no  joroi-wo  ki-nasi  utsi-kabuto-no  ico-ico 
simete  ko-sib  ziü-go-nin  tsükai-ban-no  saburai  go-nin  motsi-dzntsü  ni-ziü-teö  katsi-mono  san- 
ziü-nin  mesi-tsüre  sitsi-tan-no  ko-bime-ni  nori-te    ba-ren-no    uma-zirusi  fune-no    omote-ni    osi- 


'   Vun  II   liis   11  Ulli-  Morgens. 

-   Von  9  bis  11  Uhr  Abends. 

19 
Denkschriften  der  phil.-liist.  Cl.  XXIV.  Bd. 


l 


146 


PnZMAIER. 


täte  momi-ni  monde  osi-jose-keru-ga  kijo-masa  dai-won-wo  agete  ima  kono  toki-ni  itatte  ka-ko 
sükosi-mo  taruma-ba  tatsi-matsi  kai-tei-ni  kiri-sidzümu-besi.  Mosi  zi-koku  osoku  site  teki-ni 
ßina-te-wo  tori-kirare  zib-tsiü-je  iru  koto  kanawazarib-ni  oi-te-wa  sen-tsiü-no  ka-ko-ni  itarii, 
made  koto-gotoku  kiri-süte  fara  ziü-mon-zi-ni  kaki-kitte  zib-tsm  ziu-ge-no  me-wo  samasi  kai- 
tsiü-ni  toU-iri-te  sünawatsi  riil-zin-to  araware  ^  kii-ivo  fi-gio-si  ^  *)<,  ^  tekkua-seki-wo 
furasi-te  tai-teki-wo  nahikasü-besi-to  ikari-süsünde  nagi-nata-ioo  tsüje-ni  tsüi-te  ajumi-no  ita- 
wo  fumi-narasi  tomo-fe-wo  kokette  tattaru-wa  ta-mon-den-no  gotoku  nari. 

Indessen  war  Ka-to,  Haupt  der  Rechnungen,  Namens  Kijo-masa,  von  Uru-san  zwei- 
hundert fünfzig  Strassenlängen  weit  getrennt  und  befand  sich  zu  Se-zu-kai  in  der  Feste. 
Er  hatte  kaum  gehört,  dass  von  den  Kriegern  des  Grossen  der  Hauptstadt  zur  Linken 
und  Sisi-do's  mehr  als  die  Hälfte  gefallen,  dass,  nachdem  der  Statthalter  von  Fi-da 
sammt  den  Uebrigen  sich  in  der  Feste  eingeschlossen,  das  grosse  Ming  mit  einer 
Menschenmenge  von  achtzigtausend  Reitern  Uru-san  belagere,  kleidete  er  sich  in  einen 
mit  schwarzer  Seide  gehefteten  Panzer.  Er  5;og  die  Schnur  des  inneren  Helmes  fest  und 
nahm  fünfzehn  junge  Begleiter,  fünf  Kriegsmänner  der  abgesandten  Wache,  zwanzig 
Handröhre  und  dreissig  Fussgänger  mit  sich.  Man  stieg  in  sieben  Boote,  pflanzte  auf 
der  Oberfläche  eines  Botes  eine  Feldherrnfahne  von  der  Gestalt  einer  Zahnbürste  auf 
und  kam  unter  starken  Anstrengungen  heran.  Kijo-masa  erhob  die  Stimme  und  rief: 
Wenn  jetzt,  da  die  Zeit  gekommen  ist,  die  Bootsknechte  nur  im  Geringsten  nachlassen, 
so  sollen  sie  plötzlich  auf  den  Boden  des  Meeres  versinken.  Wenn  es  zu  spät  an  der  Zeit 
ist,  die  x\.btheilung  der  Schiffe  von  dem  Feinde  genommen  wird  und  es  niclit  gelingt, 
in  die  Feste  zu  kommen,  so  werde  ich  Alle,  selbst  die  Bootsleute  in  den  Schiffen, 
niederhauen,  mir  den  Bauch  kreuzweise  aufschneiden  und,  die  Augen  der  Höheren  und 
Niederen  in  der  Feste  auf  mich  lenkend,  in  das  Meer  springen.  Ich  werde  dann  als 
Drachengott  erscheinen,  durch  die  Luft  fliegen,  Steine  des  Eisenfeuers  regnen  lassen 
und  den  mächtigen  Feind  niedei'beugen.  —  Hiermit  trat  er  zornig  vorwärts,  steckte  das 
lange  Messer  auf  den  Stab  und  machte  das  Gehbrett  unter  seinen  Füssen  ertönen.  Auf 
dem  Voi-dertheile  und  Hintertheile  des  Schiffes  umherrennend  und  dastehend,  war  er 
gleich  dem  (Höllengeiste)  Ta-mon-den, 

Tai-gim-no  kagari-bi-nite  fa-zib-wo  terasi  oki-wa  faku-tsiii^no  gotoku  nare-ba  fune-wa 
sasi-ja-wo  iru-ni  ni-tari.  8üde-ni  inu-no  koku  bakari-ni  itru-san-je  nori-iru  imada  sb-gamaje 
motsi-katame-tario  zi-setsü-nite  nozomi-no  mama  zib-tsiü-ni  iri-keru.  Kijo-masa  kadzü-jod-ni 
tai-men-si  naname-narazu  jorokonde  i-i-keru-ioa  kono  siro-7iite  ^  ^  ki-rö  issio-ni  kabuto- 
ivo  narabezu-wa  go-nitsi  soregasi-ga  si-kabane-no  ari-sama  fmi-betsü-ni  atawazaru-nl  kakic 
^  %\\  meo-ri-ni-mo  kanai-sbrb  mono  kana-to  isami-keru.  Gitan-rai  kono  siro-iva  kazüje-no 
kami-ga  kio-zib-to  nasü-beki-to-no  koto  nare-ba  jo-so-ni  nomi  mite  jami-nu-beki-ni-wa  arane- 
domo  tai-teki-no  seme-wo  ukete  kon-mib-nitsi-ni  metsü-bb-sü-beki  uru-san-je  massügic-ni  nori- 
iri-keru.  Kokoro-zasl  appare  tai-kb-no  mö-sib  kana-to-zo  kan-zi-keru. 

Da  die  Leuchtfeuer  des  grossen  Heeres  die  Wellen  beleuchteten  und  es  an  dem 
Seeufer  wie  am  hellen  Tage  war,  glichen  die  Schiffe  abgeschossenen  Pfeilen.  Sie  waren 
schon  um  die  eilfte  Stunde^  vor  Uru-san  eingelaufen.  Zu  einer  Zeit,  wo  man  die  all- 
gemeine Umschliessung  noch  besetzt  hielt,  trat  man,  wie  man  gehofft  hatte,  in  die  Feste. 

Kijo-masa,  mit  Kadzu-josi  von  Angesicht  zusammentreffend,  war  ungemein  erfreut 
und  sprach  muthig:    Indess  es,    wenn  ich  in  dieser  Feste    mit    dir    zugleich    den  Helm 


1   Von  7  bis  9  Uhr  Abends. 


Der  Feldzüg  der  Japaner  gegen  Corea.  147 

nicht  in  die  Reihe  stelle,  in  späteren  Tagen  über  die  Beschaffenheit  meines  Leichnams 
zu  urtheilen  nicht  möglich  ist,  stimmt  es  so  mit  dem  dunklen  Nutzen  überein!  —  Da 
diese  Feste  eigentlich  zur  Wohnfeste  des  Hauptes  der  Rechnungen  gemacht  wei-den 
sollte,  durfte  man  sie  nicht  bloss  äusserlich  in  Augenschein  nehmen.  Von  dem  jnäch- 
tigen  Feinde  angegriffen,  konnte  sie  jedoch  heute  oder  morgen  vernichtet  werden,  und 
er  schift'te  i>-eraden  Wey-es  nach  Uru-san.  Man  bewunderte  ihn  und  sagte:  Welch'  ein 
kühner  Anführer  mit  festen  Vorsätzen! 

Kaku-te  san-tai-sib  fei-ura-wo  inawari  sio-fb-no  mamoi-i-gutsi-wo  ge-dzi-si  teki-dzhi-zco 
ziun-ken-si-keru-ga  kijo-masa  tsükai-ban-no  mi-no  he  kin  dai-fu-nl  rimkatte  fi-da  dono-no 
dzin-ni  kagari-bi-no  aru-wa  teki  iri-komi-taru-ka-to  fö.  Mi-no  he  kasikomatte  are-iva  fi-da 
sama  on-uUi-siu  o-ko-ja-wo  mofsi-katame-wlrare-sbrh-tn  musn.  Kijo-maxa  fi-sm-ni  imikatte  Ika- 
naru  on-fakari-goto  sbru-ja  teki  usi-josete  utsi-tori-sbrai-na-ha  zib-nai  viotte-no  foka-no  joivari 
naru-besi.  Sen-naki  koto-ioo  mbsi-tsükerare-sbrb-to  ari.  Kadzü-josi  kotajete  7iippon-koku-tsiü-no 
sin-batsü-ico  tsikatte  sorcgasi-ga  mbsi-tsüke-taru-ni  arazü  onore-onore-ga  zon-zi-tsüme-tani, 
koto-tva  go-do-mo  san-do-mo  soregasi-ga  ge-dzi-ivo  jabutte  katsü-ie  kikaznru-mono  san-nin-mo 
go-nin-mo  sbrb  sadamete  sono  jatsü-bara-ga  si-waza  naru-besi-to  ari-kere-ha  kijo-masa  te-wo 
utsi  säte  ki-ru-wa  sa-jb-no  fito-wo  san-nin  go-nin  motsi-tamajeru-ja  on-urajamasi-ki  fito  motsi 
sib-mib-no  dai-mib-nite  oioasi-masü  soregasi-ga  ije-ni  -f*  jo-ga  mbsü  ^  deu  somuku  fodo-no 
mono  iitori-mo  motsi-sbrawazü.  Ki-fen  koko-kasiko-nite  sio-nin-ni  mo-nuke-tamajerii  koto  ge-ni 
kotowari  nari-to  kan-zi  ika-ni  kin-dai-fu  nanzi  juki-midcatte  sb-sb  fiki-toru-heki  josi  mbsi-tcatasi 
do-db-sü-besi-to  ari.  Mi-no  be  kasikomatte  asi-garu  san-fiakn,  mesi-tsüre-kite  te-gara-no  omnmnki- 
wo  kan-zi  kijo-masa-no  kv-zib  koma-guma-to  i-i-watasü. 

Somit  zogen  die  drei  Heerfidirer  an  der  inneren  Seite  des  Erdwalles  umher,  gaben 
Befehle  hinsichtlich  der  Vertheidigungspunkte  sämmtlicher  Gegenden  und  erkundeten 
das  feindliche  Lager.  Kijo-masa  stellte  an  den  Grossen  Mi-no  be  Kin  von  der  abge- 
sandten Wache  die  P'rage :  In  dem  Lager  des  Herrn  Fi-da  brennen  Leuchtfeuer.  Ist  der 
Feind  hereingekommen?  —  Mi-no  be  sagte  ehrerbietig:  Dort  werden  die  Hütten  der 
Angehörigen  des  Herrn  Fi-da  streng  bewahrt.  —  Kijo-masa  spracli  zu  E'i-siü ' :  Was  für 
ein  Kriegsplan  ist  dieses?  Wenn  der  Feind  herankommt  und  alles  erschlägt,  muss  in 
dem  Inneren  der  Feste  eine  ungewöhnliche  Schwäche  entstehen.  Es  wurde  etwas  unnützes 
anbefohlen.  —  Kadzu-josi  antwortete,  bei  den  göttlichen  Strafen  in  dem  Reiche  Nippon 
schwörend  :  Ich  habe  es  nicht  anbefohlen.  Nach  unserer  Ueberzeugung  sind  es  drei  und 
auch  fünf  Menschen,  welche  fünf-  und  auch  dreimal  meinen  Anordnungen  zuwider  ge- 
handelt haben  und  von  denen  man  früher  nicht  gehört  hat.  Wahrscheinlich  ist  es  das 
Werk  jener  Nichtswürdigen.  —  Kijo-masa  schlug  in  die  Hände  und  sprach:  Also  be- 
sitzest du  drei  oder  fünf  solche  Menschen?  Du  besitzest  Menschen,  um  welche  man  dich 
beneidet,  bist  der  grosse  Fürst  der  kleinen  Fürsten.  In  meinem  Hause  besitze  icli  keinen 
einzigen  solchen  Menschen,  der  dem,  was  ich  sage,  zuwiderhandelt.  ]);iss  du  hier  und 
dort  vor  allen  Menschen  dich  auszeichnest,  ist  gewiss  davon  der  Grund,  ich  erkenne  es 
an.  Grosser  Mann  Kin!  Du  musst  zu  ihnen  gehen,  ihnen  die  Nachricht  bringen,  dass 
sie  schnell  abziehen  sollen  und  sie  begleiten.  —  Mi-no  be  nahm  ehrerbietig  dreihundert 
Fussgänger  mit  sich,  kam  hin  und,  den  Gegenstand  der  That  anerkennend,  richtete  er 
die  Botschaft  Kijo-masa's  pünktlich  aus. 


•    So  viel  als  Fi-da,  il.  i.   der  Statthalter  von  Fi-da. 

19» 


148 


Pfizjiaiee. 


2h-naka  ka-tsü-mi  o-o-gawutsi  fajasi  kawa-mura-ra  kotajete  san-dai-sio-no  on-sämi-tsüki 
dzi-san  sord-ja-fo  mi-no  he  kore-fodo-no  fai-gun-ni  süzüri-mo  fude-mo  ara-ha  koso  sono  uje 
kono  foki-iva  ori-kami-dokoro-de-wa  arii-mazi-si-to  i-i-si-ka-ha  ono-ono  waratte  ika-ni  mi-no 
be  go-fen-wa  sasü-ga-no  fito  naru-ga  ^  fi,-iüo  usinai-tamajeru-ja.  Kari-some-no  funa-hasi- 
no  osaje-no  ban  sima-ja  tsütsümi-no  tori-de-no  bau  towo-mi  kagari-no  ban-to  saje  tokoro-ni  jori 
sina-zina  kawari  tai-sib-no  sümi-tsüki  mizü-site-wa  fiki-irezaru  bu-sl-no  fh  narih-ni  masi-te  ima 
mi-no  koku-jori  ima-ni  Hatte  fadzüka-no  sio-zei  — ■  ^  issiu-no  tanosimi-mo  tsüki-taru  tai- 
teki-no  naka-ni  Jf  ^  ban-si-no  mi-to  natte  dzin-ja  motsi-tarn  sen-mo  naht  tai-sib-no  fan- 
(lin-mo  mizü-site  fiki-toru-heki-ja  kaku-go-ni  ojohami  koto  nari-to  san-zan  i-i-tsirasi-nu. 

Ta-naka,  Ku-tsu-mi,  O-o-gawutsi,  Fajasi  und  Kawa-mura  erwiederten :  Ist  es  eine 
schriftliclie  Zustellung  von  Seite  der  drei  Heerführer?  —  Mi-no  be  sprach:  Wenn  es 
bei  einer  Niederlage  des  Heeres  auch  Tintensteine  und  Pinsel  gibt,  kann  es  docli  dazu 
um  diese  Zeit  nicht  auch  Orte  für  Schriftstücke  geben.  —  Alle  lachten  und  sagten  mit 
hingeworfenen  Worten:  O  Mi-no  bei  Du  bist  ein  solcher  Mann,  und  du  lassest 
das  Gesetz  ausser  Acht?  Die  niederhaltenden  Wachen  der  vorläufigen  Schiff briicken, 
die  Wachen  der  Befestigungen  auf  den  Inseln  oder  Dämmen,  die  spähenden  Wachen 
der  Leuchtfeuer  halten  sich  einzig  an  ihre  Posten,  sind  auf  vielerlei  Weise  ver- 
ändert. Dass  man  sie,  ohne  etwas  Schriftliches  von  dem  Heerführer  zu  sehen,  nicht 
hereinzieht,  ist  Gesetz  für  den  Krieger.  Um  so  mehr  gilt  dieses,  wo  von  der  heutigen 
sechsten  Stunde'  angefangen  bis  jetzt  eine  unerhebliche  kleine  Macht  mit  ihrer  Freude 
an  dem  Leben  zu  Ende  ist,  mitten  unter  mächtigen  Feinden,  zehntausendfachem  Tode 
ausgesetzt,  die  Lagerhäuser  bewacht  hat.  Sollte  sie  sich  unnützer  Weise,  ohne  das  Siegel 
des  Heerführers  gesehen  zu  haben,  zurückziehen  können?  Es  ist  etwas,  wozu  man  sich 
nicht  entschliessen  kann. 

Mi-no  he  ze-fi-naku  site  isogi  nori-kajeri  sono  omomuki-wo  san-sib-ni  gon-zih-sü.  Sünawatsi 
mi-no  he  fude-tori-nite  kon-nitsUio  te-gara  fi-rui-naki  josi  mon-gon-ivo  aratame-kaki-tsükete 
san-dai-sib  ren-sio-no  ^  deo  mi-no  he  mata  dzi-san-sn.  Gim-si  kore-wo  mite  sara-ha  kono 
uje-wa  ko-ja-wo  zi-sib-site  fiki.-iru-besi.  Asi-garit-wo  fiki-matoi  mi-no  be  dono-wa  saki-sama 
siro-je  iraru-besi-to  i-i-kere-ba  mi-no  be  ono-ono  on-du-db-mbsi-sbraje-to  kijo-masa  mbsi-tsüke- 
sbrbje-ba  itsi-dö-ni  tori-irio-besi.  Mata  kono  ko-ja-je  fi-wo  kake-ba  ko-zei-wo  mi-kitte  teki  ost- 
jose-ba  nan-gi  naru-hesi-to  ono-ono-no  on-ato-wa  soregasi-ni  makase-tamaje-to  kotajeru.  Ono- 
ono ki-ite  oroka-naru  kotoba  kana  ima-made  kore-ni  ku-rö-se-si-tva  kono  ko-ja  zi-sib-sen  tame- 
zo  kasi  ima  kono  toki-no  singari-wa  asi-garu  waza-ni-wa  nasi-gatasi.  Sb-sb  tori-hn-tamb-besi. 
Mosi-mo  ro-tsiü-ni  fumi-tomatte  ka-zei-date  nado  si-tamaiva-ba  nanigasi-domo-wa  ßki-kajesi 
teki  dzin-je  kake-iri  utsi-zini-sü-heku  sbrb  sono  ^  icake  tasika-ni  ga-ten-sbraje-to-zo  i-i-keru. 
Mi-no  he  kiki-te  ono-ono  on-ku-zib  motto-mo-to-wa  mbsi-gatasi-to  ije-domo  dai-zi-no  tori-iri-ni 
zi-koku  utsüri-te  sikaru-be-karazü.  Sa-ara-ba  nanigasi-toa  tori-iri-sbrb-tote  asi-garu-ivo  fiki- 
matoi  fiki-tori-keri. 

Mino-be,  nicht  im  Stande,  etwas  zu  erwiedern,  ritt  eilig  zurück  und  hinterbrachte 
die  Sache  den  drei  Heerführern.  Hierauf  setzte  Mi-no  be,  der  den  Schreiber  machte, 
in  der  Schrift  neu  hinzu,  dass  die  That  des  heutigen  Tages  unvergleichlich  sei,  und 
Mi-no  be  tiberbrachte  nochmals  das  unterzeichnete  Schreiben  der  drei  Heerführer.  Als 
die  Kriegsmänner  dieses  sahen,    sagten    sie :     So  werden  wir  denn  noch  die  Hütten  ver- 


Von  9  bis   11  Uhr  Morgens. 


Dee  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  1 49 

brennen  und  dann  einziehen.  Herr  Mi-no  be  soll  die  Fussgänger  umschliessen  und  voraus 
in  die  Feste  treten.  —  Mi-no  be  erwiederte :  Da  Kijo-masa  mir  befalil,  dass  ich  Alle 
beo-leiten  möge,  muss  iuli  mit  euch  zugleich  einziehen.  Wenn  wir  ferner  an  diese  Hütten 
Feuer  legen  und  der  Feind,  diese  kleine  Macht  deutlich  sehend,  andringt,  wird  Gefahr 
entstehen.  Ueberlasset  es  mir,  dass  ich  von  euch  Allen  der  Letzte  bin.  —  Ein  Jeder, 
der  dieses  hörte,  sprach:  Eine  thörichtc  Rode!  Dass  wir  bis  jetzt  hier  Ungemach  er- 
trao-en  haben,  geschah  wohl,  damit  wir  diese  Hütten  verbrennen.  Jetzt  ist  es  unmöglich, 
die  Deckung  des  Rückzuges  um  diese  Zeit  zur  Sache  der  Fussgänger  zu  machen.  Du 
musst  baldigst  einziehen.  Wenn  du  auf  dem  Wege  stehen  bleibst,  die  Hilfsmaclit  auf- 
stellst und  Aehnlichos  thust,  können  wir,  indess  wir  uns  zurückzielien  und  der  Feind  in 
das  Lager  dringt,  in  dem  Kampfe  fallen.  Mögest  du  ja  diese  8ache  verstelum.  —  Als 
Mi-no  be  dieses  hörte,  sprach  er:  Ich  kann  zwar  nicht  sagen,  dass  das,  was  ihr  vor- 
bringet, Recht  ist,  es  ist  jedoch  nicht  billig,  dass  bei  dem  wichtigen  Einzüge  die  Zeit 
verstreiche.  Ich  ziehe  also  ein.  —  Er  umschloss  die  Fussgänger  und  zog  ein. 

Säte  ono-ono  ko-ja  men-men-ni  zi-siv-si-kere-ha  tada  faku-tsiu-ni  kotonarazü.  Teki  kore-wo 
mite  isi-hi-ja  o-o-dzütsü-xüo  utsi-kake  o-o-jvmi-ivo  i-kakurv-wa  avie-no  gotosi.  Sare-domo  gun-si 
sükosi-mo  saicagazü  jari-no  siwo-kubi-ico  nigiri-te  asi-ico  midasazn  ßki-tori-kerv.-ni  teki  go- 
roku-ziü-ken-ga  aida-je  san-teö  hakari  fiki-faje  makkuro-ni  mijuru.  Mi-kata  isogi  tori-irii-wo 
mite  ma-tsikakti  sitai-kitari-keru-ico  jari-saki-ico  teki-ni  mvkefe  ni-ziü-ke.n  hakari-no  aida  ato- 
zisari-ni  nan-naku  siro-je-zo  tori-iri-keru. 

Als  ein  Jeder  allüberall  die  Hütten  verbrannte,  war  es  nicht  anders  als  am  hellen 
Tage.  Als  der  Feind  dieses  sah,  schoss  er  aus  Feuerschlünden,  aus  grossen  Röhren,  und 
die  Steine  aus  Steinschleudern  fielen  gleich  Regen.  Indessen  geriethen  die  Kriegsmänner 
nicht  im  Geringsten  in  V^erwirrung.  W^ährend  sie,  den  Hals  der  Lanzen  festhaltend  und  mit 
den  Füssen  nicht  wankend,  sich  zurückzogen,  erschien  der  Feind,  bis  auf  eine  Entfernung 
von  fünfzig  bis  sechzig  Ken  auf  einer  Strecke  von  drei  Strassenlängen  sich  ausbreitend, 
dunkelscliwarz.  Sehend,  dass  die  Unserigen  in  Eile  einziehen,  kam  er  ganz  in  der  Nähe; 
begierig  herbei,  doch  man  liielt  die  Lanzenspitzen  dem  Feinde  entgegen  und  zog,  in 
einer    Entfernung    von    zwanzig    Ken    zurückprallend,    ohne  Schwierigkeit    in    die  Feste. 

Kakari-keru  tokoro-ni  mi-tsü  mura  ki-i-no  kami  o-o-gmvutsi-ga  jaku-sio-ni  kite  kon-teö 
ai-titsi-no  kubi  san-dai-siu-je  fi-rö-sü-hesi-to  iü.  0-o-gawutsi  kotajete  sore-wo  ima-made  on-fi- 
rö-svraicazH-ja  isasaka  motte  ai-utsi-ni-ica  surawazü  sb-su  on-zi-san-rnrnje-to  i-i-kere-ba  mi-tsü 
mura  to-kaku  on-tomo  mbsü-besi-to  in.  Äi-utsi-ni-ioa  arazaru  tokoro-wo  musi-wake-beki  tarne 
o-o-gaicutsi-mo  ide-keru-ni  mi-tsü  mura  kubi-ico  motsi-dasi-te  san-dai-sio-no  maje-ni  ^p]  ^ 
si-kö-site  mö-ri  tsiü-na-gon-ga  ka-sin  mi-tsü  mura  ki-i-no  kami-to  mhsü  mono-ni  sorh.  Kon-teö 
tai-fai-gun-no  kizami  u-o-gaicntsi  mo  sa-je-mon  zeo-to  soregasi-to  tada  ni-nin  singari-tsükamatsüri 
stmaioatsi  ku-mib  ßto-tsü  o-o-gawutsi-to  ai-utsi-ni  sbrh-to  mbsü.  San-sib  odoroki-te  säte  kon- 
teö-no  si-awase-ni  singari-no  uje-no  kb-mib-to  iü  koto  fi-rui-naki  te-gara-to-mo  gon-go-ni-iva 
nobe-gatasi.  Utsi-zini-sezü-site  tori-iri-taru  mono-domo-ico  saje  kon-nitsi-no  uje-ni-tva  tagui-naki 
manako-kiki-to  omoi-si-ni  kaku-no  -j^  ^  tai-jn  rib-nin-no  ßto-tsü  kh-mib  masari-te  iwan-mo 
oroka  nari-to  raotte-no  foka-ni  fomerarnru. 

Nachdem  dieses  geschehen,  kam  Mi-tsu  mura,  Statthalter  von  Ki-i,  zu  dem  Dienst- 
platze 0-u-gawutsi's  und  sagte:  Man  muss  das  Haupt,  das  wir  heute  Morgen  gemein- 
schaftlich abgeschlagen  haben,  den  drei  Heerführern  vorzeigen.  —  0-o-gawutsi  erwiederte: 
Hat  man  es  bis  jetzt  niclit  vorgezeigt?  Es  ist  keineswegs  ein  gemeinschaftlich  abgeschla- 


JCQ  TFIZMAIER. 


l 


genes.  Bringen  wir  es  sclinell  hin.  —  Mi-tsu  mura  sprach:  Jedenfalls  werde  ich  dich 
begleiten.  —  Um  darthun  zu  können,  dass  es  kein  gemeinschaftlich  abgeschlagenes  Haupt 
sei,  ging  auch  0-o-gawutsi  fort.  Mi-tsu  mura  nahm  das  Haupt  hervor,  wartete  vor  den 
drei  Heerführern  und  sprach :  Ich  bin  Hausdiener  des  mittleren  ßathes  M6-ri  und  heisse 
]Mi-tsu  mura,  Statthalter  von  Ki-i.  Heute  Morgen,  zur  Zeit  der  grossen  Niederlage  des 
Heeres,  haben  wir,  an  der  Zahl  nur  zwei:  0-o-gawutsi  Mo,  Zugesellter  des  Thoi'es  der 
Leibwache  zur  Linken,  und  ich,  den  Rückzug  gedeckt.  Hierauf  habe  icli  ein  Haupt  ge- 
meinschaftlich mit  0-o-gawutsi  abgeschlagen.  —  Die  drei  Heerführer  staunten  und  spen- 
deten imgewöhnliches  Lob,  indem  sie  sprachen  :  Die  Deckung  des  Rückzuges  bei  dem 
Ereignisse  des  heutigen  Morgens  und  überdiess  die  Erlangung  eines  Hauptes,  diese  un- 
vergleichliche That  lässt  sich  nicht  mit  Worten  beschreiben.  Indem  wir  glauben, 
dass  ihr  die  Leute,  die,  ohne  in  dem  Kampfe  zu  fallen,  hereingezogen  sind,  absperren 
imd  über  den  heutigen  Tag  hinaus  von  unvergleichlichem  Scharfblick  sein  werdet,  ist 
es  Thorheit,  von  der  Erlangung  eines  Hauptes  durch  zwei  Männer  von  so  grossem  Muthe 
noch  weiter  zu  sprechen. 

0-o-gawutsi  mbsi-keru-wa  sore-gasi  kirl-farai-sbro  tatsi  uma-ni-mo  fito-ni-mo  atari-soratvane-ha 
isasaka  ai-utsi-ni  sbrawazü  ki-i-no  kamt  dono-ga  itsi-nin-no  ko-mib-ni  sorb-to  mbsto.  Mi-tsü 
mura  kasanete  masasl-ku  o-o-gawutsi-ga  tatsi  uma-ni  atari-sbrb-niC  otte  nanigasi-ga  maje-nite 
tbre-sbrb-ico  ai-utsi-to  kotoha-wo  tsügai^sbrbje-ha  tatoi  nin-ha-ni  tatsi  atarazn-to-mo  o-o-gawutsi-ga 
tatsi  kaze-wo  motte  koso  soregasi-ga  maje-nite  otsi-sbraje  sa-naku-ba  soregasi  ika-de-ka  utsi- 
tori-sbrawan-ja  to-kaku  ai-utsi-ni  o-ose-tsükerare-sbrbje-to  iü.  0-o-gawutsi  si-ife  ai-utsi-ni  arazü-to 
i-i-kiru.  Kijo-masa  kore-wo  ki-ite  sate-mo  kiki-goto-naru  arasni  kana  arui-wa  uhai-kuhi-ioo 
kokoro-gake  mata  ai-utsi-ni-mo  naki  mono-ico  ai-utsi-ni  si-ta-garu  jo-no  naka-ni  mi-tsü  mura-ga 
ai-utsi-to  ije-domo  o-o-gawutsi  gatten-nasi  ko-kon  bn-sb-no  si-dai  kan-züru-ni  taje-tari  kazüje-ga 
mono-domo  kitare-to  jobi-josete  joku  samurai-no  kotoba-wo  kiki-te  mib-nitsi  sinu  made-no  ko- 
gaku-ni  se-jo-to  ijeri. 

0-o-gawutsi  sprach :  Als  ich  den  Feind  weghieb,  traf  mein  Schwert  weder  das  Pferd 
noch  den  Mann.  Somit  ist  es  keineswegs  ein  gemeinschaftlich  abgeschlagenes  Haupt. 
Es  ist  das  Haupt,  welches  der  Herr  Statthalter  von  Ki-i  allein  abgeschlagen  hat.  —  Mi-tsu 
mura  sagte  nochmals :  Gerade  als  das  Schwert  0-o-gawutsi's  das  Pferd  traf,  stürzte  dieses 
vor  mir  nieder,  und  ich  fügte  die  Worte  hinzu,  dass  wir  gemeinschaftlicli  erlegen.  Ge- 
setzt auch,  das  Schwert  hätte  das  Pferd  und  den  Menschen  nicht  getroffen,  so  mag  der 
Feind  doch  durch  den  Wind  des  Schwertes  0-o-gawutsi's  vor  mir  herabgefallen  sein. 
Wenn  es  nicht  so  wäre,  wie  hätte  ich  ihn  erlegen  können?  Man  erkläre  es  jedenfalls 
für  ein  gemeinschaftliches  Erlegen.  —  0-o-gawutsi  behauptete  fest,  es  sei  kein  gemein- 
schaftliches Erlegen. 

Als  Kijo-masa  dieses  hörte,  sprach  er:  In  der  That  ein  merkwürdiger  Streit!  In 
einem  Zeitalter,  wo  einige  sich  das  Rauben  der  Köpfe  angelegen  sein  lassen  oder  das, 
wo  keine  gemeinschaftliche  Erlegung  ist,  zu  etwas  gemeinschaftlich  Erlegtem  machen 
"  wollen,  fiat  0-o-gawutsi,  obgleich  Mi-tsu  mura  sagt,  dass  gemeinschaftlich  erlegt  wurde, 
kein  Verständniss.  Ein  Verhalten,  das  in  dem  Alterthum  und  in  der  Gegenwart  seines 
Gleichen  nicht  hat,  ist  der  Bewunderung  werth.  Die  Leute  des  Hauptes  der  Rechnungen 
mögen  kommen.  —  Nachdem  er  die  Worte  der  herbeigerufenen  Kriegsmänner  gut  gehört 
hatte,  sagte  er:  Morgen  sei  es  das  spätere  Lernen  bis  zum  Tode! 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Corea.  151 

Kachü-josi  iwaku  ika-ni  ki-siit  o-o-gmcnfsi-ga  in  hun-ni  makasete  go-fen  itsi-nin-no  kb- 
mib  sikaru-hesi-to  iü.  Kijo-masa  juki-naga  mottomo-to  kiioamari-kere-ha  mi-tsü  luura  te-ioo 
tsiii-tc  ai-utsi-m  on-so-seö  kanaicazü  o-o-gaicutsi  dono  tatsi-kage-no  ku-mih-wo  soregasi  itsi- 
nin-nl  o-ose-tsükerarum  on-koto  katazike-naki  utsi-no  on-zai-kua  go-zen-ioo  makari-tatsü  osi- 
tsüke-mo  fadzükasi-ku  sorv-tute  tattari.  Zio-nai-no  ziu-ge  sita-wo  maki-te  mata  rui-mo  naki 
l^lj  it  ko-si  nari  kotoha-no  süje-no  süzusi-sa-jo-to  kan-zi-senib  mono-iöa  na-kari-keri .  Kijo- 
masa  o-u-gawutsi-wo  tsikadznkete  go-fen  ziaku-nen  nari-to  ije-domo  fi-rui-nakl  ifsi-gon  ai-idsi 
ßahi-bai  masari-tari-to-zo  kcare-kerl.  0-o-gawutsi-mo  ^  za-wo  tatte  jaku-sio-je  jidd-kere-ha 
san-sih-wo  fazimete  kin-zia-no  men-men  kutsi-gwtsi-ni  o-o-gawutsi  mi-tsü  mura-ga  0  ^  s6- 
ron-ica  namida-tco  mojowosü  koto-domo  nari  masasi-ku  ^  sin-no  rikkei-wo  moku-zen-ni 
mint,  ari-gatasi-jo-to   ^    J^    dzifl-kan-ni  ojobu-to-ka-ja. 

Kadzu-josi  sprach:  O  Ki-siu ' !  wir  übei'lassen  es  der  Aussage  O-o-gawutsi's  und  es 
soll  ein  durch  dich  allein  abgeschlagenes  Haupt  sein.  —  Kijo-masa  und  Juki-naga  be- 
stimmten, dass  dieses  Recht  sei.  Mi-tsu  mura  schlug  sich  in  die  Hände  und  sprach: 
Eine  Klage  wegen  gemeinschaftlicher  Erlegung  ist  nicht  ausführbar.  Dafür,  dass 
man  das  abgeschlagene  Haupt  des  Schwertschattens  des  Herrn  O-o-gawutsi  für  ein  durcli 
mich  allein  abgeschlagenes  erklärt,  dankbar,  scheide  ich  von  euch  wegen  dieses  Ver- 
o-ehens  und  bin  durch  die  Zuerkennung  beschämt.  —  Mit  diesen  Worten  entfernte  er 
sich.  Die  Höheren  und  Niederen  in  der  Feste  drehten  die  Zunge  und  sprachen:  Es  ist 
ebenfalls  ein  unvergleichlicher  Krieger  von  grosser  Festigkeit.  O  die  Kühle  der  letzten 
Worte !  —  Keiner  war,  der  ihn  nicht  bewunderte. 

Kijo-masa  zog  O-o-gawutsi  an  sich  und  sprach:  Obgleich  du  jung  von  Jahren  bist, 
das  unvergleichliche  einzige  Wort  hat  die  gemeinschaftliche  Erlegung  hundertmal  über- 
treffen. —  Als  auch  O-o-gawutsi  von  dem  Sitze  sich  erhoben  hatte  und  zu  dem  Dienst- 
platze gegangen  war,  sagten  zuerst  die  drei  Heerführer,  dann  alle  vertrauten  Kriegs- 
männer unter  sich :  Die  Worte  des  Streites  zwischen  O-o-gawutsi  und  Mitsu-mura  sind  Dingo, 
die  zu  Tliränen  rühren.  Eine  schätzbare  Sache,  bei  der  man  gerade  die  sechs  Reichs- 
minister  von  Tsin    vor  Augen    sieht!  —  Sie    mochten    dabei    Avohl    doppelt    bewundern. 

Kaku-te  vii-tsü  mura  o-o-gaivutsi-wo  matsi-ioite  i-i-kern-tca  sina-zina  o-tori-nasi-ioo  motte 
soregasi  maru-kuhi-ni  kiwamaru  koto  fitoje-ni  on-kage-to  zon-zi  — •  7^  itsi-tai-no  p5  §  laen- 
moku  ku-sei-no  kikoje  nani-ka  kore-ni  sikan  on-rei-no  tame-ni  kore-ni  matsi-te  shru.  Kon-teu 
i(,tsi-nokosare-si  mi-kata  fadzüka-ni  go-sen-ni  tarazarib-ni  amassaje  feu-rCi-wa  irezü  midzu  nasi. 
Kaku  dai-teki-no  seme-ico  fusegu-to  iü  koto  tsutaje-kiku  tj/  §  mih-moku-ni  to-rö-ga  wono-wo 
motte  f  I  ^  riü-sia-wo  todomu-to-mo  kono  fei-ttra-iva  kanai-gatasi.  Aicare  ki-fen-to  issio-ni 
kahido-ioo  narabe  si-de-no  jama-dzi-no  on-tomo  mbsi-taki  nen-guan  nari-to-zo  mhsi-keru.  O-o- 
gawutsi  kiki-te  no-tamo  gotuku  tada  jo-no  tsüne-no  teki-ni  koso  fakari-goto-mo  naru-be-kere 
kuto-ni  ß-da-no  kami-ga  jaku-sio-wa  dai-itsi-ni  teki  tsnki-joku  seme-jasüki  ^  fi/if  aku-sio 
nare-ba  soregasi-domo  si-de-no  sen-dzin  tarn  besi.  -^  ^  Kon-zih-no  men-dan-wa  ima-wo 
kagiri-to  i-i-siitete  tagai-no  ko-te^ni  namida-wo  seki  nisi-kita-no  jaku-sio-je-zo  juki-ioakare-keru. 
Keö-no  fai-gun-ni  mi-kata  utsi-zini-no  tsiaku-to-siiru-ni  itsi-man  fassen  san-fiaku  roku-ziü-jo-nin 
nari.  Nokom  tokoro-no  giin-beu-mo  ja  go-fon  zin-fon  ziü-si-gp-dzütsü  i-taterarenu-ica  na-kaii- 
keri.  Sono  ^  jo-ica  ono-ono  j aku-sio- jahi-sio-no  fei-nra-ni  jari-no  siico-kubi-wo  nigiri-te 
teki-no  semuru-wo-zo  matsi-tari-keru. 


'    So  viel  als  Ki-i,  A.  i.  Statthalter  von  Ki-i. 


152  Pfizmaier. 

Mi-tsu  mura  hatte  auf  0-o-gawutsi  gewartet  und  sprach  zu  ilim :  Dass  ieh  durch 
deine  mannichfache  Vermittlung  für  ein  ganzes  Haupt  bestimmt  wurde,  ich  weiss,  dass 
dieses  einzig  Beschützung  von  deiner  Seite  ist.  Die  Ehre  des  ganzen  Zeitalters,  der 
ßuhm  späterer  Geschlechtsalter,  wie  käme  es  diesem  gleich?  Um  dir  zu  danken, 
warte  ich  hier.  Uie  Unserigen,  die  heute  Morgen  von  der  Niedermetzelung  verschont 
geblieben,  sind  an  Zahl  nicht  einmal  fünftausend.  Ueberdiess  werden  Mundvorräthe  nicht 
hereingebracht,  und  es  gibt  kein  Wasser.  Den  Angriff  eines  so  mächtigen  Feindes  ab- 
wehren —  mag  man  auch  in  den  wundervollen  Ereignissen,  von  denen  man  in  Ueber- 
lieferungen  hört,  mit  einer  Heuschreckenaxt  einen  Drachenwagen  aufhalten  —  ist  inner- 
halb dieses  Erdwalls  nicht  möglich.  Mein  Wunsch  ist,  dass  ich  mit  dir  zugleich  den 
Helm  in  der  ßeihe  trage  und  auf  dem  Bergwege  des  Todeshimmels  dich  begleite.  — 
Als  0-o-gawutsi  dieses  hörte,  sprach  er :  Wie  verkündet  wird,  muss  bei  einem  nur  gewöhn- 
lichen Feinde  auch  ein  Kriegsentwurf  sein.  Da  besonders  der  Dienstplatz  des  Statthalters 
von  Fi-da  ein  schlechter  l'latz  ist,  dem  zuerst  von  Seite  des  Feindes  sich  gut  nahen 
und  der  leicht  sich  angreifen  lässt,  so  sollen  wir  die  vorderste  Eeihe  des  Todeshimmels 
sein.  Die  Unterredung  in  diesem  Leben  ist  die  Beschränkung  auf  jetzt.  —  Er  bracli  die 
Eede  ab.  Wechselseitig  mit  den  Armschienen  sich  berührend,  unterdrückten  sie  die  Thränen 
und  wandelten   getrennt  zu  dem  westlichen  und  nördlichen  Dienstplatze. 

Als  die  bei  der  heutigen  Niediarlage  des  Heeres  von  unserer  Seite  Gefallenen  an- 
kamen, waren  es  über  achtzehntausend  dreihundert  sechzig  Menschen.  Auch  unter  den 
übriggebliebenen  Ki'iegern  des  Heeres  war  Keiner,  der  nicht  mit  fünf,  zehn,  vierzehn 
bis  fünfzehn  Pfeilen  angeschossen  gewesen  wäre.  Uebrigens  hielten  Alle  innerhalb  der 
Erdwälle  der  Dienstplätze  den  Hals  der  Lanzen  fest  und  erwarteten  den  Angriff  des 
Feindes.  

Saru-fodo-ni  ziü-ni-guatsü  ni-ziü-san-nitsi  u-no  koku  hakari  naru-ni  tai-min-no  rib-tob-no 
fon-dzin-ni  iki-no  kai-ico  täte  kudasi-no  faja-gane,  tsüki-narasü  looto-ni  sitagatte  iku-sen-man- 
to-mo  kagiri-naki  isi-hi-ja  o-o-dzntsü  uru-san-no  siro-ni  sasi-viukete  utsi-keru-ni  sono  fihiki  zib- 
tsiü-wa  o-o-dzi-sin-no  gotoku  fatsi-ziü-man-gi-no  su-gun  itsi-do-ni  toki-wo  age-tari-kere-ba  ^  ^^ 
ro-beö  mimi-mo  tsühure  mi-fone-mo  tatsi-matsi-ni  kudakuru  kokotsi-site  ten-tsi-mo  kudzüre  tai- 
san-mo  kon-rin-zai-je  sidzümu  hakari-ni  oboje-tari.  Sb-gamaje-no  nisi  kita  figasi  san-fb-je  tori- 
jose  tai-teki  itte-itte  -^  ^  hi-sia-buri  sonaje-no  iro-iou  kaje  sen-dzin  go-dzin-no  aida-ivo 
fedate  ziü-ka-wa  ni-ziü-ka-wa-to  iü  kagiri-mo  nahi  tatsi-sonaje-keru-ga  itte-no  tai-sib  ge-dzi- 
si-kere-ba  faja  un-ka-no  gotoku  muragari  kite  tate-wo  mendori-ba-ni  tsüki-narabe  seme-kakaru. 
Zib-nai-jori-mo  suki-ma-naku  utsi-tate  i-tateru  tokoro-ni  teki  tate-wo  itsi-do-ni  nage-süte  wono 
masakari  tatsi  katana-wo  motte  tatsi-kakari  ni-zii%-no  saku-ivo  soku-zi-ni  kiri-jaburi  tatsi-matsi 
fei-ni-zo  tsüki-tari-keri. 

Am  dreiundzwanzigsten  Tage  des  zwölften  Monats,  als  es  um  die  vierte  Stunde^ 
war,  stellte  man  in  dem  Lager  der  beiden  Könige  des  grossen  Ming  die  Muschel  des 
Athems  auf  und  schlug  die  Lärmglocke  der  Bezwingung.  In  Folge  dieses  Tones  richtete 
man  —  wie  viele  Tausende  oc\er  Zehntausende  es  waren,  Hess  sich  nicht  bestimmen  — 
Feuerschlünde  und  grosse  Röhre  gegen  die  Feste  von  Uru-san  und  warf  Geschosse.  Die 
Erschütterung  in  der  Feste  war  wie  von  einem  grossen  Erdbeben,  und  als  das  gesammte 


'   Von  5  bis  7  Uhr  Morgens. 


Dee  Feldzug  dek  Japaner  gegen  Coeea.  153 

Heer  von  achtzigtausend  Reitern  auf  einmal  ein  Kriegsgoschrei  erhob,  wurden  die  Ohren 
der  Belagerten  betäubt,  sie  hatten  ein  Gefühl,  als  ob  Leib  und  Knochen  plötzlich  zer- 
malmt würden,  man  glaubte,  dass  Himmel  und  Erde  einstürzen,  der  (Berg)  Tai-schan 
zu  der  Gränze  des  goldenen  Rades  versinke'.  Gegen  die  drei  Seiten  der  allgemeinen 
Umschliessung,  die  westliclie,  nördliche  und  östliche,  andringend,  wechselte  der  jnäch- 
tige  Feind,  nebst  dem  Aussehen  der  Krieger  der  Abtheilungen,  mit  der  Farbe  der  Auf- 
stellungen. Er  trennte  die  vorderen  Hchlachtreihen  von  den  nachrückenden  und  stellte 
deren,  vielleicht  zehn,  vielleicht  zwanzig,  ohne  Ende  auf.  Als  der  Heerführer  der  Ab- 
theilungen den  Befehl  ertheilte,  kamen  alsbald  gleich  Wolken  und  AVolkendunst  Scharen, 
stiessen  die  Schilde  in  Gestalt  von  Hennenflügeln  reihenweise  zusammen  und  grift'en  an. 
Während  man  auch  aus  der  Feste  ohne  Unterlass  Geschosse  warf  und  mit  l'feilen  sclioss, 
warf  der  Feind  auf  einmal  die  Schilde  weg,  stürmte  mit  Aexten,  Streitäxten,  Schwertern 
und  Messern  heran,  durclibrach  in  einem  Augenblicke  das  doppelte  Pfalilwerk  und  gelangte 
plötzlich  zu  dem  Erdwall. 

Zio-nai-no  gun-si  ^  ^  ja-gojc-ico  af/ete  koko-ivo  ^  ^  sen-do-to  fusegi-kere-domo  fai- 
min-zei  J^  ^  i)^'^>-9^  tadasi-ku  inotsi-ni  kamaimzü  semuru  narc-ha  ute-domo  tsüke-domo  mono- 
no  kazü-fo-mo  sezü  nori-kojefane-koje  süsümi-tsüfsü  fei-wo  harari-to  kiri-jabiiri-si-ka-ha  fei-ura-no 
gun-beo  tamarazü-site.  ni-no  san-no  fon-maru-ni  tori-komoru.  Akindo  zh-feo  nin-hu-ra  loaro. 
saki-ni-to  nige-iri-kcru  aida  o-o-ie-no  mon-nite  sitsi-ziü-go-nin  uma  san-hiki  ni-no  maru-no  niun- 
nite  ni-ziii-si-nin  vma  san-hiki  san-no  marit-no  mon-nite  san-zift-si-nin  uma  si-hiki  ija-ga  uje- 
ni  fiisi-korosi-te-zo  tori-iri-keru.  Sare-ba  ka-to  ja  2p  ^'/^  fei-dzi  singari-wo  kokoro-f/ake  sin- 
nin-no  ato-ni  tori-iri-si-ga  tsiisi  jo  sa-je-mon  zeö  motsi-gutsi-je-wa  tsukai-wo  motte  sh-gamaje 
jabnre-sorh  fajaku  on-ßki-iri-sbraje-to  i-i-tsükawasi  ivare-ioa  sügu-ni  sa-kih  dai-fu  juki-naga-no 
motsi-gutsi-je  nori-juki-te  juki-naga-tvo  saki-ni  täte  tori-iri-kerii-ni  juki-nagn-no  uma-zirnsi- 
motsi  mu-rui-naru  fei-nite  tada  itsi-nin  fiki-sagari-te  iri-keru-ga  teki  ai-tsika-kere-ha  utsü- 
besi-to  fase-kitaru  jo  fei-dzi  sono  uma-zirusi-ni  tva-wo  kakete  tsni-ni  ntasezn  tamesi  sükunaki 
singari-si  ni-no  maru  karame-te-no  mon-ni  iri-ni-keru. 

Die  Kriegsmänner  in  der  Feste  erhoben  ihre  gellenden  Stimmen  und  vertheidigten 
diese  Stelle  mit  Hartnäckigkeit,  da  aber  die  Macht  des  grossen  Ming,  von  Gestalt  regel- 
recht und  unbekümmert  um  das  Leben,  angriff,  so  mochte  man  tödten,  zusammenstossen, 
sie  achtete  es  nicht.  Sie  stieg  hinüber,  überschritt  abhauend  und  drang  vorwärts.  Als 
sie  den  Erdwall  zertrennt  und  gebrochen  hatte,  hielten  die  Krieger  innerlialb  des  hj-d- 
walls  niclit  Stand  und  verschlossen  sich  in  dem  zweiten,  dritten  und  in  dem  ursprüng- 
lichen Rund.  Während  die  Kaufleute,  die  gemeinen  Krieger  und  die  Fn.hnarbeiter  um 
die  Wette  in  die  Feste  flohen,  kamen  bei  dem  Thore  der  Vorderseite  fünfundsicbenzig 
Menschen  und  drei  Pferde,  bei  dem  Thore  des  zweiten  Runds  vierundzwanzig  ^lensduMi 
und  drei  Pferde,  bei  dem  Thore  des  dritten  Runds  vierunddreissig  Menschen  und  vier 
Pferde,  alles  über  den  Haufen  wei-fend  und  todt  tretend,  herein. 

Indessen  war  Ka-to  Jo  Fei-dzi  für  die  Deckung  des  Rückzuges  besorgt  und  trat  erst  nach 
allen  Uebrigen  ein.  Er  schickte  zu  der  Stelle,  die  sein  Vater  Jo,  Zugesellter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken,  vertheidigte,  einen  Abgesandten  und  Hess  sagen:  Die  all- 
gemeine Umscliliessung  ist  gesprengt.      Ziehet  sclinell   liorein!   —    Er  sell)st  ritt   geraden 


'   Die  ganze  Erde  ist  einhundert  aechzigmal  zehntausend  Ju-zen-na  dick.     Ihr  Boden    heisst   die  Gränze   des  goldenen  Kades. 
Ein  grosses  Jn-zen-na  ist  achtzig  Ri,  ein  mittleres  sechzig  Ri,  ein  Ideines  vierzig  Ri.     Nacli  der  Cieseliiclite  der  westlichen 
Grunzen  ist  ein  Ju-zen-na  dreissig  Ri. 
l><>nkscliiiften  der  pUil.-hi,t    (1.  XXIV.  Bd.  '-0 


J54  Pfizmaiek. 

Weges  zu  der  Stelle,  welche  Juki-naga,  Grosser  der  Hauptstadt  zur  Linken,  vertlieidigte, 
stellte  Juki-naga  voran  und  zog  ein.  Dabei  zog  sich  der  Träger  der  Feldherrnfahne 
Juki-naga's,  ein  unvergleichlicher  Krieger,  einzeln  zurück  und  trat  ein.  Da  der  Feind 
ganz  nahe  war  und  ihn  erschlagen  konnte,  sprengte  Jo  Fei-dzi  herbei,  hängte  an  die 
Feldhei-rnfahne  ein  Rad  und  Hess  ihn  nicht  erschlagen  werden.  Er  bewerkstelligte  eine 
Deckung  des  Rtlckzuges,  von  der  es  wenig  Beispiele  gibt,  und  zog  bei  dem  rückwär- 
tigen Thore  des  zweiten  Rundes  ein. 

Koko-ni  o-o-gawutsi  mo  sa-je-mon  zeo-wa  kinö-nu  fai-gun-nl  uma  si-ka-sio  made  irare- 
kere-ba  uma-ivo  zih-nai-ni  oki-kerii.  j/ije  katsi-datsi-nite  ßki-tori-keru  aida  kotsü-zen-to  sio-sei-no 
ato-ni  sagari-ffi  Uika-jorn.  teki-ico  kiri-faratte  fon-maru-no  o-o-te-no  mon-ni-zo  tori-iri-keri.  San- 
tai-sib  kake-mawari  fei-vra-no  jaku-sio-wo  sadamu  fon-maru  figasi-soba  o-o-te-no  man  sa-jü-no 
ja-gura  futa-tsü  fi-da-no  kami  kadzü-josi  minami-soba  ja-gura  mi-tsü  sa-kib  dai-fu  juki-naga 
nisi-soba  ja-gura  fito-tsü  ni-zin-go-ken-no  naga-ja  ni-no  mara-je  ori-gutsi-no  nion-made-wa 
ka-tö  sei  fei-je-zen  ni-no  maru  kazüje-no  kami  kijo-masa  sisi-do  bi-zen-no  kami  ni-no  mano 
ka-tn  jo  sa-je-mon  zeo  onazi  jo  fei-dzi  kon-do  si-ro  sa-je-mon  zed-to  kiivamete  ono-ono  fei-nra- 
iro-zo  katame-keru.  Teki-no  tai-gim  obitadasi-ku  — •  -^  itte  semete-wa  fiki-sirizoki  itte  semete- 
ica  üki-ire  ara-te-wo  ire-kaje-kajefe  tatsü-no  koku  bakari-jori  jü-fi-ni  ojobu  made  roku-do-ni 
itatte  seme-tari-kerii.  Rö-feo  kawarv,  mi-kata-iva  nasi  ßto-iki-ma  tsügazü  kua-en-wo  idasi-te 
fusegi-keru.  Säte  zio-nai-je-no  kajoi-wo  tori-kitte  kuga-te-no  osaje-to  site  ziü-man-gi  funa-te-no 
osaje-ni  ziä-man-gi-ivo  oki-kere-ba  inakoto-ni  fori  narade-wa  zib-tsin-ni  iru-beki  sübe-wa 
na-kari-keri. 

O-o-gawutsi  Mo,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  weil  sein  Pferd 
bei  der  o-estrigen  Niederlage  des  Heeres  an  vier  Stellen  des  Körpers  Pfeilschüsse  ei-hal- 
ten  hatte,  liess  das  Pferd  in  der  Feste  und  zog  sich  desshalb  zu  Fasse  zurück.  Während 
dessen  hieb  er  den  Feind,  der,  hinter  sämmtlichen  Streitkräften  herabsteigend,  plötzlich 
nahe  kam,  weg  und  zog  bei  dem  Thore  der  Vorderseite  des  ursprünglichen  Rundes  ein. 

Die  drei  Heerführer  sprengten  umher  und  bestimmten  die  Dienstplätze  innerhalb 
des  Erdwalles.  Für  die  zwei  Thürme  zur  Rechten  und  Linken  des  vorderen  Thores  der 
Ostseite  des  ursprünglichen  Runds  bestimmte  man  Kadzu-josi,  Statthalter  von  Fi-da, 
für  die  drei  Thürme  der  Südseite  Juki-naga,  Grossen  der  Hauptstadt  zur  Linken,  fin- 
den einen  Thurm  der  Westseite  und  das  zwanzig  Ken  messende  lange  Haus  bis  zu  dem 
Thore,  von  dessen  Ausmündung  man  zu  dem  zweiten  Rund  herabstieg,  Ka-to  Sei,  Zu- 
getheilteu  der  bewaffneten  Leibwache,  für  das  zweite  Rund  Kijo-masa,  Haupt  der  Rech- 
nnno-en.  und  Sisi-do,  Statthalter  von  Bi-zen,  für  das  dritte  Kund'  Ka-to  Jo,  Zugesellten 
des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  den  denselben  Gesclüechtsnamen  führenden  Jo 
Fei-dzi,  und  Kon-do  Si-ro,  Zugesellten  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken.  Ein  Jeder 
vertheidigte  die  innere  Seite  des  Erdwalls.'' 

Bei  dem  grossen  feindlichen  Heere  zog  sich  eine  Abtheilung,  nachdem  sie  mit 
Macht  angegriffen  hatte,  zunU^k,  eine  andere  zog  man  nach  dem  Angriffe  herein.  Man 
brachte  immer  neue  Abtheilungen  herein,  so  dass  man   von  der  fünften  Stunde^    bis   zu 


1  In  dem  Texte   iii-iio  marv,  lins  zweite  Kund.  Zu  vergleichen  das  Bild  der  Festung  Uru-san   (S.  137<. 

2  Jedes  Rund  hatte  einen  besonderen  Erdwall,  was  S.   K^fi  ausführlich  angegeben  worden.     Der    Erdwall    der    äusseren  Um- 
schliessung  war  bereits  von  dem  Feinde  genommen. 

'   Von   7  bis  9  TIhr  Morgens. 


Dek  Fei.dzcg  der  Japaner  gegen  Curea.  155 

dem  Abend  sechsmal  angriff.  Die  Belagerten  liattcn  keine  Ablösung  an  den  Unserigen. 
Ohne  zu  Athem  zu  kommen,  Feuer  und  ßauch  hervorsendend,  vertheidigten  sie  sich. 
Da  ilie  Verbindung  mit  dem  Inneren  der  Feste  abgeschnitten,  zur  Abhaltung  der  Land- 
macht hunderttausend  Reiter,  zur  Abhaltung  der  Abtheilungen  der  Schiffe  (wieder)  hun- 
derttausend Reiter  autgestellt  waren,  so  hatte  man  in  der  That,  wenn  man  kein  Vogel 
war,  kein  Mittel,  in  die  Feste  zu  gelangen. ' 

Sikaru-ni  ru-feö  jori-atsümari-te  feö-deo-  (ßb-dziu-J  si-kcru-wa  so-mo-so-mo  k(»i-nitsi-no 
o-o-seme-ni  teki  sükosi-ioa  kutabire-nan  kakii  fai-teki-ni  (jo-ziu-je  fiaku-je-no  kagiri-vio  nakn 
kakomare-wite  inotsi-ivo  osimu  koto  arazi  iza-ja  -^  ^  koii-jä  jo-atsi-ni  iden-fo  i-1-awase  ta- 
naka  ko  sa-je-mon  zeö  ni-no  marn-ni  Juki  ktjo-masa-ni  mukatte  tada-lma  jo-utsi-ni  makari- 
ide-sbru.  Mosi  fun-maru-ni  tori-iri-gataki  zi-setsü-mo  samitrawa-ha  ni-no  maru  san-no  maru-je 
navi-to-mo  tori-i7'i-sbro-besi.  Ai-kotoba-iva  kore-kore-nite  shra  go-mon-no  ban-ni  o-ose-tsidcerar<- 
sbi'oje-to  i-i-icatasi  fadzüka  go-ziv-ki  bakar/'  ßsoka-ni  siru-iro  sinolii-idetc  jo-utsi-iüo-zu  uttmi- 
keru.  Teki-dzin  ^T  'f^  9^^->-g^  tadasi-ku  sono  utare-taru  tokoro-tva  tatakb-to  ije-doiao  toaki-no 
dzin-jori  ka-sei  sezii  jari-saki-tvo  jo-utsi-no  kata-je  sasi-mukcte  fito-asi-ino  sarazü  sonaje-ivo 
midasazü  fe-maje-gin-ni  katame-ici-keru  aida  ro-feo  nozomi-no  mama-ni  utsi-stimasi  kubi-ioa 
utazü  jari-saki  katana-no  nori-wo  kb-mib-to  si  mi-kata  itsi-nin-mo  utarezn  fiki-tori-keru.  Teki 
jo-utsi-no  te-date  aru-besi-tote  zib-nai-no  gtin-beu  jo-no  me-ivo  awasezü  fei-ura-wo-zo  mamori-kern.. 

Unter  solchen  Umständen  versammelten  sich  die  Belagerten  zu  einer  Berathung  und 
sagten  insgesammt:  Durch  den  heutigen  grossen  Angriff  wird  der  Feind  etwas  ermüdet 
sein.  Von  einem  so  mächtigen  Feinde  fünfzigfach,  hundertfach,  endlos  umzingelt,  dürfen 
wir  das  Leben  nicht  schonen.  Wohlan!  \Yir  werden  heute  Abend  zu  einem  nächtlichen 
Ueberfall  ausrücken.  —  Ta-naka  Ko,  Zugeseilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken, 
ging  zu  dem  zweiten  Rund  und  sagte  zu  Kijo-masa:  Ich  ziehe  eben  jetzt  zu  einem 
nächtlichen  Ueberfall  aus.  Wenn  es  eine  Zeit  sein  sollte,  wo  der  Eintritt  in  das  ur- 
sprüngliche Rund  unmöglich  ist,  werde  ich  in  das  zweite  oder  dritte  Rund  einziehen. 
Das  Losungswort  wird  an  diesen  Orten  gegeben  werden.  Möge  es  den  Thorwachen  mit- 
getheilt  werden.  —  Kaum  fünfzig  Reiter  zogen  heimlich  aus  der  Feste  und  führten  den 
nächtlichen  Ueberfall  aus.  Die  Beschaffenheit  des  feindlichen  Lagers  war  richtig,  und 
man  kämpfte  an  der  angegriffenen  Stelle.  Jedoch  von  Seite  des  nebenan  befindlichen 
Lagers  leistete  man  keine  Hilfe.  Man  richtete  die  Lanzenspitzen  nach  der  Gegend  des 
nächtlichen  L'eberfalls.  und  ohne  einen  Schritt  sich  zu  entfernen  oder  die  Aufstellung 
zu  verwirren,  verblieb  man  fest  an  der  diesseitigen  Gränze.  Unterdessen  fiihrten  die 
Belagerten  nach  Wunsch  den  Angriff  zu  Ende.  Indejn  sie  keine  Köpfe  absclilugen, 
rechneten  sie  die  Weise  der  Lanzenspitzen  und  der  Schwerter  sicli  zum  Ruhme.  ^  Die  Unse- 
rigen traten,  ohne  einen  einzigen  Mann  verloren  zu  haben,  den  Rückzug  an.  Der  Feind 
glaubte,  es  müsse  ein  Plan  für  einen  nächtlichen  Ueberfall  bestehen,  und  die  Krieger 
in  der  Feste  bewachten,  ohne  in  der  Nacht  ein  Auge  zu  schliessen,  die  innere  Seite  des 
Erdwalls. 


Ni-ziü-jokka  tora-no    — ■    ^  itten-jori  tai-giui  faja  dzin-tsiü  mojoiooi-ioatari-te  sonaje-too 
tate-keru-ga  teki-kata-jori  nippon-nin-to  mije-taru    Jt   si  ikki  siro-jama-no  fumofo-ni  kite  dai- 

'   Für  einen  Entsatz  oder  für  Verstärkungen. 

-    K'i-mi'n  ,Rulim'  bedeutet  an  anderen  Stellen  ein  abgesclilagenes  Feindeshanpt. 

20* 


■IF^^'  Pfizmaier. 

won  agete  i-i-keru-wa  zib-nai  \%  nari-wo  sidzümete  tasika-ni  kike.  Sio-tsi  sio-sei-no  uru-san 
zi-koku-wo  utsüsazu.  tada-ima  gan-zen-ni  nori-jabutte  tai-sib-wo  saki-to  ske  ru-fei  koto-gotokii 
ike-dori  tai-min-koku-no  kin-tsiü-wo  ken-hutsü-sasen-to  jobawattari.  Zib-tsiü-ni  kore-tvo  kiki 
kotajete  iwaku  sore  ikusa-no  sio-hu-to  iü-wa  ^  -^  ta-sib-ni  jorazü.  Fatsi-ziü-man-ki-wa  kazü 
narazü  (/o-ßaku-man-ki-ga  teki  nari-to-mo  jama-ivo  kosasezü  utsi-forobosi  rib-koku-wb-wo  ike- 
dotte  ivaga  tev  ^  Q  ki-koku-no  mijage-to  si  nippon-no  tai-ktm-je  zikken-ni  sonaje-tate- 
matsüran-wa  tatsi-matsi  nari-to  fen-tn-sü. 

Am  vierundzwanzigsten  Tage,  seit  der  dritten  Stunde/  zog  das  grosse  Heer,  bereits 
in  dem  Lager  fertig  geworden,  lierüber  und  stellte  sich  auf.  Von  Seite  des  Feindes 
kam  ein  berittener  Kriegsmann,  der  ein  Mensch  von  Nippon  zu  sein  schien,  zu  dem 
Fusse  des  Berges  der  Feste  und  rief  mit  lauter  Stimme :  Unterdrücket  das  Getöse  in 
der  Feste  und  höret  mich  gcAviss.  Das  ein  kleines  Gebiet  und  eine  kleine  Kriegsmacht 
besitzende  Uru-san  wird  man,  ohne  einen  Augenblick  verstreichen  zu  lassen,  eben  jetzt 
vor  euren  Augen  ersteigen  und  zerstören,  von  dem  Heerführer  beginnend,  die  ganze 
Besatzung  gefangen  nehmen  und  sie  in  dem  abgeschlossenen  Theile  des  Palastes  des 
Reiches  des  grossen  Ming  zur  Schau  stellen.  —  In  der  Feste  hörte  man  dieses  und  gab 
zur  Antwort:  Sieg  oder  Niederlage  eines  Heeres  beruht  nicht  auf  der  Menge.  Wären 
es  nicht  an  der  Zahl  achtzigmal  zehntausend  Reiter,  wäre  der  Feind  auch  fünfhundert- 
mal  zehntausend  Reiter,  ohne  ihn  den  Berg  übersteigen  zu  lassen,  werden  wir  ihn  ver- 
nichten, die  beiden  Könige  des  Reiches  gefangen  nehmen  und  sie  an  unserem  Hofe 
bei  der  Rückkehr  in  das  Reich  zum  Geschenk  machen.  Wir  werden  die  Köpfe  dem  grossen 
Gebieter  von  Nippon  zum  Behufe  der  Erkennung  anbieten,  und  dieses  geschieht  plötzlich. 

Kaku-te  tai-gun  itte  sonaje-ioo  jose  san-Jo-ivo  tori-maki  motsi-tate-wo  sitomi  teppb-ivo  uisi 
ja-wo  i-kome-ba  o-o-sigiire-no  tsutsi-kure-too  jabwu-ni  kotonarazü.  0-o-gawutsi  mo  sa-je-mon 
zeö  fei-no  vje-ni  nobori-te  fiki-si  wori-ivori  im  tokoro-ni  teki  zib-ka-jori  iru  ja-nite  o-o-gawutsi- 
ga  otogai-wo  i-saguri  sinobi-no  lüo-wo  i-kitte-kerr-ba  kabuto-wa  sita-je  otsi-keru-wo  ori-fusi 
juki-nacja  towori-mite  te-wo  oi-tamajeri-ja-to  toware-keru.  Sa-fodo-no  koto-ni-wa  sbrawazü-to 
■iü  utsi-ni  mata  ja  kitatte  migi-no  süne-ni-zo  i-tate-kerii.  0-o-gawutsi  ni-ka-sio  ja-kidzü-wo 
kaburi  faja  ja-dane-mo  tmki-kere-ba  fei-yw  uje-jori  ori-ni-keri.  Sikaru-ni  tai-gun  uari-mono- 
wo  soroje  kiian-gen-nite  sonaje-no  sei-ioo  tate-awasüru-to  fitosi-ku  futosa  ni-siaku-jo  mawari-no 
o-o-dake-wo  ziü-mon-zi-ni  utsi-tsigaje  asa-nawa-no  futoki-wo  motte  ja-ne-ura-no  gotoku  kaki- 
tsüke-taru-wo  kazü-wo  tsükusi-te  motsi-kitari  teri-ni  tettaru  faku-tsi-ü-ni  o-o-zei  kore-ioo  katmgt- 
tsüre  ^  •s'ö  isi-gaki-ni  tada  itsi-do-ni  utsi-kake  loare  otorazi-to  seme-noboru  ma-icb  siu-ra-no 
tatakai-mu  ja-sia  ra-setsü-no  ikari-mo  kore-ni-wa  sügizi-to  oboje-kent.  Zib-nai-no  gun-si  tsütsi- 
mo  tsibkezaru  fei  fito-je-wo  fedatete  tsüki-otosi  fane-otosi  mune-no  ita  kabuto-no  fatsi  ataru 
tokoru-wu  saiwai-ni  fi  midzü-ni  natte  tsüki-kudzüsü  tatsü-no  kokiv-no  fazime-jori  saru-no  koku- 
no  otvari  made  nana-sonaje  nana-tabi-ni  kajete  seme-tari-keri. 

Somit  brachte  das  grosse  Kriegsheer  eine  Aufstellung  heran  und  umringte  die  drei 
Seiten.  Als  es,  mit  seinen  Schilden  sich  deckend,  Flinten  abfeuerte  und  mit  Pfeilen 
hereinschoss,  war  es  nicht  anders,  als  ob  ein  grosser  Rieselregen  einen  Erdkloss  zerstörte. 
0-o-gawutsi  Mo,  Zugeseilter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  stieg  auf  den  Erd- 
wall. Als  er,  den  Bogen  spannend,  von  Zeit  zu  Zeit  schoss,  suchte  ein  von  dem  Fusse  der 
Feste    abgeschossener  feindlicher  Pfeil  das  Kinn  O-o-gawutsi's,    durchschnitt    das  Kinn- 


'    Von  3  )ii3  5  TIhr  Morgens. 


Der  Peldzuc  dek  Japaner  gegen  Corea.  157 

band  des  Helmes,  und  der  Helm  fiel  zu  Boden.  Juki-naga,  der  dieses  eben  sah,  fragte: 
Bist  du  verwundet  worden?  —  Jener  antwortete:  Es  ist  nicht  so  arg.  —  In  diesem 
Augenblicke  kam  wieder  ein  Pfeil  und  flog  an  sein  rechtes  Schienbein.  Da  0-o-gawutsi 
zwei  Wunden  von  Pfeilen  erhalten  hatte  und  seine  Pfeile  bereits  zu  Ende  gingen,  stieg 
er  von  dem  Erdwall  herab. 

Indessen  stimmte  das  grosse  Kriegsheer  die  tönenden  Werkzeuge.  Um  mit  Bambus  und 
Saiten  die  Macht  der  Aufstellungen  zu  vereinigen,  hatte  man  grossen  Bambus,  dessen 
Umfang  gleichmässig  zwei  Schuh  betrug,  kreuzweise  über  einander  gelegt  und  dicke 
Hanfschnüre  wie  bei  dem  Inneren  der  Dächer  daran  aufgezogen,  und  num  nahm  sie  in 
grösster  Anzahl  mit.  Das  grosse  Kriegsheer  trug  sie  am  hellen,  lichten  Tage  an  die 
Schultern  gehängt.  Es  hängte  sie  nur  einmal  an  die  allgemeine  Steinmauer  und  stieg 
im  Wetteifer  stürmend  hinan.  Man  glaubte  dass  der  Kampf  der  Hölle  des  Dämonen- 
königs, der  Zorn  dej-  grausamen,  der  menschenfressenden  Dämonen  nicht  ärger  sein  könne. 
Die  Ki-iegsmänner  in  der  Feste,  durch  einen  einfachen  Erdwall,  an  den  man  keine  Erde 
gelegt  hatte,  getrennt,  stiessen  nieder,  hieben  nieder.  Wo  sie  ein  Brustbret,  eine  Helm- 
höhlung trafen,  warfen  sie,  zu  ihrem  Glück  Feuer  und  Wasser  geworden,  über  den 
Haufen.  Vom  Beginne  der  fünften  Stunde'  bis  zu  dem  Ende  der  neunten  Stunde^  griffen 
sieben  Aufstellungen  siebenmal  abwechselnd  an. 

Teki-no  mono-no  gu-ni  atarv  J/iri-saki-jori  tsüki-idasü  ß-ioa  ina-dzüma-no  gotoku  nari 
ma-koto-ni  taje-gataki  ^  |g  kan-koku-tari-tn  ije-domo  sü-koku  ^  ^  fn-sen-no  ikiicoi-nite 
kabuto-no  tctsi  (/u-soku-no  sita-jori  nagaruru  ase-iva  .sinobi-w)  wo  kusa-züri-ni  sagari-te-ioa 
tsürara-to  naru  kore-ivo  totte  P  ^  kn-zetsü-no  kaioaki-ico  tudomu-besl-to  te-süki-wo  jezü. 
Teki  mon-guai-ni  fisi-to  seme-jose  to-bira-wo  utsi-johuran-to  fossü.  R6-feo  sasi-tsükete  i-tate 
utsi-korosü-to  ije-domo  sükosi-mo  firuraazu  sono  si-gäi-tco  fnmi-tsüke  fane-kojefe  amari-ni 
tsujoku  mon-ico  tai-gun  osi-kake  utsi-tataki-si-ka-ba  silde-ni  zib-ge-ni  Unoosi-tara  ^  knan-no 
'^  ki-mo  ore-beki  tei  nare-ba  ^  i  ^"''<-si  o-o-te-no  mun-ico  firaki-te  kitte  ide  sasi-vw  kewasi- 
ki  siro-zaka-wo  ni-ziü-ken  bakari  oi-kndzüsi  fi-bana-wo  tsirasi-te  tatakai-keru.  San-tai-siu  ja- 
gura-jori  fodo-tsikaku  mi-orosi-toi-tari-io  ije-domo  teki  mi-kata  iri-ai-tare-ba  utsi-tate-beki  jh- 
ino  nad.  Rö-feö  saka-naka-ni  oi-te  jari-sita-no  kb-mib  ziü-itsi  utsi-tori  mi-kata-wa  itsi-nin-mo 
utarezü  fiki-toru  tokoro-wo  teki  ma-dzikaku  tsüki-kitaru.  Mi-kata  jari-uo  sitoo-kubi-wo  nigitte 
ni-ziü-ken-ga  sono  fodo  teki-ni  osi-tsüke-wo  misezü  usiro-zisari-ni  tori-noborn  teki  mi-kata  ßki- 
loakare-taru-ioo  mite  san-sib-no  fano-ja-gvra-jori  joko-ja-ni  utH-tate-kere-ba  teki  tamarazü-sitp 
fiki-tori-keri. 

Das  aus  den  Spitzen  der  Lanzen,  welche  die  Rüstung  der  Feinde  trafen,  iteraus- 
gestossene  Feuer  war  gleich  dem  Blitze.  Obgleich  in  diesem  Keiche  die  Kälte 
wirklich  unerträglich  war,  tioss  bei  der  Gewalt  des  Vertheidigungskampfes  cinigei- 
Viertelstunden  aus  dem  Helme  und  unter  der  Rüstung  hervor  der  Schweiss.  Zu  dem 
Helmbande  und  dem  Panzerhemde  herabfliessend,  wurde  ej-  zu  1-wiszapfen.  Man  luitte 
nicht  Zeit,  diese  zu  nehmen  und  damit  der  Trockenheit  des  Mundes  und  der  Zunge 
Einhalt  zu  thun. 

Iter  Feind  schritt  vor  den  Thoren  mit  Heftigkeit  zum  Angriff  und  wollte  die  Tlior-, 
flüo-el  einbrechen.     Obffleicli  die  Belagerten  geo-en    ihn    stiessen.    mit  Pfeilen    schössen. 


'    Vuu  7   bis  9  Ulir  Morgens. 
•   Von  3  bis  5  Uhr  Nachmittasrs. 


J5S  Pfizmaiee. 

erschlugen,  wicli  er  nicht  im  Geringsten.  Als  das  grosse  Heer,  auf  die  Todten  tretend, 
abhauend  und  übersteigend,  überaus  heftig  gegen  die  Thore  drang  und  einhieb,  als 
bereits  die  Schlagbiiume,  die  inan  oben  und  unten  durchgezogen  hatte,  zu  brechen 
drohten,  öffneten  die  eingeschlossenen  Ivriegsmänner  das  Thor  der  Vorderseite  und 
stürzten  heraus.  Selbst  die  steile  Bergtreppe  der  Feste  in  einer  Breite  von  zwanzig 
Ken  niederwerfend,  kämpfte  man,  dass  die  Funken  stoben.  Von  den  Thürmen  der  drei 
Heerführer  blickte  man  zwar  nahe  lierab,  allein  da  die  Feinde  und  die  Unserigen  unter- 
einander o-emengt  waren,  konnte  man  auf  keine  Weise  losschlagen.  Die  Belagerten  er- 
beuteten mitten  auf  der  Bergtre]3pe  eilf  Köpfe,  die  unter  ihren  Lanzen  sich  befanden, 
und  die  Unserigen  traten,  ohne  dass  ein  Einziger  erschlagen  worden  wäre,  den  Rück- 
zug an.  Der  Feind  kam  ganz  nahe  an  sie.  Die  Unserigen  hielten  den  Hals  der  Lanzen 
fest  zeigten  dem  Feinde  ein  Hindrängen  nicht  in  dem  Ausmasse  der  zwanzig  Ken  und 
o-ingen  zögernd  rückwärts.  Als  man  von  den  Flügelthiirmen  der  drei  Heerführer  sah, 
dass  der  emporklimmende  Feind  und  die  Unserigen  getrennt  waren,  schoss  man  schräg 
mit  Pfeilen.  Der  Feind,  dieses  nicht  ertragend,  zog  sich  zurück. 

Sa7i-sib  qun-si-ni  nmkatte  ono-ono  tada-ima-no  fito-furi  ^  je-ni  kaku-to-mo  fude-ni  ojohi- 
natasi.  Tai-min-no  tai-gim-mo  sadamete  me-tvo  samasü-besi.  Kanasi-i  kana  on-goku  i-teo-no 
te-qara  aware  nippon  den-ga-no  go-gan-zen-ni  sonaje-tate-matsurade-to-zo  fome-tari-keru.  Ziü- 
itsi-nin-no  kb-miu  zikken-ni  ojobu  kijo-masa-no  gwn-si  :j(i  }\\  kita-gaioa  ^  tu  u-je-mon  zeo  kiibi 
ßo-tsü  juki-naga-no  gun-feö  if.  ^  ki-mata  fiko  sahurö  kubi  ßto-tsü  kadzü-josi-ga  te-je-wa 
ta-naka  ko  sa-je-mon  zeo  ku-tsü-ini  feö-zb  o-o-gawutsi  mo  sa-je-mon  zeo  }\\  t'i)'  kawa-mura 
ziü-süke  fajasi  ^  kaku  u-je-mon  zeo  asa-id  mata  fei-je  zeo  kon-du  zin  u-je-mon  zeo  :^  ]^ 
matsü-bara  zi-rö  sa-je-mon  zeo  ]\\  )\\  jama-gawa  ^  teo  fei-je  zeo  kokono-tsü  made  utsi- 
tottari.  Zib-nai-no  zib-ge  kore-wo  mite  kijo-masa-wa  figo  fan-goku  juki-naga-iva  ka-i  ikkoku- 
no  siü-go-ni  site  kubi  fito-tsü-dzütsu  tottario-ni  kadzü-josi  fadzüka-no  /]^  ^  aib-sin-nite  kokono- 
tsü  tottaru  koto-jo  joki  jü-si-iüo-ba  motsü-be-kari-keru  mono  kana-to  san-dan-senu-wa  na-kari-keri. 

Die  drei  Heerführer  sprachen  zu  den  Kriegsmännern  die  lobpreisenden  Worte:  Malte 
man  auch  einen  Jeden  von  euch  in  der  Gestalt,  die  er  jetzt  hat,  der  Pinsel  kann  es  nicht 
erreichen.  Das  grosse  Heer  des  grossen  Ming  wird  es  wohl  beachten.  AVie  traurig! 
Die  That  in  einem  fernen  Eeiche,  an  einem  fremden  Hofe,  wird  leider  vor  den  Augen 
des  Hauses  des  Machthabers  von  Nippon  nicht  ausgeführt! 

Der  Ruhm  von  eilf  Menschen  gelangte  zur  Erkennung.  Ein  Kriegsmann  Kijo- 
masa's:  Kita-gawa  T6,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  hatte 
ein  Haupt,  ein  Krieger  in  dem  Heere  Juki-naga's:  Ki-mata  Fiko  Saburo  hatte  ein 
Haupt,  von  der  Abtheilung  Kadzu-josi's  hatten  Ta-naka  Ko,  Zugesellter  des  Thores 
der  Leibwache  zur  Linken,  Ku-tsu-nii  von  der  Waffenkammer,  O-o-gawutsi  Mo,  Zu- 
gesellter des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  Kawa-mura  Ziü-suke,  Fajasi  Kaku, 
Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten,  Asa-wi  Mata,  Zugesellter  der  be- 
waffneten Leibwache,  Kon-dö  Zin,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Rechten, 
Matsu-bara  Zi-ro,  Zugesellter  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  und  Jama-gawa 
Teo,  Zugesellter  der  bewaffneten  Leibwache,  neun  Häupter  abgeschlagen.  Als  die  Höhe- 
ren und  Niederen  in  der  Feste  dieses  sahen,  sprachen  sie :  Kijo-masa  ist  von  dem  halben 
Reiche  Fi-go,  Juki-naga  von  dem  ganzen  Reiche  Ka-i  der  Scliirmherr.  Während  sie  je 
ein  Haupt  erbeutet  haben,    hat  Kadzu-josi,    der    ein    unansehnlicher,    kleiner  Mann    ist. 


Der  FiiLHZuG  der  Japaner  ge'Jen  Corea.  159 

neun  erbeutet !  Er  muss  vortreffliche,  muthige  Kriegsmänner  erlangt  haben !  —  Niemand 
war,  der  nicht  pries  und   bewimdei'te. 

Sikaru-ni  ni-san-no  maru  fei  sita-ni  tal-teki-no  si-fjai  kaza-wu  sirazü-to  .■^a-ta-nn.  Ta- 
naka  o-o-gawutsi  kaica-mura  fajani  kon-dö  go-nin  da-sin-sife  itsi-ran-ni  juki-te  kajern  sa-ni 
mire-ba  ni-no  maru-no  inon  ivaki-ni  tsi-isaki  woke-ni  sakadzüki  tori-soje  ka-zib-ni  midzü-wo 
um.  O-o-gawutsi  tatsi-jori  mite  ika-ga-to  toje-ba  sono  sakadzfiki  ippai-no  midzü-wo  ^  ^ 
dai-gin  ziü-go-riu-tn  tu.  0-u-gawutsi  ono-ono-ni  riddzü  nomi-suraje-to  i-i-kere-ba  ono-ono  dai- 
gin  nasi-to  iü.  0-o-gaimtsi  dai-gin  soregasi  motsi-tari-ki  idzüre-mo  nomi-tamaje-to  i-i-si-ka-ba 
mina  fito  jorokobi-te  nomi-tari.  Ono-ono-wa  saki-je  kajeri-tamaje  nanigasi-ioa  dai-gin  tsükawasi- 
te  juku-besi-tüte  fitori  ato-ni  nokori  o-o-gawutsi-mo  ippai  nomi-kere-ba  masasi-ku  midzü  nari- 
kere-domo  kane-wa  nasi  magirakasi-fe  towoini-be-'^i-to  omoi-te  onore-wa  mottai-naki  jafsn  kana 
reki-reki  saburai-ni  ibari-wo  nomase-fari  sa-ta-no  kagiri-to  i-i-sütete  tatsi-kajeran-to  sü.  Midzu- 
akindo  o-o-gawutsi-ga  jorui-no  sude-ni  tori-tsüki  dai-bun-no  kane-nite  soraje-ba  kudasare- 
sbraje-to  nageki-keru.  ü-o-gawutsi  kotowari-te  iioaku  ima  kane-iva  motazare-domo  mina-mina 
fone-ori-tarib  gun-si  nare-ba  ataje-tari.  Ro-zib  5^  j||  htr-un  firaku  made-wa  nanigasi-ni 
adzidce-oki-sbraje  kane  nari-to-mo  kome  nari-to-mo  nozomi-ni  makasete  ika-ga  fodo-mo  ategu- 
besi,  Mosi  raku-zib-ni  oite-wa  nandzi  kiu-giii  ikii-bakn  motsi-tari-to-mo  sen-nasi-to  iro-iro  i-i- 
kisase-kere-domo  akindo  gatten-sezü  ze-ß-to-mu  kudasare-sbraje-to  iü.  O-o-gawutsi  ikatte  onore- 
wa  mimi-no  ana-mo  akanu  utsüke-me  kana  ide  kane  kureu-to  iä  mama-ni  jari  ottorti.-wo  mite 
akindo  motte-no  foka-ni  tori-sawagi  ni-no  maru-je    — ■   itsi-gake-ni  nige-iri-mi,. 

Indessen  verlautete,  dass  an  dem  Fusse  des  Erdwalles  des  zweiten  Rund  zahllose 
Leichname  des  gewaltigen  Feindes  liegen.  P'ünf  Männer:  Ta-naka,  O-o-gawutsi,  Kawa- 
mura,  Fajasi  und  Kon-dO  gingen  mit  einander  hin,  um  sie  zu  sehen.  Als  sie  zurück- 
kehrten, sahen  sie,  dass  man  neben  dem  Thore  des  zweiten  Runds  zu  einem  kleinen 
Kübel  einen  Becher  gestellt  hatte  und  mit  lauter  Stimme  Wasser  feil  bot.  O-o-gawutsi 
trat  hinzu,  sah  es  und  fragte,  was  es  koste.  Alan  sagte,  ein  solcher  Bechoi-  voll  Wassei- 
koste  fünfzehn  Tael.  O-o-gawutsi  sagte  zu  jedem  pjinzelnen,  dass  er  Wasser  ti-inken 
möge,  doch  ein  Jeder  sagte,  dass  er  das  Greld  nicht  habe.  <J-o-gawutsi  sprach :  Ich  luibe 
das  Geld  bekommen.  Möget  ihr  Alle  ti-inkeu.  —  Alle  waren  erfreut  und  tranken.  O-o- 
gawutsi  sprach:  Möget  ihr  ein  Jeder  im  Voraus  heimkehren.  Ich  werde  das  (ield 
schicken  und  dann  weggelien.  —  Er  blieb  hierauf  allein  zurück.  Er  trank  einen  Becher, 
und  es  war  in  der  That  Wasser,  aber  er  hatte  nicht  das  Geld.  Er  dachte  sich:  Ich 
werde  mich  durch  Verstellung  aus  der  Sache  zielien.  Somit  sprach  er:  J)u  bist  ein  gott- 
loser JNIensch !  Den  edlen  Kriegsmänneni  liast  du  Hai-u  zu-  trinken  gegeben.  Hier  ist 
nichts  weiter  zu  reden.  —  Nach  diesen  Ji ingeworfenen  Worten  wollte  ei-  licimkehreu. 
Der  W^asserhändler  hängte  sich  an  den  l'anzerärmel  O-u-oawutsi's  und  say-te  kläüdich: 
Da  es  viel  (ield  ist,  so  gib  es  mir!  —  O-o-gawutsi  entschuldigte  sich  und  sprach:  Ich 
hatte  jetzt  zwar  nicht  das  Geld,  da  es  aber  lauter  abgemüdete  Kriegsmänner  sind,  so 
machte  ich  ihnen  ein  Geschenk.  Lasse  es  bei  mir,  bis  die  Belagerung  in  Folge  des 
Kriegsglücks  aufgehoben  ist.  Sei  es  Geld,  sei  es  Reis,  ich  werde  (;s  nach  dcMncm  Wunsche, 
so  viel  es  auch  sei,  ausgleiclien.  Wenn  die  Feste  fällt,  magst  du  noch  so  viel  (»cid  be- 
kommen haben,  du  hast  davon  keinen  Nutzen.  —  Er  brachte  allerlei  vor,  jedoch  der 
Kaufmann  willigte  nicht  ein  imd  sagte:  Gib  es  mir  unbedingt!  —  O-o-gawutsi  wurde 
zornig  und   rief:   Du   bist  ein  Dumrakopl".   der  die  (  )hren   nicht    offen    hat!     Wohlan,     ich 


160 


Pfizmaier. 


werde  dir  Geld^  geben!  —  Mit  diesen  Worten  ergriff  er  die  Lanze.  Der  Kaufmann, 
dieses  sehend,  war  ausserordentlich  bestürzt  und  floh,  ihm  entschlüpfend,  in  das 
zweite  Rund. 

0-u-qaivutsi  sore-jori  kajeri-kere-ba  ono-ono  midzä-no  o-furumai  katazike-nasi-to  itsi-rei- 
wo  nobe-keru.  Ta-naka  fu-sin-iuo  tatete  sikiri-ni  tö.  Ü-o-gaivutsi  koiajete  oroka-naru  kiki-goto 
kana  kono  tsüme-ro-zib-ni  nani  kane  ari-te  tsükaioasü-beki  kotowari-ije-domo  kikazaru  juje 
ko-hi-wara  tsüki-nukan-to  se-si-ka-ba  asi-bajaku  site  ni-no  maru-je  nige-iri-keri-to  kataru. 
Jaku-sio-ni  jori-ici-taru  kadzü-josi  juki-naga  rib-ke-no  i  si  itsi-do-ni  te-wo  utte  o-o-ivarai-si 
ware-mo  ßto-mo  mi-tare-domo  siro  na-kere-ha  ze-fi-nasi-to  utsi-sügirti  tokoro-ni  sari  tote-iva 
de-kasi-taru-to  taka-warai-no  imto-rco  ki-ite  kadzü-josi  juki-naga-jori  ken-kua-si-keru-ja-to 
tsükai-iüo  tatsüru  sonn  utsi-ni  ta-naka  sükosi-mo  icaraivazü-site  kusa-züri-wo  fita-to  utsi  sate- 
mo  <mu-nen  kutsi-osi-ki  midzü-wo  nomi-taru  mono  kana  kono  midzü-wa  soregasi-ga  ono-ono-ni 
atbru  tokoro-no  midzü  naru-wo  fan-bun  tosi-ni-mo  tarazaru  o-o-gatvvtsi-ni  kukumerare-taru 
fadzükasi-sa-jo-to  i-i-si-ka-ba  sono  kaico-kotoba-ga  okasi-ki  tote  mata  o-o-ioarai-wo-zo  si-tari-ki. 
San-tai-sib-mo  kore-wo  kiki  sasi-fataraki-taru  si-kata  kana  fei-v7-a-no  jö-ni  tatsü  jatsü-ni-wa 
arazü  motto-mo  nari-to  warajeri-si-ga  kijo-masa  juki-naka  o-o-gawutsi-wo  miru  tabi-goto-ni 
ika-ni  o-o-gawutsi  dono  kono  goro-wa  midzü-akinai-wa  si-tamaivazü-ja-to  ijeri.  0-o-gaimtsi 
sono  on-koto-ni  sbrb  midzü-akindo-ni  ide-ai-sbraico-ba  fei-ura-no  fataraki  tnon-no  katame-wa 
dai-nl-nl  itasl  madzü  nüdzü-akinai-ni  tori-kumi-mbsi-taku  sbrbje-domo  akindo-ni  ai-sbraioazü-to 
kotaje-kere-ha  säte  akinai-sase-taki  koto-jo-to  fi-bi-no  warai-goto-ni-zo  nari-ni-keru.  Jü-gure-ni 
nari-kere-ha  kadzü-josi  juki-naga-no  gun-si  jori-ai  jo-utsi-ni  idzü-besi-to  ^  dan-si-khcame  o-o- 
gawutsi  ni-no  marii-ni  Juki  kijo-masa-iti  mukatte  fisoka-ni  ai-kotoba-ivo  i-i-aioase  go-roku-ziu- 
ki  fase-idete  teki-dzin-wo  vtsi-tsirasi  fasi-basi  sib-sib  kh-mib-si  tatsi  katana  tama-gusüri  siki- 
gaioa  i-ge-wo  ran-dori-site  koto  juje-naku  o-o-te-no  mon-ni  iri-ni-keru. 

Als  O-o-gawutsi  hierauf  heimgekehrt  war,  begrüsste  ihn  ein  Jeder  und  dankte  ihm 
für  die  Bewirthung  mit  Wasser.  Ta-naka  hegte  Zweifel  und  fragte  fortwährend.  O-o- 
gawutsi  antwortete:  Alberne  Possen!  Obgleich  ich  mich  entschuldigte  und  sagte,  dass  ich 
in  der  bedrängten  belagerten  Feste  einiges  Geld  habe  und  dieses  schicken  würde,  hörte  er 
nicht.  Als  ich  ihm  desshalb  den  Leib^  durchstossen 'wollte,  floh  er  mit  schnellen  Füssen 
in  das  zweite  Rund.  —  Die  auf  dem  Dienstplatze  weilenden  Kriegsmänner  der  beiden 
Häuser  Kadzu-josi  und  Juki-naga  klatschten  auf  einmal  mit  den  Händen  und  lachten  laut. 
Sie  sagten  :  Wir  und  Andere  haben  es  zwar  gesehen,  doch  da  man  das  Geld  dafür  nicht 
hatte,  lässt  sich  nichts  weiter  sagen,  —  Als  sie  über  die  Massen  klatschten,  sagte  man : 
Dennoch  ist  es  vollbracht !  —  Von  Seite  Kadzu-josi's  und  Juki-naga's,  welche  das  laute 
Gelächter  hörten,  schickte  man  einen  Abgesandten,  um  zu  erfahren,  ob  etwa  ein  Streit 
vorgefallen  sei.  Unterdessen  schlug  Ta-naka,  ohne  im  Geringsten  zu  lachen,  auf  das 
Panzerhemd  und  sprach:  O  die  bedauernswerthen  Leute,  welche  das  Wasser  getrunken 
haben!  Dieses  Wasser  ist  das  Wasser,  das  ich  euch  Allen  gebe.  Die  Hälfte  reicht  für 
ein  Jahr  nicht  hin.  O  Schande,  dass  es  von  O-o-gawutsi  euch  in  den  Mund  gegossen 
wurde!  —  Wegen  der  Lächerlichkeit  dieser  verstellten  Rede  erhoben  sie  wieder  ein 
lautes  Gelächter. 


1    Kane  ,Geld'  bedeutet  ursprünglich  .Metall'. 

-   Die  Lesung  des   üben   gesetzten,    sonst    nirgends   vorkommenden  Wortes   kcJd-wavo,    in   dem  Texte   abgetheiltes    und    hin- 
sichtlich des  klaren      V-»    fi  entstelltes  Firagana,  ist  sehr  zweifelhaft. 


Der  Feldzug  der  Japaner  gegen  Coiiea.  161 

Als  die  drei  Heerführer  dieses  hörten,  lachten  sie  und  sagten  :  Ein  gut  ausgeführtes 
Werk!  Es  ist  kein  Mensch,  der  inneriialb  des  Erdwalles  von  Nutzen  ist.  Es  geschieht 
ihm  Kecht!  —  So  oft  Kijo-masa  und  Juki-naga  später  0-o-gawutsi  sahen,  sagten  sie:  Herr 
0-o-gawutsi !  Treibst  du  nicht  jetzt  einen  Wasserhandel  V  —  0-o-gawutsi  erwiederte : 
Es  ist  diese  Sache.  Wenn  ich  dem  Wasserhändler  begegnete,  würde  ich  die  Tliä- 
tigkeit  innerhalb  des  Erdwalles,  die  Yertheidigung  der  Thore  zur  Nebensache  machen. 
Ich  möchte  mich  früher  bei  dem  Wasserhändler  als  Theilnelmier  an  dem  Geschäfte 
melden,  allein  ich  begegne  dem  Kaufmanne  nicht.  —  Sie  sagten:  O  wie  möchten  wir 
dich  Handel  treiben  lassen!  —  Die  Sache  wurde  Tag  für  Tag  ein  (gegenständ  für  das 
(Tclächter. 

Als  es  Abend  wurde,  traten  die  Kriegsmänner  Kadzu-josi's  und  Juki-naga's  zusammen 
und  kamen  im  Gespräche  überein,  dass  man  zu  einem  nächtlichen  Ueberfalle  ausrücken 
könne.  0-o-gawutsi  ging  in  das  zweite  Rund  und  wechselte  mit  Kijo-masa  im  Geheimen 
Worte.  Fünfzig  bis  sechzig  Reiter  sprengten  heraus,  zerstreuten  die  feindlichen  Reihen, 
schlugen  an  allen  Enden  in  geringer  Menge  Köpfe  ab  und  zogen,  nachdem  sie  Schwerter, 
Kugeln  und  Pulver,  ausgebreitete  Felle  und  Anderes  erbeutet  hatten,  ohne  dass  ihnen 
etwas  widerfahren  wäre,  bei  dem  Thore  der  Vorderseite  ein. 


Zusatz  Kijo-masa's. 


Fide-muto  sono  fi  utsi-to7'i-)w  katana-no  tsüha  tetsü-no  mokkb-ni  sin-tsiü-no  fuku-rin-too 
kake-tari  sono  tsüha-wo  utva-obi-ni  tsürusi-wi-kere-ba  sio-nin  kore-fodo  samuku  fidaruki-ni 
sono  tsüba-wa  nan-no  tame-zo-ja-to  iü.  Fide-moto  kotajete  oroka-nari  ono-ono  tai-min  fatsi-zli'i- 
man-gi-no  seme-wo  uke  kitte  ide  tagui-naki  utsi-tori  nare-ba  man-ni  fito-fsü-mo  un-tco  firaki- 
na-ba  si-son-ni  tsütajen-to  i-i-kere-ba  ono-ono  o-oi-ni  warafte  iri-mame-wa  fajuru-to-mo  kono 
siro  un-tüo  firaku  koto-wa  arazi  süte-tamaje-to  /-i-si-2ro  fide-moto  kore-too  tsürusi-nagara  si- 
sü-besi-to  kotajete  sntezari-keru.  Fu-si-gi-no  ban-si-tvo  manukarete  ^  ^  ki-teö-si  ni-siaku 
issun  bi-zen  ^  ^  nori-mitsü-no  loaki-zasi-ni  kakete  segare  mi-ki-no  zeo  ^  5§  fide-tsüra-ni 
tsütaje-keri.  Sono  nori-mitsü-iva  guan-rai  katana-nite  tsitsi  ^  zen  fci-je-zeh  ^  ^  masa- 
tsüna  to-deö-no  kassen-ni  tai-si  ani  adatsi  ^  zen  tarn  j^  ^  masa-sada  uje-da-no  fai-gun- 
ni  tai-se-si  katana  nari  Sore-wo  fide-moto  fsütawari-te  nan-on-no  siro-nite  teö-sen-zin  si-nin- 
no  momo-wo  kitte  otosü  mata  fan-guan-ni  todome-wo  sasü  inata  nra-san-nite  tai-min-zin-ico 
kittari.  Nippon-7iite-mo  fide-moto  te-ni  kakete  nippon-zin-wo-mo  kiri-tare-bn  san-goku-no  fito-ico 
utsi-si  mei-jo-no  katana  nari. 

An  das  Heft  des  erlegenden  Schwertes  Fide-moto's'  war  an  diesem  Tage  ein  mes- 
singenes überdeckendes  Rad  an  eiserne  Blumen  gehängt.  Da  er  dieses  Heft  an  den 
äusseren  Gürtel  eingehakt  hatte,  fragten  ilui  die  Menschen,  wozu  bei  solcher  Kälte  und 
solchem  Hunger  dieses  Heft  sei.  Fide-moto  antwortete:  Es  ist  thörichr.  Da  wir  ein  , Jeder 
den  Angriff  von  achtzigtausend  Reitei-n  des  grossen  Ming  auf  uns  genommen  haben, 
entschieden  hervorgerückt  sind,  und  ein  beispielloses  Tödten  stattgefunden  hat,  so  werde 
ich,  sobald  man,  nach  der  Wahrscheinlichkeit  von  zehntausend  zu  eins,  das  Loos  eröffnet 
haben  wird,  es  den  Söhnen  und  Enkeln  überliefern.  —   Alle  lachten  laut  und  sprachen: 


'    Fide-moto  ist  O-o-gawutsi. 
Donksfhriftcn  der  phil.-hist.  Cl.  XXIV.    Bd.  21 


-1  oa  PfIZMAIER. 

Geröstete  Bohnen  mögen  wachsen,  doch  das  Leos  dieser  Feste  lässt  sich  nicht  erweitern. 
Wirf  es  weg!  —  Fide-moto  erwiederte:  Indem  ich  dieses  anhake,  werde  ich  sterben.  — 

Er  warf  es  nicht  weg. 

Dem  im o-e wohnlichen  zehntausendfachen  Tode  entkommen  und  an  den  Hof  zurück- 
gekehrt, liängte  er  es  an  das  zwei  Schuh  und  einen  Zoll  messende  Seitenschwert  Nori-mitsu 
(Glanz  der  Vorschrift)  von  Bi-zen  und  überlieferte  es  seinem  Sohne,  Fide-tsura,  Zugesellten 
des  Weinvorstehers.  Dieses  Nori-mitsu  ist  eigentlich  ein  Scliwert  und  zwar  das  Schwert, 
welches  sein  Vater  Zen  Masa-tsuna,  Zugeseilter  der  bewaffneten  Leibwache,  in  dem  Kampfe 
von  To-deö  und  sein  älterer  Bruder  Adatsi  Zen  Taro  Masa-sado  bei  der  Niederlage  von 
UJe-da  an  dem  Gürtel  trugen.  Es  wurde  Fide-moto  liberliefert,  und  derselbe  hieb  damit 
in  Nan-on  vier  Menschen  von  Teö-sen  die  Schenkel  ab  und  that  auch  der  richtenden 
Obrigkeit  Einhalt.  Ferner  hieb  er  damit  in  Uru-san  die  Menschen  des  grossen  Ming 
nieder.  In  Nippon  nahm  es  Fide-moto  zur  Hand,  und  da  er  damit  auch  Menschen  von  Nip- 
pen niederhieb,  war  es  ein  berülimtes  Schwert,  welches  Menschen  der  drei  Reiche  tödtete. 


Fortsetzung  des  Tagebuches. 

Ni-ziü-go-nitsi  mi-mei-jori  tai-teki  itte-itte-ni  kaivari-te  saru-no  koku-ni  itaru  made  süki- 
ma-nakit,  seme-tari-keri.  Sare-domo  rö-fed  ken-go-ni  fb-sen-si  fei-no  fi  ;tc  dai-gi-jori  uje-je 
teki-no  kahuto-wo  agezü  jari-saki-jori  fi-ivo  idasi  tama-no  ase-wo  nagasi  tsüki-kuzüsü.  ^  Sono 
fi-mo  teki-no  nori-iri-kanawazu-site  sio-gun  fan-guan  age-  ^  zai-wo  furi-si-ka-ba  maki-fogusi- 
te  ßki-tori-keru.  R6-fe6-mo  tame-iki-ioo  tsüki-te  kiii-soku-sü. 

Am  fünfundzwanzigsten  Tage,  von  der  Zeit  vor  Tagesanbruch  angefangen,  griff  der 
mächtige  Feind,  mit  den  einzelnen  Abtheilungen  abwechselnd,  bis  zu  der  neunten 
Stunde'  ohne  Unterbrechung  an.  Jedoch  die  Belagerten  vertheidigten  sich  herzhaft. 
Ohne  dass  von  den  Bäumen  der  Grundlage  des  Erdwalls  aufwärts  die  Feinde  den  Helm 
erhoben,  machten  sie  aus  den  Lanzenspitzen  Feuer  hervorkommen,  vergossen  Schweiss 
in  Kugeln  und  stiessen  herunter.  Auch  an  diesem  Tage  war  der  Feind  nicht  im  Stande 
hereinzusteigen,  und  als  die  richtende  Obrigkeit,  der  Heerführer  die  erhobene  Zeichen- 
fahne schwang,  trat  man,  sie  rollend  und  entrollend,  den  Rückzug  an.  Auch  die  Be- 
lagerten schöpften  Athem  und  ruhten  aus. 

Kakari-kem  tokoro-ni  kijo-masa-ni  soi-aruki-si  akindo  fatsi-hoku  go-sih  motsi-idete 
takaraka-ni  uru.  Ka-tö  jo  fei-dzi  kore-wo  mite  ko-hesi-to  kiki-kere-ba  kome-akindo  ^ij  ^ 
ban-kin  ziü-mai-nite  svi'o-to  kotajeru.  Ka-tö  i-i-keru-wa  kono  toki-m  rö-zib-ni  ika-de-ka  kui- 
(jin  aru-beki-ja  icare  -Jx.  ^h  dai-sib  sitsi-mai-no  wb-gon-wo  motte  si-tate-taru  nosi-tsüke  ari 
kore-wo  motte  go-zib-no  kome-wo  kai-toru-besi-to  iii.  Akindo  dai-sib-no  o-kosi-no  mono-ni-ioa 
kaje-gataku  sbrb-to  i-i-kern-wo  kon-do  si-rö  u-je-moii  zed  kiki-te  ^  dai-no  manako-ni  kado- 
wo  tatete  fata-to  hirande  ikari-keru-iva  ri-fi-wo-mo  siranu  nikukl  jatsü-me-ga  kö-zib  kana  fei- 
ura  kasegu  jatsü-nite-wa  nasi.  0-o-gawutsi-ga  midzü-ico  kaware-si  ^\  rei-mo  ari-si-ja  foso- 
kubi  fane-otosan-to  iii-mama  katana-no  tsüka-ni  te-ico  kake  fasiri-joru  tokoro-wo  ka-to  osi- 
todome  madzä  kiki-tamaje  kotoicari  ari    o-o-gawutsi  dono-no    midzü   kaware-taru   si-awase-iva 


Von  3  bis  5  Uhr  Naclimittags. 


Dek  Feldzug  der  Japaner  gegen  Cokea.  163 

zib-ge  sirazara  fitu  naki-ni  ima  mata  knre-wo  kiri-iam-ba  u-o-fjawittü  dono-no  .ii-kata-ico 
sügu-7ii  manabu-ni  ni-taru-besi  tada  kaicari-ivo  tsiikawasn-besi-to-zo  i-i-keru.  Akiudo-ica  kon- 
dv-(/a  me-iro-ni  kimo-ico  tsübusi  furui-tvananaki-iüi-tari-si-ga  siinatratsi  dai-sio  ukc-tori-te 
kome-Wü  tvatasi-keri.  Ka-tu  suno  kome-ico  (jo-rin  sitsi-rid-dzntsü  nokosazü  fh-hai-iw  i  •^«-'"* 
farumai-keru.  Scm-tai-sih-ioo  saki-to  site  zib-ge  kore-wo  ^  ^  k('»-v7(m'f<i  ziakH-non-no 
okina   kann  tagui-sukunaki    7t   si-fo  kan-rui-u-o-zo  nagasi-kerti. 

Nachdem  dieses   sieh  ereignet,   ti-at  ein   Kaufmann,   dei-  mit  Kijo-masa  dahei-  gekom- 
men   war,    mit    fünf   Gantang  Reis   hervor  und  bot    sie    mit    lauter    Stimme    feil.     Ka-td 
Jo  Fei-dzi  sah  dieses  und  hörte,  dass  man  sie  kaufen  könne.  Der  Kaufmann  entgegnete  : 
8ie  kosten  fünf  Stück  gestempelten  Goldes.    —     Ka-tO  spi-ach  :     Wie  kann  es    um    diese 
.Zeit  in  einer  belagerten  Feste  Gold  und  Silber  geben?    Icli  habe  an  einem  grossen  und 
kleinen  Sclnverte   eine    aus    sieben    Stücken    gelben  Goldes    verfertigte  Verziermig.     Ich 
kann  dafür  die  fünf  Gantang  Reis  kaufen.  —  Der  Kaufmann  sagte :  Für  das  grosse  uud 
kleine  Schwert  kann  ich    sie    nicht    hergeben.  —  Kon-dö   Si-ro,    Zugeseilter    des   Thores 
der  Leibwache  zur  Rechten,  hörte  dieses.    Er  riss  gewaltig  die  Augen  auf  und  rief  mit 
Hnsterem  Blicke    zornig:    O  AVorte  eines  abscheulichen  Sclaven,    der  Recht  und  Unrecht 
nicht  kennt!    Innerhalb  des  Erdwalls  gibt  es   keine  crwerljenden  Sclaven.     Man  hat  ein 
Beispiel  an  dem  Wasserkaufe  0-o-gawutsi's.  Ich  werde  das  dünne  Haupt  abhauen.  —  Er 
legte  die  Hand  an  den  Griff  des  Schwertes  und    lief  hinzu.  Ka-tu  liielt  ihn  zui-ück  und 
sprach:  Mögest  du  zuerst  hören,  es  gibt  einen  Grund.    Auf  welche  Art  Herr  0-o-gawutsi 
Wasser  gekauft  hat,  unter  den  Höheren  und  Niederen  ist  Niemand,  der  nicht  davon  weiss. 
Wenn  man  jetzt  wieder  Jenen  niederhaut,  so  wird  es  aussehen,    als  ob  man    die  Hand- 
lungsweise des  Herrn  O-o-gawutsi  geradezu  nachahmte.    Man  soll    nur    den    Preis    dafür 
übergeben.  —  Der  Kaufmann  entsetzte  sich  vor  der  Miene  Kon-do's  und  zitterte.  Er  nalim 
sofort  das  grosse  und  das  kleine  Schwert  an  und  übergab  den  Reis.  Ka-to  bewirthete  mit 
diesem  Keis  zu  je  fünf  und  sieben  Körnern,  olme  etwas  zurückzulassen,   die  Kriegsmänner, 
seine  (genossen.     Von  den  drei  Heerführern  angefangen,    sprachen  Ilölipre    und   Niedere, 
welche  dieses  sahen  und   hörten:    O   ein  Greis   jung  von   Jahren!    YÄw    Ivrlegsmann,    dei- 
Wenige  seines  Gleichen  hat!  —  Sie  vergossen  Thränen  der  Jvtihrung. 

Kadzü-josi  juki-naga-no  gun-heö  jo-ni  iru-wo  matsi-tc  mata  jo-utsi-sen-to  ^  dan-zi  ktjo- 
masa-ni  maje-no  gotokn  dziki-dan-sü.  Kijo-masa  ijeri-keru-ica  ono-ono  kono  utsi-no  ki-katm-ni 
nsi-mo  faja  jowa-karu-hesi.  Onazi-ku-ica  mu-j6  faric-besi-fo  ari  onn-uno  kofajete  tama-gnsfiri 
fmki-fafe-sbrbje-ba  sükosi  nari-to-mo  nusümi-foru  rn-feö-nn  tasnke-ni  itasii-bekii  sbrb-tntr  |^J 
rei-no  tei-fei-domo  omoi-rii  mamo-ni  vt^i-.vtmasi  taina-gnsiiri  jumi-ja  sib-x/b  tatakai-totte-zo 
kajeri-kern. 

\Y\o  Krieger  Kadzu-josi's  und  Juki-naga's  warteten  auf  den  Anbruch  der  Nacht 
und  verabredeten  sich  wieder,  einen  nächtlichen  Ueborfall  zu  machen.  Sie  sagten  dieses 
so  wie  früher  geradezu  Kijo-masa,  Kijo-masa  sprach:  Durch  den  Hunger  und  Durst 
während  dieser  Tage  müssen  eure  Füsse  aucli  bereits  scliwach  sein.  Zugleich  wli-d  es 
nicht  nöthig  sein.  —  Alle  erwiederten :  Da  Kugeln  und  Pulver  zu  ]-]nde  gegangen 
sind,  mag  es  selbst  wenig  sein,  wir  rauben  es.  Wir  werden  es  zur  Unterstützung  der 
belagerten  thun.  —  Die  als  Muster  dienenden  tliatkräftigen  Krieger  führten  den  Angriff 
nach  Wunsch  aus.  Nachdem  sie  Kugeln  und  Pulver,  Bogen  und  Pfeile  in  einigen  ge- 
ringen Mengen  kämpfend   erbeutet,  kelirten  sie  zurück. 

21* 


-ig^  Pfizmaier. 

Ni-ziü-roku-nitsi  mi-mei  soto-gaica-iio  sa-narl  sawagasi-ku  nin-ba-no  asi-woto  ßbiku-to 
ije-domo  fito-ko-e-wa  kikojezü.  Tsüki-wa  kumori  kiri-wa  fukasi  an-ja-ni  tomosi-hi-ivo  ushw-ga 
r/otosi.  Teki-no  okonai-wo  fakatte  fei-ura-no  Hl)  ±  go-si  sukosi-mn  ke-dai-sezü  ^  j^  fed- 
deö-tvo  tsüki-senniru-wo  ososi-to  matsi-kake-tarl.  An^no  gotoku  fu-dan  kake-oki-si  o-o-dake-no 
nobori-mitsi  ni-san  fon-maru-no  isl-gaki-je  kake  itsi-do-ni  naka-ba  nori-agari  o-oi-ni  toki-wo 
age-ni-keru.  Mi-kata  omoi-mnketß  matsi-wire-ba  sükosi-mo  wodorokazü  toki-wo-mo  atvasezü 
sidzümari-kajette  matm  tokoro-ni  teki  ijo-ijo  nineki-sakende  fei-no  f^  :^  dai-gi-je  te-ioo 
kakurn.  Rd-feo  itsi-do-ni  tatsi-agari  0  men-ja  kabnto-ja  mune-no  ita  ataru  tukoro-ico  saiivai- 
ni  tsüki-ofosi  fane-otosü.  Sikaru  tokoro-ni  tatsü-no  kokn  bakari-ni  riö-ivb-7w  fon-dzin  sikiri-ni 
faja-gane  seme-kere-ba  koto-gotoku  maki-fogusi-te  dzin-sio-dzin-sio-ni  fiki-tori-keru. 

Am  sechsundzwanzigsten  Tage,  nocli  vor  Tagesanbruch,  war  die  Aussenseite  eigen- 
thümlich  unruhig.  Obgleich  der  Ton  der  Tritte  der  Menschen  und  Pferde  wiederhallte, 
war  keine  menschliche  Stimme  zu  hören.  Der  Mond  war  umwölkt,  der  Nebel  tief,  es 
war,  als  ob  man  in  finsterer  Nacht  die  Leuchte  verloren  hätte.  Das  Thun  des  Feindes 
ermessend,  waren  die  starken  Kriegsmänner  innerhalb  des  Erdwalles  nicht  im  Geringsten 
lässig.  Sie  stiessen  mit  den  Waffen  an  und  erwarteten  mit  Ungeduld  den  Angriff.  Wie 
man  vermuthet  hatte,  liängte  der  Feind  die  Sturmtreppen  von  grossem  Jiambus,  die  er 
unaufhörlich  hinlegte,  an  die  Steinmauer  des  zweiten,  dritten  und  ursprünglichen  Runds, 
stieg  mit  einem  Male  zur  Hälfte  empor  und  erhob  ein  lautes  Kriegsgeschrei.  Die 
Unserigen,  da  man  hierauf  gefasst  war  und  wartete,  erschracken  nicht  im  Geringsten. 
Die  Zeit  war  nicht  gekommen,  und  indem  sie  ruhig  zurückgingen  und  warteten,  brüllte 
der  Feind  immer  mehr  und  legte  die  Hand  an  die  ersetzenden  Bäume  des  Erdwalls. 
Die  Belagerten  erhoben  sich  mit  einem  Male  und  stiessen  und  schnitten,  was  sie  trafen, 
war  es  xMaske,  Helm  oder  Brustbrett,  glücklich  herunter.  Als  man  indessen  um  die 
fünfte  Stunde'  in  dem  Lager  der  beiden  Könige  fortwährend  die  Sturmglocke  schlug, 
trat  der  Feind,  in  Gesammtheit  rollend  und  entrollend,  den  Rückzug  in  die  Lager- 
plätze an. 

E6-feö  fu-sin-iüo  nasi  keö-no  sevie-wo  fajaku  fiki-tori-si-wa  ika-ga-no  koto-ja-to  i-l-ai-sl- 
ni  o-o-seme-7io  sono  ma-ni  kare-kusa-wo  jama-no  gotoku  ni-san-HO  maru-no  sita-je  motsi-kake 
tsümi-age-oki-tari.  Kadzü-josl  kore-wo  mite  ta-naka  ko  sa-je-mon  zeo  ku-tsü-mi  feo-zb  o-o- 
gawutsi  mo  sa-je-mon  zeö-wo  mesi-te  teki  jaki-kusa-wo  tsümi-oki-si-wa  jo-ni  iri-te  mon  naga- 
ja  ja-gura  sita-je  motsi-kake  fitsü-deö  jaki-kuzüsu-beki  tsi-riaku-taru-besi.  Sono  fu  san-nin  ni- 
no  marti-je  juki-te  kijo-masa-ni  sh-dan-sü-besi.  Mosi  kijo-masa  nobi-nobi-no  ai-satsü-ni  oi-te-tva 
san-nin  fisoka-ni  magire-ide  jaki-süte-besi.  Teki  sore-wo  mite  fase-mukatva-ba  asi-wo  fajameta 
tori-iri-sbraje  si-ite  idezu-to  iü-wa  toki-ni  jori  teki-ni  jori  tokoro-ni  joru  nari-to  koma-goma-to 
ge-dzi-wo  nasü. 

Indess  die  Belagerten  im  Zweifel  waren  und  sich  gegenseitig  fragten,  wie  es  komme, 
dass  man  den  heutigen  Angritt'  schnell  zurückgenommen  habe,  zeigte  es  sich,  dass  wäh- 
rend des  grossen  Angriffes  dürre  l'ffanzen  gleich  Bergen  unter  das  zweite,  dritte  und 
ursprüngliche  Rund  gelegt  und  aufgethürmt  worden.  Als  Kadzu-josi  dieses  sah,  berief 
er  Ta-naka  Ko,  Zugesellten  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  Ku-tsu-mi  von  der 
Kammer  der  Waffen,  und  0-o-gawutsi  Mo,  Zugesellten  des  Thores  der  Leibwache  zur 
Linken,  zu  sich  und  sprach:  Indem  der  Feind  Zündstoffe  in  Haufen  niedergelegt  hat, 
wird  er  klug  ausgesonnen  haben,  dass  er  sie  mit  Einbruch    der  Nacht  unter  die  Thore, 

'    Von  7  bis  9  Uhr  Morgens 


Dei:  Feldzug  deh,  Japaner  üegen  Cobea.  165 

das  lange  Haus  und  die  Thürme  legen  und  diese  zuversichtlich  niederbrennen  kann. 
Ihr  drei  müsset  in  das  zweite  Kund  gelien  und  mit  Kijo-masa  sprechen.  Im  Falle  einer 
zögernden  Antwort  von  Seite  Kijo-masa's  möget  ihr  Drei,  heimlich  euch  verirrend, 
hinausgehen,  sie  anzünden  und  wegwerfen.  Wenn  der  Feind  dieses  sieht  und  gegen 
euch  heransprengt,  so  ziehet  schnellen  Fusses  herein.  Heisst  es,  nicht  mit  Gewalt  hei-aus- 
treten  so  kommt  es  auf  die  Zeit,  auf  den  Feind  und  auf  den  Ort  an.  —  Hiermit  erthcilte 
er  umständlich   die  Weisungen. 

San-nin  kasikomatte  kijo-masa-ui  tnssi-kere-ba  kijo-masa  soregad-mo  sa-koso  zon-züre 
sore-ui  jotte  fada-ima  faja  kon-dn  si-ru  xa-je-mon  zeö-ico  i-i-ts/lkete  tsukawasi-sbru.  Ima-ni 
jaki-tate-be-kere-ba  kore-nite  kenbussi-tamaje-to  kutajeri.  Sono  utsi  kon-dö  ß-wo  tsüke  kofo- 
(jotoku  sev-slssi  tori-iri-kern.  San-nin  kore-tco  mite  kijo-masa-no  fen-tö-tvo  kiki  tatsi-kajpm. 
Mata  kijo-masa-je  kon-jd-mo  ju-iitsi-nl  ide-beki  josi  ai-kotoba-no  sina-zina  i-i-tsil-zi-kere-ha 
kijo-masa  kataku  ifelj  sei-site  te-asi-no  jowaki-ni  mo-faja  iranu  koto-to  ijeri.  San-nin  kotajete 
o-nse-no  gotoku-ni  sorhje-domo  kon-ban  bakari-wa  ide-shrb-besi-to  i4-awase  kajeri  kare-kusa 
jaki-taru  kon-do-ga  te-gara-no  dan  kadzü-josi-je  tsitmabiraka-ni  musi-keru. 

Die  drei  Männer  gehorchten  und  verständigten  Kijo-masa.  Dieser  erwiederte :  Icli 
mochte  eben  so  denken.  Desswegen  liabe  ich  eben  jetzt  Kon-do  öi-ro,  Zugesellten  des 
Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  mit  dem  Auftrage  abgesendet.  Da  er  jetzt  anzünden 
niuss,  möget  ihr  dabei  zusehen.  —  Unterdessen  legte  Kon-do  Feuer  an,  verbrannte  alles 
und  trat  ein.  Die  drei  Männer,  welche  dieses  sahen,  hörten  die  Antwort  Kijo-masa's  und 
kehrten  zvn-ück.  Ferner  theilten  sie  Kijo-masa  in  verschiedenen  Gesprächen  mit,  dass  sie 
lieute  Abend  zu  einem  nächtlichen  Uebcrfall  ausrücken  würden.  Kijo-masa  machte  da- 
gegen starke  Einwendungen  und  sagte:  Indem  Hände  und  Füsse  schwach  sind,  ist  es 
bereits  etwas  Unnöthiges.  —  Die  drei  Männer  entgegneten  einstimmig :  Es  ist  zwar 
wie  in  dem  Befehle,  jedoch  wir  werden  nur  heute  Abend  ausrücken.  —  Sie  kehrten 
zurück  und  meldeten  Kadzu-josi  ausführlich  die  That  Kon-do's,  dimdi  den  die  dürren 
Pflanzen  verbrannt  wurden. 

Kaku-te  zio-nai  sioku-zi  in-süi-wo  tafte  süde-ni  itm-ka  nari-kere-ba  ziu-ge  ki-kotsu-ni 
tsükare-fatete  sono  fito-to-mo  mijezü  \%  'J?^  seo-süi-si-keru-wo  fu-gi-no  nei-zin  arl-te  san-tai- 
sib-je  fisoka-ni  mbsi-agarn-beki  koto  sbrb-to  mbsü.  Kadzü-josi  rib-sib-je  tsükai-wo  fafefe  kuai- 
gb-site  kore-\co  kiku.  Kano  mono  kataivara-no  fito-ico  sirizokerarn-besi-to  mbsi-kere-ba  kadzü- 
josi  ta-naka  ku-tsü-mi  o-o-gaioutsi-ni  mukntte  tatsi-saru-beki  josi  ijeri-kern.  Rib-nin-wa 
kasikomatte  za-ivo  tatsi  jaku-sio-je  juku.  0-o-gawutsi  ika-saian  kono  mono-wa  fu-si-gi-no  si- 
rio-wo  m.egnrasü-to  mije-tari-to  omoi  kotoba-wo  ikarasi-te  kadzu-josi-je  kotajete  mbsi-keru-wa 
kahl  fai-gan-ni  kakomare  tada-ima-ni  utsi-zini-tsitkamatsüri  mei-do  made-no  on-tomo  mbsn- 
beki  soregasi-dom.o-ni  nani-goto-wo  kakusi-tamb-beki-to  araraka-ni  mbsi-kere-ba  kano  mono  ze- 
fi-naku  Site  i-i-idasi-keru-wa  zib-nai  süde-ni  kome  midzü  nahi  mina  tsikaki  lofsi-ni  uje-zini- 
sbrb-besi.  San-tai-sib-no  on-inotsi-wa  si-sotsü-ni  kurabu-beki-ni  sbratoaz/i  Jt  kami-no  on-tame 
on-mi-no  tarne  sümijaka-ni  zib-nai-wo  on-ide-atte  go-tsüme-nn  ^  sei-wo  mojowosi-tamb-besi. 
Saiwai-ni  on-uma  san-biki  sbrbje-ba  kore-ni  mesarete  U.  j<i't'-o  loatasi  mukb-no  isi-je  on-tsüki 
aru-beki  koto-tva  ito-jasnki  on-kofo  narn-besi-to-zo  mbsi-kern. 

Da  in  der  Feste  die  Zufuhr  von  I.(>bensmittcln  und  Trinkwasser  seit  fünf  Tagen 
abgeschnitten  war,  waren  Höhere  und  Niedere  von  Hunger  und  Durst  erschöpft  und 
sahen  sich  nicht  mehr  gleich.  Als  sie  dahinsiechten,  war  ein  ungerechter  Schmeichler, 
welcher  sagte,   er   iial.c  den  drei   Heerführern   etwas  im  Geheimen    zu    melden.      Kadzu- 


1  gg  Pfizmaiek.   Der  Feldzüg  der  Japaner  gegen  Cobea. 

josi  schickte  zu  den  beiden  Heerfülirern,  hielt  eine  Versammlung  und  hörte  es  an. 
Jener  Mensch  sagte,  die  Nebenstehenden  möchten  zurücktreten.  Kadzu-josi  sagte  jetzt 
zu  Ta-naka,  Ku-tsu-mi  und  0-o-gawutsi,  dass  sie  sich  entfernen  möchten.  Die  beiden 
Männer  erhoben  sich  ehrerbietig  von  den  Sitzen  und  gingen  zu  dem  Dienstplatze.  O-o- 
gawutsi  dachte  sicli :  Es  scheint,  dass  dieser  Mensch  irgendwie  sich  mit  ungeheuerlichen 
Gedanken  trägt.  • —  Er  entgegnete  Kadzu-josi  mit  zürnenden  Worten  und  rauh:  Was 
hättest  du  vor  uns,  die  wir,  von  einem  so  grossen  Kriegsheer  eingeschlossen,  eben  jetzt 
in  dem  Kampfe  fallen  und  bis  in  die  Unterwelt  dir  Gesellschaft  leisten  müssen,  zu 
verbero-en?  —  Jener  Mensch,  nichts  zu  erwiedern  wissend,  sagte  gerade  heraus:  Da  in 
der  Feste  kein  Reis  und  kein  Wasser  ist,  müssen  Alle  in  kurzer  Zeit  Hungers  sterben. 
Das  Leben  der  drei  Heerführer  kann  demjenigen  der  Kriegsmänner  und  gemeinen 
Streiter  nicht  gleichgestellt  werden.  Um  des  Hohen  willen,  um  eurer  selbst  willen 
müsset  ihr  schleunigst  die  Feste  verlassen  und  die  Macht  des  Nachzuges  in  Bereitschaft 
setzen.  Da  zum  Glück  eure  Pferde  drei  an  der  Zahl  sind,  wird  es  euch,  indem  ihr  sie 
besteiget,  sehr  leicht  sein,  den  Strom  zu  übersetzen  und  das  gegenüber  liegende  Land 
zu  erreichen. 

(ScMuss  folgt.) 


OLLANTA. 


AUS    DER    KECHUA8PRACHE 

tJBERSE'lZT   UND   COMMENTIRT 

VON 

J.   J.   VON   TSCHUDI 

CORHESPONDIKENDEM     MIKILIKDK     DKK     KAIS.    AKADEMIE     l)EU     WISSENSCHAFTEN. 

EINLEITUNG. 

I.  Grescliiclitliche  XJebersicht. 

Es  Ist  eine  allgemein  verbreitete  Ansiclit,  dass  die  Civilisation  der  Völker  auf  dem 
interandinen  Hochlande  Südamerika's  erst  durch  die  Incas  begründet,  entwickelt  und  verall- 
gemeint  worden,  also  verhältnissmässig  jungen  Ursprunges  sei,  nur  etwa  fünf  Jahrliunderte 
vor  der  spanischen  Invasion  ihren  Anfang  genommen  habe.  Diese  Ansicht  stützte  sicli 
hauptsächlich  auf  das  Werk  ,Commentarios  reales'  des  Chronisten  Garcilasso  de  la 
Vega,  mütterlicherseits  eines  Abkömmlings  der  peruanischen  Könige,  deren  Dynastie  die 
Spanier  vernichteten.  Garcilasso's  ^^'erk  ist  das  bekannteste  und  für  die  Geschichte  Perus 
am  meisten  benützte.'  Es  entliält  eine  Menge  hochwichtiger  Mittheilungen  über  die  poli- 
tischen, socialen  und  religiösen  Institutionen  der  Peruaner  der  Incazeit,  zugleich  aber 
auch  eine  Geschichte  der  peruanischen  Monarchen  vom  11. — 16.  Jalirhunderte  nebst  einer 
ausführlichen  Aufzählung  der  Feldzüge  uml  Kriegsthaten,  der  Werke  des  Friedens  und 
der  Gesetzgebung  eines  jeden  Einzelnen.  Garcilasso  de  la  Vega  schöpfte  den  Stoff  zu 
seinem  Werke  im  Knaben-  und  Jünglingsalter  hauptsächlich  aus  den  Erzählungen  seiner 
Mutter,  deren  Brüder  und  anderer  Verwandten.  Als  er  in  vorgerücktem  Alter  in  Spanien 
den  Entschluss  fasste,  die  Geschichte  seines  Heimatslandes  zu  bearbeiten  und  zu  ver- 
öffentlichen, wendete  er  sich,  wie  er  selbst  angibt,  lun  Beiträge  zu  dieser  Arbeit  an 
seine  ehemaligen  spanischen  Mitscliüler,  welche  solche  ihrerseits  wieder  von  ihren  Müttern 
und  anderen  Verwandten*  erhielten  und  Ihrem  Jugendfreunde  nach  Spanien  schickten. 
Mit  diesen  Hilfsmitteln  uiul  unter  Benützung  der  schon  früher  publiclrten  Werke  der 
ersten  aus  der  Reihe  der  Conquistadoren  hervorgegangenen  Chronisten  und  einiger  leider 
veidoren  tre^-anfrenerManuscrlptc  vollendete  er  den  ersten  Theil  seiner  Commentarlos 
ungefähr  in  seinem  sechzigsten   Lebensjahre. 


1  Primera  parte  de  los  Commenfavios  roiiles,  qne  ti-atan  del  origen  de  los  Yncas,  royes  quo  ftieron  del  Peru  etc.  etc.  cacritos 
pnr  cl  Ynca  Garcilasso  de  la  Vepa,  natural  del  Cozco  y  C'apitan  de  Sil  Majestad.   Edit.   Lislma.    UJOO.  fol.   14. 

2  1.    C.    foI.     ]>•. 


IgO  TsCHUDI. 


Nach  dieser  kurzen  Angabe  der  Quellen,  aus  denen  Garcilasso  schöpfte,  wird  es 
wohl  keinem  Geschichtsforscher  einfallen,  diesen  ersten  Theil  der  Commentarios  für 
etwas  Anderes,  als  eine  durch  und  durch  unverlässliche  Chronik,  die  der  exacten  wissen- 
schaftlichen Geschichtsschreibung  möglichst  geringe  Anhaltspunkte  bietet,  zu  halten.  Das 
nämliche  gilt  von  den  übrigen  Chronisten,  z.  13.  Baiboa,  Gomara,  Acosta,  Fray  Marcos 
de  Niza,  Cieza  de  Leon,  Zarate,  Geronimo  Roman,  Oliva  u.  A.,  soweit  sie  über  die  Dy- 
nastie der  Incas   vor  Huayna  Capak  schreiben. 

Die  Mittheilungen  Garcilasso    de   la  Vega's    über    die    dynastischen  Vorrechte,    die 
bürgerlichen  Institutionen   und  die  reliö-iösen  Gebräuche  zur  Zeit  der  Incas  können  hin- 
gegen  Anspruch  auf  Glaubwürdigkeit  machen;    denn  zur  Jugendzeit    des  Verfassers  der 
Commentarios  lebte  das  bürgerliche  Gesetzbuch  der  Incas  im  Volke  noch  fort,  und  von 
den  religiösen  Festen  und   den    übrigen  Gebi'äuchen    war    er    selbst    noch  Augenzeuge. 
Es  ist  beo-reiflich,  dass  der  Inc'a  Garcilasso,    wie    er   sich  mit  Vorliebe  nennt,    die 
Geschichte  seiner  Vorfahren  in  den   günstigsten  Farben  schilderte;   sein  Urthell  ist  befan- 
gen.  Im  zweiten  Theile  der  Commentarios,    da  wo    er    von    dem    mörderischen  Bruder- 
kriege   der    beiden    letzten    peruanischen    Monarchen,    des  Inca  Huascar    und    des  Inca 
Atahuallpa,    der  Söhne   des  Inca  Huayna  Capak    spricht,    ist    er    leidenschaftlich,    eines 
objectiven  Urtheiles  gar  nicht  mehr  fähig.  Er  stammte  aus  der  Linie  Inca  Huascar's  und 
nährte  den  tödtlichsten  Hass  gegen  Inca  Atahuallpa  und  dessen  Verwandte  und  Anhang. 
Garcilasso  führt   in    seiner  Chronik    zwei    verschiedene    mythische  Traditionen    über 
das  Erscheinen    des    ersten  Inca  ,Manco  Capak'  und    seiner    Schwester   und  Frau  ,Mama 
Oello'^  an,  ohne  jedoch  eine  eigene  Ansicht  darüber  auszusprechen;  er  lässt  die  beiden  die 
Stadt  Cuzco  gründen  und  die  bis  dahin  in  einem  Zustande  fast  thierischer  Verwilderung 
gewesenen  Eingeborenen  civilisiren.  Von  diesem  Geschwisterpaare  stammen  die  dreizehn 
Incas    ab,   die  in  einem  nur  annähernd  zu  bestimmenden  Zeiträume  von  circa  400 — -450 
Jahren,  d.  h.  bis  zur  Ankunft  der  Spanier  das  Land  regierten. 

Nach  Baiboa ^  sollen  den  Traditionen  der  Indianer  zufolge,  in  alter  Zeit  eines 
Tages  aus  einem  Gebäude  (oder  einer  Höhle?)  von  Paucari-tambo  oder  Tambo-toco  vier 
Brüder  Namens  Manco  Capak,  Ayar-Cacha,  Ayar-Auca  und  Ayar-Uchi  mit  ihren 
Schwestern  Mama-Huaca,  Mama  Coro,  Mama  Oello  und  Mama  Aragua  herausgekommen  sein. 
Alle  benachbarten  Nationen  waren  über  das  Erscheinen  dieser  Ankömmlinge  und  ihrer 
sonderbaren  Trachten  erstaunt.  Sie  Hessen  sich  in  Huamancancha  nieder;  dort  gebar 
Mama  Oello  von  ihrem  Bruder  Manco  Capak  einen  Knaben,  der  den  Namen  Sinchi  Roca 
erhielt.  Die  Geschwister  machten  die  Itidianer  glauben,  dass  die  Sonne  der  Vater  des 
Kindes  sei.  Aus  dieser  Tradition,  die  er  weitläufig  erzählt,  glaubt  Baiboa  schliessen  zu 
können,  dass  die  genannten  Geschwisterpaare  einer  eingeborenen  Familie  angehörten, 
welche,  nachdem  sie  sich  mit  Gold  und  Edelsteinen  gezierte  Kleider  angefertigt  hatten, 


Einige  schreiben  OcUo. 

Der  verdienstvolle  Sammler,  Uebersetzer  und  Heraus;jeber  von  Originalreisen,  Berichten  und  Memoiren  bezüglich  der  Ge- 
schichte und  Entdeckung  Amerikas,  Te  rnaux-Compans,  sagt  in  der  Vorrede  zur  Geschichte  Perus  des  P.  Miguel  Cavello 
Baiboa,  die  er  184U  herausgab,  Baiboa  sei  1500  nach  Amerika  gegangen  und  habe  sich  in  Bogota  niedergelassen,  dort 
habe  er  die  Bekanntschaft  eines  Mönches  (Frayle  menor)  Namens  Juan  de  Orozco  genyicht,  welcher  ihm  mehrere  selbst- 
verfasste  Werke  über  den  Ursprung  der  Indianer  mitgetheilt  habe.  Von  Bogota  habe  sich  Baiboa  nach  Quito  begeben,  wo 
er  seihe  Geschichte  Peru's  unter  der  Protection  des  dortigen  Bischofs  im  Jahre  1570  begann  und  (wie  es  scheint  in  Lima) 
den  9.  Juli  1586,  am  Tage  eines  grossen  Erdbebens,  vollendete. 


Das  Ollantadrama.  169 

und,  um  nicht  bemerkt  zu  werden,  nur  des  Nachts  reisend  bis  zu  einem  fünf  Leguas 
von  Cuzco  entfernten  Orte  (Matagua),  wo  die  Indianer  einen  Markt  abzuhalten  pflegten, 
gelangten.  Hier  stellten  sie  sich  den  versammelten  Indianern  als  Kinder  der  Sonne  und 
von  ihr  gesendet  vor,  und  es  gelang  ilmen  durch  ihre  auffallende  Erscheinung  bald  die 
Autorität  über  einen  kleinen  Landstrich  zu  usurpiren  und  ein  in  seinen  Anfängen 
höchst  unbedeutendes  Reich  zu  gründen.  Manco  Öapak  lebte  daselbst,  nachdem  auf 
seinen  Befehl  sein  Bruder  Ayar-Auca  durch  einen  Dienei-,  namens  Tambo  Chacay,  mit 
einem  Steine  erschlagen ,  der  zweite  Bruder  Ayar-Cacha  von  einem  Walusager,  den 
er  berauben  wollte,  vergiftet  worden,  und  der  letzte  Bruder  kinderlos  gestorben  war. 
mehr  als  zwanzig  Jahre  lang.  Durch  Beharrlichkeit  und  List  gelang  es  ihm  endlich 
Herr  des  damals  schon  gegründeten  und  gut  bevölkerten  Cuzco  zu  werden.  Das  luca- 
reich  hatte  dadurch  seinen  Anfang  genommen.  Baiboa  setzt,  nach  Angabe  der  Knoten- 
entzifferer, die  Regierungszeit  Manco  Capak's  auf  60  Jahre  und  nennt  das  Jahr  lool 
n.  Ch,  das  Jahr  seines  Todes. ' 

"Wie  für  Garcilasso  de  la  Vega  und  für  Baiboa,  so  ist  für  den  grösseren  Theil  der 
übrigen  Chronisten  Manco  Öapak  eine  mystische  Persönlichkeit;  seine  Abkunft  ist  in  ein 
o-eheimnissvolles  Dunkel  gehüllt,  er  ist  der  Gründer  eines  kleinen  Reiches,  dessen  Cen- 
trum das  gegenwärtige  Cuzco  ist,  er  reformirt  die  Sitten  der  Eingeborenen,  gibt  ihnen 
eine  neue  Religion,  neue  bürgerliche  Gesetze,  eine  neue  Militärordnung,  lehrt  sie  Agri- 
cultur  und  Gewerbe,  Künste  und  Wissenschaften  und  vergrössert  durch  einige  Erobe- 
rungen seinen  Staat.  Dem  von  ihm  vorgezeichneten  Wege  folgt  sein  Sohn  und  dessen 
Nachfolger. 

Eine  realistischere  Version  über  den  Gründer  des  Incareiches  gibt  der  Padre  Oliva^ 
und  zwar  nach  den  Erzählungen  eines  gewissen  Catari,  der  ein  Kipucamayok  des  letz- 
ten Inca's  war,  und  in  gerader  Linie  von  lila,  dem  Erfinder  der  Knotenschrift  und 
Liebling  des  Inca  Mayta  Capak  Amaru,  abstammte.  Catari  machte  seine  Mittheilungen 
dem  Dr.  Bartolomeo  Cei'vantes,  Canonicus  von  Charcas,  von  dem  sie  Oliva  erhielt.  Nach 
diesen  Berichten  kamen  nach  der  Sündfluth  die  ersten  Menschen  nach  Amerika  und  ver- 
breiteten sich  nach  und  nach  über  das  ganze  Festland.  Ein  Anführer  Namens  Tumbe 
oder  Tumba  Hess  sich  an  der  Spitze  von  Sampu  (der  jetzigen  zur  Republik  Ecuador 
gehörigen  Punta  de  Sta.  Helena)  mit  seinem  Volke  nieder.  Von  hier  aus  schickte  er 
einen  seiner  Kriegsherren  mit  einer  grossen  Anzahl  Indianei-  aus,  um  neue  Länder  zu 
entdecken.  Er  hörte  nie  mehr  von  ihnen,  sie  hatten  Peru,  Chile  und  Bolivia  bevölkert. 
Bei  seinem  Tode  hinterliess  er  zwei  Söhne  Quitombe  und  Otoya.  Der  erstere  verliess 
mit  einem  Theile  seines  Volkes  das  Land,  zog  nach  Süden  und  gründete  Tumbez  (Peru). 
Er  Hess  seine  wunderschöne,  junge  Frau,  Llira,  weil  sie  einer  baldigen  Entbindung 
entgegensah,  zurück,  und  versprach  ihr  sie  später  abzuholen,  hielt  aber  sein  Verspreclien 
nicht.  Llira  gebar  einen  Sohn,  den  sie  Huayanay  (Schwalbe)  nannte  uiul  von  dem  die 
Incas  abstammen.  Nach  verschiedenen  Inlalirten  gelangte  Quitombe    bis    an    den   Kluss 


1  Nach  P.  Oliva,  der  sich  ebenfalls  auf  Angaben  des  Ki|mcaniayok's  (Kuotenent/.irtVreii  stiit/.t.  niiril.-  Manc.  Capak  U3  Jabro 
alt,  und  regierte  deren  118. 

2  Nacli  Ternaux-Cumpans,  der  eine  liaadschriftliche  Chronik  des  P.  Anel..  Uliva  unter  dem  Titel  .Uistuiro  du  Peru  (1858)' 
ins  Französische  übersetzt  herausgegeben  hat,  war  Oliva  ein  neapolitauiseher  .Jesuit  und  Verfasser  eines  Werkes  über  das 
Leben  ausgezeichneter  Männer  der  Gesellscliaft  Jesu  in  Peru,  dessen  erstes  Huch  die  in  Rede  stehende  Geschichte  Peru's 
bildete.  Das  Origiualvverk  wurde  nie  gedruckt,  sondern  nur  nach  dem  vielfach  conigirten  und  mit  den  Druckerlaubnissen 
verseheneu  Manuscripte,  wie  bemerkt,  das  erste  Buch   desselben  von  Ternaux-C.nipans  übersetzt  nnd  herausgegeben. 

Denkschriften  der  phil-hiit.  Cl.  XXIV    Bd. 


;i  70  TscHUDi. 

Rimac  (Peru),  machte  dort  grosse  Bewässerungsvorrichtungen  und  baute  dem  Gotte 
Pachacamak  einen  prachtvollen  Tempel.  f>  hinterliess  einen  zweiten  Sohn,  Tome,  der 
später  in  Quito  herrschte. 

Oliva  erzählt  eine  hübsche  Greschichte,  wie  Huayanay  seiner  schönen  Mutter  durch 
einen  Adler  auf  eine  entfernte  Insel  entführt  wurde,  dort  heranwuchs,  im  zwanzigsten 
Jahre  aber  das  Festland  aufsuchte,  an  der  Küste  gefangen  genommen  wurde  und 
geopfert  werden  sollte,  wie  sich  Ciguar,  die  Tochter  des  Caziken,  in  ihn  verliebte, 
ihm  heimlich  eine  Keule  verschaffte  und  dann  mit  ihm  in  einem  von  ihr  bereit  gehal- 
tenen Boote  auf  eine  Insel  an  der  columbianischen  Küste  floh. '  Huayanay's  Sohn  und 
Nachfolger  war  Atau.  Zu  diesem  kam  ein  Sohn  Tome's  (des  jüngeren  Bruders  von 
Huayanay),  der  sich  des  Ehebruches  schuldig  gemacht,  durch  die  Flucht  dem  väteidichen 
Zorne  entzogen  hatte,  und  nach  einer  zweiundzwanzigtägigen  Irrfahrt  in  seinem  Canoe 
an  die  Insel  verschlagen  worden  war.  Dieser  beschrieb  dem  Atau  in  den  blühendsten 
Farben  das  nahe  Festland-,  da  nun  die  kleine  Insel  die  schon  zu  80  Köpfen  angewach- 
sene Bevölkerung  kaum  mehr  ernähren  konnte,  Atau  aber  schon  alt  war,  so  nahm  er 
seinem  Sohne  Manco  das  Versprechen  ab,  nach  seinem  Tode  sich  sogleich  mit  allen 
seinen  Leuten  nach  dem  Festlande  zu  begeben  und  sich  dort  anzusiedeln,  Manco  folgte 
diesem  Befehle.  Nach  seines  Vaters  Tode  baute  er  eine  Flotille,  mit  der  er  zuerst  am 
Rimac,  dann  an  der  Küste  von  Ica' landete,  dort  seine  Boote  zerstörte  und  von  hier  in 
das  Innere  des  Landes  bis  an  den  See  Titicaca  vordrang.  Welche  Kniffe  und  Intriguen 
Manco  gebrauchte  um  sich  die  dortigen  Bewohner  auf  friedlichem  Wege  zu  unterwerfen 
und  sich  als  ,Sohn  der  Sonne'  zum  Herrscher  aufzuwerfen  gehört  nicht  hierher. 

In  einem  merkwürdigen,  noch  immer  zu  wenig  beachteten  Werke  erzählt  der  Spanier 
Fernando  Montesinos^  Peru  sei  500  Jahre  nach  der  Sündfluth  bevölkert  worden  und 
dass  die  ersten  Bewohner  in  grosser  Menge  in  die  Gegend  von  Cuzco  gekommen  seien. 
Sie  standen  unter  vier  Brüdern  Ayar  Manco  Topa,  Ayar  Chachi  Topa,  Ayar  Aucca  Topa 
und  Ayar  Uchu  Topa  mit  ihren  Frauen  und  Schwestern  Mama-Coca,  Hipa  Huacum,  Mama 
Huacum  und  Pilca  Huacum.'  Von  der  Spitze  eines  Hügels  warf  Ayar  Manco  mit  seiner 


'    Vielleicht  eine  der  Galapagos-Iuseln? 

-  Ternaux-Compans,  der  ebenfalls  Montesino's  Mamiseript  über  das  alte  Peru  ia  seiner  Sammhmg  herausgegeben  hat, 
theilt  über  dessen  Verfasser  Folgendes  mit:  Der  Licenciado  Fernando  Montesinos  aus  Osunna  gebürtig,  wurde  von  der  spa- 
nischen Regierung  zweimal  als  Visitador  nach  Peru  gesandt  und  durchreiste  das  Land  nach  allen  Richtungen.  Er  galt  als 
der  beste  Kenner  peruanischer  Alterthümer  und  war  einer  der  sorgfältigsten  Forscher  über  altperuanische  Geschichte.  In 
Lima  gelang  es  ihm  mehrere  Manuscripte  über  die  Incazeit,  welche  unter  der  Leitung  des  im  Jahre  1588  verstorbenen 
Bisehofs  von  Quito,  Fr.  Luis  Lopez,  verfasst  wurden,  käuflich  an  sieh  zu  bringen.  Seine  officiellen  fünfzehnjährigen  Bezie- 
hungen zu  den  liervorragendsten  Indianern,  seine  genaue  Kenutniss  der  Werke  der  Conquistadoren-Chronisten  und  aller 
anderen  Autoren,  welche  vor  ihm  über  das  nämliche  Thema  Arbeiten  veröffentlicht  hatten,  so  wie  sein  eifriges  Studium  der 
Geschichte  und  Alterthümer  Peru's  berechtigen  uns,  seinem  Werke,  trotzdem  es  gewaltig  von  denen  der  übrigen  Chronisten 
abweicht,  die  vollste  Beachtung  zu  schenken.  Montesinos  beklagt  sich  mit  vollem  Rechte,  dass  man  Garcilasso  de  la 
Vega,  weil  er  mütterlicherseits  von  den  Incas  abstamme,  einen  viel  zu  hohen  Werth  beilege;  dem  F.  de  Xeres  wirft  er 
seine  Kürze  vor,  lobt  die  Genauigkeit  Gomara's  und  Zarate's  in  Allem  was  die  Spanier  betriflft;  er  besuchte  alle  jene 
Gegenden,  von  denen  Cieza  de  Leon  spricht,  und  findet  dessen  Beschreibungen  sehr  genau;  das  Werk  von  Fernandez 
erscheint  ihm  sehr  schätzenswerth,  er  wirft  ihm  aber  zu  heftige  Angriffe  gegen  die  Conquistadoren  vor;  er  findet,  dass 
Herrera  der  Schriftsteller  ist,  der  die  amerikanischen  Angelegenheiten  am  besten  kennt  und  nennt  las  Casas  einen 
Declamator.  Wie  fast  alle  alten  Chronisten  ergeht  sich  auch  Montesinos  in  spitzfindigen  Argumenten  über  die  Bevölkerung  der 
neuen  Welt,  hält  Peru  für  Ophir,  und  lässt  es  durch  die  Armenier  bevölkert  worden  sein.  Ternaux-Compans  hat  mit  Recht 
die  dreissig  einleitenden  werthlosen  Capitel  über  dieses  Thema  unterdrückt.  Montesinos  scheint  sein  Werk  um  das  Jahr  16.')2 
vollendet  zu  haben.  Das  Ms.  wurde  im  Kloster  S.  Jose  de  las  Mercedes  in  Sevilla  aufbewahrt. 

^  Charles  Wiener,  in  seinem  , Essay  sur  les  institutious  politiques,  religieuses,  economiques  et  sociales  de  l'empire  des  Incas', 
p.  .H7,  citirt  einen  Theil  dieser  Namen  unrichtig  und  interpretirt  sie  demzufolge  auch  falsch. 


Das  Ollantadrama.  ITl 

Schleuder  einen  Stein  nach  jeder  Himmelsgegend  und  nahm  dadurch  Besitz  des  Landes, 
Das  Volk  nannte  daher  die  vier  Brüder  Tahuantin  Suyu  Capak  (Herren  der  vier  Him- 
melsgegenden), Der  jüngste  von  ihnen,  auch  Pirhua  Manco  genannt,  entledigte  sich 
durch  Verrath  und  Mord  zweier  seiner  älteren  Brüder,  der  dritte  entfloh.^  Pirhua  behielt 
ihre   Weiber,    befahl    dass    er    als    Sohn    der   Sonne    verehrt    werde    und    gründete    die 

Stadt  Cuzco.  ^ 

Ihm  folgten  bis  auf  Atahuallpa  hundert  Könige.*     Unter  dem    90.  Monarchen    Inti 
Capak    Mayta    Pachacuti   VUI,    hatte    die    Sittenverderbniss    im  Reiche,    durch  Ver- 


'  Dieser  Vorgang  eriuuert  lebhaft  au  eine  der  uugariselieu  Krönungsrereiuonien,  die  darin  besteht,  dass  der  ueugekrönte 
Köniff  einen  künstlichen  Hügel  hinanspreugt  und  von  der  Hohe  desselben  mit  seinem  Schwerte  einen  Luftstreich  nach 
jeder  der  vier  Hinimelsrichtungoii  führt. 

2  Fast  alle  Chronisten  führen  die  Geschichte  der  vier  Brüder  mit  einigen  Variationen  der  Namen  und  des  Thatbestandes  an; 
aucli  wird  von  den  Meisten  derselben  der  Ort  Paucaritambo  (Paucartambo)  mit  den  vier  Brüdern  in  Verbindung  gebracht. 
Garcilasso  de  la  Vega  gibt  sogar  zwei  Versionen  über  diese  Brüder.  Nach  der  einen  lebte  in  Tiahuanaco  (Garcilasso  schreibt 
Tiahueana  vielleicht  nur  als  Druckfehler)  ein  mächtiger  Mann,  der  die  Welt  unter  seine  ^-ier  Söhne  theilte;  der  erste  hiess 
,Maneo  Capak-  und  erhielt  den  Norden,  der  zweite  ,Collo',  ihm  fiel  der  Süden  zu,  dem  dritten  .Tocay'  wurde  der  Osten  und 
dem  vierten  .PiuAliua'  der  Werten  zugesprochen  (in  Pinähua  ist  Montesiuos  Piruhua  wieder  zu  erkennen).  Nach  der  zweiten 
Version  kamen  aus  den  Höhlen  von  Paucartambo  vier  Gesehwisterpaare;  das  erste  hiess  Manco  Capak  und  Mama  Cello,  die 
drei  Brüder  Ayar  Cachi,  Ayar  Uchu  und  Ayar  Sauca.  Hier  möge  noch  die  Bemerkung  Platz  finden,  dass  der  Name  Purulia 
ebenfalls  mit  Pirhua  in  Verbindung  gebracht  werden  muss.  Puruhä  hiess  ein  Königreich,  das  einen  Theil  des  lieutigen  süd- 
lichen Ecuador  oder  des  nördlichen  Peru  umfasste,  es  fiel  zum  einstigen  Königreiche  Quitu  durch  die  Heirat  der  eiiizlgen 
Tochter  ,Toa'  des   11.  Scyri  von  Quito  mit  ,Duchicela',  dem  Sohne  des  Herrschers  Condorazo  von  Puruhä. 

3  Entgegen  der  Angabe  Garcilasso  de  la  Vega's,  dass  die  von  Manco  Capak  gegründete  Stadt  Cosco  (Cuzco),  was  in  der 
Sprache  der  Incas  ,Nabel'  heisse  dn  der  Kechuasprache  lieisst  der  Nabel  ,pupu')  so  genannt  wurde,  um  zu  bezeichnen,  dass 
sie  den  Mittelpunkt  des  Reiches  bilden  werde,  gibt  Montesinos  an,  dass  das  Wort  cusco,  Steinblock,  heisse  und  aus  solchen 
die  Stadt  gebaut  worden  sei,  oder  weil  cusca,  ebnen,  planiren,  bedeute  und  die  Stadt  an  einer  Stolle  erbaut  wurde,  die 
zuerst  geebnet  werden  nmsste,  dieselbe  den  Namen  Cusco-  erhalten  habe. 

*   Montesinos  gibt    von  den  Meisten  die  Lebens-  oder  Regierungsdauer  an,  von  vielen  beides,    als    hätte    er    diese  Daten    der 
verlässlichsten  Chronik  entnonnnen.    Um  das  Werk  Montesinos    zu    charakterisiren,    theile    ich    hier    einige  Ereignisse,    die 
unter  verschiedeneu  dieser  Monarchen  stattgefunden  halien  sollen,  und  Thaten  einiger  derselben  mit.  Der  5.  König  Inti  Capak 
Yupanqui  theilte  Cuzco    in  Hanau  Cuzco    und  Huriu  Cuzco    und    die    ganze  Nation    in  Centurien,    führte    die  Fussboten 
(Chaki)  ein,  so  wie  die  Rechnung   nach  Sonnenjahren    zu  nHö  Tagen.     Sein  Nachfolger  Manco  Capak    IL    baute    grosse 
Strassen   und  Brücken;  errichtete  für  gewisse  Priester,  die  das  Gelübde  der  Keuschheit  aldegen    mus.sten,    Klöster    und  Ge- 
bäude für  die  Sonnenjungfrauen.  Während  seiner  Regierung    waren    zwei  Sonnenfinsternisse  und  erschienen    zwei  Cometen ; 
eine    grosse    Pest    entvölkerte    das   Land.      Unter   dem    1-2.    Herrscher   Aytarco-Cnpo    erschienen    in  Nordperu,    Punta    de 
St.  Helena,  Huaytara  u.  a.  O.  Riesen,  welche  sich  eiserner  Werkzeuge  bedienten,  sich  der  Sodomie  ergaben,  und  durch  himm- 
lisches Feuer  vernichtet  wurden;  ein  kleiner  Rest,  der  nach  Süden  zog,  wurde  bei  Limatambo  durch  die  königlichen  Trup- 
pen erschlagen.     Der  20.  Huascar  Titupac  II.  gab  allen  Provinzen  Gouverneure  königlichen  Geblütes,  änderte  die  Schutz- 
waffen im  Heere,  bestimmte  Auszeichnungen  für    die  Tapfersten   und    setzte    einen  Senat   von    zwanzig  Greisen    königlichen 
Blutes  ein.     Sein  Nachfolger  Manco    Capak   Amanta    IV.,    ein  grosser  Freund  der  Astronomie,  berief  ein  Collegium  von 
Weisen,  welches  bewies,  dass  die  Sonne  weiter  von  der  Erde   entfernt   sei  als   der  Mond,   und   beide    verschiedene  Bahnen 
haben,  er  setzte  den  Jahresanfang  für  das   Sommeräquinoctium  fest.  Der  32.  Monarch    Sinchi    Apusqui   starb    207i)    nacli 
der  SündHuth;  er  befahl,  dass  der  Gott  Pirhua  in  Zukunft   Illatici-Huiracocha  heissen  solle.     Ayay   Manco,  der  -34.  Mon- 
arch, lies»  durch  die  Amaufas  den  Kalender  verbessern;    sie  bestimmten,  dass  das  Jahr   in  Monate   zu   30    und   in  Wochen 
zn   10  Tagen  eingetbeilt  werden  solle;   die  W,>che  zu  fünf  Tagen  am  Ende  eines    jeden  Jahres    wurde    die    ,kleine  Woche, 
genannt.  Der  42.  König  Toca-Corca-Apu-Capak  errichtete  in  Cuzco  eine  Universität.     Zu   seiner  Zelt    schrieb    man    auf 
Pergament  und  Bauuiblätter.  Das  fünfte  Regierungsjahr  des  44.  Monarchen    Uina    Chiulla-Amaufa    Pachacuti  V.    ent- 
spricht dem  Jahre  2ö0o  nach  der  Sündfluth.     Der   51.  Monarch   Yahuar    Huquiz,    ein  ausgezeichneter   Astronome,  schob 
nach  vier  Jahrhunderten  ein  Schaltjahr  ein.  Unter  seinem  Nachfolger  Capak    Titu    Yupanqui    herrschte    eine    blattern- 
ähnliche Epidemie,  der  er  selbst  erlag.  Der  .55.  Monarch.  Huillca-Nota  Amaufa  erfocht    bei  Huillca-Nota   einen   grossen 
Sieg   über    fremde  Invasoren,    die    aus    dem  Tucunuiu    in    seine  Staaten    eindrangen.     Der    60.    König  Manco  Capak  IIL 
herrschte  um  da.s  Jahr  2il50  n.  d.  S.  also  zur  Zeit  Christi  Geburt;  zu  dieser  Epoche  hatte  Peru  seine  grösste  Macht  und  Aus- 
dehnung erlangt.    Unter  Titu-Yup  anqu  i-Pachacuti  VL,  dem  64.  Herrscher,  fanden  grosse  Invasionen  aus  Brasilien  und 
den    Audenwaldungen    statt.      Der   Monarch   befestigte   sich    in   den   Montanas   von    Pucara    lieferte   dort    den    Feinden    eine 
gewaltige  Schlacht,   in  der  er  selbst  das  Leben  verlor.     Aus  der  Unzahl  unbeerdigter  Cadaver  entwickelte  sich  eine  furcht- 
bare Pest,  die  sich  über  das  ganze  Reich  ausdehnend,  dasselbe  fast  entvölkerte.     Unter  seinem  minderjährigen  Sohne  Titu 
erhoben  sich  viele  Apus    zu  selbständigen  Herrschern,    versagten    deni  Kinde    den  Gehoraam    und    bedrohten    sein    Leben, 
weshalb  es  von  seinen  Anhängern  nach  Tambotoco  geführt  und  dort  gross  gezogen  wurde.    In  dieser  Zeit  herrschten  grosse 

22* 


■J  179  TSCHUUI. 

mischung  barbarischer  Invasoren  mit  der  heimischen  Bevölkerung  den  höchsten  Grad 
erreiclit,  alle  staatlichen  und  gesellschaftlichen  Bande  waren  gelokert  und  es  herrschten 
die  widernatürlichsten  Laster.  Den  schlauen  Machinationen  einer  königlichen  Priiizessin, 
Namens  Mama  Cibaco  gelang  es  ihren  zwanzigjährigen  Sohn  auf  den  Thron  zu  erheben; 
er  war  so  schön  und  tapfer,  dass  ihn  seine  Anhänger  ,Inca'  (Herr,  Herrscher)  nannten. 
Von  ihm  stammen  die  Incas  ab.  Ihre  Zahl  ist  nach  Montesinos  (inclus.  der  beiden  Söhne 
Huayna  Capak's,  des  Inca  Huascar  und  des  Inca  Atahuallpa,  welche  der  spanischen 
Invasion  als  Opfer  fielen)  eilf;  nach  Garcilasso  de  la  Vega  (von  Inca  Roca  an  gezählt) 
dreizehn,  nach  Baiboa  zwölf,  nach  Oliva  dreizehn  etc.  gewesen. 

Aus  den  Ano-aben  Montesinos  dringt  ein  schwaches  Dämmerlicht  auf  die  dunkle 
Geschichte  der  früheren  Bewohner  des  südamerikanischen  Hochlandes.  Sie  fussen  aller- 
dings auf  einer  sehr  unsicheren  Traditionsautorität,  sind  aber  doch  in  hohem  Grade 
beachtenswerth.  Sie  führen  die  Anfänge  der  (Uvilisation  der  andinen  Völker  auf  mehr 
als  viertausend  Jahre  zurück,  sie  lassen  die  Cultur  zu  wiederholten  Malen  durch  fremde 
Invasionen,  mörderische  Epidemien  und  sittliche  Verwilderung  des  Volkes  beinahe  ganz 
zu  Grunde  gehen,  aber  doch  immer  siegreich  wieder  sich  emporheben.  Montesinos  steht 
mit  seinen,  ich  möchte  wohl  sagen  kühnen  Traditionen  jedenfalls  der  Wahrheit  weit 
näher  als  Garcilasso  de  la  Vega  und  Consorten. ' 


SitteulosiVkeit  und  Un.ul.en;  der  Gebiaucli  der  Schrift  verlor  sich.  Huayna  Top u  der  71.  König  wollte  Cuzco  umbauen, 
unterlless^es  aber  auf  Katli  der  Priester.  Das  neunte  Jalir  der  Regierung  des  78.  Monarchen  To  pa-Cauri-Pachacuti  VII. 
entspriclit  dem  Jahre  350«  nach  der  Sündttuth  (505  n.  Chr.).  Dieser  Monarcli  verbot  bei  schwerer  Strafe  wieder  Sehrift- 
zeichen  zu  erfinden  oder  sich  des  Pergamentes  oder  der  Bananenblätter  zum  Schreiben  zu  bedienen;  ein  Amaufa,  der  einige 
Jahre  später  Schriftzeichen  erfand,  wurde  lebendig  verbrannt;  er  fiihrte  den  Gebrauch  der  Quipus  ein  und  gründete  eine 
adelige  Militärsclmle  in  Pacaritambo.  Sein  Nachfolger  Arrantial  Cassi  befahl  dass  man  zugleich  mit  seinem  Vater  seine 
Gemahlin  und  die  Lieblingsconcubinen  begrabe.  Er  führte  das  Einbalsamiren  der  Könige  ein.  Unter  dem  S2.  Könige 
Tococosque  fanden  grosse  Invasionen  fremder  Nationen  statt,  die  einen  kamen  über  die  Anden,  waren  wild  wie  die  Thiere 
und  assen  Menschenfleiscli,  die  anderen  kamen  von  Norden  (Panama  und  dem  Hafen  Buena  Esperanza).  Unter  dem 
87.  Könige  Chincliiroca,  welcher  der  Vergangenheit  seiner  Vorfahren  den  Namen  ,Huica-Quirau'  gab,  fing  man  zuerst  an 
Götzenbilder  aus  Gold  zu  verfertigen.  Während  der  Regierungszeit  des  90.  Monarchen  Inti-Capak-May ta  Pachacuti  VIII. 
lief  das  vierte  Jalirtausend  nach  der  Sündfluth  ab;  das  Reich  ging  durch  .Sodomie  seinem  gänzlichen  Verfalle  entgegen. 
Montesinos  ist  übrigens  nicht  der  einzige  Chronist,  der  eine  so  grosse  Reihe  von  vorincaischen  Monarchen  Perii's  anführt. 
Der  älteste  peruanische  Chronist,  der  Kev.  P.  Blas  de  Valera,  dessen  MS.  Garcilasso  so  vielfach  benützte,  hatte  ebenfalls 
Traditionen  über  eine  selir  grosse  Zahl  peruanischer  Könige.  Oliva  1.  c.  p.  65  gibt  uns  darüber  folgende  sehr  interessante 
Mittheilung:  Man  liest  in  einem  von  P.  Blas  de  Valera  verfassten  Quechua- Wörterbuche,  welches  durch  den  P.  Diego  de 
Torres  Vasques  in  unserem  CoUegium  von  Chuquiabo  aufbewahrt  wird:  ,Raymi  war  einer  der  drei  Könige  von  Peru, 
welche  diesen  Namen  führten;  er  regierte  40  Jahre  zur  Epoche  der  , vierten  Sonne'  vor  der  Aera  unseres  Herrn.  Er  ent- 
deckte die  Solsticien  und  gab  ihnen  seinen  Namen  etc.'  und  weiter  unten:  ,aus  dieser  Stelle  geht  hervor,  dass  P.  Blas  de 
Valera  glaubt,  dass  es  vor  Christi  Geburt  eine  grosse  Zahl  von  Souveränen  in  Peru  gegeben  habe.  Weiter  spricht  er  von  Capak 
Jupanqui  Amauteo  als  45.,  von  Capak  Lloque  Yupanqui  als  95.,  von  Cuius  Manco  als  G4.;  und  doch  ist  sein  Wörterbuch 
nicht  vollendet,  denn  es  geht  blos  bis  zum  Buchstaben  H'.  Oliva  meint  daher,  dass  sich  Garcilasso  getäuscht  habe,  indem 
er  die  Bewohner  Peru's  vor  der  Ankunft  Manco  Capak's  als  ganz  wild  schilderte  und  dass  dieser  nur  eine  Krone  aufnalim, 
die  vor  ihm  schon  Andere  getragen  hatten. 

Es  ist  sehr  bemerkenswerth,  dass  das  wenige  hier  Angeführte,  was  wir  von  P.  Blas  de  Valera  durch  Oliva  kennen, 
in  mancher  Beziehung  genau  mit  Montesinos  chronologischer  Folge  der  peruanischen  Monarchen  übereinstimmt.  P.  Blas  de 
Valera  spricht  von  drei  Königen  ,Raymi',  von  denen  einer  die  Solsticien  entdeckte;  Montesinos  führt  zwei  Könige  mit  dem 
Namen  Raymi  an,  nämlich  als  den  38.  Capak  Raymi  Amanta  und  bemerkt  von  ihm,  dass  er  ein  ausgezeichneter  Astron.jni 
gewesen  sei  und  gewusst  habe,  welcher  der  längste  und  welcher  der  kürzeste  Tag  sei;  dass  ferner  seine  Unterthanen,  weil 
er  die  Solsticien  bestinnnt  habe,  dem  Monate  December,  in  dem  er  geboren  war,  den  Namen  Raymi  gegeben  haben.  Als 
48.  König  nennt  Montesinos  ,Titu  Raymi  Cosque'.  Blas  de  Valera's  45.  König  ,Capak  Yupanqui  Amanta'  entspricht  genau 
dem  45.  von  Montesinos  aufgeführten  Monarchen.  Blas  de  Valera  nennt  den  64.  ,Cuius  Manco',  bei  Montesinos  heisst  der 
64.  ,Titu  Yupanqui  Pachacuti  VI',  hingegen  der  61.,  der  zwölf  Jahre  früher  regierte,  ,Cayo  Manco'.  Als  90.  König  bezeiclmet 
Blas  Valera  , Capak  Lloque',  Montesinos  aber  dessen  Vater  Sinchi  Roca. 

P.  Blas  de  Valera  gehört  zu  den  ältesten  Chronisten,  war  ein  gelehrter  Philologe,  ein  gewissenhafter  Forscher,  der 
Kechuasprache  vollkommen  mächtig,  und  in  der  Lage  die  Traditionen  der  Indianer,  vom  spanischen  Einflüsse  noch  ungetrübt. 


Uli 


Das  Oli.antaduama.  173 

Die  Civilisation  der  interandinen  Völker  war  vor  der  Eroberung  des  westliclieii  Süd- 
amerika's  durch  die  Spanier  nicht  vier  bis  fünf  Jahrhunderte,  sondern  Jahrtausende  alt! 

Um  diesen  Satz  zu  beweisen,  müssen  wir  uns  aber  auf  andere  reellere  Factoren  als 
auf  blosse  höchst  unsichere  mündliche  Ueberlieferungen  stützen,  und  diese  finden  wir-  in 
den  Ueberresten  mensclilieher  Thätigkeit  für  das  tagliehe  Leben,  für  lieluiusung  und 
hauptsächlich  für  den  religiösen  Cultus. 

Als  dei-  vierte  Inoa  (nach  Garcilasso,  Baiboa  und  Oliva),  Inca  Mayta  Capak  seine 
Eroberungen  über  die  Laguna  von  Titicaca  in  der  Provinz  Collao  ausdehnte,  unterwarfen 
sich  deren  Bewohner  freiwillig  dem  siegreich  vordringenden  Incaheere.  Wenige  Meilen 
vom  südöstl.  Ende  des  grossen  Binnensees  fanden  die  Eroberer  an  einem  12.900  engl.  Fuss 
ü.  M.  gelegenen  Orte,  der  schon  zur  Incazeit  ,Tiahuanaco'  genannt  wurde,  frülier  aber 
ncherlich  einen  anderen  Namen  liatte,  Baudenkmäler  von  ausserordentlicher  Ausdehnung 
d  riesenhafter  Construetion;  Baudenkmäler,  die  heute  noch  das  Staunen  und  die  Bewun- 
derung eines  jeden  gebildeten  Reisenden  und  Archäologen  erwecken. 

Diese  ausserordentlichen  architektonischen  Werke  waren  aber  nicht  vollendete  Arbeiten, 
auch  nicht  im  Verfalle  begrift'ene  Ruinen,  sondern  angefangene  aber  unvollendet  ver- 
lassene Bauten,  zu  denen  ein  massenhaftes  Material  behauener  Steine  in  ausgezeichneter 
technischer  Ausführung  von  der  Stelle,  wo  das  Rohmaterial  gebrochen  wurde  (im  Cerro 
de  Kapia  bei  Zepita),  zwölf  spanische  Leguas  (also  achtzehn  Kilometer)  bergauf,  bergab 
und  über  einen  Fluss,  den  Rio  Desaguadero,  transportirt  werden  musste.  Die  grösste  Stein- 
platte, die  ich  auf  dem  Hügel  Pumapunca  mass,'  ist  7-74  Meter  lang  und  472  Meter 
breit;  eine  zweite  mit  gewaltigen  Steinschliessen  misst  5-24  Meter  in  der  Länge,  3-28  Meter 
in  der  Breite  bei  einer  Höhe  von  1-56  Meter!  Das  ganze  ungeheuere  Baumaterial  wurde  im 
Steinbruche  nach  einem  einheitlichen,  wohldurchdachten  Plane  behauen,  um  au  Ort  und 
Stelle  zusammengefügt  zu  werden.  ,Der  Architekt,  von  dem  der  Entwurf  zu  dem  Gebäude 
ausging,  muss  ein  hochbegabter  Mann  gewesen  sein.  Er  hatte  kein  Papier,  keinen  Blei- 
stift, keinen  Zirkel  um  seine  Pläne  mit  minutiöser  Genauigkeit  auszuarbeiten,  vielleicht 
hat  er  sie  nur  flüchtig  mit  Pflanzensäften  auf  Llamahäute  entworfen;  aber  die  ganze  (Jlie- 
derung  des  Baues,  bis  in  das  geringste  Detail,  musste  stets  seinem  geistigen  Auge  vor- 
schweben; er  musste  die  Dimensionen  und  Formen  der  einzelnen  Steine  den  Arbeitern  m 
den  Steinbrüchen  selbst  angeben,  seinen  Gehilfen  nur  durcli  Worte  seine  Ideen  auseinander 
setzen,   die  ganze  Construction  klar  machen'." 

Vielsagender  und  weit  bedeutungsvoller  als  alle  die  staunenerregenden  Steinplatten, 
Rinnen,  eingeschnittenen  Quadern  u.  dgl.,  ragt  dort  ein  monolithes  Thor  empor.  Es  steht 
frei,  ist  aber  durch  seine  eigene  Schwere  ein  Stück  tief  in  die  Erde  versunken,  aber 
ungleich,  so  dass  es  in  dem  oberen  südlichen  Winkel  der  Durchgangsöffnung  gesprungen 
ist.  Nach  meinen  eigenen  Messungen  hat  das  Thor  3-72  Meter  Breite  und  2-3G  Meter 
Höhe,  so  hoch  es  aus  der  Erde  steht. 


aus  unmittelbarer  Quelle  zu  »chöiifen.  Moutosinos,  der  mit  grossem  Eifer  und  umfassenden  Kenntuissen  hundert  .lalire 
später  ebenfalls  aus  den  indianischen  Traditionen,  (iesiinsen  u.  s.  f.  seine  Angaben  sammelte,  kannte  das  unvollendete  MS. 
des  Wörterbuches  von  Blas  Valera  nicht,  es  hätte  ihm  auch  nichts  genützt:  das  .MS.  der  Chnmik  des  gelehrten  Jesuiten 
aber  verbrannte  grösstentheils  bei  der  Einnahme  von  Sevilla  durch  die  Engländer,  die  übriggebliebenen  Fragmente  nützte, 
wie  schon  bemerkt,  Garcilasso  aus.  Es  muss  also  die  Uebereinstimraung  in  den  Angaben  beider  Chronisten  über  die  Zahl 
und  Namen  der  altpenumischen  Monarchen  im   höchsten  Grade  überraschen. 

'    V.  Tschudi,   Reisen   durch   Südamerika,    lid.  V.,   p.   iSS   ft. 

'   V.   Tschudi,  1.  c.   p.   29.'. 


JY4  TscHUDi. 

Der  Fries  der  Ostseite  des  Portales  ist  mit  Sculpturen  bedeckt.  Es  sind  vier  Reihen 
symbolisclier  Figuren,  von  denen  die  oberste  und  die  dritte  einander  entsprechen;  die 
zweite  Reihe  ist  verschieden,  jede  einzelne  Figur  derselben  trägt  eine  Art  Vogelkopf. 
Die  durchgehende  unterste  Reihe  (der  architektonische  Fries)  besteht  aus  mehreren  Symbol- 
typen. In  der  Mitte  der  oberen  drei  Reilien,  dieselben  aber  überragend,  ist  das  Bild 
einer  Gottheit,  wahrscheinlich  derjenigen,  welcher  der  im  Baue  unterbrochene  Tempel 
als  dessen  Eingang  wohl  der  Monolith   einst  dienen  sollte,  geweiht  war.' 

Ohne  hier  in  eine  nähere  Beschreibung  dieses  hochwichtigen  Baudenkmales  einzutreten, 
halten  wir  blos  das  einfache  Factum  fest,  dass  in  der  Nähe  des  südöstlichen  Endes  der 
Laguna  von  Titicaca  bei  Tiahuanaco  sich  eine  staunenswerthe  Menge  von  wohlvorbe- 
reitetem, vortrefflich  gearbeitetem  Baumateriale  vorfindet  und  dass  auf  einem  monolithen 
Thore  daselbst  merkwürdige  religiöse  Symbole  eingemeisselt  sind.  Der  Charakter  diesei- 
Steinarbeiten  bestätigt  unwiderlegbar  die  Tradition,  welche  sie  aus  einer  vorincaischen 
Epoche  herstammen  lässt.  Ein  Volk  aber,  ilas  solche  Werke,  ohne  Eisen,  mit  den  ein- 
fachsten mechanischen  Hülfsmitteln  lierzustellen  fähig  wai-,  muss  auf  einer  hohen  Stufe 
der  Cultur  gestanden  haben.^  Eine  solche  Culturstufe,  die  sich  aus  der  Nation  selbst 
herausentwickeln  muss,  erreicht  kein  Volk  der  Welt  in  einem  kurzen  Zeitabschnitte,  sie 
ist  das  Resultat  Jahrhundei-te   langer  Fortbildimg  und   Vervollkommnung. 

Zur  Zeit  der  ersten  Incas  lag -schon  das  Baumaterial  von  Tiahuanaco  verlassen  da. 
,Die  Eingebornen  wissen  nicht,  wer  diese  Arbeiten  gemacht,  aber  sie  hatten  von  ihren 
Vorfahren  gehört,  dass  In  einer  einzigen  Nacht  alle  jene  Wunder  entstanden,'  erzählt 
Garcilasso  de  la  Vega.' 

Wie  lange  die  Baustätte  von  Tiahuanaco  schon  verlassen  und  verödet  da  lag,  als 
die  Incaperuaner  Besitz  von  der  Provinz  Collao  nahmen,  ist  eine  Frage,  zu  deren  Be- 
antwortung uns  jeder  Anhaltspunkt  fehlt.  Es  konnte  wenige  Generationen  früher  gewesen 
sein,  aber  wahrscheinlicher  waren  schon  Jahrhunderte  verflossen  seit  der  letzte  Arbeiter 
den  Steinbruch  von  Käpia  verlassen,  die  Transportindianer  mit  dem  letzten  riesenhaften 
Quader  in  Tiahuanaco  angelangt  waren.  Vor  einem  ebenso  unlösbaren  Rätlisel  stehen 
wir,  wenn  wir  nach  den  Gründen  forschen  wollen,  welche  den  Herrscher  oder  das  Volk 
bewegen  konnten,  den  Riesenbau  einzustellen,  wenn  wir  fragen,  was  aus  ihrer  hohen 
Civllisation  geworden  ist? 

Mit  Gewissheit  nur  können  wir  annehmen,  dass  eine  gewaltige  staatliche  Katastrophe, 
eine  Auflösung  aller  socialen  Verhältnisse  der  Grund  der  Unterbrechung  jener  Bauarbeiten 
war.  Wenn  wir  die  von  Montesinos  aufbewahrten  Traditionen  aufmerksam  durchlesen, 
so  finden  wir,  dass  er  zu  wiederholtenmalen  von  grossen  Einfällen  wilder  Horden  in  das 
Reich    der   Nachkommen    Pirhua    Manco's    erzählt;*    bald    fanden    diese    Invasionen    vom 


'  Die  beste  uud  gewissenhafteste  Zeiclmimg  dieses  Portals  begleitet  den  Brief:  Lettre  sur  les  autiqiiites  de  Tiaguanaco  et 
l'origine  presumable  de  la  plus  ancienne  civilisatioii  du  Haut  Perou,  k  Mr.  Cesar  Dalay  par  L.  Angrand,  in  der  Revue 
centrale  de  l'architecture  et  des  travaux  publics.  Vol.  XXIV,  annee  ISB«,  planclies  52  et  53.  Da  die  Zeichnung  Fig.  2  mit 
der  genauesten  Sorgfalt  die  Details  der  einzelnen  typischen  Formen  wiedergibt,  so  ist  sie  für  die  wissenschaftliche  Benützung 
von  hoher  Wichtigkeit. 

-  Welche  Baudenkmäler  hat  Europa  aus.  der  Stein-  und  Bronzezeit  aufzuweisen?  Wie  uneudlich  höher  stand  zur  entsprechen- 
den Zeit  die  Cultur  der  andinen  Völker,  als  jene  der  europäischen  Nationen! 

3    1.  c.  fol.  57. 

*  Montesinos  I.e.  p.  26  sagt  ausdrücklich:  ,E3  ist  eine  alte  Tradition  unter  den  Indianern  Qiüto's,  dass  mau  zu  verschiedenen 
Malen  von  Süden  und  von  Norden  zahlreiche  Völkerschaften  zu  Wasser  und  zu  Laude  ankommen  sah.  Sie  bevölkerten 
zuerst  die  Küsten  und  drangen  dann  ins  Innere  und  füllten  so  das  ganze  weite  peruanische  Reich'. 


Das  Ollantadrama.  17f) 

Norden,  von  Panama  und  anderen  nicht  nälier  bestimmten  Gegenden,'  bald  von  der  Seite 
Brasiliens,  also  vom  Osten,  bald  aber  vom  Südosten  aus  Tucuman  statt.  In  diesen 
Sagen  ist  geschichtliche  Wahrheit  enthalten.  Dem  Reiche  an  der  Laguna  von  Titicaca 
konnte  eine  Invasion  aus  Norden  wenig  gefährlich  sein,  wohl  aber  konnten  ihm  lun- 
talle und  daraus  sich  entwickelnde  längere  Kriege  von  den  östliclieii  Tujjistämmen, 
l'hunchoshorden  oder  den  noch  heute  wilden  Indianerstämmen  des  Gran  ('haco  (let'ahr, 
selbst  den  Untergang  gebracht  haben. 

Dass  ein  wenig  kriegerisches,  die  Werke  des  Friedens  pflegendes  Volk  durch  feind- 
liche Einfälle  roher  ßarbarenhorden  nicht  nur  in  seiner  ferneren  geistigen  Entwicklung 
aufgehalten,  sondern  sogar  in  einen  gewissen  Verwilderungszustand  zurückgeworfen 
werden  kann,  zeigt  uns  die  Geschichte  an  vielen  Beispielen.  Ist  dn-  Krieg  ein  vernich- 
tender gewesen,  vielleicht  auch  noch  von  verheerenden  l'^pidemien  l)egleitet,^  mangelt  es 
der  Nation  selbst  an  geistiger  Elasticität  oder  an  hervorragenden  Gharakteren,  \mi  einen 
o-rossen  nun-alischen  EinÜuss  auf  das  Volk  auszuüben  und  es  wieder  emporzuheben,  so 
kann  einer  verhältnissmässig  hohen  Givilisation  eine  totale  Verwilderung  folgen.  Der 
Staat  löst  sich  in  Stämme,  Horden,  Familien  auf;  die  einen  bleiben  an  ihren  früheren 
Wolmplätzen,  andere  ziehen  Aveiter  und  suchen  eine  neue  Heimat;  sie  vereinen  sich  nie 
mehr  zu  einer  grossen,  starken  Nation.  So  dürfte  etwa  das  Schicksal  jenes  friedlichen 
Volkes  gewesen  sein,  durch  welches  das  ungeheure  Baumaterial  in  den  Steinbrüchen  von 
Käpia  gebrochen  und  behauen  und  mit  Aufgebot  der  Kräfte  von  Hunderttausenden  von 
Menschen   von  dort  nach   dem  Bauplatze  von  Tiahuanaco   geschleppt  wiirde. 

Sollte  nicht  ein  A^'olk,  das  zu  einem  so  erschöpfenden  Frohndienste  für  öifentliche 
Arbeiten  gezwungen  wurde,  nach  einem  grossen  nationalen  Unglücke,  nach  Unterbrechung 
oder  Aufhören  der  staatlichen  Ordnung  gerne  die  Gelegenheit  ergriffen  haben,  sich  auf- 
zulösen, weiter  zu  ziehen,  um  in  fernen  Gegenden  und  unter  climatisidi  günstigeren  Ver- 
hältnissen mehr  individuelle  Freiheit  zu  geniessen?^ 

Zur  Zeit  der  Incas  lebte  östlich  von  den  Cordilleren,  in  den  Thälern  der  heutigen 
nordwestlichen  Provinzen  der  argentinischen  Confederation  Salto,  Tucuman  und  Gatamarca 
ebenfalls  ein  ( 'ultui-volk.  das  zwar,  wie  es  scheint,  auf  einer  geringeren  Culturstufe  stand 
als  die  Incaperuaner,  aber  in  steinernen  Häusern  wohnte,  seine  Todten  in  künstlich  aus- 
gelegten Gräbern  beisezte  und  sich  hinter  einem,  nach  einem  wohldurchdachten  Plane 
angelegten  Systeme  von  Befestigungen  muthvoU  gegen  die  Truppen  der  Inca  und,  ein 
paar  Jahrhunderte  später,  nicht  weniger  hartnäckig  gegen  die  Spanier  vertheidigte."  Diese 
Indianer,  die  Galchaquis,  können  möglicherweise  Nachkommen  jener  Nation  gewesen  sein, 
deren  Kunstwei-ke  uns  allein  Kunde  ihres  ehemaligen  Daseins  geben.  Seit  der  spanischen 
Eroberung  sind  sie  als  Nation  verschwunden,   ein  grosser  Theil   von  ihnen  fiel  im  Kriege, 


'  Alln  S;if;eii  iTziihleii  v.m  Riesen,  die  .111  dor  iiiU-dliclicii  Küste,  besonders  bei  Punta  St.i.  Helena,  landeten,  sich  Sfheussliclien 
Lastern  ergaben  und  entweder  durcb  liimmlisches  Feuer  zerstört  oder  von  ihren  Gegnern  ersclilagen  wurden.  Diese  Riesen- 
sagen griinileten  sieh  auf  t'tissile  ThierUuochen,  die  bei  Punta  St.  Helena  gefunden  werden. 

2  Montesinos  spricht  von  mehreren  grossen  Pipidcmien,  die  d.as  Reich  der  altjieruanischen  Könige  entvölkert  hatten,  und 
besonders  hebt  er  die  unter  Titu  Yupanqui  Paehacuti  VI  (HOno  .Jahre  nach  der  Sündtiuth)  hervor,  die  in  Folge  eines  fürchter- 
lichen Blutbades  bei  einer  Invasion  von  Indianerborden  aus  Brasilien  entstand. 

3  Mau  könnte  auch  der  Vermuthung  Raum  geben,  dass  irgend  ein  grosses  Naturereigniss,  das  in  innige  Beziehung  zur  Religion 
der  Xatii.n  gebracht  wurde,  Veranlassung  war,  dass  der  Bau  des  Tempels  eingestellt  wurde,  dadurch  wäre  aber  immer  noch 
nicht  erklärt,  was  aus  der  Nation  selbst  wurde. 

*  V.  Tschudi  1.  c.  Bd.  V.  pag.  Hl  und  pag.  44.  Dahin  ist  auch  die  Angabe  von  Pcschel  (Völkerkunde  S.  454),  ,daas  Bau- 
reste in  Südamerica  östlich  von  den  Cordilleren  gänzlich  mangeln',   zu  berichtigen. 


]^76  TSCHUDI. 

die  übrigen  gingen  in  der  Blutmischung  mit  anderen  Stämmen  unter.  Die  heutige  india- 
nische Bevölkerung  jener  Gegend  besteht  aus  einem  Gemische  von  Nachkömmlingen 
der  Calchaquis.  der  Incaperuaner  und  auch  Guaranis.' 

In    den  Thälern    von  Catamarca    ist    gegenwärtig  die  Südgrenze  der  Kechuasprache. 

Aber  nicht  nur  im  Süden  von  Cuzco  hatte  sich  eine  viele  Jahrhunderte,  wohl  Jahr- 
tausende alte  vorincaische  Civilisation  allmälig  entwickelt,  überall  wo  nach  Norden  bis 
Quito  und  nach  Westen  in  den  mehr  oder  weniger  bewässerten  Querthälern  des  sandigen 
Küstensaumes  die  Heere  der  eroberungssüclitlgen  Incas  vorgedi-ungen,  hatten  sie  Cultur- 
völker  zu  bekämpfen,  manche  von  ihnen  auf  einer  eben  so  hohen,  wenn  nicht  noch 
höheren  Civilisationsstufe  stehend,  wie  die  Incaperuaner  selbst.  Es  ist  daher  eine  grund- 
falsche Ansicht,  die  Incas  als  Begründer  der  südamerikanischen  Cultur  zu  betrachten 
und,  wie  es  fast  allgemein  geschieht,  zu  glauben,  dass  die  Ueberreste  der  Bauten  und 
die  Producte  der  bildenden  Kunst  und  des  Handwerkes,  die  uns  in  Peru  erhalten  sind, 
aus  der  ßegierungszeit  der  Incas  stammen. 

Ich  will  hier  nur  ganz  kurz  die  Frage  berühren,  können  wir  mit  Grund  annehmen, 
dass  die  Civilisation  der  ältesten  Bewohner  Peru's,  z.  B.  der  Nation,  deren  Baudenkmäler 
in  Tiahuanaco  liegen,  eine  einheimische  war,  oder  sind  wir  berechtigt  vorauszusetzen, 
dass  sie  aus  fernen  Gegenden  importirt  wurde? 

Wenn  wir  annehmen,  dass  in  Amerika,  wie  in  der  alten  Welt,  eine  Urbevölkerung 
von  der  Zeit  der  Erscheinung  der  ersten  Menschen  auf  unserem  Erdballe  an  ihren 
Wohnplatz  hatte,  so  steht  der  Ansicht,  dass  sich  unter  besonders  günstigen  Verhältnissen 
der  eine  oder  andere  Stamm  dieser  Urbevölkerung  im  Laufe  eines  langen  Zeitabschnittes 
zu  einer  höheren  geistigen  Entwickelung  ohne  Aufpfropfen  eines  fremden  Culturreises, 
emporgearbeitet  habe,  nichts  entgegen;  es  würde  sich  bei  ihr  nur  das  wiederholt  haben, 
was  auf  der  östlichen  Hemisphäre  in  weit  höherem  Grade  stattfand.^ 

Nun  aber  haben  die  streng  wissenschaftlichen  Untersuchungen  nachgewiesen,  dass 
die  amerikanische  Indianerbevölkerung  zur  mongolischen  Race  geliört,'  dass  eine  Völker- 
verbindung zwischen  dem  nordwestlichen  Amerika  und  dem  nordöstlichen  Asien  zu  jeder 
Zeit  stattfand.  Halten  wir  an  diesem  letzten  Satze  fest,  so  müssen  wir  auch  annehmen, 
dass  zu  verschiedenen  sich  oft  wiederholenden  Epochen,  bis  in  vorhistorische  Jahr- 
tausende zurück,  Völker,  Stämme,  Familien  oder  blos  Individuen  aus  Asien  nach 
Amerika  hinüber  gewandert  sind.  Diese  Einwanderungen  waren  natürlich  nicht  immer 
gleichwerthig,  sie  bestanden  bald  aus  höher,  bald  aus  tiefer  stehenden  Völkerschaften; 
aus  ihnen  bildeten  sich  theils  die  Jäger-,  theils  die  Culturvölker  der  beiden  Amerika.  Es 
sind  nicht  etwa  die  climatischen  oder  Bodenverhältnisse,  welche  bewirkten,  dass  die  Ein- 
wanderer auf  den  gemässigten  Hochländern  Mittel-  und  Sildamerika's  eine  hohe  geistige 
Entwickelung  erreichten,  die  Stämme  aber,  welche  sich  die  Waldgegenden  als  Wohnort 
wählten,  dagegen  auf  einer  weit  niedrigeren  Culturstufe  stehen  blieben,  sondern  die 
Keime  der  Civilisation,  welche  jene  einwandernden  Völker  aus  Asien  mit  sich  brachten. 


'  In  der  Oase  Atacama,  der  gleichnamig-en,  an  4000  Geviertnaeileu  umfassenden  Wüste  und  in  ein  paar  anderen  kleinen 
Tliälern  derselben,  zwisclien  Chile  und  Bolivia,  beg-egnen  wir  einem  sehwachen  Stamme  halbcivilisirter  sogenannter  christ- 
licher Indianer.  In  Sitten,  Gebräuchen  und  Sprache  sind  sie  von  allen  uns  bekannten  Indianerstämmen  ganz  verschieden.  Ich 
vermuthe  in  ihnen  die  letzten  reinen  Ueberreste  der  Calchaquis.    (Vergl.  v.  Tschudi  1.  c.  p.  78). 

2  Alles  was  bisher  über  die  Bevölkerung  Amerika's  in  prähistorischer  Zeit  durch  Einwanderung  von  Europa  aus  geschrieben 
wurde,  müssen  wir  vor  der  Hand,  .als  jeder  Begründung  entbehrend,  zurückweisen. 

'   lieber  diese  Frage  vergl.  das  in  jeder  Beziehung  ausgezeichnete  Werk   Peschel,    Völkerkunde,   Leipzig  1874,   pag.  428  ft'. 


Das  Oll ant ADRAMA.  177 

waren  das  bestimmende  Moment  für  den  Culturgi-ad,  den  diese  Nationen  in  der  neuen 
Welt  erreichten.  Die  geistige  Fortbildung  der  alten  Mexicaner  und  Peruaner  wäre, 
wenn  Amerika  von  den  Europäern  erst  einige  Jahrhunderte  später  entdeckt  worden  wäre, 
ohne  Zweifel  stets  weiter  fortgeschritten,  während  Chunchos,  Botocuden  u.  s.  f.  ohne  in 
Bei'ührung  mit  höher  gebildeten  Nationen  zu  kommen,  Jahrtausende  die  nämliclien  wilden, 
fast  verthierten  Horden  geblieben  wären. 

Kehren  wir  jedoch  auf  das  südperuanische  Plateau  nacli  Tialmanaco  zurück.  Die 
Sculpturen  auf  dem  Friese  des  monolithen  Thores  und  auf  einer  Anzahl  von  Statuen 
und  Steinen,  die  gegenwärtig  noch  dort  liegen  oder  schon  in  öffentlichen  oder  privaten 
Sammlungen  aufbewahrt  werden,  geben  uns  einen  Fingerzeig,  wolier  das  Volk  gekommen 
ist,  das  diese  Baudenkmäler  hinterlassen  hat.  Nach  langen  und  eingehenden  Unter- 
suchungen bin  ich  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass  diese  Nation  Eines  Stammes  mit 
den  Tolteken  (Nahuatlaken)  Mexiko's,  ein  nach  Süden  gewanderter  Zweig  dieses  Volkes 
war.  Leider  erlaubt  mir  der  enge  Rahmen  in  dem  ich  mich  hier  bewegen  kann,  nur  das 
Forschung-sresultat,  nicht  aber  auch  die  ausführlichen  Beweise  in  diesen  Blättern  mitzu- 
theilen.  Die  Figuren  des  Thorfrieses  von  Tiahuanaco  haben  die  überraschendste  Aehnlichkeit 
mit  solchen  an  toltekischen  Teocallis  und  haben  auch  gewiss  dort  wie  hier  die  nämliche 
religiös-symbolische  Bedeutung  gehabt.^  Diese  Ansicht  ist  durchaus  nicht  neu,  sie  wurde 
schon  seit  mehr  als  zweihundert  Jahren  als  blosse  Vermuthung  theils  angedeutet,  theils 
ausgesprochen;  wirklich  begründet  wurde  sie  bisher  nur  von  Herrn  L.  Angrand  in  seinem 
schon  citirten  Briefe  an  Herrn  Cesar  Daly.  Ich  lege  demselben  einen  liohen  wissen- 
schaftlichen Werth  bei,  trotzdem  ich  mit  vielen  der  darin  enthaltenen  Erklärungen  nicht 
einverstanden  bin.* 

Der  nach  Süden  freiwillig  ausgewanderte  oder  durch  die  Verhältnisse  zu  dieser 
Migration  gedrängte  Stamm  der  Tolteken  durchzog,  wahrscheinlich  ohne  Aufenthalt,  die 
Landenge  von  Panama,  denn  das  heisse  feuchte  Clima  der  Waldregion  behagte  dem  an 
die  reine  Hochlandsluft  gewöhnten,  gesitteten  Volke  nicht.  In  dem  von  den  Spaniern 
als  Columbia  bezeichneten  nördlichen  Theile  Südamerika's  angelangt,  folgte  die  Wanderung 
stets  auf  dem  andinen  Hochlande  südwärts,  rechts  den  spärlich  bewässerten,  meist  vege- 
tationslosen Küstensaum,  links  die  mehr  oder  weniger  steil  in  die  Urwaldregion  abfallende 
östliciie  Andenkette.  Es  haben  sich  ohne  Zweifel  einzelne  Familien  oder  Horden  nach 
Massgabe  des  weiteren  Vorrückens,  von  dem  Hauptstamme  losgetrennt  und  sich  an  verschie- 
denen Oertlichkeiten,  die  ihren  Bedürfnissen  am  besten  zusagten,  niedergelassen.  Dieser 
aber,  das  Haupt  der  Migration  an  der  Spitze  und  begleitet  von  Priestern,  di-ang,  wahr- 
scheinlich schon  sehr  reducirt,  immer  weiter  vor,  bis  er  schliesslich  den  grossen  interan- 
dincn  Hochsee,  die  Laauna  von  Titicaca,  erreichte  und  an  dessen  südöstliclien  Ende  festen 


'  Die  werthvoUc  Arbeit  des  Herrn  Angrand  ist  leider  in  einem  Paclijournale  für  Ingenieure  enthalten  und  dadurch  der  Anf- 
nierksamkeit  in  weiteren  Kreisen  entgangen,  denn  es  wird  gewiss  einem  Archäologen  oder  Geschichtschreiber  nicht  einfallen, 
in  der  .Revue  centrale  de  l'architecture  et  des  traveaux  publics'  nach  Material  für  seine  Forschungen  zu  suchen.  Ich  wurde 
auf  Herrn  Angrand's  Brief  erst  durch  den  schon  erwähnten  , Essay'  von  Charles  Wiener  (1S74)  aufmerksam  und  fand  zu  meiner 
Befriedigung  in  demselben,  dass  die  Studien  des  Herrn  Angrand  ihn  zu  dem  nämlichen  Resultate  führten,  wie  mich  schon 
vor  mehreren  .Jaliren  die  meinigen,   die  ich  in  einer  ausführlicheren  Arbeit  in  näclister  Zeit  zu  veriiftontliclien  horte. 

2  Das  grosse  Motiv  in  der  Mitte  des  Frieses  ,die  weinende  Gottheit'  linde  ich,  mit  etwas  weniger  Emblemen,  zweimal  auf  den 
Ruinen  des  Teocalli  von  Xochicaico,  photographisch  aufgenommen  von  dem  jüng.st  verstorbenen  Herrn  Paul  von  Rosti.  In 
dem  E.xemplare  seines  grossen  photographischen  Werkes  (das  nur  in  sechs  Exemplaren  existirt),  welches  mir  zur  Benützung 
zu  Gebote  stand,  ist  auf  dem  zweiten  des  diese  Ruinen  darstellenden  Blattes  diese  Figur  sehr  dunkel,  so  dass  sie  nur  mit 
einem  Vcrgriisserung.sglase  angesehen  klar  hervortritt,  auf  dem  dritten  Blatte  ist  sie  etwas  deutlicher. 
Denkschriften  Jer  phil.-hi»t.  Cl.  IXIV.  Bd.  23 


178 


TsCHÜDI. 


Fuss  fasste.  Von  hier  bis  nach  Quito  finden  wir  durch  ganz  Südamerika,  sowohl  auf 
dem  Hochlande,  als  in  den  westlichen  KUstenthälern  und  Oasen  Ueberreste  einer  vor- 
incaischen  Cultur. 

Der  von  dem  Plateau  von  Anahuac  ausgewanderte  Stamm  verpflanzte  seine  Gesittung 
und  die  Hauptzüge  seiner  Religion  durch  das  westliche  Südamerika.  Letztere  hatte  im 
Verlaufe  der  Jalirhunderte  unter  verschiedenen  Lebensbedingungen  des  Volkes  wesent- 
liche Modificationen  erlitten.  Monarchen  und  Priester  hatten  zu  allen  Zeiten  und  bei 
allen  Cultui'vülkern  einen  massgebenden  Einfluss  auf  die  Religion,  sowohl  in  ihrer  Wesen- 
heit als  in  ihrem  sinnlichen  Ausdrucke  ausgeübt.  Sectirer  hat  es  ebenfalls  von  jeher 
gegeben.  Möglich,  dass  die  Auswanderer  aus  Anahuac  ihre  Heimat  wegen  ihrer  von 
der  allgemeinen  Volksreligion  abweichenden  religiösen  Anschauungen  verliessen  oder 
verlassen  mussten.  Die  Grvmdzüge  und  die  symbolischen  Typen  der  Religion  hatten  sie 
aber  beibehalten,  das  beweist  unwiderleglich  die  Vergleichung  der  Sculpturen  von 
Tiahuanaco  mit  denjenigen  der  toltekischen  Teocallis.  TCs  ist  auch  nicht  zu  über- 
sehen, dass  unter  dem  für  den  Tempel  bestimmten  Hügel  in  Tiahuanaco  sehr  ausgedehnte 
unterirdische  Räume  und  weit  verzweigte  Gänge  ausgegraben  sind,  wie  sie  z.  B.  unter 
dem  Teocalli  von  Xochicalco  vorkommen.' 

Jahrhunderte  nach  der  ersten  Einwanderung'*  der  Tolteken  in  Südamerika  folgte 
höchst  wahrscheinlich  eine  zweite,  muthmasslich  unter  mehr  oder  weniger  ähnlichen 
Verhältnissen  wie  jene.'  Sie  folgte  ebenfalls  dem  andinen  Hochlande  und  erreichte  ihr 
Ziel  schon  weiter  nach  Norden,  als  die  erste,  offenbar  aber  in  schwäclierer  Zahl.  Die  Ein- 
wanderer waren  zwar  im  Stande,  unter  dem  Volke,  das  sie  vorfanden,  ihre  Religion  und 
Gesittung  zu  verbreiten,  ihre  Sprache  aber  nicht.  Eine  Sprachmischung  fand  nicht  statt ; 
nebeneinander  konnten  die  beiden  Sprachen  wegen  der  geringen  Zahl  der  Immigranten, 
die  ohne  weitere  Verstärkung  blieben,  nicht  lange  bestehen,  das  neu  hergebrachte 
Idiom  musste  untergehen.*  Aus  den  Einwanderern  entwickelte  sich  die  Dynastie  der  Incas. 

Die  von  den  Incas  und  ihren  l'riestern  unter  den  Indianern  verbreitete  Religion 
fusste  noch  immer  auf  der  toltekischen,  entfernte  sich  aber  docli  mehr  von  ihr  als  die 
der  früheren  Bewohner  Collao's;  entsprechende  Symboltypen  finden  wir  auf  incaischen 
Tempeln,  Gefässen  u.  s.  f.  Auch  das  Menschenopfer  wurde  von  den  Incas  eingefülirt, 
zwar  nicht  in  dem  schaudererregenden  Maasse,  wie  es  unter  den  Azteken  in  Anahuac 
geübt  wurde,  aber  doch  immer  noch  in  ausgedehntem  Grade.  Bei  der  Todesfeier  des  Inca 
Huayna  (Japak,  des  Vaters  der  beiden  Incas,  die  sich  zur  Zeit  der  spanischen  Eroberung 
bekriegten,  wiu-den  mehr  als  1000  Menschen  geopfert;    Kinderopfer  waren  sehr  häufig.^ 


'  Humboldt,  Vue  des  Cortilleres  etc.  —  Dupaix,  Antiquites  Mexieaines.  —  Uti  Enilekeretek  Americabol  ista  Rosti  PÄl,  pag.  IS!', 
Pest   ISöI. 

2  Ich  will  nur  beniei-keii,  dass  alle  von  den  Autoren  angeführten  chronologischen  Daten  vor  der  Entdeckung  Anierika's  durch- 
aus keinen  reellen  Werth  haben,  die  Zeiträume  werden  bald  zu  kurz,  bald  zu  lang  angegeben,  gerade  wie  es  am  besten  iii 
den  Kram  passt. 

s   Sollte  das  geheimnissvolle  Verschwinden  der  Tolteken  aus  Anahuac  nicht  in  einiger  Verbindung  mit  dieser  Einwanderung  stehen  ? 

■•  Die  wenigen  Worte,  die  Garcilasso  de  Ja  Vega  und  Baiboa  über  eine  eigene  Sprache  der  Incas  erwähnen,  dürften  sich, 
wenn  ihnen  überhaupt  Werth  beigelegt  werden  sollte,  auf  das  Toltekische  beziehen. 

^  Garcilasso  de  la  Vega,  der  in  seinen  Commentarios  die  Incaherrschaft  im  rosigsten  Lichte  zu  schildern  sich  bemülit, 
behauptet  an  verschiedenen  .Stellen  seines  Werkes,  dass  die  alten  Peruaner  keine  Menschenopfer  kannten  und  dass  die  Incas 
diese  Opferung  überall,  wo  sie  dieselbe  bei  eroberten  Völkern  antrafen,  mit  Strenge  abschafften.  Diese  Angaben  hat  der 
Incachronist  wissentlich  falsch  gemacht.  Nach  dem  Zeugnisse  der  meisten  Chronisten  aus  der  Zeit  der  Conquistadoren  waren 
diese  furchtbaren  Opfer  unter  der  Regierung  der  Incas  im  Schwunge.  Sie  dauerten  selbst  noch  nach  der  Eroberung  und 
konnten  erst  Jahrzehnte  später  endlich  von  der  spanischen  Regierung  unterdrückt  werden. 


Das  Ollantadrama.  171) 

Eine  überraschende  Aehnlichkelt  des  religiösen  Cultus,  des  Unterrichtswesens,  der 
Civilverwaltung,  der  Kriegsführung,  der  astronomischen  Zeitrechnung  bei  den  Inca- 
peruanern  und  den  alten  Mexikanern  kann  nur  durcli  die  Abzweigung  von  einem  ge- 
meinsamen Stamme  erldärt  werden.'  Es  ist  nun  allerdings  eine  unwiderlegbare  Tluit- 
sache,  dass  bei  dersEroberung  Amerika's  durch  die  Spanier  die  Bewohner  von  Montezuma's 
Reich  keine  Ahnung  vom  Reiche  Huayna  Capak's  hatten,  dass  zwischen  diesen  beiden 
Culturstaaten  gar  keine  wie  immer  geartete  commercielle  oder  andere  Verbindung  statt- 
fand. Diese  scheinbar  auffallende  Erscheinung  war  durcli  politische  und  geographische 
Ursachen  bedingt.  Das  Aztekenreich  war  jung,  kaum  di-ei  Jahrluinderte  alt,  und  hatte 
in  Anahuac  seine  grösste  Ausdehnung  erreicht,  war  aber  in  innere  Kriege  verwickelt, 
als  Cortes  an  der  mexikanischen  Küste  landete.  Das  Incareich  seinerseits  hatte  unter 
Huayna  Oapak  in  Bezug  auf  seine  teri-itoriale  Ausdehnung  seinen  Culminationspunkt 
erreicht,  so  dass  dieser  Monarch  sich  genöthigt  sah,  das  ungeheure  Ländergebiet  unter  seine 
beiden  Sühne  Atahuallpa  und  Huascar  zu  theilen.  Als  Pizarro  an  dei-  Westküste  landete, 
fand  er  im  blutigen  Bruderkriege  der  beiden  Herrscher  die  wesentlichste  Unterstützung 
für  seine  Eroberung. 

Einige  Forscher  glauben  annehmen  zu  dürfen,  dass,  wenn  die  europäische  Eroberung 
100  bis  150  Jahre  später  stattgefunden  hätte,  die  beiden  Reiche  in  Beziehung  zu  ein- 
ander getreten  wären.  Ich  theile  diese  Ansicht  nicht.  Das  Aztekenreich  wäre  durcli 
äussere  Feinde,  innere  Unruhen  und  die  ungeheuren  Menschenopfer  so  geschwächt 
worden,  dass  es  Eroberungszüge  nach  Süden  nicht  hätte  unternehmen,  sogar  schwerlich 
längere  Zeit  dem  Andränge  der  es  ringsumgebenden  Feinde  widerstehen  können.  Eben 
so  wenig  wäre  das  Incareich  in  der  Lage  gewesen,  sich  weiter  nach  Norden  auszudehnen. 
Der  beginnende,  von  beiden  Seiten  mit  äusserster  Erbitterung  geführte  Erbfolgekrieg 
hätte  sich  wahrscheinlich  ausserordentlich  in  die  Länge  gezogen;  ein  einiger  mächtiger 
Staat  mit  dem  Bedürfnisse  sich  durch  Eroberungen  noch  weiter  auszudehnen,  wäre  das 
Licai-eich  nie  wieder  geworden. 

Gesetzt  aber  auch,  die  beiden  Reiche  wären  in  der  Lage  gewesen,  die  äusseren  und 
inneren  Schwierigkeiten  zu  überwinden,  so  hätte  doch  die  grosse  Depression  der  das  west- 
liche Amerika  von  Norden  nach  Süden  durchziehenden  Gebirgskette  auf  dem  schmalen 
Verbindungsstrange  beider  Continente  und  dem  dadurch  bedingten  Mangel  eines  Hoch- 
landes, dagegen  aber  das  Vorhandensein  einer  feuchten,  heissen  und  ungesunden  Wald- 
region das  Vordringen  von  p:roberungszügen  ungemein  erschwert.  Ihre  Kriegsheere  in 
solche  Gegenden  vorrücken  zu  lassen,  haben  die  Incas  immer  zu  vermeiden  gesucht.  Sie 
haben  ihre  Armeen  nicht  in  die  Urwälder  der  östlichen  Andenabdachung,  wo  ein  un- 
ermessliches  Gebiet  zu  erobern  gewesen  wäre,  geführt.  Der  Grunil  davon  liegt  haupt- 
sächlich darin,  dass  eine  vorzügliche  AN'affe,  mit  der  der  grössere  Theil  der  Incakrieger 
bewaffnet  war,  und  die  vor  dem  eigentlichen  Handgemenge  zur  Verwendung  kam,  die 
Huaraca  (Steinschleuder),  in  den  Wäldern  ganz  unbrauchbar  ist. 

Die  hier  angeführten  Gründe,  warum  Eroberungszüge  von  Montezuma's  Reich  nach 
dem  Incareiche  oder  umgekehrt  höchst  unwahrscheinlicli  gewesen  wären,  schliessen  aber 
keineswegs  die  Wahrscheinlichkeit  und  .Möglichkeit  aus,  dass  Migrationen  von  Anahuac 
bis  tief  nach  Süden  des  südamerikanischen  Continentcs  vcu-drangen. 


>    Es  ist  durch  die  oben    ausgesprochene  Ausloht    einer   toltekischen  Einwanderung    nach  Peru    natürllrh    nicht   ausgeschh.sse«, 
dass  nicht  auch  andere,  ganz  verschiedene  Einwanderungen,  insbesondere   auch   an    der  Küste  Perus,   stattgefunden   haben. 

23* 


1  Q  A  TsCHUDI 

Die  Frage,  aus  welchen  Ländern  der  östlichen  Hemisphäre  vor  Jahrtausenden  die 
frühesten  Einwanderer  die  Culturkeime  nach  Amerika  hinüber  trugen,  wird  vielleicht 
später  annähernd  gelöst  werden.  Die  vergleichende  Sprachwissenschaft  muss  dabei  ein 
entscheidendes    Wort    mitsprechen  ;    wahrscheinlich    führt    sie    uns    zu    den    uraltaischen 

Völkern.' 

Werfen    wir   nun    noch    einen    kurzen  Blick    auf   den  Culturzustand    des    Incareiches 

während  dessen  Blüthezeit. 

Der  Staat  stellt  sich  uns  als  ein  bis  in  das  kleinste  Detail  wohlorganisirte,  nach 
einem  fein  ausgedachten  und  durch  und  durch  consequenten  Systeme  administrirte  (tC- 
meinschaft  dar.  Die  Staatsform  ist  eine  in  der  Menschengeschichte  fast  einzig  dastehende 
sociale,  auf  theocratischer  Basis  fassende  Monarchie.  Der  grösste  Theil  von  dem,  was  die 
Socialdemokraten,  ideal  aufgefasst,  in  der  Gegenwart  anstreben,  aber  zu  keiner  Zeit 
erreichen  werden,  das  haben  die  Gleichheitsgesetze  der  Incas  in  der  absolutesten 
Monarchie  Jahrhunderte  lang  praktisch  durchgeführt. 

Unter  den  Millionen  Unterthanen    der   incas    konnte    es    in    Folge  einer  wunderbar 
combinirten  Gesetzgebung  keine  Reichen,    keine  Armen  geben;    ein  jeder  musste  in  der 
nämlichen  pecuniären,  socialen  Stellung  bleiben  wie  die  Uebrigen;  aber  ein  jeder  musste 
arbeiten,    für    sich    sowohl    als    für    die   Allgemeinheit,   für  den  Staat.  "   Müssiggang    und 
Trägheit    wurden    strenge    bestraft,    es  durfte  aber  auch   kein  Unterthan  des  ungeheuren 
Reiches  hungern    oder    für  Wohnung  und  Kleider    sorgen;    er    erhielt  Alles    vom  Staate. 
Es  konnte  daher  auch  kein  Vater  seinen  Kindern  ein  Erbe  hinterlassen,  er  brauchte  nur 
für  sie  zu  sorgen,    bis  sie  herangewachsen  und  kräftig  genug    waren,    um    selbstständig 
für  sich  und  für  die  Gemeinschaft  zu  arbeiten.  Neunzehntel  der  Incaindianer  waren  Grund- 
besitzei-,  aber  es  waren  es  auch  die  höchste  Gottheit,  der  Staat  und  der  Monarch.   Wenn 
vorerst  von  der  Gemeinschaft  die  der  Sonne  gehörigen  Ländereien  bestellt  waren,  dann 
folgten  die  für  die  Kranken  und  Krüppel,  für  die  Witwen  und  Waisen,    überhaupt  den 
zur  Feldarbeit  Unfähigen,    sowie    für   diejenigen,  welchen  von  Staatswegen    eine    andere 
Arbeit    zugeAviesen    war,    z.  B.    als  Krieger,    Priester,    Lehrer,    Beamte,    Künstler,    Hand- 
werker, bestimmten  Staatsländereien.     In    dritter  Linie  konnte  das  Volk    die    ihm    zuge- 
theilten  Aecker    cultiviren,    und    zuletzt  wurden    die  Ländereien  des  Monarchen  bestellt. 
Die  Ernte    wurde    in    guten  Jahren    in    drei    gleiche  Theile    getheilt,    ein  Theil    fiel    der 
Sonne  zu:  er  wurde  in  den  öffentlichen  Vorrathskammern  aufbewahrt;  der  zweite  Theil 
gehörte    dem  Inca    für    sein  Haus   und  seine    Beamte;   der  dritte  war  für  die  Gemeinden 
bestimmt;  sie    hatten    für  jedes    einzelne    ihrer  Mitglieder    zu    sorgen.     Nach  Missernten 
wurde    vor   Allem    die    nöthige    Quantität    von    Lebensmitteln    für    die    Gemeinden    aus- 
geschieden;    ein    jedes    ihrer    Mitglieder    erhielt    seinen     Bedarf    an    Lebensmitteln    für 
ein  Jahr;  reichte  die  Ernte  nicht  aus,  so  wurde  das  Fehlende  aus  den  öffentlichen  Vor- 
rathsmagazinen  ergänzt,  blieb  aber  trotz  der  Missernte  ein  Ueberschuss,  so  wurde  dieser 

I  Ich  mache  darauf  aufmerksam,  ob  uicht  das  Culturvolk  der  Tschudls,  von  dem  die  Grabliiigel  (Tscliudsldje  Bugry  und 
Tschudskije  Kugrany)  am  Flusse  Jenisey  herstammen,  mit  einer  späteren  amerikanischen  Einwanderung  in  Verbindung  zu 
bringen  sei.  Die  Tscluidis  wurden  in  ihrem  Wohnsitze  am  Altai  durch  wilde  Nomadenhorden  bekriegt,  be.siegt,  wahrschein- 
lich zum  grössten  Theile  vernichtet  und  nach  Osten  gedrängt.  Wir  besitzen  leider  keine  geschichtlichen,  nicht  einmal 
Traditionsurkuuden  über  sie;  nur  ihr  Name,  ihre  Gräber  und  Wasserleitungen  und  einige  Baudenkmäler  sind  von  ihnen 
übrig  geblieben,  z.  B.  auf  dem  Tschyesker  Gebirgsrücken  mannshohe  Pfeiler  mit  unentzifferbaren  Inschriften  (die  Tschudskije 
stolbyi,  von  ihnen  verfertigte  Statuen  sollen  Aehnlichkeit  mit  altmexikanischen  haben  (vergl.  A.  Cohn,  Globus  XV,  1873, 
pag.  2fi).  Es  wäre  im  hohen  Grade  wünschenswerth,  dass  die  russische  Regierung  oder  eine  russische  gelehrte  Gesellschaft 
diesem  Gegenstande  ernste  Aufmerksamkeit  widmen  würde. 


Das  Ollantadrama.  181 

zwischen    der    Sonne    und    dem    Monarclien    getlieilt.      Oeffentliche    Bauten,    als  Strassen, 
Brücken,  Festungen,  Tempel,   Paläste   wurden  durcli   Fi-obndienst  ausgeführt. 

Die  ganze  Nation  war  in  Decurien,  Centurien,  Tribus  und  Provinzen  eingetheilt. 
Jede  Gemeinde  musste  die  genauesten  Clvllstandsregister  führen  und  zu  bestimmten 
Zeiten  den  Centralbehörden  abliefern.  Die  Beamten  mussten  bei  Androhung  schwerer 
Strafen  ihr  Amt  mit  der  grössten  Gewissenhaftigkeit  >md  Pflichttreue  ausüben.  Sie 
erhielten  keinen  Gehalt,  sondern  nur  Wohnung,  Nahrung  und  Kleidung.  Geheime  Polizei- 
agenten wurden  überall  hin  beordert,  um  über  das  Betragen  des  Volkes,  die  Pflichter- 
fi'illung  der  Beamten  und  die  Rechtshandhabimg  der  Richter  Bericht  zu  erstatten. 

Die  Militärorganisation  war  eben  so  genau  gegliedert  wie  die  Clvilverwaltung.  Die 
allgemeine  Wehrpflicht  wurde  rücksichtslos  durchgeführt,  die  Kriegsgesetze  sehr  strenge 
gehandhabt.  Nicht  weniger  rigoros  waren  die  Religlons-  und  Sittengesetze.  Jeder  Mann 
durfte  nur  ein  Weib  heiraten.  Ehebruch  imd  Blutschande  wurden  mit  dem  Tode  bestraft 
(aber  nur  beim  Volke,  Blutschande  war  bei  den  Incas  selbst  Familienprlncip),  ebenso  Mord, 
Brandstiftung,  Diebstahl  und  Vagabundiren,  Es  war  verboten,  Haus-  und  ZImmerthtiren 
zu  verschliessen  u.  s.  w. 

Für  den  öÖ'entlichen  Unterricht  sorgte  der  Staat;  im  Allgemeinen  erhielt  das  Volk 
gar  keinen  Schulunterricht,  das  Gesetz  verlangte  nur,  dass  die  Männer  es  verstehen, 
das  Land  zu  bebauen,  Schuhe,  häusliche  und  landwirthschaftllche  Geräthe  und  Waft'en 
zu  verfertigen,  so  wie  einzelne  Hausarbeiten  (z.  B.  Weben,  das  vorzüglich  von  Greisen 
betrieben  wurde)  auszuüben,  die  Weiber  aber  kochen,  spinnen,  weben,  nähen  und  bei 
den  Feldarbeiten  mithelfen  können.  P^s  war  den  Männern  übrigens  nicht  verwehrt  sich 
zu  Töpfern,  Steinmetzen,  Silber-  und  Goldarbeitern  heranzubilden.  Nur  die  Söhne 
der  königlichen  Familie  imd  die  zu  hervorragenden  Aemtern  erhobenen  Staatsdiener 
erhielten  in  der  wissenschaftlichen  Schule  in  Cuzco  von  den  Amaufas  (Gelehrten)  einen 
höheren  Unterricht  In  der  Theologie,  Rechtswissenschaft,  Geschichte  der  Dynastie,  Staats- 
verwaltung, militärischen  Fächern,  In  Mathematik  und  Astronomie,  sowie  in  Musik  und 
Poesie.  Aus  diesen  Schülern  wurden  nacli  vollendeten  Studien  Priester,  Lehrer,  Schrlft- 
entziÖ'erer  (Kipucamayok's),  hohe  Provinzialbeamte  und  Feldherren,  je  nach  dem  sie  sich 
mit  Vorliebe  oder  Auszeichnung  dem  einen  oder  anderen  Fache  gewidmet  hatten." 

Diese  kurze  Skizze  genügt  um  einen,  wenn  auch  oberflächlichen  Einblick  in  das 
Regierungssystem  der  Incas  zu  gewähren.  Die  ganze  staatliche  Organisation  war  auf 
eine  Forderung  (h^i-  Monarchen  an  ihr  Volk  gestützt,  und  diese  Forderung  wai-  .Arbelt'. 
Die  fest  organisirte,  stramm  durchgeführte  Volksarbelt  wai-  den  Incas  nicht  blos  ein 
Mittel,  um  der  Nation  eine  gewisse  sorgenfreie  Existenz  durch  hinreichende  Nalirung, 
Kleidung  und  Wohnung  zvi  verschaff'en,  sondern  sie  war  Regierungszweck  um  das  System 
zu  wahren,  das  Volk  in  der  mögllcdist  grossen  xVbhängigkeit  zu  erhalten  und  das  fein 
gefügte  Staatsgebäude  fester  zusammenzukitten.  Dieses  Regierungssystem  war  niclit  etwa 
das  Ergebniss  der  Reflexionen  eines  Dynasten  oder  seiner  klugen  Rathgeber,  sondern 
es  war  das  Resultat  eines  durch  Jahrhunderte  nach  einem  bestimmten  Plane  fortent- 
wickelten Regierungsgrundsatzes. 

Den  peruanischen  ^lonarchen  gelang  es  allerdings,  die  ihnen  unterthanen  Völker 
auf  eine  Stufe  der  Civilisation   und  Gesittung  emporzuheben,    der    wir    eine  gewisse  Be- 

'   Eine   fleissige  Zusammenstellnng   eines   Kechna-Codex   (Code  Quiciiua)  nach  den  Werken    von  Garcilaaso,   Baiboa  etc.,   gibt 
Charles  Wiener  in   dem  schon  erwähnten   , Essay'. 


182 


TsCHUDI. 


■wunderung  nicht  versagen  können,  aber  einen  festen,  inneren  Halt  konnte  ein  Staats- 
gebäude  nach  diesem  Systeme  nicht  haben,  weil  es  die  individuelle  Freiheit  und  das 
Selbstbewusstsein  vollständig  unterdrückte,  das  Volk  zur  willenlosen  Maschine  hinab- 
würdigte. Deshalb  und  weil  Huayna  Capak,  vom  bisherigen  Systeme  abweichend,  den 
ausgedehnten  Staat  unter  seine  zwei  Söhne  theiltc  und  dadurch  einen  mit  aller  Leiden- 
schaft geführten  mörderischen  Bürgerkrieg,  der  das  Volk  zum  selbstständigen  Denken 
und  Handeln  zwang,  heraufbeschwor,  musste  der  Staat  zusammenbrechen  und  deslialb 
war  es  auch  einem  kleinen  Haufen  roher  Spanier  möglich,  mit  Riesenschritten  das  Inca- 
reich  zu  erobern  imd  seine  Civilisation  zu  Grunde  zu  richten.  Mit  viel  Berechti- 
gung sagt  Draper  in  seiner  Geschichte  der  geistigen  Entwicklung  Europas:^  ,Das 
ungeheure  Verbrechen,  welches  Spanien  durch  Zerstörung  dieser  Civilisation  beging,  ist 
in  Europa  noch  nicht  gewürdigt  worden.  Nach  aufmerksamer  Betrachtung  der  den  Fall 
begleitenden  Umstände  stimme  ich  mit  Carli  in  dem  Schlüsse  überein,  dass  zur  Zeit  der 
Eroberung  der  sittliche  ]\Iensch  und,  wie  ich  beifügen  will,  auch  der  geistige  Mensch 
(in  Peru)  dem  Europäer  überlegen  war.' 

Forschen  wir  an  der  Hand  der  Geschichte  nach  den  Gründen,  die  es  möglich 
machten,  dass  in  weniger  als  einem  Jahrhunderte  die  Gesittung  und  Oultur  der  Incaperuaner 
fast  spurlos  verschwand  und  das  Volk  in  einen  Zustand  des  grössten  socialen  Unbehagens 
und  der  geistigen  Stumpfheit  und  -Versumpfung  versank  und  zum  Theile  heute  noch 
lebt  (indios  brutos  nennt  die  spanische  Sprache  auch  jetzt  noch  die  Nachkommen  der 
Incaperuaner),  so  linden  wir  sie  in  dem  vereinten  Wirken  einer  barbarischen,  unsittlichen, 
goldgierigen,  fast  jeder  edlen  Regung  baaren  Soldateska,  eines  bald  wild  phantastischen, 
bald  schlau  berechnenden,  aber  immer  tief  demoralisirenden,  heuchlerischen  Pfaffenthums 
und  eines  rohen,  habgierig  aussaugenden,  unmoralischen  und  unbegreiflich  kurzsichtigen 
spanischen  Regierungssystemes.  — 


XI.  liiirLig'e  Beraerkimg-en  über  perxianische  ^f\.ltertliüiner. 

Die  in  Peru  vorkommenden  Alterthümer,  seien  es  Baudenkmäler  oder  Idole,  Waffen, 
Gefässe  u.  s.  w.,  gelten  ziemlich  allgemein  als  Kunstgegenstände  der  Incazeit.  Aus  der 
vorhej-gehenden  kurz  skizzirten  geschichtlichen  Uebersicht  geht  das  Irrige  dieser  Annahme 
klar  hervor.  Alterthümer  aus  der  Incazeit  finden  sich  liauptsächllch  in  Süd-Peru,  in  Mittel- 
und  Nord-Peru  kommen  sie  allerdings  aus  der  letzten  Zeit  der  Incaherrschaft  auch  vor, 
die  überwiegende  Mehrzahl  aber  der  Ruinen,  Gefässe,  Idole,  die  dort  gefunden  werden, 
reichen  weit  in  eine  vorincaische  Epoche  zurück. 

Die  ältesten  peruanischen  Alterthümer  sind,  wie  schon  früher  auseinandergesetzt,  die 
Baudenkmale  von  Tiahuanaco.  Ausser  dem  dort  herumliegenden  Baumateriale  und  den  im 
Dorfe  Tiahuanaco  selbst  sich  befindlichen  und  vereinzelt  in  der  Gegend  zerstreuten 
Figurensteinen,  sind  mir  wenige  Alterthümer  bekannt,  die  mit  voller  Bestimmtheit  als 
aus  dieser  ältesten  Culturepoche  stammend  bezeichnet  Averden  könnten.  In  den  privaten 
und  öffentlichen  Sammlungen  sind  sie  sehr  selten,  da  sie  meist  zu  gross  und  zu  schwer 
sind,  um  auf  Maulthieren  transportirt  werden  zu  können.  Zu  den  interessantesten  dieser 
Steinmetz-    oder    Bildhauerarbeiten    gehören    der    1-2   Meter    lange    und    über    die    Stirn 


Aua  dem  Englischen  von  A.  Bartels,  Bd.  II.,  pag.   167. 


Das  Ollantadrama.  183 

0'60  Meter  breite  kolossale  Kopf,  der  gegenwärtig  2  Leguas  von  Tialiuanaco  in  der 
Richtung  nach  la  Paz  mitten  auf  der  Strasse  liegt;*  ferner  ein  im  Nationalmuseum  in 
La  Paz  befindlicher  Torso  von  merkwürdig  sorgfältiger  Ausfidirung,  bei  dem  insbesondere 
die  Fleisclipartien  des  Rumpfes  und  der  Schenkel  so  weich  und  plastisch  bearbeitet 
sind,  wie  ich  es  bei  keiner  der  in  grosser  Menge  mir  bekannten  Bildhauerarbeiten  der  alten 
Peruaner  gefunden  habe."  Die  Sculpturen  am  Leibe  imter  dem  Gürtel  und  auf  den 
Schenkeln  entsprechen  einzelnen  Symbolen  des  monolithen  Thores  in  Tialiuanaco;  dann 
ebenfalls  in  diesem  Museum  eine  erst  aus  dem  Rohen  herausgearbeitete  Statue  und  ein 
säulenförmiger  Stein,  zwei  undeutliche  Figuren  mit  gegeneinander  gerichteten  Köpfen 
vorstellend;  bemerkenswerth  ist  es,  dass  sie  lebhaft  an  den  Styl  der  Steinfiguren  der 
Chibchas  erinnern,^  und  endlich  ein  in  meinem  Besitze  befindliches  Steinidol. 

Obgleich  auf  der  Ebene  zwischen  den  künstlichen  Hfigeln  Pumapunca  und  Apacana 
in  Tiahuanaco  Millionen  von  Scherben  gebrannter  Töpfe  liegen,  so  sind  doch  ganze 
Thongefässe  aus  dieser  Epoche  ausserordentlich  selten ;  mit  Bestimmtheit  kann  ich  nur 
drei  aus  dem  Museum  von  la  Paz  angeben;  es  ist  möglich,  dass  sit-.li  noch  einzelne  Im 
Privatbesitze  befinden/ 

(rrabdenkmäler  des  Culturvolkes,  das  sich  durch  die  Bauten  von  Tiahuanaco  ver- 
ewigte, sind  bis  jetzt  noch  keine  nachgewiesen.  Ich  habe  diesem  Punkte  bei  meiner 
Reise  im  bolivianischen  Hochlande  eine  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Was  mir 
als  solche  bezeichnet  wurde  waren  Gräber  der  Incaindianer. 

Sehr  häufig  sind  Bauten  aus  der  Regierung  der  Incazeit,  die  grösstentheils  von  den 
Spaniern  in  den  ersten  Decennien  nach  der  Eroberung  zerstört  wurden.  Sie  finden  sich 
vorzüglich  auf  dem  süd-  und  mittelperuanischen  Hochlande.  Die  Tempel,  Paläste  und 
Festungen,  deren  Ruinen  längs  der  peruanischen  Küste  noch  mehr  oder  weniger  gut 
erhalten  sind,  gehören  fast  ausnahmslos  einer  vorincaischen  Epoche  an  und  verdanken 
ihren  Ursprung  Stämmen  und  Tribus,  die  jene  Gegenden  lange  bevor  die  Incas  (Zivili- 
sation unter  ihren  Unterthanen  verbreiteten  und  mit  ihnen  Eroberungszüge  unternahmen, 
die  um  so  erfolgreicher  sein  mussten,  als  die  Küstenstämme  in  Oasen  lebten,  also  untei- 
einander  durch  Wüstenstrecken  getrennt  waren,  bevölkert  hatten.  Vom  Hochlande  aus 
konnten  die  Incaheere,  dem  Laufe  der  in  den  Oordilleren  entspringenden  Flüsse  folgend, 
leiclit  In  diese  Oasen  mit  Uebermacht  eindringen,  die  Thalbewohner  hingegen  vermochten 
wegen  der  langen  wasser-  und  vegetationslosen  Strecken,  die  sie  von  einander  sdiieden. 
nur  schwer  oder  gar  nicht  sich  gegenseitig  Hilfe  zu  bringen. 

Idole  (Conopas)  von  edlen  ÄJetallen,  insbesondere  aber  Gefässe  der  verschiedensten 
Formen  und  in  den  verschiedensten  Stufen  technischer  Ausführung,  zum  grössten  Theile 
Gräbern  entnommen,  in  denen  erstere  in  der  Regel  um  den  Hals  der  dort  in  kauernder 
Stellung  beerdigten  Mumien  hängen,  letztere  aber  neben  den  Leichen  beigesetzt  sind, 
befinden  sich  in  grosser  Menge  theils  in  Privat-,  theils  in  öftentllchen  Sammlungen 
diesseits  und  jenseits  des  Oceans.  Leider  sind  die  grossen  Werke  der  Goldschmiedkunst, 
die,  nach  Angaben  der  Chronisten-^  imter  den  Conquistadoren,    welche    sie    selbst  sahen, 

'   V.  Tscliudi  1.  c.  ua.  V.,  pag.  287. 
2   T.  Tsclmdi  1.  c,  pag.  282. 
'  V.  Tselmdi  1.  c,  pag.  278  ff. 
*   V.  Tschudi  1.  c,  [lag.  296. 

5   V.  Tschudi  1.    f.,   pag.  281.     Ich  bemerke  hier,  da.s»  die  dort  aucli  angeführten  Gefässe,  eine  sitzende  Ente  und  einen  Laute 
spielenden  Indianer  vorstellend,  einer  viel  späteren  Epoche  angehören. 


Ig4  TsCHUDI. 

oft  von  Staunenswerther   Ausführung    waren,    von    den  Spaniern    eingeschmolzen   und  als 
Gold-   und   Silberbarren  nach  Spanien  geschickt  wurden. 

Sehr  viele  der  gefundenen  Alterthümer  sind  schon  abgebildet,  aber  noch  nie  streng 
wissenschaftlich  verwerthet  worden.  Hier  liegt  noch  ein  unermessliches  Feld  für  archäolo- 
gische Thätigkeit  offen. '  Vor  Allem  muss  es  darauf  ankommen,  das  Material  möglichst  genau 
nach  seinem  Ursprünge,  das  incaische  von  dem  vorincaischen,  zu  sichten;  bei  dem  ersteren 
die  verschiedenen  Epochen  der  Handwerk-  und  Kunstentwicklung  festzustellen,  bei  letzte- 
rem aber  das  Alte  von  dem  Neueren  zu  trennen,  d.  h.  von  demjenigen,  das  zwar  aus  der  Zeit 
der  Incas  stammt,  aber  unabhängig  vom  incaischen  Einflüsse  gearbeitet  wurde,  und  endlich 
jenes,  das  nach  der  Unterwerfimg  durch  die  nähere  Berührung  mit  der  Incacultur  modificirt 
wurde.  Die  Aufgabe  ist  gross  und  schwer  und  ohne  das  in  peruanischen  Sammlungen  be- 
findliche Material  genau  zu  kennen  und  ohne  persönliche  Nachforschungen  in  Peru,  kaum  zu 
lösen.^  Wie  wichtig  es  ist  neben  den  Ueberresten  der  Architektonik,  derToreutik,  der  Kera- 
mik, der  Waffenfabrication  und  der  Textilindustrie  auch  die  vergleichende  Cranologie  und 
Linguistik  in  den  Bereich  dieser  Forschungen  zu  ziehen,  braucht  kaum  erwähnt  zu  werden. 

Ein  spanischer  Chronist  erzählt,  dass  der  unglückliche  Inca  Atahuallpa,  während  er 
mit  thönernen  Gefässen  in  seinem  Palaste  in  Quito  spielte,  den  ersten  Bericht  von  der 
Invasion  der  spanischen  Horden  erhielt.  Aus  dieser  Notiz  zu  folgern,  dass  der  Inca  an 
kindischem  Spiele  Freude  hatte,  wäre  irrig,  denn  der  (irrosstheil  der  thönernen  Gefässe, 
die  durch  ihre  barocken  Formen  und  sonderbaren  Malereien  auffallen,  diente  durchaus 
nicht  zum  häuslichen  Gebrauche,  sondern  stand  in  innigster  Beziehung  zum  religiösen 
Cultus;  sie  waren  nicht  blosse  Handwerkerphantasien,  sondern  von  bestimmter  symboli- 
scher Bedeiitung.  Die  gewöhnlichsten,  zum  täglichen  Gebrauche  bestimmten  Gefässe 
waren  ihrer  Form  nach  in  der  Regel  ganz  einfach,  und  nur  selten  mit  Ausbuchtungen 
u.  dgl.  verziert;  sie  hatten  entweder  die  mehr  oder  weniger  röthliche  Farbe  des  ge- 
brannten Thones  oder  waren,  je  nach  der  Verwendung  der  Thonart  auch  schwärzlich 
und  braunschwarz,  zuweilen  bemalt  und  zwar  vorzüglich  mit  mäandrischen  Linien,  einfachen 
punktirten  Linearverzierungen,  Streifenversclilingungen,  sogar  mit  complicirteren  architek- 
tonischen Zeichnungen.    Nicht  selten  kommt  auch  die  Kreuzform  vor. 

Wenn  aus  der  Formübereinstimmung  der  einfachen  thönernen  Hausgefässe  der  alten 
Peruaner  mit  solchen  aus  den  Culturwiegen  der  alten  Welt,  auf  eine  Einwanderung  von 
Völkern  jener  Länder  (besonders  von  Phöniciern)  nach  Südamerika  gefolgert  wird,  so  ist 
dies  eine  abenteuerliche  Verirrung  des  menschlichen  Geistes,  welche  nur  aus  totaler 
Unkenntniss  der  Culturgeschichte  und  Sprachwissenschaft  entspringen  kann. 

Einfache  Gefässe  und  Gesichtsurnen,  sowie  Wirtel-  oder  Sternsteine  der  Incaperuaner 
stimmen  zum  Verwechseln    mit    solchen    überein, ^    die  Schliemann    aus  dem  angeblichen 


'  Die  Benützung;  des  gefundenen  Materiales  darf  aber  nicht  zum  Gegenstande  sinnloser  Combinationeu,  die  höchstens  eine 
gänzliche  Unkenntniss  aller  wissenschaftlichen  Grundlagen,  die  zu  derartigen  Forscliungen  nöthig  sind,  documentiren,  gemacht 
werden,  wie  es  in  neuerer  Zeit  von  dem  englischen  Reisenden  Hutchinson  geschah,  dessen  Arbeit  an  einem  anderen  Orte 
einer  wissenschaftlichen  Prüfung  iinterzogen  werden  soll.  Vor  der  Hand  möchte  ihm  nur  ein  etwas  genaueres  Studium  der 
von  ihm  so  verächtlich  behandelten  spanischen  Chronisten  zu  empfehlen  sein. 

2  Es  ist  z.  B.  keine  blosse  Zufälligkeit,  dass  sehr  prononcirt  ausgedrückte  Sexualorgane,  hauptsächlich  (wenn  auch  nicht 
ausnahmslos)  bei  Figuren  mit  Adlernasen  und  meist  scharf  ausgeprägten  Gesichtszügen,  vorkommen;  dass  das  Schlangen- 
symbol bei  einer  ganz  bestimmt  charakterisirten  Reihe  von  Alterthiimeru  von  Tialiuanaco  bis  nach  Anahuac,  und  wahrschein- 
lich noch  weiter  nach  Norden  gefunden  wird  etc. 

2  Der  in  Schliemann's  photographischem  Atlasse,  Fig.  2444,  abgebildete  Wirtelstein  hat  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  solchen 
die  zu  Hunderten  in  Peru  gefunden  werden.     Bei  den  Incaperuanern  machten   die  Wirtel-,  oder   wie   ich   sie   nenne  , Stern- 


Das  Ollantadrama,  185 

alten  Troja  zu  Tage  gefördert  hat.  Diese  auffallende  Uebereinstimmung  beweist  aber 
absolut  nichts  Anderes,  als  dass  noch  so  weit  auseinander  liegende  Völker,  auf  der  näm- 
lichen Cidturstufe  stehend  und  von  den  nämlichen  Bedürfnissen  getrieben,  vermöge  ihrer 
physischen  Organisation  und  dadui-cli  bedingten  geistigen  Anlagen  auch  durchaus 
ähnliche  Manufacta  verfertigten.  Treffend  sagt  in  dieser  Beziehung  Draijer:'  ,Die 
Menschen  Amerika's  schritten  auf  ihrer  Civilisationsbahn  eben  so  fort,  wie  die  Menschen 
der  alten  Welt,  dieselben  Einrichtungen  ersinnend,  von  denselben  Ansichten  geleitet, 
von  denselben  Bestrebungen  gefesselt.  Von  den  grossen  Zügen  ihi-es  gesellschaftlichen 
Systemes  bis  herab  auf  die  kleinen  Einzelheiten  des  liäusliclien  Lebens,  findet  sich  eine 
Gleichartigkeit  mit  dem,  was  in  Asien,  Afrika  und  Europa  geschah.  Aehnliche  Ereignisse 
schliessen  aber  ähnliche  Ursachen  in  sicli.  Was  ist  denn  nun  gemeinsames  Eigenthum 
der  Chinesen,  Hindus,  Egypter,  Europäer,  Amerikaner?  Sicherlich  nicht  das  Klima,  noch 
gleiche  Bedürfnisse,  noch  gleiche  Gelegenheit.  Einfach  weiter  nichts  als  —  die  körper- 
liche Organisation!  Wie  Gliederpuppen  in  ein  und  derselben  Weise  zusammengesetzt,  ein 
und  dasselbe  thun  werden,  so  wird  Uebereinstimmung  im  Baue  organischer  Gestalten, 
Veranlassung  zu  Uebereinstimmung  in  den  Functionen  und  zu  Aehnliclikeit  im  Thun 
imd  Handeln  geben.  Derselbe  natürliche  Verstand  leitet  die  Menschen  in  der  ganzen 
AVelt.  Natürlicher  Verstand  ist  eine  Function  gemeinsamer  Organisation.' 

III.  Ollanta. 

Weder  Garcilasso  de  la  Vega  noch  irgend  ein  anderer  der  spanischen  Chronisten 
erwähnt  eines  Häuptlings  , Ollanta'  oder  irgend  einer  Tradition,  die  als  Grundlage  des 
vorliegenden  Dramas  betrachtet  werden  könnte.  Auffallend  aber  ist  es  ,  dass  die 
Chronisten  auch  der  gewaltigen  Ruinen  im  Thale  Villcamayo,  nordöstlich  von  Cvizco, 
die  unter  dem  Namen  Ollanta  oder  Ollantaytambo  bekannt  sind,  niclit  erwähnten. 
Die  Ruinen,  von  denen  Herr  Cl.  Markham  in  seinem  Werke  ,Cuzco  and  Lima'  eine 
gute  Beschreibung  gegeben,  und  von  denen  einige  Zeichnungen  von  Rugendas,  in  den 
,Antiguedades  peruanas'  von  Rivero  und  Tschudi  enthalten  sind,  gehören  zu  den  gross- 
artigsten Ueberresten  der  altperuanischen  Baukunst.  Nach  Markham  sind  daselbst  Ruinen 
einer  furchtbaren  Festung  und  eines  Palastes,  durch  ein  kleines  Flüsschen  von  demselben 
getrennt  das  jetzige  Dorf  Ollantaytambo,  wohl  an  der  nämlichen  Stelle,  wo  das  alte 
o-leichnamige  Dorf  lag.  Einige  Meilen  weiter  oben  befinden  sich  in  fast  unzugänglicher 
Lage  in  Pinculluna  die  Ruinen  von  drei  Gebäuden,  welche,  nach  der  Lage  zu  urthellen, 
als^  AVohnungen  für  die  Sonnenjungfrauen  (?)  bestimmt  waren,  nebst  einigen  anderen 
Ruinen  von  nicht  genau  festgestellter  Bestimmung.  Alle  diese  Baureste,  insbesondere 
aber  die  der  Festung,  unterscheiden  sich  nacli  Anlage  und  Construction  von  den  Bau- 
werken der  Incas  und  stammen  zweifellos  aus  einer  vorincaischen  Epoche. 

Eine    allerdings    nicht    von    den    alten   Chronisten    niedergeschriebene   Sage    erzählt: 
Ollanta,    der  Herr  der  Gegend  und  Besitzer  des  Palastes  und  der  Festung,    sei  in  einen 

steine'    einen  Theil   der   steinernen  Streitä.^te  aus.     Sie   wurden   nämlich   an   den  Stiel   der  Streitäxte   über  die   eigentliche 
steinerne   Axt   gesteckt,   und   mit   dieser  und   dem   Stiele   sehr  fest   durch    Agavenbast   verbunden.     Diese   Sternsteine   oder 
Sternringe  gaben  der  Waffe  die  gehörige  Wucht  und  den  Schwung.     Bei  metallenen  Streitäxten  war  der  Sternring_aus  dem 
nämlichen  Metalle.     (Vergl.  die  Abbildung  der  angobliclien  Streitaxt  des  Inca  Atalni.iUi.a  in   v.  T.'chudi  1.  c,  pag.  t'7). 
1    1.  c,  Bd.  II.,   pag.   1G6. 
Denkschriften  der  pliil.-hiät    Cl.  XXIV.  BJ. 


Igg  TSCHÜDI. 

den  Öonnenjungfrauen  geweihten  Tempel  eingedrungen,  habe  ein  Liebesverhältniss  mit 
einei-  der  Jungfrauen  eingegangen  und  sei  endlich  entdeckt  worden.  Die  auf  dieses 
Verbrechen  gesetzte  Todesstrafe  wurde  aber  in  eine  andere  entehrende  Strafe  umge- 
wandelt. Ollanta  begab  sich  in  seine  Festung  zurück,  empörte  sich  gegen  den  Inca  und 
da  es  diesem  in  einem  langwierigen  Kriege  nicht  gelang  den  ßebellen  zu  besiegen,  so 
fasste  einer  von  dessen  Feldherren  den  Entschluss,  sich  durch  Verrath  der  Festung  zu  bemäch- 
tigen. Er  veranlasste  den  Inca,  ihn  öffentlich  zu  bestrafen,  floh  dann  anscheinend  ent- 
ehrt zu  Ollanta,  spiegelte  ihm  den  Kriegsplan  des  Königs  vor,  und  wusste  sich  das 
volle  Yerti-auen  des  betrogenen  Ollanta  zu  gewinnen  und  es  dahin  zu  bringen,  dass  ihm 
bei  Gelegenheit  eines  grossen  Festes  die  Bewachung  eines  Thores  anvertravit  wurde.  Er 
benachrichtigte  den  Inca  sogleich,  und  während  der  Nacht,  als  die  Vertheidiger  der 
Festung  in  Folge  der  Excesse  beim  Feste  betrunken  waren,  bemächtigten  sich  die  könig- 
lichen Truppen  derselben.  Ollanta  vertheidigte  sich  erfolglos  auf  das  äusserste,  und 
stürzte  sich,  als  er  sich  verloren  sah,  um  nicht  gefangen  zu  werden,  über  einen  hohen 
Felsen  in  den  Abgi-und. 

Diese  oder  eine  andere  ähnliche  Tradition  dürfte  vielleicht  dem  Dichter  des  Ollanta- 
Dramas  den  Grundstoff  zu  seiner  Arbeit  geliefert  haben.  Auch  in  der  dichtei'ischen  Bear- 
beitung ist  er  sehr  einfach:  P^in  vom  Inca  Pachacutek  vom  gemeinen  Manne  zum  Häuptling 
erhobener  Indianer,  Namens  Ollanta,  verliebt  sich  in  die  Tochter  des  Inca's  und  unterhält 
mit  ihr  vertraute  Beziehungen;  er  bittet  den  Monarchen  sijs  ihm  zum  Weibe  zu  geben, 
wird  von  demselben  aber  rauli  zurückgewiesen.  Der  tief  beleidigte  Ollanta  verlässt  das 
Hoflager,  versammelt  die  Indianer  der  Provinz,  die  ihm  zur  Verwaltung  anvertraut  war, 
erklärte  dem  Monarchen  den  Krieg,  der  mehr  als  zehn  Jahre  andauernd,  anfangs  glück- 
lich für  Ollanta,  endlich  durch  schmählichen  Verrath  des  Incagenerals  Rumihahui  durch 
die  Gefangennahme  Ollanta's  und  seiner  Genossen  endet.  Ollanta,  vom  Sohn  und  Nach- 
folger Pachacutek's,  Inca  Yupanki,  anfänglich  zum  Tode  verurtheilt,  wird  begnadigt  und 
sogar  zum  Inca-Stellvertreter  ernannt.  Als  Pachacutek  die  Folgen  des  Verhältnisses  seiner 
Tochter  mit  Ollanta  bemerkt,  lässt  er  sie  im  Hause  der  Ausgewählten  in  einen  hnsteren 
Kei-ker  sperren.  Im  Alter  von  11 — 12  Jahren  wird  das  Kind  der  Liebe  der  Incatochter 
ebenfalls  in  das  Haus  der  Auserwählten  gebracht  und  lernt  dort  unter  Mithilfe  seiner 
Aufseherin  seine  gefangene  Mutter  kennen.  Gerade  als  Inca  Yupanki  den  besiegten 
Ollanta  begnadigt,  dringt  das  Mädchen  zum  Inca  und  fleht  ihn  um  Hülfe  für  seine 
Mutter.  Der  ]\Ionarch,  von  seinem  Gefolge  begleitet,  wird  von  dem  ungestüm  drängenden 
Kinde  in  das  Haus  der  Auserwählten  und  zu  dem  Kerker  seiner  Mutter  geführt.  Hier 
klärt  sich  Alles  auf  und  die  unglückliche  Incatochter  wird  wieder  mit  ihrem  Gatten 
vereint. 

Der  Stoff  des  Dramas,  wie  er  uns  hier  geboten  wird,  ist  historisch  nicht  riclitig, 
und  die  Annahme,  als  hätte  Ollanta  erst  nachdem  er  dem  Inca  den  Krieg  erklärte,  die 
Festung  gebaut,  eine  ganz  gedankenlose;  denn  es  wäre  ihm,  stets  von  den  Incaheeren 
bedroht,  geradezu  unmöglich  gewesen,  im  Verlaufe  eines  Decenniums  solche  Riesen- 
bauten aufzuführen,  die  selbst  in  Friedenszeiten  mit  dem  Aufgebote  aller  Kräfte  nur 
in  einem  viel  längeren  Zeiträume  hätten  vollendet  werden  können.  Wir  haben  nicht 
den  geringsten  Anhaltspunkt,  eine  auch  nur  annähernd  genaue  Epoche  der  Erbauung 
der  Festung  bestimmen  zu  können,  sie  ist  aber,  wie  schon  oben  bemerkt,  in  ein  hohes 
Alter  zurückzuversetzen. 


Das  Ollantadraha.  187 

Ich  halte  dafür,  dass  OHanta  nicht  der  Name  eines  einzelnen  Mannes,  sondern  einer 
Heri-scherfamilie  war,  dass  diese  den  Palast  und  die  Festung  schon  in  vorincaischer  Zeit 
erbaut  luitte  und  dass  die  Festung  auch  schon  bevor  die  Incadynastie  festen  Fuss  fasste,  in 
Ruinen  lag.  Ich  halte  ferner  dafür,  dass  dem  Drama  irgend  eine  historische  Thatsache  zu  Grunde 
lag,  dass  ein  von  einem  Inca  begünstigter  Emporkömmling  es  gewagt  hatte,  in  ein 
intimes  Verhältniss  zur  Incatochter  zu  treten,  und  dass  der  weitere  Verlauf  so  ziemlich 
der  oben  mitgetheilten  dramatischen  Handlung  entsprach,  nehme  aber  an,  dass  der 
Rebelle  sich  nach  den  Festungsruinen  im  Thale  von  Villcamayo  zurückzog,  dieselben 
für  seine  Kriegszwecke  restaui-irte  (vgl,  Piki  Chaki's  Dialog  mit  Rumihahui)  und  schliess- 
licii  durch  Rumihahui's  Verrath  gefangen  genommen  win-de.  Aber  dieser  besiegte  Rebelle 
hat  sicher  nicht  den  Namen  Ollanta  geführt,  er  ist  ihm  erst  von  dem  Dichter  beigelegt 
worden.  Der  Name  Ollanta  hat,  wenn  auch  die  Festung  lange  vor  dem  Beginne  der  Inca- 
dynastie zerstört  wurde,  gewiss  bei  den  Eingeborenen  sich  durch  Tradition  erhalten.  Der 
Verfasser  des  Dramas,  indem  er  der  Hauptperson  des  Stückes  den  von  einem  mythischen 
Glänze  getragenen  Namen  beilegte,  beabsichtigte  wahrscheinlich  niu-  (Uidurclj  die  Macht  der 
Incas  beim  Volke  zu  glorificiren.  Nur  ein  Mann,  dessen  Name  dem  Volke  imponirte,  konnte 
es  nach  des  Dichters  Ansicht  wagen,  heimlich  die  Tochter  eines  regierenden  Inca's  zu  ehe- 
lichen, konnte  durch  mehr  als  ein  Decennium  den  Incaheeren  widerstehen  und  sie  schlagen, 
konnte  endlich  von  dem  Inca  in  der  Weise  begnadigt  werden,  wie  es  im  Drama  geschieht. 
Den  Glauben  an  die  unwiderstehliche  Macht  der  Söhne  der  Sonne,  an  ihre  Weisheit,  an  ihre 
Güte  imd  Milde,  im  Volke  immer  mehr  und  mehr  einzuwurzeln,  das  war  der  Zweck,  den  der 
Dichter  durch  das  Drama  anstrebte;  es  kann  insofern  auch  ein  Tendenzdrama  genannt  werden. 

Die  oben  ausgesprochene  Hypothese  erklärt  auch  vollständig,  warum  die  alten 
spanischen  Chronisten  eines  Krieges  der  Incas  gegen  einen  Rebellen  Namens  Ollanta 
nicht  erwähnten,   nicht  erwähnen  konnten. 

Barranca  sagt  in  seiner  Note  (1.  c.  p.  55):  ,Die  Etymologie  des  Namens  Ollanta  ist 
sehr  dunkel;  man  bemei'ke  aber,  dass  er  die  Form  eines  Accussativs  hat,  was  anzeigt, 
dass  er  eine  Ellipse  einschliesst,  wie  apachecta  für  apachecta  munanym.  Ulla,  das  seine 
Wurzel  in  üllu  hat,  würde  die  in  Ollanta  personificirte  physische  Liebe  bedeuten;  die 
entwickelte  Ellipse  würde  nach  dieser  Hypothese  Ccahuari -Ullanta  , schau  den  Ulla' 
(Phallus)  mit  einer  Art  Bewunderung  ausdrücken'. 

Ich  halte  Barranca's  Hypothese  für  ganz  unbegründet,  denn  erstens  ist  es  durcliaus 
nicJit  bewiesen,  dass  Ollanta  wirklich  ein  Kechuawort  sei;  ich  halte  es  nicht  für  ein 
solches.  Zweitens  berechtigt  durchaus  niclits  zu  der  Annahme,  dass  der  Name  Ollanta 
wegen  der  Endung-  ta  ein  Accusativ  sei,  denn  es  gibt  eine  Anzahl  zwei  und  mehrsilbiger 
Kechua Worte,  die  in  ta  endigen,  ohne  Ellipsen  und  Accusative  zu  sein,  z.  B.  das  im 
Drama  vorkommende  Nom.  apellat.  Huillcanota,  ferner  die  so  vielfach  gebrauchten  Worte 
amaufa,  coronta  vi.  corumta,  dann  die  ganz  veralteten  Worte  mallta,  rata  vi.  ratay, 
t'impta,  dann  liusta,  tanta,  tanta,  t'anta,  pata,  pallta,  huacta  u.  s.  f.  Drittens  endlich  ist 
uUu  nicht  die  Wurzel  von  uUa.  Es  gibt  kein  Formgesetz  in  der  Kechuasprache,  das  eine 
solciie  Derivation  rechtfertigen  würde.  Wäre  Ollanta's  Name  ein  Accusativ,  und  würde 
er  eine  Ellipse  enthalten,  wie  Barranca  meint,  so  ist  absolut  kein  Grund  vorlumden^ 
warum  er  nicht  <.)lliuita  vi.  Ullunta,  statt  Ullanta  vi.  Ollanta  heissen  würde.  Da  sich  in 
der  Kechuasprache  die  Vocale  a,  o  und  u  häutig  ergänzen,  so  könnte  der  Name  auch 
OUantu   vi.  Ullantu  geheissen  haben. 

24* 


Jgg  TsCHUDI. 

Eine  höchst  verschrobene,  unkritische  Erklärung  des  Namens  Ollanta  gibt  Nodal  in 
seiner  später  zu  besprechenden  sonderbaren  Kechuagrammatik.  Dem  Beispiele  Barranca's 
folgend,  hält  er  Ollanta  auch  für  einen  Accusativ,  und  zwar  folgendermassen:  011a  ist 
eine  Verkürzung  (atereses)  von  Colla,  der  Name  eines  Stammes  des  Kaiserreiclies  Tahuan- 
tinsuyo,  n  ist  das  3.  Pron.  person.  und  ta  Accusativendung,  und  würde  also  mit  Bezug  auf 
Cusi  Coyllur  , ihren  Geliebten'  heissen.  Welches  Verbum  man  zu  diesem  apharetischen 
Accusativ  zu  ergänzen  hat,  sagt  uns  Nodal  nicht.  Nodal's  Begründung  dieser  Ansicht  ist 
aber  der  Art,  dass  man  sich  fragen  muss,  ob  er  wirklich  im  Ernste  spricht  oder  sich 
einen  unpassenden  Scherz  mit  seinen  Lesern  erlaubt.  Es  lohnt  sich  daher  nicht  der 
Mühe,  auf  seine  heiteren  Buchstabenversetzungen  und  Elisionen  einzutreten;  ich  will  nur 
noch  eine  überraschende  Folgerung  des  Herrn  Advocaten  aus  Cuzco  anführen.  h]r  sagt: 
,DIe  Collarace  war  einfachen  Herzens  und  ohne  Bosheit,  weshalb  dieses  Wort  (colla)  in 
der  Kechuasprache  die  Bedeutung  jugendlich,  unschuldig,  unerfahren  (sin  esperiencia 
del  siglo)  erhielt  (sie)',  und  schliesst:  ,T)ie  Allegorien  der  Wissenschaft  der  Rhetorik 
bilden  (figuran)  die  Liebe  als  ein  einfaches  reines  Wesen  (ente)  ohne  Bosheit  ab  und 
aus  Mangel  an  p]rfahrung  entzündet  es  sich  und  zehrt  sich  in  dieser  Leidenschaft  auf, 
und  das  ist  der  Grund  warum  man  es  in  einem  Cupido,  oder  zartem  Kinde  oder  auch 
in  einem  Adonis  personihcirt.  Alles  das  stimmt  mit  der  Bedeutung  überein,  welche  die 
Quechualexicologie  dem  Worte  coUa^  oder  culla  gibt'.  Diese  Probe  staunenswerther  Logik 
mag  genügen,  um  als  Criterium  für  den  Werth  der  Erklärungen  des  Herrn  Nodal,  auf 
die  wir  später  noch   einmal  zurückkommen  müssen,  zu  dienen. 

Als  Ersatz  von  Chronistentraditionen  über  Ollanta  sind  zwei  bildliche  Darstellungen 
vorhanden,  die  wir,  nicht  ganz  unberechtigt,  mit  dem  Ollantadrama  In  Verbindung 
bringen  können.  Von  der  einen  erzählt  Markham'  Folgendes:  ,EIne  Büste  oder  ein 
irdenes  Gefäss  wurde  Im  Jahre  1837  dem  damaligen  politischen  Chef  von  Cuzco,  Don 
Antonio  Maria  Alvarez,  durch  einen  Indianer  übergeben,  welcher  erklärte,  dass  dasselbe 
seit  undenklichen  Zelten  In  seiner  Familie  als  das  Bild  des  Generals  Ruminahul  (welcher 
eine  wichtige  Rolle  Im  Ollantadrama  spielt)  überliefert  wurde.  Die  dargestellte  Persön- 
llclikelt  muss  wegen  der  Stirnbinde,  der  sogenannten  ,mascapaycha',  ein  Anführer  gewesen 
sein;  es  waren  Wunden  In  sein  Gesicht  geschnitten'.  Markham  hält  dieses  Gefäss  oder 
Büste  für  einen  überzeugenden  Beweis  für  das  wirkliche  Alter  des  Dramas.  Es  ist  sehr 
zu  bedauern,  dass  wir  keine  Abbildung  von  diesem  Gefässe  besitzen.  Es  wäre  besonders 
interessant  zu  wissen,  welcher  Art  die  sogenannten  Verwundungen  im  Gesichte  sind. 
Narbenähnliche,  aber  regelmässige  Streifen  in  Gesichtern  kommen  zuweilen  bei  thöner- 
nen  Gefässen  vor  (vergl.  Rivero  und  Tschudi,  ,Antiguedades  peruanas  Atlas  Lam.  XV.'). 
Markham  erwähnt  nicht,  ob  nicht  etwa  ein  auffallendes  Zeichen  in  einem  Auge  bemerk- 
bar ist;  wäre  dies  der  Fall,  so  dürfte  es  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Figur 
den  General  Rumihahul  vorstellen  sollte.  Wäre  dies  auch  wirklich  der  Fall,  so  Ist 
dadurch  doch  noch  keineswegs  ein  Beweis  für  das  Alter  des  Dramas  geliefert. 

Ein  zweites,  weit  interessanteres  und  durch  seinen  Fundort  besonders  wichtiges 
Gefäss  befindet  sich  gegenwärtig  in  dem  reichen  ethnologischen  Museum  In  Berlin. 
Es    Staramt    nämlich    aus    einem   Indianergrabe    von   Ollantay    und    wurde    dem   Museum 


'    Kolla  heisst  unausgebildet,  jung-,  unreif  (z.   B.  kolla  ruru),  auch  ein  Ideinea  Kinil. 
-    Ollanta  l.  c,  pag.   15. 


Das  Ollantäurama.  "  \8d 

durch  den  Herrn  Eisenbaliningenieur  Ilohagen  geschenkt.'    Die  Hölie  dieses  ausgezeich- 
neten Gefässes  beträgt  circa  0*2 1  Meter.     Es  ist  oben  weiter  als  unten  und  zeio-t  an  der 
Vorderseite,  besonders  im  Profil  beti-achtet,    ein  sonderbares  thierälinliches  Gesicht     das 
jedoch  en  face  betrachtet  fast  menschenähnlich  aussieJit.     Auf  der  linken  Seite  des  Maules 
ist    in   jedem   Kiefer    ein    grosser  Eckzahn.     Die  Mittelpartien  und  die    rechte   Seite    des 
Maules    sind    leider    beschädigt.     Von  den  Eckzähnen    gehen  jederseits    nach    der   Quere 
Zeichnungen  ab,  die  wohl  Backenzähne  vorstellen  sollen;    von  dem  Oberkiefer  nach  dem 
Oberkopfe,  in  dem  sich  die  Oeffnung  behndet,  zwei  Reihen  zu  je  drei  elliptisclien  Rin- 
gen.    Die  Ohren    sind    thierisch    nacli   Oben    zugespitzt.     Der  Kopf   stellt  vielleicht   den 
einer  Unze  (felis  on^a  L.)  vor   und    die  elliptischen  Ringe   könnten   als   die   Flecken   des 
amerikanischen  Tigers  gedeutet  werden.     Die  vordere  Seite  des  Gefässes   bis  zum  Unter- 
kieferrande ist  mit  schiefliegenden  Quadraten   bunt   bemalt.     Auf  den  Seitentheilen    und 
der  Rückseite  des  Gefässes  ist  eine  Schlacht  bildlich  dargestellt.     Die  beiderseitio-en  Heere 
sind  aber  nur  durch  sieben  Krieger  repräsentirt.     Es  ist  nicht  schwer  in  denselben  Inca- 
soldaten  und  \Valdindianer  zu  erkennen.     Von  den  ersteren   sind  drei;    ihr  Kopf  ist  mit 
einem  Helm  bedeckt,  unter  dem  tiefschwarze  Haare  zum  Vorscheine  kommen;    sie   sind 
mit  der  Kriegstracht  der  Incaindianer   bekleidet;    die  Aermel    der  Uncu   reichen   bis   an 
den  Vorderarm;  man  bemerkt  schwarze  Hosen,  die  nach  unten  roth  und  weiss  eingesäumt 
sind.    Als  Waffe  schwingt  ein  Jeder,  in  harmonischer  Uebereinstimmung  mit  den  Anderen, 
die  Steinschleuder;    zwischen   zweien   lehnt   eine   Lanze.     Die   feindliche   Truppe    besteht 
aus  vier  Mann,   von  denen  einer  durch  einen  Stein  schwer  auf  die  Brust  getroffen    nach 
rückwärts  fällt,  während  ihn  ein   anderei-  Krieger  unterstützen   will.     Die  Kopfbedeckuno- 
dieser  Soldaten  ist  eine  niedere  Mütze,  an  der  nach  hinten  horizontal  zwei  Federn  stecken. 
Das  Haar  ist  in  einen  langen,  ziemlich  dicken,  abstehenden  Zopf  geflochten,  ähnlich  wie 
es  heute  noch  wilde  Stämme  der  Waldindianer  und   zum  Tiieile  auch  die  Andenindianer 
in  Südperu   und  Bolivia   tragen.     Die  Bekleidung  besteht  nur    in    einem    ziemlich    kurzen 
bunten  Hemde  ohne  Aermel,    Die  Waffen  sind  Bogen  und  Pfeil.    Zwischen  beiden  kämpfen- 
den Truppen  steht  ein  sonderbarer  Gegenstand,    in  welchem  icli  eine   symbolische  Dar- 
stellung   einer  Festung    vermuthe.     Die  Schlacht   hat  an   dei-  Grenze  der  Puna-    und  der 
^\  aldregion  stattgefunden,  denn   das  Incaheer  konnte  sich  nocli  mit  P'rfolg  der  Schleuder 
bedienen,    was   im  Walde    selbst    eine  Unmöglichkeit  ist.     Der  Wald   ist  übrigens  durch 
Bäume,  die  Aehnlichkeit  mit   Pfauenfedern  haben,   angedeutet.     Ganz  eigentliiimlich   hat 
der  Künstle)-  den  Racenunterscliied  der  Kämpfenden  aucli  in  der  Gesichtsbildung  bemerk- 
lich gemacht.  Die  Soldaten  des  Inca's  haben  kurze  stumpfe  Nasen,  ihre  Gegner  längere  und 
spitze.    Natürlich  sehen  sich  die  einzelnen  Individuen  einer  jeden   Truppe  auf  ein  Haar 
ähnlich. 

Offenbar  hat  dcj-  Künstler  durch  dieses  Bild  auch  andeuten  wollen,  dass  die  Inca- 
ti'uppen  trotz  ihrer  Minderheit,  durch  grössere  Kriegskunst  und  Intelligenz  über  ein 
numerisch   stärkeres  Heer,  den  Sieg  davon  trugen. 

Unter  dem  Schlachtbild  verläuft  am  Fusse  des  Gefässes  ein  schmales  Band,  auf  dem 
sich  die  Thierliguren  riclitig  deuten  lassen;  nämlich  in  der  Mitte,  sich  gegenüberstehend, 
links  ein  Tunki  (Rupicola  peruana  Desm.)  mit  seinem  schönen  Federbusch  auf  dem  Kopfe 


Vergl.   Bastian  und  Hiutmanii,  Zeitscliritt  für  Ethnologie,   Organ  ilcr  berliner  Gesellschal'i  für  AMthropologif,  Etliuologie  und 
Urgeschichte,  4.  Bd.,  S.  3iil.  Taf.  XIII  (1872). 


]^90  TsCHUDI. 

(auf  dem  Bilde  aber  mehr  einem  Hahnenkamme  ähnlich),  ein  wichtiger  Opfervogel,  rechts 
ein  Affe  (Cebus  spec);  auf  der  linken  Seite  sich  entfernend  ein  Papagey,  auf  der  rechten 
wieder  ein  Affe.  Dds  Grefäss  ist  mit  üppiger  Phantasie  bunt  bemalt.  Die  Haare  der 
Waldindianer  sind  z.  B.  roth,  die  Flügel  und  Füsse  des  in  der  Wirklichkeit  ganz  orangen- 
rothen  Tunki's  grün,  die  Affen  ebenfalls  grün.  Ea  lag  dem  Künstler  offenbar  weit  mehr 
an  einem  grellen  Farbeneff'ect,  als  an  einem  naturtreuen  Colorit,  eine  Neigung,  die  er 
mit  manchem  berülimten  Malei-  der  Gegenwart  theilt. 

Man  kann  allerdings  einwenden,  dass  dieses  Gefäss  zwar  in  Ullantay  ausgegraben 
wurde ,  dass  auf  dessen  Rückseite  ein  Kampf  dax'gestellt  sei,  dass  aber  darin  doch  noch 
kein  hinlänglicher  Grund  liege,  eine  Verbindung  desselben  mit  dem  Ollantadrama  zu  fol- 
gern. Ich  gebe  das  vollkommen  zu,  glaube  aber  doch,  dass  der  Fundort  des  Gefässes  und 
die  bildliche  Darstellung  der  Schlachtscene  vollkommen  zu  der  Annahme  berechtigen,  dass 
die  Absicht  des  Künstlers  dahin  ging,  durch  diese  Zeichnung  ein  kriegerisches  Ereigniss, 
das  in  jenen  Gegenden  stattfand,  darzustellen.  Ich  kann  mir  ganz  gut  denken,  dass  ein 
Keramiker  der  Incazeit,  durch  die  Aufführung  des  Ollantadramas  begeistert,  die  wich- 
tigeren Stellen  aus  demselben  zum  Gegenstande  einer  Reihe  bildlicher  Darstellungen 
wälilte  und  dass  dieses  Gefäss  nur  ein  einzelnes  Glied  aus  einem  Cyclus  dramatischer 
Scenen  ist.  Möglieh  dass  später  noch  andere  gefunden  werden.  Es  sind  zur  Incazeit 
in  Peru  zahllose  Schlachten  geschlagen  worden,  aber  es  Avurde  meines  Wissens  noch  nie 
ein  Gefäss,  auf  dem  eine  Kriegsscene  abgebildet  ist,  ausgegraben;  es  muss  sich  jeden- 
falls die  beschriebene  auf  ein  ganz  besonders  interessantes  und  volksthümliches  Ereig- 
niss beziehen. 


IV.  XJntersiich.uiig'  über  das  .A-lter  des  Dramas. 

Ich  will  hier  die  Frage  erörtern,  ist  das  Ollantadrama  wirklich  ein  Drama  alt- 
indianischen Ursprunges  und  ist  es  schon  vor  der  Eroberung  Peru's  durch  die  Spanier 
aufgeführt  worden,  oder  ist  es,  wie  Einige  annehmen,  erst  im  17.  oder  18.  Jahrhundert 
von  einem  Mestizen  oder  Spanier  verfasst  worden. 

In  einer  periodischen  Zeitschrift,  die  im  Jahre  1837  in  Cuczo  unter  dem  Titel  .Museo 
erudito'  und  der  Redaction  eines  gewissen  Don  Jose  Palacios  erschien,  wurden  zum  ersten 
Male  einige  Scenen  des  Dramas  gedruckt  und  beigefügt,  dass  der  Pfarrer  Dr.  Valdez 
in  Sicuani,  welcher  im  Jahre  1816  starb,  der  eigentliche  Verfasser  des  Dramas  gewesen 
sei,  dass  sein  Neffe  und  Erbe  Don  Narciso  Cuentas  in  Tinta  das  Originalmanuscript 
besitze  (Barranca).  Markham  sagt  in  der  Vorrede  seiner  Ausgabe  des  Dramas,  pag.  6: 
,Es  steht  fest,  dass  das  Drama  seit  undenklichen  Zeiten  überliefert  werde  und  dass  es  zum 
ersten  Male  von  Don  Antonio  Valdez,  dem  Pfarrer  von  Tinta,  einem  intimen  Freunde  des 
Inca  Tupac  Amaru,  dessen  schreckliche  Revolution  in  den  Jahren  1780  und  1781  die 
Spanier  nur  schwer  zu  unterdrücken  vermochten,  niedei'geschrieben  worden  sei.  Das 
Drama  wurde  häufig  in  Gegenwart  des  Inca  Tupac  Amaru  aufgeführt'. 

Wir  haben  also  hier  zwei  sehr  verschiedene  Angaben,  während  nach  dem  , Museo 
erudito'  der  Pfarrer  Valdez  der  Verfasser  des  Dramas  gewesen  wäre,  so  hätte  derselbe 
nach  Markham,  das  mündlich  überlieferte  Gedicht  nur  als  Erster  niedergeschrieben. 
Ich    kenne    leider    die  Zeitschrift  , Museo  erudito',    deren   Existenz    nur    eine    kurze    war, 


Das  Ollantadrama.  191 

nicht  und  kann  also  die  elgenthümliche  Behauptung  Palacios'  nur  nach  der  oben  ange- 
führten Mittheilung  beurthoilen.' 

In  tler  Vorrede  meiner  Kechuagrammatik  .sprach  icli  die  Verniuthung  aus,  dass  das 
Drama  wohl  bald  nach  der  Eroberung  l'erus,  wahrsciieinlich  durcli  einen  Doniinikaner- 
mönch  niedergeschrieben  worden  sei,  bin  indessen  damals  absichtlich  nieht  auf  eine 
nähere  Erörterung  der  vorliegenden  Frage  eingetreten.  lierr  Rugendas  erklärte  mir,  als 
er  mir  die  von  mir  publicirte  C'opie  des  Dramas  mittheilte,  dass  ein  Dominilcanei-mönch 
in  Cuzco,  mit  dem  er  befreundet  Avar,  dieselbe  eigens  für  ihm  abges(;hrieben  habe  und 
zwar  nach  dem  ältesten  bekannten  Manuscripte;  dasselbe  beiinde  sicli  in  der  Bibliothek 
des  Dominikanerklosters  in  Cuzco  und  sei  sehr  unleserlich,  überhaupt  in  einem  schlechten 
Zustande  gewesen.  Heri-  Rugendas  hat  dieses  Manuscript  selbst  in  Händen  gehabt 
und  sprach  also  aus  eigener  Anschauung. 

Es  ist  mii- unbekannt,  ob  dieses  alte  Manuscript  sich  noch  gegenwärtig  an  dem  angeführten 
Orte  befindet  oder  nicht.  Sollte  letzteres  der  Fall  sein,  so  würde  dies  jetloch  keinenfalls 
beweisen,  dass  es,  während  der  Anwesenheit  von  Rugendas  in  Cuzco,  sich  nicht  dort 
befand.  In  l'eru  ist  gar  oft  mit  den  wertJivollsten  Schätzen  von  öffentlichen  Samm- 
lungen und  Bibliotheken  sehr  leichtfertig  und  gewissenlos  umgegangen  worden.  Ich 
erinnere  beispielsweise  nur  daran,  dass  die  kostbarsten  goldenen  und  silbernen  Alter- 
thümer  des  Nationalmuseums  in  Lima  von  einem  Beamten,  dem  sein  Gehalt  nicht  pünktlich 
ausgezahlt  worden  war,  gestohlen  und,  wie  es  scheint,  in  Mexiko  verkauft  wurden;  dass  ich 
in  Lima  bei  meiner  zweiten  Reise  nach  Peru  in  diesem  Museum  eine  Anzahl  höchst  wertli- 
voller  Petrefacten  und  anderer  interessanter  Gegenstände  vermisste,  die  während  meines  ersten 
Aufenthaltes,  zwanzig  Jahre  früher,  sicli  dort  befanden;  sie  waren  schon  seit  Jaliren 
spurlos  verschwunden;  dass  in  der  Nationalbibliothek  in  Lima  im  Jahre  183II  selbst  die 
seltensten  Unica  gegen  gute  Bezahlung  käuflich  zu  erhalten  waren.  Es  ist  eine  leider 
unbestreitbare  Thatsache,  dass  nicht  nur  in  l'eru,  sondern  auch  in  einigen  anderen  Staaten 
Südamerika's  theils  durch  Nachlässigkeit,  theils  durch  Unredlichkeit  von  Aufsichtsorganen 
eine  grosse  Anzahl  werthvtdler  Gegenstände  verloren  gegangen  sind,  oder  an  F'remde 
verkauft  wurden. 

Diese  Thatsache,  die  ich  tlurch  eine  Reihe  fernerer  Belege  leicht  noch  mehr  bekräf- 
tigen könnte,*  mag  nur  dazu  dienen,  zu  zeigen,  dass,  wenn  das  erwähnte  alte  Manuscript 
sich  nicht  mehr  in  der  Klosterbibliothek  von  Cuzco  vorfinden  sollte,  dasselbe,  nachdem 
davon  Copie  für  Rugendas  genommen  worden  war,  wahrscheinlich  nicht  mehr  an  seine 
frühere  Stelle  zurückgebracht  wurde,  und  gerade  weil  es  schwer  zu   lesen   und   in  einem 


'  Barranca  drückt  seine  Verwundenmg  d:irüber  aus,  dass  Rivcro  und  inir  dus  ,Museo  erudito'  uubekauut  war.  Miiikliam  tliut 
dasselbe,  indem  er  die  betreftende  Stelle  aus  Barranca's  Vorrede  pag.  X  fast  wörtlicli  ins  Englische  1.  c.  pag.  7,  übersetzt. 
Ich  kann  darauf  nur  erwiedern,  dass  D.  Mariano  de  Rivero  schon  im  Jalire  184i)  gelegentlich  seiner  Anwesenheit  in  Wien 
mir  gegenüber  dieses  Journales  ernühnte,  und  dass  er  auf  meinen  Wunsch  wiederholt,  aber  erfolglos  nach  Peru  schrieb,  um 
ein  Exempbir  des  ,Museo  erudito'  zu  erhalten,  und  das»  ich  selbst  bis  in  die  neueste  Zeit  ebenso  erfolglos  .\uftrag  gab,  mir 
um  jeden  Preis  dasselbe  zu  verschaffen.  Ich  habe  in  der  Vorrede  zu  meiner  firamniatik,  pag.  2><,  ausdrücklich  bemerkt:  ,Vor 
einer  Reihe  von  Jahren  erschienen  in  einer  peruanischen  Zeitung  einige  Scenen  abgedruckt,  seither  aber  nichts  mehr.'  Dass 
im  .Museo  erudito'  die  Mittheilung  entlialteu  ist,  dass  der  Pfarrer  Valdez  der  Verfasser  des  Dramas  sei,  habe  ich  erst  durch 
die  Arbeiten  von  Barranca  und  Markham  erfahren.  Wer  übrigens  weiss,  wie  schwer  es  oft  ist  selbst  in  Enropa,  bei  dem 
au.sserordentlich  entwickelten  Buchhandel  und  Antiquariatsgeschäfte,  eine  ephemere  Zeitschrift  nach  .Jahrzehnten  zu  erhalten, 
wird  sich  wahrlich   nieht  wundern,  wenn  man  erfolglos  nach  einem   in  .Südperu  erschienenen  .Pcriodico'  sucht. 

-  Ich  führe  blo«  noch  den  unverschämten  Documentendiebstahl  aus  den  .Arcliiveu  von  Buenos  Ayrcs  durch  den  P.  Pedro 
Angelis  an. 


292  TSCHTJDI. 

schlechten  Zustande  war,  vernachlässigt  und  schliesslich  beseitigt  wurde  oder  sonstwie 
in  Verlust  gerathen  ist. 

Barranca'  äussert  sich  über  das  Alter  des  Dramas  folgendermassen:  ,Was  mich  betrifft, 
so  halte  ich  im  Grunde  dieses  Drama  zusammengesetzt  aus  Theilen  von  unbestreitbar 
hohem  Alter  (antigüedad  incuestionable),  welche  durch  die  Ueberliet'erung  erhalten 
wurden  und  dass  Dr.  Valdez  nichts  Anderes  gethan  liat,  als  sie  zu  ordnen  und  ihnen  die 
Form  zu  geben,  die  sie  heute  haben,  mit  einigen  der  Zeit  Tupak  Amaru's,  des  Freundes 
der  Wissenschaften,  entsprechenden  Zuthaten'.  Barranca  unterstützt  seine  Ansicht  durch 
kurze  Argumente,    von   denen  nur  die  auf  die  Sprache   sich  stützenden    von  Werth    sind. 

Markham^,  der  nach  seinen  Angaben,  vorerst  (1853)  der  Ansicht  war,  dass  das  Drama 
vor  der  spanischen  Eroberung  verfasst  wurde,  dann  später  (18G0)  den  Dr.  Valdez  für 
dessen  Verfasser  hielt,  theilt  zidetzt  (1872)  die  Anschauung  von  Barranca,  ohne  jedoch 
mehr  als  flüchtige  Argumente  für  dieselbe  anzuführen. 

Die  Frage  ob  der  Pfarrer  Dr.  Valdez  der  Verfasser  des  Dramas  sei,  ist  theils  nach 
den  später  zu  ei'örternden  Beweisen  für  den  alten  Ursprung  desselben,  theils  mit  Rück- 
sicht auf  das  erwähnte  alte  Manuscript  im  Kloster  von  Sante  Domingo  und  auf  das  bolivia- 
nische Manuscript  von  1735  (darüber  weiter  unten),  auf  das  Bestimmteste  zu  verneinen. 
Auf  diese  beiden  Manuscripte  gestützt,  muss  auch  die  Angabe,  dass  der  Pfarrer  Valdez 
der  Erste  war,  welcher  das  Drama  niederschrieb  und  in  seine  gegenwärtige  Form  brachte, 
entschieden  in  Abrede  gestellt  werden. 

Das  bolivianische  Manuscript,  zu  einer  Zeit  niedergeschrieben  als  Dr.  ^'aldez  vielleicht 
kaum  geboren  war,  hat  schon  die  nämliche  Scenenanordnung,  wie  das  dem  Pfarrer  von 
Tinta  zugeschriebene  Original-Manuscript.  Soviel  ich  weiss,  ist  es  nirgends  verzeichnet,  dass 
der  Pfarrer  Valdez  sich  selbst  als  Verfasser  des  Dramas  nannte.  Heine  Autorschaft  wurde 
erst  21  Jahre  nach  seinem  Tode  im  ,Museo  erudito',  aber,  wie  es  scheint,  ohne  Beweise 
aufgeführt.^  Eine  Behauptung  ohne  Beweise  beweist  eben  nichts.  Dr.  Valdez  war  ohne 
Zweifel  im  Besitze  einer  Copie  des  Dramas.  Von  indianischer  Abkunft  und  als  gebil- 
deter Mann  interessirte  er  sich  begreiflicherweise  für  dieses  Schauspiel,  das  ja,  wie 
schon  erwähnt,  öfters  in  Gegenwart  seines  unglücklichen  Freimdes  Inca  Tupak  Amaru 
und  wahrscheinlich  auch  in  seiner  eigenen  aufgeführt  wurde.  Es  ist  leicht  möglich,  sogar 
sehr  wahrscheinlich,  dass  einzelne  Abänderungen  von  ihm  herrühren,  insbesondere  eine 
Anzahl  von  Versen,  die  in  Markham's  Text  vorkommen,  in  dem  Meinigen  aber,  sowie 
in  dem  bolivianischen  Manuscripte  fehlen.*  Da  zu  jener  Zeit  Copien  des  Dramas  selten 
waren,  so  konnte  bei  den  Erben  und  Verwandten  des  Pfarrers  Valdez  leiclit  die  Ver- 
muthung  entstehen,  dass  er  der  Verfasser  des  in  seinem  Nachlasse  gefundenen  und  von 
seiner  Hand  geschriebenen  Manuscriptes  gewesen  sei. 

Wenn  nun,  wie  es  feststeht,  der  Pfarrer  Dr.  Valdez  nicht  der  Verfasser  des  Dramas 
ist,  es  auch  nicht  zuerst  niedergeschrieben  hat,  so  entstehen  die  ferneren  Fragen,  wann 
ist  das  Drama  gedichtet  worden,  wer  ist  dessen  Verfasser  und  wann  ist  es  zuerst  nieder- 
geschrieben worden? 


I    1.  c,  pag.  XII. 

-   1-  v-7  pag.  9. 

^   Würden  im  ,Museo  erudito'  bestimmte  Beweise  angeführt,  daaa  Dr.  Valdez  der  Verfasser  des   Dramas  war,  so  hätten  gewiss 

Barranca  sowohl  als  Markliam,   die  beide  jene  periodische  Zeitschrift  kannten,  dieselben  citirt. 
*    Man  kann  diese  eingescliobenen  Verse  gerade  als  Beweis  betrachten,  dass  die  von  Markhani  benützte  Copie  des  Dr.  Valdez 

jüngeren  Ursprunges  sei,  als  der  von  mir  veröffentlichte  Text. 


Das  Ollantadkama.  193 

l)a,  wie  wir  sehen  werden,  das  l>rama  höclist  wahrscheinlich  zur  lilüthezeit  der 
Incadynastie  gedichtet  wurde,  und  die  Frage  nacli  dessen  ^  erfasser  eine  uiüssige,  weil 
unlösbare  ist,  so  haben  wii'  uns  jetzt  nur  mit  dem  letzten  Punkte:  wann  ist  muthmasslich 
das  Gedicht  zum  ersten  Male  niedergeschi-ieben  worden?  zu  befassen;  wir  müssen  uns 
dabei  begreiflicherweise  auch  nur  auf  Hypothesen  beschränken. 

Nach  dem  Eindringen  der  Spanier  in  Peru  unter  Francisco  Pizarro  (1531),  dauerten 
die  Kämpfe  mit  den  Eingebornen  um  den  Besitz  des  Landes,  sowie  der  mörderische  Bruder- 
krieg zwischen  den  Anhängern  Pizarro's  und  Almagro's,  und  später  die  Kämpfe  der 
Regierungspartei  mit  den  Conquistadoren  über  zwei  Jahrzehnte,  und  erst  1554  trat  eine 
gewisse  Rulie  ein  und  wurde  eine  Lntwickelung  geregelter  politischer  und  socialer  Ver- 
hältnisse ermöglicht,  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  sich  mehr  und  mehr 
befestigten.  Während  dieser  Epoche  wurde  auch  die  erste  Buchdruckerpresse  nacli  Peru 
gebracht,  die  anfangs  fast  ausschliesslich  zur  Publication  von  Regierungserlässen  (Orde- 
nanzas)  diente,  aber  bald  auch  zu  schüchternen  Versuchen  zur  Herausgabe  selbststän- 
diger Werke.' 

Die  indianische  Bevölkerung,  welche  während  der  Kriegsepoche  sich  den  Erobei-ern 
gegenüber  anfangs  feindlich,  .dann  scheu  zurückgezogen  verhalten  hatte,  gewann  luiter 
den  sich  mehr  und  mehr  consolidirenden  Verhältnissen  allmälig  Vertrauen.  Die  ver- 
schiedenen, in  den  eroberten  amerikanischen  Ländern  stets  zahlreich  vertretenen  spanischen 
Mönchsorden  benützten  diesen  günstigen  Umstand,  um  aus  ihm  den  grösstmöglichen 
Nutzen  zu  ziehen.  Sie  suchten  sich  die  befähigten  Köpfe  aus,  unterrichteten  sie  luul 
verwendeten  sie  zu  ihren  Particularzwecken,  als  Laienbrilder,  Vermittler  in  ihren  Be- 
ziehungen zu  den  Eingebornen  u.  dgl.  m.  Ein  besonders  brauchbares  Element  erwuchs 
den  Spaniern  aus  der  Mischlingsrace,  die  sich  schon  in  den  ersten  Jahrzehnten  der 
Eroberung  herangebildet  hatte,  und  wir  linden  auch  bereits  in  den  letzten  Decennien  des 
16.  Jahrhunderts  solche  Mestizen    in   geistlichen    und  weltlichen  Würden    und  Aemtern.' 

Diese  Mischlinge,  deren  Jugenderziehung  ihren  indianischen  Müttern  anvertraut  war, 
wai-en  mit  tausend  Fäden  an  ihr  Mutterland  geknüpft;  trotz  ihrer  Beimischung  von  väter- 
lichem spanischem  Blute,  waren  sie  ihrem  ganzen  innersten  Wesen  nach  Indianer,  waren 
vertraut  mit  den  schönen  Ueberlieferungen  ihrer  Voreltern,  mit  den  fast  märchenhaft 
klingenden  Geschichten  und  Grossthaten  der  früheren  Herrscher  des  Landes,  der  , Kinder 
der  Sonne'.  Natürlich  waren  alle  der  Kechua-,  ihrer  Muttersprache  voUkoinmen  mächtig. 
Die  Sagen   und  Lieder  des  Volkes  lebten  in  ihnen  fort.' 

Ich  glaube  daher  es  ist  keine  unberechtigte  Hypothese,  wenn  ich  annehme,  «hiss 
das  Drama,  das  durchaus  den  Charakter  dei'  indianischen  Originalität  ohne  irgend  eine 
wesentliche  Beimischiung  späterer,    fremder  Elemente  in   sich   sehliesst,  während  der  Er- 


'  Zu  den  ültesteu  und  aucli  seltensten  Drucken  dieser  Zeit  gehören:  P.  Diego  de  Alcobava,  coutcsunariu  en  la  lengua 
espanola  y  en  la  lengua  General  del  Cuzco  y  en  la  Ayniara,  iniprcso  en  los  Reyes.  15S5.  —  Ricardo  Antonio,  Arte  y 
Vt.cabiilariii  de  la  lengua  Uaniada  Quiclilnia;  und  von  demselben  Autor:  Voeabulario  en  lengua  llaniada  Qnicliliua  y  eu 
lengua  llamada  espanola.  Beide  in  Lima  im  Jahre  l.iSO  gedrnckt.  Im  Anfange  des  17.  Jalirhunderts  hatte  die  peruanisclie 
Typographie  schon  bedeutende  Fortschritte  gemacht  und  der  Buchdrucker  Francisco  del  Canto,  Inhaber  der  l>ede«tendsteu 
dieser  Anstalten,  war  schon  in  der  Lage  voluminöse  Bücher  herauszugeben. 

2  Wie  aus  der  Natur  der  Eroberung  hervorgeht,  waren  diese  Miscliliuge  der  ersten  Jahrzehnte  ausschliesslich  Kinder  india- 
nischer Mütter  und  selbst  in  den  folgenden  Jahrhunderten  licrrschte  noch  das  Indianerblut  unter  der  von  den  Sl)aniern 
abstammenden  Bevölkerung  vnr. 

3  Montesinos,  1.  c.  pag.  3,  sagt  ausdiücklich,  dass  er  aus  den  historischen  Gesängen  der  Indianer  geschichtlich';  Naclirichten 
über  den  Ursprung  der  iieruanisclien  Nation  geschöpft  habe. 

Denkschriften  der  phil-hist.  LI.  XXIV.  Bd.  -5 


;[94  TSCHÜDI. 

holungsepoche,  nach  der  grossen  politisch-socialen  Krise,  also  gegen  das  ICnde  des  16.  Jahr- 
hunderts und  zwar  von  einem  intelligenten  Mestizen,  nach  der  im  Volksmunde  vererbten 
Dichtung,  niedergeschrieben  wurde.  Es  ist  natürlich  nicht  zu  bestimmen,  ob  und  welche 
Abänderungen  beim  ersten  Niederschreiben  dieses  dramatischen  Gedichtes  vorgenommen 
wurden;  ich  gebe  aber  der  Vermuthung  Kaum,  dass  einige  vermittelnde  Scenen  ent- 
fallen sind. 

Wäre  das  Drama  bedeutend  später  als  zur  angegebenen  Epoche  niedergeschrieben 
worden,  so  hätte  es  jedenfalls  wesentliche  sprachliche  und  sachliche  Aenderungen  erlitten, 
es  wäre  von  dem  modernen  christlich-spanischen  Einflüsse  nicht  so  frei  geblieben  und 
hätte    ohne   Zweifel    seine    urwüchsige    Ursprünglichkeit  mehr    oder   weniger    eingebüsst. 

Dass  das  Manuscript  während  zwei  Jahrhunderten  nur  in  sehr  wenigen  Copien 
existirte,  ist  mit  Rücksicht  auf  den  weit  reichenden  Arm  des  Sancto  Officio  leicht  begreif- 
lich, noch  mehr  aber,  dass  die  Inquisition  nie  die  Erlaubniss  zum  Drucke  dieser  heid- 
nischen Komödie  gegeben  liätte.  Erst  zu  Ende  des  vorigen  und  am  Anfange  dieses  Jahr- 
hunderts scheinen  wieder  mehrere  Copien  angefertigt  worden  zu  sein. 

Wie  wir  in  der  geschichtlichen  Uebersicht  gesehen  haben,  waren  die  Incapei'uaner  eine 
sittlich  vorgeschrittene  Nation,  und  Künste  und  Wissenschaften  wurden,  wenn  auch  nur  von 
der  vornehmen  Classe,  eifrig  gej)flegt.  Bei  dem  sanften,  schmiegsamen  und  geduldigen, 
für    äussere  Eindrücke  sehr  empfänglichen   Volke,  spielte    die  Poesie    eine  grosse  Rolle.' 

Das  lyrische  Gedicht,  der  harahui  oder  yarahui,  wurde  am  meisten  cultivirt,  vorzüg- 
lich als  Liebeslied ;  sehr  häufig  hatte  es  unglückliche  Liebe  zum  Vorwurfe  und  trug  einen 
wirklich  elegischen  Charakter.  Manche  dieser  Lieder  aus  der  Incazeit  werden  heute  noch  von 
den  hoch2:)eruanischen  Indianern  gesungen.  Kurze  Lehrgedichte  und  epische,  die  Thaten  der 
frUiieren  Könige  und  tapferen  Feldlierren  verlierrlichende  Gesänge,  sollen  häufig  gewesen 
sein  und  sich  noch  ziemlich  lange  nach  der  Eroberung  erhalten  haben-,  es  ist  mir  nicht 
bekannt,  ob  gegenwärtig  noch  einzelne  im  Volksmunde  leben,  bezweifle  es  aber.  Die 
dramatische  Poesie  stand  als  Diclitung  und  als  öffentliche  Vorstellung  in  hohem  An- 
sahen. Für  das  vorliegende  Thema  ist  es  von  grosser  Wichtigkeit  zu  kennen,  was 
Garcilasso  de  la  Vega  darüber  sagt.  Ich  gebe  daher  die  betreifende  Stelle  in  wört- 
licher Uebersetzung  aus  seinen  Commentarios  reales.^  Sie  heisst:  ,Den  Amautas,  welche 
Philosophen  waren,  fehlte  es  nicht  an  Geschicklichkeit  um  Tragödien  und  Komödien  zu 
verfassen,  welche  an  feierlichen  Tagen  und  Festen  vor  den  Königen  und  Herren,  welche 
am  Hofe  waren,  aufgeführt  wurden.  Die  Darsteller  waren  niclit  niedrige  Leute,  sondern 
Incas  und  Edelleute,  Söhne  von  Curacas  (hohe  Beamte),  und  selbst  Curacas  und  Haupt- 
leute bis  zu  höheren  Führern  (maeses  de  Campo),  damit  die  Composition  der  Tragödie, 
welche  immer  kriegerische  Thaten,  Triumphe  und  Siege,  Heldenthaten  und  grossartige 
Handlungen  der  früheren  Könige  und  anderer  heroischer  Männer  zum  Gegenstande 
hatten,  bestmöglich  wahrheitsgetreu  (al  proprio)  dargestellt  werden  sollten.  Die  Gegen- 
stände zu  Komödien  wurden  der  Landwirthschaft,  dem  Besitzthume,  den  häuslichen 
Angelegenheiten  und  dem  Familienleben  entnommen.     Sobald  das  Schauspiel  ausgespielt 


'  Die  südlichen  Nachbarn  der  peruanischen  Indianer,  besonders  die  unter  Inca  Yupanki  dem  Reiche  einverleibten  chilenischen 
Indianer,  waren  poesielos;  hingegen  stand  bei  ihnen  die  parlamentarische  Kede  (Coyaghtun)  in  hohem  Ansehen;  bei 
Begrüssungen,  Botschaften,  Versammlungen  jeder  Art  wurde  der  Coyaghtun  ernst,  langsam  und  mit  fast  feierlichem  Ton- 
falle gesprochen.  Eine  häufige  und  glückliche  Anwendung  von  Bildern  und  Gleichnissen  bewies  eine  Meisterschaft  in 
dieser  Rede. 

2   1.  c.  fol.  59. 


Das  Ollantaduaua.  195 

war,  setzten  sich  die  Schauspieler  an  ihre  Plätze,  je  nach  Stand  und  Würde.  Es  wurden 
keine  unanständigen,  gemeinen  und  niedrigen  Zwischenspiele  aufgeführt,'  Alles  war  ernst, 
zuchtig  und  mit  Sittensprüchen  und  mit  witzigen  Einfällen,  wie  sie  an  einem  solchen 
Orte  erlaubt  sind.  Diejenigen,  welche  sich  durch  die  Anmuth  der  Darstellung  auszeich- 
neten, erhielten  Geschmeide  und  Gunstbezeugungen  von  grossem  Werthe'. 

Garcilasso  de  la  Vega  nennt,  wie  man  sieht,  keine  bestimmt  Tragödie  oder  Komödie; 
er  spricht  nur  in  allgemeinen  Ausdrücken  von  solchen  Dichtungen  und  Darstellungen;  es 
darf  daher  auch  keineswegs  überraschen,  dass  er  des  vorliegenden  Dramas  nicht  erwähnt. 
Man  ist  aber,  aus  seinen  Angaben  zu  schliessen,  berechtigt,  dass  viele  ähnliche  Dramas 
und  eine  gute  Zahl  von  Komödien  existirten.  Wäre  der  Verfasser  der  C'ommentarios 
reales  nicht  im  Jünglingsalter  nach  Europa  gekommen,  sondern  hätte  er  noch  mehrere 
Jahre  länger  in  seinem  Heimatslande  weilen  können,  so  hätten  wir  ohne  Zweifel  weit- 
ausführlieliere  Nachrichten  von  ihm  über  die  poetischen  Leistungen  seiner  Vorfahren 
erhalten,  denn  er  hat  mit  ausserordentlicher  bis  zur  Parteilichkeit  gesteigerten  Vorliebe 
Alles  gesammelt,  was  die  frühere  Bildungsstufe  seiner  Nation  in  ein  günstiges  Liclit 
setzen  konnte." 

Dass  von  allen  dramatischen  Dichtungen  der  Incazeit  sich  einzig  und  allein  das 
Ollantadrama  durch  Ueberlieferungen  erhalten  hat,  ist  ein  Beweis  von  dem  bedeutenden 
inneren  Werthe  dieser  Dichtung,  den  wir  ihr  auch  heute  noch  zugestehen  müssen.  Ihr 
Gegenstand,  die  Bemühungen  eines  Helden  um  eine  Fürstentochter,  die  liarte  Verwei- 
gerung des  Königs  ihm  sein  Kind  zu  geben,  der  mit  wechselndem  Glücke  geführte 
Kampf  des  schwer  beleidigten  Feldherrn  gegen  seinen  königlichen  Herrn,  die  Qualen 
der  eingekerkerten  Fürstin,  die  zarte  Lösvnig  durch  ein  holdes  Kind,  die  Grossherzigkeit 
des  jungen  Monarchen,  alles  dieses  musste  tief  ergreifend,  packend  auf  das  für  poetische 
Schönheiten  und  tieferen  Gefühlsausdruck,  sehr  empfängliche  Volk  wirken.  Das  Ollanta- 
drama wurde  das  Lieblingsgedicht  der  Cuzcoindianer,  und  nur  dadurch  konnte  es  sieg- 
reich aus  dem  Kampfe  ums  Dasein  hervorgehen,  indessen  hunderte  anderer  dramatischer 
Dichtungen  während  der  Drangsalsperiode  der  Nation,  der  vollsten  Vergessenheit  anheim 
fielen. 


Garcilasäo  hel.t  diess  .ausdrücklicli  liervor,  da  der  grösste  Theil  der  ,eutremeses'  seiuei-  Zeit  in  Si.anicu  lasciv  und  gemein  war. 
Garcilasso  de  la  Vega  nennt  sieh  mit  Vorliebe  Inca  und  Indianer  (Indio)  beides  aber  nicht  vollberechtigt.  Er  war  der 
Sohn  eines  der  spanischen  Conqnistadoren  mit  einer  Indianerin,  also  ein  Halbblntindianer  iMestizoi.  Seine  Mutter  stammte 
allerdings  aus  einem  Seitenzweige  der  Incafamilie.  Die  Einbildung  Garcilasso'»  auf  diesen  Titel  geht  so  weit,  dass  er  nirgends, 
trotz  seiner  oft  ermüdenden  Ausführlichkeiten,  seinen  Namen  nennt,  sondern  sich  immer  nur  Inca  Garcilasso  schreibt.  Er 
war  1539  oder  1540  zu  Cuzco  geboren;  er  sagt  selbst:  ,na3ci  ocho  anos  despues  que  los  Espanoles  ganaron  mi  tierra  y  me 
crie  eu  ella  hasta  los  veinte  anos'  (Comment.  real.,  fol.  18).  Im  Jahre  1560  wurde  er,  nachdem  er,  so  gut  als  es  uUter  den 
damaligen  Verhältnissen  möglich  war,  in  Cuzco  seiner  Geburtsstadt  Unterricht  genossen  hatte,  nach  Spanien  geschickt 
>md  ergrirt'  dort  die  militärische  Laufbahn.  Bei  verschiedenen  Gelegenhniten  zeigte  er  Proben  grosser  Tapferkeit  und 
brachte  es  unter  Don  Juan  de  Anstria  bis  zum  Grade  eine»  Hauptmannes.  Da  er  aber  keine  Hoffnung  hatte  weiter  zu 
avanciren,  weil  sein  in  Peru  zurückgebliebener  Vater  unter  Oonzalo  Pizarro  die  Regierungspartei  beUämpfte,  so  verliess  er 
den  Militärdienst  und  zog  sich  nach  Cördova  zurück,  um  dort  seineu  literarischen  Arbeiten  zu  leben.  Seine  C'ommentarios 
reales  Part.  I,  vollendete  er  im  Alter  von  mehr  als  60  Jahren,  wahrscheinlich  lii02  oder  1603  und  dcdicirte  sie  der 
Priucessin  D"  Catalina  de  Portugal,  Herzogin  von  Braganza.  Die  Approbation  der  Inquisition  erhielt  das  Manuscript  den 
•>t>.  November  16(14,  die  Druckerlaubniss  des  nämlichen  Sancto  Officio  den  4.  December  1604.  Im  Drucke  erschien  das 
Werk  aber  erst  im  Jahre  1600  in  Lissabon,  aber  in  spanischer  Sprache.  Garcilasso  konnte  noch  einen  Theil  der  Papiere 
des  Jesuiten  P.  Blas  de  Valera,  der,  wie  schon  früher  bemerkt,  eine  Geschiolite  Peru's  in  lateinischer  Sprache  geschrieben 
hatte,  benutzen.  Es  ist  in  hohem  Grade  zu  bedauern,  dass  dieses  Werk  Valera's  bei  der  Erstürmung  von  Oadiz  durch  die 
Engländer  im  Jahre  15t>ö  grösstentheils  zerstört  wurde.  Die  wenigen  Ueberre.ste,  »eiche  Garcilasso  von  einem  Mitl)rnder 
Valera's,  dem  Jesuiten  P.  Pedro  Maldonado  de  Saavedra,  erhielt,  sind  leider  auch  verloren  gegangen.  P.  Blas  de  V.ilera 
starb  kurz  nach  der  Erstürmung  von  Cadiz. 


-i  ac  TsuHUDi. 


Die  Sprache  des  Dramas  stimmt  nicht  vollkommen  mit  der  gegenwärtig  oder  zu 
Anfang  dieses  Jahrhunderts  gebräuchlichen  Volkssprache  überein;  es  enthält,  wie  Baranca 
ganz  richtig  bemerkt,  alte  Formen  und  Constructionen. ' 

In  lexikalischer  Beziehung  ist  als  sehr  bemerkenswert]!  hervorzuheben,  dass  im 
Drama  eine  Anzahl  von  Wörtern  vorkommen,  die  schon  im  vorigen  Jahrhundert  vom 
Jesuiten  M.  K.  Juan  de  Figueredo,  in  seiner  Bearbeitung  von  ,Torres  Rubio's  Grammatik 
und  Vocabularium',  als  veraltet  und  nicht  mehr  gebräuchlich  bezeichnet  wurden. 

Es  kommen  im  Drama  vielfache  Verstösse  gegen  das  angenommene  Versmaas  vor, 
selbst  ein  Mehr  von  ly.  Versfüssen  ist  nicht  selten.  Die  altperuanische  Poesie  war  nicht 
an  bestimmte  Schulregeln  gebunden,  es  wurde  nach  dem  Gehöre  und  Gefühle  gedichtet 
und  Ueberschreitung  der  Zahl  der  Versfüsse  waren  keine  Fehler,  wenn  sie  auch  der 
■Dichter  gefühlt  haben  mag,  und  es  ihm  schwer  wurde  sie  abzuändern,  so  blieben  sie 
doch  gewiss  den  lauschenden  Zuhörern  fremd.  Wäre  ein  nachincaischer  Dichter,  also 
ein  Mann,  dem  die  contemporäre  spanische  Dichtkunst  vmmöglich  ganz  unbekannt  sein 
konnte,  Verfasser  des  Dramas  gewesen,  so  würde  er  sich  gewiss  strenger  an  das  Vers- 
maas gehalten  haben.  Der  Advocat  Dr.  Nodal  hat  in  seiner  später  zu  besprechenden 
Umarbeitung   des    Dramas   ja    gezeigt,    wie  elegante,    regelrechte   Kechuaverse    gedichtet 

werden    können. 

Der  vierfüssige  Trochäus  ist  das  Versmaas  des  Ollantadramas ,  es  kommen 
indessen  sehr  häufig  Abweichungen  davon  vor;  da  nun  dieses  auch  ein  bei  den 
spanischen  Dichtern  beliebtes  und  vielfach  angewendetes  ist,  so  könnte  man  vielleicht 
geneigt  sein,  aus  diesem  Umstände  ein  Argument  gegen  das  Alter  des  Dramas  abzu- 
leiten. Nach  meiner  Ansicht  wäre  eine  solche  Folgerung  ganz  irrig.  Da  der  Accent 
in  der  Quechuasprache  fast  ausscliliesslich  auf  die  Penultima  fällt,  und  da  die.  Kechua, 
eine  Agglutinationssprache  ist,  der  Accent  wiederum  sehr  häufig  auf  die  anti- 
antipenultima  fällt,  so  möchte  ich  den  trochäischen  Rhythmus ,  als  den  natürlichen  Ton- 
fall dieser  Sprache  bezeichnen.  Das  älteste,  uns  bekannte  Kechuagedicht,  die  liebliclie 
Fabel  von  dem  Mädchen  mit  dem  Wasserkruge,  welches  nach  den  Aufzeichnungen  des 
P.  Blas  de  Valera  von  Garcilasso  de  la  Vega  mitgetheilt  wurde,'  ist  in  zweifüssigen 
Trochäen  gedichtet.  Wir  haben  also  den  unwiderlegbaren  Beweis,  dass  der  Trochäus  als 
Versfuss  den  Incaperuanern  bekannt  war.  Beim  kurzen  Gedichte,  passte  wohl  der  zwei- 
füssige  Trochäus,  beim  Drama  musste  aber  die  Fusszahl  wenigstens  verdoppelt  werden. 
Epische  und  dramatische  Dichtungen  konnten  von  den  Incaperuanern  nur  in  Trochäen 
verfasst  werden,  sie  sind  das  Versmaas,  das  sich  am  leiclitesten  und  natürlichsten  der 
Sprache  anschmiegt. 

Es  wäre  ebenso  irrig,  wie  aus  dem  Versmaase,  so  auch  aus  dem  Reime  im  Drama 
einen  Beweis  gegen  dessen  Alter  folgern  zu  wollen.  Der  Reim,  trotz  aller  Bemühungen 
der  Muratori,  Bembo,  Quädrio,  Giambullari,  Farechet  und  so  vieler  Anderer,  dessen  Erfin- 
dung irgend  einem  bestimmten  Volke  zuschreiben  zu  wollen,  ist  fast  einer  jeden  Nation, 
fast  jeder  Sprache  eigenthümlich;  er  besteht  sozusagen  so  lange  die  Sprachen  bestehen, 
und  ist  nicht  etwa  von  den  gebildeten  Kennern  derselben,  sondern  vom  Volke  selbst 
gefunden  und  erfunden  worden.  In  den  meisten  Agglutinationssprachen  ist  der  Reim- 
schatz  ein  sehr  bedeutender,  da  z.  B.  bei  den  Verbalformen  der  Mod.uscharakter  und  das 

'    Vgl.  Meine  Kechnaorramiiiafik.   I.  B.,  II.  Abtli.,  pao'.   6,*. 

2   1.  c.  pa?.  XII.  El  len<riije  eartesano  es  esencialmente  ineasico  nsaiulo  en  .4  de  voces  y  frases  que  lioy  snn  inusitaiia'». 


Das  Ollantadkama.  197 

Personalpronomen  dem  Yerbalstamme  oder  den  üim  agglutinirten  Verbalpartikeln  suffigirt 
wird,  dass  also  alle  Verba  in  der  nämlichen  Zeit  und  Person  sich  reimen  müssen,  da 
fei-ner  die  Sufiixpartikeln  eine  grosse  Freiheit  geben  Grleichklänge  hervorzurufen.  In  der 
Ao-glutination  liegt  auch  der  Grund,  dass  wir  in  der  vorliegenden  Dichtung  keine  stumpfen 
sondern  nur  klingende  und  gleitende  Reime  ünden.  Es  mag  vielleicht  nur  Zufall  sein, 
dass  wir  zuweilen  auch  Mittelreimen  begegnen,  z.  B. : 

Kaharielmn  mitcascayta 

Yiipaiiclmn   piiriseayta. 

oder:  ^, 

buyucunMcta  camarispa 

Aiiquicunacta  saniarispa 

Im  Ollantadrama  ist  der  ßeim  ziemlich  willkürlich  behandelt,  bald  reimen  sich 
Vers  1,  4,  2,  3;  bald  wieder  1,  3,  2,  4,  bald  entfällt  ein  oder  ein  Paar  Heime  ganz. 
In  V.  1291  —  1297  bleibt  v.  1  ohne  Reim,  dann  reimen  sich  2,  4,  3,  5  und  wieder  G,  7. 
Aus  dem  ganzen  Drama  geht  klar  hervor,  dass  der  Dichter  den  Reim  ziemlicli  neben- 
sächlich behandelte  und  einen  geringen  Werth  auf  eine  strenge  Regelmässigkeit  derselben 
legte.     Die  Dichtung  hat  dadurch  auch  den  Cliarakter  der  alten  Volkspoesie. 

Das  Drama  ist  strenge  in  dem  Geiste  und  den  religiösen  Anscliauungen  der  Inca- 
peruaner  gedichtet.  Die  handelnden  Personen  sind  psycliologisch  richtig  charakterisirt, 
die  Opferbräuche,  die  Kipumissiven,  die  Krönungsceremonien,  die  Schlachtpläne  u.  s.  f. 
so  originell  geschildert,  dass  ein  Mestize  oder  Spanier  des  18.  Jahrhunderts,  sie  gewiss 
nicht  so  treffend  gezeichnet  hätte.  Diese  Bemerkung  drängt  sich  besonders  beim  Studium 
des  Originales  mit  seinen  feinen,  durch  und  durch  das  Gepräge  der  naiven  indianischen 
Urspriinglichkeit  tragenden  Nuancen   auf. 

Icli  habe  mit  der  grössten  Sorgfalt  die  ganze  Dichtung  geprüft,  ob  in  derselben  nicht 
moderne  Anschauungen,  insbesondere  Anklänge  an  das  Christenthum  vorkommen,  und 
habe  nur  eine  einzige  verdächtige  Stelle  gefunden;  es  ist  diese  v.  30:  ,Kikin  huanuy 
ichimantin',  wörtlich  übersetzt:  , selbst  der  Tod  mit  seinem  Strolimessei-'.' 

Den  Tod  als  Gerippe  mit  einer  Sense,  also  als  , Mäher'  (der  Mensclien,)  darzustellen 
ist  ein  durchaus  christliches  Symbol.  Im  heidnischen  Alterthume  der  alten  ^Yelt  stellte 
das  Skelet  nicht  wie  in  der  späteren  christlichen  Zeit,  das  personificirte  Abstractum  des 
Todes  und  die  Sense  nicht  dessen  Attribut  vor;  nur  Euripides  brachte  in  der  ,xVlcestis'  den 
Tod  und  zwar  als  einen  mit  schwarzem  Gewand  bekleideten  Opferpriester,  in  der  Hand  ein 
Werkzeug,  um  dem  Sterbenden  das  Haar  abzuschneiden  und  ihn  dadurcli  den  unterirdischen 
Göttern  zu  weihen,  auf  die  Bühne.  Das  Symbol  des  Todes  bei  den  Griechen  war  aber 
ein  anderes,   freundlicheres.* 

Wii-  wissen  durcliaus  niclit  wie  die  Incaperuaner  den  Tod  personificirt  haben,'  dass 
sie  sich  aber  eine  Vorstellung  von  ihm  macliten,  darf  wohl  mit  Sicherheit  angenommen 
werden,  und  ich  zweifle  nicht,   dass  wir  durch  ein  systematisches  Studium  der  peruanischen 

'  Markliam  hat  diese  Stelle  sehr  komiacli  durch:  ,lead  forlh  the  dance  of  straw  übersetzt.  Vergl.  Noten  und  krit.  IJemerkunpreu 
ad  V.  ;!f>. 

2    Vergl.  Lessins;  ,Wie  die  Alten  den  Tod  bildeten  .  SÜMMiitl.  Werke   Bd.  IV. 

"  Eben  so  wenig  ist  es  uns  beisannt,  wie  sie  sich  den  .Teufel-  vorbestellt  haben.  Sie  müssen  sieh  jedenfalls  ein  Bihl  von 
ihm  gemacht  haben,  denn  in  ihren  religiösen  Vorstellnngen  gab  es  nicht  mir  ein  Paradies,  sondern  auch  eine  Hölle.  Letztere 
wurde  mit  dem  Worte  Via  pacha  (unter  der  Erde,  Erdinneres  oder  Supay  huasi  Teufelshausl  bezeichnet.  Von  Jemanden 
der  ein  Haus,  einen  Wohnort  hat,  macht  man  sicli  doch  irgend  eine  persönliche  Vorstellung,  mag  sie  nun  sein,  wie  immer 
sie  will,  menschen-  oder  thierälmlieh,  mit  Hörnern  und  Pferdefüssen,  oder  auf  eine  andere  .\rt.  Nach  v.  fi<l  kann  man 
schliessen.  dass  die  Peruaner  sich  den  Teufel  mit  nienschcniilinlichem  Gesichte  vorstellten. 


j^gg  TscHUDi. 

Alterthümer  auch  die  symbolische  Darstellung  des  Todes,  sowie  auch  des  Teufels  heraus 
finden  werden,  sei  es  unter  den  steinernen  oder  metallenen  Idolen  oder  unter  den 
thonernen  Gretassen  und  den  mehr  oder  weniger  rohen  Zeichnungen  mit  denen  sie 
bemalt  sind. 

"Wenn  nun  der  Tod  unter  irgend  einer  bestimmten  Form  personificirt  gedacht  wurde, 
so  liegt  es  nahe,  dass  ihm  auch  ein  Attribut  gegeben  wurde,  ob  dies  Bogen  und  Pfeil, 
eine  Lanze,  eine  Streitaxt,  eine  Keule  oder  ein  Messer  war,  ist  uns  noch  unbekannt; 
aber  es  ist  immerhin  anzunehmen,  dass  es  eine  Waffe  war;  denn  es  scheint  nicht  wahr- 
scheinlich, dass  die  alten  Peruaner  sich  zu  einer  idealeren  Vorstellung  des  Todes  als 
zu  der,  in  ihm  den  Zerstörer  des  Lebens,  den  Vernichter  der  Menschen  zu  sehen, 
aufgeschwungen  hatten. 

Unser  Vers  erwähnt  ausdrücklich  das  Werkzeug  mit  dem  die  Indianer  das  lange  dürre 
Punagras  (ichu)  schneiden,  welches  sie  hauptsächlich  zum  Decken  der  Dächer  ihrer  Wohnungen 
benützten,  die  ,ichuna'.  Dieses  Attribut  des  Todes  würde  der  Sense  der  christlichen 
symbolischen  Vorstellung  entsprechen.  Fassten  die  Incaperuaner  den  Tod  als  Menschen- 
vernichter  auf,  so  würde  es  durchaus  keine  allzu  auffallende  Erscheinung  sein,  wenn  sie 
ihn  sich  mit  dem  sichelartigen  Strohmesser  bewaffnet  gedacht  liätten,  sich  also  dem  Ideen- 
gang der  im  14.  Jahrhundert  aufgetauchten  christlichen  Auffassung  genähert  liätten.  Es 
gibt  ja  sehr  viele  Beispiele,  dass  oft  sehr  weit  auseinander  liegende  Völker  in  religiösen 
und  symbolischen  Anschauungen  eine  merkwürdige  Uebereinstimmung  zeigen. 

Ich  habe  diesen  Vers  verdächtig  genannt;  er  kann  ebenso  gut  echt,  als  auch  späteren 
Ursprungs  sein.  Ich  neige  mich  der  letzteren  Ansicht  zu,  da  die  zwei  folgenden  Verse 
grammatikalisch  etwas  gezwungen  sind.  Auffallend  ist  es,  dass  der  Dichter  in  der  Auf- 
zählung der  Hindernisse,  die  Ollanta  überwinden  würde,  das  stärkste  voranstellt  und 
dann  die  schwächeren  folgen  lässt;  logischer  hätte  er  gesagt,  ,wenn  meine  Feinde,  wenn 
Berge,  wenn  selbst  der  Tod  sich  mir  entgegenstellen  würden'.  Hätte  der  Dichter  wirklich 
den  Tod  mit  seinem  Messer  als  Bild  benützen  wollen,  so  hätte  er  vermuthlich  den 
Versen  eine  andere  Reihenfolge  gegeben. 

Man  könnte  gegen  das  Alter  des  Dramas  noch  die  Einwendung  erheben  es  sei 
niclit  wahrscheinlich,  dass  ein  Dichter  es  gewagt  haben  würde,  in  dem  theokratischen 
Staate  dem  Volke  die  Möglichkeit  vorzuführen,  dass  ein  Mann  aus  nicht  königlichem 
Geblüte,  den  strengsten  Gesetzen  entgegen,  ein  unerlaubtes  Verhältniss  mit  der  Tochter 
des  Monarchen,  des  ,Sohnes  der  Sonne'  anknüpfe.  Der  dritte  Act  widerlegt  aber  diesen 
Einwurf,  denn  der  Verbrecher  wird  trotz  zehnjährigen  Widerstandes  gefangen,  vor  seinen 
königlichen  Richter  geführt  und  zum  schmachvollen  Tode  verurtheilt;  abej-  vom 
Monarchen,  und  darin  liegt  gei'ade  das  Eigenthttmliche  und  Originelle  der  Dichtung, 
in  einer  überraschenden  Weise  begnadigt,  indem  er  seinen  Feind,  den  Verbrecher  gegen 
die  strengen  Gesetze  des  Staates,  den  Beleidiger  des  königlichen  Hauses  zu  sich  auf 
den  Thron  zieht  und  ihm,  während  er  selbst  an  der  Spitze  seines  Heeres  einen  neuen 
Feldzug  unternimmt,  die  Zügel  der  Regierung  anvertraut.  Der  Schwerpunkt  des  Dramas 
liegt  in  der  sechsten  Scene  des  dritten  Actes,  in  der  Rede  des  Tupak  Yupanki 
(v.  1522 — 1542).  Sie  muss  auf  die  Zuschauer  von  mächtiger  Wirkung  gewesen  sein. 
Nachdem  der  Inca,  als  strenger  Richter  das  Todesurtheil  gefällt,  verzeiht  er  in 
königlicher  Grossmuth,  in  väterlicher  Milde,  in  brüderlicher  Liebe. 


Das  Ollantadbäma.  199 

Die  Incas  führten  während  der  Blüthezeit  des  Reiches  ein  mildes  Regiment  und 
sie  wollten  auch,  dass  sich  das  Volk  dessen  bewusst  sei;  sie  mussten  daher  auch  jede 
Bestrebung,  bei  demselben  diese  Ueberzeugung  zu  befestigen,  nach  Kräften  unterstützen; 
es  passte  ihnen  in  ihr  ganzes  Regierungssystem  ,tiefer  Frieden  im  Innern,  Krieg  an 
der  Grenze'.  Ohne  diesen  klugen  Grundsatz-  der  Milde  für  das  Stammland,  der  allmälig 
auch  auf  die  annectirten  Provinzen  ausgedehnt  wurde,  wäre  es  ihnen  nicht  möglich 
gewesen,  vom  Centralpunkte  Cuzco  aus,  sich  des  ganzen  westlichen  Südamerika's,  vom 
Aequator  bis  in  den  Süden  von  Chile  zu  bemächtigen.'  Der  Dichter  hat  sein  Motiv 
mit  vielem  Geschicke  behandelt  und  die  beabsichtigte  Tendenz  effectvoll  hervorgelioben. 
Nach  dem  Sturze  der  Incadynastie  hatte  das  Drama  nicht  mehr  den  nämlichen  Zweck 
zu  erfüllen,  aber  es  wurde  noch  erhalten  und  aufgeführt,  weil  die  Indianer  die  Tradition 
ihrer  gütigen  und  milden  Monarchen  der  ihrem  Hauptcharakter  nach  graus9,men  spanischen 
Herrschaft  gegenüber,  fortlebend  erhalten  wollten. 

Als  Beweis  für  das  Alter  des  Dramas  möchte  ich  noch  Folgendes  erwähnen.  Ein 
nachincaischer  Dichter,  der  mit  den  gleichzeitigen  oder  früheren  spanischen  Drama- 
tikern nur  einigermassen  vertraut  war,  hätte  den  Stoff  nothwendiger  Weise  ganz  anders  be- 
handeln müssen;  er  hätte  seinen  Helden  als  wirklichen  Helden  des  Dramas  auftreten,  er  hätte 
ihn  schon  im  ersten  Acte  mit  seiner  Geliebten  auf  der  Bühne  erscheinen  lassen.  Strenge 
genommen  ist  Ollanta  ein  kläglicher  Dramaheld;  er  jammert  um  sein  junges  Weib, 
macht  nicht  die  geringste  Anstrengvmg  um  es  zu  befreien,  lobt  selbst  seine  eigenen 
Heldenthaten;  er  wird  nicht  durch  eine  grosse  Kriegsthat  überwunden,  sondern 
durch  hinterlistigen  Verrath,  während  er  und  die  Seinen  sich  in  einem  nichts  weniger 
als  heldenmässigen  Zustande  der  Trunkenheit  befinden.  Eine  eigentliche  Liebesscene  der 
Hauptpersonen  kommt  im  Drama  nicht  vor,  nur  Liebesausdrücke  jedes  Einzelnen  von 
ihnen,  seinen  Umgebungen  gegenüber.  Und  nachdem  Ollanta  nach  zwölf  Jahren  seiner 
Gattin  wieder  gegenüber  steht,  erklärt  er  zuerst  dem  Inca,  dass  Cuäi  sein  Weib  sei, 
und  es  folgt  dann  erst  der  Ausdruck  geschwisterlicher  Freude,  bevor  Ollanta  sicli  an 
seine  Geliebte  wendet  und   den  Verlust  ihrer  Schönheit  beklagt! 

Ebenso  eigenthümlich  ist  die  Anordnung  der  Scenen.  Zeit  und  Ort  der  Handlung 
wechseln  In  überraschender  Schnelle.  Zwischen  zwei  Scenen  ist  oft  ein  viel  grösserer 
Zeitsprung  als  zwischen  zwei  Acten;  z.  B.  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Scene  des 
zweiten  Actes  und  der  vierten  und  fünften  ebendesselben.  Zwischen  dem  ersten  und 
dritten  Acte  liegt  ein  Zeitraum  von  elf  bis  zwölf  Jahren.  Dieser  Wechsel  der  Zeit 
und  der  Orte,  der  den  dramatischen  Dichtungen  oft  so  viel  Leben  und  Reiz  verleiht, 
ist  nicht  dem  älteren  spanischen  Schauspiele  entnommen.  Das  Ollantadrama  trägt  sowohl 
in  der  ganzen  Behandlung  des  Stoffes  als  in  der  Anordnung  hinsichtlich  der  Zeit  und  des 
Raumes  einen  durchaus  ursprünglichen,  originellen,  icli  möchte  sagen  kindlichen  Charakter, 
der  ganz  dem  Bildungsgrade  und  der  geistigen  Entwicklung   der  Incaperuaner  entspricht.'' 

Barranca^  glaubt  in  dem  ,Gebrauche  der  Chöre'  einen  Beweis  für  das  Alter 
des   Dramas    zu    finden,    ohne   jedoch    irgendwie    diese    Ansicht    zu    motiviren,    er    sagt 


'    Die  Kediuasprachf  ist  auft'iiUenil  leit-li  an  Ausdrücken  fiir  Mildt-   und  .'ihnlichc  Begriffe,  als  Güte,  Wohlwollen,  Mitleid  ii.  s.  f. 

2  Ich  glaube  auch  ein  nachincaischer  Kechua-Dratuaturg  würde  sich  einen  anderen  Stofl'  zu  einem  Sihausjiiele  gewählt  haben, 
es  hätte  an  solchem  aus  der  letzten  Incazeit  und  der  ersten  Epoche  der  l'ouquistadoren  nicht  gefehlt.  Besonders  dankbar 
wäre  die  rührende,  von  Baiboa  uns  aufbewahrte  Geschichte  von  Quillaco  Yupanki  und  der  ebenso  schönen  als  muthigen 
Cori  C'oyllur  (dir  goldene  Stern I  der  nachmaligen  Dofia  Leouor  Cor!   Coyllur  gewesen. 

3  1.    C.    p.    Xlll. 


2Qn  TsCHUDI. 


blos  ,cümo  tambien  el  uso  de  los  coros'.  Der  Ausdruck  Choere  ist  aber  hier  wenigstens 
in  der  Art,  wie  sie  während  der  Glanzperiode  der  attischen  Tragödie  in  Anwendung 
kamen,  in  der  sie  während  der  ganzen  Dauer  der  Handlung  auf  der  Bühne  selbst  nait- 
handelnd  und  mitsprechend  zugegen  waren,  nicht  richtig  gewählt.  Die  drei  Gesänge, 
welche  in  der  ersten  Abtheilung  des  Dramas  vorkommen,  sind  von  den  Chören  in  diesem 
Sinne  grundverschieden. 

Der  Gesang  der  Knaben,  der  die  unglückliche  Cuäi  Öoyllur  erheitern  soll,  ist  ein 
liebliches  Tanzlied,  ein  Reigen,  ein  wirklicher  yripo?  in  der  ursprünglichen  Bedeutung  des 
AVortes.  Das  traurige  von  dem  Mädchen  gesungene  Harahui,  der  diesem  Reigen  folgt 
ist  ein  fast  elegischer,  schwermüthiger  Gesang,  der  Stimmung  der  Fürstin  um  so  mehr 
entsprechend,  als  sie  in  der  Liebe  und  dem  Unglück  der  beiden  Tauben,  lebhaft  an 
ihre  eigene  traurige  Lage  erinnert  wird.  Das  dritte  von  unsichtbaren  Sängern  gesungene 
Lied  preist  die  Schönheit  Cusi  Coyllur's,  theils  in  oft  angewendeten,  theils  in  einigen 
ganz  originellen  Vergleichen.  Dieses  Lied  unterscheidet  sich  auch  der  Form  nach  sehr 
von  den  beiden  Anderen,  es  wechseln  fünf  mit  zwei  und  ein  halbfüssigen  Versen,  und 
es  entsprechen  sich  die  Reime  je  der  langen,  sowie  je  der  kurzen.  Dieses  Lied  ist  für 
das  Drama  gedichtet,  während  nach  meiner  Ansicht  die  beiden  anderen  Harahuis  vom 
Dichter  des  Schauspieles  geschickt  benützte,  schon  vorhanden  gewesene  Volkslieder 
sind.  Solche  Volkslieder  der  Licazeit  sind,  wie  schon  früher  bemerkt,  bis  auf  den  heutigen 
Tag  in  Mittel-  und  Südperu  erhalten.  Hoffentlich  wird  Barranca  sein  Versprechen 
erfüllen,'  und  eine  Sammlung  der  beliebtesten  Kechua-Volkslieder  veröffentlichen. 

Herr  von  Bock,  ein  seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  Bolivia  lebender  deutscher 
Philologe,  sagt  in  einer  interessanten  Reiseskizze:  '  ,Die  im  Volksmunde  noch  fortlebenden 
Lieder,  oft  sehr  zarten,  aber  meist  erotischen  Inhaltes,  sind  reich  an  aus  der  umgeben- 
den Natur  genommenen  Gleichnissen  und  meist  sehr  gefiihlvoll-  zum  Beweise  mögen 
folgende  beiden  Strophen  mit  freier  deutscher  Uebersetzung  dienen: 


Intec  Uopi  lupaynimpis 
Tuylla  unyachin  rittita 
Raurac  soncoylli  yaucallou 
Caiikec  chiri  soncoykita. 

,Des  Sonuenstrahles  schwächste  Glut 
Schmelzt  rasch  den  harten  Schnee, 
Doch  meiner  Liebe  glühend  Feuer 
Wärmt  nicht  dein  eiskalt  Herz.'-' 


•   1.  c.  p.  XIII.  Note. 

2  Ein  Ausflug  von  Cochabamba  in  die  boliviauisebeu  Yungas  von  Eduard  von  Book,  im  Globus,  Bd.  XXV.  Nr.  9. 

3  Die  Strophe  ist  nicht  in  ganz  eorrectem  Kechua  abgefasst.  Inte  statt  Inti,  llopi  .statt  llupi,  unyachin  statt  unuyachiu 
(machen,  dass  etwas  zu  Wasser  wird),  cankec  statt  kanac,  .soncoylli  statt  son^oyri  sind  Proviucialismen,  sowie  auch  der 
Genitiv  in  c  satt  p   (intec  statt  intip).     Riehtiger  würde  diese  Strophe  lauten: 

lutip  llipi  rupayüinpi 
Tuylla  unayachiu  riticta 
Raurak  sonioyri  yancalla 
Kanak  chiri  soncoykicta. 


und  die  wörtliche  Uebersetzung: 


Der  Sonne  Glanz  durch  seinen  Brand 
Schmelzt  allsogleich  den  Schnee 
Mein  brennend  Herz  jedoch  vergeblieh 
Entzünden  will  dein  kaltes  Herz. 


Das  Ollantadkama.  201 

Leidenschaftliclier  ist  folgende  Strophe: 

Umaykita  cumuycuclii 
Chuchaykipi  sipicusak 
Chuchaykipi  sipicuspa 
Soncoykiki  pampacusak. 

,Dein  stolzes  Haupt  herunter  beugend 
Möcht  ich  an  deinem  Haare  mich  er^Yürgen, 
Und  so  an  deinen  Haaren  sterbend 
In  deinem  Herzen  mich  begraben.'  ' 

Ich  will  nur  noch  mit  wenigen  AVorten  die  Frage  berühren,  zu  welcher  Zeit 
ungefähr  das  Ullantadrama  gedichtet  wurde.  Nach  meiner  Ansicht  stammt  es  aus  der 
Epoche  der  grössten  Entwicklung  des  Incareiches,  aus  der  Regierungszeit  des  Inca 
Huayna  Capak,  also  etwa  aus  dem  ersten  Jahrzehnt  des  16.  Jahrhimdertes.  Durch  das 
was  ich  bisher  über  das  Alter  des  Dramas  sagte  und  durch  die  Bemerkungen  über  die 
darin  vorkommenden  Personen  am  Schlüsse  der  Einleitung,  glaube  ich  einer  weiteren 
Motivirung  dieser  Ansicht  enthoben  zu  sein. 

A^.  Uas  Ollantadraraa  in  der  Ijiteratiir. 

1.  Mein  erster  Text. 

In  der  Einleitung  zu  meitier  Grammatik  der  Kechuasprache  p.  28  bemei'kte  ich,  dass 
die  mir  zu  Gebote  stehende  Copie  des  Drama's  von  einem  Dominikanermönche  in  Cuzco 
angefertigt  worden  sei  und  ich  dieselbe  der  Güte  des  ausgezeichneten  (seither  verstor- 
benen) Künstlers  Herrn  ßugendas,  in  München,  verdanke.  Herr  Rugendas  hatte  durch  eine 
Reihe  von  Jahren  Peru  bereist;  sich  auch  längere  Zeit  im  Süden  des  Landes,  insbesondere 
in  Cuzco,  von  wo  aus  er  auch  Ollantaytambo  besuchte,  aufgehalten  und  während  seiner 
Reise  eine  grosse  Zahl  von  Skizzen  entworfen,  die  er  theils  in  Peru,  theils  später  in 
Europa  als  werthvolle  Oelbilder  ausführte. 

Die  Copie  des  Dramas  war  ganz  neuer  Anfertigung,  auf  feinem  weissem  Papier  \x\. 
selir  klarer,  glcichmässiger,  leicht  leserlicher  Schrift.  Offenbar  aber  hat  der  Copist  das 
Manuscript,  dem  er  seine  Abschrift  entnahm,  nicht  immer  ganz  verstanden;  er  hat  daher 
einzelne  Stellen  falsch  copirt,  andere  wahrscheinlich  wegen  Unleserlichkeit  des  Manuscriptes 
eigenmächtig  corrigirt  oder  ergänzt,  verschiedene  Verse  verstümmelt  wiedergegeben  und 
selbst  ein  Paar  spanische  Worte  mit   aufgenommen,    so  dass  diese  Copie   keineswegs   als 

'  In  dieser  Strojilie  ist  im  ersten  Vers  cuiimycuclii  eine  felilerliafte  Form.  Kumuilii  (.Stamm:  Uiimii  der  Hocker,  liuekel)  heisst: 
etwa'!  biegen  krümmen,  mit  der  Verbalpartikcl  ,ycu',  die  u.  A.  aiicli  die  Ausführung  einer  Tliätigkeit  von  oben  nach  unten 
bezeichnet,  würde  also  das  Verbum  Uumuyduclii  ,herunter  biegen',  , machen  dass  sich  etwas  von  oben  nach  unten  biegt', 
heissen,  was  also  hier  strenge  dem  Sinne  des  Verses  ent-'^pricht  (Kurany^uchi  heisst  gewöhnlich  ,demüthigen').  Das  Verbum 
muss  aber  im  Gerundium  II  stehen  und  die  Form  ,Uumuyi'uchispa'  lauten,  dadurch  entsteht  aber  ein  halber  Vcrsfnss  zu 
viel.  Soll  nun  die  Zahl  der  Versfüsso  genau  lieobachtet  werden,  so  muss  die  Verbalform  Uumuehispa,  soll  aber  die  Thätig- 
kcit  schärfer  bezeichnet  werden,  ohne  auf  die  Zahl  der  Versfüsse  Werth  zu  legen,  so  muss  Uumuyi'uchispa  gebraucht  wer- 
den. Ii-h  würde  letzteres  vorziehen.  Der  Gerundimn  II  im  ersten  Verse  entspricht  dem  des  dritten.  Die  .Strophe  würde 
also  lauten: 

Umaykicta  Uumuyciichispa 

Chucchaykipi  sipicusak 

Chucch.aykipi  sipicuspa 

Soncoyki|ii  pampacusak. 
Die  Ucbersetzung  von  Herrn  v.  Bock  ist  gut  und  wörtlich. 
Denkschtiften  der  phil.-hist.  Cl.  XXIV.  Bd.  26 


202  TSCHUDI. 

eine  ganz  correcte  bezeichnet  werden  darf.  Wie  viele  von  den  vorkommenden  Fehlern 
dem  letzten  Abschreiber  zur  Last  fallen,  kann  ich  natürlich  nicht  bestimmen,  vermuthe 
jedoch,  dass  es  der  grösste  Theil  sein  dürfte. 

Dieser  Text  ist  der  Erste,  der  vollständig  publicirt  wurde,  früher  waren  nur  einzelne 
Bruchstücke  veröffentliclit  worden. 

2.  Das  bolivianische  Alarmscript. 

Während  meiner  Anwesenheit  in  Arequipa  in  Peru,  Anfangs  November  1858,  schenkte 
mir  Herr  Harmsen,  damals  Chef  eines  der  ersten  auswärtigen  Handelshäuser  jener  Stadt, 
eine  Anzahl  alter  Bücher  und  Manuscripte  über  die  Kechua-  und  sogenannte  Aymara- 
sprache,  mit  dem  Bemerken,  dass  diese  Sachen  schon  seit  langen  Jahren  in  einem  Winkel 
liegen,  und  er  sich  nicht  melir  erinnere,  wie  sie  in  seinen  Besitz  gelangt  seien.  Bei 
einer  flüchtigen  Durclisicht  dieser  literarisclien  Schätze,  entdeckte  ich  eine  Abschrift  des 
Ollantadramas,  leider  aber  in  einem  äusserst  kläglichen  Zustande.  Sowohl  dieses 
Manuscript,  sowie  auch  einige  andere  waren  wahrscheinlich  früher  einnuvl  längere  Zeit 
an  einem  feuchten  Orte  gelegen,  oder  wie  ich  vermuthe,  während  eines  Transportes  stark 
durchnässt  worden,  so  dass  grosse  dunkelbraune  Flecken  die  Schrift  theilweise  gänzlich 
unleserlicli  machten,  zugleich  war  das  Papier  so  mürbe,  wie  wenn  es  mit  einer  Säure  in 
Berührung  gcAvesen  wäre,  dass  selbst  beim  sorgfältigsten  Umblättern  Stücke  davon  zwi- 
schen den  Fingern  blieben. 

Nach  meiner  Rückkunft  nach  Europa  copirte  ich  vorerst  die  noch  leserlichen  und 
zu  enträthselnden  Verse,  um  sie  einem  kritischen  Vergleiche  mit  meinem  früheren 
gedruckten  Texte  zu  unterzielien. 

Die  Schrift  des  Manuscriptes  war  eine  leicht  leserliche,  sorgfältige,  stehende  und 
runde,  wie  wir  ihr  niclit  selten  in  den  spanischen  Manuscripten  des  17.  und  18.  Jahr- 
hunderts begegnen.  Diese  klare  ausgebildete  Schrift,  in  der  die  Buchstaben  meist  unver- 
bunden  sind,  erlaubt  gewöhnlich  nicht  ein  schnelles  Schreiben  und  lässt  in  der  Regel 
auf  ein  vorgerücktes  Alter  des  Schreibers  schliessen.  Die  Orthographie  des  Manuscriptes 
war  keine  einheitliche,  meistentheils  fehlte  beim  Suffixum  huan  und  im  Conjugations- 
charakter  hua  der  dritten  und  vierten  pers.  Obj.  Conjug.  das  h,  zuweilen  auch  am  An- 
fange der  Worte  z.  B.  v.  228  paiuan  uatasccailam  cani.  Das  y  ist  fasst  ausschliess- 
lich luu-  im  Anfange  der  Worte  gebraucht  und  zwar  vor  einem  Vocal,  indessen  steht 
auch  einigemal  Ynca  statt  Inca.  Das  zweite  Pron.  pers.  lautete  in  diesem  Manuscripte 
immer  ccam,  während  es  in  meiner  ersten  Abschrift  mit  wenigen  Ausnahmen  unrichtig 
ccan  geschrieben  ist. 

Das  Manuscript  enthielt  leider  nur  466  ganze  und  172  defecte  Verse,  im  Ganzen 
also  638  mehr  oder  weniger  leserliclie  Verse,  es  fehlen  daher,  da  das  Drama  in  meiner 
ersten  Abschrift  1812  Verse  zählt,   1174,  also  beinahe  zwei  Drittel  gänzlich. 

Eine  sorgfältige  Vergleichung  des  Manuscriptes  mit  meinem  früher  publicirten  Texte, 
zeigte  mir  eine  bedeutende  Anzahl  von  Varianten;  durch  viele  von  ihnen  wurde  mir 
erst  der  frühere  Text  verständlich;  fast  alle  waren  grammatikalisch  richtiger,  als  die 
entsprechenden  Stellen  meines  ersten  Manuscriptes.  Ich  kann  daher  nur  um  so  lebhafter 
bedauern,  dass  diese  Abschrift  in  so  hohem  Grade  defect  war. 

Zwei  Punkte  in  dem  Manuscripte  waren  mir  besonders  aufgefallen,  nämlich  der 
spanische  Titel  und  die  spanischen  Zeilen  am  Schlüsse.     Gewöhnlich  lautet  der  Titel  des 


Das    Ollantaürama.  203 

Dramas:  Ollanta  6  sea  la  severidad  (zuweilen  rigor)  de  im  padre  y  In  clemencia  de  an  rey. 
In   dem  Manuscripte  aber,  in   so   weit   es   leserlicli   war,    lieisst  er:    Drama  en   trcs   actos 

y  en  la  lengua  del  Inea  llamada  qquecliua  y  qiie  trata  del  amor Ollanta  y  de 

la    Palla    Cusi     Ccoillur ea    Pachacutec    y    de    la Inea    Thupac 

yupanqui  ....  mano  de  Cusi  Ccoillur.  Die  unleserlichen  Stelleu  können  auf  verscliie- 
dene  Weise  ergänzt  werden.  Varianten  in  den  Ergänzungen  sind  aber  ohne  irgend 
welchen  Belang. 

Viel  wichtiger    dagegen    ist   die    spanische  Bemerkung    am  Ende    des    Manuscriptcs. 

Sie  lautet: 

N"  8'»  de  la  Paz 
oi  18  de  Junio  de   178") 

und  etwas  auf  der  Seite  nach  rechts  steht  der  Name  Miguel  Ortiz.  Diese  wenigen  Worte 
sind  von  grosser  Bedeutung.  Sie  sagen  ganz  einfacli,  dass  das  Manuscript  im  Jahre  1735 
in  La  Paz,  der  jetzigen  grössten  Stadt  Boliviens,  gesclirieben  wurde  und  widersprechen 
dadurch  ganz  bestimmt  dei-  zuerst  von  Palacios  aufgestellten  Behauptung,  dass  der 
Dr.  Antonio  Valdez,  Pfan-er  von  Tinta,  das  Drama  um  das  Jahr  1780  verfasst  oder,  wie 
Andere  annelimen,  zuerst  niedergeschrieben  und  in   Verse  gebraclit  habe. 

Welchen  Antheil  der  erwähnte  Miguel  Ortiz  an  diesem  Manuscript  hatte,  ob  ci-  blos 
Besitzer,  oder  Copist,  oder  gar  Verfasser  desselben  war,  kann  mit  Bestimmtlieit  nii-ht 
festgestellt  werden.  Ihm  in  Bezug  auf  das  Drama  eine  Rolle  zuzuschreiben,  wie  sie  von 
vielen  Seiten  für  den  \)y.  Valdez  beansprucht  wird,  fällt  mir  nicht  ein,  da  ich  die  erste 
Niedersclirift  der  Dichtung  für  fast  ein  Jahrhundert  älter  halte. 

Die  Schrift  des  Namens  Miguel  Ortiz  ähnelte  zwar  derjenigen  des  Manuscriptes 
stimmte  aber  nicht  vollkommen  damit  überein.  Bekanntlieli  tragen  sehr  häufig  Unter- 
schriften einen  wesentlich  anderen  Charakter  als  die  von  der  nämliclien  Hand  ge- 
schriebene Schrift  des  Contextes.  Es  ist  übrigens  ganz  gleichgültig  ob  <lieser  Miguel 
Ortiz  Copist  oder  blos  Besitzer  dieses  Manuscriptes  war. 

In  meinen  grammatikalischen  und  kritischen  Bemerkungen  fühi-e  icli  diese  Absrln-ift 
mit  der  Bezeichnung   l)ol.   Ms.   (bolivianisches  Manuscript)  an. 

S.  Barranca's   Uehersetzung. 

Im  Jahre  1868  veröftentllchte  Don  Jos6  S.  Barranca,  ein  besonders  im  Griechischen 
versirter  Philologe  und  eifriger  Verehrer  der  alten  allgemeinen  Sprache  seines  Vater- 
landes, in  Llnui  eine  Uebersetzung  des  Ollantadi-amas '  und  dediclrte  dieselbe  dem 
gelehrten  ehemaligen  peruanischen  Unterriclitsminister  und  Mitglied  des  obersten  Gerielits- 
hofes   l).  Bernardo  Munos. 

Barranca  beabsichtigte  dureii  diese  Publlcation  seine  Landsleute  mit  der  originellen 
l)ichtung,  dem  schönsten  Denkmale  der  Blüthezeit  der  Kechuaspraehc  bekannt  zu  maclien. 
Es  lag  ihm  weniger  daran  eine  wortgetreue  Uebersetzung  zu  geben,  als  vielmehr  seinen 
Lesern  eine  abgerundete,  leicht  verständllclu>  Uebertragung  zu  bieten,  innnerhin  aber 
mit  möglichster  ^VaIlrung  der  charakteristischen  Eigenthiimlichkeiten  des  Originals,  um 
dadurch    In    weiteren   Kreisen   die  Aufmerksamkeit    auf    die  Bildungsfähigkeit,    die    hohe 


'    Ollanta  ö  sea  la  spvei-idad  de  mi  Padre  y  la  clememia  de  iin  Rey,   drama  dividido   en  tres  actn.a,  tradiicido  del  ijuieliua  al 
Castellano  con  nota»  diversas  por  Jose  S.  Barranca.  Lima,  imprenta  liberal,  Calle  de  San  Marcelo   18ßS.  8". 

2G* 


2r\A  TscHUDi. 


Entwickelung    und    die  Scliönlieiten    der  Kecliuaspraclie    zu    lenken.     Diese  Aufgabe    ist 
ihm  vollkommen  gelungen  und  er  hat  sich  durch  deren  Lösung  ein  wahrhaftes  Verdienst 

erworben. 

Barranca's  Uebersetzung  ist  fliessend,  elegant,  oft  schwungvoll  und  besonders  die 
der  vorkommenden  Lieder  lieblich  und  verständnissvoll. 

Wenn  aber  auch  Barranca  den  Zweck,  den  er  vor  Augen  hatte,  vollkommen  erreichte, 
so  bietet  seine  Arbeit  doch  vom  philologischen  Standpunkte  der  Kritik  manche  Blossen. 
Seine  Uebersetzung  ist  an  vielen  Stellen  durchaus  nicht  dem  Original  entsprechend,  sogar 
mehrmals  demselben  geradezu  widersprechend,  oder  gibt  doch  einen  wesentlich  verschie- 
denen Sinn  von  dem,  der  im  Kechuatexte  liegt.  Die  Hauptschuld  dieser  Abweichungen 
trifft  wohl  die  nicht  immer  correcten  Texte,  die  dem  Uebersetzer  zur  Verfügung  standen 
und  in  denen  durch  fehlerhaftes  Abschreiben  manche  Verse  ganz  unverständlich  sind; 
aber  Barranca  hat  die  schwierigen  Stellen  grösstentheils  mit  Geschick  ergänzt  oder  ge- 
ändert, und  seine  Uebersetzung  lässt  sie  keineswegs  ahnen. 

Ich  werde  in  den  ,kritischen  Bemerkungen'  vielfach  Gelegenheit  haben  die  Ab- 
weichungen in  Barranca's  Uebersetzung  vom  Originale  zu  erwähnen  und  meine  entgegen- 
gesetzte Auffassung  zu  motiviren. 

Barranca  hat  seiner  Uebersetzung  den  von  mir  publicii-ten  Text  zu  Grunde  gelegt, 
obwohl  ihm  noch  andere  Copien  zu  Gebote  standen.  Er  bemerkt  in  dieser  Beziehung: 
,Die  Uebersetzung,  die  ich  heute  dem  Publicum  darbiete,  ist  zum  Theile  nach  diesem 
Texte  (meinem  in  dem  zweiten  Theile  meiner  ,Kechuasprache'  abgedruckten)  gemacht, 
welchen  wir  als  einen  der  correctesten,  die  wir  kennen,  betrachten,  denn  die  Manuscripte 
enthalten  eine  Menge  von  Abweichungen,  welche  zuweilen  die  Einheit  des  Dramas  unter- 
brechen und  es  aufs  höchste  entstellen.  Wir  haben  nichts  desto  weniger  viele  Stellen 
des  gedruckten  Textes,  welche  wegen  der  schlechten  Orthographie,  oder  weil  das  Original 
verstümmelt  war,  unverständlich  sind,  corrigirt'.  Leider  hat  Barranca  in  seinen  Noten 
keine  einzige  dieser  Correcturen  angegeben.  In  den  wenigen  Fällen,  in  denen  er  in  den 
Noten  einen  Kechuatext  citirt,  ist  er  immer  der  meinige. 

Es  ist  sehr  zu  beklagen,  dass  Barranca  nicht  auch  zugleich  mit  seiner  Uebersetzung 
einen  correcten  Text  veröffentlichte.  In  einer  Schlussnote  zur  Vorrede  bemerkt  er  übrigens, 
dass  er  eine  Ausgabe  Ollanta's  in  reinem  Kechua  mit  Noten,  einer  Einleitung  über  die 
Sprache  und  Literatur  der  Incas  und  als  Nachtrag  eine  Sammlung  der  geschätztesten 
(mas  celebrados)  Volkslieder  von  Mittel-  und  Südperu  vorbereite.-  Es  ist  mir  nicht  bekannt 
ob  eine  solche  Arbeit  Barranca's  erschienen  ist  oder  nicht. 

4.  C.  R.  Markliams  Text. 

Der  bekannte  englische  Reisende  Clements  R.  Markham  veröffentlichte  im  Jahre  1871 
ein  elegant  ausgestattetes  Büchlein  unter  dem  Titel:  ,011anta,  an  ancient  Inca  Drama,  trans- 
lated  from  the  original  quichua  by  Clements  R.  Markham'.  In  der  Einleitung  erzählt 
Markham,  dass  er  seine  Copie  selbst  mit  grosser  Sorgfalt  von  einem  Manuscripte  im 
Besitze  des  Dr.  D.  Pablo  Justiniani,  des  bejahrten  Pfarrers  von  Laris,  abgeschrieben 
habe.    Dieses  Manuscript    sei   von    dessen  Vater  Don  Justo    Pastor  Justiniani   nach    dem 


1  Barranca  1.  c.   p.  XI.,  p.  57;  p.  60. 

2  Barranca  1.  c.  XIII. 


Das  Ollantadhama.  '  205 

Orig-inalmanuscripte  des  Dr.  ^'aldez  copirt  worden.  Markliam  gibt  ferner  an,  dass  ihm 
im  Jahi-e  1853  der  erwähnte  Pablo  Justiniani,  ein  Abkömmling  der  Incas,  mitgetheilt 
habe,  ,dass  der  Pfarrer  von  Tinta  (Dr.  Don  Antonio  Valdez),  der  im  Jahre  1816  in  hohem 
Alter  starb,  zuerst  das  Drama  niedergeschrieben  habe  und  dass  dessen  Uriginalmanuscript 
sich  im  Besitze  seines  Neffen  und  Erben  Don  Narcisso  Cuentas  in  Tinta  befinde.  Er 
fügt  noch  ferner  bei,'  dass  er  seine  Copie  mit  einer  im  Besitze  des  Dr.  ßosas,  Pfarrer 
von  Chinchero  und  mit  meiner  gedruckten  Ausgabe  verglichen  liabe  und  behauptet,  dass 
diese  letztere  Vergleichung  ihn  von  der  Echtheit  des  Alters  des  Dramas  überzeugt  habe, 
deiui  in  jedem  einzelnen  Falle,  wo  in  meinem  Texte  ein  corruptes  oder  spanisches  Wort 
vorkomme,  linde  er  in  der  Copie  Justiniani's  ein  classisches  Quichua  (!). 

Es  ist  mir  sehr  peinlicli  in  der  vorliegenden  Arbeit  Herrn  Clements  ß.  Markham, 
den  icli  als  verdienstvollen  Geographen  und  Reisenden  sehr  hoch  schätze,  mit  einer 
scharfen  Kritik  entgegen  treten  zu  müssen.  Herr  Markham  hat  sich  nämlich  durch  seine 
Publication  des  Dramas,  wie  schon  in  früheren  Publicationen  über  die  Kechuasprache 
auf  ein  Grebiet  verirrt,  das  er  durchaus  nicht  zu  beherrschen  vermag. 

Er  nennt  meinen  Text  äusserst  verdorben  (exceedingly  corrupt),  während  er  seine 
veröffentlichte  Copie  für  den  reinsten  und  ältesten  (the  purest  and  oldest)  Text  hält. 
Bei  der  so  sehr  mangelhaften  Kenntniss  der  Kechuasprache,  die  Markham  in  seinen 
Publicationen  über  dieselbe  documentirt,  kann  ich  ihm  natüxdich  das  Hecht,  ein  mass- 
gebendes ürtheil  über  die  Texte  zu  fällen,  nicht  zugestehen.  Ich  erkläre  aber  schon  im 
Vorhinein,  dass  sein  Text  weit  corrupter  und  unverständlicher  ist,  als  der  meinige.  Da 
nun  meine  Arbeit  eine  hauptsächlich  kritische  ist,  so  werde  ich  meine  Behauptung  nicht 
blos,  wie  Markham  es  gethan  hat,  unmotivirt  hinstellen,  sondex'n  werde  sie  in  den  Noten 
und  kritischen  Bemerkungen  hundertfältig  beweisen.  Ich  habe  auch  zur  leichteren  Ver- 
ffleichunff  am  Ende  des  Werkes  meinen  in  meiner  Grammatik  verött'entlichten  Text  ab- 
drucken  lassen  und  demselben  gegenüber  die  Varianten  in  Markham's  Text  gesetzt. 
Uebrigens  gestehe  ich  es  offen,  dass  ich  der  Ueberzeugung  bin,  dass  das  Manuscript,  von 
welchem  Markham  seine  Copie  angeblich  mit  soviel  Sorgfalt  (with  great  care)  entnahm, 
weit  correcter,  als  seine  Publication  ist,  denn  in  letzterer  kommen  die  sonderbarsten 
Worttrennuugen  und  Verbindungen  sowie  Varianten  vor,  wie  sie  im  jManuscripte  sicherlich 
nicht  enthalten  sind  und  nur  von  einem  Copisten,  der  der  Sprache  durchaus  niclit  mäch- 
tig ist,  niedergeschrieben  werden  konnten.  Von  den  zahlreichen  später  anzufülirenden 
Beispielen  wähle  ich  nur  eines  aus,  das  auch  dem  Nichtkenner  der  Kechuasprache  leicht 
klar  gemacht  werden  kann.  In  der  hochpoetischen  Klage  des  Mädciiens  Ima  Sumak 
(in  der  zweiten  Abtheilung)  erzählt  es  seiner  Freundin  Pitu  Salla  von  den  Jammer- 
tönen, die  es  im  Garten  vernommen,  dass  es  überall  darnacli  gesucht,  aber  Niemanden 
gefunden  habe  und  fügt  bei:  , auf  der  Wiese  säuselte  das  Gras,  ich  aber  weinte  mit  ihm'. 
T>t'r  letztere  Vers  (v.  988)  lautet  in  meinem  Texte:  ,noccari  payhuan  huaccani  (nocca  ich  — 
li  al)ei-  —  payhuan  mit  ihm  —  liuaccani  ich  weine  vi.  weinte)'.  Markluim  gibt  aber  in 
seinem  Text  den  Vers  folgendermassen:  noccari  pay  huahua  cani  (iioccari  ich  aber  —  pay  er 
vi.  sie  —  luiiihua  das  Kind  —  cani  ich  bin)  und  übersetzt  ,1  am  but  a  child'  (!).  Diese  Ueber- 
setzung  hätte  nur  dann  Sinn,  wenn  der  Vei's  , noccari  luiahua  cani'  heissen  würde  (aber 
doch    nicht   im  Zusammenhange    mit    den  vorliergehenden    Versen).     Markham  weiss    mit 


'    Markham  1.  c.  pii<;.  8. 


206  ■  TscHUDi. 

dem  dritten  Pron.  pers.  ,pay'  nichts  anzufangen,  er  ignorirt  es  daher  einfach.  Es  ist  kaum 
einem  Zweifel  unterworfen,  dass  dieser  Vers  in  Justiniani's  IManuscript  ganz  richtig  und 
mit  dem  meinigen  übereinstimmend  enthalten  ist,  dass  aber  Markham  beim  Copiren, 
weil  er  den  Vers  nicht  verstand,  diese  ganz  irrige  Version  machte. 

Es  geht  dies  ganz  deutlich  aus  dem  Nebeneinanderstellen  beider  Verse  hervor: 

üoccari  payhuan  huaccani 
noccari  pay  huahua  cani. 

Allerdino-s  ist  in  Markham's  Text  beim  Zusammenziehen  des  Suffixums  huan  mit 
der  Wurzel  des  Verbums  huacani  zum  Substantiv  huahua  (Kind)  das  n  des  ersteren 
eliminirt  worden.  Auffallend  ist  es,  dass  Markham  unter  seinen  irrigen  Vers,  meinen 
richtigen  setzte  und  doch  nicht  auf  seinen  Irrthum  und  seine  fehlerhafte  Uebersetzung 
aufmerksam  wurde. 

Markham  führt  als  Beweis  des  Alters  und  der  Echtheit  seines  Textes  an,  dass  in 
dem  meinigen  spanische  Worte  vorkommen,  weshalb  er  ihn  auch  für  ,corrupt'  erklärt. 
Allerdings  kommen  in  den  1812  Versen  drei  spanische  Worte  vor,  von  denen  zwei  ,asno' 
(der  Esel)  und  ,misi'  (der  familiäre  Ausdruck  für  Katze)  wahrscheinlich  auf  eine  Laune 
des  Copisten  zurückzuführen  sind,  aber  Markham  hat  es  verschwiegen  oder,  weil  das 
betreffende  Verbum  eine  Verbalpartikel  hat  und  nach  der  Kechuaconjugation  gebildet 
ist,  es  wahrscheinlich  gar  nicht  erkannt,  dass  in  seinem  ,ältesten  und  reinsten  Texte' 
ebenfalls  ein  spanisches  Wort  vorkommt.'  Vers  1270  lautet  nämlich  in  Markham's  Text: 
,fioccam  casaracurcani'  übereinstimmend  mit  dem  entsprechenden  Vers  des  meinigen. 
Casaracurcani  ist  eine  Zusammensetzung  des  spanischen  Wortes  casar  (heiraten),  eines 
euphonistisch  eingeschobenen  a,  der  rückbezüglichen  Verbalpartikel  cu,  des  Tempus 
Charakters  des  Perf.  indic.  act.  r  und  des  Verb,  subst.  cani  und  heisst  ,ich  verheiratete 
mich'.     (Ueber  diese  Stelle  vergl.  die  krit.  Bemerkungen). 

Markham  hat  in  seinem  Texte  einen  Theil  der  abweichenden  Worte  oder  Verse  des 
meinigen  in  Cursivschrift  unter  seine  Verse  gesetzt,  aber  viele  derselben  sind  irrig,  d.  h. 
mit  Druckfehlern  citirt. 

Schliesslich  muss  ich  noch  eines  auffallenden  Umstandes  erwähnen.  In  meinem,  in 
meiner  Grammatik  abgedruckten  Texte  kommen  eine  Anzahl  Druckfehler  vor,  also 
Fehler,  die  in  meiner  Copie  nicht  enthalten  waren.  Ein  Theil  dieser  Druckfehler  erscheint 
aber  ganz  genau  in  Markham's  viel  gepriesenem  Texte  wieder!  Ich  habe  sie  in  den 
Noten  vielfach  angeführt.  Ich  will  es  unterlassen  eine  Erklärung  dieses  immerhin  eigen- 
thümlichen  Vorkommens  zu  versuchen. 

5.  Markham  s   Uebersetzung!^ 

In  seiner  Vorrede  sagt  Mai-kham:  ,Ich  habe  mich  bemüht  den  blossen  wörtlichen 
Sinn  des  Originals  Zeile  für  Zeile  wiederzugeben,  aber  es  enthält  eine  grosse  Menge  von 

1  Markham  sagt  in  seiuer  Vorrede  in  Bezug  auf  den  von  ihm  publicirten  Text:  there  is  not  a  Single  modern  or  spanish 
Word  or  phrase  in  tlie  whole  werk  (!) 

2  Markham  hat  in  seinem  Werke  ,Cuzco  and  Lima'  die  Uebersetzung  einiger  Bruchstücke  des  Dramas  gegeben,  aber  so  falsch 
und  unbrauchbar,  dass  sie  hier  keiner  weiteren  Erwähnung  verdienen.  Barranca  1.  c.  pag.  56  sagt  bei  einer  solchen  Stelle : 
,Mr.  Markham  hat  diese  Stelle  entweder  sehr  frei  übersetzt,  oder  er  besitzt  ein  Manuscript,  das  von  denen  die  wir  kennen 
sehr  abweicht.'  Es  ist  übrigens  nicht  olnie  Interesse  diese  tlebersetzungen  mit  jenen  zu  vergleichen,  die  Markham  nach 
Barranca  in  seinem  Büchlein  publicirt. 


Das  Ollantädkama.  207 

Wortspielen  und  Doppelsinn,  welche  nicht  wiederg-egeben  werden  können'.  In  Bezug  auf 
Barranca's  Uebersetzung  bemerkt  er:  ,Im  Jalire  1SG8  hat  Don  Jose  Barranca  eine  spanische 
Uebersetzung  des  Quichua  Dramas  Ollanta  publicirt.  Er  nahm  Tschudi's  corrupte  Copie 
als  Grundlage,  corrigirte  aber  manche  Stellen'.'  Dies  ist  Alles,  was  Markham  über  Barranca's 
Uebersetzung  zu  sagen  sich  veranlasst  fühlt,  und  doch  luit  er  Barranca's  Arbeit  auf  eine 
Weise  ausgebeutet,  die  das  Mass  des  Zulässigen  und  Erlaubten  weit  übersteigt,  und  ich 
nehme  auch  keinen  xVnstand,  es  auszuspreclien,  dass  Markham's  Uebersetzung  zum  grössten 
Theile  nicht  eine  Uebersetzung  des  Kechuatextes,  sondern  eine  Uebersetzung  von  Barranca's 
Arbeit  ist.  Ich  werde  auch  diese  schwere  Beschuldigung  in  den  kritischen  Bemerkungen 
vollinhaltlich  und  unwiderlegbar  beweisen,  liier  aber  will  ich  zur  Bestätigung  derselben, 
ohne  specielle  Citate  (die  ich  im  kritischen  Theil  anführen  werde),  folgende  allgemeine 
Bemerkungen  machen:  1.  Markham  übersetzt  Verse,  die  ]3arranca  abweichend  vom  Wort- 
laute des  Textes  übersetzt,  gerade  ebenso.  2.  Verse,  die  Barranca  nach  meinem  Texte 
übersetzt,  die  aber  in  Markluim's  Texte  ganz  anders  lauten,  übersetzt  Markham  doch 
nach  Barranca  also  nach  dem  meinigen.  3.  Markham  übersetzt  sogar  Verse,  die  in  seinem 
Texte  ganz  fehlen,  nacli  Barranca.  4.  Markham  .übersetzt  Verse  seines  Textes,  welche 
Barranca  bei  seiner  Uebersetzung  meines  Textes  übersprungen  hat,  ebenfalls  nicht.  End- 
lich übersetzt  zuweilen  ^larkham  Verse  seines  Textes  gar  nicht,  weil  sie  Barranca,  als 
in  meinem  Texte  fehlend,  nicht  übersetzt  hat. 

Da  wo  an  einzelnen  Stellen  sich  Markham  von  Barranca  emancipiren  will  und  selbst- 
ständig übersetzt,  oder  bei  der  Uebersetzung  von  Versen,  die  in  seinem  Texte  enthalten 
sind,  in  meinem  aber  fehlen,  und  die  also  Barranca  niclit  übersetzt  hat,  ist  Markham  s 
Uebersetzung  gewöhnlich  grundfalsch,  zuweilen  jedes  Sinnes  entbehrend. 

Mit  den  Verbalformen,  insbesondere  jenen  der  persönlichen  Objectconjugationen 
(von  den  spanischen  Grammatikern  ,Transiciones'  genannt)  lebt  Marklnim  fortwährend  in 
bedauerlichem  Conflicte  und  übersetzt  dieselben  gewöhnlich  ganz  falsch,  alterirt  daher 
auch  den  Sinn  der  betreffenden  Stelle,  da  es  begreiflicherweise  niclit  gleichgidtig  ist, 
ob  die  Beziehung  des  Subjectes  zum  Objecte  von  der  ersten  zur  zweiten  oder  dritten, 
oder  von  der  zweiten  zur  ersten  oder  dritten  Person  ausgedrückt  Avird.  Ueberhaupt 
beachtet  er  die  grammatikalischen  Formen  und  Constructionen  so  wenig  als  möglich, 
lässt  dafür  aber  seiner   Phantasie  einen   um  so  grösseren  Spielraum. 

Wenn  Markham  sagt,'  er  habe  eine  blosse  wörtliche  Uebersetzung  des  Originals 
,Zeile  für  Zeile'  gegeben,  so  ist  diese  Behauptung  einfach  ganz  unrichtig,  denn  in  dem 
grössten  Theile  seiner  Uebersetzung  ist  die  von  ihm  ins  Englische  übertragene  Ueber- 
setzung von  Barranca's  spanischer  Arbeit  ganz  beliebig  dem  Kechuatexte  gegenüber 
abgedruckt,  Avas  besonders  bei  längeren  Reden  hervorspringt,  und  es  sind  dabei  durch 
das  Bestreben  in  den  einander  gegenüber  stehenden  Colonnen  gleich  viele  Verse  zu 
haben,  zinveilen  ganz  sonderbare  Verstümmelungen  vorgekommen  (vei-gl.  beispielsweise 
den  Gesang  der  Mädchen  in  der  ersten  Abtheilung).'' 


1  Markliam  1.  o.  pag.  7.  In  1868  Don  Jose  Barranca  iiublislied  a  si.anisli  trauslation  of  tlie  Quicliua  Drama  i.f  Ollanta.  IL- 
took  the  corrnpt  version  of  von  Tschudi  for  lii.«  te.xt,  bnt  corrccted  niany  Jia.ssaffes. 

2  1.  c.  pag.   14. 

3  Die  Kritik  dieses  Dramas,  die  .1.  L.  Klein  in  seiner  Geschiclite  des  ausserouropäisclien  Dramas  etc.,  Hand  IH.,  1860,  gibt, 
basirt  auf  den  meist  ganz  falsel.  ül.ersetüten  Hrnclistiicken  und  einer  nicht  correcton  Analyse  derselben  in  Markl.am's  Werk 
,Cuzco  and  Lima'. 


208  TscHUDi. 


6.  Dr.  J.  F.  NodaVs  Grammatik  und  Text. 

Ein  höchst  wunderliches  "Werk  unter  dem  Titel  , Elemente  der  Quichua- Grammatik' 
ist  vor  zwei  bis  drei  Jahren  (eine  Jahreszahl  ist  weder  auf  dem  Titel  noch  bei  der  Vor- 
rede angegeben)  von  dem  peruanischen  Advocaten  Dr.  Jose  Fernandez  Nodal  in  Cuzco 
veröffentlicht  worden '.  Das  Buch  handelt  ,de  omnibus  rebus  et  quibusdam  aliis',  und  ist 
eine  höchst  eigenthümliche  Zusammenstellung  aller  möglichen  Gegenstände,  die  zu  den 
Elementen  einer  Kechuagrammatik  in  gar  keiner  Verbindung  stehen  und  bei  deren 
selbst  flüchtigen  Durchlesung  man  alsbald  zum  Schlüsse  kommen  muss,  dass  der  Ver- 
fasser auch  nicht  den  geringsten  Begriff  von  den  Anforderungen  hat,  die  unsere  Zeit  an 
eine  Grammatik  stellt. 

Das  erste  Buch  führt  den  Titel  ,Filosofia  del  lenguage',  enthält  aber  weder  eine 
Philosophie  der  Sprache  noch  eine  Sprachphilosophie.  Es  gibt  Erläuterungen  der  ver- 
schiedenen Eedetheile,  Kedefiguren  und  Redensarten,  und  enthält  z.  B.  unter  dem  Artikel 
Epos-  eine  kurze  Inhaltsangahe  des  Mahabharata,  der  Iliade,  Aeneide,  des  befreiten 
Jerusalems,  der  Messiade,  des  Niebelungenliedes,  des  verlornen  Paradieses,  der  Henriade, 
der  Luisiada,  der  Araucana  und  spricht  dann  noch  von  einer  ,Tahuansuyada',  einem 
Heldengedichte,  welches  die  frühere  Geschichte  Perus  verherrlichen  soll,  das  einem 
Dichterheros  künftiger  Generationen  vorbehalten  ist,  ,dessen  Schläfen  die  frischen  Lor- 
bern schmücken  sollen,  welche  die  reinen  Hände  der  peruanischen  Jungfrauen  flechten 
werden'.^  Natürlich  muss  das  Epos  in  classischem  Kechua  gedichtet  sein.  Der  Schluss 
des  ersten  Buches  ist  dem  Drama  gewidmet. 

Das  zweite  Buch  handelt  von  der  ,Gramatica  Quichua',  das  dritte  von  der  ,Syntaxis 
Quichua'.  Diese  beiden  Bücher  bilden  hur  etwas  mehr  als  den  dritten  Theil  des  ganzen 
Werkes.  Das  vierte  Buch  führt  den  Titel  ,Ortografia'  und  bringt  alle  möglichen  in 
Manuscripten,  Kalendern,  im  schriftlichen  Verkehr  und  im  Handel  gebräuchlichen  Ab- 
kürzuno-en,  verschieden  chiifrirte  Depeschen  und  die  Schlüssel  dazu,  mathematische 
Zeichen,  ein  griechisches  Alphabet,  in  der  Musik,  in  der  Zoologie,  Botanik,  Mineralogie 
und  Astronomie  gebräuchlichen  Zeichenabkürzungen  (es  werden  z.  B.  108  Planeten,  die 
durch  eine  Zahl  im  Kreise  bezeichnet  werden,  namentlich  angeführt)  und  endlich  eine 
Anzahl  kürzerer  oder  längerer  JMusteraufsätze,  von  denen  die  des  Herrn  Nodal  vorwiegen 
und  schliesst  mit  einer  Sammlung  englischer  und  spanischer  Sprüchwörter. 

Das  fünfte  Buch  ist  der  Prosodie  gewidmet  und  ganz  im  Geiste  des  ersten  und 
vierten  gehalten.  Es  würde  zu  weit  führen,  hier  näher  darauf  einzutreten;  ich  werde 
wahrscheinlich  Gelegenheit  haben,  an  einem  anderen  Orte  diese  Elemente  der  Kechua- 
sprache  zu  analysiren  und  gehe  daher  zu  dem  für  die  vorliegende  Arbeit  einzig  in  Be- 
tracht zu  ziehenden  §.  3  des  sechsten  Capitels,  welches  von  der  Kechuapoesie  handelt, 
über.  Dieser  Paragraph  enthält  das  Drama  ,011anta'  unter  dem  Titel:  ,Los  vinculos  de 
Ollanta  y  Cusi  Kcuyllor  6  el  rigor  de  un  Padre  y  la  magnanimidad  de  un  Monarca'.  Die 
wenigen,    das   Drama    einbegleitenden  Zeilen    des  Dr.  Nodal    lauten:    ,Dies  ist  der  Titel 


1  Elementos  de  la  gramitica  quichua  ö  idioma  de  los  Yncas.  Bajo  los  Auspicios  de  la  Redentora,  soeiedad  de  Filäntropos 
para  n.ejorar  la  suerte  de  los  Aborfgines  Peruanos.  Por  el  Dr.  Jos6  Feruandez  Nodal,  abogado  de  los  tribunales  de 
Justicia  de  la  Repüblica  del  Peru.    Cuzco  en  el  dep6sifo  del  autor.    8°    (ohne  Jahreszahl). 

2  Y  todo  esto  uos  hace  ver  aplazada  indefinidamente  la  epoca  del  advenimiento  de  ese  genio  privilejiado  cuyas  sienes  ostenten 
los  frescos  lauros  de  la  inmortalidad  que  las  puras  manos  de  imestras  yirgenes  peruauas,  sanetificadas  por  el  sacerdocio 
Santo,  han  de  trenzar  en  la  corriente  de  nuestras  generaciones  venturas! 


Das  Ollantadrama.  20 J 


der  grössten  literarischen  Arbeit  in  der  Keehuaspniche  (la  mas  grande  comxjosiciun  de 
la  literatura  de  Quicliua),  welche  in  einigen  Archiven  Peru's  aufbewahrt  wii-d.  Man 
bezeichnet  als  deren  Verfasser  den  Dr.  Antonio  Valdez  in  Sicua,  welcher  zur  Zeit  des 
Aufstandes  von  Tupac  Amaru  im  Jahre  17«1  lebte.  Diejenigen,  welche  den  AVerth  (der- 
selben) erhöhen  (recargai-)  wollen,  indem  sie  ihr  das  Alter  der  Incazeit  zuschreiben, 
behaupten,  dass  dieselbe  bei  festlichen  Gelegenheiten  in  Gegenwart  der  letzten  Monarchen 
aufgeführt  wurde.  Ohne  über  die  Wichtigkeit  dieser  Attribute,  welche  bezwecken,  den 
Mangel  der  Authenticität  zu  ersetzen,  näher  einzutreten,  beschränken  wir  uns  blos  darauf, 
hier  eine  Copie  dieses  Documentes,  sowohl  von  den  grammatikalischen  als  kalligrapliischen 
(sie!)  und  typographischen  Fehlern,  welche  es  entstellt  haben,  gereinigt  (espurgado)  bei- 
zufügen, indem  wir  eine  kurze  Idee  des  Themas,  das  es  behandelt,  vorausschicken.' 

Eine  genaue  Vergleichung  von  Nodal's  Text  mit  den  anderen  bisher  bekannten 
Texten,  ergibt  das  überraschende  Resultat,  dass  in  Nodal's  Drama  nur  sehr  wenige  Verse 
ganz  mit  den  entsprechenden  Versen  der  anderen  Texte,  übereinstimmen;  dass  aber 
nahezu  achtzehnhundert  Verse,  zum  grössten  Theile  selbst  dem  Sinne  nach  vom  Original- 
texte gänzlicJi  verschieden   sind. 

Wie  schon  oben  bemerkt,  hat  Markham  angegeben,  dass  er  seine  Copie  von  einem 
Texte  abgeschrieben  habe,  der  direct  von  dem  sogenannten  Originale  des  Dr.  \  aldez 
copirt  worden  sei.  Dr.  Nodal  beruft  sich  ebenfalls  auf  das  Valdez'sche  Original  und 
behauptet,  nur  die  grammatikalischen  und  technischen  Fehler  verbessert  zu  haben,  und 
doch  liegen  zwei  grundverschiedene  Arbeiten  vor. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  Markham's  Angabe  vollkommen  richtig  ist  und 
der  von  ihm  publicirte  Text  nach  dem  Manuscripte  des  Pfarrers  N^ildez  copirt  wurde, 
aber  ebenso  zweifellos  erscheint  es  mir,  dass  dem  Dr.  Nodal  aucli  nur  eine,  vielleicht 
untergeordnete  Abweichungen  enthaltende,  im  grossen  Ganzen  aber  identische  Copie 
des  Dramas  vorlag,  sei  nun  diese  nach  dem  Manuscripte  des  Pfarrers  von  Sicua  oder 
einem  anderen  älteren  Manuscripte  angefertigt  gewesen;  dass  Nodal  aber  mit  Benützung 
der  Grundidee,  <len  nämlichen  Personen,  der  ganzcMi  Eintheilung  des  Stückes  bis  ins 
Detail,  ein  ganz  neues  Dranui  geschaffen  hat. 

Dr.  Jose  Fernandez  Nodal  liat  dadurch  ein  Verbrechen  an  dem  ältesten  und  schönsten 
Denkmale  der  Literatur  seines  Vaterlandes  begangen,  das  doppelt  schwer  bei  iMucm 
Mann  in  die  \^'agschale  fällt,  der  sich  als  eifrigster  Beförderer  der  Kechualiteratur  und 
als   Vorkämpfer  der  Rechte  seiner  indianischen    Landsleute   betrachtet. 

Dr.  Notlal  ist  ein  feiner  und  grüntllicher  Keimer  der  Kechuaspi-arli<>  und  also 
in  hohem  Grade  befähigt,  einen,  von  technisclicn  und  grammatikalischen  lM>lilcrn  ge- 
reinigten und  mit  den  nöthigen  kritischen  Bemerkungen  versehenen  Text  des  (Jedichtes 
herauszugeben;  er  hätte  sich  dadurch  ein  dankenswerthes  und  bleibendes  Vei-dienst 
erwiu-ben;  statt  aber  den  alten  Text  heilig  zu  lullten,  hat  er  es  vorgezogen,  ihn  auf  eiiu- 
frivole  Weise  abzuändern.  Ich  bin  auch  überzeugt,  dass  dies  Verfahren  des  Dr.  Nodal 
von  allen  seinen  Landsleuten,  die  den  hohen  Werth  des  alten  Dramas  zu  schätzen  wissen, 
und  es  gibt  deren   Viele,  unbedingt  verdammt   wiid.' 

Dass  bei  lu.chausgebildeten  Sprachen,  die  sich  zudem  noch  auf  eine  reiche  Literatur 
stützen,    im    Verlaufe    von  Jahrhunderten    im   Wortschatze    und    den   WortfornuMi    w.-sent- 


'  Briefe,   die   ich  kürzlicl,  aus  Peru  erh.alten  habe,   bestätigen  in  voUatem  Maasac   meine    hier  ausgesprochene  Vcrmuthnng. 

97 
Denkschriften  Jer  phil.-hist.  Cl.  XII V.  Bd.  ■" 


210 


TSCHUUI. 


liehe  Veränderungen  eintreten,  dass  ater  auch  bei  weniger  ausgebildeten  Sprachen,  denen 
auch  keine  Literatur  zur  Seite  steht,  in  einem  ähnlichen  Zeiträume,  in  welchem  ausser- 
dem noch  welthistorische  Ereignisse  in  das  sociale,  religiöse  und  politische  Leben  der 
Nation  und  deren  Sprache  tief  einschneiden,  wie  dies  in  Folge  der  Eroberung  Peru's 
durch  die  Spanier  thatsächlich  der  Fall  war,  ebenfalls  bedeutende  sprachliche  Umwand- 
lungen stattfinden,  dass  also  in  dem  vorliegenden,  wahrscheinlich  vor  drei  Jahrhunderten 
gedichteten  Drama,  die  Sprache  nicht  dieselbe  sein  kann,  wie  sie  in  der  zweiten  Hälfte 
des  neunzehnten  Jahrhunderts  in  Cuzco  gesprochen  wird,  das  hat  Herr  Nodal  wohl  nicht 
überlegt/  Er  hat  einfach  das  alte  Drama  verworfen  und  in  dem  nämlichen  Rahmen 
ein    anderes    im  heutigen  Cuzcodialecte  gedichtet. 

Wenn  man  dem  alten  Drama  den  Vorwurf  machen  kann,  dass  das  Adverb  ,na'  zu 
oft  und  in  vielen  Fällen  unberechtigt  angewendet  ist,  so  triflft  Nodal's  Arbeit  der  Vor- 
wurf des  abusiven  Gebrauches  der  Partikel  ,11a'  und  eine  häufig  gar  nicht  gerechtfertigte 
Anwendung  des  Suffixums  ,ntin',  um  die  richtige  Zahl  der  Versfüsse  zu  erhalten.  Diese 
ist  aber  weder  in  dem  alten  Texte  noch  bei  Nodal  durchaus  strenge  eingehalten,  in 
beiden,  insbesondere  in  dem  ersteren,  kommt  oft  ein  halber  oder  ein  ganzer  Versfuss, 
zuweilen  auch  noch  mehr,  vor.  Den  alternirenden  Reim  1.  4.  2.  3.  hat  Nodal  aber  strenge 
beobachtet. 

Im  Vergleiche  zu  dem  lebensfrischen,  kernigen,  originellen  alten  Texte  ist  Nodal's 
Drama  ein  mattes,  abgeblasstes  Stück.    Es  verhält  sich  zu  jenem  wie  der  Frack  zur  Uncu. 

Dass  Nodal  von  seiner  gänzlichen  Umarbeitung  des  Dramas  kein  Wort  erwähnte, 
sondern  derselben  nur  die  oben  erwähnten  Zeilen  voransetzte,  ist  nicht  zu  entschuldigen, 
da  Jeder,  der  nur  seine  Arbeit,  nicht  aber  auch  die  anderen  Texte  kennt,  einen  sehr 
irrigen  Begriff  von  diesem  literarischen  Monumente  erhält.^ 

7.  Mein  vorliegender  Text. 

Der  in  der  vorliegenden  Arbeit  aufgenommene  Text  stützt  sich  auf  die  in  meiner 
Kechuasprache  abgedruckte  Copie,  weicht  von  derselben  aber  in  vielen  Versen,  theils 
unbedeutend,  theils  aber  sehr  wesentlich  ab.  Diese  Abänderungen  bestehen  in  Correc- 
turen  von  Druckfehlern  oder  irrigen,  durch  den  Copisten  verschuldeten  Formen,  in  der 
Aufnahme  von  Varianten:  a)  des  bolivianischen  Manuscriptes ,  b)  des  Markham'schen 
Textes,  und  c)  der  Nodal'schen  Dichtung. 

Wie  schon  oben  bemerkt,  weicht  das  bolivianische  Manuscript,  soweit  es  noch  brauch- 
bar war,  sehr  häufig  von  meinem  Texte  ab  und  diese  Varianten  sind  durchschnittlich 
correcter,  als  die  entsprechenden  Stellen  meiner  ersten  Copie. 

In  Markham's  Copie  kommen  eine  Anzahl  Verse  vor,  die  in  meinem  Texte  fehlen, 
während  wiederum  bei  Markham  Verse  fehlen,  die  in  meiner  Copie  enthalten  sind.  Wo 
ersterer  Fall    eintritt,    habe    ich  die  Verse  einer  genauen  Prüfung  unterzogen  und  wenn 

•  Wie  sehr  sich  die  Kechuasprache  z.  B.  in  den  bolivianischen  Yungas  verändert  hat,  beweist  eine  Bemerkung  des  Herrn  von 
Boeek  (1.  c.  S.  141).  Er  sagt:  ,Die  Eigeutliiimlichkeiten  in  der  alten  Sprache,  durch  Anhängung  von  Nachsilben  die 
Bedeutung  der  Wörter  zu  modificiren  und  zu  vervielfältigen,  wodurch  dieselben  eine  reiche  Quelle  der  Wortbildung  hatte, 
ist  in  diesen  Gegenden  in  der  Praxis  fast  ganz  verloren  gegangen,  sowie  von  ihrem  sehr  beträchtlichen  Wortschatze  kaum 
der  dritte  Theil  in  praktische  Anwendung  kommt,  während  die  in  Kechua  ihnen  fehlenden  oder  unbekannten  Worte  ohne 
weiteres  durch  spanische  mit  Kechuaendigung  versehene  ersetzt  werden.' 

2  Nodal  hat  seit  dem  Erscheinen  seiner  Grammatik  sein  Ollantadraraa  mit  spanischer  Uebersetzung  als  Separatbrochüre 
herausgegeben. 


Das  Ollantadrama.  211 

ich  fand,  dass  dieselben  berechtigt  und  sprachlich  richtig  waren,  so  habe  ich  sie  dem 
vorliegenden  Texte  einverleibt  und  sie  unter  Anführung  der  Versnummer  mit  einem 
Buchstaben  bezeichnet  (z.  B.  SOS''). 

Auch  aus  Nodal's  Drama  habe  ich  einige  wenige  Verse  und  Formen  aufgenommen, 
und  zwar  in  Fällen ,  in  denen  sich  dessen  Arbeit  enge  an  den  alten  Text  anlehnt 
und  nur  der  Form  nicht  dem  Sinne  nach  von  demselben  abweicht.  Ich  habe  es  jedes- 
mal in  den  Noten  angegeben,  wann  ich  irgend  eine  seiner  Varianten  benutzte. 

Ich  bin  weit  entfernt  anzunehmen,  dass  der  hier  verüifentlichte  Text  ein  durcluuis 
correcter,  fehlerfreier  sei;  er  ist  aber  ein  weit  besserer  als  die  bisher  bekannten  und 
schliesst  sich  strenge  an  den  Originaltext  an. 

Ich  habe  bei  dieser  Textausgabe,  die  von  mir  in  meiner  Kechuagrammatik  aufge- 
stellte Orthographie  und  die  dort  eingeführten  Schriftzeichen  in  Anwendung  gebracht. 
Bei  meiner  zweiten  Reise  nach  Peru  habe  ich  mich  von  Neuem  überzeugt,  wie  wichtig 
diese  Zeichen  sind,  um  die  Aussprache  in  der  Schrift  einigermassen  zu  versinnlichen. 
Ich  habe  dort  mit  gründlichen  und  sehr  gebildeten  Kennern  des  Idiomes  vielfach  darüber 
Rücksprache  genommen  und  das  Vergnügen  gehabt,  dass  sie  der  vorgeschlagenen  Ortho- 
graphie ihre  volle  Billigung  ertheilten.  Sie  machten  mich  auch  auf  mehrere  diesbezüg- 
liche Fehler  in  meinem  Kechuawörterbuche  aufmerksam,  die  ich  in  der  vorliegenden 
Textausgabe  berücksichtigte.  Uebrigens  muss  ich  gestehen,  dass  ich  auch  in  mehreren 
Fällen  einen  Mangel  an  Uebereinstimmung  der  Kechualinguisten  bei  den  beanständeten 
Worten  gefunden  habe. 

8.  Meine    Uebersetzung. 

Ich  habe  den  vorliegenden  Kechuatext  wörtlich,  Vers  für  Vers,  in  nebeneinander- 
stehenden Colonnen,  ins  Deutsche  übersetzt.  Da  ich  mich  streng  an  die  Kechuaconstruction 
hielt,  wurde  die  Uebersetzung  begreiflicherweise  holperig  und  wird  für  Jeden,  der  das 
Drama  blos  aus  der  Uebersetzung  kennen  will,  zwar  keine  fliessende  Lecture,  dagegen  aber 
ein  richtiges  Bild  des  Originales  bieten.  Es  wäre  mir  ein  Leichtes  gewesen,  die  Ueber- 
setzung abzurunden  und  sie  dem  Leser  angenehmer  zu  machen;  ich  hätte  dadurch  auch 
manchen  Schwierigkeiten  des  Textes  aus  dem  Wege  gehen  können,  wie  es  Barranca  und 
seinem  Beispiele  folgend  Markham  gethan  hat,  aber  ich  wollte  und  konnte  mir  eine  streng 
kritische  Arbeit  auf  diese  Weise  nicht  erleichtern.' 

Es  kommen  im  Texte  einige  wenige  Worte  vor,  die  mir  gänzlich  unbekannt  sind, 
sie  sind  natürlich  unübersetzt  geblieben;  ich  habe  sie  aber  jedesmal  angeführt.  Ebenso 
sind  mir  einzelne  Constructionen  nicht  ganz  klar,  die  ebenfalls  genau  erörtert  wurden. 
Meine,  von  Barranca's  Uebersetzung  häufig  sehr  abweichenden  Uebertragungen,  habe  ich 
stets  weitläufig  motivirt  und  wo  Stellen  des  Textes  eine  verschiedene  Deutung  zulassen, 
habe  ich  jede  dei'selben  erwogen.  Es  ist  wohl  möglich,  dass  spätere  Uebersetzer  ein- 
zelne Stellen  anders  auffassen,  als  ich  es  gethan  habe;  vielleicht  sind  auch  in  anderen 
Gopien  solche  zweifelhafte  Stellen  leicliter  verständlich,  als  in  der  vorliegenden.  Ich  bin 
auch  überzeugt,  dass  wir  mit  der  Zeit  durch  fernere  kritische  Arbeiten,  zu  denen  in  erster 
Linie    gründlich   gebildete,    vorurtheilsfreie    peruanische   Philologen,    welche    nicht    einer 


Graf  A.  Wickenbnrg  hat    nach    der   wörtlichen  Uebersetznnpr    meines  Mannscriptea,   sich    strenp:e    an    den  Text   haltend,    das 
Drama  meisterhaft  gelungen  im  Versmasse  des  Originals,  bearbeitet.    (Wien,   1876). 

27* 


212  TsCHDDI. 

gedankenlosen  Eitelkeit  frölmen,  sondern  mit  dem  vollen  Ernste  der  Wissenschaft  die 
Aufgabe  erfassen,  berufen  sind,  einen  reinen  der  ursprünglichen  Form  entsprechenden 
Text  erhalten  werden.  Ein  solcher  bietet  dann  der  Uebersetzung  keine  Schwierig- 
keiten dar. 


VI.   I3er  C3rang'  des  IDramas. 

Erste  Äbtheilung. 

Die  ci'ste  Scene  rindet  zwischen  Ollanta  und  seinem  Diener  Piki  (.^haki,  wie  aus  der 
zweiten  hervoi'geht,  im  oder  wenigstens  in  unmittelbarster  Nähe  des  Sonnentempels  in 
Cuzco  statt.  Ollanta  fragt  seinen  Diener  ob  er  nicht  die  Prinzessin  (^usi  Coyllur  gesehen 
habe,  was  dieser  mit  der  Gegenfrage  verneint,  ob  er  sich  denn  nicht  fürchte,  da 
Öoyllur  die  Tochter  des  Incas  sei?  Ollanta  ergeht  sich  nun  in  schwärmerischen  Ver- 
sicherungen seiner  Liebe  zu  der  jungen  Fürstin,  widerlegt  alle  Gegenreden  seines  Dieners 
und  will  diesen  beauftragen  derselben  eine  Botschaft  zu  hinterbringen,  was  jedoch  Piki 
abzulehnen  sucht. 

Während  dieses  Zwiegespräches  tritt  (2.  Scene)  der  Oberpriester  Huillak  Umu  mit 
Priestergefolge  in  den  Tempel,  betet  die  Sonne  an,  und  verspricht  ihr  tausend  Llamas 
zu  opfern.  Ollanta  äussert  gegen  seinen  Diener  sein  Missfallen,  dem  Priester  hier  zu 
begegnen,  wird  aber  von  Piki  zur  Vorsiclit  gemahnt.  Der  Feldherr  und  der  Priester 
begrüssen  sich  gegenseitig.  Ollanta  drückt  sein  Erstaunen  aus,  Huillak  Umu  hier  mitten 
in  den  Vorbereitungen  zu  einem  gi-ossen  Opfer  zu  finden,  da  die  Zeit  der  Feste  noch 
nicht  gekommen  sei.  Der  Priester  beruhigt  Ollanta  und  gibt  ihm  zu  verstehen,  dass  er 
eigentlich  seinetwegen  da  sei,  eröffnet  ihm,  dass  er  seine  Liebe  zur  Incatochter  kenne 
und  warnt  ihn  dringend  vor  den  Folgen  dieser  verliängnissvollen  Leidenscliaft.  Ollanta 
gesteht  seine  Liebe  zu  Cusi  Coyllur  ein  und  fleht  Huillak  Umu  um  seine  Fürsprache 
beim  Tnca,  der  Priester  aber  verweist  ihn  auf  sich  selbst  und  entfernt  sich. 

Nach  einem  kurzen  Gespräche  zwischen  Ollanta  und  seinem  Diener  verlassen  beide 
die  Scene. 

Der  dritte  Auftritt  führt  uns  in  den  Palast  der  Königin  Anahuarke,  der  Mutter  von 
Cusi  Coyllur.  Die  Königin  fragt  ihre  Tochter  zärtlich  nach  der  Ursache  ihres  Kummers 
und  diese  antwortet  in  einer  ergreifenden  Klage  über  ihr  trauriges  Geschick.  Sie  glaubt 
sich  von  Ollanta  verlassen  und  vergessen  und  schildert,  wie  seit  dem  Tage  als  sie  ihn 
kennen  lernte,  selbst  die  Naturerscheinungen  nur  ihr  Unglück  geweissagt  haben.  Coyllur's 
Vater,  der  Inca  Pachacutek  tritt  mit  Gefolge  auf  (4.  Scene),  um  seine  Tochter  zu  be- 
suchen und  drückt  ihr  die  liebevollsten  (ilesinnungen  aus,  die  von  ihr  erwiedert  werden. 
Unterdessen  meldet  eine  Dienerin,  dass  ein  Knabenchor  eintreten  wolle,  um  Coyllur  zu 
erheitern.  Acht  Knaben  mit  Tamburinen  und  Schellentrommeln  erscheinen  (5.  Scene) 
und  singen  tanzend  ein  reizendes  Liedchen,  in  dem  sie  ein  näschiges  Vögelchen  die 
,Tuya',  warnen,  von  dem  Mais,  im  Garten  der  Fürstin  zu  naschen,  da  es  ihm  sonst 
ergelien  würde  wie  der  Piscaca,  die,  weil  sie  nur  ein  Körnchen  angepickt,  gefangen  und 
getödtet  wurde.  Nach  Schluss  des  Gesanges  entfernt  sich  der  Inca  und  empfiehlt  seiner 
Tochter    sich    im    Hause    ihrer    Mutter    zu    unterhalten.     Cusi    Coyllur    ist   mit    dem  Ge- 


Das  Ollantadhama.  213 

sangc  der  Knaben  nicht  zufrieden  und  verlangt,  dass  nun  die  Mädclien  singen  .sollen. 
Diese  singen  einen  schwormiithig  elegischen  Harahui  von  einem  Tauber,  der  seine 
Gefährtin  verloren,  sie  überall  sucht  und  endlich  todt  findet.  Er  bricht  in  Klagen  aus 
und  unter  fortwährendem  Jammer  um  die  Gestorbene  iri-t  der  Tauber  von  Fels  zu 
Fels,  bis  er  vor  Erschöpfung  erzittert  und  zuletzt  todt  zusammenstürzt.  Diese  Kechua- 
strophen  erinnern  unwillkürlich  an  die  schmerzliche  Klage  Poliziano's  beim  Tode  Lorenzo's 

di  Medici: 

Wer  gibt  zur  Klag-e  Stiinm'  und  Miith, 
Wer  ineinen  Augen  Tliräueufluth? 
Dass  ich  bei  Tag-  in  tiefem  Weh, 
In  Jammer  mich  bei  Nacht  ergeh'? 
So  klagt  (1er  Tauber  einsam    iniiil. 

Tief  bewegt  entfernt  sich  Cusi  Coyllur. 

Die  folgende  (6.)  Scene  versetzt  uns  in  den  Palast  des  Incas,  wo  rachacutek  mit 
seinen  beiden  Feldherren  Ollanta  und  Ruminahui  einen  Feldzug  gegen  Collasuyu  be- 
spriclit  und  dem  wilden  Ruminahui  die  grösste  Mässigung  gegen  die  Feinde  anberiehlt. 
Ollanta  ist  auch  bereit  in  den  Krieg  zu  ziehen,  möchte  aber  vorher  dem  Inca  sein 
bekümmertes  Herz  erschliessen  uml  bittet  ihn  um  eine  Unterredung,  die  dieser  ilim 
gnädigst  mit  den  Worten:  ,8prich  und  wenn  du  auch  meine  Krone  verlangen  würdest', 
gewährt.  Nachdem  sicli  Ruminahui  auf  Befehl  des  Incas  entfernt  hat,  wendet  sich  Ollanta 
zum  Monarchen,  sagt  ihn,  wie  dieser  wo]d  wisse,  dass  ei-  ihm  von  Jugend  auf  treu 
gedient,  erinnert  ihn,  was  er  für  ihn  gethan  habe,  indem  er  seine  Siege  im  Dienste  dos 
Incas  anführt,  aber  auch  der  Ehren  gedenkt,  die  dieser  ihm  dm-ch  reiche  Gesclienke  an 
Waffen  und  durcli  Erhebung  in  den  Adelstand  gewährte  und  fährt  dann  fort:  Erhöhe 
mich  noch  etwas  mehr,  gib  mir  ('usi  Coyllur  und  icii  werde  dicli  bis  zu  meinem  Tode 
verehren  und   lobpreisen. 

Die  Antwort  des  Inca  ist  höchst  ungnädig;  er  erinnert  Ollanta  an  seine  niedere 
Abstammung  und  wirft  ihm  vor,  zu  hocli  hinanstreben  zu  wollen.  Tödte  mich  lieber, 
ruft  Ollanta  verzweifelnd  aus,  aber  der  Inca  erwiedert  kalt:  ich  iiabe  zu  befehlen,  du, 
zu  geliorchen.    Bist  du  bei  Sinnen?    Entferne  dicli ! 

Der  Monolog  Ollantas  (7,  Scene)  indem  er  von  Cusi  pata  aus  auf  die  vor  ihm 
Hegende  Stadt  Cuzco  blickt,  drückt  in  tragischer  Weise  die  Gefühle  des  schwer  ver- 
letzten Mannes  aus.  Er  weiss  mm,  dass  (Jusi  Coyllur  für  ihn  verloren  ist,  aljer  er  will 
nun  Rache  an  Cuzco  und  an  dem  Inca  nehmen,  sein  unversöhnlicher  Feind  sein  und  nicht 
ruhen,  bis  der  Inca  gedemüthigt  zu  seinen  Füssen  liegt. 

Die  folgende  (8.  Scene)  spielt  wenigstens  einen  Tag  nach  der  vorhergehenden, 
zwischen  Ollanta  und  seinem  Diener.  (JUanta  beauftragt  I'iki  zu  Cusi  Coyllur  zu  gehen 
und  ihr  zu  sagen,  sie  möchte  ihn  diese  Nacht  erwarten.  I'iki  theilt  jedoch  seinem  Herrn 
mit,  dass  er  schon  dort  war,  aber  Cusi's  Wolinung  öde  und  veidassen  fand,  nicht  ein 
einziges  lebendes  Wesen,  ausser  einer  lüde,  sei  dort  und  spricht  die  Vermuthung  aus, 
der  Inca  habe  seine  Tochter  entfernt.  Auf  (Jllanta's  Frage,  ob  ihn  niclit  gestern  jemand 
gesucht,  antwortet  er  in  einem  Wortspiele  auf  des  Feldherrn  Orco  Huaranca's  Name:  ja, 
tausend  Mann.  Während  dieses  (nrespräches  wird  die  Aufmerksamkeit  beider  auf  einen 
Gesang  in  der  Ferne  gelenkt.  Das  Lied  (harahui)  preist  die  Schönheit  (^usi  Coyllur's 
zum  Theil    in  Vergleichen,    die    für    unsere    Begriffe    viui   Aesthetik    fremdartig    klingen, 


214:  iSCHUDI. 

aber  o-anz  den  Typus  der  indianischen  UrsprUngliclikeit  tragen.  Der  Gesang  erneuert 
Ollanta's  8climerz  und  Bitterkeit.  Piki  Cliaki  benützt  diese  Gelegenheit  um  Ollanta  zu 
sagen,  dass  alle  Welt  ihn  liebe,  da  er  gegen  Alle  freigebig  sei,  nur  gegen  ihn,  seinen 
Diener,  sei  er  knauserig;  er  möchte  auch  Kleider  und  Silber  haben,  damit  er  angesehen 
und  gefürchtet  werde.  Ollanta  erwiedert  ihm,  er  solle  tapfer  sein,  so  werde  er  auch 
gefürchtet  sein.  Piki  meint  jedoch  mit  seinem  Gesichte  und  seinen  Manieren  sei  es  eine 
Unmöglichkeit.  Von  Ferne  ertönt  ein  Kriegshorn,  was  die  Beiden  veranlasst  sich  zurück- 
zuziehen.    Nach  dieser  Scene  verlässt  Ollanta  Cuzco. 

Zweite  Abtheilung. 

Die  erste  Scene  der  zweiten  Abtheilung  spielt  drei  Tage  später  (v.  683)  als  die 
letzte  der  vorhergehenden  im  Palaste  des  Inca  Pachacutek  in  Cuzco,  zwischen  dem 
Monarchen  und  seinem  Feldherrn  ßumiüahui.  Zornig  erkundigt  sich  der  Inca  nach 
Ollanta.  Der  Feldherr  erwiedert  man  suche  ihn  vergebens,  er  sei  schon  seit  drei  Tagen 
abwesend.  In  diesem  Augenblicke  kommt  ein  Indianer  mit  einem  Kipu  aus  Urubamba, 
durch  welchen  gemeldet  wird,  dass  die  ganze  Nation  der  Antis,  mit  Ollanta  an  der  Spitze 
sich  empört,  Ollanta  mit  den  königlichen  Insignien  sich  bekleidet  habe.  In  höchster  Auf- 
regung über  diese  Empörung  befiehlt  der  Inca  seinem  Feldherrn  unverzüglich  mit  fünfzig- 
tausend Mann  zu  marschiren  und  die  Rebellen  zu  vernichten,  ßuminahui  verspricht  am 
folgenden  Morgen  auszurücken  und  Ollanta  todt  oder  lebendig  vor  den  Inca  zu  bringen. 
Die  zweite  Scene  führt  uns  nach  Ollanta's  Feldlager  in  Ollantatambo,  am  Fusse 
seiner  auf  einem  Berge  gelegenen  Festung.  Um  Ollanta  sind  seine  Freunde  und  Feld- 
herr Orco  Huaranca,  der  greise  Auki  Hanco  Huayllu,  Unterfeldherrn,  Soldaten  und  Volk 
versammelt. 

Orco  Huaranca,  indem  er  Ollanta  auf  den  Empfang,  den  ihm   die  Antis  bereiteten, 
aufmerksam  macht,  drückt  den  Wunsch  aus,  dass  dieser  Krieg  nicht  lange  Jahre  dauern 
möge,  da  er  Freund  und  Feind  sehr  ermüden  würde.    Ollanta  stimmt    bei    und    sagt    er 
werde  persönlich  den  Inca  abzuhalten  suchen  in  diesem  Jahre  den  Feldzug  zu  eröffnen, 
willige  er  nicht  ein,  so  werde  er  ihm  ein  unerbittlicher  Gegner  sein.     Soldaten  und  Volk 
jubeln  Ollanta  zu  und  verlangen,  dass  er  mit  den  königlichen  Insignien  bekleidet  werde 
und    setzen    ihn   auf  einen    improvisirten  Thron.     Auki  Hanco  Huayllu,    der    als  Priester 
fungirt,  bindet  Ollanta    die  Insignien  der  königlichen  Würde  um.    Als  Inca  proclamirt, 
ernennt  Ollanta  seinen  Freund  Orco  Huaranca  zum  Feldherrn    von  Antisuyu,    setzt    ihm 
den  Federhelm  auf,  übergibt  ihm  die  Pfeile  und  befiehlt  dem  Auki  Hanco  ihm  die  Arm- 
spangen   anzulegen.    Nach  gebührender  Danksagung  eröffnet  Orco  Huaranca  seinen  Ver- 
theidigungsplan,  falls  die  Incasoldaten  angreifen  sollten;  er  befiehlt  seinen  Leuten  sich  zu 
verschanzen,  auf  den  umliegenden  Bergen  Steine  anzuhäufen,  um  sie  auf  den  andringen- 
den Feind  herabzurollen  und  das  Gift,    um  die  Pfeile  zu  vergiften,    zu   stampfen.     Nach 
einigen  weiteren  Weisungen  entfernen  sich  die  Feldherren  unter  dem  Jubel  des  Volkes. 
Es  lässt  sich  nicht  genau  bestimmen,    wann  diese  Scene    in  Bezug    auf   die    vorher- 
gehende spielt;    es   dürfte  aber  immerhin  ein  Zeitraum  von  einer  oder  ein  paar  Wochen 
sein.    Da  der  erste  Auftritt    dieser  Abtheilung  nur  drei  Tage  nach  der  Flucht  Ollanta's 
aus    der    Hauptstadt    stattfand,    und    der    Bote    dem    Inca    Pachacutek    nur    gerüchtweise 
(v.  698—702)  erzählen  konnte,    es  habe  sich  Ollanta  mit  den  •  königlichen  Insignien  ge- 


Das  Ollantadhama.  .  215 

schmückt,  der  zweite  Auftritt  aber  kurz  vor  der  Schlacht  mit  Rumiüahul  sich  abspielt, 
so  hätte  die  erste  Abtheilung  richtiger  mit  der  ersten  Öcene  der  zweiten  Abtheilung 
geschlossen. 

In  der  dritten  Scene  tritt  Pachacutek's  Feldherr  Rumiuahui  als  Flüchtlins:  auf.  Wie 
aus  seinem  Monologe  hervorgeht,  fand  die  Vertheidigung  der  Antis  nach  dem  Plane 
statt,  den  Orco  Huaranea  in  der  vorhergehenden  Scene  auseinandersetzte.  Das  Incaheer 
drang  in  Ollanta's  Lager  ein,  wurde  aber,  durch  die  von  den  wohlversteckten  Ver- 
theidigej'n  auf  dasselbe  herabgeschleuderten  Steinmassen,  zum  grossen  Theile  vernichtet. 
Ilinnifiahui  rettete  mit  Mühe  sein  Leben  imd  weiss  nun  nicht,  wohin  er  fliehen  soll ;  dem 
Inca  unter  die  Augen  zu  treten,  wagt  er  nicht.  Er  ruft  aus,  er  werde  jetzt  gehen,  aber 
wiederkehren,  er  möchte  sich  mit  seiner  Steinschleuder  erwürgen,  findet  aber,  sie  könne 
wohl  noch  dienen,  wenn  Ollanta  einmal  fallen  werde. 

Die  vierte  Scene  spielt  eilf  bis  zwölf  Jahre  später  als  der  Anfang  des  Dramas.  Die 
lieimliche  Llhe  zwischen  Ollanta  und  Cusi  Coyllur  hatte  für  letztere  sehr  traurige  Folgen. 
Sie  gebar  ein  Mädchen;  ihr  ergrimmter  Vater  Hess  die  unglückliche  junge  Mutter  in 
ein  feuchtes,  finsteres  Gefängniss,  in  einem  Felsen  im  Garten  von  AcUa  huasi,  in  Ketten 
legen;  hier  schmachtete  sie  unter  der  Aufsicht  einer  bösen  Matrone  (Mama  Kaca)  lange 
Jahre.  Ein  junges  Mädchen  (Pitu  Salla)  wurde  von  dieser  beauftragt,  der  gefangenen 
Fürstin  täglich  ihre  rohe  Nahrung  zu  bringen.  Das  strengste  Geheimniss  wurde  liber 
diese  Einkerkerung  bewahrt  und  der  Inca  machte  seine  Familie  glauben,  Cusi  Coyllur 
sei  gestorben  (v.  1748 — 1750).  Das  Kind  (Ima  Sumak)  der  Incatochter  wuchs  unter  fremder 
Pflege  heran  imd  wurde  im  Alter  von  eilf  bis  zwölf  Jahren  dem  Hause  der  Auserwählten 
(Aclla  huasi)  übergeben,  um  dort  in  die  Reihe  dieser  Jungfrauen  aufgenommen  zu  werden. 
Hier  wurde  sie  von  den  Matronen  strenge  gehalten,  schloss  aber  mit  Pitu  Salla  innige 
Freundschaft. 

Die  vierte  Scene  findet  die  Mädchen  Ima  .Sumak  und  Pitu  Salla  im  Hofe  des  Aclla 
huasi.  Pitu  Salla  warnt  das  Kind  zu  nahe  zum  Thore  zu  gehen,  da  die  ^Matronen  sonst 
zürnen  würden  und  sucht  ihm  die  Vorzüge  des  Aufenthaltes  in  diesem  Hause  hervor- 
zuheben. Ima  Sumak's  Antwort  bildet  eine  der  hervorragendsten  Stellen  des  Dramas 
und  ist  von  ergreifendem  Schwünge.  Das  Mädchen  erwiedert  seiner  Freundin,  dass  es 
den  Aufenthalt  in  diesem  Hause  sowie  die  Matronen  verabscheue,  hier  sei  kein  Glück, 
und  fragt,  ob  sie  denn  hier  eingesperrt  sei,  weil  sie  keine  Mutter  habe,  ob  sie  verachtet 
werde,  weil  sie  eine  Waise  sei?  Dann  erzählt  sie,  wie  sie  am  Abend  voi-her  sich  im 
Garten  verirrt  und  auf  einmal  eine  klagende  Stimme  gehört  habe;  auf  ilire  Frage  wer 
da  leide,  habe  die  Stimme  gejammert:  ,ach,  liebe  Sonne  befreie  mich'.  Angsterfüllt 
habe  sie  überall  gesucht  aber  Niemanden  gefunden;  nm-  aiif  der  Wiese  säuselte  das  Gras 
und  sie  habe  mit  ihm  geweint.  Noch  jetzt,  bei  dem  blossen  Gedanken  an  die  Klagen, 
erzittere  sie  vor  Furcht;  hier  in  Aclla  huasi  niste  nur  die  Trauer  und  es  bliiluM!  nur 
Thränen;  sie  wolle  durchaus  nicht  hier  bleiben,  keine  Auscrwählte  werden. 

Ima  Sumak  zieht  sich  zurück  und  die  Matrone  Mama  Kaca  tritt  auf  (5.  Scene),  um 
sich  bei  Pitu  Salla  zu  eikundigen,  ob  sie  ihre  Befehle  ausgeführt  und  Ima  Sumak  ge- 
fügiger gemacht  habe,  was  Pitu  Salla  verneinen  muss.  In  dem  kurzen  Zwiegespräche 
ist  der  harte  Charakter  der  Matrone  scharf  gezeichnet. 

In  der  nächsten  Nähe  von  Cuzco  begegnen  sich  Ruminahui  von  der  einen,  Piki 
Chaki    als  Spion    von    der    entgegengesetzten  Seite    kommend  (6.  Scene).     Der    erstaunte 


216  •  TscfiuDi. 

Feldherr  fragt  den  vertrauten  Diener  seines  Feindes  wie  er  Jiieher  komme,  dieser  erwie- 
dert  ganz  unseliuldig,  er  sei  ein  armer  Bewohner  von  Cuzeo  und  wolle  in  seine  Vatei'- 
stadt  zuriiekkehren,  da  er  es  in  dem  Thale  von  Ollantatambo  nicht  mehr  aushalten  könne. 
Rumiüahui  fragt  nach  den  Plänen  Ollanta's,  Piki  aber  sucht  durch  Witze  imd  burleske 
Erwiederungen  auszuweichen,  macht  schliesslicli  zweideutige  Angaben  und  fragt  den 
Feldherrn,  warum  er  denn  ein  so  langes  Kleid  trage  V,  worauf  ihm  Rumiüahui  erwiedert, 
Inca  Paehacutek  sei  gestorben,  ganz  (iizco  in  Trauer  und  das  Volk  habe  seinen  jüngsten 
Sohn  Yupanki  zum  Inca  verlangt. 

Die  siebente  Scene  versetzt  uns  in  den  Palast  des  Inca  Tupac  Yupanki  in  Ciizco, 
wo  der  neue  Monarch,    Ivuminahui,    der  Uberpriester  und  viel  (irefolge  versammelt  sind. 

Der  Inca  begrüsst  seine  Aukis;  Huillak  Umu  erzählt  von  seinen  gestrigen  Opfern, 
die  alle  günstig  ausgefallen  seien,  nur  zuletzt  sei  in  der  Brust  eines  Adlers  kein  Herz 
gefiuulen  woi-den;  er  halte  das  aber  doch  für  kein  böses  Omen.  Rumiilahui  kommt  auf 
seine  Niederlage  zu  sprechen  und  bittet  den  Inca,  er  möchte  ihm  gestatten  noch  einmal 
nach  Ollanta's  Festung  zu  ziehen  und  versichert,  er  werde  den  Feind  besiegt  herschleppen. 
Der  Inca  bewilligt  es  und  der  Oberpriester  prophezeit  einen  glücklichen  Erfolg. 

J  )er  achte  Auftritt  findet  ßumiuahui  mit  Blut  (aus  selbstgemachten  Wunden)  bedeckt, 
in  dei-  Nähe  von  Ollantatambo,  einen  Indianer  auffordernd  ihn  zum  Feldherrn  Ollanta 
zu  führen.  Er  fleht,  zu  diesem  gelaracht  (!).  Scene),  um  Erbarmen  für  einen  Unglück- 
lichen, gibt  sich  auf  Ollanta's  Frage,  wer  er  sei,  als  seinen  alten  Freund  Rumiüahui  zu 
erkennen  und  erzählt,  dass  der  neue  Inca  in  Cuzco  ein  blutdürstiger  Tyrann  sei,  dass 
er  Niemanden  schone  und  er  selbst  mit  Wunden  bedeckt,  vor  seinem  Zorne  geflohen  sei. 
Ollanta  lässt  seinem  früheren  Kriegsgenossen  neue  Kleider  bringen,  tröstet  ihn,  verspricht 
ihm  seine  Wunden  zu  heilen  und  ladet  ihn  ein,  an  einem  grossen  Feste,  das  in  den  näch- 
sten Tagen  abgehalten  werde,  tlieil  zu  nehmen.  Der  schlaue  Rumiüahui  wusste  sehr  wohl, 
dass  solche  Feste  mit  mehrtägigen  Gelagen  verbunden  waren  und  dass,  wenn  sich  dann 
Herren  und  Diener  sorglos  der  Freude  und  Trunkenheit  liingeben,  er  seinen  verrätheri- 
schen  Plan  am  leichtesten  ausführen  könne. 

Dritte  Abtheilung. 

Im  Hofe  des  Aclla  huasi  in  Cuzco  (1.  Scene)  bittet  Ima  Sumak  schmeichelnd  ihre 
Freundin  Pitu  Salla,  ihr  doch  ja  das  Geheimniss  anzuvertrauen,  wer  in  dem  Garten  weh- 
klage. Pitu  Salla  verspricht  es  luiter  der  Bedingung,  dass  Ima  Sumak,  was  sie  auch 
sehen  werde,  in  ihrem  Innersten  bewahre,  und  bestellt  sie  Nachts,  wann  die  Matronen 
schlafen,  an  einen  bestimmten  Platz  im  Garten.  Ahnungsvoll  findet  sitdi  Inui  Sumak 
(2.  Scene)  zur  verabredeten  Stunde  an  der  bezeiclineten  Stelle  ein,  wo  sich  bald  darauf 
Pitu  Salla  mit  einem  Lichte,  einem  Krug  Wasser  und  Speisen  zu  ihr  gesellt.  Die  Wär- 
terin schliesst  den  Kerker  auf,  in  welchem  Cusi  Coyllur  mit  ehernen  Ketten  gefesselt, 
halb  besinnungslos,  liegt.  Ima  Sumak  glaubt  sich  einer  Leiche  gegenüber  und  fällt  in 
Ohnmacht,  Pitu  Salla  bringt  sie  wieder  zu  sich  und  eröffnet  ihr,  die  Gefangene  sei  eine 
unglückliche  FüJ-stin.  Unterdessen  erholt  sich  Cusi  (!!oyllur  und  mm  fasst  Ima  Sumak 
den  Muth  die  Gefangene  anzuspreclien  und  sie  zu  fragen,  wer  sie  sei.  Coyllur  erwiedert  sie 
habe  schon  lange  gewfinscht  ein  anderes  Wesen  als  Pitu  Salla  zu  sehen.  Auf  Ima  Simiak's 
Frage,  welchen  Fehler  die  Fürstin  begangen  habe  und  noch  beifügt,  dass  sie  bei  so  harter 


Das  Ollantadra5ia.  217 

Kost  ja  sterben  müsse,  erzillilt  ilir  Coylliw  wie  sie  Oilanta  geliebt,  ilir  Vater  ilm  aber 
verbannt  und  sie  selbst  in  diesen  finstern  Kerker  habe  werfen  lassen.  Aus  den  gegen- 
seitigen Fragen  und  Antworten  erkennt  Cusi  Coyllur  in  Ima  Sumak  die  Frucht  ihrer 
Liebe  zu  Oilanta  und  fällt,  unter  dem  Eindrucke  der  heftigsten  Gefühle,  wieder  in  Ülin- 
macht.  Ima  Sumak  klagt  unter  verzweifeltem  Schluchzen,  fürchtend  ihre  Muttei-  wertle 
sterben.    Pitu  Salla  beruhigt  sie  und  fühi-t  sie  von  der  Gefangenen  weg. 

Der  dritte  Auftritt  spielt  im  Incapalaste  in  Cuczo.  Inca  Yupanki  fragt  den  Uber- 
priester,  ob  er  nichts  von  Ruminahui  erfahren  habe;  dieser  erwiedert  er  habe  Abends 
vorher  gefesselte  Männer  in  der  Nähe  der  Stadt  gesehen  und  habe  gehört,  dass  die  Antis 
besiegt  seien.  Während  des  Gespräches  bringt  ein  Bote  einen  Kipu  von  Ruminaluii, 
den  der  Oberpriester  sogleich  entzifl'ert,  und  dem  Inca  mittheilt,  Ollanta's  Festung  sei  ver- 
brannt, Antisuyu  unterjocht  und  Oilanta  mit  all'  den  Seinen  Kriegsgefangene.  Auf  des 
Inca's  Aufforderung  gibt  dei-  Bote  eine  lange  Beschreibung  der  Einnahme  der  Festung. 
Bald  darauf  tritt  Euminaluii  als  siegender  Feldherr  auf  (4.  Scene),  begrüsst  den  Inca 
und  bericlitet  ihm  ebenfalls  mit  dem  Bemerken,  dass  die  Gefangenen  vor  der  Stadt  auf 
dem  Felde  stehen.  Der  Inca  belielilt  ihre  Vorführung.  Mit  verbundenen  Augen  und 
gefesselt  werden  Oilanta,  Orco  Huaranca,  Auki  Hanco,  Piki  und  viele  Andere  herein- 
geführt (5.  Scene).  Der  Inca  befiehlt  den  Gefangenen  die  Binden  von  den  Augen  zu 
nehmen,  dann  wendet  er  sich  strenge  an  sie  und  fordert  sie  zur  Verantwortung  auf. 
Oilanta  bekennt  zerknirscht  seine  Schuld.  Inca  Tupak  Yupanki  fordert  nun  Uillak 
Umu  und  Kuminahui  auf,  das  Urtlieil  über  die  Gefangenen  zu  sprechen.  Der  würdige 
Oberpriester  gibt  eine  einfache  edle  Antwort,  ein  strenger  Gegensatz  zu  den  blutdürstigen 
Vernichtungsurtheilen  der  fanatischen  Priester,  die  zu  Tausenden  diesseits  und  jenseits 
des  Oceans  die  unschuldigen  Opfer  auf  den  Scheiterhaufen  gebracht  haben.  Uillak 
Umu  erwiedert  nur:  ,Der  Sonnengott  hat  mir  ein  erbarmungsvolles  Herz  gegeben'. 
Ruminahui  hingegen  will,  dass  die  Anführer  an  vier  Pfahle  gebunden  und  von  ihren 
eigenen  Leuten  zu  Tode  getreten,  die  Soldaten  aber  mit  Pfeilen  erschossen  werden. 
Der  Inca  Avilligt  scheinbar  in  dieses  Urtheil  ein  und  befiehlt  die  Gefangenen  zum  Richt- 
platze zu  führen;  aber  in  dem  Augenblicke  als  Ruminalmi  sich  mit  den  Seinigen  auf 
die  Gefano-enen  losstürzen  will,  befiehlt  der  Inca,  Oilanta  von  den  Fesseln  zu  befreien 
und  schenkt  iiim  nicht  nui-  die  Freiheit,  sondern  ernennt  ihn  auch  zum  Feldherrn  von 
Antisuyu  und  lüsst  ihm  als  solchen  durch  Uillak  Umu  die  Insignien  überreichen.  Von 
seinen  Gefühlen  überwältigt,  dankt  Oilanta  dem  Inca.  Dieser  wendet  sich  nun  zu  Orco 
Huaranca,  begnadigt  auch  ihn  und  sagt  ihm.  er  möge  nun  in  Antisuyu  bleiben  und 
dort  seine  (des  Incas)  Feinde  friedlich  stimmen.  Auf  Rumiüahui's  Frage,  ob  es  nun 
zwei  Herrscher  in  Antisuyu  geben  werde,  erwiedert  dei-  Inca,  nur  Orco  Huaranca  werde 
dort  herrschen,  Oilanta  aber  als  Inca-Stellvertreter  in  Cuzco  bleiben  und  befiehlt  dann 
dem  Oberpriester  die  königlichen  Abzeichen  herbringen  zu  lassen,  um  Oilanta  damit  zu 
schmücken.  Er,  der  Inca,  werde  noch  im  Laufe  des  3Ionats  einen  Feldzug  nacli  Collasuyu 
unternehmen  und  Oilanta  auf  dem  Throne  zurücklassen. 

Oilanta  möchte  lieber  den  Inca  begleiten,  als  in  Cuzco  bleiben.  Yupanki  räth  ilim 
an  ein  AVeib  zu  nehmen,  ei-  werde  dann  glücklicher  und  ruhiger  sein.  Oilanta  antwortet, 
dass  er  schon  verheiratet  war,  aber  hier  in  Cuzco  sein  geliebtes  Weib  spurlos  verschwun- 
den sei.  Der  Inca  tröstet  iiin  und  befiehlt  dem  Oberpriester  seine  Befclile  auszufüliren. 
Oilanta  wird  mit  den  königlichen  Insignien    bekleidet,    auf   den  Thron    gesetzt    und    als 

Denkschrift«!!  der  phil.-hist.  Cl.  XXIV.  Bd.  28 


2\g  TsCHUDI. 

Inca-Stellvertreter  proclamirt,  wozu  ihn  aucli  Rumifialiul  wohl  mit  bittersüssem  Gesichte 
beglückwünscht. 

Ein  Tumult  entsteht  in  den  äusseren  Räumen,  und  die  Diener  melden,  ein  weinen- 
des Mädchen  verlange  stürmisch  den  Inca  zu  sj^rechen;  Yu^janki  befiehlt  es  herein- 
zuführen, und  Ima  Sumak  kommt  schluchzend  und  verwirrt  herein  (8.  Scene)  und  fragt 
nach  dem  Inca.  Der  Oberpriester  zeigt  ihn  dem  Kinde,  das  sich  zu  dessen  Füssen  wirft 
und  ihn  anfleht  seine  Mutter  zu  retten,  man  tödte  sie.  Der  Inca  befiehlt  Ollanta  mit 
dem  Kinde  zu  gehen,  dieses  aber  will  durchaus  den  Inca  mitnehmen,  der  auch  auf  den 
Wunsch  des  Oberpriesters  sich  ihm  sammt  seinem  Gefolge  anschliesst.  Vor  Aclla  huasi 
angekommen  öfi'net  Mama  Kaca  über  Ollanta's  Aufforderung  das  Thor  und  Ima  Sumak 
führt  nun  Alle  in  den  Garten  zu  Cusi  Öoyllur's  Gefängniss,  das  von  Mama  Kaca  auf 
des  Incas  Befehl  aufgeschlossen  wird.  Hier  sehen  die  Ankommenden  zu  ihrem  Staunen 
die  gefesselte  Fürstin  besinnungslos  daliegen.  Auf  Yupanki's  Frage  erwiedert  Mama 
Kaca  gleisnerisch,  sein  Vater  habe  befohlen  diese  Frau  hier  einzusperren,  um  sie  zu 
bessern.  Mit  strengen  Worten  lässt  der  Inca  die  Matrone  gefangen  fortführen.  Cusi 
Öoyllur  zu  sich  gekommen,  sieht  sich  erstaunt  um,  ruft  ihr  Kind  zu  sich  und  fragt  es 
wer  diese  Leute  seien.  Ima  Sumak  beruhigt  sie  und  sagt  es  sei  der  Inca,  verlangt  aber, 
ehe  sie  dessen  Frage  nach  dem  Namen  der  Gefangenen  beantwortet,  dass  ihr  die  Fesseln 
gelöst  werden,  was  auch  der  Oberpriester,  der  immer  den  Bedrängten  beisteht,  selbst 
thut,  dann  erst  nennt  sie  den  Namen  ihrer  Mutter.  Der  Inca  zweifelt,  denn  Cusi  Coyllur 
ist  ja  schon  lange  begraben;  aber  Ollanta  tritt  vor  und  erklärt  tief  ergriffen,  dass  die 
Gefangene  wirklich  Cusi  Öoyllur,  sein  Weib  sei.  Der  Inca,  glücklich  seine  Schwester 
wiedergefunden  zu  haben,  äussert  seine  Entrüstung  über  die  Einkerkerung  der  schwer- 
geprüften Fürstin.  Ollanta  und  Cusi  Coyllur  geben  in  wenigen  aber  beredten  Worten 
ihren  Gefühlen  Ausdruck;  Inca  Yupanki  übergibt  seine  Schwester  als  Weib  dem  begna- 
digten und  zu  hohen  Ehren  erhobenen  Ollanta. 


"\^U.   üie  Fersoneii  des  Uramas. 

Es  scheint  mir  nicht  überflüssig,  hier  noch  die  Namen  der  handelnden  Personen  des 
Dramas  sprachlich  und  zum  Theile  auch  historisch  zu  beleuchten. 

1.  Inca  Pachacutek.  Garcilasso  de  la  Vega  erzählt:'  Inca  Huiracocha  habe  in 
seinem  Testamente  befohlen,  dass  sein  ältester  Sohn  und  NacJifolger  Titu  Manco  Capak 
den  Namen  Pachacutek  ,der  Weltändernde'  führen  solle. ^  Dieser  Inca  soll  selbst  kein 
kriegerischer  Fürst  gewesen  sein,  aber  sein  Bruder  Capak  Yupanki  und  sein  Sohn  und 
Nachfolger  Inca  Yupanki,  sollen  unter  Pachacutek's  Eegierung  mächtige  Provinzen  im 
Norden  und  Westen  Peru's  erobert  haben.  Er  habe  für  einen  weisen  Monarchen  gegolten, 
die  Werke  des  Friedens,  Kunst  und  Wissenschaft,  gefördert,  neue  Schulen  gegründet  und 
viele  neue  Gesetze  gegeben. 

Garcilasso  nennt  ,Coya  Anahuarque'  als  die  legitime  Frau  und  Schwester  des  Inca's 
und  Mutter  des  Thronfolgers  Inca  Yupanki  und  fügt  bei,    dass  er  ausserdem  noch  drei- 

•   1.  c.  lib.  V.,  Cap.  XX VIII.,  toi.  12G. 

2   Pacha  ,die  Erde',  cutek  part.  priis.   von  cuti  v.  ,au  den  Ort  von  dem    man    gekommen    ist    zurückkehren,    umwenden,    um- 
stürzen, ändern'. 


Das  Ollantadrama.  219 

bis  vierhundert  eheliche  und  aussereheliche  Kinder  hinterlassen  habe.  ,I)a  es  deren  so 
viele  waren,  so  sagen  die  Indianer,  dass  es  doch  noch  wenige  für  einen  solchen  Vater 
waren',  fügt  der  Incachronist  bei.' 

Baiboa  nennt  den  Inca  Pachacutek  nicht.  Nacli  diesem  (Chronisten  war  der  Inca 
Yupanki,  Nachfolger  des  Inca  Huiracocha.  Siegestrunken  von  seinen  Feldzügen  zurück- 
kehrend, entthronte  Yupanki  seinen  alten  Vater  Huiracocha  und  Hess  seinen  Bruder 
Inca  Urco  ermorden,  zeichnete  sich  überhaupt  durch  raffinirte  Grausamkeit  aus.  Sein 
Nachfolger   war  Tupac  Yupanki.    Nach  Baiboa  starb  Inca  Huiracocha  143S   n.  Chr. 

Nach  P.  Oliva  hiess  der  Sohn  und  Nachfolger  Huiracocha's  ,Pachacuti',  diesem 
succedirte  ,Topa  Inca  Yupanqui',  ebenso  nennen  Fray  Geronimo  und  Acosta  einen  ,Inca 
Pachacuti  Inca  Yupanqui',  aber  keinen  Pachacutek. 

Auch  Montesinos  erwähnt  keines  ,Inca  Pachacutek'.  Nach  ihm  war  der  Sohn  des 
,Inca  Tupu-Yupanqui-Huiracocha'  und  seiner  Frau  ^lama  Runtucuy,"  der  Inca  Topa 
Yupanqui  II.;  er  starb  nach  einer  zwanzigjährigen  Regienmg  schon  in  seinem  fünfzigsten 
Lebensjahre.  Er  war  mit  seiner  Schwester  Goya  Mama  Ocho  verheiratet;  dieser  Ehe 
entsprang  der  Inca  Inticusi-Huallpa-Huayna-Capak,  der  Vater  des  von  I^izarro  ermordeten 
Inca  Atahuallpa. 

Wir  hnden,  wie  man  sieht,  bei  den  citirten  Chronisten  eine  grosse  Meinungsver- 
schiedenlieit  über  den  Inca  Pachacutek;  die  mehreren  von  ihnen  kennen  diesen  Namen 
gar  nicht  und  die  beiden,  die  ihn  anfühi'en,  verstehen  unter  demselben  ebenfalls  nicht 
den  nämlichen  Inca,  der  Sohn  des  Huiracocha  sein  soll.  Garcilasso  sucht  vergeblich  zu 
beweisen,  dass  durch  die  spanischen  Schriftsteller  wegen  der  häufigen  Wiederkehr  des 
Namens  Yupanqui  die  Verwirrung  entstanden  sei,  aber  seine  sehr  unbefriedigende  Er- 
klärung löst  keineswegs  den  chronologischen  Knoten.  Bedenken  wir  nun,  dass  Inca 
Huiracocha  kaum  hundert  Jahre  vor  der  Ankunft  der  Spanier  regiert  haben  soll  und 
dass  über  dessen  Nachfolger  geradezu  unentwirrbare  Angaben  vorliegen,  so  haben  wir 
einen  ungefähren  Massstab,  welchen  historischen  Werth  wir  der  ganzen  Incageschichte 
vor  Huayna  Capak  beizulegen  berechtigt  sind.' 

Wie  oben  angeführt,  nennt  Garcilasso  den  Incanamen  Pachacutek;^  Acosta,  Baiboa, 
Oliva  u.  A.  dayeffen  Pachacuti. '*  Es  ist  nun  sehr  bemerkenswerth,  Avas  Montesinos  bei 
der  Nennung  des  vierunddreissigsten  Königs  ,Ayay  31anco'  erzählt.  Eine  Versammlung  von 
Gelehrten,  die  dieser  Monarch  nach  Cuzco  einberufen  hatte,  soll  nämlich  u.  A.  bestimmt 
haben,  dass  die  Jahre  in  Gruppen  von  zehn,  hundert  und  tausend  gezählt  werden  sollen. 
Eine  Gruppe  von  tausend  Jahren  hiess  eine  , Sonne'  (Inti),  der  Zeitraum  von  fünfhundert 
Jahren  dagegen  Pachacuti.  Diese  Jahreszählung  soll  bis  zur  Ankunft  der  Spanier  gedauert 
haben.  Jeder  Inca,  der  beim  Ablaufe  einer  , halben  Sonne'  regierte,  erhielt  den  Titel 
, Pachacuti'.  Montesinos  führt  acht  Pachacuti's  an.  Die  ersten  stimmen  aber  nicht  mit  der 
angeführten  Rechnung   übcroin.    Der  neunzigste  König,  imter  dessen  Regierung  das  vierte 


1    1.  c.  fol.   102. 

-   Nach  Garcilasso  1.  c.  fol.  ÜO  ,Coya  Mamii  Kuiit«'. 

3   Nach  Juan  de  Velaaco  war  der  Inca  Urco  der  eigentliclie  Xachfolger  Huiracocha's;  nach  mir  ellftÄgiger  Reg:ieriing  erhanntcn 

al)er   die  Grossen    des    Reiches   dessen   gänzliche    Kegieningsuntahifjkeit,    entsetzten    ihn   daher   seiner  Würde   'iiul    wählten 

seinen  jüngeren  Bruder  Titu  Manco  Capak,  der  den  Namen  Pachacutek  annahm. 
*    Garcilassd  1.  c.  fol.  126  ffilit  eine  geradezu  kindische  Erklärung,   weshalb  Huiracocha's  Nachfolger  diesen  Namen  erhalten  habe. 
'■>    Pachak    heisst  .hundert',  cuti  ,mal',  wobei  ]jichra  ,fünf'  zu  ergänzen  wäre,  als  :  .fünfhundertmal"  i.  e.  ist  das  Jahr  vollendet. 

Man    könnte    nun    leicht    annehmen,    dass  im  gewöhnlichen  lieben  das  .pichca'  ausgelassen   und  es  für  hinreichend  erachtet 

wurde,  den  fiinfliundertjährigcu  C'yclus  blos  Pachakcuti  zu  nennen. 

•J8* 


220  TSCHUDI. 

Jahrtausend  nach  der  Sündfluth  (nach  Montesinos'  Rechnung)  abschloss,  fülirte  den  Namen 
Inti  Tapak  Maytu  Pachacuti  VIII.,  also  den  Namen  der  , ganzen  Sonne'  (Inti)  und  den 
der  ,halben  Sonne'  (Pachacuti). 

Ich  gebe  dem  Namen  Pachacuti  den  Vorzug  vor  dem  etymologisch  sehr  gezwungen 
erklärten  Pachacutek,  werde  aber  den  letzteren  im  Drama  aufnehmen,  da  er  in  allen 
Manuscripten  vorkommt. 

2.  Inca  Tupak  Yupanki. 

Yupanki  ist  die  2.  Pers.  sing,  praes.  vi.  £ut.  indicat,  des  Verbum  yupa  ,tur  etwas 
halten,  werth  sein,  schätzen,  rechnen,  kosten'.^  Nach  Garcilasso's  langathmiger  Erklärung, 
soll  yupanki  heissen:  ,du  wirst  erzählen',  es  heisst  darin  ferner:  ,In  dieser  absoluten 
Verbalform  (en  solo  el  vei'bo  dicho  assi  absolutamente)  schliessen  sie  ein  und  zählen  sie 
auf  (nämlich  die  Peruindianer)  Alles,  was  von  einem  Fi'irsten  Gutes  erzählt  werden  kann, 
als  sollte  es  heissen:  ,du  wirst  seine  grossen  Thaten,  seine  ausgezeichneten  Tugenden, 
seine  Gnaden,  sein  Mitgefühl,  seine  Sanftmuth  etc.  erzählen'.  Es  ist  eine  Phrase  und 
Eleganz  der  Sprache  es  so  auszudrücken'. 

Alle,  welche  über  die  Incas  geschrieben  und  den  Namen  Yupanki  erklärend  an- 
führen, folgen  der  eben  angegebenen  Uebersetzimg  Garcilasso's  als  einer  geradezu  luian- 
tastbaren,  da  sie  vom  Incaschriftsteller  herrührt.  Ich  erlaube  mir  aber  die  IJedeutung 
des  Wortes  anders  aufzufassen.  , Erzählen',  in  dem  Sinne  wie  Garcilasso  hier  yupanki 
übersetzt,  d.  li.  die  Grossthaten  und  vortrefflichen  Eigenschaften  eines  Inca's  erzählen 
und  sie  gewissermassen  der  Nachwelt  überliefern,  heisst  hahuari  v.  (hahuariny  ,icli  erzähle'); 
, erzählen',  mehr  im  Sinne  des  Berichterstatters  benachrichtigen,  anzeigen,  u.  s.  f.  heisst  uilla 
oder  auch  uyarichi  v.  (veröffentlichen,  hören  machen).  Das  Verbum  yupa  in  dem  Namen 
Yupanki  hat  die  von  mir  oben  angeführte  Bedeutung  .werth  sein'  laid  Yupanki  heisst 
,du  bist  werth'  oder  ,du  wirst  werth  sein',  \uv\  als  Ergänzung  etwa  , unser  König  zu  sein' 
oder  dergleichen. 

Die  Unsicherheit,  in  der  wir  uns,  wie  oben  angeführt,  hinsichtlich  des  Inca  Pachacutek 
befinden,  ist  nicht  weniger  gross  in  Bezug  auf  Inca  Yupanki  und  seinen  Nachfolger 
Tupak  Inca  Yupanki.  Nach  jneiner  Ansicht  war  Pachacutek  (rect.  Pachacuti)  nur  ein 
Beiname  des  Inca  Yupanki,  des  Sohnes  Huiracocha's ;  der  ßaum  erlaubt  mir  leider  nicht 
sie  weiter  zu  begründen.  Ich  will  blos  darauf  aufmerksam  machen,  dass  im  Ollanta- 
drama  (von  Garcilasso  abweichend)  nicht  Inca  Yupanki  sondern  Inca  Tupak  Yupanki 
als  Sohn  und  Nachfolger  des  Inca  Pachacutek  genannt  ist." 

'  Z.  B.  payta  allimaumi  .yupanld  ,du  liältst  ihn  für  gut'.,  (Uipakman  yujtayki  ,ieh  halte  dich  für  reich',  t-amta  auchamaumi 
yupayki  ,icli  schätze  dich  aelir',  anclia  yupanmi  ,er  crzälilt  viel',  iscay  Iniarcup  yupanmi  ,es  ist  zwei  Tlialer  wertli'  oder 
, kostet  zwei  Thaler',  haydap  yupanmi?  ,wie  viel  kostet  es'? 

2  Vergl.  V.  1066 — 107],  in  denen  ausdrücklich  gesagt  wird  Tupak  Yupanki,  der  jüngste  Sohn  von  Pachacutek  wurde  zum 
Inca  erwählt.  Markham  hat  in  seinem  Texte  Capak  Yupanki.  Nach  Garcilasso  war  aber  Capak  Yupanki  Bruder  des  Inca 
Pachacutek  und  Oheim  des  Inca  Yupanki. 

Nach  dem  P.  Blas  de  Valera  hätte  der  Inca  Tupak  Yupanki  dem  Glauben  au  die  Gottheit  der  Sonne  einen  gewal- 
tigen Stoss  gegeben.  Er  äusserte  nämlich :  , Viele  sagen,  dass  die  Sonne  lebe  und  der  Urheber  aller  Dinge .  sei,  man  muss 
aber  annehmen,  dass  der  , Macher'  (hazedori  einer  Sache  auch  bei  deren  Entstehung  zugegen  sei;  nun  aber  entstehen  viele 
Dinge,  ohne  dass  die  Sonne  dabei  zugegen  wäre,  folglich  kann  sie  nicht  Urheber  aller  Dinge  sein,  und  dass  sie  nicht  lebe 
ist  daraus  zu  schliessen,  weil  sie  immer  umlauft  und  doch  nicht  ermüdet,  wäre  sie  ein  lebendes  Wesen,  so  müsste  sie  ebenso 
ermüden  wie  wir,  oder  wenn  sie  frei  wäre,  so  könnte  sie  auch  Himmelsgegenden  besuchen,  wo  sie  nie  hinkommt.  Sie  ist 
wie  ein  angelnindenes  Thier,  das  immer  den  nämlichen  Kreis  beschreibt,  oder  wie  ein  Pfeil  der  dahin  geht,  wohin  man  ihm  die 
Richtung  gibt,  nicht  wohin  er  will.'  Dieser  prächtigen  Incalogik  ist  noch  beizufügen,  dass  Tupak  Yupanki  der  wärmste  Ver- 
theidiger  des  Grundsatzes  eines  seiner  Vorgänger  ,Sinchi  Roca' war,  der  dahin  lautete:  ,Das  Volk  nuiss  dumm  bleiben'  (vergl. 
Gareilasso  1.  c.  fol.  20li).    Ein  Grundsatz,  der  allerdings  auch  auf  der  östlichen  Hemisphäre  noch  sehr  warme  Anhänger  hat. 


Das  Ollantadkama.  '  221 

Nach  Garcilasso's  Schreibweise  heisst  der  Beiname  des  Inca's  ,Thupac'  und  wäre  part. 
praes.  von  tupa  v.  .schaben,  glätten,  poliren  gUtnzen',  also  ,der  Grlänzende'.  Andere  Chro- 
nisten schreiben  ziemlich  übereinstimmend  topa  vi.  tupa  Inca.  Tupa  bezeichnet  etwas 
Königliclies,  was  dem  Inca  zukommt,  auch  das  Beste,  Vornehmste  einer  Art,  z.  B.  tupa  nan 
,die  Königsstrasse'  (camino  real  , Kaiserstrasse,  Heerstrasse').  Da  nun  tupa  vi.  topa  ein  Prä- 
dicat  ist,  welches  allen  Incas  und  deren  Söhnen  und  Verwandten  selbstverständlich  zu- 
kommt, thupak  (tupak)  sicli  dagegen  auf  hervorragende  Eigenschaften  eines  Einzelnen 
bezieht,  so  gebe  ich  dieser  Leseart  um  so  mehr  den  Vorzug,  als  sie  auch  in  meinen 
beiden  Texten  vorkommt. 

3.  Uillak  Umu,  der  Oberpriester.  In  meinem  Texte  heisst  der  Oberpriester  Iluillca 
Uma.  Im  Kechua  bedeutet  huillca  ein  , Götzenbild'  (i.  (j[.  huaca  partim.),  uillca  vi.  uillcay 
,der  Enkel';  uma  ,der  Kopf,  die  Bergspitze',  auch  ,das  Oberste',  ähnlich  wie  im  Deutschen 
,das  Haupt'.  Huillca  Uma  könnte  also  als  , oberster  vornehmster  Enkel'  übersetzt  werden.' 
Einer  solchen  Annahme  widerspricht  aber  ganz  bestimmt  eine  Angabe  von  Garcilasso,^ 
die  ausdrücklich  besagt,  ,die  Spanier  haben  den  Oberpriester  ,Vuilaoma'  genannt,  es 
müsse  aber  ,Uillac  Umu'  heissen,  da  dei-  Name  aus  dem  part.  praes.  des  Verb,  uilla  ,reden, 
sprechen'  und  dem  Subst.  umu  .Wahrsager'  zusammengesetzt  sei'.  Uillak  Umu  wäre  also 
der  , sprechende  Augur'  oder   Priester. 

Barranca  erklärt'  luiillca  , Enkel'   (nieto)  , Generation'  und  uma  ,Kopf'.* 

Da  Markham  in  seinem  Texte  Huillac  Umu  schreibt,  so  düi-fte  dieser  Nuiuf  im 
Valdez'schen  Manuscripte  ebenso  lauten. 

Das  bolivianische  Manusci'ipt  hat  wie  ]neln  Text  Huillca  uma;  Nodal  aber  Huillac 
homa^  ,das  sprechende  Haupt',  eine  Combination,  die  am  wenigsten  annehmbar  ist. 

Da  das,  in  diesem  Punkte  unverdächtige  Zeugniss  von  Garcilasso  de  la  Vega  füi- 
die  Bezeichnung  Uillak  Umu  spricht,  so  nehme  icli  keinen  Anstand  diesen  Namen  aucli 
im   Drama   zu  gebrauchen. 

4.  Ollanta.     Feldherr  und  Statthalter  dei-  Provinz  Antisuyu.  (Sielu'  pag.   185). 

5.  Rumiiiahui.     Feldherr  imd  Statthalter  der  Provinz  Hanansuyu. 
Rumi  ,der  Stein',  ilahui  ,das  Auge',  also  ,Steinauge'. 

Diese  Bezeichnung  habe  ich  bei  den  Indianern  in  Mittel-Peru  nicht  selten  für  Augen 
mit  Hornhauttrübungen  in  Folge  von  Kei'atitis  gefunden.  Sind  die  Honduuitflecke  mchi- 
weiss,  so  wird  das  so  getrübte  Auge  auch  kespiilahui  ,Krystall-  (Quarz)  Auge'  genannt. 
Die  Andenbewohner  sind  wegen  der  Reverberation  der  Sonne  auf  dem  Schnee,  in  der 
sehr  verdünnten  Luft,  den  Hornhautentzündungen  der  Augen  sehr  ausgesetzt.  Die  Folge- 
krankheiten dieser  Entzündungen  sind  sehr  langwierig  und  oft  unheilbar.  Vielleicht  hat 
der  Feldherr  Rumiüahui   wegen  eines  solchen   Leidens  seinen  Namen   erhalten. 


'  Die  Bedeutung  .Götzenbild'  kann  bei  dieser  Uebersetzunjr  nur  in  Uetr.icbt  kommen,  wenn  man  zu  der  Erklärung  greifen 
wollte,  dass  der  Oberpriester  als  Haupt,  Herr  aller  Idole  (verkörperter  Gottlieiten),  gewisserniassen  als  ihr  Orfran  zu 
betrachten  sei.  —  Huillca  ist  der  Name  einer  Frucht  mit  drastischen  Eigenschaften. 

2   1.  c,  fol.  77. 

■■'   1.  e.,  pag.  56. 

'  L'nbegreiflicherweise  sagt  Markham  1.  c,  pap:.  1"J4:  .Harrauoa  gives  a  derivatifu  from  Huillca  .grand  father'  (sie!)  and 
uma  ,head'.     Als  ob  Griissvatcr  und  Enkel  das  Nämliche   wäre! 

*  Roma,  nach  der  jetzigen  Aussprache  in  C'uzco. 


222  '  TscHUDi. 

ßuminaliui  hiess  auch  der  Feldherr  des  Inca  Huayna  Capak  und  seines  Sohnes 
Atahuallpa/  eines  seinen  Monarchen  zwar  treu  ergebenen,  sonst  aber  heimtückischen, 
schhxuen,  blutdürstigen,  dabei  aber  sehr  begabten  Mannes,  der  furchtbarste  Gegner  der 
Spanier  bei  ihrer  Eroberung  des  Königreiches  Quito.  Ihm  zum  Andenken  trägt  jetzt 
noch  ein,  wenige  Meilen  von  Quito  gelegener  Schneeberg,  in  dessen  Umgebung  er  sich 
endlich  vom  Capitän  Sebastian  de  Belalcazar  hart  bedrängt  und  überwunden  zurück- 
gezogen hatte,  den  Namen  Ruminahui.' 

Im  Drama  liebt  es  Rumiüahui  Wortspiele  mit  seinem  Namen  zu  machen. 

G.  Orco  Huaranea.     Fj-eund  und  Feldherr  Ollanta's. 

Orco'',  orcu,  urco,  urcu  ,das  Männchen'  bei  den  Thieren,  zuweilen  auch  in  weiterer 
Bedeutung  das  männliche  Geschlecht  überhaupt,  also  auch  der  ,Mann'.  Huaranea  ,tausend' 
also  Orco  Huaranea  ,tausend  Männer';  ein  Name,  der  den  Begriff  ,er  gilt  für  tausend 
Männer'  einschliesst.  Piki  Chaki  hat  diesen  Namen  auch  zu  einem  seiner  Wortspiele 
benützt,  indem  er  zu  Ollanta  sagt:  , tausend  Mann  (orco  huaranea)  haben  dich  gesucht' 
(v.  576,  577  und  v.   585,  58G). 

Nodal  nennt  diesen  Feldherrn  ganz  unrichtig  Horkco  Huaraca  ,die  männliche  Schleu- 
der', indem  er  in  seiner  schwülstigen  Manier  den  Namen,  1.  c,  pag.  420,  folgendermassen 
erklärt:  , Dieser  Name  repräsentirt  einen  Ehrentitel,  welcher  durch  Antonomasie  das  \  er- 
dienst  erhöhte  und  die  Eigenliebe  des  damit  beehrten  (agraciado)  belohnte'.  (!) 

7.  Hanco  Huaylluy  Auki.  Ein  Greis,  Freund  des  Ollanta;  er  versieht  bei  ihm  die 
Stelle  eines  obersten  Priesters. 

Hanco,  hancu  vi.  anco  ,zähe,  widerstandsfähig,  hart'.  Huaylluy  ,die  zärtliche  Liebe'. 
Auki,  eigentlich  Beiname  der  Söhne  der  Incas  und  aller  Verwandten  der  männlichen 
Linie  bis  zur  Zeit  ihrer  Verheiratung,  dann  auch  Prädicat  der  Grossen  des  Reiches. 
Hanco  Huayllu  also  ,der,  der  fest  in  seiner  Liebe  ist'. 

In  meinem  3Ianuscripte  lautete  der  Name  Hanco  allin  Auqui,  er  stimmt  aber  nicht 
mit  dem  Texte  der  Verse  784,  1425,  1475  überein,  aus  denen  hervorgeht,  dass  der  Name 
Hanöo  Huaylluy  heissen  muss. 

Markham's  Text  hat  Hanco  Huayllu  und  Nodal's  Auca  Huaylloy/ 

8.  Piki  Chaki.     Diener  Ollanta's. 

Piki  ,der  Floli',  chaki  ,der  Fuss',  also  der  Flohfuss. 

Barranca  hält  ,Flohfuss'  identisch  mit  ,leichtfüssig'  und  citirt  zu  dieser  Uebersetzung 
Homer's  Ilias,  lib.  I.,  v.  58.  Nodal  findet  in  seiner  gewohnten  überschwenglichen  Weise 
in  , Flohfuss'  eine  , Allegorie',  womit  die  Schnelligkeit  bezeichnet  werden  soll,  womit  ein 
guter  Diener  die  Befehle  und  Gebote  seines  Herrn  ausführt. 

Diese  Auffassung  des  Namens  Piki  Chaki's  ist  grundfalsch  und  Barranca's  Citat 
daher  auch  nicht  zutreffend. 


'  Garcilassu  de  la  Vega  sag-t  ausdriicklicli  von  diesem  Feldherrn  ,Ruminahui,  welches  ,Steiuauge'  heisst,  weil  er  eine  Wolke 
(berruco  de  niive)  im  Aiig-e  hatte'. 

2  Absonderlich  ist  die  Erklärung,  die  der  Advocat  Nodal,  1.  e.,  pag.  420,  von  dem  Namen  Ruminahui  gibt;  er  sagt  näm- 
lich: jRumiiiahui  , Steinauge',  um  die  vorzügliche  Wachsamkeit,  welche  Jemand  in  der  Erfüllung  seiner  Pflichten  hat,  zu 
bezeichnen;  denn  die  Fühllosigkeit  gegen  atmospliärische  Einflüsse,  welche  mau  dem  Steine  zusehreibt,  ähnelt  dem  Auge, 
welches  untnhlbar  gegen  den  Schlaf,  wach  und  bereit  um  zu  sehen  was  ringsherum  vorgelit,  um  sich  keine  Nachlässigkeit 
zu  Schulden  kommen  zu  lassen'.  (! !) 

3  Orco  vi.  orcu  ,der  Hügel'.    In  meinem  Lexicou  irrig  orco  für  ,Männcheu'  und  ordo  für  , Hügel',  angegeben.  ' 

*  Nodal  gibt  dabei  folgende  Definition;  ,Auca  ,der  Adler',  huaylluy  ,die  Liebe'  (amor  de  predileccion)  um  zu  vei'stehen  zu 
geben,  dass  sein  Herz  und  seine  Neigungen,  wie  der  Adler  im  Himmel,  conceutrirt  seien',  (sie!) 


Das  Oi.lantadkama.  .  223 

Piki  heisst  allerdings  der  ,Floli',  aber  nielit  der  gewöhnliche  Floh  [puhx  irritans), 
für  den  die  Indianer  den  spanischen  Namen  ,pulga'  angenommen  haben,  sondern  der 
, Sandfloh'  (Pulex  [Sarcopsilla]  penetrans).^  Dieses,  in  allen  amerikanischen  Tropenländern 
vorkommende  Insect,  ist  daselbst  ein  gefährlicher  J"'eind  des  Menschen  und  der  meisten 
Hausthiere.  Er  lebt  gewöhnlich  im  Sande,  vorzüglich  gerne  in  Einfi-iedungen  (Corales)  für 
Hausthiere,  in  der  Nähe  menschlicher  Wohnungen.  Das  Männchen  belästigt  nur  durch 
seinen  Stich,  das  begattete  Weibchen  hingegen,  bohrt  sich  unter  die  Haut,  mit  Vorliebe 
unter  die  der  Nägel  der  Fusszehen,  schwillt  dort  durch  die  Entwickelung  der  Eier  bis  zu 
Erbsengrösse  an,  und  entleert  sie,  sobald  sie  reif  sind,  durch  die  Bohrölfnung.  Wenn  nicht 
rechtzeitig  das  Insect  entfernt  wird,  so  bilden  sich  durch  den  Reiz  auf  das  umliegende 
Zellgewebe  intensive  Entzündungen  und  Eiterungen.  Nisten  sich,  wie  dieses  zuweilen 
der  Fall  ist,  mehrere  solche  Sandfloh-Weibchen  in  die  Füsse  einer  Person  ein  und  wird 
deren  Entfernung  vernachlässigt,  so  entstehen  besonders  bei  Unreinlichkeit  und  Indolenz 
häufig  phegedaenische  Geschwüre,  die  zu  Disformitäten  der  Füsse  durch  Verlust  der 
Zehen  führen. 

Pild  Chaki  ist  keineswegs  der  ,leichtfüssige  Diener',  sondern  ein  zwar  treuer  imd 
seinem  Herrn  unbedingt  ergebener,  schwerfälliger,  langsamer  Mensch,  mit  einem  dummen, 
immer  lachenden  Gesichte  (vergl.  v.  6G5 — GG8).  Er  ist  die  komische  Person  im  Drama, 
liebt  die  Wortspiele,  macht  sich  über  seinen  Herrn  und  Andere  lustig  (vergl.  sein  Ge- 
spräch mit  Ruminahui  in  der  zweiten  Abtheilung)  und  ist  stets  mit  irgend  einer  nase- 
weisen, zuweilen  recht  respectwidrigen  Bemerkung  bereit.  Piki  Chaki  musste  in  dem 
sonst  ernsten  Drama  bei  der  Aufführung  das  Publikmn  erheitern,  zum  Lachen  reizen, 
und  dies  wollte  der  Dichter  schon  durch  dessen  Erscheinung  bezwecken.  Ollanta's  Diener 
wurde  bei  den  öÖ'entlichen  Darstellungen  des  Dramas  ohne  Zweifel  von  einem  Komiker 
gegeben,  der  immitirte  Klumpfüsse  hatte  und  ein  möglichst  dummpfiffiges  Gesicht 
machte. 

Im  Drama  beklagt  sich  Piki  Chaki  (v.  1471 — 1473)  über  die  Sandfiöhe  in  den  Yungas 
und    sagt,    dass    man    die    von    ihnen  verursachten  Geschwüre  mit  heissem  Wasser  heile. 

9.,  Coya  Anahuarke.^  Weib  und  Schwester  des  Inca  Pachacutek,  Mutter  der  Cusi 
Coyllur. 

Coya  ,Frau'  aus  königlichem  Geblüte,  gewöhnlich  aber  der  Beiname  der  Frau  des 
regierenden  Inca's.*  Anahuarke  dunkle  Etymologie.  Garcilasso  führt  diesen  Namen 
fol.   162  als  den  der  legitimen  Frau   Pachacutek's  an. 

10.  Palla  Cusi  Coyllur.  Tochter  des  Inca  Pachacutek,  Geliebte  und  \\'eib  Ollanta's. 

Palla  ,eino  unverheiratete  königliche  Prinzessin',  Cusi  ,Freude,  Glück,  Zufriedenheit', 
Coyllur  ,der  Stern.'*  Der  Name  gibt  im  Drama  vielfach  Anlass  zu  Wortspielen.  Nodal 
gebraucht  die  Schreibart  Kcuyllor. 

* 

'   Dass  der  gewöhnliche  Floh  vor  der  Ankunft  der  Spanier    in  Peru  heimiscli   war,    ist  durchaus  niclit  erwiesen.     Kin  genaues 

Studium   der  nllniäligen  genirraphisehen  Verbreitung  der  nienschliehen  Parasiten  wird  wahrsclieinlicli   nuch  manchen  wichtigen 

AufschUiss  über  die  Vnlkernugratii>nen  geben. 
2    Oliva  schreibt  Anavernui  n\u\  Anabarque. 
'    Nodal   liiilt  mit  Unrecht  Coya  indentisch  mit  C'uva  und  übersetzt    durch  .predilecta'.     Es  spanisiit  die  Bezeichnung  der  Frau 

des  Incas  in  Incatriz  mach  dem  Beispiel  emperor,    emperatrizi,    er   hätte    sie  nach  einem  anderen  spani'clien  Beispiele  ^reJ■, 

reynaj  ebensogut  Incana  nennen  können. 
*   Vergl.  Note  pag.  199  (Cori  Coyllur;. 


224  TSCHDDI. 

11.  Ima  Sumak.  Tochter  Ollanta's  und  der  Cu§i  Coyllur,  ein  eilt-  bis  zwölfjähriges 
Mädchen. 

Ima  ,"vvie',  Sumak  , schön'. 

12.  Pitu  Salla.  Eine  der  auserwählten  Jungfrauen,  zur  Beaufsichtigung  und  Erziehung 
der  Ima  Sumak,  bestimmt  und  beauftragt  der  Cusi  Coyllur  täglich  ihre  Nahrung  zu 
bringen. 

Pitu  , gleich',  ähnlich  beim  Vergleich  von  zwei  Gegenständen  oder  Personen,  ,Gefährte, 
Paar'.  Salla  ,die  Liebe'  im  Allgemeinen.'  Pitu  Salla  kann  also  durch  , Liebesgefährtin' 
wiedergegeben  Averden. 

Markham  übersetzt  1.  c.  pag.  123  salla  dm-ch  ,rocky  ground',  er  verwechselt  aber 
salla  mit  sallca,  was  allerdings  ,wüste,  gebirgige  Gegend'  bezeichnet. 

Nodal    hat   ebenso    grundlos   als  willkürlich  Pitu  Salla  in  Pitu  Siclla    umgeändert.^ 

13.  Mama  Kaca.  Eine  Matrone  im  Hause  der  auserwählten  Jungfrauen  (Aclla  huasi), 
die  ein  äusserst  strenges  Regiment  führt. 

Mama  ,Mutter',  kaca  , Felsen',  also  Mama  Kaca  ,die  felsenharte  Mutter,  oder  ,Matrone'. 

Nodal  gibt  auch  bei  diesem  Namen  eine  höchst  wunderliche  Erklärung,  nämlich: 
Mama  ,Mutter',  kcaca  , Schwiegervater,"  in  unserem  Falle  kommt  (debe  atribuirse),  diese 
Bezeichnung  der  Mutter  des  Inca  Pachacutek,  welcher  als  Schwiegervater  des  Protagonisten 
Ollanta  figurirt,  zu. 

Was  hat  denn  die  Mutter  des  Pachacutek  mit  der  hier  in  Frage  stehenden  Person 
zu  schaffen?  Pachacutek  starb  ,nach  Garcilasso'  als  bejahrter  Greis  und  seine  Mutter  soll 
noch  zehn  Jahre  nach  seinem  Tode  Henkersdienste  an  ihrer  unglücklichen  Enkelin  vei- 
richtet  liaben?!  Es  handelt  sich  hier  ja  nui-  um  eine  Matrone  im  Aclla  huasi,  um  eine 
Aufseherin  der  auserwählten  Jungfrauen. 

Wenn  Nodal  den  Geist  der  Dichtung  erfasst  imd  begriffen  hätte,  so  wäre  es  ihm 
vielleicht  nicht  entgangen,  dass  der  Verfasser  des  Dramas  die  Namen  der  handelnden 
Personen,  bei  denen  er  fi-eie  AVahl  hatte,  mit  feinem  Tacte  und  wohl  überlegt,  in  inniger 
Beziehung  zu  der  Stellung,  die  sie  im  Drama  einnehmen,  wählte;  z.  B.  Orco  Huaranca 
(der  dem  Ollanta  durch  seine  Feldherrntalente  für  ,tausend  Männer'  galt),  Hanöa 
Huayluy  (der  mit  treuer  Freundschaft  an  Ollanta  hing),  Piki  Chaki,  Cusi  Coyllur,  Ima 
Sumak,  Pitu  Salla  (welche  die  ihr  anvertraute  Ima  Sumak  zärtlich  liebte  und  von  ihi' 
wieder  geliebt  wurde,  also  , gegenseitige  Frauenliebe'),  Älama  Kaca  für  eine  Matrone  von 
fühllosem,  felsenhartem  Herzen  (Inca  Tupak  Yupanki  nennt  sie  auch  in  seinem  Zornes- 
ausbruch [v.  1729]  chay  rumi  ,jener  Stein'),  so  würde  er  nicht  die  ursprünglichen  Namen 
willkürlich    abgeändert    imd    bald   ganz   unberechtigte,    bald   sogar  sinnlose  Definitionen 


'  Die  Kechuasprache  besitzt  mehrere  Bezeiclinungeu  für  das  Wort  , Liebe':  ,huaylluy'  Liebe  mit  dem  Nebenbegriffe  der  Innig- 
keit, Herzlichkeit,  Zärtlichkeit  —  ,iuyay'  mit  dem  Nebenbegriffe  des  Wohlwollens,  des  Mitgefühls ,  Mitleidens  —  ,munay' 
mit  dem  Nebenbegriff'e  des  WoUens,  Mögens  —  ,mayhuay'  mit  dem  Nebenbegriffe  des  Liebkosens,  der  thätliclien  Schmei- 
chelei —  , salla'  Liebe,  speciell  die  Liebe  des  Weibes  mit  dem  Nebenbegriff'e  der  Hingebung,  ferner  sinnliche,  unerlaubte, 
unzüchtige  Liebe. 

2  Nodal  gibt  dazu  folgende  unliegreif liehe  Erklärung:  ,Pitu  ,Paar,  Gefährte',  Siclla  ,Hyacinthe'.  Pitu  Siclla  ist  dalier  gleich- 
liedeutend  (equivale)  mit  ,Gefährtin  der  Hyacinthe',  um  der  so  bezeichneten  Peraon  die  Tugenden  und  Eigenschaften  zuzu- 
schreiben, welche  die  allegorische  Sprache  dieser  Blume  und  dem  ebenso  genannten  Edelsteine  gibt.'  Da  nun  die  Siclla 
nichts  weniger  als  eine  Hyacinthe  ist,  welcli'  letztere  erst  aus  Europa  nach  Peru  gebracht  wurde,  so  hat  die  schöne  Er- 
klärung Nodal's  weder  Sinn  noch  Werth. 

2  Kcaca  lieisst  auch  der  Mutter  Bruder  (Oheim),  ferner  der  Bruder  der  Frau  (Schwager). 


Das  Ollantadrama.  225 

gegeben  haben,  die  Aveit  mehr  eine  Sucht  nach  bombastischen  Phrasen,  als  das  Bestreben, 
spraclilich  und  sachlich  richtige  Erklärungen  zu  geben,  verrathen.  Diese  Namenänderungen 
und  Definitionen  machen  eben  nur  einen  Theil  des  unverantwortlichen  Attentäters  aus, 
das  Nodal  an  dem  alten  Ollantadrama  begangen  hat. 

Ausser  ilen  angeführten  Personen  treten  im  Drama  noch  Boten  (Chaqui's),  Diener, 
Gefolge  und  Volk  auf. 

Ich  will  zum  Schlüsse  nun  noch  mit  wenigen  Worten  die  handelnden  Personen,  wie 
sie  sich  im  Drama  geben,  charakterisiren. 

Inca  Pachacutek.  Die  Verkörperung  dci-  dynastisclien  Grundsätze  der  Incas;  dabei 
leidenschaftlich,  hochfahrend,  rachsüchtig,  der  echte  Tyrann,  der  ciiu-ii  Feliltritt  seiner 
geliebten  Tochter  mit  lebenslänglicher,   grausamer  Kerkerhaft  bestraft. 

Inca  Tupak  Yupanki.  Das  Gegentheil  seines  hartlierzigen  Vaters,  ein  kriegeri- 
scher Fürst,  von  hochherzigen  Gefühlen   und   edlen  Gesinnungen. 

Uillak  Umu,  ein  echter  Priester,  liebevoll,  rathend  und  helfend,  versöhnend,  immer 
Achtung  gebietend. 

O Hanta,  ein  tapferer,  selbstbewusster  Krieger,  im  Uebrigen  aber  ohne  hervorragende 
männliche  Charakterzüge,  gross  weder  im  Glück,  noch  im  Unglück,  als  Hauptperson 
(Held  kann  man  eigentlich  nicht  sagen)   eines  Dramas  unbefriedigend. 

Ilumiuahui,  ein  tüchtiger  Feldiierr,  der  mit  persönlichem  Muthe  echte  Indianer- 
schlauheit verbindet  imd  keine  Mittel  scheut,  um  seine  Zwecke  zu  erreichen. 

Orco  Huaranea,  ein  kluger  Feldherr  und  treuer  Freund  seines  Freundes. 

Haneo  Huaylluy,  ein  scliwaclicv  Greis,  der  wie  Oreo  Huararu'a  aus  Freundschaft 
zum  Rebellen  wird. 

Piki  Chaki,  treuer  und  ei-gebener  Dienei-,  gescheidter  als  er  sicli  den  Anschein  gibt; 
immer  heiter  und  zu  Scherzen  und  zu  Wortspielen  aufgelegt. 

Coya  Anahuarke   spielt  als  Mutter  und  Königin   eine   ganz   untergeordnete  Rolle. 

Cusi  Öoyllur,  eine  din-cli  ihre  heimlicJie  Liebe  friüi  geknickte  Blume;  hingebend, 
traurig  und  energielos;  nach  iler  furchtliar  harten  Strafe  ist  sie  nacli  erlangter  Befreiung 
körperlich  und  geistig  gebrochen. 

Ima  Sumak,  ein  reizendes  Kind,  dessen  Unschuld,  Liebe  und  Energie  <lii'  vollste 
Sympathie  erweckt.    Im   Drama  sehr  g\it  gezeichnet. 

Pitu   Salla,   ein  gutes  Mädchen,   treu,  mitftUilend    und   hingebend. 

Mama  Kaea.  Strenge  Vollzieherin  eines  furchtbai-  harten  Urthells.  weil  sie  selbst 
Befriediffuno-  in   dieser  Härte  findet. 


Denkschriften  der  phil.-hist.  CI.  XXIV.    Bd. 


226 


TsCHÜDI. 


OLLANTA. 


PERSONEK 

luca  Pachacutek,  der  alte  König-, 
laca  Tupak  Yupanki,  dessen  Sohn. 
Uillak  Uinu,  Oberpriester. 
OUanta,  Feldherr,  Statthalter  von  Antisuyu. 
Runiinahui,  Feldherr,  Statthalter  von  Hanansuyu. 
Oröo  Huaranca,  Feldherr,  Freund  Ollanta's. 
Hanco  Huaylluy  Auki,  ein  alter  Edler,  Freund  Ollanta's. 
Piki  Chaki,  Ollanta's  Diener. 
Goya  Anahuarke,  Gattin  des  luca  Pachacutek. 

Ouäi  Coyllur,  Tochter  der  Vorig-eu  und  dos  Inca  Pachacutek,  Geliebte  und  Weib  Ollanta's. 
Ima  Sumak,  Tochter  der  Cuii  Coyllm-. 
Pitu  Salla,  eine  der  , Auserwählten  Jungfrauen'. 
Mama  Kaca,  Matrone  im  Hause  der  auserwählteu  Jungfrauen. 
Boten,  Diener,  Gefolge,  Volk. 
Ort  der  Handlung,  theils  die  Hauptstadt  Cuzco,  theils  das  Feldlager  Ollantatambo. 


ERSTE  ABTHEILUNG. 

ERSTER  AUFTRITT. 

(Beim    Sonnentenii>el    in    Cuzco). 

OUanta   in   goldgesticktem  Mantel   mit    einer  Keule   auf  der  Schulter  tritt,   von  Piki   Chaki   gefolgt,    auf. 


1   Piki   Chaki  ricunkichu 
Cuäi  Coyllurta  huasinpiV 

Anui  Inti  niunachunchu 
Chayman  chiuaöunaytada ! 
5  Manam  camca  mauchankichu 
Incap  ususin  cascantada? 


OUanta. 

Piki  Chaki  hast  du  gesehen 
Cuäi  Coyllur  in  ihrem  Hause? 

Piki  Chaki. 

Nicht  wolle  es  der  Sonnengott, 
Dass  ich  mich  dorthin  begebe! 
Fürchtest  du  dich  denn  nicht. 
Da  sie  des  Inca's  Tochter  ist"? 


V.  1.  ricunkichu.  Wie  in  den  meisten  indianischen 
Sprachen,  wird  auch  in  das  Kechua  der  Präsens  statt  des  Prä- 
teritums gebraucht,  Avenn  von  Handlungen  gesjiroclien  wird,  die 
in  einer  unbestimmten  Vergangenheit  stattfanden.  Es  ist  über- 
haupt bei  allen  diesen  Sprachen  der  Gebrauch  der  Tempora  ein 
ziemlich  willkürlicher  und  nicht  an  feste  Regeln  gebunden,  wie 
bei  den  ausgebildeten  Schrifts])rachen. 

V.  3.  Inti  ,die  Sonne',  das  von  den  alten  Peruanern  als 
Gottheit  verehrte  Gestiin;  auch  Sonnengott. 


V.  4.  chura  von  ,hinlegen,  hinstellen,  aufbewahren',  auch 
,3chaflFen'.  Der  Inf.  rei  fut.,  der  sich  hier  auf  das  Verbum  muna 
bezieht,  steht  als  Object  im  Accus,  (vergl.  meine  Kechu.agramm. 
§.  "219)  churacunaytaca  ist  hier  gleich  rinaytaca. 

V.  5.  In  meinem  Mscr.  war,  mit  wenijjen  Ausnalimeu,  stets 
ccan  statt  ccam   (6am)  geschi'ieben. 

V.  6.  Statt  der  gewöhnlichen  Genitivform  p  bei  Vocalaus- 
laut  des  Nomen.i  und  pa  beim  consonantischen,  ist  in  meinem 
Msrc.   (und  wie   es    scheint   auch   in   dem  von  Markham)    in  der 


Das  Ollantadrama. 


227 


Chaypas  cachun!  munacusak 
Chay  llullucusca  urpeyta; 
Nam  aparcau  sondollayta! 
10  Pallallayta  niascaöusak. 


Supaycha  raycuseasunki ! 
Icha  (};a)n6a  muspankipas 
Hinantiiipi  huanna  sipas, 
Ancliatak  ruduyaöxmki ! 
15  Ichas  puuchaupi  yachanca 
luca  yiiyaycuscaykieta, 
Corochinoa  cuncaykicta 
Camtak  canki  avclia  cauca. 


Ollanta. 

Mag-  sie  es  aucli  sein !  Ich  werde  lieben 
Diese  meine  vielgeliebte  Taube; 
Sie  hat  schon  mein  Herz  davongetragen! 
Icli  werde  meine  vielgeliebte  Fürstin  suchen. 

Piki  Chaki. 

Der   Dämon   hat  dich   woid   verwirrt! 

Vielleicht  triluinst  du  aucli 

Von  allen  jungen  Mädclien! 

Du  wirst  auch   schon  recht  kindisch! 

Vielleiclit  eines  Tages  wird   kennen 

Der  Inca  deine  geheimsten  Gedanken, 

Er  wird   dir  deinen  Hals  abschneiden  lassen 

Und   du  wirst  gebratenes  Fleisch. 


Ollanta. 


Ama  luna  liarcahuaychu ! 
20   Caypitak  sipircuykiman ! 
Ama  rima})ayahuaychu, 
Makeypitak  llikeykiman! 


Mensch,   halte  mich  niclit  auf! 

Icli  möchte  auf  der  iStelle  dich  erdrosseln! 

Schwatze  mir  nicht  so  viel  vor, 

Ich  möchte  mit  meinen   Händen   dich  zerreissen ! 


Piki  Chaki. 


Pm-ey,  ari,  aysarcumuy 
Allco  huanusca  hiuacta! 
25  Ichaca  ama  nocacta: 

Purey,  Piki,  mascarcumuy 


Kegel  die  gleichberechtigte  Form  in  c  und  ca  gebraucht;  ■/,.  H. 
Incac  für  Incap.,  gegenwärtig  wird  sie  selten  gebraucht. 

V.  8.  urpi  ,die Turteltaube',  überhaupt  eine  der  zum Subgen. 
Chaemepelia  Swains.  gehörigen  Taubcnarteu  (Col.  passerina  L., 
Col.  ervtlirothorax  Tsch.,  Col.  gracilis  T.scli.).  Ausser  urpi  kom- 
men als  Lielikosungsworte  noch  die  Taubonnanien  cnllcn  und 
kito  vor. 

Ueber  die  Partikel    IIa   mit  Subst.  vergl.  Gramm.  §.   157. 

V.  9.  sonco  ist  vieibcdeutend;  niater.  Bedeutungen  diese» 
Worte.«  sind:  ,Herz,  Jlagen,  Eingeweide,  Baummark';  metaphys. 
dagegen:  ,Herz,  Wille,  Urtlieil,  Verstiindniss,  Gedäclitniss'. 

V.  10.  palla,  Indianerin  von  edler  Geburt,  aus  fürstlichem 
Stamme. 

V.  11.  Ueber  die  Cunjug.  aus  dem  Präterit  vergl.  Gramm, 
g.  '.Hl.  Diese  Conjugatiousform  wird  vorzüglich  beim  Erzählen 
von  Hegebenheiten,  die  nur  dem  Vortragenden,  nicht  aber  den 
Zuhörern  bekannt  sind,  zur  Richtigstellung  zweifelliafter  Tliat- 
sachen  und  auch  bei  den  Redensarten  ,er  heisst,  man  sagt'  (die 
aucli    durch    das  Suffixum    s,    si  ausgedrückt  werden)  gebraucht. 

V.  Iri.  hinantin  ..'ille  zusammen',  auch  .ganz',  z.B.  Iiinantln 
tanta  ,ein  g,auzes  Brod',  hinantin  pacha  ,die  ganze  Erde',  hnarma 
sipas.  huarm.i  ,Kind'  im  Allgemeinen  (.auch  speciell  , Knabe'); 
sipas  ,ein  junges  Mädclicn'.  Aehnliche  Zusammenstellungen  sind 
besonders  bei  Verwandtschaftsgraden  häufig,  ■/..  B.  i-ari  liuahua 
(Sohn,  wenn  die  Mutter  spricht).  Ini.nrmi  huahua  (,die  Tochter'  der 
Mutter)  u.  s.  f. 

V.  14.  In  beiden  Texton  steht  riuTipaciinki;  ich  halte  dieses 
Wort  für  einen  C'opirfehier.  Die  Verbaijiartikc  I  jia  macht  Wieder- 


Geh',  ja,   wirf  micii  liinaus 
Wie  einen  verendeten  Hund ! 
Doch  wirst  du  mir  nicht 
,Geh'  Piki,  geh'  suchen' 

liidungsverba  aus  Vei-ba,  aber  keine  \'erba  aus  Subst.  oder 
Adject.,  hingegen  macht  die  Partikel  ya  A'^erba  inchoativa  aus 
Nomina.  Ich  lese  daher  rucuya^unki  statt  rucupacunki  (von 
rucu  .alt',  rucuya  alt,  ,alterssclnvach',  d.  Ii.  wie  Piki  hier  spöttisch 
meint,  kindisch  werden). 

V.  lii.  Die  Verbalpartikel  ycu  macht  Verba  der  eindring- 
lichen Handlung  (yuyaycu  .mit  ganzer  Seele  denken').  Das  Subst. 
verb.  yuyavÄusca  übersetze  ich  durch  .geheimste  Gedanken'. 

V.  18.  aycha  ,das  Fleisch',  canca  ,der  Braten',  wörtlich 
,iin  Fleischbraten'. 

V.  20.  Die  Verbalpartikel  reu  gibt  den  Verben  den  Bcgritl', 
die  Handlung  sogleich,  plötzlich,  auf  der  Stelle  ausführen  (vergl. 
Gramm.  §.  104,  4),  aber  auch  sie  von  innen  nach  aussen  aus- 
führen. In  meinem  Mscr.  ist  mit  grosser  Con3C<iuenz  die  eupho- 
nistische  Regel  befolgt,  dass,  wenn  einem  in  i  endenden  Worte 
ein  mit  y  beginnendes  Suffixum  verbunden  wird,  das  erste  i  in  e 
umgewandelt  wird;  ■/..  B.  hier  raakeypi  statt  makiypi,  ausge- 
nommen nach  der  euphon.  Partikel   ni. 

V.  22.  Wenn  von  gep.aarten  Tlieilen  des  Körpers  gesprochen 
wird,  so  wird  gewöhnlieh  der  Plural  pura  gebrauciit,  häufig  wird 
aber  auch  jedes  PInralsuffixnm  weggelassen,  makeypi  statt 
makeihuan. 

V.  23.  Statt  ays:ircumuy  wäre  allerdings  besser  aysarcuhuay 
(3.  pers.  Oh.  conjug.  2.  ad   1.  pers.). 

V.  24.  allco  der  in  Peru  vor  der  spanischen  Eroberung 
einheimisch  gewesene  Hund  (Canis  Ingae  Tsch.). 

v.  2*».  inasca  ist  eines  der  wi'nigeii  Verba,  denen  die 
I    Verbalpartikel  mu  die  Bedeutung    gibt,    hingehen    um    die    vom 

2'J* 


228 


TsCHUDI. 


Nihviaukicliu  sapa  Buata 
Sapa  pmiehaii,  sapa  tiita. 


Naiu  üeykifla  Piki  Chaki, 
30  Kikin  luiaüuy  iuliunautin 
Hinautin  oröo,  hiiiautiü 
Sayariiiman  auöa  huaki 
Cliaypachapas  sayaymamni 
Payc'unaliuan  cliuracuspa. 
35  Noöa  causayta  huaijuspa 
Coyllurniypi  miticany. 


iSupay  cliayman  llodsimunmau  ? 


Paytapas  noca  tustuyiiian ! 


Mana  seuöanta  ricuspa 
40  Ciiuan  hinam  rimascanki. 


Befehlen,  jedes  Jahr, 
Jeden  Tag,  jede  Nacht. 

OUanta. 

Ich  sage  dir  nun  Piki  Chaki, 

Wenn  der  Tod  mit  seinei'  Sichel, 

Ein  ganzer  Berg,  alle 

Meine  Feinde  zusammen  sich  erhüben, 

iSo  würde  ich   dennuch  mich  aufrichten 

Um  mich  ihnen  gegenüber  zu  stellen. 

Ich  fliehe  das  Leben, 

Um  bei  meiner  Coyllur  zu  sterben. 

Piki  Chaki. 

Wenn  der  böse  Geist  dort  herkäme? 

Ollanta. 

So  würde  ich  ihn  mit  Füssen  treten. 

Piki  Chaki. 

Da  du  seine  Nase  nicht  siehst 
So  sprichst  du  jetzt  so. 


Ohaypak,  Piki,  uillallahuay 
Ama  imacta  pacaspayki! 
Manachu  Öoyllur  ricuscayki 
Llipik  ticam  ?  yiiillaluiay. 


45  Coyllurllahuan  muspascanki! 
Manam  payta  reösinychu. 
Paycha  carcau,  icha  pichu 
öayna  punchau  ranki  ranki 


Ollanta. 

Nun  denn,  Piki,  sage  mir  nur, 

Dass  du  nichts  verhehlst ! 

Ist  nicht  Coyllur,  die  du  gesehen  hast. 

Eine  glänzende  Blume?  Bejahe  es  mir  nur. 

Piki  Chaki. 

Du  faselst  ja  nur  von  Coyllur ! 
Ich  kenne  sie  nicht. 
Vielleicht  war  sie  es  etwa,  welche 
Gestern  in  früher  Morgenstunde 


Verb,  bezeichnete  Handlung-  au.'ii'.uführei) ,  niascar^-umu  ,liinaus- 
gelien'  um  zu  suchen. 

V.  27.  Bezieht  .sich  (bis  Verbum  ni  , sagen'  auf  einen  Ini- 
[lerativ  (liier  mascaj-cuffiuyj,  nv  liat  es  die  Bedeutung;  ,be- 
fehlen'. 

V.  28.  Bei  Bestimmungen  der  Zeit,  iu  der  etwas  geschieht, 
geschah  oder  gesclieheu  soll,  wird  entweder  das  Suffix  des 
Innessivs  gebraucht,  oder  dasselbe  ganz  weggelassen,  z.  B. 
chaypacha  vi.  chaypachapi,  liier  sapa  huata  vi.  sapa  huatanipi 
(gleich  uiiiayhuala,  Uapa  liuiUa  vi.  liuataucuna. 

V.  30.  Uikin,  reflex.  Pron.,  das  nie  selbstständig  gebraucht 
wird,  hier  ist  es  mit  dem  3.  pron.  posses.  verbunden,  ichuuantin 
Sub.  verb.  ichuna  von  ichu  s.  , Stroh,  Gras'  spec.  ,das  Pnnagras'. 
(Stipa  ichu  Lin.)  verb.  ,Stroh,  Gras  alischneiden',  bezeichnet  das 
Werkzeug  mit  dem  die  Handlung  des  Verb,  ausgeführt  wird 
(vergl.  Gramm,  g.  109)  und  hat  hier  den  Plural  der  Zusammen- 
gehörigheit  ntin  (vergl.  Gramm.  §§.  119,  169),  es  bezieht  sich 
auf  liuaiiuy,  also  ,der  Tod  mit  seinem  Gras-  oder  Strohmesser' 
(Sicheil. 


V.  32.  Die  eigentliche  Bedeutung  von  huaki  ist  ,ein  Paar'; 
ferner  auch  , einige,  mehrere'  umfasst  auch  den  Begriff  , zu- 
sammen'. 

V.  33.  sayaynianmi  1.  Pers.  Sing,  jiraes.  Conditional. 
,ich  würde  mich  aufrichten'. 

V.  37.  Ich  habe  das  chayri  meines  ersten  und  Markham's 
Text  durch  das  oH'enbar  bessere  cliayman  ersetzt. 

V.  42.  Bei  bedingenden  Fragesätzen,  die  durch  das  Geruud. 
sec.  gegeben  werden,  wird  das  zweite  Glied  der  Negation  (chu) 
ausgelassen.  Im  vorliegenden  Falle  handelt  es  sich  aber  nicht 
um  eine  solche  Frage,  sondern  um  eine  jirohibirende  Verneinung. 
Der  Vers  würde  daher  richtiger  ama  imacta  paeahuaychu  oder 
ama  puuiiii  pacahuayclni  lauten, 

v.  43.  Bei  verneinenden  Fr.igen  wird  das  zweite  Glied  der 
Negation  unmittcll-iar  dem  ersten  suffigirt:  manacliu. 

V.  48.  Das  iu  Markham's  und  meinem  Texte  vorkommende 
Wort  ranki,  ist  mir  unbekannt:  vielleicht  könnte  ramea  (vergl. 
krit.  Bemerkungen)  darauf  bezogen  werden.  In  v.  395  kommt 
es  noch  einmal  vor.    Beidemal  übersetzt  es  Barrauca  ,beim  An- 


Das  Ollantadkama. 


229 


Piu-um  taskicima  huöupi 

50  Llocsimurcan  •,  chay  suyrupi 

Intiniaumi  ricchacarcan, 

Killamantak  tueupurcan. 


Paypunim !  Chayca  recsinki 
Ima  sumak,  ima  cuäi. 
55  Cunallanmi  puririnki 
Cunayüiyliuan  cusi  cnsi. 


Inmitten  der  muthwillig'en  Mädchen 
Herauskam;   im  laugen  Oberkleide 
Sah  sie  der  Sonne  g-leich 
Und  veränderte  sich  wie  der  Mond. 

Ollanta. 

Gewiss  sie  ist's!    Sieh'  du  hast  sie  erkannt, 
Die  so  schon,  so  frühlich. 
Du  wirst  sogleich  hingehen 
Mit  froher  Botschaft  von  mir. 


Piki  Chaki. 


Manam  nocaia  reymanchu 
Punchaucia  hatun  hua&inta 
ChaypiSatak  kepintinta 
60  Manani  picta  recseymanchu. 


Aber  ich  mochte  nicht  gehen 
Bei  Tage  nach  ihrem  grossen  Hause 
Dahin  mit  meinem  Auftrage. 
Ich  würde  Niemanden  kennen. 


RedsinySam  fiinkitakmi. 


Chaytaöa  neyllam  üiny 
Tutallantin  coyllur  canchan; 
Hinam  tutantin  reösiny. 


Ollanta. 

Ich  kenne  (sie)  schon,  hast  du  doch  gesagt. 

Piki  Chaki. 

Aber  ich  habe  blos  gesagt. 

Der  Stern  leuchtet  blos  bei  Nacht; 

Ich  kenne  ihn  daher  nur  Nachts. 


Ollanta. 


<)5  Llocsey  caymanta  llayca! 
Chay  Coyllur  munacuscayca 
Intip  cayllanpi  ashuanta 
Canchan,  cliipipin  sapanmanta ! 


bruch  der  Morgendämmerung'  (al  rayar  la  aurora,  al  dcsjiuntar 
d«  la  am-ora).  Ich  folge  Barranca  nnd  übersetze  ,in  tViiluT 
Morpjenstnnde'. 

V.  49.  piirun  taskicuna  übersetzt  Barranca  ,die  Makel- 
losen, Unbefleckten'  (las  sin  mancilla)  also  ,die  keuschen  Sonnen- 
jnngfrauen'.  taski  wird  für  junge  Mädchen'  im  Alter  von  zwölf- 
bis  fünfzehn  .lahren  gebraucht,  purum  adj.  ist  ,wild.  unge- 
bändigt,  verwüstet,  verödet';  imrum  runa  ,ein  wilder,  unge- 
berdiger  Mensch' ;  purum  sonco  ,wild,  unvernünftig,  uncivili.sirt' ; 
purum  taskicuna  , wilde  Mädchen'  (vergl.  krit.  Bemerkungen). 
puru  heisst  ,der  Wasserkrug'  (gewöhnlich  ein  grosser  Flaschen- 
kürbis). Puru  taskicuna  könnte  ,die  jungen  Mädchen  unter 
den  Sonnenjungfrauen'  bedeuten,  deren  Geschäft  es  war,  in 
den  Frühstuudeu  Wasser  beim  Brunnen  zu  holen,  bucnpi 
(von  hucu  , innen,  drinnen')  ,mitteu  unter',  z.  B.  runacuna  lincnpi 
,mittcn  unter  den  Leuten'  (vide  Gramm.  §.   136,   1  a). 

V.  .50.  suru  vi.  3nyi*u,  das  lange  schleppende  Oberkleid 
der  vornehmen  Indianerinnen  xnr  Zeit  der  Incas. 

V.  52.  killamantak  tucupnrcan,  ist  als  eines  der  eigen- 
thümliehen  Bilder,  deren  es  so  viele  im  Drama  gibt,  zu  nehmen, 
tucupu  .sich  wieder  in  etwas  umändern,  verändern,  verwandeln'. 

V.  ö(i.  Die  Redu|)lieation  eines  Adjectives  mit  oder  ohne 
das  Snffixum  IIa  im  2.  Adject.  macht  hänfig  eine  Steigerung 
unserem  ,sehr'  ent-sprechend. 


Geh'  weg  von  hier,  Zauberer! 
Denn  dieser  mein  geliebter  Stern 
Leuchtet  neben  der  Sonne  mehr  als  sie. 
Er  glänzt  einzig  vor  allen. 

V.  57.  reynian  1.  Pers.  Sing,  praes.  Optat.  vom  Verb, 
ri  jgehen'. 

V.  59.  Kepi  ,die  Last.  Bürde-,  mit  dem  Plnr.  Snftixum  ntiu 
(vergl.  Gramm.  §.  119).  Barranca  maclit  in  Note  10,  pag  56  zu 
dem  Worte  kepi  die  Bemerkung:  .Dieses  ins  Spanische  aufge- 
I  nommene  Wort  bedeutet  eine  Bürde,  die  man  auf  der  Schulter 
trägt;  hier  ist  es  synonym  mit  Plebejer,  was  Piki  Chaki  in  seinem 
scherzhaften  Style  ausdrücken  will'.  Ich  nehme  hier  Biirde  für 
, Auffrag'  in  Bezug  auf  cunayniyhuan  v.  nR.  Nodal  hat  kque- 
pillantin. 

V.  61.  Wird  durch  das  verb.  ili  die  Aeusserung  eines 
dritten  angeführt,  so  geschieht  dies  immer  in  directer  Form 
(vergl.  Gramm.  §.  •231).  Also  hier,  ,du  hast  doch  gesagt:  ich 
kenne  schon'. 

V.  63.  lieber  die  Reduplication  dos  Verbums  im  Infinitiv 
und  gebundenem  Tempus,  vergl.  Gramm,  tj-  "-Sl- 

v.  65.  llayca,  nach  Garcilasso  de  In  Vega,  Arriaga. 
Villagomez  u.  A.  ,dcr  Wahrsager,  Zauberer'  (vergl.  auch 
Barninca  Note  1'2,  pag.  56).  Nodal  hat  llasa  statt  llayca. 

V.  67.  Die  Postposit.  caylla  mit  dem  Locotivsuffixum  pi 
verlangt  den  Genitiv  des  Nomen. 

V.  68.  In  Markham's  und  meinem  Texte  Lautet  dieser  Vers 
]  canchan,  chipchin  sapanmanta,  im  hol.  Mscr.  canchan  chipipin 
sapanmanta. 


230 


TSCHUDI. 


Chayöa  cunan  llo6simuscan 
70  Huk  machu,  icha  payachu? 
Huarniimanmi  ri^cliacuscan. 
Cunayniykicta  apakchu 
Payhiian  cunay;  iiocactaßa, 
Cachapurik,  Sicuhuanman 
75  Pimayöanpas  huacchactaöa. 


Piki  Chaki. 

Sieh'  da,  jetzt  kommt  her 
Ein  Greis,  ist  es  vielleicht  eine  Matrone? 
•  Er  sieht  einem  Weibe  gleich. 
Ob  er  deine  Botschaft  bestellt 
Berathe  dich  mit  ihm ;  mich 
Als  Vermittler  würde  man  halten 
Für  irgend  einen  armen  Schlucker. 


ZWEITER  AUFTRITT. 

Die  Vorigen.     Der  Oberpriester  Uillak  TTmu  im   langen   schwarzen  Oberkleide   mit  einem  Messer  in  der 

Hand  tritt  auf. 


Causak  Inti!  yupeykieta 
Ullpuycuspa  yupaychany 
Campaktakmi  huaöaychauy 
Huaranöa  oröo  llamacta, 
80  Punchauiiiykipi  öorospa, 
Yahuarninta  öayllaykipi 
Ninapi  canaspa,  llipi 
Rupanca,  nanak  hapospa. 


Piki  Chaki,  cayca  hamusca 
85  Chay  amaufa  Uillak  Umu. 
Ima  khenchas  chaymi  Puma! 
Payhuan  uäuy  purimusca. 
Checnicuny  cay  llayöacta, 
Ancha  llakicta  huatuptin 


Uillak  Umu 

(die  Sonne  betrachtend). 

Lebende  Sonne!  deine  Bahn, 

In   Demuth  mich  beugend,  bete  ich  an. 

Für  dich  habe  ich  aucli  aufgehoben 

Tausend  männliche  Llamas, 

Um  sie  an  deinem  Festtage  zu  schlachten, 

Und  ihr  Blut  in  deiner  Gegenwart 

Im  Feuer  verbrennend  wird  Alles 

In  Asche  verwandelt  in  grosser  Gluth. 

OUanta 

(zu  Piki  Chaki). 

Piki  Chaki  sieh'  hier,  es  kommt 

Der  weise  Uillak  Umu. 

Welch'  üble  Vorbedeutung  ist  dieser  Löwe! 

Mit  ihm  schreitet  Verderbniss  einher. 

Ich  hasse  diesen  Wahrsager, 

AVeil  er  sehr  Düsteres  vorhersagt 


V.  74.  cachapuri  v.  lieisst  als  Kuppler  gehen;  cachapurik 
,der  Kuppler'.  Diese  Leseart  hat  das  hol.  Mscr.  und  ich  nehme 
sie  auch  an  und  fasse  das  Wort  hier  allgemeiner  ,als  Vermittler' 
auf.  Barranca  übersetzt  es  durch  ,rufian'.  Markham  in  seiner 
Note  23  übersetzt  cachapuriy,  your  messenger',  während  es  »Kup- 
pelei' heisst. 

V.  76.  yupi  s.  ,die  Fährte,  Fussstapfe,  Spur',  hier  kann  es 
durch  ,Bahn'  wiedergegeben  werden. 

V.  70.  orcco  nach  dem  bol.  Mscr.,  mein  Text  Imt  huarauca 
llamata  hinan,  Markham's  Text  llama  hinantan.  Nodal  yana 
llamacta  , schwarze  Llamas'. 

V.  80.  punchauiiiykipi  an  ,deinem  Tage' i.  e.  ,an  dem  dir 
geweihten  Festtage',  coro  v.  eig.  .Gliederabachneideu.  verstüm- 
meln', oft  auch  allgemein  wie  hier  für  ,schlachten,  tödten'  gebraucht. 

V.  82.  cana  v.  wird  speciell  gehrauclit  für  das  Anzünden 
von  umgeschlagenem  Holze  bei  Waldrodungen;  liäufig  aber  auch 
für  ,verbrennen'  im  Allgemeinen,  gleich  rupa  v.  (rupachi  v.)  v.  83, 
was  ich  zur  Abwechslung  ,zu  Asche  verwandeln'  übersetze,  llipi 
i.  q.  llapa,  wie  es  im  Verlaufe  des  Dramas  häufig  vorkommt. 

V.  83.  hapo  vi.  hapu  heisst  .glimmen',  ohne  Flamme 
brennen,  also  nanak  hapospa  ,selir  glimmend',  ich  übersetze  es 
,in  grosser  Gluth'. 


V.  85.  amaufa  ,gelehrt,  weise,  klug'.  Mit  diesem  Namen 
wurden  zur  Incazeit  eine  Kaste  von  Gelehrten  bezeichnet,  die 
Lehrer  der  Incas  und  der  bevorzugten  Classe  der  Bevölkerung 
waren  und  bei  denen  sich  die  Könige  und  das  Volk  Rath  holten. 
Der  Oberpriester,  die  Kipuenträthseler,  die  Astronomen  etc.  ge- 
hörten zu  den  Amaufas. 

v.  86.  khencha  .schlimme  Vorbedeutung,  schlechtes  Vor- 
zeichen, Unglück'.  Es  liegt  im  Charakter  der  Indianer,  das  was 
sie  nicht  selbst  gesehen,  gemacht,  oder  directe  miterlebt  haben, 
bei  ihren  Erzählungen  nie  als  bestimmt  geschehen  darzustellen, 
sondern  nur  als  , gehört  haben'  wiederzugeben,  was  durch  das 
Suffixum  3  oder  si  (vergl.  Gramm.  §.  232)  ,man  sagt,  es  heisst' 
ausgedrückt  wird.  Im  Verlaufe  einer  Erzählung  wird  diese 
Partikel  sehr  häufig,  oft  in  jedem  Satze  mehrmals  gebraucht. 
Bei  der  Uebersetzung  ist  es  nicht  nöthig  das  unbestimmte  s  oder 
si  wiederzugeben.  Puma,  der  mähuenlose  amerikanische  Löwe 
(Felis  concolor  Lin.),  hier  figürlich,  gewissermassen  als  Schimpf 
gebraticht  (ebenso  in  v.   1092,  v.   1726). 

V.  89.  In  beiden  Texten  kommt  häufig,  aber  nicht  coiise- 
!  quent  cti,  statt  pti  als  Subjunctivcharakter  vor.  Es  ist  eine  alte 
Form,  die  aber  auch  jetzt  noch  in  einigen  Provinzen  gebräuch- 
lich ist  ^vergl.  Note  6). 


Das  Ollantadrama. 


231 


90  Ancha  puticta  huatiiptiu; 
Pay  ricucliin  pacascacta. 


Weil  er  sehr  Trauriges  prophezeiht; 
Er  maclit  das  Verborgene  sehen. 


Piki   Chaki. 


Upallay,  ama  rimaychu! 
Caj-  llayöa  rimascacaykicta 
Nam  yaehaniia  iäcaymita. 
95  Nam  huatunSa  chaychu  caychu. 


Schweig',  sprich  ja  nicht! 

Dieser  Wahrsager,  was  du  gesprochen  hast 

Weiss  er  schon  zweimal. 

Er  wahrsagt  schon  dies  und  jenes. 


Ricuhuanna,  rimacusak ! 

Capak  Auki  Uillak  Uniu! 
Yupaychayki  niillay  cuti, 
Campak  cachun  tucuy  suti, 
100  Hinantinpa  canki  uma. 


Ollanta 

(zu  Piki  Chaki). 

Er  sieht  mich  schon,   ich  werde   ihn  anreden, 
(zu  Uillak  Umu). 

Mächtiger  Auki  Uillak  Umu! 
Ich  begrüsse  dich  sehr  vielmal, 
Dir  sei  Alles  offenkundig. 
Du  bist  das  Haupt  von  Allem. 


Uillak  Umu. 


Capak  Ollantay  damllapak 
Tucuy  suyup  llacta  cachun, 
Callpaykitak  yanapachun 
Llapacta  senöapancapak. 


Mächtiger  Ollanta,  dir 
Seien  alle  Dörfer  der  Gegend, 
Und  deine  Kraft  helfe 
Alles  zu  bändigen. 


Ollanta. 


105  Anchatak  mancharicuncu 
Machucta  caypi  ricuspa! 
Hinantinmi  chirik  uspa 
Tica,  fiu'u,  kaka,   runcu. 
Maypacha  öamta  ricuncu, 

110  Camta  kahuarincu  chayca, 
Nihuay,  imaypactak  cay-caV 


V.  95.  In  chaycliu  eiiycliu  ist  diu  Conj.  disjuuct.  ,dica  odor 
jenes'  i.   e.  ^.-lUerlei'. 

V.  97.  Auki,  Uoiuanie  der  nicht  verheirateten  Söhne  der 
königlichen  Familie,  auch  Hezeichnung  der  vornehmsten  Würden- 
träger des  Reiches. 

V.  100.  In  meinem  ersten  Texte  lautet  dieser  Vers:  hinaii- 
tintac  cachun  chhuma;  ich  kenne  kein  Wort  chhuraa,  vielleicht 
Copirfehler  für  uma.  Markham  hat  den  ebenso  unverständlichen 
Vers  hinantintac  cca])ac  ccumu.  Im  bol.  Mscr.  steht  hinantintac 
cachun  chhuja  ,und  alles  sei  klar'  (ctuya  ,klar'  von  Flüssig- 
keiten gebraucht',  was  zwar  verständlich,  aber  doch  nicht  gut  ist. 
Ich  gebe  daher  Nod.nl'»  Leseart  hinantinpa  cancpii  uma  den  Vorzug. 

v.  102.  Sowohl  in  meinem  als  auch  in  Markhani's  Texte 
steht  suyo  ttacta  cachun.  ttacta  heisst  die  Erde  mit  Füssen  oder 
irgend  etwas  anderen  .stampfen,  festtreten',  ttacta  war  hier  often- 
bar  Copirfehler  statt  llacta.  Im  bol.  Mscr.  steht  soioc  llacta  .die 
Dörfer  der  Provinz'  oder  , Gegend',  was  ohne  Zweifel  die  richtige 
Leseart  ist.  wenn  statt  soioc  ,suynp'  geschrieben  wird.  Xorl.il 
hat  ebenfalls  suvoj)  llacta, 

V.  104.  In  meinem  Texte  lautet  das  Verb,  secrana  pac; 
(»ecra   v.  , entblättern,    entlauben'),    bei   Markham    ganz    corrupt 


Man  wird  vor  Furcht  erzittern 
Den  Greis  hier  zu  erblicken! 
Alles  ist  beisammen,  kalte  Asclie. 
Ziegel,  Mörtel,  Gefässe,  Körbe. 
Dass  man  dich  zu  dieser  Zeit  sieht 
Weshalb  man  dich  erblickt. 
Sag'  mir,   wozu  denn  das? 


.Spcc-nanajjacc;  Nodal  hingegen  hat  senkeapanc-ipac  (von  senca 
,die  Nase',  scncapa  v,  , einen  Nasenriemen,  Halfter  anlegen',  figür- 
lich , bezähmen,  bändigen'.  Ich  halte  diese  Version  für  die  pas- 
sendste und  habe  sie  deshalb  angenojnmen, 

V.  105.  S.  Pers,  Plural  Präs,  Indic.  unserem  unpers.  ,man' 
entsprechend  ,man  wird  sich  sehr  fürchten'. 

V.  107.  usj'ja  vi.  uctpa  ,die  Asche',  spielte  bei  den  Opfern 
eine  wichtige  Rolle, 

V,  108.  Tica  .Luftziegel',  furu  eigentl.  .Lehm,  Thon' 
auch  ,Koth',  beides  zum  Aufbau  dos  Opferaltares  nöthig,  ßnca 
,ein  Gefäss'  überhaupt,  speciell  Gefässe  mit  weitem  Bauche 
unil  engem  H.ilse,  Markham  nimmt  tica  , Ziegel'  für  tica  ,Feder- 
buscli,  bunte  Blumen'.  Das  Wort  ttunu  seines  Textes  (recte 
furu,  denn  tunu  ist  der  Mittelpfeiler  oder  die  mittlere  Stütze 
bei  runden  Häusern  i  hat  er  durch  ,Gefäss'  übersetzt,  weil  er  mit 
seinem  Worte  nichts  anzufangen  wusste,  aber  in  l^arranea's 
Uebersetznng  , Gefäss'  (vaso)  fand,  ccaeca  runcu  übersetzt  er 
, Körbe  voll  Coca'  indem  er  aus  Uaka  ,Krug',  coca  (die  Bl.ätter 
von  Krythroxylon  Cora  Lin. )  machte.  Zu  bemerken  ist  indessen, 
d.ass  Nodal  ,coca  runcu',  die  bei  den  Opfern  eine  Rolle  spielten, 
statt  Raca,  runcu  hat. 


232 


TsCHUDI. 


Imamantak  caiu  Eainunki 
Manarak  Rayini  captinda? 
Onöoriuchvi  iclias  IneaV 

115  Öamllachu  huatupacunki 
Sutuchcaptiu  yaliuar  tunki? 
Inti  liuatana  punchaupas 
Killa  maccliina  pachapas 
Ancha  carurakmi  cascan. 

120   Chayrakmi  killacta  pascan 
Hatun  iochuy  canapakpas. 


Anyaspachu  tapuhiianki, 
Huarniaykichu  icha  cany? 
Tiicuy  imacta  yachany 
125  Öaninarimi  yuyahuanki. 


Mancharinmi  llaclla  soncoy 
Camta  cay  puncliau  ricuspa; 
Cliayamuj'fiiyki  ruruspa 
Icliapas  nocapak  oncoy. 


130  Ama  Ollantay  iiianchaycbu 
Cunan  caypi  ricuhuaspa! 
Icliapas  6amta  munaspa 
Pahuamuny  huayra  icliu. 
Nihuay  yuyayniykipichu 

135  Caman  cay  saera  soncoykiV 
Cay  punclianpi  campak  coyki 
Sami,   miyu  acllanaykipak 
Causay,  huafuiy  tarinaykipak. 
Chayta  cunau  horöoniuj^ki. 


Warum  bist  du  gekommen 

Die  Festzeit  wird  noch  nicht  kommen, 

Ist  vielleicht  der  Inca  krank"? 

Wirst  du  wieder  wahrsagen 

Wenn  das  Blut  des  Tunki  tröpfelt? 

Sowohl  der  Sonuenwendtag 

Als  die  Zeit  um  den  Mond  zu  feiern 

Sind  noch  sehr  ferne. 

Eben  erst  hat  der  Monat  begonnen, 

An  dem  das  grosse  Fest  sein  wird. 

Uillak  Umu. 

Du  fragst  mich  vorwurfsvoll, 

Bin  ich  etwa  dein  Diener? 

Ich  weiss  alles  das 

Woran  du  mich  jetzt  nun  erinnerst. 

Ollanta. 

Mein  zagend  Herz  erzittert  vor  Furcht 
Indem  ich  dich  an  diesem  Tage  sehe. 
Da  dein  Herkommen  mir 
Vielleicht  eine  Krankheit  verursacht. 

Uillak  Umu. 

Fürchte  dich  nicht  (Jllanta 
Indem  du  mich  jetzt  hier  siehst! 
Wohl  nur,  weil  ich  dich  liebe 
Bin  ich  hergeeilt  wie  Stroh  im  Wind. 
Sag'  mir  ob  in  deinem  Gedanken 
Dein  verdorbenes  Herz  herrscht? 
Am  heutigen  Tage  gebe  ich  dir 
Glück  oder  Gift  zu  deiner  Wahl, 
Leben  oder  Tod  für  dich  zu  erlangen. 
Ich  lege  es  dir  jetzt  vor. 


V.  ll.!i.  Raymi  ,Fest'  überhaupt,  auch  Monat  December, 
speeiell  das  Fest  zur  Feier  des  Sommersolstitiuras  (auf  der  süd- 
lichen Hemisphäre  im  Monat  December). 

V.  116.  tunki  der  Name  eines  Vogels  (der  peruanische 
Felsenhahn  ,Rui)icola  peruaua  Dum.')  Das  Männehen  ,tunki  Colo- 
rado' hat  ein  intensiv  gelbrothes  Gefieder  und  einen  ebensolchen 
Federbusch  auf  dem  Kopfe.  Die  Färbung  des  Weibchens  , tunki 
mnlato'  ist  rothbraun.  Von  den  altperuanischen  Pi'iestern  wurde 
dieser  ausgezeichnet  scliöne  Vogel  vielfach  bei  den  Opfern  ver- 
wendet. Xu  meinem  und  in  Markham's  Texte  lautet  dieser  Vers : 
Yahuar  sutuk  panti  tunki,  also  sehr  fehlerhaft;  im  bol.  Mscr.  so 
wie  ich  ihn  hier  aufgenommen  liabe.  Nodal  änderte  den  Vers 
in  yahuar  paracta  sutunca. 

V.  117.  Inti  huatana  pnnchau  ist  der  Sonnenwende- 
tag von  huata  v.  ,fesseln,  binden',  also  gewissermassen  der  Tag, 
an  dem  die  Sonne  gebunden  d.  h.  zum  Stillstande  gebracht 
wird  (solstitium).  Inti  huatana  liiess  auch  der  astronomische 
Fäulen-  oder  Thurmkreis,  von  dem  aus  von  den  Incas  und  den 
Astronomen  das  Solstitium  beobachtet  wtu'de. 

V.  118.  Killa  macchina  pacha,  wörtlich  .die  Zeit  um 
den  Mond  zu  bespritzen'.    Dieser  Ausdruck  bezieht  sich  auf  eine 


religiöse  Function,  die  zur  Zeit  des  Sonnenwendfostes  vorge- 
nommen wurde. 

V.  120.  Wörtlicli  ,nian  löst  den  Monat  (Mond)  los.  Icli 
übersetze  ,der  Monat  hat  eben  erst  begonnen'. 

V.  121.  In  meinem  Mscr.  lautet  dieser  Vers:  hatun  ccocho 
canampacpas;  l)ei  Markhani:  Situa  Raymi  (eines  der  vier  grossen 
Sonnenfeste)  canampacpas;  Im  bol.  Mscr.:  hatun  ccochoy  caua- 
pac])as;  ich  nehme  diese  Variante  auf. 

v.  123.  huarnia  ,das  Kind'  im  Allgemeinen,  spec.  ,Kualie' 
auch  , Dienstbote'. 

V.  ISi.  huayra  ichii  ist  hier  Vergleielissatz,  der,  wie 
selir  häufig  im  Drama,  ohne  die  Vergleichspartikel  (vergl. 
Gramm.  §.  195)  construirt  ist.  ,Ich  bin  hergeflogen  wie  Stroh 
dnrch  die  Luft';  besser,  aber  nicht  dem  Reime  anpassend,  wäre 
liuayralla  oder  liuayrahina  gewesen. 

V.  135.  In  Markham's  Text  lauten  v.  134  und  13.5: 
nihuay,  ama  pacahuaichu,  ymactan  toella  sonccoyqui. 

V.  137  u.  13S.  Bei  Markh.  lauten  die  Verbalformen  acllacuita 
und  taricuyta;  bei  Nodal  besser  acllascancapac  und  tariscancai>ac. 

V.  138.  miyu  vi.  miu  der  Name  verscliiedener  giftiger 
Pflanzen,  ,Gift'  überliaupt. 


Das  Olläntadrama. 


233 


140  Ashuan  sutinta  mastarey 
Chay  huatascayki  simicta; 
Caypas  ki^usca  caytucta 
Asluian  utcalla  pascarey! 


OUanta. 

Erkläre  deutlicher  die  Rede 
Die   du  geweissagt  hast, 
Und  löse  diesen  geknoteten 
Faden  recht  schnell  .uif. 


Cay6a  Ollanta)',  iiyarey 
145  Yachayniypa  tariscanta; 
Yachascany  llapallauta 
Pacascacta,  fioca  sapay. 
Camanmi  iiocap  callpay 
Camta  Apu  horöonaypak. 
150  Huanuanianta  huyhuaivayki 
150°Ancha  punini   munaicayki 
Caniaucany  yanapaypak 
Antisuyuj)  caiiiaehektan 
Tucuy  6amta  ricsisunki 
Camta  Inca  munasunki 
155  Llayfunta  canihuannii  chektan. 
Hinantinta  kahuarikpas 
Nahuinta  campi  churaruan 
Callpaykicta  pucararcan 
Avicancunap  champeypakpas. 
160  Tucuy  iniahayca  cakpas 
Camllallapi   puchucarcan. 
Chayta  eunan  piüacheyta 
Soncoykipi  tocllascanki ! 
Ususinta  öam  niunanki 
lüö   Chay  Coyllurta  muspacheyta 
Chay  Cuäicta  urniacheyta. 
Ama  chayta  rurallaychu! 
Amapunini  cuniraychii 
Soncoykipi  chay  huchacta! 


Uillak  Umu. 

Sieh  her  ( )llanta,  höre 

Was  meine  Wissenschaft  gefunden  hat; 

Ich  weiss  Alles 

Das  Verborgene,  ich  allein. 

In  meiner  Macht  steht  es 

Dich  zum  Apu  zu  erheben. 

Von  Kindheit  an  habe  ich  dich  grossgezogen, 

Ich  habe  dich  sehr  geliebt 

Ich  bin  im  Stande  zu  helfen 

Dem  Herrscher  von  Autisuyu 

Alle  kenneu  dich. 

Dich  liebt  der  Inca 

Seiueu  Llaytu  theilt  er  mit  dir. 

Und  indem  er  Alles  anschaute 

Richtete  er  seine  Augen  auf  dich; 

Er  befestigte  deine  Maclit 

Um  alle  seine  Feinde  zu  vernichten. 

Alles  was  immer  auch  sei 

Führte  er  nur  durch  dich  aus. 

Diesen  jetzt  zu  erzürnen 

Legst  du  Schlingen  in  deinem  Herzen. 

Du  willst  seine  Tochter 

Diesen  Stern  berücken, 

Diese  Glückliche  zu  Falle  bringen. 

Thu'  dies  nur  ja  nicht! 

Verwickle  ja  nicht  diese  Angelegenheit 

In  deinem   Herzen. 


V.  140.  sutinta  adv.  von  suti  .s.  ,tler  Name',  adj.  ,Ular, 
offenkundig'. 

V.  142.  kipiLSca  caytu  ein  zu  Knoten  g-elsnüpfter  , Zwirn, 
Faden',  wie  z.  B.  bei  der  Kotensehrit't  (Ivifnis),  liier  figürlieli  für 
Räthsel:    .Löse  mir  schnell  dieses  Rätlisel'. 

In  V.  14'2 — 143  folge  ich  hier  dem  hol.  Jlscr.  Mein  und 
Markhani's  Text  haben  beinahe  übereinstimmend  C'ay  qnipusca 
(anhuioca  Markliani)  caitutari,  pascarei  ashuau  pharita. 

V.  144.  In  beiden  Texten  uyapay  statt  uyarey. 

V.  145.  yachayniypa  tariscanta  wörtlich  ,sein  Ge- 
nnidciies  meines  Wissens'  i.  e.  ,das  was  meine  Wissenschaft' 
oder  ,mein  Wissen  gefunden  hat'. 

V.  150"  In  meincni  Texte  fehlt  dieser  Vers,  ich  habe  ihn 
aus  dem  hol.  Mser.  aufiri'nnmnien.  Hei  Markliaui  konnnt  er  vor 
und  lautet:  anehatatak  munancayqui  (reete  muuarcayqui). 

V.  151.  In  beiden  Texten  heisst  es  yananaypak,  im  hol. 
Mser.  dagegen  yanapaypak,  was  ieli  als  riehtisere  Leseart  auf- 
nehme. 

V.  155.  llaytu  vi.  Uayfa,  llaufu,  Uauto  ,dic  Kopfbiiule', 
an  der  die  rothe  Quaste  als  königlielies  Abzeichen  des  Incas  ge- 
Denkschriften Jer  phil.-hist,  Cl.  XXIV.  HJ. 


tragen  wurde;  könnte  hier  aucli  ligiirlii.-h  dundi  .Krone'  übersetzt 
werden,  chekta  v.  ,in  zwei  Tlieile  theilen',  halbiren  überiiau}jt 
auch  jtheilen'. 

V.   15S.  pucara  s.  ,die  Festung',  verb.   .l)efestigen^ 

V.  159.  In  beiden  Texten  lautet  der  Vers  aurcancuuacc 
cliampinpaecpas,  statt  champeypakpas.  ehampi  s.  ,die  .Streitaxt, 
der  Kolben',  verb.  ,mit  der  .Streitaxt  verwunden  odi'r  erschla- 
gen'; gleich  champihuan  huacta. 

V.  11)1.  c^arallallapi.  Diese  Reduplication  der  Partikel 
Ha  kann  eine  ausschliessende  und  zärtliche  Bedeutung  haben, 
z.  B.  liier:  ,er   vollendete  nur  durch  dich,  den  er  liebt'  etc. 

V.  liiö.  lieber  den  Gebrauch  des  Infinitiv  nach  den  Verben 
wollen,  wünschen,  verlangen,  fordern,  wissen,  fühlen,  denken, 
können  (vergl.   Gramm.  §.  'iU)). 

V.  108.  curur  s.  ,ein  Knäuel,  Ballen  oder  Klumpen  von 
etwas  Aufgp.wickeltem  oder  Verwickeltem';  cururn  verb,  ,eincn 
Knäuel  machen,  .aufwickeln,  zusammenballen'  aber  auch  .ver- 
wickeln*. 

V.  1()'.>.  huclia  s.  eine  .\ngelegenheit  im  .Mlgenicincn,  ein 
Kechtsstreit,  auch,  Schuld,  Sünde'. 

,S0 


234 


170  Pay  mvinasiinki  anchacta. 
Manani  chay  camasimkichu. 
Chaychica  cuyascanmanchu 
Chay  killicta  eiitichihuak ! 
Miföaspachu  piiririhuak 

175  Unnaliuak  huk  pimcumanchuV 
Manam  Inca  munamanchu ; 
Anchacta  Coylhirta  cuyan 
Rimankica  payta  eunan, 
Tokyancan  pinaricuspa. 

180  Camtak  ricuy,  yuyarcuspa 
Aukimauta,  cahuak  runa. 


8ie  liebt  dich  sehr, 

Er  hält  dich  nicht  würdig 

Seiner  von  ihm  so  sehr  Geliebten. 

Möchtest  du  dieses  Band  wieder  lösen ! 

Möchtest  du  strauchelnd  weitergehen, 

Möchtest  du  gegen  ein  Thor  fallen? 

Der  Inca  möcht  es  nicht  zugeben, 

Er  liebt  die  Coyllur  sehr, 

Wenn  du  jetzt  mit  ihm  sprichst 

Wird  er  vor  Zorn  bersten. 

Du  aber,  dich  erinnernd  was 

Einem  Auki  geziemt,  schau,  dass  du  ein  Mann  seiest. 


Maymantarak  dam  yachanki 
Gay  soncoypi  pacascayta? 
Mamallanmi  yachan  chayta 
1S5  Cunanrak  cam   uillahuanki. 


KUlapi  tucuy  imapas 
Sekesca  kellca  fiocapak, 
Ashuan  paeascayki  cakpas 
Sutillanri  cau  Tiucapak. 


190  Huatuscarcany  soncoypi 
Nodap  miyu  canaykicta. 
Ctakisca  upiyanaykicta 
Uicchuhuakchu  huk  onöoypi? 


Maychica  cuti  upiyauchik 
195  Cori  kerupi  huanuyta! 
Yuyarey  tucuy  hamuyta; 
Ricuy  huacsa  uicsa  canchik! 


OUanta. 

Und  woher  weist  du, 

Was  ich  in  meinem  Herzen  barg? 

Nur  ihre  Mutter  wusste  es, 

Und  jetzt  sprichst   du  mir  davon. 

Uillak  Umu. 

Im  Monde  ist  Alles,  was  es  auch  sei 
Für  mich  geschrieben, 
Was  du  mir  noch  so  sehr  verbirgst 
Ist  mir  offenkiindig. 

OUanta. 

Ich  hatte  es  in  meinem  Herzen  errathen, 
Dass  du  Gift  für  mich  sein  werdest. 
Wüi'dest  du,  dürstend,   dein  Getränk 
In  einer  Krankheit  wegwerfen? 

Uillak  Umu. 

Wie  oft  trinken  wir 

Aus  goldenem  Becher  den  Tod ! 

Erinnere  dich,  dass  Alles  vorgeschrieben  ist; 

vSchau,  wir  sind  unersättlich! 


V.  171.  Statt  dieses  Verses  hat  Nodal  manam  chaymam 
pautallaychu  ,verirre  dich  nicht  zu  ihr  hin'. 

V.  173.  killi  ist  der  augewobene  Saum  des  Oberkleides 
der  Indianerinnen;  auch  überhaupt  was  mit  einem  anderen 
Gegenstande  innig  verbunden,  angenäht,  angewoben,  angezim- 
mert ist.  killi  Huasi  ,ein  Zimmer  in  einem  Hanise  von  vielen 
anstossenden  Gemächern' ;  clmnca  killi  liuasi  ,ein  Hans  von  zehn 
Zimmern'. 

V.  17G.  Bei  Nodal  lautet  der  entsprechende  Vers:  manani 
Incaman  maiiaychu  .Verlange  niclit  zum   Inca'. 

v.  178.  Leseart  de.s  bol.  Mscr.,  wälirend  der  Vers  in  den 
beiden  Texten  rimarinqui  ehayri  cunan  lantet 

V.  180.  Sowohl  in  Markham's  als  in  meinem  Texte  heisst 
dieser  Vers:  Ccantac  ricuy  muspha  muspha;  im  bol.  Mscr.  steht 
.statt  des  reduplic.  Infinitiv  yuyarcuspa.  Nach  dieser  Leseart 
haben  dieser  und  der  folgende  Vers  Sinn. 


T.  181.  Das  Suftixum  manta  gibt  neben  anderen  Bedeu- 
tungen auch  dem  Nomen,  dem  es  suffigirt  ist,  diejenige  des  Ab- 
hängens  von  dem  Willen,  des  Geziemens,  Zukommens,  also 
aukimanta  ,was  einem  Auki  zukommt,  geziemt,  von  ihm  ab- 
hängt'. 

V.  187.  seKe.sca  keUda  ,eine  mit  Strichen  gemachte 
Zeiclmung'.  seke  verb.  ,mit  Linien  (Strichen)  bezeichnen,  Linien 
machen,  figürlieli  , Grenzen  ziehen,  begrenzen'  (vergl.  kritisclie 
Bemerkungen). 

V.  18S.  paeascayki  cakpas.  periphrast.  Coujug.  mit 
dem  Nebenbegritfe  des  WoUens. 

V.  192.  chakisca  , durstig,  durstend,  getrocknet,  ver- 
welkt', upiyana  subst.  verb.,  kann  das  Getränk  und  das 
Gefäss  aus  dem  man  trinkt  heissen. 

V.  197.  In  meinem  und  in  Markham's  Text  lautet  dieser 
Vers:  Ricuy  huillahuisa  cancliis.     Das  Wort  huallahuisa  ist  mir 


Das  Ollantadkama- 


235 


Ollanta. 


Huk  caiiiallaiia  corohuay! 
Chay  tuniihuan  makeykipi 
200  Gay  soucoyta  cani  liorcohuay! 
Caypi  cany  chakeykipi. 


Tödte  mich  doch  nur  auf  einmal! 
Mit  diesem  Messer  in  deiner  Hand 
Reisse  du  mir  mein  Herz  heraus! 
Hier  bin  ich  zu  deinen  Füssen. 


C^acay  ticacta  apamuy! 

Nam  ricunki  cliaki  cakta 
Hina  cliakisca  anc.hacta 
205   Unucta  huakanca.  Kicuj'! 


Uillak  Umu 

(zu   Piki    Cliaki). 

Bring-  jene  Blume  her, 

(Nimmt,  die  Blume,    zu  Ollanta.) 

Du  siehst  sie  verwelkt; 
(obgleich  vertrocknet,    wird 
Sie  viel  Wasser  weinen.  Schau ! 

(Er  drückt  die  Blume  und  es  tröpfelt  Wa.sser  daraus.) 


Ollanta. 


Ashuan  utcayta  huk  kaca 
Unucta  pararayanca, 
Uekecta  pacha  huakanca, 
Manarakpas  ashuan  fioßa 
210  Coyllurta  mana  ricusak. 


Eher  wird  ein  Felsen 
Wasser  vergiessen. 
Die  Erde  Thränen  weinen, 
Als  dass  ich  nicht  mehr 
Coyllur  sehen  werde. 


Uillak  Umu, 


Chay  topuman  huk  ruructa 
Churaycuy,   campas  ricunki. 
Manaraccha  i'ipucunki, 
ÜMirancan  caru  caructa, 
215  Llimpancan  chay  fopuctapas. 
Hinan  huchayki    punkinca 
Hinan  pisipauki  campas. 


Streue  auf  diesen  Acker 

Einen  Samen  aus,  und  du  gehst  weg, 

Bevor  du  nach  Hause  zurückkehrst 

Wird  er  sich  weit,  weit  vermehren 

Und  diesen  Acker  überragen. 

So  wird  deine  Schuld  anschwellen. 

So  wii-st  du  schwach  werden. 


gauz  unbekannt.  E.s  kommt  im  Drama  noch  zweimal  vor,  näni- 
licli  V.  41H  und  v.  713,  Barranca  übersetzt  es  liier  durcli  ,kiibn' 
(temerario),  in  v.  413  durch  , Soldat',  in  v.  713  durch  .Heer'. 
Nodal  hat  statt  huallahuisa  das  Compos.  huacza  uicza;  huacsa 
heis.st  ,der  Eckzahn,  H<auz.alin',  uifsa  ,der  Magen.  Baucli'.  Ich 
übersetze  es  ungefähr  dem  Sinne  dieser  beiden  Worte  nach 
durch  , unersättlich'.  In  beiden  Texten  lautet  in  der  Regel  das 
pers.  Suffixum  der  1.  Pers.  Plur.  chis  .statt  cliik;  chia  ist  nicht 
wie  Markham  glaubt  eine  alte,  sondern  wenigstens  gegenwärtig 
eine  provinzialc  Form. 

V.  198.  huk  caniallaüa  «nts|iricht  unserem  deutschen 
, lieber  schon  auf  einmal';  cama  ,ganz,  gänzliclr. 

V.  1'.I9.  tumihuan  nach  Nod.il  ist  besser,  als  tnmiqui 
der  beiden  Texte, 

V.  204.  Leseart  nacli  dem  hol.  Mscr  ,  in  den  beiden  Tex- 
ten lautet  der  Vers:  Hina  clia<iuin   Imu-  nanaccta. 

V  20Ö.  Im  hol.  Mscr.  wird  statt  liairniy  (koiiinn  der  bei- 
den Texte  ricuy  gebraucht. 


V.  209.  In  Markliam's  und  in  meinem  Texte  heisst  dieser 
Vers:  mana  noccachu  pacpaca;  er  ist  nicht  verständlich,  pacpaca 
i.st  der  Name  einer  Eulenart  (.Strix  perhata  Lin.).  Selbst  wenn 
man  pacpaca  als  Vergleichuugssatz  nehmen  und  zugeben  würde, 
dass  mit  Bezug  auf  ricusak  auf  die  sujjijonirte  Tagblindheit  der 
Eulen  angespielt  werden  sollte,  so  ist  doch  der  Vers  in  keiner 
Beziehung  correct.  Die  Leseart  manarakpas  ashuan  noda  des  bol. 
Mscr.  zeichnet  sich  übrigens  auch   nicht   durch   l'orrectheit   aus. 

V.  211.  fopo  vi.  fopu  bezeichnet  .sowfohl  ein  Mas»  für 
Bodenttäche,  als  .auch  ein  Hcddm.aass  für  trockene  Gegenstände 
als  Mais,  Quinua  etc.  Die  Hodentläche  wird  noch  liJiutig  in  ,Siidperu 
nach   topus  gemessen.   Hier  ist  topu  gleich liedeuteud   mit  Acker. 

V.  215.  Ein  verb.  llimpa  ist  mir  niclit  bekannt;  Barranca 
übersetzt  es  durch  überragen  (exceder).  Ich  folge  ilini.  da  ver-_ 
niutlilich  die  Leseart  llimpancan  nur  auf  einen  Copirfehler  be- 
rulit.     Vergl.  darüber  die  krit.   Bemerkungen. 

V.  216.  Ich  hiibe  hier  statt  purisca  beider  Texte,  das  aus- 
drucksvollere punkinca  von  Nodal  aufgenommen. 

HO* 


236 


TsCHUDI. 


Ollanta. 


Huk  camaSa  uillahuanki 
Pantascayta,  hatuu  yaya! 

220  Cunau  yachay,  yachay  caya 
Hukllamanta  aiuihuanki. 
Hatunmi,  arihuay,  liuasca 
Seöoöuuaypak  huatasca, 
Chaypas  cori  caytumanta 

225  Simpasca  eliayca,   cayinauta 
Cori  hucha  «ipik  casca. 
Cuäi  Coyllurca  huarmeynam 
Paypa  huatascaiiam  cauy, 
Paypa  cunan  yahuar  cany, 

230  No6apas  paypa  sapinnam 

Mamanpas  yachan,  yninSam. 
Incanchicta  rimausilmay 
Yanapahuay,  pusarihviay 
Gay  Coyllurta  öohuananpak 

235   Callpaypi  astacunanpak. 
Pinaöuptinpas  puriusihuay. 
Auchactacluis  millaliuanman 
Inca  yahuar  inana  captey? 
Naupak  uinayniyta  kaliuay! 

240  Ichapas  chaypi  cormanman, 
Kahuariehun  mifcaseayta. 
Yuparichun  piiriscayta 
Gay  champeypi,  ricurinca 
Nanac  hiiaranca  hiiaminca 

245  Chakeyman  uUpuchiscayta. 


Du  hast  mir  schon  einmal  gesag^t, 

Grosser  Vater,  dass  ich  gefehlt  habe ! 

Wisse  es  ein  für  allemal, 

Du  hast  mich  auf  einmal  gefangen. 

Binde  mich,   der  Strick  ist  vorzüglich, 

Damit  ich  gefesselt  erwürgt  werde, 

Und  da  er  von  goldenem  Fäden 

Gedreht  ist,   deshalb 

Ist  er  ein  goldener  Henker. 

Aber  Guii  Coyllur  ist  schon  mein  Weib, 

Ich  bin  schon  an  sie  gefesselt. 

Ich  bin  jetzt  ihres  Blutes 

Ich  bin  schon  ihres  Stammes 

Und  ihre  Muttei-  weiss  es,  billigt  es. 

Hilf  mir  mit  unserem  Inca  sprechen, 

Steh'  mir  bei,   leite  mich  wieder 

Damit  er  mir  Co^'llur  gibt, 

Sie  meiner  Ki'aft  anvertraut. 

Wenn  er  sehr  zürnt,  geh'  mit  mir. 

Verabscheut  er  mich  vielleicht 

Weil  ich  nicht  königlichen  Blutes  bin'? 

Betrachte  meine  erste  Entwickelung, 

Vielleicht  irrt  er  sich  darin, 

Er  betrachte  noch  einmal  meinen  Fehltritt. 

Er  erwäge  den  Weg,  den  ich  mit 

Meiner  Streitaxt  zurückgelegt,  er  wird  sehen, 

Dass  ich  viele  Tausend  Tapfere 

Zu  meinen  Füssen  gedemüthigt  habe. 


V.  218.  huillascaiqui  der  beiden  Texte  ist  zwar  be- 
rechtigt, besser  aber  und  dem  Reime  entsprechend  ist  uillahuanki. 
Bei  Nodal  lautet  der  Vers:  canianmi  fiam  liuillaliuanqui.  Nodal 
hat  ganz  richtig  diesen  Fehler  verbessert. 

V.  219.  hatun  yaya,  Anrede  an  den  Oberpriester. 

V.  220.  Wisse  es  jetzt,  wisse  es  morgen,  d.  h.  wisse  es 
ein-  t'ilr  allemal.  Dieser  charakteristische  Ausdruck  wiederholt 
sich  3])äter  noch  einmal. 

V.  221.  arui  vi.  arhui,  arhueydu  heisst  eigentlich  ,an  den 
Füssen  gebunden,  mit  den  Füssen  in  etwas  (z.  B.  Stricken, 
Schlingpflanzen)  verwickelt  sein',  hier  ,fangen,  binden,  fesseln', 
i.  q.  rancuiu  v. 

V.  222.  hatuu  ist  das  , vorzüglichste,  erste,  beste'  einer 
Öache  oder  einer  Gruppe,  heisst  aber  aucli  , gross'  im  at'l- 
gemeiucn. 

V.  223.  seco  vi.  secoca  ,zusammenscliuüren',  speciell  , einen 
Sack  oder  dergleichen  mit  einem  Strick  zusammenbinden'. 

V.  225.  chayia,  die  dem  Vorsatz  angehängte  Conj. 
ordin.;    caymanta,  die  den  Nachsatz  eroft'nende  Conj.  conclus. 

V.  226.  hucha  sipik  kann  durch  , Nachrichter,  Henker' 
gegeben  werden.  Der  Compos.  hat  seine  Analoga  in  hucha 
utcachik  .Rechtsansucher',  hucha  yachak  ,ein  Socretär',  hucha 
pituik  .Sachwalter,  Anwalt'. 

V.  229.  paypa  hol.  Mscr.  statt  paychu  der  lieiden  anderen 
Texte.     Bei  Nodal  lautet  der  Vers:  payhuan  cuuan  yahuaryany. 


V.  230.  sapi  eigeutl.  ,die  Wurzel'. 

V.  235.  call  paypa  asta  canampac  meines  Textes,  call- 
paypas  asta  camampac  nach  Markhams  Text,  übersetzt  Barranca; 
,ich  werde  sie  mit  allen  meinen  Kräften  verlangen  (,I  will  seek 
her  with  all  my  power'.  Markham)  ohne  alle  Berechtigung,  asta 
V.  astacu  heisst  wörtlich  , Wohnung  ändern,  ausziehen'  (aus  einer 
Wohnung),  callpaypi  astacunanpak  wörtlich  ,um  durch  meine 
Kraft  Wohnung  änderen,  figürlich  damit  sie  meiner  Kraft  anver- 
traut werde'. 

V.  238.  cacctey  und  cacctiy  vou  Markham 's  Text  ist 
1.  Pers.  Sing.  Präs.  Subj.  des  verb.  Subst.  statt  captey  vi. 
captiy. 

V.   239.    Naupali   uinayta    ,mein    erstes   Wachsth\uii',    hier 
also  ,meine  Jugendzeit'.    In  beiden  Texten  steht  caetey  vi.  cactiy, 
\    im  hol.  Mscr.  kahuay. 

V.  240.  Nach  der  Leseart  des  bol.  Mscr.  statt  urinanman 
j   der  beiden  Texte. 

V.  242.  yupa  hat  mehrfache  Bedeutung,  , zählen,  schätzen, 

1    verehren,    achten,    glauben,    dafür    halten,    berücksichtigen,    in 

Anschlag    bringen';     ich    nehme    es    liier    in    letzter  Bedeutung. 

Puriscayta   wörtlich     ,mein    gegangen     sein'    i.    e.    ,der  Weg, 

den  ich  ziu'ückgelegt  habe'. 

V.  244.  In  Folge  eines  Copirfehlers  steht  in  meinem  Texte 
huarniincca  statt  liuamincea.  Markham's  Text  hat  den  nämlirhen 
Fehler. 


Das   Ollantadkama. 


237 


Chicallacta,  Auki,  rimay! 

Gay  cbukiöa  ancha  aruiscan, 

Gay  öaytu  inillay  pitiscan, 

Gam  tisanki,  dam  cururay. 
250  Incanchicta  rimayiuhuay, 

Sapanpi,   inillay  putispa 

Pisillacta  riinarispa. 

Allintarak  ridurimuy! 

No6a6a  maypipas  casak 
255  Yuyascaykicta  sipisak. 


Ollantay  6ari  canki! 
Ama  imacta  manchaychu ! 
Gampak  pisipau  manchaychuV 
Cammi  Guyllui'  danclialiuauki! 
260  Piki  Ghaki  maypi  canki? 

Nanacta  puniiriuscany 
Tapiacta  niusducurcany. 

Imacta? 

Yana  llama  huatascacta. 

265  Campunim  chayca  cai-kauki. 

Ghaycha  uiiian  cay  rinureypas. 

Hacu!  Coyllurman  puäahuay. 

Punchaurakmi!  .... 


Uillak  tJmu. 

iSprich  nicht  mehr,  u  Auki! 

Das  Weberschiffchen  ist  sehr  verwickelt, 

Dieser  Faden  reisst  sehr, 

Du  hast  die  Wulle  ausgezogen,  wickle  sie  auf. 

Sprich  dringend   mit  unserem   Inca 

Mit  ihm  allein,   sehr  trauernd 

Und   nur  wenig    sprechend. 

Kehre  dann  gut  zurück! 

Ich  aber,  wo  immer  ich  sein  werde 

Werde  deine  Gedanken  ersticken. 

(Gellt  al).) 

OUanta. 

<  )llanta,  du  bist  tapfer 

Befürchte  nichts! 

Oder  schwächt  sieh  dir  die  Furcht? 

Du  Goyllur  leuchtest  mir! 

Piki  Ghaki,  wo  bist  ilu? 

Piki  Chaki. 

Ich  habe  sehr  fest  geschlafen, 
Von  bösen  Vorzeichen  geträumt. 

Ollanta. 

Was? 

Piki  Chaki. 

Von  einem  schwarzen  angebundenen  Llama. 

Ollanta. 

Das  bist  also  gewiss  du  gewesen. 

Piki  Chaki. 

Vielleicht  wachsen  noch  meine  Ohren. 

Ollanta. 

Gehen  wir!  Führe  mich  zu  Goyllur. 

Piki  Chaki. 

Noch  ist  es  Tag! 


V.  247.  In  beiden  Texten  stellt  chutquicca;  ein  Subst. 
chutki  ist  mir  nicht  bekannt;  ctutki  v.  heisst  ,ab3ehin(len,  ab- 
häuten', asliuiscan  der  Texte  ist  zweifellos  ein  Copirfehler 
statt  aruiscan.  Barrauca  übersetzt:  ,dein  Weberschiffchen  ist  ge- 
brochen'. Chuki  heisst  ,die  Lanze';  das  Weberschiftchen  ilanza- 
dera)  in  Keehua  aber  coinana  oder  niinicuma.  Ob  nun  Barranca 
statt  chutquica  ,chuquica'  gelesen  und  auf  die  Aehnlichkeit  von 
lanza  mit  lanzadora  (restutzt  .Weberschiffchen'  übersetzt,  oder 
ob  mit  chnki  auch  der  Nebenbegriti'  Weberschiffchen  verbunden 
ist,  muss  ich  d.ahin  (gestellt  sein  lassen.  Bei  Nodal  lautet  der 
Vers:  ,Cay  chuquiyqui  ancha  arhuiciisea'.  Es  scheint  also,  dass 
er  auch  chuki  gleich  wie  Barranca  gebraucht.  Ich  nehme  da- 
her auch  diese  Leseart  an. 

V.  '249.  ti.sa  v.  ,kardät.schen',  mit  der  Karde  bei  gewobe- 
nen Stoffen  die  Wolle  langhaarig  machen,  Wolle  ausziehen'. 
,Dn  hast  die  Wolle  ausgezogen,  wickle  sie  nun  auch  auf.  Der 
vulg.  Redensart:  ,Du  hast  die  Siijipp  eingebrockt,  iss  sie  nun 
auch  ,iuf',  entsprechend. 


v.  "251.  Nodal  hat  statt  sapanpi  in  dem  sonst  gleiclilauten- 
den   Verse  zanipapi  (sampa  , träge,  feige,  locker'). 

V.  254  und  205,  nach  der  Leseart  des  bol.  Mscr. 

V.  259.  In  meinem  Texte  heisst  e.s  llantuliiianqui  ,dn  be- 
schattest', figürlich  ,du  beschützest  mich';  in  Markham's  Text 
aber  ccancliahuanqui  ,du  leuchtest  mir'.  Ich  gebe  dieser  Lese- 
art den  Vorzug,  da  sie  auch  ein  Wortspiel  auf  den  Namen 
Coyllur  involvirt. 

v.  261  und  202,  Puflurcouscani  iiaiiacctan ,  Tapiapacmi 
mosccocuni  der  beiden  Texte.  Nodal  hat  puüur.iyarcaiiy;  durch 
die  Verlialpartikel  raya  wird  eine  länprere  Dauer  der  Handlung 
ausgedrückt;  nach  dem  Gange  der  dram.  Handlung  ist  daher 
das  Verb  pufiuraya  hier  nicht  gut  zulassig. 

V,  264.  Leseart  des  bol,  Mscr, 

V.  266,  lieber  diesen  Vers,  sowie  über  Vers  2ii4  auf  den 
er  sich  bezieht,  vergl.   krit.  Bemerkungen. 

v,  267.  hacu  ist  die  befehlende  Kurm  eines  defectiven 
Zeitwortes. 


238 


TsCHUDI. 


DRITTER  AUFTRITT, 

Im   Innern   des   Hauses   der   Königin. 

Cusi  Coyllur  (weinend)  und  ihre  Mutter  Coya. 


Hayöacnianta  chica  llaki 
270  Cusi  Coyllur,  iutip  rirpunV 
Haydacmanta  cliincarirpun 
Cuäihuan,  samihuan  liuaki? 
Hudu  si£icuna  paraspa 
Sonöollayta  sipincaiia. 
275   Huanullaymau  huk  uaniana 
Chica  putiyta  kahuaspa. 
Ollantacta  munarcanki 
Natak  payhuan  yauasca 
,Huarminiiani  canki  huatasca! 
280  Caintakmi  acllacurkanki 
Cosaykipak  Aukicta! 
Samiriduy  asllallacta. 


Mama  Coya. 

Seit  wann  so  sehr  traurig 

Cusi  Coyllur,  Spiegel  der  Sonne"? 

Seit  wann  sind  von  dir  gewichen 

Freude  und  Ruhe  zugleich? 

Tiefe  Sorgen,  welche  über  mich  kommen 

Werden  mein  armes  Herz  ersticken. 

Lieber  schon  möchte  ich  auf  einmal  sterben, 

Als  so  viel  Traurigkeit  anzusehen. 

Du  hast  <)llanta  geliebt 

Schon  hast  du  es  mit  ihm  versucht. 

Schon  bist  du  sein  au  ihn  gefesseltes  Weib, 

Du  hast  gew.ählt 

Zu  deinem  Gatten  den  Auki! 

Kühe  ein  wenis-  aus. 


Ay  nustallay!  Ay  mamallay! 
Imaraycu  mana  huakasakV 
285  Imaraycu  mana  sullasak? 

Y  chay  Auki  muuascallay 

Y  chay  kaca  liuayllucuscallay 
Caychica  tuta  punchaupi 
Gay  chica  huarniacascaj-pi 

290  Y  öuncahuan,  y  sakehuan! 
Paypas  uyanta  pacahuan 
Mana  huaturiöuhuaspa ! 
Ay  mamallay!  Ay  fiustallay! 
Ay  huaylluduscay  öosallay! 

295   Camta  riösiiiunaj'pacha 


Cusi  Coyllur. 

Ach  meine  Fürstin,  ach  meine  Mutter, 

Warum  soll  ich  nicht  schluchzen? 

Warum  soll  ich  nicht  weinen? 

Ja,   dieser  mein  geliebter  Auki 

.Ja,  dieser  mein  so  zärtlich  geliebter  Hort, 

So  sehr  bei  Tag  und  bei  Nacht 

So  sehr  von  meiner  Kindheit  an, 

.Ta,  er  vergisst  mich,  ja,  er  verlässt  mich! 

Und  er  verbirgt  mir  sein  Antlitz, 

Und   erkundigt  sich  nicht  nach  mir! 

Ach  meine  Mutter!  ach  meine  Fürstin! 

Ach  mein  innigstgeliebter  Gatte. 

(Sie  schluchzt  heftig.) 

Damals,  als  ich  dich  kennen  lernte 


V.  270.  rirpu  .Spiegel',  der  bei  den  alten  Peruanern  aus 
einem  Stücke  fein  polirten  Metalles  augefertigt  wurde. 

V.  273.  paraspa  von  para  v.  ,regnen'  hier  trop.  Nodal 
hat  urmaspa;  beide  Versionen  haben  hier  die  nämliche  Be- 
deutung. 

V.  275.  In  beiden  Texten  steht  huanuyllaiman;  ich  ziehe 
die   Form  der   1.  Pers.  Sing.  Präs.  Optat.  vor. 

V.  281.  cosayki])ak;  über  diesen  Dativ  vergl.  Gramm. 
S.  223.  D.  d. 

V.  282.  samari  heisst  ,ein  wenig  ausruhen',  wird  aber 
durch  asllallacta  noch  mehr  verstärkt.  Dieser  Vers  ist  charak- 
teristisch für  die  feinen  Nuancen  der  Kechuasprache. 

v.  284.  Imaraycu  statt  Imainam  beider  Texte. 

V.  285,  sulla  v.  ,thaueu'  hier  tigiirlich  für  ,weinen'. 

V.  287.  kaca  ,der  Fels',  hier  figürlich  gebraucht  und 
unserem  Hort  entsprechend.  —  huayllu  syn.  mit  muna  v.,   nur   i 


noch  zärtlicher ;  der  Zärtliehkeitsausdruck  wird  noch  diuch  die 
Verbalpartikel  Ha  erhöht. 

V.  289.  huarmacay  ,die  Jugend',  das  Part.  perf.  ist  hier 
vollkommen  gerechtfertigt,  weil  Coyllur,  obgleich  noch  .^ehr  jung, 
doch  von  einer  verflossenen  Jugendzeit  spricht. 

V.  290.  saKe  .zurücklassen,  verlas.sen',  gleichbedeutend 
mit  hake  vi.  haki  v. 

v.  291.  Leseart  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten  heisst 
dieser  Vers:  huyayta  pay  ppaquihuan  (er  zerbricht  mir  mein 
Gesicht) ;  er  hat  offenbar  weniger  Berechtigung,  al.s  der  des  bol. 
Mscr.:  er  verbirgt  mir  sein  Antlitz, 

V.  295.  riisidunaypacha;  pacha  hier  adverbial,  gebraucht 
für  pachan;  dass  hier  der  Infinitiv  rei  fut.  statt  des  Inf.  rei  perf. 
gebraucht  wird,  ist  eine  jener  feinen  Nuancirungen  des  Ge- 
brauches der  Zeitformen,  an  denen  die  Kechuasprache  so  be- 
wunderungswürdig reich  ist. 


Das     Ollantadkama 


239 


Killapi  chay  yana  pädia 
Intipas   pacaricuspa, 
Cospapui'cau  cbiri  uspa. 
Puyupas  tacurik  ninalman 

300  Llakicta  paylla  iiillahuan, 
CTiasca  Coyllurpas  tucuspa 
Chupacta  aysariöuspa 
TufUj'iiincu  tapia  carcan, 
Hiuantiupas  pisiparcan! 

305  Ay  mamallay!  Ay  iiiistallay! 
Ay  huayllucuscay  cosallay! 


War  im  Monde  jener  schwarze  Fleck, 
Und  die  Sonne,  indem  sie  sich  verbarg' 
War  wie  mit  kalter  Asche  bedeckt. 
Eine  Wolke  mit  erschreckendem  Feuer 
Sie  verkündigte  mir  meine  Trauer, 
Der  Miirgenstern  sich  verwandelnd 
Indem  er  einen  Schweif  ausbreitete, 
Sie  Alle  waren  böse  Vorzeichen, 
Alles  zusammen  g'ing  zur  Neige. 
Ach  meine  Mutter!  ach  meine  Fürstin! 
Ach  mein  zärtlich  geliebter  Gatte! 


VIERTER  AUFTRITT. 

Die  Vorigen.     Inca  Paehacutek  mit  Gefolge. 


Pichuriöuy  uyaykicta, 
Cliakichicuy  iiahueykicta, 
Inca  yayayki  llocsimun, 
310  Chaynekmanmi  cutirimuu. 


Mama    Coya 
(zu  Coylhir). 

Reinige  dein  Antlitz, 
Trockne  deine  Augen   wieder. 
Der  Inca,  dein  Vater  kommt  heraus. 
Er  wendet  sich  hieher. 


Cuäi  Coyllur!   sonco  ruru, 
Llipi  chureycunap  ticau, 
Gay  cascoypa  panti  lliean 
Gay  cuncallaypa  huayruru! 

315  Gay  (?iascoyman  Bamuy  urpi, 
Gay  ricraypi  samaricuy! 
Gay  nahueypi  pas6ariöuy 
Cori  curucta  hucupi. 
Tucuy  llumpak  samini  campi 

320  Nahueypa  rirpun  canki 
Nahueykipi  illahuanki 


Paehacutek 

(zu  Coyllur). 

Guäi  Coyllur,  Herzensfrucht, 

Glänzende  Blume  meiner  Kinder, 

Blumennetz  meiner  Brust, 

Meines  Halses  Gehänge! 

Komm  an  meine   Brust,  Taube, 

Kühe  ein   wenig  in  meinen  Armen  aus! 

Löse  in   meiner  Gegenwart  den 

Goldenen  Knäuel  auf,   der  drinnen   im   Innern   ist. 

Bei  dir  ist  alles  reine  Glück, 

Du  bist  der  Spiegel  meiner  Augen, 

In   deinen   Auaen  leuchtest  du   mir 


V.  290.  pacliM  .die  Erde,  der  Ort,  die  Stelle,  der  Platz', 
liier  dürfte  es  mit  , Flecken'  iiliersetzt  werden,  pacha  ,die  Zeit', 
pacha  .das  Kleid'. 

V.  298.  eiispapurcau  ist  ein  mir  unbek.inntes  Wort 
(vergl.  krit.  Bemerkungen). 

V.  299.  tacurik.  In  beiden  Texten  steht  taeru,  was  ein 
Copirfehler  sein  dürfte.  Barranca  übersetzt  es  durch  .stürmisch' 
(tempestuoso) ,  unterdrückt  aber  ninahuan  ,mit  Feuer',  (verpl. 
krit.   Benierkungnnl. 

V.  'M\.  tucuspa  Ger.  sec.  von  tuen  .werden,  entstehen, 
sich  verändern,  .sich  verwandeln',  hier  in  letzterer  Bedeutung;  ,der 
Morgenstern  verwandelte  sich  in  einen  Kometen',  was  ebensoviel 
sagen  soll,  als  ,ein  Komet  erschien  zur  Zeit  des  Morgensterne»'. 

V.  308.  chakichicuy  nach  Markham's  Text  ist  hesser 
als  chaquirichey  des  meinigen.     Nodal   hat  ehaquichiy. 

V.  3\2.  churi  wird  nicht  gewöhnlich,  wie  hier,  als  Be- 
zeichnung der  Kinder   im  Allgemeinen    <jpl"'aucht.    Die    meisten 


Indianersprachen  Amerika's  sind  sehr  reich  an  Bezei<hnungen 
für  nähere  und  fernere  Verwandtschaftsgrade.  Im  Kechua  nennt 
der  Vater  die  männlichen  Kinder  churi,  die  weiblichen  usnsi 
oder  huarnii  churi;  die  Mutter  dagegen  nennt  Sohn  oder  Toch- 
ter huahna. 

V.  :il:i.  panti,  der  Name  eines  Strauches  mit  sehr 
schönen  rothen  Blüthen'  (Lassiandra  fontauesia).  Panti  wird 
im  Drama  ein  paarmal  adject.  gebraucht.  Man  kann  es  durch 
, Blumen  gleich'  oder  ähnlich  ü))ersetzen.  Nodal  hat  statt 
panti,  pankca',  womit  die  Bl.attdecken  der  Maiskolben  bezeichnet 
werden. 

V.  M14.  huayruru  (Wurzel  liua)  , das  Gehänge'.  Barranca 
übersetzt  ,relicario';  Markham  .sweetness';  eine  Bemerkung  über 
diese  letztere  Uebertragung  zu  verlieren,  ist  überflüssig. 

V.  317.  pasOa  v.  ,etwas  Geknüpftes  auflösen,  aufdrehen, 
aufwickeln'.  Ueber  diesen  und  den  folgenden  Vers  vergl.  krit. 
Bemerkungen. 


240 


TSOTDDI. 


Tuciiy  Inti  huac'fei,  champi. 

Llapacta  llicau  Saliueyki. 

Pichu  6ascoykicta  kichaspa 
325  Simeykictari  pasöaspa 

Pupani  samayniykicta? 

Camllam  caiiki  yayaykipak 

Tucuy  samin  caueayhuanpas 

Noöacta  ricuspa  öanipas. 
330  Caiisay  uinay  cusinaypak! 


Wie  alle  Pfeile  und  Keulen  der  Sonne. 

Deine  Augen  umstricken  Alles. 

Wer,  indem  er  deine  Brust  aufdeckt 

Und  deinen  Mund  erschliesst 

Befestigt  auch  deine  Ruhe? 

Du  nur  bist  deinem  Vater 

All  sein  Glück  und  auch  das  Leben 

Indem  du  mich  ansiehst. 

Lebe,  damit  ich  immer  glücklich  sei! 


Muctany  huarania  cuti 
Llampu  yayay  chakeykicta. 

Llantuy  ususeykicta! 
Chincarichun  tucuy  putiy! 


Cusi  Coyllur. 

Ich  küsse  tausendmal 

O  mein  sanfter  Vater  deine  Füsse. 

(Sie  kniet  vor  dem  Inca.'; 

Beschirme  deine  Tochter! 
Alle  Traurigkeit  verschwinde! 


335  Öam,   chakeypi  idlpuycuspa! 
Manchaspa  cayta  rimauy. 
Kahuarey,  yayaykim   cany, 
Huyhuayki  öamta  llulluduspa. 
Huakankichu  V 


Pachacutek. 

Du,  zu  meinen  Füssen  dich  werfend! 
Ich  spreche  es  mit  Furcht  aus. 
Schau  her,  ich  bin  dein  Vater, 
Ich  habe  dich  zärtlich  gross  gezogen. 
Weinst  du? 


340  Coyllurpas  huakan  sullanta 
Intim  llocsirimuptinca 
Sullari  unum  purinca, 
Mayllarinca  chay  sullacta. 


Cusi  Coyllur. 

Coyllur  weint  ihren  Thau 

So,  wie  wenn  wieder  die  Sonne  aufgeht. 

Das  Thauwasser  verschwindet. 

Wird   sie  den  Thau  abwaschen. 


Hamuy  munacuscay  Palla 
345  Tiyariöuy  cay  arpaypi. 


Pachacutek. 

Komm  meine  geliebte  Princessin, 
Setze  dich  her  zu  mir. 
(Er  zieht  sie  sanft  zn  sich  hin.) 


V.  324.  Dieser  Vers  hat  selir  verscliiedeiie  Lesearteii.  In 
meinem  Texte  lautet  er:  Picliu  ecaraiquita  quicliasiia;  im  bol. 
Mscr.:  Pichu  ecascoyqiiita ;  bei  MarUham:  Queehip  uayquita  (soll 
wohl  heissen  Queehiprayquita)  quichaspa;  bei  Nodal  aber  pichiup 
kcaranta  quichaspa  .die  Haut  von  einer  Pupille  aufdeckend'. 

V.  325.  simi  ,dev  Mund,  das  Wort',  aber  auch  ,das  Ge- 
lieimniss,  z.  B.  simicta  tokiyaclii  ,Geheiranisse  ausscliwätzen'. 

V.  326.  pupa  s.  ,der  Vogelleim',  verb.  .mit  Vog'elleim  fan- 
gen, festmao.lien',  hgürlieli  .befestigen'.     Var.  des  bol.  Mscr. 

V.  329.  Diesen  und  den  folgenden  Vers  üljersetzt  Barranca ; 
,Mit  deiner  Gegenwart  wird  mein  ganzes  Leljen  eine  ewige 
Freude  sein.  (Miirkham  übeisetzt  nur  Barranca).  Caueay  ist  hier 
aber  nicht  Subject,  denn  das  Verbum  steht  im  Gerund.  IL, 
welches  nie  gebraucht  wird,  sondei'n  durch  den  Subj.  ersetzt 
werden  muss,  wenn  in  zwei  von  einander  abhängenden  bedingen- 
den Sätzen  jeder  sein  eigenes  Subject  hat.  Causay  ist  Imperativ 
und  v.  330  bildet  einen  unabhängigen  Satz. 


v.  333.  Variante  des  bol.  Mscr.  statt  ,llantahuay  huarania 
mita'  in  meinem  und  .Uantahuay  churiquita'  in  Markham's  Text. 

V.  335.  ullpuyduspa  ist  besser  als  ccam  uUpuspa 
beider  Texte. 

V.  340.  sullanta  huakan  ,sip  weint  ihren  Thau',  tigiir- 
licli   ,sie  vergiesst  Thränen'. 

V.   342.  puri  v.  , ergehen,  weggehen,  sich   entfernen'. 

V.  343.  In  meinem  Texte  ist  die  unklare  Leseart  macc- 
chirinca,  Markham's  Text  dagegen  hat  mayllarinca.  Ferner 
stelit  in  meinem  Texte  sallata,  bei  Markham  sallatau.  .salla 
heisst  ,die  Liebe'  mit  dem  Nebenbegritfe  eines  unreinen,  sinn- 
lichen, unkeuschen  Gefilliles.  D.is  Wort  kann  also  hier  nicht 
gebrauclit  werden. 

v.  344.  Palla  vergl.  v.  lo.  Sowohl  in  meinem  al.«  in 
Markham's  Texte  steht  irrigerweise  halla. 

v.  345.  In  beiden  Texten  steht  arpaypi,  Nodal  hat  apaypi ; 
ich  gestehe,  dass  mir  keine  der  beiden  Lesearten  klar  ist. 


Das  Ollantaduama. 


241 


Hiiarmaykicunain  Bamusca 
Camta  cusichicunanpak . 


Dienerin  { Pachachina) 
(zu  Coyllur). 

Deine  Gespielen  kommen, 
Um  dich  zu  erfreuen. 


Yaucumuchik  iiispa  ney. 


Pactiacutek. 

Sag-',   sie  sollen  herein  kunimen. 


FÜNFTER  AUFTRITT. 

Die  Vorigen.     Acht   kleine    Indianerknaben    mit   Tambourinen    und    Schellentrommeln    sowie    eine    Anzahl 
geschmückter  Mädchen  treten  auf.     Musik  im  Innern.      Die  Knaben   tanzen  uiul   singen: 


Ama  piscu  micuychu 

Tuyallay,  tuyallay 
350  Nustallaypa  chacranta 

Tuyallay,  tuyallay 
Mana  hinam  tucseychu 

Tuyallay,  tuyallay 
Hillurina  saranta 

Tuyallay,  tuyallay 
Paracaynii  rurunri 

Tuyallay,  tuyallay 
Ancha  cari  mm-irpas 

Tuyallay,  tuyallay 
355  Nucniu-akmi  hucunri 

Tuyallay,  tuyallay 
Kekerakmi  rapinpas 

Tuyallay,  tuyallay 
Huaracanca  hillucta, 

Tuyallay,  tuyallay 


V.  347.  Iniarmacuna  kann  hier  am  Desten  durch  „Ge- 
spielen" übersetzt  werden. 

V.  348.  In  meinem  Texte  lautet  dieser  Vers:  yai  cumuchcu 
fiei;  bei  Markliam:  yaycuy  canuchucu  fiey;  Nodal  hat  ihn  in: 
yaycuchiy,  Hispa,  ihaniuyaycuy!  abgeändert. 

V.  349.  Tuyallay  ,meiue  liebe  Tuya'.  Die  Tuya  ist  ein  zur 
Familie  der  Fringillidae  gehöriger  Vogel  (Cocoborus  chrysogastor 
C'ab.).  Die  in  v.  3ö'.t  genannte  piscaca  ist  der  gattungsverwandte 
Cocoborus  torridus  C'ab.  Beide  Arten  sind  den  Maisfeldern,  wegen 
ihi-er  Menge  und  ihrer  Gefrässigkeit,  sehr  schädlich.  Sie  werden 
,iuch,  besonders  die  piscaca,  zuweilen  als  Stubenvögel  gehalten; 
ilir  Gesang  ist  jedoch  niclits  weniger  als  besonders  melodisch  (vergl. 
V.  Tsclmdi  Fauua  peruaua  II.  Ares.  ]>ag,  222 — 223).  Nodal  liat  als 
Kefrain  der  Verse  statt  Tuyallay  ,tumallanniy'  (von  tunia  v.  , um- 
kreisen, im  Kreise  ilrelien'  i.  Da  der  Gesang  .speciell  an  die  Tuya 
gerichtet  ist,  und  TuyaUay,  als  .^nsjjrache  au  das  Vögelcheu  einen 
ganz  trert'lichen  Sinn  gibt,  so  kann  Nodal's  Aenderung  nicht  ge- 
billigt werden;  sie  entspricht  nicht  einer  inneren  Noth wendigkeit, 
ist  überhaupt  durchaus  ungerechtfertigt. 

V.  3.jl.  tucseychu,  Leseart  des  bol.  Mscr.,  in  diu  bei- 
den Texten  .steht  tucuycliu. 

Denkschriften  il«r  phil.-biist.  Cl.  XXIV.  liil. 


Friss  ja  nicht  Vogel 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
In  dem  Garten  meiner  Fürstin 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Stich'  ja  nicht  an 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Ihren  schmackhaften  Mais 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Sein  Kern  ist  noch  weich 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Und  der  Kolben  sehr  stark 

]\Ieine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Sein  Inneres  ist  noch  süss 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Und  sein  Blatt  ist  noch  zart 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Der  Näscher  wird  gesteinigt 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 


V.  :sö2.  liillurina  Part,  rei  fut.  von  dem  antitjuirtcn  Verb. 
Iiilluri  (hillu  s.  ,der  Näsclier';,  adj.  , naschhaft,  leckerhaft',  das 
was  zum  Naschen  sein  wird,  also  figürlicli  , schmackhaft'  ist. 

V.  353.  paracay  ,der  weiclie,  weisse  Mais';  murir  ,der 
iiarte  völlig  ausgereifte  Maiskolben'.  Da  der  Mais  ,9ara',  das 
Hauptnahruiigsniittcl  der  alteu  Peruaner  war,  so  ist  die  Kechua- 
sprache  ausserordentlich  reich  .an  eigenen  Bezeichnungen  für  die 
verscliiedenen  Stadien  des  Wachsthumes,  der  Bhithn  und  der 
Reife  der  Pflanze,  der  Form,  Farbe  und  Härte  der  Körner  und 
der  Art  der  Zubereitung  für  den  Genuas.  Mein  Text  liat  irriger- 
weise parccaimi,  Markham's  Text  ])anaccaynii;  es  miiss  para- 
caymi  heissen. 

V.  3.'j4.  aucha  dari  ist  nielit  ganz  khir,  wenn  auch  cari 
adj.  genommen,  durch  , stark'  übersetzt  wird.  Bei  Markham 
lautet  der  Vers  ganz  unverstäudlicli:  .\ncha  cconi  muuispa.  Nach 
Nodal  s  Umarbeitung  lautet  er:  nncha  kcaru  mirarispa. 

V.  300.  Ueke  wftrde  früher  ausschliesslich  von  Mais,  später 
.nucli   von  den  Getreidearten  gebrauclit. 

v.  3Ö7.  huaradanca  bol.  Mscr.  von  huaraca  .mit  der 
Steinschleuder  werfen'.  In  beiden  Texten  sti-ht  liuaranccaiiau  von 
liuarania  , tausend'.    Der  Vers:  hnarancanan  hilhita.   ist  mir  nicht 

31 


242 


TSCHUDI. 


Pupascayki  öamtapas 

Tuyallay,  tuyallay 
Piscacacta  liutucuy 

Tuyallay,  tuyallay 
360  ^ipiscacta  kahuarey 

Tuyallay,  tuyallay 
Sondollanta  tapucuy 

Tuyallay,  tuyallay 
Puruutatak  mascarey, 

Tuyallay,  tuyallay 
Llikiscactam  ricunki 

Tuyallay,  tuyallay 
H\ik  ruructa  chapcliaptin 

Tuyallay,  tuyallay 
365  Hiuatakmi  ricunki 

Tuyallay,  tuyallay. 


Und  dick  fange  ich  nur  mit  Leim 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Erkundige  dich  nach  der  Piscaca 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Betrachte  die  Erdrosselte 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Frage  nach  ihrem  Herzchen 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Suche   auch  ihi-  Gefieder 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Du  siehst  es  zerrissen 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Weil  sie  ein  Korn  gepickt  hat 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 
Darum  siehst  du  sie  so! 

Meine  liebe  Tuya,  (rep.) 


Cuäillacuy,   Cuäi  Coyllur 
Huarmaykicunap  chaupinpi 
Gay  mamallaykip  huasinpi. 


Pachacutek. 


Erfreue  dich,   Culi  Coyllur 
Inmitten  deiner  Gespielen 
Im  Hause  deiner  Älutter. 


(Er  entfei-ut  sich  mit  seinem   Gefolge.) 


As  nucnucta  takipuychik 
370  Munacuscay  sicllacuna. 
Tapiacta  takin  caycuua  ! 


Camcunari  ripuychik ! 


Mama  Coya 

(zu  den  Mädchen.) 

Singt  Angenehmeres, 

Meine  geliebten  Blumen. 

Jene  singen  üble  Vorbedeutung! 

(Zu  den  Knaben  gewendet.) 

Ihr  aber  geht  wieder  fort. 


H  a  r  a  h  u  i : 


Iscay  munanaöuk  urpi 
Llakin,  putin,  anchin,  huakan; 
öT5  Iscaynintas  kala  pacan 


Gesang   der  Mädchen: 

(Musik  im  Innern  entsprecliend.) 

Zwei  sich  gegenseitig  liebende  Tauben 
Sind  bekümmert,  traurig,  seufzen,  weinen; 
Beide  zusammen  verbirgt  eine  Spalte 


verständlieh,  da  der  folgende  Vers  nicht  die  nöthige  gramma- 
tikalische Ergänzung  desselben  enthält.  Barranea  übersetzt  diese 
beiden  Verse  sehr  frei,  ,hütet  euch  ihr  Näscher,  denn  wir  wer- 
den euch  zu  Tausenden  in  der  Falle  fangen'.  Aber  noch  weit 
willkürlicher  und  unrichtiger  übersetzt  Markham:  ,do  not  be 
very  greedy'.  Zum  besseren  Verständnis»  des  v.  357  bemerke 
ich,  dass  jetzt  noch  die  ludianerknaben"  kleinere  und  grössere 
Vögel  mit  der  Steinschleuder  tödten  oder  betäuben. 

V.   364.  In  beiden  Texten  chapchactin  für  chapcliaptin. 

V.  .S6Ö.  Nach  diesem  Vers  hat  der  Markliam'sche  Text 
noch  einen  Vers:  .hucUallapas  chiucacctin'. 


V.  366.  Cusillaiuy  nach  Nodal  ist  besser  als  cusicuscay 
der  beiden  Texte. 

V.  370.  slcUa  ,eine  sehr  beliebte  blaublühende  Blume'.  Der 
Vergleich  der  Mädchen  mit  der  SicUa  ist  sehr  hübsch  und  daher 
nicht  passend,  dass  Barranea  siclla  durch  , Nymphen'  übersetzt 
(vergl.  krit.  Bemerkungen). 

V.  375.  Ich  übersetze  in  diesem  Verse  kasa  durch  Spalte. 
Barranea  hat  das  Wort  casa  (, Frost,  Kälte,  Eis')  gelesen  und 
durch  .Schnee'  übersetzt.  Bei  Nodal  lautet  der  Vers:  purantin 
casapl  parccan  ,beide  stampfen  in  Dornen'.  Markham  hat  statt 
dieses  Verses  folgenden :  Accoy  taquis  aucca  ttacau ;  er  hat  ihn 


Das    Or.I.ANTADKAMA. 


243 


Huk  chaki  miillpa  cullupi. 
Hukfiin  caksi  chincachisca 
Huayllucusca  pitullanta ; 
Huk  socraypi,  sapallaiita 
380  Mana  hayöap,  cacliarisca. 

Hiialsak  urpillami  llakin; 
Pitullanta  kahuarispa 
H uanus eac tana  tar i spa 
Gay  äiniipi  payta  takin: 
385  Maymi  urpey  chay  nahueyki, 
Chay  cascoyki  munay,   munay 
Chay  sondoyki  nucnucunay 
Chay  llampu  huatuk  äimeyki? 

Chiacaytucuk  caj-  urpiri 
390  Kaca  kaöapi  miispaspa 

Uekehuan  caparycachaspa, 

Kitimaniiatak  pmirin. 

Hinantiiita  tapucuspa : 

Soncollay  niaypitak  canki? 
395  Xispa  mifcan  ranki  ranki 

Nispa  huaiiun  ullpiiyöuspa. 


Am  Fasse  eines  faulen  Baumstammes. 

Eine  von  ihnen  hat  verloren 

Die  vielgeliebte  Gefährtin. 

Zum  reifen  Mais  hat  er  sie  alleine 

Aufs  Ung-ewisse  fortgelassen. 

Und  das  weinende  T.äubchen  ist  bekümmert, 

Als  es  den  Gefährten  erblickt 

Und  ihn  schon  todt  findet, 

Singt  es  ihn  mit  diesen  Worten  an: 

Wo  mein  Tüubchen  sind   deine  Augen, 

Deine  so  sehr  geliebte  Brust, 

Dein  Herz,  das  mir  so  zärtlich. 

Dein  sanft  rathender  Mund? 

Aber  die  Taube  sich  entfernend, 

Indem  sie  von  Felsen  zu  Felsen  irrt 

Und  unter  Thränen  laut  schreit. 

Geht  immer  in  der  Umgegend    herum, 

Ueberall  fragend: 

Mein  Herzchen,  wo  bist  du  doch? 

So  sprechend  erbebt  sie  früh  morgens. 

So  sprechend  sinkt  sie  zusammen  und  stirbt. 


Chicanta  nin  chay  yarahui! 
Chicallaeta  takihuaychik, 
398'  Sapaytaiia  hakehuaychik. 
Llocllaricunüa  cay  Sahui. 


Cusi  Coylur. 


Dieser  Gesang  sagt  so  viel! 

Singet  nicht  mehr, 

Lasst  mich  nun  alleine. 

]\Ieine  Atigen  überströmen  von  Neuem. 


(Sie  geht  ,ib;  din   Dieucrinen  folijen   ilir  nacli. 


.nber  durchaus  nicht  veratauilen  und   üliorsetzt  dcslialh  frischwog 
Barranca:  ,both  were  burried  in  the  snow'.  (I) 

T.  379.  Auffallend  ist  es  mir,  dass  auch  in  Markham's 
Text  der  Druckfeliler,  socyapi  statt  socraypi,  des  meinigen  vor- 
Icnmmt  (s.  Einleitung  pag.  20fi). 

V.  ;^80.  Markham  hat  statt  dieses  Verses  den  unverst<tnd- 
lichen  ccampanmanasca  Uaquisca. 

V.  .'^82.  pitu  ist  ,das  Paar';  wird  liier  und  in  v.  ;^7S  für 
.Gefährte'  gebraucht:  ,der  Gepaarte  einer  der  zum  Paare 
gehört. 

V.  3S4.  Markliam's  Text  hat  p.avpac  taquin;  Nndal  ii.avm.'in 
taquin. 

V.  :)S6.  munay  munay  statt  munay  niunaylla.  Der  redu- 
])licirte  Infinitiv  hat  hier  adjective  Hodeutung  (vergl.  Gramm 
iä.  160)  mit  dem  Nebenbegrifte  der  Intensivität.  Häufig  wird 
iliese  Reduplication  mit  dem  Suffixnm  IIa  auch  adverbialitor  ge- 
liraucht  (vergl.  Gramm.  §.    177''). 

V.  388.  Statt  llampu  huatak  h;it  Markham's  Text  achan 
cannay.  (?) 

V.  389.  ehincaytucuk  nacli  Xodal  statt  des  unrichtigen 
chicachicuc  beider  Texte.  —  Es  scheint  übrigens  Markham  den 
l'^ehler  nach   meinem  Texte  beg.angeu  zu  haben. 


V.  392.  Die  beiden  Texte  haben  das  mir  unbekannte 
Wort  quircoama;  das  bol.  Mscr.  qnitiman.  Kiti  s.  .ist  die  Um- 
gegend eines  Ortes.     Kifi  .die  Höhlung,  Hi'ihle". 

V.  395.  In  diesem  Verse  kommt  in  beiden  Texten  das 
.schon  in  v.  48  besprochene  rednpl.  Wort  ranqni  vor.  Barranca 
übersetzt  es  anch  hier  durch  Morgenröthe  (al  despimtar  de  la 
jiurora'i.     mifca  .straucheln'  hier  etwa  .erzittern,  erbeben'. 

V.  39().  nllpuycuspa  eigentl.  .sich  tief  demüthigen',  kann 
hier   am  besten  durch  .zus.ammcnsinken'  übertragen  werden. 

V.  397.  Harranca  scheint  checanta  für  richtiger  als  chicanta 
zu  halten ,   denn  er  übersetzt  .dieser  yarahni   spricht  Wahrheit'. 

V.  39S.  In  beiden  Texten  steht  Irrigerweise  taqnihnai  statt 
takihuaychik,  denn  das  Verbum  kann  sich  hier  nicht  auf  das 
Subjcct  des   vorhergebenden  Verses  beziehen. 

V.  398"-  Dieser  Vers  fehlt  in  meinem  Texte,  ich  habe  ihn 
nach   dem   Markham'schen  Texte  aufgenommen. 

V.  399.  lloclla  s.  ,iler  Waldbacb,  das  Wildwasscr,  das  beim 
Regen  schnell  an.schwillt';  dann  .die  Ueberschwemmung'.  llncUa  v. 
vi.  Ilocllamu  ,anstreten  (die  Waldbäche\  überfluthcn'.  In  beiden 
Texten  steht  die  fehlerhafte  Form  UocUarichu;  chn  ist  keine 
Verbalpartikel;  ich  halte  chn  für  einen  Schreibfehler  st-ntt  h\,  als 
Charaktcrzeiclien  des  intrans.  Zeitwortes  i  vergl.  Gramm.  §.  11!+.  1.). 

31  • 


244 


TSCHUDI. 


SECHSTER  AUFTRITT. 

Im  Pallaste   des  Inca. 

Inca  Paehacutek  mit  den  Feldherren  OUanta  und  RumiSahui. 

(Sie  setzen  sich.) 


400  Cunan  puncliaumi,   Aukicuna 
Cameunaliiian  rimaykichik. 
Nam  chirau  phayamuhuancliik 
Llocsinaniian  llapa  runa 
Collasuyu  mascaniuna. 

405  Nas  Chayanta  camariöun 
Noöachikhuau  lloösinanpak ; 
Llapallancus  tadurieun 
Huactiincucta  tupariöun. 


Paehacutek. 

Heute,  0  Aukis, 

Will  ich  mich  mit  euch  verabreden. 

Sobald  die  Sonne  aufsteigt,  kommen 

Zu  uns  her  alle  Männer,  welche  nun 

Ausziehen  werden  um   Collasuyu  aufzusuchen. 

Schon  soll  Chayanta  bereit  sein, 

Um  mit  uns  auszuziehen. 

Sie  alle  sollen  unruhig'  sein 

Und  ihre  Pfeile  schärfen. 


Ollanta. 


Imacta,  Inca,  fakianca 
410  Chay  hanca  runallacuna"? 
Coscohuanmi  oröo  cayöa 
Paycunapakca  sayanca. 
Nam  pusak   chunca 
Huallahuisa  suyascanSa 
415  Huancarniypa  tokyananta 
Pututuypa  huakananta. 
Nam  maöana  tuprascaiia 
Champipas  iiam  acllascafia. 


Wie,  0  Inca,  werden  sich  halten 

Jene  hinkenden  Männchen  V 

Da  der  Berg-   sammt  Cuzco 

Ihnen  entgegenstehen  wird. 

Schon  achtzigtausend 

Tapfere  erwarten 

Meiner  Trommel  Wirbeln, 

Meiner  Muschelhöruer  Rufen. 

Schon  ist  die  Streitaxt  geschliffen 

Und  schon  ist  die  Keule  ausgewählt. 


J 


Tucuytarak  huakiay,  cunay 
420  Uillankichikrak,  pactapas! 
Cunacunman  huakillanpas 
Yahuarnincuu  anelia  cuyay. 


Paehacutek. 

Alle  zusammenzurufen,  zu  ermahnen, 
Werdet  ihr  verkündigen;  gebt  Acht! 
Es  möchten  Einige  geneigt  »ein 
Ihr  Blut  zu  sehr  zu  lieben. 


V.  401.  ist  uicht  ganz  sprachrichtig.  | 

V.  402.  chirau    wird   gewöhnlich    vom  Wetter  oder  von   i 
Tageszeiten  gelirauelit  und  heisst  ,hell,  klar,  warm',  iiarn  chirau 
,sobald  es  heller  Tag  ist,    sobald  die  Sonne  hoch  steht    und    es 
warm  wird". 

V.  407.  In  beiden  Texten  steht  Uaim  Uancus.  So  getrennt 
niüsste  llancu  als  Eigenname  genommen  werden;  ich  kenne 
kein  Subst.  llancu.  Man  könnte  denn  die  Antwort  OUanta's 
V.  410  auf  llancu  beziehen.  Nodal  hat  llapa  Uanqui,  was  mir 
ebenfalls  unklar  ist,  da  ich  auch  ein  Subst.  llanqui  nicht  kenne. 
Zieht  man  llancu  zu  llapa,  so  würde  sich  llapallancu  auf  Colla- 
suyu's  Bewohner  beziehen.  Da  Barranea  v.  -207—208,  ,dass  sie 
sicli  vorbereiten  und  ihre  Pfeile  schärfen',  übersetzt,  so  ist  nicht 
zu  entnehmen  wie  er  llapa  Uaneus  auffasst. 

V.  410.  hanJa  runallacuna  ,die  hinkenden  Männchen', 
ein  verächtlicher  Ausdruck,  den  Ollanta  von  den  Feinden  ge- 
braucht. 


V.  414.  Bezüglich  des  Wortes  huallahni.sa  vergl.  Note  zu 
v.  197.  suyuscanfla  beider  Texte  ist  wohl  nur  Copirfehler  statt 
suyascanna,  sonst  würde  das  den  Nachsatz  der  beiden  folgen- 
den Verse  verbindende  Verbum  fehlen. 

v.  415.  tokya  ,platzen,  zerplatzen',  hier  figürlich  ,vom 
Geräusche  der  Trommeln'  gebraucht. 

V.  416.  pututu  ,die  Kriegstrompete'  aus  grossen  Triton- 
muscheln verfertigt. 

V.  410.  Wir  finden  wiederholt  im  Drama  einige  Schluss- 
partikeln pleonaatisch  angewendet;  z.  B.  hier  und  im  folgenden 
Verse  ,rak',  am  häufigsten  aber  ila. 

Der  Gebi-auch  des  Infinitiv  wie  in  diesem  Verse 
und  V.  422  ist  selten ;  gewöhnlich  wird  er  mit  dem  Pron. 
pers.  verbunden  und  so  gewissermassen  als  Verb,  subst.  be- 
handelt. 

V.  421.  cunacunman,  wie  auch  Nodal  hat,  ist  besser  als 
cunuiicanman  beider  Texte. 


Das  Ollantadrama. 


245 


Ancha  piiias  hufmcuncii 
Yuncacunacta  huakiasj)a 

425  Nancunactari   pascaspa 
Caramantas  uncii6uncu. 
Hinani  manchayninta   pacan 
Chay  pisi  soudo  C'hayanta. 
Hinapaca  chayamanta 

430  Nanta  paseasca  muuascan. 
Nam  acolla  eamaiisca 
Llamanchikta  ctacuanapak. 
Haöu!   puniiii   tieianapak 

Nam  ricranchik  camarisca. 


Ruminahui. 

Es  sollen  sich  viele  Erzürnte  vereinigen, 

Um  die  Yuncas  zusammenzurufen 

Und  die  Wege  zu  zerstören. 

Und  sollen  ilu'e  Lederhemden  anziehen. 

So  verbirgt  seine  Furcht 

Dieses  kleinmüthige  C'hayanta. 

Deshalb  will  es,  dass  von  dort  her 

Der  Weg  zerstört  werde. 

Schon  sind  zahllose  bereit 

Um  unsere  Llamas  zu  beladen. 

Gehen  wir!  Um  Alles  (zu  zerstören)  durch  einander 

zu  werfen. 
Sind  unsere  Arme  schon  bereit. 


Pachacutek. 


435  Llocseytaüachu  yuyanki 
Pina  amaru  tincurik? 
Chay  runacuna  tacurik 
Naupaktarak  cam  huakianki, 
Milki  äimi  ricuy  runacta, 

440  Manam  yahuarta  hictaychu 
Manam  pictapas  dollucheychu. 


trlaubst  du  beim  Ausziehen, 

Wie  eine  wilde  Schlange  zu  kilmpfen? 

Wenn  jene  Männer  unruhig  sind, 

So  rufst  du  vorerst  den  Ersten, 

Schau  den  Mann  wohlwollend  an, 

Vergiesse  kein  Blut, 

Vernichte  Niemanden. 


OUanta. 


Nam  nocapas  lloösisacna, 
Tucuyllantin  camarisca; 
Gay  sonöoyri  mancharisca 
445  Huc  yuyaypi  muspascaSa. 


445'Rimarey,  neyki,  checampas, 
Cay  llaytuyta  munaspapas. 


Auch  ich  werde  nun  ausrücken. 
Alles  ist  schon  bereit, 
Aber  mein  Herz  erzittert  vor  Furcht, 
Indem  es  nur  in  einem  Gedanken  rast. 


Pachacutek. 


Ich  sage  dir,  sprich  unverhohlen. 

Und   wenn  du  auch  meinen  Llaytu  begehrtest. 


V.  423.  piRa  ist  ein  , zorniger,  aufbrausender,  gereixter 
Mensch';  piila  adj.  ,zornig,  wild,  tapfer,  stark'  (v.  piilaiu  ,si(;li 
erzürnen,  böse  werden'),  f.inas  ,der  Kriegsgefangene'.  An  dieser 
Stelle  und  in  v.  42li  ist  das  s  das  Suf6x  der  erzählend  unlie- 
stimraten  Rede. 

V.  424.  Yuncacuna  hiessen  die  Bewohner  des  Ostab- 
lianges  der  Binnen-Cordillera;  zur  Zeit  der  Incas  wurden  auch 
die  Bewoliner  der  heissen,  wasserlosen  Küste  so  genannt. 

V.  425.  pasca  v.  ,aufbinden ,  loslösen,  loslassen',  hier 
figürlich  gebraucht.  Barranca  übersetzt  die  Stelle  ,um  die  Wege 
zu  reinigen';  ich  nehme  die  figürliche  Bedeutung  von  pasca  im 
Gegentheile  für  .zerstören'  und  glaube  damit  den  Sinn  der  Rede 
richtiger  anfgefasst  zu  haben;  denn  die  Unzufriedenen,  Erzürnten, 
die  Gegner  (pifia)  beriefen  die  Ynncas  nicht  zum  Reinigen  der  Wege, 
sondern  um  sie  zu  zerstören  und  dadurch  dem  Heere  des  Inca 
.Schwierigkeiten  beim  Vordringen  nach  Cliayanta  zu  bereiten. 

V.  420.  uncu  s.  ,das  Henul',  uncucu  ,sich  mit  einem  Hemde 
bekleiden,  Hemd  anziehen'. 

V.  429.  hinapaca  hol.  Mscr.  statt  mana  chaquic  beider 
Te.\te. 


V.  431.  acolla  von  aco  ,Sand',  auch  trop.  für  .grosse 
Menge,  sehr  viel.  Alles  zusammen'  gebraucht  (vergl.  Gramm. 
§.   122.) 

V.  433.  ticra  v.  ,das  Innere  nach  aussen  kehren,  um- 
drehen', figürlich  umblättern.     Hacu  statt  acco  beider  Texte. 

V.  435.  Mit  dem  Verb,  yuya  steht  der  Infinitiv  als  Objcct 
im  Accus,  (vergl.   Gramm.  §.  219). 

V.  438.  ilaupaktarak,  Accus,  von  üaupak  ,der  Erste, 
Vorderste',  mit  der  Schlusspartikel  rak.  fiaupak  kann  hier  als 
.Anführer,  Haupt  der  feindlichen  Truppe'  genommen  werden. 
Barranca  übersetzt  dieses  Wort  als  Adverb,  durch  .vorerst'. 

V.  439.  miski  simi  (wörtlich  ,dcr  süsse  Mund')  .schmeich- 
lerische, verlockende  Rede';  wird  auch  .idverbial  gebraucht. 

V.  440.  In  diesem  und  dem  folgenden  Verse  ist  der  Im- 
perativ dem  Accus.  Infinit,  der  beiden  Texte  vorzuziehen. 

V.  441.  iollnchi  v.  ,eine  Handlung  unterbrechen,  hemmen, 
stören',  aber  auch  das  Ende  von  etwas  verursachen,  vernichten. 

V.  443.  tucuyllantin  nach  Nodal  ist  besser  als  tucuyiman 
beider  Texte. 

V.  445  ••  Vergl.  krit.  Bemerkungen. 


246 


TSCHUDI. 


Sapaykipi  uyariliuay. 


Hanansuyup  apu  liuaminca 
Hiiaseykipi  saniarimuy 
450  Noöa  huakianay  captinöa 
Caya  punchau  muyiu-imny. 


Campa  äimin  noöapak 
Huntanna  buk  kenllayllapi 


Ollanta. 

Höre  mich  alleine  an. 

Pachacutek 

zu  Ruminahui. 

Tapferer  Herr  von  Hanan  8uyu, 
Geh'  in  dein  Haus  um  auszuruhen; 
Wenn  ich  dich  j-ufen  lassen  werde, 
Kehre  morgen  wieder  zurück. 

Ruminahui. 

Dein  Wort  ist  mir  Befehl, 
Es  ist  im  Augenblick  erfüllt. 
(Geht  ab.) 


Nam  yachanki,  dapak  Inca, 

455  Huarmamanta  yanarcayki, 
Camta  uinay  kahuarcayki; 
Rurarcayki  cay  huaminöa 
Camta  catispa,  collpaypas 
Huaranöaman    cutipurcan, 

460  Humpeypas  carapi  sururcan, 
Camrayöutakmi   canypas. 
Purum  aucam  y  carcany, 
Tucuy  kacchak,  tucuy  factak 
Manchak  llactacunactatak 

4G5  Anta  champihuan  sircarcany 
Maypim  manapas  llocllakchu 
Auöaykicunap  yahuariiin? 
Pipakmi  mana  chahuarnin 
OUantaypa  sutin  cakchu? 

470  Nocam  dampa  chakeykiman 
Hanansuyucta  llipintinta, 
Churascany,   Yuucautinta 
Yanaykipak  huaseykiman. 


Ollanta. 

Du  weisst  es  wohl,  mächtiger  Inca, 

Ich  habe  dir  von  Kindheit  an  gedient, 

Für  dich  habe  ich  immer  geschaut; 

Ich  habe  für  dich  gehandelt  als  tapferer  Führer, 

Wenn  ich  dir  folgte,  und  meine  Macht  ist 

Gegen  Tausende  wieder  zurückgekehrt, 

Mein  Schweiss  ist  für  dich  geflossen, 

Und  ich  bin  nur  um  deinetwillen. 

Ja  ich  war  ein  wilder  Gegner, 

Allen  Schrecken  einjagend,  alles  zertretend, 

In  den  furchterfüllten  Städten 

Habe  ich  mit  eherner  Keule  Blut  vergossen. 

Wo  strömte  nicht 

Deiner  Feinde  Blut? 

Wem  war  nicht  eine  Drohung 

Ollanta's  Name? 

Ich   habe  zu  deinen  Füssen 

Ganz  Hanansuyu 

Gelegt,  sammt  allen   Yuncas 

Als  deine  Diener  für  dein  Haus. 


V.  450.  huakianay  ca])tiii  Optat.  der  periphr.  Con- 
jugation  (Coiij.   des  freiwilligen  Futurums). 

V.  452.  In  diesem  Verse  ist  zugleich  eine  für  die  Sprache 
charakteristische  Breite  und  Kürze  der  Rede  enthalten:  ,Von 
dir  das  Wort  mir',  was  wir  ganz  genau  durch  ,dein  Wort  ist 
mir  Befehl'  übersetzen  können. 

V.  453.  kenllaj'llapi  von  kenlla  vi.  kenilla  .mit  den 
Augen  zwinkern';  kenllaypi  ,in  einem  Augenzwinkern',  Bgnrlich 
,in  einem  Augenblicke';  franz.  ,en  un  clin  d'oeil,  d'un  clin  d'oeil'. 
In  beiden  Texten  steht  chinlleill.api. 

V.  460.  suru  v.  wird  liauptsächlich  von  Flüssigkeiten  (auch 
erstarrten),  die  eine  Zeit  laug  hängen  und  dann  herunterfallen, 
gebraucht;  überhaupt  auch  von  schlecht  befestigten  Gegen- 
ständen, die  herabzufallen  drohen  oder  wirklick  herabfallen.  Es 
wird  daher  sehr  bezeichnend  vom  Schweisse,  der  eine  Zeit  lang 
auf  der  Haut  steht  und  dann  lierunter  rinut  oder  fällt,  gebi-aucht. 


li 


Richtiger  wäre  bei  dieser  Bedeutung  von  suru  v.  in  v.  460 
tokeypas  statt  humpeypas  vi.  humpey,  das  in  seiner  Hauptbe- 
deutung nur  .Erhitzung  ohne  Schweiss.austritt',  bezeichnet. 

v.  465.  anta  champihuan  sirL-.arcany  statt  anta  champim 
circarcani.  Nodal  setzt  champip  antahuan  circarcauy.  sir^a  v. 
,zu  .\der  lassen',  was  bei  den  alten  Peruanern  mit  einem  schar- 
fen Steinsplitter  geschah;  figürlich  ,Blut  vergiessen'. 

V.  468.  chachuar  ,ein  aus  Bast  gedrehter  Strick';  wem 
war  Ollanta's  Name  nicht  sein  Strick,  i.  e.  figürlich  eine  Drohung, 
ein  Damoklesschwert? 

V.  470.  Nodal's  Leseart  lautet:  iiocam,  chaypac,  chaquiy- 
quiman. 

V.  473.  Barranca  übersetzt  diesen  Vers  ,um  iu  deinem 
Palaste  zu  dienen',  scheint  also  yanayldpak  als  Verbalform  auf- 
gefasst  zu  haben. 


Das  Olläntadkama. 


247 


Chancacunaeta  canaspa 

475  Raprancucta  cuchurcany; 
Nocatak  cururarcaDy 
Huanoa  Hiiillcacta  faötaspa. 
Maypim  maiia  sayarircan 
Ollanta  naupak  flaiipakta? 

480  Nocaraycu  tucuy  llacta, 
Chakeykiman  liainurircan, 
Narak  Uanipucta  llullaspa 
Narak  pina  kaparispa 
Narak  yahuarta  hicliaspa 

485  Narak  huanuyta  tarispa. 

Cammi,   Yayay,  cohuarcanki 
Cori  champicta,  camtakmi* 
Cori  chucucta,   caypakmi 
Runanianta  horßahuarcanki. 

490  Campam  cay  cori  maöana, 
Campaktakmi  ima  cascaypas; 
Callpaypa  chaninmi  chaypas 
Tucuyta  chaypi  mascana. 
Nam  Apucta  horcohuanki 

495  Antisuyup  liuamincacta 

Pichca  chunca  huaranöacta 
Riinaykieta  ynpahuanki 
Hiuantin  Anti  catiliuau. 
Camta  yanacuscallayhiian 

500  Nocacta  ciiuau  churayki 
Ullpuycuspa  chakeykiman : 
Asllataliuan  hoöarihuay. 
Yanaykim  cany  kabuarey, 
Catiscaykicta  uyarey : 

505  Coyllurniykicta  doriliuay 
Cay  öanchayhuan  purispa 
Cani  apiiyta  j-upaychaspa 


ludern  ich  die  Chancas  mit  Feuer  vernichtete 

Habe  ich  ihren  Ast  abg-eschnitten; 

Auch  habe  ich  Huauca  Huillca 

Vernichtet,  ihn  (mit  den  Füssen)  zerstampfend. 

Wo  stand  nicht  hochaufgerichtet 

Ollanta  zu  allervorderst? 

Dm-ch  mich  sind  alle  Ortschaften 

Wieder  zu  deinen  Füssen  g-ekünunen, 

Indem  ich  sie  bald  sanft  überi'edete, 

Bald  zornig  anfuhr, 

Bald  Blut  vergoss, 

Bald  mich  dem  Tode  aussetzte. 

Du,  mein  Vater,  hast  mir  gegeben 

Die  goldene  Keule,  auch  du 

Den  güldenen  Helm,  denn  du 

Hast  mich  vom  gemeinen  Mann  erhoben. 

Von  dir  ist  diese  goldene  Streitaxt, 

Und  dir  gehört,  was  ich  bin; 

Der  Preis  meiner  Anstrengung  ist  daher, 

Alles  dort  zu  suchen. 

Du  hast  mich  schon  zum  Apu  erhoben 

Zum   Herrführer  von  Antisuyu, 

Fünfzigtausend   deiner 

Soldaten  hast  du  mir  zugezählt, 

Alle  Antis  zusammen  folgen  mir. 

Nur  mit  dem,   was  ich  für  dich  leistete, 

Werfe  ich  mich  jetzt 

Demüthig  zu  deinen  Füssen : 

Erhebe  mich  noch  etwas  mehr. 

Sieh  her,  ich  bin  dein  Diener, 

Erhöre  den,  der  gefolgt  ist: 

Gieb  mir  deine  Coyllur, 

Um  mit  dieser  meiner  Leuchte  zu  gehen, 

Dich  als  meinen  Herrn  zu  verehren. 


V.  474.  Die  Chancas  bewolinton  die  Gegend  der  jetzigen 
Pariuacocha  und  Ändahiiaylas.  Sonderbarerweise  hat  Nodal  in 
seiner  Umarbeitung  aus  den  Chancas  chacracuna  ,Felder,  Gär- 
ten' gemacht. 

V.  475.  Vergl.  krit.  Bemerkungen. 

V.  477.  Huanca  Huillca,  Name  eines  tapferen  Führers 
der  Chancas,  der  sich  gegen  die  Incaherrachaft  auflehnte. 

V.  478.  sayari  v.  (saya  v.  , stehen')  eigentl.  ,auf  den 
Zehenspitzen  stehen;  stehen  , indem  man  sich  so  lange  als  mög- 
lich aufrichtet,  hoch  aufstehen'. 

V.  482.  lluUa  v.  ,Uigen,  .anlügen',  häufig  .überreden'. 

V.  485.  tari  v.  , finden',  also  eigentl.  ,bald  den  Tod 
findend';  ohne  den  Sinn  zu  ändern,  übersetze  ich  ,mich  dem 
Tode  aussetzend'. 

V.  489.  runa  ist  hier  Gegensatz  zu  .luki  oder  apu  (die 
Aristokratie  des  Incareiches)  ,der  gemeine  Mann',  besonders 
scharf  wird  diese  Bedeutung  von  Inca  Pachacutek  in  v.  ölO 
, Ollanta    du    bist    von    niedriger  Abkunft',    runa   canki,    betont. 


Markham's  Text  hat  aukimanta  statt  runamanta,  eine  ganz 
fehlerhafte  Leseart. 

V,  401.  cascay  ,mein  Gewesenes,  das  was  ich  gewesen 
bin';  da  aber  die  Form  casca  auch  für  die  gegenwärtige  Zeit 
gebraucht  wird,  so  heisst  es  auch  ,mein  Sein,  das  was  ich  Itin, 
und  ist  hier  in  dieser  Zeitform  zu  nehmen.  Etwas  frei  konnte 
man  es  durch  ,was  ich  war  und  was  ich  bin'  übertragen. 

V.  493.  chaypi  i.  e.  canipi. 

V.  494.  Nodal  hat  .sbitt  apucta,  apucayman  ,zur  Würde 
eines  Apu'. 

V.  499.  hol.  Mscr.  in  beiden  Texten  yanacuscallayi)i. 

V.  500.  Ebenfalls  Variante  des  lud.  Msi-r.  .statt  ncncat«- 
huanmi  der  beiden  Texte. 

V.  504.  In  Folge  DnickfehUrs  lautet  der  Vers  in  meinem 
Texte  ganz  irrig  Ccatisccayquin  y  oonanri.  .Markham's  Text  hat 
cayqui  quesayquita  uyariy. 

V.  506.  Hier  ist  wieder  ein  Wortspiel  mit  Coyllur  und 
cancha  wie  schon  v.  G3. 


248 


TSCHUDI. 


Uinaytak  camta  kahuaspa 
Huanunaypak  takirispa. 


510  Ollantay,  öam  runain  canki! 
Hinallapitak  keparey 
Pill!  cascaykicta,  kahuarey! 
Ancha  uichaytam  kahiianki! 


Huk  camallaiia  sipihuay! 


515  Noöam  caytaöa  ricimay, 

Manam  campak  acllanaykichu. 
Nihuay  yuyayniykipichii 
Carcanki?  utöa  ripuUay ! 


Dich  immer  auzustaunen, 

Dich  bis  zu  meinem  Tode  zu  lobpreisen. 

Pactiaeutek. 

Ollanta,  du  bist  von  niedriger  Herkunft! 
Bleibe  was  du  warst, 
Bedenke,  wer  du  g-ewesen  bist! 
Du  trachtest  viel  zu  hoch  hinauf! 

Ollanta. 

Erdrossle  mich  lieber  auf  einmal ! 

Paehacutek. 

Da  es  mir  zukommt  zu  erwägen, 
So  hast  du  nicht  auszuwählen. 
Sag'  mir,  warst  dvi  bei  Sinnen? 
Entferne  dich  sogleich ! 

(Der  luca  geht  ab). 


SIEBENTER  AUFTRITT. 

Ollanta. 

(Allein,  tief  bewegt). 

Ah,  Ollanta!  Ah,  Ollanta! 

Hat  er  dich  deshalb  emporgezogeu, 

Dass  du  alle  Städte  bezwingest, 

Damit  du  so  viele  Dienste  leistest? 

Ach,  Cusi  Coyllur,  mein  geliebtes  Weib! 

Jetzt  habe  ich  dich  verloren. 

Ich  werde  für  dich  zu  gering  gehalten. 

Ach,  Fürstin!  Ach,  mein  geliebtes  Täubchen! 

(Er  stürzt  halb  ohnmächtig  zusammen,  rafft  sich  wieder  auf  und  fährt  grollend  fort:) 

Ay  Cosco!  Ay  sumak  llacta!  Ach,  Cuzco!  Ach  schöne  Stadt! 

Cunamanta,  öayamanta  Von  jetzt  an,  von  morgen  an 

Auöam  casak,  hinamanta  Werde  ich  ein  Feind  sein  und  dann 

530  Chay  cascoykicta  <iarasak  Deine  Brust  den  Thieren  füttern, 

Llikiröuspa  sonöoykicta ;  Dein  Herz  in  Stücke  zerreissend; 

Cunturcunaman  churasak  Den  Geiern  werde  ich  hinwerfen 


Ah,  Ollanta!  Ah,  Ollanta! 
520  Chayraycuchu  horcosunki 

Llipi  llactacta  caueykiman 

Chaychica  yanascaykiman  ? 

Ay  Cviäi  Öoyllur  huarmillay! 

Cunanmi  chincaricheyki 
525  Nam  üoca  pisipacheyki ! 

Ay  Nustallay,  Ay  urpillay! 


V.  508.  Das  Verbuin  Uahua  wird  im  Drama  selir  oft  und 
in  sehr  verschiedenen  Bedeutungen  gebraucht;  hier  dürfte  es 
durch  ,bewundern,  anstaunen'  wiedergegeben  werden.  Barranea 
übersetzt  es  an  dieser  Stelle  durcli  , verehren'  (adorar). 

V.  509.  takiri  .wiederholt  singen',  übersetze  ich  hier 
durcli  lobpreisen. 

V.  510.  runa  siehe  v.  489. 

V.  511.  Das  Adverb,  hina  wird  hier  ganz  wie  ein  Nomen 
behandelt. 

V.  513.  uiehay  eigentl.  ,bergauf,  hinauf.  Der  Vers  heisst 
wörtlich  ,du  schaust  sehr  hoch  hinauf. 

V.  514.  Siehe  v.   198  und  v.  218. 

V.  517.  yuyayiliykipi  ,in  deinem  Denken,  bei  Sinnen'. 

V.  5'21.  cani  v.  ,beissen,  mit  den  Zähneu  packen',  hier 
figürlich  ,bezwingen' ;  in  beiden  Texten  steht  caniciuiman ;  Nodal 


hat  cananqui  (utca  caiianqui  Uactanta  ,du  wirst  sogleich  seine 
Stadt  verbrennen'). 

v.  525.  pisipaclii  hier  nicht  in  der  Bedeutung  von  .er- 
müden, zur  Neige  gehen',  sondern  nach  der  Bedeutung  der 
Verbalpartikeln,  machen,  dass  etwas  wieder  gering  ist,  fehlt; 
ich  übersetze  nun  ,3oll  ich  dir  zu  gering  sein',  ,man  hält  mich 
zu  gering  für  dich'. 

V.  528.  vergl.  v.  219. 

V.  529.  hinamanta  Var.  des  bol.  Mscr.,  casak  aucca  der 
beiden  Texte. 

V.  530.  darasak  (ccarasac)  Var.  des  bol.  Mscr.  stott 
ccaracta  der  beiden  Texte. 

V.  532.  churasak  (churasacj  Var.  des  bol.  Mscr.  statt 
cconaipacc  der  beiden  Texte. 


Das  Ollantalikama. 


249 


Chay  aucactji,  Incaykicta, 
Hunu  hunu  luiarancacta 

535  Anticunacta  llullaspa 
Siiyiiyciinacta  tocllaspa 
Pusaniusak ;  pullcancacta 
Saesaliuaiiianpi  ricunki 
Kimayta  puyucta  liiua. 

540  Chaypi  sayarinca  nina, 
Yahuarpi  chaypi  pufiunki, 
Chakeypi  cauca  Incayki, 
Chaypacliain  paypas  ricvtnca 
Pisinelius  nocapak   Yunca, 

ö45  Puchuncachas  chay  cuncayki. 
]Maiiapiiniin  coykimancliu, 
Niliuaurak,   cliay  ususeyta. 
Pasearinrak  chay  siminta 
Manam  canipakca  canmanchu 

550  Nispa;  utikta  pinasca 

Concor  sayaspa  manaptey. 
Incan  paypa  iioca  captey 
Tucuymi  chayca  yachasea. 
Cunanca  caylla  cachun ! 


Diesen  Feind,  deinen  Inca, 

Unzählige  tausende 

Antis,  indem  ich  sie  überrede, 

Und   meine  Provinzen  vereinige, 

Werde  ich  herführen;  die  Schihle 

Wirst  du  von  Sacahuaman  sehen 

Gleich  einer  Wetterwolke. 

Dort  wird  Feuer  aufsteigen, 

Dort  wirst  du  in  Blut  schlafen. 

Zu  meinen  Füssen  wird   dein   Inca  sein, 

Dann  wird  er  auch  sehen 

(Jh  nur  wenige  Yuncas  bei   mir  sind. 

Ob  deine  Stimme  übrig  bleiben  wird. 

Er  wird  mir  noch  sagen,  ich   möchte 

Dir  gewiss  nicht  meine  Tochtei-  geben. 

Er  wird  seinen  Mund  aufthuen 

Sagend   sie  sei  nicht  ihm ; 

Zum  Wahnsinn  ergrimmt. 

Obgleich  ich  ihn  auf  den  Knien  bitten  w  ürdc. 

Wenn  ich  sein  Inca  bin, 

Dann  wissen  es  Alle. 

Jetzt  aber  geschehe  es  bald  ! 


555  Piki  Chaki,  purey,  rey 
Cusi  Coyllurniyman  ney, 
Cunan  tuta  suyahuachur ! 


Naca  riny,  c^isi  riny 
Cnsi  Coyllurpa  huasinta. 
560  Tariny  chusak  llapantinta, 


ACHTER  AUFTRITT. 

Piki  Chaki,  Ollanta. 

Ollanta. 

Piki  Chaki  gehe,  eile 

Sag'  ich  lasse  meiner  Cusi  Coyllur  sagen, 

Sie  warte  auf  mich  Nachts. 

Piki  Chaki. 

Ich  ging  vorhin,  diesen  Abend 
Nach  Cusi  Coyllur's  Haus. 
Ich  fand  alles  zusammen  leer, 


V.  533.  Variante  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten  laii(et 
dieser  Vers:  chay  aucca  chay  Incayquita! 

V.  536.  tocila  V.  wie  schon  oben  angeführt  ,mit  Schlin- 
gen fangen',  entspricht  hier  vollkommen  dem  llnllaspa  des 
vorhergehenden  Verses. 

V.  537.  pullcanca  ,eine  Art  Schild  der  indianischen  Krie- 
ger', die  natürlich  bald  nach  dor  Eroberung  durch  die  S))auier 
ganz  ausser  Gebrauch  kam. 

V.  538.  Die  Festung  Sacsahuanian,  etwas  nördlich  von 
C'uzco,  wurde  wahrscheinlich  im  Anfange  der  Regierungszeit  des 
Inca  Pachacutek  aus  cyclopischen  Steinen  erbaut.  Es  soll  in 
derselben  ein  eigener  Thnriii  für  die  Incas  gewesen  sein,  um 
ihn  in  Zeiten  der  Gefahr  als  Zufluchtsort  zu  benutzen. 

V.  .539.  Rimay  puyu  vi.  puhuyu  .eine  Redewolke,  eine 
Wolke,  welche  spricht',  also  ,eine  Gewitterwolke,  ein  Gewitter- 
sturm'. 

v.  042.  Mein  Text  hat  in  Folge  Druckfehlers  Chayqueipin, 
Murkham's    chaquiypim,    das   bol.  Mscr.    chei-aypi,   eine  Leseart. 
die  ebenfalls  ihre  Berechtigung  hat. 
Denkschriften  aer  phil.-hibt.  Cl.  .\X1V.  Bd. 


v.  ü4ö.'cunca  s.  ,der  Hals,  die  Gurgel,  die  Stimme',  z.  B. 
fiann  cunca  ,eine  feine  Stimme',  pisi  cunca  ,eine  schwache 
Stimme',  hatun  cunca  ,eine  starke  Stimme'. 

V.  .548.  simicta  pascari  ,den  Mund  li'isen,  aiifthueu, 
sprechen'. 

V.  550.  utikta  adv.,  utik  adj.,  (uti  v.)  .närrisch,  dumm-. 

v.  555.  purey,  rey  vi.  imriv,  riy  drückt  den  dringenden 
Jiefehl  aus  und  kann  durch  .geh",  eile'  übertragen  werden.  Beide 
Worte  heissen  .gehen',  puri  mehr  mit  dem  Nebenbegritfc  eines 
.anhaltenden  Gehens,  wandern'.  Bei  Flüssigkeiten  wird  es  für 
,rinnen'  gebraucht,  uuu  purin  .das  Wasser  rinnt',  inayu  jinrin 
,der  Fluss  fliesst'. 

V.  558.  ,Kürzlich  ging  ich',  ..Abends  ging  ich',  soll  wohl 
bedeuten  , heute  Abends  ging  ich',  denn  das  Gespräch  zwi.schen 
Ollanta  und  Piki  fand,  wie  aus  v.  5li3  hervorgeht,  Abends  statt. 

V.  51)0.  In  meinem  Texte  heisst  dieser  Vers:  Tarini 
tucuita  chhiuta.  Ich  kenne  kein  Wort  chhiuta  und  verinuthe 
in  demselben  einen  Copirfehler:  Markham's  Text  hat  choita 
statt  chhiuta. 

3-2 


250 


Tucuytana  tapuriny, 
Manam  allcollapas  canchu. 
Tucuy  puncvi  uichkaöusca, 
Mananam  pipas  tiyanchu. 


565  Huaniiaueuii  V 


Ich   habe  alles  durchforscht 
Nicht  eiu  Hündchen  ist  da. 
Alle  Thüren  sind  gesperrt, 
Es  ist  schon  Niemand   mehr  dort. 

Ollanta. 

Aber  ihre  Frauen? 


Hucuchapas  aykepurcan 
Mana  miöuyta  tarispa 
Tucullana  sayarispa 
Manchanacta  takicurcan. 


570  Yayauchari  pusacapun 

Hatun  huasiman  pacaycuk. 


Ichapas  payta  huarducuk 
Mamantinri  pay  chincapiin. 


Mana  pipas  fiocamanta 
575  Tapurinchu  caynamauta? 


Huaranca  ruua  mascasunki 
Camta  chaupinchasunkipak. 


Tucuy  suyu  hatarichuu  ! 
Tueuyta  facllanca  makey ; 
580  Cay  macana  makey,   cliakey, 
Taöuypakmi  champey  ichun ! 


Piki  Chaki. 

Auch   die  Mäuse  sind   weggezogen 
Da  sie  nichts  zu  fressen  finden, 
Nui-  die  Eixle  sich  erhebend 
Schrie  furchterregend. 

Ollanta. 

Vielleicht  hat  ihr  Vater  sie  weggeführt 
Sie  im  grossen  Hause  verbergend. 

Piki  Chaki. 

Vielleicht  hat  er  sie  drinnen  erhängt 
Oder   er   hält   sie    mit   ihrer   Mutter   gewaltsam  ver- 
steckt. 
Ollanta. 

Fragte  nicht  irgend  Jemand 
Seit  gestern  wieder  nach  mir? 

Piki  Chaki. 

Tausend  Mann  haben  dich  gesucht 
Um  dich  in  die  Mitte  zu  nehmen. 

Ollanta. 

Die  ganze  Provinz  möge  sich  erheben, 
Alles  wird  meine  Hand  niederschlagen; 
Die  Streitaxt  ist  meine  Hand,  mein  Fuss, 
Meine  Keule  habe  ich  um  Stroh  zu  zerstreuen. 


V.  .561.  tapuri  v.  , wieder  fragen,  nacliforseljen ,  aiis- 
forselieu',  aucli  ,ülinp  zu  fragen',  was  auch  Piki  nicht  thim 
konulp,  da  das  Haus  ganz  leer  war. 

V.  562.  In  meinem  Texte  steht  ganz  irrig  misilla  (von 
misi  das  spanische  Liet)kosungsw-ort  von  Katzen) ;  die  alten 
Peruaner  hatten  keine  Hauskatzen.  Markhani's  Text  hat  ganz 
richtig  allcollapas.  Barranca  hat  übrigens  schon  diesen  Fehler 
eines  Copisten  corrigirt.  Das  hol.  Mscr.  ist  unleserlich.  Nodal 
hat  niiehi,   gleichbedeutend  mit  misi. 

V.  563.  In  meinem  Texte  steht  huesecarecoscca,  offenbar  ein 
Abschreibfehler  für  huichcacusca.    Markh.  Text  hat  huascarcosca. 

V.  566.  hucncha  s.  .eine  sehr  schädliche  Mäuseart, 
(Hesperomys  destructor,  Tsch.  Faun,  per.),  ayke  v.  eigentl.  .ent- 
wischen', für  , fliehen'  (weit  weg)  wird  mitda  gebraucht. 

v.  56l<.   Tucu  ,die  Eule'  (Bubo  virginianus  Less). 

V.  ö69.  Der  Vers  lautet  wörtlich:  ,Sie  sang,  was  fürch- 
ten machen  wird';  also  .furchterregend';  manchanacta  ist  besser 
als  manchayta. 


V.  573.  Die  Verbalpartikel  pu  gibt  u.  A.  dem  Verbum 
auch  die  Bedeutung,  die  Handlung  zum  Schaden,  Naehtheil, 
gegen  den  Willen  eines  Anderen,  gewaltsam  ausführen  (vergl. 
Gramm.  §.   164,   10  c). 

V.  576.  Dieser  und  der  folgende  Vers  nach  dem  hol.  Mscr. 
In  beiden  Texten  lauten  sie: 

Huarancca  runalla  ccanta 
Mascasunqui  chaupicliautin 
widiei  chaupichantin  sehr  unklar  ist. 

V.  579.  Beide  Texte  haben  ttactancca  ,rait  Füssen  treten'; 
offenbar  kann  es  hier  nur  facllanca  (auf  makey  sich  beziehend) 
hcissen. 

V.  581.  facuy  .in  Unordnung  bringen,  verwirren,  zer- 
streuen'. Markhani's  Text  hat  statt  facuypakmi,  ,tucuyta';  es 
wäre  nach  dieser  Leseart  ichun  .ils  Verb  zu  nehmen.  Der  Vers 
würde  dann  lauten:  , Meine  Keule  mäht  Alles',  niclit  aber  ,My 
club  shall   deal  liavoc'. 


Das  Ollantadrama. 


251 


Noöapas  eliay  runactada 
Hayfayman  payta  canactaca. 


Pi  runacta  V 


585  Chay  Orco  Huarancacta  niny 
Paylla  cammanta  tapucun. 


Incas  ieha  mascachihuan 
Nispa  piSaiiuscarcany ! 


Orco  Huaranda,  inanam  Incachu, 
590  Runallam,  tliayri  millacuy. 


Chincariniiam  Coscomanta 
Gay  soneoymi  hnatupaciin ; 
Chay  tuen  cliayta  uillacun ! 
593'  Nam  ripusun  caymanta. 


Coylhirtari  sakesuncliii  V 


595  Imanasaktak  chini'aptin  y 

Ay,  Coyllurllay,  ay,  urpillay  ! 


Cbaj-  haraliuicta  uyarey ! 
Pich  takiöun. 


iVon 


Urpi  Imyhuayta  chincachicuiiy 
600       Hiik  kenllayllapi. 

Payta  riciihuak  tapucuy  puni 
Cay  kitillapi. 


Piki  Chaki. 

Diesen  Mann  möchte  ich 

Mit  Füssen  treten,   ihn  verbrennend, 

Ollanta. 

Welchen  Mann '? 

Piki  Chaki. 

Jenen  Ordo  Huaranca,  sage  ich, 
Nur  er  hat  um  dich  gefrag^t. 

Ollanta. 

Vielleicht  lässt  mich  der  Inca  suchen 
Sagend,  er  sei  wüthend!   (sehr  erzürnt). 

Piki  Chaki. 

Orco  Huaranca,  nicht  der  Inca, 

Ist  ein  lieber  Mann,  diesei'  aber  abscheulich. 

Ollanta. 

Er  ist  schon  von  Cuzco  verschwunden. 
Mein  Herz  vermuthet  es; 
Diese  Eule  thut  mir  dies  kund  ! 
Wir  werden  bald  von  hier  weggelien. 

Piki  Chaki. 

Aber  werden  wir  (.'oyllur  zurücklassen"? 

Ollanta. 

Was  kann  ich   thun,   dass  sie  vcrscliwindi' V 
Ach,   meine   Coyllur!   Acli,   mein  'laubchen  ! 

Piki  Chaki. 

Höre  diesen  Oesang! 

Ich  weiss  nicht  wer  singt. 

Ferne  ei-töut  Gesang  und  Musik.) 

Gesang  (Ilarahui). 

Eine  Taube,   welche  ich  aufzog,   habe   ich  viiioren 

In  einem  Augenblick. 
Damit  du  sie  siehst,  forsche  gewiss 


V.  ö'M.  runallaiii  ,er  ist  ein  lieber  Mann'  bezieht  sich 
:uit'  Orto  Huaraiiea    sielie  krit.   licmerkungen).  ! 

V.  öd'A".  In  Markliam's  Text  steht  nac,  es  soll  wohl  richtig 
iiain   heissen. 

V.  ö'Jü.  ehinea  v.  ,vcr.schwin(leu',  chincacn  v.  .sich  ver- 
bergen', chincaehi  v.  .verlieren",  chincachieu  v.  ,au9  Unachtsam- 
keit etwas  verlieren'. 

V.  öil8.  In  beiden  Texten  heisst  es  picha  taquicun;  picha 
ist  unrichtig,  da  die  Partikel  cha,  die  das  persönliche  Nicht- 
wissen  ausdrückt  (vergl.    Gramm.    §.    146),    Worten    mit   conso- 


In  dieser  Gegend. 


nautischem    Auslaute    suffigirt,    bei    vocaliscliem    Auslaute    aber 
nur  ch  gebraucht  wird,     pich  ,ich  weiss  nicht  wer'. 

v.  000.  vergl.  Anmerkung  zu  v.  46:i. 

V.  Hol.  Sowohl  in  diesem  Verse  als  in  v.  tiOö  hat  mein 
-Mscr.  iu  Folge  Drnckfehlers  pacta  statt  payta  (sonderbarerweise 
hat  auch  Markliam's  Te.xt  diesen  Druckfehler).  Die  Forju  der 
i.  pers.  sing,  praes.  optat.  in  huak  ist  gcwisserniassen  ein 
optat.  imperat.  und  gestattet  in  der  Regel  nicht  pacta,  welches 
mit  der  regelmässigen  p'orm  der  "J.  pers.  sing,  praes.  optat.  eine 
befehlende  Form   bildet;    pacta  apankiman  gleich  apahuak. 

3  •2* 


252 


TsCHUDI. 


Millay  munaymi  suinak  uyanpi 
Coyllur  siitinmi. 
605  Payta  pantaluiak  liukpa  cayllanpi 
Ricuy  sutinmi. 

Killahuan  cusca  Iiiti  aiafiupi 

Nanac  öapcheypi 
Cuscan  illancu  linkpa  sufinpi 
610       Ancha  cusipi. 

Llampu  cliucchanri  killicayninpi 

Misactam  ahuan 
Yana  yiirakhuan  llumpak  riuerinpi 

Nanacta  racran. 


Wegen  ihres  so  lieblieli  scliöneu  Antlitzes 

Ist  Coyllur  ihr  Name. 
Wenn  du  sie  verkennst  in  Gegenwart  einer  Anderen 

So  ist  ihr  Name  zu  erschauen. 

Die  Sonne  mit  dem  Mond  gleich,  sind  auf  ihrer  Stirn 

Sehr  in  Lieblichkeit. 
Beide  leuchten  in  der  einen  Namen 

In  vieler  Freude. 
Und   ihre  weichen  geflochtenen  Haare 

Sind  ein  zweifarbig  Gewebe 
Schwarz  mit  Weiss,  an  den  lieblichen  Ohren 

Spalten  sie  sich  sehr. 


615  Kechiprancuna  munay  uyanpi 
Kuychiu  pacarin; 
läcaymi  intikikin  nahuinpi 

Chaymi  sayarin. 
Kesiprallami  iiaöay  kahuachin 
620       Tucuy  sipikmi. 

Chaypi  munaypas  Uipipak  öapchin 
Sonco  sikikmi. 


Ihre  Augenbraunen  im  lieblichen  Antlitz 

Bilden  Regenbogen. 
Selbst  zwei  Sonnen  in  ihren  Augen 

Leuchten. 
Ihre  Wimpern  lassen  unglückselig-  sehen 

Was  Alles  vernichtet. 
Dort  ist  auch  so  viel  Lieblichkeit, 

Die  das  Herz  krank  macht. 


625 


Achancaraypas  sisan  uyanpi 

Ritihuan  cusca; 
Mitu  yurakpi,  sani  uscapi 

Hinan  ricusca. 


Und  die  Achancaray  blüht  in  ihrem  Gesichte 

Gleich  Schnee. 
Thon  in  Weiss,  braun  in  der  Usca, 

So  sieht  sie  aus. 


V.  60.3.  Das  in  dem  Gesänge  wiederholt  vorkommende 
munay  (Verbalstamm  muna)  auch  munaylla  vi.  munay  niunaylla 
ist  adv.  und  gibt  dem  Nomen,  mit  dem  es  verbunden  wird,  den 
Ausdruck  ,der  Zärtlichkeit,  Zuneigung,  des  Schönen,  Erhabenen'. 
Gleich  wie  munay  wird  aiiay  vi.  aiiaylla  gebraucht;  verstärkt 
können  diese  Adverbien  noch  durch  andere  werden,  z.  B.  durch 
chica  oder  wie  hier  durch  millay.  Der  Locativ  (uyanpi)  kann 
hier  durch  , wegen'  iiljersetzt  werden. 

V.  005.  panta  v.  , irren,  fehlen',  aber  auch  ,niisskennen^ 
verkennen'. 

v.  fioi;.  ricu  s.  , sehen,  anselien,  betrachten,  bemerken', 
(bemerke .  schaue  ihren  Namen)  ist  hier  gleichbedeutend  mit 
, denke  an  ihren  Namen,  dann  kannst  du  sie  mit  keiner  anderen 
verwechseln,  so  schön  wie  sie  ist  keine  andere'. 

v.  607.  In  meinem  Texte  fehlt  das  in  Markham's  Te.xt 
vorkommende  Wort  ,Inti'.  ,Öusca'  hier  das  Verb.  , illancu'  bestim- 
mende Subst.  ,die  Gleichen,  ein  Paar  gleiche  Dinge'. 

v.  608.  capchi  s.  ,ein  hübscher,  aufgeputzter,  selbst- 
gefälliger Mensch',  auch  adject.  und  verb.  gel)raucht. 

V.  609.  hukpa  sutinpi  ist  eine  Anspielung  auf  den 
Namen  Coyllur. 

V.  611.  In  beiden  Texten  steht  chhillu,  ein  Wort,  das  ich  niclit 
kenne ;  ich  lese  killi  s.  ,zwei  zusammengenähte  oder  eng  verbun- 
dene Gegenstände',  hier  auf  die  Haare  bezogen,  .geflochten'. 
Markham's  Text  h.at  statt  llampu,  die  jedenfalls  weniger  gute 
Ijeseart  ususi. 

v.  612.  Dieser  und  der  vorli ergehende  Vers  lauten  nach 
wörtlicher  Uebersetzung:  ,Und  ihre  weichen  Haare  beim  gefloch- 
ten sein,  weben  zweifarbiges'. 


V.  613.  Markham's  Text  hat  statt  yana  yurakhuan,  ,yana 
Huilluliuau'  (schwarz  mit  gelb).  Es  ist  jedenfalls  eigeuthümlich, 
schwarze  und  weisse  oder  schwarze  imd  gelbe  Haare  als  Schön- 
heit eines  jungen  Mädchens  zu  preisen. 

V.  614.  In  meinem  Texte  lautet  dieser  Vers  nanacctan 
rauran  (sie  breaneu  sehr);  bei  Markham  ricuj'tan  racran  ,sie 
spalten  das  Sehen'.  Ich  glaube  der  Vers  lautete  ursprünglich 
nanacta  racran  (sie  spalten  sich  sehr).  Die  Haare  hängen  in 
Flechten  hinunter,  die  sich  an  den  Ohren  spalten,  theilen. 

V.  615.  kecliipra,  kesipra,  kecsipra,  kcsiera  ,die  Augen- 
braunen', aber  auch   ,die  Augenwimpern'. 

V.  618.  chaymi  sayarin,  wörtlich  ,sie  stehen  auf". 

V.  019.  fiacay  adr.  mod.  (Stamm  Kaca  verfluchen),  zur 
Bezeichnung  einer  , armseligen,  traurigen,  unglücklichen  Eigen- 
schaft oder  Art  und  Weise  der  Handlung',  ähnlich  wie  rauchuy 
gebraucht. 

V.  620 — 622.  Ich  habe  in  der  Uebersetzung  dieser  Verse 
nur  den  Sinn  derselben  wiedergegeben. 

V.  623.  Achancaray  eine  prachtvolle  ,Begonia',  innen 
weiss,  aussen  rosa  angehaucht.  Die  Indianer  verwenden  sie 
gerne  als  Kopfputz  bei  Festen. 

V.  625.  In  diesem  Verse  werden  braun  und  weiss  doppelt 
hervorgeholien,  braun  im  Thon,  weiss  in  der  Usca,  einer  weiss- 
blülienden  Lupinenart.  In  Markham's  Text  steht  utcapi;  in 
meinem  ganz  irrig  ut  capi.  Barranca  bemerkt  in  Note  57,  dass 
er  die  Varianten  utcupi  und  uscapi  kenne  und  letzterer  den 
Vorzug  gibt.  Utcu  (Baumwolle)  kommt  in  der  nächsten  Strophe 
vor.  —  In  beiden  Texten  steht  pascan;  ich  halte  dafür,  dass 
pacnn  die  richtige  Leseart  ist.    Das  Wort  ccantacmi  beider  Texte 


Das    Ol.LANTAliKAMA. 


253 


Sumak  siiniupi  cantacmi  pacau 

Riti  pinicta; 
Asispau  capa,  miski  samascan 
630       Tucuy  kiticta. 

Llanipii  cuneanri  kespi,  huayusea 

Paraiay  ritin. 
Uten  munaymi  eascoluian  cusea 

Huatau  puririn. 
635  Keke  makiuri  llullucayfiinpi 

Cullarin  punim; 
Rucananciina  pascacuyfiinpi 

Chulluncuv   ciitiu. 


In  ihrem  schönen  Munde  verbirgt  sich 
Eine  Reihe  schneeiger  Kügelchen; 

Mit  ihrem  Lachen  heiter,  süss,  erfreut  sie 
Die  ganze  Umgebung. 

Ilu'  weicher  Hals  ist  Krystail,  wie  in 

Der  Luft  aufgehängter  weisser  Schnee. 
Baumwolle  gleich  ihre  liebliche  Brust 

Entwickelt  sich  jedes  Jahr. 
Ihre  zarte  Hand  so  weich 

Fühlt  sie  sich ; 
Ihre  Finger,   wenn  sie  sich  ausbi'citen. 

Sind  wie  Eiszapfen. 


Ollanta. 


Ay,  Cusi  Coyllur! 
640  Recsircanchu  cay  takikca 
Sumayüiykicta  V 
Ripullachun  cay  llakikca ! 

Mayhuan  rakicta. 
No6a  camta  chincacheyki, 
645       Muspallasakna 

Noca  camta  sipicheyki 
Huafuillasakna. 


Ach,   Ousi  Coyllur! 
Hat  denn  dieser  Sänger 

Deine  Schönheit  gekannt? 
Es  entferne  sich  dieser  Trauernde! 

Er  schmeichelt  die  Vorbedeutung. 
Ich  habe  dich  verloren, 

Ich  werde  schon  wahnsinnig; 
Ich  habe  dich  umgebracht. 

Ich  werde  nun  lieber  sterben. 


Sipin  punichu  Coyllurta, 
Manam  tutapas  canchanchu. 


Piki  Chaki. 


Sicherlich  hat  man  Coyllur  umgebracht, 
Sie  leuchtet  Nachts  nicht  mehr. 


Ollanta. 


650  Ichaca  redsincan  Inca 

Ollantap  cay  cliusascanta 
Tucuy ta  tarinca  aucanta 
Tucuytakmi  sakerinca. 


Vielleicht,  wenn  der  Inca  erkennen  wird 
Dass  ()llanta  verschwunden  ist. 
Wird   er  alle  seine  Feinde  iindeu 
Und   alle  werden  ihn  verlassen. 


ist  mir  ganz  miverständlicb ;  ich  vcrimitlie.  dass  es  aus  eiiipm 
argen  Copirfehler  entstanden  ist. 

V.  (J28.  pini,  ist  ein  Halsband  aus  aneinandergereihti'u 
KUgelclien,   das  von  den  Indianern  als  Zierratli  getragen   wunle. 

V.  6'2f.  eamn  lieisst  ,an9rulien';  in  diesem  Sinne  würde 
in  V.  6.S0  der  Nominativ  stellen  müssen,  auf  den  sich  das  Verb 
bezieht.  In  meinem  Texte  steht  auch  kiti.  Markham's  Text  hat 
den  Accus.,   der  den  Versfüssen  und  dem  Reime  entspricht. 

V.  632.  paracay  , etwas  weiches,  weisses';  )iarai-ay  sara 
, weicher,  weisser  Mais'. 

V.  634.  puriri  v.  .wieder  anfangen,  etwas  gehen',  kann 
hier  nur  dui'ch  .sich  entwiclieln,  sich  entfalten,  zunehmen' 
gegeben  werden. 

V.  038.  chulluncuv  cutin,  wörtlieb  ,.sie  kehren  als  Eis- 
zapfen zurück',  d.  h.  die  Finger,  wenn  sie  sich  ausbreiten.  Wenn 
der  in  beiden  Texten  gleichlautende  Vers  nicht  durch  Copir- 
fehler entstellt  ist,  so  haben  wir  hier  jedenfalls  ein  höchst  eigen- 


thümliches  Bild.  Barranca  (und  nach  ihm  Markliam)  bezieht 
V.  635—638  auf  die  Finger,  während  doch  v.  635—636  die  Hand 
(maki),  v.  637—638  die  Finger  (runcauancuna)  preisen. 

V.  643.  In  meinem  Texte  lautet  dieser  Vers  maitapa  quita, 
bei  Markham  maytapas  quita,  beides  ohne  Sinn;  es  liegt  ihm 
ortenbar  ein  Copirfehler  zu  Grunde,  kita  heisst  ,wild,  unge- 
zähmt,  ungebändigt.  Ich  vermuthe  der  Vers  lautete  ursprüng- 
lich mayhuan  rakicta  ,er  schmeichelt  mit  übler  Vorbedeutung', 
d.  h.  obgleich  er  der  Sänger  (takik)  oder  der  Trauernde  (llakik) 
die  Schönheit  Coyllur's  preist,  ist  doch  der  ganze  Gesang  von 
übler  Vorbedeutung.  Slit  dieser  Auffassung  stimmt  auch  der 
Sinn  der  folgenden  vier  Verse  überein.  raki  s.  ,i8t  ein  schlimmes 
Omen',  speciell  ein  solches,  das  Liebende  trennt. 

V.  648.  punichu  statt  punicha  der  Texte;  c»  hätte  in 
diesem  Verse  leicht  eine  andere  Wortfolge,  des  Reimes  wegen, 
angewendet  werden  können. 

V.6Ö3.  In  beiden  Texten  steht  siqquerencca  statt  saquerincca. 


254 


TSCHUDI. 


Hinantinmi  miinasnuki 
655  Ancha  coduk  capteykicha; 
Tucuypakrai  rakicunki 
Noöallapaktakmi  niicta. 


Imapakmi  6am  munanki? 


Imapak?  caypak,  chaypak, 
660  Hnkman  pachacta  conaypak, 
Huk  dollkeyta  ricnnapak, 
Noöactari  mancliananpak. 


i'ihina,  kacclia  cay  aii, 
Cayhuan  tucuy  manchadusunki. 


665  Manam  cay  uyay  chaypakchu, 
Anchactam  iioda  asiny, 
Anchactatakmi  casiny. 
Keusu  fiauliiyok  cliaypakchu  ? 
Ima  pututu  huakamun? 

670  Carumanta  Cayman  Eamun. 


Nocactacha  mascahuaumi, 
Hacu,  naupa  rey ! 


Aykepakca  Soia  cany. 


Piki  Chaki. 

Alle  Welt  liebt  dich, 

Da  du  reichlich  zu  geben  pflegst; 

Alle  betheilst  du, 

Nur  gegen  mich  bist  du  knauserig. 

Ollanta. 

Wozu  willst  du? 

Piki  Chaki. 

Wozu?  für  dies,  für  jenes, 
Um  einem  Kleider  zu  schenken 
Damit  ein  anderer  mein  Silber  sieht 
Und  damit  man  mich  fürchten  werde! 

OHanta. 

Sei  denn  tapfer,  entschlossen. 
Und  so  werden  alle  dich  fürchten. 

Piki  Chaki. 

Dieses  mein  Gesicht  ist  nicht  dafür, 

Ich  lache  zu  viel. 

Ich  bin  zu  sehr  unnütz. 

Ist  ein  Schielender  zu  so  etwas? 

Welches  Kriegshorn  tönt  her? 

Es  kommt  von  Ferne  hieher. 

Ollanta. 

Vielleicht  sucht  man  mich, 
Lass  uns  gehen,   geh'  voran. 

Piki  Chaki. 

Ich  werde  wieder  ein  Flüclitling  sein. 

(Sie  eutferiien  sich  eilig.) 


T.  655.  Äoduk  capteyki  peiiphr.  Coujug.  mit  dem  pait. 
praes.  act.,  die  den  Begriff  der  Gewohnheit  in  sich  schliesst 
(vergl.  Gramm.  §.  94). 

V.  659.  In  Folge  eines  Druckfehlers  steht  in  meinem 
Texte  chaepace  statt  chaypacc;  Markham  hat  diesen  Druckfehler 
nachdrucken  lassen. 

V.  683.  In  meinem  Texte  lautet  dieser  Vers  verstümmelt: 
Phifia  cai  ari;  bei  Markham:   pliina,  phifia  puniyani.   (?) 

V.  GfiS.  In  meinem  Texte  lautet  der  Vers:  lerco  cay 
manam  fioccachu.    Barranca  macht  dazu  die  Bemerkung:   ,lercco 


besser  rercco,  denn  im  Keohua  gibt  es  kein  1,  lercco  cay  für 
upau  cay'  (vergl.  K-rit.  Bemerkungen).  Ein  Wort  rercco  ist  mir 
nicht  bekannt.  Bei  Markham  lautet  der  Vers:  Qqueusuy  cay 
manau  noceapaccliu.  Durchaus  richtig  und  in  jeder  Beziehung 
passend  gibt  Nodjvl  diesen  Vers:  kqueuzu  nahuiyok  ehaypac- 
chu;  ich  habe  ihn  daher  auch  hier  aufgenommen. 

V.  070.  Mein  Text  hat  caman  statt  cayman;  bei  Mark- 
liam  kommt  ebenfalls  caman  vor. 

V.  672.  naupa  ri,  naupacta  ri,  naupapuni  ri,  iiaupa  naupa 
ri,  naupakenta  ri  , zuerst,  vorangehen'. 


Das  Ollantadkama. 


255 


ZWEITE  ABTHEILUNG. 

ERSTER  AUFTRITT. 

(Im  Palaste  dos  luea.) 

Inca  Paehacutek  und   der  Anführer  Ruminaliui. 


Paohaeutek. 


OUantacta  mascacliiuy 
675  Manam  payta  tarincuchu 
Pinayneynii  puchu  pucliii 
Paypi  tariny  llocllacta ! 
Ricunkiclni   cliay  nuiacta  V 


Ich  habe  Ollanta  suchen  hissen, 
Sie  haben  ihn  nicht  g-efuudon 
Mein  Zorn  ist  geblieben, 
Ich  finde  in  ihm  einen  Wakistrom ! 
Hast  du  diesen  Menschen  gesehen  ? 


Mancharisca  campak   carcan. 


Buminahui. 

Er  hat  sicli  vur  dir  sehr  ü'efürchtet. 


680  Huaranöa  runacta  acllaspa 
Purey,  payta  mascamuhuay ! 


Paehacutek. 


Nachdem  du  tausend  tapfere  Männer  ausgeu.-ihlt, 
Geh',  suche  mir  ihn! 


Nacha  niaytapas  puririn! 
Kimäantin  punchaufias  cliusarcan 
Huasinmanta :  pich  pusarcan! 

685  Chayraycu  mana  ricurin. 


Rumiüahui. 

Weiss  ich  wohin  er  gegangen  ist ! 
Er  soll  schon  drei  Tage  von  seinem 
Hause   abwesend    sein;    ich   weiss  nicht  wer  ihn  be- 
gleitet hat. 
Weshalb  er  nicht  zum  Vorschein  kommt. 
(Ein  Iiulianei'  als  Buto   ktimmt  oilio-  liprpin.i 


Indianer. 


Gay  kipucta  apamuyki 
Urupan! pamanta  cunau  ; 
Huk  keuUaypi  hina  munan 
Hamunayta :  iiam  ricuyki. 


Diesen  Ki[iu  bringe  ich  dir 

Von  Urubamba  soeben ; 

Gleich  wie  in  einem  Augewinken  wollte  man, 

Dass  ich  kommen  soll :  nun  sehe  ich  dich. 


Paehacutek. 


690  Imam  chaycunapi  siiniV 


V.  G76.  i)ucliii  pucliii  siiiil  I'cberbleibael  (von  ]i\ichn  der 
Rest,  das  was  ülirig:  bleibt);  pudiu  v.  .übrig  bleibeu,  ein  Kude 
nehmen' ;  ptichnca  v.  ,vollenden'.  Die  Reduplication  bat  hier  den 
Sinn  .meine  Wuth  (mein  Zorn)  iiat  den  höchsten  Grad  erreicht', 
was  dnrch  den  folgenden  Vers  noch  besonders  hervorgehoben  wird. 

V.679.  manchari  v.,sich  schrfiirehten,  ansFnrcht  zittern'. 
Markham  hat  statt  dieses  Verses  den  durchaus  fehlerhaften :  Man- 
chariscanc  Ccapac  ccanocan  und  übersetzt  ihn  dnrch:  I  have 
feared   tbee  (!) 

V.  681.  In  mascamnhuav  ist  die  Verbalpart.  nni  ]ilen- 
nastisch  ,  indem  schon  dnrch  pnrey  .das  Hingeben'  aus- 
gedrückt  ist. 


Was  sagten  sie  ? 


j  V.  683.   Quimsantiu  in  MarUliant'sText.   In  beiden  Texten 

I    ist  in  diesem  und  dem  folgenden  Verse  das  Verb  im  Praes. 

j  v.  ÜS4.  pusa  V.  beisst  .leiten,  führen',  also  auch  .bcgUiten', 

j    in  welchem   Sinne  es  hier  genommen  werden  mnss. 

!  v.    Ü85.    ricurin   würde    streng    genonnnen    den    zweiten 

Theil  der  Negation  verlangen. 
I  V.    087.      Urupampa    das    heutige    Urnbaniba     im   Thale 

des  Huillca   niayu,   in   welchem  auch  die  Festung  Ollanta's  lag. 
'  V.  Ü88  vide  v.  453. 

V.  tj90.  Chaycunapi  bezieht  sich  auf  die    Absender  des 

Hoten.  .Welche  Rede  ist  bei  jenen  V'  i.  e.  .Was  sagten  sie,  welche 

Nachricht  bringst  duV" 


256 


TsCHUDI. 


Indianer  (Chaki) 

(übergibt  dem  Iiica  eine  Tasche.) 


Chay  kipucha  nillasunki. 


Dieser  Kipu  wird  es  dir  wohl  sagen. 


Pachaeutek 

(zu    Ruiniiiahui.) 


Cliayta  pascay,  Rumifiahui.  Binde  ihn  auf,  Rumifiahui ! 

(Dieser  öffuef  die  Tasche  und  zieht  eineu   Stab  mit  herabhängenden  Fäden  von  rother  Wolle,  au  denen  Maiskörner  geknüpft  sind, 

heraus.) 


Cayda  llamta  nam  kahuahuan 
Gay  umanpi  huatascana 
695  Gay  rurucunari  riiuara, 
Tuciiy  payman  tinkiscaiia. 


Imacta  eam  ricurcanki  ? 


Rumlüahui. 

Hier  ist  ein  Holz  mit  einem  Strähn 
An  dessen  Ende  angebunden. 
Aber  diese  Körner  bedeixten  Leute, 
Welche  alle  bei  ihm  vereinigt  sind. 

Pachaeutek 

(zum  Boten.) 

Was  hast  du  g-esehen? 


Ollantaetas  tucuy  Anti 
Runacuna  chaskircancu, 
700  Hinacta  uillacurcancu 
Kahviacta  llayfucun  panti 
Puructatak  umallanpi. 


Ghayta 


ijm 


uillasunki. 


Manarak  pinahuan  takyaptey 
705  Purey,  purey  öam  huaminca 

Gallpeykiri  pisiptiuca, 

Manarak  ashuan  chayaptey. 

Pichca  chunca  huaranca 

Suyuykipi  tantachispa 
710  Uteay,  utcay  puririspa, 

Muchucheyn  paymau  chayanöa. 


Indianer. 

Es  heisst,  dass  den  Ollanta  alle 
Antis  empfangen  haben, 
Ebensu  erzülilten  sie,  dass  er  als  Llaytu 
Die  Quaste  und  aucli  den  rothen 
Federbusch  U)n   den  Kopf  bindet. 

Rumiuahui. 

Das  sagt  dir  der  Kipu. 

Pachaeutek. 

Bevor  ich  mich  von  meinem  Zorn  erhole, 
Geh',  geh'  du  Tapferer, 
Obgleich  deine  Macht  gering-  ist, 
Bevor  ich  mit  mehr  anlange. 
Wenn  du  fünfzig-  tausend 
Aus  deiner  Provinz  vereinst 
Und  sehr  schnell  marschirst, 
Wird  ihn  seine  Strafe  ereilen. 


V.  693.  kahua  s.  ,ein  Strähn,  eine  Handvoll  oder  eine  ge- 
wisse, nicht  sehr  grosse  Menge  Fäden';  daher  auch  , Quaste'  v.  701. 

V.  69-t.  uma  s.  der  Kopf,  hier  das  Ende  des  Stabes,  an 
dem  die  Fäden  mit  den  Maiskörnern  gebunden  sind. 

V.  (395.  runam  halte  ich  für  Plural  trotz  der  fehlenden 
Pluralendung  und  m  als  das  vicarirende  Auxiliarverb.  Die  Körner 
sind  i.  e.  bedeuten  ,Männer  (Soldaten)-,  und  ich  beziehe  das  pay- 
mam  v.  006  atif  Ollanta,  über  den  der  Inca  und  sein  Feldherr 
eben   gesprochen  hatten. 

v.  696.  In  meinem  Texte  habe  ich  huatasceafla,  Markham 
tincuoana ,  was ,  um  die  Wiederholung  zu  vermeiden ,  vorzu- 
ziejien  ist. 

v.  097.  Bei  Nodal  ganz  übereinstimmend. 


v.  701  kahua:  wenn  von  der  kouigl.  Quaste  die  Rede 
ist,  wird  gewöhnlich  maseapaycha  gebraucht.  —  llayfucu  v.  pr. 
llaytullicu  v.  —  panti,  die  prachtvoll  rothblüheude  Lassiandra 
fontainesia;  panti  wird  im  Drama  einigemal  adjectivisch  fiü-  ,roth' 
gebraucht. 

V.  70'2.  puliuruvl.  puru  ,der Federbusch' (der  rothe  Feder- 
buseh  war  ebenfalls  köuigl.  Abzeichen).  In  meinem  Texte  steht 
ganz  ohne  Sinn   statt   punictaeak  ,0  sanitac'    (sani  ,rothbraun'). 

V.  704.  Araarak  pifia  beider  Texte. 

V.  709.  Leseart  des  hol.  Mscr.  In  den  beiden  Texten  heisst 
der  Vers:  Suyucjuita  tacurispa  ,deine  Provinz  beunruhigend'. 

V.  711.  Muchucheyn  payman.  Variante  des  hol.  Mscr.  Beide 
Texte  haben  muchuchinmi  cbayan. 


Das  Ollantaukama. 


257 


Padarillau  llodsisakmi 
Huallaliuisa  camariscan 
Cüllainannam  puriniscan. 

715  Tucuyta  fiarcamusakmi. 

Chay  huayioman  ticrauapak 
Cliay  auöacta  sipiuapak. 
Caiisaktapas  huaiiiiktapas 
Atisakmi  runactapas ; 

720  Camri  Incay  samariscay. 


Ruminahui. 

Beim  Morgengrauen  werde  icli  auszielien, 
Das  Heer  ist  bereit, 

Nach  CoUa  hat  es  sich  schon  in   Marsch  gesetzt. 
Ich  werde  hingehen  um  Allem  Einhalt  zu  thun, 
Um  jene  Gegend  zu  durchforschen, 
Um  jenen  Feind  zu  erwürgen. 
Ob  lebend  oder  todt 
Werde  ich  den  Mann  besiegen  ; 
Du  aber,   mein  Inca,  ruhe  dich  aus. 
(Gellt  pilig  ab.) 


ZWEITElt  AUFTRITT. 

(In  OUanta'a  Feldlager.) 
Ollanta  un<l   Oreo  Huaranöa  kommen  von  entgegengesetzten  Seiten  mit  grossem  Gefolge.  Volk. 


Nam,   huainincay,   chaskisunki 

Antisuyurunacuna, 

Ancham  huatan  huarmincuna, 

Ricunki,   cunan  ricunki. 

725   Chayautamansi  purinca 
Tucuy  runa,  tucuy  auki ; 
Ancha  darum  purinayki. 
Imapunchaucha  faninca 
Sapa  huata  lloösinanchik 

730   Chay  caru  llactacunaman 

730"  Chay  auda  runaeunaman. 
Yahuartan  llipi  hinanchik 
Noöanckikpacta,  pay pacta, 
Miduyfiinta  kespiduspa. 
As  cocactari  apapuspa 

735  Sayduscancu  tucuy  llacta. 
Ado  purunmi  mascana 
Chaypim  llamapas  pisipan ; 


Orco  Huaranca. 


Nun,   mein  tapferer  Feldheri',  empfangen  dich 

Die  Antisuyu-Männer, 

Auch  ihre  Weiber  jubeln  dir  sehr  zu, 

Du  siehst  es,  jetzt  siehst  du  es. 

Es  heisst,  dass  nach  Chayanta 

Alle  Soldaten,  alle  Führer  gehen  werden  ; 

Du  wirst  weit  zu  gehen  haben. 

Vielleicht  wird  ein  Tag  das  Ziel  setzen, 

Dass  wir  jedes  Jahr  ausziehen  müssen 

Nach  diesen  fernen  Ortschaften, 

Gegen  die  feindlichen  Soldaten. 

Alle  vergiessen  wir  das  Blut 

Der  unsrigen  und   das  ihrige, 

Um  Lebensmittel  zu  laden. 

Um   mehr  Coca  herzubringen. 

Ermüden  alle  Ortschaften. 

Es  sind  Wüsten  zu  durchziehen 

Dort  werden  unsere  Llamas  matt; 


V.  712.  paiarillan  , sobald  der  Tag  zu  grauen  beginnt', 
pacari   , Morgen  werden'. 

T.   713.  vide  Note  zu  v.  414. 

V.  716.  huayco  ,die  Spalte,  Schlucht,  Thal,  zerrissene 
Gegend',  hier  im  Allgemeinen  die  Gegend,  in  die  sich  Ollanta 
zurückgezogen  hat  und  die  aus  Thälern  und  Schluchten  be- 
steht.  —  ticra  V.  vgl.  Not.  ad  v.  43.S. 

V.  720.  Nach  diesem  Verse  hat  Markham's  Text  den  ful- 
geuden:  huaneunata  onniarisc.ay  .bereite  das  Scliaffot  vor'.  (Be 
prepared  for  this.  Markh.).  Ich  halte  denselben  für  eine  unge- 
schickte spätere  Einsihiebung,  denn  es  ist  nicht  vorauszusetzen, 
dass  Rumiftahui  dem  Inca  einen  solchen  Auftrag  gab.  huancuna 
9.  verb.  von  huancu  v.  .Glieder  abschneiden',  also  der  Ort,  wo 
Glieder  abgeschnitten  i.  e.  E.tecutionen  ausgeführt  werden;  konnte 
.iiu'h  das  Werkzeug,  mit  dem  dieser  Act  vollzogen  wird,  bedeuten. 

V.  721.     Iluamin^a    vi.  Iiuamini'ay    bezieht    sich  auf   Ol- 
lantn,  und  nicht  wie  Barriinca  annimmt,  auf  runacuna. 
Denkschriften  der  phil.-liist.  Ci.  XXIV.  UJ. 


V.  723.  hnaUa  v.  muss  hier  durch  .zujubeln'  übersetzt 
werden. 

V.  728.  tani  vi.  tani  v.  ,henunen.  ein  Ziel  .setzen,  Einhalt 
thun,  aufhören'. 

V.  732.  nocarcliik  pacta  .  paypacta  Accusative  des 
Genit.  der  Angehörigkeit. 

V.  733.  Uespif  uspa  st.  qquespicuspan  der  beiden  Texte. 

V.  734.  Coca  s.  die  von  den  Indianern  als  stimuli'ende» 
Kaumittel  gebrauchten  Blätter  vcjn  Erythro.xyloii  Coca  L. 

V.  730.  In  meinem  Texte  steht  rurunmi;  bei  Markhaui  pu- 
rinmi.  Aco  rurunmi  mascana  konnte  heissen  , zahllose  Körner 
(d.  i.  recht  viele  Lebensmittel;  sind  zu  suchen';  oder,  wenn  statt 
mascana,  marcachana  gelesen  wird  ,sind  in  Vorrath  zu  sammeln'. 
A4o  purunmi  dagegen  würde  heissen  , Sandwüsten  sind  zu  suchen' 
d.  h.  vorsiehtslialber  müssen  die  wüsten,  dornigen  und  rastlosen 
Gebenden  aufgesucht  werden,  um  Lebensmittel  und  Coca  herzu- 
schart'en.  Ich  gebe  der  letzteren  Leseart  den  Vorzug. 

33 


258 


TSCUUDI. 


Chaypi  chakinchicta  fipan 
Millay  tupukpas  kichcana; 
740  Unupas  chaypakmi  apana 
■    Huasancupi  apayanapak, 
Huanuytapasda  suyana. 


Apucuiia  uyareychik 

Oröo  Huarancap  rimascanta! 

745   Chayraycu  camariscanta, 
Sondoykichikpi  hapeychik, 
Tucuy  Anticta  llakispa. 
Sondocama  niny  Incacta 
Sainaricny  cunan  Buata 

750  Antisxiyucta  sispaspa. 

Chay  runacunap  tokyanan 
Cunan  Buata  llipicuncu ; 
Na  canasca  ahuaiancu ! 
Hina  tükyan,  hina  oncokyan 

755   Chiea  caru  puriscanpi ; 
Maychica  luna  pisipan 
Maychiea  auki  taripan 
Huaiiuyiiinta  cay  cascanpi ! 
Chayta  fiispa  llocsimuny 

760  Ineanchikpa  iiaukinmanta. 
Manani,  ninmi;  hinanianta 
Noda  cunam  pahuamuny. 
Manani  pipas  llocsinmanchu 
Samacviycliik  Buaseykipi ! 

764"Noöatak  llactaykichipi 

765  Noöam  casak  auca  chuncliu. 


Incaycu  causay  uinaypak! 
Puca  unanchacta  hadai'ey, 


Dort  stechen,  unsere  Füsse 
Sehr  verwundend,   die  Dornen; 
Auch  das  Wasser  für  Alle  miiss 
Auf  dem  Rücken  getragen  werden, 
Sonst  würden  sie  den  Tod  erwarten. 

OUauta. 

Höret  ihr,  Führer, 

Was  Oröo  Huaranda  gesagt  hat ! 

Deshalb  das,   was  anbefohlen  ist, 

Erfasst  es  in  euren  Herzen, 

Obgleich  es  alle  Antis  betrübt. 

Ich  will  gerne  dem  Inca  sagen  : 

Unterlasse  es  dieses  Jahr 

Dich  Antisuyu  zu  nähern. 

Wenn  die  Soldaten  hervorbrechen  werden, 

So  werden  sie  dieses  Jahr  Mangel  leiden, 

Schon  ist  die  Ahuaranca  verbrannt! 

So  wie  sie  hervorbrechen,  werden  sie  erkranken 

Auf  diesem  weiten  Wege ; 

Wie  viele  Soldaten  werden  ermatten. 

Wie  viele  Anführer  finden 

Ihren  Tod  in  ihrem  Unternehmen ! 

Dieses  sagend  werde  ich  weggehen 

Aus  der  Gegenwart  unseres  Incas. 

Sagt  er  nein,  s'o  werde  ich 

Allsogleich  herfliegen. 

Damit  keiner  hinaus  gehen  möge, 

Ruh't  in  euren  Häusern  aus ! 

Ich  aber  in  euren  Dörfern, 

Ich  werde  ein  wilder  Gegner  sein. 

Alle  einstimmig. 

Unser  Inca  lebe  immerdar! 
Ziehe  die  rothe  Fahne  auf; 


V.739.  kichca  ,der  Dorn';  lusa  ,bi-ennesselaitige  Pflanzen'. 

T.  740.  chaypakmi  bezieht  sich  auf  Uama,  was  Bananca 
übersehen  zu  haben  scheint. 

V.  741.  Mai-kham's  Text  liest  eanumanta  (recte  ^arumanta) 
statt  huaäancupi. 

V.  745.  In  Folge  eines  Druckfehlers  steht  in  meinem  Texte 
statt  chayraycu  ,chai  saicui'.  Markliam's  Text  hat  den  nämlichen 
Druckfehler  und  sntiicchascanta  statt  camariscanta. 

V.  748.  soncocania  Variante  des  hol.  Ms.  Beide  Texte 
haben  Caracc  soncco. 

V.749.  saniaricuy  hol.  Mscr.  statt  samarichnn  der  Texte. 

V.  750.  Dieser  Text  ist  nacli  dem  hol.  Mscr.  In  beiden 
Texten  lautet  er  Anti  suyo  sispan  sispan. 

V.  751.  Der  Gen.  abhängig  vom  suhst.  verb.  tokyanan. 
tokya  eigentl.  , auf  brechen,  sich  entfalten  der  Blüthen',  hier 
figürlich  gebraucht. 

V.  752.  Var.  nacli  dem  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten  lautet 
es  sapa  huatan  llipillancu. 

V.75.?.  ahuarancu  Name  einer  Pflanze  (Piteairnea  feriu- 
ginea  E.  R.j,  die  in  grosser  Menge  in  der  Punareglon  wächst, 
und  von   den  Indianern   in  Haufen   verbrannt,    als  Kriegszeichen 


gebrauclit  wurde.  Die  Ahuaranca  ist  schon  verbrannt,  gleich: 
das  Kriegszeichen  ist  schon  gegeben. 

v.  759.  Mein  Text  hat  Hinan  Anti  llocsimuu,  Markliam's 
chayta  nispa  Uocsimun.  Ich  halte  die  Markham'sche  Leseart  für 
richtig,  wenn  statt  Uo^-simum,  llocsimuny  (der  Reim  dem  pahua- 
muny V.  762  entsprechend)  gesetzt  wird,  dennOllanta  sagt:  ,ich 
will  gerne  dem  Inca  sagen'  (v.  748),  dem  entsprechend  muss  es 
auch   lieissen:  , dieses  sagend  gehe  ich  weg'. 

V.   761.  hinamanta  Conj.  ordin. 

V.  764.  fiuaseykipi  statt  huasikeykichikpi.  Es  ist  dies  ein 
auffallendes  Beispiel,  wie  wenig  Gewicht  auf  die  richtige  An- 
wendung der  Zahl  gelegt  wird,  und  wie  oft  der  Sing,  statt  des 
Plurals  gebraucht  wird,  selbst  da,  wo  eine  Concordanz  strenge 
geboten  ist. 

V.  764".  Markham's  Text  enthält  diesen  Vers,  der  in  meinem 
felilt;  ich  halte  ihn  für  echt  und  nehme  ihn  deshalb  auf. 

V.  765.  auia  chunchu.  —  Die  Chunchu's  sind  ein  Trihus 
sehr  wilder  Indianer  am  mittleren  Apurimak  und  am  Chanchamayo, 
Auca  Chunchu, ein  Clmnchufeind',  ein  wilder  gefährlicher  Gegner. 

V.  766.  Mein  Text  hat  den  Druckfehler  huiiiaspac  für 
huinaypac;  Markliam's  ebenfalls   (!) 


Das  Ollantadiiama. 


259 


767"  Llautuykipaktak  camarey 
Sani  kalmacta  Imataypak! 


Bereite  dicli,   um  au  deinen   Llaytii 
Die  rothhrauue  C^uaste  zu   befestigen! 


Volk   von  Innen. 

Inca  paöarin  tampupi  Er  wird  Inca  im  Tampu, 

770  Inca  pacarin,  luea  pacarin !  Er  wird  Inca,  er  wird   Inca! 

(Sie  setzen  Ollanta  auf  einen  improvisirten  Tlirou  (tiyana),  binden  ilini   den  Llaytu  mit  der  rotlien  Qiinati'  nm  den  Kojjf  und  hangen 

ihm   den  Mantel   um.) 


Makeynianta  chaskey  Inca 
Suyuykip  cluu'asca  llaytucta! 
Caru  öarum  Huillcanuta; 
Huillcanuta  liuakyaptinca 
775  Haniullanki  punchau   tuta. 


Incam  pacarin  Ollanta! 


<-)rC(i  Huarauca,   Auki  cay, 
Anti  Suyucta  camachey ! 
Cayca  chiiduy,  eayca  liuactey, 


780  Huamincaypas  camtak 


cay! 


Anea  Huayllu. 


Empfange,  Inca,  aus  meiner  Hand 

Den  Llaytu,   den  dir  deine  Provinz  darbringt ! 

Weit,  weit  ist  Huillcanuta  : 

Wenn  Huillcanuta  ruft. 

Wirst    du    gerne    kommen  bei  Tag  uder  bei  Nacht. 

Alle. 

Ollanta   wird   Inca ! 

Ollanta 

(zu  Ori-ii  Huarauca). 

Orco  Huaranca,  sei  ein  Auki, 
Beherrsche  Anti  8uyu! 
Hier  ist  mein  Helm,  hier  mein  I'feil, 
Sei  du  mein  tapferer  Feldherr! 


(Orc-(i  Huaranca   kniet  nieder,  und  Ollanta  setzt  ilim  seinen  Federhehn  auf  und  übergibt  ilim  seinen  Pfeil.; 


Alle. 


Orco  Huaranca  huamin^a 
Causachun,  causachuu ! 

Orco  Huaranca  causachun ! 


Orco   Huarauda,  der  tapfere  Feldherr, 
Er  lebe,  er  lebe! 

(Stürmischer  Beifall,  alles  Volk  wiederholt:) 

Or(^o  Huaranöa,  er  lebe ! 


Ollanta. 


Anca  Huaylluy  :   canmi  canki 
78.'5  Ashuan  yuvak   maciiu  auki. 


An6a  Huaylluy,  du  bist 

Ein  viel   denkender  greiser  Auki, 


V.  "OT".  Dieser  Vers  fehlt  in  meinem  Text,  er  kommt  aber 
im  hol.  Mscr.  und  in  Markhaiu's  Text  vor  und  lautet  an  l>eiden 
Orten  iibercin.stimuiend. 

V.  TiilS.  Im  bol.  Mscr.  lautet  der  Ver.«  wie  ich  ihn  aufgenoin- 
raen  habe;  iu  meinem  Texte  aber  sami  chahuata  achinaiqnipac,  der 
ziemlich  unverständlich  ist;  hei  MarUham  i)uca  ccahuata  utceaypao. 
Sani  ,dunkelrothbrann',  wird  zuweilen  für  puca  gebraucht, 

V.  7G0.  pa^iri  v.  ein  Wort  von  vielsagender  Bejjeutunjr: 
.Morgen  werden,  diinnnern,  geboren  werden,  entstehen,  etwas 
Neues  werden';  ,werden'  ül>crliaui)t,  wie  ,hier  erseheinen'.  — 
tampu  eine  Art  befestigtes  Feldlager  zur  Zeit  <ler  Incas.  Ihre 
Zahl  soll,  da  sie  über  das  ganze  Reich  zerstreut  waren,  mehrere 
Tausend  betragen  haben. 

V.  771.  Makey  vl.MakivniantaniclitMakimanta  beider  Texte. 

T.  773.  Hnillcanota  vi.  Huillcafiuta,  Huillcanota  eine 
Gegend  0.  s.  ö.  von  Cuzco,  ebenfalls  der  Name  eines  in  dieser  Kich- 


tung  gelegenen  Berges  ^nach  Pentland  17.52.')  engl.  Fuss  ü.  M.). 
Die  Bedeutung  dieses  Namens  ist  uus  unbekannt.  Huillca  ist  ein 
Götzenbild  (nach  altperuan.  Uegrirt'en  die  Gottheit  selbsti;  es  ist 
aber  auch  der  Name  eines  Baumes,  dessen  Früchte  eine  dra- 
stische Wirkung  haben;  bedeutet  auch  , Enkel',  nota  vi.  fiota 
oder  iluta  ist  kein  jetzt  noch  gebräuchliches  Kechuawort. 

V,  774  und  775  sind  Var.  des  bol.  .Msjr.  In  nieinem  Ti'xte 
lauten  sie  i  Huillca  unata  huacyacetincca  Hamullaiiccar  ppunchau 
tuta;  Markham's  Text  hat  umuta  statt  ui.ata;  ich  halte  beide 
Lesearten  für  Copierfehler. 

V.  774»T  chu^u  ,eiuc  Mütze';  auch  eine  helin.uiige  Kopf- 
bedeckung ;  nach  Barranca  aus  den  schwarz  und  weissen  Federn 
des  Ccore-quenque  (Ibicter  leucogaster  Cuv.)  angefertigt, 

V.  780.  Bei  Markham  lautet  dieser  Vers:  Sinclii  hutiinin- 
cavtacc  cay.    huamin^a  schliesst  den  Begriff  .tapfer'  in  sich. 

3:i* 


260 


TsCHUDI. 


Cammi  cunan  churayanki 
Huillak  Umap  ayllun  canki, 
Gay  sipieta  liuamiiicayinan. 


Du  binde  nun, 

Du  bist  aus  dem  Staiiune  der  Huilla  Uina, 

Meinem  Feldherrn  diese  Armspange  um. 


Anca  Huaylluy 

(indem  er  dem  Orco  Huaranca  die  Armspangen  anlegt,  sagt  er  zu  ihm): 

Cay  sipictaca  huatany  Dieses  Armband  binde  ich  nun 

790  Makeykiman  yupanaykipak  Um  deinen  Arm  zur  Erinnerung', 

Tucuyta  huayllunaykipak  Damit  du  alle  lieben  sollst. 

Carim  canki,  y  sayarey !  Du  bist  tapfer,  erhebe  dich  nun! 


Huaranca  cutim  yupaychany 
Capak  Inea  rurascaykicta. 


795  Cari  caricta  kaiiuarey 
Umamanta  sapincama 
Kiscahuan  pachalliscacta ! 
Chayca  cana  cari  dari 
Manam  haycak  rieunchu 

800  Huasaykicta  audaykicuna, 
Aykehuaktak  punai-una 
Manchahuaktak  llullu  cachu. 


Uyareychik  Antiruna, 
Nam  Incanchik  cunancana. 

805  Cunascacta  yuyanana 
Takeychik,  runacuna ! 
Machu  Incas  Coscomanta 
Suyucunacta  camarispa 
Aukicunacta  tantaspa, 

810  Horcumunca  maöananta. 
Tucuy  Cosco  lloösimunfia 


Orco  Huaranca. 

Ich  preise  tausendmal. 

Mächtiger  Inca,   was  du  gethan  hast. 

Anca  Huaylluy 

IKU  Ollanta). 

Sieh'  an  den  tapferen  Mann, 

Vom  Kopf  bis  zu  den  Füssen 

Mit  Stacheln  bekleidet! 

Weil  ein  tapferer  Mann, 

Desshalb  sehen  nicht 

Deine  Feinde  deinen  Rücken, 

Und  dass  du  fliehest  wie  ein  Puna-Mann, 

Und   dich  fürchtest,  wie  eine  zarte  Pflanze. 

Orco  Huaranca. 

Hört,  ihr  Antileute, 

Unser  Inca  wird  nun  anrathen. 

Das  Angerathene,  damit  daran  gedacht  wird, 

Haltet  fest,  Soldaten ! 

Der  alte  Inca  von  (Juzco  her, 

Indem  er  die  Provinzen  in  Bereitschaft  setzt 

Und  die  Führer  versammelt. 

Wird  seine  Streitaxt  herausziehen. 

Ganz  Cuzco  wird  ausziehen 


ll 


V.  786.  churayanki  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten 
steht  churahuanqui.  Churaya  v.  heisst  etwas  an  den  Ort  legen, 
wo  es  hin  gehört,  an  seinen  bestimmten  Platz  geben.  Es  ent- 
spricht ganz  der  Rede  OUanta's,  wälirend  churahuanqui  keinen 
Sinn  gibt,  und  in  der  That  Barranca  zu  einer  ganz  irrigen  Ueber- 
setzung  dieser  Stelle  verleitet  hat.   (Vgl.  krit.   Bemerkung.) 

V.  788.  sipi  s.  ,Arm-  oder  Fussspange',  auch  ein  Feder- 
kragen, der  bei  grossen  Festen  umgebunden  wird. 

V.  789.  In  Folge  Copirfehlers  lautet  der  Vers  in  meinem 
Texte:  Cai  sipinta,  cai  huatoni. 

V.  79ti.  sapi  s.  ,die  Wade'  vL  tig.  ,Fuss'.  Der  Vers  ent- 
spricht ganz  unserem  ,vom  Seheitel  bis  zur  Sohle'. 

V.  797.  kisca  s.  (Stachel,  Dorn)  ist  hier  fig.  für  ,kriege- 
rische  Abzeichen'  zu  nehmen. 

V.  798.  In  beiden  Texten  steht  irrig  cliaina  cana  statt 
chayda  cana  als  Conj.  ordin. 

V.  801.  punaruna  ein  Bewohner  der  Hochebenen,  die 
t'iir  sehr  schüchtern  und  für  nichts  weniger  als  tapfer  galten. 


V.  802.  dachu  s.  Barranca  macht  zu  diesem  Worte  die 
Bemerkung,  dass  es  kein  Kechua-  sondern  ein  Aymarawort  sei. 
Abgesehen  davon,  dass  es  bei  Worten,  welche  beiden  Sprachen 
gemein  sind,  fast  unmöglich  ist  zu  bestimmen,  welcher  von  beiden 
es  ursprünglich  augehörte,  will  ich  nur  bemerken,  dass  cachu 
sowohl  in  Süd-  als  in  Nordperu  für  Gras,  Futterkrüuter,  auch  sehr 
häufig  im  Allgemeinen  für  niedrig  wachsende  Pflanzen  gebraucht 
wird,  dagegen  essbare  Pflanzen,  Gemüse  u.  dgl.  durch  das  Wort 
yuyu  bezeichnet  werden. 

V.  805.  Var.  des  bol.  Mscr.  In  meinem  Texte  lautet  der 
Vers:  iian  cunancca  yuyanaüa. 

V.  806.  takeychik.  Var.  des  bol.  Mscr.  statt  Tacyananchic 
meines  Textes.  In  Markham's  Text  lauten  v.  805—6:  Llapa 
runam  tacyanaiia.  Hunurafian  (V)  suyucuna. 

v.  809.  tantaspa.  Var.  des  bol.  Mscr.  In  meinem  Texte 
steht  das  etwas  unklare  samispa.  In  Markham's  Text  kommen 
in  v.  808 — 10  wesentliche  Abweichungen  von  dem  meinigen  vor, 
die  bei  den  vergleichenden  Texten  nachzusehen  sind. 


Das  Ollantadrama 


261 


Gay  huaydoman,  liocaachikta 
8ipina})ak,  Huasiiicliikta 
Caiuuiapak;   chayta  iminanca. 

815  Manam  pmicliau  usunancliu, 
Gay  orOocunapi   mastarey, 
Gumpacuuacta  camarey ; 
Mana  punim  call  canchu, 
Gay  tain pacta  pacay,  llufay, 

820  Hak  puncullaeta  sakespa 
Orcocunapi ;  liafaspa 
Hinantin   iniyucta  cutay 
Huacliinchikta  ham^inapak, 
Auöaiita  chayat'hinapak, 

825  Hxianunanpak  utöay,   utiJay. 


Or6o  Huaran(j;a,  öam  acllascay 
Aukicunapta  naupakpak ; 
Ayllu  ayllucta  pu&akpak 
Sayananta  unanchascay. 
830  Au6anchik  manam  pununchn, 
Huk  yaycuyta  atipaspada 
Gutipiincan  tauca  tauda 
Runacuna  compisuueliu  V 


Nach  diesem  Tliale,   um   uns 
Zu    erwürg-cn,   um  unsere  Häuser 
Zu  verbrennen  ;   das  wird   er  wollen. 
Dass  kein  Tag;  verloren  wird, 
Forschet  auf  diesen  Bergen  nach, 
Macht  die  Felsblöcke  bereit ; 
Damit  g'ewiss  nichts  erfolglos  sei, 
Verrammelt  dieses  Lag'er  wohl. 
Indem  ihi-  nur  eine  Thüre  lässt 
Nach  den  Bergen  zu ;  eilend 
Stampft  alles  Gift  zusammen. 
Um  unsere  Pfeile  zu  vergiften, 
Dass,  wenn  sie  den  Feind  treffen. 
Er  allsogleich  stirbt. 


Ollanta. 


Oröo   Huaranda,  ich  habe  dich  ausg-e wählt 

Als  Ersten  der  Edlen ; 

Um  die  verschiedeneu  Stämme  zu  führen, 

Welche  bereit  sein  werden,  habe  ich  dich  bezeichnet. 

Unser  Feind  schläft  nicht. 

Wenn  er  einen  Eingang  erzwingt, 

Wird  er  haufenweise  hereinbrechen. 

Soldaten,  werden  wir  feige  seinV 


Orco  Huaranca. 


Nam  kimsa  chunca  huaranda 
835  Antirunam   cay  tampxipi 
Manam  fiodanchik  hukupi 
Ganchu  kella,   canchu  hanca. 


V.  814.  Cananapak.  Var.  ileH  bol.  Mscr.  statt  de»  clurcli 
Druckfehler  entstellten  camareytan  meines  und  canariiyfas  von 
MarUliam's  Texte. 

V.816.  maatari  v.  .entdecken,  durclit'orsohen,  uncli.spihen, 
Geheimnisse  entdecken". 

V.  817.  C'unipa  vi.  compa  s.  , grosse  Steine,  Felshiöcke' 
(cnmpa  v.  .Steine  herunterrollen')  auch  specieü  gewisse  Steine, 
die  die  alten  Peruaner  bei  den  Bewässerungsgräben  aufstellten, 
und  denen  sie  eine  Art  Verehrung  erwiesen.  In  meinem  Texte 
steht  als  Druckfehler  ceompi  (Franse,  auch  kostspielige  Kleider), 
Markham's  Te.xt  hat  auch   diesen   Druckfehler. 

V.  818.  caäi   canchu  statt  ccasiuachu  beider  Texte. 

V.  819.  pacay,  llufay  Imper.  v.  paca  .verbergen'  und 
Uufa  .zudecken,  überdecken.  Steine  oder  Ziegel  durch  Lehm  oder 
Erde  verbinden'.  Dem  Sinne  nach  soll  es  wohl  heissen  :  , Führt 
einen  Erdwall  um  das  Lagerauf'.  Bemerkenswerth  ist,  dass  in  meinem 
Texte   hier  überall  der  Sing.   Inip.  statt  des  Plnr.  gebraucht  ist. 

V.  821.  hafaspa.  Var.  des  bol.  itscr.  In  meinem  Texte 
steht   hatarihuai. 

V.  822.  hinantin  bezieht  sich  auf  die  verschiedenen  Sub- 
stanzen, die  znr  Bereitung  des  Pfeilgiftes  zwischen  zwei  Steinen 
zerquetscht  oder  zerstampft  (cuta  v.l   wurden. 

V.  824.  Dieser  Vers  nach  dem  bol.  Mscr.  In  meinem  Texle 
lautet  er  Cliaihuau  luiaclihai  ppitananpacc,  bei  .Marklmui  auccau- 
chista  sipirapacc. 


Schon  (Ireissig  tausend 
Antimänner  sind  in  diesem   Lager, 
Es  gibt  unter  uns 
Keinen  E'aulen,  keinen   Untauglichen. 

V.  82(i.  cam  bezieht  sich  auf  acllascay  und  auf  unanchas- 
cay ,du  der  von  mir  -ausgewählte  —  Bezeichnete  — ';  ebenso 
richtig  ist  acllascayki. 

V.  S28.  Die  Reduplication  des  Subst.  macht  hier  einen 
Sammelnamen  ,die  verschiedenen  Stämme  zusammen'.  In  meinem 
Texte  heisst  es  irrigerweise  pacapac  statt  pusakpak.  wie  es 
richtig  in  Markham's  Text  lautet  (pusacpac). 

V.  8S1.  Markham's  Text  hat  huc  cuti])i  statt  huc  yaicuita 
des  Meinigen. 

V.  8.S2.  cutipuncan  tauca  tauca  ,er  (in  Bezug  auf 
atipasjia;  wird  haufenweise  wiederkehren'.  Das  Verb  cutipu  halte 
ich  hier  nicht  für  richtig  angewendet;  be8.ser  wäre  yaycunca; 
wenn  der  vorhergehende  Vers  lauten  würde  ,an  einem  Eingänge' 
oder  .einmal  besiegt',  so  wäre  <utipu  angezeigt.  In  beiden  Texten 
steht  tacca  tacca,   wnlil  nur  Copirfchler  für  tanda  tauca. 

V.  8:18.  compi  v.  heisst:  ,feine,  kostbare  (Jewebe  weben', 
ein  Geschäft,  das  nur  von  alten  erfahrenen  Leuten  ausgeübt 
wurde.  Ollanta  fragt  durch  die  Worte:  , Soldaten,  werden  wir 
weben?'  ob  seine  Leute  etwa  lieber  sich  einer  Beschäftigung, 
die  für  alte,  schwache  Männer  passt,  hingeben  wollen,  als  muthig 
zu  kämpfen.  Die  Frage  kann  als  ganz  gut  durch  :  .werden  wir 
feige  sein'?'  übersetzt  werden,  wie  es  auch  Barrauca  getlian  hat. 
Aehulich   würde  es  im   Deutschen  lauten:    ,Sind  wir  Schneider '?' 

v.  837.   hanca  .hinkend',  hier   für  ,untauglicli'  überhaupt. 


262 


TsCHUDI. 


Apu  Maruti  llocsinca 
Uillcapampa  Anticuuahiian, 

840  Chai  tiueu  Kern  pataman 
Chaypi   hapinca  runacta 
Pacascacta,  uillanaj-eania. 
Chiinpapitakiiii  hinatak 
Auki  Ohara  runactatak 

845  PaeaDca,  huakyauaycama. 
Ohara  muyupim   piinunca 
Ohunca  huaranca  Antinchik, 
Paohar  huaycopim  hapinchik 
Huk  chuneatatak  aylhinca. 

850  Yayeiimuchun  Coscoruna ! 
Ama  rimarispa  suyay, 
Llocllamuncan  nninay  munay 
Kirpascan  puucuiu-hikfuna. 
Tucu}"  ucupi  captinri 

855  Putiicuuchista  pueuna 
Chav^Jacliafiau  orciucnina 
Chapricuuca  niuiiiitinri 
Ohicchi  ui'niainunca  ninii. 
Huancaeunaeta  Imypupanca 

8G0  Tuc'uyta  chaj'pi  pampanca! 
Ohaymi  payciuiapak  tumi! 
Chaypacha  aj-kokcuiiaca 
Makinehikpi  huanuncancu ; 
Huacliinchikpi  huakincuna 

8G5  Turpusca  ricm-incancu. 


Der  Auführer  Maruti  wird  iiuirscliiren 

Mit  den.  Autis  vou  Uuillcapampa, 

An  dem  Ufer  des  Zusaiuiueuilusses  des  Keru 

Wird  er  seine  Leute  versteckt 

Zurückhalten,  bis  ich  Nachricht  geben  werde. 

Ebenso  wird  am  anderen  Ufer 

Dei-  Anfülirer  Ohara  die  Soldaten 

Verstecken,  bis  ich  rufen  -werde. 

Rings  um   Ohara  werden  lagern 

Zehntausend  von  unseren  Antis, 

Im  Thale  von  Pachar  halten  wir 

Auch  noch  zehn  andere  Stämme  zurück. 

Die  Ouzcomänner  mögen  hereinkommen ! 

"Wartet,  aber  sprecht  kein  Wort, 

Es  wird   sich  ein  schöner  Waldstrom  ergiessen, 

Wenn  unsere  Thore  geschlossen  sind. 

Sobald  aber  alle  drinnen  sind 

Und  man  unsere  Hörner  blasen  wird, 

Dann  werden  die  Berge 

Mit  den  Steinen  sich  schütteln. 

Wie  Hagel  werden  die  Steine  herunterfallen. 

Sie  werden  die   Huancas  zerschellen, 

Sie  werden  Alles  dort  begraben! 

Dann  ihnen  das  Messer ! 

Dann  werden  die  Flüchtlinge 

Von  unserer  Hand  sterben ; 

Viele  werden  von  unseren  Pfeilen 

Durchbohi't  erscheinen. 


Alle: 


Y,  allinmi,  y,  allinmi 


Ja,  es  ist  gut !  ja,  es  ist  gut ! 


V.  838.  Maruti.  B.in-aiica  bemerkt  iu  den  Noten  p.  tU-J, 
Note  22  ;  ,Die  Etymologie  dieses  Namens  haben  wir  in  keinem 
Kecbuaworte  gefunden ;  es  scheint,  dass  er  eine  Pliantasie-Erfin- 
dung  ist.'  leb  vermutbe,  dass  Maruti  vi.  Masuto  bkis  ein  Copir- 
fehler  ist  und  das  Wort  Masutu  beissen  soll  (von  niasu  ,die 
Fledermaus').  Die  Naturvölker,  sowie  auch  die  C'ulturvölker  in 
frühen  Bildungsstufen,  entlehnen  ja  sehr  häutig  ihre  Eigen- 
namen von  Thiernamen.  Das  bol.  Mscr.  gibt  leider  keinen  Anf- 
sehluss. 

V.  840.  tincu  ,derVereinig'ungsortzweierFUisse,  Strassen  etc., 
statt  tinqui  beider  Texte.  Keru,  Name  eines  Zuflusses  des  Rio 
Uillcabamba.  Der  Anführer  Maruti  versteckte  also  seine  Truppen 
am  Zusammenfluss  des  Kern  mit  dem  Uilleabamba. 

V.  84.'^.  Markham's  Text  bat  statt  dieses  Verses:  Llapan 
hatun  soncco  cama  und  übersetzt  ihn:   All  have  large  hearts  (!). 

V.  844.  Cbara  iKoth,  Schlamm).  Hier  der  Name  eines 
von  Ollanta's  Feldlierren. 

V.  840.  In  meinem  Texte  iieisst  es  muraipin,  hei  Mark- 
ham  munaypim.  Barranca  übersetzt  es  ,en  los  graneros'  ün  den 
Kormnagazinenl.  Es  ist  mir  unbekannt,  dass  die  Kornmagazine, 
welclie  zur  Zeit  der  Incas  von  Staatswegen  für  die  Truppen  er. 
richtet  und  ,collca'  genannt  wurden,  .auch  mnra  vi,  nuiray  beissen 
sollen.  Mura  ist  auch  Collectivname  für  gewisse  Schlingpflanzen; 
ich  vermutbe,  dass  muraypi  ein  Copirfehler  ist  und  es  muyupi 
beissen  soll,    punu  v.  eig.  , schlafen',  hier  .lagern'. 


v.  848.  Paehar   ein  Tlial  in  der  Nähe  von  OUantatanibo. 

V.  8.")3.  puncu  sind  hier  die  Thaleingiinge. 

V.  S64.  .Statt  ucupi  bat  Marldiam's  Text  die  gute  Variante 
tncllapi.  Dieser  Text  weicht  iu  der  Anordnung  der  Verse  und 
in  einigen  Versen  selbst  vou  dem  Meinigen  ab.  Diese  Varianten 
.sind  bei  den  vergl.  Texten  nachzusehen. 

v.  857.  In  beiden  Texten  kommt  chapicuncoa  statt  chapri- 
cuuca vor. 

v.  8ö8.  Elienso  chuchi  statt  chicchi  .Hagel',  eig.  ,dicliter, 
feiner  Graui)enbagel' ;  grobe  Schlössen  beissen  runtu. 

V.  Sn'.K  In  meinem  und  .auch  in  Markliam's  Text  lautet 
dieser  Vers:  Huanceacunan  huicupancca  und  Barranca  übersetzt 
ihn:  .die  Felsen  (galgas)  werden  hinunterrollen';  und  macht 
p.  63,  Note  2G  die  Bemerkung:  ,Huacancca.  Allgemein  ist  die  fürchter- 
liche Verheerung  bekannt,  welche  berunterroUende  Steine  besonders 
in  engen  und  tiefen  Thälern  anrichten'.  Barranca  übersetzt  also 
hier  und  nocli  an  anderen  Stellen  (z.  B.  v.  89.S.  '.)05.)  huanca 
durch  jFelsblok'.  Mir  ist  diese  Bedeutung  des  Wortes  gänzlich 
imbekannt;  ich  kenne  huanca  nur  als  nom.proi»-.  zur  Uezeichnung 
einer  Nation  zur  Zeit  des  Incareiches.  Hier  ist  es  zur  Bezeichnung 
der  Anhänger  des  Inca,  also  der  Cuzcomänner  oder  der  Hilfsvölker, 
gebraucht.  Nod.il  theilt  diese  Auffassung,  denn  er  setzt  statt  buanc.a- 
cun.a  ,hu<"inc,aruna'.   Statt  luücupanca  muss  es  Imypupanca  beissen. 

V,   801.  Dann  geben  wir  mit  dem  Messer  über  sie. 

V.   8C4.  huaki  .ein  Paar,  einige';  huakincuna  .manche,  viele'. 


Das    t)LLANTADRAHA. 


263 


Ay  Riinii,  ;iy  Ruminaliui! 
Imam  kencha  rumini   caiiki ! 
Kadamanta  lloösircanki ! 

870  Chayda  casaypak  yaraluii ! 
Manachu  makeyki  carcan 
Chay  huaycopi  pacascacta 
Ollantacta  (iarcoscacta  ? 
IManacliu  yuyarircanki 

875  Taparak  sonco  cascanta 
Tucuy  maiianaduscanta  V 
Manacliu  cam  factarcanki 
Hinantinpi  llullaöuspa 
Siiyucunat'ta  icluircan  ? 

880  Paylla})i  puniin  tincnrcan 
Kellacay  cari  tueuspa. 
Chmica  luuuanca  runacta 
Cunam   punuliau  sipichiny, 
Noca  nakayta  kespiny 

885  Makinmanta.  Chay  kanayta 
Nocaca  caricha  liispa 
Uyapura  mascarcany. 
Chay  huaydoman  yaycurcany 
Ayken  punim  chayca  nispa. 

890  Na  suyuy  pvincunpi  caspa 
Urmamuyta  callarimun. 
Tiicuy  kada  pokchiriinuu 
Huancaeunacta  huactaspa 
Hinantinpi  runii  nifin 

895  Hinantinpi  kaca  pacan 
Ashiian  acllasoaeunacta ; 
Chaypi,  caypi  cumpa  sipin, 
Yahiiarliani   tucuy  liuaycu[ii 
Purin,   llucllan,   niastacmn. 

900  Hinantinini  ehayta  ricun. 


ÜHITTKR  AUFTUITT, 

Eine  einsame  Gegend  in  iler  N'älie   v"m  Ollantatanilio. 

Ruminahui 

(tritt  als  Fliielitling  auf). 

Hah,    Uunii,   liah,   Kviniinaliui ! 

Welch'   ungeseliickter  Stein   bist   du! 

Den  Felsen  bist  du  eutiunnen! 

Das  war  ein  (lesang  zum   starr  werden! 

War  es  nicht  deine  Hand, 

Die  den   in   diesem  Thale  versteckten 

(Ulauta  zurUekg-estossen  liatV 

Hast  du  dich  niclit  erinnert, 

Dass  er  ein  falscher  Mann  war. 

Der  mit  Allen  Streit  begann  ? 

Hast  du  nicht  mit  dem  Fasse  gestampft, 

Als  er  bei  Allen  falsche  Vorspiegelungen  maciite 

Und   die  Provinzen  zum  Abfall   brachte? 

Nur  bei  ihm  begegnet  es, 

Dass  Feigheit  tapfer  wird. 

Zehntausend  Mann 

Habe  ich  an   diesem  Tage  geopfert; 


V.  S6.S.  Iteiicha  .iingescliieltt,  nnbeliilflioli',  kencha  runa, 
ein  solclier  Mensch.  Ruminahui  macht  liier  ein  Wortspiel  mit 
seinem  Namen:  , welch"  ungeschickter  .Stein  (rumi)  bi.st  du'!  Bar- 
ranca  hat,  wie  ich  in  der  Note  7(5  meines  Textes  khencha  adjec- 
tivisch  genommen  und  von  khencha  ,Unglück'  abgeleitet. 

V.  870.  caäaypak  (in  beiden  Texten  ccasapac)  casa 
V.  ,kalt  werden,  erfrieren,  erstarren'. 

V.  875.  fapara  v.  i.  <(.  pafara  v.  .doppelt  zusammenlegen, 
verdoppeln',  pafarak  sonco  .ein  falscher,  unaufrichtiger,  unvcrlass- 
licher  Mensch',  hingegen  p.afarasca  sonco  ,ein  zweifelhafter,  un- 
schlüssiger Mensch'. 

V.  879.  ichurcan  von  icliu  .Gras  abreissen,  Stroh  oder  Gras 
abschneiden'.  Hier  tig.  .zum  Abfall  bringen  (i.  c.  suyucunacta), 
die  Provinzen  von  dem  Inca  losreisscn*. . 


Ich  habe  mich   mit  jMühe  gerettet 

Aus  seinen  Händen.  Diesen  Prahler, 

Sagend  er  ist  vielleicht  tapfer,  habe 

Ich  von  Angesicht  zu  Angesicht  gesucht. 

In  jenes  Thal  bin  ich  hinein  gedrungen, 

Sagend  er  flieht  nun  gewiss. 

Als  mein   Volk  schon  au  seinem   Eingang  war, 

Begannen  sie  das  Herabwerfen. 

Alle  Felsen  brausen  auf. 

Indem  sie  die  Huancas  zu  Boden  schlagen, 

Ueberall  zerdrücken  die  Steine, 

Ueberall  decken  die  Felsen  zu 

Die  Atisgewähltesten ; 

Tüdten  dort  und  da  die  Steinblöcke, 

Nur  Blut   im   ganzen  Thale 

Rinnt,  strömt,  breitet  sich  aus, 

Alle  zusammen  sehen  es. 

v.  881.  In  meinem  Texte  steht  in  F'dge  eines  Druckfehlers 
<H[Uollo   cai.  -Markliam's  Text  hat  den  nämlichen  Druckfehler. 

V.  8.S3.  sipichi  s.  ,tödten  lassen,  machen,  dass  einer  ge- 
tiUltet  wird';  hier  kann  es  dnrch   vmser  , Opfer' übersetzt  werden. 

V.  885.  kanay  i.  '{■  kanay  kelica  ,ein  Prahler,  Aufschneider, 
Schwätzer'. 

V.  887.  uyapura.  jiura  Oegenseitigkeitsplural. 

V.  890.  suyu  s.  nicht  nur  .Provinz',  sondern  auch,  Stamm', 
,TribHs',  hier  .Leute,  Soldaten,  das   Kricgsvolk    des  Rumiilahui'. 

V.  892.  pokchi  v.  i.  ij.  pokpu  v.  ,übersieden,  übersprudeln', 
pokhirimu  v.  .anfangen  hervorsprudeln'. 

v.  893.  In  beiden  Texten  steht  irrigerweise  huaccyaspa 
statt    buact.aspa. 


264 


TsCHUBI. 


Noöapas  yahiicar  piikiupi! 
Piliuantak  tincuymau   carca 
Manam  iiiuaui  llucsinmptiu 
Manam  pipas  licuiiptin ? 
905  Huaneaciina  linactasca  carca! 
Ima  uyahiuui  tincusak 
Incayhuan ;  cuiiau  cayllampi 
Manam  cancliu  caypak  hampl! 
Risak,   maytapas  ripusak. 

910  Nam  ciinaii  secoduymaniia 
Gay  huaraöahuan  iiocacta ; 
Icha  cakchus  pay  camalla 
Ollanta  hayöak  urmancaiia! 


Uucl  ich  stand  in  einem  Blutbache ! 
Mit  wem  hätte  ich  auch  kämpfen  sollen, 
Da  kein  Mann  herauskam, 
Niemand  sichtbar  war? 
Die  Huancas  sind  vernichtet. 

Mit    welchem   Gesichte    werde    ich    zusammentreffen 
Mit  meinem  Inca,  jetzt  gibt  es  hier 
Keine  Arznei  für  ihn. 

Ich  werde  gehen,  aber  ich  werde  irgendwie  zurück- 
kehren. 
Jetzt  möchte  ich  schon  erwürgen 
Mit  meiner  Schleuder  mich; 
Vielleicht  wird  sie  passend  sein. 
Wenn  einst  Ollanta  fallen  wird  ! 


(Er  entfernt  sicli   lanfjamn.! 


VIERTER  AUFTRITT. 

Im  Hofe  des  Hauses  der  ausgewälilten  Jungfrauen   (Acllalmaäi). 
Ima  Sumak  und   Pitu  Salla. 


Pitu  Salla. 


Ama  chicalla  puncuman, 
915  Ima  Sumak,  lloösillaychu, 

Amatak  chaypi  suyaychu 

Mamacuna  pifiaucumau. 

Ima  Sumak  suteykipas, 

Ancha  muna^uscay  nana, 
920  Punitakmi  paycamaSa 

Uillapunman,  maypas,  pipas 

Acllaman  cuäikta  conman. 

Gay  canchapi  uichkacuspa, 

Tiyay  caypi  cusicuspa. 
925  Pim  caymanta  picta  horcunman? 

Gaypi  taricunki,  ricuy, 

Tucuy  ima  coiieykicta 

Sumac  pachacta,  öoricta ; 

Gaypim  tucuy  miäki  miöuy. 
930  Inca  yahuar  acllakcuna 

Llapallanmi  munasunki 


V.  901.  pukiu  s.  .Quelle,  Lache,  Tümpel',  auch  ,Bacli'. 
Beide  Texte  haben  pponceopi  statt  pukiopi.  Nodal  hat  pozokcopi 
,im  Schaume'. 

V.  905.  In  beiden  Texten  lautet  dieser  Vers  :  Huancca- 
cuna  huarcca  liuarccan,  soll  aber  richtig  huactascca  carca  heissen. 
Die  Huancas  wurden  zu  Boden  geschlagen ,  1.  e.  vernichtet, 
besiegt. 

V.911.  huaracas.  ,die  Steinschleuder',  ist  eine  lange,  aus 
Wolle  gedrehte,  in  der  Mitte  sich  in  ein  gespaltenes  Band  zur 
Aufnahme  des  Steines,  erweiternde  Schnur;  an  dem  einen  Ende 
befindet  sich  eine  Schlinge  zur  Aufnahme  des  kleinen  Fingers 
der  rechten  Hand. 

V.  914.  chicalla  statt  chicata  beider  Texte. 


Ich  bitte  dich,   geh'  nicht  zu  sehr 

Zur  Thüre,  Ima  Sumak ; 

Weile  ja  nicht  dort. 

Die  Matronen  werden  zürnen. 

Da  du  Ima  Sumak  heissest. 

Meine  vielgeliebte  Schwester, 

So  würden  gewiss  Alle  ohne  Ausnahme 

Zu  Gunsten  sprechen,  wenn,  wer  immer 

Der  Ausgewählten  eine  Freude  bereiten  wollte. 

Da  du  in  diesem  Hofe  eingeschlossen  bist. 

Bleibe  hier  und   erfreue  dich. 

Wer  konnte  Jemanden  von  hier  herausbringen? 

Schau,  hier  findest  du 

Alle  (mögliche)  Bequemlichkeit  für  dich, 

Schöne  Kleider,  Gold ; 

Hier  sind  alle  süssen  Speisen. 

Die  Auserwählten  von  königlichem  Blute 

Lieben  dich  alle, 

V.  915.  llo^sillay.  Die  Partikel  IIa  mit  dem  Impe- 
rativ verbunden  gibt  demselben  die  Bedeutung  einer  freund- 
lichen Bitte. 

V.  920.  Punitakmi,  Var.  des  bol.  Mscr.,  statt  hinapitacc 

beider  Texte. 

V.  921.  uillapu  v.  ,für  einen,  zu  Gunsten  von  Jemand 
sprechen,  beipflichten,  beitreten  (einer  Ansicht). 

V.  922.  Conman  und  v.  925.  horcunman,  Var.  des  bol. 
Mscr.  In  beiden  Texten  steht  irrig  cconam  und  horcconam. 

v.  927.  Coni  s.  vi.  cofiik  ist  ein  vor  Kälte  geschützter, 
warmer  Ort.  Auch  als  Adjectiv  gebraucht.  Coni  ist  hier  fig.  ge- 
braiicht.  Barranca  übersetzt  es  durch  , Bequemlichkeit',  was  dem 
Sinne  nach  ganz  richtig  ist.     Ich  folge  auch   seiner  Auffassung. 


Das  Ollantadkama. 


265 


Makinciipi  a|)asiinki. 
Tucuy,   tucuy  yacliakcuiia, 
Na  iiiucliaspa,   na  llulluspa 

935  CascuiKMipi  churasunki 
Canillacta  acllacusunki, 
Uyaykipi  kahuacuspa. 
Imacta  ashuan  inunanki 
Huk  naiianou  caiiaykipak 

940  Paycunahuan  tiyauaykipak  V 
Chaymanmi  unaucliasiinki. 
Tucuy  aukip  yiipayt-hasca 
Inca  yaliuar  acllakcaman 
Inticta  kahuaspa  sainan 

945  Intip  tallaypak  caniasca. 


Tragen  dich  auf  ihren   Händen. 

Alle,  alle  Lehrerinnen 

Bald  küssend,   bald   schmeichelnd, 

Drücken  dich  an  ilue   l>rust. 

Dich  allein  haben  sie  ausa-ewälilt, 

Um  dein  Antlitz  zu  beschauen. 

Was  willst  du  mehr, 

Da  du  eine  ihrer  Schwestern  sein, 

j\Iit  ihnen  weilen  wirst? 

Dazu  haben  sie  dich  ausgewiihlt. 

Von  allen  Edlen  verehrt. 

Wie  die  Ausgewälilten  königlichen  Blutes, 

Welche  sich  in  Betraclitung  der  Sonne  ergötzen, 

Gewürdigt  der  Verelirung  der  Sonne. 


Ima  Sumak. 


Pitu   Salla  miliay  cuti 
Chayllactatak,  cliayllactatak 
Cunahuanki ;  fiocaraktak 
Rimarisak :   chaynii  suti, 

950  Anchacta  checnipacuuy 

Gay  canchacta,  cay  huasicta; 
Gaypi  caspa  cay  casicta 
Punchau  punchau  nacaeuny 
Ghay  payacunap  uyanta 

955  Ancha  apucta  kahuascany 
Payllactatak  ricuscany 
Ghay  duchu  tiyascaymanta. 
Manam  cuäi  caypi  canchu, 
Uekeni  uyancupi  cay6a, 

960  Munayninpi  canman  chay6a 
Manam  pipas   tiyanmanchu. 
Kahuany  purikcunacta 
Asiöuspa  iochuduncii; 
Makincupi  apacuucu 

965  Llipipas  samicunacta. 

Nocallachum  uichkaydusca 
Manam  mamay  cascaraycu ! 
Huacchalla  tucuscaraycu 
Gunamanta  kesachasca ! 


V.  940.  tiya  vi.  tia  v.  lu  erster  Bedeutung  .sitzen,  sich 
setzen',  daher  tiyana  s.  v.  ,<Jer  Ort,  wo  man  sitzt,  Stuhl,  Bank'  etc., 
femer  , verweilen,  wohnen'. 

V.  941.  In  beiden  Te.xteu  lautet  dieser  Vers  gleichlautend, 
aber  irrig:  Chaitan  ceampas  unanchanqui;  ich  habe  daher  den 
entsprechenden  richtig  construirten  Vers  von  Nodal  aufgenommen. 

V.  943.  acllakcam«,  hier  ist  cama  Suffix  in  der  Bedeutung 
, gemäss'. 

V.   945.    falla  v.  ,sicli   zu  Boden  werfen,    auf  den  Bauch 
legen'.    Ich   nehme  es  hier  bildlich  für  .verehren';  gestehe  aber, 
dass  ich  einige  Zweifel  hege,    ob  die  Uebersetzung  ganz  richtig 
ist,  denn  der  Originaltext  ist  unklarer  Construction. 
Denkschriften  der  phil.-hist.  Cl.  iXlV.  Vi 


Pitu  Salla,  sehr  of'tinal 

Hast  du  mir  das  Nämliche 

Gepredigt;  nun  aber  werde  ich 

Es  wiederholen ;  es  steht  fest : 

Ich  hasse  recht  sehr 

Diesen  Hof,  dieses  Haus; 

Dies  Hiersein,   meine  Unthätigkeit 

Verfluche  ich  Tag  für  Tag. 

Die  Gesichter  jener  Matronen, 

Die  sehr  grimmigen  sehe  ich, 

Nur  sie  erblicke  ich  von 

Jeuer  Ecke,  wo  ich  zu  sitzen  pflege. 

Hier  ist  keine  Freude; 

Sieh  nur  Thränen  in  ihrem  Gesicht, 

Daher  mochte  es  nach  ihrem   Willen  sein. 

Dass  Niemand   hiei-  verweilt. 

Ich  sehe  diejenigen,  die  fortgehen. 

Sich  lachend   erfreuen ; 

lu  ihren   Händen  tragen  sie 

Alles  Glück  mit  sich  fort : 

Bin  ich  Aermste  vielleicht  eingesperrt. 

Weil  icii  keine  Mutter  hatte. 

Weil  ich  eine  Waise  geworden, 

Von   jetzt  an  verachtet ! 


V.  94',».  Chaymi  suti  ,cs  ist  klar,  oti'enkuudig,  wahr, 
richtig,  es  steht  fest,  es  ist  unleugbar'. 

V.  953.  punchau  punchau  statt  punch.aunincuna  vi.  pun- 
chaflintin  .jeden  Tag,  Tag  für  Tag'.  Markham's  Text  hat  i>un(hautut«. 

v.  966.  In  beiden  Texten  uuisccacusacc  und  v.  '.'69  qque- 
sacusac.  Der  l-'utur  ist  hier  nicht  berechtigt,  und  das  Part.  pors. 
vorzuziehen. 

v  91)7.  i^-tatt  mnuani  mamay  casiau  raicu  beider  Texte 
wäre  richtiger  Mamallailac  cascaraj'co,  wie  Nodal  hat. 

V.  9G8.  In  beiden  Texten  lautet  dieser  Vers :  Ccapacc 
ttallacana  raicu.  Das  Ccapacc  ttalla  ist  mir  unverstündliclr,  ich 
entleline  daher  den  in  den  Text  aufgenommenen  Vers  von  Nodnb 
der  sprachrichtig  und  siuuentsprechend   ist. 

34 


266 


TsCHUDI. 


970  Öayna  tuta  muspa  muspa 
Muyaucilikman  yaycurcan}' ; 
Hinarim  uyarircanj' 
Kenllallapi  ricucuspa 
Huakaöuyta  pis  nakariu 

976  Chica  llaki  cuyapaöuspa 

Huafiullayman,  nispa,  öaparin. 
Hinantinta  kaliuariny  ; 
Chucchay  cfeascallicuspa, 
Huakiany  mancharicuspa : 

980  Pipas  cay,  ricurey!  iiiny. 
Yapatakmi  caparimun  : 
Intillay,  liorcohxxay !  üispa. 
Ancha  cuyayta  anchispa 
iSondo  kehiiayta  Bikiiimii. 

985  Chacayta,  cayta  inascauy, 
Manam  picta  tarinycliii. 
Hixayllapi  chihuiliuin  ichu, 
No6ari  payhuan  huakany. 
Sonöollaymi  llikiöiispa, 

990  Cascoyta  sakeyta  munau ; 
Yuyariny  chaypas  cuuan 
Manchariny  sipicuspa. 
Hinam  caypi  Pitu  Salla 
Llakillakikin  kesacun, 

995  Uekella  ninay  sisaöun. 

Yachay  hinam,  mixnay  Salla, 
Amapuni  cunamanta 
Riniankichu  kepanayta, 
Checniny  chay  acUanayta. 


Gestern  Nachts,  henimirrenfl, 

(ling  ich  in  unseren  Garten  hinein; 

Da  hörte  ich, 

Indem  ich  mich  einen  Aug-enblick  umsah, 

Das  Wimmern  von  Jemandem,   der  leidet, 

yo  traurig,   Mitleid  erregend, 

, Könnte  ich  nur  sterben'  ruft  er. 

Ich  schaue  überall  herum  ; 

Indem  sich  mir  die  Haare  emporsträuben, 

Rufe  ich  vor  Furcht  erzitternd, 

Wer  es  auch  sei :  Komm  zum  Vorschein ! 

Darauf  klagt  es  wieder  heraus,  sagend : 

Ach  meine  liebe  Sonne,  nimm  mich  heraus ! 

Von  tiefem  Mitleid  ergriffen, 

Schluchzt  meiu  gepresstes  Herz. 

Ich  suche  dort  und  hier. 

Ich  finde  Niemanden. 

Auf  der  Wiese  säuselte  das  Gras, 

Ich  aber  weine  mit  ihm. 

Indem  mein  armes  Hei'z  fast  bricht. 

Will  es  die  Brust  sprengen. 

Wenn  ich  jetzt  wieder  daran  denke, 

So  zittere  ich  zu  Tode  erschrocken. 

Hier  also,  Pitu  Salla, 

Nistet  nur  die  Trauer  selbst, 

Und  nur  die  Thräne  blüht  immerdar. 

AVisse  also,  beste  Salla, 

Dass  du  künftighin  gewiss  nicht 

Sagst,  ich  werde  hier  bleiben; 

Ich  hasse  es,  eine  Ausgewählte  zu  werden. 


Pitu  Salla. 


1000  Yay(lupuy  ari  hucuinan, 
Pacta  paya  Uoösimunman. 


V.  970.  Recte  musjiac  muspac. 

V.  973.  In  beiden  Texten  steht  Chica  chhimpi,  vergl.  not. 
ad  453. 

V.  974.  In  meinem  Texte  steht  als  Druckfehler  Hacca- 
cuyta  statt  huafiaduyta.  Markliam's  Text  hat  den  nämlichen 
Druckfehler. 

V.  978.  ctasca  s.  ,verwirrt,  zerzaust',  insbe.%ondere  von 
Kleidern,  Haaren  gebraucht.  Die  combinirte  Verbalpart.  lliäu 
(vergl.  Gramm.  §.  161.  3.)  ist  hier  sehr  fein  angewendet.  Ich 
übersetze  diesen  Vers :  ,indem  sich  meine  Haare  sträuben'.  Bei 
Nodal  lautet  er :  chucchaymi  chutaricuspa  ,indem  sich  meine  Haare 
strecken'. 

V.  9SI.  yapa  ist  das,  was  man  an  einem  bestimmten 
Gewicht  noch  beifügt  ,Uebergewicht'.  yapatakmi  adverbialiter 
gebraucht. 

V.  984.  In  meinem  Texte  lautet  dieser  Vers  ganz  ver- 
stümmelt yapa  yapa  pai;  bei  Markham  soncco  qqnehuyta  hi- 
qquiman;  kehui;  vi.  Kehua  v.  , zusammendrehen',  auch  figürlich 
vom  Slagen  und  Herzen  gebraucht,  z.  B.  Reliuircun  soncoy  ,es 
dreht  mir  den  Magen  nm'.  duneacta  Uehui  ,den  Hals  umdrehen'. 


Geh'  nun  wieder  hinein ; 

Es  möchte  eine  Matrone  heraus  kommen. 


z.  B.  einer  Henne,  liiki  ,scliluksen,  den  Schluken  haben',  aucli 
, schluchzen'. 

V.  987.  cliihuihui  , Nachahmung  des  Geräusches,  den  der 
Wind  in  den  Blättern  raaclit,  säuseln'. 

V.  990.  sake  v.  , verlassen,  lassen,  zurücklassen';  bei  meiner 
Uebersetzung  bleibt  der  Sinn  der  nämliche. 

V.  992.  sipicu  v.  eig.  ,sich  selbst  erdrosseln',  als  Verstär- 
kung von  manchariny,  kann  hier  sinngemäss  auch  ,ich  bin  zu 
Tode  erschrocken'  übersetzt  werden. 

V.  99ä.  In  meinem  Texte  Huiqquell.an,  statt  hueqquella; 
ebenso  in  Markliam's  Text. 

V.  996.  In  beiden  Texten  steht  munay  ttalla;  ich  halte 
ttalla  liier  für  einen  Copirfehler  für  Salla.  Barr.inca  übersetzt  in 
V.  968  und  hier  talla  durcli  ,Amme'  (nodriza),  mit  welchem 
Rechte,  weiss  ich  nicht. 

V.  1000  ist  ein  treffliches  Beispiel  des  Eeichthumes  der 
Kechuasprache ;  trotz  der  dreifachen  Wiederholung  des  nämlichen 
Begriffs,  macht  er  doch  keineswegs  den  Eindruck  einer  über- 
flüssigen Fülle.  Durcli  yayciiy  könnte  ebensogut  der  ganze  Vers 
ausgedrückt  werden. 


Das  Ollantadrama. 


2G7 


Gay  cancha  noöapakmi! 


Ima  Sumak. 

Dieser  Aufenthalt  ist  mir  nun  bestimmt! 
(Geht  hinein.) 


FÜNFTER  AUFTKITT. 

Mama  Kaca,   weissg-ekleidet,  tritt  auf.  Pitu  Salla. 


Pitu  Salla  iiircankichu 
Chay  irkeman  camascayta? 


1005  Imainiauacta  uillany. 


Ima  fiintak  äimeykimanV 


Ancha  cuyaytan  huakan 
Manapunim  uyariunchu 
Acllak  pachacta  chaskic'-uyta. 


1010  Manachum  auyarircanki  V 


■Pachacta  kahuarichiny, 
Huaccliacascanta  horöospa. 
Na  huarmanmanta  öaröospa 
Chay  yuyayta,  hinam  ßiny : 
1015  Manam  acllak  canki  chayöa; 
ilillay  llaki  catisunki 
Pasfialla  uiiiaypak  canki. 


Imapakcha  pay  yuyacun 
Ususi  nuina  yayayok 
1020  Irke  mana  mamayok! 


V.  1004.  irkf  ,ein  veniiichliissigtes,  verkommenes  Kind', 
wird  hier  von  Kaca  Mama  veräditlich  in  Bezug  auf  Ima  Snniak 
ijebraucht.  In  beiden  Texten  steht  lierqqueman. 

V.  lOOil.  cliaskinchu  Var.  dos  bul.  Mscr.  In  beiden  Texten 
steht  cliasquicuita. 

V.  1012.  liarranca  (und  nach  ihm  Markljain)  übersetzt 
V.  1011  und  lOlä:  ,Ich  zeige  ihr  das  Kleid,  damit  sie  sich  des 
alten,  welches  sie  anhat,  entledige'.  Diese  Uebersetzung  ist  un- 
richtig, denn  nacli  dieser  Uebertragung  hätten  die  beiden  Sätze 
verschiedene  Subjecte,  es  raiisste  also  statt  des  Oerund.  II,  der 
Subjunct.  im  zweiten  Satze  gebraucht  werden ;  Imacrha  heisst 
,arm,    verwaist',     liuacchacascanta    bezieht   sich    nicht    auf    das 


Mama  Kaca. 

Pitu  8alla,  hast  du  gesagt 

Dieser  Creatur,  was  ich  empfililcn  habe"? 

Pitu  Salla. 

Ich  habe  Alles  gesagt. 

Mama  Kaca. 

Was  sagt  (erwidert)  sie  auf  deine  RedeV 

Pitu  Salla. 

.Sie  fleht  sein'  um  Mitleid, 

Sie  hört  durchaus  niclit 

Um   das  Kleid   der  Auserwählten  anzunehmen. 

Mama  Kaca. 

Hast  du  ihr  niclit  Vorwürfe  gemaciitV 

Pitu  Salla. 

Ich  habe  das  Kleid   sehen  lassen, 

Um  sie  vun  ihrem  Verwaistsein  licrauszurcisscn ; 

Und  ihr  die  (bedanken  an  ihre 

Kindheit  zu  verbannen,  habe  ich  so  gesprochen  : 

Du    wirst  auf  diese   Weise  keine    .\usgc«  iihltr   sein; 

Schweres  Elend   wird   dir  folgen, 

L'nd   immer  wirst  du   blos  Dienerin  sein. 

Mama  Kaca. 

Ich  weiss  nicht,  warum   sie   nachdenkt. 
Dass  sie  eine  Tochter  ohne  \'atci-. 
Eine  Cr(!atur  ohne  Mutter  ist  I 

, Kleid'  (pacha),  sundern  auf  Ima  Sumak,  eben.so  gut  wie  das 
huamanmanta.  huacchacay  kann  hier  niu-  durch  ,verwaist  sein' 
übersetzt  werden.  Diese  Auffassung  scheint  auch  Nodal  zu  theilen, 
deini  bei  ihm  lautet  der  Vers:    Na  huaccbamantii  hnatucuspa. 

v.  KIIM.  In  meinem  Texte  heisst  i<  in  Kclrro  eines  Druck- 
felilers  liMamanm.mta  statt  luiarmannianta;  anffallenderwoise  hat 
ancli   .Markham's  Text  denselben  Fehler. 

V.    loi'.i   kommt  genau  das  nämliche  Verhältniss  in  liezug 
auf  das  Wort  ususi,   wie  in   v.   1013  vor.      In   meinem  Texte  ist 
als  Druckfehler  Usuri;  ebenso  bei  Markham! 
I  v.   lOl'J.    Statt  mana  yayayok  und  mana  mamayok.  auch, 

i    wie  bei  Nodal,  yayamanayok  und  mamanian.-iyok. 

31  • 


268 


TSCHÜDI. 


Cfeakay  f)uca  taparacum ! 
Mana  ninkichu  sutinta 
Canmi  cay  pirciacunapi 
Tuciij'  pacak  carpapi 
1025  Tucuy  millfjuk  sutintinta. 


Ay,  Ima  Sumak,  ay,  Ima  Sumak, 
Pacanmanchus  uyaykicta 
Ima  pir6a  sapaykicta! 


Cayöa  amaru!  cayöa  puma! 


Jener  rothe  Nachtfalter! 

Du  sagst  ihren  Namen  nicht; 

Er  bleibt  in  diesen  Mauern, 

Die,  wie  unter  einem  Zelte,  Alles  verbergend. 

Alles,  sogar  den  Namen  verschlingen. 

(Mama  Kaia  geht  ab.) 

Pitu  Salla. 

Ach  Ima  Sumak,  ach  Ima  Sumak, 
Welche  Mauer  mag  wohl  dein  Antlitz, 
Dich  alleine  verbergen! 


(drohend  der  Mama  Ka^a  nachsehend) 

Welche  Schlange,  welche  Löwin! 

(Entfernt  sich.) 


SECHSTER  AUFTRITT. 

Rumifiahui  und  Piki   Chaki  treten  von  entgegengesetzten  Seiten  auf,  letzterer  als  Spion. 


1030  Maymantatak  Piki  Chaki, 

Cayman  6amca  chayamunki? 
Huafiuytachu  mascarcanki 
Auca  Ollantayhuan  huaki? 


Coscorunam  caspa  huichu 
1035  Cay  llactayman  Ramupuny, 
Chay  htiaycopi  manapuni 
Yachacuyta  atinychu. 


Imacta  üllanta  ruran? 


Ruminahui. 

Von  wo  denn,  Piki  Chaki, 

Kommst  du  hierher? 

Suchst  du  den  Tod 

Zugleich  mit  meinem  Feinde  Ollanta? 

Piki  Chaki. 

Ich  bin  ein  invalider  Bewohner  von  Cuzco, 
Ich  kehre  wieder  in  meine  Stadt  zurück. 
In  jenem  Thale  wahrlich 
Kann  ich  es  nicht  aushalten. 

Rutainahui. 

Was  macht  Ollanta? 


V.  1021.  taparacu  heisseu  die  grossen  Nachtfalter.  Bar- 
ranca  sagt  zu  diesem  Worte :  ,Im  südlichen  Peru  wird  das  plötzliche 
Erscheinen  eines  Nachtsclunetterlings  im  Inneren  der  Gemächer 
als  ein  schlimmes  Vorzeichen  (mal  agüero)  betrachtet.  An  dieser 
Stelle  (v.  1021)  ist  es  gleichbedeutend  mit  sclilimnier  Vorbedeu- 
tung (fatal  presagio).'  Ich  fasse  diese  Stelle  anders  auf  und  halte 
puca  taparacu  nur  für  eine  schimpfende,  verächtliche  Bezeich- 
nung, welche  die  bösartige,  hämische  Mama  Kada  vom  Mädchen 
Ima  Sumak  gebraucht.  Puca  dürfte  eine  Anspielung  auf  eine 
lichtere   Gesichtsfarbe  oder  röthlichen  Schimmer  der  Haare  sein. 

V.  1022.  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten:  ,3uttinta 
fiinqui  suttinta'.  Dieser  Vers  enthält  das  Verbot  der  Matrone  an 
Pitu  Salla,  der  Yma  Sumak  den  Namen  ihrer  Eltern  zu  nennen. 

V.  102+.  In  beiden  Texten  lautet  dieser  Vers  tucui  pacacc 
accarapi.  Ich  kenne  kein  Wort  accara  und  vermuthe  in  demselben 
einen  Copirfehler;  ich  bin  der  Ansicht,  dass  das  von  Nodal 
gebrauchte  carpa  durch  einen  solchen  entstellt  wurde.  Barranca 
übersetzt  accara  durch  , Schnee'  (Alles  bleibt  vergraben,  wie  im 
Schnee). 


V.  1029.  Amaru  ,die  Schlange';  puma  ,der  Löwe'  (felis 
concolor  L).  Barrauca  scheint  nach  seiner  Note  37,  pag.  63,  diese 
beiden  Thierbezeiclinungen  auch  identisch  mit  , bösen  Vorbedeu- 
tungen' zu  halten.  Nacli  meiner  Ansicht  ist  in  diesem  Verse  nur 
ein  von  der  Pitu  Salla  au  die  abgehende  Matrone  gerichteter 
Nachruf  des  Unwillens  ausgedrückt,  was  also  ,welclie  Schlange ! 
welche  Löwin!'  übersetzt  werden  kann. 

V.  1030.  maymantatak  in  Markham's  Text  ist  besser, 
als  Ima  hina  des  meinigen. 

V.  1034.  huichu  vi.  uichu,  uicchu  v.  , hinwerfen,  weg- 
werfen', als  Adjectiv  kenne  ich  dieses  Wort  nicht;  ich  vei'muthe 
daher,  dass  statt  huichu  beider  Texte  uiJsu  zu  lesen  ist.  uiJsu 
heisst  ,verdreht,  gekrümmt;  mit  verdrehten  Gliedern,  estropirt, 
invalide',  womit  Piki  Cliaki  auf  seine  nichts  weniger  als  vor- 
theilliafte  Körperbeschiiffcnheit  anspielt. 

V.  1038.  In  meinem  Texte  lautet  dieser  Vers  Nihuay  01- 
lantaicca  imatan  ruran;  für  die  Fusszahl  ist  das  Nihuay  (sag' 
mir)  und  das  Suffix  ca  zu  viel. 


Das   Ollantadkama. 


269 


Huk  kif)ucta  pay  ciiniran. 


1040  Ima  curui-taV 


Piki  Chaki. 

Er  knüpft  einen  Kipu. 

Rumiöahui. 

Welchen  Knäuel? 


Piki  Chaki. 


Imactapas  cunan  culuiay 
Uillascayki. 


Huk  öaspicta  huaktanaypak 
Kimsactatak  luxarcuiiaypak. 


1045  Ama  manchachieubuaychu ! 


Utdalla  rimarey  ari ! 


Ollantaöa,  Ollantaöa, 
Concapuny  chayllactaca. 


Riciiy,  Piki  Chaki! 


1050  Ollanta  eunau  sayariu, 
OUanta  [)iröaeta  hociarin, 
Ancha  hatun  rumimanta. 
Tinri  runacunamanta 
Iscayta  hukman  huatarin 

1055  Hatun  runa  llücsinanpak. 
Imanascaiu  cani  luuapri 
Umpu  hnallpahina  surun 


Schenke  mir  jetzt  etwas, 
So  werde  ich  es  dir  sagen. 

Ruminahui. 

Einen  Stock,  um   dich  zu  prügeln, 
Und  drei,  um  dich  zu  hängen. 

Piki  Chaki. 

.Jage  mir  keinen  Schrecken  ein ! 

Ruminahui. 

Sprich  nun  sogleich! 

Piki  Chaki. 

.Ja  (ollanta,  ja  Ollanta, 

Ich  vergesse  wieder  bis  auf  das. 

Ruminahui. 

Schau  zu,  Piki  Chaki! 

Piki  Chaki. 

Ollanta  erhebt  sich  jetzt, 

Ollanta  errichtet  eine  Mauer 

Aus  sehr  grossen  Steinen. 

Von  den  kleinen  Leuten  bindet  er 

Je  zwei  zu  einem  zusammen, 

Damit  grosse  Männer  herauskommen. 

Was  ist  geschehen,  du,  zum  Inca  gehörig, 

Dass  wie  eine  kranke  Henne 


V.  1039.  Markliam's  Text  liat  cliay  ('aytuttan  cuneran 
(iaytii , Zwirn'),  curura  v., Knäuel  machen,  aufwickeln,  zusammen- 
ballen', aucli  von  Knüpten  der  Kipu's  ^-ebraucht;  sowie  audi 
curur  für  den  Knäuel,  zu  dem  der  geUnüpfte  Kipii  zu.sammon- 
geballt  wurde,  gebraucht  wird. 

V.  1040.  Ima  ccaytll,  yma  cmurta  nach  Markliam's  Te.xt. 

V.  1041 — 42.  In  Markham'.s  Text  lauten  die  beiden  Verse 
tapuhuaycca  ccoycunaspa  t'hay  [lacliacca  huillascayki.  Bei  Nodal 
stellt  Piki  Chaki  auch  das  bestimmte  Verlangen  nach  einem 
Kleide:  , Schenke  mir  nur  dieses  Kleid,  und  dann  frage  mich 
nur  wieder'. 

V.  1043.  In  meinem  Texte  steht  als  Druckfehler  huatan.ay 
statt  huactanay;  ebenso  bei  Markham. 

V.  1050.  OIlanta<ca,  Ollantacca  sayarin  meines  Textes: 
Ollanta?  ceanin  sayarin  in  Markliam's  Text.  Ich  vermuthe  in  ccanin 
einen  Co]>lr-  oder  Druckfehler  statt  cunan.  Nodal  hat  (jUanta 
cunan  savarin. 


V.  10.52.  In  diesem  Verse  kommt  wieder  in  beiden  Texten 
das  Wort  huancca  (huanccac  Markh.)  vor.  Ich  ersetze  es  durch 
hatun.  Anclia  huancca  i-uraimanta  ist  mir  nicht  verständlich. 

V.  10.53.  tinri, zwerghaft',  s.  ,der  Zwerg',  hier  in  der  all- 
gemeinen Bedeutung  von  , klein'  (in  Bezug  auf  menschliche 
Körpergrösse)  gebraucht. 

V.   lOöü.  lucap,  Genit.  der  Angehörigkeit. 

v.  1057.  Mit  dem  Namen  liacha  huallpa  werden  verschie- 
dene Arten  der  peruanischen  Waldhiihnir  (I'enelopidae)  z.  B. 
Pcnelopa  rufiventris  Tsch.,  P.  adspersa  Tsch.  liezeichnet ;  der 
Orax  Temmincki  Tsch.  (Crax  pcruvianus  Bris.),  die  Para  grande 
der  Mestizen,  heisst  bei  den  Indianern  hatun  huallpa;  und  der 
sonderbare  Thinocorus  Ingac  Tsch.,  wird  Incahnallpa  genannt.  Das 
Wort  huallpa  wird  also  für  mehrere  verschiedene  Spccies  von 
Vögeln  gebraucht,  die  aber  alle  zu  der  grossen  Abtheilung  der 
hühnerartigeii  Vögel  (Galliuaceeii)  gehören. 


270 


TsCHUUl. 


Gay  pachayki?  Ricuy  turu 
Killichacunmi  yauari. 


1060  Manachu  Cosco  llactacta 
Kaliuarinki  hualkascacta 
Pachacutek  ][jampascacta  ? 
Ricullay  llapa  runacta 
Tucuymi  yanacta  pacliaii, 

1065  Tucuymi  uekecta  huakan. 


Pitak  cunanii  sayanca 


Pachacutek  kepantar 


i? 


Tupak  Yupanki  rantinca. 


1008*  Pachacutek  chiu'illanca 
Keparircan  ashuanpunini , 

1070  Gay  Incari  siillkapunim 

Caktakiiii  huk  curacllanca. 


Tucuy  Cosco  ackaii  payta 
Incari  Uaytunta  saken, 
Gliainpictam  saken  camaken. 
1075  Atincuchu  hukta  acllayta? 


Apamusak  puriunayta. 


Dein  Kleid  nachschleppt?  Schau  der  Koth 
Säumt  es  auch  schwarz  ein. 

Ruminahui. 

Siehst  du  nicht  die  Stadt 
Guzco,   die  weint,  weil 
Pachacutek  begraben  wurde"? 
Schau  nur  alle  Leute, 
Alle  schwarz  gekleidet. 
Alle  verg'iessen  Thränen. 

Piki  Chaki. 

Wer  wird  jetzt  sich  erheben 
Als  Nachfolger  Pachacutek's? 

Buminabui. 

Tupak  Yupanki  wird  seine  Stelle  einnehmen. 

Piki  Chaki. 

Dieser  Lieblingssohn  Pachacutek's 
Kommt  hinter  den  Anderen, 
Aber  dieser  Inca  ist  ja  der  Jüngste, 
Da  andere,  Aeltere  da  sind. 

Buminahui. 

Ganz  Guzco  hat  ihn  er\\ilhlt 
Und  der  Inca  hat  ihm  den  Llaytu  hinterlassen, 
Die    Streitaxt    hat   ihm    sein   Erzeuger   hinterlassen. 
Konnten  sie  einen  Anderen  wählen  V 

Piki  Chaki. 

Ich  werde  mein  Bett  herbringen. 
(Gehen  nach  verschiedenen  Seiten  ab.) 


SIEBENTER   AUETRITT. 

Im  Palaste  des  Inca  in  Cuzco. 

Der  Inca  Tupak  Yupanki,  Ruminahui,  Uillak  Umu  und  Gefolge. 


(^una  punchaumi  Aukicuna 
Llapacta  jaipaychayquichik. 


Tupak  Yupanki. 

Am  heutigen  Tage,  Edle, 
Begrüsse  ich  euch  alle, 


V.   1()G4.  pachan  statt  pachallicuu 

V.  1066—67  gebe  ich  nach  meinem  Texte;  sie  sind  aber 
so  wenig  als  die  entsprechenden  in  Markham's  Te.'tt  Pitac 
Ynea  tiay  cuncca  Pachacutec  rantintani  ganz  sprach  richtig,  und 
jedenfalls  sind  die  bei  Nodal:  Pich  cunan  Yneacamayman 
Pachacuticpa  rautiuman,  vorzuziehen. 

V.  1068.  rantinc  a  nach  Nodal  statt  sayancca  beider  Texte. 


V.  1068".  Churilla  übersetze  ich  wegen  des  Suffixes  IIa 
durcli  ,Lieblingssolin'.  Richtiger  soll  es  Pachacutekpa  heissen. 
In  meinem  Texte  ist  aus  Versehen  dieser  Vers  ausgelassen. 

V.  1070.  suUka  ,der  jüngste,  kleinste  einer  Art';  curak 
vi.  curac  churi  ,der  älteste  Sohn'. 

V.  1074.  camaken  part.  praes.  von  cama  mit  :i.  jirim.  pr.aes. 
(vergl.  Gramm.  §.  21);  es  ist  also  hier  identiscli   mit  v.-iyan. 


Das  Oi.lantai 


271 


Intiman  chaskeykichik. 
1080  Intip  huarniiu  cakcuna 
Ilinantiu  Suyu  ciisieun, 
Cay  cancbaypi  ricuspa 
Casconpi  hinatak  yupaspa 
Caiiicunacta  yuyaricun. 


1085  Cayua  pimchau  usiiup  öosfiin 
Intip  sayan  uyancaina; 
Anclia  culin  Pachacaina, 
Tueuy  öanay  sami  llocsin. 
Hiiclla  Inca  tacurircan: 

1090  Pisducuna  danascapi 

Llamacuua  rupascacapi 
Tucuy  nma  kakuarircan 
Huk  anöacta  kicharcaycii 
Casconta  kahuaycunapak 

1095  iSoncoinanta  recsinapak 

C^usakllactaiii  tarircaycii. 
Chay  auca  Autisuyuyki 
Ut6a  eliayta  huuupuna, 
Caäat'U  11111  i  liickaycuna, 

1100  ("hayta  ounan  luuitupuj'ki. 


Cay  Antisuyup  hiiaminca 
Chay  ancacta  kespieliircan 
Payllatak  cliincarichirfau 
Chay  chica  runacunacta. 


1105  Nam  apu  luca  yuyayki 
Huntascactana  yacharcan. 


Ich  übergebe  euch  der  Sonne. 

Die  SonnenjungtVauen, 

Alle  Provinzen  zusammen  erfreuen  sicli, 

Indem  sie  auf  diesen  Raum  blicken 

Und  in  ihrem  Herzen  Achtung  zollen. 

Denken  sie  an  euch. 

Uillak  Umu. 

trestern  der  Rauch  des  Altares 

Stieg  bis  zum  Antlitz  der  Sonne ; 

Sehr  erfreut  ist  Pachacania, 

Alle  Opfer  gingen  glücklich  aus. 

lieber  eines  nur  beunruhigte  sich  der  Inca: 

Nachdem  die  Vögel  verbrannt 

Und  die  Llamas  geopfert  waren, 

Sahen  es  alle  Leute, 

Als  wir  einen  Adler  öffneten 

Um  seine  Brust  zu  beschauen, 

Um  aus  dem  Herzen  wahrzusagen, 

Fanden  wir  sie  ganz  leer. 

Dass  deine  Antisuyu-Feinde 

Dies  sogleich  erwägen  werden, 

Dass  ihr  Eis  schmelzen  wird, 

Dies  sage  icli  dir  von   Neuem  voraus. 

Tupak  Yupanki. 

Der  Feldherr  von  Antisuyu 
Hat  jenen  Adler  losgelassen, 
Und  nur  er  hat  so  viele 
vSoldaten  zu  (ininde  gerichtet. 

Ruminahui. 

Nun  grosser  Inca,  ich  erinnere  dich, 
Er  wusste,   dass  es  gefüllt   war. 


T.  1082.  caiicha  Ist  liier  nicht  specioU  für, Hof  zu  nelunon, 
sondern  fiir  den  Raum,  in  dem  sich  der  Inca  mit  dem  Gefolg;e 
befindet,  ein  eingezäunter  Platz  vor  dem  Palaste  oder  Tempel 
oder  dergl. 

V.  1083.  In  meinem  Texte  lieisst  es  ccasccori,  bei  Mark- 
liara  sonecoy;  Nodal  hat  Keazconpi,  was  als  die  richtigere 
Lcscart  erscheint.     Casco  hier  gleich   soneo. 

V.  1084.  In  beiden  Texten  lioisst  es  wohl  nur  in  Folge 
eines  Copirfehlers  yuyan  riciin  statt  ynyaricun. 

V.  1085 — 1080.  Diese  beiden  Verse  lauten  in  beiden  Texten 
Ooayna  ppunchau  saya  ccosnin  yntic  suyun  uyancaraa;  der  zweite 
Vers  ist  unverständlich  nnd  icli  vcrinuthe  in  demselben  einen 
Copirfehler;  es  soll  sayan  st.att  suyiin  heissen.  Im  ersten  Verse 
ist  dagegen  s.aya  unklar  und  es  ist  srliwer  zu  bestimmen,  welches 
Wort  im  Urtexte  hier  verstümmelt  wurde.  Nodal  hat  vollkommen 
sinngemäss  oziioj)  (usnup  .des  Altares,  Opfersteines')  gesetzt,  und 
ich  nehme  auch  diese  Correctur  auf. 

V.  1087.  Ancha  cusin  pachacania  meines  Texte»  hat  Nodal 
.•iber  in  Aneap  eusipachaiama  '.bis  zum  Himmel  des  Adlers') 
abgeändert. 


V.  1088.  Aanay  s.  v.  .das  Verbrennen',  hier  für  .Urand- 
opfer,  t)pfer'. 

V.  10!)5.  reesi  vi.  riesi  s.  ,ei"kennen',  hier  , weissagen' 
ihuatu  V.). 

V.  1097.  Jl.arkham's  Text  hat  statt  aui^a,  anca,  eine  Lese- 
art, die  keinen  Sinn  geben  würde.  Marklinm  übersetzt  die  Verse 
1007 — 1100  (nach  seiner  Leseart  von  anca  .Adler'):  That  e.agle, 
as  to  Antisuyu,  .^hows,  we  shall  soon  Put  down  the  revolt  —  It 
.nugiirs  that  they  will  submit.  Diese  Uebertragung  ist  im  Einzelnen 
und  Ganzen  grundfahsch,  und  nur  eine  Verschlechterung  von  Bar- 
ranca's  Uebersetzung,  die  ,also  sollen  wir  bald  das  empörte  Anti- 
suyu erobern ;  denn  ich  prophezcihe,  dass  es  unterjoeht  werden  wird' 
lautet!    (Vergl.  krit.  Bemerkung.) 

V.  10i)8.  liuiiu  V.  heisst  .vereinigen,  sammeln,  zusammen- 
zählen, rec.apituliren',  hier  lig.  .erwägen'. 

v.  1099.  In  meinem  Texte  kommt  der  ganz  sinnentstel- 
lende Copirfehler  y  chaicuna  statt  ichaicuna  (recte  hichaycnna) 
vor ;  bei  Markham  genau  ebenso ! 

V.  1106.  hiiiita  .füllen,  voll  sein',  hnntasca  .gefüllt',  auch 
, vergraben'. 


272 


TsciiuDi. 


Chay6a  buchay  puuiin  earcan 
Rumi  cany,  y  caniayki 
Kuniin  riitircan  tucuyta ; 

1110  Rumihuanmi  llocsircany. 
Payhuan  maöauaöurcany 
Chaymi  atircancu  suynyta. 
Hukllacta  manaöuscayki 
Sakehuay  nocallainan, 

1115  Nocam  risak  pucaranman 
Aucaykicta  aysamuscayki. 


Campa  chayca  ruranayki 
Chay  suteykicta  Rü6aripuy ! 
Manaracchum   cacharipuy, 
1120  Suyucta,  hinam  cauiayki. 


Pisi  punchaiipi  licuuki 
Antisuyucta  chakeykipi. 
Hinam  tincuny  kipuykipi. 
Utcay,  utcay,   Rumi  tunki! 


Das  war  mein  Fehler. 

Ich  bin  ein  Stein,  ja,  ich  bin  deiner  werth, 

iSeine  Steine  erdrückten  Alle, 

Ich  bin  mit  einem  Steine  ausgezogen, 

Ich  habe  mit  ihm  gekämpft. 

Aber  sie  haben  meine  Truppen  besiegt. 

Nur  um  Eines  bitte  ich  dich, 

Ijass  mich  nach  meinem  Gutdünken, 

Ich  werde  nach  seiner  Festung  gehen. 

Deinen  Feind  werde  ich  dir  herschleppen. 

Tupak  Yupanki. 

Das  kommt  dir  zu  thun  zu. 
Richte  deinen  Namen  wieder  auf! 
Lasse  ja  nicht  meine  Provinz 
Los,  so  ist  es  deine  Pflicht. 

Uillak  Umu. 

In  wenigen  Tagen  wirst  du  sehen 
Antisuyu  zu  deinen  Füssen. 
So  finde  ich  es  in  deinem  Kipu. 
Eile,  eile,  Rumi  tunki! 

(Sie  ziehen  sich  zurück.) 


ACHTER  AUFTRITT. 

In  der  Nähe  der  Wolinungp  Ollanta's. 

Buminahui  stürzt  wie  fliehend  und  mit  Blut  bedeckt  herein.  Ein  Indianer  Cafiari. 


1125  Manachu  cay  kitipica 

Pillapas  can  6uyapayacuk  ? 


Pim  canki,  runa,  uillahuay ! 
Pim  chaytatak  rurasunki? 
Maymantam  cunan  hamunki 
1130  Chit^a  kiri  cuyay  6uyay? 


Incaykiman  rey,  uillamuy, 
Cuyascaykis  hamun,  ney. 


Imam,  uillahuay  suteyki? 


Rumifiahui. 

In  dieser  Gegend  ist  denn  nicht 
Irgend  einer,  der  sich  meiner  erbarmt? 

Indianer. 

Wer  bist  du.  Mann,  sag'  es  mir. 
Wer  hat  dir  denn  das  gethan? 
Woher  kommst  du  jetzt? 
So  erl)armungswürdig  verwundet? 

Runaifiahui. 

Geh'  zu  deinem  Inca,    geh'  hin  und   sprich  zu   ihm. 
Sage :  der,  den  du  geliebt  hast,  kommt. 

Indianer. 

Sag'  mir,  welcher  ist  dein  Name? 


« 


V.    IIU  lautet  in  beiden  Texten:    Saqqueliuascay    nocca-    |  v.  1119.  Manaracchun  (nach  Nodal)  ist  besser  als  mana 

Uanian.   Sakehuascay  ist  eine  fehlerhafte  Verbalform.  Den  Illativ       chayri  der  beiden  Texte. 


des    ersten    Pron.    pers.    übersetze    ich     durch:      ,nach    meinem 
Gutdünken'. 

V.   1116.  Var.  des  bol.  Mscr.    In  beiden  Texten  steht  11a- 
quen  iiocca  statt  auiaykicta. 


V.1123.  tincu  v.  heisst.sicb  begegnen,  aufeinander  stossen', 
auch  ,streiten',  hier  ist  es  für  ,finden'  fig.  gebraucht.  (Not.  ad  v.  840.) 

V.  11.S0.  Äuyay  4uyay  i.  q.  ^uyay  Äuyaylla  vi.  cuypayana. 

V.  1133.  uillahuay  fehlt  in  meinem  Texte;  es  ist  hier 
nach  Nodal  aufgenommen. 


Das  Ollantadrama. 


273 


Amarak  suteyta  iiillaykit'hu 
1135  Chaypi  suyay ! 


RumiSahui. 

K'h  sag'e  dir  meinen  Namen  noch  nicht. 


Indianer. 

Warte  dort! 

(Geht  ab  und  kehrt  dami   wieder  ziirik-k  und  fiilirt  Ruminahui  zu  OUanta.  i 


NEÜNTEK  AUFTRITT. 

In  Ollanta's   Wohnung. 
Buminahui  und   OUanta. 


Huaranca  ciitim  nnic'feany, 
Capak  Inea  yupej'kicta. 
Ciiyapayay  huacehaykicta, 
1138°Chakeykipitakmi  cany. 


Pim  canki  ?  Cayman  purirey ! 
1140  Pim  hinacta  rurasiinkiV 

Maynecmanta  urmamunki  V 
Pitak  canki,  chica  kiri? 


Anchacta  cam  recsihuanki. 
Rumi  cany,  chay  cormany, 
1145  Chakeykiman  chaymi  urjnany. 
Cam,  Incay,  hucaribuanki. 


Camchu  canki  Kuminahiii, 
Hanansuyup  cak  huaminca? 


Noca  cany  cliay  hihuaya. 
1150  Chaymi,  yahnarta  hic'feany. 


Sayai'imuy  cay  makeyman! 
Pim  chaynacta  rurasiinki  ^ 


Kuminahui 

(kniet  vor  OUanta  nieder). 

Tausendmal  küsse  ich, 
Mächtiger  Inca,  deine  Fussstapfen. 
Erbarme  dich  eines  Unglücklichen, 
Ich  bin  nun  zu  deinen  Füssen. 

OUanta. 

Wer  bist  du  ?  nähere  dich ! 
Wer  hat  dir  so  gethan  ? 
Von  wo  bist  du  hergefallen  V 
Und  wer  bist  du,  so  verwundet? 

Buminahui. 

Du  kennst  mich  wohl. 

Ich  bin  ein  Stein,  als  solcher  habe  ich  gefehlt. 

Sieh!  ich  falle  zu  deinen  Füssen. 

Du,  mein  Inca,  wirst  mich  wieder  aufheben. 

OUanta. 

Bist  du  Kuminahui, 

Der  Feldherr  von  Hanansuyu? 

Buminahui. 

Ich  bin  dieser  schwere  Stein. 
Sieh'  her,  ich  habe  Blut  vergossen. 

OUanta. 

Erhebe  dich  wieder  au  meiner  llandl 
Wer  hat  dir  das  gethan? 


T.  1138.  In  huacehaykicta  ist  im  Kechua  das  zweite 
Pron.  pers.  vollkommen  richtig  angewendet,  wälirend  es  in  iler 
Uebersetzung  besser  wegbleibt. 

V.    1141.     urmamunki    ,du    bist    hergefallen'     tig.,    .her- 
gekommen', älinlieh   dem  deutschen  ,in's  Hans  fallen'.  Markham's       runa  ,ein  nnbeiiilflieher,  ungeschlachter  Mensch'. 
Text  hat  musphamunqiii.  l  v.  Uül.   Hei  .Markhani  rienayman  statt  makeyman. 

Denkschriften  der  phil.-hist.  fl.   XXIV.   Ud.  35 


V.  1 144.  corma  v..fclilen,  irren',  auch.stürzen, fallen, rollen'. 
V.    I14K.    In    meinem    Texte    steht    irrigerweise  Anti  snyii 
statt  Hanansuyu. 

V.   11411.    hiluia  s.  ,ein  grusser,  sihwerer  Stein',  hihuaya 


274 


TsCHUDI. 


Pim  caymau  pusamusuuki 

Gay  tampuyman,  cay  naukeyman  ? 

1155  Mosok  pacliacta  apaiimy, 
Munascaymi  cay  Aukica. 
Inianascam  sapaykica? 

1158"Manam  caucliu  campak  huafuiy. 


Wer  liat  dicli  hergefülirt 

Zu  meinem  Lag-er,  in  meine  Gegenwart? 

(zu  ciuom  au»  dem  Gefolg'e) 

Bringt  ein  neues  Kleid  her, 
Denn  dieser  Auki  ist  von  mir  geliebt. 
Was  ist  gescliehen,   dass  du  allein  bist? 
Der  Tod  ist  dir  nicht  bestimmt. 


Ruminahui. 


Mosok  Inca  chay  Coscopi 
Tupak  Yupanki  tiyaycun. 

IKJO  Cay  tucuy  llactacta  raycuu, 
Causak  yahuar  posoöopi, 
Hinantiütafia  corospa, 
Manam  soncon  tiyayöunchu. 
Hinam  iiupchu,  puca  sunchu, 

1165  Tucuyta  sipin  moscospa. 
Hanansuyup  huamincanmi 
Cascany,  ichas  yuyanki ; 
Chayta  j^achaspam  Yupanki 
Huakiahuan,  paypa  camaumi, 

1170  Chay  darak  sonco  caySinpi: 
Chayta  ruray,  cayta  camay! 
Hinam  ricuhuanki,  yayay, 
Nam  kirihuan  huaseykipi. 


Der  neue  Inca  Tupak  Yupanki 

Haust  in  jenem  Cuzco. 

Er  richtet  alle  Städte  zu  Grunde, 

In  einem  Blutbade  lebend, 

Indem  er  Alle  umbringt. 

Die  nicht  nach  seinem  Sinne  sind. 

Wie  der  Nupchu,  der  rothe  Sunchu, 

Bringt  er  alle  im  Wahnwitz  um. 

Hanansuyu's  Feldherr 

War  ich,  vielleicht  erinnerst  du   di'ch; 

Obgleich  Yupanki  diess  weiss. 

Schrie  er  mir  nach  Gutdünken 

In  seiner  Leidenschaftlichkeit  zu: 

Thu'  jenes,  schaffe  dies! 

So  nun  siehst  du  mich,  mein  Vater, 

Nun  mit  Wunden  in  deinem  Hause. 


OUanta. 


Ama  Ilakey  ka6a  rumi, 
1175  Cunan,  cunan  hampiscayki 

Öamtatakmi  kahuascayki. 

Cammi  canki  paypa  tumi ! 

Inti  huatana  punchaupi 

Caj^  tampupi  hatun  raynii. 
1180  Chaypacha  coehucunaymi 

Chay  pachatakmi  uichaypi 

Tucuypas  dochuöurausun. 


V.  1154.  In  meinem  Texte  heisst  es  in  Folge  eines  Druck- 
fehlers nauqueimani  statt  nauqtieiman.  Bei  Markham  lautet  dieser 
Vers:   uay  tamj^u  llacta  casecayman. 

V.  1160.  Caymi  tucuillata  rayeun  lautet  in  beiden  Texten 
dieser  Vers;  es  rauss  richtiger  Cay  tucuy  llactacta  raj'cuu  heisseu. 
Eaycu  v.  , veranlassen',  besonders  zu  einer  schlecliten  Handlung 
verführen,  fig.  ,zti  Grunde  richten'. 

\-.  1 16 1 . p 0  s 0 c o  vi. pusucu(vgl.  V. 00 1 ) ;  yalinar posocopi  kann 
hier  am  Besten  durch  ,in  einem  Blutbade'  wiedergegeben  werden. 

V.  1162.  ("'oro  V.  (vergl.  v.  17)  ,verstümmeln,  Glieder  ab- 
schneiden', trop.  ,tödten',  aber  mit  dem  Nebenbegriff  des  Blut- 
vergiessens,  während  sipi  auch  für  ,tödten',  aber  auf  eine  uublutigc 
Weise,  als  ,erwürgcn,  hängen,  vergiften'  etc.  gebraucht  wird. 

V.  1163.  Diesen  Vers  übersetze  ich  ,die  nicht  nach  seinem 
Sinne  sind'.  Bei  Nodal  lautet  er:  Manam  sonkconta  iiitiuchu. 

V.  1164.  Ueber  die  Pflanzeunamen  fiupcÄu  und  sunchu 
vergl.  die  krit.  Bemerkungen.  Markham's  Text  hat  iiucchu  statt 


Sei  nicht  betrübt,  felsenharter  Stein, 
Ich  werde  dich  allsogleich  heilen 
Und  ich  werde  auf  dich  schauen. 
Du  wirst  ein  Messer  für  ihn  sein ; 
Am  Sonnenwendetag 
Ist  in  diesem  Lager  ein  grosses  Fest. 
Dann  werde  ich  mich  ergötzen 
Und   daun  am  Berge  oben 
Werden   wir  uns  alle  belustigen. 

iiupcliu.  In  meinem  Texte  steht  tucui  nup-chun,  bei  Markham 
tucuy  nuccliuu  was  unverständlich  ist.  Statt  tucuy  soll  es  hinam 
heissen. 

V.  1165.  mos  CO  v.  musa  v.  , schlafen,  träumen',  ferner 
,delirireu'. 

v.  1170.  carak  sonAo  vi.  carak  tullu  , empfindlich,  auf- 
geregt', von  cara  ,brenuen,  kitzeln,  jucken'. 

V.  1 1 72.  Var.  des  bei.  Mscr.  In  beiden  Texten  heisst  dieser 
Vers  ziemlich  unklar  Nan  ricunki  mamay,  yayaj'. 

V.  1173.  Dieser  Vers  ist  ebenfalls  Var.  des  bol.  Mscr.  In 
beiden  Texteu  lautet  er  Cainam  fpüriliuan  huasimpi  vi.  huasinpi. 

V.  1174.  Ka6a  rumi  involvirt  eine  Schmeiclielei  für  Rumi- 
nahui,   mit   dessen  Namen  so  viele  Wortspiele  gemacht  werden. 

v.  1181.  uichaypi  , da  oben,  oben  am  Berge'.  OUanta  war 
beim  Empfange  Euminahui's  unten  im  Thale  im  Lager  und  das 
uichay  bezieht  sich  auf  die  auf  dem  Berge  gelegene  Festung 
(pucara),  in  der  das  Fest  fortgesetzt  werden  sollte. 


Das  Oi.i.antadkama. 


275 


Buminahui. 


Kimsa  puuchau  rayiiii  cachuii, 
Cusiciiypas  tacsachanmaa ! 
1185  Chaypak  iehas  alliyayman, 
Soncoycu  chaypi  rimachun ! 


Hinan  canea;  kinisa  tuta 
Hatiui  Intiota  huatasun ; 
Cusipi  tucuy  tiyasun, 
1190  Huichkasiineliik  eay  taiiipucta. 


Huarnuicunacta  cuuana, 
Paycunap  tutanmi  canca. 
Paycvina  caypi  samanca, 
Hiianni  (Josanta  apana. 


Das  Fest  danre  drei  Tage  lang', 
Die  Freude  mög-e  sie  verkürzen ! 
Vielleicht  dass  ich  dazu  gesund   bin, 
Unser  Herz  soll  dort  sprechen ! 


Ollanta. 


Also  wird   es  sein;   drei  Nächte 

Werden  wii-  den  grossen  Sonnengott  testbinden; 

Alle  in  Freude  verweilen, 

Wir  werden  dieses  Lager  abs[)erren. 


Buminahui. 


Den  Dienern  wird  mitgetheilt  werden. 

Dass  die  Nacht  ihnen  sein  wird. 

Dass  sie  hier  ausruhen  werden, 

Dass  die   Weiber  ihre  jMänner  mitbringen. 


(Sie  gehen  ab.) 


DRITTE  ABTHEILUNG. 

ERSTER  AUFTRITT. 

Im  Ilof'y  lies  Aellalniasi  in  Cuzeu. 
Ima    Siimak    und    Pitu    Salla. 


Ima  Sumak. 


1195  Munaciuscay  Pitu  Salla, 
Flayöacaman  iie\'  paeanki 
Chay  siniictaV  Kicuy  Salla, 
Cay  soncoyta  patmahuanki : 
Käyna  iiekeyacliihuanki, 

120(1  Mana  cani  uillahuaspayki. 
Pituiscannii  huchaymanta, 
Picha  llakin  cayüecmanta. 
Ania  pacahuaychu,  urpi, 
Pitak  putiu,  pitak  huakan 


V.  1184.  In  beiden  Texten  tacsa  caumaii.  tacsaeha  v. 
,venin}jern,  verkleinern,  verkürzen'. 

V.  1186.  In  beiden  Texten  lautet  der  Vers  soncconeo  cliay- 
pace  riniacliun  nnd  ist  deslialb  niclit  klar.  Nodal  hat  ihn  panz 
richtig-  in  sonkeoycu  eiiaypi  rimachun  abgeändert. 

V.  1188.  ,Die  Sonne  vi.  den  Sonnengott  einsperren,  fest- 
binden, festhalten',  bezieht  sich  wohl  auf  Irgend  einen  religiösen 
Festgebranch  der  alten  Indianer  zur  Zeit  der  Sonnenwende. 

V.   lliHi.  hnichka  i.  ij.  huiscca  der  Texte. 

V.  1101.  huarniacuna  wird  mehr  für  weibliche,  yana- 
cuna  mehr  für  männliche  Dienstboten  gebraucht. 

V.  Iiy4.1n  njeiuemctxeTceosceanta, inMarkhatn'sccasccanta. 


Meine  geliebte  Pitu  Salla, 

Sprich,  bis  wann   wirst  du 

Dies  Geheininiss  verbergen?  Schau,   Salla, 

Du  briclist  mir  das  Herz; 

Gestern   liast  du  mich  weinen  gemacht, 

Weil  du  es  mir  nicht  sagst. 

Ich  verlange  die  Sache  zu  wissen. 

Wer  wohl  dorten  so  traiu'ig  ist. 

Verbirg  es  mir  nicht,  Täubchcn, 

Wer  trauert,   wer  wimmert  denn 


V.  11'.I8.  In  Folge  eines  Druckfehlers  steht  in  meinem 
Texte  patmihiian<ini  statt  iiatniahiianfpii.  Markham's  Text  hat 
ebenfalls  diesen  Fehler! 

V.  1199.  C'aina  hueiiqiieliuan  camalla  meines  Textes;  Sipi- 
husnquin  liuc  camalla  n:ich  Jlarkliam.  Ich  ziehe  beiden  Lesc- 
arten  Nodnl's  huekriueyachihuanqni  vor. 

V.  liOO.  Zu  uillahuaspayki  gehört  als  .Suffix  noch  diu 
als  zweiter  Theil  der  Negation. 

V.  1201.  hucha  heisst  .Fehler,  Sünde',  aber  auch  , An- 
gelegenheit, Geschäft,  Streit'  (besonders  ein  vor  dem  Kichter 
.auszutragender,  huchaymanta  puchucacu  ,ein  Geschäft  beendigen, 
einen  Rechtsstreit  zu  Ende  führen'. 

35* 


276 


TscuuDi. 


1205  Caj'  chiiinik  muya  hucupi? 
Nihuay,  pitak  payta  liarßan, 
Noöaman  ricurinanpak '? 


Ima  8umak,  uillaskgyki 
Hukllacta,  6ammi  ichada 
1210  Imactapas  ricuspayki, 
Pacaycunki  rumi  kaca. 
Kam  camtaca  ricuseayki, 
Auclia  llakicta  ricunki, 
Millay  cuti  y  pnjimki. 


1215  Maua  piman  uillasakcliu, 
Imaliaycacta  ricuspapas. 
Ama  punim  pacahuayehii, 
Huillpusakmi  tiicuytapas. 


Gay  inuyapim  kaca  puucu, 
1220  Cayllallapi  suyaiuluiay, 

Llapa  Mama  puüuclicancu. 
Nam  tutafia  tiyayöuscay. 


lu  diesem  eiusauicu  Garten  d'ria"? 

Sag''  mir,  wer  hindert  sie, 

Dass  sie  kommt,  um  mich  zu  sehen? 

Pitu  Salla. 

Iiua  Sumak,   ich  werde  dii-  nur 

Eines  sag-en,  was  immer 

Du  auch  sehen  wirst. 

Bewahre  es  im  Innersten,  wie  ein  Felsen. 

Ich  mache  dich  aufmerksam, 

Du  wirst  eine  sehr  Traurige  sehen  •, 

Ja,  du  wirst  sehr  betrübt  sein. 

Ima  Sumak. 

Niemandem  werde  ich  es  sagen, 
Was  immer  ich  auch  sehe. 
Verbirg  mir  gewiss  nichts, 
Ich  werde  Alles  verschlucken. 

Pitu  Salla. 

In  diesem  Garten  ist  eine  Steinthüre, 
Erwarte  mich  in  ihrer  Nähe, 
Wenn  alle  Matronen  schlafen  werden. 
Wenn  es  schon  Nacht  ist,  verweile  d'rinnen. 

(Gellt  ab.) 


Imaimantam  yuyascan 
Gay  soncoy  huatupacuspa? 
1225  RicuUayman  pis  huakascan, 
Gay  pencaypi  hikicuspa. 


Ima  Sumak. 

Was  ahnte  wohl  mein 

Herz,  indem  es  sich  wieder  erkundigte? 

Ich  möchte  nur  sehen,  wer  weinte, 

Als  ich  in  meiner  Zaghaftigkeit  schluchzte. 


ZWEITER  AUFTKITT. 

Naclits  im  einsamen  Garten. 

Ima  Sumak  sitzt  wartend  neben  der  steinernen  Thüre.  Pitu  Salla  kommt  mit  einem  Lichte,  einem  Kruge 

Wasser  und  Speisen. 


Pitu  Salla. 


Hatarey  cunan,  catihuay, 
Gay  canchayta  pacaycuspa. 

(Sie   übergibt  der  Ima  Sumak  das  Liebt  und  öfi'net  die  Thüre  in 

gefesselt  in  Ohnmacht  liegt, 

Gaymi  nusta  mascascayki ! 
1230  Nachu  soncoyki  taiiinfia? 


V.  1205.  cbiu  fii  v.  wörtlich  ,cliiu  sagen,  stilLschweigen' : 
chiu  nik  ,einsam,  schweigend,   still'. 

V.  1214.  puyu  V.  vi.  puhuyu  , nebeln,  wolkig  werden', 
hier    fig.  ,es  wird  dir  dunkel  vor  den  Augen  werden'. 

V.   1218.  uillpu  V.  ,verschlucken',  hier  fig.  .ertragen'. 

V.  1221.  In  meinem  Texte  steht  irrigerweise  pufiuchuncu 
(in  Markham's  sogar  pufluchunca). 


Steh'  jetzt  auf,  folge  mir. 

Indem  du  das  Licht  wohl  verdeckst. 

ein  finsteres  Gefängniss,   in  welchem  Cusi  Coyllur  an  eine  Kette 
—  Zu  Ima  Sumak  gewendet:) 

Sieh'  her,  die  von  dir  gesuchte  Fürstin, 
Steht  dein  Herz  schon  stille? 

V.  l'i-27.  In  meinem  Texte  steht  in  Folge  eines  Druck- 
fehlers ccatahuai  statt  ccatihuai.  Markham's  Text  hat  diesen 
Fehler  ebenfalls. 

V.  12'28.  c-anchay  für  , Licht'  ist  wenig  gebräuchlich;  es 
heisst  eigentlich  ,das  Leuchten  (des  leuchtenden  Gegenstandes)'. 
Nodal  hat  kcachaclia  statt  cancha  für  ,Licht'. 


Das  Ollantadrama. 


277 


Ima  Sumak. 


Ay,  nanallay  imacta  ricuuy, 
Ayactachu  mascarcany "? 
Anchacta  macharicany. 
Ayactachu  pacarcauki  ? 


Ach,  meine  geliebte  Schwester,  was  selie  icli, 

Habe  ich  eine  Todte  gesucht  V 

Ich  erzittere  vor  Furcht. 

Hast  du  einen  I^eichnam  versteckt? 


(Sie  fallt  in  Olimnaclit.) 


Pitu  Salla. 


1235  Imatak  cayca  nocapak !  Was  gescliielit  mir! 

Ima  Sumak,  urpiUay !  Ima  Sumak,  mein  geliebtes  Täubcheu ! 

Cutimpuhuay  cunallanpak.  Komm'  doch  gleich  zu  dir, 

Ampuy,  ampuy  sicllallay :  Ermanne  dich,   meine  liebe  SicUa! 

(Sie    spritzt   ihr  Wasser   in's  Gesiebt;    sobald  Ima  Sumak  wieder   zu  sich    kommt,    eilt   sie,    sich   hinter  Pitu  Salla   zu   verstecken.) 

Ama  iiafiay  manchareychu.  Fürchte  dich  nicht  mehr,  meine  Schwester, 

1240  Manam  ayachu;  huk  huaccha  Es  ist  keine  Todte;  eine  arme 

Nusta  caypi  llakipachan.  Fürstin  vergrämt  hier  die  Zeit. 


Causanracchu  cay  huarminca? 


Ima  Sumak. 

Lebt  denn  diese  Frau  noch? 


Pitu  Salla. 


Asuycamuy,  yanapahuay, 
Causanrakmi  ricuy,  kahuay. 
1245  Hayhuarihuay  cay  unucta, 
Mafeycuytak  chay  puncucta! 


Komm'   näher  her,  hilf  mir. 

Sieh',  schau  sie  lebt  noch. 

Reiche  mir  das  Wasser  hei' 

Und  binde  jene  Thüre  von  Innen  zu ! 


(Sie  spritzt  Wasser  in  das  Antlitz  von  Cusi  Coyllur,    welche  noch  besinnungslos  dahin  gestreckt  liegt,    sich   aber  allmählig  erholt. 

Zu  Cusi  Coyllur:) 


I 


Sumak  fiusta  imananmi, 
Cayca  unu,  cayca  micuy, 
Asllallahuan  tiyaricuy, 
1250  Yayöumuny  cunallanmi. 


Pillam  canki  sumak  lu-pi? 
Pitak  canki  hucupi  V 


Schöne  Fürstin,  was  ist  geschehen, 
Hier  ist  Wasser,  hier  ist  Speise, 
Setze  dich  nun  wieder. 
Ich  bin  soeben  hereingekommen. 


Im.a  Sum.ak. 


Wer  bist  du  nur,  schöne  Taube? 
Wer,  die  du  da  drinnen  bist? 


AsUallapas  micurihuak, 
Pacta  callpa  pisipahuak. 


Pitu  SaUa 

(zu  Cuäi  Coyllur). 

Möchtest  du  doch  oiu  wenig  essen, 
Damit  du  an  Kraft  dich  nicht  aufzehrst. 


V.  1237.  cutimpu  wörtlicli  , wieder  von  dort  zurück- 
kehren', also  hier  ,konim'  wieder  zu  mir  zurück,  komm'  zu  dir 
(ans  der  Ohnmacht)'.    Nodal  hat  jCutimuy  quiquiyquipi! 

V.  1238.  ampu  v.  ,sich  gegenseitig  bei  der  Arbeit  unter- 
stützen'. Pitu  Salla  kann  also  aus  Furcht  vor  Strafe  Niemanden 
zu  Hilfe  rufen.  Ich  übersetze  den  doppelten  Imperativ  hier 
durch:   , ermanne  dich'.    Nodal  setzt  liampi,  hampi. 


v.  1246.  mafi  v.  .zusannuensclinüren,  zusammenl>inden, 
festbinden',  mit  der  Verbalpartikel  y?u  ,von  Aussen  nach  Innen 
festbinden'.  Du  bei  den  alten  Peruanern  meistens  die  Thüren  mit 
Stricken  zugebunden  wurden,  so  entspricht  hier  der  Imjierativ 
mateyÄuy  sehr  präcise  der  verlangten  Handlung. 

y.  1254.  In  meinem  Texte  steht  in  Folge  eines  Copir- 
fohlers  Ttalla,  im  hol.  Mscr.  callpa. 


278 


TSCHUDI. 


1255  Iina  ashuanta  munascany 
Chica  asa  Buatainauta, 
Huk  hualiuacta  hahuanianta 
Yayiiumucta  ricusakmi ! 


Ay  iiustallay,  suniak  Palla, 
1260  Siimak  piscu,  cori  kitu! 
Imapitak  cam  (iamalla 
Huchareanki,  caiu  niituV 
Imanasca  chica  oalla? 
Imanasca  campak  pitu? 
1265  Cay  huyhuayhiian  pitiscanki, 
Gay  caraylman  huafiuscanki! 


Sumak  hualuui,   luiaylkiy  ruru, 
Noöaöa  huarmi  carcany 
Cay  putuyypi  panti  muru, 

1270  Noda  cascanacurcany 

Hukman  nahueypa  ruru  hina. 
Payri  ^oncahuarcau  piiia. 
Mana  yacharcanchu  Inca, 
Payhuan  huatasca  cascayta; 

1275  Hina  Öllantay  munaptinca, 
Pinacuspa  öarccon  payta; 
No^actari  ripuptinöa, 
Camachin  caypi  canayta. 
Nanak  Ruata  caypi  cany, 

1280  Ricuy,  imahina  causany! 


Cuäi  Coyllur 

(tlie  wieder  ganz  zu  sich  gekomiueu  ist). 

Wie  sehr  habe  ich  g'ewünscht 

Seit  sü  vielen  Jahren, 

Dass  ich  ein  anderes  Kind,  aubser 

Der,  die  zu  mir  kommt,  sehen  werde! 

Ima  Sumak. 

Ach  meine  Fürstin,  schöne  Prinzessin, 

Schöner  Vogel,  goldene  Taube ! 

Durch  welchen  Fehler 

Hast  du  gesündigt,  du  UrituV 

Was  sollen  so  viel  Knollen"? 

Was  soll  dir  das  MehlV 

Bei  dieser  Nahrung  gehst  du  zu  Grunde, 

Bei  dieser  Kost  stirbst  du ! 

Cuäi  Coyllur. 

Schönes  Mädchen,  geliebte  Frucht, 

Als  ich  ein  Weib  war 

Im  Keimen,  wie  der  Samen  des  Panti, 

War  ich  innig  vereint 

Mit  einem,  wie  mein  Augapfel. 

Er  aber  erzürnt,  vergass  mich. 

Der  Inca  wusste  nicht, 

Dass  ich  an  ihn  gefesselt  war; 

So,  weil  mein  üllanta  liebte, 

Verbannte  er  ihn  zürnend ; 

Mir  aber,  da  er  fort  war. 

Befahl  er,  dass  ich  hier  sein  werde. 

Harte  Jahre  bin  ich  hier. 

Sieh',  wie  ich  lebe! 


V.  I'2ü9.  Als  Druclffeliler  ist  in  meinem  Texte  halla  statt 
palla  (wie  in  v.  344);  sonderbarerweise  hat  Markham's  Text  den 
nämlichen  Druckfehler.  Barranca  hat  lialla  für  acUa  genommen, 
und  übersetzt  daher:    .Schöne  Auserwählte'. 

V.  1262.  uritu,  eine  Art  Papagay,  die  häurig  gezähmt 
wurde. 

V.  12(53.  calla  vi.  caya,  die  Wurzeln  der  Oca  (Oxalis 
tuberosa),  welche  eingeweicht,  dann  dem  strengen  Froste  aus- 
gesetzt und  hernach  an  der  Sonne  getrocknet  werden.  Ein  häu- 
figes Nahrungsmittel  der  Gebirgsindianer. 

V.  1264.  pifu  ,zum  Mundvorrathe  zubei-eitete»  Mehl'. 

V.  12(j.5.  Dieser  Vers  nach  dem  bol.  Mscr.  In  meinem 
Texte  lieisst  er  ccai  huanuihuan  pithuiscanqui,  bei  Markham  cay 
huanuyhuan  pittuiscantiui. 

V.  12ti6.  huafiuscanki  Var.  nach  dem  bol.  Mscr.  In 
meinem  Texte  kommt  statt  dessen  huanqui  huanqui  vor,  was  mir 
ganz  unverständlich  ist.  Schon  v.  321  findet  sich  die  Redupli- 
cation  huanqui  huanqui  in  beiden  Texten;  ich  habe  dort  illa- 
huanqui  (nach  Nodal  yllarihuanqui)  aufgenommen.  —  caray  s. 
verb.  ,das  Ernähren,  die  Nahrung',  ähnlich  wie  huyliuay.  Bei 
Markham  lautet  dieser  Veis:  puytucc  puncupina  canqui?  ^?) 


V.  12Ö9.  putuypi  Var.  des  bol.  Mscr.  statt  puitupi 
beider  Texte. 

V.  1270  und  1271  sind  nach  dem  bol.  Mscr.  Diese  beiden 
Verse  lauten  in  den  beiden  Texten :  Noccan  casaracurceani  — 
liuc  nahuey  ruruta  hina.  —  Die  Verbalform  casarurcaui  (ich  war 
verheirathet)  ist  aus  dem  spanischen  Worte  casar  ,heiratlien'  mit 
Kechuasuffix  a  gebildet.  Mit  Einführung  des  Christenthuras  und 
der  Ehe  nach  christlichen  Begriffen  nahmen  die  Missionäre  das 
spanisclie  Wort  casar  in  die  Kechuaspi'ache  auf,  indem  sie  dem- 
selben als  Stamm  noch  ein  a  anhängten,  und  also  ca.sara  v. 
daraus  machten:  casarany  ,ich  heirathe'.  Bei  den  alten  Peruanern 
wurde  für  Heirathen  der  Männer  huarmiyacu,  der  Weiber  eosayacu 
gebraucht  (Nodal  gebraucht  in  diesem  Verse  ganz  richtig  coza- 
yarcany).  Casaracurccany  ist  also  entweder  eine  spätere  Einschie- 
bung  oder  eine  Verunstaltung  des  ursprünglichen  Wortes,  denn  im 
bol.  Mscr.  heisst  es  casccanacurcany ;  iaacn  v.  heisst  ,vereinigen,  ver- 
binden, sich  an  etwas  liängen,  sich  zusammenfügen',  mit  der  Gegen- 
seitigkeits -Verbalpartikel   nacu    .gegenseitig   innig    vereint   sein'. 

V.  1275.  Als  Druckfehler  steht  in  meinem  Texte  manac- 
tincca  statt  munactinca.   —   Bei  Markham  ebenfalls. 

V.   1276.  In  beidwi  Te.xten  hinapi. 


Das  Ollantadkama. 


279 


Manaiii  ricuuycliu  picta 
Gay  yana  huatay  Rnasipi ; 
Mana  nocapas  samiota 
•  Tarinychn  cay  inikipi. 

I2S5  Suyaöuiiy  chuncaniifa 
Huafumayta  cay  sipipi, 
Cay  kellay  Ruascaliuan  Imatasca 
Tucuypataknii  concasca ! 
Camri   pitak   uanki,   ruru  ? 

1290  Chica  Imarnia,   eliica  llullu! 


Ich  habe  Niemaiuleu  gesehen 
In  diesem   sch\\ aizen  Kerker  ; 
Und  ich  finde  keine  Lebensfreude 
In  dieser  Feuchtigkeit. 
Wie  oft  ci'hijffte  ich 
Meinen  Tod  in  dieser  Finsterniss, 
Gefesselt  mit  ehernen  Ketten 
Und  vergessen  von  Allen ! 
Wer  aber  bist  du,  Fruclit? 
So  jung,  so  zart ! 


Ima  Sumak. 


Nodapas  damta  cateyki, 
Putiduspa,  huakacuspa. 
Kencha  caypim,  cay  huasipi. 
Soncoymi  camta  ricuspa, 
1295  Kasucun  cay  dascollaypi ; 

Manam  mamay,  yayay  canchvi, 
Manam  pipas  recsihuanchu. 


Ich  ahme  dir  nach, 

Indem  ich  traure,  weine. 

Unglück  ist  hier  in  diesem  Hause. 

Mein  Herz,  als  es  dich  erblickte, 

Gab  einen  Stich  in  meiner  armen  Brust; 

Ich  habe  weder  Mutter  noch   Vater, 

Niemand  erkennt  mich. 


Hayca  Ruatayokmi  canki" 


Cusi  Coylur. 

Wie  viele  Jahre  zählest  du? 


Ima  Sumak. 


Millay  huatayokcha  cany, 
1300  Cay  huasicta  cliecnicuspa. 
Hinapakmi  yupascany 
Mana  caypi  yachacuspa. 


Vielleicht  Ijin  ich  sehr  alt, 

Da  ich  dieses  Havis  hasse. 

Und    ich  schätze  es  auch  so. 

Da  ich  mich  hier  nicht  angewöhne. 


Huk  chunca  hinacha  huatani, 
Hinactam  noöa  yupany. 


Pitu  Salla. 


^'ielleicht  so  ein  zehn  Jahre, 
So  schätze  ich  es. 


130.5  Ima  campa  sufeykiöa? 


Cusi  Coyllur. 

Welches  ist  dein  Name? 


V.  12S1.  DiesSr  Vera  meines  Textes  l.iutet  Tariiiicliu  cai 
Imanqquipi.  Ich  liabe  schon  üben  (v.  1266)  bemerkt,  dass  mir 
da»  Wort  Imanqui  pjanz  unbekannt  sei.  Barranca  übersetzt  es, 
walirsclieinlich  nur  aufs  Gerathewohl,  durch  calabozo  (Kerker). 
In  Markham's  Text  stellt  niisquipi  statt  Imanquipi  (im  Honig,  in 
der  Süssiffkelt),  waa  g:egen  jeden  Sinn  ist.  Die  richtige  Leseart 
ist  wolil  mikipi  ,in  dieser  Feuchtigkeit'  und  würde  auch  dem 
cay  sipipi  ,in  dieser  Finsterniss'  (eigentlich  ,  Abenddämme- 
rung') des  V.  1286  vollkommen  entsprechen.  Die  Gefan- 
gene klagt  über  ihren  Aufentlialt  im  ,t'eucliten  und  finsteren 
Kerker'. 

V.  1285.  chuncairiifa  ,zohn  Mal'  statt  ,sehr  oft';  Nodal 
hat  besser  mita  mita  , unzählige  Mal'. 

V.  1287.  kellay  ist  ur.s))rünglicli  die  den  alten  Peruanern 
bekannt  gewesene  Legierung  von  Kupfer  mit  Silber,  zuweilen 
auch  etwas  Zinn.  Erst  nach  der  Eroberung  Peru's  durcli  die 
Spanier  wurde  dieses  Wort  auch   für  Eisen  und  Stahl  gebraucht 


V.  128'.'.  In  beiden  Texten  steht  luUi  statt  ruru.  Das  ein- 
fache 1  wurde  von  den  .Spaniern  zuweilen  statt  des  i-  gel)rauclit 
ivide  v,  27(1  lirpu  statt  rirpu);  auch  heute  wird  noch  in  Peru 
in  manchen  Worten  das  1  und  r  verwechselt  und  man  kann 
z.  B.  häufig  jiurso  statt  pulso  u.  dgl.  hören. 

V.  1291.  cati  V.  , folgen,  nachfolgen,  nachahmen',  hier 
cateyki  ,ich  mache  es  wie  du'. 

y.  1292.  In  meinem  Texte  steht  irrigerweise  huceacuspa 
statt  huacaccuspa;  ebenso  bei  Markham. 

V.  12!I3.  Dieser  Vers  lautet  in  Markham's  Text  ususcanin 

I    cay  huaspi  (!),  was  er  durch  ,from  thf  time  I  was  in   this  house  (!i' 

1    über.ictzt;    der  Vers   sollte    aber   riclitig   usucuscany  c.iy  fiuasipi 

heissen  und  im  Englisclien   durcli    I  am    dospised  in    tliis    liouse 

I   übersetzt  werden. 

I  V.    1295.    kasu  v.  .einen  Ki-^s    in  liii   Kleiil,    einen  .Stich, 

I    einen  Kratzer  in  die  Haut  machen'. 
[  V.  ]'J!)8.  Tiuatayok,  eig.  , einer,  der  Jahre  hat'. 


280 


TSCHUDI. 


Ima  Sumak. 


Ima  Siimak  sutey  oascan, 
Chaypas  snteyta  pantascan. 


Ay,  huahuay  !  Ay,  urpillay ! 
Gay  cascoyman  asiiycamuy! 
1310  Öanimi  canki  samillay ! 

Nodap  liuahuay,  Raimiy  !  Bamuy ! 
Caäey  cachun  millay  millay! 
Chay  sutictam  cliiirarcayki. 


Ima  Sumak  ist  mein  Name, 

Man  hat  sich  wohl  in  meinem  Namen  geirrt. 


Cusi  Coyllur. 

Auh,  mein  Kind,  ach,  mein  Täubchen! 

Komm  heran  an  meine  Brust! 

Du  bist  meine  Wonne ! 

Kinil  von  mir,  komm !  komm ! 

Meine  Freude  sei  unermesslich ! 

Diesen  Namen  habe  ich  dir  beigelegt. 


(Indem  sie  das  Mädchen  umarmt,  fällt  sie  wieder  in  Olinmacht.) 


Ay  mamay,  imacta  ruranki? 
1315  Ama  ari  sakehuaychu! 

Redsiöuyki  llakeypakchu  ? 

Usukpakchu  sakehuanki  V 

Pimaniiatak  cutirisak  ? 

Cutinipuy  ari  fiahueyman ! 
1320  Pimannatak  asuycasak? 

Ampuy  ari  cay  makeyman ! 


Ama  Capareychu  !  ama ! 
Noiapaktak  llaki  canman ! 
Hacu  pui-ey  pacta  uyarinman 
1325  Mamacuna  sapacama. 


Asllatahuan  muchuriscay 
Cay  auca  ßuatay  huasicta ! 
Horöoskeyki,  kepariscay 
Cay  pisi  punchau  casicta ! 
1330  Ay  mamay,  huanuscam  riny, 
Munaöuk  sonöoypak  miuy. 


Ima  Sumak. 

Ach  meine  Mutter,  was  thust  du? 
Verlasse  mich  ja  nicht ! 
Lernte  ich  dich  kennen,  um  zu  trauern? 
Lasst  du  micli  zurück  im  Verderben? 
Zu  wem  werde  ich  mich  nun  wenden? 
Kehre  wieder  zurück  zu  meinen  Augen ! 
Wem  werde  ich  mich  nähern? 
Hilf  dir  an  meiner  Hand  auf! 

(Schluchzt  heftig.) 

Pitu  Salla. 

Schreie  doch  nicht  so ! 
Es  möchte  für  mich  traurig  werden! 
Lass  uns  gehen,  damit  es  nicht  hören 
Alle  Matronen  zusammen. 

Ima  Sumak 

(gegen  Cusi  Coyllur  gewendet). 

Dulde  noch  ein  wenig  mehr 

Diesen  grausamen  Kerker! 

Ich  werde  dich  herausbringen,  bleibe 

Ruhig  die  wenigen  Tage  zurück ! 

Ach  meine  Mutter,  ich  gehe  wie  fodt. 

Mir  ein  Gift  für  mein  Herz  wünschend. 


(Pitu  Salla  zieht  sie  von  der  ohnmächtigen  Mutter  weg  und  schliesst  das  Gefängniss.    Beide  entfernen  sich.) 


V.  1307.  Als  Druckfehler  steht  in  meinem  Texte  pactas- 
can;  Markham  hat  ebenfalls  paetascan. 

V.  1321.  arapu  v.  ,3i«h  gegenseitig  helfen,  bei  der  Arbeit 
unterstützen'.  Ich  übersetze;  ,liilf  dir  an  meiner  Hand  auf,  was 
allerdings  nicht  streng  genommen  dem  Sinne  entspricht,  rich- 
tiger wäre  , meine  Hand  wird  dir  helfen',  6g.  genommen. 


V.  1324.  In  meinen  Texten  lautet  dieser  Vers  fehlerhaft: 
Hacu  purei  pacca  uyaman;  ähnlich  bei  Markham. 

V.  1325.  sapacama  .jeder  Einzelne  und  Alle  zusammen 
ohne  Ausnahme',  sapa,  obgleich  es  ,allein,  einzig'  heisst,  wird 
auch  häufig  bei  Pluralen  für  ,alle'  gebraucht:  cay  rurucuna  po- 
cuscara   sapa  vi.  pocuscamcama. 


Das    Or.LANTADKAsrA. 


281 


Hatun  Auki,  Uillak   IJimi! 
Mauachu  canida  yacluuiki 
Imactapas  Riunimanta  V 


1335  CTiisim  llocsiny  hanakta 
Huillcanutasacsacama, 
Chaypi  ricuny  ascania 
Huatasca  runacunacta, 
Antipunim  chaycunada. 

1340  Nas  atisca  llapallancu, 

Nas  (iosniscan  ahuarancu, 
Nas  rupascan  tucuy  kaca. 


OUantactari  hapin6uchus  ? 
Ycha  kespin  chay  runaöa! 


1345  Chay  rauraypim  chay  Ollanta 
Nam  raurasoa  llipillanta. 


DRITTER  AUFTRITT, 

Im  Palaste  des  Inca  in  Cuzco. 
Inca  Tupak  Yupanki  und   Uillak  TJmu. 

Tupak  Yupanki. 

Grosser  Auki,   Uillak  Umu ! 
Weisst  (hl  denn  nicht 
Irgend  etwas  von  Rumi? 

Uillak  Umu. 

Gestern  Abends  ging-  ich  liinauf 

Gegen  Huillconutasacsa, 

Dort  sah  ich  für  kurze  Zeit 

Gefesselte  Männer, 

Sie  waren  sicherlich  Anti. 

Es  hiess,  dass  sie  schon  Alle  besiegt  seien, 

Dass  schon  die  Ahuarancas  rauchen, 

Dass  schon  alle  Felsen  brennen. 

Tupak  Yupanki. 

Haben  sie  den  Ollanta  ergrifi'enV 
Vielleicht  ist  jener  Mensch  doch  entwischt ! 

Uillak  Umu. 

Ollanta  ist  durch  jene  Feuersbrunst 
Schon  ganz  zerstört. 


Tupak  Yupanki. 

Inti  yanai)uhuanchik, 
Faypa  yahuarüinmi  cany. 
Paycunacta  fustusunchik ! 
1350  Chaypakmi  caypi  sayany. 

(Ein  Cafiari-Indianer  als  Bote  des  Rimiinahui  tritt  .auf  und  übergibt  dem  Inea  einen  Kipu.) 


Der  Sonnengott  hat  uns  geholfen, 
Ich  bin  seines  Blutes. 
Wir  werden  sie  mit  Füssen  treten ! 
Deshalb  stehe  ich  hier. 


Runiiiiahuim   cachamuhuan 
Gay  kipuhuan  pacar  pacar. 


Indianer. 

Rumifiahui  schickte  mich  her 
Mit  diesem  Kipu  früh  Morgens. 


Cam  kahuarey,  im  acta  fiin. 


Tupak  Yupanki 

(zu  Uillak  Umu). 

Schau  du, 


was  er  sagt. 


Gay   kipupiiii   can  killiuisu, 
1355  Nam  Ollanta  rupascaSa. 
Gay  kipupakmi  kimsa 


Uillak  Umu. 

In  diesem  Kipu  ist  Kohle, 
Also  ist  Ollanta  verbrannt. 
Diesem   Kipu  drei 


V.  1336.  Huilleanutasacsa  wahrscheinlich  Benennnufr 
eines  in  der  Nälie  von  C'uzeo,  aber  höher  gelegenen  (deslialb 
hanakta)  Ortes,  vielleicht  unweit  der  alten  Festung  Sacsaliuaman. 
Barranca  übersetzt:  , Gestern  Abends  ging  ich  nach  Villeanuta', 
was  ofifenbar  nicht  richtig  ist,  da  die  Entfernung  zu  gros»  ist. 
DenkBcliriften  der  phil.-hiBt.  Gl.  XXIV.  Bd. 


V.   1343.   Vcrgl.  krit.   Bemerkungen. 

V.  134.').  eliay  Ollanta  bezieht  sich  hier  auf  die  Festung, 
nicht  auf  den  Feldherrn. 

V.  135(>.  Kipupaknii  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten 
(|uiputacnii. 


282 


TsCHUDI. 


Piäcucuna  huatascana  — ■ 
Nam  Antisuyu  ha|)isca. 
Nam  Inca  makeykipina, 
1360  Chaymi  huatacun  cay  pilcu; 
Iscay  piscu  tuciiy  ])inas. 


Cainca  chaypichu  carcanki, 
Imactatak  rurarcanki '? 


Vögel  angebunden, 

Also  ist  Antisuyu  schon  unterworfen. 

Dass  der  Inca  schon  in  deinen  Händen, 

Sieh  her,  bedeutet  dieser  Vogel. 

Zwei  Vögel,  dass  Alle  kriegsgefangen  sind. 

Tupak  Yupanki 

(zum   Boten). 

Und  du  warst  dort. 
Was  hast  du  gethan? 


Capak  Inca,  Intip  hualiuay, 
1365  Öimicta  naupak  apanuiny. 

Caycunacta  faitay,  chahuay, 
Yahuarninta  upiaipuni ! 


Cunarcaykichu  manachu 
Ascacuti  camcunacta, 
1370  Aniapuni  llocllancachu 

Runap  yahuar,  paycunacta 
Öuyanym,  llakinym  nispa? 


Manam,  Yayay,  hictaycuchu 
Au6anchikpa  yahuarSinta, 
1375  Ha|)eycun  tutau  llipinta 

Callpan • 


Imactam  öani  ricurcanki? 


Chaypim  nocapas  cascany 
Suyuuchikhuan  cuscapuni, 
1380  Tinki  Kerupim  pufiuny 


Indianer. 

Mächtiger  Inca,  Kind  der  Sonne, 

Sieh  her,  ich  bringe  der  erste  die  Nachricht. 

Zerstampfe,  zerdrücke  sie, 

Ja  trinke  ihr  Blut! 

Tupak  Yupanki. 

Habe  ich  euch  nicht 

So  oft  anempfohlen, 

Vergiesst  ja  nicht 

Menschenblut,  indem  ich 

Sagte,  ich  liebe,  ich  bedaure  sie? 

Indianer. 

Wir  haben,  o  Vater,  nicht  vergossen 

Das  Blut  unserer  Feinde, 

Wir  haben  sie  alle  Nachts  gefangen 


Tupak  Yupanki 

(zum  Indianer). 

Was  hast  du  gesehen  V 

Indianer. 

Ich  war  auch  dort 

Mit  unseren  Truppen  zusammen, 

Ich  schlief  am  Zusammenfluss  des  Keru 


V.  1357.  piscucnna  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten 
jiiscca  quipu. 

V.  1360.  cay  piäcu  Var.  des  bol.  Mscr.  statt  eay  piscca 
heider  Texte. 

V.  1361.  Im  bol.  Mscr.  ist  diese  Zeile  ganz  unleserlich. 
Mein  Text  hat  Quinsa  piscan,  Markham's  iscay  piscan.  Vergl. 
krit.  Bemerkungen. 

V.  1365.  In  beiden  Texten  heisst  der  Vers  Caicca  iiaupac 
apamuni  .sieh'  da,  ich  bringe  der  Erste';  es  wäre  eine  Ellipse, 
bei  der  ,die  Nachricht'  zu  ergänzen  wäre.  Nodal  hat  den  Vers 
in  Naupae  apamuny  simicta  abgerundet.  Icli  nehme  hier  das 
Wort  äimieta  auf,  weil  es  wesentlich  für  die  Klarheit  des 
Textes  ist. 


V.  1369.  Bemerkenswerth  ist  hier  die  Verbindung  der 
I.  pers.  O.  C.  mit  dem  Plur.  des  Pron.  pers.  (camcunacta).  Diese 
eio-enthümliche  Constructiou  kommt  sowohl  im  Kechua,  als  in 
anderen  amerik.  Sprachen  zuweilen  vor. 

V.  1370.  chu  ist  pleonastiseh. 

V.  1370.  In  meinem  Texte  steht  Umapuni  statt  Amapuni, 
Markham's  Text  hat  denselben  Druckfehler. 

V.  1376.  Callpan ...  es  ist  dies  ein  angefangener  in  meinem 
Texte  nicht  vollendeter  Vers.  Markham's  Text  ergänzt  ihn  auf 
eine  mir  wenigstens  unverständliclie  Weise  folgendermassen :  Call- 
pan asliuan  pupas  puchu  (callpa  .Kraft,  Anstrengung',  ashuan 
,mehr'  pupa  ,Vogelleim',  puchu  ,der  Rest,  das  Ende').  —  Ich 
ziehe  es  vor,  das  Fehlende  durch  Punkte  zu  bezeichnen,  als  eine 
derartige  Ergänzung  aufzunehmen. 


Das  Ollantadrama. 


28;{ 


Chaypitak  pacaöurcauy, 
Suyuntin  yanahuarajii. 
Cliaypim  huay(^o  auchallactam, 
Pacanapak  ciaprascactam 

1385  Hinantinta;   chay  Riiasipi 

Kiinsa  puiichau,   kiiiisa  tuta 
Chay  huayöopi  pacaöuni. 
Hinapi  tucuy  niuctuycu 
Yarcayta,  chiri  ehucchucta. 

1390  Rumifiahui  Hamun  chayman 
Hinapi  llapacta  cunan  : 
Hamunivichik  caya  tutan, 
Nispa,  cutiny  sayanayman. 
Hatun  Kaymi  chay  tanipupi, 

1395  IJapallapan  niachacunca, 
Hinari   llapa  Kamunca 
Cosco  suyu  tuta  hudiipi. 
Chayta  nispa  cuticapun. 
Nocayciiri  suyarcaycu 

140(1  Chay  tutacta  llapallaycu. 
Hinain  punchau  taripadun. 
Intip  liuatana  puncliaupi, 
(_)nantada  cochuciisca, 
Payhuan  eusca  niachacusca, 

1405  Hiuantin  runapas  chaypi, 

Na  kimsa  punchau  ticraspa, 
Chaupi   tuta  hafareycu, 
Hahuanta  mana  rimaspa 
Tampumanmi  yauöuyeu  llapa. 

1410  Auöayki  mana  kahuaspa 
Hina  tarincu  tocllaspa 
Llapacta ;   öarak  illapa 
Tueuynincupas  manchasca, 
Hinatak  llipi  lluöusca, 


Und  versteckte  mich  dort, 

Die  Truppen  alle  in   Yanahuara ; 

Dort  ist  eine  Schlucht,   vortrefflich 

Um  alle  zusammen  dui-ch  abgeschnittene 

Aeste  zu  verstecken ;  in  jenem  Verhaue 

War  ich  drei  Tag-e,  drei  Nächte 

In  jeuer  Schlucht  versteckt. 

So  erduldeten   wir  Alle 

Hunger,  grimmige  Kälte. 

Rumifiahui  kam  dorthin 

Und   beauftragte  Alle  folgendermasseii. 

Sagend  :  Ihr  kommt  morgen  Nachts. 

Ich  kehre  an  meinen  Platz  zurück. 

In  jenem  Tambo  ist  das  grosse  Fest, 

Alle  zusammen  werden   betrunken  sein 

Und  auf  diese  Weise  wird   die  ganze 

Cuzcotruppe  Nachts  hineinkommen. 

Dies  sagend   kehi-te  er  wieder  zurück. 

Wir  aber  erwarteten 

Wir  Alle  jene  Nacht. 

So  kam   der  Tag  heran. 

Am  Tage  der  Sonnenwende, 

Als  ( )llanta  sich  ergötzte. 

Seine  Gefährten  mit  ihm  betrunken   waren. 

Und  alle  Männer  zusammen 

Schon  drei  Tage  in  Trunkenheit  schwelgten. 

Erhoben  wir  uns  mitten  in  der  Nacht, 

Und  ohne  draussen  ein  Wort  zu  sprechen 

Drangen  wir  alle  in  ihi-en  Tambo. 

Deine  Feinde,  nichts  bemerkend. 

Fanden  sich  alle  so  in  der  Schlinge 

Gefangen ;  wie  von  einem  zündenden  Blitze 

Waren  alle  von  Furcht  ergriffen. 

So  waren  alle  im   Netze  gefangen, 


T.  1382,  Y,-inahnar.n.  e'me  waldigo  Schlucht  in  d.r  Nähe 
Villi  Ollautatambo. 

V,  1384.  In  beiden  Te.\ten  lautet  dieser  Vers  Pacanapac 
chapran  ccatan,  hat  aber  keinen  Sinn,  denn  diese  beiden  >',.  Pers. 
Indicat.  konnten  sich  nur  auf  das  Subst.  liuayco  beziehen,  leh 
halte  diese  Leseart  für  Copiifchler  und  setze  chaprascactam 
statt  chapran  ccatan  von  ehapra  v.  ,Häume  stutzen,  Aeste  ab- 
schneiden' ;  chaprasca  ,abgestutzle  Aeste' ;  das  Wort  könnte  hier 
aucli  durch  ,Verhau'  übersetzt  werden.  Ich  beziehe  aucli  fiuasi 
auf  chaprasca  und  nehme  es  nicht  wie  liarranca  in  seiner  ge- 
wnhnliihen  Bedeutung-  für  ,Haus'.  Der  Indianer  will  in  seinem 
lierichte  nicht  seine  persönlichen  Erlebnisse,  sondern  die  der 
ganzen  Truppe  darstellen,  dieselbe  konnte  sich  aber  nicht  in  einer 
Indianerhüttc  verstecken,  sondern  verbarg  sich  hinter  einem  Verhau. 

V,  1389.  chucehu  wird  eigentlich  für  das  Kältestadiuni 
beim  Wechselfieber  gebraucht,  hier  für  Kälte  üborhaujit  wie  chiri. 
Ich  übersetze  chiri  chucehu  durch  .grimmige  Kälte'. 

V.  13il'2.  Cava  tuta  kann  hier,  wie  aus  den  folgenden 
Zeitangaben  hervorgeht,  nicht  .morgen  Nachts',  soudein  nur  .in 
einer  der  nächsten  Nächte'  lieissen. 


V.  1393.  Derselbe  Vers  beider  Texte  nispa  cutin  sayanan- 
niau  ist  syntact.  unrichtig.  Der  Krzähler  muss  die  Worte  eines 
Dritten  in  directer  Rede  wiederholen. 

V.  Hol.  taripacu  (Stamm  tari  .finden')  eigentlich  einen 
bei  der  Arbeit  oder  unterwegs  einholen  ,  oder  überhaupt 
einer,  der  einen  Vortheil  davon  trägt,  erreichen.  Hier  figürlich 
heranrücken. 

V.  1404,  In  beiden  Texten  manchacusca  statt  nia- 
chacuscca. 

V.  1400.  ticra  v.  ,unistüliien.  das  Innere  nach  Aussen 
kehren';  der  Ausdruck  ist  hier  für  die  Wirkung  der  dreitägigen 
Orgie  sehr  passend  gewählt.  Ich  übersetze  es  dem  Sinne  gemKss 
,in  Trunkenheit  schwelgen'. 

V.  1410.  In  beiden  Texten  steht  Itiinaiqni:  ich  halte  es 
für  einen  Copirfehler  statt  .\uiayki. 

V.  141'2,  i^arak  illapa  ,ein  brennender  oder  auch  zün- 
dender IJlitz'. 

V,  1414.  Uncu,  speciell  für  das  Fangen  der  Viscachas 
einer  Art  Fclsenliasen  (Lagidium  sp.)  mit  Schlingen  gebraucht, 
hier  allgemein  und   wie  oben  tocila. 

3C* 


284 


TsCUÜDI. 


1415  Hinatak  riöclan  huatasca. 
Ollantacta  mascareycu, 
Naiu  paytapas  lluiuscafia. 
RumiSahuipas  cascana 
Uncii  paypak;  hinan  tareycu 

1420  Oröo  Huarancacta  chaypin ; 
Anclia  llakisca  keparin; 
Huascapi  pinastam  liapin 
Hinani  Inca-,  pusamuucu 
Ollantacta  suyuntinta, 

1425  Hanöo  Huayllucta  huarmintinta, 
Llapallanta  apamuucu. 
Chunca  huaranöa  hinacha 
Huatasca  Anteyquicuna. 
Öatimuncu  huarniiucuna 

1430  Huakaöuspa  llakipacha. 


Cheöantam  cam  ricurcanki 
Huillcanuta  puticuypi. 


So  erwachten  sie  gefesselt. 

Wir  suchten  Ollanta, 

Wir  hatten  ihn  auch  schon  gefangen. 

RumiSahui  war  auch  schon  da 

In  der  Ki-iegsrüstung ;  ebenso  fanden  wir 

Dort  den  Ordo  Huaran6a; 

Tief  betrübt  blieb  er  unter  den  Letzten  zurück; 

In  Fesseln  hält  den  Kriegsgefangenen 

So  der  Inca  fest;  sie  bringen  her 

Den  Ollanta  mit  seinen  Truppen, 

Den  Hanöo  Huayllu  mit  seinen  Weibern, 

Alle  zusammen  bringen  sie  her. 

Es  sollen  zehn  Tausend 

Deiner  gefesselten  Antis  sein. 

Ihre  Weiber  folgen  ihnen  nach, 

Weinend  wie  zur  Trauerzeit. 

Tupak  Yupanki. 

Wahi-lich,  du  hast  Huillcanuta 
In  Trauer  gesehen. 


VIERTEK  AUFTRITT. 

Die  Vorigen.     Buminahui,  als  Sieger,  ohne  Kopfbedeckung. 


Huaraniacutim  muc^any 
Öapak  Inca,  chakeykicta. 
1435  Uyarihuay  chay  äimicta : 
Makeykipi  pucarany. 


Hafarimuy,  öari  huaminöa, 
Gay  makeyman,  äncha  cu&i. 
Ancha  uichayta  cuäi,   cuM, 
1440  Chay  unucta  llicaptinca, 
Llicapitak  hapimunki ! 


Rumifiahui 

(kniet  vor  dem  Inca  nieder). 

Tausendmal  küsse  ich 

Mächtiger  Inca,  deine  Füsse. 

Höre  mir  an  dies  Wort: 

Ich  lege  eine  Festung  in  deine  Hände. 

Tupak  Yupanki. 

Erhebe  dich,  tapferer  Feldhei-r, 

An  meiner  Hand,  viel  Glück. 

Hoch  oben.   Glück,  Glück, 

Dass  man  an  jenes  Wasser  ein  Netz  legte. 

Im  Netze  hast  du  gefangen! 


V.  1419.  Uncu  eig.  ein  Hemd  oder  Camisol  der  Indianer 
(vergl.  Not.  ad  v.  426),  es  scheint  hier  wahrscheinlich  ein  Leder- 
hemd, mit  dem  OUanta's  Anfülirer  sich  bekleideten,  gemeint  zu 
sein.  Der  Sinn  der  Rede  wäre  also:  Rumifiahui  war  auch  da, 
nach  Art  von  OUanta's  Leuten  gekleidet,  d.  h.  er  kleidete  sich 
als  Ueberläufer  wie  OUanta's  Feldherren  oder  Anhänger.  Barranca 
übersetzt:  Ruminahiü  war  noch  krank.  Diese  Uebertragung  hat 
keine  Berechtigung;  würde  man  auch  ondo  statt  uncu  lesen,  so 
könnte  man  doch  ondo  nicht  im  Sinne  Barranca's  adject.  ge- 
brauchen. Das  Adject.  wird  nämlich  durch  das  Verb  onfio  ersetzt, 
z.  B.  ,Mein  Sohn  ist  krank'  heisst  riclitig  nicht  churey  onÄom, 
sondern  churey  oncon  vi.  onconmi;  onÄo  paypak  wäre  ebenfalls 
unrichtig,  es  müsste  oncoy  (subst.  verb.)  payiiak  lieissen. 

V.  1426.  In  beiden  Texten  steht  atimuncu ;  ich  halte  es 
für  einen  Copirfehler  statt  apainuucu. 


V.  1432.  Putuyquipi  beider  Texte  hat  keinen  Sinn.  Das 
Suffix  2.  Fron,  posses.  kann  liier  nur  Copirfehler  sein,  putuy 
heisst  ,das  Keimen,  Sprossen'.  Barranca  scheint  auch  einen  Fehler 
anzunehmen,  denn  er  übersetzt  ,Huillcanota  ist  der  Klage  au- 
lieimgefallen'.  Er  liest  also  statt  putuy  ,puti';  ich  theile  seine 
Ansicht  und  glaube,  dass  es  statt  Putuyqiüpi, puticuypi'  heissen  soll, 

V.  1436.  pucarany  (vom  Subst.  pucara  , Festung')  heisst 
in  erster  Linie  ,ich  mache  (baue)  eine  Festung',  da  aber  Verba 
aus  Subst.  durch  einfache  Verbindung  der  Verbalflexionen  und 
der  pron.  possess.  verschiedene  Bedeutung  haben  können  (vergl. 
Gramm.  §  161),  so  übersetze  ich  makeykipi  pucarany  durch: 
,ich  lege  eine  Festung  in  deine  Hände'. 

V.  1439.  ancha  uichayta  wörtl.  ,sehr  bergauf  über- 
setze ich  ,hocli  oben'  und  beziehe  es  auf  die  hoch  am  Berge 
gelegene  Festung  OUanta's. 


Dab  Ollantadkama. 


285 


Rumihuauiüi  chay  aiicaca 
>^ipircan  aukicuuacta 
("hay  inillay  niuacunacta. 
1445  Kumitaknii  paypak  ka6a 
Noöam  ruini  paypak  cany. 
Llapantinta  uiclnipany. 


Yahuarca  hictacurfaiichu  ? 


Ruminahui. 

Mit  Steinen  hat  jener  Gegner 

Die  Edeln  getödtet 

Und  sehr  viele  Soldaten. 

Aber  Riimi  ist  ilini  ein  Felsen 

Und  ich  bin  ihm  ein  Stein. 

Ich  habe  alle  wieder  niedergeworfen. 

Tupak  Yupanki. 

Wiirde  aber  Blut  vergossen? 


Manani,  Incay,  manapunini, 
1450  Huntanym  cunascaykieta. 
Huatamuuyni  Anteykicta, 
Or^on  niran,  ordon  tunin. 


Maypitak  chay  aucaeuna? 


Puriunpi  tucuy  sayancu 
1455  Suyak  huc  huafiuyta  sipeypi. 
Coparispa  llipi  Hipi, 
Huafiunanta  mimascancu. 
Huarinincuna  tucuy  hina 
Huahuancupas  ususcanmi ; 
1 459'Tucuyfiincu  huakascanmi, 
1460  Chaycunacta  fanichina. 


Hinam  cauca,  hinapuni 
Tucuy  churi  huaccha  usurin, 
Tucuynincu  öollucunca, 
Chayhuan  Cosco  chincai)unca! 
141^5  (-'hay  au(iacuuacta  pusaniuy ! 


Ruminahui. 

Nein,   mein  Inca,  ge\vis.s  nicht, 
Ich  habe  deine  Anordnung  ertullt. 
Ich  bringe  deinen  Anti  gefesselt  her, 
Sein  Berg  brennt,  sein  Berg  stürzt  ein. 

Tupak  Yupanki. 

Wo  sind  denn  jene  Feinde? 

Ruminahui. 

Am  Felde  stehen  Alle 

Erwartend  den  Tod  durch  Erwürgen. 

Indem  sich  Alle  zusammendrängen, 

Wünschen  sie  ihren  Tod. 

Ihre  Weiber  und  ebenso 

Alle  ihre  Kinder  betteln; 

Alle  zusammen  schreien, 

Man  muss  ihnen  Einhalt  thun. 

Tupak  Yupanki. 

So  wird  es  sein,  so  gewiss 

Alle  Kinder  werden  als  Waisen  Verstössen  sein, 
Alle  zusammen  werden  aufliören  zu  sein, 
Cuzco  wird  von  ihnen  verschont  bleiben ! 
Führe  jene  Feinde  her! 


V.  1447.  In  beiden  Texten  lautet  der  Vers  Llapatanan 
huicapany.  Ich  glaube  er  berechtigt  zur  Abänderung  in  llapan- 
tinta uicliupany. 

V.  1449.  In  meinem  Texte  steht  auki  statt  Incay.  Letz- 
teres ist  besser. 

V.  1454.  sayancu,  Var.  des  bol.  Mscr.,  suyuucu  in  beiden 
Texten. 

V.  1455.  Suyak,  Var.  des  bol.  Mscr.,  ebenso  sipeypi;  in 
den  Texten  ccarac  und  sipipi. 

V.  1456.  copa  v.  ,an  etwas  reiben,  mit  etwas  zusammen- 
stossen'.  Ich  glaube  copari  v.  liier  am  besten  durch  .zusammen- 
oder  aneinander  drängen'  zu  übersetzen. 


V.   1458  vid.  krit.  Bemerkungen. 

V.  1453*.  Dieser  Vers  fehlt  in  meinem  Texte;  ich  nehme 
ihn  aber  als  bereclitigt  aus  Marlcham's  Text  auf. 

V.   1458.  uscu  V.  i.  q.  usca  v. 

V.  146'2.  u«u  V.  , verloren,  verachtet,  Verstössen  sein 
(usu])a  ,ein  verstossener,  verachteter  Mensch'). 

V.  1463.  coUucu  V.  ,aufhören,  unterbrechen,  erlöschen 
(von  Familien)  etc. 

V.  1465.  Cosco  chincapunca  übersetze  ich  ,Ciuco  wird 
verschont  bleiben',  was  der  Verbalpartikel  pu  und  dem  Sinne 
vollständig  ents]iricht. 


286 


TsCHUÜI. 


FÜNFTER  AUFTKITT. 

Die  Vorigen.     Mau  bringt  Ollanta,    Orco  Huaranca,    Anea  Huayllu  und  viele  andere  gefant^en 

mit  verbundenen  Augen  und   gefesselt  herein. 


Nahuicta  kichay  chaycunacta! 
Ollanta,  oej,  maypini  canki? 
Maypim  canki,  ( )r6o  Huaranöa? 
Cunanmi  ticrasca  canca! 


1470  Pictam  horcomunki  chayca? 


Chay  Yuncapi  anclia  piki, 
Chaymi  runacta  kirichau, 
Conik  unu  eliayta  pichan ; 
Chayllacta  no6apakca  sipey. 


Tupak  Yupanki 

(zu  Ruminahui). 

Enthülle  jenen  die  Augen! 
Ollanta,  sprich,  wo  bist  duV 
Wo  bist  du,  Or6o  Huaranöa? 
Jetzt  wird  es  Alles  umgekehrt  sein! 

(Mau  bringt  auch  Piki  Chaki  gefesselt.) 

Wen  schleppst  du  dort  her? 

Piki  Chaki. 

In  jenem  heissen  Thale  gibt  es  viele  Erdflöhe, 
Sieh  her,  wie  sie   den  Menschen  verwunden, 
Heisses  Wasser  reinigt  dies; 
Für  mich  ist  aber  schliesslich    nur  noch  der  Strick. 


1475  Hando  Huaylluy,  nihuay,  nihuay, 
Ymaraycum  chincarcanki 
Ollantahuan  ?  pasöarihuay ! 
Manachu  Inca  yayaypas 
Öamta  yupaj^chasurcanki  ? 

1480  Manachu  öam  tarircanki 

Paymanta  ima  hayöactapas? 
Simeyki  mimayfiin  carcan. 
Ashuan  nianak,  ashuantaknii 
Mafiascaykicta  huntakmi. 

1485  Imactam  campak  pacarcan? 
Rimareychik  audacuna, 
Ollanta,  ney,  üey  Orco  Huaranöa! 


Ama  tapuhuaychu  yayay! 
Huchaycu  tucuypi  pokchin. 


Tupak  Yupanki. 

Hanca  Huayllu,  sag'  mir,  sag'  mir, 

Warum  bist  du  verschwunden 

Mit  Ollanta?  Eröffne  es  mir! 

Hat  nicht  der  Inca  mein  Vater 

Dich  hoch  geachtet? 

Hast  du  nicht  eri'eicht 

Von  ihm  was  es  auch  war? 

Dein  Wort  war  sein  Wollen. 

Um  je  mehr  du  batest,  um  so  mehr 

Deiner  Bitten  erfüllte  er. 

Was  hat  er  dir  vorenthalten? 

Redet,  ihr  Feinde, 

Ollanta  sprich,  sprich,  Oröo  Huaranca! 

Ollanta. 

Frage  nicht,   mein  Vater; 

Unsere  Schuld  übersprudelt  bei  Allen. 


V.  1471.  Yunca  (Yuiigas)  die  lieisseii  Thäler  am  O.it- 
abliange  der  Binnen-Cordilleren.  —  lieber  piki  vergl.  Ein- 
leitung pag.  223. 

V.  1474.  sipey  v.  eig.  .das  Ei'drus.selu' :  ich  übersetze 
tig.  ,der  Strick'. 

V.  1477.  pasÄari  v.  ,aufdreheu,  aufknüpfen,  wieder  ge- 
rade machen,  in  Ordnung  bringen',  pascarihuay  ,hier  eröffne  es 
mir,  gestehe  es';  nicht  aber  ,binde  ihn  los',  wie  Barranca  über- 
setzt.    Markham  hat  rimanihuay  (recte  rimarihuay). 

V.  1470.  Sowohl  Markham's  Text  als  auch  der  meinige 
haben  die  durchaus  imge  Verbalform  yupaicharccasunqui.  In  der 
2.  iiers.  Obj.  Conj.  (3.  ad  sec.  person.)  wird  der  Transitions- 
charaktcr  unmittelbar  mit  dem  Verbalstamme  oder  der  Verbal- 
pailikel  verbunden  und  nicht  mit  dem  Tciiipiischaiakter;   ,er  hat 


dich  hochgeschätzt'  kann  daher  richtig  nicht  yupaycharcasuiiki, 
sondern  niuss  yupaychasurcanki  heissen.  Allerding.s  wird  die  er- 
stere  Form  zuweilen  auch  abusiv  gebrauclit. 

V.  1487.  Die  beiden  iiey  sind  in  diesem  Verse  nach  der 
Fusszahl  zu  viel,  und  man  könnte  sie  aiich  in  Bezug-  auf  rima- 
reychik des  vorhergehenden  Verses  für  |)leonastiscli  erklären, 
aber  sie  .sind  effectvoU. 

V.  1488.  Als  DruckfelihT  kommt  in  meinem  Texte  uma 
statt  ama  vor. 

V.  1489.  pokchi  v.  , übersiedeln,  übersprudeln,  heraus- 
platzen', fig.  ,im  Ueberfluss  vorbanden  sein'.  —  tucuypi  heisst 
nicht  ,von  allen  Seiten'  (por  todas  partes  Barr.;  on  all  sides 
Markh.),  sondern  ,bei  Allen,  bei  Jedem  von  uns'. 


Das  Ollantaduama. 


287 


1490  Acllaycuchik  kiriuciicta! 
Uillak  ITimi,  öaiii   riinarey! 


Nocaeta  ancha  euyukta 
Inti  sonducta  cohnarcan. 


Rumi  camnatak  rimar 


ey! 


1495  Hatun  liuchanian  chayaySinda, 
Kiri  hurtfuiypunim  carcan. 
Chaymi  lunactada  hardan 
Ashuan  huchamanta  Inca. 
Tahua  tacarpupi  huatacliun, 

1500  Sapasapacta  cunallam 

Hina  paycunacta  llapallam 
Huarniacuna  factachun. 
Tucuy  liuallahuisantari 
Hinantiu   ruua  liuac^ichuu, 

1505  Yahiiarnincupi  macliic'huii 
Yayancup  huaüuscantaii. 


Hinainanta  hinaniantari, 
Tucuy  Anti  puehucaeliun! 
Ctapracunacta  rurachun 
1510  Runacta  rupanapakri! 


Upallay,  runa! 
Humictaiu  uiclikapareany, 
Kuini  soncoin   (.■utiscanv. 


Uyarinkichikchu  caincuna 
1515  Tacarpu  camariscacta? 


Tupak  Yupanki 

(zu  seinem  Gefolge  gewendet  i : 

Wählet  ihr  ihre  '1  odesart ! 
(Zu   Uillak  Umui 

Uillak   llinu,   sprich  du! 

Uillak  Umu. 

Dei-  Sonueng^ott  hat  mii- 

Ein  sehr  mitleidig-  Hei'z  ^eg:eben. 

Tupak  Yupanki. 

Rumi,  spiich  nun  du ! 

Ruminahui. 

Da    sie    ein    schweres  Verbrechen    begangen    haben, 

So  muss  es  die  Todesstrafe  sein. 

Denn  dadurch  hält  der  Inca  die 

Männer  von  mehr  Verbrechen  ab. 

An  vier  Pfähle  sollen  sie  gebunden   werden, 

Einer  nach  dem  anderen  auf  der  Stelle, 

8o  sollen  sie  Alle 

Die  Diener  mit  Füssen  treten. 

Alle  ihre  Soldaten  aber 

Sollen    sämmtliche  Männer    mit  Pfeilen    erschiessen, 

Und   mit  ihrem  Blute  begiessen 

Den  Tod   ilirei-  Väter. 

Piki  Chaki. 

So  und  was  weiter,   was  mehr  noch. 
Alle  Antis  mögen  vertilgt  werden ! 
Man  ei-richte  einen  Scheiterhaufen 
Um  alle  l>eute  zu  verbrennen! 

(Wehklagen  im  Hinteigrunde. 

Rumifiabui. 

Schweig,   Mensch! 

Ich  habe  wieder  einen  Stein  in   mir, 

Als  Herz  von  Stein  bin  ich  zm-ückgekehit. 

Tupak  Yupanki. 

Hört  ihr. 

Dass  der  Pfahl  bereit  ist? 


V.  1490.  Kiri  ».  ,die  Wunde,  Verwundung',  hier  fig. 
.Todesart'.  In  beiden  Texten  lautet  der  Vers  Aecllacuiehi.s  iiquiri- 
i|uita.  Vergl.  krit.  Bemerk.   Kiri  huafluv  (v.  1459)  fig.  Todes.strat'e. 

V.  1495.  WfJrtl.  ,Ihr  Anlangen  an  ein  grosses  Verbrechen', 
d.   Ii.  ,da  (ca)  sie  ein  grosses  Verbrechen  begangen  haben' 

V.  1501.  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten  hinata 
tueui  llapallau. 

V.  150'.'.  Huaruincuna,  V:ir.  des  bol.  Mscr.  In  beiden 
Texten  Iluarmancunn.     Iiuarnia  s.  , Diener'  (.luch  ,Kind'). 

V.    15Ü3  ad  huallahuisa  vid.  Not.  ad  v.   197. 


V.  1505 — lüud.  ,Mit  iliroui  Blute  begiessen  den  Tod  ihrer 
Väter'  (die  beim  ungliickliclien  ersten  Angrille  Runiiilahui's  durch 
die  Steine  der  Feinde  erschlagen  wurden,  riichcnj. 

V.  1509.  cbapracuna  s.  verb.  (vergl.  v.  1384).  Nach  der 
Deriv.  bedeutet  das  Wort  das,  was  au«  abgeschnittenen  Bauui- 
ästen  gemacht  wird,  kann  also  hier,  wie  es  iiuch  liarranca  gc- 
than  hat,  vollkommen  richtig  durch  ,  Scheiterhaufen'  über- 
setzt werden. 

V.  lörj.  In  beiden  Texten  ><teht  hiiionparccani,  ich  lese 
uichkaparcany. 


288 


Chayman  pusay  caycunacta, 
Huafiiichiin  cay  auöacuna! 


Aysay  chayta  liuallahuisay 
Kasunaman  kimsantinta. 
1520  Kicuchun  tucuy  llipiiita 
Kasuscacta,  aysay,  aysay ! 


Pasöaycliik  cay  huatascacta! 

Hafarimuy  cay  naukeyman! 
Nam  ricunki  sipeykicta, 
1525  Cunan  paliuay  Uiiycliu  kita. 

(OUanta 

Nam  unnanki  chay  chakeyman! 

Cuuanmi  ticsi  yachauca 

Soncoypi  llampu  cascanta. 

Ho6ariskeyki  nam  camta 
1530  Pachakcuti  chunca  luiaranca. 

Cammi  carcanki  huaminca, 

Antisiiyiip  camachicuk. 

Öamtakmi  cunan  ricuy, 

Noöap  munayiiey  captinca; 
1535  Antisuyvicta  camachey, 

Huamincay  capuy  uinaypak! 

Cay  chuiucta  apay,  lunaypak, 

Campaktakmi  cay  huaetay. 

Öam  Uillak  Um«,  churapuy 
1540  Mosocmanta  unanchacta, 


TSCRUDL 
(zu  Ruminahui) 

Führe  sie  dorthin, 

Diese  Feinde  sollen  sterben! 

Ruminahui. 

.Soldaten,  schleppt  dorthin 

Auf  den  Richtplatz  die  drei  mit  den  Ihrigen. 
Es  mögen  Alle  zusehen,  wie  Alle 
Gerichtet  werden.  Schleppt,  schleppt! 

Tupak  Yupanki 

(zu  Ruminahui). 

Bindet  diesen  Gefesselten  los! 
(zu  OUanta) 

Komm  her  zu  mir! 

Du  hast  nun  deinen  Tod  gesehen, 

Fliehe  jetzt  wie  ein  wildes  Reh! 

stürzt  zu  den  Füssen  des  Inca.) 

Nun  fällst  du  zu  meinen  Füssen! 
(milde) 

Jetzt  wird  man  wissen,  dass  der  Grund 

In  meinem  Herzen  sanft  ist. 

Ich  werde  dich  nun  wieder  erheben 

Hundertmal  zehn  Tausend. 

Du  bist  ein  tapferer  Feldherr  gewesen, 

Befehlshaber  von  Antisuyu. 

Schau  nun  jetzt  auch, 

Dass  mein  Wille  geschehe ; 

Beherrsche  Antisuyu,» 

Sei  wieder  für  immer  mein  tapferer  Feldherr! 

Trage  diesen  Helm,  er  gehört  meinem  Manne, 

Und  dir  auch  dieser  mein  Pfeil. 

(Zu  Uillak  Umu) 

Du  Uillak  Umu,  stecke 

Von  Neixem  dieses  Abzeichen, 


V.  1519.  Ccasonaman  beider  Texte  und  in  v.  1521  cca- 
suscata,  beziehe  ich  auf  das  Verb  kasu  und  nehme  es  hier  für 
,hinrichten',  also  sub.  verb.  kasuna  ,der  Ort,  wo  hingerichtet 
wird,  der  Richtplatz'. 

V.  1Ö20.  In  beiden  Texten  kommt  das  Wort  Ricacliun  vor. 
Es  kann  nur  Copirfehler  für  ricuchun  sein.  Barranca  übersetzt 
es  gar  nicht  und  Markhaurs  falsche  Uebersetzung  des  Verses: 
Jet  them  all  be  taken',  kann  gar  nicht  in  Betracht  kommen. 

V.  1523.  Barranca  übersetzt  die  Rede  des  Inca  bis  v.  1530 
als  wenn  sie  an  alle  Gefangenen  gerichtet  wäre,  trotzdem  alle 
Verbalformen  im  Sing,  stehen.  Wenn  auch,  wie  schon  früher 
bemerkt,  sehr  häufig  der  Singular  statt  des  Plurals  gebraucht 
wird,  so  betrachte  ich  doch  diese  Anrede  als  speciell  an  OUanta 

gerichtet. 

V.  1523.  hafari  v.  .aufstehen',  mit  der  Verbalpartikel  mu 
^aufstehen  und  herkommen'.  Ich  übersetze  ,komm  her  zu  mir' 
(flaukeyman  ,in  meine  Gegenwart'). 


V.  1525.  lluychu  vi.  Uuchu.  Barranca  und  nach  ihm 
Markliam  bemerken  zu  diesem  Worte,  es  bezeichne  den  Anden- 
hirsch (Cervus  antisiennis  d'Orb.).  In  den  Gegenden  Peru's,  in 
denen  ich  jagte,  nennen  die  Indianer  den  Andenhirscli  tariica  vi. 
tarus,  hingegen  den  Waldhirsch  (Cervus  uemorivagus  Cuv.) 
lluychu.     Kita  ist  ,wild,  ungebändigt,  im  Walde  lebend'. 

V.  1530.  Hundertmal  zelm  Tausend  (eine  Million).  Mark- 
ham's  Text  bat  Pachacutek  statt  pachaccuti,  was  unrichtig  ist. 
Vide  krit.  Bemerkungen. 

V.  1536.  Capu  v.  .wieder  sein',  nicht  zu  verwechseln  mit 
dem  nur  in  der  pers.  Obj.  Conj.  gebrauchten  Verb  capu  (haben). 
Vergl.  Gramm.  §  230. 

V.  1537.  Das  runayj)ak  ist  nicht  recht  verständlich,  wenn 
man  es  nicht  in  dem  Sinne  auffasst:  ,Der  Helm  gehört,  geziemt 
meinem  Manne',  d.  h.  .einem,  der  mir  ganz  ergeben  ist'. 


Das  Ollantadkama. 


289 


Ho^aripuy  cay  huacchacta, 
Huaiiuscactari  huakiyapuy. 


Hebe  wieder  den  Begnadigten  auf, 
Und   rufe  zu  sich  den  Erschöpften. 


TTillak  Umu 

(zu  Ollauta). 

Olhiuta!  recsoyta  yaehau  Ollanta!  urlicnuu 

Inca  Yupankip  callpanta.  Die  Macht  des  Inca   Vupanki. 

1545  Payta  datey  cuuamanta  F»]g(i  ihin  vuu  nun  au, 

Cuyascantari  unanchay-  Begreife,  wie  gnädig  er  war. 

(Er  setzt  Ollanta  deu  Helm  auf  und  übeip^ibt  ilim  Pfeil  un<l  Keule,  und  fälut  fort:) 

Cay  sipipini   tucuy  callpay  In  diesem  Hehn,   den  ich  dir 

Chaytani   cunan  niafeycuyki;  Jetzt  aufdrücke,  liegt  meine  ganze  Kraft; 

Chay  cliampi  lucapmi  yachay.  Wisse,  dass  diese  Keule  des  Incas  ist. 


1550  Huckcyhuaumi  carparisak 
Cay  cuyascayki  champicta. 
Yanan  cany  pachak  niita. 
Pictam  can  hinactam,  tarisakV 
Cay  soncoytani  chaskicheyki, 

1555  Usutaykicta  huatanapak, 
Cunanmanta  huananaypak. 
Tucuy  callpaymi  simeyki. 


ürcu  lluaranda,  hamuy  caniri ! 
Ollantau  camasurcanki 

1560  Huamincacta,   cusurcanki 
Huk  chuciucta,  nodamauri 
Huk  pinayta ;  chaytahuanpas 
Cammi  Antipi  keparinki. 
Camnii  cunan  puririuki 

1565  LluUayduk  aucactahuanpas. 
Chay  chuducta  cunan  coyki, 
Huaminßayilam  campas  canki. 
Huanumanta  camta  horcayki, 
Cuyascayta  yupascanki. 


Ollanta 

(erhebt  sich). 

Mit  Thi'äncn  werde  ich  begiessen 
Deine  l.ieblingskeule. 
Htmdertmal  bin  ich  ihr  Diener. 
Wen  werde  ich  finden,  der  so   istV 
Ich  übergebe  mich  dir. 
Um  deine  Sandalen  zu  knüpfen, 
Um  mich  vun  nun  an  zu  bessern. 
Dein  Wort  ist  alle  meine   Kralt. 

Tupak  Yupanki. 

Orco  Huarau(ia,   kuium  auch   du   her! 

Ollanta  hat  dich  genuicht 

Zum  Feldherri),   und   dir  gegeben 

Einen  Helm,  mir  aber 

Einen  Gegner ;  trotzdem 

Wirst  du  wieder  in  Antis  bleiben. 

Du  wii'st  auch  gehen 

Und  meine  Feinde  gewinnen. 

Diesen  Helm  gebe  ich  dir  jetzt. 

Und  du  wirst  mein   Feldherr  sein. 

Ich  habe  dich  vom  Tode  erlöst, 

Du   bist  s-eachtet.  als  von  n)ir  yclic^ljt. 


V.  1541.  huacchacta  gebe  ich  hier  durch  den  ,Be{;na- 
digten'  wieder,  was  dem  Sinne  genau  entspricht. 

V.  1542.  huaßusca  heisst  nicht  blos  ,todt',  sondern  auch 
, besinnungslos,  ohnmäclitig,  von  geistigen  oder  körperlichen  An- 
strengungen erscliöpft'.  Huannscaet,"!,  huakiyapuy  ,rufe  den  Rr- 
.schöpften  zu  sich'. 

V.   l.")43.  recseyta  yacliay,  vergl.  Gramm.  §  21ii. 

V.  1547.  sipi  ,ein  Kederbuscli  als  Helnizier,  auch  ein  Hals- 
krageu  aus  Federn,  der  bei  feierlichen  Tänzen  umgebunden  wurde.' 
Hier  könnte  man  e.s  für  Al)zeiilien  im  Allgemeinen,  sowie  champi 
in  T.   1549  für  Watle  im  Allgemeinen  nehmen. 

V.  1550.  In  meinem  Texte  steht  als  Druckfehler  ccaspa- 
risacc;  Markliam  hat  den  nämliilien  Fehler.  Tarpa  , bewässern' 
(von   Feldern.!,   hier  , begiessen'. 

Denkschriften  der  phil  -hi^t.  Cl.  XXIV.  Bd. 


T.  1551.  .Diese  von  dir  geliebte  Keule,  deine  LielilingskeuU'. 

V.  1554.  ,lch  übergebe  (überliefere)  dir  mein  Herz'  (meinen 
Willen)  kanu  hier  durch  :  ,ich  übergebe  mich  dir'  übersetzt  werden. 

V.  1555.  In  Markham's  Text  lautet  dieser  Vers  unverst;ind- 
licli :  IJsatayuuipi  inimaypacc. 

V.  155!l.  caniarccasunqui  beider  Te.xte  ist  wieder  eine 
fehlerhafte  Form  für  camasurcanki  (vergl.  v.   1479). 

V.  15()0.  In  meinem  Texte  ist  dieser  Vers  defect,  indem 
or  nur  ,huaminccata  y'  lautet,  er  kanu,  das  y  weglassend,  durch 
cosurcanki  ergänzt  werden.     Bei  Markliam  fehlt  er  ganz. 

v.  1565.  llullay^'U  v.  .bestechen,  verführen'.  Harranca 
übersetzt  es  durch  , erobern',  ich  übertr.-ige  es  durch  .gewinnen' 
mit  dem  Nebenbegrift'  .durch  Ueberredung'.  wie  es  schon  wieder- 
holt, r,.  B.  v.  4S'_',  gebraucht  wurde. 

37 


290 


TsCHÜDI. 


1570  Millay  cutim   yupaychayki, 
Öapak  Inca;  >iipaykictau 
Muc^aöuuy,  Soda  kita, 
Cunan  puncliau  ainpuUayki. 


Huainiucacta  rurasunki 
1575  Capak  Yupanki ;  caiutapas 
Gay  chudunta  huactiiitapas. 
Cari  cay  mosok  tunki! 


IscaySachu  canca,  Incay, 
Antisuyupi  luiamiuöaV 


1580  Manain,  Rumi,  isöaycliu  canca; 
()i'd(j  Huaranda  camachiiica 
Autisuyucta;  chay  captinca, 
Ollaiitaca  Coscopiin  canca. 
Incap  rantin  keparinea, 

1585  Arpaueyneypi  tiyacuspa, 
Coscoeta  camacliicuspa, 
Hinam  caypi  sayarinca. 


Anchacta,   Incay,  hoöarinki 
Cayllactam  yan6a  nuiacta ! 
1590  Causaduy  huaranda  Euata! 
Iinactam  Socapl  tarinki? 


Hatun  llayfucta  horöomuy, 
iCellu  unanchacta  churaspa, 
Uillak  Uma  cam  utdaspa, 
1595  Hatun  champictaliuan  comuy! 
Incap  rantin  cliayca  nispa, 
Tucuyta  cunan  uillarey. 
Camri  ( »Hanta  keparey, 


Orco  Huaranca. 

Vielmal  lobpreise  ich  dich, 
Mächtiger  Inca;  deine  Fussstapfen 
Küsse  ich;  ich  irregeführt. 
Werde  von  nun  nur  dir  helfen. 

Uillak  TTmu. 

Zum  Feldherrn  hat  dich  gemacht 
Der  mächtige  Yupanki ;  er  gibt 
Dir  seinen  Helm  mit  seinem  Pfeil. 
Sei  tapfer,  wie  ein  junger  Tunki! 

Ruminahui. 

Wird  es  nun,  Inca,  zwei 
Befehlshaber  in  Antisuyu  geben? 

Tupak  Yupanki. 

Nein,  Rumi,  es  wird  nicht  zwei  geben. 

Oröo  Huaranöa  wird   beherrschen 

Antisuyu;  dass  dies  sei, 

Wird  Ollanta  in  Cuzco  sein. 

Er  wird  als  Stellvertreter  des  Inca  bleiben, 

Auf  meinem  Throne  sitzend, 

Cuzco  regierend. 

So  wird  er  hier  sich  aufrichten. 

Ollanta. 

Sehr  erhebst  du,   mein  Inca, 
Diesen  so  unbedeutenden  Menschen ! 
Lebe  tausend  Jahre ! 
Was  hast  du  an  mir  gefunden  ? 

(Beugt  sicli  und  Idisst  dem  Inca  die  Hand.) 

Tupak  Yupanki. 

Bring'  den  grossen  Llaytu  her. 

Indem  du  die  grosse  Quaste  daran  befestigest. 

Du  Uillak  Uma  eilend, 

Gib  auch  die  grosse  Streitaxt  her! 

Sagend  :  hier  ist  des  Inca  Stellvertreter, 

Theile  es  jetzt  Allen  mit. 

Und   du  Ollanta  bleibe  zurück. 


V.  1572.  In  V.  1525  ist  schon  die  Bedeiitung  von  lata 
ang-egeben  worden.  Das  Wort  wird  z.  B.  auch  von  gezähmten 
Thieren,  die  wieder  verwildern,  und  von  solchen,  die  sich  schwer 
zähmen  lassen  gebraucht,  heisst  also  auch  ,verwildert,  ungebän- 
digt'.  Hier  kann  es  in  Anspielung  auf  die  vorhergeliende  Rede 
des   Inca    durch     .verleitet,     irregeführt,      abtrünnig'     gegeben 

werden. 

v.  1573.  cunan  punchau  .dieser  'lag,  heute',  hier  wohl 
in  der  Bedeutung  ,von  nun  an,  stets'. 


V.  1575.  Es  ist  hier  eine  Ellipse  des  Verb.,  auf  das  sicli 
der  Accus,  der  Person  und  der  Saclie  bezieht,  etwa  co,  vi.  coclii  v. 
(Vergl.  Gramm.  §  223.  B,  a.) 

V.  1584.  keparinea  und  sayarinca  v.  1587  statt  qque- 
parinan  und  sayarinan  beider  Texte. 

V.   1585  vide  krit.  Bemerkungen. 

V.  1593.  In  beiden  Texten  steht  irrigerweise  umachata 
statt  unanchacta.  Unter  unancha  ist  hier  die  gelbe  Quaste  als 
Abzeichen  des  Königs  zu  verstehen. 


Das  OlijANTadeama. 


291 


Incap  rantin  pacarispa. 

1600  Collasuyuinan  risak 

Cay  killa  hudupi ;  chaypakmi 
Caraarinay,  cbaypatakmi 
Ashuan  cuäi  puririsak, 
Na  arpaypi  tiascacta, 

1605  Ollantayta  ßakeöuspa. 


J  )a  du  des  Inca  8tellvertreter  bist. 

Ich  werde  nach  Collasmu  trehen 

lunerlialh  dieses  Monates;   deshalb 

JIuss  ich  meine  Vorbereitungen  treffen,  nun  aber 

Werde  ich  sehr  froh  gehen, 

Indem   icli  auf  meinem  Throne  sitzend, 

Ollanta  zurücklasse. 


Ollanta. 


Ashuanta  muuayman  camhuau 
Chayantaman,  tucuy  imananpas 
Pureyta;  yachanki  dainpas 
Kuchi  öari  cascaytahuau. 
1610  Caüareykim  iioia  casak, 
Noöapuni  iiaupak  casak : 
Ama  caypi  kepaymanchu. 


Viel  lieber  möchte  ich  mit   dir 
Nach  Chayanta,  oder  irgendwohin 
Gehen ;  thi  weisst,  dass  ich  auch 
Ein  thätiger  Mann  gewesen  bin. 
Ich  werde  dein  Diener  sein, 
Gewiss  werde  ich  der  Erste  sein : 
Ich  möchte  nur  nicht  hier  bleiben. 


Huarmeyaduy  nam  ari ! 
Chayhuan  cuäicama  canki 
1615  Chayhuan  easi  samascanki. 
Pictapas  acllacuy  ari! 


Tupak  Yupanki. 


Nun  so  verheirathe  dicii ! 
Damit  wirst  du  ganz  g-liU-klicli  si'in 
Und   dich  befriedigt  ausuelimen, 
Wähle  denn  irgend  eine  aus! 


Ollanta. 


Nam,  Auki,  huarmeyok  cany, 
Noca  kencha  yanaykida. 


Manataknu  reösinychu. 
1620  Recsichihuay  huarmeykicta, 
Yupaychasak  yanaykicta. 
Nocaman  pacahuankichu  ? 


(_),  Herr,   ich  bin  schon  verheirathct, 
Und  ich  bin  dein  unglücklicher  Diener. 


Tupak  Yupanki. 


Ich  kenne  sie  nocli  iiiclit. 
Lehre  mich  deine  Frau  kennen, 
Ich  werde  deiner  Dienerin  huldigen. 
Verbirgst  du  sie  mirV 


Ollanta. 


Cay  Coseopim   chincarircan 
Chay  huaylluöuscay  urpillay, 
1625  Huk  punchaullapi  huarmillay 
Hukpitakmi   paliuarircan. 


Hier  in  Cuzco  ist  verschwunden 
Mein  vielgeliebtes  Täubchen, 
Aber  eines  Tages  mein  geliebtes  Weib 
Flog  alleine  davim. 


V.   1599.  paüari   für  , werden'   (erneimeu,  erwälileiii. 

V.  16U1.  Cay  killa  liudupi  übersetzt  Barranca  ,in  einem 
Monat'    ün   the    Space    of   a    inontli.     Markh.).      Als    Zeitbestini-    | 
niung  wird  hiK'iii'i  selten  frebranclit  nnd  entspricht  hier  unserem    ; 
.innerhalb-.  j 

V.  1607.  tueuy   imananpas   kann  nur  dureli   ,wo  immer    j 
hin'  wiedergegeben  werden:  der  Vers  ist  übrigens  unklar,    llar- 
ranca  übersetzt  v.  1606—1607:   .Ich  wünsche  lieber  mit  dir  irgend- 
wohin abzureisen,  ohne  Chayantaman  zu  berücksichtigen'.  ' 

V.  1609.  In  beiden  Texten  cunchi  st.  Kuchi.  Huan  Coiij.  cop. 

V.  1610.  Die  Caflari  wurden  wegen  ihrer  Geschicklichkeit 
nnd  ihres  sanften  Wesen.«  vorzüglich  aN  Diener  gebranoht.  Hier 
ist  Caiiari  tig.  für  yana  gebraucht.  ' 


V.   1611.    Aaupas  beider  Texte  statt  Aaupak. 

V.  1613.  liuarnieyacu  v.  ,9ieh  verheirathen,  nberliaupt  ein 
Weil»  nehmen,  wenn  auch  uur,  ohne  Rituell  Verheirathot  zu  sein, 
mit  ihm  zu  leben':  einen  Mann  nelimen  heisst  cosayaen  v.  ,ver- 
heirathet  .sein'  vom  Manne  gebraucht,  heisst  huarmiyok  (einer,  der 
ein  Weib  besitzt),  ca  (v.   1617),  vom  Weibe  cosayok  ca  v. 

V.    1613.  V.ir.  des  bol.  Mscr.,  vide  krit.  Bemerk. 

V.  162Ö.  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden  Texten  lautet  der 
Vers:  Hnc  ppunchanllas  pito  paieca. 

v.  16*26.  In  meinem  Texte  konnnt  paliuarinccaii  statt  pa- 
huarircan  vor,  bei  Murkliani  ebenfalls;  paliuai  v.  hi-isst  auch  , mit 
Leichtigkeit  wegsiiringon,  scimellfüssig  sein":  könnti'  auch  hier 
.enteilte'  hcissen. 

S7* 


292 


TsCHTJDI. 


Muspan  muspan  mascareany, 
Hinantinta  tapuöuspa, 


Allpapunim  millpupuspa, 
1630  Chincachihuan  :  hinam  canv  ! 


Ama,  Ollantay,  llakiöuychu! 
Chaypas  cachun,  y  imapas, 
Camascayta  huntay,  campas, 
Ama  kepainan  cuteyclm. 
1635  Uillak  TJimi,  iiiseayta  riiray ! 


Hinantin  siiyu  yachayehik, 
Ollanta  sayan  Incap  rantin ! 


Ollanta  sayan  Incap  rantin ! 


Verwirrt  suchte  ich  sie, 
Ueberall  nachfragend, 

(in  tiefer  Erregung) 

Gewiss  nur  indem  die  Erde  sie  versehlang;, 
Verlor  sie  mich  :  so  bin  ich ! 

Tupak  Yupanki. 

Sei  nicht  betrübt,  Ollanta ! 
8ei  dies,  ja,  was  immer, 
Erfülle,  was  ich  befohlen  habe, 
Kehre  nicht  zuletzt  noch  um. 
Uillak  Umu,  thu'  was  ich  sagte! 

Uillak  Umu 

(mit  erhobener  Stimme). 

Wisset  es  alle  Provinzen  zusammen, 
Ollanta  ist  des  Inca  Stellvertreter! 

Alle  rafen : 

( )llauta  ist  des  Inca  Stellvertreter ! 


Camcunari  yupaychaychik ! 


1640  Sameykicta  cuäikikiy, 

Ollantay  auki,  Incaranti ! 
Culicuchum  tucuy  Anti, 
Ampuchuntak  tucuy  kiti. 


Tupak  Yupanki 

(zu  den  Würdenträgern  seines  Gefolges). 

Und  ihr  huldiget  ihm ! 

(Alle  drängen  sich  hinzu,  um  Ollanta  zn  umarmen.) 

Ruminahui. 

Ich  selbst  freue  mich  deines  Glückes, 
Edler  Ollanta,  Inca-Stellvertreter ! 
Alle  Anti  mögen  sich  erfreuen, 
Und  Alle  ringsum  mögen  beistimmen. 

(Ollanta  wird  auf  einen  throuartisen   Stuhl  gesetzt.) 


Viele  Stimmen  von  Innen. 

Haltet  auf,  haltet  auf!  weist  ab,  weist  ab! 
Weist  dieses  Mädchen  ab ! 

Ima  Sumak 

(im  Hintergrund). 

Bei  dem,  was  ihr  am  meisten  liebt, 
l>asst  mich;  ich  muss  hinein,  um  zu  reden. 
Halte  mich  ja  nicht  auf, 
Schau,  ich  werde  sonst  sterben. 

Tupak  Yupanki. 

Wer  lärmt  draussen  ? 

V.  1628.  Oder  ,Alle  zusammen  fragend'.  |  v.   1040.    Var.  des  Ix.l.  Mser.     In  beiden  Texten  Cuseisi- 

V.  1630.  hinam  cany  ,so  bin  ich'  i.  e.   ,da3  ist  mein  Un-  i  quin  samiquita. 

glück,  das  ist  mein   Schicksal'.  i 

V.   1637.     saya   v.   wiederholt   mit  dem   Begriffe  ,da  sein'  \  v.  1643.  kiti,  Var.  des  hol.  Mscr,,  statt  iiquita  beider  Texte, 

gebraucht.  i  ampu  .mithelfen',  hier  .beistimmen'  i.  e.  in  die  Freude. 


Harcay,  haröay  !  earcoy,  earöoy ! 
1645  Gay  huarmacta  öarcoy! 


Ashuan  munascaykiraycu, 
Sakehuaychik  ;  rimaycusak. 
Amapuni  haröahuaychu, 
Ricuy,  huanuröutasakmi. 


1G50  Ima  ctachuan  hahuapiV 


Das  Oi.lantadrama. 


293 


Huk  huainam  Iiualsaspa  ßainuu, 
Incahxian  rimayta  nmnan. 


Hakey,  pusaycumuy. 


Ein  Diener. 

Ein  Mädchen  kommt  weinend, 
Es  will  mit  dem  Inca  sprechen. 

Tupak  Tupanki. 

Lass  sie,  führe  sie  zu  mir  herein. 


Maycanllanmi  Incallayca, 
1655  Chakinman  ullpuycunaypak  V 


Cayda,  paymi  Incachikca, 
Iniananmi  sumak  huarmar' 


Incallay,  yayaymi  canki, 
Kespichihuay,  huarmaykicta  ! 

1660  Hayhuarihuay  niakeykicta, 
Intip  huahuayfiinmi  canki. 
Mamallaymi  huanuneaiia, 
Huk  auöa  kaca  mafiscan ; 
Snllullpaspnni  sipiscan, 

1665  Yahuarninpi  dochpascaniia. 


Pim  chay  au6a?  utda  sayarey 
Ollantav,  cam  ricuv,  avi ! 


Hacu  liuarma,   pusahuay, 
Pim  mamayquicta  sipisca? 


11170  Amapunini  camca  reychu  ! 
Incapuiii  ridumuchuii. 


SECHSTER  AUFTRITT. 

Die  Vorigen.    Ima  Sumak. 
Ima  Sumak 

(weinend  und  verwirrte. 

Wer  vun  ihnen  ist  denn  nur  mein  lieber  Inca, 
Dass  ich  mich  zu  seinen  Füssen  niederwerfe? 

Uillak  Umu. 

Sieh  da,  der  ist  unser  Inca. 
Was  soll  es,  schönes  Mädchen  ? 

Im.a  Sumak 
(wirft  sich  dem  Inca  zu  Füssen). 

Mein  lieber  Inca,  du  bist  mein  Vater, 

Errette  mich,  dein  Kind. 

Reiche  mir  deine   Hand, 

Du  bist  der  Sonne  Sohn. 

Meine  geliebte  Mutter  wird  nun  sterben, 

Ein  feindlicher  Felsen  erdrückt  sie ; 

Wahrhaftig  man  tödtet  sie, 

Sie  wälzt  sich  schon  in  ihrem  Blute. 

Tupak  Yupanki. 

Wer  ist  jener  Feind?  schnell  erhebe  ilich 
Du,  mein  Ollanta,  schau  nach ! 

OUanta 

(nfmmt  Im.a  Sumak  bei  der  Haudl. 

Lass'  uns  gehen,  Kind,  führe  mich. 
Wer  tödtet  deine  Mutter? 

Ima  Sumak 

(zu  Ollanta). 

Du  gehe  nicht ! 

Aber  <ler  Inca  möge  gewiss  gehen. 


V.  1654.  In  meinem  Texte  steht  irrigerweise  maiquellanmi 
.statt  niaycanllannü  ,wer  von  ihnen  ist  hier  wohl?'  Markham's 
Text  hat  die  näntliche  irrige  Leseart. 

V.  Ifirto.  H;iy  huasilniay  in  meinem  Texte  und  llay 
liuanihuay  in  Markham's  Text  sind  Cupirfehler  für  hayhua- 
riliuav. 


!  V.  1664.  SuUuUpaspnni,  V.ir.  des  hol.  Mscr.  In  beiden 

Texten  unverständlich  SuUuncunapin. 

V.  16(iö.  In  meinem  Texte  ccospaseanila,  lici  Markham 
ccaspaseafia.  Die  richtige.  Leseart  ist  iochpascanfiu.  eochpa  vi. 
i'uchpa  V.  ,auf  der  Erde  herumwälzen'. 

T.  1671.  rii'uniu  v.  , besuchen'  von  ri  , gehen',  nicht  von 
ricu   .sehen',  wie  Markham  übersetzt. 


294 


TsaiUDi. 


Paytak  payta  reösimuchun. 
Manam  öamta  redseykichu. 
Utcay,  Inca,  sayarillay, 
1H75  Pacta  mamayta  tareyman 
Huanuscacta ;  y  hapinman 
Caranta!  Ay  uyarihiiay ! 


Capak  Incamanini  caiiian 
Llakiscacta  mascacuuca. 
1680  Campaköa  pitak  pacanca 

kirintachii  ?  Hacu  camhuan! 


Maypim  kiriu  iiuunaykicta? 


Und  er  möge  hingelieu,  sie  zu  erkennen. 

Dich  kenne  ich  nicht. 

Eile,  Inca,  steh'  nur  auf, 

Dass  ich  meine  Mutter  nicht 

Todt  finde;  ja,  dass  man  nur 

Ihre  Hülle  fasst;  ach  erhöre  mich! 

Uillak  Umu. 

Dem   mächtigen  luca  kommt  es  zu. 
Die  Beküiumerteu  aufzusuchen. 
Wer  wird  dir  verbergen 
Seine  Wunden?  Gehen  wir  mit  dir! 

Tvipak  Yupanki. 

Wo  geht  man  deiner  Mutter  an's  Leben? 


Iiua  Sumak 

(indem  sie  nach  dem  AeHaluiasi  zeigt). 

Chay  cuchiillapi,  chay  huasillapi.  In  jenem  Winkel,  in  jenem  Haiisc. 


Tupak  Yupanki. 

Gehen  wir,  gehen  wir  Alle  zusammen. 
Während  ich  in  so  grosser  Freude  bin, 
Bricht  mir  dies  Kind  mein  Herz. 


Hacu,  hacu  llapa,   llapa. 
1(585  Chica  cusipi  cascaptey, 

Gay  huarnia  sont^oyta  pakin. 

(Alle  folgen  dem   Inoa.   den  das  Mädchen  bei  der  Hand  zur  versclilossenen  Thiire  des  Acllaliuasi  führt.) 


Caypim  Yayay,  mamallayca 
Caypipunim  huanunnacha ! 


Nustacunap  huasin  cayca, 
1690  Ichachu  patanki,  huarma? 


Gay  huasipim  urpillayca 
Nacarin  chunca  huatana. 


Ima  Sumak. 

Hier,  mein  Vater,  aber  meine  liebe  Mutter 
Stirbt  vielleicht  schon  hier! 

(Weint  heftig.) 

Ollanta. 

Das  ist  das  Haus  der  Fürstinneu, 
Irrst  du  dich  etwa,  Kind? 

Ima  Sumak. 

In  diesem  Hause  leidet 

Mein  Täubchen  schon  zehn  Jahre. 


V.  1677.  Sowolil  in  meinem  Texte  als  nacli  Markliam 
lautet  der  Vers:  Chalatanta,  y  uyarihuay,  im  hol.  Mser.  dagegen 
.caranta;  ay  uyarihuay.  'Das  Wort  clialata  ist  mir  gänzlich 
luibekannt.  Aber  aucli  gegen  die  Leseart  ecarauta  habe  ieli  einige 
Bedenken.  Man  könnte  nun  allerdings  hapinman  Oaranta  durch: 
.dass  man  ihre  Hülle  fasst'  (zurückbehält)  übersetzen  und  der 
Sinnder  Rede  Ima  Sumak's  wäre  der:  ,eile,  dass  ich  nicht  meine 
Mutter  todt  finde  und  man  nur  noch  die  leblose  HüUe  ergreift'. 
Wenn  man  auch  cara  ,Haut,  Fell,  Schale,  Hülse,  Rinde',  hier 
für  ,Hülle'  nehmen  kann,  so  sclieint  es  denn  doch  sehr  fraglich, 
c.b  dem  Mädchen  diese  Auffassung  zugemutliet  werden  darf.  Kar- 
rauca  übersetzt  sehr  frei:  ,es  scheint  mir  schon,  als  sähe  ich 
iliren  Leichnam'.     Nodal  hat  diesen  Vers  ganz  umgeändert. 


V.  1679.  mascacunca,  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden 
Texten  mascasoncca. 

V.  16S1.  IHrintachu,  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden 
Texten  Quipichaccta.  Ob  diese  Leseart  auch  in  den  Nodal  zu 
Gebote  stehenden  Texten  vorkömmt,  ist  mir  unbekannt.  In  seiner 
Umarbeitung  lautet  der  Vers:  Quirichascacta  hampicuspa  ,um 
die  Verwundeten  zu  heilen'. 

V.  l(J8-_'.  lUri  V.  , verwunden,  Wunden  machen',  übersetze 
ich   hier  ,an's  Lehen  gehen'. 

V.  1680.  Markliam"«  Text  liat  acUac  huasitaccmi  statt 
nustacunap. 


Das  Ollantadrama. 


295 


Kicharey  ca.j  puucucta, 
Capak  lucayehikmi  haimin! 


Ollanta 

(mit  l;uitor  Stimme). 

Oeffuet  diese  Thüre, 

Unser  mächtiger  Inca  kommt ! 


SIEBENTEH   AUFTRITT. 

Pitu  Salla  öffnet  das  Thor. 

Ima  Sumak. 

Pitu  Salla.  mein  Schwesterchen, 
Wird  meine  Mutter  noch  leben? 
(iehen  wir  hinein,  mein  lieber  Inca! 

(Indem  sie  mit  dem  Inea   und  de.s.seii  Gefolge  in  den  Garten  bi.*  zur  Gefängnisstliüre  geht,  sagt  .sie  auf  dieselbe  zeigend  :i 


1G95  Pitu  Salla,   naiiallay, 

( Jausaneachu   mamallayca  ? 
Hacu  hueuman  Incallav ! 


Cay  punciicta  kicliarichun ! 


Ims 


a  puncu  eaypi  can 


9 


l 


1700  Caymi  puncu,  yayallay ! 
Pitu  Salla,  cay  puncucta 
Incachikpak  kicharipuy ! 


Moscoypichu,  sutinpichu, 
Incayta  caypi  ricunyV 


1705  IJtda,   cay  puncucta  kichay! 


Man  m()ge  diese  Thürc  öffnen  lassen ! 

Tupak  Yupanki. 

Welche  Thür  ist  das'? 

Itaa  Sumak. 

Dies  ist  die  Thür,  mein  lieber  Vater! 

Pitu  Salla,  öffne 

Diese  Thür  unserem  Inca! 

Mama   Kaca 
(tritt  heran,   küsst  dem  Inca  die   Hand). 

Träume  ich,   ist  es  Wirklichkeit, 
Ich  sehe  meinen  Inca  hier? 

Tupak  Yupanki 

(zu   Mama  Ka('a). 


Auf  der  Stelle  öffne  diese  Thüre! 

(MamaKaoa  ötfnet  die  Tlüir    in'.s  Gefängnis»,   in  demselben  liegt  Cusi  Cojilur  h.ilb  bewusstlos,  an  jedem  Handgelenke  dnroh   eine 

Kette  gefesselt.) 


Ay  mamallay,  huaturcany 
Cay  soncoy,  liamta  tareyta 
HuaSuscacta ;  cay  uyaykicta 
Checapakmi   inancliarcany ! 

1710  Pitu  Salla.   as  unucta 
Apamuy ;  pacta   niamay 
Cutimpunmau   causayninman. 


Ima  hutcu  kacam  cay? 

Firn  cay  huarmi.  iinam  chaöay? 


Ima  Sumak. 

Ach  mein  Mütterchen,   mein  TTerz 
Hat  erratiien,   dass  ich  dich  todt 
Finde;  dein  Ciesicht 
Habe  ich   «;dii-]iaftit!;-  gefürchtet! 

(Aufgeregt.) 

Pitu  Salla,   Itring-'  mehr  Wasser 
Her;  schau  zu,  dass  meine  Mutter 
AVieder  zum  Leben  zurückkehrt. 

Tupak  Yupanki. 

Welch'  Felsenlucb  ist  dies? 
Wer  ist  dies  AVeib,  wer  ist  sie? 


V.   170.S.  Wnrtl.  ,In   miini'ni  Traume  oder  im   Klaren?' 
V.   1705.  utca,  Var.  des  hol.  M.'icr. 


V.   1709.    checapakmi.    Var.   des   bei.  Mscr.     In    beiden 
Texten  statt  dessen  d.as  unvcr.xtjindliclio  C'lihintaflan. 


296 


1715  Kellay  huascahuan  kinrayta, 
Pich  auca  ctacnascan  payta? 
Maypi  Incap  sonßonpica 
Gay  carayliuaca  camascaii? 
Mama  Ka6a,   cayman  üamuy! 

1720  Pim   cay  hamun  cayca  iinauV 
Llaycascachu  pacarircan 
Cay  Imaccha  Imariiiieta  caypi? 


Yayayki  camachicurcan 
Munaysapa  hnanananpak. 


Mit  ehernen  Fesseln  beschwert, 

Welcher  Feind  hat  sie  festgebunden? 

Wo  entstand  in  eines  luca's  Herz 

Dieses  Ungeheuerliche  ? 

IMama  Kaca,  komm  hierher! 

Wer  ist's,  der  anordnete,  dass  dies  geschehe V 

Hat  man  als  verhext  diese  arme 

Frau  hier  verborgen  V 

Mama  Kaca. 

Dein  Vater  hat  es  befohlen 
Voll  Liebe,  um  sie  zu  bessern. 


Tupak  Yupanki 

(erziii'nti. 

1725  Llocsey,  lluesey,  Mama  Kaca!  Geh'  hinaus,  geh'  hinaus,  Mama  Kaca! 

Pusay,  pu&ay  cliay  pumacta!  Führt  weg,  führt  weg  diese  Löwin! 

Chay  rumi,  chay  amaructa.  Dieser  8tein,  diese  Schlange, 

Ama  haycak  ricureyman!  Dass  ich  sie  niemals  wiedersehe! 

(Während  Einigt-    die  Mama  Kaca    gefanojen   wegfülireu,    bescliäftigen   sich  Andere   mit  Cnsi  CoyUur,    die   allmälig  zu  sieh  kommt.) 


Maypi  canyV  pim  cayeunaV 
1730  Ima  Sumak,  huahuallay, 
Hamuy,  hamuy  urpillay ! 
Hayöapmantam  runacuna  ? 


Ama  mamay  manchareychu, 
Incaycliikmi  cayman  hamun, 
17  35  Capak  Yupanki  chayamun; 
Rimarey,  ama  punuychu! 


Soncoymi  caäacuncaSa, 
Cay  llakicta  kahuarispa. 
Nilmay,  huarmi,  samarispa, 

1740  Pim  cauki? 

Ney  hukcamaiia 
Lnam  sutin  chay  mamaykip? 


Cusi  Coyllur. 

Wo  bin  ich,  wer  sind   diese? 
Ima  Sumak,  mein  liebes  Kind, 
Komm,  komm  mein  Täubchen ! 
Seit  wann,  diese  I^eute  V 

Ima  Sumak. 

Fürchte  dich  nicht,  meine  Mutter, 
Unser  Inca  kommt  hierher, 
Der  mächtige  Yupanki  langt  an; 
Sprich  wieder,  sclilafe  nicht  mehr! 

Tupak  Yupanki. 

Mein  Herz  erstarrt  schon. 
Indem  es  dies  Elend  sieht. 

Sprich    zu    mir,   Weib,    wenn    du    dich    etwas    aus- 
geruht hast, 
Wer  Inst  du? 

(zu  Ima  Sumak  gewendet) 

Sag'  nur  einmal 

Welches  ist  der  Name  deiner  Mutter? 


V.  1715.  Die.ser  Vers  ist  Var.  de.9  bol.  Mscr.  In  beiden 
Texten  Qquellai  liuasca  liuanquin  chaita. 

V.  171().  chacna  v.  ,festbinden',  siieeiell  für  Ladungen 
auf  Lastthiere  gebraucht,  dalier  auch  ,beladen,  aufladen'. 

V.  1718.  carayhua  s.  ,Niime  verschiedener  Eidechseu- 
arten'.  Barranca  über.getzt  es  durch  ,Reptil'  im  Allgemeinen.  Ich 
bin  geneigt,  dieses  Wort  liier  als  Coraposition  von  dem  so  viel  be- 
deutenden Worte  huaca,  mit  dem  eigentlich  Alles  von  dem  Ge- 
wrdmlichen.  Regelmässigen,  Natürlichen  abweichende  bezeichnet 
wurde  aufzufassen  und  möchte  es  durch  ,dies  Ungeheure,  diese 
Ungeheuerlichkeit'  übersetzen.  Die  beiden  Verse  1717  —  1718  sind 
übrigens  niolit   ganz  kbir. 


V.  1719.  In  meinem  Texte  irrigerweise  canman  statt  Cay- 
man; ebenso  in  Markham's  Text. 

V.  1720.  hamu  v.  ,verordneu,  vorsclireiben',  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  dem  Verb  fiamu  ,kommen'. 

V.   1721.  Llaycasca  vergl.  v.  93. 

V.  1726  und  1727  lauten  in  Markham's  Text:  Pusay  chay 
uncuruncuta,  Chay  puma,  chay  amaruta. 

V.  1728.  Irrthümlicli  in  beiden  Texten  ricunayman  statt 
ricurey  man. 

V.  1737.  casacuncaila  statt  ccasocun  ccana  beider  Texte. 


Das   Ollantadkama. 


297 


Ima  Sumak. 


Yayay,  yayay!  cuyak  auki, 
Chay  Hiiascactarak  pascachey ! 


Nü6ain  chavtai^a  pascanay, 
1745  Nakaiicta  yunupauay. 


Ima  sHtiu  iiiainaykica  ? 


Mein  Vater,  mein  Vater!  mitleifliger  Auki, 
Lass'  zuei'st  diese  Gefesselte  losbinden ! 

TTillak  TTmu. 

Ich  habe  sie  loszubinden. 
Der  Leidenden  beizustehen. 

Ollanta. 

Wie  heisst  denn  deine  Mutter V 


Cusi  Covllur  sutinea. 


Nani  rieunki  pantaseacta 
Chay  sutinta ;   cay  pampascacta, 
1750  Maypis  capunpas  saniinca. 


Ay,  Capak  Inca  Yupanki, 
Gay  iiustam  fiocap  huarmeyca ! 


Moscoymanmi  riceliapuhuan 

Cay  taricuscay,   sameyca. 
1755  Cay  Cusi  Coyllur  huarmica, 

Panaymi  hina  eapuhuan. 

Cuäi  Coyllur,  pauallay, 

Cuyaiiusca  urpillay, 

Utöa  hamuy,  cutimpuy, 
17fiO  Cast'oymanmi  Bamupuy, 

(Jusiiia  eausanayki])ak. 


Ay,  turallay,  nas  yaehanki, 
Cayehica  iiakariscayta, 
Chica  huatam  fiakariscayta, 
1765  Campuni  kespichihuanki, 
Cay  kireyta  hampihuanki. 


Ima  Sumak. 

Cusi  Coyllur  heisst  sie. 

Tupak  Yupanki. 

Nun  siehst  du,  dass  ihr  Name 
Irrig  ist;  jene  ist  begraben. 
Wo  sie  Glück  hat. 

Ollanta 

(tief  bewegt). 

Ach,  mächtiger  Inca  Yupanki, 
Diese  Fürstin  ist  mein  Weib ! 

Tupak  Yupanki. 

Aus  einem  Traume  erweckt  mich 
Dies  Glück,  das  ich  gefunden  habe. 
Dies  Weib  ist  Cusi  Coyllur, 
So  habe  ich  meine  Schwester  wieder. 
Cuäi  C^oyllur,   meine  geliebte  Schwester, 
Mein  geliebtes  Täubchen, 
Komm  schnell,  kehre  wieder  zurück. 
Komm  an   meine  l'rust, 
Dass  du  nun  glücklich  leben   wirst. 
(Er  imiiirnit  sie.) 

Cusi  Coyllur. 

Ach,   mein  lieber  IJruder, 

Du  \\eisst  nun,  wie  sehr  ich  gelitten  habe. 

So  viel  .lahre  lang  gelitten  habe. 

Du  tiast  mich  befreit, 

Du   wirst   meine   A\'uiHlen   heilen. 


V.  1752.  In  meinem  Texte  stellt  irrigerweise  eiü  liuaniia, 
in  MarUliam's  Text  Cay  fiustan. 

V.  1756.  lieber  das  Verb,  eaim  inid  dessen  gramni.  Ke- 
ziehiing  vergl.  Granuu.  S  230. 

V.  1759.  Utea  lianiuy.  Var.  des  bol.  Mscr.  In  beiden 
Texten  statt  dessen  hani|)uy. 

V.  1760.  In  meinem  Texte  lautet  dieser  Vers  ('casci)imi 
chimpui;  bei  M.arkhiim  Ceasccoymi  eascan  cbimpayqui  (was  er 
durch:  ,My  bnsom  will  be  tliy  honie'  übersetzt.)  Im  bol.  M.<er. 
ccasceoiynianmi  lianuipuy. 

Denkschrilten  der  phil.-hist.  (1.  .\XIV.  Bd. 


V.  1761.   In  meinem  Texte  fehlt  eu^ifia,   was  Jiber  in  Mark- 
liam".i  Text,  so  wie  aucli  im  bol.  Mscr.  vorkommt. 

V.     1762.       tnrallay     nach     Markham's     Te.xt  ;     in 
meinem  turai. 
!  V.  1765.  Dieser  Vers  ist  nach  dem  bol.  Mscr.  In  meinem 

Texte  lautet  er  nur  Ceampunin  eancpii.  bei  Markliam  ecan   puri- 
taec  runan  ean<(Ui. 

V.    1766    ebenfalls    nach    dem    bol.    Mscr.      Nach    meinem 
Texte:    cai  quiritn  qqnes]>ichic-cca ;  nach  Markham :  cjiy  piilasta 
,    qucspichicca.  ( Piilas  heisst  der  Kriegsgefangene.! 

38 


298 


TsCHUDI. 


Tupak  Yupanki. 


Pim  cay  hiianui  cliica  putik, 
Piman  cayinau  churarcan  cayta  ? 
Ima  hucham  payta  ayäayta 

1770  Atiparcan  cayman  utik? 
Canchu  soncu  kahuanapak 
Chaychica  sinchi  llakeyta? 
Pich  liuacharcan  cay  huarmicta, 
Pay  hiiialla  huauunapak  ? 

1775  Chay  viyan  kamparmanasca, 
Chay  sumak  limi  paskesca, 
Sviniak  caynin  pisipasca. 


Wer  ist  diese  so  traurige  Frau, 

Wer  sperrte  sie  hier  ein? 

Welche  Schuld  konnte  sie  hierher 

»Schleppen,  um  den  Verstand  zu  verlieren? 

Cribt  es  ein  Herz,  um  anzusehen 

Diese  so  harte  Bekümmerniss  ? 

Wer  hat  dieses  Weib  geboren, 

Dass  sie  aiif  diese  Weise  sterbe? 

Ihr  Gesicht  ist  farblos, 

Ihr  schöner  Mund  vertrocknet, 

Ihre  Schönheit  zur  Neige  gegangen. 


Ollanta. 


Cuäi  Coyllurllay,  öamtarak 

Chincachircayki  üaupacta, 
1780  Cunantak  camri  dausakta. 

Yuyarcanki  sipeytarak, 

Iscayninchikiia  huanusun. 

Ama  keparichihuaychu ! 

Cay  sonöoymi  sapam  usun ! 
1785  Cuäi  Coyllur,  maytak  culi, 

Maytak  chay  Öoyllur  nahueyki? 

Maypitak  chay  sumakcayniyki  ? 

Canchu  chay  üaöasca  ususi? 


Meine  liebe  Cusi  Öoyllur,  dich 

Habe  ich  einstens  verloren, 

Jetzt  habe  ich  dich  lebend. 

Früher  hast  du  den  Tod  vermuthet, 

Nun  werden  wir  beide  sterben. 

Lass  mich  nicht  zurück! 

Dieses  Herz,  alleine,  geht  zu  Grund ! 

Culi  Öoyllur,  was  ist  aus  der  Fi-eude, 

Was  aus  deinen  Sternen-Augen  geworden? 

Wo  ist  deine  Schönheit  hin? 

Ist  diese  Tochter  verflucht? 


Cuäi  Coyllur. 


Ah!  OUantay,  chunca  huata 
1790  Carak  miyu  rakihuanchik, 
Cunantak  hunupuhuauchik 
Huk  causayman  :  hinam  huatan 
Llakiman  culicta!  Yupanki 
Causachuntak,  Capak  Inca ! 
1795  Öamri  huk  causay  captinca 
Ashuan  huatactam  yupanki. 


Ach,  Ollanta!  zehn  Jahre 

Hat  uns  ein  brennendes  Gift  getrennt, 

Jetzt  vereinigt  man  uns 

Zu  einem  anderen  Leben  :  so  knüpft 

Man  an  den  Kummer  die  Freude!   Yupanki 

Soll  leben,  der  mächtige  Inca! 

Du  aber,  da  das  Leben  ein  anderes  ist. 

Wirst  noch  viele  Jahre  zählen. 


V.   1767.  Bei  Markham  cuUcu  (Taube)  statt  liuarnii. 

V.  1769.  aysa  v.  ,ausdehnen,  schleppen,  schleifen'.  Mark- 
ham verwechselt  dieses  Wort  mit  aysa  ,wägen'. 

V.  1774:.  pay  hinalla,  Var.  des  hol.  Mscr.  In  beiden 
Texten   payhuan  ccusca. 

V.   1775.  kamparmana  v.  ,blass,  entfärbt  aussehen'. 

V.  1776.  paske  v.  , austrocknen,  verbrennen',  wird  nur 
von  den  Lippen  gebraucht,  die  durcli  Hitze  oder  grosse  Kälte 
austrocknen,  verbrannt,  rissig  oder  gescliwoUen  werden,  pas- 
keymana  s.  .verbrannte,  vertrocknete  Lippen  haben';  paske, 
jjaske  runa  ,ein  Mann,  der  solche  Lippen  hat'. 

v.  1777.  In  meinem  Texte  steht  Sumaiiiinmi;  Sumay  statt 
Sumak  cay  zu  gebrauchen  ist  niclit  gebräuchlich. 

V.   1778.   Coyllurllay  statt  Coyllur  y  der  beiden  Texte. 


V.  1780.  Camri,  Var.  dös  hol.  Mscp.  Mein  Text  hat  canmi, 
Markham's  iiocca.  Letzteres  unrichtig. 

V.  1783.  Diesen  Vers  meines  Textes:  ama  qqueparichi- 
huaichn  citirt  Markham:  ama  qquiparichin  huaychu  als  meine 
Variante.  Nach  diesem  Citat  hätte  er  grammatikalisch  gar  keinen 
Sinn,  das  hätte  Markham  wohl  fühlen  und  zum  wenigsten  richtig 
citiren  sollen. 

V.  1790.  carak  miyu  ,ein  brennendes,  beissendes  Gift'. 
In  diesem  und  dem  folgenden  Verse  wäre  der  exclusive  Plural 
richtiger. 

v.  1793.  Das  hol.  Mscr.  hat  llaquiman  cusita,  mein  Text 
Llaquita  cusita,  Markham  Llaqui  cusita. 

V.  1795.  huk  causay  captinca,  wörtl.  ,da  es  ein  an- 
deres Leben  ist'  d.  h.  das  Leben,  welches  du  von  nun  .au 
beginnst'. 


Das  Ollantadrama. 


299 


ITillak  Umu. 
Briiiö' 


ein  neues  Kleid, 


Mosok  pac'hacta  apamuy, 

Nustanchikta  pachanapaii.  Um  unsere  Fürstin  zu  kleiden. 

{Dienerinnen  erfüllen  den  Befehl;  sie  küssen  (!oylhir  die  Hände.) 


Cayca  huarineyki,  OUanta! 
1800  Yupaychacuy  cuuanianta. 
Camri  Bamuy,  Ima  Huniak, 
Gay  öascoyman,  siimak  iirpi ; 
Hiiatuöuscay  eay  cururpi ! 
Camini  canki  Coylhir  Sumak. 


1805  Cammi  canki  acliihuaycu, 
Cam  Auki,  makeykyman 
Tucuy  putiy  fianta  pantau ; 
Llapanta  saminchahuaycu ! 


Chicallata  puticuychik, 
1810  Cuäi  cauhun  huk  samipi! 

Nain  huarmeyki  makeykipi, 
Huanuymanta  kespinkicliik ! 

(Unter  Begleitung  von  Musik  schlieast  das  Schauspiel. 


Tupak  Yupanki. 

Hier  ist  dein  Weib,  ( )llanta ! 

Halte  sie  hoch  von  nun  an. 

Du  aber,  Ima  Sumak,   komm 

An  meine  Brust,  schöne  Taube ; 

Meine  Beratherin  iu  dieser  V'^ei'wickelung! 

Du  bist  Ooyllur  Sumak. 

Ollanta. 

Du  bist  unser  Schirm, 
Du  Auki,  an  deiner  Hand 
Weicht  alle  Traurigkeit; 
Du  machst  uns  Alle  glücklich ! 

Tupak  Yupanki 

(zu   Ollanta  und  Cusi  Coyllur). 

iSeid  nicht  mehr  traurig, 

Freude  sei  im  neuen  Glücke ! 

Du  hast   nun  dein  Weib  an   deiner   llaiul, 

Ihr  seid   dem  Tode  entronnen  ! 


V.  180:s.  Iinatucuscay,  Var.  des  hol.  Mscr.;  in  meiueni 
Texte  Huanquicuccai,  und  huanquicuseay  in  Markliam's  Text ; 
huatu(?u  V.  ,3ich  nach  etwas  erkundigen,  etwas  vermissen,  nach 
Jemand  fragen,  sich  um  etwas  annehmen'.  Dem  Sinne  entspre- 
chend kann  es  hier  durch  ,Leiterin,  Beratherin'  übersetzt  werden, 
wörtl.  ,welclie  sich  hei  mir  erkundifft  hat  — '.  Curur  ist  hier 
nicht  al.i  .Knäuel',  sondern  fio-.  als  .Verwickelung,  verwickelte 
Angelegenheit'   zu  nehmen. 

V.  180+.  Sumak,  Var.  des  hol.  Mscr.;  in  beiden  Texten 
chuma  (vergl.  krit.  Bemerk.). 

V.  1805.  acliihuay  s.  eine  Art  Sonnenschii-m,  der  über 
dem  regierendeij  Inca,  wenn  er  bei  gewissen  Feierlichkeiten 
erschien,  getragen  wurde;  später  überhaupt  jeder  Sonnen-  oder 
Regenschirm;  hier  6g.  , Schirm,  .Schutz'. 

V,  1807.  Wörtl.:  ,Jede  Traurigkeit  verliert  den  Weg'  (fianta 
pantu  V.  vi.  pantari  ,vom  Weg  abweichen,  den  Weg  verlieren'), 
hier  eine  sehr  feine  Metapher  für  ,an  deiner  Hand  weicht  oder 
vorsohwindot  alle  Traurigkeit'. 


v.  18U8.  Der  Vers  beginnt  in  beiden  Texten  Ccan  lla- 
pata;  das  ccan  (^ram)  kann  füglich,  wie  es  auch  Nodal  geth.in 
hat,  weggelassen  werden,  da  es  nicht  nothig  ist  und  einen  halben 
Versfuss  zu  viel  macht. 

V.  180S).  Manaracchuni  nach  Nodal  ist  dem  t'hicallata 
beider  Texte  vorzuziehen. 

V.  1810.  Statt  dieses  Verses  meines  Textes  hat  Markhani 
den  Vers  Samaniychisfla  samipi. 

huk  in  meinem  Verse  hat  hier,  so  wie  auch  in  v.  Ilii-J 
die  Bedeutung  von  ,neu',  d.  h.  ,ein  anderes,  als  das  bisherige, 
ein  anderes  Leben,  ein  neues  I.,ebcn,  im  neuen  Glücke'. 

v.  181'2.  Statt  meines  Schlussverses  hat  Markhani's  Text 
den  Vers:  Cusillana  causa  aychis,  der  auf  diese  Weise  gegeben, 
unrichtig  ist,  wird  von  Markham  aber  doch  ,And  thy  life  i.- 
füll  of  joy'  (!)  übersetzt.  Cusillaüa  caueaychik  (oder  noch 
besser  cu.'Simanalla  causaycliiki  würde  .Lebet  mir  glücklich 
(oder  froh)'  heissen. 


-<0^-»-C:- 


38' 


300 


TSCHUDI. 


V  11—18 


V.  23-28 


Kritische  Bemerkungen. 


y_  1    2  Schon-   mit    den    beiden    ersten    Versen    beginnt    Nodal  sein    unverantwortliches  Zerstörungswerk    des    alten 

Dramas.      Sie  lauten  bei   ihm:   Piqui-Chaqui,   ^chayanquichu?  —  ^Cusi  Kcuylloraman  fiinquichu?  '    • 
V.  3  — 6  In  T.  5,   der  in  meinem  Texte  Manachu  ccancca  mauchanqui  heisst,  habe  ich  die  Fragepartikel  chu  richtiger 

dem  Verbum   sutfigirt.   Während   der  Originaltext  die  ganz   natürliche  und  naheliegende  Frage   enthalt:   , Fürchtest 
du  dich  nicht,    da    sie  des  Inca  Tochter  ist'  bringt  Nodal   die    höchst  eigenthümliche  Frage :    , Fürchtest  du   dich 
nicht,  etwa  der  Tochter  eines  Inca  würdig  zu  sein?'     (;Incac    ususip   camanman,  —  Manam  manchacusunquichu? 
wobei  zu  bemerken  ist,  dass  er  in  Incac  ususip  die  beiden  Genitivformen  in  c  und  p  gebraucht). 
V.  7—10  In  V.   8    bin  ich  dem    hol.   Mscr.    gefolgt,    der    das    Pron.   pers.   dem   Substant.   suffigirt.      In  meinem    Gram. 

Texte  ist  lulucuscay  Inf.  rei  pei-f.  mit  activer  Bedeutung  und  bildet  einen  Relativsatz.  In  Markham's  Text 
lauten  v.  9 — 10  Nancay  souccoy  paipaoa  chita  —  Paillallatau  munascani,  die  von  Markham  übersetzt  werden :  My 
heart  in  that  road  —  Alone  desires  to  search.  In  dieser  Leseart  ist  der  Kechuatext  unverständlich  und  die  eng- 
lische Uebersetzung  ebenso  unklar  als  unrichtig.  Markham  verwechselt  vorerst  das  Adverb,  na  (üam)  mit  dem 
Subst.  nan  (Weg),  dann  zieht  er  allen  grammatischen  Kegeln  zuwider  cay  zum  vorhergehenden  nan,  verwechselt 
ferner  die  erste  Pers.  Sing,  des  Verb,  (munascani)  mit  der  dritten,  indem  er  ganz  falsch  sonccoy  auf  munascani 
bezieht  und  übersetzt  endlich  paillallatau  i^recte  pallallacta)  gar  nicht.  In  Markham's  Leseart  ist  paipaca  chita 
ganz  unverständlich.  In  meinem  Gram.  Texte  ist  v.  9  üan  cay  sonccoypioca  zwar  verständlich,  aber  auch  nieht 
empfehlenswerth.  Bei  Nodal  lautet  er  Nam  aparca  sonkcollayta  und  ich  nehme  nicht  Anstand  ihn  an  die  Stelle 
desjenigen  meines  Textes  zu  setzen.  Dass  das  Futur,  mascacusak  (v.  10)  nach  Nodal  (Hu,  Pallayta  mazcaousac) 
besser  ist,  als  das  Praes.  (e  praet.)  masoascani  meines,  oder  munascani  in  Markham's  Text,  braucht  kaum  er- 
wähnt zu   werden. 

V.  11.  Supay  (vergl.  Note  zu  S.  197)  ,der  böse  Geist',  von  den  katholischen  Priestern  durch  Teufel 
übersetzt,  und  Supan  ,der  Schatten  von  Menschen  und  Thieren'  (der  Schatten  im  Allgemeinen,  von  leblosen 
Gegenständen  insbesondere,  heisst  llantu,  z.  B.  punohau  llautuuna  ,der  Tag  macht  schon  Schatten,  gegen  Abend' 
Uantuchi  , beschatten'  etc.)  fallen  zusammen.  Bemerkenswerth  ist  der  Gegensatz  Inti-Supay  ,das  leuchtende  Gestirn, 
die  Sonne'  und  der  , Schatten';  die  , allverehrte,  gute  Gottheit'  und  der  ,böse  Geist'. 

X)ie  V.  13 — 14  übersetzt  Barranca:  ,denn  es  gibt  noch  viele  Mädchen,  die  du  lieben  kannst,  bevor  du 
alt  wirst'.  Markham  übersetzt  Barranca  wörtlich  nur  dreht  er  ganz  grundlos  die  Rede  zu  einer  Frage  um: 
Are  there  not  many  other  maidens  —  That  you  oan  love  before  you  are  old  ?  Die  Uebertragung  Barranca's  ist 
willkürlich,  denn  im  Texte  berechtigt  nichts  zur  Einschaltung,  , welche  du  lieben  kannst'. 

In  Markham's  Text  sind  die  Worttrennungen  raycus  casunqui  und  muspha  quipas  ganz  fehlerhaft,  muspha- 
quipas   bedeutet  zudem  nichts. 

V.  17  beginnt  in  Markham's  Text  und  in  dem  Meinigen  Yma  ppuuchaucha.  Nodal  hat  dafür  richtiger 
Ichas  punchaupi,  ich  habe  auch  diese  Variante  aufgenommen.  Am  besten  wäre  wohl  Imaypachaca  es  wird  die  Zeit  (der 
Tag)  kommen.  Durch  den  humoristischen  Vers  18  prophezeiht  Piki  Chaki  seinem  Herrn,  dass  ihn  der  Inca  nach 
seiner  Enthauptung  auch  noch  verbrennen  lassen  werde:  ,Du  wirst  ein  Braten  sein'.  Nodal  änderte  den  Vers 
dahin :  Ayayquiota  canachinca  (er  wird  deinen  Leichnam  verbrennen)  wodurch  dem  Witze  Piki's  die  Spitze 
gebrochen  wird. 

Die  Uebersetzung,  welche  Markham  von  dieser  Stelle  gibt,  charakterisirt  vollkommen  die  Art  seiner 
Uebertragung,   wenn   er   sich  nicht  strenge   an  Barranca  hält. 

V.  23 — 24  heissen  nach  ihm:  Away  then !  let  me  be  gone,  — And  not  fall  like  a  dog ;  hier  ist  nur  das  Wort 
alloo  richtig  übersetzt,  alles  Uebrige  falsch,    v.  25  Ychacca    ama  nocata   übersetzt  er :  this  shall  not   be  for  me, 


'  Es  war  ursprünglich  meine  Absieht,  den  grösseren  Tlieil  des  Nodal'sclien  Ollantadramas  hier  zur  Vergleicliuug  anfzunelinien, 
ich  werde  mich  indessen  darauf  beschränken,  nur  so  viel  davon  zu  citiren,  als  zur  kritischen  Würdigung  der  Texte  notli- 
wendig  ist,  und  nur  ein  Paar  längere  Stellen  anführen,  um  denjenigen,  denen  die  Arbeit  von  Nodal  niclit  zur  Verfügung 
steht,  zu  zeigen,  wie  er  das  ursprüngliche  Drama  entstellt  hat. 


Das  Ollantadkama.  301 

was  absolut  unrichtig  ist.  Murkham  hat  nicht  verstanden,  dass»ama  als  erstes  Glied  der  prohib.  Negation  zu 
Nihuankiehu  gehört;  er  übersetzt  dieselbe  auch  gar  nicht,  v.  26 — 27  überträgt  er:  Away  Picjui !  He  will  seek 
me,   —   He   shall  miss   nie   each  year  etc.,   was   durchaus  gegen  den   Wortlaut  des  Textes  ist. 

Sapa  huata,  sapa  punchau,  sapa  tuta  (eigentlich  ,in  jedem  einzelnen  Jahre,  Tag,  Nacht')  kann  füglich  durch 
,Jahr  tiir  Jahr',   ,Tag  für  Tag'   etc.,   oder  durch   , immer  und   immer   wieder'   übersetzt   werden. 

Barranca  übersetzt  v.  26  :  ,Piqui  Chaqui  suche  Cusi  Coyllur'.  Im  Texte  ist  der  Name  Cusi  ('oyllur  aller- 
dings nicht  genannt,  aber  mascarcumiiy  bezieht  sich  auf  des  Incas  Tochter. 

Markham  hat  von  v.  29 — 30  folgende  höchst  merkwürdige  TJebersetzuug  geliefert:  Go  then !  l'iqui  Chaqui,  —  v.  29—36 
Leud  forth  the  dances  of  straw  (!I).  Welche  Idee  sich  der  englische  Uebersetzer  von  dem  Verse  kikin  huanuy 
ichunautiu  (selbst  der  Tod  mit  seiner  SicheH  machte,  als  er  sie  auf  die  eben  angeführte  Art  wiedeigab,  ist 
räthselhaft ;  die  Uebertragung  ist  aber  ohne  Sinn  (die  Bemerkung  a,  pag.  127,  die  Markham  zu  diesem  Verse 
machte,  hat  auch  nicht  die  geringste  Beziehung  zu  demselben^  Dass  auch  die  übrigen  secdis  Verse  von  Markham 
höchst  willkürlich  und  dem  Sinne  des  Textes  nicht  entsprechend  übersetzt  wurden,  mag  nur  beiliüitig  erwähnt  werden. 

Ueber  den  v.  30  habe  ich  schon  in  der  Einleitung  (pag.  lOT^I  gesprochen  und  meine  Bedenken  über  den- 
selben geäussert.  Barranca  hat  die  beiden  letzten  Verse  (35,  36)  unrichtig:  ,Ich  werde  mit  ihnen  kämpfen 
bis  zum  Sterben,  um  Cusi  Coyllur  zu  umarmen'  ( ,To  embrace  the  Coyllur'  Markh.)  übersetzt ;  ein  dem  , umarmen' 
entsprechendes  Wort  kommt  im  Kechuatexte  nicht  vor.  Diese  beiden  Verse  sind  sowohl  in  meinem  al.s  in 
Markham's  Texte  unverständlich  und  oft'enbar  durch  die  Copisten  entstellt.  Bei  Nodal  sind  sie  klar  (Cauzayta 
huafmchicuspa,  —  jKcuyllurnecman  miticany!\  ich  habe  sie  daher  mit  der  nöthigen  Moditication  und  dem  Sinne 
von   Ollanta's  Rede   anpas.send   aufgenommen. 

Markham   hat  die  Verse  39,   40   nicht  verstanden.  Er  übersetzt  sie :    You  cannot   see   your  own   nose,  —  And       v.  39,40 
therefore  you  speak  thus.     Die  Verse  lauten :    da  du  nicht  seine  Nase  (^des  Dämons^i  siehst,   so  sprichst  du  jetzt 
so.    Piki  will  damit  seinem  Herrn  sagen:  ,du  prahlst  jetzt,  dass  du  selbst  den  bösen  Geist  mit  Füssen  stampfen 
wüi-dest,    da   du    nicht    einmal    seine  Nasenspitze    siehst,    (käme    er   wirklich,    würdest    du    schwerlich    so    tapfer 
sein).     Barranca  hat  die  Stelle  richtig  wiedergegeben. 

Da  Nodal  die  Rolle  des  Piki  Chaki,  wie  schon  in  der  Einleitung  bemerkt  wurde,  gänzlich  verkannt  hat, 
BO  hat  er  auch  diese  Stellen  sehr  unglücklich  abgeändert,  z.  B.  v.  37  will  Piki  ■  diu-chaus  nicht  sagen,  der 
Dämon  wird  kommen  (;Zupay  llocsimunca  chaymaul),  sondern  er  fragt  nur  und  ,wenn  der  Dämon  käme?'  In 
V.  39 — 40  ist  die  Erwiederung  des  spöttelnden  Dieners  in  meinem  Texte  sehr  gut  gegeben,  während  Nodal  ihn 
altklug  sagen  lässt :   Manaracchum  ricuUanqui,, —  Cunan   hinam  rimallanqui. 

Markham  hat  von  diesen  vier  Versen  folgende  eigenthümliche  Uebersetzung :  Say  then,  Piki  I  —  Caust  thou  v.  41—44 
hide  for  me,  —  So  that  Coyllur  see  it  —  This  üower  ?  ( ! )  gegeben.  Es  ist  übrigens  erwähnenswerth,  dass  Nodal  bei 
seiner  Umarbeitung  dieser  vier  Vterse  denselben  einen  ähnlichen  Sinn  unterlegt,  indem  er  Ollanta  von  Piki  Chaki  ver- 
langen lässt,  er  solle  Cusi  einen  Blumenstrauss  übergeben.  Die  üebersetzung  die  Barranca  und  ich  von  den  Versen 
des  Orig;inaltextes  geben,  ist  grammatikalisch  begründet.  Markham's  Üebersetzung  dürfte  auf  die  nämliche 
Quelle  zurückzuführen  sein,  der  er  mehrere  andere  unrichtige  Uebertragungeu  verdankt.  Es  ist  nicht  wolil 
anzunehmen,  dass  der  Heerführer  Ollanta,  ähnlich  wie  die  Jünglinge  unserer  Zeit,  seiner  Geliebten  einen  Blumen- 
strauss schickte.  Ollanta  müsste  ja  mit  der  Keule  in  der  einen  und  dem  Bouquet  in  der  anderen  Hand  auf 
die  Bühne  getreten  .sein.  Nodal  sagt  ausdrücklich  Cay  Uampo  ticacta  (este  suave  rumilletetei  , diese  Blumen'. 
Wie  viel  natürlicher  und  eachgemässer  ist  Ollanta's  Frage  im  Originaltexte:  ,Ist  nicht  Coyllur  eine  glänzende  Blume :' 

Barranca  hat  nicht  ganz   richtig  übersetzt:     durch   einen  Druckfehler  meines  Textes   (suynpi   statt   suyrupi)       v.  45—51 
verleitet,   hat   er  chay  suyupi  Yntimanmi  ricchacurccan   durch:   , glänzend   wie   die   Sonne  in   ihrem   Laufe'   wieder- 
gegeben ;  v.   .52   übersetzt  er  , schön   wie   der  Mond'. 

Markham  hat  mit  diesen  acht  Versen  entschieden  Unglück.  Nachdem  er  in  seinem  Buche  ,Cuzco  and 
Lima'  pag.  174,  mit  Hülfe  eines  jungen  Studenten  aus  Cuzco  eine  ganz  confuse  Üebersetzung  davon  gegeben 
hatte, '  hält  er  sich  nun  fast  wörtlich  an  Barranca's  theilweise  irrige  Uebertragung  (denn  von  einer  Üeber- 
setzung des  Kechuatextes  durch  Markham  ist  keine  Rede)  geht  aber  noch  viel  weiter  und  flickt  Sachen  ein,  von 
denen  im  Texte  gar  nichts  steht,  z.  B.  Beautiful  as  the  morning.  Seine  Üebersetzung  von  Barranca's  Ueber- 
tragung lautet:  Who  with  other  spotless  ones,  —  Came  forth  but  yesterday?  —  Perchance  it  was  she  I  —  Beautiful 
as  the  morning,  —  Brillant  as  the  Sun  in  his  cotirse,  —  Bright  as  the  moon. 

'    Wabrselieinlicli  verdankt  Marklj.im  diesem  Studenten  auch  die  absonderliche  Uelicrsetzung  des  .Sfrohtanzes'  in  v.  30. 


302  TscHUDi. 

Nodals  Umänderung  gibt  über  die  zweifelhaften  Stellen  keinen  Aufscbluss ,  der  Vers  Cayna  pinichau 
rauki  ranki  lautet  z.  B.  bei  ihm:  Kcayua  punehao  rayoohuanqui  (Ayer  para  ella  la  ocai?ion  me  fue  abortadal, 
was  nafürlioh  in  keinem  Zusammenhange  zu  den  früheren  Versen  des  echten  Textes  steht.  Den  Vers:  Purum 
taksicuna  hucupi  übersetzt  er:  ,Aca  abajo  de  los  altos  la  muchedumbre',  was  mir  unverständlich  ist.  Purum  taksi- 
cuna  übersetze  ich  durch  ,muthwillige  Mädchen';  purum  ,wild'  nehme  ich  hier  für  ,übermüthig,  muthwillig',  wie 
es  wohl  die  Gespielinnen  der  Cusi  Öoyllur,  die  erst  seit  kurzem  sich  in  Aclla  huasi  aufhielten,  sein  mochten. 
In  der  Note  ad  v.  48  habe  ich  bemerkt,  dass  Barranca  zweimal  ranki  ranki  durch  ,beim  Anbruche  der 
Morgendämmerung'  wiedergegeben  habe.  Diese  Uebersetzung  veranlasst  ranki  ranki  mit  ramca  ,Traum,  Träumerei' 
in  Verbindung  zu  bringen  ;  ramca  ramca  pacha  heisst  die  , Morgendämmerung' ;  ranki  dürfte  aus  ramca  (vielleicht 
corrupt)  entstanden  und  ranki  ranki  gleichbedeutend  mit  ramca  ramca  sein.  Dass  pacha  .Zeit'  dabei  nicht  un- 
umgänglich nothwendig  ausgedrückt  zu  werden  braucht,  beweisen  viele  Beispiele  wie  raayninpi  .von  Zeit  zu  Zeit' 
(läev  ähnlich  f'arpasca  (mit  oder  ohne  cbacra)  ,ein  bewässertes  l'eld'   etc. 

V.  52— 5R  Barranca  übersetzt  v.  55,   56:   ,geh'  augenblicklich  und  sprich   mit   ihr,    die   immer  guter  Laune   ist."   Cuuay- 

niyhuan  heisst  aber :  ,mit  meiner  Botschaft,  einem  Auftrage  von  mir'.  Cusi  cusi  bezieht  sich  auf  cunay  und 
nicht  auf  Öoyllur.  Markham  übersetzt  cunayfiihuan  cusi  cusi:  How  bright  and  joyful  is  she  !  (!)  In  v.  53  hat 
er  chayea  recsinki  ganz  unbeachtet  gelassen,  was  eine  um  so  grössere  Xachlässigkeit  ist.  als  sich  v.  fiO  und  61 
gerade  auf  dieses  recsinki  beziehen. 

Nodal  sagt  in  v.  53,  54  ,Wie  schön,  wie  fröhlich  ist  diese  Tochter  des  Glückes'  (Haykea  zumac.  yma  cusi,  — 
.Ytaucaypa  chay  ususi!). 

V    57—60  Nach    Barranca    lauten    diese   Verse:     Ich    möchte    nicht    am  Tage  in   Palast   (hatun  huasi)   gehen,   denn   in 

ihm  kennt  man  nich1  den,  der  mit  Last  geht.  Dieser  Uebersetzung  steht  aber  v.  (50  gegenüber  Manam  picta 
recseynianchu ,  ich  würde  Niemanden  kennen ;  nach  Barranca  müsste  er  lauten  Mana  pipas  recsinmanchn. 
kepintin  als  Träger  (trop.  gemeiner  Mann,  Plebejer)  zu  übersetzen,   ist  etwas  gewagt. 

Markham  hat  in  v.   57   den  Optativ   riyman   (reymanl   vom  Verb,   ri    .gehen'   für  eine  Form   des  Verb,   rima 
.sprechen'  genommen  und   ,Indeed   I  cannot   speak  of  her.'   übersetzt  1 
^_  g]^  Barranca    (und    nach  ihm   Markham)   haben  diesen   Vers    als  Fragesatz  behandelt :     Wie,   hast   du"  mir  nicht 

gesagt,  dass  du  sie  schon  kennst?  (Did  you  not  say  that  5-ou  knew  her?)  Es  ist  diess  unrichtig,  denn  der 
8atz  enthält  eine  directe  Rede.  In  Fragesätzen  kann  die  Fragepartikel  nur  dann  ausgelassen  werden,  wenn 
zur  Frage  ein  Pron.  interrog.  oder  ein  fragendes  Adverb,  gebraucht  wird. 

Nodal  behandelt  diesen  Vers  auch  als  Frage,  gibt  ihn  aber  gi-ammatikalisch  richtig:  ^Riosiyta  fiam  fiihuan- 
i|uichu  ? 

V.  62—64  Piki    Chaki    macht    in    v.   68    ein  Wortspiel    mit    dem    Namen   Coyllur    , Stern',      ('oyllur    leuchtet    nur  des 

Nachts.  Meine  Noten  17  und  18  in  den  Sprachproben  zur  Kechuagrammatik  pag.  73  beruhen  auf  einer  irrigen 
Auffassung  dieser  Stelle. 

V.  65— 6S  Barranca  übersetzt :    ,denn    meine    angebetete   Cusi  ('oyllur  blendet   sogar   die   Sonne  durch  ihre   Schönheit, 

sie  hat  keine  Nebenbuhlerin'  (,She  has  no  rival'  Markh.),  dem  Sinne,  nicht  aber  dem  Wortlaute  nach,  vollkommen 
richtig.  Ollanta  setzt  das  Wortspiel  seines  Dieners  fort  und  sagt:  , dieser  mein  geliebter  Stern  leuchtet  neben 
der  Sonne  noch  mehr  als  sie.'     Barranca  hätte  daher  folgerichtig  nicht  Cusi  Coyllur  übersetzen  sollen. 

V.  69—75  Nach    Barranca's    Uebersetzung    lauten    diese    Verse:    , Warte,    jetzt  wird    gleich    ein    Greis   oder  eine  Alte 

herauskommen,  die  ich  für  passend  halte,  deine  Botschaft  zu  tragen  und  mit  ihr  (i.  e.  Coyllur)  zu  sprechen, 
weil  ich,  obgleich  ich  eine  arme  Waise  bin,  nicht  gerne  ein  Kuppler  heissen  würde'.  Diese  Uebersetzung  weicht 
bedeutend  vom  Texte  ab,  auch  berücksichtigt  Barranca  den  v.  71  gar  nicht.  Ich  fasse  die  Stelle  folgender- 
massen  auf:  Piki  Chaki  will  durchaus  nicht  mit  Ollanta's  Auftrag  zur  Incatochter  gehen;  glücklicherweise  sieht 
er  aber  den  Oberpriester  in  seinem  langen  schwarzen  Oberkleide  zur  Scene  kommen,  und  sagt  nun  zu  seinem 
Herrn :  ,Sieh'  es  kommt  ein  Greis  her,  oder  vielleicht  eine  Matrone,  er  sieht  einem  Weibe  gleich  (in  seiner 
Priesterkleidung),  berathe  dich  mit  ihm  ob  er  vielleicht  deine  Botschaft  übernimmt,  denn  mich  würde  man  doch 
nur   für  den  ersten   besten  armen   Schelmen  halten'. 

Markham  hat  das  Original  nicht  verstanden  und  deshalb  eine  unrichtige  aber  auch  höchst  confuse  Ueber- 
setzung geliefert;  er  hat  wieder,  wie  in  v.  51  das  Verb,  riccha  , gleichen,  gleich  sehen'  mit  dem  v.  riccha  , auf- 
wachen' verwechselt.  Seine  merkwürdige  Uebersetzung  lautet :  If  it  ahould  be  possible  —  I  will  look  out  for  some 
old  man  or  woman,  — I  will  be  awake  and  try  it.  (!)  —  I  will  convey  you  to  her  —  And  speak  with  her.  (!)  — 
I  will  consent  to  be  your  messenger  (!)  —  Though  I  am  but  a  poor  man. 


Das  Ollaktadkama.  303 

Nodal  hat  eine  mir  auch  dem  Sinne  nach  unverständliche  Abänderung  dieser  Verse  gegeben.  Sie  lauten 
in  seiner  eigenen  Uebersetzuug :  Mira  que  ahora  mismo  ä  salir  voy ;  —  La  confesion  de  una  vieja  el  anciano 
hace,  —  De  la  mujer  observando  el  ademau  ([ue  haoe,  —  Asi  ahora  rai  designio  ;i  comenzar  voy.  —  Cuanto  por 
respuesta  te  traiga,  ^ — De  ella  el  recado  ha  de  coiitener; —  El  aloahuete  buen  üxito  ha  de  tener,  —  Cualquiera 
el   empoüo   que  tu   huürfano  contraiga.    (?) 

Während  nach  dem  ursprünglichen  Texte  der  Oberprie.ster  in  langem  Kleide  mit  dem  Üplermesser  in  der  v.  70  — S3 
Hand  auf  die  Scene  tritt,  lä<st  ihn  Js'odal  in  langem  schwarzem  Kleide  mit  einem  weissen,  mit  Goldpunkten  be- 
setzten Gürtel  mit  Quasten,  in  der  rechten  Hand  einen  Degen,  (!)  umgeben  von  einer  Anzahl  von  Priestern  und 
Tempeldieuern,  erscheinen.  Markham's  Uebcrsetzung  enthält  Unrichtigkeiten,  z.  B.  in  v.  76 — 7  7  steht  von: 
I  watch  they  course  —  As  thou  marchcd  onwards  im  Texte  nichts ;  das  charakteristische  iiUpaycuspa  wird  gar 
nicht  berücksichtigt. 

Zu   bemerken  ist,   dass  IJarranca  huaranca  v.    79    (tausend)   durch   , hundert'   übersetzt. 

Mein  Gram.  Text  hat  v.  83  maua  hacospa;  Markham's  mana  accospa.  Barranca  übersetzt  es:  ,nach  dem  Fasten' 
(Despues  de  hecho  el  ayuno.  , After  the  fast  is  ov«r'  Markh.).  Was  Barranca  zu  dieser  Uebersetzung  berechtigt, 
weiss  ich  nicht ;  haeo  vi.  aco  ist  kein  Kechuawort,  dLe  Leseart  beruht  auf  einem  f'opirfehler.  Im  bol.  Mscr.  steht 
mana  harccaspa  ( harca  v.  , auf  halten,  iune  halten,  unterbrechen')  also  ,ohne  Unterbrechung'.  Der  .Sinn  der  Rede 
wäre  nach  dieser  Leseart:  ,ich  werde  die  tausend  Llama,  ohne  inne  zu  halten,  opfern'.  Nodal  setzt  ,nanak 
hapospa'  ,sehr  glimmend,  glühend'.  Ich  gebe  dieser  Leseart  den  Vorzug,  da  sie  dem  Opfergebva\ic-he  am  besten 
entspricht. 

Es  kommen  in  diesen  Versen  mehrere  Abweichungen  von  deu  Texten  vor.  In  v.  SB  hat  der  Meiuige :  ^-  >^i — 91 
Ima  qquenchas  chaymi  Puma  ;  Nodal  setzt  chaypi  statt  chaymi  und  übersetzt  den  Vers :  , Welch'  übles  Vorzeichen 
muss  dort  der  Schaum  eines  solchen  Löwen  sein!'  (jQue  de  mal  aguero  alli  ha  de  ser  de  tal  leon  la  cspuma!), 
der  ganz  unberechtigte  , Schaum'  wird  nur  wegen  des  Reimes  (auf  Huillac  Huma)  herbeigezogen.  Markham  hat 
dagegen  die  ganz  unverständliche  Leseart  Yma  qquenchas  manu  eumn  und  da  er  natürlich  mit  derselben  nichts 
anzufangen  wusste,   so  übersetzte  er  einfach  Barranca. 

Da  ich  für  den  Oberpriester  Garcilasso  de  la  Vega's  Bezeichnung  (vide  pag.  221)  Uillak  Umu  statt  der- 
jenige meines  Textes  Uillca  Uma  angenommen  habe,  so  geht  au  verschiedenen  Stellen  des  Textes  der  Reim  ver- 
loren,  z.  B.   hier :   uma  auf  puma. 

Vers  87  lautet  in  Markham's  und  in  meinem  Gram.  Texte:  Paj-huan  ousca  purimuscan,  was  nicht  recht 
verständlich  ist ;  im  bol.  Mscr.  heisst  er :  Payhuan  usuy  purimuscan  ,mit  ihm  geht  Verderbniss  einher' ;  ich  nehme 
auch  diese  Leseart  an.  Nodal  hat  den  Vers  in  Puyhuan  caspa  nakcacusca !  (pues  de  un  execrable  instinto  esta 
dotado  !)  umgebildet. 

Vers  91  fehlt  bei  Markham  ganz,  was  ihn  aber  nicht  hindert  denselben  nach  Barranca  zu  übersetzen.  In 
meinem  Texte  lautet  er:  Pai  rimarin  chaypachacca,  was  weder  richtig  noch  passend  ist;  im  boliv.  Mscr.  da- 
gegen heisL-it  er  pay  ricuchin  pacascacta  ,er  macht  sehen  das  Verborgene',  ,er  enthüllt  das  Verborgene' ;  welche 
Leseart  ich  auch  adoptire.  Nodal's  Vers  lautet:  Pay  rimachin  chipascacta,  und  seine  L^ebersetzung :  Cuando  de 
una  trampa  saoa  el  astaco  (!). 

Markham  hat  den  Text  nicht  richtig  verstanden,   indem  er  v.  93,  94  durch:  Even  now  that  sorcer  —  Knows       ^-  92—95 
twice  as  much  as  you  —  Concerning  what  you  said,  übersetzt.  Barrauca  (und   mit  ihm  Markham)  übersetzte  den 
Schlussvers  gar  nicht.  Piki,  der  sieht  wie  der  Oberpriester  die  Sonne  anredet,  sagt  zu  seinem  Herrn  :  ,er  weis- 
sagt schon  allerlei'. 

Barranca  übei'setzt  in  negativer  Form   (dir  ist  nichts  verboi'gen),   was  OUanta  in   affirmativer  sagt.      Wie  er       "■  90—99 
v.    100  durch:    veamos  que  todo  sea  asi  übertragen  konnte,   ist  unbegreiflich.     Markham  folgt  ihm  ohne  Kritik. 
Gruss  und  Wunsch  von  Ollanta  entsprechen  dem  Stand    und  Beruf  Uillak  Umu's,  so  wie  des  Oberpriesters  Gruss 
und   Wunsch,   dem  des  Feldherrn. 

Statt  C'apak  Auki  (v.  97)  hat  Nodal  ,Tupac  Auqui',  und  übersetzt  , geheiligter  Aristokrat'  (sagrado  aristo-  *'■  lOO— 104 
crata).  Nodal's  Uebersetzung  ist  mir  erst,  nachdem  die  Einleitung  der  vorliegenden  Arbeit  schon  unter  der  Presse 
war,  bekannt  geworden,  sonst  hätte  ich  nicht  ermangelt,  sie  betreffenden  Ortes  ebenfalls  zu  besprechen.  Ich 
will  daher  hier  noch  einige  Worte  über  dieselbe  beifügen.  Nodal  hat  den  unglücklichen  Gedanken  gehabt,  seinem 
Drama  eine  gereimte  (aber  nicht  etwa  eine  metrische)  spanische  Uebersetzung  beizufügen  und  sich  dadurch 
in  eine  bedenkliche  Zwangslage  versetzt.  Um  die  Reime  zu  finden,  hat  er  sehr  häufig  extravagante  .Vusdrücke 
herbeigezogen    und    bombastische    Verse    gemacht,    die    das  Veratändniss    in    hohem    Grade    beeinträchtigen.     An 


V.   105—121 


V.   122—125 


T.   126— 129 


gQ^  TsCHDDI. 

vielen  Stellen  hat  er  dadurch  seineu  Text  geradezu  entstellt.  Der  Zweck  einer  bloss  gereimten  Uebersetzung 
bei  ganz  willkürlichem  Versmasse  ist  nicht  leicht  einzusehen  ;  eine  schlichte,  wortgetreue  Uebersetzung  in  Prosa 
wäre  jedenfalls   weit   nützlicher  und  besser   gewesen  als   eine  solche  gezwungene  Reimerei. 

Durch  die  irrige  Leseart  ttacta  cachun  t.  102,  hat  sich  Barranca  verleiten  lassen,  den  Vers  durch:  ,zu 
deinen  Füssen  liegt    die   Provinz'   (ä  tns  plantas  tienes  rendida  la  comarca)    zu  übertragen.      Markhara    übersetzt 

Barranca. 

In  der  Uebersetzung  von  v.  105,  1015:  ,Ich  zittere  dich  hier  zu  sehen',  hat  Barranca  sich  nicht  an  die 
Vcrbaltbrm  des  Textes  gehalten  und  das  Wort  machucta  unberücksichtigt  gelassen.  Die  übrigen  Verse  (v.  107 
bis   121)   kann  ich  ebenfalls  nicht  mit   der  Barranca'scheu   Uebersetzung  in   Einklang  bringen. 

Markham's  Text  hat  v.  110  nicht,  dagegen  aber  folgende  drei  verworrene  Verse:  Ynca  chu  huacc  yanca- 
sunqui  —  Llaquichu  pusamisunqui  —  Icha  cusipaoohu  chaicca,  und  übersetzt  dieselben  :  Is  it  for  the  Inca  thou  pre- 
parest  — To  discover  evil  omens  —  By  the  spider  divination  r  Es  ist  in  diesen  drei  Versen  kaum  ein  Wort  richtig 
übersetzt,  daher  der  Sinn  natürlich  ganz  entstellt.  Die  , Spider  divination'  ist  eine  mehr  als  gewagte  Uebersetzung. 
Cusi  Cusi  oder  Urusu  auch  paccha  heissen  die  Spinnen,  ans  deren  Füssen  gewisse  Auguren  (Pacchacuk,  pacchari- 
cnk  oder  pachacarik)  wahrsagten.  Sollte  die  Frage,  ob  .Uillak  Umn  aus  den  Spinnenfüssen  wahrsagen  wolle, 
hier  ausgedrückt  werden,  so  müsste  Markham's  Vers  jedenfalls  anders  lauten.  Das  Wahrsagen  ans  Spinnen- 
füssen  war  übrigens  ein  Geschäft   der   Auguren   niedrigerer  Kategorien  und   nicht   das  des   obersten  Priesters. 

Die  beiden  Schlnssverse  120—121  übersetzt  Barranca:  ,wenn  eben  der  Monat  beginnt,  warum  sollen  wir 
die   Freude   aufgeben?'      Es   entspricht   diese  Uebertragung  dem   Texte  keineswegs. 

Barranca  übersetzt  den  Vers  123:  ,Bin  ich  etwa  dein  Diener  (Kind)?'  gar  nicht.  Der  Oberpriester  will 
durch  diese  Erwiederung  dem  Feldherrn  andeuten,  dass  es  ihm  niclit  zukomme,  ihn  auf  diese  Weise  zu  inter- 
pelliren.     Markham    hat    diesen    einfachen   Vers    gar    nicht    verstanden,    denn  er  übersetzt   ihn:    Am  I  not    they 

servant  ?  (!) 

,Mein  feiges  Herz  fürchtet  sich,  da  es  dich  an  einem  besonderen  Tage  sieht,  um  dein  Kommen  zu  benützen, 
(para  'aprovecharme  de  tu  venida)  auch  wenn  es  mich  eine  Krankheit  kosten  würde'  übersetzt  Barranca  diese 
Stelle  (die  auch  von  Markham  wieder  wörtlich  ins  Englische  übertragen  wirdV  Die  Uebersetzung  entspricht 
'  weder  dem  Wortlaute,  noch  dem  Sinne  des  Textes.  In  meiner  Uebersetzung  habe  ich  mich  strenge  an  den 
Originaltext  gehalten  und  nnr  v.  127  nach  dem  bol.  Mscr.  camta  cay  punchau  ricuspa  statt  dem  in  Markham's 
und  meinem  Gram.  Texte  Yancca  ppunchaupi  ricuspa  enthaltenen,  aufgenommen.  Ricuspa  ist  auf  lluclla  soncoy  zu 
beziehen.  Nodal  änderte  diesen  Vers  in:  ("ay  puuohanpi  ricuyquispa  um  und  gebrauchte  ein  Gerund.  II  der  1.  pers. 
Ob.  Conj.  Die  besten  alten  Grammatiker  bemerken  ausdrücklich,  dass  dieses  Genmdium  in  der  Kechuasprache 
nicht  vorkomme.  OUanta  gibt  hier  dem  vollen  indianischen  Aberglauben  Ausdruck;  er  sieht  den  Oberpriester 
an  einem  ganz  ungewohnten  Tage  mit  Opfervorbereitungen  beschäftigt  und  fürchtet,  dass  es  für  ihn  von  schlechter 
Vorbedeutung  sei,  ihm  sogar  eine  Krankheit  zuziehen  Jcönnte. 
V.  130-139  Die  Leseart  von  v.    134  in  Markham's    Texte:    Nihnay,    ama  pacahuaichu   (Sag'   mir,   aber  verheimliche   es 

mir  ja  nicht)  ist  nicht  passend,  denn  Uillak  Umn  rühmt  sich  in  v.  150,  dass  er  der  Einzige  sei,  der  Alles, 
auch  das  Verborgenste  wisse ;  er  braucht  also  Ollanta  nicht  erst  zu  ermahnen,  er  solle  ihm  nichts  verschweigen, 
er  kann  ihm  nur  vorwurfsvoll  bemerken:  ,Sag'  mir,  welche  Absichten  hegt  dein  verdorbenes  Herz.'  Markham 
übersetzt  übrigens  diesen  Vers :  Teil  me  the  thoughts  —  That  find  a  place  in  thine  heart,  also  nicht  nach  seinem 
Texte,  sondern  nach  Barranca's  Uebersetzung. 
V.  140—143  Markham,    der    die   beiden   ersten  Verse    nach  Barranca  übersetzt,    gibt   aber  den  v.    142   durch:     Say  what 

are   on   the   quipus,   ganz  falsch  wieder.   In  seinem  Texte  hat  er  statt  kipusca  das  unverständliche  Wort  anhuiscca 
(etwa  ahuasoa  ,gewoben'?). 
V.  144— IM  lu  V.   150—151    erklärt  der  Oberpriester  dem  Ollanta,  er  sei  auch  im  Stande  dem  Feldherrn  von  Antisuyu 

zu  helfen  (_ihra,  den  er  von  Kindheit  an  gross  gezogen  und  sehr  geliebt  habe).  Barranca  fasst  die  Stelle  nicht 
richtig  auf,  indem  er:  , jetzt  soll  ich  dir  helfen,  dass  du  Antisuyu  regierest',  übersetzt.  Ollanta  war  schon 
Statthalter'  von  Antisnyn.  —  v.  1G2— 1(13  übersetzt  Barranca:  ,Antworte  mir,  obgleich  du  vor  Zorn  bersten 
möchtest'  (,Answer  menow  — Even  when  thy  heart  is  appeased'  Markh.)  pinachi  v.  .erzürnen,  zornig  machen, 
beleidigen' ;'  der  Sinn  der  Stelle  (der  Wortlaut  ist  im  Texte  angegeben)  heisst :  ,du  beabsichtigst  jetzt  den  Inca, 
der  dich  so  sehr  liebt  und  dich  so  sehr  ausgezeichnet  hat,  zu  beleidigen'.  Barranca  übersetzt  fenrer  v.  171—175: 
,es  kommt  dir  nicht  zu,  so  viele  Wohlthaten  mit  so  viel  Undank  zu  lohnen,  indem  du  in  den  Koth  lallst'. 
Diese  Uebertragung  entspricht  dem  Texte  nicht.    Die  Stelle  i.st  etwas  dunkel,  besonders  die  beiden  v.   174—175 


Das  Ollantadrama.  -305 

Mitcaspachu  puririhuak, — Urmahuak  huk  puntumanchu.  Dem  Sinne  nach  könnte  man  diese  Verse  ctw;i:  .Willst 
du  in  deiner  Verirrung  verharren,  willst  du  mit  dem  Kopf  durch  die  Wand  rennen?'  übersetzen.  InA'^ers  171  beziehe 
ich  das   chay  auf  Pachacutek.    ,Sie   (Coyllur)   liebt  dich  sehr,   er  aber  (der  Inca)  hält  dich  nicht  für  würdig'   etc. 

V.  180 — 181  lauten  nach  Ikirranca :  ,Was  faselst  du  nun  dich  /um  Edcln  zw  machen'  (que  estäs  dclirando 
por  hacerte  noble?).  Diese  sonderbare  Uebersetzung  ist  eben  so  unklar  als  die  von  Markham :  Are  you  beco- 
ming  mad  —  At  having  been  creatcd  an  Aucjui  ?  Allerdings  ist  diese  Stelle  nach  der  Leseart  muspha  muspha 
nicht  verständlich ;  wohl  aber  nach  der  des  bol.  Mscr.  yuyarcuspa.  Der  Oberpriester  bemerkt  dem  Feldherrn, 
dass  der  Inca  sehr  erzürnt  sein  wüi-de,  wenn  er  jetzt  mit  ihm  reden  würde  und  ermaluit  ilm,  sich  zu  erinnern, 
was  einem  Auki  gezieme,  und  ein  Mann  zu  sein. 

Bei  Nodal  lautet  der  Schlussvers:  ;Kcahiuiy  mazini  Auiiuintinpi !  , Schau,  du  gehörst  zu  den  Aukis',  oder, 
wie  Nodal   übersetzt:   jMirad   que   entre   los   aristöcratas   estä   tu   piö  1 

Nodal    weicht    in    diesen   vier   Versen   weder   nach  dem   Sinne,    noch  dem   Wortlaute   von   meinem   Te.xte  ab,     v.  182 — IS^ 
nur   setzt   er  in  v.  185  ,Cunanrae  cayta  huillahuaniiui'   statt  ,Cuuantac   cam  uillahuanki',   wodurch   er  einen   halben 
Versfuss  zu  viel   erhält. 

V.    187 — 188   überträgt   Barranca:     , Alles,    was  zu  Zeiten  vorgefallen   ist,   ist  mir  gegenwärtig,   als   wäre   es     v.  187—18!' 
geschrieben' ;  Barranca  berücksichtigt  bei  dieser  nicht  ganz  richtigen  Uebersetzung  das  Wort  killapi  (im  Monde) 
gar  nicht.     Der  Oberpriester,    der  zugleich  auch  officieller  Sterndeuter  ist,   gibt  natürlich  seiner  Eedc  viel  mehr 
Gewicht,   indem  er  sich  auf  seine  Wissenschaft  beruft.   Diese  Stelle   entspricht   genau   unserem   deutschen   ,es   sti'ht 
in  den  Sternen  geschrieben'. 

Mai-kham  hat  in  v.  187  die  Leseart  Suyuscca  quipu  nocapak.  Diese  Worte  geben  aber  in  Bezug  auf 
killapi  gar  keinen  Sinn;  Markham  hat  daher  killapi  (im  Monde)  ganz  unberücksichtigt  gelassen  und  ,AI1  that 
has  ever  happeued  —  Is  present  to  me  ,as  on  qnipu"  übersetzt. 

Zu  dem  Worte  kellca  (qquellca)  macht  Markham  Note  28  p.  124  die  Bemerkung:  ,Tlie  copics  of  von  Tschudi 
and  Barranca  have  quellca  ,to  write',  a  word  of  doubtful  antiquity.  In  my  copy  the  ancient  word  i|ui]iu  is  used. 
Diese  Bemerkung  beweist  nur,  dass  Markham  das  Kechuawort  kellca  nicht  v-ersteht,  und  in  einem  grossen  Irr- 
thume  befangen  ist,  wenn  er  dasselbe  zweifelhaften  Alters  hält:  es  ist  sicherlich  ebenso  alt,  als  kipu  und 
durchaus  nicht  etwa  gleichbedeutend  mit  diesem.  Kellca  heisst  ursprünglich  , Linien  machen,  zeichnen',  und 
es  wurden  auch  die  auf  den  Töpferwaaren,  besonders  Trink-  und  Grabgeschirren,  in  den  ältesten  Zeiten  sehr 
rohen,  später  aber  weit  sorgfaltiger  ausgeführten  Zeichnungen  , kellca'  genannt.  Das  Verb,  kellca  wurde  auch 
für  das  Sticken  von  Zeichnungen  mit  Gold  -  oder  Silberfäden  auf  (Jewebe  gebraucht  :  coriliuan  collkihuan 
kellca  V.  ,mit  Gold  oder  Silber  sticken'  i.  e.  , zeichnen' ;  corihuau  liellcaycamayok  ,ein  Goldsticker' :  collkihuan 
kellcasca  ,mit  Silber  Gesticktes';  liellcay  kellcaylla  corincha  ,in  Gold  sticken,  in  Gold  Zeichnungen  machen'; 
cori  eaytuhuan  kellca  ,mit  Goldfäden  sticken'  u.  s.   w. 

Erst  nach  der  spanischen  Eroberung  wurde  das  Wort  kellca  auch  für  , Schrift'  und  , Schreiben'  gebraucht 
und  entspricht  auch  ganz  gut  dieser  Bedeutung.  Ganz  genau  so  verhält  es  sich  mit  dem  Chilidügü -Worte  huyri, 
das  .Striche  machen,  zeichnen,  malen'  heisst;  z.B.  huyrin  can  ,ein  mit  Zeichnungen  (Strichen)  versehener  Topf : 
Imyrin  ecuU  ,ein  gestreifter  Poncho  (Mantel)',  huyrin  huala  ,eine  gesprenkelte  Ente'  u.  s.  f.  Später  wurde  dem 
Verbum  huyri  auch  die  Bedeutung  , Schreiben'  beigelegt.  Die  spanischen  Missionäre  geben  dem  reci}jr.  ^'erb. 
huyriu,  das  eigentlich  ,sich  selbst  Striche  machen'  lieisst,  die  Bedeutung  ,sich  bekreuzigen',  da  bei  diesem  Acte 
in  der  Luft  über  dem  Gesichte  oder  der  Brust  zwei  sich  kreuzende  Striche  gemacht  werden.  In  der  Spraclu'  der 
Araucanier  wird  statt  huyri  auch  .chillca'  gebraucht,  ein  Wort,  das  in  dieser  Sprache  otfenbar  neueren  Ursprungs 
ist  und  sich  dort  nach  der  Eroberung  C'hile's  durch  die  Iiu'as  einbürgerte;  es  entsjiricht  sachlich  und  lautlich 
dem  Kechuaworte  kellca  vi.  killca. 

In  eini<'-eu  centralasiatischen  Sprachen  wird  auch  .zeichnen'  und  , schreiben'  gleichbedeutend  gebi'aucht.  So 
Sagten  z.B.  die  Kirgisen  in  der  Nähe  von  Taschkend  zu  dem  russischen  ]{eisenden  Basil  Wereschagin,  wenn 
er  sie  oder  ihre  Hütten  zeichnete:  .Warum  schreibst  du  mich  auf?'  oder  ,du  schreibst  ja  n\eiu  Ilaus  auf;  ich 
will  es  nicht,  lass'  es  bleiben.'  (Vergl.  Tcn*^  1.  scarificare,  leviter  inciderc.  rädere,  scalpere,  2.  scribere, 
3.   dclineare.    pingcre.     Bopp,   Gloss.   sansc.') 

Xodal's  l'n\änderung  dieser  vier  Verse  ist  mir  sowohl  im  Kcrh\iatcxte.  als  in  seiner  Uebersetzung  sehr 
unklar.  Sie  lauten:  tluiUimpi  tucuy  yuui  haykea  —  C'ekquesca  quillca  nocapi ;  —  Ashuau  pakcasca  camllapi ;  — 
As  sutic  cachcanca  diaykca  I  —  Cuanto  cn  los  pliegues  este  de  una  costura.  —  Un  carte!  viene  .-i  ser  en  mi ;  — 
Cuanto  mas  oculto  sc  hallare  en  ti,  —  Tanto  mas  clara  scrä  su  aperluru.  — 

Denkäthriftea  der  phil.-hist.  Cl.  XXIV.  Ki.  39 


306  TscHUDi. 

y    190 i()3  Unerklärlich  ist  mir  Barranca's   Ucbcrsetzung  (die  Markham  wörtlich   ins  Englische    übertragen   hat)   dieser 

vier  Verse.  Sie  lauten  nach  ihm :  ,Mein  Herz  hat  mir  vorausgesagt,  dass  ich  selbst  die  Ursache  des  Giftes  war, 
das  ich  dürstend  gcti'unken  habe.  Wirst  du  mich  in  dieser  Krankheit  verlassen?'  Canaykicta  v.  191  ist  gerade 
das  Gegentheil  von  dem,  was  Barranca  übersetzt.  Der  Inf.  rei  lutur.  hat  active  Bedeutung,  und  kann  im  Deutscheu 
durch  ,dass'  aufgelöst  werden  (ebenso  im  Spanischen)  und  da  mit  demselben  das  2.  Pron.  person.  verbunden  ist, 
und  die  Verbalform  im  Accus.,  steht,  so  ist  die  einzig  richtige  Uebersetzung  von  canaykicta  (wörtl.  ,dein  sein 
werden')  ,dass  du  sein  wirst'.  In  v.  192  hat  Barranca  upiyanaykiota  für  die  nämliche  Verbalform  wie  canaykicta 
gehalten  uud  daher  statt  ,dein  Getränk'  durch  ,ich  habe  getrunken'  übersetzt.  Im  v.  193  scheint  Barranca  die 
nnregelmässige  2.  Pers.  Sing.  Optat.  verkannt  und  uicchuhuhuakchu  für  die  3.  Pers.  Obj.  Conj.  genommen  zu 
haben,  denn  er  übersetzt :  , Würdest  du  mich  in  dieser  Krankheit  verlassen?'  Abgesehen  davon,  dass  uichu,  uicchu 
vi.  uischu  nicht  , verlassen',   sondern   , wegwerfen'   heisst,   bezieht  sich  das   Verb,  auf  upiyanaykicta. 

V.  194—197  .Erinnere    .dich,    dass  Alles  uns  begegnet   (recuerda   ijue   todo   nos   sucede),    denn    wir   sind  verwegen'   lautet 

Barranca's  Uebertragung  der  beiden  Verse  196,  197  (,Remeraber  that  all  comes  to  us,  —  And  we  are  rash.'  Mark- 
ham). Bai'ranca  scheint  das  Wort  hamu  für  hamu  , kommen'  zu  halten.  Wäre  auch  diese  Auffassung  richtig,  so  konnte 
doch  tncuy  hamuyta  nicht  , Alles  begegnet  uns  oder  kommt  zu  uns'  (comes  to  us)  heissen,  da  in  dem  Infinitiv 
keine  Beziehung  der  Eeciprocität  ausgedrückt  ist.  Es  könnte  nur  heissen :  , Denke  au  Alles,  was  kommt  (geschieht)'. 
Nimmt  mau  aber  das  Verb,  hamu  (statt  hamu)  für  , vorschreiben,  vorzeichnen,  anordnen',  fig.  , vorausbestimmen', 
so   würde   der  Vers  lauten:    .Erinnere   dich,   dass  Alles  vorausbestimmt  ist'. 

Ich  habe  .schon  oben  (Note  ad  v.  197)  bemerkt,  dass  mir  das  Wort  huallahuisa  unbekannt  ist  und  wie 
Barranca  dasselbe  versteht.  Bei  Nodal  lautet  der  Vers :  ;  Ricuy,  huacza  uicza  canohic !  uud  seine  Uebersetzung : 
Observad  que  por  vientre  un  colmillo  tenemos,  oder  ixuf  deutsch  wörtlich:  , Schau,  wir  sind  ein  Hauzahn  Bauch', 
(huacsa  ,der  Eck-  oder  Hauzahn',  uisa  ,der-  Bauch').  Diese  Abänderung  ist  aber  auch  durchaus  unbefriedigend 
zu  übersetzen. 

V.  198—201  Barranca  (und  nach  ihm  natürlich  Markham)  hat  den  Vers:  Huk  camallaüa  corohuay !  gar  nicht  übersetzt. 

Die  beiden  Verse  199 — 200  enthalten  eine  Anspielung  auf  das  bei  den  Menschenopfern  von  den  Priestern  geübte 
Verfahren,  wobei  sie  mit  einem  scharfen  Messer  (tumi)  dem  Schlachtopfer  mit  grosser  Geschicklichkeit  die  Brust 
spalteten  und  das  zuckende  Herz  herausrissen. 

V   202— -»Oö  ^^^'    Oberpriester    will    hier    durch    einen    auffallenden  Act,    eine  Art  Wunder,    indem    er    aus    einer    ver- 

trockneten Pflanze  Wasser  ausdrückt,  seinen  Ermahnungen  mehr  Nachdruck  geben. 

Nodal  hat  diese  Stelle  auf  eine  fast  unverständliche  Weise  folgendermassen  abgeändert : 

Chacay  ticacta  apainuy,  A  traer  id  aquel  ladrillo, 

Nam  ricunqui,  chaijuicuscac;  Cuidado  que  ya  seco  este; 

Hinam  chaquiyquihuan  nanae  De  modo  que  repetidas  vezes  con  tu  pi^ 

Hukeiiyachi.'ipa,  hallmamuy.  AI  liumedererlo,  muUido  lo  tengais  Ä  rodillo. 

Diese  Verse  haben  weder  auf  die  Vorhergehenden,  noch  auf  den  Nachfolgenden  die  geringste  Beziehung, 
während  die  des  Originaltextes  durch  die  Antwort  OUanta's  vollkommen  berechtigt  sind. 

,Eher  wird  ein  Fels  Wasser  vergiessen  und  die  Erde  weinen,  bevor  ich  meine  Liebe  verlasse',  lautet  Bar- 
ranca's dem  Sinne  nach  richtige  Uebersetzung.  Er  lässt  pacpaca  des  Gram.  Textes,  weil  unklar,  unberücksichtigt. 
.■)ll— 217  Barranca's  Uebersetzung  dieser  Stelle:     ,Säe  in  diesem  Felde  Samen  und   du    wirst    schon    sehen,    wie  er, 

ohne  dass  du  dich  zurückziehst,  sich  mehr  und  mehr  vermehrt,  und  das  Feld  überragen  wird ;  so  auch  wird 
dein  Verbrechen  wachsen,  bis  es  dich  überragt'  kann  ich  nicht  billigen.  Barranca  nimmt  ricu  , gehen'  für  riou 
.sehen'  und  übersetzt  manarakcha  ripunki,  ohne  Berücksichtigung  der  Partikel  rak  durch  .ohne  dass  du  dich 
zurückziehst'.  Kicupu  v.  heisst  ganz  speeiell  .nach  Hause  zurückkehren'.  Der  Oberpriester  sagt  zu  Ollanta:  .Streue 
auf  dieses  Feld  Samen  und  wenn  du  weggehst,  bevor  du  uaoh  Hause  (d.  h.  nach  Ollantaytambo)  zurückgekehrt 
bist,  wird  er  sich  vermehren.' 

Es  ist  schon  in  den  Noten  ad  v.  215  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass  das  Wort  llimpancan  meines  Gram.  Textes 
wahrscheinlich  auf  einem  Copivfehler  beruhe  und  dass  Barranca  es  mit  ,exceder'  übersetze.  .Uebertreffen.  über- 
ragen' heisst  yalli.  Es  lässt  sich  leicht  annehmen,  dass  beim  Copiren  die  Silbe  ya  entfiel  und  statt  yallinpancan 
(oder  wenn  die  Zahl  der  Versfüsse  eingehalten  werden  soll  .yalliucan')  blos  llinpancan  (wie  es  auch  in  Mark- 
ham's  Text  heisst)  vi.   llimpancan  geschrieben   wurde. 

Markham  übersetzt  ganz  willkürlich  v.  218 — 220:  At  once  thou  hast  shown  me,  —  O  great  father !  that 
I  have  erred!  —  Now  I  know  it.  I  know  it!  Die  v.  221 — 226  fasse  ich  so  auf,  wie  ich  sie  in  der  Uebersetzung 


V.  206—210 


V.  218— 24.Ö 


Das  Ollantaiirama.  '  307 

angegeben  habe.  Barranca  übersetzt  dagegen:  ,Der  Strick,  der  mich  umgibt,  ist  gross;  ich  bin  bereit,  mich  mit 
demselben  zu  erwürgen,  wenn  er  auch  von  Gokl  gedreht  wäre.  Dieses  Verbrechen  oline  (üeicheu  wird  mein 
Henker  sein.'  Ich  kann  jedoch  diese  Uebersetzung  durchaus  nicht  mit  dem  Texte  in  Einkhmg  bringen.  Jlarkham 
ist,   ohne   den  Te.xt   zu   prüfen,   Barranca  gefolgt. 

Barranca's  Uebersetzung  von  V.  239  bis  zum  Schlüsse  weicht  wesentlich  vom  Texte  ab.  Sie  lautet:  ,Er  sah  meine 
Jugend,  vielleicht  war  sie  fehlerhaft  t^defectuosa),  er  möge  raeinei'ehltritte  beobachten  und  meiaeSchritte  zählen;  ermö^c 
n\eiue  Waffen  betrachten,  welche  tausend  Tapfere  zu  meinen  Füssen  gederaüthigt  haben'.  Barranca  kommt  bei  dieser  Ueber- 
setzung in  arge  Collision  mit  den  Verbalformen,  (Es  genügt  zu  bemerken,  dass  Markham  nur  Barranca  übersetzt  hat.) 

Bezüglich  der  Umarbeitung  Nodal's,  die  den  Text  gänzlich  entstellt,  will  ich  nur  erwähnen,  dass  er  OUanta 
wiederholt  sagen  lässt,  er  werde  Coyllur  heirathen  (huarmicusac),  während  doch  Ollanta  n.ach  dem  (iange  des 
Dramas   mit  derselben   schon  verheirathet   war. 

Schon  bei  den  grammat.  Noten  habe  ich  v.  241! — 249,  in  denen  der  Oberpriester  dem  Feldherrn  in  einem     v.  ■>46 a.ö5 

den  Geweben  entlehnten  Bilde  sagt,  er  müsse  die  Folgen  seiner  unüberlegten  Handlung  tragen,  erläutert.  Mark- 
ham's  Uebersetzung  (v.  249) :  The  wool  and  card  are  broken  ist  ganz  unrichtig.  Den  v.  2,53  berücksichtigt  Bar- 
ranca gar  nicht.  Markham  behandelt  ihn  ganz  grundlos  als  Vorsatz  der  beiden  folgenden  Verse.  In  v.  250 — 253 
ermahnt  der  Oberpriester  den  Feldherru,  mit  dem  luca  zu  sprechen,  aber  mit  der  gehörigen  Mässigung,  wie  es 
sich  bei  seiner  Traurigkeit  gezieme.  Nodal  wollte  wahrscheinlich  durch  die  Abänderung  dieses  Verses  in  ,Zam- 
papi  millay  pntispa'  der  Mahnung  mehr  Nachdruck  geben. 

Barranca  übersetzt  v.  257,  258  , fürchte  nicht,  du  kennst  die  Furcht  nicht'.  Pisipu  v.  heisst  aber  ,ver-  v.  i5G— 260 
mindern,  schwächen'.  Markham  hat  bei  dieser  Stelle  wieder  auffallend  bewiesen,  wie  wenig  er  seiner  Aufgabe 
gewachsen  war.  In  seinem  Texte  lautet  nämlich  v.  258  (Ccampac  pisipan  mauchaichu  meines  Textes) :  anui  chailla 
anchayaichu  , werde  darüber  nur  nicht  krank',  eine  Leseart,  die  gewissermassen  ihre  Berechtigung,  hat  als  An- 
spielung auf  V.  128  und  193;  er  übersetzt  ihn  aber  geradezu  nach  Barranca  (dem  er  unbekannt  war):  Thou 
hast  no  fear !  Der  folgende  Vers  erleidet  vom  englischen  Uebersetzer  eine  fast  noch  leichtfertigere  Bcliandlung. 
Barranca  überträgt  nämlich  den  Vers  nach  meinem  Texte  :  ,Du,  Coj-llur,  bist  es,  die  mich  beschützen  soll.'  Mark- 
ham's  Text  hat  aber  statt  Ilantahuanqui  die  bessere  Leseart  ccanchahuanqui,  und  sein  Vers  heisst  also  ,du,  Coyllur, 
leuchtest   mir'.     Markham  übersetzt  aber  Barranca's  Uebersetzung  durch:  Coyllur,    it   is  thee   I  must  protect.  (!) 

Dieser  Vers  lautet  in  meinem  Gram.  Texte  :  ,Huc  asnuta  huatascata'.  Ich  bemerkte  in  Note  39  zu  demselben,  v.  264 
dass  das  Wort  asnuta  (^vom  spanischen  Worte  asno  ,Esel')  eine  spätere  Einschiebuug  sei ;  Barranca  ersetzte  das- 
selbe ganz  richtig  durch  llama,  denn  das  bol,  Mscr.  hat  ,yana  llama'.  Markham  hat  in  seinem  Texte  atocta  (atok 
,der  Fuchs')  und  fühlt  sich  veranlasst,  folgende  Bemerkung  zu  machen  (Note  30  p.  124):  i  belicvc  lhun;i  to  be 
a  correction  hazarded  by  Senor  Barranca.  Atoc  alone  suits  the  text :  and  is,  no  doubt,  the  most  uneient  reading. 
Auch  diese  Note  Herrn  Markham's  ist,  wie  aus  dem  Texte  hervorgeht,  eine  unglückliche.  Bei  den  alten  Peruanern 
wurde  e'r.i  schwarzes  angebundenes  Llama  für  eine  üble  Vorbedeutung  (tapia)  für  den.  der  es  zutlilligerweisD 
sah,  gehalten.  Ollanta  erwiedert  (v.  264)  dem  Diener:  ,Du  bist  gewiss  das  Llanui  gewesen!',  worauf  dieser 
spöttisch  antwortet :  , Möglich,  dass  meine  Ohren  noch  wachsen'.  Diese  Antwort  hat  nur  Sinn  in  Bezug  auf  das 
Llama,  das  lange  Ohren  hat,  während  die  Anspielung  auf  Atoc  (nach  Markham's  Version)  gänzlich  unpassend 
wäre,  da  die  Ohren  des  Fuchses  nichts  Auffallendes,  am  allerwenigsten  in  Bezug  auf  die  Länge,  haben.  Der 
Abschreiber  meines  Textes  hat  vielleicht  in  einem  Anfluge  von  Humor  die  Sache  noch  prägnanter  liiachen 
wollen,  und  statt  llama  ,asnu'  gesetzt,  der  allerdings  noch  längere  Ohren  als  das  Llama  hat.  Barranca's  Ueber- 
setzung: ,ja,  de.shalb  wächst  mir  der  Hals'  ist  aber  nicht  zu  rechtfertigen,  da  rincri  ,das  Ohr'  heisst.  Nodal's 
Vers  lautet :  Hurkco  anasta  huatuscachao.  Hurio  afias  ist  ein  Stinkthiermännchen  (Mephifis  mapurito  Less.  cT). 
Es  ist  nicht  einzusehen,  weshalb  Nodal  hier  gerade  ein  Stinktliiermännclien  anführt,  da  es  auch  zu  der  ferneren 
Antwort   Piki   Chaki's  in  keiner  näheren  Beziehung  steht. 

Markham  hat  in  seinem  Texte  vor  v.  2G6  den  in  meinem  Texte  fehlenden  Vers :  Chaycha  chunuyan  sen- 
ccaypas  und  übersetzt  ihn :  Therefore  my  nose  scents  better.  Der  Kediuavers  ist  mir  unverständlich,  denn  ich 
kenne  kein  Verb,  chnfiuya.  Mit  dem  Siibst.  chunu  werden  Kartoffeln,  die  man  gefrieren  lässt  und  nachher  an 
der  Sonne  trocknet  ,  bezeichnet.  Die  Verbalpartikel  ya  macht  A'erb.  inclioativ.,  vorzüglich  aus  Adjectivcn  : 
chuftuya  könnte  dalier  hier  allenfalls  durch  , chunu' .  fig.  ,zusammcnschrumplen  wie  getrocknete  Kartoffeln', 
übersetzt  werden ,  aber  nieraiils  wie  .Markluuu  es  gethan  hat  ,  ihirch  , besser  riechen'.  Bei  Nodal  lauten  die 
beiden  Verse:  Chaypac  ccnkca  mutquicuua,  —  Rinriypas  liatuntucunca  (^zu  dem  wird  meine  Nase  riechen  und  mein 
Ohr  gross  werden ) :     sie  beweisen  nur,    dass  er  die  burlesque   Antwort    Piki  Chaki's    nicht    recht    begriffen    hat. 

3U» 


308  TSCHUDI. 

Rinriypas  bei  Nodal  dürfte  wohl  nur  ein  Druckfehler  sein,  denn  rincri  heisst  ,das  Ohr',  rinri  aber  ,ein  Handgriff, 
Henkel. 

Die  Verse  273 — 274,  die  nach  meinem  Gram.  Texte  und  übereinstimmend  bei  Markham :  Huccu  siquicuna 
jjaraspa,  —  Sonccollayta  sipin  ccana  lauten,  übersetzt  Barranca :  , Tiefe  Sorgen  zerfleischen  mein  betrübtes  Herz'.  Er 
nimmt  also  hier  siqui  für  Ti'aurigkeit ;  siki  heisst  ,podex',  siki,  der  amerikanische  Vielfrass.  Keines  dieser  beiden 
Worte  kann  in  diesen  Versen  passen ;  ebensowenig  seke,  ,ein  abgestandenes  Getränk',  oder  seke,  der  , Strich', 
zur  Erklärung  herbeigezogen  werden.  Da  aber  im  Kechua  das  stark  aspirirte  h  und  s  zuweilen  vicarirend 
gebraucht  werden  (hake  =  sake),  so  könnte  wohl  siki  mit  hiki  in  Verbindung  gebracht  werden.  Hiki  heisst  in 
erster  Linie  ,der  Schluken,  vi.  das  Schluksen' ;  aber  auch  ,das  krampfhafte  Schluchzen,  Weinen'.  In  dieser  Bedeutung 
ist  hier  sikicuna  erklärlich. 

Nodal  änderte  diese  Verse  folgendermassen  um :  Horkco  siquicuna  urmaspa,  —  Sonkcoyquicta  cipircanco ;   ,die 
männlichen  Vielfrasse  beim  Fallen  (al  caei-)   verschlangen  dein  Herz'.    Es  ist  mir  nicht  möglich  denselben,   weder 
in  Verbindung  zu   den   Vorhei'gehenden   noch  zu  den  Nachfolgenden,    auch    nicht    allein  betrachtet,   ein  Verständ- 
niss  abzugewinnen. 
Vi  269 — 282  V.   277 — 281   behandelt  Barranca  als  Fragen.     Abgesehen  davon,  dass  die  grammatische  Construction  nicht 

die  der  Fragesätze  ist,  kann  Mama  Coya  diese  Fragen  nicht  an  ihre  Tochter  richten,  weil  sie  deren  Verhältniss 
zu  Ollanta  genau  kannte  und  billigte  (v.  23l);  sie  erinnert  nur  ihre  Tochter  daran,  dass  sie  selbst  Ollanta  zu 
ihrem  Gatten   erwählt   habe   und   nun   mit   ihm  rei'bunden   sei. 

Markham,  der  Barranca  folgt,  hat  in  seinem  Texte  nach  v.  281  noch  folgende  zwei  Verse :  Cusitaccmi  ma- 
quiqnita  —  Huayhuarcoanqui   pacohasohita  ? 

Er    giebt  ■  aber    keine  Uebersetzung    davon   (^es    fehlte    ihm  Barraiica's    leitende  Hand   dazu),   wahrscheinlich 
weil  ihm    das    in   seinem  von  ihm  so  sehr  gerühmten  Texte  vorkommende  Wort  pacchaschita  unverständlich  ist. 
Bei  der  Willkürlichkeit,    mit    der  Markham  verfahren  ist,     ist  es  nur  zu  wundern,    dass  er  sich  hier  nicht  auch 
geholfen  hat  und  zu  der  Steife  ,auch  hast  du  ihm  freudig  deine  Hand  gereicht'  das  pacchaschita  ergänzte. 
V.  283—306  Diese  hochpoelische  Klage  der  unglücklichen  Incatochter  wird  von  Barranca  frei  und  nicht  ganz  dem  Texte 

entsprechend  wieder  gegeben,  v.  286 — 292  übersetzt  er:  ,Wenn  mein  Geliebter,  wenn  mein  Beschützer,  der 
für  mich  seit  meiner  Kindheit  durch  so  viele  Tage  und  so  viele  Nächte  sorgte,  mich  vergisst  und  mich  mit 
der  schrecklichsten  Gleichgültigkeit  bestraft',  v.  288 — 289  betrachte  ich  als  nähere  Bestimmungen  von  huay- 
lluscallay,  also :  ,jener  von  mir  bei  Tag  und  bei  Nacht,  von  meiner  Kindheit  an  so  sehr  geliebte  Hort'  etc. 
Markham  folgt  Barranca  und  übersetzt  seinen  Varianten  Ccaoa  tupu  durch  guardian  ! 

V.  296  lautet  bei  Barranca:  ,Seit  dem  Tage  als  ich  hieher  kam  ist  der  Mond  in  Trauer'  etc.,  diess  ent- 
spricht weder  dem  Sinne,  noch  dem  Wortlaute  des  Textes.  Coyllur  apostrophirt  nämlich  in  diesem  Verse  ihren 
geliebten  Gatten  und  sagt :  , damals,  als  ich  dich  kennen  lernte'.  Nicht  seit  die  Incatochter  in  das  Haus  der 
Ausgewählten  kam,  hatte  der  Mond  fortwährend  ein  schwarzes  Kleid,  war  die  Sonne  verdunkelt  etc.,  sondern 
damals  als  sie  Ollanta  kenneu  lernte,  traten  die  verschiedenen  Naturereignisse  ein  und  waren  alle  zusammen 
von  schlimmer  Vorbedeutung. 

Der  V.  298  ist  mir  unverständlich,  da  mir  das  verb.  coospapu  unbekannt  ist  und  ich  es  auch  nicht  mit 
chiri  uchpa  (vi.  uspa)  in  Einklang  bringen  kann.  Barranca  übersetzt :  ,Die  Sonne  verdunkelte  sich,  wie  wenn 
sie  mit  (kalter)  Asche  bedeckt  wäre'.  Ich  habe  diese  Version  aufgenommen,  kann  aber  die  Verantwortung 
dafür-  nicht  übernehmen.  Vielleicht  steht  cospapu  mit  uspa  in  Verbindung  und  ist  nur  ein  von  Copisten  oder 
sonst  wie  depravirtes  Wort. 

In  V.  299  ist,  wie  schon  bei  den  Noten  erwähnt,  tacru  in  Markham's  und  meinem  Gram.  Texte  offenbar  ein 
Copirfehler  für  tacurik  (tacuri  ,in  Furcht  setzen,  erschrecken,  verwirren'),  tacurik  ninahuan,  kann  mit  , fürchter- 
lichem oder  schrecklichem  Feuer'  wiedergegeben  werden.  Barranca  übersetzt  blos  ,una  nube  tempestuosa',  ohne 
das  den  Efi'ect  erhöhende  ninahuan.  Es  handelt  sich  hier  nicht  um  eine  blosse  Gewitterwolke  mit  Blitzen, 
sondern  höchst  wahrscheinlich  um  eines  der  im  tropischen  Südamerika  zuweilen  vorkommenden  höchst  unheim- 
lichen elektrischen  Phaenomene  (vgl.  meine  .Reisen  durch  Südamerika  B.'  III.  S.  372,  Bd.  IV.  S.  136,  auch 
,Tschudi,  über  einige  elektrische  Erscheinungen  in  den  Cordilleras  der  Westküste  Südamerikas.  Sitzungsber. 
der  math.   naturw.   Classe  der  kais.   Akad.   der  Wissenschaften.   Bd.  XXVII.    .575 — 90.) 

Nodal  hat  in  seiner  Umarbeitung  den  A'^ers  Intipas  paoaricuspa  gegentheilig  aufgefasst,  denn  statt  von  der 
sich  verfinsternden   Sonne  spricht   er  von   der  aufgehenden   Sonne,    ,die  das  frierende   Herz  erwärmen  wird'. 


Das  Ollantadrama.  309 

In  Markhain's  Text  lautet  v.  301  :  Accochinchay  llocsirauspa  ,cin  Coiuet  beim  Aufgehen',  welcher  von  Mark- 
ham  uiibegieiflii-herweise  durch  :  The  bright  conict  was  darkned  übersetzt  wird !  Bei  Markham  heisst  v.  304. 
Phuya  yahuarta  paraecau  (recte  pararcan)  ,eiiie  Wolke  regnete  Blut'.  Ich  halte  diesen  Vers  für  unecht,  wenigstens 
passt  er  nicht  mehr  nach  dem  vorhergehenden  Verse:  ,sie  alle  waren  böse  Vorzeichen',  hieher,  und  zwar  um 
so  weniger  als  schon  früher  eine  verhängnissvollc  Wolke  genannt  wird  ;  wahrend  der  V^ei's  meines  Textes :  ,und 
alles  zusammen  ging  zur  Neige'  den  Schmerz  Coyllur's  nach  Aufzählung  so  vieler  böser  Omina  trefflich 
ausdrückt. 

In  Vers  296 — 304  ist  eine  astronomische  Zeitbestimmung  enthalten,  die  einen  Anhaltspunkt  bieten  könnte, 
um  zu  berechnen,  wann  nach  des  Dichters  Angabe  das  Liebesverhältniss  zwischen  Cusi  Coyllur  und  Ollanta 
begann.  Cusi  spricht  nämlich  von  einer  Sonuenfinsterniss,  von  einer  Mondesfinsterniss  und  einem  in  den 
frühesten  Jlorgenstunden  sichtbaren  (!ometeu,  die  alle  sich  vereinten,  um,  damals  als  sie  Ollanta  kennen  lernte, 
ihr  unglückliche  Vorbedeutungen  zu  sein.  Da  das  Drama  zu  Ende  des  XV.  Jahrhundert  spielt,  so  könnte  das 
Jahr  eines  etwaigen  ziemlich  nahen  Zusammentreffens  einer  Sonnen-  mit  einer  Mondesfinsterniss,  falls  die  Verse 
wirklich  auf  einer  reellen  Basis  fussen,  durch  Berechnung  gefunden  werden ;  möglicherweise  könnte  auch  der 
Comet   einen   Anhaltspunkt   bieten. 

Ich    hatte    in     meinem    Texte    (Sprachproben   etc.    p.    78)  zu   dem  Worte  cutirimun   (v.   310)  die  irrige  Be-     v.  307—310 
merkung  gemacht:   soll  wohl   cutirimuy   (wende   dich  zu  ihm)   heissen.    Barranca   hat  diesen  Vers  gar  nicht  über- 
setzt,   Markham   dagegen   hat   meine   irrige  Version   adoptirt  und   ,turn   to  him'    übersetzt.      Cayfiecman   cuferimuii 
heisst  ,er  wendet   sich  hieher'. 

Markham  kommt  es  bei  seinen  Üebersetzungcn  durchaus  nicht  darauf  an,  auf  welche  J'erson  sich  da.-^  v.  :^1 1—330 
suffigirende  Pron.  pers.  des  Textes  bezieht,  er  übersetzt  gerade  wie  es  ihm  einfällt  oder  wie  er  es  brauchen 
kann.  Simiqui  v.  314  (seines  Textes)  heisst  ,dein  Mund'  und  nicht  ,mein  Mund';  ebenso  in  v.  '217  heisst  Cay  na- 
huiypi  pascaricuy  ,löse  in  meiner  Gegenwart,  oder  unter  meinen  Augen',  nicht  aber  wie  Markham  sonderbar  durch  : 
Open  thine  eyes  to  me,  überträgt:  das  soll  ,a  bare  litteral  meaning  of  the  original'  sein!  In  den  Versen 
317 — -318  fordert  nach  meiner  Ansicht  der  Inca  durch  eines  der  eigenthümlicheu  Bilder  an  denen  das  Drama 
so  reich  ist,  seine  Tochter  auf,  sich  ihm  zu  entdecken,  da  er  wohl  schon  eine  Ahnung  ihrer  Liebe  hatte.  Die 
Auffassung   stimmt   auch   mit    dem   Sinne   der   Verse   324 — 326. 

D«n  V.  321  übersetzt  Barranca  gar  nicht:  Markham  aber:  Thou  art  to  me  my  eye,  also  nahuiyr|uipi  ,in 
deinen  Augen'  ist  dem  englischen  Uebersetzer  wieder  ,mein  Auge' ;  man  möchte  oft  versucht  sein  zu  glauben, 
dass  ihm  nicht  einmal  die  Pron.  person.  der  Kechuasprache  bekannt  sind.  Die  Verse  322,  323  hat  Barranca 
unbegreiflicherweise  und  eigentlich  ohne  die  geringste  Rücksicht  auf  den  Text,  durch :  ,Hier  hast  du  in  deiner 
(Gegenwart  (vor  dir')  die  Waffen  (armas)  der  Krieger,  welche  du  mit  einem  Blicke  beherrschest.  Ich  verweise 
auf  meine  Uebersetzung.  Dass  hier  nicht  bloss  von  Sonnenpfeilen,  sondern  auch  von  Sonneukeulen  gesprochen 
wird,  hat  für  den,  der  mit  den  Sculpturen  und  Topfmalereieu  aus  der  Incazeit  vertraut  ist,  durchaus  nichts 
Auffallendes,  denn  mau  findet  bei  den  bildlichen  Darstellungen  des  Sonnengottes  sehr  häufig  die  Sonnenstrahlen 
in  Keulenform  abgebildet.  Markham  übersetzt  diese  beiden  Verse  :  Here  thou  hast  the  club  of  the  Inca  —  And 
with  a  look  thou  commandest  it.  Er  folgt  also  Bari-anca's  Uebersetzung,  lässt  das  Wort  huachi  aus  und  ver- 
wechselt inti  (Sonne)  mit  Inca ! 

Markham   übersetzt  v.   334   unrichtig:    And   drive    otf    my    sorrows ;    Coyllur  sagt   nicht  zu   ihrem   Vater,   er     v.  330     334 
möge  ihre  Sorgen  verscheuchen,   sondern  , beschütze  mich;   die  Traurigkeit  ver.sch winde  I' 

V.    336    steht    in    sonderbarem   Widerspruche   mit   der  grausamen   Härte,   mit   welcher  Pachacutek   seine   un-     v.  3;«— 339 
glückliche  Tochter  später  behandelte. 

Barranca's  Uebersetzung    dieser    vier  A'^erse :    , Coyllur    wird    «einen    wie  der  Thau,   welchen   die  Sonne   mit     v.  340—343 
ihrer  Gegenwart  verscheucht   (disipa)  ;    so   wird  sie  auch   ihre  unkeusche   Liebe    verscheuchen',   ist  grammatikalisch 
ungerechtfertigt.      Markham  übersetzt   die   beiden   ersten   Verse   nach  Barranca,   die   beiden   letzten:   I   bedew   with 
water  that  departs,  —  And  I  will  wipe  away  the  dew,   ganz  falsch   und   ohne  das  geringste  Verständniss  des  Textes. 

Der  Sinn  der  vier  Verse  ist  einfach  dieser :  Auf  die  Frage  des  Inca :  , Weinst  du :'  erwiedcrt  wohl  die 
Tochter :  ,Ja  ich  weine,  aber  wie  der  Thau  vor  der  Sonne  verschwindet,  werde  ich  auch  meine  Thräncn  ab- 
wischen,   wenn    du    mein  zärtlicher  Vater  mich  unter  deinen   .Schutz  nimmst'  (Beziehung  auf  die  v.  333 — 334). 

Wahr.scheinlich    irregeleitet    durch    einen  Druckfehler   meines   Textes  (hamuny  statt   hamuy)  übersetzt   Bar-     v.  344,  345 
ranca  v.  .'144:   ,Ich  komme  voll  Liebe'  (veugo  amoroso).   In  v.  345  steht   sowohl  in  meinem  Gram.  Texte  als   in   dem 
von   Markham    arpaipi,    Barranca  citirt    in    seinen   Anmerkungen   (p.   ."iS)   diesen   Vers    schreibt   aber  arphaipi    (also 


810 


TsCHUDI. 


iisijirirtes  p)   imd  übersetzt    .auf  meine  Kniee'   (sieutate   sobre  mis   rodillas).     Nodal  dagegen  schreibt   apaypi ;   bei 
ihm   lautet    der  Vers :    Tiyacuy    apaypi,    aclla    und   er  übersetzt :    Eu   cojin   (auf  ein  Kissen)   sentaos   como  virgen 
Cresa   (!).    Aclla  mit  virgen  cresa  zu  übersetzen,   ist  zum  wenigsten  höchst  sonderbar,   und   nur   ein  unglücklicher 
Reim  auf  princesa  des  Torhergehenden  Verses. 
V.  349—865  Barranca   hat    diesen    Gesang    der  Knaben    sehr    frei    und  ohne  Anspruch  auf  eine    wörtlich    treue  Ueber- 

setzung  zu  machen,  selbst  einige  Male  gegen  den  grammatikalischen  Sinn  vevstossend,  sehr  hübsch  in  Verse  ge- 
bracht. Wir  haben  daher  hier  nur  Markham's  wörtlich  sein  sollende  Uebersetzung  näher  zu  betrachten,  ohne 
uns  iedoch  bei  unbedeutenden  Irrthümern  z.  B.  der  Uebertragung  von  tuen  durch  stehlen.  Hillucuuan  saranta 
durch  ,the  niaiz  which  is  green'  aufzuhalten.  —  v.  354  des  Markham'schen  Textes  :  Ancha  cconi  munispa  war 
a^lch  Markham  unverständlich,  denn  er  übersetzt  nach  Barranca  (also  nach  meinem  Texte).  Barranca  hat  aber 
offenbar  ccari  für  einen  Druckfehler  statt  ocara  , Rinde'  genommen,  denn  er  übersetzt :  er  ist  in  seinem  Innern 
weich,  obgleich  seine  Rinde  hart  ist.  Aber  wie  schon  bemerkt,  es  war  ihm  hier  nicht  um  eine  wörtliche  Ueber- 
tragung zu  thun.  Die  beiden  folgenden  Verse  (355 — 35i?)  übersetzt  er  eben  so  frei,  , macht  nicht  so  eifrig 
seine  weichen  Blätter  welk',  was  Markham  olme  die  geringste  ITeberlegnng  durch  :  ,The  leaves  are  teuder,  —  Do 
not    perch    on    him'    wiedergibt. 

Nach  V.   358   hat    Markham  noch  folgende    beide   Verse :      Cuchnsaocmi   silluta  —  Happiscayquin    coantapas. 

Markham's  Text  (v.  359)  hat  Piscucata  statt  Piscacacta  und  Markham  übersetzt  statt  erkundige  dich  nach 
der  Piscaca:  seize  the  little  bird.  (I!)  Es  scheint,  dass  Markham  piscuoa  als  Deminut.  von  piscu  , Vogel'  betrachtet. 
, Frage  nach  seinem  Herzchen,  suche  sein  Gefieder',  v.  361 — 62  übersetzt  Markham:  Make  his  heart  beat,  — 
Reek  him  out  and  secure  him!   Solche  Uebersetzungen   entziehen  sich  jeder  Kritik. 

Dieser  so  liebliche  Gesang  trägt  durchaus  den  Charakter  des  Volksliedes ;  er  ist  an  das  Vögelchen  Tuya 
i^erichtet,  welches  die  Knaben  warneu,  ja  nicht  von  dem  weichen  Mais  im  Garten  der  Fürstin  zu  naschen,  es 
würde  ihm  sonst  ergehen  wie  der  Piscaca,  die  erdrosselt  und  deren  Gefieder  zerrissen  wurde,  weil  sie  nur  ein 
Korn  davon  gepickt  hatte.  Was  Nodal  daraus  gemacht  hat,  möge  seine  nachstehende  Umarbeitung  und  Ueber- 
setzuuo-  beweisen.  Er  hat  das  Liedchen  seiner  Originalität  und  seiner  Schönheit  gänzlich  beraubt  und  ein 
eigenes,   mattes  Gedichtohen  an  dessen  Stelle  gesetzt. 


Ama,  pizcu,  icifiiUaychn 
;Tumallamuy,  tmnallamuy! 
Nustallaycup  chacaranta; 
;  Tumallarauy,  etc. 
Ama  liinam  turpullayclm 
j  Tiimallaniuy,  etc. 
Hillpunaciuiap  zaranta. 
;  Tumallamuy,  etc. 
Pakcaciinap  ruruntiuiii 
i Tumallamuy,  etc. 
Anclia  kcaru  miraiispa 

;  Tumallanuiy,  etc. 

Nncfiup  tica  uj-rimtinpi, 

;  Tumallamuy,  etc. 

Quekque  rapiuhuan  matispa. 

;  Tumallamuy,  etc. 

Huaycop  iianac  liill])iuiacta 

;  Tumallamuy,  etc. 

Pucroca.scayqui  ;  puricuy ! 

i Tumallamuy,  etc. 

Kcahuallaycuy  i)uriiiacta, 

; Tumallamuy,  etc. 

Anclia  pifiayta  huatiu-ny. 

;  Tumallanuiy,  etc. 

TTtca  purumta  mazeastin 

;  Tumallamuy,  etc. 

Lliquiscacta  ricumumiui 

i  Tumallamuy,  etc. 

Chica  ruructa  chapcliastiu, 

;  Tumallamuy,  etc. 


Päjaros  ä  comer  no  vayais 

jGirad,  girad! 

De  nuustra  princesa  la  Ijeretlacl 

;Girad,  giratl! 

A  picotasos  no  asi  dest.ruyais 

iGiracI,  girad! 

De  las  trojes  la  mies  en  totalidad. 

i Girad,  girad! 

En  el  tVuto  todo  de  esos  retretes 

.Girad,  girad! 

A  grau  maravilla  se  estä  multiplicando 

[Girad,  girad! 

El  panal  del  almibar  ijue  eu  tilamentos  jetes 

[Girad,  p;irad! 

Y  que  en  fresca  lioja  vase  apii'iando. 

[Girad,  girad! 

Del  valle  las  trojes  numerosas 

[Girad,  girad! 

Os  concedi  por  era  [niarchaos! 

[Girad,  girad! 

Por  el  Camino  con  atencion  mii'ad  las  cosas, 

[Girad,  girad! 

Mi  grande  saiia  a  sentir  preparaos. 

[  Girad,  girad ! 

AI  punto  de  estar  el  desierto  liuscando, 

[Girad,  girad! 

De  inirar  los  destrozos  ciiidado  tcndreis, 

i Girad,  girad! 

Tanto  fruto  al  estar  j'i  picotazo3  talando 

I  Girad,  girad ! 


Das  Ollantadrama.  311 

Cauzarayco,  ayquimunqui!  Si  la  vido  amais,  la  fuga  emprciidereis 

i TuiuaUaymuy,  etc.!  ;Girad,  girad! 

Nodal  lässt   in   einem   Schlus.svcrsu   dein  luuii  seiner   Toohtei-  Lebewohl  saseu  :   Allicuy,   Cusi   Kcuyllor.  ^-  ^^^ — '^^^ 

V.    370    lautet    bei    Markliam :     Amauta    parahiiicc    cuna    und    ist    in    dieser    Form   ganz   imverständlich ;   er     v.  369—372 
könnte   nur   amauta  yarahuicunacta.   d.  h.  , singet  (takipuychik)   weise  Gesänge',   uder  Amautap   yarahuicunaota  i  wie 
es  bei  Nodal  heisst)   , Gesänge   des  Dichters'   f oder  Weisen   ,amauta'\     Da  Markham   den   Vers  gar  nicht   verstanden 
hat,   so   übersetzt   er  ihn   wieder   nacli  Barranca   ( i.  e.   nach  meinem  Texte,   vide  Noten  ad   v.  370)   durch   .loveahle 
nymphs'.   (!)      v.   373.   ,Ihr  aber  geht   hinein'   übersetzt  Markham :    Let  us   haye  other   niusie.   (!) 

Diesen  Gesang  übersetzt  ßari'anca  sehr  hübsch,  aber  ganz  frei,  indem  er  mit  vielen  poetischen  Aus-  v.  373— .39fi 
schmückungen  uns  den  allgemeinen  Sinn  des  Klageliedes  wiedergibt.  Mai-kham  übersetzte  grösstcntheils  Bar- 
ranca, wo  er  von  ihm  abweicht,  ist  es,  ohne  dem  Texte  Rechnung  zu  tragen.  Er  benutzte  natürlich  von  Bar- 
ranea's  Uebersetzung  gerade  so  viel,  als  die  Verse  des  Textes  es  gestatteten,  eine  eben  so  viele  Zeilen  ent- 
haltende Uebersetzung  daneben  abzudrucken ;  ganz  unbekümmert  ob  sie  demselben  entsprechen  oder  nicht ;  so 
existiren  z.  B.  für  ihn  v.  392—39'!  gar  nicht.  Als  Curiosum  mag  es  erwähnt  werden,  dass  er  v.  390  Kaca 
ekacapi  muspaspa  ,von  Fels  zu  Fels  irrend',  den  Barranca  wortgetreu  gibt,  durcli  ,Wandcred  t'rom  sorrow  to 
sorrow'   überträgt. 

Markham  übersetzt  den  ganz   guten  Vers   seines  Textes   ,Sapaytana  haii(|uehuaychis'   nicht,   weil  ihn  liarranoa     v.  397—399 
nicht    übersetzte,    da    er    in    meinem    Texte    fehlt !      Diesem    Markham'schen   Verse    entsprechend    hat   Nodal   den 
Vers  :   Huacpillantinpi  hakihua}-  und  übersetzt  ilm   mehr  indo-peruanisch  als   spanisch  :  Ruegotc   de   ä  solas   dejarmc 
favor  hagais. 

Markham's   Text   hat   nach  v.    40G   den   in  meinem  fehlenden  Vers   Callpancuta   tupunanpac.      Idi   halte   den-     v.  400 — 408 
selben    für    ganz    gut.     Markham    übersetzt    ihn    aber:    Our    streught  is    immense   (I)   während   er   doch   ,uni   ihre 
Kraft  zu  messen'   heisst. 

Unter    Orco    ist    hier    der    nördlich  von   Cuzco    gelegene   Hügel  mit   der  auf  demselben   errichteten   Festung     v.  409 — 418 
Saesahuaman    gemeint.      Ollanta    fragt:     ,\Vas    sollen    jene   Elenden    gegen   C'uzoo    uud   seine  Festung  ausrichten?' 

Barranca  übersetzt  diese  Stelle:  ,Ich  werde  noch  meine  Befehle  geben,  dass  alle  Einberufenen  bekannt  v.  419 — 422 
gemacht  werden ;  denn  es  könnte  viele  geben,  die  ihr  Blut  zu  sehr  lieben'  (Markham  übersetzt  Barranca  fast 
wörtlich).  Wie  aus  meiner  Uebersetzung  hervorgeht,  hat  Barranca  die  Stelle  nicht  treu  aufgefasst.  Der  Inca 
sagt  zu  seinen  Heei'führern :  .Ihr  werdet  ferner  benachrichtigen,  dass  Alle  einberufen  und  ermahnt  werden,  denn 
es  möchte  Einzelne  geben  (cunacu  ,sich  selbst  anrathen,  sich  zu  etwas  eutschliesseu'),  die  ihr  Blut  zu  sehr  lieben, 
d.  h.  die  feige  sich  ihrer  PÜicht  entziehen' ;  er  spricht  auch  nicht  von  Vielen  (miichos,  many^  sondern  nur  von 
Einzelnen. 

Dip  bedeutend  abweichende  Uebersetzung  Barranca's,  die  auch  mit  meinem  Gram.  Texte  nicht  in  Harmonie  v.  423 — 434 
gebracht  werden  kann,,  lautet :  , Indem  Chayanta  befiehlt,  dass  sich  noch  die  Tapfersten  vereinen,  um  die  YuncaJJ 
zu  nöthigen,  die  Wege  zu  reinigen  und  sich  in  Felle  zu  kleiden,  bin  ich  überzeugt,  dass  es  dadurch  ein  feiges 
Herz  gezeigt  hat,  dass  es  seine  Feigheit  zu  verstellen  sucht,  indem  es  nicht  will,  dass  man  zu  Fusse  geht, 
bevor  die  Ausgänge  hergerichtet  sind ;  schon  .sind  sehr  viele  bereit  um  die  Llamas  zu  beladen ;  gehen  wir  zum 
Kampfe,  denn  unser  Heer  ist  schon  bereit'.  Markham  folgt  Barranca  und  zwängt  von  dessen  Uebersetzung  so 
viel  er  kann  in  den  dem  Kechuatexte  gegenüber  stehenden  Raum,  wie  schon  oben  bcnu^rkt,  ob  sie  demselben 
entspricht  oder  nicht. 

Wenn  Barranca  und  nach  ihm  Markham  übersetzt :  , Indem  er  nicht  will,  dass  man  zu  Fusse  geht'  (Not 
wishing  to  march  on  foot),  so  ist  das  eine  gänzlich  irrige  Auffassung  des  Wortes  chaquicc  in  v.  429  meines  Gram.- 
Textcs,  das  dort  , trocken'  (mana  chaquicc  ,uicht  trocken')  heisst  und  könnte  bei  nicht  genauer  unterrichteten 
Lesern  leicht  zum  Glauben  veranlassen,  als  hätten  die  alten  Peruaner  auch  Reitthiere  gehabt,  was  bekanntlich 
nicht  der  Fall  war,  da  ihr  grösstes  Hausthier,  das  Llama,  wohl  Lasten  im  Gewichte  von  80  bis  100  Pfund 
trägt,  aber  weder  im  gewöhnlichen  Leben  noch  bei  der  Incaarmee  als  Reitthier  verwendet  wurde.  Im  zweiten 
Acte,  an  einer  später  zu  erörternden  Stelle,  spielt  eine  irrige  Uebersetzung  Barranca's  ebenfalls  darauf  an,  als 
wäre  das  Llama  von  den  Soldaten  zum  Reiten  gebraucht  worden. 

Die  beiden  Schlussverse  (433 — 434):  , Gehen  wir!  um  Alles  von  Innen  nach  Aussen  zu  kehren,  sind 
unsere  Arme  (riccanchik)  bereit',  übersetzt  Barranca  (und  nach  ihm  Markham^ :  .Gehen  wir  zum  Kampfe,  unser 
Heer  ist  bereit'. 


ti  2  2  TsCHUDI. 

Nodal  hat  piiias  im  v.  423  durch  .Gefangene'  übersetzt,  was  durchaus  keinen  Sinn  hat,  und  überhaupt 
die  r^anze  Rede  Kumiiiahui's  auf  eine  Weise  verdreht  und  entstellt,  dass  sie  weder  im  Keehuatexte  noch  in 
der  Uebersctzung  verständlich  ist.      Als   Beleg  des   Gesagten  lasse  ich  sie  hier  folgen. 

Anclia  piiias  liufiuoliiclmn,  Que  en  gran  uüiiiero  los  cautivos  se  congrueguen, 

Yancacunacta  huacyaspa,  A  los  desocupados  convocando, 

Nancunacta  pacpayaspa  Estarän  los  caminos  terrapleuaudo, 

Kcaramauta  hukcucliichun.  De  tal  suerte  que  c.on  pieles  hümedci  lo  entreguen. 

Hiuam  mancliamiat'  pactanca  Asi  es  como  sin  miedo  allauarän 

Cliay  pisisonUcü  cliarauta;  Aquellos  pusih'uümes  la  ciuega; 

Hinam  cliaquic  rlüncantinta  ■  Y  asi  cogiendo  toda  la  seca  grama  de  la  vega, 

Nantinta  mnruchucliinca,  El  trayecto  entere  endureceräii. 

Nanpa  akco  oamarisca,  Asi  del  Camino  la  arena  este  preparada. 

Llamauelüeta  cliachayaspa,  A  nuestra  acemila  lätigo  deaeargaudo, 

iHacu!  puric  tienuchispa,  [Vamos!  que  el  caminante  enhiesto  ii-;i  avanzaudo, 

iNaupac  riccha!  eamachisoa.  [De  frente  inarclien!  h  la  ördeu  dada. 

V.  435—441  Der  Inoa   beauftragt  in  den  vier  letzten  Versen  den  Anführer  llumifiahui,   an   dem  von   den  altperuanischen 

Monarchen    befolgten   Principe    den  Peind    zuerst    mit   Wohlwollen    zu    behandeln    und   das  Blutvergiessen    zu  er- 
sparen,  festzuhalten. 
V.  440  In   meinem  Texte  lautete   dieser  Vers:     llimarei  iiey,    cai  Uaituita  munaspapas.     Es  ist   leicht  zu   erkennen, 

dass  die  Autwort  des  Inca  aus  zwei  Versen  bestand,  die  von  einem  Copisten  verstümmelt  in  einen  zu  langen 
zusammengezogen  wurden.  Markham's  Text  stimmt  mit  dem  meinigen  überein,  ob  das  Mscr.,  von  dem  er  copirte, 
ebenfalls,  ist  eine  offene  Frage.  Nodal  hat  nach  meiner  Ansicht  die  beiden  Verse  ganz  passend  restituirt;  ich 
habe  sie  daher  im  Texte  aufgenommen.  Markham  hat  die  Stelle  ganz  unrichtig:  ,Speak,  I  grant  eveu  my  royal 
llautn'  übersetzt.  Das  Gerundium  munaspa  bezieht  sich  nicht  auf  den  Sprechenden,  sondern  auf  den  Angeredeten, 
y.  447  Nodal  setzt  uyarillahuay  statt  uyarihuay,    bekommt    dadurch    einen    halben  Versfnss    zu    viel,    ohne    irgend 

etwas  zu  verbessern. 

V.  448—451  Markham's  Text  hat   in  v.   448   statt  huamincca   ,huarancca',    was    hier  gar  keinen   Sinn  hat:     sein    v.    450 

rima  nanchisana  cacctincca  ist  ganz  unverständlich;  Markham  macht  sich  die  Sache  ganz  leicht  und  übersetzt 
diesen  und   den   folgenden   Vers:   I  will  call   thee  to-morrow. 

v.  452— 45;s  ,Deiu  (iedanke    ist  der  Meinige,    er  möge  sich  sogleich  erfüllen'  (BarranoaJ,   ,Thy  word  is  mine;    I  comply 

on  the  instant'.  Markham. 

V.  454— ."inii  Die  Verse  454 — 464  übersetzt  Barrauoa  :    ,Wohl  weisst  dn,   mächtiger  Inca,   dass  ich  seit  meiner  Kindheit, 

dich  begleitet  habe,  indem  ich  immer  dein  Glück  im  Kriege  anstrebte.  Meine  Tapferkeit  hat  dir  gedient,  dass 
du  deine  Macht  tausenden  von  Ortschaften  aufbürdetest.  Eür  dich  habe  ich  immer  meinen  Schweiss  vergossen, 
immer  habe  ich  zu  deiner  Vertheidiguug  gelebt;  ich  war  scharfsichtig  beim  Bändigen  und  Alles  zu  unterjochen. 
Ich  war  der  Schrecken  der  Ortschaften,  denn  ich  habe  es  nie  unterlassen,  über  sie  herzufallen,  als  wie  eine 
eiserne  Keule.'  Bei  dieser  sehr  freien,  nicht  immer  den  Sinn  richtig  wieder  gebenden  Uebertragung  geht  die 
originelle  und  dabei  so  schlichte  Auffassung  des  Urtextes  grossentheils  verloren.  (Markham  hat  nach  Bar- 
ranca  übersetzt.)  Der  conoise,  kräftige  v.  4(51  z.  B. :  ,nur  deinetwegen  bin  ich',  wird  durch  die  TJebersetzung : 
imnier  habe  ich  zu  deiner  Vertheidiguug  gelebt  (,Ever  have  I  lived  to  serve  thee'.  Markham),  schleppend  und 
matt.  Wie  Barranca  die  beiden  v.  462_  und  463:  ,Ja,  ich  war  ein  wilder  Gegner,  Allen  Schrecken  ein- 
jagend. Alles  zerstampfend'  durch :  ,Ich  war  scharfsinnig  beim  Bändigen  uud  Alles  zu  unterjochen'  (he  sido  sagaz 
para  dominar  y  sojuzgarlo  todo)  übersetzen  konnte,  ist  mir  ganz  unklar;  nicht  weniger  ist  es  mir  seine  Ueber- 
trao-uno'   der  beiden   folgenden   Verse.     Die   Markham'sche  ITebersetzung  verdient   keine  Berücksichtigung. 

V.  464  lautet  in  meinem  (iram.  Texte:  Manohaciüinmi  llipi  Llactaoc  (bei  Markham  llapi  statt  llipi);  er  ist 
offenbar  verstümmelt  und  unver.ständlioh ;  Uaotac  könnte  nur  Part,  praes.  vom  Verb,  llacta  ,ein  Dorf  erbauen' 
sein'  hätte  aber  hier  durchaus  keinen  Sinn. 

Barranca  erwähnt  in  seiner  TJebersetzung  (v.  471)  Hanansuyu  gar  nicht,  sondern  spricht  von  , Tausenden 
von  Yuncas  von  der  Nation  der  Antis'.  Markham  hingegen  übersetzt  (v.  471)  ,The  bright  hosts  of  Hanansuyu', 
indem  er   Uipintinta   (i.   q.   llapantinta)   mit  llipi   .glänzend'  verwechselt. 

In  V.  474 — 47  7  rühmt  sich  Ollanta,  dass  er  die  Chancas  mit  Eeuer  vertilgt  habe  und  ihre  Hoffnungen 
zerstörte,  indem  er  ihren  Ast  abgeschnitten,  den  Führer  Huanco  Huillca  vernichtet  habe.  Das  Bild  Raprancucta 
cuchurcany  ist  sinnig  gewählt.   Der  Anführer  wird  als  , Ast'  des  , Stammes,   Nation'   bezeichnet.   Barranca  übersetzt : 


Das  Ollantadrama.  313 

,Ich  habe  Huanca  Huillca  erobert,  indem  ich  es  zu  deinen  Füssen  legte'.  Abgesehen  davon,  dass  Barranca  Huanca 
Huillea  als  Landesbezeichnung  nimmt  (poniendola\  fasst  er  auch  das  Oernnd.  factaspa  irrig  auf;  denn  Ollanta 
sagt,  dass  er  Huanca  Huillca  mit  den  Füssen  zerstampfend  vernichtet  habe,  nicht  aber,  dass  er  das  Land  zu 
den  Füssen  des  Inca  gelegt  habe. 

Durch  V.  492 — 493  will  Ollanta  sagen:  ,Für  Alles,  was  er  gethan,  könne  er  nur  den  Preis  beim  Inea 
suchen',  obgleich  er  ihn  schon  königlich  belohnte.  Barranca  hat  v.  493  gar  nicht  übersetzt,  Markham  natürlich 
auch  nicht.  Den  v.  499  überträgt  Barranca:  ,Mit  Rücksicht  auf  das,  was  ich  dir  gedient  habe,  nähere  ich  mich 
dir  als  ein  Diener'  (,For  all  the  Services  I  have  performed  —  I  approache  thee'.  Markh.).  Ollanta  sagt  ganz  einfach 
,was  ich  für  dich  geleistet  habe'.  Er  bittet,  dass  ihn  der  Inca  für  seine  Dienste  noch  etwas  mehr  erhöhe,  ihm 
die  Hand  seiner  Tochter  gebe.  v.  504.  .Erhöre  den,  der  dir  gefolgt  ist'  i.  e.  ,der  stets  um  dich  war,  der  dir 
treu  gedient  hat'.  Barranca  übersetzt  unrichtig:  Ich  werde  stets  bei  dir  sein  (,And  so  shall  I  ever  bc.  .Mark- 
ham),   trotzdem   der  Vers   seines  Textes   lautet :   , Erhöre   diesen  deinen  Unglücklichen'. 

Markham's  üebersetzung  von  v.  510  ,Thou  art  a   man'   ist  ganz  irrig.   Hätte  Pachacutek  an   Ollanta's   Mann-     v.  .510—51.? 
liehkeit,  an  seinen  starken  Charakter  appelliren  wollen,   so  hätte  er   OUantay  cam  iarim  canki  gesagt ;   indem  er 
aber  den  Ausdruck  runa  gebraucht,   will  er  den  Feldherrn   demüthigen,    ihn   au   seine   niedere   Abkunft   erinnern; 
deshalb  auch  im  folgenden  Verse  das  so  bezeichnende  keparey.  .  ' 

lu  diesen  Versen,  besonders  in  den  beiden  ersten,  zeigt  der  Inca  seinem  Feldhcrrn  gegenüber  die  ganze  v.  51.5 — 518 
königliche  Strenge.  Markham  hat  die  beiden  letzten  Verse  in  seiner  Textausgabe  zwischen  Klammern  gesetzt, 
auf  welche  Weise  er,  der  Anmerkung  auf  p.  33  zufolge,  diejenigen  Verse  bezeichnet,  die  in  meinem  Texte  fehlen. 
Es  zeugt  zum  Wenigsten  von  einer  sehr  grossen  Leichtfertigkeit  Markham's,  dass  er  bei  diesen  beiden  Versen 
das  angegebene  Zeichen  anwendet,  denn  sie  fehlen  in  meinem  Texte  keineswegs,  nur  folgen  sie,  dui'ch  die  t}"po- 
graphische  Anordnung  bedingt,  den  beiden  vorhergehenden  nicht  in  der  nämlichen  C'olumne,  sondern  stehen  ihnen 
gegenüber  in  der  Nebenanstehenden. 

Dieser  Monolog  des  tiefgekränkten  und  erbitterten  Feldhorrn  ist  sowohl  nach  meinem  als  nach  Markliam's  Text  v.  öl9— ööl 
zum  Thei!  schwer  verständlich,  da  eigcnthümliche,  iri-ige  grammatikalische  Formen,  sj-ntactische  Verstösse  und  offen- 
bare Copirfehler  vorkommen.  Das  bol.  Mscr.  hat  in  einigen  noch  leserlichen  Stellen  bemerkeuswerthc  Varianten. 
die  den  Sinn  herstellen.  Es  ist  daher,  da  Barranca  nach  meinem  Texte  übersetzte,  auch  erklärlich,  dass  seine 
Üebersetzung  sehr  frei  und  nicht  immer  dem  Texte  entsprechend  ist,  selbst  in  Stellen,  die  keinen  Zweifel  zu- 
lassen, z.  B.  V.  536:  Suyuycunacta  tocllaspa  (indem  ich  die  Provinzen  vereinige^  durch:  Ich  werde  ihnen  (den 
Antis)  meine  Waffen  vortheilen.  (,I  will  distribute  arms'.  Markham.)  Wenn  Markham's  üebersetzung  von  der  von 
Barranca  abweicht,  so  hat  sie  in  der  Regel  keinen  Sinn,  z.  B.  v.  338 — 339:  Thous  halt  see  the  Saccsahuaman  — 
As  a  speaking  cloud.  i^l)  In  v.  542  lässt  Barranca  Ollanta  den  Inca  apostrophiren :  Du,  o  Inca,  wirst  zu  meinen 
Füssen  sein  (,Thou  o  Tnca !  .shalt  be  at  my  feet'.  Markh.\  während  doch  Ollanta  seine  Am-ede  an  Cuzco  hält. 
V.  545  Punchuncachus  chay  cuncayki  überträgt  Barranca :  si  aleanza  tu  cuello.  Ich  gestehe,  dass  mir  diese  Üeber- 
setzung nicht  klar  ist.  Ich  nehme  cunca  für  , Stimme',  nicht  für  .Hals',  und  übersetze:  ,0b  deine  Stimme  noch 
hinreicht'.  Der  Sinn  dieser  Stelle  ist :  ,Der  Inea,  wenn  er  zu  meinen  Füssen  liegt,  wird  dann  sehen,  ob  ii-h  nur 
so  wenig  Soldaten  liabo  und  ob  deine  Stimme  (i.  e.  C'uzco's)  auch  noch  etwas  gilt'.  In  den  übrigen  Versen  des 
Nfonologes  hat  Barrauca's  (und  nach  ihm  Markham's)  Üebersetzung  noch  mannigfache  mehr  oder  weniger  bedeu- 
tende Abweichungen  vom  Texte. 

Markham    übersetzt    v.   557    ganz   falsch:     ,This   night   I  await   her".      Suyahuachun    ist   Imper.   der   4.   Pers.     v.  55.5—557 
Obj.   Conjug.   (3.   pers.   ad  primamV 

Barranca  hat  diese  Stelle  insoferne  nicht  richtig  wiedergegeben,  als  er  übersetzte :  ,Ich  frug  und  Niemand 
gab  mir  Auskunft  über  sie.'  Vergl.  Note  ad  v.  566.  Markham  übersetzt  v.  561  gar  nicht,  dagegen  I  could  not 
find  her,   was  im  Kechuatexte  gar  nicht   vorkommt. 

Da  Nodal,  wie  er  in  den  einleitenden  Worten  zu  seinem  Ollantadrama  selbst  erklärt,  den  Standpunkt  dos 
Puristen  einnimmt,  .so  ist  es  doppelt  unerklärlich,  dass  er  den  Fehler  begeht,  und  von  Piki  C'haki  die  .Katze' 
(vergl.  Not.  ad  v.  562)  erwähnen  lässt.  Sein  diesbezüglicher  Vers  lautet :  Manam  michi  carcachu  .keine  Katze 
war  da'   (nicht   einmal   eine  Katze   war  da). 

Die    V.   568 — 569    überträgt   Barranca:     ,nur    die   Eulen,    die    dort    sassen,    liessen    ihren    traurigen   Oesang     t.  566— 569 
hören'.     Ich  übersetze  sayarispa  , indem  sie  sich  aufrichtete'   (durch  Piki  gestört),  vergl.  v.  540.   Markham  über- 
setzt  nach  Barranca:     With   their  doleful    music,    trotzdem   der   Vers   in   seinem   Texte   Huc    hnacayta    taquicuscan 
(sie  sang  ein  Geschrei)  lautet. 

Denischriflen  der  phil.-bist.  Cl.  XXIV.  Bd.  40 


314  TsCHUDI. 

Sowohl  in  Kordamerika,    als    auch    in  Mexiko   und   Peru  galt  die   Eule  für   einen   , Weissagevogel',    meistens 
für  einen  Unglück  verkündenden.      (Vergl.   v.   592.) 
V.  572    57o  Barrauoa    übersetzt:    ,Wer    weiss    ob    er    sie  gehenkt    und   die  Mutter  verlassen  hat';     Markham  aber  gar: 

Who  knows  if  he  has  hanged  her,  —  And  has  abandoned  her  to  the  mother !  Die  TJebersetzer  haben  das  Wort 
mamautin  (vgl.  Gram.  §.  110)  nicht  gehörig  berücksichtigt,  eben  so  wenig  die  Partikel  pu  in  ohinoapun.  Der 
letzte  Vers  lautet  aber  ,er  hat  Mutter  und  Tochter  gewaltsam  versteckt'. 

V  57G   577  A-uf  die  Verschiedenheit  dieser  beiden  Verse  in  beiden  Texten  einerseits  und  dem  bol.  Mscr.  andererseits, 

habe   ich   schon  in   der  Note   ad   Vers   57(>   aufmerksam  gemacht. 

Nodal  hat  chipancasumjuipac  ,um  dich  zu  schnüren  (binden)',  was  an  dieser  Stelle  in  Berücksichtigung 
des  Wortspieles   besser  ist   als   das   Verbum  cliaupincha. 

V  578—581  Den    V.   578   Tucuy    suyu    hatarichun  übersetzt  Barranea   (und   nach  ihm   Markham)   sowohl    dem  Wortlaute 

als  dem  Sinne  nach  ganz  irrig,  ,uun  werde  ich  meine  ganze  Provinz  aufwiegeln'  (Then  I  will  raise  raj  pro- 
vince).  Auf  die  Bemerkung  Piki's,  dass  tausend  Mann  OUanta  gesucht  haben,  erwiedert  dieser  herausfordernd 
und  furchtlos:  ,Es  erhebe  sich  die  ganze  Provinz,  meine  Faust  wird  Alle  zermalmen!'  (hatarichun  3.  Pers. 
Imper.)  Er  will  es  also  nicht  blos  mit  den  vom  Inca  ausgesandten  Häschern,  sondern  mit  der  ganzen  Bevöl- 
kerung aufnehmen.  Diese  Herausforderung  entspricht  auch  dem  v.  581  Tacuj-pakmi  champey  ichun  I  in  dem 
Ollanta  höhnisch  sagt :  ,Ich  habe  meine  Keule  um  Stroh  zu  zerstreuen'.  Durch  Barranca's  TJebersetzung  , meine 
Keule  Avird  Alles  dem  Boden  gleich  machen,  ohne  etwas  übrig  zu  lassen',  geht  das  Charakteristische  von  Ollanta's 
Worten  verloren. 

V.  582—584  Die  beiden   v.  582 — 583   lauten   in  beiden  Texten  Noccapas   chay  ruualacca- — Haytaymaumi   coaraetacoa,    im 

bol.  Mscr.  dagegen,  wie  sie  im  Texte  angeführt  sind.  Da  Barranca  auch  ,y  aun  el  he  de  quemar'  übersetzt, 
so  wird  zweifelsohne  ein  von  ihm  benutztes  Mscr.  auch  die  Leseart  ccanatacta  gehabt  haben. 

V.  585,  586  Nachdem  Piki  Chaki  zuerst   seinem  Herrn   weissgemaeht  hatte,   es  haben  ihn  tausend  Mann   gesucht   um   ihn 

zu  fangen,  beschwichtigt  er  ihn  nun  auch  durch  die  A'ersioherung,  es  habe  nur  Orco  Huaranca  ihn  gesucht. 
Er  hat  also  ein  Wortspiel  nach  seiner  Art  mit  dem  Namen  Orco  Huaranca  (tausend  Mann")  gemacht. 

V.  587—588  Vielleicht   heisst    es :    ,Der  Inca    lasse    mich    suchen,    glaubend,    dass    ich  wüthend   sei',    übersetzt  Barranca 

diese  Stelle.  Nach  nispa  muss  die  directe  Rede  aufgefasst  werden,  es  kann  sieh  daher  pinacuscarcany  nur  auf 
den  Inca  und  nicht  auf  Ollanta  beziehen. 

V  589,  50(1  Barranca   überträgt  diese    beiden  Verse :    Orco    Huaranca,    nicht    der    Inca :     ich  verachte   dieses   Männchen. 

( ,Orco-hiiaranca,  not  the  Inca. — I  abonimate  that  little  man.'  Markh.  1 

Bei  dieser  Uebersetzuug  ist  es  ganz  unklar,  wer  unter  dem  , kleinen  Mann'  (hombrecillo)  gemeint  sei,  aucli 
kann  Chayri  millaouy  durchaus  nicht:  abomino  a  este  hombrecillo  heissen.  Nach  dem  Wortlaute  des  Textes 
heisst  es:  ,Orco  Huaranca,  nicht  der  Inca,  ist  ein  lieber  Mann;  dieser  aber  ist  abscheulich'.  Kunalla  ist  hier 
nicht  als  Dimiiiut.  mit  einer  verächtlichen  Bedeutung  zu  nehmen.  Die  Partikel  Ha  macht  im  Gegeutheil  hier 
ein  Liebkosnngswort.  Orco  Huaranca  ist  ja  der  beste  Freund  Ollanta's  und  hat  im  ganzen  Verlaufe  des  Dramas 
fest  zu  ihm  gehalten,  es  hätte  daher  keinen  Sinn,  wenn  Piki  von  Orco  Huaranca  beleidigend,  von  dem  Feinde 
Ollanta's  dem  Inca.   aber  in   freundlichen   Ausdrücken    sprechen  würde. 

V  591— 5!i:V'  Markham    hat    in    seinem    Texte    den    Sehlussvers   Nac    ripusuu   caymauta   (nun  werden   wir  von  hier  weg- 

gelien),   den   er  aber  ohne  Berücksichtigung  der  grammatikalischen  Construotion :   ,1  will  go  witb  him'  übersetzt. 
Dieser  Vers    hat    seine    volle    Berechtigung    und   dürfte   in   meinem   Texte  nur  aus    einem  Versehen    des  Copisten 
entfallen   sein. 
y_  594  Diese  einfache  Frage  übersetzt  Markham:  ^\'e  will  leave  the  Coyllur.   (!) 

V.  :>'35    596  Imanasaktak    chincaptin    übersetzt  Barranca:    ,Wie   soll  ich   es  gestatten,    dass   sie   sieh  verliere'   (,How  ean 

I  bear  to  lose  her'.  Markham),  richtig  aber  heisst  er:  ,Was  kann  ich  thun,  dass  sie  versehwindet?  d.  h.  der 
väterlichen  Gewalt  entzogen  wird. 

V.  597,  598  Barranca    übersetzt    diese    beiden  Verse:     ,Höre    diesen    Gesang.      Ist    Niemand    da.    der    ihn   singt:'      Nach 

dieser  Auffassung  sollte  man  meinen,  Piki  habe  den  Gesang  hergesagt  und  vorher  gefragt  ob  Niemajid  da  sei, 
der  ihn  singen  könnte?  Richtig  aber  lautet  die  Uebertragung :  ,Höre  diesen  Gesang;  ich  weiss  nicht  wer  singt!' 
Der  Gesang  tönt  nämlich  von   Ferne  her  und   ist  von   Musik  begleitet. 

V.  590 639  Dieser  Gesang  bietet  im  ganzen  Drama  der  Uebersetzung  die  meiste  Schwierigkeit,  da  die  lyrische  Kechua- 

poesie  sich  durch  frappante  Bilder  und  Vergleiche,  die  in  einer  anderen  Sprache  nicht  oder  doch  kaum  zulässig 
wären,    durch    die    sonderbarsten    Ideoverbindungen,    ganz    aussergewöhnlichen  Abweichungen    der    gewöhnlichen 


Das  Ollantadbama.  315 

Bedeutung  der  Worte  und  eine  sehr  grosse  Freiheit,  sogar  gewisscrraasscn  einer  Regellosigkeit  der  grammati- 
kalischen Formen  auszeichnet.  Eine  ganz  wörtliche  Uebersetzung  würde  daher  in  den  meisten  Fällen  Unsinn 
oder  Lächerlichkeiten  zu  Tage  fördern.  Selbst  wenn  man  sich  einigerniasscn  von  dem  Wortlaute  frei  macht  und 
nur   den   Sinn   wiedergeben   will,   bleiben  viele  Stellen   etwas  imklar. 

Das  Gedicht  preist  die  Schönheit,  der  für  Ollanta  vcrloreuen  Coyllur :  ,lhrc  Stirnc  gleicht  der  Sonne 
und  dem  Monde ;  ihre  Haare  sind  zweifarbig,  getlochten  und  spalten  sich  an  den  Ohren ;  die  .Vugenbrauen 
gleichen  dem  Eegenbogen,  die  Augen  zwei  Sonnen,  die  Wimpern  lassen  durchsehen,  was  das  Herz  krank  macht. 
\i\  ihrem  Gesichte  blüht  die  Achancaray ;  in  ihrem  schönen  Munde  sind  die  schneeweissen  Zähne  wie  anein- 
ander gereihte  Kügelohen  eines  Halsbandes,  an  ihrem  süssen  Lächeln  erfreut  sich  die  ganze  Umgebung,  ihr 
zarter  Hals  ist  wie  Krystall  und  ihr  Busen,  wie  Baumwolle,  entfaltet  sich  von  Jahr  zu  .Jahr;  ihre  Hand  ist 
weich  anzufühlen  und  ihre  Finger  sind  Eiszapfen  ähnlieh'. 

Der  Form  nach  besteht  das  Gedicht  auf  fünf  achtzeiligeu  Strophen,  von  denen  die  ungeraden  Verse  fünf-, 
die  geraden  zweieinhalbfüssig  sind ;  es  reimen  sich  immer  je  zwei  laug-  und  je  zwei  kurzfüssige  Verse. 
Die  Maunio-faltigkeit  der  Reime  ist  uicht  gross,  indem  nicht  weniger  als  sechzehn  Locative  in  pi  vorkommen  ; 
von   den  übrigen   sind  mehrere    nur   Anklänge,    nicht  wirkliche  Reime,    oder  sind  auch  einfache  Wiederholungen. 

Barranca  hat  den  Gesang,  von  der  weitgehendsten  Dichterfreiheit  Gebrauch  machend,  sehr  lieblich  und 
der  Dichtung  im  Ganzen  entsprecheud  in  sieben  achtzeiligeu  und  einer  vierzeiligen  Strophe  übersetzt.  Markham 
Init  von  diesen  (50  Versen  Barranoa's  40  ausgewählt  und  sie  neben  die  entsprechende  Verszahl  des  Kechuatextes 
in  englischer  Sprache  abdrucken  lassen,  wenn  sie  auch  uicht  im  mindesten  zu  dem  gegenüberstehenden  Te.xte 
passten   (z.   B.   v.    ÜOI,    3,    5,    6,   H,    f»,    10,    14,    19,    20,    21,    27,    28,   29,    30,    35,   37,   38). 

Es  braucht  wohl  kaum  erwähut  zu  werden,  dass  Xodal  auch  dieses  Gedicht,  sowohl  in  Bezug  auf  den 
Sinn,  als  zum  Theil  auch  auf  die  Form  (seine  Verse  sind  abwechselnd  vier-  und  zweieinhalbfüssig),  umgearbeitet  hat. 

Wie  fast  immer,  wenn  Markham  sich  von  Barranca  emancipirt,  so  übersetzt  er  auch  hier  v.  640 — 642  '■•  t):VJ— H47 
ohne  Verständniss  des  Textes  und  dem  vollständigsten  Ignorircn  der  grammatikalischen  Formen.  .Kennt  dieser  Sänger 
deine  Schönheit'  übersetzt  Markham:  I  recognize  that  music, — For  it  describes  her  beauty  ( !^  und  v.  642 — 43 
überträft  er  gar:  The  sorrow  it  brings  back- — •  Reraaius  with  me.  {'.')  Bei  v.  642  macht  Markham  die  Bemerkung, 
All  this  (i.  e.  v.  439 — 43)  omitted  by  Barranca.  Es  ist  dieselbe  wieder  ein  Beweis  der  namenlosen  Leichtfertigkeit 
dos  eno-lischen  Uebersetzers.  Barranca  hat  diese  fünf  Verse  durchaus  nicht  ausgelassen,  sondern  sie  folgender- 
nuis«eu,   allerdings,   wie  den  ganzen   vorhergehenden  Gesang,   mit  der  möglichsten  poetischen  Licenz  wiedergegeben: 

Ay  Ccoylliir,  luillanto  estrella,  Qne  hnyan  tus  penas  y  angustias 

De  la  zatirica  ,iltiu-a!  Pani  ((iie  a.?i  estes  coutenta 

(, Corresponde  h  tu  heimosura  Y  libre  de  la  tormenta 

Esta  mi  triste  cancion?  Qne  el  pesar  liace  sentir. 

Die  grösste  Fi-eiheit  dieser  Uebersetzung  ist  wohl  die,  dass  Barranca  den  Ollanta  sagen  lässt :  , entspricht 
dieser  mein  trauriger  Gesang'  etc.,  da  Ollanta  denselben  weder  gedichtet  noch  gesungen  hat  (vide  v.   ö97 — 9S). 

v.  649  enthält  wieder  eine  Anspielung  auf  den  Namen  Coyllur  (Stern):  ,Sie  leuchtet  des  Kachts  nicht  mehr'     v.  (148,  fij;i 
(,Xow  tho   night   is   dark'.   MarkhamX 

Barranca    hat    diese    vier    Verse,    als    ob    im    Kechuatcxte    das    Träsens    und    nicht    da«   Futur\un   gebrauclil     v.  liöO  — (i.i:^ 
wäre,   übersetzt. 

V.   (Jö.^  lautet  bei  Xodal :   Anchakcuc  maquiyoc  caspa.     Bei  dieser  Gelegenheit  will  icli  nur  bemerken,  dass     v.  (;.-)4— 6.58 
in  Xodal's  Umarbeitung,  nie  eine  Construction  mit  Subjunct,  vorkommt,  sondern  stets  .statt  derselben  das  Gerun- 
dium  in   spa  gebraucht   wird,   selbst  da,    wo  dasselbe  durchaus   nicht  zulässig  ist.   (Vgl.  Gramm.   §.  213   und   217.) 

Bei  Markham    lautet    v.   660:     Sipasman    ppacha    conaypak,    , damit  ich    dem  Mädchen   Kleider  gebe'    (sipas     v.  e.iit— «ii2 
Mädchen,    mit    dem  Xebeubegritf  Beischläferin;    der  Nom.    ppacha  statt    des  Accus,  ist  unriciitig\    aber  er  über- 
setzt  doch   (nach   Barranca)   blos  durch  To   bestow   clothing.   v.  661    ,Damit   ein    Anderer  mein   Silber  sehen   wird' 
überträgt   Markliam  :    To  have  plenty  of  silver  (,um  reich  zu  sein'  Barranca}. 

Ganz  unbegreiflicherweise  übersetzt  Markham  den  v.  663  ,Und  so  werden  Alle  dich  fürcliten-  durch:  With    v.  Hfi'i,  c,r<:i 
those  you  would  be  timid. 

Ich    habe  schon    in    der    Xote    zu  v.   668  die  Bemerkung    von  Barranca  erwähnt;    er  übersetzt  denselben:     v.  644— r.7(i 
.Sei    schielend,    ich    werde    es    nicht  sein !'     Da    nun  Barranca    sagt    rercco    oay  sei  gleich  upancay,  so  ist  schon 
deshalb  seine  Uebersetzung  eine  unrichtige,  denn  upa    heisst  ,taub'  (nicht  , schielend'"»,  ,dumm'.  Der  Vers  involvirt 
wie    auch    Xodal    ihn    ganz    richtig    aufgefasst,    die    Frage  Tiki's :    ,Bin  ich  denn    nicht  ein  Schielender"  in  Ver- 

40* 


U  1  g  TsCHUDI. 

binduno- mit  dem  Vorhergehenden :   , Wie  kann  man  mich  denn  fürchten  mit  dem  Gesicht,   das  ich  habe?'  Barrauoa, 
dessen  Uebersetzung  dieser  Stelle  keinen  Sinn  hat,  rermuthet  ganz  irrigerweise  in  derselben  ein  poetisches  Spiel 
(juego  poetico).     Markham  leistet   das  Unglaubliche,   indem   er  den  Vers  durch:    Power  is  not   for   me,   überträgt. 
T.  671,  672  In  V.    672   haben   weder  Barranca  noch  Markham  naupa  rey  übersetzt.     Das   ,Adelante'   (Barr.)  und   ,let  u.s 

go'   Markh.,   entspricht   nur  dem  hacu. 

^   673  In  meinem  Gram.  Texte  lautet  dieser  Vers  :   Ay  qqueoc— pacoa  uoecau  cany  ;   bei  Markham:   Ayquepacca  uocea 

cani   i  ich  bin   wieder  Üieheud,   aj^ke  vi.   ayki  ,fliehen'  I.   Die  Leseart  meines  Textes  könnte  Ay  keek  pakca,   nocam 
cany,    ,weh'    mir  Schwachling,    der    ich    bin'    lauten    und   würde    ein   für  Piki,    der  in  seiner  Trägheit   jede   An- 
strengung scheut,   ganz    passender  Ausruf  sein.      Ich  glaube  jedoch,    dass  die  Leseart  in  Markham's  Text  die  ur- 
sprüngliche  ist.      Barranca  übersetzt :   ,Ach,   ich  werde  müde   werden'. 
V.  674-678  Barranca  übersetzt  v.   r,76— 677:    .Meine  Wuth  reisst    mich    wie    ein   Waldstrom   fort',    wobei   das  Charak- 

teristische der  Worte  des  Inca's  verloren  geht. 

V.  679  Ausser  dem  in  den  Noten    schon    angeführten    ganz  fehlerhaften  Verse  hat  Markham's  Text  noch  folgende 

drei,   zum  Theil  ebenfalls  fehlerhafte  Verse,    die  in    meinem  Texte  fehlen:    Soucconpas   chincarisccata  —  Bicucani 
chay  sallcata  —  Huchau  punichari  carccau,  die  er  folgendermassen  übersetzt:  My  (sie!)  heart  is  lost.  —  I  find  a 

wilderness In  place  of  it.  (!)  Unnöthig  Worte  über  eine  solche  Uebersetzung  zu  verlieren.   Es  scheint  übrigens, 

dass  in  dem  Manuscripte,   das  Nodal  zu  seiner  Umarbeitung  des  Dramas,   als  Basis   diente,   diese   drei   Verse  vor- 
handen  waren,   denn  sie   kommen  bei  ihm,   allerdings   correcter  als  bei  Markham  auch  vor. 

Mancbarisca  campa  cacca,  Cliay  sallcacta  cliiiicaeuspa, 

Soiikconpa  chuquicliacuspa,  Hucbanmi  ayquirieliirca.     (Nodal.) 

V.  680,  681  Barranca  übersetzt  diese  beiden  Verse   blos  durch:   ,Geh'   zu  .seiner  Verfolgung'   (marcha  cn  su  persecucion). 

V.  682— 68-t  Barranca   (und  nach  ihm  Markham)   behandelt  irrigerweise  v.    682 — 683   als  Frage. 

V.  685—689  Es    ist    schon    wiederholt    darauf    hingewiesen    worden,   dass  Markham  nicht  das  geringste   Vcrständniss  für 

die  persönlichen  Objectconjugationen  (Transieioues)  hat;  in  v.  6 8 i»  übersetzt  er  wieder;  ,ich  sehe  dich  nun'  (^nam 
riouyqui)  durch:  Now  you  have  seen  it.  (!)  Die  beiden  Verse  688  —  689  sohliesst  er  in  seinem  Texte  in  Klammern 
ein,  als  Zeichen,  dass  sie  in  dem  meinigen  fehlen.  Es  begegnet  ihm  auch  hier,  wie  schon  bei  v.  517 — 518  er- 
wähnt, das  geradezu  unbegreifliche  Versehen,  dass  er  die  in  der  nebenanstehenden  Columne  folgenden  Verse 
nicht  beachtet  hat:  Beweise  von .  der  Gewissenhaftigkeit,  mit  der  er  arbeitete!  Das  nam  ricuyki  entspricht 
ganz  unserem  ,hier  bin  ich  schon'. 
V.  692  Dieser  Vers  fehlt  in  Markham's  Text,   hingegen  hat  ihn   Nodal   gleichlautend   wie  in  meinem  Texte. 

V.  693-69G  Die  Auffassung  Barranca' 8  dieser  Stelle  stimmt  mit  meiner  Uebersetzung,  dem  Sinne  nach  wenigstens,  überein,  denn 

nach  seiner  Uebertragung  lauten  sie:  ,Es  haben  sich  so  viele  Männer  empört,  als  du  hier  Maiskörner  aufgehäuft  siehst'. 
V.  697—70-2  ,Die  ganze  Nation  Anti  hat  sich  mit  Ollanta  empört'  übersetzt  Barranca  sehr  frei.  v.  698 — 699  (,The  whole 

Anti  Nation  —  Has  riscn  with  Ollanta'.   Markh."),   während  der  Text  nur  davon  spricht,  dass  die  Antimänner  Ollanta 
empfangen  haben. 
V.  704—711  Ein  Vergleich  meiner   Uebersetzung  dieser  Stelle   mit  der  von  Barranca  gegebenen,   die:   ,Bevor   sich  meme 

Wuth  mässigt,  geh',  Tapferer,  wenn  auch  dein  Heer  unterliegt ;  denn  50.000  Mann  werden  nicht  viel  ausrichten, 
um  deine  Provinz  zu  erheben;  reise  schnell  ab,  denn  es  droht  Gefahr',  lautet,  zeigt  eine  grundverschiedene  Auf- 
fassuno-  derselben.  Barranca's  Uebersetzung  ist  ganz  unklar  (wozu  soll  Rumiüahui  mit  50.000  Mann  seine  Provinz 
erheben?),  was  zum  Theile  auch  dem  fehlerhaften  Texte  zuzuschreiben  ist,  und  entfernt  sich  mehr  als  erlaubt 
vom  Original,  z.  B.  v.  711:  ,Die  Strafe  wird  ihn  ereilen'  überträgt  Barranca  und  (nach  ihm  Markham):  Gefahr 
droht  (,The  danger  menaces'.  Markh.)  v.  705  hat  Barranca  gar  nicht  beachtet. 
V.  712—720  Barranca  hat  diese  Verse  ziemlich  genau   übersetzt,    nur  hat  er  v.   717—718  statt  auf  Ullauta  allein,    auf 

dessen  ganzen  Anhang  bezogen.  Markham  dagegen  ist  unbegreiflich  willkürlich  verfahren.  In  v.  712  übersetzt 
er  pacarillam  ,mit  Tagesanbruch'  durch  ,at  once'.  Huallahuisa  yapariscoan  lautet  bei  ihm :  But  now  I  have  ordered 
(them  to  march  etc.),  aber  er  sagt  nicht,  wem  er  Befehl  zum  Marschiren  gegeben  habe,  indem  er  das  Wort 
,huallahuisa'  unberücksichtigt  lässt.  Die  beiden  folgenden  Verse  lauten  (nicht  in  Uebereinstimmung  mit  denen 
meines  Textes)  bei :  ihm  ,Ayqueccta  hayccamusacmi  —Cayman  cutichimunapac'.  Haycamu  ist  kein  Keohuawort,  wohl 
aber  harcamu  v. ;  mit  dieser  Correction  würden  die  beiden  Verse  heissen :  ,Ich  werde  den  Flüchtling  aufhalten, 
um  ihn  hierher  zurückzubringen' ;  so  haben  sie  Sinn,  nach  Markham's  Uebersetzung  in  Bezug  auf  den  Text  aber 
gar  keinen,  denn  er  überträgt  sie  durch :  (but  now  I  have  ordered)  ,Them  to  march  to  the  land  of  the  Collas.  — 
All  must  be  prepared'.     Markham  hat  also  v.   714  nach  Barranca  (also  nach  meinem  Texte)  übersetzt,  ohne  im 


Das  Ollantadrama.  317 

Mindesten  den  Seinigeu  zu  berücksichtigen.  Die  Uebertragung  von  Cayman  euliehimuuapak  seines  Textes  durch 
,AÜ  must  be  prepared'  entspricht  etwas  dem  Verse  meines  Textes :  Tucuj-ta  harcamusakmi,  ,I(h  werde  gehen,  um 
Allem   Einhalt   zu   thun'. 

In  V.  725  ist  in  meinem  (iram.  Texte  das  Wort  (!hayantamansi  getrennt  gedruckt,   was  liarranca   zu   der  Ueber-     ■*'    '21  — 742  | 

Setzung:  ,Das  Heer  wird  nach  Anti  marsohireu',  yeranlasste.  Markham,  obgleich  in  seinem  Texte  das  Wort  richtig 
gedruckt  ist,  folgt  Barranca's  Uebersetzuug.  Den  v.  724  bezieht  Barranca  statt  auf  den  Empfang  der  Männer 
und  der  zujubelnden  Weiber,  auf  den  Marsch  des  Heeres  nach  Chayanta.  Dieser  Auffassung  steht  das  Suffix  si 
in   Chayautamansi   entgegen. 

Die  V.  737  —  739  übersetzt  Barranca:  ,\\'cnu  die  Llamas  müde  werden,  so  gehen  wir  zu  Euss,  und  sei  es 
zwischen  Stacheln  und  Dornen'  (zarzo).  Markham  folgt,  wie  gewöhnlich,  ohne  den  Text  zu  prüfen,  Barranca's 
Autorität.  Nach  dieser  Uebersetzuug  müsste  man  annehmen,  dass  die  Indianer  eine  Llama-Cavallerie  hätten  oder 
überhaupt  die  Llamas  gewöhnlich  als  Reitthiere  benutzten  (vergl.  krit.  Bemerk,  v.  423 — 434),  was,  wie  beide 
Uebersetzer  sehr  wohl  wissen,  durchaus  nicht  der  Eall  war.  Nodal  macht  aus  ,Llama'  sogar  eine  ,Cabalgadura'  (Reiterei). 
C'haipipas  llama  pisipan  (meinem  v.  787  entsprechend)  überträgt  er:  Y  alli  donde  la  cabalgadura  a  cansar  se  ponga.  \ 

Markham's  Text  hat  statt  meiner  beiden  Verse  738  —739  folgende  beide  :  Chaquitapas  quiscattipan  —  t'haypin  ccau- 
chipi   mitocana,   und   statt  meines  v.    742  die   beiden:    Xapecctusca   (?)   samauapac  —  Huaiiuytahuanpas  huaccyana. 

Durch  einen  Druckfehler    meines   Textes    verleitet   (vide   Not.    ad   v.    745),    übersetzt   Barranca    ganz    irrig:     v.  743-705 
, Höret   die  Befehle   Orco  Huarauca's,    welcher   befiehlt,    dass    ihr  ausruhen   sollt'.      Ollanta   theilt  in-v.   748 — 759 
den    versammelten   Soldaten    und   Führern  mit,    dass    er    dem  Inca    sagen    werde,    er    möge    es    nicht    mehr    ver- 
suchen,  gegen  Antisuyu  agressiv  vorzugehen,    weil  er  keinen  Erfolg   erzielen   würde. 

Je  nach  den  verschiedeneu  Lesearten  der  Texte  kann  man  annehmen,  dass  üllanta  Alles  das  dem  Inca 
directe  sagen,  oder  aber,  dass  er  es  ihm  durch  einen  Boten  sagen  lassen  werde.  Es  ist  nun  allerdings  nicht  recht 
einzusehen,  wie  üllanta  als  Rebell  es  wagen  durfte,  zum  Inca  zu  gehen,  um  ihm  die  Mahurede  zu  halten  ;  die 
grammatische  Construction  spricht  für  die  directe  Rede  des  Fcldherrn ;  aber  es  sind  immerhin  fiiny  (v.  748  und  lloc- 
simuny  p.  759)  nur  figürlich  zu  nehmen.  Ollanta  will  nicht  selbst  zum  Inca  gehen,  .sondern  ihm  eine  Botschaft 
schicken.  Barranca  hat  zwar  im  Allgemeinen  dem  Sinne  nach  richtig  übersetzt,  aber  doch  an  mehreren  Stellen 
den  Text  unrichtig  aufgefasst.  Z.  B.  v.  753  und  755  übersetzt  er:  , Schliesslich  werden  seine  Felder  bei  einem 
so  langen  Marsche  verbrannt'  (teuiendo  eufiu  encendiados  sus  campos  cn  una  marcha  dilatada)  ;  v.  7G3  ,um  den 
Ausgang  zu  verrammeln'   (para  embarazar  la  salida). 

Irrig  übersetzt  Barranca   v.    7<i7:   , Ziehe   die   rothe   Fahne   auf'   durcli :    ,Er  möge   die   rothe  Uuaste   nehmen'.     ■*■  766  —  770 
Durch  den  Druckfehler    in    v.   7G8  sami    statt    sani    verleitet,    überträgt   er  denselben  unrichtig:     , Damit  er  die 
Bestimjuung  habe   (para  que  le  toque  el  suerte)  uns  glücklich  zu  machen',     v.   7G9 — 770  übersetzt  er:     , Erhebt 
ihn  auf  den  Thron,    salve  Inca,    salve  Inca'.     Markham  übersetzt  Inca  pacarin    einmal  durch  ,the  Inca  is  here", 
ein  andermal   ,loug  live   the  Inca',   und   ein   drittes   Mal   durch   ,hail   to   the  Inca!' 

Die  V.  771  —  772  übersetzt  Barranca  nicht  richtig:  , Empfange  in  deine  Hände  die  rothe  tiuaste.  die  dir  \'-  771 — 775 
die  Provinz  darbietet'.  (,Ü  Inca  receive  in  the\  hands  —  The  crimson  llantu  we  ofier'.  Markh.)  Makimanta  (odet, 
richtiger  makiymanta  vi.  makeymanta)  heisst  ,aus  meiner  Hand'.  —  Die  Leseart  Sayacc  churuscan  llaututa  in 
Markham's  Text  v.  7  72  ist  unverständlich.  Hanco  Huaylluy  '  übergibt  den  Uautu  (nicht  die  Uuaste)  dem  Ollanta 
nicht,  sondern  er  bindet  ihm  denselben  um  die  Stirn.  Die  v.  773 — 775  überträgt  Barranca  zum  Theil  sehr  frei, 
zum  Theil  aber  auch  irrig :  ,Wie  gross  ist  Huillcanota,  es  proclamirt  dich  in  »einer  ganzen  Ausdehnung.  Möge 
jener  Tag  kommen,  an  dem  Ollanta  unser  Inca  sein  wird'.  Markham  entfernt  sich  von  Barranca  und  übersetzt 
falsch :  How  grand  is  Uillcanuta.  —  As  Huillca  are  you  seeu  —  Day  and  night  —  The  first  among  us.  und  com- 
mentirt  diese  merkwürdige  Uebersetzuug  in  Note  m  folgendermassen :  Uilloailuta  is  the  snowy  peak  in  the  sight 
l'rom  Cuzco.   Ollanta  as  the  highest  of  man,  is  compared  to  the  loftiest  among  peaks. 

Markham's  Text  lässt  die  Anrede  (t.  771 — 775)  durch  Orco  Huaranca  halten,  mein  Gram.  Text,  das  bol.  Mscr., 
Barranca  und  auch  Nodal  aber  durch  Hanco  Huaylluy,  was  aucli  ganz  begründet  ist,  denn  diese,  so  zu  sagen, 
Krönungsceremonie  wurde  nicht  durch  Ollanta's  Feldherrn,  sondern  durdi  den  angesehenen  greisen  Auki,  der  die 
Stelle   eines   Priesters   versah   ( vergl.   v.    784 — 788),   vorgenommen. 

Nach    diesem   A'erse    hat    Alarkhaui's    Text     noch   8    Verse,    die   in   meinem   fehlen   und   die   ich   bei   den   ver-  ^    ^^g 

gleichenden  Texten    angebe.     Barranca's    Copien    haben    sie    auch    nicht,    eben    so    wenig  diejenigen,    nach  denen 


'    Aus  Versehen  int  an  einigen  Stellen  des  Dramas  .Ania  Huaylluy'  statt  ,Hani*o   Huaylluy'  stehen  geblielieu. 


318  TSCHÜDI. 

Nodal  seine  Umarbeitung  vornahm.  Ich  nehme  sie  natürlich  nicht  auf,  weil  sie  ganz  irrige  grammatikalische 
Formen  enthalten,  zum  Theil  geradezu  unverständlich  sind  und  wahrscheinlich  von  einem  neueren,  wenig 
versirten  Copisten  beigefügt  sind.  Markham  übersetzt  dieselben,  kommt  dabei  aber  mit  den  Possessiv  pronom. 
und  den  persönlichen  Objectconjugationen  in  höchst  bedauerliche  Confliote ;  sonconta  ,sein  Herz',  übersetzt  er 
z.   B.   cur  hearts ;   churiuta  luluycasuu   (?)   durch:   As  a  son  he   will   love  us.   (^!) 

V.  777—781)  Ollanta    erhebt   Ürco  Huaranöa  in   den  Adelstand   (macht   ihn  zum  Auki),    ernennt  ihn  zum  Herrscher  von 

Autisuyu  und  sagt  ihm,  sei  mein  tapferer  Feldherr.  Die  Uebersetzung  Barranca's  von  v.  780  :  , Damit  du  auch 
tapfer  seiest'  (,That  you  may  also  he  valiant'.  Markham)  ist  weder  logisch  noch  correct. 

V.  7S1— 783  In  Markham' s  Text  fehlt  der  Vers   Orco  Huaranca  oausachun :   Nodal  lässt   Orco  Huaranca  sagen:   Huaranca 

cuti  muohayqui,  —  Chekca,  Ynoaymi,  yupaychayki  und  darauf  von  allem  Volke  rufen :  Horkco  Huaranfia,  Hua- 
minca  !  ;  Cauzachun  !  cay  cusichinoa. 

V.  784-78S  In  mehrfacher  Hinsicht  hat  Barranca  diese  und   die  folgenden  Stellen   irrig  aufgefasst.     Nach  seiner  Ueber- 

setzung fordert  Ollanta  den  Hanco  Huaylluy  auf,  ihm  die  Insignien  anzulegen.  Hanco  Huaylluy  thut  es  und  hält 
dabei  eine  Ansprache  an  Ollanta  (v.  789  —  792);  der  richtige  Sachverhalt  ist  jedoch  folgender:  Nachdem  Ollanta 
seinen  Feldherrn  Orco  Huaranca  zum  Auki  erhoben  hat  (v.  777  —  780)  und  die  Anwesenden  ihm  ein  Vivat 
ausgebracht  haben  (r.  781  —  783),  fordert  Ollanta  den  Greisen  Hanco  Huaylluy,  als  Stellvertreter  eines  Ober- 
priesters, auf,  dem  Feldherrn  Orßo  Huaranca  das  Armband  (huaminöayman)  anzulegen  (v.  784 — 788),  Hanco 
Huaylluy  thut  es  und  richtet  eine  ernste  Ermahnung  au  den  Feldherrn  (789  —  792),  wofür  Orco  Huaranca, 
nicht  Ollanta,  wie  in  meinem  Texte  die  Ueberschrift  der  beiden  Verse  unrichtig  lautet,  dem  Inca  dankt. 
Markham  lässt  gar  Ollanta  dem  Hanco  Huaylluy  das  Armband  anlegen. 

Barranca  übersetzt  die  beiden  Verse :  ccanmi  cunan  churahuanqui  —  Cai  sipita  huamincaiman :  Lege  mir 
dieses  Abzeichen  an,  damit  ich  selbst  den  Tod  besiegen  kann  (,Put  on  these  badges,  and  conquer  death'.  Markh.). 
Ich  habe  schon  oben  bemerkt,  dass  die  Obj.  Conj.  churahuanqui,  Barranca  zu  einer  irrigen  Auffassung  dieser 
Stelle  verleitet  hat;  aber  es  ist  geradezu  unbegreiflich,  wie  er  den  ganz  klaren  Vers;  Cay  sipita  huamincai- 
man durch  ,para  que  pueda  vencer  ä  la  misma  mnerte'  ins  Spanische  übertragen  konnte;  möglicherweise  hat 
ihn  ein  Missverständniss  des  Wortes  sipi  (sipi  v.   erdrosseln)  dazu  veranlasst. 

V.  789— 79-.i  Diese   vier  Verse    fehlen    bei  Markham,    auch    bei    Nodal    sind    keine    entsprechenden.     Barranca  übersetzt 

sie:  ,Ioh  lege  sie  dir  an,  damit  du  dich  an  deine  Tapferkeit  erinnerst  und  dich  immer  als  Mann  zeigest'.  Ich 
verweise  auf  meine   wörtliche   Uebersetzung. 

V.  793,  794  Nach  Markham's  Text  spricht  Hanco  Huaylluy  diese  beiden   Verse   und   in  continuo   die  acht  folgenden.   Bei 

Nodal  fehlen  sie. 

V.  795—802  Die   directe   Anrede   (v.  799  —  802)   Hanco    Huaylluy's  an   Orco   Huaranca  gibt  Barranca  als   indirecte  Rede. 

Markham  passirt  das  Unglück  die  Verse:  ,Die  Feinde  werden  deinen  Rücken  nicht  sehen',  durch:  Will  he  not 
behold  —  The  baoks  of  Ms  euemies?  (!),  zu  übersetzen. 

V.  803-82.i  Barranca's  Uebersetzung  ist  ziemlich  frei  und   nicht  überall  ganz  richtig.     Markham  hat  Barranca  übersetzt 

selbst  in  den  Stellen,  in  denen  sein  Test  von  meinem,  nach  welchem  Barranca  übersetzte,  gänzlich  abweicht ; 
z.  B.  V.  821,  der  in  seinem  Texte  lautet:  Tucuy  Antini  (?)  cheqquespa,  wovon  er  nur  das  fehlerhafte  Wort 
Antini  herausnimmt  (And  leave  one  door  open)  —  Towards  the  Andes.  (!)  Der  Sohlussvers  heisst  in  Markham's 
Text:  Cay  tucuytani  (?)  ntccaychis  , beschleunigt  alles  dieses',  aber  dennoch  übersetzt  er  ihn:  Death  may  come 
at  once.  Freilich  hat  ihn  Barranca  nach  meinem  Texte  durch:  ,der  Tod  sei  augenblicklich'  übertragen. 
Bezüglich  der  vielen  Varianten  in  Markham's  Text,  verweise  ich  auf  die  vergleichenden  Texte. 

V.  82G— 833  Die  Uebersetzung  Barranca's   dieser  Verse  ist  so  abweichend  von   der   meinigen  und   so   sehr  von   dem  Wort- 

laut des  Textes  abweichend,  dass  ich  sie  zur  Vergleiohamg  hiev  wiedergebe.  Sie  lautet :  ,Ioh  habe  dich  aiTsgewählt 
Orco  Huaranca,  der  erste  unter  den  Edeln,  um  deinen  Stamm  zu  verheimlichen  (para  disimular  tu  linage),  dich  habe 
ich  bezeichnet,  damit  du  in  Bereitschaft  seiest  (que  estes  en  pie\  denn  unsere  Feinde  schlafen  nicht,  du  wirst 
ihnen  den  Eingang  verwehren  und  sie  in  Unordnung  bringen.  Werden  wir  Feiglinge  sein?'  Die  mir  auch  im 
Spanischen  unklare  Uebersetzung  ,para  disimular  tu  linage',  v.  827,  hat  wahrscheinlich  ihren  Grund  in  der  irrigen 
Leseart  meines  Textes,  pacapac  statt  pusakpac.  Markham,  obgleich  sein  Text  ganz  richtig  und  klar  ist,  übersetzt 
gar  ,To  honour  thy  lineage'.  (!)  Man  kann  die  Flüchtigkeit  und  Uncorrectheit  einer  Arbeit  kaum  weiter  treiben. 
V.  834— 8(i.T  Einige  Abweichungen  in  Barranca's  Uebersetzung,    die,  wenn  auch  frei,    doch  dem  Sinne  entsprechend  ist, 

sind  schon  bei  den  Noten  erwähnt  worden.  Für  Markham  existirt  sein  Kechuatext  nicht,  er  übersetzt  Barranca, 
selbst    da    wo    ganz    andere    Verse    in    seinem    Texte    vorkommen.      Nicht  .gerechtfertigt    ist  übrigens   Barranca's 


Das  Ollantadeama.  319 

Ucbcrtragung  von   Chaypaeha  ,daun,   zu  jener   Zeit'   durch :   ,was  (^die  Flüchtlinge")   betrifft'   ( ,As   t'or   the   lugitiyes'. 
Markham ). 

Markham's  Text  hat  am  Kopfe  dieser  Sceue  die  liemerkuug:  ,Entcr  lUuuiüahui  dressed  in  luourniug,  with  v.  8G7— 9l;t 
two  Attendants',  wahrend  in  meinem  Manuscriptc  bemerkt  ist:  ,Rumiüahui  kommt  als  Flüchtling'  (entra  como 
fngitivo),  er  betritt  also  bald  nach  der  verlorenen  Schlacht  die  Scouc  allein.  Die  Klage  des  stolzen,  prahlerischen, 
durch  die  Niederlage  so  sehr  gedomiithigteu  Feldherrn,  entspricht  auch  ganz  dieser  Situation.  Der  Monolog  ist 
voll  poetischen  Schwunges  und  charakteristisch  durch  schöne  bildliche  Ausdrücke.  Euminahui  nennt  die  Schlacht 
.einen  Gesang,  der  erstarren  macht';  von  Ollauta  sagt  er,  ,er  habe  die  Tribus  wie  Gras  ausgerissen'  (suj-uneta 
ichurcan),  d.  h.  zum  Abfall  vom  Inca  gebracht  ,die  Felsblöcke  sprudeln  herunter'  etc.  Durch  geschickte  An- 
wendung der  Verbalpartikeln  sind  eine  Menge  der  feinsten  Nuancirungen  ausgedrückt,  die  in  der  üebersctziing 
nicht  so  präcise  wiedergegeben  werden  können.  Dieser  Monolog  ist  eine  der  vollkommensten  Stellen  der 
Dichtimg. 

Meine  Uebersetzuug,  bei  der  ich  mich  strenge  an  das  Original  hielt,  weicht  in  einzelnen  Funkten  wesent- 
lich von  Barranca's  Auffassung  ab.  (Markham's  Uebertragung,  grösstentheils  eine  fast  wörtliche  Uebersetzung 
Barranca's,  verdient  kaum  eine  Berücksichtigung.)  v.  871 — 873  z.  B.  übersetzt  Barranca:  ,War  es  nicht  in 
deinen  Händen,  den  in  jenem  Thale  versteckten  Ollauta  zurückzuwerfen?'  v.  877 — 871»  fas^st  Barranca  irrig  auf, 
indem  er  sie  durch  :  , Warum  hast  du  nicht  zur  Kriegslist  (estrategias)  deine  Zuflucht  genommen,  um  sein  Heer 
zu  vernichten?'  (Why  hast  thou  not  tried  —  The  arts  of  stratagem  —  To  deceive  his  army?)  übersetzt,  v.  882 — 884 
überträgt  er  :  , Heute  habe  ich  Tausende  von  Menschen  getödtet,  nur  so  konnte  ich  mich  kaum  davon  befreien,  in 
seinen  Händen  zu  schmachten'.  Nach  dieser  Uebersetzung  kann  man  annehmen,  dass  Rumiflaliui  sich  prahlerisch 
rühme,  Tauseude  von  Menschen  selbst  getödtet  zu  haben.  Markham  verschlechtert  nun  Barranca's  l'ebertraguug 
durch  folgende  Verse:  A  thousand  men  —  In  this  day  —  I  have  slain  — With  this  band.  (!  l)  Thus  only  —  I  escaped. 
Das  Original  ist  dadurch  zur  Unkenntlichkeit  entstellt.  Euminahui  sagt,  v.  902 — 904,  dass  er  nicht  kämpfen  konnte, 
da  er  keinen  Feind  sah,  folglich  konnte  er  auch  nicht  Tauseude  von  Menschen  erschlagen,  sipichi  (v.  883), 
ist  A'erb.  permiss.  oder  Verb,  causativ.  durch  die  Verbalpartikel  chi  und  heisst  also  , erwürgen,  tödteu  lassen 
oder  machen,  gestatten,  dass  getödtet  wird'.  Im  Deutschen  können  also  hier  v.  882 — 883  vollkommen  sinnent- 
sprechend durch:  , Heute  habe  ich  so  viel  Tausende  von  Menschen  geopfert  (tödteu  lassen)'  übersetzt  werden, 
v.  907 — 908  übersetzt  Barranca  gar  nicht  und  v.  909  sehr  mangelhaft  durch  die  Frage  , wohin  werde  ich  fliehen  ?' 
Das  Vorhergehende  ,ich  bin  verloren'  kommt  im  Original  gar  nicht  vor.  (,I  indeed  am  lost  I' — .Whithcr  shall 
I  flyr'    Markham.) 

Nodal  hat  diesen  schönen  Monolog  auf  eine  unbegreifliche  Weise  verunstaltet.  Aus  der  ganz  unlogi- 
schen Umänderung  geht  klar  hervor,  dass  er  den  (Gedankengang  des  Dichters  gar  nicht  begriffen  hat. 
\\'ähreud  im  Original  der  geschlagene  Feldherr,  unter  dem  Eindrucke  seiner  blutigen  Niederlage  zuerst  seinem 
Hasse  gegen' Ollauta  Ausdruck  gibt  und  dann  auf  drastische  Weise  den  Kampf  schildert,  lässt  Nodal  ihn  dies 
nur  kurz  berühren,  aber  sogleich  den  verrätherischeu  Flau  zu  Ollanta's  Untergang  fassen.  (^Uscacucman  rasta- 
cusac,  —  Chay  huaycoman  j'aucuchispa,  —  Tumpalla  ayquimpuc  irispa,  —  Nauquimpi  hataricusac  etc.)  Natürlich  wird 
durch  diese  voreilige  Enthüllung  von  Rumiüahui's  Plan  die  dramatische  Wirkung  in  hohem  Grade  beeinträchtigt. 
Die  spanische  Uebersetzung,  die  Nodal  von  diesem   Monologe  gibt,   ist   fast  zur  Unverständlichkeit   verrenkt. 

Die  V.  918 — -922  übersetzt  Barraiica  abweichend  von  mir:  , Obgleich  dein  Name  Ima  Sumak  sehr  geliebt  y  914— «»ir» 
ist ;  denn,  wenn  sie  ihn  blos  aussprechen  hören,  so  sind  alle  Auserwählten  mit  Freuden  erfüllt'.  Der  Sinn  dieser 
Stelle  (v.  9  14 — 922)  ist  einfach  der:  ,Es  ist  dir  verboten,  zur  Thür  zu  gehen:  obgleich  du  Ima  Sumak  bist,  würdest  du  die 
Matronen  erzürnen  ;  bei  einem  erlaubten  Vergnügen  werden  dir  alicr  gewiss  alle  günstig  sein'.  Ebensowenig  ist 
Bairanca's  Uebersetzung  von  v.  938 — 940:  ,Was  willst  du  mehr,  du,  welche  die  anderen  Schwestern  bedienen 
sollfest,  die  du  in  ihrer  Gesellschaft  lebst'  zu.  billigen;  buk  in  Verbindung  mit  fianancu  heisst  ,cinc  ihrer  Schwestern'. 
Die  fünf  Schlussverse  lauten  nach  Barranca:  ,Auch  wirst  du  beobachten,  dass  dich  der  ganze  Adel  verehrt,  wie 
wenn  du  von  dem  Blute  der  Auserwählten  wärst,  und  sie  erfreuen  sich  mit  dir,  als  ob  sie  die  Sonne  sehen 
würden,  und  sie  bewahren  dich  wie  ihren  Stamm'  (y  te  conservan  como  i\  su  linage).  Diese  Uebersetzung  ist 
wie  der  Text  selbst  etwas  unklar.  Markham's  Text  hat  in  v.  945  hallanpae  (?)  statt  Ttallampae  des  Meinigeu, 
und  er  übersetzt  v.  944  —  945:   Thou   art  as   a   child   of  the   sun,  —  They  guard   thee,   as   belonging  to   the   sun   (?). 

Bai-ranca   hat   ganz   riclitig  checnipacuni   auf  v.   951.    nakacuni   aber  auf  v.   9i;2   bezogen,   während   Markham     ^.    i|46_i(<)f| 
ganz  ungerechtfertigt   ,Tlic  faces  of  the  old   women,  —  Above  all  I  detest.'  übersetzt.   Auf  dos  , Gesicht  der  Alten' 
bezieht   sich   der  \'fr<  :   Kahuascany.  —  V.  962 — 965  lauten   nach  Barranca:   .Icli   sehe,   dn^a  «je  unter   Ladien  und 


320  TscHUDi. 

Freuden  ^elion,  denn  sie  tragen  in  ihren  Händen  den  Gipfel  des  Glückes'  (el  oolmo  de  la  yenüiraj.  Barranca 
bezieht  also  puricnna  auf  die  Matronen,  was  olfenbar  im  Widerspruch  mit  den  vorhergehenden  Versen  steht. 
Puricuna  muss  auf  diejenigen  Mädchen  bezogen  werden,  die  zum  Besuche  oder  in  Geschäften  in  das  Accla  huasi 
kommen  und  sich  wieder  entfernen.  Ima  Sumak,  die  in  diesem  traurigen  Hause  aufgewachsen  ist,  kennt  die 
Freuden  ausserhalb  desselben  nicht,  sie  ahnt  sie  aber,  wenn  sie  das  Vergnügen  derjenigen  sieht,  die  nicht  zum 
Dableiben  bestimmt  sind.  Diese  Auffassung  steht  durchaus  nicht  im  Widerspruch  mit  der  Bemerkung  der  Pitu 
Salla,  dass  von  hier  Niemand  mehr  hinauskommt;  sie  meint  damit  nur  diejenigen,  die  als  Ausgewählte  bestimmt 
sind.  Dass  Markham  (v.  964 — 965)  ,sie  tragen  in  ihren  Händen  alles  Glück  weg'  durch  ,Their  fate  in  their  hands, 
—  Füll  of  anxietj'  übersetzt,  gehört  zu  seinen  Abenteuerlichkeiten,  wenn  er  von  Barranca  abweicht.  Andere 
ähnliche  übergehe  ich  mit  Stillschweigen,  kann  aber  nicht  umhin,  noch  eine  besonders  markante  hervorzuheben. 
Die  beiden  echt  lyrischen  Verse  987 — 988:  ,Auf  der  Wiese  säuselt  das  Gras,  ich  aber  weine  mit  ihm',  übersetzt 
Markham  :  ,Only  the  grass  whistling  in  the  meadow,  —  I  am  but  a  child'.  (!)  Hätte  Markham  auch  nur  das 
allerobcrdächlichste  Vcrständniss  des  Textes  gehabt,  so  hätte  er  bemerken  mü.ssen,  dass  der  Vers  seines  Textes 
Noccari  pay  huahua  cany  nur  durch  das  Auslassen  eines  ,n'  in  Folge  irriger  Trennung  der  Worte  durch  den  Ab- 
schreiber falsch  und  sinnentstellend  geworden  ist.  Noccari  huahua  cany  heisst  allerdings  ,ich  bin  nur  ein  Kind' ; 
was  soll  aber  das  3.  Pron.  pers.  ,pay'  in  diesem  Verse  bedeuten  ?  Was  soll  überhaupt  diese  Bemerkung  ?  Der 
Vers  lautet  in  meinem  Gram.  Texte  ganz  richtig  noccari  payhuan  huaccany  ,ich  aber  weine  mit  ihm'.  (Vergl. 
Einleitung  p.    205.) 

Von  Nodal's  Umarbeitung  führe  ich  nur  die  diesen  Versen  (v.  987  —  990)  entsprechende  Stelle  au.  Sie 
lautet :  Nooa  huahuam,  huakcayany,  —  Sonkollaymi  lliquicuspa,  — Kcazcollaymi  secocuspa,  —  Chaymanta  yarecayany : 
,Ich  bin  ein  Kind,  ich  weine;  indem  es  mir  mein  Herzchen  zerbricht,  indem  , es  meine  Brüstchen  zusammen- 
schnürt, hungert  es  mich  nun'.  Wahrlich  der  Hunger  verschlingt  hier  jedes  elegische  Gefühl. 

Diese  Rede  Ima  Sumak's  enthält  höchst  poetische  Stellen    und  ist  im  Urtexte  von  ergreifender  Schönheit. 
Barranca  sagt,    freilich    euphemistisch    genug,    in    einer   Anmerkung,    dass  weder   Sophokles    noch  Euripides   diese 
Verse   schöner  gedichtet  hätten. 
•V.  1003,  1001  In   der  mit  diesen  Versen    beginnenden   Scene   tritt   die  Matrone  Mama  Kaea  zum   ersten   Mal   auf.      Sie   ist 

eine  der  Aufseherinnen  im  Hause  der  Ausgewählten  und  ihr  ist  speciell  die  Bewachung  der  Cusi  Coyllur  und 
des  Mädchens  Ima  Sumak  übertragen.  Wahrscheinlich  fasste  sie  der  Dichter  als  Oberin,  Vorsteherin  des  .\clla- 
huasi  auf.  Nodal  dagegen  führt  sie  als  Mutter  der  Cusi  Coyllur  an  und  zwar  sowohl  hier,  als  auch  im  Verzeichniss 
der  Personen  (Dramatis  personae).  Bei  der  Erklärung  der  Personennamen  (p.  8  der  Separatausgabe  von  Nodal's 
,Los  vineulos  de  Ollanta  y  de  Cusi-Kcuyllor')  macht  er  sie  aber  auch  zur  Mutter  des  Inca  Pachaoutek !  Nach 
Nodal  hätte  also  Pachacutek  mit  seiner  eigenen  Mutter  die  Cusi  Coyllur  gezeugt !  So  weit  haben  die  Incas  die 
Blutschande  doch  nicht  getrieben,  wenn  sie  sich  auch  mit  ihren  eigenen  Schwestern  verheirateten. 

Nach  dem  Dichter  des  Originaldramas  ist  Cusi  Coyllur  Tochter  des  Inca  Pachacutek  und  der  Königin  Ana- 
huarke  und  dieses  Verhältniss  ist  von  ihm  auch  vortreiflich  in  der  3.  Scene  des  1.  Actes  gezeichnet  (v.  269 
bis  806)  und  ganz  besonders  auch  in  den  v.  366 — 368,  in  denen  der  Inca  zu  seiner  Tochter  sagt,  sie  solle  sich 
mit  ihren  Gespielen  im  Hause  ihrer  Mutter  erfreuen.  Nodal's  Aenderungen  sind  daher  ebenso  ungeschickt,  als 
widersinnig. 
T.  1005  — luld  Die   Antwort  Pitu   Salla's    auf   die   Frage    der  Matrone,    ob   sie   der  Ima   Sumak   Alles,    was  ihr  aufgetragen 

wurde,  "-esagt  habe,  lautet  bei  Barranca:  ,Was  soll  ich  ihr  mittheilen?'  Diese  Uebersetzung  ist  unrichtig,  denn 
sie  ist  nicht  in  Harmonie  mit  der  Erwiderung  der  Matrone  (v.  1006),  ebensowenig  wäre  die  Autwort  der  Pitu 
Salla  begründet,  der  die  Matrone  früher  schon  Alles  aufgetragen  hatte  (cunascayta).  Ebenso  irrig  ist  Barranca's 
Uebersetzung:  ,Was  habe  ich  dir  bemerkt?'  (avertido)  des  v.  1006.  Die  Frage  der  Matrone  lautet:  ,Was  hat 
sie  auf  deine  Rede  gesagt?' 

Nodal    hat    v.    1005   in  Barranca's   Sinn    in   Imallaymallacta    huillasac    abgeändert    und    v.    1006    in  Ymacta 

simiypa  uyanki. 

Diese   Abänderungen  sind   aber  auch   durchaus  ungerechtfertigt  und  stehen  mit   den   v.  1007 — 1009   nicht  in 
dem  logischen  Zusammenhange,   wie  im   Originaltexte. 
T.lOll  — 102C.  Nach  meinem  Texte   spricht  Pitu  Salla  die  v.  1011  — 1026;   nach  Markham's  dagegen   nur  von    1011  — 1016, 

denen  aber  zwei  in  meinem  Texte  fehlende  Verse  beigefügt  sind.  Von  v.  1017  — 1026  spricht  bei  Markham 
Mama  Kaca;  es  gehen  aber  in  seinem  Texte  noch  drei  Verse  voran,  die  in  meinem  ebenfalls  fehlen,  und  diese 
Anrede  soll  die  Matrone  directe  an  Ima  Sumak  halten.  Nach  dem  Gange  der  Handlung  entfernt  sich  Ima  Sumak, 


Das  Ollantadrama, 


321 


nachdem  es  ihr  Pitu  Salla  (v.  1000 — lOOl)  augeratheu  hatte.  Das  nuu  folgende  Gespräch  findet  blos  zwischen 
der  Pitu  Salla  und  der  Matrone  statt.  Nach  einer  genauen  Prüfung  der  fünf  Verse  in  Markham's  Text,  die  in 
meinem  Texte  fehlen,  halte  ich  dafür,  dass  sie  nicht  zum  ursprünglichen  Texte  gehörten,  sondern  spätere  Ein- 
schiebungen  sind ;  sie  sind  grammatikalisch  unrichtig,  lexikalisch  an  einzelnen  Stellen  zweifelhaft  und  dem  Sinne 
der  Rede  wenig  entsprechend.  In  Nodal'a  Texten  scheinen  sie  ebenfalls  gefehlt  zu  haben.  Nach  meiner  Ansicht 
spricht  Pitu  Salla  v.  1011 — 1017,  Mama  Kaöa  v.  1018 — 1026.  Sie  ist  über  Ima  Sumak's  Weigerung,  die  Kleidung 
einer  Ausgewählten  anzuziehen,  empört  und  verbietet  der  Pitu  Salla,  dem  Kiude  seinen  Namen  zu  nennen  ;  er 
bleibe   in   diesen   Mauern,   die   Alles,   selbst   den  Namen,   verschlingen. 

Bei  Nodal  hält  Pitu  Salla  die  ganze,  von  ihm  allerdings  sehr  abgeänderte  Rede.  Nachdem  sie  vollendet, 
gibt  Mama  Kaüa  ihr  und   der  Ima  Sumak  den   Befehl,   sich  in's  Haus  zurückzuziehen. 

Barrauca    übersetzt,     wenn    auch    nicht    gerade    dem    Wortlaute,     so    doch    dem    Sinne    ganz    entsprechend    v.  1026  — 1029 
(v.    1027 — 1028):    , Welches   Gefängniss    wird    dich  einsam  verbergen?'     (,Thou    wilt    bc    concealed  —  What    wall 
will  hide  you,   in  solitude,'  Markham). 

Nach   meinem  Gram.  Texte   (siebenter  Auftritt)   wird   der  folgende   Dialog   (v.  1030 — 1070)   zwischen  Uillak    v.  1030— 1033 
Umu  und  Piki  Chaki  gehalten,  nach  allen  anderen  Texten  aber  zwischen  Rumifiahui  und  Piki  Chaki,   was  auch,  wie 
aus    dem  Gespräche    selbst    hervorgeht,    das  Richtige  ist.     Nodal  lässt  Rumifiahui  zu  Piki  Chaki  sagen  (v.   1033 
entsprechend):  Ollantap  kcaumihua  canqui !  ,du  bist  OUauta's  Spion!' 

Gegenüber  Barranca'sUeberselzung  des  v.  1034:   ,Als  ein  Einheimischer  von  Cuzco   wurde  ich  verbannt'  (expul-    v.  1034 — 1039 
sado),  verweise  ich  auf  die  Note  zu  diesem  Verse  und  bemerke  nur  noch,  dass,  da  das  ,s'  in  ,uicsu'  stark  aspirirt 
ausgesprochen  wird  (s),  phonetisch  ein  sehr  geringer  Unterschied  zwischen  uicsu  und  huichu  ist. 

Den  V.  1039:   chay  ccaytutan  cururan  (Marks.)  übersetzt  Markham  unbegreiflicherweise:   ,1  am  spinning  (!/   v.  1039 1046 

this  heap   of  wool'.  —  Wahrscheinlich   in  Folge   eines  Ueberseheus  hat  Barranca   v.    1045  — 1046   nicht  übersetzt. 

Nach  V.  1046  hat  Markham's  Text  einen  Dialog  von  vierzehn  Versen  zwischen  Piki  und  Rumifiahui.  In  meinem 
Gram.  Texte  fehlt  er ;  im  bol.  Mscr.  sind  keine  Andeutungen  davon.  Nodal  hat  denselben  ebenfalls,  aber  statt 
in  vierzehn  nur  in  eilf  Versen.  In  Markham's  Text  kommen  aber  so  viel  Fehler  vor,  dass  mau  oft  zweifelhaft  ist, 
welche  auf  die  Rechnung  des  Setzers  und  Correctors,  welche  auf  die  der  Incorrectheit  des  Textes  gesetzt  werden 
sollen.  Heber  die  Markham'sche  Uebersetzung  dieser  Stelle  viele  Worte  zu  verlieren,  wäre  überjä-üssig,  es  genügt 
als  Beispiel  den  ersten  Vers  anzuführen :  ,Ccanpas  uyarihuay  ari'  (,du  höre  mich  nun  an')  überträgt  er :  ,But 
you   will   not   listen'.   (!) 

Ich  füge  hier  Nodal's  eilf  Verse  mit  deutscher  Uebersetzung  bei,  Markham's  corruptc  Verse  sind  bei  den 
vergleichenden  Texten  nachzusehen. 

Piki    Chaki. 


Nücallain  Sauza  tucuny; 
RinriUaypas  roctotucnn 
Maoho  yayallay  huanucuu, 
Mauiallayta  chincacimy. 


Ich  Äermster  werde  blind  werden 
Und  meine  armcu  Ohren  taub. 
Mein  Grossvater  hat  sich  umgebracht. 
Meine  liebe  Mutter  liabe  ich  verUiren. 


iMaj-pi,  niliuallHy,  Ollanta? 


R  u  m  i  n  a  h  u  i. 

Wo,  sag'  es  mir  nur.  ist  Ollanta? 


Cliusaripuhuau  tamtallam 
Maiiaracehu  pococ  pake.ay, ' 
Pisirayahuaumi  callpay, 
Aucluirac  zacza  sallcallam. 


Piki    Chaki. 


Mir  mangelt  das  liebe  Brod 

l'ud  der  Pacay  ist  noch   nicht  reif. 

Meine  Kraft  schwindet  mir, 

Und  dazu  ciue  zerklüftete  Wüstenei! 


iAstayäh!   ;ama  amihuaychu! 
i Huafiuchiyquiymau  pactaehu ! 


R  n  m  i  il  a  h  u  i. 


Weg  von  mir,  erzürne  mich  nicht! 
Schau  zu!  ich  möchte  dich  tödten! 


Da  Markham's   Text    nach    einer    Copie    von   Dr.  Valdez'    Munuscript    angefertigt    wurde,    so    geht    sowohl 
aus    diesen,    als    auch    aus   luelucren    anderen    Versen,    die    in  Markham's   und    Nodal's  Text     mehr    oder    weniger 


'   Die  uahrhafte  Frucht  der  Mimoaa  iacaua  Humh. 
UenkbChritten  der  phil.-hist.  Cl.  XXIV.  BJ. 


II 


322 


TSCHDDI. 


übereinstiramend  vorkommen,  iu  meinem  aber  fehlen,  unzweifelhaft  hervor,  dass  Nodal  bei  seiner  Umarbeitung  des 
Dramas  eine  Copie  des  Mamiscriptes  des  Pfarrers  von  Tinta  vorlag.  Da  sowohl  im  alten  Mauuscript  von  Cuzco, 
nach  welchem  mein  Text  copirt  wurde,  als  in  dem  bol.  Mscr.  diese  Verse  fehlen,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe, 
dass  dieselben  von  Dr.  Valdez  gedichtet  und  eingeschaltet  wurden. 

V.  1047—1049  Bei  Markham  fehlen  diese  Verse,    ebenso    bei  Nodal,    der    den    letzten   durch  die  beiden  oben  angeführten 

Verse  ,Astayah  etc.'  ersetzt ;  entsprechend  diesen  sind  in  Markham's  Text :  ,Astahuau  piiiachihuascay  —  Ricuy 
huancunccoyquimantac'   (sie  !). 

y  1050—1059  Die  Antworten  Piki  Chaki's  sind   ganz   dem    burlesken  Charakter    desselben    angemessen,    und  es  liegt  viel 

Humor  darin,  wenn  er  dem  Feldherrn  auf  die  Frage,  was  Ollanta  mache,  erwidert :  ,Er  bindet  je  zwei  kleine 
Leute  zusammen,  um  einen  grossen  Mauiji  daraus  zu  machen'.  Nodal  hat  die  feine  Ironie  Piki  Chaki's  nicht 
beo-riffen  er  lässt  Zwerge  die  grossen  Quadern  zusammenfügen  (,enlazar'  nach  seiner  Uebersetzung,  obgleich  das 
in  seinem  Texte  vorkommende  checke  v.  , Steine  behauen'  hcisst)  und  sie  von  je  zwei  Riesen  mit  Mörtel  ver- 
binden. Ancha  rumiota  ohekcospa,  —  Tinri  runa  huataroarin.  —  Hatun  runa  yzcaymanta  —  Chayllastin  cayta 
Uutarkcun.  In  v.  1050  übergeht  Barrauca  cam  Incap  ,du,  der  du  zum  Inca  gehörst'  (,ein  Beamter  des  Inca 
bist').  Den  folgenden  Versen :  ,Dein  Kleid  schleppt  nach  wie  eine  kranke  Henne',  fügt  Barranca  erläuternd  bei : 
,ihre  Flügel';   ein  Vergleich,   der  jedenfalls  originell   ist. 

V.  1060— 1076  In  meinem  Gram.   Texte   spricht  Piki  Chaki   v.  1066  — 1075,   was   unrichtig  ist.   Diese  Verse  vertheilen   sich 

wie  im  vorliegenden  Texte  angegeben  ist,  zwischen  Ruminahui  und  Ollanta's  Diener.  Barranca  hingegen  lägst  Piki 
Chaki  V.  1060  — 1077  sprechen,  und  Ruminahui  v.  1068  bis  zu  Ende.  Barranca  übersetzt:  .Obgleich  der  Inca 
viele  Söhne  hinterlassen  hat'  (v.  1068 — 1069),  was  gegen  die  grammatikalische  Construction  der  Verse  ist;  auch  kann 
iepari  nicht  durch  ,hinterlassen'  gegeben  werden;  es  heisst  ,der  Letzte  sein.  Anderen  nachfolgen'.  In  v.  1073 — 1074 
berücksichtigt  Barranca  das  Wort  camaken  nicht  (vide  Note  ad  1075)  und  übersetzt:  ,Der  Inca  hat  ihm  das  Scepter 
und  die  Waffen  hinterlassen',  giebt  also  llaytu  durch  , Scepter'.  Markham  übersetzt  aber  ganz  verkehrt :  ,The  Ynca  has 
assumed  the  llautu,  —  He  has  taken  the  Champi'  (!),  während  doch  ganz  klar  gesagt  ist:  ,Der  Inca  hat  hinter- 
lassen'. Nach  meinem  v.  1075  hat  Markham  den  in  meinem  Texte  fehlenden  Vers:  ,Ccanmi  ccatihuay  utecayta' 
f,du  folge  mir  sogleich')  und  setzt  daneben :  ,He  alone  can  be  taken'.  Was  soll  das  bedeuten :  soll  das  etwa  eine 
Uebersetzung  sein?    Er  giebt  wenigstens  keine  andere  dem  Verse  nur  einigermassen  entsprechende. 

V.  1077— 1084  Barranca  übersetzt  diese  Verse:  ,An  diesem  Tage,  o  Edle,   empfanget  und  verehret  die  Sonne.    Alle  Jung- 

frauen, welche  es  giebt  (que  existan),  sollen  voll  Jubel,  sich  auf  diesem  Felde  versammeln,  um  die  ganze 
Gegend  (comoroa)  zu  erfreuen.  Auf  diese  Weise  erinnern  sie  euch,  dass  ihr  von  ganzem  Herzen  beten  sollet'. 
Diese  Uebertrao-un"  ist  von  der  meinigen  grundverschieden,  aber  dem  Wortlaute  des  Textes  keineswegs  ent- 
sprechend. In  mancher  Beziehung  sind  die  Worte  des  luca  unklar;  z.  B.  v.  1079:  ,Ich  übergebe  euch  der 
Sonne';  was  sich  wohl  auf  eine  religiöse  Handlung  beziehen  soll.  Die  verschiedenen  Lesearten  geben  auch  den 
V.   1083 — 1084  eine  ganz  verschiedene  Bedeutung,   aber  keine  derselben  die  von  Barranca's  Uebersetzung. 

V.  1085— 1100  Bei    den  Noten    sind    schon    die    am    meisten    abweichenden  Stellen    von  Barranca's  Uebersetzung    bemerkt 

worden.  In  v.  1090  und  1091  sind  oana  und  rupa  gleichbedeutend,  beide  bezeichnen  das  Verbrennen  der  Thiere 
bei  den  Brandopfern.  Der  Sinn  der  v.  1097 — 1100  ist  der,  dass  Ollanta  und  die  Seinigen  die  Kunde  von  dem 
sonderbaren  Befund  des  eingeweidelosen  Adlers  erhalten  und  darüber  erschrocken  sein  werden.  Uillak  Umu 
betrachtet  das  Omen  für  die  Sache  des  Inca  günstig.  Der  Vers:  ,Ihr  Eis  wird  schmelzen'  drückt  wohl  nur 
bildlich  aus,  dass  ihr  bisheriges  Glück  sie  verlassen  wird. 

V  1101—1104  In  V.  1101  hat  mein  Gram.  Text  Antiauyu  huaminca;  Markham's  Text  aber  Anansuyu  Huamincca.  Letztere 

Leseart  ist  falsch.  Antisuyu  huaminöa,  war  Ollanta  (v.  495),  während  Anan  vi.  Huanansuyu  huaminca  dagegen 
Ruminahui  war  (v.  448).  Barranca  bezieht  v.  1103  auf  ,Anca'  und  macht  dadurch  die  Stelle  unverständlich; 
paylla  ist  auf  Antisu_yu  huaminca  zu  beziehen.  Wie  der  Inca  meint,  hat  Ollanta  nicht  nur  den  Unglüoksvogel 
losgelassen,   er  war  ja  auch  früher  die  Ursache  des  Unterganges  so  vieler  Menschen. 

Die  beiden  Verse  (1103  — 1104)  des  Originaltextes  hat  Nodal  höchst  sonderbar  umgeändert:  ,Pallactarac 
chincachirca,  —  ^Haykca  chioantin  huaranca?'  und  übersetzt:  ,Auch  wollte  er  machen,  dass  die  Prinzessin  fliehe; 
auf  wie  viele  Tausende  beläuft  sich  der  gegenwärtige  Bestand  r'  Das  Payllatak  ,nur  er'  ist  bei  Nodal  zu  Pallactak 
(,dio  Prinzessin')  geworden,  und  von  seiner  Frage :  ,Wie  viele  Tausende  zusammen  sind  es  ?'  weiss  man  eigentlich 
nicht,  worauf  sie  sich  bezieht;  vermuthlich  auf  Soldaten,  aber  dabei  bleibt  es  immer  noch  zweifelhaft,  ob  der 
Inca  wissen  wollte,  wie  stark  der  , Bestand'  (el  actual)  der  Feindestruppen,  oder  der  eigenen  war.  Er  erhält 
auch   in  den  folKCudcn   Versen  von  RumiHahui  durchaus  keine  Antwort  darauf. 


I 


Das  Ollantadkama.  323 

Diese  Antwort  Kuminahui's  ist  nacli  der  Leseart  der  beiden  Texte  die  unverständlichste  Stelle  im  ganzen  v.  1105— 1116 
Gedichte,  leider  giebt  auch  das  hol.  Mscr.  nur  geringen  Aufschluss,  da  nur  die  beiden  letzten  Verse  noch  zu 
enträthselu  sind ;  es  kommt  darin  aber  doch  eine  auiYalleude  Variante  vor  (aucayquicta  statt  Uaquen  fiocca). 
In  V.  1105 — 1106:  jlS'am  apu  Inca  yuyayki,  —  Huntasoactana  yacharcan'  fragt  es  sich,  worauf  sich  ,huntasca' 
bezieht  und  ob  überhaupt  hier  nicht  ein  Copirfehler  vorliegt?  Nach  meiner  Ansicht  bezieht  sich  ,huntasca'  auf 
das  mit  Soldaten  gefüllte  Thal,  als  OUanta's  Leute  die  Steine  auf  die  Feinde  herunterwarfen,  und  ist  also 
gewissermassen  eine  Erklärung  von  ,chica  runa'  des  vorhergehenden  Verses  (1104).  Etwas  unklar  sind  auch  die 
v.  1108 — 1112,  in  denen  Ruminahui  Wortspiele  mit  seinem  Namen  macht.  In  v.  1111  bezieht  sich  ,payhuan' 
nicht  auf  ,rumi',  wie  Barranca  annimmt,  denn  dagegen  spricht  die  Oegeuseitigkeitspartikel  ,naou',  im  Verb.  ,maca- 
naöu' ;   sondern  auf  Ollanta :   ,Ich  habe   mit  ihm  gekämpft'. 

Barranca's  Uebersetzung  dieser  zwölf  Verse  lautet  sehr  frei  und  mit  wenig  Ilücksicht  auf  den  Wortlaut : 
Mächtiger  Inca,  du  weisst  schon  Alles,  was  begegnet  ist,  und  welche  meine  Irrthümer  waren.  Trotzdem  ich 
ein  Stein  bin,  gehorche  ich  dir  und  werde  wie  ein  Stein  Alles  zerstören.  Ich  bin  mit  einem  Stein  aus- 
gezogen, mit  ihm  habe  ich  gekämpft,  obgleich  jene  die  Provinz  beherrschten.  Nur  um  die  eine  Sache  bitte 
ich  dich,  dass  du  mir  erlaubst,  nach  der  Festung  abzureisen,  denn  ich  verspreche  dir,  dass  du  siegreich  sein 
wirst'  (,Pues  te  prometo  saoarte  victorioso').  Dass  Markham  nur  Barranca  wörtlich  übersetzt  hat,  mag  beiläufig 
erwähnt  sein.  '  » 

Hiuam    camayki    (v.    1120)    übersetzt  Barranca:      ,Auf    diese  Weise    werde    ich    dich    erproben',    indem    er    v.  1117— 1120 
,camayki'   als    1.  pcrs.  Obj.   Conj.   (prim.   ad  secund.   pers.)   nimmt.   Ich   betrachte  diese  Form  als  Subst.   mit  suffig. 
2.  Prou.  poss.   und  übersetze:     ,So  ist  es  dein  Amt'. 

Im  stricten  Gegensatze  zum  Originaltexte  und  ganz  unlogisch,  da  es  den  folgenden  Versen  und  der  Handlung 
des  Generals  widerspricht,  lässt  Nodal  den  Inca  dem  Rumiüahui  verbieten,  von  Neuem  gegen  üllanta  au.'jzu- 
ziehen.   Die  spanische  Uebersetzung  seiner  Kechuaverse   ist  unter  aller  Kritik. 

Da  der  Tunki  (vide  Note,  ad  v.    11(5)   ein  sehr  geschätzter  und  muthiger  Vogel  ist,  so  soll  wahrscheinlich    v.  1121 — 1124 
der  vom  Oberpriester  dem  Feldherru  Kumiiiahui  gegebene  Name  Eumi  tuuki  ein  ehrendes  Epithel  sein.  Barranca 
setzt  in  seiner  Uebersetzung  einfach  Ruminahui  statt  Rumi   tunki.     Die  Möglichkeit    eines  Copirfehlers  in  tunki 
ist  übrigens  nicht  ausgeschlossen.     Jedenfalls  ist  das  Wortspiel  etwas  gesucht  und  vielleicht  nur  des  Reimes  auf 
,riounki'  wegen  gemacht. 

Sonderbarerweise  legt  Nodal  dem  Oberpriester  als  Antwort  auf  die  vorhergehende  Rede  des  Inca  die 
Worte:  ,In  wenigen  Tagen  wirst  du  Antisuyu  zu  meinen  Füssen  sehen'  in  den  Mund,  als  ob  er  und  nicht  der 
Inca  Herrscher  des  Landes  wäre.  Im  Originaltexte  steht  ganz  richtig:  ,In  wenigen  Tagen  wirst  du  seilen  Anti- 
suj-u  zu   deinen  Füssen'. 

Diese  Scene  fehlt  bei  Markham  ganz.  In  seinem  Werkchen  pag.  82  macht  er  die  Bemerkung:  ,A  scene  v.  1125—1136 
with  Ruminahui  and  a  Canari  Indian  not  in  my  manusoript,  is  here  inserted  by  von  Tschudi  and  Barranca. 
I  believe  it  to  be  a  modern  interpolation'.  Diese  letztere  Bemerkung  Markham's  ist  gänzlich  werthlos,  da  sie 
<lurch  keinerlei  Beweis  begründet  ist,  nicht  einmal  der  Versuch  gemacht  wurde,  sie  zu  begründen.  Da  der  von 
mir  publicirte  Text  unzweifelhaft  weit  älter  als  das  Vaklez'sche  Manuscript  ist,  so  kann  liier  von  keiner  .modern 
interpolation'    die  Rede    sein,    und  zwar  um  so    weniger,    als   dieser  Auftritt  auch  im   bol.   Mscr.   vorhanden   war. 

Vom  dramatischen  Staudpunkte  aus  ist  diese  Scene  vollkommen  begründet.  Nach  dem  in  der  vorhergehenden 
Scene  geführten  Gespräche  sind  mehrere  Tage  verlLossen,  während  welcher  Rumiüahui  sich  von  Cuzco  nach 
Ollautatambo  begab,  um  in  Ausführung  seines  Planes,  sich  mit  (selbstbeigebrachten)  Wunden  bedeckt,  dem  feind- 
lichen Heerführer  als  Ueberläufer  vorzustellen.  Der  Dichter  will  nun  nicht  die  beiden  Feldherren  unmittelbar 
zusammenführen,  sondern  vermittelt  die  Zusammenkunft  durch  einen  Indianer,  dem  Rumiflahui  in  der  Nähe  von 
OUanta's  Wohnung  begegnet.  Bei  Nodal  findet  sich  diese  Scene  trotz  seiner  Neueruugssucht  mit  unbedeutenden 
Abänderungen,  die  aber  alle  wesentlich  dem  Sinne  des  Auftrittes  meines  Gram.  Textes  entsprechen ;  nur  lässt 
er  Ruminahui  statt  mit  einem  gewöhnlichen  Indianer,  mit  dem  Haushofmeister  (Mayordomo)  OUanta's,  den  er 
als  Pachaca  (Gobernador)  bezeichnet,  sprechen. 

Markham's  Text  hat  nach  v.   1138  noch  den  in  dem  Meinigen  fehlenden  entstellten  Vers:     jChaijui   (juipi-    v.i  136—11.38 
taccami  cani'.      Da  er  voUkonimcn   passt,   so  nehme  ich   ihn,   richtig  gestellt,   auf. 

Barranca  übersetzt  Cayman  puriy  ,geh'  hierher!'  durch:    , Woher  kommst  du?'   (,Whence  dost  thou  come  ?"    v.  ii39 — 11-12 
Markham).    Ich   übersetze  es:   , Nähere  dich."   Obgleich   Markham   die  vortrcft'liche  Leseart  ,mayflccmanta   muspha- 
munqui'  in  seinem  Texte  hat,   so   übersetzt   er   doch   nach  Barranca  die  weniger  gute  Variaute  meines  Gram.  Textes: 

■11* 


324  TscHUDi. 

jMainecmanta  urmanquir'  diircli :  ,rrom  wheiice  hast  thoii  fallen?'  v.  1142.  Den  bei  Mavkham  fehlerhaften 
Vers :  ,Chiea  nsujja  chica  quiri :'  übersetzt  er  ohne  ivoend  welche  durch  den  Wortlaut  gebotene  Berechtigung : 
.AVho  has  thus   wounded   thee  ?' 

V.1143— 114«  Cam   cormany  t.    1143   hat  Barranca  nicht  übersetzt   (natürlich   auch  Markham  nicht);     Kuniinahui  beginnt 

hier  wieder  ein  Wortspiel  mit  seinem  Namen,  das  er  in  v.  1149  fortsetzt,  v.  1146:  ,Du,  mein  Inca,  hebe  mich  wieder 
auf!'  übersetzt  Barranca  fast  zu  frei:  ,0  Inca,  begünstige  mich!'  (,Favoreceme  !')  und  Markham:  ,0  Inca,  farour  me  !' 

V.  1147—1150  J^  Markham's  Texte  fehlen  diese  vier  Verse,  auch  Nodal  hat  sie  nicht;  im  bol.  Mscr.  dagegen  waren  sie  enthalten. 

V.1151— 1156''  Nach  meinem   v.    1156   hat  Markham's  Text  noch  den   Vers:    .Manan   canchu   eoanpae  huanuy'.    Da  er  auch 

in  Nodal's  Manuscripten  vorzukommen  scheint,   so  nehme  ich  keinen  Anstand,  ihn  aufzunehmen. 

V.  1158— 1173  j)ig  Unselbständigkeit  von  Markham's  Uebersetzung  tritt  u.  A.  in  v.   1159,  den  er:    ,Thupak  Yupanqui   is 

now  enthroned'  wiedergiebt,  recht  grell  hervor.  Sein  Text  führt  Ccapac  Yupanqui  als  den  Namen  des  Inca  an, 
und  doch  übersetzt  er  ,Thupak  Yupanqvii',  weil  es  so  bei  Barranca  vorkommt.  — Die  v.  1162 — 1165  übersetzt 
Barranca  nicht  ganz  sinnentsprechend :  ,Er  erwürgt,  ohne  Jemanden  zu  begnadigen,  ohne  jemals  sein  Herz  zu 
sättio-en,  wie  der  rothe  Suuchu,  welcher  Alles  verzehrt  (devora)  und  tödtet  in  seinem  Wahnsinne'.  Nupoh^^ 
und  suchu  sind  die  Namen  zweier  Pflanzen,  die  eine  narkotische  Wirkung,  ähnlich  dem  Strammonium,  ausüben. 
Wenn  es  also  heisst :  ,Wie  der  Nnpchu  oder  der  rothe  Sunchu  tödtet  er  alle  im  Wahnwitz',  so  bedeutet  es :  Der 
Inca  mordet,  wie  wenn  er  durch  den  Genuss  des  Nupohu  oder  des  rothen  Runchu  in  einen  Zustand  des  Deli- 
riums versetzt  wäre.  Es  ist  hier  ausdrücklich  der  , rothe  Sunchu'  genannt,  denn  die  Indianer  unterscheiden  je 
nach  dem  Gebrauche,  der  von  dem  Holze  des  Sunchu  gemacht  wird,  oder  nach  der  Farbe  der  Blüthe  mehrere 
Arten  dieser  Pflanze,  z.  B.  pirhua  sunchu  (,der  Scheunen-Sunchu'),  kencha  sunchu  (,der  Zaun-Snnchu'),  puca 
sunchu  (,der  rothe  S.'),  iellu  sunchu  (,der  gelbe  S.'),  chihua  sunchu  (eine  geniessbare  Art  des  S.)  etc.  — 
Markham  übersetzt:  ,Like  the  red  üucchun  and  the  sunchu'.  Diese  Uebersetzung  ist  deshalb  falsch,  weil  puca 
nach  den  Eegeln  der  Wortfolge  Adjectiv  von  , sunchu'  und  nicht  von  nucchu  (recte  nupchu')  ist.  —  v.  1166.  Hanan- 
suyup  huamind-anmi  fehlt  bei  Markham,  weshalb  auch  sein  Text  unverständlich  ist;  noch  unverständlicher  wird 
er  durch  den  fehlerhaften  Vers  (1169):  ,Huac  yahuar  paypa  camanmi',  den  Markham  ganz  nach  seiner  Ein- 
bilduno- und  nur  mit  dem  einzigen  Worte  , yahuar'  als  Anhaltspuukt  durch :  ,Has  drawn  this  blood'  (!)  über- 
setzt. Barranca  hat  übrigens  v.  1168 — 1171  nach  meiner  Ansicht  auch  nicht  richtig  aufgefasst,  indem  er  die- 
selben: ,Thupak  Yupanki  rief  mich  auf  sein  Gebiet;  er  in  seinem  verruchten  Herzen  denkt  eine  Sache  und 
befiehlt  eine  andere'  überträgt.  Er  hat  hier  , paypa  camanmi'  als  Genitiv  der  Angehörigkeit  betrachtet,  was  es 
wegen  v.  1171  nicht  sein  kann;  in  diesem  sind  nämlich  ,ruray'  und  ,camay'  Imperative,  und  zwar  bedingt  durch 
das  Verb.  ,huakia'.  Die  beiden  Schlussverse  (v.  1172 — 1173)  übersetzt  Barranca:  , Schau,  du  bist  mein  Vater 
und  meine  Mutter,  hier  hast  du  mich  in  deinem  Palaste'.  (Markham  übersetzt  Barranca  und  da  dieser  das  Wort 
,kirihuan'  (,mit  Wunden')  unberücksichtigt  gelassen  hat,  so  fehlt  es  bei  ihm  auch.)  Ich  halte  die  Variante  des 
bol.  Mscr.  für  besser. 

V.  1174— 1182  Barranca  übersetzt  v.  1181 — 1182:  ,Und  hernach  sollen  wir  nach  oben  marschiren'  (.marehar  para  arriba). 

Markham,  dem  in  seinem  Texte  mein  v.  1181  fehlt,  hat  als  Schluss  von  OUanta's  Eede  den  in  meinem  Texte 
fehlenden  Vers :  ,Pucarapi  hayllimusun'.  Diese  Stelle  des  Markham'schen  Textes  lautet  in  genauer  Uebersetzung: 
»Und  Alle  werden  wir  uns  belustigen,  in  der  Festung  werden  wir  Siegeslieder  singen'.  Markham  übersetzt  aber : 
Then  we  must  adwance  —  From  (!)  the  forteress,  with  songs'  (!).  Man  sieht  also,  Markham  hat  das  marchar  aus 
Barranca's  Uebersetzung  genommen  und  es  möglichst  unrichtig  seinem  Schlussvers  adaptirt.  Vom  Marschiren  kommt 
im  Kechuatexte  nichts  vor.  Barranca  hat  offenbar  die  Stelle  missverstanden.  Das  Fest  sollte  nach  OUanta's 
Anordnung  unten  im  Tambo  beginnen  und  oben  in  der  Festung  fortgesetzt  werden.  Markham  seinerseits  hat 
aber  weder  Barranca  noch  den  Kechuatext  verstanden ,  da  er  Ollauta  sagen  lässt :  ,Dann  müssen  wir  mit 
Gesang  von  der  Festung  wegziehen'. 

V.  1183— 1186  Den  schon  in  den  gramm.   Noten  erwähnten   v.    1186  übersetzt  Barranca:   ,Ich  spreche  zu   dir  mit  meinem 

Herzen'    (,Te  hablo  con  mi  corazon',     ,1    speak  frora    my   heart'.    Markham),     was    entschieden    unrichtig    ist,    da 
,rimachu'   die   3.  Pers.   Sing.  Imperativ  ist.    Ich  habe   oben  bemerkt,   dass   die  Leseart  Nodal's :    ,Sonkcoyoo   ehaypi' 
richtig  sei.     Eumiiiahui  sagt:    ,Dort  soll  unser  Herz  sprechen',   d.   h.   .dort    werden   wir  uns   während   des  Festes 
vertrauliche  Fa-ötfnungen  machen,   uns  im   Vertrauen   aussprechen'. 
V.  1187— 1190  Barranca's  Uebersetzung  von  v.   1188:     ,Wir   werden   durch  drei  Nächte   der  grossen   Sonne   opfern'    drückt 

wohl    den  Sinn    des  Verses    aus.      v.    1190    bezieht    sich    darauf,    dass    die   drei  Nächte    in    der  Festung    gefeiert 
werden  und   dass  während  dieser  Zeit  das  Tambo  leer  stehen  werde. 


Das  Ollantabkama.  *  325 

Der  Y.    Ii;i4   lautet  nach   Eairanca :     ,Uiul   sie   (die  Diener   ,los  domesticos')   sollen  ihre  Weiber  mitbringen'    v.  1191— 1194 
(.Llevar    consigo    ä    sus    mugeres',    also    .Thcy    should   bring  thcir   women   with   them'   Markham  !),     während    der 
Text  ganz  klar  sagt:   ,Dic   Weiber  sollen  ihre   ÄLiinuer  mitbringen'. 

Markham  begeht  den  sonderbaren  Irrthum,    die   Leseart    meines  Textes    von  v.    ll!t;i    in   den  .Seinigen   auf-    v.  1195— 1207 
zunehmen,   dagegen   die   Scinige :     ,Sipihuanqni   huc  camalla'   in   Cursiv  darunter  zu  setzen,   wie   er  es  mit   meinen 
Varianten,   wo   er  solche  anführt,   zu   thun  pflegt.      Kr  übersetzt   diesen    Vers  nach  Barranca,    der  sich  dabei  aber 
durchaus  nicht   an   den  Kechuatext  gehalten  hat.     In  v.    120G   liisst  Bai-ranca  (und  nach  ihm  Markham)   ,chiufiik' 
ganz  unberücksichtigt. 

Nach  V.  1206   hat  Markhams  Text  wesentlich  verschiedene  Lcscarten  und  vier  Verse   mehr  als   der  M einige, 
die  aber  auch  in  Nodal's  Mscr.  vorzukommen  scheinen.     Ich  verweise  auf  die  vergleichenden  Texte. 

Barranca  liat  diese   Stelle   zwar    selir  frei,   doch   dem   Sinne  ganz   entsprechend   übersetzt.  v.  1208— 1214 

Diese  vier  Verse  übersetzt  Barranca:  jWcnu  du  mir  auch  Alles  offenbarest,  ich  werde  es  Niemandem  v.  1215 — 1218 
mittheilcn.  Verbirg  mir  nichts,  ich  werde  wissen,  es  im  Grunde  meines  Herzens  zu  verstecken'.  Die  Gernndial- 
construction  der  beiden  ersten  Verse  bedingt  eine  ändere  Uebersetzung,  wenn  auch  mit  ähnlichem  Sinne.  Barranca 
fasst  das  ,millpusak'  in  v.  1218  anders  auf,  als  ich.  Es  bandelt  sich  hier  nicht  mehr  um  das  Verschweigen  des 
Geheimnisses ;  dieses  hat  das  Mädchen  Ima  Sumak  schon  in  den  vorhergehenden  Versen  zugesagt,  sondern  nur 
um  die  Antwort  auf  die  Befürchtung  der  Pitu  Salla, "  es  möchte  dem  Kinde  oft  trübe  vor  den  Augen  werden 
(millaycutim  puyunki),  und  diese  Antwort  erthcilt  Inia  Sumak:  Millpusak  tucuyta  ,ich  werde  alles  verschlingen 
i.  e.  ertragen'.  Markham's  Uebersetzung  lautet :  ,Do  not  conceal  it,  —  Do  not  hide  anything  :  —  To  no  one  will 
J   confide  it ;  —  I  know  how   to  bury  it' ;   also   durchaus  falsch. 

Höchst   originell  übersetzt  Markham  v.    1222   tutana  tiyaycuscay   ,wenn   es   Nacht   ist,    sei   drinnen   (i.   e.   im    v.  1219— 1222 
GartenV   durch :     ,In  the   death   of  night'. 

Wohl  nur  ans  Versehen  hat  Barranca  diese  vier  Verse  nicht  übersetzt.  Ich  will  indessen  hier  Markham's  v.  1223—1226 
allerdings  sehr  sonderbare  Originalübertragung  dieses  kurzen  Monologos  der  Ima  SuTuak  wiedergeben.  Sie  lautet : 
,What  shall  I  then  know !  —  My  heart  seems  to  guess.  —  How  much  shall  I  grievc  —  When  it  is  shown 
to  me  !'  (!)  Nodal  hat  in  diesem  Monologe  der  Ima  Sumak  einen  Vers :  Nani  penkcacuy  hikquihuanqui,  den  er 
,Ya  el  rnbor  que  el  hipo  dico'  wiedergiebt.  Die  Würdigung  einer  solchen  Uebersetzung  überlasse  ich  den 
Kennern  der  schönen  spanischen  Sprache;  sie  mögen  auch  beurtheilen,  ob  sie  darin  einen  Sinn  finden. 

.Schon    ist    es   Zeit,    erhebe    dich    und    verdecke    dieses  Licht'    lautet    nach   Barranca  die  Uebersetzung  von    y  1227—1230 

V.   1227 1228.      Er  hat  also  den  Druckfehler  ,catihuay'    unberücksichtigt    gelassen    oder   nach  dem  Druckfehler 

,catahuay'   (, decke   mir  zu')   übersetzt   und   das   Gerund.   ,paoaycus])a'   nicht  beachtet. 

In  Folge   der  Verwechslung  von   n  und  u  beim  Drucke   steht  in  meinem  Gram.  Texte  v.  1231  nanallay  statt    v.  1231— 12.34 
üaflallay,  was  Barranca  verleitet  hat,  ,welcher  Schmerz!'  (que  dolor!)  statt  ,meine  geliebte  Schwester!'  zu   über- 
setzen.    Obgleich  Markham  die  richtige  Leseart  in  seinem  Texte  hat,  so  übersetzt  er  das  Wort  doch  gar  nicht. 
In  seinem  Texte  fehlen  auch  v.    1233—1234. 

Barranca  übersetzt  V.  1238  durch:   .Jungfrauen,   Hülfe!'  Ich  habe  .schon   bemerkt,   dass  Pitu  Salla  Niemanden    v.  1235— 1242 
zu  Hülfe   rufen   durfte.     In  v.   1240  hat  Barranca,    das  Adject.  huaccha  (,arm,  verwaist')  mit  dem  Verb,  huaka 
verwechselnd,    statt  ,e8  ist  keine  Todte,    eine  arme  Fürstin  etc.'  durch :     .Nicht   todt   ist,    die  weint'  (,Shc  ,who 
weeps  is  not  a  corpse'.     Markham,    getreulich  Barranca  übersetzend).     Da  Cnsi  Coyllur  in  tiefer  Ohnmacht  lag, 
konnte  Pitu  Salla  von  ihr  nicht  sagen:     ,Die  welche  weint'. 

Den   V.    1247:    , Schöne  Fürstin,   was  ist  geschehen?'    übersetzt  Barranca:     ,Warum  nährest   du   dich   nicht?'    v.  1243— 1250 
(^Porque  no  te  alimentas?),  und  v.  1250  ,ich  bin  soeben  hereingekommen'  durch:   ,Ich  werde  jetzt  zurückkehren' 
((jue   ahora  rcgresard),   was  Markham   durch   ,But  now    I   must   bc  gono'   wiedergiebt. 

Nach  meinem  Gram.  Texte  spricht  Ima  Sumak  v.    1251  —  1252,   und  Pitu  Salla  v.    1253  —  1254.    In  Mark-   v.  1261— 1254 
ham's  Text   fehlt  v.  1252,   und  Ima  Sumak  spricht  v.  1252—1254:   letzterer  aber  lautet:    Ychas   chaj^hnan   cansa- 
rihuac  ,vielleicht  wirst  du  mit  diesem  (i.  e.   ,dadurch')   wieder  aufleben'. 

Barranca  übersetzt  diese  vie»  Verse :  ,Ich  habe  hereinkommen  sehen,  was  ich  am  meisten  liebe.  Nach  so  v.  1256—1268 
vielen  Jahren  sehe  ich  meine  Tochter  wieder'  (,Here  is  that  what  most  I  love.  —  After  so  many  years,  —  O  my 
ehild!  —  I  sce  thee  once  more'.  Markham.).  Diese  Uebertragung  ist  gänzlich  fehlgegriffen;  abgesehen  von  dem  Wortlaute 
des  Urtextes,  der  nicht  im  Entferntesten  dieser  Uebersetzung  entspricht,  hätte  schon  dter  folgende  Dialog  zwischen 
Cusi  Coyllur  und  Ima  Sumak  Barranca  aufmerksam  machen  sollen,  dass  er  unrichtig  übersetzt  hat,  denn  die 
Erkcnnungssceue    zwischen  Mutter    und  Tochter    ergiebt    sich    erst   aus  den  verschiedenen  folgenden   Fragen  und 


326  TscHUDi. 

Antworten.  Und  wie  sollte  die  unglückliche  Fürstin  ihr  zehn-  bis  zwölfjähriges  Kind  beim,  ersten  Anblick  erkennen, 
da  ihr  dasselbe  vielleicht  schon  wenige  Tage  nach  seiner  Gebnrt  weggenommen  wurde  und  sie  es  seither  nicht 
wieder  erblickte  ?  Sie  konnte  vielleicht  ahnen,  dass  Ima  Sumak  ihre  Tochter  sei,  aber  sie  hätte  trotzdem  dieselbe 
nicht  so  anreden  können,  wie  sie  es  nach  Barranca's  Uebertragung  thut.  Cusi  Coyllur  sagt,  sie  habe  durch  so 
viele  Jahre  gewünscht,  ein  anderes  Mädchen  zu  sehen,  als  Pitu  Salla,  die  ihr  wahrscheinlich  täglich  das  Wasser 
und  die  Speisen  brachte.  Es  liegt  in  dieser  Rede  der  sehnende  Wunsch  der  Mutter  nach  ihrem  Kinde.  Mark- 
ham  hat  in  v.  1257  ,hahuamanta'  ohne  Zweifel  auch  für  ,huahuamanta'  genommen  und  ohne  die  geringste 
Rücksicht  auf  grammatikalische  Construction  frischweg:     ,0   my  child !   my   ohild !'   (!)   übersetzt. 

v.  1259  — 1266  Iti    (Jen    ersten  Versen    ergeht    sich  Ima  Sumak    in   Schmeichel-    und   Liebesworten   gegen    die  unglückliche 

Fürstin  und  fragt  sie,  welche  Sünde  sie  begangen  habe?  In  den  letzten  vier  Versen  sagt  sie,  auf  die  Speisen, 
die  Pitu  Salla  gebracht  hatte,  weisend :  ,Bei  einer  solchen  ^Nahrung  (calla  und  Maismehl,  eine  grobe,  vorzüglich 
für  die  armen  Classen  bestimmte  Kost),  wirst  du  zu  Grunde  gehen'.  Nodal  hat  diese  Verse  in  einem  ent- 
gegengesetzten Sinne  iimgeändert ;  er  lässt  die  Ima  Sumak  der  Cusi  Coyllur  ,pitu'  anbieten,  damit  sie  zu  Kräften 
komme,  und  bemerkt :  ,Pitu  ist  eine  Art  Kuchen  aus  Milch,  Eiern,  Butter  u.  dgl.'  Es  ist  nun  allerdings  richtig, 
dass  man  gegenwärtig  ein  solches  Gebäck  in  Cuzoo  ,Pitu'  nennt,  man  darf  aber  nicht  vergessen,  dass  die 
alten  Peruaner  weder  Milch  noch  Butter  kannten ,  und  wahrscheinlich  auch  sich  der  Eier  zum  Küohen- 
gebrauehe  nicht  bedienten ;  dass  also  hier  ,pitu'  uumöglich  das  von  Nodal  erklärte  Gebäck  sein  kann.  Die 
eigentliche  Bedeutung  dieses  Wortes  bei  den  alten  Peruanern  war  aber :  das  zum  Mundvorrath  auf  Reisen  und 
bei  der  Feld-  oder  anderer  Arbeit  zubereitete  Maismehl.  In  Bolivia  nennt  man  auch  heute  noch  geröstetes  Mais- 
mehl ,Pit'u' ;   wird   es  in  Fett  gebräunt,   so   heisst  es   ,Piri'. 

Barranca  hat  diese  vier  Verse  (12G3 — 1266)  höchst  auffallend  folgendermassen  übersetzt:  , Warum  so 
gedrückt?  warum  so  geängstigt?  Wünschest  du  den  Tod,  indem  du  dich  wie  ein  Reptil  hinschleppst?'  QArra- 
strandote  come  un  reptil  ? )  Er  hat  also  z.  B.  Gay  carayhuan  (,mit  dieser  Nahrung')  so  aufgefasst,  als  sei  Carayhua 
(ein  Wort,  mit  dem  verschiedene  Agamenarten  bezeichnet  werden)  das  Subst.  —  Markham's  Uebertragung  klingt 
nicht  weniger  sonderbar,  aber  eben  so  unberechtigt ;  sie  lautet :  ,Why  have  they  oppressed  you  ?  —  Why  have 
they  made   you   souifer  ?  —  Do  you  desire   death,  —  Thus  shut  and   tied  up  ?'   (!) 

V.  1267  — 1290  ,Ich  bin  ein  Weib,    wie   ein  auf  das  Feld    geworfener   Same   des   Panti'  übersetzt  Barranca  v.   1268  — 1269. 

Der  Vergleich  ,wie  auf  das  Feld  geworfen'  kommt  im  Keohuatexte  nicht  vor.  Diese  beiden  Verse  bilden  den 
Vordersatz  zu  v.  1270:  ,Als  ich  ein  Weib  war,  im  Keimen,  wie  der  Samen  des  Panti,  war  ich  innig  vereint  etc.' 
Durch  diesen  Vergleich  drückt  Cusi  Coyllur  auf  das  sinnigste  aus,  dass  sie,  kaum  zur  Jungfrau  erwachsen,  mit 
Ollanta  vereint  war.  —  Den  v.  1272:  Payri  concahuarcan  jiüa  ,er  aber  vergass  mich  erzürnt'  übersetzt  Mark- 
ham  ganz  unglücklich:  ,The  married  me  to  him'.  (!)  Dieser  Vers  steht  in  innigster  Beziehung  zu  v.  290  von 
Cusi  Coyllur's  Klage :  ,Y  concahuau,  y  sakehuan'.  Höchst  bemerkenswerte  ist  noch  die  Uebersetzung  Markham's 
der  V.  1283 — 1284  (, keine  Lebensfreude  für  mich  finde  ich  iu  dieser  Feuchtigkeit  i.  e.  au  diesem  feuchten  Orte'): 
,Here  there  is  no  joy. — What  pleasure  can  be  here?'  ['.)  In  v.  1286  übersetzt  Barranca  cay  sipipi  (,in  dieser 
Dämmerung')  gar  nicht,  Markham  natürlich  auch  nicht.  —  Im  Allgemeinen  ist  zu  erwähnen,  dass  Barranca  die 
Zusammengehörigkeit  der  Sätze,  wie  sie  von  dem  Texte  bedingt  ist,  vielfach  willkürlich  und  ungerechtfertigt 
getrennt  hat. 

V.  1291—1298  Die  obigen  Schlussbemerkungen  gelten  auch  für   diese   Verse.    Wie  Barranca  dieselben  aufgefasst  hat,   zeigt 

seine  Uebersetzung :  , Immer  habe  ich  dich  gesucht,  von  Schmerz  durchdrungen  und  von  dem  Augenblicke  aber, 
als  ich  dich  in  diesem  Hause  fühlte,  weinte  ich  und  mein  Herz  sprang  in  meiner  Brust,  denn  ich  habe  weder 
Vater  noch  Mutter ;  und  Niemanden  erkenne  ich  als  solche'.  Dass  diese  Uebersetzung  durchaus  nicht  dem  Texte 
entspricht,  brauche  ich  kaum  zu  bemerken.  Sollte  vielleicht  Barranca  für  diese  Stelle  ein  anderer  Text  vor- 
gelegen sein?  Es  scheint  mir  durchaus  unwahrspheinlich,  denn  man  kann  in  seiner  Uebersetzung  meinen  Gram. 
Text  doch  heraus  finden.  Ich  lasse  Markham's  Uebertragung  folgen ;  es  gilt  von  ihr  das  Nämliche,  wie  von  der 
Barranca's,  von  der  sie  nur  eine  verschlechterte  Uebertragung  ins  Englische  ist :  ,1  have  always  sought  thee,  — 
Transported  with  grief:  —  From  the  time  I  was  in  this  house  —  My  heart  leapt  within  me —  That  I  might 
know  thee.  —  I  have  no  father  nor  mother,  —  And  know  no  oue  as  such',  (sie!)  Wie  schon  vielfach  bemerkt, 
giebt  es  für  Markham  keine  pers.  Object-Conjugationeu ;  denn  Manam  pipas  ricsihuanchu  ,Niemand  kannte  mich' 
giebt  er  durch:   ,Aud  (I)  know  no  one  as  such'. 

Nodal  greift  in  seiner  nicht  zu  eutsohuldigeuden  Umarbeitung  des  Dramas  in  seinen  dieser  Stelle  ent- 
sprechenden   Versen    der    natürlichen ,     im    Urtexte    ganz    logisch    beobachteten    Entwiokelung    der    dramatischen 


I 


I 


Das  Oll,\ntadkama.  327 

Handlung  auf  eine  durch  nichts  gerechtfertigte  Weise  vor  und  beweist  dadurch  nur,  was  übrigens  schon  in  der 
Einleitung   bemerkt  wurde,   wie  sehr  ihm  ein  richtiges   Verständniss  der   Dichtung   mangelte. 

Allzufrei   übersetzt  Barranca  :     .Vielleicht  zähle   ich  viele,    dass   ich  dieses  Haus  hasse,   und   wenn  ich   nicht    v.  1299  — 1M05 
in  demselben  gelebt  hätte,   würde   ich  sie  gezählt  haben'.   (!) 

Bei  Nodal  lautet  v.  1300:  ,Ymahinam  sutillayqui  r'  richtiger  und  eleganter  als  ,yman  ccanpac  sutincjuicu' 
der  beiden  Texte. 

Barranca  übersetzt:    ,Ich   heisse   Ima   Sumac,   obgleich  ich  vielleicht   meinem  Namen   nicht  entspreche'.    Der    v.  1306    1.S07 
Sinn  entspricht  dem  des  Textes. 

Diese  Verse  drücken   einfach  \ind   kräftig   den   lebhaften  Schmerz  des  jungen   Mädchens  aus,   welches  glaubt,    ,.  i,308— 1313 
dass  seine  von  einer   Ohnmacht  überwältigte  Mutter  stirbt. 

Markham,    wahr.scheinlich    durch    die   Partikel    ,chu'    verleitet,    übersetzt    den    Im]),    prohib.    (v.    l.'?15)    als    v.  13U_1321 
Fragesatz  sonderbarerweise   durch:   ,Have  I  known   thee   only  to   weep  ?'   (!)    Den  v.    1317    überträgt    er  ohne   die 
geringste  Berechtigung :   ,To   whom   shall   I  tlyr'   ferner  fehlt  in   seinem   Texte  v.    1320  und  den  v.    1321    übersetzt 
er  unrichtig:     ,Give  me  thy   hands    to    help  me'  (!).     Barranca  überträgt  ihn:     ,Alcanzame  tu    nuano,    auxi'liame. 

Diese   Stelle   hat   Barranca  ganz    richtig    übersetzt;    Markham    dagegen    wollte    unabhängig    übersetzen    und    v.  1326  — 133t 
beweist    durch    diesen    unglücklichen   Versuch,    wie    wenig    er    die   Verse  verstanden   hat.      v.    1326 — 1329   lauten 
nämlich  wörtlich  übertragen :  , Dulde  ein  wenig  mehr  diesen  feindlichen  Kerker ;  ich  werde  dich  heraus  bringen, 
bleibe  ruhig  diese  wenigen  Tage  zurück'.  Markham  aber  überträgt  sie :   ,Leave  us  a  little  longer  —  In  this  hated 
prison.  —  Let  me  stay  here,  —  To  pass  a  few  days'.   (!) 

Dass  in  v.  1334  statt  Ruminahuimanta  blos  Rumimanta  steht,   liat   nichts  Auffallendes,   da  bei   den  zusammen-    v.  1332 1334 

gesetzten  Nom.  prop.  öfter  nur  das  eine  Glied  des  Composit.  gebraucht  wird.  Im  Drama  steht  z.  B.  wiederholt 
blos  Piki  statt  Piki  Chaki,  und  Salla  statt  Pitu  Salla,  Cusi  oder  Coyllur  statt  Cusi  Coyllur. 

Chisin  , Abends,    am  Abend'.     Barranca  übersetzt  es  , gestern  Abends',    was    der  Handlungsdauer  ganz  ent-    v.  1333 1342 

spricht.  In  v.  1341  könnte  ahuarancu  (vcrgl.  Note  ad  v.  753)  flg.  für  Weiden  oder  Felder  genommen  werden. 
Barranca  fasst  es  so  auf;  seine  Note  5  pag.  70  passt  jedoch  nicht  zu  dieser  Stelle,  da  er  in  derselben  nur  vom 
,panti'  (Lassiandrae  spec.)  spricht,  v.  1343:  , Alle  Felsen  brennen  schon'  bezieht  sich  auf  die  auf  steilen  Felsm 
gebaute  Festung  OUanta's,  die  (nach  dem  Drama)  durch-  Rumiöahui  eingenommen  und  zerstört  wurde. 

Im  Originaltexte  fragt  der  Inca,  besorgt  wegen  des  langen  Ausbleibens  von  Nachrichten  seines  Feldherrn, 
den  Oberpriester,  ob  er  nichts  von  Rumiilahui  wisse ;  worauf  Uillak  Urau  erwidert,  er  (der  Oberpriester)  sei 
Abends  vorher  auf  eine  Anhöhe  ausserhalb  Cuzcos  gegangen  und  habe  dort  Gefangene  gesehen,  und  vernommen, 
die  Antis  seien  besiegt  und  OUanta's  Festung  verbrannt.  Nodal  aber  lässt  den  Ober-pricster  erwidern:  RumiQahui 
habe  am  Abend  mühsam  die  Höhen  gegen  Huillcanuta  erklommen  und  dann  mit  Windeseile  an  den  Lehnen  seinen 
Weg  fortgesetzt  und  dort  Rundschau  gehalten,  und  fährt  dann  fort :  er  möge  zur  Andenwüste  gehen,  um  die 
Ueberwundenen  zu  schleifen,  die  Gefangenen  zu  hängen,  in  Blut  und  Feuer  schleppe  er  sie !  (Que  häcia  de  los 
Andes  la  cordillera  a  vadcar  se  le  imponga  —  A  los  vencidos  vaya  arrasando,  —  A  los  rcndidos  los  vaya  ahor- 
cando,  —  iUuc  a  sangre  y  fuego  el  arrastre  disponga !)  Diese  im  Ganzen  schon  sehr  ungeschickt  umgearbei- 
teten Verse  stehen  im  strengen  Gegensatze  zu  der  früheren  Sceue  zwischen  Ruminahui  und  OUanta  uud  eben  so 
sehr  mit  der  folgenden,  in  welcher  der  Cafiari-Indianer  den  Hergang  der  Einnahme  der  Festung  und  der  Gefangen- 
nahme der  feindlichen  Führer  und  Truppen  erzählt.  ,  Derlei  Gedankenlosigkeiten,  wie  sie  bei  Nodal  wiederholt 
vorkommen,   sind  geradezu  unbegreiflich. 

, Dieser  Mensch  ist  doch  vielleicht  entronnen',  übersetzt  Markham:    ,Is  that  man  ILke  straw?'     Es  scheint,    v.  1343,  1344 
Markham  hat  ,icha'  (,vielleicht')  für  ,ichu'  (, Stroh')  genommen,  dabei  aber  das  Verb,  .kespin'  gar  nicht  berücksichtigt. 

Nach  Barranca's  Uebcrsetzung:     ,011anta  ist  schon  besiegt,  zerstört  und  von  Flammen  verzehrt'.  v.  1345,  1346 

Inti  yanapahuasauchik  ,der  Sonnengott  (die  Sonne")  hat  uns  (incl.)  geholfen'  und  nicht:   .0  ■Jini,   thou  hast    v.  1347— 1350 
favoured  me',  wie  Markham  übersetzt. 

Markhara's  Text  hat  in  v.  1352  öacca  paccar  statt  paccar  paccar  des  Meinigen,  was  offenbar  nur  ein  Druck-   v.  1351— 1353 
fehler  sein  kann;   er  übersetzt  nacca  paccar  ,in   quiek  hast',   Barranca  ,schr  schnell'  (muy  de  prisa).  Pacar  pacar 
heisst   aber   ,früh   Jforgens'. 

Barranca  übersetzt  v.  1351) — 13i;i  folgendermasseu  :   , Diese   drei lünf  angebundenen  Knoteu   ((juipus),    y.  1354— 1361 

sagen,    dass  Antisuyu  schon  unterworfen  ist,    und    dass   es  in  den  Händen  des  Inca  ist.     Diese  drei fünf. 

dass  Alles  mit  Strenge  gethan  wurde'.  Markham  übersetzt  Barranca,  geht  dabei  aber  noch  willkürlicher  vor, 
indem  er  Chaymi  huatacun  cay  pisca  durch:  ,Here  are  tbere  three  (.')  knots'  wiedergiebt. 


328  TscHUDi. 

Diese  Verse  der  beiden  Texte  sind  zum  Theil  iinverständlich  und  auch  unrichtig  construirt.  Barranoa  hat 
sie  auch  nur  dem  ungefähren  Sinne  nach  übertragen.  Im  bol.  Mscr.,  in  welchem  diese  Verse  theilweise  leserlich 
sind,  finde  ich  eine  Variante,  die  nach  meiner  Ansicht  Licht  über  diese  dunkle  Stelle  zu  verbreiten  im  Stande 
ist;   in  v.  1357  steht  nämlich  piscucuna  statt  pisoca   quipii   beider  Texte  und  in  v.  1360  cai  piscu  statt  cay  piscca. 

Barranca  nimmt  pisca  für  pichca  (Zahlwort  ,fünf),  was  Berechtigung  hat,  denn  in  v.  496  heisst  es  auch 
pisca  chunca  statt  pichca  chunea.  Das  bol.  Mscr.  setzt  aber  piscu  (, Vogel')  für  pisca  (,fünf')  an  zwei  Stellen 
des  Textes,  ob  an  der  dritten  (v.  1361),  ist  nicht  mehr  zu  enträthseln.  Nehmen  wir  diese  Variante  an,  so 
bekommen   wir   einen  ganz   richtigen   Sinn. 

Bekanntlich  bestanden  die  Kipus  nicht  blos  aus  geknoteten  Schnüren ;  sondern  es  wurden  auch  verschie- 
dene andere  Gegenstände,  die  ihre  festgesetzte  Bedeutung  hatten,  eingeknotet ;  z.  B.  verschiedenfarbiger  Mais, 
Cocablätter,  Stäbchen,  Steinchen,  Kohle,  verschiedenfarbige  Tuchlappen,  Leder  (v.  1354),  Haare  u.  s.  f.  Es 
konnte  kaum  ein  passenderes  Symbol  für  Kriegsgefangene  geben,  als  an  die  Schnur  gehängte  Vögel,  und  es 
dürfte  ganz  natürlich  erscheinen,  dass  ein  einzelner  au  den  Kipu  gebundener  Vogel  die  Gefangennahme  eines 
feindlichen  Heerführers,  mehi-ere  neben  einander  gebundene  die  Gefangennahme  feindlicher  Truppen  bezeichnete. 
Wenn  wir  die  Leseart  des  bol.  Mscr.  als  richtig  annehmen,  so  lautet  des  überpriestera  Erklärung  des  Kipu 
folgendermassen :  ,In  diesem  Kipu  ist  Kohle,  das  bedeutet,  dass  Ollanta  (die  Festung)  verbrannt  ist.  Die  an 
diesem  Kipu  angebundenen  drei  Vögel  bedeuten,  dass  Antisuyu  unterworfen  ist ;  dass  der  luca  (Ollanta)  in  deinen 
Händen  ist,  bedeutet  dieser  Vogel,  zwei   Vögel,  dass  Alle  kriegsgefangen  sind'. 

Eine  Variante  in  Markham's  Text  bestärkt  mich  in  der  Ansicht,  dass  die  Leseart  des  bol.  Mscr.  durchaus 
annehmbar  ist.  In  v.  1361  hat  nämlich  Markham's  Text  ,iscay  piscan'.  Cay  piscu  (v.  1360)  viud  iscay  piscu 
(v.  1361)  machen   die  kimsa  piscucuna   (v.  1356 — 1357),   während  kimsa  piscan  meines  Textes  unverständlich  ist. 

Barranca  (und  nach  ihm  Markham)  irrt  sehr,  indem  er  den  v.  1359:  ,Xam  Inca  maquiyquipina'  durch:  ,Es 
(Antisuyu)  ist  schon  in  den  Händen  des  Inca'  (,The  Antis  have  submitted.  —  And  are  in  the  hands  of  the  Inca'. 
Markh.),  übersetzt ;  es  ist  dies  durchaus  gegen  die  grammatikalische  Construction.  Der  Vera  heisst :  ,Der  Inca 
(nämlich  der  Inca  Ollanta)  ist  schon  in  deinen  Händen  (deiner  Gewalt)'.  —  Eben  so  irrig  übersetzt  Barranca 
tucuy  piiias  , Alles  ist  mit  Strenge  geschehen'  (,All  has  been  sternly  done'  Markh.).  Barranca  hat  offenbar  pinas 
, Kriegsgefangener'  mit  pifia  , zornig,  bös,  wütheud'  verwechselt.  Tucuy  pinas  heisst:  ,Alle  kriegsgefangen'. 
T.  1364— 1367  Die  V.    1365 — 1367   überträgt  Barranoa:    , Schau,   ich  bin   der  Erste,    der  dir  die  Nachricht  bringt,   dass  du 

triumphirt  hast,   unterdrückt  und   vergossen    das  Blut  jeuer  Verräther'.      (,I  have   brought    thee    tidings ;  —  That 
thou  hast  triumphed  —  That  their  blood   is  shed'   Markham.)  —  Diese  Uebersctzung  entspricht  dem  Texte    nicht. 
Tactay,    chahuay    und    upiay    aind  Imperative.      Die    v.    1366 — 1367-  heissen    daher:     , Zerstampfe,    zerdrücke  sie 
(vernichte  sie),  —  Trinke  gewiss   ihr  Blut'. 
V.  1368— 1372  Markham's    Text    hat    statt    meines    v.    1369    Asoaouti    camcunacta,    eiuen   anderen:     Sayuntin    ruuacunata. 

V.  1373—1377  Die   Uebersetzuug    des  Verses :    Hapeycu    tuta    llipiuta    (,wir    haben    sie    Alle    Nachts    gefangen'),    wie    sie 

Barranca  giebt :     ,(iue   corra   esta  noche  a  tomarlos'    (,This   night  it  might    be   taken'.    Markh.),    ist  mir  geradezu 
vinverständlioh.      Markham  hat  seinen  Vers   (1376):     ,Callpan  ashuan  pupas   puchu'   nicht  übersetzt;     er  ist  nach 
meiner   Ansicht  auch   unübersetzbar, 
y.  1378 — 1430  Durch   ein  uuangenehmes,    leider   erst  nach  dem  Drucke  bemerktes   Versehen,    hatte  der  Setzer  in  meinem 

Gram.  Texte  nach  v.  1377  die  Ueberschrift  , Indianer'  ausgelassen.  Von  v.  1378  — 1430  giebt  nämlich  der  Canari- 
Indianer  dem  Inca  auf  seine  Frage:  ,Was  hast  du  gesehen?'  in  einer  langen  Erzählung  der  Kriegsereignisse  die  gewünschte 
Antwort.  Es  ist  Barranca  dieser  Umstand  auffallenderweise  entgangen,  und  er  stellt  in  seiner  Uebersetzung  die  Sache 
so  dar,  als  erzähle  der  Inca  dem  Indianer  den  Verlauf  des  Verrathea  Ruminahui's,  die  Zerstörung  der  Festung 
und  die  Gefangennahme  Ollanta's.  Er  fängt  auch  die  Erzählung  folgendermassen  an:  ,Was  du  gesehen  hast,  ist, 
dass  ich  dort  mit  meinem  ganzen  Heere  war'  u.  s.  f.  Nothweudigerweise  mussten  ans  diesem  Versehen  manche 
Irrthümer  entspringen,  um  den  Inhalt  der  irrigen  Auffassung-  anzupassen.  Ich  kann  daher  Barranca's  Ueber- 
setzuug nicht  einer  durchgehenden  grammatikalischen  Kritik  unterziehen,  sondern  mich  nur  darauf  beschränken, 
auffallende  Abweichungen,  die  durch  den  angeführten  Irrthum  nicht  motivirt  erscheinen,  zu  erwähnen.  Mark- 
ham,  obgleich  er  die  Erzählung  durch  den  Indianer  referiren  lässt,   ist  im  Allgemeinen   durchaus  Barranca  gefolgt. 

In  V.  1383,  den  Barranca:  ,Da  in  jenen  Thälern  viele  Wälder  zu  Hinterhalten  sind'  übersetzt  (,In  that 
Valley  are  many  woods  —  I  wiah  to  make  an  ambuscade'  Markh.),  kommt  im  Texte  freilich  nichts  von  Wäldern 
vor.  V.  1388  fehlt  bei  Markham,  und  ohne  diesen  ist  der  folgende  ganz  unverständlich;  nichtsdestoweniger 
übersetzt  ihn   Markham   (nach  Barranca)  durch:   ,There  I  feit   colt  and  shivering' ;   er  heisst  aber  richtig:   ,(Dort 


Das  Ollantadhama.  329 

erduldeten  wir  Alle)  Hunger  und  kalten  Fieberfrost'.  Den  v.  1411  übersetzt  Markham  gar  nicht,  v.  1422: 
Hiiasoapi  piiiastam  hapin  (,der  Inca  hält  den  Kriegsgefangenen  in  Banden'),  übersetzt  Barranca  sonderbarerweise : 
, Nichtsdestoweniger  ergriff  er  mit  Wuth  die  Kette'  (,Chafing  in  his  chains'.  ilarkh.).  Barranca  verwechselte 
hier  wieder,  wie  in  v.  13G1,  piiia  mit  piilas.  Dass  Markham  v.  1427:  Chunca  huarauca  (,zehn  Tausend')  durch: 
,A   hundred   thousand'  übersetzt,   soll   nur  beiläufig   erwähnt   werden. 

In  Bezug  auf  die  JS'odarsche  Umarbeitung  dieser  Stelle,  die  viele  sehr  bedenkliche  Punkte  enlbält,  möge 
nur  folgende  Probe  der  Logik  des  Verfassers  angeführt  werden.  In  seinem  Absätze  224  (v.  1373 — 1374) 
erwidert  der  Canari-Indianer  auf  die  erzürnte  Rede  des  Inca,  dass  er  strengstens  befohlen  habe,  kein  Blut  zu 
vergiessen  :  ,Mein  Inca,  sie  haben  das  Blut  unserer  Feinde  nicht  vergossen'.  (^Diese  Stelle  entspricht  dem  Ori- 
ginaltexte.) Das  hindert  aber  Herrn  Kodal  nicht,  den  Indianer  in  der  (Absatz  226)  folgenden  Erzählung  der 
Einnahme  der  Festung,  dem  Inca  berichten  zu  lassen,  .dass  sie  Zehntausend  getödtef  haben'.  (I)  Chunca  hua- 
rancacta  hinayco  ■—  Anti-runa  huactaohisca.  Der  Originaltext  sagt  (v.  1427 — 1428)  natürlich  von  diesem  schreck- 
lichen Blutbade   nichts,   sondern   bemerkt  nur :     Es   sollen  Zehntausend   deiner  Antis  , gefesselt'   sein. 

Diese  beiden   Verse  erwidert   der   Inca    auf    die   Erzählung    des    Indianers;     in   meinetii   Gram.   Te.Kte   stehen    v.  14S1,  1432 
sie   in   continuo   mit  der  Rede   des   Indianers. 

Den  V.    1430   übersetzt   Barranca:     ,Denn   ich   bin    unter    deinem   Schutze'.      Diese   Uebertrugung  hat   weder    v.  1433 — 1436 
einen  logischen   noch  sprachlichen  Zusammenhang  mit  dem  Texte.   Markham  übersetzt :   ,My  fate  is   in   they  hands'. 
Mit   ,fate'  hat  der  Text   ebenfalls   nichts  zu   schaffen.   Ich  habe  in  der  Note  ad   v.    1436   schou   bemerkt,   dass  ich 
denselben    durch :     ,Ich  lege   eine  Festung    in    deine  Hand'    übertrage,    zu    welcher    Aeusserung  Rumifiahui    nach 
Einnahme   von   Ollanta's  Festung  vollkommen  berechtigt   war. 

In  meinem  Gram.  Texte  war  v.  1437  unvollständig,  er  hatte  nur  das  Wort  ,hatarimui' ;  Markhani's  Text  v.  1437 — 1441 
giebt  ihn  vollständig:  ,Hatarimuy  ccaui  huarancca' ;  so  lautend  hat  er  gar  keinen  Sinn;  er  würde  in  der  Ueber- 
setzung  heissen  :  , Erhebe  dich,  ich  bin  tausend'.  Markham  versuchte  es  auch  gar  nicht,  ihn  zu  übersetzen.  Ich 
ergänze  den  fehlenden  Theil  meines  Gram.  Textes  durch  cari  huaminca ;  er  würde  also  lauten:  , Erhebe  dich, 
tapferer  Feldherr!'  Huaminca  bildet  auch  den  Keim  auf  llioaptinca  (v.  1440).  —  v.  1439  — 1441  übersetzt 
J5arranca :  , Erfreue  dich,  denn  du  bist  glücklich  in  deinem  Unternehmen  gewesen,  du  hast  das  Netz  ausgeworfen 
und  du  hast  gefischt'.  Die  Uebersetzung  ist  grammatikalisch  ganz  unrichtig.  Der  Inca  spricht  hier  bildlich,  indem 
er  die  hoch  gelegene  Festung  ein  Wasser  nennt,  das  mit  einem  Netze  umspannt  wurde:  llicai)tinca  ist  3.  Pers. 
Sing.   Praes.   Conj.,   also   nicht  :   ,Du   hast   ein  Netz  geworfen'. 

In   dieser  Antwort   Euuiinahui's   kommen   wieder   die  von   ihm  so   beliebten,    fast  zu  oft    wiederholten   ^\  ort-    v.  144-2— 1447 
spiele   mit   seinem  Namen  vor. 

Nur   selten   wird   Markham  auch  den   einfachsten   Satz  grammatikalisch  richtig   übersetzen.     So   überträgt   er         v.  1448 
diesen   Vers:    Yahnarca   hichucurcauchu  (,wurde   aber  Blut   vergossen?')   ,Ha8t  thou   shed   much   blood  ?'   (!)     Nach 
Nodal's   Abänderungen   wäre  Markham's  Uebersetzung  grammatikalisch   ganz   richtig,    sie    ist   es   aber   nach   seinem 
Texte   durchaus   nicht. 

v.  1452  lautet   bei  Markham  :    Orccou   rauran,   orccon   rauran.   Die   Leseart   meines  Grani.  Textes  4unim  statt    v.  1449— 1463 
des  zweiten   rauran    ist   besser;   tuui   v.   wird   specicll   vom   Einstürzen   der   Mauern  gebraucht. 

Zum  Vergleich  mit  meiner  oben  gegebenen  Uebersetzung  dieser  Verse  führe  ich  hier  diejenigen  von  Bar-  v.  1454— 14G0 
ranca  und  Markham  an.  Die  erstere  lautet:  ,Alle  warten  im  Felde,  um  durch  schreckliche  Strafe  umzukommen. 
Jeder  von  ihnen  beeilt  sich,  um  den  Tod  zu  suchen,  aber  es  ist  nöthig,  die  schwangeren  Weiher  auszuscheiden, 
denn  sie  genügen,  um  die  Race  fortzupflanzen'.  Markham:  ,A11  wait  in  the  plaiu  —  To  receive  their  deserts.  — 
Each  is  awaiting  —  And  desiring  death.  —  Bnt  the  womeu  who  are  there,  —  And  the  littlc  children  —  Who 
are  all  weeping,  —  Must  be  separated".  Einige  Varianten  des  hol.  Mscr.,  die  bei  den  Noten  angegeben  sind,  Iniben 
eine  verschiedene  Uebersetzung  bedingt.  In  meinem  Gram.  Texte  lautete  v.  Iüö8:  Huarmicunan  tucuy  yoma ; 
bei  Markham  statt  yoma  ,uma  cama',  und  im  hol.  Mscr.  hina  statt  yoma.  Auf  dieses  letztere  Wort  hat  nuQ 
Barranca  die  abenteuerliche  Uebersetzung  der  ,Racenl'ortpflanzung  durch  die  schwangeren  Weibor'  begründet. 
Yoma  ist  kein  Subst.  oder  Adj.,  yoma  vi.  yuma  v.  heisst  .zeugen,  befruchten'.  Hiiarmicnna  tucuy  yoioa  kann 
aber  wohl  nicht  durch  ,alle  schwangeren  Weiber'  übersetzt  werden. 

Auch  diese  Verse   hat   Barranca   eigenthümlich   übersetzt:   ,Alle  Kinder   und  Bettler   werden   ohne   .Vusnahmc    v.  1461— 1405 
vernichtet   (destruido),    wenn    auch    ganz   Cuzco    mit    ihnen    zu   (irunde    gehen    würde'  ;     eben    so    irrig    übersetzt 
Markham,   zum  Theil   Barranca  folgend:    ,So  let   it   surely  be,  —  The  poor  and  sick  alike,  —  .Vll   must   be  left  — 
To  return   to   Cuzco.  —  Bring   Ibrth   the   traitors'.     Weder  in   der  einen   noch  in  der   andern   Uebersetzung  ist  ein 

Üenk.chril'teu  der  phil -bist.  Cl.   XXIV.   lid.  42 


330  TSCHDDI. 

logiselier  Zusammeuhaug  mit  dem  Vorhergehenden.  Huaccha  bedeutet  hier  weder  , Bettler'  (mendigo),  noch  ,arm' 
(poor),  sondern  , Waise'.  Markham  beachtet  das  Wort  churi  (,Kind')  gar  nicht,  bringt  aber  in  seine  Uebersetzung 
sick  hinein,  ein  Wort,  das  im  Texte  gar  nicht  vorkommt.  Ferner  ist  von  einem  , Zurückkehren  nach  Cuzco' 
(return  to  Cuzco)  ebensowenig  die  Kede,  als  vom  , Unterliegen  von  Cuzco'  (aun  cando  todo  el  Cusco  sucumba 
cou   ellos). 

V.  1406— 1470  Barranoa  übersetzt  v.    1469:    , Jetzt  werdet  ihr  unfehlbar   (sin  remedio)   hingerichtet';    Markham,   der,   wie 

schon  so  oft  bemerkt,  fast  nie  eine  Verballiexion  richtig  übersetzt:  ,Now  thou  art  astonished'.  Ticru  v.  heisst 
aber  weder  .hinrichten',  noch  ,a8toni8h',  sondern  ,das  Innere  nach  Aussen  kehren,  umdrehen',  gewissermassen 
gerade  entgegengesetzt  sein  von  dem,  was  es  früher  war.  Cunanmi  ticrasoa  oanca  heisst :  ,  Jetzt  wird  es  um- 
gekehrt sein',  womit  der  Inca  sagen  will :  , Früher  wart  ihr  Sieger  und  habt  befohlen,  jetzt  bin  ich  es  und  werde 
über   euch  bestimmen'. 

Geradezu  hochkomisch  muthet  es  den  Leser  von  Nodal's  Drama  au,  dass  der  Verfasser  den  erzürnten  Inca, 
der  nun  als  strenger  Richter  die  gefesselten  Eebellen  vor  sich  stehen  sieht,  ganz  gemüthlich  zu  ihnen  sagen  lässt : 
,Ihr  seid  müde,  setzt  euch  nur'  (saycucuscam !  tiyallachay !)  —  wie  wenn  er  gute  Freunde  nach  einem  langen 
Spaziergang  begrüssen   würde. 

Barrauca  hat  diese  Frage  (v.  1470):  ,Pictan  horcomunki  chaypi?'  mehr  als  frei:  ,Was  hat  dich  verleitet?' 
(^Quien   te   ha  metido   en   esto?)   übersetzt;   Markham:   ,Who   is  this  brought   with  them?' 

V.  1471—1474  Nodal  hat   diese  Frage  gar  nicht,   deshalb  klingt  auch   bei  ihm  Piki   Chaki's  Autwort  unmotivirt  und   frech, 

während  sie  doch  wohldurchdacht  und  gelungen  ist ;   Nodal  hat   sie   etwas  abgeändert. 

V.  1475 — 1487  Die  Rede,   mit  der   der  Inca  dem  greisen  Führer  Hanco  Huaylluy   seine  Undankbarkeit  und   seinen  Verrath 

vorwirft,  ist  iu  ihrer  Einfachheit  und  Würde  ungemein  effectvoll,  und  je  strenger  sich  die  Uebersetzung  dem 
Wortlaute  des  Textes  auschliesst,  desto  wirkungsvoller  und  schöner  ist  sie.  Barranoa  hat  dies  übersehen.  Ausser- 
dem sind  auch  einige  Stellen  unrichtig  aufgefasst,  z.  B.  die  beiden  Verse :  ,Manachu  Inca  yayaypas,  — ■  Camta 
yupayehasurcankir'  heisseu  nicht:  ,Ist  es  nicht  gewiss,  dass  dich  der  Inca  wie  einen  Vater  verehrt  hat?'  (,Ha8 
not  the  Inca  as  a  father,  —  Evcr  looked  upon  thee  ?'  Markh.  t,  sondern :  ,Hat  nicht  der  Inca,  mein  Vater,  dich 
immer  hochgeschätzt  ?'  Die  beiden  folgenden  Verse  lauten  nach  Barranca :  ,Und  ist  es  nicht  gewiss,  dass  du  in 
ihm  gefunden  hast,  was  du  wünschtest  ?'  (,Hast  thou  not  had  they  desires? — What  hast  thou  wanted  ?'  Markh.), 
wörtlich  übersetzt  aber:  ,IIast  du  nicht  von  ihm  erlangt,  was  es  auch  war?'  v.  1481:  ,Dein  Wort  war  sein 
Wollen'  übersetzt  Markham  gar:  ,At  thy  word  thy  wish  (!)  was  granted'.  (!);  den  v.  1485  beachtet  er  aber 
gar  nicht. 

Nach  meinem  v.  1476  hat  Markham's  Text  folgenden  Vers:  .Ymatan  niy  tanircanqui'  (recte  niy  tarircan- 
qui);  er  ist  nicht  unpassend  und  könnte  auch,  weil  ein  Reimvers  auf  chincarcanki  fehlt,  aufgenommen  werden. 
Hingegen  ist  der  Vers  seines   Textes :   ,Ymatapas  runacctacmi'  zu  verwerfen. 

Nodal  ist  bei  der  Umarbeitung  dieser  Stelle  wieder  ganz  gedankenlos  verfahren  :  er  lässt  den  Inca  an  den 
Hanöo  Huaylluy  die  Frage  richten :  ,l8t  nicht  der  Inca  dein  Vater,  wenn  es  sich  darum  handelt,  dich  zu  ehren 
und  dir  Gutes  zu  thun?'  und  dann  gleich  beifügen:  ,Ich  vergebe  dir  daher;  deine  Rede  war  liebenswerth  (simiyqui 
munaypac  carca),  ich  erfülle  deine  Bitte!'  Welche  Bitte?  muss  man  fragen.  Hanöo  Huaylluy  war  vom  verstor- 
benen Inca  Pachacutek  sehr  geschätzt;  zu  dessen  Lebzeiten  verband  er  sich  aber  mit  Ollanta;  mit  Tupak  Yupanki 
kommt  er  erst  als  Kriegsgefangener  zusammen  und  hatte  noch  keine  Gelegenheit,  irgend  eine  Bitte  dem  neuen 
Monarchen  vorzubringen.  Also  wozu  diese  voreilige  Gnadenbezeigung  ?  Wahrscheinlich  weil  der  arme  alte  Mann 
recht  müde  war.      Der  Originaltext  ist  vortrefflich,   Nodal's  Aenderung   dagegen   nichts   werth. 

V.  1488 — 1494  In  dem  Verse :     Ama  tapuhuaychu   yayay    , frage    nicht,    mein  Vater',    kommt  Markham    wie  gewöhnlich   in 

einen  bedauerlichen  Conflict  mit  der  pers.  Obj.  Conj.,  denn  er  übersetzt:  , Father  we  ask  nothing'  (!).  luv.  1490 
ist  der  Sinn  nach  dem  Wortlaut  der  beiden  Texte  nicht  ganz  klar.  Da  der  Inca  den  Oberpriester  und  den  Rumi- 
nahui  nach  ihrer  Ansicht,  welche  Todesart  die  Verräther  erleiden  sollen,  fragt,  so  kann  er  zu  diesen  nicht 
wohl  vorher  sagen:  ,Wählet  euch  eure  Todesart';  acUacuychik  kiriykicta.  Er  kann  nur  zu  seinem  Gefolge 
gewendet  sprechen:  AcUaychik  vi.  acUacuychik  kirincucta  , wählet,  bestimmt  ihre  Todesart';  worauf  er  dann 
IV.  1491")  zum  Oberpriester  gewendet  sagt:  ,Uillak  Umu,  sprich  du!'  Ganz  sonderbar  lässt  Nodal  aber  den  Inca 
zu  Ollanta  sagen:  , Heile  deine  Wunde'  (quiriychiquicta  allichay)  und  dann  zum  Oberpriester:  ,Huillac  Homa, 
sprich  pnn  du  !'  Bei  Nodal  stehen  diese  beiden  Verse  in  keinem  organischen  Zusammenhange,  während  im  Ori- 
ginaltexte sie  sich  ganz  logisch  folgen.  Freilich  weiss  dieser  nichts  von  einer  Verwundung  Ollanta's,  während 
er  nach  Nodal's   Ideen  wahrscheinlich   beim  Massaorc  der  ,Zehatausend'  verwundet   wurde  ! 


Das  Ollantadrama.  331 

Die  von  llumiuahui  dem  luca  vorgeschlagene  Todesstrafe  fiii-  Ollanta  und  die  Seinigcu  wäre  also :  Die  v.  1495—1506 
Anführer  au  vier  Pfähle  binden  und  von  deu  Dienern  zu  Tode  treten,  die  feindlichen  Soldaten  aber  durch  die 
Truppen  des  Inca  mit  Pfeilen  erachiessen  zu  lassen,  damit  diese  letztern  auf  diese  Weise  den  Tod  ihrer  Väter, 
die  beim  ersten  Angriffe  Rumifiahui'H  auf  OUantatambo  getödtet  wurden,  rächen  können.  Barranca  hat  den  Sinn 
dieser  Verse  aufgefasst  wie  ich,  aber  ihn  frei  übertragen.  Markham  hat  die  v.  1497 — 1498:  , Dadurch  hält  der 
Inca  die  Männer  von  mehr  Verbrechen  ab'  ganz  unpassend  durch:  ,For  their  crime  against  the  Inca'  übersetzt. 
Gar  grausam  hat  Herr  Nodal  ,der  xidvocat  der  peruanischen  Gerichtshöfe'  die  Todesstrafe  verschärft, 
nämlich :  , Jeder  soll  sogleich  an  vier  Ptahle  gebunden,  alle  ihre  Weiber  mit  Füssen  getreten  (!),  jedem  Feinde 
die  Glieder  abgeschnitten  (huankusca)  werden,  dann  sollen  sie  noch  mit  Pfeilen  todtgeschosseu,  mit  ihrem  Blute 
beschmutzt   (^mapachun)   und  ihre  Namen   der  Schande  preisgegeben  werden   (huacllicusca !). 

In  Markham's  Text  fehlt  mein  v.  1509,  dagegen  hat  er  nach  meinem  v.  1510  einen,  der:  ,Uluruncu  llana  v.  1507— 1510 
cachun'  lautet,  den  Markham:  ,Thi8  ia  the  work  of  a  tiger'  (?!)  übersetzt.  Es  ist  nur  zu  bemerken,  dass  nach 
Markham's  Text  die  vier  Verse  grammatikalisch  fast  unverständlich  sind.  Unbegreiflich  überträgt  Markham 
Runata  ruphanaupaccri  (,um  die  Leute  zu  verbrennen'):  ,Would  you  cut  them  to  pieces?'  (!)  Offenbar  ist  ihm 
das  Wort  ohapracuuata  meines  Gram.  Textes  in  die  Quere  gekommen,  sonst  wäre  seine  Uebersetzuug  noch 
unqualificirbarer. 

Diese  drei   Verse  übersetzt  Barranca:     , Schweig,    oder    ich   werde   di(-h   mit   einem   Steine   werfen,    denn  ich    v.  lült — 1513 
habe  jetzt  ein  Herz  von  Stein'.  Rumihuan  oho6an  heisst  ,ich  werfe  mit  einem  Steine'  keineswegs,  aber  ,runncta 
uichkuparin'.     Rumi  meint  durch   den   , Stein',    den  er  einschliesst,    in   sich  hat,    sein   Herz,    und    erläutert  duixh 
deu  folgenden   Vers,   dass  er  erbarmungslos  sei. 

In  Markham's  Text  lautet  v.  1517:  Auccataca  sipiy  chisna  (recte  Auccataca  sipiychisila)  , erwürgt   nun  diese   v.  1514— 1517 
Feinde' ;   nichtsdestoweniger  übersetzt  Markham  wörtlich   Barranca'a   ,Tod   den  Verräthern'   (,Dead  to  the  traitors') 
huanuchun  cay  aucacuna  meines   Textes. 

Barranca   (und  auch  Markham")   hat   in   v.    1519   kimsautin   ,dio   Drei    mit  den  Ihrigen'   (ntin),    also   Ollanta,    v.l518  — 15-21 
Orco  Huaranöa  und  Hanco   Huaylluy  nebst   den   gefangenen   Soldaten,   nicht  übersetzt. 

In  dieser  effectvoUen  Gnadenrede  des  Inca  weicht  Barranca's  Uebcrsetznng  öfter  vom  Wortlaute  des  Textes  v.  152-2  — 1542 
ab  und  ist  im  Ganzen  sehr  frei  gehalten.  Vielleicht  hat  er  dabei  eine  andere  Copie  benützt  oder  es  rührt  daher, 
dass  mein  Text  an  drei  verschiedenen  Stellen  lückenhaft  ist;  nämlich  in  v.  1527— 1528  und  v.  1540.  Markham 
macht  bei  meinem  v.  1528  die  Bemerkung:  , These  three  lines  are  imperfect  in  von  Tschudi'.  Es  ist  dieselbe 
nur  wieder  ein  Beweis  der  Ungenauigkeit,  mit  der  Markham  gearbeitet  hat,  denn  nur  die  beiden  angeführten 
Verse  sind  lückenhaft,  geben  aber  noch  immerhin  einen  ganz  guten  Sinn;  der  dritte  aber  ist  vollständig  mit 
dem  entsprechenden  in  Markham's  Text  übereinstimmend!  Im  v.  1540  meines  Gram.  Textes  fehlt  das  Wcft-t 
unachacta.  Ich  habe  die  drei  Verse  nach  Markham's  Text  ergänzt,  bin  aber  damit  durchaus  nicht  vollkommen 
einverstanden,  v.  1526  (,nun  tlillst  du  zu  meinen  Füssen')  übersetzt  Markham :  ,Having  fallen  into  my  hauds'  (li, 
und  V.  1529 — 1530:  ,Ich  werde  dich  erheben  hundert  Mal  zehntausend'  durch:  ,1  will  bo  generous  to  them, — 
Though  their  faults  were  ten  thousandfold'.  Der  Inca  will  durch  das  ,hundert  Mal  zehntausend'  ausdrücken, 
mehr,  als  mau  es  je  hat  ahnen  können,  über  alle  menschlichen  Begriffe  oder  dergl.  Und  in  der  That  ist  auch 
die  edle  Art,  wie  er  sich  an  seinen  Feinden  rächte,  im  liöchsten  Grade  überraschend,  v.  1535 — 1536:  , Beherrsche 
Antisuyu,  sei  wieder  mein  tapferer  Feldherr  für  immer'  überträgt  Barranca:  ,Dass  du  fortfährst  weiter  zu 
herrsehen,  damit  du  immer  deinen  Ruhm  bewahrest'  (,To  rulc  in  .Vntisuyu.  —  That  thy  famc  may  last  for 
ever'   MarkhamV 

Zu  frei  und   dem   Sinne    nicht    entsprechend    übersetzt  Barranca    die    beiden   v.    1545  —  154G   l^.Von   nun   an    v.  l.j4,S  — 15-19 
folge  ihm  und  begreife,  wie  gnädig  er  war')  durch:    ,Lerne,  von  diesem  Augenblicke  an   ihm  zu  gehorchen  und 
ihn  als  deinen  Beschützer  zu  lieben'.   Markham's  Uebersetzting  dagegen   lautet :   ,Remcmber,   from   this  day,  —  To 
Icarn  thy   duty'   (!).   Nicht   weniger  unwahr  übersetzt  er  v.  1547 — 1548:   ,To   obcy  his  commands.  —  Learn   that 
these   insignia'   etc. 

Barranca  hat  wahrscheinlich  wegen  des  Druckfehlers    ccasparisacc  die  v.   1550—1551    unrichtig  aufgefasst,   v.  1550— 1657 
und  ,mit  Thräncn  in  meinen  Augen  versichere  ich  dich,  dass  ich  dich  lieben  werde'  (,With  tears  I  declare,  —  That 
in   receiving   the  arms"   Markh.)   übersetzt.     Den  v.    1553:    ,Wpn   werde  ich  finden,   der  so  ist?'   (d.  h.  au   Gross- 
muth  dem  Inca  gleicht),  überträgt  Markham  grundfalsch:   ,\V!iü  shaU  equal  me  in  this?'  (!) 

Die  Form   der    1.   pers.  Obj.   Conj.   chaskicheyki   (,ich   übergebe   dir')  hat  Barranca   (und   nach  ihm   Markham") 
"•änzlich    verkannt    und    hier    für    chaskeyki    genommen  und   ,zu   deinen   Füssen'   übersetzt ;    freilich  musste   dann 

42* 


V.  1558-1569 


332  iSCHÜDI. 

auch  die  ganze  graramatikalisohe  Construction  violirt  werden,  v.  1556  — 1557  übersetzt  Barranca  unrichtig:  .Von 
jetzt  an  bin  ich  sicher,  dass  alle  meine  Kraft  von  deinem  Worte  abhängt'  (..■\.ll  my  power  depends  —  On  the 
Word   of  thy  mouth'   Markh. ). 

Die  V.  1559 15i>l  übersetzt  Barranca:  ,Er  gab  dir  diesen  Helm,  damit  du  gegen  mich  seiest,  nichts- 
destoweniger hat  sich  meine  Wuth  besänftigt'  (,But  my  anger  is  appeased'  Markh.) ;  ohaytahuanpas  ist  Conj. 
advors.  für  die  folgenden  Verse.  Pina  ist  ein  erzürnter  ,böser,  wüthendev'  Mensch,  mit  dem  I.  Pron.  poss.  ver- 
bunden, ein  Mensch,  der  gegen  mich  erzürnt,  zornig  ist,  ein  Gegner,  ein  Feind.  Xaoh  dem  Wortlaute  des  Textes 
lauten  diese  Verse  sehr  einfach  und  schön:  ,üir  gab  er  einen  Helm,  mir  aber  einen  Gegner,  nichtsdesto- 
weniger' etc. 
T  1570—1573  Diese  Stelle  ist  ein  fernerer  Beleg  der  unbegreiflichen  Leichtfertigkeit,  mit  der  Markham  arbeitete. 
Vorerst  giebt  er  den  Vers  ,Ccari  cay  musucc  tunqui'  mit  Cursivsohrift  in  Klammern,  womit  er  die  ab- 
weichenden Lesearten  meines  Gram.  Textes  anführt.  Nun  aber  kommt  dieser  Vers  in  meinem  Texte  in  dieser 
Eede  von  Orco  Huaranca  gar  nicht  vor,  sondern  erst  in  der  folgenden  des  Uillak  Umu,  genau  an  derselben 
Stelle,  wie  in  Markham's  Text.  Ferner  kommen  in  Markham's  Text  die  zwei  Verse:  Ccapao  Yupanqui  cean- 
tapas,  —  Cay  chucunta  huaohintapas,  sowohl  in  der  Rede  Orco  Huaranca's,  wo  sie  schlechterdings  absolut  nicht 
hinpassen,  als  auch  in  der  von  Uillak  Umu,  wo  sie  hingehören,  vor.  Ob  die  Schuld  dieser  Confusion  dem 
Copisten  oder  dem  Herausgeber  jenes  Textes  zur  Last  falle,  mag  unentschieden  bleiben.  Dass  Markham  diese 
beiden  Verse  jedesmal  verschieden  übersetzte,  soll  nur  beiläufig  erwähnt  sein;  interessant  aber^  wäre  es  zu 
wissen,  wie  Markham  seine  Uebersetzung :  ,1  adore  thee  humbly'  seines  Verses:  ,Muchayouni  Nocca  quitau' 
grammatikalisch  rechtfertigen  würde.  Ich  bemerke  nur,  dass  muchacuuy  durchaus  in  keiner  Verbindung  mit  noca 
kitam  steht,   sondern   sich  auf  yupaykicta  des  vorhergehenden  Verses  bezieht. 

Den  V.    1570:   Millay   cutim   yupaychayki   (,sehr  viel  Mal  lobpreise   ich  dich')   übersetzt  Markham :    ,A   thou- 
sandtimesare   thou  eounted' und  bemerkt  in  der  Note  n:   ,The  use   of  the   word   count   in   this  passage   is   intented 
as    a    pun    on    the    uarae    of   the  luca  Yupanqui   (you    will    count)'.     Yupaycha  v.    hat    hier   mit  yupa  v.    (count) 
durchaus  nichts   zu  schaffen.  Genauigkeit  ist  Wortspielen   vorzuziehen,   insbesondere  wenn   sie   den  Text   entstellen. 
V  1574—1577  Der  Tunqui  colorado   gilt,   wie  schon  oben  erwähnt,   als  ein   muthiger    Vogel;    er  verdankt  wohl  diesen   Ruf 

den  wüthenden  Kämpfen,   die   zwischen   den  Männchen  während  der  Paarungszeit  um  den  Besitz  der  sehr  bescheiden 
röthlichbraun   gefärbten   Weibchen   stattfinden. 
V.  1578,  1579  Nach    meinem    v.    1579    hat    Markham's   Text    die    beiden   Verse:     ,Pnma    pacchu    cancca    mirca  —  Yuncapi 

ancca   matinca'.   Ich  gestehe,   dass   sie   mir   trotz   Markham's  Uebersetzung :   ,The   lion   will  not  brook  —  An  enemy 
in   bis  Valley'   nicht  verständlich  sind. 

»  Barranca  bemerkt  zu  v.  1585:  ,Arphay  war  der  goldene  Sitz,  auf  welchen  sich  der  Inca  setzte,  und  der 
auch  tiyana  hiess.  Arpa  ohne  h  war  ,das  Opfer'.  —  Das  Wort  arphay  ist  mir  gänzlich  unbekannt  ;  da  die  ange- 
gebene Bedeutung  dem  Sinne  entspricht,  nehme  ich  sie  auf  Barranca's  Verantwortung  auf.  Arpay  ist  ,das  Blut- 
opfer' s.  V.  von  arpa  v.  , opfern',  Nodal  hat  statt  arphaueypi  ,apaninpi',  und  übersetzt:  ,Auf  seinem  Polster'  (en 
SU  cojin). 
V.  1588-1591  Markham's  Text  hat  meinen  v.    1591    nicht,   dagegen  acht  Verse,   die   bei   den   vergleichenden   Texten  nach- 

zusehen sind,  die  bei  mir  fehlen.  Man  ist  berechtigt  anzunehmen,  dass  diese  Verse  ein  späteres  Machwerk  eines 
katholischen  Geistlichen  sind  (wahrscheinlich  des  Dr.  Valdez,  des  Pfarrers  von  Tinta),  denn  sie  erinnern  auf- 
fallend an  die  sogenannten  Werke  der  Barmherzigkeit  in  den  Katechismen;  sie  sind  auch  durchaus  nicht  in 
dem  schlichten  Geiste  des  Gedichtes  gehalten  und  tragen  den  Stempel  eines  sorgfältig  gesuchten  Gedankenaus- 
druckes. Ich  sehe  mich  daher  um  so  weniger  veranlasst,  sie  aufzunehmen,  als  sie  auch  in  den  Nodal  zu 
Gebote  stehenden  Mauuscripteu  nicht  vorzukommen  scheinen,  denn  bei  Nodal  ist  keine  Andeutung  davon;  eben 
so  wenig  im  hol.  Mscr.  Jedenfalls  ist  die  einfache  Frage  Ollanta's :  ,Imaotam  nocapi  tarinki  ?'  weit  efFectvoller 
und  poetischer,  als  der  überschwengliche  Herzcnserguss  des  begnadigten  Feldherrn. 
V.  1592-1605  Die   Uebersetzung  Markham's     von    v.    1592—1593:     .Place   the   yellow   llautu  --  On   this   head'    ist  falsch. 

Markham  hat  den  Druckfehler  in  umachata  (statt  unachata)  beider  Texte   nicht   gefunden    und   aus   der   Aehnlich- 
keit  des  Wortes  mit  uma  (,Kopf'),    zu    dem    es    übrigens    in    gar    keiner   Beziehung    steht,    eine    kopflose   Ueber- 
setzung gemacht.  Auch  in  v.  1G05  mag  er  die  Verantwortung  seiner  Uebersetzung:   ,My  faithftil  OUanta'  tragen, 
y  1606—1612  Nach    meinem    v.    1609   hat   Markham    folgenden  Vers:    Manan   Cazoo    huac  yahuarchu !     (,My  blood   is   not 

for  Cuzco!')  Ich  nehme   ihn   nicht  auf   trotzdem   in   meinem  Texte  ein   Vers    zu  fehlen    scheint,   da  er  grammati- 
kalisch unrichti"  und   nicht  verständlich   ist.      Die  v.    1611  —  1612   überträgt  Barranca:   ,Ohne  Zweifel   werde   ich 


v.  1580-1587 


f 


Das  Oij.antadkama.  333 

der  Erste  sein,  der  in  deiner  (icsellschaft  marschirt'  (,Sureley  I  slionld  bc  lirst  —  To  nianh  in  tby  Company' 
Markh.).  —  Er  hat   also   (wie  auch  Markham^    v.    1(>12   gar   nicht   übersetzt. 

In   meinem  Texte  lautete   v.    1613:     Huc   cama  casarei   ari,    bei   Jlarkham  ;     Huarmita   c.hasciuiy  na  avi    (,Be    v.  1613 1618 

married  in  this  place'  (!)  MarkhJ.  Im  bol.  Mscr.  :  ifuarmiyacuy  nani  ari,  was  die  riclitige  Leseart  ist.  Die 
Variante  meines  Oram.  Textes  ist  offenbar  durch  einen  Oopisten  enatandeu,  und  wie  ich  verm\ithe,  durcli  den, 
der  Kugenda's  Manuscript  anfertigte. 

Die  Frage:    Nocaman  pacahuankiohii  ?    (.verbirgst   du   sie    mir?')     übersetzt   Barranoa:    , Verbirg    mir   nichts'    v.  1G19  — 1622 
(nada  me  ocultes)   und   nach  ihm  Markham :   ,Conceal  nothing  from   me'. 

Chincarircan  in  v.  1G23  heisst  nicht   wie  Markham  übersetzt:   ,1   have   lost',   sondern:   ,Sie  ist  verschwunden';    v.  1623-1630 
V.  lfi'2S:  Hinantinta  tapucuspa  ,Alle  fragend'  oder  .überall  nachfragend'  gibt  Markham  durch:  ,Bnt  she  is  lost  to  me'. 

V.    IfiSO   fehlt  bei   Markham.      v.    1642  — 1643   übersetzt  Barranca :   .Und   die  ganze   Provinz   sei   dir  günstig'    v.  1631 1645 

(,And  all  shall  be  well'  Markh.).  Kiti  ist  die  Umgebung  eines  Ortes;  also  hier  kann  es  durch  alle  .ringsum' 
übersetzt   werden.   Tucuy  quita  beider  Texte  ist   unverständlich. 

Hier  hat   Markham's  Text  vier  Verse   mehr,   als   der  Meiuige   (vide  die   vergleichenden   Texte).      Abgesehen    v.  1646 1649 

von  dem  dramatischen  Standpunkte,  nach  welchem  es  nicht  natürlich  ist,  dass  das  von  Angst  erfüllte  Kind  eine 
lange  Anrede  an  den  Diener  hält,  sind  die  vier  Verse  dem  Sinne  nach  und  sprachlich  ziemlich  werthlos.  Bei 
der  Uebersetzung  derselben  leistet  Markham  aber  das  Unbegreiflichste.  Wie  so  oft,  lässt  er  sich  auch  diesmal 
durch  oberflächliche  phonetische  Aehnlichkeit  verleiten,  ein  Wort  für  ein  anderes  zu  nehmen,  und  so  die  un- 
richtigsten Uebersetzungen  zu  geben,  z.  B.  in  seinem  Verse  Saqquehuachis  yaycuycusac  (richtiger  yaycusac) 
nimmt  er  das  Verb,  yayeu  für  das  Subst.  yaya  , Vater'  und  übersetzt  statt :  ,La3st  mich,  ich  werde  (oder  ,muss') 
hinein  gehen':  ,Leave  me  to  the  father'.  (!)  Dass  von  Markham  die  grammatikalischen  Formen  nicht  beachtet 
werden  (oder  dass  sie  ihm  unbekannt  sind),  braucht  kaum  noch  wiederholt  zu  werden.  Z.  B.  macht  er  aus 
den  beiden  ersten  Versen  Fragesätze,  die  als  solche  im  Zusammenhange  keinen  Sinn  haben:  v.  1649: 
, Schau,  ich  werde  gewiss  sterben'  gibt  er  durch:  ,Lo !  there  is  some  one  dying' ;  und  den  folgenden  (seines 
Textes)  Ricuyohis  sipieusacmi  (, Schaut,  ich  werde  mich  gewiss  nmbringcn')  durch:  ,Lo !  there  is  sickuess.  even 
to  death!' 

Nach  dem  Originaltexte  beschwört  das  angsterfüllte  Kind  die  es  aufhaltende  Menge,  es  hinein  zu  lassen,  um 
mit  dem  Inea  zu  .sprechen,  es  ja  nicht  aufzuhalten.  Nodal  aber,  der  den  vom  Dichter  so  richtig  geschilderten 
Seelenzustand  Ima  Sumak's  nicht  versteht,  lässt  das  Kind  unter  den  Zuschauern  der  Ceremonie  beiwohnen,  und 
beim  Ausbruch  des  Volksjubels  dasselbe  eben  so  nnmotivirt  als  altklug  sagen:  , Warum  diese  Freude:  Trauert 
vielmehr  um  unsere  Geliebte;  macht  Platz;  seht  des  Incas  Tochter!'  (!)  ,Ymarayco  ca\'  cusicuyr  —  Ashuan 
putichanallaychic,  —  Munascaycoraj'co,  ;  anchuychic !  —  ;  Yncap  ususicta  ricuy!'  —  Ich  kanu  nicht  umhin,  auch 
Nodal's  Uebersetzung  beizufügen:  jPorque  de  gozo  este  portento?  —  Mas  bicn  a  duelo  cntrcgaos,  —  Por  respeto 
a  nnestra  amada,  japartaos!  —  ;De  la  hija  del  Ynca  presenciad  el  evento  !  (sie!)  Warum  sollen  die  gaffenden 
Zuschauer  um  Cusi   Coyllur,   von   deren   Existenz  sie  keine   Ahnung  haben,   trauern  r 

Ganz  cigenthümlich  behandelt  Markham  diesen  Vers,  der  in  seinem  Texte :  Ima  chachuan  huahuapi :  lautet,  v.  1650 
und  den  er:  ,What  are  you  doing  wilh  the  child?'  (!)  übersetzt.  Selbst  ohne  eine  aiich  nur  oberflächliche 
Vergleichung  meines  (iram.  Textes  hätte  Markham  finden  müssen,  dass  huahuapi  (,im  Kinde')  in  diesem  A'^erse 
schlechterdings  unverständlich  sei,  und  dass  offenbar  ein  Copirfehler  vorliegen  müsse.  In  meinem  (iram.  Texte 
steht  ganz  richtig  hahuapi  ,dra>issen'  und  die  Uebersetzung  des  Verses  lautet:  ,Wer  lärmt  drausacn?'  Von 
Markham's  Uebersetzung  entspricht  auch  nicht  ein  einziges  Wort  dem  Texte.  Wie  passt  dazn  Markham's  Aus- 
spruch:   The   translation   is   the  resultat   of  much   careful   study? 

Markham   übersetzt  v.    1653:    ,Let  her  come   in'.     Die   Antwort    des   Inca  an   den   Diener   lautet:   ,LasR  sie;    v.  1651  — 1653 
führe  sie  herein   zu    mir'.     Die  zusammengesetzte  Verbalpartikel    ycumu    gibt    dem  Verbum    die  Bedeutung,    die 
Handlung  von   Aussen   nach  Innen   und   zum  Sprechenden   her  auszufiihreu.   Das   Verb.   Comp,   kann   also   durchaus 
nicht,   wie   in   Markham's  Text,   als  zwei  verschiedene   Vcrba  puzay  camuy  behandelt   werden. 

Auch  in  diesen  so  einfachen  Versen  hat  Nodal  ganz  unlogische,  fast  komische  Abiinderungen  vorgenommen,  v.  1654—1657 
So  lässt  er,  trotzdem  er  früher  das  Kind  als  Zuschauerin  der  Begnadigung  Ollanta's  unter  der  Jfenge  erscheinen 
lässt,  Ima  Sumak  fragen:  ,Wer  von  euch  gelangt  zur  Incawürde?'  ( Vncacamayman )  und  den  Oberpriester,  statt 
zu  fragen:  ,Was  soll  es  ( was  wünschest  du),  schönes  Kind?'  erwidern:  .Jener  wird  unser  Inca  sein,  Schau  ihn 
au!  Welch'  schöner  Knabe  (muchachot,  betrachte  ilmü'  Nodal  lä^sl  den  Oberpriester  vom  Inca  den  höchst 
unpassenden   Ausdruck   ,huarma'   (Knabe)   gebrauchen! 


gg^  isCHÜDI. 

V.  1658-1669  Bai-rauca  hat   sehr  frei   übersetzt  v.    ]fiG2^1664:    ,Meine  Mutter  wird   schon   todt  sein,   gefangen   in  einem 

granitenen  Gefangniss,  ein  wilder  Feind  sperrte  sie  dort  ein,  damit  sie  langsam  sterbe'.  Diese  Uebertragung 
entspricht  weder  dem  Sinne,  noch  dem  Wortlaute  des  Textes.  Sowohl  nach  v.  1663,  als  nach  v.  1713  scheint 
hervorzugehen,  dass  das  Gefangniss  der  Cusi  Coyllur  in  Felsen  gehauen  war.  Auda  nehme  ich  als  Adj.  von  Kaöa, 
nicht  wie  Barranca  als  Subst.  Das  Verbum  matiscar  (.erdrücken')  entspricht  auch  ganz  dieser  Auffassung  (,ein 
grimmiger  Feind').  Markham  übersetzt  nur  Barranca. 
V.  1670-1677  Die  beiden  v.  1672 — 1673  übersetzt  Barranca :   ,Er  kennt  sie,    du   aber  nicht'   (,He  it  is   who  knows  her, — 

While   you  do   not'   Markh.).      Manam  carata  recsikichu  heisst  jedoch:    ,Ich  kenne   dich  nicht".     In  t.    1677   über- 
setzt Barranca:    Y  uyarihuay  ,ja,    gehorche   mir'    (.Listen,  and  come  to  her'    Markh.).     Uya  v.  heisst  allerdings 
, gehorchen',    uyari  aber  , hören,    anhören,    verstehen'.     Ima  Sumak  kann   auch   in  ihrer  kindlichen  Naivetät  dem 
luca  nicht  sagen,   er   solle  ihr  gehorchen  ;   wohl  aber  ihn   bitten,   er  möge  sie   anhören. 
V.  1678— 168-2  Barranca  übersetzt  die  vier  Verse:     , Mächtiger  Inoa,   auch  dich  verfolgen  die  Qualen,   wer  wird  es   wagen, 

zu  verhindern,   dass   du  ihr  Befreier  bist?'   (,Sole  Ynca  !   Even  thee  —  These  miseries  follow.  —  Who  shall  dare  — 
To  shut   thee   outr'   Mark.)    Ich  habe  mich  in   meiner  Uebersetzung  streng  an  den  Text  gehalten.   Den  v.    1682, 
der  wörtlich  lautet:     ,Wo  verwundet  man   deine  Mutter?'    übersetzt  Barranca    ganz  frei:     ,AVo    ist   deine  Mutter 
gefangen  ?'   (,  Where   is   thy  captive   mother  ?'   Markh.) 
V.  1683— 169-i  In  v.    1690   ist   in   meinem   Gram.   Texte    huarma    weggeblieben,     v.    1694   lautet    in  meinem   Gram.   Texte: 

Incan  hamun ;     in  Markham's   Texte  aber:     Sapan  Incanchismi  hamun.      Ich    nehme    ihn    als   ,Capak  Incanchikmi 
hamun'   auf. 
V.  1695— 1705  In   Nodal's  Umarbeitung  fehlen   die   Verse,   die   den  v.  1699—1703   meines  Textes  outsprechen;   es  kommen 

nur  vier  Verse,   die  Ima   Sumak  zu  Pitu  Salla  spricht,   vor ;   im  letzten  und  dem  Auftrag   ,mau  möchte  die  Thüre 
sohliessen'   (?)   leidet  Nodal's   Darstellung  an  Unklarheiten;     ihr    zufolge    lag    die    gefangene  Prinzessin    in  einem 
Alcoven,   trotzdem  gleich  nacKher  der  Inca  wieder  von   dem  unglücklichen   Felsen   (uzuc  koaca)   spricht, 
v.  1706— 1712  Barranca  übersetzt  uyaykita  chhintanan  mancharccani  (meines  Gram.  Textes):    ,Ich    habe   für  Augenblicke 

gefürchtet,    deinen  Cadaver    zu    sehen'.    Wahrscheinlich  hat  er  uya  (,Gesicht')  für  aya  (,Leichnam')  genommen. 
Markham  übersetzt :   ,1  feared   to  find  it  so',   was   eben   so  unberechtigt  ist. 

Markham  übersetzt  v.  1715  gar  nicht,  denn  das  ,what  means  all  this  ?',  das  er  diesem  Verse  gegenüber 
setzt,  kann  offenbar  nur  auf  ,imau  chacay'  sich  beziehen.  Die  v.  1717  —  1718  überträgt  Barranca:  ,Wo  war 
das  Herz  des  Inca?  Hat  er  vielleicht  ein  Reptil  erzeugt?'  (,Where  was  the  lieart  of  the  Inca?  —  Has  it  pro- 
duced  some  lizard  ?'  Markh.)  Ich  habe  schon  oben  bemerkt,  dass  diese  beiden  Verse  nicht  ganz  klar  sind.  Durch 
Barranca's  Uebersetzung  sind  sie  noch  unklarer.  Nacli  meiner  Auffassung  drückt  Tupak  Yupanki  sein  Staunen 
aus,  dass  in  eines  Incas  Herz  ein  so  grausamer  Gedanke  gefasst  werden  konnte,  denn  nur  auf  speciellen  Befehl 
des  Inca  konnte   im   Hause   der  AuserwähUen   eine   derartige   Einkerkerung  stattfinden. 

Die  Frage,  welche  der  Inca  an  Mama  Kada  (v.  1720)  richtet,  pimcay  hamun,  hat  Barranca  missverstanden, 
indem  er  sie:  ,Wer  ist  jene  Frau,  die  kommt?'  (,What  comes?'  Markh.)  übersetzt,  und  die  hier  absolut  keinen 
Sinn  hat.  Barranca  verwechselt  nämlich  hamu  v.  , anordnen'  mit  Iiamu  .kommen'.  Cayea  imam  übersetzt  er  nicht^ 
da  er  es  seiner  Uebersetzung  nicht  adaptiren  konnte.  Markham  hat  sein  caicca  yman  auf  die  unbegreiflichste 
Weise  durch:  ,Is  it  a  rock'  übersetzt  und  daran  die  drollige  Note  (pag.  128  p)  geknüpft:  ,This  is  a  play  on 
the  name  oft  Mama  Gcacca,  a  woman  as  relentless  and  hard  as  a  rock'.  Wenn  ein  Wortspiel  gemacht  werden 
soll,  so  muss  doch  zum  wenigsten  das  Wort,  das  dazu  benutzt  wird,  vorhanden  sein;  nun  aber  kommt  coacoa 
(.Fels')  im  Verse  (auch  in  Markham's)  gar  nicht  vor,  sondern  cayca,  compos.  vom  Prou.  demonst.  cay,  das  eben 
Markham  mit  kaca  verwechselt. 

Die  V.  1720 — 1721  lauten  nach  Barranca:  .Hier  habe  ich  es,  dass  diese  Unglückliche  sich  in  ein  Gespenst 
verwandelt  hat'  (,Hast  thou  turned  her  to  a  ghost,  —  That  poor  woman?'  Markh.).  Barranca  hat  also  pacari 
durch  ,verwandeln'  übersetzt,  was  mir  nicht  gerechtfertigt  scheint.  Ich  beziehe  pacari  (von  paca  v.  ,verstecken, 
verbergen')  auf  pim  (v.  1720):  ,Hat  der  (der  es  anordnete),  diese  unglückliche  Frau  als  verhext  versteckt?' 
Nodal's  Umarbeitung  ist  confus. 

Barranca  hat  in  Folge  eines  Druckfehlers  meines  Gram.  Textes  (puuata  statt  pumata) :  ,Werft  diese 
Gebirgsbewohnerin  (montaneza)  hinaus'.  Puna  runa  ist  allerdings  ein  Bewohner  des  hohen  Gebirges,  der  Puna; 
aber  hier  ist  punata  nur  Druckfehler. 

In  Markham's  Text  folgen  nach  meinem  v.  1728  noch  acht  Verse  (vide  die  vergl.  Texte),  die  offenbar 
vom  Pfarrer  Dr.  Valdez  dem  ursprünglichen  Texte  beigefügt  wurden.    Ich  finde  daher  die  Aufnahme  derselben 


V.  1713— 1722 


1723-17'28 


Das  Oi.i.antadrama.  335 

nicht  gerechtfei'tigt.  Markham's  Uebersetzung  dieser  V'cvse  zeigt,  Jass  er  sie  zum  Thcil  gar  nicht  verHtanden 
hat.   Bei  Nodal   kommt   ebenfalls   nichts  von  diesen   Versen  vor. 

Die  sechs  Verse,  die  Markham's  Text  in  der  Rede  CuAi  Coyllnr's  nach  meinem  v.  1732  (vide  vergl.  Texte)  v.  1729  — 1736 
enthält,  sind  zweifelsohne  des  nämlichen  Ursprungs,  wie  die  oben  rrwiihutcn  acht  Verse.  Man  merkt  ihnen  den 
modernen  Verfasser  an,  sowie  den  Slangel  an  psychologischem  Vcrständniss,  indem  er  die  kurzen  und  deshalb  effecl- 
vollen  Worte  der  gefangenen  Fürstin  durch  eine  marklose  Ausführung  erweitert  oder  abschwiiobt.  Die  meisten  Verse, 
die  in  ATai'kham's  Texte  voi-kommen,  in  meinem  aber  fehlen,  tragen  den  nämlichen  Charakter  einer  dctaillircnden 
Breite,  die  dem  Originale  mit  seiner  auffallend  concisen  Sprache  gänzlich  fremd  ist.  Bei  Nodal  findet  sich  nichts 
von  diesen  Markham'schen  Versen. 

Nihuay,  huarmi,  samarispa,  —  Pim  cankir  übersetzt  Markham  :  ,Rest,  woraen.  Then  teil  me — Who  arr  tliou',  was    v.  1737 — 1743 
grammatikalisch  nicht  richtig  ist.   In  Markham's  Text  steht  nach  meinem  v.  1743  der  Vers:   Gay  huahusocata  causa- 
chiy,  den  ich  insofern  für  überflüssig  halte,  als  Cusi  Coyllur  ja  ohnehin  sich  aus  ihrer  Ohnmacht  wieder  erholt  hatte. 

,Ich  muss  Leidenden  beistehen'  (v.   1745')  übersetzt  Markham:    ,1  should  be  her  friend',    wodurch   keines-   v.  1744,  1745 
wegs  der  richtige  Sinn  des  Verses  ausgedrückt  ist. 

Nach  meinem  v.    174ß   ist  in    meinem  Gram.   Texte    die  Uebcrschrift   ,Inca  Yupanki'    ausgelassen,    ein    Irr-    v.  1746— 1753 
thum,   den  schon   Barranca  in   seiner  Uebersetzung  corrigirt  hat. 

Den  V.  17.5(5:  .Panaymi  hina  capuhuan'  hat  Barranca  nicht  übersetzt,  sondern  durch  Punkte  ersetzt.  In  v.  1754— 1761 
Markham's  Text  steht  panaymi  statt  panaymi,  und  er  übersetzt:  ,Here  at  my  right  band'.  Obgleich  pana  .rechts' 
heisst,  so  hat  doch  diese  Uebersetzung  gar  keine  Begründung.  Nach  v.  ]7(>9  hat  Markham's  Text  folgende  beide 
Verse:  Ric  nayquipi  (recte  ricrayquipi)  chasquipuay  —  Turayquin  taricapuyqui ;  es  ist  dabei  nur  die  grundfalsche 
Uebersetzung  Markham's  des  ersten  Verses:  ,See  now  thou  art  delivercd'  (!)  statt:  , Empfange  in  deinen  Armen'  zu  er- 
wähnen.  Auch  nach  v.  17(50  hat  Markham's  Text  den  in  Meinem  mit  Recht  fehlenden  Vers:  Tcccsinpi  tiyanayquipacc. 

Sowohl  in  meinem  als  in  Markham's  Text  (auch  bei  Nodal)  ist  die  acenische  Bemerkung  beigefügt :  ,Er 
umarmt  sie  imd  setzt  sie  zu  seiner  Rechten'.  Der  letztere  Zusatz  ist  unrichtig,  denn  der  Inca  setzte  sicli  vor 
der  Gefängnissthüre   wohl  nicht  nieder. 

Statt  meines  v.    17(54   hat   Markham   den  defecten   Vers  Asca  huanusccayta,    was  ihn   aber  nicht   verhindert,    v.  1762— 1766 
ihn:     .For    so    many    years'    zu  übersetzen!      Nach  meinem   Texte  v.    17(51!   hat  Markham's   Text   den    Ver.s :     Gay 
ppanpascoa  haspichicea,   der  leicht  begreiflich  in  meinem   Te.xte  fehlt. 

Wenn  Markham  v.    17(57  — 1770   in  zweiter  statt  in  dritter  Person   übersetzt,    so   ist  dies   eine  seiner   nicht    v- 1767— 1777 
zu  entschuldigenden  Willkürlichkeiten ;    ebenso    darf   canchu    sonco    kahuanapak    (,giebt    es   ein  Herz,    um    anzu- 
sehen'  etc.)  nicht  durch:   ,1  should  have  a  heart  to  fcel'    übersetzt   werden.      Barranca   übersetzt   übrigens   auch: 
,Habe  ich  den   Math   (tendre   el  corazon),   um  beizuwohnen?' 

Die  beiden  v.  17  73 — 17  74  übersetzt  Barranca  sonderbarer  Weise:  ,Ich  müsste  mit  ihr  sterben,  als  wenn  ich 
die  Mutter  wäre,  die  sie  gebar'  ( debiera  morir  con  esta  mujer  como  si  fuera  la  madre  (|ue  la  diö  luz).  Noch 
auffallender  klingt  Markham's  Uebersetzung:  ,If  this  woman  was  thy  mother  —  Yet  she  ought  to  die'.  —  .Vuf 
welche  vorhergehende  Stelle  bezieht   sich  denn    ,If   this    woman' ?     Ist    überhaupt    in    dieser  Uebersetzung  Sinn  .- 

In  dem  v.  1776  scheint  Barranca  das  Verb,  paske  nicht  richtig  verstanden  zu  haben,  denn  er  übersetzt: 
,Ihr  schöner  Mund  ist  unkennbar'.  Markham  übersetzt  diesen  Vers  gar  nicht,  dagegen  aber  den  folgenden,  der 
in  seinem  Texte  fehlt  (V),  den  aber  Barranca  nach  meinem  Texte  übersetzte. 

Markham's  Text  hat  vier  in  dem  Meinigen  fehlende  Verse,  die  durchaus  den  Stempel  einer  späteren  höchst 
ungeschickten  Einschiebung  tragen.  Wie  hochpoetisch  klingt  z.  B.  der  Vers:  Senccallampas  chiri  asccu,  nach 
Markham's  Uebersetzung:  , Deine  Nase  gleicht  einer  kalten  Kartoffel'  (,Thy  nose  is  like  a  cold  potato').  (!) 
Zu  bemerken  ist  noch,  dass  Markham  in  seiner  Uebersetzung  in  sechs  Versen  den  luca  direot  in  2.  Person 
seine  Schwester  apostrophiren  lässt,   während  im  Texte  die  3.  Per.son  gebraucht  ist. 

In  V.  1781  meines  Gram.  Textes  steht  in  Folge  zweier  Druckfehler  yayancanqui  statt  j-uyarcan<|ui  (Markham's    v.  1778 1788 

Text  hat  eben  so  fehlerhaft  yayahuanqui).  Barranca  wurde  dadurch  verleitet,  diesen  und  den  nachfolgenden 
Vers  zu  übersetzen:  .Und  du  bist  ihr  Vater, .  welcher  ihr  das  Leben  nehmen  kann;  aber  cntreisse  es  dann 
uns  zusammen'.  Diese  Uebersetzung  steht  in  gar  keinem  Zusammenhange  mit  dem  übrigen  Texte,  ist  auch  dem 
Wortlaute  desselben  durchaus  nicht  entsprechend  und  daher  ganz  unverständlich.  Markliam's  Uebersetzung 
lautet:  ,And  they  father  could  do  this!  — He  should  have  killed  us  both'.  Sie  basirt  auf  Barranca's  Uebersetzung 
und  i-if  daher  auch  falsch.  Der  Sinn  dieser  beiden  Verse  ist  einfach  der :  , Früher  hast  du  geglaubt,  dass  du 
getödtct    werdest,  jetzt   aber   werden    wir   nur  mit   einander  sterben,   d.  h.   bis  zum  Tode  vereint  sein".   Markham's 


336  TscHüDi. 

üebersetzuug  der  beiden  folgeadeu  Verse  leidet  ebenfalls  au  Unrichtigkeiteu.  Statt  meines  v.  1783  hat  er  fol- 
genden :   Huanullasac  sapay  huaychu.   (? ) 

In  Barranca's   Üebersetzuug    von    v.    1785  —  178ü:     ,Wo    ist    dein    lächehides    Antlitz,    wo    deiue    lieblieken 
Augeu  ?'  gellt   das   so   schöne  und  zarte   Wortspiel   mit  dem  Namen   Cusi   Coyllur  des  Textes   verloren. 
V.  1789 — 1796  Carak   miyu   ,das   beissende,   brennende  Gift'   iuterpretirt  Barranca  in   einer  Note  (pag.  71,  35)  durch  , Liebe', 

es  ist  doch  angezeigter,  es  für  , Unglück'  zu  nehmen ;  nicht  die  Liebe,  sondern  ihre  Folgen,  die  Strenge  des 
Vaters  und  das  aus  ihr  entstandene  Unglück  hat  Cusi  Coyllur  von  OUanta  getrennt.  Markham  hat  carak  miyu 
durch  ,prisou'  übersetzt  und  dadurch  die  Originalität  dos  Textes  in  der  Üebersetzuug  zerstört.  — v.  1791  und 
1792:  , Jetzt  vereint  man  uns  zu  einem  neuen  Leben'  gicbt  Markham  durch:  ,But  uow  we  are  joined  again, — 
And   there   is  life!'   Wozu  giebt  es   denn   grammatikalische   Constructionen? 

Barranca  übersetzt  v.  1792 — 1794:  ,Du  hast  so  viele  Jahre  der  Freude  und  des  Kummers  zu  zählen,  als 
der  Inca  lebt'  (,A8  many  years  —  Of  joy  you  -will  couut  —  As  the  great  Yuoa  shall  live'.  Markh.).  Markham 
hat  also  Barranca  wörtlich  übersetzt,  nur  das  Wort  llaqui  seines  Textes  ausgelassen.  Barranca  hat  aber  nach 
meiner  Ansicht  diese  Stelle  ganz  irrig  aufgefasat,  indem  er  das  Verb,  huatan  (huata  , anbinden,  festbinden,  an- 
knüpfen, fesseln')  mit  demSubst.  huata ,  Jahr' verwechselte.  Daraus  entstand  natürlich  eine  Uebersetzung,  die  weder  dem 
Sinne  noch  dem  Wortlaute  und  der  grammatikalischen  Construction  des  Textes  entsprechen  konnte.  Diese  Verse 
lauten  wörtlich  übersetzt :  ,So  knüpft  man  an  den  Kummer  die  Freude  ;  Yupanki  soll  leben,  der  juächtige  Inca'. 
V.  1799  — 1804  Nach  v.    1799   hat   Markham's    Text    zwei  Verse    (Caytaccmi    ohay   ususiyqui  —  Hunuouychis    musucmanta), 

die  die  beiden  zusammengehörigen  v.  1799 — 1800  ganz  uunöthig  trennen;  die  directe  Apostrophe  an  das  Kind 
camri  hamuy  (v.  1801)  schliesst  ebenfalls  gewissermassen  die  beiden  Verse  aus.  In  v.  1800  hat  Markham's  Text 
yxipay  chacuy  (was  Markham  durch  ,count  it  so'  [\)  übersetzt);  es  muss  aber  yupaychacuy  heissen,  , verehre  von 
nun   an  ^cunamaula),   halte  hoch'. 

Barranca  übersetzt  v.  1803 — 1804:  ,(Komm,  schöne  Taube,)  um  diesen  Knäuel  aufzuwickeln,  ja  du  bist  Nach- 
komme von  Coyllur'  (,Thou  must  reel  these  threads  —  Since  thou  art  the  child  of  Coyllur'.  Markh.)  Meiue  oben  gege- 
bene wörtliche  Uebersetzung  ist  ganz  abweichend  von  der  Barranca's  und  dem  Wortlaute  des  Textes  entsprechend, 
während  diese  frei,  aber  auch  unverständlich  ist.  ,Komm  und  wickle  diesen  Knäuel  auf,  hat  hier  gar  keine  Bedeutung. 

In  beiden  Texten  heisst  der  Schluss  des  v.  1804:  Coyllur  chuma,  was  Barranca  durch  ,Kind  Coyllur's' 
(prole  de  Coyllur)  übersetzt.  Ä[it  welcher  Berechtigung,  weiss  ich  nicht,  da  chuma  ein  mir  unbekanntes  Wort  ist. 
(Chuma  Verb.  , ausscheiden,  von  Stroh  gebraucht,  durchseiheu'.)  Barranca's  Uebersetzung  lässt  jedoch  vermuthen, 
dass  er  chuma  mit  yuma  v.  (, zeugen')  in  Verbindung  bringt.  Ich  folge  der  Leseart  des  hol.  Msc.  Coyllur  Sumak 
und  betrachte  die  Namen  dieser  Zusammensetzung  als  ein  Wortspiel  des  Inca,  der  dem  Mädchen  ein  Epithet 
beilegt,  das  auf  deu  Namen  der  Mutter  und  des  Kindes  anspielt. 
T.  1805— 1808  ,Ach,   Edler,    du   bist  unser   Schutz,    deine  Hände   wenden   allen   Schmerz   ab,    du   bist   unser  einziges   ülück' 

(,Nuestra  sola  y  ünica  Ventura')  lautet  Barranca's  Uebersetzung  dieser  vier  Verse  (,Thou  art  our  protection !  — 
Thy  noble  hauds —  Disperse  our  grief;  — Thou  art  our  only  hope'.  Markh.).  Barrauoa's  Uebersetzung  ist  frei, 
giebt  aber  den  Sinn  ziemlich  richtig.  Dass  Markham  cam  als  Fron,  possess.,  statt  als  Fron,  persou.,  auki  als 
Adject.  zu  makeykiman  genommen  und  samiuchahuaycu  durch :  ,Du  bist  unsere  einzige  Hoffnung"  (! )  übertragen 
hat,  das  sind  nur  kleine  Beiträge  zur  Charakteristik  seiner  Art  zu  übersetzen. 
V.  1809—1812  Diese  Schlussverse  des   Dramas  sind  von   Barranca  nicht  ganz   treu  übersetzt.     Chioallata  puticuychik  heisst 

nicht:  ,Betrübe  dich  nicht'  (,Do  not  be  aftiioted'.  Markh.),  sondern:  ,Seid  nicht  mehr  betrübt'  und  (v.  1812) 
Huanuymanta  kespinkichik  !  nicht :  ,Du  hast  dich  vom  Tode  befreit',  sondern  :  ,Ibr  werdet  vom  Tode  frei'.  Diese 
Worte  gelten  mit  gleichem  Rechte  für  Cusi  Coyllur  und   Ollanta. 

Schliesslich  will  ich  nur  noch  die  Bemerkung  beifügen,  dass  ich  aus  der  Umarbeitung  des  Ollantadramas  durch 
Nodal  nur  vereinzelte  Stellen  herausgegriifen  habe,  um  sie  zu  einem  Vergleich  mit  dem  Originale  beizuziehen, 
keineswegs  aber  beabsichtigte,  dieselbe  einer  eingehenden  kritischen  Würdigung  zu  unterwerfen.  Eine  solche 
Arbeit  würde  die  Grenzen,  die  ich  inne  zu  halten  habe,  weit  überschreiten ;  denn  Nodals  Drama  bietet  hin- 
sichtlich der  logischen  Behandlung  des  Themas,  des  Textes  und  insbesondere  der  Reiraübersetzung  der  Kritik 
sehr  reichen   Stoff'.   In   literarhistorischer  Beziehung  hat   es   bloss   einen   negativen   Wcrth. 


Das  Oi-lantapkama. 


337 


Verg-leichende  Texte. 


I 


Ich  halte  es  zur  kritischen  Würdigung  der  Textesausgaben  für  wichtig,  hier  den  Originaldramatext,  wie 
er  in  der  zweiten  Abtheilung  meiner  Kechuasprache  S.  71  S.  nach  dem  Cuzoo-Manuscripte  abgedruckt  wurde, 
und  nebenansteheud  sämmtliohe  Varianten  des  von  Markham  nach  dem  Manuscripte  des  Ur.  Valdez  copirten 
Textes  wiederzugeben. 


ERSTE  ABTHEILUNG. 

ERSTER    AUFTRITT. 
Ollanta   uud  Piqui-Chaqui 


OUanta. 

1.  Piqui-Chaqui,   ricmiquieliu 

2.  Cuai-Coyll\irfji  liuasinpiV 

Fiqni-Cbaqui. 

3.  Aniatac'c   Yuti  immachinu-lm 

4.  Cliaiinau  clunaiuuaitacca 

5.  Manachu  ccancca  manchaiiqui 

6.  Yncac  iisusiii  caacautaccaV' 


—        Coyllurtac 
Alna  ynti        — 


Ollanta. 

7.  Chaipa.s  cacliun,  luunasaccmi 

8.  Cliai  lulucU9(rcay  nrpita 

9.  Nan  cai  srmcfoypicca 

10.  Paillallatan  mascascaiii 

Piqui-Chaqui. 

11.  Supaich.a  raicu.scasunqui 

12.  Yclia  ccancca  musphauqiiipas 
IS.  Hiuantiiipiii   liuariua  sipas 

14.  Äucliatau   rucui)acunqui; 

15.  Ima  ppuncliauclia  yachancia 

16.  Ynca  yuyaicusccaiquita 

17.  Ccoronccaii  cliai  cinuaicuiita 

18.  Ccaiitaci'  canqui  .ayclia-iaiica. 

OUanta. 

19.  .-Vma  riiiia  lianaliuaicliu! 

20.  Caipitacc  sipiiccoiquinian 

21.  Ama  rimapayahiiaiciui 

22.  MaqueipitHcc   Ili(|Uiquiinaii! 

Piqui-Chaqui. 

23.  Pniiari  ai.sarc<amui 

24.  AlU'cii   Imaniisca  liiiiata 

25.  Ycliacca  aiiia  fioccata 

26.  Purei  Pi<iui  ni.iscarccamni  ^ 

27.  Nihuamiuiehu,  sapaliuata, 

28.  Sapa  ppuiichaii,  .sapa  tiita. 


Nancay  sonccoy  paipaea  cliita  • 
—       muna-scaiii 


—  raicus  -casunqui  ^ 

—  —        inuspha  quipas 
Hinantimpiu       — 


Ccorochinccan   uinaytiiiita 


Caypita<-t;  .-^ipirccity  qiiinian  ■' 
Maquiy   liuaiitarc  ttiq({ui(piinian 


Pury  ary        — 
.\Ucco  Imariiiiiscca  "' 

—  —       inascarccaimiy ' 
NiliuaiKHiieha  ' 

—  ppiiiicliay       —       — 


I    Recfe   ccancca.  —  ^   Unveiatäiullicli    (vergl.    kilt.    Henu-rk.).  —  '  Folilarhaftc  Trcimunp   des  Wortes.  —  ■*   ITiiverstäiKllich,    in. 
lUqiüquiniaii.  —  *    Dieses   Wort    ist   unverständlich.  —  ■'    Diuckl'ehlcr    für    ni.isearcumuy.    —    '    rer.    niascarcuinuy.  —  '    rec. 
Xiliuan(iuichu  (vergl.  krit.  Bemerk.). 
Deiikscbiineii  d.  r  ptiil.-hist.  Cl.  X.VIV.  Bd.  43 


338 


TsCHTIDI. 


Ollanta. 

29.  Nan  Biquina  Piqui-Chaqui 

30.  Quiquin  Imanvii  ichunantin 

31.  Hinantiu  Oicco  liinantin 

32.  Sayarinman  aucca  huaqui 

33.  Chaipachapas  sayaimanmi 

34.  Paicunaliuan  churacuspa 
36.  Y  floccan  caiisay  liuanuspa 

36.  Ccoillurfiinpi  niitcaacani. 

Piqui-Chaqui. 

37.  Supai  llocsiniunman  chairi? 

Ollanta. 

38.  Paitapas  iiocca  ttustuimaumi. 

Piqui-Chaqui. 

39.  Mana  sinccanta  ricuüpan 

40.  Ounan  ccancca  rimascanqui. 

OUaDta. 

41.  Chaipas  Piqui  huillallaliuay 

42.  Ania  imata  pacaspaiqiii 

43.  Manachu  Ccoillur  ricusccaiqui 

44.  Llipic  ttican  y  üillahuay? 

Piqui-Chaqui. 

45.  Ccoillurllaliuan  niusphascanqui 

46.  Manan  fiocca  ricunichu 

47.  Paicha  carccan  ichapichus 

48.  Ccaina  ppiinchau  ranqui  ranqui 

49.  Puruntasqque  cuna  '"  hucupi 

50.  Llucaimurccau  chai  suyupi 

51.  Yntimanmi  riccliacurcean 

52.  Quillaniantacc  tucupurccan. 

Ollanta. 

53.  Paipunin:  eliaicca  recsinqui 

54.  Yma  .sumac,  ima  cusi 

55.  Cunallanmi  puririnqui 

56.  Cunai  fiecliuan'^  cusi  cusi. 

Piqui-Chaqui. 

57.  Manan  nuccacca  reimancliu 

58.  Ppunchaucca  liatun  huasiuta 

59.  Chaipinatacc  qquepintinta 

60.  Mana  pita  recseimanchu. 

Ollanta. 

61.  Recsinifian  üinquitacmi  ? 

Piqui-Chaqui. 

62.  Chaitacca  fiecllatan  fiini 

63.  Tutallan  Ccoyllurcca  canclian 

64.  Tutallatacmi  recsini. 


—  niquina 

—  huanuy-yclmnantin 

—  Ureco       — 
Sayaninman  ' 

—  sayaymani  - 

Noccan  y  causay  huamuspa  ' 
Ccoyllurniypi       — 


Payta  huanpas  tustuymanmi 


Mana  cenccata  *       — 
—       ccama  ^       — 


Llapacc  ttican  ?  * 


—  cancean  '       — 

—  ppuncha  ^       —       — 
Pununtas  qquecuna  ^       — 
Lloccsimuriccan  '"       — 
Ynti  manri  ricchacuncca 

—  tucupunocan 


—       punuinqui  " 
CunavFiihuan       — 


Mana  nocoacca  riymachu  " 
Punchaycca  hatun  huasita 
—       ccepintinta 


Recsimifiau  •*       — 

—       iiiyllama  Himi  '■ 
Tutallatacc  mi       — 


1  Rede  sayarinman.  —  2  rec.  sayaymanmi.  —  ^  Unverständlich,  soll  wohl  huaSuspa  heissen.  —  ■<  Zum  Verständnias  des  Verses  darf 
das  3.  Pron.  possess.  nicht  fehlen.  —  '-  Ccama  unverständlich.  —  ^  Llapac  ttican  hat  keinen  Sinn ;  es  rauss  llipicc  ttican 
(Uipik  ticam)  heissen.  —  '  rec.  carean.  —  «  rec.  ppunchau.  —  9  Unrichtige  Zusammenziehung  und  Trennung  der  Worte,  rec. 
purun  tasquecuna.  —  '"  rec.  llocsi  murcan.  —  "  rec.  puririnqui.  —  '2  rec.  cunayfiilman.  —  '^  rec.  riymanchu,  —  rec.  qque- 
pintinta (Kepintinta).  —    '■•  rec.  recsinifiam.   —   i^  rec.  «iyllara  vi.  iteyllam,   —  rec.  fiini. 


Das  Ollantadrama. 


339 


Ollanta. 

65.  Llocsei  caymaiita  Laicca 

66.  Chay  Ccoyllur  munacuscoiiicca 

67.  Yutic  ccayllanpi  asliuanta 

68.  Canchaii,  cliipchiu  sapanmanta. 

Fiqai-Chaqui. 

69.  Chaicca  cunan  Uoisiinuscan 

70.  Hhc  machu  ycba  payachu 

71.  Huarmimanmi  ricebacuscan 

72.  Icha  cunainiqui  apacchu 

73.  Paihuan  cunai;  noccatacca 

74.  Cachapuri  fiicuhuanniaumi 

75.  Pi  maipas  huc  huaccliatacca. 


Llocsihuav 


Huaimi  maiiii  '        — 
—       cuuaiiiyqui       — 

Cachapuni '  nihuaiimianri 

Pi  may  caccpas  huacrliatacca 


ZWEITER  AUFTRITT. 
Huillca-Uma  (nach  Markham's  Text  Uillac  Umu^J  tritt  auf. 


HniUca-Vma. 

76.  Causac  Ynti!  yupiquitan 

77.  Ullpuicuspa  yupaichani 

78.  Ccampaetacmi  Imaccaichani 

79.  Huarancca  llaiuata,  hinan 

80.  Ppunchaufiiquipi  ccorospa 

81.  Yahuarfiiuta  layllaiquipi 

82.  Niiiapi  canaspa,  Uipi 

83.  Rupachincca,  mana  liacospa. '' 

Ollanta. 

84.  Piqui-Cliaqni:   Caiica  hamusca 

85.  Chai  liamauta  Huillca-Uma 

86.  Ima  qquenchas  cliaimi  Puma. 

87.  Paihuan  cusca  purimuscan 

88.  Checnicunin  cai  Laiccata 

89.  Ancha  llaquita  huatuctin 

90.  Tucui  pphutita  liuatuctin 

91.  Pai  rimarin  eliaipachacca. 

Piqui-Chaqui. 

92.  Upallai,  ama  riniaicliu, 

93.  Cai  Laiccacca  riniasccaiquita 

94.  Nan  yachanfia  iscai  mitta 

95.  Nan  huatunna  chaicliu  caichu. 


Ccan  pacctaccmi       — 
Huarancca  Uama  hinatan. 
Punchayuipi  ■•  cconospa  ■> 

—  ccaillai  pi '' 

—  mana  accosjja  ' 


—       —       Uillac  Umu 


manu  cumu  - 


—       —       Iinatucnin ' 

Dieser  Vers  fehlt  in  Markham's  Text.'" 


Payni  huc  "       — 
Nan  yachaüa  '^ 
Nan  huatuua  '^ 


Ollanta, 

96.  Ricuhuaiinan   riniaicusao 

97.  Ccapac  auqui  Huillca-Uma 

98.  Yupaichaiquin  millai  cuti 

99.  Ccampac  cachun  tucui  sutti 

100.  lllnantintac  cachun  chhuma. '^ 

Huillca-Uma. 

101.  Ccapac  OUantay  coampacpas 

102.  Tucui  .suyo  ttacta  ■'>  cachun 


Ricuanman       — 

—  —       Uillac  Umu 

—  pachaccuti 
Ccapac  '*  cachun       — 

—  Ccapac  ccumu  '^ 


i  Seele  huarniimamiii.  —  '  rec.  cachapuri.  —  ^  Vergl.  Einleitung  pag.  221.  —  •"  Unrichtig  und  fehlerhafte  t'urm.  —  '  iri-. 
ccorospa.  —  "  Unrichtig,  mU8s  ccayllayquipi  heissen.  —  ''  Ueber  diese  Leseart  vcrgl.  Noten  und  kritische  Bemerk.  —  »  Ganz 
unverständlicli  i vergl.  krit.  Bemerk.).  —  s  rec.  huatuctin  (huatuptin').  —  '"  Verfrl.  krit.  Bemerk.  —  "  Nicht  klar;  Markham 
übersetzt  diesen  Vers  aber  nach  meinem  Texte.  —  "  rec.  nam  yachanila.  —  '^  lluatuna  ist  in  dieser  Verbindung  ganr. 
falsch;  es  muss  ftam  huatunna  heissen.  —  •*  Ccapac  ist  unrichtig,  es  uiuss  ccainpacc  (iampak»  heissen.  —  '>  Vergl.  Not.  ad 
V.   100.  —  ">  Vergl.  Not.  ad  v.   102. 

43* 


340 


TsCHÜDI. 


103.  CoUpaiquitac  '  yanapaclmn 

104.  Llipita  secoranapaepas ' 

OUanta. 

105.  Anchatau  inancharicuncu 

106.  Machiita  caipi  ricuspa 

107.  Hiiiantiiimi  cliiri  iisplia 

108.  Tica,  tliui-H,  ccat-.ca  runcu, 

109.  Maipacliau  ccanta  ricuncu^ 

110.  Ccanta  ccahuarincu  cliaicca 

111.  Niliuai  imapactac  caic.ca? 


112.  Ymamantac!  ccau  hamunqui 

113.  Manarac  raimi  cactincca 

114.  Onccoriuchu  iclia  Yuea 

115.  Ccanllai'liu  liuatupacunqui 

116.  Yahuar  sutucc  panti  Tunqui? 

117.  Ynti  huatana  ppunchaupas 

118.  Quilla  niaccliina  pacliapas 

119.  Anclia  caruracmi  cascaii 

120.  Chairacmi  Quillata  pasc-aii 
lil.  Hatnii  ci'ocho  caiiaiiipacpas. 

Huillca-Üma. 

122.  Anyaspacliu  tapuluiauqui 

123.  Huarmaiquiclm  icha  cani? 

124.  Tucui  imataii  yacliani, 

125.  Ccanna  rieni'"  yuialmanqui. 

OUanta. 

126.  Mancharinmi  Uaclla  snnccoi 

127.  Yancca  ppuuchaupi  ricuspa 

128.  Chayanminiqui  niruspa 

129.  Ichapas  nnoeapac  onccoi. 


130. 
131. 
132. 
133. 
134. 
135. 
136. 
137. 
138. 

i3y. 


140. 
141. 
142. 

143. 


144. 

14.Ö. 


Huillca-Uma. 
Ama  OUantay  manchaiclm 
Cuuan  oaipi  ricuhuaspa, 
Ichapas  ccanta  munasjia 
Phahuaniuni  huaira  icliu 
Nilmai  yuyainiquipiclni 
Caman,  clial  saccra  sunccoiqui 
Cai  ppunchaumi  ccampac  ecoiqui 
Sami  miyuta  acUanaiquipacc, 
Causai  huanuita  tarinaiquipacc, 
Chaitan  cunan  horcconiuicini, 

OUanta. 

Asliuan  sutiuta  mastarei 
Chai  liuatusecaiqui  simita 
Cai  quipuscca  ccaitutari 
Pascarei  ashiiau  pliarita. 

HaiUca-Uma. 

Ccaicca  Ollantai  Uyapai 
Yachaifiiipa  tai'i.scanta 


Callpay  quitacc  -  puchu  cachun  ' 
LIapata  Secc-nanapaccpas  ' 


—  manchaui  cucun  ^ 
Machuyta  f'       —        — 

Fiea,  ttuuu ''        —        — 
Maypaclias       —       — 
Fehlt  in  Markliam's  Text. 

—  imapactac        — 

luca  chii  huacc  yanccasunqui 
Llaquichu  pusamisunqui 
Icha  cusipacchu  chaicca?  ^ 


Imatachu  liuatuncauqui 


Situa  Kaymi 


Canna  ricuy 


souccoy 


Punimuni  pahuacc  huaichu  '^ 
Nihuay  ama  pacahuaichu  " 
Yraatan  toccllan  souccoyqui  " 
—       ppunchaymi      — 
Sami  niiuta  acUaciüta 
Cauaay  huanuya  "  taricuyta 


Cai  anhnisca 


Yachainispa  ' 


Druckfehler  für  callpayquita  -  '^  Fehlerhafte  Worttrennung.  —  3  Unklare  Le.seart.  —  ■>  Vergl.  Not.  ad  v.  104.  —  ^  Unver- 
ständlich, rec.  maneharicancu.  -  •>  Irrig  .statt  machuta  (machucta).  —  ^  Beides  falsch,  rec.  ticca,  turu.  —  8  Vergl.  krit. 
Bemerk.  —  '■>  Ueber  diese  drei  Verse  vergl.  krit.  Bemerk.  —  i»  rec  iamnarimi  —  "  rec.  sonccoy.  —  '^  Unverständ- 
licl,.  _  13  Vergl.  krit.  Bemerk.  —  '*  rec.  sonccoyqui.  —  '^  rec.  Iraanuyta   —  '^  >ec.  yachainiypa. 


Das    Oli,antadkama 


341 


146. 

147. 

148. 

149. 

1.50. 

150" 

151. 

152. 

153. 

154. 

155. 

156. 

157. 

158. 

159. 

160. 

161. 

162. 

163. 

164. 

165. 

166. 

167. 

168. 

169. 

170. 

171. 

17->. 

173. 

174. 

176. 

176. 

177. 

178. 

179. 

180. 

181. 


Yachaseaiiim  llipillaiitii 
Pacascimta  noiia  sapai, 
Cautaccmi   fioecai-pas  callp.ii 
C'caii  Ajuita   liorc-fnnaipacc 
Huarmaniaiitan   •■ilmiui-caiciui 

Y  cuiiaupa.s  yanaiiaiii.-icc 
Antisuyu  Camacliecctaii 
Tiieiii  coaiita  ricsisunnHi 
Ccantau  Yiica  mimasuiuiui 
Ijlaittuiita   ocauliiiannii  i-lu'cctaii, 
Hiiiaiitinta  ccahuaricctaii 
Nalminte  ccarapi  flmrarcoaii : 
Callpaiquita  pucararccaii 
Auecancuiiacc  champinpaccpas 
Tui-ui  ima  liaicca  caccpas 
Ceanllallaijiii  ])iK-hucarücan. 
Chaii-liii  ciiuaii  ijhinailieita 
Soiu-coiquipi  tocllasoaiiiiui  V 
Ususintan  ccau  imniaiKjni 
Chai  C'coyllurta  niiispli.-uheita 
Cliai   Cu.sita  iirmaclieita 
Ama  cliaita  ccaii   ruraiehu 
Amapuni  ciiniraichu 
Simccoiiiuipi   cliai   lnuliata 
Jlunasuiujui  pai  aiu-hata 
Manan  cliai  caniasuiuiuicliu 
Chaichica  cnya.sccanmaiifliu 
C'liai  (iqiielleta  J  cutichihuacc  ? 
ilitca.spaclm.s  ■''  puririluiacc 
Uniialiuacc  liuc  ])pon(;ciiiiiaiic-liu? 
Manaii   Yiica  nmnanmaiiclm 
Aiieliatan  Ccoillurta  cuyaii 
Rimarinqui  cliairi  cunaii 
Ttocyauci-an  phinaricii.spa 
Ccjiutao  ric-ui  niuspha  inusplia 
Auiiuimanta  eahuac  nijiany 


—  llap;illaiita 

—  —       uallpas ' 
Cean  Aui|iiita       — 

—  uyliiiarcoaii|iii 
Anchatatac  iiiiinaticayqui  ■ 
Camancaiii  yaiiaiiay|)ac 


Llaiitmita 


—  —       pliinachista 

—  yuyascanqui 

—  —        musiihaclii.sta 

—  cliaytaecaii '       — 


—       qut'llita '       — 
Mitcaspacliu  punnilnuK'  '■ 


OUanta. 

182.  Maimantatai-  cuam  yacliaiiqiii 

183.  Cai  .«lonccoipi  pat^a-st-aita? 

184.  Mamallannii  yaclian   cliaita 

185.  Oimautac  ccaiii   liuillaliiiauqiü. 

Huillca-Uma. 

186.  Quill.apiu  tucui  iiiiapa.s 

187.  Seqquesca  qquellca  fioceapac 

188.  Asliuan  pacascaiqui  raecpa.s 

189.  Suttill.anmi  can   nuecapac. 


Suyuscca  qiiipii 


OUanta. 

190.  Huatuscarccaiiiiii  aonccuipi 

191.  Nocca  miyoi  caiiaiquita 
19a.     Cliliaquiscia  upiunaiquita' 

193.  Huicchuhuacclui,  liuc  oiicc.ii|ii? 

Huillca-Uma. 

194.  Maichica  ciiriii   upyancliis 

195.  Ccori  qquerupi  liiiafiuita 


Huatuscaiccaniiii  "^ 

Nocac  miuy 

—       upyauayqiiita 

Huiccluilmacchn 


Mav  cliic.n 


'  Bfcte  callpay.  —  =  rer.  munarcaiqui.  —  '  Fal.sclic  Zu»ammeii/,ielinup  von  W,>rtpii.  —  '  Verirl.  N..t.  ad  v  174  _  5  pis 
s  am  Schlu.-ae  unrichtig.  -  «  «<•.  puririlmap.  -  :  Keinen  .Sinn  in  B.^ziWm.,-  auf  quillapi.  vergl.  krit.  Bemerk.  -  •*  Falsch  • 
es  ist  die   1.  nnd  nicht  die  3.  Pers.  gebraucht,  rer.  Hiiatiiscarcany.  — '■-  DnicklVhl.T  für  ii|uan:ivqnita. 


342 


TsCHUDI. 


196.  Yuyarej'  tucui  liamuita 

197.  Ricui  Iiuallahuisan  caneliis. 

Ollanta. 

198.  Huc  camallafia  ccorolmay 

199.  Cliai  tumiqui  maquiquipiu 

200.  Cai  sonccoita  ccan  horccoliuai 

201.  Caipin-  eani  cliaquiquipiu. 

Huillca-Uma. 

202.  Cliaccai  tticata  apamui! 

203.  Kan  ricunqui  cliaqui  caei-ta 

204.  Hina  clilia<min  uc  iianaccta 

205.  Unuta  huaccanca.  Hamui. 

OUanta. 

206.  Asliuan  utccaitan  uc  ccacca 

207.  Unnta  phaiarancca 

208.  Hueqqueta  paclia  huaccancca 

209.  Mana  noccachu  Pacpaea^ 

210.  Ccoillurta  mana  ricusacc. 

HuiUca-Uma. 

211.  Cliai  topoman  liuc  luructa 

212.  Churaicui,  ccaunan  ricun(|iü 

213.  Manaraceha  ripucunqui 

214.  Miranccan  caru,  caruta 

215.  Llimppanccan  chai  topotapas 

216.  Hinan  huchaiqui  puriscan 

217.  Hinan  pisipanqui  ccampas. 

OUanta. 

218.  Huc  caniaüa  Imillascaiqui 

219.  Pantasccaita,  liatun  yaya; 

220.  Cunan  yacliai,  yachayccaya  ' 

221.  Hucllamantan  arhuihuanqui 

222.  Hatunini  arluiihuay  huascea 

223.  Seccoconaipac  huatascca 

224.  Chaipas,  ccori  ccaitumanta 

225.  Simppascca,  chaicca:  caimautau 

226.  Ccori  Iiuclia  Sippicc-caseca' 

227.  Cusi  Ccoyllurcca  huarmeifian 

228.  Paihuau  huatasecanan 

229.  Paicliu  ciman  yahuaroani 

230.  Noccapaa  paipa  sapliinüau 

231.  Mamanpas  yaclian  ininfian 

232.  Yncanchista  rimaisiliuay 

233.  Vanapaliuay  pusarihuay 

234.  Cai  Ccoillurta  ccoluianampac 

235.  Callpaipa  asta  canampacc  '• 

236.  Ppifia  luptiupas  "  pur  eisihuay 

237.  Ancliataclius  millahuanmau 

238.  Ynca  yaliuar  mana  cacctei? 

239.  Naupac  linifiaeineita^'  cc.atei 


Yuyariey 


Chaypac  2       — 


Na       —       chafiuis 
—       chaquis  ^  huc 


—       —       huc  caca 
Unuta  pharara  rancca  * 
Huaccueta  ^  pacha       — 


Chay  allpamau 

Mirauccan "      — 
Llinpanccan        — 


yaehay  ccaya 


Eanccucunaypac 


Simpasca  cay  hiuanianta 

—  —       sipsicasea  '" 

Pay  huan  "  huat  ascaiian 

—  —       yahuar  saui  ^^ 

—  —       saphiunan  '* 

—  —       y  niniian 

—  riniaycuy  sihuay  '= 


Calpaypaypas  "=  asta  camampac  ''' 
Piiüacuctin  puriy  sihuay  " 

—  usuchihuanman  2" 

—  —       —       cacctiy 

—  liuafiay niyta  ^ '  ceatiy 


•1 

1 


1  Becit  yuyarey  vi.  yuyariy.  -  =  rec  caypi.  -  ^  rec.  chaqui  (ctaki).  -  *  Fehlerhafte  Worttrennung,  reo.  phararanca.  - 
5  Unverständlich,  'rec.  Hueqqueta.  -  »  Vergl.  Not.  ad  v.  209.  -  '  rec.  miranccan.  -  «  Irrige  Wort.usammenz.ehung.  _ 
»  Fehlerhafte  Worttrenmmg,  reo.  sipicasca.  -  ">  Unverständlich;  eipsida  s.  heisst  ,mui-meln'.  -  "  und  fehlerhatte 
Worttrennungen  -  >3  rec.  cany.  -  »  rec.  saphinnan.  -  '^  Fehlerhafte  Trennung  eines  unrichtigen  Wortes,  rec. 
rimausihuav  (nicht  .rimaisihuav',  ^vie  in  meinem  Gram.  Texte  steht),  ,hilf  mir  sprechen'.  -  '^  rec.  callpaypac.  -  "  .-ec. 
astacunanpac.  -  >«  Fehlerhafte  Worttrennung,  rec.  Pinacuptinpas.  -  "  Fehlerhafte  Worttrennung,  rec.  purausihuay  (nicht 
,purei8ihuay',  wie  in  meinem   Gram.  Texte  steht).  —  ^o  rec.  usuchihuanman.  -  ^i  rec.  huinayiüyta. 


1 


Das  Ollantadrama 


343 


240.  Iclifipas  oliaipi  urmaunian 

241.  Ccahuaricliuu  mitcasccaita 

242.  Yupariehuii  purisi-caito, 

243.  Cai  cliampeipin,   riourincoa 

244.  Millai  luiarauica  Imarmiiioea  ' 
.    245.  Cli.aqueimnn  uUpiu-Iiisccaita. 

Haillca-Vma. 

246.  Oiicallata  auqui  rimay 

247.  Cai  chutquicca   ancha  ashuisccan 

248.  Cai  praitu  mill.ay  pitisccan; 

249.  Ccaii  ttisaiiqui  icam  cunirai; 

250.  Ynoaiu'liista  riniayi-amiii; 

251.  Sapampi,  inillai  plmtispa 

252.  Pisillata  rimarispa 

253.  AUiiitarac  licucamni 

254.  Nocoacca  maipi  easpapas 

255.  Yuy.isceaiquin  sipisccapas. 

Ollanta. 
25G.     Ollaut.ai  icarim  cauqui 

257.  Ama  imata  mancliaichu 

258.  Ccampac  pisipan  manchaiclni; 

259.  Ceam!  Ceoillui-  Uantulniaiuiui         * 

260.  Piqui-Clia<|iii  inaipin  caiiqui? 

Piqui-Chaqui. 

261.  Pnfiureiusccani  nauacctan. 

262.  Tapiapacmi  mosccocuni. 


Nanac  huaraiica  liuarminca  ' 


Sapa  Yncata       — 
—       Uaqnic  plmtispa 

Nocaoa      —      — 


—  —       carqui  ^ 

Ama  cliailla  ancliayaiclni  ^ 

—  —       ccancha-huanqni  ■• 


Punurcusani  '■• 


OUanta. 


263.     Ymata? 


264. 


265. 


■267. 


268. 


269. 
270. 
•271. 
272. 
273. 
274. 


Piqui-Chaqui. 
Huc  Asiuita''  liuatasccata. 

Ollanta. 
Ccanpunim  cliaicca  carccauqni. 

Piqni-Chaqai. 


266.     Chaic-ha   huifian  cai  riiirreipas. 


Huc  atoccta  huatasccata 


Chaycha  clmnuyan  seiiccaypas  ' 
—       huifiaiicay  rincripas 


Ollanta 
Haou  Ccoillurinan  pusaliuai. 

Fiqni-Chaqai. 
Pundiairacmi. 

DRITTER  AUFTRITT.  Zweite  Sc ene. 

Cusi  Coyllur  und  ihre  Matter  Ccoya. 
Ccoya. 
Haicacmantan  cliiea  llaqiii 

Cusi  Ceoyillur;  Ynticc  lirpun?»  _       _ 

Haicaimantan  chincaripuii  Hayeac-mantaii 

Cnsihnan,  samilinau  Iiuaqui? 
Hucpu  .'»iquiiun.a  paraspa 
Soncpollaitan  .sipin  (.aiiaS  _       ,ipin  ccana ' 


nrpuii 


'    Hecte    huamincca   (vide   ad  Not.    v.  244).  -  =  rec.    canqui.  -  3  Vergl.    krit.   Bemork.  -  '  Vidc    Not.  ad  v.  259.  -  »  rec    pu- 
fiureuscany.  -  o  Vergl.  Not.  ad  v.  264  nn,!  krit.  Bemerk.  -  i  Vergl.  krit.  Bemerk.  -  '^  rec.  rirpuu.  -  »  rec.  sipiacaJVa. 


344 


TsCHDDI. 


275.  Huaniiilhiimau  huc   caniana 

276.  Cliii-n   ppntita  cialiuaspa 

277.  OUantaitaii  muiiarccauqni 

278.  Natac'iiii  paihuau  yaiiasca 

279.  Huarmiuna  canqui  huatascca? 

280.  Ccantacmi  acUacurccanqui 

281.  Ccosainiujiai-  cliai  YncataV 


282.  Saiiiaruui  asllallata. 

Cusi-Coyllur. 

28:^.  Ay  Niistallai!   Ay  Mamallai! 

284.  Imaiiiau  maiia  Imaccasac 

286.  Imaiiiau  maiia   suUasac, 

286.  Yiliai  Amjui  mmia.sccallai, 

287.  Ychai  ci-uia  Imaillusii-allai, 

288.  Cai  c-hica  tuta  ppuucliauiii 

289.  Cai  rliii-.-i   Imarma   i'asci-aipi 

290.  Y  iriiiui'alniau  y  saqquelmaii 

291.  Y   luiyaita    pai  iipaquihuaii 

292.  Mana   hviaturiculiua.tpa 
29.S.  Ay  Mamallay,  ay  Nustall;iy 
294.  Ay  liuaylluiiisccai  ccosallai 
296.  Ccaiita  ricsicunaipacilia  ' 

296.  Qnillapi   diai  yaiia   ppailia, 

297.  Yiiitipas  paiaric-ii.spa 

298.  Cidspapiirci-au  olüri  nsplia, 

299.  Pliuyiipas  tacru  uiiialiiiau 

300.  Lla<iuita  pailla  Imillaliuau, 
.Sül.  Ccoyllurpas  cliasca  tucnspa 
302.  Cliupata   aisaricuspa 

.S03.  TuiiiiniiKU  tapia   lancau 

304.  Hiiiautipas»  pi.iiparccau 

305.  Ay  Mamallay,  Ay  Nustallay 

306.  Ay!  Huayllucu.sciai  cio.'tallai. 


Huaiiuv  Uayniau 


Na  tacmi       —         — 
Huarminam  '       —       — 

—  aclla  curcanqui 

—  —       Aiiqui 
Cnsitaccmi  maquiqtiita 
Huayliuareanqui  pacchaschita  ' 


Ay  Ccoya 


Ccaca  tupii 


—  —       ay  (Ituyallay 

—  rpcsicunay  parcha 
Inti  pa.s        — 

Accochincliay  Uocsimuspa 


Phuya  yalniarta  paraccaii  ^ 
Ay  Ceoyallay,  ay  Mamallay 


i 


VIERTER  AUFTRITT. 

Die  Vorigen.  Inca  Pachacutec  mit  Gefolge. 


Ccoya. 

307.  Pii'liarioii  uyaiquita 

308.  Chaquirieliei  nahuiquita 

309.  Yayaiqiiiii  Uoesimuu 

310.  Caiiiei-maumi  cutirimun. 

Ynca  Pachacutec. 

311.  Cu.si  Cioillur  soiuco  ruru; 

312.  Llipi  ilmni-uiiar   ttiiau 

313.  Cai  icasceoipa  pautillieaii  ' 

314.  Cai  cuiuaipac  cai  huaisuiu^* 

316.  Cai  eeaseooiman  hamui  nriii 
311'.  Cai  rieraipi  samaricui 

317.  Cai  iialmeipi  pasiarieui 

318.  Ciori  iiirm-  laiiti  ucupi  " 

319.  Tui'ui   iliimpae   sami  leaiipiu 


Chaqiiichicny ''        — 
Yayayquim 


—  paiiti  Uican 
Simiqiiin  raurac  hiiayruru  " 

—  —       liuamiey '"  urpi 


Ccori  llii'a  cauti  lu-upi  " 


Das  3  Pmn.  poss.  ist  nnerläs.slich ,  rtc.  Huarmiuna.  -  '  Vergl.  Urit.  Bemerk.  -  ■'  rer.  pael) 
diesen  Vers  ve,^I.  krit.  Ben.erk.  -  •■■  rec.  Hinantinpas.  -  ^  Vergl.  Not.  ad  v.  308.  -  •  m:  panti 
.9  Vergl.  Urit.  Ben.erU.  -  >"  vec.  hamuy.  -   "   Vergl.  diesen  Vers    im  Texte. 


i.  —  4  ,-ec,  [jacarcan,     über 
licaii.  —  ä  rec.  huayrurii.  — 


Das  Ollantadräma. 


345 


320.  Nahueljja  lirpuiimi '  (-.•inqui 

321.  Nahuequipin  luiamiui,  huanqui 

322.  Tueui  Inticc  huachiu,  champiu 

323.  LUpitau  Ukan  fiahuiqui 

324.  Pii'hu  (•carai(nuta  quicliaspa 

325.  Simiquitari  iiasi-aspa 

326.  Pupautacmi  samainiqui 

327.  Ccanllau  oanqui  Yayayquipac 

328.  Tiicui  samiu  lausailiuanpas 

329.  Noccata  ricuspa  campas 

330.  Causai  huinai  cusinaipac. 

Cusi-Coyllur. 

331.  Mucliaiiin  liuaraiK-ca  luti, 

332.  LIampu  Yayai   lOiaquiquita 

333.  Llantuliuai  huaiancta  mitta, 

334.  Chincarichun  tucui  phuti. 

Ynca  Pachacutec. 

335.  Ccan  cliaquipi,  cuaii  uUpuspa 

336.  (Maiicliaspaii  caita  rinianii 

337.  Ceahuarei  Yayaykiu"'  caiii 

338.  Huihuaiquiu  ccauta  luluspa  ^ 

339.  Huaecanquichu? 

Cusi-Coyllur. 

340.  Ccoillurpas  Imaicau  sullantan 

341.  Y'ntin  Uorsirimuctincca 

342.  Sullari  unun  piu'lucca 

343.  Macc-chirinci-a'  chai  sallata. 

Ynca  Pachacutec. 

344.  Hamunyä  munaciisecay,  Halla,  '" 

345.  Tiarioui  cay  arpaipi. 

Dieneiiu. 

346.  Huarmaiqukunan  hamuscia 

347.  Ccanta  cusichicunanpacc. 

Ynca  Pachacutec. 

348.  Yai  cuunulicu  '-  fiel. 


—       lipurnmi  '       — 


—        —        nahuiyqui 
Quechip  nayquita  2  quiehasjia 


—  Yoyay '       — 

—  —       churiquita 


—       luluspa  ■ 


—       llocsiuimuctiuea  ^ 
Sullaui  ^       —       — 
Mayllarincca       —       — 


Hamuy  inuuacusccay,  halla  '" 
Tiyaniouy  "       —       — 


Yaycuy  caniui'hucu  '-  niy 


FÜNFTEK  AUFTRITT. 

Die  Vorigen.     Acht  kleine  ludianerkiiabon  mit  Tambouriueu  und  Sclielleutromnielu  tivtcu  tanzend  :\u(.   Musik  im  Innern.   Sie  sing-en: 


Gesang  der  Knaben. 

349.  Ama  Pisi-io    niieiuiiliu  Tuyallai  Tuyallai 

350.  Nustallaipa  cliacranta  „  r 

351.  Manan  hina  tucuichu  „  „ 

352.  Hilloi-ina  saranta  „  n 

353.  Parccaimi  '*  rurunri  „  „ 

354.  Anc-ha  ceari  murirpas  „  „ 

355.  Niicnuracuii  munri  „  i. 

356.  Qqueqciucracmi  rapliinpas  ,  „ 

357.  Ihiaraucianan  hilluta  „  „ 

358.  Pupasccaiquin  ccantapa.s  „  „ 


Ama  i)isi\i  niiccuychu  Tuyallay 

IlilluiMiuau  " 
Panaceaymi  "       — 
Ancha  cconi  munispa  '■ 

LluUuracmi       — 


'    rec.  Yayay.     —     ■*    Diinkiehler  icir  y:iyaiiiuiiu.     —        r-i. 
—     '  rec.    mavUarinca.     —     "  Uruckfohlcr   statt   hamny.     — 


1    Recle   ririiuumi.    —    ^  Soll    wohl   queehiprayquita  heissen.     — 
UuUucu.sp.i.     —     ^  rec.    Uocsirimnctincca.     —     '  rec.    Sullari. 
1"  Halla  Druckfehler  statt  Palla.     Markham's  Text    hat    den    nämlichen  Druckfehler.    —    "   rec.  tiyaricuy.      ■    •-  Fehlerhafte 
Worttrennung,  rec.  yaycumuchu.  —   "  rec.  hiUurina.  —   ><  rec.  paracaymi.   -    '■■  Unverständlich. 
Denkschriften  der  phil.-hiet.  Cl.  XXIV.  Bd. 


346 


TsCHUDI. 


3ö9.  Pi^isoaoata   huatuciii  Tuyallai,   Tuyallai 

360.  Sipisccata  ccahuarei  „  , 

361.  Sonccollanta  tapucui  „  „ 

362.  Pliuruntatac  mascarei  „  , 

363.  Lliqiiisccatan  ricuiiqui  ,  „ 

364.  Huc  ruruta  chapcliacfin  „  „ 

365.  Hinatacmi  ricunqiii  „  „ 


Ynca  Pachacutec. 

366.  Cusicnscai  Cusi  Coylhir 

367.  Huarinaiquicunac  cliaiipinpi 

368.  Y^  Mamaiquic  cai  huasinpi. 

Ccoya. 
360.     As  ilui'fmta  taquipuuliis 

370.  Mimacuscoai  sicUairiiua 

371.  Tapiatan  taquin  eaicnna 

372.  f'cancnnari  chai,  ripuicliis. 


Cuchusacmi  silhita 
Happiscayqiiin  ccantapas 
Piscucata  huatucuy 


Hinasccatan       — 


Hucllallapas  chincacctin. 


Huarmai  qvncunac  ^       — 
Cay  Mamayquipa  ■•  liuasimpi  ^ 


Amanta  parahuicc  cuua^ 
Tap-yatan  ■>       —        cay  cuna  ' 


Gesang  der  Mädchen. 

373.  Lscay  munaeusccai  urpi 

374.  Llaquin,    phutiu,  ancliin,  huaccan 

375.  Yscainintas  ceasa  pacan 

376.  Huc  cliaqui  muUpa  curcupi: 

377.  Hiicnin  cacsi  chincachiscca 

378.  Huaillucuscan  Pitullanta 

379.  Huc  socyapi  '"  sapallanta 

380.  Mana  liaioac  cacliariscca. 


munaracuc  ">       — 


Aecoy  raquis  aucca  ttacan  ^ 


Huc  socyapi  '"  sapalanta  " 
Ccampanmaiiascca  Uaquisca  '- 


381. 
382. 
383. 
384. 
385. 
386. 
387. 
388. 

389. 
390. 
391. 
392. 
393. 
394. 
395. 
396. 


Huiiccac  urpitacmi  llaciuiii 
Pitullanta  ecahuarl.spa 
Huafiuscatana  tarispa 
Cai  simipi  paita  taquin 
Maime  ''  urpi  cliai  fiahniqui 
Chai  ccasccoiqui  munai  munai 
Chai  sonccoiqui  nucflucunai 
Chai  Uanippu  huatnc  simiqui. 


Chicachicuc  cac  urpiri 
Ccacca  ccaccapi  musphaspa 
Hueqquenhuan  ccaparccachaspa 
Qaicoaman  natac  puririn 
Hinantinta  tapucuspa 
SonccoUai  niaipitac  canqui 
Nispan  mitcan  rfinqui  i-anqui 
Nispa  huanun  ulpuicuspa.  '^ 


Cusi-Coyllur. 

397.  Chicantan  Hin  chai  varahui 

398.  Chicallatana  taquilinai 

399.  LlocUarichuiiria  cai  fialiui. 


paypac 


Chay  achan  ecanay  simiqui 


—  ccaparac  chaspa  '* 

Hininantta  i^       — 
Yanallay        —        — 

—  —       ullpuycuspa 


Sapaytaiia  haqquehuaychis  ''' 


•  Vergl.  krit.  Bemerk.  —  -  Fehlerhafte  Worttrennung,  Rede  huarmaiquicunac.  —  '  Druckfehler  statt  cay.  —  *  Falscher  Genitiv, 
reo.  mam<ayquip.  —  ^  rec.  huasinpi.  —  ''  Unverständlich,  soll  wohl  amauta  yarahniccuna  heissen.  —  '  Fehlerhafte  Wort- 
treunungeu,  rec.  tapiata  —  caycuna.  —  *  rec.  munan.-icuc.  —  ^  Unverständlicher  Vers,  vide  Not.  ad  v.  375.  — 
'"  rec.  socraypi,  vide  Not.  ad  v.  379.  —  "  rec.  sapallanta.  —  '2  Unverständlicli.  —  '3  Druckfehler  statt  Maimi.  — 
'*  Unrichtige  Form,  rec.  ccaparcachaspa.  -  '^  Unverständlich,  soll  wohl  Hinantinta  heissen.  —  'i'  rec.  Ullpuicuspa.  — 
"  Vide  Not.  ad  v.  318». 


Das  Ollantadrama. 


341 


SECHSTER  AUFTRITT. 
Ynca   Pachacutec,  Ollania,   Ruminahui   und  Gefolge. 


Ynca  Pachacutec. 

400.  Cuuau  ppuiicl>auini  Auqiiiouna, 

401.  Ceau-cimahuau  rimaiiaiulüs 

402.  Nan  i-liirau  cliayamuam-his 

403.  Lloisinauüan  Uapa  Runa 

404.  Ccoya  suyun-  niascaniuna; 

405.  Nas  chayanta  eaniariiuii 

406.  NoecaiK'hishuau  Uocsiuampac 

407.  Llapa  llaiicus  taouriiiin 

408.  Huai'liiiU'Uta  tlmparicmi. 


Aucha  chariocc  '  rim.inancliis 


Colla-sayun  ^       — 

Nau  3       _       _ 

C'allpancuta  tupunaiip/uc 


409. 
410. 
411. 
412. 
413. 
414. 
415. 
416. 
417. 
418. 


419. 


Ollauta. 
Ymatas,  Yuia,   taeyancca 
Chai  lianoca  runacunacca 
Ccosoohuanmi  oicco  caicca 
Paii'Uiiapacca  sayaiieca 
Nau  pusacoliuuca  huaraucca 
Huaüahuisa,  suyuscauüa, 
Huauoaifieipa  ^  tocyauauta 
Pututuipa  liuaccauauta 
Nau  raaccana  tuprasccafia 
Champipas  nau  acUasecafia. 

Ynca  Pachacutec. 
Tueuitarac  huacyai,  cuuai 

420.  Huillanquichisrae;  pactapas 

421.  Cumuifunman  huaquillaupaa 

422.  Yaliuarnini-uu  aucha  cuyai. 

Ruminahui. 

423.  Aucha  phinas  hunucuucu 

424.  Y'uncacunata  huacyaspa 

425.  Nancunatari  pascaspa 

426.  Coaraniautas  uucucuucu: 

427.  Hiuaii  luanchaifiiuta  ijacan 

428.  Chai  jtisi  soucco  chaiauta 

429.  Mana  chaquicc  cliaiauauta'^ 

430.  Nauta  pascascca  niuuascau, 

431.  Nan  aceoya  camariscca 

432.  Llaiuanchispas  chacnanapaec. 

433.  Acco  puniu  tieianaiiac 

434.  Nau  ricrauchis  cauiariscca. 


—  llacUa       — 
C'uzcoliuaumi       — 

—  pusae  chuuca        — 
Huancaniypa       — 

Champipas  camarisccaita. 


HUCU    CUUCU  ■ 


Ynca  Pachacutec 

435.  Llofseitaiiachu  yuyauqui 

436.  Phiita  amaru  tiucuric 

437.  Chai  runacuna  tacuric  ? 

438.  Naupactaiak  ccan  huaoyaiiqui 

439.  Misquisinii  ricui  lunata 

440.  Manau  yaliuar  hichhaitachu 
44K  Ni  pila  '  cci>lh.chfit;\i-liu. 


Misqui  simi  ])ayaynata 
Ccuyanin '  ricuy  ruuata 

Pitapas  coUochiytacliu. 


'    Unverständlich,  wahrscheinlidi  durch    (  opirfehler  entstellt.  —  '  Rede   CoHasuyu.    — 
zuziehen.    —    ■•  rec.  Huimcarnlypa.     -    '■>  Fehlerhafte   Worttreiinunf,  lec.  uucucuucu. 
—   *  ref.  Pitapas. 


3  Das  unbestimmte  fias  ist  flam  vor- 
—    "  ler.  ohayatu.iuta.      -      ''  Unkl.ir. 


14* 


348 


TSCHUDI, 


OUanta. 

442.  Nan  noccapfis  llocsisacna 

443.  Tucui  iman  camariscca: 

444.  Cai  sonccoimi  manchariscca 

445.  Hiic  yuyaipin  niusphasccafia. 

Ynca  Pachacutec. 

446.  Rimarei  nei,  cai  llaituita   inuuaspapas 

Ollanta. 

447.  Sapayquipi  uyarihuai. 

Ynca  Pachacutec. 

448.  Hanansaya  '  apu  liuamincca, 

449.  Huasiquipi  saraarirnui 

450.  Nocca  liuacyanai  captincca 

451.  Ccaya  ppunchau  muyurimui. 

Ruminahui. 

452.  Ceampa  simiquia  üoccapacc 

453.  Hunttafia  huc  chinlleillapi. 


Soneco  Uami       — 


Rimariy  niy  cay  Uautuyta       — 


Hanansuyii  apu  huarancca  ^ 
Eima  nanchisana  cacctinca  ^ 


SIEBENTER  AUFTEITT. 
Ynca    Pachacutec   und    Ollanta. 


Dritte    Scene. 


OUauta. 

454.  Nau  yacliauqui  ccapac  Ynca 

455.  Huarmauiantan  yanarccaiqui 

456.  Geantan  huinal  ccahuarccaiqui 

457.  Rurarccaiqui  cai  huamincca, 

458.  Ccanta  ccatispan  callpaipas 

459.  Huaranccaman  eutipurccan 

460.  Humpeipas  ccainpiu  sururccan, 

461.  Ccan-iaicutacmi  canipas. 

462.  PhururS  Auccan  y  carccani 

463.  Tucuy  ccachac  tucui  tacctacc 

464.  Mancliacininmi  Uipi  Llactaec 

465.  Anta  champim  circarccani? 

466.  Ymapim  raauapas  llocUacchu 

467.  Auccaiquicuüac "  yaliuarfiin 

468.  Pi  pacmi  mana  cliahuarnin 

469.  OUantaipa  sotin  caceliu  ? 

470.  Noccan  ceampa  cliaquiquimau 

471.  Hanan  suyuta  Uipintinta 

472.  Churasccani  Yuneantinta 

473.  Yanaiquipac  huasiquiraan 

474.  Chanca-euuata    cauaspa 

475.  Raprancutan  cuchurceani 

476.  Noccatac  cururarccani 

477.  Huanca  Villcata  tactaspa. 

478.  Maipin  mana  sayarirecan 

479.  Ollantai  fiaupace  Baupaeta? 

480.  Nocca  raicu  tucui  Llaeta 

481.  Cliaquiquiman  liamurirccau : 


Huarmanantan  ■■  yanascayqui 
—       —        ccahuaneaiqui  ^ 
Cay  runaseeayqui  ^       — 


Hampiypas  unii  surureein 

Pnrun  auceapas  carccani 
Tucui  ccabuac '       —       — 
—       Uapi  '0       — 

Maypin       —       — 


—       sutin        — 
Hanan-suyu  '^       — 

Chanca  cunata       — 


Nocarayeu 


Uacta 


Druckfehler  für  Hanansuy,:,  -  ^  huarancca  (tausend)  ohne  Sinn;  muBS  huamn.cea  h-ssen.  -  3  G  unverstandl.eh  r 
Vers  ver<.l.  krlt.  Bemerk.  -  ^  Beete  Huarmamanta.  -  ^  rec.  ecahuare.ayqu.  -  «  Vergl.  kr.t.  Bemerk  -  G.m. 
unve'rständHcherVers;  hampi  ist  Ar.nei,  Gift.  -  umi,  Verbalstamm,  ,die  jungen  Vögel  ätzen'.  Markham  übersetzt  daher  auch 
den  Vers  nach  meinem  Texte,  d.  h.  er  übersetzt  Barranea.  -  «  rec.  Phurun.  -  "  Muss  eaehac  he.ssen.  -  re,.  Ihp. 
vi.  Uapa.   —   "  cec.  auccayquinae.   —   '^  rec.  Hanan  suyuta. 


Das  Ollantabkama. 


349 


482.  Narac  Uamimfa  llnllaspa; 

483.  Xarao  pliifia  ccaiiarispa, 

484.  Narac  yahnarta  liichaspa 

485.  Narac  huaniüta  tarispa. 

486.  Ccaumi  Yayai  ccohuarccanqui 

487.  Ccori  champita,  ccautaccmi 

488.  Ccori  chucuta,  ymapacrai 

489.  Runamanta  horccohiiarceanqui? 

490.  Ceampau  cai  ccori  maecana 

491.  Ccampactacmi  ima  casccaipas 

492.  Callpaipas  chaiiiumi  eliaipas  » 

493.  Tucuitan  cliaipi  mascana 

494.  Nan  Ajuita  horccoliuanqui 

495.  Anti  suyu  Imamiuccata 

496.  Piscca  chunca  Imaranccata 
49".  Ruuaiquita  yiipalmanqui 

498.  Hinantin  Anti  ccatihuan 

499.  Ccaiita  jaua  ousccallaipi, ' 

500.  Noccatahuanmi  churaiqui 

501.  UUpuicuspa  cliaquiquiman 

502.  AsUataliuau  lioccarihuai 

503.  Yanaiquin  caui  ccahuarei. 

504.  Ccatisccaiqiiin  y  conanri 

505.  Ccoillorniquita  ccorihnai; 

506.  Chai  cauchailiuan  purispa 

507.  Ccan  Apuita  yupaichaspa 

508.  HuüSaitac  ccaiita  ccahuaspa 

509.  Huanuuaypac  ti  quirispa.  .  .  * 

Ynoa  Paohacutec. 

510.  OUantai  ccan  ruuan  canqui 

511.  Hinallapitac  qqueparei 

512.  Piu  cascaiquita  ccahuarei 

513.  Anclia  liuichaitan  ccahuaiiqiii. 

Ollanta. 

514.  Huc  camallana  siiiiliuai. 

Ynca  Pachaeutec. 

515.  Noccan  cliaitacca  rieunai 

516.  Manan  ccam|>a  acUanaiquicliu. 

517.  Nihiiai  yuyaifiiquipiehu, 

518.  Carccanqjii?  utccai  ripullai. 


Na  yalm.arniyta 

—  yaya, 

Aiiquimanta  '        — 

—  cliaiiincachun       — 

Riirayquita  -       — 

—  yaua  ccuscalbiypi ' 

Cayqui  qiiesayquita  nyariy 

—  taquirispn. 


queiiany 

—       ccahuariy 


ACHTER  AUFTRITT. 
Ollanta    (allein ,    bewe^). 


Ollanta. 

519.  Ah  Ollanta?  Ali   Ollanta? 

520.  Cliainatacliu  hurccusunqui 

521.  Llipi  llactac  cailiqninian? 

622.  Chaichica  yanascaiquiman? 

623.  Ay!  Cusi  Ceoillnr  huarmillay 

624.  Cunanmi  chincarichiqui 

525.  Nan  flocca  pisiparhiqui 

526.  Ay  Nusta!  ay  urpillai! 

627.  Ay  Ccozcco!  ay  siimac  LIacta? 

628.  Cunamanta  ccavaman'Ca  " 


Ah  Ollantay,  Ah  Ollantay 

Chai  cliica       — 

—  cliincharichiqui '' 

—  Cuzco       —       — 

—  ccayamanca  " 


'    Tide   Not.  ad  v.  489.   —   ^  Rede  Riinayquita.    —    '  rec.  yanacuscallaypi.     —     *  rec.  taquirispa.    —    •■  P.i  Ollanta  von  sich 
selbst  spricht,  so  ist  der  1.  Pron.  posses.  nicht  angezeigt.   —   '  rec.  chincarichiqni.   —   '  rec.  ccayamanta. 


350 


TsCHUDl. 


629.  Auccan  casac,  casac  Auca 

530.  Cliai  ccasccoiquita  ecaracta 

531.  Llif|uirccos]ia  sonccoiquita 

532.  Cunturcuuamau  conaipace 

533.  Chai  Aucea,  chai  Yneaicuüta: 

534.  Huiiu  luinu  huarauccata 

535.  Anticunata  Uullaspa 

536.  Suyuicunata  tocllas])a 

537.  Pusamusaoc  pulloeanciata, 

538.  Saccsa  liuanian])iii  ricunqui 

539.  Eimaita  phuyuta  liiiia; 

540.  Oiaipin  sayaiiiieca  niua 

541.  Yahiiarpin  cliai])!  puiiniiqui 

542.  Chajqueipin '  cancca  Yncaiqui, 

543.  Chaipacham  paipas  ricmicca 

544.  Pisiuclius  noccapac  Ytiuca 

545.  Puchuuccachus  chai  cuucaiqui 

546.  Mauapuuim  ccoiquimaiachu 

547.  Kiliuamacc  cliai  ususiuta? 

548.  Pascarinracc  chai  sjmiuta? 

549.  Manan  ccampacca  cauinaucliu 

550.  iNispa,  uticui  phinascca 

551.  Cconccor  sayaspa  manactei? 

552.  Yiicaii  paipas  nocca  cactei 

553.  Tueuimi  chaicca  yachasca. 

554.  Cunancca  caiüafia  cacliuit.  .  . 


Sacaa  huamanpiu       — 
Fehlt  in  Markham's  Text 
Chaquiypin       —       — 


manaetiy 
—       cacctiy 


NEUNTER  AUFTRITT. 
Ollanta   uud   Piqui-Chaqu^ 


OUanta. 

555.  Piqui-Chaqui  purey  rei 

556.  Cusi  Ccoillurniumau  nei 

557.  Cuiian  tiita   sUTahuachnn. 


—       puny  ny 
Coyllur  fiiyta  iiiy 


Piqui-Chaqni. 

558.  Nacca  rini,  chisi  riui 

559.  Cusi  Ceoillurpa  huasiuta 

560.  Tarini  tucuita  chliiuta  - 

561.  Tueuitaiian  tapurini 

562.  Manan  misillapas  ^  caucliu : 

563.  Tucui  puncun  huesccarccoscca  ^ 
5(54.  ManaBau  pijjas  tianchu. 


—  —       chuita 

Manan  allcoUapas       — 

—  —       huascareosca 


Ollanta. 
565.     Huannancunari? 


Piqui-Chaqui. 

566.  Hucuchapas  aiqqnepusccan 

567.  Mana  micuita  tarispa 

568.  Tuen  Uaiia  sayarispa 

569.  Manchaitan.-i  taquicuscan. 


Manan       — 
Tuen  llafiau  '■• 
Huc  huacayta  ^ 


Ollanta. 

570.  Yayanchari  pusacapun 

571.  Hatun  hua  sinmau  pacarccoc 

Piqui-Chaqui. 

572.  Yeliapas  paita  huarcorccoc 

573.  Mamantinmi  pai  chineapun. 


Druckfehler  statt  chaqueypi.  —   -  Vergl.  Not.  ad  v.  860. 
tucuUaiian.  —  "  Vergl.  krit.  Bemerk. 


Vergl.  Not.  ad  v.  562.    —  *  Vide   Not.  ad  v.  563. 


Das  Ollantadkama. 


351 


Ollauta. 
574.     Manacliu   pi  Ruocamanta 
675.     Tapuricuii  coaiiiaiiiaiita? 

Piqui-Chaqui. 

576.  Huarancia  niiiallan  ccaiita 

577.  Mascasunqni  <'liauiiicliantiii. 

Ollanta. 

578.  Tucui  suyo  hataricliuu, 

579.  Tiicuitan  ttactancca  maquei 

580.  Cai  maccauan  maqui  chaquei 

581.  Taeuipacomi  t-liampei  ichun. 

Piqui-Chaqui. 

582.  Noccapas  cliai  runat.aeca 

583.  Haitaimanmi  ciaiataca. 

Ollanta. 
"584.     Pi  runata? 

Piqui-Chaqui. 

585.  Cliai  Orccnlmarancpatan   nim  ' 

586.  Paillan  ccanmanta  tapiicuii. 

Ollanta. 

587.  Yncas  iclia  nia.scacliiliuau 

588.  Nispas  ppinacuscarccani. 

Piqui-Chaqui. 

589.  Orcco  huarancca  manan  Yncachu 

590.  Runallan.  rliaiiü  millacui. 

Ollanta. 

591.  Chincarinnan  cosccomanta 

592.  Cai  .sonccoirai  huatupacuil, 

593.  Cliai  tuen  c-haitan  huillatun. 


Piqui-Chaqui. 
594.     Ccoilluitari  .«afpiiiosuiiclm V 

Ollanta. 
596.     Ymanasactac  cliiucaiptin 

596.  Ay  Ccoyllur!  ay  nipillay! 

Piqui-Chaqui. 

597.  Chai  Yaralniita  iiyarei 

598.  Pioha  taquicun. 

Musik  und  Gesang: 

599.  Urpi  iiyhnaita   cliiiicacliicuiii 

600.  Huc  i-liliimlleillapi 

601.  Pacta  rienliiiai'  tapuciiipuiii 
fi02.  Cai  quitillapi 

603.  Millai  raunaiini  sumaec  uyanpi 

604.  Ccoillur  suttinmi 

605.  Pacta  pantahuac  liurpa  ccaillanpi 

606.  Ricui  sDttinmi 


Mamaclm  ' 


—  —        niaqiuy 

—  —       maqiiiy  chaquiy 
Tucuytan  cliampiycca  ycbiiu  - 


Uroo-huaranocata  nini 


Urco-huaraiicca 
—       chayni        — 


—       Cnzcomanta 


Nac  ripiisuii  caymaiita  ' 


—       —       tiyany 


tiyhuaytan       — 
—       cbiinUiyllapi! 
mascariy  puiii 


'  Hede  manaohu.  —  ^   vide  Not.  ad  v.  581.  —  '  rec.  Orco-Huaranccata  rini. 


1  VfiL'l.  krit.   B.'iii.Mk. 


35-2 


TsCHTJDI. 


607. 
608. 
609. 
610. 
611. 
612. 
61.S. 
614. 

615. 
616. 
617. 
618. 
619. 
620. 
621. 
622. 

623. 
624. 
625. 
626. 
627. 
628. 
629. 
630. 

631. 
632. 
633. 
634. 
635. 
636. 
637. 
638. 


Quillaliuan  cusea  mattimpi 

Nanac  capcheipi 
Cuscan  illancu  hucpa  suttimpi 

Anuha  cusipi. 
Llampu  clmcchanri  ehhillu  lainiupi 

Misatau  ahiian 
Yana  yuracchuan  Uumpac  rinrinpi 

Nanacctan  rauran. 


Qquechiprancuna  muuai  uyampi 

Cuichin  paecariii 
Yscaimi  Yuti  qniquiu  nalmimpi 

Cliaimi  sayarin 
Qquechiprallauri   nacai  ccahuaeliin 

Tucui  sipicmi 
Cbaipju  munaipas  Uipipac  capchiu 

Sonceo  siquicmi. 


Aeliauecaraipas  sisan  uyampi 

Eittiliuan  cusca 
Mitun  Yuracpi  saiii  ut  capi  ^ 

Hinan  ricuscca 
Sutnacc  simimpi  ccantacmi  pascau 

Ritti  pinita. 
Asispan  cconton ''  mi.squi  sama.sccan 

Tutui  quiti.  '^ 


Llampu  cuncauri  Qquespi  liuayuscca 

Paraccai  ritin 
Utcu  munaimi  ccascconhuan  cusca 

Huattan  purii-in 
Qqueqque  maquiuri  Ihillu    caiiiinpi 

CuUarimpuuin 
Rucänaut^una  pascaciiininpi 

ChuUuncui  cutiu. 


—       cusca  Yuti  mattiupi 
—       capchiypi 


U.susi  chucchaiiri  chillu  cayniupi 

Yaua  qiielluhuau       —        — 
Rieuytau  racran  ' 

Quechip  naouua  - 


iiac  chasca  huacliiu  ■> 


Millui'iyuuacta  sani  utccapi  ■* 


Eith  ^  pinita 
Asispan  ccapan       — 
Tucy  quitita.  ' 


Llampi  ^ 


quespi 


—       —        —        c:iymanpi 
Rucanacuna  ttacca  cayrünj)! 


Ollanta. 

639.  Ah,  Cusi-Coillur ! 

640.  Recsirccanclius  cai  tatpücca 

641.  Sumaifiiquita? 

642.  Ripullachuu  cai  llaquirca 

643.  Maitapa  quita 

644.  Noccan  ccanta  chincachiqui 

645.  Musphallasacna 

646.  Noccan  ccanta  sipichicuiqui 

647.  Huanullasaccna. 

Piqni-Chaqui. 

648.  Sipin  punichä  Ccoilluita 

649.  Manau  tutapaa  cauchanchu. 

Ollanta. 

650.  Y'cliaci-a  ricsinccan  Ynca 

651.  OUantaipa  clihusasccauta 

652.  Tucuitan  taiiiicca  auccanta 

653.  Tucuitacrai  saqquereucca. 

Piqui-Chaqni. 

654.  Hiuantinmi  ramiasnuqui 

655.  Aucha  ccocuc  oactiquiclia  : 


Jlaytnpas       — 


—       siinchiqui 


1   Vide  Not.  ad  v.  614. 

—   5  ßecte  riti.   —   ''  rec.  eapa. 


Unverständlicli,    rycte  Quecliip  rancuna.   —  '  Ganz  unTerständlich.   —   ■>  Vide  Not.  ad  .i  v.  625. 


Tuiuy  quitita.   —   ^  rec.  Llampu. 


Das  Oi.lantadrama 


353 


656.     Tuouipacnü  raqnieunqni 
687,     Noccallapaitai-iui  miehha. 

OUanta. 
658-     Ymapacmi  ccau  munaiiqui? 

Fiqui-Chaqui. 

659.  Ymapacc?  cliaepace -,  caijiac 

660.  Hucmaii  ppacliata  oconoipac  •• 

661.  Huc  coUqqueita  ricunainpac  * 

662.  Noccatari  nianchanampao. 

Ollanta. 

663.  Pinna  cai  ari 

664.  Chailuian  tuciii  manohacuauuqui. 

Fiqui-Chaqui. 

665.  Manau  cai  liuvai  cliaipacchu 

666.  Anchatam  nocca  asini; 

667.  Ancliatatacmi  easini; 

668.  Lercco  cai  nianani  noccachu,  * 

669.  Ima  pitus  s  liuaecamun? 

670.  Caruniantoii   caman  hamuu. 

OUanta. 

671.  Noccotacha  mascaliuancu 

672.  Hacu  riauparei. 

Piqui-Chaqui. 

673.  Äy  Qquec-pacca  iiocau  caui. 


iii:iiiaiu|ui 


—  chacpHc '       — 
Sipasinan  ppaciia  ^  cconoyi)ac  ■• 

—  —       ricunapac 
Cliayhuan       —       — 


Pliifia  pliina   puuiyani ' 


Llachay  mana  cliaypacclin 


Qqueusuy  manan  itoccapaocliu  8 
Yma  pututus       — 
Cai'umantun  '"  caman  "       — 


Noccatachu       — 
—        fiaupariv 

Ayqtiecpacca  iioccau  caiii 


ZWEITE   ABTHEILUNG. 

ERSTER   AUETRITT. 
Ynca  Pachacutec   imd   Ruminahui. 


Ynca   Pachacutec. 

674.  OUantaitau  nia.scacliiui 

675.  Manan  paita  tarincuchu 

676.  Phinai-neiini  puehu,  pnchu 

677.  Paipin  llocUata  tarini 

678.  Rieunquicliu  cliai  run.ata? 

Ruminahui. 

679.  Mancliaiisocan  oampac  carccan. 


Manapuniu  ' 


M.'incliariscanc  Ccapac  ccaiicnn  " 
Soncconpas  chincarisccata 
Ricuncani  ehai  sallcata 
Hnchan  punichari  carccan.  " 


Ynca  Pachacutec. 

680.  Hiiarancca  nniacta  allaspa  '^ 

681.  l'iirei  paita  iiia«camuhuay. 


acUaspa 


•  Seele  muniUKiui.  —  -  rec.  chaipac.  —  '  Vergl.  krit.  Bemerk.  —  *  rec.  conaypac.  —  '  rer.  ricuuapac.  —  <■  puniyani  ist  mir 
uuverständlirli.  —  '  rnverständlicher  Vers.  —  *  Vide  Not.  ad  v.  668  und  krit.  Bemerk.  —  '•'  rer.  pntutu.  —  '"  rec. 
carumanta.  —  "  Fehlerhafte  Worttrennuug,  j'i'.  ayqtiecpacca.  —  '^  rer.  mannpuniiu,  besser  mana  payt.i.  —  "  Ein  ganz 
fehlerhafter  unver,«tändlirlier  Vers,  er  mns9  wie  in  meinem  Texte  lauten.  —  '*  Vergl.  krit.  Memerk.  —  '''  Druckfehler 
statt  acllaspa. 
Denkschriften  d*r  phil.-hiet.  Cl.  XXIV.  LJ.  4ö 


354 


TSCHÜDI. 


Bumiaahui. 

682.  Nacha  maitapas  puririn 

683.  Quimsa  ppuncliaunas  chusan 

684.  Huasinmanta,  picha  pusan 

685.  Cliai  raicua  mana  ricurin. 


Quimsantin  ppuncliunnas 
—       pichu       —       — 


ZWEITER   AUFTRITT. 
Ein  Indianer  als  Bote. 


Indianer. 

686.  Cai  quiputan  ai>arauiqui 

687.  Unipampamanta,  cuiian 

688.  Huc  cbimlleipin  hiua  raiinan 

689.  Hanmnaita:  iian  ricuiqui. 

Ynca  Fachacutec. 

690.  Yman  chaicuua])i  simi. 

Indianer. 

691.  Cliai  Quijmclia  huillasnnqui. 

Ynca  Fachacutec. 

692.  Cliaita  pascai  Ruininaliui. 

Kuminahui. 

693.  Caicca  llantta;  nan  ccabuahuan 

694.  Cai  umaii]>i  hatasecana, 

695.  Cai  rurucunari  ixmam 

696.  Tucui  paiman  huataccaüa. 

Ynca  Fachacutec. 

697.  Ymatan  ccan  riciirccauqul  ? 

Indianer. 

698.  Ollantaitas  tucui  Anti 

699.  Eunaeuna  chasquirccancu ; 

700.  Hinatan  huillaeurccancu 

701.  Ccahuatas  llaitucun  panti 

702.  O  sanitac  '  iimallampi. 

Kuminahui. 

703.  Chaitau  quipu  huillasnnqui. 

Ynca  Fachacutec. 

704.  Amarac  |iliina  taeyactei 

705.  Purei,  purei  ccan  huamincca, 

706.  Callpaiquiri  pisicctincca 

707.  (Manarac  ashuan  chayactei) 

708.  Pisca  phunca  huarancea 

709.  Suyuquita  tacurispa 

710.  Utccai,  utecai  puririspa 

711.  Muclmchinrai  chayan.  ■• 

Kuminahui. 

712.  Paccarillan  Uocsisacnii 
7  LS.     Huallahuisa  camariscan 

714.  CcoUamaunan  puririscan 

715.  Tucuita  liarcarau.sacmi  : 


ynti  niunaii 


tiuquisccafia 


Phurutas  '  umallampi 


Puriy,  puriy 


—       ch.Hyan  ■ 


—       yupansean 
Ayqueccta  hayccamusacmi 
Cayman  cutichimunapac  * 


'  Unverständlich,  rede  Puructatak.  —  -  rec.  phurutatac.  —  '  rec   chayanca. 


■*  Vide  krit.   Bemerk. 


Das  Ollantaprama. 


355 


716.  Chai  lnuaiccomnn  ticraiiapacc 

717.  Cliai  auci'iita  sipiiiapauc 

718.  Causactapas  huanuctapas; 

719.  Atisacmi  niuaiitaj)as 
72U.  Ciauri  Yiicai  samarisiay. 


Fehlt  bei  Markhani. 


—       Ynca !        — 
Huani'unata  camariscay 


DRITTEE  AUFTRITT. 
Orcco-Huarancca. 


721. 
722. 
7-23. 
724. 
725. 
726. 
727. 
728. 
729. 
730. 

731. 
732. 
733. 
734. 
735. 
736. 
737. 
738. 
739. 
740. 
741. 
742. 


743. 
744. 
745. 
746. 
747. 
748. 
749. 
750. 
751. 
752. 
753. 
754. 
755. 
756. 
Tü7. 
758. 
759. 
760. 
761. 
762. 
763. 


Orcco-Huarancca. 

Nan  luuimincca  t-liasquisunqui 
Auti-suyo  ruiiacuna : 
Anchan  liuaccan  liuarmincuua 
Rieunqui,  cunan  ricunqui: 
Cliai  autamaiisi  -  pimiicca 
Tueui  runa,  tucui  Auqui, 
Anclia  carun  puriiiaiqiii: 
Yma  ppimchauilia  ttaiiineca 
Sapa  liuata  lloi:sinancbis 
Cliai  cai'u  Llai-tacmiaiuau 

Yaliuartan  Uipi  liicliancliis 
Na  Y'iieacta,  fia  paipata 
Mieiiiiiiiita  qquespicuspau 
As  cucataii  apaciuspau 
Saicuscancu  tucui  Llacta 
.\ceo  luiunmi  '  mascana, 
Cliaipln  Lliuuapas  pisipan 
Cliaipiu  chaquincliista  ttipan 
Millai  turpucpas  quiscana; 
Unupas  cliaipaenü  apana, 
Huasanenpi  upyaiiapac 
Huaäuif.-ipas  o  ''  .suyana. 

Ollanta. 
Apui'una  iijareieliis 
Orcco-llHaraucacc  riinasccanta 
Chai  saicui  *>  caniarisecanta 
Soneeoiquichispi  liappcichis 
Tucui  Antitji  llaquispau 
Caracc  Soncco  üini  Y^ucafa, 
Samaricliun  cunan  Iiuafa, 
Anti  snyo  sispan  sispan 
Chai  runacunac  ttocyanan 
Snpa  huaian  Uipillaniu 
Na  eanascca  ahuaraneou 
Hina  tocyan,  hina  oncctcyan 
ChicA  eaiu  puriscrampi 
Maichica  runan  pi.sipan 
Maichiea  Auquin  taripan 
lluanuiüinta  ccaiccasceampi. 
Hinan   Anti  Uoesiniun, 
Yniaihispa  fianquinmanta, 
Manan  ninin,  liinanianta 
Noccan  cunam  plialiuanjuni 
Manan  pipas  Uocsisunchu: 


—  ruu.'i-cuna 

—  —       huarmi-cuna 

Chayantata.«       — 


Chay  nucca  run;ieuuam:in 
Noccanolii.'pata  paycuuacta 


Purimuna  ll.'icti  Uac-ta  ' 
Acco  puninnii  ^       — 

Chaquitapas  quiscattipau 
Chaipin  ccauc-hipi  mitccana. 

Canumauta  ^       — 
Napectuscca  '  samanapac 
Huafiuyt.ihuanpas  huaccyana. 

—  uyariychis 

Chai  sayeny  ^  .sutincbascanta 

—  hapiychis 
Ceancunaniauta 


Nanacc  chiiclmcc  ouccoy  manan 


Cliayta  fiispiin  Uoosiuiun  '" 
Sapa  Inrac        — 

Noca 

Ama  pip.'is        — 


i  Not.  a.l  V.  7 JH.  —  2  Fehlerhafte  Worttrenming,  rede  cliayantamansi.  —  '  K<in  richtiger  Sinn.  —  *  Tide  Not.  ad  v.  725. 
!■  rec.  carumautc.  —  «  Uruckfeliler  für  Huafiuytapascca.  —  "  Unverständlich.  —  -  Druckfehler  für  Chairaycu.  —  »  Unver- 
ständlich. —  '"  Vide  Nut.  ad  v.  759. 

4.1 


356 


TsCHÜM. 


764.  Samaeuichis  huasiquipi, 

765.  Noccan  casac  aucca  chhuneliu. 

Alle. 

766.  Yncaicu  oausay  Iminaspac, ' 

767.  Puca  uuanchaeta  lioccarei 

768.  Sami-  chahiiata  achinaiquipac!  ' 

769.  Yncan  paccariii  Tampuiii 

770.  Yncau  paccarin,  Yucan  paccarin. 

Hancco  allin  auqui. 

771.  Maquimanta  chasquei  Ynca 

772.  Suyuiquic  churascan  Uaituta 

773.  Caru  carun  Imillcanuta 

774.  Huillca  uuata  ^  luiacyeatincca 

775.  Hamullanoan  ppunchau  tuta. 

Alle. 

776.  Yncan  paccarin  OUanta! 


Ollanta. 

777.  Orcco-Huaraucca  Auqui  oay 

778.  Anti-.s\iyuta  camachey 

779.  Calca  chucui,  caicca  huacbei 

780.  Huaniincoaypas  ccantac  cay ! 

Alle. 

781.  Orcco-Huarancca  hiiamincca 

782.  Causachun,  causachnu! 

783.  Orcco-Huarancca  causachun! 


Samaycuichis 

Noccatae  llactayquichisjii 


—       —       huinaspac  ' 
Apu       —       — 
Llautuyquipac  caraariy 
Puca  ccahuata  utecaypac. 


Urco  Huarancca. 

Sayace  ■•  ehurascau  Uaututa 

—  —       Huiücaiiuta 
Huillca  umuta  ^       — 

—  ppunchan  ^       — 


Yncan  paccarin.  Yncan  paccarin 
C'ausapuasun.  Caiisapuaaun. 
Llautuycausun.  Uautuycausun, 
Sonccontan  chaypac  camarin 
Yayancbis  hina  uyhuaycausun 
Churinta  liina  luluycausun 
Huacchancunata  cuyaycausun 
Soncco  ruranpi  hatallihuasan. ''  (!!) 


Sincbi  huaminccatac  cay 


Fehlt  in  Markham's  Text. 


Ollanta. 

784.  Hancco  huallo:  ccanmi  canqui 

785.  Ashuau  yuyac  machu  auqui 

786.  Ccanmi  ounan  churahuanqui 

787.  (Huillca-Umae  ayllun  canqui) 

788.  Cai  sipita  huaminccaiman. 

Hancco  allin  auqui. 

789.  Cai  sipitan,  cai  huatoni 

790.  Maquiquiman  yuyanaiquipac 

791.  Tucuita  huaillunaiquipac 

792.  Ccarin  canqui  y  ^  sayarei. 

Ollanta. 

793.  Huaraucca  eutin  yupaicliani 

794.  Ccapac  Ynca  rura.scaiquita. 

Hancco  alliu   auqui. 

795.  Ccari  ccarita  ceahuarei 

796.  Umannianta  saphiucama 


—  huayllu       — 

—  —       apu   auqui 

Huillac-Umucc        — 


Diese   vier  Verse    fehlen    in    Markham's 
Text. 


Hanco  Huayllu. 


—       —       ccahuariy 


1   Rede  huiiiaypac.    —    ^   ,.ec.   s&ni.    —    ^  Vide  Not.   ad  v.  769. 
ppunchau.  —  "<  Ueber  die^e  acht  Verse  vergl.  krit.  Bemerk.  - 


-    ''  Unverständlich, 
y  ist  überflü.ssig. 


Verffl.   krit.  Bemerk. 


Das  Ollantadrama. 


351 


707.  Quiscahuan  ppachallisecata 

798.  Cliainan  cana  ccari,  ccari, 

799.  Manan  haicac  rieuuchu 
80(1.  Huasaiqnita  auecaiqiiicuna 

801.  Ayqiiuecliuai'tar  l'iina  rniia 

802.  Manclialiuacfac   HuUu  i'caihii. 


Manian  '       —        — 
—        .■mc'cariin.i 


Orcco-Huarancca. 

803.  Uyarek'lns,  Aiitiriina, 

804.  Nan  Yncanoliis  oiinanccana 

805.  Nan  tninaiuia  ynyanana 

806.  Tacyanaucliis,  lunaiuua. 

807.  Maclm  Yncas   Ccosccomanta 

808.  Suyurunata  caniarispa 

809.  Auqiiicunac-ta  samispa 

810.  Horccomiincca  maccanata, 

811.  Tueiü  C'coscco  lIop.siiimnrian 

812.  C'ai  huaiecoman,  äoccanrliista 

813.  i^ipiiiaupace  y*  Imasinchista 

814.  C'aiiiareytan  oliaita  mnnau 

815.  Manau  ppunchau  usunanchu 

816.  Cai  Orccoeiinapi  masttarei 

817.  Ccompi  cunata  '  eamarei 

818.  Manapunin  cassiiiaihu 

819.  Cay  tamputa  pacrai  Uutoy 

820.  Huc  pniuiillata  saque.spa 

821.  Orccocmiapi,  liatarihuai 

822.  Hinantimpi  miyiUa  cutay 

823.  Huachhindiista  hainpinapacc 

824.  C'liaihiian  luiacclii   ppitaiianpacc 

825.  Huafmnanipao  \itccai  utccai. 


OUanta. 
Oroco-Huarancra,  ccan  acllaseai 
Aviquicunata  iiaupacpacc 
Ayllo,  ayllota  pacapai"  ^ 
Sayanaiitari  iinancliasfai 
AiKoanclüs  manan  puiiunchu 
Hnc  yai<iiita  atipaspacca 
Ciitipuneoan  tacca  tacea  '" 


Orcco-Huarancca. 

834.  Nan  quiusa  cbnnca  luiarancca 

835.  Anticuna  caipi,  " 

836.  Manan  noccanchis  ncupi 

837.  Canrhu  qqiiclla  canrlm  liaucca 

838.  Apu  maniti  Uocsincea 

839.  Huilli-aiiampa  Antiiunaliuan 

840.  C'liai  ttiuqni  Qipiero  patanian 

841.  Cliaipin  liappimca  nmanta 

842.  Pacasccata,  )iiullanaicama 

843.  Cliimpanpitacmi  liinatacc 

844.  Au(|ui-chara  runatatacc 

845.  Pacancoa  huaoyanaycama 

846.  Cliara  mnraipin  pmlunoca 


Llapa  runam  t.iiyanana 
Hnanuranan  -  snynnca 

—  Yncan  Cozcomanta 
Maccanata  camari.spa 
Runantatacc  tacurispa 
Masca  liiiasan  quiquinnianta  ' 

—  Cozco  lloccimufian 


l'ananiytas  avicca  nuinan 

—       —       niasttariy 
Ccompi-cimata  '' 


—        —        liaqquespa 
Tuciii  Antini  clieqque.'i])a 
Llapa  nnecopi  '>  Imatariycliis 
Asca  raiyuta  cutaychis 

Äuccanchista  sipirapac '' 
Cay  tucuj'tani  ^  utccaychis. 


Urco  Iluarnni'ca  ccan  acllascay 
—        —        pu.iacpac 


Huc  cutipi       — 
—       tacca  taoca  '" 


ipiniisa 

cay  tanipiipi 


—  Maniti        — 

—  .Vnti-cunMlmai 

—  —        Qnern 


LIapan  Ijatun  soncco  cama  " 
—       liuao  yanayoama  " 


'   Rede    Manam.    —    '  rec.    huanunafian. 


2  Sehr  nnklar.    —   '    y   ist    überflüifsig.    —    '    rec.   ocnnipacunata. 


orccopi. 


rec.  sipinapac. 


5    Soll  wahrscheiuUcli  tiicnytari   heis.'icn.    —   '■'  rm:  puca.spac.    —    '"   In  meinem  Texte  ist 


tacca  tacca,  Drtickfelilt-r  statt  t.iuca  tauca.    Ob  in  Markliam's  Text  anch,    ist  mir  nicht  bekannt.      — 
—    '2  Vergl.  krit.  Bemerk.  —   "  rec.  linacyanaycama. 


rec.    cay  tampnpi. 


358 


TsCHUDI. 


847.  C'lmnca  liuarancca  Antinchis 

848.  Pachar  huaiccopin  liapinchis 

849.  Huc  chuncatatace  Ayllnncoa: 

850.  Yaicuimiclmn  Ccosccocuna 

851.  Ama  rimarispa  siiyai 

852.  Llocllaiuunccan  munai  muuai 

853.  Quirpascoan  puiicunclüscuiia ; 

854.  Tucui  Ticupi  cac-ctinri 

855.  Putucunoliista  phucuiia 

856.  Chai  paolianau  Oi-ccocima 

857.  Cliapicuucca  rumiutinri 

858.  Chueliin  urmamimcca  nuiii 

859.  Huanccapuna  huicupaiieca 

860.  Tucuita   cliaipin  ppampancc-a 

861.  Chaimi  paicunapac  tumi: 

862.  Chaipaclian  aiqqnecunuacca 

863.  Maquinclüspi  Imanunccacu ' 

864.  Hnachliinchispiu  iruaqninciiiia 

865.  Tturpuscca  rieurinceaf.'U.  ' 

Alle. 

866.  Alliimii.  .\lliiiiiii  y.  ^ 


Pacliarpi  Camayoc  füucliis 

—       Cozcocuna 
Upallaspalla  Suyusim 
Tiicuy  tocUapi  ccaetinri 
LUitasccan  ppuncunchiscnna 
Huatefcaspalla   Snyusun 


—  .lyqquecuuacca 

—  Imanunccacu  ' 
Quespiy  attic  huaquincana  - 

—  ricurincaccacu  '■' 


VIERTER  AUFTRITT. 
Ruminahui. 


867. 
868. 
869. 
870. 
871. 
872. 
873. 
874. 
875. 
876. 
877. 
878. 
879. 
880. 
881. 
882. 
883. 
884. 
885. 
886. 
887. 
888. 
889. 
890. 
891. 
892. 
893. 
894. 
895. 
896. 
897. 


Ruminahui. 

Ha!   Rumi,  ha!  Kiiminahiii 
Yma  qqneni^ba  rumin  canqui! 
Ccaccamantan  llocsiiccanqiii, 
t'bainü  ccasapac  Yaralini 
Manacliu  niaquiqui  ccaiccan? 
Cliai  liuaiecopi  pasca-sccata  ^ 
Ollantaita  ccarecoscata 
Manachn  '>  yuyarircanqui 
Tapaia  .soncco  casccauta 
Tucui  maccanacusccauta  ? 
Manacliu  ccan  ttactaiccanqui, 
Hiuantinipi  lluUacuspa 
Suyucunata  ichurcca 
Paillapipunin  tincurccan 
Qquello  cai  ccari  tucuspa? 
Cliica  liuai-ancca  runata 
C'unam  ppiiiicliau  sipichini 
C'unan  nacaita  qques])ini 
Maquiunianta :  cliai   ccanata 
Noceaca  ccaricba  fiis]ia 
Uyapuia  niascarccani, 
Cliai  huaiccomau  yaicoiccani 
Ayqquenpunim  caicea  nis)>a 
Na  suyiii  puncumpi  caspa; 
Urmamuita  ccallanmun 
Tucui  ccacca  ppuccliii'iuuin 
Huanccacunata  huaccyaspa 
Hiuantirapin  rumi  fiitin 
Hinautimiiin  ccacca  pacan, 
Asliuan  asccacunatan  '' 
Chaipi,  caipi  cuinpa  sipiu, 


Salloc  Kunii!   Rumi  Nitliui 


Souecoyquira  curaca  ccaliuy 
—       —       pMcasccat.'i 


—  yaycurccaui 

—  chaycca       — 


—       acllasccacunatan 


'   Beete  huanuncancu.    —  2  Unverständlich. 
—   ■"  reo.  acllasccacunatan. 


rec.  ncuriueancu. 


überflüssig 


'■'    rec.  pacasccata. 


rec.  manachu. 


Das  Ollantadbama. 


359 


898.  Y.ahiiarllaii  tucui  Imaici-niii 

899.  Purin,  lldcUiiii,  niasttark-un 

900.  Hinanthimi  chaita  ricuii 

901.  Xoccapas  yaliuar  pponccujji 

902.  Pihuantace  timuiman  caiccan 

903.  Mana  runan  llucainmotiu 

904.  Mana  ])ii»us  ricui-ictin 

905.  Huancca  euna  -  Iniarcca  Imarccau. 

906.  Yma  iiyailiuanmi  tincnsacc 

907.  Yucaihuan,  cunan  ccaillampi 

908.  Jlanan  canclm  caipaee  lianipi. 

909.  Risac  niaitapas  iii)iisacc. 

910.  Xan  cunan  seccocuiinanna 

911.  C'ai  huaraccahuau,   nocL-allata 

912.  Ycha  cacobus  pai  oamalla 

913.  Ollantai  liaicac  unnanccaüa. 


Parin  ' 


Huancca  cuna  ■ 
Yma  uvalnian 


OUanta.ypas  nrnianccana 


FÜNFTER   AUFTRITT. 
Yma  Sumac    niul   Pitu-Salla. 


Pitu-Salla. 

914.  Ania  chicata  puucuinau 

915.  Yma  Sunia  Uocsillaicliu 

916.  .\matae  diaipi  suyaiclm 

917.  Jlamacunam  phinaeunman. 

918.  Yma  Sunian  '  sutiqu'ipas 

919.  Ancha  muii.arusccay  naiSa 

920.  Hinapitacc  i>aicanrafia 

921.  Huillapunman  maip.is  pipas 

922.  Acllaman  cnsita  cconam 

923.  Cai  canchaipi  '•'  liuesccacuspa 

924.  Tiyai  caipi  cnsicuspa 

925.  Pin  caimauta  pita  horccnnam 

926.  Caipiu  tancun(iu!  ricni 

927.  Tucui  ima  ccofiiipiita 

928.  Suncacc  "^  ppachacha,  ''  ccorita 

929.  < 'aipin  tucui  inia{pii  niicui 

930.  Ynca  yaliuar  acllacuna 

931.  Llipillaumi  munasunqui 

932.  Maqnincn]iin  apasunqui 

933.  Tucui,  tucui,  Yuyaccnna; 

934.  Na  mudiliaspa,   fia  Uulluspa 

935.  C'cascc-oncupi  diurasunqui 
930.  Ccanllatan  acllacusunqui 

937.  Uyaiquipi  ccaluiacuspa; 

938.  Ymatan  ashuan  munanqui 

939.  IIuc   naüancu  caiiaicpiipac 

940.  Paicunaliuan  tiyanaiquipac 

941.  C'liaitan  ccampas  nnanchanqui 

942.  Tucui  Auquip  yupaichasccan; 

943.  Yma  "  yaliuar  Acllacaman 

944.  Yntita  ccahnaspa  saman 

945.  Ynticc  Ttallampac  camascean. 


—       pliina  cunani  ' 


—       pay  camana 


—       eanchapi 


lioroconan 


Sumac  jiacliata      — 


Llapallanmi       — 

Fehlt  in  Markliam's  Text 

Tucuvllanou  vuvacc  cunac  * 


luiiiyllusunqui 


Yuca  yaliuar        — 
Ynticc  hallanp.ao  '" 


Yma  Sumac. 

946.  Pitu-Salla,  millai  cutin 

947.  <'ai|latacc,   cliaillat.itncr 


'  Rede  puiin.  —  -  >-e<:  Huanccacuna.  —  =  >ec.  pliiflacunman.  —  '  Drnckfehlor  statt  Sumac.  —  '  ree.  cnndiapi.  - 
6  Drackfelilei-  statt  Sumac  —  "  Dru.kfdilcr  statt  ppachata.  —  «  >er.  yuyaccuua.  —  »  Druckfeliler  für  Ynca.  —  '"  Vide 
Xot.  ad  V,  915. 


360 


TSCHUUI. 


948.  Cunahuauqni,  noccaractacc 

949.  Rimarisacc,  chainii  suttiii. 

950.  Anchatan  cheenipaeum 

951.  Cai  eauchata,  cai  huasita 

952.  Caipi  caspa,  eai  ccaseita 

953.  Ppuneliaii,  ppunchau  iiaiac-nni; 

954.  Cay  payacunaco  uyaiita 

955.  Aui'lia  aputa  ccahuascani 

956.  Paillatatacc  ricuscani 

957.  Chai  ecuchu  tiascaimaiita. 

958.  Maua  cusi  caipi  canchu. 

959.  Hueqquen  uyancupi  laitia 
96(1.  Muuaifiimpi  cannian  chaicca 

961.  Manan  jiipas  tiaiimauclui 

962.  Ci'ahuani  puricciinata. 

963.  Asicuiipaii  ccuchicuiu'u 

964.  Maiiuiiu'upi  apacuncu 

965.  Llipipas  samincunata 

960.  Nüccallaehu  hiiisccaovisai'C 
967.  Maua  Maraay  casccan-raicu? 

908.  Crapacc  ttalla  oanairaicu 

909.  C'unaumanta  qquesacusaci-, 

970.  t'i-aiua  tutan  mn.spha,  musplia 

971.  Muyanchisman  yaicureoani 

972.  Hinapin  uyarirccani 

973.  Cliica  clihinipi  ricucuspa 

974.  Hactacuita,  pis,  nacarin 

975.  Cliita  llaqui  cuyaiiaciispa 

976.  Huarmllaiman  iiin  ecaparin: 

977.  Hinautintan  c-cahuarini 

978.  Cliuccliaipas  chbascallicusiia 

979.  Huacyani  manchariciispa 

980.  Pipas  cai,  ricurei  niiii; 

981.  Yapatacirii  cca]iarimun 

982.  Vntillai  horccohuai  nisjiM 

983.  Ancha  cuyaita  auclii,siia 

984.  Yajja,  yapa,  pai  ' 

985.  Chaccaita,  caitan  mascaiü 

986.  Maiian  ])ita  tavinichu, 

987.  Huaiallapiu  chihuinliichu  ^ 

988.  Noccavi  paihiian  huaccani 

989.  Sonceollaimi  lliijuicuspa. 

990.  Ccasccoita  Saqqueita  rauiian 

991.  Yuyaiini  chaipas  cunan 

992.  Mancharinin  sipiciispa, 

993.  Hinan  caipi  Pitn-Salla 

994.  Llaquillan  quiquin  qquesacuii 

995.  Huiq(iuellan  luünai  .sisaouu 

996.  Yachai  hinan  munai  ttalla, 

997.  Amai)unl  cunan  nianta  ■■ 

998.  Rimanqtiichu  qquepauaita 

999.  Checninim  cai  acllanaita. 


—  checuipacuni 

—  —        —        casita 
Ppunchau  tuta       — 


—  —  canay  raycu 
Huctutan  maua  punuspa 
Hiuaspan       — 


nciiuiv  nun 


—       horecohuay  nispa 
Soncco  qquehuiyta  hiqqüiman 


—       Chihuin  ycliu 
Noccari  pay  huahna  cani 
Sonccoytacc       —       —  ' 


choypas       — 


cunamanta 


Pitu-Salla. 

1000.  Yaicupui  ari  ucunian 

1001.  Pacta  paya  Uocsimuuman. 

Yma  Sumac. 

1002.  Cai  ccanchan  iioccapaccmi. 


1    Vide  Not.  ad  v.  984. 
*  rec.  cunanmanta. 


—  2  Bee/e   chihuin   ichu.   —    '    Unverständlich,    dieaer   Vers    muss   wie    in    meinem    Texte   lauten. 


Das  Ollantadrama. 


3G1 


SECHSTER  AUFTRITT. 
Pitu-Salla  und   Mama  Ccacca. 


Mama  Ccacca. 


1003.  Pitu-Salla  nirccanquichu 

1004.  Cliai  herqqueman  cuuasecaita. 

Pitu-Salla. 

1005.  Ymaimantam  huillani. 


Mama  Ccacca. 

1006.  Ymaiiintacc  simiquinian? 

Pitn-Salla. 

1007.  Ain'Iia  ciiyaitau  huaccuctm 

1008.  Manapunin  ujacuucini, 

1009.  Aflla  ppacliata  chasquicuita. 

Hama  Ccacca. 

1010.  Manachu  anyariicanqui? 


1011. 
1012. 
1013. 
1014. 
1015. 
1016. 


Pitu-Salla. 

Ppachatan  ccahuariohini ; 
Na  hu.aoflia  cascanta  liorocospa 
Na  liuamanmanta  '  ccarccospa 
Chai  yiiyaita  hiiia  fiini 
Mana  aclla  canqui  chaicca 
Millai  Uaquin  ccatisiinqui 


1017. 
1018. 
1019. 
1020. 
1021. 
1022. 
1028. 
1024. 
1025. 


1026. 
1027. 
1028. 
1029. 


Ppasfian  huifiaipacpas  canqui 
Iniapacccha  pai  yuyacun 
Usuri  •>  mama  *  Yayayoec 
Ue  ^  lierqque  mana  niamayocc 
Cliaccai  pucac  ^  taparacnn? 
Suttinta  fiinqui,  suttinta 
Canuii  cai  percacuna])i 
Tucni  pacaec  accarapi 
Turui  milpocc  snttintint.a. 

Pitu-Salla. 

Ay  Ynia  Suina,   ay  Yma  Suma  ' 
Pacanmauclius  uyaiquita 
Inia  peroca  sapaiquita 
Caicea  Aniaiu  caiiua  Puma. 


Huaccha       —       — 

—  liuamanmanta  ' 

—  —        liinaii 


Yanapacun  ccau  muyunqui 
Cai  huasipi  iiispa  layci-a  - 

Ccacca  Mama. 

Munanica,  Mama,  munancca 
Cay  p])aoliatan  pay  cliasquirfca 
Mana  cliairi  jjay  ricuncca 
PpasKallan  huinaypai'   canqui 

Usuri  mana        — 

HuilluUu 

—       pucac  8       — 

Chaypac  canqui   c.aycunapi 


Ay  Yma  Suniacl  Yma  Sumac 
Pacamanclias  * 

Accoy  iiiracc  oasac  punnxcc  ' 


1    Recte  huarmanmanta.  —   2  Vergl.  krit.  Bemerk.  —   '  Druckfehler  .statt  ususi.  In   Markliam's  Text  der  nänillelie  Druckfehler. 

i  DrucUt'cliler  .st,-itt  mana.    —   =■  Copirfehlor,  ue  Druckfehler  für  uc,   rer.  huk.    —  «  rec.  puca.   —   ^  rec.  Sumac.    -   '  rec. 

Pacamanchns.  —  '  Unverständlich. 


DankiCbriften  der  phil.-hist.  Cl.  XXIV.  Bd. 


46 


362 


TsCHÜDI. 


SIEBENTEK  AUFTRITT. 
Huillca-Uma  nnd   Piqui-Chaqui 


Fünfte   Scene. 
Rumi  Nahiii,  Piqui-Cbaqui. 


Huiilca-Üma. 

1030.  Yma  hinan  ccan  Piqui-l'haqm 

1031.  Caiman  ccancca  chayamunqui 

1032.  Huafiuitaclm  mascarccanqui 

1033.  OUantaihuan  cusca  huaqui? 

Piqui-Chaqui. 

1034.  Ccosco  rnna  caspam  hnicliu 

1035.  Cai  Llactaiman  liampucuni  ' 

1036.  Chai  huaiocopi  manapuni 

1037.  Yacliacuita  atinichu. 

Huillca-Uma. 

1038.  Nihuai  OUantaicca  imatan  ruran? 


1039. 


Piqui-Chaqui. 
Huc  quipucta  pai  cururan. 


Huillca-Uma. 

1040.  Yma  curiirta? 

Piqui-Chaqui. 

1041.  Ymatapas  cuuau  ccohuai 

1042.  Huillasccaiqui. 

Huillca-Uma. 

1043.  Huc  caspita  liuatauaipacc 

1044.  Quimsatatacc  Imarcunaipac. 

Piqui-Chaqui. 

1045.  Ania  manchachicuhuaichu. 

Huillca-Uma 

1046.  Rimarei  .iri. 


Rumi  Nahui. 
Maymantatac  Piqui-Chaqui 

Aucca  Ollantayhiian  huaqui? 
Llactallaiman  hampiicuni  ' 


Chay  ccaytutan  cururan 


Yma  ccaytu?  Yma  cururta 


lapuhuaycca  ccoycunaspa 
Chay  pachacca  huillascayqui 


manchachicu  huaychu^ 


Utecayta  ^  riiuariy  ari 

Piqui-Chaqui 

Ccaupas  uyariliuay  ari 
Noccacca  iiausay  apuniu  ■* 
Rimriypas  '  upa.yapunrai 
Machulaycca  huanupumi 
Mamaytacca  cconccapunmi 

Kami  Nahui. 
Maypin  ninay  OUautaycca? 

Piqui-Chaqui. 
Chusapunaccanmi  tataycca 
Manan  poccouchu  paccaycca 
Pocchupuroanmi  callpayca 
Sasan  chay  euncu  llantaycca 
Ynca  uccupiu  Mancanaycca 
Anclia  canis  sallcantaycca 


1    Recte  hamupucuui.    —   '    rec.   mancliachiculniaychu.  ~-   ^  rec.  Utecayta.     —     <  Unverständlich.     -   5  rec.  Rincriypas.    Ueber 
diesen  zum  Theil  unverständlichen  Dialog  voll  grammatikalischer  Fehler  vergl.  krit.   Bemerlc. 


Das  Ollantadrama. 


363 


Piqui-Chaqui. 

1047.  OUantacca,  OUantacca,  Ollantacca' 

1048.  Cconcapuni  chaillatacca. 

Huillca-Uma. 

1049.  Rieui  Piqui. 

Piqui-Chaqui. 

1050.  üUantaci'a,  Ollantacca,  sayarin 

1051.  Ollantacca  pirccata  hoccarin 

1052.  ÄncLa  hiiaucca  rumimanta 

1053.  Ttinri  rmiacuuamanta 

1054.  Iseaita  ucman  liiiatarin 

1055.  Hatuu  runa  Uocsinampaoc. 

1056.  Ymanasccan  ccan  Yucacri 

1057.  Umphu  Imallpa  hina  surun 

1058.  Cai  ppachaiqni?  Ricui  tturun 

1059.  Qquellicliacunmi  yanari. 

Huillca-üma. 

1060.  Manachu  Ccoseco  Uactata 

1061.  Ccahuarinqul  huaccascacta? 

1062.  Pachacutec  pampascacta? 

1063.  Ricui  ccaliuai  llapallata 

1064.  Tucuimi  yauata  ]jachaii 

1065.  Tucuimi  liueqquecta  huaccan. 

Piqui-Chaqui. 

1066.  Pitac  cuuauri  sayaiica 

1067.  Pachacutec  qquepantari? 


1068.     Thupac-jnipaiiqiiin  sayaucca. 


1069.  Qqueparinccau  ascapunin 

1070.  Cai  Incari  sulUan  puiiiu 

1071.  Cactacnii  huc  curacUaucca. 

Huillca-TJma. 

1072.  Tucui  Ccosccon  acllan  paita 

1073.  Yncari  Llaittuiitau   saqqucu 

1074.  Charapitan    saqqucn    camaqquen 

1075.  Antincmliu  hucta  acllaita. 

Piqui-Chaqui. 

1076.  Apamusca ''  pununaita. 


Rumi  Nahui. 

AstaliuMu  pliinachihu.'iscay 
Ricuy  huaucunccoyquimantacc 


Die    drei    Verse    1047—1049    fehlen    in 
Markhaiu's  Text. 


Ollanta?  cauin  -  sayariu 
OUanta?       —       — 

—  huanccacc  ^ 
Hina  runacunamanta 

—  hueman       — 


Umpu  ancae 


—       —       pampascata 
Ricullay  llapa  ruiiata 


Pitac  Inca  tiay  cuncca 
Pachacutec  rantintani?* 

Rnmi  Nahui 
Ccapac  Yuiianqui  sayancca 

Fiqui-Cbaqui. 
Pachacutec  churillauca 
Qqueparinca  ascatacnii 
Fehlt  in  Markliaiu'.s  Text. 
—       huc  cuuac  llanca  * 


—       ll.'uitunta       — 
Ccaumi  ccatihu.iy  utceayta 

Apaiuu.sac       — 


ACHTEK  AUFTEITT. 
Thupac-Yupanqui,   Ruminahui,  Huillca-Uma  und  Gefolge. 


Thnpac-Yupauqui. 

1077.  Cuua  ppunchauuii  .\uquicuua 

1078.  Llajiata  ynpaicljaiquichi.i 

1079.  Yntinian   chasquichiquichis 


'   Letztes  Ollantacca  zu  viel. 


'  ?  —    *  liecte  rantintari.   —  *  rec.  curacUanca.    —  ^  Druckfehler  statt  Apamusac. 

4fi» 


364 


TsCHüDI. 


1080.  Yntic  huarrain  caccunaii 

1081.  Hinantin  suyiin  ciisicun 

1082.  Cai  canchaipi  ricuspa 

1083.  Ceasccori  hinatac  yupaspa 

1084.  Ceancunata  yuyan,  rienn.  • 


yuyan  neun 


Huillca-TTma. 

1085.  Ccaynappunchau  saya  cosnin 

1086.  Yntic  siiyun  uyancama 

1087.  Ancha  cusin  pachacama 

1088.  Tucui  ccanam  sami  llocsiii 

1089.  Hucllan  Ynca  tacurirccan 

1090.  Pisconcuna  canascca])i. 

1091.  Llamacuna  rupha.sccapi 

1092.  Tucui  runan  ccahuarirccan 

1093.  Huc  aucatan  quicharc-caicu 

1094.  Ccasconta  ccahuaicunapai-e 
109Ö.  Sonecoraanta  recsinapacc 

1096.  ChusacUatan  tarircaicu 

1097.  Chai  Aucan  Antisuyuiqui 

1098.  Utccai  chaita  Imfiupuna 

1099.  Ccasacunmi  y  chaicuna 

1100.  Chaitan  ounan  huatupuiqui. 


Chasquincancha  Pachacamac 


—       ccahuarinccan  ^ 


—       ancan ■ 


Thupac-Yupanqui. 

1101.  Cai  Anti  suyu  Huaminccan 

1102.  Chai  Ancata  qquesqiehirccan 

1103.  PaiUatacc  chincachirccan 

1 104.  Chai  chhica  runaoinata. 


Cai  Anansuyu 


Baminahai. 

1105.  Nan  Apu  Ynca  Yuyaiqui 

1106.  Hunttasccactana  yacharcoan 

1107.  Cliaicca  hiichaipuniu  carccau 

1108.  Rumincani  y  camaiqui 

1109.  Rumin  nittirccan  tucuita 

1110.  Riimihuanmi  llocsirccani 

1111.  Paihnan  maccanacuiccani 

1112.  C'haimi  atirccancu  suynita. 

1113.  Hucllatan  mafiacusccaiqui 

1114.  Saqquehuascai  noceallaman 

1115.  Noccan  risac  pucarauman 

1116.  Llaquen  Äocca  aisamusccaiqui. 

Thupac-Yupanqui. 

1117.  Ccampan,  chaicca  ruranaiqui 

1118.  Chai  sutiquita  hoccaripui 

1119.  Maua  chairi  caeharipui 

1120.  Suyuita,  ^  hinan  camaiqui. 


cay  camayqui 


macana  curcani 


Huc  llatan  ' 


Huillca-TTma. 

1121.  Pisi  ppuncliaupin  ricunqui 

1122.  Antisuyuta  chaquiquipi 

1123.  Hinan  tincuni  quipuiquipi 

1124.  Utccai,  utccai  Rumi  tanqui  ^ 


rumi  tunqui 


'    In  meinem    Texte    in    Folge    Druckfehler    jiiyan,    neun  statt   yuyaricun.     Markham's    Text    hat    den  nämlichen  Fehler. 
2  Rede  ccahuarirccan.   —  3  Vide  Not.  ad  v.   1097.  —  *  rec.  hucUataa.   —    ^  Druckfehler  statt  suyucta.  —   ''  reo.  tunqui. 


I 


Das  Ollantadrama. 


365 


NEUNTER   AUFTRITT. 
.Ruminahui   und  ein  Indianer. 


Ruminabui. 

1125.  Manacliu  pai  quitipicca 

1126.  Pillapaa  lan  cuyapayacucc? 

Indianer. 

1127.  l'in  eauqiii.  runa,  huillahuay 

1128.  Piu  ehain.ata  rurasuiiqui? 

1129.  Maimantan  ciinan  lianiunqui 

1130.  Chiea  quiri  cuyai,  cuyai? 

Ruminahui. 

1131.  Yneaiquimaii  rei  liuUamiiy  • 

1132.  Cuisccaiquis  ^  haniun  nei. 

Indianer. 

1133.  Ymaa  .wtiqui? 

Ruminahui. 

1134.  Amarae  suteita  liuilluiilui. 

Indianer. 

1135.  Chaipi  suyai. 


Dieser  Dialog  zwisdieii  Kuininalmi  und 
dem  Indianer  fehlt  in  M.irkhara's 
Text  i^vergl.  darüber  krit.  Uemerk.). 


1136. 
1137. 

1138. 


1130. 
1140. 
1141. 
1142. 


1143. 
1144. 
1145. 
1146. 


1147. 
1148. 


1149. 
1150. 


ZEHNTER  AUFTRITT. 

Ruminahui,  dann  Ollanta  mit  Gefolge. 

Ruminahui. 
Huarancca  cutin  muehani 


Coapacc  Ynca  yupiquita 
Cuyapayai  ^  huac-chaiquita. 

Ollanta. 
Pin  canqui,  caiman  purirei 
Pin  cliai  liinata  rurasunqui? 
MaiSecmanta  unnamunqui 
Pitac  canqui  cliica  quiri? 

Ruminahui. 
Anehatan  cean  ricsihnanqui 
Runiin  cani  chai  ccorniani 
Chaquiquiman  chaimi  nrmani 
Ccan  Yncan  hoceariliu.anqui. 

Ollanta. 

Ccanchu  i'anqui  Hiinurialiui 
Anti  suyu  "  oac   Huaniini-ea. 

Ruminahui. 
Nocean  cam  *  cliai  liihuaya 
Chaimi  yahuarta  liicliani. 


Ollanta. 

1151.  Snyarimui  cai  niaqueinian 

1152.  Pin  chainata  rurasunqui? 


—  —        maquiquita 

—  huac^  clu'iyquita  ' 
t'haqui  quipitaeiaini  '  cani 


—       muspliam\inqui 
Chica  uauiia  ■'  tliiia  quiri 


—  —       rei'silma!i(|ui 

—  —       horccarihuanqui  6 


Die    vier    Verse     1147  — 1150    fohlen    in 
Markham's  Text 


—        —        rienavnian 


'    Draekfeliler  statt  huillamuy.   —   -   Druckfehler  statt  cnyasc.iyqnis.     —    '    Rede  hnaerh.nyquita.    —    *  rer.  rh.-iquiqoipitaccmi. 


'  Unverständlich.   —   'j  rec.  boccarihu.mqui.  —  '  re<\  Hauausuyu.   —  *  reo.  cani. 


rec.  rierayman. 


366 


1153.  Pia  caiman  pusamusunqui 

1154.  Cai  tampuiman,  cai  nauqueimani? 

1155.  Mosocc  ppachata  apamuy 

1156.  Munasceaimi  cai  Auquicca 

1157.  Ymanasccan  sapaiquicca? 


TsCHUDI. 


Gay  tampu  llacta  casc-cayman  ' 


Manan  caiichu  ccanpac  liuafiuy. 


Ruminahai 

1158.  Mosocc  Yncan  chai  Ccosccopi 

1159.  Tliupac-Yupanqui  tiyaicun 
lliiO.  Caimi  tucuillata  raicun 
lUil.  Causacc  Yalmar  phosoccopi 

1162.  Hinantintana  ccorospa 

1163.  Manan  sonceon  tiyaicunchu 

1164.  Tucui  nup-chhun  pxica  simchhu 

1165.  Tueuitan  sipin  mosccospa. 

1166.  Anausaya*  huaminccanmi 

1167.  Carecani  iehas  yuyanqui 

1168.  Cliaita  yacha.spa  Yupanqui 

1169.  Huacyalmau   (paipa  camaumi) 

1170.  Chai  caracc  soncco  caifiiiiipi 

1171.  Caita  rurai,  caita  camai 

1172.  Nan  ricunqui  mamay  yayai 

1173.  Cainam  quirihuan  huasiinpi. 

Ollanla. 

1174.  Ama  Uaquei  ccacca  rumi 

1175.  Cunam,  cunam  harapisccaiqui 

1176.  Ccantatacmi  cahuasccaiqui 

1177.  Ccanmi  oanqui  paipactuini  ■> 

1178.  Yntl  liuatana  ppuncliaupi 

1179.  t'ai  tampupi  batun  rainii 

1180.  tUiaipacha  ccochucunaimi 

1181.  Cliai  pachataccmi  huichaipi 

1182.  Tucuipas  ccochufamusun. 


Ci-apac  yupanqui 


Hinantintina  -       — 

—  nueclmn  ^       —       suncliu 
Tucuyta       —       — 

Fehlt  in  Markhani's  Text  ■ 

—  :  yachaspau        — 

Hnae  yahuar  jiaypa  eamaunü  ' 


—  —       mama 

—  —        huasin])i 


—  Uaquichu  Rumi 
Nooca  cunam 

—  —       paypac  tumi 


Fehlt  in  Markham's  Te,\t. 
Pucarapi  hujiyllimusun 


Bumiüahui. 

1183.  Quimsa  ppunchau  rainii  cachun 

1184.  Cusicuipas  tacsa  caumau 

1185.  Chaipacc  ichas  alliyaiman 

1186.  Sonceoncco  cliaipac  rimachun. 


OUanta. 

1187.  Hinan  cancca,  quinsa  tutan 

1188.  Hatuu  Yutita  hnatasun 

1189.  Cusipi  tucui  tiasun 

1190.  Huisecasunchis  cai  tamj)Uta. 

Buminahui. 

1191.  Huarmacunatan  cunana 

1192.  Paicunacc  tutanmi  cauBca 

1193.  Paicunam  caipi  samancca 

1194.  Huarmi  ccosccanta  apana. 


—       . —      (piimsa  tuta 


Huarmincunata  ^       — 

—  tatanmi '       — 

—  ccasccanta  '" 


1    Uncorrect.    -   ^  Rede  Hinantintana.   -   ■'  rec.  luipchun.    —    '  rec.   Hanansuyu. 

T  rec.  uaiuacc  turai.   —   **  rec.  Huarmacunata.  — 


lieh,  vergl.  lu-it.   Bemerk. 


rec.  püipact 


—  5  Vergl.  krit.   Bemerk.    —    ^  Unverständ- 
vec.  tutanmi.  —   '"  rec.  ccosccanta. 


i 


Das    Ollantadrama. 


367 


DRITTE  ABTHEILUNG. 

ERSTER  AUFTRITT. 
Yma  Sumac  -awX   Pifu-Salla. 


Yma  Samac. 

1195.  Munacuscay  Pitu-Salla 

1196.  Haicac  caman  nei  paoanqni 

1197.  Chat  siraita?  Ricui  Salla 

1198.  Cal  sonccoitan  patmiliuanqui 

1199.  Caina  hueqquehuan  caiaalla 

1200.  Mana  ccan  Imillalmaspaiqni 

1201.  Pithuiscanin  hiichaiinaiita 

1202.  Picha  llaquhi  caineccmanta. 

1203.  Ama  jiacahuaichu  urpi 

1204.  Pitacc  phutin,  pitacc  liuaccan 

1205.  Caichhin  nie'  muya  ucnpi? 

1206.  Mainiocpitacc  paita  liarcan 


1207.     Noccaman  licuvinainpaLi- 


i-ainan  pacahuanqui  ' 


Sipiluianquüi  huc  camall.i 
Cayta  Hpallalniaspayqui. 


Cai  cliUinic        —        — 
HuyllaycuUa  liiiayiiu  iiriii 
—       —       pacan 
Cliay  chica  sumac  suturpi  ?  • 
Sihuay  pitac  payta  huaiccan 
Noccaman  ricurimanta 
Noccahuan  rini.aycunant.M. 


Pitu-Salla. 

1208.  Yma  Suma,  huillasccaiqiii 

1209.  Hucüata,  ccanrai  ichacca 

1210.  Ymatapas  ricuspaiqui 

1211.  Pacaicunqui  rumi  ccacea 

1212.  Nan  ccantacca  licuscaiqui 

1213.  .\nclia  llaquitan  ricnnqui. 

1214.  .Millai   tutin  y  phuyunqui. 


Sumac 


Milluv 


Yma  Sumac. 

1215.  Manan   pinian  luiilla.iafchu 

1216.  Yma  liaicata  ricu.S]iapas 

1217.  Araapuni  pacaliuaicliu 

1218.  Millppusacmi  tucuitapas. 


Pitu-Salla. 

1219.  Gay  muyapiu  ccacea  puncu 

1220.  Caillallapi  suyacuhuai 

1221.  Llipi  mama  punucliuncu  "^ 

1222.  Nan   tutana  tiyaicnscai. 


pufiuehunca  ^ 


Yma  Sumac. 

122.3.  Yraaiinanta  yuyasi'an 

1224.  Cai  sfinccoi  linatvipacuspa 

1225.  Ricuillaiman  '  pis  liuaccascan 

1226.  Cai   piienccaipi  liiquicuspa. 


Ricullavman 


Vergl.  krit.   Bemerk.  -  =  Versl.  kiit.  Bemerk.  -  '   Ti<-<^>r  eliiünic. 
cancu.   —    ■   Druckfehler  statt  KicuU.iiman. 


-   '  Unver.-<tSndlich.   -  ^  «.-.  railluy.  —  «  rec.  paitiicli- 


368 


TsCHUDI. 


ZWEITER   AUFTEITT. 
Die    Vorigen.     Cusi    Ccoyllur. 


PiluSalla. 

1227.  Hatarei  cunan  ccatahiiai 

1228.  Oai  canchaita  pacaieu.spa. 

1229.  (lainii  Nusta  inascasecaiqui 

1230.  Nacliu  soncoiqui  taniiiiia? 

Yma  Sumac. 

1231.  Ay!  Nanallai,  ymatau  liouiii 

1232.  Ayatachu  mascarccaui 

1233.  Aiicliatan  mancharicuui 

1234.  Ayatatacliu  '   pacarccanqui. 

Fitu-Salla. 

1235.  Ymatacc  caicca  fiotiapacc 

1236.  Yma  Suma  urpillai 

1237.  Cutimplmliuai  cunallampacc 

1238.  Hanipui  liampui  sicllallai. 

1239.  Ama  fiana  maiuhareielm 

1240.  Mauau  ayacliu  liuc  huactliaii 

1241.  Nustaii  caipi  Uaquipaelian. 

Yma  Snmac. 

1242.  Caiisanraclu;  cai  liuaimiica? 

Pitu-Salla. 

1243.  Asuicamui  yanapaliuai 

1244.  Causanraccmi  ricui  rcaliuai 

1245.  Hai  huarihuai,  *  cai  uuuta 

1246.  Matteicuitaoc  cliai  puncuta. 

1247.  Sumace  Nu.sta  imanaiinii 

1248.  Caicca  unu,  caicca  mieui 

1249.  AsUatahuan  tiyaricui 

1250.  Y'aicumuiu  cunallamiii. 

Yma  Samac. 

1251.  Pillan  canqui  sumac  uipi 

1252.  Pitac  canqui  ucupi. 

Pitu-Salla. 

1253.  Aallatapas  micurihuacc 

1254.  Paccta  Ttalla  pisipahnauc. 

Cusi  Ccoyllur. 

1255.  Yma  asliuantan  '  munascani 

1256.  Cliica  a.scca  huatamanta 

1257.  Huc  hualuiata  hahuamanta 

1258.  Yaicumuccta  ricusaccmi. 

Yma  Sumac. 

1259.  Ay   Nustallai  aumacc  halla  '" 

1260.  Sumace  piscco  ccoriquito 

1261.  Ymapitac  ceau  camalla 

1262.  Hucharccanqui  ccancca  "  urpitu'?'^ 


Ay  nana       —        — 

Diese  beiden  Veras  fehlen  in  Markhani's 
Text. 

Ayatachu  pacancoanqui  - 


—       Sumac 
Cutinpiiay  cunallapa 


—  huaccha 

—  Uaquipacha 


Causanraclm  ^ 


Mattiy  cuytacc  • 


Cunallanmi  yayamuni ' 


Dieser  Vers  fehlt  in  Markhani's  Te.xt. 


—       micunihuac ' 

Ychas  chayhuan  causarihuac.  * 


—       —       —       halla  '0 
Sumac  chayiia  ccoriquitu 

Hucharcanqui  urpita  '- 


Druckfehter  für  ayatachu.    —    ^  Herfe  paearcanqui.    -   ^  rec.  causauracchn.  —  *  Druckfehler  .'?tatt  hailmarihuai.    Markhani's 
Text  hat  den  nämlichen   Feliler.    —    ^  rec.    Mattiycuytacc.   —   »  Ganz  unverständlich.   —   ''  rec.  micurihuac.  —  **  Vergl.  krit. 


Bemerk. 


'^  rec.  ashuatan. 


'"  Vide  Not.  ad  v.   1259. 


"  rec.  ccara.  — ■   '-  rec.  uritu. 


Das   Ollantadrämä. 


369 


1263.  Ymanascca  cliica  ccalla? 

1264.  Ymanascca  ccaucca  Pitu? 

1265.  Cai  Iiuanuihuan  pitlmiscaiiqui 

1266.  Cai  ccarailuian  Imanqui   luianqui. 


—  —       pitu 

—  hu.Tfiuyhuaii        — 
Puytucc  puncupifia  lannui?  ' 


Cnai  Ccoyllur. 

1267.  Sumaec  huahua  huaillui  ruru 

1268.  Noccacca  hiic  hnarniin  eani 

1269.  Cai  puitupi  panti  muru : 

1270.  Noccan  casaracurccani  - 

1271.  Huc  iiahuei  ruruta  hina 

1272.  Pairi  ceocohuarccan  ^  pliifia: 

1273.  Manan  yacliarccanchu;  Ynoa 

1274.  Paihuau  Imatascea  casccaita 

1275.  Hinapi,  Ollanta  manacctineca  ■* 

1276.  Phiiiacuspa  ccarccon  p.aita 

1277.  Noccatari  ripucctincca 

1278.  Camachin  caipi  canaita. 

1279.  Ascca  huatan  caipi  cani 

1280.  Ricui  imainas  eausani. 

1281.  Manan  ricunichu  pita 

1282.  Cai  yana  huatai  huasipi 

1283.  Manan  üoccapas  samita 

1284.  Tarinichu  cai  huanqquijii 

1285.  Suyacuniu  chunca  mitta 

1286.  Huafiunaita  cai  sipipi. 

1287.  Cai  qquellai  huascahuau  hnatascca 

1288.  Tucuipatacc  y  ^  cconccasica 

1289.  Ccanri  pitacc  canqui  lulu  >> 

1290.  Chica  Imarma  chica  llullu? 


munay  ruru 


casararurcani  - 
naui  —  — 
concca  }iuarccan  ' 


—       manactinca  ' 


Nanac        — 
Mana       — 


cay  niisquipi 


Tucuyui  pat;ic  ni  ^      — 
—       —       —       lulu  6 


Yma  Sumac. 

1291.  Xoccapas  ccantan  rcatiqui 

1292.  Phuticuspa  huccacuspa 

1293.  Chhinclia  caipi  cai  huasipi 

1294.  Sonccoimi  ccanta  ricuspa 
129Ö.  Ccasucun  cai  ccasccollaipi 

1296.  Manan  maniai  yayaicaucliu 

1297.  Manan  pipa.s  riccsihuaMpliu. 


Usuiscanin  cay  huaspi ' 


Casi  Ccoyllnr. 

1298.  Haica  liuatayocini  canqui? 

Yma  Sumac. 

1299.  Millai  huatayoccha  cani 

1300.  Cai  huasita  chiccuicuspa 

1301.  Hinapaccmi  yupasceani 

1302.  Mana  caipi  yachacuspa. 

Pitu-Salla. 

1303.  Huc  cliunca  liinaclia  huatan 

1304.  Hinatan  fiocca  yupani. 

Casi  Ccoyllur. 
130Ö.     Ynian  ccampa  .^utinquicca? 


'    Selir  unklar.  —  '  Vergl.  krit.  Bemerk.,  vide  Not.  ad  v.  1270.  —  '  Äecie  conccahuarccan.    —  <  In  meinem  Texte  als  Dnick- 

fehler  statt  munactincc.i.  M.irkhara's  Text  hat  den  nümlichen  Fehler.    —   *  rer.  Tncuypat.icmi.   —   '   rf<:  ruru.   —  Vide  Not. 
ad  V.   1293. 
Dpnksrhriften  der  phil.-hiBl.  Cl.  \X1V.  Hd,  47 


370 


TsCHODI. 


Yma  Sumac. 

1306.  Yraa  Suman  sutei  carccan 

1307.  Cliaipas  suteitan  pactarccan. 

Cusi  Ccoyllur. 

1308.  Ay!  huahua!  ay!  urpillay! 

1309.  Cai  ecasccoiman  asuicamui 

1310.  Ccamni  cauqui  samillai 

1311.  Koccac  Imahuay,  liamui,  hamui; 

1312.  Cusei  eachun  nüllai,  millai 

1313.  Chai  sutitan  churancaiqui. 

Yma  Sutnac. 

1314.  Ay  Mama  imataii  ruranqiii 

1315.  Amayari  '  saquiiehuaichu - 

1316.  Reesicuiqui  llaqueipaccliu 

1317.  Usuccpacchu  saqquelianqui 

1318.  Piniaiinatacc  cutirisaec 

1319.  C'utimpuyari  nahueiman 

1320.  Pimannatacc  asuicusacc 

1321.  HaniiJiii  ari  cai  maqueiman. 

Pitu-Salla 

1322.  Ama  ccapareichu  ama 

1323.  Noccapactac  Uaqui  canman 

1324.  Hacu  purei  paecata  iiyauian 

1325.  Mamacuna  sapan  cama. 

Yma  Sumac. 

1326.  AsUatahuan  muclmriseai 

1327.  Cai  ancca  huatai  huasita 

1328.  Horccosccaiquiii  qquepariscay 

1329.  Cai  pisi  jjpunchau  ceasita 

1330.  Ay  Mama  huafiusccan  rini 

1331.  Munacuc  sonccoipacc  mini.  * 


Sumac 


Mamay!  ymatan       — 
Ama  ari  saqque  liuayclm 


Pimanatacc 
Cutiuipnyari '       — 
Fehlt  in  Markham'a  Tt<xt. 


Mama  cuna       — 


—       —        mmi. 


1335. 
1336. 
1337. 
1338. 
1339. 
1340. 
1341. 
1.342. 


DRITTER   AUFTRITT.  Zweite  Seen e. 

Ynca   Thupacc  Yupanqui  vind  Huillca-Uma. 


Thupac  Yapanqui. 
1-332.     Hatun  Anqiü  Huillca-Uma 

1333.  Manacliu  ccancca  yachanqui 

1334.  Ymatapas  Rumimanta? 


Huillca-Uma. 

Chhisin  llocsini  hanaccta 
Huilloanuta  sacsacama 
Chaipin  ricuni  ascama 
Huatasccata  runacunata 
Antipunim  cliaicunacca 
Nas  atiscca  llapallancu 
J^as  ccosmiscan  <■  ahuarancu 
Naa  nipliasccan  tucui  ccacca. 


Thupacc  Yupanqui. 
1343.     Ollantatari  liH]qjincuclius 
134J.     Yclia  qquispin  chai  runacca. 


Markham'a  Text  hat  C'capac  Yupanqui. 


Llocsinicaflin  ^       — 

antipunin       — 

—       cosBiscca       — 

OUantayta        — 


Recfe  Ama 


}-€c.  saqqnehua3'cliu. 


rec,  cutimpuyari. 


■*  Druckfehler  statt  miui. 


^  ?  —  •>  rec.  cosfiiscan. 


Das   Ollantadrama. 


371 


Hnillca-TTma. 

1345.  Chai  raviraipin  chai  OUanta 

1346.  Nan  raurasoca  Uiiiillanta. 

Thupacc  Yupanqui. 

1347.  Yiitin  yanapalmasuncliis 

1348.  Paipa  yahuarninnii  cani 

1349.  Paicunatan  ttustusunchis 

1350.  Chaipacmi  caipi  sayaiii. 


—       —       OU.-intav 


VIERTER  AUFTRITT. 
Die  Vorigen,  ein  Indianer  als  Bote. 


Indianer. 

1351.  Eumifiahuin  eachaimilnian 

1352.  Gay  quipuhuan  paccar,  paccar. 

Thupacc  Yupanqui. 
1363.     Ccan  tcaliuarei  ymatas  nin. 

HuiUca-Uma. 

1354.  Cai  Quipupin  ran  quiUin.sa 

1355.  San  OUanta  rupasei-afia 

1356.  Cai  Quiputacmi  quinsa 

1357.  Pi.scca  quipu  hnatascca  na 

1358.  Nan  Antisuyu  happiscca, 

1359.  Nan  Ynca  maquiquipina 

1360.  Chaimi  huatacun  cai  piscca 

1361.  Quinsa  piscan  tucui  pinas. 

Thupacc  Yupanqui. 

1362.  Ccaucca  oliaipicliu  carccanqui 

1363.  Ymatatarc  rui-arcianqui? 

Indianer. 

1364.  Ccapaco  Ynca  Vnti  haliuai 

1365.  Caicca  naupaco  apamniü 

1366.  Cai  cunata-  ttactai  chhaliuai 

1367.  Yaliuarninta  upyaipuni. 

Thupacc  Yupanqui. 

1368.  Cunarcaiquichu  mana<liu 

1369.  Asca  cuti  ccancunata 

1370.  Umapnni  ■'  Uocllanccachu 

1371.  Unna  yaliuar  paimnata 

1372.  Cuyanim  Uaquiiiiiii   fii.^pa? 

Indianer 

1373.  Manan   Vaya  hiihaiiucliii 

1374.  Auooancliispa  yaliuarninta 

1375.  HapiioicuM  tuta  Uipiiita 

1376.  Callpan.  > 

Thupacc  Yupanqui. ' 

1377.  Yniatan  i-can  riciirrcanqni 

1378.  Cliaipin  fiocca  y"  carccani 


—       iiacca  paccar. 
Ccan  licuy,       —       — 

—  Ollantay       — 

—  —        ((uiiiis^ 

—  —       liuatascafia 

—  —        maquiquipifias 
Y'scay  piscan  ' 


Cai  cunat'i  -       — 


Cunaniaiquitliu  ^        — 
Sayimtin  '  runacuuMta 


Tutjin  happaycu       — 

Callpan  asliuan  pupas  pucliun  * 


—       —        ricuncanqiii ' 

Indianer. 
Chaypin   fiorcapascari-.ini 


—   «  ?   — 


1    Vergl.  krit.   Bemerk.   —   =  liecte  caicunata.  —  '  rec.  cunarcaiquiclm. 

V.   1376.  —    •  Vergl.  Urit.  Bemerk.   —  »  rec  ricurcauqui.   —  '•*  rfc.  floccapas. 


Viile  Not.  ad  v. 


1370.  —  "  Vergl.   Not.   .id 


372 


TSCHUDI. 


1379.  Suyunchislman  cuscapuni 

1380.  Tinqui  qquerupin  pununi 

1381.  Chaipitac  pacacurccani 

1382.  Suyuntin  Yanahuarapiu 

1383.  Cliaipiu  Huaicco  anchallatan 

1384.  Pacanapac  ehapran  ccatan  ' 

1385.  Hiaantinta  chai  huasipi 

1 386.  Quimsa  ppmicbaii,  quimsa  tuta 

1387.  Chai  huaiccopi  pacacuui 

1388.  Hinapin  tucui  muchnicu 

1389.  Yarecaita  chiri  chucthuta 

1390.  Rumifiahuin  liamun  chaiman 

1391.  Hinapin  llapata  cunan 

1392.  Hamunquicliis  oaicca  -  tutan 

1393.  Nispa  futin  .sayananman 

1394.  Hatnn  Reyini  chai  tampupin 

1395.  Llapa  Uapan  machacuncca 

1396.  Pinaman  llapa  hamuncca 

1397.  Cco.5ceo  suyu  tiitu  '  uecupi: 

1398.  Chaita  iii.span  cviticapun 

1399.  Noccaicui'i  .suyascaicu  '■' 

1400.  Chai  tutata  llapallaicu 

1401.  Hinan  ppunchau  taripacun 

1402.  Ynti  huatana  ppunehauin 

1403.  OUantacca  ccoehucuacca 

1404.  Paihiian  Cusca.  manehacuscca 

1405.  Hinantin  rimapas  chaipi 

1406.  Na  qninsa  ppunchau  ticraspa 

1407.  Chaupi  tutan  hatareicu 

1408.  Hahuanta  mana  rimaspa 

1409.  Tampnmanmi  yaicun  llapa 

1410.  Runaiqui  mana  ccahuaspa 

1411.  Hinapin  tarin  tocllaspa 

1412.  Llapata  ccarac  YUapa 

1413.  Tucuiiiincun  y  manehascua 

1414.  Hinata  llipi  Ihicuscca 
141Ö.  Hinatac  ricchan  huatascca. 

1416.  Ollantatan  mascareicu 

1417.  Nan  paitapas  llucuscaiia 

1418.  Rumüiiihui  y  Cascoafia 

1419.  XJncu  paipac,  hinan  tareicu 

1420.  Orceohuaranccapas  cliaipin 

1421.  Ancha  llaqui.iica  qqueparin 

1422.  Huaseapi  pina.stan  hapiu 

1423.  Hinan  Ynca  pusamuncu 

1424.  OUantata  auyuntinta 

1425.  Hancco  alluta  huarmintinta 

1426.  Llapa  llantan  atimuncu 

1427.  Chunca  liuarancca  hinacha 

1428.  Huatascca   autiquicuna,  " 

1429.  Ccatimuncun  huaruiineuna 

1430.  Huarccacuspa  llaqui  pacha. 


1431.  Checcantan  ccan  ricurccanqui 

1432.  Huillcanuta  Putuiquipi. 


—  Yanahuarapi 

—  ehapran  ccatan  ' 

Fehlt  in  Markham's  Text. 

Ccaya  tutaman  hamunqui 

—  Raymin       —       taiijjnipi 


Chaypi  *       —       — 
Noccayeuna  ^  sayascaycu ' 

Hin '       —        — 


cusca       — 


j| 


toc  llaspa' 


mascanyca  ■ 


—       —       cascana 


—  —       pus,amunca  '" 

Hancco  huaylluta  huaiimintiuta  " 
Llapa  llantan  '2       — 

—  Autiquicuna 

—  huarmicuna. 
Huaccacuspa  '*  llaquipacha 

Ccapacc  Yupauqui 

Uillcanuta  putuyquipi. 


Druckfehler  meines  Textes  statt  chapranascata,  in  Markham's  Text  der  nämliche  Druckfehler.  —  ^  ,.fc.  eaya.  —  '  Druck- 
fehler statt  tuta.  —  *  rec.  chayta.  —  *  rec.  s.ayaroaycu.  —  ^  Falsch,  muss  noecaycuri  heissen.  —  '  rer.  hinan.  —  ^  rec. 
tocllaspa.  —  8  rec.  mascaraycu.  —  '»  rec.  pusamuncu.  —  "  rec.  huarmintinta.  —  '^  ,-ec.  LlapilUtan.  —  '3  Druckfehler  statt 
Autiquicuna.   —   '•'  Druckfehler  statt  hu.accacuspa. 


Das   Ollantadrama. 


373 


FÜNFTEK  AUFTEITT. 
Die  Vorigen   und   Ruminahui. 


Baminabni. 

1433.  Huarancea  cutin  mucliani 

1434.  Ccapacc  Ynca  chaquiquita 

1435.  Uyarihuai  chai  siraita 
14315.  M.iqniquipiu  pucavani. 

Thupacc  Yupanqui. 

1437.  Hatarinuü 

1438.  Cai  ra.-iqueiman  ancha  cuai 

1439.  Ancha  huichaita  cusi,  cusi, 
144Ü.  Cliai  unuta  Uicaptincca 
1441.  Llicampitac  hapimunqui. 


1442. 
1443. 
1444. 
1445. 
1446. 
1447. 


Ruminahui. 

Rumihuannii  chai  auccacca 
Sipirccan  anquiouuata 
Chai  millai  ninacunata 
Rumitaccmi  paipac  ccacca 
Soccan  Rumi  paipac  cani 
Llapatafian  huiciipani. 

Thupacc  Yupanqui. 


1448.  Yahuarccii  hichucurccmchu? 

Ruminahui. 

1449.  Manan  auqui  nianan  punim 

1450.  Hunttanin  cunascaiquita 

1451.  Huatamunin  Antiquita 

1452.  Orccon  ranran,  orccon  tmiin. 

Thupacc  Yupanqui. 

1453.  Maipitac  chai  auccacuiia? 

Ruminahui. 

1454.  Purunpin  tucui  suyanc\i 

1455.  Ccarac  huc  huanuita  sipipi 

1456.  Ccoparispan  llipi  llipi 

1457.  Huafiunauta  munascancu 

1458.  Huarminciinan  tucui  ynnia  ^ 

1459.  Huahuancupac  usuacanmi 
14G0.  Chaicnnatan  thanichina. 

Thupacc  Yupanqui. 

1461.  Hinan  cancca  hiuapuni 

1462.  Tucui  duirin  huaccha  nsurin 

1463.  Tucuinincun  y  coolhmcc  i 

1464.  Chaihuan  Ccoscco  chhin  c  ipuncca« 
14(55.  Chai  auccacunata  piis:innu. 


Hatarimuy  ccani  liuai-ancca  ' 
—        huichata 


Manan  Ynca  mana  puniu 


—       orccon  rauran. 


—        uni.i   cania  ' 
Chaymi  ttanidiina  cania. 


Chaihuan  Cuzcocliin  capuncca  • 


2  rede  manapunim.   —   '  Vergl.   krit.   Bemerk. 


'   lieber  die  sonderbare  Ergänzung  des  Verses  vergl.  krit.  Bemerk. 

chhincapunca.    -   »  Fehlerhafte  Wortzusammenziehnng  und  Trennung,   -.   (  .,.c„  ch.nc.punc... 


374 


TsCHUDI. 


SECHSTER  AUPTRITT. 
Die   Vorigen,   Ollanta  und   Orcco-Huarancca. 


Thupacc  Yupanqni. 

1466.  Nahuinta  quichai  chaicuuatii ! 

1467.  OUanta  nei  maipin  canqui? 

1468.  Maipin    canqui  Orccohuarancea?! 

1469.  Cun.inmi  ticrascca  cancca. 

1470.  Pitan  horcconmnqui  chaipi? 

Piqui-Chaqui. 

1471.  Chai  Yuncapin  ancha  piquiu 
147"2.  Cliaimi  runata  qvürichan 

1473.  Unu  cconi  fhaita  pichan 

1474.  Chaimi  noccapacoa  sipei. 

Thupacc  Yupanqui. 

1475.  Hancco  allu  fiihuai,   iiihuai 

1476.  Yamaraican  cliincarccanqui 

1477.  OUantaihuan?  Pascarihiiai. 

1478.  Manachu  Ynca  Yayaipas 

1479.  Ccanta  yupaicharccasunqui? 

1480.  Manachu  ccan  tarirccanqui  ? 

1481.  Pairaanta,  ima  haicatapas? 

1482.  Simiqnin  munaifiin  carccan 

1483.  Ashuau  luanaic  asliuatacmi 

1484.  Maflasccaiquita  hunttaecmi 

1485.  Ymatan  ccanipac  pacarccan? 

1486.  Rimareichis  aucca-cuna 

1487.  Ollanta  nei,    iiei  Orccohuarancea. 


OUantay  maypin  carcauqui 
—       —       Urcco  Huaranca 

Pitan  horcco  munqui  ' 


Cliayllatan  noccapacca  sijpui 


Anco  huallu       —       — 
Ymatan  niy  tanircanqui  ^ 
—       rimanihuay  ■* 


Ymatapas  runacctacmi  • 


—        nai !  nai  * 


OUanta 

1488.  Unia''  tapuhuaichu  Y''aya 

1489.  Huchaicun  tucuipi  phocchin. 

Thupacc  Yupanqui. 

1490.  Acllacuichis  qquiriquita 

1491.  Huillca-Uma  ccan  rimarei. 


Uillac  Umu 


Huillca-üma. 

1492.  Noccata  ancha  cuyactan 

1493.  Ynti  sonccota  ccohuarecan. 

Thupacc  Yupanqui. 

1494.  Rumi  ccan  iiatac  rimarei. 


Ruminahui. 

1495.  Hatau  '  buchamau  chayaifiincca 

1496.  Quiri  huanuipunin  carccan 

1497.  Chaimi  runatacca  harcan 

1498.  Ashuan  huchamanta  Ynca. 

1499.  Tahua  tacarpupi  hiiatachun 
ftOO.  Sapa  sapata  cunallau 

1501.  Hinata  tucui  Uapallan 

1502.  Huarmaucuna  y  ttactachun 


Hatun 


Hinataii       — 


'    Hecfe  horccomunqui.   —  ^  rec.  sipey  vi.  sipiy.  —  ^  rec,  fiiy  tarircanqui. 
■"  Druckfehler  statt  Araa.   —  "  Druckfehler  statt  Hatun. 


Vergl.  krit.  Bemerk. 


rec.  fliy  vi.  ney.   — 


Das  Oli-antadrama. 


375 


1503i  Tueui  Imallalmisantari 

1504.  Hinantin  runa  liiuii-hhiihun 

1505.  Yalniarriincu]ii  ui.-u'c-cliiclmn  ' 

1506.  Yayanoiu'i-  Imafmscantari. 

Piqai-Chaqui. 

1507.  Hhianmauta  hinanmantari 

1508.  Tuoui  Anti  pimclnu'adiun 

1509.  Cliliapracunata  lurachun 

1510.  Rmiata  rniihaiianiiaccri. 


—  hu-illalmisantapa 

—  ni.acchit'liun 

—  cliayiiiantari? 
Fehlt  in  Markliam'.'!  Text. 
Utunuimi  Uaiia  caeluiu  ^ 


RumiSaliiii. 

1511.  Upallay  rnua! 

1512.  Rumitan  huieaiiarccani 

1513.  Rumi  soncfon   cutisccani. 

Thupacc  Yupanqui. 

1514.  Uyariniiuii-liisclni  ceaucuna 

1515.  Tacarpu  camarisccata 

1516.  Chaiman  pusai  caicunata 

1517.  Huanuchun  oai  am-cacuna. 

Ruminahui. 

1518.  .Xysai  chaita  Imallahuisa 

1519.  Ccasonaman  quinaantinta 

1520.  Ricachun  tucui  lUpiuta 

1521.  Ccasiisccata  aisa,  aisa. 

Thupacc  Yupanqui. 

1522.  Pascaiehis  chai  huata.si'oata 

1523.  Hatarimui  cai  naiiqueiman 

1524.  San  ricunqui  .sipeiqtiita 

1525.  Cunan  phahuai  Luic-hu  qquita 

1526.  Nan  urmaiiqiü  cai  chaqueiman. 

1527.  Cunanmi,   cai  sonccoi 

1528.  Llamppu  easccanta  * 

1529.  Hoccarisecaiquin  y  ecanta 

1530.  Pachac  cutichunca  huarancca 

1531.  Ccanmi  carccanqui  huaraincca 

1532.  Antisuyu  camachicucc 

1533.  V  ccantacmi  cunan  ricui 

1534.  Noccao  muneinei''  captincca 

1535.  Anti  suyuta  camachei 

1536.  Huaminccay  capui  Imifiaip-acc 

1537.  Cai  chucuta  apai  runaipacc 

1538.  Ccampactacmi  y  cai  huachhei 

1539.  Ccan  Huillca-Uma  clnirapui 

1540.  Mosoccmanta, 

1541.  Ilüccaripiii  cai  huac-eliataä 

1542.  Huaflusccatai-1  liuaccyapui. 

Huillca-Üma. 

1543.  OUanta  recseita  yachay 

1544.  Thupacc  Yupanqui  ccallpanta 

1545.  Pjiita  ccatci  cunanmauta 

1546.  Cuyasccantari  unancliai. 

1547.  Cai  sipipin  tuciii  callpai 


checocuscani  - 


Anccataca  sipiy  clii.sna^ 


—       ayfiay,  aysay 


Qqiiespinquin  liuanmyniquita 


Cunanmi  tecsi  yachancca 
Sonccoipi  Uampu  cascanta  ' 

Pachacutcc  ^  chunca 


niunayniiy 


Chay  chucuta  apay  runaypac 
. —       huachay 

Moscomanta  unan  chata  * 
Hoccaripnay  '"  cai  huucchata 


Ccapac   Yupanqui        — 
—       ccaliy       — 

Caypin   calljia  tncuy  yachai 


6  Sinnlose  Leseart,  muss  Pachacuti  chunca  lieissen.    -       r»-. .  mnnayniy. 
huacchata.  —   '"  rec.  Hoccaripuy. 


376 


TsCHüDI. 


1548.     Chaitan  cunan  matteicuiqui 
1549      Cai  ohampi  Ynccacmi,  yaclini 


OUauta. 

1550.  Hueqqeihuanmi  ccasparisace  ' 

1551.  Gay  cuyasocaiqui  champita 

1552.  Yanancani  pachac  mitta 

1553.  Pitan  can  hinata  tarisaoc 

1554.  Cai  sonccoitan  chasquicliiqui 

1555.  Usutaiquic  y  huatumpacc  = 

1556.  Cunanmanta  huananaipacc 

1557.  Tucui  callpaimi  .simiqui. 

Thupacc   Yapanqui. 

1558.  Orcco  huarancca  harnui  cwinri 

1559.  OUantan  camarccasunqui 

1560.  Huaminccata  y* 

1561.  Huc  chucuta,   üoccomanri  ' 
166-2.     Huc  phinaita,  chaitahuanp^is 

1563.  Ccanmi  Aiitipi   qqueparinqui 

1564.  Ccanmi  cunan  puririnqui 

1565.  Llullaicuc  auceatahuanpas 

1566.  Cay  ebucutan  cunan  coiqui 

1567.  Huarainccainan  ccampas  canqui 

1568.  Huanuimantara  ccanta   liorccoiqui 

1569.  Cuy:iscaita  yupnscanqui. 


Usutayquipi  pumayjjacc  • 


Fehlt  bei  Mai-kham.  * 
—       noccamanri 


Huaüuymantan 


Orcco-Huarancca. 

1570.  Millai  cutin  yupaichaiqui 

1571.  l'capacc  Ynca,  yupi  quitan' 


1572.  Muchhaccmii,  iiocca  quitan 

1573.  Cunan  ppunchau  hampullaiqui. 

HuiUca-Uma. 

1574.  Huaminccant:m  rurasunqui 

1575.  Ccapacc  Ynpanqui  ccantap:\s 

1576.  Cai  Chucunta  huacHiiutap.-is 

1577.  Ccari-cai  ccan  musucc  tunqui. 


Ccapac  Yupanqui  ccantapas 
Cay  chucunta  huachintapa« 
Ccari  cay  musucc  tunqui ' 
Muehaycuni  Nocca  quitan 
Llantay  quiraan  liaupullayqui.  « 


Euminahui. 

1578.  Iscai  nachu  ccancca  Y'nca 

1579.  Cai  Antisuyo  huamincca? 


Puma  pacchu  ccancca  mirca 
Yuncapi  ancca  matinca!  ^ 


Thupacc  Yupanqui. 

1580.  Manan  Rumi  iscaychu  caneca. 

1581.  Orccohuarancca  caraachincca 

1582.  AntisuyiMa,  chai  captincca 

1583.  OUantaicca  Ccoscopin  canan 

1584.  Y'nca  rantin  qqueparinan 

1585.  Arphaiiieipi  tiyacuspa 

1586.  Ccozccota  caiuachicuspa 

1587.  Hinan  caipi  sayarinan. 


Ollanta  Cozcopi  canca. 
—       tiyaycuspa. 


krit.  Bemerk.   —   '"  rec.  canccan. 


Das   Ollantadrama. 


377 


OUanta. 
J588.     Anchatan  Yncai  hoocarinqui 

1589.  Gay  Uatan'  yancca   nmata 

1590.  Causacui  huarancca  huata 

1591.  Ymatan  fioccapi  tariuqiii? 


Thupacc  Yupanqui. 

1592.  Hatun  llaittuta  liiircconrai 

1593.  Qqello  uniachata   clmraspn 

1594.  Huillca-Uma  ccan  utccaspa 

1595.  Hatun  champitahuan  ccomui 

1596.  Ynca  rantin  caicca  nispa 

1597.  Tucuita  ciinan  hiiillarei 

1598.  Ccanri  Ollaiita  qqueparei 

1599.  Ynca  ranti  pat-carispa 

1600.  CcoUa  suyrimannii  risacc 

1601.  Caiquilla  uccupi,  chaipaccmi 

1602.  Camarinai  chaipacctacmi 

1603.  Ashuan  cusi  puririsacc 

1604.  Na  arphaipi  tiaäccata 

1605.  OUantata  haqquecuspa. 

Ollanta. 

1606.  Ashuantan  muuairaan  ccanhuan 

1607.  Chayantaman  tucui  imamanpas 

1608.  Pureita:  yachanquin  ccampas 

1609.  Cunclii*  ccari  cagccaitahuanchu 

1610.  Cafiariquin  fiocca  casac 

1611.  Noccapuni  naupaa  c.asacc 

1612.  Ama  caipi  q(|iifi)aimanelm. 

Thupacc  Yupanqui. 

1613.  Huc  cania   casarei   ari 

1614.  Chaihuan  eusi  caniai  canqui 

1615.  Cliailiuan   ccasi  samascanqui 

1616.  Pitapas  acllacui  ari. 

OUanta. 

1617.  Nan'  auqni  liuaimiyoc  cani 

1618.  Nocea  qciuondia  yanaiquicca. 

Thupacc  Yupanqui. 

1619.  Manatacmi  ricsinii-hu 

1620.  Ric9iehihu.ay  Imarmiquita 

1621.  Yupaichasacc  yanaiquita 

1622.  Noccaman  pacahnanquichu. 

OUanta. 

1623.  Cai  Ccosccopin  chincarirccan 

1624.  Chai  huailluousceai   urinllaieca 

1625.  Huc  ppunchaulla«  pito   paicca 


Cai  llatan '        —       — 

Cliucchuctan  cani  acliinqiii 
Noccatan  hayhnanincliinqui 
Sucliutan  aayanieliinqui 
Urmacctan  hattani  cliinqni 
Uscatan  Ccapaeyaclünqui 
Nausatan  ccahuarifhinqui 
Huanuctan  causanichinqui 
Cconmactac  tac  yachinqni.  ^ 


Uillac  Umu 


Gay  quilla       —       — 
—        chay  huantacnii  ^ 


Gunchi  cari  cascay  taliuan  ^ 
Manan  Cuzco  liuac  yahuarcliu  ^ 

Nocapuni       —       — 


Hnarmita  chasquiy  fia  ari 


Nan       — 


pituy        — 


'  Dnickfeliler  statt   cnelii.    Marklinm's  Text  hat 


I    Berte   cavUact.am.     —    '-  Vergl.    krit.  Bemerk.  ■■•   rec.  chayhuantacnii. 

den  nämlichen  Druckfehler.  -  »  rer.  caacay.ahuan.   -  «  Vergl.  krit.  Bemerk.   -   ^  Druckfehler  für  Hau. 
Denkschriflen  der  fhil -liist  (1.  .\X1V.   lid. 


48 


378 


TsCHUDI. 


1626.  Huc  pitacmi  phahuarinccan  ' 

1627.  Muspha,  rausphan  mascarccani 

1628.  Hinantinta  tapucuspa 

1629.  AUpa  pumis^  millpupuspa 

1630.  Chincachihuan:  hinan  cani. 

Thupacc  Yupanqui. 

1631.  Ama  Ollanta  llaquicuichu 

1632.  Chaipa8  cachun  y  imapas 

1633.  Ccamascaita  Imnttai  ccampas 

1634.  Ama  qquepaman  cuteichu 

1635.  Huillca-Uraa  fiisccaita  rurai. 

HulUca-Uma. 

1636.  Hinantin  suyii  yachaicliis 

1637.  Ollantan  sayan  Yuca  ranti. 

Alle. 

1638.  Ollantan  sayan  Ynca  ranti! 

Thnpacc  Tapanqai. 

1639.  Coancunari  yupaichaicliis. 

Euminabui. 

1640.  Cuseisiquin'  «amiquita 

1641.  Ollanta  Aiiqui  Ynca  ranti 

1642.  Cusicuchun  tucui  Anti 

1643.  Hampnclmutac  tucui  qquita. 

1644.  Harcay,  harcay,  ccarccoi,  ccarccoi 

1645.  Chai  huarmata,  ccarccoi. 

Yma  Sumac. 

1646.  Ashuan  munasceaiqui  raicu  * 

1647.  Saqquehuachis  rimalcusacc 

1648.  Amapuni  harcahnaichu 

1649.  Kicul  huanurccoUasaccmi. 

Thupacc  Yupanqui. 

1650.  Yma  chhaclnian  hahuapi? 

Ein  Indianer. 

1651.  Huc  huarman  huacca.spa  hamun 

1652.  Yncahuan  rimaitan  niunan. 

Thupacc  Yupanqui. 

1653.  Haqqei  pusaicamui. ' 


phahuarinccan 


p)imis  -       — 


HuiUac  Uniu 


Ollantaymi  Yncacc  rantiin 


Ollantaymi  Ynca  ranti. 


Fehlt  in  Markham's  Text. 


Cusnysiquin '       — 
Auqui  Ollantny 


Cusi  ppuuchau  casccan  raycu 

—  munasccayqui  raycu  ■• 

—  yayeuyensac 
Incallahuan  rimaycusac 

Puncumanta  ccarcu  huaychu 

—  huaiiurcollasacmi 
Ricuychis  sipicusacmi  ^ 


huahuapi  < 


Haquiy  Pusay  camuy  ' 


SIEBENTER   AUFTRITT. 
Die    Vorigen    und    Yma    Sumac. 


Yma  Sumac. 

1654.  Maiquelhmmi  Incallaicca ' 

1655.  Cliaquinman  uUpuicnnaipac. 


'  Druckfehler  statt  phahiiarisccan,  ebenso  in  Markham's  Text.  —  2  Druckfehler  statt  punim,  ebenso  in  Markham's  Text.  — 
'  Beides  irrige  Lesearten.  —  ■■  rec.  munascayquiraycu.  —  ^  Vergl.  krit.  Bemerk.  —  ^  ?-ec.  hahuapi.  —  '  rec.  pusaycumuy. 
8  Vide    Not.  jid  v.   1654. 


Das   Ollantadrama. 


379 


Huillca-Uma. 

1656.  Ccasci'a  '  paimi  Yneancliiscca 

1657.  Ymananmi  Suinaf  huarma  ? 


Yma  Sumac. 

1658.  YncaUai  Yayaüui  caniiui 

1659.  Qquespichihiiai  huarmaiquita 

1660.  Hai  huasihiiai  -  maquiquita 

1661.  Ynticc  haliuainiumi  canqui 

1662.  Mamallaimi  huanunccana 

1663.  Huc  auoea  ccaccan  raattisc.in 

1664.  Sulluncunapin  ^  sipiscan 
166,5.  Yahuariiiupin  cuospascauna. 


Causachihuay        — 
Hay  huaiiiliuay  -       — 
—       huahuay  niumi  ^ 


Sullullctiiiapuii  ■•       — 
■ —       ccaspaacana  ^ 


Thapacc  Yupanqui. 

1666.  Pin  chai  aucca,  utcai  sayarei 

1667.  Ollanta  OUanta  ccan  ricuy  ari. 


Ollantta  ricuy  ccan  ari 


OUanta. 

1668.  Hucu  huarma  utccai  pusahuai 

1669.  Pin  mamaiquita  sipiscan? 

Yma  Sumac. 

1670.  Amapuni  ccancca  reii-lm 

1671.  Yncaipuni  ricumuchun 

1672.  Paitac  paita  recsimuchun 

1673.  Manan  ccanta  recsiquichu 

1674.  Utccai  Ynca  sayarillai 

1675.  Paccta  mamaita  tareiman 

1676.  Huanusccata:  y  happinraan 

1677.  Chalatauta:  y  uyarihuay. 


Huillca-Uma. 

1678.  Ceapacc  Yuca,  ecautan  camau 

1679.  Llaquisiata  mascasoncca 

1680.  Ccampacca  pitacc  pacancca 

1681.  Quipichaccta?  Hacu  ccanhuan. 


Sapa 


OUanta. 
1682.     Maipiu  (juiriu  mamayquita. 


Ccapac  Yupanqui. 


Yma  Sumac. 
1683.     Cai  cuthuUapi,  cai  huasiUnpi. 


Thupacc  Yupanqui. 

1684.  llacu,  hacu,  Uapa,  Uapa 

1685.  Chica  cusipi  casccaptei 

1686.  Cai  huarma  »onccoita  jjpaquin. 


Hacu  ccatihuaypas  huaiiuin 


Yma  Sumac. 

1687.  Caipin  Vayai   M;iinaUaicca 

1688.  Caipipuuin  hiLinuii  i'iacha.  " 


—       —       huafiunacha " 


Ollanta. 
16^9.     Nusttaccunae  huasiumi  caicca 
1690.     Ycha  pantanqui. 


Aclla  huasitaccmi  oaycca 
Ychaclm  pantjiuqui  huarma? 


'    Druckfehler  statt  caycca. 


rec.  savariv.   — 


-   •'  lec.  hayliuariluuiy. 
huanuiin.-tclia. 


—  3   rec.  huahuayiUumi.   —   *  Vide  Not.  ad  v.    1664. 


^  rec.  ccopa8cai\s. 
48* 


380  TscHUDi. 

Yma  Sumac. 

1691.  Cai  huasipim  urpillaicca 

1692.  Naccarin  chunca  huatana. 

OUanta. 

1693.  Quicharei  cai  puncucta, 

1694.  Incan  hamun!  Sapa  Yucachismi  harauii. 

ACHTEE  AUTTEITT. 
Pitu-Salla   öffnet  den    Saal. 

Tma  Snmac. 

1695.  Pitu-Salla  üafiallai 

1696.  Causancacchu  mamallaicca? 

1697.  Hacu  uccuman  Yncallai. 

1698.  Cai  puncuta  quicharichuu.  Dritte    Scene. 

Thnpacc  Yupanqai. 

1699.  Yma  puneun  caipi  can? 

Yma  Sumac. 

1700.  Caimi  pimcu  Yayallay 

1701.  Pitu-Salla  cay  puncuta 

1702.  Yneauchispatc  quichnripui. 

Mama  Ccacca. 

1703.  Mosccoipichu  suttiupichu 
1704      Yneaita  caipi  ricuni. 

Thupacc  Yupanqui.  ; 

1705.  Cai  puncuta  quichai.  .  ■ 

Yma  Sumac.  .    t 

1706.  Ay  mamalliu  huattorccanmi  .{ 

1707.  Cai  aonccoi  ccanta  tareita  j 

1708.  Huafiu,sccata  y  uyaiquita 

1709.  Chhintanan  mancharccani. 

1710.  Pitu-Salla  as  unuta 

1711.  Aparimui  pacta  mamai  ; 

1712.  Cutirf[5unman  causaiüinman.  |] 

Thupacc  Yupanqui. 

1713.  Yma  utcu  ccaccan   cay  _        —        _       eaycca? 

1714.  Pin  cai  huarmi  iman  chaccay  . 

1715.  Qquellai  huasca  huanquin  chaita?  .| 

1716.  Pi  auccan  chacnarccan  paita  "1 

1717.  Maipin  Yncac  soncconpicca 

1718.  Cai  ccaraihuacca  camasccau. 

1719.  Mama  ccacca  hamui  canman:' 

1720.  Pin  cai  hamun,  caicca  iman ; 

1721.  Laiccasccachu  paccarircan 

1722.  Cai  huacchu  huarmicca  caipi? 

llama  Ccacca. 

1723.  Yayaiquin  camachicurccan 

1724.  Munaicapacc  huauanampacc. 


<   Druckfehler  statt  caymau;  ebenso  in  Markham's  Text. 


Das   Ollantadkama. 


381 


Thupacc  Yupanqui. 

1725.  Llocsei,  Uocsei  Ctaccac  maman 

1726.  Pusai,  pusai  chai  punata 

1727.  Chai  rumi,  cliai  amaruta' 

1728.  Ama  haicacc  ricunaiman. 


Llocsiy,  Uocsiy  Ceacca  Maninil 
—       chai  IJturimcuta 
Cliai  puiiia,       —        — 

Av  qquechiychis  cliay  auccata 
Tuiiicliiyclii.s  cliay  pirccata 
Ticraycliis  niiiii  ccaccata 
Hm-chuychis  pliuiuin  auccata 
Mana  ruracc  mitccaiianman 
Piiicliay  payata  yuyanmaii 
Cansac  huarmi  masiuta 
Sipiscascca  Iniahuaiitinta.  - 


Cusi  Ccoyllur. 

1729.  Maipin  cani,  pin  caieona'?* 

1730.  Yma  Sumac  huahuallai 

1731.  Hamui,  liamiii  urpillai 

1732.  Haiccacmantaii  ruiiacuiia? 


Asuycaniiiy       — 
—       nina  cuna  * 
Ricuniman  cay  ccayllapi 
Riccliay  riincliu  nahuillaypi 
Llautucliu  ruiia  ric  cliahuan  =■ 
Ycha  pliuyucliu  iiuinpahuan? 
Ccanchaytanacliu  ricuni 
Causaymanchu  ciitimiiuni.  ° 


Yma  Sumac. 

1733.  Ama  Mama  manchareichu 

1734.  Yncanchismi  caimaii  haraun 

1735.  Ccapacc  Yupiinqui  cliayamun 
173B.     Rimarei  ama  punuichu. 


1737. 
1738. 
1739. 
1740. 
1741. 


Thupacc  Yupanqui. 
Sonccoimi  ccasocun  ecaüa 
Cai  Uaquita  ccaliuarisp.i 
Nihuai  huarmi  saraarispa 
Pin  canqui?  Nei  hnc  camaiia 
Ymau  sntin  chai  mamaiquicc? 


Yma  Sumac. 


1742.     Yaya,  yaya,  ciiyacc 


Auqui 


174:^.     Chai  huascataraec  pasc: 


ehei. 


Ama  Mamay       — 


Huaccha-cuyac.  Ccapac  Yiica 
Cay  liuaflusccata  causachiy! 


Huillca-TTma. 

1744.  Nucc;ui  chaitaica  pascauai 

1745.  Naccariccta  yanapanai. 

OUantn. 

1746.  Yma  autiii   iiiamaiquicca  ? 

Yma  Sumac. 

1747.  Cusi  Ccoyllurmi  sutincoa. 

1748.  San  i-icnnqui  p.antasecata 

1749.  Chai  suttinta;  y  ppampasccata 

1750.  Maipis  capiinpas  samincca. 


Ccapacc  Yupanqui. ' 
pantasccatu  * 


,r       1    1    •*    R/>n<erk     —  '  rer.  caic.una.   — 
1   Druckfehler  f«r  puma.a.  -    /^^^-^^^''Ttec.  pantasccaU. 
krit    Bemerk.    -    ■  Vergl.  kritische  Bemerk.  V 


*  (Vf.  ninai'una. 


_  ^  rer.  ricchahuan.  —  «  Verpl. 


382 


TSCHUDI. 


Ollanta. 

1751.  Ay!  Ccapacc  Ynca  Yupanqui 

1752.  Cai  liuarman    fioccac  Imaritieicca. 

Thupacc  Yupanqui. 

1753.  Mosccoimanmi  ric-clihapuan - 

1754.  Cai  taiieusccai  sameicca 

1755.  Cai  Cusi  Ccoyllur  huarnieioca 

1756.  Panaimi  hina  capuan.  ^ 

1757.  Cusi  Ccoyllur  panallay 

1 758.  Cuya  Cusccai  ^  urpillay 

1759.  Hampui  cntimpui 


1760.  Ccasccoinii  clüini)ui 

1761.  Causanaiquipacc.  " 

Cusi  Ccoyllur. 

1762.  Ay  turai,  fias  yachanqui 

1763.  Cai  chica  fiacarisccaita 

1764.  Chica  huata  fiaccarisccatti 

1765.  Ccampunin  canqui  8 

1766.  Cai  quirita  qquespichic-cca. 


Thupacc  Yupanqui. 

1767.  Pin  l;;^i  huarmi  chica  putiec 

1768.  Pin  caiman  ehurarccan  caita? 

1769.  Yma  huchan  paita  aiaaita 

1770.  Atiparccau  caimau  utiec? 

1771.  Canchu  .soncco  ccahiianapacc 

1772.  Chai  chica  sinchi  llaquita? 

1773.  Picha  huacharccan  cai  liuanuita 

1774.  Paihuau  cusca   huaSunaipacc 

1775.  Chay  uyan  ccampannanaseca 

1776.  Chai  Sumacc  simi  phasquiscca 

1777.  Samaifiinuii  pisipascca. 


1778. 
1779. 
1780. 
1781. 
1782. 
1783. 
1784. 
1785. 
1786. 
1787. 
1788. 


Ollanta. 
Cusi  Ccoyllur  y  ccantaracc 
Chiucachirccaiqui  ilaupacta 
Cunantacc  ccanri  causaccta 
Yayancanqui  '2  sipeitaracc 
Yscainincliisna  huanusun 
Ama  qqueparichihuaichu 
Cai  souccoimi  sapan  usuu 
Cusi  Ccoyllur  maitacc  cusi? 
Maitacc   chai  Ccoyllur   flahuiqui? 
Maipitacc  chai  sumaifiiqui 
Ccanchu  chai  üaca.scca  ususi? 


Cusi  Ccoyllur. 

1789.  Ollanta,  Ollanta  chunca  huata 

1790.  Carac<'  miyu  raquihuanchis 


Cay  Nustan  fiocca  chuarmiycca  • 

—       ricchapuan 

Panaymi3  hina  capuan* 

Cusi  Coyllur  urpillai 

Kic  nayquipi  c  chasquipuay 
Turayquin  tarieapuyqui 
Ccasccoymi  cascan  cliimpayqui 
Teccsiupi  tiauayquipacc 
Cusüia  causanaiquipacc.  '' 


Ay  turallay!       —        _ 
Hayccan  fiaccanicusccayta 
Ascca  huanusecayta 
Ccau  puritacc  cunan  cauqui 
Cai  piiiasta  quesjiichicca 
Cai  ppaupascca  haspichicca  s 


Pin  cay  cullcu  chic  "  putiec 


auaiiuuapacu 


Uya  ccaccUan  yancaycascoa 
Senccallampas  chiri  asccu 
Eic  chaynillanpas  ayacc  na 
Cuncallanpas  chaca  raccua  "> 


—       üocca  "  causaccta 
Yayahuanqui  '2       —       

HuanuUasac  sapay  huaycliu 


—       —        samayfiiqui  *3 


Ay  Ollantay  cliuuca  huatan 


'   Hecte  floccac   liuarmiycca.    —    2   ,ec.  ricchapulman. 


panaymi,  —   i  rec.  capuhuan. 


rec.  Cuycusccai.   —    ^  rec. 


=l*r :  !r^:J'*  "r- -  •  -'?• '-.  -»-  -  •  -  c..:r';;z:;,i,.„-..s:r^  ^ ;; 


"   Vide  Not.  ad  v.   1780.  —   >2  rec.    Yuyarcanqui. 


rec.  suncayiiiyqui. 


Das   Ollantadrama. 


383 


1791.  Cunantacc  Imfmpiiliuanchis 

1792.  Huc  causaiiiian:  hinan  hnatan 

1793.  LIaquita   cusita  ynpanqni 

1794.  Cansachuutacc  Ccapacc  Ynca 

1795.  C'canmi  huc   caiisai  cactincca 

1796.  Ascan  Imatatan  ynpanqni. 

Huillca-Dma. 

1797.  Mosocc  pachata  apanuii 

1798.  >iUsttanchi»tH  pachanapacc. 

Thupacc  Ynpnnqui. 

1799.  Caicc.a  hu.iiniiqni  üUanta 


1800.  Yup.'üfhaiiMii  -  cnnarnnauta 

1801.  Ccanri  hamni  Yma  Snmacc 
180i.  Cai  ccasceoinian  snniace  uri>i 

1803.  HuanquicHccai  cai  cnrurpi 

1804.  Ccanmi  canqni  Ccoyllur  chuma. 

Ollanta. 

ISO.").  Ccanmi  canqni  achhihuaicu 

1806.  Ccan  auqni  maqniqniman 

1807.  Tucui  phuti  fianta  pantan 

1808.  Ccan  Uapata  saniinchaliuaien. 

Thupacc  Yupanqui. 

1809.  Chicallata  phuticniehi'» 

1810.  Cusi  cachnn  huc  samipi 

1811.  Nan  hnarniiqui  maqniquipi 

1812.  Huafinimantan  qqnespinqnichis. 


Ccanri       —        — 


Ollanta  caycca  huarniiyqui 
Caytaccmi  chay  ususiyqni 
Hunucuychis  mnsucmaiita  ' 
Yupa  chacuy -       — 


HuanquicHscay 


Samaniychisna  samipi 
Cusillana  causa  aychis. 


Schliesslich  folgen  hier  uoch  die   hauptsächlichaten   Varianten   des   bolivianischen  Manuscripts. 


V.   10.  Paiallata  masc  .... 

lö.  Icham  ppunchaupi  .... 

68.  Canchan  chipipin  sapanmanta 

72.  Cnnaifiiiqnita  apacchu 

74.  Crariiapnricc   niecnanman 

79.  Huarancca  orco  llamacta 

83,  RMpaneca  mana  harccaspa. 

93.  Cai  Ilaicca  riniascalquita. 

100.  Hinantintacc  ccachun  chlmia. 

102.  Tucui  soioec  Hacta  ca 

116.  Sutuclicacctin  yauar  tunqui 

121.  Hatun  ccochoy  canapaccpas 

125.  .  .   fiarimi  ynyauanqui 

142,  Caipas  qqnipuscia  ccaituta 

143.  Asnan  utcalla  pascarei. 

150.  Huarmainanta  uiuarcaiqni 
150*'  Ancha  punim  munareaiqni 

151.  Camancani  yanajiaipacc 
178,  Rimarinqnicc.t  p.ayt.a  eunan 


180.  Ccamta  ricui  yuyarccuspa 

204,  Ilina  clihaqniscca  auchuta 

205,  Unucta  uaccancca  ricui 
200.  Manaraicpas  nsnan   i^occa 
229.  Paip.a  cunan  yauar  oani 
239,  Naupaec  ninainiita  cc.auai 

253.  .Mlintaracc  riccnriniui 

254.  Noccacca  maipipas  casacc 

255.  Yuyasccaiquita  i;ippi8aci'. 
264.  Yana  Ilaraa  huatta.sccacfa 
291.  Paipas  uianta  parauan. 

324.  Pichu  coascciiiquita  qqulohaapa 

326,  Pupantaccmi  samainiyqui 

333.  Llantui  ususciqnita 

351.  .  .  .  nam  tncseichu 

357.  Iluaraccancca  illucta 

.392.  Quitiman  natacc  puririn 

429.  Hinapacca  chainmanta 

499.  Ccamta  vanaccusccallainan. 


'    Vergl.  lyit.   Hemevk. 


'■.  yupachacuy,  vorgl.  krit.   Bemerk.   —   '  rer.  caus-iychis,  vido  Not.  ad  v.   1812, 


384 


TscHUDi.     Das  Ollantadeama. 


500.  Noccacta  cunan  cliuraiqui 

529.  Auccam  casacc  liiiiamanta 

530.  Chai  ccasccoiquita  ccarasacc 
5.32.  Cunturcunainan  clinrasaec 
533.  Chai  auccacta  Yncaiquita 
542.  Chheocaipi  cancca  Yncaiqui 
575.  Huarancca  runa  mascasunqui 
57C.  Ccamta  cliaupinchasunquipacc. 
709.  Soiuiquipi  tantachispa 

711.  Muchuchein  paiman  chaianeca 

748.  Sonccocama  niiii  Yneata 

749.  Samaricouy  cuuan   hnatta 

750.  Anti.9oyuta  sispaspa 

752.  Cunan  huatta  llippiccuncu 

767"-  Llautuiqnipacctacc  camarei 

768.  Sani  ccauacta  uataipacc 

774.  Uillcanuta  iiacquiactincca 

775.  Hamuttanqui  ppunoliaii  tut;i. 
786.  Ccamnii  cunan  churaianqui 

805.  Cunascaota  yuyanafia 

806.  Taqueicbis  runacuna 
809.  Auquecunacta  tantaspa 

814.  Ccananapacc  chaica  raunanca 

821.  Orccocunapi  attaspa 

824.  Auccanta  chayacliiuapacc 

920.  Punitaoomi  paicamafia 

922.  AcUaman  cusita  conraan 

923.  Cai  canoliapi   uichhcasceuspa 
925.  Pim  caimanta  pita  orccunman 

1009.  AcUacc  ppachacta  chasquinchu 

10ä2.  Mana  fiinquichu  suttinta 

1116.  Auccayquita  aisamuscaiqui 

1254.  Pacta  callpa  pisi 

1294.  Iraanasoca  ccanipaee  pitu 

1265.  Cai  uiuaiuan  pittiscan(jui 


1266.  f'ai  ccaraiuan  liuanuscanqui 

1269.  Cai  putiiipi  panti  muru 

1270.  Nocca  ccascanaccurecani 

1271.  Uccmau  Saueipa  ruruliina 
1275.  Hina  OUantai  mnnacctincca 
1292.  Pphuticcuspa  huaccaecuspa 

1356.  Cai  qquepupaccmi  quimsa 

1357.  Pisccucuna  huatasccafia 
1360.  Chainii  huataccun  cai  pisccu 
1464.  Purumpi  tucui  sayaucii 
1455.  Suyacc  ucc  uaHuita  .'^ippeipi 

1501.  Hina 'Caicunacta  llaiiallau 

1502.  Huarmanccucuna  -ttactachun 
1613.  Huariniyacui  fiam  ari 

162,5.  Ucc  ppunchauUapi  huarmillai 

1640.  Samequita  cnsiquiqmi 

1643.  Ampuchuntacc  tiiciü  quitti 

1B64.  Sultullpaspuni  (jippisccan 

1677.  Ccaranta  ai  uiariuai 

1679.  Llaquisccacta  inasecaccunca 

1681.  Qquirintachu  .... 

1705.  Utcca  cai  puncuta  quicliai 

1709  Chheccapaccrai  manchareani 

1715.  Qquellai  huasccauau  qquinraita 

17.t9.  Utcca  liamui  cutinipui 

1760.  Ccasccoimanmi  hamuinii 

1761.  Cusina  causanaiquipacc 

1765.  Ccampuni  qquespicliiuanqui 

1766.  Cai  qquireita  ampiuanqui 
1774.  Pai  hinalla  huanjiunapacc 
1780.  C'unantacc  ccamri  causaccta 
1793  Ijlaquiman  cusita  ynpanqui 

1803.  lluatucciisccai  ccai  cnrurjji 

1804.  Ccammi  caiiqui  Ccciillur  Suniac. 


Druck  von  Adolf  Holzhauhen  in  Wien 
k.  k.  UniverHitHts-lluclidruckerei. 


0 


AS  Akademie  der  Wissensohaf+.en, 

1L2  Vienna.      Philoponhisf'h-Histo-J 

,1^5  risrhe  Klasse 

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