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Full text of "Denkschriften der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu München für das Jahr.."

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LSoc  112-1- iO 


V\     .-.      !        '      :.  \ 


\ 


DENKSCHRIFTEN 


DBA 


KÖNIGLICHEN 


AKADEMIE    DER   WISSENSCHAFTEN 


ZV  MÜNCHEN 


9    a    n.       DIB.     JA 


V 

1818>l819vi(B.    iSSa 


B     A     H     D         VIL 


N 


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DENKSCHRIFTEN 


DER 

KÖNIGLICHEN 

AGADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


—  »^  ■  i^p 


ZU       MÜNCHEN 


FÜR     DIE     JAHRE 


1818,  I8I9  VHD  1820. 


Band        VII. 


-/  V 


^  Ü  NC  H  E  N, 
auf  Kosten    der   Akademie.      1821. 


LSocn2-1.lO 


A 


j  » 


<     V 


■i— — ■  I    - 


Inhalt^ 


« 

Geschichte     der     Akademie 

in  den  Jahren  1818|  1819  nnd  1820. 

a.  Forerinnerung. 

b.  Oejffenüiche  Fersammlimgen  p.  IL 

o-^t.  Erwähnung  der  allgemeinen  und  Classen^FerHommlungen, 
und  der  Attribute  der  Akademie    p.  XXXVI» 

g.  Preisaufgaien  p.  XXXVIL 

h.  Veränderungen  im  Perzonal  p.  ZLII. 


■•— »i^» 


Abhandluneen. 


i«M 


Classe  der  Philologie  und  Philosophie. 

_  «  

I>r«  GobL  Fr.  Waaoüit  über  die  in  den  Sammlungen 
der  h.  Ak.  d.  fV.  befindlichen  Mumien  und  andere 
dgypt.  Alterthümer.  ♦  Nebst  einem  Forworte  des 
Gen*  Secr.  d.  Äh,  Dir.  v.  Schlichte  groll,      p«  5  «—  70 

(Mit  «iaem  SteiJidriidkblall,) 


'  jj 


Classe  der  Mathematik. 9n4>Fhyail£.v. 

1.   S.   Th.  y.  SoEKKEBRiNO  Über  das  feinste  Gefdfsnetz.. 

der  Aderhaut  im  Augapfel*     »     '  / .         .        •        •        p.  3 

(Mit  einer  Kupferttfel») 


2.  S.  Th.  T.  8oir«»BKmiifo  Bemerkungen  iiher  einige  in 

der  Naturalien  *  Sanimlung  ä.  Ak.  d.^fV.  beßndli^ 
che  fossile  Zähne  von  Elephanten,  Mastodonten  ^ 
Rhinoceros  und  einem  Tapir.       .         .        .         ,         p.     17 

(IViit  sw}'  Kupiertafd««}     . 

3.  Fr.  T.   Paula  ,r.   Schrakk  neue  Bey träge  zur   Flora 

von  Baiern •        p.    AI 

(iiit  drty  Stvifidruclftaiblit,)     -    i    .       .         *,     . 

1  ,  r  •  -  » 

L_    '!  ,r  '      •  «• 

4.  Hofr.  und  Prof.  Johl'Nep.  F  u  c  h  s  zu  Landshutj  ausw.  Mitgl. 

d.  Ako  über  die  Entstehung  der  Porzellan» Erde f^        p^  6$ 

5.  Prof.  Joh.  Gottl.  Schneider  ^  Breslau ^  Beyttag  zur 

*  • 

Classification  und  kritischen  Uebersicki  der  Arten   *   •  - 
aus  der' Gattung  der  Riesemchlarigen  (Boa).'     •  '^    p.    89 

(Mit  droy  Steindrucl^Mffla,)  . 


>  • 


6.  Hofr.  und  Prof.  Sghweigger  (jetzt  zu  Halle)  Bemer' 
kungen  über  Umkehrung  der  Polarität  einer  elek' 
irischen  Combination.  •        •         •        •         .        p*  155 


7.  Dr.  Ig»  DoELLiHGEE^  Hofr.  .and  Prof.  zu  Wfirzburgi 
ord.  fiuswäru  Aftitgl.  d.  Ak.  y  vom .  Kreislaufe  des 
Blutes.^  •        •        •        .        .        .        •        .        p.  169 

^  (lUrdray  SUiadrttelkUf«1li.)<    -  .     .     ' 


8.  F.  Leafider  de  S^  SAGAAV^EfsrT^i  Prpf.  der  Botanik  zu 

Bi^- Janeiro  in  Braeiiiep. , .  pprrepp.  Mitglied  d.  Ak. 
d.  Wiss.  zu  MfiAchfln^i  Nova  plantarum  genera  e 
Brasilia.        .  ■ p.  229 

(Mtt'^er  StelndrucKiaffelnO 

9.  8.  Th.  T.*8oEHitEa^XHO  über  die  Verdunstung  durch 

thierische  Häute.  .        .        «        •        •        •        p.  245 

.  (Mii  ejner  ftupfertafieU) 

10. 


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/ 
I 


10.  I>r.  Aug.  yoo«L,  ord  faesack  BIhgL  d.  k  Ak  d.W. 

Bu  MOnclieii^  von  der  FFirkung  der  SchwefeUäure 

auf  salzsaure  Salze* p.  265 

11.  Dr.  Bernh.  8.  von  Nau^   k  Gek  Ho&.  und  ord.  bes. 

Mitglied  d.  k  Ak.  d.  Wios.  za  Manchen ,  Pflan^ 
zenabdrücke  und  Versteinerungen  aus  dem  Kohlen^ 
werke  3t.  Ingbert  im  bdier.  Rheinkreise,  verglichen 
mit  lebenden  Pflanzen  aus  wärmern  Zonen.        .        p.  283 

,   (Hit  Tier 


12«  Gluristopker  Ha-vst^bv  in  GkriatianSa  über  die  t&g» 
liehe  Veränderunjg  der  Tntensitäi  Sm  Erdmagne* 
tismus  und  deri  Magnetismus  wrtikqlstehender 
Körper.         •        .        .        .        .        .         ^        .        p.  289 


r,.       ' 
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•  »     ^ 


Classe  der  Gescbichte«       .  /^ 


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Frans  Ign«  rcn  STUBBirit,  Di)^.  der  k5n.  Hofttapelle^  ord.       ^ 
besuch.  MitgL  d.  k  Ak   und   Conseryätor  des  h. 
Mttns-GabinelSi  Zweyte  Fortsetzung  der  Geschichte 
des  kon.  baier.  Münz-Cabinets  zu  München ,'  nebst 
Abkildung  und  Beschreitung   einer  Jtnzahl  neck*    -      '^t 
unedirter  antiker  jm^Wiodamer  Mwimen.  '  P*  1  —  T5 

(Mit  drej  KupferUfeln.) 


Ver- 


V  e  r  z  fe  i  c  h  n  i  f  s 


der 


fbnf  und  zwanzig  Kupfer-  und   Stein -Drflcke  des  VII.  Bandes  der 
Denkschriften  der  Akademie  der  Wjssenichfi'ten« 


1  < 


Tab.  1*    Zu  Dr.  Gost  Friede  Waage il*^  AUandlung  Aber  JUe  aiomien«  Phi- 
lolog.  pbilos.  Classe  p«  1  (ebne  Bezeichaung^* 

Tab.  2*    Zo  G*  B.  t«  Soetotnerrings  AbbandhiDg  über  das  Gefafsnetz  etc» 
Hatb.  pbys*  Classe  p.  3  (ohne  BezeichnuDg). 

Tab.  3*  4*-  Zu  G.B.  t«  SoezisierriDgvBenietbafog  Uberdtei^ephauüeiizahiie 
.etc*  p.  17  (bezeichnet  Tab«  L  imd  IL).  .  .     '      . 

Tab.  6*  6*  7.    Zu  G.B«  y.  S ehr änb*8  Beiträgen' p.41.  (bez.  T.  III.  IV.  Y.) 

Tab*  8*  9«  10*     Zu  Prof.  Scbneidera  Classificatian  der   Scblangen   p*    80» 
(bez.  T.  VI.  VU.  VIII.) 

Tab*  11«  12«  13»    Zu  Hofr*  Ooelliagerfiber  den  Kreislauf  des  Blutes  p*l6g^ 
(bez.  K.  X*  XL) 

Tab«  14«  15«  iö*  17«    Zu  Leander  de  Sacramento  p.  229»  (bes*  XIL   XIIL 
XIV«  XVO 

Tab«  18*    Zu  G*B«  t*  9eenimerr iug. über. VerdfinsluDg  durch  Uiier«  Haute« 
p.  245.  (bez.  Tab.  XVI )      , 

Tab*  19«  20*  21«  22«    Zu  G^.B*  t«  Nau.  Pflansenabdrftcfce  p.  285«  (bez.  Tab« 
L  n.  III«  IVO  » 

Tab«  23*  24*  25*    Zu  Dir«  r«  Streber  Geschichte  des  h.  HOnz^Cabineto«  Bis- 
torische Classe  p«  s6«  (Tab.  I*  U:  m«) 


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6  e  s'c  hi  c  h  te    d  e  r    A  k  a'd  ötn  i  e 

in  dtt]^ Jabren  l8it(,  1819  tand  182Q» 


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Ib. 


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Wit  begleiten  deAti  eh  A«tt^«r  Sand  der  DeiAktfdxrifttoii  der  k  AkM 
demie  d^r  Wisseiiscliaftefl, '  den  wir  hiermit  dem  t^abticam  iiberge«^ 
ben.  abermals  mit  einer  gedrängten  •  an  das  Vorige  sieb  .anscblies* 
senden  Gesoq^cl^.  der  AUademie  .iin4  der  mit  ihr  Terjbundenen  Aiv- 

*  *  •  * 

stalten  in'  den.  dirqr  Jahren,  welche  .derselbe  nmfaftt  S^ejWi^ryn 
abermals  i^g^-Ton  eiMs  groftmtithigeii,  m  imd^aMSeffeeuien Bitei 
ton  hochfereUrten  KSniges  *  Unter  btfitsidrng  der^Wis^nfiidhaften  dm^h 
Bezeugung  des  WoblwoIIeiis  gegen  ihre  Bearbeiter  uiia  Beförderer 
und  durch  Bereich.emng  der  Samnünngen«  welche  die  Mittel  dazu 
an  die  Hmid:  g^n.  l^ir  folgen  wiederun!^  dfui>  jin  den  rorigen 
Binden  -angenommenen.  Abtheiinngenv'  nm  eine  ^'Uebeirsicba  iüber  idid 


•    • 


Arbeit eb  der  Akademie  und-dieErei^isse  in 


ise-iagebis; 


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•  ♦♦ 


6) 


II  — --    '  ^  e-«  e*'k-i  ^h  t  e 

V)  OeffisDtUche  Versammlangea. 

Es  wurden  ihrer  an  den  bekannten  feyerlichen  Tagen  m 
diesem  Zeitraum  sechs^  und  eine  siebente  ausserordentliche  zias 
Gedächtnifs-Fejer  des  rerstorbenen  Prisidenten  der  Akademie,  Fr. 
Heinr.  t.  Tacobi,  gehalten. 

In  4er  ean  iZMfsz  \^^,{^t 2^^nH\\^tnt^^ 
womit  unser  Institut  die  5 Qste  Wiederkehr  seines  Stiftungstages  nach 
alter  Sitte  feyerte,  hielten. der  Dir.  ▼«  S'chlieU^egrolli    der  geh. 
Rath  T.  Wiebeking  und  der  Adjunct  der  Akademie  und  Gustos 
der  königl.  Bibliothek  D  o  c  e  n'  dicTTorTesungen. 

Der  erstere  halte  suqi  (jegeostaipd  der  seinigen  den  berflhm- 
ten  Inschriftstein  ron  Rosette  gewählt.  Jenes  Monument 
wtllfiJlt  Ii^iidttteU  ^  attsi;alir)Wi^€«9.|}(|qr4i.  t^e^,  ügJIiltuh^a  f>ies- 
jec,  wodprohzi^  ?ähTpo;4es  |lö»j(je^  Jf  to^mfiw  ^Ipiphiinea,  gewisse 
läßliche  Feyerlicbkeiten  etc.  angeordnet  werden;  dieser  geseta&Iichej 
in  einen  harten  Stein  gegrabene ,  BeschluA  wurde  in  airen  Tempeln 
Aegyptens  aufgestellt,  und  zvirdc'fa  Hieroglyphenscbiift^  in  der 
Schrift  der  Landesspractie  und  An  det  griechischen«*  Als  ror  29 
Jaknn  dSmervSiein'  gefundan  uitd  dittrck  firwMÖsiMhe  lud.  englischi; 
Geehrte  suerst  bekannt  gei[nach,t  wb^4^^  .:  erregte  er  mit  Rechf  die 
allgemein^  Aüfmerksamkeü;,  indem  man  Hoffnung  schöpfte^  dadurch 
den  längst  gewfinschten  Schlüssel  zum  Verständnifs  der  Hieroglj« 
phenschrift  zu  finden.  Die  "Sprachforscher  machten  rerschiedene 
Tersuche^j  )aber  bhld  aeigte  sieh,  dslü  es  noch  immer  sehr  ungewifs 
bleibe >  au£  welche  Wrnse  die  uns*  Tseritändliche  tgriecht^iobe  Inschrift 
mit  den.  hierogjljp^iMhen  Zeileo  ia^Vqifbtnduo^^za  selzeHj  und,al/( 
Interpretation  derselben  au  benützen  sey.  Diese  Schwierigkeiten 
schreckten  ab,  und  der  Versuche  wurden  nicht  so  riele  gemacht, 
als  man  hätte  erwarten  sollen,  wozu  beytrug,  dafs  das  Fac^Simile 
der  drey  Inschriften  nur  in  wenigen  Händen  war.  —  Dir.  y.  Schlich« 

te« 


derAkcid€m}€.  HI 

t^StpU  lOillfe  diß  AtiSm^h$mkm  Aw  Vcrnk»^  befondert  xoktn 
Teutscblandtf  eaUf#|ohep.F|itlologeii,  Ton  Be««m  auf  diese  Uoterao« 
cliung  hinleiten;  es  wurde  sn  Mfinchen  eine  lithographische  Nach« 
Ji9diing:4er  in  .lKKi4QA,ai;ael)ieneii?n(  .drey  ^upfS^^  Teranstaket, 
mA  di9»0  Vorlesung  ^tte.^ipi»  Zy9^$  den.  erkalteten  Eifer  in  der 
IgMhfom^iiiig  Hk^p  ^ißS99.  wjchti|g»,:  n«ii  Ificbt^i;  »v^iigliG^  ]VIo- 
Mweat  au  balehoiK ,  (Die  Vorleaiuifi  und  die.  Ut||ographirteo;  ID^t« 
ter   md  im  der  TJMe^eiwwMWiicben  BwchhaadJimg  zu  Mfinc^n  zu 


iV  .■*•'*.  •'        .  ^\^ 


;Dte  Yierlesiing:  dearSni. '^^i)  B»tb  .Bitter  t»  Wirebeking 
4iier  ^eb  Kinllo^fs  der  B«4i;wi<^sef|M'h||it;en  auf  d»a  fiffent« 
HfOfae  W«D^rii»4 'd«#  GtFtlisati^)!!.  r~  .s^lieftt  sieb  cya  i^e  zwey 
baimwi\€a^9  M»  del:  .Vfitfksser^bfre^j  ^  4ar  AlMdemia  gehalten 
hati^n^.  OtfOtttbr.  d-^ki^-TI.  pf|g.IX«ii4^|^0 ;  Xn  4M>er  driften 
AUwudhiQg  aeig«  er  dfltf  OHnfi^  ^.41^  j^t^ig^rli^h^  Baukanst  in  ei* 
Atel  .gsbftm  Xlidil  ih»  fiof op»  fteftü  Q^«^  4^elKftt.  genommen ;  ymia 
die  MB  Kfiiae«  Giaetaatm  bewirkte  Uiaw<wad)uBg  :der  Basiliken  und 
BOmerMi^l  ui  christlicha  fiir^heia  sieh  gestaltete;  wie  der  gothi* 
Mk^L  'knnba^dische  > und. im  >wAlflle9;  Jahrbundeste  der  altdeutsche 
BÖBStyl  eidi  bildete»  Er  k&iHiat  auf /die.  Bauwerke  Griechenlands 
und  HleiiiaaiiMa.zuiilck, »iorwablfty  dafs  wir. diesem  gebild^en. Volke 
den  edelMtn  Baustil  TerdAnketf^  dafa  die  4ch9ne  Arehiiektar  ber 
demselben  keinen  kleiidiidien  Regeln,  unterworfen  war^  dais/larshalb 
diefireyenScfaöpfiaiaigeader  Orieeben^  ikw  nur  bedingmig&weisei  Gesetze 
llBr  die  fiaehkoouneii  geworden,  und  gleicbf atoi^  der  S(Uas^tab,  wor« 
naeh  idkte  Kennar  den  Gesehmaek  der  Gebende  beurtheilien ,  nicht 
als  wenn  uastre  Banwerke  gaoa  den  gr\e0kisf!lien  gleidien  lui^fsten, 
sondern  ni» ,  dafs  sie  in  gleichem,  Geisse  «gedacht  sey^n  i  d.  i.  schfi* 
ne  Vecbaltnisse»  Einfachheit*  und  dem  Zweifti  gemlJliß  Eint iehtcmgeii 
nit  edten  Veraierungen  TeretnigfM  mfignn,  ^üm  Seblnlsi  jwardea  ei- 
sige grolae  Wasserbaa-IInternQbiaqcigeii  de^  jUmn  «rw^nt,  ^nnd 

a  2  mit 


iv 


6"«  schichte 


init  dem  ähnlicnen^'b^rQbi&ten' in  Bbiern   vei^gltohtoy   ^tiTölk  welche 
die  Regleron^-E^ot^fie  Misers  (Lönfg^s  TerberrÜtbet  Wird.  '  ' 


>'». 


f.  i  , 


Hr.  Gttstos  Doüen  ^ab  eine  (ib'dralit^rlktikd^er  «eilt« 
sehen  Liedcrdi'chtferseit  dcfm  Erlöscb'e^^der  Hobefistau» 
fen  bis  auf  dteZöite»  K.  Lttdu/^ii^s-  dtfsBäi«)^ii.  Ifäcb Isini^ü Brldftö^ 
tungenan  die  zunäcbst^^OTfaWgegangeneP^ribäedesMifliiegeisäng^  Wn^ 
den  die  Ursacben  der  seitdem  erfolgtem  Abnäfafme  desselfefton  gteeigt :  jeni 
Sitte  war  indessen  so  tief  in  dem  ganzen  Zeitalter  begründet^  dabbiet 
noch  mehrere  fürstliche  und  adelicbe  Minnedichter  der  spätere  Zeit 
ei^wähnt  werdetf  kifrWten/^ 'lü  dieser  Penoda^  treffen 'wfr  nülb  in  de- 
sto gr&ßseirer  Anzahl  jene l\fe{dter singe ir  bn/die^deimals/  giwchati« 
dern  ^^fahrenden  Leuten,^  tlurehgSngig  ctir  trandfamdes  Leben* fiAr^ 
ten/nud  iAi  ganzen  Teutsdiladd^iBolcAi^  Höfe,  biscbdiiobe^Itetiden« 
zto  tiiid  BiirgAi  aafii^uebteAl  -1rt| -aiVir^igebigelHäiy^tt  a^aintrefien 
boften,  die  ibreiH'2wi6fiM9)bff  ilifitst  afe  Dicbtefr  tfndJSfingpr  ttogetblü 
irä^en.'^  Es  wurden  JEblgende^Padk«#;.e#«r^ert:  daa  äufseira  VerhXit« 
nifs  der  Meistersinger  zu  den  Miimesängern;  Bedeutung  ihres  Bfa* 
mens  zur  Unterscheidung  Von-  de*  spfiterft  unpoetiscben  K^eistlsrsäa* 
g er* Schulen j  ibr  bestSndigefP  Kam]^  gegen  die  Mifsriofater  ihree 
Kunst  j  i^ tonung  der  vörsUgliübsten  '^nter  ihnen ;  *  aUgemeine  Angabe 
ihres  pbetischen  Gharaktdrd';  Matog«!  an  einer  der  Ptjesie  günstigen 
Myfcholögtb ;  nähere  Verbindung  der  Dichtkunst  mit  dem  öffentlichen 
Leben  in  einigen  Liedern '^^^das  Reich  ohne  Kaiser  j  Abschieden 
Goiiradin'i  als  dieser  aes  dem  Kreise  des  verwandten  baierische» 
Hofös  hinwegscheideifd  nach  Italien  zog;  Klagen  über  die  üinrich^ 
tnng*  der  Herzogin  von  Brabart^^)  •  gezeigt  y  hiebey  Erumerung.  an  die 
hfstorisöhe  Wichtigkeit'  diesei^  Denkmale.  .  lieber  die  Loblieder  dee 
Meistersinger  auf  lebende  .Fürsten ;  Grafen ^  Bischöfe^  nebst  einzeln 
neu  Proben:  atif  den  bflierischen  Hereog  Ludwig  den  Strengen;  auf 
dessen  Binder  tteinrieh;  auf  den  baieriachen  Hof  um  1234  bis  569 
auf  den  Minnesänger  Witelaui 'Fttret  von -Ragen.    £fach  einigen  An<ii 

deu« 


I 

d  0  r  Akademie. 


r 


^etttongen  l9>er  di%  Versmaase^    die  Sprtdie  nsdden  poetujdbw 
Ausdruck  der  alten  Heisterlieder  ^   wurde  die  Entartung  der  Kunst 
und  Sprache  in  den  Meistersfingerschulen  gezeigt^  deren  es  um  15 14 
auch  eine  in  München  gab;    und  mit  dem  Wunsche   geschlossen, 
dafs  auch  fQr  die  Dichtkunst  eine  neue  schöne  Periode  in  dem  Va- 
teflapide  ^oounen  mS^./.  nBey  den  jetaigen  Verhältnissen  der  flbri- 
gen  Geistesbildung  in  Baiem  muls  die  Ueberaeuguog  immer  allge«* 
meiner  werden,    dafs  ein  guter  Dichter  eben  so  sehr  die  Ehre  sei« 
nßr  C^tion  ftr  die  GegfBifivWart  und  Zukunft  rsej^    als  ein  trefflicher 
Slaatsipiinn  odpr.a,9Bg(Mieiclme^r  (Sesc^ichtschreiber,  und  dafs  eine 
wajirts.,,    mnfft^ei|de  J^iUl^^g  'l^^jr  eipc;m  Yoljke   nicht  wohl  gedacht 
werden  könne  j  ohne  dafs  in  den  mannigfaltigen  Kreisen  körperlicher 
und  g^sdger  Wirksiin^ceit  und  tausendföltiger  nfltzUqher  oder  rer- 
•phönemder  Th&tigkeit  audi  .dem  Dichter,  nicl^fj  etwa,  ein  verborge^ 
inr  winer<r  Wioke^>  aoi^dqra  ein  ehreii?piller^l|lau  rorbehalten  sej. 
BU^ge^.  daher.. fmi|:i|3r  mel(ir, gütige  Umstände  ^eii^treten,  die  hier  ver« 
borgen^n*  Heinie  z^u.yre^ßn^    und  ipöge  bey   der  ausgcMichneten 
Vcirgm^st« , ,  ^e^G^e  den.  qmsikaliachen .  und  aeichnenden  Kflnsten  zu 
Gute  köimal;,  doch  auch  Terhältuifsml^g, durch  theilnehmende  An- 
^r^gimg,  ui(u»che%&lireulic^e  in  "derDiohtknQst  berrorgerufen  werden, 
damit  r^on  nettem  4^'  t^M^e  sich  ein  .glänzender  Tempel,  in  dem  Lan- 
de wieder  aufet^nue,    wel^l^es  einen  der  gröGs^ten  altern  deutschen 
Dichter,  den  Bitter  ron  Eschenbach,  (im  Eichstädtischen),  herror« 
gebracht  hat,    und   dessen  alte;, Sage  und  Ge3chichJte  so  manches 
lierrliche  Thema .  an  He^enliedern  und  andern  bedeutenden  Gedieh- 
ten.da^ie^t0n  wttrde«,    IiAass.en  wir  mit  ZuTersicht  hoffen,    dafs  der 
G^nijHS  des  y%|ff»rlandes  diese  ^finsc^e  zifr.^S^ffiUung  bringen  ,w6r* 
de,  nicht  utn  eitler  Ehre  und  eitlen  Scheines :  willen,  sondern  um  die 
edleren  GefOhle  der  Menschheit  durch  das  ejgentbttmlichste  Organ 
der  Vernunft,    die  Sprache,    zu  beleben;  ,i|m   durch  kunstgemäfse 
Formen  fQr  das  Schöne  und  Gute  den  innern  Sinn  thätig  zu  wecken 
imd  zu  bilden,  und  so  «in  Zeital^  zu  gründen,  dem  auch  die  fol- 
gen- 


TI 


0>e  $  e  h  i  c  h  t  e 


|^d«ii  verwindtm  OeteUeehter  nochdOBut  LieW.iiiid.iicItfimg  sidi 
sawendcii  mOgni«** 


Die  (26ste)  Sffentlithe  Versammlung^  Bestimmt  tvr  Feyer 
Namensfestes  8r.  Majestfit  des  Königs,  hatte  den  Tag  nach  jenem 
Feste«  am  15.  Oct.  1818^  in  Gegenwart  des  erlauchten  Ehirenmit« 
gliedes  der  Akad.»  8r;  k.  Höh.  des  Hi'ODpriiiztsn,  statt.  £9  war 
das  erstemal  ^  dafs  sich  die  Akademie  flreit  der  Bekänntmlaohung'  d^ 
V  e  r  f a s  8  u  n  g  s  -  U r  ku n  d <3  fnr  da^  Hanigrei(:ii  äai^rd  «ifeotitoh  v^i^atil^ 
melte.  Der  Gen.  SecretSr  der  Ak.  that  daher  ienier  liöchsferfreuKcheil 
Begebenheit,  durch  welche  die  Verehrung  ftlr  ünsefn  gelrelMen  Mo- 
narchen die  höchste  Svate  erretcfit  habe j  -  Drwähnung/  hideito  eiA 
solches  Grundgesetz  As  das  höchste  Glftck  ütid  die  höchste  SkbM* 
helt  vaterlich  gesinnterÄegentenund  treuer  Volker  dBrg^^stelltf'wvr- 
de.  „Seit  jenem  Tage,  fuhr  dr  fort,  -wo  unW  dieses  Otttek  «uTfcsa 
geworden,  hat  eiii  allg^meinea  Dankgeftlhl  das  ganze  VoUi  BtienM^ 
ergriffen,  und  wir  lü  diesem  engern  Zirkel  sind  gegenseitige  Ze»> 
gen  der  JBewunderung  ubd  des  Hochgefühls  gewesen,  mit  dem  ei 
auch  uns  alle  erfolit  hat.  Demnach  gfebtihrt  es  «ich,  dafe  wir  jenen 
Huldigungen  der  Einzelnen  nun, 'in  der  ersten  öffentlichen  Versamm- 
lung seit  jenem  geschichtlichen  Tage,  auch  öffentliche  Worte  ge^en, 
und  laut  den  Dank  ausspreche»,  der  -unsere  Gesammtheit  beae^* 
Auch  die  Wissenschaften  gebeft  ihren  mittelbar«!  Beytrag  m  sol- 
chen Segnungen,  die  den  Völkern  zu  Theil  werden;  die  Weisheit 
des  Gesetzgebers  ist  die  höchste  und  schönste  Blfitfae,  welche  der 
Stamm  des  Wissens  treiben  kann,  und  diese  entfaltet  sich  nteht,  wo 
nicht  dieser  Stamm  gesund  und  unrerbogen  emporgewachsen  ist.  Wenn 
nicht  durch  treue  Pflege  der  Wissenachaften,  —  wo  grofssinmg  die  je* 
wefligen  Yerirrungen  einzelner  Forscher,  ja  wohl  nur  leichtsinniger  Bphe- 
meristen,  von  der  unbestreitbaren  Wohlthätfgkeit  des  gelehrten  Stande» 


^ 


der    Akademie.  VH 

ms^9i^Mi»dtn  weri^iii  -«-  die  GtwictsitM>  einer  heiteni /  firiedllcheA 
Beligtoa»  die  GtHMltfitxe  der  Oevechtigkeit  und  der  daaedbüiftett 
Wohlfdirt  des  irtelferscliiuageoen  Steatslebenä,  die  GrimdaStie  einer 
unbeftingenen  Erfbrtehmig  der  Natur  nnd  Oesobiehtey  umfassend 
nufgesteUt  und'  gelAnlert^  nnd  Bllrgef«n^endea  in  allen  Ständen  eni« 
wiekell  tre^deii  ^nd,  da  gedeiin  kein  aoloher  lUtu  filr  kfloftigb 
JAr&Qdderte.  Und  se-geniefiit  diese  Akadenwe  der  Wtesenschiflen 
^e  erhebeiide  Irrende,  dafli  die  Weisen  Rüdie,  welche  Unser  goUeb» 
ter  HSflig  anr  EMichluBg  dieses  Geschlecl^erscMktaenden  Banes.  si»- 
«0g  >  englsSeh  auek  ene  als  «booHgeliakene  Ekrenmitglleder  angehS^ 
rev/biif -dereW  jgiliadXMl»;  nife  ^enr  Danke  dee  Vaterlandes  bezeid»^ 
aete-HAilied  iltaei^  lläsMtfscki^tKeher -  Y-Meki  ssofe  ist.  Die'  alte 
86keide%and>^^te  dekiBikSJtsbarger  nndGelekrten  trennte ,  ist  Ubigst 
«ängesnnkenj  dieser,  ist  br  senee  Nametts  wttrdig»  tritt  mit  dem 
Vorsatsei  AePileKten  dee  Ahrgers  mnsterkaft  au  erfüllen ,  jeden  Tag 
•eines  Xübens  An>  ^d' er  atf  die'  ttiUe' Arbelt  eeines  engera  Kreises 
geki^  nnd  jenäk'  ^enfttt  willtg  an,  daüÜ  ebep  diese  stille  Arbeit 
recht  getkan,  nicht  ohne  Vortkeil  filt  das  allgemeine  Wohl  bleibt. 
Beyde  ehren  sich  gegenseitig  ans  deutlicher  Ueberzeogang  von  ihrem 
Wsrthe  nnd  ihrer  Notbwendigkeif.  Und  so  ist  es  ein  unaassprechli« 
ekes  Gefftkl  der  Achtang  «nd  Dankbarkeit,  welches  wissenschaftlidie 
Vereine  m  einen  Staat  knüpfe,  der  auf  den  P&Uem  einer  gerechten 
nnd  weisen  Yerfassnng  rnbt)  und  so  ist  es  eben  dieses  nnausspreohliche 
GefMtl ,  welches  lins  an  nUsern  gerwchten  und  weisen  Kfinig  keüpfti 
und  steh  heute  in  Oebete  ferwandelt,  um  Seegen  auf  Sein  hoohTerekrtes 
Haus  herabsttflehen,  und  eine  lange  Reihe  glftcklicker  Tage  und  Jahre,  in 
welcher  er  dieSaat  aufgeben  sehe,  die  Seine  wohlthfitige  Hand  ausgestreut 
|iat.^<  —  ,,Das  Herc  bat  seine  Reckte,  wie  der  forschende  Verstand» 
Nadb  dieser  Huldigung,  die  wir  dem  irielgdiebt^n  KAnige  in  diesen 
Hallen y  die  ttberall  yon  Seiner  Grofsmutb  aeigen,  aus  ToUemHersen 
dargebracht  haben,  fördere  ich  eines  unsrer  hochgesobitaten  Mit« 
'  .    • .    ,   ^      .  i    .  j    :  •.     .  *  glie*   ' 


Yni  Geschichte 

glieder  auf,  das  gestrige  hokeFeaft  lauclL  von  Seite  dev  WiwimKlNifr 
»1  leyem.  Der  'wichtige  nnd  mikfa8Beade\G^geD9ti|ndi .  dßv^hißiifii 
Ton  ihm  gewählt  Wurde  ^  ist  roa.jdker  m  der  baieHsehta  Akadeun/D 
der  Wisaenacha&en  mit  TorzfigUehem .  Eifer  imd  Brfolg  betriebev^ 
worden.  Ehre  dem»  Andealien  dier  .MSnner»  «dur4h  dieje^.^epi^bAbiS 
Der  Name  des  <  hochverehrten  Fflrafeabft  GölCtstik&^in  Rege^Mi^urjiL^fF 
«ock  am  ;8pBtahead. seines  stillthAtigen  Ije&fnaa8iohjdepj,'I^ef<p,j(]^^^ 
hl  welche  diese  Erforscihung -der  QehJeimbUsreiiAeiiil^atiar.  91^ 
sein  Mitwirken  eingedvun^^en  istj  dieveü^dienetvollBii^Nam^n.  l4o:ven9 
Hftbner,  Pranx  Maria  Baader^  ,Ep^|  EUin^ern  |mhof>  &i^ 
ter,  Gehlen^  Schweigger^ -^.^eifde^utaiTergflfsliGjkim^^^ 
ser  BrfiDrschuagen  seyA^  an  welchßjdie  Iiwtige  Abb^pd^m^ .  steh,  anr 
ediütlsfe*^ .  die  gerade  }btM%  etub  erhöhtes  inter^ßS^  4AdM'c)i  hat,  d^^ 
die  mit  kühner  Verachtmag  von  ti^osj&nd  Gefiahiien  und  mit  dem  rein«* 
sten  Eiler  ffir  die  Wissenschaften  .so  ebcfi  ^i^erfiommene  Schiffahrt 
nach  den  Polar gegtFnden»  ftkr  der<m;,QeVng^n  allp  gebüde^w.  Meui^ 
sehen  aUer  Linder  gute  l/Vfinsplf?  thiar^,  mit  diesen,  aui£  Selbstbeoh^ 
achtung  gebauten  Betrachtungen  in.  engster  Verbindung  ateht/^ 

Der  Redner  des  Tage»  war  Hr.  Ober^^Finansrath  Bitter  toh 
Telin;  er  handelte  Hbeir  Magnetismus  und  Elejittis&itfit  als 
identische  und  Urhräfte.  Qte  Unterspohung  -  über  die  Aaalo* 
gie  der  magnetischen  und.  elektrischen  Kraft  ^  war  sept  17489  wo  sie 
die  Akadeaiie  der  Wissenschaften  au  Bordeaux.^ au  einer  Preisfrage 
maehte^  von  Zeit  au  Zeit  ein  Gegenatand  ernster.Bes^hafiigung.  Die 
damala  erschienene  Preissehrift  des  F.  Ber.and  ist  nicht  ins  Pub« 
]3tom  gekenunen,  nnd  wie  wenig  Kenntniis  hatte  man  damals  Über 
Magnetismus  sowohl  ala  Elektriaitit l  Im  Jahren  1760  hielt  Aepinua 
über  densdben  Gegenstand  in  der  kaiserlichen  Akademie  zu  Pqters« 
bui^  eine  6ffentliche  Rede,  woriner  die  von  dem  berfihmten  Frank« 
1  i  n  snfgestellte  Hypothese .  tkber  die  ^Eastena  einer  allgemein  rer« 
breiteten  elastisch -fliUsigen  Materie^  deren  Anhäufung  odw  Mangel 

in 


/ 

I 


d  e  r  'A  k  a  d  e  m  i  e.  IX 

in  deir  iÜlE|Mini  dib  Braohetnnngen  und  Wirk»igeii  der  ElebtrbitSt 
lierrorbringen  y  glücklieh  anf  die  Aensserungen  magnetischer  und 
magMtitirtdr  Ebenatibe  und  Naddn  anwandte  ^  und  suerst  Auf.di« 
merhjirilrdig0i  AdhnHohkeit  awiachen  einem  evw4icn|teu(BuinnAUlMW»d 
dem  Magnete 'avAnerkiam  machte*  Im  Jahre  ^I7f74  aIcUte.  di^cRaae^ 
IB'iach^  Akademie  der  W!esensehtfften  db.  Freiefraget' ob: <ei<)jBriail 
wtfire  und  phTaikaliadie  Analegie  swtacheB  der  elekttiacb^  n  umi 
magnetischen  Hrafi^gebe?  und  wenn  dieaea  dc^  Fall  eey^  vr^tün:^ 
Art  «nd  Weise  bestehe^ '>io  welcher  .die. Kr &fte  auf  den-thi^Briol»« 

Hoüfer  einwirkten? Piiiselbo  Prds&age  aiwde/l?.'&6'l|Mdflriko^ 

umid  Teranlaifafce  jdre^.  jnreiabeweabende  Ahhandliingbi^  fesb  t^a 
S w lA de n ,  fecFfeseor  en ;  üraneeker ;  . dem  *  dlttsaUgan . Iiig<>UtSdter 
Ftofeaaor  (naohherigeo  .Fflrstea  2tt  St»l£|ueratn)lG^leai(i>4l8t'ei^- 
leh#ler.;  unddeAbürofisasor  Htbjier.  »a  Mfinqbtfm  .  ;Piew  ^f 
SohfiAeB/welehe  ijwar  nicht  den-fteia  earbWltoli,  jedeishtwibgclde« 
neu  ISedailleo  .belolmt  wurden ^Hiud  im  II.  iBaudie'derfhMtoefiT.|)|i^ 
aophisdien  Ahtamdhmgen  der  baisr.  Akademie  der  Wiia4M0l^t4h 
1780  abgedrucsfcty  und  machen  eipeu  grtifsen  Theil  der  drey  Biiide> 
des  bekannten  ran.  Swindenechen  Weifiss  iHecueil  de.ntrmem» 
8ur  ronalqgie  de  XdeotriciU-H  du  mogn^timi^  M<^ .  A.  la  Hagre 
1784.  8.  aus.  Ea.iat  merkwDriSg»  w^eop:  iqa«  btfdei^t|,  da|rsf,obif€| 
Freisfrage  dir  baier,  AJkaidlBibie  im  Jahre  1774^  wo  beka<in^i  kuf s 
suror  durch  Mesmer  dfcr  Glaube  an  den.s»  g.  thieri8eh^n'Magneti$«* 
mna  (man  kann  nicht  4agen9  neu  aufgebraßte  dfsnn  ^sdbion.die  AU 
ten  kannten  ihn^  scftidern)  neu  aufgeregt,  worden-. war ^  zunfichst  dicf 
aen  letztern  beii^afy  —  da&  man  gegenw^vtig^^.AMh.  44  Jähren -ttlMT 
diesen  Funkt  noch  um  nichts  weiter  gekommen,  vielmehr  fiber  die 
Existenz  und  BeschaflPenheit  dieses  thierischen  Magnetismus' so  eben 
auf  königfichen  unmittelbaren  Befehl  eine  Preisaufgabe  Von 'der' k; 
Akademie  der  Wissenschaften  zn  Berlin  aufgeworfelt  Worden  &Otii 
der  neuem  königl.  baier.  Akademie  der  Wissenschaften  war  es  äiis« 
achlielslich  der  der  Wissenschaft  zu  ftflh  entschlaffene  Ritter»  wel- 

b  eher 


Z  Geschichte 

bhet  'die  Untersufcbwgeii  über  die  bemerkte  Analogie  leicCset8te.iiB4 
mit  Wärme  rerfblgte.  Er  betrachtete  (termatliUdi  sehr  richtig)  des 
Magnet  als  einei  $ewet  8«  g.  Ladangssäule  analoge  Erscheinuig  imd 
versagte  daher  gerade  hin  aus  zwej  elektrisch  diCerenten  Uetd^p 
leä  >ll[agnetnadeln  za  maelien,  und  nmgekehrt  durch  magnetiscbe 
Batterien'  chepHSChe  Aktionen  herrorsabringen.  Seine  fiemflhmtgeoi 
wenn  gleich ^  wie  ruhige  Wiederholung  später  bewiesen^  ohne  Bm 
folg  iBr  seinen  Zweck ,  waren  ee  dennoch  nicht  flir  die  WissensdMifit» 
welche  auch  denjenigen  dankbar  zu  achten  hat;  der  mit  theuer  er« 
kÄttftnJ> mgener  Erfafarang  die  Wege  zeigte  welche  man  nicht  wen« 
dein  darf.  Seit  Ritter  wurde  zwar  Ton  Gilbert  und  Schweig« 
ger  in  ihren  vortrefflichen  Annalen  bey  einzelnen  Gelegenheiten  auf 
dieses  Thema  fort  und  fort-aufmerksam  gemacht  ^  so  wie  der  Ana« 
Ipgie  «wischen  Magnetismus  nnd  Elektrizität  auch  fast  in  allen  er« 
sehieiieMti  LehrbOchern  über  Ph]^ik  vortliiex|^ehend6rweise  Erwähn 
iHingigt»scAiah}  andeesen  fehlte  esdeifflöcli  an  einer  neuen  ^roHstfin« 
digen '  Bearbeitung  dafftber  dem  neuesten  Zustande  der  so  weit  vpr« 
geschrittenen  Kenntnisse  der  Naturlehre  gemäfs.  Dw  &,  Oberfi« 
nanzratb '  ▼  o n  Yelin  hieh  es  defswegen  für  um  so  zeitgemäfser  die« 
sett  'Gegenstand  für  eine  akademiscke  Abhandlung  zu  wählen >  als 
gerade- jetzt)  wo  die  engli^l^fee  Nordj^ol <> Expedition  uns  eo  manche 
ne^e  Aälscblüsse  Aber  Magnetismus  und  Elektrizitft  ^erheifsen ,  die 
alte  Frage  Ober  die  gegenseitige  Beziehung  beyder  Kräfte^  stärker 
octer  ernstlieher  'als  je  wi<^er  zur'  Sprache  kommen  mufs ,  «e  also 
gerade  jetzt  an  der  Zeit  zu  seyn  scheint^  einen  Abschnitt  fiber  diese 
fiW-und  wider  verhWideUe  Lehre  vin  der  Wissenschaft  zu  machen. 

,.  .  %  ,  Die,  w^t^re  scharfsinnige  Behandlung  dieses  Gegenstandes^; 
der  seitdem  die  gröfsteo  Fbysilfier  beschäftiget  hat,  ist  in  der,  10 
R9ge9  starken  4^handlung  (liindMaerisoheBuchhandl.  inCommission) 


Die 


d  e  r    A  k  a  d  em  i  €.  XI 


de  toa  Idem  BeMoh  der  «wejir  crlaachien  fihreniniligltedef  dce  Kröi» 
priiiceti  und  dee  Hers&ogs  Wilk^lni  toa  Baieni  KIL  HB.%  JUar 
kOaigl.  Mwitter  aAd  ridlev  Mitglieder  der  efaea  ätam  netstearLendtagm 
derResideaB  TereinigteB  key den  Kammern,  der  BeichsxJiihe  mnAi 
der'  Abgeordneten >  beeiiet  DerGrenerälSeci^elfir  der.Altade'lrime^  RiH 
T*  Sohlielicegtoll  erjBioMe  «ie  mit  £o%erider  Anrede  and  Bericfali* 


j:  '!.  1. 


yyE»  war  dae  schöndZeit  iMr  Baiern,  ab  Tor  6o  Jahren  die 
unTergefilioIfeni  liäiiner  LinkrAn,^  Lori,  Graf  Heimlnaueei^  bald 
darauf  Oaterwald,  Pfeffel^  Obermayer,  Hennddy-  aacd  ^^ 
dere  sasammen  getreten  irarevy  am  unter  eineaa  edka  Ear^eaP^aaa 
Y^talsbaoh ,^ .  dieaera  Lande,'  daa  nach  langer  Sfotb  und  finvifflvd}^ 
gaag  aicb  aa  erhoUen  begann-,  den  Seegea  das  Tidaeitigea"  Beiricl^ 
bea  der  Wiasenaeliafta»  znaifweiideB.  iäie»  ala  eia  nea  aaagel^o* 
abeaer  blatiges  Krieg  TeutacUand.inerbeerte  and  die  Eifei^eiK^llt' ewi^ 
ecben  aeinen  Völkern  und  Fürsten  schärfte  and  steigerlb,  .  fafseeii 
aie  den  Entschlufs,  das  Einigungsband,  das  in  dem  gemeinsamen 
Betrieb*  derWissenscdiaftea  liegt,  fSesf  zu  halten^  und  daa  verkannte 
Vaterland  dadurch  in  den  Augen  der  JSfacfabaiataaten  su  ehren.  Keia 
tti&trauen>  dieser  achleicSiende  aber  f&rchterUoberPeaü,  die  am  Olflek 
der  Staaten  nagt,  trennte  die  Gemüther;  die  arährhaft;  (äebildeterf 
aller  Stände  traten  snsammen  und  reichten  sich  die  Hände.  Die 
ersten  Männer  des  Staats  redmeten  ea  siak  isur  Elbre,  aar  neu  ge- 
stifteten Akademie  der  Wiasenacbaf tan  au  gdiörea ,  laut  bebennea^ 
daft  durch  Verbrettung  too  Erkeatotnisaeni  alltr  Art  ittid><duec}y  ihre» 
Tielseitige  Behandlung  die  Lid>e  ama  Yateris^Mk  trnd  aai»dafa  Ae^ 
gentea  nur  Temlehrt,  die  Sicherheit  des  .Thtio^es»^  'die  KtaSft'-da^ 
Begiening  aar  Tergrfilsert  werden  könne.  «^  Die  etateni  Männer  dei^ 
Kirche  traten  berbey  su  dem  neuen  Vereine;  die  Archive  deir  Mlöe^* 
ater  Affneten  sich,  umf  bistonache  Irrthfimer  ja  de«  VaterlOadtseliMiM 

l  2  Ge- 


XII  Geschichte 

schickte  iZVL^^hekiQhüg^}  aus  den  Zeilen  des  TheetinerklMters  er« 
echoU  die  Stiimme  eines  dirwttrdigen  Priesters,  nm  den  alle  Kraft 
iUs  Volkes  läkmeinden  Aberglanben  an  Besanberung  nnd  an  die 
Macht  feindaeUger  Geister  zu  zerstören'}  wöhldenkende  nnd  gelehrte 
Aebte  sahen  ein,  dafs  'Heligion  nnd  .Wissenschaft  Hand  in  Hand  ge* 
he0  SKüfsteni  r  nnd  machten  ihre  8t31en  Wohnungen  ungleich  zo  Pfle« 
gedhco!  der  Hatnr«*  nnd  OMchicfatforsolnitng.  -^  Die  besflhmtestea 
Aerzte  nahmen  Theil  an  dem  neuen  Institute»  um  die  Zunftfesseln 
von  ihrem  Berufe  abzustreifen ,  der  unter  allen  am  wenigsten  sie  er^ 
trägen  kaian.  Zutrauen-  herrschte  und  der  Verläumder  fand  kein 
Ohr  beym.iFflrsten  und  bej  seinem  ¥oOie.  Es  bleibt  ein  herrlidier 
Momettl  in  der  baieriseben  Bogen tän»  Geschichte ,  in  welchem  Maxi« 
aiilian  Joseph  in«  das  Veraeichnüa  Ton  Namen,  welche  dieVerlfium« 
düngssucht  ihm  als  Feinde  seines  Thronee  und  der  Kirche  ankOn« 
digte,  mit  ruhigem  Blick  durchlief #  und  dann  vor  den  Augen  dea 
Angebers  in  das  neben  ihm  brennende  .Kamin&uer  gleiten  lieft* 
Blfithe  der  WiQflQnsdiaft.  and  Baiema  Uuhm  war  die  begeisc^nde 
Loosung .  Aller  !<^        . » 

9iDann  sind  harte  Zeiten  gefolgt ,  in  denen  aber  doch 
der  Funke  der  Wissenschaften,  der  durch  die  Weisheit  der 
Weltregiemng  von  eider  nnausldschlicfaen  ISatur  ist^  in  unserm  Vtm 
terlande  fortglimmte/^ 

.  ,,Mit  dem  Beginnen  des  neunsebnten  Jahrhunderts  ist  eine 
Sonne  über  Baiern  aufgegangen ,  und  heissen  Dank  der  allwalten« 
den.  Vorsehung^  dafs  sib>  una  noch  fortleuchtet /und  inniges  Gebe^ 
daft  sie!  uns  6ooh  lange  fortleochten  und  in  ihrem  belebenden  Strahl 
Albs  Gutfe  ferner-  gedeihen  möge !  Es  ist  fOr  redliche  deutsche  Ge- 
mflther.da^  hftcbtte  Glück,  mit  .ninem  offnen  Herzen,  ohne  dala  in 
eineal  Winkel  desselben  ein  Widerspruch  laure>   seinem  deutschen 

;enuFttsSten;    seinem  l4andeaTater  treu  und   ergeben   in 

sejn 


t»MM  l 


der    Akademie.  Xül 

seyn»    Wenn  dieses  Glflck  schon  lange  unser  war,   und  sdion  oft 
auch  an  dieser  Stelle  dankbar  erkannt  wurde,    so  haben  wir  doch 
keine  Fejer   des  Stiftongstages  unseres  Institutes  mit  solcher  alle 
Gemttther  durchdringenden  Begeisterung  begehen  können,   wie  die 
heutige.    Durch  eine  Regenten-Handlung ,   die  ich  ohne  Furcht  der 
Uebertreibung  welthistorisch  nenne,  hat  unser  weiser  Kdnig  im 
Torigen  Jahre  die  Treue  seines  guten  Volkes  mit  einer  Verfassung 
belohnt,  bestimmt,  in  ihiren  Grundallgen  au  dauern,  so  lang  es  ein 
Baiern  gibt,   so  lange  die  Sonne  Aber  dasselbe  auf-  und  untergeht. 
Alle  StSnde,    alle  Alter,    sind  dadurch  mit  kindlichem  Dank  gegen 
Ihn  erfoUt  worden.  Aber  wer  kann  ihn  inaiger  fikhlen ,  diesen  Dank, 
wer  tiefer  davon  durchdrungen  sejn,  als  ein  Kreis  ron  Bf  ännern ,  denen 
Jhr  Beruf  die  Beobachtung   der  Geschichte  der  Menschen  und  der 
TAlker,  aur  Pflicht  macht}  vor  deren  Augen  es  deutlioh  steht,  dais 
nur  unter  einer,  den  Adel  dea  menschlichen  Geistes  so  hoch  ehren» 
den  Verfusung  eis  die  unsrige,  das  wahre  Mensehen«  und  Völker« 
l^llck  wohne j    dals  aar,    wo  ein  roUes  und  offenes  Vertrauen  awi« 
sehen  Regierenden  und  Regierten  statt  findet,  der  Dienst  der  Wis« 
aenschaften  mit  Erfolg  geftbt  werden  könne,  und  dais  sie  da  nursu 
aeyn  Tcrmögen,  was  sie  ihrer  Natur  nach  seyn  sollen,   Wohlthäte« 

rinen  der  Menschheit.'^—- 

„Beehrt  in  Folge  jener  T&terlichen  Königsthat  (fuhr  Din 
Schlichtegroll  fort)  mit  dem  Besuche  der  ehrwürdigen  SteUrer« 
treter  des  baierischen  Volkes,  die  Baierns  König  um  seinen  Thron 
rersammelte,  begehen  wir  demnach  mit  unäus^rechlichen  Gefühlen 
unseres  Glflckes,  den  heutigen  Tag,  als  geschah'  es  ror  den  Augen 
unserer  gesammten  Nation,  die  durch  ihre  ersten  Geschlechter  und 
durch  diejenigen ,  die  sie  rertranensvoU  aus  ihrer  Mitte  erwählte  und 
abordnete,  hier  rergegenwirtiget  wird.  Sie  sind  Zeugen,  diese 
Mfinner  des  Volkiss,  was  der  iräterliche  Sinn  des  Besten  der  Könige 
an  den  edelsten  SchStien,  die  es  giebt^  an  den  Mitteln  ii|r  Pflege 

der 


XIV  G  e  9  ch  i.ch  t  e 

der  Wissenschafi  und  Kunst  gesammtlt  Imt  und  nodi  fort  sauuMlt) 
und  mit  welcher  ron  Ihm  angeordneten  Bereitwilligkeit  es  dem  Ge- 
nufs  und  der  Belehrung  dargdioten  wird;  aie  beobachteit  aneh  der 
Männer,  die  den  Kreis  der  Akademie  «der  Wisaenschaften  bildeiii 
redliches  Bestreben^  mit  dem  jeder  in  seinem  Fache  bemüht  ist,  daa- 
selbe  weiter  zu  führen  und  die  Ergebnisse  zum  Bfulzen  dernfichsteti 
Menschheit,  —  des  Vaterlandes,  ^^  mo  wie  des  gesammten  Brudes- 
Geschlecfatß  und  der  Nachkominen|.  hinsuslrileB.^^ 

^,Wir  heifsen  sie  daher .  willkommen  in  uBSerm  Kreise,  die 
erlauchten  und  verehrnngswürdigen  Minvec,  deren  hohw  und  er- 
wünschter Besuch  die  feediche  Begefaon|^  dieses  uns  tfaeuem  Tagee 
Tor  allen  ilhnliehen  herTOrhebt!  Wir  heifsen  alle  Freunde  der  Wis- 
aenschaften willkommen,  die  durch  ihre  Gegenwart  ihren  Anthett 
unserm  Insaitote  an  denrTag  legen v  und  der  Fejer  bejwohnen  woK 
len,  die  nach  eher  Sitte  dureh  £e. Beide  einee  lümrer  Torehrfichen 
Mitglieder,  dem  sich  noch  awey  anderer  angeachlosaen  haben ^  bo- 
gangen  werden  wird.  Ifoch  der  Fflicht  meinea  Amtes  achicko  idh 
eine  gedrängte  Üeberaichc  Aber  das  Ganze  der  Akademie  und  ihrer 
Attribute  Toraus,  so  me  die  Bekaimtmachung  einer  Prei8«n%abe/^ 

^,Als  dieses  alte  Institut  ror  zwölf  Jahren  von  unserm  alier- 
gnädigsten  Könige  erneut  und  erweitert  wurde,  ist  ihm  zur  drey fa- 
chen Bestimmung  gegeben  worjden:  Erweiterung  der  Wissenschaften 
kk  allen  Richtungen ;  ^^  Vermittelung  derselben  mit  dem  Leben  zum 
Besten  des  Staates  j  —  Aufsicht  Aber  die  wissensdbaftlichen  Samm« 
lungen  und  Anstalten,  die  der  König  unter  dessen  Verwakung  ge^ 
set«t  hat.'^ 

„Die  e  rate  dieser  Bestimmungen  hat  diejenige  Klasse  der  Aka- 
demie, welche  mit  Erforschung,  der  GrOnde  des  Wissens  und  mit 
Kultur  der  Sprachen,  ala  des  allgemeinen  Mittels  aller  menschlichen 
Ei^forschungen ,  beschäftigt  ist,,  dadurch  zu  erfilUen  gesuoht,    dafs, 

aus- 


der    Akademie.  .XV 

• 

•otser  dan  eigentlich  philosophischen  Untersuchungen,  die  mit  vol- 
ler Freyheit  nach  den  rerschiedensten  Ansichten  und  ohne  irgend 
einem  System  ansschliefsend  lu  huldigen,  in  ihr  statt  finden ,  das 
grttndliehe  Studium  der  alten  Sprachen,  dieses  nnersdiOpflichen 
Quells  eines  geläuterten  Wissens  und  Geschmackes  durch  aie  in 
nnserm  baierischen  Yaterlande  mittelst  Lrifre  und  Ermunterung  sieht- 
bar  befördert  worden.^'  -^ 

,,Aber  auch  die  dentidie  Sprache,  dieses  «fiSchStabare  Eigen* 
dium  unsers  Oesammtrolkes ,  ist  ein  Gegenstand  unserer  Pflege  ge^. 
wesen«  Die  gelehrte  und  gcBndlidie  BehandUuig  des  baierischen 
DialelUes  und  die  HersteUnag  eines  Ifingst  geWftnschlen .  Wfirterba« 
ch«  dessettiea,  ist,  zunSphat  durch  die  grolsm&thige  Untersttttsung 
des  M-hdiensten  Ehrenmitgliedes  der  Akademie ,  auf  wdches  sie  mit 
gerechtem  Stolae  bittsiehti  mfiglidi  gemacht  worden.  Die  Vorarbei- 
ten des  «BdMitideten  V«f£asser8  eind  bereits  dei^  Akademie  Tuerge« 
legt  worden ,  und  in  kuraen  wird  nach  idem  Antrag  derseÜMn  der 
I^uck  difees  vnterlSndie^en  Wedkea  beginnet.«* 

,iDie  indisclie  Literatur^  dje  seit  einigen  Jahraehnten  dicAuf«« 
merksamkeit  der  gelehrten  Welt  md»  aIs  aonst  au  beschSfiüigen  an- 
gefangen hat^  und  deren  Kultur  ^  wenn  sie  auch  in  Deutschland  be- 
trieben werden  aal||  und  wenn  wk  hierin  England  ^nd  Frankreich 
sieht  nachstehen  wollea^  bey  uns  ohne  die  Unterstatauag  grofsmfl- 
thiger  R^enten  und  geehrter  Gesellschaften  nicjit  gedeihen  kannj 
ist  seit  einer  Reihe  Ton  lehren  der  Gegenstand  der  Sor^  dieser 
Klasse  der  Akademie  gewesen.  Die  Studien  der  Mfinner,  die  mit 
Unterstützung  und  unter  Leitung  der  Akademie  sich  dies^nt  mflhsa«^ 
men  Fache  gewidmet  haben  ^  und  TOn  denen  der  eine  au  diesem 
Zwecke  jetat  noch  in  England  rerweHc,  werden  alsbald  a»r  Kennt- 
aifs  der  Ilreunde  dieses  Zweiges  der  Uteratur  kOffsiMn)  der  Druck 

einer  Chrestomathie  der  BanacritSpracfae  wied  eban  j^tat  unterAom« 

meui 


XVI  Geschichte 

men^  und  die  raterläodische  Kunst  der  Liihographie  trägt  dazu  hej, 
ihn  an  erieiclitem/^  ^ 

9^  Auch  die  mit  der  Philologie  rerwandte  Untersuchung  der  In« 
scriptionen,  und  die  £rl£aterung  der  in  Baiem  sich  findenden  AI« 
terihümer  ist  fortgehend  beachtet  und  befördert  worden/' 

* 

^^Wie  die  für  Betreibung  der  Naturwissenschaften  be- 
stimmte Klasse  jenen  <ft«ten  auf  Ergrfindungnnd  Erweiterung  gerichteten 
Zweck  der  Akademie  erfüllt  hat^  liegt  znmTheil.indenDenkaehnften 
derselben;  yon  denen  der  die  zwey  rörletaten  Jahre 'umfassende Band 
soeben  die  Presse  rerlaf^t;  der  fbr  die  folg^iden  Jahre  bereits  gedruckt 
wird;  TOT  Aiigen^  zum  Theil  sind  diejenigen ^  welche  deii  Sitzungen 
dieser  Klasse  bey  wohnen/  Zeugen  ihrer 'wissenschaftlichen  Thätig«> 
kieit.  Mannigfaltig  iat  auch  in  dein  letate^  Jahre. die  Bereidlieran|> 
die  so  wohl  Naturlehre  als  Naturgeselaehte  durch  suharfaiBnige  Ün« 
tetsaefaungen  der  Mitglieder  . dieser  'Klasse.. erhnlten., haben,  und  ia 
dem  Mafre,  in  welchem  die | '  Jaliare  erfiid^rnde  SersißUimg  der  bet 
sondern  hiezu  nöthigen  Anstalten  und  Hfilfsmittel  rorgeschritten  ia^ 
haben  sich  die  Resultate  rermehrt,.  welche  dur^dk.  up<»er  linUrac  a&ur 
allgemeinen  Kenntnifs  und  Bemfit&ung  gehammcn  sind«^^ .    . 

•  ■ 

'  ,^Die  historische  Klasse  hat  dnrcbfortgeietafieHc^an^gaber 
der  Urkunde  der  TaterlSndischen  GeschichtCi  ditf  ch  Abhandlungen  aus 
dem  Gebiete  der  historischen  Hülfswissenschaf  ten^  namentlieh  der  Münz« 
kunde^  und  durch  Bekanntmachung  der  Seltenheiten  der  groTsen  nn» 
mismtftischen  Sammlung  des  Kfiniges,  diesem  Theil  ihres  Beruiesi 
Genüge  getban.^ 

*  »»DieErfiilhingder  zweyten  Bestimmung  der  Akademie,  Ver- 
breitung der  Resnltate  der  Wissenschaften,  Vermitteking  mit  den 
Leben,    Anwendung,  zum' Besten  des  Staates,—  wird^   der  Natur 

'  der 


d  •  li   ^A  h  d.  d  e  mit  e.  IKVH 

•der  Sa6he  itabh^  voMDgÜBl^  TÖn  de^  laMlieiBatidBh-'pbjailMlnoifasii 
Hhi6ae.«iu.erwifrten'  sejm«.  £8  ist  ihr  a«aihiii&>'dem'verflösiaii6n'lfldHi0 
Qclegei^h^t  gegefasn  .worden,  duscb  öfterelii^lkfiiilgeii  uiid^Goleollp 
ten,  zu  denen  sie  ron  der  Regierung  den  Auftrag  erhielt  |  iivdKiV 
Hinsicht  ihre  nfitzliche  Wirksamkeit  zu  bethätigen/^ 


'•:.*.       •  ^'    .•'..'.':     '•      I.  •"):.'!   .??.;    '  ;i'"   .  ^•'  -  It  e  r' p  « •  •- ..    .t/T. 


J* 


y^AofsIcht  fl^  diä  kjln^k  S^^pwAin^en  nnil  fibev«  «df^ 
ten,  die  derselben  als  Attribute  av^egeben  sind,  ist  die  dritte^  der 
Akadenue  gegebene  Obliegetibeb.  Biese  Yerwaiinng  »miat^  den  (Uy 
•weitem  grdfsem  Theil  der  .«jährlichen  ^Dptatioa  der  Akademie  in-Ab- 
ap^iicfa,  der  auf  diese  wichtsgqri^rvronr^ddmi «Könige  so'fireygebig^deir 
ISatiofi  aur  allgemeinen  BejfoDdernng^i^der  Wis^cwlsbaften  dargebotet 
nen  Hülfsmittel,  auch  unabhängig  ron  unserm  Institute, ^' and '  weam 
es  als  gelehrter  Verein  nicht  rorhanden  wäre,  verwendet  werden 
mfif^te;  aber  der  t^ne&adU'dRg'e  GedankeV.  dIa>¥«ritrfküDgjei\^r  Samm- 
lungen und  AostakeA:Siu  einer  'lischt  ;ädr  Alcademae  so'knAoben,liat 
sich  zekher  beiTäbrit  utad./wifdncs  imnltri . mehr. .tbaii ;  Tcxrtnahmnd 
fem  ist  diese  Verbindung .g^aie^n^  nad  shrie  JDIabhahmdng  gewünscht 
worden»'^ 

,^s  sind.eilf  solcher  Attribute,  die  4i^oh:dia  Vf!f£issnDg**der 
'Akademie  ihr  augeben  sind  5  mehrere  "darunter  wamn  bey  der  Bb- 
oennong  derselben  aur  noch  Entwurf;  durah  die  Qrofsmutki&r.Mi^ 
jestSt  des  Kdnigs  sind  rerarittelst  ansscrordentkobea  Verwilligungen 
nun  alle  hergestellt 9  bis  auf  die,  anatomiacbe^Ansiali,  die  nbob 
des  erfoderiichen  Gebiuldaa  >erm|kn9elt.  ^Wik  wi 
kfirzlich  Erwähnung  thun/^ 


^i\i.'' 


, J)ie  kobigl.  Cish tf  a t <B  il)rj  i  0 t/h  ek,  der  Gesammt  Akademie 
xur  AufBioht  Ikbcrgebea,  hat  idie  schkiarige  Au%sbe  gislöst,  ihren 
nnermefslichen  Vorrath  naeh  genaii  geprftftem  Plane  swedkmäfsig 
«ufiüsteUen  und  ait  vers^chnarij  anch^^mKunnBer-Eepectorinm.sit 

€  her- 


XVMI  />  G  €  8  bhi  c.h  e  6  • 

hßtgettdUf  ^aldUe  acfandtte  AufEndang^i-siphtet«  Es'  bt  in  dem  mb- 
AiBs^oen  Iahte  mk  Feothalteog  des  Fläxies  an  der  .VoUendnng  der 
JlnoixUiutig  uttd:.yencficliiiiiiig  mit  dem  eichtbarsten  Eifol^e  gearbei- 

'  '         .  •    * .  '  ■  •     r 

,^Das  Antiquarium^  zunächst  unter  die  Aufsicht  der  philo« 
«legiach-phUosopUfiohen  Klabse -gekdtfit  und  vbrstt^lich'  dasn  bestimmt» 
difl  im  Vaterlande  siok  findenden  römischen  «nd  deutschen  Alteiv 
thflmer  aNjdWnnehmeiiF,;  hat  dm^h  Verrollkommnun^  der  innern.  Bio- 
richtung  seines,  sdienswfirdigeu'  Lokals  und  durch  manchen  schät»« 
baren  Zuwache  5  aum  Theil.auBwNa^hgr.abttngen,  welche  im  TÖrigea 
•Herbste  unter  Leitui^  der  Aliademie  angestellt  wurden»  fortgebend 
gewönne».'^  •  *  im.i 

ffDiBj^  devph pikaUsclien  Klasse  der  Akademie  sogetheilten  Attri- 
faotei  verfallen  tama&we^ '  Abtheilungen »  die  mathematisch  -  physikali- 
JBchen  uod'die^nahirhbtoriadien.  Dte  milthelkiatisch-pbjsika- 
liscben  und  meckänia€b^polyte'^h.ni8oben  Sammlangen  der 
Akademie  sind  reich  an  Instrumenten  und  Modellen ;  aber  was  ihnen 
nach  der  jetzigen  Lage  des  akademischen  Fonds  zur  jahrlichen  Ver- 
mehrung 2SDgetheiit.tst,  reicht  nicht  bin»  die  Lflcken  derselben  bej 
-dem -mächtigeniiFortschritt  dieser  Wissenschaften,  und  Künste»  so 
«aszu&Uen,  wie>esdas  Verhältnifs  'zu  den  andern  glänzenden  At- 
tributen der  Akademie  erfodert*  Es  ist  bejden  eine  ausserordent- 
liche Vergünstigung  zu  wfinschen»  und  die  Akademie  richtet  fort- 
l^etzt  ihre  Anlage  dafaila»  diese»»  sobald  es  die  Umstände  erlau- 
ben» zu  bewirken/^ 

»»Die  königl;  Sternwarte  und  daskönigl.  Laboratorium 
sind  nun,  durch  ausserordentliche  Ver willigungen  und  Unterstfitzun- 
jgen  Sr.  königl.*  Majestät  so  hergestellt,  wie  es  der  Stand  dieser  bei- 
den, wichtigen  Wissenschaften'  erfodert«^:  Das  Letstere.  ist  seit  meh^ 

re- 


der    A  k  a  d  £  tnH  e.  Za 

«ceretf  Jateen  in  TQUer -^liAtigheit.,  urioYioti  €lj*6-1iinhenaiig,en  in  den 
Denks^riftea  deat  Akaiiemie  utid?  in  dsiä)  monfatUchetii  SitEungeit  der 
Kla$8e9  ep  wie  zahlreiche  Aufsätze  in  inf-und  ausländisehen  wistn« 
;9cb&filidien;  Zeitsofariften  ^  die  Beweise  liefern.  —  Die/oSfiernwaite 
•Jl^t  im  Torigen  Herbsfie  von  dem;:kfiiiiglichen..Afitro«€meViffceza^n 
werdiea.;bftMiien  ^  die  AuftteUan^^  der-Heoptbeobaj^htnbge Jnainimeiäe 
aber  isf,  ;da.das  muätextiaft laolkfadete  Q«bfh]d0'.noobnicfar*ir«i^lkott- 
men  ansgetroeknet  war ^.  erat  in  diesem  ^Frühjahre  möglich^  so  da£i 
.die  Epoche  ihrer  yoUen  Witksamkeit  erst  ron  -dem  beginnenden  aka« 
»demischeD  Jalire'  f|ni:£ereokiet  werden  mnfa»^^ 


' '  .. 


;^Pie  naturhistorischen  Sammlungen  (fuhr  Hr.  Dir.  t.  S  c  h  I  i  c  h- 
tegroll  fort)  {&r  Zoologie  ''und  Minerafogie  stehen  in  gefäl- 
liger Anordnung  da  utid  sind  durch  wichtige  (jcschehke  aus  hohen 
Händen  und  durch  glückliche  Ankaufe  auch  in  dem  verflossenen 
Jahre  ansehnlich  vermehrt  worden/' 


^      s 


^»Gben  so  der  botanische  Garten^  su  dessen  Vollendung 
nur  noch  die  Herstellung  der  Wohngebaude  fehlte  die  aua  der  Jah- 
res-Dotation  zu  bewirken  unmöglich  ist,  und  su  deren  Erbanung 
eine  ausserordentliche  Verwilligung,  Sr.  Maj«  des  Königes  erwartet 
werden  mujb.  -^  Bekanntlii^  sind  durch  eine  äbxdiche  ausserordent- 
liche Vergflnstigung  awey  unserer  Kollegen  in  den  Stand  gesetzt,  so 
eben  einen  wichtigen  Theil  der  Tropenlander  .an  bereisen,  und  be  j- 
de  Institute,  die  naturhistorischen  Sammlungen  aowohl»  als  der  bo- 
tanische Garten  erweitern  sich  jetzt  schon  durch  Bereicherungen, 
die  ihnen  durch  jen^  gelehrte  Eeisende  aua  der  andern  Halbkugel 
geworden  sind,  Bereicherungen,  die.bey  ihrer  Rückkunft  sich  noch 
sehr  vermehren.,  und  dann  zw  allgemeinen  Hennlnifa  aller  Freunde 
der  Wiaaenschaft  gelapgj^n  werden/' 

V     .  c  2  "  •  Noch 


.XZ  >€re$chichte 

n  !.         »Noch  fortfbrigi  deriiönigl.  MffnssaTnmIvng  Erwfilitrang; 
sa  tiiuit^  die  als-^akademiscrhes  Attiribat  aunächtt  unter  der  Aa£gicb( 
•  der  historischen  Klasse  steht.     Es  erregt  das  Erstaunen '  aller  Ken- 
ner   decf  'aBti(}uariachen  Stndinmsi    welch   hohen   Rang   unter  deft 
rfjbtchem'äanmlatigen  diese  durch  die  grofsm&thigen  Bej^etüherungea 
.*Sr.  Maj.  des  Königes^  so  wie  in  neuester  Zeit  des  DuveUauchtijgstea 
-Kraapnnsien,  im  Lauf  weniger  Jahne  en^eicht  hat;  •  Es  wird  fortge- 
setzt an  dem  Katalog  derseUiett  gearbeitet ,  und  wie  sie  sur  AufklS« 
-snBg'*altcr  und  neuer  Geschichte  benutzt  werden ,  üagt,  wie  erwähnt» 
in  den  Denkschriften  ron^.  so  wie  eine-ider  heutigen  Vorlesungen  ein 
Beispiel  davon  liefern  wird/^ 

f  '  •  ^  r  ^  r  .  •     r 

•  .  ,  .       j"     •    .  ■  '  ■ 

»^Das  ist  in  Umrissen  der  Umfang  dessen  i  was  der  königl. 
Akademie  der  Wissenschaften  obliegt,  und  was  zu  Erfollung  dieser 
Obliegenheiten  geschehen  ist'' 

fjm  Laufe  ron  zw5lf  Jahren  seit  der  Erweiterung  der  Aka- 
demie nach  diesem  umfassenden  Plane  hatte  sich  Vieles  gezeigt^  was, 
wenn  diese  theils  in  Hinsicht  auf  wissenschaftliche  Forschungen  und 
ihr  aufgetragene  Prüfungen^  theils  in  Hinsicht  auf  Verwaltung  so 
grofser  literarischer  Schätze  und  eng  mit  ihren  Zwecken  rerbunde- 
ner  Anstalten  ^  ihre  schöne  Bestimmung  erreichen  soll^  als  Binder- 
nifs  zu  heben  oder  als  Verbesserung  der  innern  Einrichtung  zuzu- 
fügen sej.  Die  Akademie*  roll  des  redlichen  Wunsches  nach  stei- 
gender Ver Tollkommnüng ,  hat  diesen  Wunsch  vor  den  Thron  ge- 
bracht, und  den  Auftrag  erhalten,  ihre  Anträge  hierfiber  rorzule- 
gen.  Damit  ist  sie  a^n  Ende  der  sechsten  Dekade  ihrer  Dauer  be- 
schäftigt gewesen,  und  wie  yerschteden  auch  die  Bemerknngen  und 
Ansichten  der  Mitglieder  einer  zahlreichen  Gesellschaft  gelehrter 
Männer,  die 'unabhl^ngig  ron  einander  4ber  einen  so  yielseitigen 
Gegenstand  zur  Abgabe  ihrer  Meynung  aufgefordert  werden,  der 
N^tur  der  Sache  nach  immerhin  ausfallen  mögen,  so  wird  sich  doch 

aus 


der    Jl  k  a  d  e  m  i  e.  XXI 


ans  der  Torlegung  derselben  >  die  in  der  nächsten  Zeit  statt  haben 
irirdy  zweyerley  willkommenes  ergeben  ^  ein  ehrenvolles  Zeugnifs 
und  eine  erfrenlidie  Hoffnung ;  -*  das  Zeugnifs  nämlich  über  ein 
ernstliches  Bestreben  dieses  yaterländischen  Institutes,  seine  innere 
Einrichtung  su  TerroUkommneii  und  so  an  Baierns  allgemeinem  Ruhm 
des  Fortschreitens  in  allem  Preis  würdigen  seinen  Antheil  in  neh« 
men^  — ^  und  die  Hoffnung,  die  Weisheit  unseres  allergnädigsten 
Königes  werde ,  reranlafst  durch  jene  Darlegung  mannichfaltiger  Be- 
merkungen und  Wünsche  I  solche  Anordnungen  treffen ,  durch  wel- 
ches jenes  Bestreben  folgenreich  und  in  das  Leben  übergeführt  wer- 
den könne/'  -^ 

* 

Dann  hielt  der  königL  Ministerialrath  ron  Fefsmair,  ord. 
bes.  Mitglied  d.  Ak«,  eine  Vorlesung  ron  dem  Entstehen  des 
oberdeutschen  Städt€-Bundes  und  dessen  Bekämpfung 
durch  Herzog  Friedrich  ron  Landshut,  Diese  Begebenheit» 
eine  der  wichtigsten  des  Mittelalters,  fällt  in  die  Epoche  ▼•  J.  1372 
bis  1389*  ^^  dio  bürgerliche  Verfassung  und  der  Städtebund  selbst 
ihre  Vorbilder  in  Italien  hatten^  so  wurde  eine  Skizze  der  italieni- 
sehen  Freystaaten  tom  Qten  bis  sumSchluIse  des  l4ten  Jahrhunderts  \ 

Toransgeschilckt}  dann  das  Entstehen  der  teulschen  Städte  und  die 
Entwickelung  der  bürgerlichen  Verfassung,  so  wie  die  Veranlassung 
des  Städtebund'es  geifieigt;  nun  die  drey  Kriege  gegen  denselben 
erzählt  und  des  Friedenspruches  rom  5*  May  1389  Erwähnung  ge« 
than^  durch  welchen  der  -Städtebund  aufgehoben  wurde.  Der  Red- 
ner zeigte^  welchen  Antheil  Herzog  Friedrich  ron  Baiern  -  Lands- 
hut an  dieser  Aufhebung  genommen  und  wie  gefährlich  es  für  die 
teutsche  Verfassung  gewesen  seyn  würde,  wenn  sich  dieser  Bund 
mit  dem^  gleichzeitig  im  höchsten  Flore  befindlichen  Hanse -Bund^ 
der  Könige  ab  und  einzusetzen  begonnen,  rereinigt  hätte.  Am  Schlüs- 
se ward  berührt,  dafs  in  unsem  Tagen  fast  alle  Frorinzen  und 
Städte,  die  sich  damals,  bekämpft  haben ^  in  dem  baierischen  Staate 

Ter- 


XXII  Gesckichtt 

rereinigt  sejen  und  nunmehr  nur  ein  gemeinsc^fdicli^s  Interesse 
hätten,  zu  dessen  Erkenntnifs  und  Währung  der  allgeltebte  König 
die  Verfassung  gegeben*     (In  Gommtssion  bey  Lindauer.) 

Hieran  schlofs  sich  die  Vorlesmig  des  Herra  Director  yoü 
Streber,  Gonserralors  des  königl;  Münskabinets,  Aber  Herzog 
liudwig  ron  Baiern,  den  Jüngern  Sohn  Herzogs  Albert  des  Wei- 
sen und  Bruder  Herzog  Wilhelm  IV,  dessen  Mitregänt  er  bis  an 
seinen  1545  erfolgten  Tod  war.  Die  grofse  Liebe,  die  dieser  vor- 
treffliche Ffkrst  sich  bey  seinen  Unterthanei^' erworben  hatte,  schütz- 
te in  jendn  unruhigen  Zeiten  Baiern  ror  dem  drohenden  Bauernkrie- 
ge 5  aber  auch  gleich  auf  dem  ersten  Landtage,  den  er  nach  der 
Aussöhnung  mit  seinem  Bruder  1515  zuLahdshut  hielt,  sagte  er  zu 
den  rersammelten  Ständen,  „wie  er  sich  mit^  scinekn  Bruder  geei- 
gnet, wie  aber  noch  viele  Gebrechen  tu  heben  seyen;  die  Schulden, 
obgleich  schon  mehr  ^ilgt  worden,  sejen  hoch  angewachsen,  die 
'Landschaft  möge  rathen  und  helfen,  wie  das  Geld  am  besten  zu- 
sammengebracht, zu  des  Fürstenthums  Nutzen  angelegt»  und  die 
lästige  Schuldenmasse  getilgt  werde.''  Zugleich  erbot  er  sich  in 
seinem  und  seines  Bruders  Namen,  ein  Verzeichniis  der  Schulden 
Torzulegen  und  in  der  Verwendung  des  Geldes  nur  der  Landschaft 
folgsam  zu  seyn.  „So  sprach,  ruft  der  Redner  ans,  einer  der  Für- 
sten aus  dem  Stamme  Witteisbach  schon  vor  300  Jahren  zu  seinen 
Landständeol  Als  darauf  der  Herzog  beym  Ausbruch  jenes  Bauern- 
Krieges  sprach:  ,ier  wolle  sein  Leben  und  Güter  genädiglich  dar- 
strecken, und  seine  Unterthanen  in  keinen  Nöthen  verlassen''  — - 
antworteten  die  Bauern  „sie  wollen  bey  ihren  genedigen  Herrn  von 
Baiern  als  ihren  Landesfürsten  bis  in  den  Tod  bleiben  ^  da  sterben 
und  genesen«"  —  Von  diesem  ehrwürdigen  Fürsten  sind  zwey  sel- 
tene Medaillen  in  dem  k.  Münzkabinet  vorhanden,  die  der  Verfasser 
l)eschreibt  und  der  Abhandlung  in  Kupferstich  beyftigt.  Auf  dem  Re- 
vers der  einen  ist  eino  Torwarts  schreitende  weibliche  Figur,  in  der 

Rech- 


der    Akademie.  XXIIt 

Rechten  einen  blühenden  Zweige  ia  der  Linken  den  Pfalabaierischen 
Wappenschild.  In  Bezug  hierauf  schliefst  der  Redner:  ,|B^iern^  einen 
grünen  Zweig  in  der  Rechten  und  rorwärts  schreitend  — -  war  Her- 
sog Ludwigs  geliebtes  Sinnbild}  diefs  soll  es  auch  fUr  uns  und  un« 
•ere  Nachkommen  bleiben.    Baiern  blühe  ewig  !'^ 

(Die  Abhandlung  mit  einem  Kupfer  findet  sich  bej  Lindauet 
in  Gommission.} 


Am  1.  May  18 19  hielt  die  Akademie  der  Wissenschaften  (die 
!l8ste)  Sffentl.  Versammlung  zu  Ehren  ihres^  am  9.  März  verstorbenen 
Präsidenten  Fr*  Heinr.  v.  Jacobi^  kön.  baier.  Geh.  Rathes  und 
Gommandeurs  des  Ord.  d.  B.  Krone;  sie  wurde  abermals  durch  den 
Besuch  Sr.  königl.  Höh.  des  Herzog  Wilhelm,  der  königl.  Staats« 
Minister  und  rieler  Mitglieder  der  beyden  Kammern  fejerlicher  ge- 
macht. Zu  Vorlesungen-  über  den  hochrerdienten  Greis  hatten  sich 
Dir.  T.  Schlichtegroll^  Dir«  v.  Weiller  und  Hofr.  Thiersch 
Tereinigt.  Der  erstere  gab  einen  biographischen  Abrifs  seines  äufsern 
Lebens  und  seiner  Schicksale;  der  zweyte^  seiner  philosophischen  Leh« 
re;  der  dritte  seines  Gesamteinflufses  auf  die  Zeitgenossen.  Diese 
drey  Vorlesungen  sind  in  dem  Format  von  Jacobi's  gesammelten 
Werken  und  als  eine  Beylagc  dazu  gedruckt  worden:  »^Friedrich 
Heinr.  Jacobi  nach  seinem  Leben ,  Lehren  und  Wirken.  Bey  der 
akademischen  Feyer  seines  Andenkens  am  1.  May  1819>  dargestellt 
Ton  Schlichtegroll,  Weiller  und  Thiersch.  München,  1819» 
(In  der  Fleischmannischen  Buchhandlung  zu  finden  ) 


Die 


XXIV  Geschichte 

Die  im  Jahre  1819  zur  Feyer  des  Maximlliansfeste»  aa  faal^ 
tende  öffentliche  (29ste)  Veraammlung  war  diescsmal  auf  den  l6* 
Oct.  rerlegt  vrorden.  Der  General*Secret.  der  Ak.  eröffnete  aie  mit 
einer  Anrede  und  Freissetznng  der  historischen  Klasse.  ^^Etn  hen- 
erhebender  Zweck  hat  uns  heute  hieber  gerufen!  Wenn  alle  Bürgert 
wenn  alle  Körperschaften  dieses  glücklichen  Landes  das  Fest^  dem 
es  jetzt  giit^  mit  der  innigsten  Theilnahme  feyem^  wie  wollte  un- 
sere Stiftung  zurück  bleiben,  die,  wenn  je  eine  ähnliche,  durch  das 
Wohlwollen,  durch  das  Vertrauen  eines  unaussprechlich  ?er$hrten 
und  geliebten  Königs  besteht,  dem  alle  unsere  Herzen  schlagen, 
und  der  in  der  Geschichte  der  Wissenschaften,  ihrer  Pflege  und 
Beschützung  so  unvergefslich  dastehen  wird,  als  Er  unter  den  wci« 
•en  Vätern  und  Gesetzgebern  der  Völker  einen  unsterblichen  Ruhm 
hat.'^ 

„Worüber  in  diesen  zufriedenen  und  ruhigen  Gefilden,  in 
diesen  Ebenen  und  Thälern,  in  diesen  Städten  und  Dörfern  sich  der 
denkende  und  fühlende  Mensch  und  Bürger,  Einheimischer  und  Be« 
suchender,  auch  immer  freuen  mag,  —  die  Gerechtigkeit  und  Si- 
cherheit, die  nach  dem  Gesetz  allen  Bürgern  Baierns  zuTheilwirdj 
die  ^Achtung  für  jeden  religiösen  Glauben,  welcher  sich  auf  die  ewi- 
gen Lehren  der  Sittlichkeit,  der  Gottes-  und  Menschen-Liebe  fufstj 
die  Grund?erfassung  der  grofseu  Staatsgescllschaft ^  weichte  die  Hech- 
te des  Hegenten  und  Regierten  auf  alle  Zeiten  feststellt,  und  das 
gegenseitige  Vertrauen  wie  eine  heitere  und  wohllhätige  Götter- 
Tochter  erzeugt  hat;  die  Blülhe  der  Gewerbe;  die  ßorge  ftir  den 
Unterricht  des  Volkes;  die  Vielseitigkeit  gelehrter  Bildungsanstal- 
ten} das  Gedeihen  der  Künste,  die  das  Leben  verschönern  und  ver- 
edeln; der  Reichthum  der  Mittel,  die  den  Erforschung  der  Wissen- 
schaft nach  ihren  tiefsten  Gründen,  dargeboten  werden.  —  führt 
nicht  diefs  Alles  zu  Ihm  hinauf,  dessen  Fest  wir  begehen,  zu  der 
Verehrung  des  heiligen  Hauptes  unseres  geliebten  Königes »  dem  un- 
ser 


^ 


der    Akademie.  XXV 

ger  aller  Wahl  die  Krone  aufsetzen  würdei  wenn  es  nicht  schon 
ein  uraltes  Recht  gethan  hätte!  Und  wenn  es  das  Elrhebendste  und 
Begeisterndste  ist,  was  ein  menschliches  Aug  erblicken  kann,  su 
sehen  einen  yertrauenden  Täierlichen  Fftrsten  und  ein  sufriedenea 
treues  Volk  im  engsten  Verbände,  oder  wie  unser  Hlopstock  singt, 
einen  Hfinig,  der  Glückliche  macht,: -^  wer  kann  dieses  dann  tie* 
fer,  gerührter  uild  dankbarer  fühlen,  als '  diejenigen ^  welche  die  Be- 
trachtung und  Erforschung  der  alten  und  neuen  Schicksale  der  Völ- 
ker und  ihrer  Regenten,  und  der  Ursachen  dieser  Schicksale,  der 
Tiefen  des  Geistes  und  der  Natur,  der  Bestimmung  des  Menschep 
und  der  Gesellschaft,.«—  aus  firejer  Wahl  und  innenn  Triebe  zum 
Geschäft  ihres  Lebens  gemacht  haben,  ror  deren  *Augen  die  Ge- 
«chiehte  ihre  Lehren  aufrollt  und  mit  schaueicHchen  Zügen  das  Bild 
hinzeichnet,'  wo  bej  Fürsten  und  Völkern  yon  allen  obigen  Yorzfl- 
gen  unseres  Landes  das  gerade  Gegentheil  statt  fand,  eine  ESrschei- 
'Hung»  dievimmer  wiederkehren  wirdi  ^wo  die  gleichen  Ursfichen  wie« 

;  „Wenn  in  traurigsii  Zeiten,   wenn  in  dunkeln  Ljlqdern  Re- 

/ligion  und  Staat  mifstrauisch  auf;  die  forsohende  Wissenschaft 

hinsehet»    als  i^eyrsier  ihre  gc^beiipe;  Fdndin,    so  umschlingt  in  den 

Tagen  und  in  dem  Laude,   ^o  Licht  i|nd  Recht  waltet,    alle  drey 

ein  beglückendM  Bandv  da  alle  drey  zu  gleichem  ?iele  hinstrebei). 

.80  ist  es  ubdls^  möge  es  auf  alle  Zeiten  seyn  iuBaierns  weit  ?er- 

.breiteten  gesegneten  Auen!    Und  nie   wird  4er  Stand  der.Mfinner, 

.die  ihr  Le.ben   den  Wissenschaften   widmen,  ^n  aufirichtigster  Ver« 

ehrting  für  Kpnig  und  Ver^MSung  sip^  fibertre&n  lassen/^ 

«,Mit  diesen  Gesinnungetp   der  Huldigung   begehe  auck  jetzt 

die  Akademie   der  Wissenschaften,    über  deren  Besti^bungen  und 

.das   Gedeihen    ihrer   Anstalten    bey  der    diefs jährigen    öfientlichen 

Feyer  unseres  Stiftungstages  Vortrag  gethan  wu^de,-  das  Fest  des 

d  Va- 


ZXVr  Geschichte 

Yaterlandes^   erfreut  durch  den  Besuch  einer  hochachtbaren  und 
wilUkommenen  ZuhörerBchaft.^^ 

9>Sie  fejert  den  hehen  Tag  unsers  kSniglichen  OeMtsgebera 
mnSchst  durch  eine  Preiasetaungi  die  ich  in  Auftrag  derselben  ao« 
mit  bekannt  mache  ^  und  durch  welche  die  historische  Klasse  der 
Akademie,  längst  rerdient  um  die  Aufklärung  baierischer  Vorseit^ 
mit  Rücksicht  auf  unsere  Tage  einem  wichtigen  Punkte  dieser  Ge« 
achichte  ein  neues  Licht  ertheilt  au  sehen  wünscht/^ 


(üeber  diese  Freisaufgabe  aieiie  unten  liL  g.) 

Die  fiauptrorlesung  an  diesem  festlichen  Tage  stand  in  der 
Reihe  der  Klassen  der  Akademie  an  der  philologisch « philosophischen, 
und  Hr.  Hofr.  und  Prof.  Thiersch  als  Mitglied  derselben  hatte  sie 
fibemommen.  Er  nahm  in  einer  zweyten  Abhandlung  über  di0 
Epochen  der  bildenden  Kunst  unter  den  Grieehen,  «die 
in  der  ersten  C^ergl.  Denkschriften  d.  Ak.  B.  VI.  p.  IIL)  begon- 
nene Untersuchung  wieder  auf^  indem  er  an  den  frühem  Ursprung 
der  Kunst  in  Griechenland  i  an  ihr  Beharren  in  alterthümlicher  Form 
bis  über  die  50Bte  Olympiade  herab  ^  so  wie  an  die  Gründe  dieser 
Erscheinung  erinnerte^  und  dann  auf  die  Epoche  der  Kunsientwi« 
ckelung  überging.  Er  seigte  auerst,  dafs  aie  swischen  den  Werken 
der  jüngsten  Dädaliden  und  dem  ersten  Werke  des  Fhidiaa  von  OL 
50  bis  01.  72  in  einem  Zeitraum  ron  etwa  100  Jahren  begriffen  lie« 
ge,  und  beaeichnete  dann  die  Schulen  und  die  Meister  näher, 
durch  welche  während  dem  Verlaufe  eines  ?erhältnifnnäfstg  so  kur^ 
zen  Zeitraumes  die  Kunst  ron  dem  alten  symbolisch  •  heiligen  Style 
au  freyer  Darstellung  naturgemäfser  Gestalten  gelangt  sey.  — »  Diese 
Rede  ist,  wie  die  vorige,  bey  Lindauer  in  Commission  su  finden. 
Wir  haben  einst  die  ähnliche  Behandlung  der  spätern  Knnstperio« 
den  Ton  dem  Verfasser  au  erwarten. 

Dar- 


d  t  T    Akademie. 


zxvn 


Darauf  gab  Hr.  Dir.  r.  Schrank  Nachricht  ron  der  Beise 
unserer  beyden  aliadiBmischen  Mitglieder  in  Brasilien,  ifrorans  her*, 
▼orgehti  wie  riel  Dank  wir  dem  Könige  schuldig  sind^  dafs  er  die« 
•e  Bieise  reranstaltet  hat,  und  wie  viel  Erkenntlichkeit  den  beyden 
Reisenden ,  die  dem  in  sie  gesetaten  Vertrauen  so  unrerdrossen  und 
bejfallawerth  entsprechen.  Er  seigte^  wie  der  Naturforscher  in  ei« 
aem  sehr  steigenden  VerhSltnisse  an  Einsichten,  Brauchbarkeit  und 
innerm  Gehalte  gewinne,  je  mehrere  Naturgegenstände  er  unter  sei» 
ae  Augen  bringt.  Diese  Betrachtung  war  es  rorzUglich,  welche  so 
riele  hochgesinnte  junge  AUnner  gespornt  hat,  fremde  Welttheile 
SU  besuchen  und  allen  Gefahren  zu  trotzen,  und  welche  aufgeklarte 
Regierungen  bewogen  hat,  solche  Reisen  zu  reranlassen.  Er  be« 
gegnet  dem  Einwände,  man  hätte  die  fremden  Naturalien  wohlfei- 
ler kaufen,  als  sie  durch  eigne  Reisende  sammeln  lassen  können. 
Man  kauft  nichts,  bemerkt  er,  als  was  man  mehr  oder  weniger 
kennt}  aber  wenn  man  selbst  hingeht  und  sucht,  findet  man  auch, 
was  bisher  unbekannt  war;  sogar  erhfilt  man  durch  gekaufte  Natur- 
Körper  nur  unvollständige  Kenntnifs  derselben,  die  hingegen  angleich 
ausgebreiteter  und  belehrender  wird,  wenn  man  sie  selbst  an  Ort 
und  Stelle  sammelt.  Wirklich  habe  die  Naturwissenschaft  nur  durch 
neuere  Beisen  der  Gelehrten  seit  sehr  kurzer  Zeit  so  erstaunlich  an 
ihrem  Umfange  gewonnen,  während  sie  in  den  Torausgegdtagenen 
Jahrhunderten  fast  nur  auf  dem  Punhte  stehen  geblieben,  auf  wel- 
diem  sie  Ton  Aristoteles  gelassen  worden.  —  Dann  gab  dei^  Redner 
eine  Uebersicht  Aber  den  bis  dahin  bekannten  Beiseweg  der  bey« 
den  Akademiker  selbst  und  Aber  die  reichhaltigen  Sendungen  ron 
fiaturkörpem,  die  bereits  angekommen  waren,  ttber  welches  Alles 
wir  nur  nach  erfolgter  erwttnschter  Bflckkunft  derselben  aus  ihrer 
eignen  Feder  bald  TeUsttodige  Nachrichten  zu  erwarten  haben. 


di 


Die 


ZZyni  Geschichte 

.  Die  öfFentliche  VersttnmluDg  am  28«  M8ra  1820  (die  SOste), 
in  welcher  Hr.  Ober-Finan^Rath  Ritter  Ton  Yeltn  als  Mitglied  de^ 
math.  phys.  Glasse  der  Hauptredner  war;  wurde  mit  einer  Anrede 
des  Gen.  Secf.  d«  Ak»  eröffnet: 

9iDie  Ein-  und  secli^igste  Feyer  nnsrer  Stiftung  hat  uns  hiev 
rersammelt.  Wohl  liegt  etwas.  Erfreuliches  und  Erhebendes  darini 
wenn  wohlgemejnte  menschliche  Einrichtungen  Dauer  gewinnen  und 
zu  ihrem  übrigen  Werthe  die  Ehrwfirdigkeit  des  Alters  hinzukömmt* 
Darum  hielten  die  gebildeten  un4  hochgepriesenen  Völker  der  alten 
Zeit  so  yiel  darauf ,  dafs  die  instituta  major  um  in  Achtung  blieben^ 
und  auch  in  unsern  Tagen  stehen  diejenigen  Nationen  in  der  Mej« 
aung  der  Menschen  am  höchsten»  bey  denen ^  neben  unabläfsigem 
und  tief  in  der  Natur  der  Gesellschaft  gegründetem  Streben  nach 
Verbesserung  und  VerFoUkommnung,  die  alten ,  auf  Vernunft  und 
Wohlwollen  .gebauten  Institutionen  in  Ehren  gehalten  werden  uui 
deren  Stifter  im  öffentlichen  Andenken  leben*f< 

I 

y^Darum  sieht  Baiern  am  heutigen  Tage  immer  mit  Dank  auf 
die  edlen  Männer  zurttck^  welche  dieser  Stiftung  ihr  Daseyn  ga^ 
ben^  so  wie  auf  den  grofsgesinnten  Fürsten  ^  der  ihr  Beginnen  durch 
sein  Wohlgefallen  ermunterte.  Und  darum  erkennen  wir  mit  noch 
lebhafterem  Dankgefühle  die  Weisheit  unseres  höchstirerehrten  Köf- 
niges  und  Beschützers  ^  Der  zu  einer  Zeit^  wo  eine  allgemeine  Be^ 
wegung  der  Geister  so  manche  Mifsgriffe  und  Verkehrtheiten  Einzel« 
«ner,  die  sich  an  die  literarische  Welt  anschliefsen»  reranlaisti  und  wo 
deshalb  die  Furchtsamkeit  und  derKleinmuth  hie  und  da  die  Wisseür 
fichaften.  selbst  gern  Terdächtigen  möchte  und  Gefahr  siebte  -tr-  Der 
in  dieser  nicht  bösen^  aber  Wachsamkeit  erforder-nden. Zeit. festen 
und<  erhabenen  Ganges  fortfährt,  diese  den  Wissenschaften  gewid- 
mete Stiftung  unserer  Vorfahren^  so  wie  alle  Anstalten  zur  Förde« 
rung  gründlicher  KenntnlTa  und  Bildung  in  Seinem  Reiche,  mit  Sei*- 

nem 


\ 


der    A  k  a  d  e  m  he^  XXIX 

aem  köaiglicIienL  Wohlwollen  su  ei^untem»  Der  vas  aber  dadurch 
auchi  Aogesichts  der  Welt  uod  Nachwelt,  die  heilige  Pflicht  auflegt, 
die  wahre  Würde  der  Wissenschaften,  so  viel  an  uns  ist,  i^ufrecht 
SU  erhalteuu  Diefs  g^^chieht  and  diels  wird  geschehen,  wenn  jedei; 
Btnzelne  diesem  ehrwürdigen  Institutes,  wenn  folglich  dessen  -Ge- 
sammtheit  dahin  trachtet,  immer  und  in  allep  Verhältnissen,  nach 
rühmlicher  deutscher  Sitte,  ernst,  wahr  und  gerecht  zu  seyn,  und 
mit  diesem  Sinn  das  Reich  der  Wissenschaftei;i  zu  bearbeiten/^ 

„Das  Leben  der  eiAzelnen .  Menschen ,  das  der  gesellschaftU« 
eben  Verbindungen,  das  der  Staaten,  und  Völker  -r—  strebt  nach 
äuiserm  und  innerm  Frieden,  nach  wfirdeyoller,  die  gesetzliche  Thär 
tigkeit  begfiqstigender  Auhe;  so  auch  die  schöne  ratejcländische  Stif- 
tung, der  wir  angehören«  Wie  aber  ihn  finden  diesen  Zustand  eh« 
reuToUer  Ruhe,  in  welchem  jedes  Gute,  Menschenwürdige,  aber  be^ 
sonders  Wissenschaft  und  Kunst  am  besten  gedeiht?  —  Ein  grie« 
chischer  ainnroller  Mjthus  antwortet  darauf.  Themis^  sagt  er,  ward 
die  Mutter  der  drey  flas  Maafs  und  die  Regel  liebenden,  die  Zeit 
ordnenden  *  Hören,  der  Eunomia,  Dice  und  Irene,  und  unter  diesen 
bat  Dice  eine  erhabene  Tqchter  geboren,  die  Hesychiq.  Von  ihr 
singt  Pindar:  ,9He8yohia,  mit  dei^  wphlwollenden  Sinn,  du  der  Di- 
ce Städte  -  T^rgröfsernde  Tochterj^  die  4u.  die  erhabenen  Schlüssel  zu 
Bath  und  Kri^g  in.  dei^i^  Hand  bält6t,\gütig  handelst  du  stets,  gü- 
tig duldest  du  auch,  bejdes  zu  seider  ^ ei tjr  nährt  aber  Jemand  im 
Herzen  uhrersöhnlichen  Grimm,  so  eilst  du  strafend. dem  Tphen 
der  Feinde  .entgegen ,  wirfst  in  den  Staub  ^  den  Uebermuth.^'  —  Soli 
also  jeqe  ^le  Gouin  de^  anständigen  würdeirollen  Ruhe  herrschen 
in^fimsern  der  Wissenschaft  geweihieQ  Hallen,  se  lafst.uns  ihrer  ge* 
rechten  Mutter,    der   ernsten  Dice,    einen -Altar  bauen  in  unsrer 

c 

Mitte  und  an  dessen  Fufs  dieHybris  fesseln,  die  Hohnlachende  Göt« 
tin  des  Uebermuths  ;  und  der  Menschen  Verachtung  j  .  dann  wird  die 
•die  HesTQhxa.sidi  ,i9ieben.ihre  erhabene  Mutter  auf  den  Thron 

•e- 


ÜX  Geschichte 

fietsen  und  witet  uns  walten  und  Seegen  ausgfefsen  fiber  uQsem 
Kreis  und  sein  Wirken  ^  so  wie  sie  es  tbuti  wenn  in  dem  Rath  der 
Fürsten,  wenn  in  den  Versammlungen  des  Volkes >  wenn  irgendwo 
unter  den  Menschen  ihrer  hohen  Mutier  mit  treuem  Heraen  gedient 
wird.  —  y^Ruhe  ist  die  Tochter  der  Gerechtigkeit^  ruft  uns 
die  neue  Hora  zu  ^  die  sich  heute  rom  Himmel  aü  uns  herabsenkt  U<^—- 

t>AIs  wir  im  rorigen  Jahre  den  heutigen  Tag  festUch  begia« 
gen  9  wurde  I  mit  Bezug  darauf ^  dafs  der  Besuch  der  Stellvertreter 
Unserer  gificklichen  Nation  jene  Versammlung  rerberrlichtei  ein  ge« 
ärängtes  Bild  unseres  Institutes  rorgelegt,  das  dessen  dreyfache  Be« 
Stimmung^  die  Wissenschaft  als  Solche  zu  fördern^  sie  mit  dem  Le« 
ben  zum  Besten  des  Staates  zu  rermitteln^  und  die  ihm  anvertrau* 
ien  wissenschaftlichen  Sammlungen  zu  rerwalten,  -~  vergegenwär« 
tigte.«« 

5^Zu  demj  was  damals  gesagt  wurde  ^  läfst  sich  am  heutigen 
Tage  hinzüBlgcn^  dafs  auch  in  dem  letztverflossenen  Zeitabschnitte 
nach  dieser  dreyfachen  Bestimmung  gewirkt  worden  ist.  Wir  erin* 
Hern  unter  mehreren  an  die  preiswfirdige  Anordnung  ^  nach  welcher 
Be.  kOnigl.  Majestät  solchen^  die  sich  mit  gehöriger  Vorbeitung  dem 
tiehrfache  der  Chemie  bestimmen ^  die  ErTaubnifs  gegeben  hat,  sich 
unter  Anleitung  des  akademischen  Mitgliedes  fflr  dieses  Fach  indem 
kOnigl.  Laboratorium  der  Akademie  auch  praktisch  vorzubereiten; 
—  daran  >  dafs  die  königl.  Sternwarte  durch  eine  trefflich  entwor^ 
fene^  jetzt  eben  in  der  Ausfiihrung  begriffene  Einrichtung  die  rich^ 
tige  Bestimmung  der  Tageszeit  und  die  Anordnung  der  SchlaguhreA 
der  Residenzstadt  bewirken,  und  dadurch  einem  wesentlichen  Ma»- 
gel  des  Öffentlichen  Lebens  abhelfen  wird.^^ 


,il>ie   aÜademischeüi  Sammlungen   sind   alle  fortgeFchrittisii. 
tiie  köttigL  Bibliothek  hiat  durch  die  ihrem  jetzigett  Umfange  di* 

Ge- 


d€T    Akademie.  XKM 


Geichfifte  äageiMSStae  Yeroiehning  dis .  FersoDüla  einen  höchst  v^ 
wBnschten  Beweis  der  Huld  Sr,  kCtligl.  Sfajestät  erhalten  j  die  ni^ 
UurgeschichtUchen  Säle  sind  durch  eine  zweckmäfsige  Bauyerände» 
xiuig  iergröfsert  worden»  und  erhielten  durch  Sendung  unserer  bra« 
siHiouiohea  Reisenden  ^  deren  erwfiaschter  Rttckkehr  wir  in  dem  jq- 
ts%en  Jahre  entgegen  sdieni  und  dncdi  mineralogiscbe  Gei^chenke 
4Im  ▼etdienstroUen  letsten  Benrisera  T^n  Grönland  ansehnliche  Veri- 
mehrungen  aus  entgegengesetzten  Zonen  j  und  eben  so  haben  sich 
die  mehrsten  andern  akademischen  Sammlungen  erfreulich  rergrös« 
nert  und  ausgebildet/^ 

Hierauf  gab  der.GencMl«Seoretir  nodi  eine  biogri^hische 
lifachricht  ron  den  beiden  Terftoxbienntt  IfitgUadem^  dem  Dir.  t. 
Grfinberger  und  dem  Frofesaor  Oppel^  a.  unten  lit»  h* 

• 

Herr  OberfinansratJi  Bkier  w^  Talin  hielt  .eine  Vor^tonng 
.über  seine  neuenVeieuchif.'ttnid  BeoJbachtnngea  mit  und 
an  der  Zamhonischen,  Säule  des  Pxöf«  ZamboaL  Er  bet- 
merkt in  der  Einleitung,  es  schienen  seit  einigen  Jahren  die  Untet- 
enchnngen  fiber  diese  Säde  bejrnahe  abgebrochen ,  indem  selbst  Hr. 
Zamboni  seit  seinem  letzten  Schreiben  an  die  königL  bMer.  Akade- 
mie Tom  Jahse  4ftt6  (AIV  ofcaienda  reale  deUe  Scienxe  di  MonacOp 
lettere  detC  Ab.  Giuseppe  Xamhonif  prof.  de  ßzica  etc.  Verona 
181 6^  8 VC.)  nichts  Neues  bekannt  gemacht  habe  und  nur  noch  der 
unermüdete  königl.  wllrtemb.  Ober»Mediz«  Rath  und  Leibmedicus 
Hr,  Dr.  Jäger  in  Stuttgart/  seine  Untersuchungen  fortsetze.  Gleich- 
wohl schienen  ihm  einige  :frah«re  Fragen  darfiber  zu  bald  aufgega- 
ben  worden  vs  seyn  and  er  hoffe  deshalb  sich  Verdienst  um  iae 
Wissenschaften  zu  erwerben,  wenn  er  die  Forschungen  der  Physi- 
lier  au£i  neue  auf  einen  Gegenstand  zurflckfilhrei  in  welchem  noch 
8o  Manches  zu  entdecken  aeyn  dftrfie  und  den  er  selbst  dufch  el« 

\  '  ...  gene  • 


SXOt  G  t  9  c  h  i  c  h  t  e 

gene  Yersüche  und  Beobachtungen  gegenwärtig  nmt  einen  flohrillt 
erweitert  zu  haben  sich  schmeichle*  <-..         r.  •.    .  .  / 

0 

^'  '  "Er  zählt  in  einer  kurzen  Uebersichc  die  bis  jetzt  ab  9.  g. 
trockiene  Säulen  bekannten  eilfeirley  Eieotromotoreh  auf^undgiebt 
vorläufig •  zu  einer  neuen  Säule  aus  Holr,  Ba{qer^inidMartnor;|di6 
Elemente' an ,  wodurch  wir*  eine  Säule 'ohne  alles  Metall '«rhalh» 
ten  worden. «  .  ' 

Sein  erster  Versuch  betraf  die  Frfifuirg  des  ißesetoes^   nach 

welchem  die  Zambonische   Säule   in  rerschiedenen  Distanzen  wirkt. 

Hr.  Coulomb  iin  Paris«  bäti'bekaniidic^  an  seiner  Drehwaage  (&a- 

länce'dB-torsioh).B6x9tAl  fttr  jdle<£leetrtcrtäty  als  den  Magnetismiis 

das  bereits  häufig  fOr  allgeiqe{il)  gfiltig  angenommene"  Gesetz  darzu- 

thun  gesucht^  dafs  diese  beyden  Kräfte  ihre  Wirkung  im  umgekehr« 

ten*  <}uadrate:  dets  Biitferbiiifgaa   mwMbten  und  Herr^  Kollegien  •  Rath 

TaTr:6tizn   Dorpaif '^glabbte   dasselbe'  auckbey   der   Zambonischen 

•fiäul«  bestätiget  zu*  häbonl     GleichwöHl  standen  der  Allgemeingültig 

•keit  dieser* Regel  bisher  noch   die  Versuche  ides  yerstorbenen  kön. 

preufs.  Oberbauraths  £rn.  Simon  ^ in  Berlin  und   die  Meynung  aoi* 

derer  berühmter  Physiker  z.  iB«  des  Hrn.  Grafen  Y olla  -  entgegen,  so 

.wie  auch  Hr.  Prof.  Oerstädt  in  Koppenhagen^eiti  anderes  Gesetz 

'bereits  Im  Jahre  18 14  rermuthet  hatte.  >> 


« 


Herr  r.  Yelin  gab  nun  ziirCrderst  die  Beschreibung  desron 
ihm '  zur  Anstellung  seiner,  prüfencfen  Versuche  selbst  erfundenen 
A^pparats  und  seiser  schwingenden  Nadel/  die  er  ihlre^  Figur  wegen 
Osciilations-Libelle  äeont,  (dec  Apparat  ist  to  eine»,  seinem 
-Schrift  beygefikgtta  Zeichnttng  dargestellt) '  und  erzählt' dt^^Vorsichts- 
'MaafsregeJn ,  unter  welchen. .  die  .Versuche  ,  angestellt  worden  sind. 
£r  führte  'hSiv^vA.k  Reihen  ran  i5nander  unabhängiger^  sowohl  mit 
dem  Zambonischen  Vertikalpendel  ^    als   seiner  eigenen  unschweren 

Li- 


der    Akademie.  XXXIII 

Libelle  angestellter  Versuche  an »  bestimmte  die  sugebörigen  (in  der 
Zeichnung  abgebildeten)  eigenen  Gur?en  und  leitete  daraus  das 
neue  merkwürdige  Gesetss  ab:  dafs  sich  die  electrische  An« 
Biehung  und  Abstossung  (wenigstens  yor  der  Hand  bej 
der  Zambonischen  Säule)  weder  nach  dem  Goulomb^- 
schen,  noch  dem  Simon^schen  Gesetze  richte^  sondern 
einem  ganz  eigenen  Gesetze  unterliegei  nach  welchem 
die  Oscillationen  der  zwischen  den  -Säulenknöpfen 
schwingenden  Pendel  gegen  die  Sehnen  der  Schwin« 
gungsbögen  in  dem  umgekehrten  Verhältnisse  der 
Glieder  einer  arithmetischen  Reihe  höherer  und  we- 
nigstens der  fünften  Ordnung  stehen^  bey  schweren 
Pendeln  aber  rondpr  zweiten  Ordnung  anfangend  all- 
mählich bis  in  die  ftknfte  fibergehen  und  sich  dort  dem 
für  die  unsQbweren  Pendel  gefundenen  Gesetze  an« 
achliefsen,  .  . 

Er  kündigte  rorläufig  an,  auch  fSr  die  magnetische  Anzie- 
liung  bereits  ein  eigenes,  diesem  analoges  Gesetz  gefunden  zu  ha- 
ben ,  und  behält  das  Uebrige  weiterer  Ausführung  bevor.  Vor  der 
Hand  findet  er  aber  in  seiner  Entdeckung  Veranlassung,  Gilberts 
Aufforderung  zur  genauen  Prüfung  der  Goulomb^scben  und  Simon*- 
schen  Versuche  den  Physikern  dringend  zu  wiederholen. 

Hr.  T.  Telin  gteng  nun  über  zu  seinen  tSglich  fortgesetzt 
ten  Beobachtungen  an  der  Zambonischen  Säule  in  me« 
terologischer  Hinsicht,  die  seitdem  die  Aufmerksamkeit  der 
Physiker  beschäftigt  haben;  sie  müssen  in  der  Abhandlung  selbst 
nachgelesen  werden.  (^Diese,  6B  Quartseiten  stark,  mit  8  Tabellen 
und  einer  lithographirten  Zeichnung,  ist  in  Commission  bey  ^in« 
dauer  au  finden.) 


In 


XXXIV  Geschichte 

In  der  (siBten)  öffentlichen  Versammlung  zur  Fejer  des 
Maximilianstages  1820,  12.  Oct,  beehrt  von  der  Gegenwart  Sr  K. 
Holieit  des  Kronprinzen^  gab  zunächst  der  Gen,  Secr.  d.  Ak.  Nach« 
rieht  Ober  die  Preisaufgabe  der  historischen  Classe^  dafs  fiber  die- 
selben zwey  Schriften  eingelaufen  wären  ^  und  erinnerte  an  die  noch 
ausstehende  Aufgabe  der  philoL  philos.  Glasse,  die  eine  geschicht- 
liche Darstellung  der  deutschen  Literatur  des  l6ten  Jahrhunderts 
rerlangt,  und  deren  Einsendungstermin  sich  mit  dem  28«  März  1822 
achliefsen  wird.  (S.  unten  p.  XXXVIIL  u.  XL.) 

Hierauf  stellte  der  königL  Ministerialrath  und  ord.  Mitglied 
der  Allademiei  historischer  Glasse^  Dr.  Rudhart^  in  einem  Abris- 
se der  Geschichte  der  baierischen  Gesetzgebung  den 
Einflufa  der  Staats-Verfassung  auf  dieselbe  dar.  Er  zeigte 
die  Macht  und  Dauer  des  ursprfinglichen  Gewohnheitsrechtes ,  die 
Wirksamkeit  der  fremden  römischen^  ostgothischen  und  fränkischen 
Herrschaft 9  mit  Berichtigung  mehrerer  bisher  üblicher  Lehren  ttber 
die  lex  bajuvariorum;  ging  dann  auf  die  Zeiten  des  Lehen wesens 
fiber  und  auf  die  daraus  entsprungene  VerderbniJb  der  Verfassung 
und  der  Gesetzgebung j  sodanh  auf  die  Darstellung  der  herrlichen 
Blüthe  der  Städte  und  deren  Wurzel^  die  Stadtrechte;  weiter  auf 
den  Einflufs  einer  ständischen^  aber  zugleich  aristokratischen  Ver- 
fassung,  welche  der  Gesetzgebung  einen ,  mehr  den  herrschenden 
Ständen,  als  dem  Volke  entsprechenden  Inhalt,  aber  doch  eine  sol- 
che Stätigkeit  und  Dauer  gab,  dafs  jede  Aenderung  nur  eine  yer- 
besserte  Erneuung  des  Alten,  die  ganze  Gesetzgebung  ein  zusam- 
menhängendes planmäisig,  im  Laufe  Ton  Jahrhunderten  entstandenes 
jGebäude  schien ,  in  welchem  noch  nach  dritthalbhnndert  Jahren  die 
erste  Grundlage  geblieben  war.  Diesen  Vortheilen  einer  repräsen- 
tätigen  und  den  Nachtheilen  einer  aristokratischen  Verfassung  stell- 
te er  hierauf  den  Zustand  der  Gesetzgebung  entgegen ,  welcher  nach 
dem  Verfalle  jener  Verfassung  eintrat;  er  zeigte  in  Kurzem  das  Stre- 
ben 


der    Akademie.  XXXV 

ben  der  Begierang  nach  dem  Besseren,  aber  auch  das  Schwanken 
and  Wecbaeltt  derselben  und  die  Verdrängung  des  Nationalen  in  der 
ßeseUgebong  dnrch  die  reränderlichen  Ansichten  der,  durch  eine 
ständische  Versammlung  nicht  beschränkten  Staatsmänner;  er  über- 
lieft  eich  endHch  den  schfinen  Hoffnungen,  welche  unsere  gegen* 
wärtige  VerSassimg  auch  in  dieser  Hinsicht  bietet,  und  schlofs  mit 
den  Worten:  „Diese  Beweglichkeit  m  der  Gesetzgebung  wurde  fer- 
■iiehrt,.aU  sich  die  Menschheit  am  Ende  des  ISten  und  am  Anfan- 
ge des  19ten  Jahrhunderts  aus  dem  Unwesen  der  Lehenzeit  und  ih- 
rer Folgen  wieder  herauswickelte»  ihre  Rechte  zurückfoderte ,  und 
allenthalben  eine  Staats-Verwaltung  nach  dem  Zwecke  der  bürger- 
lichen Gesellschaft  in  Anspruch  nahm.  Allein  endlich  gewährten  jene 
Verhältnisse  der '  gesetzgebenden  Gewalt  in  Baiern  doch  den  Vor- 
theil,  dafs  irphev,  als  anderswo  in  Deutschland,  ohne  Widerstand 
Mifsbr^änche,  abgestellt  und  llber  verdorbene  Einrichtungen  wegge- 
achritten,  der  Grund  zi^  eipfm  ncMien  Staatsgebäude  gelegt,  den  Ge- 
setzen Stetigkeit  und  Kraft,  und  dem  ganzen  Volke,  nicht  blofs 
einigen  Ständen,  die  btkrgerlicbe  Freyheit  wiedergegeben  werden 
konnte.  Dieses  geschah  dnrefa  die  Verfassunga-Urkunde,  wel- 
che Se.  Maj.  Unser  rielgeliebter  König  dem baierischen Vol- 
ke ertheilt  hat>  und  aus  welcher  unter  den  tausend  segenreichen 
Folgen  der  repräseniatiren  Verfassung  auch  eine  den  Volksbedürf- 
nissen  gemäüse  dauernde  und  wirksame  Gesetzgebung  der  Gewinn 
•ejm  wird.^' 

„Solch  eine  That  hat  den  Namen  Maximilian  zur  Feyer 
aller  Baiern,  aller  Deutschen,  und  der  kommenden  Geschlechter 
gemacht,  und  dankbar  beten  wir:  „Gott  erhalte  den  Kanig 
nnd  aeta  königliches  Haus,  die  Zuflucht  des  Bechtea 
und  der  Freyheit!^' 

(In  Commission  hej  Lindauer.) 

•  ..  '         .  -• 

e2  Hr. 


XXXVI  Geschichte 

Herr  Dir.'  t.  Weill^r  sprach  dann  ein  Wort  Aber  daa 
Gbristenthum  in  seinem  Verhältnifs  zur  Wissenschaft^ 
und  hob  die  in  solcher  Hinsicht  einleuchtenden  Yorzttge  einer  Zeit 
heraus,  in  welcher  Gbristenthum  und  Wissenschaft  Eins  za  werden 
suchen;  ^|Sie  werden  es  immer  und  überall  mehr  werdeUi  wo^Licht 
und  Tugend  yon  dem  Throne  ausgeben ,  wie  anter  unserm^  beule 
wie  immer  gefeierten  Kövige , .  in  dessen  hoher  Seele  Achtung  fttr 
immer  helleres  Licht  und  Achtung  fOr  den  einfachen  YftterglaubeA 
einen  schönen  Bund  auf  ewig  geschlossen  haben.^< 


Unter  den  Abtheilungen  c  —  g  ist  in  deUf  den  rorigen 
Bänden  der  Denkschriften  yorgesetztVn  geschichtlichen  Uebersichten 
Ton  den  allgemeinen  Versammlungen  der  Akademie  und  der  einzel« 
nen  Glassen^    so  wie  yon  dem  Watihsthum  der  Attribute  Meldung 

geschehen. 

•     ^  •  ■  / 

Das»  was  oben  hiervon  aus  den  Jahren  1818  --^  20  bey  Ge^ 
legenheit  der  öffenilichen  Versammlungen  gesagt  worden  (besondere 
p«  IX.  seq.)  gewährt  bereits  eine  solche  Uebersicht.  Es  ist  zugleich  p. 
XX.  Erwähnung  gethan  worden^  dafs  die  Akademie  eineRerision  der 
nun  seit  14  Jahren  befolgten  Verfassung^  besonders  in  Absicht  auf 
die  Verwaltung,  nöthig  befunden  habe;  eine  königliche  Verordnung 
hat  eine  akademische  Gommission  hierzu  beauftragt,  die  ihre  Arbeit, 
nebst  den  Gutachten  der  einzelnen  Mitglieder  der  Akademie  dem 
hohen  Ministerium  rorgelegt  hat.  *  Wir  sehen  demnach  in  diesem 
Jahre  einer  k&nigUchen  Entschliefsung  darüber  allernächst  enlge^ 
gen,  wodurch  eine  Epoche  in  der  Geschichte  der  Akademie  sich 
bilden  wird.  —  Hieryon  soll  der  nächste  VIII.  Band  der  Denkschrift 
ten,  so  wie  yon  den  Glassenarbeiten  der  letzlern  Jahre,  ausführli« 
che  Hunde  geben  j  ihm  wd  auch  die  Darlegung  der  astronomischen 

Be- 


der    AkadeTnie.  XSXYH 

Beobachtungen^'  aa£  iet  aenen^  nim  fast  ganz  auagerflsteten  Stern- 
warte durch  Hrn.  Sienerrath*  Sioldner  geniacht,  ala  beaondere  Bej- 
läge  «ugefbgt  werden.  -  Hier  werde  nur  Torläufig  noch  erwähnt,  dab 
die  gegen  Ende  des  Jahres  1820  erfolgte ,  glückliche  Rfickkehr  der 
beyden  nach  Brasilien  gereisten  Collegen,  der  Herren  r.  Spix  und 
T«  Martins  mit  Ueberbringnng  ihrer  reichen  naturhistorischen  und 
ethnographischen  S^mn^nngen,  und .  im  Sommer .  Torher  diQ  Rttck- 
liunft  des  Orientalisten.  Herrn 'flopp  aus  Vkrh  und  London*  wo 
er  unter  dem  Beyfall  der  Kenner  dem  Studiiim  der  S^nscrit- Lite- 
ratur und  Sprache  oogelegen  und  genügende  "beweise  dayon  In  den 
Druck  gegeben  hatte^  —  unter  die  erfreulichen^eigQ&Bse  der  Aka- 
demie in  die89m  Zeitraum  xu  rechnen  sind 

f'l  I.  *!''  ••• 


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Auf  dicj  am  12.  Oct.  181 6  rerkfindeteYs.  B.'Tt  d  Denkschr. 
p. JLXXyJI.)  Preisaufgabe  der  math«  phys.  Classe:r Geschichte  der 
Botanik  aeii  Linine's «Tod,    ffir.«welche  der  Einsendungstermin 

Preiswexl>ende  Schrift  eingegangen. 


I-      :    '         •  r 


« 

Auf  diejenige;  durch  welche  die  historische  Glasse  i8l?  (s. 
ibid.  p.  XXXIX,)  eine  ausffifarlicdie  Biographie  Henaog  Georg 
des'  Rei'clieti  Yoa  Baiern  ?erlangt  hatte ,  war  mit  dem  Termin 
28.  Mftr2J  'I8l9/eiiie  Schrift'  eingelaufen,  mit  dem  Motto:  Wy  Gott 
mu,  4wch  welche  aber  die  historische  Classe  ^die  Aulgabe  nicht 
ftr .bdUBdigeiid.g«l9«t  erkannte.  ,..,„.,... 

Eben  so  blieb  diejenige,   welche  ein  I/iehrbuch  der  Ga« 
schichte  Baierns  für  die  Studien -Anstalten  aea^  Königreichs  fo« 
.  «c  derte 


XXXyiU  Geschichte 

aerte  (iUd.  f.  XXXIX.  sflc[;)^1  vmi  für  irdcbe  iet  ToBrnhi  12.  Xk«. 
1&18  fMtgeNtztw^r/ ohne,  Erfolg,  indeM  kme-^dnift  eiagbgange« 


«Off. 


1 


V.U      »^  ■•-«.:..•  •  •    .  .» 


-    /-.  .f. 

,_  -•  -•»!.*• 

.;  Bej  yäer  Fe;;^er.^de8  StiftupgstagC?  der  Äliadeai^e  Iß'.'  Mär« 

1819' erneuerje  die' piiUoIpg.  pliOos.'  Cläase  die  Aufgabe ,   ^iV früher 

(Denkschr.  B,  V*.  P*  •^^^^^I*)^^^^'^ ^^^S^.^P'^^^i^  war,   aber  ohne 
Erfolg  blieb:  das  qeue.Froeramm. lautet r  .   »  ^   • 

„Die  Gescbichte  der  acatsciieii  Literatur  des  secbssehnten  JaBrhuuaerts  war 
der  Gegenttand  einer  Preiaaafgabe,  welche  die  erste  Glaste  der  Akademie  im  Novem- 
ber des  Jahrs  1815  bekannt  machte.  Wenn  dieser  Aufforderung  der  Erfolg  nicht  ent- 
sprach, so  konnte  der  Grund  davon  weder  in  der  Beschaffenheit  der  Aufgabe  selbst« 
noch  in  dem  Mangel  eines  allgemeiner  verbreiteten  Eifers  für  die  Geschichte  der  äl- 
teren deutschen  Litteratnr  gesucht  werden;  es  konnten  hauptsachlich  nur  Nebenom- 
stunde  sejn,  vor  allen  der  su  kur«  an|^e^«^e^e^i^in,  welche  eine  den  Erwartungen 
der  Akademie  angemessene  Bearbeitung  jenes  Gegenstandes  verhinderten»  Ueber- 
siPQgt»  A9S9  dir  Vv^hfigkjBit  üQd  der  Wert(»  fsiper.  g^lungqnen^  Lösung  4ieser  Aufgabe 
allgemein  ^ropfi^nden  i^erdo,  upd  dafs  es  ihr  ebendarum,  bey  gehörig  erweitertem 
2ditraum,  all  willfgen-^larbcTlefn  untev  den  fteonern  der  deutschtn  Litteratur  nicUt 
Ishlen  könne,  wiederholte  dU  Glasse- ihrd^Aufg^bfi-  mit  JV«rd^>plbng!  ^es  Prelsil»  Md 
a^f^Zcil,  iinA^ocdert'^ÜB^itfb.ein,^  g;«MJJji5>>:ti|cJ^  Df r'^ITellu-iye  4er  |ie.ut- 
sehen  Litteratur  des  sechszehnten  Jahrhunderts«  für  welche  sie  folgende 
nähere  Bestimmuiigen  ^gU>t  :*^  .... 

'  ,;9r{ch:t  «n-  hlbhm  <}iltfriirfl4lie ,  'oder  bfbli^raiAfscbe  Aufsahlmigen  ist  es 
\\pi  «9  thi}n2,'in9A  fofd^t  ^n  \ß%etA\%f^%  Gf nyiHll»  j^er  allgeaeiniin  ge«#|ig^*  Bevfe« 

ivfff  jc^M.mpi'^t^y^t^ig^.  Se^fftfrs,. soweit  die^ll^.j^icb  durch  Wort  und  Schrift 
i^dgab;  aber  fuch.^icht  ein  allgemeines,  ip  urU>estimmten  Umrissen  schwebendes» 
sondern 'ein  :fli^(9lg Hind  bis  in  dal  Einsclne  ausgeführtes  Gemälde,  dessen  charAter?- 
stische  Züge  alle  aus  unmittelbarer  eigener  Ansehauän^  dvr  s^riAli^en  JJtaupliwerka 
fener  Zeit  genommen  sind,  und  dessen  Hauptverdienst  in  Treue  und  Wahrheit  besteht»^* 

.    .»,Ol^e   dch  ip   diel^ier  folgendfin  Abtheilungeii  su  sersplittern,   ,wit(l,das 
tVerk  umfoss^äPi^  l$i'ii'V^i^^l<B^^^ti^<^^e Litteratur;  diö'ThciiiWstacke  ,'^  dal  ^Itcteur' 
t.)".^}  sehe 


V 

V 


derAkadem  i  e.  XXX3X 

tcbe  Lied«  die  Schriften  der  unterbaltenden  Gattung ,  auch  was  in  dioier  Art  nomii* 
telbar  ans  dem  bewegten ,    die  ganse  Zeit  hindurch  mSchtig  aufgeregten,  Volke   sich 
erieugte*    2)  Die  prosaische  Litteratur,  wie  sie  nicht  blofs  in  Werken  der  Beredsam- 
k«it  oder  in  historischen  Darstellungen «    sondern  auch  in  wissenschaftlichen  Werken 
jenes  Zeitraumes  enthalten  ist»    Doch  folgt  aus  der  Fassung,  und  Absicht  Unserer' Auf- 
gabe, dafs  bcy  diesen  nicht  so  sehr  ihre  Beziehung  zu  den  besondern  masenschaftli- 
cben  Fachern,  s*  B«  i&ur  Philosophie ^  Medictn,   specnlativen   Theologie  »•  s«  w.  als 
ihr  allgemeine!  Yerbaltnifii  su  dem  Geist  jenes  Zeitalters  in  Betracht  komme,  und  dafs 
sie  vorsüglich  naeh  der  Fülle  Ton  allgemeinem  Geist  und^Leben,   das  aus  ihnen  ath«- 
net,  SU  eharakterisiren  Sind*    Das  lebendig  ans  dem  Gemüth  und  Geist  der  Zeit  Ens- 
Btandeney  das  eben  darum  auch  wieder  lebendig  wirken  mufste,    bey  aller  Verschie- 
denheit des  Stoffes,  tu  erkennen,   su  unterscheiden  und  genau  darzustellen»   wird  ei- 
gentlich die  hdchite  Fordermfg  seyn,    welche  der   Bearbeiter' in  dieser  Bezlehnn^  an 
sich  selbst  su  machen  hat»    3)  Die  Geschichte  der  Sprache;  doch  so,  daft  diese  nicht 
abgesondert  hervortrete,  sondern  mit  der  Geschichte  jener  Werke ^    welche  auf  die 
Entwickelnng,    Ausbildung   und  Gestaltung  der  Sprache  entschieden  gewirkt  haben, 
stets  verschmolsen  erscheine*    Uebersetsungen  klassischer  Autoren  werden  hauptsach- 
lich nur  aus  diesem  Gesichtspunkte  su   erwähnen  seyn.    Wie  die  Bibel  -  Uebersetsung 
Luthers  im  Allgemeinen  und  Besondern  gewirkt,    wird,   die  Vorarbeiten  ohnerachtet, 
nicht  übergangen  werden,  die  allmahlige  Ausbildung  und  Erhebung  der  hochdeuUchen 
Sprache  übei^  die  andern  Mondai^ten  nicht  g^M  unberuektlchtig^  bltib^n  dürfen*    4) 
Dfe  lateinische  Litteratur  jenes  Zeitraumes  wirf.n^  ii^  so  weit  e^  berühren  seyn» 
als.  nöthi^  ist ,  die  damalige  Richtung  derselben  überhaupt  und  jene  besonderpi  Wir* 
kungeA.an  beseichnen,  welche  die  We'rW  eines  Beuch' l in.    Eres mns/   Ulrich 
Von  Hüttfen  ätif  lir  ZeiValter  hcrrorl5i»achfcft/  '89  rffl^äuA^rte^tJnisHIni»  ^el  VtM. 
vaturwesens  jener.  Zeit,   goschichtliohe.!2iige  tob  der 'Wirklieg'  eivatriAec  «tecüe^oder 
aus  dem  Leben  berOhm^r  Schriftsteller ,  können  , nur  in. sofern  aufgenommeif.»«rdeo 
als  sie  dienen,  die  innere  Geschichte  su  erläutern  oder. einselne  Erscheiuingen  der- 
selben EU  erklaren;  manche  Seite  des  damaligen  gesellschaftlichen  Lebens  dagegen  wirB 
ans  dem  Grunde  berührt  werden  müssen,  weil  die  schriftlichen  Denkmaler  jener  Zeit 
so  Tielf^tig  auf  diescü  hindeuteten,  eutih'w^hr  unmiltölbar  dee  denfsdbeii  hervorgin- 
gen*    Matt  erwartet^  aufserdenr,    dafs  dieser  jgescbiehHiche  Werk  In' H«IHiif|'iMi)l  An- 
ordnung, in  angemessener,   mit  Ernst  uhtf  ^Vürid«  iwrcinter,  'ImbhliilJ^k^t  tTer  Deii 
Stellung,  io  wie  v6n  Selten  der* Sprache,  solche  Yoreirger  beühz«,^«^  ihm  i^steinb 
Stelle  in  dfer  deutschen  LillcrÄor  sicherri,    Der'>ESn3endttngs-Te#fflltl'  wird  hii  a^f  den 
28.  Mars  dA  Jahrs  i822  hinausgesetzt.    Die  Preisschriften  werden  an  das  Sekreta- 
riat der  ersten  CUsse  i^r  kontgllehen  A4tad^mic^.4erWMi^«fpchaften 
gesendet,  und  müssen  lesbw  yon  einer  ^andern,  als  des  Verfassers  flapJ  geschrieben, 
mit   einem  Wahlspruch   versehen  seyn,*   der  zugleich   einem  TersiegeUen  Blatte   sur 
Aufschrift  dient,  welches  Namen  und  Wohnort  de^  Verfassers  enthält.    Öei*  Preis  ist 

ver- 


XL 


.'.G  e  s  c\h  i  c  h  te  \  : 


verdoppelt  aad  leitelii  in  twejliaiidertDnltateo^    Die  JBaUehald«ag  erfolgt  am 
12.  Oaober  18^2/* 

$ 

„Die  gekrdnte  Schrift  ist  EigeDlbnm  der  Akademiet  doch  wird  dieselbe  nach 
Bnch^vache  mit  dem  Yerfatser  einem  Verleger  übergeben,  und  das  Hooorar,  das 
dieser  fiir>aio  entrichtet«  erhält  der  Verfasser  noch  ausser  dem  Preise*  Die  Origina« 
le  sSmmtlkber  eingekommenen  Scbrüten  werden  im  Arcbiv  der  Akademie  i^iedergf 
legt,  die  TerschloBienen  Zettel  der  nicht  gekrönten  Sohrilten  in  einer  Versammlang 
der  Qlaase  nnetdlTnet  vernichtet» .  Abschriften ,  wenn  keine  aorackbehalten  worden, 
köansa  übrigena  auf  Verlangen  jedersoit  verabfolgt  werden/« 

München,  den  29*  Mars  i8i9» 

■ 

Die  pbUologlsehfphilosophische  CUsse  der  kdnigh  Akademie    . 

'    .'   '  der  Wissensehaften. 

aehelling}  Seer»  .  .    Thlersch» 


j.  • » 


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II 


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lOj. 


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DeniB^äfiiingtag  unsere  kdoiglichenOesetegeberg,  12.Oct.i819 
feyerte  die  historische  Glasse'  der  Akademie ,  läogst  verdient  um  die 
Aailil$rup^^  baie^ischer  Vorzeit^,  durc^  eine  Preissetzung ,  rermöge 
.deren jfip. mit  RltoJi^clitj  ^f  .unsere  Tage  einem  wichtigen  Punkte 
bideriachfer  Geschichte  ein 'nenes'. Licht  erthetit  zu.  sehen  wttnsch^ 
Sie  ttid  die  Kenner  und  Freunde  derselben  zur  Beantwortung  f<d« 
Bender  Freisaufgabe. .  ein : 


1      '    '  \ 


..»»"VVie^.wari  nefih-.dar  alldeutschen  "«ind  baierisehen  Reehiepflege  das  Sffenili« 
ebe  Geriehlstl'rfekren  sorvoJiKin  'bnrgerliehei|-als  peinlichen  BechlsvQrlallenheilen  be- 
schaffen ?jjS^ielqfhfsn' .vprlbeilh^^n  q4^  nsiphtheil^en  £inflais  hatte  es  auf  Verminde- 
nn^g  und  Abkümung  der  Sfreitigheilen*  luid.,  auf  richtige  Anwendong  der  OeseUe? 
.Veany  tiie  .«n^  unter  welchen  Verhältnissen. hat  sich  solches  wieder  verloren?*^ 


*  r 


Bepä  ElnSendungstermin  Kefen  hierflber  zwey  Schriften  ein^ 
diei  eine  mit'  dem  Motto:  Judicium  populi  Aoli  contemnete;  die  an« 
dere  ipit ;  iVunguam  aliud  natura  ^  aliud  sapientia  doceL 


der    Ah  ad  e  m  i  e.  XLt 

ie  Gbs8e  nahm  diese  Abha»dlcitigen  alsbald 


Frfifoiig.  Das  UrtbeU  der  Glasse  fiel  folgendermässen  «qs  : 

.,Gemafs  dem  klaren  Inhalt  dieser  Frage  hatten  (in  dem  er- 

^  ■  •  ^  _ 

Bten  ^heil  derselben)  nicht  blois  die  Agiloliinger  und  Carolinger, 
aonderÄ,  und  yör  allen  Dingen  hätten*  die  BIoHümenta  boica,  als 
die  eigentlichen  Qii^llen, .  woraus  die  Auflösung :  dfr^  Preisfrage  aus 
vielfachen  Rücksichten  ;fa  entnefimen  j^ti^di^nin  andere  Schriften, 
fvorin  erläuternde  Urkui^den  und  p7acbriqh|Dii  to^rkommeni  z.  B.  die 
gedflB^t^n  lW4tage,  ^^in^ii  u^d  Wfli^/^heJbqck's  Schriften  n. 
SU  bffoptzt,  daiist  ^je.]ßesi;^f#enjl}ietten.der.,,.;^  erjichiene^ 

»en  tiiOfirische^  ^ptfclitsb|ichfir,  4^  J^W^I^  dca  öffeütüchen  Ver- 
fahrens  bey  de^ .  Gejncbt^ :  |iul  .4i^'^(t)^^d^v°K;.4^  Heehtssachen 
vorgelegt,  geprüft  und  gewürdigt  werden  sollen. 


»•  i  .  >  • 


Es  UHte'Ton  der  Abänderung  der  Oerithtsstellen  und  ihrer 
Form,  Wie  Mc  solche' Voti'dliil' ^frühesten  Slihrhuhderten  an  erlitten 
bab^;  förher  von  de^  A^^biltfmig  der^n^iiäioiriialgei^idite  uftd  dek 
städtischen  &encRt5barkeit , '  die  auf  das  SffeiifUiche  Veifahren"  einen 
wesentlichen  Einflafs  hatte,  und  wovon  sich  noch  bis  sur  jüngsten 
Zeit  Spuren  erhalten  haben;  es  haue  ferner  von  der  (später  in  An- 
Wendung  gekommenen,  für  das  öffentliche  Rechtsyerfahren  so  be^ 
denklichen  eigenipächligen}  Strafgewalt  und  Polizey,  worüber  auf 
den  Landtagen  viele  Beschwerden  geführt  wurden ,  das  Wichtigste 
vorgebracht' und  erläutert,  und  endlich  hätte  (im  zweyten.Theile  der 
Preisfrage)  ?on  dem  Einflufs  des  öffentlichen  Gerichtsverfahrens  auf 
die  Verminderung  oder  Abkürzung  der  Streitigkeiten,  dann  Ton  der 
Erscheinung  der  Termine,  von  der  Zahl  der  bewilligten  Ein»  und 
Gegenreden,  der  festgesetzten  Zahl  der  Gerichts-  und  Schrannen- 
Tage  genfiglich  gehandelt,  und  so  der  Uebärgang  zam  dritten Theil 
d<|r  FreisSQrage^^ge)j9f^t9  .,pi(4.ic^ria  dea  aVmShUgaB  (nicht  mit  61- 

..     .'  /  den« 


y 


XL1I  dt^chi^htt^ 

dens  des  dffenllielieii>  GericIiiiiTerfahreas  erw8lui«tt  und  so  ein  su- 
sammenhängendes  Oanaes  (es  mufs  auch  hinza  ^setat  werden,  Vk 
einer  guten  reindeutschen  Schreibart)  hergestellt  werden  sollen. 

Diesen ,  im  Inhalt  der  erwähnten  Preisfrage  enthaltene^  For« 
derungen  wurde  in  don  eingesphickten  Freisschriften  nicht  genOget. 

Die  Preisschrife '  mit  dem  Motto  r'^^^/uAfcmmpopuZi  nöl£  con* 
,,temnere**  behandelte  blöb  die  Beschaffenheit  der  altbaierischen, 
öder  Vielmehr  hauptsaöMibh  der  altdeutschen  Rechtspflege^  sb  wie 
diese  im  Zeitraum  der  Aj^tolfinger  tkUIch  war^  und  alles  ^  wae'^noch 
femer  hätte  behandelt  werden  sotlen*/  wurde  nicht  b'erfliirt.  fiinige; 
in  22  Absätzen  gelieferte  Pro^efsfotmelnv  enthaKta  bfofs  'df^'l^eFegö 
2u  einer  Geschichte ^  aber  nicht' i^in'e  Geschichte  s^bst.    - 


><    o 


Auch  die  sweyte  Preisschrift  mit  dem  Motto:  „nunquam 
^diiud  natura,  4iliud  sqpimtid  4f^!'\^9^^^^^^fi:^^^l^^.  Verfas- 
enng  der  Jqstbpilege  im  altdeuta/^a  fi^prea  ;Hpd  «ItbaierjscheQ 
Zeitrau9i,  spiget  übrigens  von  eincim  gro/sen  I\eif:^thun<.Ton  fielet 
aenheit^  und  tob  sehr  richtigen  Kenntnissen  der  behandelten  Ge« 
|enat$nde.^<^ 

Die  Wichtigkeit  dieser  Aufgabe  hat  alsdann  die  Classe  be- 
wogen,  diese  Aufgabe  zu  wiederholen,  den  Preis  zu  verdoppeln, 
also  auf  100 'Ducaten  zu  bestimmen,  und  den  Einsendiingstermln 
auf  den  12.  Oct.  1822  zu  setzen.  Die  andern  Bedingungen  sind  die 
gewöhnlichen« 


«       •  •    •  t 


^)  Yoräadernngen  im  Perioh^L 

Im  JOoB  1616  rerlor  d»6  iJUka<l«to!«- ttiiM' 9»Mr  liifiligM«B  «r^ 

d«ntUöhenbesiioIieBdeaMitgM«r;  OUt^liVirtllir  PHedr.  r»  Brey««^ 
•    . ,,  \  kön» 


der    Akadeiaii. 


^fm 


Iidnigl.  baier.  Hofratk>  Bilter  des  Ord*  der  haier.  Krone  und  Prof. 
der  Geschickte  am  kdaigl.  Lyceum  so  Mflnchen^  geb.  im  Herzogth, 
Würtemberg,  1771}  f  26*  April  lg  18.  Da  er  sugleieh  ein  sehr  gep- 
achteter Lehrer*  der  Geschichte  war ^  der  diesen  wichtigen  Zweig 
des  Wi  sensjiiagen  Obmttthern  aaf  eine  nnbasahreiblich  anKiebonda 
Art  werth  zu  machen  wafste^  So  war  die  Trauer  um  seinen  frObea 
Tod  nicht  nur  in  der  Akademie  die  lebhafteste ,  sondern  auch  bey 
seinen  zahlreichen  jetzigen  und  ehemaligen  Zuhörern  und  bey  allen 
denen  ^  die  an  der  BtQthe  unserer  Bildungsanstalten  Antheil  nehmen. 
Unser  Prof.  Thiersch  hielt  ihm  am  Tage  nach  seiner  Beerdigung 
eine  Todtenfeyer  in  der  Kirche  cfer  Sfudienanstalt  (verlegt  bey  Thie* 
nemann  ia  Mttaichevj  32  &  SO:"^)* 

Im  Jahre  18 19,  21. Febr.  atfirbunsoir  buel^rpr^bnes  Ehrenmitgliedj 
Fflrstabt  Coelestin' Stei^liA^ner,^  ^bv;lT39*  .Gleich  nach  sei« 
nem  Tode  feyerte  der  Gen. Secret.  der  Akademie^  Dir.  r.  Schlich- 
tegrall^  seinAndenkep  bey  der  nächsten 'angemernen Tersammlang 
(^abgedrtackt  in  der  Eos  p.  70  seq.)  und  l}ald  darauf  gab  unser  aus* 
wfirtiges  Mitglied,  der  verehrte  Pia cidus  Heinrich^  eine  Biogra* 
phie  desselben  herauf  j  auch  wurde  von  einiget  Rfifg^ltedem  der  Aka^ 
demie  eine  Denkmünze  auf  Ihn  veranla&t.  Die  dankbaren  Schfiler, 
die  sich  der  Ffirstabt  als  Professor  der  Physik  zu  Ingolstadt  gchischc 
hatte  t  sind  durch  gaiiz  Baiem 'verbreitet ,  und  unterzeichneten  sich 
sahireich  auf  dieses  nnmismatiscfae  Denkmal  des  die  IßluzkundemiP 
Vorliebe  pflegenden  ehrwfirdigen  Mannes. . 

Kurz 


/ 


*)  Wir  gedenken   die  biographiscben.  Denkmale  suf  cbemat  llitgL  d.  Ak.  der 

Wiis.   sn   Manchen   Eusammen^  £u  fassen  ^   un'd  als  ein  'ErrnnerungsboclT  an 

TaterlfindiftcUes  •  Verdienst  beraussugeben ;    dort  werden    diese    fijätter    auf 

Brejer,   so  Wie  die  gleich  weiter  eu  erwähnenden  Denkreden,   die  bis  jeut 

^iMiraireut  idl  Urucl  tfrtchfeiMtt^iSM;4farai  Pfiitft  iad«i»    '-'    *  '  '^  •  *  ' 

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*Q-e  schichte 


.  Karz  daiiaaf  rerlor  die  Akademie  ihren  hochrerehrten ,  nh« 
Tergefslichen  Präsideoten ^  Friedr.  Heinr.  ron  Jacobi^  geb;  25. 
Jan.  1744  9  f  lö.  Merz  ISIQ;  der  Feyer  aeincis  AndenkenB,  die  ia 
einer  öffendicheo,  autserordentlichen  Veraämmlung  der  Akademie  be- 
gangen wurde»  sa  wie j der  Druckschrift  2a  seiner  Erianerangi  ist 
pben  p.  XXni.  gedacht  worden. 

Im  Jahre  1820  starb  das  älteste  ord.  Mitgl.  der  math.  phys. 
Glasse^  Directpr  Ritter  von  GrQnberger,  geb.  174gi  f  am  18. 
Febr.  1820|  und  der  Adjunct  der  Akademie^  Nik.  Mich.  Oppel» 
Prof.  der.  Naturgeschichte  am  köni^^.  L^cepn^  geb.  17B2. 

Dir.  r«  SchlichtegroU  -gi&  in  der  öffendiefaen  Ver^ 
Sammlung  zur  Feyer  des  Stiftungstages  biographische  Gemälde  ron 
ihnen  und  ihren  Yer^en'sten;'  si^  finden  sich  ror  der  Hand  in  der 
Münchner  politischen  Zeitung  l82DStttbk  78  seq.  abgedruckt. 


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<« 


Nochr  .verlor,  die  Akademie  in  jenem  Jahrej^weyEhfenmi^liet 

der»  den  königl.  Staatst^th  und  Gen«  Dir..  yon  Krenncr^.geb.  24« 

Pec..l762|^  27.  Sept.  1819^  4®r  sich  durch  Herausgabe  der  baien 

rischen  Landtags  •  Yerhandlungem  um   die  Taterlflndische  Geschickte 

ein  bleibendes  Verdienst  erworben  hatf  -^ — und  dem  kiQnigl.  Staaten 

rath  Freyherrn  yon  Weichs^  einen   yielseitigen  Freund  und  Ken» 

ner  der  Literatur»    f  Dec.  lölQ^  der  sich  immer  als  ein  theilneh« 

mcAder  Gönner .  der  Akademie  der  Wissenschaften  erwiesen  hat 

*'  '  •  » 

Am   Q.  April   1820   starb   das  corresp.  Mitglied   der 'histor. 

Glassei  Hr.  Seb.   Günthner,   ehemals  Gonventual  im  Kloster  Te- 

gernseci  Verfasser  der  Geschichte  der  literarischen  Anstalten  Bai- 

erns^    und  vieljährig  beschäftigt  mit  der  Revision  der  Monumenta 

hoica^  und  mit  Verfertigung  des  Registers  dazu« 

um  vaterländische  Geschichte  vielfach  verdiei^n  cor- 
en  Ikli^ede  der^.Akadewus^  Hofir.  mid  Profi  .vpn  Hei« 

%  lers« 


der    Akademie.  ^tV     X^ 

lersberg  io  Laodshut,  geb. xi772^  f  5«  Jul.  18l8>  setste  Hr«  Mm. 
Rath  TOD  Fefamayr  ein  biographisches  Denkmal:  ^iGrundzflge  sur 
Lebensbeschreibung  Karl  Seb.  Edlen  t.  Hellersberg.  52  S.  8/^ 


Darbh  Veraetznng  in  einen  neuen  Wirkungskreis  rerlor  un« 
ser  engerer  Zirkel  Hrn.  Geheim«  Rath  r.  Leonhard)  welcher  dem 
Rufe  als  Prof.  der  Mineralogie  nach  Heidelberg  folgte. 

» 

Hr.  Geh.  Rath  r.  Soemmerring  und  Hr.  Dir«  r.  Schel« 
ling  Tcrlegten  ihren  Wohnort  zu  Ende  des  Jahres  1820^  bewogen 
durch  Rficksicht  auf  Gesundheit,  mit  unbestimmtem  Urlaub  nach 
Frankfurt  am  Main  und  Erlangen^  bleiben  aber  ron  dort  ans  im 
•ngstea  Verbände  mit  der  Akademie  der  Wiseeflschaften. 


•     » 


i   J 


Die  Zahl  der  erdentlichen  besuch.  Mitglieder  ist  in  dieser 
Zeit  durch  den  Geh.  Hofr.  t.  Nau,  seitherigen  Gorrespondenten  der 
Akademie^  vermehrt  worden |  der  ron  Sr.  königl.  Majestät  zum  Gon« 
senrator  der  mineralogischen  Sammlung  (urnannt  wurde. 

Zu  den  aulaerordentlichen  Besuchenden  kam  Oberkons.  Rath 
Heintz  fbr  die  historische  Glasse« 

Zu  den  Ehrenmitgliedern:  Se.  Dnrchl.  der  Prinz  Mazimi« 
lian  zu  Neuwied 3  Freyherr  ron  Asbeck|  königl.  Gen.  Gom.^  Re« 
gierungs-FräsideBt  und  erster  Gurator  der  Unirersitat  zu  Würabnrg} 
Gen.  Lieut.  Freyherr  t.  Raglowich^  Vorstand  des  topogr.  Bureau 
w  München)  Staatsrath  ron  Pfeffel^  königl.  baier.  Gesandter  in 
London, 

Za 


XLVI 


Geschichte  der  Akademie. 


Zu  den  Auswärtigen  und  Correspondlrenden:  Pater  Lea^n^ 
dro  de  Sacramento  in  Rio  Janeiro  (der  eine  botanische  Abhand« 
lang  einsendete^  die  einen  Fiats  in  diesem  Bande  der  Denkschrif- 
ten erhalten  hat)}  Gons.  R.  Gens I er  in  Hildburghausen;  Directoc 
Frechtl  in  Wien;  Graf  Du.nia  Borkowski  in  Lemberg;  Prof 
Stromeyer  in  Göttingenj  Bergrath  Lenz  und  Prof.  Doeberrei« 
ner  in  Jena;  Dr.  Schneider,  in  Reizeiistein  bey  Hof}  dftf  k.  Dan. 
Contreadmiral  Löwen orn  in  Kopenhagen;  Prof.  Theni^rd  in  Pa* 
ris;  Dr.  Co  gs  well  in  Boston;  Prof.  Gmelin  in  Heidelberg  j  Major 
r.  Petersen  in  Regensburg;  Freyherr  Ton  Betancourt  zu  St» 
Petersburg;  MilLingen  in  Rom}  Bibliothekar  Hase-^  Paris. 


1» '« 


Und  so  fibergeben  wir  dem  Tsde^lande  und  ^n^  Fr«iMide# 
der  Wissenschaften  in  allen  Ländern  diesen  neuen  Band  unsereJ 
akademischen  Abhandlungen  mit  derUeberzeugung,  dafs  auch  durch 
ihn  das  nab'  bvvaßiiv  ipinv  unserem  Institute  als  ermunterndes  Zeug- 
nüa  werde  *zu  Theil  werden. 

Mönchen^  1.  July  1821. 


Der  GeneP^l^Secretair 
der  k.  jßu  d.  Wm. 


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Durch  eiA  Terselien  itebeii  in  einigen  Eiemplaren  in  der  pbiloU  philos»  Classe  statt 
pag.  6  und  7  die  pag»  250  —  25  U 


b  Dr.  Waage«!  Abhandlung  über  die  agjptiscben  Mumien: 

Seite  14  letale  Zeile  Btatt  Karnock,  lies  Karnab* 
— -    23  I3te  Z»  von  unten  statt  Symbolic  U  Symbolik* 
— •    24  i2te  Z»  von  oben  statt  Sjmbolic  L  Symbolik» 
—    30  I5te  Z.  von  oben  statt  OcJ^.   1.  QcS^. 

-~  32  5te  Z.  von  unten  statt  es  1.  en 

'^  35  I8te  Z.  von  oben  statt  Kreidengrund  1.  Kreidegr'und» 

-«  52  Qle  Z»  von  unten  sUtt  Weis  1.  Weifs» 

*— ^  53  lOle  Z*  von  unten  sUtt  der  l.  die» 


b  Hofr*  D51tingeri  Abbandlnog  fiber  den  Kreislauf  des  Blutes: 

Seite  169  Zeile  8  itatt  Hicroscopium  lies  Microscopium» 

—  170  Z«  2  statt  A*  Haies  U  St«  Haies» 

—  173  Z«  13  statt  A,  Haies  I.  St.  Haies» 

—  173  Z,  13  statt  aucbt  I.  suchte. 

— •  177  Z*  12  statt  Zustopfender  h  Zustopfen  der 

r-  179  Z.  9  statt  sie  einander  U  sie  in  einander»    ^ 

-^  181  Z»  4  statt  dabei  K  dabey* 

—  183  Z.  12  statt  Gestaltsverminderong  1*  Gestalts-Verinderung. 
*—  183  Z,  )5  statt  hinderte  !•  hindeute» 

— -  185  Z.  9  statt  tüchtigen  1   tüchtigera» 

—  185  Z«  12  statt  Hebel  1    Nebel» 

*—  ,185  Z.  20  statt  scheint  es  K  heifst.es» 

—  186  Z*  19  statt  sehr  wundert  h  so  sehr  wundert» 
— >  187  Z.  20  nach  Geflsso,  s^etse  ein  • 

•—  188  Z.  1  von  unten,  statt  einfahrt  1.  hinfährt» 

—  192  Z.  5  von  unten,  statt  Giarche  K  giacche, 

—  193  Z»  3  statt  imfoecano  iL  imboccano» 

—  196  Z»  18  statt  tenius  1.  tenuis* 

—  196  Z.  24  statt  untersucht  1.  untersucht» 

—  196  Z.  25  statt  paremchymate  1.  parenchymate» 

—  205  Z«  6  von  unten  statt  Kttgelchens  1.  Küchleins* 

—  206  leiste  Zeile  nach  wieder  setse  ^ein  , 
-*  207  Z»  4  von  unten  statt  g«gen  1»  gegen» 

-^  210  Z»  14  schneller  setse  hintu:  in  den  kleiner a# 

«-  217  Z»  10  statt  accadeca  1»  accadeva» 

«-  218  Z»  6  von  unten  sUtt  Zwischenströmen  1»  Zwiachearanmeo» 

-*  232  Z.  6  von  unten  statt  Lenac  I»  Senae* 


< 


» 


/• 


DENKSCHRIFTEN 


DSU 


KÖNIGLICHEU 


AKADEMIE    DER    WISSENSCHAFTEN 


zu  MÜNCHEN 


V  9  A    DI 


J  A'  B  &  B 


f  8  1-8,  1819  VBo  1820. 


C  L  A  S  S  E 


DER 


PHILOLOGIE  ündPHILOSOPHIE» 


^ 


.;   f 


*       '» 


y 


s. 


N. 


Ueber 


\ 


die,   in  den  Sammlungen  der  königl*  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  München  befindlichen 


M   u    m  i    e   n 


und    andere    ägyptische  Alterthümer. 


y  o  a 


GUSTAV  FRIEDRICH  WAAGEN,  Dr.  Ph. 


Neb  tt 
einem  Vorworte  des  Gen.  Secr.  der  Ah«,  Dir*  y*  Scbliclitegroll. 


OA    * 


29 


\ 


1 m-.        _M- 


t  ^ 


i^^m^ 


1/  » 


Vorwort. 


/ 


do  reidi  4ittch  schon  die^  unterAufsichtderk.  Aliademieder  Wissen« 
Schäften  gestellten  mancherley  Samtnlnngen  ron  Alterthümern  sind, 
so  fehlten  doch  bis  tot  Kurzem  darin  noch  jene  uralten  Reliquien 
der  Sgjptischen  Vorzeit,  die.  als  Denkmäler  landeseigenthfimlicher, 
seit  Moses  und  Herodot  in  den  Scbriftsteliern  oft  .erwähnter  Sitte 
zugleich  der  Vdlkergeschichte,  und  als  Monumente  der  äl- 
testen Malerey,  die  sie  auf  uns  gebracht  haben,  eben  so  der  Ge- 
schichte der  Kunst  angehören.  Nur  der  Anblick  und  die  viel- 
seitige  Untersuchung  der  Mumien  kanp  jene  alte  Sitte  der  Einbalsa- 
mirung  und  die  von  ihr  handelnden  Stellen  der  Historiker  und  Ar- 
ehäologen  allmählig  ia  das  yoUe  Licht  setzen,  und  nur  durch  Ver« 
gleichung  möglichst  vieler  Mal^reyen  auf  Sarkophagen  und  Decken 
der  Mumien  kann  sich»  der  Befrachtung  ältester  Kunst  und  Hiero- 
gljrphe  ein  neues  Feld  ö£Enen.  So  mi^s  denuiach  j^de  historisch« 
antiquarische  Sammlung  wünschen,  dafs  in  ihr  nach  diesen^  ohne 
Vergleich  ältesten  Monumenten  nicht  yergebens  gesucht  verde. 


V 


Es  war  daher  willkommen^  dafs  im  Jahre  1818  ein  palrfOti- 
scher  Baier ^  Herr  Dumreicher  aus  Kempten ^   der  seit  mehreren 

Jah- 


250  . ._ 

Jahren  HandeUhKuser  ia.AIexaDdrteii  und  Gaire  errichtet  hat^  bcy 
einem  Besuch  in  seinem  Vaterlande^  Sr.  Majestät  dem  Hönige  einen 
Mumiensarg  mit  der  Mumie  und  mit  der  innern  Decke  derselben^ 
darbrachte,  der  mit  Huld  aufgenommen  und  von'Sn  königl.  Maje- 
stät den  akademischen  Sammlungen  übergeben  wurde.  Er  ist  ziem- 
lich wohl  erhalten',  mit  Malereyen  von  Figuren  und  Hieroglyphen  in 
Wasserfarben,  ohneFirnifs,  auf  dem  Oberdeckel  und  auf  dem  zwey  tcn 
innern  verziert,  und  selbst  der  inwendige  Raum  des  Sarkophags  ist 
mit  einfachen  Schattenrifsertigen  Figuren  braun  auf  weifsem  Grunde 
bemalt;  er  gehört  also  schon  unter  die  sich  rortheilhaft  auszeichnen« 
den  Alterthümer  dieser  Art» 

r 

Soll  aber  die  Untersuchung  der  Mumien  für  beydc  Bcaie^- 
hungcn,  für  Sitteüge^'cblcbte  und  Kunst,  fhtohdaar.  w«ddn; 
so  mufs  sie  sich  nicht  aüf'-Binf^Exemplar,  und  wäre  es  das  scfaäbste 
und  wohlerhältendste,  gründen,  aöndem  es  müfsMelfachd  VcrgUaH 
chung  möglich  seyn.  Deshalb  machte  die  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaften hn  Frühjahr  1820  den  Antrag  zur  Brkaufung  drcy  gana 
Torzüglich  reicher  und  wohlethaltener  Mumiensärge  mit  ihren  noch 
unenlwickeltön  LeichÄiamen  ^und  einer  betrichtltckeb  Anzahl  anderen 
Septischer/besonders  auf  ^att  Mumien  weseo  BefiKUf  hmbendec  A^lier-' 
thümer,  welche  Hr.  J.W.  Siebör  auf  einer,  vorzüglich  inT)otam8cher 
Hinsicht  nach  Aegypten  mit  wissenschaftlichem  Eifer  und  GUiok  un^ 
ternommehen  Beise  in  dem -Jahre  »l$l4  dort  erworben  und,mitge-i 
bracht  hatte}  sie  wäi-eti  «u  Wien  im  Herbste  I8I9  bey  äffc»eMcheh 
Vorzeigung  von  den  Keiitiern  füfr  vorzüglich  iä  Äirer  Art  anerkannt 
wor^Ien,  und  Herr  Sieber  brachte  sie  nacli  München,  um  auch 
hier  das  Urtheil  der  Aherthums- Freunde  au  vernehmen.  ,Der  er- 
wähnte  Antrag  zu  ihrer  Erwerbung  erhielt  die  königliche  Genehmi- 
guag  und  $0  sind  sie  ein  Eigenthum  der  akademischen  Sammhingen 
geworden.     Jene  drey  Surkqphage  gehören  zu  den  reichverziertesten 

und 


/  . 


251 

und  wohlerhaltendsten^  die  sich  in  ipgend  einer  europäischen  Samia« 
lang  finden«  und  wenn  nicht  schon  der  blosse  Anblick  ihre 
Aechtheit  rerbürgte,  so  geschieht'  diefs^  eben  so  wie  bey  dem  er« 
Sien,  ton  Hrn.  Dumreicher  gleichfalls  unmittelbar  aus  Aegypien 
gebrachten  Sarge,  durch  die  einfache  Geschichte  ihrer  Erwerbung, 
indem  sie  Hr.  Sieb  er  in  der  Gegend  tojr  Theben  selbst  erkaufte 
und  mit  sich  nach  Triest  einschiffte. 


So  hat  sich  in 'Manchen  der  glückliche  Anfang  einer  ägyp- 
tischen Alterthums-Sammlung  der  k.  Akademie  gebildet,  auf  deren  all- 
malige  Vermehrung  dieselbe  Bedacht  nehmen  wird,  und  die  den 
jetzigen  und  künftigen  Alter thumsforsch er n  in  ihrer  Mitte  ein  rei- 
ches Feld  der  Untersuchung  darbietet.  Die  Herausbringung  ganzer 
Mumiensärge  aus  Aegypten  ist  mit  Schwierigkeiten  Tcrbunden  und 
die  Aufhäufung  derselben  in  den  Museen,  mit  den  darein  gehören- 
den Mumien  selbst,  mufs  ihre  Gränzen  haben >  nicht  $o  die  ,9Amm« 
lung  wohlerhaltener  Gemälde  auf  den  Särgen  und  Deckeln.  Es  wird 
zur  Forschung  hinlänglich  seyn,  wenn  künftighin  solche  si^h  aus- 
zeichnende Sarkophage  von  aorgföltigen  und  glaubwürdigen*  Samm- 
lern in  Aegypten  auseinander  genommen  und  diejenigen  Theile 
derselben,  welche  Gemälde  und  Hieroglyphen  enthalten.,  mit  ge- 
nauer Bezeichnung  der  zu  Einem  Sarkophag  gehörenden  Bretter,  an 
die  Europäischen  Museen  gesendet  werden.  Wir  haben  Hoffnung; 
künftighin  auf  diese  Weise  unsere  Sammlung  noch  ansehnlich  rer* 
mehrt  zu  sehen,  und  so  den  Stoff  zur  Untersuchung  zu  bereichern, 
den  die  vielen,  in  den  Europäischen  Sammlungen  zerstreuten  Mu- 
miengemälde darbieten,  wenn  sie  einst  in  einer  Folge  höchst  genauer^ 
Abbildungen  zu  übersehen  seyn  werden. 


Die  Malereyen  auf  den  Mamicnsargen  nämlich  lassen  beson- 
der,   ihnen  ganz   eigne  Resultate  ähncn^   sobald  sie  nur  in  grofser 

An-    » 


/ 


"      8  

Anzahl  treu  abgebildet^  den  Forschern  znr  Vergleichung  dargeboten  . 
sejn  werden.     Wenn  die  unzähligen  Bilder  und  Hieroglyphen  auf 
Tempel-  und  Pallast -Wänden^    Obelisken^    Gemmen,  n^  a.  w.   des- 
halb 8o  schwierig  zu  deuten  sind^    weil  sie  Staatschroniken  ^    Pries- 
termandatei   Kriegsgeschichten ,    Nilbeobachtungen ^    GStterTerehrun- 
gen^  kurz,  das  Mannigfaltigste  und  unter  sich  Abweichendste  enthaltea 
können  I  und  folglich  der  Forscher  in  diesem  weiten  Kreise  tappend 
umhergreift :  so  ist  durch  die  Malei*ey  und  Hieroglyphik  auf  un^  in  den 
Sargen  und  auf  den  innern  Decken  der  Mumien  ein  engerer  Gjclus 
gegeben  I   in  welchem  sich    die  Vermuthung  zu  bewegen  hat.     Hier 
bezieht  sich  alles  auf  den  Tod ;    auf  Osiris   als   den  göttlichen  Tod- 
ten   und  dessen   Weihen;    auf  den  hier  der  Verwesung  entzogenen 
Verstorbenen  y    sey  ^er   nun  gemeinen   Standes  oder   ein  Glied    der 
Priester-  und  Königskaste  gewesen;  auf  das  Todtengericht ;    auf  die 
Seele^  die  ron  dem  göttlichen  Seelenfdhrer  den  bösen  Dämonen  ent- 
rOckt  und  zur  Vollendung  und  Ruhe  hingeleitet  wirdj   auf  die  See- 
lenwanderung und  ähnliche  verwandte  Gegenstände.     Wenn  es  also 
je  tnöglich  ist,  der  Hieroglyphe ,  (ohne  die  Hülfe  einer  Version,  wie 
auf  detti  Denkmal  von  Rosette,    welches'  immer  das  Erwünschteste 
seyn  wird),    so  auf  die  Spur  zu  kommen,    dafs  man  eine  Reihe  ih- 
rer Bilder  als  eine  zusammenhängende  Rede  deute,  ao  dämmert ron 
hieraus  die  Hoffnung  dazu,  und  das,    was  Hircher,   Zoeg«,   Heyne, 
Böltiger,  Greuzer,  u.  a.mit  besonnener  Vermuthung  hierüber  schon 
Gedankenerweckendes  gesagt  haben,  s^rkt  den  Glauben,  die  Dämme- 
rung werde  allmälig   zum  Tag  werden,    und   es  werde  endlich  det 
Meister  kommen,    der  über  die   gebundenen  Augen   das  Hephatha 
ausspricht. 


Diefs  kann  aber  nur  dann  geschehen  i  w6nn  alle  Bilder  und 
Hieroglyphen  auf  und  in  ächten  Mumiensärgen,  sich  zu  leichter 
Vergleichnng  und  Uebersieht,   in  treuen  und  wo  möglich  selbst  co- 

lo- 


9    ' 

lorirten  Abbildungen  neben  einander  befinden;  wenn  neben  einan- 
der gestellt  wird,'  was  zerstreut  in  Kircher,  Gaylus,  Fococke 
ond  andern  altern  Besehreibern  schon  abgebildet  ist;  wenn  die 
Mumiensärge ,  die  zu  Berlin,  Goppenhagen,  Dresden,  GOttingen, 
London,  München,  Paris,  Rom,  Wien  etc.  sich  befinden,  zunächst 
genau  beschrieben,  dann  in  treuen  Nachzeichnungen  dargestellt  wer- 
den: wenn  diese  sich  nun  in  Einer ^and  sammeln,  durch  Kupferstich 
oder  Steindruck  rerrielföltigt  werden,  und  der  gesammte  Vorrath,  gleich 
dem  Verfahren  mit  den  in  verschiedenen  Bibliotheken  rorhandenen 
Handschriften  eines  alten  Schriftstellers,  denen,  die  sich  zur  For- 
schung und  Deutung  berufen  fahlen,  unter  die  Augen  gestellt  wird. 
Eine  solche  allgemeine  Mumiographie  ^ürde  das  Vorhandene 
vorlegen  und  da  sie  allmalig  und  in  Heften  erscheinen  müfste,  als 
ein  nicht  zu  schliessendes  Werk  das  später  Hinzukommende  in 
SfachtrSgen  fortlief ern  *}• 

Doch 

*)  Der  vmfaMendite  Arcbaolog  unter  den  Lebcn^len^  der  auckam  die  Untsrau« 
cbung  der  Mamiengemäldc  hochverdiente  Uofrath  Böttiger  in  Dresden, 
iussert  in  leinen  reichhaltigen  Ideen  cur  Archäologie  der  Malerej 

« 

(Dresden  1811»  p*  56)  einen  ihnlichen  Wunsch,  doch  nur  in  Ansehung  der 
Mumiendecken  auf  Cattun*Carlon:  ,)Es  wäre  wohl  au  Wünschen,  dals  alle 
die  vorhandenen  Mumiendecken ,  wie  sie  theils  schon  Kirch  er  in  seinem 
Oedipus  (T,lIIo  p.428C),  tbeils  Cajlus,  Pooocke,  Middleton,  Alex^ 
Gordon,  in  den  figjptischen  Denkmälern  Tab*  13,  14«  24»  —<  und  Andere 
in  Kupfer  mitgetheilt  haben,  theils  von  Zoega  de  ob.  p.  261  not*  43,  nur 
angeführt  werden,  in  einer  eigenen  Mumiographie,  wo  möglich  in  sorgHiltig 
colorirten  Tafeln,  wie  Becker  die  Dresdner  Mumien  gab,  neben  einander 
gestellt  würden»  Es  sind  die  eineigen  übrig- gebliebenen  Gemälde  auf  Lein- 
wand, (vergU  Gaylus  RecueiU  T«  V«  p«  22)  und  eine  Sammlung  derselben 
wäre  sicherlich  die  älteste  Bildergallerio  der  Welt/*  -» 

Was  hier  schon,  in  seiner  Beschränkung  auf  einen  kleinen  Theil  derMu- 
miengemälde ,  der  auf  Cottondecken ,  als  wünschenswerth  dargestellt  wird, 
welch  erhöhten  Wcrth  würde  es  haben,  welch  reichen  Stoff  würde  es  dar- 
bieten, wenn  es  nach  dem  oben  angedeuteten  Plan  auf  die  gesammten  Mu- 
miensärge  und  innere  Deckel ,  die  sich  vorfinden ,  ausgedehnt  wurde ! 

2 


/ 


\ 


10  -  ■ 

Doch  dieses  ist  ein  ][7nternehiiien ,  das  nocli  in  der  Ferne 
liegt  und  von  der  hilfreichen  Bereitwilligkeit  und  Unterstatzung  der 
gelehrten  Aufseher  der  rerschiedenen  Museen  abhängig  ist*). 

Hingegen  konnten  zunächst  die  Archäologen  erwarten^  dafs 
die  königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Mfinchen  eine  befrie« 
digende  Beschreibung  der  rier,  in  ihrer  Versammlung  befindlichen 
Mumiensärge  liefern  und  die  Freunde  dieser  Wissenschiaft  in  eine 
genaue  Kenntnifs  derselben  setzen  werde,  Hr.  Dr.  Philos.  Waa« 
gen^  ein  Humanist  von  Auszeichnung^  ausgerüstet  mit  trefflicher 
Kenntnifs  der  Philologie  und  geübt  in  Beurtheilung  alter  und  neuer 
Kunst,  ^hielt  sich  eben,  als  der  Erwerb  der  drey  Mumiensärge  ron 
Hrn.  Sieber  gemacht  wurde  ^  in  München  auf,  um  eine  Zeitlang  die 
hiesigen  Schätze  der  Literatur  und  bildenden  Kunst  zu  benutzen« 
Er  wendete  einen  Theil  seiner  Müsse  auf  die  genaue  Untersuchung 
jener  Sarkophage  und  der  andern  ron  Hrn.  Sieber  erhaltenen  ägyp- 
tischen Alterthümer,  und  lasl  darüber  der  philologisch  •  philosophi- 
schen Classe  in  ihrer  Sitzung  am  3.  Juni  eine  Abhandlung  ror. 
Sie  wurde  so  treu  darstellend  und  belehrend  gefunden,  dafs  die 
Classe  deren  Aufnahme  in  die  Denkschriften  der  Akademie  beschlofs, 
und  durch  diese  Mittheilung  den  Freunden  der  Archäologie  einen 
willkommenen  Dienst  zu  leisten  überzeugt  ist. 

München,  1.  August  1820. 


Friedr.  Schlichtegroll. 


*)  Indc£i  macbe  icb  mir  Hoffnung,    die  Herstellung  einer  solchen  allgemei- 
nen Mumiographie  durch  die  antiquarischen  Gelehrten  der  hdnigU  Aka- 
demie £u  München  benerlisteHiget  «u  sehen»     Eine   Einladung  an  all«   Auf- 
seher von  Museen,   wo  sich  Mumiensarge   befinden,   wird   In  Kurtem  einen 
Flan  cur  Sammlung  der  Materialien  nnd  lur  Herausgabe  austuhrlich  darlegen. 


I. 


lieber  die* 

in  den  Sammlungen  der  kOnigKchen  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  Mflnchen  befindlichen 

MUMIEN 
und  andere  ägyptische  Alterthümer. 

▼  ob 

^ 

GUSTAV  FRIEDRICH  WAAGEN»  Dr.  Ph. 


/ 


fiS  ist  hier  nicht  unser  Zweck  die  weitschichtige  Litterator  fiber 
Mumien  nnd  Mumien  •  Sarkophage  ron  neuem  Schritt  ror  Schritt  zu 
durchmustern^  da  uns  dieses  zu  weit  geffihrt  haben  würde ^  und 
fiberdem  in  neueren  Zeiten  durch  Z  o  e  g  a  in  seinem  Werk  Ober  die 
Obelisken^  durch  BOttiger  in  seiner  Archäologie  der  Mahlerey,  und 
iieuerdings  durch  Greuzer  in  dem  ersten  Bande  seiner  herodotei« 
sehen  Gommentationen  das  NOthige  darflber  zusammengestellt  ist. 
Ebenso  wenig  können  wir  uns  auf  die  Beschreibung  aller  auf  den 
Sarkophagen  und  Decken  befindlichen  Malereyen  einlassen,  indem 
wir  bey  der  grossen  Anzahl  derselben  dadurch  zu  weitläufig  gewor« 
den    wären,    und    durch    die    Abbildung    derselben^,    welche   zu 


er 


y 


12  

erwarten  steht  ^  unsere  Beschreibung  doöh  ungenQgend  und  fiber« 
flüfsig  scyn  wfirde*).  Wir  heben  daher  nur  einige  der  uns  interes« 
santesten  Vorstellungen  heraus^  und  lassen  unser  Hauptaugenmerk 
-dahin  gehen  ^  die  Mumien  und  Sarkophage  in  ihren  Terschiedenen 
wissenschaftlichen  Beziehungen  möglichst  präcise  zu  beschreiben^ 
und  ihr  y  erhältnifs  zu  anderen  Untersuchungen  und  anderen  Denkml« 
lem  dieser  Art,  so  weit  wir  dasselbe  aus  den  Werken,  welche  uns 
zu  Gebrauch  standen,  abnehmen  konnten,  möglichst  genau  nachzu- 
weisen. Ganz  besonders  nehmen  wir  dabe y  auf  die  Untersuchungen 
der  Franzosen  in  dem  grossen  Werke  über'Aegypten  Rücksicht. 

Das  Merkwürdigste  der  Sammlung  sind  yier  noch  yoUkom«^ 
men  eingewickelte  Mumien,  mit  ihren  toUs tändigen  und  reich  mit 
MfiJereyen  geschmückten  Decken,  oder  Masken  und  Sarkophagen, 
Ton  denen  zwey  zu  Theben,  die  dritte  aber  in  der  I^ähe  desselben 
gefunden  worden**). 


Nachstdem  rerdienen  sieben ,  Ton  den  Kreisbinden  mehr  oder 
weniger  entblöfste  Mumienköpfe  und  andere  Körpertheile  aus  der- 
selben Gegend  die  gröfste  Aufmerksamkeit.  Der  Dr.  Sieb  er  hat  die- 
ee  an  Ort  und  Stelle  aufgewickelt,  und  die  Resultate  seiner  Beob- 
achtungen über  die  rerschiedenen  Arten  des  Baisamirens,  tragen^ 
80  wie  schon  die  neueren  Untersuchungen***)  der  Franzosen  über 

die- 

•)  Vffl  jedoch  ein  suiammenliangendei  Gänse  su  liefern,  haben  wir  die  B/itns« 
maslie  von  OTr*  i  yoUtUndig  beschrieben» 

**)  Der  Fundort  von  Nr*  4  ist  cur  Zeit  noch  ungewifs;  jedoch  hoft  man  auch 
darüber  in  'Zohunft  noch  Anskanft  geben  an  können* 

•••)  Jomard  (Defcription  de  l'Egypte  antiqq»  Tora»  11»  S.  34S)  behauptet  mit 
Recht  I  dafs  vor  der  firansöiischen  Expedition  niemand  die  Einbaltamirungt* 
honst  der  alten  Aegjptier  hinlangUch-  gekannt  habe. 


15 

diesen  Gegenstand^  ntdit  ^enig  dazu  faey^  die  Berichte  des  Hero« 
dot  und  Diodor  iminer  melir  za  Ehren  zu  bringen "*)• 

SchonHeyne'**}  äufserti  wie  die  yon  Herodot  beschriebenen 
drei  Arten  nicht  als  die  einzigen  anzusehen  seyeUi  sondern  nur  die 
drei  Hauptarten ^  nach  Diodors  Ausdruck^  die  tdBeis  bezeichneten^ 
deren  jede  wieder  ihre  mannigfaltigen  Modificationen  haben  könne. 
Besonders  gelte  dieses  jedoch  roh  der  kostbarsten  Art ,  weniger  yon 
der  zweyten^  rielleicht  gar  nicht  yon  der  dritten^  wohlfeilsten.  Die 
grolse  Verschiedenheit  in  der  Behandlung  der  uns  Übrigen  Mumien 
zeigt  dieses  augenscheinlich.  Ebenso  fand  Dr.  Sieb  er  nicht  zwej 
yollkommen  auf  dieselbe  Weise  einbalsamirt,  unterscheidet  aber  den- 
noch drey  Hauptgattungen  ^  mit  Harz  ausgegossene  ^  ausgetrocknete^ 
und  mit  Salz  imprSgnirte  Mumien***').  Die  Mutaiien  unserer  Samm- 
lung möchten  meist  den  rerschiedenen  Arten  der  ersten  Gattung, 
die  nach  Diodor  I.  Ql.  ein  attisches  Talent  kostete,  welches  nach 
Largers  Berechnung  5400  Francs  betrfigt,  angehören;  nur  einige 
dürften  zur  zweyten  Gattung  zu  zählen  sejn,  die  nach  demselben 
Diodor  20  Minen  zu  stehen  kam,  oder  1800  Franc  unseres  Geldes. 

Indem  ?rir  zur  nähern  Betrachtung  des  Einzelnen  fibergehen, 

schlagen  wir  den  Weg  der  Synthesis  ein,    so  dafs  wir  zniörderst 

Ton  den  der  Kreisbinden  entblölsten  Mnmientheilen ,  darauf  yon  den 

noch  eingewickelten  Mumien,  endlich  yon  den  sie  umschliefsenden 

Masken  und  Sarkophagen  handeln.    Schliefsllch  noch  etwas  fiber  ei« 

ne  bedentende  Anzahl  yon  Anticaglien.  — f 

Ün- 

'  .       .       .  .  • 

•)  Siehe  Herodot  Lib.  II*  Cep*  S6  —  90*  Diodor  yonSicilicnLib*  l.  Cap.  91* 
•»)  CommentaU,  Gotting.  Ton«  3t  S*  81.  ^  r  , 

•••)  Siehe  dat  betcbre^bende,  Verseichnifi  der  iq  .deii  Jahren  I8i7  und  iSlS 
auf  einer  Reise  durch  Greta»  Aegypten  nnd  Palettina ^ea^animelten  Altertbü« 
mer  yon  Fr.  W.  Sieb  er«  Wien  iS20»  und  Jjpiojadert  die  Torausgeicbickte 
Abhandlung  über  die  Mumien  S.  13  und  i6* 


u     .  ^ 

Unter  den  rerschiedenen  Theilen  ron  Mumienkörpern  zeich« 
nen  sich  ein  .TheS  einer  leiblichen  Brost ,  welcher  mit  Byssusfaden 
ausgestopft  ist*),  ein  Theil  eines  Oberarms^  an  dem  der  Zwischen« 
räum  zwischen  Haut  und  Knochen  mit  MumienharsK  ausgegossen  ist**), 
80  wie  ein  mit  dem  Gelenkskopf  Tersehenes  Becken,  welches  gans 
von  Harz  durchdrungen**'''),  als  besonders  merkwürdig  aus.  Die 
unteren  Beine  und  Füsse  eines  Kindes  yon  ungefähr  12  Jahrea, 
gröfstentheils  von  den  Binden  entblöfst,  ^  geigen  uns  die  sorgfältige 
Umwickelung  jeder  Zehe,  un4  sind  ein  Beyspiel  der  Art  des  Balsa« 
mirens,  bei  welcher  der  Körper  am  unrersehrtesten  erhalten  wurd^ 
indem  an  den  Beinen. noch  alles  Fleisch,  nur  zusammengeschrumpft 
und  yopi  Balsam  durchdrangen,  sich  erhalten  hat,  so  dafs  man  an 
einer  aufgelockerten  ;$telle  deutlich  das  faserige  Göwebe  desselben 
erkennt.  —  Dieses*  stjmmt  ganz  mit  der  Beschreibung  Herodots  Aber 
die  kostbarste  Weise,,  des  Einbalsamirens ,  nach  welcher  die  Fleisch« 
theile  durch  die  Specereien  und  den  Balsam,  der  alles  durchdrang» 
Yon  der  Zerstörung  durch  das  Nilrum,  worin  die  Körper  nach  ihm 
70  Tage  gelegt  wurden,  geschützt  werden  mufsten,  während  er 
bej  der  zweyten,  geringeren  Art,  bei  der  jene  Specereien  nicht 
angewandt  wurden,  ausdrücklieh  anführt,  wie  das  Nitrdm  alles 
Fleisch  verzehrt  habe,  so  dafs  nur  Haut  und  Knochen  fibrig  geblie- 
ben 


*}  Sieber  bcmerlite  dieses-  Aut«topfea  mit  ByisnsfadeD »  to  ^ie  dal  Aasgiefsea 
mit  Hars,  bejdes,  um  nach  Wegnahme  dei  Fleischet,  die  nAtCtrlicheForm 
bersustellen ,  öfter.  Derselbe  Zweck  wurde  Hey  bloft  aufgetroclmeteii  Ma* 
mien  durch  das  Bewickeln  mit  einer  grofsen  Anaabi  Binden  erreicht*  Die 
auf  obige  Arten  Behandelten  aeigen  deren  viel  wenigen  Siehe  S«  14  t,  a*0« 


1 1 


•»• 


**)  Becker  im  Augusteum  I.S.11  gedenkt  aweyerAnne  Ton  Mumien  an  Fadvtt 
die  wie  der  unsrige  behandpU  waren* 

«»*)  tfeber  dl«  T^n'^hf^dekAiii  IKestaif^ttielle  des  Harces,  des  Baliarat,  ao  wie 
über  die  ftng'ewatidteb  Kritutbr  und  das  Nitrum  sehe  man,  was  Crsuser 
darüber  caiamiHeiblgöitellt  in  den  Conkinenutt;  Herod,  I.  S«  36  —  46« 


t. 


ti 


\ 


^ 


t5 

ben  seyen*)*  Dieselbe  Bebandlung»  wie  die  Beine  des.KindeSy  zei« 
gen  die  vier  eraten  ]!7uromern  der  folgenden  Köpfe.  Auch  stimmen 
Blumenbachs  Untersuchuiigen  damit ^  daDi  an  mit harzigemBalsaip 
behandelten  Mumien »  sich  am  ersten  weiche^Theile  erhalten  finden  ^*\ 
Mehrere  häutig  aussehende,  zusammengerollte  Theile;  wejld^e  Sie- 
ber in  der  Bauchhöhle  gefunden,  hält  er  ifir  die  balsamirten  Ein- 
geweide; so.  hat  er  auch  öfter  die  Lunge  in  der  Brusthöhle  ange- 
troffen***). 

,      -  -         r  » 

Ein  grösseres  Interesse  ge,wahi»w  die  ^eben  (f^P^iihöpfe 
unserer  Sammlung.  Vier  derselbe«  '-sind  gänzlich/  oderr  ^ch  bi^ 
auf  Weniges,  Ton  ihren  Binden  entblSfst»  Sie  sind  Ton  sohwl^zbrau« 
ner  Farbe  und  scheinen  in  der  Hauptsache  auf  einerlei  Art  behan- 
delt, zu  seyn.'  An  Erhaltung  gleichen  %\%  d^.  iq  der  Dcsoppt.  de 
TEgjpte****)  abgebUdeten  roUkommeai  indem  .atto  weichen  Tbeile 
so  wqM  erhaltep  sind,  dafs.man  die Geachichinzüge  90ch  gpl  ^h/)p- 
nen  kann.  In  der  Bildung  der  Schädel  sind  sie  unter einandei;.»qhr 
ähnlich^  während  die  Gesichtszuge  natürlich  mehr  Ton  einander  ab« 
weichen«  Einige  stimmen  ip  den  letzteren  vom,  Theil  mit  dem  Fln 
50   der  Descr.  de  TEg.  ab^gebildpten  «üpp^z  besonders  Nro.  2^-^ 

Die     ' 

•  •  * 

*)  S*  Heredot  IL  S6  und  87»  und  über  das  Nitrum  und  die  verichiedenen  IVIci« 
nungen  über  die  Wirkangen  desselben  Crcuser  Commentatt.  Uerod.  I  S. 
42  ff*  — 

**)  S«  Blumenbach  Bejtrage  surNaturgescbichte.  Tb* 2« &  79  cnejle  A'uigabe* 

***)  S.  a«  a-  O*  S.  13  und  Greuzer  in  den  Commentatt,  Rerod.  T.  S«  27  —  06» 

vrcicher  in  der  Stelle  über  das  Herausnehmen  der  Ejiiig^iveide  Herod.  II,  86* 

der  Auslegung  Schweighäniers  beystimmend,  dafür  hält»  dafs  die  Eingeweide 

nicht  wieder  in  die  Bauchhöhle  hineingelegt  worden«    Kine  nähere  Untersu* 

.   chung  dieser  Tbeile  wird  hierüber  entscheiden* 

*••*)  S*  Descr.  de  r£g.  Antiq[nite9  Tom.  II.  PK  49  und  50  und  Jomard»  S.  242 
des  Texte»  Tonu  IL 


.     ) 


15  ■ 

Die  Stirn  ist  bey  allen  woUgebildet  i  hoch  und  breite  Der  Winkel, 
den  sie  mit  dem  Scheitel  bildet,  nShert  sich  mehr  dem  rechten 
Winkel  als  dieses  bey  dem MumienschSdel Nr.  31  in  Blumenbachs. 
Decaden  der  Fall  ist)  zugleich  sind  sie  an  den  Schläfen  nicht  so 
zusammengedrückt,  als  der  MumienschSdel  Nr.  l.  ebendaselbst.  — « 
Alle  vier  haben  die  Haare  wohl  erhalten.  Bey  Nr.  l  und  2  sind  sie 
braun,  lockigt,  aber  nicht  negerartig  gekräuselt,  so  auch  bey  Nr« 
3«  nur  dafs  sie  ron  gelber  und  röthlicher  Farbe  sind,  wahrschein- 
lich durch  die  Kraft  der  beym  Balsamiren  angewandten  Specereien 
80  gefiBrbty '  Von  welchen  attoh  alte:iüirl^eu  in  einem  geringeren  Grade 
angegriftsn  aeheinen  j  denn  alle  haben  einen  röthlichen  Anflug.  Nr. 
4  hat  ebenfalls,  wie  Nr.  l  und  2,  braunes,  aber  fiber  einFufs  lau- 
ges,  schlichtes  Haar  ron  grofser Weiche;  nur  einzelne  FarHiien  hau- 
gen,  rielleieht  durch*  em  Oel^  womit  sie  getränkt hrrorden ,  leichten- 
aatnmen*').  Ah  Nri  l*,  5  tind  Uf  dören  Augenlieder  Ton  den  Bin- 
den ehtbldfst  srihd>  stehen  dieselben  ab,  während  die  weichen  und 
feudit^n  Theile  der  Augen  vertrocknet  äind;  an  Nr.  3  finden  sie 
eich  tiur  zum  Theil,  an  Nn  l  und -4  aber  rollkommen  erhalten.  An 
Nr.  4  aeigen  sich  Spuren  der  Atigenbrauen,  ja  selbst  *der  Wim-' 
pern;  an  Nr.  i  sieht  man  dieselben  am  rechten  Auge  unTollkommen, 
am  liiiken  aber  die  ganze  Brau,  und  einen  Theil  der  Wimpern 
rollkommen  conseryirt.  Hierdurch  wird  der  so  riclfach  in  Zweifel 
gezogene,  ja  lächerlich  befundene  Bericht  des  Diodor  (I.  gi),  dafs 
die  Aegyptier  an  ihren  Mumien  diese  Theile  zu  erhalten  gewufst 
hätten,  yoUständig  gerechtfertigt**). 

An 

*)  De  HOB  fand  su  Theben,  wo  alle  unsere  Hopfe  Ler  sind,  ebenfallt  weiblich« 
Mumien  mit  langem,  glattem  Haupthaar.  S.Bechers  Augusteum.  B-  i*  S»  lO* 
Dasselbe  beseugl  auch  Villoteaa  su  Sy-lyestrede  Sacj  Abdallatif« 
S*  268  ff*  9  auch  er  fand  die  sonst  dunhlen  Haare  an  der  Wucvel  rotb« 

••>  Auch  Villoteau.au  SyWestre  de  Sacy  Abdallatif  (  8*  268  ff.)  fand 
die  Wimpern,  die  Brauen  und  die  Augenlieder  unseralört  ad  einer  Mumie 
SU  Uarnoch» 


\ 


»■■* 


17 


An  HSro.  4  bftl  fiioh  auch  die  Fori»  das.  Naae  lam -sreft^slMiL 
Terandert}  sie  ist  schmal  and  spitzzulatifend^ifll^r  bat  isilBk:  dst  Theil 
unter  dem  Nasenbeia » durch  das  Eintrocknen'  um  etwas  gerenkt; 
Qpnat  kommt  sie  der  Nasenform  nahet  welche  Blumenbach^)  als 
TJnlerscheidiiogszeichen  der  hindnsartigenRai^e. ansieht *^).  IndeOaMe^ 

hen 

•)  S.  Bejtrig6<urNaturgeftob»*  Tb«  2»  ß>^  131  ilP*  D«rie)be  sbeBteso^.ofS*  erlclart, 
wie  er  nie  die  Nase  an  Mumien  erhalten  gefunden ,  ua4  wie  die  Verkäufer 
disten  Mangel  wohl  durch  Nasen  aus  Pech  absubelfisQ  ver/sucbliltällen.  Erst 
seit  /der  franaSsischen  Expffdilion  hat  man  sich  von  der  Effhaltfng  dieser 
Theile  an  AIsn»ieii  aus  ThsbeA  «beraüigl«  -«•      .    •  .  <>:: 

.  .##)  Blumenba^k  a*s^O*  S.i30.ff.  «telll.  nSmlicb  bebanutlicb  drr7^,B49en  för 
die  ägyptische  Menschheit  aulL  Diehlndusarttge,  die  atbiop  »ecke  unddie 
berbernartige«  Wenn  sich  gleich  nach  denUnteraucbun^ea  der  Fransusen 
nicht  alle  vorgefundenen  Köpfe,  oder  an  Sculpturen' wahrgenommenen  Ge« 
aichttbildnngen  darunter  bringen  lassen «  wie  Creuser  «•  B*  voftden  Mu* 
»ienhöpfen  in.  dorDescript*  de  .rEg«  U»  PK  49*  and  50«  milBfcht  behauptet, 
und  wofür  anch.  nnaere Köpfe  grofttntbeils  sprei^bcn^  so.  isidennoch  die  hin* 
dusai;tige  Bildung,  an  welcher  wir  die  gerade»  lange,  schmale  Nase,  die  ge- 
gen die  Schlafen  herAuigetogenen  Augen ,  die  hctchstehenden  Obren  und  die 

-  langen . dünnen  Schenbel  finden,  an  den  meisten  Statuen  und  BeliofSsn  in 
Oberägypten  nach  den  eahlreicben  Abbildungen  in  der  Deicr*  de  TEg.  die 
..Torherrsebende*  Sollte  dtesns  indiacht  Element  dstfch  eine  Priestercolonia 
von  Meroe  aus  naobAegyptcn  eingewandert  seyn ,  so  wfira  es  erklärlich,  wie 
diese  später  als  die  herrschende  Haste  bey  den  Vorstellungen  der  Götter  und 
Getoien  ihre  BUduug  ^  twekbe*  ihnen  ak  i\t  edekt«  «rscheinen  mufste,  nach« 
alimen  Uefiitn.-  Diese  ^rurde  Aun  stnhauder  Typus  für  die  Kttnsf ,  während 
^elieicbt'die  Bage  selbst,  aich  mit  den  anderen  Einwohnern  mehr  oder  we* 
niger  vermischend »  sich  nicht  mehr  so  rein  erhielt ,  welches,  denn  auch  der 
•.     Qrund  seyn  mocbj^,  wefshalb  ^ich  dicsejbe  nicht  so  entschieden  an.Mnmien- 

j.Ilöpfcn  und  den  PortrailbilduAgc«!  auf  de»  Mumienmasken  (worOber  ein  Meh- 
reres  unten),  paohwelsen  ia&t^  als  .di#se|  an  den  Sculpturen,  besonders  an 
den  Bildungen  derGoUer,  der  Fall  iet«  Daft  dieser,  nun  einmal  .unverkenn- 
bare Grundstamm  der  ägyptischen  Menschheit,  über  Meroe  dorthin  gekom- 
men, hat  immer  die  meiste  WNbrsoheinUcbkeit  für  sich«  Nach  Diodors  Be- 
richt 1,1  )k  125»  witnauämkcb  Theben  eine  Ctle^ie  von  Meroe»  worauf  auch 


18  n 

luui  fße^  Obnn  ^nor  im'  wetiij;  h^5her ,  als  -e»  gew5linlidi  in  der  l^Ta« 
tiir  Statt  findet;  «desgltiQHen'  bey  Nr.  3  und  4;  dagegen  stehen  sie 
bey  STr.  2.  sehr  hoch.  Zugleich  finden  sich  »an  dem  letzten  fast  f 
Zoll  lange  BarthaareJ  welche  man  bisher  nur  selten  wahrgenommen,- 
da' Blumenbach  in^ der: >Tiertea Decade seiner SchädelsMnmlung  nur 

am 

"^  mo  ißjXen  gtmjiiiitni«  V^6ht*aifg  ^ei  Autnon,  die  in  beyclen  ShnKche  Stel- 
lung der  berrtcbenden  FricBtWkatte,'  so  wie  die  fortd^uemde  Verbindung 
^  '  hefd^tf  unverkminbar  bindenten.  (S.  bierttber  in  Heeren«  Ideen  u.  s*  w» 
..  r  '  Tb»  ?»  Abtb*  1«  3te  Autgabe,  die  Abhandlung' über  den  Staat  you  Meroe  S» 
363.  ff')  Nun  fand,  wie  derselbe U e e r e n  ifaehweift,  ein  uralter l^andehver- 
Jcebr  swiscben  dem  Staat  von  Meroe  und  Indien  statt  (derselbe  a,  a.  O»  S» 
^^5•ff»  Ueber  den  Handelsvelrlebr  von  Metoa'und  Aethiöpien.)  Koiüite  der« 
•elbe  Weg,  der  tum  Handel  diente,  niebc  iobon  in  früher  Zeit  adeh  einen 
Theil  der  indisehen  Menechbeit  nacbAethiopien  geführt  haben?  Je  mehr  die 
historischen  Nachrichten  darüber  fehlen,  desto  wichtiger  würde  uns  in  Be- 
sng  des  Verhiltniisset  von  Meroe,  sowobl  ra  Aegfpten,  als  Indien,  die  ge« 
nauere  Kenntnid  der  Denbniale  der  Banhunst  und  Sculptur  au  Meroe  und 
Axum  seyn.  Die  Naehrtthten»  welch». Heeren  a*  a»  O«  S*579t  iF*  aus  einem 
nrabisoben  Geographen  übor  ^^  Ruinen  von  Meroe  anführt,  aeigen  uns, 
«benso,  wiedieObelislien  au  Axum,  die  Salt,  der  Begleiter  des  Lord  Va- 
lentia  dort  noch  gesehen  (S*  ebendaselbst  S*  42B*  ff*)«  ^''^  überraschende 
Uebereinstimmung  mit  den  Baudenkmalen  OberSgyptens«-  -—  Wie«  viel  hät- 
ten wir  gewonnen,  wenn  sieb  bey  einer  näheren  Vnternacbiuig  auefa  an  den 
Scttlptuvea  jene  hindusartige  Bildung  nachweisen  liesse!  -» 

I  Die    Framosen    bemevktea    5fter*  eine    anffaHeode    Aebnlichbeit 

der  Gesichtsbildungen  der  SculptOMn  in  Aegypten  mit  denen  der  Araber» 

(S.  Descript.  do  TEg.  T.  11.  S»  245>)    Auch  mag  l«kht  eitr  arabisches  Ele« 

ment  in  die  ffgyptische  Mtosefaheit  hineingekommen  soyn»     la  dia'Hjksos, 

"  welche  durcb  die  Landenge   8nes  in  Aegypten  oindrangiätoi    ea- uAtcr  dem 

Könige  Tan  aus  einnahmen^  und  Ia)tig^Kelt  iniüe  halten,  waren  höchst  wahr- 

aeheinHeh  Beduinen»    S»  B  e^k' AntoituAg  sar"W«li'*  und  Vülkerg^schichte* 

Ersten  fheils  erste   Hälfte' aweyt^  Ausgabe*  'S.  2989    tvelcher  dort  die  ver- 

acbicdenen  Meinungen  über  ihre  Abkunft  susammengcsteIH*  -^  Blumenbachs 

'  '   '      aetbiopitche 'Ra^e ,    die  liich   mehr   de^' N^gerbildnng  nSKertv    ohne   jedoch 

das  wollige  H^ar  au  haben,  indet  eicb  ebünlriis  an  Sciilpiaren,  jedoch  we- 

'    »  ni- 


r 


am  Scb&del  Nr.  31.  Spuren  eines  fibelrasirten  Bart»  epiräinfi,  und 
Jomaxd  (Descript.  de  TEg.  T.  IL  S.  34A.)  auch  nur  toA> einer  Mu« 
mie  dergleichen  angiebt*).  Der  Mumienkopf  Nr.  5.  ist  noch  ztim 
Theil  lose  mit  Binden  umwunden',  was  nach  der  Beobachtung  Blu« 
mcnbachs  eine  geringere  Art  des  Einbalsamirena  anzeigt^^)  ;^  welohef 
an  so  eingewickelten  selten  mehr  als  das  Gerippe  gefunden.  .  Auch 
aieht  man  an  den  entblöfsten  Xbeilen  an  einer  Stelle  den  blobisit 
Knochen  I  während  er  übrigens  nur  mit  der  Haut  bedeckt  ist  5  den« 
noch  hat  sich  die  Form  der  Nase  erhalten.  Bey  Nr.  G^  an  dem 
nur  das  Kinn  und.ein  Theil  der  Naae.von  der  Umhüllung  frej  sind, 

.  »  -.er«   r 

* 

r 
•  *  *  '  • 

niger  inOberfigjpteDt  i^lir  entscliieden  aber  an  der  grofsen  Sphinx  beyMem* 
phU  (S.  die  Abbildung  bej  Norden  Tom.  3.  p.  148-  Edit.Langles,  und  in  De« 
iion'ftWerliPI»20*btsNr«  l.>*  I^a^u  liommt,  dafs  lo  vieles  auf  eine  Bevölkerung 
Aegyptent  von  Aetbiopien  aui  deutet/  to  lese  inaa  nur«  was  Qerodq^  II. 
cap,  10  —  l6  über  die  Bildung  Aegyptens  sagt»  Wie  es  früher  ein, See  ge^ 
Wesen  seyn  möchte,  ähnlich  dem  arabischen  Meerbusen,  woraus  J}oy  dem 
Sinken  der  Wasser,  der  Nil  durch  Anschwemmen  nach  und  nach  eiii  LancL 
gebildet  habe,  dessen  jfing^er  Theil  difs  Delta  sey.  Von  dem  höher  liegen- 
den Aethiopien  ans  mögen  die  Menschi^s,  dem  Lauf  des  Flufses  folgend,  daa« 
Land  besetst  heben,  wie  sie  es  bewohnbar  und  fruchtbar  fanden.  Daher 
denn  Tsuerst  der  Staat  von  Theben  in  Oberägypten  entstand  und  blühte,  und 
erst  später  Memphis  sich  als  bedeutend  seigt.  Auch  nach  2oegas  Meinung^ 
(de  obellscis^  8*  577)  erhielt  Aeg^pten  Aus  Arabien  Nomaden,  aneAetha«piea 
Ackerbauerv     \    .   '     '.    *\  «      '       '••  •     n 


•  / 


Der  berbemartigen  RajeBIumenbachs  thun  dieFrancoien  keine  Erwfih- 
nnng. 

« 

*)  Durch  diese  Zeugnisse  wird  der  Zweifel  gegen  de  Breves  Bericht,  dafs  er 
an  eincK Mumie  Haare,  Bart  und  Nägel  gesehen,  vöIHg  gehoMn.  Die  Na-  * 
gel  fand  auch  Sa  eher  öfter  erhalten  <6.  a.  a.  O.  8,  iO)|  ja  er  glaubt,  an 
'  ihnen  wahrgenommen  zu  haben,  dafs  sie  dieselben,  wie  d!^  beutigen  Be- 
wohner Aegyptens»  gefitrbt  haben*  An  unserer  Mumie  Nr*  ?,  deren  Fufs* 
spitxen  entblöDst  sind,  finden  sich  die  Nägel  swar  vollkommea  erhalten;  )•* 
doch  ist  von  Färbung  keine  S|»ur  su  sehen« 

**)  S»  Beiträge  aar  Naturgescb/Xh*  2«  8.  79,  ff» 

3  * 


N 


erkennt . man I •  wie  an  Nr.  2*^  kurze  Bartkaare  ron  gelber  Farbe;  er 
geheilt  nicht  sa  kostbar^  wie  die  ?ier*  ersten,  jedoch  mit  mehr  Sorg- 
falt ala  Nr.  5*  behandelt  zu  sejn«  Nr.  1.  endlich  ist  noch  gfinzlich 
eingewickelt,  lä&t  aber  nach  den  losen  Binden  eine  Nr.  5-  Shnliche 
Procedur  rerrauthen.  An  Nr.  5«  nnd  6.  befindet  sich  ein  StOck  yom 
Halse 5  aa  Nr.  4.  aber  fast  der  ganze  Hals,  jedoch  sehr  rerschruropfir, 
wie  dieses  auch  J^omard  an  Mumien  aus  Theben  bemerkt  hat*).  Da« 
gegen  hat  der  Hals,  welcher  auch  an  Nr.  2.  erhalten,  vielmehr  sei* 
ne  natfirliche  For;n  und  Ausdehnung.  An  Nr.  7.  und  l.  ist  keine 
Spur  yom  Halse,  so  dafs  man  bey  dem  letzten  durch  die  Oeffnun^, 
welche  dadurch  entstanden,  hineinsehen  kann.  Die  Höhlung  des 
Schädels  enthält  kein  Harz,  sondern  ist  völlig  rein  und  glatt,  zeigt 
aber  demiingeachtet  durch  eine  braune  Farbe,  dafs  sie  mit  einer 
Flüssigkeit,  vielleicht  mit  einem  Oel,  ausgespritzt  worden'**^).  Das 
Siebbein,  so  wie  die  Übrigen  Knochen  der  Nase  sind  unversehrt, 
und  da  sich  auch  sonst  kein  Ort  findet,  wo  der  Schädel  durchbohrt 
wäre,  ist  es  schwer  zu  begreifen,  wie  das  Gehirn  herausgenommen 
worden«  Wenn  es  nämlich,  wie  Herodot  Lib*  U.  Gap.  86.  es  be- 
schreibt, mit  einem  krummen  Eisen  durch  die  Nasenlöcher  heraus« 
gehöhlt  wurde,  so  konnten  die 'Knochen  derselben  nicht  wohl  er- 
balten bleiben,  wie  denn  auch  Blumenbach***),  und  neuerdings 
Roy  er  und  Jomard****)  dieselben  mehr  oder  weniger  verletzt  fan- 
den.  -^  Die  eigenthamliche  Bildung  der  Eck-  und  Vor  der  -  Zähne, 

wel- 


•)  S.  Dcseript.  de  TEq.  Th.  TT.  S.  345* 

*')  Aueh  Blumenbacb  fand  in  mehreren  Mumientclijideln  nie  s.  B.  an  der  Göl- 
tinger  Mumie  kein  Hars,  und  die  Malte  dcf  einseg^tienen  Harcet  an  andern 
tehr  yerftcbieden*  (S.  Beylrä'ge  sur  Naturgcseh.  Tb.  2.  S.  93.  ff.)  An  dem 
Stücke  einet  Uirntcbidelt  unterer  Sammiung  ist  die  innere  Fläche  |  bi»  | 
Zoll  dick  mil  Hars  überdeckt.  -^ 

•••)  S.  Beyträge  Eur  Naturgetch,  Tb.  Tl.  S.   l3l» 

•»••)  Detcript.  de  TEg.  Th.  IT.  S.  2i&.  und  344» 


, . i  21 

welche  Blamenbach  ftn  mehreren  Mumien  wahrgedommeiij  und  die 
daiio  besteht,  dafa  die  ersten  gans  die  Bildung  der  Backzähne,  die 
Scheidezähne  statt  des  scharfen  Randes ,  ebenfalls  kleine  Kronen 
haben,  fanden  wir,  so  riel  uns  durch  die  Oeffnung  zu  beobachten 
rergönnt  war,  an  Nr.  i.  in  einem  noch  stärkeren  Grade,  als  ander 
Abbildung  nach  der  Stuttgsrdter  Mumie  hej  Blumenbach*).  In 
geringerem  Grade  bemerkten  wir  dasselbe  an  Nr.  5*  An  den  übri- 
gen liefs  der  geschlossene  Mund  und  der  an  den  Köpfen  sitz^de 
Hals  die  Beobachtung  ttber  das  Harz  im  Innern,  so  wie  Aber  die 
Zähne  nicht  anstellen« 

Das  Zeug  der  Binden,  welches  diese  Kopfe  umhüllt^  ist  meist 
Ton  sehr  groben  Fäden,  die  aber  dennoch,  wenn  man  sie  aufdreht, 
die  wollige  und  weiche  Natur  der  Baumwolle  zeigen**).  Die  Bin- 
den, welche  unmittelbar  auf  den  Körper  kommen,  scheinen  bey  der 
kostbareren  Art  mit  flflssigem  Harzbalsam  ganz  getränkt  zu  seyn, 
wie  ein  sehr  grobes  Stück  Zeug,  welches  über  die  Augen  von  Nr.. 
2.  klebt,  noch  zeigt.  Auch  wurden  sie  sehr  fest  angezogen,  sodafs 
man  auf  den  Stirnen  ron  Nro.  1,  3,  4*  in  der  Haut  noch  die  Ein- 
drücke der  Fäden  sieht***). 

Diese  Mumien theile  und  Köpfe  sind   ein  neuer  Beleg,    dafs 
Herodot  seine  Nachrichten  über  Mumienbereitung   meist  zu  The- 
ben 

*)  S.  über  dleie  Bildung  der  Zahne  Gottinger  Iffagaxin  T.  S»  109*  und  ausfuhr« 
licher  in  den  Beitragen  zur  Naturgeteh.  Th.  z.  S.  96«  ff*  nebst  der  Abbild« 

:   S.  144. 

*')  Damit  stimmt  auch  He^ne  in  den  Commentatt«  Gotting.  Tb*  3,  S*  S5«  und 
Blumenbaeh  in  den  Bey tragen  aur  Naturgescb«  Tb.  2*  S*  72.  ff*  Docb 
findiet  sieh  bey  den  geringeren  Mumien  auch  Leinwand.  Dieses  beseugt  schön 
Zoega  de  Obeliscis  S.  259»  und  dasselbe  wird  von  Jomard  Oescript.  de 
I'EgrTb.  n.  S.  359.  bestätigt.  Tergl.  Creuaer  Commentatt»  Her  od.  U 
S.  46  —  50. 

***)  Dasselbe  hat  schon  Abdallatif  (nach  Sylvestre  de  Sacy's  Ueberso* 
taungS*  200.)  an  Mumionköpfen  bemerlit» 


r   - 


»2 


ben  gesammelt  haben  möcbte>  wie  Grenzer  nach' den  UntersuefaViap* 
gen  der  Franzosen  und  Engländer  in  den  neueren  Zeiten  in  seinen 
Gomraentatt.  Her  od.  (L  S.15-  und  95*)  aufs^rt^  da  hingegen  Hey« 
ne  früher  noch  glaubte^  er  habe  sie  meist  su  Memphis  geschöpft* 
(S.  Gommentatt.  Gotting.  Th.  3.  S.  78.%) 


Wir  gehen  jetzt  zu/  den  ToUstandigen  Mumien  «her.  D10 
Mumie  Nr.  l.  ist  b*  V*  lang>  über  die  Binden  in  einem  Ueberzuge 
Ton  röthlichem  Baumwollenzeuge  mittlerer  Feinheit  geschlagen '^)« 
Die  Ffisse  sind  mit  schwarzem  Harz  überzogen«  Nr.  2.  ist  5^  4^^ 
lang 3  die  Menge  der  sie  umhüllenden  Binden  ist,  wie  ihr  Voli^men 
zeigt,  weit  belrächtlicher,  wie  bej  Nr.  1.  Auch  sie  ist  mit  einem 
grofseti  Stücke  Baumwollenzeug  bedeckt,  worüber,  sich  yielfach 
kreuzend,  Zierbinden  auf  das  Künstlichste  sehr  straff  gewickelt 
eind^*).  Auf  den  drcy  Querstreifen,  welche  über  die  Brust  laufen, 
findet  sich  eine  Schrift,  der  Gursivschrift  auf  den  Bapjrusrollen  ahn« 
lieh.  Alles  hat  eine  bräunliche  Farbe,  welche  Ton  dem  harzartigen, 
alles  durchdringenden  Balsam  herzurühren  scheint,  der  bej  dieser 
Mumie  in  starkem  Maafse  angewandt  seyn  mufs,  wie  der  starke, 
strenge  Geruch  derselben,  welcher  uns  auch  bey  den  Köpfen  auf- 
fiel, lehrt«  Die  dritte  Mumie,  5^  V^  lang,  ist  in  gelblichem  Baum- 
wollenzeuge, welches  dem  Nanking  ähnlich,  eingewickelt,  worüber 
wieder  einige  wenige  Zierbinden  von  demselben  Stoff  laufen.  Die 
Arme  sind  zu  beyden  Seiten  abwärts  gestreckt,  so  dafs  die  Hände 
auf  den  Schenkeln  anliegen,  während  dieselben  an  den  beyden  er- 
sten 

*}  Ditfsea  grofsea  SiucIki  Z«ug,  aUUmscliIags  dei  Gänsen«  geclenkt  jlucb  Abilal* 
latif  S.  198.  der  Uebersetznng  Sacy'a,  und  lagt,  dafs  tiedadttrch  das  An« 
scben  eines  Ballen  häUen* 

**)  Zoe'ga  lehrt,  %vie  diese  aufseron  Binden  von  den  in»eten  sn  untericbeiden 

sejen.     De  obelitßis  S.  26O'     Ueber  jene  ersten  kam  dann  erst  die  Maske  von 

> 

Bjssus  oder  von  Hols*    Yergl.  Creuzer  CoRimcntatt«  lierod.  1.  S.  53* 


»  I 


«3 

«len  flaf  der  Brust  gdüreuzt  su  sejn  scheinen.  Den  Bemerkungen 
der  Franzosen  über  die  ältesten  und  yorsfiglichsten  Mumien  '  von 
Theben x2n  Folge,  sind  die  mit  herabgestreckten  Händen,  weibliche^ 
die.  mit  auf  der  Brust  gekreuzten,  männliche  Mumien^).  Dochffihrt 
Blnmenbach**)  das  Beyspiel  einer  weiblichen  Mumie  an.  deren 
Arme  gekreuzt  lagen.  Warum  wir  aberaufserdem  besonders  geneigt 
sind,  Nr.  3-  ilttr  eine  weibliche  Mumie  zu  haften ,  davon  weiter  un- 
ten. -*-  Die  Mumie  Nr.  k,  das  Geschenk  des  Herrn  Dumreicheri 
ist  V  5t'^  lang;  sie  gleicht  in  der  Einwickelung  am  meisten  Nr.  3. 
Aach  ah  ihr  scheinen  die  Hände  auf  der  Brust  gekreuzt  zu  sejn^ 
ao  dafii  sie,  wie  Nr.  l.  und  2,  eine  männliche  Mumie  seyn  möchte« 

• 
Dafs  die^e  Mumien  ursprünglich  zu  den  ihnen  jetzt  beigege« 
benen  Sarkophagen  gehört  haben  ^  läfst  sich  wohl  nicht  mit  unbe« 
dingter  Oewiükheit  behaupten)  denn,  wenn  gleich  Dr»  Sieb  er  sie 
ao  fiberkommcta ,  ad  welfs  maii  dennoch ,  wie  häufig  und  leicht  hier- 
in der  BetrugStatt  findet.  —  Von  Nr.  2»  möchten  wir  es  am  ersten 
bezweifeln,  da  der  Hörpcr  ^CTenbar  schlecht  in  den  Sarkophag  pafat» 
Nr.  1,  besonders  aber  Nf.  3«  und  4«  passen  dagegen  in  die  ihrigen 
60  gut»  dafa  sie  wahrscheinlich  ursprttnglich  zusammengehören. 


kommen  jetzt  auf  die  Beschreibung  der  Decken ,  oder 
Masken  und  der  Sarkophage  nebst  ihren  Deckeln. 

Die  Mumie  Nr.  1.  wird  zunächst  durch  eine  Maske  von  Gat- 
tun,  der  in  mehreren  Lagen  zusammengeleimt  ist,  bedeckt ,  und 
swar  so,    dafs  auch  die  Seiten  des  Körpers  ganz  daron   bekleidet 

wer- 

*)  S.  Villoteau  bej  Silveitre  de  Sacy  su  Abdallatif  S«  269«  und  Je- 
mard  Descript*  de  TEgypte  Antiqq,  II.  S»  346. 

**)  Bejtrage  lur  JTatorgcsdi*  Th»  2  S«  ii2» 


^  / 


.      V 


24  ; 

werden,   und  nur  der  Rfteken  irey  bleibt ^  um  wricbdn  ^ie*  Hadoft 
mit  BäDdern  yon  BaumwoIIenzeag  ^  die  noch  an  der  Seite  herabhan» 
gen,   festgebunden  war.      Die  Dicke  der  Maske,  beträgt  ungefähr  3 
Linien.     Sie  hat  genau  die  Form  der  Mamie;    das  Gesicht  mit  dei» 
Ohren  ist  durch  Pressung  daran  ausgedrückt  ^    wie  dieses  »och  mit 
unseren  Masken  geschieht  ^  und  bejdes  vergoldet.    ^^    Alles  flbrige. 
ist  mit  einem  Kreidegrunde '^)  ziemlich  stark  ttbersogen  und  mit.Ma-: 
lereien  bedeckt.     Zuerst  ist  dieser  mit  einem  schmutssigen  Gelb  be- 
strichen,   darüber   das  Meiste  wieder  mit  Blau   übermalt^    welchea 
aber^  wo  es  dünner  ist^  grünlich  erscheint  >  wegen  des  durchsohiai«^. 
mernden  Gelbs.     Einige  Felder^  worauf  stob  VbrsteUttttgen  befinde v^ 
sind  dagegen  lackroth^   und  haben  einen  geringen  Glanz  ^    während 
alle  übrigen  Farben  matt  und  ohne  Firnifs  sind.  ^  Der  Auftrag  der- 
selben ist  bey  allen   Malerejen  dieses  Sarkophags,    so  wie    meist 
auch  bej  denen  ton  Nr.  2«  und  Uj  nur  sehr  dünn.     Die  Galantioat- 
die  allen  unseren  Mumienmasken  und  Sarkophagdeckeln  gemetnsanv^ 
ist  hier  der  Länge  nach  blau  und  gelb  gestreift;  unter,  diesier  folgt' 
in  mehreren,  sich  einander einschKessenden  Halbkreisen,  die  scfamä«' 
lere  und   breitere  Schnuren  bilden,   die  gewöhnliche,   schildförmige 
BruStyerzierung.     Die  Schnuren  bezeichnen-  oft  Perlen  und  Glaako« 
rallcn ,  wie  denn  an  Mumien  im  brittischen  Museum  dieser  Schmuck 
aus  auf  BysMi6£ädea  gereihten  Glashügelchen  besteht/  nach  ZoS« 
gas  Bemerkung  aus  einem  Briefe  des  Engländers  Hill,  de  Obeliscia! 
S.  260    Not.  40.      Auf  unserm  Brustschmuck   ist  dieses  indefs  nur 
zum  Theil  der  Fall,  indem  mehrere  Hreise  deutlich  Blumen  zeigen. 

Gleich    ' 


*)  B  Ott  Igor  in  seiner  Archäologie  der  Maler  eyS.  57.  bfilt  et  für  cinea  Gypsgruad 
nach  Herodot  HL 24«  wtlcher  dort  sagt,  yvy^^dJdavtBf  djcavra  avroVm 
Doch  ist  es  in  dergleichen  cheuiscbmineralogischen  Unterschieden  wohl  nicbl 
so  genau  mit  Herodot  eu  nehmen j  wenigstens  eeigt  dai  starke  Aufbrau- 
sen mit  Salpetersäure,  dafs  die  Masse  9jii  unseren  4  Sarkophagen  und  De- 
eken  Kreide  ist«  ^  Der  Meiautg  Böttigers  ist  auch  Zo^'ga.de  «btliscis, 
8*  20  U    Anmerk«  43« 


tmtn^n^ 


;^ 


«Gleicbran»  Hals«/  rdif  ^m  /engsten.  Kr^is  .e^gfi$icblp8|0fl^^  befindet 
mßhr  der  Spfujier  .mit -jd^enst^hUehem;  Gieuch$e,  ynd  aufgel^rj^teten 
Fl0g«bij  bier  obne  Zweifel  das  Symbol  der  Seele  ^  wie  wir  an 
einer  ähnlicbcn  Vorstellung  weiter  unten  nachweisen  werden.  Un- 
ter der  BnistrerzieruDg^  siebt  mian  an  jed^r  Seite^^'einen^grorsen 
Sperberkopf ^  der  sieb  aucb  am  ^  D^cke^  mi^ .  Her  JSolzmßsk^  von .  No. 
9»  mig/dütr  an  deraelben  9|eUe  findeto.5)  :.  Auf  meinem. ^uerstreif 
in  der  Bütte  folgen  acbt  Oynocephalen,  stehend  und  die  Hände  in 
bittenderGebehrde  erbebend*  Darunter  nimmt  der  Scarablieussacer, 
Ton  schwarzer.  F^^^  ,  ^j^,  ^i?PJB^  ^<>/^9n|'^  gef&rb- 

tan^^ä^rberfitlgeln^  ^eigaxisejjtr^ilte  d^r  Maslii^  j^ip;  VQF.sifh  hat  er 
die  röth^'Hug^l  «ritgoUgelbem  Itende^  dlis:  Symbol  der  Sonne.  Er 
war  bekanntlich  den  alten  Aegyptietnri  das  Symbol  der  Unsterblich. 
keit.  **>    per    folgende  '^u4w^^^^ 

wie  anf^ParmatW^eyMuiiM^***)  Sie;:|inie^;mit  ausgebreiteten  Ar- 
men,  imd^^ivaty  wi«Ndet  Äftfi»r,»iaie  Spcfbörfl^el- an  :uhd'di^  rothe 
Kugel  «bi*  feich.    In  jfederfläiid  bat  aie  dm»  blfiülibh.früne  Fe. 

I       ■  ...         -.1-      '    i •  '.  -  der 


♦»♦ 


^)  Diese  Sperberkopfe  fanä^ikcH  Zo^ga  an  mMreren  MumieB.     S,  de  obelis« 

cU,    S.  262.  •  '^  -'*    .  'S  4 


<M 


♦»  i:» 


/'  ii 


•^  S.  derfib^r  Ctl^uteV  *ywB«(l?c.  1%.  I.    8/489  —  ApS.  def  Vwfeyiea  Ausgebe 
und  JonrsrKd^.EhtfcrfpVdeWfg.Tf.S.  352.   Eine  AbWIdung  clfte^  Sotiihen  Käfer» 

■      init   öp«*teTfc«rgilti-  «beide.^^l  TI/9Ö:  Flg.  2.    I:ln   IHnhihW  Hefiodet  iich  ^ 
JmfehierMumreW'Koj>p^bagen.  S.ZoggÄ  de  obcKici«;  S;  321;,  so  nie  auf 
einer  Mttihieiide^die  aüsTiAcn.  S.Descripr.  de  l'Eg;  IT,  V\.  58.  W.  1  und  2. 


I  ,'., 


•«*)  S*  die  AbbÜdoü^  ud  BesdusdOmag  ia  GT«uevre>OdronfMUlt;  Herod.  L 
S.  S8U  C  md  Nr.  e.  der  Bup£BrtafiBl*  Diese  Versfeüuiig^^bert  ku  den  ge- 
wßtvüicbsleir  ««f  lliimreindasken  idid .Sariieplieffdebkeli^  eueg^eSthnoter  Art; 
•»cb  febli  sie  auf  lieiner  von  iden  uosrigen ,  -ndl  Auenabme  &&t  Holaroaske 
vo«  Nr«  4.  Sie  findet  sieh  auf  de»  letbicuUereeben  Sarkopbag,  der  1772 
aaob  LondoB  bam  (S^ZoSga  de  obelitcis  S.  3040«  auf  der  Maske  der 
GiHlinger  Jttnnie  u^  s.  w,  5*  C^euser«  ConnieaMt*,  tterod;  I.  S.  387. 
Nota  419. 


V 


/ 


der.*)  'Sie   aelbst   ist  am  oberen  Tbeiie  bllulicb'-gribd,  rött-deä 
Brfisten'sn  eiblir&fU  abet  TOtb;     Sie  ist  hier  iiKh'Grett&er  «Is  ii^ 

-''"■•'■    '  ■>   •  ••    aevfM'' 

^^yVir  »«limen.  Wer  iÄUjTt  8^  seigen^  wie  weiii|;.«ia9,noeli  immfr  (t>ey  B^« 
•timinang  des  vielbeBurochonei^P  e r s  e  a  1>  1  a  t  tt  auf Kunstdenki^aiilern  imReinpa 
ÜU  Vih^r'  daa^  NitaH^toHsöi^ö  dieVes  naiimifs  %drär  iriait^SkrlkrisVef  fn  tfth* 
CommetotatUHeA  de  PerieäpiMingeiii'trdTt  Wo^  air-aiia  M^h  iThit^Irrait 

.  ..frtöi^ri,.  «nA  fvr  dte  jBfirftia  rojxa  Uii»  bSU,    r^haffi^ht  ^Jjriv^ifre  dö 

Sacj  EumAbdallali^  au  Jfvld erlegen.    Erlehret  uns»  dafi  sie  bey- den  ^iv- 

bern  Leba^lih  biefsy  und  umioOO.ausÄegyp.ten  schon  gänsUch  verschwunden 

'    '       war.     (Ste'he  'Sylvcslre^de  Sacy  eu  AVd'anA^.'s/4t  —  72.)    Sie  'tÄt 

-    ^S^ine  Tirana'  der  Yltlhhin^,  'und^^it  ein  .Tz<dfttbiUl'!b^  de«l  ^biriM«Aa  In 

,iSH  Unter^eUi.  *  Der  ÜU  ^  bIo  ibeumdera  'hMHg*  -(%  P«  (e«|«  e^4  Sjpi^rio» 

^.5*  5lO,|&,  deaaen  Ooium^ntatt*  ^rpd«  I»  &  aap. , . I^ta  4^&.  unddß^tti^er 

Archäologie  d^r  Malerei.  <S*72.f*)*  J^äch  T;heo^hra#t(Hist^Plant.lib.3^c^^^ 
6.  uhdLib.  i(«  cap.  ^•).1iam  der  t'erseabaum  lin   Wuchs,  wie  ftk  der 'Blatt« 
1'    t'  2fbhn;;iliiH^eti^'Bli*dlisUL'llfier'dn/  ^iutarclk   hkitlchii^  ^ff^tt ^^^IM^ 
.  t   'j  -yei  Qssrid»'  Slr«54d)i  'dah-Jdle iPMÜht  .bvtfaärmig^»  dai  Blati -v^eifiwpgenföriwg 


t» 


•     /     4  I     j    » 


^ey.  Ii^^Bfs  |)eiM^^  %!wl**;»!a  SM.M»k**  «>»^PP*»»4»f^.:»ylirestre 
de  Sacy  su  Abdallalif»  S.  6lO  schon  mit  Beeht«  de£s   diese  Bestimmung 

der  Blattform  Eiemlich  auf  eins  heransliämei  und  da  auch  Abdallatif  und 

andere  von  .Sacy  a»  a.  O.   angeführte  Zeugen,  damit  übereinstimmen,    kama 

wohf  über  die  BichtigKcit  dieser   Angabe  kein  gegründeter  Zweifel  mehr  er 

hoben  werden»    Wir  wollen  {etat  sehen,    in  wiefern *daa,  was  man  «of  den 

Jliojyumei^ten  . |der.  Scnipjwr  ^ndj  MaUv«jr.kiaber.,4ftfiir  .g^ala^n^  «nit  dieser 

Form,  überf^ii^sltmipt,    oder  davo«! . afiwcjcht.    Das,  r.WfA  ,di^  weibliche  Figur 

auf  dein  Bjilief  von  Carpentras  (8.  Mem04res.de  TAcadn  4^a  Insca^^.  Th.  XXXII* 

S»  722.  PU  U)  in  der  Hand  ^filt,  hat  die  grdtite  Aehnliehkeit  mit  den  BlSt- 

tem  des  Birnbaums ,  und  wird  daher  sehr  richlif ,   wie  «s  aas  seheint,   Toa 

Böttiger  (ArchSologie  der  Malerey  h  S.  51  und  73.)  als  Perseablatter  be- 

aiiianit*    Man  sehe,  efafe  Abbildung«  «af  «liseeer  'UM  oiiterA*    Vl^l  mehr 

▼0»  dieaerfkirtt  weaelit  schon  das  ab,  ^as.  Cr«  a  cor  «uf  einem  Seelenge« 

rieht  M»  d«n  EttGsen  4^  Aaobis  (Siehe  <lommeiiaatt,''IIerMl«  I.  die  Kupfer» 

iafel  Nr«  &'uiid  6*  9$2^>  iiir  eb  Ferseablait  Uttt,  «ind  nur,  wenn  man  daa 

Btrobaaad>latt  iier  Lange  naeii  cüsemmenlegt,   würde    es  aogefthr  die  Form 

desselben. beliommen*    S«  Fig»  B»    Nur  wonig  von  diesem  ist  dai  Blatt  ver- 

aehi^deoi  i«mai^r»a«  er 'Oof  tde#  Dariaii&dter  tfofliid  ia  «lea  Hlnsden  der  Isia 

t  lOr 


27 

■'■.••••■•  -.^    \7^k 

für  äat'BIatt  der  P^irsea  nimmt    (B,  i»  b^O*  dieTafdl  9r«  $•  tttfd  9.  989*  f.V 
.'I*  :'ii^«lar8  ea\  nur  eine  Alni«rmital  su  teyn  scheint*  S.  Fig.  G»  Noch  weiter  ent- 
fernt sich  das,    was  Heyne  an    der  Göttinger  Mnmie  in  den  Händen  der 
'Mir  liKtf  der  ByVMbiMc^  'ftlr  ein  Blävt  dne^räfManae  hmt-^oo^der  festge- 
seixtdn'IPoirin  (S.  C<inunehtif(t»^*S^Hfinj^.  Thv  4»®/l'l.  und^  da»    K^fer)    S» 
Fig/O.   #it  die^ni  «stinken  ^w^y  filSt^tfr  in  'dbr  »Kand^ «eir  'welbikhen  Mu- 
mie eti  Bresden  überein',   wio'B6ttiget>  richtig  bi^erhl  (a^  «•  0>»  S»  720» 
'  und  sie  daher  auch  ttr  BUitter  der  Persea  halt«    Am  meisten  von^  der  enge« 
gebenetf  feV>fttf  ^Wi^icfar'Jliffoeh  endlieh  'das«  ah,  'v^r  die  Isis  auf  der^  Mumien- 
äeekebey  lko'^tfJrucV»'H<mp)^lehieii«s!  Tte'^v'PK  S7;v^a  d«r  Hahd  hat  (S» 
'  Fi^;  EL  uhsei'et  9äfe!^V^so''dars  auch^^v^^if^r  (Cttmmenvaffv ^Herod«  I«  S. 

ZSiö  gl^tAt;  däfs  ett  i^t^  vmm^ht  dad'^Fer4eAlOti*5in^höM||i^i^Aer  wohl 
unrichtig  geseichrfet  sejTt  WiebekanntUdh  soTieles^  hcyMa-nifa^ucfon»  Den« 
'    aoch  oMehie  di(0#as  bi^tf  geredet  hicht^der  "Fril  isejn,  da^iUe  Form^von  denii 
*.  was- dse  isla  auf  flH4»iiiMeRen.ilashen.iiAd,mkaln  halt«  völlig  ^^Ainit  üher- 
•  •         ;einsMnniiv  «nft;dieaelbe  nberhtfufit  tan  igfptieehon  9l4lere|:en  nn4  Sculpta« 
Ten  «ehr  Jh|ttflg  aradwint^  so  av^B».  jn  äfin  D^^sprlpl*  d^Ji^'E^  T\^^Z*   FU  6l. 
m*  nnd  bi^'BeAoa.cye^a^edana.la  Jiaute  et  la.t^sseAfigyR^*  ^JU  136*  und 
158«}  auf  de*Fapyrttsro)lffa,.  wo  bea^endecs  die  42  Jiuchendeg  Qß^i^n  sie  auf 
den  Hnieen 'haben*. Ferner  jmf  der  Waagschale  und  auf  dem  Haupte  der  Isis 
'     •   auf^Tab,  15«  deaKopiirftfdfts  au  Creuaers  Symbolili,  70  Creuaer  sie  in- 
defs  nieht  alt  Fensearbeatimmt^  aondera  nur  allgemein  d«f  Blatt  einer Pflanae 
fiennlb    Symik»  h  B*  426»  &    Bberno'  iinftert.  si^h  J  o  m  a  r  d  ;über  diese  Form» 
Deseripi^  «ke  l«g.  Mt.  JhJh  36h>  iL    Zaef  a-Aaf«fen  k^mmt  dieselbe  in 
der  Hand  ekifar  jsiaeiieM  Genius«   ui|d.afra|;nial  .auf.einer  lift.,ygu  Altar  auf 
einer  Mumiendechc«  die  in  Naebubjp«  Belse  Th.  I.  X^b.Si^.  abgebildet  ist« 
als  Pericäbtatt  (nniaae  folium)«     und  ihfa  folgt  aueh  Bötttiger«  wenn  er 
das,  was  sich  auf  den  Knieen  der  42  Genien  befindet  auf  der   Papjrusrolley 
die  Cadet  in  Strafsburg  edirthat^    (Gopie  figuree   d'un  TOUleau  de  ]papyrus 
trouve  aTheb«s  dans  l^s  tombeaux  des  Rois,  public  par  Cadet.  Paris*  1 805)9 
für  Fcr&eablstter '  nimmt«     Unsere    Figuren  B.  und  £:.  erscheiiieQ'  auf  Mono- 
menten  aller  Art  sehr  häufig,  und  swarB.mehr  in  Hieroglyphen  ^  E.  gewöhn^ 
lieber  auf  Gemälden»     Man  konnte  E*  für  eine,-  wenn  gleich  sehr  starke  Ab- 
normität Ton  B»  halteui  wenn  nicht  bejdo  auwellen  auf  detielben  Vorstellung 

•ich 


X    » 


28 


.iA'    *":• 


weit  Air  die   S^efe  dM'1Siiil>äham{He^'fl^  *)'''Bfen  lUutti  sü- 

beyden  Selten*  dies  Kop&  lie&meir  Hiei^I^piiett^le&iJ'  Weitem cfrbwfrW* 
sehen  Wir  die  Vorstellung  der  Löwenbahre,  **).  die  gleich  der  rori« 
gen    auf    Blaaken^     Sar^pphagea    iind    FapyrnsrqUen    Sftc^    vor« 

•ieb.iSaAn)«    80  tielit  »an  «uf  d«m  gvofsen  Poriticiif :  cu  Ppn^frah  (Descript» 
,1  4#  !'£«»  Tb«:i5^.Fl^  ig«  Nr«  s.)  auCtfinai^Tr^j^^f^bej^e J?^^  eben 

«O'^nd  h#y4e.mif -dQr  vierten  Seile  de^ J^h^rj^Mjc^tnpl^iifjip  hpf  ZoSga 
de  obeliieie.  In  Malereien  erioheinen  bejde  fatt  iuMser  .arnn,  Fi^*  B«  nnd 
£•  stellan  alio  vertchiedone  Dinge  vor;  und  da  E  noob  weiter  von  der  fett- 
a^etibten  Form  abweiche,  ab  Bj  10  ist,  wenn;  eifia^e^^tjejf  foll»  immer  nach 
«b4r  4^  IfBtaie  ein  PejRfteablaUh.  Qasi«  lu^n^n^, .  daf«  y^  :Ham,m»r  ;^ie  Form 
t  Y  /  .  SllbevlimQtt  für  etnee  ßper>erfeder,  rbfiln ,  D^ff  -die  ^^^d^jf^.def  Sp^ber»  ein 
l^eiHget«  ?raetter»jmbol  tWar,s  ba^eb^  .  er  durcb,  eine  Sjtellp  ,det  Biodor» 
•  hiB74f  mo  et  beir«t;  ^i^TUf    mal  rouf  Upoypa/ijuaruf  popnv  yoi- 

•  vmiv  ^ßÄßta  nal  jttBp^v  iipanof  ivti  tps  m^Xiff.  Br  meint, 
daff  dadüroti  Ruhm  tnldEbre,  aber  •  auch  <jebet  und  dLndaebt  awgedrüekt 
iey;    Sie  ersehoint  bciy  ifam  «af  der'Waagtebale,  auf  weUben^  die  .guten  und 

'  bdsen  Diäten  der  Seele  abgewogen' werden^  gans  wie  bejr  Cr:»«ser9  Kupfer 
a4'r  «S^^mbolili  Tab*'  15., '  ferner  anf  den  Hopfen  uehtibrer: Figureii^  )a  bey 
einer  anstatt  des  Ko];>feB  eelbit.  6«  Fundgruben  dea  Oeienfai  IJi.  V»  fikftlll, 
8«  287.  C  297*  und  300«  t  Die  Erklfimng  dieter  Form  all  Feder  gewinnt 
anWabrscbeinliebbeitdnrcbelneVoritellangtnderDeeeript«aerEg*  Tb*  3*  PI. 
59«  N«  2«,  wo  wir  dietclbe  auf  dem  Helm  «neft  Hriegerä.tebenf  ao  wie  da* 
dnrcby  dafs  die  feineren  Federn  avweilen  mehr  öder, minder  deailich  durdi 
eineStreiftmg  angegeben  au  teyn  i obeinen,  wie  a*  B«.  an  demKopifanliiata  einer  mlnn- 
lieben' Figur ,  deren  Abbildung  Crenaer  m  den  BnpdlrnnutfSymboliliTab» 
15«  Ko«  5.  giebt,  nach  der  Deacript.  de  TEg.  Tb«  i*  PK  23.  N««  2*  ~  Wir 
aind  daher  in  Bestimmung  diHer  Fdkwv«  Hämmern  gefolgt« 

t 

*>  S«  Crenaer  Commentatt*  Herod^.LS«  994«  f»  und  4iU«C 

**)  Dar  Ldwe  bedeutete  den  anschwellenden  Kil  nach  Horapollo'  !•  21*  S.  36. 
Edit*  de  Fauwj  denn,  wenn  die  Sonne  in  das  Zeichen  des  Löwen  1i*at,  gieng 
die  Fluth  ao«  S«  Zo^ge  de  obelisciSt  S.  290*  305«  329»  Bey  der  )ähr liehen 
W^iederhebr  derselben,  war  er  sugleich  ein  Symbol  der  Unsterblichkeit.  Uc-  ' 
ber  seine  Ber/iehung  auf  die  Seelenwandcfung 'S«  Cr euaor, Commentatt* 
Herod.  I.  S.  357.  f. 


■'  2a 

> 

homt'^)/  NebeM  Idittr  LBichcf  .wekhe  ai:^  detf  Bahre  lie^t^  aiehc 
der  l['}iierkj(p%e,  ganz;  vie  auf  derAbbildöibgyjdiaGr^azer  in  daa 
Gemmentatt.  Herad.  L  daa  Kiffer  ür«  2,.. naoh  der  Descript.  de-FEg. 
Th.  1.  FL  92.  Nr..l.  gagebäi  ha!.:  .Zu  bayden  Enden  der  Bahre 
atehen  aber  noch  i  iswej  ,w<3iUiche!  Figuren  >  d(e  gleichlalla  öfter  ror« 
]|0niinen»..uod  ron  r*  fiumnier/filriSohatoangel  der  Seele  gehalten 
«erden  '^*)»  Uebeif  der  , Leiche  achwebt  delr  Sperber  mit  menaeh- 
Itchenif.Oeeicbtb»  gfen«  wie>  obcfn^  und  wie  dort^  das  Symbol  der 
Seele  ^f*}«  Beyde  .Genien  -heben  die  AxTue.  empor;  ja  d^r  au  den 
Hanpten  diex:  Bahce  teheini!  dti^,  Alifafs^n  an  elneih  Flügel, dan 
▲ufaohwung.  der -Seele?  au  befjSnlarKu  Jn  RAelMioht.des  IThierkiSpfi« 
geiunüaseo  wir  uns  au  C  r  e  u«  e  r  s  Meinung  bekennan»  :un(l  ihn  ffir  4au 
A«ad)is:caain0s^  der  hiey  aagleichi  als  ßie  r  m  e  a  hnrmf$a($Ti}f  ej^schejut; 
haltenj  gegen  t.  Hämmer^  der  ihn  Air  wolfsköpfig,  und  daher  für  einen 
bösen  typhonischen  Dämon  erklSrt/^^'^^}.  Wenn  derselbe  gleich  darin 

'  -      '  -■•  •    '*   •        ''   •       '•  '   '''    -Recht 


•)  S.  Montfaucorii  Anti<jq.  expl  iq.' äuppicni«  t.  H.  tt/ sf .  f^^ner  In- 
tiqq.  MiddTettl  ^ab.  zi.  Auf  »wey  MumUn  su  Wfen  nach  v,  Hammt r 
Fundgr«    d.  O.    Tb,  T»   Ueft  III«    8*  280»    DescrSpt  de  TEg.  Th.  2,  PI«  44 

«na  50* 

^  .        .  '  ..  .  '      , 

«•)  9. ▼»Hammer  a«  a«  O«  Biarmit  •Umint  a«4i  ttMfriaf  w^i  Ccaaaer  in  dar 
S/mMik  TK  t  S«  398«  aagis  dafii  aaab  daa  Bsgrifftii  4ff  jMsypt^or  die  Di« 
iBOAeii  luucraa  Gaitt  aalbti  each.  dam.  Tode  :attioe1tmaa  ound.  in  di«  himmli« 
^   a^bea  Begioiiae  geleitaii«  .  .    .    -^ 

***)  Dieia  Sperberart  hieft  bey  den  Alten  Torzugiweiae  lipaBf  )dar  heilige  Ve- 
gel;  sein  ägyptischer  19ame  war  ßamS  ^*  >•  <^*^.  Seele  naoh  Horapollo  I* 
7»  und  Jablonsky»  Voce»  Aegyptt.  5.  47*  Panth*  S^  158*  Vgl«  wati  Greu- 
ser  hierüber  sosairtmengettelU,  Symbolik.  Tb*  1»  8*  487*  C  S!  493*  t  und 
Commentatt*  Hcrod*  I«  S«  36o*  ~-  Siebe  besondem  noch  Jomardpe  Script* 
de  TEg«  Tb«  2*  S,  $661  und  von  Hammer  a.  a.  0.' der  diesiD  Vorstellnng 
der  Seele,  die  über  dem  Körper  scbnebU  auf  swey  Mumiindaeken  der  k«  k» 
Sammlung  su  Wien  anführt* 

«•••)  Vergl*   Grenser  Symbolik«  Th*  1.  S«  376. ff.;  desselben  Commentatn  Herad. 
I«  S*  264  S«  393«C»  r.  Hammer  a/a.  O«  S«  275«    Für  den  Anobis  hielten 

ihn 


#         T 


Beeilt  hmtf  dafibdm^  fl^zMimanizige  llUbrko^  nt   tafrecfair 
henden  Ohreo  meisi^  den  Wdlf  rörstdllj  so»  ist^  dieses  dbpuoofc  niclift 
dispehg&ig%  der  VMy  me  denn  Cv e «2  er  a«s  de«  ste««diiBchen  SiiaiaiM 
long    (Th.  1.  No.  Q;  ft.  52.  der  dMtsciiete  Assgftba  roa  ^cblich« 
tegroH)    emen  ähqlieh   gebüd^in^ivii  dm  AtciibiftOB  «k  üiadbii^ 
kemitltcheii  nechweist.     Zudem  ist   n  13  a'Hi'diie  r  au  ff.  O.  selbet  ^derl 
Meimiifgi    dafiSf    auf  tnetoeren  VwsteMmgen  dieMr  Scene^   wa  der' 
Thierköpfige  tin  OefäTsIialt;.' derselbe  de»  Bei:4ier  dev  Leike  tübbri 
den  Todten  araisgie&e  ^).  *  Ba  äi6Be%  «im  als  eine  WoUthat  ängmof^ 
heu  wurde  9    iet  es  fiicht  tiKjfal  ^ublicki  daft  die  Aegypiiev  d^ese^ 
einem  bösen  Dämdn  brfiegteni;  bmeiide^  da^  ei«  dem  Aü^bie^.  ödes . 
dem^  Hermee^  flls  [ivta^Hti^t^f  lihd' ^vx^m^I^xc^^  Teehe  eigeMJüohiisni-r. 
kam,    Dtoselbö  YorsfeUuvig,   iält  Ausnaliae  der  awey-^GoMetii  &•-- 

Hm  tclion  ;fraii«r  Zoega  ^e  obeliscii.  S»  324»  und  Böttiger  Ideen  sur 
JIrcbäologie  der  Malerey  8«  48*  50*  $9*  6l*  ▼•  Hammer  a*  a«  O*  findet: 
diesen  Tbierkopfigen  häufig  ^n  Gegensats  mit  4^m  Sperbfrkdpfigenj  beton- 
ders,  bey  der  Waage,  auf  welch^  nach  ibm  die  bög^n  Eigenschaften  und 
Thaten  der  Seele  durch  ein  GefaCsi  die  guten  aber  durch  eine  Feder  be* 
zeichnet  vrerden,  und  der  Wolftkopf  immer  bey  dem  ersten»  der  Sperber« 
bopf  immer  bey  der  sweyten  atehen  seil,  nm  gegenseitig  ihre  Schale  herab- 
nüliehdn.  IMcb  fiefi«}Mr^«p7^if»f^llc 'In4trl>e«iri^t«  d»  fEg;  Tbv  3« 'Ft.  6o* 
sehte: i«ir  dlKtt  ersten  bey- dtorTeder,  de»  aweyten  btey  dep'Vntef;  so  dafi 
ätt  GegetlsMtf  äitvo  Jsicbt  conetant  is«,  «M  %»ir  wohl  btev  elier  den  Osiria 
und  Anuhis  sehen,  welche  gemeinschaftlich-  diesem  iMileriithen  amte  vor- 
stehen,  welcher  Meinunjg  auch  Creuser  ist.  S*  Symbolik«  Th»  u  S.  426» 
und  besonders  Commentatt«  Herod«  I,S. 355,  Vgl. auch  Böttiger  Archaolo- 
gict  der .  Malerey^  I*  S*  94*  Daf/i  übrigens  selbst  der  Wolf  den  Aegyptiern 
nicht  durchgängig  ^in  böses,  typhoniaches  Thier  war,  lehren  die  Mythen, 
naeh  welchen  einst  die  Wölfe  den  Aegyptiern  glücklich  gegen  die  Aethiopier 
beystandcn,  und  selbst  Osiris  dem  Horua  cur  Hülfe  in  Wolfsgestalt  er- 
schien»   Vgl«  darüber  Creuaera  Symbolik«  Tb,  2«  J&weyte  Ausgabe, S.  1 55* ff^*/ 

«)  Auch  ZoSga  de  obeliscis  S.  305.  Nota  25.«  und  Böttiger  a.a.O.  S.59-^- 
.belten  dafüir,    dafii  er  Kilwasser    Qber  den  Todten  ausgiefse,  ao  wie  «uck 
Greuaer  Comm^atatt»  Herod.  U  6*  365*  filfta  396«  dafüjr  siiinint. 


V 


J*!!^*'*'^''"**9» 


^9mt  *«bd  fdie  Köpf»  der  'mr  Can§hw  jiAMr  der  3ahf0  d6i^]J4;f)i 

0«  ctileniifiii,    welche  auf  «nterer  IXtoIce  uodemiich  wid  ^)^     Sie 

'•eigan  den  Hondakof f  ^nach    r.  -fiataimer  den  WoUstfcqpf)^  .4f¥^ 

8|perl)eidiopf ,  den.  HondaaffenUopf  *^)  und  den  M<^aobmkop|.  Jfyssß 

.«scheinen  auch   «fter  an  der  Xltawript.  de  VBip«  j^  .(Unj9^    *^% 

Uteakab^hahen    wir  aber  dwt  den  JfMzeiakopS  Mü^UKofSi»,    den  rf« 

Hammer   an  ner  .IfumiMi  der  k.  k.  fiampiliing  m  Wie« >iir)iiMtfy« 

(S.  a.  a.  O.)    Auf  der  «isen  Seite  nnierer  Einsegiluag :  ^r  Miimfe 

durch  den  AnuUs  *t**)  sehen  wir  hinter  dam  eiaen  Gafiiiuiin$if^  äii|e 

kuadsaffen«^  eine  IperlMr-  med.  eine  menäobcpiJiSpfigeiiVgari  dafpegaii 

•af  der.  anderen  dar  die  bejrdep .letzten  «ich 'befinden;  aU»  hlkbßn 

das '^r/9i€tfei>«^  oder  praaöincconam-y  eiaa  Art  heilt  gas  fidborafollf  rar^ 

welches  auch   Grieu^er  an  yiar  Figveea  auf  der  Da^maiadtw  Mp* 

nie  bemerkt.  *^*f*).    Der  feigende  ^^uemtreif  ant)iiät  ja  der  Mitte 


*.u 


aner 


*)  Diel«  Gaaoben  bielt  Bartbelemy  auf  dem  igfptitehen  Belief  toh  Gaf* 
pentrai  fuir  Qefafie»  welche  die  Bpecer^en  ittm  Eiabakamir^ii  fothieltea 
(Memoire!  de  l*Acad.  des*  InscripU  T« XXXII*  p»  T34)*  Böttiger  glaubt, 
dafs  daa  beiiige  NilwMier  darin  aufbewahrt  wurde*  Archäolog.  der  Me* 
lerey  I«  S*  6i.  63*f»  Creuaer  endlich,  in  den  Commentatt.  au  Hrrodot. 
S*  5S9«  tieht  eine  Qesiehung  auf  die  4  Elemente  darin ,  deren  Qeichöpfe  die 
Seele  durchwandern  müfste* 


^)  Doch  ist  dieaer  am  wenigsten  bestimmt,  und  kann  ancb  Kr  einen  Sehweint* 
hopf  gehalten  werden«  Das  nämliche  ist  der  Fall  bey  der  Vorstellung  glei-~ 
eher  Art  in  Greuaer*s  Gommentatt»  Herod^  I«  Tab.  Hr»  2»  8»  359»  Sott 
36r» 

•••)  S.  Th*  2»  PL  75«  PI«  59*  Nr.  2«  und  3.  und  PL  9t» 

» 

tat*)  Dieaea  ist  der  vorgestellte  Aet  nach  Böttiger  Archiolog. . der  Malerej  U 
8.  48  und  59*  und  neeh  Creuaeva  Sjmbolili»  Tk  1«  8»  976«  ffeta  137  ud 
8»  424«  und  Gemmentntt*  Hered«  I«  8.  353* -& 


ettaa)  Siehe  Gommenutt«  Herod«  I«  8.  4<>6.  Tab«  ffr«  8. 


52  ^-1 

■iiwtej  Figuren  iei  Oshis^  mit  dem  Rücken  einandttf  ragekeffi^t.  Der 
eine      hat      das.     mens^^hliche      Geeioht    und     ifien    Kopfaufeat«| 
wie     der    auf    den    Kupfern    zu   Creuaera   SymboKk.    Tab.   19. 
Nr.  1*1  der  andere  den  Sperberkopf.    Beyde  halten  Krummstab  und 
Gelfael.    Jedem  gegenflber  steht  eine  weibliche  Gestalt^  mit  ausge- 
streckten^ beflügelten  Armen  ^  welche  wir  für  imche  Genien  halten 
mSgteni  die  fOr  die  Seele  bey  dem  Osiris  yorbitten.     Hinter  .diesen 
steht  der  Hundsköpfige^  wie  es  uns  scheint^    eineÄ- Nilschlfissel  mit 
'langem  Stiele  haltend.     Auf  dem  nfichsten  Streif  steht  in  der  Mitte 
'ein  mit  der  heiligen  Binde  (vitta)  bekränzter^    grofser  Nilkrug ^    auf 
-  etn^m  Art  Altar ,   dto^  wie  meist,  einem  umgekehrten  griechischen 
Tau  ähnlich  ist.      Auf  dem  Krug    erheben   sich  swej  Federn /«uid 
mehr  seitwärts  zwey  Widderhörner ,    an  ^  deren   Enden  swey  heilige 
Schlangen  *)  sich  aufbäumen«      Auf  der  einen  Seite  steht  der  ibia- 
köpfige  Hermes  y    oder    der    Thoth  (6oJ^)  ^*),  auf  der  aodera  der 
aperberköpfige  Osiris«    Beyde  heben  ein  in  einem  gelben  Kreise  be- 
find- 


*)  Dieie  Schlange  üt  beltanntlich  auf  fisjrptiscban  DenltmiiKIeni  aller  XrX  sehr 
liaufig  9  to  ivie  tie  auch '  eeBr  oft  auf  unseren  Sarkophagen  und  Masken  er- 
acheint.  Sie  ist  das  Bild  des  Kneph,  (Plutarch  delsid.  etOsirid*  8.418.) 
oder  des  guten  Dämon«  Ihre  Benennung  Jpaiof  erklart  Zoega  (Nnmi 
Aegjpt.  imperatt«  S.  400}  mit  Hülfe  des  Koptischen  ur,  König  und  af,  Schlan- 
ge f  durch  Hönigtschlange  (ßa6iXi(fKOf\  Als  solche  war  sie  mit  ge- 
achwollenem  Leib  und  in  aufgerichteter  Stellung  daa  Symbol  der  Ewigkeil« 
(Zoega  de  obeliscis  S«  431*  Nota  40*  Bin  Mebreres  siebe  in  Creuaer'a 
Symbolik«  Th«  i,  8«  504« ff*  und  526« ff.»  besonder»  aber  desselben  Conmen- 
tatt.  Herod.  I«  S.  398.  ff«  Vergl.  auch  Böttiger  Archaolog  der  Meiere/ 
8,  75  und  Ton  Hammer  Fmdgr.  des  Orients  Tb»  V.  8*  275  und  500* 

•«)  Siehe  über  den  Thoth  Crevsers  Symbolik  Th.  ]«  8.  363. ff.  Er  war  naeh 
den  Sagcft  der  Aegyptier  Batbgeber  «nd  Freund  des  Osirrs,  Erfinder  der 
Sprache  und  Schrift»  der  Granniatik,  Astronomie,  Meftkunsf,  Rechenkunst, 
Musik,  Medicin,  erster  Geaetsgeber,  erster  Lehrer  der  Beligtonigebriueh« 
und  Heiligthfimer»  der  Gynuiastik  «ad  Orcheatik* 


33 

£ndlic1ies  Auge  gegen  die  Schlangen  empor.  Vielleicht  ist  hier  un- 
ter dem  Auge  die  Seele  des  Verstorbenen  rorgestellt,  wie  Bötti- 
gev  in  der  Archäologie  der  Malerej  S«  Ql.  ron  einem  Auge  auf 
der  Ton  Gadet  edirten  Papyrusrolle  meinte  welches  die  Isis  mit 
einer  Hand  schirmend  bedeckt.  Dann  würde  hier  durch  die  Annähe- 
rung der  Seele  an  das  heilige  Nilwasser  und  an  das  Symbol  des 
Hnef^'oder  Weltgeistes  ^  eine  Weihe  derselben  yorgestelU  seyn  *)• 
Hinter  diesen  beyden  Figuren  befinden  sich  je  zwey  mit  menschli- 
chem Gesichte^  mit  dem  praeoinctorium  angethan,  von  denen 
jede  einen  mit.  der  Feder  endigenden  Stab  mit  beyden  Händen  hält. 
Von  nun  an  läuft  erst  in  der  Mitte  bis  zu  den  Spitzen  der  Füise 
ein  Streif  Hieroglyphen  hinab,  der  bey  andern^  sonst  ausgezeichne- 
ten Mumienmasken ,  schon  unter ,  der  Vorstellung  ron  der  LSwen- 
bahre  einzutreten  pflegt  **).  Zu  beyden  Seiten  desselben  laufen 
die  Vorstellungen  fort.  Auf  der  einen  sieht  man  den  Hundsaffen- 
uod  Sperber-köpfigen ;  auf  4er  andern  den  Menschen-  und  Hunds- 
köpfigen;  alle  erheben  die  rechte  Hand  und  halten  in  der  linken 
Stäbe,  die  zum  Knopf  den  Kopf  des  Wiedehopf,  oder  Hasen  ha- 
ben, was  nicht  bestimiüt  zu  entscheiden  ist.  Die  diesen  folgenden 
letzten  zwey  Felder  nehmen  endlich  die  zwey  schwarzen  Wölfe  **^) 

ein ; 


*}  Das  Auge  bedeutet  nacb  Zoega  (de  obeliscis  S.  324*) ^>®  Seole  des  Osirii; 
nach  von  Hammer  Fiuidgr,  des  Orients  Tb,  V.  8,  275*  ist  es  das  Symbol 
der  gÖfUicben  Vorsicht  und  Gerechtigkeit»  Vergl.  auch  Creuser  Commen- 
tatt.  Herod.  I.  S,  40S* 

••)  Siehe  Böttiger  Archäologie  der  Malerej  S»  62*  f* 

***)  Der  Wolf,  oder  genauer  der  Schakal »  erscheint  auf  den  Sgypliicben  Gra- 
besmonumenten sehr  häufig.  Auf  Mumiendechen,  wie  hier,  ist  er  oft  ala 
Wächter  der  Unterwelt  zu  nehmen»  Nach  Zoega  bedeutet  die  Geifsel, 
dafs  er  die  bösen  Geister  von  der  Seele  des  Verstorbenen  abwehren  tolle» 
Als  ein  reissendes  Thier,  sagt  derselbe  9  welches  meist  des  Nachts  umher« 
lehweiAy  mit  dem  Aufgang  der  Sonne  aber  in  Höhlen  und  in  Einöden  flieht, 

wurde 


34  ^ 

ein;  in  einem  Vorderfufae  halten  sie  die  Geifsel;  ror  jedem  erhebt 
•ich  der  Uraeos  gleichfalls  schwars  mit  der  rothen  Kugel  über  dem 
Haupte.     Den    Scheitel  der  Maske  nimmt  sehr  bedeutend  ein  dem 
auf  der  Brust  ähnlicher  Scarabaeus  ein^    der  mit  seinen  grofsea 
Sperberflttgeln  bejde  Seiten  dos  Kopfes  umfafst;    über  sich  hat  er 
die  rothe  Kugel  mit  gelbein  Rande.     Unter  diesem,   am  Rande  der 
Maske,  sieht  man  3,  in  der  bekannten  Stellung  huckende  Genien ,  die  auf 
den  Knieen  eine  Feder  halten.    Dergleichen  finden  sich  auch  20  an 
jedem  Seitenrande »     so  dafs  also  im  Ganzen  ihrer  43   sind;    gans 
wie  auf  der  längsten  und  erhaltensten   FapyrusroUe »    welche   allein 
lauter  Hieroglyphenschrift  hat,  in   der  Descript.  de  TEg.  Th.  2.  PI« 
72.^  da  sich  gewöhnlich  deren  nur  42.  finden,  wie  ebenda  Fl.  64«  und 
an  der  ron  Gadet    edirten  PapymsroUe*     (Böttiger  a.  a.  O.  S« 
95*  f*)*     D!^  Huckenden  selbst  sind  gelb,   werden  aber  yon  rothem 
und  blauem  Grunde  eingeschlofsen ,  doch  so,    dafs  immer  auf  drej 
blaue  ein  rothes  Feld  folgt.  —  Zu  den   Füfsen  sind  zwej  Sandalen 
Ton  gelber  Farbe  angegeben^   von    denen   jede  eine>  bis  auf  blaue, 
kurze  Hosen,  nackende  Figur  ron  blafsrother  Farbe  mit  schwarzem 
Spitzbarte  und   schwarzem  Haare  enthält.     Beyde  sind  an  Händen 
und  FOßen  gefefselt.     Dr.    Sieb  er  (S.  die  Beschr.  S.  38*  ff.)  hält 
sie  fttr  Juden,  womit  sie  auch  in  der  Gesichtsbildung,   wie  in  der 
ganzen  Haltung  sehr  yiel  Aehnlichkeit  haben.     J  o  m  a  r  d  erzählt  ron 
ähnlichen   *),     ebenfalls    an  Fufssohlen  ron  Mumiendecken  gemal- 
ten, nur   dafs  einer  von   beyden  meist   schwarz  gewesen  sey*     Mit 
Gewifsheit  können  wir  indefs  nur  bestimmen,   dafs  wir  hier  Feinde 
der  Aegjrptier  sehen  ^   da  an  den  Reliefen  in  Oberägypten  sich  öf* 

ter 

wurde  et  von  den  Aegypttern  nnd  andern  VöHtern  all  ein  dem  Orcus  Taiw 
wandtes  Thier  betrachtet,  und  dat  Symbol  des  Verkehrs  swischen  Ober- und 
Unter -weit,  S.  Zoega  de  obeliscii,  S«  407  —  410*  £in  llehrcraa  ••  ia 
Creuzer*s  Commentatt,  lierod»  I,  S»  4l7t  £ 

•)  Deicript,  de  l'Eg.  Th«  2*  S.  352« 


35 

ter  Kfimp£e  za  Wasser  und  zn  Lande  zwischen  solchen  bfirtigen, 
gewöhnlich  schwarzen  Leuten^  und  unbärtigen,  gewöhnlich  rothbrau« 
nen  finden,  in  welchen  die  letzten ,  ohne  Zweifel  die  Aegypiier^ 
immer  Sieger  sind»  während  die  ersten  auf  anderen  Vorstellungen 
mehrmal  in  grofser  Anzahl  als  Gefangene  erscheinen^  denen  die 
Rothbraunen  die  Hfinde  abhanen,  oder  sie  sonst  mifshandefai  *)• 

Im  Ganzen  ist  unsere  Maske  treflich  erhalten  ;*  nur  hie  und 
da  ist  die  Farbe  und  zuweilen  auch  der  Kreidegrund  abgesprungen^ 
besonders  an  den  Fufsspitzen^  wo  man  daher  sieht,  wie  auch  wohl 
kleine  Stücke  Zeug  aufgeklebt  sind>  von  denen  einige  dem  Battist 
an  Feinheit  nahe  kommeü  **)•  Am  meisten  ist  die  Vergoldung 
an  der  Gesichtsmaske  zerstört:  wo  das  'Gold  fehlte  sieht  man  einen 
dem  Kupfer  an  Farbe  und  Glanz  sehr  ähnlichen  Grund  *'**)•  Die 
Augenbrauen^  so  wie  die  obere  und  untere  Begränzung  der  Augen^ 
sind  mit  blauer  Farbe  auf  der  Vergoldung  gemalt ;  das  Weifse  in 
den  Augen  weiis^  und  Iris  und  Pupille -wieder  schwärz  darauf'^  wie 
man  sehen  kann^  wo  die  schwarze  Farbe  abgesprungen  ist.  Die 
Augen  auf  deAr  ttbrigdn  Masken  und 'Deckeln  'sind  ähnlich  behandelt^ 
nur  dafs  man  statt  Blan^  Schwarz  genommen ^  und  an  einigen  die 
Iris  dunkelgrau  gemalt  hat,  um  At  ron  der  Pnpilief  zu  unter- 
scheiden. 

Be- 

•)  S«  Deicrfpt.  cle  TEg.  Th.  2.  PK  12*  an  einjBm  Belief  im  Konijipallait  sa 
Theben  Fl*  SQ.  unter  einem  Thron  aua  den  Königsgrabern  au  Theben,  Tb. 
S.  PI.  33.  an  den  Wanden  des  Pallasta  eu  Harnaki  und  sonit*  Aucb  bey 
Denon  PK  133.  N.  l*  23.  und  PI.  134.  I7.  4S. 

**)  IHeielbe  Bemerkung  bat  m«Q  aebon  an  andarea   Viuniifiun«akeii  gemacht« 
8«  Beckar^a  Auguateum«  Tb;»  I*  S«  27« 

F 

***)  BItwrilen  findet  ticb  eine  Unterlage  tob  SIIb«r,  wie  an  der  von  Brunn  ich 
«erlegten  Mumie,  S«  BUmoabjioh,  Bejftr«  «ur  Vatiargeacb^  Vk/2*  8«  71* 

5  * 


s6 


9'ti^mm'^'mmimmtm^m 


Berat  wir  auf  den  Sarkophag  selbst  kommen  ^  sagen  wir 
noch  etwas  ron  zwey  Gesichtsmasken  ähnlicher  Art,  welche  die 
Sammlung  besitzt«  Eine  derselben  ist  fast  ^ZoU  stark ,  indem  zwi« 
sehen  den  einzelnen  Byssaslagen  sich  dfinne  Hreideschichten  befin- 
den. Die  Vergoldung  ist  auf  der  letzten  Schicht  au%etragen|  aber 
selbst  wieder  mit  einer  schwarzen  Farbe  überzogen,  so  dafs  maa. 
das  Gold  nur  in  kleinen  Parthien,  wo  jene  Farbe  sich  zusammen« 
ge^&ogcn  hat ,  durchschimmern  sieht.  Eine  ähnliche  Maske  befindet 
sich  nach  der  Beschreibung  Blumenhach's  zu  Paris  *).  Die  nn- 
arige  ist  auf  dds  roUkommenste  erhalten.  Dagegen  hat  die  andere 
leider  zum  Theil  sehr  gelitten.  Sie  ist  nicht  so  stark,  sonst  aber 
auf  dieselbe  Weise  zusammengesetzt,  Ueber  den  Kreidegrund  ist 
sehr  dtLnn  eine  röthliche  Farbe  gezogen,  und  auf  dieser  die  Vergol« 
düng  aufgetragen,  welche  von  dem  gröfsten  Glänze  und  yöUig  wie 
neu  ist.  Demungeachtet  ist  die  Dicke  des  Goldes  sehr  unbeträcht« 
lieh.  Ihre  Galantica  ist  schmalteblau  und  mennigroth  gestreift,  di^^ 
der  rorigen,  wie  das  Gesicht,  schwarz« 

Der  Sarkophag  yon  Sjcomorusholz  '^'^),  in  welchem  un- 
sere Mumie  Nr.  1  mit  ihrer  Gattunmaske  hineipgehört ,  ist  6^  lang, 
1^  2^^  hoch,  in  der  gröTsten  Breite  1^  Q^^,  und  in  der  geringstell 
11^/  breit.  Die  Dicke  des  Holzes  beträgt  2^^  Die  Aus-  und  Ein« 
biegnngen  desselben  ahmen  die  Form  des  menschlichen  Körpers 
nach.  Es  ist  eine  sehr  richtige  Bemerkung  des  Dr.  Sieb  er,  dafs, 
je  genauer    dieselben  den    Umrifs  des  Körpers  wiedergeben,  desto 

präch« 

•)  8.  BeytrigeiurNatvrgescti,  TIi.2»  S.  ?1. 

**)  Ficni  Syeonsrut  Lino.'iPvficIiiC  fin  dtm  tontt  holcsmen  A^gypten  faao^ 
fig»  und  d«t  HoU  desselbfo  halt  Sonas  und  Watter  aat»  iiad  Bütct  tich  fatt 
nie  ab,  wie  Abdallatif  berichtet,  S.  die  Uebersetsung  von  de  Sacy.  S« 
19»  und  die  Anmerhungen  Sacj't.  S.  85.  ff.  Sine  Abbildung  bej  Nordes 
To/ags«  rU  o8»    Ysrgl»  Böltiger*  Arshiologio  d*  M«  a«  52«  t 


IHM  II    1  37 

prSchtigar  die  Bemalungy  «nd  dcato  kostbfcfet  die  Einbalsamining 
der  du  in  entkaltenea  Mumie  is£»  So  findet  eich  diese  in  unseres 
Sammlung  an  Nr.  1»  ak  der  psachtroUaten^  am  stärksten^  schon 
weniger  an  Nr.  2  und  3,  die  mit  minder  Sorgfalt  verliert  sind, 
sehr  unbedeutend  an  Nr.  4«^  welche  am  flüchtigsten  behandelt  ist«  Der 
Sarkophag  Nr.  1  ist  aus  wenigstens  acht  Stücken  zusammenge- 
eecst  *)}  doch  lifst  die  Anzahl  derselben  sich  nicht  mit  Gewifsheil 
beftimmen^  indem  seine  Bulsere  Flltehe  mit  einem  Teig  aus  Erde^ 
mit  kleinen  Stroh-  und  Holz»Theilen  gemengt,  fiberzogen  ist.  Die 
Dicke^  desselben  ist  rerschiedeurf  doch  betragt  sie  an  mehreren 
Stellen  gegen  f  Zoll;  er  j^c^i^t^gedvant  zu; haben ,  die  flegelmäisig« 
keit  der  Form  zu  ergänzen/  mo,  ««.amHolz^ fehlte"^*).  Auf  dem  De« 
ekel  des.  Sarkophags,  ier,  4a9.  aufreehlsi^ende  Fuisbrett  ausge« 
nommen^  aus  einein  Stücke  Hola  su  bestehen  scheint»  ^t  das  Im- 
pasto  dieses  Teiges  riel  geringer,  und  dient  hauptsSchlich  nur  da- 
zu^ den  Vorstellungen  darauf •  ein^  Art  Relief  i^u  geben ,  wedurci» 
dieselben  ganz  das.  Ansehen  von  .geprefstef.  Arbeit  gewinnen  **^). 
Eirst  über  diesen  ,^eig  ist  f  berajl  ein  .dttnner.  Kreidengruad  und  auf 
diesem  die  sehr  dünnen  Farben  getragen.  Der  Deckel  ahmt,  wie 
die  Maske,  die  Mumienform  nach,  nur  stehen  auf  der  Brust  beydo 
.  Bande   kreuzweise,     wie    aus   einer  Decke  herror:    jede    Hand 

hSlt 

*}  Die  meisMii  Sarkophage  bestehen  aui  mehreren  Stücken,  so  der  sn  GSt* 
tingen ,  der  eu  Kopenbagan ,  und  swej  im  borgheiianif eben  Muteum  «n 
Velletri*  Nur  die  Reichsten  sollen  sie  ans  einem  Stncke  haben  machen  las« 
aen;  doch  ist  uns  kein  Sarkophag  dieser  Art  iiekannt.  Siehe  was  Zoegn 
4e  obeUacis»  S.  St7  •"-<  322»  über  die  Sairkophage  sasaminensestellt  bat;  be« 
aottdera  geiiört  blerber  8*  SlS^  ISota  3- und  4* 


)  Jomar4  (Descript*  de  l*^g»  ^^*  ,^r  S*  962«)  erwähnt  Deckel  Ton  Sarkopha« 
gen  ,  deren  ganse  Masse  ans  einem  soleben  Teige  bestand. 

s**)  Dassellie   Ansehen  bemerkt    Decker  ancb  sn  der  mliittlichen  Mumie  n 
Dresden.    S,  Angnstfum,-  \  8«  ifi*  ... 


38  

hBlt  eine  Art  von  Stiel.  Wir  glaubten  anfangs,  es  sejen  die^Ueber« 
reate  ron  Krammstab  udd  Geifsel^  welche  die  Osirismunie  gewöhn« 
lieh  zu  halten  pflegt,  deren  obere  Theile  nnr  abgebrochen  wäreo^ 
was  auch  an  der  linken  Hand  wirklich  geschehen  zu  sejn  seheint; 
doch  ist  an  der  Rechten  das  obere  Ende  des  Stiels  glatt  und  gans 
wie  das  untere  bemalt,  und  ebenso  zeigen  sichren  beydeo  Händen 
der  Deckel  ron  Nr.  2  und  4  keine  Spuren  eines  Abbreehens.  Waa 
also  diese  eigentlich  sonst  halten ,  oder  ob  jene  Werkzeuge  mir*an« 
gedeutet  sind,  bleibt  dahingestellt.  Da  aber  dennoch  unsere  De« 
ekel  flbrigens  eine  so  ttbereinstimmende  Aehnliehkeit  mit  den  so 
häufigen  Osirisidolea  haben  ^,  die' uns  nichts  anders  als  dtoOsi« 
rismumien  zeigen;  da  wii"  ttberdem'wilisen^  dafii  die  am  kosä>ar8tea 
balsamirten  Mumien  nach  <iem  Huster  der  *  Osinsinumie  -  bei<eitet  tind 
geschmückt  wurden  **)>  indem  Osiris  zuerst  in  einem  solchen  Sar« 
kophag  gelegen  hattfe,  und  daher  als  die  Urmuinie  betrachtet 
ward  *^*):  so  glauben- wir  demun'geachtet  bey  unseren  Sai^kophag- 
deckeln  Nr.  1^2  und  4  das  Bild  des  Osiris,  welches  manj  um  den 
inliegenden  Todten  ganz  dem  Osiris  zu  heiligen  und  zu  weihen,  aitf 

*  '    dem- 


«  •         » 


•  ..  1  o  ^  . 


^  $iche  dersleiclieii  icbon  in  Kirch er*s  .Oe^ipm«  Th.  5«  3*  49^.  t  ^bstbil- 
det.     Auch  unsre  Sammlang  hat  eine  betrachtliche  Ansahl  der  Art.   - 

^)  Herodot  11.  86.  lagti  da  er  Ton.den  verschiedenen  Arten  dei  .BaUamirent 
tpricht:  fcal  ryV  /hbv  a^covSaiordrifv  avticov  ^aöl  fivat ,  r'ov  ovn 
Qfiioy  noiivjLLai  to  ovvo^a  im  roiovrcp  itpifyjuaii  ovojtidSietv, 
Aihenasorat  in  lesat»  pro.  Chriil«  Gap*  25*  8^  32.  edit  fnria*  l635.  aweifelt 
nieht,  daili  Herodot  liier  den  Osirii  geneint  habn,  dnfii  aho  die  Tari- 
cheuten  für  die  edelste  Art  ein  OMritbild  in  Muvienform  genoist  hatten , 
womit  auch  die  Mythe  von  Oiiris  Tod  und  Bestattung  übereinittmmtf  Siehe 
däi  üfthero  in  Creuiers  Commentatt*  Herodot.  S.  ig.  f* 

•••)  Sielie  aber  die  Mythen  vom  Osiria  Cvenser,  Symbolik  Th*  h  S»  359«  ff* 
und  über  ihre  Anifendung  bej  der  TodjtcabfimtttHC  BöUigor  |i«  a*  O«  8« 

47.  ff.  und  53* 


. 5Ö 

d^mselbeii  aasstihtutste  >  bestimiiit  sa  erkennen.  Diese  Abbildangen 
des  Osiris  sind  e$',  me  Böttiger  a*  a.  O.  S.  53  richtig  bemerk^ 
welche  Herodot  IL  s6.  B^vXivov  rvjtov  dv^fycojtoeibia  nennt.  Sie 
sind  zugleich  ohne  Zweifel  die  ältesten  Denkmale  der  Xjloglyphik» 
Die  gewöhnlichei  schiidförmige  Brustrerzierung  stredlt  sich  hier  bis 
■um  Nabel  herab;  die  rerschiedenen  Kreise  sind  höcbt  mannigfal- 
tig und  sorgfältig  gemalt ,  und  zeigen  uns  meist  Blumenknospen  oder 
Blumen.  Den  Schluft  macht  ein  Kranz  yon  grolsen  Lotusblumea 
Ton  grüner  Farbe ^  zwischen  welchen  andere»  in  der  Form  unseren 
Anrickeln  ähnliche^  Blumen  sich  befinden  *).  Darunter  folgen  bis 
zu  den  Ffifisen  noch  mehrere  Vorstellungen  >  deren  ZwischenrSume 
ganz  mit  Hieroglyphen  bedeckt  sind«  Von  den ,  Malereyen  ^  welche 
die  ättfseren  SeitenwSnde  des  Sarkophags  einnehmen^  bemerken  wir 
nur  folgende«  Die  schon  oben  erwähnte  Vorstellung  der  Löwen- 
bahre ^  welche  9  wenn  man  zu  den  Ffifiien  des  Sarkophags  steht,  un- 
ten auf  der  rechten  Seite  ist,  zeigt  den  Anubis  gr&n,  mit  rothge- 
•treiftem,  engem  Gewände;  in  der  Linken  hält  er  etwas  Undeutli- 
liches,  was  wir  am  meisten  für  jenes  oben  S.  30.  erwähnte  Gefafs 
halten  möchten ;  über  dem  rechten  Arm  hängt  ein  rothes  Instrument^ 
welches  in  der  Form  einer  Feuerzange  nahe  kommt  ^  dessen  Bet 
deutung  uns  aber  nicht  klar  ist«  Die  folgende»  ron  der  rorigen  ge« 
trennte  Vorstellung  enthält  5  leidtragende  Figuren  in  lebhaften  Stel- 
lungen **).  Ihre  Gesichter  sind  gelb;  zwischen  ihnen  stehen  Altäre, 
worauf  Lotusblumen  liegen.  Hinter  ihnen  sieht  man  die  Seele  in 
menschlicher  Gestalt ,  über  deren  Vorstellungsweisen  unten  ein  Meh* 
rerea   gesagt  wird.     Den  Raum  Ton  hier  bis  zum  Haupte,  und  Ton 

die- 

•)  S.  SLnlicbü  Blumen  in  der  Deieript.  de  l'Eg.  Tb.  2.  PI.  69.  Nr.  7  and  8, 
nur  daCi  die  Lotusblumen  dort  blau  statt  grün  sind. 

**)  Sie  haben  viel  Aebnlicbkcit  mit  den  Leidtragenden  auf  der  Torstelloag  am 
der  Descript  de  l^g,  Th.  I.  PI.  70.  Nr.  $,  die  Creusar  la  seiaez  Com* 
«cnutt.  Herod.  I.  Tab*  Nr.  2*  gegeben  bat» 


40 


i^^m 


Jiesem  einen  ^lieil  der  linken  Sehe  abwSrts ,  sieht  man  Terecliie<i 
dene  Opfer  nnd  Gebete  der  Seele  ror  dem  Osiris.  Darauf  folgt 
der  Wolf^  hier  ohne  Zweifel  als  Wächter  der  Unterwelt  (Siebe  oben 
S.  330  ^^  ein^m  Throne  liegend.  Er  ist  ron  grfiner  Farbe  und 
hat  die  rothe^  heilige  Binde  um  den  Hals«.  Ueber.  ihm  schwebt  die 
heih'ge  Schlangb  mit  grofsen^  ^Onen  Sperberilügeln  ;  unter  ihm  ste^ 
hen  abwechselnd  5  Nilschlüssel  und  4  andere  Instrumrate»  die 
wir  fiBr  Nilmesser  halten  mögten.  Hinter  ihm  befindet  sich  eine 
Mumiengestalt ;  in  den  ausgestreckten  Händen  hält  sie  den  Hrummstab 
und  den  Stab  mit  dem  Kopf  des  Wiedehopf  *);  über  dem  Kopfe  ist  der 
;heilige  Käfer.  Weiter  abwärts  betet  die  Seele  in  menschlicher  Gestalt  den 
heiligen  Stier  an  **).  Dieser  ist  gelb  wie  der  Gründe  aber  mit 
grünen  Flecken  in  Stemform  bedeckt;  zwischen  den  grofsen  schwar« 
*zen  Hörnern  wird  die  rothe  Kugel  ron  swej  Federn  eingeschlos- 
sen **^)j  Er  hat  eine  kleine  Decke  auf .  dem  Rücken ,  worüber  zu 
beyden  Seiten  eine  heilige  Binde  herabhängt«  Zwischen  ihm  und 
der  Seele  steht  ein  flaches  Gefäfs  Ton  schöner  Form  '^***),  woraus 

acht 


*)  Am  Stabe  des  Otirit  war  cler  Kopf  dei  Wiedehopf  ein  Symbol  der  Milde, 
VergU  ▼•  Hammer  a.  a,  O,  S.  300«. Note, 

*')  Die  Aegjpticr  hatten  drej  heilige  Stiere  Muevis,  Onuphis  nad  Apia; 
welcher  von  diesen  hier  vorgettellt  ist,  möchte  schwer  lu  entscheiden  seyn. 
Der  Apis  ist  am  meisten  bekannt >  und  war  ein  lebendiges  Symbol  des  Osi« 
ris,  üeber  den  Unterschied  dieser  Stiere  und  die  An  ihrer  Verehrung  S» 
das  Nfihere  in  Greuser's  Symbolik.  Th.  I,  S*  400«  und  die  dort  angellähr- 
ten  Stellen,    Ferner  ebendaselbst  S,  2664 

***)  Dxesea  ist  ohne  Zweifel  die  Sonnen  Scheibe,  da  Herodot  TOn  der  hSlcer- 
nen  Kuh»  die  der  Tochter  des  Königs  Mycerinus  als  Sarkophag  diente» 
ausdrücklich  sagt ,     sie  habe  eine  Nachahmung   der  Sonnenscheibe  «wischen 

den  Hörnern  gehabt*    S,  Lib.  II,  Cap,  128*-^  130,  besonders  Gap,  132, 

\  • 

*•**)  Ein  ahnliches  Gefafs  auch  mit  6  Lotusblumen  findet  sich  am  PallasI  au  Kar- 
aak  abgebildet^    S,  Descript«  de  l'£g,  Th,  3*  FL  35» 


^■•««i 


4r 


%^t;LftQi^l4c«Mli  :&errox«|di«a. '  Vnhf^,  da*» ->  Stier  tfiollMt -Schwebt 
die  heilige  SeUaDge^yg«n0  ^e  die  über  dem  W^e  g^^taUet  Dea 
BescbdttTs  mjeicbt  die  Seele  iki.Togelgtotfi|li;>itaiilr  menftchlichein  Oe* 
fiol^te  fitid  Qäqdeo»  io  ^|aep  Jdau«  die  F^^r  b^Ueild.  |far  g^ea-». 
«ber  te}iriilt ;  Nl  grfiKiteto,  w9U)»n<oribige«i .  Strkh^A  :,^er  J^U  laifge- 
gebe«  itf^seynj  sie  l^H  ^dle  (BSiid<  gegen  ihn,  vielleicbt  ub|  dea 
VlßhergenjgLbittetid^  iQ^ehea^.  efnper^ .  Pe«  oberen  Rand  dev  ^i^ 
tenwande'  nebmea  .lauter  ^  heilige  3«b]liang?nj  je^  mit  der  Sqpneii^ 
echeibe  ttber  sieb,  ein:  ^  Zu  4ea  Päapten  wi^.isu  den  jB'üfaen  nqd 
weder.  >Vof«3e%pgep,  noi*;  Hierogjjifheii,.  nj^lohes  ^ruh^&cb^jpliqli, 
mebt,  -dafiiilWfier^  :ltiü$  die  lmei|te^^(lrJkoph^^^  l^tffi^echt ; geate<i4«p„ 

InJPL^clisicbt  der  Farben  herrscht  z>var  euf  upserem  Deckel 
das.  Grün    yov  nnd  bildet   die  meisten  Voratellungen ;  doch  fst  die. 
^upt*  i^id  Grund-Farbe  auf  allen,  vier  Sarkophagen  das  Gelb.  Gelb 
sind  alle   Gesiehjter   und  Bände  der  Deckel  i»nd  Masken  *)j  (wenn 
letztere   nicht,,    wie,J>ey  PJr*ilt   rergoldet  ^nd),    so   vfie  mejst  auch 
die  nackenjlen  Tl^eUe  der  gemalten  Figuren.    —  IJeber  Deckel  und, 
Sarkophage    ist    alsdann   noch  •  ein ^^nkelgelber.  Firnifs    gezogen^ 
der   ihnen   einen   goldgelben   Ton   giebti    wodurch   sie    ein  präch« 
tiges    Aussehen     erhalten    ^'^)^      upd     zugleich,  die    Farben    ^egen 
die     Einwirkungen     der     Feuchtigkeit     geschützt     werden.     ,  Bej 
Nr*  1    scheint  dieser  <Firnip)  feiner  und  ist  fiuph.  dünner  aufgetrfigen 
als  bey  Nr«  2  und  3.,  bey  denen  er  an  einigen  Stellen  so  dick  ist. 
dafs  er  Sprünge  bekommep  hat.     Dr.   lieber  hält  ihn  für  Hopal- 
firuifs.    (8.  a.  aV  0.  S.  33.  f.)   .An  Nf.  4, fehlt  ^r  gl^nzlich« 
'     '      •  .  •       ..-..%••..      ..,/     Be-    : 

«)  üastelbe  isLaer'FnlI  liey  der  G^n^  Munkle;  S.'fitjas  iii' ^^  C#tfiiii€»' 
iatt.  Gotting.  Tb.  4.  S.  lU 

**)  Wabricheinlich  suchten  sie  dadureh  die  Tergoldaag  nachsuabmen,  die  nur 
Könige  und  die  Reichsten  ibn^n  geben  konnten ;  so  Wir  e«  &•  Hals  und 
K6pf  des  bnbförmlgea^Savko^bagsi/iiiQrm  dev  König  M^ecrinnsaeine^ffoeli* 
ter  begraben  liefsi  nach  Herodot,   IL  i52#iftSKl(  TetgoMeW'    .>'! 

6 


■•***•• 


41  

BdMmdtoB  iiierln«4rd%  -mAchcni  tumimk  SariCd^^g  Sftsh  di« 
Malereyen  im  Iiiiierii*^  belebe  die  am  Aeussereo  ati  Borgfalt  wie  uä 
Erhaltung  noch  weit' flbertreffeii.,  AneÜ  hier  ist  die  Fache  desGra»^ 
des  hellgelb;  die  Ftguten  der*  VorsteHuttgeii^-daraiif^  welche  alleer 
Böden  wie  Seiteü^  mit'^^Aasnahlne 'des  Fufftbreila,  be(ie4k^^  halbem 
rim  Q^^^  bis  zu  i^' Länge.  Die  Farben  derselben  sind;  obgleich  nur 
wenig6  Theile  den  Fimifs  bekommen  habeii  y  so  frisch  und  lebendig  V 

« 

dafs  man  alles  ^  was  die  Französen  yon  Erhaltung'  und  Frachl  iieiS 
Farben  an  ägyptischen  Wandgemälden  und  Sarkophagen  rftbmen^)y 
und  in  der  Descript;  dd  TEg.  daron  abgebildet  habeb  ^  Uer  -  tolHcom^ 
nito  bestätigt  findet  m).  iZu  den  Häufften  siebt  man'din  SpbiliW 
mit  menschlichem  Gesichte  und  Füfsen^  der,  die  ganze  Höhe  des 
Sarkophags  einnehmend,  seine  grofsen  Flügel  auch  noch  zu  den 
Seiten  des  Kopfes  ausbreitet ,  hier ,  wie  oben  auf  der  Ka^ke ,  das' 
Symbol  der  Seele.  Nächstdem  ist  eine  Vorstellung' an  den  Seiten^ 
wändeh  höchst  merkwürdig.  (Siehe  die  Kupfcrtafel  Nr.  L)  Osiris  an  der 
rothen,  von  der  gelben,  schwarzpunctirten;  heiligen  Schlange  umwunde^ 
neu  iSonnenscheibe  über  seinem  Haupte  kenntlich  mit  der  grünen  Galan«' 
tica  angethan,  hält  mit  beyden  Händen  thronend  den  Thyrsusj  un« 
ter  der  Spitze  desselben  ist  die  heilige  Binde  befestigt,  und  das 
Fell  eines  Raubthiers,  wie  Kopf  und  Krallen  Zeigen,  hängt  ISngs 
dem  Thyrsus  herab.'  Es  ist  ron  hellgelber  Farbe  mit  schwarzen 
Flecken,  so  dafs  wir  nicht  zweifeln,  ein  Fantherfell  hier  zu  se« 
hen.  Vor  ihm  befinden  sich  auf  einer  Art  Altar  mehrere  Opfer« 
gaben,  als:  ein  Granatapfel,  ein  Opferkorb  und  heilige  Brode,  die  ihm 
Ton  einer  davor  stehenden  Mumiengestalt ,  welche  wir  fiir  die  Seelo 
halted,  dargebracht  werden.  Auf  der  gegenüberstehenden  Seite  ist 
YorsteUung,    nur  dafs  statt   des  Granatapfels  eine  Lotus« 

blome 

•)  S.  Jomard  Dtteripi,  da  TEg*  Tb«  2«  8*  3&3*  . 

B^)  Dtsielbo  gilt  auch  von  den  owialea  Ulalareyaii  dar  Saikophaga  Nr«  t  oad  3« 
Baiondara  vom  leltlan»  l  i    . .  . 


\      l 


mi 


43 


bliiiMfa«d  •ineBIil^s'*)  aitf  dei9i:AkateBegL:  Atif  dem  Fodcn  des  Sito 
Itoph^  Mhenifir^araof.die  Seele  in  dem  GoBtnra/-  irneeie  ättf  demrom 
f.  Hammer  erklärten  Maiereyen  eines  Sarkopkegs.  ^'^^^  n^nd  auf 
den-.FapyrasroUen  in  der  Descript.  de  TEg.  gewöbnlick  erscheinti 
gleichfalls  dem  Osiris ,  der  mit  der  Sonnenscheibe  über  sich ,  Krummstab 
und  Geifsel  haltend,  thront«  yerschi^dene  Gaben  opfern  t' nur  hat 
iie  ein  dem  obigen«. gleiches  Thjerfell  .tkber  ^re  gewQh;4iehe  Klei« 
dnng  an«  (Siehe -dSetilüpfertitfel  Nn  2)  Wir  glauben  hier  eine  neue 
Bestätigung  für  die  Identit&t  des  Osiris  mit  dem  'Dionysos  'der  Grie- 
chen zu  finden I  welche  schon  Uerbdpt  IL  42.  und  Diodor  Lq6. 
behapipten^  und ;  worauf:  Miok-  Afetffereft  in  .4en  ^jßien .  b^der  lieber« 
eiastimmendös  hindeotet  ^t*)»'  '  Wir  senken  kidv  •oämljfeh  Scenen  aus 
aieh  Mysterlöh  des  OfiMS*  ♦*♦*),  ^ffft-  zufel«?»  mit  dter  Isis  nach  He« 
rodot  als  Herrscher  der  Unterwelt  bedacht  würde  CHerod.lI.  123J> 
ga|i2  wie  \\fir  Auf  9^  fielen  Sarkophagen  der,  Griec|ien  und  Römer 
Vorstelliingen  aus  den  Mjnsterten  >  dea^  Dionysos  sdbeit;  in  beyden 
Bpiel6^    Thyrsüs   und  Pantherfell  die^lbd'BioUe  «^^«^>.     Alles  Na- 

•)  S,  dl flit9  öfter  10  der  Deicript,  cTil^Eg,  «.  B,  th,'  4.  PI.  37.  Sr.   ii  lu  12» 

'  «»j  Foadgrubeii  des  OrSenli  V. 'ä«  <2t5'.  liiid- di»  Hupfer 'daciu 

••!)  Sidie     darüber    Creus^ra    SjnAbstlli     Xlu  li    S«  261    Hpis  t'21    8»  3o6 
'    ?•      Nota  4^  .  . :    r'  i    ;•    I  "  '.    .    '-  '.         •       i!  »  .  '.  ^«;     .  :  •'  . 

.     •»•)  Auch    ▼•   Hamner    Sp  «^«Ov  S*  ,20$«  ff*«   erlfiipt  ^uf.  ^en  Sarkophagbrett 
pinex  weibliohea  Mumi^.,^!!  WijBq  ^^waUiUQ^j?n,.iti  d^e  JHjstfrien  der  Jtif 
unddetOiirU,  und  su^l  sie.  ,im  Eiosel^en  nachzuweiften« -Zugleich  macht  er 
,  ^ufmerltsajQ »   wie  i^n  hiec  , die  .^eiligen.  Schleier^    4i<^,  Gürtel |.  .die  Opfer- 
en .,    :  j.  4c)ialeii,.  di^  .Granatäpfel,.  «\^JheU  igM.flr  ade  i^id  .Pyferjicjfbef  ^  die  wir  in 
den  VorateVui^en  ^cr,  grie.c^icbfii^j^xeterlen  i&enneni  fvie^jfrfiade. 

et«««y  Da»  Fell  auf  unseren  Vorstellungen  hat  die  grofste  Aehnliebkeit  mit  dem»  wo- 
mit eine  tigur  bey  Denön  P!1.  jL38.angetbani«t«  Dieter  erlitart  ea  dort  für  ein 
Tiegerfelli  ob  et  gleich  keine  Streifen ,  tondem  runde  ^Flecken  bali  welebo 

gana 


t  i' 


n  f, 


44  H 

ekende  «ii  rrinerar ^ dibsdk ' Sarkophags  « ist  Von  dfiD&ai •siögslMtbet 
Farbe.  Hie  und' da'  entdeckt  man:  'Spurän.  einer  Art  tod  Sehatti^ 
raaig>  so  s«  B.  bej  awey  grolsisn  keiHgen  Schlangen  mit  Spetbeifla« 

gans  eigentlich  dei^  Panther  angehören*    Er  meint  ferner,   ei  tej  dadurch 
ein  Krieger  bezeichnet ^  welchem   auch   Böttiger   iVi   der  Archäologie  der 

*^  '  -  Malerey  beipflichtet  ^8.  9&.}V  weil' es  mit  mehrei^'i  ähnlichen  Vignren  '^lA 
aberemtimne ;  doeJi  l&önnen  alfo  Figuren  aolchenArt  fortan  w^U  nnvudf 
4ia  Mysterien  des  Osiris  becogcn  werden ,  nachdem  njan  dieses  Fell  ans 
Thjrsus  des  Osiris  gesehen  hat*  Jene  Figur  bey.Denon  leitet  uns  darauf^ 
noch  etwas  ül)er  die  verschiedenen  Darstellungsarten  der  Seele  bey  den  Ae« 

*  ^  S7pU*rn  «a  sagen»    An  idcm  Sperber  mi^'-tt»ni(Allichto  GesiehVe*  nnrd  ViHtt^ 

.den,  joderaneh  ohne  die  letaten^r^frelchcf  jf^ie^ifin!efcefl  Mh'en  Xfli:99i)'^it 
.mensrchlicha  Seelq  vorftdlt,  beni^erhten  wit  i^pp^|eig<;nen  Bopfaofaatf,  faiif 
wie  die  Figur  bey  Denen  ihn  hat»     Dieser  besteht  in  einer  halbeyförmigea 
Erhöhung,    und  einer  Spitze,    welche   über   die  Stirne  hervorragt,   die  voa 
BöttS'ger  a.  a»  O.    für  einen  X>ekh'  oder  Schtterd  ^gehalten',  und  auch  iln 
Bezi:^  lOnf.dea  8aldat^Ast«Q4f  dcri^entn' j^esfikEl.  wjp^d».     Auf  iwseren  rn^ 
^     Sarkophagen  ejffcJiejnt^^ese  ajpife, immer  grün,^  am  Jiinte|r|B^  Ea^e  gf))}, 
und  an  diesem  schliefst  sich  ein  gleichfalls  gelber  Stengel  an ,  welcher  übier 
den  Kopf  bis  gegen  den  Nachen  hinab  läuft.    Dr.  Sieb  er  (a.  a.  O«  S.  37*) 
hält  dieses  fiir  eine  Lotusknospe ;.  ans  Vergleich  mit  der  häuüg  vorkommen- 
den Lotusblume  tchien  uns  dieses  swar  sehr  wahirseheinlic^;    doch  wagteli 
wir  nicht#  dfr^ber  pi  entifDheidea»  bis  wfiTi  gana  di^^sel^y  dejff  .-yreifaen  Li« 
lienknospe  ähnliche,  Form  wirklich  als  Knospe  mit  einer  schon  aufgebluhtea 
'LMttAlume  atf   einem-  Stiele  flinden«  i(S.i  Descript,>de  1'£|^  :Tb;  2«  PI.  6o* 
und  72)«     Da  nun  überdem  die  Bedeutung  an  der  Stirne  Aar  'Seele  als  Syro« 
boi  der  Unsterl>lichkeit  und  des  wiederkehrenden  Lebens  sehr  deutlich  ist, 
'  (Vcrgl.  was'  Creuaer  über    deü  LotuS   sagtVSymbolik  l'bi  I.  S.  285»  Ä» 
und' 508.  ir.)f   to  sweifeln  wir  nicht,  Hieir  dfr  Ldtü^kriöipfT  sV^iehen.     Den« 
'  'selben  Kopfschmuck  finden  wir  «n  vielen:  inensöhH oben*  Fi gui'en'  auf  unseren 
Särlko^j^liageti'und  Masken /  welche   der  bey  D'ent>n,<  so  w}e  denen  auf  der' 
KupVertA^l  beyV.  ä amtner  a.  a*  Oo  die  d^rarUhTe 'a^ch< 05r' iTorstcllungaa 
''iti  SiklJ'häh,  sehr  ähnlich  iiilifi  A«  diesen  PiguMttt  Mdat  Naekende  meist 
,roth;  Sfe.^ind.mit  weitem,    oft    gestreiftem   Gewände    angcthan    (S.  unsere 
Tab.  Nn  n.),. und  erscheinen  fast*  dyirchgängrg  opfernd,  oder  in   bittender 
•Stellung  vor  einer  Gottheit*    Endlich'. nahmen  wir  denselben  Hauptschmuck 


\i' 


noch 


«^« 


kS, 


ipoki';  !der:lTflifUs  ddB  Rflckfiis  ist  nftqüiqh  Bchmn,  iet  deB  Baa«^ 
^lie«  rpth  5  detn^  ersten  sehH^f^^  s^cb  eifi  grflo«r  Sur.eif^  dem  zyfejlen. 
aber  ein  wetfser  mit  rotlien  Funoten  an,  wodurch  da9  Ganze  ein 
nAidea  Ansehen  gewinnt  Bey  den  meisten  MalereyoB  der  rier  Sar« 
Jiophage  und  Decken  sind  die  Umrisse  n»it  schwarzer,  oder,  i^othei^ 
Farbe  gemalt>  und  diese  mit  der  beliebigen  Farbe  nur.  echlechthint 
ansgefoUt*.  Nur  selten  ^nd  die  U^riase  ron  anderer,  und  dann;TOii. 
der  nämlichen  Farbe ,  wie  ihre  Ausfüllung,  Die  wenigen  bemerkten 
Spuren  T*on  Sdiattirung  ausgenommen,  gilt  im  Ganzen  ron  ihnen^ 
was  Jomi|rd  *)  von  Sarkaphagsg^^mfilden,  die  er:.  ge9eheQ|  sagt: 
iiaSs  aie  flüchtige  aber  m^  Tie)  Fertijgkeit  gemachit  sejen^  sich  abev 
bey  ihnen  keine  Abstufungen  d^r  Tinten » iqd^r  .Schatten  und  Licht/ 


60 


u 


nscb  an  menseliTicTioii  Figuren  in  Momiengettalt,  cU  b»  ohne  Arme »  nur  seU 

*  tcn^li  Hiinden,  dabey  ^ändicb  bewtcbeU^   Wiflir^  die  ebenMU  bäuiig  rim 

4e9/0iiricy  oder!  einer  Lander füi,  ,6f^|h«it  aleben,  ,i^i«  e.  B*  euf  Nr.  I«  ons^t 

reir  Tab*    Auch   ^me,.  tteJU  na^h  un«erer  Met^n^gHie  Seele  Torj.^ie,  wie 

»»  •-  II.«        #*'•  •».  .'  --i'» 

Otirit  telb«^,  bald  sich  frej  benagend,  bald  ab^  als  nqeh  in  dem  Mumien« 
l5rper  Wobnend,  gedacht  wird»  Aus  diesem  entweicht  sie  namlieh  sucrst  itt 
Vogelgestalt  mit  inenscbli ehern  GestiAte,  und'erbiai  erit  in  den  .veetchiede« 
tenen  Gerichten ,  Sähnnogei^  «und  Wetbnsgeiif  aiicrac  mentchliche  Händen 
dcranf  mense^Llche  Geatahi^lt.frejj^^^^ewegviQg«  Wir  bemerken  noch,  dafe 
SB  luueren  Sarkophagen  iSTr*  2«  und  3*'  sowohl  die  Vög^srl-  als  Menschen  -  Go« 
atalten  meist  mit  awey  Lotuslüiospen  erscheinen ,  so  wie,  dafs  auf  der  Aus- 
eeiiieite  Yon  Nr«,  i  auch  Osiris  mit  Krumm stab^ui^d  Geifsel  eiiimal  damit  ge- 
achmückt  ist,  welches  indefs  unserer  Aleinung,  dafs  durch  diesen  Kopfauf- 
aatft  gewöhnlich  die  Seele  bescichnet  se^,  keinen  Eintrag  thut,  da  ja  Osiria 
aelbst  als  die  tJrmumie,  und  der  erste,  welcher  nach  dem  Tode  fortlebte, 
gedaciit  wird,  dem  alle  andere  sich  nur  anzuätinliclien  suchten«  Ebdlich  fiih-^ 
ren  wir  noch  die  Meinung  des  Dr.  Sieb  er  fibcr  den  Lotus  an /der  gegen 
,  Kurt  Sprengel  (HIat.  rei^  bcrbar«  I*  8«  30*  und  Geschieh te  der  Botanik. 
iTh«.  i«^S«  28f),,  welcher  dae  Nelumbinm  sp.ecioaum  für  ^den  Lotus  der 
▲egyptier  hält»  behauptet,  dafs  dieses  gar  nicht  in  Aegypten  yorkame,  son- 
dern N^mphaea  Lotus  und  Njmphaea  eaerules*  Del»   die  dort  einst 

, ...  eo.Yerehr^en  Ffiansen  seien«    S.  a«  a.  O«  8«  63*     ,       . 

•}  8«  Descript«  de  FEg«  Tb»  Z  S,  353» 


\ 


•s. 


46  

tne  keine  FairbeämUcIiong  fände  *).  Die  fiter bglyptien  im  Inneill 
gind  besonders  grofs  und  dentli6ti|  so  dafs  Dr.  Sieb  er  auch  eine 
Reihe  zu  erklaren  versucht  bat.     8.  a.  a.  0.  8.  36.  f. 

Die  Momie  Nr.  2  hat  eine  Maske  ^  oder  Decke  ton  Sjcomortishotef 
Welche  einem  auf  einer  Seite  ifirenig  gehöhltem  Brette  gleicht,  und  nur  die 
obere  Fläche,  nicht  aber,  wie  die  Byssusmaske  bey-Nr.  i,  auch 
die  Seiten  des  Mumienkörpers  deckt.  Ihre  Galantica  ist  roil  blauer 
Farbe  mit  gelbem  Saume.  Unter  den  Malereyen,  die  sie  ganz  be« 
decken ,  bemerken  wir  nächst  der  gewöhnlichen  Vorstellung  der 
Isis»  die  hier,  ausser  den  zwey  Federn,  in  der  Rechten  noch  das 
Sgyptische  Tan  hältjf  und  zwey  grofeen  heiligen  Käfern  mit  S|rer- 
berfltfgeln%  auf 'Hals  und  Brust,  noch  rorzüglich  eine  Verstell üng; 
weldhe  die  ganze  Breite  der  Maske  einnimmt.  In  der  Mitte  kniet 
Isis,  deren  obere  Hälfte  grün,  die  untere  roth  ist,  mit  einer  grtt- 
aen  Scheibe  über  dem  Haupte..  lo  jeder  Hand  hält  sie  ein~ ägyp- 
tisches Tau  empor,  von  weichen,  abwechselnd,  >  Aogbralstäbe 
init  Tbier-,  am  ersten  Hasen-Hö^fen,  und  anderen  Tau  bis  zum  Bo- 
den nieder  gehen.  ^Wenn  wir  dieses  mit  der  Königsweihe,  die 
Grenzer. zu, der  ZK«ytea..Au9g8be  der  Symbolik,  Kupferbeft  Tab. 
l6.  Nr;  1.  gegeben,' zusammenhalten,  so  scheint  uns  dadurch  die 
Erklärung  ZoSgas  vom  ägyptischen  Tau   als  Nilschlüssel  **)  eine 

neue 


i  « 


ä      •    ^ 


*}  baselb«  sagt  aucb  Costa«  in  den  Memoires  snr  r£g3rpte  Tb«  3.  S.  157*  und 

schon  Gay  tu  s  (Becucil  d'Anti^uites  Th»  1  S.  6)   bemerkt  mit  Recht»    daA 

die  Anwendung  einfacher  Farbenstoffe   viel  eu   ihrer  grofsen  Dauerhaftigkeit 

beigetragen  habe,    da  die  chemische  Einwirkung  der  Farben  aufeinander  so 

.  vermieden  wurde»  .        «  . 

9^)  Siehe  die  verschiedenen  Erklärungen  dei  Tau   ausammengestellt  in  Cren- 

ler's  Symbolift  I.  S.  512«  ^.      Der  Meinung  von  La  Orose  und  Jablons* 

Iti,  es  sey  die  Andeutung  eines  Phallus-,  mit  Bectchung  auf  das. Zeichen  dea 

Flaneteii  Venus ,    sind  Visconti  und  auch  Larcher  beigetreten.  Der  Er- 

JUirung  Zoegst  (de  obelisch*  S*  440»  461»  585  usd  592),  dtr  den  Phal- 

'  ■     -   .*    lut 


mm- 


4T 


aau«  tiestfitlgoag  «o  erbalten.  Dort  sehen 'ivv  nSiiil!c&  die  bekannt« 
Hieroglyphe  des  Wassers  ^  das  Zickzack  *),  sich  aus  zwey  Gefäs* 
Ben  ergie&eii|  und  darauf  an  derselben  sich  den  unsern  ähnliche 
Tau  und  Auguralstäbe  anschliefsen.  G  r  e  u  z  e  r  a.  a.  O.  erklärt  diese 
Fortsetzung  der  Wasserhierogljphe,  wie  es  uns  scheint,  seki^  na« 
tttrlich^  indem  er  sie  ffir  eine  Andeutung  hält,  dafs  hier  geweihtes^ 
Wässer  gespendet  werde.  Dasselbe  giefst  nach  unserer  Meinung 
hier  Isis  für  die  Seele  des  Todten  aus ,  nur ,  dafs  das  Tau  die  Stelle 
der  Wasserhieroglyphe  yertritt ,  als  der  Spender  und  AuCschliefser 
des  Wassers  selbst  **^.  Zu  beydeh  Seiten  dieser  Isis^  und  ihr  mit 
dem  Rflcken  zugekehrt^  steht-  zunäbhst  je  eine  weibliche  Figuri  isi- 
adle  Genien/  wie  wir  glauben^  da  sie  den  Nilschlflssel  emporheben. 
Sie  sind  mit  anliegendem ,  grünem/  rotfagegiftertem  öewande  und 
der  Stola  angethan.  Vor  jeder  steht  in  derselben  Richtung  Osirisi 
an  der  grfinen  Scheibe  über  sich  und  Krummstab  und  Geifsel  kennt« 
lieh.  Sein  Nackendes  ist  hell-,  seine  Kleidung  dunkel -grün.  Ihnen 
gegenüber  sieht  mau  endfich  die  Seele  in  Vogelgestalt  mit  mensch« 
lichem  Gesichte,  welches  ?on  rother,  das  Uebrige  aber  ron  grüner 
Farbe  ist,  Sie  hat  den  gewöhnlichen  Kopfschmuck,  und  hebt  die 
Hände  bittend  empor.  Bald  darauf  theilt  sich  die  Decke  der  Länge 
nach  in  drey  Streifen«  Der  mittlere,  dessen  Grundfarbe,  wie  ge« 
wöhnlicb,  gelb  ist,  zeigt  noch  einige  kleinere  Malereyen;  diebeyden 
Anderen  sind  dagegen  von  dunkelrothem  Grunde,  mit  gelben  Strei- 
fen gegittert« 

Der 

lut  tnf  der  IiiiUfel  Sa  gans  tnderer  Geitalt  waYirsenommen  haben  wiU, 
itimmen  dagegen  D  e  n  o  n  und  tum  Theil  auch  ▼•Hammer  (a.  a,  O»  S.  294»  f«) 
be^r,  der  ei  als  Zeichen  alle«  cu  löten  und  eu  öffnen  ansieht. 

^  5«  Sjmb*  Tb«i.  S.5l6*f.u.304*f.  Kupferh.  S.  S.  Dafs  dieses  Zickcacb  Was« 
ler  vorstellt»  sieht  man  gans  deutlich  am  Tbierkreis  suTentyrab.  (Descripl^ 
de  TEg.  Tb,  4«  Fl.  iSOt  ve  wir  eia  Schiff  darauf  schwimmen  sdien« 


^>  In  derselben  Handlung  ericbeUit  Isis  Descript»  ds  FEg«  Tb* 2 FI*  18  Bf* in* St 


t  f 

s 

Dei;  SöUoplii^'TOH  Nr.  2   ist  6'  I'Uaag  und  ii^^  I»ouh,  . 
In  der  gröftcen  Breite  hat  er  20f",   in  der  geringsten  li^^^     Auch 
an  diesem  ist  das  Holz  V  dick^  und  besteht  aus 'wenigstens  T-Stü-l 
cken.     In  vier  Löchern  an  seinem  oberein  Rande  stecken  vier  hol«. 
%erne  Zapfen^   welche,  von  eben  so  riel  andern,  ls(}cberp  im  Deckel* 
aufgenpmmen  w:erden.     Um  noch  fester  zu  schlie|senj.  si^d^f  des.; 
Bandes  nach   innen,  zu  um   etwas  rertieft«    und  dafiir  um  eben  ao, 
Tiel  am  Rande  des  Deckels,  erhöht.    Der  nämliche  Fall  hat  bey  I^Tr. 
3  statte    während    an    Nr.    i   nur   die  Zapfen  sind, .  Tielleicht  weil 
dieser . kostbare  Sarkophag, /wie  d^  lethieullersche  zu  liOndQn;;poch, 
in  einem  anderen,,  steinernen  st^ndj   und  dieser  Sorgfalt  al^o  nlch^, 
bedurfte^    Der  Deckel  ron  Nr«  2.  gleicht  im  Ganzen  dem  ronNr.  1.» 
jlur  dafs  die  Maler ejep  nicht  so  i^orgfaltig  und  ,pr ächtig  sind.   Auch- 
bat  er  9     so  wie    dejr  Sajrkophag  selbst  ^  gleich  Nr«i.  jenen  erdigten 
Teig;    jedoch  ist  derselbe,  in  dem  Bug   zwischen  den  Beinen  und. 
dem  aufrecht  stehenden  Fufsbrett  ausgenommen,  lange  nicht  so  dick 
aufgetragen« ;  Dagegen  ist  der.  Kreideüberzug  stärker,  als  bey  Nr.  1.3. 
|a,am  Giesicht  der  Maske  wie  des  Deckels ,.  woselbst .  der  ^eig  ron 
Erde,     wie    auch    bey  Nr.  1,    gar   nicht    rorhanden,    beträgt    die 
Dicke   der  Kreide   über    vier  Linien.     Die   Vorstellungen   auf  dem 
Decker«ind  zum  Theil  dieselben  wie  auf  der  Maske:  nur  läuft  ron. 
4er  Brust  bis  zu  den  Fufsspitzen  ein  Streif  ron  Hieroglyphen  ganz, 
binab,   zu   dessen  beyden  Seiten  sich  Malereyen  befinden,  yon  wel- 
chen  sich  jedoch   die   der   einen   Seite,   mit  geringen  Abweicbungea' 
auf  der  andern  wiederholen.   Derselbe  Fall  ist  es  auch  mit  den  Ge- 
mälden, die  die  Seiten  des  Sarkophags  selbst  einnehmen.     Wir  be* 
9xerken   hier  nur   zwey   derselben.     Auf  dem   einen   sehen  wir  die 
Seele  in   menschlicher   Gestalt,   mehreren,    auf  einem*  Altar  spros- 
senden   Lotusblumen    ein   Trankopfer  bringen;    auf  dem    anderen, 
welches  dem  ersten   auf  der  entgegengesetzten  Seite  correspondirt, 
acheint  auf  dem  Altäre  nur  eine  grofte  Lotusblume  au  liegen,  die 

'?  -       r  eben 


•  ».♦ 


.1  ,  .^  .«- 


45 


feben  iffl  Begriff  ist  aafzubl&Ii6ii>  nnd,  walirscIieinlicK  um  aieaes  zu 
befördern,  Ton  der  Seele  aus  einem  langstieligen  OefBfse  mit  der 
Linken  l)egos8en  wird,  während  die  Rechte  noch  ein  anderes  Gef&ft 
h&lt.  Längs  dem  Rande  ifechseln  heilige  Schlangen  niit  Federn,  wie 
An  dem Sttrkophagbrett  sa  Wien«  S.  t.  Hammer  a.  a.  O.  S.  187  ff. 

f 

Im  Innern  isr  das  tio&e  Hob;  nur  auf  dem  Boden  befindet 
sich  eine  3-|  Fufs  lange  Figur  gemalt ,  welche  wir  für  die  Isis  haU 
ten.  Üeber  ihrem  Haupte  schwebt  namlich  sehr  grofs  die  goldgelbe 
Hügel.  Von  der  nSmlichten  Farbe  ist  auch  das  Gesicht,  die  Arm^ 
nnd  die  'Ffifse.  ^  Sie  ist  nüt  der  buntgestreiften  Oalantica  bekleidet  j 
flarauf  sitst  die  numidische  Henne ,  wie  sie  Hfitifig  in  der  Descript« 
derEg.  TOrkommt*),  deren  adiön  Winkelftiann**)  erwähnt,  und 
tach  eine  Isis  mit  derselben  aofdem  Haupte  hat  abbilden  lassen*^. 
Hu  Gewand  ist  weife,  jedoch  (wie  Winkel milnn  dieses  auch  ron 
den  weibliehen  ätatnen  der  Aegyptier  bemerkt,  S.  Band  5«  S.  94, 
ff.)  so  dünn  und  so  fest '  auKegend ,  daft  sie  wie  nackend  erseheint, 
und  nur  etnSäium  sfmEnde  und  die  gelben Fflfse  zeigen,  da6  es  ein  Kleid  ist. 
Am  Oberarm,  unter  den  Schultern,  so  wie  am  Unterarm,  fiber  der 
Handwurzel,  hat  sie  Armbänder  fon  dunkeloranger  Farbe;  ähnliche 
Bänder 'sreht' man  auch  Ikbelr  den  Knöcheln  an  den  Beinen.  Unter 
der  Brust  hat  sie  die  toüie  Stola ,  deren  beide  finden  an  der  Seite 
berabhangen. 


r    • 


In  Rftcksicht  des  T^olmischen  der  Malereien,  so  wie  der  Er-' 
liakuDg  iel  dieser  Saxltophag  unter  den  dreien  ron  I>r.  Sieb  er  en^ 

kati& 

*)  S«  «Qcli  die  KopfaofAatse  bej  X>  011011  PL  115»  Jfo/2(^  nuf  hil  ont^re.lM^ 
das  Krocodil  iiSeht,  wie  dort, 

**)  Sammtliclic  Werlie,  aeuel>re»deiier  Axn^Ae^    BuBJ  S.  S.  lOO  110^  538>  die 

AnmerkuDg  Fea'a. 

.  **  ...  I  • '  • 

***)  MeBvmeitl.  «ilicbi  iaed.  Nr«  TS« 


*rwr^  ....      

I 

l(auften I .  der.  geringste}  nichts  desto  weniger  m5cbte  er  an  sieh  be« 
trachtet  zu  den  erhaltendsten  und  merkwürdigsten  in  Europa  ^e« 
hören. 

Die  Decke  der  Mumie  Nr.  3  besteht ^  wie  die  ron  No.  2g 
aus  Sycomorasholz;  doch  ist  sie  mehr  gehöhlt^  als  jenc;^  und  be« 
deckt  auch  einen  Theil  der  Seiten  des  Körpers.  Der  Sarkophag  ist 
6'  6^^  lang,  ii|.^^  hoch^  Seine  gröfste  Breit«  beträgt  i^  icy^,  seine 
geringste  1^  1'^  Die  Dicke  des  Holzes  beträgt  mehr  als  2^^  An&etf 
den  Zapfen  I  die  er  mit  den  andern  gemein  hat^  bemerkt  man  noch 
an  jeder  Seite  drejr  andere^  von  welchen  der  aus  den  Löchern  her« 
Torragende  Theil  abg.eachnitten  ist^.  Dieses .  scheint  auf  einen  zwey^ 
mahligen  Gebrauch  demselben  zu  deuten,  wiiSf  ajochQr.  Sieb  er  (an^ 
a.  a*  O.  S.  33)  bemerke.  —  Er  weicht  ron  Nr.  i  und  2,  sowohl 
in  Rücksicht  seiner  äufseren  Gestalt,  als  seiner  bildlichen  Vorfiel« 
langen  bedeutend  ab,  während  jene  unter  sich  in  beyden  ^tficl^en 
riel  Aehnlichea  zeigen..  Sa  sind  an  b&yden,.  besonders  an  Nr«  i, 
durch  Aus-  und  Ein  -  Biegungen  der  Dec]lfel  an  den  Seiten,  die  For« 
men  der  Oberarme  und  der  Beine  angedeut^,  und  die  Scheidung 
der  letztern  durch  eine  Vertiefung  auf  der  Mitte  des  Deckels  be- 
zeichnet. An  Nr.  3  sind  dagegen  zwar  jene  Seitenausbiegungen  yie) 
geringer,  ja  an  den  Beinen  fasl^  unmerklich;  dafür,  ist  aber . die  Yer» 
tiefung  in  der.  Mitte  bestimmter 5  die  Kniescheiben  sind  angegeben, 
und  an  dem  Theil,  welcher  die  emporstehenden  FüTse  einer  liegen* 
den  Figur  nachahmt,  senkt  sich  der  obere  Rand  in  der  Mitte  um 
etWAS,  um  die  Sondaning  der  Fufsspitzen  auszudrücken.  .  Aufser« 
dem  erkennt  man  sehr  deutlich  die  weiblichen  Brüste,. nnd  die  Un« 
terai!ine  und  Hände  liegen  flach  ausgestreckt,  kreuzweise  unter  der 
Brust  übereinander,  so  dafs  man  die  Unterarme  ganz  sieht,  während 
bejr   1  und   1   allein  die  Hände   sichtbar    sind*).      An  den  Händen 

sind 

f)  Dieser  Sarkophag  Nr.  '3  l>ewei8t,   wie  die  Sitte,  dem  Deckel  ein  0«iri&bild 
an^uichnitf ea y    keineswegs  allgemein  war,    wie  Böttiger  in  der  ArchäoU 

der 


<  j 


51 

eind  die  NBgel  und  O^Ienke  derFiBgermit  brattn  gelber  Farbe  iTficb^ 
tig  angegeben.  Zwischen  den  Gelenken  sieht  man  auf'  allen  Fin- 
gern, mit  Ausnahme  des  Daumens,  zwey  bis  drey^  theils  hellfothei 
theils  dunkelrothe  Flecken ,  wodurch  yielleicbt Ringe  angedeutet  sind. 
Der  Brustschmuck  ist  hier,  wegen  der  Stellung  der  Arme,  nicht 
00  ausgebildet /ala  bey  den  drey  andern  Sarkophagen  3  er' schliefst 
mit  einer  Reihe  grofser  Loiusblnmen  fon  schwar^rüner  Farbe.  Eind 
andere,  grofse  Lotusblume,  deren  breiter,  langer  Stengel,  wie  bey 
dem  Hauptschmuck  der  «Seele,  mitten  über  den  ftopf  lauft,  neigt 
sich  gegeii  die  Stirn  biii)  aof  jeder  Seite  von-  ihr  ist  ein  Blatt  der 
Pflanze  ^  sie*  selbst  bat  grAaelHeUi-  und  gelbte  Blumen  •  BlieMer.  Un« 
ter  beyden:£nden  der  Gabntaea  aieht  man,  wie- an  der  Maske  rom 
JUt.  1,  den  Sperberkopf.  Nur  an  diesem  Sarkophage,  woran  wir 
keine  Spur  von  dem  erdigten  Teige  fanden,  ist-  die  Farbe  selbst 
meist  sehr  dick  auf  den'  Hreidegmnd  getragen,  so  dais  die  Figuren 
suweilen '  fast  um  eine '  Linie  herrortreten.  - 

Alles,  was  wir  rom  Deckel  bisher  gesagt  haben,  gilt  auch 
Ton  der  Decke;  nur  weicht  i^ie  darin  ab,'  dafs  die  Räume,  welche 
die  Vorstellungen  einsoMiefsefi ,  ron  weifse^  Farbe  und  auch  röndem 
^imifs,  der  alles  Uebrige  diok  Aber  zieht/  yerschbnt  worden  sind; 
Wo  dieser  an  einigen  Stellen  von  der  grünen  Galantica^  det^selben 
abgesprungen  ist,  sieht  man,  dafs  die  Farbe  dem  SpangrOn  rdllig 
gleich  ist,  und  nur  durch  den  Firnifs  das  schwarzgrüne  Ansehen 
geyrinnt.     In  der  Gegend  der  Brust,  wo   die  Dicke  des  Holzes  nur 

sehr 

der  Malerey  S.  53  befiaupfet«  Ob^^wir-  faier  elne^Iiif  anttatt  dei  Oiirit  ter 
ben,  oder  ob,  wie  an  der  Maske,  das  Bildnifs  der  EinbaUamirten  ange- 
•cbnitet  fst,  wofür  ein  Umstand  ipricht,  desies  wir  noch  gedenken  werden, 
snütsen  wir  unentschieden  lasten*  Dafs  wir  hier  «ine  weibliche  IVtamie  ha« 
Ben,  scbliefsen  wir  havpttficKlich  aus  der  Andeutung  der  BrÜite  auf  der 
Holsmaske,  lo  wie  aus  der  herabgeitrechten  Lage  der  Hinde  an  dar  Manie 
aelbsl*    5,  obea  S.  22*  f.  ^ 

7  * 


J 


pz  '     — —  • 

sehr  gering^  Ut,  eatdeclfteii  wir  aufgebl^bten'Bystas ,  unter  dem  Aifkt^ 
jaen  Kreidogrundej  doch  scheint  dieser  nur  stellenweise  gebraucht 
zu  sejn,  wie  wir  denn  an  der  rechten  Sehulter  des  Deckels  TSr»  t 
ebenfalls  ein  Stflck  fanden. 

Veitk  den  rielea  Votstellongen ,  die  dteseo  Sarkophag  bede? 
cken^  bemerken  wir  zuförderst  auf  den  Unterarmen  am  Dediel >  und 
i;Ieich  vnter  denselben  mehrere  huckende  Genien  ^  Ton  grttner  Far* 
be^  den  45  gleich,  welche  wir  an  derAfaake  ron  Nr.  1  fanden;  nur 
4als  2  von  ihnen  den  Nilschltt&el  anstatt  der  Feder  halten.  Zo€i> 
'ga*).  berichtet  ron  20  fihnlichen  auf  dem  Sarkophage  der  lethienl« 
Aerscfaen  Mumie,  die  er  ncomites  et  satelEtes  O^ridis'^  nennt.  —  In 
der  Mitte  der  Genien,  unter  den  Armen,  ist  der  Scarabaens  saeer, 
aber  ohne  die  Sperberflflgel;  über  sich  hat  er  die  ron  zwey  Urien 
umwundene  l^ugeL  Die  Isis,  in  der  gewöhnlichen  Stellung>,  hilt  hier 
zwey  Nilschlofsel.  Darunter  laufen  in  derMitta  drfjr  Reihen  Hiero» 
glyphen  bis  zu  den  Fufsspitzen  hinab.  Die  Malerejen  zu  beiden 
Seiten  derselben  sind,  wie  bey  Nr«  2>  mit  wenig  Abweichungen  die« 
selben.  So  zeigt  uns  das  letzte  Feld  auf  jeder^eite  eine  weibliche 
Gestalt  auf  einem  kleinen  Kahne  knieend,  welche  emporsieht,  und 
zugleich  die  Arme  wie  flehend  erhebt.  Zwischen  den  einzelnden 
Bildecn  an  den  Seiten  des  Sarkophags  laufen  2  bis  4  Reihen  Hiero» 
gljphenj  auch  längs  den  RSndern  laufen  Streifen  derselben  hin.  An 
keinem  unserer  anderen  Sarkophage  sind  sie  so  zahlreich  und  so 
deutlich }  zugleich  ist  dieser  Oberhaupt  am  ToUkommensten  erhalten. 
Nur  das  emporstehende  Fufsbrett  der  Decke  ist  abgebrochen,  das 
am  Deckel  aber,  so  wie  der  Sarkophag  selbst,  auch  unten  mit  Ma« 
lereycn  geziert,  welches  wahrscheiitUch  macht,  dafs  er  nicht,  wie 
die  meisten,  gestanden,  sondern  gelegen  hat.  Im  Innern  ist  er  nur 
schwarz  angestrichen. 


Der 


•)  S.  de  ObellicU,  8.  304. 


wm 


53 


Dor  Sarkophag  der  MmnleNr«  4  ist  5^  T^^  ^^^ii  aeioegröft^ 
fta  Breite  betrSgt  1^  7^^  Er  kann  sich  ao  Erhaltuiig  mit  den  tot« 
hergeheaden,  romDr.  Sie  her  erkaufteiii  keiaeawega  messen ,  indem 
mehrere  Stttcke  Hob  daran  ausgebrochen  sind,  dem  Deckel  wie  der 
Ifaake  die  emporstehenden  Fufsstficke  fehlen  ^  und  die  an  den  Sei«« 
ten  beaondera  sahireichen  Malere jen  Uberdem  noch ,  durch  den  gfins« 
liehen  Mangel  dea  achtttaenden  Firnilsea^  an  mehreren  Stellen  gelit« 
ton  haben«  Vorzüglich  zu  bedauern  ist  es,  dafs  an  diesen  Stellen, 
wo  der  Kreidegrund  zum  Vorschein  gekommen ,  eine  unwissende 
Hand,  um  sie  mit  dem  gelben  Grunde  dea  Ganzen  wieder  in  Ueber« 
einstimmüng  zu  bringen,  sie  mit  einer  groben ^  lehmgelblichen  Mas- 
se, oft  noch  weiter,  als  es  Noth  tbat,  überschmiert  hat.  Dieses 
acheint  auch  mit  dem  Gesicht  der  Maskei  geschehen  zu  seyn.  Aus« 
ae^dem  zeigt  Mehreres  eine  geringere  Art|  als  die  ersten  3  Num« 
mern;  so  ist  das  Holz .  kaum  1§^^  dick,  wShrend  es  an  jenen  2^'  und 
darüber  stark  istj  auch  sind  dieMalereyen  noch  flüchtiger  behandelt, 
als  an  den  andern.  Dals  bey  manchen  deraelben  daa  Verständnifii 
Terloren  gegangen  zu  seyn  acheint,  wie  z.  B.  der  Rand  des  Sarko« 
phags  zwar,  wie  der  an  Nr.  2,  mit  heiligen  Schlangen  und  Federn 
gjBziert  ist,  ohne  dafs  jedoch  die  Köpfe  der  Schlangen ,  die  über  den 
geschwollenen  Leib  herrori^agen^  angegeben  sind,  deutet  o£Fenbarauf 
eine  spatere  Zeit.  Demungeachtet  bleibt  er  an  sich  sehr  merkwürdig) 
einmal  durch  mehrere  interessante  Vorstellungen  an  der  Aulsenseite  ^  auf 
deren  Beschreibung  wir  uns  nicht  einlassen,  da  sie  zun&chflit in  Stein- 
druck erscheinen  werden  (JS.  oben  S.  Qu.  10);  dann  aber,  weil  er  auch^ 
was  nur  selten  der  Fall,  im  Innern  beo^alt  ist  So  sehr  auch  diese- 
Malereyen  im  Innern  gelitten  haben,  erkennt  man  dennoch  eine  auf- 
fallende Uebereinstimmung  mit  denen  im  Innern  Ton  Nr.  i.  Der 
Sperber  mit  den  ausgebreiteten  Flügeln  ist,  wie  an  jenem,  zu  den 
Häupten  gemalt,  grofse,  heilige  Schlangen  am  Boden,  und  mehrere 
mumienartige  Figuren,  wie  dort,  an  den  Seiten  wänden.  Nur  ist  al- 
les yiel  rober  und  erscheint  fast  wie  ein  Schatten  gegen  den  Kör- 
per 


i 

# 


54  ■ 

per  im  Vergleich  mit  Nr.  1.  Die  Maske  ist  ron  Hok  und  nnr  ein 
flaches  Brett  j  wie  bey  Nr.  2«  Aofser  dem  heiligen  Käfer  und  einer 
Reihe  Hieroglyphen^  die  in  der  Mitte  herabläuft,  ist  er  nur  farbig 
gegittert,  ebenfalls  ivie  zum  Theil  die  Decke  von  Nr«  2.  Dia  Vor« 
Stellungen  auf  dem  Sarkophagdeckel  sind  zahlreicher,  und  zeigen 
auch  riel  Uebereinstimmendes  mit  Nr.  2*  Auch  ist  der  Sarkophag 
selbst,  so  wie  der  Deckel,  stark  mit  jenem  erdigten  Teig  überzogen, 
und  schliefst  sich  auch  hierin,  wie  in  allen  anderen  Stücken ,  an  Nr« 
1  und  2  an,  während  wir  sagen  möchten,  dafs  Nr.  5  zu  einer  an« 
dern  Familie  ron  Sarkophagen'  zu  gehören  scheint. 

Hier  mögen  noch  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  die 
Farbenstoffe,  über  den  Gharacter  der  Physiognomien  und  Körper, 
so  wie  über  das  Verhältnifs  unserer  Mumien  und  Sarkophage  zu 
Anderen  in  europäischen  Museen,  ihre  Stelle  finden. 

Von  Farben  kommen  überhaupt  an  diesen  Sarkophagen  und 
Masken  yor:  Schwarz,  Weifs,  Grau,  Hellgelb,  Dunkelgclb,  Dunkel- 
orange, Hellroth  (fast  Fleischfarbe),  helles  und  dunkles  Ziegelrofb, 
ein  Roth  der  Farbe  des  weniger  feinen  Krapplacks  ähnlich,  welchea 
aber  nur  auf  der  Byssusdecke  ron  Nr.  1  erscheint;  ferner  ein  hei« 
Jes  und  ein  dunkles  Blau,  so  wie  zwey  Arten  Grün,  das  eine  der 
grünen  Erde,  das  andere  dem  Grünspan  ähnlich*).  Am  häufigsten 
erscheinen  Gelb,  GrQn  und  Ziegelroth.  Das  Weis  besteht,  wie  das 
starke  Aufbrausen  mit  Salpetersäure  zeigt,  aus  feingeriebener  Kret« 
de>  wofQr  es  auch  schon  die  Herausgeber  Winkelmanns  halten**). 

'  Bis 

*)  Die  meisten  ^eser  Farben  fulirt  Crevser,  Commentatt.  Herocl.  I.  S»  3S5# 
ff.,  aU  an  der  Darrastadter  Mumiendeclie  befindlich  an,  nur  dafs  sie  dort 
unscheinbar  und  ▼erblichen  sind.  Im  Ganxon  stimmen  damit  schon  die  Un- 
tcrsnchtingen  von  €ajlus  (Recnetl  d*Anttqq.  Tb.  5.  S.  25.),  und  noaer^ 
^tnS«  «ucb  Costa«  Memoire»  aur  PEgypte  Tb.  3*  S,  166» 

**)  V?inkelttaBQi  Werbe»  aeueste  Ausg.  Tb.  5*  S«  }07« 


55 

Bis  auf  eine  Arl  von  Gelb^  TFelches  mehr  die  Farbe  des  Gumniiguttt 
hat^  scheint  alles  Ocker  zu  seyp.  Das  Ziegelroth  ist  Zinnober^)* 
Das  Blau  hat  die  Farbe  der  Smalte^  welche  bekanntlich  einKobald«- 
praparat  ist^  wofür  es  auch  Brünnich  und  andere  gehalten  haben j 
dagegen  is  nach  Gmelin  Eisen  sejn  soll,  indem  er  dieses  darin 
gefunden  hat^  und  in  Aegjpten  nach  seiner  Behauptung  kein  Kobald  ror«- 
kommen  soll  **).  Nach  den  yon  demselben  an  der  Göttinger  Mumienmaske 
angestellten  Untersuchungen  *^^}  scheint  wenigstens  ausgemacht,  dafs 
die  meisten  Farben  metidlischer  Natur  sind.  Dieselben  scheinen  alle 
in  Wasser  aufgelöst  und  mit  Gummi  angemacht  ****)9  wie  auch 
Gay  1  US  a.  a.  0.  glaubt j»  und  besonders  durch  einen  Firnifs  gegen 
die  Einwirkungen  der  Luft  und  der  Feuchtigkeit  geschützt  zu  seyn. 
Wo  dieser  Firnifs^  wie  an  unseren  drey  ersten  Sarkophagen ,  erhal« 
.ten  ist»  kann  man  die  Malereien  ohne  Nachtheil  fbr  sie  mit  Wasser 
reinigen }  dagegen  die  geringste  Feuchtigkeit  alles  .  auflöstf  wo  er 
sich  nidit  findet,  wie  t dieses  hey  der  opicianisc^en* Mumie ,  die  sich 
jetzt  auch  in .  der  kaiserlichen  Sammlung  zu  Wien  befindet ,  nadh 
dem  Zeugnifse  y.  Hammers^*^***)  durch  das  blolse  Aufsetzen  ei- 
nes Wasserkrogs  geschehen  ist. 

Dafs  die ,  Aegyptier  auch  in  der   Anwendung  der   Terscjite* 
denen    Farben    eine    symbolische    Bedeutung  legten ,    wie   schon 

Bot- 


•)  VergK  was  Böttiger  flBer  die  Farben  der  Aegyptier  In  der  Archfiolog.  d. 
Malerej  S.  33  u.  45  EQsammcngestellt  hat,  so  nie  Greuzer  in  den  Gom- 
mentatt«  Herod»  I«  S.  386* 

r 

«•)  S»  Blumenbacli  Bejtrage  cor  Katnrgaach,  Tb*  2  S*  90* 
•••)  Commentatr.  Gotting«  Tb»  4  S.  2.  ff. 

****)  So  sind  auch  die  Farben  der  indiicben  Malereyen  bebandeU»  S»  BSt- 
tiger  a*  a.  O.  $•  10. 

•♦**•)  Fundgruben  d»  Orlentt»  Tb,  V  S.  273  Not» 


56  * » 

Böttiger  in  seiner  Arcblologie  der  Malerey  8.  31  fi.  belianplet, 
nnd  mehrere  Stellen  der  Alten  und  Bejrspiele  aus  Denkmahlen  dafilr 
anfthrty  neuerlich  aber  Crenaer  in  den  Gommentatt.  Berod*  I.  & 
404  ff«»  nnd  t.  Hammer  a«  a.  o.  darzuthnn  suchen,  daron  habbn 
auch  wir  uns  völlig  fiberaeugt,  indem  wir  bemerkten,  wie  bey  un« 
Sern  rier  Sarkophagen  in  bestimmten  Yerhältnissen  auch  immer  die* 
selben  Farben  wiederkehren. 

Der  Character  der  Figuren  und  Gesichter  kommt  bejr 
aBen  unseren  Malereyen  mit  denen  auf  den  Reliefen  in  Ober« 
Sgypten  nach  der  Pescript.  de  l'Egypte  mehr  oder  minder 
4berein.  Ffir  die  Gesichter  kann  man  die  groCse  Ueberein« 
atiramung  mit  diesen  besonders  deutlich  an  -der  grofsen  Figur  auf 
dem  Boden  des  Sarkophags  Nr.  2  und  den  ebenfalls  aiemlich  gros* 
sen  Figuren  im  Innern  yon  Nr.  l  wahrnehmen«  Wenn  die  zwar 
Meineren  Figuren  an  Nr.  3  Hknen  hierin  nicht  oachsteben>  fibertref* 
fen  sie  dieseH^n  in  genauerer  und  besserer  Zeichnung  der  Körper, 
die  eine  'Rberraschende  Aehnlichkeit  des  Styk  mit  den  Reliefe^ 
au  Theben  zeigen»  Im  Allgemeinen  ist  indefs  die  Zeichnung  roh, 
und  alles,  waa  sich  zu  ihrem  Lobe  ssgen  täfst,  enthält  das  Urtheil 
des  Gay  Ins**);  dieser  sagt:  ,,Toujours  exacts  dana  les  propor- 
tions  cömmuaes,  ils  ne  bleseent  jamais  les  yeüx  par  nne  trelte.  oo^ 

tr^» 

*)  Drey  Getichter  im  Innern  £•!  Strlfpftag*  Nr*  l  naelbeii  jedoeK  Mevon  etn» 
'  Avsoftbi^e,  und  haben  nielir  Aehnlicbkeit  mit  Bluraenb«ch*0  aethiopiieher 
Bace.  Siehe  »ben  S.  I7ff.  »nd  die  Abbildiuig^  über  der  Vorrede  ao  den  Bei- 
tra*^eB  awr  Raturgetcb,  Tb,  2*  Diese  drey  sind  augleicfa  die  eiaefgen  auf 
«nsem  tfarhephageii  ea  face  Totgestelltea ,  dcreir  suerst  d»e  Fransosen  lan- 
den, da  man  früher  auf  agypl^sebea  Malerej^en  nur  Profilhdpfe  hanare. 

•*)  S^  Reeaeil  dr^ntiq^«  Tbi»  T.  S«  ZQ.  Diesea  Urtheil  führt  B&ttiger 
über  die  Malerejen  der  Aegyptler  im  Allgemeinen  anj  da  es  auf  unsere  Sar- 
hophage Tollhommen  pa(at»  haben  nir  et  hier  entlehnt»  5.  Böttiger  a«  a« 
O.  S.  45. 


— i  57 

tr^,  ni  pas  nne  propbrtion  trop  cömte  et  troir' iippcisaiftie  /  et  Ta 
m^e  exactitude  s^y  troure  obserröe  sar  le^  ditneDsions  en  largenr.^ 
Wenn  bej  den  Gesichtabildungen  der  Gemälde  zugleich  Aib  gtötktä 
Aehnlichkeit  mit  dem  Kopf,  den  Blumenbaoh*)  TOn  den  Sarkor* 
phaggemälden  der  lethieuller^schen  Mumie  als  Beyspiel  der  bindus« 
artigen  Rä9e  giebt^  iftatt  findet^/  8o  gilt" dasselbe  yonden  auf  den 
Deckeln  angeschnitzten  Gesichteirn'' schön  tticht^  so  unbedingfi  riel 
beschränkter'  jedoch  noch'ron  den  auf  den  Holzmasken  ^  oder  den 
auf  den  fiyssusmasken  ausgeprefsten.  Der  Deckel  von  Nr.  3  hat 
diese  Bildung  noch  am  Ineisten ; 'n^r  sind  did  Augen  nicht  TöHig  so 
stark  gegen  die  Schlafen '  heifauf gezögen  f  «uch' irft  dieLMfte  notider 
Nasenspitze  gegen '^en  Mund  4nehif%öHlidiitä/'d^^       'derAbbiM^b% 

(;  d^r  Mtitrd'iäti  'Wik  dort;  ichrf  filsehi    dUs  Riifii 


bev  Blumönback 

zurückgezogen«     Der  Deckel  Ton  Nr.  1  >rclcfit"um'  cimaa  mehi  äbT; 

er  zeigt  ein  Gesicht  mit  aufwärts  gezogenen,  herrorstebenden ,  gros« 

aen  Au|;eii^mi|  h^\%mj  dpr.ßtWK  f^^\^  ^f^W}^ 
rftekeiii  and  hocfaslebandMi'  Ohveii.Ti!Der  Mu^rlritt:  umüitwaa  mehr 
Tor,  ahf'bey  Nn  3;  das  Hinn  int  wMiget  zurlkokgSzvg^n  j  die  Wan- 
gen  sind  sehr  dick  und  aufgetrieben.  Das  Ga^nze  liat  ein''  plumpea 
und  sehr  .starres  Apseheüii.  uii^  yoU^pmpieini  .d^s  ^Gepräg,^  der  alt- 
ägyptisohen  Sculpturen.  Das  Gaaioht  dm  >  DaiJ&tila  vqa  Nr.  2  iai 
diesem  ^ähnlich  gebildet j  nur '  dafs  dien  Ofarett  aaür  abatofaeiiv  unddlai 
Wangen  nicht  so  ^ick  und  Oberhaupt  formirtef''  iindV  Biby  dem  ttbri« 
genf  gleichfalls  Nr.  i,u.  .2  ^ähnUchen  Gesichte  auf  di^  Deckel  Nr. 
4  ist  dieaes  noch  metw-der  Fall»  und   das  Ganze  nAhe^t.sich  schon 


mehr  der  griechischen  Oesichtsbildung.    Die  Ueberetastianiung 

""''  :'"^    /••■        "^'  •      ser 


•)  Beylrage  )tw  SittirgeiA/Th,  2  T*itdvlgnette.  ' 


I' 


♦        / 


.  j. 


*«)  Sowohl  an  ein^r.gnwilteA  rlsi«,  alt  «»  d«ni , g^ah^Utsn  Gsiicbts  das  Oai- 
rU  aadem  ^ar]u>pkag  au  Leipi^i^  bamyK^ta  Büt liger  dietelba  Uabareia« 
atimmung  mit  BUnianbaah'a  J^indufarUgiur  Aage.    S.  Arabaol«.. der  Male- 
•re/.    Vorrede  8.  17» 


58 


)6(;h^fti|Qh^r^  TTjpiis^  z^^  pri^ndq  liegt ,. und, Ifi&t  una  mit  den^  obigen 
^§4  57  f.)  aogiefSihrten  Gcünden  nicht  zweifelni  4^r^  ;nrir  jn  jedei^  ^n  Q^ir^ 
sehenj  zugleich  i«t  es  merkwürdig  zu  beobachten^  ,wie  selbst  imi^ir« 
.ha^b  der  Gränzen  dieses, Typus  die  Formen  von  den)  Sltesten  De«. 
cHplr^ß^r.  >  1>  durch  den  etwas  jüngeren  Nr,.  Z,  bis  zu  depi  neuisren 
JSif.  4  an  ßfaturwahrbeit  und  Schönheit  gewinnen,  ^li  Nr.  i  und 
.2  sind.. die.  Ufa^enfecher  ausgehöhlt,,  efi  .Nr,,j3^abei:  n^r  mit  Farbe  _ 
bezeichneL.  Bey  allcp  liegen  die  Apgen  mit  dem  Stirnknochen  last 
,auf  gleicher  Ijinie.     Auf  kemem  unserer  Peckel  hat  das  Kinn  dio 

Jii!ft%W?TVwmggSTVi>fin  .^^^°?   ' 

^iiR  d?s  ^bbrechens^u,  bep?#SP*aß?i5^^^  .Behauptui^ 


•       r  f  .  .  •  An 

«(-.    *  'iyfti^stf  VJjiSl^'öVö^^^g'*^^^*''*"*  friaein^aii  S^tÜcßhi  Malere^wi  uöd  Sc«f- 


,*  f.)wnderk.lärt  sie  iur  cinenBart  von  symborisclier  Bedeutung,  indem  die  Fx)rm 
'  •'  ^  ''  derselben  dem  Peraoablalt  unähnlicb'seyf  «uch  wicbslc,  und  «ie  nui*  ad  dtti 
•-«     '         ^arliopba^d'ee1&«Ui  inäiiliUcber  Mumien. vÄ>komiftft?.|a^  logU«-  ao  tattmienidb- 


•lor* 


1>3 


•iehl, 'tfeil  auch  er  glaubt,  daft  dieia  Vetläjlgeir«ii|(  nar  bfly  mamillcheii Ma. 
niwiijypit'kdmm««.:  Po^t  ««^<>«»  TÄiddrcton XAntiqua  MoflumeiUa.  S.  3&4) 
behauptete,  daf§  sie  den  Sarhophagcn  von  mannlichen  und  weibUchen  Mu- 
mien gemein  ioy,  und  von  der  letzten  Art  führt  Böttiger  a.  a.  O.  ein 
Bejipicl  bey  Pocoqji  Th*  l^.PK  20  B  an«  .  Dennoch  wurde  dieses  am 
Ende  wenig  beweisen,  da  wir  oben  sahen,  dafs  ein  grofser  Theil  der  Sarho- 
phagdvdel  deh  Osirirf  torstWlt,  wclcherm  dieser  Zepfcn  am  Kinn  JXssondera 
eigen  ist,  wenn  nicht  v<»i  Hammer  (a.  a»  O.  S.  205  O  denselben  an  einer 
gemalteti,  weiblichen  i^lgur,  dk  er  fSr  die  I*is  hält,   gefunden  hätte.    Dia 

,  .  •        Ver- 


-1 :-^  -      §j 

'  An  der  Holzmaske  ton  Nr/  3*  ht  dad  Gesicht  dem  am  De^ 
ekel  sebr  ähnlicb^  und' dieses' ist  esbäsonders«  was  uns  bestimmt^ 
BÜcU  auf '  detn  t)eckel  das  Bildnifs  der  Slufdisii^^n  zu  erlcdtintfn/'di 


Veicbt  dh'gegett 

'seigt  uns' ein  mtiht  indlytduelles  Gesfcht  Vbn  lüe^nHchen  'Vevhfiltms- 
ten,  so  dafs  ^wir  Iceinen  Aiigenbirclt  anstehen  -Röi^tren',  ^  es'ftfr  'da's 
Bildnifs  der  Yfef stori)^n  M'hiheV';'  Wehten '^iy'hel!^tiUt?''D&sdeU 
he  bemerkte  «eHök  Iffküler  (D^^i-rlpt.  dÜ  Ffi^. 'Ffi'.'^  iS.' ^gyVän'deti 
Gesicbter^'deli'^B3^stJ^mäskei^;^elfail^4ltm{4)iii^'%lt)ieh4i:, 'i^^^ 
gehdiicbe  Personen  voi^tellen.  'Es'' V^it^A  'h!erd(ireb''fcägle'icb  erkläiü 
lieh  9  mrte  wir  an  diesen  Bildnissen- ttbd  an  denttlaniiehliöpfen  (VergK 
6t  i?)  selbst  so  sehen^  wie  fe.  O.  in'  der  Masb^^Nn  5|'die  linduB« 

'      ii 

VerlSngeniBg  selbst  nimmt  sr  wieder  fiir  ein  Perseablatt»     Wir  bekennen, 

.4afc  ttir  sie  vfeder"  fardietes/ n*Ch  JSr  einenBarthnlleirkottiett,  WennFig.E 

(8«  fl«  Tafel)  das  PvrseabraH  «rare,«  .welofaes ,  wie  wir  obnn  gesellen  beben ,  höchst 

tivwahradheiiilicb  ist,  so»  w6rcke'.«9w^.  di««  gewöhnliohste  Fonn  Wier  -  Verlange« 

roa§  damit  ttbereinstinnnen ,  tmi  fieyn'e'a -Grimd  der  Vnfihnlichkelt  mit  dic- 

aeühinfalten)   'tlocb  bleftem^  «icbo4in  nndeaeA^  .:deain  wir  noeb' be/fügen, 

Mb'  si^Tan.fleitScnlpntt'eii'webl  niSchtrili'4er;dldhen^  fiisC  raadenForm  wjira 

ansgedlp4cbt  worden,  /wann  sie  «ia!>b)i>()ie»  Blatt  btfzetchnalav'S^iwie,  dafs 

sie  aaf'de«  Maldreyen  #obl  grün  cnchainaib  wücde,  wie  daaParaeablatt  im- 

aiter.  so  gefifrfatist,)  -^elcbeinon  iuisern  liubf -Formendes  aireb  habe,   indefi 

>      sie imeist  ^th^wt^i^ MÜmer^TUli:' varbOmoif#     BiesiAb^' %uf  'dar  andern  Seite 

#fir  .eitt«n'rBairt''ctt-'4rhennea,'  TÖrMmdert  lins  cnnmalidaflnnnbaäwielfelte  Vor- 

•cimiinien  an  velÜHebon'Peraaneay'aodann  aber  besaariere^  doTs  iwir,  aufser 

.        V '      •der  Bestalt  «liersennen^^  1U9  hM  aiaeny>Baft  eibigiii/lehfoliciikesf  hat,'  indem  sie 

einem  aieitit^cb'  langen ,   Whmaleiif  ^ifpisb  gldUht,    der  sith  gegetf.  das  Ende 

>rer)üngend,  an  "der  Spitf>'iiab -nacbiroM  xu^aaiikrammt,    ancbeinen  gana 

.    kttt^en  Ansatx  fielen,*  der  borisontaff  abgeScbniftea  istr  •  (S.  bejide  Formen 

bsf/Dentohi  PK<ii3  Nn' li-i^^);.  ii»«itl^J)    Wean'^Haf  da  esdlMi^Recht  hat, 

dafs  dieser  Zapfea  suweilen  gsiaiibten:.aae6haiBt;(»»  CaylwsHedneiK  d'Aa* 

8  ♦ 


<«i  < 


ISO  ,.-. .. 

füttige  BiUim^  'tjAn-  antr.efieQ,  welche  uns  «die  Sciilpfnreii  and  zum 
Theil  die  ^arkopbagdeckel  zeigpn^  indem  die  Ra^ei  welche  diesen 
fur  l^orm  gijdienti,  hatte;  weder  die  ganxe  figyptiac^e  Menac^^bfut 
bildete^  .^9ß^  aic^  so  Teio- erhalten  l^aben  mQpbte*  — An  der  llolzf^ 
inaske  von  ^r^  :^  ißt  .das  Gesicht > .  wie  achgn  ben^rkt^ ;  s;uni.  Tbeir 
v;erA)rben^  zjagleic}i  aber  so  paofaläisig  gearbeitet^  daXs  sich  fiberdie 
Physiognomie  nichts  bestimmen  läfst«  Unter  den  Bjssusmaaken  kann 
Jiier  nur  ron,  der  Schwarzen  die  Rede  seyn,  da  die  eingeprefsten 
^ügi^.^er  »w?y,^4n^en,  J>^y  4^  geringen.pipke  d^  Bys«iMS>,  sehr 
pachgj^assen  ^hab^n^  und  unkeo^tUch  geworden  ,^nd«  I>ie8e  aber 
Ziieig|t;j^  «ei^hje^^valf  di^.Lf^e  der^ugenri^^  ^^elmfif^,  jedoch 
flficfaj..dieNas9ist  zwar  an  de];r\^mrzel  picht  eingedruckt^  .^ritt  aber 
doch  w^.ig  Itprror^  nqd  fällt  gf^gen  den  Mqnd  zu  scbragf  ab*  Der 
Munfl'  selbst  ist  sehr  flach«  ^d^%  V^^Ji  zurückgezogen.  Das  Ganz^ 
giebjt  ;ein    sehr  stumpfes  Profil,    und   zeigt    Aehnlichkeit  mit   dem 

Hopf, 

\\qq.  Tb.  7  Fl*  22  Nr.  2  PL  «24  Nr..  1  ~  4.    PI*  aS  Nr*   1  «u  2>  sacb 
.    an  einigen  Idoisn  vniarer  Satnmluns) ,  ta  ist  dagsgtii  sucriniieriif  dafs  dar* 
I    aalbe  «n  anderan.  die  Krünunuag^aaraidit  imd  daba/  atarba»  borisanuila  Ein« 
acbnltte  bat,  was  tieb  daeb  nicbl  nUt  dtn  Natun  dst  Bartst  verirast«   (Siaha 
daa  frSlirte  Boyapiel  an  dam  Goloij  do  find  bey*  Thabaii  Dticnqit.  da  TEg« 
Tbw  2  Fl.  21    «nd  53«  «nd  an  Idolen  PL  63  Nr^  u  2.  3*)<  .  ^Huie  aur  Zeit 
bnttinnnen  an  bÖnnen,  war  eigentlich.  diaaeVarlJuigarung  kt»  sind  wir  voll- 
kommen eberaengt,    daft  ntf  «in  den  Göttern»    den  Genien  «nd  den  in  den 
.    .  Mftterian  der  Itis  und  4ei  Otirtf  BingeweUilen,be7iegebene8,-btiliget  Zei* 

'.     (  eben  ist.    Auf  den  Vortteliuttgen  niiaerer  Mku»  fifirbophage  ertobeint  lie  lebr 

.      /  banfigv  «*  Nr.   i   vnd  2  immmt  eabwara^mü  Nr.  Sjnhfr  rotb.   An  demOti* 

rii  lat  iic  laMner  in  ifarer  gansen  X#inge  /vocbandlln^  an  den  Mnmieng estal- 
ten «^  die  .wir  fdr  die  Seele,  halten»  >oft  gnr  Aiclit,  «li  itar  in  ehiem  Aesata. 
An  den  Vögeln  mit  ipensehenböpilni' findet  sie  sieb  anwaHan  anab  nur  im  An* 
aaUyi  suweilcn  gana«-  Derselbe  FaU  ist  #a  an  den  Vorstellnngeo  der  Seele 
In  meaacblacber  Gcatalt  mit  freier  Bewe^Mig.  IIa,  wo  der  Zapfen  gaos  er* 
scheint  V  iat  ▼telteicbt  ein  böbcurer  <Grad.  der  .Weibe  dadnveh  beneichnei,  de 
da»  we  «vir  mut  einen  Aaeat«  a^bett^    •     .  . 


»r»  * 


H 


Köpft    den  Blttinenbach*}  als  eia  Beysplel   der  berberaartigeft 
Rage  giebt. 

Wenn  wir  alles  ^  was  wir  von  Beschreibungen  und  Abbil« 
Gangen  der  in  den  rerscbi^dcnen  Museen  Europa^s  befindlichen 
Mumien^  Masken  und  Sarkophagen  habhaft  werden  konnten»  mit 
den  unsrigen  vergleichen^  so  ergiebt  sich^  dafs  dieselben  zu  dem 
Merkwürdigsten  gehören ,  was  man  yon  dieser  Art  noch  kennte  so 
dafs  die  Sammlung  der  königlichen  Akademie  der  Wissenschaften 
durch  die  Erwerbung  derselben,  den  in  dieser  Bückucht  berühmte- 
sten Museen  zu  London ,  Wien  und  Paris  darin  nichts  nachgeben 
möchte.  So  dürften^  um  unserjß  Behauptung  mehr  im  Einzelnen 
nachzuweisen^  nur  wenig  Sammlungen  noch  so  ToUständig  eingewi« 
ekelte  Mumien  besitzen,  als  die  yier  obigen,  und  wiederum  vonent« 
blöfsten,  so  wohl  erhaltene  Th^ile  als  unsere  sieben  Köpfe  und  die 
Beine  des  Kindes.  Mit  noch  gröfserer  Gewifsheit  läüst  sich  dassel« 
be  Ton  den  Sarkophagen  behaupten;  denn,  wenn  diese  überhaupt 
selten  sind,  sind  es  so  reich  und  prSchtig  mit  Malereyen  gezierte, 
und  zugleich  von  so  guter  Erhaltung  in  einem  noch  viel  höheren 
Grade  ^*).  Den  Franzosen  wollte  es  auf  ihrer  grofsen  Expedition 
nicht  gelingen,  auch  nur  einen  yollstSndigen  aufzufinden ,^  wie  Jo« 
vard^^*)  bezeugt,  und  wie  auch  die  Abbildungen  in  derDescript, 

de 

,*)  8*  dk  Bejftrlgeii*  i.  W«  sa  Ba^s  der  Vdrrcd#* 

*•)  So  sind  die  Saricopbage  der Museett'su Dresden,  Qottingen»  DarmBtadt,  Am^ 
•terdam  gegen  die  unsrigen  faoclist  roh  und  ohne  Malereyen»  Von  den  be- 
inalien  sagt  fiöttiger  (ArchaoK  der  Malerejr  S»  5S).  »>Wo  es  gans  prfich« 
tig  hergebt,  spreitet  Isis  auf  der  Brust  ihre  grofsen  Flügel  mit  derFarben- 
kugel  auf  dem  Kopfe  aus.;  von  da  gehen  erst  die  in  Felder  getheilten  Strel« 
fen  an/*  Wir  haben  gesehen,  dafs  dieses  auf  allen  unsera  Sarhopbagen  der 
Fall  ist« 

*••)  Descript.  de  IlSg«  Th  2.  d.  3St«  Yergl«  auch  VUIote.an  bej  Sjiros- 
ler  de  Sacj»    Abdallatif*  S.  271. 


62  

de  FEgypte  nur  Fragmente  zeigen.  Einige  Sdrkopliage  tnit  Male« 
rejen  in  Italien^,  z.  B.  im  Museo  Borgia  zu  Velletri  und  zu  Bolog- 
na, haben  entweder  sehr  gelitten,  oder  sind  doch  lange  nicht  so 
reich,  als  die  unsrigen,  so  dafs  Zoega  ihnen*  den  Holzsarkophag 
äer  Mumie  des  Kapitän  Lethieuller*)  bey  weitem  vorzieht.  Er 
steht  selbst  nicht  an^  diesen  überhaupt  für  den  schönsten  zu  erklä- 
ren, den  er  gesehen**),  wofür  er  auch  allgemein  galt,  bis  v.  Harn« 
mer  den  Sarkophag  einer  weiblichen  Mumie  zu  Wien^  wegen  der 
interessanten  Vorstellungen,  selbst  diesem  rorzog***).  NacK  den 
Abbildungen  derselben  bey  y. 'Hammer  a.  a.  O.  stimmen  sie  im 
Styl  der  Figuren  mit  den  unsrigen  überein  ^'  und  in  Rücksicht  des 
Inhalts  möchten  mehrere  auf  unsern  Sarkophagen  an  Interesse  je- 
nen nichts  nabhgei)en.  Dabey  haben  sie  vor  jenem  die  gröfsere 
VoUständifi^keit  Voraus',  *da  die  Masken  und  Deckel  nicht  nur  w^hU 
erhalten  yorhändenj  sondern  auch  die  Särkopjiage  selbst^  unfersehrt 
Bind,  von  dem  zu  Wien  aber  ausser  der  Byssu^maske  und  dem  De- 
ckel nur  em  Seitenbrett  des  Sarkophags  selbst  sich  erhalten  hat. 


•^    » 


Was  den  Werth  ynserer  Sarkophage  und  Masken  Kr.  1  und 
3  noch  erhöht,  ist,  dafs  sie,  wie  der  Styl  der  xyloglyphischeii  Ar- 
beit, so  wie  der  Malereyqn.  zeigt,,  isu  den  ältesten  bis  jetzt  bekann- 
ten Dcnkmähleh 'dieser  Art  gehören.  Von  derselben  Galtung  sincL 
nur  noch,  soviel  wir  haben  in  Erfahrung  bringen  können,  mehrere 
Fragmente  in  der  Descrjpjt  4e  lIEgypie»  .das,  wM  rat  deift  .Sarko- 
phag zu^  Wien  übrig  ist  und  dpjc  LüthieuUer'sche  Sarkophag«,    Zu- 

•.•'.:...,.     I  1     •  I  aächst 

.....         ,  :     ^  ..  -.'.»1  ,. 

*>  Diefte  Mumie  kak  vor  «Biegen,  tri«  vor  allsft  um  bekannten  voraaft,  dafs  der 
.;   .<       •  hölaerne  Sarkophag  ooch«  wieder  in  einem  tteinernen  »telit,   der  aich  gleich* 
fallt  «tt  .Looden  befindet« 

m 

••)  S,  de  Obeltfcif  S.  304«  320.  26u 
'  ^     «*•)  8*  die  AbliandluDg  darüber  in  den  Fundgruben  dei  Orieuti«  Tb,  ^5  Heft*  3* 


- ^  65 

nächst  an  diese  mScKte  sich   unser  Nr.  2  anschliefsen.    Darauf  bil« 

»  *  • 

den  die  meisten  Masken  in  den  Museen  zum  Theil  älter^  zumTheil 
junger,    als   unser  Nr.  4^   mit  diesem  eine  Klasse.     Dahin  gehören 
zuerst  die   Mumien   hej   Caylus  (EVecucil.   Th.     5   PL  8  u.  9)  und 
bey  Mon tf au con, (Supplements  Th.  2  PI.  37),  dann  die  zu  Leip* 
sig,  zu  Darmstadt;}    zu  Göttingen,    endlich   die  in  Kirchers  Oedi- 
pus    Th;   3   S.  A13^     So   ii?ie   die  der   ersten  Klasse,    wozu  unsere 
Nr.  1,  2,  3  gehören,  sämmtlich  aus  Oberfigypten,    m^ist  aus  The« 
bcn  sind,   möchten  die  der  zweyten  Klasse  alle  aus  NiederSgypten, 
meist  aus  der   Gegend   ron  Memphis  SQjn.     Die  Mumien  zu  Dres- 
den stehen  wieder  ganz  für  sich  aliein.     Sie  sind  ron  allen  uns  be- 
kannten die  jüngsten,    und  wohl  ohne  Zweifel  aus  den  Seiten  der 
Ftolomäer^).      Die    Yergleichung.  unserer    Sarkophage,  und    De- 
cken, mit  den  Yortrefflichen  Abbildungen  dieser  stark  grScisirendea 
in  Becke.r's  Augusteum  Th.  1  PL  1  u,  2^0  ^^^  höchst  interq«« 
aant.    Wie  auf  den  unsrigen  fast  alle  Malereyen  bis  auf  die  klein« 
aten  Verzierungen  symbolisch  sind,  sind  dagegen  auf  jenen  die  blos« 
sen  bedeutungsloßeh  Verzierungen  rorherrschend  geworden  ^  undbey^ 
den  wenigen,  sehr  zusammengeschrumpften,   symbolischen  VorsteU 
lurigen,   welche  übrig  geblieben,    ist  das  Verständnifs  verloren  ge- 
gangen, und  alles  hat  einen  zierlichen,  aber  gänzlich  unägyptischea 
Character  angenommen  ^'^f).      Zugleich  sehen  wir^    dafs,  was  bej 

die- 

« 

*)  6ieli6  AtUigsr  Ardiiologie  der  Mttlsroy  S.  60» 

^^)  Wenn  ivir  von  allen  obigen  Mumienmaslien  und  Saricopliagen  to  gute  Ab- 
bMnngen  iiMtlea,  hatten  wir  dae' Verbal tnifs  derselben  untereinander  und 
au  den  unsrigen  genauer  bestimmen  können,  als  es  uns  bey  den  meist  höchst 
unTollkoramnon  Kupfern  möglich  war*     Diesem  Mangel  wird  hoffentlich  in 

.  .der  F<4ge  durch  dal  Dnteteebmea  des  General -Secretair*s  der  Aliademie 
der  Wissenschafteo  Herrn  t,  Schlicbtegroll  abgeholfen  werden. 

***)  Diesen  Vergleich  der  Dresdner  Mumien  mit  altSgyptischen  fuhrt  Böttiger 
sehr  gut  im  Einielnen  ans  in  der  ArchSol»  der  Malerej  S»  6i  -— «  80» 


64  ^■^- 

diesen  darch  die  Aufsclirift  iv^v^c^i ,  i  welche  nach  andern  /nird  rou 
O'^ipiiof  ergänzt  wird ^},  oder,  was  sich  auf  Grabsteinen  aus  der 
Zeit  der  Verbreitung  der  ägyptischen  Religion  im  römischen  Reiche 
findet  y  ScJ^  ^6  6  *'0(iipis  to  y\>vxpov  viwp  **),  auf  den  unsrigen  durch 
Vorstellungen,  s.  B.  durch  das  Ausgiefsen  des  Wassers  auf  die Mu« 
mie  durch  Hermes,  oder  Isis  (wie  auf  unserem  Sarkophag  Nr.  2)f 
ausgedrfickt  ist.  '       >-  ' 

Von  der  grofsen  Anzahl  Antlcaglien,  die  unsere  Sammlung 
enthSlti  hieben  wir  nur  das  Bedeutendste  aus. 

Sieb  er  bemerkt  (a.  a.  O.  S.  17),  wie  bey  ausgezeichneten 
Mumien  -  Sarkophagen  oft  Tier  Vasen  umherständen ,  mit  den  Köpfen 
eines  Schackal,  eines  Affen,  eines  Vogel^  und  eines  Menschen,  ala 
Deckel,  also  Canoben^^^^.  Einen  solchen  Schackalskopf  aus  einem 
gelblichen  Kalkstein  hat  er  erworben.  Die  Ausführung  an  demscl- 
l>en  ist  nicht  grofs;  aber  der  Charakter  des  Thiers,  dessen  Bildung 
zwischen  Wolf  und  Fuchs  mitten  inne  steht,  ist  sehr  wahr  aufgefafi^t. 
Die  Schnauze  ist  tiel  kürzer,  als  er  sie  meist  auf  den  Gemälden 
liat 

Einige  kleine  Reliefe  aus  Theben  in  demselben  Kalkstein  sind 
Yon  drcyerley  Art.  If^ine  Nachteule  (nach  Sieb  er  a.  a.  O.  S.  46 
Strix  flamme)  und  ein  Geier  (nach  demselben  S.  47  Vultikr  percnop« 
terusL.);  jeder  auf  einem  Stück  3  Zoll  im  Quadrat,  stehen  nämlich 
aus  der  Oberfläche  des  Steins  heryorj  doch  beträgt  ihre  Erhaben* 

heit 

^  Eiae  tolehe  fittdH  skh  auf  einem  Grabiteia  Im  Vvi.  Borgt«.    S,  Zecga  de 
•  «MUc»  S.  305.  Note  25«  ' 

••)  B^  Fabrettt  S.  466*  Nr«  102» 

****}  SieHe  mehrere  tolehe  Canobca  Ia  dir  beierSpt»  de  TEg.  Tb«  a  PL  01« 


.  65 

keit  niir''zwey'  Crimen.  Sie  sind  noch  unter  illen  am  genauesten 
gearbeitall  nndronti«!  Wahrheit«  Eine  Anzahl  Fische^  auf  einem 
sechs  Zoll  langen  Siein ,  liegen ,  wie  alle  grolken  Reliefe  der  alte» 
Aegyptier,  innerhalb  der  Oberflfiche  des  Steins^)  und  sind  fast  mit 
ihren  UmsiaseQ-nur  in  denselben  hineingekratat.  Von  iswey  Stierenr 
endficlL,  aaC' Steinen  4  und  5  Zoll  im  Quadrat,  ist  der  erste,  urio 
die  ^  Fiaefae,  nur  atflrker,  esogegrabea  y  doch  bleibt  die  geringe  Etc^ha^ 
benheit  weit  unter  der  Oberflache  des  Steins;  der  andere  ist  ohne 
alle  innere  Erhöhung  blos  eingegraben,  und  bildet  innerhalb  daher 
eine  ganz  jglatte  Fläche,  wie  ein  roheß  Intpglio«  An  beyden  ist  die 
Arbeit  höchst  roh:  an  den  Beinen  sind. nicht  cißmol  die  Gelenke 
angegeben. ,    ,.        .       ^.  .    ,  .., 

Bemerkenswerth  sind  ferner  zwey  blofs  in  Umrissen  in  weis«, 
s^m^  dichtem  Kalkstein  toi^  6  ZoU  im  Qi]|idrat  eio|pegrabene  Fi-? 
garen..  Piese  tjmrisise  sind  mit  ziegelrother  jParbe^'^)  nachgezogen, 
und  die  innere  Fläche  mit  rerschiedenen  Farben  bemalt:  als  weifse 
Farbe  hat  man  des ;3t^o.. seibat  stehen  lassen:  die  anderen  Farben 
sind  Blau,  Grün,  Gelb,  Schwarz«  Die  eineFicnnr  scheint  die  Seele 
in  bittender  Stellung^  die  andere  den  Osiris  Torzustellen.  Sie  haben 
das  Gepräge  eines  hohen  Alterthums,  und  sind  uns  als  Beyspiel 
metkwhrdig^, .  ^e  die  greisen,  bemalten  Steinwande  behandelt  seyn 


♦  # » 


Nur 

*)  S.  Jomard  in  der  Deieript.  de  VE%ypi%  Th.  i  8«  IQ.  Sie  werden  aUo  fnil 
Ünreeht  ReKef^  genannt«  -  Die  itnsrigcii  »Ind  ung^fthr  von  der  Ansfubrun^ 
wie  die  in  demselben  Werk  Tb.  2  PL  56  Nr.- =14.  Vergl.  tiocb  Winkel- 
mann'!  Werke  Band  3  8.  tl9  ^t  Die  Fransos^n  nennea  diese  Art  Relief 
ca  crenx« 


**)  Das  Botb  ist  diejenige  Farbe «  welcbe  man  überall  am  früLesten  angewendet 
findet*    VeirgT.  Bottig'er  a.  a.  O.  S.  s59  und  S.  3- 


66  

r  Nur  mit  rother  Farbe  in  Umrissen  au£  ilihliclieni .  Steine  ^o4 

malt  ist  eine  Vorstellung,  wie  Greuizer  in  seiner  Symbolik Bbipfiers 
beft  Tab.  17  Nr.  l  gegeben  hat,  nämlich  eine  Anzahl  Priester,  wel« 
che  ein  heiliges  Schiff  mit  einer  Lade  tragen.  Nur  ist  hier  allea 
yiel  roher.  Auch  auf  der  andern  Seite  4ea  Steins,  befinden  sich  Spa« 
ren  einer  ähnlichen  Malerey.  Wir  sehen  /hier  ein  .eehr  altes  Bej«^ 
apiel.der  Art  Malerey-,    welche  die  Griechen  t<rx>ay/iapjfa  nannten '^). 


Ein  kleines  Tfifelchen  aus  abwechselnden  Cattun-  undGyps- 
Schichten  zusammengepapt,  worauf  mit  dicker,  überfirnifstcr  Farbe 
einige  Hieroglyphen  gemalt  stnd,  während  äie  andere  Seite  roitMu« 
mienharz  Überzogen  ist,  möchte  wahrscheinlich  bey  einer  Mumie  ge- 
legen haben.  So  fand  Nardi,  Leibarzt  des  Grofsherzogs  von  Flo- 
renz, unter  der  Decke  einer  Mumie  ein  Gemälde  aus  dreyHolztäfel- 
chen  bestehend*^).  Einige  sehr  roh  bemalte  Binden  Ton  tjat- 
tun  hatte  man  ebenfalls  an  Mumien  gbfUnden,  bey  denen  dieselben^ 
nicht,  wie  gewöhnlich;  mit  Har«  durbhdrungen  waren *^^.  Auch^ 
unsere  Sammlung  enthält  einige  Stücke  solchJsr  Binden ,  worauf  inan 
besonders  einigemal  sehr  grofs  die  heilige  Sehlange  sieht. 


i 


Nächstdem  rerdient^  ein  zwey  Fu(s  langer  Sarkophag  aus  ai-r 
nem  Stück  Sycomornsholz  bemerkt  zu  werden,  dessen  Deckel,  auf. 
das  deutlichste  die  Osirismumie  mitGeilsel  und  Krummstab  und  dem 

gc- 


•)  Siehe  über  Skiasvi^ie  on4  Moaosramen  in  Böltiger^e  AreliSal.  ier  Male- 
re/.   S.  laS  —  159»  • 

••)  S.  die  Abbildung  In  Kircher^t  Oedtpai  Th«  3  8.  417* 

•**)  S.  Maillet  Descript.  de  rBg/pto  Th.  2  S*  25  «md  .Abbildmigea  ia  Gay« 
iui  Recueil  th.  i  PI,  21  —  z6  und  Th,  5  P|.  2Ö  -^  E9,       .       ^ 


f  • 


,  «> 


67 


gewAl^i^beii' Kop&^siitiq^*)  enthSit  .  Er  dient  idhs  zn^mMr  «euoii 
Bestätiguqg^  dafs  di€  DecUel  de?  grofaen  $jtrkbphage  \,  1y  k  eben- 
diesdbe  TOiratellen.  Man  findet  Reste  yon  Bomalung}  in  der  glitte 
läuft  ein  gelber  Streif  mit 'tob Waraen  Hieroglyphen  berab«  Die  ^av- 
\h9  let  bier^  phae  Kveidefiberziig  unmittelbar  .auf.  däiri  Holz  getragen. 
Sieb  er  (a*  a*  O«  S.  4^)  bält.ihnf&r  einen  Rtndei^arlcoph^ ;  docli 
aeheint  er  uns  zu  aebmai  dazp«  Seine  Bestimmung  mSchte  acbwer 
auBzumachen  seyn^  da  die  ganze  Form  und  die  Oaviamaske  uns  aueh 
Tcrbleten  anzunebmen^  dafs  er  flkr  einen  Ibis ,  oder  ein  anderes  hei- 
liges.  Tbier  gedient  babe^  lindem.  di0  Kafteft  fik^  dieselben  riel  ein« 
facber  gestaltet  sind. 


Die  Atizabl  ron  Mumienidolen  ist  sehr  betrachtlich.  Da^ 
gröi^te  aus  ^comorusholz  ist  18^^  l&ng3  die  Arme  mitGeifsel  un3 
Krummstab  ^  welche  fast  allen  anderen  eigen 'sind,  ^fehlen  hier.  Es 
bat  einen  ziemlich  starken  Zapf en  am  Kinn^  und  unten  einen  Pflock^ 
womit  es  ohne  Zweifel  in  eiiiet  Oeffnung  befestigt '  gewesen.  Aus« 
serdem  zeichnen  sich  14  kleinere^  6  bis  IQK^  lange  Idole ^  die  sich 
in  den  Hypogäen  gefunden^  wegen  ihrer  genauen  und  ^sauberen  Ar- 
beit aus. '  Sie  sind  mit  Muifaietihlrz  dOnn  überzogen.  '  Das  Holz, 
woraus  sie  gcaiiieftet  äind,  möchten  wii^  wegen  der  Ijiödeutendereh 
HSrte  und  Schwere  nicht  fQr  Sycpmorus  halten,  wie  Sieb  er  a.  a» 
0.  S.  45«  .Unter  mehreren  jindeco  Jdolen- i»on  Thoiischiefer  und 
Serpentin  bemerkep  wir  besonders  eins,  von  der  letzten  Steinart  Es 
ist  10^^  ^ngi.  ▼^n  scharfer,  irefilicher  Arbeit}  der  untere  Theil  ist 
ringsum  zmt .  eingegrabenen  Qieroglypbea  bedeokt^^)f    Sechs  Idole 

•  Ton 

r 

a  • 

—  .  .  . 

*)  S.    einen  lolclien  in    Cren&er's   Symbolik,    Kupferheft«  PI.    15    Nr.  i    an 
dem  Osirif.  .  ' 

« 

•«)  Sidie  ein  SbnUclieii',    IXesdripl.  de  TEg.  Tb.  2  PI«  57  Nh  6. 

9  * 


/ 


öe  -   ■ 

:.TQB  Alabaatery  6  Ins*  ft^^  ImTg,  siod'  ron  allen  dieroKstOfl^  ^nd1i«lNm 
gans  die  Form  ron  Wiokelkindern.  GeilAel  und  Kmmm^leb  sindavr 
mit  faringen  Striclien  darauf  angegeben.  Eine  bedeutende  Anzahl 
•irdtener«  Idole  flum  Theil  mit^  Kum-Theil  ohne  bläuen  S^melsüber- 
.sng^  Ton  rersckiedener  Gröfse,  einige  {ilainj>^  und  ein  hohes  Alser« 
ithom  rerrathendy  andere  Bierlieh,  und  bestiiniM  -einer  ^el  epScereh 
Zeit  angehSrig,  betrachten  wir  hier  nicht  n5her>  da  sie  die  ge« 
•wohnlichsten  sind. 

-  '^  Ebenfalls  aus-  Stetngath  -uAd  mit  .blauer  Glasur  fiborzogeni 
sind  15  Augen*)  und  mehrere  Scarabäen  mit  Falkenfltig^lni  die  ^• 
doch  für  sich  einzelnde  Stücke  bilden  >  so  wie  sehr  kleine  Figuren 
der  Isis^  des  Harpocrates,  des  Anubis  und  Tjphon«  Zwej  andere 
^carabäen  in  Serpentin  sind  sehr  gut.  gearbeitet  und  auf  der  Hehr« 
seile  mit  Hieroglyphen  bedeckt**)*     .  ^  .       • 

Höchst  merkwürdig  ist  ein  aus  rergoldetem ,  blauem  Schmelz 
bestehender,  netzförmiger  Habschmuck,  an  einer  Mumie  zu  Theben 
gefunden.  Hohle  Röhren  aus  Schmelz  sind  auf  Byssusfäden  gezo- 
gen}  wo  vier  daron  aufeinander   stofsen,    befindet  ^tph  ein  Kttgel- 

■  *  *  *        _  

eben  von  derselben  Masse.    Einen  ähnliohexi  Schmuck  fand  Denon 

um 

•)  S.  g«ai  Iholielie  bey  Denen  atrgtsbildet  Th«  2;  PI«  98-  Nr.  t3  ü.  17*' 

**)  Sie  gleichen  denen  bey  IXcnon.  PK  97  Nr,  ii  un^  E  und  Zoega  de  obe- 
lis'cis  PrfifaU  S.  7*  Alle  oben  genanntteii  Dinge  wurden^  bekaaiAlith  den  0u- 
niAn  all  Sdmtcmittel.  (^^Aaicr^pia)  gegtnilla  liat6n  Geistee  mügegebttt; 
der  Apotheker  Her  sog  su  Gotha  fand  bey  der  Entwichelong  einer  Mumi* 
72  Dinge,  die  er  au  einer  Beschreibung  seiner  Mamie  hat  abbilden  lassen, 
und  worunter  auch  einige  mit  unseren  kleineren  A^hnliehkeit  haben*  Sui* 
das  berichtet  vom  Julianus  Chaldaeus«  einem  Philosophen,  der  in  4 
Büchern  TOn  den  Dämonen  und  den  Schutamitteln  eines' jeden  Gliedes  schrieb» 
S.  Vol.  2  S.  J23  ed.  Küster»  VcrgK  C^euaer  Symbolik  Tb«  ;i  &  398;  aucb 
Böttiger  Archäologie  der  Alalerey  S.  47  ff* 


um  iih  fjönden  ^iQer  Mutnie  (9.  PI.  98  Nr/ 29  nnd  die  ferklSrong 
-8i  30^)V^AQ>^'^^^' der  urimge  eine  dreyeekige  Form  hat;  Ein  airde- 
*rer  HcStachmii^k';  •  ^ie  A^lt  *t€fti^  untto  emer  Mumiendecke  gefnn« 
*den,  aü6  eiiner  auf  *^ineii^9]^shi4f£tien  gezogenen' Schnur  Karniolpetlen 
^bMtdhetifi  y  idif  *^j^tel^  ^rf  'üild  wieder  rergoldete  Sebmelzperlen 
-wecbaislo»  ao^i^  e)h  f^it^'O^g^fibage  4^  dmtne  silberne  Ilerfe  '-^ 

worauf   ahnliche ,    Tergoldete  Peden    und '  Smaragde    gedeiht'  ftinfd, 

rerdienen  gleichfalls  nähere  Beachtung, 

Sehr  bemerkenawerth  sind  ferner  mehrere  sehr  fein  und 
künstlich  von  Rohr  und  Binsen  geflochtene  Schnäbelschuhei  in  den 
HjpogSen  zu  Theben  gefunden^  welche  Sieber  (a.  a.O,  S«43)  für 
Schübe  der  Priester  hält.^  Auch  berichtet  Herodot  (Lib.  2.  cap. 
3?)y  dafa  dieselben  Schuhe  YonByblus^  welches  ein  Schilfrohr^  Cy- 
perus  Papyrus  Linn.  ist,  getragen  haben.  Sie  wurden  der  Länge 
nach  durchschnitten  gefunden,  welches  yielleicht  von  den  Beduinen 
geschehen  ist,  die  in  den  Hypogäen  überall  nach  Gold  sucheii.  Ein 
Paar  derselben  sind  förmliche  Schuhe,  ein  anderes  nur  Sandalen. 
Letztere,  auf  dieselbe  Weise  befestigt,  wie  die  unsrigen  ea  nach 
der  Vorrichtung  gewesen  seyn  müssen,  die  man  an  ihnen  wahr« 
nimmt,  kommen  oft  in  der  Descript.  de  TEg.  Tor^).  Solche  Befe« 
stigungen  sind  auch  die  Reife,  die  auf  mehreren  Papyrusrollen  bey 
Denon  (z.  B.  PI.  136  u.  I4l)  erscheinen,  und  die  auch  Denoa 
bey  mehreren  Priesterfiguren  an  den  Tempelmauern  Ton  Tentyra 
fand  (S.  PI.  121  Nr,  7  und  9)  und  schon  richtig  für  Befestigungen 
der  Sohle  erklärt  (Explicationa  S.  38)»  Der '  untere  Theil  unserer 
Sohlen  ist  genau  an  den  Fufssohlen  einer  Mumiendecke  bey  Denon 
(PI*  97  A  und  die  Erklärung  S.  30)  nachgeahmt. 

End- 

•)  S.  Tb»  2  PL  36  Nr*  6  it.  7.  PI.  42  Nr.  1  v.  lonil» 


V 


TO 


—  "'  itjiW'BeawF^i 


Endlich  erwähnen  wir  ittoch  s^wSy^TöUsg  erhaltener  Gi^ifßt, 
^  in  der  Form  dem  Granatapfel  äbnli^b^  aus  ^«bsasMem  Thon,  wie 
^es  scheint»  ron  sehr  dicker.  Ma8$e  und  anaehnlicheipifSaiiridfMi  der« 

glpichea  aif^h  ein  liq^^digtes  bey  Uen^n  (PL  »98  Nr. »31,)  abg[e« 
I- bildet  findet.  Sie  habep  ihre  Oefowg  ari  rdem:  atuxpplen  IBfufe.  Jlhte 
.  BeatimmuDg  ist  ungewifs;  aiefee*  glaubt  («u  HoQ«  3«  44)»- ii« 

ten  sur  Auibewahruiig  TpnOel  gedient. 


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DENKSCHRIFTEN 


DBB 


KÖNIGLICHEN 


AKADEMIE    DER    WISSENSCHAFTEN 


zu  MÜNCHilN 


«um     SIE     jAKaa 


1818}     1819   «>•     182a 


c  L  A  a  S  E 


D  E  a 


MATHEMATIK  vm  NATURWISSENSCHAFTEN. 


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1 


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C  e  b  e  r 

das   feinste  Gefäfsnetz   der  Aderhaut  im 

Augapfel. 

Torgelesen  den  9«  May  1818 

▼OB 

Samuel   Thomas  ron   Soemmerring. 


Oowohl  ftlr  die  nShere  Kenntnifs  des  Baaea  des  menschlichen  Kör« 
pera  überhaupt^  ala  für  die  problematische  Lehre  von  der  Absonde- 
rung der  Säfte  insbesondere,  ond  vielleicht  selbst  für  die  Lehre  Fon 
der  Erzeugung^  von  dem  Wachsthnme  und  TOn  der  Ernährung^  knrs 
für  die  Betrachtung  sowohl  des  todten  als  des  lebenden  Menschen 
scheint  es  von  Wichtigkeit^  die  feinsten  Gefäfse  der  yerschiedenen 
organischen  Theile  des  Körpers ,  nach  tr ohlgerathener  künstlicher 
Anfüllung  derselben,  gehörig  vergröfsert,  treuer  als  gewöhnlich  und 
möglichst  vollständig  abgebildet  zu  besitzen» 

Vergleicht   man  nämlich   die   bis  jetzt  bej  weitem   vorsflg« 
liebsten  Abbildungen  künstlich   eingesprfltzter  Gefäfse^   welche  uns 

1  *  Chi- 


Moellcr  *),  Liebcrktthn  *),  Zinn  «),  Wrisberg  %  Wal- 
ter ^),  Bleuland  ^)  und  Mascagni  ^)  hinterliefsen^  mit  der 
Natur,  so  lafst  sich  leicht  wahrnehmen,  wie  Tieles  diesen  mit  unrer« 
kennbarem  Fleifse  gefertigten  Tafeln  abgeht^  um  flkr  Töllig  gleichende 
Bilder  gelten  zu  dfirfen. 

Ruysch's  ®)  an  sich  meisterhafte  Kupferstecher  haben 
selbst  die  unvergröfserten  Blutgelafse  wenig  naturgetreu  Torgestellt, 
und  wurden  daher  leicht  ron  Albinus,  Helleres,  Wrisberg 
und  Walt  er 's  Künstlern  übertroffen.  Selbst  mein  trefflicher  Künst- 
ler, Hr.  Prof.  Koeck,  gab  sich  redlichst  alle  erstnnliche  Mühe  seine 
Vorgänger  zu  übertreffen,  und  mich  in  diesem  Stücke  zu  befriedi- 
gen.^   Wenn  ich  demnach  ohne  Anmafsung  behaupten  darf,    dafs 

seine 

1^  Difs.  •zhibras  observationet  circa  tunicam  retinam  et  nerTum  opticom.  Hala« 
Magd.  1749»  der  Nacbstich  in  Uaiier's  Seleclus  Dias,  anatom.  Vol.  VII.  ist 
acböD,  aber  doch  nicbt  ganz  genau. 

2)  Diaa.  de  fabrica  et  actione  villomm  inteatinorum  tenuium  hominis.  Lugdua. 
Batav.  1745»  4^  mit  Kupfern  von  Lyon  et»  Die  trefflichen  Nachatiche  Ton  J» 
Sheldoa»  London  1782«  erreichen  nicht  die  Original«. 

_  ^ 

3)  Descriptio  anatomica  oculi  humani,  Gocttingae  1755»  4«  editio  altera  edita  B» 
A.  Wriaberg  iTSO. 

4)  Novi  CommenUrii  Societatia  Goettingenais  1772*  Tab.  U 

5)  loh.  Gottlieb  V^alter  de  venia  oeuli  summatim,  Berolini  t778«  und  Frid» 
Aug.  Walter  Annotätionea  academicac.  Berol.  1786.  de  hepate  Tab.  Ilda, 

6)  Obss.  de  aaoa  et  morbosa  oesophagi  structura.  Lugd,  Bat.  1785*  4*  Experi* 
mentum  anatomtcum  de  arteriolarum  lymphaticarum  exittentia.  L.  B.  1784« 
Vaaculornm  in  inteatinorum  tenuium  tunicis  aubtilioris  anatom.ea  opera  detegen* 
dorum  descriptio,  iconibua  ad  aaturae  fidem  pictis  illustrata,   L,  B.  1797. 

7)  Historia  et  Ichnographia  vasorum  lymphaticorum  o.  h«  Senis»  1787.  fol«  max» 
Tab.  lerlia  Fig.  22.  2». 

8)  Opera  omnia.    AmatcIaedAmi  1710.  1722.  Tomi  irea  4lo. 


Miao  Abbildongen  der  feinsten  GefSfsnflftae '  aiw  rersefatedenen  Thei« 
len  des  measchliöhim- Au^es  '),  des  meDSchlt^heB«  Qhres.^),  der 
menschlichen  Zunge  ^),  der  menschlichen  Riechhaut  ^)  und  dea 
menschlichen  Hirnes  '^)  an  Riehtigkeit,  meines  Wissens 'wenigstens, 
noch  nicht  fibertroflSen  wurden»  so  mufs  ich  dennoch  gestehen/'  da& 
-sie,  aller  Anstrengung  unsereif  Sahkrafi^  aller  au  Hülfe  genoaunenea 
Hunatgriffe,  aiUes ' uhTerdtossenen  Fleifses  ungeachtet,  mir  nickt  ge« 
nigten,  sondern  dafs  mir 'immer  noch ,  hin  und  wieder,  an  einer, 
gleich  dem  ersten  Blicke  auffallenden,  Gleichheit  der  Bilder  mit  den 
Originalen  etwas  an  fehlen  schien.  Sehr  treiend  bemerkte  mein 
Freund  Prof«  Frochaska  au  Wien  in.  einem  Schreiben  an  midi; 
„Zwischen  der  Nachahmung  der  Haargefälse  und  der  Natur  bleibt 
„immer  ein  grofser  Unterickied^  'der  nicht  niv  in  der  ^avbe,  son« 
„dem  in  der  allmähligen  und  sanften  Verjttngyag ,  in.  dem  schötnen 
„Schwünge,  in  der  erstaunlichen  Mengö  und  Feinheit  der  Gdfäiae, 
,»sn  der  sie  gelangen,  und  dann  lin  der  Haltung,  welche  Tpn  flem 
„rerschiedenen  perspefdirisoheat  ^ftJbstaBde  d^r  Gefäfse  unter  eim^ 
„der  herkoount^  an  bestellen  aeh^ifit  DiQ$e  Ulnstande  machen  dep 
„unnachahmlichen  Reiz  aus,  wodurch  sich  die  Natur  yor  der  Nack- 
„ahmung  allezeit  auszeichnet,  und  daher  niemals  (meiner  Mejnung 
„nach)  ToUkommen 'erreicht  werden  kaniu^' 

•     .  .  .  - 1 

1 

Wahrlich!    wertes  nicht  selbst  tersuchte,   solche  durch  das 
Yergröiserungsglas  angesehene  Gefafiinetse  aus  freier  Hand,  wie  man 

es 

» 

l)  Abbildungen  c[m  Bienicblichen  Auges«  Frankfurt  iSOI»  Fol»     Oder  Iconei  ocuU 
hnmani  i804.  Tab*  6le* 

8)  Iconet  organi  auditns  bum,  1806*  Tab«  4tc« 

S)  Iconet  organi  guttns  et  vocii  1808*  Tab.  ima* 

4)  Iconet  orgaAorum  bum.  olfactat  1810.  Tab.  2da. 

5)  Denkschriften  der  k.  baieriscbcn  Akademie   der  WUfonscbaften«  '  Erster  nand^ 
Tab.  ima» 


iam  ■■nflirrlf  j  no- 


FaiI  ia  Uckdod« 


JM 


I 


das  ganM  8jpieg«Ib3d  in  das  Auge;  durok  die  .«idoM  BBifte  er- 
kennt man  auf  dem  untesgeie^ea  Papiere,  auf  irelehoa  didOGegeo- 
stände  gleicbsam  wietgemidhlt.  ßnabamenp.  die  Spitze  eines  ]U«fstifteii 
deutlich  genug,  um  damit  die  Umrisse  aufs  genaueste  und  ltieli|ests 
nachsuzeichnen  ')• 

Diese  Methode,  dnrdis  VergrSfiMarang^glas  ereteheinende  Q(» 
genstSnde  abzubilden,  welche  ich  die  BhrS: ^ Inbe  hier  TOranasifai^ 
ist  so  unfehlbar,  so  mathematisch  genau,  so  einfach,  und  doch  da« 
bey  #o  ungemem  leidift^  «dufr  idi  gar 'niclit' ewfüMe, '  mittelst  dersel« 
ben,  werde  nupi  in  knreer  Zeit,  die  fttr  die  Physiologie  des  IfeäU 
8chen,  ja  fBr  die  ganze  Natur^esohichte  wicbtigeten  miliro^kopisoheii 
Entdeckungen,  mit  einer  Wahrheit^  Genauigkeit  und  Leichtigkeit  biet* 
bend  rersimilioheo,  ronäw  man  bis. }e(bat  keine  Vjotstelliing^  hatte. 


<  • 


um  nur  bey  der  erwähnten,  bis  jetzt  so  besehwerliefa,>  jis 
fast  unerreichbar  geschienenen  treuen  Abbildung  der  feinsten  Blut- 
geÜboetee  -stehen,  na  bleibm^  so  sehsfeii  wir  hier,  an  ÜDBof  StOckchen» 
mitten  aus  der  Adwdiaiit  ^raieyer .  Atänsebeni  wäd^  drejssr  ^rmtndiiedtf« 
nen  Tbiere  auch;  flnßT  dentliah-  ipecaohiedeae  -Geffilatietae  der^  Ad«v& 
oder  Gefälshaut  (chordidea)  des  Auges,  welche  nicht*  erst  üiieariaub 
entworfon,  sondern  gleidi  nut  dem  Pinsd  avf  das'Papier  dcUbdarSofi 
erscheinenden  SpiegdMlde  naohgemahlt  wurden.  j.  . 

l)  Ma«  vergleicbe  biemlt  die  Ueioet  wenig  belteimt  gflwordeiie«  DeAcription  des 
Nouveaux Micro scopet  inventis  par  Mr.  Aepinas«  St»  Pelertbourg  1784»  Zvot 
vod  Annonce   d*un  Microscope  achromatique» 

W.  H.  WoUattone  on  a  Periseopic Camera  lueida  andMierdieope,  ia  den' 
Fbilosophieal  Transactions,  für  I8l2«  Seite  370* 

Weickert*  Anaetge ,cinei  mit. der  Camera  laefda  verbmideneii  Bvaararaea* 
getetsten  Mibroifcopt,  durch  welcbea  maii.ie)ir  leicht  Gegenstände  stark  Ter» 
grdfsert  abseichDcn  kann,  ia  Gilbert*!  Anoalen  der  Pbjsik,  41«  Band  1812» 
Seite  110* 


«t* 


B  

HattRudmrf -sehett  wir  hier  Auf  solohie  Weise  in  def  Aderhftüt 
«m^s  Mannes^  eines  Kindes^  eines  Ochsen,  eines  Hahnes  und  eines 
Aelateanid^re :  bey  ffinf  unii  nweiiaigmaliger  yergr&berung  bildlich 
^dargestellt:--''  tj.r,»j.      .;•  :'    .      -  .j.^   ,'\    ,.'./•:.  »    i. 


«■ 


die  TerhSltnifsmafsige  Gröfse,  welche  zwischen  den  Stfimm« 
•hei^  deren  Aesten,  Zweigen  und  Reisern  in  diesen  fönf  rerschie* 
(dqyn  Oeffifsneteen  Statt  findet; 


* !  h:  .  i  den  ^  fichwnng  ^oder .  die  Windungen  ,  tmd« '  Bengungen  diese« 
Oelilssertheilungen,  ihre  hSnfigen  ZusammenmUndungen ,  •  oder  nets« 
fiSrmigen  Verbindungen  unter  einander;      % 

'  4*n  eodttches  Oebargeng  der  hinfilhrenden,  in  die  surfiolu 
fahrenden  Blatgefäfeef  das  ist,  die  Endigungen  der  Arterien  nnd  die 
AnD^e  de»  Venen.  -  ^ 

'  Ueberaiis  angenehm/  ist  ferner  bcj  dieser  Hethcde  die  fun« 
9ltmL  GnfiUSmetM  ^a^UNlden,  dafi»,  .so  lange  die  ^itfemnng  awischen 
denk : TOT  dem  Ocularglaae'  befindlichen  Sfnegelchen  nnd  dem.  Zei« 
cdienfmpierd  die  <  nämliche  bleibt^  riian  isugleidi  die  wahre  yerhiltnißi» 
itiifsige  »GeSfse>  yerschledeneri  der  Reihe  nach  hinter  einander  be* 
trachteter  Gegenstände  unter  einander  sowohl  |m  Ganaen  .als  im 
Einaetoto  aufs  richtigste  und  genaueste  au  rersinnlichen  yermag. 

Ohne' grofse  Schwierigkeiten  und  ohne  ermüdende  Berech* 
nungen  wflfste  ich  auf  keine  andere  Art  solche  BUderi  als  ich  hier 
Twlcgpj  au  ferjtigen., 


Didser  Umstand  yiir  mir  bdBdrfders  Air  meinen  dermaligen 
Zweck  Ton  der  äufsersten  WicbtigkeiL  Da  ic^  nämlich^  fast  zufiü* 
ligy  die  mich  und  jeden^  dem  ich  sie  mittheiltCi  fibertaschende  Ent« 

deckung 


deckong  macKte,  dafo,  wie  meine  hochgeehrtesten  Herren  Collegen 
hier^  theils  in  der  N^tur  selbst,  tkeUs  in  den  neuesten  Abbildungen 
derselben  sidien,  die  GefÜse  in  der  Adethaut  des  Wasser- Salaman- 
ders, Lecerta  lacostris  Blnmenb.»  d^saen  gansea  Auge  kaum  die 
OrfiiTse  einer  Linie  im  Dorchmesser  hat,  nieht  nur  nicht  kleiner, 
sondern  sogar  gröfser  oder  dicker  erscheinen  j  als  die  ganz  analo- 
gen Cefälse  in  dem  mehr  a|s  hundertmal  gröiserein  Auge  des  Och- 
sen, so  mufste  nir  alles  daran-  gelegen  seyn,  diese  Thatsache  auch 
bildlich  möglichst  wahr  dargestellt,  deir  Welt.  ö£Fentlich  mittheilen  sn 
können. 

Offenbar  sehen  wir  hier  in  der  Aderhant  des  Salamander« 
dDges,  wenn  wir  sie'  mit  der  gleich  stark  vergröfserten  Aderhaat  des 
Ochsen  sowohl  in  der  Natur  als  in  deren  Abbildungen  yergleidben, 
durchaus  absolut  dickere  GeßUse  als  im  Ochsen. 

i 

Da  nun  diese  beyden  su  vergleichenden  Stflcke  aus  derglct* 
eben  Gegend  der  Aderhaut  in  beyden  Thieren  genommen  worden, 
80  folgt  hieraus  Auch  gans  ungeawungen  der  Schlufs,  dafs  die 
Aderhaut  des  Salamander-Auges  keineswegs  aus  einem 
Gewebe  Terhältnifsmäfsig  feinerer  oder  kleinerer  Ge- 
fifse  besteht,  sondern  dafs  sie  gleichsam  nur  ffir  ein 
S^Ockchen,  etwa  ffir  ein  Hunderttheilchen  der  Ader« 
haut  des  Ochsenauges  gelten  dürfte. . 

Vergleichen  wir  dieses  GeföTsnetz  der  Aderhaut  des  Sala- 
mander-Auges  mit  dem  Gefafsnetze  aus  der  Aderhaut' des  menschli* 
eben  Auges,  so  dürfte  ebenfalls  das  Gefäfsnetz  des  Salamander-Au« 
ges  nicht  für  ein  feineres,  sondern  eher  für  ein  gröberes  Gebilde 
gelten. 

Die  grö&ten  dicksten  oder  stärksten  HaargefiSlse  der  Augen- 
Aderhaut,  oder  das  gleichsam  aus  den  dicksten .  Fäden  gestrickte, 
gröbst^  Netz  sehen  wir  hier  aus  .^in^m  Vogel,    ein  feineres  aus  ej« 

2  ncm 


V 


10  m 

'  aem  Wassefsalamtmder^  ein  noch  feineres  aus  %wej  Mcnaabeni   das 
feinste^  mir  bis  jetat  bekannte^  «us  einem  Ochsen« 

Somit  st&nde^  «Is  eine  ne«e  anatomisehe.  Wdbrheit^  derSata 
durch  den  Augenschein  bewiesen  fest:  dafa  dieBlutge£aiiie  derAdte« 
haut  des  Augapfels^  nicht  mit  der  Kleinheit  des  Augapfels  sich  ver« 
kleinern  oder  Terfeiaenii  sondern  dafs  die  Aderhaut  eines  kleiawn 
Augapfels  sich  ^ewissermafsen  nur  als  ein  Stück  oder  nur  als  ein 
Theil  der  Aderhaut  eines  gr5(sern  Augapfels  betrachten  lasse. 

^dergleichen  wir  ferner,  aofser  der  GröfiMs  oder  Dicke  der 
einzelnen  Haargefäfse,  deren  Verbindungen  oder  Zusammenfliefiuin- 
gen  ein  Netz  ausmachen,    die  Gestaltung  der  Netze  in  der 

.Aderhaut  des  Auges  miteinander  aus  Fcrschiedenen  Thie- 
ren,  so  finden  wir  den  Typus  oder  das  Muster  dieser  Gefafsnetze 
zwar  in  allen,  zu  einer  und  derselben  Glasse,  Geschlecht  und  Gat- 
tung  gehörenden  Indiriduen  vollkommen  einander  sich  gleichen,  al- 
lein in  rerschiedenen  Glassen,.  Geschlechtern  und  Gattungen  der 
Thiere  so  auffalletid  verschieden^  dafs  -  sich  dadurch  idie .  Aderhäiite 
ihrer  Augen  leicht  von  einander  unterscheideti  lassen.  '^  Die  Ad«r- 
haut' des  menschlichen  Auges  hat  ihren  eigenen»  ganz  beständigte, 
unwandelbaren  Typus,  eben  so  hat  die  Aderhaut  einee  Saugethiers^ 
so  wie  die  eines  Vogels  und  die  eines  Amphibiums  ihren  eigenthflm« 
liehen  charakterb tischen  Tjpus,  welcher  aus  gegenwärtigen  Abbil- 
dungen sich  leichter  als  aus  den  weitläuftigstcn  Beschreibungen  dersel- 

'ben  erkennen  läfst. 

*  *  *  • 

Durch  diesen  eigen thOmli eben  Typus  läßt  sich  daher,  gleich 
auf  den  ersten  Blick,  nach  wohl  gerathener  Anfüllung  dieser  Ge- 
iafse,  so  wie  hier,  sowohl  in  der  Natur  durchs  Vergröfserungsglaa^ 
als  in  den  vorliegenden  Abbildungen,  schon  in  Stückchen,  welche 
kaum  den  vierten  Theil  einer  Quadratlinie  betragen,  die  Aderhaut 
'  eines  Menschenauges  sowohl  von  der  Aderhaut  eines  Sfiugethierauges, 
als  von  der  Aderhaut  eines  Vogelauges  und  von  der  Aderhaut  eiiiea 
Amphibiums  ganz  bestimmt  untersdieiden. 

Sehr 


11 

Sehr  merkwfipdig  ^heint  es  aUerdppg^i  dafs^  so  wie  der 
StoMm  des  Augeußrteciq ^  in  WiedierkBuero »  z.B.  im  Ochsten ^  sich 
doroh  dfls  sagenaniM(§  r^te  miral)ile  auCfalleod  ron  deoi  Stamme  der 
^^sgeiUMrteBie  im^  M^baßhen  und  ia  nodfrn  3äagthiere,n;  z.B.  dea 
Affen  und  Bunden  «aq^^iohneli  auF  gl^cl^e  Weise  sich  sogar  auch 
noch  die  feioslen  qA^t  Ijotf^t^n  Vfj^zYr^jgiapgQn  diesei;  Stämme  in  der 
Adeshaut  dea  Angc^fsW  ehfio  ^  a^(falli^i[i4  ansa^eiqhq^ii. 

Durch  diese  Eigeahetpen  der  ktzl^eii . Yerawjaigiuig  der  Art9<> 
rien  lassen  sich  demnach  nicht  nur^  wie  ich  in  meiner  Gefäfsleh« 
re  ')  behauptete^  eia  Stückchen  Leber  von  einem  Stückchen  Schild- 
drüse^ oder  einem  Stückchen  Niere  i  und  wie  ich  ferner  bereits  in 
meinen  Abbildungen  des  menschlichen  Auges  ^)  darstellte^ 
die  VerachiedenheU^n  des  G.eföfi|iieU^  der  Aderhaut  d^s  Auges  an 
ihren  Terscbiedenen  Stellen^  sondern  wie  ich  jetzt  noch  hinzuftigen 
kann  9  auch  die  Aderhäute  d.er  Augäjpf;!  TOTSchi^dener  Thiere  yon 
einander  unterscheiden. 

Zu  einer  Yergleichung  der  feinsten  Gefäfsnetze  unter  einan- 
der fiber  ist  die  Aderhaut  des  Augapfels  um  so  vorzüglicher,  weil 
ihre  inwendige  oder  concave  Seite^  eine  yon  der  Natur  selbst  geen- 
digte^  ToUkommene  glatte  Oberfläche  bildet. 

Ueberdies  hält  es  gewöhnlich  gar  nicht  schwer,  die  kfinstli« 
ehe  Anfüllung  der  Blutgefafse  in  der  Aderhaut  des  Augapfels ,  we* 
nigsteus  stellenweise  fast  roUständig  zu  erreichen.  Ist  eine  in  die 
Hopfarterie  gesprfitzte  Cinnobermasse  nur  gleichmäfsig  und  fein  ge- 
nug,  so  pflegt  sie  aufs  leichteste  und  schnellste  aus  den  Arterien 
der  Aderhaut  in  die  Venen  derselben  überzugehen.  Eben  so  leicht 
pflegt  eine  in  die  Augenrenen  gesprützte  Masse  rückwärts  bis  in  die 
\Virbel  der  Aderha^t  Qvasa  vorticosa),  ja  selbst  bis  in  die  Arterien 

901  drio^en. 

2  *  Es 

1)  Seite  95.  $•  10* 

2)  Auf  der  sechsten  Tafel,  Fig,  i* 


14  — 

Es  flchelnt  mir  dalier  sehr  mcrkwflrdig,  dafs  idi  mich  fast 
Dicht  erinnere,  jemals  eine  Eiasprützung  der  BlutgefSfse  im  Heft« 
sehen  oder  in  Thier^n  gemacht  su  haben,  welche  diese  Gefäfse  des 
Augapfels  g&nzlich  ungefüllt  gelassen  hfitte.  Gelang  die  EfaisprOtaang 
auch  noch  so  wenig ,  so  fand  aich  dennoch,  immer  etwas  ron  ihr 
in  der  Aderhaut  der  Augen,  ich  mochte  die  Masse  durch  die  Nabel« 
arterie  oder  Nabelrene,  durch  die  Schenkelarterien,  Arm- oder  Kop& 
arterien  aufwfirts  oder  abwärts  einbringen. 


Daher  sind  schon  seit  mehr  als  hundert  Jahren  die  Blutge- 
flKfse  der  Augen,  ja  selbst  die  Gefafse  ihrer  Fupillenhaut  hflnstlich 
ausgesprfitzt  und  bewundert  worden. 

Dem  Auge,  als  dem  seelenvollsten  Organe,  wird  demnach, 
Terroöge  dieser  Einrichtung  seiner  Blutgefäfse,  ganz  TorzügUch>  leicht 
und  reichlich,  Erfrischungs-  und  Belebungsstoff  zugeleitet! 

Zur  überzeugendsten  Wahrnehmung  der  äufsersten  Endignn* 
gen  der  Arterien  und  der  ersten  Anfänge  der  Venen  oder  zyr  Be- 
trachtung der  wirklich  feinsten  oder  letzten  Gefäfsnetze  scheint  vor 
vielen  andern  Theilen  des  menschlichen  Körpers  die  Aderhaut  des 
Augapfels  um  so  geschickter,  weil  sie  nicht  nur  eine  von  der  Natur 
geendigte  Fläche  bildet,  vsondern  weil  sie  libcrdies  eine  gewisse  Steif* 
beit,  Brücbigkeit  oder  Mürbe  besitzt,  welche  sie  an  einem  Zusam- 
mcnrunzcin  oder  Faltigwerden  hindert.  Bey  ihrer  Untersuchung  be- 
darf man  also  keines  Ausgleichcns,  keines  Glattstreichens,  wie  bej 
andern  Membranen,  durch  welches  gar  leicht  so  zarte  Gefafse  nicht 
nur  zusammengerollt,  verborgen,  sondern  wohl  gar  beschädigt  werden; 
Die  innere  concave  Oberfläche  der  Aderhaut  des  Augapfels  läfst  sich 
defshalb  ohne  weiters  sogleich  nach  geöffnetem  Augapfel  vollkom* 
mcn  ausgespannt  glatt  und  gesondert  wahrnehmen,  indem  die  leise» 
ste  Bewegung  sowohl  in  der  Luft  als  unter  Wasser  oder  unter  Wein« 
geist  zur  Entfernung  der  auf  ihr  liegenden  Markhaut  hinreicht« 

In 


13 

In  der  kQnstlich  ansgesprützten  Aderhaut  des  Augapfels  sieht 
man  ferner  gans  ofieobar,  die^Ffidcn  der  Neue  sp  dicht  gewebt,  oder 
eigentlicher  die  Blutgefaf^cbeQ  ao  dickt  neben  und  an  einander  lie- 
gen,  'SO  dic^t  nd)en  und'  iq  einander  ^usammenfliefsenj  .und  dip  Zwi« 
schenräumchen  so  klein,  dafs  man  sich  wirklich  hier  keine  fernere 
Veraweigung,  dieser  Gefäfse  oder  ein  noch  näheres  j  gedrängteres 
oder  dichteres  GefiDge  derselben  <  rorzuatellen  Terman^ 

Oft  genug  habe  ien  diesen  Umstand  in  Jkogeiir  rcfn  EodvTO- 
t^en,  TOn  Kindern,  von  Birwachsenen  tmd  Oreisea  mit  der  aUw^ 
gröfsten  Sorgfalt,  selbst  mittelst  700maliger  Vergrößerung  unter- 
sucht, um  desselben  gewißi  cu  werden« 

Auch  in  allen  von  mir.bis  letzt  untersttchteh  ThieräueiM 
habe  ich,  nach  öfters  wiederholten  Prül'ungeä,  diesen  p^mstand  rolF« 
kommen  gleich  beschaffen  gefunden. 


..  I' 


Die  Stämmchen  der  sogenannten  kurzen.. Giliararterien  nSm» 
Höh,  welche  der  Aderhaut  des  uiensfid^liojben: Ai|ga{|fpl9..9ng«^^f^d, 
sich,  nachdem  sie  aehrfig  durph  die;  d^rhe  HMt  «ndffivv^^he^  de;^ 
Aesten  und  Zweigen  der  Veiieii  der  Aderhaut  in  4i^j^.fl^kai]^  aeU)s| 
gelangt  sind,  unter  spitzen  Winkeln  baumartig  in  Aeste  und.Zw.ei^ 
serthcilen,  endigen  sich  bald  als  fast  gleich  dicke^  p.lattcyUndrisc.l)9 
Heiser. 


4  r..' 


Di^se  plattcyHfidrisehen  arteriösen  Reiser  mttilden  theils  h&o* 
Bgst  unter^  eii^ander  i^üsaidmen,  theils  'gehen  sie  unmittelbar  in  greich<> 
beschafieoe,  plattcylindfische  Vetiose  Reiser,  oder  die  Anf&oge  der 
Venen  über,  aus  welchen  sonach  durch  allmShlige  Vereinigung  «u 
Zweigen,  "Aesten  und  Stämmen  fie  vier  sogenannten  Wirbel  {vasä 
vorticosa)  entstehen. 

Diese  zu  meiner  j|^egenwärtigen  Befrachtung  ausschliefslich 
gehörende  Zusamraemnündungen  dieser  Arterien-Endigungen  und 
dieser  Venenani^og^  bilden,  hiedurch  ein  so  dichtes  Nets,  dafs  des« 

sen 


t       •  T 


/ 


14  — ^: 

sen  Maschen^  schlangenför'ttiig  rersclilungen^'  *  fast  keine  Zwischen- 
iräpine  (areolas)  ftir'eWa  noch  feihöi'ciEleis'6?  übrig  lasseii;     -    '-'•'' 

Dieses, ''aus  solchen  gfcfich.  dlclf€fn,i  plattcylindri^'cReii  A'ttetitiik 
und  Venen  I^estehcnde  Iffetz  ^eiöbt  sieh*  ^üf  jenen  Aestott  trtid  Ztr^ 
gen  der  Arterien  undVenen^  dicht  aufliegend  so  hin,  dafs  da  gleich- 
sam eine  efgdne,  feine  Schichte  auf  der  innera,  concäyenObe^ABcbe 
der  Aderhaut  Üildet^'und  sich*  attch'  ifohl  sttellemreil/ durch  Biimkst- 
-geraag^ '  ab  eine  jiolcbe,  denu  8it^«i90  jAa^h  e^ms  JS<4ucht9  oder  als 
-enle  Lahielle.  oder  :6l8  i  eia  J&lfittche»  ton.  der.  Äderbaut  Ipsgiebi. 
OMM'  stellenweiae  Abblätferung  dea  feinaten  Gefäfsoetsea  der  Ader- 
haut veranlafste  sogar  einige.  (Zergliederer.  «u  behauptejs,  dafs  dij^ 
^derjh^ut  des  AfUgspfels  aus  zwer  abzusonderiiden  Blättern  oder 
Wiphl  ear  au^  zi/?ey  trennbaren,  folgtich.'aiich  besonders  zu  benen- 
senden  Membranen 'selbn  im  Menschen  bestünde.         ,      '  ^ 

Wenn  die  äufsere,  conyexe Fläche  derAdertiaut  dea  mensch- 
lichen Augapfels,  Welche  zaiSächst  die  Markbaut  umachliefa^  sowohl 
dütöh"  die  Stimmchen  ihrer  Artetfen  und  Venen,  als  durch  n«r  we* 
higeh,  lockirrn,  fast  schleimigen  2&ellsto£P  an  die  derbe  Haut  leicht  g^ 
Ikeftet  erschetiky  to  ist  dagegen  ^ib  innere,  concare,  idit  mehr  oder 
weniger  schwar^sen  Pigmente  bedeckte  Fliehe  der  Aderhauti  welche 
iRe  auswendige  conrexe  Oberfläche  der  Mark-  oder  Ner^enhaut  dicht 
umschliefst ,  lediglich  glatt  und  prall  anliegend ,  keineswegs  aber^ 
Mxfaer  etwa,  sbrorderst  mit  dem  Bande  der  Markhaut,  durch  irgend 
ein  bis  jetzt  entdecktes  Geföfscf^en  r^rbunden,  sendern  ton  ibrem^ 
den  Eintritt  dea  Sehneryen  umgebenden  Grunde  an  >  bis  weit  über 
ihre  Mitte  hin,  wenigatena  bis  zum  äufserp  Ringe  ihres  Faltenkran- 
zes,  Ypq  der  IM^arkhaut  ^urcjbaua  wid  überaß  y,9Uko^^nen  gesondert 
und  abgeschieden. 

Die  auf  solche  Weise  ron  der  Aderhaut  geschiedene  Ncr- 
ren-  oder  Markhaut  dds  Augapfels  liat  ihre  eigenen ,  ron  den  Blut- 
gefäfsen  delr  Aderhaut  rerschiedeneri,  aus  de'rCcntralarteric  entspriii« 
genden,  und  sich  in  die  Oentralrene  endigenden  filutgefäfse,  welche^ 

wie 


•  >  ^ 


15 

:;  * 

wie  gesagt,    fi«l«^  «e|vra  am  Rap^e.d^r  I%rkh«iit,  .^^^np  .Communi- 
iql^ipn  dtt9h2\^aiameiimfM9^i^.T9Q4o{(tqhen,z^^^  der 

l^4erh«^l  zeigfm. 

£mi  T$Uige»Gßaphied^i|fseji3^  ein  blofsesi  plattesi  dichtes  Um- 
•chlossensejn  der  Markhaut  von  unserer  Aderhaüt,  ist  auch  die  ei- 
gentliche Ursache^  warupi  ^ie  prall  außgespfl^npte  Markhaut  plötz^^ 
lieh  in  Runzeln  zusammenfährt,  so  bald  die  derbe  Haut  hebst  der 
Aderhaut  des  Augapfels  eingeschnitten  wird. 

Dafs  aber  ein  solches  Zusammenrunzeln'  und  Zusammen- 
schrumpfen  die  Markhaut  nicht  blos  nach  demTode^  sondern  durch 
heftige  Entzündung ^  nach  Verwundungen^  nach  einem  Zerreüsen^ 
einem  Zerplatzen»  einem  eindringenden  Oeachwflre  des  Augapfek 
erleidet,  sehen  wir  hier  an  einem  FrSparate  in  der  Natur. 

Durch  dieses  ZusamtÜenrunzeln  der  ftlarkhant  wird  flhrigMs 
ihre  Schnellkraft  aufs  Augenscheinlichste  bewiesen.  Zur  hdchst 
wichtigen  Warnung  für  gar  zu  dreiste  AugenSrzte  *). 

Die  Betrachtung;  der  Geffifse  der  Markhaut/  Ob  «ind- Wi'e 
solche  in  äie  Glasföucbtigkeit  übergehen,  gehört  mchi  fHi'mein^ 
jetzigen  Zweckfe/  '    *     '      '.  *  *'■;  il 

Darf  man,  dem  Allen  nach,  den  Satz,  dafs' wir  in  der  Ad€t» 
haut  des  Augapfels  die  feinsten,  die  letzten  oder  äufsersten  Blutge- 
illfse  wirklich  wahrncAimeb,  bis >  eine  entschiedene  aDalomiwfhe  Wahr- 
heit onnehinen,  so  läfst  sich  auch  lalsdaan  nichts  a jideres  * denkov^ 
als  dafs  jede  Sifleabtfdnderttng,  zu  welcher  ido^  filütge£afsnetz  der 
Aderhaut  demAngap^l  diente  nur  durch  die  Foren  der  HäAte 
dieser  Blutgefäfse  erfolgen  könne.  Wenigstens  aufser 
den  bisher  betrachteten  Blutgefäfsen ,  nun  noch  andere  eigene,  ab- 
sondernde Gefafse  (vcLsa  secernentia)  in  unse^per  Aderhaut  anzuneh- 
men^ 

*)  Von  einem  ehnnelien  Falle  findet  ticb  eine  miTerglelchlich  schone  farbige  Ab- 
bildung  in  J.  C»  Saun  den  Treatite  an  «ome  practical  Points  relating 
Diseases  of  tbo^  Eye  bj  !•  B.  Farre»    New  Edition  i8i6.  .fig,  5.  6. 


16  — 

men,  welche  entweder  als  zu  fein  oder  als  tu  besonders  bescbäffen 
gedacht  werden  mufsten^  um  kein  Blut  mehr,  sondern  ledigiieh  nur 
ganz  besondere  Theilchen  des  Blutes  aufzufassen  und  abzusetzen, 
bedarf  es  meines  Erachtens,  neuer,  mir  gänzlich' unbckanilter^  ana- 
tomischer Beweise. 

Für  eine  gleiche  l^eynung  rüchsichtlich  der  Blatgefafse  und 
der  durch  ihre  Foren   erfolgenden  Säf(e-AbsQnderung  erklärte  sich 
.|in(er  anije^n,    auf  eigene    subtile    Uptersüchuhgeii^  sich  ^stutzend» 
•Slaacagni  *)•  .  .' 

Da  neuerlichst  Hrn.  Prof.  Döllinger's  und  Hrn.  Dr.  Pan« 

;idl9r/a  **}  zahlrfriobe,  .höchst  genaue,  unschätzbare  Beobachtungen 

des  bebrfiteten  Hühnchens  (welche  zu  wiederholen  ich.  nicht  säumte) 

^daa:  Resultat    bewährte^:    daC^   das  Tor,  dei^  Qefäfsen   rorhandene 

*  Blut 'sich  selbst  seine  Hüllen  oder  Kanäle  schaff^,   so  scheinen  auch 
die  Theile  des  Augapfels  so  gcetgenscha&et,  dafs  sie  aus  dem  ihnen, 

^4inth    die    BlutgefBfse,     zugeführtea  „Blute,,  auf.  dem    möglichst 

I  kürzesten  Wege,  durch  die  Poren  nämlich  i der  Häute  ihrer  Biutge- 

iUinetze  sogleich  das  Nöthige  an   sich  ziehen  und   sich  aneignen, 

ohne  dazu  erst  noch  rer mittlender  eigener  ROhrehen^  Kanalchen  oder 

.  sJMoad^mder  Gefafschen  zu  bedürfen. 

Indem  ich  mich  Üir  diesesmal  blos  auf  die  Betrachtung  ei« 
aes  ans  der  Mitte  der  Aderhalit,  (hauptsächlich  auch  nur  des  mensch- 
liehen Augapfels  genommenen  Theilea .  beschränke ,  kann  ich  nicht 
nmhin,  die  Prüfung  und  weitere  Ausdehnung  dieser  Ideeq  auf.  andere 

*  Organe  zu  empfehlen. 


^  k 


*)  In  ^em  oben  iuigcfübrteii  Werke,  und  scbon  frULer  in  dem  Prodrome  dessci. 

ben,    SiCDa  1*84.  gr*4«p*2* 
^*yCbr.  Fand  er  Bist*  siatens  Hlitohriam  Metamorpboseoa  quam  ovum  incubatum 

prioribus  quinque  diebu»  tabit«  Wirceburgi  i8l7«  S» 

Beitrage  cur  Entwicltehingftgescbichte  des  nühnehens  fim  Eye  voo  Dr»  Fan« 

der*  IfVürsbnrgiSa?*  Fol,    Ein  in  jeder Bücbticbl  claMisebe» Werk* 


II. 


Y-' 


o 


17 


IL 


Bemerkungen 

über 

einige  in  der  Naturaliensammlung  der  k.  Akademie 

d.  .W,   befindliche   fossile  Zähne  von  Elephanten, 

Mastodonten,  Rhinoceros  n  und  einem  Tapire. 

Yorgelesen  am  10.  Januar  1818 

VOD 

Samuel    Thomas    ron     Soemmerring. 


Zähne  von  Elephanten. 

J_Jie  fibernommene  Bericht- Erstattung  über  den  von  Hrn.  Caspar 
Bahr  ans  Mühldorf  an  unsere  k.  Akademie  der  Wissenschaften  ein- 
geschickten Stofszahn  eines  Elephanten  erforderte  eine  Uebersicht 
der  in  unsern  Sammlungen  bereits  vorhandenen  ähnlichen  Zähne^ 
nebst  einer  Yergleicbung  ihrer  in  den  Denkschriften  etwa  enthalte« 
Den  Schilderungen. 

3  §.  2. 


18  

5.     2. 

Da  ich  nun  bey  dieser. Gelegenheit  wahrnahm,  dafs  beson- 
ders diejenigen  Zähne^  welche  Kc.n^nedy  in  seiner  trefflichen,  aber 
nicht  nach  Würden  bekannten  Abhandlung  *)  von  einigen  in 
Baiern  gefundenen  Beinen  beschrieb,  durch  Anwendung  der 
neuern  Entdeckungen  in  diesem  wissenschaftlichen  Fache  um  Vieles 
an  Interesse  gewännen  3  da  ferner  dieses  Geschäft,  mit  unseres  Gol- 
legen  des  Hrn.  Staatsraths  von  Kietmeyer  gütiger  Uebersendung 
eines  Elephanten- Backzahns,  nebst  einer  Abbildung  der  Lage,  der 
im  Jahre  18 16  zu  Canstatt  ausgegrabenen  Elephantenzähne  zusam« 
mentraf:  so  cntschlofs  ich  mich,  aufser  einer  Beschreibung  jenes 
Mühldorfer  Stofszahnes,  ifiicht  nur  einen  kleinen  Bcjtrag  zu  unseres 
Gollegen  van^Leonhard  in  der  letzten  Sitzung  mitgetheilten  Nach- 
richt über  die  Ganstatter  Ausgrabungen,  sondern  zugleich  auch  ei- 
nige Bemerkungen  zu  Kennedys  gedachter  Abhandlung  der  königL 
Akademie  vorzulegen. 

§.     3. 

Gegenwartige  Stücke  eines  Elephanten -Stofszahns,  wurden 
am  6.  September  1817  von  Michael  Brunhuber,  Sohn  eines  ar- 
men Metzgers,  zu  Mühldorf,  am  rechten  Ufer  des  Inns,  130  Schritt 
unterhalb  der  Mühle  gefunden,  während  er  im  Begriffe  war^  einiges 
durch  das  Hochwasser  herbieygeführte  Holz  aufzufangen.  Dieser 
Zahn  lag  horizontal  an  einem  in  die  Erde  geschlagenen  Pfahle,  wel- 
cher sein  weiteres  Fortschwemmen  verhindert  zu  haben  schien.  Er 
brauchte  nicht  ausgegraben  zu  werden,  weil  er  frey  auf  dem  Sande 
lag.  In  den  Umgebungen  der  Stelle,  auf  der  er  sich  befand,  be- 
merkte  man  weiter  nichts  diesem  Stücke  ähnliches. 

5.  4. 

*)  Im  vierten  Bande  der  neuen  i^hilosopliiichen  Abhandlungen  delr  «burfUrstUck« 
Baierischen  Akademie  der  Wiasenscfaaften«    München  1785«  Seite  u 


19 


§.    4. 


Die  Gestalt,  Gröfse,  Substanz  und  Farbe  dieser  Stficke  las« 
gen  keinen  Zweifel  übrig ,  dafs  sie  einen  sogenannten  Stofszahn  ei- 
nes erwachsenen  Elephanten  ausmacjiten. 

■ 

Aufser  einem  losgetrennten  Trümmer  bestehen  diese  Stficke 
in  einem  grofscn  und  einem  kleinen  von  dessen  oberem  Ende  ab- 
gesägten Stficke. 

Das  grofse  Stück  hat  mit  dem  von  ihm  abgesagten  kleinen 
zusammen  eine  Lange  von  vier  und  einem  halben  Fufs.  Doch  fehlt 
ihm  das  ebenfalls  abgesägte,  nicht  vorhandene,  wenigstens  nicht 
mitgeschickte  untere  Stück,  welches  zufolge  der  Schätzung,  nach 
einem  ungefähren  Aufrisse  desselben,  v7ohl  noch  mehrere  Zolle  fiber 
zwej  Fuls  betragen  konnte. 

Seine  ganze  Länge  mufs  demnach  mehr  als  sechs  Fufs  be- 
tragen haben. 

Seine  gröfste  Dicke  beträgt  vier  Zoll  und  einige  Linien« 

Er  fibertrifft  also  augenscheinlich  um  Vieles  sowohl  die 
Zähne  des  in  unserer  Sammlung  aufgestellten,  ausgestopften  Ele- 
phanten, als  die  Zähne,  welche  sich  in  dem  Schädel  eines  afrikani- 
schen Elephanten  befinden. 

V  ' 

Das  Gewicht  sämmtlicher^  hier  vorhandener  Stficke  beträgt 
30  baierische  Ffund  und  4  Loth. 

Die  Beugung  und  sanfte  Windung  dieses  Zahnes  beweisti 
dafs  er  der  rechten  Seite  angehörte. 


3  ^ 


$.5. 


20  ,     ,. = 

fi 

5.     6. 

Dorch  Feuchtigkeit»  Hitze  u.  s.  f.  scheint  er  hin  und  wieder 
aufgelockert^  gekrümmt^  gesprungen,  gebleicht  und  innerhalb  am 
meisten  wie  calcinirt. 

An  seinem  obern  Ende«  mit  welchem  er  in  der  Kinnlade 
haftete,  zeigen  sich  aufgesaugte  Stellen,  die  wie  angefressen  ausse« 
hen,  und  eine  schon  im  Leben  des  Thieres  stattgehabte  krankhafte 
Verändernng,  einen  sogenannten  Beinfrafs,  rerrathen,  weil  sie  nicht 
aus  blofsen  Vertiefungen,  sondern  zugleich  aus  gekrfiraihterf^  wellen« 
fjirmigen  Fasern  bestehen,  und  sich  aufser  dieser  höckrigen  Beschaf- 
fenheit, auch  durch  eine  dunklere  gelblichbraune  Farbe  auszeichnen. 
Auf  eine  völlig  gleiche  Art  zeichnen  sich  in  gewöhnlichen  Elephan- 
tenzähnen  diejenigen  Stellen  aus,  an  welchen  durch  eingeschlossene 
metallene  Kugeln  eine  ähnliche  krankhafte  Veränderung  bewirkt 
worden,  so  wie  wir  hier,  an  verschiedenen,  sowohl  in  die  Samm- 
lung der  Akademie  ^s  in  meine  eigene  gehörenden  Beispielen  in 
der  Natur  wahrnehmen. 

Da  übrigens  dieser  Zahn'  isolirt  gefunden  ward,  und  seine 
Gröfse,  Gestalt  und  Substanz  ihn  weder  von  dem  gewöhnlichen  aus 
Afrika  oder  Asien  kommenden  Elfenbeine,  noch  von  dem  ehemals 
in  den  Apotlieken  unter  dem  Namen  Unicornu  fossile  gebräuchli« 
chem  fossilen  Elfenbeine  auffallend  unterscheidet,  so  läfst  sich  auch 
nicht  mit  Gewifsheit  bestimmen,  ob  er  einem  Elephanten  der  Vor- 
welt oder  einem  Elephanten  der  jetzigen  Welt  angehörte? 

Indessen  da  man  in  Baiern,  wie  schon  unser  College  Staats- 
rath  von  Guvier  anführt  *),  bejEichstädt  und  an  der  Donau,  des- 

glei- 

♦)  Recberches  siir  1«8  oBfemens  fossiles    de  Quadrttpeties.    Tome  second«    Parle 
IS12*  in  dem  Memoire  aar  les  Elephans  fossiles,  p^.  06« 


(^ 


21 

chen  in  dem  angranzenden  Schwaben  bey  Canstatt^  nebst  den  Zäh« 
nen  anch  andere  Gebeine  des  Elephanten  der  Yorwelt  oder  des 
sogenannten  Mammuths  antraf,  so  dürfte  yielleicht  auch  wohl  ge« 
genwartiger  Zahn  eine  stattliche  Reliquie  jenes  Elephantengesehlechts 
aus  einer  Vorwelt  abgeben. 

5.     T. 

Von  ähnlichen  fossilen  Elephanten  -  Stofszähnen  befinden 
sich  in  unserer  akademischen  Naturalien  -  Sammlung 

1)  Vier  TerschiedenCi  nicht  yiel  fiber  anderthalb  oder  zwey 
Fufs  lange  Bruchstücke >  welche  jedoch  weit  kleineren  oder  yiel 
Jüngern  Indiriduen  angehört  zu  haben  scheinen.  Eines  derselben 
kam  Ton  Burghausen^  ron  den  drey  übrigen  sind  die  Fundorte  nur 
bekannt. 

2)  Gegenwärtiges^  aus  Sibirien  gekommenes,  an  beyden  En-' 
den  und  in  der  Mitte  abgesägtes  und  polirtes  Stück,  welches  sich 
ehemals  in  der  Sammlung  der  kurfürstlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Mannheim  befand.  Seiner  ganzen  Beschaffenheit  nach, 
so  wie  sie  Messerschmidt«  Pallas  und  Andere  beschreiben, 
ist  es  Ton  dem  Stofszahne  eines  Elephanten  der  Vorwelt  oder  eines 
sibirischen  Mammuths  abgesägt.  Zieht  man  den  Kreis  aus,  dessen 
Segment  die  äufsere  Runde  angiebt,  so  sieht  man,  dafs  der  Zahn, 
Ton  welchem  dieses  Stück  genommen  wurde,  einen  Durchmesser 
Ton  ürenlgstens  sieben  Zoll  hatte.  Folglich  gehörte  dieser  fossile 
Stofszahn  schon  zu  den  gröfsern  seiner  Art,  deren  die  gröfsten  ge- 
gen zehn  Zoll  im  Durchmesser  haben. 

Aufser  ein  Paar  nicht  fossilen  Backzähnen  ron  asiatischen 
and  aufser  den  zwey  in  dem  Schedel  eines  afrikaniachen  Elephan« 


22 

ten-  nebst  den  drey  eiiizfeloen  Backzähnen  ron  afrikanischen  Ele- 
phanten^  besitzt  die  akademische  Sammlung  von  fossilen  Back- 
zähnen der  Elephanten  zwey  in  einem  fossilen  Unterkiefer  befind- 
liche und  eilf  einzelne  yerschiedene  Bruchstücke^  deren  Struktur 
gröfstentheils  mit  der  Struktur  der  Backzähne  asiatischer  Elephaa* 
ten  übereinkommt. 

Da  einem  älteren  Verzeichnisse  zufolge  mehrere  Stücke  aus 
der  ehemaligen  Kundmann  sehen  Sammlung  zu  Breslau  in  die  aka- 
demische Sammlung  nach   München  kamen ,    so   scheint   es   keinem 

« 

Zweifel  unterworfen  ,  dafs  gegenwärtiger  Backzahn  rieht  der  näm- 
liche seyn  sollte,  welcher  sich  in  Kundmann's  Werke:  Rariora 
naturae  et  artis.  Breslau  1739.  ^^1*  Teh.  II.  Fig.  5  in  mehr  als  hal- 
ber Gröfse  abgebildet  befindet. 

§.     8. 

Wenn  Knndmann  die  Rudimente  eines  Elephanten  -  Back- 
sahns für  jfdas  Sonderbarste,  was  er  ron  Petrefactis  besafs,  nämlich 
^^für  eine  versteinerte  grofse  Pavian-Pratze  ansah'*  ^),  auch  als 
solche  auf  der  dritten  Tafel  abbildete»  und  defshalb  von  Guvier**) 
zurechtgewiesen  wird;  so  mufs  ich  bemerken,  dafs  dieses  nämliche 
Stück,  als  es  aus  der  Hund  mann  sehen  Sammlung  hiehcr  kam, 
wo  es  sich  aber  nicht  auffinden  liefs,  in  jenes  Yerzeich- 
nifs  folgendermafsen  eingetragen  ward:  „Ein  Stück  eines  gegra- 
„benen  Elephantenzahns  wurde,  dem  Katalog  zufolge,  in  Schle- 
„sien  gefunden.  Daselbst  beruft  man  sich  auf  Kundmanbs 
„Seltenheiten  d^  Natur  und  Kunst,  worin  dieses  Stück  Tab.  3* 
M^ig«  3  ziemlich  genau  abgezeichnet  worden  ist.  Der  Verfasser  die« 
„ses  Werks,   der  ehemalige  Besitzer  dieses  Stücks>   ist  so  weit  ent- 

„fernt 

*)  Rariora  naturae  et  artis.   Seit^  45« 

**)  Mem.  sur  les  ElcpbdiM  fosiiles,  Seite  85*  •  ..<  ' 


23 

>,fernt  es  für  ein  gegrabenes  Helfenbein  zu  halten,  dafs  er  es  riel- 
9>niehr  fiir  eine  grofse  yersteinerte  Pratze  eines  Pavians  ansieht,  und 
iiinit  selbigem  in  seinem  Text  grofses  Aufsehen  macht.  Man  be- 
,,liebe  die  mehrentheils  yollständigen,  theils  unvollständigen  Elephan« 
,,ten- Backzähne  unsers  Natüralienkabinets  hiemit  zu  vergleichen, 
„und  entscheide  dann,  oder  für  eine Pavianspratze  mit  Kundmann, 
„oder  für  ein  Stück  eines  Elephantenzahns/^  '  Somit  war  dieser  Irr« 
thum  auch  hier  zu  München  abgethan. 

Um  sich  jedoch  einen  Begriff  von  der  Möglichkeit  einer  sol- 
chen Täuschung  zu  machen,  betrachte  man  diese  Rudimente  der 
Backzähne  des  von  mir  zu  Gassei  zergliederten  Ceylonischen  Ele« 
phanten,  in  welchen  wohl  mancher  eine  entfernte  Aehnlichkeit  mit 
einem  AffenfÜfschen  finden  dürfte,  zumal  wenn  man  ihnen  durch  tau« 
sehende  Künstelejen  noch  nachhülfe. 

Ich  kann  nicht  umhin,  bey  dieser  Gelegenheit,  zu  den  im 
Morgenblatte  *)  befindlichen  Nachrichten:  „Ueber  die  Aus- 
grabung fossiler  Knochen  bey  Ganstatt'S  zu  Hrn.  Mem- 
min ger's  **)  und  Hrn,  L.  A.  von  Jäger^s  ***)  Bemerkungen,  so  wie 
zu  den  bereits  von  Hrn.  G.R.  von  Leonhard  uns  darüber  mitge- 
theilten,  nach  eigenem  Besuche  der  dortigen  Gegend  entnommenen 
Ansichten,  noch  folgendes  beyzutragen: 

Err 

*)  Jahrgang  1816.  Nr*  279«  280  und  28K 

**)  Würtembergisches  Jahrbuch;  heransgegebea  von  M.  J.  D»  G*  Memminger» 
Erster  Jahrgang.  Stattgart  and  Tabingen  l8l8*  Seite  64.  mit  einer  Abbildang 
des  Elephantenzahne  enthaltenden  Blocket,  welcher  wohl  eine  anständigere  Auf- 
bewahrung verdiente,  als  diejenige,  worin  ich  ihn  im  Julius  18I8  aah* 

***)  Bemerkungen  über  das  Vorltommen  der  fossilen  Knochen  in  der  Gegend  von« 
Siuugard  und  CansUtt  in  Gilbert's  Annalen  dek*  Fhysilu  28»  Band  181S 
Stütk  2.  8,  122.  ^ 


24  

Erstens  nämlich  lege  ich  rot,  eine  mir  rem  Hrn.  Staats- 
rath  Ton  Kielmejer  gefalligst  über  schichte,  an  Ort  und  Stelle  ge- 
fertigte Original- Abbildung ,  welche  den  im  October  18 16  von  Can- 
statt  nach  Stuttgardt  gebrachten  grofsen  Block  ron  einer  andern 
Seite  als  in  Hrn.  Memminger's  Abbildung  angesehen  yersinnlicht. 
Man  erkennt  die  sonderbare  Art,  auf  welche  sich  dreyzehn  Stofs- 
zähne  nebst  einigen  Backzähnen  yon  theils  gröfsern,  theils  kleinern 
Elephanten  neben  ^  unter  ^  ttber  und  durch  einander  zusammenge- 
häuft befinden. 

5.     10. 

Dafs  man  bej  diesen  Nachgrabungen  auch  Hirsch-  und' 
Fferdezähne  antraf ,  so  wie ,  dafs  sich  in  unserer  akademischen 
Sammlung  ebenfalls  solcher Thiere  Knochen  befinden,  welche  zuGan- 
atatt,  wahrscheinlich  bey  den  sechsmonatlichen  Ausgrabungen,  ent- 
deckt wurden,  die  vor  mehr  als  hundert  Jahren  statt  hatten,  und 
worüber  wir  Spleifs's  Beschreibung^)  besitzen,  übergehe  ich,  als 
zu  meinem  Zwecke  nicht  gehörend. 

Zweitens  lege  ich  vor,  aufser  dem  Bruchstücke  eines  klei- 
nen Stofszahnes,  einen  Backzahn,  welcher  zu  Ganstatt  bey  dieser 
letzten  Ausgrabung  gefunden  ward,  und  zwar  einen  der  best  erhal- 
tenen, den  ich  ebenfalls  Hrn.  von  Hielmeyer^s  Güte  yerdanke. 


Die  gebänderte  Gestaltung  der  MundoberflSche  dieses   Zah- 
nes verräth  auf  den  ersten  Blick  die  Aehnlichkeit  mit  den  Zähnen 

asiati- 

*)  Oedipai  oateolitbologiais»  teu  Disfertatio  faistorico-plijsica  de  Cornibus  %\  ot- 
tibuB  fotsiUbat  Ganstadieasibn»  opera  Davidis  Spiel fa.  Scapbuaiae  1701«  4* 
Daa  wiebtigtte  in  dieser  Schrift  iftt:  Reisera  aua  swejr  Blattern  beatebeode 
Rclatio  de  loeo  natali  Comuuin  et  oaaium  foaiUiiui  Caiiatadieaaiuin  et  apecieruns 
quae  ibidem  boc  uaque  aunt  repcrtae» 


25 

Miatischer  Elepbanten.  Da  aber  dieser  Zahn  ferner  augenschein- 
lich alle  drey;  Ton  Hrn.  Cnrier  angegebenen  *)  ron  Tilesius  und 
mir  **)  bestaligten  Unteracheidungsseichen  der  Zähne  der  Elephanten 
der  Vorwelt  ron  den  Zähnen  eines  jetzigen  asiatischen.  Elephanten 
besitzt j  nämlich  istens^  eine  Zusammensetzung  aus  dünneren  oder 
schmäleren  Lamellen;  2ten8^  feinere,  weniger  gekrümmte ,  oder  we- 
niger geschläiigelte  (festonnirte)  Linien  des  Schmelzes.  Stens  einp 
sowohl  absolut  als  Terhältnilsmäfsig  gröfsere  Breite  j  so  scheint  auch 
dieser  3|^  Zoll  breite  Zahn,  einem  Elephanten  der  Vorwelt  >  dem 
Asiatisch  -  Europäischen  sogenannten  Mammuth  nämlich,  angehört  zu 
haben.  Von  der  wahren  Gröfse  eines  solchen  Elephanten  -  Back« 
sahns  aus  der  Vorwelt,  giebt  die  treffliche  Abbildung,  in  natürli« 
eher  Grö£ie^  Ton  Fortis  ***)  den  anschaulichsten  Begriff. 

$.     1 1. 

Von  den  zweyerley  Haaren  des  aus  Sibirien  durch  Hrn. 
Adams  mit  vieler  Mühe  und  grofsen  Kosten  nach  St.  Petersburg 
geschafften  Mammuths  lege  ich  hier  ein  Büschel  ror,  welches  mir 
der  wackere  Zeichner  dieses  ganzen  Mammuth  -  Gerippes  ****)  Herr 
Hofrath  Tilesius»  nebst  mehreren  seiner  Handzeichnungen  yon 
den  yerschiedenen  Theilen  des  Schädels,  yerehrte. 


J.     12. 

Nach   St.Rs.  T.Hielmeyer  schriftlich  seinen   Geschenken 
beygefDgten  Beschreibungen^    ist  es  bis  jet^t  nicht  ausgemacht,  ob 

der 

*)  Am  aDgef.  Orte  Seite  9Q. 

**)  Denn  ich  besitse  durch  B;  Von  Schilling's  Güte  nun  such  einea  sibiritchen 
Mammutbt  •  BacIcEahn» 

'••)  Dolle  Ossa  d'Elefanti,  meMoria  epistolare  al  S.  C.  G*  Cobrea,  dell'  Abata 
Alberto.  Fortis.    Vicensa  1786.  S» 

****)  Miffloircs  de  rAcademie  Imperiale  de»  8e,  a  PeUrsbourg,  Tone  V«  itl$* 

4 


26  

der  Platas^  wo  Tor  hundert  Jahren  die  Ausgrabungen  statt'  Batteoi 
mit  dem  auch  mir  aus  eigenen  Ansichten  bekanntem  Platze  zusam- 
mentreffe^ wo  18 16  sich  der  neue  Fund  zeigte.  Ein  Zusammentra- 
gen dieser  Knochen  durhMenschenhände^  (dergleichen  unter  andern 
Spleifs  *)  sehr  gelehrt  darzuthun  suchte,  und  welches  auch  der 
verewigte  König  Ton  Wfirtemberg,  als  er  sich  bey  der  Ausgrabung 
befand,  rermuthete,)  ist  ihm  unwahrscheinlich.  Er  hält  yielmehr 
dafür^  dafs  die  Knochen  mit  den  Thieren  aus  der  Nähe^  wo  diese 
Thiere  lebten^  zusammen  und  auf-  und  eingeschwammt^  und  in 
Rücksicht  auf  ihre  grofse  Masse  an  der  niedrigsten  Stelle  abgesetzt 
seyen.  Seiner  fernem  sinnreichen  Bemerkung  zufolge^  sind  die.Cönv 
y^xitäten  der  Stofszähne  meistens  nach  Südwest  gekehrt^  also  ia 
einer  Ricbluqg^  wie  sie  eintreten  mufste^  wenn  die  Strömung  dem 
jetzigen  Laufe  des  Neckars  jener  Gegend  gemäfs  yon  Südost  her- 
kam,  und  diese  Richtung  scheint  ihm  wieder  für  eine  ursprüngliche 
Auf  »•  und  Zusammenschwämmung  zu  zeugen. 

Das  Haupt -Argument  gegen  die  Annahme ,  dafs  Menschen- 
hände zu  anfangs  diese  Zähne  dorthin  geschafft  hätten^  beruht^ 
meiner  Einsicht  nach,  wohl  auf  der  eigenen  Beschaffenheit  dieser 
Mammuthsgerippe  I  welche  Yon  der  Beschaffenheit  des  Gerippes 
nicht  nur  der  afrikanischen^  sondern  selbst  der  asiatischen  Elephau- 
ten  wesentlich  abweicht,  wie  unter  andern  auch  diese  schönen 
Zeichnungen  beweisen»  welche  Hr.  G.R.  Fon  Göthe  itir  mich  von 
dem  Schädel  meines  Ceylonischen  Elephanten  fertigen  zu  lassen  die 
Güte  hatte,  wenn  man  sie  ^  mit  diesen  gleich  «refflichen  Zeichnungen 
des  Schädels  des  ikammuths  von  Tilesius  vergleicht. 

Eine  nähere  Schilderung  dieser  merkwürdigen  Ausgrabungen 
bey  Ganstatt,  nebst  der  dazu  gehörenden  Abbildung  haben  wir  rom 
Herrn  St.R.  r.  Hielmeyer  zu  erwarten. 


Zäh- 


f }  lo  Att  Torhin  sngefiihrlea  Scbrift» 


27 

Zähne  von  Mastodonten. 

§.     13. 

Von  den  Mastodonten  *),  welche  von  manchen  Zoologen 
noch  immer  dem  Elephantengeschlechte  beygesellt  werdeoi  obgleich 
alle  Kenner  ohne  Ausnahme  darin  vollkommen  schon  längst  über- 
einstimmten! dafs  diese  Thiere  einer  Vorwelt  so  ausschliefslich  an- 
gehörten, dafs  man  in  der  jetzigen  Welt  wohl  einige  sich  ihnen  an- 
nähernde^ aber  keine  ihnen  völlig  gleiche  Thiere  aufzufinden  ver- 
mochte^ besitzt  unsere  akademische  Sammlung  folgende  Stücke: 

Von  dem  grofsen  Mastodonte  ist  gegenwärtiger^  in 
Amerika  gefiindeneri  aus  Philadelphia  nach  Mannheim  und  von  dort 
in  unsere  akademische  Sammlung  gekommener^  Backzahn  vorhan- 
den. Dieser  Zahn  gleicht ^  wie  wir  hier  sehen  ^  ungemein  dem  in 
Buffdn's  Epoques  de  la  Nature  Fl.  V.  sehr  schön  ^  in  natürlicher 
Gröfse  von  oben  und  von  der  Seite  abgebildetem  Zahne,  welchen 
Buffon,  wie  Hr.  Guvier  beweist  **),  irrig  für  einen  Zahn  eines 
Hippopotame  gigantesque  erklärt  hatte..  Aufserdcm  gleicht  er  dem 
von  Blumenbach  in  seinen  Abbildungen  naturhistorischer  Gegen* 
stände  Tab.  19  dargestellten,  so  wie  dem  tob  Guvier  Fl.  I.  Fig.  5 
zur  Hälfte  verkleinert  abgebildeten  Zahne  eines  grofsen  Mastodonte. 

Der  marmorirte,  achatähnliche  Schmelz  seiner,  bis  fast  zur 
Hallte  abgenutzten,  Krone,  ist  hin  und  wieder  abgesprungen  oder 
abgeschlagen.  Auf  dem  atrahligen  Bruche  zeigt  er  sich  an  den  meisten* 
Stellen  bis  zwey  Linien  dick^  von  seinen  drey  W^urzeln  sind  d^e 
zwey  äufseren,  an  manchen  Stellen  sehr  merklich,  die  mittlere  so- 
gar über  die  Hälfte  schon  wieder  aufgesaugt,  welches  einen  Beweis 

4  *  ab* 

*)  Ich  hebalte  diese  sehr  bezeichnende  Gu  vi  ersehe  Benennung  bey* 
**)  Memoire  sür  le  grand  Mastodonte  p,  24# 


28  

abgiebt^  dals  dieses  ein  Wecfa^elzahn^  folglich  4as  Thier,  dem  er 
gehörte^  ein  noch  nnausgewachsenes  Indiriduum  war.  Diese  Wur- 
zeln sind  aaswendig  durchaus  mit  einer  eigenen i  festen,  schwarz« 
braunen  y  rauhen,  anebenen  Kruste  bekleidet.  Unter  dieser  Kruste 
zeigt  sich  allererst  die  wellenförmige  Knochensubstanz  der  Wurzel, 
wie  sie  Gurier  (PI.  1«  Fig.  i.)  treffend  abbildet. 

Offenbar  gehörte  also  dieser  Zahn  seinem  Fundorte  nnd  sei- 
ner ganzen  Beschaffenheit  nach  dem  gröfsen  Mastodonte  oder  d^m 
eigentlichen  Ohiothiere. 


Dafs  auch  unsere  akademische  Sammlung  einen  Zahn 
Thieres  besitze,  mufste  wohl  Hrn,  Gurier  unbekannt  bleiben,  da 
dessen,  meines  Wissens,  in  keiner  Schrift  bis  jetzt  Erwähnung  ge« 
achah. 


%.     14. 

Zugleich  lege  ich  hier  die  Original -Handzeichnungen  meines' 
Lehrers  des  grofsen  Gamper^s  vor,  welche  zwey  der  ansehnlich- 
sten bis  jetzt  gefundenen  Bruchstücke  von  Kiefern  in  natfirlichet' 
Gröfse  abbilden,  in  denen  dergleichen  Zähne  eines  grofsen  Maston« 
dontes  haften. 

Sowohl  in  den  neuen  Acten  der  Petersburger  Akademie  d. 
W.  als  in  Hrn.  Gurier* s  grofsem  Petrefacten werke  ^^)  finden  sich 
Ton  diesen  Gamp ersehen  Zeichnungen  verkleinerte  Gopieen.      Um 

die 

*)  Nova  Acta  Academiae  Seient.  Tmp.  Fetropolitanae,  Tomus  tecttttdua^  ad  annttin 
i7S4*    PctropoU  1788*  Tab.  8  und  9. 

'*)  Iq  der  sum  Memoire  sur  le  grand  Mastodonte  gehörenden  PI.  11«  £*ig.  3. 


'  ig 

die    Berichtung    and    weitere    Erklärung    derselben    erwarben    sieb 
Curier  und  Gamper^s  Sohn  Adrian  besonderes  Verdienst. 

§.     15. 

Da  wir  Hrn.  Peale*s  Abbildung  des  ganzen  Gerippes  die« 
ses  Thieres  im  Originale  *)  auf  unserer  Central  -  Bibliothek  noch 
Dicht  besitzen ,  so  mfissen  ,  wir  uns  mit  diesem  trefflichen  Nach« 
atiche  **)  ton  dem  leider  zu  früh  rerstorbenen  wackeren  Sohne  un- 
Ben  würdigen  GoUegen  Hrn.  Prof.  Bonn«  und  mit  der  kleineren 
Abbildung  bej  Curier  ^**)  begnügen. 

>  • 

Das  Neueste  aus  Amerika  über  den  grofsen  Mastodonte  ver- 
danke ich  der  Güte  unsers  College»  Hrn.  Dr.  Alber^s,  welcher 
die  Güte  hatte,  mir  die  gehaltreiche  Rede  des  Dr.  de  Witt  Clin- 
ton •♦*•)  zu  verschaffen.-  Auch  gab  Hr.  Dr.  Alb  er s  in  den  Bre* 
mischen  Anzeigen  über  die  im  May  vorigen  Jahres  ip  Amerika  statt- 
gehabten Ausgrabungen  Nachricht^  welche  mU  dqpi  in  Tilloch^s. 
Fhilosophical  Magazine  *****^  befindlichen  Auszüge  eines  Briefes  aus 
New-York  aufs  genaueste  flbereinstimnien« 

J.  17. 


*)  DSsi^iiltion  oa  tlie  Mammontb  or  grefkt  amert^a.Incogfiittfiii,  an  ExUnet,  Im- 
mense, Garnivoreot  aoimal,  nvbote  Fossil  Bemaias  have  been  found  in  North 
America.    London  1803.  4to* 

^)  Verbaudeling  over  ~de  Mastodonte  of  Mammouth  van  den  Ohio,  ter  Geleide 
cener  naauwkeurige  Afbecldiog  van  het  Geraamte  van  datDler»  Uaarlem  i809.  8vo* 

•*«)  Am  angefahrten  Orte  JPlanch«  V« 

****)  An  Introdnetory  Diicourse  delivered  before  the  Literary  and  Fhilosophical 
Society  of  New-Yorh»    NewTorh  I8l5«  8vo, 

••***)  1S17.  November,  pag.  39«. 


30 


§.     17. 


1 

Von  den  mit  Guvier  so  zu  nennenden  kTeineren  Masto- 
donten befinden  sich  in  der  akademischen  Samrolang  drey  Zäbne^ 
Trelche  fQr  unsere  Sammlung  yon  ganz  unschätzbarem  Werthe  ge- 
achtet  werden  müssen^  weil  sie  sich  in  Baiern  fanden. 

Kennedy  beschrieb  im  vierten  Bande  der  neuen  philosophi« 
sehen  Abhandlungen  der  Baierischen  «Akademie  der  Wissenschaften 
im  Jahre  1785  diese  Zähne  mit  wahrhaft  akademischen  Geiste,  liefs 
sie  so  gut|  als  es  damals  thunlich  war  y  abbilden,  unterwarf  sie  ei- 
ner chemischen  Prüfung 9  und  rerglich  sie  sowohl  mit  Buffon's 
und  Hunter^s  Beschreibungen,  als  selbst  in  der  Natur  mit  allen 
ihnen  zunächst  rerw^dt  scheinenden  Thi^zdhnen» 

Dafs  aber  gegenwärtige  Zähne  wirklich  mit  denen  von  Ken- 
nedy beschriebenen  identisch  sind,  bewei|St  ein  älteres  VerzeichnifiS 
derselben,  dessen  Buchstaben  lindZifferti  mit  den  auf  diesen  Stücken 
aufgeklebten  nicht  nur  genau  die  nämlichen  sind,  sondern  wo  selbst 
auch  ausdrücklich  bemerkt  wird,  dafs  Kennedy  diese  Stücke  in 
den  neuen  philosophischen  Abhandlungen  beschrieben  und  abgebil- 
det habe« 

Kennedy 's  Fi^ural' stellt  demnach  diesen  noch  unröllen«- 
deten,  eben  deswegen  auch  seine  Krone  npch  unrersehrt  habenden 
ZisAm  eines  kleineren  Mastodontes  Tor. 


Ich  habe  ihn  Tab.  2.  Fig.  3  und  4  g^nau  ton  obeA  und  ron 
der  Seite  darzustellen  versucht. 


Die- 


-Dieses  Zahnrudiment  gleicJit  den' Abbildimgea  aaf  Corier's 
PI.  n.  Fig.  6.  und  PL  III.  Fig.  2.  a.  b.,  ja,  selbst  dem  Fig.  6.  auf 
Fl.  III.  falls  man  sich  die  dritte  Reihe  der  Kegel  wegdeakt.  Der 
Schmelz  seiner  Krone  ist  unrergleichlich  schön  erhalten. 

Kennedy  scheint  von  diesem  Zahne  ein  Stück^  theils  wie 
wir  hier  an  dem  noch  vorhandenen  Reste  sehen,  angeschliffen^  theils 
SU  seinen  chemischen  Versuchen  verwendet  zu  haben» 

Kennedy^s  Fig.  2  ist  ebenfalls  der  schön  erhaltene  Zahn 
eines  Ueinen  Mastodonte's,  und  gleicht  noch  am  meisten  dem  um 
die  Hälfte  verkleinert  abgebildeten  Fig.  4  auf  PI.  I.  Divers  Masto-^ 
dontes  bey  Cuvier^  der  aie  in  einem  zu  Simorre  In  Langnedoc  ge« 
fundenen  Beyspiele  noch  im  Gaumen  eingepflanzt  fand.  Ich  habe 
ihn  Tab.  1.  Fig.  1  und  2  genau  fon  oben  und  von  der  Seite  abbil-« 
den  lassen. 

Dafs  Kennedy 's  Fig.  ^  den  gleichnamigmi  -Zahn  von  def 
andern  entgegengesetzten  Seite,  od-er  den  Oegenpart  der  2ten  Fi« 
gur  vorstellt,  liefse  sich,  so  ganz  unbezweifelbar  es  auch  der  Au« 
genschein  bey  der  Yergleicbung  des  einen  Stückes  mit  dem  anders 
in  der  Natur  beweist,  wohl  schwerlich  aus  meiner.  Abbildung  nnd 
Beschreibung,  errathon,  wenn  nicht  obgedachtes  Verzeiehnifs  darauf 
leitete. 

\ 

Diese  drey  Zahne  scheinen  ein^m  und  demselben  Indivi« 
duum  angehört  zu  haben,  und  nebst  den  zu  Wien  im  kaiserl.  königl. 
Gnbinete,  (unsers  Gollegen  Hrn.  Dir.  von  Schreiber  mir  gegebe* 
nen  Nachrichten  zufolge)  befindlichen,  ^och  nirgends  beschriebenen^ 
einen  bedeutenden  Bey  trag  zu  Hrn.  Gu  vi  er 's  über  diese  Thiere 
mit  dem  unverdrossensten  Fleifse  gesammelten  Nachrichten  abzugeben. 

Da 


52  

Da  diese^  wie  schon  Kennedy's  Untersuchungen  hinlSnglich 
beweisen^  wahrhaft  versteintnn  Zähne  eine  nochmalige  genauere  Ab* 
bildung  in  natürlicher  Gröfse  rerdienten,  so  habe  ich  die  zwey  ron 
Kennedy  in  Fig.  1  und  2  abgebildeten  Zähne  nochmals  sowohl 
Ton  oben  als  ron  der  Seite  genau  Tab.  I  und  Tab.  II  abbilden  lassen. 

•  •  •  •  ♦      •  • 

Zähne  von  Rhinoceros. 

J.    18. 

Dafs  Kennedy 's.  Fig.  4  gegenwärtiges  Stück  eines  Unter* 
kiefers  mit  2wey  darin  haftenden  Backzähnen  versinnUchen  sollte^ 
würde  man  schwerlich  bey  der  Kleinheit  dieser  unTolikotnmenen 
Abbildung  errathen^  wenn  nicht  die  darauf  befestigten  Buchstaben 
und  Ziffern  mit  denen  im  obigem  Verzeichnisse  rollkommen  über- 
einträfen. Da  ich  mir  nicht  yorzustellen  rermochte^  dais,  wie  ei 
im  Verzeichnisse  heifst,  die  mit  ^^  und  .^^  bezeichneten  Kno« 
ohenstücke  rön  einem  Schenkelbeine  hergenommen  seyn  könnten^ 
im  Gegentheile  mir  die  näher  betrachtete  Struktur  der  Oberflächen, 
besonders  die  symmetrische  Gleichheit  der  feineren  Aderspuren  auf 
diesen  Stücken,  mit  denen  am  erstem  Stücke  die  gleiche  Textur 
rerriethen ,  so  yersuchte  ich  .  eine  Zusammenpassung »  welche 
denn  auch  so  yollkommen  gerieth',  .dafs  sich  daraus  unverkennbar 
ein  ansehnliches  Bruchstück  des  Unterkiefers  eines  an  Mächtigkeit 
der  Mafse  der  allergröfsten  fossilen  Khinocerose  zusanunenleimen  liefs» 

Schade!  dafs  die  drey  Stücke  g.  g.  Nro.  670,  671  und  672, 
welche  dem  Verzeichnisse  zufolge  sieh  mit  diesem  Stücke  in  einen« 
der  fügen  liefsen,  bis  jetzt  nicht  aufgefunden  werden  konnten» 


Da  Kennedy  im  §.  11«  Seite?  ausdrücklich  bemerkt,  ,|dais 
„nach  Aussage  der  Bauern  (welche  diese  Knochen  fanden)  nicht  da 

„und 


9> 
9} 


und  dort  aus  einander. zerstreuet^  sondern  an  einem  Orte»  und  so 
zu  sagen,  in  einem  Klumpen  beysammen  lagen''  —  ferner  ^— *  ^idafa 
,^AlIe,  so  zugegen  waren,  bezeugten ,  dafs  die  Zahl  der  Beine  be« 
yyträchtlich  gewesen,  und  dafs  sie  alle  an  einander  su  hängen  ge« 
,,6chienen  haben  j  ein  fast  untrügliches  Zeichen  J  daft  sie  zu  einem 
i^nämlichen  Körper  gehört  )iaben^'  und  man  daher  rermutbea  sollte, 
da£i|  obige  drej  Zähne  zu  dem  nämlichen  Thiere  gehSel  haben 
möchten,  dessen  Unterkiefer  wir  hier  vor  uns  haben,  (besonders 
weil  auch  die  Substanz  dieser  zwey  Zähne  selbst  gar  sehr  mit  der 
Substanz  jener  rorhin  gedachten  drejr  Zahne  übereinkommt,)  so  ist 
doch  offenbar  die  Kleinheit  derselben  dieser  Vermuthung  entgegen. 

Da  man  überdies  keinen  Anstand  nehmen  kann,  die  Höhlung  f 
bej  e,  [welche  Kennedy  S.  11.  $•  3«  als  „zur  ökonomischen 
Einrichtung  des  Kopfes  dienend''  erklärt,  für  ein  Zahnfacli 
(alveolus)  zu  erklären  —  da  sich  ferner  yorn  zwey  grofse  Fächer 
fär  einen  rechten  und  für  einen  linken,  wenigstens  einen  Zoll 
dicken  Vorder-  oder  Schneidezahn  zeigen.  —  Ja!  da  sich  rollenda 
in  der  Substanz  des  Knochen  hinter  und  unter  diesen  zwey  Fächern 
noch  merklich  gröfsere  Fächer  für  einen  nachrückenden  oder  blei- 
benden noch  gröfsem  Schneidezahn  zeigen  -*-  so  nehme  ich  keinen 
Anstand  dieses  Bruchstück  für  einen  Tfaeil  eines  ungeheuer  grqjben^ 
dem  asiatischen  Rhiuoceros  gleichen  Tfaieres  zu  erklären. 

Aufser  diesen  befinden  sich  iq  der  akademischen  Sammlung   ' 
noch  mehrere  einzelne  Zähne  vom  fossilen  Rbinoceros. 


Zfth 


N 


34 

Zahn  vom  Tapir. 

5.    19- 

Dafs  gegenwärtiges  Stack  Tab.  II.  Fig.  5.6.  wirklich  ein  und  der- 
eelbe  Zahn  ist,  welchen  man  im  Jahre  1773  bey  der  kleinen  Stadt  Fürth  ^) 
in  Niederbaiem  in  einer  Sandgrube  fand,  und  welchen  Kenn edj 
im  §.  VII  beschrieb,  auch  in  der  sechsten  Figur  abbildete,  wird 
idnrch  die  darauf  befindlichen  Buchstäben  und  Ziffern  ^y^,  welche  mit 

denen  im  Verzeichnisse  genau  zusammentreffen,  unwiderleglich  be- 
wiesen,  allwo  es  noch  heifst:  „Ein  gegrabener,  sehr  beschädigter, 
^dem  obigen  sehr  ähnlicher  Backenzahn  eines  unbekannten  Thiera 
,,wurde  bej  der  Stadt  Ffirth  in  Niederbai^rn  im  Jahre  i773  aus 
^einer  Sandgrube  ausgegraben.  Er  hat  eine  schöne  Olasur,  ist 
„weisgrau,  hin  und  wieder  blaulicht  gefleckt.  —  Mau  lese  auch 
^,1kber  diesen  Zahn  Hrn.  Dr.  Kennedy 's  Abhandlung  nach.^^ 

A^erdem  wäre  es  bey  der  UnroUkommenheit  der  Abbil- 
dung in  jener  sechsten  Figur  zu  errathcn  wohl  ganz  unmöglich  ge- 
wesen. 

Allein  wie  höchst  merkwQrdig  erscheint  dieser  Zahn,  weil 
er  demjenigen  Zahne  auffallend  gleicht,  welchen  Cuvier  für  den 
Zahn  eines  untergegangenen  Riesentapir's  (TVzpir  gfganf^s^iie)  erklärt, 
nnd  sowohl  Tab.  II.  Fig.  6.  in  natOrlicher  ganzer  Gröfse,  als  Fl.-V. 
Fig.  2  etwas  rerkleinert  darstellt. 

Denn  erstens  sind  an  sich  solche  fossile  Tapirzähne  nicht 
nur  so  selten,  dafs  selbst  Herr  Gurier  nur  yier  Orte  bis  jetzt 
kannte  (nämlich  Vienne  en  Dauphin^,  St.  Larj  en  Comminge,   Gre- 

noble 

•)  KicLt  Fürth  bey  Kurnberg. 


35 

• 

Boble  und  Arbeichan  zwischen  Auch  und  Mirande  *),  ^o  sich  der« 
gleichen  fanden.  Daher  er  schrieb:  ,^Diefs  sind  alle  Stflckci  die 
^^ich  geseh«!^  oder  von  denen  ich  sprechen  gehört  habe;  und  ich 
^yghube  nichts  dafs  jdmand  welche  gesehen^  öder  wenigstens  dergleu^ 
,,chen  bekannt  gemacht  habe  ^).^'  Und  doch  war,  ab  Hr.  Cnrier 
1812  dieses  schrieb,  schon,  ror  mehr  als  yierzig  Jahren,  nämlich  1773^ 
ein  solcher  Tapirzahn  gefunden^  und  1784  Ton  Kennedy  beschrieben 
und  abgebildet,  nur  freylach  nicht^fite.  einen  Tapirzahn  erklärt  wor- 
den. Denn  so  riel  ich  habe  in  Erfahrung  bringen  können,  hatte 
man  zu  München  noch  niemals  einen  lebendigen  Tapir,  so  wie  im* 
Torigen  Jahre  1817,  gesehen. 

Ein  paar  fossile  Kinnladen,  liebst  ganas  gleichen  Zähnen  Tooa 
lUesentapire,  befinden  s)ch  auch  in  de^  kais^l.  königl.  NaturalieBi« 
Cabinet  zu  Wieii;  ^xn^  ¥on  Schreiber's,  Director  desselbta^ 
sdiriftlich  mir  mitgetheiUenNachriehten  zufolge  wurden  sie  ror  lango 
am  Feldsberg  in  Oesterreich  an  der  mährischen  Gränze  gefunden» 
Er  hatte  die  Gefälligkeit  mir  ein  Paar  in  Wachs  «nrer^ichlich  ab^ 
geformte  Zähne  zu  übersenden,  welche  di^  Richtigkeit  meiner  Er« 
klärnng  dieses  Kennedy  sehen  Zahnes,  welche  ich  Tab»  2.  Fig.  5^  6 
genau  abbilden  liefs,  für  den  eines  untergegangenen  Riesentapirs  der 
Yorwelt  aufs  augenscheinlichste  beweisen. 

Zweytens,  wlcv  richtig  Hrm  CuTier^a  Vergleichung  sol« 
eher  Zähne  mit  den  Zähnen  der  .greisen  Kängnruh'a  antrifft,  bewei» 
aen.  meine  zwej  hier  vorlieg^Aden  Kängumh'a''Schedel. 

5  ^  Drit- 


»  • 

^  Id  deD  AddiÜoiis  ttk  selaen^  M^moir»  ivr  qnel^s»- •  dkit»  et  #•  troUvet  en 
France  qui  sarojis^ent  a^oir  ep^rteiitt  a  #e»  Aetmiiux.te  (^Ilf9  ^«  Tapir  p.  W 

**)  In  dem  eben  angeiubrten  Memoire,  Seite  17-  »»Voila  tous  les  morceaux  que  j'ai 
„▼US,  ou  dont  )'at  extendu  parier;  et  Je  ne  creia  paa  que  perionne  en  ait  tu,. 
^ovL  du  moini  en  ait  public  d'autrel»'*' 


3^  

DrittenSi  wie  genau  pefst  auf  dljQsea  Zahn  HtiK  GuFier's' 
Beschreibung  *),  welcher  Hrn.  Jonbect's  Aufschrift  avfidlesea, 
ahnliche  Zähne;  ^^Dents  conrerties  en.agate^^^berichliig^Ddj' schreibt ^ 
le  brilliant  de  leur  email  ayoit  fait  illusion  ä  l-äuteür  *de  la  note;- 
alles  soat.  brunes  fonceiesi  liiisantes,  leur  cassure  est  mattei  noire  et 
couleur  de  rouille.    L'os  est  teint  d'une  couleur  nöiratre. 


.    r 


'  Viertens^    endlich  ist  dieser  einzjge  Zahn  an  sich  achoit* 
ganz  unschätzbar^  in  so  fern  öe  •nämlich  nach  Hrn.  Gui^i  er 's  höchst 
aihnreicher  und  3fvichtiger  Bemedkan^   ^^alle   Hypothesen ,    die  sieb 
y^auf  den   asiatischen   Ursprung  unserec    fossilen  Ilnochen  gründen/ 
9,Ternichtef  ^     Wenn   nämlich   für   manchen  Sceptiker    noch  immer 
die  Einwendung  Qbrig  schien^    dals  von  Asien  ^    als  dem  Yaterlande 
der  gröfsten  Elephanten^  her^  die  von  uns  für  Elephanten.  der  Vor« 
W6lt  gehaltene  Fossilen,  eingewandert  oder  eingeftlhrt  seyn  hönti^ 
ten,    so  Verschwindet  dieser  Einwurf    fiir    den  Tapir  dieses    aus- 
schliefslich    südamerikanische   Geschöpf,    von   dessen  Daseyn    man 
vor  der  Entdeckung   dieses  Welttbeils  in  '  den  '  drey  '  übrigen   Welt- 
theilen  gar  nichts  wufste*  *  ' 


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5.    20. 

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K  e  n  n  e  d  y  ^  s  Schlufsfolgerung : 

Dafs  unser  unbekanntes, '  und  von  der  Erdoberfläche  schon 
längstens  vertilgte  ^  Tbier  von «  dem.  sibirischen  Mammntb; 
wovon  so  vieles  in  Rufsland  geisprecfaen  wird,  und  vok 
dem  sogenannten  Ochsenvater  der  Luisianer  nicht  zu  un- 
terscheiden sey. 
wäre  sonach  dahiii  zu  berichtigen,  l)  dafs  es  zwar  ganz  vollkom- 
men  richtig  scheine»,  dafs  der  sibirische  Mammuth  und  der  Ochse 

der 

*)  Ebeadaselbit  Seite  lu 


t 

der  Luisianer^  das  ist;  der  grofse  Mastodonte^  von  dem  Erdboden 
längst  yertilgt  seyen  ^  dafs- aber  Camper^  FallaS|  Blumenbach 
und  Guvier  rorzfiglich  streng  bewiesen  hätten^  dafs  die  Mastodon- 
ten ein  Yon  den  Mammuths  oder  den  Elephanten  derVorwelt  leicht 
sn  unterscheidendes  Thiergeschlecht  ausmachten. 

Ferner  dafs  die  YOn  Kennedy  beschriebenen  Knochen  nicht  einer 
ThierspecieS;  noch  weniger  einem  Indiridüum^  sondern  Thieren  aus 
drey  sehr  yerschiedenen  Geschlechtern  angehörten^  nämlich  dafs  der 
erste;  zweyte  und  dritte  Zahn  einem  Mastodonte^  der  vierte  und 
fünfte  einem  Rhinoceros  und  der  sechste  Zahn  einem  Tapir  zuge« 
schrieben  werden  müfsten. 


^«1 


I  • 


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JSAdf 


38 


Nachträgliche  Bemerkungen 

über   den 

in  der  akademischen  Naturalien-Sammlung  zu  Erlan- 
gen befindlichen  Zahn   eines  Mastodonte. 

Vorgelesen  am  21«  Februar  1818* 


5-     2^ 

GegenwSrtiger^  in  die  Naturalien  •  Sammlung  der  UnireraitSt 
Erlangen  gehörender  Zahn  eines  Mastodonte^  schien  mir  bedeutend 
genüge  um  ihn  nachtragsweise  su  meiner  letzten  Vorlesung  der  kö« 
niglichen  Akademie  der  Wissenschaften  rorzuzeigen^  und  durch  de« 
ren  gewichtiges  ürtheil  die  Gleichheit  desselben  mit  den  drey  in 
ihrer  Sammlung  befindlichen^  Ton  Kennedj  beschriebenen  und  ab- 
gebildeten bestätigen  zu  lassen.. 

Als  icb  mich  nämlich  nach  dem  größten  mir  bekannten  Zahne 
eines  Hastodonte  erkundigte^  welchen  G.R-^  Schmiedel  zu  Erlangen 
besals^  TOtt  welchem  er  für  K.R.  Alerck  zn  Darmstadt  und  für  mich 
eine  trefiliche  Nachformung  fertigen  liefs^  die  ron  mir  in  Hrn.  Hof«» 
rath  EbeFa  Sammlung  zu  Hannover  kam^i  und  daselbst  Ebrn»  Curier 
gezeigt  ward»  berichtete  mir  Hr.  Prof.  Galdfufs».  dafs  solcher  zu 
Erlangen  nicht  mehr  vorhanden  sey^  hatte  aber  die  Gefälligkeit  mir 
dafür  diesen  Zahn  zur  Ansicht  und  Vergleichung  zu  übersenden.. 

Die  anflallende  Aehnlichkeit,i  ja  mau  dürfte  fast  behaupten^ 
TöUige  Gleichheit  dieses  Zahnes  mit  gegenwärtigen  drey  Zähnen^, 
velche  Kenne dj  beschrieb  und  abbildete^  ist  so  grois;i  dafs  sich 

•i;  gar 


•i 


59 


gir  nicht  zweifeln  Ififst^  dafe  solche  ein  and  derselben  Thierspecies 
angehörten. 

.Der  bey  diesem  Zahne  befindlichen  schriftlichen  Urhunde 
xufolge  ^yward  er  im  Jahre  l643  bey  Krems  in  Oesterreich  an  der 
y^Donao  ausgegraben,  und  der  Körper  des  Riesen  sollte  l6  Ellen 
;ylAng  gewesen  sejn,  und  24  solcher  Zähne  gehabt  habeau^ 

Ob  dieserZahn  von  Sehmiedel  harn,  kann  Hr.  Dr.  Gold« 
fufs  nicht  bestimmen.  Von  Seh  rebern  kommt  er  nicht,  da  er 
schon,  so  lange  Hr.  Dr.  Goldfufs  zu  Erlangea  sich  befindet^  in 
der  akademischen  Sammiung  yerwahrt  wurde« 

Im  Gänsen  und  in  seinen  Theilen  ist  dieser  Zahn  nur  eia 
wenig  kleiner  als  der  Fig.  2  ron  Kennedy  und  ron  mir  Tab«  u 
Fig.  1  und  Fig.  2  abgebildete.  Vielleicht  weil  er  eniem  Weibdiea 
angehörte. 

Er  ist  etwas  weniger^  als  der  Zahn  Fig.  1  und  2,  abgenutzt^ 
hält  also  das  Mittel  zwischen  dem  ganz  und  gar  noch  nicht  abge- 
nutztem Fig.  1  ron  Kennedy,  und  Fig.  3  und  4  Ton  mir  abgefail« 
dcten,  und  dem  Ton  Kennedy  Fig,  1  und  ron  mir*  Fig.  1  und  a 
abgebildeten  stärker  abgenutzten. 

Seine  Farbe  ist  etwas  blasser  als  die  Farbe  der  usrigen. 

Uebrigens  ist  dieser  Zahn,  so  wie  die  unsrigen»  in  eine  die  ge« 
wohnliche,  an  marmorner  Härte  und  Festigkeit  weit  ttbertre£fende» 
Knochenmasse  yer wandelt,  folglich  wahrhaft  yersteinert,  nicht  wie 
die  gewöhnlichen  Mammuths-  oder  £lephantenzaähne,  oder  wie  die 
Baren-,  Löwen-  und  Hyänenzähne  ans  Muggendorf^  Scharz- 
feld  u.  s.  f.  bröckÜch  und  Wasser  gierig  einsaugend» 

Sol* 


40  

Solche  Z&hne  nehmen  daher  auch,  wie  wir  hier  seh^n,  eine 
schöne  Politur  4in. 

Sollten  demnach  diese  Mastodontenzahne  nicht  aus  einer 
Siteren  Schöpfung  als  jene Blephanten •  oder  Barenaähne  herstammen? 

Wenn  sich  wirklich  24  solcher  Zähne  ^  wie  dieUrkimde  be-. 
sagt»  zugleich  an  der  Stelle  bQjrsammen  befanden^  so  mulsten  we- 
nigstens zwey,  wenn  nicht  drey  Mastodonten  alldort  ihr  Grab  ge- 
funden haben^  weil  msn  noch  nie  ttber  acht  Zähne  an  einem  Indi- 
Tidunm  bemerkte. 


<  I 


Aach  verdient  beachtet  zu  werden  ,  dafs  dieser  Zahn  schon 
im  siebenzehnten  Jahrhunderte  (164  5)  in  Teutschland  gefunden  und  auf- 
gehoben ward,  da  die  meisten  ähnlichen  Zähne  erst  im  achtzehnten 
Jahrhunderte  entdeckt  wurden.  Meines  .Wissens  wenigstens  geht 
die  älteste  Kunde  von  solchen  in  Amerika  gefundenen  Zähnen^  bis 
jetzt^  nicht  ttber  1705  hinauf. 

üeber  die  neuesten  Entdedkungen  solcher  Reste  von  Masto- 
donten in  Nord -America  besitzen  wir  nun  treffliche  Nachrichten 
nebst  Abbildungen  yon  Professor  Mitchill^). 


*)  Essay  on  tlie  Theory  of  tlie  Earth;  by  M»  CuyieT  witb  mineralogicftl  notes 
by  Professor  Jameson  and  observations  on  the  Geology  of  North  -  America 
illttStrate  by  descriptions  of  various  organic  Remains  found  in  that  part  of 
Ihe  World  by  Sam»  L,  MitchilU,  New.Tork  iSlB»    Wate  VI.  VlI  w.  Vlll. 


m. 


e4.  Xi^  a^H^A,^.  ^^/  i'„»^  *'Ä&:.Aw4< 


jr^.   / 


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III. 


B 


Jt  a  r 


41 


y     t    r     ä     g 


Flora     von     Baiern. 


Voa 

Frans  ron  Paula  ron  Schrank. 


Yorgelesen  den  i5»  Not*   1817  und   lO»  Jaiw  1&18«. 


JL/er  königlich  WOrtembcrgiachc  Arcfaiater^  Herr  Ricter  von  Fr 5* 
lieh,  hatte  yor  einiger  Zeit  eine  Reise  in  den  Algau  zu  thun^  und 
benützte  diese  Gelegenheit^  um  auf  den  dortigen  Gebirgen  zu  bota- 
nisiren.  Seine  Rückreise  stellte  er  über  München  an,  um  hier  rem 
Sehr  eher 'sehen  Herbarium  und  dem  meinigen,  von  der  königli- 
chen Bibliothek  und  der  meinigen  zur  Vollendung  seiner  Monogra« 
phie  der  Hieracien  Gebrauch  zu  machen.  Die  übrige  Ausbeute  sei- 
ner Reise,  rorzüglich  seiner  botanischen  Ausflüge,  welche  er  aus 
Oberndorf  machte,  stellte  er  mir  für  daa  Herbarium  der  königlichen 

6  Aka- 


42  

Akademie  ssa,  welcher  ich  nun  das^.Verzeichnllb  davon  mit  meinem 
CQmmentar  vorzulegen  die  Ehre  habe. 

1.   COBRESIA  scirpina. 

Spica  solilariai  simplici^  tereti  j  ioliis  aetaceis  culmi  fere  Ion- 
gitudine.  2].. 

Gobresia  scirpina.     WVld.  spec»  IV.  p.  206.  n.  1. 

Sie  findet  sich  auf  der  Alpe  Hindelang  am  hohen  Dumen^ 
einem  Berge  bey  Oberdorf. 

Die  Gobresien  sind  sehr  nahe  mit  der  Gattung  Carex  ver- 
wandt,  wurden  auch  noch  von  den  neuesten  Botanisten  dahin  ge« 
bracht,  und  da  hatte  die  gegenwärtige  Art  den  Namen  GAREX 
Bellardi.  Wulfen  fand  es  zuerst  rätblich,  sie  davon  zu  trennen, 
und  nannte  sie,  dem  Herrn  von  Frölich  zu  Ehren,  der  schon  da« 
mals,  da  er  eben  die  medicinischen  Schulstudien  vollendet  hatte, 
grofse  Hoffnungen  von  sich  erweckte,  Froelichia,  welchen  Namen 
Willdenow  in  Gobresia  abgeändert  hat,  um  dem  Ritter 
von  Gobres,  welcher  sich  durch  seine  reichen  naturhistorischen 
'Sammlungen,  und  den  vorzüglichen  Bttcherschatz,  welchen  er  in  die« 
aem  Fache  besafs,  berOhmt  gemacht  hatte,  ein  Denkmal  zu  setzen, 
nachdem  schon  eher  ein  amerikanischer  Strauch  oder  Baum,  der 
in  die  vierte  Glasse  gehört,  den  Namen  einer  Froelichia  erhalten 
hatte. 

2*   GAREX  microglochin. 

Spica  andcogyna,  simplici,  subduodccimflora :  flosculis  mari« 
bus  terminalibus,  caducis;  fructibus  anguste  conicis,  hamif ormi  -  de« 

Ga. 


-, 43 

Carex  microgloohin.     Jfjlld.  spec.  JV.  p.  212.  n.  10. 

Wohnort;  auf  den  Torfgründen  bej  FUfsen« 

Diese  Segge  ist  nicht  nur  für  Baiern  ^  sondern  für  gans 
Deutschland  neu,  indem  man  sie  bisher  nur  aus  dem  nördlichen 
Lappland  gekannt  hat  Ich  werde  suchen,  sie  lebend  ftir  den  Gar« 
ten  zu  erhalten  >  und  dann  zu  seiner  Zeit  der  Akademie  die  Be* 
Schreibung  und  Zeichnung  nach  des  lebenden  Pflanze  Torlegen« 

5.  CAREX  capitata. 

Spica  and^ogypa,  simplicii  snbglobosa,  fructibus  compressis^ 
snborbicularibus^  acuminatis^  erecto  -  patulis.     2|.. 

Cairex  oapitiata.    Will^  spe<^.  JF..  p..  210.  f»^  7. 

Wohnort:  auf  den  ToffgründdH  bey  F&faeQ. 

Auch  diese  Art  ward  bisher  nu^  noch  in  ,Kojrwe§en  und 
LappUnd  gieSunden.  Schkur  hat  sie  zwar  beschrieben  und.  ahgis« 
bildet^  konnte  das  aber  nur  nach,  getrockn^tei^  Pflanzen  thun.  Ich 
hoffe,  dafs  es  mir  gelingen  werde>  lebende  Pflanz^Q  für  den  (jarteo) 
zu  erhalten. 

4«    CAREX  cbordqrrhiza. 

Spica  androgjna^  orata,  composita;  floribus  supremis  mascu- 
lis;  Stigmatibus  duobus;  fructibus  oratis^  acuminatis)  foliis  culmeis 
adpressisj  culmo  basi  ramoso.     4. 

Carexr  chordorrhiza»  ^Willd.  spec.  IK.  p.  21 9.  n.  25. 

-     6  *  fFohU' 


44  

Wohnort  i  aaf  Torfgrflnden  bey  Fofsen. 

Auch  diese  Art  ist  bisher  noch  niemalB  in  Deutschland  ge- 
funden worden.  Schkur  hat  sie  nach  getrockneten  Stückenj  wel« 
che  er  aus  Schweden  erhalten  hatte^  abgebildet. 

5.    POA  disticha. 

Racemo  splcato^  orato^  disticho;  peristachyia  subquadri« 
floris.     4. 

Foa  disticha. .  Wulfen  in  Jacq,  miscelh  II.  p.  74«  —  Sekret* 
der  ßor.  germ.  L  p.  207«  —  Host  gram.  IL  p.  55*  —  Jacqu.  plant, 
rar.  I.  Tab.  ig. 

Foa  sefslerioides.    Allion.  pedem.  n.  2208.  tab.  QU  ßg*  U 

» 

JVohnort :  auf  dem  Mädele^  einem  Alpengebirge  bej^  Obersdorf. 

Gans  einer  Sefslerie  ähnlich ,  aber  ein  wahres  Rispengras. 
Die  Traube  sieht  einer  ejrförmigen  ^.  breitgedrttckten  Aehre  fthnlich^ 
und  die  Blüthdhen  sind  biaulicht  mit  weifsKchten  Rändern,  die  Blät* 
ter  sehr  schmal  und  fast  borsteniörmig. 

6.  F  O  A  distichophylla. 
Tab.  m.  Fig.  1. 

Fanicula  contracta;  ramis  inferioribus  geminisj  spiculis  lan« 
ceolatiSi  subquadrifloris;  culmo  simplicii  foliis  altiore,  basi  decU« 
nato.     4« 

Wohnort:  auf  der  Alpe  Madeli  bey  Obersdort 

Der 


45 


Der  Halm  wird  etwas  ttber  einen  Fufs  hoch^  und  hat  etwa 
drey  Knoten,  welche  schwarz  sind,  ron  welchen  aber  nur  der  ober- 
ste unbedeckt  istj  die  an  ihm  entspringende  Blattscheide  ist  sehr 
lang,  nnd  das  Blatt  liegt  fast  stra£F  an  den  Halm  anj  die  sämmtli- 
chen  Blätter  schmal  degenförmig.  Die  ^spe  ragt  schon  mit  ihrem 
Grande  fiber  die  Blätter  hinaus  j  die  untern  Rispenäste  kommen 
paarweise  aus  dem  Halme,  sind  allemal  yon  ungleicher  Länge«  und 
die  vier-  bis  fünfblfithigen  Aehrchen  sitzen  an  ihnen  wechselseitig, 
auf  sehr  kurzen  Stielchen.  Die  Blüthchen  sind  lanzettförmig,  und| 
wie  der  Aehrchenkelch,  grün  mit  purpurnen  Rändern. 


Das  Gras  hat  ?iele  Aehhlichkeit  mit  Gramen  alpinum  pa^ 
nicülatum  minus,  panicula  spadiceo^viridi,  elegans  in  Schejich« 
aer's  Agrostographie  *),  welches  Willdenow/s  **)  Poa  laxa, 
und  ebenfalla  ein  Alpenbewohner,  aber  nach  allen  Ausmessjmgen 
ricl  kleiner,  mehr  fiberhangend  ist,  und  nur  drey  Blfithchen  im 
Aerchenkelche  hat,  fibrigens  wiederholte  Vergleichung  rerdient. 


7.  FESTUGA  pulchella. 

Tab,  in.  Fig.  2. 

Panicula  patente,  ramosa,  subnutantej  spiculis  obIongis>  mu« 
tids^  qnadrifloris;  foliis  angustissimis^  siccitate  setaceo  •  conyolutis.  4< 


/g-  S^ 


Festnca  pulchella.      Schröder  jlor.  gemu  L  p.  336.  tob.  5» 

4 


FFohnort:  auf  der  Alpe  Hindelang  bey  Sontkofen» 


Die 


*)  Scbeiichf«  sgroil»  appead.  Tab.  4* 
—)  Willdaa«  apt««  I»  p,S86#  a.3» 


46  

Die  Beschreibung  bey  Schrader  ist  sehr  gut^  und  ich  habe 
ihr  nur  das  beysasetsen^  was  die  Wursel  anbelangt* 

Wie  die  ursprüngliche  Wurzel  aussehe  ^  veifs  ich  nun  eben 
nicht,  indem  ich  das  Gras  nur  im  getrockneten  Zustande  beobach« 
ten  kann*  Aber  in  der  Folge  nimmt  dieses  Gras  gewissermaisen 
die  Natur  der  Quecke  an,  indem  sich  der  Halm  am  Grunde  nieder- 
legt, da  an  den  Knoten  Zaserwurzeln  und  nebenher  neue  Halme 
treibt.  So  entsteht  ein  ziemlich  dichter  Rasen.  Doch  unterscheidet 
sich  dieser  schöne  Schwingel,  dafs  der  Halm  sich  nicht  weit  hemm 
rerbreitet,  indem  er  einzeln  nicht  weit  fortkriecht. 

8.   ARUNDO  spcciosa. 

Fanicnla  diffusa  >  spiculis  upifloris;  peristachyo  flosculum  ex« 
Cedente;  yalnila  flosculi  exteriore  pilosa,  arista  terminaU  spiculae 
dupla  longttudine«    4. 

Arundo  speciosa.    Schrad.  fior.  germ.  L  p.  219.  tab.  4«  ßg.  8« 

Wohnort :  auf  Felsen  bey  Bach  im  Lechthale, 

9.  POTAMO GETÖN  fluitans. 

Foliis  natantibus^  petiolatis^  oblongo-Ofatis^  utrinqne  atte- 
nuatis.     4. 

Fotamogeton  fluitans.     TVilldi  spec.  I.  p.  713.  n.  2. 

Wohnort:  in  der  Wörnitz  bey  Donauwort. 

Es  ist  nicht  schwer  1  dies^  Saamenkraut  ron  POTASI'O- 
0  E  TON  natans  zu  unterscheiden.   Dieses  letztere  hat  del  breitere^ 

fast 


f 


47 

fast  dttrchsiclitige  BlStter ,  welche  an  ihrem  *  Grunde  hersfSr- 
mig  auegeachnitten  aind,  oder  wenigstens  nicht  yerschmächtiget 
in  den  Blattstiel  fortlaufen.  Das  yorliegende  hingegen  hat  mehr 
lederartige,  schmälere^  allerdings  in  den  Blattstiel  rerschmäohtigte 
Blätter« 

10.  ARETIA  helfetica« 

Foliis  spatulatis^  hirsutulis^  subadpressis/  cauliculos  nndl^a 
tegentibusj  floribus  subsessilibus.     4. 

Aretia  helyetica.     Willd.  spec.  I,  p.  795^  n.  1« 

Aretia  foliis  subhirsutis^  oratisi  cauliculos  tegentibusi  floribui 
brerissime  petiolatis.    Häller  hist.  n.  6l7«  tab.  11. 

Androsace  slpina  minima«  Häller  opusc.  p.  26.  — -  Haller 
commerc.  nor.  1731.  p.  380. 

JVohnort:  auf  der  Hindelalpe^  und  auf  der  Nickenalpe,  Ge« 
birgsgegenden  bey  Sonthofen« 

Die  stiellosem  Blttthen  unterscheiden  diese  Art  sehr  deutlich 
Ton  der  gemeinen  Alpen-Aretie^  welche  sehr  bestimmt  gestielte 
Bluthen  hat.  Aber  auch  dann,  wann  beyderley  Pflanzen  weder  Bltl« 
then  noch  Früchte  haben/  lassen  sie  sich  noch  leicht  mittels  der 
Blatter  unterscheiden  5  diese  sind  zwar  bey  beyden  Arten  f ollkom- 
men gleich^  nur  etwas  glatter  bey  der  Alpen  -  Aretie,  wovon  sich  je- 
doch die  Gränzen  nicht  wohl  mit  Worten  bestimmen  lassen ;  aber  allem  al 
sind  die  bey  A.  helvetica  angedrückt,  und  entfernen  sich  nur  an  den 
jüngsten  Zweigen  mit  ihrem  obersten  Ende  sehr  wenig  .rom  Zweige, 
während  sie  bey  A.  alpina  zwar  nicht  wirklich  wegstehen ,  aber 
doch  sehr  deutlich  abstehent 

Ich 


4«  

Ich  ergreife  diese  Gelegenheit  eine  sehr  merkwürdige  Spiel- 
art der  Aretia  älpina  bekannt  zu  machen^  welche  mir  im  Schre« 
b ersehen  Herbarium  Torkam.  Sie  kam  rom  Freyherrn  von  Wul- 
fen dahin  I  welcher  sie  lange  fiQr  eine  verschiedene  Art  hielt,  aber 
nach  genauer  Ycrgleichung  doch  f an d,  sie  roüfste  lediglich  als  eine 
Spielart  der  A.  alpina  angesehen  werden.  Die  Pflanze  ist  (Tab.  lY« 
Fig.  2.)  sehr  klein,  ihre  Blatter  sind  aber  verhältnifsmäfsig  beträchtlich 
laiigi  sehr  schmal,  verlaufen  sich  abwärts  in  einen  deutlichen  Blatt- 
Btiel,  und  stehen  fast  sparrig  aus  einander;  ihre  Bekleidung  ist  übri- 
gens wie  bey  der  gewöhnlichen  Alpen  -  Aretie,  und  wie  hey  der  hel- 
vetischen eine  Art  von  steif  borstigem  Felze,  aber  aufserst  kurz  und 
zart«  Die  Blüthenstiele  kommen  fast  aus  der  Wurzel,  und  su 
aammt  der  Blfithe  kaum  länger  als  die  Blätter« 


11.   CORTUSA  Matthioli. 
Caljcibns  corolla  minoribus.     4. 

Gortusa  Matthioli.     TVilld.  spec.  I.  p.  807«  n.  l. 

'  fFohnort:  an  schattigen  Stellen  der  Alpe  Mädele. 

V 

\ 

12.  VIOLA  calcarata. 

Subcaulescens ;   foliis  orbiculato-ovatisi  subcrenatis,  petalo 
minoribus  5  calcari  calycem  excedente.     4. 

Viola  calcarata.    TVüld.  spec.  L  p.  11 69.  n.  27* 

Viola  montana  II.    Clus.  pannon.  p.  2^56.  et  HUL  I.  p.  309* 
utirobique  sine  icone* 


Melanium  montanum.    Dalech.  hist.  univ.  p.  1204< 


fTohn^ 


: 49 

WoknoTt :  enf  dem  höchsten  Gipfel  des  Mädele  •  Berges  nahe 
am  Schnee. 

Linne  ist  etwas  nndeutlich^  indem  er  den  Unterschied  die* 
ser  Pflanze  ron  Viola  cornuta  angiebt.  Er  wird  richtig  Tcrstanden^ 
wenn  man  seine  Worte  folgendermafsen  setzt: 

Fiola  calcdrata.  Viola  cornuta. 

Subcaulis.  Gaule  longo^  erecto. 

Fetala  suborbicnlaria  ^  foliis  ma-    Fetala  oblonga^  ioliis  minora, 

jora.  '  ' : 

Folia  orbicnlari-ovata«^  Fölia  oblongo  -  o?ala« 


».     > 


Die  Pflanze  ist  in  Dalechamp*s  Werke  gut  abgebildet, 
nur  hat  nnsere  Pflanze  keine  so  hohen  Blfithenstiele.  Sie  scheint^ 
auch  die  unsrige^  allerdings  stengellos  zu.  seyn;  eigentlich  tegt  sich 
aber  der  fadenförmige  Stengel  nur  pieder^  und  wird,  indem  er  sich 
bräunt 9  seine  Blätter  abwirft ^  kaum  die  Narben  davon  behält,  und 
Zaserwürzelchen  treibt,  selbst  zur  Wurzel.  Die  Blätter  sind  kleiner 
als  am  Alpen  -  Thymian ,  fast  von  seiner  Form,  und  schwach  gekerbt. 
Die  Blume  ist  sattblau,  eben  nicht  gröfser  als  beym  dreyfärbigen 
Veilchen,  wenn  Blume  mit  Blume  Verglichen  wird,  wohl  aber,  wenn 
man  zugleich  auf  die  ganze  Pflanze,  und  namentlich  auf  die  Blätter 
BQcksicht  nimmt.  Der  Sporn  ist  noch  einmal'  so  lang  als  der 
Kelch. 

•  .  .  .  •  •  !         - 

Ehe  ich  weiter  gehe,  mnfs  ith  Gelegenheit  nehmen ,  noch 
mehrere  mit  der  vorliegenden  Art  näher  yerwandte  Veilchen  -  Arten 
zu  yergleichen.  Sie  sind  V.V.  ceni^ia,  grandiflora,  Zoysii.  Die 
erste  ist  ron  den  beyden  andern  leicht  zu  unterscheiden,  indem  ihre 
Blume  blau,  die  der  beyden  andern  gelb  ist,  und  durch  eben  dieses 
Keittiaekihen  unterscheiden  sich  diese  beyden  letztern  ron  V.V.  coZ* 

7  ca^ 


/     • 


50  ^ 

carata  und  cornuta.     Wir  h&tten  also  «wo  untergeordnete  Arten- 
Familien. 

*  mit  gelben  Blumen«  ' 

grandißora,  caule  brevissimo;  pedunculo  triquetro,  unifloroj  foliis 
oblongo-oratiSi  crenatis}  stipulis  pinnatifidis.     21.. 

Viola  tricolor  odoratissima  lutea.  ^^Cus.  pannon.  p.358. 
sine  icone. 

Viola  caule  erecto^  paucifloro;  foliis  imis  [subrotundis, 
caulinis  ellipticis^  stipulis  semipinnatis^  mazimis.  -^  ß.  cau« 
lescens  flore  luteo.    fjaller  hist.  n.  566. 

Viola  montana  lutea  crenato  folio.  Barrel,  n.  859-  icoru 
691«  nee  692. 

Heimat:  auf  allen  böhern  Alpen  der  Apenninen^  und 
Ton  Dauphine  j  auf  den  Schweizer-Gebirgen  Enzeinda^  Fouly, 
I^eunenpn« 

Zoydif  caule  filiform!^  repente :  ramis  erectis,  unifloris ;  foliis  oratis^ 
quam  petala  minoribus,  crenatis 3  stipulis  integerrimis ;  pe« 
dunculis  triquetris.     4. 

Viola  zoysii«  Wulfen  in  Jacqu.  collect.  IV.  p.  297. 
tob.  11«  jig.  1.  —  JViUätn^  spec.  l,  p.  1169«  demio  Synon« 
Barrel. 


Wohnort:   die  Krainiscben  Alpen  an  den  Gränzen  ron 
Karnthen, 


51 

**  mit  blauen  Blamen. 

cenisiOf  caulibus  filiformibus,  repentibus:  ramls  erectis,  uniflorisj  fo« 
liis  omnibuft  OTati8>  succo6i8>  stipuliscpe  integerrimia.     2}. 

Viola  cenisia*    Allione  pedem»  n.  l641»  tab,  22«  jfig«  6« --^ 
Willd.  spec.  L  p.  11 65-  n.  i6^ 

Viola  malticaulis »  foliis  oyatis^   petiolatis^  integerrlmiQ. 

Häller  helvet   n.  565» 

Wohnort:  auf  dem  Mont-Cenia  an  mehrera  Plätzen 
aebr  häufig  ;  auf  den  Scbweizergebirgen  Enzeiuda^  la  Varaz^ 
Fanaros^a^  Prapioz,  Foulj^  Rothenhoro* 

cäkarata  (man  >s»  oben)» 

Wohnort:  auf  den  bOcbsten  Alpen  desAIgau^a^  ron  Pie« 
mont,  und^  wie  ich  rermuthe^  auf  den  meisten  höhern 
Schweizergebirgen» 

comuta,  caulibus  repentibus:  ramis  erectis^  foliosis,  unifloris;  foliia 
oratis  oblongore-oyatis,  crenatis;  stipulia  pinnatifidia^  cal- 
cari  subulato^  corollam  excedente.     n^ 

Viola  cornuta*    Willd.  spec^  L  p»  1170»  n.  28» 

Viola  caule  erecto,  paucifloro,  foliis  imis  subrotundia, 
caulinia  ellipticis^  stipulis  semipionatis^  maximis.  —  a.  acau* 
lis»    Haller  hist.  n.  566»  tab.  17. 

Viola  foliis  cordat6  •  lanceolatia  ^  acute  dentatis.  HaUer 
hist.  n»  570*  (incerta  planta). 

7  »  Viola 


52  

Viola  montanaj  caerulea^  tricolor^  folio  8ubrotandO|  cre« 
nato.    Barrel,  n.  860«  icon.  692. 

Wohnort:  aaf  den  Schweizergebirgen  Gemmi,  ^Anses^ 
Fouljj  Forcletaz,  Septimer,  Tschiera;  auf  dem  Maglino  in 
Abruzzo}  auf  den  Alpen  von  Chamberrj^  Grenoble^  und  auf 
dem  Pilatus -Berge. 

Hall  er  hat  unter  Nr.  566  gans  gewiTs  mehrere  rerwandte 
Arten  ausammengeworfen« 

13.   GENTIANA  niralis. 

CoroUis  quinquefidisi  infundibuliformibusi  totia  erectis  j  ramia 
altemia  unifloris;  foliis  caulinis  lanceolatis.     Q. 

Gentiana  niralia.    Frolich  de  Gent  p.  83. 

» 

fFbhnort:  auf  den  höchsten  Alpen  bey  Sonthofen;  auch 
hat  aie  Hr.  Hevierfdrster  Ferchl  yon  Reichenhaü  geschickt,  wel- 
cher sie  auf  den  Alpen  seines  Amtsbezirkes  gefunden  hatte.  —  Die 
übrigen  Wohnorte  sehe  man  in  der  angeführten  Abhandlung,  wozu 
man  noch  Savoyen  setze,  auf  dessen  Berge  Serramillon  Schmier 
del  die  Pflanze  gefunden  hat. 


'Wir  haben  an  der  angeführten  Abhandlung  ein  sehr  schönes 
vnd  sehr  roUständiges  Werk  über  die  Linnäische  Gattung  GEN- 
TIANA erhalten;  aber  das  hindert  nicht»  dafs  nicht  gleichwohl 
Boch  eine  kleine  Nachlese  möglich  wäre,  theils  weil  rier  Augen 
mehr  sehen  als  zwej-,  theils  weil  Schreber,  seit  wir  diese  Ab- 
handlang  besitzen,  welche  mit  Hilfe  seines  Herbariums  rerfasset 
wurde,  selbst  noch  fortfuhr  dieses  Herbarium  zu  Fermehren«  Ich 
werde  mich  dabej  nicht  gerade  an  eine  bestimmte  Ordnung  halten, 

noch 


53 


noch  mich  dämm  bekfimmern^  ob  die  Pflanze  nach  nenem  Schrift« 
Btellern  zu  einer  andern  Gattung  gehöre»  sondern  werde  nur  einige 
Lücken  zu  füllen  suchen. 


GENTIANA.     L. 


Saponariaf  corollis  quinquefidiS|  caropannlatis,  subTentricosiSi  termi« 
nalibus  axillaribusque  j  foliis  lanceolatis^  margine  scabris«    ]{.• 


Gentiana  Saponaria.     Frölich  de  gent  p.  32« 

ochroleucaf  coroUis  quinquefidisi  campanulatisi  subFentricosis,  termi« 
nalibus  axillaribusque  j  foliis  lanceolatisi  margine  laeribus.  4« 

Gentiana  ochroleuca.    Frölich  l.  c.  p.  35« 

Es  ist  äufserst  schwer^  bejde  Arten,  besonders  im  ge- 
trockneten Zustande I  ron  einander  zu  unterscheiden!  weil 
dann  auch  die  Farbe  der  erstern  ebenfalls  in  Gelblicht  Ter« 
bleicht,  und  die  Zähnchen  an  den  Zwischenstocken  derBlu* 
menstücke  schon  in  der  frischen  Pflanze  nicht  recht  stand- 
haft sind.  Aber  die  Blattränder  entscheiden  so  sicher,  dafs 
dieses  Kennzeichen  in  der  zartern  und  feinern  Spielart  aus 
Carolina,  woyon  Hr.  r.  Frölich  in  seiner  Abhandlung  Mel- 
dung macht,  sogar  noch  deutlicher  ausgesprochen  ist. 

linearis f  corollis  quinquefidis,  campanulatis ,  obtusiusculis,  terminali- 
btts^  depauperato-congestis;  foüis  linearibus,  acutiusculis. 

Gentiana  linearis.     Frölich  h  c.  p.  37« 

Tab.  V.  Fig.  2. 

Ich  habe  der  guten  Beschreibung,  welche  man  am  an« 
gefohrten  Orte  nachlesen  kann,  nichts  beizusetzen,  als  dafs 

eine 


54  

eine  mir  nnbeliannte  Hand  dem  Namen  dieser  Pflanze  im 
^  Schreb ersehen  Herbarium  beygeschrieben  habe:  Forte pa* 
rum  vel  nihil  diversa  a  Gentiana  Pneumonanthe  L.  Gegen 
diese  Vermuthung  ist  also  die  Aeufserung  Schreber^s  in 
der  angeführten  Abhandlung  des  Hrn.  y»  Frölich  gerichtet: 
Flores  -^  ^—  pollicem  linea  circiter  superantes,  adeoque 
Gent»  Pneumonanthes  floribus  minores.  Ganz  allein  dürfte 
aber  dieses  Kennzeichen  kaum  hinreichen:  denn  die  Gröfse 
der  Blüthe>  und  sogar  ihre  Verhältnisse  zur  Gröfse  des 
Stengeln  sind  bey  mehrern  Arten  von  Gewächsen  nicht  un* 
irandelbar.  Besser  ist  ein  anderes  Kennzeichen:  die  Bin- 
menstücke  sind  ziemlich  stumpf^  da  si»  hingegen  bey  G» 
Pneumonanthe  scharf  zugespitzt  sind. 

In  der  Beschreibung  dieser  Pflanze  wird  gesagt,  die 
obersten  Blätter  seyen  vierfach  *)}  diefs  ist  nicht  unbedingt 
richtig:  denn  eigentlich  sind  auch  dort  die  Blätter  nur  Ge- 
genblätter^  aber  so  nahe  an  einander  gerückt,  dals  man  den 
Zwischenraum  zwischen  den  beyden  Paaren"  kaum  gewahr 
wird»  der  aber  gar  leicht  bey  einem  etwas  üppigem  Wüchse 
ansehnlich  genug  werden  kann» 

Da  die  Pflanze  noch  gar  nirgends  abgebildet  ist,  so  habe 
ich  das  einzige  vorräthige  Stück,  welches  im  Herbarium  da 
ist,  abzeichnen  lassen. 

PneumonanthCf  corollis  quincpefidls,  campanulatis ,  acnminatis,  axil* 
laribus,  pedunculatis  5  foliis  sublinearibus ,  obtusis. 

Gewohnlich  gehört  diese  Pflanze  eben  nicht  zu  dengröfsten^ 
und  wird  selten  über  einen  halben  FitTs  lang,  obschon  sie 

in 

*)  Summa  qnaternt» 


-3» 


55 

in  seltenen  Fällen  und  auf  einem  Qppigen  Boden  zuweilen 
die  Länge  eines  garizen  Fufses  erreicht  Doch  das  ist  eine 
Kleinigkeit.  Weit  mehr  ändert  das  Yerhältnifsi  und  mit  ihm 
die  Form  der  Blätter  ab;  gewöhnlich  sind  sie  linienförmig^ 
und  sehr  schmal;  Blätter  ron  15^^^  Länge,  und  2^'^  Breite 
sind  noch  nicht  die  schmälsten,  aber  ihr  Yerhältnifs  =  15:2 
dürfte  doch  das  gewöhnlichste  seyn;  allein  im  Schreber« 
sehen  Herbarium  befindet  sich  ein  von  Scholler  aus  Barbj 
gesandtes  Stück  ^  bey  welchem  das  Yerhältnifs  der  Blätter 
=  16:8  =  2:1  ist;  dabey  sind  diese  Blätter  eyförmig  lan« 
aettähnlich,  jedoch  am  Ende  stumpf! 

Eine  andere  Spielart  mit  lanzettförmigen  Blättern  (bey 
welchen  das  Yerhältnifs  ist  =  20:5  ^=  4M)>  und  weilsen 
Blumen  aus  dem  östlichen  Sibirien  hat »F alias  geschickt. 

YVieder  eine  andere  Spielart,  welche  im  Lande  der  Kir- 
gisen zu  Hause  ist^  hat  die  Blätter  von  25^^^  Länge,  und 
21'^^  Breite,  das  ist,  wie  10 : 1« 

Aber  bey  allen  diesen  Yerschiedenheiten  bleiben,  die 
übrigen  Charaktere  standhaft,  und  von  sehr  vielen  Pflanzen 
dieser  Art,  welche  mir  in  der  lebenden  Natur,  oder 
in  Herbarien  vorkamen*,  wichen  nur  drey,  und  diese  nicht 
gleich  stark,  an  den  Blättern  vom  gewöhnlichen  Baue  er« 
heblich  ab. 

quinqueßora ,  corollis  infnndibuliformibus ;  floribus  terminalibuSi 
f asciculatis ;  caule  ramosissimo,  tereti-tetragono;  folüs  cor* 
datis,  amplexicaulibus. 

Gentiana  quinqueflora.    Frolich  2.  c.  p.  51* 

HeU 


56 


Heimat:  am  Bethlehem  in  Fensylramen ;  und  in  den 
Schlagen  (abgetriebenen  Waldgegenden)  des  AUegbany-Ge- 
birges. 

Die  Anzahl  derBlfithen  ändert  sehr  abj  gewöhnlich  sind 
ihrer  5  in  Einem  Bündel  beysammen^  tielföltig  nur  dreji 
aber  auch  zuweilen  sechs,  und  sogar  neun.  *  Der  Helch  ist 
sehr  kurz,  und  der  Griffel  fehlt  beynahe  ganz.  Der  Stengel 
ist  nicht  eigentlich  geflügelt,  sondern,  indem  er  selbst  rund- 
licht ist,  an  den  beyden  gegenüberstehenden  Seiten  wie  mit 
■wo  Leisten  besetzt. 

Der  Tririalname  ^uin^iXtf/oZia  statt  quinqueflora  ist  bey 
L in nö  durch  einen  blolsen  Schreibfehler  entstanden. 


14.    GIGUTA  tenuifolia. 
Tab.  IV.  Flg.  1. 

Foliis   bipinnatis:    foliolis    linearibus,    dentatis    pinnatifidis- 

TVohnort:  im  Galgenbühelmoose  bey  Füfsen. 

Die  Pflanze  wird  nicht  yiel  über  einen  rheinländischen  Fufs 
hoch,  hat  aber  dabey  sehr  das  Ansehen  des  gemeinen  Wütherichs. 
Der  Stengel  ist  hohl  und  rundlicht;  die  WurzelMätter  haben  lange 
Blattstiele,  werden  oben  doppelt  gefiedert»  und  die  Fiederblättchen 
theilen  sich  wieder  meistens  in  drey,  zuweilen  in  mehrere,  doch 
kommen  wohl  auch  einzelne  ror:  alle  diese  Blättchen  und  Blättchen- 
theile  sind  übrigens  sehr  schmal  linienförmig,  spitzig,  und  haben  in 
Entfernungen  sehr  stark  rorspringende  Zähne,  die  durch  Einschnitte 
entstehen.     Die  Dolden   sind    5  — ^  T  -  stralig ,   ohne  Umschlag.      Die 

Dold- 


57 

Doldciien  Kabeh  30»  und  noch  mehr  $lra}en^  aber  oft  auch  nur  die 
Hälfte;  die  Hfillchen  sind  mehrblättrig^  und  ihre  schmälen,  linien* 
förmigen  y  spitzigen  BlSttchen  nicht  so  läng  als  die  Strafen.  Die 
Blfimchen  sind  weifs«  ..Qanz  reife  Saapaen  hat  die  vor  mir  Jiegende 
Fflanm  nichts  stimmt. aber  gleicbwobl  gut  mit  dem  Sprengelischen 
Gattungs- Charakter^  ausgenommen  dafs  etwa  die  kleinen  Fleckeii 
an  dei|  Saamen  f^hlep  dürften;  woron  wenigstens  jetzt  noch  nichtf 
n  aeben  ist.  ... 

15.    JÜNCÜS  siygiu».  ' 

Foliis  setaceo^conyolutis:  tribns  in  caule^  tertio  in  apice.ail 
flores}  capitulo.termmali,  .suboniGO;  aubtrifloro.     4.^, 

JuncttS  stygius.     fFilld.  spec.  Ih  p.^13*  n*  26» 

m 

fVohnüTt :  auf  Torfgrflnden  bej  FflAeOr 

Die  gegebene  Definition  weicht  ron  der»  welche  Linne  tos 
der  Pflanze, gegeben  hat»  und  welche,  sowohl  Smith  als  Wilde- 
now  wiederholet  haben ,  nicht  unbeträchtlich  ab;  gleichwohl  be- 
zeichnet sie  ganz  gewifs  dieselbe  Pflanze.  Da^  die  erhaltenen  Stücke 
bereits  aufgesprungene  Kapseln^  und  Saamen  darin  hatten,  mir  also 
Hoffifiung  machen/  diese  Art  im  Garten  förtzupfladzen^  so  Terspare 
iek  mkt  äi^  yerthe|digail|g  ^»d^r:  Berichtigung  meiner  .D^rlion  ^  bis 
ich  im  Standq  seyn.^WQrjdQ^  Bes.Qhr^eibuiig;  und  -ZeichnM^^  nacl^ 
lebenden  Pflanzen  zu  liefern,  was  Smith  nur, nach  getrockneten 
thun  konnte^    da  bisher  noch   kein  "Wohnort  dieser  Pflanze  als  di« 

Moräste  Schwedens  bekannt  war. 

.  '         •  •  •'■  .         • 

.16.    SAXtFU-^GA  aphylla. 


rf  • 


]^6lii»  radiealibria  subcuneatls  i  plerisq^ae  trifidii  f    caale  mfi» 
floro>  aphyUoj  petalis  Uneari-lanceolatisi  calyce  aublongiöribua.    4« 

%  Sa»« 


/ 


5«  

SAxifraga  aph^rUa.  Com.  d«  Stemberg  saxifr.  p.  40.  tah.  1 1.  B.fig.  3.  n 

N 

Wohnort  auf  dem  hohen  Dumen  bejr  Sonthofen. 

Die  Pflanze  ist  ganz  gewifs  ausdautend^  ist  ea  aber  durch 
ihren  Stengel ^  welcher  nach  und  nach^  wie  er  altert^  zur  Wurzel 
wird  5  und  feine  Zaserwurzeln  treibt^  aber  noch  lange  die  bräunlich- 
ten  Reste  seiner  ehemaligen  Blätter  trägt.  Er  ist  armästig,  und 
diese  wenigen  Aeste  (etwa  zween  oder  drej)  kommen  ganz  am 
Grunde  berrori  und  dort  ist  er  auch  mit  Blättern  dicht  besetzt;- 
sein  fibriger  Theil  ist  eigentlich  nur  der  einblüthige,  blattlose  Blü- 
thenstiel»  der  doch  nicht  ganz  kahl  ist,  sondern  sparisame,  sehr 
kleine  Härchen,  und  sogar  zuweilen  ein  einfa€hM>  ungetheiltes  Blatt 
trägt.  Offenbar  rerlängern  sich  diese  Aeste  (die  wir  Stengel  nen- 
nen) an  ihrem  blättrigen  Theile  (denn  das  sieht  man  an  der  un- 
ichten  Wurzel),  aber  unter  Umständta,  die  mir  unbekannt  sind; 
rielleicht  sind  das  unfruchtbar  gebliebene  Aeste.  Die  Blätter  sind 
keilfSBrmig,  tief  drejspaltig,  nur  mit  wenigen  unzertheilten,  fast  li- 
nienförmigen  Blättern  gemengt.  Die  Blumenblätter  Unieufdroiig^ 
safrangelb,  etwas  länger  als  der  Kelch. 

17.    HIERACIÜSI  hjoseridifolhim. 


Oaule  unifloro>  folioso,  rillaso;  foUis  piniiatifidie:  hciaia 
textima  maxima,  reliquis  deorsum  decreseentibus.     2|.. 

ffieraoium  hyöseridifolinm.     Frolich  de  Hierac.  prodr.  ined^ 

FFohnort:  auf  der  Hintelberger»  und  Nicken -Alpe  bey 
Sonthofen. 

Ich  beschreibe  diese  und  die  folgende  Pflanze  nicht,  da  wir 
eine  genaue  Beschreibung  vom  Ena  Arbhiater  t.  Frölioh  zu  er- 
warten haben* 


\ 
( 


■PiW 


59 


18.    HIEBAGIUM  montaimni. 


Gaule  simplici^  ünifloro,  foliosoj    foliis  semiatnplezicaulibiia. 
oblongis  dentatis^  acutis;  calyce  8ixnpliciusculo>  hirauto. 


Bieracinm  montaniiiii.    Frölich  l.  c. 

ff^ohnort:  auf  den  Gebirgen  bey  Oberndorf  im  Algau. 


10.    HTPOGHOERIS  helTetica« 

Gaule  simplici^  unifloro^  basi  Tolioso  j  foliia  dentatis:  canlinia 
IanceoIatis>  radicalibus  obrerse  lanceolatis.     4. 

Hjpocboeris  belretlca.     Wulfen  in  Jacqu.  coli,  U,  p^  25* 

Hypochoeris  uniflora.    Alliön.  p^dtm.  n,  &50.  tob.  32.  ßg.  U 

Hypochoeris  caule  unifloro^    foliis  dentatis,  birsutis.     Haller 
liht  n.  2.  tab.  1. 

Wohnort:    «uf  d«r   Hiiidelanj^  •   and   Nklfteo  -  Alpe    bey 
Sonihofen. 

20.    STAEHELINA  alpuM. 

r 

Foliis  lanceolatis   dentatisj,     utr^i^iue  attenuatis^     detergibili- 
lanatis}  squamis  calycinia  ipterioribua  bira^t^;,  ilgribus  terminalibus 

»ggregatis-     2J.  ^     ,j 

*  ♦  ■ 

*  I  * 

Serratfula  alpina.     Willd.  spec.  JII.  p.  löAl-  n.  t. 
Wohnort :  auf  den  Gebirgen  bey  Sonf^ctfen. 


■1 


a  « 


•  '     r 


Der  Blfitheboden  }st  mit  UnienüctemigeDy ,  spitzigen  ^pfj^^blS^- 
dien  beaetat;  die  Haarkronet  iat  gefiedert  j  die  Staubbemsl  j^nd.f^n 
G«iwd9  vgQacbwlUiaet3  dv  I^elpb  ist  gSM^l^y^et*  .  DIq  Fflanae ,  48t  ,^190 

8  '  eine 


/ 


60  

eine  STAEHELINA.'  Zwav  ist  der  Kelch,  nicht  halbkogelförmig, 
und  die  Spreublättchen  8iH4  nicht  isehr  kurz.  Allein  da  diese  bey- 
den  Charaktere^  besonders  der  letzte,  schon  ihrer  Natur  nach  bey 
Gattungen  yon  geringer  Bedeutung  sind^  so  folgt  nur,  dafs  sie  aus 
den  Gattungskennzeichen  der  Stähelinen  wegzulassen  seyen^  nicht, 
dafs  die  gegenwfirtige  Pflanze  keine  Stäheline  sey. 

21.     ACHILLEA  macrophyUa. 

Tab.V. 

Foliis  pinnatis,  glabrisj  basi  auricularum  ope  amplexicaulibus : 
pinnis  lanceolatis,  inciso  -  serratis :  extimis  confluentibusj  corymbo 
depaüperato.     4. 

ACHILLEA  macrophylku      fFiUd.  achill.  p.  20.  n.  11.  — 

fFilld.  spep.  in.  p.  2204.   n.  26. 

Tanacetum  inodoMim  leucanthemum alpinum.  Barreh  Uon.  ggu 

ff^dknortt  auf  der  oftgenannten  Mädele^AIpe. 

Die  Pflanze  hat  gewiss ermafsen  ein  in  ihrer  Gattung  fremdes 
Ansehen,  und  ist  weit  seltner,  Isis  man  denkt,  obgleich  sie,  oder 
rielmehr  ihr  Name,  in  den  Pflanzeprerzeichnissen  botanischer  Gär- 
ten oft  genug  Torkömmt«  Aber  was  da  unter  diesem  Namen  ange« 
geben  wird,  ist  PYRETHRUM  macröphyUum. 

Sie  wird  etwa  l^  rheinländ.  Fufs  hoch,  ist  durchaus  rein 
grikUi  und  deiv  Stengel  völlig  einfach,  rundlicht,  und  kaum  bemerk- 
lich feinhaarig.  .Die  Rl^tt^r  sind  wechselseitig,  ziemlich  fon  einan- 
der entfernet,  etwa  2  Zoll  lang,  und  i  Zoll  Q  Linien  breit,  gcfie« 
dert  (etwa  mit  3  bis  4  Blättchenpaaren ,  wovon  aber  die  äufsersten 
ausammenfliefsen),  und  mittels  ganz  kleiner  Blittchen  den  Stengel 
iusiMSÖnd  j  diese  am£assenden  Bl&ttchen  aitzen  bey  den  untersten 

Blät- 


.:.-i 


Blattern  am  Grunde  des .  BlattslieU ^  llelclnsp,  dpct^f^^Ca«  geflOgelf 
wird,  bey  den  obern.  wo  der  Qlattstiel  jiichft  deqjtlich  auseesprochen 
ist^  schlechterdings  am  Griinde  des  ülatteS.  "  TTie  *eigenthchen  Fie- 
derblättchen sind  übrigens  lan^|;fp];xnig^  verschiedentlich  tief  einge- 
schnitten, nnd  fast  durchaus  tiefer  zerschnitten, 'als  dals  man  sie 
sagezShnig  nennen'  könnte.  Am  Ende  des  Stengels  aitst  3er  mrm- 
blQthige  Stranls^  4eK  dieiitteits  nttv*  aus  i  Tier  :bla  sechs  Blü(bea  Im^^ 
steht.  :J)ie  sammtltchen:  Blümchen  sind  weif^»  ,.und  der  Stfalblfim« 
eben  nicht  über  fünf.  Die  Kelchschuppen  sind  an  den  ob^era^R^^ 
dern  geschwärzt. 


j  .  .  »  •, 


1  \  ..  _  ■    •   —  » 


22.    MALAXIS  pslddbsa 


•  9 


Corollae  labio  .inferiori  acütöj     caiile  pentagonö/   pürce  fo* 
liosd;  fbliia  apice  sc'abrisj  l)ulbo  oyafoi  äpice  inferiore  rädibante.  *4? 

.Malaxis  paludosa.    Swarz  neue  schwed.  Abhandle  X.,  p*  112« 
Tab.  6.  Fig.  2.  —  fFüld.  spec.  IF.  p.  gi.  n.  7. 

fVohnort:  auf  Torfgrande  am  Galgenbühel  bey  FOliien. 


•• 


23«    ASPI.p.I]l7j)l  monlAniim, 


Fronde  triangulan^    tripmnata:    pmnulis  pmnatifidis}.  stipite 
gracili  furforaceo.     2|..  .  *  -* 


'"',V  .«  /        ••*   0     «TT'r    '   ',)./     '^ 


Aspidinm  montannm.     fFilld.  spec.  /^,  p.  285-  n.  I4T. 
fFohnoft:  die  Alpen  bey  Füfsen.^    * 


;'  i ' ,  •  *    I         k       '  •  • .  ■       •    1 1  •  >     1^  4      »    '*  •■  ■>  a « •     -^ 


24^    ASFIDIU9f:«^i«fini. 


V    '  1    * 


-'  '\         • '-  «        ij   '         •  vJt. 


^ 


Fronde  lanceolatai  bipinhata:  pinnis  proC^^Bdissime'  |>i 
die:  laciniis  incisis;  lacinulis  emarginatia  retusisre,.    4.  *    ^    . 

Aspi- 


t>  '"^ 


Aspidiam  alpinum»     fFilld.  spec.  V.  p.  282.  «i.  I39. 
WdhnoTli  die  Algauischen  Alpen. 


"     ,• 


,  25.     SPliACHNÜM  angustatum. 

Ereetnm.;  foKotmn  lailceolatorum  apioe  tmpiUarij  capanlae 
tevttis  äpdph|rai.  ovata;  pedunculp  foUis  0<ibloii^#re.  '4-. 

"        Spiadmum  ängüstatuib.  HtB,vo.  At^tripl.  tt  ai\mihr.  17.  f>.37. 
fa5.  42.  •      '     ' 

Wohnort  i  auf  den  Alpen  bey  Ffilsen. 

26..  >SPiLAG^NU|ij(  afrranim. 

Erectom:  foliis  lanceolatisi  Jbasi  jBubinyolutia» .  extremitate 
ayrrulaUsi  ^pice  ^.muteonulatis j,  capsülae  cjlindricae  apopl^fsi  rix 
crassiore^  terete.     2|..  ' 

Splactnum  serratum.     Hedw.  spec.  tnusc.  p.  53*  tcr&.  8« 

♦    *  •  •  •  ■ '    k .  -.  .  ^ 

Wohnort  mit  den  rorhergelienden* 


>  •    •    <  .  a 


27.     SPLAGHNUM  ampoUaceum. 

Capsula  cylindf4ea  Hnpo6tta«apbpby4i  tarbinatae>  longiuscule 
deprsum  ancustatae;  .foliis  lanceolatis^  acutissimls ,  intcfirerrimis :  pe* 
rigonialibus  apice  serratis.  '4.  .      .    ^    ,. 

•     •  ♦•.  »I.*       *       • 

Splachnum  ampallacenm.  Lin.  spec.  plant,  p.  1572.  71.3^ — 
Hedw.  descr.'  et  adutnbr.  It  p.  41-  tab.  14.  '- —  ^Tlmm.  megat  n.  728» 
n.  728.  —  Scop.  carn.  n.  1?3Ä-  -*-  Baumgßxt.  lips.^.n-  %2&U 

m 

Muscus  capillaceus  ininor^  capitulis  geminatis.  Vaillant  parh. 
p.  130.  tab.  26.  /g.  4i'  «»'«dbiÄ.  -^ ' '      ^  <i  <       *  • 

^' '  BrjnuB.  dMfiuHacMn^  folös^  ili^jraii  peUd^kl^  «1^4»  .atrictiore. 

Dillen,  musc. .Uib.^^t^^  i$k^  fiQ.  i^  .../..'     -l^      .   : 

*  "  A  Mttscus 


ßa 


Muflciis  aureM  cfipSlarif  mmr% .  «#|^lisi 


*:  * 


>  • 


Brjum  folila  prato-Ianceolatis^    anstatis^    Capsula  pyriformi 
termmata  cyliodro.     Haller  hist.  n.  1850.         .     . 

Wohnort:  Torfgruod  bey  Ffi&efa.       *   -  - 


\ 


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*•» » 


fothw.  If^.liami  ue  «ber  iMrcht  ffir  fine  besondere  4fft  ba^teq ^  qI;).- 
iSohon  Hedwig  der.  grttneaFarbe. dieses  Tbeiles  die  Würde  j^inei  Ghar 
rakters  der  Art  anweist.  Aber  Vaillant  sagt,  die  Früchte  komiqen  iq^ 
May  und  /unius^  seyen  allerdings  (an  diesem  Untersatze)  grün^  wer- 
den aber  beym  Heranreifen  gelb.  Meine  Pflanze  ward  im  August 
oder  September  gesammelt  >  hatte  schon  yöUig  rerstaubt,  war  also 
überrei£ 


28.    SFLAGHNUM  longisetum. 

Capsula  cylindrica^   flaricante^  apophysi  Tiridi^   aeque  latae 
imposita^  per  maturitatem  striata;   foliis  lanceolatis^  acutissimis.     4. 

Splachnum  longlsetum.     Schrank  baier.  Flor,  n.1359» 

r 

Splachnum  sphaericum.     Hediv.  descr.  et  adumhr.  Ili  p*  46. 
tob.  l6. 


Wohnort:  die  Alpen  bey  Füfsen. 

Dieses  Moos  ist  zwar  ftlr  die  baierische  Flora  nicht  mehr 
neu^  obschon  es  der  Standort  ist,  und  die  Pflanze  selbst  unter  die 
seltensten  gehört j  aber  seltsam  scheint  es^  dafff  der  jüngere  Linne 
sowohl  als  Hedwig  den  Kapsel -fJntersatz kugelförmig  fanden,  wel- 
cher doch  an  den  Pflanzen  unserer  südlichen  Gebirge  wirklich  ey« 
förmig  ist;  so  sah  ich  ihn  an  dem  Moose  bey  Tegemsee,  so  an  den 
,4  '  Pflan- 


64 


•mHi 


«US  ien  Fü&ene^  -  Alpen ,  so  So  einer  Alibildmig  ^  welche 
mir  9SU  Händen  kam^  •  und  >  vaä  einem  gutencHeobaoktev  herrfihrte^ 
der  4ille  Tlieile  genau  zerlegt  hatte.  Ich  glaube^  die  vorhergehende 
Art  erkläre  die  Sache  5  man  yergleiche  nur  die  7.!FIgur'in  Hedwig'a 
Abbildung.  Vielleicht  ist  dieser  Untersatz  als  die  wahre  Kapsel  an* 
susehen,  und  unsere  Kapsel  n^v  ein  •  i^fOhrendea  G^^fäf^.  .  Nimmt 
man  das  an^  so  wird  es  begreiflich,  wie  bej  der  rollen  Saamenreife 
das '  diese  Saamen  enthaltende  G^fifSf' welches  nun  ron' Saamen 
strotzt,  kugelförmig  aufgetrieben  werde,  aber ^ in  die  ihin  naWrlieher^ 
Eyf ofm  zusamtnenfäUt,  sobftld  es  einen  ^heif  semer  Saemen  ebgege« 
ben^'liiit:  ^'-   '      •    '     '      \    V-' 

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IV. 


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die    Entstehung    der    Porzellanerde. 


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'?»      \ 


Vom 

Dr.    Job.  Nep.   Fuchs^  , 

Professor  der  Chemie  und  MiAeralogie  in  I^andshut«   . 


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Die  serreUiItchen  BliiieralieD  sind  theils  vrspriliiglioli  so  geUMM 
worden,  ^ie  sio  yörkommen,  theils.  sind  sie  dorc^  'ZSersitetag .  ende« 
rar  entstsnden.  Bey  mehrem  ist  es  «weifirihaft,  ob  sie  dieseoi  odeif 
jenen  Ursprung  liaben ,  und  dasu  gehört  auch  die  ForzeUenerde 
(Kaolin)  Ton  deren  £datstehung  ich  hier  sprechen  will«  Die.  meisten 
Mineralogen  glaubea  swar,  dafs  diese  Sache  Ifingst  emsehieden  aey> 
und  halteii  sich  fflr  t^erseugt,  dab  die  Porzellanerde*  durch  Ti^rtrifa 
terung  des  Feldspaths  gebildet  worden ;  aUein  gegen,  diese  ^ei|iu«|; 
spricht  so  viel,  dafs  man  sich  in  der  Thät  wundern  muTs^  wie  sie 
.  Eingang  finden  und  ron  den  gröfsten  Mannen»  in  .Schutz  geiiontfnen 
werden  konnte.  Die  Natur  bätte  mit  dem  Granit  ein  sehr  schwa- 
ches Fundament  flQr  die  Gebirge  gelegt,  wenn  der  Feldspath  so 
leicht  zerstörbar  wSre,    wie  er  nach  dieser  Meinung'SejBimfiJbcej 

Q  sie 


6§  — — ;. 

816  wQrden  langst  zu  einem  Schuttliauren  susammen gefallen  aeyn. 
Die  meisten  Quellen^  welche  in  Urgebirgen  entspringen,  würden 
nicht  trinkbar  seyn;  denn  sie  müüsten  in  Menge  kohlensaures  Kali 
enthalten,  wovon  man  doch  bisher,  was  gewifa  sehr  merkwürdig  ist, 
in  den  Mineralquellen  kaum  eine  Spur  gefunden  hat.  Aus  diesen 
und  andern  Gründen,  wozu  rorzüglich  das  Vorkommen  Von  yoll- 
kommen  ausgebildeter  Porzellanerde  in  unrersehrtem  Feldspathe,  so 
H^ie  das  Vorkommen  dieses  in  jener  gehört,  konnte  ich  dieser  Mei- 
nung nie  beytreten}  eben  ao  wenfg  konnte  ich  der  andern  Meinung, 
nach  welcher  sie  ein  ursprilnglicHes  Naturprodujit  aeyn  soll,  zuge» 
than  ^eyo.  Die  prismatische  Forn\^,  «in  welcher  aie  sich  biswfU^n 
findet,  so  wie  die  regulären  Eindrücke,  die  aie  manchmal  in  dem 
aie  begleitenden  festen  Gestein  zurück  lälst,  beweisen  allein  schon 
zur  Genüge,  dafa  aie  ursprünglich  fejst  und  krystallinisch  gebildet 
war,  und  erst  spfiter  ihre  gegen wSrtige  Beschaffenheit  erlangt  hat. 
Nachdem  Klaprotb  die  wichtige  Entdeckung  gemacht  hatte,  dafa 
nicht  alles  Feldspath  ist,  was  man.  bisher  dafi^r  gehalten  hat,  rer- 
muthete  ich,  dala  die  Porzellanerde  wohl  rön  einem  eignen  Mineral 
abstammen  könnte,  welches  rielleicht  aucfa^  wie  der  Labradoratein^ 
l^att  nn A  ViTeiÜMtein,  nii  dem  Feldspath  Tsrweditelt  worden.  Icli 
richtete  dalier^  «ds  ich  im. vorigen  Herbst  (1717)  in  Geselkchaft  dea 
&«•  Bergwerks  •Assist  efaten  Sehmidt  die  Gebend  bey  Obernz^ 
bereisie^  wo  bekanntlich  sehr  riele  Porzellanerde  ron  rorzügKoher 
GüM  gegraben  wird,  mein  Augenmerk  besonders  auf  den  Feldspath, 
«Ml  wielefaem  Oehlen  mgte,  dafa  er  in  Porai^lacierde  übi^gehe  *), 
«ad  ich  Imd  hier  wirklich,  was  ich  Tcrmuthet  hatte^  dafii  nflmlioh 
4m  'Mineral,  ans  widchem  die  Porzellanerde  entstanden,  rom  Feld* 
apftth  wesentlich  rerscfaieden  ist.  Ich  will  es  einstweilen ,  da  ich 
es  keiaw   bekatnaten  Gattung  mit  Beatimmtheft  einrerleibea  kemi^ 

Por- 

•)  B*  im^mti;-y^  Hall  «soa  MiBMflher  Abt  Bef^-  «adHetteiAaiidfl*  B«2»  &^7# 


^67 

ForsfiUav^path  mmnfB.  Von  diMem  soU «oerit^dift Betk  s^yn) 
dann  werde  ich  2>vr  F.orsellAherde  flbeifehen;  biierauf  den  Yerwitte- 
fongsprosefe  aoe  einander  aeuen^  und  darnach  eijQ]|;e  Bemerliungen 
folgen^  laaij9n  >  welche  ich  bey  Bearbeitan|  di^saa  Jßegenstandes  ge- 
miehft  habe. 


Fhy$i$che  Haraktere  des  Porzetlanspaths. 
8pec.  Schwere  bey  12^  R.  =  2|649« 

« 

.Hart  w.ei^eaii  aehr  geringen  Grade;  glaaprtaend^  «cltan  ein« 
«rine  Fiuiken  mil^  dem  Siahl  gebcml}  «^  iiryatfUiakt  in  tieraeitigea 
•ehr  wenig  goschobenen  Prismen; 

Zienlich  kiclit  spaltbar  nach  der  Di^onale  idar  <£n€^cbeib 

*  ■  4        '       •  I       f 

Blatterdnrchgang  etwas  nnyoUkommeii^  .::.': 
Bncb  uneben^  menchmal  nnfpllkomonen  mmtMith, 


.  Jküf  4en.^^llnngaflacben  g^aend^  von  GAia^i^zpf  ^r  sieh 
JerJnMilhinglsna  i^tfiert. 


I  'I 


Anak  dnnehacheinend,  bia  an  die  Kamen,  durchacheinend 


6ehflieeweiJs^  .«ooh  gelblioh- 


T  und  granGoh «weife. 


In  der  Hitae  sehr  stark  phosphorescirend. 

JDiesM  -sltid  die  physischen  Merkmale,  welche  sidi  mit  Be- 
eilt #|i|febeii  laSASnj  es  ist  dabey.tioch  eimgea,  beaendera  in 
d^V  Hj^yeMlUsigtiAii,.  j;u  iitmerjk»^     jD^e  JtryatnUe  isind  bng, 

9  ^  steta 


68 


stets  eingewachsen  /'  nnd  swar  gewöhnlich  einselin'^ '  mandimhl  aber 
auch  mehrere  an-  und  ddrch  einander  gewachsen^  und  so  stark  mit 
dem  Muttergestein  verbunden^  dafs  sie  sich  nichts  ohne  zn  brechen, 
daroh  trennen  lassen.  Dieses  erschwert  sehr  ihre  nihere  Bestim- 
mung, Die  Endflächen  der  Prismen  hielt  ich  anfangs  für  Qüafdrate^ 
tkberzeugte  mich  aber  spSter,  dafs  es  Rhomben  sind^  beyläufig  ron 
92^  und  68^.  .  Geiiaa  Jkonnt^en  weder  die  Wipkel  der  Krystalle, 
noch  der  Spaltungsstücke  gemessen  werden.  Ich  fand  keinen  ein- 
zigen an  den  Enden  vollkommen  ausgebildeten  Krjstallj  einige  sind 
augerundet,  und  mehrere  t  zeigen  eine  Neigung  zu  einer  flachen  trian- 
gulären Zuspitzung.  '  Die  Seitenflächen  schemeit'  nach  der  Länge 
gestreift  zu-seyn«  Naqh .diesen  Flächen  konnte' ich "Bur  undeutüeho 
Spuren  von  blättriger  Struktur  wahrnehmen.  * 'Viele  Krystalle  habeft 
Quersprfing^,  ron  denen  die  meisten  senkrecht  gegen  die  Axe  ge- 
hen, und  einen  T^erstc^ten  Blätter dttrchgajrig- nach  dieser  "Richtung 
anzeigen.  In  den  Klüften  befinden  sich  fast  immer  kleine  Dentri« 
ten  Ton  bräunlicher  Fatbe*  •  v  < .       .  '  .  l  .  i 


Dak  Oeevein,  in  welchem  die  Krysialle  des  FömoBanspaths 
liegen,  ist  kleinkörniger  Feldspath  Ton  bläulichgrauer  Farbe.  Nur 
diejentf^n^  wi^Mie^  ganz  '  ron  diesem  Gestein  n^ng^cAaeiAd,  sind 
frisch,  und  haben  die  angeführten  Karaktere)  die  äuAem^  6o«wl« 
diejenigen  innern>  zu  welchen  Klüfte  filhren,  sind  mehr  oder  weni- 
ger rerwilterti  und  haben  an  Glanz,  Härte  und  Durohsibhtigkeit 
rerloren.  Nach  gänzlicher  Vollendung  des  Verwitterungsprozesses 
bleibt  Ton  dien  Kennzeichen  nur  die  äufsere  Gestak,  dieKrystall- 
iorm  allein  noch  übrig,  und  das  Produkt  hat  alle  Eigenschaften  der 
Porzellanerde. 


Dteb  habe  ich  den  Porzellanspath  nicht  ge^deiij  die  der- 
ben Massen  sind  wahrseheinUch  durch  Verwitterung  schon  gfinzlich 
in  Porzellanerde  übergegangen»  -^  Ein  derbes  Mineral'  von  weillser 

Farbe 


ta^^m^m» 


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Farbe  nndl  ^inli8Mig€r  StrnbMr,' wislcbes'^in  der  Naclibarsobaft  der 
PorsKeUanerda  b^icbt^  Serbien  mir  anf&ngliGb  derber  Porzellanspatb 
su-aeyn^  bej  genauer  Untersadumg  bat  es  aicb  aber  ab  Weifa- 
atein.  enriaaen. 


»'!'      •      ,1 


•  ■  A   '  Cheiftisehi^^  KaraJitere  des  Porzellariipaths. 

y.  .  ,y  Voc^^dem:  Lötbrobr^  achmllat  er.  in. der  .Flatinzange  leicb^ 
nnd  m^t  Aufwallen  zu  einem  farblosen  und  aebr  blasigen  Glaskugel« 
chei^.nnd  glabt  gelblicbwelb. 

.Im  achpiQlzenden  ^oripc  löst  qr  sieb  langsam  aö^  nicbt 
im  kobjqssai^en  Katmm. 


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.,,>Parab,  atai^S:  Ausüben  .cfrjbeidet  er,  einen  GemcbtsrerHist 
TOff  9.E);pcc)m^  wicdbla&bll^  "fpfA 

meqkUch  barter^  ^wd^yefJüert  die  bl&ttriger3trul(Lliir.  fast  gänzlicib,  j 


Ui.. 


^ie  SSuren  wirken  auf  kleine  Stflcke  nicbt  ein;  wird  er 
#ber  sii*IUfer«BciTiebeo/  ^mit  Salz-,  oder  ^SaipeieraSurer'^e  Zeit« 
lAog^  digerärtr^  -  ao  wird  er  »mn  .Tbeä-  ainigeUst.  k  Dbb  Unaufgdldata 
bat  alle  EigensdiaftendM  Kieselerde,  und  bxü  der  Auflöamag  laftt 
sieh  «Mt  reinem  Aflamoniak  Thoncfrdey^  und  bi^BAAf  mtt.koblaisanreB 
Animbmak  koUensauoe .  Kälkerde  niedtelTScblagan.  ^  ^ua ;  den  Mutter« 
lange'  liftt  aicb,  wenn  zur  Auflfianng  .  Salzsäure  \genommen  worden 
ein  Salftiduitdlen»  wddiea  in  Wtbrfieln  k^staUisirt^  und  aUe  Bi« 
genacbaften  dea  Koebsakes  besitzt  .Die  ^Bestandtbeile  äei 
Fora  All  aniap'aths  sind  demnacb  ftieaelerde^  Tbon^i^dei 
Kalkerde  und  ISatrum  nebst  einar  geringen  Ptirtion  .Waaaeap  <» 


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b«8tifimit:  dies^  BÜnerelien  >  mid  TorsflgUcli  geatattet  ^die  ^enmefae 

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Constitution  ihre  Yereinigniig  iriokt.  Das  VwbaltQn  «i  dbn  Säaveiiyr 
welche  den  Porsellanspath  yoUkommen  zersetzen^  und  den  Feld- 
spath  kaum  merklich  angreifen,    wfire  allein  hinreichend^     fiie  zu 

scheiden.  * 


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'  *i« 


Obwohl  wir  aijs  Rosea  Versncheii  das  Verlukltea . 4|ir.  ,S<h&-v 
ren  'zum , Feldspath  schon  kennen,  nnd  daher  wissen,  daCa  sia  |uir 
aufserst  schwach  auf  ihn  wirken  ^),  so  wollte  ich  miph  dpcfa  duKcl^i 
eigene  Versuche  hievon  fiber^engen.  ,  Ich  behandeltfii  den  gemein^nf 
Feldspath  und  Adular  eben  so,  wie  ich  den  PqrzeUan^iatk»  behiin- 
delt  hatte ,  ja  ich  kochte  und  digerirte,  sie  mit  den  S&uren  nochr 
länger,  allein  es  erfolgte  keine  Zersetzung«  Gans,  anders,  irCtrhieltefi 
sich  der  Labradorstein  und  Felsit,  welche  auf  diese  Weise  fast 
gänzlich  zersetzt  wurden,  was  mir  ein  neuer  3ewa^  ißt«  -  df^/  ßic^ 
nicht  zur  Gattung  Feldspath  gehören. 


Unter  allen  bekannten  Mineralien  hat  der  Porzellanspath  mit 
keinem  mehr  Aehnlichkeit  als  mit  dem  Skapolith,   und   ich  möchte 
fast  glauben,  dafs  er  mit  einigen  identisch  sej.     Qierüber  wird  sich' 
aber  erst  entscheiden  lassen,  wenn  der  Haufe  ron  Mineralien »   wel-' 
che   gegenwärtig   Skapolith   heifsen,   gehörig,    orjctognoätisch   und'    , 
chemisch  bestimimt  seyn  wird.     Dafs  nicht  alle  in  einer  Gattung  Ver-, 
einigt  werden  können,  davon  habe  ich  mich  vorläufig  durch  Versu- 
che Yor  dem  Lötbrohre  überzeugt,    ich  konnte   aber  darüber  keine 
weitere  Untersuchung  vornehmen/  weil   ich   davon  nur  sehr  wenig, 
und  gröfstentheils  verwitterte  Stüicke  besitze.      In  Hinsicht   der  Mi- 

ifchung 


C'  *>  Seltener*«  «llf.  Jottro;  der  Chtmicr.  B.  TU!,  S'.  233  imd  234. 


1—  -  75 

wküng'  irfduert  ttch  der  PorMUaBspath  am  metsten  drnm  Ton  Ecke- 
berj;  analjrsirten  Wemerk  ^)y  weichen  bekanalBch  mekrere  mit 
^em  Skspolitli  vemnigen..  Aocli'Tmi  dem  Fehit^  wekA^en  Kiep» 
voth/iKiteriiiebt  liM  **)^  ht  et  m  dieser  HtotieliC  tiur  irenig  rer* 
«obieden,  und  der  Fektt  ist  Tielleieht  aar  mit  etwae  iüeieltiiOB 
«bereetster  P^aeUnMpetk 


■  * 

Ünter3ucj\un,g  der  Forzellnncrde.     , 

Üe'ber  die  Porzellanerde  als  ein  eo  bekanntes  nnd  schon  fif- 
4er  ufilersnehte«  Mtnefal  ist  mir  nur  wenig  «u  lagen  tkbrig.  r  Die 
CHier%e  findet  sieb  in  tierseitigen  aebr  wenig  geschoiienen  Prismen, 
4ie,  wie  «cbMi  bemerkt  worde,  vom  Parzeitanepnth  abstammeni  und 
folglich  Afterkrystalle  sind.  .Diese  Krjrstalle  kommen  anter  densel- 
ben Verhähnissen  vor,  wie  der  Porzellanspath,  und  sind  in  demsel* 
jben  Feldspath  eingewachsen^  welcher  manchmal  ganz  frisch,  öfters 
aber  etwas  Terwittert  und  mttrbe  ist,  so  dafs  er  sich  leicht  zer« 
bröckeln  läfst.  Manche  fühlen  sich  etwas  fett  an,  und  haben  grofse 
Aehnlicbkeit  mit  dem  zerreiblichen  Steinmark}  fibrigens  kommen 
sie  ganz  mit  der  derben  Porzellanerde  überein,  mit  der  sie  auqh 
i;leiche  aSivobuog  haben. 

Zur  Anal]ree  suchte  ich  die  reinstenStficke  aus,  welche  sich 
fein  anfühlten,  und   zwisrben  den  .Fingern   zerrieben  keine  rauhen 

IT)  *  Thei- 


*)  Hansmanii'a  Haziiliucli  der  Mincr,  B.  2.  S.522« 

**)  HUpr»  Beylrage  aur  cIiamischcD  Kenntnift  der  MiBfraHiSrper*  Er  VT«  S»  262» 


76   ^  » 

Theile  merken  llefsen.  •  Da  hiebejr  nichts  Uitgewöknlichea  rjothäm, 
Bo  will  ich  nur  das  Hauptsächliche  meiner  Ydrfahrungsart  anführen. 
Ich  übergofs  sie  mit  Schwefelsäure,  die  rorher  mit  der  Hälfte  Was- 
ser Terdttnnt  worden,  und  liefs  sie  «ladi  einer  dreitägigen  Digestion 
eine  halbe  Stunde  .kochen«  .  Die  Zersetzang  gieng  anf  diese  Widise 
ToUkommen  von  statten.  Nach  Abscheidnng  der  üitäilegde  wncde 
mit  Ammoniak  die  Thonerde  nebst  etwas  Eisenoxyd  gefällt,  womit 
auch  die  kleine  Fortion  Kalk,  welche  unsere  Porzellanerde  enthält, 
niederfiel.  Die  Thonerde  wurde  in  Kalilauge  auf  gelöset  und  mit 
Salmiak  präcipitirt.  Den  hiebej  erhaltenen  Rückstand  löste  ich  in 
Salzsäure  auf,  präcipilirte  zuerst  mit  Ammoniak  das  Eisenoxyd  und 
hierauf  mit  kohlensaurem  Kali  die  Kalkerde.  Dm  miqh  von  der 
Reinheit  der  Kiestierde  zu  überzeugen,  löste  ich  sie  in  Kali  tauf, 
wobey  fast  immer  ein  dunkelblänlicbgraues  Pulrer  zurjlck  ,bliebj 
Welches  durch  Behandlung  mit  Sak&äuise  keifie.  Veränderung  er)it^ 
und  sich  ror  dem  Löthrohr  wie  Feldlpath  verhielt. . 

Vier  Analysen  yon  krystallisirter  und  derber,   geschlämmter 
und  roher  Porzellanerde  haben  mir  folgende  Resultate'  gegeben. 

I.  II. 


JDerbe  rohe  Porzellanerde. 

Derbe 

gesdäämmte  Porzellanerde 

Kieselerde     46,70        — - 

— 

—        45,06 

Thonerde      51,80         — 

— 

—        32,00. 

Kalkerde  ^        0,46         — 

k 

—          0,74' 

Eisenoxyd        0,82         — 

— 

—          0,90 

Feldspath         3,00         — 

— 

—          2,96 

Wasser         17,14        — 

— 

—         18,00 

.  ». 


99>92-   '  99*66. 

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..    \ 


krYstdllisirte  rohe  Porzett^irierde.    Krystallisirte   geschlämmte  PoT'- 

-  .r     ».  zejlanerde. 

Elaenpi^yd    .^  0^03,:      — 


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M^''!^u'^K  4»  Kalkerde  und  das,Eueiipxid,.aU  zufWfic.^^ 

8o   ergiebt    sich   im   Mittel  folgendes  Verhältnifs    der   Hjiesel.-^  v^^ 
Thonerde  in  der  reinen  und  wasserfrejen  Porzellanerde:* 

.        '  itie$elerc[e  57^25     Sauerstofif  28,41  •  3      **   ' 
, Thonerde    42,75       —     —     19,96.2. 

]Si^3Qit  lAan  das  Mitif)  roii  dpn,.b«y4eo' lat»tem  AMJya€n 
Nc  5  wd  4>  >«!>  evgiebc  aipb^aaohatffh^ndQS  :Verhält|ii/ä<  >;:r    : 

«Kieselerde  55,53    Sauerstoff  27,56  .4 

Thonerde:  44,47,     —    ;—•  2.Q^76.3...,    ^,,    .;  : 

.  .  .  ,  .        f 


:   S 


Mi       . 


*  Dieses-  muft  ich  als  das « richtigere  Verhältnifs  anerkennen« 
weift  die  krjrstaUvsirta  Fbraelianerde ,  weiche  zu  dicisar  Aoalyce-  ge^ 
dient  hatte^  reiner  "war  als  die  derbe;  welche  zu  den  bejden  erstem 
Analysen  angewendet  >wurd^,.  und  Jbesondera  .,>^^U  jS}e,^^ßb$  so  riel 
Eeldsgatb  enikiAi,  wie.  diese»   -.  Hiemit .  ßümmen  i.aneb  i  die  Resultate 

fast 


I    \ 


\ 


1#  

fast  gaii2i  übereil^  pelclie  Klaproth  uhd  Roaitrbejr  Zeiiegongder 
ForzeUanerdjß  ron  Aue  erhaltea  faah^n^  die  wahrscheinlich  viel  rei- 
ner  war  als  die  meinige.  Die  Abweichung  meioer  Resultate  tob 
einander  rührt  wohl  liauptsächlich  von  der  Gegen  wart  des  Feldspatba 
her,  welcher^ <^  wenn  er-auch  nicht-gans  l^roMtteft^^  '^iMdhrlrend  de9 
VerwitterungspRoeefises  -des  Porsellanspathk -doch  gi^trilh  liüie  solche 
Veränderung  erlitt,  dais  ihn  entweder  die 'SchwelelaS«re,  die  ich 
fiur  Analyse  anwendete ^  ^sum  ^eil  ^zcrsetaeily  oder  .das  Kali,  womit 
ich  die  Kieselerdriiehandelte^  -aus  ihm  etwae  Kiesdeide  •  ^aufnehmen 
konnte.  Es  <ka»n  auch-  etwas  PorzcUanspaäi  der  vAlfigen  Zerstö- 
rung entgangen^  oder  wegen  Mangel  des  ^Lösungsmittels  bey  der 
Verwitterung  etwas  fiberschttssige  Kieselerde  zurfickgeblieben  sejn. 
So  viel  kann  man  jedoch  ausgemacht  annehmen^  dafs  in  der  reinen 
und  wMkommcIki  'ausgebildeten  PofseHanerde  die  Kiesel-  und  Thon« 
«erdis'im'  einem 'f)e^immtcia  'und' festen Verfcfihmese'nift  «eiiiiuiäef '  Vev- 
%imifiti  And."  •  ■     '■     ■     ''■*•■    ■•   -''^^^    *'■■ 


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Der  WassergehaU  djlespr  ErÄs  tmrd^  durch  stArkes  Ausglfi- 
ben  bestimmt,  wobey  ^ie .  erhärtete ,  und  inanchmal  eine  blafsblau- 
lichgraue  Farbe  annahm,  welche  von  emgeracngtem  Feldspath  her- 
zuleiten seyn  möchte.  Nach  einem  Versuche,  wobey  sie  in  einer 
T^ecQperi^iir,  •  wefcbe  «qt  wenig  ^n  Bie<k^«Akt  4e«  W«asers  über- 
stieg,  ausgetreeknet  «warde,  betrSgt  "llir  eh€JBisl:ilF^gsliulldeIlea  Was« 
aer  ungefähr  12  Prozent. 


,i 


Die  geognöstischen  Veirhärtnisse  der  Porzellanerde  umgehe 
ich,  da  ich  mich  in  der  Jahreszeit,  in  welcher  ich  jene  Gegend  be- 
pWTihle,  «II  treiMg  dAWl  heksunt  naoken  iüinnte,  «md:.  hii^rSJier  ohne- 
kki  Hm. GdBeraMbiiiiisttttK  w.  Flarl  *> undü^hlmm**}  Khm  M#<> 


I  s^  >  I  • 


i  •  <  j 


*)*•  Rrtl^r^ib^gm^tiiÄicIiiJs  Journal  1^90: %;'tt;'^^  ^ 


9p als  uhtf^  Iftibo^iaii^  ikV  iet .^i^pititAÜixierie  Avür  kk  e^itfinkev; 
da  de«8elbei(  ÄeifM^'  ^ssetfs  irodi  ioiiilltr  gedadit  thirdtf,  und  itW 
datdarcK  iüHt  Aühdtix^  tdker'  den  Terlvitteran^protiäA  de«  Foi^el» 
hiwpatE»  btekbmnUti. 

..Das  Vorkommen  des  Opals  in   der  Porzellanerde  hat  einige 
AehnliQhkeit  mit  dem  des  Feuersteins  in  der  Kreide.     Es -findet  sich 

*  <  .  ■  ;  i  • 

in  und,  unter  der  Porzellanerde,  in  uiiförmlicheri  knolligen  Massen^ 
manchmal  auch  plattenförmi^en  Stfipken^  die  gewöhnlich  mit  einer 
dipken^^  weifsen  Rinde  umgeben,  sind;  bisweilen  hat  er  kleinp;  Höh- 
lungen, wo  er  gewöhnlich  «inei  kleine  nierenförmigeundtropfsteinartige 
Gestalt  angenommj^n  hat.  ..  Nicht  selten  ist  er  sehr  porösj  und  leicht 
und  oft  rerlSuft  er  sich  hie  und  da  in  eine  zellige  Masse^  welche 
man  k^um  für  Opal  halten  würdiSj  wenn  man  sie  auf&ei!  Verbindung; 
mit  dem  compacten  fände.  .Seine  Farbe  ist  graulich  pder  gelbU<ph- 
weifs,  isäbell-  und  blafsockergelb  5  nicht  selten  ist  er  gestreift  und 
gefleckt.  Nebst  diesen  findet  sich  in  den  Porzellangruben  auch  bis« 
weilen  Jdspop'al,  und  ein  Gem-eng-  too  gemeinem  Jaspis  und 

K-«l'2tfd0-tli'  ••-........:•.        •      ! 

XTeher  den  f^erwitierüngsprocefs  des  Porzellanspaths. 

Dafs  die  unweit  yoii  Obernzell  sich  findende  Forzelldnerdc 
dur.ch  die  yerwitterung  dep  Porzellanspaths  entstanden  ist^  kann 
nuti  nicht  mehr  bezweifelt  werden;  der  ununterbrochene  Uebergang 
dieses  Minerals  in  die  Porzellanerde^  das  Vorkommen  beyder  mit 
einander^  das  Vorkommen  dieser  in  der  Krjrstallform  des  Porzellan-  . 
Späths,  nnd  die  Oli^chheit  der  chehiisehen  Constitution  der  krystal« 
lisirtc^n  und  derbett  ^orzetlainerde,'  fiefbrn,  htiilapglichQ  Bewei^9  da- 
für 


.1. .  JJ 


läf«  3i?ib  .je;!sfi  ^q„»jemlicb:l)efri^(JigSB4  tiTFfk^^mt^iWm^^PHHif^ 
nicht  ^ynkler. als  mandier  ap^^e  pj^epudi^iVp^ii;.  Di«  complicirte, 
Mischang,  vq^zügUcb  die  GBgfn]|fa^^:/der,,|lpl^^j^B^  ^^  I^uips. 
disponirte  den  Forzellanspath  zur  Zerstörung ,  i^pf),  dif){%'  i^li^ijrt^b^ 
achtfinlich  blofs  durch  das  Wasser  nnd  die  Kohlensäure  bewirkt 
irordeo.  Durch  diese  Aeentien  wurde  alles  Natrum  und  die  Kalk« 
ärde  bid'duf  dne  Spur  ausgezogen,  s&ugleich  aoeir  auön'eiiie'PprtiOD 
Jdieselcrde  aufjgetöset  uhci^foft^eföhVt! ''^  t>ie  ausgeschiedene  l(ieäe)- 
crde  betragt  ungefähr'  den  3rittfcif'/The{r'*äcfd '^änzfen  liii^^clerdege-' 
hafts/  wi§  ^^ich'  er^ielxt^,  Weün  maii  aii^'liti'^ctiüng  dcj  rörzena'nspaths 
und  dW' Porzellanerde  mit  "einander  rerglöJcht^'^).*  '^ 'Sla'n'  xtiöchte 
Tielleicnl  geneigt  sejti  anzunehmeii'^  .dais  oty  aieser'^  verwitterttng^ 
eWäs  Kieselerde -in  l^höherde  üthgfe\V&nd6lt  Worden  sejiy  tttein  einö' 
solche  Annahme^  wofQr  nocU  keine  ErfafaruVi^'byätuüihtf'spricBK  ist' 
liiär  gar  niclrt  nbthwendig/  itidem  >iV  h!n^ch6Wde''Da^a'''fiab'eä^^ 
welche  fordiö  iiuflösiih^  üad  AiisdCherdun^  d^et  Ki Weterde  sprbcli^n? 


I     • 


Pafs  diese  Erde  jn^  den  ^ejrh^jtStt^nw  der ^  N^tu^.  häufig f.ii» 
Wasser  aufgelöst  wird^  wissen  wir;  ihre  Gegenwart  in  d{^,  0i^iaf eif , 
Quellen^  ihre  stalaktischen  Gebilde  in  den  Gebirgen  beweisen  die-^ 
aes  hinlänglich}  und  dafs  sie  bey  der  Zersetzung  desPorzellanspalh» 
auffi^elöst  wurde,  beurkundet  der  Opal,  der  in  der,  Porzellan  er  da  \ 
Torkommt.  Darin  ffnden  wir  die  Kieselerde  wenigstens  zum  Theil 
wieder,  welche  d^r  Porzellanspaih   bev   seiner. Umwandlung,  in  Por- 


dritten  Theil  seiner  Iiiei6lerde.r>  sa  «väre  dieio  ^uMmmeaftesf  UW  awi    54».U  f^,; 
ftelerac  und  45»B&  Thone«d«.< 


8t 


a*  ist  ein  KeWnptodttkl  des  Verwittenuigsprasesses.  Dea  Daseyn 
des  Opals  in  der  Ponellenerde  macht  uns  daher  den  gaaaen  Yor^ 
gang  .be^i ihrer  'Entstehung  so  Jklar^  als' wenn  wir  die  liatur  dabey 
auf  fmche^  ThatangatroffeFn  hatten,  :und  aetgt  deutlich,  dals  keine 
ymwiuiditiBg'derrttiescie^ile  :in  Thaaerde  statt  gehabt  hat*  Denje- 
ngeui  >welU>e  ftr  diese  Um waadhinff  eingenomniieD'eind^  die  sich 
dabey  TpicsAgKch  mS  dici  BUdui^  ;der  Pörzeüanerde-  berufen ,  -  und 
(Rauben, .  dafa  :aaob  unter  den  Hiaden  des  ^  Chemikers  solche  VcrSn* 
derai^n  laargehent  kitafUfen,  ist. dieses  Tielleicht  keiaie  wiUkammene 
Etscheinung^ '  weil  es  dicht  au.  'ihren  ftbrtgen  Ansichten  tkber  die  Gon* 
stitQtion '  und  Classificaition  der  AfilieraUen .  pa&t  y,  um  so  angenehmer 
mufs  es  aber  f&r  den  unbeCeHignen  Naturforscher  seyn,.  indem,  ea 
ihm  anaeigt,  dafs  att<^  die  Katur  bey  ihren  Operationen  innerhalb 
der  Grinzen  bleibt,  welche  sie  dm  Chemiker  gesetzt  hatt,  und  est 
darin  eiaen  Beweis  fOr  die  Richtigkeit  seiner.  Besukaie  bat» 


'.  r 


1  '  Wohin  die  &bngeb  ana  dem  PooreellanapaiBi  augeseiuednett. 
Bestandtheile,  das  lüTatrum  und  die  KaUcerde  geklommen,;  ob. sie  ia 
das  benachbarte  Gestein  eingedrungejs  sind,  und. ^erin  gewisse  Ver« 
anderungen  herrorgebracht  haben,  oder  ob  sie  jtu.Wasaer  aufgelSset 
zu  Tage  gekommen,  und  eine  Mineralquelle  gebildet  haben,  Ififst 
sich  nicht  bestimmt  sagen.  Das  Letztere  ist  jedoch  am  währschein» 
liebsten.  Wenn  wir  auch  in  dortigen  Qegeaden  ^kf  ine  solche  Quelle 
finden  y   ao  kann  dieses  keinen  Beweis  dagegen  abgeben  f    denn   sie 

muJBte  xer^e^^^   sp  ^ip  4e^  Y.^^>^^^r¥^fi?P'*!^^^,  «*  Jpnde  gieng, 
Wfts.  langet '({espl^lu^ii  s^yn  ^^l^fs^^weil  apTßer  den  we^Ugmi  inL.Feld-^. 

'ii^^^  iP^I'S^l^^^^'P^*  l!^^^^^^^^    '^®^°  ^^^^^?*^^ff^?  f  orzellapspath . 
in^hr.^get|*€fffpi|^r^ird.^,.    Sollte^ -daypo  bk>^  tjefe^^.  liegende  und  ia 

der  VprYritt^rim^  l>^gri|renje  -  Schichten  .rorhahden  .seyn>,  so  würde, 
sieh  dip  davon  ablaufende  Lauge,  uiim^ittelb^r  ,in   das  tief  zwischeo 
Steilen.  Felaen  cin^esWinittene  Rinnsal  dpr  Denau.-frgiQisjan». 


ö  -•- 


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II 


Be^ 


82  . 

Bej  Erklamng  dieses  Prozesses  ist  mdä  aiifset  Acht  stt  lese» 
sen,  dafs  sich  die  Bestandtheile  des  Residamiis^  die  Kiesel-  Bnd 
Tlumerde.  nicht  leidend  rerfaielten,  «ondern  unter. dem  Binflufs  dies' 
Wassers/  durch  das  Bestrd>en,  eich  in  einem  andern  bestimmie» 
VerfaXltnisse  mit  einander  an  rerbinden,  nndJPoraellanerde  daranatidietti 
kraftif^  za  seiner  Vollendung  mitgewirkt  haben.  Es  geül  hey-  der 
Terwitterang  etwas  Aehnliches  toTi  wiA  bej  der  freywiUigen  Zer« 
Setzung  der  organischen  Körper^  und  nidit  mit  Unrecht  ist.  sie  n^ 
der  GJ^trung'  rerglichen  worden.  Daher  erklirt  sich  dw  constaat« 
Bfischungarerhaltnifs  der  Forzellaikerde ;  und  aus  diesem  Grunde 
nMsen  wir  sie  wie  jeden  andern-AItneralhörper  ron  etgenthfimlicher 
Constitution 9  er  mag  krystallinisch  gebadet  se^n  oder  nichts  als 
eine  eigne  Gattung  betrachten^  und  dttrfen  sie  im  Mineralsystemo 
nicht  -blofs  anhangsweise  beym  Forzellanspatk  auffflhren  ^  wie  sie 
Hauy  in  der  Meinung^  dals  sie  aus  Feldspath  entstanden^  als  Feld« 
apathdecompose  aufgeführt  hat.  Die  Forzellanerde  hat  mit  dem 
Poraellanspath  eben  ao  wenig  geihein,  als  der  Weingeist  mit  dem 
Zucker^  und  ea  würde  eben  so  sonderbar  lauten^  wenn  wir  sie  zer- 
setzten Fonsellanspath  I  wie  wenn  wir  den  Weingeist  aersetzteit 
Zudm  nennen  wollten» 


r 

Fermischte   Bemerkungen. 


Wenn  es  aucfa^  wird  man  t^elleicht  sägen^  erwieste  ist,  dalti 
die  bey  Obem^ell*  rorkommdnde  PorzellaAieiif de  äüs  dem  Miiieral  eiit^ 
atandeui  welchea  ich  Forzellanspath  genannt  hAH:  so  ist  "ek  darum 
doch  nicht  ausgemacht,  dafii  alle  diesen  Ursprung  hkbenj  es  könn- 
ten einige  du  ursprOngliches  Naturprodukt  seyn/  elälgto  aüdh  rom' 
Feldspathe  oder  einem  andern  Mineral  abstanhnen.  Allein  da  die 
Porzellanerde  meines  Wissens  bloft  in  den  O^gebirgeh  zu  fitäuse^ 
ist,  welche  mit  allen  ihren  untergeordneten  und  fremdartigen  Lagern 

.  aw 


83 


•u  wo»  Tallkoiiiifteiieii  Avflösoiig  abgeselst  wurden^  nnd  alle  mdiv 
oder  weniger  krystallinitch gebiUetsind :  ao  ist  es  nicht  weluracfaeia« 
lich^  dafs  aie  ia  irgend  einer  Gegend  ursprfinglich  so  gebildet  wurde> 
|ric(  .sie,  angetmffeii  wird}  denn  ein  Niedsrachlag  dieser  Art  wäre  in 
4ept  Urgebirgen  eine  gans  ungewöhnliche  Bsacheinung.  Eben  ao 
illiwabi^scheiplich  iat  esy  dafa  aie  irgendwo  ausFeldspath  entitand^pj 
depm  dies^p  iat  wegen  aeinpa  grolaen  Gehaltea  Ton  Kieselerde  nur  aehr 
wenige  ai|r  Verfiatterang  geneigt »  er  widerateht  auf  der  Oberfläche 
der  Erde  in  d^n  nackten  G'ranitfelsen  hartnackig  allen  Agenlian^ 
wodurch  Yiele  andere  Min.eralien  zerstört  werden^  und  wenn  er  auch 
hie  und  da  im  Innern  der  Erde  durch  die  Wirkung  besonderer 
Krfifte  eine  Zersetzung  erleidet^  so  erstreckt  siQh  diese  nie  weit^  nie 
auf  gansf  Lager ^  Schichten  oder  Gänge,  sondern  findet  sich  nur 
Stellenweise  ein,  und  es  geht  daraus  nie  Porzellanerde,  sondern  eine 
thonartige,  manchmal  auch  specksteinartige  Masse  herror.  Es  ist 
jedoch  nicht  zu  läugnen,  dafs  oft  in  den  Gebirgsarten,  welche  Feld- 
Späth  ala  Gem^ngtheil  enthalten,  rorzüglich  im  Granit,  Gneia  und 
Porphyr  stellenweise  ein  der  Porzellanerde  aehr  ähnlichea  Mineral 
Torkömmt,' welches  durch  Verwitterung  des  Feldspatha  entstanden 
zu  aeyn  scheint,  ron  dessen  GefQge  bisweilen  noch  Spuren  rorhan- 
den  zu  seyn  scheinen*  Allein  da  man  daneben  gewöhnlich  ganz 
fmsch^  FeMspatb  antrifft,  so  mufs  man  sehr  zweifeln,  ob  das  zer- 
^eibliibhe  Mineral  rom  erg^ntHchen  Feldspath  abstammt.  Ich  glaube, 
dafs  unter  den  Mineralien,  welche  man  bisher  zum  Feldspath  gesetzt 
hat,  aufiief  dem  ron  Klapratb  getrennten  Labradosstein,  Felsit 
iMid  Weifti^n,  zum  wemgst*&  noeh  eine  Oattmig  rersteckt  sey, 
welche  leicht  rerwittert,  und  dadurch  entweder  eigentliche  P<yrzel- 
lanerde  (Kaolin)  oder  ein  ihr  sehr  nahe  kommendes  Produkt  lie* 
fert  *)•    Dieses  Mineral  mufs  in  seiner  Mischung  Kalkerde   enthaU 

11  *  ten, 

>  .  » 

*)  t)ä  ancli  ein  Ümterftcbied  it? iscbtn  Oliomicr  nzd  Glimmtr  itty  wie  svitehen  Feld« 
fpalb  «ad  Feldsp«tb,  $o  mufa  ebcnfsUt   cia  UntflrAclued  swischen  Atm  Gebirge« 

arten 


84 


dspath,   sieli  durdk.  Sflörtn 
pbosplioresciren.  .    •    .  t 


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Da  mir  rorzaglich  daran  gelegen  war/  daß  Verhaknifa  genau 
kennen  zu  lernen^  in  welchem  die  Kiesel-  undThonerde  in  der  Pbr« 
Eellanerde  rerbunden  aind,  so  stellte  ich  mehrere  Yersoche  an^  um 
dieses  Naturprodukt  künstlich  herTorsubringen.  Ich  habe  a'war  bis 
jetzt  meinen  Zweck  nicht  erreicht,  bin  aber  dabey  auf  andere 
Verhfiltnisse  dieser  Erden  gestofsen,  welche  mir  sehr'  wichtig  zu 
aeyn  schienen,  und  woTon  ich  hier  kurz  das  WesentKchite  anfah- 
ren will.  ^ 


Wenn  man  die  Auflösung  von  Kiesel«  und  Thonkali  zusam« 
mengielst,  so  scheidet  sich  bekanntlich  eine  gallertartige  Masse  ab, 
welche  Guy  ton  Morreau,  der  sie  zuerst  darstellte/ und  alle  Che- 
miker  nach  ihm  für  eine  Verbindung  Ton  Kiesel-  und  Thonerde  ge« 
halten  haben  ^),  und  von  der  ich  glaubte,  dafs  sie  mit  der  Porzel- 
lanerde übereinkommen  könnte.     Allein  die  Analyse  zeigte,  dafd  in 

dieV 

'      .         •        •         *  .      .     f  i 

«rtsn  tutt  liab«a|  Ton  welcbea  dies«  Bfincralieii- OeneagtlisUa  aoäbscbeiif  t«  B»' 
ftwiscken  Granit  oad  Granit ,   Gnais  und  Gneis  u*  a*  w,,    und  es  werden  sich 
daran  in  verschiedenen  FSllen  die  Formationen  derselben  erkennen  laifen»    Die 
Chemie,  welche  einige  aus  der  Orjctognosie  verbannen  wollen,  kann  also  auch' 
in    der    Geognosie    viel    Ucht    verbreiten,     dessen    sie    noeh    sehr   -bedarf*. 
Klaproth's  Analyse   des  Glimmers^  Labradontonis,  Ftisitaiund  WeiftiteinSt' 
auf  welche    die   Mineralogen   wenig   Rücklicht    en    nehi^en  scheinen,    bab^. 
daher  in  meinen   Augen  mehr  Werth,  als.  manche  große  mit  abgeschmackten 
Floskeln  ausgestattete  geognostische  Abhandlung» 

*>  6.  Gnjtons  Recherches  nonvelles  sur  les  affinites,  qne  les  terres  exeroeat  les 
unes  sur  les  autres  etc*  Dans  les  Annales  de  Chimie.  Tome  XXXI»  p*  246«' 
8*  Ddbereiners  gehaltreiche Abfaandlong über. dfesen Gegenstand  in  Seh ]vej g- 
gers  Journal«  B«  lo«  S*  113* 


liie^em  PrSsipitdte'^ntclft'bloI^  Kiesel-  und  ThoneirdeiSondei'ii'aiich 
eine  bedieutende  Menge  f(ali  entHttltÄi' ist.  Bt  hat  btfjnD^alie'die  6nd- 
mische  Gonstitutiott  ^ei  fWtttitbiiriy  %r  ^lIKr  sibl/  schwer  rornt 
Ldthrohr  scitenehiei/y  Ifi^et  sieh  Mh  ^rufM>  selbst'^ Wenn  e^ 
•chbrf  ausgetrofallnet  i^ilehV'leichr'^tttid  oHnä'Jiufbiifaiisen  auf,  und 
bildet  damit  eine  steife  Ghüertj^j  'Wirder  mHRdkerde  behandelt^  soifVifd 
das  Kali  frey;  xäsA  es  isntikdht  eine  d^""  Sk  al Wi't  Shiiilibh^  VWr^ 
bittdnng.  Dieseh  Kö^br  kann  man  auch  darstellen/  wenn  man*  geU 
afittigtes  Kieselkalf  mit  AlatinanflOsung  mischt^  oder  wenn  man-fiiscli 
prftteipttfate  ilionei^erihit  Kieselkali  digerirt.     ' 


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.  .  Wenn  ma«  anstatt  Kali  Natrwn;  itt  :4Mren4ftii8v^^*>^IP^  ^>*^ 
frisch  .pracipitarte  Tho&ar4e  mil^Hi^sßlnajtrdm  dig^rirt^  fo  >e(rhfLh  man 
Ilatrolith  in .  Pulf erfc^pi^  «nis^i^khein.^ch  anchiidonak  K^lkfffdet 
^  N^tcnm.  wiedn*  jittMckeidc»  Itfat«.  Kwiel-'üpd  Tk^iMirde  sind 
daher  zusammqii.  ja  jjdi^n  feuerbeständigen  Alkalien  njcltt  ett& 
Ids|ic||^.  ^if  ^/|cipi^i^,(»iQaAder^.  QRd  ^aprbir^i  x^gleiok.  die  .Alka4 
lion.  [  ,  Qoi.  9|iG)i  kiefron  .noch^m^br  zu.  .ttbevactugenj  .b^ban4tlte  johf 
geschlfimmte.FprzeUanef^e  mit  wmt.  ti^icbUchfsn.  M^^- Kayiait|^' 
kf^h);e  SK  aw..lVoGk#r%;i|inAjU^^  geUvidQ.glahan,; 

und  weichte  s^e  mit[  Walser  9^\  In  dte  von  ^  Er^.  abfiltiärten 
Flflssigkeit  brachte  §fdpi^Aufl3»ng^  weksbe  4i?  Biepeleirde .  «beii; 
SQ  wie.dtie  :9;boner4e  «iWcd^dx^,  4Uifais(^e^,.3Qb)tio>L  nfedataaUfig^z 
])u;rj  ejfte^.^hjflrffhfi  Trfl|3[wg  herFOTy  und  4ies: Pftr«i«OjsMrde  kalte  .um^ 
25  Frosent  am  Gewichte  zugenommcny  fiüQA.44..1far  ei^e  Aliffohnng: 
entstanden  I  welche  sich  leicht  und  yollkommen  in  den 
auflöste. 

.  IkhMrAimdere  Ve^bncbe/welolie  ich  id)«r 'diese  Materie  än^ 

|eMeUt.l)afe>;iuiigaheuidi  Uer»!  n»  «kA'taibht  ra  irifi»  T<m'-0ieUfein 

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86  

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e|^eQ{itao4e.  sq^^otleKsei]^  imd;  erj^fbff  nur  auf  aupch'  cpni|^  ßf^Ui^ 

in  ^^^nclear  .v|inwattde)iij  irfts^  ff^iuf  ^^^il^Qf?  9lfc)k  %e  eigioptb^m* 
liebe  :^or<a  ond  Con^i^^iiz  nichi  geb^p^j^^ji^,  4oc)i  g^wf».  «M«g¥» 
^ertb  bat,   -SoIcl)e  Umv^)^)}ingpa  ge^cbeb^i  wenn  nian  AlJkalmi 

oder  al|fali8ch^  ^Afi^  9P^'  ^F^^S^  ^^^^^!4i^9.  einwi^M^^.  Ififtl^  ^^  qUu 
wie  man  za  sagen  pflegt^  fiuijrzii,3chlier|^fi)}.  Pf  a  lAjafack^e^o ,  vor« 
fiber  tnan  bisher  nur  dunkle  Vorstellungen  hatte^  besteht  darin,  dafs 
ein  neuer  Körper^  so  su  sagen ^  ein  neues  Mineral  gebildet  wird^ 

welcheir  denjenigen'  -natüiifcheii  6emisehen  flMlicli  ist  oder  gleich 

•  •    • 

komniti  idie<tgei«rde«|i  in  Sfiiren  aufgelOsti  oder  durch  SSuren  zer« 
aetsi  werden  können.  Wdfi A  roiif  einäm,  durch  ein  fenerbestfindi- 
^es  Alkali  auigeschlo£inem  Mineral  das  fiberschfissige  Alkali  wegj^ 
waschen  wird^  so  bleibt  dieses  neue  Produkt  ittrttck.  In  manchen 
Ffitten  wird  es  Toriheilhaft  sejn,  dieses  zu  than-;  bifror'maiiiiiitf  das  mit 
Kali  od«#'  Rairum  behandelte  Mineral  dnto  SUre  einwirken  ISfit, 
weil  danfl  mtkat  mehr'  so  tUiI  Sfiurfe  iu^t  Auflösung  nlythf^  ist,  'nir^ 
man  H^iM  ab  ^i^fs^Sälzniiisse  erhalt,  die'  hiff^'^iin  Aiiä1}rten  oft 
manche  Ünbequemliohkeit  mit  sich  bnngt.  Wenn  in  der  alkaläichen 
Flfissigkeit' etwas  aiifgelöst  isi  (Ifiesel«  oder  Thonerde)^  iso  kann  es 
mJK  Salmiak  praeipttiit  und  l6iobt  weiter  ^weckmfflig  behandelt  lirer« 
den.  Oft  ist  TieÜeiteht  mik  Aufschliefsea  nickt  so  Vid^  AlkaÜ '  irö^ 
t|ig|  ab  man  gewöhnüdi  anwendet  ^  '—  ^''  '     ' 


Wie  weit  sich  diese  Versuche  >  fkber  die  Bildung  und  Um- 
wandlung der  erdigen  Mineralien  ausdehnen,  und  wie  sehr  sie  sich 
iJlj^ide^  lassen,,  sieht  j^40rCthfemik^aelhst  ei&'  Bad  oeä  der  Mfihe 

und 


»7' 


^kr  ^et  mis  ^X^inVerhiiid4n^&n^^Aäeh}  Wie  idr  es  fiber  ffii 
SiStä^a.  Bi^m  mditfch  ^de  hMet  besteVgnQe  Lfldke  in  d<^ 
€Ii^ml^  ffiii^effclß;'' ^  fliese'  Ö^niUclie,  einigt  Feaerjftro'dökte  abge^ 
if^^deV'ft^  gii^^  ilhlgän^n  W6racn^}'^  t^^  durch  diese  syn« 

(Hrtiicheäi^osfit^  dje' Gte&'tie;  xiach  irelcUen  sich'  £e  firden  mit 
einander  und  mit  den  Alkalien  i^rbicfden/'^iixid  die  äieihiBche  Con- 
atitntion  der  Mineralien  genauer  kennen  lernen ;  und  wenn  wir  auch 
die  complicirten  Gemische,  welche  wir  in  der  Natur  antre£Fen,  nicht 
alle  herrorzubringen  im  Stande  sind,  so  werden  wir  doch  gewils 
diejenigen  ohne  Ausnahme  erzeugen  können,  welche  als  nähere  Be« 
standtheile  der  Complicirten  su  betrachten  sind,  und  die  bej  Er« 
richtung  des  chemischen  Mineralsystems  die  Grundpfeiler  abgeben« 
Es  können  sich  unter  unsern  Händen  auch  solche  Körper  bilden, 
die  in  der  Natur  nicht  rofkommen,  oder  noch  im  Schoolse  der 
Erde  rerborgen  liegen  und  erst  in  der  Folge  gefunden  werden» 


Da  dem  Vorhergehenden  zufolge  die  Kiesel«  und  Thonerdo 
snsammen  ein  Fräcipitationsmittel  f&r  die  feuerbeständigen  Alkalien 
sind:  so  läJst  sich  daraus  erklären,  wie  sie  sich  aus  dem  allgemei« 
Den  Gewässer  der  Urzeit  niederschlagen,  und  in  die  Mischung  des 
Feldspaths,  Glimmers,  Felsita  u.  s.  w.  eingehen  konnten,  was  ^ma 
Geognosten  sehr  wichtig  seyn  muls» 


Da  der  Kalk  mit  diesen  Erden  näher  rerwandt  ist  als  das 
Kali,  so  kann  es  durch  ihn  in  manchen  Fällen  entwickelt  werden, 
wo  es  den  Anschein  hat,  als  sey  es  erzeugt  worden,  oder  als  habe 
sich  der  Kalk  in  Kali  umgewandelt.  So  wird  ^in  den  Salpeterpflan« 
Zungen  durch  den  Kalk  aus  mehreren  Substanzen,  in  denen  man 
bisher  kein  Kali  geahndet  hat,  dieses  Alkali  frey  gemacht,  und  da« 

her 


8$  

bf^r- mehr  eigendichpr^^ßalge^en.^f^f^uftj.^lfl^^  didseta.  VdrgMg 

jeraeugt  werden  gönnte;  /so  .^i^d^^^uch^  dieee  .^llf^  v^ld^ 
den  yegetabilien  ,qo  ^rspriefi^ioh  .^i^^  /die  TiOgi  j^^e{;r^aaft  iem  ^9^ 

den /eingesogen,. und  «ebt,  wio^TieJe^gJ^B^  YHfl^'i 

tioMprooefs  gebild<\f  .wiyd^.iMis.^^^^^i^^  didieir 

erklärt  sichs,-  warum, ^eri^a^k, und^^^U^  |^^^  in  Til- 
len FgU^n  ^Q  gul^9;Dftfl6UD6(^w»^pi^4,.  r,  .. 


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Beytraff   zur  RlasisifiKattiön 

•  and . 


kritische  üebersicht  der  Arten  atjis  der  Gattung  der 

Job.     G  o  t  t  L  V  S  c  h  n  e  9  d  e  r> 

Tft,  «m  Brtdttt,  aiMw«rt^  ]|H|K  atr  k«  üiad«  d«  WIh.  sa  Mna«li«a».  > 

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Tos  qüoqne,  qui  canetl»  innoila  numitta  terrii 

MrpitU,  aurato  nilMi  fulgore  dratoaet, 

peslifarat  ardeat  facit  Africa;  daeitis  altua 

aera  cum  pinnis,  armeataqae  tota  tccuti 

rumpitit  ingentei  amplexi,  ver^^a  tauro; } 

''    i/ec'ttituf  spatio  est  eleplias :  datls 'omnia  latO) 

<•'  JOMo  iMbIa  bpua  att  ad  aoxia  fatc  vaaiaBo*.   -  '  .    .     -   o  v    ü 

r  '     .      .         Luaaiii  Pbart^Ua  9,  727  laq«.  .  ; ,    •,.    .  .  /j 


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Ich  •  wlltdft  den  «hm  gfieöfaüchen  Nnaen  Draco  wmt  BmfioImiiDj^ 
dieser  Gaitttig  §eWftfak  Jiabeii ,  wena  er  mdn  in  dea  Teiibchiedeitfiii 

12  Zeit- 


90  ,^ 

» 

Zeitaltern  so  riel^ey  Beileiitmigen  irad  Bestiimiitnigen  erhalten 
hätte.  Die  ältesten  Dichter,  wie  Homer,  scheinen  jede  Schlange 
8o  zu  nennen.  Späterhin  hat  man  die  greisen  asiatischen  nnd  afri-« 
kanischen  Schlangen ,  welche  ganze,  groCsei  Tierf&fsige  Thiere  ver- 
schlingen, und  sogar  mit  dem  Elephanten  kämpfen  sollen,  rorzugs- 
weise  so  genannt.  Diese  Bedeutung  gilt  in  der  oben  stehenden 
Stelle  des  römischen  Dichters:  aber  die  ersten  Verse  deuten  auf  die 
folgende  Schlange.  Die  römischen  Schriftsteller  haben  nämlich  auch 
noch  eine  unschuldige  *  und  J^icht  tahm  werdende  .Sah^Pg;^  mit  die« 
scm  Namen  belegt,  rorzfiglich  dem  Aeskulapius  geweiht,  und  auch 
anguis  und  serpens  Epidaurius,  ton.  dem  Orte  in  Griechenland,  wo- 
her sie  den  Diepst  aammt  dem  gai^en  Ritual  des  Aeskulapius  fiher- 
tragen  hatten,  genannt.  Ob  die  Art  in  Italien  ursprfinglich  und  ein- 
heimisch gewesen,  oder  «tas^'^lpirtas  und  Mazedonien  flbergetragen 
worden  sey  (Falerius  Maximus  i,  8#  2),  ist  eine  Frage,  die  sich 
Jetzt  nicht  mehr  beantworten  läfst.  Aber  es  scheint  diese  Art  die^ 
selbe  zu  seyn,  wov^n  die  rÖmUchen  v^brnehnten  tf^rlruenzimmer  sich 
einen  Gegenstand  des  modigen  Zeitn^ertreibs  gemadit  Jiatteti.  Daher 
bej  Seneka  (de  Ira  2,  3l)  die  repen £63  inter  pocüla  siniuque  in- 
noxio  lapsu  dracones.  Lucian  im  Leben  des  Gauner  Alezander,  wel- 
cher sich  für  einen  Sohn  dci^  Aeskulapius  ausgiäb,  erzählt  mehrere 
Beyspiele  und  Beweise  der  Zahmheit  und  Duldsamkeit  ^dieser 
Schlange.  ^   " 


•  I  •   * 


L  i  n  n  ö  wählte,  den  neldeutigen  N#uien  Boa,  wahrscheinlich 
um  damit  eine  Gattung  groTser  Schlangen  zu  bettMchnen.  Diesem 
Begriffe  entspricht  auch  der  deutliche,  Riesenschlange,  wofür 
ich  auch  bey  einigen  Naturforschern  Tiegerschlange  gefanden 
habe.  Ich  wflrde  den  Namen  Schmalbauch  yorziehen,  weil  er 
eines  der  wesentlichen  Kennzeichen,  den  schmalen  Bauch  und  die 
Bauchschilder, .  so  wie  den  Ton /den  Seiten  >zf^ammengedrüektenf  Lötb* 
andeiitets  da  die  toui  defa  FxaBzooen  n^nedicfa  gewtUten  iMrbarisohen 

"    '  -Na- 


^Bta 


91 


n- 


Namen  durobaiu  keine  Draiung  anlassen^  nnd;  daher  achwer  zu  be< 
haken  aind»! 


Die  Littbi^geacbichle  diesM '  Gattung  habe  Ich  im  2weyten 
Hefte  meiner  abgehflraten  lateinischen  Naturgeschichte  der  Amphi« 
bien  S.  .2;! 7 -^239  ausjgfefüfart^  80  Wei«  damals  die  darfiber  vorhan« 
denen  Bemerkungeh  reichten.  Anf  diese  will  ich  mich  hier  der 
|(firze  wegen  beziehen^  ob  ich  gleich  sehe,  dafs  Hr.  Bechstein 
diesen  ^weyten  Heft  in  aeiner  Uebersetzung  von  Lacepede  gar 
aicht  bentttst  and  angeführt  hat.  Eben  deswegen  bin  ich  geadthi* 
get^  hier  bey  Auseinandersetzung  der  Arten  weitläuf liger  zu  seyn. 
Daher  yet^are  ich  billig  de«  Raum  ftlr  Aufklftrung  der  weit  schwie« 
r%evn' Gegenstände}  jedoch  werde  ich  4ie'Zitaiianen>  eo  tie)  die 
Deutlichkeit  es  zuläfst^  abkürzen. 


Unter  den '  neuem  sjstematischen  Sehriftstellern  hai  Shaw 
awar  den  rbn^R^uaael  gelieferten  Vorrath  von  ßfotiaen  benutzt^, 
abet»  nicht  MrBeriehtigting  der  Klassifikation  und  der  -Gattungakenn- 
aefahen^  £r  behielt  die  Linoöisohen  Merkmale  bey^  und  kannte 
nfehi^r*!l^Mii<eh' noch  nicht,  so  ^i^nig^  als  der  Franzose  Daudin, 
w^hiTci^iftMn  Scbritt  TorwfirtS'  getban  liat.  Denn  dieser  bat  die  in 
Rfickaicht  auf  die  Linn  eischen  Kennzeichen  hieher  gehörig^H'Schlan-' 
gen  in  8  Gattungen  getheilt.  Die  erste  (Boa)  hat  einfache  Bauch- 
;mNl' Schwon^sahilder  ohn«  Giftaahne.^  Die  zweyte  (Scytale)  des* 
gleichen  mit  Giftzibnen.  Die  dritte  (Python)  hat  anfser  den^  ein«! 
&oheh  'SdnUern*  unter  dem  'Schwänze  noch'  doppelte;  'am;  After 
2  Spornb  und  Jieibe  Giftz^hne.  (Rfiasel^  Platte  24  und*  390  ^^ 
Tierte  {Hurria)  hat  weder 'SpoDne  noeh^  G4ftzahne,  aber  unter  dem- 
Schwänze  am  Ende  doppelte  Schilder.  (Rüssel,  Platte  40.)  Die 
ftaße  {AinghnBs)  hat  unter  demScttwap^e  ein  oder  ^mehrere  dop- 
pelte MietcIschUderf  oben  mitten  auf  dem  KArper  und  Schwänze 
eine  Ungahurfende  Rmhe  geoiafl^Scho]lpen  nndfitft^tthne.  (Rua^el^: 


12 


PI. 


gl  _^ — 

Tl.  5.)  Die  ftßebiltf  (C^rallw)  ha^  «niaersdeii  GiftteSiiiiim  und  dea 
einfachen  Schildern  unter  dem  Bauche  und  Schwänze^  do]^elte..iiii4 
ter  dem  Halse.  (M  er  rem  1^  Fl.  2.)  Die  siebente  (^Lachesis)  ent« 
hält  die  Linn^iaohe  stumme  KlapperschlaAge^  wdcfae  auch  Lace« 
pede  und  nach  ihm  Shaw  a^u  dieser  Gattung  gereohnel  haben; 
Die  achte  (Cenc/iris)^  die  tjon  fteauvoili  b^^bripbena  Art,  .welche 
ich  unter  deb  Altersphpialbliu^hen  aufgelitdMi  habe. 


Vor  ihm  hatte  Brongniart  eine  neue  Sästheilwg.aDch.der« 
Schlangen  Tcrsucht;  aber  hier  hat  er  weit  wenigai^  als  k^y  den 
übrigen  vAmpbibien  geleistet.'  Er  behielt r  die  I^innf^jaohö  .Q^ttgn^ 
n)it  4em  ;ähen  Karakter:  usül^er  dem  NartMk  pevin  hej,;,  undf  setatn 
9U  »de«  iMerkmaleA  dea  Mangel  der^  Oif taähne  qnd  .den  gerfidQn  lang« 
lichten  Kopf  hinzu. 


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,.'-'.  Der  EnglSndKiGray.  Imt.  nach  loh*  Hermftnti^a  Berichte 
{ßbs^fVät.tXQologicae^h  j^Zli) fdio  l/itiii^iscben  Bllasaifi  vsmyOM^ 
tangeQ  gethejlt,  woxpn  die  zweyte.  ^lifiser  4en  SsImUNHv  uvMxk  deito. 
Bauohe  u«d  Scbwas^e/ Giftzfihne  hat.\  Diese  inetfotei^  MpU^  Der 
emteo  legt  er.  die  X  i  iMi  eiacheti:  Bestimmungen  ^bey-  mit  ^liujgen  Z^rt 
aätzeui  W;filche.  ibh  bereits  au»  aaitier  gedruekte»  ^^btUiniim^  :MU»i9r 
zogeii  hatte.         . 'j  •■'' '    •  ^  *■    '  *•  *^-*I  -» 


•  •         « 


IftM^eiUe  in  der  -Foctselaang..der.iBfifif'dtiAniieaviNattir|»fi 
schichte   hat- i  die  li  i  i|  n  6  isdken  Boas  mit  Gift&ihnen  in;  eine  .cdgne 
Gattong '  unter  dem 'Namen  iScjtoIe  .'rereinigetii  iühaigens  dSeiLiUi«: 
neiscKen  Kennzeichen  bejibdiaketi.       JBben  sc  JSeäo  Um' ATofsVfMtu: 
Dictionairt  de^Vhhtoirt  natu/,eiie  nnUa\Boa}nod\Siy{aie.\\'^)  z* 

:-■  Zoletat  hit.Bgi  Oppel  ebejieaclÜMsifikattoadtfSB^Schli»*' 
gen  Tersuchty'.mid  dtevoniitiiriia  awey  Gatto^eii •  TÄcthefltea  TUerei 
in  cbef 'gebracht  ^  ihlkikB  ee  i^o4i^>.AeücIo$oa!iuid:Bangaitu8.>jifennt.^ 

*  ;i  Ich 


-= — = 9"5 

Ich    habe   beyde    AMr tttke ,    '«awokl    den  i  firanzdsiscfaeiii    in    den 
Jtnnäles  cUi  Museum  d^hidtoire  ^maurelle,   als  deft  deutschen,    hin 
und  wieder  in  den  Worten  rdrindeiten  Abdruck  i   München   181 1, 
yor  mir,  und  will  nuch  daiüber  mit  dei^ehigen  Freymüthigkeit  er« 
klären,  weiche,  atlldin  ^en  Fortschritten  der  Wiasensohaft  förderlicb 
«e3f:n  Jiann.    Ifoeb'^anftösiwbe^  WeiM  wird  e^uerst  ein  .wba entli- 
eh er  Haräktee-angegebejl:    Corpus  utrinqüe  attenuatunif    ocuidoL 
vidde  tenuis,  oblonga  prehensilis.     Dann  folgt  die  Beschreibung  .dem 
Gattung,  hieranf  2  Unterabtheilungen  mit  Angabe  der.  Arten.       Eik 
gentiich  sind  es  2  Afatbeilungen ,    die  erste  mit  glatten^  die  ewejie 
mit  gekieltenl  Schuppen  (6ea  regia)^     Die  esste  hat  .zwe^p  Untesab« 
thiB3nngen>  die  eine. mit  nmdem  wakenfiSnnigem  Kärper  nnd  Caudi3k 
minus  prehensilis,  als  boa  constrictor,  cenehrü  u«  a.  w.     Die  s Weyt« 
mit    snsammengedrObktem  Körper  und   zugleich    corpus  prehensile: 
dameben  mit  langem,  sehr  •  dfiimem  rollkommenem  Wickelschwanze, 
uUboa  hypnalei  Merremii,  hortulana  u.<8«  w..    Da  also  .be^de  Ab« 
theibingen  emen  Wickelleib .  (corpus  pre%msile).haben>  »nitr.die  enftmi 
Unterabtiieilung  auaigenommeB :  so  begreife  ich  nicht  ^.  wsjttam«  dieesa. 
Merkmal  nicht  in  «den  wesentlichen  Karakte»  au%enc!m'mea.Wordm! 
ist,  so  gut  als  der  lange  dflnne  Wickelschwaos , . dec  ya  jdcn  Arten, 
der.  ersten  Uofeef^abtheiluilg  mit  walaen£ftrmigem. Körper .fehki     Oder 
soll  minus  .pneh^nsilis.  nur.  einen  geringem  Grad  dieear;  Eigenschaft: 
ausdrucken?   Ab'er  es  steht  unser  den  -  OattungskminaMichen  corpus* 
valde  dongatuin,  rotundatum  aut  corApressum  uc  pr^^gmiles-  Docfa^ 
es  folgt  cauda  stfcundum  species  magis  minusve.  prehensdis^  roturn 
data.     Ich  zweifle,  dafs  bqr  einer  Art  mit  «idzenfömiigem  Körper' 
ein  wahrer  .Wickelscbwanz  sioh  finden  möge,  v  Die  ^  schmalen  ^.Bnudb«' 
sohiUer  (cosgüsfato)  heifsen  hier  noch  Qbbr€üiata^    ;'i6h  .Ttestehe* 
nioht,  *  worauf  diese  Abkürzung  sick  beziehte  lUoH. '    Etanra;.aaf  die* 
Länge  des  .Thieres  gemessen?  Die  kruihmen>  Sporne«  welche  neben .^ 
dem  After   auf  beyden  Seiten  swisc^ien  den  'Schuppen  .in:.  der.BUsut 
befiestiget  sitzen,   sind  hej  todten  Thieren  i^ie&t  vaJde  JBidlffientiai, 
.     .;  Doch 


t> 


94 


Doch  ich  sehe,   dafs  der  franzSsißch^  Abilru^k  dieat .  Wovte  riclHi* 
ger  analälst.      Die  Zähne  werden  gar  nicht  erwähnt.      Die  beydeo 
andern  Gattungen  unterscheidet  Hr.  Q.  durch  die  Reih^  Ton  groisen 
sechseckigen  Rflckenscbüppen  >   und  ^vrar  die  erate  aoob  durch  die 
nngetheiltßn  Schilder  ntater  dem  Scbwaoaie}    die  aKftreyt^  noch  durch 
die  Abwesenheit  der  Giftaähoe.    Da  ith^e  beyden  kcaten  Gattungen 
ka  wesentlichen  Karakter  einander  aonat  ao  ähnlich  siiidt  ao  deucht 
mir»    dafs  bey  der  ersten  die  Giftzähne ^    bey  der  awejten  die  ge« 
theiiten  Schwanzschilder  aum  Unterschiede  darin  hätten  mit  aufge« 
nommen   werden  müssen  ^     welche    jetzt    unter    den  Arfeenkennzei« 
eben  atefami.     Nodi  wichtiger  ist  die  Bemerkung»  dafs  Ho«  O.,  da  er 
den  Namen  JPseudiboa  yon  mir  annahm»  auch  die  dadstch  angedeu- 
tete Beziehung  auf  mrinen  GattungskarakteTy  dm  Aftenipome»  nicht 
hätte  aulaer  Acht  lassen  sollen.    Bey  dieser  GelegänbeU  will  ich  be«< 
merken»    dalb  der  Jenaiscbe  Rezensent  racSnea  aweytea  Heftes  den 
lateinischen  Gattnilgsnamen  Pseudoboa  ganz  rerwirft»  ond  zwar  ana 
Mgvndem  Geunde«    Mne  FseudoboOf  aagt  et,  ist  freyKoh  keine  JSoa/ 
aber  was  ist  sie  denn  ?  Dieser  Name  sagt  blola ,  wi^  die  danmaar 
begriffenen  Sohlai^gen  nicht  sind»  aber  nicht,   was' aieeiadj  und  er 
kann  ran  jeder  andern  Sehlange,    die  keine  Boa  ist»  mit.  gleiehem 
Hechte  gebraueh^  werden,  -  Ich  dfichte  doi;h»  daiV  Reaeasent  m  sei« 
ner  Jugend  yom  Fsiudophilippus,   Paeadoalexander,  ut^d  von  mek* 
rarn  andern  ^  berüchtigten  Männern  mfissa  gehört  hebte»  wdehe  des« 
wegeik  so  genannt  wurden»  nicht  etwa,  weil  aie  Weder  fihilippiia  nooh 
Alexander  waren»    sondern  Tielmehr»    weil  sie  ihnen  in  so  rielea 
Sttifken  ao  sehr  ähnlich  waren,    da&  sie  riele  Menschen  täuschten^ 
welohe  sie  wirklich,  fttr  das  hielten »  waä  sie  seyn  woUten.     So  glei* 
dmn  ako  auch  die  von  mir  genannten  JPseudaboiie,  deaaseh*  Sehil*^ 
dnrschwanze»  so  sehr  den  Linnöischen-JBou»  da&  man  aie  bisber 
dafür  gehalten   hotte »     ob   ihnen    gleich    das  ,ron  mir  angegebene 
Hauptkennzeichen»  die  Afterklanen»   nebst  manchen  andern  abgeht» 
Doch  selbst  dieses  Hauptkennzeichea  bezweifelt  der  .Rezensent  wid. 

sagt: 


ip*9<l^ 


95 


Mg^*  9>Und  doch  ist  es  wftblioh  noeh  sehr  aweifelhaft/  ob  Sie  allen 
Boas  zukomnieii:  denn  die  Afterhahea  hat  Hr.  S.  doch  nur  hey  ei« 
nigen  Arten  gesehen  $  und  ob  keine  JSoae  Kinnenschilder  haben  ^  ist 
wohl  so  ansgemacht  nicht:  wenigstens  hat  Res.  eine  Schlange  tor 
sieh,  die  alle .  KenMeiohen  einer.  Boa  nach  8.  und  Linn6  hat,  anr 
Kinnensohilder  bestzt»  und  bey  weidier  er  die  Afterhacken  nicht  be- 
merken kann.^^ 


Was  nun  die  Afierklanen  betriih,  so  habe  ich  sie  bei  allen. 
Arten  bemerkt,  welche  ich  bestimmt  unter  der  Gattung  au%eftkfart 
h$bei  när  hej  einer  oder  .der  andern,  welche  ich  nicht  auiaer  dem 
Glase»  oder  weil  sie  nicht  rollständig  waren,  nicht  untersuchen 
konnte»  habe  ich  ausdrücklich  bemerkt,.  da£s  ich  die  Klauen  nioht 
^ehea  habe.  Was  die  Ton  dem  Res.  benannte  Schlange  betrifi^ 
so  fragt  es  sich  noch»  ob  er  die  Afteridaoen  torher  sdu>n  an  an«* 
dern  bekannten  Arten  gesehen,  und  ihre  Stelle  geaan  erkannt  habe. 
Denn  ieh  selbst  habe  sie  zuerst  an  einem  sehr  grolsen  Exemplare 
entdeckt,  und  nachher  erst  an  derselben  Stelle  bey  den  Arten  go» 
funden,  wo  ich  sie  vorher  nicht  bemerkt  hatte. 


Der  Gffttiogtsche  Rezensent  fragte^  ob  die  breitem  Bauch« 
stühilder,  die  Schilder  am  Kopfe  und  die  Giftzahne  mich  darzu  be«! 
rechtigten,  die  JP$eudöboM  ron  den  £018  zu  trennen?  Ich  antworte: 
Nein,  gewifs  nicht!  Denn  ich  unterscheide  die  letztem  hauptsioh* 
'  lieh  durch  die  Aftethlauen,  welche  jenen  fehlen.  Eben  so  wenig 
treffen  b^  ihnen  die  andern  Hül&kennzeichen  zu«  Ton  der  Be« 
festigung  dieser  Klauen  werde  ich  bey  JB.  comtrictor  sprechen.  Jetzt 
gehe  ich  zur  Beschreibung  der  einzelnen  Arten  fiber,  jedoch  mit 
steter  Beziehung  auf  den  zweyten  Heft  meiner  lat.  Geschichte  der 
Amphibien  I  um  alle  Wiederimlungen  und  Weitläuftigkeit  zu  rar- 
meiden» 


'W«i 


96 


Wa6  D  a  u  d  i  it  gegen  mein«  KliissiiHifftioii  ^iniiert  hat  (Histaire 
naturelle  geniräle  et  particuliere  des  Reptites,  T.  F.  p.  109  ti.  folg.)» 
Terdient  hier  erwogen  zu  werden/ um  zu  zeigen^  in  wie    fern   ich 
den    Vorwurf  rerdiene,    a'  cepenioLnt  embrouilU^  ^t  qiidifue  sorte 
Vhhtoire  de  ces  äriimaux.^^  lefa  w^i  hier  nicht  rfigeni   dafir  Br.  D. 
einige  kleine  Bedingungen  und  Bestimmungen  der  angegebenen  Merk- 
male ausgelassen;  und  fiir  caput  contrdhitur  in    rostrum   obtusuni 
gesetzt  hat,  eile  a  son  museau  obtus :  fQr  labiales  squamae  fere  sem« 
per    excavutae    ohne    Bediogimg    ses    lesures  ^nt*   taujouri  bordies 
d^ecailles rconcaVe^ :  sondern  ich' webde.  mich  zu  demHauj^einwtfidet 
Les  baas  de  Seh*  comprennent  donad^  zerpens  tris  diffler^s,   tels 
que  la  ccüleuvre  malure,  les  scytäles,  les  coraEes  etc.    Des  iperons 
cornes  £t  un  peu  courbes   quil  pretend  que  ces  dniniaux  ont  taus 
contre  VanuSf  ne  m^ont  paru  £xister  au*  contraire  juaqtCä   pteseml^ 
que  dansl^  :boai  sansivenüi  ^seidemeni,^  ainsi  que->  dans  les.  untres- 
»erpehs^  ^pufai  ä!iäfard  rängis  dans  le  -  genre  -  appelle  Python.   :  Er. 
selbst  giebt  hierauf  die  Kennzeichen  seiner  Gattung;  diese  sind  gan-' 
ae  Schilder   unter  Bauch    und    Schwanz,    und    Afterklaoen^    ohne 
Giftzähne,  ohne  Kopf  Schilder,  ohne  spitzige  Schuppen^  ohneSchwanz- 
klapper  und  ohne  kleine  Schuppen  um  den  After  herum.    Also  ganz 
dieselben  3positiren' Merkmale,   die  ich  ao genommern  habe»  liiit  dem 
Unterschiede,  dals'  er  die  Arten. mit  getheiltenSchwiintaebilderil  telK 
schliefst,  ohne  zu  bedenken,  dafs  dieser  Unterschied  ron  keiner  B** 
deutung  ist,  weil  hej  manchen  1  von  ihm  selbst  anerkankit^n  Arten, 
nicht  allein  unter  .dem  Schwaaze,    sondevn  sogar. am^ijSatiche  die- 
Schilder,  getheilt  sind.      Bey  den  negativen  Met kmaliMi  i»t  i  Hr.  D« 
nicht  vorsichtig:  genug  gewesen.      Deon  taaohdem  er  de^^doosabgs« 
sprechen  hatte>  les  grandes ,  piaques^  sur  la  tSte,  spri^^t  er  bdd  dar-> 
auf  S.  112:  Us.vrais  bojos  n^ont  que  des .ecaiües^  oju.sant  munis  de 
plßques  ^ur  Je,  demrtt  de  la  t^te^     Ji^^'  in  der  Seaehreibang  der 
boa  reticule,  nach  meiner  Angabe  bemerkt  er  S.  117:  Les  boasin^&nt 

pas 


r-  97 

pa$  toujours  sous  la  queue  une  seüle  sorte  de  ptaques,    und  itibrl 
als  Bejspiel  dazu  noch  seine  Gattung  Python  an. 


Von  derselben  Art  ist  die  Beschuldigung  S.  159i  wo  er  be« 
hauptety  ich  habe  die  Sebaische  Abbildung  i.  PL  56.  F.  4«  falsch 
auf  b.  murina  gedeutet,  welche  er  lieber  auf  Coluber  molurus  be- 
ziehen will.  Hier  setzt  er  hinzu,  mais  il  ne  faut  pa$  s'itonner  de 
cette  inadvertance  de  Sehn,  qui  vüa  pas  tu  recours  aux  divers 
tegumens  de  la  peau  pour  etablir  differens  genres  daris  Vordre  des 
serpens,  £t  qui  a  par  consequent  ränge  parmi  les  boas  plusieurs 
conlduvreSf  entre  autres  le  molure  seulement  parce  que  sa  tele  a  la 
mime  formt  que  celle  des  boas.  Wie  konnte  der  Mann  so  zurer« 
sichtlich  sprechen,  da  ich  S.  252  sagte,  Xinner  colubrum  mqlurum 
huc  pertinere  persuadent  fere  mihi  verba  boae  simillimus;  sei 
scuta  et  squamae  capitis  majores  ut  in  colubris,  Ist  hier  kein  ZYfei« 
fei  sichtbar? 


•' 


Da  wo  Daudin  diesen  C,  Moturus  beschreibt,  (S.  239} 
behauptet  er  zwar,  ein  7  Fufs  langes  Exemplar  im  Pariser  Museum 
untersucht  und  daran  keine  Aftersporne  gefunden  zu  haben:  aber 
ich  zweifle  gar  sehr,  ob  jemand  nach  den  wenigen  Kennzeichen, 
die  Linne  angegeben  hat,  das  Thier  wieder  erkennen  wird« 

Meine  Pseudohoa  cöronata  hat  er  dreist  unter  die  ächten 
Boas  unter  dem  Nameii  l^^  b*  coutonne  rersetzt»  5  S.  220,  mit  der 
Bemerkung,  est  evidemmeht  une  ^spece  nouvelle  de  boa,  car  cet 
avteur  rCa  pas  pu  lui  decoüvrir  des  crochets  venimeux.  Wo  sind 
denn  aber  die  Afterklauen ,  welche  er  ja  selbst  als  Gattungskenn* 
zeichen  annimmt?  Solche  Eridona  herrscht  in  den  Bestimmungen 
des  Mannes! 


i     > 


15 


Ob 


98  '- 

Ob  die  Arten  der  neuen  Welt  im  Bau  und  in  der  Lebensart 
rerscbieden  sind,  und  worin  dieser  Unterschied  bestehe»  ist  eine 
Frage,  welche  nur  diejenigen  beantworten  können,  welche  eine 
reiche  Sammlung  von  Thieren  dieser  Gattung  Tor  sich  haben ,  ron 
deren  Vaterlande  sie  yolikommene  G^wifsheit  haben. 


Von  den  amerikanischen  finde  ich  in  Humboldts  Ansich« 
ten  der  Natur  (1  S.  43)  folgende  Nachricht  über  die  Lebensart. 
y^Den  Schwanz  um  einen  Baumast  befestiget,  zusammengerollt » 
lauert  am  Ufer,  ihrer  Beute  gewifa^  die  tiegerfleckige  Boaschlange. 
Schnell  Vorgestreckt  ergreift  sie  in  der  Fuhrt  den  jungen  Stier  oder 
das  schwächere  Wildpret,  und  zwSngt  mOhsam  den  Raub^  in 
Geifer  gehüllt,  durch  den  schwellenden  Hals/*  Dazu  die  Anmerkung 
S.  141*  9|Der  Speichel,  .mit  dem  die  Boa  ihre  Beute  bedeckt,  rer- 
mehrt  die  schnelle  Fäulnifs.  Das.  Muskelfleisch  wird  dadurch  er- 
weicht, 80  dab  die  Schlange  ganze  Glieder  des  erlegten  Thieres 
durch  den  schwellenden  Hals  zwingt.  Die  Greolen  nennen  daron 
die  Riesenschlange  Traga  Venado,  gleichsam  Hirsch  -  Schlürf  er.  Sie 
fabeln  ron  Schlangen,  in  deren  Rachen  man  ein  Hirschgeweihe  er- 
blickt, das  nicht  rerschlungen  werden  'konnte.  Ich  habe  die  Boa 
im  Orinoco  schwimmen  gesehen.  Sie  hebt  den  Kopf  wie  ein  Hund 
über  dem  Wasser  empor.  Ihr  Fell  ist  prachtroU  gefleckt.  Sie  er« 
reicht  bis  45  Fufs  Länge.  Ich  halte  indefs  die  südamerikanische 
Boa  constrictor  tou  der  ostindischen  rerschieden.     Ueber  die  äthio« 

pische  siehe  Diodori  libr.  3«  pag.  204  ed.  Wessel.*^ 

»* 

Nach  Perciral  voyage  en  Ceylan  Tl.  p.  97  bewohnt  die 
Felsenschlange  Torzüglich  die  felsigen  Ufer  der  Flüsse.  Die  Haut 
graulich  mit  welTsen  breiten  Flecken.  Sie  umwickelt  die  Beute  mit 
dem  Schwänze,  zerbricht  ihr  die  KnocheUj  und  erdrückt  sie.  Per- 
ciral  sah  eine  Ton  2,%  Fufs  Länge,  und  ron  der  Dicke  einer  Manns^ 
Lende.    InJohnMatthews  voyage  to  the  River  Sierra  Leone.  Lon* 

'  don 


99 

don  1788  p*  43  wird  die  Art  erzählt»  me  die  Schlange  tenn^e  ihre 
Beute  fängt  und  verschlingt.  Diese  Nachricht  hat  wörtlich  wieder« 
holt  Goldberry  fragmen^  ä^un  voiage  en  Afrique  fait  pendant  le» 
qnnies  1785,  86,  87.  IL  p.  373  —  378  unter  dem  Namen  Tenny, 
boa  comtrictor. 

Matthews  sagt»  die  Schlange  sey  ausgewachsen  15  —  20 
Fofs  lang  und  ohngefähr  3  Fufa  in  der  .Rundung  dick. ;  Die  Farbe 
des  Rücken»  dunkelgrau,  'des  Bauchs  lichtet  und  gefleckt  Sie  fängt 
nicht  allein  Ziegen,  Schaafe  und  Schweine»  tondern  sogar  Leopar« 
den^  und  Tieger  greift  sie  an.  Die  Eingebornen  yersichern,  dafa  in  den 
sumpfigten  Gegenden  des  Unterlandes  so  grofse  Thiere  sich  findeSj 
welche  einen  Büffel  yerschlingen :  dem  Menschen  sollen  sie  nicht  ge- 
fährlich seyn,  ausser  wenn  sie  ihn  schlafend  antreäen.  Zuerst,  er« 
greifen  sie  ihre  Beute  i;nit  dem  Maule  und  den  zurflckgebogeneii< 
Zähnen:  dann  winden  sie  ihren  Schwanz  2-  bis  3mal  um  ihre  Beute^ 
und  durch  schnelles  Zusammenziehen  zerbrechen  sie  ihr  alle  Kne« 
chen,  indem  sie  diese  Operation  2«  bis  3 mal  an  rerschiedenen  Stel- 
len des  Leibes  wiederholen.  Nachher  machen  sie  einen  Umgang 
TOn  wenigstens  einer  halben  (englischen)  Meile,  um  zu  sehen,  ob 
keiner. ihrer  Feinde  in  der  Nähe  sey.  Unter  diesen  ist  die  Ameise 
der  ärgste.  Wenn  die  Schlange  ihre  Beute  .yerschlnngen  hat,  liegt 
sie  ganz  unthätig  und  unbeweglich:  in  dieser  Lage  greifen  die. Amei« 
sen  (Termiten)  sie  an,  indem  sie  durch  alle  Oeffnungen  des  Kör« 
pera  dringen,  und  rerzehren  in  kurzer  Zeit  das  wehrlose  Thiev. 
Nachdem  sie  gehörige  Sicherheit  gefunden  hat,  so  richtet  sie  ihre 
Beute  zu,  indem  sie  den  ganzen  Körper  mit  einer  Art  von  schmier 
rigem  Speichel  überzieht  und  ausstreckt.  Dann  erfafst  sie  den 
Kopf,  und  yerschlingt  nach  und  nach  den  ganzen  Körper  ohne  ihn 
zu  käuen.  Dann  liegt  die  Schlange  wie  lebloa  während  der  Ver? 
dauung,  welche  nach  Beschaffenheit  d^r  Gröüse  Ton  der  Beute  3 
oder -4  Tage  dauert.    In  dieser  Zeit  kann. man  m%  leiobt  tödten: 

13  ♦  Ge- 


100  -  i 

Gewöhnlich  besucht  sie  die  sumpfigten  Gegenden,  wo  man, sie  mit 
hoch  ttber  das  zehn  Fuls  hohe  Gras  erhobenem  Kopfe  uraherschauen 
3ieht.    Die  Eingebornen  suchen  ihr  Fleisch  als  einen  Leckerbissen. 

Ueber  den  innern  Bau  dieser  Gattung,  welche  sich  yon  den 
andern  so  sehr  durch  ihre  Lebensart  auszeichnet,  habe  ich  noch 
nirgends  etwas  angemerkt  gefunden ,  aufser  was  Ober  die  Werkzeuge 
der  Bewegung  neulich  ein  Schüler  des  Hrn.  Prof.  Rudolphi  ge- 
geben hat:  De  organis  rnotoriis  boae  cahinae  —  auctor  Frid.  Lu^ 
dov^  Huebner  c.  tob,  2  aeneis.  Berolini  1815.  Nur  bedaure  ich, 
dafs  die  .andern  Galtungen  in  ihrem  Muskelbau  nicht  yerglichen 
worden  sind.  Daher  ist  es  jetzt  noch  nicht  möglich^  die  Eigenschaf- 
ten dieser  Gattung  zu  erklären.  Zwar  hat  der  trefiliche  Ererard 
Home  in  dem  Aufsatze,  (Philosoph.  Transact.  für  1812  S.  i63  ff.) 
worin  er  zeigt ,  dafs  die  fortschreitende  Bewegung  der  Schlangen 
zum  Theil  rermittelst  der  Ribben  geschieht,  etwas  im  AHgemeinen 
Aber  den  Bau  der  andern  Gattungen  gesagt ,  aber  die  genauere  Be- 
schreibung der  Muskeln  betrift  blofs  die  ostindische  Art  Ton  Boa 
comtrictor.  Bejde  Anatomen  haben  die  Bewegung  der  Afterklauen 
nicht  berührt,  auch  nicht  einmal  ihr  Dasey^  erwähnt:  und  keiner 
hat  Ton  des  andern  Arbeit  gewufst:  daher  hat  die  Arbeit  eines  jeden 
Ton  beyden  ihre  Eigenthfimlichkeit.  Was  der  Engländer  für  eine 
neue  Entdeckung  hält^  erkannte  unser  Landsmann  ganz  richtig  ffir 
eine  alte  Bemerkung.  Ich  habe  in  meinem  ersten  Specimen  Phy* 
$iologiae  Amphibiorum.  Trajecti  ad  Fiadrum  17Q0  S.  5  flgd.  die  hie- 
her  gehörigen  Stellen  des  Aristoteles  und  anderer  filtern  Naturfor« 
scher  gesammelt|  woTon  die  merkwürdigste  eines  ungenannten  Schrift- 
stellers^ den  Isidorus  Originum  12,  4^  u.  diesen  Vincent  Ton  Be- 
gUTsis  Specuh  natur.  20.  ausgeschrieben  haben,  folgendermafsen 
lautet:  Serpentum  Corpora  valde  sunt  humida  et  quocunque  vadunt, 
viam  humore  designant:  cumque  pedibus  careant,  costis  tarnen  et 
squamarum  ni$ibu$  repunt,  quas  a  summo  gutture  usqtie  ad  ima 

alvi 


\ 


^  101 

älvi  parilt  modo  dispositas  habent.  Squamis  enim  innituntur  quasi 
unguibus^  et  costis  quasi  crurihus:  unde  quacunque  parte  corporis 
ab  alvo  usque  ad  Caput  ictu  aliquö  collisn  fuerit,  'dehilis  reddita 
cursum  habere  non  poterit.  Nam  ubicunque  ictus  ille  inciderit, 
spinam  per  quam  costarum  pedes  ac  motus  corporis  agebantur^  solvit. 
Zu  Anfang  des  Kapitels  sagt  Isidoru^:  Serpens  nomen  accepit,  quia 
occultis  accessibus  serpit,  non  apertis  passibus,  sed  squamxxrum 
jninutissimis  nisibus»  ^ 


Eine  Schlange  von   ausserordentlicher  Grölse^   Velche  nach 
liondon  zur  Schau  gebracht  worden  war,   und  die  Homei)ei  dem 
Baronet  Banks  sah ,  gab  die  Veranlassung  zur  Untersuchung.  Denn 
indem  das  Thier  sich  über  den  Fulsboden  lebhaft  bewegte ,  glaubte 
Banks   die   abwechselnde  Bewegung  der  Ribben  nach  yorn^    wie 
die  der  Füfse  der  Raupen  zu  bemerken.     Diese  Beobachtung  theilte 
er  dem  Hm.  Home  mit ,  welcher  die  flache  Hand  unter  den  Bauch 
des  kriechenden  Thieres  legte^  und  so  konnte  er  deutlich  die  Enden, 
der  sich  Torwarts  bewegenden  Ribben  fühlen«     Hierauf  untersuchte 
er  die   Muskeln   der   Ribben   und  Bauchschilder  ^    und  fand  daraus 
folgendes  Resultat.     Wenn    die   Schlange  sich  in  Bewegung  setzen 
will,    so   werden  die  Ribben   der  beiden    entgegengesetzten  Seiten 
auseinander  gezogen  ^  und  die  kleinen  Knorpel^   womit  sie  endigen^ 
biegen  sich  über  die  obere  Fläche  der  Bauchschilder,   auf  welchen 
die  Enden-  der  Ribben  liegen.     Weil  die  Ribben  paarweise  sich  be- 
wegen f  so  setzen  sie  zugleich  das  unter  jedem  Paar  liegende  Schild 
in  Bewegung.     Der   hintere    Rand   des   Schildes  fafst  den    Boden, 
und  wird  so   der  unbewegliche  Funkt,    auf  welchem  die  folgende 
neue  Bewegung  beruht.     Dies  kann   man   sehr  deutlich  bemerken, 
wenn    eine    Schlange   über   eine  Ecke   weg   auf  eine  ebne  Fliehe 
kriecht.     Wenn  sie  kriecht,  so  verändert  sie  ihre  orale  oder  kreis« 
förmige    Gestalt    in     eine    beynahe    drejeckige,     deren    Basis    did 
Oberfläche  des  Bodens  ist.      Weil  Boa  und  Coluber  breite  Bauch« 

-     schfl- 


102  . 

Schilder  haben  ^  fahrt  Home  fort^  welche  man  fiir  Hufe  oder  Schuhe 
ansehen  kann,  so  können'  sie  sich  am  leichtesten  damit  fortbewe- 
gen« ^doch  aber  findejt  bei  Anguis  und  Amphishaena  ein  ähnlicher 
Bau  der  Ribben  und  Muskeln  Stattj  nur  sind  bej  jener  Gattung  die 
Ribben  nach  Yerhältnüa  schwächer  j  jind  weil  sie  keine  BauchschiU 
der  hat,  findet  wahrscheinlich  eine  andere  Art  der  fo]:t8chreitenden 
Bewegung  Statt.  Bej  dieser  nähern  die  ringförmigeil  {anschnitte  der 
Haut  sich  etwas  den  Bauchschildern  im  Gebrauche« 


Die  nähere  Erklärung  des  Baues  giebt  Home  in  folgenden 
Bemerkungen.  Der  Bau  der  Rückenwirbel,  der  Ribben  und  ihre 
Vergliederung  unterscheidet  die  Schlangen  ron  an4era  Thieren  in 
folgenden  Stficken.  Der  Hopf  der  Ribben  hat  swey  sanft  ausge- 
höhlte Flächen,  welche  sich  über  eine  conrexe  Vorragung  ei* 
»es  jeden  Wirbelknochcns  bewegen,  so  dals  jede  Ribbe  ihren  ei- 
genen Wii^belknochen  hat:  da  bey  andern  Thieren  eine  Ribbe  zwi- 
schen «wey  Wirbelknochen  liegt,  und  mit  ihrer  QonTCxen  Fläche 
sich  in  der  Vertiefung  der  bejden  Wirbelbeine  bewegt.  Dadurch 
wird  rermieden,  dafs  die  Ribben  nicht  die  Bewegung  der  Wirbelr 
beine  auf  einander  hindern.  Diese  nämlich  sind  mit  einander  durch 
einen  halbkugelförmigen  Höcker  am  vordem  Theiie,  und  eine  ihm 
entsprechende  Höhle  am  Hintertheile  verbunden «  und  gestatten  da- 
her mehr  Bewegung  des  Rückgraths  als  bey  ai;idärn  Thieren»  Die 
Muskeln ,  welche  die  Ribben  vorwärts  bewegen  ^  bestehen  aus  5  Faa- 
acen.  Auf  der  innern  Seite  der  Brust-  und  Bauchhöhle  geht  ein 
Starkes  Muskelpaar  von  der  vorderii  Oberfläche  jedes  Wirbelbeins 
schief  an  den  Seiten  über  die  nächsten  4  Ribben  weg,  und  befe- 
stiget sich  an  der  fünften  ohngefäbr  in  der  Mitte  zwischen  beydeo 
Enden.  Von  dieser  Stelle  einer  jeden  Ribbe  geht  auf  jeder  Seite 
ein  starker  fiacher  Muskel  über  die  Eingeweide,  bildet  die  Abdomi- 
nal-Muskeln,  und  vereiniget  sich  auf  eine  schöne  Mittelflechse,  so 
4tfa  die  unter  dem  Anfange  def  Muskels  liegende  BSiSxt  der  Ribbe, 

wel- 


-\ 


J lOJ 

welche  blofs  an  den  Setcen  durch  locheti  Zellenhatit  damit  rerbaii« 
den  istj  an  der  Anfaenseite  des  Bancha  liegt,  um  die  fortachreitenda 
Bewegung  zu  befördern:  die  obere  Hälfte  aber  Aet  Ribben,  aowett 
die  Lungen  aich  erattackeni  befördert  das  Athemholen:  denn  die 
Lungen  eratrecken  sich  sehen  ftber  die  HBlfte  der  Bauchhöhle :  ^its 
Ribben  aber  gehen  bis  an  den  After.  Sonach  dienen  ydie  hinteratea 
Ribben  ledigKch  zur  Bewegung  des  Körpers ,  so  wie  heyDraco  vö* 
Uins,  wo  sie  die  FIfigel  stfitzen.  Am  Ende  jeder  Ribbe  sitzt  ein 
kleiner  Knorpel,  in  Gestalt  der  Ribbe  ähnlich,  der  gegen  die  Spitze 
immer  schmäler  wird,  aber  mit  dem  der  entgegengesetzten  Ribbe 
keine  Verbindung  hat:  sondern  jeder  ist  seiner  ganzen  Länge  nach 
mit  der  innern  Fläche  der  Bauchschilder  durch  ein  Paar  kurze 
Muskdn  yerbunden.  Auch  hat  er  mit  dem  Knorpel  der  nächsten 
Rihb<m  durch  ein  Paar  kurze  und  achmale  Muskeln  Verbindung. 


Den  hier  beschriebenen  Bau  hält  Home  Air  allgemein  bejr 
den  Schlangen^  aufser^  daia  bey  der  Riesenschlange  auf  der  untern 
Seite  der  Wirbelbeine  aich  eine  Vorragung  befindet 9  woran^sich 
eigene  Muskeln  befestigen ,  welche  bej  den  rerschiedenen  Arten  an 
Gröfse  yerschieden  ist.  Diese  Einrichtung  erklärt  die  Eigenschaft, 
welche  man  der  Boa  constrictor  zuschreibt.  Dieser  Fortsatz  ist  auf 
FL  6  bey  cu  a.  Torgestellt 


Den  Von  Home  nur  angedeuteten  Muskel' an  dem  untern 
Fortsatze  des  Wirbelbeins  beschreibt  Hfibner  Nro.  18  S.  27  unter 
dem  Namen  rectum  inferior  capitis  seu  cervicis.  Die  fkbrigen  giebt  er 
etwas  rerschieden  in  Zahl,  Anfang  und  Ende  an,  stimmt  aber  in 
Ansehung  der  Ribben,  Bauchschilder,  deren  Bewegung  und  Ge- 
brauch vollkommen  mit  Home  ftber  ein.  Das  gewöhnliche  Kriechen 
der  Schlangen  geschieht  durch  horizontale  wellenförmige  Bogen  dea 
auf  dem  Boden  durch  die  Bauchschilder  gestützten  Körpers,  ab- 
wechaelnd  ton  der  Rechten  zur  Linken.    Schon  Aristoteles. de 


in« 


104 


incessu  animah  K.  7.    hat  den   Gang   der  Schlangen   mit  dem  der 
Yierflifser  Ferglichen,   und  bemerkt,    dafa  auch  diese  die  Bogen  ih« 
res  Körpers  durchkreuzen,  indem  auf  die  Biegung  des  rordern  Theils 
rechts  nach  anfsen  erst  die  ähnliche  des  hintern  links  nach  anfsen^ 
und  dann    auf  die   Biegung   des   rbrderp  links  nach  innen  dieselbe 
Bewegung  des  hintern  links   nach  innen  folge.    Im  K.  Q.  bestimmt 
er  den  Satz  dahin,  dafs  er  sagt:  Von  den  kriechenden  Thieren  bil- 
den einige  die  Bogen  des  Körpers  auf  derjErde;,  jirie  die  Scblan« 
een,  andere  richten  sie  nach  oben,  wie  die  Raupen  (^di^  sogenann- 
ten Spannenmesser).     Eben  so  sagt  Cuvier  in  der    rergleichenden 
Anatomie  1  S.  176  (S.   155  der  Uebers.).     Diese  Art  der  Gelenk- 
Verbindungen  erklärt  sehr  gut  die  Bewegung  des  Körpers  der  Rep- 
tilien, welche  im  Ganzen  nach  den  Seiten  zu  Statte  findet,^  und  nicht 
ypn  oben  nach  unten,    wie  die   Maler  es  darstellen»     Dieselbe  Be- 
merkung hatte  Hr.  Blumenbach  in   der  zweyten  Ausgabe  seines 
Handbuchs  der  .Naturgeschichte  gemacht*     Dagegen  behauptet  Bar- 
thez  (^Nouvelle  Mechanique  des  Mouvemens  de  Vhomme  et  des  anU 
maiix  S.  153  S«  203  der  Uebers.),   dafs  Blumenbach  sich  irre, 
wenn  er  behauptet,  dafs  alle  die  Bogen  der  kriechenden  Schlangen 
nach  der  Seite,  und  nie  in  die  Höhe  gerichtet  seyen,  wie  allgemein 
angenommen  werde,    und  wie  auch  Nikander,    Virgil  und  alle 
Naturforscher  bisher  behauptet  hätten.     So  wenig  hat  Barthezdie 
Alten  gekannt  und  benutzt!     Er  nimmt,    ohne   eigene   oder  fremde 
Zergliederungen  vor  sich  zu  haben,   eine  Erklärung  des  Kriechens 
und  Fortschnellens  oder  Springens  der  Schlangen  an,  welche  durch 
nichts  bestätiget  wird,    und  hat  bey  weitem   nicht  alle  Eigenheiten 
in  den  Bewegungen  der  Schlangen,    welche  angeführt  werden,    er- 
wähnt, Tielweniger  erklärt,  ob  er  gleich  sich  rühmt,  das  Fortschnei- 
len  des  Körpers  durch  die  gleiche,    schnelle  und  in  demselben  Au- 
genblicke geschehene  Bildung,   Spannung  und  Losspannung  der  Bo- 
gen erklärt  zu  haben.     Sogar  bey   dem   gewöhnlichen    Gange  der 
Schlangen  nimmt  er  Torausgehende  horizontale  und  folgende  Ter— 

ticale 


.  105 

licale  Bogen  ail|  in  ii^elcher  Meinung  ihm  Hühner  gefolgt  isl^  wel- 
efaer  die  Ursache  der  Schnellkraft  in  der  eigenen  Verbindung  der 
Banchschilder  mit  den  Enden  der  Ribben  durch  eine .  dichte  elasti^ 
•che  Membrane  zu  erklfiren  aucht.' 

% 

9 

UnerldSrt  bleiben  noch  die  rerschiedenen  Arten  der  Bewe** 

'  •  «  ■ 

gung^  z.  B.  in  aufrechter  Stellung  des  rordern  Tbeils  des  Körpei^a 
in  grSfserer  oder  kleinerer  Länge  ^  welche  die  Alten  bey  der  Art 
Pareas  und  andern  angemerkt  haben ,  und  welche  auch  ron  Neuern 
bejr  manchen  Schlangen  angemerkt  worden  ist,  doch  immer ,  wenn 
ich  mich  recht  entsinne/  bey  ungiftigen.  Die  giftigen  hingegen 
nehmen  bejm  Angriffe  die  eigene  Stellung  an,  dafs  sie  den  Körper, 
nach  YerfaäUnifs  seiner  Länge  ^  in  mehrere  Windungen  zusammen« 
»eben,  und  mit  erhobenem  Kopfe ^  über  der  Mitte  der  Kreise,  ihre 
Beute  erwarten,  anfallen  und  ergreifen.  Diese  Stellung  beschreibt 
unter  den  Neuern  ein  Augenzeuge  Von  der  gelben  Otter  auf  den 
Antillen  am  genauesten,  Alex.  Morean  de  Jennys.  (^Monogra^ 
phie  du  Trigonocephäle  des  Antillen  ou  gründe  vipere  fer^de-lance 
de  la  Martinique.  Paris  18l6.  S.  IQ.)  Die  Bewohner  nennen  die 
Stellung  lover,  se  lover.  Sie  besteht  in  der  Spiralförmigen  Win^ 
dang  ihres  ganzen  Körpers ,  wodurch  yier  im  Durchmesser  gleiche 
Kreise  entstehen,  welche  fiber  einander  liegen.  Unter  dem  letzten 
liegt  die  Spitze  des  Schwanzes  als  StOtzpunkt  oder  Feder.  Der 
Kopf  am  Ende  des  obersten  Kreises  liegt  zurückgebogen.  Wenix 
das  Thier  seine  Beute  ergreift,  so  stfitzt  es  sich  auf  den  Sbhwanz, 
entwickelt  sehneil  die  vier  Kreise,  streckt  in  demselben  Aagenblicke 
den  Kopf  roi\  und  ^schnellt  sich  so  gegen  den  Körper  des  anzu« 
greifenden  Thieres.  Wenn  sie  bisweileta  ihren  Gegner  verfolgt,  und 
sich  gleichsam  in  SpiHingen  fortschnellt,'  dann  werden  die  Bewe* 
gnngen  ohne  Zweifel  in  vertikalen  Bogen  geschehen ,  nicht  aber  wie 
beym  Kriechen,  langsamer  oder  schheller,  durch  horizontale  nach 
heyden  Seiten.  .Von  diesem  ¥Mi  igilt>  was  der  Franzose  sagt:  fai 
i  14  o5- 


I       V 


«  1 


io6 


ohservi  que^  dan^  et  ca$  ,■  le$  arc$  que  forme  ef^  rmnpant  V^  ci^rp^ 
du  serpent,  ne  se  fönt  point  vers  les  cotes^  comme  Blumenhach  Va 
avance,  mais  qvLüu  contraira  iU  ont  Heu  de  baB-en^TumU  PiesQ  Art  von 
Bewegung  ist  eigentlich  kein  Kriechen  mehr,  ^ondera  gleicht  niehir 
dem  Sprunge  und  dem  Schnellen  rermittelst  der  Spiralwindung.  Der«, 
«elbe  Verfasser  hat  d^s^lbe  Thier  auf  Bäume  klettern  gesehen, 
i^nd  bemerkte  dahej*  eine  grofse  Beweglichkeit  der  BauphschUder, 
welche  I  eins  nach  dem  andern  >  als  Stutzpunkte  dipneo.  Bisweilen 
richtet  es  sich  in  die  Höhe  auf  den  Schwans  gestfitst»  und  erreicht 
ia  dieser  Stellung*  die  Hübe  eines  Menschen«  Einmal  sah  M.  diq 
Otter  aufrecht  in  einer  Hphe  ron  wenigstens  5  Fufa^  mit  horizon- 
talen Kopie  in.  bfilbkreisfSrmigerj  schneller  Bewegung»  ri^rirendev 
Zunge  und  zischend.  Die^e  Stellung  nimmt  das.T^j^  wahrscbein* 
lieh  nur  an,  wenn  es  im  bob^n  Grase  qder  GebUsch»  mnber.  scbaaen 
und  Beute  erspähen  wiU.  .  Ob  allp  Arten  dies«  ]E}inrichtupg  ^  und 
JlivsSt  der  Muskeln  besitzen j  und  welcher  Bau  des.  I(0rpers  dazu 
beytragei  bleibt  künftigen  Untersuchungen  Tprbeli^aJlten. 


Die  spiralförmige  Windung  der  giftigen  Schlangen  haben  die 
alten  Schriftsteller  gekannt  und  gut  geschildert.  Yirgil,  wo  er  die 
Vorzüge  Italiens  darstellt  (G.  2^  153.)i  erwähnt  auch  der  Schl/^gen,  und 
rOhmtj  dafs  es  sowohl  von  den  Ungeheuern  BiesenscHlangeja  elß 
4ron  giftigen  frey  sey.  Dieses  drückt  er,  wie  mir  deu^^t^  durch 
4ie,  böyden  Gattungen  eigenthümllche  Bewegung  des  Körpers  im 
Gange  und  Angriffe,  aus,  indem  er  sagt:  Nee  rapit  immensos  orbe$ 
per  humum,  neque  tanto  Squammeus  in  spiram  tractu.  se  coUigit 
anguis.  Die  schnelle  ,, Bewegung  des  grofsen  langen  Körpers  itß 
Kriechen  bezeichnet  der,  efste  Vera.  Die  Spiralwindniig  der  gifd« 
gen  beym  Angriffs  der  zweyte;  Schwach  un4  son^  TheiL  faUcii^ 
übertrug  unser  Landsmaiui  diese  Stelle:  NicJit  nnermefaliche 
Kreise  bewegt^  durch  den  Staub,  noc)i  Tersaminelt  Sich 
so  mächtiges  ZugjB^  dj^  schuppige  .Schlang'  inOerfugeL 

Die 


- —  lor 

Dr6  gewaltisämi  tind  sdtnelle  Bew.egang  in  rapit  ist  hocli  meliir 
durch  Verwändelun|[  der  Erde  in  Staub  geschwächt  worden.  Die 
tpira  enthfilt  2war  Geringelt  aber  diese  deuten  nicht  die  spiralföi'« 
inig  gewundenen  Geringel  einer  Fedei^  an^  wie  das  griechische  (SxtXpä, 
troTon  das  Zeitwort  cfv(X&jtupdcf^ai  ganz  dieses  Zusammenrollen  des 
Scblangirakörpers  ausdrfickt.  -  Tractus  ist  nicht  der  Zug,  sondern 
die  ganze  Strecke  des  fortgezogehen  oder  gewundenen  Körpers. 
Die  letzte  Stellung  der  giftigen  Schlangen  hat  der  Dichter  Nik an- 
der bey  der  Aspis  naturgemäfs  in  den  Worten  dargestellt:   oAxesT 

8e    rpoxoiCF€fav    äXwv    itXiBaro    yctirj,     ctjuepSaXiov    b*dvd    jui^^a    naptf  ' 

ittfpiKOf  dtipu.  Theriac.  l66.  l67.  Hier  ist  die  5pira  durch  rpo* 
Xoi(i^a  a Act);  und  das  Zeitwort  iiXiSxiro,  der  tractus  aber  durch  oAk^T 
ausgedrückt.  Ganz  falsch  hat  Barth ez  die  Stelle  des  Virgil 
(S.  155.  S.  265.  der  Cebers.)  im  zwejten  YerSe  auf  das  gewöhn- 
liche Kriechen  mit  horizontalen  Bogen  gezogen;  und  die  deutsche 
Uebersetzung  -Qbersetzt  den  Vers  schmiegt  sich  gewunden  in 
die  eigenen  Glieder. 


Was  die  alten  Naturforscher  und  Dichter  gemeint  habeii, 
wenn  sie  einigen  Arten  ron  Schlangen  einen  geraden  Gang,  andern 
hingegen  einen  schiefen  und  gleichsam  hinkenden  zuschreUien,  rer- 
mocht  ich  bis  jetzt  nicht  zu  ergründen;  und  vielleicht  ist  dieses 
nur  erst  dann  möglich^  wenn  wir  die  ron  den  Alten  genannten 
Arten  wieder  erkannt  haben  w^den»  wozu  jedoch  bit  jetzt 
Hoffnung  ist» 


Ich  kehre  wieder  zn  den  Eigenthlimlichkeiten  im  Bau  der 
Riesenschlangen  zurück.  Da  bemerkt  Gurier,  dafs  die  Ifings  des 
Rückens  liegenden  Dornfortsfitze  ron  einander  getrennt  sind^  und 
sich  wechselsweise  eine  ziemlich  deutliche  Bewegung  erlauben.  Al- 
lemal, setzt  er  hinzu,  wo  man  dieses  Sndet,   zeigt  der  Körper  der 

auf  der  Bauchseite  nur  eine  wenig  rorragende  Linie. 

14  •  Da- 


108  . 

Dahingegen  sind  bey  andisrn  Gattungen  ^  wie  bey  der  Klapper- 
schlange^ die  Dornfortsätze  so  lang  und  breite  dafs  sib  einander 
berühren.  An  ihrer  Basis  liegen  die  schrägen  Foctsätze^  welche 
sich  wie  Dachziegel  decken.  Die  Folge  dieser  Einrichtung  ist,  daCi 
die  Bewegung  der  Wirbelsäule  nach  dem  Rücken  zu  sehr  beschränkt 
ist|  nach  der  Seite  des  Bauchs  aber  viel  Spielraum  hat«  Da  schie- 
ben sich  die  Körper  der .  Wirbelbeine  leicht  über  einander,  und 
haben  einen  sehr  spitzigen,  gege>^  den  Schwanz  gerichteten.  Dorn«- 
fortsatz,  der  nur  bey  Gefahr  der  Verrenkung  die  Bewegung  ein« 
schränkt.  So  weit  Gurier,  der  über  die  Muskeln  der  Schlangen 
weiter  keine  Beobachtungen  bekannt  gemacht  hat.  Auch  kenne Mch 
aufser  den  Bemerkungen  rom  Home  über  die  Ribben  und  Muskeln 
der  Brillenschlange  I  welche  den  Hals  und  obern  Theil  des  Körpers 
ausbreiten,  keine  neuern  über  die  Werkzeuge  der  Bewegung  der 
3chlangen.  Nur  allein  die  Schwanzmuskeln  der  Blindschleiche,  rer- 
glichen  mit  den  ganz  ähnlichen  der  Eidechsen,  um  das  leichte  Ab« 
reifsen  des  Schwanzes  z^u  erklären,  hat  nebst  einigei^  Muskeln  der 
Zunge  und  des  Bauches  L.  Dar.  Wilh.  Lehmann  beschrieben« 
(Magazin  der  Berliner  Gesellach;  naturforschender  Freunde.  Vierter 
Jahrgang  1810.  S.  14  flgd.) 

l)  Der  Doppel  fleck.  (Boa  murinaL.  Histor.  Amphih. 
Fase.  n.  p.  240.  Becksteins  Lacepede  5«  Bd.  51*  S.  Tab.  5«  F.  u 
Le  Boa  ratwore  Daudin  V.  p.  155«) 

An  dem  sehr  grofsen  Exemplare  der  ehemaligen  Robelt- 
sehen  Sammlung  f  habe  ich  zuerst  die  Afterklauen  entdeckt ,  und 
durch  einen  Einschnitt  in  die  Haut  weiter  verfolgt.  Nach  mir  hat 
Hr.  Prof.  M  er  rem  ein  grofses  Exemplar»  welches  rermuthlich 
trocken  und  ausgestopft  war,  unter  dem  Namen  des  augigen 
Schlingers  beschrieben  und  abgebildet  -  (Annalen  der  Wetter- 
auisohen  Gesellschaft  2.  B.  l.  H.  Platte  l.  Fig.  2.)    Er  rerglich  da« 

mit 


V 


mit  die  Abbilduogeii  bey  Seba,  I.  FL  id^.  4*  IL  PL  28  F.  %  11. 
PL  54«  F.  3.  n.  FL  sa.  F..  1.  IL  P8m  bemerkte  aber  zugleich,  dafi 
Seba*8  Exemplare  riel  kleiner  und  al39  jünger  waren..  Die  leiste 
Sebaische  Abbildung  l^att^  pr.  jprmdi^y  wie  Wbst  Linnö  und 
Lapecedoi:  auf  Bqa .constrictar  L^  cedeutet»  welcli^eii  Jkrtbom  Hr. 
Bf.  nachher  erkannte. /Dieselbe  Abbildung  hat  Hr.  Beckstein  zu 
der  von  ihm  benannten  Gronorischen  Natter  nachstechen  lassen. 
(4.  B«  FL  ig.  Fig.  i.)«  und  darauf  G melius  Coluber  dubim  gedeu- 
tet. Gmelin.  n8qilich,nahm  diesen  aus  Granpr  Cilfuseu?n  p.  60« 
Zoophyl.  p.r2^.);  welcher  dasu{  Zweifelhaft  die  Abbildung  de^  S:eba 
IL  FL  g8.  F.  1.  und  IL  p.  QQ.  98.  F.  2.  anfahrte.  Liane,  Gme- 
lin und  Mehrere«  welche  GronoTs  Beschreibung  anführten  oder 
wiederhohlteui  liefaen  die  zwey^e^Seb.., Abbildung  weg,  rerkfirzten 
die  erste  und  kofintep  daher/  weiLsie  den  Sel)a  selbst  nicht  T.er- 
glichen^  mcht  bemerjke^^  .d^i|.4^  TPm:  Grono/r  jsugleich  joiit  be- 
merkten; lÜTameii  und  Sfotizen  der  beyden  ,  Schlangen  den  Irrthum 
in  Anfbhrung  der  Platten  rerriethen.  welchen  Hr.  .Merrem  zuerst 
angezeigt, hat..  Denn ^ ^9  foUt^  JL  PL  93.  F.  1.  u.  FL  94*  F.  3.  hei- 
lten. Daraus  folgert  nun  Hr.  M. ,  ,  daJs  die  GronoTiscJie  Schlange 
gar  sehr  ron  der  von  ihm  und  mir  unter  dem  Nanien  jBpa  murina 
beschriebenen  ScUangp  Terschi.eden  sey« 


Die  Ton  Beckstein  beschriebene  und  nach  Seba  abgebil- 
dete Gronorische  Schlange  bat: Hr.  Prof.  Link  1807  S.  64  (Be- 
schreibung der  Natur..  Sammlung I  dl^  Unir.  Rostock. )  unter  der 
Gattung  cenchrh^  Ring^lsoh lange»  folgender  Gestalt  beschrie- 
ben: Sie  ist  braun,  und  hat  kleine  fünfeckige  braune  Schuppen. 
Auf  dem  Rflcken  stehn  schwarze  Ringe}  an  den  Seiten  schwarze 
Flecken,  welche  oben  cnne  weifse  Einfassung  haben;  unten  ist  sie 
ganz  weifslich.  Stumpfer  Kopf,  grofse  Augen.  Das  Exemplar  ist' 
Aber  3  Fufs  lang»  An  Gebi&  pnd  Grö£se  gleicht  ^^e  einer  Boa} 
aber  die  Schwanzschilder  unterscheiden  sie  daron.    Die  Merkmale 

der 


iid  ; ^ 

Ton  ihm  angenornmenen  Gattang  giebt  H.  L.  also  an:  ^^Keme  Gift- 
zSbne:  grofse  krumme  Zähne  Torn  in  der  äufaersten  Reihe  der  Un« 
terhinnlade:  Schilder  auf  dem  Küpfe:  eine  Reihe  Schilder  unter 
dem  Bauche,  und  zwey  Reihen  unter  dem  Schwänze.  Auch  hier, 
aetst'  Hr.  Link  hinzu,  iit  die  ;ZahnbUdung  noch  nicht  beachtet 
worden.. 

Die  Ton  Bechstein  aud  Seba  kopirte  Schlange  ist  toach 
firn.  Merrem  nicht  hoa  murina  L.«  also  auch  nrcht  die  rom  Hrn. 
Link  beschriebene.  £r  meint,  ich  habe  die  Ton  ihm  beschriebene 
und  abgebildete  Art  unrecht  für  boa  fhurina  angesehen;  wenigstens 
aej  er  überzeugt,  sagt  er,  dafs  die  drey  von  mir  beschriebenen 
L am p eschen  Exemplare,  wenn  sie,  meiner  Versicherung  gemäfs, 
der  Linneisöhen^escfhreibUng  (Mus.  JFVrdf.  AdL  2  p.  42)  rollkom- 
nien  entsprechen,  den  übrigen,  vorher  roh  mir  beschriebenen  Ex^ 
-  ^mplaren  ganz  un&hnlich,'  dagegen  kb^r  dte  Abbildungen  in  Seba 
II.  PL  23.  F.  t.  und  PL  20.  F.  1.  und  der  hoch  bessern  in  Scheuch« 
zers  Bilderbibel  PL  6o6.  A.\  ahhlich  se)rir  nitkSsen^  welche  dreye^ 
auf  Linn6^k  loa  ntüriha  deutet. 


I  i 


Linn6  selbst  hat  sowohl  im  SfBÜrik  ÜIb  imlVtuseum  nnt 
zweyte  Seb.  Abbildung,  IL  PL  29.  F.  1.,  zu  seiner  boa  muritia 
ingezogen  j  daneben  ,aber  die  Gronovische  cenchrts,  (^Museum  IL 
p.  70)  (wozu  GronoT  selbst  ans  Seba  IL  FL  23^.  flg.  1.  u.  PL 
ig.  F.  1.  nebst  Scheuchiiera  FL  6o6.  A.  anführt)»   auf  dieselbe 

•  •  • 

Art  gedeutet.    Auch  hieraus  schliefst  Hr.  M, ,  dafs  die  L am p  eschen 
drey  Exemplare  von  den  übrigen  rerschieden  geyn  müssen. 

'  Aehnlich  ist  der  boa  murina  wohl  auch  noch  boa  scytaU 
in  Ansehung  der  doppelten. Rfickenflecke  und  der  yidfeckigen  Kop£^ 
Schilder,  aber^  die  übrige  Gestalt  weicht  abi  und  lälst  keine  Ver* 
wechselung  zu. 

Was 


Wm' oiiQ' die  dQey-l4a^{]|!^c^eD  Px^Diplare'I^  so- bev' 

merke  ich  jeut  nach  einer  ziemlichen  Anzahl  ron  Jahren ,   ela  ich\ 
dieselben  sah  und  beschrieb,    dafs  sie  nachher  in  den  Besitz  des 
Hrn.  Fro£  Gr-my.enh'orst  gekornmen^^   und  yon  diefedoi  an  die  hie- 
sige UnirersitSt  mit  dev  gpnzefi  Sammlung  der  Lampeschen  Amphi- 
bien abgetreten' vordej^isip^*',  Dieser  hat  jn,  dem  Yerzebhnisse  sei« 
ner  Sammlung,  di^.  drej.  Sd(i}ftqgen  so  Tertheilt»  dafs  er  No.  86  und 
87-  (S«  4l6.)    ^^:poa  eeryJirifi  zieht ^  und  ;iwar  die  kleinere   mit^ 
Seba's  H.  El.  28.  F.  ^  und  §haw's  FL  94.1  die  zweyte  gröCsere  mit 
sehr  blasser  Zeichnung ,  mit  Seba  II.  Fl  gs.  Tcrgleicht.    Auch  Hr.* 
Merren^  hat  Seba's  J[I.   ?1,  28*  F,  2.  auf  jseiinei  der  boa  murina^, 
sehr  g^nlicb?  Scl^langß  gefleutet,     pifi   dri^e*  No*  89*  erklärte  er. 
ßjat  boa  murina  h.  uii4  ,i>>^ine  boa  McytaU}   und  führt   dazu  Se^a 
II.  Fl.  SI99  F«  l#  an,j.  welohe  auc^  ..Hr»  Jtlerrem  auf  boa  murine. 
gedeutet  hat.  


♦  ♦ 


Die  iKtederhQlte  Uotersnobung/ ;  dieser  .  dre?^  BiMtpla'e  und; 
\fef|gleM:h9iig,imt-meinef  firV409rji(,Besobr9ibii|ig  und  Zeichnungen  |iat 
mich  folgendes  gelehrt.  Ich  fand  zwey  Exemplare  ron  der  kleiifev 
blaugrauen  Art  mit  doppelter  Reihe  ron  Flecken  auf  dem  Rficken, 
welche  ohn^  Zweifel;  60a  murina,.JL-  sind.  Dagegen  drey  Exem« 
plare  der  andern  br^nlichea  Afjtt4nit.  einfacher  B«ibe,von  Aifgen« 
flecken  auf  dem  Rü^eifj^  welche  Iiinn^'s  boa  cenchrU  seyn  mfis« 
sen.  Das  gröfste.  Exeippl^^  N^ot.  j37*  hat  wirklich .  gar  keine  ausge^i 
höhlten y  sondern  nur  eingekerbte  Lippenschilder,  d.  i.  die  Schilder 
sind  dt,  wo  sie  zosamtnonstofsen,  tiefer  eingedrückt:  da  bey  boa 
njairina  dnrchens  Aie  gaäM  Reihe  .ofaetk  und  unten  ebea  und  glatt>. 
nii^ends  eiipgekerbj;  odir  Törtieft  ist:  Dagegen  sind  bey  boa  hortu* 
Jana  die  Lippenschilder  hinter  den  Augen  wirklich  ausgehöhlt »  so 
wie  die  zwey  rordersten  neben  und  mit  dem  Nasen-  oder  Schnau« 
MBScMlde.  i*ttf'  beiden '  Seiten  ^  hey  Boa  hirx)glypkicaf  die  drcy  vor- 
dersten  isttk.' 4emnfita9enS0failde.^.lao.iiirM  die  aocha  hintersten   de« 

ün. 


m 

i 


112 


Unteilippe  bey  hoa  rftombeata ;  alle  obere  Lip^enstthOde^  %ej  boa 

Femer  bat  dieses  große  Exemplar  auf  dem  Rfickeb  ia  der 
mittelsten  Reihe  an  yielen  Stellen  grofse  sechseckige  Schuppen  wie 
Schilder:,  dasselbe  fand  icfa  auch /jedoch  nicht  so  HSiifig,  an  den* 
zwey  kleinern.     Die  gröfsern 'uhregelnlfifstgen^Schuppea  oder  Schtl* 
der  des  Kopfs  gehen  blos"  bis  swischen'  die  Auged;  die  hintern  ^ind 
alle  ziemlich  gleich  und  unregelmäTsig  rautenförmig.     Die*  schwarz«^ 
braune  Längslinle  auf  dem  Kopfe ^    so  wie  die   zwej  kttrzern  ron 
den  Augen  nach  hinten  zu'^  auf  jeder  Seiten  fehlen  bej  boa  Vriuriria, 
Welche  dafär  hinter  jedem'  Atigis  einen  weilsehi  breitet^ -Streifen  hat> 
welcher  ror  den 'Augen  in   eine   Edle  Zusamnfi/nlihift./    ÜAftcfr  deU^ 
weifsen*  Streifen  läuft    iein    schmalerer  scbwafze^^  Von  jed^ia   Auge' 
nach  hinten  herab.     Die  Schilder  vorn  auf  dem  Kopfe  und  zwischen . 
den  Augen  sind  breiter  uiid  gröfser  als  bey  der  rorigen :  dazwischen 
liegen  in  die  Qaeeoc e  zwey  R^ihJefi-Tdn  Schupp^»' '-firmer  den  Augen 
eind  alte  Schuppeki-  gleich  und  rauMulit^migy  aber^'gifd^r  ^aU  ^» 
Habe.  •  -  *••  ^'-  '''  ^  '■    '  \ 


C      S^    t    <    I    I    vi 


Sonäch  hat  Hr.  Merrem'  allerdings  Rfecht,    und'  ibh"  rer^- 

I  '.,1         ' 

dankb  ihm  die  frühere  Berichtigung^  meines' ''lirthiims.  *^Dafhi^  wird* 

er  jetzt  auch  durch  meine  Bemerkubg  hoffenUich  seine  Zweifel' über  * 

die  Identität  der  Linnöischen  boa  cencArfs.'geYö^ei' finden.      '     * 

2)  Der  grOne  Schmalbaüch.     (iBoa  canina  L.  Histor^ 
Amphib.  n.  p.  242.    Rechst  eins  Lacepede  ,/^.  S.-42<-*-&d.  fl.  IL^ 
F.  1.  Shaw  ßeneral  Zifplogy  FLiQ».    Le  36a  'S0jiibi£tau^n  f^. 

P-  2.14.)  '  '■'••'.  j:   '■    -r    ri  1     i- '      '  •  .'*'>\  /  f  "'  : 


C      J»' 


Das  ausgestopfte  Exemplar  aus  Brasilien  im  Berliner  Atuseo^ 
fiber  3  Fufs  lang,  unterscheidet  «cb  dorchveinen  w4ifs^  Streifen    * 

aber 


-  -. 413 

Aber  den  ganzen  Rücken  und  Schwanz^  yon  welchem  bald  auf 
einer  Seite  bald  auf  beydenf  kurze  weifse  Queerlioien  geben  3  noch 
kürzere  weifse  Queerlinien  steigen  bin  und  wieder  vom  Unterleibe 
nacb  den  Seiten  auf.  An  dem  zweyien  kleinern  Exemplare  in  Spi- 
ritus ^  der  ehemaligen  Blo>chischen  Sammlung,  fand  iöh  mitten^ 
auf  dein  Rücken  .noch  deutliche  Spuren  der  yerblichenen  >yeifsen 
Längslinie« 


I 


.  Dier  rem  Hrn.  M  er  rem  beschriebene  und  JI.  Taf.  2.  (bey 
Bechstein  S.46  flgd.)  abgebildete  stumpf köpfige  Schlinger  ist 
Ton  dieser  Art  ganz  gewifs  Terschieden ,  und  wahrscheinlich  eine 
neue  Art.  Bey  der  genauesten  Vergleichung  habe  ich  nicht  die 
mindeste  Aehnlichkeit  'finden  können.  Mit  Recht  hat  daher  auch 
Daudin  ihnals  eine  verschiedene  Art  unter  dem  Namen  X^  cor  alle 
a  tSte  obtuse  5*  p.  259  beschrieben  und  abgebildet.  Dasselbe  hatte 
ich  schop  gethanj  aber  eine  neue  Gattung  daraus  zu  machen^  de- 
ren ganzer  und  einziger  Karakter  die  beyden  ersten  getheilten 
Bauchschilder  am.  Halse  bilden,  dazu  hatte  ich  weder  Recht  hoch 
Math)  viel  weniger  hätte  ich  mir  erlaubt ,  Was  der  Franzose,  ohne 
das  Thier  untersucht  za  haben ,  zu  thun  wagte ,  wo  er  Merrems 
Beschreibung  wiedergab:  fy  ai  point  des  additionSf  et  meine  fy 
ai  fait  plusieurs  changemens  importans. 


5)  Der  gelbe  Schmalbauch.  (Boa  hypnale  L.  Hist. 
Amph.  IL  p.  243.  Bechst.  Lacepede  5.  S.  39  PI.  1.  P.  2.  DaU' 
din  5.  p.  207.). 

Scheuchzer  (zu  Fl.  628.  £.)  giebt  die  Farbe  des  Linki- 
schen Exemplars  also  an:  Eine  gelblichte  Natter  von  Isebek,  von 
dickem,'  hökrigem,  unten  mit  netzförmigen  Strichen  bezeichnetem ^ 
Kopfe;  an  dem  Leibe  mit  Queerlinien,  auch  weifsen  mit  schwarzen 
Linien   bemerkten   Flecken   in   die    Queere.     Was  Seh.  am  Kopfe 


15 


netz- 


114  

j 

netzförmige  Stricke  oeanti  sind  im  Originialgemälde  acbwarzbranne 
Einfassutigen  ^ler  Lippenschilder ,  wovon^  jetzt  am, Original  nichta 
mehr  au  aehen  ist.  Dag^en  aah  ich  alle  Lippen^childer,  die  ror« 
dern  der  Unteriippe  ausgenommen ,  aasgeböhlt.  Oben  anf  dem 
Kopfe  atehen  einzelne  kleine  achiferblaoe  Flecke;  am  Leibe  zeigen 
sich  mehrere  Queerbinden^  in  der  Mitte  breiter  ^  wails^  mit  blau« 
lichem  oder  auch  mit  dunkelbraunem  Rande  oder  Mischung,  In  dem 
Gemälde  sind  die  Queerbinden  mit  Schwarz  eingefafst^  und  stehen 
auf  braungelbem  Grande. ,  Die  nackte  Hehlrinne  ist  deutlich.  Die 
Afterklauen  glaubte  ich  selbst  durch  daa  GlaCs  und  den  Weingeist 
an  der  gewohnten-  SteUe  zu  erkennen. 

4^  Der  gestickte  Schmalbauch.  {Boa  hortulana  L. 
Hut.  Amph.  IL  p.  245«  Sechst.  Lacepede  5.  S.  53.  Fl.  3.  F.  2« 
laß  boa  broderie  Daudin  V.  p.  IIQ.) 

Zwey  Ton  den  Lamp eschen  Exemplaren  sind  in  Graven« 
horst'a  Verzeichnisse  S.  41 6  unter  dem  Namen  Boa  stellaris  be« 
schrieben.  Woher  Shaw  seine  Zeichnung  auf  Platte  86.  genom- 
men haboi  aagt  er  nicht.  Daüdin  will  das  einzige  in  Paris  be- 
findliche Exemplar  untersucht  haben  I  und  gleichwohl  sagt  er^  nach« 
dem  er  meine  Bemerkungen  ausgezogen  hatte:  Les  ditails  donnes 
par  Sehn,  me  portent  ä  croire  que  CB'serpent  est  peut^etre  une  espece 
de  bongare:  mais  comme  Sehn,  ne  dit  pas  quHl  ait  des  crochets 
venimeux,  je  n^ose  guere  ajffirmer  cette  opinion.  Wie  unbedacht- 
sam Hr.  D.  hier  sprach  und  urtheilte,  wird  man  sogleich  erkennen, 
wenn  man  bedenkt ,  dafs  diese  Art  Afterklauen,  wie  die  andern, 
hatj  welches  Hennzeichen  der  Gattung  JSungarua  von  Daudin  nicht 
zukommt. 

5)   Der   gescliilderte   Schmalbauch.     (Boa  constric- 

tor  L.  Histor.  Amphibt  IL  p.  247.    Bechsteins  Lacepede  5.   S. 

1  —  38.  PI.  1.  F.  1.    Daudin  V.  p.  174.) 

Ib 


115 

hl  dem  Gftttinger  Museam  befindet  sich  aufser  einem  schS« 
nen  Exemplare  dieser  Art  noch  der  grolse  Hopf  eines  ungeheuer 
grolsen « Thieres ^  welchen  Hr.  Blumeubach  neben  dem  Kopfe  der 
KlapperschkiDge  abg^ldet  hat.  Ahbikl.  naturhist.  GegenstSnde  4« 
Heft>  PI.  37«  F.,  2.  Shaw  hat  zwey  Abbilduiigen  gegeben,  PI. 
92  und  93.}  aber  nur  die  erste  stellt  diese  Art  yon  Job.  Her- 
mann hat  (Observ.  Zoolog.  L  p.  272*.)  zwey  Exemplare  ang^hrt, 
woron  das  eine  8  Fufs  lange  V^^  318  Schilder  unten  hatte.  Die 
Schuppen  auf  dem  Kopfe  waren  klein  und  einförmig}  die  an  den 
Seiten  neben  den  Schildern  riermal  gröfser  als  die  auf  dem  Rfichen. 
Die  Torstehenden  keulenförmigen  Zeugeglieder  zeigten  keine  Hau« 
higkeit.  Die  Farbenzeichnung  glich  der  ron  Linnö  angegebenen. 
(^AmoeniL  I.  p.  507«)  Das  kleinere  Exemplar,  2  Fufs  lang,  hatte 
Schuppen  nicht  gröfser  als  Hirsekörner,  ausgenommen  die  zwey 
Reihen  neben  den  Bauchschildern. 


Ein  Exemplar,  ganz  Obereinstiramend  mit  Sebas  Zeichnung 
I.  PI.  36.  F.  5.^  habe  ich  zergliedert  und  skeletirt.  Die  Zahl  der 
Schilder  war  ^-^  2gc).  Ich  fand  die  Luftröhre  auch  durch  den 
untern  schwammigen  Theil  der  Lungen  fortgesetzt  und  rerhreitet, 
und  den  Sitz  der  Afterklauen  anders,  als  ich. mir  ihn  gedacht,  und 
nach  der  unroUkommenen  Untersuchung  angegeben  habe.  (^Specimen 
Physioh  Amphih.  IL  p.  40.)  Der  Knochen,  woran  die  Klauen 
sitzen,  hat  mit  den  Ribben  keine  Verbindung,  sondern  liegt  zwi- 
schen dem  Darmfelle  und  den  letzten  Ribben  in  einer  schiefen 
Richtung  durch  Muskeln  befestigt:  und  so  wird  es  begreiflich,  wie 
das  Thier  die  Klauen  einziehen  und  Torstrecken  kann.  Die  Ribben 
selbst  fangen  am  zweyten  Wirbelbeine  an ;  ( wenn  ich  den  TrSger 
ffir  das  erste  rechne;}  die  letzte  ist  gabelförmig,  so  wie  die  rier 
ersten  Seitenfortsätze  auf  jeder.  Seite  des  Schwanzes«  an  welchem 
der  untere  Dornfortsatz  ganz  fehlt.  An  dem  Ribben-  und  Wirbel* 
baue  selbst  zeigt  sich  die  Einrichtung  zu  dem  zusammengedrfickten 

15  *  Bau 


Il6  '  

I     • 

Bau  des  Körpers  sehr  deutlich:  denn  die  Ribben  sind  wenig  und 
awar  nur  oben  beym  Ansätze  gebogen;  die  Wirbelknochen  haben 
einen  sehr  hohen  Dornfortsatz  oben,  und  die  breite  Oberfläche  des 
Körpers  rom  Wirbel  ist  an  den  Selten  sehr  heruntergezogen.  ^  A^stch 
der  Schädel  unterscheidet  sich  im  Bau  der  einzelnen  Knochen; 
denn  die  Kinnladen  und  Zähne  sind  zu  einer  gröfsern  Gewalt  ein« 
gerichtet  und  stärker  gebaut.  An  den  Lippenschildern  war  keine 
Spur  yon  Vertiefungen  zu  sehen. 

Dieselbe  Art,  wie  Lacepede  sie  beschrieb »  habe  ich  in  der 
handschriftlichen  Sammlung  des  Prinzen  Moritz  ran  Nassau  in  der 
Berliner  Königl.  Bibliothek  T.  II.  F.  434.  unter  dem  Namen  Jiboyufu 
schön  abgebildet  gefunden  1  und  zwar  mit  yorstehenden  Afterklauen« 
Hieryon  liefere  ich  eine  treue  Kopie  Tab.  VI.  F.  1*  ■  Bej  Fi  so  kommt 
S.  276  ein  Schmalbauch  unter  dem  Namen  Boiguapu  oder  Jiboya 
yor;  aber  die  Abbildung  zeigt  eine  ganz  yerschiedene  Art.  In  der 
zweyten  Handschrift  zu  Berlin  {Theatri  rerurn  Brcisiliensium  IIJ. 
foL  197)  steht'  eine  Abbildung  mit  Oelfarben  yon  der  Schlange 
Jiboya,  braun  mit  weifsen  Flecken:  aber  auch  diese  Zeichnung 
stimmt  nicht  mit  der  Pisoischen.  Bey  der  ersten  Zeichnung  stand 
yon  des  Prinzen  Hand  beygeschrieben ,  dafs  diese  Schlange  an  24 
rheinländische  Fufs  lang^  und  yon  Menschen  gegessen  werde:  sie 
schlängen  sich  um  den  Menschen ,  so  dafs  er  sich  nicht  rfihren 
könne,  und  tödeten  ihn  also.  Von  den  Aftcrklauen  sprechen  auch 
Marcgraf  und  Piso. 

Mein  Bedenken  über  die  Worte  der  L  i  n  n  e  ischen  Beschrei- 
bung mpra  oculos  caput  utrinque  in  tüberculum  attoUitur  findet 
Daudin  S.  200  ganz  ungegrttndet,  weil  er  dieselbe  nach  seiner 
Weise  übersetzte:  que  la  tele  est  bombee  posterieurement ,  avec  ses 
orbites  proeminentes.     Da  traue  man  solchen  Ueberseuern,  wo  sie 

den  Originaltext  nicht  anführen! 

6)  Ge- 


\ 


■ 

I 


6)  Geringelter  Schmalbauch.  (^Boa  scytdle  L.  HisL 
Amph.  IL  p.  248.  Sechst.  Lacepede  5*  S.  58-  Daudin  F.  p. 
l6l  und  l68.)  ' 

-  Die  Ton  mir  geraachten  Bemerkungen  fiber  die  in  den  Sj« 
nonymen  herrschende  Verwirrung  hat  Daudin  wiederholt,  und 
endlich  dahin  sich  entschieden ,  dafs  er  die  Linn tische  Schlange 
nach  der  Beschreibung  in  .der  12ten  Ausgabe  des  Systems  für  sich 
bestehen  läfst,  die  von  mir  beschriebene  aber,  auf  seinen  Boa  ana* 
€öndo  deutet,  ron  welchem  er  ein  Stück  des  Körpers  Ton  oben  mit 
den  Flecken  auf  Fl.  63.  F.  2.  abgebildet  hat. 

»  % 

7)  Der  Merremsche  Schmalbauch.  {^Boa  Merremif 
HisL  Amph.  IL  p.  25Q«   .Sechst.  Lacepede  5«  S.  46.   PI.  2.  F.  2. 

Le  coralle  a  tele  obtuse  Daudin  V.  p.  259-) 

Die  hieher  gehörigen  litterarisdien  Notizen  habe  ich  bey 
Boa  murina  oben  beygebracht. 

8)  Der  blauliche  Schmalbauch.  (Boa  amethystina 
Hist.  Amph.  IL  p.  254-    Le  Python  amethyste  Daudin  V.  p.  231.) 

Daudin  hat  blofs  eine  schlecht  erhaltene  Haut  rerglichen^ 
welche  er  für  einen  pytfion  analogue  au  boa  amethystina  erklärt^ 
also  nicht  für  denselben,  lieber  die  Wurmbsche  Schlange  hat  er 
sich  nicht  weiter  erklärt^  sondern  blofs  meine  Notizen  wiederholt. 
Ich  setze  jetzt  hinzu 5  dafs  Hanow  eine  Haut  ron  der  Wurmb« 
sehen  Schlange  unter  dem  Namen  Olor  Lawo  beschrieben  hat  Sei« 
tenheiten  der  Natur  und  Oekonomie  I.  8.  231  flgd.  Die  Wurmb« 
sehe  Beschreibung  liefert  der  Sechst  ein  sehe  Lacepede  5.  S.  14« 
Shaw  6.  Z.  p.  441  nennt  sie  Coluber  Jaranicus.  Die  Abbildung 
Tab.  VII.  stellt  das  ehemalige  Sl  o  c  h  ische  Exemplar  vor. 

9)  Der 


I     ^ 


118 


> 


g)  Der  gekielte  Schmalbauch»  (Boa  carinata,  Hut. 
jimph.  IL  p.  261.  Seba  IL  Tab.  28«  F.  3  u.  4*  M«rrem.  in  An- 
nalen  der  Wetterauischen  Oesellach.  2.  B.  1.  H.  Taf.  9.  zu s am* 
gedruckter  Schlinger. 

Herr  Merrem  hat  drey  Exemplare,  alle  rerechieden  geförbt» 
mitersucht ,  und  an  einem  ^^^  am  andern  ^^  am  dritten  -^^  Schil- 
der tititerwSrts  gefanden ;  die  Afterklauea  aber  nitht  bemerkt.  Zäh* 
ne  '  Bollen  in  jeder  Kinnlade  2  grofse  vordere  aejn;  aufserdem  hat  % 
er  in  der  untern  an  jeder  Seite  swey  grofae  Hfigel  bemerkt^  welche 
in  zwey  Höhlen  der  obern  passen,  und  daselbst  eine  Hervorragung 
der  Oberlippe  verursachen.  Dies  mOssen  die  von  mir  bemerkten 
Scheiden  der4grofsen  Zähne  der  Unterkinnlade  seyn.  Dandin  5. 
S.  222  hat  meine  Beschreibang  wiederholt,  ohne  das'Thier  gesehen 
za  haben. 


10)  Der  netzförmige  Schmalbauch.  (Boa  reticulata 
Hist.  Amph.  IL  p.  264*  Boa  Phrygia,  the  embroidered  boa, 
Shaw  p.  348i  Tab.  97.     Daudin  V.  p.  II6.) 

Dieselbe  Schlange  hat  Shaw  nach  mehreren  Exemplaren 
im  L  CT  er  sehen  und  Brittischen  Museum  beschrieben,  aber  weder 
die  Zahl. noch  die  Beschaffenheit  der  Bauch-  und  Schwanaschilder 
angegeben.  Die  Farbe  war  bey  einigen  schwarz,  bcy  andern  dun- 
kelbraun.. Er  führt  dazu  aus  S^eba  L  Tab*  62«  F.  2.  an,  und  hat 
diese  Abbildung  auf  PI.  97.  kopiren  lassen.  In  den  beyden  andern 
ran  mir  angeführten  Zeichnungen  erkannte  er  Abarten,  und  ver* 
muthete,  dals  die  unter  dem  Schiyanze  abgebildeten  Halbscbilder 
von  einem  Fehler  des  Zeichners  herrübreil. 


11)    Der   gewürfelte  Schmalbaucb.     (Boa  rhombeata,^ 
Hist.  Arnph.  IL   p.  2&6.     Seba  II.  Tah^  80.  F.  1.     Scheuch z^rs 

Taf. 


r —  119 

Taf.  655.  F.  8*    Grbrenhorst  YMsaidiiiift  8.  4'll$*    Dandtn  8* 
S.  319.) 

Daadin,  ohne  das  Thiar  gaaehmi  ca  habeni  erklärt  es  fftr 
eine  Abart  der  rorigen  Schlange. 

12)  Der  hieroglyphische  Schmalbauch.  {Boa  hiero^ 
glyphica,  Bist.  Amph.  IL  p.  266.  Seba  IL  Tab.  21.  F.  1.  Gra- 
Tcnhorst  Yerzeichnifs  S.  4l6.) 

Daudin  hat  diese  Art  übergangen, .  oder  rielleicht  wegen 
der  getheilten  Schwanzschilder  unter  seine  CouZevres  gesteckt. 

13)  Der  Kegelschwans.  (Boa  conicaf  Hist  Amph.  11. 
p.  268«  Ruf$el  Fl.  4«  Becksteins  Lacepede  5«  8«  70.  Fl*  70« 
F.  2.  Boa  viperina,  Shaw  Q.  Z.  p.  355«  FL  100«  Boa  omi  Dau^ 
din  F.  p.  210.) 

Die  bejgehende  Zeichnung  des  rormals  Blochischen  Ex- 
emplars Tab.  VI.  F.  2*. wird  meiiie  Beschreibung  ergäacen;  sie  ist 
richtiger  als  die  Tön  Rufsel. 

14)  Der  dickschwansige  Schmalbauch.     {Boa  an*  ^ 

« 

guiformis^   Hi$L  Amph.  IL    p.  269.      La  clothonce  anguifor/he , 
Daudin  V.  p.  28d*} 

Die  Afterklauen  habe  ich  nach  der  Hand  auch  an  dem  ei- 
nem, allein  noch  Übrigen,  Bzemplare  der  Blochischen  Sammlung 
gefunden ,  wie  an  den  grofsen ,  woron  ich  hier  eine  treue  Abbil- 
dung liefere  Tab.  VIIl*  Daudin  hat  an  ihrer  Existenz  gezweifelt, 
ungeachtet  meiner  Versicherung  yom  Qegentheile.  Er  will  an  ei- 
nem Exemplare  des  Fariser  Museums,  1  Fuls  5  Zoll  lang,  auiP  jeder 


/ 


120 

Seite  der  obern  Kinttlade  2  Giftzähne  gesehen ,  tind  am  Leibe  unten 
185  am  Schwänze  37  Schilder  gezählt  haben.  Ich  dagegen  besorge, 
dafs  Daudin  die  grofsen  beweglichen  Zähne  ohne  weitere  Unter« 
suchung  für  Giftzähne  genommen  habe« 

4 

m 

15)  Die  Kerblippe.  (Boa  cenchris  L.  Hist  Amph.  11^ 
p.  250.  Bechst.  Lacepede  5.  S.  57.  l^e  Boa  Ahoma  Daudin  F. 
p.  132  flgd.  PI.  62.  F.  2.  Shaw  Gen.  Zool.  PL  94.  Der  au g ige 
Schlinger.     Merrem   in  Annale^  der  Wetterauischen  Gesellsch. 

2.  B.   U  Heft.  PI.  1-  F.  2.) 

.'  •      ' 

m 

V  Nach  Linn^s  Beschreibung  im  Mm.  Frid.  Ad.  II.  p.  41  ist- 
der  Kopf  mit  fünf  braunen  Längslinien  gezeichnet 3  beyde  Lippen 
dng'ekerbt;  nicht  ausgehöhlt;  der  Körper  zusammengedrückt,  1  Fufii 
lang^'  gelblicht,  mit  ungefähr  sechszig  weifslichten  Flecken  auf  dem 
Rücken,  in  einem  grauen  Kreise  eingeschlossen,  und  bisweilen  zu«* 
sammenfliefsend;  an  den  Seiten  stehen  graue  Flecke,  mit  einem 
Bogen  an  der  obern  Seite.  Linnö  hat  keine  Abbildung  gegeben 
oder  angeführt;  gleichwohl  hat  das  Houttoujnische  Museum  No.  QO« 
aiTs  S'eba  IL  PI.  98.  damit  verglichen  j  und  VV  320  Schilder  an- 
gegeben.  Auch  führt  Shaw  die  Zeichnung  des  Seba  als  sehr  rich- 
tig an,  und  sagt,  dafs  im  Lererschen  und  Brittischen  Aluseo  Exem- 
plare daron  Torhanden  seyn ,  und  bildet  sie  darnach  ab.  Seine  Be- 
schreibung lautet:  Die  Hauptfarbe  ist  rethbraun  (fe'rrugineus),  auf 
dem  Rücken  am  dunkelsten,  wo  vom  Kopfe  bis  an  den  Schwanz 
eine  Reihe  ron  sehr  grofsen,  etwas  eckigten ,  .schwärzlichen  Flecken 
steht.  An  den  Seiten  liegen  zerstreut  mehrere  nierenförmige  (klei- 
ne )  Flecke*  mit  weifsem  Gentro.  J>er  Kopf  hat  eine  längltchte  Ge- 
stalt, und  tn  d^r  Mitte  eirie,  an  tbeyden  Seiten  zwey  schwarte 
LängsstreifeiT.  Damit  stiitimt  auch  die  Abbildung,  4n  welcher 
man  nveder  eingekerbte  noch  absgehöhlte  Lippeiis&huppen  erkennen 
kann.  '  ^  c  •  ?        .:..... 

Dafs 


X  121 

Dals   die  rom  Hrn.  M  er  rem  unter  dem  Namen   dea   au  gl« 
gen  Schlingers  beschriebene  Art  dieselbe  seyn  müsse i   habe  ich*^ 
qben  bey  Boa  murina  erwieaen|  i?o  mehrere  Bemerkungen  darüber 
tprkommeo. 

Daudin    deutet   die   Linneische    Art   auf   die    yorzüglich 

TOin   Stedtmann  in  seiner  Reise  nach  Surinam  beschriebene  und 
.  '  '  -  •     •  * 

abgebildete  ^6oma^  woron  er  auch  ein  junges  Exemplar  von  Vail- 

lant  daher  gebracht 5  untersucht  haben  will.    Die  Beschreibung  steht 

S.  143  — 146*     Ein  Stück  des  Leibes  von  oben  ist  auf  Fl.  62.  F.  2. 

der  Kopf  yon   oben   und  unten  auf  Fl.  5Q*   F.  1  und   2*  abgebildet. 

•  a  9 

Bey de  Figuren  stimmen  nicht  ganz  mit  den  M  e  r  r  e  m  sehen  überein. 

•  •         •  < 

Ueber  die  folgenden  Arten  habe  ich  noch  nicht  die  roU- 
kommene  Ueberzeugung  erhalten;  weil  ;die  Beschreibungen  theils 
unvollständig  oder  widersprechend  sind^^  oder  der  Afterklauen  nickt 
erwähnen.  ^ 

16)  Der  aschgraue  Schmalbauch»  (JRoa  cinerea,  Hist. 
Jmph.  IL  p.  270.  ilufsel  Fl.  22»  Bechsteins  Lacepede  5*  S.  72. 
Taf.  7.  F.  1. 

17)  Der  lichtbraunliche  Schmalbauoh.  (Boa  ca-- 
stanea,  Hist  Amph.  IT.  p.  272«  RuFsel  Fl.  23«  Bechst.  Lacepe« 
de  5.  S.  74-  Taf.  7.  F.  a  > 

18)  Der  weifslichte  Schmalbaucb.  (Boa  albicans,  HisL 
Jmph.  J[L  p.  274*  Rufsel  Fl.  24«  Bechst  Lacepede  5.  S.  76» 
Taf.  8.   F.  1.)        _ 

Diese  dr.ey  Si^hlangen  ftkhren  in:  Ostindien  denselben  Namen^ 
und  gehören  zu  denjenigen,  welche  die  Europäer  dort  Felsenschfan« 
gen  nennen.     Alle  dtey  gleichen  sich  in  Ansehung  der  Kopfschildcr^ 

16  der 


122  ^ 

der  Gestalt/  der  Flecke^  Schilder  und  Halbscliilder  und  anderer 
Merkmale;  iie  meiste  Verwandtschaft  aber  ist  zwischen  den  beyden 
letzten,  16  und  17,  nor  allein  die  Farbe  macht  den  aufiallendstea* 
Unterschied  aus;  bey  16  und  17  auch  der  Mangel  der  Aftern 
klauen,  welche  R«  bey  18  angemerkt  hat  Ueberdem  unterscheiden 
sich  die  beyden  letztern  ron  der  ersten  durch  die  an  den  Seiten 
apitzig  zulaufenden  ganzen  und  halben  Schilder  unten  am  Bauche 
und  Schwänze.  Diesen  Umstand  hat  Daudin  5«  p.  241  ffg^*  weder 
bemerkt,  noch  darauf  Rücksicht  genommen,  als  er  ohne  Umstän- 
de alle  drey  Thiere  ftlr  dieselbe  Art  erklarte.  Auf  No.  17  deutet 
er  ohne  alles  Bedenken  die  Abbildung  bey  Seba  II.  PL  IQ.  F.  1. 
Auch  Shaw  hielt  diese  drey  Thiere  ft&r  eine  und  dieselbe  Art»* 
welche  er  Coluber  boaeformis  nennt     (8.  511— -513«) 

19)  Der  rundgefleckte  Schmalbauch.  (JSoa  qrhicu^ 
lata^  Hist.  Amph.  IL  p.  276.  Rufsei  Fl.  3g.  Bechst.  Lacepede  5. 
8.  79.  Taf.  8.  F.  2.    Python  Boa  du  Bengale  Daudin  V.  p.  23<i.) 

Shaw  (S.  512.)  hKit  diese  Schlange  fftr  feine  Abart  der 
drey  vorhergehenden,  welche  er  för  eine  nimmt.  -  Daudin  wider- 
spricht mir  nicht  allein  wegen  der  Kla^sifikazion,  sondern  auch  we- 
gen der 'angemerkten- Verwandtschaft  mit  hoa  murinai  das  letzte 
aus  dem  sonderbaren  Grunde,  weil  diese  hoarnurina  nicht  die 
zwey  Reihen  halbkreisförmiger  Schuppen  um  den  After  stehen  hat. 
Ist  denn  Verwandtschaft  und  Idendität  einerky? 

20).  Der  regelmSfsige  Schmalbauch.  (Boa  ordinata, 
Hist  Amph.  IL  p.  26O.     Python  otdine,  Daudin  V.  p.  252.) 

An  der  einzigen  Haut  konnte  ich  keine  bestimmten  Merk- 
male der  Art  finden^  oder  angeben.  Falsch  ist  es  wenn  Daudin 
sagt:  Sehn,  en  a  ohservi  plusieurs  depouilles.  So  flflchtig  las  er 
die  Worte:  exuvia  plunquani  12  pedes  löngw! 

21) 


21) 
M«rrem 


123 

)   (Boa  pdlpArosa  Shaw  p.  362.     Schlingende  Nattei^ 
IL  Fl.  3*    Acanthophis  cirastitip  Daudin  V.  p.  289«) 

Wegen  der  riel  gröfsem  Anzahl  ron  ungetheilten  Schwans- 
8childern  hat  Shaw  die  Merremsche  Schlange  zu  dieser  Gattung 
gerechnet 9  Daudin  aber  eine  eigene  daraus  gebildet^  und  dabejr 
dem  Hrn.  M  er  rem  den  Text  gelesen^  dafii  er  an  dem  Linn^isohen 
Harakter^  Ton  der  Gestalt  der  Bauch«  und  Schwanzschilder  herge- 
.nommen,  zweifeln  konnte,  da  sie  doch  die  Hauptorgane  der  Be- 
wegungen sejen ! 

22)  Boa  annülata  Shaw  p.  363*  Maria  Sibylla  Merian 
Metamorphosis  Insectorum  Surihamensium  Tab.  V^ 

Shaw  hat  die  Ton  der  Af erian  beylSufig  abgelnldete  Schlan- 
ge  im  Hunterschen  Museum  gefunden,  und  hierher  gerechnet  Das 
Exemplar  ist  2  Fufs  lang;  die  Grundfarbe  gelbbraun;  auf  dem 
Rücken  stehen  mäüsig  grofse,  schwarze  runde  Flecke  mit  einem 
gelbbraunen  Ringe ,  und  einem  andern  schwarzen  umgeben.  An 
den  Seiten  steht  eine  Reihe  ron  grofsen  nierenförmigeo  schwarzen 
Flecken;  und  zwischen  jedem  ein  kleiner  runder  Fleck.  Der  asch- 
graue Bauch  ist  von  wellenförmigen  Linien  und  Flecken,  in  die 
Queere  gehend ,  bunt.  Ich  meyne,  dais  diese  Art  schon  unter  den 
Torher  beschriebenen  sieh  befindet» 

23)  Boa  laevis  Lacepede.  Annäles  du  Museum  d^histoire 
natur.  T.  IF.  p.  195. 

Diese  Ton  Bandin  aus  Neu  «Holland  mitgebrachte  Schlange 
hat  Lacepede  kurz  so  beschrieben:  Sieben  bis  acht  Schilder,  in 
drey  oder  vier  Reihen  gestellt,  bedecken  den  Hqpf;  die.  Schuppen 
am  Leibe  sind  rautenförmig  und  glatt;    unter  dem  Bauche  stehen 

16  *      .  '    160 


J 


124 

160  Schilder,  unter  dem  Schwänze^  dem  siebenten  Theile  der  gan« 
sen  Länge,  50.  lieber  den  Leib  gehen  nnregelmäfsige ,  unterbro^ 
ebene,  weifslichte  Queerbinden.  Die  Abwesenheit  der  Gifuähne 
bezeugt  B.  noch  besonders. 

24)  Boa  ophrias  L.  Daraus  hat  Shaw  Ophryas  gemacht. 
Es  sollte  aber  Orophias  heifscnj  welcher  Name  bej  den  Griechen 
eine  Haufsschlange  bezeichnet^  welche  über  das  platte  Dach  in  die 
'Wohnungen  schleicht.  Diese  Linn6ische  Schlange  wird  niemand  wie^ 
der  erkennen  I  wenn  er  nicht  gerade  das  vom  Linnö  untersuchte 
Exemplar  der  Dethe ersehen  Sammlung  vergleichen  kann.  Shaw 
und  Lacepede  haben  Linnös  Worte  wiederholt ^ .  xwie  auch 
Daudin. 


25)  Boa  enhydris  L.  Nach  Linn^  hat  allein  Boddaert 
diese  Schlange  beschrieben 5  aber  mit  denselben  Worten,  vermuth- 
lich  ohne  sie  gesehen  zu  haben.  Von  ihr  gilt  dasselbe,  was  ich 
Yon«^der  vorigen  bemerkt  habe.  Dennoch  glaubt  .Dan din  die  Art 
im  Pariser  Museo,  jedoch  zum  Theil  verdorben,  wiedergefunden 
zu  haben.  Er  beschreibt  sie  S.  150  so:  Das  Thier  ist  2  Fufs  4  Zoll 
lang,  der  Schwanz  allein  10  Zoll.  Das  übrige  stimmt  mit  Linnens 
und  Boddaert's  Worten,   nnd   gewährt  keinen  sichern  Karakter. 

26)  Boa  contortrix  L.  Catesby  IL  Tab.  56.  Jffisf.  Amph. 
JI.  p.  286.    Bechsteins  Lacepede  5*  S.  55-  Taf.  4«  F.  1. 

Hat  nach  Gray 's  Versicherung  kleine  Giftzahne;  gehört  also 
in  die  Gattung  Pseudoboa.  Die  Zweideutigkeit  der  Linnöischen 
'Notiz  habe  i6h  im  lateinischen  Werke  bemerklich  gemacht.  Gleich- 
wohl hat  Hr.  Daudin  es  gewagt  nach  Palisöt  Beauvois  Unter- 
suchungen die  Zweifel  zu  heben.  Er  erklärt  also  Linnens  corim 
tortrix  für  diejenige  Art>   welche    die    engtischen  Kolonisten    von 

Ame- 


— 125 

Amerika  Hogtiose  (Schweinrfissel)  nennen ,  und  welche  er  7.  S.  153 
unter  dem  Namen  Couleuvre  heterodoh  beschreibt,  den  Kopf  aber 
auf  Fl.  6o.  F.  25.  besonders  abbildet.  Die  ron  Linne  angeführte 
Abbildutig  Tön  Gatesby  IL'  Tab.  56.  deutet  er  auf  die  Art,  wei- 
che dieselben  Kolonisten  Mokason  nennen,  und  welche  er  auf 'Fl.  70* 
F.  3  und  4.  den  Kopf  aber  Fl.  60.  F.  25.  besonders  unter  dem 
Namen  Cenchris  MoAason  abgebildet  hat.  Er  beschreibt  ^  ihn  nach 
einer  Zeichnung.  Die  Angabe  der  ^^  ff)2  Schilder,  woron  die 
drejr  ersten  Scbwanzschilder  getheilt  siild,  lieferte  ran  Ernest 
nach  einem  Etemplar  der  Statthalterschen  Sammlung.  Falisot 
hat  die  Giftzähne  gefunden« 

Was-  nun  die  andere  Schlange  betrifft;,  so  gehört  sie  nach 
der  Beschreibung  offenbar  nicht  zu  dieser  Gattung,  sondern  unter 
die  Ö6luhro$.  Ich  )iabe  selbst  mehrere  Exemplare  davon  untersucht 
und  sie  zeichnen  lassen.  Auf  diese  Art  passen  aber  die  Worte  in 
der  zehnten  Ausgabe  von  Linnens  Systema  naturae^  wo  unter 
'dem  Namen  Boa  constrictor  stand  maxillae  apex  simus  triqueter. 
Noch  mufs  ich  bemerken,  dafs  Befruroia  selbst  in  den  Schriften 
der  Sozietät  ron  Philadelphia  4*  B.  370.  380  —  381*  einer,  wie  er 
mein^,  unbeschriebenen  Sehlange  unter  dem  Namen  Mokazon  ge- 
denkt, welche  iii  Ansehung  des  mit  Schildern  bedeckten  untern 
Theils  des  Leibes  und  Schwanzes  ganz  den  Linneischen  ^ois  gleiche, 
aber  aufserdem  nicht  allein  Zähne  (welche  er  den  Linnöischen  JSozs 
fälschlich  abspricht),  sondern  auch  am  Ende  der  obern  Kinnlade 
Giftzähne  wie  die  Klapperschlange  habe.  Er  nennt  die  neue  Gat- 
tung, in  welche  er  das  Thier  bringt >  AncistrodoUt  und  die  Art 
Mokason.  '    ^ 

4 
I 

Nun  gehe  ich  zu  den  Arten  fiber,  welche  Daudin  als  neue 
beschrieben  hat.  ' 

27)  Boa 


'  \ 


126 

27)  JSotf  elegans  Siirinamensis  Daudin  F*  p. 
F.  1.    Kopf  besonders  Fl.  6l.  F.  32  uod  33« 


123.  Fl.  63. 


Der  Kopf  mit  kleinen  Schuppen  bedeckt,  so  wie  der  Hals^ 
ausgenommen  swey  Schilder  vorn  auf  der  Spitse  der  -stompfea 
Schnauze ;•  neben  einanderliegend :  nur  allein  der  Kand  der  untern 
Kinnlade  ist^  wie  der  der  obern^  mit  Schilderip  eingefafst;  die  der 
obern  sind  hinter  den  Augen  etwas  eingedruckt  Der  Leib  sehr 
zusammengedrückt,  mit  rautenförmigen ,  sehr  kleinen  Schuppen  be- 
deckt,  welche  nur  neben  den  Bauchschildem  gröfser  werden,  wo- 
von die  ersten  209  g^"^  sind;  dann  folgen  vier  getheilte,  und  hier« 
auf  wiederum  74  ganze.  Unter  dem  Schwänze  erst  ein  getheilteSi 
dann  ilQ  ganze  Schilder ^  zusammen  407*  Die  Farbe  ist  oben  ganz 
braun,  unten  gelblich  mit  braunen  Pickeln.  Oben  stehen  mancher« 
ley  gelbe  Linien  von  rerschiedener  Gestalt  auf  dem  Kopfe  und  Leibe 
und  Schwänze,  welche  dia  Figur  deutlicher  zeigt  als  Worte.  Doch 
stimmt  die  zu  kleine  Zeichnung  nicht  genau  mit  der  Beschreibung; 
und  ich  wäfste  daraus  keinen  wesentlichen  Karakter  der  Art  zu  ent* 
nehmen.  Dieses  ist  noch  n^hr  der  Fall  mit  denjenigen  Arten, 
welche  D.  blos  nach  unrollständigen  Bälgen  ohne  Kopf  beschrieben 
haf,  wie  Boa  Imperator  S.  150. 

28)  Boa  Ternatea  Daudin  V.,p.  153.  Lacepede  hatte 
ihn  fDr  hoa  murina  ai^gesehen,  der  sie  zwar  in  der  Gestalt,  nicht 
aber  in  den  Farben  und  Schilder -Zahl,  gleicht.  Oben  ist  sie  blau- 
lich blafsgrfin  mit  Ihnf  Reihen  von  Flecken:  die  mittelste  röthlicb- 
braun  mit  weifsen  Centro  unregelmfifsig,  oft  zusammen  fliefsend; 
die  beyden  folgenden  mehr  regelmSfsig,  röthlich,  am  innern  Rande 
mit  einem  weifsen  mondförmigen  Flecke  bezeichnet}  die  zwej  fibri« 
gen  Reihen  sind  ohpe  Augenflecke  und  liegen  in  den  Zwischenräu- 
men der  Reihe  fiber  ihnen.     Auf  dem  Hinterkopfe  fBnf  bräunliche 

Flecke, 


12t 

Flecke,  woTon  die  swey  Sufiiern  bis  an  die  Augen  gehen.    Schilder 
W  324 1  ein  zweites  Exettipkr  hatte  ^^. 

•  •  • 

^g)  Boa  annulife?;  ruf  ob  ^  circulis  nigris  circiter  50  in  una 
Serie  dorBoli,  maculisque  fuscis  supra  Tinea  alba  scellatis*  Abdo^ 
mine  immaculato  flavescente ;  capite  quinque  Unealo;  cauda  ^  Scu^ 
tu  *^  507  Daüdin  K  p.  202. 

•      • 

Daadin  gesteht  selbst^  dafs  diese  Schlange  mit  Boa  cen^ 
diris  die  gröfste  Aehnlichkeit  habe^  und  nur  in  den  Rfickenflecken 
sich  daron  unterscheide*  Ich  halte  sie  daher  iiQr  dieselbe.  Das 
Exemplar  war  2^  Fofs  lang,  wovon  der  Schwanz  den  siebenten 
Tbeil  einnimmt  Auf  dem  Rttpken  fand  D.  eine  neue  Art  Ton  Laus>. 
lirelche  er  nach  Latreille  Ixodes  aurifer  nennt. 


Nur  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Gattung .  Pseudo&oa> 
welche  in  der  Bedeckung  des  Unterleibes  allein  der  rorigcn  gleicht» 
aber  die  Schilder  sind  ungleich  breiter  ^  und  der  Leib  nicht  bey 
allen  so  zusammengedrückt.  Bey  einigen  fanden  sich  kleine  beweg« 
liehe  Zähne  c^  der  Stelle  der  Giftzähne^  aber  sehr  yon  ihnen  in 
der  Gestalt  unterschieden.  Daher  verdienten  sie  genauer  untersucht 
zu  werden.  Von  ihrer  Lebensart  wissen  wir  noch  wenig  oder  nichts. 
Bisher  sind  sie  immer  mit  der  vorigen  Gattung  verwechselt  worden. 
Dieses  gab  Veranlassung  %u  dem  Namen  Pseudohoa;  aber  ich  bin 
es  zufrieden 9  dafs  ein  anderer  gewählt  werde;  nur  mufs  er  etwas 
bedeuten.  Denn  die  Ausländischen  Namen  ohne  Sinn  erschweren 
nur  die  Hennlnifs.  Im  Deutschen  erlaube  man  mir  sie  vor  der 
Hand  Schilderschwänze  zu  nennen. 

1)  Der 


12a  : 

l)  Der  geringelte  blaue  Schwans.  {Pseudoboa  fas^ 
data,  Hist.  Amph.  IL  p.  28$.  .  ^cheachzer^a  T^f.  655.  F.  8« 
Rufsei  PI.  3.  Bechst  Lacepede  5.  S.  6b.  Taf.  6.  F.  1.  Boa  fa$^ 
data  Shaw  G.  Z.  p.  353*  T^^b.gg.  Le  Bongare  ä  anneaux ,  Dau^ 
din  F.  p.  263.   Fl.  63.  F.  1.  3.     Kopf  besonders  PL  60.  F.  24.) 

Die  Farbe  der  im  Weingeist  aufbewahrten  Thiere  ist  brUuni 
im  Leben  aber  blau^  mit  gelben  Ringen  und  Flecken. 


» * 


2)  Der  blaue  Schwanz  mit  weifspunktirten  Queer« 
binden.  (^Ps.  coerulea,  Hist.  Amph.  IL  p.  2U4.  Rufs  eis  Taf.  1. 
Bechst.  Lacepede  5*  S.  65.  Täf.  3.  F.  l.  Boa  Itneata  SHaio  p.  336 
—  338.    Le  Bongare  bleu,  Daudin  F.  p.  270.)  * 


.  I  ' 


Auch  an  dieser  Art  hat  Ruf  sei  kleine  Giftzfihne  bemerkt. 
Der  Weingeist  verwandelt  die  blaue  Farbe  in  braune.  So  hat  sie 
Hermann  an  einem  3  Fufs  langen  Exemplare  beschrieben;  unter 
dem  Namen:  Boa ,  latatecta ,  uud  ^  26O  Schilder  angegeben.  (06* 
serv.  Zoolog.  L  p.  272.) 

I 

3)  Der  gekielte  oder  gefleckte  Schwanz«  (Ps.  ca* 
rinata  Hist  Amph.  IL  p.  285.  Rufs el  Taf.  2.  Bechst.  Lstcepede 
5.  S.  67.  Taf.  1.  F.  2.  Boa  Horatta,  Shaw  G.  2^  p:  SSg.  Le 
Scytale  Zig' Zag ,^  Daudin  F.  p.  339.) 

4)  Der  Schwanz  mit  dem  gezakten  Baisbande. 
(Ps.  coronata  Hist  Amph.  IL  p.  286.) 


Ich  finde  diese  Art  nicht  bey  Daudin;  rermuthe  aber^  dafs 
die  von  Weigel   in   den  Schriften  der  naturf.  Gesellsch.  zu  Halle 

( 1.  B. 


—  -  129 

(l.  B.  16  S.)  bMcbriebene  und  mit  Coluber  meUmocephälus  L.  rer- 
glichene  Schlange,  oben  bräunlich ,  unten  weifslich^  mit  dunkelbraun 
nen  oder  schwärzlichen  Kopfe  und  Halsbande,  und  -^^  205  Schil- 
dem,  dieselbe  Art  sej. 


Die  graulich  braune  Schlange  in  der  Sammlung  des  Hrn. 
Flrof .  Ludwig  in  Leipzig  hatte  unter  dem  Schwänze  49  ganze  Sohil« 
derj  der  Kopf  wfur  wie  bej-  der  gemeinen  Natter  gebaut  und  be« 
deckt  j  der  ganze  Leib  oben  gräulich  braun  |  unten  weifs)  der  Kopf 
oben  yiel  dunkler  und  schwärzlich;  die  Augen  mittelmäfsig ;  die  Na-^ 
senlocher  nach  hintengekehrt  ^  die  Schuppen  am  Tordern  Theile 
des  Leibes  eyförmigi  glatt,  hernach  yieL  gröüser,  rautenförmige  glatt. 
Die  Zähne  konnte  ich  im  Glase  nicht  untersuchen.  Ueber  dem 
Schwänze  standen  in  der  mittelsten  Reihe  an  drey  Stellen  zwey 
und  mehrere  grofse  sechseckige  Schuppen  oder  Schilder  hinter  ein- 
ander,  die  Bauchschilder  breit j  keine  Spur  ron  Afterklauen;  der 
Körper  rund,  rorn  schmäler;  der  Kopf  an  Gröfse  und  Breitp  wenig 
Tom  Halse  unterschieden,  der  Schwanz  endigte  mit  einer  stumpfen 
Spitze. 

5)  Der  Shilderschwanz  -  Krait.  (^Ps.  Krait,  Hist 
dmph.  77.  p.  288«    Le  Scytale  krait,  Daudin  F.  p.  337.) 

Hat  ebenüsUs  Gif^zähne,  ist  aber  untollständig  beschrieben« 


6)  Boa  turcica,  Olivier  Fbyage  äan$  Vempire  Ottoman  et 
en  Grece  PI.  XV.  F.  2.  A.  B.  L'Eryx  Türe,  Daudin  FII.  p.  267. 
FL  85.  F.  2.  Der  Kopf  FL  61.  F»  34*.  35*  Die  deutsche  UebeT'- 
Setzung  S.  454 9  welche,  aber  diese,  und  alle  fibrige  Zeichnungen , 
wie  gewöhnlich  9  ausgelassen  bat.    Diese  auf  der  Insel  Cimolus  ge« 

17  fnnde- 


130 


fandene  Schlange  wollte  schon  Latreille  zu  den  BlindscUeiclen 
rechnen^  welches  Daudin  gethan-  hat  Sie  hat  grofse  Aehnlich« 
beit  mit  Pallas  jinguis  miliaris. 


„  V 


Wegen  der  ungeth eilten  Schilder ' unter  dem  Schwänze  nnd 
des  Mangels  von  KIspper  hatten  Dauben  ton  und  Lacepede  den 
Linneischen  Crotdlus  mutus  zu  den  Bois  gerechnet  (Sechst.  La- 
cepede 5*  S.  63* } 9  welchen  nun  Daudin  in  eine  eigene  Gattung 
Lachesis  versetzt  und  gleich  hinter  Scytale  beschrieben  hat.  (5* 
p.  351«)  Schön  der  Englander  Gray  wollte  das  Thier  ron  den 
Klapperschlangen  trennen,  und  den  Riesenschlangen  zugesellen; 
wie  sein  Landsmann  Shaw  gethan  hat^  welcher  sie  Boa  crotaline 
nennt.  (S.  352.) 


Daudin  hat  blofs  zwey  Bälge  des  Pariser  Museum^  8  Fufs 
lang,  untersucht^  und  daran  ^  245  Schilder  gezählt.  Am  Ende 
des  Schwanzes  standen  die  ron  L  i  n  n  ^  erwähnten  vier  Reihen  klei- 
ner zugespitzter  Schuppen^  an  Zahl  10  bis  12«  Aber  Linnö  sagt: 
Squamarum  minutissimarum  acuminatarum  ordine^  quadruplicit 
Daudin  aber  nennt  diese  Schuppen  angüleuses  carenees,  pointues. 
Er  hat  den  Linn<^ischen  ^ririal  -  Namen  muet  bejbehalten;  obgleich 
er  dem  Thier  eine  andere  Stelle  angewiesen  hat,  zu  welcher  die- 
ser Beyname  nicht  palst ^  wie  zu  der  Gattung  Klapperschlange. 


Eine  zweyte  Art^  ebenfalls  aus  Surinam^  hat  er  S.  354—- 
ZSb  beschrieben.  Sie  ist  2^  Fufiilang,  der  Schwanz  5  Zoll  epdigc 
sich  mit  Tier  Reihen,    jede  ron  rier  rautenförmigen,   gehielten, 

spitzi« 


131 

efHtzigaii  Seboppen«  Er  zählte  ^^  235  Sctiilder.  Die  Farbe  ist 
oben  bräunlich 9  bl^3  aschgrau  unten;  fiber  dea  Rücken  .bis  ans 
Ende  des  Sehivanses  geht  eine  Reihe  toa  14  scWarzen^  rundlichen , 
bejnahe  zusammenhängenden  JFleckea.  An  jeder  Seite  des  Kopfs 
laufen  zirey  schwärzliche  LängsUnien  parallel;  an  den  Seiten  dea 
Leibes  stehen  hin '  und  wieder  schwärzliche  kleine  Flecke  und 
Pickel.  '      , 

Da  Linn^  keine  Abbildung  gab  oder  anAlhrte^  auch  nach 
ihm  niemand  sie  gezeichnet  hat^  so  ist  es  schwer  mit  Gewiisheit 
sie  wieder  zu  erkennten  ^  so  bestimmt  und  deutlich  auch  das  ron 
^ihm  angegeb^se  Kennseichen  am  Schwänze  ist.  Unterdessen  glan* 
be  ich  dieselbe  oder  eine  ganz  $bnlic)ier  im  Herzogliiph  ,  Braun« 
schweigischen  Kabinette  gefuitdeti  zu  ihab^p»  welcjie  ich  Hnter  dem 
Namen  flpera  miicronata  beichiieb^  Ich  zählte  ^  2^6  ganze 
und  getheilte  Schilder  unten;  unter  dem.  Schwänze  folgen  auf, die 
Halbschilder .  dreyzehn  Reihen  ^ehr  fchmaler  Schuppen,  .  und  am 
Ende  eine  grofse  zusammengedruckt^  Schuppe ,  wie  ein  Sporn, 
etwa  zwey  Linien  lang.*  Auf  dem  fi^ppft;  l^vfttiJL  kleine^  .ungekielte, 
aber,  dicke  und.  etwci^^  onkabene  .ScHnp^«««,  %>iu  cjrforaiigea  Schild 
Ober  jedem  Auge;  eine  grofse  Oeffoung  ror  den  Augen;  die  Na- 
senöfinung  nach  oben  und  hinten  gekehrt;  sehr  grofse  Giftzähne; 
nnten  der  erste  Z^hn  auf  beyden  Seiten  aufserordentlich  lang  und 
unbeweglich;  A.ugejfi  mittelmäfsig;  der  Leib  zusammengedrückt ^  rom 
mit  eyförmiged.  Decken,  etwas  erhabenen  Schuppen»  ttb.er  die 
Hälfte  hinten  mit  grOfsern  rautenförmigen,  ebenfalls  in  der  Mitte 
dickern  und  etwas  erhabenen,  bedeckt.  Kurz  vor  dem  Schwänze 
sind  die  Schuppen  auf  der  Mitte  deutlicher  wie  ^  mit  einem  Kiel 
erhaben.  Den  ganzen  Leib  qben  zieren,  rautenförmige,  bald  eitf- 
selne,  bald  zusammenhängende,  braune  Fledlie  mit  Weils  gemischt 
auf  weiisliehen  Grunde;  unten  ganz  weils«    Auf  dem  Kopfe  ist  die 

17  *  Far- 


132  

Farbe  aasgezogen;  jedoch  sind  £e  Spuren  ron  braunen  Flechen 
noch  deotlich.  Ich  hielt  die  Art  für  dieselbe,  welöhe  Seba  il. 
Tab.  76.  F.  1.  abgebildet  hat.  Die  Beschreibnng  bemerkt  bloüs 
die  knöcherne  Spitze  des  Schwanzes.  Nach  allen  Umstioden  nr« 
theilte  ich,  dafii  dieses  die  L in n tische  Klapperschlange  ohne  Klap- 
per sejn  mflsse ;  nui*  allein  pa&t  das  ordine  quadruplici  nioht ;  denn 
es  sind  riel  mehr  Reihen  ron  kleinen  spitzigen  and  scharfen  Schup- 
pen da,  welche  die  Stelle  der  Klapper  rertreten. 


Nach  der.^and  ha:t  Br.  Met  rem  dne  Sehlange 
ben  und  abgebildet,  welche  er  die  lange  Viper  nennt  und  eben- 
falls fbr  den  L in n  tischen  Crotalua  mutu»  htltj-aoeh  rergleicht  et 
«lamit  die  genannte  Sebeisoh«  Abbildung.  (-Annalen  der  Wetter* 
auischen  Gesellschaft  l;  B.  1.  Ä.  8.  lO— 14.  Taf.  2.)  Sie  war 
aus  der  Grono riechen  SoÄmlung  unter  dem  Namen  CroUilus  dw 
riism  gekommen.  Der  Schwanz  war  an  der  Spitze  abgebrochen, 
und  der  Kopf  wie  auch  der  ganze  Körper  eingetrocknet  und  übel 
beschaffen;  daher  wohl  auf ,  die  Richtigkeit  der  doppelten  Abbil- 
dung des  Kopfs  nicht  mit  Sioherheic  zu  bnen  sejn  dürfte.  Es 
zeigt  sich  daran  kein  Schild  Aber  den  Augen.  Die  Höhlang  unter 
den  Nasenlöchern  ror  den  Augen  erkannte  Hr.  M  er  rem  erst  nach 
Vergleichung  der  Sebaischen  Zeichnung  deutlich.  Den  Rttcken 
bedecken  25  Reihen  eyförmiger  Schuppen  mit  einer  eyförmigen 
Erhöhung  in  der  Mitte  j  die  zwey  leUten  Reihen  auf  jeder  Seite 
haben  gröCiere  lanzenförmige  und  glatte  Schuppen.  Unten  atehea 
214  schmaler  Schilder;  der  Schwans  hnrs,  oben  mit  rautenför- 
migen gekidten  Schuppen,  unten  mit  34  Paar  Halbschildem,  und 
•m  Ende  mit  11  Paar  rautenförmigen,  spitzigen,  kleinen  Schuppen 
bedeckt.  Die  rautenförmigen  Flecke  des  Rflckens  hat  Hr.  Mer- 
rem  mit  den  Schuppen  abgebildet»  so  wie  den  Schwans. 

Aus 


13S 


Am  diciser  Beschreibfing  ergiebt  iich  die  grofse 
keit  mit  der  meinigen  tind  mit  der  Linn tischen  so  wie  mit  der 
D au din sehen  Schlange.  Das  gaqse  Anseilen  rerräth  eine  Ver- 
wandtschaft mit  den  Klapperschlangen. 


Noch  eine  Bedenhlichkeit  rerursachen  die  Ton '  D  a  n  d  1  n 
an  bejden  Arten  bemerkten  ganzen  Schilder  unter  dem  Schwanse, 
da  die  von  mir  und  Hrn.  Merrem  beobachteten  Schlangen  dar 
selbst  getheilte  haben.  Von  der  Linnöischen  Art  ist  es  unge* 
wifs;  denn  Linn^^s  Karakter  der  Gattung  giebt  Scuta  squamas* 
que  sub  caudales  an;  es  lafst  sich  auch  denken^  dafs  Linn^  bej 
dieser  Art  mehr  auf  den  ganzen  Habitus  geachtet  habe. 


Zuletzt  muISi  Ich  noch  der  ron  Leaeh  beschriebenen  gif- 
tigen Schlange  aus  Neuholland  erwähnen ,  welche  der  Botaniker 
fiebert  Brown  entdeckt  und  unter  dem  Namen  Boa  ambiguaf 
Leach  aber  unter  dem  Acanthophis  Brownii  beschrieben  und 
abgebildet  hat.  (The  zoologicäl  Miscellany  by  William  Etford 
Leach.  London  1B14.  T.  I.  p.  12.  PL  3.  P.  1.  2.  3-  4.)  Die  kur- 
ze Notiz  ist  folgende;  Der  Leib  schwärzlich,  Unterlippe  weifslicht» 
Oberlippe  mit  einer  Queerfarche  an  der  Stirn  j  der  Schwanz  setzt 
plötzlich  ab  und  ist  schmäler  als  der  Körper ,  und  an  der  Spitze 
Ton  den  Seiten  zusammengedrückt.  Der  Hopf^  in  natürlicher 
Gröfse  abgebildet  y  zeigt  rier  Reihen  hinter  einander  liegender  ^ 
stufenweise  gröfserer  Schilder  bis  an  den  Hinterkc^f^   woron  die 


hinterste  einfach  ^und  in  der  Mitte  tief  eingekerbt  ist  Die  Schup- 
pen auf  dem  Leibe  erscheinen  rundlich  und  glatt.  Unter  dem 
Schwänze  stehen  erst  2o  eingetheilte,  dann  24  getheilte  Schildl9r| 
an  der  Spitse  ein  zimlich  grofser  gebogener  Stachel  oder  Hacken. 

Di« 


154  

Die  Schappen  hinter  dem  Kopfe  in  natürlicher  Gräfte  eind  mehr 
rautenförmig  und  zeigen  einen  deutlichen  Kiel.  Die  Gtfts&hne  sind 
sichtbar  nnd  einfach  j  die  Augen  mittelmäfsig.  Es  ist  offenbar  eine 
Otter  oder  Viper ^  und  gehört  nicht  zu  dieser  Gattung,  wenn  gletcfa 
die  ersten  und  gröfsten  Schwanzschilder  ungetheUt  sind|  welche  die 
Benennung  Boa  ambigua  reranlafst  haben. 


mmmm,^ 


VI. 


// 


J^ 


'^ 


itm 


VI; 


Bemerkungen 

über 

Uxnkehrung    der^  Polarität    einer    elelstrischen 

Gombination» 

Vom 
Professor     Schweigger. 


Einleitung. 

Da  hej  der  Elektricitätserregung  durch  Contaat  der  ganze  Erfolg 
auf  zweckmälaiger  Gombination  der  Körper  bemht,  so  fällt  die  ma- 
thematische Aufgabe,  rerschiedene  elektrische  Combinationen  zu 
untersuchen,  in  das  Auge.  Yolta  rerband  zuerst  zwei  feste  elek« 
irische  Leiter  mit  einem  flflssigen,  worauf  seine  merkwürdige  Säule 
sich  gründet.  Dary  zeigte  darauf,  dafs  mit  Erfolg,  wenn  gleich 
schwächerem,  zwei  flüssige  Leiter  mit  einem  festen  rerbunden  wer* 
den  können.  Von  mir  wurde  endlich  dargethan,  dafs  man  auch 
nur   einen   flüchtigen  und   einen  festen  Leiter  anwenden   könne, 


156  

%,  B.  Schalen  yon  Kupfer^  die  mit  Terdfinnter  SalzsSure  ^)  geftlUt, 
abwechselnd  metallisch  und  abwechselnd  durch  einen  feuchten  Tucb- 
streiien  Terbunden  sind,  wenn  nur  die  Metallschalen  yerschiedene 
Temperatur  haben,  was  leicht  durch  abwechselnd  untergesetzte 
Lampen  bewirkt  werden  bann. 

Schwieriger  gelangen  die  elektrischen  Versuche  durch  Com« 
bination  der  Leiter  zweiter  Ordnung,  z.  B.  einer  Säure  mit  einem 
Kali.  Indefs  ich  zeigte  schon  ip  meiner  Zeitschrift  f&r  Chemie  und 
Physik,  Bd.  XL  8.  335>  wie  leicht  und  entscheidend  dieser  Versuch 
angestellt  werden  könne,  selbst  bey  Anwendung  eines  einzigen 
Gliedes,  wenn  nur  das  Nerrenprfiparat  hiezu  zweckmfifsig  Torge- 
richtet  wird}  und  yor  einiger  Zeit  hatte  ich  das  Vergnügen  ror  den 
Augen  unsers  berühmten  Anatpmen  Hrn.  Geheimen  Raths  T.  S8m- 
mering,  diese  Versuche  mit  einem  Froschpriparat  auf  eine  Art 
zu  wiederholen,  welche  an  Lebhaftigkeit  d^r  Zuckungen  derjenigen 
kaum  nachstand,  die  wir  bei  Reizung  präparirter  Nerren  mit  Bfe« 
tallen  zu  sehen  gewohnt  sind  **)« 

5.  2. 

*)  Durcb  ein  Vertetien  dei  XJeberietsart  wurde  dafür  in  fransdtifchen  Jonmalea 
„Schwefelsaure*^  geschrieben ,  welche  jedoch  unbrauchbar  ist,  we41  die  er- 
hitzte Schwefelsäure  die  Tuchlappen,  womit  die  Schalen  verbünden  sind,  auf- 
löset und  in  eine  nicht  leitende  Substans  umwandelt* 

**)  Es  ist  kaum^  cu  aweifelo ,  dafs  auch  durch  gehörige  Schichtung  von  Fappscbei- 
ben,  welche  .theils  mit  Saure  tfacila  mit  Kali,  theiU  mit  Gummi watser  befeuch- 
tet iind|   sich  eiej&triscfa  wirksame  Säulen  werden  conetruiren  lassen,  doch  ist 
es  einleuchtend ,  dafs  diese  Sfiulen  Ton  kuraer  Dauer  sejrn  werden«  Um  länger 
dauernde  Säulen   ku  erhalten,   könnte  man  PulVer  yon  trocknen  Säuren  mit 
Kalipulver'  susammeu  au  schichten  versuchen  und  daswischen  etwa  eine  dünne 
Lage  pulverisirten    Gummi's   bringen,     Indefs  20  Lagen   von  Weinsteinsäure 
mit  /(ali  —  (dem  Aetakalk  bjsigemisciit  war>  und 'Gummi -Pulver,   auf  diese 
Art  geschiehtet,  |aben  noch  keine  Wirkung/    Vielleicht  daff  der  Brfolg  gün- 
stiger   ist,    wenn  man    mit  Kalien  und   Säui-en    getränkte  Fapierscheiben    im 
siemlich    trockenen    Zustand    anwendet»    weil    man    dann  leicht  mehr   Lagen 
schichten  kann ,  was  mühselig  ist  bei  Pttlirern,   Doeb  diefs  nur  im  Vorbeigehen, 


157 


$.   2. 


Ueber  Gombination  mit  wiederholten  Gliedert. 

♦  .         - 

Schon  durch  die  reine  mathematische  Gombinaiionslehre  ist 
diese  Aufgabe  gegeben.  Uebrigens  werden  wir  hiebei  nur  mit  der 
reinen  Art  der  Batterieconstruction  aus  zwei  festen  und  einem  flüs« 
sigen  Leiter  zu  thun  haben  j  denn  mit  einer  blos  aus  Leitern  zwei«* 
ter  Ordnnng  cönstruirten  Batterie  lassen  sich  dergleichen  Versuche 
kaum  anstellen  und  die  Batterie  Dary^s  aus  zwei  flüssigen  und  einem 
festen  Leiter  kommt ^  da  diese  zwei  flüssigen  Leiter  die  zwei  Fis- 
chen des  festen  auf  rerschiedene  Weise  umändern  und  in  zwei  elek- 
trisch entgegengesetzte  Flfichen  verwandeln ,  im  Grui^de  ddch  auf 
die  ursprüngliche  Batterie  Völtas  zurück  ^  was  gleichfalls  ▼on  der 
vorhin  erwähnten  von  mir  durch  Hülfe  von  Temperatur  iintertchie- 
den  blos  aus  einem  festen  und  einem  flüssigen  Leiter  conatruirten 
Batterie  gilt. 


Wir  wissen  aus  VoItas  Untersuchungen^  dafs  wenn  Z  den 
Zink,  R  das  Kupfer^  der  Strich'  über  beiden  ihre  meiallische  Ver- 
bindung und  w  das  Wasser  bedeutet,  das  entweder  rein,  oder  mjt 
Saken,  oder  Säuren  gemischt  seyn  kanui-  dafs  sage  ich  alsdann: 
ZKZw  ZKZw  ZKZw  u.  s.  w.  eben  so  wie  KZKw  JKZKw  u.  s.  w. 
ohne  alle  Wirkung  ist:  ebenso  dafs  ^ZKw ZZKw  =  ZKKw ZKKw 
u.  s.  w.  =  ZKw  ZKw  u.  8.  w«  ist.  Ganz  anders  aber  fallen  diese 
Versuche  aus,  wie  ich  in  Briefen  an  Ritter  gezeigt  habe»  wenn  sie 
im  Trogapparate  angestellt  werden,  weil,  bei  der  Säulenconstruc- 
tion,  das  ZKZw  wirklich  blos  gleich  Zw  ist,  indem  das  Wasser 
lediglich  in  Berührung  mit  einem  einzigen  Metalle  kommt,  folglich 
der  obigen  Aufgabe»  electrische  Gombinationen  mit  Wiederholung 
der  Glieder  zu  construiren,  auch  von  mathematischer  Seite  nichr 
Genüge  geleistet  wird.  ^  Dasaalbe  gilt  von  den  aua  KZKw  KZMw 

18  ii# 


158  

n.  s.  w.  seinen  ron  den  ans  ZZKw  ZZKw   u.   s.    w.     constratrten 
Säolen. 

Um  ^ese  Versache  im  Sinne  der  mathematischen  Aufgabe 
auszufohren 9  liefs  ich,  wie  aus  den  Briefen  an  Ritter  bekannt  ist^ 
einen  Glastragapparat  construiren>  der  nachher,  nur  auf  eine  un« 
Tollkommnere  Art  ausgeführt  i  mit  dem  Naqien  des  WUkonson'sch^n 
belegt  wurde.  Im  Grunde  yerdient  er  keinen  eigenen  Namen,  da 
er  auf  demselben  Princip  mit  dem  Voltaischen  Becherapparate  be« 
ruht,  Ton  dem  ich  auch  neuerdings,  weil  es  so  leicht  ist,  sich  eine 
Reibe  ron  Glasbechern  zu  rerschaffen,  die  dann  auch,  zu  andern 
Zwecken  angewandt  werden  können,  einzig  und  allein  Gebrauch 
machte« 

Um  die  Metallplatten  bequem  in  die,  der  Reinlichkeit  im  Ar« 
l^eiten  wegen ,  um  zur  Hälfte  mit  Flüssigkeit  gefüllten  Becher  ein- 
tauchen zu  können,  liefs  ich  sie  anlöthen  an  aufgewundene  Dräth^ 
Ton  Messing,  welche  an  einem  starken  Querdrahte  ron  Messing 
gleichfalls  durch  Löthung  befestiget  waren.  Der  aufgewundene  Mes« 
singdrath,  dem  die  Platten  4urch  Löthung  yerbunden  sind,  gewährt 
den  Vortheil,  dafs  sie  in  jeden  beliebigen  Winkel  gegen  einander 
mit  Leichtigkejit  gestellt  werden  können ,  worüber  ich  bei  einer  an- 
dern Gelegenheit  Versuche  mittheilen  werde.  Anlöthung  der  auf- 
gewundenen Messigdrähte  ^n  die  Platten,  so  wie  an  den^  sie  yerbin« 
denden  Querdraht  i  ist  schlechterdings  nöthig,  wenn  die  Resultate 
scharf  ausfallen  sollen,  während  sie  sonst  zweideutig  und  schwan- 
kend sind,  eben  weil  die  Hauptbedingung  der  metallischen  Gonti- 
nuität  fehlt. 

Diefs  Torausgesetst  wollen  wir  die  alten  Zeichen  beibehal- 
ten und  also    die  Verbindung  wie  ich  sie  eben  angegeben  habci 

durch 


• 


159 


durch  ZKZ'  sowie  ÄZÄ'  und  ZZÄ'  u.  8.  w.  ausdrücken.  Die  Art 
der  Einsetzung  dieser  Gombinationen  in  die  Becher  ^wollen  wir  mit 
verticalen  Linien  zwischen  den  die  Metalle  bezeichnenden  Buchsta- 
ben  ausdrücken»  so  dafslf/ZlC^  eine  Art  der  Einsetzung  in  den  Be- 
cherapparat andeutet^  wobei  die  Becherwand  sich  zwischen  K  und 
Zi  und  KZIK^  eine  solche^  wobei  die  Becherwand  sich  zwischen 
Z  u.  K^  befindet.  Die  Oröfse  der  runden  Platten  betrug  nahe  2  Zoll 
im  Durchmesser.  Bei  .einigen  Versuchen  wurde  indefs  statt  der 
Zinkplatte  ein  schmaler  Streife  gewalzten  Zinks  genommen ,  der  nur 
2  Zoll  lang  und  in  einem  Fall  einen>  ita  andern  nur  einen  hal« 
ben  Zoll  breit  war«  Einen  solchen  Zinkstrich  wollen  wir  mit  ei- 
nem kidnen  Buchstaben  und  «war,  wenn  er  einen  Zoll  breit  war, 
mit  ?.  wenn  er  aber  4  Zoll  breit  mit  t  bezeichnen« 

Unter  dieser  Voraussetzung,  lassen  sich  die  Hauptrersuche, 
welche  ich  einer  Commission  ?on  Mitgliedern  der  hiesigen  Akade« 
mie  am  2.  und  24*  Maj  1817  rorzulegen  die  Ehre  hatte,  in  folgen« 
der  Tabelle  darstellen: 


18 


l60 


^   / 


N 


Combina 
I  i  o  n  e  D» 


Zahl 

der 

Lagen, 


iFlüssig- 

keit  inden 

Bechern, 


Flüssigkeit 

in  der 

Schale  bei  Folardrah- 

ten  von  Messing. 


Gasentbindung 
am  — ■  Pol» 


OxjdatioB 
am  -4"  PoU 


Ii\lBJ  .   .   eilf  Lagen 


ZIKZ'    . 


ZiKi' . . 


ebenso 


ebenso 


▼erdünn - 

tes  Salmi- 

ahwasser 

ebenso 


ebenso 


Salmiakwasser 


^Salmiakvrasser    * 
/etwas  SalssSureda- 
(  SU  gemischt 


•    • 


4  N.  2u,3ver. 
bunden  nach 
einer  Stunde 


ZIK. 


•  • 


ZJUK.  . 


ZIZK.  . 


8 


ZKIK    . 


t 


10 


11 


ZIZK.  . 


ZKIK.  . 


22  Lagen 


1  Lage  (ei 
ne     einfa- 
che Kette) 

eilf  Lagen 


^enso 


ebenso 


ZIZK.  .        - 


ebenso 


Brunnen- 
wasser 

ebenso 


▼erdünnte 
Salmiak- 
auflösung 

dieselbe 
Auflösung 


/Salmiakwasser    • 
letwas  Salssäure  da- 
(  SU  gemischt     • 

▼erdünnte  SaUsaure 
mit  Salmiakwasser 


iSalmlakwasser     « 
/etwas  Sal «säure  da- 
(  SU  gemischt  •   • 

Salmiakwasser  *  • 

^dasselbe  mit   eini- 
gen Tropf«  Salss. 
/Salmiakwasser  *  • 
/dasselbe  mit  eini- 
(  gen  Tropf,  Salss. 

destilirtes  Wasser 


bedeutend 
-  stark 


0 
0 
0 
0 
0 


bedeutend 
stark 


0 
0 
0 
0 
0 


starke  Gasent- 
bindung 

schwache  Gas- 
en tblndung 

schnelle  *Gas 
entbindung 

0 


starke  Oz^da- 
tion 

schwache  Ozy« 

dation 
schnelle  Ozy« 

dation 

0 


langsame  sehr  schwache  Wir- 
kung im  Verhältnisse  su  N.6* 


destilirtes  Wasser 


Salmiakauflösung 


Salmiakauflösung 


Gasentbindung 
mit     Kupfer 
dendritenbil- 
dung 

0 


Oxydation  und 
Messingauf* 
lösung. 


Augenblickli- 
che starke  Gas- 
entbindung und  Oxydation 

(Nicht  so  schnell  aueh  nicht 
so  starke  Gasentbindang 
und  Oxydation  wie  in  N» 
10» 


Am 


z' 


•^       V 


— —  161 

Der  Leser  sieht  wie  Tollkommen  sich  alle  ron  mir  schon 
▼or  12  Jahren  an  Bitter  (s.  B.  7.  des  Jou».  für  Chemie,  Physik  u. 
Mineralogie  ron  Gehlen)  mitgetheilten  Resultate  ?on  Versuchen  *), 
die  nach  kleinem  Maasstabe  im  Trögapparate  angestellt  wurden^ 
auch  bei  diesen  nach  gröfserem  Maasstab  im  Becherapparate  ange- 
stellten Versuchen  bestätigen. 

Bei  Vergleichnng  der  Versuche  2,  3$  4  und  5  erhellt^  dals  die 
einfache  Kette  fogar  stärker  wirkte,  als  eilf,  ja  zuletzt  als  22  Lagen 
der  Combination  ZIKZ}  während  die  analoge  Gombination  KZlK 
oder   auch  blos  K^IK  mit   ungemeiner    Stärke    fiber    24    Stundea 

lang  ihre  Wirkung  fortsetzte. 

« 

$.  3. 

Bedingungen^  unter  welchen  eine  ümkehrung  der  elek« 
trischen   Polarität    bei  der    Combination    ZKZ^ 

erfolgt. 

Bei  dem  rorher  angefahrten  dritten  Versuche  bemerkte  ich 
.eine  Erscheinung,    welche    ich  frfiher    noch    nicht   wahrgenommen 

hatte, 

*')  Es  gieng  aus  dieien  Combiiiationt  -  TersuclieD  ein  für  die  Comtraction  der 
Volt^ischen  Batterie ,  um  die  möglich  gröfate  Wirkung  zu  erhalten,  wichtige 
Folgesate  herVor,  nämlich  die  B»  7.  dei  Journals  von,  Gehlen  (sn  meinen 
Briefen  an  Ritter  abgebildete  Conitructiont-Art,  welche  nun  allgemein  alf 
die  beste  anerkannt  ist*  Man  hat  in  neuerer  Zeit  manches  über  dieien  6a« 
"genstand  geschrieben,  mit  Beaiehung  auf  die  nach  diesem  Princip  veraa- 
ttaltete  Umbildung  .der  grotsen  Loodner  Batterie;  aber  niemand  hat  sieb 
meines  Wissens  noch  die  Mühe  genommeq,  die  obigen  Tersuche,  woraoa 
erst  eben  dieses  Corollar  mit  Klarheit  hervorgeht,  zu  wiederholen»  indem 
•elbst  Ff  äff  in  seiner  schon  vor  einigen  Jahren  atig^angenen  „Revision  und 
Kritlh  der  bisher  cor  El*hlarali^  dei*  galnmdtfehen  Bfscheinmigen  aufgeetell- 
fen  Theorien  und  der.  Erfabrunf^,  anf  yselche  sie  lieh  stützen''  (Jour.  der 
Chem*  und  Ph»  B»  X*  S.  17g)  noch  iiicht.bit  zur  Vatersuchung  dieser  Er- 
fahrungen fortgeschritten  ist* 


i6a  

hatte  9   nnd  worauf  ich  daher  die  Anwesenden  sogleich  aufmerksam 

'   machte.     Nämlich  die  unwirksame   Comhination   aus  Z/Cf  fieng  nach 

einer  halben  Stunde,    als  etwas   Salzsäure   in   die   Gasentbindungs- 

Schaaie  gegossen  wurde,   sogar  im  entgegengesetzten   Sinne   an   zu 

wirken>    nämlich   der  Draht  Tom  Zinkpol  war  mit  Gasbläschep  be« 

legt,  während  sich  der  rom  Kupferpol  getrübt  hatte.     Die  Wirkung 

war  jedoch  zu  schwach ,  als  dafs  ich  es  wagen  wollte,   über  diesen 

in  theoretischer    Hinsicht  so   wichtigen  Punkt  zu  entscheiden.     In» 

defs  am  folgenden  Tag  fand  ich  den  Draht  rom  Zinkpol  belegt  mit 

reducirtem  Kupfer,    woraus  entschieden  genug  hervorging,  dafs  er 

negatir  gewirkt  hatte. 

Man  weifs  übrigens,  wie  viele  Versuche  schon  gemacht  wur« 
den,  eine  Umkehrung  der ,  elektrischen  Batterie  zu  bewirken^  die 
man  schon  gleich  anfänglich  mit  dem  Turmaline  verglich,  bei  weU, 
chem  aber  die  Umkehruog  der  Polarität  durch  viele  und  nament- 
lich durch  Havy's  Versuche  entscheidend  dargethan  ist.  Um  so  wich- 
tiger mufste  es  scheinen,  die  eben  angeführte  Wahrnehmung  weiter 
zu  verfolgen*  Ich  gestehe  jddoch,  dafs  es  mir  nicht  leicht  wurde, 
die  Beobachtung  zum  Versuche  zu  erheben  und  die  Bedingungen 
aufzufinden,  unter  welchen  jene  Umkehrung  der  polarischen  Wirk- 
samkeit bei  obiger  Gombination  mit  Bestimmtheit  erfolgt.. 

Bei  den  Combinationen,  wo  die  eine  von  den  beiden  Zink- 
platten  aus  gewalztem  Zinke  bestand,  sah  ich  öfters  die  Umkehrung 
erfolgen,  wenn  ich  ZIi^9  nachdem  keine  Wirkung  (die  jedoch  bei 
22  Lagen  frisch  eingesetzter  Combinationen  bei  der  Anwendung 
starker  Öalmiakauflösung  an  Polardrähten  von  Messing,  die  in  eine 
salzsaqre  Flüssigkeit  tauchen,  sich  stets  offenbaren  wird),  nach  ei- 
niger Zeit  mehr  wahrzuoehmen  war,  aua  den  Bechern  heraushob, 
und  sie  bis  zur  völligen  Abtrocknnng  an  der  Luft  stehen  ließ.  Die« 
selben    Glieder  der  Kette  nämlich,  wieder  ganz  auf  die  vorige  Art. 

ein- 


»       V 


V 


— —  lös 

eingesetst  in  die  alte  Flfissigkeiti  wirkten  alsdann  mit  umgekehrter 
Polarität.  Indela  war  'diese  umgekehrte  Wirkung,  üo  entscheidend 
und  augenfällig  sie  auch  seyn  mochte,  doch  stets  yon  kurzer  Daner; 
lind  stellte  man  nun  die  Gombinätionen  in  der  Art,  da£s  das  Ku« 
pfer,  welches  bisher  mit  in  die  Becher  getaucht  war,  ausserhalb 
derselben  zu  liegen  kam,  und  so  in  Berührung  mit  der  Luft  einige 
Zeit  lang  blieb  (wenn  auch  nur  5  —  10  Minuten)  so  erfolgte  sobald 
das  Kupfer  wieder  eingesetzt,  oder  die  Gombination  in  ihre  alte 
Lage  gebracht  yrurde,  die  der  Torigen  entgegengesetzte  Wirkung, 
nämlich  die  Batterie  wirkte  wie  eine  gewöhnliche,  ni^r,  wie  hier 
immer  Toranszusetzen  ist|  Tiel  schwächer,  obwohl  jedesmal  ganz 
entscheidend,  sobald  mit  Messingdrähten  geschlossen  wurde,  und 
sich  Salmiakwasser,  rermischt  mit  etwas  Salzsäure >  in  der  Schaale 
befand. 

Der  eben  angeführte  Versuch  konnte  mehrmals  wiederholt 
werden.  Indefs  gründete  sich  die  Anwendung  des  schmalen  Streifen 
von  gewalztem  Zinke  blos  darauf «  dafs  ich  zeigen  wollte,  wie  leicht 
die  Wirkung  der  Gombination  ZK  durch  einen  kleinen  dem  Z  ent- 
gegengesetzten Zinkstreifen  aufzuheben  sey,  während  eine  dem  K 
polarisch  entgegengesetzte  bedeutend  grSfsere  Kupferplatte  fast  gar 
keinen  merklichen  Nachtheil  bringt  Um  aber  jenen  polarischen  Um« 
kehrungs- Versuch  so  rein  als  möglich  auszuführen,  ist  vielmehr  dar- 
auf zu  sehen,  dafs  die  beiden  einander  entgegen  stehenden 
Zinkplatten  so  gleichartig  als  möglich  seyen,  weil  yielleicht  jemand 
daran  denken  könnte,  dafs  schon  allein  für  sich  gewalzter  und  ge«. 
gossener  Zink  einen  elektrischen  Gegensatz  begründen  möge,  des« 
sen  Darstellung  duröh  irgend  eine  Spur  ron  Batterie  •Wirkung  mir 
jedoch  nicht  gelang. 


Um.  übrigens  mit   ZKZ^  wo  Z  und  Z^  zwei  ganz  gleichar- 
tig® gegossene  Zinkplatten  bedeuten ,    ( die   drei  Platten   waren  bei 


mei- 


l64  

meinen  Versuchen  rundi  allei  was  wohl  su  beachten ,  gleich  an 
Gröfse  Ton  nahe  2  Zoll  im  Purchmesser)  den  obigen  polarischeft 
Umkehrungs- Versuch  anzustellen  ^  kann  ich  folgendes  Verüabren  ils 
ganz  zuverlässig  empfehlen. 

Man  hebe  wenn  die  Batterie  aus  Zink^  Kupfer,  Zink  (d.  h, 
aus  etwa  20  — ^  24  Gombinationen   ZKZ^)    eine  Zeit  lang  gewirkt 
hat  9  jede  Zinkplatte  Z^  einzeln  heraus  i  wahrend  die  zur  Kette  ge- 
schlossenen Zink*Kttpferplatten  (ZK)  noch    in    den   Bechern,  um- 
geben von  Flüssigheit y    stehen    bleiben.     Man    trockne  jede  solche 
-Zinkplatte  Z'  mit  Fliefspapier  ab,   und  lasse  sie  dann  auch  an  der 
Luft    ToUkommen   trocken   werden,    etwa  eine  halbe  Stunde  lang. 
Sobald    man   nun  diese   abgetroeknete    Zinkplatte   wieder  einsetzt, 
80  wird  die  Batterie  umgekehrt  wirken   in   der  Art,   dais  am  Zink« 
pol  Hydrogenentbindung  erfolgt.     Es  versteht  sich,    dafs  ich  immer 
Toraussetze,  in  der  Schaale  sey  nicht  etwa  das  so  schwer  zu  zerle- 
gende destiUirte  Wasser,   sondern  Salmiak wasser,  vermischt  mit  et* 
was  Salzsäure;    und  Messingdrähte  seyen  zur  Schliefsang  der  Kette 
henützL 


Indefs  diese  polarische  Umkehrung  der  Batterie  wird  kaum 
^  Stunde  lang  dauern,  nach  welcher  dann  ohne  dafs  man  die  Bat- 
terie zu  berühren  braucht,  der  entgegengesetzte  Draht  anfangen 
wird.  Gas  zu  geben.  Die  vorhin  empfohlene  Herausfaebung  des  Ku- 
pfers an  die  Luft  und-  neue  Einsetzung,  nachdem  es  eine  Zeit  lang 
mit  derselben  in  Berührung  war,  wird  blos  dann  nöthig  seyn,  wenn 
die  Plauen  ZÜZ^  nicht  frisch  gereinigt,  oder  durch  oft  hintereinanr 
der  erfolgte  Wiederholung  des  Versuches  gleichsam  entkräftet  aind 
in  ihrer  Wirkung. 


$.  4. 


165 


5.    4. 


Ueber  die  Ursachen  dieser  polarischen  Uhikehrung. 


Obgleich  die  Gombination  ZKZ*  bei  ein  und  derselben  Art 
der  Einsetzung  in  den  Becherapparat  uns  polarisch  entgegengesezte 
Erscheinungen  darbietet^  so  würde  es  dennoch,  während  wir  Hy- 
drogen«  Entbindung  am  Zinkpole  wahrnehmen ,  ein  übereilter  Schlufs 
seyn^  daraus  zu  folgen^  dafs  also  Kupfer  die  Rolle  des  2!inlis . in  der 

« 

gewöhnlichen  Batterie  übernommen  haben  müsse. 

Auch  einer  andern  Idee^  welche  si^ch  darbietet,  können  wir 
nicht  nnbedingt  beistimmen  ^  nämlich  dafs  hier  eine  sogenannte  La« 
dungss^ule  Ritters  entstehe,  .ob  woU  i|renn  der  ziiex^t,  angctgebene 
Gesichtspunkt  nicht  gefalst  wird,  kein  anderer  übrig  bleibt ^  ala  dctr, 
dafs  eij^e  sich  erst  bei  der  angegebenen  Verfahrungsart  bildende  ele;k- 
trische  Batterie  die  Wirkung  der  nrsprüngUchen  durch  die  Glieder 
Zlli  begründeten  überwinde. 

'Und  dafs  sii^h  '  wirklich  bei  diesen  Versuchen  eine  rerbor« 
gene  neue,  der'  uiiBpilIngliehen  in  die  Augen  ftedlenden  entgegenge- 
seizte^  elektrische  Batterie  bilde ,  geht  aus  folgender  TEatsache 
herror. 


Auch  wenn  wix  Ton  den  Combinalionen  ZIKZU  die  eine  Zeit 
lang  zur  Batterie  geschlossen  waren,  nur  das  erste  Z  in  der  Flüs- 
sigkeit lassen^  während  wir  KZ^  herausheben  aus  den  Bechern  um 
an  der' Luft  abzutrocknen,  so  wird  Z'  allein  wieder  eingesetzt  ohne 
K  (das  zwischen  je  zwei  Bechern  zu  liegen  kommen  mag)  lebhafte 
Gasentbindung  herrorbringen,  in  der  Art,  dafs.  Z^  den  Hydrogen- 
pol  spielt.  Die  Gasentbindung  ist  jedoch  nur  auf  etwa  eine  Vier- 
telstunde beschränkt;  und  offenbar  ist  es  hier  allein  das  ZZ^^  wel- 
ches  diese    schnell    Törübergehende    elektrische    Wirkung    herror- 

bringt. 

Aber 
19 


i66  

Aber  worauf  grUndet  sich  die 'Wirkung  dieser  eigenthflmli- 
eben  Art  yon  elektrischer  Batterie? 

Man  wird  sich  erinnern ,  wie  Volia  die  höchst  interessanten 
Phänomene  der  Ladungssäule  Ritters ,  welche  entsteht,  wenn  man 
den  elektrischen  Strom  durch  eine  blos  aus  Zink  und  nassen  Papp- 
Scheiben  geschichtete  Säule  strömen  läfst,  daraus  erklärt ^  dafs  sich 
auf  der  einen  Seite  der  Kupferplatten ,  wenn' die  Scheiben  mit  Salz- 
wasser getränkt  sind,  das  Kali;  auf  der  andern  die  Säure  anhäufe 
folglich  eine  Batterie  aus  zwei  Flüssigkeiten  und  einem  festen  Lei- 
ter entstehe.  In  unserm  Falle  könnte  man  wohl  beiden  zuerst  erzählten 
Versuchen )  bei  denen  jedesmal  ZK  eingetaucht  blieb  in  die  «Flüs« 
aigkeit,  während  Z^  an  der  Luft  abtrocknete,  es  gelten  lassen ,  dafs 
sich  Säure  um  Z  angehäuft  habe;  Aber  da  wo  Z  ohne  K  einge- 
taucht wird ,  kaan  diefe  schon  weniger  'statt  finden^  und  man  mfifste 
sich  blos  mit  der  eintretenden  höheren  Oxydation  bei  Erklärung 
der  Erischeinung  begnfigen.  Auch  ist  in  Beziehung  auf  den  ersten 
Fall  zu  erinnern  j  dafs  man  jedesmal  bevor  das  trockene  Z^  wieder 
eingetaucht  wird,  ^ie  ^eingetauchten. ZJfi  mit  Mt^er  BUrste  abreiben, 
oder  mit  Fliefspapver  sorgföltigabvri^Qhen  kann,  (nur  .mfissea  sie  so* 
gleich  wieder  eingesetzt  und  nicht  twrot  an.  der  Luft  getrocknet 
werden  ohne  der  bei  Einbringung  des  an  der  Luft  getrockneten  Z^ 
erfolgenden)  elektrischen  Wirkung,  wodurch  die  rorhin  erwähnte 
pojarische  Umkehrung  begründet  wird,  zu  sqhaden.  Alles  diefs  zu« 
sam'mengenommeh ,  scheint  mir  der  .Unterschied  zwischen  Z  und  Z^^ 
der  ihren  elektrischen  Gegensatz  reranlafst«  rorzüglich^  darauf  zu 
beruhet^,  dafs  Z  durchnäfst,  Z^  aber  an  der  Luft  getrocknet  ist, 
und  in  eben  dieser  Berührung  mit  Luft  sich  mit  einer  dünnen  Hau^ 
(wahrscheinlich  kohlensauren^  Oxyds  überzog,  welche  bekanntlich 
der  weiter  fortschreitenden  Oxydation  ein,  nicht  unbedeutendes  Hin« 
dernifs  in  den  ^yeg  legt,  wefswegen  eben  Zinkplatten  zu  so.  man- 
chen tischnischen  Zwecken  anwendbar  sind,  zu  denen  an  sich  ein 
so  oxydables  Metall  minder  geeignet  scheint.     Eben  darum  erscheint 


•MM 


167 


Z  im  Verhfiltnisse  zut  Salmiakauflöscng,  als  ein  mehr  oxydablcd 
Metall  j  terglioheii  mit  Z*,  das  die  Rolle  des  negatiren  Metalls 
spielt. 

Man  mag  sich  hiebei  an  Ritters  sogenannte  pseudogalvani« 
sehe  Versuche  *)  Erinnern ,  womit  er  an  Nerrenpraparaten  den  elek« 
trischea '  Gegensau  zwischen  trocknen  und  durchnSfäten  Metallen 
iMiehauwetsen  sochte«  Dafs  indefs  diese  Versuche  Ritters  noch  eine 
andere  Deiitatig  dalassen  ^  als  die  aus  einem  elektrischen  Gegensatze 
»wischen  trockenen  und  durchnäfsten  Stellen  eines  und  desselben 
MetBÜeS;  haV  ich  in  der  Abhandlung  über  elektrische  Nerrenrei- 
snng  (B.  XI.  8«  313  meines  Journals)  nachgewiesen;  nur  daft  auch 
bei  obigen  Versuchen  es  nicht  blos  der  Gegensatz  zwischen  einenl 
ttocUenen  und  einem  durchnäfsten  Metall  sej^  woraus  die  erzählten 
Erscheinanrigetf' hervorgehen^  wird  aus  folgenden  Versuchen  erhellen: 
'  a)  es  geiang  mir  nicht,  die  polarischf  umgekehrte  Wirkung' 
«u  erhahen^wenn  ich  bei  gan«  frisch  gefeilten  Ptatt^n  derCbnW 

inz' 


zuerst  ZK  allein  einsetzte  m  die  mtv  8&}miakwas8er 
gefUlIteit-  Becher^  während  Z^  ausser  den  Bechern  eiiAe  Zeh  iMg 
bliebe  und  erst  eingesetzt  warde,  nachdem  zwischen  den  ein«l$lnea 
geschlossenen  Ketten  ZK  der  galvanische  Prozefs  eine  Zeit  lang 
gedauert  het^te^  folglich  Z  etwas  oxydirt  war,  während  Z^  deine 
volle  metallische  Reinheit  behielt.  Hier  war  alsa  gewiüs  der  Ge- 
gensatz ^wisckea:  durchnäfiitcn  und  fetichten  Platten,  wie  ihn  Ritter 
bei  seinen  paeudogalvamschen  Versuchen  annimmt,  aber  dennoch 
nicht  der  aas  diesem  Gesichtspunkte  m  erwartende  Erfolg.  •  Hob 
man  aber  nun  Z^  heraus,  wischte  es  ab  mit  Flielspapier ,  und  liefs 
es  auch  lufttrocken  werden ,  dann  gab  sogleich  bei  wiederemeuerter 
Einsetzung  der  auf  Z^  sich  beziehende  Polardräbt  BTjdrogen. 

b)  Ja  sergar  als  ich  frisch  gefeilte  Platteci  ZZ^  so  anwandte^ 
da£i  Z  24  Stunden  kng  früher  in  die  Becher  kam,   während •  •dan» 

erst*   ' 

*)  Sisk'  GdliUi&r  }oiirnalllir<}iiemie/n7til;  and  Miiien^s^'v»  ^^^  ^«  ^•'  ^'* 

19  * 


i68 


erst  Z^  rasch  eingosetat  wurde  ^  selbst  dann  war  nicht  eine  Spar 
Ton  Wirkung  zu  sehen,  während  diese  sogleich  erfolgt ,  sobald 
man  das  mit  Salmiakauflösung  eine  Zeit  lang  in  Berührung  gewe« 
Qcne  X*  'an  der  Luft  trocknen  läfst  ( wobei  es  sich  offenbar  mit  ei- 
ner dünnen  Haut  kohlensauren  Oxyds  überzieht)  und  dann  erst  wie« 
der  einbringt  in  die  Becher.  —  Eben  darum  findet  auch  Wirkung 
Statt  (bei  Schliefsung  nfimlich  ron  Messingpolardrähten  im  salzsaa» 
reu  Wasser I  wie  hier  durchgängig  TorausgesejLst  wird*),  ^penn  man 
frisch  gefeilte  Zinkplatten,  metallisch  rerbunden  mit  oxjdirten,  an 
der  Luft  getrockneten  Zinkplatten,  einsetzt  in  Salmiakwasser ;  und 
die  oxydirten  an  der  Luft  getrockneten  Zinkplatten  spielen  die  Rolle 
cles  negatiren  Pols. 

Wer  meine  rorhin  angeführte  Abhandlung  über  elektrische 
ü^eryenreitzung  m^t  einiger  Aufmerksamkeit  gelesen  hat,  wird  leicht 
finden,  wie  ich  die  hier  erzählten  Erscheinungen  im  Sinne  meiner 
dort  aufgestellten  Ansichten  au£Eassen  könnte.  Indefs  ich  will  mich 
hier  geflissentlich  mit  der  Anführung  ron  Thatsacben  begnügen, 
ohne  Einmischung  gewisser  mir  eigenthümlichen  Theorien,  die  eini« 
gen  noch  problematisch  zu  seyn  scheinen. 

Soriel  ist  gewifs,  die  schnell  Torübergehende  Wirkung 
einer  blos  durch  so  schwache  Unterschiede  zwischen  aonst  ganz 
gleichartigen  Platten  begründet  enelektrischen  Batterie  ist  im  Stande, 
die  Wirkung  einer  aus  Gombinationen  ?on  ZJKZ/  bestehenden  Bat* 
terie  nicht  blos  aufzuheben,  sondern  sie  sogar  umzukehren.  ~  Erst 
dann,  wenn  der  schwache  Gegensatz  zwischen  Z  und  Z'  Ter« 
schwunden  ist,  tritt  K  wieder  in  seine  Rechte  ein,  und  die  Bat« 
terie  kehrt  sich  um  Tor  den  Augen  des  Zuschauers. 

Nichts  kann  mehr  dazu  dienen,  den  Gegensatz  der  unter 
gleichen  Bedingungen  zwischen  ganz  analogen  CombtQA^ionen  ZKIZ' 
und  KI  ZW  statt  findet,  recht  lebhaft  in  die  Augen  fSsllend  zu  ma« 
chen«  Denn  Tcrgeblich  wird  man  sich  bemühen,  die  so  stark  wir« 
kende  Batterie  KlZXif  durch  so  schwache  Mittel  umzukehten. 


mmm 


VIL 
Dr.    Jgnaz    Döllinger 

i(|L:Sd[ir*  vtiiflB»  «ttd  Prof«  m  Wfimbarg,  ord.  miw»  Hltgliad  dir  Uiilgl» 

Akademie  der  WUsentch^ften» 


YOm 


Kreislaufe    des    Blutes« 


e 


Verzeichnifs  der  Schrrfteni  welche  in  der  Abkandlnng 

angeführt    sind. 

H.  Baker.    Das  zum  Gebrauche  leicht   gemachte  Hicroscopium  a» 
d.  Engl     Zürich.  1756. 

/.  A.  Braun.    Meletemata  qaaedam  circa  doctrinam  de  motu  san- 
guinis. Diss.  Jenae  1792.  4* 

J.  Carson.    An  inquiry  into  the  canses  of  the  motion  of  the  blood# 
Lirerpool  1815*    8- 


XPl  Cheselden.    The  anotomjr  of  the  human  bodj«.   The  VII  Edi^ 
tion.     London  1756.     8* 

6.  Floerke.    DIbb.  trandtiiB  Sanguinb  pto  Vasa  minima,  in  Halleri 
CoUectionei    T.  IL 

/.  B. 


170  •         -- 

/.  B.  Friedreich.     Dias,  de  nisu  formatiro.  Würzeb.  1818.  8» 

A»  Haies.     Statical  essays  containing  haemastatiks.  London  1733.  4- 

A.  V.  Hall  er.     Elementa  physiploeiae  id.  Opera  minora.     T.  L 

KB*    Ich  fübre  immer  diese  an  itatt  der  minder  ▼olIst£ndigcn :    Memoiret 
•ur  le  JDOafemeDt  da  tang.    Latttanfic  175(J»«  8* 

G.  jffarv^y.    ExecekatiO'  apaumiics  de/'iiroiatCatdis.tftBayiBQiiiis. 
Roterodami  l648.  12. 

A.  Leeuwenhoek.    Arcana  ni^turae  detecta.    Delphis  bat  lÖQS.  4« 

17B.  Die  Blatter  haben  die  Aufachrifl:  .Experime^xa  et.  contemtda|ionei ,  und 
ao  wei'dea  sie  auckicitirt^         ''    . 


•       r 


J>       «. 


eiusd.    Epistolae  pbjsiologicae.     Delphis  17 IQ.     4« 

—      Epistolae  ad  societatem  regiam  anglicam  et  alios  illustres 
yiros.     Lug.  Batay.   17 19.     4* 


NB*  Die  Blatter  haben  die  Äufichrift:  continuaiio  areanorum  naturae»  n»  ao 
werden  sie  auch  cithrt       -' 

M*  Malpighii.'   Oper*  ornioA.' Lobdnii  1686.    Fol. 

eiusd.    Opera  posthuma.  Londini  i6Q7.     Fol. 

C.  Merk.    Inaugaral- Abhandlung  ron  der    thierischea.  Bewegung« 
Wfirsburg  1&18.     8- 

E.  Niemann.     Diss.  de  ri  propulsoria  sanguinis  neganda.     Bepo- 
lini  1815.     8* 

G.  Chr.  Reich el.    De  sangaine  eiusqoe  motu  experimenta.  Lipsia« 
1767.     4. 

€r.  £.  Remut.     Experimenta  quaedam  oirea  ciMuhitioiaem  sangiiH 

« 

nia  institata.    Disa.   Goettiogae  1752.    4. 


I 


171 

\  Sen ac    Traili  de  la  stnietare  da  coeur.    T. IL  k  Paris  1 749-  4. 

m 

L.  Spallanzanu     De'  feüomeni  della  circolatioiie  obserrate  itel 
gtro  unirersale  dei  Yasi*    In  Modena  1773* 

S.  T.  V.  Soeinmerring.     Ueber  daa  feinste  Geföfsnetz  der  Ader- 

haut  im  Augapfel. 

^  • 

J.'B.  ff^tlbrartd.^  rnysiolo^   des  Menschen.     Giessen  181 5« 

• '  '      "'  '    • 

derselbe        in  den  Altenburger  Apnalea. 

V 

1 

R.  fFhytts,     Sänimtlicbe  zur  theoretischen  Arzneikanst   gehörige 
Schriften  a.  d*  E.  ü.  r.  J.  E.  Litzan.      Berlin    und  Stralsund. 

i7go.    8. 


Cjewöbnlich  nimmt  man  an.  Haryey  sey  der  Entdecker  des  Krei- 
laufes^  wenigstens  habe  er^  der  Erste  ^  das  Daseyn  desselben  durch 
directe  Versuche  und  Beobachtungen  erwiesen.  Allein  diese  ^  Be« 
hauptung  ist  nur  zum  Theil^  und  unter  gewissen  Einschränkun- 
gen wabrj  denn  eigentlich  hatte  Haryey  das  Phänomen  des  Kreis- 
lauf jes.  gar  nicht  beobachtet^  nie  selbst  gesehen  ^  sondern  nur  durch 
Schlüsse^  welche  er  aus  sicher  ansgemittelten  Thatsachen  zog^  zu 
beweisen  gesucht:  Wie  denn  auch  Ha  11  er  fahlte^  indem  er,  nach- 
dem er  die  von  Harrey  fbr  den  Kreislauf  yorgebrachten  Grfinde 
aufgezählt  hat,  ausruft:  ,,Supererat  ut  ipsU  oculis  circuitua  sanguU 
nis  subjiceretur  *)}  und  Haryey  selbst  nennt  die  Thatsachen,  yon 
welchen  aus  er  auf  den  Kreislauf  achlielst ,  ,f6Upposita^*.  Auf  solche 
Weise  iiat  uns  der  UnsterUiche  ein  gar  achönes  Beispiel  achter  Er- 

fah- 

*}  Elem.  Fbyi.  L.  III.  S.  tll,  $.  20. 


/ 


\ 


ITI 


fahrungserkenntnifs^  welche  nicht  bei  dem  Sinnlichen  allein  stehen 
bleibt^  sondern  aus  dem  rernünftigen  Gebrauche  der  Wahrneh- 
mung herrorgehti  zugleich  mit  der  wunderbaren  Lehre  hinter- 
lassen. 

Bekanntlich  erregte  die  harrey^sche  Lehre  bald  einen  heftigen 
Streit,  und  wenn  auch  dieser  auf  keine  Weise  lehrreich  wurde ^ 
oder  ^  etwas  zur  nähern  Entwicklung  oder  £f stern  Begründung  der 
neuen  Lehrsätze  beytrug,  so  verursachte  doch  die  Wichtigkeit  der 
Sache  y  dafs  wir  an  ihm  ein  vollendetes  Muster  jenes  häfslichen  Be- 
nehmens besitzen  5  wozu  Vorurtheile;  Leidenschaftlichkeit  und  Ro- 
heit des  Gemttthes  nicht  selten  bei  gelehrten  Streitigkeiten  führen: 
und  dieser  Eine  Zank  zeigt  uns  von  Seite  der  Feinde  fiarvey's 
in  sehr  concentrirter  Form  jede  Verkehrtheit^  wie  wir  sie  wohl 
einzeln  und  verwaesserter  bei  geringeren  Veranlassungen  zu  finden^ 
angewöhnt  werden. 

Nachdem  die  Wahrheit  über  die  Unvernunft  gesiegt  hatte, 
fiel  das  Heer  der  Jatromathematiker  über  den  Kreislauf  her,  mit 
dem  ernstlichen  Willen ,  diese  Grund^rscheinung  des  Lebens  so 
schnell  wie  möglieb  zu  tödten,  indem  sie  nur  lediglich  die  Aeusser- 
lichkeiten  des  Bluisystems  aufgreifend ,  den  Begriff  desselben  zu  er- 
sticken suchten.  Auch  Des  carte  s^  dieser  Grundpfeiler  der  Ato- 
mistik, hatte  frühzeitig  mit  Wärme  adi  der  neuen  Lehre  Antheil 
genommen. 

Inzwischen  konnte  man  sich  über  einen  sehr  wesentlichen 
Punkt  in  der  Lehre  vom  Kreislaufe  des  Blutes  nie  recht  ver^ 
ständigen ,  nämlich  über  den  Ausgang  des  Blutes  aus  den  Arterien 
und  dessen  Eingang  in  die  Venen.  Harvey  selbst  liefs  die  Sache 
gänzlich  unbestimmt»  da  es  gerade  derjenige  Moinent  seiner  Theo- 
rie war^  auf  welchen  c;r  durch  Schlüsse  ^  und  iiicht  durchs  Experi- 
ment geleitet  wurde  3    nur  im  Allgemeinen  behauptete  er^  das  Blnt^ 

wä- 


173 

I 

ywelphes  TOti  dem  Bßnen  ia  (die  Arterien  abfliefse  f  miksse  in  die 
Yexkep^  koüKomen ,  und  das  in  den  Venen  dem  Herzen  zuströmende 
Blut»  mfifsten  diese  vpn  den  Arterien  erhalten  haben;  wie  aber  die- 
ses ..ge^chehe^  wird  nirgends : gesagt;  Ja  es  ist  bei  Harre  j  an  mek- 
reren  Orten  *^.'4ie  Rede  Ton  dem  Durchgänge  des  Blutes  durch 
das  Fleiscl}  un4  Jf^arenchy^ma^  rom,  .E^sangen  der  Venen  |  tuoi  Poro- 
sitäten im  Leibe 5  welche  das  Blut  durchlassen:  so  da£s  er  sogar  im 
1$ten.,Gapitel^  wo  ßt  in  gedrängter  Kürze  seine  neue  Lehre  darlegt 
^dfin;  Kr^^islaof  drcuZarem  qu,^mdam  motum>.  eiise' Aft  ibeislaofea 


Diesem   Mangel  der  harreyschen  Entdeckung  kam  nun  die 

Autopsie ;sn  Hftffe:  Mi^Ipighi^^Leeuwenh&k,  Cowpei»,  Moly- 

zieux,>;CI)esei4Qn«>i^eAer^*  A.j  Ha^l^s  und  :noch   andere  haben 

^wm  Tl^^il^ßcliHVk'Ji^^ptig  d^fi^frirklicben  Fortgang. des  BiUtes. in 

u^uttterbro^heaeo  Str^^  lomr  Hprßen>.ab^  'unAzarückiisium  Her- 

.sen  gesellen.     Da  sich .  aber  diese  Beobachter  hie  .und  doft  zwteideu- 

jtig  üb^r  ihre  Wa^jrnehmui^gen  ausdrückten  ^  da  einige  Behaöptungen 

.gerechtes  Mifstrauenr  jer^figteni^  da  auch  der  Art  Beohachtungeo. selbst 

einige.  .^schi|iprlic^keit;  haben^    4a   die  an   einer  Stelle,  dte  Leibes 

angfistellte  Unte^^cbixtig  ..jooch,  nicht  den    Schlujs'  MlSfiyiy.'dai&'  es 

,sicb  überall^  in. allen  Organep,  auf  gleic}i.e  Wei8«-Ter|(alt&9  söf«i^d 

die    Yon*    mehreren     Seiten  '  jt^stättigte    Erfahrung,  nicht'  äUgemeSa 

beiföUIgen.  Glauben,  >  und  namentlich    sucht  die!  1  Stahlische  -Schule 

auszuwe.iiQiien.j   H«ell,C{r  tr«|t  sp^ter^v^jlfirph  ^oig^en.  Augensdrain 

belehrt ,  jef^e^  hiei^ ;  wi^lghe  |  die  /unupfe^f^bi^^cbetie.  :S4ramuog'!dee  Bin- 

-^^  ^unch  dfe,  Enden,  der  Arterien  npd  Aqfäpge  der  Venea  belnmp- 

teten ;    und    übf^rdiefs,  noch  bot  die  sich  immer  mehr  terhreicenHe 

Kanst,    die .  Gefässe  des  Tbierleibs  mit  tersjchiedenen  lAJectioinmas- 

sen  apaufüU«!!,  manchcjs.darr  v«s  fJttr  4if!.,qflAtiaüittt  derjsu-  «pd 

ab- 


•)  ExerciutiMiM  p.  «9.  |,i8,  134. 


«       f 


20 


174 


^ 


ab&hrendea  Adern  zu  sprechen  scliien.  Vor  dllen  aber  gIfUizea 
Spallanzanis  vielseitige ,  genaue >  in  jeder  Hinsicht  rollstftndige , 
höchst  unpartheiische  Beobachtluigen ,  welche  vohl  geeigenschaftet  ge- 
wesen wären,  jeden  noch  rorhandenen  Zweifel  zu  zerstreuen,  wenn 
man  ihnen  die  billige  Aufmerksamkeit  hftte  schenken  mögen.  'Es 
ist  schon  einmal  gesagt  worden,  und  bei  Ansicht  der  rot  KurzeVa 
Torgenommenen  Prüfung  der  Lehre  rom  Kreislaufe  *),  so  Wie  bei 
der  Bearbeitung  der  Geschichte  des  bebrüteten  Eyes  drang  es  sich 
auf,..dafs  es  unbegreiflich  sey,  wie  man  so  schmählich  Spallan- 
zanis Beobachtungen  habe  hintansetzen  und  rernachUssigen 
können« 

Klar  ist  es  übrigens,  dafs  dasjenige,  was  alle  Beobachtun- 
gen zusammengenommen  uns  t^er  den  Kreislauf  des  Blutes  lehren, 

'für  den  Physiologen  ein  todtes  Hapilial  idt/  so  lafige  «r  nicht  rer» 

-  steht,  die  einzelnen  Erscheinungen  zu  emem  Ganzen  zh  Verbindet, 
den  Hreislaui  selbst  aus  der  Idee  des  Thierlebens  begreift',  und' die 
innige  Verknüpfung  des  J)eweglichen  ^Blutsjrstems  mit  dem  übrigen 
Leben  heU  und  deudich  erkennt.  Da  nun  eine  solche  durchdrin- 
gende Anschauung  des  Thierlebens,  welche  uns  jedes  Phänomen 
nach  seiner  Bedeutung  nnd  Beziehung  zu  dem  Ganzen  sehen  liefse, 

•  bis'  izt  wenigstens  noch  zu  den  frommen  Wünschen  gerechnet  wer- 
den mnis,  so  ist  eine  gewisse  Unruhe  und  Unzufriedenheit,  wie 
solche  die  natttrlidie  Fdlge  der  undeutlichen  ErkennntnUs  und  des 
Gefßhla  eines  Mangelt,  welchem  die. nüchterne  Wahrüehniung  nicht 
abzuhelfen  verma^g,  ist,  laicht  erklärlich,  und ' dieser  zum  Theil  un- 
liwwufiiten  inne»  Unzufriedenheit  ist  es  zuzuschreiben,    wenn  ron 

.  Zieh  za  Zeit  über  das ,  was  die  Erfahrung  schon  entschieden  zu 
haben  acheint,  neue  Zweifel  sich  regen,  wenn  mit  Gewalt  Wider- 
sprüche in  den  Withmehmrungen  herrorgesucht  werden,   oder  wenn 

man 

*)  AUgsiiifine  me^oiaUche  Anasleai  Jahr  iSlfr«  Jsmiari  Februar,  Junj» 


\ 


175 


man  sich  bestrebt  f  ^r  elten  Sache  eine  neue  Seite  abzagewinneiii 
Ton  welcher  ans  ihr  besser  beyznkomtnen .  se jn  mOchte.  Von  die« 
sen  Umständen^  dann  auch  ?on  der  Ueberzengung ,  dafs  die  Praxis 
der  Medicin  bis  ief  noch  nicht  so  Tiele  Yortheile  aus  der  Lehre  rom 
Kreislaufe  habe  ziehen  können  y  als  man  sich  rielleicht  ron  ihr 
rersprach,  rfihrt  es  wohl  her,  dalk  tnan  neuerlich  zu  yerstehen  ge- 
ben wollte,  es  habe  Oberhaupt  mit  dem  ganzen  Kreislaufe  des  Blu- 
tes nicht  viel  zu  bedeuten ,  und  '  es  Tcrlohne  sich  nicht  der  Mühe, 
Ton  der  Haryey'schen  Entdeckung  viel  Aufsehens  zu  machen,  was 
uns  an  den  Fuchs  erinnert,  welcher  sich  Aber  die  unerreichbare 
Höhe  der  Trauben  damit  tröstete,  daCi  sie  noch  nicht  reif  waren? 


Gleichwohl  bleibt  in  der  Natnriahre  des  thierischen  Orga* 
nismus  dio  Theorie  des  Blntumlaufes  immer  eine  der  wichtigsten, 
sey  es,  weil  ein  mit  dem  Leben  in  so  innigem  Verbände  st^endes 
FhSnoraen  die  gröfiite  Aufmerksamkeit  fordert,'  oder  weil  so  viele 
enderie  Uatßrsucbubgen  sich  an  diese  Lehre  anschliersen ,  und  ohne 
gründliche  Einsicht  kx  dieselbe ,  so  mannigfaltige  Probleme  keino 
Auflösung  erwarten  dürfen*  Ein  schönes  Beyspiel  ernstlicher  For- 
schung über  die  Natur  der  Blutbewegung  gab  vor  nicht  gar  langer 
Zeit  Wilbrand:.  durchdrangen  von  der  Jdee  der  Metamorphose 
stellte  er  folgende  Sfltäse  *).  auf :  Das  arterielle  Geftfssystem  geht 
4n  den  einzelnen  Gebilden  des  Körpers  in  eine  wahre  Auflösung  all- 
mählig  über:  Der  Uebergang  laftt  sich  nicht  darstellen,  aber  es 
läfst  sich  eine  Substanz  zeigen,  welche  nicht  mehr  Geföfs  ist.  Das 
venöse .  Gef^fssystem  gebt  in  der  stittgen  öreneration  aus  der  Sub- 
stanz, die  nicht  Gefäfs  ist,  wieder  herVor,  und  zwar  so,  wie  sich 
aus  derselben  wieder  durch  eine  Verflüssigung  Blut  bildet.  Es  fin- 
det eich  mithin  keine  Verbindung  zwistbcu  den  arteriellen  und'  ve- 
nösen Gefafsen,    weder  durch  eine  Umbeugung  der  eratern,    noch 

durch 


•)  Phyfiologie  f.  2^.  P, 


20  ♦ 


176  ' 

durch  ein  zwischenliegendes  Haargefafssystem.  Daa  Blut  gelangt 
nicht  aus  der  Arterie  in  die  Vene »  und  was  sich  in  den  Venen  zum 
Herzen  hinbewegt  ^  hat  nicht  zunächst  als  Blut  in  den  Arterien  exi« 
•tirt^  sondern  ist  in  der  fortdauernden  Bildung  und  Verwandlung 
der  einzelnen .  Gebilde  des  Körpers  ganz  ron  neuem  erzeugt  worden« 
Das  was  die  Verbindung  der  .Arterie  mit  der  Vene  hindert,  ist  ei« 
gentlich  ein  Erstarren  des  Blutes  >  ein  Verstopfen  der  Arterie  dyrch 
das  Blut^  welches  erstarrend  Eins  wird  mit  der  V^and,  so  dafs  die 
Arterie  aufhört^  weil  sie  ihr  Lumen  einbüfst  j  mld  das  Blut  verloren 
geht  I  weil  es  mit  der  Arterie  ror schmilzt. 

Ich  kann  nicht  bergen ,  dals  mir  gleich  anfänglich  diese 
Theorie  beyfallswerth  geschienen  habe :  Die  Annahfiie  einer  fort- 
während in  den  Blutumlauf  eingreifenden  Metamorphosa  ist  dem 
Begriffe  des  thierischen  Lebens  nicht  entgegen;  die  gewöhnliche 
Vorstellung  9  welche  sich  die  Physiologen  ton  -  der  Bildung  der  Kno« 
eben  machen  ^  Hedwigs.  Ansicht  der  Faserbildung  stimmen  damit 
überein y  und»  die.  microscopisc^n  Beobachtungen  des '  vollkomme« 
nen  Kreislaufes  abgerechnet,  war  nichts  roUstindig  Gegründetes 
einzuwenden»  indem  der  Uebergang  der  In jectionsmasaen ,  welche*  in 
Arterien  eingetrieben -zu  den  Venen  gelangen ,  worauf  einige  einen 
so  hohen  Weith  legen  .*),  am  der  Oombinatiön  grösisrer  Arterien- 
aste, die  sich  soföUig'  in  •  die  Venen  iiffnen,  dergleichen  Hr.  Dr. 
Kretscltmar  in  Frankfitct  am  Main  am  menschlicheil  Arm  fand, 
und  welche  xnir  besonders  häufig  bey  Vögeln,  die  ich  injicirte, 
aohon  yorgekommeniaind,  erklärt  werden  konnte,  wobey  dann  oie 
lets^^  Verzweigungen  ■  der  Gefölse  ausser  •  idler  Beziehting  bleiben. 
Mein  Hauptgrund  fftr  die  Anoiahme  der  wilbrand'schen  Theorie  .war 
aber.. namentlich  die  .Thataaehev dafs  das  &iot  .si(A  eigentlich  ausser 
d^n  GefäS9Pn  eszeugi?^    und  die  Gefäliiwände  nur  in  Folge  ^höherer 

.  •  Ent- 


•)  G»  Floerke  traniitu»  Saii|;uinit.  {•  7» 


k., i  1.7? 

Entwicklung  aanehme,  so  wie  die  Sache  rem  Wolf  g^Ielirrfy  und 
von  }.  Huntei^  auf  den'  menschliehen  Körper  trbd  die^  H^Iuog  der 
Wunden  angewandt  worden  war  *)•  Ich  stellte  mfr  demnaeh  vor, 
dafs  es  einen  Punkt  gebe,  wo  die  Arterie  aufhöre,  und  das  BIttt  in 
Vbiersühleim'  (Schleimgewebe)  sich  wnwandle ,  daft  dann'  ein  Theil 
des  Tbierschleims ^wieder  tw  Blut-  werde,  däfs  sich  dieses^  erst  in 
bsetcheu:  saaimfe,  dann  in  Strötnchen  bilde/ und  dafs  diese  im' 
Fortgange  auch  wieder  Geföfswand  annehmen ,  auf  welche  Weise 
die  Venen  entstünden.  Im  Gaäzen  genommen,  mochte  diese  Ansicht 
mit  der  wilbrand^sbhen  überirtiiistimmeii,  nur  »war 'ddbey  ron  kleinem 
Festwerden  des^  BKites ,- keine^i^faarten  Ptfnktehetti}  als  Schlufs^der 
Arterie,  Ton  keinem  Zustopfender  Gefäfse  dieBi^itof  süe  Knocheaaua* 
genommen,  wttfste  ich  auch  wahrlich  nicht,  wo  es  an  irgend  einer 
Stelle  im  menschlichen  Körper  etwas  Festes  gebe,  als  den  mehr 
oder  weniger  ^ähep  Thierfchleim^  der  doch  se|bst  wieder  grölsten- 
theils  Wasscsr  ist.  ^  ".  "' 


\ 


I' 


i»>i  f 


Inzwischen  hatte  ich  den,  yoUkotamiBnen  Kreislauf  des  Blutes 
in  dem  Geföfsraume  des  bebrtkteten  Eyes  klar  und  deutlich  gesehen» 
und  die  Erfahrungen  Spallanzanis  machten  .einen  um  so  gewal* 
ti^erh  Eindruck  auf 'n^h,'  da  ich  ebeff''ftm  bebrüteten  Eye  mich 
überzißuffen  konnte,  dafs'  man  sich  mit  Völler  Sicherheit  auf  sie  ?er- 
lassen  dürfe.  Auf  diese  Weise  sah  ich  wohl  e^uij,  .d^f^  4ic  Lehre 
ron  einer  in  den  Kreislauf  eingreifenden  und  ihn  unterbrechenden 
Metamorphose,  seU>st  einer  Metc^oioi^hose  bedürftig  fey»  als  sich 
mir  eine  erwünschte  Gelegenheit  darbot ,  wodurch  ich  in  den  Stand 
gesetzt  wurdfe,  ausführliclte  Beobachif^ge^  tl^er  den  BluiumlauC  an- 
zusteUen.  Idn  erhielt  nänUich  eiae>  Menge«>.der  gröisem. gemeinen 
Mahlermusoheln ,  in'  dereü  Hieineli  kleine  ^^Fischeyer/Yermuthlich 
Tom    WeiMsche«    lagen.       Diese  Eyer  waren   tfaeils   unentwickelt» 

.  ..*  »      .  theils 


*)  J,  B/Friedrercli'de'ni8d'formi(ivo*  f.  ig. 


-i  >t 


y 


178  •_ 

t 

theils  kauen  sich  ^n  Tielen  schon  die  Köpfe  und  die  SchwSnschen 
der  Sische .  entwicKeU.  Die  Susserst  sarten  SchwSi»i>hen  der  swei 
bis  drei  Linien  langen  Fischembrjonen  aber  zeigten  sich  wegen  ih« 
rer  Darcbsichtigkeit  so  ungemein  yortheilhaft  geeignet,  um  in  ihnen, 
die  Bewegung  des  Blutes  zu  beobachten,  dsis  ich  billig  zweifeln 
mu(s^  ob  je  auf  eine  bequemere  Weise  und  mit  eineir  grOfsom 
Deutlichkeit  dieses  Phänomen  des  thierisphen  licbesie  gesehen,  wor^ 
den  sej.  Ich  halte  es  daher  ffir  ?^cht,  der  Aufforderung  des  so, 
gründlichen  als  musterhaft  redlichen  und  bescheidenen  Bejnrtbeilers 
der  Wilbrand^s<Shen .  Theorie .  in  den  AltCMtiburger  Annalen  ^\  Genüge 
zu  leisten,  und  meine  Wahmehmliog  **)  an  die  filtern,  anderer 
Katnrforsche]^  aüzureihen. 


U 


Der  unter  das  Microscop  gebrachte  Flscn  zeigt^  so  weit  er 
durchsichtig  ist,  (denn  ein  Theil  von  ihm 'wird  durch  den  noch  For- 
handenen  Dotter  yerdunk^lt)  eine  körnige  Substanz,  die  sich  auf 
keine  Weise  ron  dem  Schleimgewebe  **f )  .irgend  euies  Thieres  oder 

irgend 


,  •)  ,,Hitr  kSnoeD  ttnd  mu«M|i  ,OifiiM  ei  p*  153^  wi^dtrlifiU^  Beoba^^hjtu^ei^ 
entscheiden,  die  nieht  allein, das  Phänomen,  w^e  et  ist,  sondern  auch  die 
dabei  Statt  findenden  Verhaltnisse,    die  ein  trügerisches  Resultat  au^  Folge 

haben,  aufdedien.*« 

•   •  •  ^ 

'*)  Welche  ausser  meinen  Zuhörern  meine  Terehrten  CoUegen  die  &•  H.  Pro« 
fessoren  Ran   und  Text ar' dann  H,  Dr.  Parrol  eus  Dorpat  beeilttigen 


liönneii« 


j< 


^  CT.  Wolf  hat  geaeigtV  und  alle  Beobachtangen  beÄtaltIgtiA  «•,  daft  dai 
*  aogenannte  thiarlsehe^  Zelletigewebe  ein  gebldmAHigert  halbflasiiger  Steffi 
weli^er  oraprioglieh  keine  HS|iliv»geo  oder .  Zellen  hat^  $ty}  daher  ist  et 
eigentlich  liein  Gewebe;  man  würde  also  besser  tbun,  es  Schleimatoff 
an  nennen;  da  es  aber  mit  dem'  Secret  der  ScheimhSute  nichts  gemetnachaft« 
lieh  hat,   so  ist  et  wohl  am  geraihenstcn ,    den    Grandstoff,   woraus    alle 

Uicritchen  Xheile  betteM,  Thl^rttoff  (Zoogen)  au  nennen.    Nach  Tre- 

«I  * 


V 


irgend  eides  Theilea  unterstheidet;  es  sind  rundliche ,  melir  oder 
weniger  verzogene ,  Körner  mit  einer  halbflOsBigen  Masse  aneinander 
geklebt.  Diese  körnige  8td>8ten8  ist  ron  Strömen  durchschnitten^ 
die^  wie  B&chlein  und  Rinnen  durch  Sand;  durch  sie  hindarch 
ziehen/  '  ,     : 

Je  jfinger  das  Fischlein,  desto  weniger  Strömchen  relati? 
aar  Masse  sind  da,'  und  der  Thierstoff  Ist  häu^gerj  je  ilter  das 
Fisbhleitt  ist , '  desto  hSufiger  sind  die  Strömch  jki ,  desto  inniger  sind 
sie  eitiBiider  duteh  netxai^tigea  *  Verbreiten  und  Zusammenmttnden 
rerwebt/  desto  weniger  ist'  roii  der  körnigön  Sohl^tnimasse  ausser 
den'  Strömchen  Abrig. 


i  ».'•'.» 


♦  I 


>  Waft    i* 'StrSmcliett  Sich  bewegt,    sind   Ideiiie,-   ffüttmg«, 

^clnrf  abgfegi^äiizte  KOraer,  ditt  BlatkOgelohea. 


•  A  ^ 


l.'^         tri 


•  ». 


Jh« 


Die  Sirömchen  sind  Von  rerschiedener  StSrke,  je  nachdem 
mehr  oder  weniger  Körnchen  ein  Strömchen  ausmachen;  die  klein« 
sten  Ströme  führen  nur  ein  BlutkOgelchen ,  die  mittleren  ihrer  3 
l>is  6  nehen  einäädfery  die  gröfsern  werden  aus  vielen  sich  anein* 
ander  drangenden  Ölutkügelchen  gebildet«  Im  Ganzen  genommen, 
Ilaben  die  Strömchen  in  ihrer  Verbreitung  ein  bäumartiges  Ansehen, 
der  grössere  Strom  hat  als  Stamm  kleinere,  mittlere  Strömchen, 
zu  Stämmchen,  und  diese  zertheilen  sich  in  zarte  Zweige. 


j    • 


stärkeren  Strömchen  sind  durch  Anhäufung  der  Blutkfi- 
gelchen  roth,  die  kleinern,  so  wie  die  einzelnen  Kfigelchen  farblos« 


Der 


▼  iraavt  (Vormitelits  A]iliaDA]ailgeD>  besteht  der  Thie^toff  aus  faSebst  «ar- 
ten, meitl  geedilSBgelteaCylfiidern  (itebrieheinKeb  eine  optische  TSutcbung) 
auf  Högeleben  (HSrnern)  und  einer  helbflütsigen,  beide  Tbeile  eiabullendeo; 
Materie*    VergU  Friedreieh  1«  c,  f,  i5« 


180 


■<•■ 


Der  Lauf  der  Strömchen  ist.^jip^tf  eki  Theil  Motemt  Tom 
Herzen,  und  fliefst  immer  weiter  ab^  eto  Theil  flteft^t  dem  .Hersea 
8u;  die  abflielsendea  .Strömchen  beugen  sich  in  Bögen  um,  und 
^werden  ebe$  dadurch  sufliefsende j  qder.^io  Tom^Heraeo  abstrdmeOf» 
den  Bächlein  yeteinigen  sich  unter  verschiedenen  Winkeln  mil  dfn 
2U8trömonden. 


Der  Qreig|9u£  d^  Blutes  ist^.  ein  yollkonmoiiery  wie  {{in 
Ghes-elden  q}:^  un^.  lieeuwenl^pek  {richtig,  abbilden.  Ih^ 
Blat^  welches  dem  H^erzon,  jsuflief&t  ^  ^t  eben  das^}»e ,  «wf$lfl))4B%  rgm 
Börsen.  abAcis ;  t^itd  .was  TOm  $[<^fnj,abstroq^i/  das  ströaU  i^ipfk 
auch  wieder  zu.  Die  Blutkörner  finden  keinen,  ^ufentl^ltt  ^^IflfiP 
sie  Tom  Herzen  abgeströmt  endlich  wieder  umkehren  ^  wieder  dem 
JHer^en  sich  nähernd;  sie  .sind  u4d..b|fiboQ;dieseljbe^:  Wenn  daher 
in  das  Blut  eine  MetamOfjrfi^se  ^anqh  eiiigr<H[ft,j;wie  dann  ^d^^^^ 
wohl  nicht  anders  seyn  kanui  was  schon  die  Farbe  bezeugt,  so 
wird  dadurch  doch  nicht  das  Blut  alsr  solches  aufgehoben  j  es  ist 
und  bleibt  unter  allen  Umständen  Blut«    . 


\    ■     i    t 


-         ^ta 


n 


•  Bei  den  iflngsten  ^Isphchen.  welche  ich  upte^suchen  konn- 
'  te,  läuft  längst  der  Wirbelsaule  ein  einziger  rom  Herzei^  abflies- 
aender  Stroni^  ohne  alle  Verastuns;  am  Ende  beugt  r er  sich  uii^ 
und  wird  ein  zurückiliefsender  •  welcher  jedoch  nuf  selten,  so  ein- 
fach«  als  der  abfliefsende  bleibt,  sondern  meistens  mehr  oder'weni- 
ger  kleine  Arme  bildet ^  die  bald  ron  ihm  ausgehend^  bald  in  ihn 
zurückkehrend  Inseln  zwischen  sich  lassen  hX 


rr      *"   » 


i"J^' 


.;i*' 


MI  r* 


2. 


o)  The  Anatomy  T.  XXX.  F,  2*     Arcana  naturae   continuata«  p*  52» 

S)  So  fand  auch  SpalUneani  (U,e^£tp*  i^a«  p*  1430  W  Seh.wanEt  der 
FroschUrTen  CYf^  Graodatrdmc  dnrclv  .yM«WM>^  verbunden,  so  auch 
derselbe  (£^er.  99*  J  awei  solcher  .j^rjSoic  .  ^Hfr*^  ia*  den 'Kiemen  dieser 
Thiere.  /         ,       .      . 


\ 


181 


I    • 


2. 


•  •  •         ,  ■  •  . 

Waa  man  eigentlich  In  atrömender  Bewegung  siebte  sind  dio 
Blutkügelchen ,  sehr  kleine  ^  orale  Hörner  mit  ebener  Oberfläche, 
alle-  von  gleicher  Grdfse  und  Form  c).  Ob  diese  Kügelchen  oder 
Körner  wie  Leeawenhoek  will  d),  dabei  etwas  platt  gedruckt 
seyen ,  will  ich  nicht  entscheiden ;  ^  wenigstens  habe  ich  dieses  Ge- 
drOckt«  oder  Flachseyn  nur  einmal  an  einem  einfeigen  KOgelchen, 
welches  sich  in  einem'  Zweiglcin  lange  aufhielt»  und  allerlei  Dre- 
hungen und  Bewegungen  machte ,  gesehen:  Dieses  Kdrperchen  än- 
derte aber  auch  sonst  noch,  während  seines  Aufenthaltes  seine 
Form,  ja  sogar /seine  Dnrohscheinheit,  so  dafs.  ich  nicht'  weifs,  wie 
ferne  ihm  die  platte  Form  eigenthüjoalich  war. 


j  t, .  *j 


Die  OTafcn  Blutkdhie)^  'ändern  bei  Ihrem  Strömen  in  den 
Zweigen ,  wo  sie  einzeln  gehen ,  öfters ,  aber  ja  nicht  immer ,  ihre 
Figur,  sie  werden  länger,  suweilen  noch  einmal  so  lang  e).  Ge« 
wohnlich  schreibt  man  dieses  Verlängern*  der  Blutkfigelchen  dem 
Drucke  zu,  welchen  sie  bei  ihrem  Durchgänge  durch  ein  engeres 
Gefäfs  erleiden.  Wenn  man  die  Abbildung  bei  Reiche!  betrach« 
tet,    wo   diese  Erscheinung  abgebildet  ist,   so  sollte  man  wirklich 

glau- 

• 

e}  Auch  Leevwanhoek  fand  bei  Fiscben  nur  einerlei . oval«  Körner.  Anat, 
et  eontempl.  p..50»  51*  und  Contin«  arcanor.  aat.  p.  220»  wo  er  sie  ab- 
bildet. 

d)  1.  c. 

«)  Leenwenboek  (Eiper.  et  ContempI.  p.  173*  74')  tegto:  f^Tidebam  Tariae 
•anguinis  particulat  duplo  reddi  longioret  quam  latat«  ac  utramiiae  extremi* 
tat^m  videri  aentam.««  —  Beicbel  sah  die  Blntiiügelchen  d^  Froscbc»,  die 
er  •phiroidiecb  abbildet,  oval  werden,  1.  c«  p.  20*  —  Spallaasani  (Exp* 
TS  vergU  p.  207.)  sagt:  c«Dgiano  di  figura,  ailungaadoai  notabilitaimainente» 
Balle r  (Op.  min.  p.  1790  ^'^  «brigens  aichl  voUkommea  von  dieser  Thal- 
Sache  überseogt. 

21 


«• 


/ 


182  — '■ 

glauben  $  dafs  es  sich  mit  dieser  Sache  so  rerhahe ;  denn  alle  in  der 
Beihe  gg  gezeichneten  Kttgelchen"^  sind  auf  eine  so  yollkommen 
gleiche  Weise  verlängert ,  dafs  man  auf  eine  gleichförmige  Ursache 
fichliefsen  mufs.  Meinen  Erfahrungen  zu  Folge  hat  es  ajber  damit 
ein  ganz  anderes  Bewenden: 


f  • 


l)  Es  ist.iioch  gar . nicht  ausgemacht^  ob  die  zarten^  nur  aus 
einzelnen  Körnern  gebildeten  Blutströmchen  Wände  haben ,  wbron 
ich  nachher  eigens  sprechen  werde. 


2)  Ein  einzeln  laufendes  Kflgelchen  geht  nicht  immer  seiner 
Länge  nach^  sondern  dreht  sich  öftei^»  so  dafs  sein  Längendurch« 
messer  nicht  immer  nach  der  Axe  des  Strömchens ,  oder  eingebil- 
deten Ganälchens  sich  richtet,  sondern  diese  Axe  unter  einem  rech- 
ten Winhel  schneidet,  zum  Zeichen,  dafs  Platz  geüug  für  das  Kü« 
gelchen  da  ist,  und  doch  sieht  man  es  sich  selbst  während  seiner 
Drehungen  verlängern  /)• 

3)  Es  ist  gar  nicht  selten,  dafs  in  einem  Strömchen,  woge« 
wohnlich  nur  ein  Körnchen  fliefst,  welches  sich  auch  verlängert, 
zwei  Körnchen  neben  einander  zu  liegen  kommen  j  sie  drücken  sich 
dann  wohl  nahe  aneinander,  aber  sie  hindern  doch  einander  nicht 
im  Fortgange. 

/ 

4)  In  solchen,  aus  einer  Reihe  einzelner  Kflgelchen  bestehen- 
den   einfachen    Strömchen   läuft   ein    Kügelchen    an    verschiedenen 

Stel- 

/)  Mftlpigbi  (Dp,  postb»  p.  92.)  gedankt  ebenfaHt  d«r  Drebungen  und  Wen- 
dungen ^  welcbe  die  einseinen  Blatkügelcben  machen;  er  tagt:  t,8anguit  tum 
tarde  ac  placide  movetur  per^venas^  ejus  particulae  non  recta  feruntur,  »ed 
ad  latera  inclinant,  et  Tidentur  ^asi  particulae  fumi,  sua  gravitate  seatim 
praecipitatae.*^ 


\ 


i« 


-i 183 

Stellen  mit  irerschiedener  Geschwindigkeit ;  dauert  es  lange ,  bis  ein 
solches  Strömehen  einen  Ast  erreicht ,  in  welchen  es  sich  ergiefse, 
so  bemerkt  man  sehr  häufige  dafs  das  Kfigelchen  in  der  Nähe  des 
Astes y  dem  es  zuläuft^  seihen  Lauf  lieschleunigt;  geschieht  dieses^ 
so  wird  ohne  Ausnahmei  hiebet  das  Kttgelchen  am  meisten  rerlän« 
gert;  sonst  sollte  man  glauben^  das  Kfigelchen  mfifste  die  VerlSn« 
gerudg  da  am  sichtbarsten  zeigen  ^  wo  es  am  langsamsten  sich 
bewegt» 

Aus  diesen  Thatsachen  ziehe  ich  den  Schlofs,  dafs  die  Ver« 
ISngemng  eines  Blutkügelchens  nicht  die  Folge  eines  Druckes  ron 
der  Wand  des  zu  engen  GeüSfses  sey;  es  ist  mir  rielmehr  wahr- 
scheinlich^ dals  diese  Gestaltsverminderung  auf  eine  Neigung  des 
KOgelchenSy  sich  mit  seines  Gleichen^  seye  es  aus  Antrieb  anzie« 
hender  Uräfte^^  oder  ans  dem  Streben  nach  derselben*  gemeinschaft- 
lichen Bewegung 9  zu  verbinden  |  hinderte.  Nur  bestimmt  auf  det 
Rückkehr  zum  Herzen  begri£Fene  Kfigelchen  rerlSngern  sich.  • 

Uebrigens  ist  eine  Gestaltsrerfinderung  der  Blutkfigelchea 
durch  äussere  Einwirkung  nicht  allein  gedenkbar ^  sondern  es  sind 
mir  auch  Beispiele  daron  Torgekommen;  ich  habe  nämlich  gesehen^ 
dafs  sich  die  Kfigelchen  ein  wenig  bogen  ^  wenn  sie  einzeln  in  ein 
stark  fliefsendes  Strömchen  einliefen ,  und  dabei  schnell  die  Rich- 
tung ändern  mufsten;  F.  l.  T.  X.  zeigt  bei  e  ein  solches  durch  das 
Zwischenströmen  c  aus  dem  arteriellen  Strom  in 'den  Venösen  ge- 
langtes Kfigelcden^  wie  es  sich  des  scharfen  Winkels  wegen  ^  wel- 
chen hier  die  kleine  arterielle  Strömung  mit  der  renosen  machte 
krfimmt. 


/ 


3. 

» 

Unter  dem   Microsccpe  sieht  man   nur  den  Lauf  der  Blut« 
körner)  dals  diese  Körner  in   einer  ifrasserigen  Flüssigkeit  schwim« 

21  • 


V 


184 


»mi 


men ,  kann  man  auf  diese  Weise  i^icht  selien  g) ,  inzwischen  ist  es 
wahrscheinlich  >  dafs  nebst  den  Blutkügekhen  noch  einie  roUkommen 
durchsichtige  Flflssigkeit  da  sej,  die  mit  ihnen  sugleich  in  Strömen 
flielse.  Halle  r  h)  führt  als  Beweifs  dafür  an^  dafs  die  Blutkörner, 
in  einiger  Entfernung  ron''  einander  einsein  durch  die  Zweige  hin« 
durch  gehen;  da  nun  ein  vorderes  Kfigelchen  ton  dem  hinter  ihm 
£Dlgenden  entfernt  sej^  so  könne  auf  das  vordere  die  Gewalt  des 
Herzens  nicht  wirken  ^  wenn  nicht  eine  Flflssigkeit  zwischen  den 
beiden  Kügelchen  wäre^  und  das  vordere  mflfste  stehen  bleiben^  bis 
das  hintere  an  dasselbe' ans tosse,  was  doch  nicht  geschieht.  Ich 
darf  nicht  bergen ,  so  wie  Ha  11  er  den  Beweifs  f&hrt,  kann  man 
nicht  vollkommen  damit  zufrieden  seyn,  und  dieses  gilt  auch  von 
einem  ganz  ähnlichen, 'welchen  Spallanzani  i)  fbhrt«  Denn  der 
Fortgang  eines  solchen  einzelnen  Kügelchens  erscheint  in  gar  vielen 
Fällen  unabhängig  vom  Herzen  und  von  der  Gewalt  der  grö&em 
Strömungen;  meist  lauft  das  Kügelchen  langsam,  rnht  zuweiled; 
lauft»  wenn  auch  der  Antrieb  vom  Stamme  aus  sehr  schwach  ist, 
doch  rüstig  fort  k),  und  richtet  sich  hej  weitem  nicht  immer  nach 
dem  stofsweisen  Antrieb  des  Blutes.  Inzwischen  beobachtete  ich 
ein  einzelnes  Körnchen ,  welches  auf  seinem  Gange  liegen  blieb,  ent- 
fernt von  andern  seines  Gleichens,  und  sich  mit  einer  seiner  stum- 
pfen  Spitzen  angehängt  zu  haben  schien,  denn  es  flottirte  mit  dem 

ent« 

g)  nNulla  eiuf  partis  (seroiM)  sutpicio  nascilur,  ii  plenam  Tenam  ▼iderif*  la 
«rteria  eoim  el  vena  ranae,  si  sana  beneque  pasta  fuerit,  globuli  rabri  adeo 
conferti  tuntf  ut  qaldquam  praeter  cot  taeiie  nos  luipicerW'  Haller 
Op«  m.  p.  iSl« 

h)  h  ctt. 

0  libr.  eil.  p.  84. 

k)  „imo  ▼idi  per  venas  uniui  globuli  duorumve  motam  saoguinit  feliciter  coa- 
tinuättim  füllte,  ciim  initerim  majorei  arteriae  lenlisiime  inoTercatur/*  Hal- 
ler h  0.  p«  igz«    CobL  ibid*  EzperimeotttBi*  62«  p*  76t 


mmmmmrn^ 


185 


^n^egengesetsteor  Ende  hin  und  wieder  ^  und  swflr  genau  nach  dem 
Rhythmus  des  Blatströhnrene  ^  so  dafs  ich  mich  für  überMUgt  hielt, 
ea  werde  eine  Fhlesigkeit  stofawelse  afi  4em  Hügelchen  rorbei  getrie- 
ben,  welche*  es  in  Beweguivg « aetee.  Ein  zweiter  Beweifs,  welchen 
Hai  1er  für  das  Dasein  des  Serums  führt  I)^  ist  der,  dafs  die  Adern 
beim  Mangel  an  Blutkömem  doch  nicht  zusammen  fallen  3  allein 
könnten  sie  nicht  in  diesem  Falle  durch  Luft  ausgedehnt  seyn,  oder 
durch  lebendige  Expansion  ihr  Lumen  erhalten?  Endlich  giebt  Hal- 
ler einen,  wie  er  selbst  sagt,  tüchtigen  Beweifs  m)  fiir  dak  Dasein 
der  serösen  Flüssigkeit  durch  die  Beobachtung,  dafs  sich  um  die 
Wunde  eines  GefSfschens,  wenn  die  Hörner  ausgelaufen  sind,  ein 
kleiner  Hebel  bilde,  welcher  nach  und  nach  rerdickt.  Es  bleibt 
aber  auch  hiebet  immer  noch  die  Frage»  ob  das  Blutwasser  nicht 
Yon  den  Blutkömem  sich  ausscheide,  wenn  diese  ausser  ihren  na- 
türlichen Verhältnissen  kommen ;  es  ist  dieses  nicht  wahrscheinlich, 
ich  gestehe  es,  allein  nicht  Alles,  was  uns  unwahrscheinlich  dünkt, 
ist  darum  auch  falsch.  Leenwenhoek  ri)  sah  die  Bluthörner  im 
Serum  schwimmen,  allein  bei  der  Squilla,  und  auch  nur  dann,  wenn 
das  Blut  einige  Zeit  aus  dem  Körper  warj  „iati  globuli  sanguineiy 
seheint  es,  postquam  Mliquamdiu  e  squilla  exemti  jacuerant,  hie 
confertius,  illic  rarius  sero  innatabanV^i  dürfte  man  wohl  dieses  ,fpo$t» 
quam  aliquamdiu^^  ihr  einen  Beweifs  ansehen,  dafs  die  Blutkügel- 
chen*  selbst  ihr  Serum  nach  und  nach  secerniren? 


Alles  wohl  erwogen  und  rerglicheuf  so  kann  ich  mich  nicht 
überzeugen,   dafs    eine  solche    Menge  Serums    in   den   leben digea 

Ad^n 

0  loc.  cit. 

tn)  „Tfirum  multo  evidentius  cognoicitur  pellucidi  hHius   liquorii  natura.^' 
lagt  er  am  aog^s*  Ort«. 

n)  EpUtolae  pfc^slologicae  p»  il«    ' 


1S6 


i^u. 


Adern  Forhanden  sey ,  als  siob  ?on  dem  ais  der  Ader  geksBCüien 
Blute  darchs  Stehen  absondert}  rielmehr  soheint  mir  ein  Theil  des 
Blutwassers  ursprflo^licli  mit  den  BlutkOgelchen  ?erbunden  %a  sejo/ 
und  von  diesen  erst  durch  dile  Jltth«|  yielleicht  aocb  durch  eine  Art 
Absterbens  geshieden  zu  werden.  Diese  Scheidung  könnte  man  sich 
auf  eine  zweifache  Weise  denken:  a)  so  dafa  das  Wasser  durch 
Zusammenziehunigen  der  Blutkftgelchen  ron  ihnen  ausgetrieben  wür- 
de ^  i3)  oder  dafs  es  durch  eine  Art  Zersetzung  auf  dieselbe  Weise 
sich  bilde  I  wie  die  Medusen  ausser  dem  Seeilrasser  Terfliefüen« 


Wenn  die  Blutkörner  wirklich  mit  Wasser  vermengt  «ich  fort  be« 
wegen^  ist  denn  dieses  Wasser  das  Mittel,  wodurch  rerhindert  wird  ^  dafs 
sie  nicht  aneinander  kleben?  Leeuwenhöek  o)  sagt:  „cum  vero 
tarn  saepe  experiar,  qucuita  sit  globülorum  istorum  mollitieSf  et 
quam  levissimo  contactu,  dum  aeri  sunt  expositi,  velut  inter  se 
concrescant  Mut  coagulentur,  capere  m,inime  possum,  globulos  illos 
in  venis  et  ärteriisp  ubi  täm  valide  invicem,  protrudant  atque  con* 
fricant  (recht  gut^  non  \coagularU^  Ist  .diese  Srhaltnng  der  leib« 
liehen  Gränze  und  Indiyidualitäti  über  welche  sich  Leeuwenhöek 
sehr  wundert,'  nicht  Tielmehr  ein  Beweifs  des  infusoriellen  p)  Le« 
bens  der  einzelnen  Blutkfigelchen  ? 

Ich  habe  bisher  ron  Blntströmchen  gesprochen  j  wer  bei  Er- 
blickung des  Kreislaufes  sogleich  ron  Geföfsen  spricht ^  der  sagt 
mehr  als  er  sieht.  Man  erblickt  gar  keine  Oefäfse^  man  gewahrt 
nur  Strömchen.  So  der  Sache  angemessen,  drückt  sich  auch  Mal- 
pighi^    welcher    unter    allen    Naturforschern  zuerst  das  herrliche 

Schau- . 

q)  ^piitolae  pbytioU   p»  422* 

p)  Gruitbuiten  an  Tertchicdeneii  Orten  .seiner  SchriAeQ» 


.  « 


18t 

ScbMspiel  erbSckte »  Aber,  die  Siusba  aus  9) :  y^Sanguis  itaque  hoc 
impetu  f  per.  arteriits  in  qiiüseutique  cellulas  (es  ist  nämlich  von  den 
FroBchJteigen  die  Hede)  uno  vel  alterö  ramo  conspicuo  pertrans" 
eunte  seu  ibi  desinenü  per  rhodum  effluvii  in  minima  depluit,  et 
ita  mültipliciter  divi$us  ruhrum  colorem  exuitf  et  sinuose  circum^ 
dudu»  uncUque  spargitur,  donec  ad  parieteSf  angülös  (?)  et  vena- 
rum  ramos  i^^ofbentM  appeüakf^  Aach  der  Mahler  bei  L  e  e  a  w  e  n« 
hoeM  r)^  Gowper^  Chs^alden  «nd  Reiche!  bilden  die  Blat« 
stf  Gmßtoen  ab  rosenkranzartigjo  ^SchnQre  nackter  Körner  ab ,  und  [so 
bedientnjßich  auch  Spallan^ani  a)  dei  Ausdruckes  rigagnoli,  um; 
daipit::)AMaT2tt  <bezeichpiBn>  was  ich  dtrSiBchen  nenne« 

.  Inzwiechen  iaufeui  diesd  ßtrfimohen  zuweilen  dicht  nebenein- 
ander,  cider  quer  tll>ereifoander ji jodir  dhrchkreuzen  sich,  ohne  dafs 
die  einism  feden  eigenkhtlmliche  Richtung  des  Ströraens  'gestört  wird^ 
woraus  man  mit  Sicherheit  etvd  Winde  schliefiien  AäHf  und  nur 
erst  Tcrmöge  dieses  Schlusses  mag  es  erlaubt  sejrn,  bei  den  Ström« 
eben«  'welche  rom  Herzen  ^bflieisen,  ron  Arterien»  und  bei  jenen, 
welche  dem  Herzen  zufliefsen ,  von  Venen  %u  sprechen;  denn  die  Ström- 
chen an  sich  sind  noch, keine  Gefäfse,  aber  es  ist  wohl  gedenkbar, 
dafs  sie  in  dünnhäutige  Röhrchen,  Gefälle  eingeschlossen  sind. 


Insbesondere  sind  die  gröfsern  Strömcl^n,.  höchst  wahr^ 
scheinlich  mit  GefS&wänden  yersehen,  und  doch  giebt  es  auch  hier 
eine  oder  die  andere  Erscheinung,  welche  nicht  wohl  ioait  der  An« 
nähme  solcher  Wände  flbereinstimmt    . 

Die 


9)  Opera  omn»  p.  141* 

r)  Arcan*  nat«  contln»  p»  52* 

j)  1,  c»  p»  144* 


188  

'  Die  erste  dieser  Er^cheiiniifigeti  ist  das  Erseugen  der  neuen 
A^ste  ans  den  Arterienr-,«  und  das  leichte  Binmfinden  neu  entstehen« 
der  StrOmChen  in  die  schon  als  gebildet  gedachte  Vene.  Bei  den 
kleinsten  Fischen  ist  nrsprUnglieh  nur  ein  einfacher  arterieller  Stamm 
da^  aüs'  diesem  entstehen  Aeste^  und  diese  bringen  fortwährend  neae 
Zweiglein  herror^  woron  ich  unte^  noch  mehreres  anführen  werde,» 
was  daß  Geschlossense^rn  der  Arterie  noeh  indl>esoftdere  terdfichtig 
machet.'  Bei  den  yenosen  Str9#nangeh  ist  es  etwas  GewSbnliehes, 
dafs  ein  Yenenast,  der  sich  dnfach  In  den  VenenstanUn  •  eili^enld, 
bei  fortdauernder  Entwicklung  ror  der  Eiuseiihungsiohtn?  ewel> 
drei  und  mehr  Zweige  theilrj.^^o  daher  anföngtich  nur  Binf0)O^ffnnng 
an  der  Seite  des  Stammes  war,  da  mUssen  ihrer  immer  mehrere 
werden;  auch  mufs  jede  Vene  %a  fedev  Zeit  bereit  siB^ir^  lieu  ent« 
standene  Nebenzweige  aus  den  Arterien  aufWundunen«  •  Wie  kömmt-' 
es  nun,  dafs  die  Gefiffswände  so  leicht  dem  Spide  ifer  Yernelf&hi« 
gung  der  Sti^Jmohen  nachgeben?/    u.r 


n 


Eine  andere  Erscheinung  ist  mir  rollends  .gänzlich  qherkl&r- 
barj  wenn  ein  Venenzweiglein  auf  den  grofsen  Venenstamm  stöfst, 
so  hindert'  die  starke  Stromui)g  des  'Stammes  nicht  selten  das  Ein- 
treten eines  oder  zweier  KDgelchen  f)  j  wenn  nun  ein  solches  Hfi- 
gelchen  eine  Zeitlang  an  der  Ausmündung  des  Zweiges  liegen  ge- 
blieben ist,  SO'  wird  es  zuweilen  plötzlich  fortgerissen,  aber  dann 
auch  eigens  fortgeschleudert,  so  dalli  es  in  der  L2nge  von  unge« 
fihr  10  LSngedurchmessem  der  Hügelchen  längs  des  Stammes  pa* 
rallel  mit  ihm  einfährt,  aber  so  weit  Tom  Sirame  ent£efrnt,  dalli 
zwischen    dem  geschleuderten   Kügelchen  und  dem  Band  des  Stro« 


mea 


1}  Di«set  bemerkte  auch  Hai  1er:  „Neqae  inotile  ^rit  obicrTAfset  cum  veaa 
exigaa  venae  grandi  le  immiueroty  Samen  potentiut  eiut  Iruaci  repuluie 
•anguinem'  venae  nlnorit,  quae  aliquot  tarnen  glo^ulorum  frrati  mt  languincia 
eint  truaci  te  inanire  nequiret»^*     Op.  nin«  T*  !•  p.  2O0* 


;t80 

wohl  2  «— •  S  Hörn»  *  Flau  liaiien.  Die  5.  Fig;  der  X/  X.  aoll.Toh 
*&feser>  sondbrbören  BSrschcanuag  einen  Begrift  geben j.  ab  ist  der 
Summ,  .wo  das  Blol  Ton'a  neck,  fr-flief^t,  c  ist  der  sich  einmün- 
dende Ast,  £{isteinHttf^chen,  avelchce^ist  hinweg^escbleodiert^wird  t  e 
ein  bisw0gge8ohlead^r|;ißS  Hügeicfaen,  trelches  in  den  Strpin  hipeio- 
j%Ilt^  de  ist  die  I^ime^  welchem idas. -Hügi^lcheo.  in  seines^  Sprunge  be- 
sohreifat.  Wie  kömmt  nun  das  *BIittkftgekhen  über  den'Ran4  des 
.'Stromes  hinaus?  .  Ich  kama  mir  dabei  keine  Gewalt  denken 9  M^elch^e 
grdfs  genog  'w&re>'  die  ^enettwaad^  wfire  sie  aucih  >noph  6o.>4üni|> 
an.  ernreitam; .  noeh  weniger  ist  rorstellbar^  dafs.  djor  ^ri^ri}pg)iish|s 
Strom  das  Lommi  aeinei  Ge&uäfaea  nic^  ansföjle,  |tn4  Baut^  lasse 
iiBv:;die  Käulchen  >  welche  ^  flttWiQilearftc9>en  aioJb  {(Hrisji^i^Ili. 


c. 


Was  S^iairansalii  u)  angtebt^  dafs  er  nfimlich  die  Geföfis^ 
eben ,  worin  die  Strömung^  gMohseht^  bei  guter  Belenobtong^ .  4adur<Bb 
habe  erkennen  können,  dafs  er  swei  parallele  dunkle  Streif  eben 
iM^ben  den  StQömen.  entdeckt.  hUie,  Jst  mir  -aHisir  Aufmerksamkeit 
ohngeacbtet,  doch  aie  geglückt,  jsio  aeheo  *).* 


*    »     w. 


Dafs  das  Blut  sich  in  dem  Gefäfsrsume  des  werdenden , Vo- 
gels  ursprünglich  ausser  den  Gelais&n  bilde» '  defs  es  ohne  alle  Ge« 
iäfswand  in  Strömchen  sich  einrichte,  und  fliefse',  daA  es  erst  nach 
und  nach ^..uxul  dann . .selbst . nicht  i^beiall  Gefafawand  annehme,  ist 
aus  der  Geschichte,  des  bebrüteten  Ejes  sattsam 'bekannt  ^  aber  eben 
80  gewifs  ist  es  auch,  dals  es  iÄ  lieibe  tler  Thiere  Blutströmehen, 
namentlich  unter  den  kleinen,  gebe»  welche  keine  Gefafswand  ha- 

ben» 


■    « 


•  •»/♦ 


»  j. 


tl)  1*  €« 


V  57»  p.  7Sa  .:    ,  *.  ?.aO':  r.  ' 


•)  Et  Ux  iMr  «ine  p&  ir^m»i  l^iiM;^«  dlelW  lieeli#{dktJgS||  Aiftf egfabatt 

22 


190  

bon.  Ich^  habe  mich  von  dieser :. Wahrheit  dwob  meaie  43eobach- 
tuDgen  an  den  kleinen  FischobeB  9D:ific&r.  1iberzeiigt>!.dals  wenn  idi 
auch  nicht  schon  rorher  die  Geschichte  der '  Blutbildong  aus  den 
Untersuchungen  des  bebrülietto  Eyes  gekatuijti hätte,,  ich  doob  ge- 
-wirs'izt  auf  diese  Thatsache  hätte  höthwdndig.KQmnieaüiDüsaenl  Ge- 
nau so/^^ie*  sich  die  Sache  ndit- de»  Umtmebe.jies  . Blutes  in  den 
Thieren  yerfaahe,  lä^st  es  sich  üna^Iich*  beschreiben:  man  über- 
blickt so  Tiele  einzelne  Momente»  weicke  zusadinieiigenonunen  ^h 
ganzes  Bild  geben,  aber  diese  einoelnett Momente,  sind  ao  zart,  dals 
man  *ftie  ttchwer  auf  Worte  bringen. kaaa,  nxid  ^zeln  ,eraählty  ma- 
chten 3ie  aucli  keinen  l^lBect>  gebe»  keiae  Uebeezeugwagi  man.muft 
eben*  daaätenfee'  Selbst  sehen;  Alleiii  idi  mfaih  mich  bemftken,*  meine 
Erfahrungen  einzeln  aufzuführen,  damit  es  nicht  scheine,  als  wolfte 
ich  etWas  ohne  Grund  bcshaupten,  und  als  suchte. iph  ^n  billig  zu 
fordernden  Beweifsen  ^brck  Fbräs^i  aosznweidken  o.  -    -, 


t  ■» 


Es  i^tf  nichts' wenigetvals  -selten^  dafs  man  «in  elnselnes  K#- 
gelchen  yon  einem  d^^r  zarten  ^röme  abgehen,  sieht,  ohne  Regel* 
mäfsigkeit,  gleichsam  als  geschehe  es'  yon  ohngefahr;  der  Art 
abgehende  Hfigelchen  verhalten  sl$h  auf  dreifachd  Weise:  ' 


Bt.^5      ^*j.     i 


1)  Das    abgegangene  .  üügelchen    geht    wje^er    zu   seinen 
StriSmchen  zwuck. 

2)  es  rerllert  sich  m  den 'ThierjBchleim^  un^''^rel)t,  seine 
scharfe  Umgränzuog  Terllerend..  gleichsam  auseinanderllielsend,  mit* 
diesem  zusam^ien; 


;^.  .'...^.i.      i'j./       10.     .J 


•\ 


3)  es  dringt  in  den  Thierschleim  ein,  bahnt  sich,  die  Klttmp- 
ch^n  Ton  Schleimkömern  umgehend,  allmählig  eiifett  Weg,  und 
langt  endlich  bei  einem  andcan-$i^(Jpiphe^  an ,  -dej^fiir  e$  .sich  ohne 
if  eitere  einrerleibt)  auf  soldie  WeiS9  ^earlstehen    dijc  Verbindenden 


igi 

Z#iscfa0astfcOincliefi  I  iadtibi  dem  ^8teB.Kügelchen  aibfliiglich.air  ISo- 
gerfir  dann  nach  eua^r:  Weile  ia  körizeven  Zeitväumen  mehrere  fift- 
gesehen  folgen»  ^"'  :      ^ 

Diese  Thatscfaen,  mit  denen  nnmöglich  ein  Oeschloss^seyn 
der  kleinern  Blotströmchen  durch  Qefäfswahd  besteben  hann,  habe 
ich  oft  und  mit  idei^'grÖlWtdti  'Sbi^glSlt  beobkchtet.  STamenttich Var 
es  bei  dem  zweiten  Fall6  nbtÜWetfdig/Vfecht  rorriibiig  ztt^seyn,  da- 
mit man  nicht  das  Verlieren' der  Strörachen,  woTOff*  S^allanza* 
ni  i))  spricht^  für  ein  Abgehen  der  Kfjgelchen  in  den  Thierscihleim 
hätte;  halten  mögen.  Der  dritte  der  angcfUhtti^n  Fälle  ist  bis  zum 
UeberdruQse  oft  rdn  mir  ^seilen  i^orden;  Banst  flfi:l(  ich  anch  znwbileil 
eine  Reihe  Küj^elclien  iHren''LaQf  ändern^  -rudern  einto  Ton  ofinge^ 
fähr  abgieng»  und  die  übrigen  ihm '  na(mliommendihi' auch  dfeSM 
Wegnahmen,  dieses  sah  auch  Leeawenh«oeku;)  ^^Plus  semel  mihi 
videre  contigÜ,  arteriam  hon  ampliorem,  quam  ut  ^ingidcte  tan- 
tum'ianguinh  particulae  per  'eant  t'ransire  possefit ^  obtUrari:  qnöVL 
hoc  modo  ßebat,  qüod  nempe  sanguis,  postqüarn  'äliqubHes'  p^t'  af^ 
teriam  vi  quasi  esset  propuhüt,  swnto  aliqudntulvm  fieret  retrd^ 
gradus  ac  in  priore  et  solito  cursu  impediretur:  Vnde  factum  est, 
ut  sanguis  alio  non  longe  a  priori  vase  tenderet,  atque  illic  sine 
impedimento  ^cursum  suum  adsolveret,  hoc  soTummodo  discrimihe, 
quod  non  tam  cito  ferretur/^  und  nun  ^  fügt  er  hinzu:  i^JBfoc  vi* 
dens  y  siatuebam  mutatum  hunc  cursurh  sanguinis  non  fieri  per 
vas  sanguiferum  tunica  sive  membrana  munitum^  sed  sänguinem 
tantum  sihi  vi  quadam  canalem  efformasse.*^ 

£in    anderer  Beweifs  für    die  Nicht -Existenz    der  WSnde, 

welche  die  kleinen  Strömchen  angeblich  elnschliefsen.  ist  das  zuweilen 

^  • '    '.•  *    ^ 

bemerk* 

•  .  ^  •     .     "^ 

t;)  1.  c.  p*  176«  Alewi*  «Ura  le  aruHe  sepelleiidoft!  neil*  anümale,  ti  pardono 
di  vista ,  et  eludano  la  curiotita  dell*  oiierTatore»  — ^  Allein  daan  waren  dach 
auch  meine  Thierchen  au  durcfaaichtig» 


/ 


w)  Exper,  et,  «ontempUt»  p.  183* 


22  * 


192 


•Mü^ 


JbemeFkbaM  sitfiÜlige  Anhäufen: 'der  IMgeklienj  ich  sdi  swei  Rei- 
hen einsein  laufender  Kügelchen  an  .-^inem  Fnncte  zusämmenkom« 
men,  um  sich  in  ein  Strömchen  zu  rereinen;  auf  einmal  hinderte 
eine  Reihe  die  andere,  am  Fortgänge^  die .  lUlg^chen  häuften  sich 
nun  auf  .beiden  Seiten  zu  6>  zu  8  an.;  und  bildeten,  ein  paar  dicke 
Säul9l\$ja».  indem  die  nachkommenden  immer  an  dicaen  Haufen  sich 
anschlpssen;  beide  Säulchen  stiefsqn  nun  unter,  einem  spitzigen 
Winkel  i|a  das,. gemieins.chaftliche  Stämmchen;  dieses ^  welches  tot« 
her;  nur  1  oder  2  Hügelchen  geführt. hatte ^  fieng  endlich  an^  ihrer 
4.^—  5  2U  führen;  nun  gab  es  JPlatz^  die  durch  Anhäufung  der  JKü- 
gelchipn  entstandenen  Säulcben ,  w^rdctn  l^üf^er  und.  dünner^  weil 
mehr  Kügel9hen  abgießen  ^.  als  zvi^mcU}  und.  endUpjb  wo^en  wieder 
einfischen  rüfigelchenreihen  da«    .      ^       . 


j 


An  diese  Untersuchungen  über  d^s  Strömen  des  Blutes  durch 

♦ 

den  Thie^scUieim  hindurch  ohne  GefiSfs^and .  schliefsl^  sich.  eine,  bschst 
inerkwürdige  Beobachtung  Spallauzanis  x)  an.  Ich  gebe  sie  der 
^Dichtigkeit  der  Sache  wegen*  ausführlich  mit  seinen  eigenen  Wer- 
fen: ^IVon  evvi  parte  nelV  animale  (^Sdlamandrd)  si  sterminata' 
mente  ammantata  di  vasi  sanguigni  quanto  i  polmonu  Da  ciascun 
ramo  del  trunco  arterioso  scappa  una  pioggia  di  globetti,  che  spar^ 
pagliandosi  su  le  menihranc  ^pulmonari  le  coprono  tutte^  a  riserva 
di  piccolisdmi  spazietti  raramente  seminativi  dentro  e  luccicanti  per 
non  essere  tinti  de  sangue.  Quivi  crederemmop  che  quelV  affollata 
moltitudine  di  globettt  non  soggiacesse  alla  dipendenza  di  verun  ca^ 
nale,  giarche  orma  o  indizio  di  canale  non  ci  apparisce.  Solo  si 
comincia  a  s^ernere  i  vasi,  or  a  dir  ineglio  i  principi  .ae  vasi,.  Id 
dove  molie  legioni  di  globetti  coUineano  di  concerto  a'certi  dati 
punti.  E  tai  principi  sono  x^enosi,  che  pqscia  ingrossando  formano 
f  rami  del  troncq  venoso.    Ma  i  globetti$  oltre  al  cohßuir  dentro  a 

que 

...»  • 


: 19> 

fui  principi  di  vene,  si  dUpongonOf  älmeno  in  molH  siti^  anche 
in  fila^  formando  linee  di  un  globetto,  che  dirittathente  e  conmoU 
ta  velocitä  s^imfoccano  immediatamente  fiel  tronco  della  vena? 
Qui  non  si  puo  veder  meglio  il  rosso  che  colora  ciascuno  di  qui 
tanti  ntimerosissimi  globetti^^* 

Wenn  man  die  Gowpe  rasche  Abbildang*)  Ton  dem  Durch- 
gange des  Blates  durch  die  Lungen  eines  Frosches^  namentlich  Fig. 
5  und  1  betrachtet 5  so  sieht  man,  dafs  die  Verbreitung  des' Blutes 
auch  hier  mehr  flächenartig  als  geföfsartig  erscheint;  denn  die  als 
blutleer  angegebenen  Stelleu  sind  nicht  sowohl  Zwischenräume  zwi- 
schen bestimmten  GefaTsen,  als  yielmehr  inselartige  Flecken  in  einer 
gleichförmigen  Fläche.  Nur  wenn  die  Lunge  stark  ausgedehnt  ist, 
soll  sich  nach  Gowper  dieses  Ansehen  ändern,  und  die  Blutver- 
breitung netzartig  werden  (f.  3  und  4),  aber  auch  dieses  Netz  ist  so 
dicht ,^  dafs  man  immer  noch  seine  Einrichtung  auf  eine  Fläche,  in 
welche,  längliche  Flecken  hie*  und  da  eingelegt  sind,  zurückführen 
kann.  Am  bestimmtesten  hat  Gruithuisen  die  Bewegung  des 
Blutes  ohne  Gefafswand  in  der  Froschleber  gesehen.  **) 

Die  irrigen  Begriffe,  welche  man  so  lange  Zeit  ron  dem 
Grundstoff  des  thierischen  Leibes  hatte,  als  bestehe  er  aus  einem  zelll- 
gen  Gewebe,  wo  Blättchen,  Fäden  und  Hölungen,  wie  in  dem  niarke  eines 
Hollunderstrauchs ,  untereinander  lägen  y  waren  Schuld,  dafs  man 
sich  in  dem  menschlichen  Körper  ein  Blut  ohne  Gefafswand  immer 
nicht  anders,  als  eine  Art  Extravasat  vorstellen  konnte;  sobald  ein 
Blutgefäfs  aufhörte,  so  sollte  auch  sogleich  das  BliK  in  die  offenen 
Zellen,  welche  die  Einbildungskraft  geschaffen  hatte,  hineinlaufen, 
aller  Zucht  und  Ordnung  vergessend.     So  ist  es  nun  freilich  nicht; 

wenn 

« 
r 

*)  An[Aatwer  to  Dr.  Wrigbtt  letter»  conceraliig  t&e  cärs  of  as  apottcmttioii  ia 
tbe  LuDgft  bj  W.  Cowper,  in  Fbilotopbical  transactlont^Nr.  2S5> 

**)  Beitrage  aar  Pbyaioglloaie  und  Eaatognoiie*  Müacben  1S12*  p*  159* 


N 


\ 


194  ■-  ^ 

wenn  dds  Blot  dnrcb  den  Thier^chleim  sich  einen  Weg  bahnt  ^  M 
ist  es  auch  dieser  GrundstolP  aller  thierischen  Gebilde,  welcher  die 
einzelnen  Strömchen  im  Zaume  hält,  so  dafs  sie  durch  ihn  selbst 
Wand  bekommen,  wie  der  Flufs  ein  Bett  rom  Erdreiche  bekömmt, 
und  nicht  bedarf  in  Röhren  eingefafst  zu  werden,  damit  er  geregelt 
fortfliefse.  Die  Erfahrung  lehrt ,  dafs  das  Blut  sich  seine  eigenthüm- 
liehe  Geföfswand,  durch  die  es  eingefafst  und  ron  dem  freien  Thier- 
schleim  gesondert  wird,  selbst  anbilde,  was  dann  um*  so  natürlicher 
ist,  da  kein  Mensch  zweifelt,  dafs  alle  Theile  yom  Blute  erzeugt 
und  ernährt  werden;  aber  eben  darum  mufs  es  früher  e\x\  Blut  gie- 
ben,  als  es  Geföfse  giebt;  dagegen  stellt  man  sich  gewöhnlich  Tor, 
dafs  es  eher  Gefäfse  als  Blut  gebe,  sieht  auch  wohl  gar  das  Blut 
als  ein  Accidens  der  Gefäfse  an,  da  doch  umgekehrt  diese  selbst 
das  Secundäre  sind,  und  zu  dem  Blute  aus  keinem  andern  Grunde 
hinzukommen,  als  weil  jedes  thierische  Gebilde  den  Trieb  hat»  sich 
abzusondern,  und  in  der  Absonderung  seine  Eig^nthümlichkeit  zu 
bewahren,  und  sich  als  selbständig  zu  behaupten. 

Was  soll  man  aber  nach  allem  diesem  zu  den  folgenden 
ernstlichen  Behauptungen  Leeuwenhoeks  sagen  ?  y^Per  omnia 
haec  sanguinea  vasa  sanguis  perpeti  fluxu  atque  refluxu  labitur  et 
circumfiuit.  Neque  vel  unum  eorum  vasculorum  per  siiarn  extre^ 
mitatem,  quod  quidem  fdbulari  pcrgant,  sanguinem  ullum  effuri" 
dit.  At  neque  initium  neque  finem  Jiabent,  nisi  in  Corde  y).  Dann 
an  einem  andern  Orte:  ,yHaud  opinor,  ullum  existere  vasculum 
sanguineum,  quod  finiatur  z).  Ferner:  y,Non  uno  experimentg 
condidici,  nulla  prorsus  arteria,  quantalacunque  dernum  sit,  et 
quotcunque  arteriae  corpus  nostrum  perambulent,  ullibi  patet  vel 
hiascit,    nisi    ubi  sanguinem  effundit^^  a).     Dafs  Leeuwenhoek 

•  die 

y)  EpitMae  plijiiol,  p,  326* 
z)  Ibid.  p.  182» 
s)  Ibid.  p.  282» 


,  / 


\ 


,-: 195, 

Äie  GefaftwSndong  iet  kleiasiei^  Strömchen  wirklich  gesehen  habe^ 
ist  unmöglich^  au<^  habe  ich  rorhin  eine  Stelle  aus  Leeuwenhoek 
angeführt^  aus  welcher  erhellt,  dafs  er  den  kleinsten  Strömchen  die  Wände 
abspreche;  so  dafs  er  offenbar  mit  sich  in  Widerspruch  ist,  und 
dafs  es  daher  nicht  allein  erlaubt  ist,  sondern  sogar .  aothwendig 
wird;  Ton  der  Auslegungskunst  Gebrauch  zu  machen-  Ich  stelle 
mir  die  Sache  so  ror:  Leeuwenhoek  erwartete ,  dafs,  w^nn  die 
Strömchen  keine  eigenthümlichen  Röhren  hätten,  weldhe  sie  einschloS« 
sen,  sie  verfliefsen  müfsten;  er  dachte  vielleicht,  auch  an  Zellen,. in 
die  sich. Tröpfchen  Blutes  ergier$en  sollten:  toh  .aUeqs  diesem  sah 
er  nun  nichts  ^  sondern  die  Strömchen  hielten  flberaU>  wo  «r  sie 
erblickte,  ihre  G«'Si>z^;  sie  halten  edbarf^Q  Ränder,  und  in  fadenar- 
tigen Reihen  liefen  die  einzelnen  Ufigelchen;  dieser  Anblick  so  sehr 
geregelter  Ströme  reranlafste  ihn  zu  dem  Schlufs ,  dala  das  Blut  ron 
Ganäleheni  welphe  ihm  eigentbftmlicb  wären  >  i^nd.  es  tot  altem  Ver- 
fliefs0ii.und  Ergiefaen  bewahrten^  eingeseUosseA«  seyat  mSfste;  und 
die  Behauptung:  überall  is);  Geföfs,  ist  eigeooüttioh  das  Resultat  eioe^ 
Schlusses^  nicht  einer  uiimittelbaren  Wahrnebornng;  der  Vjerfasser 
sagt  uus  seine  Meinung,  nicht  aber,  was  ihm  erschienen.  Sonst 
m^g  auchi  dem  guten  Ijeeuweahoek  an  dem  Ausdrucke,  Geföfs, 
nieht  so  ridl  gelegen,  geweseuwaeya;  erv^ollte  Diir> flbet haupt  reehit 
«niatlich  die  Gontiauität  der  von  dem  Herzen  ab «  und  ihmr  wieder 
zufliefsenden  Strömchen  einschärfen}  aus  dam  Munde  der  Gelehrten 
hatte  er  etwas  von  Gefäfsen  erfahren ,  nun  blieb  er  bei  dem  Worte^ 
ohne  sich  darüber  Rechenschaft  zu  gebep.  Es  sej  erlaubt  eine 
Stelle  aus  dieseiji  Schriftsteller  anzuführen,,  welche  dazu  dienen 
kann,  mein  IJrtheil  zu  bestättigen:  ,yMiht  etiajn  per^uadeham ^  muU 
tos  ex  magnis  sang^ini8  cursibus^  qiios  videre  licebatp  quändo  san» 
guis  in  vasis  hihc  inde  incipiebat  coagülari,  non  fieri  in  vasis  quae 
tunicis  instructa  erant,  sed  sanguinem,  quando  multae  arteriae 
eum  ob  coagülationem  ulterius  propellefe  non  poterant  y  cum  tarnen 

IS 


y 


ig6 


mStmim 


1      \ 


is  adhuc  vehementer  a  corde  propeTlitur ,   novcs  dbi  eßonnare  ea» 

naleSf  ubi  minimatn  resisfentlam'tn  piscis  cute  invenii.     Imo  etiarti 

mihi   persvadeOf   otnnes   tenuissimos^  cur&uSj  si  eos  arterias  aut  ve* 

nas   t)ocare   velimuSf     togis   non   esse    instructos^     ac    solummodo 

eiusmodi  efformare  canaleSf    ubi    sanguini  in  protrusione  mininie 

resistitur.    Et  quamvis  fingamiis  minimum  vas  sangüiferum  tuntcn 

esse  instructum,  ac  eain  tunicam  ex  tribus  constare  membranis,  ut 

Jerunt  venarwn  arteriarumque  tunicas   esse  formatas,   quod  si  ita 

Sit,'  necessärio  eiusmodi  vasculorum  tunicae  sUnt  tenuissimae.    Po» 

nämus  enim-^  utaMea  saepius^  dixi,  centum  axes  globuli'^ sanguinis 

esse'uequales  axi  cr^tssae'arenul&e,  decem  miüia  igiiur- globulortmt 

sanguinis  simul  pössurit  transit^  per-venam,  sive^vas  sanguif^rum 

non  latius ,    quam  ut  crässa  ärenä  per  id'  iransire  possit.     Si  jam 

tunica    eiusmodi   venae  sit  viginti  quinque  viclbus  tenuior  Charta^ 

quam  dicunt  Pö^tpapief ,  quam   quäeso  tenuior  erit  tunica  venae, 

quae-  deciet  millesitnäe  parti  qrenae   tantum.  pervia  est    Adeo  ui 

iicet  singidae  vel  minimae  venae  tunica  sint  instructae p- ea   tümen/ 

adeo  est  tenius,  paUns  aut  spongiosa,  ut  ienuissimus  humor  aquo- 

9U&,  qui  in  sanguine  est,  rtam  faule  per  eam  possit  transirey   ac 

aqua  per  subtile  <^rihrum  c).     Au^  dieser  Stelle  ist  auch  efsichtti<^ 

wie  das,  was  Leeawenhoek  an  einem  andern  Orte  d)  bebauptety 

i)Smlich>    dafs    die"^  kleinsten  Oefäfse  eben  so  gut,   wie-  die  groftek 

äre  Häute  besBssen,  lediglich  ein  theoretisches  Hefleotiren  ser* 

Ob  wohl  Niemann  e)  die  Sache  mag  gehörig  uo.tersnalit 
haben^  wenn  er  behauptet :  y^Quae  vero  de  sanguine  in  paremchymate 
animälium  sine  praesidio  ßuente  adjiciunt,  ea  a  tota  Jlnätome(??) 
dissident,  nee  enim  in  insectis(?')  nee  in  ovo  inaubato  guttulae(??y 

soZi- 

•  •.   ■ .      •  •       \  • . . 

,  b)  fopenin,  et  ^onUmpl«  p«.l73* 
^^  c)  Exper.   et  contempl«  p,  ig^. 

Ü)  Contiftuatio  arcatibr.  naturae.'p.  55.  *     '  "     * 

'"^    c)  Diu.  de  \l  propulioria  sanguiüis  ntganda*  f*  9» 


V 


solitariaef  (fuantum.etliiidem  scii^,  usquam  ccuwrunff  quae -nojv  tuni" 
cU  licet  tenerrimis  contineantur?       .....= 

Wenn  ich  mich  beipübe.  su  beweisen  r.  dafs  ea  im  lebienden 
thierifcßpn  I^eibcL  BlumriSn|^e  jgjpb*^. ^,y eiche  y^opi  jkeioei)  Rö^rejri.  ein- 
ge8*6hlQS§ep ,  .firey  d^i^ch  .dfi8...Sph|e.i|i^ewebe.  fliefseoi^^  wie.  ein  Bfioh- 
l^in  durch  Sand  rieselt^;  sp.  sehe  ioh  gar  wohL  ein,  dfirao^QB  meiner 
Behauptung  entgegensetzen  ii^erdci  auf  diese.  Art  müSj^e  das  Blut 
ipit  dem  Sohleime  rerfliefs^i^.»  .entweder  weil  die  .Blutküg^lphei»  sich 
411  die  SchVeipakörner.  anhängen  ^vürden,  ^pder^  weil  .das  Bk^iiYasser. 
siqh  in  den  Thiersphleim  hinein  %^e^  welche|[|  letztere  am  so  leich- 
ter geschehen  ,köane>  da  man  wisscj  dafe  es  gerade  eine  rcharacte- 
ristische  Eigenthümlichheit  des  thi^r^schen  Stoffe^  .  sej,  Wässe- 
rigtes  an  sich  zu  ziehen,  und  auf  solche  Weise  müsse  Alles  in  Ver- 
wirrung kommen!  —  Ich  antworte: 


}  ',     L 


.r      ^.  •;  ,    ;'     :;:;    JUl.'!    f/T..'      '     ;     ..;!;     t,'  i    i 


"  .0  Ich  glMbe.8elbst,Vdafs'  Wischen  ^en!  naktcii  miUström- 
chen  und  4em  Thierschleim  ei(i  Wechsel  der  r Stoffe  i^attrhabe}  es 
mag  sich  wohl  wässerige  Flüssigkeit ,  aus  dem  Blute  in  den  Schleim, 
hineinziehen,  aber  auch  imigekehrt  Flüssiges ,  Ton  diesem  an  das 
Blut  kommen.  ,  ., 

•  •  4  I 

.^  2}  Die  Körner  anlangend  habe  ich.^schon  bemerkt^  dafs  zu* 

weilen,  ein  ^Blutküg^elchen  an  di^m,  Thiersch^eime  hängen  bleibt^  sich 
auch  wohl  mit  ihm  mischt:  dafs  aber  dieses  .nicht  immerwährend 
und  ohne  .höhere  lebendige  Fügung  geschehe^  so  dafs  damit  ein 
Hipdernifs  im.  Kreislauf  entstünde;  dieses  hindert  die  Vitalität  d^a 
Blutes,  nSmlich  der  im  Blüte  gelegene  Trieb,  ^ich  als  da^  zu  erhal- 
ten, wozu  es  einmal  geworden  ist. 

.,  ^    3)  Wenn  man  bey  dem  bebrüteten  Ey  den  flüssig  geworde- 
nen milchartigen  Dotter  und  das  neu  entstandene  Blut  betrachtet^  so 

23  '  •■    •       '        '' 


198  — 

ist,  die  Farbe  und  Bewegung  abgerechnet,  fast  kein  Unterschied, 
und  so  ist  es  auch  bey  meinen  Fischen;  der  'schleimartige  Stoff, 
woraus  die  ruhende  Masse  ihres  Leibes  besteht,  unterscheidet  sich 
sehr  wenj^  ron  dem  stromendöb  Blute  j  nebst  der  Bewegung  macht 
den  größten  Unterschied  das  Aussähen  der  Körner,  welche  heym 
Blute  scliSrfe^  abgegrSnzt»  regelihäiäijger  ^gefoi^mt' sind;  faber  diese 
Abgeschlossenheit  und  Regelmässigkeit  der  Körner  hört  auf;  sobald 
das  Blut  ruht:  der  'Thier schleim  ist  eben  nichtfltessendes  Blut,  das 
Blut  ist  strömender  Thierstoff.  Die  ganze  Masse  meiner  Thierchen^ 
theilte  si6h  in  zWey  Theile;  ein  Theil'flbfs;  der  anderä  lag  Vühig' 
'  2 wischen  d'eii  mütiter  fliessenden  dtrömchen;  auch  diesb  Buhe  kann 
nur  Yon  der  Vitalität  des  Thierstoffes  abhängen;  denn  wenn  in  ihm 
die  Lust  zum  Strömen  erwacht^  so  wird  er  Blut^  wie  ich  nachher 
erzählen  werde. 


!■   r 


:  ->. 


•\ 


iMi 


4)  Da  das  ruhende  Blut  auch  sogleich  wieder  Thierstoff  ist, 
so  wird  es  durch  die  Ruhe  zu  einer  Masse,  welche  die' Blutström« 
eben  durchziehen«  y^Vidi  porrö,  sagt  Leetiwehhoek  f),  uno  in 
locp  per  sanguinerri  hunc  * coagülatüitC  canalem  esse  factum ,  ac  ineo 
etiam  peragi  circillattofiem,  isveronöherätärnptior  quam  üt  singulip 
tantum  sanguinis  particulis  esset  pervius.  Hiccanalis,  ut  opinor,  pösC 
sanguir^is  coagulationem  de  novo  erat  /actus,  per  magnam  cordis 
propuhionem i  qua  factum  erat,  ut  sanguis  per  sanguinem  coagu^ 
latuni  siSi  viam  pafdsset.  Es  macht  mir  ungemeines  YergnOgen, 
das  sehr  lehrreiche  Phänomen  selbst  einigemal  gesehen  zu  haben: 
nur  glaube  Jch  nicht  geradezu,  dais  der  Trieb  vom  Herzen .  das 
Blut  den  neuen  Weg  zu  bahnen  zwingt;  wenigstens'  sah  ich  die 
Sache  auch  einmal  an  Venen,  in  denen  das  erste  Blut,'  und 
dann  auch  das  durch  dasselbe  durchgehende  zweyte  sehr'  langsam  . 
sich  bewegte.     Wie  dem  aber  auch  sej,  so  wird  dadurch  die  Lehre 

Ton 


1 » 


i  • 


iV.f- 


f )  Experim.  et  centeapl.,  p»  193* 


— : 199 

Ton.  dem  Mangel  eioer  jb&utigeix  GeK^Tsiyaxidi  und  die  Möglichkeit 
eines  sichern  Purphgiutge«,  der BlqtAtrpmch^n.darcIi  ein^  weiche  Maa« 
ae  aufs  aügenfcheinl^chste  beatittig^t. 


c 


6. 


Die  Verhältnisse  der  «ach  Stärke  nnd  Riehtang  Terachiede« 
neu  StrOmchap  au  einander  aind  sehr  verschieden^  und  laaaen  sich 
afihwer  auf*  tfUgemeifie  Lehraitae  bipingen.  Die.  arteriellen  Ström« 
chen  sind  einfacher  i  lileiner^  sparsamer  ^  schfirfer  hegränsii«}  in  ihrer 
VentheiloDg  herrscht  die  Pauoiform:  die  jenösen  Strömchen  sind 
ausammengesetster ,  breiter ,  häufig  unter  sich  verflossen ,  ohne  Re- 
gelmSssigkeit^  mehr  neta-  ala  baun^artig  Tertheiltj  die  Gr£nze  zwi- 
achen  dem  filute  und  d/sm  Thierschleim  ist  nicht  fest  gezogen  5  es 
sind  ihrer  ^lehrtoe. 


/    ^ 


o 


Der  arterielle  B^uptstamm  und  der  venöse  mögen  sich  so 
ziemlich  gleichen;  auch  wird  wohl  immer  so  viel  Blut  dem  Herzen 

augeftLhrt/  als  es  austreibt. 

i.    '  •  ... 

• 

'  Die  Aeste  des  arteriellen  Hauptstammes  gehen  unter  rechten 
und  spitzen  Winkeln  ab;  auch  die  stärkern  Verzweigungen  der  Aeste 
machen  nicht  leicht  andere  Winkel;  stumpfe  Winkel  sieht  man  nur 
in  den  feinsten  netzartigen  Verknüpfungen  der  arteriellfo  StröWchen 
unt^r  sich  oder  mit  ^en  Venen.  Die  Aeste  des  Ven^nstammes  hal« 
ten  g^r  keine  Regel. 

I  *  r 

Die  venösen  Ströme«  nie  aber  die  arteriellen,  bilden üiTeben- 
arme.  Diese.  Arme  entstehen  theils  bey  der  allerersten  Anlage  so- 
gleich  mit  dem  Grundstrome,  oder  sie  entwickeln  sich  nach  und 
nachj  ihrer  immer  mehrere;  man  aieht  dann  einzelne  Kfigelchenvon 
den  venösen  Strömen  abgehen^    die  'sich  mflhsam  einen  Nebenweg 

23  ♦        '    ' 


206  — , 

bahuen^  dann  nach  einigen  melif  oder  treniger  bogenförmigen  Um« 
wegen  wieder  in  den  Strom  |  Ton  welchem  sie  äusgiengen,  zurück- 
kehren; dem  ersten  abgehenden  Hügelchen  folgen  bald-  mehrere^ 
und  es  bildet  sich  so  nach  und  nach  ein  bald  breit  werdender  Arm. 
Ich  habe  gesehen ,  dafs  ein  Kügelcifien  yon  dem  Venenstamm  abgieng, 
seinen  Weg  in  entgegengesetzter  Richtung^  yom  Herzen  abwärts 
nahm^  ddnn  einen  Bogen  bescfareibetid  in  die  zufliedsende' Richtung 
umkehrte^  und  wieder  dem  Sta'khme '  sich  einTcrleibte.  Die  Fig:  Z  T.  Xi 
steigt  einen  so  entstandenen  Arm  des  Venenstämmes.  "iZuweilw  ver* 
längetn  rieh  diese  Arme>  machen  grössere  Bogen  ^  auch  wohl  Sdlliti'* 
gen»  dergleichen  die  F.4T.X.  zeigte  tind  kehren  so  wieder  zum  Haupt- 
Strom  zurück  g).  Bedenkt;  matt  nun^  wie  gerne  6ich  die  Yenen&s- 
te  in  zwey;  drey  und  mehrere  Zweige  spähen^  wenn  sie  sich  dem 
Stamme  einrerleiben  y  und  dafs  sie  immer  breiter  sind ,  als  die  Ihnen 
correspondirenden  arteriellen  Aeste^  so  kann  man  sich  teieht  Tor« 
stellen  >    wie   d^r  yenöse  Theil  des  Blutsystems  einen  weit  grössern 

Raum/  als  der  arterielle  im  thierischen  Leibe  einnehme.     '^ 



Die  Stämme,  Aeste  und  Zweige  halten  ia  iVer  Vertheilung 

nicht  immer  eine  geregelte   Proportion.     Ein   grösseres    Stromeren 

kann  wohl  ein  ganz  kleines  Zweiglein  abgeben,    eben  sc^  auch  wie« 

der  aufnehmen,  obgleich  im  Ganzen  genommen^  die  ^trol^chen^um 

so  zarter  werden,  je  mehr  sie  in  fortschreitender  Verzweigung  nach 

aussea  geh^n;    ;  ^ 

Mit  unbedingter  Strenge  läfst  sich  die  Gränze  zwischen'  ei- 
nem arteriellen  und  yenösen  Strömchen  nicht  angeben ;'  es  giebt  kei- 
nen mathematischen  Funkt,  wo  das  Strömchen  aufhörte,  arterielles 
SU  seyn,  'und  Venöses  zu  werden  anilenge.  Ich  bemerke ^n' Hinsicht 
auf  die  Art  und  Weise^  wie  sich  die  Richtung  der  Strömchen  um- 
wandelt, folgende  ]^älle: 

*  g^^Hailer  Op»  mm»  p.  177»  sah  di(s8eH>6»      '^ 


—  201 

l)*  Dier  arterielle  Hauptstamro ,  wenn  er  gegen  das  Ende  des 
S^w^nsies  9 'eigendich  der  Wirbeleäide  gelangt  ist^  beugt  sich  unter 
einem  b^y  den  jflngsten  Subjecten  nindlidiAunipfen ,  bej  etwas  al- 
tern aber  spitzigen  Winkel  nmh). 

.  2)  Aus  dem  Stamme^  gehen- an  dem  Ende,  wo  zuerst  die 
IIwbeDgwg  eiofach.ist^bejr  etwas  altern  Fischchen  mehrere  ziemlich 
starke  Aeste  aus,  welche  dann  mit  dem  Hauptstamme  der  Venen  sich 
yereinigen.     An  der  Figur  der  Tab.  IX.  sieht  man  solche  Ströme. 


;i 


.  ,3)  Sowohl  .ai|8  dem  Arterienstamme,  während  seines  Verlan« 
fes  unter  rechten  Winlf^eln ,  als  auch  ans  demselben  an  der  ursprüng- 
lichen Umbeugungsstelle  unter  sehr  spitzigen  Winkeln  kommen  Aes- 
te, welche,  wie  Strahlen  auslaufen,  dann  sich  wölbend  umbeugen 
und  zurückfliessen :  dieses  ist  die  gewohnlichste  Art,  wie  die  Arte- 
rien  in  Venen  Übergehen:  man  sieht  dieses  herrlich  abgebildet  bej 
Leeuwenhoek  i),  auch  an  yerschiedenen  Stellen  k)  beschrieben. 

4)  Der  einfache  Umbeugungsbogen  der  Aeste  zerlegt  sich 
nach  und  nach  in  mehrere  Bogen. 

* 

5)  Zuweilen  geht  rdn  einem  Verbindungsbogeit'  dM  ai^teriel- 
len  und  rdnösen  StrOibchens  ein  Verbindungsast  zu  einem  benach- 
barten Bogen,  was  auch  Leeuwenhoek  1)  gesehen  hat,  und  was 
ich  Tab.  XI.  Fig.  4*  habe  nachbilden  lassen. 

h)  So  auch  Spallansani  bey  Froicblarveh :  „comiacia  i  distingtiersi  nn^  ar^ 
teria  dalla  meta  in  ^iu'della  eoda,  la  quäle  arteria  ra  quasi  stno  airaptce, 
poi  repiegaiulo  Irans mutarsi  in  vena,  che  ya  all'  insu  per  lacoda  oon  dire* 
sione  pressochc  parallela  all'  arteria/*  1.  c«  p«  144»  So  auch  Hall  er  Op. 
ni.  p.  176. 

i)  Cont«  arcan.  nat«  p.  52«  , 

k)  Exper«  et  conternpK  p.  173  —  180* 

1)  ibid,  p.  193. 


\ 


202 


6)  Der  arteritUe  Ast,  welcher  imibeugeiid  aum  Tenfisen  wird, 
schickt  auch  wohl  rot  der  Umbengiuig  ein  oder  das  andere  gerade 
Strömchen  an  den  yenöseot  wie  es  die  Fig.  1  Tab.  Z.  zeigt» 

•  \.    '  . 

7)  Zuweilen  macht  der  arterielle  Ast  eine  kurse  Umben- 
gung  und  schlSgt  sich  sdilingenartig  zur  Vene  um,  was  der  Blut- 
bewegung ein  gar  wunderbares  Ansehen  giebt.  Es  ist  dieses  auf 
der  F.  5  T*  X.  abgebildet. 

8)  Nicht  selten  theilt  ein  arterieller  Aststrom  sich  in  awey 
Bogen  für  zwey  renöse,  deren  jeder  wieder  'einen  zweyten  Bogen 
TOh  einem  andern  arteriellen  Strömchen  bekömmt  m). 

Aus  dem  hier  Gesagten ,  (es  wird  aber  fiberhaupt  nichts  ge- 
sagt >  was  nicht  klar  und  deutlich  wäre  gesehen  worden)^  geht  her- 
Tor,  dafs  jeder  arterielle  Stroni  ohne  Unterschied  der  Starke  zu  ei- 
nem renösen  werden  kann,  wie  auch  Hallern)  und  Spallanza- 
ni  o)  behaupten./  Leeuwenhoek  p)  giebt  zu^  dafs  Strömchen 
zwey  oder  drey  Kügelchen  stark  {vasa  adeo  lata,  ut  duae  vd  etiam 
tres  sanguinis  particulae  simül  per  ea  transirent)  den  Kreislauf  be- 
stehen, uiid  man  nmfs  dah^  da^»  was  er  an  eii^em  andern  Orte  q) 
von  der  Notbwendigkeity  dafs  der  Kreislauf  nur  durch  Gef&sse,  die 
ein  einzelnes KQgelchen  fuhren^  geschehen  könne,  sagt,  um  so  mehr 
ftar  eine  blofs  willktthrliche  Mfsioung  halten^  als  man  aus  dem  Zu- 
sat^iD,  welchen  er  dabej  macht:  ^|Weil  man  sonst  nicht  begreifen 
könne,    wie  alle  Theile  ernährt  würden''    leicht  einsieht,    dafs  er 

▼om 

m)Spallansaiii  Eiper«  51  und  Torsüglich  Esper,  52* 

n)  Dp,  m,  p,  176. 

o)  I.  c.  p.  175, 

p)  Exper«  et  contempl«  p,  I77.  p.  189» 

%)  I.  c.  p,  175. 


\ 


V. 


• —  203 

vom  Wef^g^e  'des  Beobächtehs  ab> .  und  auf  den  Irrweg  der  HTpothe« 
Ben  gekommen  ist  *).  -  , 

Uebrigens  geht  ans  der  Vergleicbun^  mehrerer  Fischchen 
ron  Terschiedenen  Altern  und  Grössen^  so  wie  aus  den  Beobachtun- 
gen^ welche  an  demselben  ]?ificbchen  ^  dessen  fortschreitende  Aus- 
bildung «nige  Tage  long  aur  Untersuchuog  diente^  angestellt  wur- 
den,  herrori  dafti  je  älter  das  Fischlein  ist^  desto  feiner  sich  auch 
seine  arteriellen  Strömchen  rertheilen  und  ansbi^eiten^  ehe  sie  zu 
renOsen  umbengen. 

Wenn  Injectionsmassen  aus  den  Arterien  in  die, Venen  drin- 
gen ,  so  geschieht  dieses  wohl  immer  nur .  durch  grössere  GefftTschen^ 
wenigstens  vom  Durchmesser  eines  Haares  j  ich  mufs  aber  bemerken, 
dafs  die  beyden  Stämmchen,  Ton  welchen  bisher  die  Rede  war, 
nämlich,  die  Aorpa  und  die  Vena  cava  meiner  Fischdien  keineswegs 
den  Durchmesser  eines  Haares  hatten.  Das  einsige  mir  bekannte 
Beyspiel  eines  injicirten.  Präparates,  an  welchem  man  den  Ueber- 
gang  einer  Arterie  in  die  Venen  mit  Bestimmtheit  sieht  r),  ist  von 
der.  Aft ,  dafs  eine  ziemlich  starke  Arterie  in  das  Netz  der  Venen 
flbergeht«  .  Ueberhaupit  ist  .^wischen  der  wohlgerathensten  und  artig- 
sten InjeoikiB»  und  df;r  Vertheilung  der  fliessenden  Blutströmehen 
ein  ga^  grosser  Unterschied.  Wenn  man  ein  injicirtes  Praeparat 
unter  einer  Vergrösserung  Ton  10  —  20  ^al  im  Durchmesser  be- 
trachtet,  so  wird  wohl  an  ihm  nichts  mehr  dunkel  und  unscheinbar 
bleiben:  we'nigstens  aehe  Jch  an  gut  in jicirten Nieren  nicht  allein  die 

^    .,  •  foins- 

*)  E»  ift-4opl)  fsr  traurig,  wfnü  niafi  tiebt»  wie  in  Untersn^hungen  reiner  Er« 
fahrungigegea&tände  sich  die  Erklärungstueht  herTortreibt ,  und  oft  die  ehr- 
licbsten  Leute  confut  nacht«  Nun  giobt  es  wieder  andere ,  die  solchen  Hj- 
pothesenkram  auch  für  Erfahrung  halten,  und  des  Jammers  ist  Win  Ende* 

r)  Ue^er  daa  feinste  GefSÜNiets  ckr  Aderhant  im  Augapfel,  von  S.  Tb*  Ten 
Sömmerring»    S*  in  diesem  Bande  die  f*  Abhandlung* 


/ 


■ 

feinMen  Ärterien*Zneigl«in  f  jtondern  a'iich  ihrö  jblel^r^n  bnc^^if tigon 
Verwicklungen^  und  die  aus  diesen  kommenden  bellinbchen  Röhrchen 
bey-  lOmaligcr  Vergrösserung  ToUkommen  deutsch.  Ich  habe  die 
Darmflocken  yon  einer,  Gans  und  ycn  eitielr'ttatse  Tov  mir.  Worin  man 
bej  20maliger  Vergrösserung  des  Durchme&Aers  ein  gar  schönes  Gefaftw 
net^  erblickt  5  und  doch^kenn  das  feinste  -  G4£tfsieh«n  diesbaNetzes  6; 
Blutkügclchen  bequem  nebeneinander^' ftShi'en.:  Iitznisc^  liesitsse  ich. 
als  unschätzbaren  Beweis  der  ungemeinen  Güte  desSEerrn. geheimen 
Raths  y.  Sömme^rii^g  etn  Stückcheif  injitirVes  Hirn;  alle  GeßUae 
sind  wunderbar  mit  Zinnober  gefüllt^  und  bey  62i)iaHger..Verg)röa* 
serung  sehe  ich  auch  die  Ganalchen^  wo  nur  Ein»  höchstens  zwey 
Blutktigelch'en  gehen  können;  ich  bicmerke  aber ^  dafs  in  diesen  höchst 
zarten  Gangen  die  Injectionsmasse  Öfters  kleine  Absitze  maofat,  nicht 
überall  einen  gleichbrciten  Faden  bildet ,  und  hie  und  dort  inKnöt^ 
chen  anschwillt.  Nun  mögen  die  Blatströmchen  Ton  Einem  oder 
zwey  Körnern  Gefafswand  haben  oder  nicht ,  so  mufs  wohb  immer 
dieses  so  beschriebene  Aussehen  durch  höchst  glQtiltK^he  Injectioti 
herrorgebraclit  werden;  sind  nämlich  keiiie  Gefösse  da>  8o(  nimmt' 
die  InjectionSmasse  den  Weg  durch  den  Thierschleim^  wefehea  Tor* 
her  das  Blut  nahm^  aber  freylich  als  todte  Mass6  nicht  mit  derRe« 
gelmässigkcit;  wie  das  Blut^  und  unglcfich  mufs  der  iichleim  Ter* 
drängt  werden;  haben  diese  Strömchen  WSnäe^  VoU^tfds  fflr  eoU 
che^  wie  sie  ihnen  L eeu wenhoek' giebt^  so  werden  diese  gar* 
leicht  zerreisscn^  und  die  Sache  ist  darin  dieselbe« 


Im  Allgemeinen  mögen  gelungene  InjectioneUi  um  die  AoSn- 
derungen  in  der  Vertheilung  der  Haargef&sse  (in  dem  Sinne  wie 
Frochaska  s)  dieses  Wort  nimmt)  in  defi  reMchiedtaen;  GebiU 
den     des    thierischen    Leibes     zu     zeigen,     wohl     geschickt     und 

0  Diftqvititi^  analomice-physiologica  Or^almi  42örpinrit  honiinü.p.  0».-$.  37* 


205 

tauglich  sojnj  über  die  feinste  BlutTertheOung  aber,  und  über  die 
yerschiedenen  Arten  yon  Uebergangen  der  arteriellen  Ströme  in  rer 
nöse,  fiber  den  Kreislauf  selbst  können  sie  uns  wenig  belehren. 
Man  mufs  das  Leben  im  Leben  sehen. 


7- 

Die  Entwicklung  des  botters  zn  Blut,  die  Entstehung  der 
Blutinselchen  und  die  Einrichtung  zu  Strömen  erzählen  "V^folf  und 
Fander,  wenn  gleich  auf  etwA6  verschiedene  Weise,  t}  doch  im 
Ganzen  genommen  so,  dafs  man  sichere  Resultate  daraus  ziehen 
kann*  In  meinen  Fischchen  ist  das  Blut  schon  gebildet;  die  Ströme 
sind*  eingerichtet;  man  sieht  das  Herz  als  Kammer  und  Vorkammer 
sich  bewegen;  man  gewahrt  das  gewaltsame  Eintreiben  des  Blutes 
atis  dem  Herzen  in  die  Kiemen ;  ein  Arterienstamm  bildet  sich  ober 
den  Kiemen}  dieser  ist  es,  welcher  längst  der  Wirbelsäule  dem 
Schwänze  entlang,  ak  Aorta  läuft,  und  einfach  oder  veräsiet  um» 
beogetfd  zum  venösen  Strome,  zur  f^^na  caua-wird,  welche  dana 
io  das  Herz  zurückkehrt. 

•  t  .     '  \ 

Wenn  nun  meine  Fischchen  auf  solche  Weise  keine  Gele- 
genheit darbieten,  den  ersten  Ausgang  des  Blutsjstems  aus  der  In- 
differenz des  Eystoffes  zu  gewahren,  so  sind  sie  doch  sehr  geschickt, 
uns  über  die  Vermehrung  des  Blutes,  über  die  Art  der  GefSfsaus- 
breitung  und  überhaupt  über  die  Gesetze  des  Wachsthumes  zu  be- 
lehren ^  und  erft^Uen  daher  eine  Absicht,  zu  welche^  der  Gefäfshof 
des  sich  entwickelnden  Kügelchens  vollkommen  untauglich  ist.  Die 
j^otb wendigkeit,  den  aus  dem  bebrüteten  Eye  herausgenommenen 
Gefäfshof  beständig  wohl  erwärmt  zu  erhalten,  während  man  ihn 
uuter  dem  Microscope  betrachtet,  ist  in  vielerlej  Beziehung  eine  zu 
grosse  Beschwernifs ,  als  dafs  man  lange  und  umständlich  genug  die- 
sen herrlichen  Gegenstand  betrachten  könnte» 

Die 

^        t)  J.  ^.  Frieareich  DUi«  eiu 

u 


\ 


206  

Die  VermehruDg  der  Blatströmclien  geschieht  auf  eine  dop« 
pelte  Weise: 

l)  Es  gehen  ron  den  schon  TOrhandenenStrSmchen^  sowohl 
Ton  den  Stämmen^  als  auch  ron  den  Aesten  und  selbst  ron  den  al« 
lereinfachsten  Zweigen  einzelne  Blutkügelchen  ab;  diese  gehen  seit- 
wSrts  in  den  Thierschleim  hinein,  und  bahnen  sich  zwischen  den  kleinen 
KlOmpcheni  welche  aus  zusammengehauften  Schleimkörnern  entste« 
hen,  allmählig  einen  Weg:  dem  ersten  KOgelchen  folgt  nach  einiger 
Zeit  ein.  zweites,  welches  denselben  Weg  einschlägt;  hierauf  kom« 
men  in  immer  kurzem  Zwischenzeiten  ihrer  mehrere  nach ,  bis  sich 
endlich  eine  zusammenhängende  Reihe  von  sich  fortbewegenden  Kör- 
nern bildet  j  woraus  dann  auch  nach  und  nach  ein  stärkeres  Ström- 
chen wird,^  indem  immer  mehr  Körner  eindringen  u).  Nicht  selten 
nehmen- die  ron  einer  und  derselben  Stelle  eines  Stromes  hinterein- 
ander abgehenden  Hfigelchen  gleich  anfänglich  nicht  einerley  Weg; 
ein  erstes  Kfigelchen  nimmt  sich  einen  Gang  5  ein  zweytes  ihm  Haoh- 
folgendes  sucht  sich  einen  andern  Weg,  und  die  ferner  nachkom- 
menden  gehen  nun  theils  dem  ersten,  theils  dem  zweiten  Kfigelchen 
nach,  woraus  zwey  Strömchen  entstehen,  die  durch  einen  gemein- 
echaftlichen  Anfang  mit  einem  Stamme  yerbunden  sind. 

Eine  andere  yon  dieser  ersten  gar  sehr  yerschiedene  Erzeu- 
gungsweise der  neuen  Blutströme  ist  folgende.  In  der  Nähe  eines 
fliessenden  Blutstromes  geräth  ein  Streifen  des  unbeweglich  liegen- 
den Thierstoffes  in  Bewegung;  es  bildet  sich  gleichsam  ein  beweg- 
liches Säulchen  aus  den  Schleimkörnern,  welches  mit  einem  Ende 
fast  an  den  Blutstrom  unter  einem  rechten  Winkel  anstöfst,  und  mit 
dem  andern  Ende  ron  ihm  abgekehrt  ist;  dieser  Streifen,  oder  die- 
ses SSulcheü  schiebt  sich  nun  hin  und  wieder  dem  Blutstrome  zu, 

Tom 

u)  So  auch  Spallansani  Esper.  153.  p*  145* 


207 

vom  Blutstrome  ab^  alles  in  geregelton  Zeitmomenten ;  die  Schleinl« 
körnchen,  aus  welchen  der  sich  schiebende  oder  oscillirende  Strei« 
fen  besteht 9  legen  sich  in  Ordnung  aneinander^  und  nehmen  allmäh« 
lig  eine  bestimmtere,  weniger  rerflossene  Gestalt  an,  indem  sie  deut- 
lich oral  werden;  endlich  theilt  sich  die  oscillirende  Masse«  deren 
Bewegung  einer  meüner  Zuhöter  mit  dem  Gange  einer  Sfige  Ter* 
gleieht,  in-zwey  Strömchen,  deren  eines  in  arterieller  Ricbtnng, 
das  andere  in  :^enöser  Ribbtttn^-lftuft,  nnd^  welche  an  dem,  dem 
Blutstrome  abgekehrten  finde  durch  einen  Bogen  unter  eich,  an  dem, 
dem  Blutstrome  zugekehrten  Ende  aber  theils  mit  einer  Arterie, 
theäe  mit  ei^r  Vene  sick  Tereinigen.     Auf  solche  Weise;  * 

, .  .  a)  bildet  sich  neues  Blut  aus  dem  vorhandenen  Thierschlei« 
me^  gerade  so  .wie  im  bebrütptcn  Eye  aus  dei^  Dotterstoffe ^^  und  gar 
nicht  selten  im  menschlichen  Körper  aus  der  krankhaft  ausgeschwit^ 
ten  Lymphe  Blut  sieh  entwickelt. 

b)  Dieses  neu  sich  bildende  Blut  g^tH  auch  sogleich  wäh- 
rend  seiner  Bildung  in  Bewegung,  ttiid'^esb  Bewegung  ist*  eitieös* 
cilTirende:  ich'  will  jedoch  nicht  mit  'rolldr'^Ge^ifsheit  behaupten, 
dafii  diese  ÖsciHation  eine  ursprCrhgliehe  Bewegung  %ey,  welche  aus 
dem  Begriffe  des  Blutes  hervorgehe,  obgleich  solches  sehr  wahr- 
scheinlich ist  v).  Was  mich  hindert,  von  meiner  Beobachtung  aus 
auf  die  Ursprünglichkeit  dieser  Bewegung  zuschlies^cn,  ist  vorzüg- 
lich der  Umstand,  dafs,  wo  der  bewegliche  Schleimstreifen  liiit  dem 
einen  Endpunkte  nahe  am  Blutstrome  liegt,  dieser  keine  Gefäfswand 
hat;  denn  man  sieht  von  dem  Blutstrom  aus  öfters  einzelne  Kügel- 
chen  gegen  den  Streifen  hingesohleudert  werden,  zuweilen  gegen 
diese  Kügelchen  sogar  eine  kleine  Strecke  weit  in  die  oscillirende 
Schleimmasse  iiinein;  immer  aber  kehren  sie  schnell  wieder  zum 
Strome  zurflc6«  '  Aus  diesen  Tfaatsachen  liftt  eich  vorstellen,  das  in 

dem 

▼)  C.  Merk'über  die  thier*  Bew^g,  f •  56  «*  59* 

24  * 

e 


208  

dem  Strome  laufende  Blut  könne  eine  Erschfltterung  in  dem  Schlei- 
me herrorhringeni  und  die  Oscillation  rerorsachen. 

c)  Die  Q8C}llirende  Bewegung  geht  in  dem  Malme,  als  sich 
der  Schleim  zu  Blutkörnern  gestaltet,  in  die  geregelte  Blutbewegung, 
den  Hreidafif,  über.  Die  Oscillation,  ob  ursprünglich,  oder  abge^ 
leitet,  zerlegt  sieh  in  die  bejrde«^  Momente  des  Zu*  und  A^l^trS* 
mens,  «nd  erhält  dabey  die  Einheit  durch  den  sieh  adbst  gesetzten 
Wendepunkt.        :    >  \ 

d)  Mit  Leichtigkeit  rergesellckaftet  sich  der-  neue  artendUe 
Strom  mit  dem  altern,  und  gerne  nimmt  eine  renöse  Strömung  die 
neugebildete  in  sich  auf.  So  wachsen  auch  die  in  den  Pseudomem* 
brauen  erzeugten  Blutgefäifse  an  das  Gefäfssystem  des  ganzen  Lei« 
bes  an, 

Die^^  zweyte  höchst ;  pierkwürdige,  für  die  Physiologie  so 
.folgenreiche,  so  manphes. Fhanomeq  der  t^ji^riachen  Oeconpmie  auf« 
klärende  Entstehungsa^t,;¥0^  Blutströmehen,  ist  ron,  mir.  und  mei« 
nen Schülern* zuerst  beobachtet  worden,  ui^jd^ch  glai;^be;um  s^.mehr 
das  R^cht  zu  haben,  sie!  ^u  den  glücklichsten  Resultaten  unserer 
Forschung  rechnen  zu.  dürfen,  da  wir  keine  Mühe  sparten,  um  uns 
Ton  allen  dabey  obwaltenden  Umständen  recht,  gründlich  zu  unter«* 
richten. 

Am  schönsten  erblickt  man  diesen  Vorgang  an  der  Stelle, 
.wo  der  Hauptstrom  des  arteriellen  Blutes,  die  Aorta,  am  Schwänze 
•W^wendet,  um  als  renöser  zurückzufliessen.  Alle  Schleifen,  welche 
in.  der  Folge  hier  sich  bilden,  und.  den  ^einen  ersien.Wendungspunkt 
in .  mehrere  zerlesen»  entstehen  durch  oscillirende  Scbleimstreifen. 
MVir  haben  an  einem  sehr  jungen  Fischchen ,  welches  wir  immer  wie* 
der  in  das  Wasser  setzen,    wenn   wir  es  sat^am  genug  betrachtet 

hat- 


I     ' 


209 

platten,  d!e  OscUlation  48  Stunden  lang  beobachtet,  ehe  der  oscilli- 
rende  Streif  in  die  strömende  Schleife  übergieng.  Die  Fig.  l  T- 
XI.  stellt  diesen  an  der  Umbeugungstlelle  der  Aorta  in  die  f^ena 
Cava  'gelegenen  beweglichen  Streifen  a  6  ror;  deutlicher  läfst  sich 
die  Sache  nicht  machen;  denn  der  Streif  zeichnet  sich. mehr  durch 
seine  Osciliation^  als  durch  seii^  mahlbares  Aussehen  aüs>  so  wie 
fiberhaupt  der  Thiersto£F  rem  ruhenden  Blute  nur  wenig  unterschied 
den  ist.  Auch  alle  Zweige  des  arteriellen  Orundstroines ,  welche 
dieser  unter  rechten*  Winkeln  aufwärts  gegen  den  Eikckon  schickt, 
und  welche  dort  in  weiten  Bogen  zur  Rückkehr  umwenden ,  entste- 
hen auf  diese  Weise,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs  de^  eine  Arm, 
welcher  aus  dem  oscillirenden  Schleimsäulchen  sich  entwickelt,  näm« 
lieh  derjenige  :  mit  Ten  ösec  Strömung,  yon  der  Vene,  welcher  ersieh 
einverleiben  >  soy ,  weiter  entfernt  ist,  als  derjenige  mit  arterieller 
Strdmung  ?on  der  Anevie,'  so  welcber^  er  Ast.  wer  den .  «oll ;  bey  dem 
beweglichlen  Schleime  lim  Schwänze  hingegen  stossen  beyde  aus  der 
Oscillation  herrorgehende  Arme  in  ganz  gleicher  Entfernung  auf  die 
Stamtiiarterie  und  Vene,  weil  der  ganze  Vorgang  in  denWendungs- 
pünht  fällt.  Ich^mufs  gestehen,  dafs  ich  bey  den  Bögen  am  Rücken 
Tiiebt  gei)8iu  beobachten  konnte,  .wie  die  Verlängerung  des  renSsen 
Strdmcbens*^egen  dils  P^ena  tava  geschehe 5  theib  hindert  die  min* 
dere^  Durchscheinbarkeit  der  Wirbelsäule  ein  genaueres  Beobachtei^ 
theils  gehen  auch  die  hier  sich  zeigenden  oscillirenden  Schleimstrei- 
fen weit  schneller,  als  am  Schwänze  in.  geordnete  Strömchen  über. 

Es  ist  aber  wahrscheinlich,    dals  der  renöse  Arm  erst  durch  Stroh« 

•      •  •        .     •     . 

mung  die  Vena  cavä  ^tlange.  Ist  Vielleicht  die  ron  mir  beobachtete 
Oscillation  des  Thiersölileimes  dasselbe',  was  Sp allen zani  w)  coU" 
fu^oHndizio  di  circolazione  nennt. 


8« 


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f*    \ 


»'  ■' 


•   1 1 


:..!    I 


w)  1.  c.  p*  143.  Biper;'  rSO*      *     *    ^ 


<• 


210  

8. 

Dafs  das  Blut  nicht  in  allen  Artqn  der  Ströme  mit  gleicher 
Geschwindigkeit  fliesse^  ,  darüber  sind  allq  Beobachter  einige  und 
man  sieht  dieses  auch  ganz  bestimmt  und,  deutlich;  jedoch  finden 
sich  über  die  Gesetze  der  relativen  Geschwindigkeiten  noch  einige 
Widersprüche  ror,  indem  die  rerschiedeaen  Beobachter  nicht  über« 
all  miteinander  einyerstand^n  sind.  Ich  werde  die  einzelnen  Theile 
des  Blutsystems  aufführen  ^  und  dteselbea  unter  si«^  vergleichen* 

« 

t)    ArterienstSmme y  Aeste  und  Zweige. 

Nach  Ha  11  er  x)  ist  in  den  kleinen  Arterien  dtr  Lauf  des 
Blutes  eben  so  schnell^  als  in.den  grfissempiiaoh  Spallailzüai  z) 
nimmt  die  Schnelligkeit  des  •  strömendeii  Bluftea  in  der  SehwuQzarte- 
rie  der  Froschlarren  etwas  abj  in  deil  mitdern  Arterien  über  lauft 
das  Blut  so  schnell  >  äU  in  den.  grdssern.  a),  ja  wShrend  der  Ruhe- 
zeit in  deti  grösaern  ;  Stämmen  f  daroti .  nachher  f  achneUer« ,  Meipen 
Erfahrungen  zur  Folge  läuft  in  allen  Aesteti^  welche  fneltf  dann  ein 
oder  zwey  Kfigelcken  führen«  und  namentlich^  in  jdnetf^  nelche  ua» 
mittelbar  von  der  Aorta  abgehen  >  das  Blut  wenigstens  eben  so 
schnell  als  im  Stamme^  fast  möchte  ich  sagen  schneUer. 

2)     Venöse  Stämme ,  >  Aeste  und  Zweige* 

Nach  Spallanzani2>)  läuft  das  Blut  in  den  venösen  Zwei- 
gen langsamer^  als  im  Stamme,  und  in  der  Fenacava  um  so  schnel- 

ler> 

«  ■ 

x)  Opera  mio.  p.  191« 
£)  Esper,  155.  p.  146« 

o)  1.  c.  p*  170.    In  den  Langen  Jedoeh  wird  der  Lsuf  um  so  langiamerj  je  fei 
ncr  die  Versireigunsen  vr erden  1«  c,  Bsp.  Zi  p«  52«'   ."- 

fc)  Esper«  491«.  51» 


n 211 

1er  ^  f^  näher  eie  dem  Herzen  kommt  c).  Beydes  stimmt  so  voll- 
kommen mit  meinen  Beobachtungen  ttberein,  dafs  kein  Zweiiel  mehr 
über  diese  Thatsache  seyn  kann. 

3)    Arterielle  und  renöse  Ströme. 

*  • 

IS^Lch  Spallansani  i3t  in  den  Arterien  und  Venen  die  Ge- 
•chwindigkeit  gleich  d).  Auch  Leeuwenhoek  spricht  ?on  glei- 
cher Geschwindigkeit  in  den  grossen  Arterien  und  Venen  e).  Nach 
Hai  1er  läuft  das  Blut  in  den  Venen  langsamer,  als  in  den  Arterien, 
um.  die  Hälfte,  ja  um  das  Dreyfisohe  langsamer /).  Im  Ganzen  ge- 
nommen  hat  meinen  Erfahrungen  gemfifs  Haller  das  Recht  auf  sei- 
ner Seite;  auch  stimmt  mit  ihm  Heichel  g)  ttberein;  selbst  Sp aU 
lanzani^  fbhrt  h)  eine  Beobachtung  auf,  wie  ^r  sah,  dais  das  Blut 
langsamer  zu  fliessen  anfieng,  als  es  zur  Rflckkehr  zum  Herzen  um* 
wendete;  und  schon  Malpighi  i)  behauptet  die  langsamere  Bewegung 
des  repdsen  Blutes.  In  meinen  Fischdien  sähe  ich,*  dafs  der  renose 
Hauptstrom  meistens  etwas  langsamer  flofs,  als  der  arterielle,  und  dif 
renösen  Aeste immer  riel  langsamer,  als  die  arteriellen ;  am  teagsten 
fliessen  die  Nebenarme  der  renösen  Ströme«  Kur  zuweilen  läuiltdas 
Blut  des  renösen  Hauptstromes  noch  rttstig  fort,  während  dyr  arte- 
rielle Grundstroin  mfihsam  durch  die  schwachen  Gontractionen  des 
Herzens  fortgeschoben  wird.  Ein  sich  einem  renösen  Strome  seit- 
wärts 

c)  !•  c.  EBper«  53* 

d)  I*  ۥ  Esper.  49  und  51* 

'  iy  Contiii.  arcan;  nat,  p.  119. 
/)  O.  m.  p.  2o6» 

h)  h  c.  p.  146. 

i)  h  c.  „sanguit  in  Tana  eonlinnato  fluit  impetni  minori  tsmtn  cvm  calcrifatei 
ac  in  arteriit  auceadau'* 


212  ~  

•wurts  einrerleibendes  arieriellcB  Seitenströmchen  Vermehrt  siöhtbftr- 

]ich  die  Geschwindigkeit  des  venösen  Blutes* 

j      »  » .    . 

4)     Einfache  Reihen  ron  Bluthügelchen. 

Für  die  einfachen  Reihen  ron  Blutkflgelchen  giebt  es  kein 
statiges  Gesetz  der  Geschwindigkeit ,  noch'  la^se»  sich  hier  Verglei- 
chungen  anstellen;  ich  mafs  daher  mehreres' in  diesem  Betreffe  su 
Bemerkendes  einzeln  aufführen.  '  ^ 

a)  'Die  Blutktlgelchen  laufen  in  ihrer  einfachen  Reihe  schnell; 
wenn  sie  so  eben  aus  einem  etwas  stärkeren  arteriellen  StMtmehen 
kommen.  Vielleicht  gehört  hieher  Spallatizani^s  Beobachtung  k)^ 
Welcher  einmal  die  Kfigelchen  in  einfacher  Reihe  schnell  fortrollen 
iah. 

/3)  Die  einzelnen  Blutkfigelchen  geheli  gar  lati^atii^  w^nn 
%ie  nur  Yerbindungszweige  zwischen  venösen  Strömen  in  einfacher 
fleihe  bilden.  '',-.. 


* 


r  y)  Geht  ein  Blutkflgelchen*  von*  einem  venösen  Strome  ab^ 
und  macht  es  einen  Bogen j'  um  wieder  zu  einem  andern  ^u'  gelan<> 
^ea,  so  geht  es  zoerst  langsaitaer ,  und  beschleunigt:  dann  seinen 
Weg,  wenn  es  dem  venösen  Strome^  zu  welchem  es  verlangt |  näher 
kömmt.  Ueberhaupt  laufen  die  einzeln  gehenden  Blut^ügelchen  in 
der  Nähe  des  Stromes,  zu  welchem  sie  gehen,  geschwinder,  als  in 
der  Nähe  dessen,  von  welchem  sie  kommen;  selbst  wenn  die  ein- 
fache Körnerreihe  aus  einer  Arterie  kömmt,  läfst  ^icb  dieses  bemer- 
ken;  nur  ist  es  immer  um  so  deutlicher,  je  langsamer. der . Lauf  der 
KOgelchen  überhaupt  ist. 

A)  Esp«r.  56,  p.  75, 


•  «.  I» 


V 


^. :-r :      .  215 

S)  Ittaiieliesmajt  ^ii^' '  diu)  JU^ikQgelclieii  von  d^m  yenosea 
Strome  9  in  welchem  es  ewd^iiigeB  ]vv^il«  aufgehalten ,  niancheamal 
wieder  zorachgedr£ng(|  maochinal  schaell  angesogwu 

€)  Ein  Bltttkfigelchen»  welches,  von  einem  Strömchen  das 
Erste  abgehend^  sich  einen  Weg  sacht'^  geht  langsam,  ruhet,  be- 
wegt sich  wieder,  .g<^h(  auch  wohl  zurück,  dann  wieder  rorwfirts, 
und  bahnt  sich  endlich  einen  I/Veg  zu  einem  Stromchen  hin]  selbst 
wenn  das  Vereinzelte  Kfigelchen  aus  einem  starken  arteriellen  Ström- 
chen abgeht,  .so  ist  seine  Bewegung  langsam,  indem  es  nur  allmählig 
einen  .Weg  sich  bahnti^  Diejenigen 'Körner,  welche  dem  ersten  fol- 
gen, haben  es  .schon  '^twas  leichter,  und  nach  ünAndcH  richtet 'sich 
der  Lauf  der  sjpäter  kommenden  ein;  es  geht  immer  besser,  unddiä 
Bewegung  wird  lebhafter,  je  mehr  Körnchen  denilelben  Weg  nehmen» 


»«•         •'  .'•     .»»'i 


'  Hall  er  bebanpteti;  dafs  io  den  .gröapem  Strfiteea  dieHtlgeU 
chen^  welche  in-  der  ükCtte*  schiMmmenv  >ac^«eUer^ie)s8tti^  «Isjedef 
welche  an  der  Seite  sichii^nden:  er  .bduMptei. dieses.  sAwobl  rote 
arteriellen  Z),  als  Tom  rendiea.  m)  Blkite^  und  beruft,  sieb. dabe)rau£ 
Melpighi  und  Schreiber.  Spailaia»ani  n)  sah  dasselbe ,. und 
Hr«  Dif.Parrot  Tersichert . mieh ,  dafiii  es  ihmtebesifalk  sa  dfttike$ 
inzwischen  mofs  ich  gestehen,  dafii  isii  mich.,  aUer,  Anfitterkiamkeit. 
ohngeachtet,  Ton  diesem  Umstände  nicht  yollkommen  fiberaeugen 
konnte,  aber  ich  wage  auch  nicht i  die  Sache  sn  läugnen. 


Dafs  das   sich  zusammenziehende  Herz,    durch  die  Gewalt 
mit  welcher   es  das  Blut  in  die  Gefasse  eintreibt,    eine  stossende 

Krafk 

O  Opera  miz.  p«  193«  confer«  Elcm*  Pbys.  T.  II*  p«  i66* 

m)  ibid*  p.  207* 

n)  I.  c.  p.  101  «nd  p<  192* 

23 


214 


Kraft  auf  daoi  Blbt  ausübe^  und  eb  hl  Abafittei^  fbrUrelbe,  was  man 
an  der'  abwiichsetM  beschleunigten  BIull>ew^gtln^'wa6tnehme5  darin 
kommen  Malprghi  n^),  Liieuwenho'ek  o),  Baker  p),  HaU 
1er  g}  und  S.pallanzani  r)  ttberein.  und  alle  meine  Beobachtun- 
gen  liefern  dasselbe  fElesuItat.   .    .    ^    // 


t  •  \ 


Bej  dem  im  bebrfiteten  Eje  aiph  entwickelndei^  Hühncjien  ist 
die  Stolsweise  Bewegung    des  Blutes  ungemein  deutlich)     das  Hers 
treibt  mit  einer  Gewalt |    welche  man  nicht  genug;  bewundern,    be« 
greifen  nie  kann,,  das  Blut  in  die  Aorta;,  der  dadurch  Tcrursachte 
Trieb   pfUnzti  sieb  schnell   durch  die  Atterienstämchen  •    welche  zu 
beyd^n  Seiten  des  Rückenmarkes  aus  dem  Leibe  des  keimenden  Vo-' 
gels  ausgehen  I  .foi:t^    und  geht  ifi^ihre  astarti^en ,  Verbreitungen  m 
der  area  vascülosa  über.     Wird  die  Beobachtung   in  der  möglichst 
frtdien  Zeit^^  obngäfölir  gegppidh  liö  -t4i  48'iSlmide,  Migeatellt,    so 
sieht .  mäo  das  Blut  .nä(ob  -  jedem  oeviiäfecbenf ;  StbTse  >  rahem, ;  mil  jedeol 
folgende»  Stofiie  aber  edmULwieder-flieiwii  .i):>  lo  der  Folge,  welm 
das  Hüchlefti'^Iler  gaWandeiiv>fiUifti«ia8oBioi.i]T  dea  Arterieastänwi*^ 
chen,  auch  sur  2ieit  der-Diailblördisd  Hexsens  fort^   jedoch  langsa^^. 
met  t)f  ansgenoiBmon^  weno  diir  *Ki;eialaiifj  seh  wicher  wtid^  wo^wie*. 
der  nach  jedem  Stöbe  die  Ruha  eintritt;,  i  .••\\.    '        -j.i  : 

»  -v'..i-".)*      ,1  ,.s  nP.lf 

n*)  K  c«  p«  92» 

o)  Exper*  «t  contempl.  p*  i7i.  175«  188*  222.    Coalio«  «rcan«  nator«  p.  in/ 

p)  Dat  s»  Gtbr*  leicht  gem.  Microacop.  p*  135*         . 

o).OpeBa  min»  p»  187.  106» 

r)  1.  c.  p.  73.  87.. 114.  115.  l6l.  l63.  173.  174.  «.  4,  m. 

j)  So  aucK  Spallansani   ,,Ore   40.  il  sangue  circola  a  spinte,    facencio  ne1!a 

Systole    un  cortistimo  tratto  di   strada  •  soffermandoii  nella  diastole*^  1«  c* 

p.  114. 
<)  Derselbe:    ^tGiorni  tri*     Anal  nella  dUatole  non  si  puo  dir  propriamenle, 

ehe  (11  sangae)  si  arrestl»  conierTandosi  in  lui  qualehe  rcsiduodimoTiniento. 


mm 


215 


Bey  meine»  FIscbohen  sähe  ich  eaf  gant  gleiche  Weise  das« 
selbe  I  was  mir  frühere  Beobachtungen  am  bebrftteten  Eye  wahrneh« 
men  Hessen ;  das  Blut  wird  ans  dem  Herzen  in  die  Kiemenarterie 
und  ihrer  tt  Haupciste  dordh  )öde  Zusammeofliehung  des  Herzens^ 
iok  darf  eagen ,  hinetn^aeUeudert  j  wie  aber  das  Blut  aus  den  Kie- 
meharterien  in  die  Aorta  koi0ipe>  konnte  ich  nicht  deutlich  nnd  ge* 
nau  genug  erkennen;  der  Aorlenstamm  erscheint  am  Kopfe  ober  den 
Augen  sogleich  ausgebildet  y  ohne  dafs  man  im  Stande  ist^  die  aus 
den  Kiemen  alisgehenderi  Aeste ,  welche  ihn  bilden ,  zu  sehen.  Wahr« 
acheinlich^  und  aller  Analogie  nach«  gehen  anfänglich  die  Kiemen- 
Aeterien  ledi^^ch  ducch  Uiubeugung  in  die  Aeste^  s^  welchen  die 
Aorta  zusammengesetst  werden  soll|  ttberj  spater  bildet  sich  ein 
gröberes  Netz  zwischen  beyden^  und  erst  als  Folge  der  yoUständi- 
gen  Ausbildung  cifsoheint  jen^e  wunderbare  feine  Verzweigung  der 
Ktemeoarterie^  'wie  wir  aelbe  an.dea  JKieiaen  der  erwachsenen  , Fi* 
ache  bewundem  *).  Wie  anch  immer  der  .^ebergang  der  Kiemen» 
arterie  in  die  grosse  Arterie  bey  meinen  Fischchen  Jeyn  mag,  so  sieht 
man  immer  das  Blut  des  Aortenstromes  sich  stofsweise  bewegen  j  je 
jünger  die  Thierchen  ^nd,  je  schwacher  'sie  längere  Zeit  unter  dem 
Microscop  gehalten  werden  y  dpsto  iiiehr  ^ngt  die  Bewegung  des 
Blutes  kdigUeb  von  dem  ^erze^  ab,  und  naph,  jedem  durch  die 
Zusammenziehung  des  Herzens  bewirkten  Antriebe  folgt  einige  Ru- 
he j  oder  wenigstens  langsameres  Bewegen;  je  lebhafter^  je  älter  die 
Fische  sind,  desto  weniger  ist  das  Stofsweise  in  der  Blutbewegung  her- 
aus- 


•)  Eine  niebtt  weniger  alt  gelungene.  o4er  deutliclie  Abbildung  einer  injicirtea 
Fitchkieme  giebl  Fiteber  in  teiden  naturbittor«  Fragmenten;  wat  er  aber 
sur  Erklärung  der  Abbildung  tagt»  beiieitt»  da(t  er  dch  aueb  gar  keines 
Begriff  ven  dem  macben  konnte,  wat  man  ibm  in  'Wien  alt  injicirte  Fitck- 
unter  dem  Microtcope  batte  teben  latten* 


25'- 


2l6  i 

ausgehoben^  weil  das  Biat  geschwinde  su  fliessea  fortfthrl,   andi 
sur  Zeit,  wo  das  Hets  sich  erweitert  u). 

« 

Es  ist  die  Frage:  wie  weit  hinein  in  die  StrSmmigen  dea 
Blutsystems  sich  die  Wirkung  des  ron  dem  sich  susammeDsiehendett 
Hersea  nutgetheilten  Stosses  erstrecke? 

Bej  dem  bebrfiteten  Eje  sieht  man  die  Wirkung  der  Sjsto« 
le  des  Hersens  in  die  feinen  Verzweigungen  der.  Arterien  hinein, 
zum  llieii  selbst  in  jene,  welche  in  die  F^na  terminaJü  mflndei^ 
sich  erstredien ;  aber  gar  kmnen  Antkeil  an  dem  mi^etheilten  Stos« 
ae  nehmen  ^e  Venen»  namentlich  nicht  die  Fena  termindlü  v). 

L^euwenhoek  aah  die  atolaweise  Bewegung  des  Blutes  in 
den  feinsten  Geftssen  des  Schwanses  einer  CVoschlarvti  x),  an  den 
kleinsten  Arterien  im  Schwanse  eines  Aales  jr)  und  in  den  Arterie» 
am  Flflgel  einer  Fledennaufr  a). 

Baker  b)  und  Hailer  «)  behaupten,  dafa  die  abgesetste, 
atolsweise  Bewegung  nmt  in  den  Arterien,  nicht  in  den  Venen  statt 
habe,   und  aehea  Aesea  ab  einen  weaendtehen  Untersdiied  in  der 

Be- 

4<)  So  aocli  Mslplflil  (!•  e.)  ^p«IlaasaBi  (E«per«  52)  und  Haller  „in 
ranit  ec[iudem  acctlaratU  Uta  a  eordit  tyitole  iiata  microscopio  aon  contpi- 
Citor,  dum  Mno  anUnali  attl0a>'*e  Tiret  tniil»^«    Oper,  min«  p«  1S7« 

v)  Damit  ttimml  aaeh  Spallaaiaai,  p«  nS»  nberereiiu 

ar)  Expcr»  St  eoatampl*  p«  171»  175* 

x)  !•  c  p.  tSS*  VergU  «out*  Are,  aat  p«  ii4t 

« 

a)  Ezptr«  «t  eontenpL  p*  Zl2ß 

b)  h  c.  p«  133« 

e)  Op«  m»  p.  187)  rtral«  p»  19&  a«  wegea  der  Teaea  p*  207«  Maa  tehe  auch 
Eleau  Pbjrtiol»  T*  II«  p»  ZZ7. 


'  217 

Bewegang  des  ron  dem  Hersen  abattdmendea^  and  des  dem  Herzen 
aofliessenden  Blates  an« 

Spallanzani  sah  den  Stofsi  welchen  das  sich  zusammen- 
ziehende Herz  dem  Blute  mittheilt^  sich  bis  in  die  feinsten  Arterien 
erstrecken  d)|  aber  er  sah  auch,  was  schon  Steph.  Haies  in  den 
Langen  eines  Frosches  gesehen  hatte  j  die  absatzweise  Bewegung  des 
Blutes  in  den  Venen:  fftanto  ho  io  vedutOy  sagt  er^  nelle  sälaman* 
dre,  e  neUe  rane  degli  alberi,  ma  Msai  piü  ni  pulcini,  e  tie*  girU 
ni,  ne  solamente  Vho  veduto  in  una^  due  o  poche  venine,  ma  in 
centinaja  anzi  in  piü  rnigHajüi  e  questo  acc€ideca  non  solo  quando 
era  deßciente  o  lanquido  il  circolo,  ma  essendo  vigorosissimo  e). 

Diese  Behanptnngen  SpallanzanTs  werden  durch  meine 
Wahrnehmungen  an&Uend  bestittiget;  fast  immer  sah  ich  die  stofs* 
weise  Bewegung. in  den  BlutstrSmchen ^  ohne  dien  Unterschied,  ob 
sie  Tom  Herzen  ab^  oder  dam  Herzen  aufliessen.  Jedoch  haben  sich 
bey  meiner  Untersuchung  einzelne  merkwilrdige  Umstände  in  Bezie* 
bong  auf  diese  Thatsache  ergeben  ^  welche  ich  anführen  muTs« 

a)  Wenn  auch  das  stofsweise  Fortbewegen  noch  so  deutlich 
und  Tollkommen  über  das  ganze  Sjstem  des  rom  Herzen  ab*  und 
zum  Herzen  zurUckfliessenden  Blutes  rerbreitet  ist>  so  giebt  es  im« 
mer  einzelne  Strömchen,  an  welchen  man  den  Rhythmus  der  Bewe« 
gung  auf  keine  Weise  wahrnimmt:  diese  einzelnen  StrOmchen^  wel- 
che  als.  Ausnahmen  erscheinen |  sind  theils  kleine  arterielle^  theils 
TenösCi  theils  Veriiindungsbogen  mit  einem  oder  mit  mehreren  Kfi« 
gelchen.    Welche  StrSmchen  bey  dem  allgemein  rerbreiteten  Stosse 

gleich- 

d)  1*  c»  p«  173*  §•  10* 

e)  1*  c»  {•  11,  wo  er  ancb  dli  tidm  Tsrioeks  aabmtaft  sHMlktf  aaf  wtUhe 
•ich  dies«  BehAttptiui|  •iStsi* 


218  ^ 

gleichförmig  fortfliessen,  darfibier  giebt  es  keine  Regel.  EUoe  und 
dieselbe  Beobachtung  läfst  zuweilen  wahrn^meni  wie  ein  Ström« 
chen^  welches  gleichförmig  fliefsti  absatzweise  zu  fliessen  anflBngti 
und  ein  absatzweise  sich  bewegendes  wird  unter  den  Augen  gleich« 
förmig. 

/3)  An  dem  venösen  GrundstammCi  der  Vena  cavat  sieht 
man  die  stofsweise  Bewegung  oft^  oft  auch  nicht.  Ich  habe  vermu- 
thet^  man  werde  das  stolsweise  Bewegen  in  dem  Hauptstrom  des 
zurüchfliessenden  Blutes  am  deutlichsten  erkennen  zu  jener  Zeit^  wo 
er  noch  allein  durch  Umbeugung  des  Hauptstromes  des  abfliessen- 
den  Blutes  entsteht ,  und  nichts  als  die  einfache  Fortsetzung  dieses 
ist.  Allein  die  Erfahrung  hat  mich  belehrt,  dals  in  der  frühem Zeit^ 
wo  sich  der  arterielle  Hauptstrom  in  defi  renösen  durch  bogenför« 
miges  Wenden  umwandelt^  und  wo  eben  gewöhnlich  das  arterielle 
Blut  am  lebhaftesten  den  Stofs  des  sich  ^zusammenziehenden  Herzens 
in.  dem  Rhythmus  seiner  Bewegung  veroffenbart,  das  venöse  Blut  am 
allerwenigsten  und  seltensten  an  dem  stofsweisen  Antriebe  Antheil 
nimmt  ^  da  doch  das  Blut  des  vehösen  Hauptstromes  dieser  Rhyth- 
mus gerne j  wenn  auch  immer  etwas  ^schwficher^  als  jenes  des  arte- 
riellen, annimmt,  wenn  er  aus  lauter  Verzweigungen  desselben^ 
wie  es  bey  etwas  altern  Fischchen  der  Fall  ist,  entsteht. 


)')  fEtnzelne  BlutkBgelchen,  welche  nene  Wege  auehen ,  oder 
in  grössern  Zwisch^netrömen  einander  folgen,  nehmen  gär  oft  an 
dem  Stosse ,  welchen  die  Blutmi^sse  von  der  Systole  des  Herzens  er« 
hfilt,  lebhaften  Antheil }  aber  eben  so  oft  eieht  man  sie  auch  ruhig  und 
gleichförmig  ihren  Weg  fortsetzen,  oder  wenn  sie  sich  bald  langsa- 
mer» bald  geschwinder  bewegen,  so  folgen  sie  darin  ihren  eigenen 
Ge5«ftz«Q  ($•  Zß  9br*  4)9  und  Biqht  den  Bewegun^^n  des  Herzens. 


S)  StrömuiigeB ,  w^ohe  gewöhnUeh  ausgeseichoet  langsam 
flieasen^  so  namentlich  die  reoösen Nebenarme«  nehmen  am  ac^^er« 
sten  und  bey  weiten  am  aeUensten  die  stofsweise  Bewegtusg  an.   . 


der .  area  vi^cidosa  ndes  sioh  entwickelnden  Kflcbleins  be- 
merkt matt  in  den  grossem  ^  dem  Herzen  nahen  Venen  ebenso  eine 
absataweise  Fortbewegung  des  Btbles«  wie  in  den  Arlerleuj  nur  mit 
dem  Unterschiede»   dafii  hier  der  rhythmische  Fortgang  ron  der.. Er- 
Weiterung  der  Yorkamfener  abhängt^  und  mithin  das  Blut  stille  steht, 
wemi  aich  diese  oontrabiH.  Man  ;iteht  .nfinüich  in  dem  Augenblicke, 
wo  sich  die    Vorkammer    des  Hersens   erweitert«    das  röndi^  ißlut 
schnell  gegen  sie  anströmen    und  sich  in  sie  ergicssen;    sobald  sie 
sich  aber  wiettir*  zlisammen^iehti.sa  garath  dasr  veiiöse  Blut  "bis  ge- 
gen die  feineren  Aafönga  der  Venen  hin. in  Buhe,  und  bewegt, sfch 
nur  noch  Torwfirts  in  den  foipiaten  renösen  Strömchen,    Man  kömjiTr 
te  difesci  ThatsAche  als  eiaa   Bestättigpng  dqr   oeuprliob .  ron  J.  Car- 
aon  f)  Dr.  Zugenbichler  g)  qpd  Schubai^th.  h)  in  Anre{gong: 
gebrachten  Theatie  des  Kreislaufes  «j  ansehen :  ^s .  soll  nSmlich«  die- 
sen SchrifisCeUern  i&ur  Folge  ^  der  yenöte  Thail  des  Blutumlaufes  yor- 
zftgUeh  ypn  der  Saugkraft  des  sich  ^vweiternden  Heraena  abhängeui^. 
gerade  auf  dseaejM  Weise»,  wie  die  arterielle  B,eweg^g  yon  dessen 
Gontractionen  abhängt  *).    Ich .  habe  daher  eine  rpr^ttg^iche  Aufmerif« , 
samkeit  auf  die  Bewegung  des  Blutes  in  der  F^na  jcfiva  meiner  Fiß^h*  - 
eben  verwendet ,  und  darauf  geachtet  ^  ob  die  an  denselben  bemerk- 
bai'en  Absätxe  und  Stösse  sic^  niich  jen^n'in  dem  arteriellen  Theile 

•  '.|.  •   •■    •    •'* :,  .   j'.'      .'<.  des-     i 


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'j  ;i: 


*  «•   .  fj 


O  An  inquiry  into  tbt  caus£9  oC  th«  molion  of  th«  blood*     ,    ; 

^)  Archiv  der  Medicin  und  Chirurgie  tcbweicertcher  Aerste  I8l6t  3.  H,  p,170* 

h)  Gilberts  Annalen  der  Fbjsik,  Jahrg.  iSl?«  St  9*  p.  35* 

•;  v'I^be  heart  thercfore»  acta  al  onctf  in  s  WrofoM'tapacity,  Bj^  tbVc^btrac- 
tiou  of  the  veDtriocU  it  propels  tbe  blood  ihrougb  tbs  4i)M#i^ie0>  ääd'  by  tbe 
dilatation  of  tbe  auridei  it  pumpt  il  from  tbeveiai***  Gart^aci»««  p*^8* 


220  

des.  Blutes  richten ,  oder  ob  sie  mit  ihnen  abwtschseln ;  aber  immer^ 
anoh  dann,  wenn  die  Bewegung  desBlotes  sehr  langsam  war,  mufs« 
te  ich  mich  fbr  fiberzeugt  halten^  dafs^  wenn  in  der  f^ena  cam  atoÜH 
weise  abgesetzte  Bewegungen  geschehen^  sie  immer  mit  den  Gon« 
tractionen  der  Kammer  und  mit  denen  der  arteriellen  Ströme  aber 
nicht  mit  den  Expansionen  der  Vorkammer  susammenfalleo.  Den 
Venenstamm  nahe  -am  Herzen  konnte  ich  bey  meinen  kleinen  Fi» 
sehen  nie  genau  sehen,  weil  zu  jener  Zeit,  wo  man  den  Hreblauf 
deutlich  genug  wafarnishmett  kanui  immer  noch  so  Tiel  Ton  derDoi* 
t  ermesse  da  ist»  dafi)  durch  dies^e  der  4>bere  Theil  disr  Tenebe- 
deekt  wird. 


.  :>    ri. 


Man  hat  di«  Frage  aufgeworfen ;  ob  sich  die  Arterien  erwei- 
tern in  dem~  Augenblicke  ji  wo  neues  Blut  rom  Herzen  eingetrieben 
und  ein  Stois  oder  D^uck  auf  das  in  den  Arterien  schon  enthalten« 
ausgetlbt  wird?  Ich  kann  nun  freylich ' gegen wSrttg  sehr  wenig  bej- 
tragen,  den  sonderbaren  Streit  ttber  eine  Tfaatsothe,  wekhe  das 
lilosse  Ansehen  sölke  berichtigen  können,  zu  entscheiden,  da  ich 
keine  Arterien^  sondern  irar  Blotströme  gesehen  habe;  jedoch  lädt 
sich  far'mich  die  Frage  so  stellen:  wwden  die  Blutströme  breiter^ 
wenn  die  Systole  des  Herzens  den  Stcfft  auf  sie  dtut?  und  da  mnft 
ich  dann  bekennen,  'dafs  ich  nie  auch  nÄr  eine  Spur  ?on  Verbrei- 
terung wahrgenommen  habe. 


mus  i)  und  Heller  k)  sprechen  den  Arterien  in  den 
kaltUfttigen  Thieren  alle  Gontraction  und  Expansion  ab,  und  Spal« 
lanzani  1)  gesteht  sie  nur  den  grössern  Stämmen  zu ;  jedoch  behaup« 
tet  auch  er,  dafs  diese BewegUchkeit  Jer  Arterien  etwias  mehr  zufiA- 


•  •  1 


i)   1*  ««Ipf 


'  :ai  ii.  .  t  3,  e  ."'ik  I  i 


221 

liges^  and  clafs  sie  wenigstens  ohne  Bi^deutung  für  die  Blulbewegung 
sej.  Dafür  aber  yersichert  Leeuwenhoek  m)  die  Erweiterung 
eines  kleinen  Blutstromes  und  des  Gefässes,  welches  ihn  einschlics* 
aen  soll»  an  einer  Froschlarve  wirklich  gesehen  sa  haben«  Fast 
thut  es  mir  leid^  dafs  sich  unser  ehrlicher  Philister^)  schon  wieder 
im  Beobachten  durch  yorgefafste  Meinung  hat  irre  führen  lassen } 
denn  zuerst  meldet  er^  das  Blut  werde  mit  jedem  Herzschlage  vor- 
wärts  gestpssen ,  darauf  fliesse  es  sogleich  wieder  in  retrograder  Be- 
wegung zum  Herzen  zurück j  nun  fragt  er»  woher  dieser  Rückflufa 
komme;  darauf  erwiedert  er^  man  sollte  glauben^  dieses  werde  von 
den  Gontractionen  der  durch  den  Stofs.  erweiterten  Arterienwände 
bewirkt^*}  und  endlich  fällt  ihm  ein^  er  habe  diese  Erweiterung 
sogar  gesehen.  Ein  andermal  sagt  Leeuwenhoek  ^in  arteriis. 
clarissime  digno$cere  poteram  sciepius  iteratam  elevationem  protru^ 
sionis'*  n)}  allein  hier  ist  doch  wohl  nur  ron  der  stofsweisen  Be<» 
wegung  die  Hede»  '  , 


10. 

Um  nichts  von  Jenem  ^  was  auf  die  Bewegung  des  Blutes  bey 
seinem  Wechsel  in  der  Richtung  des  Strömens  Beziehung  hat^  zu 
übergehen^  damit  eine  ToUständige  Darstellung  alles  dessen^  was  dif^ 

Be- 

n)  CoBtiSott  trcaa«  nat  p«  112» 

*)  ,»A  litteris  alieant.*«  Ball  er  Op,  m.  p«  IQS» 

^)  Wia^  man  nicht  alles  in  der^  Pfayifotogfe  behaupten  kann?  Da  gieht  et  ta  Tit» 
Imj  weleha  gar  nicht  ändert  Witten,  alt  die Conlractionen  der  Arterien  teyen 
ein  kräftiget  Mittel  lun  Forttchreiten  det  Blutet;  nun  aber  demonitrirf 
Leeuwenhoekt  daft  tie  dat  Blut  lurackKhiebeo^  alto  ein  Hi&deraift  der 

'    progrettiren  Bewegung'  teyen. 

b)  Exper*  et  contempl.  p«  2ZZ^ 

26 


222  

f 

Beobachtang  bisher  fiber  diesen  wichtigen  Gegenstand  gelehrt  hat, 
Alls  Grundlage  einer  fernem  Forschung  nnd  einer  rernflnftigen  Theo« 
rie  dienen  möge^  so  fbhre  ich  noch  eine  Reihe  einzehier  ron  mir' 
oder  Ton  andern  trahrgenommener  Thatsacheni  welche  sich  nicht 
fDglich  unter  allgemeine  Ansichten  bringen  lassen,  an. 

l)  Malpighi  sah  durch  krampfhafte  Erzitterungen  das  ru« 
bende  Blut  wieder  in  Lauf  kommen  o).  Meine  Fischchen*  geriethen 
zuweilen  in  ein  fiber  ihr  ganzes  Leiblein  rerbreitetes  Erzittern;  mit 
ungemeiner  Schnelligkeit  bewegte  sich  die  sSmmtliche  durch  das  Mi« 
croscop  erblickbare  Masse  hin  und  wieder;  dadurch  wurde  das  Bild 
dunkel  I  als  wäre  es  mit  einem  zarten  Flor  fiberdeckt,  oder  ein  we- 
nig aus  dem  Sehepunkte  gerückt;  ich  konnte  also  auch  währenades 
Erzittems  das  Strömen  des  Blutes  nicht  fixiren ;  in  demselben  Augen- 
blicke aber,  wo  das  Erzittern  aufhörte,  war  alles  wieder  deutlich :  dann 
sah  ich  aber  auch  nie  die  geringste  Veränderung  im  Laufe  des  Blu- 
tes ;  alles  war  auf  das  Genaueste  gerade  so ,  wie  ror  dem  Erzittern ; 
zuweilen  erzitterte  ein  Fischchen  fiist  in  jeder  Minute  10  —  15  Se- 
cunden  lang,  und  immer  habe  ich  gesehen,  dafs  der  Blutumlauf 
daran  keinen  Antheil  nahm?  R.  Whytt  p)  stellte  sich  Bekanntlich 
Tor,  dafs  die  feinsten  GefSsse  durch  ein  Oscilliren  oder  Erzittern 
2ur  Fortschaffung  des  Blutes  beytrfigen;  ich  habe  aber  nie  etwas 
bemerken  können ,  was  auch  nur  von  Ferne  diesen  Einfall  zu  bestä- 
tigen dienen  könnte.     Vielmehr  haben  mir  meine   Beobachtungen 

o)  »iCatMiite  fere  motu  cordis  et  tansiiizit,  si  animal  subita  aoiiTiillioae  et  an- 
göre  totum  corpus  coneutiatt  Tel  saltim  sola  intestina  (er  beobachtete  nim- 
lich  den  Kreiilauf  in  mesenterium  eines  Frosclies)  illico  sanguini  motos  re- 
Mitnitnr  a  partibns  ad  centrum/*  Op»  posth*  p«^  92* 

Eine  ahnliche  Beobachtung  machte  Reicbel  1«  e*  Exper«  11«  p»  21* 

*^ 

p)  Sfimtl»  s»  tbeor»  Arsneik»  geh,  Schriften  p«  371» 


' 223 

gelehrt  9  dafs  der  Lauf  der  vereinselten  Blutkdmer  theils  rem  ihneii 
selbst 9  theils  yon  der.Qewalt  des  Herzens >  keineswegs  aberTon,6e- 
föfswSHden  ,^  welche  gar  nicht  da  sind^  oder  auch  ton  sonst  einer 
andern  äussern  Gewalt  abhänge/ 

2)L^euwenhoek  q)  sah  die  Gefösse  in  dem  Schwänze 
eines  kleinen  Fisches,  welche,  wenn  dieser  Theil  In  der  Ruhe  war, 
2  bis  3  Körnchen  fafßten;  dehnte  er  aber  den  Schwanz  aus,  wie 
ihn  das  Tbier  bejm  Schwimmen  ausgespannt  haben  würde,  wobej 
die  Gefösse  gedehnt  wurden,  so  sah  er  nicht  allein  statt  zwey  oder 
drey  Körnchen  nur  ein  einzelnes  gehen,  sondern  er  bemerkte  auch, 
dafs  dieses  Eine  langsamer  fortkam.  Dieser  gewaltige  iBinflufs  der 
Spannung  oder  E^rschlaffung  der  thierischen  Gebilde  unmittelbar  auf 
den  Kreislauf,  erklärt  uns,  warum  bej  Wunden,  Entzfindungen  und 
andern  örtlichen  Fehlern  die  Lage  der  Theile  yon  so  ungemeiner 
Wichtigkeit  sey. 

3)  Einigen  Jatromathematikern  zur  Folge  r),  welchen  auch 
L  e  n  a  c  s)  beipflichtet,  wird  die  Geschwindigkeit  des  Blutes  yerminder^ 
wenn  ein  Ast  unter  einem  stumpfen  Winkel  yon^  einem  arteriellea 
Stämmchen  abgebt,  womit  auch.  Remus  t)'  und  Ha II er  u;  über- 
einstimmen. Ich  konnte  aber  nie  in  der  Geschwindigkeit  des  arte« 
riellen  Blutes  einen  Unterschied  wahrnehmen ,  welcher  mit  den  Win- 
keln der  Aeste  in  Beziehung  gestanden  wäre;  auch  legt  Hallerauf 

seine  - 

q)  Contia*  areaB,  asturae  p.  2l6*  ' 

r)  So  oamemlioh  Sauvagei  und  Stepb«  Haies. 
•)  Traiti  da  la  •tnaetnre  da  Coeur«  T   II*  p»  107« 

> 

t)  !♦  c.  5.  20.  Expep*  4#  p.  43, 

» 

•)  Op.  an.  p,  193.  ...  .  •-> 

26  • 


/ 


224  — : 

seine  Behauptung  keincfti  grossen  Werth.  In  denjenigen  Aesten ,  welche 
unter  yoUkommen  rechten  Winkeln  aus  dem  Grundstamme  des  ar- 
teriellen Theils  des  Blutsystems  entspringen ,  und  gegen  den  Rücken 
aufsteigen,  fliefst  das  Blut  offenbar  eben  so  schnell,  als  in  jenen 
Aesten,  welche  in  fast  paralleler  Richtung  ron  dem  Ende  dieses 
Grundstammes  aus  in  dem  Schwänze  sich  rerbreiten;  eigentlich 
stumpfe  Winkel  habe  ich  nur  in  den  kleinsten  Vernetzungen  der 
arteriellen  Strömchen  hie  und  dort  angetroffen;  in  diesen  aber  ist 
die  Geschwindigkeit,  mit  welcher  sich  das  Blut  bewegt,  ohnehin 
£U  reränderlich ,  als  dals  man  etwas  sicheres  sagen  könnte. 

■ 

Nach  Hall  er  ändern  die  Winkel  in  den  venösen  Strömun« 
gen  an  dem  Laufe  des  Blutes  die  Geschwindigkeit  nicht  r).  Ich 
habe  aber  doch  bemerkt,  dafs  in  dem,  aus  dem  venösen  Grund« 
itamme  herausgehenden  Nebenasf,  welcher  in  der  Fig.  2.  der  Tab. 
X.  Torgestellt  ist,  das  Blut  ungemein  träge  flols,  und  zwar  so  lan- 
ge, als  es  in  entgegengesetzter  Richtung  mit  dem  Grundstrome  gieng} 
als  aber  der  Strom  sich  bogenartig  wendete,  da  flofs  das  Blut  auch 
wieder  etwas  schneller. 

Wellenförmige  Krümorangen  der  Strömchen' haben  gar  kei** 
neu  Einfluls  auf  die  Geschwindigkeit  des  Blutes  w). 


4)  Spallanzani^x)  sah  zwey .  venöse  Aestchen ,  in  deren 
jedem  die  Kfigelchen  in  einfacher  Reihe,  liefen j  beyde  ycreinigten 
sich  zu  einem  Stämmchen ,   welches  wieder  nur  einzelne  Kogelchen 

fuhr- 

% 

v)  ^Angnlot  non  vidi  selerititsm  frarigere/*  Op.m,  p.  207* 

w)  So  auch  Spallansani  1«  c»  p,  71»  4^    » 

O  ^*  ®«  P*  ^4*  £sper»  72» 


V 


\ 


« 


i^rte.  '  Nun  giengen  die  Kfigelchen  abwechselnd  bald  ans  dem  ei« 
nen^  bald  aus  dem  andern  Aste  in  das  Stämmchen  hinein.  Biswei« 
len  also  n&herte  sich  in  einem  der  Zweiglein  ein  Kttgelchen  lang« 
sam  dem  Stämmehen  ^  um  sieh  in  dieses  zu  begeben  ^  während  sich 
in  dem  andern  Zweiglein  nahe  an  dem  Eingange  in  das  Stammchen 
ein  anders  Kttgelchen  ruhig  hinlegte;  dieses  ruhig  liegende  Hügel« 
chen  aber  gieng  in  seinem  Zweiglein  zurttck,  wenn  das  erste,  um 
in  «den  gemeinschaftlichen  Stamm  einzulaufen  |  sich  ihm  nähert^ 
selbst  wenn  es  ron  ihm  noch  nicht  berflhrt  war}  sobald  aber  jenes 
in  dem  Stamme  eingedrungen  war,  gieng  das  zurückgegangene ,  wel- 
ches Platz  gemacht  hatte  und  ausgewichen  war,  wieder  an  seine 
Stelle,  und  begab  sich  nun  auch  in  das  Stämmchen, 


Diese  Ton  Spallanzani  so  anmuthig  erzählte  Geschichte 
«weyer  Blutkörner ,  mag  als  ein  B^yspi^l  jenes  Verhältiiisses  die- 
nen, Reiches  zwischen  den  Blutkörnern  selbst'  atu  bestehen  scheint, 
und  worauf  so  manche  Spielereien  unter  ihnen»  dergleichen  man 
fast  bey  jeder  Beobachtung  gewahr  wird,  beruhen.  Irre  ich  nicht, 
so  sind  die  Blutkörner  inuner  in  ^inem  innerlichen  Gegensatze  be« 
fafst;  einmal  sind  es  eigene  Thierbrganismen,  jedes  gleichsam  fhr 
sich  etwas  Indiriduelles ,  ein  Infussorium;  das  anderemal  sind  sie 
Theile  des  Ganzen,  nur  in  der  Beziehung  auf  die  Masse  bestehend, 
Ton  den  allgemeinen  Verhältnissen  des.  Blutsystems  abhängig.  Auf 
diese  Weise  sind  sie  setbstständig  und  doch  äussern  Gewalten  hin« 
gegeben,  ziehen  sich  an  und  stossen  sich  ab,  bewegen  sich  und 
werden  bewegt,  trennen  sich  yom «Blutsy stem  und  Stichen  die  Yer« 
einigung  aller. 


5)  Bisweilen  kommen  sich  kleine  arterielle  Strömchen  direot 
entgegen,  eine  Anastomose  bildend;  entstehet  aus  der  Anastomose 


:j2§  

meder  ein  Stfonii  6o  ziehen  sich  die  BlatkSrner  ron  beyden  Seilen 
in  diesen  hinein  j  ist  aber  die  Anastomose  geschlossen  >  so  wider« 
streben  sieb  die  einander  entgegenkommenden  Biutkörner.  Ich  habe 
ge>eheny  wie  zwey  sich  Ton  entgegengesetaten  Seiten  begegnende 
Blutkflgelchen  einander  aufhielten ,  gegen  einander  balancirten^  das 
eine  das  andere  wechselweise  sorficktrieb,  eines  sich  dem  andern 
niherte,  dann  wieder  entfernte »  bis  endlich  eines  nachgab  ^  einebe» 
stimmte  Richtnng  annahm^  surQckkehrte,  und  ihfn  das  andere  folg« 
te«    Auf  Ähnliche  Weise  beschreibt  Hall  er  %)  diesen  Vorgang« 

6)  Ein  flberaus  artiges  Schauspiel  gewähren  die  Schlihgen^ 
wielche  die  kleinen  Blutströmehen  bilden,  indem  sie  sich  um  sich 
selbst  herumwenden«    Ich  habe  daron  zwej  Arten  beobachtet: 


a)  solche,  welche  Ton  den  ^arteriellen  Strömen  gebildet  wer- 
den, in  dem  Augenblicke,  wo  sie  Venöse  Richtung  annehmen,  der^ 
gleichta  auch  die  F.  5  der  T.  X.  rorstellt. 


^)  solche,  welche  von  den  renösen  Strömen  in  ihrem  Fort* 
gange  gebildet  werden:  die  Vene  wendet  sich  nämlich  um  sich  selbst 
herum,  wie  die  Fig.  4  Tab.  X.  bey  c  f  zeigt.  Diese  sweyte  Art 
Ton  Schlingen  ist  in  mehrerer  Hinsicht  überaus  merkwürdig}  denn 
erstens  begreift  man  nicht  wohl,  wie  sie  jsich  bilden,  indem  sie 
bey.  Strömen  rorkommen,  welche  doch  keine  Wände  haben  kön- 
nen |  auch  sieht  man  sie  plötzlich  entstehen  .und  wieder  TO^scbwin« 
den ;  so  ist  es  mir  auch  auffallend ,  dafs  ich  in  rielen  Fischchen  gar 
keine  Schlingen  sah,  während  sie  in  einzelnen Indiriduen  sehr  häu- 
fig vorkamen;    auch  finde  ich  keine  firfibere  Nachricht  ron  ihnen« 

Zwey- 

s)  Op*  min»  p«  SQS  a«  f» 


22t 

Zweytens  läuft  dasBlat  an  der  Stelle  der  Schltoge  otngemein  schnell; 
sie  hat  das  Ansehen  ein^s  kleinen  Wirbels,  in  welchen  dieBIatkSr« 
ner  hineingerissen  und  darin  herumgetrieben  werden;  aber  nicht 
allein  in  diesem  Wirbel  ist  die  Bewegung  der  Blutkörner  sehr 
schnell,  sondern  auch  das  .nach  gebildeler  Schlinge  *  wieder  ge- 
rade fortgehende  StrSmchen,  fliefst  riel  schneller,  als  es  rar  der 
Schlingenbildung  geflossen  was;  dieses  ist  so  constant,  dafs,  wenn 
ich  ein  kleines  venöses  Strömchen  schnell  fliessen  sah,  ich  immet 
auch  einen  kleinen  Wirbel  in  der  Nähe  ?ermuthen  konnte* 

6)  Während  das  Blut  strömt,  bekommen  die  BlutkÖmer  kei« 
ne  andere  Bewegung,  als  die  des  Fortgehens,  und  es  hat  kein  Un- 
tereinanderwerfen oder  in  einander  Wirbeln  der  Körner  statt,  wie 
solches  auch  Malpighi  a),  Haller  6)  und  Spallanzani  c)  be- 
seugen«  Jedoch  scheinen  hieron  die  kleinen  Schlingen,  ron  wel- 
chen vorhin  (5)  die  Rede  war,  eine  Ausnahme  zu  machen;  denn 
in  diesen  werden  wirklich  die  Blutkörner  untereinander  getriebeUi 
nnd  schnell  abwechselnd  in  verschiedene  Lagen  gebracht. 

7)  Die  von  Hall  er  d)  meisterhaft  beschriebenen  Oscillatio« 
nen  des  Blutes,  welche  die  Folgen  des  schwächer  gewordenen  Kreis- 
laufes sind,  lind  welche  der  .vollkommenen  Ruhe  des  Blutes  vor- 
herzugehen pflegen,  habe  ich  ebenfalls  beobachtet,  jedoch  nur  in 
den  Arterien,  nicht ^  in  den  Venen  e);  auch  habe  ich  sie  nicht  so 
häufig  gesehen,  als  sich  den  Haller'schen  Aeusserungen  zur  Folge 
hätte  vermuthen  lassen;  denn  gar  oft  hölrte  mit  dem  ^sterben  der 

Fisch- 

.a)  1.  ۥ  Opera  poath* 
h)  Op.  min*  p.  207. 

^4)  Oper»  m*  p»  197* 
c)  Dsmil  sliiniiit  auch  Spallaniani  L  €•  p,  311  übereia» 


«     \ 


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V 


228  

Fi8chcben  der  Kreislauf  gfinzUch  auf  ^    ohne  alle  Törbergehende  Os- 
cillalion.        , 

8)  DaTft  in  den  feinsten  Strömchen  das  Blot  noch  fliesse» 
wenn  auch  die  grOssern  in  Ruhe  sind)  dals  in  den  Venen  das  Blut 
ströme I  weiyi  .es.  iq  .  den  Arterien  schon  ruhet ^  hat  rorzüglich 
Spallanzani /)  bemeriit»  und  ich  l^abe  allesi  was  er  darfiber  sagt^ 
bestättiget  geSpnden.     .     .        <   -  - 

/)  U  jB*  p«  91«  Bsp«  80  -^  85. 


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2280. 

Erklärung  der  Abbildungen» 


I.    T  a  f  e  1.    (Tab.  IX.) 

Auf  der  ersten  Tafel  ist  der  ganze  Schwanz  eines  Fischchens, 
in  der  Natur  ohngefShr  I7  Linie  lang  rorgestellt. 

* 

Das  za  dieser  Abbildang  gewählte  Thierchen  war  schon 
slemlich  entwickelt,  so,  dafs  es  tauglich  schien,  einen Tollstandigen 
Begriff  Ton  der  Lage  der  beyden  Grundstämme  des  GefäfssjstemSi 
Ton  ihren  VcrSstungen,  und  Ton  jenen  Verhältnissen,  in  welche 
dieses  System  bey  seiner  Vertheilung  kömmt ^  zu  geben. 

Der  dunkle  Fleck  ohne  Gefasse  ist  noch  Ejxkiasse» 


IL    Tafel.    (Tab.  X.) 

Die  Figuren  der  zweytcn  Tafel  sollen  dienen,  die  TOrzfig-»^ 
lithstien  Arten  der  Vertheilung  der  BlutstrSmchen  zur  Anschauung 
zu  bringen. 

Fig.  1  zeigt  den  bey  weitem  gewöhnlichsten  üebergang  ei» 
ner  Arterie  in  eine  Vene. 


a  b  6' ist  ein  arterieller  Strom,  der  sich  bey  seiner  ümbett« 
gang  zur  renösen  Strömung  in  zwey  Theile  theilt,  b  d  ist  die  re- 
aöse,  Strömung  selbst,   wie  sie  wieder   aus   den  beyden  Bogen  ent« 

*  springt» 


228  &. 


-^•^ 


springt,     c  c  aiod   fiwöy  Neben ttrSmcheU;   id  welchen  die  BIatkdr< 
ner  einsein  und  cum  Theil  entfernt  Ton  einander  laufen« 


Bej  e  sieht  man  ein  Blutkfigelchen  aus  dem  untern  Neben« 
atrSmchen  in  den  gröisern  Strom  eingehen  ^  wobejr  es  sich  etwas 
krümmt  I  gleichsam  herein  in  den  Stamm  beugt. 


Fig.  2.  Ein  Stück  aus  dem  Strome  der  Vena  cara;  das 
Blut  fliefst  ron  a  nach  b;  es  entsteht  aber  bey  c  ein  Arm^  welcher 
sehr  langsam  zurück  nach  d  fliefst,  dann  umbeug^,  sich  bey.  e  in 
swey  Arme  thcilt^  die  bey  //  wieder  mit  dem  Hauptstreme  sich 
Tereinigen* 


Fig.  3«  Ein  Stück  desselttn  Hauptstroms;  das  Blut  fliefst 
Ton  a  nach  h;  c  ist  ein  kleines |  auf  den  Hauptstrom  stossendea 
Strömchen I  d  ein  Blutkfigelchen ,  welches  hinweggeschnellt  wird; 
de  ist  der  Bogen,  den  es  neben  dem  Strom  beschreibt ,  bey  e 
senkt  es  sich  wieder  ein« 


Fig.  4«  Dieselbe  Vena  carajf  ans  welcher  bey  d  ein  Aest- 
chen  ausgeht,  welches  sich  bey  c  wieder  spaltet;  der  eine  Zweige/ 
schlägt  sich  schlingenartig  um,  der  andere  cg  rereiniget  sich  wie« 
der  mit  ihm,  und  ihr  gemeinschaftlicher  Stamm  geht  bey  e  in  den 
Hauptstrom  zurück. 

Fig.  5.  Ein  kleiner  arterieller  Strom  ac,  der  sich  in  ei« 
ner  engen  Schlinge  umwendet  und  zum  Tcnosen  c  b  wird. 


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.;  Fig.  1«  Qia  Bildaog  desBlates  ans  dem  thierischen 
ine.  Bej  dem  teihr  Mnan;  Fischchen  ist  die.  Bildung  der  beydeii 
Hauptströme  des  Blutes  noch  gans  einfach;  die  Aorta  wendet  nm^ 
wird  Vena  <:aviu  a  b  ist  de«  Streifen  des.Thierschleims^  welcher 
in  die  Bltttmetamorphose  eintritt  ^  regelmäfsig  liörqig  wird^  untjl  os- 
culirtr 


:l 


Die  folgenden  drey  F.  F.  sind  ans  Leeuwenhoek.  genom- 
men ^  und  werden  deswegen  bey gefügt,  um  einige  merliwfirdige  Yer-' 
hältnisse  der  arteriellen  und  Tcnösea  Strömungen^  welche.  icK  nicht 

selbst  beobachtete,  zu  edautern. 

1.1-'./ 

Fig.  2.  a  b  eine  Arterie  etwas  gröfser,  als  zur  Fohrung 
eines  Blutkörnchens  nothwendig  ist;  bey  6  theilt  sich  die  Arterie 
in  die  beyden  Aeste  e  und  c,  welche  sich  wieder  bey  d  vereinigen,' 
und  den  Stamm  d/ bilden;  gihk  ist  Yene.  In  diesem  Falle  also 
hatte  das  arterielle  Blut  Einiges,  die  Vervielfältigung  nämlich  der 
Strömungen  und  die  Bildung  in  Arme,  von  dem  venösen  Blute 
angenommen.  Diese  Beobachtung  machtie  Leeuwenhoek  bey  einer 
Froschlarve. 


Flg.  3.  ab  ist  eine  Vene,  in  welcher  mit  grofser  Schnei« 
ligkeit  das  Blut  von  b  nach  a  flielst.  Aus  dieser  Vene  gehen  zWey 
kleine  Aestchen  c  und  d  heraus,  welche  sich  bey  e  a  f  miteinan« 
der  vereinigen,  h  i  ist  eine  Arterie,  in  welcher  das  Blut  mit  glei« 
eher  Schnelligkeit,  wie  in  der  Vene  von  h  nach  i  flielst.  Aus  der 
Arterie  hi  geht  auch  ein  Ast  hfl  heraus;  das  Blut,  welches  von  k 
gegen  /  fliefst,   vereiniget  sich  mit  dem  Gefäise  /,    und  auf  diese 

Wei- 


yccS-.   IX. 


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VIII. 


7 


Nova  plantarum  geiiera 
e     Brasilia. 


Descripta 


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F.    LEANDRODE    SAGRAMENTO 

>  « 

Carmelita  calceato^  Frofessore  Regio  Botanica^  Jannariensh 


Langsdorfia. 

tiä/  Tab.  XU. 


Arbor  e  tberebintliinaceanim  Familia ,  dioica  pentandra.  Nomm  6e« 
HUB  Viri-  Glarissimi  Georgii  de  Langsdorff  Imperaloti  Euasorum  a 
Consilii^  Status,  ejnsdeoiqiie  Frolegati  apud  Regem  Fidelissimom^ 
Nationis  Russicae  Consalia  cet.  honoribus  dicatum. 


j  I 


TRUNOUS  8 — iO  — «  pedali9^  cylindriciis^  epidermide  aequali^  acn« 
lela  Varis    sparsis  munitas.     Rami  sparai^  copioai,    erecti, 

FO. 

27 


230  

]F0LIA  ad  ramulorutn  extrcroitates,    pinnata    ct^m   impari,    sparsa. 

Petioli   subtus    conirexi^    supra    canaliculati ,    subaculeati* 

"     Foliola  5  —  12  parium,  opposita^  elliptico-Ianceolata^  cre* 

nulato  -  serrata  ^  glabra»  ner?o  tarnen  plerumqae.  aculeato/ 

longitudine  sesqui  -  pollicari. 

FLOHES  terminales  ramuloram,  pairi,  diametro  yiz  lineam  ezce» 
dentes^  ip  raceroos  diapositi» 

HABIT  AT  in  montibos  alüsque  locis  apricis,  sylTis  tarnen»  qaae 
Flumen  Januarium  comitantur^  yicina. 

FLÖHET  yariis  anni  temporibus. 

NOME]^  Ternacalam  Cabo  de  Enxada,  id  est^  Ligonis  maniibrium^ 
propterea  quod  rqstici  tarn  truncum  quam  ramos  ad  ejus« 
modi  instrumenta  fabricanda  adhibeant^  quod  lignum  aeque 
lere  ac  solidum  sit;  ' 

^OBS.<  Inter  arborem  marem  et  feminam  praeter  flores  et  fructifica- 
tionem  differentia  nuUa  est. 

Character  generis  diffusus^ 
Flores  dioici. 


/ 


CALYX  inferus ,  mlnimus^  quinquepartitus :  laciniis  acutis  j  persistens. 

GOHOLLA  pentapetala:  Petälis  lanceolatis^  integerrimis  ^  concayiSi 
erectis/ caducis. 

STAMINA.  Filamentd  quinque^  linearia,  corolla  duplo  majore^  in- 
fra  germinis  abortiv!  receptaculum  inserta/  Antheras  toti- 
dem^  subrotondasi  biloculares  sustinent. 

PIS- 


I 


231 


FISTILLUiMf.  Germen  semper  abortiaum^  Receptaculo  carnoso,  glo« 
boso  inaidens,  quod  primo  intuitu  factle  pro  germine  ha« 
beri  possit^  sicut  germen  ipsüm  pro  stylo^  nt  aideo  flores 
hi  masculi  hermaphroditos  mentiantur. 


GALTX  et  GOROLLA  ut  in  mare. 


/ 


STAMINA  nuUa. 


•  m 


FISTiLLUM.  Germen  globosum^  eesBije .  supra  Receptacidum  glor 
bosum^  carnosumj^  eique  fere  aequaie«  Stylus  nullus.  Stig* 
ma  sessile^  subpeltatam^  margine  inaequali. 

FERIGARPIUM   Capsula   globpsa,    ma^nitudine  fere  1^  lineaei   bi« 
^  ralvis^  mohosperma»'  extus  tübercüloso-maculata. 

-SEMEN  nnicum,  subcompressTuscuIum^  totam  yalrularum  capacita* 
tarn  occupans»  tritum  snaveolens. 


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Arbor  circiter  17  pedalis,  ex  Familia  TitTi jmaloide^rum ,  aa« 
cnndam  systema  Linneanum  ad  Glassem  Dioeciam  MonadelphTam^  vel 
potius  ad  Polygamiam  Dioeciam  pertinens;  novam  genua  coostituo, 
Dalechampiae  a£Fine^  quod  in  memoriam  Viri  praeclarisaimi  ^  Doc* 
toria  Joannis  Spixii  ejus  nomine  adpello» 

TRUISGUS    ramosna,     cylindricas-,   Epidermide  acabrinacula  ^  rufo* 
nigrioante.    JRoml  sparst  ^  ^alongati/^i 

27  ♦  FO. 


252  :  

FOLIA  sparaa^  alterna,  oborato  *  lanceolata ,  4—^6  —  poUica- 
ria^  margine  integra^  in  Mare  ?el  Hermiaphrodito  angu- 
stiora  atque  breriora  quam  in  Femina ,  pagina  inferiore 
Tiliosa  colore^  ferruginosO|.  pagina  auperiori  laeri,  riridi 
Petioli  breyes. 

FLORES  axillares,  fascicalati^  Peduncülia  breTibus  fjultL 

HABITAT  in  umbrosis  aylvamm  Flomen  Januariom  comitantittm 
locis. 

FLORET  mensibus  Jannario  et  Februario. 

■.  ^     ♦.'••'.  •  • 

USUS  non  alins  nisi  ad  focam. 

Character  generis  diffusus. 


I   I 


INVOLUGRUM  monophyllum^  aubgloliosumi  ante  anth^alo  clananm^ 
sub  anthesi  et  post  illam  bipartitnmi  margine  integerrimo, 
decidunm*  Squaroulae  duae  oppositae  (^Bracteae),  subro- 
tnndae  basin  maniunt.     Omnia  rillosa^  ferruginea. 


CALTX  nullus ,  nisi  inrolacrntt.  cal^cem  dicas. 


COROLIiA  nuUa. 


M  1 


STAAIINA  nuUa. 

i 

FISTILLUAI.  Germina  quatuoTi  subpedicellata. .  Atyli  mediocrea, 
aequales»  subteretes, .  SUgmata  peltato  -  nmbiUcatä»  bii^ 
more  viscoso  ma^dbotia,  ma^nei  integerrimo. 

FERl- 


A  • 


233 

FEHICARPIUM  Capsülae  quatnor^  pedicellataei  globosae^  semipolU« 
cares/  trilocalares :  Loculis  bivalribus»  monospermis/  F^aU 
vulae  matnro  semixie  elastice  rampmitur. 

# 

SEHINA  ovata^  subcomprcssa  (nigra)  ^  ^riHo  membranaceo  (roseo)^ 
dimidiom  fere  seminis  Testiente. 

y     »cu    ^ 

INVOLUGRUM  est  Squamula  duplex. 

PISTILL A  qaatnori  figara  magnitudineque  ut  in  Acre  femineO|  aae« 
pius  Tero  abortientia. 

FLOSGULI  MAKES  tres  (ano  centrali),  parri,  inter  Piatilla;  cuivia 
FERIANTHIUAI  partialef  monophyllum,  quadridentatum^ 
apertam  etiam  ante  anlheain^  sola  stamina  continens^  ex« 
tus  pilosam« 

COROLLA  nalla. 

STAMINA:  Flosculo  centrali  4;  laterallum  cuilibet  2.  Filamenta 
basi  coalita.    Antherae  oblongae^  biloculares. 

OBS.    Plantaim  pistillis  destitutam  In  hoc  genere  non  inreni« 


m. 

M  a  r  t  i  a- 

V.  Tab.  XU. 

Planta  Tolubilis^  facile  sexpedalisi  leguminosa  goidem^  et 
plantam  diadelpham  decandram  toto  habita  referens^  sed  quae  ob 
ataroina  libera  novum  genua  constitaere  debetj  quod  perenni  memo« 
rlae  Dr.  Cur.  frid.  Phil*  Mar tii,  Botanici  eximii^  sacrum  esse  yoluu 

PLAN. 


234  ■ 

PLANTA  rix  ultra  sex  pedes  alta. 

RADIX  ramosa^  fibroaa,  ex  cujus  nempe  rhizomate  rami  paucr^  de« 
nuo  ramosi;  enascuntur. 

G AULIS  teres^  tUIosus^  2  -*—  3  Iineas  crassuB^  rolubilis. 


1  - 


\    ^ 


\ 


FOLIA  alterna»  temata:  inferiora  approximata  ^  ad  ramulorum  extre- 
mitates  distantissima.  Foliola  orato«  oblonga,  integerri- 
ma^  nervo  medio  ultra  apicem  exserto>  pagina  superiori  gla- 
bra^  inferior!  pubescentia.  Petioli  communes  longi,  tere- 
tes^  tUIosi;  partiales  breres.  Stipulae  duae  laterales ,  ora- 
to-Kacutae»  sessiles  ad  petioli  communis  basin  ^  praeterea 
quatuor  aliae,  quarum  duae  petiolum  folioli  terminalis^ 
duae  i^liquae  lateralium  bases  fulciunt. 

FEDUNGULI  axillares^  tongi,  teretes»  TÜIosi^  biflori. 

FLOHES  Bracteh  tribus  exterioribua  fuhi;    praeterea   una   cuilibet 
flori  adsidet.    Forma  Bractearum  eadem ,  quae  Stipulamai. 

OBS.     FIos  alter  saepius  abortit. 

FLORET  diversis  anni  temporibus. 

HABITAT  in  Campis  Flumini  Januario  adjacenjtibus. 

Incolia  Timbb  yocaiur»  id  est»  planta  pecoribus  lethalia. 

Character  generis  diffusus. 

CALYX  monophyllüs^  persistens^  tubulosus^  subcompressus^,  bilabia- 
tus:  labib  inferiori  tripartito:  lacinia  media  longiori;  supe* 

riori 


^      N 


!• 


235 


liiori  b^artito:  laciniis  sea  dentibas  ömnibas  acatis,  con« 
nirentibiis,  ut  calyx  in  anthesi  clausus  permaneat. 


Bracteae  duae  laterales,    praeter  alias  quinqae  com« 
munes  ad  caljcis  basin. 

GOROLLA  naila. 

STAMINA  duo  fertilia»  distincta.  Ffildmenta  capillaria,  germine  di- 
midio  minora.  Antherae  rotundo- compressae,  bilooa- 
lares,'  margine  tenuissime  ciliatae.  Rudimenta  duo  fila- 
mentorum  minima,  distincta,  circa  germen  receptaculo 
adfixa. 

FISTILLUM.  Germen  iotra  calycem  clausum,  oblongmn.  Stylus 
Bubolatns,  infra  productus  usque  ad  antherasj  post^aam 
rero  fructuß  calycem  superat,  erectas.  Stigma  subcapi- 
tatam. 

s 

PERIGARPIUM :  Legumen  uniloculare,  aeqaale,  lateribus  nervo 
protaberante. 

SEMINA  4  —  8;  globpsa,  humore  viscoso  madida. 

IV. 

^  August  a. 

Tab.  XIV. 

NoTum  plantarnm  genus  ex  Olassis  Syngenesiae  ordine  Poly« 
gamia  aequali  diclo,  memoriae  Viri  Glarissiroi  Augusti  de  S.  Hilario 
aacrum  constituo,  ejusqae  descriptionem  adjungo. 

PLANTA  ABBORESCENS,  caule  nempe  Kgnoso,  ramoso}  Epider^ 
mide  nuda,  fissuris  auperficialib^s  notata. 

"  FO. 


/ 


^    . 


236  

FOLIA  sparsa  ^  integerrima ,  glabra ,  lanoeohtta ,  aeumiiiata ,  subari« 
da^  3  —  4  poUices  longa.  PetioU  brerea. 

FLORES  terminales. 

FLÖHET  toto  hyemis  (id  est^  plaTiarum)  tempore. 

Character  generis  diffusum. 

CALYX.  Perianthium  poljphyllum  ^  imbricatom,  cylindricum;  folio- 
lis  interioribtts  longioribua»  exterioribi|s  pro  ratione  aitus 
inferioris  decrescentibua  usque  ad  squamulas  basees^  etiam 
imbricatasj  bmnibus  consistentibus ,  obtusia^  integerrimia^ 
nudis.  —  Quam  semina  matura  sunt;  perianthium  patentis- 
aimum  est. 

COROLLA  universalis  discoideai  calyce  longior.  Flosculi  plurimi^ 
tubulosi^  CoroZZaZf s  subinfundibuliformibus^  limbo  quinque- 
fido:  lacinüs  revolatis« 

; 

STAMGSTA.  Filamenta  capillariaj  brevia^  intra  corollulae  tubum  in- 
aerta.  Antherae  5  t  in  tubulum  coalitaei  longaei  lineares^ 
corollulam  superantes:  in  cujusiibet  basiaristae  duaepalea- 

a 

ceae^  elongatae.  s 

PISTILL VAI.     Germen   longum^    Pappo    capillari^    aessilii   elongato 
.  coroUae  longitudipe,    coronatum.     ^tjZus  filiformis.     Stig* 
ma  tandem  ex  aatheramm  tubo  exsertum^  bifidum. 

SEMINA  pleminque  abortira  tarn  in  disco  quam  in  radio^  tuncque 
linearia.  Rarius  fertilUi  jam  in  disco  ^  jam  in  ratlio,  et 
tunc  oblonga;  ventricoso  -  compressa. ; 

RE-  • 


237 


• 

REGEFTAGULÜM  planiusculum  ^  nudum^  punctaium* 


Hujus  generis  mihi  duae  species  noiae  8aiit|    ambae  no8ti*a- 
rum  regionum  incolae: 

9 

Grandiftora  A.  floribus  solitariis« 

Obs.    Arbor  12  pedes  raro  «xcedeni. 

Hores  colore  aurantio. 


Parvißova  A. 


panipnlatis,  terminalibuay  conCertia. 


) 


Obs*    flores  eolora  loteo  -  albicante. 

Qttod  bis  arboribut  apod  nostratesnomen  sit^  mihi  ignotum; 
nee  in  alios  usus  adhibentar;  nbi  ad  alendam  ignem. 

» 

V. 

R  a  d  d  i  s  i  a. 

Tab.  XV. 

«  •  <  ••  •  •  .  • 

'  Arbd^  12  fore  pedes  älta,  oomm  genus  poscens  in  Classe 
Triandria  Monog3miai  quod  me  authore  a  Yiri  Glarissiml^' Doctoris 
Raddi.  Florentini  ^  nomine  nomen  habeat. 

ARBOR   Trunco   bylindricoj    nudo,    ramosissimo,    5   fere    poUices 
crasBO.  -:   c- 


FOLIA  opposita^  elliplico  -  acuta »  glabra,  aerrata.    Petioli  breres« 

FLORES  axillares^  solitarii,  dggi'^atirej  Peduncülis  breribus,  nudis. 

HABITAT  tarn  ad  ripas  Insularum  Fluminis  Januarii^  quam  in  mon- 
tibus  ricinis. 

28  FLO. 


238  — 

FLORET  hreme  nostrate. 

.  -  .  *, 

USUS  ad  alendum  ignfim, 

Character  generis  diffusus. 

CALTX  Perianthium  infemm^  5«pbjUoin:  folioUs  tribos  ezterio« 
ribus  minoribu8|  minusculis^  duobus  inlerioribus  subacutisi 
integerrimbi  nudis^  coroUa  moltoties  majöribus. 

COROLLA  monopetala;  rotata,  5-partita,  Tuho  subnullo,  .Lacu 
niis  subrotundijB;  integerrimis  ^  aeq^aalibus^  colore  purpu« 
rascente« 

STAAnNii  tria»  ooroUa  brenora.  Filamenta  linearia.  Antherae  par« 
raa,  bilocalaret,  truncatae.  .       ^  ' 

m  I 

FISTILLUM:  StamiDibas  longius.  Gennen  aabtrigonam.  Stylus 
brevis.     Stigma  simplex. 


FERIGABPIUMs  Capsula  trilocttlaris: 
centrali. 

« 

SEMINA  subgloboaa«. 

OBS«    Flores  saepiasime  abortiont 


i« :  poljspmaijSs  \  glacenta 


•         • 


^^ 


Ob- 


230  . 


O  b  s  e  r  V  a  t"i  6  n  e  s 


i  n 


P.    L  E  A  N  D  RI    DE    S  AC  RA  ME  N  T  O 
Nora    genera    plantar ^um. 

Aut  hör  e. 

0 

FRANCISCO  DE  PAULA  DE  SCHRANK. 

Gontinet  haec  dissertatio  cpiinqoe  priora  genera  ex  decem  a 
Viro  Doctissimo  egregie  descriptis»  Reliqua  atii  horam  Actorum 
Tomo  serramus,  ne  praesentem  iconismis  nimis  gravemua.  His  de« 
6criptionibus  ad jecit  facile  ul^a  aesqui  -  centuriam  serainam  ^  magnam 
partem  rarissimomm ;  quibnsdam  obaervationes  addidtt,  quaa^  ante* 
quam  ulterius  progrediar,  a  me  recenaeri  non  ingrertum  erit. 

CALLICOGCA  Poaia.    Emetica. 

CARTOGGAR  (Peckea)  tuherosum.  Esculentom ^  Sapore  Amygdalae. 
Arbor  magna  ^  atqae  aspectu  grato» 


DOLIGHOS  bovinus.    Nomen  triviale  Braaüam  est,  derivatum  a  30* 
by ,  qood  renenum  signiilcat.     Vulgo  tarnen  dicontur  plantaie 

Tenenatae  Timbb» 

» 

ELEPHANTOPUS  spicatus.    Planta  febn'fuga. 

ItLEINIA  Porophyilum    Planta  tinotoria,  lodicom  pracßens. 

28  *  '  (Plan- 


240  

(Planta  haec  annna  est,  et  in  area  sab  dio  in  horto 
Landisbutano  yitae  auae  periodam  quotannis  absolfit;  Mo- 
nacbii  ad  hoc  usqne  tempus  ob  diuturniores  hyemes  in  olla 
cult^a  est.  Quam  Pigmenti  indicii  quod  ex  batide  tineto« 
ria  obtinetur,  dnplum  ejus  quantitatis  requiratur,  quae  ex 
Indigofera  Anil  rel  ex  Indigofera  tinctoriaobtinetur^  et  ob 
eam  rem  posteriore  inferius  sit,  inquirendam  fortasse^  an 
Foropbyllam  rotia  omnibna  satisfaciat) 

VIOLÄE  species  adhuc  indeterminata^  quae  in  Brasilia  ob  rlres  ca« 
tbarticus  nota  eat. .        . 


(Emeticas  esse  Violaram  radices  in  Europa  notum  est^ 
et  erat,  quando  Ipecacuanbam  i^ter  Violas  quaerebamus. 
Addit  tarnen  Vir  doctissimus^  minus  tntmn  remedium  esse«) 

s 

m 

•  •«  *  • 

Inter  alios  fiructus,  quos  illi  debemus*  est  Lecythidi  Qlla« 
riae  simillimuSf  sed  ab  boc  certe  toto  genere  diversus.  Formam  ba- 
tet yasculi  ma Joris  ex  eorum  genere  i  in  quo>  qui  Tabaci  fumo  de* 
leetantur^  banc  plantam  concisam  accendere  solent,  pedunculo  non 
male  fistulam  suctortam  referente.  Thecam  bfioo  fructum  adpellarer 
licet  ^  eo  quod  Thecis  Muscornm  frondosorum  longo  sit  simillimus^ 
aeque  ac  illae  opercalo  et  columnella  instructus^  hoc  solo  discrimine^ 
quod  haec  coUumnella  non  fundo  thecae  adnata  sit,  sed  opereulo,  cum 
illa  secedat  et  corpus  perpetuum  constituat;  deinde  recessus  long! tudioa« 
les  tres  babeat^  qui  quasi  totidem  loculamenta  formant,  in  quibus  semina 
plane  eodem  modo  situ  ad  borixontem  perpendiculari  invicem  tegunti 
nti  in  aquilegia  staminum  filamenta.  Semina  ipsa  oblongo  -  ovata  sunt^ 
compressissima  y  ut  primo  intuitu  inaniacrederes^  nisi  difracta ,  qiiod 
res  est  9  docerent;  praeterea  tota  sua  peripheria  lato  margine  mem- 
branaceo  cinguntur.  Hac  Columnella  et  bis  certe  Seminibus  a  Le« 
cjthide  Planta  haec,   cujus  fructum  describo  toto  genere  discrepat, 

Se- 


' —  241 

Se?i  haeo  semina  et  sparo  forei  ut  germment,  et  arborem  firMiceniTe 
producant;  ob  fmctua  com  OUaria  aimilitudinem^  Lecythopsin  roco, 
cbaracteremqoe  genericnnii  qni  iUam  ab  omnibus  notia  plaalia  dia- 
ttoguat|  exhibeo  aequenteip: 

Lecythopsis. 

TRUGTUS   Theca  evalris^    operculata^  Golumnella  opercu« 

*lo  (ambonato)  adnata,    basi  tandem  libera^    locula- 

menta  tria  constitnente^    polysperma.      Semina  per- 

pendiculariai  compressa^  oadi^o  membranaceo  -  mar- 

ginata. 

An  baec  semina  basi  tbecaei  an  colamnellae  foniculis  suia 
umbilicalibus  inserta  sint,  vtdere  non  potai^  quod  jam  ex  Capsula 
exciderint;  ego  basi  inserta  suspicor.  Nomen  tririale  ob  iracttis  for- 
mam  poterit  esse;  Fumatoria. 

Alium  frnctnm  inter  missa  semina  inrenio^  plane  singularem« 
Solard  dicitur  esse,  et  additom  est  nomen  aliudi  nescioi  an  triria« 
lej  nam  in  itinere  detritum  est.  Magnitado  fructus  et  forma  Frnc« 
tuum  pyri  baccatae;  omnino  globosus,  et  ot  nunc  plane  sic« 
cus  erasit,  fuscus  et  ligneae  consistentiae  est;  demta  portione,  quae 
.mihi  aditum  ad  interiora  aperiret,  intus  omnia  sicca  ^  sed  materiem 
raram  in?enij  seminibus  foetam  omnino  solanaceis.  Quum  floa  hu« 
jua  generis  plane  sit  ejusmodi»  ot  error  difficilia  ait^  de  genere  non 
dubito;  speciem  opinor  S.  Xyiorhagodem  ob  ligneam  baccam  dici 
posse;  Gharacter  specificos  est: 

SOLANUAI  xylorhagodes  baeca  sicca  ^  sublfgnosa. 

His  praemissis  quasdam  in  RcTerendissimi  Leandri  disaerta- 
tionem  obscrrationes  adjungo. 

Suo« 


•24i  .  .  

Snorum  genemm  diffusos  characteres^  quos  etiam  naturales 
dioant^  exhibere  cont^itus  essentiales  non  addidit^  quod  hi  facile 
aoppleri  possiot.  Quum  autem,  meo  quidem  judicio,  essentiales 
characteres  magnom  in  re  botanica  usum  praestent^  hos  praesenti 
opella  aupplere  oonstitoi  >  additia  etiam  pro  more  nominifaus  triTia- 
libus. 

.     \. 

LANGSDORFIA 
Dioecia    Fentandrla* 

if.     Calyx  coroUaque  libera«     CaL  xnioinios^    S*psrtilii8* 
Cor.  S-petala.     Pistillum  abortiens. 


$  Ccklyx  coroUaque  ut  in  (j*»  Stamina  nuUa.  Ovarium 
nnicum.  Stigma  ses&ile.  Fructus  Capsula  bivalm^  monos» 
perma. 


iMtromeiitaria«  lu  % 


IL 

srixiA 

Folygamia  Dioecia* 

$  et  (f.  Involucrum  diphyllom^  Pistilla  kt  et  iaterbaec 
FlöseuloB  mares  tres  continens,  quoris  sno  Perianthio  in- 
structo^  Corolla  miliar  Stamina  centralia  4,  lateralis  2* 

$•  Inrolacram  ante  an^esin  clausumi'  dein  bipartitum. 
Pistilla  (^atuor^  absqne  Calyct  et  Corolla.  Fructus  Capsn- 
la  trilocularis :  localis  monospexmis* 


heteranthera  S.  ^ 


Gon- 


s 


>■ 


243 


Constitui  quidem  etiam  ego  geaiiSi  quod  Cl.  Spixio  dedica- 
▼i;  rerum  genus  Leandriourn  antiquius  meo  est;  mutandum  ergo  no« 
men  meae  Spixiae  violaceae  in  GABRALIAM  violaceam,  quod  ego 
'  illi  nomen  inipono  in  memoriam  Alvari  CabraliSf  qui  primus  Brasi- 
liaim  detextt ,  reiqua  herbariae  cultoribns  hunc  Paradisum ,  qui  tarnen 
Bon  sine  serpente  est^  aperuit^  et  illis  haec  otia  fecit« 

m. 

MARTIA. 
Diandria  Monogjnia. 

Perigonium  calycinum^  bilabiatum^  f.  Stamina  dno  fer- 
tilia  ^  duo  abortiya  minima.  JFVuctus  Legnmen«  Semina  ris« 
cosa. 

s 

pbjsalodes  M.  4. 

Constitoit  etiam  Celeber.  Sprengeliua  genus  plantarnm^ 
qnod  Martiam  yocaritj  ego  redoci  ex  aerumnoeissima  peregrinatione 
yiro  amicissimo  optionem  relinquendam  judico.  r 

IV. 

.   AÜGÜSTA.       • 
Syngisnesia  polygamia  aequalis. 

Flores  discoidei.  Cah  cjlindricos,  imbricatns.  RecepL 
nudom.  Floscülorum  laciaiae  revolutae.  Antherae  biaris« 
tatae.     Pappus  simplex,  sessilis^  coroUuIam  aeqnans. 

Triyialia  nomina  speciemmr  ad  bunc  diem  cognitarum  jam  in 
dissertatione  praecedente  ab  Auetore  ipso  exhibita  sunt. 

Laciniae  floscülorum  reyolutae  in  hoc  certo  genere  singqlarem 
characterem  largiuntnr^ ,  quum  non  quomodocoaque^   sed  in  plures 

an* 


^  , 


Uh  — T 

flnfractus  revolyantiir.     A^  grandißorap .  dum  floret,    aeqne  elegana 
planta  eat^  ac  Eugenia  Jambos« 

Nomen  generis  ex  Botacicorum  mote  solet  a  nomine  potias 
Familiae  Yiri^  cui  dedicatum  est^  deriyari^  quod  hie  SANHILARIA. 
esse  posset;  quemadmodam^  dum  Fratres  de  Ste*  Marthe,  qnnmlsi' 
tine  scriberent,  ae  Sammarthanos  dixerunt,  et  Abbas  de  S.  Cyr 
apud  scriptores  latinos  passim  Abbas  Sancyranus  audit. 

V. 

RADDISIA. 
,  Trlandria   Monogynia; 

Flores  completi.  Cah  CoroUaqae  libera.  Cah  S-pbyllus. 
per.  rotata,  5-fida.  Nectarium  Annulus  extra  stamina  o?a- 
rium  cingens.     Capsula  trilocularis :  loculis  poijspermis. 

arborea  R.  '^. 

Obs.  £go  in  misso  specimine  Stigma  orbiculare  ridere  mihi 
tideor. 


Qonm  Vir  Clarissimus  omnium  harain,  et  qnae  seqoenturi 
stirpium  semina  saüscopiosa  miserit^  quae  in  horto  aecuriate  /colen- 
tur,  spes  est  fore ,  ut  hae  plantae  posteris  obserratoribus  Spicilegium 
non  contemnendum  snppeditent;  certe  icones  elegantiores  erit  occa- 
sio  conficiendi«  Quas  hnic  dissertationi  adjiciendas  curari,  itrethodo 
Flumcriana  fieri  feci|  quae  ßolas  partium  peripherias»  et  principalio- 
res  renas  exbibeat;  neque  enim  fere  quid  aliud  in  plantis  pro  her« 
bario  praeparatis  oculus  distincte  conspicit. 


TUM. 


^miaJ^^'^^ 


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fOfm/eam^/,'«^. 


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^^.AV. 


245 


Ueber 

t 

Verdunstung  durch  thierische  Häute. 


Vorn 


Samuel  Thomas  von  Soemmerring. 
Vorgelesen  am  12*  Aaguit  1820* 


Jjie  Versuche  Aber  die  Verdflnstnng  rerscfaiedener  FlflTsigkeiten 
durch  thierische  HSute,  deren  Resultate  in  den  Jahren  I8O9  und 
1814  der  königl.  Akademie  vorzulegen  ich  die  Ehre  hatte  *)^  zeig- 
ten  bey  öfterer  Wiederholung^  beträchtlicher  Erweiterung  und  ver# 
schiedener  Abwechslung,  manche  neue  Erscheinungen^  deren  Ursa- 
chen zu  ergründen,  keine  unwissenschaftliche  Beschfiftigung  seyn 
dürfte. 

r 

Unser  hochverdienter  seeliger  College  Gehlen,  welcher  ge- 
dachten Versuchen  ganz  besondere  Theilnahme  und  eigenes  Nach« 

den- 

*)  Denlitchrilteii  der  kooigL  Akademie  der  WUaensehaften  ku  Mancben,  för  die 
Jahre  18 11  und  1812  9  oder  im  driUcn  Bande  Seite  273«  Deigleicben  Im 
f&nAen  Bande,  oder  für  die  Jahre  1814  «nd  I8l5f    Seite  137* 

29 


\- 


\ 


246  

denkBii^chenkt^y  maclite  mich  bereits  *l6t4'inif  den  ihm  htj  dem 
selben  auffallenden  Umstand  aufmerksam , '  ^ats  nämlich  auf  86 
Grad  herunter  gekommener  Alkohol  (das  ist  Weingeist ,  welcher 
aus  86Theilen  absoluten  Alkohols  und  14 Theilen  Wassers  besteht*) 
gewissermaassen  auf  einen  Punkt  deute  i  unter  welchem  derselbe, 
in   diesen  Versuchen,   sich  ajcht  au  entgeistigen  schiene. 

Zur  Erforschung  und  Sichdrstellnng  dieser  sonderbar  scheU 
nenden  Thatsache  wurden  folgende  Versuche  angestellt. 

« 

In  ein  gläsernes;  cylinderisches  Gefäfsi  dessen  Gestalt,  Hö« 
he,  Weite  und  übrige  Einrichtung,  man  aus  der  Abbildung  Nr.  2 
am  leichtesten,,  schnellsten  und  bestimmtesten  entnimmt,  that  ich 
Tor  6  Jahren  (d.  10.  September  1814)»  bey  einer  Temperatur  der 
Atmosphäre  ron  15  Grad  Reaymur, 

Erstens:  SÖgrSdigen  Weingeist  bis  zur  Höhe  des  ober- 
sten, zwischen  Septbr«  und  86  begrifienen  Strichleins. 

Zweytens:  Ein  Araeometer  von  der  Gestalt,  Gröfse-und 
Graduirung  von  g4  bis  74  Graden,  welches  also  bis  zu  seiner  Zif- 
fer 86  im  Weingeiste  einsank. 

Drittens:  Verschlofs  ich  die  Mündung  mit  fest  ankleben- 
der Rindsblase  gehörig  "^"^^J. 

Die- 

*}  Die  Beicbreibang  meines  Araeometeri  befindet  tick  sowobl  in  F.  B*  Oti* 
ändert  Abhandlung  aber  das  vortheilhafteste  Aufbewahren  thieriseber  Kör- 
per in  Weingeist*  Göttingen.  1794«  S«  31 9  als  im  dritten  Bande  der  Denk* 
Schriften  S*  274*  * 

•*)  Ebendaselbst  im  dritten  Bande  S,279  ^^'  10  ^^^  li>  ^^^  S.2gu  Versuch  B« 

>-  • 

***)  Das  ist,  mit  Rindsblase,  ffelche^  nachdem  sie  eingenelchi  und  halb  trocken 

^  geworden,  fest  ans  Glas  klebend  gebunden  wird« 


/ 


' 247 

Diesen  Cjlioder  gestehe  ich  unter  Nr^  1  auf  der  Tafel  *). 

Auf  gleiche  Weise  ward ,  zum  Controll-Versuche »  einige  Mo- 
nate darauf  (d.  l.  Dec  1814)  ein  röUig  gleicher,  gläserner  Gylin- 
der  9  dessen  genaueste  Abbildung  ich  hier  beyfüge,  mit  QOgrädigem 
Weingeiste  gefüllt ,  mit  einem  Ton  lOO  bis  auf  80  Grad  hinab  gra« 
duirten  Araeometer  yersehen,  und  mit  gleicher  Rindsblase  geschlossen. 

£in  Paar  Jahre  später  (d.  1.  Dec.  1817)  that  in  diesen,  an- 
derthalb Fufs  hohen,  15  Linien  weiten  Cylinder,  21grädigen, 
das  ist,  sehr  schwachen  Weingeist,  ein  ron  0  bis  60  graduirtes 
Araeometer,  und  rerschlofs  die  Mfindung  gleichmäfsig  mit  Rindsbla- 
se.    Diesen  Gylinder  rerstehe  ich  unter  Nr.  3. 

Dieser  noch  nicht  geendigte  Versuch  ist  bestimmt,  su  erfah- 
ren, wie  lange  es  dauern  wird,  bis  der  Weingeist  öoGrad  erreicht. 


'Diese  drej  Gläser  blieben  sonach  in  meinem  Wohnzimmer 
ruhig  auf  einem  Schranke  stehen. 

Ein  solches  Einschliefsen  desAraeometers,  in  die  mit  Rinds- 
blase geschlossenen  Gläser  gewährt  die  Bequemlichkeit»  dafs  man 
das  successiye,  entweder  Schwächer-  oder  Stärkerwerden,  oder  das 
bald  mehr,     bald  minder  Geistigseyn  des   Weingeistes  beobachten 

kann,  ohne  nöthig  zu  haben ^  die  Blase  zu  öffnen, 

.        • 

Aufsen  auf  den  Gläsern  notirtö  ich  nebst  der  Jahreszahl,  den 
ersten  Tag  eines  jeden  Monats,   während  der  Jahre  1814^    1815  n. 

s. 

*)  Von  diesem  Cylinder  Nr.  i ,  to  wie  von  dem  drittes  Nr*  3»  befindet  sich 
blof  die  Hauptsache,  nämlich  die  auf  dem  Glase  von  aussen  durch  einen 
Strich  und  Ziffer  notirte  allmählige  Quantität! -^  und  QualitäU  -  Veranderong 
des  Weingeistes  auf  der  Tafel  dargestellt» 

29  * 


«         * 


248  '  

V 

/ 

vs.  w«  bis  1 820  ^  sowohl  die  jedesmalige  Abnahme  der  QuantttSt  des 
Weingeistes  mit  einem  Strichlein,  als  die  jedesmalige  Qualität,  d.  i. 
den  jedesmaligen  Alkoholgehalt  des  Weingeistes  durch  die  Ziffer 
des  Grades,  welchen  die  Scale  des  Araeometers  anzeigte.  Mittelst 
dieser  Einrichtung  beobachtete  ich  folgende  Erscheinungen: 

Im  Ganzen  rermindert  sich  allmählig  die  Quantität  des  Wein- 
geistes durch  Verdunstung  um  desto  mehr,  je  länger  sie  dauert, 
jedoch  nicht  fortwährend  in  immer  gleicher  Maafse»  sondern  yon 
Jahr  zu  Jahr  stuffenweise  immer  um  so  weniger,  je  niederer  im  Gla« 
se  der  Tcrdflnstende  Weingeist  eben  wegen  seiner  Abnahn^e  zu  ste« 
hen  kommt.  Vergleicht  man  auf  Nr.  1  z.  B.  die  yom  i.  September 
1814  bis  zum  l*  September  1815^  das  ist  die  im  ersten  Jahre  rer« 
flogene  Quantität  des  Weingeistes  mit  der  im  zweiten  Jahre  rerflo- 
genen  Quantität,  so  ist  die  Abnahme  im  zweyten  Jahre  merklich 
geringer ,  als  im  ersten ,  noch  merklicher  im  dritten ,  am  merklich- 
sten folglich  vom  1.  September  181 Q  bis  zum  i.  September  1820, 
oder  im  sechsten  Jahre.  Wenn  diese  Abnahme,  wie  sich  auf  der  Tafel 
Nr.  1  zeigt,  im  ersten  Jahre  sechszehn  Linien  betrug,  s/o  betrug  sie 
im  sechsten  Jahre  kaum  acht  Linien.  Also  betrug  die  Abnahme  der 
Quantität  Weingeist  im  sechsten  Jahre,  nur  die  Hälfte  der  Abnahme 
im  ersten  Jahre.  Desgleichen,  wenn  (wie  man  auf  Nr.  2  sieht)  im 
Jahre  1815  die  Abnahme  der  Quantität  Weingeist  14  Linien  betrugt 
so  betrug  sie  im  nächsten  Jahre  kaum  13  Linien. 


Am  auffallendsten  aber  ist  die  Abnahme  der  Quantität  des 
Weingeistes  im  dem  hohen  dritten  Cylinder  .(Nr.  3),  welche  im  er« 
sten  Jahre  (1818)  an  24  Linien  betrug,  im  zweyten  (I8I9)  kaum 
gegen  16   Linien  erreichte. 

So  wie  sich   nun  aber  die  Abnahme  der  Quantitfit  des  Wein- 
geistes Ton  Jahr  zu    Jahr  Terringert,    eben  so  rerringert  sich  auelb 

wie  . 


•    V 


249 

Wie  natürlich  y  rerhältnilsmärsigf  die  Abnahme  ron  Monat  caBfo- 
nat.  Am  aogenscheinlichsten  wird  man  dieses  am  dtitten,  Gyiinder 
(Nr.  3)  gewahr.  Hier  betrog  die  Verdunstung  in  einem,  einzigen 
Monate  (Dec.)  dem  ersten  nämlich  des  ersten  Jahres  (1817)  so  viel^ 
als  die  Verdflnstung  in  rollen  drey  Monaten  (May»  Junios^^  Julius) 
des  rierten  Jahres  (1820). 


Demnach  rerdfinstet  aus  einem  solchen,  mit  Blase  geschlos- 
senen^ ruhig  stehenden  9  Weingeist  enthaltenden  zylindrischen  Ge- 
lasse, um  so  weniger 9  je  hdher  dasselbe  ist,  oder  je  niederer  in 
selbigem  der  Weingeist  allmäfalig  zu  stehen  kommt.  Das  nämliche 
hatte  ich  schon  in  meiner  ersten  Abhandlung  vorgemerkt*).  Und 
doch  erinnere  ich  mich  gelesen  zu  haben,  dafs  aus  einem  Gefäfse 
desto  mehr  oder  desto  leichter  Flüfsigkeit  in  einer  gegebenen  Zeit 
Terdfinste,  je  höher  dasselbe  sey,  oder  je  tiefer  sich 'in  selbigem 
FlQssigkeit  bef&nde. 


um  wieviel^  eine  dem  Gewichte  nach  gleiche  Quantität  Was- 
sers^ schneller^  als  Alkohol  durch  eine  Rindsblase  ^  unter  übrigens 
gleichen  Umständen  Terdttnstet^  zeigt  folgender  Versuch: 


t 

• 


In  z wey  gleiche  Cylinder  -  Gläschen  ron  1  Zoll  3  Lin.  Mfindung  und 
if  Zoll  Höhe^  welche  über  eine  Unze  fafsten,  that  ich 

d.  13.  März  1813. 


In  das  eine 
Eine  halbe  Unze  Wasser. 


In  das  andere 
Eine  halbe  Unze  AlkohoL 


Bey de  Gläser  wurden  mit  gleich  dicker  Bindsblase  genau  Terschlossen« 


Das 


•)  DonlitcbrifteD«  iSil  nni  I8i2  Stitt  aO» 


250 


Den  30.  April  1813. 


Das  Anseken  dieser  Blase 
erschien  unreränderti  nur 
ein  wenig  eingedrückt.   * 
Vofn  Wftsser  ist  fiber  die    ' 
Hälfte  rerflogen. 
Den  18.  May  röUig  verflogen. 
Also  in  65  Tagen. 


I  I 


Diese  Blase  erschien  anf  der 
ianem  Fläche  opak  und  krei- 
dmweis;  sie  blieb  ziemlich  eben. 
¥dni.  Alkohol  ist  ein  Drittel 
verflogen. 

Den  15.  Jnn.  völlig  verflogen. 
Also  in  93  Tagen. 


/ 


Der  Unterschied  betragt  28  Tage. 

Was  eine  allmählig  stärker  ^folgende  Gerbttng  der  Blase 
d|irph  den  Alkohol  des  Weingeistes  im  Ganzen  beytragen  mag,  las« 
80  i(h  für  jetzt  dahin  gestellt  seyn.  So  viel  ist  indessen  doch  ge- 
wifily  und  von  mir  in  meinen  vorherigen .  Versuchen  .wahrgenommen 
worden'''.) 9  dafs  evKiWeifs«  und Undurcbsiohtigwerden  derBlase,  odsY 
eine  solche  Gerbung  um  so  stärker  upd  schnQller  erfplgt,  als  dar 
Weingeist  an  Alkohol  reicher  ist.  Am  stärksten  also  und  schnell- 
sten,  wenn  durch. eine  solche  Blase  absoluter  Alkohol  oder  Schwe-. 
fcl-Aether  verdunstet. 

Ueberhaupt  war  binnen  sechs  Jahren  die  Verdfinstung  od^r 
die  Qnantitäts-Abnahme  des  Weingeistes  in  den  Monaten  Julius  und 
August  am  gröfsten,  im  Januar  und  Fd^raar  am  kleinsten.  Die  Ur- 
sache dieser  gröfsern  Verdunstung  in  den  heissen  Sommer  -  Monaten 
Julius  und  Augustus  liegt  ohne  Zweifel  in  der  höhern  Temperatur 
der  Atmosphäre,  in  etwas  vielleicht  auch  in  der  Zugluft,  welcher 
um  diese  Zeit  die  Gläser'  im  offenen  Zimmer  ausgesetzt  blieben. 

In  wiefern  Sommer-  oder  Winter -Monate  hiebey  einen  gros- 
sen Unterschied  machten,  ergiebt  sich  deutlich  aus  der  jedesmaligen 
bestimmten  Angabe  des  Jahres,  Monates  und  Tages   des  Versuchs. 

Denn, 


*)  Ebeadatclbst  Seite  269« 


251 

Ddhn  was  könnten  sontt  Trbhl  ftaders-  diese.  Atii^aben  bc&wecken? 
In  meinen  sehr  trockenen  Wofanalinatiern  hier  »in  Mttnched  deutet;  im 
Durchschnitte  das  Saussnre^sclie  Haai^Hygrometer  in  den  heissesteo 
Sommer*Monaten  auf  die  grölste  Feuchtigkeit,  in  den  kältAsten  Win« 
ter- Monaten  auf  die  gröfste  Trockenheit,  Meine  auf  die  Tempera- 
tur genommene  Rflcksicht  ergiebt  sich  ebenfalls  für  meinten  Zweck 
hinreichend,  aus  derselben  Angabe  des  Jahres,  Monates  und  Tagest 
ideren  fast  stündliche  Temperatur -Veränderungen^  benöthigten  Fal- 
les, aus  den  yon  Anderen  gefilkhrten  meteorologischen  Tabellen  ent- 
nommen werden  können.  Bey  diesen  Versuchen  Ist  eben  das  Be- 
queme, dafs  sie  sich  in  jedem  bewohnten  Zimmer,  bej  jeder  Tem* 
petatur,  •  Feuchtigkeit  ilnd  Trockenheit  der  AtmosphSce  leicht  wie- 
derholen lassen,  und  weil  sie  aSm^tli^h^  wenigstens  Monate,  ja  ei« 
nige  derselben  Jahre  lange  Zeit  währten,  so  wechselte  die  Tempe« 
r^tur  so  oft,  dafs  es  eikie  zu  ermüdende  Beschäftigung  gewesen  wä- 
re, die  Verschiedenheit  der  Temperatur  im  Verhältnisse  zur  Ver- 
dunstung noch  genauer  zu  notiren,  nicht  zu  gedenken,  dafs  dieses 
ganz  eigene  Vorrichtungen  erfodert  hätte.  Ein  etwas  mehr  oder 
etwas  weniger  nach  Verschiedenheit  der  Umstände  würde  die  Haupt- 
resttltate  dieser  Versuche  schwerlich  bedeutend  ändern. 


Das  Merkwürdigste  in  diesen  Versuchen  bleibt  der  oben  ge- 
dachte Umstand,  dafs  nämlich  Weingeist^  welcher  hinsichtlich  sei- 
nes Alkohol-Gehaltes  entweder  von  60  Graden  auf  86  hinaufstieg 
oder  von  100  Grad  auf  86  herabkam,  nun  zum  zwqjtenmale  bis  zu 
93  oder  .Q4  Grad  stieg,  und  pach  Erreichung  dieser  Höhe  abermals 
sank,  ja!  zum  drittenmale  bis  auf  93  oder  94  stieg ,  und  so  auch 
zum  drittenmale  wieder  auf  86  hinabsank,  und  so  oft  diesen  Stär- 
ke-Wechsel wiederholte,  als  es  seine  abnehmende  Quantität  nur 
zuliefs. 

Acht- 


O  Jabr  1814.  Stück  108.  Seite  1074* 


716.  "XV. 


25Ä  

UMe  ans  d«r  Luft  ioiieiiigesogeiieii  WdtMft.  «i*  Dordi  das 
Wiegan  dea  Gefässes  mit  dem  Säle  tartari  ISAt  eich  das  in  ei« 
aem  bestimmteii  2«ei€raimie  durch  die  Blase  hiaelogesEogene  Wasser 
genaa  schätzen.  So  sog  s.  B.  in  einem  meiner  Versuche^ IStte -Üns# 
und  80 7  Gran  Sal  tartari,  in  ^wey  Monaten  73  Grape  Wasser 
durch  die  Blase  aus  der  Zimmer -Luft  in  sich. 


Wäre  ein  solches  Wasseransiehuehen  die  Ursache^  dab 
$^4grädiger  Weingeist  auf  86  Grad  herunler  kommt  ^  warum  zeigte 
sich  in  dem  dritten  Cjlinder  (Nr«  3)  binnen  riet  Jahreii  nichte 
Uches? 


Das  zwischen  der  Blase  und  der  Oberfläche  des  Weingeistes 
enthaltene  Gas  und  dessen  Verschiedenheit,  je  nachdem  der  Wein- 
geist  entweder  auf  g4  gestiegen,  oder  auf  86  gesunken  ist, 
rerdiente  wohl  eine  eigene,  rergleichende  Untersuchung.  Bereits  in 
meiner  yorigen  Abhandlung*)  äulserte  Ich  den  Wunsch ,  eine  solche 
Untersuchung  zu  yeranlassen. 

Ich  kann  nicht  umhin,  der  mit  menschlicher  Oberhaut  toii 
mir  angestellten  Versuche  hier  zu  gedenken.  Theils  mit  irischer 
Oberhaut,  welche  man  nach  aufgelegten  Blasenpflastern  behutsam 
abgelöst  hattet  theils  mit  todtw  Oberhaut,  oder  solcher,  welche 
durch  anfangende  Verwesung  Ton  Leichen  sich  losgab,  yerschlols 
ieh,  mit  distiUiriem  Wasser  geffiUte  Gläschen^  und  fand;  dafs  diese 
zarte  feine  Decke  Monate  lang  Wasser  nicht  durchdllnsten  liefir^ 
wenn  dagegen  durch  Rindsblase  ontev  gleichen  Umständen  eine  gleW 
ch6  Menge  Wassers  längst  Terflogen  wäre. 


Auf  gleiche  Art  Terhielt  eich  auch  Oberhaut  ron  Negern. 

Schön 


••  I . 


*)  Df&ktcbriAea  ¥on  lSi4  mä  iBlS  S.  147  §•  IT. 


y 


^ ^ —  255 

Sehon  Will.  Hanter  verglich  deshalb  die  Oberhaut,  sehr 
artig  t  mit  einem  fa$t  glaserqen»  die  menschliche  Haut  yorAustrock* 
nung  schützenden  U^berznge.  Gewifs  ist  es  "wenigstenst  dafs  jede 
Stelle  unseres  Körpers »  welche  durch  Zufall  oder  Krankheit  ihrer 
Oberhaut,  in  Zoll  grofsen  Stficken  beraubt  wird,  austrocknet,  und 
pergamentartig  ersteift  und  yerhärtet* 

Die  Beachtung  dieser,  sowohl  im  Leben  als  nach  dem  Tode 
Wasser  nicht  durchlassenden,  durch  die  eben  angeführten  Versuche 
bestätigten  Eigenschaft  der  Oberhaut,  kann  denkenden  Aerzten  zu 
mancher  ntttzlichen  Anwendung  dienen:  z.  B. 

Wean  bey^  leichten  Verbrennungen,  ron  der'  Oberhaut  ge- 
bildete  Bläschen,  bey  yorsichtiger ,  yerständtger  Schonung,  in  ein!« 
^en  Tagen  sich  yerlieren,  so  geschieht  dieses  keineswegs,  wie  die 
Meisten  su  glauben  scheinen,  durch  Verdfinatnng  der  in  den  Qijis- 
eben  enthaltenen  Lymphe,  eondern  durch  organische  Einsaugung 
mittebt  der  Saagadern. 

Desgleichen,  wenn  Pocken^BIfisehen  schonend,  wie  sichs  ge^ 
iiört,  behandelt,  in  einigeB  Tagen  yertrocknen,  so  geschieht  diefii 
nicht  durch  Verdflnstnng  des  in  den  Bläschen  enthaltenen  Pockeu- 
eiters  durch  die  Oberbaut  hindurch,  sondern  gerade  umgekehrt, 
durch  wahre  organische  Einsaugung*  Denn  meinen  am  Krankenbel- 
te  gemachten,  und  selbst  durch  eigene  hier  yorliegende  Präparate 
£u  beweisenden,  genauesten  und  zuyerläfsigsten  Untersuchungen  xa 
Felge,  bildet  der  Rest  des  eingesogenen  Eiters  unter  der  Oberbaut 
«wischen  ihr  und  der  eigentlichen  Haut,  ein  förmliches,  trockenes,  oya* 
les,  abgesondertes,  durchaus  glattes,  lichtbraunes  Schildchen,  wel« 
ches  der  Gestalt  nach  im  Kleinen,  einer  nux  vomica  gleicht,  tmd 
Bach  yon  selbst  aufgesprungener  Oberhaut»  in  welcher  es»  wie  in 
einer  eigenen  Kapsel,  enthalten  war,  sich  yollkommen  glatt  yon  der 

30  *  ei- 


256  

eigentUchen  Haut  losgiebti  und  somit  keine  VerHefang^  sondern  riel 
mehr  anfänglich  eine  leichte^  sich  bald  Tersiehende  Erhöhung  zu« 
rackla&t. 

Ohne  gehörige  Sachkenntnils  handeln  daher  diejenigeni  weU 
che  die  Pockenbläschen  aufstechen  oder  gar  aufschneiden,  und  den 
Eiter  ausleeren^  wodurch  die  unter  dem  Bläschen  befindliche  Stelle 
der  eigentlichen  Haut  entblöfst  und  so  gereizt  und  rerletzt  wird,  daCi 
wegen  des  dadurch  rerursacfaten  Substanz-Verlnsts  wirklich  Narben^ 
Grübchen  entstehen  mttssen. 

Ich  tibergehe  mehrere  ShnBche  praktischen  Aerzten  dienli* 
che  Anwendungen  des  gedachten  Versuches.  Wenn  es  etwa  an^ 
fönglich  auffallen  möchte^  dafs  unsere  im  Leben  sq  deutlich  Poren 
zeigende  y  sowohl  Ausdünstung  als  Einsaugung  Terrichtende  Ober« 
haut  nach  dem  Tode  über  ein  Glas  mit  Wasser  gesperrt,  den  Dün- 
sten dieses  Wassers  den  Weg  versperre,  so  darf  man  nur  beden* 
ken ,  dals  es  sich  hier  ron  einer  von  der  eigentlichen  Haut  abgelös* 
ten,  trockisnen  Oberhaut  handelt.  Betrachtet  man  nämlich  die  Höhe 
einer  solchen  Oberhaut ,  welche  der  eigentlichen  Haut  zugewendet 
gewesen ,  so  erscheint  sie  dicht  mit  den  feinsten  Ziserohen ,  wie 
ein  Pelz  mit  Haaren  besetzt,  welche  Z$serchen  nichts  anders,  als 
die  aus  den  Poren  der  eigentlichen  Haut  herausgezogenen  HanSl- 
chen  ausmachen.  Die  Spilzchen  dieser  Kanftlchen  der  Oberhaut 
schliefseb  sich  schon  mit  dem  Losgehen  der  Haut,  in  der  sie  einge« 
senkt  hafteten,  und  trocknen  in  wenig  Secnnden  zu  einem  soliden 
Flidchen  zusammen.  Folglich  entdeckt  man  auch  an  einer  trocke- 
nen Oberhaut,  selbst  mit  den  stärksten VergrOAerungs-Glisern  keine 
Foren  oder  Ldcherdien. 

Licht^ 


TT,  - t,  ÜX 

Lic1it'6nberg  irarf  dii' Rag»  aufr^) 


'    »i 


ii 


i''i        *     :>•  ..Ji 


9,Hat  man  wohl    die    GrSnze  der 'FSti^oram  bestimmt? 
'Boilten  nicht  manche  mehr  durchlassen,  was  man*  echbii 
ftrAv^Gsunghält?  dieAttnosphSre  als  Ftltrnmfl'e» 
^  Attf^  und  Ab  et  ef  geh  den  2a  betrachten  sdyh?** 

Zarerlsrsig  stellt  eine  trockene  Rindsblase.  oder  eine  andere 

-        »        •   •  •  • 

trockencf  thierische  Haot  ikhter  den  bKhc^  betrachteten  Uttiständen 
ein,  der  Feinheit  der  ans'' Wasser i  Wein  und  Alkohol  (sich  erhe-^ 
benden  Wasser-  und  Alkohol-Dttnste  angemessenes  Filtrum  dar.  la 
dieser  nnsicht  nannte  idi  fxH  Jahlre  1814**)' eine  Rindsblnse  »^eia 
5^8iebsiir  Scheidung '%is&eir]^er  Theildten  ron  geistigen  ^heächen/^ 

'  f  M  0  9 

Eine  Häut^ron  elastisichenh'  Hansli,  welche  nmgebcfhrt  Alkohol,  aber 
kein  Wasser  dnrchläfst,  wire  also  ein  Sieb  aor  Abacheidnng  geiati« 
ger  Yon  wässerigen  TlieUcbea« 

Sdnach  b^8|i^sen,iyir«  sowohl  an  einer  thienschen^  als  an  ei- 
ner aus  Federharz  gebildeten  Haut^  ein  Dunst-Sieb  oder  DanstpFil* 
trum  ZI»  Scheidung  unseren  'Augen  nicht  mehr  wahrnehmbarer^ 
also  nnsichtbar^aiM  Stpffe. .  Rindsblasa  scheidet  qd^  trennt,  siebt 
oder  filtrirt  Wasser  mit  Zurficklassun^  des  Geistea,  Federharz  dage- 
^n  umgekehrt  scheidet  oder  Urenitf^  ai^bjt^oder  filtrirt»  Qeist  mit 
ZurQcklassan)^  des  Wassefrs«.  r     i      '.  . 


<        t    ; 


Was  meine  Art,  Wein  zu  veredelnV*)  b^trift,  so  habe 
ieh  seit  1814  das  Vergnllgen  gehabt^  4afs  Jedermann^  der  meine 

•  -  '  •  '     '         '-'      *  '        '•    '••   •-    •  '        An- 


» 1 


*)  Vcrmiiehte  Schriften  Im  ncvstlea  B«n|^e)  hersüigegobta  Toa  Krist,    GSt- 
tiagen  i8o6*    Seite  355. 

**)  Denkscbriften  lüafter  Band.  Seite  145*  5«  S4* 

•M)  DMlwclwiAM  ikt  Unifl.  Aluidf al«  im  WiMfR^hnftlP  m.  IMiehra ,  fBr 

di« 


t 


tst 


!•?• 


weisang  befolgte»  die,RicIiti£^eit  dafsaU^d  rftUlftyiyy^n  bpstStigte» 
Insbesondere  erhielt  ich  darüber  die  aDgenahmaten  Nachrichten  aus 
BexUoi  Claifaenbttrg  in  Siebenbürgen^  Fwßnlifutt,  Münz,  Neapel^  St 
Fetersburg,  Stralabv^  und  WOrzbarg»  .  Unter  aaderp  berichtete 
man  fOiir  aogar^ ,  dafa  fnan  in  Schwaben  diese  4rt^  Wein  zu  behan« 
d[dn  bereits  häofig  unter  der  IBen^n^ui^g  ,;jBl|^a^I/».d,«ft  Weins/^ 
anwendete* 

.  Dieses  mnntert  ipioh  amf,   fblgei^dat^  seitdeoi  gomachte  Er* 
lahrungei^^  [nachtrags weise  bekannt  «v^m^^ben.  :  _   ^ 

•  I     •  *   r 

Dafa  diese  Art^  den  Wjßjn,  dnpc^  hlqff^Wf^^^$llBnHw%pf 
des  Wassers,»  ohne  alle  Zuthat.fi)«  odertrg^iid  .^ine  aqnatigeHAnfitffiej 
SU verbesseriib  4efiJ!fame9  Yer,f.dI«AS  ^ivrUMf  Terdien^^  erMlt^op 

»  { .'    *i  i    4  •  »*u .'   •    :• 

die  Jahre  I8l4  und  1S15«  8*  t37*  ia»  Italienitcli*  aii«N*cAtaC  mit  tinigeD  von 

mir  selbst  hej^efui^teD  Noten  ^  von  Dr*  J»  G»  A*  S.ciiojenberg«.    Sopra  un 

BUoVo  mctodo  dl  migli'orare  il  vino:  NapolE  i8ib  in  Quart» 

Detsleicfaen  in»  EoglUche»  M*  S»  Tb«  Sommerringt  -^  nevr  metBocE  of 
improving  or  mellowin^  Wine,  in  Ackermanna  Reperterj  of  Art»  and 
Agricühure»  Dee»  i8i6  IStUnber«.  CLXXy»  VoK  XXX«  London»  pag»  4S» 

'     '  A  new  Mctfiod  of  improvrng  or  meirowfog  Wine»     Extracted  fron»  the 

'•  '  '  Oeman  of  Mr*  8»' Tb*  ron  Soemmerring,  im  Journal« ofSeience  and  tbe 
Artt  cdited  at  the  Royal  Institution  of  Great  Pritahi»  bj  Will«  T ho m» 
Brande»  Poblisbed  iptarlerlx»  Londen*  1818*  pag*  148» 

•'^    '  Ein  franapsiscber  Auiiug  rom  Graft»  de  Laatejrfe  befinde!  tieh  im 

JlnnUeur  nriTtrtt).  «aia^^  IJr^  199  S«^  (^  Mpjen  -Asile  d'am^üorer  Ica 
^ins  et  autrea  liipieurs  spiritueusea  dana  im  court  eipace  de  temt»  par  le 
comte  de  Lasteyrie» 

'    '  N^^üas '  Journal  für  Cbctefc  und  Pbjiilr/ ron   ScBweigger»     Band  14« 

Hef^  4*    S.  463* 

•  « 

•)  Man  bedarf  nicbl  der  A.  Jullien'fcben  Poudrea  pour  clarifier  lea  ▼int,  weil 
*icb  a«f  ai#  angegebene  Aeiv^f  Weioobne  Zafbat  tfo»  taftel  kUIrts 


^89 

«Ml^tAMMiiftü8^faMsäi<Mi>cl(ttnt'gaaafe&c<li^äii9  88i«^  olb'  wieder- 
holten- yet^nl9i%,  ^^tarch  äeft*AaM  den  Tongda  Wei»  nieder  «rhSi^ 
8obaM  mm  {hAi-^iejemg€f  Qtiaiiütit  reiaes^  odiir  ^esCülkrtes  Wasser 
be^rmiacht,'   welcbe^  «rr  Vefytt  TJhiilta  ^Re*91ase  Terloreh 

hätte. '  Datf  weggedfinatetar  ^/f^äiktif  hatte  ^ä  sötist  nichts  dem*'Weinö 
entzogen /aöhdarn  jnW^erifOtfclfis  gi^bsteo^  eraigen  Theile;  "Wein« 
stein,  Färbestoff  und  andere  achmatuge  und  herbe  Theile,  Mrelcha 
der  Wein  in  sich  aa%eldst  hielt,  entfernt  und  fallen  lassen.  Durch 
die^e  sanfteste  Sntftrainig  sbl^tefi^  in  jMei'ftiuiiolit'doch  unedel  sa 
fieniieiiden '  Th^e,  nild  -tAeä  so  sanfte  Goneemraiion  der  edleren 
',  ^d'der  Weilr  ^nh  Atibh  wahrhaft  «f^radtitl 


Uehei^A«ils  liist  xSaa  «s  ^gan«  in  «einer  Gewalt,  den  Wttn 
nach  Belieben  mehr  oder  weniger  zu  entwSssem,  %u  concentrirea 
und  ztk  reredcln. 

r  r  t  •  • 

'  Däfs  ^9b  Art/ 'Welei  ^tt  Teredlea,  •  ohnt^   allen  Tergleieh, 

TonflgKcher  sejn-  mft^e;  als'  ^utchs  länge  Liegenlassen  im  Fafse^ 
braucht  wohl  keiifes  Beweises^  wenn  man  nur  den  einzigen  Umstand 
bedenkt/  dafs  hiedUrch'  der  We(ri  keine  Be3niiischung  jbm  Extrac« 
tirstuffe  desiHölzes^ erfahrt^  ide^SlilSachtheil'aach  &r.  DonoTän«> 
schif  richtig  ben^tekte.  '  '      • 


*  •    ■     '    '  Da6 


•}  Deolischriftcn  fiir  iSU  Seite  142« 


t   t 


•)  The  eztractive  partt  of 'Wine  probeblj  fayonr  the  Seid  fermentatioo,  wbleh 
eätily  take^  pYa'icf  ^n 'Wsa ' Vöyaget  iri''coose<piett€e  of  agiutton  and  an  eleTil 
ted  t^mperature»''  tletfice  ii  ii,  tliat  tn^y  Wiikef  «annot  le  conrejed  by  eea* 
\tine  infTiclcdtty  ^laHfied  becomea  perflect  in  boltlet, .  Boes  not  Ihia  arise 
htm  Its  being  preaerved  from  the  exlrafhrc  pari  of  wood  ?  ted  may  we  not 
eonjectnre,  tbat  h  «vould  become'  still  tnore  agtee^ble,  if  preserved  in  caska 
cliarred  nithin,  and  ivliicb  on  that '  aeeoniit  mlght  be  slabatitnted  of  itone 
tvare  or  goddgla».  In  Kicholsont  Journal  of  natural  Philotopbj, YoU XV« 
IB06.  p.  2Z7  auf  den  *Annale«  4f  ChiaAt  Tome*  LIX.  p,  96* 


WeUae  schou  £»r(ig',  „«»i-fwar  m»,,«eiinlich  loaN^r ^py;l^i|ißiii^  .q^ 
WMser  und  T9g9<»l)U!fl5^^.Ma(ei;fi9;  f^^Hfltira^  j^  em  Ediic^:  .Jusi« 

Froduct  desa^be»,  8f[2v.Klft«^!f9^iCVg^-<i^>fi|B.n0<M|re^  ayif  JS^bler> 
bafte  Yersadie  sich  .At^t^en^.^w^^lj'  d^cb,.«igeo&  ^ijrfache  in 
Baeiner  tot  drey.  Jabx^n  g^haiteneni  l^^^s^nf;^}  bjnl^pgUc^i-.bgwi»' 
•en  zu  haben..-    ,.     i   i.    :   ■-  :,   •    .{-.^  -,  .'.„r  ;•        ■  •.•! '.-..     . 

.  Weder  ij:^  8$ttt»pt,  j^pc^  ^^[(^mfiiiid.^QitQ,|eii|a;t/i,  dafii 
der  Weia  durc]);.€tli^ge.  Ve^edl^9g8^Jt  ^Yf^^  yi^  seifif^ •  Q(9.wA^z]b^ 
ten  oder  Geiste;  4s^W^  h^e,.  Aej^l^rif,  9|ttft|c  8icl).^^ef  G.^chmiijcll 
frejlicfa^  duroh  Entfernung  des  den  meisten  Menschen  eben  nicht 
angenehme  8c|Dai^^n4ea  W^n|t€aa8cpoi4rWdMer^phf«^bc|^^  jscharfer 


-fi  '  j- 


•  .» 


Auch  mnfs  ich  nachtraglich  besonders  bemerben^  dafii  man 
im  Ganzen  dop|^,  aifi  bf^st^v^^  .^^si^hfBrslfqTfrfäfwt^nV^KD^inaii  nicht 
die  äussere,  sondern ^L)e in al  di#,:; innere  S^ite  einer  Blase 
•ach  Innen  oder  gegen  die^  OI;>erfläef»e  4^s  Wfii|«s  su  wendet.  Die 
innere  Septi^  einer  Blasen  :näB^fC^  iftj|iicl|t  puf  an  f|ch  klebriger  nnd 
daher  besser  ;ain  G^e  l^aftend» /f  Qndern  auch  *  dichter  ^  glatter,  ebe^ 
ner  und  durchaus  gleichartiger,  oder  homogener*  .Die  äu&ere  Seite 
einer  Blase  dagegen  wird  oft  durch  ihre  groben  Fleiscbfaserbfindel^ 
Fettkltlmpchen  und  dicken  Adern  ^  am  dicht  und  fest  ans  Glas  Schliea- 


aen 


/)  Em  AiMBVg  dieMf  Tfir!enuig  .b«fin4et  •^(KJip..8<^lLweiggprft  Joamal  Ar 
Chemie  und  FbjsUi.iii»  XXten  Baodt.  fßi^J..  Sc^^  445*  So  seigt|auch  avsser 
dtn  Yon  «ir  daselbst,, bwciiu  «ngefilhrten^Üf^rrei):  Braade«  Oay^Laaaac^ 
„  ,,  Doi^p^as  i?«d  Vc^g^l^  a^c)^/ipck.Dn  M^« culjocb»  daft  Fab^r^ai  C*« 
de»  ^emotren  der  Florc^tiiiiNP  Akadtime).  irrig  aiit'Euelle  scbloft,  dalb 
▲Ikobol  ^ichy  aber  ^^gi^^^b^gf bildet  werde  ^  .-l^is  tioh  die  Te^opfrativ  bit 
aum  DestiUaiipfic|^iMikl  erböj^»^  Bemf^rlis  oa  the  ^Arl  f^f  making  Wine,  nith 
imggcttiena  fior  Ibe  ^pUed^«|a  •£  ilJ^j^rinciplf •  for  tbe  improTemeatef  dei 
tic  WiMi»  LondsB«  iSl4« 


26l 

Ben  so  gehindert/  'dais  dadurch  beym  Austrocknen  zwischen  der 
Blase  und  dem  Glase  Kanalchen  entstehen,  welche  der  den  Wein 
Tcrderbenden^  atmosphärischen  Luft  mehr  oder  weniger  freyen  Zu« 
tritt  gestatten  *). 

Ein  mit  zu  veredlendem  Weine  gefälltes ,  auf  die  angegebene 
Art  geschlossenes  Glas;  darf  nicht  an  einen  sehr  feuchten  Ort 
oder  in  einen  geschlossenen  Schrank  gestellt  werden^  weil  ein 
Trocken  bleiben  der  Blase  das  Haupterfodernifs  zur  leichtesten  Er- 
reichung des  Zweckes  ausmacht.  Zugluft  ist  nicht  nachtheilig^ 
eher  förderlich.  Ofen-Wärm)e  schadet,  meinen  sichersten  Erfah« 
rungen  zufolge,  einem  solchen  Glase  so  wenig,  dafs  man  es  selbst 
bis  in  der  Nähe  eines  Schuhes  an  einem  geheitzten  Ofen  stehen  las- 
seh darf. 

Der  zu  reredelnde  Wein  sollte  yorher  gehörig  ausgegohren 
haben,  sonst  ist  das  sich  entwickelnde  kohlensaure  Gas  im  Stande^ 
das  Glas  zu  zersprengen.  Nicht  gehörig  ausgegohrner  Math  spreng« 
te  mir  mit  einem  starken  Knalle  den  Hals  eines  Zuckerglases  ab^ 
ohne  die  stark  gespannte  Blase  zu  zersprengen.  Indessen  kann  ge- 
ringe Vorsicht  solche  Unfälle  leicht  verhüten.  So  oft  man  nämlich 
wahrnimmt^   dafs   ein  aus  dem  Weine  sich  entwickelndes  Gas    die 

Bla- 


*)  Wenn  in  der  swcjten  Reihe  meiner  VersucBe  (Denkscliriften  iBll  S.  277) 
Nro.  4  und  Seite  278  9  3^  «uch  in  der  dritten  Heihe  Nr.  5  und  6,  8  und  9 
(ebendaselbst  S.  279«)  dieser  Bemerkung  zuwider  scbeinen« -so*  mufs  ich  er* 
innern,  dafs  ich  die  äiifsere  Seite  an  diesen  Stücken  Rindsblase,  vorgängig 
Tom  Fette  und  anderen  groben  Unebenheiten  besonders  sorgfaltig  gereiniget, 
und  dadurch  der  innern  Seite  etwas  gleichender  gemacht  hatte«  Auf  solche 
unnöthig  mühsame  Art ,  wird  freylieb  der  angegebene  Unterschied  zwischen 
der  aufsern  und  innern  Seite  einer  trockenen  Rindsblase  gemindert,  und  was 
den  Gehrauch  zu  diesen  Versuchen  betrifft  y  auch  wohl  bisweilen  aufgehoben» 
Indessen  ist  sicherer  allemal  sicher. 

31  . 


\ 


262  ■       — 

Blase  nach  aussen  wölbend  m  gewaltig  spannt,  lasse  man  solches  dorch 
ein  mit  einer  feinen  Nadel  gestochenes  Löchlein  heraus ,  und  ?er* 
l^ebe  dasselbe  sogleich  wieder  mit  sogenanntem  englischem  Pflaster 
oder  Goldschlagerhaut.  Dieses  Herauslassen  des  Glases  wiederholt 
man  erf oderlichen  Falls  so  oft,  als  starke  Wölbung  die  Blase  nach 
aussen  su  auftreibt. 

Eben  so  ist  es  rathsam ,  ehe  man  die  Blase  zum  Abfüllen  des 
yeredelten  Weines  öffnet ,  durch  die  stark  rertiefte  Blase  mittelst 
eines  feinen  Nadelstiches  atmosphärische  Luft  in  das  Glas  hineinsu- 
lassen,  und  dann  erst  die  Blase  ringsum  abzuschneiden*  Denn  be« 
kanntlich  dringt  durch  einen  grofsen,  plötzlich  gemachten,  Schnitt 
die  atmosphärische  Luft  oft  mit  Heftigkeit,  einem  grolsen  Geräu« 
sehe,  ja  sogar  mit  einem  starken  Knalle  ein,  und  trfibt  durch  den 
leicht  zu  yermeiden  gewesenen  heftigen  Eindrang  den  Wein.  Auch 
könnte  man  den  reredelten  Wein  mit  einem  Heber,  der  ni<At  ganz 
bis  auf  den  Boden  des  Glases  reicht,  abziehen« 

Gewöhnlich  läßt  ein  solcher  nicht  mit  Vorsicht  abgefüllter, 
Tcredelter  Wein,  in  kleineren  Flaschen  rertheilt,  nach  einiger  Zeit 
noch  einen  Satz  fallen. 

Ich  bin  nun  im  Stande,  den  im  11.  §§.  meiner  Abhandlang 
rersprochenen  Bericht,  über  den  Erfolg  des  Versuchs  mit  yierzig 
Maasen  rothen  Koblenzer  Weines  abzustatten.  Nachdem  soloher  in 
einer  gläsernen  Flasche,  deren  Mündung  von  1  ^  Zoll  blos  eine  ein- 
fache Kindsblase  yerschlofs,  yoUe  zwey  Jahre  in  einem  Wohnzim- 
mer ruhig  gestanden  hatte,  fand  sich,  dafs  höchstens  ein  Paar  Un- 
zen davon  verdunstet  seyn  konnten.  Der  Wein  war  äusserst  klar, 
und  hatte  nach  aller  Kenner  Urtheil  nichts  von  seinerGüte  verloren« 

Welch  ein  annehmbarer  grofser  Vortheil,  vierzig  Maafs  Wein 
in  einem  GefäfsCi  mehrere  Jahre  lang,   ohne  die  allermindeste  eben 

so 


263 

so  lästige  als  kostbare  Nachftkllang  in  jedem  noch  so  warmen,  nar 

* 

nicht  unter  4  Grad  EL  kalten  Zimmer  unrerändert,    und  am  Ende 
' leerbessert ^  aufbewahren  su  kennen! 

a 

Ich  selbst^  8o  wie  mehrere  meiner  Freunde,  haben  seit  sechs 
Jahren  nicht  blos  mit  rothem  Weinb  (als  worauf  ich  mich  in  mei- 
ner Abhandlung  beschränkte) ,  sondern  mit  den  allerverschiedensten 
rothen  und  weifsen,  leichten  und  schweren,  teutschen,  österreichi- 
achen,  ungarischen,  siebenbürgischen ,  spanischen,  italienischen  und 
griechischen  Weinen  9  die  Veredlung  mit  dem  bestem  Erfolge  unter- 
nommen. Z.  B»  Ein  gewöhnlicher  Gjper-Wein,  um  ein  Drittel  ver« 
dfinstet,  glich  hundertjährigem  Malaga,  falls  er  ihn  nicht  übertraf. 
Forster  Rhein- Wein,  Ton  welchem  ein  Drittel  verdunstet  war,  näherte 
in  Dr.  Bremsers  Versuchen  dem  Tokajer. 


Eine  der  neuesten  Nachrichten  über  die  Art,  wie  man  noch 
beut  zu  Tage  in  Griechenland  den  Wein  in  Ziegenhäuten  aufhebt, 
giebt  uns  Hr.  Hobhouse'^)  in  der  Beschreibung  seiner  Reise  nach 
Albanien« 

Was  die  Art,  den  W  e  i  n  durchs  Frierenlassen  zuverbes« 
Sern  betriSt,  so  mnls  ich  zu  dem  im  20ten  $.  meiner  Abhandlung  bereits 
Bemerkten  noch  hinzufDgen,  dafsHr.  Parkes*^),  Oporto und Xeres 
Wein  bey  22  Grad  unter  dem  Eispunkte  frieren  liefs ,  und  den  flüssig 
gebliebenen  Theil  derselben,  fader  (^more  vapid^  als  den  Theil  im 
Eiszusiande  fand.  Nach  unsers  Gehlen  mündlich  mir  mitgetheil- 
ten  Erfahrungen  ist  das  Frierenlassen  keine  sonderliche  Verbesserung 

der 

*)  J.  C.  Hobhouse  a  Journey  throngh  Albania  to  ConstantiDoplo  during- 1809 
and  1810  second  Edition.  London  1813.  Letter  5  p«  44  u.  91,  Vergl«  Seite 
28S  meiner  Abhandlung  in  den  Denksebriften  für  I8II  ond  1812* 

^*)  Sam.  Parkes  On  the  Frteaing  of  Wine  im  Vol.  I.  1816  des  Journal  of 
Science  and  the  arts  edited  at  tbe  rojtl  Institution  of  Great  Britain;  p.  69» 

31   * 


j^ 


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/ 

/ 


264  ' 

der  Weine.  Er  wenigstens  fand  nichts  Torzügliches ^  als  er  sich  in 
Schlesien  bey  einem  Hr.  v.K'orff  aufhielt^  der  als  ein grofser Wein- 
Liebhaber  seine  Weine  durchs  Frieren  zu  yeredeln  suchte.  Auch 
Hr.  Ludolf^)  wufste  sich  zur  Verbesserung  der  Weine ,  ohne  den 
geringsten  Zusats  und  durch  sich  selbst;  nicht  anders^  als  durchs 
Frierenlassen  zu  helfen. 

Sonach  bestünde  .ein  grosser  Vortheil  der  Methode,  den  Weia 
mittelst  einer  thierischen  Haut  zu  yeredlen^  vor  der  Methode,  iho 
durchs  Frierenlassen  zu  verbessern  ^  auch  darinn^  dafs  ihre  Anwen« 
düng  auch  im  Sommer  ^  also  auch  in  Ländern  ^  yjfo  der  Wein  nio 
friert  I  s^tt  findet. 

Zum  Schlufse  will  ich  nur  im  Vorbeigehen  bemerken  ^  dafii 
durch  eine  gleiche  Behandlung  sich  auch  Liqueure^  Meth  und  selbst 
Bier  wenigstens  verstärken »  wenn  nicht  verbessern  lassen. 

Selbst  zur  Untersuchung  thierischer  Flüssigkeiten  zeigt  sich 
das  animalische  Filtrum  einer  Bindsblase  ungemein  brauchbar  ^  z.  B. 
zum  Beweise I  sowohl  des  physiologischen  Satzes:  dafs  das  mit  den. 
Speissen  genossene  Kochsalz,  den  Weg  des  Harnes  nehme ,  als  des 
Satzes :  dals  sich  eine  gröüsere  Quantität  des  Kochsalzes  in  der  Urina 
sanguinis,  als  in  der  Urina  potus  befinde >  braucht  man  nur  zwey 
gleiche  Portionen  mit  Rindsblase  in  einem  Glase  zu  verschietsen^ 
am  nach  einiger  Zeit  das  genossene  Kochsalz  in  selbigen  augen- 
scheinlich würflig  wieder  zu  finden« 


*}  Pie  in  der  Medisin  siegende  Cbjmie»    Siebentes  Stück«  Erfurt  1749*  4to< 


mt 


X. 


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265 


N 


X. 


Von   der 


Wirkung     der     Schwefelsäure 

a  n  f 

Salzsäure    Salze. 

D  r.    A  V  G.    V  O  G  E  Ii, 

ordentlicliem  besacli.  HitgUecle  der  lidnigl«  Akademie  der  Wissenschaften« 


£&  ist  eine  dein  Cbemikem  längst  bekannte  Sache ,  dafs  die  er  d  ig- 
ten und  alkalischen  Salzsäuren  Salze  ohne  Ausnahme  mit  der 
concentrirten  Schwefelsäure  ein  lebhaftes  Aufbrausen  unter  Entwi- 
ckelung  von  salzsaurem  Gas^  erregen  j  diefs  Aufbrausen  hat  aber 
nicht  statt  ^  wenn  die  Säure  mit  einer  ihrem  Gewichte  gleichen^  oder 
^t  einer  gröfsern  Quantität  Wassers  yerdünnt  ist« 

Da  nun  nicht  alle  metallischen,  salzsauren  Salze  sich  auf 
die  nämliche  Weise  zu  der  concentrirten  Schwefelsäure  Terhalten, 

son« 


I  « 


i66  

sondern  viele  Anomalien  darbieten  ^  so  hielt  ich  es  der  Mühe  werth| 
eine  Reihe  ron  Versuchen  fiber  diesen  Gegenstand  anzustellen,  um 
die  dabey  vorkommenden  Phänomene  genau  xu  beobachten  und  wo 
möglich  ihre  Ursachen  zu  ergrün4en. 

Viele  Ton  den  salzsauren  Salzen  werden  zwar  nach  der  neu- 
ern Theorie  in  ihrem  trocknen  oder  kristallisirten  Zustande  für  G  h  1  o« 
rin-flietalle  gehalten;  ich  habe  aber  geglaubt,  die  alten  Benen« 
nungen  von  salzsauren  Salzen  um  so  mehr  beibehalten  zu  mflssen, 
da  diese  neue  Ansicht. der  Dinge  nodi  nidit  hinreichend  erwiesen^ 
mithin  noch  einigermaafsen  hypothetisch  istj  ja  ich  werde  sogar,  im 
Laufe  dieser  Versuche  Gelegei^eit  ^'haben ,  einige  Beyspiele  aufzu- 
führen, aus  denen  hervorgeht,  dafs  man  nicht  alle  trockene  salz- 
sauren Salze  als  Ghlorin^Metalle  betrac&ten  kann;  jedoch  werde  ich 
allezeit  bereit  seyn,  jede  gründliche  auf  Versuche  sich  stützende  Wi- 
derlegung, dankbar  anzunehmenC      '^     ' 

•  t 

Die  neue  Hypothese,  die  ozydirte  SalzsSure  als  einen  ein- 
fachen Körper  (Ghlorine)  zu  betrachten^  in  Folge  welcher  das  Koch- 
salz, so  wie  die  übrigen  salzsauren  Salze,  nicht  mehr  als  eine  Ver« 
bindung  der  Salzäure  mit  einem  oxydirten  Metalle,  sondern  als  die 
Vereinigung  des  Metalls  selbst  mit  der  Ghlorine  angesehen  wird,  ist 
fast  zu  gleicher  Zeit  in  Frankreich  und  in  England  aufgestellt  worden. 

In  Frankreich  fand  sich  Niemand^  der  die  alte  Theorie  ver- 
theldigte;  man  nahm  die  neue  Ajpaichl  unbedingt  und  allgemein  an, 
und  wer  sich  hätte  unterfangen  wollen,  fiber  die  Einfachheit  der 
Ghlorine  Zweifel  aufzuwerfen,  würde  der  Unerfahrenheit  in  diesem 
Theile  der  Ghemie  oder  der  Einseitigkeit  beschuldigt  worden  seyn* 
Freyltch.  häHen  die  Einwürfe  auch  nur  von  Gelehrten  in  Paris  ge- 
macht werden  können;  denn  bekanntlich  leben  die  ausgezeichnet- 
sten Männer  vom  Fach  fast  ausschiiefslich  in  der  Hauptstadt  dieses 

gros- 


«MM 


267 


geotsen  Reicbes^  und  es  ist  eine  seltene  Erscheinung  in  den  Pro« 
rinzen»  einen  Torsflglichen  durch  eigne  Forschungen  sich  herrorthu« 
enden  Chemiker  %u  finden. 


Der  berühmte  Berselius  aus  Stockholm,  welcher  sich  rorigen 
Sommer  in  Paris  aufhielt^  schrieb  mir  über  diesen  Gegenstand  Folgendes : 

^Die  neue  Hypothese  über  -die  Natur  der  Sahsäure  ist  hier 
^i80  sehr  eingewurzelt ^  dafs  man  es  lächerlich  finden  würde,  wenn 
9,ich  die  von  den  hiesigen  Chemikern  gänzlich  Terworfene  alte  Theo- 
j^rie  yertheidigen  wollte«  Ich  rersäume  indessen  keine  Gelegenheiti 
,idarauf  aufmerksam  zu  machen  p  dats  es  das  erste  Gesetz  des  stren- 
y^gen  philosophischen  Forschers  sey,  sich  in  keinem  Falle  einer 
y^Erklärungsart  ausschließlich  hinzugeben ,  selbst  wenn  durch  Ver«* 
y^suche  nichts  entschieden  werden  kann.''  80  weit  das  Schreiben 
des  Herrn  Berzelius. 


Anders  rerhielt  es  sich  jedoch  mit  der  Anndime  der  neuen 
Lehre  in  den  übrigen  Ländern  Europa's« 

Von  Spanien  läfst  sich  freylich  nichts  in  dieser  Hinsicht  er- 
wähnen; seitdem  der  hochrerdtente  Proust  aus  Madrid  nach  Frank« 
reich  geflüchtet  1  und  Dr«  Orf  ila  ans  Majorca  als  Professor  in  Pa- 
ris angestellt  ist,  haben  wir  von  dem  wissenschaftlichen  Wirken  der 
übrigen  in  Spanien  lebenden  Chenuker  wenig  erfahren;  wenigstens 
ist  nicht  bekannt  worden ,  wie  diese  neuen  Ideen  dort  aufgenommen 
worden. 

In  England  aber,  wo  Sir  Humphry  Dary,  die  neue  Leh- 
re mit  einem  ausserordentlichen  Enthusiasmus  und  mit  grofsemBey- 
fall  verbreitet  hatte,  sind  ron  einigen  nahmhaften  Gelehrten  der 
neuen  Theorie  sehr  triftige  Gründe  entgegen  gestellt  werden. 

Dr. 


268         '  — 

Dr.  Ure  in  Glasgow  und  Vorztkglicii  Marray  haben  viele 
der  alten  Theorie  giinstige  Versuche  angestellt,  welche  Hr.  Davy 
bis  jetzt  auf  eine  wenig  genügende  Weise  zu  widerlegen  im  Stctnde 
war*). 

Obgleich  die  Mehrheit  ^er  Chemiker  in  Deutschland  rorzflg« 
lieh  der  Jüngern^  sich  zur  Annahme  der  Chlorin -Hypothese  hinzu- 
neigen scheint,  so  sind  doch  ron  dem  für  die  Wissenschaft  viel  zu 
früh  verstorbenen  verdienstvollen  H  i  1  d  e  b  r  a  n  d|  von  L  a  m  p  ia  d  i  n  s  und 
einigen  andern  Versuche  zu  Gunsten  der  alten  Theorie  angestellt 
worden^  welche  bisher  noch  nicht  zur  Genüge  widerlegt  wurden. 

Dafs  die  königk  Societat  der  Wissensobafteii  in  Göttingen, 
einen  Freia  darauf  geaetzt  hat^  durch  Versuche  darzuthun,  eb  die  / 
oxydirte '  Salzsäure  vrirldich  ein  einfacher  Körper  aey  und  keinen 
Sauerstoff  enthalte,  kann  man  als  einen  deutlichen  Beweia  anaehen, 
dafs  in  Deutschtand  noch  Zweifel  über  den  Gegenstand  obwalten^ 
und  dafs  man  die  Fozachungea  noch  nicht  für  ganz  geschlossen  an« 
sehen  darf. 

Aus  der  Aufsteilung  dieser  Preisfrage  geht  auTserdem '  noch 
bervor,  dafii  einer  unarer  berühmtesten  Chemiker  Deutschlands;  Hr* 
Hofr«  Professor  Stromeyer  in  Göttlngen^  der  neuen  Lehre  nicht 
unbedingt  beypflichtet,  und  diese  Meynung  wurde  mir  rot  einigen 
Moneten  von  ihm  mündlich  in  Göttingen  bestätigt}  der  »Smlichen 
Meynung  waren  auch  Hr. Hofrath  Trommsdorff  und  viele  andere 
Chemiker;  deren  Bekanntschaft  ich  auf  ineiner  letzten  Reise  nach 
dem  nördlichen  Deutschland  zu  erneuern  Gelegenheit  hatte. 

Durch 

*)  8*  Andrew  Ure,  ExperimenU  on  tlie  Belation  between  Muriatic  Acid  and 
Cblorine,  Transactions  of  tho  Royal  Societj  of  Edioburgb«  1817  and  iSlft* 
8«  Philo».  Magazin  Sept«  i8l7. 


■   ■  269 

Durch  dieae  Zosammenstellung  der  adgeführten  Autoritfiten, 
glaube  ich  mich  hioreiohend  gerechtfertigt  zu  haben ,  wenn  ich  noch 
die  Sprache  der  altern  Theorie  führe  i  und  nicht  den  Reitaen  der 
Neuheit  einer  Hypothese  so  gans  unbedingt  huldigen,  zu  müssen 
glaube. 

Eben  so  wenig  kann  ich  mich  durch  das  Torlaute  ürtheil 
eines  Recensenten  in  der  Leipziger  Literatur  -  Zeitung  rom  7.  Nor. 
1820  absohrecken  lassen ,  den  Gedanken  zu  äufsern ,  dafs  nach  mei« 
i|em  Dafürhalten  die  alte .  Lehre  der  neuern  nicht  untergeordnet  wer« 
den  werden  darf.  Rey  Gelegenheit  einer  Anzeige  ron  Alois  Wehr- 
te Geschichte  der  Salzsäure  wird  ron  dem  eben  erwähnten  Recen- 
senten folgende  Entscheidung  ausgesprochen: 

9^Die  neue  Parthey  ist  siegreich ,  4onn  sie  beweist  durch 
y^Thatsachenj  die  ältere  hat  den  Sohlendrian  lieb  gewonnen ,  und 
^^kann  sich  nicht  überwinden^  ihn  zu  Ter  lassen;  denn  sie  befindet 
9,sich  wenigstens  gemächlich  dabey,  obgleich  der  Grund  und  Bodeni 
y^woraui'  dieser  Schlendrian  steht  ^  längst  erschüttert  ist/* 

i^Argnmente  nützen  hier^  geradezu  rorgetragen^  wenig;  denn 
i^der  Gegner  hat  immer  noch-  ein  Aber    auf   jedes   zu  erwidern, 

y^oder  hascht  einen  Scheingrund  auf^  weil  er  nicht  übertreten  will/V 

* 

Da  in  dieser  angeführten  Stelle  ron  Ueberireten  die  Rede 
ist,  und  die  ganze  9ache  in  dem  Lichte  einer  wichtigen  Fehde  dar« 
gestellt  wird,  so  würde  es  tief  unter  der  Würde  der  Wissenschaft 
seyn,  diefs  einseitige,  befangene  Urtheil  näher  zu  beleuchten >  oder 
es  itkr  etwas  anders,  als  für  Ausdruck  des  Enthusiasmus  eines  an- 
gehenden Gelehrten  zu  halten. 

32  Ich 


/' 


270  _^- 

Ich  gehe  noo  zur  Aufzählaog  und  Beschreibung  der  einzel- 
nen Versuche  9  so  ^ie  ich  solche  anstellen  zu  mfissen  gleubtej  über» 

Salzsaures  Kupfer  und  Schwefel-Säure* 

Wird  das  bis  zur  Trockne  abgerauchte  salzsaure  Kupfer  deuf« 
oxydL  hydrat  mit  concentrirter  Schwefelsäure  übergössen,  so  rer« 
liert  das  Salz  augenblicklich  seine  grüne  Farbe'  und  Wird  braun,  in«- 
dem  die  Schwefelsaure  ihm  das  Wasser  entzieht;  aber  hiebey  ent« 
wickelt  sich  keine  Salzsäure ,  und  man  bemerkt  auch  kein  Aufbrausen« 

Läfst  man  das  Gemenge  einige  Tage  in  einem  verschlösse^ 
nen  Gefäfse  stehen,  so  kann  man  die  Schwefelsäure,  welche  ganz 
weifs  bleibt,  abgiefsen;  sie  enthält  keine  Spur  ron  Kupfer,  und  das 
salzsaure  Kupfer  befindet  sich  unzerset^t  auf  dem  Boden  desGefiäs« 
sesj  wird  es  der  feuchten  Luft  ausgesetzt^  oder  ron  einigen  Tropfen 
Wasser  benetzt,  so  nimmt  es  seine  grüne  Farbe  wieder  an* 

Sobald  aber  die  Schwefelsäuro  mit  dem  salzsauren  Kupfer 
erwärmt  wird,  so  entsteht  ein  lebhaftes  Aufbrausen  und  es  geht 
salzsaures  Gas  in  eine  mit  Quecksilber  gefüllte  Glocke  üben 

In  der  Retorte  bleibt  alsdann  ein  Salz,  das  sich  in  Wein- 
geist nicht  mehr  auflöst,  mit  Wasser  aber  eine  blaue  Auflösung 
giel^t,  und  durch  Abrauchen  in  blauen  Kristallen  anschiefst,  welche 
sich  ganz  i/rie  schwefelsaures  Kupfer  verhalten. 

Eben  so  verhält  sich  die  concentrirtc  Schwefelsäure  zum 
salzsauren  Kupfer,  welches  durch  scharfes  Austrocknen  sein  Was« 
ser  verloren  hat  und  braun  geworden  ist,  und  zum  basischen  salz- 
sauren Kupfer  oder  dem  grünen  Sande  aus  Peru.  In  der  Kälte  geht 
nämlich  keine  Zerlegung  vor,  aber  durch  Hülfe  der  Wärme  entsteht 
ein  lebhaftes  Aufbrausen  und  es  entwickelt  sich  salzsaures  Gas. 

Das 


271 

Das  saksaure  Kupfer  wird  also  in  der  Kälte  durch  Schwe» 
felsSure  nicht  zerlegt^  aber  mit  llulfe  der  Wärme  ist  die  Zerae« 
tzung  ganz  vollkommen  bewerkstelligt^  wobey  sich  das  salzsaure 
Gas  mit  heftigem  Aufbrausen  entwickelt. 

Salzsanrea  Kobalt  und  Schwefel-Säure. 

Staubigt  trocknes  salzsaures  Kobalt  ron  dunkelblauer  Farbe 
wurde  in  einen  Kolben  gebracht,  und  mit  concentrirter  SchwefeU 
aämre  übergössen.  Es  entstand  ohne  Hülfe  der  äufsern  Wärme  ein 
lebhaftes  Aufbrausen ^  wobey  sich  salzsaures  Ga»  und  oxjdirt  salz« 
aaures  Gas  entwickelten.  Es  bKeb  ein  rosenrothes  Salz  im  Kolben 
fturück,  welches  durch  Auflösen  in  Wasser  und  Abrauchen  rotbe 
Kristalle  von  schwefelsaurem  Kobalt  lieferte. 

Salzsaures  Eisen« 

«, 
f 

Trocknes  PuWer  von  salzsaurem  Eisen  im  rninirno  in  einen 
Kolben  gebracht  und  mit  concentrirter  Schwefelsäure  übergosseui 
rerursacht  ein  heftiges  Aufbrausen.  Es  geht  in  die  mit  Quecksilber 
gefüllte  Glocke  salzsaures  Gas  über^  aber  keine  Spur  yon  oxydirt 
aalasaurem  Gas.     Im  Kolben  bleibt  schwefelsaures  Eisen  zurück. 

Zu  dem  trocknen  Pulver  des  salzsauren  Eisens  im  Mifxinio 
Terhält  sich  die  concentrirte  Schwefelsäure  eben  so;  sohoB  bey  der 
gewöhnlichen  Temperatur  der  Luft  entsteht,  ein  Aufbrausen  Ton  salz- 
saurem  Gas^  aber  oxydirt  salzsaures  Gas  entwickelt  sich  nicht. 


Salzsaures  Zink  und  salzsaures  Mangan. 

Ganz  trocknes  salzsaures  Zink  mit  Schwefekäure    benetzt, 
giebt  ohne  Hülfe   der  äulsern  Wärme  >«in  starkes  Aufbrausen.    Es 

32  *  .   ent- 


07^ 


entwickelt  sich  salssaares  Gas,  aber  kein  oxydirt  salssanres  GaS| 
und  im  Kolben  bleibt  schwefelsaures  Zink  surfick« 


Das  trocken  gepulrerte  salzsanre  Mangan  rerhält  sich  auf 
eben  die  Weise;  starkes  Aufschäumen  und  Aufbrausen  unter  'EnU 
Wickelung  von  salzsaurem  Gas. 

Salzsaures  Zinnoxydul. 

In  eine  tubulirte  Retorte  wurden  2  Unzen  kristallisirtes,  sals<> 
saures  Zinn  gebracht.  Nachdem  die  Vorlage  angelegt^  ttnä  aus  die« 
scr  eine  gekrfimmte  Röhre  ins  Wasser  geleitet,  wurden  2  Unzea 
eoncentrirte  Schwefelsäure  auf  das  Zinnsalz  gegossen  und  alles  luft« 
dicht  rerkittet.  Die  Masse  erwärmte  sich,  es  entwickelte  sich  et«^ 
was  salzsaures  Gas,  wobej  aber  nur  ein  sehr  schwaches  Aufbrausen 
zu  bemerken  war.  (Eben  so  verhielt  sich  das  ganz  trockne  salz« 
saure  Zinnoxydul  zur  Schwefelsäure.) 

Als  die  Retorte  im  Sandbade  erwärmt  wurde»  eitstand  eid 
stärkeres  Aufbrausen  mit  Entwickelung  von  weifsen,  sehr  dicken 
Dämpfen)  es  gieng  salzsaures  Gas,  Schwefelwasserstoffgas  und 
schweflichtsaures  Gas  fiberj  auch  wurde  das  in  die  Vorlage  überge** 
gangene  Wasser  trübe  und  liefs  Schwefel  .  niederfallen ,  welcher 
Schwefel  wahrscheinlich  ron  der  gegenseitigen  Zersetzung  der  schwef- 
lichten Säure  und  das  Schwefelwasserstoff- Gas  herrfihrtj  denn  die 
bis  dahin  angewandte  Wärme  war  noch  zu  schwach ,  daüs  sich  hätte 
Schwefel  sublimiren  können,  was  erst  am  Ende  der  Operation  bey 
einer  rcrstärkten  Hitze  geschah.  Der  Schwefel  befand  sich  aufser- 
dem  sehr  entfernt  ron  der  Retorte,  und  in  der  Vorlage,  welche  im« 
mer  kühl  geblieben  war.  Das  salzsaure  Zinn  war  durch  die  Schwer 
feisäure  vollkommen  zerlegt  worden  und  es  blieb  eine  weisse  Salz- 
masse in  der  Retorte  zurDck,  welche,  einige  Zeit  der  feuchten  Luft 

aus« 


275 


ausgesetzt/  «ich  auf  der  OberflädM  in  eine  dicke  gelbKche  Flfifsig- 
keic  Terwandelte,  welche  saures ,  schwefelsaures  Zinn-Oxyd  ist. 


».  > 


Der  eben  angefiohrte  YersuoH  wurde  noch  einmal  auf  fol 
gende  Weise  wiederholt; 


\  #» 


Vier  Unzen  salzsaures  iZinnoxydul  wurden  in  einer  Retorte 
mit  3  Unzen  Schwefelsäure  Übergössen ;  aus' der  an  der  Retorte  an- 
gebrachten Vorlage  ging  eine  gekrümmte  Glasröhre^  in  eine  mit  Was» 
aer  angefüllte  Flasche  um  das  sabBsaure  Gas  aufzulösen ,  und  mit 
dieser  Flasche  wurde  eine  gekrflmmte  in  Verbindung  gesetät^  -welche 
in  eine  Auflösung  Ton  essigsaurem  Blej  tauchte. 


•  1 


Das  salzsauae  Gaa  löste  sich  iai^denk  yorgescMagenen  Was- 
ser auf  9  und  das  Schwefelwasserstof-Gas  strich  in  dieBleyauflösung^ 
«rodnrdi  sie  söbwarswwde..    .  o  *; 

In  der  kalten  Vorlage >  entfernt  Ton  der  Retorte^  setzte  sich 
Schwe&l  ab^  und. das  niit  SaUsfture  geadiwängerte  Wasser  enthielt 
auch  schweflichte 'Sfture.    •    . 


Es  hatten  sich  idso  entwickelt:  aalzsanres  Gas^  schweflicht« 
saures  Gas  und  Sdiwefelwasserstofl^as;  die  beyden  letztern  zerse« 
tzen  sich  zum*  Theil  gegenseitige  und  lassen  Schwefel  niederfallen« 

Am  Ende  der  Operation  entwickelt  sich  rorztlglich  eine  gros- 
se Men^e  schweflichtsaures  Gasi  was  wohl  daherkommen  mag;  dais 
sich  die .  Schwefelsäure  zersfltzX,  und  das  Zinn-Oxydul  in  Zinnoxyd 
umwandelt.  Das  Wasser  in.  der  Vorlage  enthält  a^ifser  der  Salzsäure 
und  schweflicbten  Säure  eine  Quantität  Zinn^  welches  sich  mit  der 
Salzsäure  Terflachtigt  hat. 

Sals« 


2T4 


SAlasäare»  Qnec&stibex»Qxydul.,(ilf«ro^r.-<2u2ds.) 


■  :* 


Feingeriebenes  salzsaures Quecksilber- Oxydul  ^  Mrelches  durch 
Sublimation  aus  einem'  Gemeng  Toii  Qli^cksi}ber  und  Sublimat  er- 
halten war,  wurde  mit  seinem  doppelten^  Gewtckt  fioacentifirtec 
Schwefelsäure  übergössen. 

...  «         ,  .  I       , 

Ohne  fiu&ere  Warme  entaiand  weder  das  ^OTingsleAufbriia« 
•90  noch  ^ine  Versetzung  oder  Auflösung  d^s  Saljses;  den*  ala^ich 
nach  Yerlattf  von  3  Tagen  die  SdiwirfelsKnre  ron  dem  Pulree  a^ 
gofs,  .fand  sich,  dafs  sie  luine  Spür  't^mSalzsSureoder  <2tiecksiU 
ber  enthielt.  Sobald  die  Säure  aber  bis: jsiiid  Hoehji^n  .-erhitat  wurd^ 
löste  sich  das  Quecksilber*  Salz  auf,  und  stellte  mit  der  Säure  eine 
gan^  Vjollfap0ainege^..durohiiclrtiig»*Blttarigheit  d«,  ':'^ 


f 


't      ; 


» .  * 


M?:f    , 


•I-  .1 


Es  gieng  eine  ziemlich  grofse  Mengo'von  «chwefltchfciaiirom 
Gas  über^  aber  kein  salzsaures  Gas. 


».  :• 


.  j    i  '        *     . '  f 


•    ^  '•. 


r    .f   ^ 


.••1 


Ich  lieb  «findidh  das.  Ende  eider  gekrflmJmieD^  mit  dem  jKot 
ben  in  Verbindung  stehenden  Glasröhre  in  «eiae  AnflÖsung  von  sab» 
petersaurem  Silber  streichen^  welche  letztere  sich  zwar  trfibte^  als 
sich  beym  Kochen  der  Scbwefblaättret  Bohwefliobtsaures  Gäüs  entwi« 
ekelte.  Der  weifte  ISieäerachlag  löste  ainh  'aber  Tollkommen  ift  Snl^ 
petersäure  auf|  nnd/esjwar  keine  Spur  7011  salzsaurem.  Silber  tor^ 
banden. 


Während  der  Operation  «etzten  sich  im  Heise'  dea*  ftolbena 
lange  weifse  Nadeln  an /welche  in  Weitfgeist  auflöslich  waren  ^  und 
aus  der  Auflösung  durch  Halkwasser  geily  niedergeschlagen  wurden^ 
Die  eben  erwähnten  Nadeln  rerhielten  sich  ganz  wie  der.  Atiebd« 
Sublimat.  •    .    '       -    ^- 

Wenn 


\ 


idUldli 


275 


Wenn  die  AiiflOrang  des  Mirc^  ^dzilcts  in  Üöenender  Schwe« 
felftSotd  schnell  erkaltel^  so  verWandek  >ie  sich  in  eine  weifseSalz« 
masse^  welche  sich  beym  ^wartnexiTöUig^  wieder  auflöst.  Geht  das 
Erkalten  der  FlüCiigkeit  aber  langsan)  von  Statten  ^  so  bilden  sich 
lange  fisine  Nadeln^  welche  steh  durChkreolaen. 

r  ,  " 

*  '  •■»"».  .  ■ 

Die  im  Kolben  gebliebene  Salzmasse  löste  sich  aber  nipht 
ToUkommen  in  Wasser  oder  Weingeist  auf.  Letzterer  löste  zwar 
riel  Sublimat  davon  anfy  liefe  aber  ein  gelbes  Pulver  zurück ,  wel- 
ches aus  schwefelsaurem  QuecksiUier-^Oxyd.  und  aus  salzsaurem 
Quechsilber-Oxydnl  bestand;  letztere  war  in  der  SchwefelsSure  auf- 
gelöst gewesen  und  der  Zerlegung  entgangen, 

Uebrigenr  wird  der  Mercur*  dulcü  durch  ein  anhaltendes 
Kochen  mit  Schwefelsaure  auch  gänzlich  zersetzt.  Die,  Ifingere  Zeit 
gekochte  Masse  löst  sich  ToUkommen  in  kochendem  Wasser  auf; 
durch  langsames  Verdunsten  bilden  sich  Kristalle  aus  Sublimat  und 
schwefelsaurem  Quecksilber  -  Oxyd ;  ersteifes  Salz  kann  yon  letzterm 
durch  kochenden  Weingeist  getrennt  werden« 

Die  Schwefelsäure  löst  also  den  Mercur.  dulcis  mit  Hflife 
der  Wärme  in  grolser  Menge  auf,  und  zerlegt  ihn  endlich  in  Sub- 
limat und  schwefelsaures  Quecksilber-Oxyd. 

Die  Schwefelsäure  wird  dabey  aber  auch  zum  Theil  selbst 
zersetzt^  woher  die  Bildung  des  echweflichtsauren  Gas  entsteht. 

Beym  ersten  Blick  könnte  es  auffallend  erscheinen »  dals  sich 
schwefelsaures  Quecksilber  bildet >  ohne  dafs  dabey  Salzsäure  oder 
oxydirte  Salzsäure  ausgeschieden  wird,  wenn  man  nicht  mit  einigen 
Chemikern  annehmen  wollte,  dafs  der  Mercur.  dülcU  etwas  metal- 
lisches Quecksilber  enthält. 

Mehr 


276 


mm*m 


Mehr  Wahrscheinlichkeit  hat.  es  indesieri  fiSr  aieh^  'dals  die 
Schwefelsäure  durch  das  Quetk8iU>er- Oxydul  des  Sakes-  serseUfi 
■wird^  und  dafs  diefs  Oxydul  durch  den  S«iqerstoft  der  Seh vefejsäpre 
bis  zur  höchsten  Stufe  der  Oxydation  gebracht  wird^  wobey  essiiDh. 
zum  Theil  mit  der  rorhandenen  SaUsfture  zum  Sublimat  YCthi^de^. 
und  zum  Theil  mit  Schwefelsaure  das  schwefelsaure  Quecksilber- 
Oxyd  darstellt,  r  .- 


».  • 


Dala  in.  diesem  Versuche  kein  salzsaprea  Gas  entwickelt  wir^ 
ISbt  sich  daraus  leicht  erklären ^  weil  sich  Qaccksitber»Oxyd  bil- 
det, welches  zu  seiner  Sättigung  eine  riel  gröJbere  Quantität  Sak- 
fiäure  erfodert|  als  das.  OxyduL  \  ^ 

Bey  dieser  Gelegcfnheit  erhitzte  ich  ^in  Gtmettg  aus  gleichen 
l^eilen  fein  geriebenen  Mercur.  dulcis  und  trocknen  Schwefel,  wo*, 
bey  sich  sitlzsaures  Gas  entwickelte»  was  ^di  nicht  erklären  läfs^ 
wenn  man  nicht  Wasserstoff  im  Schwefel  annahmen  will#  .  was 
doch  bisher  noch  gar  nicht  bewiesen  ist,  und  auchron  den  mehraten 
Chemikern  nicht  angenommen  wird» 


Salzsaures  Quecksilber-Oxyd  (Sublimat). 

Wird  der  Sublimat  mit  3  Theilen  concentrirter  Schwefel- 
säure  fibergossen,  so  entsteht  kein  Aufbrausen»  und  man  bemerkt 
keine. Gasentwicklung 3  sobald  aber  die  Schwefelsäure  ins  Kochen 
gebracht  wird ,  so  löst  sich  der  Sublimat  vollkommen  auf;  es  entwickelt 
sich  aber  kein  oxy dir t  salzsaures  Gas,  sondern  nur  eine  Spur  yon  salzsau- 
rem Gas  und  von  schweflichtsaurem  Gas.  Während  dem  Kochen  subli- 
mirt  sich  das  salzsaure  Quecksilber -Oxyd  gröfstentheils  im  Halse 
des  Kolbens.     Bey  fortgesetzter  Hitze  rerflüchtigt    sich    dann    die 

Schwc- 


277 

Seh wefekSure  I  und  endlich  bleibt  eine  geringe  Quantität  yon  schwe- 
felsaurem  Quecksilber  snrflck. 

Salzsaures  Spiesglanz-Oxydul  und  salzsaures  Wismuth. 
(Goncrete  Spiesglanzbntter  und  Wismuthbutter.) 

-  Die  concentrirte  Schwefelsäure  bewirkt  in  der  Kälte  nicht 
das  geringste  Aufbrausen  mit  dem  aubiimirten  concreten  salzsauren 
8piesgIanZ|  und  es  scheint  bej  der  gewöhnlichen  Temperatur  keine 
Zerlegung  Tor  sich  zu  gehen.  Wird  der  Kolben  aber  erwärmt ,  so 
schmelzt  die  Spiesglanzbutter  und  wird  in  diesem  flüfsigen  Zustande 
Ton  der  Schwefelsäure  bedeckt;  bey  dieser  Temperatur  geht  aber 
noch  keine  Zersetzung  ror,  und  nur  dann,  wenn  die  Schwefelsäure 
ins  Kochen  geräth,  entwickelt  sich  eine  groJse  Menge  Gas^  welches 
reines  salzsaures'  Gas  ist. 

Wenn  alle  freye  Schwefelsäure  Terflüchtigt  ist,  bleibt  eine 
weisse^  undurchsichtige  Masse  (schwefelsaures  Spiesglanz)  zurfick« 

Eben  so  rerhält  sich  die  Schwefelsäure  zur  concreten  Wis- 
muthbutter. Nur  bey  einer  erhöhten  Temperatur  entsteht  ein  hef- 
tiges  Aufbrausen,  und  es  entwickelt  sich  salzsaurea  Gas^  wobey 
•chwefelsaures  Wismuth  zurttckbleibt. 

« 

Salzsaures  Silber. 

Ganz  reines  und  scharfausgetrocknetes  salzsaures  Silber  wur- 
de in  einen  Kolben  gebracht,  und  mit  dem  dreyfachen  Gewicht 
concentrirter  Schwefelsäure  übergössen.  Eine  gekrümmte  Röhre, 
welche  mit  dem  Kolben  in  Verbindung  gebracht  war,  tauchte  in 
eine  Auflösung  ron  salpetersaurem  Silber. 

33  Ohne 


278  -^ 

Ohne  Temperatar  -  Erhöhung  wurde  keine  Zersetzung  be^ 
wirkt;  als  die  Schwefelsfiure  'aber  su  kochen  anfieng,  trfibte  sich 
die  vorgeschlagene  Auflösung  yon  salpetersaurem  Silber  plötzlich, 
und  wurde  ganz  milchicht. 

Der  weifse  Niederschlag  war  unauflöslich  in  SalpetersSnre, 
und  rerhielt  sich  ganz  wie  salpetersaures  Silber. 

Das  iip  Kolben  zurückgebliebene  mit  Schwefelsaure,  gekochte 
FuWer  wurde  mit  Wasser  yerdfinnt;  die  Auflösung  wurde  durch 
Salzsäure  weifs  und  durch  Schwefelwasserstoff  schwarz  niederge- 
schlagen^ enthielt  daher  schwefelsaures  Silber. 

Das  hinreichend  gewaschne  und  scharf  wieder  ausgetrocknete 
salzsaure  Silber  wurde  zum  zwejten  Mal  mit  einer  neuen  Quantität 
Schwefelsäure  Übergössen,  und  wie  oben  behandelt.  Als  die  Schwe- 
felsäure ins  Kochen  gerieth»  entwickelte  sich  plötzlich  ein  Strom 
Ton  salzsaurem  Gas,  wodurch  die  Torgeschlagene  Silberauflösung 
stark  getrübt  wurde. 

Wenn  die  concentrirte  Schwefelsäure  noch  heifs  ron  dem 
nnaufgelösten  Pulver  klar  abgegossen  wurde,  setzte  sich  durch  das 
Erkalten  etwas  salzsaures  Silber  ab. 


Wird  eine  geringe  Quantität  salzsaurea  Silber  zu 
ten  Malen  mit  Schwefelsäure  gekocht,  so  gelangt  man  endlich  da- 
hin,  es  gänzlich  aufzulösen  und  zum  Theil  in  schwefelsaures  Silber 
SU  verwandeln. 


äalzsadres  Gold. 

Das  an  der  Luft  zerflossene  salzsaure  Gold  wurde  mit  con-- 
centrirter  Schwefelsäure  übergössen,  wodurch  es  seine  gelbe  Farbe 

so« 


279 

sogleich  rerlotf  und  sich  in  eine  dunkel- orangangelbe  fast  braone 
Masse  rerwandeltei  ohne  dafs  dabey  ein  Aufbrausen  oder  eine  Gas« 
Entwickelung  zu  bemerken  war.  Im  Wasser  würde  die  Masse  wie- 
der goldgelb. 

Wird  das  salzsaure  Gold  mit  SchwefelsSure  erhltst^  so  ent- 
wickelt sich  salzsaures  und  oxydirt  -  salzsaures  Gas ;  zuletzt  yetflüch- 
tigt  sich  die  Schwefelsäure ,  und  es  bleibt  eine  staubigt  trockne  hell- 
braune Masse  zurück. 

Eine  ooncrete  Auflösung  ron  salzsaurem  Golde  wurde  unter 
einem  Recipienten  der  Luftpumpe  neben  lebendigen  Kalk  gebracht^ 
und  das  Yacuum  gemacht. 

Die  Auflösung  rerlor  bald  ihre  goldgelbe  Farbe ^  und  Hefa 
eine  harte  braune  Masse  zurück^  in  welcher  sich  kleine  Säulen  von 
grasgrfiner  Farbe  kristallisirt  hatten. 

Die  grtanen  Kristalle,  so  wie  die  braune  Masse,  lösten  sich 
Tollkommen  in  wenig  Wasser  auf^  und  stellten  eine  goldgelbe  Auf- 
lösung dar.  Eben  so  rerhielten  sich  die  grünen  Kristalle  an -der 
feuchten  Luft|  und  zerflossen  bald  in  eine  gelbe  Flüssigkeit.  Aus 
dieser  Erscheinung  glaube  ich  schliefsen  zu  müssen  j  dafs  das  salz« 
saure  Gold^  wenn  es  eines  Theils  seines  Wassers  beraubt  istj  in 
jgrünen  Kristallen  anschiefst,  und  dafs  die  gelben  Kristalle,  welche 
man  auf  die  gewöhnliche  Weise  gewinnt,  eine  grössere  Quantität 
Wasser  enthalten,  als  jene. 

Die  eben  erwähnten  grünen  Kristalle  wurden  in  einem  Kol-* 
ben  mit  concreter  Schwefelsäure  übergössen,  wobey  aber  kein  Auf- 
brausen entstand}  durch  Hülfe  der  Wärme  entwickelte  sich  salz- 
saurea  und  oxydirtsalzsaures  Gas. 

35  *  Es 


280  

Es  bliebe  nachdem  die  Flüssigkeit  eine  Zeitlang  gekocht 
hatte  9.  weisse  Schwefelsäure  zurttck,  und  auf  dem  Boden  des  Hol« 
bens  befand  sich  eine  braungelbe  poröise  Masse,  welche^  nachdem 
sie  mit  Wasser  gewaschen  und  getrocknet^  sich  ganz  wie  me|aUi« 
aches  Gold  verhielt^  und  auch  durch  einen  leichten  Druck  oder  im 
Reiben  den  metallischen  Goldglanz  annahm. 

Die  Schwefelsäure  zersetzt  also  das  salzsaure  Gold  in  Salz« 
säure,  oxjdirte  Salzsäure  und  in  metallisches  Gold.  Letzteres  soll 
nach  Pelletier  mit  etwas  Chlor  -  Gold  rermengt  se jn.  S.  Annales 
de  ^himie  et  de  physique  T.  XF.  S.  i. 


Man  sieht,  dafs  (wenn  das  Kobalt  ausgenommen  wird,)  nur 
die  salzsauren  Salze,  deren  Grundlage  im  metallischen  Zustande  ft- 
big  ist,  das  Wasser  zu  zerlegen,  wie  Eisen,  Zink,  Mangan  und  in 
einem  schwächern  Grade  das  Zinn,  mit  der  Schwefelsäure  in  der 
Kälte  ein  Aufbrausen  erregen,  woraus  sich,  da  alle  erdigten  und 
alkalischen  salzsauren  Salze  ein  ähnliches  Aufbrausen  herrorbringen, 
gewissermassen  schliefsen  läfst,  dafs  die  metallischen  Basen  dieser 
Erden,  welche  man  bis  jetzt  noch  nicht  isolirt  dargestellt  hat,  gleich 
dem  Kalium  t  dem  Natrium  und  den  yier  erwähnten  Metallen,  das 
Wasser  zersetzen,  und  dafs  alle  salzsauren  Salze,  woron  die  Basis 
das  Wasser  nicht  zersetzt,  auch  mit  der  Schwefelsäure  ohne  Holfo 
der  Wärme  kein  Aufbrausen  heryorbringen. 

S  c  h  1  u  f  s. 

Es  geht  aus  den  angeföhrten  Versuchen  her?or: 

1.  Dafs  das  salzsaure  Kupfer  durch  Schwefelsäure  ohne 
Hfilfe  der  Wärme  nicht  zersetzt  wird,  und  dafs  nur  bej  einer  er« 
höhten  Temperatur  das  salzsaure  Gas  daron  mit  Aufbrausen  entweicht. 

2. 


2.  Dafs  die  SchwefekSure  mit  dem  salzfiauren  Kobalt  sehöH 
in  ^er  Kälte  ein  heftiges  Aufbrausen  herrorbringt,  wobej  aaltsaares 
Gas  und  oxydirt  salzsanres  Gas  entwickelt  werden« 

« 

3«  Dals  die  salssauren  Eisen-Verbindungen  hej  der  gewöhn- 
lichen Temperatur  der  Luft  durch  die  Schwefelsäure  mit  starkem 
Aufbrausen  unter  Entwiokelung  ron  salssaurem  Gafs  tferstotzt  werden. 

4»  Dais  sich  die  Schwefdsäure  eben  ao  zum  sal^äuren  Zink 
und  salzsauren  Mangan  yerhälti  wobey  ein  heftiges  Aufbrausen  yan 

salzsaurem  Gas  wahrgenommen  wird«. 

— »- 

5«  Dafs  die  Schwefelsäure  mit^  dem  salzsauren  Zinn*Oxydul 
bej  der  gewöhnlichen  Temperatur  der  Luft  nur  ein  schwaches  Auf- 
brausen bewirkt  9  dafii  sich  aber  durch  Hülfe  der  Wärme,  salzsaures 
Gas ,  schweflichtsaures  Gas  und  Schwefelwasserstoff-  Gas  entwickeln, 
welche  bejde  letztere  Gasarten  sich  zum  Theil  zersetzen»  woher 
Schwefel  ausgeschieden  wird«  Es  bleibt  ein  schwefelsaures  Zinn-' 
Oxyd  zurück,  welches  bald  sauer,  bald  basisch  ist,  nach  den  Ver- 
hältnissen der  angewandten  Säure. 

6.  Dafs  das  Salzsäure  Quecksilber  -  Oxydul  (mercuriiis  duU 
eis)  durch  die  Schwefelsäure  ohne  Hülfe  der  Wärme  weder  zersetzt 
noch  aufgelöst  wird;  dafs  es  aber  tou  der  kochenden  Schwefelsäure 
zu  einer  klaren  Flüssigkeit  aufgelöst  wird»  wobey  kein  salzsaures 
Gas,  sondern  schweflichtsaures  Gas  entwickelt  wird}  es  bleibt  salz« 
saures  Quecksilber-Oxyd  (Sublimat)  und  schwefelsaures  Quecksilber- 
Oxyd  zurück. 

7»  Dafs  das  salzsaure  Spiesglanz-Oxydul  und  das  salzsaure 
Wismuth  mit  der  Schwefelsäure  ohne  Hülfe  der  Wärme  kein  A^f- 
brauiien  erregen,    bey  einer  erhöhten  Temperatur  aber  eine  grolse 

Men- 


I  ' 


iS2  

Menge  saksaitfes  Gas  entwickeln,  und  in  achwefelaanre  Sdlte  yer. 
wandelt  werden«  • 


8«    Dafii  daa  aalzsanre  Silbet   durch  die  Schwefelsaure  zum 
Mtaetzti  und  2um  Theil  aufgelöst  wird« 


g.  Didk  daa  aakisaure  Gold  nur  ron  der  kochenden  Scfawe« 
feisaure  in  Salzsäure  in  oxydirte  Salzsäure  und  in  metallischea 
Gold  zerlegt  wird,  dafs  die  gelben  Kristalle  des  salzsauren  Goldes 
im  Vacno  getrocknet ,  eine  grttne  Farbe  annehmen,  und  nur  we- 
Wasser  enthalten ,  eis  die  gelben  Kristalle.     -    * 


fO.  Endlich,  dafi' wohl  nur  die  aalzsauren  Salze,  deren 
desoxydirte  Basis  das  Wasser  zersetzen^  mit  der  Schwefelsäure  ohne 
Hfilfe  der  Wairme  ein  Aufbrausen  herrorbringen. 


XI. 


^83 


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Pflanzenabdrücke  und  Yieirsteiikerungen 


«    4 


«u  dem 


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Kohlen  werke*  <za  St;«  I  n  g  b  e  r  t  im  Merischen  >  Rliein* 
Kreise»    Verglichen  mit  lebenden   Pflanzen   aus 

wärmern  Zonen. 


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Von 


^i;j. 


► '  * .  •    • 


B.    S.    T  o  n    N  A  U. 


BeiichtigaBgen  wichtiger  Aufgaben  und  Fragen  ^  die  nur  durch  Be- 
obachtungen und  Nachforacbungen  ia  weit.yon  eiuander  eniferliten 
Erdtheilen  näher  erörtert,  oder  durch  sichere  Nachweisungen  gründ« 
lieh  beantwortet  werden  können,  bleiben,  weil  sie  dem  Genie  des 
Einaelnen  unerreichbar  sind^  die  wahren  Aufgaben  Ittr  zusammen- 
wirkende und  fortlebende  Institute. 


Mit  Yollem  Rächte  wendet  sich  unser  hocl^e^rler  Collegei 
Herr  Graf  von  Sterrnberg,  in  der  mit  besonderem  .Scharfsinne 
und  tiefdringendem  Forscherblicke  bearbeiteten  Theoria  der  9tein- 

koh- 


284 


kbhlMbildoi]^,  '-^  (S.  dessM  Versuch  einer  geognostisch  -  botant» 
sehen  Darstellang  der  Flora  der  Vorwelt^  — *  an  aiinnitliche  Akade- 
mien Europens 5  i^um  durch  Auftrage  an  ihre  Reisenden,  nihere 
i^Kunde  zu  erhalten,  zur  Entscheidung  der  Vorfragen,  die  bestimmt 
I, werden  mfifsten ,  bevor  man  fiber  die  verschiedenen  Vegetations-Pe- 
9,rioden  des  Erdbals  ein  haltbares  Sistem  aufzustellen  wagen  dürfe. 
9,Die  Form  der  Pflanzen  werde  durch  die  chemische  Mischung  der 
„Bestandtheile  des  Erdbodens  vnd  der  Luft  uod  -durch  die  Verhälc« 
^,nis8e  der  Verbindung  mit  Licfat  und  Warmestoff  bedingt.  DieStu« 
,,fenleiter  der  Vegetation  von  der  Eiche  in  den  europäischen  Thä- 
,,lern  und  von  der  Palme  und^^en  balimartigen  FarrenkrSutem  unter 
y^denW^endekreisen,  bis  zu  den  Flechten  an  derGrfinze  derSchnee- 
9,Knie  :in  beyden  Hemisphfiren,  bestehe  #ii4b  eiigeneQ.\SQ|igrTC|r9p|ü$S^i^Q 
^,Formen;^  es  seje  daher  auch  leicht  denkbar,  dafsinTerscbiedenenPerio« 
^,den  wo  nothwendiger  Weise  andere  Mischungen  und  verschiedene  Ver- 

'  '  \jL.  '  !      ■  •  *  •   » 

„bindungen  statt  haben  mulsten,  auch  andere  Pflanzen -Formen  Vor- 
abenden waren.  Die  Steinkohlen  -  Formation  finde  sich  in  beyden 
„HemisphSren ;  die  Ursachen,  durch  welche  diese  frühere  Vegetation 
„begraben  worden^  habe  ^ich  also  allenthalbep  geiuisert/^ 


„Es  seye  nun  sehr  wichtig  zu  erfahren,  ob  überall,  wo 
„Steinkohlen  angezeigt  worden,  die  nämlichen  Pflanzenabdrücke 
,9 vorkämen,  die  man.  \n  den  bereits  bekannten  europäischen  'Stein« 
„kohlenbergwerken  antreffe,  oder  davon  reraefaiedene.^^ 


^1 


'  Ich  habedleseunddiedesfallsigen  weitem  Wünsche  und  Antrat 
ge  des  Herrn  Grafen,  der  königl^Akademieunverweilt  vorgelegt«  Es  sind 
von  derselben  die  nöthigen  Schritte  zum  Vollzug,  beschlossen  worden^ 


iSeye'  e^^mir  erlaubt,  -mit  einigen  Bemerkungen  über 
PflaMenabdrücke  und  t^ersteinerungene,  die  Sfuf  einem  Steinkohlen-. 
Bergwerke  -im  königl.  baier.  Rhetolireise,   eincf  halbe  Meile  Von  &\:^ 

Ing. 


285 


Ingbert  gewonnen  iturd^a^  dem  Ideen-Gange  des.  grofseti  Beobach« 
•ters  eu  folgen^  und  was  ich  dort  bey  kurzem  Aufentbalte  Ton  eixHj« 
gen  Stunden  9  anders  gesehen  ^  mit  eigener  Meinung  beyzufiigen. 

.  Abdrücke  und  Versteinerungen  kommen  bey  St.  Ingbert  im 
Koblenschiefer  häufig»  weniger  im  Kohlensandstein  vor^  noch  selt- 
ner im  Thonelsenstein^  die  entweder  mit  der  Steinkohle  wechseln, 
oder  ihre  Segleiter  sind. 

Die  Kohlenflöze  gehören  zur  altern  Schieferkohlen -Forma- 
tion. Dicht  unter  den  Abdrücken  zeigt  sich  die  mineralisirte  Holz- 
kqhle  da,  wo  das  Bitumen  abnimmt,  und   der  Kohlengehalt  wächst. 

Im  Kohlenschiefer,  unmittelbar  auf  dem  dritten  Kofalenflötze 
im  dortbezeichneten  Schenkel  A.  finden  sich  gegenwärtig  die  meis- 
ten und  verschiedenartigsten  Fflanzenabdrttcke. 

*  # 

Baumfioemosi  1»  dünno  und  breite  Lagen  znsammengeprefst, 
so  dafs  nur  die  äußere  Gestalt  des  Holzes,  wie  sie  sich  unmittelbar 
unter  dem  rindigen  Ueberzug  zeigt,  und  dieser  selbst  in  minerali- 
sirte Holzkohle  yerwandelt,  mit  Bey  behaltung  des  äufsern  Ansehens, 
begleiten  die  Kohlendecke.  Es  ist  mühsam  gröfsere  Stücke  zu  gewin- 
nen. Wie  man  die^eilhaue  ansetzt,  fällt  die  Kohle  ab,  oder  später, 
wenn  das  Gestein  abtrocknet.  Ein  Exemplar  mit  entblöfster  Rinde, 
das  früher  eineh  Theil  dieses  Ueberzugs  noch  hatte,  ist  T.  i  treu 
Torgestellt.  Der  rindige  Ueberzug  hatte  Aehnlichkeit  mit  jenem  auf 
Tab.  L  in  der  Flora  des  Herrn  Grafen  von  Sternberg.  Daselbst 
würde  diese  baumartige  Form  zu  Lepidodendron  gehören.  Mein 
Abdruck,  von  dem  ich  spreche,  hat  deutliche  Astbildungen,  und 
stünde  so  zunäichst  bey  X-.  dichotomum ,  denn  allen  übrigen  Lepido- 
dendron *  Gattungen  des  angeführten  Systems,  fehlt  meiner  üeber- 
zeugung  nach,  dieser  Bau-  und  sie  sind  im  Innern,  wie  im  äußern 
Ansehen  von  Lepdidodendron  völlig  verschieden. 

34  Aeiin. 


^ 


\ 


286'  

Aehnliche  baumartige  AbdrOcke,  wie  sie  in  der  Flora 
der  Vorwelt  T,  IV.  VI.  X.  unter  den  Namen  Lepidodendron  eJnge- 
tragen  sind^  und  unter  diesen  auch  ganz  gleiche  (S.  des  Grafen  y. 
Sternberg  T.  X.  fig.  2)  finden  sich  auf  meinem  gedachten  Koh- 
lenflöze. Ein  schönes  Original  ybn  ausgezeichneter  Form  habe  ich 
T.  IL  abbilden  lassen.  Meiner  Ansicht  nach  gehören  diese  Ge- 
wächse zu  den  baumartigen  Farren kr äutern,  oder  zu  verwandten  Ge« 
schlechtem  von  Cycas,  Camerops,  Coripha  etc.  Hier  sind  die 
Gründe^  welche  für  die  eine^  wie  für  die  andere Mejnung  sprechen« 

Zwey  Farrenkräuter  aus  der  lebenden  Welt^  wie  sie  der 
College  Herr  von  Martins  so  eben  aus  dem  Sfiden  von  Amerika 
mitbrachte,  auf  T.  UL  in  natürlicher  Grölse  abgebildet,  sprechen 
ifir  die  erste  Mejnung« 

Ich  bitte^  erwanhsAne  in  unsern  Glashäusern  nicht  so  seltne 
Pflanzen,  von  Cycas,  Raphis^  Coripha 4>tc.  mxi^WaM  für  Jto  zYveyte 
Ansicht  näher  zu  untersuchen.  Blätter  dieser  Treibhauspflanzen  fin- 
den sich  zwar  nicht  zu  St.  Ingbert,  aber  doch  an  andern  Orten  in 
Deutschland.  Als  Bejspiel  dienen  die  filätterabdrücke  von  Coripha 
minor  aus  Tyrol. 

Die  bekannten  pfeifenartigen  Hölzer  in  der  Flora  der  Vor- 
weit  unter  dem  Namen  Syringodendron  aufgefohrt,  sind  gröfsten- 
theils  Farrenkräuter,  nur  eine  Form,  die  ich  auf  Tab.  IV.  gebe> 
scheint  mir  mit  dem  Cactus  paruvianus  so  nahe  verwandt,  dafs  ich 
sie  anfangs  fttr  dieselbe  hielt. 

Die  auf  den  Radnitzer  Steinkohlengniben  in  Böhmen  so  häu- 
fig vorkommende  VaHolaria  Vicoides  findet  sich  auch  im  Kohlen- 
werke des  Rheinkreises  nicht  selten.  An  einem  deutlichen  Exemplar 
ist  bey  in^ertio  glandulosa  die  bäsis  cuneata  foliorum  nicht  so  auf- 

fal- 


s 


.      -r-rr—  28? 

fallend  i08gedrflpkt^:.,ine  anf  Tab.  Xth.  F}^.  Z  der  Floita  der  Vor- 
welt, Ich  halte  sie.  fflr  eine  Palme n-Gi^ttpng.  Herr  yon  Mar^ 
tius.etimmt  mit  mir  io  dieser  Ansicht  überein.  Herr  Director  ron 
Schrank  hält  sie  f&r  eine  Stapelia. 

j 

Noch  manche  andere  Pflanzen  -  Gattungen  aus  dem  Geschlech« 
te  der  Bamhusien^  Sclerien  finden  sich  in  dem  Kohlenbergwerke, 
und  haben  mit  den  gedachten,  gleich  grofse  Schwierigkeit  zu  ihrer 
richtigem  Bestimmung« 

Die  angefahrten  Bejsplele  dflrfiten  zu  näherer  Begründung 
der  Mejnung  bejtragen; 

l)  Dafs  die  Pflanzenformen  nnsers  filteren  Kohlenschiefers, 
welche  zu  ihrem  Leben  ein  warmes  Glimas  verlangten »  wahrschein* 
lieh  jetzt  noch  in  warmen  Climaten  —  zum  Theile  wenigstens  — 
lebend  anzutreffen  aind. 


2)  Dafs  jene  Pflanzenformen,  die  sich  im  Böhmischen 
Kohlenschiefer  zeigen,  mit  yielen  andern,  zumTheil  und  unter  ähn- 
lichen Verhältnissen,  im  Rheinkreise  vorkommen. 

Im  Falle  diese  Abdrflcke  sich  in  den  heifsen  Zonen,  im  Koh« 
lenschiefer  nicht  finden,  aber  in  der  spätem  Epoche  der  Braunkoh« 
lenbildung  entdecken  lassen,  konnte  man  die  Folgerung  als  wahr« 
scheinlich  annehmen,  dafs 

3)  diese  sfldliche  Pflanzenwelt  aus  andern  Zonen  später  da* 
hin  versetzt  worden,  oder  gewandert  sey,  theils  wegen  des  climati« 
sehen  Wechsels,  theils  —  wie  jetzt  noch  im  engern  Kreise  "^  eine 
Pflanzengattung  den  alten  Boden  rerlässt,  um  einer  neuen  Platz  zu 
machen*  • 

34  ♦  4) 


288  - — ^-^-^ — =-■ 

'  "  4)  binden  steh  diese  FflaiizenfonBeii''fai- l^etii  Köhle^h'ie» 
fer  jenseitiger  warmer  Länderstreclieir,  so  Irabefä'sifi' dort  schon  frfF 
iieir  gelebt'/  und  *zwäi^  gläiöb^eitig'mit  derselben  ffttnaen^^Bp^ha 
unseres  Erdstrichs»  '^ 


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tätliche  Veränderun«:  nder  hit^iisität  des  Eird- 
^       -       » *  tikalsteliendet  Körper, ' 


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C^flsiopher  Sani ieeti' in  Ckf-Liiähiä. 


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(VorceUien  in  der  nialheni*  pl>7»»  Clasie  aa&  lO»  Mars  'r821«) 

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Auf  einer  Reise  nach  London  und  Paris  im  Sommer  1819  beschaf- 

•  •  •  •  . 

tigte  ich  mich  mit  Beobachtungen  der  magnetischen  Intensität^  um 
deren  Verhältnifs  zwischen  Paris  und  London  '  zu  bestimmen, 
und  auf  diese  Weise  die'  IntensitSts  •  BeobacMtnngeVi '  auf  der  engli- 
schen Nordjpol  -  Expedition  mit  Humboldts  Iiitoisitfits  -^  Reihe  Ton 
Peru  nach  Paris  zu  terhnfi^fen,  in  welche  'ich  zugleich^ 
mein  Vaterland  Norwegen  eiiizuf&deln  wllnschte«  Bej  diesen  mit 
dem  grSfsten  Fleifse  angestellten  Beobachtungen  fand  ich'aü  ^ner 
und  derselben  Stelle  Differenzen ,  welche  grOfser 'waren ,  tli  dals 
ich  glaubte,  siedenObserTations-Fcfhleim.  znehreibefi  zfir  dfirfen,  und' 

35 


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in  rerschiodenen  GebSaden  in  London  ebenfalls  sehr  bedeutende 
Differenzen^  ob  das  Instrument  gleich  so  weit  ron  allem  Eisen  ab« 
stand  y  dafs  nichts  dergleichen  selbige  Terursachen  su  können  schien^ 
Nach  meiner  Heimkehr  nach  Ghristiania  beschlofs  ich  eine  kleine 
Reihe  Versuche  ansustellen ,  um  *  buszumitteln  ^  ob  es  eine  solche 
tagliche  Variation  der  magnetischen  Intensität  gibt»  wie  mir  wahr« 
scheinlich  rorkam,  da  e9  6ine -Reihe  lH>in  Herrn  Gomroandeur  Wien- 
gel  in  Kopenhagen  angestellter  Oscillations  *  Versuche  annehmbar 
maphtV^  da£f  es  eine  j&b)rH<^e  yV^ndeninggibte'  Durch  .^iese  ße-; 
obachungön  entdeckte  ich:  l)  dafs  di.e  megnetiscbe  Intens i« 
tat  14}  det  ^bat  eine  täglrckef  tfüd  jähTHcK'e  Vtiriatiön 
erleidet^  und  di^fa.  da|  QTor^licbt  And' der  Gang  des 
Mondes  einen  merklichen  Einflufs  auf  dieselbe  fiüs* 
Sern«  Während  eines  zweymonatlichen  Aufenthaltes  in  Kopenha« 
gen  zu  Anfange  des  laufenden  Jahres  kam  ich  bey  Fortsetzung  der 
nämlichen  Beobachtungen  alsdajjin.  dcip-  9^^,  die  Spur  j  ^s  ich  in  der 
Folge  durch  wiederholte .  Besuche  bestätiget  gefunden  habe ,  dafs 
nämlich  2)  jeder  s^.pkrechte  Gegens(anf|,  welcherlej 
Stoffes^  z.  B  ein  Baum>  die  Wand  eines  HauseSj  sie  sey 
nun  Ton  Holz  oder  Stein  u.  s.  w.^  nach  unten  zu  einen 
magnetischen  Nordpol  und  nach  oben  zu  einen  Sfidpol 
habe. 


Das  Instrument  9  dessen  ich  mich  bediencf,  ist  ein  kleiner 
i^tarll  gehäijteter  und  magnetisirterStahlcy linder^  etwa  2fZoll  (rheiii« 
ländisch)  lang  und  f  Linien  im  Durchmesser,  aufgehängt  in  einem. 
Seidenraupengespinste  in  einem  ▼ierepkigen  Hasten  mit  Glasiensiern 
im  Deckel  und  an  den  Seiten.  Der  Deckel  besteht  aus  drey  Thei» 
len»  4ie  sich  ron  den  Seiten  in  einepa  S^t^  hifieinechiiD^en  lassen j^ 
die  beyden  äussetsten  derselben  aind  mit;Glasfenster.n  Tfrse|ien,  auf. 
dem  mittelsten  ist  ein  hohler  Holzcylinjler  festgeschraubt,  durch 
trelishen  dM  Ftla^^ent  hängt,  woran  der  CyUjpder  SjQhweb^y   4er  Ka-; 

sten 


•len,  liat  drey  Fofssohraobeii  ^  um  wagereelit  gestellt  werden  su  kön- 
nen^ und  auf  dem  Boden  liegt  ein  Papier  mit  einem  eingelheilteü 
Gradbogen,  aa£  welchem  sich  die  ^Schwingungen  des  Gjlinders  ab- 
lesen lassen.  Der  Cylinder  wird  dadurch,  dafs  man  ein  Eisenstäb- 
chen ,>  welches  perpendiculir  gehalteii  wird,  und*  also  im  untersten 
Ende  einen  Nordpol  hat,  der  Seite,  des  Kastens  nähert,  aus  dem 
magnetischen* Meridian  gebracht.  Wird  jenes  entfernt,  danti  oscil- 
lirt  der  Cylinder,  und,  wenn  die  Elongation  grade  20^  ist,  fängt 
der  Versuch  an.  Durch  ein  Chronometer  nVird  der  Zeitmoment  des 
Anfanges  der  isten,  lOten,  sosteii  u.  s.  w.  Oscillation  (oder  viel- 
mehr des  Aufhörens  der  TorangogangenenJ  angegeben,  und  so  fort- 
gefahren, bis  ich  die  Zeit  ron  360  -  Osoillationen  beobachtet  habe, 
deren  letzte  nur  in  einem  Bogen  tqu  etwa  %^  schwingen,  der  jedoch 
merklich  genug  ist,  um  genau  beobachtet  zu  werden«  Nun  wird  der 
Zeitmoment  dea  Anfanges  der  ersten  OseiUation  .ron  der  Zeit  des 
Anfanges  der  SOOiiten,  und-  ferner  dier '  der  lOten  ron  -  dem 
der  3 loten*  und  so  weiter ^äl^ezogqn,  bis.  endlich  der  Ab- 
zug  der  öQsten  von  der  <  der  SÖOst^q; :  geschieht,  wodacch 
man.  Z  rerschiedene  Bestimmungen  der!  Zeit  Ton  300  Schwingungen 
drhfilt*  Wofern '  nicht  die  Schwingungsbogen  durch*^  den  VViderstand 
der  Luft  äbnähmi^n,  wflrden  diese  7  rerschiedenen  Bestimmungen 
TöUig  gleich  seyn;  allein  wegen .  der  iümdune  dieses 'Bdgen  werd:en 
die .  letzten  etwa  ^um'  -j^  Sekunde«  ktfrzar  ala  die '  ersten.  Eine  MU* 
telzahl  aus  allen  7  gibt  also  die.  Zeit^  ron  300  \Schwingungen.  so 
'{^ofa,  als  hatte  dieerate^etw^^b^  il6?:BlaDgation.ange£ragen..S{>fi- 
terhin  beobachte  ich  die  Zeit  jeder  >^ten  xSokwingnng ,  und.  erhalte 
somit  au  derselben  .Zeit  11  Ohseriatlöneiü ,  woraus  die  Mil;|eleahl 
genommen  wird»  DaaChronometei!^  fchut.fi  Schläge  in  i  Sekunden, 
also  ist  jeder  Schlag  t:^  f  Sek..±s:v^',4^  uild  jeder  sokbe  Schlag 
lifst  sich  mii.iSicherhieit  halbiren>  <  so  dale  das  ikiifhdren:  jeder  Qs- 
eillation  ;b^  einer  Genauigkeit  roh  o^^2  und  also  die  Zeit. tob  300 
Schwingun^an  mit  einer  Genanigkett  TOn  0^^>4  l»(S9^mait  wardm  kanii ; 


1* 


da 


292  

da .  aber  hi^s  dn  Mittel  aus  1 1  ObserT^tiofaen  getiottioen  wird ,  •.  so 
biq  ich  däronüboraeogt^  dafs  ^  Qebliiide:  im  Mtttblreanltate  gewifa 
ißt,  hiebey  kommt  es  %u  Statten >  die  Uebung  eines  Astronomea  io 
genauer  Tbeilang  der  Zeit  s&u  beben.  Eiin  Beyspiel  .wird .  daa  Obige 
am  befaten  erläutdrn.  Heute  .(.d  i«  Oot.  1320 )  4  ;Ulir.Na€hmiftti^ 
folgende  Beobachtoikgen  angestellt: 


Ordnung 

der 

Schwin» 

: gungen^ 


Zeitmoment  des 

Aufbörens     jeder 

Schwingung« 


ördnune^ 

der  ' 
Schwin- 
gimgen. 


.  Zeitmooneot  des 
4ufhörei{8    jeder 
^  Sc^hwinguqg. 


ttm 


Zeit  von 

300^  '" 
ffchwin« 


der   Oten 

•  .    6ten 

-  12ten 

-  1 8ten 
m  24aten 

-  30sten 
••    SÖsten 

-  428ten 

•  48sten 
'  -    54aten 

-  6osten 


I. 


0'  55:^0  =r,;33",0 

51.  0  51.  2 
1'     7.'  6    ■    67.  6 

23.  8  "  -es.  8' 
■  40.  0  :  loa.  0 
.  56.  4  .  1^6..  4 
2'  12.  6     132.  6 

28.   8     148.  "8 

•   45.   2     l65.  2 

3'    1.  4     *8i.  4 

17.  6  .  197-  6 


der  3P0«t. 

.r    3Q68t. 

-■  :312t. 

-  3i8t. 
«  324M. 
«•  i550«t. 

-  3.968t. 

-  34?8t. 
^  3488t 
*  554«». 

t,. '46081;. 


14'  .5.V,8=?  .845:",8 
:  .22,..  0       862.  0 


3i"2 
54  A 
15' IQ.  4 

26.  ;a 
42.  8 

59.    2 
lÖ'lS.    t 

31.  6 

-    47.   7 


.878,  2 
894.  4 
910.  4 
926.  8 
942. ,  8 
959.   2 

'975:  2 
99t.-6 

.1007,   71 


«lO'^,'«- 
,810.     8 
'810.     6^ 
810.     6 
810.     4 
810.     2. 
810.     2 
810.     4 
*810.     0 
\  810.  =  (b 
810..  .1 


if 


t     '    .  / . ) 


..Jlijuel  Ä-  810/' .41 

Da  ich  nur  die  11  ersteh  und  tiAttxl^em  benütate^eo  ii^d/en  msbt 
die  mittelsten  ton  der^öOal.  big  lOÖat.  ädTge^chnebni; t^  Da  sich' die 
faitensitäten  umgekehrt  Terhidtefli^  wie  die.  Quadrate  dee  Sckwia« 
gpngsaeiten^  so  kann  Bmlii  die Intensicit> -  die*' xu 'einer  gewissen  wiV- 
kOhrtichen  SchwingungsacKt'gehSrt,'  4sla  Bidhcü^'  nehmen ^^  und  die 
fibrigen  ausdrucken«  ia  Tbeilen^iMf^  lEinheil.  rieh' habe  eoni^ftr 
•meinen  Gylinder  die  Intensität:  ais'  Einheit «.gewähky  welche'  sur 
Schwingungszeit  813'^  6  gehöct,Jtweil;  ich  .eibrntfl  iwährend  eiaes 
KordUchtes  die  Intensit&t  Ton^dieaer.  GrÖfseJsinl^imid'^liefa  rab  ein 
Minimum  annahm.  *  Doch  habe  ich  sie  in  dar '  Folge  jeiiiage  eimsahie 
Mole  aehwächer  gsfimdett.  SojMt  isti  wemmdie-  Intensität  geaetkt 
'  •/  wird^ 


293 

wird  =  1/  die  dazu  gehörende  Sdiwingungszeit  =  T ,  irad  eine  an- 
dere Intensität  =  V,  die Scbwingungszeit  =  T'j  IfP  =  (T')*:  T* 
oder  I  =  Qr/  ^'f  ^"^  ^^  ^^^  angenommen  habe  I^  =  1  /  T'  =r 
813">  6,  so  -wird  I  =  Q^^^Y ,  also  in  obigem  Beyspiele  1=1.0079. 
Eine  Kleine  Tabelle^  berechnet  £üx  die  Schwingungszeiten  von  803^' 
bis  BlV^  für  jede  ^  oder  7^  Sekunde^  dient  zur  Erleichterung  der 
'Redüctton;  folgendes  ist  ein  Aus'zug  derselben: 


Sishwin- 


-f- 


•t^ 


^-^ 


Mittlere 

Schwio« 

gungsiseit. 


Int^nsitS^ 


Mküece 

Schvfin- 

gungsseir» 


int 


ensitat 


f  '  f  ■<>"*iT'»^*— ^—^•^»** 


Mittlor« 

Scbwinr 

gungtMit. 


Intenit- 


813'V6-    1.0000 


813.    0 

öia.  Ö 


1.0015 
i.p039 


■i»i|ti 


8il".0 

810.   0 
8O9.   0 


1.0064 : 

1.0089 

1.0114. 


808",  0 
807.  0 
8p6.    Ö 


1.0139 
1.0154 
1.0189 


805''.0 


804.   0       1.0240 


803.    0 


1.0215 


1.0265 


Ist  8olclierge9^ilt  die  Mittekahl  ron  1 1  Obsenratiooexi  bis  ^  Sekun« 
de  eurerläfsig  (welche  Federung  gar  nicht  flbertrieben  ist^  da  der 
Astronom  den  Durchgang  eines  Sternes  durch  die  fünf  Filamente 
eines  Passageinstrumehts  bis  zu  solcher  Genauigkeit  beobachten  kann), 
so  ^bt  die  Obserration  eine  Variation  von  0/0002  =  j^s^  1er  In- 
tensität au«  Ich  glaube  sogar  in  den  meisten  Ol^servationen  der 
Hälfte  dieser  GrOfse  sicher  zu  seyn«  Das  Instrument,  steht  ganz  un« 
rerrttckt  in  einem  unbewohnten  Zimmer  auf  einem  Stative  an  der 
Wand,  ( Setzte  man  es  auf  einen  auf  der  Diele  stehenden  Tisch| 
dann  wQrde  die  geringste  Bewegung  Seitenschwingungen  im  Mittel- 
punkte des  Gylinders  herrorbringen^  welche  der  Genauigkeit  der 
Beobachtung  nachtheilig  wären.) 


'  •  Die  ganze  Reihe  der  in  etwa  eihem  Jahre  5  Mal  täglich  zu 
l^estimmten  Zeiten  angestellten -Beobachtungen  anzuführen ,  gestattet 
nicht  der  Raum.  nachst6heade&  ist  die  Mittelzahl  der  Beobachtun- 
gen fUr.  }edfin  A^uat: 


Tab. 


Tab.  1. 

Stundenteit  I      8       |     10      j     12      |      2       |      4       |      0       |      8       |     10      |  Büttel 
I8t9  Dec>      |l.0193l|l«Ol902|         l.OlptS        |l.01966|         UOt929        |l.0l732|l.0l912 

1820  Mar»     1 1.01095|!.010iO|t«01023|t*011'V6|  1*01 14711.01113 |!.01!42|l>0tO63|i>0l08i 

. . ^ ^- , . 

Im  December  waren  eigentlich  die  Obseryations^eiten^  fol- 
gende: 9  Uhr  Vorm.  —  10  und  11  ü.  —  12j  1  und  2  ü.  —  3j 
4  und  5  U.  —  6j  7  und  8  U.  —  10  und  11  U.  Obige  sind  also 
Mittelzahlen  von  2  oder  3  andern  Mittelzablen,  da  die  tägliche  Va- 
riation in  den  Wintermonaten  so  klein,  und  die  unordentlichen  Ver« 
änderungen  so  grofs  sind^  dafs  man  aufkeine  andere  Art  das  eigentliche 
Gesetz  der  Variation  derselben  darstellen  kann*  Hieraus  ist  deut« 
lieh  zu  ersehen,  dafs  das  tägliche  Minimum  zwischen 
10  und  11,  Uhr  des  Vormittags  £ällt,  das  Maximum  dajje- 
gen  entweder  um  4  oder  8  Uhr  des  Nachmittags.  Da  es 
zu  ermüdend  wäre,  die  Obsenrationen  ferner  Jede  oder  jede  andere 
Stunde  des  Tages  fortzusetzen^  so  wurden  dieselben  auf  ftlnf  des 
Tages  beschränkt,  \fie  folgende  Tabelle  zeigt:  ' 

Tab.  1.  Fortsetzung. 


Stundenzeit 

8 

10| 

1 

4 

7 

io| 

Mittel 

1820     April                1.0071l|l.0(H)25  1.00879  I.OO966  1.009O3|l^pO818 

May                |1.00582  1.00578  1.00849(l.00844jl.00740ll.007l3 

Juni                 |l.00407|l.00397|  1.00647  1.00700|l.00665[l.00563 

Juli                   1.00277|  1.00235  1.00461  1.00500|l.0O548|l.0O4O4r 

August             1.00339  1.00335  1.00543  1.0O570|l.0O555  1.00468 

September      1.0056o|l.00508|l.00708|l.0071l|l.00715|l.00640 

October           1.00886]  1.00800  1.00909  UOO953I1.OO953 

1.00900 

Diese  Obsenrationen  bestätigen  ohne  Ausnahme  das  oben  gefundene 
tJesetz;  es  -kommt  mir  vor,  als  falle  in  den  Sommermonaten  das 
Maximum  später  in  den  Abend  hinein;  im  Jüfi  ist  es  sogar  um  lOf 
U.  Nacbm.  eingetroffen.     Oft  tritt  ein  kleines  Minimum  gegen  7  Uhr 

ein^ 


ein  9  wie  die  Mittelzahlea  des  M8rz  ausweisen.  Zuweilen ,  wiewohl 
selten 9  ist  die  tfigüche  Variation  so  klein,  dafs  sie  keine  7 Sekunde 
fibersteigt;  aber  zum  öftern  rariirt  sie  beständig  so,  dafs  Ton  einer 
balben  Stunde  zur  nächsten  nicht  röllig  einerley  Resultat  gefunden 
wird.  Bisweilen  sind  diese  Sprünge  eben  so  grofs,  als  plötalicb| 
z.  B.  d.  28.  May,  da  die  Intensität  folgende  war: 

8  U.  Vorm.  =  1,0068  (8lO''/85)i  lOf  U.  =  1-0056  (81  l",3l)} 
/jf  ü.  Nachm.  =  1.0135t  (808'M4)j  7i  ü.  Nachm.  =  1.0068 
(8lO"/85)j  lOr  ü.  Nachm.  1.0017  (812",93).  Hier  war  in  6  Ston- 
den  eine  Variation  Ton  0/0118f  (V^79). 

So  aach  d.  25.  Jun.  8^  Vorm.  1.0044  (811^^81);  10t  Vorm. 
10031  (8l2"/35)}  4f  Nachm.  1,0085  (8lO'M5)j  7  Nachpi.  1.0083 
(8lO"/25)}  11  Nachm.  0.98833  (8l8",39)}  ll|  Nachm.  0-99422 
(8l5'^96^;  12  Mitternachts  1.0047  (8ll'^68),  also  in  weniger  denn 
einer  Stande  eine  Variation  =  0/0164  (6'^7l)  und  in  4  Stunden 
5=  0.0200  (8",  14). 

Dasselbe  gilt  Yon  der  täglichen  Mittelzahl,  da  sich  die  Mit- 
telintensität Ton  Tag  zu  Tage  ändert^  bald  wächst,  bald  abnimmt. 
Die  gröfsten  Sprfinge  treten  bey  den  Mondswechseln  ein,  besonders 
wenn  der  Mond  den  Aequator  passirt,  d.  h.  ron  südlicher  zu  nörd- 
licher Declination  fibergeht,  und  umgekehrt;  desgleichen  bey  plötz- 
lichen Veränderungen  des  Wetters,  ron  trübem  und  mildem  Wet- 
ter zu  heiterem  Himmel  und  kalter  Luft,  da  denn  die  Intensität 
plötzlich  wächst  und  wieder  abnimmt,  wenn  das  Wetter  zum  Ent- 
gegengesetzten umschlägt. 

Eine  jährliche  Variation  zeigt  sich  auch  deutlich  in  den  mo- 
natlichen Mittelzahlen;  wie  aus  folgender  Tabelle  zu  ersehen  ist; 


N 


2^6 


/ 


s   ►§•  <g    w    g.  «5  ^U    «"•  -8' 

• 

qÖööööqöö 
Soooooo»-^H* 

so        o>4i-       4>üt       »-a       00       ovo 

O         ^         O^      'O         o^        »-*         ^         00         N* 
OO004>Wai00i-»K> 

* 

s 

§. 

Ol 

o 

B 

P 

St 

cr 
'    8 

5    • 

00          00          OO          00      N  OO          00          00          00          OO 

gK*^M.^|-^^00 

^     r*     r     r*     r*     9  '  9  -.^     K  " 

vooo^voo9«^forovo 

0^0<04>*-^        »-*vo^«t2- 

•  9 

ooooooooo 

O          M.          00         *:-          CO         ^.*-»         ^.N>.     , 

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CD 

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OOVOOVOO          r>|.^          O^CH 
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r<l             9^             4^M             00            Nk,           Ol             CjllVp, 

4^0icj(vocn00ioo       O*' 

•.5- 

•    •    ^  ♦    jgcp  r^  „,  ^^  r--  ^  .    a:  ^  **  BT 

• 

1.0082 
1.0042 
1.0039 
1.0016 
0.9883 

0,9996 

l.OOOlf 

1.0005 

1.0067| 

CD 

s 

• 

f. 

B 
CO 

OOOOOOOOOOOOOOOOOO 

owSJSSSS^o 

eo^vi        o^oivovovocn 

S»o        ^s-^J'O        «^l        00        I-»        N* 

CO 
Ng. 

'**i* 

• 

O^OO'P'St^^Oi-^I^NJOSoWOOsi-^O^ 

OOOOOOOOO 

o      o      o      o      o      o      o      o      o 

Q^^O»-kN>>-^*^*^^^ 
«iO«-^004>i^W.O^ 
WO^O^OOÜtOilOlOO 
i4h                               ia|H                   Mh 

• 

1 

^      Ol 

VON^OCüWOO^W-^ 

TS       *<ivo<onS-       «<i       ct       c>i       •-* 

r 

0,00064 
0/001 3T 
0/00341 
0,00301 
0,00305 
0,00313 
0,00235 
0,00207 
0,00153 

er  2 

• 

•    ' 


297 

Aas  xoratehendfir  Tabelle,  deren  swey  erste  GolumDen.die 
moiiatliclH»:]tfittel^IiiUiisit$t.iuid  die  su  defselben  gehörende  Schwing 
giiAgsseit  enthaljtea^  jat.euiti^Uich>,  dafs  di^  lotensifät  iii  deii 
Winte?mofl^|iteii  (nahe/ den^  P^^ihelium)  beträchtHch 
grörser^tst^  als  in  d*en  Sommermonaten  (nahedepi 
Apheliom)«  Die  klainste  tfiglichre  litte.^sität  traf  den  13« 
Juli  ein  \i^d  \ffLT  sz  i,00l6l.  Hji^h-detm:  Ajjiihi^  des  Aogosts 
)iat  die  Int^iisität  merfaJ^hpSug^nQivmeu,  so  dafs  sie  den  20*  Sept 
bereits  auf  1.00915  gestiegen  war.  Den  .13«  Dec.  auf  1.01074«  Die 
6  folgenden  Columoen  enthalten  (die  gröfste  und  kleinste  Intensität 
in  jedem  Monat ^  die  dazu  gehörende  Schwingungszeit ^  Tag  und 
Stunde^  wenn  sie  eintraf;  und  die  darauf  folgenden  Columnen  ent« 
lialten  die  Differenz  zwischen  der  gröfsten  und  kleinsten  Intensität 
in  jedem  Monat.  Bey  dieser  Differenz,  welche  ich  die  grofste 
monatliche  Variation  nennen  will,  seheint  das  merkwürdige 
Gesetz  zu  herrschen»  dafs  sie  im  December  und  Juni,  d.  i. 
entweder  um  die  Zeiten  der  Sonnenwende,  oder  vtel- 
leicht  richtiger*  in  dem  Ferihelium  und  Aphellum  am 
grfifsten,  und  in  den  Zeiten  der  Tag-  und  Nachtgleiche 
oder  beym  mittlem  Abstände  der  Erde  TOn  der  Son- 
ne am  kleinsten  ist.  Die  letzte  Columne  enthalt  die  Differenz 
ztFisch^n  der  kleinsten  mittleren  monatlichen  Intensität  um  IO7  Uhr 
Vormittags  und  der  grö&ten  des  Nachmittags  ^  aus  Tab,  1  genom- 
men. Hier  zeigt  sich  auch  eine  merkliche  jährliche  Veränderung, 
|dafs  nämlich  die  tägliche  ordentlicheVariatLon  am  klein« 
8ten  ist  in  den  Wintermonaten  und  am  gröfsten  in  den 
Sommermonaten.  Da  die  grölste  mitlere  tägliche  Vwiation  ist 
=  0/00341»  welches  i'^36  in  Zeit  entspricht ,  so  sieht  man,  da6 
die  gröfste  tägliche  ordentliche  Variation  ungefähr  ausmacht  l'^SÖ 
auf  810^',  d.  i.  '^  =  ^llög  =  tto  de»  Schwingungszeit,  Beob- 
achtet man  also  blos  die  Zeit  ron  100  oder  150  Schwingungen,  so 
diese  Variation  unmerklich,  zumal  wenn  mw  sieb  nicht  durch 

36  eine 


V 


\ 


2gft  

eine  Ifingere  Reihe' rott  BeobaClitiiBgen  an  demselben' Orte  fergewis« 
sert,  dafii  die  kletncfi»  Vetlndefungen  keine  Folge  Ton  Becd^hnngs** 
FeHletti  sindi  6o>nderh  'einem*  regelmSfstgen  GeMtse  folgen.  ^  Sfift 
darf  sich  demnach ^icht  wunderni  d^fs' Hntiibc^dt  iftne  ioicbe  V4«- 
riation  nicht  bemerkt  hat  Doch  glaube  ich  aua  seiner  fteiae  indetf 
AeqiiinationalgegendeB  des  oeiien  Gontinents  bpuren^  di^er  soh^het» 
tiglichen  VarlatioW  nac^hweisen  zu  köntien^  woferift  die  ^as^bs«  «i«* 
gefiihrten  Obsert ationeti  nt At  an  eitiein  «nd  d^Smselben^'  Tage*  lind 
Orte  gemacht  worden  sind. 

Die  gröfste  Intensität  im  ganzen  Jahre  war  181Q  d»  14«  Dec. 
3  Uhr  Nachm.  =  1.0242  (803"/39),  die  kleinste  1820,  d.  24.  Juni 
11  Uhr  Nachm.  =  0/Q883  (818^^39)/ also  ^»^  ^'^  gröfate  jährliche 
Differenz  rz  0/0359  =  xH^f  d.  i.  ==  7^  der  ganzen  Kraft  unge« 
fähr,  oder  in  Zeit  8l8"/39  —  803''.90  =  l4"/49  auf  810-  Mögli- 
cher Weise  ist  sie  wohl  gar  weit  gröfser  gewesen;  denn  leichtlich 
können  zwischen  den  Obseryationszeitea  und  des  Nachts  ron  mir 
nicht  wahrgenommene  Spr finge  geschehen  sejn« 

Setzt  man  den  horizontalen  Tfaei!  der  magnetischen  Krafc 
s=  I  die  ganze  Kraft  ±=  F^  die  magnetische  Neigung  =  n^  so  ist 
I  =  cos.n.  also  F  =.  -^  r=  Lsec.  n.    Es  ist  also  mÖ«clich«   dab 


eos.a 


/-       ^ 


F  tsonstaiit  seji  und  I  doch  rariiren  könne ^  wofern  nämlich  die 
Neignng  n  YerSnderaiigen  unterworfen  ist.  Aus  einer  langen  Reihe 
Versuche  I  welche  ich  mit  einem  neuen  Neigungsinstrument  ange- 
stellt habe,  welches  ron  DoUond  rerfertigt  ist,  scheint  herrorzuge- 
heii,  dafs  die  Neigung  des  Sommers  ungefähr  15  Minuten  gröfser  ist 
eis  des  Winters  und  des  Vormittags  um  4  bis  5  Minuten  gröfser^ 
als  des  Nachmittags  1  was  in  der  horizontalen  Kraft  eine  Verände- 
rung herrorbringett  wB^dei  gleich  derjenigen  |  welche  die  Beobach- 
ttmgen  gegeben  haben  j  dtefis  erheischt  aber  noch  eine  strengere  PrO- 
'  fun^.  Ferner  ist  es  bcmetkenswerth  ^  dafs  mehrere  Umst&ndc  bej 
'  ^er  tfiglichen  und  jährltchon  Variatitm    der  Inteneitfit  grofse  Aehn- 

lich- 


— 299 

lichkeit  haben  mit  den  täglichen  Wanderungen  det  Magnetnadel  und 
mit  den  vom  Prof.  Heller  in  Fulda  eotdqektejx  Variationen  in  dem 
magnetischen  Mittelpunkte  des  weichen  Eisens.  (Gehlens  Journal 
ifir  Physik  und  Chemie  B^  ^,  iSOQ.  S.  6q60 

Der  Einflufs^  if?elchen  das  Nordlicht  auf  die  Intensität 
Susserty  ist  schon  yon  Humboldt  betmerkt  worden  (Gilberts  Ann. 
der  Physik  B.  XJtIX.  8.  425  —  420)!  .  Ich  habe  oftmals  Anlafs  ge- 
habt, die  Richtigkeit  der  angeftlhrteh  Ortes  erwähnten  Bemerkung 
SU  beobachten-,  dafs  während  des  Nordlichtes  die  magne- 
*tische  Intensität-geschwächt  wirdj  doch  gilt  diefs  blos  von 
den  stärkern  Nordlichtern  mit  Bögen/  YQn  welchen  starke.  Strahlen 
gegen  den  Zeni^b  hinaofschiefsen*  Bey  den  schwächeren,  wo  man 
l^loja  ein.leuqhtendeQ  Segnyenl  gep  Norden  i^ii.t  jkeinen  o^er  nur  ein- 
zelnen und  ach  wachen  beweglichen  StraMeji  erblickt,'  ist  keine 
merkliphe  Veränderung  zu  spüren.  Ich  will  zum  Beweise  desseii 
nur, folgende  ziemlich  Vollständige  Beobachtung  anfahren.  Den  t6, 
Dezember  18 IQ  zeigten  aicb  ün^.  7  Uhr  Nachmittags  Spuren  «m^ 
Nordlichtes  j  um  lO  ÜHr  atanden'  zwey  breite  helle  äögen  id  iN; 'N* 
Wl  unter  dam  mei}rigsteii  ii;ar  das  gevföhnliche  ^uvdile  Segment; 
4im  lof  Uhr  schoTs  es  l^^figp.  Flammen  g/ßg/pn  den  ^nitb  und  wap 
in  dieaem  A^g^Wick^.«»  /It|rks(fii;  -um.  IXi  ü|ir,  ^ar„j^jr,  g^fljsp 
HinuMl  aohwarz  ftbf^tfgra«  4^qtl  w^i;^  ^tcpr  denf  \yolkqi?  i^jPji^- 
UA^  Spuren  dea  Sotdl^cki^^f  .«pie  Jni^i^ütat  ¥prhiek  infik  aq>.di^- 
zem  nad  dem  folgeqden  :!)?age  f olg^ndcrmayaen : .  . ,_ 

Intensität    9chwtng.  ?ci|. 


l6.  DvOk  Uhf  9 

Vwm.    4,0223.  m  80VV59., 

.  cif  1: 

•       Uli 

Vjxm     l.02Qt:  isr  805/  ,A5. . . 

■■:.     If 

ISmhm,  uain  :s  895/  04 

V 

■■■'_'  i  H 

^'     1.022id  sa  8Q4/  IZ  . 

1 

5 

-;-      1.029Ö  =£ -604/ 32 

'I   •     ■• 

•  -•;.  i  ■ 

:    ^      1.0226  sc  s«vsfi:.. 

«6  * 

tv 


l6. 


300 


IntMtsitSt    Schwing.  Zeit. 
lO.  Dec  Uhr  lO    Nachm.  1.0166  =  606/  84 


10| 
17.  Dec.  Uhr  2^ 

•  T 

12 
3 


1.0082:  =  810/  27 
1.0143  ^  807/  81 


Vorm. 
Vorm. 
Vorm. 
Mittag 
Nachm. 


6' 


1.0150  =  807",55 
1.0172  =  8O6,  64 
1.0192  =  805/  84 
1.0212  z=  805/  04 
1.0220  =  B04/  72 
■f    Nachm.  1.0215  =  804/  Ql 


.  ,  lOl^Nachm.  1.0187  =  8O6/  02 

Pierans  ist  ersichtlich,  dafs  die  Intensität/  welche  den  i6ten  Nach- 
mittags  zwischen  1.0220,  «nd  1,0130  (in  Zeit  804"^  ungefähr)  war, 
w&hrend  des  Nordlichtes,  abnahm^  je  nachdem  die  äeftifflieit 
desselben  zunahm,  bis  sie  ihr  Minimum  um  lOx  Uhr  erreichte 
s-  1.0082  (810^^27)^  als  das  Nordlicht  am  heftigsten  war.  Alsdann 
stieg  sie  gradweise  die  ganza  Nacht  und  erreichte  erst  am.fblgenr 
den  Nachmittags  etwa  um  3  Ühr  ihre  vorige  Starke. 


Durch  die  efwShnte  Reise  nach  Kopenhagen  wurden  die 
obachtungen  der  tfiglichea  Intensitäts-VerBnderüng  in  Ghnsftiania  un- 
terbrochen. In  Kopenhagen  isetzte  icK  dtes^ben  rom  3.  bis  B.  Ja« 
nüar  fort,  und  fand  die  ZeitTcrn-  300  ^Schwingungen  unjgefKhr  r= 
''^76^^  Den  &•  Januar  bezog'  ich  •  bin  Zimmer  itaObservatwIutti  ^dtai 
sogenannten  runden  Thürnlie),  welchea  mir  Proft  dohuh'n^acher 
gef&lligst  eingerSumt  hatte,  uiid fcind daselbst  zu  meiner  gröfstdn  Yer« 
wunderung  die  Zeit  von  300  Schwiitgungen.bd  836^/6T  d^i.  ungefähr 
60^^7  grfffser,  als  in  meiner  TdHgen  Wohnung.  Aus  B  u  g  g  e*s :  ObBcrva* 
tiones  astronomicae  ist  bekanniy^ldliiS  ^  runde  Thurm,  welcher 
^26  Fufs  hoch  ist,  in  d6r  itfifte  einen  hqhlen  Gylinder  hat,  dessen 
innerer  Durchmesser  4^  Füla  6i  Zott-^ind  die  Dicke  der  Mauer  4  Fufs  4 
Zoll  ist.  Zwiachen  diesem  Cylinder  und  der  Snfsern  Mauer,  deren  Dicke 


•  •  I 


\ 


^ 501 

SFufs  4  Zoll  ist^  erhebt  sich  eine  znsammenhfingende  dchiefe  Fläche 
Ton  Ziegelsteinen  dnrch  mannigfaltige  Gewölbe  unterstützt^ .  gleich 
einer  Schraube  j  rom  Niedrigsten  des  Thnrmes  bis  sum  Obersteoi 
und  macht  7f  Umdrehungen  um  den  innern  Gylinder.  Bej  der 
nBchstobersten  Umdrehung  war  die  ron.  mir  bewohnte  Kammer,  und 
da  im  obersten  Theile  des  Thurmes  eine  große  Anzahl  schwerer 
Eisenstangen  von  der  Sufsem  Mauer  an  den  innern  Cylinder  reichen, 
so  glaubte  ich,  es  sey  rielleicht  eine  solche  in  der  Mauer  nahe  dem 
Fenster  Teil>orgen,  ah  welchem  das  Instrument  stand,  und  dafs  sie 
den  erwähnten  grofsen  Unterschied  bewirke.  Ich  rerlegte  darauf 
das  Instrument  in  die  Wohnung  des  Herrn  Gommandeurs  Wleugel, 
und  fand  in  einer  Ton  Möbeln  und  Eisengeräth  ganz  entblölsten 
Gartenstube  durch ' 'mehrere  gut  flbereinstimmende  Obserratibnen  die 
Zeit  Ton  300  Schwingungen  ==  799^^;  aber  In  der  Stube  des  Herrn 
Gommandeurs  im  zweyten  Stocke  war  die  Zeit  von  300  Schwingun« 
gen  =s  igv^.  Diese  beträchtlichen  Differenzen  flöfsten  mir  Ver- 
dacht gegen  alle  in  Häusern  gemachte  Obserrationen  ein;  ich  rer« 
legte  daher  das  Instrument  in  die  Mitte  des  Gartens  und  fand 
daselbst  die  Zeh,  yon  300  Schwingungen : 

deÄ  2)/ Jan.  Uhr  Ui  Nachm.  =  TBS'',?! 

den  24.  Jan.  Uhr  12  Mitt.        =  786,  05 

den  5.  Febr.  Uhr  ^2  Nachm.  =  786.  80 

den  16.  Febr.  Uhr  11^  Vorm.  ==  787,  66 

den  l6.Febr.  Uhr  54  Nachm.  =  786,  54 
Die  letzte  wurde  am  entgegengesetzten  Ende  der  Stadt  unter  freyem 
Himmel  auf  dem  die  Stadt,  umgebenden  Erdwalle  nahe  bej  der  neuen 
Sternwarte  f  aber  ein  ziemliches  Stflck  vom  Gebäude  beobachtet. 
Diese  Uebereinstimmung  bewog  mich^  dieses  Resultat  als  die  wahre 
Schwingungszeit  in  Kppeiihagen  anzunehmeo^  um  ao  piehr,  da  aller 
Verdacht^  örtKcher  Einwirkung  hier  wegfallen  mufs.  Da  alle  obige 
Beobachtungen  die  Schwingungszeiten  in  den  obersten  Stockwerken 
der  Gebäude  gröfser  und  in  den  untersten  kleiner  angeben^  als  die 

wahre 


302  ■ 

wahre,-  so  kam  ich  auf  den  Gedanken  i  es  möchte  rielleicht  jeder 
senkrechte  Gegenstand,  folglich  auch  jedes  Baus  einen  magnetischen 
Nordpol  nach  unten  und  ^einen  Südpol  nach  oben  haben,  was,  wie 
ich  glaubte,  dieses^  Phänomen  erklären  könnte,  und  verlegte  deshalb 
daa Instrument,  um  dieses  zu  untersuchen,  in  den  rimdenThurm  am« 
rück,   wo  ich  denn  die  Zeit  yon  300  Schwingungen  den  17.  Febr. 

fand; 

•  •  ■ 

im  Observatorium  auf  der  obersten  FlSche  des  Thurmes , 

Uhr  lOl  Yorm.  =s  842",3r 
in  meinem  Zimmer»  I.Wendung  unterhalb  i  wie  oben  .' 

bemerkt,  s:  836/  57 

2  Wendungen  weiter  unten,  Uhr  11^  Vorm.  s;:  837/  30 

ly  Wendung  tiefer^,  Uhr  87  Vorm.  s=  834/  43 

2  Wendungen  tiefer  herab,  Uhr  Sf*  Nachm.  .    -;^  804«  07 

An  der  Thttre  dea  Thurmea,  etwa  1  Wendung  wei- 
ter herab,  Uhr  g^  Nachm.   .  ss  813*  00 


Hieraus  erhellet,  dafs  diese  örtliche  Wirkung  nicht  dorcli 
irgend  eine  einzelne  Elsensiange  könne  herrorgebracht  worden  8e}ro, 
und  dafs  etwas  unterhalb  der  -Mitte  des  Thnrmea  ein  Wendepunkt 
sejrn  müsse.  Es  ist  merkwürdig,  dafs  dieser  Funkt  (wahrscheinlich 
der  magnetische  Indifferenzpunkt  des  Thurmes)  unterhalb  des  Mit* 
telpunktes  des  Thurmes  fSUt,  waß  auch  mit  jeder  senkrechten  Ei- 
eenstange  der  Fall  ist  (siehe  Hellers  obenerwähnte  Beobachtungen). 


Bey  meiner  Rückkehr  nach  Christiiknia  setzte  ich  diese  Be- 
obachtungea  fort,  und  fand  folgende  Regel  aUgemeio  gültig:  Wenn 

das 


I  «i&a 


^ 

w 


Is. 


305 

das  Instrument  nördlich  von  einem 
^senkrechten  Gegenstande  NS  an  des« 
senFufs  in  a  gesellt  wird,  so  schwingt^ 
der  Gyllnder  schneller,  sfidlich  von 
demselben  in  b  hingegen  langsamer 
als  auf  freyemFelde;  stehet  hingegen 
daslnstrument  an  derSpitze  in  c  oder 
fg,  d,  so  rerhält  es  sich  umgekehrt  Die 
Schwingungszeit  ist  nämlich  am  läng- 
sten, wenn  das  Instrument  nordwärts 
In  c  und  am  kürzesten,  wenn  es  s&dwärts  in  d  ist.  Hier- 
aus glaube  tth  schliefsen  zu  können,  dafs  jeder  Gegenstand, 
welcherley  Stoffes  er  auch  seyn  möge,  ein.en  magneti- 
schen Nordpol  nach-  unten  und  einen  Südpol  nach 
oben  habe;  wenn  also  die  gleichbenannten  Pole  des  Gegenstandes 
und  des  Gylinders  gegen  einander  gekehrt  sind,  werden  die  Schwin- 
gungen langsamer,  im  entgegengesetzten  Falle  schneller,  als  wenn 
der  Gylinder  allein  dem  Einflufse  des  Erdmagnetismus  ausgesetzt  ist. 
2^am  Beweise  dieser  Behauptung,  und  damit  man  sich  ungefähr  ei- 
nen Begriff  ron  der  Gröfse  dieser  Differenz  bilden  könne,  sey  es 
mir  erlaubt,  folgende  Versuche  anzuführen.  Mit  dem  Gylinder,  wo- 
mit die  täglichen  Variations  -  Beobachtungen  angestellt  sind,  und 
welchen  ich  mit  A  benennen  will,  fand  ich  am  Fufse  einer  grofsen 
Eiche ,  welche  ganz  isolirt  auf  freyem  Felde  steht,  die  Zeit  ron  300 
Schwingungen  d.  12.  September 

Uhr5|Na€hm.lFufs  nördlich  Tom  Baume  =t  811^^83  (a  der  Figur) 
Uhr  6|  Nachm.  1  Fufs  südlich  desselben  =  8l6^  2/4  (&  der  Figur) 

Diff.  —      4"/4l 
Dieser  Gylinder  machte  im  Mittel  Ton  6  Beobachtungen  im  Septem^ 
ber,   wenn  er  ron  aller  örtlichen  Wirkung  befreit  war,    auf  freiem 
Felde  500  Schwingungen  in  815"/75. 

Em 


304 


^  Ein  anderer  etwas  hürzetev  Cylinder  (B),  Reicher  ohne  ort« 
liehe  ^  Wirkung  auf  freyem  Felde  im  May  3O0  Schwingungen  in 
716^^/71  machte^  machte  in  meinem  Garten  am  Fülse  eines  dicken 
Hasfanienbaumes  300  Schwingungen 

Uhr  3  Nachm.  i  Fufs  nördlich  rom  Baume  in  7 1 5^^^  1 1  (a  d.  obig.  Figur) 
Uhr3|Nacha4.  iFufs  sudlich  desselben  in  724«  31  (b  d.  obig.  Figur) 

Di£Eerrenz  :s= ..     9"/20 

Das  HauS|  welches  ich  bewohne  ^  ist-gv^s  ron  Hole?  und 
liegt  ungefähr  im  magnetischen  Meridiane  mit  dem  gröfsten  Giebel 
geji  Ost  und  Westj^  dem  kürzesten  gen  Nord  und  Süd.  Im  Garten 
am  Fufse  der  nördlichen  Wand  machte  der  nämliche  Cylinder  ß 
SOÖ  Schwingungen  in  folgenden  Zeiten  und  Abständen: 

^ind.Obs.Stube 

3|  N.  810''/66 
10|  V.  810/  85 
10|  V.  810/  85 

5|  N.  810/  29 

\ul  N.  810,  S2 

lOf  V.  810,  45 
2|  N^  810/  57 


d.  22*  April  Uhr  2|N.l  Fufs  nd.Anrsenw.  In  707^^50 
d.  22.  April  Uhr  1 0^  V.  3  Fuls  v.  d.  Aufsenw.  in  708*  37 
d.  24*  April  Uhr  9|  V.  10  Fufs  ?.  der  Aufsw.  in  711.  63 
d.24.ApriIUhr3|N.20  FufsT^d.  Aufsw.  in  713.  7^ 
d.  26^  April  Uhr  3  N.  24  Fufs  ▼.  d.  Aufsenw.  in  713,  04 
d«  26.  April  Uhr  3|  N.  45  Fufs  v.  d.  Aufenw.  713,  68 
d.  5.  May  Uhr  1 Q  V.  133  IFufs  T-d.  Aufs  w.  (  7l6,  20 
d.  5%  MayUbrl|N  133^ Fufs  r.  d^Aufsw.l    714/  64 


N 


Ich  habe  ungefähr  gleichzeitige  Obsenrationen  mit  dem  Cylinder  jt 
in  dem  gewöhnlichen  Observationszimmer  hinzugeftigt,  wo  die  tag- 
lichen Variationerr  beobachfet  werden ,  damit  man  durch  Yerglei«^ 
chung  sehen  könne,  wie  yiel  sich  ron  diesen  DI£Perenzeii  zur  tagli- 
chen Variation  rechnen  lasse*  Die  Unordnung,  welche  bey  den 
Obserrationen  im  Abstände  ron  20  und  24  Fufs  Statt  su  finden 
scheint»  rührt  wahrscheinlich  daher,  dafs  diese  swey  in  einer  Laube 
Ton  Fliederbäumen  gemacht  sind  (wo  sich  Übrigens  kein  Baumate- 
rial 


30$ 

jfal  hete^S)  deren  Euiwirktmg  auf  Apn  Cjrlmder  mutj^mafelicb  diese 
iüeane  Unregelmafsiglieit  reranlaiat  hat» 

r 

Derselbe '  Gylittder  B  machte   den  g.  May  sä  dl  ich  yon  der 

"sfidlichen  Aufsenwand  des  Hauses  (also  in  b  der  obigen  Figur)  300 

Schwingungen  I  Uhr    l|^    Nachm.   3    Fufs   ron    der  Aufsenwand  in 

B  ^        A     im  OBstrrat. 

.in.  718^^77     Uhr  2.Nachni»  810^^87.     Mein  QhserTattonsasiHuner  ist 
im  awejten  (obersten)  Stocke  und  stöfst  an  de^  Hauset  nördliche 

Aufsenwand.    Das  Instrument  steht  auf  einem Statir«  welches  ander 

•  •  • 

nördlichen  Wand  befestiget  ist^  in  einem  Abstände  ron  f  Fufs  ron 
leta^terer.  Derselbe  Gylinder  machte  den  25.Maj  300  Schwingungen 

B  A 

Uhr  l|  Nachm,  in  711''15)t7i.     ,  iw    i.  ^..^^^^z»    j    k*    w    \ 

*  .  J^  Sühr  4  N«cbm.=rftii''^68  (m  d  <rfMg.Fig.) 

Uhr  k\  Nachm.  in  711''20)  \ 

Im  mittelsten  Zimmer  des  Hauses  (ungefähr  gleich  weit  yon  der 
nördlichen  und  sttdlichen  Aufsenwand)  sind  die  Schwingungen  un- 
gefähr wie  auf  freyem  Felde.  Auf  die  Neigung  hat  dieser  Magna« 
tismus  der  Häuser  keinen  merklichen  Einflufs. 

Merkwürdig  ist  ee,  dafa  der  Cy linder  langsamer  auf  Ber- 
gen schwingt,  als  auf  ebenem  Felde.  Den  5*  Joli  1820  mach* 
te  der  Gyliuder  auf  einem  kleinen  Felsen  einige  hundert  Schritt 
fon  meiner  Wohnung,  dessen  Höhe  kaum  fiber  20  Ellen  beträgt, 
300  Schwingungen  in  817^/44,  auf  ebeaem  Felde  hingegen  in  den» 
aelben  Tagen  ungefähr  in  815^^ — >  Auf  dem  Ryenberge,  nahe  der 
Vorstadt  Opsloe,  gegen  6000  Ellen  yon  meiner  Wohnung,  war  die 
Zeit  von  300  Schwingungen  den  g.  SepL  zur  Mittagszeit  zs  820^^07; 
den  13.  Sept.  auf  ebenem  Felde  nahe  Ofeiner  Wohnung  =:  815'^#17» 
Dieser  Berg  besteht  aus  Gneua>  und  die  Höhe  des  Obserrationsor« 
tes  fiber  meine  Wohnung  ist  =  24T  iVlkeinL  Fnla.  —  Auf  Bogsta- 
daaaen  oder  Yoxenaaaen^  etwa  eine  norwegische  Meile  nord« 
westwärts  Ton  Ghristiania,  1507  Rhein}.  Fufs  Aber  dem  Meere  ^  be^ 
atehend  aus  Syenit  und  Porphyr ,  war  den  3*  Juli  1820  die  Zeit  ron 

37  3oa 


\ 


/■ 


306  

600 Schwingungen  =  826"/55.  —  Zu  Kongsberg^  10  aorwegisclie 
Meilen  westlich  ron  Ghristianta^  510  Rheinl.  Fufs  eher  dem  Meere, 
war  in  der  Mitte  Augusts  1820  durch  ein  Mittel  aus  mehrtägigen  Be* 
obachtuogen  in.  einem  Garten  die  Zeit  Ton  300  Schwingungien  = 
847^^#04»  Auf  Johnskunden,  dem  höchsten  Funkte  des  söge« 
nannten  Obcrbei^es  bej  Kongsberg,  welcher  yon  N.  W.  nach  S.  O*. 
atreicht,  und  ungefähr  eine  Meile  westiteh  von  letzterer  Stadt  li^^ 
war  die  Zeit  ron  300  Schwingungen  den  18.  August  Uhr  3f  Nachm« 
:=  860^^70»  Die  Höhe  dieses  Punktes  fiber  dem  Meere  ist  =  2880 
Fuß ,  und  der  Berg  besteht  aus  Homblendesehiefer  nebst  einigeB 
Schichten  Grünstein. 

*-  Diese  Yerminderung  der  Intensität  Ist  wahrscheinlich  nicht 
so  sehr  eine  Folge  des  grärscirn  Abstandes  Tom  MittelpuukCe  der 
Erde,  als  ron  der  Polc^ität  der  Felsberge  und  aller  perpendtkutären 
Gegenstände^  da  sie  namlicfa  nach  dem  Obigen  sSmmlich  einen  Sfid* 
pol  nach  oben  und  einen  Nordpol  nach  unten  haben,  welches  zur 
Erklärung  dieser  Erscheinung  hinreicht.  Diefs  findet  auch  eine  Be- 
stätigung darin  ^  dals  sich  die  Inclination  auf  Gebirgen  gewöhnlich 
etwas  gröiser  ausweifst^  als  auf  ebenem  Felde  nahe  der  Meeresfläche« 
Aus  allem  Vorhergehenden  glaube  ich  schlie&en  am  können^ 
l)  der  Magnetismus  sey.nicht^  wie  die  Physiker  bisher 
geglaubt  haben,  eine  Kraft,  welche  allein  den  3  Metai« 
len  Eisen,  Nickel  "nni.  Kobalt  aukammt,  sondern^ 
gleichwie  die  Elektrizitftt,  eine  aUgemeine  Naturkraf^ 
die  fn  allen  Körpern  erregt  werden  kann,  und  deren 
Wirkung,  wenn  blof»  die  Masse  der  K&rper  grofs  ge- 
nug ist,  genugsam  sbu  sjifüren  istf  •  2)  alle  in  Häusern  aa- 
gesteltte  Intensitäts-Beobacbtungen,  besonders  diejeni* 
gen,  welche  durch  horizontale  Schwingungen  gefunden  worden, 
aejen,  wenn  ein  hoder  Grad  ron  Genauigkeit  gefordert  wird^  bis 
anfeinen  gewisaen  Grad  uasichecw 


'**  «'i'    wmtatm^ 


DENKSCHRIFTEN 


Km 


KÖNIGLICHEN 


AKADEMIE    DER    WISSENSCHAFTEN 


zu  MÜNCHEN 


tf  a 


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1818. .1819  wo  182a 


C  L  A  S  8  E 


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GESCHICHTE. 


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a  >•:  ii 


Zweyte 
Fortsetzung  der  Geschichte 

d  •  • 

liöniglich-baierischen  Münzkabinett 

X 

sa       München. 


o  n 


FRANZ  I6NAZ  VON  STREBER, 

Director  der  konigU  Hofliapelle»  Ritter  des  Civil*VerdteDtt  Ordens,  Mitglied  der 
Akademie  der  Witientchaften  und  Conservator  des  königU  Moniliabinet«. 


Hebst 
drey    Ropfertafelo    mit    noch    imedirten    Hünsen    und    deren    Erlaaterang; 


t      M. 


$\ 


•  : . 


« •  •• ' 


Zweyte 

Fortsetzung  der  Geschichte 


kl      «    I   •■  .  • »  • 

>    I  •    •     t  ,4 


i  0.8 


*)i 


.  liÖnifflicb  r  baierisqhen  Münzltabmets 


*        » 


ZU    München. 


*  •       I  # 


A         •  •'  #  J  # 


y  o  n- 


*       ■  FRANZ   kcNiz   VOlü  STREBER, 

Director  der  IioiiigU  Hofkapelle  i  Ritter  des  Civll-Yerd ienit- Ordens ,  Mitglied  der  AU- 
demie  der  Wissenschaften  und  Cooserrator  des  königU  lUüazkabinets* 


am 


V  •  • 


IIjs  Sind  sechs  Jahre i  dafs  ich  die  Fortsetzung  der  Geschichte  des 
hönigL  haier«  Mfinzkabinets  schrieb ^)^  und  meinen  Aufsatz  mit  den 
Worten  endete:  ,,mÖchte  der  Gonseryator  nach  einigen  Jahren  wieder 
,^so  glücklich  seyn  ^  Materialien  genug  zu  haben^  um  die  Geschichte  des 
^^ihm  anyertrauten  Attributs  auf  eine  ähnliche  Art  fortsetzen ,  und  den 
^^Freunden  der  alten  und  neuen  Numismatik  recht  viel  Brfreuh'ches 


9} 


sa« 


1 

*)  Siehe  die  DcnkschriOten  der  konigU  baier.  Akademie  der  WisseoscbaAcn  für  das 
Jahr  1815. 


4»       •      ''      t^  •f      *       4- 


5^sagen  211  können.^^  Dieses  Glück  ist  ihm  geworden;  dieGrofsmuth 
unsers  allgeliebten  Königs  wird  nicht  müde,  auch  diesen  der  Ob- 
sorge der  königl.  Akademie  der  Wissenschaften  anrertrauten  Schatz 
bey  jeder  schicklichen  Gelegenheit  zu  bereichern;  so  wie  sein  un- 
term 28.  März  1808  gegebenes  Fürsten  wort:  ^^dafs  die  in  der  Erde 
^yoder  sonst  wo  immer  aufgefundenen  Münzen  oder  andere  Selten- 
Jäheiten  nicht  mehr  yom  Fiscus  als ' Üigenthnm  angesprochen»  son- 
y^ern  der  Werth  derselben  dem  Finder  vergütet^ .  und  er  noch  fiber- 
^^diefs  belohnt  werden  sollte, '^  die  erfreulichsten  Folgen  für  die  Be« 
reicherung  unserer  Sammlung  gehabt  hat.  Er  sieht  sich  daher  in  den 
Stand  geset^t^  den  Freunden  der,  Ncuoiismatik  c^ine.zwey^e  Fortse- 
tzung dier  Geschichte  des  könrgl.  ^ünzkabinets  in' München 'zu  lie- 
fern, wobej  er  der  rorigen  Ordnung  folgen ,  und  zuerst  ron  den 
antiken,  dann  von  den  modernen  Münzen  sprechen  will;  den 
Beschluis  soll  die  Erläuterung  einiger  noch  unedirten,  antiken  and 
modernen  Münzen  macjienj  die  hiev,  ^um  ^rst^mi^l.in  Kiipfer  ge- 
stochen sind. 

I. 

Antike    Münzen. 

A.-    Griechisch  0. 

•    •  'I*  *  * 

Der  merkwürdigste  Erwerb  in.  diesem  Fache  ^vvar   unstreitig 

'  '    *  ij  ■       •  ' 

jene  Sammlung  griechischer  Münzen,  welche   der  französische  Goa- 

sul  zu  Gonstantinopel  Cousineri  als  Supplement  seiner  Ersten  im 
Jahre  I816  an  Se.  Majestät  den  König  von  Baiern  rerkaufte;  sie  cnt- 
hielt  mehr  als  vier  tausend  Stücke^  lauter  griechische  Münzen^  wo- 
von  drey  Viertel  für  uns  ganz  neu^  folglich  eine  wahre  Bereiche- 
rung unserer  Sammlung  waren.  Was  dieser  Sammlung  einen  be- 
sondern  Werth  für  uns  gabj  war,  dafs  sie  im  Orient  selbst  an  drej 
Terschiedenen  Orten  und  zu  verschiedenen  Zeiten  gemacht  worden, 

wo- 


WQduvdi'$ie  m  >Hintich|  ifuf.  iiiimnmotticlfe>Geo(;raplii0  ibeaoiiders 
merkwtedig  fttif'iiQ8;wiirde;'  die  eind  fiatnutthttg  bestand':  gröfstcn^ 
theils  aus  Mflosen  der  europäischen  Türkey ,  Ton  den  Kttsten  detf 
schwarzen  Meeres  und  des  Propontis;  die  andere  war  Tom  Herrn 
<lMisineri  uM  dessen  in:  Smyraa  sich  saafhaltendenBnader;  die  drit- 
te /endliob  ^on  dui.  fxttna&sisohenCdbsal:  znd^ipolis^  Alf^tiaiGiLbi^ 
y#if99ßer.bMiA  RßiMfaeschpMbaogidutdl:^<G*ieQhealanfl^uiiDel^h  msk 
vor«$glioh.  dtircb  ajriscbe  ,MinMD  iaMtfeiabneiev.pibbt  *sd  £nt.  dnrök 
die  Anzahl  der  MUnzea  selbst  y  als  (fdrphidieUknzahlij^iev'B^te; 
Tta  4aMki  M  «chwer  hBby:  Mffaneo  lanfztoinifigeb,:  •oder  vbnxiieae^ 
bis  jetzt  noch,  gar  keifte i<lyekai]M:'Warenl  ^fis<  wird  dten  Freondei» 
in .  gnediieoHen  Homismatik  ntebt  iniMge^lim  tnfn ,  wenn  ^ioh  hieo 
Ton.  dem  Meili|^ttvdtge«n'  diebeit  dtef '  Shmmfto^a'^anch  nnt  etwav 
weniges  aiifahre.«^:An' ^811  rö'p'äis^iiPe«!  fiflMsen  toUelienwir  in 
öUen  3.  Mbtallen!')|f246  aene  Scttdkey  'WO^w  dtr  ^iisrte  Tfaeil  nicht. 
«ftiMimme^  Torkömmt^ '  sa  i^;'B.4fefoyce^«i»'diisos  Sapplement  ro» 
den  ft  StAdtep  im  nnieirn  ACcMifilti  (d^itft  b0dtigeflr*  8erfien  und  Bolga« 
r»n.)  KallatiarD^nysöpolis,!M'Sr^i»()&üi^olis^  NikDjpdlia 
und  Tomi  lOO  Kaisermfinzen ,  woron  95  filr  uns  evn  neuer 'Erwerb 
waren)  Ton  Ab  der a  in  Thrazien  erhidten  wir  einen  Kaiser  Trajan 
mit  dem  Kopfe  seines  Vaters >  der  mit  der  höchsten  Potenz  der  Sei« 
tenheit  bezeichnet  wird/  Von  Cypsela,  aucK  in  Thrazien >  kannte 
weder  Eqkhel  noch  ]M(ioanet  ein^  MOiiz^j  ,  er)it  ^S^stini  führte  diese 
Stadt  durch. die  Conftinesiscbe -Sammlting > in  die  numismatische  Geo- 
graphie ein,  wodurch  die  Meynung  des  Stephanus  BjzantinuSi  dafs 
Qyj^sela  eine  8uidt>  und  nicht  ein  blolaes  Gas  toll  wiir,:  wie  Lirius 
behauptet»,  bestSttiget  wird.  Wir  besitziefn  ^tzt  zwey  woblerhalte- 
ne  und  rerschiederie  Exemplare.  Unsere  Autonomroünze  tou  Phi« 
lippopolis  ist  einzig  und  bisher  .mibek^nqt.  Yon  der  Stadt  Amphi« 
poHs  in  Mazedonien  ^äMen  wir  jetit  ^ben  silberne  und  hundert 
neun  erzene  Autonom  -  Mfitfzen  ^  an  ^K'at^eimflnzen  aber  126|  wor- 
unter wenige  Doublettea  sind";  während  HGonnet  deren  nur  41  kann« 

te: 


•  . 


tBf  die  StlbtcmBsceo  >  vohi  BottiSa  9  sind  Vi  %l  MrbeaiiBen  d^SiA« 
6ke>  unsere  SUbermüaM  raü  Fhilrppi  exisiivt  rielleiblit  in  keiner 
Stmminng. : 


An  asiatischen  MCknaBen  ist  der  nene  ErwMb  noch  vm« 
gleieh  betrSehtKcher ;  ron  disn  üdnigen  ron  Bosporus  hesa£sM  Mrir 
Burrdrey  Groldm&nftea;  jetstMJihlen' wir!  derisn  i6  9tilck,  welche 
mit  ihren  chronologischen  Daten  .aUes  dias,  was  die grolsen l^umisma« 
tiker.  Fröhlich  uftd  He ry^);  schon  ror  30  Jahren  tkber  die  Bos- 
porianiscfae  JMra  SGluciekeh,^  neuerdings  hpatStigen.  .  Ven  dev  ftOni« 
gen  in  HeKaclea>  Timotheiis  und DtonysinS|' liesitson  wir  jetatewey 
SifibernitlMen.  ,  Cyxiaui'My^mtj  Ton.  dieser -mfinareiehen.Insektadt 
war  es  laoge  aweifelhaft^  •  ob  es  ench.  GoldmBnaen  gebe?  die'eiete 
Goosinerisdbe  ^Saamilaiig  lieferte  nne  deren  .sehen  ^  lanter  numot 
primitives^,  jetet^eShlen-wir  aohleefen  inGoId^  nenn -in  Sflbernnd 
fitef  jind  sechaig  in  Broeae>  welche  alle  Aetpnom  und  fersdiiedett 
sind.  Von  der  Stadt  Pergpunas,  eh^nieUsitii  Myaieo,  ,sBhle«  wir 
>em.  6.  goldene  9  6  silberne- und  25B  StQckiA.Btonae,  worunter 
Tiele  iqediti  sind«.  ... 


.'  t 


NdbM' 


•T 


*)  Ktry,  dieser  tieliehig  gebildete  iia4  ilAmktffmrXgp  NumlimfUIier  war  et, 
ifcicben  clef  aatterLlicbe  VerlatBer  der  Beiie  det  jungen  Aneeharsit  in 
•einer  Jogend  tu  MafseiUe  kennen  lernte  «und  itf  dessen  Urtigang  ticli  seine 
VMgmg  >«in>  atmdlum'dea  Aatllwa  so  v^rthelllMlt  eolwiekelie»  Siehe  Me* 
moirea  tiir  k  Vie  de  J»  7«  Banlieleaiy» 

*^)  Dv  grofte  Unntlimatiker  .in  t'lorenc,  HomeSilfo  Seiilnt,'  lebrleb  Sbcr 
diese  und  die  übrigen  numo#  primitiuiis  im  Jabre  tglT  eine  eigene  Abfaend* 
Inng  unter  dem  Titel:  Descrixion$  de^tiStateri  antichit  Ulustrmii  con,  U  mtda^-^ 
lie.  Firenxe.  Das  Journal  dks  Sayans  iin  April*  und  Maistück  1810  tfrürdigte  die* 
selbe  mit  einer  sehr  gränclllefaeii  Hecension  ^  deren  Verfasser  Haoul-fto- 
.etifftie«  •tisb"dad«reb  sli  #irfeif  Maeki  e^öm' Ftfebe  beurkundete.  'Die  "Stelle 
Seite  U  Aber, die  Gol^«  undfSilbermUaaen  vpn  Qjsicua  verdient  ron  de». 
Freunden  der  alten  ISfumismatik  besonders  nt^bgeleseii  an  wer^en^ ... 


^ 


T     ^ 


^  Nfbat^em  qrjbialim  w»  4liroli  dißsef  neuen  Aidtauf  eilfiVjftfnos 
^tophoros  von  dieser  Stadt,  Mrelche  phnehin  unter  die  i^iumsmatif 
scheD  Seltenheiten  gehören.  Von  den  Königen  in'  Gilizien,  Tarcon« 
timotns  und  Fhilopafpr^  Zeitgenossen.,  des  Ppmpejas^  sind  die  Mün« 
«enmit  B.  8  beeeichnetj  wir  besi^fn^  j^et^  von  jedem:.ein  Exemplar, 
Von  den  Tolistobojern  in  Galatien  brachte  uns  dieser  Ankauf 
eine  Kaisermfiuze  von  Nero.  —  ..Ppr.  wichtigste  Theil  aber  dieser 
neuen  Acquisition  waren  die  vielen  Mfinzen  ron  Syrischen  Königen 
und  Syrischen  Städten^  die  oder  sch|Vf er  aufzufinden^  oder  noch  un« 
edirt  sind.  Ich  will  ron  den  erstem  zwey  Goldmttnzen  anführen, 
welche  als  die  Krone  einer  jeden  griechischen  Afflpsisamoiluog  enge« 
sehen  werden  können  ^  nämlich  eine  ron.  Seleucus  IL|  und  eine  an« 
dere  ron  Achäus^  dessen  Schwager.  Per  Conserrator  des  königL  . 
Mfinzkabinets  schrieb  Aber  Letztere  eine  eigene  Abhandlung,  und 
liels  bejda  diese  •  Kleinodien  in  Kupfer  stechen  *).  Noch  will  ich 
Ton  jenen  IVf Unzen  etwas  weniges  erwähnen ,  welche  unter  dem  Na* 
nuen  Darik er  bekannt  sind.  Als  Agesilaus,  König  ron  Sparta,  den 
Fersern  in  Asien  sehr  zusetzte,  hetzten  diese  durch  heimlich  ge« 
schiektes  Geld  die  griechischen  Städte  zum  Kriege  gegen  die  Spar« 
taner  auf»  Agesilaus  xnufste  nach  Hause  kehren,  und  klagte: 
,>30,OQO  Bogenschützen  zwängen  ihn,  Asien  zu  rerlassen.''  Diese 
Bogenschützen  waren  persische  Gold-  und  Silbermünzen,  deren Tjr 
pus.ein  PfeilschOtz  ist.  Man  nennt,  sie  Darik  er,  sie  sind  in  bey« 
den  Metallen  sehr  selten;  wir  besitzen  durch  die  2  Cousinerischen 
Sammlungen  etlich  und  yierzlg  in  Silber ,  und  eine  in  Gold,  die  auf 
300  Francs  geschätzt  wird.  Der  ganze  Zuwachs ,  welcher  durch  dier 
fi^n  neuen  Ankauf  unserer  griechischen  Sammlung  zugieng,  besteht 
in  folgendem:  .unter  4^n  erkauften  4057  Stücken  waren  80  in  Gold,/ 
708  in  Silber  uad  2577  in  Bronze,  folglich  in  allen  3  Metallen  3365 

Stück, 

*)  S.  den  Band  der  akademischen  Denlischrift^n  für  dai  Jabr  1816  snd  I8l7« 


S  : > 

SMIblr^  inel^r  lAs  iftj  "VSertl'füi^ "unsere  Sftttmluh^  gane^lrieQ^  nnd 
tbli 'dicMfeh  kann  man  noch  behaupten,  dafs  Viele  num{  anecdoü  ainfl, 
deren  ty^m^^  in  ' di^h  '5  Binden  dea  Mionnet  ga^  intht  rotlidmmt; 
8b  wic^  sioii  aueh  eflic^h  und  dl^eyftig  iieno  StBdte  und  KGhigii  där^ 
nhtbr  b6fidden>  toa  denen  iNrir'  eher'or  gair  keine  Münze  besaasto;    - 


•  ♦•  .  ; 


li     .    • 


Se.  bonigl.  Hoheit  der  Kronprinz. 


*  '^  '  Eine  zwar  nicht  so  zahlreiche,  aber  für  die  l(Snigl.  Mfinz- 
Sammlung  nicht  minder  wichtige  Vermehrung  erhielt  dieselbe  im 
'  vei^Äössenen  Jahre  1818  aus  den  Händen  Sr.  königl.  Hoheit  des 
Kronprinzen,  nachdem  läöchstdfeselben  von  ihrer  durch  Sizilien  ge- 
machten  Reise  wieder  zurückgekommen  waren.  Öbschon  Se.  kjänigV. 
Hoheit  in  den  rielen 'Stunden,  welche  Höchstdieselben  während  Ih- 
rea'  Winteraufentbalts  in  der  Residenzstadt  dbni  tSglicheri  Beschauen 
nlmerer  griechischen  Münzsammlung  zu  widmen  pflegen  ^"'ron  dem 
ifteichthuiiie  derselben,  86  Wie  auch  ron  ihren  Lücken  durch  eige- 
nen Augenschein  am  besten  unterrichtet  und':  so  nahmen  Höchst- 
dfcsetben  von  'dem  Conservator  doch  noch  'emen  Handkatalog  mit 
aäf  Ihre  Retse.  um  aus  demselben' auf  ^inen  Rlick  '(^rfiehen  zn  kön^* 
neii^  Von  welchen*  Städten  lins  noch  Münzen  fehlen,  und  ron  wel« 
cheh  wir  dereii  imehrere/  oder  nur  wenige  besitzen}  Se.  kdnigl. Ho- 
heit wären  so  glücklich  y  auf  dieser  sizilischen  Iteise  von  dem  Baron 
Astüto  in  l?f6to,'ohriweit'Syrakua  -^  einem  grofsen  Münz -Kenner 
ndd  Sammler  —  eine  'Gonection  Siziliantsch^r  Mtinzen  ztt  erhandeln; 
die  für  una  uin  so  erwünschter  war,  ats  wir' gerade  in' diesem  Zirei- 
ge,  nllmlich  in  grorsgriechenländischen  und  Sizilianische^  Mtinzen 
terhältnifsmäfsig  sehr  arm  waren,  und  noch  grofse  Lücken  auszuftil- 
len  hatten.  Dieser  schöne  Erwerb  bestand  ana  ,  8Q0  Sizilianischen 
Münzen  in  den  drej  Metallen^    worunter  21  in  Cold,  205  in  Silber 

und 


<mr»^ 


ifxid'  §64  in  Ers  sind j  sw^y  Driubeile  kieron  ^wat^a'  fiOr  üjm  gaosr 
«eil.  Die  alte  mumsBiaiiwhe  Geographie  kaoate  bte  jetet  yier  «ad 
Tiemig  MUnzstftdte  in  Sixilien;  nur  ron  ^wafivjg  dereelben  faes^fseil 
mtt\  \%  der  königL  .Sammlung  MtUizon;  jelet.ef hielien  wi#  dcir^.  vom 
9i»ch  l4i$iUidt€to^;;.ea  fehlen  una  also  nur  nMk  sehen  8i£dt;e>  um 
/imoigaiena  M.HiMicht  der  St&dlesahl  roUstSadig  eu  seyo.  Was 
dJMer  SMoanliing  einen  besondern  Wertb  giehi,  ist,  dajs  last  alle 
ÜMmpIflKre  ren  esn^nder  verschieden^  folgliob  noter  ihnen  seUbsfr 
kwie  ;Doiihtetten>  und  alle  gröfttentheils  %^t  'erhaHon  «ind«  Diefa 
iMr  nun. das  «weylßmaU  ydafa  Se.  kfinigl  Hoheit»  mm  Höchataelb» 
r^einst  2u  sagen  geruhten ,  nicht  mit  leeren  fläaden  ia .  das  liSnigUche 
yjftonzkabinet  .kameo»^' 

Noch  yerdient  angeführt  zn  werden,  dafs  der. gelehrte  Rus* 
aischo  Staatsrath  ?on  Köhler.  Aufseher  der  Münz-  und  Kunst« 
Sammlangen  zu  Petersburg  und  auswärtiges  Mitglied  unserer  Aka« 
demie  der  Wissenschaften  >  während  seines  hiesigen  Aufenthalte 
Öfters  da^  Münzkabinet  besucht  ^  und  ihm  zwölf  griechische  Münzen 
zum  Geschenk  gemacht  habe  ^  ala^  nSmlich  rier  ron  Panticapeum, 
nnd  acht  ron  Olbiopclis ,  welche  ak  dort  fiahlend-  mit  Dank  der  kö* 
niglichen  Bfünzsammlnng  einr^leifat  wtirden» 

B*    Rdinitche    Müiise  n**^» 

Aach  an  diesen  erhiekea  wir  hi^nnd  da  «ine»  ^uwftcha^ 

desaea  wir  hier  erw4hwo  müaaea*  *  lin  Jatire  IQlö  echick^  uns  die 

Frau 

♦  .  . .     • 

.  .  *)  8teti0d,aiiftsr^idliam4pmAr«^  folgesiUt  ^Bmeamnan^A^uf^  Maua,  Jmestratuf^ 

CoZocüM,  Ctpholaedium^  £iMa,  £r^ar,.£r«rac/eo,  Hybla  magfittf  Joitä,  megara^ 
ZancU^  Segesta^  jyndaris^ 

••)  Das  lionigK  Munsliabinet  hat  im  October  1817  einen  Betrficlitliclien  Verlust 
an  rÖmuchcB  Silbermünsen  erlitten,   indem  aus  einem  Sebensimmer  defttl- 

2 


\ 


/ 


10  

Frau  Ton  Draksbnrg,  gebome  TonGuttenberg^  einen  flodrian  und 
eine  Faustina  senior  in  Gold^  die  in  unserer  Sammlung  fehlten;  im 
lahre  1817  kauften  wir  eine  Justa  Grata  Honoria  mit  dem  Titel  r 
Augusta,  Schwester  Valentiniiin  III. ^  ebenfalls  in  Gold,  die  nn« 
Her  die  sehr  seltenen  gehört;  zur  nämlichen  Zeit  wurde  dem 
Conserrator  eine  in  Baiern  selbst  aufgefundene  Goldmft^ae'des  Km« 
sers  Gonstantin  des  Grofsen  zum  Kauf  angetragen,  die  durch  ihfen 
taterländischen  Fundort  ein  besonderes  Interesse  &lkt  uns  hat*).  Die 
Mfinze  ist  folgendes  a)  GONSTANTINUS  P.  F.  AUG.  Caput  laurea^ 
tum  ad  d.  &)  GAUDIUM  ROMANORUM;  in  der  Exergde,  FRAN- 
OIA.  Figura  moesta  sedens  juxta  tropaeum  v.  Sin.  So  wie  die  Hai«i 
ser  Vespasian  und  Titus  nach  der  Eroberung  von  Jadäa  Mün« 
zen  in  allen  3  Metallen  prSgen  liefsen,  die  einen  ähnlichen  Tjrpus 
mit  der  Umschrift  Judaea  capta  haben  *^) ;  eben  so  liefs  auch  G  p  n« 
atantin  der  Greise  seine  Siege  üb^r  die  Gothen^  Franken  und 
Allemannen  durch  ähnliche  MUnzen  rerherrlichen  mit  der  näm- 
lichen Vorstellung;  und  dem^ejsatz:  Francia,  Gothia,  AUemannia} 

b«ii  «B  240S  Stütk. entwendet  w«rden$  der  vierte  Thdl  wer  faietion  bereite 
eiogeschmoUen»  eU  men  den  Diebstahl  entdeckte ,' und  nicht  nnr  ellein  den 
sntamnienseschmolBenen  Silberklumpen ,  sondern  auch  die  übrigen  Münsen 
aoeh  unversehrt  wieder  erhielt»  Um  demBauber,  der  bald  entdeckt  wurde» 
den  Prosefs  nuiehen  su  können ,  niiifste  das  Gaoee ,  als  Corpus  delicti  an  die 
betrelFende  Obrigkeit  eingesendet  werden ,  wo  es  einige  Zeit  darauf  dureh 
gewshsttiie  Eibrechung  der  Depositen-Kastcji  neuerdings  geraubt  'wurde» 

*)  Eni  armes  Weib>  Ahna  Maria  LiÜlin,  von  Partetikirchi^n  fand  auf  einer 
waldigten  Viehweide  nicht  weit  von  der  Landstrasse  bejm  Holaklauben  neben 
einem  Feichtboschen  bejnahe  auf  der  Oberfläche  diese  Goldmfinae,  die  sie 
sogleich  dem  dortigen  verdienten  Obcrfilrster,  Jetzigen  Hauptforst-Buehhalter, 
Joseph  Wepf er  überbraehte,  der  nicht  säumte ,  sie  dem  königl»  Munska- 
binet  SU  übermachen*  Die  arme  Finderin  wurde  nach  Wunsch  belohnt,  und 
,  ^obne   die  Eingangs  angefilhrte  .Verordnung  von   iSOS  wäre    dreier  ^eliene 

Fund  vielleicht  in  uncbristlichc  Hantle,  oder  ia'denSchroeUliegel  gewandert. 


•«}  Siehe  Fortsetsung  der  Geschichte  des  königl.  Munskabinet«  S.  17. 


11 

ja^  dii  den  scbaulustigen  Römern  nichts  angenehmer  war^  als  sol- 
che Triumphattge  mit  gefangenen  Königen  zu  sehen,  so  machte  ih- 
nen G  o  n  8 1  a  n  t  i  n  t  ehe  er  noch.  Christ  war ,  die  besondere  Freudei 
diese  UnglOcklichen  den  wilden  Thieren  rorsny^erfen j  denn  EatrQ- 
p  i  u  8  sagt  Tou  ihm :  ^fictesis  franci$ ,  atifijjß  Alemannia  reges  eorum 
fycepitf  et  bestiis,  cum  magnificum  spectaculum  muneris  parasset, 
^iO&/eci£;^^  daher  die  ganz  passende  Aufschrift;  Gaudium  Romano^ 
-rum.  Franda. 

Dr.  Majer,    correspondirendes  Mitglied   der  königl.   baier. 
'Akademie  der  Wissenschaften   und  Pfarrer  in  Gelbelsee,    Herr- 
Bchaftsgerichts  Kipfenbergi   brachte  aus  Rom^  wo  er  rier  Jahre  mit 
grofser  Auszeichnung  studierte  ^    Geschmack  und   Freude  an    Kunst 
und   Wissenschaft   mit  in   sein  Vaterland  zürückj   und  widmet  sich 
•noch  j'dt^t  in  den  fräßen  Stunden  seines  Berufes  der  Alterthums- 
iCunde    und    Samt^long  •  der    in    seiner    Gegend    sich    ron    Zeit   au 
.'Zeic    findenden    alten   Münzen ;     im   Jahre    18l6  schickte  er  an  die 
königl.  Akademie  der  Wissenschaften  einige  von  einem  seiner  Freun- 
-d^^  dem  dormaligen  Pfarrer  in  Paulushofen^   Aldys'Bengl,    in  der 
Nähe- der  Teufeismauer  zu  Gnotzheim  und  Gunzenhäusen  gefundene 
alte    römische    Münzen  Ton  M.  Aureh   Faustina,'  Julia    Domna, 
Alexander  SeveruSy    Jul.  Mamaea,    denen  er  einigd-  gi'iechiscUe 
Münzen  von  Städten  und  Königen  aus  seinem  eigenen  Vorrath  bei- 
legte,    und  mit  kurzen  Bemerkungen  begleitete ,    ^,die  man  ihm  ja 
yiuicht  übel  nehmen  sollte  ^'^  setzte   er  seinem  Berichte  bey,  ,^denn 
9,ihm  wären  die  alten  Münzen  so  lieb  und  werth^    wie  einem  Vater 
1^ seine  Kinder^  daher  er  ihnen  einige  gute  Worte  auf  die  Reise  mit- 
^^geben  wollte*).'* 

Nicht 

*)  Dr.  Majer  machie  damala  aueh  Holfbilng,  eine  nicht  anbedeutandoAusbeatc 
aus  alten  deutschen  Grabhügels  eins u senden  |  und  über  die  togciiannte  Teu 

>  •    «    .  feli- 


12  

Nicht  minder  gltkcUlioh  war  4er  Conservator  ftr  die  königli'- 
ehe  Mttazsammlung  ein  Exemplar  ron  jener  seltenen  Goldmünze  aa 
erhalten,  ron  welcher  Barthelemy  sagt*);  ^^sie  wilre  eine  Zierde 
^yfÜT  jedes  Kabinet,  ^  aber  aagleich  die  Verzweiflung  ffir  die  Anti-* 
,;q[aare.'*    Ihre  Beschreibung  ist^folgende: 


n)  Der  gebartete  Kopf  des. Kaisers  Galllenue  mit  einer 
Krone  Ton  Aehren  geziert  und  der  Umschrift:  OALLIB- 
KAE  AVGVSTAE. 

6)  Die  Sieges-Göttin  in  einem  Zwey«  Gewann  die  Geisel  ia 
der  Rechten:  ÜBIQVE  FAX.**). 

Yaillant  war  der  erste ,  welcher  diese  Münze  bekannt 
machte^  und  die  Mey^ung  äufsertei  aie  wäre  toa  irgend  einem  Ge* 
genkaiser^  deren  es  unter  Gallien^Us  so  yiele  gab,  —  denn  jeder 
aeiner  Generäle  wollte  auch  ein  Kaiser  werden  —  als  Spoftmftnxe 
gegen  ihn  geprägt  worden ;  eine  Krone  ?oo  Aehren  schicke  aioh 
ffir  den  besser,  der  mehr  für  seinen  Tis^^h,  als  fbr  deü  Krieg  fae« 
sorgt  war,  der  sich  lieber  in.  dem  CircuSi  als  auf  dem Schlacbtf elde 
herumtuoimehe ,  und  der  w£  einigen  deiner  Münzen  Ton  dem  allge- 
meinen Frieden  sprechen,  kannte,  während  fast  in  jeder  Promis  des 
römischen  Reiches  die  ftriegsilamme  aoiloderte. 

Har- 

felsniauer  maacbes  Neue  zu  lieferiv  Dieser  seUene  MAnn  betUtt  auch  ein« 
kostbare  Gemälde^Sammlung ;  man  tebe  hierüber  t,(Ue  Rei»e  auf  der  Teo* 
„felsroauer*^  von  Professor  Andreas  Buch'er  Seite  43  und  44* 

*)  S.  MemoircB  B«  L.  Tom»  XXYI.  p.  551. 

«*)  Die  Münee  ist  bey  Bandurint  T.  I«  p.  iSi  in  Kupfer  gesloehen;   aie  exi- 
•tirt  mit   der  nämlichen  Vorderseite  nod  Cmachrift  noch  einmal;     auf  der 

I 

Rückseite  aber  steht  der  Keiaer  mit  der  Welthugel  und  Hasta  in  den  Hän- 
den ,  und  die  Umecbrift  heifst :  YTCTOBU  AYG» 


■  t5 

.  H  a r  dtiiH  nndt  V  « 11  e mcctiiT  n^vtnifS^.  äm^M«ynw^  v^^v^ 
lAglich  BMB  idtmJüüw^imf  doft  .sk^h  ai|f  k^itiev^  a)tf^  .Mfika^d  eya^ 
&pw  Toii  9ffpp!iichfp|l  9p(Me  (gQg^  dieRegtfntettiode),  mfto  «^bi»^ 
ehalte  den  Haiaem  ip  daa  öffigpatUGHaii  Deokmalera  hia  aur  Tollheit  | 
tbev  man  apoUeta  ihrar  nia  öffentlich*  Sayde  glaubten  daher,  die 
MOnae  iiätte  aa£  eine  geirißa  GaUieiaa^  BaAae  da^Haia^rai  '^emg, 
welcher  man  den  Titel  A  u  g  u  s  t  a  deswegen .  hajrtegta  > .  irail  ab»  dea 
Ton  den  afrikanischen  Truppen  zum  Kaiser  ausgerufenen  Celans 
ermorden  liefs,  und  so  in  der  dortigen  Provinz  die  Ruhti  itifeder  her- 
stellte Barthelemy,  derttber  diese  Mflnze' eine  eigene  Abhandlung 
schrieb '^)^  stimmte  dieser'  I^eynung  zwat*  bey,  gestand  aber  selbst^ 
äah  sich  von  solch  einem  ÖffenttichenSpötcV^^n'  Namen  feines 
Weibes  um  den  Kopf  eines  Kaisers  zn  setzen  bey  d^h  Alteii''  fcein 
Beyspiel  finde^  und  glaubte- daher )  dafa- diefs  das  erste  wäre.  Eck-' 
^hel  rerwarf  beyde  Erklfimngen,  rorzfiglich  aoa  dem  Griu^de^  weil 
die:  Mün;ie  keinen  weibljel^en,  aon.dern  den  Hopf  deti  Kaisers,  an  der 
.Siirn  tragt;  er  sAeJlte  also  eine,  andere  auf,,  gab  ih^  ^ abar  ^  keinf|n 
ancjern  Werih,.  als  den  pine^  aicjit  ganz  Wtffpg^üpde^po^^gypA^he- 
so**).  Kaiser  Galliqnu^^  sagt  er^^  gpb*  50  T^elo  Be^wreisf  rfliollhor- 
heit,  wie  Tre,be.Uius  PoHio  er^ählt^  dafe  es  gfu;.  oicJbLt  «nwai;c- 
scbeinlich  ist»  wenn  ihm  anch  ^ne  ip.  den  Kopf  kan^  sigh.  ala  eii\o 
Göttin^  und  zwar  als  Cerea  yerebren  zn  las(ser\i  da  er  den  Aemi- 
liannaj  welcher  ip  A^gyp^pn  e^^  Hungoa^Dii^  eoküi^^eU;  hai^te, 
.aus  dem  Wege  räumen. 4iai^^  ^^^  df^chyroh  da»- 
Brod  yerschaffte;  daher  er  avcb  auf  mehr^jr^n  MUncen  mit  .eui^r 
. Krone  von  A^ehren  eracheinl.  ^ er o  er^cheit;!^  auf  IMLOnzen  als  Apol- 
lo^ Gommodus  als  Herkules j  warum  sollte  Gallienus  nich.t;^^9h 
als  Geres  mit  der  ihr  gebührenden  Aehrenkrone  erscheinen»  da  er 
sich  nicht  scheute ,  öftentlich  als  Frauenzimmer  gekleidet^  umher  zn 


•j •  •  •        .  . 


•)  Memoiret  de  litterature  Tom.  XKVI.  p,  5$i. 
••)  D.  N.  V,  Vol.  VII.  p.  411  et  seq. 


14  .  .«._ 

gehtoy   und  auf  andere  äeineir  Rümm  fecvkSiUu  Aug.  setzen  11 
ein  Bäjsatfl,  'der  weder  vor  tiocli  naok>  ihm  auf  einer' Kaisermttnse;  I 

Wohl  aber  auf  jenen  der  Kaisetinneii '  ersisliieikit.  Der  Untersdbied 
zwischen  Nero -Apollo,  Commodus-Hereal^Si  tind  Gallienus  -  Geres 
möchte  also  so  grols  nicht  seyn,  nnd  einen  Beweis  mehr  liefern  ^ 
wie  weil  der  Wahnsinn  eines  in  Weidiiicbkeil  Tersunkenen  Ge- 
schlechtes gehen  kann.  .-  '    j      .   . 

r 

f  f 

In  diesem  Zeitraum  erkauften  wir  auch  drey  Goldmfinsen 
aus  dem  ha$  empire,  welche  alle*  drey  sehr  selten  sind,  und  in  un- 
serer Sammlung  fehlten ,  nämlich  eine  Ton  Joanne  U.  Comnenus 
aus  ,de.m  .1 2ten ,  und  zwey  von  Andronicw  Palaeologus  ßu%  dejm  l4ten 
Jabflfundertet 


Da  in  dem  königl.  Hfünzkabinet  auch  zwey  Sammlungen  ge- 
schnittener Steine  aufbewahrt  werden,  deren  eine  Ton  dem  Ghur- 
fllrsten  Karl   Theodor  höchstsei.   Andenkens  herrfihrt,    und  die 

*  andere  von  Se.  Maj.  dem  jetzigen  König  ton  defm  FOrstabten  in  St. 

'£meram>  Goelestin  Steiglechner*)  erkauft  worden  ist;  so  darf 
auch  jener  Erwerb  nicht  mit  Stillschweigen  umgangen  werden ,  wo- 
durch diese  Branche  während  dieses  Zeitraums  ebenfalls  rermehrt 
worden  ist.  Se.  königl.  Majestät  kauften  nämlich  während  Aller- 
höchstdero    Aufenthalts  in    Wien    im    Jahre  'r8l4  eine    sahireiche 

'Sammlung  geschnittener  Steine^  und  machte 'damit  dem  kön}gl.  Mttn«- 
kabinet  ein  Geschenk;  die  Anzahl  derselben  belauft  sicli  ohngefllhr 
auf  200  Stttcke  ron  rerschiedeher  Grölse  und  rerschiedenem  Kunst- 
werthe. 


I»  « 


Diels  sind  nun  die  beträchtlichen  Zuwächse^  womit  das  kö- 
niglich baierische Manskabinet seit  sechs  Jahren  im  antiken  Fache 
bereichert  worden  ist.  II. 

*)  S.  ForueUuDg^  der  GefehichU  An  kdoigl.  Muackabioeti  S«  i3  «t  icq. 


■   .    r  ...  tt    ■         • 

I  • 

»»l'r-»-*».-»  ,«V«.  »  •«""•I  ■  • 

.  •  .  .  f 

An    modernen    Münzen 

«rhieltea  wir  auch  in  diesem  Zeitraum  einen  grofsen  Zu- 
waclis  aü8  einem  fienediciiner-K]dstcif*)|  und  zwar  aun  dem  Stifte 
St.  Peter  in  Salzburg/  Seit  dem  Salzburgisöhen  Ei^zbischof  Leoiiard 
Ton  Keutschach,  unter-  dessen  Regierung  am  Ende  des' fünfzehnten 
Jafarbühdertsein  gemeiner  IVfänn,  Christoph '  Weitmoser ,  die  Gold«' 
gruben  inOastein  entdeckte  ^^) ,  bat  kein  getstliöher  Fürst  in  ÜeutBch-^ 
land  so  rtel  Gold  äusprSgen  lassen,  *  als  die  FHlrsten  ron  Salz« 
bürg  •**) ,  und  (£e ' « wey  letztern  Aebte  Ton  St.  Peter  daselbst'*'***) 

haben 


'      »'    •»  !>'•,»  *  .1 


M 


*)  8*  ForUetsuDg  der  Geiehiehle  des  kSnigl«  beier*  HansliabliieU  S*  17» 

••)  K  die  ia  Köhlerei  lHOiab^lmltgiiag^'  iten  TbedtfSiiSc^  2fT~il24  ange« 
Iqb^tea  Auetores*  |     ,  .,•'».  ,    '    .    \ 

•*•)  Der  älteste  luid  seltenste  8«tftb«rg>.  Tbelcr  Istvem  Jebre  i$04»  ^     ^ 

****)  Abt  Beda  Seeeo-er  legte  den  ersten  Grund  su  dieser  SaUburgerMüns- 
Sammlung;  er  war  au  Uallttadt,  einem  wegen  der  dortigen  Saisquellen  be» 
I&annten  Marktflecken  inOberosterrcich  Im  Jahre' I7l6  geboren ,  und  stammte 
aus  dem  Gescblecbte  der  Seeauer,  welches  mit  jenem  der  Grafen  gleichen 
Nsmens  einen  gemeinschaftlichen  Stammvater  hat.  Er  studierte  auf  der  ho« 
beir  Schule  au  Salzburg,  und  tr^at  im  Jahre  1752  unter  dem  Abt  Placidoe 
in  das  dortige  Stift  au  St.  Peter.  Nachdem  er  theitj  als  Prediger,  theila 
als  Lehrer  der  Philosophie  auf  der  dortigen  T7nlversitat,  theits  als  Oekonom 
^uf  dem  Klostergut  au  Dornbach  bey  Wien  sich  viele  Yerdienst'e  gesammelt 
hatte,  wurde  er  im  Jahre  1755  «um  Abt  erwählt.  In  dieser  Eigenschaft 
suchte  er  unter  seinen  Untergebenen  die  Liebe  su  Wissenschänen  auf  vev- 
schiedene  Art  aneuregen  und  su  befördern,  baute  eineil  neuen  Bficbersaal, 
und  starb  den  21«  De2ember  17S5* 

Abt  Dominicus  Ilagenauer,   ein  geborner  Salsburger,  trat  in  des^ 

aen  bihmficiM  Fulastapfeffl,  üfid'fbfushee  .diese  mOnüamtalung  auf  den  Grad 

-der  Vottslnhdigkett«  dser  IM«  »fW^h^f^  Ür  die.k9nigl«  Mänssemmlung  in 

Mündien  envöascbt  amebie*    Dieser  :wttrdlge Prälat  starb  im  Junj  iBll  necb 


haben  sich  um  die  moderne  Nurtismatik  ein  grofses  Verdienst  er« 
worben^  indem  sie  den  gröfsten  Theil  derselben  gesammelt  mud  für 
die  Nachwelt  afufbewahrt  haben.  '  '    ->  ^  .  ' 


-  •     -_  1 


•     ^  •  '  •       1^'  .-•-    •!:%v    j'    ii    .1*    .  I 


,  Solch  ^iae  SamoJ^ng  vi^de  s^qn  j^%i/nvii.dßn  fU)j>pdltei)^ 
^xms  ihres  ianern  Wcrihds  nicht  mehr  ,f9x;worbeii  werdpii  UöJipeO|r 
i^nd  nach,  einigen  Jahrztebenden  wird  es  be)^ab^  unii^Uch  ae}^!!* 
sie  \yied^  zu  finden.  Diese  SaUburgipr  M.0nf;9ail}ipljQpg  haltte  eini» 
ixm^m  oder  Meifiil^etüi ^  ^(m ^U^^  gerecbnetf 

von  -6873,  il-  .5^  Jkr, ,  M«id  oe.  MAjeatäi^.  der.  l^önig  rvn:  Baieffi  be- 
^ahka  noch  als  Besitzer  ron  ,Saljp))urg  .  im  ^obrp  481^  jdem  Stifte  ^u 
St.  Feter  zehen  tausend  Gulden  in  fünfprozentigen  Privatobligaiio- 
nen  dafür,  so  wie  es  das  gesammte  Kapitel  selbst  gewünscht  hatte  ^}. 


:  Diese:.  Saumfamg  .  enzliai^gftek^fiälzburgliche^  Umtztga  ist 
ftkr  die  moderne  Numismatik  um  so  wichtiger ,  als  der'' Conservator 
des  königL  Alfin^iGabiiiela  eiiies  Catalß^um  exiO^ntiete  omnium  nu* 

.  .     «     ^         •     IWO- 

*  • 

susgeiland^nen  grpfien  liorperlicben  Leiden  und.  erlittenen  Trübaalen  aller 
Art  in  seinem  65ten  Jahre«  Wie  sehr  er  sich  an|^e^gen  fcja  lieft,  seine 
talentvollen  Religionen  su  bilden^  und.  b^aonders  für  die  dortige  bohcSchulo 
als  tüchtige  («ehrer  heranauziehen,  mag  es  hinreichen  au  'sagen»  dafe  er  ei- 
nige  derselben  nach  Göttingen  und  Paris  achickte,  uro  sich  anm  Lehramts 
für  die  UniversitSt  voreubereitenj  andere  giengan  auf  seine»  Kosten  nach 
Bom,  lfm  an  diesem  Sitae  der  Künste  und  Wi^senachaften  durch  Beschau- 
Upg  der,  M^iaterwerke  des  Altcrthum^  ^e|i  Funkern  ihres  ^Bui^stgf fühlet  an 
wecken  und  auaaubilden>  wieder  anderi^  a^hickte  e^  ^ach  Wien  upd  andere 
jgrofse  Städte  DcutscbUnds,  um  auf  den  verschjcdene^.^ehcasfl^talt^n  überall 
das  Bessere  au  bemerken,  und  cimjt  auf  dia  Sal4lui;gjQr  Jkpbe  ßchule  über* 
antragen*  , 

*)  Pi«as  SunMfnloQg  wurde  ,gjtgSB  Endb  taiS  aath  MOneliea  f^btabbi;  es  fehlten 
i,  ahej^  dw?in  sec^s  goldene  S9]iMI««imaen4«i&flbi«ehi>6  Sigiauiu^d  ven  Schrat, 
tenbach  vo|i  hinein  Wertb  an  6S* Dukaten v    wie  diala  dn  Bziraciitions  -  und 
Uebernahma-Conunissaire  schon  selbst  bemerkten« 


\ 


/ 
\ 


1 


mclrum  Sali$bürgen$ium  daflhi' Tetfeitiget^hfit^  aus  Wfe^cheita  ]edet 
•einer.  Nachfolger  ersehen  &aMi/'^ie  viele  und 'tfeloh'e  Münzen' be^^ 
einem  Erzbischöf  noch  fehlen,  um  die  Saimnlung  yollständi'g  za  ma- 
eben«  Es  waren  achtzehn 'Erzbisehöfe ,  die  innerhalb  5  JaKrh ander« 
len,  nimfich  vom  Jahre  l&OO*)  bis  1^3  M  yideCuf^en^-  und  Schaiz- 
MOnzen  als  Beweise  ihrer  ehemalige«' Existerit  tttid  ^Ossb  aaspri^ 
genMie&en)  /dals  ihr  Andenken  'wenigat  ^i^on '  dieser  Seite  noch 
lange  in  der  Geschichte  nicht  untergehen  wird,  während  tön  deü 
ehemah'gen  Erzbischöfen  yon  Bremen,  Gambray  und  Magdeburgs 
welche  chfch'  den  SOjShrigen  Krieg  ihre  Reichsunmittelbarkeit  und 
Existenz^- Veriot'enf  hatten^  "nur  wenigi^'  numismatische  Denkmäler  bik 

rkömmen  Und:     -  >    ^  *   '-  "     ' 


''^\*i  I  I  11*11  ■*■    »I     WH rmt    '  . 


Schon  im '  Aprtlf  1817  g^uhteti  Se.  königl.  Majestät  an  alla 
ihre  bey  den  aus^SrJiig^ii  Höfen  ^aijgettellt^n.  Geiß^ndten  den  aller« 
liDchsten  Auflrag  in,  erlassen^  yon  den  /das^bst  Yoa  Zeit  zu  Zeit 
erschein^iiden  Schc^ufnttnzen'  wd)vl  erbaUene  Exeqiplare  .ehizusienaen^ 
H^eii  diese  önehtliclven  Denkmäler  der,  iS^eit^scaichte  ,am  Orte  ihrer 
Entstehung  am^Ieichtesten  zu^  sarom^Iii|,.un.d  mit  den  geringsten  Ko- 
'Bl6tL  hef  schicklich^.Gelegenlieit' z^  {ibermachqu  wären.  DerkönigU 
bai^k  GescKäftsträger  am  Neapolitanischeh  Hofe  Graf  ?on  Je  nie« 
aon  fafste  den  Geist  dieses  ^Ilcrböqhst^m  Auftr^ig^  g^nau  auf,  indem 
er  iseinä  'Aurmerksainkeit  nicht  blos .  aul ,  die  ,wä|;i]^ei^d  seiner  Aj^we- 
lienhdt  \ä'  Neapel'  erltehelnehderi ' neuen 'Schaumbnzeh^  sondern  auch 
ai/f  jene  FOr  derselben  erschienenen  richtete,  welches  um  so  npth* 
wendiger  war,  -i^la-  miMntlich  die-wäliAendilerireMrifeiftfisgierioig»  („oo 
capcUif^  tnüitaire^  geprägten  MOnMnf  auss^^KUM  g^etotzt' worden, 


«  .     «  i<   ^  IM 


r..  *.)  'Bj"*  AiMMlimf ,  ihinYon  i|Mcht.  d.«r  it^dfiiolil  lt.-  WBiwymiJtyft  pf  Wien  sieh 

3 


y. 


^        \ 


4$  m >• 

«ind'di^  vtdao  RlHS^AcUn ;  alle  fktiftr ;  dein  KAtaige  JoMplF  und  Jo» 
«him-  seit  It)  Jahren  erscUitfientäwMoidbittea:  um  den  doppelten  Prieis 
aufkauften  und  bezahhea«  Koi»  dor  .aufBePordentlichen  ThSiigkeit 
des  genannten  Geaaodtfen  hat  daa  kfiaigl.  baier.  Mfinxkabinet  es  au 
verdanUoQ»  .MbiCHifJSiieiifrpliire  Towdliesen  Seltenheiteii  näcb  crhalted 
au  habeq^  i^td  di#  MiknzfritaMAp  werden  eide  kurse  Beschveibnhg 
decaelbeb  hier  gCtono  lesen  |  a«d  sich  über  den  Erwerb  derselben 
■ut  uns  erfreuen^ 

•  •  • 

,  ,  1.  lOSEFHVS  IfAFOLEO  IVLIA  ^lARLL,  Difi  %wfij  Baut- 
BUder  des  Königs  und  dcp,  Köni^j^  hinter  d^qaq^r  (fißpHa^^  ju^ata) 
jenes  in  blossen  Haaren,  diesesopöut  4einr.QifdfiQ.gezteBt.  ,^t-.  £F« 
FRAENIS  PARET.  Ein  springendes,  nngezfiam'tes  Pferd;  im  Ab« 
schnitt:  ADVENTVI  RE6»f:2k£^  EXPfiCTATISSIMO.  O.  P.  Q.  ^. 
(prdjfles  popidus-que  dTeagolitai^y  AN^O  REGNI-IIjL*) 

2,  GIöACCpSTQ  kATÖLEO]^  RE  DELLE  D VE  SICILIE. 
t)es  Königs  links  sehendes  Brustbild,  mit.  rielen^  Orden  iffczier« 
teri.Admirals-Unifqrm}  auf  den  Epaulettes  sieht- man  den  Anken 
und  unter  der  linken  Schulter  steht  JALEr,  I;ECIT.  ANNO 
MDCCCXL  —  AtVENlMENTO  AL  ÄEÖNO/  PRE^A  DI  CA^^RL 
1808«    Das  offene  Heer,  worauf  mehrere  Schifie.erscheinenf*!      1 

3.  lOACHm  NAPÖL.  Smil4  fUBX.  VnIVERSITATJS  STÜ- 
OIORUM.  RESTAYRATOR.  des  Königs  rechts  sehendes  Brustbild 

,  -      *^ 

•3  DttM  VedirfUs  Ut  «ter  G«tcbSiili  tfei  Iidnl^l*  baW.  ^OetAndten,  und  soll  nädi 

in  Neapel  geprägt  worden»     Von  dessen  Neapolitaniselien   Tbalern  besiuen 
mpir  mehrere* 

••)  Die"  McdailW  ttftfgt  7  LoHt'lrf  Silber;  und  Ibre  AasprlTgiing  war  mit  so  b«- 
trichUichen  Kosten  Terlurilpfti'^afs'iitir^  Vrenigc  Etcmplare  htevon  ins  Pttbli« 
kam  IciiiKOn;^  vtekd  fegen^iWi^g  ^LiUnr  sUieÜ  mtbr  divjoxi  vd  finden  Ist« 


: \^ 

in  blöfaen  Haaren  mit  einem  Backeabarl;. — -V^GEfSf  t/F  FOVET. 
Die  am  Meere  stehende  Pallas  mit  ihrefn  gewöhnlichen  Attribotea 
streckt  ihre  Rechte  über  2wey  aus  dem  Wasser  emporsteigende 
Ungeheuer  aaS;  und  deutet  auf  die  über  die  Berge  herüberkommen^^ 
de  Sonne;  am  Gestade . sitst  der  Flufsgolt,  eine  umgestOrzrte Wasser^ 
Urne  2or  Seit^ ,  und  das  Ruder-  in  der  Retbteti  ^)  - 


1  1 


..*'[ 


4.  lOAKIMVS  NAPOLEO  VtR.  SICIL,  REX.  des  Königs , 
rechts  sehendes  ungekleidetes  Brustbild  mit  einem  starken  Backen« 
hart  —  REDITVS  AVGVSTI*  Der  König  zu  Pferd  im  Gabpp  a«f 
römische  Art  gekleidet^  einen  Heli^  auf  dem  Kppfj  mit  einem  fli^ 
genden  Mantel,  in  der  Linken  eine  Art  Commandostab  haltend  und 
rückwärts  sehend  j  hinter  ihm  ein^  fliegende  Vicioria  eiAen  Lor- 
beerzweig über  ihn  haltend,  unten  in  der  Exergne  O.  P*  Q.  KEAn 
POLITANVS  OPTIMO.  PRINCIPL  A.  MDCCGXUL**) 

5.  6I0ACCHIN0  NAPOLEONE  RE  DELLE  DVE  SICILIE. 
des  Königs  Brustbild  vom  Stempel  sub  Nr,  2.  AL  OSSERVATORIO. 
GIOVACHINO,  Das  Gebäude  zu  einer  Sternwarte ,  welche  der  Kö- 
nig auf  dem  Capo  di  Monte  errichte^  wollte,  und  wozu  bereits  der 
Grundstein  gelegt  war^^*}« 

•)  Diese  Manie  wurde  bey  Vcranlaewng  der  GrOiufnfi^  dir  Ikiveriitat  evl  Res- 
pel  verfertigen  Eine  einzige  wurde  für  den  König  in  Gold  auigeprSgt»  tob 
demselben  nicht  genobmiget,  und  nur  wenige  Probeexemplare  wurden  in 
Bley  abgeschlagen;  dieteMünxe  ist  daher  äufserst  selten*  Auch  unser  Excm- 
plar  ist  von  Blej» 

^•)  Durch  diese  MSnze  sollte  die  gluiiUiehe  ll^oliliehr  aur  BalUaiid  verewigt 
werden;  aber  sie  hatte  ein  gleiches  Schicksal,  wie  die  vorige;  es  wurden 
nur  wenige  Exemplare  hievon  vertheilt,  und  bald  darauf  gieng  der  Stempel 
in  Studie.  "    . 

•♦•)  Ein  Exemplar  von  dieser  Schaumünze  in  Gold  wurde  in  den  Grundstein 
gelegt;   die  übrigen  sind  alle  von  BIcj^    weil  der  Stempel  frühseitig  brach j 


3* 


unser 


/ 


N 


J 


20  

^  «.    lOACHiafVS    NAPOLBO   NEAP.   ET   8ICIEIAE   REX.- 

JDes  KönifSr^Uiiks  gekehrtes  Brustbild  in  bloCien  Haaren  mit  einmn 
atarhen  Backenbart.  —  SIC.  ARTIBVS  VENIT  BONOS.  —  Die 
fitzende  mit  dem  Helm  gezierte  Göttin  atfltzt  ihre  Linke  auf  den 
jSchiid;  in  der  Rechten  hält  sie  einen  Lorbeerkranz  über  einen 
Dreyfufs,  auf  welchem  rerschiedene.  Künsüerwerksevge  Uegeoj  cu 
ihren  Füfsea  sieht  man  Haasgeräthe.     MDGCCXI.  *) 

r 

1.  VOTI  PVBBLICI  PER  LA  NVOVA  PIAZZA  MVRAT 
inBLGIORNO  NATALIZIO  DEf  NOSTRI  AVGVSTI  LI25.MARZO 
180Q  ANNO  I.  DEL  REGNO.  in  sieben  Zeilen. 

KSnig  Marat  wollte  auf  dem  grofsen  Platze  dem  königl. 
'Schlofse  gegenüber^  wo  die  Kirche  des  heil.  Franzisco  de  Paula  zu 
stehen  kömmt ^  eine  Art  Amphitheater  errichten^  und  liefs  bey  der 
Grundlegung  diese  Medaille  yerfertigen,  die  aber  nur  an  die  dabey 
gegenwärtigen  Staats-OfiTicianten  rertheilt  wurde. 

8.  GIOACCHINO  NAPOL.  RE  DELLE  DVE  SICIL.  Des. 
Königs  links  sehendes  Brustbild  ungekleidet^  wie  oben.  —  ALLE 
LEGIONI  PROYINGIALI  LI  26.  MARZO  ISOQ.  Mehrere  mit  den 
Adlern  gezierte  unter  einer  Königskrone  zusammen  gebundene  Fah« 
«len^  an  deren  Aeuiaersten  die  Worte  zu  lesen  sind :  SICVREZZA  IN- 
TERNA. ♦♦) 

9' 


«ater  Exemplar  wiogt  lO  Loth  ia  Silber ,  und  ist  Tielleicht  das  einiise  Toa 
dieaem  Metall» 

*)  Wurde  an  junge  Künstler  und  selbst  an  Handwerker  vertbeilt. 

^*)  Unter  die  den  26.  Ma^  1S09  auf  der  Chiaja  in  Neapel  Tersaranelten   le^ta« 
ni  provineiali  wurde  diese  Medaille   in  Silber  und    Ers    Yertheiltj   diese  sind 
seltener,  als  jene» 


N 


/ 


^imm 


21 


Q.  GIOACHINO  NAPOLEONS.  Des  Königs  Bnistbild,  wie 
auf  Aet.  Torhergehenden.  -—  ONORE  AL  MEEUTO.  in  der  Mitte  ei« 
net  Eichenkrances  ^). 

10-  GIOVACHINO  NAPOLEONS  RE  DELLE  DVE  SICI- 
LIE.  des  Köaigs  rechtsgekehrles  Brustbild^  wie  sonst;  unten  Rega 
(der  Name  des  Stempelschneiders)  ISTITVTO  SALESIANO.  eine 
rechtsgekehrt  ^  sitzende  Frauensperson  spielt  mit  einem  auf  ihrer  lin« 
ken  Hand  sitzenden  YogeL  Ünien  steht:  Fregio  dellejlunne.  Feb* 
braJQ  1812**). 

Diesem  thätigen  königl.  Geschäftsträger  haben  wir  noch  el« 
no  andere  numismatische  Seltenheit  zu  verdanken  ^  deren  Andenken 
in  den  Annalen  unserer  Sammlung  aufbewahrt  zu  werden  yerdient» 
{lin  Bauer  stiefs  bejm  Ackern  seines  Feldes  in  der  Nähe  Ton  No- 
cera***)  (in  der  Campagna  romana)  auf  die  unter  der  Erde  ver- 
borgenen Ueberreste  eines  Gebäudes.  Nachdem  er  vorsichtiger  Wei- 
se seine  Mitarbeiter  entfernt  hatte  ^  grub  er  nach^  sprengte  einen 
gewölbten  Bogen ,  und  fand  zwischen  vier  schmalen  und  engen  Mau- 
ern ein  formloses  I  ziemlich  grofses  Gefäfs  von  Erz.  Er  zerschlug 
selbes;  es  war  mit  einer  bedeutenden  Anzahl  goldener  Mfinzen 
bis  an  den  Rand  gefllllL     Nachdem  er  seinen  Fund  in  Sicherheit 

ge-^ 

*)  Diese  VerdienttmecJAiHe  jioUte  cur  Belohnung  des  Verdienstes  jeder  Art  o^ne 
Unterschied  des  Standes  und  Ranges  verliehen  werden;  es  kam  aber  nie  snr 
Ertheilung  derselben* 

**)  König  Joachim  gründete  ein  TortrefFliches »  weibliches  Ersiehungs-Tnstitat 
(^litituto  saUsiano) ,  in  welchem  diese  eigends  hiesu  geprägten  Frcismedaillen 
in  Gold  und  Silber  vertheilt  wurden* 

«••)  Si«  hiefs  bej  den  Griechen  nnd  Römern  Alfaterna,  um  sie  Ton  andern 
Städten  gleichen  Namens  su  unterscheiden;  ihre  ältesten  Munsen  haben  oi- 
nc  theils  griechische,  theiU  ossische  Aufschrift.  Die  Stadt  heifst  beut  su 
Tage  Nocera  dei  Pagani« 


I 

gebracht^  fiberliefs  er  sieb  der  Besorgnifs^  dafs  deraeibe  zur  Kennt« 
Ulfs  der  Regierung  kommen ,  und  der  gehobene  Schatz  ohne  welters 
Ton  ihr  in  Beschlag  genommen  werden  könnte.  ISt  trat  also  seinen 
Fund^;  dessen  Werth . kaum  ahnend^  um  ein  Geringes  an  einen  wohl« 
habenden  Bewohner  Nocera^s  ab.  Ohüe Zeitverlust  wurde  die  ganze 
Mafse  eingeschmolzen,  und  nur  eine  sehr  geringe  Anzahl  dieser 
Münzen  wurden  auf  das  dringende  Bitten  eines  Hausfreundes  erbal* 
ten.  Der  Betrag  des  aus  den  gegossenen  Stangen  gelösten  Geldes 
war  11,000  neapolitanische  Dukaten  zu  1  fl.  UÖ  kr.,  in  unserm  Gelde 
ohngefahr  20,000  fl.  Der  königl.  baier.  Geschäftsträger  war  so 
glttcklich,  eilf  SlUcke  davon  zu  erhalten,  und  an  das  königl.  Münz- 
kabinet  einzusenden.  Wir  liefern  hier  in  der  Note  eine  nähere  Be- 
schreibung hieyon^}. 

Der 

«  *}  El  sind  cebea  Hafiscbe  Mupxen,  welche  in  Gold  obogefalir  8  Dukaten  wie- 
gen«  und  beinahe  alle  Terschieden  8ind,  daher  sie  in  unsern  Annalen  eiDen 
eigeuen  Aufsats  verdienen,  den  wir  einst  bey  mehr  Mufse  liefern  wollen; 
•insweilcn  soll  hievon  nur  Folgendet  stehen :  Fünf  Stuclie  haben  auf  der 
Haupueite  ein  KreuU  mit  der  Umschrift:  IC  XG  NIKA  (^Jesus  Christus  vincit)^ 
die  fittfsere  Bandschrift ,  die  aber  schlecht  erhalten  ist,,  scheint  der  Name 
^  des  Normanisoben  Königs,  Wilhelm  II,,  au  teyn ,  der  vom  Jahre  ii66  bis 

1189  in  Sizilien  regierte«  •»  Auf  der  Ruckseite  befinden  sich  in  einem  Zirkel 
mehrere  Punkte,  welche  aber*  den  Werth  der  Mfinae  selbst  nicht  wohl  be- 
aeicbnen  können,  indem  sie  mit  dem  Gewicht  derselben  nicht  übereinstim- 
men; so  &,,B.  wiegt  dile  schwerste  mit  vier  Punkten  |  Dukaten»  die  mit  swey 
nur  einen  Dukaten,  die  mit  sechs  nur  |tl  Dukaiten,  Die  Randschrift  heilst 
allem  Anscheine  nach,  Cusus  in  urbe  Siciliae  anno  70$  die  vordem  awej 
Zrffer  sind  abgerieben,  welche  Jahraahl  (1170)  auf  die  Kegierungsepoche 
Wilhelm  IL  deutet*  Bey  Tergara  Seite  6  Nura*  2  erscheint  eine  ahnliche 
Goldmünse,  welche  dort  ebenfalls  dem  Konig  Wilhelm  II.  sugeschrieben 
wird«  S«  Museum  Cuficum  Borgianum  Tab^  VIIU  num^  LXXX.  item  Joa- 
eUms  ersten  Theil  S«  352» 

^^fij  ^pd^e  au  1  vnd  i  \  Dukaten  haben  auf  der  Hanptseite  die  namli- 
ehe  Auftqhrjft.,  wie  obige,  auf  der  andern  aber  statt  > den  Tersehiedeaeo 
Fnakten  die   Buchstabctt  F£  nebst  einer  unleserlichen  Randschrift« 

Wahr- 


\ 


>••»•*«■ 


29 


j^ 


Dar  ketafgl.  batei^  Gfesandte  in'  TeteüsB»];,  Orvf  d6  Braj^ 
Mitglied  der  königl.  baier.  Akademie  der  Wisseaschaften ,  &ahdektf 
in  dem  nämlichen  Sinne ,  vw  Graf  ron  7  e  n  i  8  s  o  n  ^  und  wair  so  glttck« 
lieh,  eine  rolist&ndige  Sammlang  aller  seil  der  Regierung  Peters  des 
Grofsen  inHu&land  erschienenen  Schaumünzen  zu  erkaufen ,  undun«« 
sere  Sammlung  damit  zu  bereichern;  sie  beläuft  sieh  auf  328  StOr- 
cke*)^  belegt  die  alte  und  neue  rufsfsche  Geschichte  mit  schönen 
Dokumenten^  und  hat  selbst  fbr  den  Kunstfreund  einen  nicht  geringen 
Werth.  Sie  sind  zwar  nur  in  Bronze^  aber  mit  einer  Art  yotk. 
Firnifs  überzogen,  velcher  diesem  Metall  ein  sehr  ge&lliges  Ausse«- 
hen  venehaffL 

Herr 

Wabrfcheinlich  ffih^vra  diese  Münten  Friedricli  IT. ,  der  im  Jakre 
120  Ton  den  Sisilianern  cum  Konig  erwählt  worden,  und  FE  icbeint  die 
erttc^  S^lbe  teinet  Namens  (Federi^o)  eu  se^-n.  Eine  von  den  übrigen  ist  in 
Locbner's  ersten  Theil.S»  352  abgebildet*  Noch  fand  sieb  bej  diesen  ausge- 
grabenen Goldmünsen  ein  Stuck  Ton  anderthalb  Dukaten  mit  dem  bei  orber- 
ten  Brustbild  eines  Kaisers  Friedrieb  und  der  Umschrift:  IMP.  RORf» 
CESAR  ATG.  auf  der  Rückseite  der  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln  f  FRI- 
PERICVS»  Diese  Goldmünxe,  wovon'  vrlr  in  unserer  Sammlung  seboii 
früher  einige  Exemplare  besafsen,  iat  bey-Vergara  S«  13  n*  7  1^4  iollM« 
aoies  en  or  S*  5&  in  Kupfer  gestochen»  und  wird  an  bejden  Orten  obigem 
Friedrieb  \U  TOn  Schwaben,  welcW  vom  Jahre  1212  bis  i2S0  Kaiser 
und  «ugleich  König  ron  Sisilien  ufar,  cugescbrieben*  Man  nennt  diese  Mün- 
.  ften  foldetm  Angustalea,  welche  auerst  im  Jalire*i23i  lu  Erundusium  ge- 
prägt wurden;  sie  beurkunden  die  grofsen  Verdienste,  welche  genannter 
Kaiser  um  die  Wissenschaften  überhaupt,  besonders  aber  um  die  Frägkunst 
in  diesem  Jahrhundert  hatte«  S.  Gottfried  Schmutze r*s  Abhandlung  über 
'  *  diitf  yerdi6nste  des  K»  Friedricb  II.  um  die  Wissenschaften j  und  Const^'^ 
-    -        •      tktiQim  regumrgßfü  tUriusqüe  Skäiiii,  nMndunU  FHderieo  IL  Irrtperatore  ete« 

«  *)  Nimlieh  von  den  GrofsfOrsten,  Gsaaren ,  ^Kaisern  und  Kaise- 
rinnen 6o  Stücke,  aus  der  alten  Geschichte  tou  der  Regierung  Rurick 
22»  des  Igor  28»  des  . Swjateslaw . 85 >  wd  des  Taropok  9  St«;  aus  der 
ne\ien  russischen  Geschichte  von  Peter  I«  bis  auf  das  Jabr  igi2  hundert 
vier  und  siebensig  Medaillen« 


/    I     • 


Ik 


Jtimmmimmammmß 


Hefr  Ton  SchSpf»  königL  baier.  GescTiftftafrSger  in  Paris 
hat  aicli  die  Bereicheriing  unsera  Mfinzkabinets  za  einer  eigenen 
Angelegenheit  gemacht,  nnd  wir  ergreifen  diese  Gelegenheit  mit 
Freuden  I  ihm  unsern  Dank  daffir  hiemit  offen  ilich  zu  bezeugen«  Wir 
erhalten  durch  ihn  alle  unter  der  jetzigen  königL  Regierung  erschein 
nenden  französichen  Schaumüna&en ,  die  ala  Belege  .d^r  neuen  Ge« 
schichte  80  wichtig  sind;  nebstdem  liefert  er  uns  die  Gallerie  me* 
tallique  des  grands  homm^s  franpais;  so  wie  die  Series  numisma^ 
tica  universalis  virorum  illustrium^  auch  haben  wir  gegrfindete  Hof- 
»ungy  durch  die  ganz  besondere  Thätigkeit  des  ^erm  r.  Schöpf 
unsere  Sammlung  der  unter  Napoleons  Consulat  und  KaiserregierBBg 
*  geschlagenen  Münzen  und  Medaillen,  die  von  Tag  zu  Tag  immer 
seltener  und  theurer"^)  werden,-  nach  und  nach  yeryollsiändigen  zu 
können« 


Die  wohlthatigen  Folgen  des  unterm  2S.  März  1808-  erlasse- 
nen allerhöchsten  Rescrlpts^  wovon  wir  oben  S.  3  sprachen,  er* 
streckten  sich  noch  ungleich  iftehr  auf  die  Vermehrung  lüoderner 
'Münzen,  deren  Ausgrabungen  in  unsermYaterlände  jährlich^  an  meh- 
reren  Orten  geschehen  j  wir  wollen  die  Bedeutendem  bieFon,  wo* 
durch  unsere  Sammlung  sidi  seit  6  Jahren  bereicherte,  hier  an- 
führen* 


'  a)  Eine  Dienstmagd»  Namens  Eva  Albejrt  vom JUarkt  Bibart 

im  Rezat-Kreise,  fand  am  2g,  April  1817  in  dem  Bibarter  Gemeinde-^ 
Wald  nahe  an  einem  Eichenstocke  ä  -^  4  silberne  Münzen ;  dieis 


f  i' 


i')  / 


^er- 


•'  I»  *^  ■• .'.   \ 


l     i 


*)  Die  Medaille  auf  seine  ttfidcltelir  von  4«r  Intel  Elbe  ivarde  jetsi  tehea 
firoBie  um  50  Gidden  geliaUft* 


»■i . 


25 


armimtene .  Sie  ra  femern  Nachsuchen ,  nnd  sie  war  so  glflchlieh^ 
deren  aoch  fiber  dreyhandert  zu  finden;  das  königl.  baier.  Landge« 
riebt  Markt  Bibart  bekam  hiefon  Kenntnifs^  und  säumte  nichts  die 
Müaxen.an  das  kSnigL  General^Commissariat  in  Ansbach  zu  scfaickeni 
woTOtt  fiei .  daxob  das  kdnigl«  baier*  Ministerium  des  Innern  an  die 
königl.  Akademie  der  Wiss^ischaften  kamen  j  die  ron  dem  Gonserra«« 
tor  des  königL  Münakabinets  damit  vorgenommene  nähere .  Untersu« 
chttiig  gab  folgendea  Resultat.  .Der  Metallwerth  der  auf  326  Stttck 
sieb  belftufeoden  Mitoaen  wurde  ro^  dem  königl.  Münzamte  auf  ISfl*  23 
kr»:  geschätzt)  4 ^ '  ^^^^ i^<^ke  oder  numismatische  Werth  dersel- 
ben war  ebfifnfaUs  nicht  ron  grofser  Bedeutung  j  denn  es  waren  gröfs« 
tentbeib  nur  Bataen  oder  Groschen^  geprägt  zwischen  den  Jahren 
1560  bis  1602  näoh  den  damals  bestandenen  Reichsmfina  -  Verord« 
mmgen  luater^den.  3>Kaieern  Ferdinaftd  I.^  Maximilian  -IL  und  Ru« 
dbI|rii.II«/ deren,  üfane»  sie  auf  der . Rttokseifje  führen.  Was  diesen 
lUnzen  1  jedoch,  einigen  Werdi  für  unsere:  Sammlung  gab,  war^ 
dals  mn  Drillt  hieron  pfälzische,  simmerisohe^  zweybrttki« 
sehe»  oder  Teldenzische  Landmfinzen  waren,  wodurch  mancher 
unserer  raterländiscben  Sammlung  fehlende  Jahrgang  ergänzt 
werden  konnte*).  Der  innere  Werth  wurde  dem  Eigenthümer  tot« 
gatet^  und  die  Finderin  beschenkt. 

6)  Bedeutender  sowohl  an  Metallwerth  als  an  numismatischen 
Seltenheiten  war  der  Fund  bey  dem  unter  das  königl.  baier.  Land- 
gericht Höchstädt  gehörigen  Markt  Wachenroth  '^*).  Der  daselbst 

woh- 

*)  Baierische  waren  nur  2  Sküclie  darunter» 

**)  Gleich  naeh  dem  30jährigen  Krieg«  toll  ein  Amttriehter  in  dem  durch  Fener 
und  Schwerdl  serstdrten  Waebenroth  viel  Geld  gefunden  haben,  nelchet  vor 
Abbrennung  detaelben  daielbat  Terborgcn  ward«  Er  kaufte  viele  Guter 
in  der  Gegend  an;  Tpn  ihm  rühren  noch  schöne  Gebäude  in  Wachenrotb 
und  Ebendorf  her,  S*  Haai  Oeaebichte  det  SiaTen^Landes  an  der  Aitchund 
dem  EbrachFliUachea  U»  Theil  Sehe  205» 

4 


26  

wohnende  pensiontrto Forstmeister  Franz  Peter  Glajer  hatt^nttoriirii 
auf  einem  ihm  eigenthfimlichen  Platze  zu  Waohenroth  j  uro  der  allge«« 
Bieinen  Sage  nach  ein  mit  Wasser  umgebenes '-  Sehicls  gestanden 
haben  soll,  welches  aber  im  Sohwedenhriege  serttOrt  und  nicht 
mehr  aufgebaut  worden  ist,  mehrere  alte Goldstüeke gefanden,  worom 
ein  Exemplar  durch  das  Landgericht  ^  resp.  die  Hegiämng  des  Ober* 
mainkreises  an  das  Ministerium  des  Innern  eingesendet  worde*  Dtf 
das  hierüber  abgefoderte  Gutachten  der  köaigl.  Akademie  der  Wis« 
senschaften  dahin  gieng,  dafs  alle  oder  wenigstens  melwere  von  den 
gefundenen  Goldstflcken  zur  Einsicht  mAohten  rorgelegt  werben  ^ 
indem  das  Eingeschickte  ein  Goldgnlden  des  Königs  Ludwig  nmi 
Ungarn  aus  dem  t4ten  Jahrhundert,  und  besonders  got  erhalten  wsr^ 
der  in  unserer  Sammlung  fehlte;  so  sämnie  obiger  Eigenihfimetf 
nicht ,  deren  noch  Timzig  nachauseaden  y  mit  der  Bitie ,  ihren  smiet» 
Werth  bestimmen,  und  ihm  selben,  nebst  einer  Daflaa%al|e  ausföi^ 
gen  zu  lassen.  Beydea  geschah;  das  kömgL  '  MÜtezkabinet  wiUlJa 
ki^Yon  13  Stttcke  aus,  und  ergänzte  hiedurdi  oumohen  Abgang '*^)^ 

e)    • 

*)  El  wird  dem  Münsfreunde  vielleichk  nicht  unangenelim  leyii,  von  diessn  40 

Goldgulden  einige  nähere  Nachricht  su  lesen«     5  Stüclie  waren  von  Caro- 

lus  Robertusy   welcher  vom  Jahre  1509  *—  1542  König  in  Ungai»  war^ 

und  gehören  «nter  die  ältesten  ungarischen  Ducaten;  wir  behielten  hievonein 

Exemplar»     5  waren  vom  König  Ludwig,  welcher  Tom  Jahre  i542  *~  1582 

In  Ungarn  regierte;  auch  davon  behielten  wir  einen*     24  waren  Böfami« 

•  che  vom  König  Johann,  der  vom  Jahre  1511  —  1346  daselbst  regierte;  da 

es  von  diesen  Goldgulden  sweyerlejr  Stempel  giebt,  und  wir  keinen  besafsen, 

'  wurden  2  Exemplare  behalten*     6  gehören  nach  Floren« ,    von  welcher  Stadt 

diese  Münsen  eigentlich  ihren  Namen  führen;  sie   sind  nicht  selten;   dessen 

ungeachtet  waren  alle  sechs  von  verschiedenen  Stempeln ,  und  mangelten  alle 

in  unserer  Sammlung;   wir  behi^ten  sie  daher  auch  alle.    2  haben  die  Auf- 

•chrift  ¥Ven€esla\is  Ditx  P.  und  gehören   wahrseheintich  einem  Hercog  diesrs 

'Namens  von  Plocako»  einer  Wtoiwodtchaft  in  dem  Polnifehen  Hersogthume 

Masovien;"  erst  seit  ohngefahr  eflrch  und  neunaig  Jahren  sind  diese  höchst 

seltenen  Dnoaten  bekannt,  wo  nSmlrch  im  Jahre  1726  bej  Grundlegung  des 

Hospital- Gebäudes  au  Jauer  in  ftohlesien  ein  ihnlicher  Schats  von  Goldmun* 

aen 


MMV-W«^ 


27 


;  ,  .c).Dai  GeneraU€tdin|niflSfinfil»  zu  WOrsburg  schickte  iiaHahre 

i#t8  ner  und  dr^fsig  Si^ck  silberne. BiecbmüDzeo  ein,  welchebcy 
Hemtelluo^  der  Verbrndungsstrafse«  you  Lohr  durch  den  Spessart 
l^ach  A«6bafieabnrg  bey  Rechtenbach  gefunden  worden.  Die  zwey 
Fmder  belMupleteiii  «dieae  Mflnaen  trären.  unter  einem  grofsen  Stein, 
der  -nur  durch  eine  .Winde  weggehoben  .werden  konnte,  in  einem 
krdenea  Hafen  gelegen,  und  ela  möqbten  ungefähr  600  Stücke  von 
WffwhiedeBer  Grfffise  gewMen  aeyn«  Die  dtey  grofiiem  Stücke  wa- 
sen  ao^enarinte  Meifiuier  Groschen  aua  dem  i4ten  Jahrhundert;  die 
ttbcigen  31  waren  Pfenninge,  gröftt^ntheila  schlecht  erhalten,  und 
mit  &^  weni^n  ehronologiache»  Zeiche»  versehen,  dafs  man  ihrVa«« 
tarfand  und  ihr  ..Gabiectsjafar  wit  Bmimmthctt  nicht  angeben  kann. 
Sie  waren  »ur  6  und  &  kithig,  und  ihr :  innerer  Werth  betrug  daher 
ktfinatt  Gulden.  Die  Finder  «etrhieken  dgfitar  einen  Gonventiona-Thaler. 


d)  Daa  tJkaikke  ^ahr  :liefert0  una  auch  einen  in  der-Näha 
von  Ifftnc^en  geiundänan  BftbiMcliats,  der  aich  auf  1304  SUieke  be^ 
fie£  .  Eid  Gaeller  vo«  Feldnwrhiag  Ham^aa  Joaeph  Hertl  fand  jn&»^ 
lieh  auf  den  Qokgrflndem  einea  Badern  Um  MUbertaboven  heym  Um^ 
hanea  einea  Baumoe  eise  grofiM  AnaAhl  Silber  münzen,  worunter  vie« 
le  durch  daa  Feuer  aaaaflMBen  ge$ohmol2en  waren«  Nachdem  der 
ilinere  Werth  dieaea  Fundea  zu  I07"fl.  8  kr.  durch  die  kön.  Münziü 
Commisaion  auf  Ansiichett  der  Regierung  des  Isarkreises  faergeatelto 
war,  wurde  der . Ccmaervator  des  königL  Bffinzkabioeta  aufgefodert^) 

den 

BCn  gefunden  worden  Ul,  worunter  ^ticb  einige  derlej  Slöclie  befanden;- 
bejde  diese  Exemplare  *  waren  von  yer$cbiedencn  Stempeln ,  und  daher  der 
lLdii%l«8anialang  bScha  wHUiomitfon.  *i  gehdrt  wabrtcbeinlick  Albert  dem 
truw  Ton  Oestfekb^  der  im  Jebre  I3a8  aU  Kaiser  ermordet  worden;  «weh 
dieser  £ehke  in  unserer  Sammlung^  Nacb  dieser  Erläuterung  ist  eine  Stelle 
in  «,Haas**  Geschichte  des  Slaven-Landet  an  der  Aisch  und  dem  Ebrach- 
Flüfschen  iter  Theil  S,  109  tu  berichtigen,  worin  von  diesem  Fund  Bfel- 
.    dang  geschieht* 

4* 


28  ■ 

den  historUcben  Werth  desselben  zu  pfftfen  nnd  zu  bestimmen} 
diese  Prfifuog  gab  .folgendes  Resoltat:  l)  unter  diesen  Müssen  ^w^^ 
ren  ohngefähr  zwanzig  Thaler y  nämlich  römiscb-kaiserliche,  Spant« 
sehe  9  Sichsische ,  Venezianische  ^  Erzherzoglich  •  Oesterreichische, 
Brandenburgische}  die  kleinen  Mlinzsorten  waren  grdfstentheilo  Steh« 
sische^  Baierische,  Salzburgtsche  •  Yeldenzische,  Bischfifliclie,  K«r^ 
rentmünzen^  so  wie  Ton  einigen  Scbweitzerltantönen ,  nnd  Reiolia« 
Städten,  als  Kempten,  ITsnj,  Strafsbnrg  elc.  bis  auf  einen  HrvutMr 
herunter;  2)  der  älteste  Thaler  war  ein  Markgräflich «Brandenbur« 
gischer  vom  Jahre  1538 1  der  selten  vorkömmt,  und  in  unserer Samm« 
lung  fehlte ;  die  jüngsten  Münzen  waren  ana  den  ersten  drey  DMen« 
Uten  des  siebenzehnten  Jahrhunderts»  woraus  man  dbo  mit  fielecs 
Wahrscheinlichkeit  sohlielaen  kann,  daTs  sSmmtliche  Mtaeen  im  Ab» 
£ange  des  50jährigen  Krieges,  um  das  Jahr  i630  ohngefthr,  rergra« 
ben  worden  seyen;  3)  der  ehemalige  Eigenthflmer  dieses  Schatzes 
war  aller  Vermuthung  nach  ein  Wirth,  oder  anderer  Gewerbsmann, 
der  mit  den  durchziehenden  Reickafcruppen  wSheend  des  SOJährigen 
Krieges  vielen  Verkehr  hatte,  daher  die  Tielen  Gnrrentaorten ,  mit' 
denen  ihrSold  oder  ihre  Löhnung  besahlt  wurde;  auch' mancher  harte' 
Thaler,  den  der  Soldat  als  Nothpfenning  aus  seiner  Heimath  mit 
in  den  Krieg  genommen  hatte;  U)  es  lassen  sich  yiele  Fälle  denken, 
wie  der  Vergraber  dieses  Geldes,  der  sein  Geheimnifs  aus  Furcht, 
Terrathen  zu  werden.  Niemand  anrertraute,  in  der  Nähe  der  von 
den  Schweden  so  oft  geängstigten  Stadt  München  unrermüthet  um* 
sein  Leben  gekommen  seyn  möge,  ohne  mehr  über  sein  Geld  dis« 
poniren  zu  können;  5)  solche  Münzsorten  liefern  einen  sichern  Maas« 
Stab,  nach  welchem  die  damals  deutschen  Fürsten  ihr  Gurrentgeld, 
um  ihre  Soldaten  zu  bezahlen,  ausmünzen  liefsen,  indem  uns  die 
neuere  und  ältere  Geschichte  lehrt,  mit  welch  schlechtem  Gelde 
achoA  bey  Griechen  und  Römern  der  Soldat  aur  Zeit  des  Krieges 
bezahlt  wurde. 

Der 


r  29 

Der  gMte  Tuii^  iravA«  b^baheii/  dte  Werdi  Sessl^ben  r»^ 
gmet, 'vad  de*  Finder  bilotam^      '«''^ '     /.  ^Inj '...   ^n    ^         a— : 

e)  Aneh  die  hiesige  kSalgl.' Pollzej-Dir^cf ion  anterliefs  nicbt^ 
wenn  siehbey  den  rbAen^  mn  dieSfcadt  henua^  mnterooinmeaeo  Aue« 
grabüDgen  und  Bavten  einige  Mflnsen  landeir  ddU  'dieft  za  ibrer 
K«initni&  kam/dasOefamdene^chtwedekr^iaei^  an*  *£eliön.  Akademie 
der  Wissensehaftea'  ainsiuienden  ,<  ■  ifdet  die  jffinder  >  anzuweiMia  ^  et 
dabin  zn  brikigen.  Auf  diese -Arif  erl^lt«das  königl.  Blllnzkabinet 
in  den 'Jahren  1815  «nd  I8l6  fünf  aoloheLiefegruBgen,  irociflglich 
ane  'einem  devi  ebeipaligen  Kinderbaase  .^hörigen  .Garten^  die  zwar 
TOn  keiner  beaondcirnBedeiitiing^waren^abiriidoch  .«ittein^der  köni 
Sammtimg  £riiiende  MOnse  ytin-Heroogi Albert* VI  fobi^  Jkhre  1^62 
lieferten,  welche  anf  der  einen  Seite  ztirey  fiber  einander  gelegte 
Dolebeiuit  den  Worten:  Trau  Siiucb  (sie)  wem,  nndanf  der  andern 
den  doi^elten  Beicbsadler  mit  den  baiier.  Weeken  auf  der  Brust  bat« 
te"^).'  Eine  cwejrte  war.  ron  dem  Heiser  M'ax.ejitina.niit.derUmsdiij£t: 
BBSXlTVTOa.  UBB16  SYAg. 


p        / 


«  j 


Da  es  der  ansdrfickliche  Wille  Sr.  königl«  Majestät  ist,  die 
Sammlung  raterlän bischer  Mfinzen  nach  und  nach  zur  Vollstän- 
digkeit zu  bringen ,  so  rersMumte  der^  MfinzkabinetsoGonsenrator  kei- 
ne Gelegenheit,  die  sich  ihm  zur  Ausfüllung' der  dfiirin noch  roithan« 
denen  Lflcken  darboth,  und  bezahlte  mftnches  seltene  Stflck  mit 
dem  drey-  und  tierfadieta  Werthe.  Einige  dieser  Erwerbe  sollen 
hier  den^  Lesern  bekaftnt  'gemjtöht  weilten;  um'* dadurch  die  Besitzer 
irgend  dries  s^«mlBii  viitiirUhidiacfaeiP'Statliee  Mti  Üeberlasanng  an 

das 


*}  8.  die  a1uid«mfsc1i6  Torlenmg  über  ,slBige^  lelteae  uid  vnbeluuuits  ScImo- 
Monssa  Hsrsogt  AUrccbtT«  aiu^BaisM  S«  i^ 


30 


das  köoif^.  JQll«i;d$2iliinMt'.  aitfiilnilinteii«  •  Uip.  W«Mm»..  4at«'  königl. 
Schwedischen  Gesandten  in  Sachsen  Fra«'^..-ft i}  44 .  «iMbH  (iu|td#r  vbpik 
8«  29  angefflhrten  akademischen  Vorlesung  >  dafs  uns  die  überaus 
seltene  MediiUe  auf  Frinz  The^dOr.<)er8f|[^li>4i|neiirS4lBWilhelmdes 
IV*  vom  Jahre.  1  a&i  tahite-i  nnd  wir  dAre»  jEnwerh  wAuacAteo  i .  ii# 
trog  sie  usfip  im  Hahre  l&if  um  21) ' sa^haHche  IBhder  .an  ,i'  nnd  •wiv 
kanftto  aie^  -^  Noch  vä^^ok  iniAti^m*  tv^ulBitmA 
Zweckes  urar  jener  Srwierl^#  4en  ivirrim  .y«rfliMseneik  <2ah^ 
Herrn  Christian  Binder^  eihat  inAngsbnrgp  jMt  iafitiitigär^  osaehn 
ten.  D&Bser  allen  Münasaadnlesn .  tekattnte  lliBzkMner.iind-HJimUeii 
war  so ^IfickKcb^  jene  , itetrSchtüehe  .BamBililBg''4as  :§cbfmnJiSÜ!^m% 
Forsckevs  loseph  Maildc».  rkaisierjir  Bbaibailuid^roMsQSft  an  im 
hoben  Sdbub  m  Ptag*^  'näc^.»deasfen;:9?od>sai  Uau&n,  «id  *Hft|  .noch 
ehe  das  Verbotb  ergiengi  keiais  ^^iaaenitchnftliahe  oderHnn^kfGbnaBK 
King  aus  den  östsrreichiBcben  Landes  <sa  lilhren^  aach  Stnttgan'stf 
bringta«  Da  er  sie  einvel^^  .wwderMtltafserCe^  so^eybanften  wirnm 
ifam  manches  ^mterlincUschaSiAG&Ai^  unsere  Sanraiking^  flbee  Aeiseor 
Besitz  wir  uns  jetzt  noch  freuen ,  und .  wotoa  '  wb  oliseia  Le'aedaiiut 
das  Wichtigere  hier  piittheilen  wollen. 


P.  fSlsJftclvs    M  tt.o  «  e  D« 


•I 


4tus  .der  alten  Gkuriinie:  ffalagv^  Christoph)  dea 
J^hnna  yft»  J^emburg  r^r-mWald  ftobn»  wurde  im  Jahre  1^3Q  sun 
ttteig  TOB  Schweden  >  ONtoemarlf  «ad  {fovwitgea  erwfibl^»  lynd  «^vb, 
^fk  Jahre  1448  ki^denlos}  .eti.  ist-  emr  eii\^  ^zigB  AjLO^e  ?a|I  ihm 

feich«  mfk  dt»;  pAlKlMicfiMlk«  k«Sikd§t*),  Wi«  JmM^^  .#«b,  nicht. 

Ot- 


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PI    t'  .1»    ;  •  'PO 


* '     ■■    T  1  •  *  ' 


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t      0 1 1  o  n.  von  idds&äc^ ,  de^  Torigcn' Vbtter  und  Erbe  setner 
r.i|i  da9r«lier9.:?falft,:7e844»iX<l  dfttf^lblt  .fi]^  |Sil«ii«l^r^«r  wo  er 

auf.der  «iMOn-  imdi44n  M«r)»«}|e*).Wefk«»>«|f^4«r  «««dem  $f)itc| 
8Qhri<;b  Oft  «Ä>igemn?4!Mlgl9ft^!0tti»':II«'.9a«  >««4  bi«lt.'.8i«  ifif  Miptul 

Unt«r  fU«  4«I(«(MMIl  jip^f^lfCisQjh^A.  Xb«le«  :«ebi9rt  joe^t 
W«lclieo  «leiok.MQli  d0ib  IUilit9t}9pnM^»nMl.<JM¥r%3lfiaS.44r.)9ß^ 
•ch«  Knrfibwt.f  biÜpp  i»  {i^Mt«nd99iA^<b£<i^/fi«*  AiMfilia4«r ^8^ 

Grafen  Ott  Heinrieb  and  Philipp,  scblagen  lieCi;  und  welcben  irit  bey 
dieser  Gelegenbeit  nnswer  Sfimmlang  .eimrerleibtea. 


t»i  r\ 


»  • 


ittrsten  aus  dieser  Jdnie,  Friedrieb  des  III.  >  weleber,  nachdem  die 
«^e.ifwrlini•  #BBb  .i*M^-«'^4..fliW  TW«W!»#% iflH  r  Pwprrcb  erlo- 

««b««  .W4r,.  j(di«l.ipQ|lfwffb9  >i(m«4|{#<h Jl^f^^      .j.ftf  ^  W«?  :  «ff<>Ö 
bi9fl«l9fha|ias|||a^^  49«««l|eM  ynf  ,nrfb?^.H4rD?>#>tejp,  n^  l^lfai«^ 

üod: ii»  m».||^  j«wKwl|fdig9r^A  libl; pif  -Jei|^  1^i;4^)ip  .«ber.dfw  Qet 

IrnnsjaNr  di/mß:fM*flfl^Viiirmtlthem  fkiQjMlef^./Bl^fdaiQe  Ton<>i|i|i| 

r«raii)«ü|t«y  l*idw)^gK,<  jmdr  Auf  dii^  Ji^  44§2  ift^fisetjst.*) 


»     .  i,.    1. 


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1.: 


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•)  Kritische  Qeytrag«  Eur  MOn&^nnde  des  Mittelalteri  Ton  Joseph^  Mader.  U 

Theil  S.  174«   Da  dem  Gonservator  des  königl,  Münskabinets  keine  pfalzP 

fche  Müii^e  beltaimt  ist,  Worauf  die  b ai er iscHeir' Wecken  allein  ahn4 

.  den   pfalsischen  Löiren  vorkommen ,    so  soll  ibm  dieses  seltene  Stflck  einst 

Stoff  ku.  einer  besondern  Abhandlung  geben» 

*)  8.  Exters  Versuch  einer  SammlvBg  tpon.püle;  JIOnMi»    itir  Theil  Seile 


335  et  seq. 


,  1. 


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r     TI    ..• 


'  Der  befeoiiddt^  Sttftw  diesi^r^  Linfe  war    itenog    Philipp 
Ziudwigi    des  '  Hcfraeg^   VMo%Äg  alte«*  Sohn *)y  »wifllgen   seiner 

W^  Ei't^p^-Wigtfe  f«öhoM"*or'iDAr'tf8>S(LJifein^>^^ 
sem  Fürsten  nicht  eini^äl  ijtkiii  lireiftV  Sob^d^ihtttate^M^ 
flicht  bekommen  können;  wir  waren  so  glücklich,  eine|tlLoth  schwe- 
re Otal-M^ilailla   i^oifa  jBiitW»^9«W  ««t  «deseeft^Bildnifs  ta  erwerben, 
Qhd  itolfeh  aidtfe#  «teifiitfttatifiAAWi^llilloA  AeA  lifete^  «at^ibidi' 
schert  SHIniAlilddi/-  ie#'iUdj2ftge^^tftlr<ita%ii  «li^tyii'^mitthettelkll  ^ 


Bftiiöriscilie» 


?       •  -      • 


MaxImiHaii^l^  ^jEiji^  i^^e^^^ukatoi^cbwere  Medaille  ron 
«diesem  grofsen  Kurflinten  rom  Jahre  1644  mit  smnem  rollen  Titel 
tfl#¥l^|{b^^iM>%l>tW>dl«^Mi(>«iaMftefl.u7  -11  tinnüol 

-  •<'  '^mviinllf^iP'CrttiWWn  «lifai^>9%rMftl.<'l>M  gffhifHtfcdhM 
B^tiÜfBild^^s  ^gcifIf^M1A4($!i^Wk''#Httelt|l«««/I>  ^^id^e*  «ndlMit« 

^  atti^>d^>)Rmi^'V>  Oflft^IA>€)EilP  MBCylMi  vi^eblfc  <dteWM  «feliMix 
Bälteä'>6rliMI^tf  ^^if''<MKlP<^iif^l!lf«dCiiUtfn  «üT  ibtl^oHülei'  bttieitadie' 
Mfioner,  nämliohXeonatdVö»  Egkh,  VViltelu  ton  Fteyberg  sa 
Hohenaschau«  Oktavian  Schrank.  Karl  Kdckh  zu  Bron,  nnd 
Hans  Offenbeck  aus  Hegensburgj    es  wird  uasern  -  Lesern  nicht 


unlieb  seyn,  trenn  trir  ihnen   einst  die  Bildnisse  dieser  berühmten 

Baiern.  deipcn  wir  hoph.  einen  sechsten,    nämlich   den  Kanzler  Joa- 


.1      •     »  ,     •  •  .  I*-»;' 


.  ?P;n.,  P.0D^c;rsberg|    ScIiwiqg9i;Bohp .  des    Karl  HöcJkli  ?on 

K   9  Bruii 


it  j»i .  ,     ,♦     >n  Ji  •    1: 


*)  S«  die  ErinncriiDg  an  Pfalzgraf  Karl,    Stifter  der  allein  iiooh    blüheiideii 
**)  S*  190  im  etiton  und  415  im  swejtenTbeil  seiner  oben  genannten  BeytrSge* 


^»m 


3S 


Brim   beyfOgen   woUen^    in   einem  bcsoi^ern  'Anftat^e 
nerden.     - 


..  Ehe  wir  diese  FortseUong  der  Geschichte  des  königl.  MOiia- 
Kabinets  btsehlieisen,  wollen  wir  noch  kurs  jener  Geschenke  er« 
wähnen,  welche  demselben  an  modernen  Mfinzen  gemacht  wordeii 
sind.  Von  Sn  Majestät  dem  König  erhielten  wir,  nebst  andern,  drey 
goi^lene  Schaumünzen  von  ^olsem  Metall werth .;  die  eine,  zwanzig| 
Dukaten  schwer,  welche  zu  Wien  auf  die  Anwesenheit  der  russi«* 
^cheo  Hai&eriq  Elisabeth  gepi:agt  worden  j  -—eine  andere  Ton  55  Du« 
katen,  welche  der  englische  Gesandt^  Lord  Gastlereagh  wäh- 
rend des:  Wiener  Congresses  den  dort  reraammelten  SouTorainen 
|]l)erreichte ;  sie  hat  auf  der  Hanptseite  den  Kopf  des  damaligen 
FrinzrBegenten,  jetzigen  Königs  von  England,  mit  seinem  Namen 
nnd  der  Jahrzahl  MDGGGXIVf  und  auf  der  Rückseite  das  durth 
profsbritanien  noch  aufrechterhaltene  E^uropa  mit  der  schonen  Um«- 
achrift:  Se  ipsam  constantia,  Europam ,  exemplo }  <;—  und  eine  dritte 
auf  die  Vei^mählung  der  königl.  baier«  Prinzessin  Charlotte  mit 
Kaiser  Franz  IL  Ferner  eine  aufdieBerchtesgadner Wasserleitung  in 
Silber.  — >  Se«  königl.  Hoheit  unser  Kronprinz,  Höchs(welqher  sich 
durch  den  Bau  der  Glyptothek,  noch  m^br  aber  durch  dessen  kpst* 
baren  Inhalt  ein  der  Zeit  trotzendes  Denkmal  stiftet,  legte  in  den 
Grundstein  derselben  eine  Medaille  mit  &Qinem  und  der  Kronprin- 
zessin Brustbild  auf  der  einen,  und  folgender  Aufschrift  auf  der  an« 
dern  Seite:  „von  Bajerns  Kronprinzen  wurde  für  Bildhauer- Werke 
9,der  ältesten  bis  zur  neuesten  Zeit  die  Glyptothek  erbaut,  der  erste 
„Stein  gelegt,  am  23.  April  des, Jahres  I8IO"  in  11  Zeilen.  Nur 
drey  Exemplare  existiren  von  dieser  seltenen  Mfinzej  das  goldene 
ist  in  dem   königl.   Münzkabinet  hinterlegt  3   das  Silberne  iiegt   im 

5  Grün« 


S4  

Otwide  des  GebSttdes^v  das  Bronsene  behieken  Se.  kSnigl«  Hoheiit 
für  Mch. 


V. 


Se.  Durchlaucht  der  ^Herzog  Emench  Ton  Dalberg  beschenke 
te  das  Münzkabinett  als  er  es  im  Jahre  I8l6  besuchte ,  mit  einer 
seltenen,  1 0 Loth  schweren  ailbernen Medaille ,  welche  auf  der  eiifea 
Seite  die  zwey  Brüder,  Rainer  Karl  V.  und  Ferdinand  I.^  auf  def 
ändern  ihre  Schwester  Maria ,  Königin  von  Ungarn  darstellt.  — -  Der 
Herr  geheime Staatsrath und General-Director  von  Ringel  rermehrtd 
Bnsern  Münzschatz  nebst  andern  mit  einer  Schraubmedaille  auf  den 
General  Wellington,  worin  sich  aeine  gelieferten  Schlachten  in  iW« 
minirten  Kupfern  befinden.  —  Hr. Bar.  r.  Eichthal  beschenkt^  uns 
mit  einer  orientalischen  Goldmünze  ä  if  Ducaten.  «-^  Endlich  rerdient 
noch  eine  besondereErwähnungdaaMünzgesckenk;  welches  wir  im  Jahr« 
iSlQTonunserm  Landsmann,  dem  dermaligen  Professor  der  Mineralogie 
in  Dublin  erhielten.  Hr.  Karl  Ludwig  MetzW,*  genannt  Gieseke,  atii 
Augsburg,  brachte  sieben  Jahre  in'Ot'önland  zu,  um  sich  dem  Sttz« 
dium  der  Natur  zu  widmen ;  bald!  ioach  seiner  Anstellung  in  Dublhi 
liefsen  ihm  seine  dortigen  Freunde  folgende.MedaiUe  prägen,  woron 
er  uns  ein  Exemplar  in  Silber  zum  Geschenke  machte.  Haupt« 
8  e  i  t  e :  Herrn  Ton  Giesecke^s  Brustbild  im  Profil,  von  der  rechten  Seite 
mit  der  Umschrift:  C  L.  Giesecke  Equ.  Aurat.  Min.  Prof.  S.  Hon: 
S.  D.  A.  Hib.  JR.  Ä  etc.  {Öarolus  Luäovicus  Giesecke  Eques  aura* 
ius^)  Mineralogiae  Professor y  Socius  tlonorarius  Societatis  DuhlU 
hensis^*)  Academiae Hiberriicae  Regiae  Sodalis.)  Die  Rückseite  stellt 
im  Hintergrunde  eine  Ansicht  des  fekigten  Disco  -  Eilandes  ror,  im 

Vor. 


X 


*)  Herr  Gieseclto  iit  KommaDdeur  des  lonigl.  dämtclien  Danel>rog-Ordenf» 

**)  Die   Dublin   Socii^  iit  eia  tod  der  Acadtmia  hibernicat    und  von  der  üai« 
reriitii  lu  Dablio  yersehiedenet »  für  eich  beitehendet  Iiutitat» 


35 

VardBTgraade  Basallsleiney^  einen- Eisbar  etC'UniscImft^  Jfy^mio»  VII^ 

sub  Arcto  toleravit  ingenti  naturae  perculsus  amore.  MDCCCXFJL 
Zugleich  gab  uns  derselbe  ein  kupfernes  Exemplar  der  St.  Patriks 
Medaille,  welche  die  königL  Societat  der  Wissenschaften  zu  Dub« 
lin  in  Gold  oder  Silber  denjenigen  wissenschaftlichen  Männern  zu- 
theilt,  welchen  sie  ihre  Achtung  oder  Belohnung  erzeigen  will, 
und  auf  deren  Rückseite  der  Name  mit  einer  Inscription ,  deren  In« 
halt  TOtirt  wenden  mufs  9    eingegraben   wirdf).     ^ebstdem   erhielten 

wir  Ton  ihm  einen  Sechsachiliings*Zettel  Grönländischen  Papiergeldes. 

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Und  hiemit  wollen  wir  die  z\f  eyte  Fortsetzung  der  Geschich- 
te des  königL  baier«  Münzkabinoc^«  beschliefsen ,  zugleich  aber  un« 
aerm  yor  0  ijahren  ausgesprochenen  Plane  gemäfs»  zur  Erweiterung 
der Wissensclial^  sil^st,' einige  n'6ö%Ul?e&ä^^;  IhcH^^^  theils 

moderne  Münzen  in  Kupferstich  ^(f^ern,   und  .mit  Anmerkungen  be- 
gleiten. 


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*)  Die  Herrn  Gieiec^e  ^n^fSteUteJUed^iUe  wog  zwan«ig  Ducatea, 


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86 


Erklärung 

•iatg«r 

noch   unedirten   griechischen  Münzen 

Anhang  cur  xweyten  Foruetsang  der  Geschichta 

königlich-bAieritohen  Hflnskabinetf 
Yom  Jakro  1814  bii  1820» 


lo  der  ersten  Fortsetsong  der  Geschichte  des  hdnigL  baier.  Mfini« 
kabinets  legten  wir  Rechenschaft  Aber  das  Merkwürdigere  und  Sei« 
teuere  aus  unserer  Sammlung  rom  Chersonesus  taurica  bisPaeonien 
ab;  in  der  swejten  wollen  wir,  auf  gleiche  Weise  fortfahrend,  den 
fibrigen  Theil  ron  Europai  Ton  Macedonien  bis  su  den  Aegaeischen 
Inseln  I  durchgehen« 


AERO« 


3r 


AEROPUS  REX  MAGEDONIAE. 


Weder  die  Doctrina  numorum  veterum,  nock  Mionnei 
kannten  eine  Mfln«e  Ton  diesem  alten  Blacedonischen  Könige  wel- 
cher Tierhandert  Jahre  ror  Christi  Gebart  regierte,  und  um^  das 
Jahr  394  starb. 


Dem  grofsen  Nomismatiker  in  Florenz,  Domenico  Sesti- 
Bi,  gebtthrt  das  Verdienst,  der  Erste  gewesen  su  seyn,  zwey  Mfin« 
sen  Ton  diesem  König  bekannt  gemacht  ma  haben,  za  denen  jetzt 
noch  eine  dritte  kommt,  welche  swsir  schon  Hnnter  Tab.  68  Nr. 
XXI.  in  Kupfer  stechen  lieft ,  aber  nnter  die  Ungewissen  zählte, 
weil  sein  Exemplar  keine  Anfiichrift  hatte«  Wir  wollen  sie  alledrey 
Bther  beschreiben« 


d)  Cap. 


is  barhatum  leonis  exuviü  tectumf 


b)  JEPO.     Lupm    dimUUm   aliquid-  devorans.    Supeme 
dava.  AR. 


Diese  Mflnze  ist  in  Sestini*sjD63cripf(0  numorum  veterum  etc. 
Tab.  nh  Nr.  6  in  Knpfer  gestochen;  und  befiud  sich  damals  in 
dem  Museum  zu 


n. 


d)  Cap.  juvenile  pileo  tectum} 
&)  AEFOno.    Equus  subsültam^ 


JE. 


Pietro  Van-Damm  in  Amsterdam  war  ehemals  Besitzer 
daronj   in  der  Cousinerischen ,   jetzt  königL  baier«  Münzsammlung 

be* 


38  

befindet  sich  ebenfalb  ein  Exemplar ,  das  Sesti'ni  ii|  seinen  lettere 
€  dissertazioni  numisrnatiche.  Tom.  V.  pag,  7  in  Kupfer  stechen 
liefs;   ein   zweytes,  das  w  besitzen^   hat  auf  der  Rückseite  einen 

Equus  dimidius. 

m. 

d)  Caput  Mercurii  tenuißlo  redimitum  cum  petaso,  v.  d^ 

/  ■  •  < 

N 

6)  AEPOn.  pars  dimidia  leonis  currentis  ad  dextram.  AE. 

Tab.  L  Nr.  1. 

Diese  Müsse  .köiqmt  schon  bej  Hunt  er  ifov,  wie";  wir  oben 
sagten  9  aber  ohne  AufschrijTt}  auf  unserm  Exemplar  steht  der  Name 
des  Königs  ganz  deutlich^  weswegen  wir  sie  hier  in  Kupfer  stechen 
liefsen)  sowohl  diese,  als  die  rorstehende  Münze  wurde  in  der  Ma* 
cedonischen  Stadt  Amphipolis  gefunden.  Alle  diese  drey  Münzen  ge- 
hören unter  die  sehr  seltenen,  da  sich  selbst  im  Wiener  Kabinet 
nur  eine  Ton  diesem  König  befindet. 


«s 


PAÜSANIÄS,  REX  MACEDONIAE. 

Fausanias  war  der  Sohn  des  TorerwShnten  Königs  A e r o-^ 
pus,  welcher  aber  nur  ein  Jahr  über  Macedonien  regierte,  da  er 
Ton  Amyntas,  dem  Grofsvater  Alexander  des  Grofsen,  im  Jahre 
393  Tor  Christi  Geburt  ermordet  wurde.  Sc^stini  macht,  in  dem 
Torangezogenen  5ten  Tom.  seiner  Lettere^  drey  Münzen  bekannt, 
denen  wir  noch  eine  vierte  beyfügen,  und  zwey  daron  kum  ersten- 
mal in  Kupferstich  abgebildet  geben. 


1. 


fl)   Caput  imherhe  vitta  redimitum; 


^ 


j) 


39 

b)  IIATSAlSlA.    Equus  ttans  intra  quadratum) 

» 

Diese  einzige  kannten  Eckhel  und  Mionnet.        AE. 


\ 
\ 


2. 


a)  Caput  idem; 


h)  TULTHATSIA.    Leonis  salientis  pars  dimidia;  bey  Ses< 
tini  in  Kopfer  gestochen.  AE. 

a)  Equi  currentis  pdra  dimidiä; 

h)  UATS,    GäUa  crbtoto«  Arg.  avAaer, 

Tab.  I.  Nr.  2. 

a)  Caput  imberbe  diadematunti  ad  d. 

h)  IIATS.  Par$  dimidia  apri  currentis  ad  d.        AE. 

Tab.  I.  Nr.  3. 

\ 


S    c    i    0    n    e. 


1. 


a)  Caput  muliebre ,  forte  Veneris  ad  Sin. 

5)  zmsiNAlflN.  Duae  columbae^  vel  aquilae  sese  cbviantes. 

Tab.  I.  JVr.  4*  AE. 

2. 


40 


a)  Caput  PälladU  adversumf 

b)  idem  iypWf  sed  M.  AE. 

Xah.  L  Nr.  5. 


3> 
a)  Caput  jipollinis  tenni  JUo  redimitum,  capillh  tonsis} 

IK    ^^^  Simplex  intra  quadratum  inciuum.    AR. 

Tab.  h  Nr,  6. 

Nach  der  Halbinsel  Ballen e^  oder  P^tlene  la  Blacedonien 
legen  die  alten  Geographen  ftkif  Stfidte ,  worunter  eine  Namens  S  c  i  o  n  e 
Torkömmt,  nach  welcher  Stadtdie  Athenienaer  rielen  Weinhandel  triebem' 
Eckhel  kannte  keine  Mfinze  Ton  ihr,  ebenso  Mionnet;  erst  Sesti« 
ni  führte  in  seinen  Classibus  generalibus  diese  Stadt  auf,  und  be«' 
schreibt  in  seinen  lettere  Tom.  V.  pag.  LXIF.  obige  Mfinze  nSher; 
wir  Uefern  sie  hier  Tab,  L  Nr*  4  ^^  einen^.  getreuen  Kupferstich^ 
und  fQgen  ihr  züb  Nr.  5  nqch  eine  zweyte  bej,  die  nicht  unwahrw 
echeinltch  auch  dahin  gehört^  da  sie  einen  ähnlichen  Tjpus  nebst 
einem  liegenden  2J  hat^  das  fbr  den  Anfangsbuchstaben  des  Namens 
der  Stadt  gelten  könnte;  auch  bey  Hunt  er  Tab.  67.  Nr.  XXV. 
kömmt  unter  den  Ungewifsen  eine  ähnlich^  mit  yier  Buchstaben  Tor^ 
die  man  rückwärts  leicht  für  ZKISl  lesen  könnte.  Nebst  diesen  2 
Münzen  in  Erz  besitzen  wir  in  unserer  Sammlung  eine  dritte  (hier 
8ub  Nr.  6  abgebildet),  aber  in  Silber,  welche  der  Fabrik  und  dem 
Metali  nach  hieher  tu,  gehören  scheint;  indem  die  Münzen  der  be« 
nachbarten  Macedonischcn  Städte,  Heraclea  Sintica,  Mende,  Nea^ 
polis,  Orthagoria  in  beyder  Hinsiciu  grofse  Aehnlichkeit  damit  ha- 
ben.    Sestini  war  früher  der  Meynung;  dafs  dieseMünze  der  Stadt 

Sco« 


1 41 

SootQSSisi  gdhftre;  finderte  sie  aber  später  dahin ^  dafa  Scione  na- 
her Anspruch  darauf  habe^  indem  er  J&KiJ2  darauf  zu  sehen  glaub« 
tej  wir  sehen  ISl  nicht  3  denn  so  gut  diese  AfOnse  an  sich  erhalten 
ist,  und  so  deutlich  die  ersten  swey  Buchstaben  darauf  zu  lesen 
fiindi  so  zweifelhaft  bleibt  es  doch,  ob  die  zweyte^Sylbe  Ii2,  wie 
Sestini  glaubt,  oder  ob  es  blos  O,  wie  wir  zu  sehen  glauben,  heis- 
«en  soll,  in  weldi  letzterm  Falle  die  Stadt  Scotussa,  von  welcher 
die  alten  Auetoren  sprechen,  darauf  Anspruch  hd)en  wünfe.  Wir 
liefern  (fie  daher  sub  Nr.  6  ebenfalls  in  Kupferstich,  und  bemer- 
ken die  unsMrm.  Auge  nicht  sichtbare  zweyte  Sylbe  mit....  In. jedem 
FaUe,  dieAfilnze  mag  nJMtfa  Betone,  odenScotussa gehören,  erscheint 
«e' unsere  WisSens  hier. zum  erstenmal  in  Kupferstich,  und  ein  in 
Hinsicht  ihx^r  .  Umschrift  ganz  gut  erhaltenes  Exemplar  mfag  ernst 
ttber  ihren  wahren  Geburtsort  entscheiden.  Sollte  die  Stadt  Scotus^ 
•a.  hierauf  gerechten  Anspruch  haben  #  so  mag  es  die  iaMacedenieii 
«od  nicht  die  in  Thessalien  geleg0nc  Stadt  dieses  NamenS  sejav'in» 
^em  ihr  Typus  mehr  macedonisch  als  thessaÜsoh,  ist^  jand  n^it  jenen  ron 
AphytiSt  einer  el^enfaUaMacedonisGhenSlQoastisdty  beynahe  gatizldier^ 
einstMnmt»  •  •  .    .     '.  t. .  .  1 


.  4      .  I 


i  4 
i 


•  •    • 


Thessalonica. 

a)  CABJNLd  {sie)  TPATSKTAAINA.  JTO.  hujm  Cajtut^  . 

6)  GECCAAONIKEflN.  infra  UTeiA.  Apolto  nudus  stans 
d.  lauri  ramuni.  S.  lapidl  xidmöta,  et  simül  lyrae  im^ 
positae  columnaCf  cui  serpens  implexus  itiAiiitür,  jux* 
ta  arcusy  ante  pedes  urna,  et  5  mala  aurea.       AE. 

Tah.  L  Nr.  1.  ^  .;       .. 

Sabine  Tranquillina   war   die,  Tochter  des    MisitheuSt 
eines  Mannes,  der  unter  dem,  }uiigen/Ii£U$erGpr4iM«iS  |II«  das  Reich 

6  mit 


42 


•^•».immmm 


mit. einer  seltenen  UIogKett  regierte;  in  den 'Künafte«  deft  Friedet 
ao  tfie  des  Krieges  gleich  erfahren^  gewann  er  das  unumaohi^nkt* 
Vertrauen  des  Katsera  ^  u»d  dieser  dadurch  die  Liehe  aeinas  Vi^llid^ 
welche .  dadurch  nur  noch  grdlaer  wurde  ^  «da  ea  sahi  dais  dar  Mini- 
ater  des  Kaisers  Schwiegervater  geworden» 

♦ 
Sabina  Tranquillina  war  die  Ti^and  und  Schflnhait 
selbst  >«ind  die  stolzen  Römerinqeni  weit  entfernt  tob  Eifersnohtübar 
ihre  Erhebung  auf  den  Thron,  aetaten  ihr  ein  Monument  mit  eüiar 
Aufschrift 9  die  eben  so  wahr  ab  achmeicholhaft  iOr  ue  war,^  wek 
ches  Beyspiel  auch  die  entferntesten  Provinzen  nachauahmen  aioli 
beeilten*}.  Daher  auch  die  vielen  griecbiaohen  Mflin«i^  w«le&a 
ihr  SU  Ehren  geaohlagen  wurden  i  und  wovon  wir  oine  hier  sum  erw 
aleamal  in  Kupfer  atechen  lieften«  S.  Tab.  L'üfn  7|  sie  ist  voii 
Thaasfldonica  in  Maoedonien ,  einat  Therma  genannt.  Ena  gans  o» 
liakannte  BMtoce  von  ihr  hat  Nettmann  Tbnlo  //.  p«  37  beka«at  ^ 
macbt^  auf  dcifea  Rflokaaiio  I^atonu  ihra  Zwittfaige^  in  dar 
einen  Hand  Apollo  und  in  der  andern  die  Dtaaa  trigt^  daher  aiodiMi 
Namen  Gemjellipara  erhielt«  Unsere  gegenwärtige  MOnae  hat  aitf 
den  nimlichen  Gultua  Bezug ,  atellt  jedoch  den  Apollo  allein  .vor, 
zu  dessen  Füfsen  eine  Urne  und  ftlnf  goldene  Aepfel  liegen ,  welche 
auf  die  in  der  Stadt  Thessalonjca  ihm  zu,  Ehren  gefeierten  pythi- 
sehen  Spiele  zielen ,  daher  auch  die  Aufschrift :  JÜT&IA  ^^).  —  Da 
die  Kaiserin  Tranquillina  bey  dem  Tode  ihres  Mannes,^  den  sein 
Nachfolger^  Philippusi  in  einer  von  ihm  seibat  erregten  Empörung 
aus  dem  Wege  räumen  lie^^  kinderlos  war^  so  schweigt  die  Ge« 
schichte  von  ihrem  fernem  ScbicksaL 

*)  S»  Hittoire  «br^gee  des  Smfiereurs  9f  des  Imperatricei  i    par  M.  Beauvaii, 
Tom.  I.  p^.  392* 

**)  Auch  tu  Ehren  des  Kaisers  ihres  Gemalils  feyerte  diele  Stadt  die  pythisehea 
'S^Mt\  tMtts  feber  auf  a«tt  MÜnBeii  dat  Wdvt  iV£/>KOFi2iV  1^7* 


43 


T    o    r    o    n    00 


ä)  Vm  monotum.    TE. 

h)  Quadratum  incnsum  macedonicum. 

Tab.  L  Nr.  8.'    ' 


jiR. 


I«i 


\      •»• 


'«        .    ' 


w  Xoraaq  war  naoh  den  alten  Geographen  eioe  Stadt  in  Ma- 
M4oman,  und  gab  ain^m  Meerbusen  itnren  Näpfen : .  Sinus  TorO'- 
Tmiu^^rTcronaicusf  die i^Dqqpjina  num*  veteruni  fpbxtM  unter  dqa 
]MadeAoDif«l|0i^'|fü9MU4tfM>  ;KWar  %i^^  hSh  aber  die  ihr  yon.Qok 
2im9t^9e9ebtiebßmM^^P  fi^^  ^^  falg|icb  erscheint  diese  MQo;?- 
mniäii^d^m  jd^  QUißßifm  gwemUrtkQfbi  bfljr  Itf  ioaiief.  Als  di» 
hiMr'Eab.'  I.  Ktv  flnabgfdbiklAte  J^1|n^^d1|fchG0u8ioery  bekaiint  TTur'« 
dtff.  nttd  4lbaro^rent  4i9chtl|(ii»  «icht^ider  gc^iAgite  Zweifel  erbojl^en 
wesdleut  ICMiot««  kt^..üß  9f%t,irqjl  ^b^t , 91^)1  .jllaceAonMP.>  ^^i-ffi^, 
w»ilerta;da4unib  .dM.6eb^..4)9r  :P|imi9i49tiiBpb?a  Oeoginphie .  ^ 

SMidii>  DarafMen  4ii|  «rttftüy)b#  ,:^  uq^yimcht  zx?  heiAtj  dinr^^npi^ 
ntdit  jihFer^maidlte^  indeoitidkM  YerNfeehalupg.  der  Yocale  bey  d^p 
Oricehea^'  hgilfig) i#prftaahnm  1    Vergleioht  ^u;  dieae  Münse  mit  jenen» 
anderen,  jtb9tt0;Jiiii)laQedipiiiwa».tbaiJi^  ,ifm.  den  !:(y>F09«9^a|i  Afeerb«k. 
sen  herumliegenden  Stfidte:  Bisalte ,  Mende,  beuon^etip^Jfegia^sas^jif^ 
ticü}   so    wird  man  nicht  nur  das  nämliche  Metall,  sondern  vorzQg» 
lieh  dasselbe  incusum  macedonicum  auf  der  Rückseite ,    und  grofse 
Aehnlichheit  der  Fabrik  unter  beyden  gewahr  werden^  folglich  der 
Classification  des  Qousf  nery.  upd  j9^9tijiixgpspe;beystimmen. 


(  •  I 


;i 


T    H    E    8    S    A    L    I    A. 

L  ti  r  i  s^s'o: 
a)  Caput  miüiebre  vel  juvenile  laureaium  ad  Sin. 

6  *  h) 


44  

b)  AAPh     TTietis  equo  marino  a^  A  vecta,  S.  tenet  cty^ 
peum  praegrandem ,  in  cujus  medio  monogramma.   I. 
'  id  est  Achilles,     T*  L  nr.  g.     '  '  AE: 

Wenn  die  griechischen  SjtSdte  Oberhaupt  darauf  stolz  wareBi 
dafs  schon  Homer  ron  ihnen  Erwähnung  machte;  und  w«nn  sie 
dieses  Homerische  Andezkhen  auf  verschiedene  Ajtt  zu  erhalten  such« 
ten:  so  gilt  diefs  rorzOglich  yon  den  Städten  Thessaliens^  worunter» 
Larissa  oben  ansteht.  Einige  ihrer  Mttnzen  tfagen  das  Haupt  des- 
Medusa'  2hr  Schau»  welche  P erstens  ermordete j  der  lange  in  Lai-'^ 
rissa  ge^vrohnt  hatte.  ^~  Hecto'rssgte  zu' Androibäoh^:  siie' wir*»* 
de  einst  in  fremden  lianden  Zeuge  weben,  und>afe  ^Sklatin  Wasaete 
AUS  der  Quelle  Messeis  ia  Larissa  äcfaöpfänmttts^n)  eine  Silbcvttifltiwt 
se  dieser  Stadt  stellt  Andromach^  Vör^  vfik  sld'^'aüs  d^ui  ttscheft'^ 
eines  Ldwen  Wasser  holt ,  und  verewigt-  tiadui^j^t^  Hott«t*ai:iias-<' 
sprach*).  —  Auf  der  gegenwärtigen  Mln^e«  Tob^'l.  ihr.  -Q  seblfm^far^ 
Thätis,  welche  in  TheStalien  einefn  (sige^aTMapel  hairie^lati(  eil^ei^^ 
Seepferd,  wie  sie  ihrem Pflegsolm  Aciriilea  d)»a  8ohttdf»4lbirtirili^fy» 
der  mit  seinem  Namen  bezeichnet  ist.  ^  Alle^e8e-drcgr*Mllfa«m"smd[) 
eine  Zierde  unserer  Sammlung  ^  mroron  wir  aar  dtefietaterb -hssriSns^ 
Hupferstich  liefern.  ^  '  '^  '  u,      ,    .: 

I: 

HeracleaTrdchim  '       > 

a)  Caput  Uonis  pilum  hustae  ore  tenens* 

b)  UFA.    Arcus  et  Pharetra  reticulo  in  variis  gyris  coU 
locatL '  AR* 

Tab.  L  Nr.  10. 

Es 


*  4 « 


*)  Man  sehe  hierüber  in  der  Doctrina  num.  vet*  die  Stelle  pag.  i4S« 


45 

Es  bleibt  immer  9o1iwer /' einer  MOnze  mit  einem  ^  mehrera 
andern  Städten  aukommenden  Namen  ihren  wabren  Geburtsort  anza« 
^etseo.  Stephanus-  ron.  Bysana  zäblt  .drey  und  zwanzig  Städte  mit 
dem  Namen  Beraclea^  wovon  eine  auch  in  Thessalien  lag.  Die 
Lage  derselben  versetzt  Liriua  an  denFula  des  Berges  Oeta,  und 
Strabo  rechnet  ihre  Entfernung  ron  deic  alten  Stadt  Trachin  auf 
sechs  Stadien I  daher  sie  auch  Heraclea  Trachin  geheissen  haben 
soll*).  Dafs  nun  oben  beschriebene  und  Tab.  I.  nr.  10  in  Kupfer 
gestochene  Münze  gerade  dieser  Stadt  gehöre j  leidet  keinen  Zwei- 
fel,  indem  sie  in  Hinsicht  des  Metall^j  der  Fabrik  und  Torzfiglich 
des  Tjpus  genau  mit  jener  Obereinstimmt  ^  welche  ihre  Nachbarn  die 
Oetäer  schlagen  Kelsen,  bej  denen ,  'so  wie  in  ganz  Thessalien  die 
Verehrung  des  Herkules  allgemein  war*.  Sestini  machte  in  einer 
seiner  neuen  lettere  e  J}i$sertazioni  sopra  alcune  medaglie  autonome 
di  varie  cittä  della  TeBsaglia**)  Mfinzen  Ton  yier Thessalischen  Städ« 
ten,  nämlich  Gteaene,  Elatea,  Heraclea  Trachin  und  Oetaei  aus  der 
ehemals  Cousinerischen,  jetzt  königl.  baier^  Münzsammlung  bekenn^ 
ohne  jedoch  rön  einer  derselben  einen  Kupferstich  zu  liefern.  Un« 
serer  ifi  der  Fortsetzung  der  Geschichte  des  königl.  Mttnzkabinets 
Seite  26  ausgesprochenen  Regel  gemäfs  sollten  wir  alle  diese  Mün- 
zen hier  in  Abbildungen  liefern  ^  weil  ^^lieine  auch  noch  so  genaue 
^^Beschreibung  den  getreue^  Kupferstich  ersetzen  kannj^<  wir  müssen 
aber  hier  aus  Liebe  zur  Wahrheit  gestehen,  dafs  wir  auf  den  Münzen 
der  ersten  2  Städte,  Ctemene  und  Elatea  oder  Elatia,  auch  mit  be* 
waffnetem  Auge  das  nicht  lesen  oder  finden  konnten ,  was  Sestini, 
darauf  gelesen  hatte  ^*).  Es  se;^  ferne  ?on  uns  behaupten  zu  wol- 
len, 

m 

*)  Tbucy4id«s  imd.Diodorat  iprachoa  cbea&llt  Ton  dieasm  Heradss 
Trachin, 

**)  Lauere  e  Dittertasioiii  namiimaticheete.  Tom«  II.  MDCCGXVII«  p«i2et  teq« 

***)  Mionnet  fuhrt  in  seinem  IL  Tom*  S*  98  eine  Mfinse  von  Elatea  mit  der 
nämlichen  Umtehrift  aus  FeUerian  an»,  seut  aber  bey,  daA  sie  imrecht  gels- 
sen  worden  wire» 


^46  

len^  ttb  wenB  dieser  scharfsinnige  Gelehrte  ^  dem  wir  so  riele  glfick- 
Uche  Entdeckungen  in  der  Nnmismatik  zu  rerdanken  haben ^  beym 
Lesben  obiger  Münzen  seine  Phantasie  an  Hülfe  genommen  hfitte; 
wahrscheinlich  hat  er  auf  seinen  vielen  naftii^matisehen  Reisen  ir« 
gendwo  eben  dieselben  in  besser  erhaltenen  Exemplaren  gefiunleii^ 
vnd  deren  Beschreibung  in  seine  Bricffe  übergötragea. 


O  e  t  a  e  i: 


a)  Caput  leonis  pilum  hcutae  ore  tenem; 

&)  Oir^.   (sie)  Pftareträ  et  arcus  reticulö  in  varüs  gyris 


collocatl  AR. 

Tdh.  1.  Nr.  II. 


t» 


Die  Bewohner  des'  Berges  Oeta  in  Thessalien ,  mit  welchen 
die  alten  Geographen  noch  drejr  andere  Berge  yerbahden,  Waren 
durch  bis  auf  uns  gekommene  Münzen  langst  bekannt"^);  welche  an 
sFch  sehr  selten,  aber  alle  aus  £rz  sind.  Abt  Neu  mann,  Eck- 
hels  unsterblicher  Nachfolger,  war' der  erste,  der  uns  eine  in  Sil- 
ber bekannt  machte,  cujjis  veneresi  sind  seine  Worte,  nee  vefhis, 
nee  scalpro  digne  eocprimasy  nitore  atque  elegantia  insignis^.  Die 
ünsrijge,  die  wir  hier  bekannt  machen,  ist  ebenfalls  aus  diesem  Me- 
tall, und  nicht  minder  schön  und  niedlich,  folglich  die-  zweyte,  die 
wir  in  Silber  kennen.  Hätte  sie  keine 'AUiechrlft,  sO  würde  maii 
bey  dem  ersten  Anblick  sagen  müssen,  sie  sej  Ton  der  nämlichen 
Sl^dt  Heri^ea'Traehin,  deren  Mfinae  wis  sa  eben  beachrteben  ha- 
ben; 

?i  Siebt  B,cmbrock,  Pelletin  etc. 

^)  PafeüllorUm  et  ^egirni  numi^^Hlfres-  U^'idM  p.  i69k     Wir   be»it«*D  von  dleier 
Ifeuroaniichen  Münze  swey ,  und  swar  vertchiedena.  Eieinpkr«^ 


y> 


47 

V 

ben;  nachdem  sie  aber  den  Namen  ihres  Geburtsorts  selbst  an  der 
Stirne  trägt  ^  so  Ififst  sie  keinen  Zweifel  fibrig,  dals  beyde  Mttnzen 
zwey  benachbarten  Stfidten  gehören^  die  auf  gleichem  Fufse  mUna« 
ten,  und  dafs  die  oben  angegebene  Stadt  Heraclea  nicht  wohl  eine 
andere  sejrn  könne  ^  als  welche  am  Folse  des  nämlichen  Berges 
Oeta  gelten  eben  dieselbe  Gottheit  (Hercules)  mit  ihr  verehrte*). 


Perrhaebiiu 

a)  Equus  Über  currens; 

6)  IIEPA.    Pallas  in  genübus,  armata  cum  hasta  et  cly- 
peo,  omnia  intra  quadratum  incusunu  AR. 

Tab.  L  Nr.  12. 

Eckhel  war  der  erste ^  welcher  im  Jahre  1786  iti  seiner 
Sylloge  prima  nurh.  vet  anecdotorum  pag.  113  eine  Silbermfinse 
Ton  Ferchaebia  in  Thessalien  poblizirte^  und  in  Kopfer  stechen  lieiSi^ 
sie  war  ein  Eigentham  des  Gardinais  Borgia,  und  wird  noch  jetat 
sowohl  von  der  Doctrina  num.,  als  Mionnet  als  einzig  ron  dieser 
Stadt  erklärt«  Im  Jahre  1793  sah  Sestini  eine  ähnliche  zu  Romi 
dann  eine  zu  Paris,    und  dann   eine  in  der  ehemaligen  Gousineri- 

schen 


*}  Sestini  bat  in  seiner  Deicrfpe.  num.  vef*  p*  151  nr^  ]  diese  Münse  suerst 
beliannt  gemacht,  ohne  eine  Abeeichnung  davon  su  liefern;  späterhin  liefs 
er  sie  in  seinem  IX,  Tom.  p.  21  nr.  29  aus  dem  Oothaischen  Museo  in  Ku- 
pfer stechen;  dessen  ungeachtet  Iionnten  wir  uns  nicht  enthalten,  auch  die 
unsrige  hier  in  Kupfer  zu  liefern,  theils,  weil  sie  ein  würdiger  Pendant  an 
der  vorstehenden  von  Heraclea   Tracbin  ist,   theils,  weil  die  Rüchseite  der 

'  Gothaischen  Münse ,  so  wie  sis  in  dAD  .w>rgenaniiteii  Leitete  geaeichnet  ist» 
mit  der  Unsrigcn  nicht  übereinstimmt« 


48 

acben  Sammlang*^;  aber  nirgends  ist  die.vnsrige  niher  beschrie« 
ben  oder  abgebildet.  — -  Perrhaebia  war  eine  Gegend  in  Thessa« 
Ken  9  deren  Bewohner  Ferrhaebi  genannt^  theils  gegen  Mitternacht 
nahe  an  den  Berg  Olympus  nndTempe^  theib  gegen  Mittag  andern 
Findus  wohnten.  Das  laufende  Pferd  ist  ein  ganz  Thessalischer  T j« 
pus^  da  die  Thessalische  Beuterey  schon  in  dem  granesten  Alter« 
thum  berühmt  war}  indem  die  Fabel  sagt^  das  erste  Pferd  sey  in 
Thessalien  gefallen^  und  von  dessen  Bewohnern,  den  Lapithen  be« 
sähmt  worden;  daher  die  Mähre  Ton  den  Thessalischen  Centauren. 


I* 


König  Philipp  Ton  Macedonien,  des  Amyntas  Sohn,  suchte 
Torzüglich  wegen  des  Bufes  der  Thessalischen  Beuterey  dieses  Land 
seiner  Bothmäfsigkeit  zu  unterwerfen  $  da  die  Thessalisehen  Stidte 
durch  diese  Unterjochung  das  Becht  zu  mflnzen  verloren  hatten,  so 
läfst  sich  hieraus  schliefsen,  wie  ak  obige  Silbermfinae  seyn  mfisse. 

Homer  sagt  uns,  daJBi  die  Ferrhaebie^  «wey  und  zwan« 
zig  Schiffe  zur  Belagerung  YonTroja  abgeschickt  hätten,  und  nennt 
sie  bey  dieser  Gelegenheit  ÜEPAIBOI  MiveitroXtjtioi  (tapfer  käm- 
pfend). Der  Typus  auf  der  Bfickseite  unserer  Mflnze  scheint  die- 
ses Lob  zu  rechtfertigen,  da  er  die  Pallas  selbst,  wie  im  Kampfe 
begriffen,  vorstellt. 

Scotussa. 
a)  Caput  Herculis  harbatum  leonis  eocuviis  tecturh.       ' 

6)  2:K0.  Equi  ^radientis  vel  pascentis  pars  dimidia  cmn 

pendente  capUtro.  AIL 

Tab.  L  Nr.  tZ^    -'  - 

Wir 

*)  St  denen  Untre  tomo  primo  vom  Jalire  l8i3  8*  86* 


^  A9 

Wir  liefern  hier  wieder  eitie  SilbcrmfinzC  Ton  einer  Thessa- 
lischen  Stadt;  Namens  Scotussa^*  welche  Ton  jener  Terschiedcn 
ist,  die  sich  im  Pariser  und  Wiener  Museo  befindet;  Mionnet 
hat  jene  in  seinem  2ten  THeil  pag.  24  und  Eckhel  diese  in  seiner 
Doctrina  nüm.  Fol.  IL  p.  150  beschrieben  j  beyde  Exemplare  sind 
einander  ^Idch»  untersoheideR  sich  aber  von  dem'Unsrigen  dadurch, 
^afs  sie  zw(ir  auf  der  Vorderseite  den  Thessalischcn  TypuS;  ein  weidendes 
Pferd;  auf  der  Rückseite  aber  eine  unbekannte  Pflanze  — - '  nach  Se  ä  t  i  n  i 
eine  Weintraube  —  hbbeii;  die'Unsrige  aber  eineh  -mk  der  Löwen- 
haut  bedeckten  sehr  schönen  gebarteten  Herkules^  Kopf.  S  est  int 
liefs  in  seinem  öftere  umgezogenen  IX.  Tom*  Tab.  L  Fig.  31  ebenfalls 
•ine  Silbermünze*  clieser  .Stadt  in  Hnpfer  stehen;  iaber  sie  ist  von 
der  Unsrigen  scN^ohl  auf',  der  Saupt-  als' Rückseite  ganz  rerschie« 
den,  und  der  H^ausgeber  ist  lin  Zweifel'^  ob  da^  darauf  yorkom- 
mende  Thier  ein  Pferd  oder  ein  Esel  sey^  in  Welch  letzterm  Falle 
er  sie  nach  S>ootussa  in  Macedönien  rerlegen*  würde.  Auch  die 
Ton  Mionnet  beschriebene  und  mit  der  höchsten  Potenz  ron  8eU 
tenheit  bezeichnete  Münze  in  Erz  besitzen  wir  ebenfalls»  nebst  noch' 
einer  kleinern  aus  dem  nämlichen  Metall^  welche  aber  auf  der 
Hauptseite  statt  des  Medusa-Hopfes  jenen*  der  behelmten  Pallas  trägt» 

Alle  drey  Exemplare   sind  sehr  gut  eriialten^  und  wir  müs-' 
sen  aus  Liebe  zur  Wahrheit  gestehen,    dafs   die   hier  in  Kupfer  ge« 
stochene  mit  jener  yon  Scione  sub  Nr.  6  in  Hinsicht  der  Fabrik 
greise  Aehnlichkeit  hat. 


mSüLA  AD  MACEDONIAM  ET  THESSALUM» 

HaZonesus. 

a)  Caput  Jovis  laur.  ad  d. 

1  ^) 


50 


6)  JJONlSE,    Aries  itana  ad  tL  ante  4>. 

2]g6.  J,  Nr.  14. 


AE, 


'  HalonesaSi  heat  zaTage  Felagnisi,  eine  Insel  swischea 
Macedonien  and  Thessalien ,  um  deren  Besitz  sich  einst  Kön  g  Fhi« 
lipp  mit  den  A.theniensern  stritt^  und  welche  ,Stc ab o  nebst  noch 
drej  andern  Inseln  mit  Scyros  verbindet ,  .uvurde  zuerst  Fon  Fei« 
1er in  in  die  numismatische  Geographie  ei^ereibti  indem  er  Tom. 
IIL  pag.  26  171  jene  zwej  Münzen  bekannt  machte^  welche  Eck« 
bei  Tom.  IL  p*  150  beschreibt,  und  Mionnet  in  Abdruck  liefert» 
Fellerin  selbst  gesteht,  dafs  ihr  Typus  jen^m  auf  MOnzen  tob  Ghal« 
eis  auf  derlna^l  Euboea  gana  ähnlidb  s^y-»  und  dab  folglich dieao 
3tadt  darauf  Anspruch  machen  könnte ;  die  AofiM^hrift  ^lAIJJ, 
welche  *8ich  auf  der  ersten  befindet,  und  die  Aehnlichkeit  des  Tj« 
pus  auf  der  RfLokseite  mit  jenen  auf  Mflnzen  des  Macedonischen 
Königs  Amyntas  IL,  Fhilipp's  Vaters,  machen  es  nicht  an  wahrschein« 
lieh,  dafs  der  letztgenannte  König,  sie  nach  Eroberung  dieser  Insel 
habe  schlagen  lassen}  daher  sie  auch  Mionnet  Tom.  IL  pag,  26  als 
zweifelhaft  anfährt.  Sestini  in  seinen  CZosaüus  generßUbus  sdieint 
diese  F eller inischen  Mfinzen  eben£aUs  als  nicht  dahin  gehörend  an* 
gesehen  zu  haben ,  da  er  eine  ganz  andere  als  einzig  mit  AAOJSHS 
anfuhrt,  welche i  wenigstens  in  Hinsieht  der  Umschrift,  ron  der  Un« 
srigen  rerschieden  seyn  mufs.  Den  stehenden  Widder  finden  wir 
auf  mehrern  Münzen  von  Inseln,  welche  ihrer  Lage  nach  gröfsten- 
theils  Tom  Handel  lebten,  dessen  Schutzgott  Merkur,  und  dem  der 
Widder  besonders  heilig  war;  man  sehe  die  Münzen  von  den  In- 
seln Same,  Gephallenia,  Hephaesti«  etc.  Uebrigensist  diese  überaus 
seltene  Münze  aus  einer  schönen  Fabrik/  und  im  Ganzen  sehr  gut 
erhalten,  auch  hier  genauer  beschrieben,  als  in  Descriptione  numo- 
rum  veterum  p.  155. 


AETO- 


— — —  51 

Ä    E    T    0    L    I    A. 

N  y  8  a  e  q. 

«)  Caput  ßacchae  kedera  coronatum. 

6)  nrcÄinisr.  Botrm.  je. 

Tab.  IL  Nr.  15. 

t 

Goltzias  und  Hardutn  machten  eine  Mfln^e  mit  der  Auf- 
•chrift  IS  IC  AISIN  bekannt,  die  sich  ron  der  Unsrigen  nur  durch 
das  Jota  (/)  unterscheid  et ,  da  diese  offenbar  ein  T  2um  sweyten 
Buchstaben  hat}  sie  legten  selbe  nach  Nisaea  ins  attische  Gebiet 
nahe  bey  Megaraj  der  FOrst  ron  Torremuzza  weiset  ihr  die 
Stadt  N i s a  in  Sizilien  zum  Geburtsort  an;  £chhel  bestritt  diese 
Meynung*)>  und  trat  ftür  di^fsmal  de^  Meynung  des  Goltzius  um 
80  mehr  hej,  als  ihr  Typus  auf  der  Rückseite^  eine  Kornähre  und 
f^ackel,  ganz  auf  den  Guhus  der  Geres  pafst,  die'  in  Megara  in  be- 
sonderer Verehrung  stand**)»  Die  Mflnze^  die  wir  hier  Tab.  I.  nr« 
IS  zum  erstenmal  in  Kupferstich  liefern^  hat  sowohl  #auf  der  Haupt- 
ais Rfickseite  einen  yerschiedenen  Typus ,  und  deutet  auf  Weinbau« 
Fellerin  legt  Tom.  IL  p/  l!28  drey Münzen  nach  Nysa  in  Garien; 
wer  sie  auf  Planche  LXVILmb  numeris  43j  44  et  45  mit  einander 
Tcrgleicht,  wird  sogleich  finden^  dals  der  Letzteren  ein  anderer  Ge- 
burtsort, als  Nysa" in  Carieu  wird  angewiesen  werden  müssen.  Ihre 
Rfickseite  stellt  den  liäcchua  mit  der  Kanne  in  der  Rechten  i  und 
den  Thyrsus  in  der  Linken  yor;    weiswegen  schon   Pell  er  in  bey- 

se- 

*)  Doctrina  num»  oef.   Tom.  /•  p»  227  «<  7*  IL  p.  224* 

**)  Di«  Claues  generales  fuhren  drey  Städte  dietet  Nameiit  ao  *  tetf en  aber  die 
eine  nacb  Thrazien,  die  andere  nach  Carien»  und  die  dritte  nach  Sa- 
naritjs,    ein  Beweis,  dafi  der  Auetor  derielben  weder  mit  Torremusiai 

noch  mit  Eck  hei  yerttanden  ist» 

7  • 


52  — 

•  «^ 

setzte  I  dafs  diese  Mfinze  auch  einer  andern  Stadt  gleichen  Namens 
aufser  Garien  zukommen  könne;  wir  glauben  daher ^  dafs  sowohl 
diese  Fellerinische  Nr.  45 >  als  die  Unsrige  zusammen  gehören^  und 
nach  einer  Stadt  verlegt  werden  müssen  >  wo  yiel  Weinbau  getrie« 
ben  wurde.  Da  unser  Exemplar  gut  erhalten  ist^  und  den  ganz 
ausgeschriebenen  Namen  enthält^  so  kann  ihre  Beksnntmachung den 
Numismatikern  nicht  anders  als  angenehm  seyn.  Ihr  ehemaliger  Be« 
sitzer 9  Gousinery,  rerlegte  sie  nach  Aetoiieni  Tielleicht,  weil  er 
sie  dort  gefunden  hat.  .  '•  '  ^     '       •  ^-    :    . 


f  ^       ,      .       <•      '  '     r 


A    C    A    R    N    A,N    I    Ä. 


M  et  r  o  p  0  I  ?  a. 


1    -f. 


a)  Caput  Apollinis  laureatimi  -  ad  d. 

b)  MHTPOnOAITSlN.     Dimidtus  bo$[ad  S.  cum  capitehu* 

mano  mfra  T  ,  -4JB. 

Tah.  ir.  Nr.  iÖ^ 


:  *.* 


,    .';    -  t    .i>' '.       "5^ 


Eine  Stadt  dieses  Namens  lag  nach  )?oljbiu8  Zii&ro  If^. 
Cap.  LXTF.  in  Akarnanien  nicht  weit  ron  Stratos  auf  dem/Wege 
nach  Gonope  in  Aetolien.  Die  Doctrina  num.  vet.  jrersetzt  sie 
nach  Thessalien,  und  führt  zwey  Münzen  daron  aus  Goltzius  an, 
deren  die  eine  in  Gold,  die  andere  in  Silber  obige  Aufschrift  ge- 
habt haben  sollen.  Da  der  Fall  hej  Goltzius,  leider,  picht  sei« 
ten  war»  auf  Münzen  etwas  zu  lesen,  das  nicht  darauf  stand,  so 
legte  Eckhel  auf  diese  2  goltzianischen  Münzen  keinen  grofsen 
Werth;  inzwischen  ist  doch  auch  manchmal  schon  der  Fall  eingetre« 
ten,  dals  man  eine  Münze  9  die  man  blos,  weil  si«  Goltzianisch  war, 

als 


..._»  53 

aU  unficlit  verworfen  hatte ,  ap&terhio  naoh  dam  UrtbaU  dar  Kenner 
als  acht  anerkenoan  joitt&ta« . 


i/- 


Vielleicht  ist  diefs  auch  hier  der  Fall^  da  der  Aufseher  des 
MUrfs^käbineta  io  Maibndfl  C!ttriaoat>}  ÜD^aam  Coloidgps  jPopuZo« 
rum  urbium  eti^R£g^m^  qu.brum  nttnü  mdsenuihtur  iniMuMio  R^giot 
Mediolanensi  Seite  12.  eine  Silber ntfnlte^  T/ükai  Me.teop.o'lia'^iki' AkaaV 
naiijen  anfühnt^  iimdSaito  3#  bäjfMU^i  ,hurmiß:.hufm.gi€urnitiniae  .isM 
bis  usque  Q4hmc  iunk¥s*  Ein  Ur^b^il  ^h  fdwAemigM&aia  IMftaakaa^j 
nair.Wst  kerne«  Zvfai£sl  tiJ^erc)4ie:Aeobl|[«i€udier-MtoMb.[fli^ 
er  derep  Typus laicbt^^s^Hri^lmib^^iSO/IrdvileQ.  iv^ir  auebnidit  aagaiit» 

i^,yjfAo. welt\e^.. mit 4iw^m nitf ; ubßßtm iKu»^  ftbeeaidkilMsii  **  s^*«/ 


noch  .oie  uns^ige.  .  Die  Stadt  MetropoUs  mag  übipgens  tbesaalisrh 
oder  akarnanisch  seyn  —  der  Typus  des  Apollo  köninft  in  beyden 
Provinzen  Tor  — r  so  ist  die  gesefiwärtige  Münze,  bis  jetzt,  .unsere 
Wissens^  einzig  und  ron  grofsen^  Wer(l^,  da  sie.^nl^ey  noch  so 
gut^eroalten  ist* 


0  *  '    %       • 


V -r«    r  '!  ifj    n»'i    o*/ 1. 


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B    0    E    O    T    I    A. 

« 

I  *  ■ 

Aspledon. 

a)  AZUA.    Dimi^iw  ^quM  mliens  ad  S,p  suh  quo  hordd 

grünum. 

^       b) 

*)  Da  die  Völker,  und  Konige  doreh  die  beständigen  Kriege  ihre  Territoriea 
Bäufig  yeranderten» und  vergrößerten,  so  geicbah  et  öAert,  äafs  die  an  den 
Granaen  derselben  gelegenen  Städte  bald  die&er,  bald  jener  Frovios  beige- 
legt, oder  cinTerleibt  wurden» 


54 


5)  Aquila  sursum  volitam  roitro  serpentem  gracilem  tt* 
net,  omnia  intra  quadratum  incusunu  AR. 

Tab.  17.  ^r,  17. 


•  •    • 


Aspledo'ü  Wie  aaoli  Stvabö  in  BMOli^ai  nut  20  Stadien 
Orehoflieiiua  ent&mt^  «od  Paaaaniias  aagt  ans^  sie  wlte  too 
ihren  Binwohnenr  aw  Mangel  an  Wasser  einst  rsorlaissen  worden. 
INeseStadc  ersehieii  bidror  ntchl  in  ^r  naniisnialiscdien  Geographie; 
erst  Seatiai  maphte  fan  Jahre  igt?«  eise SilbernifltMBe  aus  demkais« 
kfteigb  Afllbskaliiifec  *M  •  Wien  bekannt^),     ^^aeh  'der  9swhreibiuig^ 
die,^  dolrba  liefen  y  ist  ihh»  ^jplis  btfjmahlB  ebeä  dersc^Iboi  wie  auf 
uaserm  Esemplarj  nur  ist-«^e  Aufschrift  in  etiMs  Tersehieden  ^  wea*- 
wpgen  wir  sie  hief  iik  einem  genauen  Kupferstich  liefiß^n.    ßtrabo 
sagt  zwar 9   dafs.  einige  den  Namen  dieser  Stadt  n^it  Binweglassung 
der  ersten  Sjlbe,  oder  des  A.  schreiben;  aber  auf  im^eirm Exemplar . 
z^^QP  sich  nicht' undeutliche  Spüren  daron;   auch  ist. die  An&chrift' 
nicht  Bustrophedon^   wie  sie  nach  Sestini  auf  der  Wiener  Hflnze 
seyn  soU^  sondern  in  einer  geraden  Linie  Ton  der  Linken  zur  Rech- 
ten. Üebrigens  ist  ihr  Typus  ganzBoeotisch^  wie  auf  andern  Mfinzen 
Boeotischer  Städte ^  z.  B.  Platea^   Tanagra  etc.j  auch.Ist  unter  dem 
halben  Pferde  ein   Gerstenkorn^    das  Zeichen  Boeotischer  Frucht* 
barkett,  welches  in  der  Sestinisch^n  Beschreibung  mcht  angemerkt 
ist. 


Orchomenus. 

a)  Diana  tunicata,  capiHis  alte  in  nodum  constructis  et 
longe  demissis  uno  genußexo,  d.  humi  adpositä,  $. 
extenta  arcum  protendit,  retro  canis  exciibans  pedem 
Binistrum  elevans.  h) 

*}  'lauere  e  dissertagiqni  numismaticht  Tom»  Ih  p«  23« 


&« 


b)  OP:XX)MSNmN.  Actaeon  nudiU  alte  nkj^iens , ' catenis 
inilutua  sedet  rupihus*  AE. 

Tab.  ii  Nr.  18. 


Eine  Müiise  dieser  boeotischen  Stadt  erscheint  zwar  schon 
in  der  Doctrina  num.  vet.  Tom.  IT.  p.  20 1|  wie  auch  bey  Mion- 
net Tom.  IL  p.  106  und  wird  an  beiden  Orten  als  einzig  beseich« 
net}  aber  die  hier  beschriebene  hat,  8s^sti»i  zuerst«  bekiannt  ge- 
machte  ohne  jedoch  einen  Kupferstich  hieron  zu  liefern,  wefswegen 
wir  ihn  hier  nachtragen.  Da  es  zwey  Stfi^te  dieses  Namens  gab, 
die  eine  in  Boeotien,  die  andere  in  Arkadien,  so  ist  die  Vorstel- 
lung auf  unsereir  Bfedaill^  um  so  merfcwfirdigevt  als  üt  auf  eine  Be- 
gebenheit Mapieltj  .wejclie  Fansanias  weitläufiger  erzählt«,  1194 
nach  draa  .Boeptisehen  Orchomeaoa  verlegt*),  Anif.dem  Wq^ 
nach  Megara,  sagt  er,  sieht  man  rechts  eine  Quelle »  nnd  nicht  ienat 
daFon  einen  Stein,  genannt  Actaeon,  yv>^  diesec  iSger,  itetm  0p 
ermüdet  ron  der  Jagd  zurflckhsbrte ,  Ubr  JMffuaulMn  pflrgte,  bii4 
seinen  Blick  nach  obiger  Quelle  kehrte,  worin  tic^  Diana  gisw6hnr 
lieh  badete.  Die  Orchomenier,  f&hrt  Fawsanias  weiter  foirt,  sa« 
hen  hier  auf  diesem  Steine  öfters  das  Gespenst  dos  Aotaeo»ni  wo^ 
durch  der  Gegend  viel  Schaden  und  Schrecken,  zagieng.  Um^  sich 
hievon  zu  befreyen,  rieth  ihnen  das  befragte  Orakel  zu  Delphos, 
sie  sollten  sehen,  ob  sie  nicht  irgendwo  n6ch  ein^UolrßriilclbserTon 
Actaeons  Körper  finden  köniiten»  es  dantf  Mit  Brd^  be^cDl^^lfb 
sein  Bild  aber  aujB  Erz  mit  eisepfien  Ketten^iiidea^S&etn  b^festigfsn« 
Die  Orchomenicr  befolgten  diesen  Rath,  dAsGespcMti  erschien  nicht 
wieder,  und  Pausanias  rersichert,  da£s  er  Actaeoas  Bild 
den  Stein  gefefselt  selbst  gesehen  habe**). 


BO- 


*)  L.  IX.  K  2*    S.  Sestini  lettere  evo. 

••)  Scstini  Ictlere  Tom.  II.  p.  27  cl  2S.    MDCCCXVn, 


36 


9  Q  E  0  TI  A,..T  HE  8  8  A  L  I  A? 

P  h  e  r  a  e. 


■ 


1 1 


1. 


a^  Equi  currentis  ad  d.  pars  dünidiai 

V)  ^£  AT.  granum  hordeaceifnif  omnia  intra  qtiadratum 


mcusum. 


2.    Jlhis  iimilü.  Sed  q^ 

TA 


Am 


Tab.  U.  Nr.  ig  et  29'. 


y 


Plinias  Beaiit  ^tinter  af»4«rn  Boi^ötisdhen  StMton  mieh  Phei 
irae^  und  Strabb  8äg^>d*ft>Phe¥Ae  iftiter  'der  Obcirkerrschaft TOä 
Tanagra^  ebenfalls  einer Bo«<itfe«heii  8lbUt|  gesfatideit.  ^'Dtits  ron 
diesem  Flecken  auch  Müd sUn- ekietiren  sollten^'  war  'bis  auf  wenige 
Jabre-bep  gBp%  unfaekaaot/  indem 'w'eder  Pell 0r in,  hodh  Eckhel» 
AOiih  »Ne^umatin  eine  liatintent;'  der' gelehrte  Iihiroisniattker  in  Mai« 
land;  Cattaneo^  mar  anaeifS'Wis^tts  der  et$te9  der  im  Jahre  1813 
in  seinem  oben  angeführten  CcUalogo  eine  Silbermffinze  von  dieser 
Stadi  bekannt  maebte;  mit  dem  Beysatz;  numus  adliuc  nnicus  hu^ 

jui'  Boeoticae  urbis. 

« 
»  f 

1  •  •  • 

Vier  Jahre  darauf  maehte  See tint*)  deren  secbsi  alle  ron 
Silber,  bekannt,  lieft  aber  nvf  eine  daron,  die  eu  Gotha  aufbe« 
wahrt  wird,  in  Ktfpfer  ateohen}  ^wir  wollen  zwejr  Tön  den  unsrigcn 
ebenfalls  in  einem  getreuen  Abdruck  liefern,  in  der  sichern  Hoff- 
nung, dem  Sammler  griechischer  MOnxen  einen  Gefallen  damit  zu 
ihun,  indem  er  die  Terschtedenen  Exemplare  einer  Münze,  die  man 
noch  for  wenigen  Jahren  für  einzig  hielt,  mit  einander  vergleichen 
kann*  Das  Wenige,  was  wir  zu  dem^  was  Seatini  am  obigen  Or- 
te 


»jajilHi 


57 


te  tiber  diese  Bechs  Münzen  M];!,  huKku  «'setzto  können/  bestellt  in 
folgendem:  auf  rler  derselben  hat  die  Vorderseite  die  Hälfte  eines 
springenden  Pferdes  zum  Typns,  so  t»ie  die  Münzen  Ton  Tanagra, 
unter  deren  Botbmäfsiglieit  Pherae  atfn^dsi  ,^e  ,f^mgeo  zwey  flui- 
den den  Boeotischen  Schild  >  alle  sechs  gehören  also  schon  nach  ih- 
repi  Tyft^in  4iese  Landschaft.  CHda  die  Aufschtift '-^  statt  «H 
oder -«^ji^  lautet I  ist  ein  bekannter  AVchiakismus,  der  auf  MOnzen 
und  andern  alten  Denkmfilern  rorkömmt,  indem  das  H  bekanntlich 
eraa  sp&ter  in  das  grie,chische  Alphabet  aufgenommen  ivnrde^^  so  irie 
man  aiich  gerne  das  Mpha  mit  Efif^h^rif  qßk^f  umgeM^t  zu  rer- 
iirechseln  pflegte«  DasGersteii)c<^n|^Q9  ßP  wie  die  Diota  des  Bac- 
chus auf  der  Rückseite^  stimmen  ebenfalls  flD;r  Boeotien^  indem  das 
I^an4  a^r  &aditb|tf ,  W^ .  dieser .  Gott  dor(  einheimisch ,  Wfir.  Die 
iii{)|s^iS^wierigkeit  filr  den  Ifamispiatikv^  inacht  der  Beysatz  auf 
d^m/Reyeiirp,  der  TA,  AT.  AB.IIL,  l^itstj.  .z^^y^^i^a^f»  d^m  Zu^ 
aata  g«r  qioht.  .  Httten  sie  all«  bloa  diev%l^  TA  pde/r  umgekehrK 
ATf'40  i(0nnte  man  di.e  Letztere  fOic ^gBus^op/mfo^.  halten^,  folgMcl)^ 
dar.'Meyniang  Sestini's  b^ypfliehtea^  dab^e  Bewohner  TOfi.PJi^^ 
rae  durch  diesen  Beysata  ihre  Ab|i9ngigkeit;  yon  Tan^ggr.^  haben, 
ausdrucken  und  beurl^und^nwollenj  nacl^dem,  ^ber  ^iefs  auf  ARunj^ 
BI  nichx  pafstft.  so  glauben  wir»  dieae  Buchstabc^i.  seyen  die  erste 
Sylbe  einer  Magistrats*Person ,  unter  welcher  obige  Münzen  J(epr$gt 
woi;den}  ein  Bey^iel  hieroa  .liefern  uns  diCrMfinsen  von  Larym« 
na,  einer  ebenfalls  Boeotischen  Stadt j  wnrauf  ähnliche  Sj\biBfi^of 
kqmmen*^  v    ;.  .  (  ♦' •     ; 


f 


\  ,•  * .      i 


0  S«  Doctrina  nim.  Tel,  Tom«  II«  p.  200«  Item  235  «uf  Miiasen  v«  Aögyra« 

8 


58. 


jum 


'     B    0    B    O  ;TB^  I    A.        .  '.  -::  .i 


3 


»/:..*•..-■     "^    .  •  T         -i.^  .         "  •  fi'.  I.;' 


aj 'Scfui  ciirreniis  ad  Sin.  pars  dimidia:,  pbrtt  hotriui 


^^.• 


•  .    •  ♦  •  «. 


t. 


.1 


T    , 


a)  Cap.  Cereris  velatum,  et  ^picUredimitunif 
:      iTs  '  ^  mu  intra'  Coroinani  sfpieeanu.'-^  **'      ':      ^S. 

'  -  -  ■  .  . 

•••  •  *.  -.  .■.C*il 

Bejde  diese  Münzen  hat  Btstinim' twntnUttere'TbrklJi 
pag.  51  zuerst  bekannt  gemacht,  ohne  jedoeh  eineiiMnpfereticIi*  hie^ 
fOtt  i\t  liefeimi  die  jöinsige^  tob'  dlteser  Budt  eheliin'  bekaimfeelJlllilso 
hatte  Hajm  in  seinem  .iTt^aufiitt  ^rttähnitus  in  Kopfiil^  MichM 
lassen*)/ ^nnd  die  Doctrinä  num.  vet.  Toni.  IF.  p:  201  iieasi^lchnA 
sie  als  einzige  obsclion  4aS  Haytnische  EzemplA' jetzt  auch  im  WIch 
ner  Itfuseo  yorhanden  ist  j  Mionnet  Icannte  ebenlUk  kteine  andere ; 
jetzt  kennt  man  liebst  den  zwey  inKnpTerstieh  hier  gelieferten  noch 
2  neue  Exemplare  in  Paris  | '  ^welche  8  est  in  i  an  ohigem  Orte^bb-^ 
schreibt«  So  berflhmt'Platea  durch  den  rön  dem  LazedSkn'omet' 
Faasanias^  und  dera'Athemenser  Aristides  ftber  den  Persiseheif 
Feldherrti  Mardöniut-isrfochtenen  Sieg  War,  so-  hatte  es'doch  däth 
Unglück,  570  Jahre  vor  Christus  ron  den  Thebanern  «ersdh^t  z» 
werden 2  Alexander  der  Grofse  stellte  es  zwar  wieder  her,  aber 
es  erhielt  seinen  rorigen  Glanz  nicht  mehr;  Haym  ist  daher  der 
Mejoungi  dafs  seine  Münze,  also  jvvahrscheinlich  auch  die  Unsrigen 
zwej  noch  vor  dieser  Epoche  geprägt  worden  seyen.  Wir >  wollen 
ftber  ihren  Inhalt  nur  folgendes  bemerken:  das  springende  Pferd  hat 

die 


'  *    •*  «.• 


*)  Tbosaarus  Brttaanicna  T.  I.  p.  4?2« 


wimi 


59 


dm/«Mlft--<Miteae  mit  icniriiAv  .e|i«0f4ll«:^0$oiidclM«f(.SA94t  Tunag- 
r«  gemein  $  so  wie  die  Weint^ttubö.  eU  Sjtnbol  .4e4<«ff)^j«in4r  The- 
banerin  abstammenden,  und  in  ganz  Boeotien  sehr  rerehrten  Bacchus. 
Das  einarmige  Triokgeschirj^  weicht  roa  der  auf  so  rielen  Boeoti« 
achen  Mflnzen  erscheinenden  Diota  ganz  ab;  daher  glaubt  Sesti« 
ai,  es  könnte  auf  den  Btiinnen^  od^r  $e  Quelle ^  Gargoßa,  Bezug 
haben ^  welche  Mardonius^  der  Sage  nach^  sollte  vergiftet 
haben  ^  um  die  in  ihrer  Nähe  gelagei^ten  Griechen  dadurch  aus  dem 
Wege  SU  seha£Fen.  In  einem  Lande;  wo  viel  Weih  ;i^aphst^  kann 
CS  auch  nicht  wohl  an  Getreid  fehlen,  daher  die  Geres,  und  eine 
KlEMt6^:^>ron  Kii>ftt&hteft^  ^fn .  ^r  BoMtian  .  nicht  ungeeigneter  Typus 
war,  um^ae  mehr,  als  dieBöeotier  VorzOglSche Verehrer  dieser  Göt* 
tin  gewesen  seyn  sollen. 


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T  a  n_  a^s  r^  <r,. 


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<i)  *jrCTEJNA  CEBAC  kujus  caput  ad  d. 


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-it ;. 


t  1^)  T4^4^y^^ßN^    piffnf^stfiMy.  dfixtram. 


^E. 


.  Die  MUnzen  ron  Tan  aar  a.  nicht  Jerne  ron  Theben  gelegen, 
CehOren  als  Autonom,  und  ebenso  als  JmperidT  unter  die  Seltenen :' 
Ton  aen  Letztern  Kannten  ^wur  bisher  nur  jene  Ton  Augustuß,  Tto^- 
riusm  Germanicus.  Trajanns  und  Antoninm  vim;  auf  ßtlen  diesen' 
Kaisermünzen  kommen  der  Apollo  oder  Mer cur lus  vor,  welch 
bejj^qle  Gottheiten  bey  den  Tanagräern  m  grofser  Verenrung  stan- 
den» wie  uns  Herodot  und  Pansanias  lehren;  wir  liefern 
hter  in  Hupfisfstfdi  dne  ne«er.fKat8eriBlkiM/rj^änfilich  ^on  Fau- 
stina  der  Jüngern,  Marc  Aureal s  Gemahlin,  worauf  eiae  dritte 
Gottheit  erscheint,  nämtich  Diana,  Apollos  Schwester,  d^ren  Cul- 

8  •  J» 


60  ^ 

tu8  sehen  nm  einander  g<etreiint  wtr.  yfir  fffiintn  tf nhirt  Wnnnjimii  i 
hmg,  in  wddber  dieM  Mttnze  exiatirt  .  ^.    \  r  : 


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J^    G    H    A    I    4.        i 

^.  A  e  g  i  r  a. 


t. 


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o)  Caput  Palladis  gaUatum  ad  d. 

&)  ^iriF«.  Caprä  dimUdä  v.  d.  ihtra  cOronom  cilH^fimmif 

Tab.  iL  iVri  24.  JEi 


'  ■•    / 


•     « 


«)  «OTVIBI^  njATTIAdJ.  hujm  caput 

h)  AtTEttATSlN.    Puma  venatrix  ad  S*  ttaru»  ad  pede$ 
canü,  „  JE. 

Tab.  Jtr.  .ZVr.  25. 


Die  Doctrina  nunu  vet.  voU  IL  234  machte  zuerst  drejAn«. 
ttmom-BIfinzen  toii  dieser  Stadt  bekannt ,  die  sich  in  dem  k«  k.  Mo« 
aeo  befinden^  und  fbr  sehr  selten  gebalten  werden^  da  selbst  Mion« 
net  Tom.  n.  p.  l63  und  l64  keine  andern,  als  diese,  an&hren 
{lonntej  in  unserer  Sammlung  befindet  sieb  eine  yierte,  i^elcbe  rqn 
diesen  dreyen  ganz  rerscbieden  ist,  und  die  wir  eben  de&wegen  hier 
in  Kupferstich  sub  IVjr.  24  liefern.  Von  Kaisermüozen  äieser  Stadt 
kennt  man  bis  jetzt  nureibe,  nSoilich  auf.  die  Gemahlin  des  Kai- 
sers Caracalla,  Namens  iFulria  Pr^atilla*)«   Siewär  dIeToch- 


r. 


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•)  Wtt  bo8UsM  aocli  sfais'tmi^ev 'dief^aiff*der  RSckieile/ekM  attheade  VM« 
wt  einer  Krono  iü  der  Beehteii,  und  die  Haita  ti»^  der  XinkenTontelll. 
Welcher  .T9II  diesen  be^ea  ^as  in  dem  Mailänder  Kabinet  befindliche  Exem- 
plar  gleich  Mt|  kifna^n  wirnrchl  sagen* 


y 


— —  6i 

ter  des  unter  Kaiser  Septimius  Sereras  so  mächtigen  Flantia- 
nusj  eines  Afrikaners  ron  Geburt.  Er  war.  eigentUc|;i Kaiser ,  denn 
SeTerua  tkat  nichts  ohne  ihn^  und  nur  das^  was  er  wollte.  Sein 
Olftck  hatte  im  Jahre  202  nach  Christi  Geburt  den  höchsten  Gipfel 
erreicht»  indem  der  Kaiser  nach  seiner  Zurflckkunft  aus  Aegypten 
«einen  Sohui  Garacalla^  der  ihn  dahin  begleitet ^hatte,  mit  Flau« 
tilla,  des  Plautianus  Tochter,  rermählte.  Die  Aussteuer,  sagen 
gleidizeitige  Schriftsteller,  welche  der  Vater  seiner  Tochter,  als 
bflpftigen Kaiserin  mitgab,  war  so  kostbar  und  auiserordentlich,  dafs 
aie  fitar  fOnfeig  Kflniginnen  hinreichend  gewesen  wäre*  Doch  des 
Vaters  und  seiner  Tochter  Glück,  war  von  kurser  Dauer j  Sererua 
Ueia  ei  atilbchweigend . geschehen ,  dafs  Caracalla  ein  Jahr  nach 
der  Hochzeit  seinen  Schwiegeryater  im  kaiserlichen  Fallaste  aelbst 
ermorden  lieis,  die  Tochter  aber,  die  er  gegen  seinen  Willen  ge« 
beurathet  hatte,  zur  n&mlichen  Zeit  ins  Exil  schickte,  wo  sie  nach 
Tielem  ausgestandenen  Elend  ebenfalls  aus  dem  Wege  geräumt  wur- 
de. Die  entferntesten  Froriazen  lielsen  ihr  zu  Ehren  MOnzen  prä- 
gen, obschon  sie»  wie  Dio  sagt,  foemina  impudentisiima  war. 


x' 


A  e  g  i  u  nu 
a)  4iriESlN.    Caput  jovis  lauu 

6)  HMIOBEAIN^    Capra  intra  duas  drbores  infantem  lac* 
tans  et  respiciem  aquilam  alis  expansis  inter  easdem 
'   Mtantenu  /   jiE. 

Tab.  n.  Nr.  26. 


Eine  Mfinze  ron  Aegium  in  Achaja»  einer  Stadt,  wo  die 
im  AchSischen  Bunde  stehenden  Völker  gewöhnlich  ihre  Versamm- 
lungen hielten,  ist  mit  dem  gegenwartigen  Typus,  unsers  Wissens,. 

noch 


62  -5 

noch  nirgopds  erschienen ;  die  Banptaeittf  mit  Jopiter»  Kopf  ist  anf 
Achäisehen  Mflnzen  bekannt;  die  Aufschrift  der  Rücktbite  HMIOBE^ 
AIN  bezeichnet  nach  Khell  und  Eehhel  den  Werth  der  Mflase, 
nämlich  einen  halben  Obolus;  warum  es  nicht  HMrüSOi^iy  heifiie> 
wufsten  die  genannten  Gelehrten  selbst  nicht  ansugeUen,  sondern 
i^hrten  zur  ErhiStung  eine  ihnliche  Auiscfarift  aiif  Mflnzen  rom 
Chi 08  an,  wo  es  ebenfalls  ACCAPIN,  statt  ^CC^P/OJV  heilüt 
(kleines  ATs).  Was  den  merkwflrdigen  Inhalt  der  Mttnze  betrifti  aa 
sagt  uns  die  Fabel  folgendes:  Aegis,  .  ein  .Soba>  Jupiters *J  und 
Stifter  dieser  Stadt,  sey  ron  einer  Ziege  gesSugt  lin^  genShrt  wort 
den;  der  Vater  sitzt  als  Adlw  auf  einem  in  der  Nfihe  stehenden 
Baum,  und  sieht  dem  seltenen  Schauspiel  tu;  die^iege  {Aegis)  mag 
dem  Sfiuglingi  und  dieser  der  Ton  ahin  erbauten  Stadt  seinen  Na^ 
inen  gegeben  haben;  die  Gurrentmttnze  selbst  aber  überliefert  diese 
ulte  Sage  au  die  I^aehirelc 


INSULA  AEGAEI  MARIS. 

4 

SeriphuB. 
d)  Caput  Persei  alatunu 

h)  JSEPL    Perseus  gradiens   cum  harpa,    quam   utraque 
manu  tenet.  AE. 

Tab.  IL  Nr.  27. 


\ 


Seriphus  war  eine  Ton  den  Gycladisehen  Inseln,   welche 
nach  dem  Zeugnisse  der  ^Xtn  arm  und  an  sich  unbedeutend  war; 

des- 


*}  8«  otimi  i>eUr€$  JrtfcdoH  8.  ii8f  |vo  Ecl&bsl  sw«j  ^b«u»  MltQZe  Mflnifa 
Ton  dieser  Stadt,  welche  eines  Shnlichen  Inlislts  siod.  uns  der  Handichrtft 
seines  berubmteir' Vorfabrcrs  Kbell  bebannt  machte,  und  inKupfef  steebes 
lieb;  die  scbSne  Stelle  verdieiit  daselbst  nacbselesea  e«  werden« 


dessen  ehngeachtet  finden  sich  in  jedem  fifQnikslbinet  ^iele  und 
sehr  schöne  AutonomMVitaen  ron  ihr/  undzwsr  in  Silber ,  so,  dals 
sie  kaum  f^  seilen  gehalten  werden*  Diesen  numismatischen  Ruhm 
hat  sie  blos  i^er  Nachbarin  i  der  *  Insel.  Siphnus  su  rerdanken^ 
welche  an  Silber-  nnd  Goldbergwerken  sehr  reich  war,  und  diesen 
Reichthum,  wie  es  sdieint,  mit  ihr  theille.  Beyderseitige  Münaen 
sind  sich  an  Metall,  Gröfseiund  Fabrik  ganz  gleich,  i|nd  unterschei- 
den sich  nur  durch  die  Aufschrift :  JSE  oder  £1.  *).  Sie  haben  auch 
dieselbe  Vorstellung,  nftmlich  auf  der  Hauptseite  die  Chimaere,  und 
a«f  der  Rttekseite  einen  fliftgende«  Adler,  oder  eine  T^ube  innerhalb 
eines  Lorbeerkranses« .  Gans  anders  rerhSli  es  sich  mit  einer  Münze 
in  Erz  ron  dieser  IiMel>  welche  sich  in|  Huoterischen  Kabinet  befin- 
det, und  bb  jetst  für  wnzig  gehalten  "wurde**).  Ihre  Hauptseite 
stellt  einen  jugendlichen  Kopf  for,  welcher  mit  einem  geflflgelten, 
einem  VogeUcopf  ähnlichen  Hehn  bedeckt  isCj  die  Rflckseite  hat  die 
Aufschrift?  SEPI  und  eine  Harpe,  —  ein '  sichelförmiges  Messer,  — « 
welches  einst  Ferseus  gegen  die  Medusa,  und  Mercurius  ge« 
gen  Argus  gebranchta 

Aber  was  hat  Ferseus  auf  diesen  zwey  flberaus  seltenen 
MOnzen  mit  der  unbedeutenden  Insel  Seriphus  zu  ihun?  Die  alte 
Geschichte  giebt  uns  hierüber  folgenden  Aufschlufs:  Acrisius,  des 
Ferseus  Grofsvater»  wurde  Ton  dem  Orakel  belehrt,  dafs  er  einst 
Ton  der  Hand  seines  Enkels  sterben  würde:  kaum  war  also  Danae, 
seine  Tochter,  ron  ihrem  Sohne  entbunden,  als  ihn  Acrisius  in 
ein  Kästchen  legen   und  ins  Meer  werfen  liefsj    die  Wellen  trieben 

die 

*)  Die  Gründe,  aus  welchen  Sestini  die  Munsen  mil  J^J  nicht  nach  Siphniu« 
sondern  nach  Sicion  verlegen  will,  sind  von  Eckhel  Tom*  lU  peg.  336 
näher  geprüft  worden» 

**)  Wir  besitzen  von  dieser  bisher  für  einsig  gehaltenen  Münse  ein  sehr  schon 
erhaltenes  Exemplar. 


64  

t 

die  Wiege  mit  clem  Kinde  an  die  Ufer  Ton  Seriphus,  wo  eB  die  Fi« 
echer  funden,  und  es  dem  König  der  Insel  ^  Polydectesi  brachten^ 
der  den  Knaben  dort  in-  dem  Tempel  der  BSinerra  eraiehen  liels.  So 
erzählen  es  Hyginus^  Lncianns  und  Apollodorusj  .dieser 
setzt  noch  weiter  bincu^  dafs  Ferseus  spfiterUn  auf  die  Insel  zuf^ 
rückgekehrt  wäre,  um  die  seiner  Mutter,  widerlahrnen  Rlifshandlun« 
gen  zu  rächen,  und  Aelianua  sagt:  die  Bewohner  ron  Seriphus 
hätten  Ferseus  für  ihren  Mitbürger  gehalten.  Sowohl  die  Hnnte«^ 
rische  als  obige  ron  uns  zum  erstenmal  bekannt  gemachte  Münzen 
Kefem  die  Waffen,  nämlich  Flügel  und  Harpe,  mit  welchen  Merkur 
den  Ferseus  beschenkte^  um  damit  dieOorgonen  zu  bekämpfen^ 
und  dadurch  einen  schönen  Beleg  zu  dem,  waa  uns  die  alten  Auo-. 
toren  tou  Seriphus  aulgezoicfcnet  hinterlassen  haben;  zugleich  aber 
auch  einen  neuen  Beweis,  wie  wohlthätig  die  alte  Numismatik  auf 
die  Geschichte  wirkt,  indem  sie  sich  wechselseitig  einander  untere 
stützen,  ergänzen  und  berichtigen*  Möchten  wir  doch  dieses  schöne 
Beyspid  auch  bey  unsein  modernen  Münzen  nachahmen,  und  sie  zu 
Denkmälern  der  Geschichte  umschaffen,  welcheft  so  leicht  geschehea 
könnte ! ! 


T  h  e  r  a. 

a)  Caput  Jovis  laur.  ad  d. 

li)  eil.    Fulmen.  AE. 

Tab.  IJ.  Ifr.  28. 

Von  dieser  Insel  des  Aegäischen  Meeres  liefert  uns  Mion- 
net Tom.  II.  pag.  332  Nr«  i6l  die  Beschreibung  obiger  Münze  aus 
der  ehemals  Cousinerischen  Sammlang,  ohne  jedoch  einen  Abdruck 
hieron  beyzufSgen.     Da  der  Grad  der  Seltenheit  dieser  Münze  mit 

R 


65 

>A>8  ksseiplmel  ißt,  so  wolleii.i^iv  sie  hier i*  nach  der  ron  uns  enge« 
.aottHQQncD .  B#g$l  9  Tab. .  IL-  Nr«  ,^8  in  Kupferstiph;  liefern.  £  c  k  h  e  1 
•  erlieiikitiis.J^etaer  JQ^rtrina  num.  vet.  [Totfi..,!!^  p.;  53&  nur  eine  Au« 

tonom-MOnze  dieser  Stadt ,  .irelß^^.  er  dp^Jt  jajas  Fell  er  in  anittbrt; 

wir  ^agen  kein  Bedenken  ^  die.  Un^ige  fls  die  zweyte  ^  und  eben  so 

seltene  anzusehen» 


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•  * 


»        '••■»> 


Der  .GoQaerrator  des  königL  baier.  Münzkabmets  glaubte, 
dafii  er  über  den  Reichthum  der  ihm  anvertrauten  griechischen 
Sammlung X  die  raterländisohe  nicht  aus  den  Augen  VcVUeren 
dArfe:  er  hielt  es  d^her ; für  sein^. Pflicht,  den, |;9genvärtigen  Anhang 

zur  zweyten  Fortsetzung  de^  Geschichte  des  königL  baier«. MiUizka« 

*    •        •  <     '         •    •    .  ^^ 

binets  mit  drey  seltenen  Schaumünzen  des  regierenden  Hauses  zu 
beschiiefsen/  um  zu  beweisen,  ^a&  er  über  Griechtoland  nicht  auf 
sein  eigenes  Vaterland  rergessen  habet 


,»  .   !• 


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»OHANN   H.   ZU   SIJiMB&.2i 


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u*.  lOHANS.  PAL.  RE.  DFX.  BJ.  ET  COMES  iN  $PA- 
NJHEIM.  {sic^  —  {Johannes  Palatinus  Rheni  Dax  Ba» 
variae  et  Comes  in  SponhdTfV^  Des  Pfalzgrafep  gegen 
die  linke  Seite  sehendes  Brustbild,  mit  einem  Pelzrock 
bekleidet,  unbfirtig,  Aiil  kurzen  Hatfreii,  einem  zierli- 
chen But  bedeckt ;^  und ;  eine  .fipldf;ne  KeUe  auf  der  Brust  5 


•  '  r 


4mo  DOMjm  xr*"  XXI  die  xf^j^nfj^^.  eta 

TIS  SFE.  JtOLrni     {Anno.  Domini  ßHÜfimo  Quin' 

9  g«"* 


r 


66 


gentesifnö  Fi'gesiiiio  prfmo  Die  deci^o-  i^t^  Mnuarii 
Aiickü  sude  vigesimo  octetvo.)  Das  Pfftlsbttterlttohl)  Wftfl« 
pen  in  ner  'Feldern  mit  ^em  Spetehdi^a^litfi  tu  'd«r 
Mittfe.    Schwer  3|  Loth.  Gegossen« 

Tab.  in.  Nr.  1. 


Pfalzgraf  Stephanus^)^  fonfter  Sohn  des  Kaisers  Rupert 
III.  ans  dem  Hause  Pfalz,  war  der  eigentliche  Stifter  der  sogenanii« 
ten  Simmerischen  Linie,,  und  Johann  II.,  ron  dem  die  gegen« 
wältige  bisher  noch  nicht  bekannte  Schaumflnze  ist,  war  dessen  Ur- 
enkel; seinSohn,  f^riedrich  der  Fromme,  erSte  im  Jahre  155Q, 
nachdem  die  Sltere  pfSEfzisclie  Kurlinie  durch  denToddesOttHeinricIi 
ierloschen  war,  uttt6ir  dem  Namen  Friedrich  HI.  die  Kurwürde, 
welche  bis  zum  Jahre  1085  Bey  seinen  ÜSTflchkommen  blieb,  flereh 
letzter . Sprosse KurflQf st  Karl  war,  KäjAXhdwigi  eihziger  rechtmfiS« 
aiger  Sonn. 


Der  um  die  pfälzische  Münzkunde  so  sehr  verdiente  Profes« 
sor  Ext  er  aus  Zweybrttcken  hat  uns  idle  ihm  bekannt  gewordene 
Schau-  und  Kurrentmünzen  dieses  Pfalzgrafen  beschrieben,  und  in 
seinem  ersten  Theil.  Seitfe  ^  mnen.  Sehr  trafen  Hialer  rom  Jahre 
1539  angeführt,  nach  dessen  Aufschrift  der  Herzog  damals  47  Jahre 

^    alt, 


^f 


*)  Yon  diesem  Ffalegra^a  exUtirt  ein  seltener  Goldgoldea ;   den  wir  su  beii- 
Uen  wünschen  I  wir  setzen  deüswegen  die  Be^clireibang  hieber* 

o)  Stephas  C*  Pß.  Dux  Ba.  -^  Per  Ffalsf;raf  stehend  mit  einer  dreyeefcigea 
Mütse  auf  dem  Baopt,  .die  linke  Hand  aiuitrecliend  >  und  das  bloGio 
ichwerdt  in  der  BtcKreft' hauend  >  awlschen  den  l^aasen  einen  halben 
Mond« 

#  -  * 

t)  MoTUta'  növa  äuria  ifm«;  —  Das  qüadrirte  pfhlAaferisehe  IfFa^n  in  ei- 
ner  dreymal  gespitat  ^^^tmd  eben  p»  oft«febogente  BWassung« 


—  §? 

dkl  Mg^b  i«3^ve  Ikgz  goboTM  (ewaMaMtSt«.  B3;t«]^  rOgte  biies 
moßxt  lAder  Zei  trajßbimiig  ?o^  maliMmSGhrUitBteUernili/^angöi^eaFehfe 
lDflemem^wejte»'TkaU«8eit0335:ba«<^i^ikit.w  eMeSpb^umflpze.  vom 
JakneisaSi  tmraiif:dm  kairzQgA^w  avC  AA.  J^a  angogab^Q  wir 4» 
wakhe^:  miti  dem  Obigw  iM  oSeDb^MOcVIfidortpwahe  ^tx^h  Um^nuq 
W^da  diasa  AogaWa  ao  Juarichtigan^  l^t.  ar,  in  deA  ^geaSOganea 
Wiacbe  Seite*  33&  aus  daa  JRacfor»  Andneae  Simrnera  Palatina  etc. 
die  auf  diestti  PQtrstea  und  aaine  GemaMtn  yey&rijigteai,  xipA  daqmJa 
IkL  :Siimiieiba  noi!k,woAamdeß/$i^:Efbug^^^  m^ik:  ßV^i^h^, 

dal»  HalsEj^aC  JioJiAn^  ILwim  Jabra  t55T  daa:  18.  .May  gaatorban 
My/uodl  eui.^bar  Ton  65  Jalboa»  eioam  Sfonai;  ai|d:2ft  Tnf^n  eN 
reicht  habe,  folglich  sein  Geburtsjahr  das  Jahr  1492  geiwesen  .seyn 
mfiiae*).  Unsere  gegenwärtige  Schaumünze  sagt,  dafs  Ffalzgraf  Jo- 
hann n  IL  im  Jahfe  1521  den  .l6.  i^annejr  ^8,  ;fahre.^|iUe, .  welches 
lint  obige^  G*Qburtajabr  ebenfalh  ih\der  ETaup^s^cbe  fiberemtrifft, 
indem  er  gerade  an,  diesem  Tage  nqcb  nicht  yollq  2Q,  8onder;Q.^r8t 
28  Jahre,  aber  g'Konate  uWä  26  Tage 'darüber  zä^^^^  Vielleiclit 
liegt  gerade  darin  die  Ursache,  warpm  auf  unserer  Medailje  Monat 
und l^ag  angegeben  wQrdeh.  sind;  denn,  ohne  di^i^en  Zi)j»atz  ^ifie  m^n 
nicht  sagen  können:  Johann  D.  wSre  im  Jahr^  1521  V^t  28  Jahr^ 
alt  gewesen.  Bier  wird  aJsQ  die  Grabscbrift  durch  eine  Münze,  und 
diese  durch  jene  berichtiget  und  bestätiget. 


/ 


Waa  filr.  ein  wieht%ea  Sreig^j^B  i«A  lieben  qq9prsFfal;fgraf«4 
bk  j^bigem  Jafava^  MooAt  i^d  Tag  ycirgefiijlen  saj^  a^i^,'  rqpi  ^ 
Andenken  hieyon  durch  eine  Schaumünze  auf  die  Nachwelt  zu  brin* 
gen,  getrauen  wir  uns  aus  Mangel  an  Dokumenten  nicht  zu  bestim- 


men. 


«>  Pas  ,NSmliche  bezeugt  auch   ein  in  der  Bibliotliclc  su.ZwejbrücIteu  befind]!, 
ckes  Maou$cri|>t  von  den  eLemali^cji  Bibliothekar  Johaiu}  Ludwig  Beuther» 

9* 


/ 


68  

meii. ''loha^h  11»  war  zwejmal  retfaenratbet j  seine  4«8t^ OnemaUla 
ivM  B  e  a  t  r i  z'i  des  Markgrafen  ^Qhriatoph  ron  Baaden  Tochter  | .  die 
fmefytt  M.  Jakoba  ä«  dem  gräflichen  Hause  Oettiägen'j  von  der 
e^üten  hatte  er  drey'  Sdhiley  infiiiUich  den  oben  genanntM /Fr£e<^ 
drich^  nachmaligen  Hnrftfraoen,  den  •FfeIa|;rjÄ£'Georg.iind.F&hM 
graf  Richard^  wekfae  die  Simvientofae  Nebenlinie  l^ätten  fobtMksea 
sollen.  Georg  1518  geboren,  war  an£Snglich. Domherr '  zu  Hains 
nnd  Köhi;  rerliefs  aber  diesen  Stand  im  Jahre  1559^  ^^  sein  Bnii» 
der  Hurfdrst  geworden  i  und  starb  166g  *abam  Kinder*  i.Es  eiistM 
ton  ihm  eii)e  acht  Dukaten  schwer^  Medaille^  derenJftesily  uni  sehfe 
erwünscht  wäre^  wsifswegen.  wir  hienUii^e  Besokreibuiig  io  der^Ifotft 
bey«etsen^),  ' 


"» t  » 


.  Auch t^falcgrät  Eicliard.  eeborenaenitirdfanyisili'war  Ah« 
fangs Domherr  in  Köln,  d^n^^PomprobstpuMalni  nndSt^^^  und 

endlich  Verweser  des  Stiftes  Waldsassen,  legte  alier  nach  dem  Tode 
seines  yorgenannten  Bruders  alle  diese  Stellen  nieder .  und  regierte 
in  den  Simmerischen  und  Sponheimischen  Länden  bis  1598|  in  weT« 
chem  Jahre  diese  Simmerische  Nebenlinie .  mit  ihm  wieder  irlösciil 
Kurfürst  Friedrich  IV.  wollte  sie  awar  auf  ein  nepes  zum  Leben 
erwecken y  indem  er  seinen  zweyten  Qohn,  Ludwig  .Philipp  (deni 
nachmaligen  Vormfinder  Friedrich  des  V.)  nebst  ändern  Ländesthei« 
len  auch  Simmern  zur  Regierung  Überliefsj  aber  mit  Friedrichs  En« 
kelj  Ludwig  Heinrich,  starb  auch  diese  Linie  im  Jahre  l67$  wieder 
eu9|  und  Stmmern  fiel  an  die  damals  regierende  Murlinie  anrftck. 

Die-* 


•^  • 


*)  J^  Gwrgis  D»  G.  €o^  Pala.  JRA*  Dux  Bav^  aeta.  43«  Min  volle«  gingen  die 
rechte  Seite  gekehrtet,  mit  einem  Biret  bedecktet  Bruttbiid  mit  einem 
tUrken  Bart,  und  einer  goldenen  Kette  um  den  Halt* 

B.  Zwej  neben  einander  gestellte  "Wappcntckilder  Von  Ffals  und  BaierBf 
worauf  der  L5we  cwitchen  Z  Büffehhöniern  tilsti  ohne  UmtchiriA^  oben 
die  getheilto  Jahraahl  1562* 


— : «  69 

Die  Geschichte  tagt  tob  Pfialzgraf  Johann  IL  erat  Prineeps  MpUnm 
tia,  justitia^  prudentia,  morum  integritate  et  moderationep  omnU 
que  virtute  praestantüsimxis*). 


PHILIPP  LUDWIG  VODT  WEÜBÜRG. 

ff 

Pfalsgraf  Philipp  Ludwig  war  der  erstgeberne  Sohn 
Herzogs  Wolfgang^  und  Stifter  der  Neaburgischen  Linie ^f  auf 
welche  im  Jahre  l685  nach  dem  Tode  des  Ghurfilrsten  Karl  aus  der 
Simmerifichen  Linie  die  pfalzische  Chnrwfirde  fiel  Er  war  geboren 
im  Jahre  1549*^*)^  nnd  erhielt  seine  erste  literarische  Bildang  anf 
der  Ton  seinem  Vater  Herzog  Wolf  gang  zu  Lauingen  —  denGe« 
burtsort  yqn  Albertus  Magnus  —  gestifteten  Schule,  welche  damals 
eine  der  ansehnlichsten  in  ganz  Deutschland  war.  Zu  Lehrern  hat« 
te  er  den  berühmten  Italiäner  Immanuel  Tremellius,  den  M«  Con* 
rad  Marius  und  M.  Peter  Agricolap  welche  ihn  in  der  lateinischen 
griechischen  und  französischen  Sprache  so  weit  brachten ,  dafs  der 
kaum  achtzehnjährige  Prinz  z  wey  lateinische  Reden  niederschrieb^  mit 
denen  er  seinem  Vater  Herzog  Wolf  gang  ron  Zweybrficken  und 
STeuburg  zum  neuen  Jahre  gratulirte  ****)•  Er  trat  die  Regierung  in 

den 

•)  S.  P«r«ui  in  Historia  Pahtint  üb»  Y*  p*  IS« 

••)  Welche  aber  im  Jabre  1742  durch  den  Tod  de»  ChttHiirsten  Karl  Pbillppia 
•einer  Hauptbranche  wieder  erlosch, 

***)  V»  Ludewig,  Rxter  und  mehr  andere  lelzen  deMenGeburUjahr  auf  1547; 
nachdem  aber  die  sum  eritenmal  hier  behannt  gemachte  Medaille  autdrücfc« 
-   lieh  enthält,  daA  Pfalsgraf  Philipp  Ludwig  im  Jahre  1584  fiinf  «ad  drejftig 
Jahre  alt  war»  so  muftte  er  i549  geboren  leyn* 

****)  Die  erite  hatte  san  Gegeaatand  das  Leben  dei  Pfalsgrafen  Chri» 

etoph, 


' 


den  ISeubiirgUc&eii  Laodeii  naoli  dem  Tode  seinm  Yatün  IS69  an; 
nnd  war  nngeewei&it  der  grdfete  unter  den  Herzogen  ron  Neobitrg. 
Man  nannte  ihn  wegen  seiner  guten  Haiisfaidtaag  nnr  Fäfer  famüias^ 
und  selbst  Maximilian  der  Erste  aus  Baiern  wählte  sich  ihn  hier^ 
in  2um  Muster.  Der  oben  Seite  23  etc  angefahrte  Ext  er  klagte 
in  dem  ersten  Theile  ^^seines  Versuches  einer  Sammlung  ron  pfälzi- 
schen Mfinzen^'  190  et  seq.  nie  eine  einzige  Mfinze  von  diesem  Her« 
zog  gesehen  I  oder  sonst  in  einem  Manzbudbi  beschrieben  gefunden 
zu  haben  ^  die  mit  dessen  Namen  wäre  versehen  gewesen.  Im  2ten 
Theile  des  obigen  Werhes  Yiiederfaofte  vet  diese  Hfege^  um^fand  es 
unglaublich  ^  ,^dafs  Flalzgraf  Philipp  Ludwig  gar  nicht  soHte  haben 
^^mttnzen  lassen  9  oder  dals  man  von  dessen  Mftnzen  nicht  einmal 
,^etne  Spur  in  irgend  rinem  Bfflnzbüehe  antreffen  soUtej  mitwievie« 
9ilem  Danke,  föhrt  Hp.  Exter  fort,  wflrde  ich  ee  daher  erkennen, 
,,wettn  ein  glücklicher  Besitzear  einer  solehen  Mttnze  uns  dieselbe  in 
,,einer  richtigen  Beschreibung  mitzütheilen  die  Gewc^enheit  haben 
,,wollte.*'  Uns  ist  dieses  Glfick  zu  Theil  geworden;  wir  liefern  htet 
diese  vaterländisch -numismatische  Seltenheit  Tab.  III.  Nr.  2  in  einem 
getreuen  Kupferstich,  und  freuen  uns,  den  Freunden  der  vaterländischen 
Kumismatik  sowohl  durch  diese,  als  die  vorige  Schaumftnze  ein  an« 
genehmes  Geschenk  machen  zu  können.  Wir  wollen  sie  ehevor  be« 
schreiben,  und  dann  noch  einige  Notizen  von  diesem  merkwtkrdigen 
Ffirsten  heysetzen« 

A. 


•  loph,  der  com  Nor^itcbsa' Hontg  fiewihlty  die  danialt  Tereiaigten  Reiche 
Däaemarkv  Schweden  und  N«rwegfn  von  1439  '—  1448  behemcbt  hat;  die 
sweyte  behandelt  die  Geichichte  Otto  det  Gröttern  tqa  Wittelt- 
bach,  welche  der  verstorbene  Hofrath  ondGyronasial-Bector  Crollius.der 
7unf;ere  bey  der  Geburt  Sr.  honigL  Hoheit  untere  Hronprinften  im  Druck 
berautgab.  Bejde  diese  literarischen  Seltcttbeiten  besitst  seit  Kursem  die 
Mttigt*  Central -Bibliothek  als  ein  Geschenk  Ton  dem  Oberkonststorial- Rath 
Dr.  Heints,  aufserordcntlicfacm  Mttgliede  der  koiiigl.  Akademie  dc^  Wis- 
eenschaftaa* 


/ 


7t 

A.  PHIL.  LFDO.  2>..  &  CO.  PJLA.  RH.  D.  B.  CO.  Z 

F.  E.  S.  AE.  55«  {PbiüppuB  LudoviciuDeigrcttia  Oomes 
Pälatinus  Bheni,  Dux  Bavariae^  Comes  in  Feldenz  et 
Sponheitn  aetatis  35-)  ^^^  Herx«^  gans  vorwii^ta  ge- 
kehrtes  und  gepanzertes  BmstbQd^   im   bloften  Kopf, 

8cfanarbart|  grofsen  Krese; 

»  . 

B.  Das  p/ialzbaierisclie  Wappen,    in  der  Mitte  der  Yelden- 

aer  Löwe^  unten  die  getheilte  Jahrzahl  1584«  Gegofsen« 

Tab.  m.  lYr.  2. 

f£edagraf  Philipp  Lndwig  war  mit  Annai  einer  Schwester 
des  letatenHereogSTOn  Jülich,  Kleve  nnd  Beqg  Johann  Wilhelm 
Terheurathet ,  wodurch  sein  Haus,  nachdem  der  blödsinnig  gewop?- 
dene  Herzog  im  Jahre  1609  gestorben,  nnd  mit  ihm  sein  männlicher 
Stamm  erloschen  war,  gerechte Ansprfiche  auf  obige  Länder  erhielt^). 
—  Kurfürst  Ott  Heinrich ,  yon  welchem  Herzog  Wolfgang»  des  Pfalz« 
^afen  Philipp  .Ludwig  Vater,  das  Herzögthum  Neuburg  theils  ge« 
kauft  f  theils  als  Geschenk  erhalten  hatte ,  Terkaufte  daron  drej 
wichtige . Aemter,  nämlich  Hippoltstein,  Heideck  und  Allers- 
berg, an  die  Nürnberger,  um  einmal  hundert  sechs  und  fünfzig 
tausend  Guldenj  Philipp  Ludwig  löste  sie  wieder  ein  mit  dem  Gel« 
de,  das  er  ron  seiner  Frau  als  Brautschatz  erhalten  hatte,  und  mit 
Welchem  er  so  gut  hauszuhalten  Verstand.  —  Er.liatte  die  ausge- 
suchtesten Männer  zu  Rathgebern  und  Ministem,  deren  Besoldungen 
nieht  grofs  waren,  die  er  aber  für  jede  besondere  Anstrengung  und 

den 

*}  Dia  PfalfgrSfin  reriucbte  es«  noch  im  nämlichen  Jahre  durch  ihren  Erb- 
prinsen  Wolfgang  Wilhelm  von  diesen  Landern  sogleich  Besiti  nehmen  ta 
latsen;  da  ^her  da^  Hnui  Ihren&en  ShnllcBli  Insprielie  darauf  machte»  dan- 

*  crten  die  Zwit t^heften -Werfiber  einige*  Jahfe  fbrt,  uihl  erst  iiki  Jahre  i6t4 
nannte  sich  Wolfgang  Wilhelm  auf  einer  teltenen  geldeneti  (Htüi  -Medaille 
Juliae,  Cliviat  et  JUontium  Du9. 


.  \ 


/ 


72 

iem  Vaterlaädo  erwiesene  Dienste  bäsondersbeloihntei  entweder  durch 
Geld,  oder  andere Ausseichnangen f  dalijsr  tfagen  auch  die  gleichzei- 
tigen Schriftsteller  Ton  ihm:  ^^man  hatte  sich  ein  Gewissen  daraus 
^gemacht  ^  die  Dienste .  eines  so  guten  und  liebenden  Forsten  zu  ver- 
anlassen ^  und  darum  die  eniladendsten  AuttSge  aua.der  Fremde  ron 
^^der  Hand  gewiesen/'  —  Fl^alasgraf  :Fhilipp  Ludwig  irri^  ein  eifriger 
AAbänger  der  ron  seinen  Yorfahrern  im  Herzogthnm  eiiigeführten 
Beformation,  und  machte  rerschiedene  Versuche  ^  um  die  entsweyten 
Gemfither  wieder  zu  tereinigenj  er  liefs  zu  dieseüi  Ende  zwey  Re- 
ligions-CoUegia  halten,  deren  das  eine  hn  Jahre  1593  zu  Neuburg, 
das  andere  im  Jahre  1601  zu  Regensburg  statt  hatte,  woron  aber 
keines  zu  dem  erWAaiBthtea  Ziele  £ihrte;  anrf  das  Leute  wurde  so« 
'gar   eine  Münzei  geprSgt,   die  abei^  so  selten  ist,  da£i'  sie  aeUkst  ns 

unserer  Samndung  febk,  »  .      .  i 

.  •      .  '    .  .  •  -  - 

Er  hmterliefs  3  Söhne,  Wolfgang  Wilhelm,  der  zur  ka- 
tholischen  Religion  fibertrat,  und  dessen  Sohn  Philipp  Wilhelm 
der  erste  Kurffirst  aus  der  Sfeuburg^r  Linie  war;  4-ugust,  Stifter 
der  Sulzbacher  Liuie,  welche  sich  mit  KurJhirst  Karl  Theodor 
wieder  endete,  und  Johann  Friedrich,  dem  er  zu  seinem  An« 
theil  Hippoltstein  fiberliefsj  dieser  erzeugte  zwar  mit  seiner  Ge- 
mahlin Sophia  Agnes  von  Hessen  -  Darmstadft  sieben  iünder,  sie  star- 
ben aber  alle  noch  yor  ihm,  so,  dafs  er  im  Jähre  1644  kinderlos 
aus  der  Welt  gieng.  /    '  '' 


r  • 


M  A. 


*>  Desien  emi{s«f  fibcfitif  s^ltspf  V«4fV1f  i^  ßdä  rom  Uhn  i6u  w«r  d«r 
ConstrvaUr  fo  flütlijipbi  «rtt  vok  4  map9k.ipt  lifin^Uckw  $«i{Mnliins  ein- 

twerlcibfiit  ^    .   . 


TS 

HAÜIMILIÄN    JOSEPH, 

K  ö  n  i  g   T  o  n    B  a  i  e  r  n. 

•    ♦  '  '' 

a)  MAXIMIUANrS  lOSEPHUS  BOIOARIAE  REX.  — 
Das  ungekleidete  Brustbild  d^s  Königs  in  kurzen  Haaren^ 
rechts  gekehrt^  unten  der  Name  des  Medailleurs  Losch.  F. 

b)  Eine  halb  nakte  weibliche  Figur  sitzt  auf  der  Erde,  ihre 
Rechte  auf  ein  Salafals  legend,  die  Linke  auf  eine^  um«* 
gestürzte  Wasserurne  stutzend  j  zu  ihren  Füfsen  lieg^  eia 
auf  sie.  zurücksehender  Löwe  j-  im  Hintergrund  Gebirge-. Die 
Aufschrift  in  6  Zeilen  sagt:  AQVAE  SALSAE  DUCTU 
1218  FEDUM  ALTITUDINI8  BERGHTESGADIUM 
BOIOARIAE  PERPETUO  CONIUNXIT.  XXI.  DEGEMB. 
MDGGCXVUt 

Tab.  in.  Nr.  3. 

Manmilian  Joseph^  König  ren  Baiern |  hat  durch  eine  Salz« 
Wasserleitung  ron  tausend  zweihundert  Fufs  Höhe  Berchtesgaden 
mit  Baiern  auf  ewige  Zeiten  Tereiniget  den  21«  Dezember  1817* 

.Wenn,  je  .  eine  wichtige  Unternehmung  der  königl  baien 
Regierung  durch  eine  Schaumünze  rerewiget  und  auf  die  Nachwelt 
gebracht  zu  werden  verdient  hat^  so  ist  es  gewifs  diese  Berchtes« 
gadische  Soolenleitung,  die  nun  schon  volle  3  Jahre  im  Gange  ist, 
und  Ton  allen  Sachverständigen  besehen  und  bewundert  wird.  Wir 
haben  nicht  nöthigi  das  hierüber  öffentlich  bekannt  gemachte*)  hier 

zu 

*)  S*  desG*R*  V.  Flvrl  Nachrichten  hierüber  in  dei  Frejrherrn  ▼•  Moll  aent» 
Jahrbüchern  der  Berg-  und  Hüttenkunde  IV*  B,  S»  370  —  S2» 

10 


T4  ■      I  - 

zn  Wiederholen. j  die  Sache  spricht  durch  sich  selbst^  imd^  wenn  jene 
Inschrift  über  dem  bekannten  Siegmundsthore  zu  Salzburg,  unter 
der  Büste  des  Erzbischofs  Siegmund,  der  jenes  Riesenwerk  ausfiih« 
ren  Itefs:  Te  ,saxa  loquuntur  —  ellgemein  bewundert  wird,  so 
könnte  man  ron  dieser  Wasserleitung  in  Bezug  auf  Ihren  königli- 
chen Erbauer  Maximilian  Joseph >  mit  Recht  sagen:  TE  AQUAE 
^  IiOQUUNTUR.  Das  Ganze  besteht  aus  drey  Wassersäulen  -  Maschi- 
nen, woron  die  letzte  und  Hauptmaschine  nahe  bey  der  Mühle  am 
nisang,  anderthalb  Stunden  von  Berchtesgaden  entfernt  steht,  wel« 
dhe  die  Soole  auf  eine  senkrechte  Höhe  ron  1218  Fnfs  emporhebt} 
eine  Böhe,  welche  bisher  noch  durch  keine  einzelne  Maschine  er« 
reicht  worden  ist.  Das  Gewicht  der  gana^n  salzsauren  Wassersäule 
beträgt  gegen  600  Zentner,  und  die  Wirkung  der  ganzen  Kraft  ist 
so  berechnet,  dafs  selbe  nöthigenfalls  täglich  18  Röhrl  gesattigte 
Soole,  das  ist,  über  eilftausend  Kubikfufs  Salzwasser  auf  diese  un« 
geheure  Höhe  bringen,  und  nach  Reichenhali  liefern  kann.  Vom 
Dezember  1817  bis  September  1820  lieferte  diese  Maschine  nach 
authentischen  Nachrichten  achtmal  hundert  tausend  Zentner  Sab 
nach  Reichenhall. 

Kaiser  Trajan  versah  die  Stadt  Rom  mit  gesundem  und  in 
Ueberflufs  strömenden  Wasser;  seine  Münzen  mit  der  Aufschrift: 
AQUA  TR  AI  ANA  haben  das  Andenken  hieron  bis  auf  unsere  Zei« 
ten  gebracht;  auch  unsere  Soolenleitung  wird  sich  eben  so  lange 
erhalten. 

Kaiser  Trajan  liels  durch  die  Pontinischen  Sümpfe  und  in 
mehr  andern  Orten  kostbare  HeerstrasSen  anlegen ;  Münzen  mit  der 
Umschrift:  VIA  TRAIANA  bestätigen  dieses  noch  heut  zu  Tage; 
die  Straise,  welche  König  MazimUien  Joseph  ron  Berchtesgaden 
bis  Reichenhall  über  die  höchsten  Gebirge  acht  Stunden  weit  fUhrea 

Uels,  wird  als  ein  wahres  Römerwerk  bewundert« 

Kai- 


75 

Kaiser  Trajan  lieft  armei  Elternlose  Kinder  auf  Kohen 
des  Staats  erziehen^  unii  vfie  Flinius  sagt,  das  Forum  und  die  Ar- 
mee einst  mit  tüchtigen  Männern  besetzen  zu  jfiOnnenj  Gold-  und 
Silbermanzen  mit  der  einfachen  Aufschrift:  ALIMENTA  ITALIAE 
bekräftigen  obiges  Zeugnifs;  König  Maximilian  Joseph  that  gleich 
in  den  ersten  Jahren  seiner  Regierung  in  Baiern  das  Nämliche. 
Welch  eine  Aehnlichkeit  zwischen  Kaiser  Trajan,  und  nnserm  König 
Maximilian  Joseph! 


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