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Full text of "Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Classe"

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i£fr 



I 



DENKSCHRIFTEN 



KAISERLICHEN 



AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 



PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE. 



EmUNDZWANZIOSTER BAND. 



WIEN, 1872. 



IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN 

BDCHHANDLER der K&ia. AS4DBHIB DBB WISSENSCHAFTEN. 









Uinck Ton Adolf Ho1zhanfi«ii in Wien 

k. k. UnivoniUu-Rockdniekeroi. 



INHALT. 



• * 



Erste Abtheilung. 

Abhandlangen von Mitgliedern der Akademie. 

Seit» 

Miklosich: Die slavischen Elemente im Magyarischen 1 

— Die slavischen Ortsnamen aus Appellativen. 1 75 

Pfizmaier: Gedichte aus der Sammlung der zehntausend Blätter 107 

Miklosick: Über die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa's. I. . . 197 

Zweite Abtheilung. 

Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern. 

Schulte: Die Glosse zum Decret Gratians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten 

Ausgaben 1 



Erste Abtheilung. 



Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie. 



DIE 



SLAVISCHEN ELEMENTE IM MAGYARISCHEN 

VON 

D>- FRANZ MIKLOSICH, 

WIRKLICHEM MITOUEDB DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WIBBSESCB AFTER. 
YOROELEGT IN D£B SITZUNG AM 18. JÄNN£B 1871. 



Vebersicht des Inhaltes. 

L Bedeutung der die Fremdwörter betreffenden Forschungen, II. Geschichte der die slavischen Elemente im Magyarischen 
betreffenden Untersuchungen. III. Zweck der vorliegenden Abhandlung. IV. Beschränkung der Abhandlung auf die aus dem 
Blavischen entlehnten magyarischen Wörter mit Ausschluss der slavischen Suffixe und anderer möglicherweise auf das Blavisch« 
zurückfiihrbarer Erscheinungen. V. Aufnahme der von den SUiven selbst aus anderen Sprachen entlehnten Wörter. VI. Ent- 
lehnungen anderer finnischen Sprachen. VII. Entstellung entlehnter Wörter. VIII. Aus welcher der slavischen Sprachen die 
slavischen Bestandtheile des Magyarischen stammen. IX. Verschiedenheit zwischen der slavischen und magyarischen Form. Laut* 
gesetze: a) Consonantlscher Anlaut b) Vocalharmonie. c) Trochaeischer TonfaU. d) a geht in &, o in a über, e) Tonloses i fällt 
aus. f ) Auslautendes y fällt ab. g) Ij geht in j über, h) Auslautendes d fällt ab. i) v fällt ans. k) Auslautendes h fällt ab. 
1) 8 geht in cz über, m) c geht vor e in es über. X. Ergebnisse für die Lautlehre des Altslovenischen. XI. Verhältnlss des 
Nationalbewusstseins zu den Fremdwörtern. XII. Uebersicht der slavischen Bestandtheile des Magyarischen nach sachlichen 
Kategorien. XIII. Verzeichniss der im Magyarischen vertretenen slavischen Wörter. XIV. Magyarisches Register zu diesem 

Verzeichnisse. XV. Quellen. 



I. Die Forschungen, welche die Scheidung des Stammvermögens einer Sprache von 
deren spätem, auf Entlehnung beruhenden Erwerbungen zum Gegenstande haben, werden 
im Interesse sowohl des Sprach- als der Geschichtsforschers angestellt: sie gewähren 
jenem über die entlehnende wie über die Sprache, aus der entlehnt worden, Aufschlüsse, 
welche auf anderen Wegen nicht zu gewinnen sind; sie belehren den Historiker über 
Zeiten, die durcTi keine andere Quelle erhellt werden, über Gegenstände, von denen die 
Urkunden nichts melden. Selbst für die Naturgeschichte haben die Lehnwörter eine 
nicht zu unterschätzende Bedeutung. 

Der Sprachforscher muss diese Sichtung des Sprachschatzes unternommen haben, 
bevor er daran geht, den Wortvorrath auf die nicht weiter analysirbaren Elemente der 
Sprache, auf die Wurzeln zurückzuführen; er wird in Fragen der Lautlehre nicht selten 
mit Nutzen jene Formen ins Auge fassen, welche das Wort in einer anderen Sprache 
angenommen hat: indem er die durch die Lautgesetze der entlehnenden Sprache bedingten 
Veränderungen in Abzug bringt, gewinnt er, bei der relativen Starrheit entlehnter Wörter, 
jene Form, die das Wort zur Zeit seiner Aufnahme in die fremde Sprache hatte. 

Der Historiker wird einen nicht geringen Theil der culturgeschichtlichen Daten aus 
Forschungen über die Lehnwörter schöpfen, da ja Worte und Sachen meist ungetrennt 
von Volk zu Volk wandern. So z. B. kann die Frage, ob staatliche Einrichtungen bei 

D«iil»(.hTiften der phil.-hist. Cl. XIX. Bd. I 



2 Feanz Miklosich. 

den sla viseben Völkern autochthon entstanden oder entlehnt worden sind, und, wenn 
letzteres, woher sie stammen, bei dem Schweigen der Geschichte über diesen wichtigen 
Punct, nur durch eine Prüfung der diese Einrichtungen bezeichnenden Worte gelöst 
werden. Der Träger der Staatsgewalt wird bei den Slaven vornehmlich durch k'Bn^zb, 
kralb und cesarb neben cart bezeichnet. Was lehrt nun die Betrachtung dieser Worte? 
k^n^zb, ktn^g'B ist goth. *kuniggs, ahd. kuning, and. konungr, also ein deutsches Wort, 
das nicht blos bei allen slavischen Völkern, sondern auch bei den Litauern und Letten 
und sogar bei den Finnen und ihren Verwandten, den Ehsten, Lappen u. s. w. Eingang 
gefunden hat, das demnach bei allen germanischen, slavischen und den meisten finnischen 
Völkern bekannt, daher eines der verbreite tsten Wörter ist; kralb, aus dem Slavischen 
ebensowenig erklärbar als ktn^z, ist, wie schon Dobrovsky gelehrt hat, der zu einem 
Appellativum erweiterte Name des gewaltigen Karl des Grossen, nicht, wie W. Thomsen 
138 vermuthet, identisch mit and. karl, ahd. charal in der Bedeutung „paterfamilias'^ ; 
es findet sich nur bei jenen slavischen Völkern, denen staatliche Einrichtungen dureli 
Vermittelung der Deutschen zugeführt wurden. Bulgaren und Russen ist kralb unbekannt 
geblieben, cesarb, wofür später carb, ist das mittelgriechische xaiaap und hat zunächst 
nur bei jenen Slaven Eingang gefunden, denen jene Einrichtungen von den Griechen 
zugeführt wurden, bei den Bulgaren und Russen. Der Staat, wie alle Cultur im Gegen- 
satz zur Sitte in Europa importirt, ist demnach bei den slawischen Völkern theils deutschen, 
theils griechischen Ursprungs. Die eine Oberherrschaft bezeichnenden einheimischen 
Benennungen wurden aufgegeben, als der Unterschied zwischen dem indigenen, blos 
patriarchalischen Regiment und der eigentlichen staatlichen Regierung sich fühlbar machte 
imd zur Annahme eines die Sache streng bezeichnenden, jedes Schwanken ausschliessenden 
Namens drängte. Von diesen einheimischen Namen bezeichnen die mit vlad zusammen- 
hängenden Worte wohl eigentlich nur den Besitzer von Grund und Boden, während 
vojevoda, wie das genau entsprechende Herzog, nur den Anführer im Kriege bedeutet; 
2upan:b ist eigentlich das Haupt des Stammes und des von ihm bewohnten Landes : 2upa, 
es war, mit dem Adjectiv veliki verbunden, der Titel des serbischen Stefan Nemanja 
und seines Sohnes, wurde jedoch durch kralj verdrängt, als der letztere, wie im Jahre 
1000 Stephan von Ungarn, vom Papst die Krone erhielt: (Sava) prosi (papu), jako da 
posbljetb jemu blagoslovenije otb svetyju apostolu i otb togo samogo blagoslovenyj vSnbCb, 
jako da vönböajetb brata svojego na kraljevbstvo po prbvomu otb&stvu kraljevbstva ihb 
(richtiger vielleicht po prbvomu kraljevbstvu otböbstva ihb propter antiquum regium nomen 
patriae eorum, wobei an Diocletia gedacht wird) — i prinesenb bystb blagoslovenyj v6nbcb 
vb otbßbstvo jego — i pomaza jego duhomb svetyimb na kraljevbstvo, jako zvati se jemu 
samodrb2avbnomu gospodinu kirb Stefanu kralju. Zivot svetoga Simeuna i svetoga Savc. 
Napisao Domentijan. Na svijet izdao Dj. Daniöid. U Biogradu. 1865. 246, 247. Und 
um einen anderen bestrittenen Punct zu erwähnen, wo sassen jene Slaven, deren Sprache 
seit einem Jahrtausend die Kirchensprache der slavisch liturgirenden Völker der 
orientalischen und occiden talischen Kirche ist? Die Geschichte beantwortet diese Frage 
dahin, jene Slaven hätten in Pannonien gewohnt; lateinische, griechische und slavische 
Quellen weisen die Behauptung, die slavische Kirchensprache sei von Bulgarien aus- 
gegangen, mit Entschiedenheit zurück. Und die Geschichte findet einen bei der Zahl 
und Verlässlichkeit der Quellen zwar entbehrlichen, jedoch nicht unwillkommenen 
Bundesgenossen an einer Anzahl von christliche Begriffe bezeichnenden W örtern 



Die 8LAYISGHEN Elbmbnte m Magtabischen. 3 

deutschen Ursprungs, deren Vorkommen bei den von bairischen Missionären zuerst 
zum Christenthum bekehrten Slovenen Pannoniens natürlich ist, bei den Slovenen Bul- 
gariens geradezu unerklärbar wäre. Oder sind nicht alle Anstrengungen, Wörter wie 
govSti ahd. gavihjan, pop:E ahd. phafo, po8t:B ahd. fasta, srdda ahd. mittawächä, s^bota 
ahd. sambaz-tag anders als aus dem Deutschen zu erklären, gescheitert? Wenn man den 
deutschen Ursprung von srSda, Mittwoch, deswegen in Abrede stellt, weil er auch in 
Bulgarien und in Kussland — Russen haben die sereda, serada den Litauern tiberliefert — 
gebraucht wird, so hat man nicht bedacht, dass die Kirchensprache aus Pannonien nach 
Bulgarien und von da nach Kussland gewandert ist: der Russe, der den Mittwoch sreda 
nennt, erkennt hiemit den pannonischen Ursprung der Kirchensprache an. 

Die Wichtigkeit der Lehnwörter für die Naturgeschichte, namentlich hinsichtlich der 
allmäligen Verbreitung der Culturpflanzen und Hausthiere, zeigt ein Blick in das von 
seltener Vereinigung von Sprach- und Sachkenntniss zeugende Buch V. Hehn's über 
diesen Gegenstand. 

n. Die Nachweisung der slavischen AVörter im Magyarischen hat schon mehr als 
einmal gelehrte Männer beschäftigt. Der erste, der sich diese Aufgabe stellte, war der 
in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts gefeierte ungrische Staatsmann 
Faustus Verantius, eigentlich Vranßid, aus Sebenico in Dalmatien, f 1617, welcher in 
seinem 1595 in Venedig gedruckten, 1834 zu Pressburg von Josephus Thewrewk de Ponor 
abermals herausgegebenen Dictionarium quinque nobilissimarum Europae linguarum, 
latinae, italicae, germanicae, dalmaticae et ungaricae ein ziemlich umfangreiches Ver- 
zeichniss von solchen Wörtern zusanunenstellte. Des Verfehlten ist zum Verwundern 
wenig: beteg und betegs6g, bir imd birsäg, jilis und 616s, hud und hitv4ny, krusva und 
körtv6ly 4ind sogar lip (I6pi&) und sz6p u. s. w. Auf Verantius folgte Samuel ßyarmathi 
in seinem Werke : Affinitas linguae hungaricae cum linguis fennicae originis grammatice 
demonstrata. Gottingae 1T99, der 30(i — 364 die von den Magyaren aus den slavischen 
Sprachen entlehnten Wörter in ziemlich unkritischer Weise zusammenstellt. Sein Nach- 
folger war Stephan Leschka, f 1B18, in dem nach seinem Tode herausgegebenen Elenchua 
vocabulorum europaeorum cumprimis slavicorum magyarici usus. Budae. 1825, ein 
Werk, dessen Brauchbarkeit nicht in Abrede gestellt werden kann. Die jüngste Arbeit 
über diesen Gegenstand ist Magyaricae linguae lexicon critico-etymologicum. Studio et 
opera Gregorii Dankovszky. Posonii. 1833 — 1836, in welchem der Versuch gemacht 
wird, in dem magyarischen Sprachschatze das Eigen thümliche von dem Entlehnten zu 
scheiden und die Heimath jedes entlehnten Wortes nachzuweisen, ein Versuch, der mit 
unzureichenden Mitteln gewagt als gescheitert anzusehen ist, wenn auch der Forscher 
manchen Wink verwerthen kann. Das Resultat seiner Untersuchimg spricht der Verfasser 
in folgender Weise aus: ,Summa summarum. JMagyarica primitiva 962; slavica 1898; 
graeca 701; graeco-slavica 188; ergo graeca889; latina 334; germanica 288; italica 268; 
gallica 25; hebraica 4; itaque 3706 primitiva vocabula peregrina, atque adeo magyarica 
primitiva ad peregrina heic se habent ut 962 ad 3706. Summa tam magyaricorum quam 
peregrinorum primitivorum 4668.' 

III. Der Zweck meiner Abhandlung ist natürlich, den Gegenstand derselben richtiger 

und vollständiger darzustellen, als von meinen Vorgängern geschehen ist. Bei der 

Schwierigkeit der Untersuchung bin ich darauf gefasst, dass ich den einen zu weit, den 

anderen hingegen nicht weit genug gegangen bin. Das Verzeichniss enthält Manches, 

1* 



4 Franz Miklosioii. 

dessen slavisclien Ursprung ich ausdrücklicli in Abrede stellen zu müssen glaubte, weil 
von Anderen die entgegengesetzte Ansicht ausgesprochen wurde. Bei anderen Wörtern 
habe ich ausdrücklich bekannt, dass mir deren Urprung dunkel ist. In sehr vielen 
Fällen endlich habe ich auf die abweichenden Ansichten Anderer hingewiesen, namentlich 
auf die Ausführungen A. Boilers in dem 17. und 19. Bande der Sitzungsberichte. Wenn 
ich mich durch Boilers Darstellung nicht bestimmen liess, meine Ansicht aufzugeben, so 
hat dies seinen Grund unter Anderem darin, dass ich nur die Zweige der finnischen 
Sprachfamilie als mit dem Magyarischen verwandt ansehe, nämlich finniscli, tscheremissisch, 
ehstnisch, lappisch, mordwinisch, ostjakisch, wogulisch, syrjanisch, und die übrigen 
Glieder der sogenannten ural-altaischen (turanischen) Sprachfamilie, das Samojedische, 
Tatarische, Mongolische und Tungusische, von dieser Verwandtschaft ausschliesse. 
W. Thomsen, Ueber den Einfluss der germanischen Sprachen auf die finnisch-lappischen. 
Während ich mich zu den Resultaten der Untersuchungen BoUer's meist ablehnend ver- 
halte, glaube ich die Forschungen von J. Budenz in den Nyelvtudomdnyi közlem6nyek 
als einen wahren Fortschritt auf dem Wege zur Krkenntniss des Verliältnisses des 
Magyarischen zu den anderen finnischen Sprachen begrüssen zu sollen. Es ist im 
Interesse der Wissenschaft nur zu beklagen, dass die Untersuchungen von Budenz so 
wie der übrigen Sprachforscher in Ungarn, wie Ilunfalvi's, Fabian's, über einen für die 
Sprachwissenschaft und die Ethnographie so wichtigen Gegenstand in einem so wenig 
bekannten Idiom geschrieben sind. Schwerlich finden die genannten Gelehrten in ihrem 
Vaterlande für ihre Arbeiten mitforschende Genossen, ohne deren Widerspruch oder Zu- 
stimmung es keine lohnende schriftstellerische Wirksamkeit gibt. 

IV. Ich habe mich in dieser Abhandlung auf die Nachweisung der aus dem Sla vischen 
entlehnten Wörter des Magyarischen beschränkt: ich habe die slavischen Suffixe wie nok, 
eigentlich bn-ik:B; 6cz, ov-bcb: vadöcz, eine Art Unkraut, von vad wild; 6ka, ovska; vadöka, 
Holzapfel, von vad wild, ebenso übergangen, wie die Untersuchung, ob nicht syntaktische 
Erscheinungen aus dem Slavischen zu erklären seien, wie etwa der Ausdruck des futurum 
mittelst fog, der im Slavischen in der Anwendung des im6ti, noch mehr aber des j§ti, nac^ti 
ein Seitenstück findet, jedoch nicht daraus zu erklären ist, wenn wirklich dem Magyarischen 
diese Bezeichnung des futurum erst seit dem Itt. Jahrhundert bekannt ist. Ueber die durch 
den Titel der Abhandlung gezogenen Grenzen hinausgegangen bin ich, indem ich eine 
Anzahl von Ausdrücken aufnahm, die, der heutigen Sprache unbekannt, in Urkimden und 
anderen historischen Quellen in lateinischer Form vorkommen, wie dusbnik'B, pristav:b u. s. w. 

V. In das Verzeichniss habe ich nicht niu* die ursprünglich slavischen, sondern auch 
jene Wörter aufgenommen, welche, von den Slaven aus andern Sprachen entlehnt, aus 
dem Slavischen den Weg ins Magyarische gefunden haben. In manchen Fällen kann 
allerdings darüber gestritten werden, ob z. B. ein deutsches Wort von den Magyaren 
unmittelbar aus dem Deutschen oder aus dem Slavischen entlehnt worden ist; in 
vielen wird die Entlehnung aus dem Slavischen durch die nach slavischen Lautgesetzen 
geänderte Form des Wortes nachgewiesen: man vergl. dbska, pogaca, pop:b u. s. w. 

VI. Bei manchen Wörtern habe ich die für dieselben Gegenstände aus anderen 
Sprachen entlehnten Ausdrücke anderer Sprachen des finnischen Sprachkreises angeführt, 
weil es mir nicht unwichtig erschien, nachzuweisen, dass andere von den Ungern seit 
vielen Jahrhunderten getrennte finnische Stämme zur Bezeichnung derselben Begriffe 
gleichfalls zu Entlehnungen ihre Zuflucht genommen haben, und weil ich mögli(^hen, 



Die slayischen Elbhevtb im Maoyabisghen. 5 

von dergleichen Ausdrücken hergeholten Einwendungen gegen die Richtigkeit meiner 
Ansichten vorbeugen wollte: so könnte man der Ansicht, rozs sei aus dem Slavischen 
entlehnt, das fiiuiische ruis entgegenhalten, das jedoch gleichfalls entlehnt ist entweder 
aus dem anord. rugr oder, was viel wahrscheinlicher ist, aus dem lit. rugis. Thomsen 167. 

VII. Die entlehnten Wörter scheiden sich in zwei Kategorien, indem bei einigen 
die entlehnende Sprache an der Form des Wortes blos jene Veränderungen eintreten 
lässt, die ihre Lautgesetze fordern, andere dagegen in diesen Veränderungen weiter 
gehen. B4ba, baj, belezna neben bilizna aus baba, boj, blizna gehören zur ersten Kate- 
gorie; während bel6nd, gerfzd neben ger6zd, ordosics aus blön-B, griz, otroöid in die 
zweite Reihe zu setzen und als Entstellungen anzusehen sind. Die Iiintlehnungen der 
zweiten Art treten aus der Reihe der gesetzmässigen Erscheinungen heraus'; sie sind, wenig- 
stens vorläufig, als AVerke des auch in der Sprachbildung nicht unthätigen Zufalls anzusehen, 

VIII. Schwierig ist die Frage, aus welcher von den slavischen Sprachen die slavi- 
schen Bestandtheile des Magyarischen stammen. Wenn man von dem im allgemeinen 
gewiss richtigen Satze ausgeht, dass die Wörter mit den Sachen entlehnt werden, dass 
demnach das entlehnende und das darleihende Volk in unmittelbarer Berührung gestan- 
den haben müssen, so wird man für die erste Zeit nach der Niederlassung der Magyaren 
in ihrer heutigen Heimath zunächst an die Slovenen denken, und zwar vor allem an 
die westlichen, die sich nach dem Untergang ihres Gemeinwesens mit den Magyaren 
amalgamirt haben und in denselben zum aller grössten Theile aufgegangen sind, ein 
Umstand, der nach dem Zeugnisse der Geschichte vorzüglich die Aufnahme von Fremd- 
wörtern fördert, wobei nicht zu übersehen ist, dass die seit längerer Zeit durch bairische 
Missionäre und durch Cyrillus und Methodius zum Ghristenthum bekehrten und durch 
die Berührung mit den Deutschen einigermassen civilisirten Slovenen den auf der tiefsten 
Stufe der Cultur stehenden Magyaren in der That etwas zu bieten hatten. Man wird 
weniger die südöstlichen (bulgarischen) Slovenen herbeiziehen, die, einen eigenen, von 
der unteren Donau über Belgrad hinaus reichenden Staat bildend, in keinem Falle ein 
inniges Verhältniss mit den Magyaren eingiengen. Ob die Bewohner des Östlichen Theiles 
des mährischen Reiches dem slovenischen oder dem cechischen Stamme angehörten, ist 
eine Streitfrage, für deren Lösung zu Gunsten des ersteren mehr als ein Grund spricht. 
Die slovenischen Bestandtheile des Magyarischen sind dadurch kenntlich, dass in den- 
selben ^ und § durch mit Resonanten schliessende Silben, § durch 6 und St, 2d meist 
durch st, zsd ersetzt werden. Aus dem Serbischen haben in jener frühen Zeit Ent- 
lehnungen nicht stattgefunden, weil die Serben erst später nach der Verdrängung der 
bulgarischen Slovenen unmittelbare Nachbarn der Magyaren geworden sind. Eben so 
wenig kommen die Kleinrussen in Betracht. In späterer Zeit hat allerdings Aufnahme 
von öechischen, respective slovakischen, serbischen und kleinrussischen Wörtern statt- 
gefunden. Wenn in dieser Abhandlung einigemal polnische und russische Wörter mit 
magyarischen zusammengestellt werden, so gehe ich dabei von der Ansicht aus, dass 
diese Wörter ehedem auch jenen slavischen Stämmen bekannt waren, die mit den 
Magyaren in unmittelbarem Verkehr standen oder stehen. 

IX. Die Verschiedenheit zwischen der slavischen und der magyarischen Form der 
vom Magyarischen aus dem Slavischen entlehnten Wörter beruht meist auf den Laut- 
gesetzen der magyarischen Sprache. Von diesen sind die wichtigsten das Gesetz des 
consonantischen Anlautes imd das der Vocalharmonie. 



6 Franz Miklosich. 

a. Nach dem Gesetz des consonantischen Anlautes kann kein echt magyarischeß Wort 
mit mehr als einem Consonanten anlauten. Diesem im Organismus der finnischen Sprachen 
überhaupt begründeten Gesetze fügen sich auch die aus anderen Sprachen aufgenom- 
menen Wörter. Die doppelte Consonanz im Anlaute wird beseitigt 1. durch Einschaltung 
von Vocalen. Welcher Vocal eingeschaltet wird, hängt meist von dem folgenden Vocale 
ab. a: balaton blatbno; baraczk breskva; barÄt brafeB; bardzda brazda; galagonya glo- 
ginja; ganaj gnoj; garädgrad:&; garat grot; kal4ka klaka; kalap4cs klepac; kaläsz klasi»; 
kaloda klada; karabö krabij; maldta mldto; malom mlin; palast plaStb; szalad slad; 
tar4ta trata; varadics vratiß; varsa vr§a; haricska href^ka; kalit kldtb; parittya prada. 
e: belezna blizna; berekenye brekinja; beretva britva; cser6p ßr6p:B; cseresnye ^röSnja; 
gelyva gliva; gereben grebent; gereblye grablje; gerenda gr^da; gerezdgrozd; gerezna 
krBzno; gerlicze grtlica; kelepeze klepbca; kerecset kreßefeB; kereszt krisfes; peleh pltht; 
szekernye skornö; szelemen sl§m§; szel6ndek *slödBnik:b; terem trSm^B; ver6b vrabij; 
ver6gy vröd:B; zselep ilöbib. i: giliszta glista; hirip hrib; kilih klSj; pilis pldSs; ziliz 
sliz. o : bolha bltha ; bolond blq-d^B ; borda brBdo ; borona brana ; csorda ßröda ; csoroszlya 
*<5r6slo; dolog dl'bg^B; dorong dr^g^B; dorosba druäba; gonosz gnus^b; gr^b^B goromba; 
korong krfjg'B', mol4ka neben bel&ka mlaka; morva neben murva mrva; poloska plostka; 
porond pr^d'L; porosz prus; rozsda rsSda; toromba neben otromba traba; torongy tr%d». 
ö: görbe grbb^B; görög gribk^b; göroncsör grBnBöarb; hörcsök chrßek; szömörcsök smröek; 
szömörke smröka; szöv6tnek *sv§tbnik:5. u: durboncza drbanice. 

2. Durch Versetzung eines Vocals. a: asztag stog^b; asztal stol'B. e: esztena stSna; 
eszterha streha. i: isp&n 2upan:b; istap stap; izlot z2oty. o: oszlop stl'bp^b; otromba tr^i^ba. 
ö: ösztüke styk. u: udvar dvor; ugr4l grati. Befremdend ist die Vorsetzung des o in 
orosz rus. 

3. Durch Versetzung des an zweiter Stelle stehenden Consonanten an die dritte: 
bdrd brady; gargya gradja; karuly, vielleicht für karguly, auskragulj; kolbdsz klobasa; 
kulcs kljuöb; parlag prölog; pelyva plöva; pelisz neben pen6sz plSsnb; szalma slama; 
szikla skdla; sz41ka skala; szilva sliva; szolga sluga; ähnlich ist szivalicza aus slivovica; 
man beachte szikra iskra. 

4. Durch Entfernung des ersten oder des zweiten Consonanten: a. csipke sSipek; 
csuka sduka ; d&b vdeb ; gälicz skalice ; g4nicza 2ganec ; katulya skatula ; kopacz skopbcb ; 
kurczina ^skvaröina; tarka strakat ; tengelicz steglec ; tertinydk strtinjak; tokläsz stoklas^ 
virelya svirSlb; abweichend ist ecset SÖet. b. szabad svobodb; szent sv^tt; szeklicze 
svötlice; tarhö tvaroh: ähnlich scheinen tiszt, tiszta und tisztesfü aus äbstb, ßistb und 
ßistec d. i. tsbstb, töist'b und tsistec entstanden zu sein, wogegen allerdings der Umstand 
eingewandt werden kann, dass sonst es d. i. ß, ts ein auch dem Magy. geläufiger Wort- 
anlaut ist; haraszt lautet asl. hvrastt. r und v gehen in i und u über in til6 trlo; tilos 
trlo ; und in szulak svlak ; tür tvor. Die Ausnahmen von diesem Gesetze bei sla vischen 
Lehnwörtern sind wenig zahlreich : brenza brynza 5 draga drag!b ; dränicza dranica ; dratva 
dratev; druzsa druä, grddics neben garddics *gradid5 granic granica; klecska kleße; krd- 
nicz kranjec; pletyka plefka; prauda pravda; prib6g pröbög^b; prösza proso; prücsök 
övrdek; szkoreg61y skvorec; sztrdzsa straäa. Ungeachtet der Abneigung vor doppelter 
Consonanz im Anlaut der Wörter findet man neben prücsök auch ptrücsök und sogar 
in einem einheimischen Wort trüsz neben ptrüsz sternutatio; trüsszent, tüsszent neben 
ptrüsszent und trprüsszent sternutare, eine Erscheinung, die den Satz bestätigt, dass, 



Die 8LAVISCHEN Elemente m Maoyabiscuen. 7 

wenn Völker gewisse Schwierigkeiten der Aussprache tiberwinden, sie ihren Sprach- 
organen nicht selten ohne Noth harte Aufgaben stellen. Thomsen 25. 

b. Nach dem Gesetze der Vocalharmonie folgen dem harten Vocal (a, o, u) des Thema 
harte Vocale der Suffixe, ebenso dem weichen Vocal (e, Ö, ti) des Thema weiche Vocale 
der Suffixe, während die mittleren Vocale (6, i) sich mit den Vocalen aus den beiden 
ander^i Glassen vertragen können, jedoch mehr zu den weichen hinneigen. Auch diesem 
Gesetze müssen die entlehnten Wörter gerecht werden. Aus dem Gesagten folgt, dass 
das Gesetz vom Thema aus, d. i. progressiv t^rirkt, und bei den echt magyarischen 
Wörtern findet man nur die progressive, d. h. vom Wortanfange ausgehende Beein- 
flussimg des Vocalismus, während in entlehnten Wörtern sich auch eine regressive geltend 
macht, die vom Wortende ausgeht. Progressiv: azsag oäeg; kazal kozel; kopja kopije; 
mostoha masteha; päsztor pastyrb; pecs6t peäatb; zsell6r 2elar. Auch das i weicht einem 
harten Vocale, wenn die erste Silbe einen solchen enthält: gabona gobino; galagonya 
gloginja; kabala kobyla; kaböcza kobylica; nyoszolya nosilo ; uzsonna uSina; im entlehn- 
ten Suffix -nok -Lnik:B: asztalnok stolbnik'B; bajnok bojnik; udvarnok dvorbniki u. s, w. 
doch findet man päzsit paSitb und pizsitnik pa2itnik. Kegressiv: csaläd deljadb; csäszär 
c&sarb; csata öeta; csorda öreda; csoroszlya *6rSslo', ob6d oböd-B; eczet ocbt^b; epl6ny 
oplen; jegenye jagnjed; nyavalya nevolja; pdrna perina-, pohdr pehar; vacsora veßerja; 
zsana 2ena; zsobräk 2ebräk; eben so sustäk sestäk. Auch hier weicht i einem harten 
Vocal: goboncza gibanica; malaszt milost; ebenso suska Siska. Doch szita sito; szittyö 
sitije. In diesen Fällen ist die Aenderung durch den Vocal bewirkt worden, den schon 
die slavische Form bietet: in anderen Wörtern tritt erst in der magyarischen Form der 
maassgebende Vocal auf, indem bei der Aufnahme des Wortes dessen harter Auslaut a, in 
der Regel nach gewissen Consonanten, durch den weichen Auslaut e ersetzt wird: cseresnye 
ßr6önja: cs6se äasa; deröcze döravica; gergericze gagrica; j6rcze jarica ; szömörke smrSka; 
rekettye neben rakottya rakita; szemöcze neben szamöcza samonica. Ausnahmen von 
dem Gesetze der Vocalharmonie, vornehmlich in regressiver Richtung, sind nicht selten: 
beläka neben moldka mlaka; belezna blizna; beretva neben borotva britva; debella 
debela; esztena stöna; eszterha strßha; eszterenga str^ga; gelyva neben golyva gliva; 
gerenda gr^da; gerezna kr:Bzno; lezsäk leääk; meszär mesar-, pelyva neben polyva pl6va; 
pesztonka pästounka; resta reäeto; szecska neben szacska se(5ka; szerda, szereda srSda; 
voder vodör. Eigenthümlich sind ker6b korabb; ver6b *vrabb und gerezd grozd. 

c. Die finnischen Sprachen haben eine unverkennbare Vorliebe für den trochaeischen 
Tonfall; sie fügen aus diesem Grunde fremden einsilbigen Wörtern einen Vocal hinzu: 
finn. raati, nhd. Rath. Dieser Neigung folgte ehedem sicher auch das Magyarische und 
nachweislich waren in alter Zeit viele jetzt einsilbige Wörter zweisilbig und noch jetzt 
findet man neben b6k, ip, öcs — b6ke, ipa, öcse, obgleich schon im eilften Jahrhundert 
der Auslaut anfing sich zu verlieren. Kellgren 6. Riedl 50. Darauf beruht die An- 
fügung eines a, e an mehrere, vielleicht schon früh entlehnte, einsilbige slavische Wörter: 
bika byk'b; buja buj; görbe grBb:B; koma kum^b; n6ma nSm-B; p4va pavt; puszta pust'b; 
püzsa pu2; tompa t^pi&; tisza tis; viza vyz. Dieses a tritt jedoch auch in einigen zwei- 
silbigen Wörtern ein: ontora, ontra ^tor:B; garäzda gorazdii; pesztercze pestfec; dutka 
dudek; ritka rödibkib; vizsla vy2el. 

d. Im Allgemeinen geht das a slavischer AYörter im Magyarischen in 4, o hingegen in 
a über: .mAk maki; rdk rak'B; gälna skalina; dagegen: ablak oblok; abrak obrok^B; akal 



8 Franz Miklosich. 

okol; akna okno; baj boj; garat grot; iga igo; kakas kokoSs; kas koSb; pap pop:B; paraszt 
prostb; rab rob:b; raj roj; zab zob; daher auch: apät opat; kal4cs kolacB; lapät lopata; 
szakacs sokadB. Auslautendes a wird durch a ersetzt, was darauf beruht, dass in den 
finnischen Sprachen überhaupt der Auslaut der Wörter tonlos ist und ,fast wie ein blosser 
Nachhall der ersten und Hauptsilbe des Stammes tönt'. Kellgren 5. hdla hvala; kaläka 
klaka; kdsa kaSa; kasza kosa; laza loza. Für a tritt in manchen Wörtern nach gewissen 
Gonsonanten das weiche e ein: cseresnye crösnja; cs6se casa; gergericze gagrica; gerlicze 
grblica; j6rcze jarica; keszölcze kyselica; m6rcze mörica; szemöcze neben szamöcza 
samonica; man beachte kÖ8zm6te *kosmata; szömörke smr@ka. Selten tritt für auslautendes 
a das lange 6 ein: szajkö sojka. 

e) Unbetontes i fällt in vielen Wörtern aus: apä.cza opatica; berbencze berbenyda; 
der6cze aus derevcze, döravica; gdcs *galiÖ; gdlna skalina; gan^ *ganiß; goboncza gibanica; 
j6rcze jarica; kaböcza aus kabolcza kobylica; kancza konice; kapcza kopytce; kapta 
kopyto; keszölcze kyselice; löcza lavica; mälna raalina; m6rcze mSrica-, motöla aus me- 
to via motovilo; muharcza mucharica; nätha nadiha; pälcza palica; pärna perina; pasz- 
koncza poskonnice, pincze pivnica; pi6cza aus piavcza pijavica; polcz polica; p6zna aus 
*pavuzina, pavuz; szamöcza aus szamoncza samonica; szekercze *86kyrica; szucza sulica; 
dcza ulica. 

f) Altslo venisches y fällt im Auslaute ab: bärd brady; murok *mr'Bky; retek *retky; 
tök tyky. 

g) Ij verflüchtigt sich zu j: bojdr boljari; bubujicska *bobuljißka; pojäna poljana; 
doch imolya imela. Vor Gonsonanten fällt 1 häufig aus: kaböcza aus kabolcza kobylica; 
keszöcze neben keszölcze kyselica; kopötö neben kopoltyö klepeto; szopöka sopilka; 
szucza sulica; ücza ulica; 2urmöka 2molka. Die mit der Aus werf ung des 1 verbundene 
Verlängerung des Vocals, die wohl auch bei szucza anzunehmen ist, weiset auf den 
Uebergang des 1 in einen Vocal und es ist mit dieser Verlängerung jene zusammen- 
zustellen, welche bei der Auswerfung des v eintritt. 

h) Auslautendes d fällt manchmal ab: jegenye jagnjed; medve medvödt; rä.sza rasad; 
ros r:D'2db; es bleibt in näszäd nasaditi; porond porods; ebenso in belönd blSuB und 
gerizd griz, wo es angefügt worden, und in rüd ruda; d geht in gy d. i. dj über: gagy 
god; merögy, verögy vröd'b; porongy, poronty neben porond porodt; torongy tr^d^; 
ebenso im einheimischen szelöd neben szilig und sziligy, im Inlaut ragyiva radiv:B. In t 
ist d übergegangen in pajöt pajed'. 

i) V fällt nicht selten aus 1. vor Gonsonanten: berena brbVBno; boröka borovka; 
csöka ßavka; dabronika dubrovnik'b; daröcz deravbCb; derfecze aus derevcze dßravica; 
galamböcz *gol4bovfccb; löcza aus lavcza lavica; löcs levda, levc; merköcze mrkevca; 
motöla motovilo; ol4h aus ovläh vlahi»; pakröcz pokrovbcb; palöcz *plavbcb; pikö pivko; 
piöka pijavka; pöräz povraz; röna ravbn'b; szipöka sipovka; ugröcz igravbcb oder gravbcb. 
Dem öcz aus avbCb ähnlich ist öcz aus' ojec: abajdöcz obadvojec. Abweichend ist 
polovnyÄk polovnjak. Aus auslautendem av, ov entsteht ö: akö okov; patkö podkov; 
posztö postavb; zsidö 2idov und in den auf slavb auslautenden Eigennamen: Szaniszlö 
Stanislav: im dreizehnten Jahrhundert Vingyoszlov V^steslav^b Ritus 233. liu entsteht 
aus liv. 2. Auch zwischen Vocalen fällt v aus: paizs pavöza; pank neben pök: jenes aus 
pavq;ki oder paitk^, dieses aus pavuk oder pauk, indem au in o übergeht, wie in löcza 
aus lavcza lavica; pözna aus *pavuzina, pavuz; tdr tovar; tdrnok tovarbnik'b; tärs tovariä; 



Die slavischen Elevente im Maotarischen. 9 

vajda vojevoda; zavdr neben z4r aus zavor. Man merke noch csere örEvt; puzdar6k, 
wie es scheint, aus pozdravek; targoncza *tragovnica ; aus olovo entsteht olom; aus 
zaszlona zdszlö; dem pöla liegt povijalo zu Grunde. 

k. Auslautendes h fällt ab : lapu lopuh ; r&rö raroh ; turö neben taroh, tarhö tvaroh. 

l. s wird in einigen nicht zahlreichen Fällen in cz verwandelt. Vor k: baraczk breskva; 
taraczk *trSski ; toroczk *tru8k ; ferner in czinege, ein sinika für sinica voraussetzend; czirok 
sirek; ebenso kaczor kosor; koncz k^s^B. 

m. c geht vor S meist in es über : csäszdr cSsarB ; cs6p c6p ; cs6v c6vb ; so auch cser cerb. 

X. Die vorliegende Arbeit wurde in der Absicht unternommen zu erforschen, ob und 
welche Aufschlüsse sicli aus dem Magyarischen hinsichtlich der slavischen, namentlich 
altslovenischen Lautlehre gewinnen lassen. Da es nun in dieser Hinsicht namentlich auf 
die nasalen Vocale ^. und §, auf 6 und auf die Consonantengruppen st imd 2d ankommt, 
so will ich hier die diese Laute betreifenden P>gebnisso meiner Studien zusammenstellen, 
und bemerke, dass mein Lexicon palaeoslovenico-graeco-latinum die Belege für die Rich- 
tigkeit der Formen bietet, soweit sie nicht hier gebracht werden. Ein Stern bezeichnet 
die erschlossenen altslovenischen Formen. 

4. Dem altslovenischen et, entsprechen im jVIagyarischen mit m oder n schliessende 
Silben; der Vocal ist regelmässig a, o oder u: *^gorb Angor; *^torb ontora; *si.tj>hb ontok; 
bl^id'b bolond; *ß^brB csombor; d^ga donga; drq,g:B dorong; g^ba gomba; gol^bb galamb; 
gr^b'b goromba; *k^drb (k%drjav!B) kondor; k^kolb konkoly; k^i^pona kompona; kqjS:B 
koncz; *kor^t:& koront; kr^gi korong; l^ka lanka; l^sta läncsa; m^ka munka; obr^öB 
abroncs; pa^k pank; por^jßiti parancsol; prjjd'B porond; *pr^g:B porong; rq,biti rombol; 
s^bota szombat ; s^sSds szomsz6d ; *sl^ka szalonka ; *str^ga eszterenga ; tq^pig tompa ; tr^ba 
otromba; trq^ds torongy. Aus kollancs und nsl. klos (kloSß) für klesß darf auf ein asl. 
*kl^stb geschlossen werden. Neben korong findet man kereng, neben abroncs abrincs. 
Gamba ist slovak. gamba, gemba, das aus dem Pol. stammt : g^ba. Die hier verzeichneten 
Wörter sind entweder aus dem Altslovenischen oder aber aus dem Neuslovenischen in 
jener Periode entlehnt, wo dieses noch nasale Vocale hatte. Dagegen sind nödit und 
rocska in jener Zeit ins Magyarische aufgenommen worden, wo ^ bereits in 6 über- 
gegangen war : *nöditi, rodka, asl. n^diti, r^dbka. Die Wörter, in denen asl. % — u, a gegen- 
über steht, stammen aus anderen slavischen Sprachen : d^ga duga ; *dq,bravbnik:B dabronika ; 
g^ba guba galla; *gq,2vica, nsl. göi güzs; k^dölb, nsl. koäSlj guzsaly; *kq;ti& kuczik; 
m^ka müka, wobei ü auffällt ; sk^pi^, nsl. sköpec kupecz, u. s. w. Hieher gehört auch lukma 
nsl. lokno, kroat.- sl.^ lukno. 

(}. Dem altslovenischen § entsprechen im Magyarischen mit m oder n schliessende 
Silben; der Vocal ist regelmässig e oder i: gr§da gerenda; *gr§delb gerend61y; l^Sta 
lencse; m§ta m6nta; p^t^bkt p6ntek; *pot§g^ pating; r^d'b rend; sv^fb szent; s'br^Sta 
szerencse; *ffht^ffh szatying. Man füge hinzu die einigermassen befremdenden Wörter 
*l§hi& lengyel; *s§brb szimbora und *m§ßb mancs. Wie die des m oder n entbehrenden 
Formen bei s\, sind auch hier zu beurtheilen kn^zb ken6z; *kol§da koleda; *r§2ati rezs; 
vit^zb vit6z; pidja entspricht dem ßech. pldi, das asl. p§db lautet. 

ö. Dem altslovenischen ö entspricht im Magyarischen 6: besöda besz6d; bfelSg^ 
b61yeg; *blSn'b bel6nd; *cep:b cs6p; cSvb cs6v; Ör§p:b cser6p; dM'b d6d; *dS2a d6zsa; 
izbßg^ izb6g; l^p:b 16p; *lgsa 16szka; m^hs m6h; *mSricza m6rcze; miriti m6r; *mSzga 
m6zga; nfem^ n6ma; nßmbCb n6met; ob^d^b eb6d; oc^lb acz6l; pgn§zb p6nz; pl^snb pen6sz; 

D«nk8chriflen der phiL-biat. Cl. XIX. Bd. 2 



10 Fbahz Miklosich. 

pröbeg'b prib6g; *r6ca r6cze; rfepa r6pa; s^sfed-B szomsz6d; sremt szer^m; *8v6tbnik'B 
8zÖv6tnek; testo t6szta; vr^di& merögy; *2l^b'B zselSp; 6 wird nicht selten durch das ihm 
lautlich vei*wandte i ersetzt: klej kilih; kl^ts kalit; pleSb pilis; rßd'bki ritka; slez-B ziliz; 
tel^ga taliga; v&trilo vitorla. In manchen Fällen findet man i neben 6: vred^ mer6gy, 
merfgy; *2leb'B Z8el6p, zsilip. Abweichungen finden vorzüglich dann statt, wenn das Wort 
im Magyarischen mehr Silben hat als im Slavischen: breg^B bereg; ßreänja cseresnye; 
slfemQ szelemen; sreda szereda neben szerda; stßna esztena; streha eszterha; trem^ terem. 
•Der Grund dieser Abweichimgen ist vielleicht in dem auf der ersten Silbe ruhenden Ton 
zu suchen; dasselbe möchte in medve medvedB, medencze *medenica, virelya svirelt der 
Fall sein, a für t beruht auf dem Gesetze der Vocalharmonie : cfesarb csäszär; ol&j olaj; 
*prelog'b parlag. Als Entstellungen sind anzusehen bMica bölioze; ßr§da csorda; plcva 
pelyva, polyva; *smr6ka szömörke; *treskB taraczk; vßdro veder, vödör u. s. w. Dass 
diese Wörter aus dem Slovenischen entlehnt worden sind, ist zweifellos, da die übrigen 
slavischen Sprachen den Laut e nicht kennen. Zugleich ist es klar, dass zur Zeit, als die 
Entlehnung geschah, das asl. t wie 6 lautete; über diese Zeit kann freilich gestritten werden. 

st, id. Dem altslo venischen St und 2d entsprechen im Magyarischen st, zsd: maSteha 
mostoha; peStb pest; plaätB palast; — rb2da rozsda Rost. Dagegen l^gta lÄncsa; l^sta 
lencse; sBr^sta szerencse; rBädjb ros; ferners baStabätya; k^Sta, serb. kuca kütya; praSta, 
serb. pra6a parittya; — me2da, serb. medja megye neben mesgye; roXdije rasgya; rBida 
ragya Mehlthau. 

XI. Ein gefeierter Staatsmann soll den Ausspruch gethan haben: Grosse Völker 
entlehnen nicht, und seit jeher betrachtet jedes Volk seine Cultur in Ursprung und Fort- 
entwickelung als sein alleiniges Werk imd sieht in der Nachweisung dessen, was in ihr 
erborgt ist, einen Angriff auf seine Nationalehre, und bei dem innigen Zusammenhange 
zwischen den Worten und den Sachen ist es begreiflich, dass auch das Bestreben, im 
Sprachschatze das Entlehnte auszuscheiden, mit missgünstigen Augen angesehen wird. 
Und docli wird kein Kenner der Entwicklung der Menschheit daran zweifeln, dass unsere 
gcsammte Civilisation, verschieden von der nationalen Sitte, die früher das Thier im 
Menschen zügelte, vom Christenthum bis zu den alltäglichen Bequemlichkeiten des Lebens 
die Frucht der Arbeit vieler Völker ist, die sich allerdings nicht in gleich hervorragen- 
der Weise daran betheiligt haben. Die falsche Ansicht von Nationalehre hat in neuerer 
Zeit bei mehreren osteuropäischen Völkern einen wahren Kreuzzug gegen die Fremd- 
wörter hervorgerufen, man ist bemüht, die PVemdwörter, diese lauten Zeugnisse der Ab- 
hängigkeit jedes einzelnen Volkes von der mitlebenden und der dahingegangenen Mensch- 
heit, durch einheimische Fabrikate zu verdrängen, die es jedoch selten weiter als zu 
einem Scheinleben in selten oder gar nie gelesenen Büchern bringen, indem die wahre 
Sprache sie bei Seite liegen lässt und in dieser Haltung verharren wird, bis man zu dem 
in Europa noch unversuchten Mittel des Kaisers Kienlung seine Zuflucht nimmt, der in 
dem 1771 veröffentlichten Mandschu -Wörterbuch 5000 einheimische Ausdrücke an die 
Stelle der bis dahin gebräuchlichen chinesischen setzen Hess und jeden mit körperlicher 
Züchtigung bedrohte, der sich in Geschäften nicht der neuen Wörter bediente. Es ist 
erfreulicli zu sehen, dass schon vor fünfzig Jahren R6vay in dieser Hinsicht vernünftigen 
Grundsätzen huldigte: 

Bene monent Debreczinenses, sagt derselbe 89 — 91, in Magna sua grammatica, quod 
tantam adoptaverimus vocum peregrinarum copiam, ac nostra proinde lingua asiatica 



Die SLAVI8CBEN Elemente im Maotasischen. 1 1 

pauciB constet primigeniis vocibus, ea de causa nos pudore suflfundi non oportere, quem- 
admodum et Komanis et Anglis et Gallis et Germanis ceterisque pudori non est neque 
esse potest, sermonem patrium tot peregrinis voeibus refertum habere: hoc enim padore 
nobis inepte offuso earum certe rerum nos puderet, de quibus nos potius gloriari deceret. 
linguam enim nostram esse vetustissimam procul dubio prima illa natorum hominum 
aetate simplici ortam, quando nuUae adhuc erant artes, nullum commercium, nulla nova 
inventa ; et gentem aliquando nostram eo fuisse statu, in quo sola sibi abunde suffecerit, 
immunis rerum multarum desiderio vitam degere potuerit, aliarum gentium auxilio ad 
domesticam beatitatem non eguerit. atque ita sane multo praestabilius est, morem maio- 
rum nostrorum et porro sequi, accomodatisque iam ad usum nostrum voeibus peregrinis 
datam civitatem promto gratoque animo concedere, quam voces inficetas, non ad indolem 
Linguae eifictas ingrato nisu obtrudere. commendo ego et illud Studium, ut vetustonmoi 
reliquiis sollicite evolutis voces, quae incuria et socordia nostra iam magnam partem 
nos fugiunt, diligentius erutas postliminio restituamus, divitias in iis nostras, quae certe 
copiosae sunt, et genuinas cumprimis patrii sermonis virtutes illecebrasque omnes penitius 
pernoscamus. harum luce ac multiplici varietate illa quantacunque adoptatarum vocum 
nubes nobis paulo iniquius exaggerata utique et domestici soni imitatione ab originibus 
suis iam multum mutata plane hungarica reddita tota feliciter evanescet. sermo certe 
noster asiatica sua energia compendiorumque concinnitate et variorum sonorum iam 
moUitie iam gravitate iuturus est perpetuo ^ingularis et dignus aliarum gentium admi- 
ratione. 

XII. Die aus dem Slavischen entlehnten Wörter der magyarischen Sprache erscheinen 
hier zur Erleichterung der Uebersicht nach sachlichen Kategorien in Rubriken gebracht; 
die Uebersicht macht auf absolute Vollständigkeit keinen Anspruch, da, um nicht die 
Zahl der Rubriken allzusehr zu vermehren, nicht weniges bei Seite gelassen wurde. 
Aus demselben Grunde ist unter die einzelnen Rubriken auch manches gestellt worden, 
was mit dem durch die Aufschrift bezeichneten Gegenstande nur mittelbar zusammenhängt. 

Kirchliches: Personen, Sachen, Zeiten, Verrichtungen, Aberglaube, 
Sünden. kereszty6n der Christ: hristijanin^ ; pog4ny der Heide: pcganini; pap der 
Priester: pop:B; püspök der Bischof: biskup; apdt der Abt: opat; apäcza die Nonne: 
opatica; barat der Mönch: brafeB; deäk der Diacon, Lateiner : dijak; koma der Gevatter: 
kum:B; oltdr der Altar: ol^tart; kereszt das Kreuz: krBsfeB; koronka der Rosenkranz: 
korona die Krone; korosma das Pathengeschenk : krizma; kardcson Weihnachten: kradun; 
ordosics' napja unschuldige Kinder (28. December): otroöißi; die Wochentage: szereda, 
szerda Mittwoch: srßda; csötörtök Donnerstag: detvrbt^Bk'B ; p6ntek Freitag: p^t^k^B; 
szombat Sonnabend: s^bota; gagy der Schmaus: god ein Festtag; femer keresztel 
taufen: krBstiti; b6rmdl firmen: bSrmati; szent heilig: sv§tB; alamizsna das Almosen: 
almo2na; babona der Aberglaube: babuni; bäj der Zauber: *baj; varäzs die Zauberei: 
vraSati; mätohä das Gespenst: mätoha; bälväny der Götze: bal:Bvani; kurva die Hure: 
kurva; pardzna Hurer, Hure: praznik; pokol die Hölle: pBkl'B. 

Staatliches: Recht, Rechtsverhältnisse, Abgaben, der Fürst und 
sein Hof, Beamte, Schergen, Strafen, prauda ein bestimmtes Recht, nach wel- 
chem Processe entschieden werden: pravLda; tokma der Vertrag: fesk^m'B; z4log das 
Pfand: zalog:b; megye die G ranze, das Gebiet: me2da; gräjiicz die Gränze: granica; 
zsell6r der Inwohner : 2eljar ; rab der Sclave, Gefangene : rob!B ; robot der Frohndienst : 

2» 



12 Fb4nz Miklosich. 

röbota; kaläka ist magy. die unentgeltliche Aushilfe bei dringenden Arbeiten, während 
nsl. tlaka jetzt Frohndienst bedeutet; dusinik der der Kirche legierte Leibeigene: dusB- 
nikt; *d6zsma der Zehend: deSma; lukma eine Abgabe von Wein und Getreide an die 
Geistlichkeit: lokno; koleda die CoUectur: koleda; kamat die Zinsen: kamata; szabad 
frei, erlaubt: svobodb; csäszär der Kaiser: c§sarb; kiräly der König: kralj; udvar der 
Hof: dvorB; udvarnok der Hofbeamte: dvorBnikib; asztalnok, tdlnok, der Truchsess: 
stolBnik'b ; pohdmok der Mundschenk : pehamik ; komomok der Kammerherr : komomik ; 
tdmok der Schatzmeister: tovarbnik:B; bojdr der Bojar: boljarB; bdn der Ban: ban; 
vajda der Statthalter: vojevoda; ispdn der Gespan: Supan'B; ken6z: knez; pristaldus in 
lat. Urkunden für apparitor: pristav:B; gomyik apparitor: *gorbnik:b; tiszt das Amt: 
^bstB; izb6g der flüchtige Sklave: *izbegt; prib6g der Ueberläufer: pr^b^gt; martalöz 
der Räuber: martolos; poroszlö der Scherge: prusati; porkoläb der Kerkermeister: por- 
kolab ; serha der Scherge : serha ; deres die Schlagbank : deres ; kaloda der Schandklotz : 
klada; tömlöcz der Kerker: tBmBnica. 

Münzen und Maasse. izlot der Gulden: zJoty; poltra anderthalb K>euzer, ein 
halber Groschen: pol'B VBtora; petak der Siebener: petak; sustäk der Sechser: Sestdk; 
p6nz Geld: pßn§zB; pint die Mass: pint; akö der Eimer: okov; polovnydk eine Art 
Maass: polovnjak; tertinyäk eine Art Maass: strtinjak; veder der Eimer: v§dro; oszmä,k 
eine Art Maass : osmak ; köböl der Scheffel : k'Bbtl:b ; csötör der Viertelmetzen : cetvrbtB ; 
m6rcze der Scheffel: mSrica, mßrca; korefcz ein Sechstel Scheffel: korBCB. Man füge 
hinzu kompona Waagschale, Waage: k^pona und m6r messen: meriti. 

Krieg, Krieger, Kriegsrüstung, Lager, AVache, Fahne, baj der Kampf : 
boj; csata die Schlacht: ceta; harcz das Gefecht: harc; bajnok der Kämpfer: bojnik; 
vit6z der Held: vit§zB; husz&r der Husar: gusarB; täbomok der General quartiermeister: 
*tabomik; vojnikio in einer lat. Urkunde: vojnik; sisak der Helm: sis, isiSak; paizs der 
Schild : pav6za ; tärcsa der kleine Schild : tarca ; kopja der Spiess : kopije ; szucza Lanze : 
sulica; szablya der Säbel: sablja; Idncsa die Lanze : Ij^Sta ; parittya die Schleuder: pra(5a; 
puska die Flinte: puska; kard der Säbel: korda; taraczk das Feldstück, der Böller: 
*tresk'B; puzdra der Köcher : püzdro; tinnye die Pallisade : *tynije; sätor das Zelt: sator; 
tdbor das Lager, die Armee: tabor; sztr4zsa die Wache: straJ^a; z4szl6 die Fahne: zaslona« 

Das Thierreich. kabala die Stute: kobyla kancza die Stute: konice; paripa das 
Reitpferd: parip; bika der Stier: byk^B; bival der Büffel: byvol'B|; szam&r der Esel: somar; 
mongolicza das dicke Schwein: mangulac; bäräny das Lamm: baran; bölicze das weisse 
Schaf: bßlica; jerke das Mutterlamm: jarka; czdp der Bock: cap; marha das Vieh: 
mrha; agdr der Windhund: ogar; szel6ndek der Spürhund: *sledBnik'B; vizsla der Spür- 
hund: vyXel; macska die Katze: maßka; kacz6r der Kater: kocour; kan der Eber: kan; 
medve der Bär: medvödt; kakas der Hahn: kokosb; j6rcze die Henne: jarica; pipe das 
Huhn: pipS; pise das Hühnchen: pisce; kappan der Kapaun: kopun; kdcsa die Ente: 
kaSe; t;^s6r der Enterich: kacer; r6cze die Ente: *reca; hörcsök der Hamster: chrßek; 
patkdny die Ratte: podgana; peleh der Bilch: pl-Bh^B; szoboly der Zobel: sobol; vidra 
die Fischotter: vydra; päva der Pfau: pavB; bibicz der Kiebitz: bibic; csiz der Zeisig: 
212; cs6ka die Dohle: cavka; csuvik, kuvik der Todtenvogel: ßuvik, kuvik; czinege die 
Meise: sinica; däb der Wiedehopf: vdeb; dutka der Wiedehopf: dudek; esztrdg der 
Storch: strsk'b; galamb die Taube: golq-bb; gerlicze die Turteltaube: grülica; kaba eine 
Art Habicht: koba; k4nya der Tauben falke: käng; karuly der Sperber: kraguly; kereeset 



Die slavischsm Elemente im Magyarischen. 13 

eine Art Falke: krecete; pinty der Fink: p^nkava; pipis die Pieplerche: pipis; pizsitnik 
die Haubenlerche: paäitnik; rdrö der Entenstosser : raroh; szajkö der Nusshäher: sojka; 
szalonka die Waldschnepfe: *sl^ka; szdrcsa das schwarze Blasshuhn: sarka; szarka die 
Elster: sraka; szkvoreg6ly der Staar: skvorec; tengelicz der Stieglitz : steglec; ver6b der 
Sperling: vrabij; zsolna der gelbgrüne Specht: Solna; csik der Schlammbeisser: cik; 
csuka der Hecht: Söuka; gadöcz der Weichfisch; *gadovbcB; görgicse der Gründling: 
grgeß; harcsa der Wels: hrße; Jjdsz der Dickfisch: *jas; kdräsz die Karausche: karas; 
kecsege der Stör: keciga; laszos der Lachs: losos; lep6ny der Asch: lipen; m4ma der 
Barbe: mrena; menyhal die Aalrutte: men; piszträng die Forelle: pstri^g; sörög eine 
Art Stör, Schörgel: sevrjuga; viza der Hausen: vyz; riba der Fisch: ryba; r4k der 
ELrebs: rak:&; muska die Kellerfliege: muska; pank die Spinne: pas^k'b; bolha der Floh: 
bl'bha; poloska die Wanze: plosfka; baböcs der Kellerwurm: babucka; kaböcza die Cicade: 
kobylica; prücsök die Grille; cvrßak; gergericze der Korn wurm: gagrica; zsuzsok der 
Korn wurm: ^ixjähkrb; vaszka die Vespe: voska; kollancs die Milbe: kiesig; kopicz die 
Milbe: *kopica; kukacz die Made: kukac; moly die Motte: molb; pondrö die Made: 
ponrav; csere: cserebogär der Maikäfer: crbvb; giliszta der Spul-, Regenwurm: glista; 
piöka, piöcza der Blutegel: pijavka, pijavica; püzsa die Schnecke: pu2; habamicza der 
Armpolyp: habarnice; ikra der Rogen: ikra; poloszna das Nestei: polog, poloXak; viaszk 
das Wachs: vosk, vojsk; zsomancz der Eidotter: Xumanac; raj der Bienenschwarm: roj; 
porond die Brut: porod:B; kopoltyö, kopötö die Krebsscheere: klepeto ; otromba der Rüssel : 
tr^ba; rdcsa das Netz zum Krebsfang: ra2a; koväkol gackern: kväkati; m6tely die 
Egelkrankheit: metilj; barlang das Lager des Wildes: brblogi&; csorda die Heerde: drSda. 
Das Pflanzenreich, rozs der Roggen: r2; hajdina, haricska, pogänyka, tatärka 
der Buchweizen: hajdina, hrecka, *poganka, tatarka; kukuricza der Mais: kukurica; zab 
der Hafer: zob; bor in borköles der Fonch: bi&rB; prösza der Hirse: proso; czirok der 
Moorhirse : sirek ; mohar, muhar der Fench setaria germanica : muhar ; allgemein gabona 
das Getreide: gobino; femer abajdöcz Mischkorn: obadvojec; r6pa die Rübe: rSpa; 
koszmacska, kozmacskia töker6pa : kosmafrB ; merköcze, murok die Möhre : mrkevca, mrkev ; 
cz6kla der gemeine Mangold : cekla ; retek der Rettig : retkev ; dinnye die Melone : dynja ; 
ugorka die Gurke: ugorek; tök der Kürbiss: tyky; lencse die Linse: l§Sta; bab die 
Bohne: bob:B; paszuly die Fasole: pasulj; mäk der Mohn: mak'b; koml6 der Hopfen: 
hmSlb; len der Flachs: Ibu^b; paszkoncza der Hanf cannabis mas: poskonnice; szeklicze 
der Saflor: svötlice; szilva die Pflaume: sliva; baraczk der Pfirsich: breskva; cseresnye 
die Kirsche: ßrSsnja; visnye die Weichsel: viänja; naspolya die Mispel: neSplja; bere- 
kenye die Ariesbeere: brekinja; gesztenye die Kastanie: kostans; mdlna die Himbeere: 
malina ; köszm6te die Stachelbeere : kosmatka ; szamöcza die Erdbeere : samonica ; gomba 
der Pilz : g^ba ; gelyva der Pilz : gliva ; hirip der Pilz : hrib ; kozak eine Art Schwamm : 
kozak; pecs6rke der Champignon: peörka; szömörcsök die Maurache: smrcek; czer die 
Zerreiche: cer:B; topoly die Silberpappel: topol; jdvor der Ahorn: javor; jegenye die 
Espe: jagnjed; szömörke die Lärche, nach anderen Sumach : smreka; rakottya die Bach- 
weide: rakita; tizsa die Eibe: tis; bozza der Hollunder : ^h'bz'b; boröka der Wachholder : 
*borovka; abruta die Aberraute: *abrota, abrotica; atracz61 der Wegerich: jatroc61; bares 
der Bärenklau : barszcz; bel6nd das Bilsenkraut: *blen'b ; berv6ng das Sinngrün : barvinek; 
borostyän der Epheu : brstan; borbszlän der Seidelbast: brslen; bubujicska Rübenkörbel : 
bobulißka; csipke der Hagedorn: SÖipek; csombor die Saturei: *(^%brb; csomor der giftige 



14 Franz Miklosich. 

Hahnenfuss: ßemerBGift; csorbaka der Hasenkohl : Söorbdk; csormoly der Kuhweizen: ßermel; 
dabronika melissa: dübravnlk; der6cze die Bachbunge: dfravica; galagonya der Hagedorn: 
gloginja; galamböcz der Taubenkropf: *golq,bovBCb ; gälna das Lungenkraut: skalina; iglicze 
der Hauhechel: iglica; kalincza der Bachholder: kalina; kapor der Dill: koprs; kapotnyak 
die Haselwurz: kopytnik; konkoly der Lolch: k^kok; köm6ny der Kümmel: kumin; laboda 
der stinkende Gänsefuss: loboda; lapu die Klette: lopuh; lednek die Walderbse : lednik; 
mdcsonya die Kardendistel: mdßona; m6nta die Münze: m^ta; muharcza, muharcz gra- 
men asperum: mucharica; natragulya atropa mandragoras: natragulja Tollkirsche; palka 
das Zipergras: palka; paprdd das Farrenkraut: paprad; perje das Queckengras : *pyrije; 
pesztercze der Andorn: pestfec; pipacs der Feldmohn: pipaö; putnok das Poleikraut: 
putnik; rogosz das Rietgras: rogoz; rozsnok die Roggen trespe : reänik; ruta die Raute: 
ruta; sds das Rietgras: §4§; szalya der Salbei: slavulja; szittyö die Binse: sitije; szuldk 
die gemeine Waldrebe: svlak; taraczk die Quecke: *trusk, truskavec; tisztesfü das Glied- 
kraut: ^istec; tokläsz die Trespe: stoklas; turbolya das Körbelkraut: t?ebule; varadics 
der Rainfarn: vratiö; venyike die Weinrebe: vinika; ziliz der Eibisch: slSz'b; moh das 
Moos: m-Bh^B; pen6sz, pilisz der Schimmel: pllsnb; guba, suska der Gallapfel: guba, 
§iSka ; imolya die Mistel : imela ; 16p der Vogelleim : ISp ; gyantär das Bergharz : jantarB 
succinum. Diesen Wörtern können wegen ihres sachlichen Zusanmienhanges folgende 
hinzugefügt werden : maldta die Traber, das Malz : mläto ; szalad das Malz : slad ; b61 
der Splint: *bel, böl; mezga der Baumsaft: mezga; gerezd die Traube: grozd; korpa 
die Kleien: krupa; pelyva die Spreu: plfeva; pozdorja die Age: pozderB; galy der Ast: 
*golb ; czima der Schoss : cima ; kaläsz die Aehre : klas'B ; pönye der Stamm : pen ; kocsän 
der Stengel : kocfin ; gacsaly der Stengel : koSßdl ; koloncz der Knoten am Halm : kolence ; 
csetina die Nadel (am Baum): cetina; lücfa das Kienholz, Fichte: luÖ; klecska dürres 
Holz: kleße; rdsgya das Reisig: roädije; morva das Heu-, Strohkehricht: mrva; szalma 
das Stroh: slama; burjdn das Unkraut: burßn; aszat das Unkraut: osBt:B; pdzsit der 
Rasen: pa2itB; haraszt das Buschwerk: hrastt; laza der gelichtete Wald: löza; lug der 
Hain: lug; kita der Bündel: kita; ragya der Mehlthau: rb2da; rasza die Pflanze: rasad. 

Mineralreich. acz61 der Stahl : occIb ; olom das Blei : olovo ; szompor der Schwefel : 
sumpor; gdlicz der Vitriol: skalice; szikla der Fels: skäla; porond der Sand: prs^d-B? 
akna der Schacht: okno; rozsda der Rost: rB2da; nadol stählen: naditi. 

Die Landwirthschaf t in allen ihren Zweigen; das Feld und seine 
Beschaffenheit, iga, jdrom das Joch: igo, jarBm'B; zabola das Gebiss: zubadlo; patkö 
das Hufeisen: podkova; kölya der Wagen: kola; kocsi der Wagen: koÖija; taliga der 
Karren : telßga ; szdny der Schlitten sani ; targoncza der Schubkarren : *tragovnica ; tarag- 
lya die Trage : traglje ; löcs die Leichse : lev6, levca ; epl6ny der Querbalken über dem 
Schlitten: oplen; rokoncza die Aufhaltgabel: rukunica; kalamdz die Wagenschmiere: 
kolomaz; gereblye der Rechen: grablje; Ösztöke die Pflugschar: styk; lemes die Pflug- 
schar: leme^B; kabala, ekekabala die Gabel am Pfluge: kobyla; pating der Riemen, 
Womit der hintere Theil des Pfluges an den vorderen gebunden wird : *pot§gB ; csoroszlya 
das Vorschn^idemesser am Pfluge: *2rSslo; gerend61y der Balken am Pfluge: *gr§delB; 
borona die Egge: brana: asztag die Triste: stogB; petrencze das Heuhäuf el: petrenec; 
kazal der Heuhaufen: kozel; guzsaly der Spinnrocken: ku2el; tilö die Hanf breche: trlo; 
gereben der Hechel: grebeuB; pereszlen der Spinnwirtel: preslen; mocsola die Flachs-, 
Hanfröste: mocilo; pdszma der Strähn: pasmo; cs6p der Dreschflegel: c^p; rezsnyicze 



Die 8L4yi8CH£N Elemente im Magyabiscubm. 15 

die Handmühle: 2ema; l^szka das Brett zum Dörren von Obst: lesa; kaczor das Garten- 
messer: kosor; kasza die Sense: kosa; yod6r das Gefäss des Mähers für den Wetzstein: 
Yod^r; szita das Sieb: sito; resta der ßeuter: reseto; szuszek die Getreidekammer: süsek; 
abrak das Futter: obrok^s; sz6na das Heu: s§no; szecska der Häckerling: se^ka; jdszol 
die Krippe : jasli ; paraszt der Bauer : proste ; pdsztor der Hirt : pastyrs ; bojtdr der Schäfer : 
bajta; tanya der Aufenthaltsort der Hirten: stanje; tilos der geschlossene Ort, wo das 
Vieh weidet: trlo; eszterenga der Melkstall: *str^ga; ösztön der Triebel: ostbn'B; gar4d 
der Zaun: grad-B; ganaj der Mist: gnoj; gdzs das Wiedenband: *gu2; 16sza die Stange: 
ISsa; pözna die Stange: pavuz; bot der Stock: bat; dorong die Stange: dr^g:B; p&lcza 
der Stock : palica ; berena das Brett : brBVBno ; porong der Stab : *pr^g'B ; istap der Stab : 
Stap; deszka das Brett: diska; dränicza der Balken: dranica; gerenda der Balken : gr§da; 
donga die Daube: d^ga; rüd die Stange: ruda; aszag Späne: osek; lanka der Obstgarten : 
l^ka; baräzda die Furche: brazda; ugar der Brachacker: ugar; puszta das wttste Land: 
pustB ; parlag das Brachfeld : prelog ; taräta verlassen : trata ; pogony das Revier : *pogon'B ; 
kup, kupacz der P>dhaufen: kupi; garm^da der Haufen: gramada; g&t der Damm: gat; 
arok der Graben: jarek; pojana das Rodeland : poljana; 14z die Waldlichtung : laz; topli- 
czÄs feucht: toplice; mol4ka die Lache: mlaka; debre die Höhlung: dbbrb; iszap der 
Schlamm: is^sp^; halom der Hügel: hl:bm:B; mocs4r der Sumpf: moßar; morotva der Sumpf: 
mrtva; patak der Bach: potok'b; röna eben: ravbnib. 

Das Handwerk, der Handel, die Werkzeuge, die Materialien, göröncsör 
der Töpfer : granböarB ; kdddr der Büttner : kadär ; koll4r der Wagner : kolar ; kovdcs der 
Schmied: kova^b; kupecz der Händler: kupec; m6szär der Fleischer: mesar; molnä.r der 
Müller: mlinar; takÄcs der Weber: tbkaSb; mester der Meister: meäter; kulcs der Schlüssel: 
klju^b ; lakat das Vorhängeschloss : lokot ; zävdr, zär das Schloss : zavor ; retesz der Riegel : 
fetöz; bdrd das Beil: brady; bodak das Stechmesser: bodäk; beretva das Rasirmesser: 
britva; bicsak das Taschenmesser: briSb; kusztora das Taschenmesser: kustara; szekercze 
das Beil : *sfekyrica ; topor die Breitaxt : topor ; kopäcs der Grabmeissel : kop4ß ; villa die 
Gabel: vila; csäklya der Hacken: öaklja; läncz die Kette: lanec; csipö die Zange: Scipcy; 
malom die Mühle: mlin; garat der Mühlkasten: grot; ecset die Bürste: scet; azsag der 
Ofenbesen: o2eg; pamat der Ofen wisch: *pomet; pamacs der Pinsel: pomotiti; borda 
der Weberkamm: brdo; osztovdt der Weberstuhl : stativa; csäkdny Stoc^hammer: ^ekani; 
kalap&cs der Hammer : klepaS ; mozsär der Mörser : mo2ar ; vihnye die Schmiede : v^hen ; 
csiva die Gärberlauge: S2ava; lüg die Lauge: lug; kelepcze die Falle : klepbca; paslicza 
die Mausfalle: past; kalit der Käfig: kl§tb; szdk das Wurfnetz: sak; varsa die Reusse: 
vrsa; cser6ny das Schleppnetz: i$e¥en; apacsin das Ruder: opacina; tanya der Ort zum 
Fischfange: töna; kilih der Kleister: klej; t4r das Magazin: tovarb; välyog der Walker : 
val6k; liu der Trichter: liv; csap der Zapfen: öep; abroncs der Reif: obr^i^b; eszterga 
die Drehbank: struga; kompona die Wage: k^pona; korong die Töpferscheibe: kr%gB; 
korcsolya die Schrotleiter: kr?ula; lapdt die Schaufel: lopata; dratva der Pechdraht: 
dratev; C86v die Spuhle: cevb; motöla der Haspel: motovilo; mdz die Glasur: maz; 
pecs6t die Petschaft: pecatb; munka die Arbeit: m^ka. 

Schifffahrt, csolnak der Kahn : Jäi&n^; ker6b das Fahrschiff : korabb; kormäny das 
Steuerruder: krbma; ladik der Kahn: *ladijka; niszäd das Schiff: nasad^; vitorla das 
Segel: vgtrilo; z4tony Sandbank: zÄton. 



1() Franz Miklosich. 

Gebäude, Wohnung, ihr Bau, ihre Einrichtung, ablak das Fenster : oblok ; 
akol der Stall: okol; asztal der Tisch: stol^B; bdnya das Bad: banja; cserge der Kotzen: 
ßerga; duhna ößterr, die Tuchet: duchna; esztena die Schäferhütte: stena; eszterha das 
Hausdach: streha; ^arddics die Treppe: *gradi6; gä^rgya der Zaun: gradja; hiska das 
Weingartenh^^us ; hi2ka; kaliba die Hütte: koliba; karäm der Kramladen: kräm; katlan 
der Waschherd: kotbl:B; k6m6ny der Schornstein: komfn; kerevet das Ruhebett: krevet; 
konyha die Küche: kuhnja; kamora die Kammer: komora; kotecz die Hütte: kotBCB; 
kuczik der Ofenwinkel: *kütik; kütya die Hütte: ku6a; lazsnak die Decke: *lo2bnik'B; 
löcza die Bank: lavica; nyoszolya das Bett, die Bettstatt: nosilo; oszlop die Säule: stl'Bp^B; 
päd der Boden: pod-L; padmaly der Damm um den Hausgrund : podmol ; pajta die Scheune: 
pojata; pakröcz der Kotzen: pokrovBCB; palota der Palast: polata; paplan die Decke: 
poplun; pdrkdny das Gesims: parkdn; p4rna das Kissen: perina; pest der Ofen: pests; 
pincze der Keller: pivnica; pitvar das Vorzimmer: pritvorb; polcz das Gestell: polica; 
ponyva die Flache: ponjava; rag die Tragstange am Dache: rogt; rost61y das Gitter: roStelj ; 
szekr6ny der Schrein : skrinija ; szelemen der Dachstuhl : slem§ ; szin die Laube : sSnt ; 
szoba die Stube: soba; szobor die Stütze: stobor; szöv6tnek der Leuchter: *svgtbnik'B; 
terem der Saal: trem'B; toromba der Giebel des Daches: tr^ba; torony der Thurm : turen; 
tükör der Spiegel: tykrs; ücza die Gasse: ulica; välyog der Kothziegel: vdlek; vänkos 
das Kissen: vanjkus; veröcze die kleine Gitterthür: dvBrbca; v4rda die Citadelle: vard^B. 
Man füge hinzu kanöt der Docht: knot; kosolya die Wiege: kosela; abrosz das Tisch- 
tuch: obrusis; szelencze die Salzbüchse: solnica; täny6r der Teller: tanjir. 

Kleiderstoffe, Putz, Kopfbedeckung, Pussbekleidung, csapka, sapka 
die Mütze: capka; csepesz die Haube: cepec; csoha eine Art Bauernkleid: coha; daröcz 
die Sackleinwand : *deravBCB ; gatya die Unterhosen : gade ; gerezna das Grauwerk : kr^Bzno ; 
guba ein zottiges Oberkleid : guba ; gunya eine Art Bauernkleid : gunja ; harisnya der 
Strumpf: harusna; irha das Weissleder: irha; käpa die Kappe: kapa; kapcza die Socke: 
kopytce; kapocs die Schnalle: kopßa; kozsok der Pelz: koäuh; kucma die Pelzmütze: 
kucBma; kuklya die Kappe: kukla; nadrä,g die Beinkleider: nadragy; paläst der Mantel: 
plastB; pantlika Band: pantlika; szatying das Schnürband: *s'Bt§g:b; pdrta der Kopfputz 
der Mädchen: parta; per6m das Gebräme: *prSm; posztö das Tuch: postavB; rdsa der 
Rasch: ra§a; ruha das Kleid: ruho; salank die Tuchleiste: §lak; suba das Winterkleid: 
suba; szekernye die Stiefel: skornfe; szokmäny eine Art zottiges Kleid: sukman; szoknya 
der Weiberrock: suknja; täska die Tasche: taska; zubony das Röckchen: zubun. Man 
füge hinzu pelenka die Windel: pelena; pöla die Windel: povijalo; kapta der Leisten: 
kopyto; belezna der Fehlwurf (im Gewebe): blizna; ontok der Einschlag (des Webers): 

Farben, barna braun: brna; riska röthlich: rySka; ros röthlich: rB2dB; tarka 
bunt: strakat. 

Speise und Trank* b61es eine Art Kuchen: *bele8; brenza der Brinsenkäse: 
brynza; eczet der Essig: ocBt^B; galuska der Kloss: *galuska; gänicza das Breiknödelchen: 
2ganec; goboncza eine Art Mehlspeise: gibanica; gomolya Käse in Kugelform : gomolja; 
kaldcs der Kuchen: kolaÖB; käposzta das Kraut: kapusta; kdsa der Brei: kaäa; keszölcze 
die saure Suppe: kyselice; kiszil das Pflaumen-, Apfelmuss : kisel; kocsonya die Gallerte: 
kocenina; kolbdsz die Wurst: klobasa; koväsz der Sauerteig: kvas'B; kurczina die Speck- 
griebe : * skvarcina ; lep6ny der Kuchen : lepen ; I6v die Suppe : * 1§v:b ; morvdny eine Art 



Die slayischen Elemente im Magyarischen. 17 

Kuchen: mrvdn; olaj das Oel: olSj; pecsenye der Braten: pe^enje; pite eine Art Back- 
werk: pita; pompös eine Art Backwerk: pampouch; podluska ein Gericht aus Kohl- 
schnitten: pod2u2ka; pogäcsa der Kuchen: pogaca; pol6ka die Suppe: pol6vka; prösza, 
pröha Kukuruzkuchen: proso, proha; puliszka Kukuruzbrei: poliska; szalados eine Art 
Backwerk: slad; szalonna der Speck: slanina; tarhö der Quarg: tvaroh; tarhonya der 
geriebene Teig: trhanö; t6szta der Teig: tSsto; zä,kla der unausgebackene Teig im Brode: 
zäkal; zsurmöka ein Stück Teig: 2molka. — Pdlinka der Branntwein: pälenka; pikö das 
Bier: pivko; szivalicza der Zwetschkenbranntwein: slivovica; szurutyka die geronnene 
Milch : syrovdtka ; vatka der ungeklärte Branntwein : vodka ; vinkö geringer Wein : vino ; 
zsendicze das Käsewasser : äincice. — Eb6d das Mittagmahl : ob^d^B ; uzsonna das Vesper- 
brod: uSina; vacsora das Nachtmahl: vecerja. — Pardzsol rösten: pra^iti. 

Geschirr, Behältnisse. cs6se die Schale: caSa; kobak der Becher: kubek; ko- 
picz das Stängelgläschen: kupica; pohär der Becher: pehar; csobÄn der Krug: '"^ban^; 
csobolyö das Lägel: cobola; korsö der Krug: krBÖag'B; kupa das Trinkgeschirr: kupa; 
palaszk die Flasche: ploskva; szomak die Feldflasche: smoläk; kond6r die Kanne: kon- 
derb; cserpdk das Schöpf gefäss : crbpati; 2utora das hölzerne Trinkgeöchirr : cutora; 
katulya die Schachtel: Skatula; berbencze die Büchse: berbeny^a; koroglya die Büchse: 
krugla; medencze das Becken: *medenica; kas der Korb: kosb; kosdr der Korb: koSar; 
kasornya der Stall von Flechtwerk : *koSarina; karabö der Korb: krabij; käd der Bottich: 
kadb; d6zsa das Schaff: d62a; bödöny das Tönnchen: *b'Bd'BnB; bocska der Ständer: 
becka; zsajtär das Melkgeschirr: äehtar; gal^ta die Milchgelte: galeta; mälha das Bündel: 
malha; cser6p der Scherben: ßrSpii. 

Gastmahl, Musik, Spiel, lakoma das Gastmahl: lakom:B; radina der Taufschmaus: 
rodiny; puzdar^k der Geburtsschmaus: pozdi;avek; korcsma die Schenke: fcrBßbma; do- 
romb das Brummeisen: drombla; duda der Dudelsack: duda; gajdol dudeln: gajdati; 
virelya die Hirtenflöte: svirelb; szopöka das Mundstück: sopilka; szipöka die ßohrpfeife: 
sipovka; mancs der Ball : *m§ßb; düska der Kauf trunk : düSek; koczka der Wurf el : kocka; 
ugröcz der Harlekin: igravbCb; zsertelöd scherzen: 2art. Man füge hinzu pipa die Ta- 
backspfeife: pipa. 

Familie, Geselligkeit. d6d der Grossvater: d6d:b; bäba die Grossmutter: baba; 
zsana das alte Mütterchen : 2ena; bätya der ältere Bruder : *ba8ta; n6ne die ältere Schwester: 
neni; unoka der Enkel: unuk-b; mostoha die Stiefmutter: masteha; dajka die Amme: 
dojka; pesztonka das Kindsmädchen: pSstounka; mätka die Geliebte: matka; macza die 
Geliebte: maca; dorosba der Brautführer: druSba; barät der Freund: brati^; tÄrs der 
Genosse: tovariS; druzsa der Namensvetter: dru2; csaläd die Familie: i^eljadb. 

Die Menschen und ihre Beschäftigungen, kulcsär der Beschliesser : klju^arb; 
szolga der Diener: sluga; szakdcs der Koch: sokaf^b; tolmäcs der Dolmetsch: tltmacb; 
komorna die Kammerjungfer: komornd; szomsz6d der Nachbar: s^sSdb. 

Der Leib und seine Theile. barkö der Backenbart: brk; kulyak die Faust: ku- 
lak^b; csecs die weibliche Brust: cec; der^k der Rumpf: *drgk^; potroh der Unterleib: 
potroh-b; ikra die Wade: ikra; mozga das Knochenmark: mozg; m6h die Gebärmutter: 
meht; nädra die Gebärmutter: njadro; picsa vulva: picka. 

Krankheiten und Gebrechen des Leibes und der Seele, gelyva, gusa der Kropf: 
gliva, guSa; görbe buckelig: gr^bb^b; görcs der Krampf: *grbcb; räszt die Anschwellung 
der Milz: nerast; pajöt der fressende Wurm : pajed; nätha der Schnupfen: nadiha; mer^gy 

DenkBchriften der phU.-hi8t. CL XIX. Bd. 3 



18 Frakz Miklobich. 

die Pestbeule: vred:B; tälyog das Geschwür: talog; torongy die Feigwarze: tr^d:B; tür 
das Geschwür: tvor; hardk der Schleim: hrakati; szaparnicza die Kotzkrankheit: sopel; 
zaha das Sodbrennen: zhaha; gubäs aussätzig: guba; kopacz der Eunuch: skoptCB; ko- 
moly verstümmelt: komol; suta der Hörner beraubt: äut; debella das dickleibige Frauen- 
zimmer: debel:5; dajna ein Frauenzimmer mit grossen Brüsten: dojnä; pidja der Zwerg: 
pidi in pldi mu2ik; guläcs kahl: goH; pilis die Kahlheit: pl&sb; selyp lispelnd: seplav; 
n^ma stumm: n^m^B. — Bolond närrisch: bl^d'B; buja üppig, geil: buj; goromba roh: 
gTdj.h'h] lezsäk der Faulenzer: leääk; kupecz karg: skup; zsobräk der Knauser: 2ebräk; 
tompa stumpf: t^pib; pdkosz naschhaft: pakost; patvar der Hader: potvorb; garäzda der 
Stänker: gorazd:b; zädor der Stänker: *zadorB; pletyka der Klatsch: pletka; vädol ver- 
läumden: vada; gonosz schlecht: gnus:B; hiba der Fehler: chyba; gdncs der Fehler: 
*ganic; nyavalya die Krankheit: nevolja. 

Ethnographisches und Geographisches: Namen von Völkern, Ländern, 
Flüssen, n^met der Deutsche: nSmBCb; szäsz der Sachse: sasint; porosz neben burkus 
der Preusse: prus; koront Kärnten: *korq,t!B; kränicz der Krainer: kranjec; horvät der 
Kroat: hrvat; bosnyäk der Bosnier: boänjak; räcz der Raitze, Serbe: rasBskb; bolgär der 
Bulgar: bl:Bgarint; morva Mähren : morava: cseh der Ceche, Böhme: cseh; lengyel der Pole : 
*l§h'B; rusznyäk der Kleinrusse in Ungern und Galizien: rusnäk; görög der Grieche: 
gr'Bk'B ; orbonäs der Albanier, Arnaute : arbanas ; olasz der Italiener und oläh der Walach, 
ßumune: vlah'B; orosz der Russe: rusin'B; moszka der Russe: moskva; kozär der Chazar: 
kozarin:B; palöcz der Paloze: *plavBCB, polovBCB; zsidö der Jude: 2idov; szerecsen der 
Sarazene: sracin^B; balaton der Plattensee: *blatBno oder *blatbna; szer^m Sirmien: srem'B; 
gdcs Galizien: *galic; duna die Donau: dunaj. 

XIIL Verzeichniss der aus dem Slavischen entlehnten Wörter. 

1. abrota*: abrotica, eigentlich demin. nsl. — abruta, abrut s. artemisia abrotanum 
Aberraute. Fremdw. 73. 

2. almozna nsl. — alamizsna s. eleemosyna. Fremdw, 74: zs spricht für Entlehnung 
aus dem Slav. 

3. arbanas serb. — orbonds s. epirota Kreszn. 

4. ^orB *asl., ogor nsl., ugor serb., w^gorz pol. — dngor s. anguilla Gyarm. 331, 
das im Wörterbuch der Akademie fehlt; ängolna, ingolna sind auf lat. anguilla wie 
kdpolna auf capella zurückzuführen und nicht auf *£igorina. Ehstn. anger ist wol lit. 
ungurls. 

5. sfjOTh* asl., ötor nsl., utor serb., outor cech., w^^tor pol. — ontora, ontra s. Kimme 
d. i. Kerbe in den Dauben zum Einsetzen des Bodens. ^tor:B besteht aus der Präposition 
^ d. i. v^, v:b und torB von der Wurzel tr: trSti, bedeutet demnach etwa incisura. 

6. i^txkx asl., votek nsl., v:Btibk bulg., outek ßech., w^tek pol. — ontok s. Einschlag 
beim Weben. 

7. baba anus, obstetrix asl., nsl., serb. etc. — bäba s. anus, obstetrix. Mordw. babä 
obstetrix. Rum. babi&. Alb. babe. Ngriech. ßaßd. Mhd. bäbe. Ein weit verbreitetes Wort. 

8. babrati ßech., babrad pol. — babräl vb. contaminare. 

9. babuöka, babuska neben babura nsl. Gutsmann. — baböcs s. oniscus asellus Keller- 
wurm Dank, bab-nagysägü bogAr' neme Kreszn., nach anderen Stechfliege. 



Die slayischbh Elemente ix Maoyabischen. 19 

■ 

10. babuni: so heissen asl. die ketzerischen Bogomilen, deren Name zur Bezeich- 
nung des Aberglaubens angewandt wird: babona, bobona, pobona 6ech. Leschka 19, 
pobonßk öech. Jungmann, zabobony russ., zabobon pol. — babona s. Aberglauben, Hexe- 
rei, Possen. 

11. baj,* bajati fabulari, incantare asl. — bäj s. magia, fascinatio; bäjossdg s. magia 
Verant.; b4jol vb. incantare, incantatione sanare. Boiler, Sitzimgsber. 17. 318; 19. 262, 
vergleicht türk. bägh ligare, incantare. 

12. bajta casa nsl.; bojtdr für honelnlk opilio inferior slovak. — bojtdr s. opilio 
Schäfer, opilionis famulus Märton. Fremdw, 76. SafaHk, star. 380, hält bojtdr für gotisch. 

13. bal^vani^ columna, statua asl., balvan trabs nsl., bolvant idolum russ., baiwan 
massa, moles pol., balvonas idolum lit. — bdlväny s. sculptile, colossus, idolum. Rum. 
bolovan glomus lapideus. Das Wort ist schwerlich ursprünglich slavisch. 

14. ban kroat., serb. ; bulg. nur im Liede. — bdn s. banus. Aus bojan (ßosdvo^ bei 
Constantinus Porphyrogenitus) hat sich ban (|iiüdvoc bei Cinnamus) entwickelt, die Ver- 
änderung ging daher zwischen der Mitte des zehnten und der zweiten Hälfte des zwölften 
Jahrhunderts vor sich. Aus der geringen Verbreitung ergibt sich mir der nicht slavische 
Ursprung des Wortes : SafaHk, Das serbische Schriftthum I. 155, sagt: „Vom avarischen 
bajan ßatavöc, im Persischen ebenfalls bajan Herzog." 

15. banja balneum asl., serb.; b4ng cech. — bänya s. balneum, metalli fodina. Mordw. 
banä Badstube. Kum. bae aus banü balneum, metalli fodina. Alb. bdne. Boller, Sitzungs- 
ber. 16. 263, vergleicht mand^u fenijeme fondre la mine. 

16. baran ovis, agnus slovak., pol.; heran i$ech.; baronas lit. — bärdny s. agnus, 
aries. Mordw. boran Hammel, kazä boran Ziegenbock. Boller, Sitzungsber. 19. 263, ver- 
gleicht mongol. chorighan; finn. lammas ist goth. lamb. Thomson 148. 

17. barvinek (5ech., barwinek pol., pavenka Flora croat. — berv6ng, berv6ny, bör* 
v6ny s. vinca pervinca Sinngrün; szalakfü, vad venyike Tdjszötär. Fremdw. 77. 

18. baäta pater bulg., batjo, bati, ba^jo, bajo frater natu maior bulg., batja pater 
russ., bado klruss., cech. bäfa. — bdtya s. frater natu maior, bei Verant. frater, patruus, 
avimculus, bei Molnär bdtydm mein Oheim. Rum. baf^jü, b^B^uk^, bade frater natu maior. 
Alb. bdtse und bastine. Basta ist wahrscheinlich kein slav., sondern ein eigentlich bulg. 
Wort : slav. basta lässt sich aus batja, magy. bÄtya hingegen aus slav. basta nicht erklären. 
Vergl. ostj. pada, mordw. bafä u. s. w. Nyelvtud. közlem. VI. 445, welche Worte aus 
dem Russ. entlehnt sein mögen. 

19. bat nsL, serb., bulg. — bot s. baculum. Rum. biti. Ein dunkles AVort. 

20. beöka dolium Fass iJech., b:B6va asl., baSva serb., be^va Cech. — bocska s. cadus 
Ständer, Mordw. botska. Rum. bosk-B. 

21. berbenyöa Fässchen klruss. — berbencze, börböncze s. pyxis Büchse. Rum. ber- 
bincB. Der Ursprung dieses Wortes ist dunkel. 

22. besöda verbum, colloquium asl., besßda verbum nsl., besedovac sa slovak. öembera, 
Dialekt. 79. — besz6d s. sermo; besz6l vb. loqui. Alb. besedüem. 

23. böl: bSl 6ech. — b61 s. alburnum Splint Dank. 

24. böleS: bgleä eine Art Kuchen slovak. — b61es s. placenta ex albissima farina 
triticea. 

25. böldgTB asl., biljeg, bilig serb. — b61yeg, billyeg, bilyog, billog s. signum, bei 
Verant. bilig stigma. Boller, Sitzungsberichte 19. 265, vergl. türk. bilki. 



20 Fbanz Miklobich. 

26. bölica das Ei nsl., bjelica die weisse als Apposition serb, — bölicze s. Sz6kely 
szö, ein weisses Schaf Tdjszötdn Man füge hinzu beleczk s. uva nitida. 

27. börmati nsl. — börmäl vb. confirmare. Fremdw. 77. 

28. bibic, bibek slovak. Leschka; gibec gavia Beloft. kroat.-nsl. — bibicz, b6bicz 
neben libecz, libocz, libucz s. gavia vulgaris, tringa vanellus Kiebitz. Der Name ist 
vom Kufe des Vogels entlehnt. Rum. libuc. 

29. blagx: blagoj für chudoj, dumoj dial.-russ., bZahy schlecht pol., blazen stultus 
thung.-nsl. — balga a. stultus. 

30. blatBno* oder blatbna*, daher Kocbls blatBnbskiB asl. — balaton s. lacus Bala- 
tinus Platensee. Derselbe See hiess im neunten Jahrhundert Pellissa (Pleso). Von dem 
See (Blato) erhielt Kocel's Burg den slavischen Namen Blatbno* oder Blatbna* und den 
deutschen Moseburch: castrum Hezilonis, noviter Moseburch vocatum, wofür die Annalen 
von Fulda urbs paludarum bieten. Kopitar, Glagolita Clozianus LXXIII. a. LXXV. b. 
LXXVII. b. Rum. baltb. 

31. blc^d^ error asl. — bolond s. stultus närrisch. Man füge hinzu bel6ndes a. luxu- 
riosus. R. E. 3. 274. belöndessög s. libido. R6vai 1. 289. Die Verwendung eines Sub- 
stantivs als Adjectiv findet auch sonst statt: vergl. strbba und klruss. : maju muÄa Wuda 
in einem Volkslied. Mit asl. bl^d:b hängt auch rum. bolundaricB datura stramonium, welche 
Pflanze auch turbarie Arch. 188. heisst, zusammen: man vergl. auch bolonyatropa belladonna. 

32. blöiMb* asl., blen neben bunica Flora croat., bl6n, blin dech., bielun pol., bölena 
russ. — bel6nd, bei Gyarm. 347. bilin, bilind hyoscyamus niger Bilsenkraut. Hinsichtlich 
des angefügten d vergl. man galand Schnürband mit galone, forspont mit Vorspann u. s. w. 

33. blizna cicatrix Cech. — belezna, bilizna s. gdncs a vÄszonban Pehlwurf im Weben. 
Leschka 30. leitet belezna von 2ech. vylezu exscendo. Dank, vom pol. bielizna ab. 

34. bl'Bgarin bulg. — bolgär s. bulgarus. 

35. blxha asl., bolha nsl., buha serb. — bolha s. pulex Floh. 

36. bobuliöka demin. von bobula bacca slovak. — bubolyicska s. Kolb. 74. bobujicska 
chaerophyllum bulbosum Rübenkörbel. Fehlt im Wörterbuch der Akademie. 

37. bob£ asl., bob nsl., serb. — bab s. faba vulgaris Bohne, ßum. bob. Griechen 
und Römern bekannt stammt die Bohne von dem südwestlichen Ufer des kaspischen 
Meeres. Unger 1. 27. 

38. bodaö bos petulcus serb. — bodäcs s. tinö, apröd marha Täjszötär; junger Ochs. 

39. bodäk ßech. — bodak s. culter punctorius Stechmesser Dank. 

40. bodnär slovak., bednäf ^ech. — bodnär s. Büttner. Rum. butnarjü, butarju. Fremd. 

41. boj pugna asl., nsl., serb. — baj s. pugna, difficultas, molestia Kampf, Mühe. 
Rum. baj ist unmittelbar aus dem Magy. entlehnt, wie a für o zeigt. Andere vergleichen 
baj molestia, difficultas mit finn. vaiva u. s. w. Nyelvtud. közlem. VI. 448 : dagegen 
Thomson 180. Das klruss. baj Plage (Ungern) ist aus dem Magy. entlehnt. 

42. bojnik serb. — bajnok s. pugnator Kämpfer; bojnyik s. Räuber Bloch. Rum. 
bojnik. 

43. boljarx, boljarin'B asl. — bojär s. Roman nemesür, nobilis gradus inferioris Dank. 
boj6r, bo6r s. bojarus Kreszn. Rum. boSrjü. Alb. buMr. 

44. borovka vaccinium myrtillus; borovica iuniperus Flora croat.; borowka Heidel- 
beere pol.; borovißka Wachholderbeere slovak.; bordvka pinus 2ech. — boröka s. iimiperus 
communis Wachholder. 



Die slayischbn Elemente im Maqtabischen. 21 

45. borfiö klruss., barszcs acanthus eine Art saure Suppe pol., brsf heracleum 
sphondylium 2ech. — bares s. acanthus Bärenklau. Rum. boi^ ius acidum. 

46. boSnjak serb. — bosnyäk s. bosnensis Kreszn.; bosnya s. Bosnia Kreszn. 

47. boiurb crocusasl.; bo2ur paeonia officinalis serb., Flora croat.; bo2jur bulg. — 
bazsarözsa für bazsar-rözsa s. paeonia officinalis Pfingstrose Dank. Alb. boäiür. Die 
Nebenform rözsabazsäl scheint für die Zusammengehörigkeit mit bazsalikom basilicum 
zu sprechen. 

48. brady asl.; brada 8ech. — bärd s. culter incisorius quo maxime laniones utuntur, 
ascia Beil. Die Media d spricht für Entlehnung aus dem Slavischen. Rum. bardt, dessen 
magyar. Ursprung die Stellung des r zu verrathen scheint. Hung.-nsl. barda stammt 
aus dem Magy. 

49. brana nsl., serb. — borona, borna, im Täjszötär berena, s. occa Egge; boronäl 
vb. occare eggen. 

50. brate asl. — barät, in der Leichenrede brat, s. amicus, monachus Freund, Mönch. 
Das aus dem Magy. zurückentlehnte barät bedeutet im Osten des nsl. Sprachgebietes 
Mönch. Mordw. brat frater. 

51. brazda asl., nsl., serb. — barAzda, borozda, brazda s. sulcus Furche. Rum. brazd:B. 

52. brekinja sorbusserb.; brekyna, brak slovak.; brek 2ech. Crataegus torminalis Elsen- 
beerenbaum. — berekenye, berkenye s. sorbus domestica Ariesbeere: berkene, berkenyefa. 
Kanitz 10. Dasselbe bedeutet barköcza, das auf *brekovica beruht; nach anderen hat 
das Wort die Bedeutung Crataegus torminalis: barkoucha, barcholchafa. Kanitz 10. 

53. breskva nsl., serb. — baraczk, baraszk s. persica Pfirsich. Fremd w. 79. 

54. brögTB coUis, littus asl. ; brSg nsl. — bereg s. littus, palus. Man vergl. den Orts- 
namen magy. beregh, slovak. brehi, klruss. berehy bei Lipszky; jedoch auch mordw. 
beräk, befak Ufer. Alb. brek, br6gu. 

55. briÖB asl., bric bulg. novacula. — bicsak s. Taschenmesser; bicska, bicskia s. 
culter sutorius Schusterkneif Dank. Rum. bricjü, bri2ag. Das slovak. bi5äk ist so wie 
das klruss. bißak (Ungern) aus dem Magy. zurückentlehnt. Türk. bytsäk. Vergl. furl. 
britula coltello che si chiude nel manico. 

56. britva asl., nsl., serb. — beretva, borotva s. novacula Schermesser. 

57. brk Knebelbart serb. — barkö s. Backenbart. 

58. bma fuscus; bama bos subfuscus cech. : slovak. bran^ für vran^ niger gehört nicht 
hieher. — bama a. fuscus braun. Rum. b^brnac. 

59. brslen evonymus Spindelbaum ßech., bräljan hedera serb. — boroszldn s. daphne 
mezereum Seidelbast. Rum. boroälan hedera. Ngriech. [JWcpooaXtdvYj, xtoooc. 

60. brStan neben brSljan und brstran serb., b¥eßtan cech. hedera. — borostyän s. 
hedera helix Epheu. Rum. brostSn sambucus. 

61. brynza cech., brindza slovak., bryndza pol. — brenza, bronza, brondza s. caseus 
bresnensis Kreszn. Rum. bnbnzi. In deutschen Mundarten Ungems Brinse gekneteter 
Schafkäse. Diefenbach vermuthet deutschen Ursprung und mittelbaren Zusammenhang 
mit Biest Colostrum, engl, beesting neben bresting imd ungrisch-deutsch Brieserkäs, Käse 
von frischgegohrener Schafmilch. 

62. brBdo clivus asl.; brdo pecten textorius nsl., serb. — borda s. pecten textorius 
Weberkamm. Man vergl. börcz s. Gebirge Märton; clivus, iugum montis, pecten textorius 
mit cech. brdce, demin. von brdo; brdce bedeutet ausserdem wie magy. bordicza s. kis 



22 Pranz Miklosich. 

borda helgiaria machinula Zugriemenholz, das Holz, an welches der Zugriemen gebun- 
den wird, das vorstehende Holz im Joche. Rum. b:srgle scapus textorius. 

63. brBlogTB asl. ; brlog nsl., serb. — barlang s. lustrum ferae Lager des Wildes; 
specus Höhle. Alb. borXök. 

64. brBVBno trabs asl. — berena s. Brett, bei Märton erklärt durch deszka, kerit^s. 
ßum. b:Brn:B. Nach Anderen, wohl unrichtig, Egge. 

65. buj insipidus asl.; bujen fortis bulg.; bujan praeceps serb.; bujny üppig wach- 
send, wild 2ech. — buja a. luxurians üppig, salaxgeil; bujnyik s. homo stupidus Täjszötär. 
ßum. buek ferus, petulans, lascivus. 

66. buky asl. — buk, bik s. fagus: ü und i sprechen für Entlehnung aus dem 
Deutschen: Buche neben Buche. 

67. burön bulg., burjan-B herbae genus russ., burian Rade slovak. öembera, Dialekt. 
77. — burjdn s. herbae inutiles Unkraut, ßum. burujan. 

68. byk% asl.; bik nsl., bulg.; bik, bika serb.; bika hung.-kroat. ; byka slovak. 
Sembera, Dialekt. 72. — bika s. taurus Stier. Mordw. bykä, buka. Mrum. biku: klruss. 
bika (Ungern) u. s. w. ist aus dem Magy. entlehnt. 

69. bsrvote asl.; bivol nsl., serb. — bival s. bubalus Büffel. Rum. bivol. Alb. büal. 
Vergl. klruss. bajvol. 

70. b%d%nB* asl.: bedenj nsl.; badanj serb., hung.-kroat. — bödöny, bodony, bodon, 
döböny s. labrum Tönnchen ; bodonka. Vergl. nsl. debanca Weinkrug und slovak. dbenka 
Milchrührfass. 

71. b^rB asl.; bernsl., ßech., pol.; bar eine Art Hirse kroat. serb. — bor in borköles, 
bormohar s. panicum germanicum Fench: köles ist magy. imd bedeutet milium. Vergl. 
muhar. 

72. \yhVh* asl.; b:Bz, b'Bza, b'bzdovin^B bulg.; bez, bezeg nsl.; baz serb.; boz-B russ. — 
bozza, bodza, im Täjszötär borza, s. sambucus nigra HoUunder. Rum. boz. Ngriech. 
ßo6Ctov. 

73. c4p slovak,; cap pol., klruss. — czdp s. hircus Bock. Rum. cap. Mrum. capu. 
Alb. cap, skjap. Ein dunkles Wort. 

74. cec nsl. für asl. sis-B, wie cecati für stsati. — csecs s. mamma die weibliche 
Brust. Rum. cic^b. Vergl. nhd. Zitze. Nyelvtud. közlem. 2. 475. 

75. cerB terebinthus asl.; cer cerrus serb. — cser s. cerrus; cserje s. dumetum: eher, 
cserfa quercus austriaca. Kanitz 6. 

76. cöp nsl. — cs6p s. tribula Dreschflegel. 

77. cösarB asl.; cesar nsl.; daraus car serb. — csäszär s. Imperator Kaiser. Hung.- 
nsl. ^asar ist aus dem Magy. entlehnt. 

78. CÖVB asl.; c6v nsl. — csöv, cs^ve, cstv, csö s. fistula textoria Spule. Rum. cSv^. 
Vergl. Sitzungsberichte 19. 268. 

79. cima Keim nsl. — czima s. der junge Schoss von Kohl Dank. Rum. kimt. 
Fremd w. 81. 

80. cuca neben kuca vulva nsl. — czucza s. amasia Geliebte (gemeiner Ausdruck). 
Alb. tsüts? puella. Vergl. puca mit rum. pucB vulva. 

81. cundra Lumpen cech. — czondra, czondora s. femina lacera; czondora zerlumpt. 
Vergl. rum. candurb Splitter. 

82. öaklja serb., klruss. — csäklya s. harpago Haken. 



Die sl avischen ELEMsirrE im Maotarischen. 23 

83. öapiti alapam infligere slovak. — csap vb. zu Boden werfen, schlagen. Vergl. 
finn. tappa occidere, mactare. Nyelvtud. közlem. VI. 436. 

84. öapka ßech. ; czapka pol.; sapka russ. — csapka neben sapka, sipka, sipak s. 
Mütze. Rum. SapkrB, sipkt; klruss. Sipka (Ungern). Vergl. csapieza Gyarm. 330. 

85. öaSa asl., serb. — cs4se, cs^sze s. patera Schale. Rum. ßesk^b, caäkt, ö^bSk^b: klruss. 
cejsa (Ungern) stammt aus dem Magy. 

86. öatma serb. — csatoma s. Cisteme. Fremd. 

87. öavka serb., slovak.; kavka nsl. ; 2avka kroat.-nsl. — csöka s. corvus monedula 
Dohle. Mordw. tsavka. Kroat.-nsl. cöka Belost, stammt aus dem Magy. 

88. önbrB* asl.; cz^br, c%br pol.; cubar Flora croat. ; öäbr, clbr feech.; ($obrB, 2a- 
berb, SeberB russ. — csombor s. satureia hortensis Saturei; mentha pulegium; csombord 
wird im Täjszötär durch borsftt erklärt. Csombor scheint ein aslov. Sc^brB aus d-oiißpoc 
vorauszusetzen. 

89. öban%, cvant asl. ; däban serb. ; cbän cech. — csobän, csobäny, csobäncz s. ur- 
ceus Lägel. Rum. zbank^s ventosa. 

90. öech (Sech. — cseh s. bohemus. 

91. öekan% Meissel asl.; ßakan Hammerbeil nsl.; czekan Streitkolben pol. — csäkäny 
8. Reuthaue, Stockhammer. Fremdw. 82. 

92. öeljadb asl. — csaläd s. familia Familie; cselM famulus Dienstbote; bei Pariz 
Päpai findet man noch csaläd, cseled familia. 

93. öemerB venenum asl.; cemer ira nsl.; venenum, ira, furor hung.-nsl.; ßemerika 
cma veratrum nigrum nsl.; cemer nausea; cemerica helleborus slovak.; cemerika 
helleborus serb., veratrum Flora croat. — csemer, csömör s. nausea Ekel; eine Krank- 
heit; csomor, csomorika s. ranunculus sceleratus, giftiger Hahnenfuss. 

94. öep nsl. — csap s. epistomium Zapfen. Rum. cep. Fremdw. 82. 

95. öepBCB'*' asl.; ßepac serb.; ßepec cech. — csepesz s. Haube. Rum. ?,Sp8t. Vergl. 
5apka. 

96. öeren: ^efen cech.; cerenac retis genus serb. — csereny s. verriculum Schleppnetz. 

97. öerga Zigeimerzelt serb.; ßerg-B Teppich bulg. — cserge s. gausape Kotzen. Tür- 
kisch. Vergl. Slav. Elemente im Alb. 17. 

98. öermel slovak. — csörmölye, csormoly, csormolya s. melampyrum arvense Kuh- 
weizen. Rum. durmojak Arch. 195. 

99. öeta cohors asl., serb. — csata s. pugna Schlacht. Rum. cet-B, JSats. Alb. ts^te. 
Ngriech. TCstdpwt. Hung.-nsl. gata ist magy. 

100. öetina Nadel (an Nadelbäumen) serb.; 2etina ßech. Sembera, Dialekt. 53. — cse- 
tina s. fenyöfa-ujuMs v. üjnyi vastagsägü fenyövesszö Täjszötär; jimger Tannenzweig. 
Rum. ii^turh iuniperus communis. 

101. öetvirbtbk% asl.; ßetrtek nsl. — csötörtök s. dies iovis. 

102. öetVTbtB asl.: cetvrt serb. — csötör, cseter s. quadrans ein Viertel; modius Scheffel; 
csötört, csetert s. Durchmesser. Rum. cesvibrfeB, sfert quarta pars pecudis mactatae. 

103. öik Sech.; 2ikov serb. — csfk s. fcobitis fossilis Schlammbeisser. 

104. öiniti ordinäre asl. ; facere nsl., serb. — csinäl vb. facere machen. Vergl. Sitzungs- 
berichte 17. 230. 

105. öiiMb ordo asl. — csin s. factum, forma Dank. Rum. ?in ordo. Vergl. Sitzimgs- 
berichte 17. 324. und läpp, ßin Schmuck. Nyelvtud. közlem. VI. 435. 



24 Pbamz Miklosich. 

106. öistec Name mehrerer Pflanzen, unter anderen sideritis scordioides cech.; cistac 
staehys, o^ist sideritis. Flora croat.; czysciee stachys pol. — tisztesftt s. sideritis liirsuta 
Gliedkraut. 

107. öiste asl. — tiszta a. purus rein. Schon von Verantius zusammengeßtellt. Lappisch 
raines ist anord. hreinn. Thomsen 164. 

108. öiä, ciiik cech. — csfz, csizike s. fringilla spinus Zeisig. Fremdw. 83. 

109. öl%n% asl.; coln, demin. i^olnek nsl.; cun serb. — csolnak, csönak s. cymbaKahn. 
Deutsch dialekt. Tschinakl. Rum. ein. 

110. öobola, cbola slovak. — csobolyö, csoborlö s. urceus Lägel. Vergl. cbani. 

111. öoha eine Art Mantel nsl.; Tuch serb. — csoha, csuha s. Bauemkleid. Ngriech. 
tCöxoc. Fremdw. 82. 

112. öröda asl., nsl. — csorda s. grex Heerde; csordäs, cserdäs s. Kuhhirt Täjszötär, 
Serb. corda ist aus dem Magy. zurückentlehnt. Mordw. stada Heerde ist russ. stado. Rum. 
?irad:b. 

113. öröp^ asl., nsl. — cser^p s. testa Scherben; tegula Ziegel; irdenes Geschirr; 
cserepes s. Ofen Täjszötär. Rum. h:Brb. Alb. tseröp. 

114. öröslo* asl.; cereslo slovak.; ^eHslo ßech. (in Mähren). — csoroszlya s. culter 
praecisorius aratri Vorschneidemesser am Pfluge. 

115. öröänja asl., nsl. — cseresnye s. prunus avium Kirsche. Rum. cirast, cires. 
Fremdw. 82. 

116. ör%pati haurire, crspalo haustrum asl.; ßerpak slovak. Sembera, Dialekt. 67. — 
.cserpa s. Schöpfgefäss forräsböl merftö ed6ny Kxeszn.; cserpäk s. Trinkgeschirr für ko- 
bäk, kupa Täjszötär. 

117. örhVb asl.; crv nsl. — csere: cserebogär, cserebüly s. binichus Maikäfer. Man 
beachte cservbogär Gyarm. 331. 

118. öudo asl., nsl., serb. — csuda, csoda s. miraculum Wimder. Rum. 2udat mirus. 
Alb. täudfj. 

119. öutura serb.; cutora slovak. — csutora s. hölzernes Trinkgefäss. Fremdw. 83. 

120. öuviky kuvfk ßech.; kukuvika noctua Mikalja serb. — csuvik, kuvik s. ulula Todten- 
vogel. Rum. ßovik^b. 

121. övröak serb.; cvrcok slovak. — trücsök, prücsök, ptrücsök s. gryllus Grille. 
Schon Verantius stellt crcak mit prücsök zusammen. 

122. öBbrB asl.; ceber nsL; cber, d2ber, aber cech. Man vergl. lit. kibirras Eimer. — 
csöbör, cseber s. medimnus Zuber; lat. chybrio: cumduabus chybrionibus cerevisiae Ritus 
262 ; döbörke, deberke s. scaphium ist mit cech. d2ber, 2ber zu vergleichen. Rum. 2ub:br. 
Fremdw. 83. 

123. öBStB asl.; ßast nsl., serb. — tiszt s. Amt, Officier. Rum. cinste mit Anlehnung 
an c§stb; rum. tist Beamter, Officier stammt aus dem Magy. 

124. di^ga iris asl.; duga Daube, Regenbogen serb. — donga neben duga s. asserculus 
doliaris Daube. Rum. doag:B. Ngriech. vxÖYa. Fremdw. 83. 

125. debel'b crassus asl. — debella s. femina corpulenta nagy magas leänyröl mon- 
datik Kreszn. 

126. degotB russ.; dehet cech. — deget, dohot, dohat neben degenyek, dögönyeg s. 
Theer, Erdpech, Wagenschmiere. Mordw. smalä Theer. Finn. terva Theer ist anord. tjara. 
Thomsen 175. 



Die slavischem Elemente im Maotarischen. 25 

127. deravica: dßravec hypericum perforatum i^ecli.; dßravice veronica beccabunga 
slovak. Leschka ; dziurawiec hypericum fz. miUepertuis pol. — deröcze s. veronica becca- 
bunga Bachbunge Arch. 207. 

128. deravBCB*: derati lacerare serb. — daröcz s. Sackleinwand. Serb. doroc eine Art 
Mantel ist aus dem Magy. entlehnt. In Ortsnamen entspricht magy. daröcz slovak. dravce 
Lipszky. 

129. dereS Menschenschinder nsl.; Schlagbank nsl., slovak. — deres s. Schlagbank. 

130. dezma nsl., serb., slovak. — d^zsma s. Zehend. Fremdw. 83. 

131. dödtB asL ; dSd nsl. — dM m. avus, nach anderen des Grossvaters Vater; dM(5s 
s. Urgrossvater atavus Täjszötär; d^dük s. Urgrossmutter atavia Täjszötär; d^dapa s. avus; 
d^danya s. avia. 

132. döiansl.; dfäeifech.; di2va hung.-kroat. — d^zsa s. scaphium Schaff. Fremdw. 84. 

133. dijak^B diaconus asl. ; dijacki latinus nsl. — didk, deäk s. a. latinus. Rum. diak. 
Fremdw. 84. 

134. dl'Bg!B debitum asl.; dlbgB debitum, res serb.; dugovanje debitum serb.; res 
nsl. — dolog 8. res Sache. 

135. dojka nsl. — dajka s. Amme. Rum. dojkt, dajk:B. 

136. dojnä lac praebens ^ech. — dajna s. femina mammosa Leschka, Dank, femina 
obesa testes, tenyeres, talpas asszony Kreszn. 

137. drag% asl.; drag nsl., serb. — dräga a. carus. Rum. drag. Finn. tyyris carusist 
anord. d^^rr. Thomson 176. 

138. dranica planche grossiöre quon a faite en fendant un arbre pol.; dranica 
raptura slovak. — drdnicza s. durväbb, vastagabb es sz^lesebb fasindely Täjszötär. 

139. dratev, dratva cech. — dratva, dratyva s. Pechdraht. Rum. drot. Fremdw. 85. 

140. dn^gx asl.; drög nsl. — dorong, durung s. pertica Stange. Serb. durunga ist 
magy. durung. 

141. drbanice ßech.; drbanica slovak. — durboncza s. fricatio Reibung. 

142. drök*: dWk truncus cech.; dr6k slovak. — der6k s. truncus Rumpf: man ver- 
gleiche der^k ember mit gech. dffßny, slovak. drjinf^ ßlovgk. Das wenig verbreitete slav. 
Wort lässt sich aus dem magy. der^k nicht ableiten: derißno fortiter bei Frangipan 
ist magy. 

143. drob 8ech. — darab s. frustum Stück; dereb R. E. 3. 276; diribdarab Stück- 
werk. Rum. drob. Alb. dromtsa plur. 

144. drombla, drumla, drmla slovak. Fremd. — doromb s. Brummeisen. Rum. drambt. 

145. druz m. f. socius, socia JJech. — druzsa, bei Kreszn., im Wörterbuch der Aka- 
demie und im Täjszötär drusza, s. Namensvetter. Mordw. drug Freimd. 

146. druiba cech., slovak. — dorosba, im Wörterbuch der Akademie dorosba und 
drusba, im Täjszötär druzsba, s. Brautführer. 

147. dübravnik*: doubravnfk melissa 2ech.; dubrovnikt teucrium russ. — dabronika 
B. melittis melissophyllum Arch. 196. Fehlt im Wörterbuch der Akademie. Rum. dobronikt 
neben dumbravnik. Öech. dobronika ist magy. 

148. duda fistula serb. ; dudy Dudelsack 2ech. — duda s. Dudelsack. Vergl. Fremdw. 85. 

149. dudek, dud Sech. — dutka s. upupa epops Wiedehopf. Vergl. vdeb. 

150. duhna 2ech., slovak.; zdolnja dunja Unterbett hung.-kroat. — duhna, dunha, 
donha s. culcitra plumea Federbett. 

DenkMhriften der phiL-hiit. Cl. XIX. Bd. 4 



26 Fbanz MiKLosicfl. 

151. dunaj serb., öech. — duna s. Danubius. Alb. dunavu. 

152. dudak: na jedan duSak serb.; düsek: douskem auf einen Zug cech. — duska s. 
haustus votivus; duskät iszik uno haustu bibit; duska Kauftrunk Täjszötär. 

153. duSBnilcE*: duSnfk cech.: Wlach dal iest Doleass zemu bogu i ssvatemu Scepanu 
sse dvema dussnicoma Bogucea a Ssedleav Erb. Reg. 53. Ten dusnik 89. Then dusnik 
cum terra sua 177. Dem cech. dusnfk entspricht lat. animator, proanimatus, das von einigen 
durch servus, von anderen durch animal erklärt wird: triginta animatores eorumque po- 
steritatem, tres animatores cum terra. Urkunde vom Jahre 993. Nach Jireßek 2. 35. sind 
duSnfci im böhmischen Recht Familien, denen ein Grundstück mit der Verpflichtung über- 
geben wurde, einer bestimmten Kirche n gewisse genau festgesetzte Dienste zu leisten, 
wobei die Kirche, welcher das Grundstück nach dem Aussterben der Familie zufallen 
sollte, der eigentliche Eigenthümer war. — dusnok, dusnak: dusinicus findet sich Öfters 
in ungrischen Urkunden: quod earum cognatus dimissum a patre suo dusinicum apud 
«e detineret Ritus 223. quod cum sint dusinici a genere eius, scilicet Johan manumissi, 
contra ipsum tamen superbiant. Uli autem responderunt, se dusinicos quidem esse a prae- 
fato Johan cum terra sua dimissos etc. 240. quendam servum suum, nomine Urug, con- 
stituit dusinicum exequialem, quam ipsum tam omnem eius haereditatem virilem, ita ut 
singulis annis apud ecclesiam de Beseneu celebrarent exequias cum düabus missis, una 
ove, triginta panibus, uno ansere et una gallina et duabus chybrionibus cerevisiae etc. 
262. Die von ungrischen Rechtshistorikern gegebenen Erklärungen des Wortes dusinicus 
lauten: Dusinicus servus est ecclesiae testamento datus, qui sacra emortualia pro remedio 
animae demortui domini quotannis celebrari curabat, eoque nomine esculenta atque pocu- 
lenta sacerdotibus die emortuali offerre obligabatur vel pecuniam etiam. M. Belius, Ritus 
240. Servus ecclesiarum vel monasteriorum et lite etiam eos, qui dusheniczi id est alicui 
ecclesiae pro animae requie ab aliquo ad plures abeunte testamento vocabantur. A. F. 
KoUar. 2. 39. Hungari, dum manumissos exequiales nullibi proprio nostro vernaculoque 
törlök, verum nomine a Sclavinis accepto dussenikos vocant, notatum alias hominum 
nostrorum incuriam idiomatis sui totidem argumentis confirmant. G. Bartal 1. 299. Mit 
dusLniki ist zunächst zu vergleichen serb. zadu2bina, cech. zädusi fromme Stiftung, eig. 
je2e za duSq, dano jestB imd das ngriech. ^0)(i%6v eleemosyna in animae levamentum data 
Duc. Die Ortsnamen serb. duSbnici, öech. duänici plur. sind auf die hier erörterte Be- 
deutung des Wortes zurückzuführen: dagegen gehört das dem duSevBnikt gleichbedeutende 
dusBnikB natürlich nicht hieher. Dani^id, Rjeßnik 1. 320. Es gibt auch einen magy. Orts- 
namen dusnok, dusnak Lipszky. 

154. dvorb asl.; dvor nsl., serb. — udvars. aula; udvarol vb. servire: serb. dvoriti; 
udvaroncz s. aulicus. Hieher gehört auch nädor-isp4n Palatin, etwa na dvore äupan'B: 
die Ableitung des nädor von nagy lir ist aus lautlichen und aus Gründen der Bedeutung 
zurückzuweisen. 

155. dvorBniktB comes palatii in Urkunden der Walachei; duomich curialis, Diplom 
bei Lucius. — udvarnok s. aulicus, ministerialis ; udvornici Endl. 128. 664. 665. classis 
ministerialium regis ecclesiarumque, vulgo udvarnokorum nomine in legibus diplomati- 
busque cognita G. Bartal 1. 161. vergl. 229. 265. udvarnicales sunt aulae ministri et ei 
suppeditantes aliquid Molndr. Rum. dvornik, vornik iudex curiae. 

156. dvbTh asl. — veröcze s. ostiolum kleine Gitterthür. Die Stadt Veröoze heisst 
slav. Verovitica. 



Die sLAvisciiEir Elemente im Maotabischen. 27 

157. dimja asL; dinja nsl., serb. — dinnye 8. cucumis melo Melone. 

158. d^&htB'*' asL; dah halitus Stulli; duha Geruch hung.-kroat. — doh s. odor, foetor. 
Vergl. düh s. anhelitus Dank. Kum. duh spiritus ist asl. duh:b. Vergl. finn. tunkka 
dumpfiger Geruch. Nyelvtud. közlem. VI. 420. 

159. d^Bska asl.; deska nsl. — deszka, deczka, doszka s. asser Brett. Fremdw. 86. 

160. dBbrB asl., dejbfl (richtiger Afbfi) cech. für sräzn6 üdolicko Sembera, Dialekt. 24. — 
debre, debrö s. Graben, Wasserriss; erklärt durch Höhlung, gödör, m6ly vizmosis Täjszötän 

161. fröka slovak. — fricska s. Nasenstüber. 

162. gaöe serb., gast! asl., ga6e nsl. — gatya s. Unterhosen. Vergl. finn. kaatio, vog. 
ka«. Nyelvtud. közlem. VI. 393. 

163. gadovBCB*: gad:B serpens asl., hadovec colubrina Schlangenkraut i^ech. — 
gddöcz s. gadus Weichfisch. Der Fisch hat seinen slavisch-magyarischen Namen von 
seiner Aehnlichkeit mit der Schlange. Man vergl. jedoch auch lat. gadus. 

164. gagrica serb. curculio Stulli; ein Wurm, der ungegerbte Häute zernagt Vuk. — 
gergericze, gergelicze s. curculio Komwurm Kreszn. Täjszötdr. Gergericze beruht auf 
der Form *grgrica. Rum. g^rgiric^ curculio. 

165. gajdati*, gadljati den Dudelsack spielen von gajde, gadlje serb., — gajdol vb. 
dudeln. Fremdw. 89. 

166. galeta slovak., giJetka neben diJetka klruss. — gal6ta s. Milchgelte ; gel6ta 
Gyarm. 347. Rum. g^löt^B* Fremdw. 90. 

167. gallo*: halicz pol., halyß klruss. — gdcs: gdcsorszä^g Galizien. Man vergl. den 
magy. Ortsnamen gacs, slovak. halic Lipszky. 

168. galuäka*: haluska, haleßka slovak. — galuska, haluska s. Kloss, Knödel. Rum. 
gilusk'b. 

169. ganiö*: haniS Tadler ßech., hanic, hanec slovak. — gäncs s. mendum, defectus 
Fehler Kreszn.; gdncsol vb. tadeln. Klruss. gan2 Fehler, namentlich eines Pferdes, ist magy. 

170. gat septum, canalis serb. — gdt s. septum Damm; im TdjszcStär erklärt durch 
16sza, sÖv6ny. Vergl. Sitzungsberichte 19. 279. 

171. gaziti nsl., serb. — gdz s. vadum; gdzol vb. vadare waten; gäzlö s. Furt. Vergl. 
Sitzungsberichte 19. 280. 

172. gi^ba asl. — gomba s. fungus Schwamm, Pilz. 

173. gQba pol., woraus slovak. gemba, gamba neben huba Maul und gamby Lippen; 
gemba, gymba ^ech. öembera, Dialekt. 59. — gamba s. Wurstmaul, bei Dank, gemb Maul. 

174. gibanica nsl., serb. — goboncza s. eine Art Mehlspeise mit Rüben und Topfen: 
r6päval, turöval stb. b6lett dupla laska, a' melly eg6sz kereks6g6ben megsüttetik T4j- 
8z6tÄr. Scheint von gomböcza verschieden. 

175. glista nsl., serb. — giliszta, geleszta s. lumbricus Regenwurm; Spulwurm; Wurm. 

176. gliva fungus, struma serb.; hliva tuber, fungus slovak. — gelyva, golyva s. 
Struma Kropf; Eichenschwamm; im Täjszötdr: gelyva bikfäkon teremni szokott gomba 
und gejva aus gelyva: giva-gomba, laska-gomba. 

177. gloginja fructus crataegi; glog Crataegus serb. — galagonya, gelegenye, gala- 
ginye s. Crataegus oxyacantha Hagedom; golgonya. Kanitz 10. 

178. gnoj asl., nsl., serb. — ganaj, gan6j s. fimus Mist, Dünger. 

179. gnus'B sordes, scelus asl.; gnus macula, abominatio hung.-nsl. — gonosz s. malum; 
a. malignus. 

4* 



28 Franz Miklosich. 

180. gobino fruges, ubertas asl. — gabona s. frumentum Getreide; dialektisch. Roggen 
Tdjszötdr. 

181. god dies festus nsl.; gody russ. dial.; gody pol.; hod, hody 6ech.; hod slovak. 
— gagy s. epulae Schmaus. Auslautendes d geht auch sonst in gy über. 

182. goli^bB asl.; golob nsl.; golub serb. — galamb s. columba. Mit dem ein asl. 
gol^bica voraussetzenden galambicza s. agaricus piperatus vergl. man 6ech. holubice 
eine Art Schwamm und holubinka agaricus oxyacanthus; galamböcz s. verbena offici- 
nalis Taubenkropf Dank, beruht auf einem slav. *gol^bovbCB. 

183. golic avicula deplumis serb. — gölicz s. rhincops Wasserscherer. 

184. goVh nudus asl.; gol nsl. — gul4cs a. calvus, glaber Leschka; depilis, calvus 
Dank., der guldcs von guliti serb. pellem detrahere ableitet. Rum. gol nudus: pre ^ej 
goli s-B i ^Bmbrik'Bm Clemens 279; golas nudus. 

185. golB*: gol arbor caesa nsl.; hül baculus cech. — galy neben gaj s. ramus 
Zweig; frondes Aeste. Leschka vergleicht öech. haluz. 

186. gomolja aruss.; homole 2ech. — gomolya s. gleba casei, meta lactis Kreszn.; 
gomolya, homolya, homolyka s. süsser Käse in Kugelform. Vergl. gomoly s. rotunditas, 
nodus, tuber Kreszn. 

187. gorazd% peritus, astutus, ursprünglich, wenn die Zusammenstellung mit goth. 
ga und razda loquela richtig ist, etwa disertus, loquax; horazditi murren dech. Sembera, 
Dialekt. 33. — garäzda a, iurgiosus; s. homo iurgiosus; garäzna neben garäzda Tdjszötdr; 
gardzda neben gräzda Kreszn.; garäzd iurgium Molnär. Leschka leitet gardzda, grdzd 
s. lis von groziti minari ab. Der Ursprung des Wortes ist dunkel. Vergl. mgriech. 

188. gorBnik%* — gornyik s. tiszts6g szolgäja, gornyik adparitor, vulgo gomico. 
Les. 240. gornik, erdöpäsztor, hatärjärö, zsitär Gyarm. 310. Das, wie es scheint, in 
Siebenbürgen gebräuchliche magy. Wort fehlt in den Wörterbüchern. Das slav. Wort 
kommt in keiner passenden Bedeutung vor: man vergl. jedoch, etwa ^ech. homik Berg- 
mann. Rum. gornik Les. 240. Iszer. 

189. gospods asl.; gospod nsl.; hospoda dominus 2ech. — gazda s. herus Hausherr. 
Die Zusammenstellung ist zweifelhaft. Serb. gazda ist magy. 

190. grablje pecten foenarius nsl., serb.; hrable dial. i^ech. Sembera, Dialekt. 53. — 
gereblye, geräbla, gräblya s. Rechen. Vergl. mereglye s. Getreidegabel Dank. 677. 
Mordw. grablä. Rum. greblt. 

191. gradiö^ — garädics, grädics s. Treppe. Slavisch jetzt unnachweisbar. Fremd. 
Klruss. garadycy (Ungern) stammt aus dem Magy. 

192. gradja sepes serb.; graja nsl. — gärgya s. septum, margo, materia ad sepiendum 
destinata; bei Leschka garägygya. Rum. gridS Zaunruthe. 

193. grad% hortus, urbs asl. — garäd s. sepes, arx. Rum. gard sepes. Läpp, gardde 
sepes ist anord. gardhr. Thomsen 141. 

194. gramada asl. — garmäda s. acervus Haufen. Rum. grBmad:B. 

195. granica asl. — gränicz s. Gränze. Das magy. Wort scheint unmittelbar aus dem 
Deutschen entlehnt: Graniz. Rum. granic^b. 

196. gri^lrb rudis asl.; grob asper, rudis nsl. — goromba a. crassus dick; rudis roh. 

197. greb*: grebla, grobla klruss. — gereb, ger6b s. agger littoralis, littus Ufer 
Kreszn. collis Hügel. 



Die SLAV18CHEN Elemevtb im Maotabischen. 29 

198. grebeiu pecten asl.; greben pecten, scopulus serb. — gereben neben hähel s. 
pecten Kamm, Hechel. Yergl. rum. hdhel:b. Magy. gerincz s. KUcken, Bückgrat vergl 
man mit nsl. greben spina dorsi. 

199. gresen: grez lutum Habd. nsL — garäzna, garäznäs a. kothig Gyarm. 311. 335. 

200. gTQda asl.; greda nsl. serb. — gerenda, gerend s. trabs, tignum Balken Kreszn. 
Rum. grind^b. Ngriech. yp^vra, ypsvctd. 

201. gr^eLb*: gredelj nsl.; gredel bura Belost, kroat-nsl.; gredalj hung.-kroat. — 
gerend61y, göröndöly, göröndü s. bura Balken am Pfluge. Bum. grindej. Fremdw. 91. 
Demnach wäre, bemerkt Diefenbach, Zeitschrift für vergl. Sprachforschung, das deutsche 
Grindel, Grendel slav. Lehnwort oder hätte doch sein im Slav. erhaltenes Primitiv (gr^da) 
verloren. 

202. grgeö perca fluviatilis serb. — görgicse neben dörgicse s. Gründling. Ein dunkles 
Wort: die Zusammenstellung ist zweifelhaft. 

203. griz pabulum indigestum, eig. das Angenagte serb, — gerizd, ger6zd s. durch 
Nagen, etwa am Apfel, entstandene Furche Dank. 

204. grot nsl., serb.; nsl. auch grod (grodü) v mlinu posoda, v ktero se 2ito vsipa, 
da potem po koritcu na kamen pada. — garat neben garad s. Gosse in der Mühle. Vergl. 
ahd. grant, krant. 

205. grozd% asl.; grozd nsL, serb. — gcrezd s. racemus Traube. 

206. gr'Bb^ dorsum asl.; grba serb. — görbe, görbicze s. gibbus; a. gibbosus. Mordw. 
korbyn Buckel. Boller, Sitzungsber. 17. 338. vergleicht mongol. chorboicho Gekrümmt- 
sein der Haare beim Pelzwerk; Budenz, Nyelvtud. közlem. VI. 394. finn. käyrä; ehstn. 
köver u. s. w. ßum. girbov. Alb. ff6rbe. 

O O e e 

207. gTBÖB*: grc serb.; krcnsl., slovak, — görcs, göcs s. spasmus Krampf; ausserdem 
nodus, tuber Knorren, wofür slovak. grö. Bunu k^brcej, sgircjü spasmus, cartilago. Alb. 
kertäitune Podagra. 

208. grrbk% asl.; grk nsl., serb. — görög s. a. graecus. 

209. grslica asl.; grlica, grla nsl., serb. — gerlicze, gelicze, gilicze neben gerle, 
gile s. turtur Turteltaube. 

210. grsnBöarB asl. — göröncsör, gerencs6r, gölöncsör s. figulus Töpfer. 

211. guba lodix kroat., serb. — guba s. gausape zottiges Oberkleid. Fremdw. 91. 

212. guba lepra, gubav leprosus serb. — gubäs a. leprosus Verant. Vergl. güba für 
penösz Schimmel Täjszötär. 

213. guba fungus arborum StuUi serb. — guba, gubacs, gubics s. galla Gallapfel 
Dank. Man beachte die Verschiedenheit der Bedeutung. Vergl. g^ba. 

214. gunja nsl., serb.; hüna*: houng cech. — günya, gunyäcz s. Kotze, zottiges 
Bauemkleid; hünya s. rauhe Decke, Teppich. Ngriech. yoüva. Fremdw. 91. 

215. gusarb, gurbsars praedo serb. — huszär s. Husar. Rum. kursarjü Seeräuber; 
husarjü Husar. Vergl. magy. hajdü Hajduk, Trabant mit serb. rum. hajduk Räuber und 
rum. rBzboj Krieg; rBzbojnik s. Kriegsmann a. kriegerisch mit asl. razboj homicidium; 
razbojnik^b homicida, praedo. Fremdw. 93. Nicht von hüsz-är viginti-pretium. 

216. guSa Struma serb.; gug:B Collum bulg. — gusa s. struma Kropf Tdjszötär; guzsa 
Kreszn. Rum. gusi. Alb. güäg. Fremdw. 91. Vergl. lit. gusis Brustknochen am Huhne. 

217. guz: gu2va serb.; g62, go2a nsl.; hou2, houäev, hou2va 2ech. — güzs s. Wiede; 
guzsba 8. für üstfa Täjszötär; gusba s. für üst-tartö fa a' tüz felett Tdjszötär; güzsadt 



3(X Fr4nz Mulosich. 

für meggörbült Täjszötär. Eum. g!Bn2 funis e libro ist asl. g^ih*: g^Svica; vergl. rum. 
vindäü Biegsamkeit; vsndXos, vmäos biegsam; ku2b:B ein gebogenes Stück Holz, woran 
der Kessel gehängt wird, also gleich magy. gusba. 

218. habamioa Cancer ruricola 2ech. — habamicza neben habarcz s. polypus Arm- 
polyp. Polypus heisst serb. kroat.-nsl. hobotnica. 

219. hajdina nsL; ajda kroat. ; eljdovan serb. — hajdina s. polygonum fagopyrum 
Buchweizen Fremd w. 91. Vergl. hrecka, poganka, tatarka. Diese aus den nordwestlichen 
Theilen des chinesischen Reiches stammende Frucht drang unter Vermittelung der Ta- 
taren und Griechen im 16. Jahrhundert nach Europa. Unger 1. 14. 

220. harc kroat., 5ech., pol.; garcovatB tummeln (ein Pferd) russ. — harcz s. pugna 
Schlacht. Rum. harc. Fremdw. 92. Vergl. fz. harceler reizen, zwacken. 

221. harasüa aus haras d. i. Hasch verfertigter Strumpf Leschka slovak. — harisnya 
s. Strumpf. Fremdw. 74. 

222. hiika, demin. von hiJ^a nsl.; asl. hyzt. — hiska s. prfeshäz a szölöben Wein- 
gartenhaus Täjszötär. Fremdw. 93. 

223. hl'&mtB asL; holm nsl. — halom s. coUis Hügel. Rum. h^lm. 

224. hmölB asl. — komlö s. humulus lupulus Hopfen. Mordw. komlä, finn. humala^ 
ehstn. humal, wogul. kumlah. Rum. hemej. Ngriech. x^^liiXt. Hehn 349. Thomsen 136. Bei 
der Annahme der Entstehung des komlö, komlä aus dem Slav. macht k für h Schwierig- 
keit: man vergl. indessen magy. kar mit chorus Riedl 67. Kiruss. komJovka (Ungern) 
stammt aus dem Magy. 

225. hmozditi 8ech.; zmo2d2iti conquassare hung.-nsl. — mozdft vb. tundere stossen; 
movere bewegen. 

226. hrakati screare asl.; hrska bulg. — haräk s. Schleim. Rum. horkiesk. 

227. hröe slovak. für 2ech. sum. — harcsa s. silurus glanus, silurus mallus Wels, Barbe. 
Klruss. harßa (Ungern) ist magy. 

228. hreöka klruss.: vergl. gryka Heidekorn, Gricke Mrong. pol.; grikkai. lit. — 
haricska s. polygonum fagopyrum Buchweizen. Rum. hriäk^b, hiriSk^B. Fremdw. 91. Vergl. 
hajdina, poganka, tatarka. 'E Graecia et Asia in Germaniam (et Russiam et Poloniam) 
venit Hehn 378. 

229. hrib*: hfib ßech. — hirip s. boletus luteus Pilz; hiriba für varganya boletus crassus 
Champignon T4jsz6t4r; hirip-gomba boletus ferruginosus Kreszn. Rum. hrib:B, hiribt. 

230. hrvat kroat, serb. — horvät s. Kroat. In der Form horvat vom Nsl. zurück- 
entlehnt. 

231. hvala laus, gratiarum actio asl. — häla s. gratiae Dank. Rum. fal^B laus, superbia. 
Vergl. Sitzungsberichte 19. 284. 

232. hvrastb quercus, sarmentum asl. ; hrast quercus nsl. — haraszt s. quercetum Eich- 
wald; dumetum Busch; horozth, harast, hrast quercus. Kanitz 7. Rum. hrSst dumetum. 

233. chechtati öech. ; hohotati nsl. — hahota s. cachinnus lautes Gelächter. Rum. hohot, 
horhot. 

234. chröek slovak. ; hröak serb. — hörcsök s. mus montanus Hamster ; mus montanus, 
meles, taxus Kreszn.; honcsok-tdräs neben hörcsök-türäs s. Maulwurf Täjszötdr. Rum. htr^og 
Hamster. Vergl. klruss. herö (Ungern). 

235. chyba Öech. dialekt. damnum; klruss. chyba Fehler. — hiba s. mendum Fehler 



Die slavjschen Elemente im Maotasiscuek. 31 

236. igla: jehla öech. — igle s, regilops Leschka. Fehlt im Wörterbuch der Akademie. 

237. iglioa geranium Flora croat.; scandix pol.; ihlica, ihliö slovak.; jehlice deck 
— iglicze s. ononis spinosa Hauhechel Dank. 

288. igo asl. — iga s. iugum Joch. Vergl. jarbmt. Finn. jukko ist goth. juk. Thomsen 137. 

239. igrati asl. — ugrdl vb. salire hüpfen. 

240. igravec neben igrc Spielmann nsl.; igrB scenicus asl. — ugröcz s. Harlequin, 
eig. Springer, 

241. ikra asl. — ikra s. ova piscium, cancrorum Rogen. Mordw. ikra. Ehstn. igr. Rum. 
ikre. Alb. ikra. 

242. ikira slovak. — ikra : läb-ikra s. Wade. Damit hängt nach Leschka iker Zwilling 
zusammen, wie, ist mir dunkel. 

243. imela asl., serb. ; imela, melj Flora, croat. ; jmeli cech. ; omelo slovak. — imolya 
s. viscum Mistel Dank. Andere erklären imolya durch hindr Seegras; szittyö Binse etc. 

244. irha nsl. — irha s. aluta Weissleder. Rum. erh^b. 

245. iskra asl., nsl., serb. — szikra s. scintilla, das auf skra zurückzuführen ist, welches 
im Pol. vorkommt: vergl. zgra russ. dial. 

246. isteba Zelt asl. ; izba nsl., serb. ; izba, jizba ßech. ; soba serb. — szoba s. Stube. 
Dieses über ganz Europa in der Bedeutung Ofen, Zimmer verbreitete Wort stammt aus 
dem Deutschen. Rum. sob'B Ofen. Alb. isbe. Fremdw. 93. 126. Auch finn. tupa ist ger- 
manisch und gehört hieher: anord. stofa. Thomsen 178. 

247. isi&p^*: is'bptno syrtis asl. — iszap s. lutum lentum in littore vel fundo aquarum, 
syrtis Kreszn.; coenum Schlamm. 

248. izbög% exitus asl. — izb6g: izbeg s. servus fugitivus Decr. s. Ladislai III. 2; 
wzbeg Endl. 342; uzb6k s. facinorosi ad aliquot dies inviolabiles Molnär. Vergl. den 
magy. Ortsnamen izb6g, üzb6g Lipszky. 

249. jagnjed, jagnjeda populus serb.; jahnada populus alba slovak. — jegenye s. po- 
pulus tremula Espe; bei Kanitz 6. 11. pinus abies, ulmus. 

250. jantarB russ. aus dem lit. jentÄras, gentäras, gintdras. — gyantdr, gyanta s. ele- 
ctrum Bernstein Dank. ; nach anderen Harz, Bergharz. Wie dieses lit. Wort zu den Magyaren 
gerathen ist, lässt sich kaum bestimmen. In der slavischen Kirchensprache wird fj^kexxpoy 
durch pr^dt cistyj reiner Sand übersetzt. 

251. jarek nsl.; jdrek slovak.; jarak serb. — drok s. fossa Graben. Vergl. rum. erugt 
Wassergraben. Fremdw. 94: jaruga. 

252. jarioa gallina novella slovak. — j6rcze, g6rcze, 6rcze s. gallina novellaHuhn; 
Henne, Weibchen (bei Vögeln). 

253. jarka 2ech. — jerke s. agna Lamm. Ehstn. jär Schafbock. 

254. jarBmi asl.; jarem nsl. — jdrom s. iugum. Vergl. igo. 

255. jas*: jes cyprinus cephalus Jäse 6ech.; jai cyprinus ieses pol. — jisz, jäsz ke- 
szeg s. cyprinus leuciscus Dickfisch. 

256. jasin% alahus aruss. — jdsz s. barbarus, hostis, philistaeus, sagittarius Kjeszn. 
Zeuss, die Deutschen und ihre Nachbarstämme 708. Vergl. die magy. Ortsnamen jdsz- 
Lipszky. 

257. jasli asl.; jasle nsl. — jdszol, jäszl6 s. praesepe Krippe. Rum. jasle, esle. 



32 Franz Mcelobich. 

258. jatrocöl* : jitroc61 plantago 2ech. — atracz61 s. anchusa Augenzier, nach Dank, 
plantago. Rum. otrBcel borrago officinalis; atracel cynoglossum officinale Arch. 188. 

259. javor platanus nsl. — jdvor neben juhar, ihar s. acer Ahorn. Juhar, ihar wird 
nxit finn. vahtera, ehstn. vahter, vaher u. s. w. zusammengestellt, Budenz, Nyelvtud. 
közlem. VI. 409. 

260. kabät Cech, — kabdt s. toga Rock. Fremdw. 96. 

261. käöa eig. Katherina; kdge Ente slov. ; kaJJka klruss.; kaczka pol. — kacsa, kdcsa 
s. anas Ente. Vergl. ma^ka. 

262. kaöer Sech.; käcer slovak. ; kaczor pol. — käcs6r, gdcs6r s. Enterich. 

263. kadär slovak. — kddär s. vietor Büttner. Vergl. kadb. 

264. kadB asl. ; kad nsl. — k&i s. cadus Bottich. Rum. kad:B. Alb. kade. Fremdw. 94. 

265. kajati vituperare nsl. — kajdl vb. increpare schelten. Rum. ktesk doleo. 

266. kalina viburnum ßech. ; ligustum vulgare serb. ; kalinovina vibumum Flora 
croat. — kalincza s. teucrium chamaepitys Par. - Päpai, aiuga, teucrium chamaepitys 
Kreszn. ; vibumum opolus Bachholder Dank. 

267. kamata serb. — kamat s. Zinsen. Fremdw. 95. 

268. kan slovak.; kanec ßech. — kan s. verres Eber; mas Männchen. Budenz vergleicht 
Nyelvtud. közlem. VI. 384. ehstn. kunt. 

269. kanja: kdng Öech. ; kanja klruss.; kanjuh Belost. kroat.-nsl. — känya s. falco 
milvus Hühnergeier. Rum. ka:B, ga:& milvus. Vergl. Sitzungsberichte 19. 291. 

270. kapa asl., nsl., serb. — käpas. cappa Kappe; käpäs a. cuculiatus. Hieher gehört 
auch köpöny, köpeny, köpenyeg s. Mantel. Fremdw. 96. 

271. kapusta öech.; kombost Speise von gekochtem Sauerkraut; kupus Kohl serb. 
— kdposzta, kdpiszta s. brassica Kraut. Mordw. kapstä. Ehstn. kapusta. Fremdw. 96. 

272. karas ßech. — kdräsz s. cyprinus carassius Karausche. Mordw. karasa. Fremdw. 96. 

273. kasati ßech. — kdszolod vb. se succingere sich^ aufschürzen. 

274. kaäa nsl., serb. — käsa s. puls Brei; caementum Malter. Rum. ris-kaS:B. 

275. katrö, katr^e ßech., slovak. — katröcz, ketrecz s. tugurium Hütte ; katrocz, ketrecz 
8. Hühner steige. 

276. ki^dTB*: k^drjav^B asl.; kondrovanje vlas torti crines hung.-nsl. — kondor, köndör, 
göndör neben fodor, bodor, a. crispus kraus; bei Gyarm. 316. kondor, kudor. Mordw. 
kudra Haarlocke. Man vergl. kender s. cannabis Hanf mit pol. k^dzior Locke und rum. 
kaer pensum lini. 

277. ki^kolB asl., kökolj nsl. — konkoly s. lolium Lolch. Vergl. ngriech. xoxxoXiv. 

278. kiQ>ona statera asl. — kompona s. libra Wage, Wageschale. Rum. kump^nt. 

279. 'ksjß'h asl. — koncz s. frustum Stück; kuszäl vb. in frusta redigere beruht auf 
ßech. kus. 

280. kdäkati cech. — kodäcs s. Gegacker; kodäcsol vb. gackern. 

281. keöiga nsl., serb.: vergl. keca nsl. und ßiga serb. — köcsöge, kecsege s. acci- 
penser ruthenus Stör. Rum. k'bcugt, ^ig7>. Ke scheint gegen den slavischen Ursprung des 
Wortes zu sprechen. 

282. klada asl., nsl., serb. — kaloda s. numella, cippus infamis Schandklotz. 

283. klampär slovak. Dank. — kolompdr s. Klempner. Fremd. 

284. klasi asl., klas nsl., serb. — kaldsz s. arista Aehre. 

285. kleöe Krummholz ^ech. — klecska s.: kletska sicca ligna Endl. 425. 



Die slatischen Elemente im Maotabischen. 33 

286. klep cech. — kelep s. das Klappern, die Klapper. 

287. klepaö Hammer, Mauerschwalbe Sech.; klopaß Hammer slovak. — kalapäcs s. 
malleus Hammer; sitta em*opaea. 

288. klepati 2ecli. — kalapäl vb. hämmern. 

289. klepeto chela ßech. — kop6t6, kopoltyü, kopoltyö s. Krebsschere. 

290. klepBoa asL, klepec avicapa öech. — kelepcze s. tendicula Falle; Katsche. 

291. kleSö nsl. — kolläncs s. aearus ricinus Milbe. Aus dem bei Linde angeführten nsl. 
kloS und dem magy. koUäncs ergibt sich eine alte Form kl%§£, asl. klaStB. 

192. klöj asl., nsl.; klij (klih) cech. öembera, Dialekt. 60. — kilih s. Kleister Gyarm. 
348. Fehlt im Wörterbuch der Akademie. Fremdw. 98. 

293. klötB, klötbka asl.; kldt cella nsL; klStka cavea nsl. — kalit, kalitka s. cavea 
Käfig. Mordw. kletkä. 

294. klinec cuneus : demin von klin cech. — kölöncz s. clavus parvus ligneus kleiner 
Holznagel Dank. Mordw. klin Keil. Man vergl. klincs, kilincs s. Riegel Gyarm. 314., 
kelincs, kilincs, gilincs s. Klinke. Rum. klone. Clemens 104. 

295. kljuöarB asl. — kulcsär s. clavicularius Beschliesser. ßum. klußarjü. 

296. kljuÖB asl., kljuö nsl., serb. — kulcs s. clavis Schlüssel. Alb. kluts. Vergl. 
Sitzungsberichte 17. 345. 393. 

297. kl^&basa asl.; klobasa nsl. — kolbäsz s. farcimen Wurst. 

298. knez nsl., serb.; k^n§g:B, k'bn^zB asl. — ken6z, kin6z, knez: olahus probationem 
faciat per knezos Gdl, Vizsg4l6d4s etc. Alb. knez. Fremdw. 98. Die Ableitungen des 
Wortes k:Bn§zB, k'bn^g'h aus einem slav. Etymon sind misslungen. Finn. kuningas ist wie 
slav. k^bnQZb deutschen Ursprungs. Thomsen 145. 

299. knjiga asl. — könyv s. Buch. Mordw. kniga: aus derselben Sprache wird 
Nyelvtud. közlem. VI. 390. koiiov für papiros Papier angeführt. 

300. knot cech., pol. ; knot Lunte klruss. (Ungern), giiit Docht (Galizien) ; knoti russ. 
dial. Fremd. — kanöt, kanöcz s. Docht. 

301. koba corvus ßech. ; kobiec Lerchenfalk pol. — kaba s. species accipitrum Kreszn. 

302. kobyla asl. ; kobila nsL, serb. — kabala s. equa Stute Verant. Kreszn. kabala46 
idem Leschka; kabala, rosz v6n kancza Tdjszötdr; eke-kabala feretrum aratri die Traggabel 
am Pfluge, ßum. kobil:B feretrum aratri neben dabil^B equus strigosus. 

303. kobylica: kobilica nsl.; kobylka pol.; kobilka slovak.; konjic cicada hung.- 
croat. — kaböcza s. cicada Cicade. Vergl. ßech. konlk Heupferd, Heuschrecke. 

304. kocpur cech. — kacz6r s. catus Kater. Fremdw. 101. 

305. koöan serb. ; kocen nsl. — kocsdn, kocsdny, kocsony s. cauKs ; kacsdny s. Stylus, 
petiolus, cauliculus Kreszn.; koczon s. Krautstengel fejes käposzta' vastag szdra Tdjszötdr. 
Rum. kocßn caulis. Alb. kotsdn. 

306. koöenina dech.; koconyna klruss. (Ungern). — kocsonya s. ius coagulatum Gallerte. 

307. koöija nsl. — kocsi s. Kutsche. Alb. kutälj. Fremdw. 99. 

308. koöevece quis vult plus (dare) serb. — kötyavetye s. auctio, subhastatio, venditio 
sub hasta. Ab lUyriis videtur mihi arrepta esse ex ipso huiusmodi auctionis actu clamoso 
et interrogatione multum repetita ko ode vede. R6vai 89. 

309. kokoäB gallina asl.; kokoS nsl., serb. — kakas s. gallus Hahn. Rum. kokoS gallus. 
Alb. kokos. Finn. kana ist goth. hana. Thomsen 140. Finn. kukko wohl anord. kokr. 145. 
Ehstn. kikas russ. Klruss. kokoä gallus (Ungern) ist aus dem Magy. entlehnt. 

Denkschriften der pliil.-liist. Cl. XIX. Bd. 6 



34 F&ANZ MiKLOSICH. 

310. kola asL, nsL, serb. — kölya s. Wagen, Sänfte. 

311. kolaöB asl.; kolaS nsL, serb. — kaltes s. circulus Molnär; placenta Kuchen. 
Mordw. kolatsä. Ehstn. kalats. ßum. kolak circulus, arcus, striblita. Alb. kulats. Furl. colaz 
ciambella. 

312. kolar nsL, serb. — kolldr s. Wagner. 

313. koleda nsl. ; koldüvati mendicare hung.-nsl. — koleda s. collecta Collectur; ko- 
leddl vb. sammeln, betteln. Vergl. koldüs Bettler, das mit russ. koldunt Zauberer nichts 
zu thun hat; kelengye s. Neujahrsgeschenk. Rum. kolind^ Weihnachtslied. 

314. kolence serb. — koloncz s. geniculum Knoten am Halme. 

315. koliba asl., serb.; goliba nsl. — kaliba, kolyiba, galiba s. Hirtenhütte. Rum. 
kolib^b. Fremd w. 99. 

316. kolomaz serb. — kalamdz, kalamdsz, kulimäz s. axungia Wagenschmiere. Klruss. 
kulimaz (Ungern) ist magy. 

317. komen focus nsl. — k6m6ny s. Schornstein. Rum. kamin. Fremdw. 99. 

318. komol: komoly 2ech. — komoly a. mutilus verstümmelt. 

319. komora nsl., serb. — kamora, kamara s. Kammer. Rum. k^marB. Fremdw. 99. 

320. komomä ßech. — komorna s. Kammerjungfer. 

321. komomik ßech. — komornok neben komornik, komomyik s. Kammerdiener. 

322. kondörb aserb., kondijer, kondir serb. — kond6r, kongy6r s. Kanne. Fremdw. 
100. Wohl aus xoYYtdptov congiarium. 

323. konica: konice cech. — kancza s. equa Stute. 

324. kontuSB aserb. ; kuntoS serb., russ. dial. ; kanduse 2ech. Sembera, Dialekt. 32. — 
kantus, köntös s. Oberkleid. Fremdw. 100. 

325. kopäö fossor, ligo 2ech. — kopdcs s. der gräbt, Grabmeissel; kopacs s. Karst; 
kapds s. Hauer. Klruss. kopa§ (Ungern) ist magy. 

326. kopati nsl., serb. — kapäl vb. hauen, graben, scharren; kapa s. ligo Karst; 
Graben. 

327. kopöa* nsl., serb. — kapocs, kapcs s. fibula Schnalle. Alb. köpse. Fremdw. 100. 

328. kopica* slavisch jetzt unnachweisbar. — kopicz s. für koUancs acarus Milbe 
TäjszötÄr. Ngriech. xöiuttCac wohl für xöictxCa, r.ozZvi:iha für xoiuttCtSa tinea Leake 325. 
Alb. kopits§-a neben k6pesg-a tinea Camarda 1. 312. 337. 

329. kopije asl.; kopia slovak. — kopja s. hasta Lanze. Rum. kopit cultur anceps, 
womit magy. kappany verglichen werden kann. 

330. kopitnjak, konjsko kopito Flora croat.; kopitnjak serb.; kopytnik 8ech.; kopitnik 
anthyllis vulneraria nsl. — kopotnyak s. asarum europaeum Haselwurz. 

331. koprB asl. — kapor s. anethum graveolens Dill. Alb. köper. 

332. kopun nsl., serb. — kappan s. capo Kapaun. Fremdw. 100. 

333. kopytce Sech.; kopitko socculus slovak.; kopitca Verant. serb. — kapcza s. Socke, 
Fussfetzen. 

334. kopyto asl.; kopito nsl., serb. — kapta s. crepida, modulus Leisten. Rum. kopiti. 

335. korab Schiff serb. ; korablB asl. — ker6b, ker6p s. Ueberfuhrplätte. Rum. korabii. 
Vergl. krabij. 

336. kori^tB*: horutanint carantanus Nestor 3; korotanec, koroSec Habd. — koront, 
korontdr s. Carinthia Dank. 



Die slayischen Elemente im Maotabischen. 35 

337. korda nsL; korda, öorda serb.; kord klruss., pol. — kard s. Säbel; n^met kard 
Degen, Alb. körde. Fremdw. 100. 

338. konma, kmna Corona; krunica rosarium Mikalja serb. — koronka s. Diadem; 
Bosenkranz Gyarm. 359. Bulg. krunice. Vinga. Fremdw. 102. 

339. koryto Trog ßech.; korito nsL, serb.; xo^poxa ngriech. ; korlte alb.; — koritto s. 
Käse Täjszötär. Der Käse ist vielleicht nach der Form so benannt. 

340. kOFBCB asL; korec nsl., 8ech. — korecz s. ein Sechstel ScheflFel Gyarm. 349, 
Fremdw. 100. 

341. kosa asl., nsl., serb. — kasza s. falx Sense; kaszäl vb. mähen. Bum. koas:b. Alb« 
k6s§. Ngriech. xooota, xoaatC«)- Vergl. Sitzimgsberichte 19. 240. Klruss. kosas Mäher 
(Ungern) ist magy. kaszäs, kosalov magy. kaszälö. 

342. kosa coma asl., serb. — kosz s. Grind, eig. capilli hispidi. ßum. kosics crines 
pexi. Alb. kos§ Haarzopf. Gyarm. 336. bietet neben kosz, koszmo in der Bedeutung la- 
nugo, hirsutia. Budenz, Nyelvtud. közlem. VI. 389. vergleicht ehstn. käsna. 

343. kosmatka Rauhbeere dech. ; eragrostis Flora croat.; kosmaSa, kosmato grozdjiJe 
Stachelbeere nsl.; kosmatek jede rauhe Beere pol. — köszm6te, pöszm6te s. zöld egres 
Täjszötär; pöszm6te s. Stachelbeere; hieher gehört auch pöszmete q. lUuhheit, Stock- 
rüben. Vergl. auch koszmacska Täjszötdr. 

344. kosor culter secandis vepribus serb.; koser ^Gartenmesser croat.-nsl. Belost. — 
kaczor s. Gartenmesser; kaczar s. görbe kert6sz-k68 Täjszötär; koczor s. metszö k6s culter 
Täjszötär; koszor, kaczor Gyarm. 315. Rum. kosor Gartenmesser. Tatar, kusur culter 
curvus hortulani Gyarm. 223. ist wohl auch slav. 

345. koBtanB asl.; kostanj nsl. — gesztenye s. castanea vesca Kastanie. Fremdw. 100. 
Aus Kleinasien, Armenien, Persien stammend ist die Kastanie von Griechenland und 
Italien bis in unsere Gegenden vorgedrungen Unger 1. 24. 

346. kostka Beinchen, Würfel 2ech.; kostka alea Verant. neben kocka serb. — koczka 
8. alea Würfel. 

347. koSar nassae genus; kosara stabulum vimineum serb. — kosär s. corbis Korb. 
Alb. kosarik'e. 

348. koSara serb.; koSarja russ. — kasomya, kosomya s. stabulum vimineum Stall 
von Flechtwerk. 

349. ko6öäl slovak.; kosfäl cech. — gacsäly s. scapus Stengel. 

350. ko6ela Korb, russ.-dial. — r kosolya s. mezei bölcsö ländliche Wiege. Slovak. 
bieldov ist magy. bölcsö. 

351. koäB asl.; kos nsL, serb. — kas s. corbis Korb. Rum. kos. Alb. koä. 

352. kotlina cech.; kottlt asl. — katlan s. Waschherd. Ehstn. katel Kessel. Finn. 
kattila ist goth. katils. Thomsen 142. Rum. kotlon Waschherd. Das Verhältniss des magy. 
xmd des rum. Wortes zum slav. ist mir nicht klar. Fremdw. 101. 

353. kotbCB cella, mansiimcula asl.; kotec Valjavec 270. nsl. — kotecz, kotyecz s. 
tugurium Hütte Gyarm. 74. Rum. kotec, ko^in^. Alb. kot6ts. Fremdw. 101. 

354. kovaöB asl.; kovaß nsl., serb. — koväcs, kdcs s. Faber ferrarius Schmied. Mordw. 
kuznets aus dem russ.: kuzneci. Rum. kovaöjü neben koval. Alb. kovätS. 

355. kozak boletus luteus etc. 2ech. ; kozak pol. — kozäk s. eine Art Schwamm Täj- 
szötar 138. 

6» 



36 Fbauz Miklosich. 

356. kozarinx aruss. — kozdx s. chazarus Kreszn. 

357. kozel, kozelc, kozolc Harpfe nsl.; kozel acervus foeni vel straminis slovak., 
kozel Gestelle von hölzernen Pflöcken, Balken, Dachsparren 2ech.; ähnlich kozly russ. 
Vergl. cozles tumuli vulgo mogili dicti. Bronevski, Russia 1576. pag. 257. und rum. 
k^prior: kozel bezeichnet demnach eig. nur das Holzwerk der Triste. — kazal s. acervus 
foeni Schober, Heuhaufen; rdcz asztag und gabona-rakäs Täjszötär. Vergl. kaszal, kaszaj 
8. Haufen Täjszötär. 

358. kozub Feuerherd in der Stube slovak.; kozub Büchse von Baumrinde, Bettel- 
sack pol.; kuzov^B Korb, Körbchen russ.; kozulj Rindenkörbchen nsl. — kazup s. mit 
zwei Handhaben versehener Korb Kreszn. Gyarm. 358. 

359. koiuh nsl., serb. — kozsök s. Pelz Täjszötär. Rum. ko2ok. Ehstn. kazukas. 
Ngriech. xoCoxa. 

360. kozuSnik: koXisnik cech. — zösnik s. Kürschner Gyarm. 349. 

361. krabij fiscella e vimine plexa asl.; krabulja nsl. — karabö, garabd, garaboly s. 
corbis Korb. Vergl. korab. Fremd w. 101. 

362. kraöün slovak.; krat^un bulg.; koroi'^un^B mors, russ.; festum nativitatis domini 
aruss.; kere^unj vecerB vigilia eins festi klruss. — karäcson, karäcsony s. festum natale 
Christi. Rum. kra&cun. Man hat auf [in]camatio[n] hingewiesen. Finn. joulu ist anord. j6l. 
Thomsen 137. 

363. kragulj nsl., serb. — karuly, karoly, karvoly s. falco nisus Sperber. Rum. korojü 
aus dem Magy. Vergl. Sitzungsberichte 19. 292. 

364. kraj asl., nsl., serb. — karaj, kar6j, kar6 s. margo Rand. Mordw. krai Gränze. 

365. kralj nsl., serb. — kirdly s. König; kirdlyka s. auricapella Goldhähnlein. Rum. 
krajü. Alb. kral. Ngriech. xpocXr^c. ^Der Name des Königs Karl wird in einer alten 
Legende krals geschrieben." SafaWk, Das serbische Schriftthum 1. 159. 

366. kräm ("^ech.; kram hung.-nsl. Fremd. — karäm s. Kramladen. 

367. kranjec nsl. — kränicz s. Kärtner für Krainer nach einer häufig vorkommenden 
Verwechslimg. 

368. kr%g% asl.; krog nsl. — korong s. rota figulina Töpferscheibe; kereng vb. verti 
sich drehen. Man vergleicht finn. kieri- Nyelvtud. közlem. VI. 386. 

369. kröula slovak.; krealo serb. — korcsolya, kujcsorja s. Schrotleiter, Schlittschuh 
Rum. korcie Schrotleiter; k'brcSe eiserner Ring, eiserne Kette. Vergl. ehstn. karts Leiter. 

370. kreöete russ. — kerecset, kerecsen s. falco- gyrfalco eine Art Falken ; kerecsen 
8. falco rapax. Wörterbuch der Akademie. 

371. krevet serb. — kerevet s. Ruhebett. Ehstn. krawat Bett, Bettgestelle. Alb. krevet. 
Fremdw. 102. 

372. kriöava* von kriöati nsl.: vergl. bliäcava hung.-nsl. — gercsdva s. Zank Täj- 
szötär. Vergl. karicsa s. Zungendrescher. 

373. kriima chrisma nsl.; kryäma ein Stück Leinwand, das die Taufpathen dem 
Täufling geben klruss.; dasselbe heisst hrizmanik nsl. — korosma, kolosma s. Pathen- 
geschenk. Fremdw. 102. 

374. knigla hydria nsl. ; poculi genus aserb. ; krhla Sech. — koroglya s. Büchse. 
Fremdw. 102. 

375. krukla grallae nsl. — kuruglya s. Ofenkrücke. Fremdw. 102. 



Die slayischen Elemente im Magtarischen. 37 

376. krupa Graupen (Hagel) serb. ; krupa klruss., pol. ; kroupa Grraupen Öech. — korpa 
8. furfur Kleie; egy korpdnyi s6 krupina soli russ. Gyarm. 316. Ehstn. krüp Graupen. 
Rum. krupl Grütze. 

377. kruäiti cingere Stulli serb. — kuruzslö orbiculatim faciens. Gyarm. 316. Rum. 
krug circulus. 

378. krBÖag^b asl. ; krßah slovak. — korsö s. urceus Krug. Serb. korSov stammt aus 
dem Magy. Alb. gertääk. 

379. kTBÖBma asl. ; krc^ma nsl.. serb. — korcsma, korcsoma^s. caupona Schenke. Rum. 
k'Brcum^B. 

380. krr&ma asl. — kormäny s. gubernaculum Steuerruder. Rum. k:brm%. Serb. kor- 
manos ist magy. 

381. krrbstijanx asl.; krstjan nsl. — kereszty6n, keresztöny Christ. 

382. krxstiti asl. ; krstiti nsl. — keresztel vb. taufen. 

383. krxstx asl. ; krst serb. — kereszt s. Kreuz. Mordw. kfos. Läpp, ruossa ist anord. 
kross. Thomsen 167. Vergl. rum. k:Brstinku dreizackige Gabel der Fischer. 

384. kr'Bzno asl. ; krzno nsl. — gerezna s. Grauwerk. Fremdw. 103. 

385. kubek pol. — kobak s. Becher. Vergl. kupa. 

386. kuöBma aserb. ; kudma hung.-kroat., klruss. — kucsma s. Mütze. 

387. kuca serb. — kütya s. tugurium Hütte. 

388. kuhnja nsl. — kohnya Verant. Molnär ; konyha s. coquina Küche. Rum. kohnt. 
Fremdw. 103. 

389. kukec vermis Belost, kroat.-nsl. — kukacz s. Made, Milbe ; meztelen 6s gyiirüs 
testü hernyö, f6reg, pondrö. 

390. kukla ßech., slovak. — kuklya, csuklya s. cucuUus Kappe. Fremdw. 103. 

391. kukurica slovak.; kukuryca pol., wohl aus dem klruss.; kukuruz serb. — kuku- 
ricza, kukoricza s. zea mais Mais. Rum. kukuruz. Fremd. Diese aus Central-Amerika 
stammende Frucht hat sich in Europa seit dem 17. Jahrhundert mehr ausgebreitet. Unger 
1. 12. Zu den Slaven kam sie aus der Türkei. 

392. kiüak Kopfstoss mit den Knebeln pol.; kulak^B Faust russ. — kulyak s. pugnus 
Faust. Ehstn. kulak Faustschlag. 

393. kiimin, kum, komin nsl. — köm6ny s. cuminum Kümmel. Fremdw. 98. 

394. kumx asl.; kum nsl., serb. — koma s. compater Gevatter; commater Pathin; 
homo iocosus Spassmacher. Ehstn. kumm. Fremdw. 98. 

395. kupa nsl., serb. — kupa s. hölzernes Trinkgeschirr. Vergl. kupak s. Blüthen- 
kelch. Rum. kupt. Fremdw. 103. 

396. kupec nsl. — kupecz s. Händler, Mäkler. • 

397. knpica nsl. — köpücze, köpöcze, köpicz s. Stängelgläschen. Vergl. kupa. 

398. kupx asl.; kup nsl.; kupec demin. — kup s. acervus Haufen ; kupacz s. acervus 
Haufen; collis Hügel. Rum. kupic:B cumulus. Man vergl. jedoch auch kopica Schober nsl. 
kopice Haufen (Heu), kopec Erdhaufen ßech. und rum. k^picb kleiner Schober. 

399. kurva asl., nsl., serb. — kurva, kura s. Hure. Rum. kurv^B. Alb. kurve. Ngriech. 
xo6pßa. Finn. huora ist anord. höra. Thomsen 136. 

400. kus serb. — kusza a. stumpf schwänzig. 

401. kustura serb. — kusztora s. Taschenmesser; lamina cultri usu detrita. Rum. 
kustuTB. 



38 Fbanz Miklosich. 

402. kut serb.; kout ßech. ; kütfk slovak. — kuczik, kuczkö, kuszkö s. Winkel, Ofen- 
winkel. 

403. kutati eruere öech., slovak. — kutat vb. fodere, quaerere ausgraben, durchsuchen. 
Man vergleicht finn. koke-, kojetta-, koetta- Budenz, Nyelvtud. közlem. VI. 393. 

404. kiizel ßech. ; kuäil klruss. ; ku2el, küdel slovak. — guzsaly neben rokka s. colus 
Spinnrocken. Finn. rukki ist aschwed. rokker. Thomson 167. 

405. kväkati ßech. — koväkol vb. crocitare. Alb. kväcke. 

o 

406. kvar nsl., serb. — kär s. damnum Schaden. Ein nur dem nsl., serb. und kroat. 
bekanntes, vielleicht unslavisches Wort. Vergl. Sitzungsberichte 19. 292. Budenz vergleicht 
Nyelvtud. közlem. VI. 384. läpp, korde* nocere. Während aus kvar die Form kär abgeleitet 
werden kann, lässt sich kvar aus kär nicht erklären, und dies macht den Ursprung des 
Wortes aus dem Magy. zweifelhaft. 

407. kvasx, asl. ; kvas nsl., serb. — koväsz s. Sauerteig. Mordw. kvas Dünnbier. 

408. kysel: kisel slovak. — kiszil s. Pflaumen-, Apfelmuss. Ehstn. kissel saurer 
Mehlbrei. 

409. kyselica : kiselica slovak.; kyselice ßech. ; kiselica juha ugrska Belost. kroat.-nsl.; 
rumex acetosa, ius acidum serb.; rumex acetosa nsl. — keszölcze, keszöcze s. iusculum 
acidum sauere Suppe. Rum. kiselicB. 

410. kyta cech.; kita nsl., serb., slovak. u. s. w. — kita s. fasciculus Büschel; kita 
kender manipulus cannabis. Budenz Nyelvtud. közlem. VI. 388. vergleicht tscherem. kelda. 

411. kxbl'B asl.; kebel nsl.; kabao serb. — köböl s. Scheffel, Kübel. Fremdw. 104. 

412. k'Bk'B asl.; keßka nsl.; kika cirrus kroat.-nsl. — kicseg, kücsög s. suggestus 
comae Haarschmuck Dank. 

413. ladijka*: ladij asl.; ladja nsl., serb. — ladik s. navicula Kahn. Alb. läge. 

414. lakom'B avidus asl. — lakoma s. Gastmahl; lakmär s. Schmaus Täjszötär; nach 
anderen ist lakmär s. Schwelger. Rum. lakom avidus; iTbkomie voracitas. Alb. lakemij. 

415. lanec nsl. — läncz s. Kette. Rum. lanc, l'bncug. 

416. lavica: lavicoi bulg.; lavice, lävka, lava cech. — löcza s. scamnum Bank. Rum. 
lavicB. Finn. lawa ist russ. lava oder vielmehr lett. lava. 

417. laz Gereut nsl.; silva caesa, ager novalis serb. — läz s. erklärt durch fensfk 
und durch gy6r erdö Waldlichtung. Budenz, Nyelvtud. közlem. VI. 308. Vergl. die magy. 
Ortsnamen läz. Rum. laz ager exstirpatus. Alb. las, läzi. Fremdw. 104. Zeitschrift für 
vergl. Sprachforschung 11. 289. 

418. l^ka asl.; lüka slovak. — lanka s. pometum; vizek melletti liget, berek, bozötos, 
nädas hely. Wörterbuch der Akademie. Vergl. die magy. Ortsnamen lonka. Rum. lunfcl 
pratum. 

419. l^äta asl. — läncsa, ländzsa s. hasta, lancea Lanze. Rum. lange. Das klruss. 
lan^a in Nordungem stammt aus dem Magy. Fremdw. 104. 

420. lednik ßech.; Fadnik slovak.: vergl. asl. l§d-ina. — lednek, lendek s. vicia 
Walderbse; orobus. 

421 . lehmo Cech. — luhma adv. cubando liegend, müssig Dank. Vergl. lomha s. Faulenzer. 

422. lemeSB aratrum asl.; lemes Pflugeisen serb, — lemes, lemez s. Pflugschar. 

423. lepeA Kuchen slav.; lepina, lepinja eine Art Brod serb. — lep6ny s. Kuchen. 
Rum. lipijü. 

424. lezäk ßech., slovak. — lezsäk s. Faulenzer. 



Die blayischen Elemente ni Magtabischen. 39 

425. lAi» asl.; 16p nsl.; lep slovak. — 16p s. viscum Vogelleim. 

426. lösa craticula nsl.; llsa, llska Darrhürde 2ech. — 168zka s. Darrhürde. Vergl. 
I68za crates viminea Flechtwerk; pertica Stange. Rum. lesi Flechte, Darrhürde. 

427. lÄiTB*: vergl. pol6vka, pollvka iusculnm cech. — 16v s. iusculunx Suppe. 

428. iQho^* asl.; Ijacht aruss.; leh türk. Die Bewohner eines Theiles von Mähren 
und Schlesien heissen Lach, plur. Lasi Sembera, Dialekt. 50. — lengyel s. Pole. Rum. 
16h, 18S. Alb. lahl. Mit Lsesjar und Austrvindor bezeichnet Snorri Heimskr. 3. 55. die 
östlichsten Wenden, die lechischen und russischen Zeuss 68. 

429. iQ&ta asl.; leSa nsl.: in Kärnten vanca d. i. lanca Letop. matice slov. 1869. 
75. — lencse s. ervum lens Linse. Alb. 16töe. Klruss. ienßa (Ungern) ist magy. Im nörd- 
lichen Kaukasus und in Südrussland einheimisch war die Linse schon den Griechen und 
Römern bekannt. Unger 1. 29. 

430. lievö, levca slovak.; lovc klruss. (Ungern); — löcs s. Leichse; vom deutschen 
Leichse stammt ßech. lisng, liSeii, slovak. lusna und pol. lusnia. Rum. leuki. 

431. lipeA, lipen, lipan, lipan ßech.; lipan nsl. — lep6ny s. thymallus Asch. Rum. 
lipan, lipdn. 

432. liv Mikalja serb.; 16v slovak. — liu neben 16jtl, 16jö, I6h6 s. infundibulum Trichter. 

433. loboda, lebeda nsl.; loboda serb., slovak.; ioboda klruss. — laboda s. cheno- 
podium vulvaria stinkender Gänsefuss. Rum. lobodt. Ngriech. XoüßoStd. 

434. lokno eine Abgabe von Getreide an den Geistlichen und Lehrer nsl.; lukno 
croat.-slov. ; lukno serb. ein Getreidemaass. Danic. rjecnik 2. 24; lukno ßech. ein Honig- 
maass Jirecek 1. 39. — lukma s. eine Abgabe von Wein und Getreide an die Geist- 
lichkeit papi bor- 6s gabona-fizet6s Täjszötär. 

435. lokot nsl. — lakat s. Vorhängeschloss. Rum. lakit. Ngriech. Xoüx^xov. Finn. 
lukko sera ist anord. loka. Thomson 151. Fremdw. 106. 

436. lokSa laganum slovak.; ioksyny eine Art Maccaroni klruss. — laksa, laska s. 
Nudel. Klruss. iaSki (Ungern) ist magy. 

437. lom cech., slovak.; klruss. lom (Ungern). — lom s. fractura Bruch. 

438. lomoziti ßech. — lomoz vb. untereinander werfen. Vergl. rum. moloz Schutt. 

439. lopata asl., nsl., serb. — lapät s. pala Schaufel; lapoczka, lapiczka s. spathula 
Schaufelchen; scapula Schulterblatt vergl. man mit 2ech. lopatice Schaufelchen und 
mit lopatka Schulterblatt. Rum. lopatB. Alb. lopdte. 

440. lopuh nsl., serb.; lopuch slovak. — lapu s. lappa Klette. Fremdw. 106. 

441. loses cech. — lazacz, laszos, loszos s. salmo salar Salm. 

442. loza silva nsl., hung.-croat. — laza s. silva rarior gelichteter Hain Dank. Rum. 
loz'b Ranke. 

443. loiLnik'B''' asl.: lo£e lectus asl., Sech. — lazsnak, lasnak s. tegumentum, stra- 
gulum Leschka; culcitra, lodix Verant.; pellis hirsuta Dank.; lodix Kotze Kreszn. Alb. 
losnik (lo2nik) toga. 

444. luö lux, taeda nsl.; louS taeda ßech.; lüö slovak. — lüczfa s. Kienholz, Fichte: 
cz für c ist unregelmässig. 

445. lug serb. — lug s. lucus Hain Dank. Mordw. luga Wiese. 

446. lug nsl., serb. — lüg s. lixivium Lauge. Fremdw. 107. 

447. Ihrrh asl.; len, lan nsl. — len s. linum Flachs. Fremdw. 107. Finn. liina ist 
anord. lin. Thomson 150. 



40 Franz Miklosich. 

448. maöka nsL, serb. — macska s. Katze; macskafü KatzenmUnze heisst rum. 
krBtuSnik^B; vasmacska s. Anker vergl. man mit nsl. maßka in derselben Bedeutung. Rum. m:Bc:B 
f. Katze, m^Bc, ma&cok, m^btok, motok m. Kater. Alb. mats. Der slav. Name der Katze maöka 
neben maca ist wie deutsch Mieze auf den Namen Marie maea zurückzuführen. Serb. 
maca Marie ist magy. macza amasia. Fremd w. 107. Thiernamen aus Personennamen 
sind nicht selten: ital. micio; 6ech. macek (Matthias) Kater, Bär; pol. maciek Kater; 
magy. maczko Name für einen Bären, Esel, Füllen; russ. vaska (Basilius), miska (Michael) 
Katze; magy. gäborka (Gabriel) Goldamsel. Man beachte, dass deutsch dem Bock Her- 
mann, dem Esel Martin, der männlichen Katze Hinze, dem Bären Petz, Koseform für 
Bernhard, gerufen wird. Wackernagel, Germania IV. 152. 

449. mäöoAa onopordum acanthus slovak. — mäcsonya, mdcsolya, macsonya s. 
Kardendistel, weisse Wegdistel. 

450. makx asl.; mak nsl., serb. — mäk s. papaver Mohn. Mordw. mak, makä. 
Rum, mak. Ngriech. (laxoc. 

451. malha crumena nsl. — mdlha s. Bündel, Mantelsack. Fremdw. 108. 

452. malina nsl. — mälna s. bacca idaea Himbeere. Rum. m^blin ist prunus padus ; 
m^lin'b fructus pruni padi. 

453. mangulac eine Art Mastschwein serb. — mongolicza s.: köv6r mint a' mon- 
golicza Kreszn. 

454. martolos mango nsl.; martoloz serb. — martalöz, martalöcz s. Räuber, Sklaven- 
händler. Fremdw. 109. 

455. maSteha asl.; maciha nsl.; maöeha serb. — mostoha s. noverca Stiefmutter; 
mostoha anya noverca; mostoha atya vitricus; mostoha fiü privignus Verant. Vergl. rum. 
maäterb Stiefmutter mit fracij tij maSteri deine Stiefbrüder Clemens 86. 

456. matka mater cech. — mdtka s. Geliebte, Braut. Vergl. lit. mote, gen. moters 
Weib, Eheweib: dagegen mote, motina, moce Mutter. Rum. matki Weisel, Mutterstock. 

457. mätoha Gespenst, eig. das beirrende: je2e m^tetb ßloveka slovak.: asl. *m§toga. 
— mätoha s. Gespenst Täjszötär. Vergl. rum. m^Bt'bhul^B, mohoand^B und mogT&ndSc^B. 

458. maz Kleister, Töpferthon cech. — mäz s. Glasur. 

459. mazati asl., nsl., serb. — mäzol vb. schmieren. 

460. mazna verzärtelte Weibsperson, mazn^ weich slovak.; mazno schmeichelhaft, 
maziti hätscheln serb. — mazna a. verzärtelt Täjszötär. 

461. mi^ka cruciatus asl. — munka, müka s. labor Arbeit; opus Werk. Rum. munkt; 
istr.-rum. muncit part. praet. pass. 

462. medvödB asl.; medved nsl. — medve s. Bär. 

463. men ßech., slovak.; menjek nsl., croat.-nsl. — meny hal s. gadus Iota Aalraupe. 

464. mesar nsl., serb.; masaf dialekt. cech. — m6szär, meszdros s. lanio Fleischer. 

465. meSter nsl., serb. — mester s. Meister. Fremdw. 108. 

466. metilj distoma Egelwurm serb.; metylB ephemera horaria russ.; motylice gryllus 
verrucivorus Schafegel cech. — metely s. morbus ovium intercus Kjeszn. Egel, Egel- 
schnecke, Egelkrankheit. 

467. meida asl.; meja nsl.; medja serb. — mesgye, megye s. limes Gränze; districtus 
Gebiet; värmegye. Alb. m6ge. Mordw. me2a Gränze. 

468. möddnica*: medenica nsl.; midenica Verant. serb. — medencze, melencze s. pelvis 
Becken. Rum. medelnicerjü qui principi aquam ad lavandas manus infundit. 



DiB 8LAYI8CHEH ElEMEHTE DI MaOYAIUBCHEK. 41 

469. möh^B uter asl. ; m£ch dialekt. Sech. — m6h b. uter, uterus, matrix Geb&rmutter 
Kxeszn. Dank. Vergl. rum. foale foUis, uter, stomachus, venter. Finn. maha venter ist anord. 
magi. Thomsen 153. Furl. meg otre di pelle per metter vino o per conservar farina. 

470. mörica, mSrca nsl. — in6rcze s. modius Scheffel. Riun. mercB, mirci. 

471. möriti asl., nsl. — m6r vb. metiri messen; m6rt6k s. mensura Maass. Alb. m^re. 
Mordw. mera Maass. Hung.-nsl. kroat.-nsl. mertuk, bei Dometijan mertikb, ngriech. [leptixöv, 
nicht von einem griech. fJiepTixöv statt {lepoc, ist aus dem Magy. entlehnt. Finn. mitta 
mensura ist anord. met. Thomsen 156. 

472. mtega Baumsaft nsl.; mlza, mizha succus arborimi, alburnum Sech.; mfzga 
slovak. ; mlazga Bast slovak. Sembera, Dialekt. 74. — m6zga s. Harz; mezge s. dulcedo 
arborum Baumsaft; alburnum. Bum. mizgs succus, alburnum. 

473. mQÖB*: meSak Mikalja serb. ; mjaSb russ.; miS Sech. — mancs s. Ball, Wurzel- 
ball, hölzerner Ball Täjszötär; laptafa gyök6rböl Kreszn. Rum. mince. 

474. mQta asl. — m6nta s. mentha Münze* Rum. mintB. 

475. milostB asl.; milost nsl., serb. — malaszt, ehedem miloszt Endl. 745, s. gratia 
Gnade. 

476. mlaka nsl.; terra aquosa serb. — moläka Tdjszötär; beläka s. Lache Dank. 
Vergl. rum. mlastin'b palus. 

477. mläto Traber i^ech. — maläta s. Traber; far tostum Malz. Rum. m^Blat^B. Finn. 
mallas, gen. maltaan, ist anord. malt. Thomsen 153. 

478. mlin nsl., serb.; mlyn 2ech. — malom, molna, möna, moln, mön s. mola Mühle. 
Finn. mylly ist anord. mylna. Thomsen 157. 

479. mlinar nsl., serb.; malinar Verant. serb.; mlynäf cech. — molnär s. molitor 
Müller. 

480. moöar udor serb., slovak.; mocvar Belost. kroat.-nsl.; mocorka slovak. Sembera, 
Dialekt. 60. — macsär, mocsär s. Sumpf. Rum. moßirli. Alb. matääl. 

481. moöek liquor 2ech., slovak. — mocsok s. macula Schmutzfleck. 

482. moöilo locus fluminis ad macerandum linum serb. ; mo^idlo slovak. — mocsola, 
mocsolya s. Hanf-, Flachsröste. 

483. molJb asl.; molj nsl. — moly s. tinea Motte. Mordw. mol. Rum. moli^. Alb. 
moHtse. Ngriech. [loXtiCa. 

484. morava Moravia asl., 2ech. — morva s. moravus. Rum. morva. 

485. moskva Mosqua russ. — moszka s. russus. 

486. motovilo serb. — motöla, matöla s. Haspel. 

487. motrcha cech. — matring, motring s. Wirre, Verwickelung; Strähne. 

488. mozffh asl.; mozg nsl., slovak. — mozga s. Knochenmark Täjszötdr. 

489. mo&tr nsl.; mo2dr slovak. — mozsär s. Mörser. Rum. mo2Srjü. Fremdw. 111. 

490. xnrena cyprinus barbatus serb., slovak. — mäma s. Barbe. Rum. mrdm. Fremdw. 111. 

491. mrha nsl. — marha s. pecus Vieh; merz Waare Verant.; grex, bona, merx 
Kreszn. Rum. marf<B, marvTb. Fremdw. 112. Vergl. blago Vieh hung.-kroat. ; dobytBkb 
Vieh aserb. 

492. mrkev nsl., slovak. — murok s. daucus carotta gelbe Rübe ; merköcze s. Täj- 
szötär entspricht nsl. mrkevca. Rum. morkov, murkoj, murok. Fremdw. 112. 

493. mrmlati, mrmrati 2ech. — mormol vb. murren. 

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXI. Bd. 6 



42 Fravz Miklosich. 

» 

494. mrtey todt nsl. — morotva s. lacus, palus Kreszn.; morotväny s. Sumpf, Morast. 
Vergl. holtviz stehendes, eig. todtes Wasser. 

495. mrva micula serb., slovak. — morva, murva s. foeni vel straminis recrementa 
Heu- und Strohkehricht. Dieselbe Bedeutung kommt folgenden Wörtern zu : murha, mur- 
gya, murugya, murugy, mumya. 

496. mrv&A slovak. — morväny, morvän s. eine Art Kuchen. 

497. muhar panicum miliaceum serb.; umuhar neben bar setaria italica Flora croat. ; 
muchar neben musec alopecurus slovak.; muhiö nsl. — muhar, mohar s. panicum Fench ; 
gramen asperum. Rum. mohor Mochert; davon mohorBt scharlachroth. Die Getreideart 
ist ostindischer Abkunft. Unger 1. 13. Vergl. h'brb und muharica. 

498. muharica gramen asperum Leschka slovak.; muharika panicum viride serb. — 
muharcza s. Solanum vescarium, gramen asperum Dank.; muharcz halicacabum Kreszn. 
Vergl. muhar. 

499. muäka: vinnä muSka cech. — muska s. Culex vinarius Kellerfliege Leschka. In 
der gleichen Bedeutung findet man muslicza, muszlicza, muslincza, muszlinoza. Rum. 
muslic^B. Alb. musitse. 

500. mo^hx asl.; meh, mah nsl. — moh, muha s. muscus Moos; lanugo. 

501. nadiha nsl.; natcha slovak. — nätha s. Schnupfen. Vergl. rum. neduh suffocatio. 

502. naditi stählen; nado Stahl serb. — nädol vb. stählen. 

503. nadragy asl. — nadräg s. Beinkleider. Rum. nadradil caligarum genus» Klrus«. 
nadragi (Ungern) ist magy. 

504. nasado^ cymba asl. — näszäd s. navia Schiff. 

505. natragulja arum, pes vituli kroat.-nsl. Belost. — natragulya, nadragulya s. atropa 
mandragoras der Alraun, eine betäubende Pflanze Dank. ; nadragulya s. helleborus albus 
Kolb. 106. bolonditö m6rges fü; bolonditö gyök6r Täjszötär. nadragulya s. Tollkirsche. 
Fremd. Aus mandragora. 

506. ni^dlti, nuditi asl. — nödit vb. antreiben. 

507. neni nennt der jüngere Bruder den älteren, bulg. ; nano Vater slovak. — n6ne 
s. soror maior natu; n6nem soror, amita. Rum.nan'B soror maior natu. Alb. näne mater. 
Vergl. alb. nannt, ntnn'b mater; vogul. nin nagyn6ne. Nyelvtud. közlem. VI. 439. 

508. nerast lienis tumor Belost, kroat.-nsl. — räszt s. 16pdagadäs Anschwellung der 
Milz Täjszötär; tympanites Trommelsucht. Rum. rast. 

509. neSplja nsl. — naspolya, nespolya fa Verant. neben lasponya s. mespilus ger- 
manica Mispel, Nespel. Fremdw. 113. 

510. nevolja calamitas nsl., serb. — nyavalya, n6volya s. morbus Krankheit; cala- 
mitas Verant. Rum. nevoe, anevoe. Alb. nevöje. 

511. nömx asl.: nöm nsl. — n6ma a. stumm. Alb. nem6ts. Mordw. nemoi. 

512. ndmBCB asl.; nfemec nsl. — n6met s. Deutscher. Rum. nömc. Alb. n6mts. Ngriech. 
vsjJitCiQC. nSmBCB imd n6met mit den Nemetern in Verbindung zu bringen ist aus sach- 
lichen Gründen nicht möglich. Zeuss 217. Bei der Gleichstellung von n6metund nßmbcii 
macht allerdings t für cb Schwierigkeit. 

513. njadro, jadro sinus asl. — nädra neben mädra s. matrix Gebärmutter. 

514. nosilo lectica asl. — noszolya, nyoszolya, nyoszolyö s. Bett, Bettstatt; sponda, 
stragulum Kreszn. Klruss. nosoTa (Ungern) ist magy. 



Die sl avischen Elemente im Magyarischen. 43 

515. obadvojec slovak. — abajdöcz s. farrago Migchkorn (serb. Bu-riSica); abajdöcz 
käposzta crambe Mobiär; abajnacz, abanajcz büza rozszsal vegyftve Täjszötär; abaj s. in 
derselben Bedeutung beruht auf oboje. 

516. obariti aus obvariti nsl., serb. — abärol vb. abbrühen. Rum. opiresk stützt sich 
auf serb. opariti. 

517. obödx asL; obdd nsl. — eb6d s. prandium Mittagmahl. 

518. oblok nsL, serb., slovak. — ablak s. Fenster; ablakos a. gläsern Täjszötär. Rum. 
oblok. Klruss. oboZok Fenster und oblokos Glaser (Ungern) stammen aus dem Magy. 

519. obraffb forma asl.; obraz Gesicht nsl., serb. — abräz vb. abbilden; abräzat s. 
(xesicht; man beachte äbra s. forma. Rum. obraz facies. 

520. obr%ÖB asL, obröö nsl. — abroncs, abrincs s. circulus doliaris Fassreif. 

521. obroko^ Stipendium asl.; obrok portio ßech., serb.; portio, pabulum pol. — abrak 
8. pabulum Futter, Pferdefutter; ärpa käsa 6tek Täjszötilr. Rum. obrok. 

522. obrusob sudarium asl.; ubrusar, ubrassarus mensae praefectus, zwei Diplome 
1083 bei öafaiHk 156. — abrosz s. mappa Tischtuch. 

523. ooölJb asl.; ocel nsl., cech.; ocal serb. — acz61 s. chalybs Stahl. Rum. oc:l1. 
Fremdw. 114. 

524. ocbth asl.; ocet nsl. — eczet s. acetum Essig. Rum. ocet, ocit. Fremdw. 114. 

525. odrb Bett, eig. Gerüst asl. ; odr, vodr für patro Vorscheime, Gerüst in der Scheune, 
2ech. Sembera, Dialekt. 18. — odor s. der Theil der Scheune, wo die Frucht aufbewahrt 
wird: odor, odö p. o. csifr-odor, hovä berakjäk a gabonät Täjszötdr; udor, csürben 16vö 
gabonäs hely Tdjszötär. Vergl. cech. odry das Gerüst in der Scheune. 

526. ogar canis venatici genus serb. — agär s. Windhund. Rum. ogar. Nserb. hogof 
Jagdhund. 

527. okno Fenster nsL; Schacht serb. — akna s. apertura dolii Spundloch; Schacht; 
bei Gyarm. 117. fenestra seu orificium, puteus salis fodinae. Rum. okn'b, ogni Dachfenster, 
Salzgrube. Ngriech. Sxva foramen dolii, salis fodina. 

528. okol suile nsl. — akal s. caula, stabulum Stall. Rum. okol. 

529. okov situla öech.; okov Beschläge serb. — akö s. vas aquarium Eimer. Serb. 
akov und rum. ak'Bu sind aus dem Magy. entlehnt. 

530. olöj asl. — olaj s. Oehl. Fremdw. 114. 

531. olOTO asl., nsl. — olom s. Blei: m für v ist befremdend. 

532. ol'BtarB asl.; oltar nsl. — oltdr s. Altar. Rum. oltarjü. Fremdw. 114. 

533. opaöina Kehrruder cech. — apacsin s. Ruder Täjszötär; apacsö s. Netzstange. 
Slovak. opaJJov bei Leschka ist aus dem Magy. zurückentlehnt. 

534. opad: opasti nsl., cech. — apad vb. decrescere fallen. 

535. opat nsl. — apät s. Abt. Fremdw. 114. 

536. opatica nsl., serb. — apäcza s. Nonne. Fremdw. 114. 

537. oplen nsl., cech.; oplenci hung.-kroat. — epl6ny, im Täjszötär epr6ny, empl6ny, 
s. Querbalken über dem Schlitten. 

538. osek öech. — aszag s. segmentum, ramentum abgehauene Stücke Holz, Holz- 
späne. 

539. osinak serb. — oszmäk s. eine Art Maass Kelemen 168. 

540. ostriga nsl.; oStriga kroat.-nsl. Belost. — osztriga s. Auster. Rum.' strigd, stridö. 
Ngriech. axpßt. Fremdw. 115. 

6* 



44 Fbanz Miklosich. 

541. OBthiTh asL; osten slovak. — ösztön, Ösztöny s. «timulus, bucentrus Triebel. 
Alb. 08t6n. 

542. 08Bt!b asl.; osat, oset Carduus nsl. — aszat s. herbae inutiles Unkraut. 

543. otroöiö infans nsl. — ordosics: ordosics* napja s. für aprö szentek napja sancti 
Innocentes (28. December) Täjszötär. Dieser Tag heisst nsl. bei Gutsmann nedolänih 
otro^ißev den, der unschuldigen Kindlein Tag, bei den Slovenen in Ungern drobna deca, 
bei den Kroaten in Ungern und bei den Serben mladenci, bei den Slovaken den mla- 
diatok sbor. 175. u. s. w.; nsl. aucb pametva, tepeini dan. 

544. ozeg nsl., serb.; o2eh slovak. — azsag, asag s. Ofenbesen, Ofenstange. Rum. o2og. 

545. pa^ko^ asl. — pank, pök s. aranea Spinne. Rum. paing, padndSin. 

546. pahalj floccus StuUi serb. — pehely, pelyh, pölyh, pejk s. floecus Flocke; 
pluma tenuis Flaumfeder; lanugo Milchhaar. Vergl. pyh. 

547. pajed eech. — pajöt s. phagedaena der fressende Wurm. 

548. pakost Verkehrtheit ßech. — päkosz, päkosztos a. naschhaft. 

549. pälati 2ech.; paiaty klruss. — pall vb. worfeln. 

550. pälenka 8ech. von paliti brennen: vergl. klruss. horiZka, rum. horelk'B. — pä- 
linka s. Brandwein. Rum. prslink^B. Nsl. palinka und klruss. paienka (Ungern) sind aus 
dem Magy. entlehnt. 

551. pälica asL, nsl.; palice 2ech. — pdlcza s. baculum, fustis Stock. Rimi. palicb. 

552. pälka Kölbchen, Keulchen f^ech.; typham, Kolbe, significat, quae scirpo inna- 
scitur, qui germanice Binse, sed etiam Zipergras nominatur Leschka slovak. — palka s. 
Zipergras Leschka. 

553. pampüch, pampü&ek Leschka slovak. — pompös s. eine Art Krapfen, kleines 
Brod, bei Dank, cupediae. 

554. panüika slovak.; pantljika serb. — päntlika s. Band. Ngriech. 'TcavtX'^xa. 
Fremd w. 116. 

555. paprad slovak. ; kaprad 2ech. — papräd, paprägy, papräg s. filix mas Far ren- 
kraut. 

556. paprika serb., slovak. — paprika s. capsicum annuum türkischer Pfeffer. Rum, 
pipark:B. Fremd w. 121. 

557. para asl., nsL, serb. — pära s. vapor Dampf. 

558. parip nsl., serb. — paripa s. Reitpferd. Slovak. paripa und rum. pariprs sind 
aus dem Magy. entlehnt. Fremdw. 116. Man vergl. icdptTWCoc, wwcoc mit paraver^dus, 
veredus. 

559. parkän Zaun; prkno Brett 6ech. — pärkäny s. Gesims, Rand. Rum. pirkan 
Rand. Fremdw. 116. 

560. parta nsl. Fremd. — pärta s. Kopfputz der Mädchen. Aserb. parta limbus 
Rum. bearti. 

561. pasmo nsl., serb. — päszma s. Strähne. Rum. pazmi. 

562. past f^ech. — paslicza s. Mausfalle Täjszötär. 

563. pastyTB asl.; pastir nsl., serb. — päsztor s. Hirt. Bei gleicher Leichtigkeit 
päsztor von pastor imd von pastyrB abzuleiten glaube ich die Aufnahme aus dem Munde 
des Volkes der aus Büchern vorziehen zu sollen. 

564. pasulj serb. ; pasula slovak. — paszuly neben fuszujka aus fuszulyka s. pha- 
seolus Fasole. Fremdw. 77. Rum. fusoj (fussoi) Arch. 198. Alb. pasül. 



Die slavischen Elemente im Maotarischem. 45 

565. pavtea i^ech., slovak. — paizs s. Schild. Bum. pavi^zib. Nsl. pai2 stammt aus 
dem Magy. Fremdw. 117, Ngriech. 'JcaßexCta. 

566. pavus, paiiz Wiesbaum cech. ; paviiz slovak. — pözna, pözona s. pertica Stange. 
Pözna ist wohl auf *pauzina zurückzuführen, das sich als pauzyna im Klruss. (Ungern) 
in der Bedeutung Stange findet; serb. pauznica. 

567. paiTb asl. ; pav nsL, serb. — päva s. Pfau. Fremdw. 117. 

568. pazderB, pozders asl. — pozdorja s. Schabe, Age. Rimi. pozdirse. 

569. pasätnik cech. — pizsitnik s. alauda cristata Haubenlerche. 

570. paütB herba, pratum asl.; pa2it gramen, caespes, campus graminosus slovak. — 
päzsit, päzsint, päst s. Rasen. Rum. pa2iste caespes Psalt.-jass. 

571. peöatB asl.; peSat nsl., serb. — pecs6t, pöcs6t s. sigillum Petschaft. Rum. peÖet, 
pe^öte. 

572. peöenje assatio serb. — pecsenye s. caro assa Braten. Rum. pecit. 

573. peöirka, pe^ärka i$ech.; peßurka serb. agaricus campestris. — pecs6rke, C8ep6rke, 
csiperke, csöpörke, csuporka gomba s. agaricus campestris Champignon. Vergl. penczuräk 
Täjszötär 138. Rum. ßuperki Feldschwamm: dagegen piöorki, piöojki magy. pityöka, 
puczöka helianthus tuberosus. 

574. pehar nsL, serb.; pohar slovak. — pohär s. poculum Becher. Rum. p:bhar. 
Alb. pehär. Fremdw. 117. Finn. pikari ist anord. bikarr. Thomsen 162. 

575. pehamik serb. — pohdmok s. Mundschenk. Rum. p:bharnik. 

576. pelena asl.; pl6na, pl6nka cech. — pelenka s. fascia Windel. Rum. pelenifl 
plur. Alb. pelene. 

577. penj nsl.; peii ^ech., slovak. — pönye s. truncus, stipes Stamm, Stock eines 
Baumes Dank. 

578. perina serb., slovak. — pdma s. culcita plumea Flaumdecke, österr. Tuchet. 
Rum. perinrb. 

579. pestlrec tuber lignarius esculentus, lycopordum 2ech. — pesztercze, pesz6rcze 
s. marrubium Andorn; pesz6rcz s. lycopus Wolfsfuss Leschka; vizi pesztercze s. lycopus 
europaeus Archiv 195; pesztericz-gomba für bükfa gomba Täjsz6tär. peszercze s. der 
grosse essbare Holzschwamm. 

580. peitB asl. — pest s. Ofen Täjszötär. Hieher gehört auch der Name der Stadt 
Pest. Kopitar, Kleinere Schriften 1. 153. Bulgaricos olim Slavos ad Budam Pesthinumque 
usque habitasse non soli Anonymo Belae regis notario credimus, sed ipsi Pesthini voca- 
bulo, quod certo certius non alius cuiuscunque demum slavicae, sed plane et unice et 
in specie bulgaricae est dialecti (eine Meinung, die ich nicht theile) Glag.-cloz. XII. 
Ngriech. icsxCa. 

581. petak Fünfer serb. — petdk s. Siebenkreuzerstück. Rum. petak, petaki id.; 
pintok ein Viertel Groschen. Furl. petizza moneta di cinque grossi. 

582. petrenec slovak. — petrencze s. kleiner Heuschober. 

583. i>6nQZB asl.; pSnez nsl. — p6nz s. pecunia Geld. Rum. pinzibriib domus mone- 
taria. Alb. pen6z. Fremdw. 117. 

584. i>Ö8tanQ& asl.; pestunka slovak.; pSstounka Sech. — pesztonka s. Kindsmädchen. 

585. i>6nkaya iJech.; pinka, pinkavka, penkava slovak. — pii^ty, pintyöke, pincz s. 
Finke. P für f spricht für Entlehnung des ursprünglich deutschen Wortes aus dem 
Slav. I'remdw. 117. 



46 Fbanz M1KLO8ICH. 

586. pQtek^B aeL; petek nsl. — p6ntek s. Freitag. Mordw. pätnitsa. 

587. piöka nsl.: vergl. cech. pikati mingere. — picea s. vulva. Bei Gyarm. 170. 
picsa, pics, pit vulva mammalium. 

588. pidi: pidimuä spannelanger Mensch, Zwerg ifech. — pidja, puja-ember s. nanus, 
pumilio Gyarm. 351. 

589. pjjavica asl.; pijavica, pijavka nsl. — piöcza, piöka s. hirudo Blutegel. 

590. pint nsl.; pinta oech.; pint, pinta slovak. — pint s. eine Mass. Fremdw. 118, 

591. pipa nsl.; plpa (5ech. Fremd. — pipa s. Tabakspfeife. Bum. piprs. 

592. pipaö slovak. — pipacs s. papaver rhoeas Feldmohn. 

593. pipö cech. — pipe s. junges Huhn, Gänschen. Fremdw. 118. 

594. pipiS Leschka, pipiSka slovak. — pipis? pipiske s. alauda trivialis Pieplerche 
Leschka. 

595. piS serb. — pisa s. Urin Täjszötär. Rum. pis mingo. 

596. piäöe nsl. — pise, piselle, pislen s. Hühnchen Dank. 

597. plta serb. — pite s. eine Art Backwerk. Fremdw. 118. 

598. pivko cech., slovak. — pikö s. cerevrsiola Dank. Mordw. piwa Bier. Alb. piva. 
Ngriech. ictßa. 

599. pivBnica asl.; pivnica nsl., serb., dialekt. 2ech. — pincze s. Keller. Rum. 
pivnici», pimnici». 

600. plaätB asl.; plaSc nsl. — palast s. pallium Mantel. 

601. plavBCB*: polovscs aruss. — palöcz s. Paloz: Palöczok sunt Hungari in comitatu 
Honthensi propria dialecto hungarica utentes Kreszn. 

602. pleso in Ortsnamen: pleso Teuchen in Kärnten nsl.; See, Sumpf 2ech.; rive 
basse et 6tendue russ.; pleso stagnum, vortex, vorago slovak. — pejszo, ehedem, wie 
behauptet wird, pelszo und pleszo, s. Leschka 168. lacus Peisonis Neusiedlersee, auch 
Fertö genannt. Ehedem führte diesen Namen der Plattensee, nicht der später entstan- 
dene Neusiedlersee. Der Plattensee wird von Plinius lacus Peiso, von Aur. Victor lacus 
Pelso, von Jemandes lacus Pelsodis, im Mittelalter lacus Pelissa genannt: das frühe 
Vorkommen dieses Namens in Pannonien wird Zweifel an dessen Slavicität erregen. 
Man vergleiche Plessowsee bei Potsdam. Der Name Pelso, sagt Zeuss 245, ist wol aus 
dem Munde der umwohnenden Pannonier oder Kelten, vielleicht ein Wort mit dem 
slavischen pleso See. Safarik sagt: Cist6 praslovanskö, v horäch Tatrdch, v Morav^, 
Slezku i na ßusi zname pleso. 2. 19. Vergl. blatbno. 

603. pletka slovak.; pletka cech. — pletyka s. Gerede, Klatsch. 

604. plösiiB asl.; plSsen nsl. — pen6sz s. Schimmel; pilisz, pilisznye Tdjszötdr. 

605. pldSB asl. — pilis s. Calvities Kahlheit. Rum. plöse Calvities; ple«, pleSug, 
pleSuv calvus. 

606. pldva asl.; plSva gluma nsl. — polyva, pelyva s. Spreu. Rum. plSvB. 

607. ploskvaasl. — palaszk, palaczk s. Flasche. Rum. plosk'b, palask'B. Serb. palacka 
eine Art Patrontasche ist magy. Fremdw. 118. 

608. ploätka, ploStice cech.; plosfka, plosfica slovak. — poloska, poloczka s. cimex 
Wanze; palaczka TäjszötAr; palaczf6reg neben csimaz. Die Sech. Benennung stammt von 
plosk flach. Rum. plosnicB. 

609. plo^hrb asl.; polh nsl.; pich cech.; puh serb. — peleh, pölyeh, pele, pole, pelye, 
polyü s. glis Ratte. 



Die slavischbn Elemente im Maoyabischek. 47 

610. podgana nsl.; potkan für n^meckä mys £ech., slovak. — patkdny s. mus rattus 
liatte. Nach Verant. sorex. Ngriech. icovttxt, woraus das dem podgana entsprechende venet. 
pantegana und furl. pantiana ratto, sorcio grande, das demnach mit Unrecht für slaviscli 
gehalten wird, Fremdw. 118. 

611. podkova nsL; podkov, podkova slovak. — patkö s. solea ferrea Hufeisen. Rum. 
podkoavi. Alb. paktüa. Furl. podcova. 

612. podluika nach der Länge geschnittenes Stück: kraja6 melon w pod2u2ki pol. — 
podluska s. segmentum Schnitte; ein Gericht aus Kohlschnitten Dank, a' ki ültetett 
käposzta torzsdnak gyönge hajtäsaiböl köszültt 6tek Kreszn. 

613. podmol 2ech.; podmola slovak. — padmaly s. der Damm um den Hausgrund ; 
ausgeholtes Ufer; Wölbung; pandal s. Uferhöle; pandal, pandallö s. dedivitas aggeris 
TdjszötÄr. 

614. podo^ tabulatum asl. — päd s. Hausboden, Boden, Bank. Hieher gehört magy. 
padläs s. Boden mit slovak. podldä Diele und magy. padlö s. pavimentum. 

615. pogaöa nsl., serb. — pogdcsa s. Kuchen. Rum. pogai^e plur. Alb. pogitse, 
Fremdw. 118. 

616. poganka*: pohanka cech., slovak. — pogänyka, pohdnka s. polygonum fago- 
pyrum Buchweizen. Vergl. hajdina, hre^ka, tatarka. 

617. pogonob*: vergl. cech. hon iugerum; honbiät6, slovak. honbisko Revier. — 
pagony s. Revier; Gränzlinie. Rum. pogon mensura quaedam agrorum. 

618. pojata domus asL; horreum nsl.; palearium Verant. serb. ; pajta Scheune slovak. 
— pajta ß. horreum Scheune; Hütte. Rum. poeti bubile. 

619. pokrovBCB operculum asl.; pokrovac serb.; pokrovec slovak. — pakröcz, 
pokrcScz s. Kotze. Rum. prokovicb. Alb. pokröve. Ngriech. 'Tcopxößa. 

620. polata asl. — palota s. palatium Palast. Fremdw. 119. 

621. polövka, polivka cech., slovak. — pol6ka s. iusculiun Suppe. Gyarm. 339. 351. 

622. polica nsl., serb., slovak. — polcz, pöcz s. Gestell. Rum. polict. Alb. politse. 
Ngriech. %6)j,zZ(i. 

623. poliska Staubmehl nsl. — pulyiszka, pulyicska s. Staubmehl Dank.; pulyiszka 
s. farina fagopyri cum caseo frixa Kreszn.; puliszka s. Kukuruzbrei; puliczka s. Brei. 
Kukuruzbrei. Die Bedeutungen gehen theilweise auseinander, die Zusammenstellung ist 
daher nicht durchaus sicher. 

624. poljana campus asl.; polana campus inter silvas slovak. — pojäna, pojän s. 
für irtoväny Rodeland und tisztds Lichtung Gyarm. 323. Rum. pojani Wiese im \Yalde. 

625. polog, poloiak serb. — polozsna, polozsnak, porozsnyak, porosnyak s. Nestei. 

626. poloviijak ein Maass von fünf Eimern nsl.; eine Art Getreidemaass serb. — 
polovnydk s. mensurae genus Kelemen 168. 

627. polo^ \r&tora unus dimidiatusque asl. — poltra, poltura, pötura s. ein halber 
Groschen. Slovak. turäk für polturäk. Rum. potor, potorB. 

628. pomet Ofenkehrwisch bulg.; pometB Kehricht asl. — pemet, pemete s. Ofen- 
kehrwisch; pamats. fascis, fasciculus Bündel Kreszn.; pemetfü marrubium vulgare. Mordw, 
pomalä Besen für russ. pomelo. 

629. pomoöiti benetzen nsl. — pamacs, pemecs s. Pinsel; pamacsol vb. anstreichen. 
Vergl. por^ßiti. 

630. ponjava linteum asl., nsl. — ponyva s. Wagendecke, Flache. 



4 g FkA19Z MlKLOSICR. 

631. ponoGTB exprobratio asl. — panasz s. querela, Klage ; panaszol vb. queri klagen. 
Rum. ponos nomen infame; ponoslu querela. 

632. ponray, pondrav Engerling cech.; crv, koji se kod mrsavijeh konja pod repom 
nala^i serb.; pandrav slovak. — pondrö neben kukacz s. Made. 

633. poplon himg.-croat.; poplun nsl;,; poplon slovak. — paplan s. Decke. Rum. 
poplon, plapomi Bettdecke. Fremdw. 119. Slovak. paplon ist magy. 

634. popx asl.; pop nsl., serb. — pap s. Priester. Mordw. pop. Rum. popt. 
Fremdw. 119. 

635. por^öiti concredere asl.; commendare Monum.-fris. — parancs s. mandatum 
Befehl; parancsol vb. befehlen. Rum. porunk'b s. ; porunöesk vb. Alb. porslt. Vergl. 
pomoÖiti. 

636. porkolab exactor hung.-nsl. — porkoläb s. castellanus Burgvogt; Kerkermeister. 
Rum. p'brkalab Amtmann, Kerkermeister. Vergl. morkoläb s. Markgraf. Fremdw. 119. 

637. porodo^ asl.; porod nsl., serb., slovak. — porond, porongy, poronty s. progenies 
Brut; porongy für szolgäcska TäjszötAr; poronty für fattyu T4jsz6t4r; porongy s. perdix 
iunior Kreszn. 

638. poskon neben konoplja cannabis Flora croat.; poskonb cannabis sativa konoplja 
mu2eskago roda; poskonnik'B eupatorium cannabinum russ.; poskonnice der männliche 
Hanf dech.; dagegen pioskunka, pioskonne konopie der weibliche Hanf pol. — pasz- 
koncza neben patkoncza s. nach einigen cannabis mas, nach anderen cannabis femella; 
paszkoncza-kender für virdgos kender Tdjszötär; poczkom, poczok s. Fimmel Gyarm. 322. 
Hieher gehört paszkoncza a. in der Bedeutung unfruchtbar, kinderlos und poszka a. in 
der Bedeutung unzeitig T4jsz6t4r; ebenso paszkoncza a. detortus, corruptus Kreszn. 
Leschka hat neben paszkoncza, patkoncza auch die Form paköcza s. eupatorium canna- 
binum. Die Vermengung von männlichem imd weiblichem Hanf, Fimmel und Mäschel 
(femella, masculus), hat ihren Gnmd darin, dass der männliche Hanf als der kürzere 
und schwächere in der Vorstellimg des Volkes als der weibliche erscheint und umgekehrt. 
Hehn 121. 

639. posta\r& tela asl.; postav linteum serb.; postav pannus slovak. Sembera, Dialekt. 
79; klruss. (Ungern). — posztö s. pannus Tuch. Rum. postav. 

640. potQgrb*: potßh Knieriemen 2ech.; pofah slovak.; poci^g lori genus pol.; potjag'B 
russ. — pating s. der Riemen, womit der hintere Theil des Pfluges an den vorderen 
gebunden wird; Achselriemen. Rum. poti»ng. Vergl. s:Bt§g!B. 

641. potka slovak. — patok s. Nasenstüber. 

642. potoko^ asl.; potok nsl., serb. — patak s. Bach. Furl. patoc rivo. 

643. potrocho^ russ. — potroh s. abdomen Unterleib. 

644. potvorB calunmia asl. — patvar s. calumnia; discordia Hader. 

645. povödati asl. — povedäl vb. für besz61 reden und für ter^csel plaudern 
Gyarm. 322. 

646. povjjalo instita hung.-nsl.; povijadlo cech., slovak. — p6la, pölya s. fascia 
Windel. Langes o scheint gegen die Zusammenstellung mit cech. pola zu sprechen, 
dessen Bedeutung: Leinwandbreite, Rockschoss pol. poia Schoss, gleichfalls nicht ent- 
spricht, mit dem allerdings rum. poal:B limbus und poale plur. indusium inferius iden- 
tisch ist. 

647. povraz^ asl.; povraz nsl., serb., slovak. — p6r4z neben p6r6 s. restis Strick, 



Die slavischbn Elemente im Maotabischen. 49 

648. pozdravek convivium Leschka slovak., woher pozdravkati zutrinken, zdravkati, 
— puzdar6k, puzdr6k s. Geburtsschmaus. 

649. praöa serb.; prasta asl. — parittya s. funda Schleuder. Man beachte die Form 
paristsa Gyarm. 323. Rum. prastii. 

650. pravBda asl.; pravda nsl. — prauda: eos discutiens ad praudam per pristal- 
dum. Ritus 246, über welche Stelle Bei folgendes bemerkt : iudicium ad praudam idem 
videtur fuisse quod iudicium privatum, in quo iudex causas litigantium simpliciter sine 
ullo iudiciario ordine et sine testibus ad solam actoris reique fidem interpositam discutiebat 
272; dagegen heisst nach KoUar 1. 98. misit eos ad pravdam Varadinum so viel als 
ad ius sive iudicium ferri candentis, welcher Ansicht sich Bartal 1. 152. anschliesst. 

651. praznik fornicator; praznovati fornicari kroat.-nsl., hung.-nsl. — pardzna, prdzna 
8. Hurer, Hure; a. hurerisch. Auf asl. prazBn^B vacuus, otiosus zurückzuführen. 

652. praiiti asL, nsl., slovak. — paräzs s. favilla Loderasche; paräzs neben par^zsa 
imd pr6zsa s. Tdjszötdr; parAzsol vb. rösten. Man vergl. pergel vb. rösten; pörzsel, 
perzsel sengen und p4rgol dünsten. Rum. pr'Bdäesk röste; p^Bräol Brand; p'brgiluesk 
pregle. Alb. persfs. 

653. pr^do^ Damm asl.; prod sandiges Ufer nsl.; prud Sandbank serb., slovak. — 
porond, porong s. arena, sabulum Sand. Rum. prund. 

654. pn^gTb* asl.: prouh vibex ^ech.; stria, radius slovak. — porong s. Stange 
T4jsz6t4r. 

655. preslen nsl., slovak. ; pfeslen ßech. ; prz^slik pol. — pereszlen s. verticillus Wirtel. 
Riun. priznel, pristnel, pristin. 

656. prdbögrb transfuga asl. — prib6g, prib6k s. transfuga Ueberläufer; latro 
Räuber; a. grausam. Tribus pribech, qui ex Turcia ad regiam maiestatem fugerant 
Engel 1. 51. Rum. pribSg vagus; priveg Ausreisser. 

657. prdlog Abacker nsl.; prijelog serb.; pfiloh Brachfeld cech.; pr41oh slovak. — 
parlag, parrag, pallag, parag s. Brachfeld. Serb. parlog vinea neglecta und klruss. 
pa2ag (Ungern) Lehde stammen aus dem Magy. 

658. prdm: pr6m J5ech. — per6m, pr6m s. Saum, Gebräme. Rum. prim. Aus dem 
Deutschen: Bräme. 

659. pristav servus villicus serb.; pristavB findet sich aserb. in der Bedeutung des 
in ungrischen Quellen häufig vorkommenden pristaldus Danic^. - rjei$. 2. 439. Pristav 
camerarius im Statut von Poljica. — pristaldus regis Endl. 339. 378. iudicis pristaldi 
364. herum (protonotariorum, olim pristaldorum) muneris erat acta iudiciaria in monu- 
menta referre, exarare litteras adiucatorias, denique executiones quas vocant peragere. 
pristaldos leges priscae appellant vocabulo, uti apparet, ex slavico vel, quod volunt alii, 
ex hungarico idiomate adscito: est enim pöröst-old6 hoc est litigantes dissolvens, unde 
latina terminatione pristaldus enatum. durabat haec iuris dicundi ratio ad Caroli I. tem- 
pora, qui, uti auctor est St. Verböczius, processum iudiciorum, e Gallis acceptum in 
Hungariam induxerit. Notitia Hungariae novae. HI. 103. pristaldus olim executor 
iudiciorum nobilium Molndr. pristaldum arbitrum fuisse inter litigantes et quum 
regis tum iudicum dynastarumque ministrum e legibus paret Bei, Apparatus ad histo- 
riam Hungariae 191. pristaldus fuit apparitor vel regis vel palatini vel comitis castri 
vel alius cuiuspiam iudicis, qui partibus litigantibus adiunctus vel etiam sine his ad 
locum finiendae causae missus bona fide id dabat operam, ut sententia iudicis integre 

I>eokschrifl«n der phil.-hist Cl. XXI. Bd. 7 



50 Franz Mislosich. 

legitimeque finiretur. KoUar 2. 58. Bum. pristav apparitor Amt6diener. d ist am Ende 
angetreten wie in bel6nd aus bl^n:B*, forspont aus Vorspann, krispant aus Grünspan, 
puspand, daher pristav, pristavd, pristald. Vergl. gorbniki« 

660. pritvorB porticus asl.; pritvor iiv. 52. 65. serb. — pitvar s. Vorzimmer, Küche. 
Slovak. pitvor ist aus dem Magy. entlehnt. Rum. pridvor, pridvar. 

661. proso milium asl., nsl. ; proso, proha milium; proha panis dulcioris genus serb.; 
prohulja miKum Flora croat. — pr6sza s. milium Hirse Dank.; prösza, proha s. Kuku- 
ruzkuchen; poröcza s. eine Art Kuchen Täjsz6t4r. Die Bedeutung: Hirse und Kuchen 
ist befremdend. Der Hirse stammt aus Indien und war den Griechen und Römern seit 
Julius Caesar bekannt. Unger 1. 12. 

662. proste simplex, rudis asl.; prost nsl., serb. — paraszt a. bäuerisch; s. Bauer. 
Rum. prost a. simplex; s. rusticus. 

663. pru8 öech., pol. — porosz, prusz s. Preusse. Daneben findet man magy. bur- 
kus, rum. burkus, das eine Entstellung von Brandenburg zu sein scheint. 

664. prusati tolutim incedere serb.: prusbCb gradarius asl. ; prusac serb. — poroszlö 
s. apparitor, lictor, Stator Verant.; poroszka s. equus tolutarius; poroszkäl vb. traben. 
Trabant it. trabante vom deutschen traben. 

665. pukati cech., slovak. — pukkan, pukkad vb. krachen, knallen, bersten. 

666. puljka*: pujk-B bulg. ; pujka serb.; puka slov.-kroat. Belost.; pulka, pujka 
klruss. (Ungern). — pulyka, p6ka s. gallina indica Truthenne. Rum. pujk'B. Fremd. 

667. pufltB asl. — puszta a. wüst; s. Wüste; pusztit vb. verwüsten. Rum. pust^B 
Wüste. Furl. pustot terreno incolto. Finn. autia desertus ist goth. auths (Stamm authja). 
Thomson 132. 

668. pu&ka nsl., serb. — puska s. Flinte. Rum. puSk^. Alb. püSke. Fremdw. 120. 

669. putnik, poputnik Wegerich slovak. — putnok, putnokfü s. mentha pulegium 
Poleikraut. 

670. püzdro slovak.; pouzdro theca <5ech. — puzdra s. Köcher. 

671. pu4 serb.; pol2, pu2 nsl. — püzia s. Schnecke. Alb. pu2mu2. 

672. pyh*: pih halitus nsl.; puch Flaum 2ech. — pih s. halitus Hauch; pluma tenuis 
Flaum; puha a. mollis flaumig. Rum. pih-B Flaumfeder. Vergl. pahalj. Andere denken 
an finn. puhkaa- anhelare. Nyelvtud. közlem. VI. 444. 

673. p:^ favilla; p^^riti se erubescere cech.; popuriti torrere serb. — pir s. Röthe; 
pirit vb. röthen. 

674. py^eni cech.; pyrina slovak. — pemye s. favilla Loderasche. 

675. pyrije*: pyro asl.; pir serb.; pirika agropyrum und pirevina glyceria Flora 
croat.; pirjovec spelta nsl. — pßi'jö? pörje s. triticum repens Queckengras; kutya-perje s. 
agropyriun repens Arch. 180. Rum. pir. 

676. pBklo^ asl.; pekel nsl. — pokol, ehedem pukal R6v. 1. 86. Endl. 745, s. Hölle. 
Mordw. ad aus dem Russ. ad^. Vergl. rum. p^bkl-B nebula, vapor. 

677. pBsarb aserb. ; psaiF caniductor 2ech. — pecz6r s Hundehüter. Rum. pecfer. 

678. pBStr^b bunt asl.; pbstr^gt*: pstrq^g salmo fario pol.; pastrva serb. — pisz- 
träng 8. salmo fario Forelle. Rum. pestric, 'Bmpistrit bunt ; pestrav Forelle. Ngriech. iceoTpoßa. 

679. raöa"*": raßica Netz zum Krebsfange; Netzhaut bei den Schweinen nsl.; racilo 
serb. — rdcsa s. Netz zum Ejrebsfange. Vergl. r4csa, rdcs s. Flechtwerk Dank, und klruss. 
(Ungern) rac Gitter, Rost. 



Die SLAVJ8CHBN Elbmbnte im Magtabischen. 51 

680. radivTB aus einer russ.-slov. Quelle. — ragyiva a. gnavus, solers; auAserdem 
amoenus Kreszn. Alb. radit. 

681. rakita nsL, serb. — rakottya, rekettye, rakiüa, rakotla s. salix Timinalis Bach- 
weide; rakata, rakatya, reketya salix latifolia aquatica Kanitz 8; rekethyefa vimen 11. 
Rum. rbkitb. 

682. rak^b asi.; rak nsl., serb. — r4k s. Krebs. Mordw. rakä. Rum. rak. 

683. raroh Sech., slovak. — rdrö s. falco haliaeetus, falco cyanopus Entenstosser. 

684. rasad serb.: vergl. presad Pflanzen hung.-kroat. und slovak. priesada. — 
raszd s. Pflanze (zum Versetzen). Rum. r:Bsad Pflanze; rbsidesk pflanze, verpflanze. 

685. xssMlkh*: rasBki» rassicus aserb., woher lat. Rascia neben Racia, welches letz- 
tere bei Philippe de Maizidres Rad 22. 282, vorkommt. — r4c s. Serbe. Mit raSbkB 
(von RasB, wo heutzutage Novi Pazar ist) fasste man das serbische Binnenland zusam- 
men im Gegensatze zum Küstenland, daher kralB vslhb rasbkyhb zemh» i pomorBskyhb rex 
omnium terrarum rassicarum et maritimarum. 

686. rai nsl. ; raSa serb. — rdsa s. Rasch. Fremd w. 121. 

687. ravBn^b asl.; raven nsl. — röna s. Ebene. Vergl. röna s. Fusssteig Täjsz6t4r. 

688. r^biti asl. — rombol vb. zerstören, zu Grunde richten. Alb. rembüem. 

689. r%öBka asl.; rööka nsl. — rocska s. Gelte, Melkgefäss. Slovak. roSka ist wohl 
aus dem Magy. entlehnt. 

690. reSeto asl., nsl., serb. — resta, rosta s. Reuter. 

691. fetöz öech.; refaz slovak. — retesz s. Riegel; catena R. E. 3. 341. Rum. ret^z. 
Fremdw. 122. 

692. retkev, retkva nsl. — retek s. raphanus sativus Gartenrettig. Fremdw. 122. 

693. reznik bromus secalinus Sech, aus rbih — rozsnok s. Roggentrespe. Vergl. rbih. 

694. rdca: reca, raca nsl.; raca serb. — r6cze, rucza neben göca und k4csa s. Ente. 
Rum. racB. Alb. rose Sitzungsberichte 19. 3Q2. 

695. röd^Bkx asl.; rldek nsl.; rijedak serb. — ritka, retka a. selten, schütter. 

696. röpa asl., nsl. — r6pa s. brassica rapa weisse Rübe. Mordw. räps. Mit dem 
demin. ripica nsl., repice Sech,, repica slovak. hängt magy. repcze s. sinapis arvensis 
zusammen. Rum. rapicB. Alb. r6pe. Fremdw. 122. 

697. rqdx asl.; red nsl., serb. — rend s. Ordnung. Rum. rBnd. Alb. rend. 

698. r^iati: reäati nsl. — res s. Öffnung im Zaun. Hieher gehört rum. rBndäesk 
blecke die Zähne. 

699. robota , rabota nsl. — rabota s. opera T4jsz6t4r ; rabot , robot s. Frohndienst. 
Mordw. robota Arbeit. Rum. robotB. Furl. rabotta prestazione di lavoro senza paga- 
mento, Mhd. robäte. 

700. robx asl.; rob serb. — rab s. servus; rabszolga id. Rum. rob. Alb. rob. 

701. rodiny Geburtstag Sech. — radina, rodina s. convivium puerperarum Tauf- 
schmaus. 

702. TOgovh papyrus asl.; rogoz typha latifolia Rietgras serb. — rogosz s. carex 
pseudocyperus. Rum. rogoz. Alb. rogös. Ngriech. paydCtov. 

703. rog!B asl.; rog nsl., serb. — rag s. Hom, Tragstange am Dache Dank. 

704. roj asl., nsl., serb. — raj s. Bienenschwarm. Rum. roj. 

705. roStelj nsl. — rost61y s. Rost, Gitter. Fremdw. 123. 

706. roia nsl. — rözsa s. Rose. Fremdw. 123. 

7» 



52 Franz Miklosich. 



707. rozdije palmites, sarmenta asL; ro2d2je nsl.; rdidije neben roä^ja klruss.: coUe- 
ctivum von rozga. — rösgye, rasgya s. virgae, sarmenta Reisig Dank. 

708. rad Deichselstange serb. — rud s. Stange, Deichsel. Kum. rudi Stange. Der 
Zusammenstellung des serb. ruda mit ahd. ruota steht d für t entgegen. 

709. ruha asl. — ruha s. Kleid. Rum. rufe. Ngriech. poö/ov. Fremdw. 123. 

710. rokunica Handhabe, Griff; rukunice die Deichselstange eines einspännigen 
Wagens serb. — rakoncza s. Auf haltgabel , Spreitze; rokoncza s. Gyarm. 81; rokincza 
s. Täjszötdr. 

711. rufliii^ aruss. — orosz s. Russe. 

712. nis&äk slovak. — rusznyäk s. der Kleinrusse Ungems und Galiziens. 

713. ruta nsl., serb. — ruta s. Raute. Rum. rufeb. Fremdw. 123. 

714. ryba asl. ; riba nsl., serb. — riba s. aprö halacska Fischchen Täjsz6t4r; riba- 
hal Kreszn. 

715. rySka Goldfuchs cech. ; riska rothhaarige Person slovak. — riska a. röthlich. 
Vergl. slovak. rySavka eine rothe Kuh. Rum. ryäkov eine Art Pilz, Ritsche Iszer. 
Slovak. ridzec ; pol. rydz (asl. * ry2db) Ritzke, Reisske. Wurzel : rbd rubere. 

716. rbida rubigo, aerugo Rost; rubigo Rost, Honigthau, Mehlthau asl. Im Serb. 
Fluch: rdja ga popala! ist rdja wohl als Mehlthau zu fassen. — rozsda s. Rost, slovak. 
hrdza ; ragya s. Mehlthau, slovak. ridza. Der Mehlthau röthet das grüne Blatt, daher die 
Benennung: rbSda aus r'bd-ja. 

717. rbzdB, ry2db asl. — ros a. rufus Kreszn. 

718. rbZB: r2, hr2 nsl.; reä, gen. r2i Sech. — rozs s. secale Roggen; rozsanya s. 
Mutterkorn. Mordw. foz Roggen. Finn. ruis, genit. rukiin, ist entweder anord. rugr 
oder wahrscheinlicher lit. rugis. Thomsen 167. Der Roggen, zwischen den Alpen und dem 
schwarzen Meere einheimisch (Unger 1. 9), mag mit dem Namen von den Deutschen zu 
den Slaven gewandert sein. Vergl. re2nlk. 

719. sablja asl., nsl., serb. — szablya s. Säbel. Rum. sabi'b. Alb. sdble. 
Fremdw. 123. 

720. sak 2ech., slovak. — szäk s. rete iaculum Wurfnetz. Rum. sak. Fremdw. 123. 

721. samonica rothe Heidelbeere Jane2. nsl. — szamöcza, szimöcza, szimolcza s. 
fragraria Kreszn.; szamöcza s. erdei eper Tdjszötdr; szemöcze s. eperfaj Täjszötar. Die 
Verschiedenheit der Bedeutungen befremdet; n fällt auch sonst aus: Domonkos neben 
Domokos Dominicus. 

722. sani nsl., serb. — szäny, szdn, szdnka s. Schlitten. Rum. sanit. Alb. sdje. 
Ngriech. odvta. Vergl. Sitzungsberichte 19. 306. Finn. akkio, läpp, akio traha lappo- 
nica, ist anord. ekja. Thomsen 129. 

723. sarka eine Art Wildente serb. — szärcsa, s4rcsa s. fulica atra das schwarze 
Blasshuhn; smilax sarsaparilla Sarsaparille. Rum. sarge in beiden Bedeutungen. 

724. sasinB aserb. — sz4sz s. Sachse. Rum. sas. 

725. si^bota asl.; sobota nsl. — szombat s. Samstag. Rum. s:Bmb:Bt:B, s:bb'&t:&. 
Fremdw. 124. 

726. si^söd^ asl.; sösed nsl. — szomsz6d s. Nachbar. Mordw. sused. 

727. seöka slovak.; sjeSka serb.; sißka hung.-kroat. — szecska, szacska s. Häcker- 
ling. Rum. sSck-B. 



Die slayischen Elbmbntb im Maotaeibchen. 53 

728. sevijuga accipeuser stellatus rus8. — söreg b. Bturio secundus, accipenser 
stellatus Schörgel Kreszn. ; söröge s. accipenser serratus Gyarm. 329. Turkmenisch süirük. 

729. sökyrioa*: sSkyra asl. — szekercze neben szaköcza s. parva securis Beil. 

730. söno asL, nsl. — 6z6na s. Heu. Läpp, avje ist goth. havi. Thomsen 131. Alb. 
sdng. Ngriech. oavöv. 

731. sönB asl.; sin öech., slovak. — szin s. atrium Laube. 

732. SQbrb*: sjabr!B socius aruss. — szimbora, czimbora s. Spiessgesell. Rum. 
8i>mbr5 Gemeinschaft; simbrie Sold. Fremdw. 125. Lit. sebras socius ist aus dem 
Russ. entlehnt. Aus dem Lit. stammt wol finn. sebre consortium Gyarm. 93. Man vergl. 
russ. Sabra Nachbar. 

733. sinica nsl. — czinige, czinege, czinke s. parus Meise. Vergl. rum. ciglan, 
cigl^n. 

734. sipovka Rohrpfeife russ. — szipöka s. Saugrüssel; nach Dank, auch Rohrpfeife. 
Vergl. szipka s. Lockpfeife, Mundstück und szip s. Saugrüssel. 

735. sirek sorguin vulgare nsl.; sirak kroat.; sirak, sijerak eine Art Hirse serb.; 
sirak sorgum Flora kroat. — czirok, czir-köles s. holcus sorgum Mohrhirse. Fremdw. 125. 
Die Frucht kam zu Plinius' Zeit nach Europa, im 13. Jahrhundert nach Italien und zu 
Anfang des 16. Jahrhunderts nach Frankreich und ist jetzt durch das ganze südliche 
Europa verbreitet. Unger 1. 13. Vergl. birb. 

736. sitlje*: sit; sitovje Habd. nsl. — szittyö s. iuncus Binse. 

737. sito nsl., serb. — szita 6. Sieb. Rum. sifeB, Bebt'S. Alb. site. Ngriech. otra. 
73.8. skadarka serb. — kadarka s. eine Art Traube. 

739. Skala nsl. — szdlka s. Splitter, Gräte. Klruss. salka (Ungern) Gräte ist magy. 

740. Skala ßech. ; skala slovak., hung.-kroat. — szikla s. Fels; kö szikla cautes 
Verant. Ngriech. a/aXa. 

741. Skalice Galizenstein cech. — gdlicz s. Vitriol. 

742. skalina slovak. für cech. kozi routa. — gdlna, gälna-fü s. pulmonaria Lungen- 
kraut; helleborus foetidus, consoligo. 

743. skoba asl., cech. — eszkdba, iszkäba s. fibula Klammer. Rum. skoab'B. 

744. skoöek Springer i^ech., slovak.; skocka Grashüpfer slovak.; skoczek Graspferd 
pol. — szökcsö, szöcskö s. Grashüpfer; szökcsfer s. Springkäfer mezei trücsök. Vergl. 
jedoch finn. sääske, sääkse Culex pipiens Nyelvtud. közlem. VI. 426. 

745. skopBCB asl.; Skopec slovak. — kopacz s. Eunuch Gyarm. 342. Rum. skopesk 
eviro. Alb. skopit. 

746. skomö, skomg Sech.; skomja serb. Verant.; Skorha slovak. — szekernye s. Stiefel. 

747. skrinija asl.; Skrina slovak. — szekr^ny s. Schrein. Rum. sikrijü aus dem 
Magy. Alb. skriiig. Fremdw. 126. 

748. skupac avarus serb.; skupec slovak. — kupecz a. karg Gyarm. 327. Rum. 
skump avarus, carus beruht auf asl. sk^p'S. 

749. skvorec, skvorec nsl. — szkvoreg61y, sereg61y s. stumus Staar Gyarm. 341. 

750. slad cech., slovak. — szalad s. hordeum madefactum, quod germen emittit 
Malz ; szalados s. eine Art Backwerk T&jsz6tä,r. Mordw. solat. Rum. slad. 

751. slama asl., nsl., serb. — szalma, sz6ma s. Stroh. Ngriech. adLXofia. 

752. slanina nsl., serb.; slaiiina slovak. — szalonna, szalanna, szalänna s. Speck. 
Rum. sl:Bnin'B. Ngriech. aXavtva. 



54 Fbahz Miklosicu. 

753. slavulja Verant. serb. — szalya, 84lya, zsälya s. salvia Salbei. Fremdw. 12'6. 

754. sUika"^: s2omka poL; ßluka croat.-nsL, ßech., slovak.; Sljuka serb. — szalonka, 
szal&nka, szolänka s. scolopax rusticola Waldschnepfe. 

755. slddBiiik^*: slidnik Spürhund cech.; cum canibus, qui dicuntur szlednijczi pol. 
— szel6ndek, szelindek s. canis sagax Spürhund; nach anderen Fleischerhund, BuUen- 
beisser. 

756. slöniQ trabs asl.; sldme, im Osten slSmen, Dachfirst nsL; slemä, slemen (vrchni 
präh nade dveftni) slovak. Sembera, Dialekt. 74. — szelemen s. Balken, Dachstuhl. 
Man beachte das n im Auslaute. 

757. sliva asl. — szilva s. prunus domestica Pflaume. 

758. Blivovica nsl. — szivalicza, szilva-pälinka s. Pflaumenbrandwein. Furl. sliva- 
vizza. 

759. sliz, sl6z 2ech.; siez slovak.; slez'B asl., nsl. — zilfz s. Eibisch. 

760. sluga asl., nsl., serb, — szolga s. Diener. Rum. slugi. 

761. smoläk ausgepichtes Trinkgeschirr cech. — szomak s. Feldflasche, nach Dank, 
ausgepichtes Trinkgeschirr. 

762. smröek neben smrh slovak.; smrcak serb. — szömörcsök s. phallus esculentus 
Morchel; szemörcsök-galuska s. 6tel' neme Täjszötär. 

763. smröka nsl.; smrk cech.; smrek, smerek pinus larix slovak. ; smrok pinus Flora 
croat.; smraka Fichte hung.-croat. — szömörke, szömörcze s. Sumach; szömörcze s. festök- 
fa T4jsz6t4r, nach Dank, larix; zemerze, zemerek pinus picea Kanitz 5. 

764. sobol cech., slovak., pol.; sobolb russ. Unslavisch. — szoboly, szobol, czoboly 
s. mustela cibellina Zobel. Rum. sobol Maulwurf. 

765. sojka nsl., serb., slovak. — szajkö, szölka s. corvus glandarius, graculus Nusshäher. 

766. sokaöB asl.; sokac nsl., klruss. (Ungern.) — szakdcs s. Koch. Rum. soka2. 

767. soläica Salzbüchse slovak. — szelencze s. Büchse, Dose, bei Dank. Salzbüchse. 
Rum. solnicB Salzbüchse. Vergl. szelencze, szelenczefa gemeiner Flieder, auch orgonafa, 
slovak. orgov4n d. i. Orgelbaum genannt; jergovan syringa vulgaris serb. Man denke 
an das österr. Becherhol er. 

768. somar Esel slovak., klruss. (Ungern); soumar Saumross, Packesel 2ech. — 
szamär s. Esel. Fremdw. 124. 

769. sopel Rotz iJech., slovak.; soplivice Rotzkrankheit cech. — szaparnicza, szopor- 
nicza s. Rotzkrankheit; szopelnyicza, szopornyicza Gyarm. 343. 353. Die magy. Worte 
sind auf * sopeltnica zurückzuführen. 

770. sopilka eine Art Flöte serb.; sopivka, in Ungern sypovka klruss. ; sopka fistula 
croat. — szopöka, szipöka, szipka s. Mundstück. 

771. sopläk slovak. — szopolyka s. Rotzbube. 

772. sopiin nsl. — szappan s. Seife. Mordw. sapyn. Rum. s'spon. Fremdw. 123. Finn. 
saipio, saipua ist anord. s4pa. Thomsen 168. 

773. soFb Mist russ. — szar s. Kehricht, auchmerda. Vergl. tscheremiss. sor. Nyelvtud. 
közlem. VI. 422. 

774. sporb über asl.; spor serb.; spori slovak. — szapora s. Vermehrung; a. frucht- 
bar; szapora besz6d multiloquium Kreszn.; szaporicza d. i. szapora beszödü Schnatterer 
Täjszötär; szapomicza d. i. a' sz6t 's besz6det hamar elhadarö Schnatterer T&jszötär; 
szapora ffl verbena officinalis entspricht serb. spor, sporiS achillea millefolia, slovak* 



Die 8LAVI8CHEN Elbhbktb u Maotabischbn. 55 

sporfk, sporiS verbena; croat. sporis Flora croat; vergl. pol. spor, sporysss Mutterkorn. 
Bum. spomik ausgiebig; sporiS verbena oBPlcinalis. 

775. spuijanöe, spurjanin ein uneheliches Kind »erb. in Ragusa. Fremdw. — sze- 
prencze s. Findelkind. 

776. sraciiüb asL — szerecsen s. Sarazene. 

777. sraka nsl.; svraka serb.; straka ffech., slovak. — szarka s. pica Elster. Rum. aark'B. 

778. sröda asL, nsl. — szerda, szereda s. Mittwoch. 

779. srömx aal. — szer6m: szer^msög s. Sirmien. 

780. stanje habitatio StuUi serb.; st4nf slovak. — tanya s. Aufenthaltsort, besonders 
der Hirten. Klruss. tanja Herberge (Ungern) ist magy. 

781. Btativa, statva einer der zwei aufrechtstehenden Balken, in denen der Weber- 
baum liegt serb. — osztovdt, osztovdta s. Weberstuhl; esztevdta d. i. az eg6sz szövffszök 
T4jsz6tär; weiter gehende Entstellungen des slavischen Wortes sind eszvdta und szov4ta: 
das erstere bezeichnet den Brustbaum am Weberstuhle. 

782. Stegleo: stehlec 6ech.; stehllk slovak.; Strglinec croat., nsl. — tenglicz, tengelicz, 
töklincze s. fringilla carduelis Stieglitz. Rum. ätiglic, steglicB, tengblict. Fremdw. 130. 

783. stöna asl., nsl. — esztena, isztina s. tugurium opilionis Schäferhütte; septum 
ovile. Mordw. stenä Wand. 

784. stlrbp^B asl.; stolp nsl.; stlp slovak. — oszlop s. Säule, Stütze. Rum. st'slp'B. 
Vergl. russ. ostolop:B, oslopina Stange, Hebebaum. 

785. stobor im plur. und als CoUectivum stoborje aula serb.; steber columna nsl.; 
sobor fulcrum croat.-nsl. — szobor s. columna lignea, statua; für k6p, oszlop T4jsz6t4r. 
Vergl. rum. stobor Brunnendeckel. 

786. stogx asL; stog nsl., serb. — asztag s. Fehmen, Triste, Schober. Rum. stog. 
Finn. saatto acervus foeni in prato ist anord. s4ta. Thomson 167. 

787. stoklas bromus secalinus nsl., cech., slovak.; stoklasa herbae genus serb. — 
tokl4sz s. bromus Trespe. 

788. stol^b asl.; stol nsl. — asztal s. Tisch. Serb. astal ist aus dem Magy. entlehnt. 
Alb. stol. Finn. pöytä mensa ist goth. biuds. Thomson 163. 

789. stolBnik^ asl. — asztalnok s. dapifer Truchsess. Gleichbedeutend ist tdlnok. 
Rum. stolnik. 

790. strakat cech., slovak.; sorokatyj klruss. von cech. straka, klruss. soroka corvus 
pica. — tarka a. bunt; taritarka a. igen tarka sehr bunt Täjszötär. Rum. t'Brkät. Klruss. 
tarkastyj, tarkatyj stammt aus dem Magy. Vergl. ostj. tära/ szürke grau Nyelvtud. 
közlem. VI. 412. 

791. straza asl., nsl., serb. — szträzsa, sträzsa, isträzsa, bei Verant. isztrdzsa, s. 
Wache. Rum. strafe f. Alb. strafe. 

792. 8tr%ga*: struga serb.; strunga slovak. — eszterenga s. claustrum ovilis Kreszn., 
locus mulctus Par.-P4pai; Melkstall Dank; esztrenga: fejö helye a' juhoknak; esztena 
kosdr Täjszötar; esztrengäl vb. Täjszötär. Rum. strung'S Melkstall. Gyarm. 352. kennt 
auch magy. sztrunga ^ in der Bedeutung Weinpresse. Das Wort ist wahrscheinlich alb. Ur- 
sprungs: Stnmge Abtheilung des Pferches, wo die Ziegen gemolken werden, welches 
Wort mit strengüem (lat. stringere) pressen zusammenhängt. Das Wort scheint aus dem 
Alb. in das Rum. und aus diesem in die anderen Sprachen gedrungen zu sein. 



56 Franz Miklosich. 

793. ströha asl., nsl. — eszterha, eszterja, esztergya s. Schirmdach neben szerha s. 
Hausdach. Rum. strösin'B Schutzdach. Alb. strehe. Ngriech. öorp^j^ou Läpp, roppe tectum 
ist anord. hröf. Thomsen 166. * 

794. stnigx Drechselmesser von strugati neben str'Sgati asl. — eszterga s. Dreh- 
bank; esztergär s. tornus, tornum Molnärj esztergdr, esztergäly s. Drehbank. Rum. strug, 
strung Drehbank; strugarjü Drechsler. Alb. struk Hobel. 

795. strbk^b asl. — esztrdg, eszteräg s. Storch. Rum. st'Brk. 

796. BtFk: stik, stik slovak. — eszteke, ösztöke s. Pflugschar; im Täjszötdr erklärt 
durch eke' rösze. Bei ösztöke s. Stachel ist eine Vermengung mit ösztön eingetreten: 
an strSki, streka ist nicht zu denken. 

797. sukman pol. — szokmäny, szukmdny s. zottiges Kleid. Mordw. suman. Rum. 
suman. Klruss. sukman in Ungern, sonst sukmana. 

798. suknja nsl., serb. — szoknya s. Weiberrock. Rum. sukn:B, 8ugn:B. Ngriech. 
aoüxavta. Klruss. soknja (Ungern) ist magy. 

799. suliea asl., nsl. — szucza s. lancea, hasta Kreszn. Nach ücza aus ulica erwartet 
man szücza. Rum. sul^b subula; sulic:b iaculum. 

800. stimpor serb. — szompor s. Schwefel. Fremdw. 128. 

801. süsek: sousek Sech. — szusz6k s. Getreidekammer. Vergl. rum. sus-LJü. 

802. sveklrB asl.; cvekla nsl. — cz6kla s. beta vulgaris Zwickel, Zickel, Mangold. 
Rum. sfekl'B. Fremdw. 128. Schon die Griechen bauten den Mangold als Gemüse Unger 
1. 44. 

803. svdtBnikx'^ asl.; svitnik, svißnik Sembera, Dialekt. 60. slovak. — szöv6tnek s. 
Fackel, nach Dank. Leuchter. Vergl. mordw. svets Kerze, Licht und rum. svösnik Leuchter. 

804. svötlice ßech. — szeklice s. cartamus tinctorius Saflor. 

805. svQtx asl.; svet nsl., serb. — szent a. heilig. Rum. sfint, sfBnt. Die Lappen 
entlehnen den Ausdruck für heilig, ajlegas, aus dem anord. Thomsen 129. 

806. svirdlB fistula asl.; svirala serb. — virelya, furelya, furulya s. Hirtenflöte 
Gyarm. 327. 

807. svlak convolvulus Flora croat; svlak, slak convolvulus öech.; slak Ackerwinde 
nsl.; slak Glockenblume hung.-croat. — szuläk s. clematis vitalba geraeine Waldrebe; 
nagy fuläk neben nagy szuläk fü convolvulus sepium Zaun winde Lesic. 155; ful4k con- 
volvulus arvensis Arch. 187; iszalag, juszalag s. Solanum dulcamara klettender Nacht- 
schatten Dank.; szulok s. lenicera caprifolium Geissblatt Dank. 

808. svobodB über asl. — szabad a. liber frei; licitus erlaubt. Im ehstn. vabadus 
Freiheit ist das anlautende s, wie in wewel aus Schwefel, abgefallen. Vergl. magy. 
üskola, iskola schola mit ehstn. köL Mordw. volä Freiheit vom russ. volja. Rum. slobod 
liber, licitus. 

809. syrovätka öech.; servätka slovak. — szurutyka s. vert alutt-t6j T4jsz6tdr. 

810. s^metB asl.; smet nsl. — szemet, szem6t s. Kehricht. 

811. sxrQäta asl.; sreSa nsl. — szerencse s. Glück. Rum. strmste. 

812. S'htqffh*: s-Bt^gn^ti stringere asl.; sfah in der Bedeutung. Naht slovak. — sza- 
tying s. Schnürband; nach Täjszötär feh6r pantlika, kötöl6k. Vergl. pot^gt. 

813. äaraglje serb.; szaragi, szeregi pol.; sereglja klruss. (Ungern). — sardglya, 
srdglya, sarägya, sereglye s. Schrägen. Rum. siregl'B. Fremdw. 



Die slavischen Elemente im Magyakischen. 57 

814. isA carex serb.; säSf scirpus mähr.-^ech.; Sasi sparganium erectum neben Sächor 
8cirpus slovak, — sds s. carex Rietgras. VergL votj. saS Riedgras. Nyelvtud. közlem. 
VI. 431. Die slav. Wörter beruhen auf einem Thema sah. Votj. Sas mag aus dem Slav. 
entlehnt sein, obgleich SaSB im Russ. nicht nachweisbar ist. 

815. Sator neben cador serb. — sätor s. Zelt. Rum. satrB, SötTB. Fremd w. 128. 

816. Söava: Stava serb,; s2äva succus slovak. — csäva s. lixivium coriariorum, quo 
corium macerant Gärberlohe. 

817. Söav!B*: Scav slovak.; Stav^b rumex asl,; Stav Flora croat.; szczaw pol. — 
csevicze s. savanyü viz Sauerwasser. Die Zusanunenstellung ist nur unter der Voraus- 
setzung richtig, dass StavB den Begriff „sauer" bezeichnet. Rum. stdgie neben stSve und 
stSgie nmiex. 

818. Söet: s^ef slovak.; stSt J^ech. — ecset s. Bürste, Borstwisch, Pinsel. 

819. Söipati nsL; äcfpati slovak. — csfp vb. zwicken. Hieher gehört csipö s. Zange. 
Mordw. g($ip Lichtscheere. Russ. sßipcy. Vergl. läpp, cipco digitis torquerc. Nyelvtud. 
közlem. VI. 435. 

820. Söipek nsl. ; stip'Bk!B asl.; sfpek ^ech., slovak; sipka, cipka slovak«; sipak Rose 
hung.-croat. — csipke s. Hagedorn; chypke rosa canina Kanitz 10. 

821. Söorbäk, s^erbdk slovak. Leschka; st^rbdk cech. — csorbaka s. lactuca leporina 
Hasenkohl. 

822. Sörba nsl. — csorba s. lacuna Scharte; a. schartig. Rum. Stirbin^ s.; Stirb a. 

823. Söuka nsl., slovak.; stuka serb. — csuka s. Hecht. Mordw. gukä. Rum. stuk'S, 
Stjuk:B, stijuk'B. Ngriech. otoöxa. 

824. Seplav cech., slovak; seplati slovak.; sepeljatb russ. — s^lyp? selp a. blaesus 
lispelnd. Rum. sepelesk lisple. Vergl. läpp, solba. Nyelvtud. közlem. VI. 432. 

825. Serha ßech., slovak. Fremd. — serha s. Scherge; sarha s. Scharfrichter. 

826. Sestäk ^ech., slovak. — sustäk s. Sechskreuzerstück. 

827. &etati nsl., serb.; sQtati s§ in anderer Bedeutung asl. — s6tät vb. ambulare 
spazieren; s^ta s. Spaziergang. Alb. setft. 

828. Si& Verant. serb.; Sisak nsl.; szyszak pol. — sisak s. Helm. Fremd w. 129. 

829. SiSka nsl., slovak.; szyszka Tannenzapfen pol. — suska s. Gallapfel. 

830. Skatula serb., slovak.; Skatla nsl. — katulya s. Schachtel. Fremdw. 129. 

831. Skrabati cech., slovak. — krabsäl vb. kritzeln. 

832. Skvarek cech., slovak., daraus skvarcina* — kurczina s. Speckgriebe: vergl. 
zsikora s. tepertö Speckgriebe. 

833. &lak öech. Fremd. — salank s. Leiste, Randstreif am Tuche. 

834. Stap, bei Verant. s6ap serb.; aserb. stapb. Fremd. — istap s. scipio Stab 
Rum. Stab. 

835. Strtinjak nsl. — tertinyäk s. eine Art Mass. Kelemen 168. 

836. &uba serb., slovak.; szuba pol.; cuba 2ech. — suba, subicza s. ungrischer 
Bauempelz. Fremdw. 131. 

837. SuSkäö slovak. — susk4s s. Flüsterer Dank. 

838. SuSääik slovak. — susnya s. Rotzbube, eig. Schnüffler Dank. 

839. Sut serb., slovak., klruss. — suta, csuta a. hörnerlos. Rum. sut, ^ut. 

840. tabor nsl., serb. — täbor s. Lager, Armee; t&bomok s. Generalquartiermeister. 
Rum. tab'brB Lager, Armee, Krieg. Fremdw. 131. 

Dfnk>chriften d«;r pliil.-hitt. Cl. XXI. Bd. 8 



58 Fbanz Miklosich. 

841. talog sedimentum Niederschlag, Bodensatz serb.; tälov Eiter Sech., slovak. — 
tdlyog, tälyok, tdjag s. Geschwür, AbfluBS, 

842. tanjir croat.; tanur serb.; tan6r, tanir slovak. — t4ny6r s. Teller. Premdw. 131. 

843. taröa nsl.-, tarcza pol. — tdrcsa s. kleiner Schild. Fremdw. 131. 

844. ta&ka cech., slovak. — tdska s. Tasche. Rum. task^B. Fremdw. 131. Finn. tasku 
ist anord. taska. Thomsen 174. 

845. tatarka ßech. — tatdrka s. polygonum fagopyrum, richtiger vielleicht tataricum. 
ßum. feBtark'B. Vergl. hajdina, hre6ka, poganka und deutsch Taterkom, Tatelkom. 

846. ts^'h asl.; top nsl. — tompa a. hebes stumpf, blöde, ßum. tbmp. 

847. teldga asl.; tolige plur. nsl.; teljiga, taljiga serb. — talyiga, taliga, toliga s. 
Karren; talicska s. Täjszötär. Ngriech. xaXtxa. 

848. tösto asl., nsl. — t6szta s. Teig. Finn. taikina ist goth. daigs. Thomsen 174. 
849^. tisa Flora croat.; tis cech.; tis, tisa slovak. — - tisza: tisza fa taxus Eibe. 

Rum. tisi. 

850. tlaka Frohndienst nsl., serb.; tl'bk'b wechselseitige Aushilfsarbeit bulg.; toloka 
russ.; talka das Gastmal nach vollendeter Arbeit, an deren Vollführung viele geholfen 
haben, die man mit Geld nicht abj&nden kann lit. — kal4ka s. auxilium spontaneum 
Kj-eszn. eb6d6rt vagy vacsorä^rt többek dltal v6gzendö munka Täjszötär. Freiwillige 
Hilfe, die man seinen Nachbarn in der Noth bei der Feldarbeit oder beim Spinnen 
leistet, ßum. klak'S. Das rum. Wort scheint unmittelbar aus dem Magy. entlehnt. 

851. tl^maöB*: tolmac nsl.; tlumaß slovak. — tolmdcs s. Dolmetsch, ßum. feblmacjü. 
Mhd. tolmetze. Ob auch tanäcs, tanäcsnok ßath, woraus tanac hung.-slov., hung.-croat., 
hieher gehört, weiss ich nicht: in ß. E. 274. findet man tanalcs. 

852. tönö: tün6 Vertiefung im Flusse; tüng velik^ch ryb mofsk^ch Meerfischfang 
cech. — tanya s. locus piscaturae Kreszn. Vergl. mlat. tunna, tunnaria Duc. 

853. toplice plur. warmes Wasser, Warmbad nsl. — topliczds a. uliginosus feucht 
Par.-P4pai, Marton. 

854. topol slovak. ; topol Flora croat. ; topol, gen. topole 2ech. — topoly s. populus 
alba Silberpappel. 

855. topor nsl., slovak.; porisce Valjavec 265. kroat.-nsl.; porisecko Hackenstiel 
slovak. Sbor. 24. — topor s. Breitaxt. ßum. topor. Fremdw. 132, 

856. tovariS nsl., slovak. — t4rs s. socius Genosse, ßum. tovaros. Fremdw. 133. 
Vergl. Sitzungsberichte 19. 310. 

857. tovarb merx, onus asl.; tovar merx slovak.; onus, asinus serb. — tdr s. Magazin t 
tar-szek^r currus, quo commeatus convehimtur ßitus 199. nota. Serb. tarna ku6a aera- 
rium bei Verant. ist aus dem Magy. entlehnt. Türk. tovar Hausvieh. Fremdw. 133. Vergl. 
Sitzungsberichte 19. 310. 

858. tovarBnik^* erhalten in tavornicus, tavernicus. -— r tärnok s. tavomicus, taver- 
nicus für camerarius Schatzmeister. 

859. traglje nsl.; tralje hung.-croat., serb. — taraglya s. feretrum Trage. Fremd. 

860. tragovnica*: slovak. tragaö. — targancza s. Schubkarren Dank.; torboncza 
Dank. Täjszötär; targoncza Gyarm. 158. 354. turboncza. ßum. tereboäncs Clemens 25. 
tiriboanc:B. Vergl. magy. tolöka s. Schubkarren mit ßech. traky plur. Schiebbock. 

861. trata Grasplatz, Viehtrieb nsl. — taräta a. verlassen; s. nicht umzäunter Hof 
Täjszötär. Fremdw. 133. 



Die slavischen Elemente iu Magtabischen. 59 

862. tn^ba tuba, fistula asL; tr^ba Dachrinne^ Schnauze pol.; truba tuba, tubus, 
proboscis slovak. — toromba s. Giebel des Daches; otromba s. Elephantenrüssel Dank. 
Alb. trümbe. Fremd. 

863. tr^^b morbus quidam asL; tr£|;d eine Art Aussatz pol.; trud moeror animi 
slovak. — torongy s. therioma (d. i. bösartiges Greschwür), neh6z nyavalya Molnär; Condy- 
loma Feigwarze Dank.; csupa rongyböl äll6 szeg6ny ember Täjszötär. Kum. trbnd Ver- 
härtung, Schwiele, Faulenzer. 

864. trebiUja'*': tiFebule cech.; trebulka slovak.; trebelje Sumpf kreuzwurz Jane2. 
nsL; trbulja oenanthe, dagegen krabilica chaerophyllum Flora croat.; trzebula, trybula, 
trebulka pol. — turbulya, turbolya s. scandix chaerophyllum, chaerophyllum sativum 
Körbelkraut. Fremd. 

865. trdmx turris asL; trem odkriven subdiale nsl.; trijem 2iv. 52. 65. serb. — 
terem s. Saal Dank. Alb. trem. Fremd w. 133. 

866. trösk fulmen, eig. wohl fragor nsl.; tresk slovak. — taraczk s. Feldstück, 
Böller. Rum. tr&sk Böller. 

867. trh onus: od trha ne mre skorom hoditi. Valjavec 243. nsl. — terh, tereh 
neben teher s. Last. 

868. trhanö Zwicknudel Leschka; trhance ovak. Vergl. serb. trganci. — tarhonya 
8. geriebener Teig Dank, szdraz t^szta Täjszötär. Slovak. tarhoiia ist magy. 

869. trlo, trdlo, trlica das obere Holz bei der Hanfbreche 2ech. — til6 s. Hanf- 
breche, nach Täjszötär kendert törö 's pozdojöl tisztftö faesz köz. 

870. trlo der Ort, wo im Winter das Vieh gehalten wird serb. — tilos s. ein 
geschlossener Platz, wo das Vieh weidet. Rum. t'Brl'S caterva. 

871. tmac porticus, aula hung.-nsl.; viridarium, pomarium, arbustum, arboretum 
kroat.-slov. Belost.: tmac ist vielleicht eine Enstellung von tinac: trnäc, tynec, dum na 
sloupech Sembera, Dialekt. 74. slovak. — tornäcz s. Häuschen im Garten Par.-Papai; Obst- 
garten Dank. 

872. trusk: truskavec hippuris ifech., slov . — taraczk s. perj^nek neme szöUöben 
Täjszötdr Quecke. 

873. turen nsl. — torony s. Thurm. Fremd w. 132. 

874. ttiz, deminut. tüzek slovak. — tüzok s. otis tarda Trappe. 

875. tvaroh 2ech., slovak. — taröh Molnär; tarhö, tarha, tarh, turö s. Quarg, geron- 
nene Milch. 

876. tvor nsl. — tür s. ulcus saniosum; auch Satteldruck. Vergl. Sitzungsberichte 
19. 312. 

877. tykTB asl. — tiker, tükör, tyükör s. Spiegel. Finn. peili ist anord. spegill. 
Thomsen 162. 

878. tyky asl.; tikev nsl., slovak. — töks. Cucurbita. Mordw. tikla. Rum. titvoi, 
tidv!B. 

879. tyjvh murus; tinj Planke nsl.; tin (med satorom tini) saeptum Zriny; tin Scheide- 
wand serb.; tin saepes slovak. — tinnye s. Pallisade. Das magy. Wort entspricht einem 
asl. *tynije. Fremd w. 133. 

880. t!bka6B*: takaß serb.; tk4c slovak. — takdcs s. Weber. Rum. tokaöjü. Alb. katä. 

881. thkTon'h aequalis; t:bkme2b pactum asl. — tokma, tukma s. Vertrag; tokmÄl vb. 
einen Vertrag schliessen. Rum. tokma aeque ; tokmesk paciscor ; tokmölii, tokmal-B pactum. 

8* 



60 Franz Miklosicii. 

882. tBmBnica asl.; temnica nsl. — tömlöcz, ehedem timnucze R^v, 1. 86. Endl. 
748. Kerker. Mhd. tymenitze. 

883. ugar serb.; ühor eect., slovak. — ugar s. Bractacker. Rum. ogor. Alb. ugär. 

884. ugorek nsl.; ugorka Verant. serb. — ugorka, uborka, umorka, buborka ß. 
cucumis Gurke. Ehstn. agurk, kufk. Fremdw. 134. 

885. ulica asl., nsl., serb., slovak. — ücza s. Gasse. Rum. ulics. Manche denken an 
üt via. Alb. ulitse. 

e 

886. UTB bulg. — ür s. dominus. UrB findet sich nur im bulg. Bellum Troianum 
aus der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts und ist entweder eig. bulgarisch oder aus 
dem Magy. entlehnt. 

887. uzina serb.; ju2ina nsl. — uzsonna, ozsonna s. Vesperbrod, Jause. Rum. uäin^b, 
udiin'b, oXin'B, odäini. Klruss. o^ona (Ungern) stammt aus dem Magy. 

888. vada calumnia asl. — väd s. Anklage; vädol vb. calumniari Verant., anklagen. 
Rum. videsk indico. Vergl. Sitzungsberichte 19. 313. 

889. välek slovak. — välyog s. Kothziegel. Vergl. val6k. 

890. valök nsl.; välek slovak. — välyog s. sodröfa, mellyel mängolnak vagy t^sztdt 
nyüjtanak Täjszötdr. Vergl. välek. 

891. vanjkuS nsl.; vänkus slovak. — vänkos s. Kissen. Fremdw. 134. 

892. vapa stagnum asl.; vapa Pfütze klruss. (Ungern)» — väpa s. lacuna, planities 
depressior Kresz. ; Hölung, Grube, Pfütze, niederer Ort, wo Wasser stehen bleibt. 

893. vardx custodia bulg. — v4rda s. Citadelle. Fremdw. 135. Finn. vartia custos 
ist goth. vardja. Thomsen 182. Magy. v4r arx, vdros urbs wird mit finn. vuore mons 
zusanmiengestellt Nyelvtud. közlem. VI. 468. 

894. vdeb nsl. — däb, dib s. Wiedehopf. 

895. veöerja asl., nsl. — vacsora s. Abendessen. 

896. veöemja, vecemje sacra pomeridiana serb.; vecerna slovak. — vecsemye, 
veternye s. vesperae Par.-P4pai; Vesperzeit; vetemye vesperae, missa nocturna Kreszn. ; 
vecsernye s. Nachmittag Täjszötär. Rum. vecemi'S officium vespertinum. 

897. veöerb asl. — vacsora-csillag s. Abendstem Täjszötär. 

898. vddro asl., nsl.; vgdro dial. cech. — veder, vödör s. hydria Eimer. Mordw. 
vederka. Rum. vgdrB, vadrb, vidire. Alb. v6dre. Ngriech. ßsSpov. 

899. vötrilo asl.; veternica hung.-nsl. — vitorla s. Segel, Wetterfahne. Rum. vetril'B. 

900. vüirB asl.; viher, vihär, vih^r nsl.; vichor slovak. — vihar, viher neben viheder, 
vihetör s. Sturmwind Täjszötär. Rum. vifor, vivor. 

901. vila, meist plur. vile nsl. — villa, vella s. Gabel. Alb. filüske. 

902. vlnika wilde Rebe nsl.: vergl. vinjaga wilde Rebe nsl., Traube asl. — venyike, 
venyeke, venyige, venyege s. vitis vinifera Rebe; fehör v6nicz clematis vitalba Archiv 
186. In der Bedeutung boräg, szäraz szolo vesszö sarmentum Täjszötär 324. 382. erinnert 
venyige an nsl. vgnik Laubbauschen. 

903. vino asl., nsl., serb. — vinkö s. geringer Wein Täjszötär. Vergl. mordw. vina 
Brandwein, finn. viina Wein, Brand wein. Thomsen 184. 

904. vlSnja nsl., serb. — visnye neben medgy s. prunus cerasus Weichsel Täjszötär. 
Mordw. visnofka Kirschbaum. Rum. visn-B, visin:B. Alb. vlsj§. Ngriech. ßtar^vov. 
Fremdw. 13ü. 



Die slayischen Elemente im Maotabischbk. 61 

905. vitez nsL; vit§zB asl.; vifaz slovak. — vit6z s. Held; a. tapfer. Bum. vitSz. 
Fremdw. 136. Die Ansicht, vit§zB sei derjenige, der Kenntniss der Gesetze besitzt und 
bewahrt, ist unrichtig. 

906. vitlo*: vitliti circumagi Stulli serb. — vitla%. vimen. R. E. 3. 366. Leschka. 
surculus. 

907. vlah italus asl.; valachus serb. — oldh s. valachus; oldsz s. italus. Fremdw, 136. 

908. voddr das Wassergefäss, worin der Mähder den Wetzstein mit sich trägt um 
ihn nass zu erhalten, Wetzkiste nsL; vodijer serb. — vod6r s. tokmdny kleine Scheide; 
oUyatön fa vagy szaru-kupa, mellyben a' kaszäsok a' kaszakövet tartjäk. 

909. vodka cech., slovak. — vodka, vadka, vatka s. ungeklärter Brandwein öyarm. 
171; vatka, vatyka pdlinka' alja Tdjszötär. IMordw. ist votkä neben vinä Brandwein, 
das wie ehstn. wotka russ. Ursprungs ist. Rum. otk:B Vorlauf beim Brandwein. 

910. vojevoda bellidux asl.: ßos|368a bei den Byzantinern in Bezug auf die Magyaren. 
— vajda, ehedem Vajvoda Bartal 1. 237, s. dux; vajvoda, vajda s. prorex in Valachia, 
Moldavia, Transilvania Molndr. Rum. voevod, vojvod, vod-B. Alb. vojvode. Ngriech. ßosßoSa. 
Finn. herttua dux ist anord. hertogi. Thomsen 135. 

911. vojnik^b miles asl. — vojnikio: ut adversus Maximilianum equites circiter mille 
offerret, praeter hos autem vojnikiones (milites) gravissimis expensis in bonis suis ad 
defensionem regni et ecclesiae suae conservaret. Bartal 3. 275. Rum. vojnik. 

912. voska demin. : vosa, osa 2ech. — vaszka s. vespa. 

913. vo8k% asl.: vojsk nsl. ; vosak serb. — viaszk, viasz s. Wachs. 

914. vrabij asl.; vrabelj, vrabec nsl. — ver6b s. Sperling. Rum. vrabi^B. Alb. 
vrab6ts. Ehstn. warblane ist wohl lett. zvirbulis. 

915. vratiö nsl.; vrafic slovak.; vräti6, vraty2 Sech.; wrotycz pol.; vrati6 (richtig 
wohl vratic), vratika Flora croat. — varadics s. tanacetum vulgare Rainfarn. Rum. 
feretsch Arch. 205. 

916. vrazati asl.; vra2 incantator hung.-croat. — varäzsol vb. incantare zaubern; 
vardzs s. Zauberei; varäzslö neben vräzslö s. Zauberer. Rum. vraäi, vrad^'S Zauberei; 
vr:Bd2esk zaubere. Vergl. Sitzungsberichte 17. 385. 

917. vröd^b, vulnus asL; vred slovak. — mer6gy, mir6gy, mirigy, merfgy s. Pest- 
beule Dank., bei Verant. pustula, bei Molndr apostema. 

918. vr8a serb., slovak. — varsa neben verse, vörse, vörzse, vörsök s. nassa Reusse. 
Rum. v^rS^B. 

919. vydra asl.; vidra nsl., serb., slovak. — vidra s. lutra Otter. Rum. vidn,. 
Ngriech. ßtSpa. 

920. v:^heü, v^hng Esse, Schmiede cech. ; viheii, vihiia slovak. — vihnye, vinnye s. 
Schmiede. 

921. vyz, vyza 2ech.; viza nsl., slovak. — viza s. accipenser huso Hausen. 

922. vyiel ßech.; vi2la slovak. — vizsla, visla s. canis sagax Spürhimd..Rum. viöl-B. 

923. VTbnukx asl. — unoka, onoka s. Enkel. Mordw. imyk. 

924. zadoFb*: zadorica iurgium serb. — zädor s. Stänker. 

925. zäkal panis lardum 2ech., slovak.; zakal pol. — zäkla, z4kl4s s. Schlief, unaus- 
gebackener Teig im Brote. 

926. zalogx asl. — zdlag, zalog s. Pfand; 4log T4jsz6t4r. Rum. ztlog. Vergl. 
zaslona. 



62 Franz Miklosich. 

927. zanovftta*: zanovijet serb. — zanöt s. cytisus Greissklee. 

928. zaslona Vorhang ^ech.; zäslon, zäslona slovak. — zäszlö s. Fahne; &szlö 
Tajszötdr. Vergl. zalogi. 

929. zärton Sandbank slovak.; zaton Insel nsL; Hafen Zriny; vergl. cech. v^ton, 
vytoii Holzschwemme — zdtony s. Sandbank, Untiefe, 

930. zavor Verant, serb., slovak.; zävora cech. — zÄvar, z4r s. repagulum Riegel; 
fazär aus zdvär Tajszötdr. Rum. z^vor Riegel; zar Schloss. Man vergleicht ostj. to)^r- 
Nyelvtud. közlem. VI. 437. 

931. z^brb*: z£^b:b dens asl. — zs6bre s. szäjfdjds a' gyermekeknöl eine Mund- 
krankheit bei Kindern Tdjszötdr. Rum. z:Bmbre plur. Mundfäule. 

932. zhäha, z4ha slovak. ; izgaga russ. : es soll auch im Nsl. als zgaga vorkonmien. — 
zaha B. pyrosis Sodbrennen. 

933. zloty pol. — izlot s. Gulden Gyarm. 362. Rum. zlat aurum. Serb. zolota eine 
Rechnungsmünze, ngriech. ZoXoxol stammen unmittelbar aus dem TüA. 

934. zob serb., hung.-croat. — zab s. avena sativa Haber. Rum. otbs. Karel. kakra 
ist anord. hafri. Thomsen 138. Die eigentliche europäische Brodfrucht, als deren spe- 
cielles Vaterland das Uonaugebiet angesehen wird (Unger 1. 7.), hat ihren serb.-magy. 
Namen von ihrer Verwendung als Pferdefutter. 

935. zubadlo slovak. — zabola, zabla, zablö s. frenum, lupatum Gebiss. Rum. 
z'sbals. 

936. zubun Sech., serb. ; zobun nsl. ; zobuncac hung.-croat. — zubbon , zubony, 
zobony s. subucula Röckchen. Rum. z'Bbun. Fremdw. 138. 

937. ialB sepulcrum asl. — zsellye s. tumba Kreszn. ; zs611ye neben s611ye s. 
Bahre Dank. 

938. iart pol., slovak. — zsertelod vb. scherzen. Fremdw. 137. 

939. iebx&k mendicus ßech.; d2ebrati serb. — zsobräk, zsubrdk, zsibräk s. homo 
sordidus Knauser. 

940. zehtar nsl. ; Xahtarka mulctra croat.-nsl. ; 2ochtar für hrotek wohl in der Bedeu- 
tung Gosse in der Mühle Sembera, Dialect. 72. — zsejtdr, zsajtdr, zs6ter, zsotdr, sajtär, 
s6tär s. mulctra, orca, vas ligneum conservando butyro Melkkübel. Ahd. sehtari, kämt. 
Sechter, gottsch. Schechtar. 

941. ieljar nsl. — zsell6r, zselly6r s. Kleinhäusler, Inwohner. Rum. 2elerjü aus dem 
Magy. Fremdw. 137. 

942. iena mulier asl., nsl., serb. — zsana s. vetula altes Mütterchen; zsömbes 
asszony Täjszötär; zsin4r s. Weibemarr. 

943. zera*: Xerav^b candens; 2crat:Bk:B carbones asl. — zsardt, zsardtnok, zsarätnag s. 
Loderasche. Rum. 2ar, äeratek. Ngriech. C^apa, C^pa. 

944. iema plur. n. ßech. ; 2arnov slovak. — rezsnyicze s. Handmühle Gyarm. 326. 
Rum. reSnicB. Auf ein demin. Xemice zurückzuführen. 

945. iganec nsL; äganci hung.-croat, serb. — gänicza, gäncza und sogar gränicza 
s. Breiknödelchen; grdnicza wird im Tdjszötär durch izsgäncz, mamaliga, "puliczka er- 
klärt. Ung.-nsl. ganica und slovak. ganec sind magy. Ursprungs. 

946. iidov nsl. — zsidö s. Jude. Rum. äidov. 

947. iinöice, eig. das durch die 2inka (härene Lappen) durchgeseihte 6ech. — zsinczicza, 
zsendicze s. caseus secundarius Käsewasser, Molke Kreszn. Rum. äinticB Molke; äintuelt 



Die 8LAVISCHEN Elemente im Maotabischen. 



63 



aus dem Käse gepresste fette Molke. Klruss. 2entyca (Ungem), 2ynty<ia (Galizien); 
pol. Äyntyca. 

948. ünka härener Lappen, Strick, besonders von Rosshaar cech. — zsineg s. 

Bindfaden. 

949. ür Mast nsl.; 2ir i^ech., slovak.; iirb pinguedo russ. — zsir s. Fett, Schinalz: 
zsirka, kisütött szalonna-szelet TÄjszötdr. Rum. äir pascuum Buclieichel. 

950. üöb nsl.; Xleb, 2lab slovak. — zsel6p, zsilip s. Kanal; zsilib Gyarm. 326; 
sel6b Kreszn. Rum. 2ilip. 

951. imolka, Xmolek cech.; Smolka slovak. — zsurmöka neben morsoka s. frustum 
massae farinaceae; zsurmol vb. digitis massam farinaceam versare ist 6ech. zmoliti. 
Vergl. rum. ztmurk'B schlechte Suppe. 

952. iolna galbula nsl.; 21na slovak. — zsolna s. picus apiaster Grünspecht. 

953. ioltar himg.-slov. — zsolt4r s. Psalm. 

954. jiimanac, äumance serb. — zsomancz s. Eidotter Verant. 

955* Jtapanx Cooicdvoc zupanus, jupanus, ursprünglich das Haupt der 2upa d. i. des 
Stammes und des von ihm bewohnten Gebietes (2upa familia bei Luci6, /(opa regio im 
Asl., provincia im Statut von Poljica) und, bei der ursprünglichen Übereinstimmung der 
staatlichen und kirchlichen Eintheilung des Landes, in Dalm. parochia, womit rum. popor 
Pfarrkinder imd poporan Pfarrkind verglichen werden kann, später magistratus über- 
haupt. Lexicon palaeoslovenicum 201; sopan in der Urkunde Thassilos 777. — isp&n b. 
qui in uno districtu seu comitatu iurisdictionem exercet, comes seu iudex parochialis dicitur 
Ritus 270. nota; quaestor, curialis comes, vicarius domini ICreszn. ; 2upa(n), dvornik 
villicus Verant.; praefectus Gespan; isp4n, ispdny s. Rentmeister; foispäny s. Ober- 
gespan. Rum. Sup^ne Herr (vir) Klemens 28. Serb. iSpan Aufseher der Arbeiter ist magy. 
Ursprungs. Aus ispan entstand lat. hispanus : capitaneos ipsorum (Hunnorum) lingua his- 
panos vocatos extitisse et exinde et Hispaniam nomen accepisse tradunt. Thworocz 1. 
cap. 15. Vergl. meXda. H. Jirecek 1. 33; 2. 99. 

956. isotbk'h*: SiSak serb. — zsuzsok, zsizsik, zsizs6k, zsüzsük, zsisku, sisku s. cur- 
culio Kornwurm. Wurzel ist 2ug in der Bedeutung summen, daher ursprünglich ein 
summendes Thier; mit derselben Wurzel hängt vielleicht rum. Xiganie insectum zusam- 
men, obwohl auch 2ivin:B insectum bedeutet. 



abaj 515. 
abajdöcz 515. 
abajnacz 515. 
abanajcz 515. 
abärol 516. 
ablak 518. 
ablakos 518. 
dbra 519. 
abrak 521. 



XIV. 

4br4z 519. 
dbräzat 519. 
abrincs 520. 
abroncs 520. 
abrosz 522. 
abruta 1. 
acz61 523. 
ag4r 526. 
akal 528. 



Magyarisches Register. 

akna 527. 
ak<5 529. 
alamizsna 2. 
dlog 926. 
ängolna 4. 
4ngor 4. 
apacsin 533. 
apacsö 533. 
apdcza 536. 



apad 534. 
apÄt 535. 
drok 251. 
asag 544. 
aszag 538. 
aszat 542. 
4szl6 928. 
asztag 786. 
asztal 788. 



64 



Fbanz MnLOsiciL 



asztalnok 789. 
atracz61 258. 
azsag 544. 
bab 37. 
bdba 7. 
baböcs 9. 
babona 10. 
babrdl 8. 
baj 41. 
b4j 11. 
bajnok 42. 
balaton 30. 
balga 29. 
bdlvdny 13. 
bän 14. 
bänya 15. 
baraczk 53. 
bäräny 16. 
baraszk 53. 
bardt 50. 
baräzda 51. 
bares 45. 
bärd 48. 
barkö 57, 
barköcza 52. 
barlang 63. 
bama 38. 
bfitya 18. 
bazsarözsa 47. 
bebicz 28. 
bei 23. 
beUka 476. 
bel6nd 32. 
bel6nde8s6g 31. 
b^les 24. 
belezna 33. 
belyeg 25. 
berbencze 21. 
bercz 62. 
bereg 54. 
berekenye 52. 
berena 64. 
beretva 56. 
berkenye 52. 
b^rmäl 27. 



berv6ng 17. 
berv^ny 17. 
b68z6d 22. 
bibicz 28. 
bicsak 55. 
bicska 55. 
bicskia 55. 
bik 66. 
bika 68. 
bilin 32. 
biHnd 32. 
bilizna 33. 
billog 25. 
billyeg 25. 
bÜyog 25. 
bival 69. 
bobujicska 36. 
bocska 20. 
boddcB 38. 
bodak 39. 
bodndr 40. 
bodon 70. 
bodony 70. 
bodza 72. 
bojär 43. 
bojtär 12. 
bolgär 34. 
bolha 35. 
bolond 31. 
bor: bor kölös 71. 
borda 62. 
bordicza 62. 
boma 49. 
boröka 44. 
borona 49. 
borostydn 60. 
boroszldn 59. 
borotva 56. 
borozda 51. 
borsika 44. 
borza 72. 
bosnyäk 46. 
bot 19. 
bozza 72. 
bödöny 70. 



bölicze 26. 
börböncze 21. 
börvßny 17. 
brazda 51. 
brenza 61. 
brindza 61. 
brondza 61. 
bronza 61. 
buborka 884. 
buja 65. 
bujnyik 65. 
burjdn 67. 
burkus 663. 
buk. 66. 
csäkäny 91. 
csäklya 82. 
csaläd 92. 
csap 94. 
csap 83. 
csapicza 84. 
csapka 84. 
csäszär 77. 
csata 99. 
csatoma 86. 
csava 816. 
cseber 122. 
csecs 74. 
cseh 90. 
csel^d 92. 
csemer 93. 
C86p 76. 
csep6rke 573. 
csepesz 95. 
cser 75. 
csere 117. 
csereny 96. 
cser6p 113. 
cserepes 113. 
cseresnye 115. 
cserge 97. 
cserpa 116, 
cserpdk 116. 
C86se 85. 
cs^sze 85. 
csetina 100. 



C86v 78. 
C86ve 78. 
csevicze 81 7» 
csik 103. 
csin 105. 
csinäl 104. 
C8lp 819. 
csiperke 573. 
csipke 820. 
csipß 819. 
csiv 78. 
csiz 108. 
csizike 108. 
csobän 89. 
csobäncz 89. 
C8ob4ny 89. 
csobolyö 110. 
csoborlö 110. 
csoda 118. 
C8oba 111. 
csöka 87. 
csolnak 109. 
C8ombor 88. 
C80inbord 88. 
csomor 93. 
C8omorika 93. 
csorba 822. 
csorbaka 821. 
C8orda 112. 
csormoly 98. 
C8ormolya 98. 
C8oro8zlya 114. 
csö 78. 
csöbör 122. 
csömör 93. 
csöpörke 573. 
csörmölye 98. 
C8ötör 102. 
C8ötörtök 101. 
csuda 118. 
C8ulia 111. 
csuka 823. 
csuklya 390. 
csuporka 573. 
csuta 839« 



Dn 8LAYI8CHIN ElVMINTB IM MiOTABISGinnr. 



65 



csutora 119. 
csuvik 120. 
czÄp 73. 
cz6kla 802. 
czima 79. 
czimbora 732. 
czinege 733. 
czinige 733. 
czinke 733. 
czir: czir köles 735. 
czirok 735. 
czoboly 764. 
czondor 81. 
czondora 81. 
czondra 81. 
czucza 80. 
däb 894. 
dabronika 147. 
dajka 135. 
dajna 136. 
darab 143. 
daixJcz 128. 
de4k 133. 
debella 125. 
deberke 122. 
debre 160. 
debrö 160. 
deczka 159. 
d6d 131. 
d6danya 131. 
dMapa 131. 
d6dös 131. 
d6dük 131. 
degenyek 126. 
deget 126. 
dereb 143. 
der6cze 127. 
der6k 142. 
deres 129. 
deszka 159. 
d6zsa 132. 
d^zsma 130. 
diäk 133. 
dlb 894. 
dinnye 157. 



diribdarab 143, 
doh 158. 
dohat 126. 
dohot 126. 
dolog 134. 
donga 124. 
donha 150. 
doromb 144. 
dorong 140. 
dorosba 146. 
doszka 159. 
döbörke 122. 
dögönyeg 126. 
dörgicse 202. 
dräga 137. 
dränicza 138. 
dratva 139. 
dratyva 139. 
drusba 146. 
drusza 145. 
druzsa 145. 
druzsba 146. 
duda 148. 
duga 124. 
duhna 150. 
duna 151. 
dunha 150. 
durboncza 141. 
durung 140. 
düska 152. 
dusnok 153. 
dutka 149. 
eb6d 517. 
ecset 818. 
eczet 524. 
ekekabala 302. 
empI6ny 537. 
epI6ny 537. 
epr6ny 537. 
6rcze 252. 
eszkdba 743. 
eszteke 796. 
esztena 783. 
eszteräg 795. 
eszterenga 792. 



eszterga 794. 
esztergily 794. 
esztergir 794. 
esztergya 793. 
eszterha 793. 
eszterja 793. 
esztevdta 781. 
eszträg 795. 
esztrenga 792. 
eszvdta 781. 
fazdr 930. 
fricska 161. 
fuUk 807. 
furelya 806. 
furulya 806. 
fuszujka 564. 
gabona 180. 
gäcs-orszäg 167. 
gacsäly 349. 
gdc86r 262. 
gadöcz 163. 
gagy 181. 
gaj 185. 
gajdol 165. 
galaginye 177. 
galagonya 177. 
galamb 182. 
galambicza 182. 
galamböcz 182. 
gal6ta 166. 
galiba 315. 
gälicz 741. 
gilna 742. 
galuska 168. 
galy 185. 
gamba 173. 
ganaj 178. 
gdncs 169. 
gdncsol 169. 
gdncza 945. 
gan6j 178. 
gdnicza 945. 
garabö 361. 
garaboly 361. 
garad 204. 



DflBkBchriften der phü.-hist. Cl. XXI. Bd. 



gar4d 193. 
gar&dics 191. 
garagygya 192. 
garat 204. 
gardzd 187. 
gar&zda 187. 
garäzna 187. 
gar&zna 199. 
garäznds 199. 
gdrgya 192. 
garmäda 194. 
g4t 170. 
gatya 162. 
gdz 171. 
gazda 189. 
gdzlö 171. 
gdzol 171. 
gejva 176. 
gelegenye 177. 
geleszta 175. 
gelicze 209. 
gelyva 176. 
gemb 173. 
geräbla 190. 
gercs&ya 372. 
g6rcze 252. 
gereb 197. 
gereben 198. 
gerebjye 190. 
gerenc86r 210. 
gerend 200. 
gerenda 200. 
gerendely 201. 
gerezd 205. 
ger6zd 203. 
gerezna 384. 
gergelioze 164. 
gergericze 164. 
gerizd 203. 
gerle 209. 
gerlicze 209. 
gesztenye 345. 
gilicze 209. 
gilincs 294. 
giliszta 175. 



66 



Fbaxz Miklosich. 



goboncza 174. 
gölicz 183. 
golyva 176. 
gomba 172« 
gomoly 186. 
gomolya 186. 
gonosz 179. 
gomik 188. 
gomyik 188. 
goromba. 196. 
göcs 207. 
göndör 276. 
görbe 206, 
görbicze 206. 
görcs 207. 
görgicse 202. 
görög 208. 
göröncs6r 210. 
göröndöly 201. 
göröndü 201. 
gr&blya 190. 
gr4dic8 191. 
gränicz 195. 
grä^nicza 945. 
gräzda 187. 
guba 211. 
guba 213. 
güba 212. 
gubacs 213. 
gubä^s 212. 
gubics 213. 
guläcs 184. 
günya 214. 
gunyacz 214. 
gusa 216. 
gusba 217. 
güzs 217. 
guzsa 216. 
guzsaly 403. 
guzsba 217. 
gyanta 250. 
gyantdr 250. 
habarcz 218. 
habamicza 218. 
hahota 233. 



hajdina 219. 
Ula 231. 
halom 223. 
haluska 168. 
harä^k 226. 
haraszt 232. 
harcsa .227. 
harcz 220. 
haricska 228. 
harisnya 221. 
hiba 235. 
hiriba 229. 
hirip 229. 
hiska 222. 
homolya 186. 
homolyka 186, 
honcsok 234. 
horvÄt 230. 
hörcsök 234. 
hünya 214. 
huszä^r 215. 
iga 238. 
igle 236. 
iglicze 237. 
ikra 241. 
ikra 242. 
imola 243. 
imolya 243. 
ingobaa 4. 
irha 244. 
ispä.n 955. 
istap 834. 
isträ^zsa 791. 
iszalag 807. 
iszap 247. 
iszkdba 743. 
isztina 783. 
iszträzsa 791. 
izbeg 248. 
izlot 933. 
izsgäncz 945. 
järom 254. 
jäsz 255. 
jäsz 256. 
j4szl6 257. 



jä^szol 257. 
j&vor 259. 
jegenye 249. 
j6rcze 252. 
jerke 253. 
juszalag 807. 
kaba 301. 
kabala 302. 
kab&t 260. 
kaböcza 303. 
käcs 354. 
kacsa 261. 
kdcsa 261. 
kÄC86r 262. 
kaczar 344. 
kacz6r 304. 
kaczor 344. 
k4d 264 
käd4r 263. 
kadarka 738. 
kajäl 265, 
kakas 309. 
kaUcs 311. 
kaUka 850. 
kalamäsz 316. 
kalamäz 316. 
kalapäcs 287. 
kalapäl 288. 
kaUsz 284. 
kaliba 315. 
kalincza 266. 
kalit 293. 
kalitka 293, 
kaloda 282. 
kamara 319. 
kamat 267. 
kamora 319. 
kan 268. 
kancza 323. 
kanöt 300. 
kantus 324. 
känya 269. 
kapa 326. 
käpa 270. 
kapacs 325. 



kap&l 326. 
kap4s 325. 
kapcs 327. 
kapcza 333. 
käpiszta 271. 
kapocs 327. 
kapor 331. 
kä^poszta 271. 
kappan 332. 
kapta 334. 
k4r 406. 
karabö 361. 
karä^cson 362. 
karäcsony 362. 
karaj 364. 
karäm 366. 
kärä^sz 272. 
kard 337. 
kar6 364. 
kar6j 364. 
karoly 363. 
karuly 363. 
karvoly 363. 
kas 351. 
käsa 274. 
kasomya 348. 
kasza 341. 
kaszaj 357. 
kaszal 357. 
kaszä.! 341. 
käszolod 273. 
katlan 352. 
katrocz 275. 
katröcz 275. 
katulya 830. 
kazal 357. 
kazup 358. 
kecsege 281. 
kelengye 313. 
kelep 286. 
kelepcze 290. 
kelincs 294. 
k6m6ny 317. 
kender 276. 
ken6z 298. 



Die 8LAYI8CHBN ELBHENtE XK MaOYAEISGHBN. 



67 



kertb 335. 
kerecsen 370. 
kerecset 370. 
kereng 368. 
kertp 335. 
kereszt 383. 
keresztel 382. 
keresztyön 381. 
kerevet 371. 
keszöcze 409. 
keszölcze 409. 
ketrecz 275. 
kicseg 412. 
kilih 292. 
kUincs 294. 
kinöz 298. 
kiräly 365. 
kirälyka 365. 
kiszil 408. 
kita 410. 
klecska 285. 
klincs 294. 
knez 298. 
kobak 385. 
kocsän 305. 
kocsä^ny 305. 
kocsi 307. 
kocsony 305. 
kocsonya ^06. 
koczka 346. 
koczon 305. 
koczor 344. 
kodäcs 280. 
kohnya 388. 
kolbasz 297. 
koleda 313. 
koledäl 313. 
kolUncs 291. 
kolUr 312. 
kolompär 283. 
koloncz 314. 
kolosma 373. 
kölya 310. 
kolyiba 315, 
koma 394. 



komlö 224. 
komoly 318. 
komoma 320. 
komomok 321. 
kompona 278« 
koncz 279. 
kond6r 322. 
kondor 276. 
kongyör 322. 
konkoly 277. 
konyha 388. 
kopäcs 325. 
kopacz 745. 
kopicz 328. 
köpicz 397. 
kopja 329. 
kopoltyö 289. 
kopoltyü 289. 
kopotnyak 330. 
kopotö 289. 
korcsma 379. 
korcsolya 369. 
korcsoma 379. 
korecz 340. 
korittö 339. 
korminy 380. 
koroglya 374. 
korong 368. 
koronka 338. 
koront 336. 
korosma 373. 
korpa 376. 
korsö 378. 
kosdr 347. 
kosolya 350. 
kosomya 348. 
kosz 342. 
koszmacska 343. 
koszmo 342. 
koBzor 344. 
kotecz 353. 
kötyavetye 308. 
kotyecz 353. 
kovdcs 354. 
kovdkol 405. 



koväsz 407. 

• 

kozäk 355. 
koz&r 356. 
kozs6k 359. 
köböl 411. 
köcsöge 281. 
kölöncz 294. 
kömöny 393. 
köndör 276. 
köntös 324. 
könyv 299. 
köpeny 270. 
köpenyeg 270. 
köpöcze 397. 
köpöny 270. 
köpücze 397. 
köszm6t6 343. 
krabsäl 831. 
kränicz 367. 
kucsma 386. 
kuczik 402. 
kuczkö 402. 
kujcsorja 369. 
kukacz 389. 
kuklya 390. 
kukoiicza 391. 
kukuricza 391. 
kulcs 296. 
kulcsär 295. 
kulimdz 316. 
kulyak 392. 
kup 398. 
kupa 395. 
kupacz 398. 
kupak 395. 
kupecz 396. 
kupecz 748. 
kurczina 832. 
kuruglya 375. 
kuruzslö 377. 
kurva 399. 
kusza 400. 
kuszdl 279. 
kuszkö 402. 
kusztora 401. 



kutat 403. 
kütya 387. 
kuvik 120. 
kUcsög 402. 

äb-ikra 242. 

aboda 433. 

adik 413. 

akat 435. 

akm4r 414. 

akoma 414. 

aksa 436. 

äncsa 419. 

4ncz 415. 

äjidzsa 419. 

anka 418. 

ap&t 439. 

apiczka 439. 

apoczka 439, 

apu 440. 

asnak 443. 

aszos 441. 

&z 417. 

aza 442. 

azacz 441. 

azsnak 443. 

ednek 420. 

6h6 432. 

6jö 432. 

6jü 432. 

eines 422. 

emez 422. 

en 447. 

enese 429. 

endek 420. 

engyel 428. 

ep 425. 

ep6ny 423. 

ep6ny 431. 

68za 426. 

6szka 426. 

6v 427. 

ezsäk 424. 

ibecz 28. 
iboez 28. 

ibucz 28« 

9* 



68 



FfiiKZ MiKLOSICH. 



liu 432. 
I6cza 416. 
lom 437. 
lomha 421. 
lomoz 438. 
loszos 441. 
l<5cs 430. 
lüczfa 444. 
lug 445. 
lüg 446. 
luhma 421. 
lukma 434. 
macsär 480. 
macska 448. 
mäcsolya 449. 
macsonya 449. 
mäcsonya 449. 
mädra 513. 
m&k 450. 
malaszt 475. 
maläta 477. 
m&llia 451. 
mälna 452. 
malom 478. 
mancs 473. 
marha 491. 
mä^ma 490. 
martalöcz 454. 
martalöz 454. 
mätka 456. 
mä^tolia 457. 
matöla 486. 
matring 487. 
mäz 458. 
mazna 460. 
mdzol 459. 
medencze 468. 
medve 462. 
megye 467. 
m61i 469. 
melencze 468. 
m6nta 474. 
menyhal 463. 
m6r 471. 
m6rcze 470. 



mereglye 190. 
mer6gy 917. 
merigy 917. 
merk<7cze 492. 
m6rt6k 471. 
mesgye 467. 
mester 465. 
meszär 464. 
meszä^ros 464. 
m6tely 466. 
m6zga 472. 
miloszt 475. 
inir6gy 917. 
mirigy 917. 
mocsär 480. 
mocsok 481. 
mocsola 482. 
mocsolya 482. 
moh 500. 
mohar 497. 
moläka 476. 
moln 478. 
molna 478. 
molndr 479. 
moly 483. 
mön 478. 
möna 478. 
mongollcza 453. 
morkoldb 636. 
mormol 493. 
morotva 494. 
morsöka 951. 
morva 484. 
morva 495. 
morv4n 496. 
morvdny 496. 
mostoha 455. 
moszka 485. 
motöla 486. 
motring 487. 
mozdit 225. 
mozga 488. 
mozsär 489. 
muha 500. 
muliar 497. 



muharcz 498. 
muharcza 498. 
müka 461. 
munka 461. 
murgya 495. 
murha 495. 
mumya 495. 
murok 492. 
murugy 495. 
murugya 495. 
murva 495. 
muska 499. 
muslicza 499. 
muslincza 499. 
muszlicza 499. 
muszlincza 499. 
nddol 502. 
nä^dor-ispän 154. 
nädra 513. 
nadrä^g 503. 
nadragulya 505. 
naspolya 509. 
n&Bz&d 504. 
nätha 501. 
natragulya 505. 
n6ina 511. 
n6met 512. 
n6ne 507. 
n6volya 510. 
nödit 506. 
noszolya 514. 
nyavalya 510. 
nyoszolya 514. 
nyoszolyö 514. 
odor 525. 
oUh 907. 
olaj 530. 
oUsz 907. 
olom 531. 
olt^ 532. 
onoka 923. 
ontok 6. 
ontora 5. 
ontra 5. 
orbon&s 3. 



ordosics 543. 
orosz 711. 
oszlop 784. 
08zm4k 539. 
osztov4t 781. 
OBztOYita 781. 
osztriga 540. 
otromba 862. 
ozsoniia 887. 
ösztöke 796. 
öBztön 541. 
ösztöny 541. 
päd 614. 
padläs 614. 
padl6 614. 
padmaly 613. 
pagony 617. 
paizs 565. 
pajöt 547. 
pajta 618. 
paköcza 638. 
päkosz 548. 
päkosztos 548. 
pakröcz 619. 
palaczk 607. 
palaczka 608. 
palast 600. 
palaszk 607. 
pälcza 551.' 
pdlinka 550. 
palka 552. 
pall 549. 
pallag 657. 
palöcz 601. 
palota 620. 
pamacB 629. 
pamacsol 629. 
pamat 628. 
panasz 631. 
panaszol 631. 
pandal 613. 
pandallö 613. 
pank 545. 
p&ntlika 554. 
pap 634. 



DiB 8LATI8CS8M ElBIDBNTE IIT MaOTABISGHBN. 



69 



paplan 633. 
papräd 555. 
papr4g 555. 
papr4gy 555. 
paprika 556. 
pdra 557. 
parag 657. 
parancs 635. 
parancsol 635. 
paraszt 662. 
par&zna 651. 
pardzs 652. 
par&zBol 652. 
par6zBa 652. 
pärgol 652. 
paripa 558. 
paristsa 649. 
parittya 649. 
pärkäjiy 559. 
parlag 657. 
p4ma 578. 
parrag 657. 
pärta 560. 
paslicza 562. 
pdat 570. 
paszkoncza 638. 
päszma 561. 
p4sztor 563. 

* 

paszuly 564. 
patak 642. 
pating 640. 
patkäny 610. 
patk6 611. 
patkoncza 638. 
patok 641. 
patvar 644. 
päva 567. 
päzsint 570. 
pä.zsit 570. 
pecsenye 572. 
pecsörke 573. 
pecs6t 571. 
pecz6r 677. 
pehely 546. 
pejh 546. 



pejszo 602. 
pele 609. 
peleh 609. 
pelenka 576. 
pelye 609. 
pelyh 546 
pelyva 606. 
pemecs 629. 
pemet 628. 
pemete 628. 
penczuräk 573. 
pen6sz 604. 
p6ntek 586. 
p6nz 583. 
per6m 658. 
pereszlen 655. 
pergel 652. 
perje 675. 
pemye 674. 
perzsel 652. 
pest 580. 
pesz6rcz 579. 
peszercze 579. 
pesz6rcze 579. 
pesztercze 579. 
pesztericz 579. 
pesztonka 584. 
petäk 581. 
petrencze 582. 
pics 587. 
picsa 587. 
pidja 588. 
pih 672. 
pikö 598. 
pilis 605. 
pincz 585. 
pincze 599. 
pint 590. 
pinty 585. 
pintyöke 585. 
piöcza 589. 
piöka 589. 
pipa 591. 
pipacs 592. 
pipe 593. 



pipis 594. 
pipiska 594. 
pir 673. 
pirit 673. 
pIsa 595. 
pise 596. 
piselle 596. 
pislen 596. 
piszträ.ng 678. 
pit 587. 
pite 597. 
pitvar 660. 
pizsitnik 569. 
pletyka 603. 
pöcz 622. 
poczkom 638. 
poczok 638. 
podluska 612. 
pogä^csa 615. 
pog&nyka 616. 
pohdnka 616. 
pohär 574. 
poh&mok 575. 
poj4n 624. 
pojäna 624. 
p6k 545. 
pokol 676. 
pokröcz 619. 
p6la 646. 
polcz 622. 
pol6ka 621. 
poloczka 608. 
poloska 608. 
polovnydk 626, 
polozsna 625. 
polozsnak 625. 
poltra 627. 
poltura 627. 
p6lya 646. 
polyiszka 623. 
polyva 606. 
pompös 553. 
pondrö 632. 
ponyva 630. 
p6rÄz 647. 



porkoUb 636. 
poröcza 661. 
porond 637. 
porond 653. 
porQng 653. 
porong 654. 
porongy 637. 
poronty 637. 
porosnyak 625. 
poroBz 663. 
poroszka 664. 
poroszkä.1 664. 
poroszlö 664. 
porozsnyak 625. 
poszka 638. 
posztö 639. 
potroh 643. 
pötura 627. 
poveddl 645. 
pozdorja 568. 
pözna 566. 
pözona 566. 
pÖcs6t 571. 
pole 609. 
pölyeh 609. 
pölyh 546. 
pölyü 609. 
pönye 577. 
pörje 675. 
pörzsel 652. 
pö8zm6t6 343. 
prauda 650. 
pr&zna 651. 
pr6m 658. 
pr6z8a 652. 
prib6g 656. 
prib6k 656. 
pristaldus 659. 
proha 661. 
prösza 661. 
prusz 663. 
prücsök 121. 
ptrücsök 121. 
puha 672. 
puja ember 588. 






70 



FlUNZ MiKLOSICH. 



pukal 676. 
pukkad 665. 
pukkan 665. 
puliczka 623. 
puliszka 623. 
pulyicska 623. 
pulyka 666. 
puska 668. 
puszta 667. 
pusztft 667. 
putnok 669. 
puzdar6k 648. 
puzdra 670. 
puzdrök 648. 
püzsa 671. 
rab 700. 
rabot 699. 
rabota 699. 
rdcs 679. 
räcsa 679. 
räcz 685. 
radina 701. 
rag 703. 
ragya 716. 
ragyiva 680. 
raj 704. 
räk 682. 
rakitla 681. 
rakoncza 710. 
rakotla 681. 
rakottya 681. 
rdrö 683. 
rdsa 686. 
rasgya 707. 
räszä 684. 
räszt 508. 
r6cze 694. 
rekettye 681. 
rend 697. 
r6pa 696. 
repcze 696. 
res 698. 
resta 690. 
retek 692. 
retesz 69 1, 



retka 695. 
rezsnyicze 944. 
riba 714. 
riska 715. 
ritka 695. 
rocska 689. 
rodina 701. 
rogosz 702. 
rokincza 710. 
rokoncza 710. 
rombol 688. 
röna 687. 
ro8 717. 
rosta 690. 
rostöly 715, 
rozs 718. 
rözsa 706. 
rozsanya 718. 
rozsda 716. 
rozsnok 693. 
rösgye 707. 
rucza 694. 
rüd 708. 
ruha 709. 
rusznydk 712. 
ruta 713. 
sajtÄr 940. 
salank 833. 
sälya 753. 
sapka 84. 
saräglya 813. 
sardgya 813. 
särcsa 723. 
säs 814. 
sätor 815. 
sel6b 950. 
s611ye 937. 
selp 824. 
selyp 824. 
sereg^ly 749. 
sereglye 813. 
serha 825. 
s6ta 827. 
86tdl 827. 
86t4r 940. 



sipak 84. 
sipka 84. 
sisak 828. 
sisku 956. 
söreg 728. 
söröge 728. 
sräglya 813. 
sträzsa 791. 
suba 836. 
subicza 836. 
suska 829. 
suskäs 837. 
susnya 838. 
sustäk 826. 
suta 839. 
szabad 808. 
szablya 719. 
Bzacska 727. 
szajkö 765. 
szak 767. 
szäk 720. 
szakäcs 766. 
szaköcza 729. 
szalad 750. 
Bzalados 750. 
szalänka 754. 
szalanna 752. 
szalänna 752. 
szälka 739. 
szalma 751. 
szalonka 754. 
szalonna 752. 
szalya 753. 
szamär 768. 
szamöcza 721. 
szän 722. 
szänka 722. 
szäny 722. 
szapamicza 769. 
szapora 774. 
Bzaporicza 774. 
szapornicza 774. 
Bzappan 772. 
Bzar 773. 
Bz&rcsa 723. 



Bzarka 777. 
BzäBz 724. 
Bzatying 812. 
Bzecska 727. 
Bzekercze 729. 
Bzekemye 746. 
Bzeklicze 804. 
Bzekröny 747. 
Bzelemen 756. 
Bzelencze 767. 
Bzel^ndek 755. 
Bzelindek 755. 
Bzemet 810. 
Bzem6t 810. 
Bzem(5cz6 72.1. 
BzemörcBök 762. 
Bz6na 730. 
Bzent 805. 
ßzerda 778. 
Bzerecsen 776. 
Bzereda 778. 
Bzer6mB6g 779. 
BzerencBe 811. 
szikla 740. 
Bzikra 245. 
Bzilva 757. 
Bzimbora 732. 
szimöcza 721. 
Bzimolcza 721. 
Bzin 731. 
szip 734. 
Bzipka 734. 
Bzipöka 734. 
szita 737. 
Bzittyö 736. 
Bzivalicza 758. 
Bzkvoreg61y 749. 
szoba 246. 
Bzobol 764. 
szoboly 764. 
Bzobor 785. 
8zokin4ny 797. 
Bzoknya 798. 
szolänka 754. 
Bzolga 760. 



Die gLAYiscHEir Elbmektb im Maotabischbn. 



71 



8z6lka 765. 
Bz6ma 751. 
Bzomak 761. 
szombat 725. 
szompor 800. 
8zoiu8z6d 726. 
szopelnyicza 769. 
szopöka 770. 
szopolyka 771. 
szopomicza 769. 
szopomyioza 769. 
8zov4ta 781. 
Bzöcske 744. 
8zökc86r 744. 
8zökc8<5 744. 
8zöm8rcsök 762. 
szömörcze 763. 
8zömörk6 763. 
8zöv6tnek 803. 
8zträz8a 791. 
szucza 799« 
8zukm4ny 797. 
8zulÄk 807. 
8zulok 807. 
szurutyka 809. 
8zusz6k 801. 
tabor 840. 
tdbomok 840. 
tdjag 841. 
takäcB 880. 
taliga 847. 
tdlnok 789. 
talyiga 847. 
tälyog 841. 
tÄlyok 841. 
tanya 780. 
tanya 852. 
täny6r 842. 
fclr 857. 
taraczk 866. 
taraczk 872. 
taraglya 859. 
taräta 861. 
tdrcsa 843. 
targancza 860. . 



targoncza 860. 
tarh 875. 
tarbä 875. 
tarhö 875. 
tarhonya 868. 
taritarka 790. 
tarka 790. 
t&rnok 858. 
taröh 875. 
tÄrs 856. 
tÄska 844. 
tatörka 845. 
teher 867. 
tengelicz 782. 
tenglicz 782. 
tereh 867. 
terem 865. 
terh 867. 
tertinydk 835. 
t68zta 848. 
tiker 877. 
tilö 869. 
tilo8 870. 
timnucze 882. 
tinnye 879. 
tisza 849. 
tiszt 123. 
ti8Zta 107. 
ti8zte8 106. 
tokl48z 787. 
tokma 881. 
tokm&l 881. 
toliga 847. 
tolmäcs 851. 
tompa 846. 
topliczä.8 853. 
topoly 854. 
topor 855. 
torboncza 860. 
tomäcz 871. 
toromba 862. 
torongy 863. 
torony 873. 
tök 878. 
töklincze 782. 



tömlöcz 882. 
trücsök 121. 
tukma 881. 
tür 876. 
turbolya 864. 
turboncza 860. 
turbulya 864. 
turö 875. 
tüzok 874. 
tükör 877. 
tyükör 877. 
uborka 884. 
ücza 885. 
udor 525. 
udvar 154. 
udvamok 155. 
ugar 883. 
ugorka 884. 
ugräl 239. 
ugröcz 240. 
umorka 884. 
unoka 923. 
ür 886. 
uzbeg 248. 
uz80ima 887. 
vacsora 895. 
vacsora 897. 
Ydd 888. 
vadka 909. 
vajda 910. 
vajvoda 910. 
vdlyog 889. 
välyog 890. 
vänko8 891. 
väpa 892. 
varadics 915. 
varäzs 916. 
YarÄz8l6 916. 
var4z8ol 916. 
v4rda 893. 
vdrmegye 467. 
var8a 918. 
vasmacska 448. 
va8zka 912. 
vatka 909. 



vecsemye 896. 
veder 898. 
vella 901. 
vönicz 902. 
venyege 902. 
venyeke 902. 
venyige 902. 
venyike 902. 
ver6b 914. 
veröcze 156. 
veternye 896. 
viasz 913. 
viaszk 913. 
vidra 919. 
vihar 900. 
viheder 900. 
viher 900. 
vihetör 900. 
vihnye 920. 
Villa 901. 
vinkö 903. 
vinnye 920. 
virelya 806. 
vi8la 922. 
vi8nye 904. 
vit6z 905. 
vitla 906. 
vitorla 899. 
viza 921. 
viz8la 922. 
vod6r 908. 
vodka 909. 
vojnikio 911. 
vödör 898. 
vraz8lö 916. 
zab 934. 
zabla 935. 
zabl6 935. 
zabola 935. 
z&dor 924. 
zaha 932. 
z&kla 925. 

• 

zdklds 925. 
zalog 92G. 
z4lag 926. 



72 



Franz Miklosics. 



zanöt 927. 
z4r 930. 
z48zl6 928. 
z&tony 929. 
z4v4r 930. 
ziMz 759. . 
zobony 936. 
zOsnik 360. 
zsajtär 940. 
Z84lya 753. 
zsana 942. 
Z8ar&t 943. 



zsar&tnag 943. 
zsarä^tnok 943. 
zsöbre 931. 
zsejtär 940. 
zsel6p 950. 
zsellör 941. 
zsellye 937. 
Z8611ye 937. 
zsendicze 947. 
zsertelöd 938. 
zsöter 940. 
zsibr&k 939. 



Z8id6 946. 
Z8ikora 832. 
z8iUb 950. 
zsilip 950. 
Z8inäx 942. 
Z8iiiczicza 947. 
Z8ineg 948. 
Z8lr 949. 
Z8irka 949. 
Z8izs6k 956. 
Z8iz8ik 956. 
Z8i8ku 956. 



z8obr&k 939. 
z8olna 952. 
z8olt4r 953. 
z8omancz 954. 
Z80tär 940. 
zsubr&k 939. 
Z8urmöka 951. 
z8uniiol 951. 
z8uz8ok 956. 
Z8üzsak 956. 
zubbon 936. 
zubony 936. 



XV. Quellen. 

Ahlquist, A., Versuch einer Mokscha-Mordwinisclien Grammatik nebst Texten und 
Wörterverzeichniss. St. Petersburg 1861. 

Archiv des Vereins für siebenbttrgische Landeskimde. Hermannstadt 1848. lU. 
Alphabetarische Zusammenstellimg der sächsischen, ungarischen, walachischen und deut- 
schen Trivialnamen in Siebenbürgen wild wachsender oder allgemein cultivirter Pflanzen. 
177—208. 

Bartal de Belehäsa, G., Commentariorum ad historiam Status iurisque publici Hun- 
gariae medii aevi libri XV. Posonii 1847. 

Budenz, J.^ Über Miklosich, Lexicon palaeoslovenico-latinum: Nyelvtudomänyi 
közlem6nyek 1862. I. 306. Über JVIiklosich, Die slavischen Elemente im Rumunischen. 
1864. n. 468. Über Miklosich, Die Fremdwörter in den slavischen Sprachen. 1868. VI. 
299. A magyar 6s finn-ugor nyelvekbeli szöegyezösek VI. 374 — 478. 

Castren, M. A., Ethnologische Vorlesungen über die altaischen Völker. St. Peters- 
burg. Reisen IV. 1857. 

Dankovsky, Greg., Magyaricae linguae lexicon critico-etymologicum. Posonii 1833. 

Endlicher, St L., Rerum hungaricarum monumenta Arpadiana. Sangalli 1849. 

Engel, J. Chr. von, Geschichte des ungrischen Reichs imd seiner Nebenländer. 
HaUe 1797. 

Flora croatica von J. C. Schlosser und L. Farkas Vukotinoviö. Zagrabiae 1869. 

Fremdwörter. Fr. Miklosich, Die Fremdwörter in den slavischen Sprachen. Denk- 
schriften der histor.-philos. Classe. XV. 



Dl£ SLAYI8CHEN ElEVENTE IM MaOTARISCHEN. 73 

Gyarmathi, Sam., affinitas linguae hungaricae cum Unguis feimicae originis gram- 
matice demonstrata. Gottingae 1799. 

Jireöek, H., Das Recht in Böhmen und Mähren. Prag 1866. 

Eanitz, A., Versuch einer Geschichte der ungarischen Botanik. Halle 1865, Enthält 
3 — 12 die wenigen aus älterer Zeit erhaltenen magyarischen Pfianzennamen. 

Kelemen, E., Institutiones iuris hungarici privati. Editio secunda. Budae 1818. 

Eolbani, P., Ungarische Giftpflanzen. Pressburg 1791. 

Kollar, A. F., Historiae iurisque publici regni Hungariae amoenitates. Vindo- 
bonae 1783. 

Eresznerics, Fer., Magyar Szötdr. Buddn 1831. 1832. 

Leschka, St., Elenchus vocabulorum europaeorum cumprimis slavicorum magyarici 
usus. Budae 1825. 

Lesicon rumänescu-lätinescu-ungurescu-nemtescu. Budae 1825. 

Märton, J. v., Ungrisch-deutsches und deutsch-ungrisches Lexicon. Wien 1810. 1811. 

Matzenauer, A,, Cizi slova ve slovanskych fecech. V Bm6 1870. 

Molnär, A., Dictionarium latino-ungaricum. Noribergae 1604. 

Fariz Fäpai, Fr., Dictionarium latino-himgaricum. Tyrnaviae 1762. 

R6gi Magyar Nyelv-Eml6kek. Buddn ^1838. 1842. 

Renvall, G., Lexicon linguae finnicae. Aboae 1826. 

Rövay, I. N., Antiquitates literaturae hungaricae. Vol. I. Pestini 1803. 

Ritus explorandae veritatis seu iudicium ferri candentis, quo in dirimendis contro- 
versiis gens hungara olim utebatur. Editio post Claudiopolitanam a. MDL secunda uber- 
rimis notis illustrata: Adparatus ad historiam Hungariae sive collectio miscella monu- 
mentorum ineditorum partim, partim editorum, sed fugientium. Conquisivit, in decades 
partitus est et praefationibus atque notis illustravit M. Bei. Posonii 1735. I. 187 — 278. 
Das Denkmal stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert. 

Sbomik slovenskych närodnlch piesni, poVestl etc. I. Vo Viedni 1870. 

äembera, A. V., Zäkladov6 dialektologie ßeskoslovensk6. Ve Vldni 1864. 

Täjszötftr, Magyar, kiadta a' magyar tudös tärsasäg. Budän 1838. 

Thomson, W., Über den Einfluss der germanischen Sprachen auf die finnisch- 
lappischen. Halle 1870. 

Unger, Fr., Botanische Streifzüge auf dem Gebiete der Culturgeschichte. I. II. Wien. 
1857. Aus den Sitzungsberichten der mathem.-naturw. Classe. Band XXIII. XXr\^. 

Denktchriftan der p]ul.-lüit. CL XXI Bd. 10 



74 



Franz Mielosich. Die slavischen Elemente im MAaYABiscHEN. 



Verantius (Yranöid), Faustus, Dictionarium quinque nobilisBimarum Europae lingua- 
rum, latinae, italicae, germanicae, dalmatiae et ungaricae. Venetiis. Apud Nicolaum 
Morettum. 1595. Mit dem öechischen und polnischen vermehrt unter dem Titel: Dictiona- 
rium Septem linguarum 1606 von P. Loderecker in Prag herausgegeben. Dictionarium 
pentaglottum. ßecudi curavit Josephus Thewrewk de Ponor. Posonii 1834. 

Wiedemann, F. J., Esthnisch-deutsches Wörterbuch. St. Petersburg 1869. 

2ahotirek, L, Über die Fremdwörter im Magyarischen. Prag 1856. Vergl. Magyar 
nyelv^szet. Szerkeszti Hunfalvi Päl. Pesten. 1857. 11. 418 — 434. ßecension von Fdbidn 
Istvän. 



DIE 



SLAVISCHEN ORTSNAMEN AUS APPELLATIVEN.!. 

TON 

FRANZ MIELOSICH, 

WIHKUGBEM MXTOL1EOE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WIS8RM8CHAFTEN. 



YOBG£L£GT IN DER SITZUNG AM 10. JANNER 1872. 



Einleitung. 



Die Ortsnamen beruhen entweder auf Eigennamen, die Personen bezeichnen, oder 
auf Appellativen. Die aus Personennamen entspringenden Ortsnamen sind Gegenstand 
meiner im XIV. Bande 1 — 74 dieser Denkschriften veröffentlichten Abhandlung; die 
aus Appellativen hervorgehenden sollen in der vorliegenden Schrift in der Art erörtert 
werden, dass im ersten Theile einige die slavischen Ortsnamen aus Appellativen betref- 
fende allgemeine Sätze dargelegt, im zweiten hingegen die vorzüglichsten den Ortsnamen 
zu Grunde liegenden Themen mit einer genügenden Anzahl von daraus abgeleiteten 
Namen aufgeführt werden. Der zweite Theil soll nicht nur die allgemeinen Sätze des 
ersten Theiles begründen, sondern auch den Mitforschem ein umfangreiches und gesichtetes 
Material zur genaueren Prüfung dieses in mehr als einer Hinsicht wichtigen Theiles des 
Sprachschatzes bieten. 

Was mich zunächst bestimmt hat die Ortsnamen zum Gegenstande einer Unter- 
suchung zu machen, war der Gewinn, den ich davon für Grammatik und Lexikon erwartete. 
Ich bekenne indessen, dass dabei die Beobachtung mitbestimmend war, dass nicht leicht 
anderswo die willkürlichsten Deutungen so an der Tagesordnung sind wie auf dem 
Gebiete der Ortsnamen ; während manche, deren vermeintlicher Patriotismus ihr kritisches 
Urtheil weit hinter sich lässt, mit Hilfe von slavisch gedeuteten Ortsnamen die ehema- 
ligen Wohnsitze slavischer Völker weit über die Gränzen des Gebietes ausdehnen, das 
sie nach dem Zeugnisse der Geschichte inne hatten, legen andere den erweislich slavi- 
schen Ortsnamen Bedeutungen imter, gegen die sich jede besonnene Forschung sträubt. 
Ich will hier einige Erklärungen von Ortsnamen aus älterer und neuerer Zeit anführen, 
die die Zeitgemässheit einer derartigen Untersuchung darthun sollen, indem daraus ersicht- 
lich wird, dass man bei gutem Willen ohne viel Scharfsinn nach der bisherigen Methode 
alles, selbst Meka und Medina slavisch erklären kann, wie schon SafaHk bemerkt : , Jazyk 
slovansky tak jest bohaty a tak ohebn^, zasadis-li se o to üporng a zdpalJ$iv6, z ktereho- 
koli jm6na na svßtS, tirebas 2idovsk6ho anebo mexikansk6ho, pferusovänim listrojnych jeho 
2ivlüv, natabovänfm a pJfekrucovdnlm , slovem mu<5enim, pifedce naposledy v2dy ngjak6 
slovansk6 zvuky vynutls; ale ostoji-li to s pravdou, tof je ovsem jin4 otdzka.' Spisy 2. 417. 



10* 



76 Franz Mielosich. 

Es gibt in nicht slavischen Ländern Orte, die bei slavischen Völkern mit offenbar 
slavischen Namen bezeichnet werden, woraus man folgert, dass der Ort ehedem von 
Slaven müsse bewohnt gewesen sein. Die Folgerung wäre richtig, wenn der fragliche 
Name ursprünglich wäre; sie wird als unrichtig zurückzuweisen sein, sobald es sich 
zeigt, dass der Name auf slavischem Boden durch Umdeutung eines fremden entstanden 
ist* Venedig hiess bei den Serben ehedem benetbci; bbnetbkb, bbnetbci; heutzutage mleci, 
gen. mletaka; bei den Slovenen benetki; bei den Cechen benätky, ein Name, der in 
Böhmen, Mähren und unter den Slovaken oft vorkommt und den Jungmann für ein 
Appellativum hält und durch ,dalekd, stojicl vystouplä voda na zpüsob jezer*, Lagunen, 
ßtagna erklärt, worin ihm Sembera, Zäpadni Slovan6 196, beistimmt, indem er versichert, 
benätky sei ein Jm6no appellativni cistS 2esk6' und bedeute ,ni2inu u vody ßi misto mo- 
cdlovit6 i tak6 vodu vystouplou'. Diese Bedeutung glaubt man durch die Lage aller 
benätky genannten Orte beweisen zu können, ein Beweis, den ich nicht als erbracht 
anzusehen vermag. Darauf gestützt behauptet man, die alten Veneti seien ebenso Slaven 
gewesen wie die Gründer von Verona, das offenbar aus beroun entstanden sei. Andere 
jedoch meinen, benätky sei ein slavischer Ortsname, der mit Lagunen und Sümpfen 
nichts zu thun hat, sondern von dem mit dem Stamme ben zusammenhängenden Per- 
sonennamen benata (ben^ta) abzuleiten ist, und benetbki oder einen ähnlichen Namen 
hätten die Cechen durch Veränderung in das ihnen geläufige benätky sich mundgerecht 
gemacht, so wie der Deutsche Milano zu Meilan und dann zu Mailand umgedeutet hat. 
Vergl. meine Abhandlung: Die Bildung der slavischen Personennamen 14. Ahnlich ver- 
hält es sich mit dem Namen des Flusses Oder, Odra (amnis ditissimus sclavanicae regionis), 
indem es wahrscheinlich ist, dass sich die Slaven den dem OütaSpoc zu Grunde liegenden 
Namen durch Veränderung in das slavische Odra mundgerecht gemacht haben, ein Name, 
welcher auch sonst als Flussname vorkonmit: mrtva odra in Kroatien, Agramer Comitat. 
Sembera schliesst 127 aus odra auf den slavischen Ursprung von pDiaSpoc und meint 
XIV. mit seiner Schrift der bisherigen Verwirrung und Ungewissheit in der Urgeschichte 
der slavischen und illyrischen Länder glücklich ein Ende gemacht zu haben. Es sei 
mir gestattet, noch einige fremde, häufig für slavisch gehaltene Ortsnamen anzuführen: 
draCb, als Appellativum vepres, ist Dyrrhachium; duvno, das man von duhovno ableitend 
durch ,audaces, magnanimos procreans*, und, indem man es mit dunuti zusanmienstellt, 
durch ,ubi impetuose dominantur venti' erklärt, ist Delminium, daher der alte Name 
dlbmbno; logatec, das man von l^g'b abzuleiten versucht wäre, ist Longaticum-, sert ist 
Serrae; srödbcb Sardica; strumica SxpojJLCov; vid Utus u. s. w., lauter fremde Namen, 
denen die Slaven, einem allen Völkern ebenso gemeinsamen als natürlichen Zuge folgend, 
ein mehr oder weniger slavisches Gepräge aufgedrückt haben, durch das sich der Forscher 
nicht täuschen lassen darf. Man denke an drgnopolje neben endrenopolje und odrinb für 
Adrianopolis, kalipolje, nikopolje, tripoljo u. s. w. Bevor man daher Ortsnamen slavisch 
deutet, muss, unabhängig von slavisch deutbaren Ortsnamen, festgestellt sein, dass das 
betreffende Land von Slaven bewohnt war. Die Geschichte muss vor Allem ihr Urtheil 
abgegeben haben, da ja in den meisten Ländern, um die es sich handelt, Völker arischen 
Stammes gewohnt haben, Völker, deren Sprachen mit der slavischen sich aus denselben 
Wurzeln aufbauen. 

Den Namen der in Galizien zwischen dem Prut und dem Dniestr gelegenen Land- 
schaft pol. pokucie, aus dem klruss. pokute," leitet Stupnicki 2. von pokutowa^, büssen, 



Die slayischen Ortsnamen aus Appellativen, i. 77 

ab, indem er behauptet, dass die Römer Verbannte in die heutige Moldau, Walachei 
und in die Gegend von KoJomyja geschickt hätten: ,ci wi^c pokutowali w tym kraju/ 
Die wahre Ableitung ist die von dem in Ortsnamen häufig vorkommenden kq.t'B, klruss. 
kut, Winkel. 

Das allerdings dunkle ßech. krumlov, deutsch Krummau, wird von Stransk^ in der 
Respublica Bohemorum, Gas. 1834. 403, von mleti ker abgeleitet: kter6 se pr^ v tamSjSi 
zätoSinS vltavskö v ßasv dfenice z husta cpou. Derselbe meint, LitomSf ice, deutsch Leit- 
meriz, das auf den Personennamen IjutomörB zurückzuführen ist und den nach den Nach- 
kommen des Ijutomön benannten Ort bezeichnet, habe seinen Namen od vykfiknutl mly- 
näfova, jak mu xn&fice lito, jen2 byla do Labe pädia, ibid. 

Klruss. zvynyhorod in Galizien soll ehedem dyvhorod, divhorod geheissen haben, 
als Aufenthaltsort heidnischer Jungfrauen, die wie die Vestalinnen Koms das ewige 
Feuer imterhielten : dyvhorod, divhorod po pryßyni budto by mistnosf ta byia XyiySCem 
jazyCeskych div v rodi vestaJok, uderäujuSCych vignyj ohon. Nauk. Sbor. 1870. 39: 
der Name ist dunkel; der erste Theil desselben hängt wol mit zvBn (zvtnlti) sonare 
zusammen, wie swini in swinislawa, das Kosegarten 1040, man möchte fast glauben, 
scherzend durch Schweineruhm erklärt. 

Nsl. moravße, das mit morava Rasen zusammenhängt, soll von einer Göttin des 
Todes seinen Namen erhalten haben: Slovßnci so videli globoko, krog in krog s ßmim 
lesovjem obraslo dolino, zdSlo se Jim je kot prebivaliSCe boginje smrti, in zato so jej 
rekli MoravSka, in vasi, ko so jo ondi postavili, MoravCe. Trdina, Zgodovina 28. 

Velesovo, dessen wahre Form nicht ganz sicher gestellt ist, daher auch nicht mit 
Sicherheit gedeutet werden kann, soll nach dem Hirtengotte Vo1os:b, Velesi benannt 
worden sein: Slovönci so priSli do majhenih goric, na kterih je zlasti ovßja paSa obilno 
rasla, in tako so kraj in tudi vas, ki so jo zidali, po bogu Velesovo imenovali. ibid. 

Kopitar, Glagolita Clozianus LXX, schliesst aus dem Vorkommen des Ortsnamens 
Moravße in Krain, na moravfiem, deutsch der Moräutscher Boden, dass die Bewohner 
dieser Gegend Mährer gewesen seien: plane amplum territorium Moravorum, was ganz 
unrichtig ist; mit demselben Rechte müsste man die zahllosen poljana als polnische 
Colonien ansehen. Dass die 850 erbaute Stadt Pribina's Moseburch Morava genannt 
worden sei, ist nicht wahrscheinlich gemacht worden. 

Den Namen der Stadt Friesach in Kärnten brachte man ehedem mit der Stadt 
Virimum in Zusammenhang, indem man aus virunum virumsach und daraus Friesach 
entstehen Hess. Andere dachten an friesische Einwanderer, denen wieder jene entgegen- 
traten, die die Ableitung von ,frisch' vorzogen, dabei an frische Quellen denkend. Zu- 
letzt dachte man an das slavische visaka, d. i. visoka (vysoka) hoch, imd nahm folgende 
Metamorphösen an: visaka — visakah — vrisah — Friesach. F. L. Hohenauer, Die Stadt 
Friesach. Klagenfurt 1847. 7. Also vier Erklärungen, die eine so falsch, wie die andere. 
Richtig ist die Deutung aus br&za, die Birke. Die Stadt heisst noch jetzt bei den Slo- 
venen Kärtens Bröze betulae, in Friesach v brezach, eig. in betulis: die Verwandlung 
des slav. b in das deutsche f so wie die des 6 in i kommt auch sonst vor. 

Wenn B. Dudlk, Mährens allgemeine Geschichte I. 377, den Ortsnamen ßertoryje 
bei Olmüz dahin erklärt, derselbe bezeichne den Ort, wo die Schreiber der Runen Crsty 
wohnten, so wird es wol jederman schwer ihm hierin beizupflichten und ein ,Gewerk' 
heidnischer Runenschreiber anzunehmen: mir scheint vielmehr, dass unter ßrBtoryja 



78 Franz Miklosich. 

Maulwurfshaufen zu verstehen sind, indem krt und ßrt beide Maulwurf bedeuten dürften, 
da krt von Srtati kaum getrennt werden kann. 

Dass der Ortsname doloplazy als der von Bergleuten bewohnte Ort zu deuten sei, 
möchte sich auf die Erklärung des Wortes als ,die hinunterkriechenden' stützen, die mir 
so wenig einleuchtet, dass ich lieber meine Unwissenheit bekennen will. 

Von bilany, das nach Dudlk den Ort bedeutet, wo Leinwandbleicher wohnten, ist 
nur soviel sicher, dass es die Bewohner des Ortes, der von bölt den Namen hat, bezeichnet; 
von der Leinwand ist darin nichts zu entdecken. Im Allgemeinen ist zu bemerken, 
dass, solange wir auf die Sprache beschränkt sind, nichts weiter behauptet werden kann, 
als dass der Ortsname und das entsprechende Appellativum und daher auch die durch 
beide bezeichneten Sachen irgendwie zusammenhangen: die genauere Bestimmung des 
Zusammenhanges könnte sich nur aus historischen Quellen ergeben. Wenn daher der 
klruss. Ortsname iavoCne von iavka abgeleitet und behauptet wird, zwischen dem Orte 
iavoSne und iavka habe zur Zeit der Fixierung dieses Ortsnamens irgend ein Zusammen- 
hang bestanden, so lässt sich dagegen, vorausgesetzt, dass der Ortsname sich unverändert 
erhalten hat, nichts gegründetes einwenden: wenn man aber mit Nauk. Sborn. 1870. 77. 
den Zusammenhang dahin genauer bestimmt, an dem Orte hätten Sümpfe und Bäche 
das Legen von l^avky behufs des Überganges noth wendig gemacht, dla perechodu 
pokiadaJty fevky, so hat man bereits zu phantasieren angefangen. 

Die Insel, auf welcher Potsdam liegt, einst Theil des Landes Stoderania (Ztoderania) 
oder Hevellon, Heveldun, wird in der Urkunde von 993 insula chotiemuizles genannt. 
Cybulski 3. spricht sich nun über diesen chotiemuizl d. i. hotemysl'B in folgender Weise 
aus: ,Ich stelle hier mit aller Entschiedenheit zum ersten Male den Namen eines von 
der Geschichte nicht gekannten und genannten Volkshäuptlings oder Fürsten Chotimysl 
auf, und schliesse aus dem Übergange seines Namens auf die botreffende Landschaft, 
dass er dieselbe bei der Einnahme des ganzen Gebietes, das den Namen Stodorania 
bekommen, als seinen persönlichen Antheil in Besitz erhielt, mithin nicht nur als der 
erste Beherrscher der Insel, sondern höchst wahrscheinlich als Wojwodo, d. i. als Heerführer 
der in diese Gegend um 600, nach Abzug der Beste der Vandalen und Sueven, 
einwandernden Stodoraner anzusehen sei.^ Richtig ist, dass hotömyslt ein wie 6ech. 
chotSbor gebildeter slavischer Personenname ist, und aus der angeführten Urkunde ergibt 
sich, dass die Insel nach diesem Namen benannt wurde: alle Polgerungen aus diesen 
beiden Daten sind jedoch unerwiesene und unerweisbare Behauptungen, die auf dem 
irrigen Satze beruhen, als ob die Personen, nach denen Orte benannt wurden , eine 
hervorragende Stellung eingenommen haben müssten. Ein anderer Ortsnamenforscher, Gas., 
1834. 404, meint, die Slaven seien bestrebt gewesen, das Andenken an ihre verdienst- 
vollen Landsleute und ausgezeichneten Männer durch Ortsnamen zu verewigen (osadnim 
jm6nem zveßniti se usilovali). 

Safafik, Staro2itnosti 2. 471, beruft sich zum Beweise, dass die pannonischen Slaven 
ßechischen Stammes gewesen seien, auf einige auf ic auslautende Personennamen, auf 
das angebliche Einschiebsel des d in dem Gaunamen dudlebi, endlich auf den Namen 
des Neusiedlersees zur Zeit der Einwanderung der Magyaren, der nach Katancsich 
1. 301. mutno gelautet hat, nicht etwa cyrillisch m^tbno, noch auch karantanisch motno. 
Den Beweis jedoch, dass Mutenum, Itiner. Ant. 233. 266, wirklich den Neusiedlersee 
bezeichnet, und dass es mit der aslov. Wurzel m§t und dem Adjectiv m.t\thn'h zusammen- 



Die slayischen Ortsnambn aus Appellativen, i. 79 

hängt, hat weder Katancsich noch SafaHk geführt. Derselbe ist, Staroiitnosti §. 28. 14. 
§. 44. 6, nicht abgeneigt Stodor, das in Krain am Fusse des Triglav (Stoder), in Steier- 
mark (Stoder, Stoderalpe, Stoderwald) und in Oberösterreich (Vorder- und Hinterstoder), 
an der Havel (Stoderania, quae Hevellim dicitur) und auf Rügen (Ztudor) sich findet, 
mit einem Gotte stod, von dem auch der Name des Festes stodo, stado abzuleiten sei, 
dessen Vorkonmien bei den Slaven jedoch mehr als zweifelhaft ist, wenn auch im suz- 
dalischen stod Gott bedeuten sollte, in Zusammenhang zu bringen, während Lelewel, Völker 
im Slavenlande vor der Gründung Polens, Posen. 1853, meint, dass, wenn der Name 
Stodorani mit stodo, stado eine Verwandtschaft hat, damit einfach das Volk selbst stodor, 
das ist ,eine grosse Volksheerde* genannt wird. Es ist dies einer von den ausserordent- 
lich zahlreichen Ortsnamen, hinsichtlich deren der besonnene Forscher lieber seine 
Unwissenheit eingestehen als zu unerweisbaren Behauptungen oder zu phantastischen 
Deutungen seine Zuflucht nehmen wird. 

Von der Ansicht ausgehend, dass auch bei der Erklärung der Ortsnamen sich die Ver- 
gleichung der sla vischen Sprachen mit einander als nützlich erweisen werde, habe ich, soweit 
mir verlässliche und ohne grossen Zeitverlust benutzbare Quellen zu Gebote standen, die 
Ortsnamen aller slavischen Länder berücksichtigt. Der Mangel verlässlicher Quellen 
nöthigte mich von den bulgarischen Ortsnamen fast ganz abzusehen, und das gar zu 
sehr zerstreute Material für die Topographie des von den Grossrussen bewohnten Theiles 
Russlands erlaubte mir von den grossrussischen Ortsnamen nur ziemlich wenig aufzu- 
nehmen. 

Ich habe mich nicht blos auf die eigentlich so genannten Orte beschränkt, sondern 
auch Berge, namentlich jedoch die von den Orten schwer trennbaren Bäche und Flüsse 
in den Kreis meiner Untersuchung gezogen. 

Wo es sich um alphabetische Anordnung handelt, habe ich die vorhandenen oder 
erschlossenen altslovenischen Formen angewandt; dasselbe ist der Raumersparniss wegen 
einigemal auch sonst geschehen, um nicht die Formen der verschiedenen slavischen 
Sprachen anführen zu müssen. 

Die von mir behandelten Ortsnamen haben regelmässig die ihnen gegenwärtig 
zukommende Form; die älteren Formen habe ich angeführt, so oft sie mit Sicherheit 
aufgestellt werden konnten. Ich glaube nicht, dass dadurch, dass in den meisten Fällen 
von den jetzigen Formen ausgegangen worden ist, der Sicherheit der Erklärung Abbruch 
geschehen sei, indem Vergleichungen darthun, dass sich die slavischen Ortsnamen im 
Laufe von Jahrhunderten nur selten verändert haben. Der Grund dieser Unveränder- 
lichkeit ist darin zu suchen, dass die meisten slavischen Ortsnamen einfach, uncomponirt 
sind, und in der geringen Wirkung des Accentes. Anders ist es bei den deutschen 
Ortsnamen, die regelmässig componirt sind und auf deren Form der Accent eine so 
gewaltige Wirkung ausübt, dass vulfis zu If, Is, fs, 1, f geschwächt wird: Melverode 
aus Meinolvesrode, Gundelsheim aus Gundolfesheim, Rudolstadt aus Rudolfesstat, Alsleben 
aus Adalolfesleiba, ja dass vulfis ganz verloren geht: Altstätten aus Altolvesteti. Förstem. 156. 

Gern hätte ich von den germanisirten slavischen Ortsnamen eine grössere Anzahl 
erklärt, als geschehen ist; allein in sehr vielen Fällen ist die Erklärung höchst unsicher, 
vorzüglich gilt diess von jenen Namen, die uns nur in der heutigen deutschen Form bekannt 
sind. Wer würde in Pilten (auf der Pilten in Olmüz) und in Zarten (in den Zarten, gleich- 
falls in Olmüz) bSlidla und zährobi vermuthen? Man kennt jedoch glücklicherweise bei 



80 Franz Miklosich. 

beiden Wörtern die Stufen, durch welche sie hindurchgegangen sind: bSlidla: 1450 of 
der bielidl; 1546 auf der belitten-, 1564 auf der Piliten; jetzt auf der Pilten; z&hrobl: 
1417 in einer lateinischen Urkunde zahrobia; 1456 in einer deutschen Urkunde ,in der 
czoraden'; 1564 ,in der zoheretten'; 1584 ,in czarethen*; jetzt in den Zarten. Sembera, 
Zäpadni Slovanö 373. Wie wenig die deutschen Formen genügen, um die ihnen zu 
Gnmde liegenden slavischen Formen zu erschliessen, ergibt sich aus der Vergleichung der 
nachfolgenden, deutschen und slavischen, speciell cechischen Ortsnamen, deren Zusammen- 
gehörigkeit feststeht: Blauendorf bludovice, Bogenau bohunov, Wussieben bohuslav, 
Böhmen bohyne, Dürrmaul drmaly, Qualen chvalov, Quon chbany, Quickau kvltkov, 
Ellbogen milbohov, Mlatz mladotice, Niesenbahn neznabohy, Hotzenplotz osoblaha, Pöm- 
merle povrly, Schaab psov, ßothmühl radimSf, Rothwurst ratibof, Schmeisdorf smichov, 
Soborten sobSdruhy, Oberklee sobSchleby, Zwetbau svatobor, Aussee üsov, Frauschille 
vraho2ily, Schemel vsemily, Filzlaus velislav u. s. w. Sembera 139* 373, 3,74. 

Der erste Theil der Abhandlung betrachtet I. die den slavischen Ortsnamen zu Grunde 
liegenden Vorstellungen; II. die Form der slavischen Ortsnamen; ^III. das Verhältniss der 
slavischen Ortsnamen zu den daraus entstandenen anderer Völker; IV, den Ertrag der 
Ortsnamenforschung für die Grammatik. 



Erstes Oapitel. 
Die den slarischen Ortsnamen zu Grunde liegenden Yorstellongen. 

Die den slavischen Ortsnamen zu Grunde liegenden Vorstellungen sind: I. Boden. 
II. Wasser. III. Pflanzen. IV. Thiere. V. Farben. VI. Umzäunung und Haus. VII. Be- 
schäftigung. VIII. Werkzeuge. IX. Völkernamen. X. Politische Einrichtungen. 

I. Der Boden, dessen Gestaltung, die Stoffe, aus denen er wesentlich besteht, 
bestimmte Beschaffenheiten desselben, seine Eigenschaft als wüst oder angebaut, alles 
dies liegt zahlreichen Ortsnamen zu Grunde. Der allgemeinste Ausdruck für Berg ist 
gora, das jedoch neben dieser Bedeutung, dem litauischen gire gleich, im serbischen 
auch die ,Wald' hat; daneben findet sich mit der Bedeutung ,Berg* ein halb verschollenes 
Wort: del:b; serb. kosa wird als eine Art Berge erklärt; planina ist die Alpe. Ebenso 
zahlreich sind in Ortsnamen die Vorstellungen Hügel, Haufen: bregi, dessen älteste 
Bedeutung Ufer war und das im nsl. hie und da gora fast verdrängt hat; brsdo; glava, 
eigentlich Kopf, Haupt; nsl. griß; gr:bbi, hl:bmi; nsl. hrib; kopa, kupa, mogyla neben 
dem daraus entstandenen gomyla; nsl. reber, das dem deutschen Leiten, ahd. hllta, ent- 
spricht; hrebla agger; vrBh:5 imd das als Appellati vum seltene rbVb bedeuten Gipfel, 
Spitze. Daran schliesst sich vysok:B hoch an mit seinem Gegensatze niz:Bk:5« Die Vor- 
stellung steil str:bms liegt vielen Ortsnamen zu Grunde: selten ist i^ech. üboc f. Abhang. 
Der Kamm des Gebirges heisst grebenb. In diese Reihe von Motiven der Ortsnamen 
gehören auch rogü Hörn, nos:b und nozdrt Nase, Förstem. 47, vielleicht auch noga Fuss. 
Der Gegensatz des Berges ist in nicht minder zahlreichen Ortsnamen vertreten. Der 
allgemeinste Ausdruck für Bodensenkung ist dol'b Thal mit %dolB, podolije, prodolb, 
dolina und razdolije; dieselbe Vorstellung bezeichnen draga, dtbrB, cech ouval. Ein 
engeres Thal wird durch 2r61o, gr:blo, eigentlich Kehle, Butt. 41, s^tSska Engpass und 



Die slayischen Obtsnamen aus Appellati yen. i. 81 

durch das aus dem griechischen aufgenonaunene klisura bezeichnet; von geringer Breite und 
durch die Thätigkeit von Menschen hervorgebracht sind prekopt, roTB und prSrorB, zarorB; 
desgleichen s:sp:B und zas^p^. . Eine ringsum von Bergen umschlossene Bodensenkung 
ist ein Kessel kotlt. Förstern. 52, dem koryto, eigentlich, Trog, in Ortsnamen nahe zu 
stehen scheint; polog^B bezeichnet geradezu ein Kesselthal. Eine solche Bodensenkung 
von geringem Umfange ist eine Grube jama, prokop'B, propastB; serb. rupa; hieher gehört 
wol auch prßgynja. Nur in der Richtung unterscheiden sich davon die Höhlen pestb, 
pestera, duplja und das entlehnte spila aiciQX.atov. Diese Dinge sind weit oder eng, Sirok'E 
oder tösbuB. Der Mangel der Erhöhung oder Senkung bewirkt die Ebene: ravbnt eben 
und ploskt flach. Förstem. 62. Den Winden ausgesetzte Orte werden nach v§trb benannt. 
Der von aller Verschiedenheit der Gestalt des Bodens abstrahierende, nur die Ausdehnung 
bezeichnende Begriff wird durch strana ausgedrückt; noch allgemeiner ist mesto Ort, in 
manchen Sprachen germanisierend Stadt; femers durch kraj, das eigentlich, wie das 
deutsche Ort, Band margo bezeichnet, der durch kontcb Ende noch bestimmter ausge- 
drückt wird, Förstem. 73, neben dem auch sröda die Mitte hier seine Stelle finden möge. 
Hieher gehören auch ^gl:b und k^jtt, die wie Ecke und Winkel angewandt werden. 
Förstem. 71; klin:& Keil ist vielleicht mit hobott Schwanz ebenfalls hieher zu ziehen. 
Eine durch die Thätigkeit des Menschen bewirkte Veränderung des Bodens stellen auch 
die Wege dar: cSsta, stbza mit raspq-tije Kreuzweg; plaz ist cech. ein schlüpfriger Weg. 
Von den Stoffen tritt am häufigsten auf kament Stein; fast ebenso häufig kremenB Kiesel; 
femer pesik^B Sand; gri^B Kiessand, welches fremd ist; glina Lehm; die Ausdrücke für 
Fels bradlo, krBsb, opoka, skala; mramors Marmor, brüst und osla Schleifstein; irhny 
Mühlstein, vaptno und klakt Kalk; ferners Metalle kruSbCb: ruda, eigentlich das rothe, 
wol Erz; srebro Silber, zlato Gold, 2elözo Eisen, s^ra Schwefel, solb Salz und slan 
salzig; man füge hinzu ^glb Kohle, pskl'B und smola Pech; endlich ledt Eis und stbklo 
Glas; ploßa Platte. Man vgl. griech. d{xa6oöc, xpöxtov 'icsStov. Woran die Eigenschaft 
bei der Ortsnamengebung haftet, ist nur in jenen Ortsnamen erkennbar, in denen 
mit dem die Eigenschaft bezeichnenden Worte der Name des Trägers derselben ver- 
bunden erscheint: mala gora, krivoglavci. Dieser Fall bildet im deutschen die Regel, im 
slavischen die Ausnahme. Die hieher gehörenden Wörter sind veliki& gross, debel^B dick, 
tlisti, wol in gleicher Bedeutung; femer mal:b klein, krq,pt, das gleichfalls klein bedeutet, 
hud^B gering. Eine andere Reihe von Eigenschaftswörtern bezeichnet die Form: kriv:B 
krumm, krq^t^B gewunden, obl^B und okr£|;gl:B rund, ostrB spitzig, sirokt breit, dVsffb lang, 
gl^bok'B tief: hieher ziehe ich auch krqjg'B, okol'B und razvorB Kreis, während ohods 
auch einer andern Deutung fähig ist; kahl ist gol'B und lyst; wobei auch plSSB Kahl- 
heit zu erwähnen ist; ßisfeB rein ist in der Volksepik Epitheton baumloser Flächen: 2isto 
polje; suh^B dürr und mokrB nass finden sich häufig. Desgleichen pustB wüste, cech. 
plan;^; ähnlich das nur von Thieren gebräuchliche jalovtB unfruchtbar: das Gegentheil 
scheint durch dobrB ausgedrückt zu werden. Häufig sind auch die auf den Vorstellun- 
gen ,warm' und ,kalt* beruhenden Ortsnamen: toplt und mrBzl^B, studenis und zima. Von 
fiiössendem Wasser hergenommen scheinen bystrB hell, lauter und m^i.tBn'B trübe, femers 
die mit brBz-B schnell und Ijuti, wol in gleicher Bedeutung, so wie die mit glas!B Geräusch, 
zvizd-B und zvBnöti zusammenhangenden Namen; die Vorstellung von geräuschlos dahin- 
fliessendem Wasser liegt vielleicht dem tihi ruhig, still und dem gluhi, eigentlich taub, 
zu Grunde. Mit Wasser möchte auch slant salzig imd kyselt sauer zusammenzustellen 

D«iikMhrift«ii der phil.-histor. a. XXI. Bd. 11 



82 Fbanz Miklosich. 

sein. Neu und alt, novi und starB, sind von häufiger Anwendung. Durch slSp^, eigentlich 
blind, wird wol Dunkelheit ausgedrückt, was bei tbma offenbar der Fall ist. Zweifelhaft 
sind namentlich mlad-B, wol in der Bedeutung zart, weich, tvnd'B hart und gnil'B 
faulend. Jüngern Ursprunges, sind die sentimentaler Naturbetrachtung verdächtigen mit 
lepi schön, krasa Schönheit zusammenhangenden Ortsnamen. Ob ein Ort den Sonnen- 
strahlen ausgesetzt ist oder im Schatten liegt, wird nicht selten ausgedrückt, jenes meist 
durch prisoije, dieses durch osoj und senbca : nsl. senßni graben Schienzengraben Kämt., 
koprivna proti solncu Koprein Sonnseite und koprivna v osojah Koprein Schattseite 
Kämt., senci (vielleicht 8&n(^ni) kraj Schattenberg Kämt., Lasach Schattseite und Sonn- 
seite Kärnt. und sonst häufig in Kämt.-, Lassing Schattseite und Sonnseite Steierm. Wo 
gepflanzt oder gesäet werden, soll, da muss vorher der Boden von wildem Holzwuchse befreit 
werden. Dies geschielit durch Ausreuten und Verbrennen. Auf diesen Thätigkeiten 
beruhen mehrere Ortsnamen : krsf^B Rodung, eigentlich Stamm stipes, und trßbiti reinigen, 
in den Ortsnamen wol ,roden' sind die allgemeinen Ausdrücke dafür ; porab'B mit prSr^b^B 
und prors^ba, pascka und prosSka beziehen sich, wie deutsch Hau und Schlag, Förstem. 
79, auf das Aushauen, während alles was mit goreti (pogorgti, progorßti, s^gorßti), 2eSti 
(po2ega), 2ar^ (poäarB), und mit paliti (opaliti, s'Bpaliti, pale&) zusammenhängt, ähnlich 
dem deutschen Brand und Seng, Förstem. 79, das Ausbrennen voraussetzt; fremd ist rot, 
ahd. riuti, bair. reut, und wahrscheinlich^ auch laz^B, ungeachtet seiner Verbreitung durch 
fast alle slavischen Länder. Die durch Roden erzeugte Waldlichtung wird durch mit 
svetl'B licht zusammenhangende Ausdrücke bezeichnet. Der bebaute Boden ist ralija, 
njiva, lan'B und polje, poljana: hieher zu ziehen sind wol auch opolje und orava. Der 
unbebaute Platz heisst cßlina oder l^dina. Was dem Graswuchs überlassen wird, heisst 
drEn-B Rasen, Sech, oupor Rasenplatz; trata, das aus dem deutschen stammt, paiitb, seno- 
i§tb, travsnik'E und livada, das aus dem griechischen entlehnt ist; pastva und iirb 
bezeichnen die Weide, ebenso wie cech. oulehl6 Hutweide; hieher ziehe ich auch blana. 
Ebenso pust'B und Sech, plan5^ Das Brachfeld wird bezeichnet durch lom'B, 6ech. ouloh; 
prelogB ist der Abacker. Specielle hier in Betracht kommende Ausdrücke sind: gruda 
Scholle, jutro Morgen Landes, Förstem. 105, so wie pogon^b, zagon'B, ujazdt, zajazd'S. 

n. Das allgemeine Wort für Wasser wird nicht selten allein, meist jedoch entweder 
in der Composition oder in Verbindung mit Adjectiven angewandt. Häufiger findet man 
die Vorstellung Quelle : izvors, vrßlo und vrutbkb, asl. vielleicht vr4ti>k'B, von vrSti bullire 
und scatere; klokot'B, grohofeB und sopot^b, das wie das ahd. klinga, klingo die Quelle 
als rauschend, sprudelnd, studenbCb, das sie als kalt, frisch bezeichnet; krynica, das 
ebenso wie stublb seiner wahren Bedeutung nach dunkel ist; und klad^zb neben klade- 
nbCb, das wol aus dem deutschen entlehnt ist; endlich ^blb, bulg. viblb, das mit aind. 
ambh-as, amb-u Wasser zusammenhängt, und meäa, das von mbz (mzSti stillare) stammt, 
nicht etwa mit bair. Mies für Moos identisch ist. Mit Wasser hangen die Begriffe ,na8s' 
und ,feucht' zusammen: mokrb, surov:b, äid'bk^b. Das fliessende Wasser heisst potok'B und 
rSka; preval^b, ßech. p^ival, bezeichnet den Giessbach; bystra, bystrica enthält die Vor- 
stellung des klaren, lauteren, schnell dahinfliessenden Wassers: vgl. Lauterbach. Endlicl) 
sind das deutsche Seife Bergwasser, und jarbki, wol ein Wassergraben, zu erwähnen; 
der Ort, wo zwei fliessende Wasser sich vereinigen, heisst s%stan:bki> oder si&toka; wo 
sie auseinandergehen, rastok^b; wo sich ein solches unter der Erde verliert, ponikva oder 
ponor:b, vielleicht auch nora. Die in der Sprache nicht leicht auseinander zu haltenden. 



Die slayischen Obtsnamen aus Appellativen, l 83 

sachlich so verschiedenen Begriffe lacus und palus, See und Sumpf, die in den Orts- 
namen eine so bedeutende Rolle spielen, werden bezeichnet durch jezero, blato, pleso, 
lokva, l^ka, das oft dem deutschen Au in der Bedeutung eines bewässerten Wiesengrundes 
entspricht, lu2a, slatina, mlaka, moCvar, bara und bagno. Hier mögen auch die ,Koth' 
ausdrückenden Worte erwähnt werden, deren Gebrauch in Ortsnamen sehr häufig ist: 
brBnije, glöbt, gr§zb, ilt, kal'B, klanbCb, das ausserdem auch einen Engpass bezeichnet, 
m^iti^, tim@no. Der regelmässige Lauf des Flusses oder Baches ist tok'B, vielleicht auch 
struga \ind slap^B, das in einigen Gegenden einen Wasserfall bezeichnet; virb ist der 
Wirbel; kljußb wol eine Biegung des Flusses; vielleicht auch lak'Btb. Das als Appella- 
tivum unnachweisbare pretok'b ist vielleicht mit ßech. prütok Durchfluss von gleicher 
Bedeutung. Die Seichtigkeit des fliessenden oder stehenden Wassers wird durch mel'b 
oder durch plit^bki ausgedrückt: brod'b ist die Furt. Die technischen Verwendungsarten 
des Wassers haben ihre besonderen, in Ortsnamen nicht selten vorkommenden Namen: 
moßilo Flachsröste, rybmik'b Fischteich; pojilo Tränke, banja Bad und, wegen des darin 
befindlichen Wassers, Bergwerk; dunkel ist seiner Bedeutung nach das in Ortsnamen 
häufige stava, Sßava; ropa ist kiruss. Salzwasser. Stltp^b bezeichnet im ßech. als slup eine 
Vorrichtung zum Fischfange im Flusse, ebenso raka und pol. tonia. Mit dem Wasser 
zusammenhangende Vorrichtungen sind auch prevozi überfuhr neben provoz'b und 
most'b Brücke; ebenso mlyn'b Mühle; russ. voloki und perevoloka ist die Strecke zwischen 
zwei schiffbaren Flüssen, über welche die Fahrzeuge geschleppt oder Waaren verfahren 
wurden. Die Insel hat nach Verschiedenheit der Sprachen verschiedene Namen: ostrov^b, 
otok'b, zatok:b, vyspa; vielleicht gehört hieher auch pr6s:bpa; pr^^di, eigentlich Sand und 
sandiges Ufer, dient auch zur Bezeichnung der Insel und nimmt pol. die Bedeutung 
Strömung an. Die Mündung endlich heisst ustije, ahd. mund, gamundi. Wehr und Damm 
werden auf verschiedene Art bezeichnet: gatb, jaz'b, das als jez serb. auch Canal bedeutet; 
stavi, das pol. staw auch Teich heisst; 2leb:b ist der Canal. 

III. Häufig sind die von drßvo Baum abgeleiteten Ortsnamen; viel häufiger jedoch 
diejenigen, die eine Vereinigung von Bäumen imd Sträuchern, die Vorstellung von Wald, 
Hain, Gebüsch und ähnliches enthalten: borSt d. i. Forst; ßrSt'b, das nach Jarnik eine 
simipfige Waldung bedeutet; d^jbrava, gaj, grtmt, gvozdb, hosta; hvrast'b, in alter Zeit 
Gebtisch, Reisig, heutzutage nsl. als hrast Eiche; k:brb Gebüsch; Iskg'h^ les:b; meida, das 
nicht nur die Gränze, und dies ist die eigentliche Bedeutung, sondern auch nsl. Unter- 
wald bezeichnet, und dadurch ein Seitenstück zu dem deutschen marka bildet, in welchem 
sich gleichfalls beide Bedeutungen verbinden. Förstern. 55. 101; Suma. Man füge hinzu 
sad^b Garten. Häufiger als die Obstbäume dienen zur Ortsnamengebung die Bäume 
und Sträucher des Waldes : bort Kiefer, Kieferwald, womit deutsch Tanne und der Tann 
verglichen werden kann; brßst'b Ulme, bröza Birke, brinje Wachholder, buky Buche, ^bbz:b 
Holunder, cerb Zerreiche, Cesvina serb. eine Art Eiche, russ. als Cesmina ilex Steineiche, 
padub'b; Cremha prunus padus Traubenkirsche; dgjjb^b Eiche, auch Baum; glogb Crataegus 
Weissdom; grab:b carpinus betulus Hainbuche; hvoja Kiefer, Fichte, Tanne; ilbmi Ulme; 
iva Salix alba weisse Weide, Felber; jablant m. serb. populus pyramidalis Pyramiden- 
pappel; jagn^db Pappel; jasen'b Esche; javorb Ahorn; jela Tanne; kalina ligustrum Rain- 
weide; klen'b Ahorn; lipa Linde; olbha Erle; osa, osika Espe; rakyta salix caprea Sahl- 
weide; skrobotb clematis vitalba Waldrebe; smoky Feige; smrdljika serb. eine Art Baum: 

vgl. pol. smrodynia prunus padus; smrbkt pinus Kiefer; sosna Fichte, Tanne; svib, sviba 

11* 



84 Franz Miklosich. 

neben svid, svida comus Hartriegel; tis'b taxus Eibe; topola Silberpappel; •trBn:b Dom; 
tr&stb Rohr; v^z'b Ulme; vrBba Weide. Seltener sind die Obstbäume in den Ortsnamen 
vertreten: SreSnja Kirsche; dren'b Kornelkirsehe ; hruSa Birne; jablanb, jablibko Apfelbaum; 
kostanj Kastanie; oreh^B Nuss; oskoruSa sorbus aucuparia xmd domestica die gemeine 
und die Garten-Eberesche; sliva Pflaume; viSnja Weichsel und allgemein voätije Obst. 
Möge sich hier vino Wein, Weinrebe anschliessen. Auch die Getreidearten finden in 
den Ortsnamen Anwendung: pbSenica Weizen; T'hi.h Roggen; sirb sorgum vulgare Moor- 
hirse; ovbs'B Hafer; man füge hinzu m^kyna Kleie und pol. jagiy Hirsegrütze: so findet man 
auch trava Gras; seno Heu; otava Grummet und slama Stroh. Auch andere nutzbare 
Pflanzen sind nicht selten: bob:b Bohne; dynja Melone; grah'B Erbse; loStika Lattich; 
luk:b Zwiebel; maki> Mohn; retk'bvb Rettich; repa Rübe; ebenso jagoda Erdbeere; ki^pina, 
ostruga rubus fruticosus Brombeerstrauch; malina Himbeerstrauch; g^ba und grib:b 
Pilz; hmelb Hopfen und broStb rubia tinctorum Krapp; konoplje Hanf. Man merke 
ausserdem brbSleni Epheu; cemerb cicuta Wasserschierling; kopriva Brennessel; koprb 
Dill; kostreva Rade; k^kolb Schwarzkümmel;, l^ska Haselnuss; lopuhi» Klette; metlika 
Beifuss; praprot'b Farnkraut; ?eeh. ?e¥icha Gartenkresse; rogoz'b, SaSs Riedgras; ruj Per- 
rticken Strauch ; situ Binse; vres'b erica Haide; ebenso dracb, dra&a Domstrauch und m'Bh:b 
Moos. Spärlich sind die Blumen vertreten: bosilije Basilienkraut; hoinvh Päonie; kovilije 
Pfriemengras; Stiptk^b Rose. Mit den hier genannten Begriffen hangen auch zusammen deg'Btb 
Birkentheer, Harz; imela und 16p:b Vogelleim; r§sa iulus Kätzchen (am Nussbaum); Siba 
Ruthe; loza Rebschoss; kyta Zweig; lubt Rinde; lyko Bast; korenb Wurzel; pbnb Stamm; 
parez'b der untere Theil des Stammes; iddr gespaltenes Holz. Von der Dichtheit der 
Pflanzen haben wol die mit 2§st:b und g^st'b zusammenhangenden Ortsnamen ihren 
Ursprung. Man vgl. griech. atystpooaa, d/£p5oö;, ßartat, 8öva$, Sovaxcov, 8p6|JLOC-^durch den 
Accent von 8pü|JLÖc unterschieden), Spo{xa{a, Spooöaaa, sXareta, xap6at, xspaaoOc, xpdvsta, 
xpo|x|xüa)v, |xapa8a)v, olvoöc, oivorpoza, xttooöc, ictxüoöaa, icXaravtaxoOc, 'icotT^saaoL, xpivoc, 
TzxB^ia, ';c'C£)vc6v, ico^oöc, asXtvoöc, atSoöc, atxütov, ayotvoöc, yaxoöaaa, «yTjyoöc, <p7]Yata u. s. w. 
IV. Das Thierreich ist in den Ortsnamen aller slavischen Länder reich vertreten. 
Ich führe vor allem die Hausthiere an: die allgemeine Bezeichnung dafür ist skoti»; für 
Rind gov§do; der Stier heisst byk'b, der Ochs vol'b, die Kuh krava; das Kalb tel§. 
Nicht selten ist konb das Pferd und kobyla die Stute : ein altes Wort für Stute ist svre- 
pica, eigentlich die brünstige, das im älteren polnisch Äwierzepa, preuss. sweriapis, lautet. 
Ovbca und baran:b das Schaf xmd der Schafbock; koza und kozl-b die Ziege und der 
Ziegenbock; svinija das Schwein. Kokoti, kurb und pStelin:b der Hahn; g^sb die Gans; 
ogarb der Windhund; maSka die Katze. Auf die Hausthiere lasse ich die wilden Thiere 
folgen: der allgemeine Ausdruck dafür ist zv&rb; ihr Lager heisst brblog'b. In den Orts- 
namen finden wir den lÖüffel und den Eber, byvol:b und veprb, vertreten. Interessant 
sind in den Ortsnamen die in den weitesten ICreisen verbreiteten Spuren der nun 
entweder ganz ausgestorbenen oder dem völligen Aussterben nahen Thiere, wie des Auers ' 
und des Wiesents, turb und Z2|jbr:b: vgl. Förstemanns Bemerkungen 145 über ür und 
wisunt, sowie über elah und scelaho. Häufig sind der Hirsch und die Hinde, jelenb und 
koSuta, ebenso das Reh srbna; losb cervus alces Elenthier findet sich sogar in Dalmatien 
und Herzegovina, wenn, wie ich glaube, losica und losnica damit zusammenhangen. Häufig 
sind der Fuchs, Bär und Wolf, lis:b, medvedb und vl'bk'b. Man findet auch den Hasen 
zaJQCb; den Marder kuna; pl:bh'b die Billichmaus und den Igel jeXb: das Lager dieser 



Die slavischen Ortsnamen aus Appellativen, i. g5 

Thiere scheint durch jazvina, jazbina ausgedrückt zu werden, obgleich dieses Wort unmittel- 
bar mit jazvbcb Dachs zusammenhängt. Man füge hinzu die Otter vydra und den Biber bbbn, 
welches letztere Thier in früherer Zeit in der Wirthschaft der osteuropäischen Völker eine 
grosse Rolle gespielt hat, die dessen häufiges Vorkommen in Ortsnamen genügend erklärt. 
Vgl. Förstem. 145. Daran reihen sich der Maulwurf krtt'B, mit dem ich das ganz anders 
gedeutete drbtoryja in Verbindung bringe. Auch eine grosse Anzahl von Vögeln ist 
in den Ortsnamen nachweisbar:^ selten finden wir den allgemeinen Ausdruck dafür, p^btica; 
häufiger die speciellen Bezeichnungen; von häufiger Anwendung sind vor allem die 
Raubvögel: jastr^bb, kanja, kraguj, orblib; nsl. postojna Steinadler; ss^pB, sokol:b, was 
mit dem ehemaligen Waldreichthum zusammenhängt. Die andern in Ortsnamen nach- 
weisbaren Vögel sind gogolb Quakerente, gol^bb Taube, jer§bb Rebhuhn, kavbka Dohle, 
kos-B Amsel, lebedb Schwan, sova Nachteule, 8tr'bk:b Storch, svraka Elster, vrabij Sper- 
ling, vran^B Rabe, vyrb Uhu, 2eg2ulja Kuckuck, Xeravb Kranich. Jaje, das Ei, bezeichnet 
wol nur diß Form von Bergen., Dass die Bienenzucht ehedem von viel grösserer Bedeu- 
tung^ war als heutzutage, erhellt daraus, dass es 965 im Gau Lusizi Honigzehnten und 
vollständig organisierte Gemeinden von Zeidlern und abgegränzte Bienenhaiden unter 
Altesten und einem ,Bienrichter' Schuppan (äupani) gab. Neues Lausitz. Magazin 1856. 
vol. XXX. 245. An die Biene büßela lassen sich noch folgende in den Ortsnamen ver- 
tretene Ausdrücke anreihen: brbtb Bienenbeute, stebbniki» Bienenkeller, ulijanik'b Bienen- 
stand und medib Honig. Der allgemeine Ausdruck für Fisch ryba ist häufig in Orts- 
namen, seltener sind die speciellen Ausdrücke: jesetri Stör, karasB Karausche, krap3 
Karpfe, pbstrqgt Forelle, vyz3 Hausen. Ich füge daran raki Krebs, piskorb Schlamm- 
beisser, pijavica Egel und 2aba Frosch, der in den Ortsnamen bei den Slaven eine 
häufigere Anwendung gefunden hat als bei den Deutschen. Von den andern Thieren 
merke man kaCa und zmij Schlange, vevera Eichhörnchen, mySb Maus, Stakorb Ratte, 
guSterb Eidechse, pr^g3 Heuschrecke, mravij Ameise und komarb Mücke. Man vgl. die 
griechischen Ortsnamen: pr^vsta, alyGöaGa, äpxxcov 5poc, sXafpovvr^aoc, tspdxcov vijaoc, yspdvsta, 
Xdyoüoa, Offtoöaaa, 68poöc, s/tvoö; neben s/tvoc, jjlüoöc u. s. w. 

V. Von den Farben ist die weisse bel'b von sehr häufiger Anwendung: sie tritt 
auch als stehendes Epitheton in der Volksepik am häufigsten auf. Daneben findet man 
Crbni schwarz, ßrbveni» und Srbmbn'b, rbd§Stb roth, zeleni grün; ferner modrb blau, 
mrbk^b dunkel, plav:b weiss, das jedoch von gleichlautenden Themen schwer zu scheiden 
ist; iVbtb gelb; endlich pisan3 und Sarb bunt; garb scheint schwarz zu bedeuten. 

VI. Orte haben oft ihre Namen vom Einhegen oder Umzäunen der Grundstücke. 
Hieher gehört vor allem seiner ursprünglichen Bedeutung nach grad:b, das jedoch in 
den Ortsnamen meist die Bedeutung eines befestigten Ortes haben dürfte. Die Umzäu- 
nung bezeichnen ,gromaSa, kotarb, obora, ograda, zagrada, plott, oplofeb, stobor'b, wol 
auch obrov:b; tyn:b, das, aus dem Deutschen entlehnt, dadurch interessant ist, dass es 
nicht auf der uns erhaltenen hochdeutschen Form zun beruht, indem es im Anlaut ein 
t darbietet Förstem. 81 ; st^na ist Wand, Mauer. Denselben Begriff, wol in der Verstär- 
kung zur Befestigung bezeichnen wahrscheinlich die mit der Praeposition o, ob3 zusam- 
mengesetzten Ausdrücke obodt, obr^b:b, okop:b, osSki>, ostrogi; ebenso vielleicht poseka, 
zakop:b und zar^b'b, und die entlehnten Wörter SanbCb, val3 und turen. Zum Aufenthalte 
von Menschen dienen dvorb Hof, hraih:b Haus, k£(;Sta Zelt, Haus; pojata, dessen Bedeutung 
allerdings mannigfaltig ist; staja, stan:b; zam:bk!b, germanisierend Schloss, castellum; femer 



gg Franz Miklosich. 

die entlehnten Wörter bajta; buda Bude, huta Hütte, cliata; katuni Sennhütte; koliba 
und chalupa; kostel-B aus dem lat castellum, in einigen Sprachen Kirche; polaCa und 
das magy. salaS. Theile der Wohnung sind isti»ba Zimmer, aus dem deutschen 
stubä. Förstem. 88; stl:bba Stiege; komora Kammer; v62a Vorhaus; protes:b scheint mit 
pol. przecios Unterlage eines hölzernen Gebäudes zusammenzuhängen. Der allgemeine 
Ausdruck für Wohnung ist das selten vorkommende bydlo, das an asch. bodl villa erinnert; 
die mit der ,sitzen' bedeutenden Wurzel sed zusammenhangenden Wörter drücken eine Ver- 
einigung menschlicher Wohnungen aus: selo, das auch Zelt und Acker bezeichnet und 
wie seliSte, gleich den analogen deutschen Ortsnamen, Förstem. 105, die Vorstellung des 
sich Niederlassens und des Ansässigseins in sich fasst; osada; endlich vbsb. Dem Auf- 
enthalte der Hausthiere dienen hlev:b, koSara, torb, triilo, ahd. pferrich, sweiga. Förstem. 
83. An diese Ausdrücke schliessen sich an dvbrb, vrata und brama, brdna Thür und 
Thor, pragi» Schwelle, brbvbno, gr§da, klada, sir£j;bB, slem^, soha, rasoha, sek:b; proboj 
Pfosten und podi. Speciellen Zwecken dienen gumbno Tenne, sq;s6k:b Cisterne, Mehlkasten, 
stodola Scheune, 2r:bny, eigentlich Mühlstein, Handmühle ; ferner pristava Meierhof, pivb- 
nica Keller und krbßbma Schenke; st^pa Stampfe, Walke, fu2ine und hamr. Ebenso 
stra2a und vigla Warte. Förstem. 91. Dem Gottesdienste dienen cr:bky, kostelt, kapela. 
Das Kloster heisst, nach Verschiedenheit der Kirchen, kloSter aus Kloster claustrum und 
monastyrb |JLOvaaxYj(>tov, deutsch Kloster und Münster. Man füge hinzu die entlehnten 
Wörter kri2b und krtst'b Kreuz. Auf Ruinen weisen podrbt'b und razdr-Bt-b. 

VII. Eine nicht geringe Anzahl von Orten haben ihre Namen von den Beschäf- 
tigungen ihrer Bewohner erhalten. Diese Ortsnamen dürften wenigstens zum Theile auf den 
Verpflichtungen der Dorfbewohner gegen Klöster und andere Grundherrn beruhen. In einer 
Urkunde K. Vratislavs vom Jahre 1088 finden sich folgende Ministeriales des Klosters 
VySehrad angeführt: pistor, scutellarius, piscator, figulus, cocus, vinitor, ministeriales qui 
vulgariter dicuntur rudnici, tornarius, ministeriales qui dicuntur pomici (d. i. pomyjci 
ablutores vestium), campanarius, picarii qui dicuntur pkelnici, suinarih terra cum por- 
cario qui slavice dicitur suinar, caliciarii qui slavice dicuntur casnici (d. i. ßaSbnici), 
plaustrifices, ferrarius cum filiis qui solvunt ferramenta quater in anno, faber, caldarius, 
sutor, custos, cerevisiarius. Codex diplomaticus Moraviae. Olomucii. 1836. I. 179. In einem 
ungrischen Kloster finden wir jobagyones equestres, udvornici, coci, equestres servientes, 
pelliparii, tomatores, tavernici, praecones, pistores, sutores, qui parant marciüm, alias 
braxatores dicti (richtig mulsi coctores), fabri, carpentarii, stratores, jobagyones liberi, 
agazones, curriferi, buckari, vinitores, pulsatores, pastores ovium, libertini, piscatores, 
subulci, venatores. A. F. KoUar, Historiae iurisque publici regni Hungariae amoenitates 
2. 166. Bei Kosegarten 1. 30. werden angeführt pistores, coci, agazones, lagenarii, 
carpentarii, hospites, milites. — B^dnarb Bötticher klruas. pol.; btftvarb Sech.; cajnarb 
Korbflechter nsl. : vgl. ahd. zeinarin. Förstem. 197; grbnbßarb Töpfer nsl. serb. u. s. w.; 
hritbiiikb, etwa Aufseher der Windhunde Cech.; iglarb Nadler aserb.; kladarb kroat. ; 
klador^btb serb. klruss. dech.; kolarb Wagner kroat. serb.; kolodSj Wagner Sech, pol.; konjarb 
Pferdeknecht serb. poln.; konjuh^b Pferdeknecht serb. ßech. poln.; kobylbnik^b Cech.; 
kobyljuhi» klruss.; kovaCb Schmied nsl. serb. Cech. u. s. w.; kovalb pol.; kovarb 6ech.; 
kozarb Ziegenhirt nsl. kroat.; kuharb Koch ßech.; kuznbcb Schmied russ.; lonbftarb Töpfer 
kroat. serb.; lovbcb Jäger serb. klruss.; Ibnarb, etwa der den Lein pflegt cech.; magerb 
Koch kroat. serb. klruss.; magjupbcb Bäcker serb.; medarb kroat.; mlynarb Müller nsl. 



Die slavischen Ortsnamen aus Appellatiyen. i. 87 

kroat. 2ech.; mytars Zöllner, Mautner pol.; ovbCarb Schäfer serb. russ. cech.; pq^darb, 
etwa Weingartenhüter serb.; pekarb Bäcker pol.; porbtarb Pförtner serb.; pbsarb Hunde- 
wärter kroat. 2ech. pol. u. s. w»; rataj, ratarb Ackersmann kroat. fSech. serb.; resetarb 
ßeitermacher kroat. pol.; rudarb, rudbniki Bergmann serb. 2ech.; rybaki, rybarb, rybiStb, 
rybitv^b Fischer nsl. kroat. serb. ßech. pol.; sedlarb Sattler kroat. serb.; skomrahi Gaukler 
klruss.; sokolbnik:b Falkner serb. klruss.; stadbnik Hirt pol.; stelmach Wagner pol.; 
strelbcb Schütze nsl. kroat. klruss. pol.; strbgarb nsl. kroat. cech.; stbkljarb Glaser serb. 
klruss. cech.; svinijarb Schweinehirt kroat. serb. <$ech. pol.; Sefiar Schäfer nsl. pol.; 
Stitarb Schildmacher kroat. serb. Cech.; Stitbnik^b pol.; SbvbCb Schuster; Sevcyky klruss.; 
tenetbnik'b, etwa Jäger klruss.; tesarb Zimmermann klruss.; t!bkalbcb Weber kroat.; vinarb 
Winzer nsl. kroat. serb. Cech. pol.; vinbniktb klruss.; vozbnik^b Fuhrmann poL ; vratarb 
Thorhüter serb.; zlatarb kroat. serb.; zlatbnikt klruss.; irbnosSki Mühlsteinhauer fiech. 
Man füge hinzu qgljarb Cech.; ^glbnik^b pol.; brodbrnki serb.; brbtbnik:b klruss. Cech. 
pol.; bbbrovbnik^ klruss. Cech. pol.; b^celbnik^b Cech.; crbkvarb kroat.; deg3tarb cech.; 
drövbnik'b Cech.; gov§2darb serb.; kopijarb serb.; krbcbmarb serb.; kurbniki klruss.; l^jgarb 
nsl.; lSsbnik:b klruss.; m.edonos'b Cech.; m^kynarb kroat.; m§sarb serb.; mostarb kroat. 
popelbnik:b pol.; p'btiCarb serb.; rakarb serb.; skotbniki pol. ; smrekarb kroat. ; staparb kroat. 
strutarb, wahrscheinlich baiulus serb.; studenbcarb kroat.; ovoStarica kroat.; zaj^carb serb. 
Selezbniki nsl. Mit den angeführten Namen vergleiche man ahd. mutarun Zöllner; huotarn 
Wächter; chuopharen Küfer; sciltarun scutarii; goldarun Goldarbeiter; frumarun Diener; 
satalarun Sattler; winzum Winzer. Förstem. 197. 

VHI. In manchen Ortsnamen kommen Benennungen von Werkzeugen imd Waffen 
vor, deren Beziehung zu Orten mir dunkel ist: kladivo Hammer; kyj Keule; lopata 
Schaufel; plugB Pflug; pröslop:b, das vielleicht mit russ. slopec^b, pol. sZopiec (st§pice 
albo siopce) eine Art Falle, die slovak. schlopec heissen soll, zusammenhängt; ratiSte 
Lanze; sekyra Axt; strßla Pfeil; Stit:b Schild; teneto Netz; topor^b Axt. 

IX. Die Völkernamen in den Ortsnamen haben historische Bedeutung; ich führe 
sie hier nach den einzelnen slavischen Völkern an. Nsl. ^grin^B hungarus, zweifelhaft; 
brank der Franke (brankovci); hrvat, n§mäki rot; sloven gradec Windischgräz; slovSnska 
vas Windischdorf. Kroat. ugrin; boSnjaci; CiCe; hrvat; madjari; nemci; sasi Sachsen. 
Serb. ugrin; boSnjak; cigan; hrvat; kumani; kumanja glava; madjari; peCenoge 
die Petschenegen ; rumska; sasinb; crbkva saSa Sachsenkirchen; srpci; vlaSka. Klruss. 
uhryn; Cech; jatvjah; kozak; lach; iytvyn; peCefiiäyn; po26vCi; pomorjany; prusy; rusyn; 
saska; sasy; tatary; varjaÄ; vo2ochy. Russ. Ijachi; varjag. Cech. uher; Cech; charvat; 
litvin; nCmCe; sasov; srby Syrb; srbskä (slovanskd) kamenice Windisch- Kamnitz. Pol.* 
w^gier; cygan; czechy; jadwi§g; lach; niemce Nimptsch; ruskie; ^l^zaki. Oserb. hemcy 
Dürgenhausen. 

X. Eine geringe Zahl von Namen hängt mit politischen Einrichtungen zusammen: 
2upa, entsprechend dem deutschen Gau, das gleichfalls in Ortsnamen vorkommt; Ibgota, 
posada, volja mit Immunitäten ausgestattete Dörfer, womit deutsch Freiheit verglichen 
werden kann. Förstem. 104; videm, aus dem Deutschen, einer Kirche gehöriges Grund- 
stück; tlaka Frohne; klruss. podymSCyna Rauchfangsabgabe; serb. panadjur, trbg^b Markt; 
granica und meSda Gränze; svobodb frei; kmetb, vielleicht lat. comes (comit-), nach den 
Stämmen von sehr verschiedener Bedeutung; kn^zb Fürst u. s. w.; vojevoda Heerführer; 
valpot, aus dem ahd. walpoto missus dominicus; und endlich duSbnik'b animator, worüber 



gg Franz Miklosicb. 

meine Abhandlung: Die slavischen Elemente im Magyarischen 26. nachgesehen werden 
kann. Die Benennung von Orten nach Wochentagen hängt wahrscheinlich mit der Abhal- 
tung von Wochenmärkten zusammen: ^etvnt^Bki dies iovis: nsl. podßetrtek Windisch- 
Landsberg; kroat. ^etvrtkovac ; slovak. ^etvrtek, magy. csötörtök. p§ttk:b dies veneris: 
nsl. petkovec. s^jbota dies sabbati: nsl. sobota Sobath; sobota, magy. Murai-Szombat, 
deutsch Uisnitz. sröda dies mercurii: nsl. podsrSda Hörberg. Auch die Magyaren 
benennen Orte nach Wochentagen: csötörtök Donnerstag; k6t Dienstag; p6ntek Freitag ; 
szereda Mittwoch: Szerdahely; szombat Samstag; vas4r Sonntag. Am zahlreichsten sind 
die Mittwochsorte, neunzehn in Ungern, sechs in Siebenbürgen. Die Sitte scheint ursprüng- 
lich slovenisch zu sein; von den Magyaren kam sie zu den Rumunen. R. Roesler, Die 
Anfänge des walachischen Fürstenthums 33. 



Zw^eites Capitel. 
Die Form der slarischen Ortsnamen. 

In diesem Capitel handle ich ab I. Numerus. II. Casus. III. Genus. IV. Nominale 
oder zusammengesetzte Adjectivform. V. Bildung der Ortsnamen a) durch Ableitung. 
Suffixe 1. "B. 2. jt. 3. ije. 4. ija. 5. tk'B und sk'B. 6. bko. 7. bka. 8. ik-B. 9, ak-B. 10. jak:B. 
11. ^g-B. 12. iha und uha. 13. bsk'B. 14. iStb. 15. isko. 16. iSte. 17. bcb. 18. Bce. 19. Bca. 
20. ica. 21. aj. aja. oj. uja. 22. i2b. 23. aßb. a^a. 24. eäb. eXa. §2b. u2b. 25. eSt. iSb. oSb. 
uSb. uSa. 26. arb. 27. at3. 28. bu'b. 29. bnb. 30. anb. 31. ßn-b. 32. in-B. 33. ina. 34. janin-B. 
35. ynB. ynja. 36. ov3. 37. ava. b) durch Composition. I. Abhängigkeitscomposita. II. Deter- 
minative composita: a) das erste Glied ist ein Adjectiv; ]ß) das erste Glied ist eine 
Präposition. 1. meädu. 2. na. 3. nad%. 4. obi, o. 5. po. 6. pod-B. 7. prM^b. 8. pröko. 9. raz'b. 
10. s^j. 11. srßdö. 12. u. 13. vrbhi. 14. vi&z'b. 15. za. VI. Accent. 

I. Numerus. Die Ortsnamen stehen theils im Sing., theils im Plur. Der Plur. findet 
sich regelmässig bei den durch janin^b gebildeten, eigentlich Bewohner bezeichnenden 
Ortsnamen, femer bei den von den Beschäftigungen imd den Völkemamen hergenomme- 
nen. Nsl. döb, dobe und döbje collect. Kroat. ugrini, reSetari. Pol. konary, piekary, 
rzeszotary u. s. w. 

IL Casus. p]s ist bekannt, dass die meisten slavischen Sprachen auch im masculi- 
num entweder bei allen Substantiven oder nur bei bestimmten Classen derselben, nament- 
lich bei den Unbelebtes oder Unpersönliches bezeichnenden den plural nominativ durch 
den plural accusativ ersetzen. In einigen Sprachen geschieht dies bei den Völkernamen, 
wenn diese zur Bezeichnung der Länder angewandt werden. Vergleichende Grammatik 
3. 375. Daher ßech. Vlachy, eigentlich plur. acc, Italia und vlasi, vlaSi, eigentlich plur. 
nom., Itali; pol. wfochy Italia und wtesi Itali. Diese Ersetzung des plur. nom. durch 
den plur. acc. ist nicht sehr alt, indem sich in den älteren Denkmälern noch die wahren 
Nominativformen finden. Vergl. die Ortsnamen pol. wgjjgielnicy, bobrownicy, z2otnicy. 
Klruss. olSany ist ein wahrer plur. acc; horoiane ist nicht etwa der asL, nach der 
consonan tischen Declination gebildete plur. nom. graSdane, sondern minder richtige 
Schreibung für horoäany. So sind auch cech. sedlJJany, be^vary, svinary, sklai^e und 
novosedly zu beurtheilen; nicht anders pol. d^biany, bednary, bednarze. Mit diesen 



Die 8LAVISCHEN Ortsnahen aus Appellativen, i. 89 

Bildungen, welche man im Cechischen und Polnischen fälschlich als feminina auffasst, 
hängen die Deminutivformen auf ka zusammen: klruss. bilanka, bere^anka, hvözdjanka; 
denn es ist wahrscheinlich, dass jenen scheinbaren ' weiblichen Pluralformen auch die 
Singularformen horoSana, m»ana, oßana ihr Dasein verdanken. Darnach beurtheile iclrauch 
die Deminutivformen ßech. dolänky, hajänky, hraSanky, becvarky und pol. brzeSanka. Anders 
zu erklären sind nsl. brode, hribljane, lome, mlinare, nömSke rute, 2el3znike; kroat. 
lui^ane, vrbovljane; serb. dubljane, glo^ne. In allen diesen Ortsnamen ist der plur. acc. 
nur missbräuchlich eingetreten, weil in der gewöhnlichen Rede der wahre nom. der Orts- 
namen ziemlich selten vorkommt und weil nsl., kroat. und serb. den wahren plur, nom. in 
vielen Ortsnamen bewahren: kroat. graboStani, meljani, vrhovljani; serb. selBilSani, toplicani. 
Daran ist nicht zu denken, dass aserb. zaborane dem asl. plur. nom. auf ane gleich sei. 

Der Auslaut ach jener deutschen Ortsnamen, die aus dem Slovenischen stammen, 
hat einen verschiedenen Ursprung. Am lehrreichsten ist jenes ach, welches einem asl. 
jah'B statt des gewöhnlichen janeh:b aus Substantiven auf janini entspricht. Diese nicht 
auf Zusammenziehung, sondern auf einer besondern Pluralbildung beruhenden Formen 
sind nachweisbar im aruss. und im aserb;: poljaht bei Nestor, komorahB Dani2. 1. 4GG. 
neben dem Dativ dubrovBdamB für poljaneht, komorjanehb und dubrovBcanomB. Vergl. 
Grammatik 3. 173. Dass auch im nsl. älterer Zeit diese Bildung im plur. Local vor- 
handen war, lehren die germanisierten Ortsnamen: belani für beljani, Vellach aus bSljah^ 
für bdljaneh^ aus bSljanin^. blacane, blaCe Fiatschach für asl. blaStah'B aus blaStanin:b. 
borljani, borovljani, borovlje Förlach. (brancani) branße Frantschach. (cerkovljani) cerklje 
Zirklach, (dobrjani) dobrje Döbriach, ein asl. dq-hrjah^ aus d^brjanin^ voraussetzend, 
(drövljani) drevlje Dreulach, bei Nestor drevljach^. (gacani) gace Gatschach. (glinjani) 
glinje Gleinach. gorjani, gorje Göriach. (gradßani) gradCe Gratschach, (humcani) humce 
Gumtschach. (hraScani) hraS^e Kratschach. (jamljani) jamlje Amlach. (javorjani) javorje 
Afriach, kleßani, kleCe Kletschach. krajani Krajach. löcani, I68e Latschach. (laiani) la2e 
Vassach. leSani, ISSe Lesach. liplje (liple) Leiplach. mSlani für meljani Mellach. polißane 
für poljicane aus poljice, dem in. von polje, Pöltschach. (poröcani) porece Pörtschach. rgplje, 
(reple) ßeplach, (trnovljani) trnovlje Terlach. viSprijani, viSprije Weispriach : asl. vysprt. 
Das nur deutsch nachweisbare ßietschach setzt rßCane, re8ah3 voraus. Es ist nicht 
unwahrscheinlich, dass in blaße, gace, glinje u. s. w. auslautendes e für a steht, da noch 
jetzt in Unterkrain vS2e, duSe, volje für vö2a, duäa, volja gesprochen wird. 

Li andern Fällen ist ach nicht auf diesem Umwege entstanden, sondern immittel- 
bar aus dem Thema: blate für blata Flattach aus blateh^. borovje Woroujach. brßze 
Friesach aus brdzah^B. dole DöUach neben Doliech aus dolßh'B. gaje Gajach aus gaih^B. 
kotige Kötschach. kozje Kosiach. lazi Lazach. löke Lokach. ladine (l§diny) Ladinach. 
Iu2e Lausach. osoje Ossiach. na polje Nampolach. dobro polje Dobrulach. ravne Raunach. 
rove Roach, Rorach. vrovca (vrelbca) Weruzach. vesele Vesirlach : vergl. na vselih Frölach. 
2iri Sairach. 

Lfi einigen Fällen endlich scheint die Endung ach in der Vorliebe des Deutschen 
für diesen Ausgang bei Ortsnamen ihren Grund zu haben, welche Vorliebe im Norden 
sich dem a zuwendet; daher in Kärnten und Krain: bericevo Förtschach. brezje Bresiach. 
moriife Mörtschach. olSje Olsach. vresje Heidach: vres Heidekraut, visoko Waisach. 
Dagegen in der Lausitz Bocka bukov. Drehna dfonov. Gosda gozd. Luga Inh u. s. w., 
obwol man auch in Kärnten die deutschen Ortsnamen Brucka, Farcha, Pirka findet, 

Denkschriften der phiL-hist. Cl. UI. Bd. 12 



90 Fbanz Miklosich. 

Im Cechisclien hat sich für äch die ältere Endung äs erhalten; dieselbe Endung äs 
scheint ehedem im Nsl. vorhanden gewesen zu sein. Vergl. Grammatik 3. 374. Auf dieses 
äs ist wol der Auslaut as, es mancher germanisierten Ortsnamen zurückzuführen: Sech, 
tufany Turas aus tufäs; zahraXany Saras aus zahraSäs; borovany Forbes aus boroväs; 
milovany Milbes aus miloväs; svojanov Svoyes aus svojäs von svojanö. Man vergl. vrskmany 
Wurzmes; zahofany, zähoH Sehries und javory Ohmes. Dem nsl. naklo steht deutsch 
Naklas gegenüber: man beachte Pletrias bei Valvasor 1. 176, jetzt pleterje Pleteriach 
und pudlas Pudlach Kämt., wol aus podoljane, podolje; endlich skale, deutsch Skallis 
Steierm. 

Der Gebrauch des slavischen Locals in den deutschen Ortsna'men hat für das Nsl. 
seinen Grund darin, dass auf die Frage, wie ein Ort heisse, meist mit dem Local ge- 
antwortet wird: Temu kraju se pravi v Selcach, v Gorjah, v MoSnah u. s. w., daher deutsch 
Selzach, Görjach, Möschnach u. s. w., daher auch cirminah (CrbmBnjah'B), dem der deutsche 
Dativ ßottenmannum 1048 gegenübersteht; ocroglach (okrjiglah:^) 1249. Man füge hinzu 
Sech, cächy Achen, entstanden aus zachen u. s. w. Auf demselben Grunde beruhen auf 
der Peutingerschen Tafel die Ortsnamen in Alpe Julia, Longatico, Nauporto, Gabromagi 
u. s. w. und die Plural Dative Franken, Sachsen, Schwaben. Endlich gehört hieher 
Stambul si^ "^y 'icoXtv; nezero, nizvoro sind aus ev und jezero, izvor entstanden; Pott, 
Personennamen 385, erklärt navarin aus £V und javorina. 

III. Genus. Adjectiva haben als Ortsnamen in den meisten Fällen das Genus femi- 
ninum, seltener das neutrum, am seltensten das masculinum. a) Nsl. böla. bistra Bach. 
Crna. Serb. bobova. 2esta. vrbovska. Cech. blatnä. Cermnä. hajskä u. s. w. b) Nsl. bSlo. 
Cech. borovno. mokrsko. Pol. bajüsko. c) Serb. novyj. Klruss. bilsk. Wynsk. hick. Russ. 
kuzneck'b. Pol. bielsk. Hier muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass Substantiva 
neutra im Plural manchmal die Endungen des femininum annehmen. Nsl. blate (blato). 
Cech. blaty. blateCky. humny. . moßidly. 2elizy. Diese Erscheinung ist in dialektischen 
Eigenthümlichkeiten gegründet. 

IV. Nominale und zusammengesetzte Adjectivform. Die Adjectiva nehmen 
bald die nominale, bald die zusammengesetzte Form an. Klruss. hiynsk. 2uck; bifoje, 
bife. dubrovoje. javorovskoje. Kuss. kuzneck^b; bßlaja. berezovaja. dolgaja. Cech. bllsko. 
borovno. lipovsko; bI16. bllsk6. borovä. Pol. baiisko. Oserb. bela, gen. beteje. 

V. Bildung der Ortsnamen a) durch Ableitung. 

1. Das Suffix :b tritt in Ortsnamen auch ausserhalb der Composition als secundäres 
Suffix auf, was sonst ausser zlat'B aureus von zlato aurum vielleicht nicht der Fall ist. 
Bopp 988. Die durch j» gebildeten Wörter sind Adjectiva, meist Feminina, und folgen 
regelmässig der zusammengesetzten Declination: d^b:&, dsjjbo, d^jba aus dq;b:b-i, dq^bt-o, 
dsdb'B-a und daraus d^byj, d^boje, d^baja. Vergl. griech. atyi^, oCvt] u. s. w. Petters, 
Beiträge 2. 393. Nsl. zaspo, minder richtig zasp, gen. zaspega (zastpt). serb. duba (ie^h'b). 
klruss. duba. javora (javorb). cech. bmä (bmo). dubä. u jablon^ho Gabel. Jungmann, 
jedlä ( jedla). kobylä, kobyl6 (kobyla). Iük4 (l^ka). leskä (leska).' lipä gen. z lip6, später z 
lip6ho (lipa). rokytä (rokyta). tisä (tis:b). Im slovak. turä lüka (uri pratum) und in starä 
turä (v starej turej) hat turä deutlich adjectivische Geltung, pol. d§by, gen. d^bego ; d§ba 
Bach. Hieher ziehe ich auch nied^wiada aus medv§dB-:b. oserb. duby, dubo, gen. duboho. 
kupa, gen. kupeje Schmal. 13. leska, gen. leskeje. lipa, gen. lipejo. ruda, gen. rudeje. Aus 
den Genetiven kameneje imd rudeje sind die Nominative kamenej, rudej entstanden; ebenso ist 



Die slayischen Ortsnamen aus Appellativen, i. ' 91 

lipoj zu erklären, nserb. dube, gen. dubego. javora, gen. javoreje. Teska, gen. leskeje. 
Hpe, gen. lipego. Vergl. mok^oj aus mokSoje. 

2. Das Suffix ji bildet einige Ortsnamen, die ursprünglich Adjeetiva possessiva zu 
sein scheinen. Mehrere hier angeführte Formen sind dunkel, nsl. jastroble für jastroblje 
(jastrob). Vergl. trebca in treböa vas (tröbbCB). tmov(^e (trtnovbCB). vrabSe (vrabbcb). 
kroat. moravße. trepca für trebßa. vrance (vranKCb). serb. bukovCe (bukovLCB). bukovCa. 
cm8a (CrBnBCb). drßnbßa. grbavda. jelenßa. tr6bb2a. tmov2e. tmovca. vinCa. klruss. hnylCe. 
ivla. kobyla. kryvßje. kryvßa. iypja (pol. lipie). lutCa. medviäje. medveäa. p2av2a. roz- 
hörfte. striTöje. telaSe. terepöa: vergl. terebovla. zastavße. zubrja. zubraSe (z^br^t-). Sech. 
n^mCe. nedvSz. nedvSzl. sokolCe slovak. pol. jastrz^bia. ruszcza. siercza. trzepcza. turza. 
Mit den angeführten Formen mögen folgende verglichen werden: nsl. vol5e (vlißij). 
kroat. hraS<5a. serb. guSteriße. krivelj. 2idB2a. klruss. bifohorSce. bilokemyße. 

3. Das Suffix ije bildet CoUectiva, tritt daher regelmässig an substantivische, selten 
an adjectivische Themen, t vor ije geht häufig in ov über, welches, als Bestandtheil des 
Suffixes angesehen, auch bei auf a auslautenden Themen dem ije vortritt, nsl. borje und 
borovje, borovlje (borb). brözje (br§za). bukovje (buk'B). bzovje (bbz^). cerje (cerb). 
döbje (d^b:b). griblje (grib'b). groblje (grobi). gruSovje neben gruSovlje (gruSa). hrastje 
und hrastovlje (hvrastt). kladje (klada). lipje (lipa). oreäje und orehovlje (oröh-b). r^plje 
(r§pa). sno2e8e (sSnoX^tb). slivje (sliva). smereCje (smereka). vrbiCje (vrbica). vrhovje, 
vrhovlje (vrihii). 2abje (2aba). Ebenso suSje (suh^). kroat. bobovje (bob'b). bezje. ßelje 
(b:b2ela). dolje (dol:b). hrastje und hraSöe. IjeSöe (Ißska). liplje. rakovje (rak:b). sviblje 
(svib-b). virje (virb). srakovlje (svraka). serb. brusje (brus^). bußije (bukt), grmovlje 
(grbmi). ISStije alt, IjeSte (leska). ravbnije (ravbnt). klr-uss. pnövje (pbnb). Sech, bfczi. 
buSl. bukovf. bzi. doubi (d^bt). javoM (javorb). kozi (koza). kfovi (k'brb). tu?i (turb). 
veveH (vevera). zubH (zq^bra). 2emovl (2rbny). pol. brzeäcie (brßst'b). brzezie. bukowie. 
leszcze (ISska). wydrze (vydra). 

4. Das Suffix ija ist selten: nsl. trßbija. serb. prosSSija. klruss. polomyja (polomt). 

5. Das Suffix 'bk'B und hk'h tritt an Substantiva und Adjeetiva: im ersteren Falle 
ist seine Function die Bildung von Deminutiva; im letzteren Falle hat man die Wahl 
zwischen der Bildung von Deminutiva und der Substantivierung der Adjeetiva. Von den 
folgenden Suffixen bko und bka ist dieses nur durch das Genus unterschieden. I. kroat. 
borki. drenak. serb. borbkb. klruss. berestok. bere2ok (br6g:b). brödok. dubky. äolobok. 
5ech. borek. brodek. doubek. dub2ek. javomigek. mlyneßek. rybniöek. t;fneCek. vepfek. 
2lfbek, SQdbek. pol. boreczek. d^bki. ostrowek. tarnowek. zakrzowek. oserb. börek. nserb. 
jazork Jehserigk, jazory dagegen Gross-Jäser. II. kroat. cmek. klruss. hiuboßok. 

6. Das Suffix bko tritt an Substantiva und an Adjeetiva: im ersteren Falle ist seine 
Function die Bildung von Deminutiva; im letzteren Falle hat man auch hier die Wahl 
zwischen der Bildung von Deminutiva und der Substantivierung der Adjeetiva. I. nsl. 
gradiSko (gradiSße). ßech. blateöky aus blatbce mit Veränderung des Genus. hradiStko 
(hradiStS). javo?i8ko (javorije, javorijce). jezfrko. korytko. m^steßko (möstbce). sedleCko 
(sedlo, sedlbce). sedliStky für sedliStS mal6. t;fniSfko. zÄhoHCko (zagorije, zagorijce). 
pol. piekieiko. sio&o (siolo). II. klruss. dubeÄko. kryvenke. porudenko (porudno). 

7. Das Suffix bka tritt an Substantiva und an Adjeetiva: im ersteren Falle ist seine 
Function die Bildung von Deminutiva; im letzteren Falle hat man hier ebenfalls die 
Wahl zwischen der Bildung von Deminutiva und der Substantivierung der Adjeetiva. 

12* 



92 Fbanz Miklosich. 

I. klruss. bukovynka. bzjanka von einem unnachweisbaren bzjana. dubravka. jaWonka. 
iukavka. sadXavka. -ßech. b¥ezka. borovka. bJezinka. bukovinka. doubravka. bystHßka. 
vCelnißka. dubovka. doubravißka. hlohoviSky. jablftnka. mohelka. f eßiCka. studenka. tepli- 
öka. vrbka. pol. brzezinka. lipinka. kamionka. vergl. woliezka, krzemionka. oserb. dubravka- 
lipinky Leipchen, dagegen lipiny Lippen, nserb. dluäanki. gorafiki Gorenchen. javorka 
Klein Jauer, dagegen javora Jauer. kamenki Kaminchen. II. nsL gabrovka (gabrova). 
ilovka. kroat. jelovka. topolovke. klruss. bilka. borövka. berestövka. berezövka. dubrövka 
(dubrova aus d^brB). doßka (dolha). hrabövka. kryvka. lypövka. ^ozövka. lozovatka. 
rudenka (rudna). turövka. vyso2ka. vySenka. russ. dubenka (dubna). kuznecovka (kuzne- 
cova). Ijachovka. Cech. borovka. bukovka. dubenky. dubovka. klenovka. pol. dubovka. 
oserb. bukovka. 

8. Das Suffix iki& tritt an Substantiva und an Adjectiva. Seine Function ist im 
ersteren Falle bei den Namen von Bäumen, vielleicht bei den Namen von Pflanzen über- 
haupt, die der Bildung von CoUectiva; bei den Namen anderer Gegenstände vielleicht 
die der Bildung von Deminutiva. I. nsl. klenik, klenovik. kroat. borik, borovik. brestik. 
brezik. bukvik. dubovik. jasenik. lipik. serb. bobovik. brestovik. bukovik. bzovik. dubo- 
vikb. jablanovikb. jeloviks. jeltSevikB.- iSskovikB. lozovik. slivovikb. vrbboviks. russ. 
berezovik'B. fcch. bfezovik. bzlk. bzovik slovak. chmellk. jesenfk; doch auch hlinlk. 

II. klruss. bobryk. zubryk. 2ech. hamMk. kostelfk. vorlik. pol. wroblik. Man füge 
hinzu klruss. olchövßyk (olchoveiJ). orichOvCyk (orichove<5). orjavCyk. ostrovi^yk (ostrovec). 
poTan^yk. rakovCyk. verböv^yk. Cech. slovak. hrabovßfk. pol. wiSniowczyk und bemerke, 
dass im serb. topolik neben topoljak Pappelwald vorkommt. 

Die Function des Suffixes iki ist bei den Adjectiven die zu substantivieren. Die 
Themen sind gebildet durch bn-B, en'b, en^, Is, t u. s. w. nsl. blatnik. brebrovnik, jel- 
Sevnik. mötnik (mq^tb). trstenik (trbsteni»); vergl. vrhnika. kroat. brusnik. cerovnik. 
ilovik. je2evik. ledenik. golik. suSik; vergl. pustike. serb. bresnik (brest^b). drvnik. 
kupinbnikb. klenovbnikb. topolivbnikb. Sarenik. drßvSnikb. trbstSnikb. toplikb; vergl. zelenika. 
klruss. äuravnyky. zaIiSCyky. russ. elovatik^. 2 e eh. blatnik. borovnik. bukovnlk. beznik. 
javornlk. lipnlk. m?lnik. okrouhlik. svgtllk. 

9. Das Suffix akt tritt an Adjectiva. Seine Function ist die zu substantivieren, nsl. 
borovak. govejek für govejak (gov^idb). jastrobljek für jastrobljak (jastr^blb). ka^jak (kaCji). 
medvejek für medvejak (medveidb). ribjek für ribjak (ribij). smjak. sraCak. 2abjak. kroat. 
dolnjaki (dolbnb). golubinjak (golubinb). gomjaci (gorbnb). jelenjak. kobiljak. kravljak. med- 
vedjak. orljak. sovjak. vu^jak und vußak. vranjak. Sabjak imd Sabljak. serb. byvoljakb. 
sovljak. srednjak. turjake. vlbCijakb, vucjak und vußak. volujak. 

10. Das Suffix jak'b tritt an Adjectiva und an Substantiva. Im ersteren Falle ist 
seine Function die zu substantivieren. Die Scheidung zwischen ak:b und jakt ist in 
vielen Fällen unsicher. I. nsl. kozlovSCak (kozlovbski). tmovgak für tmovSßak. kroat. 
bukovScak. dubravS^ak. gomelScak. gorSßaki. grabrs^ak. ilovßak für ilovSßak. jelensJ^ak. 
kozinSCak. lipovsi^ak. orehovcak. selS^ak. vrhov?ak. Ebenso koritnjak. lipovjak. okrugljak. 
osojnjak und osojnik. skrobutnjak. slivnjak. vodenjak. vidmjak. serb. debeljak. meljak. 
zmijnjak. klruss. dubüaky. IL kroat. kamenjak. korenjak. 

11. Das Suffix §gi& findet sich nur in wenig zahlreichen Spuren. Vergl. klruss. 
bidiiaha, brodaha, sermjaha Osad. 188. klruss. bereznahy. iypÄahy. stolpjahy; vergl. 
seÄahövka. russ. lipjagi. 



Die SLA vischen Ortsnamen aus Appellativen, i. 93 

Die Suffixe iha und icha treten an Substantiva und an Adjectiva. I. russ, losicha. 
iuravlicha. ßerb. toplicha. russ. grjaznuclia. Seltucha. II. klruss. meducba. 

13. Das Suffix hsk'b bildet Adjectiva aus Substantiva und aus Adjectiva. nsl. 
bSlsko. kroat. gorißki (gorica). sredicko (sredica). streleöko. volovska. serb. banjska. 
bukovska. vrbovska. klruss. bilsk. bukovsko. dolsko. hlyAsk. javorövskoje. luck (Ijjjka). 
iypsko. Tacko (l^ht). sorocko (svraka). vysocko. cech. bllsko. bllsk6. blansko. blansk6. 
borovsko. dubsko. dubecko. dvorecko. hofensko. horecko. hflbsko, jistebsko. Iillnsk6. 
mosteck6. kamenickä. louckd. lipovsko. mokrsko. volovskAslovak. vranovsko. pol. baÄsko. 
bielsk. blocko. czerweAsk. dubsko. laiisk. Is^cko (l^ka). obrzycko (reka). smolsko. oserb. 
glinsk. 2azk. lomsk. lusk (lu2a). nserb. debsk (dBbrt). tamojsk für trsnovsskib. 

14. Das Suffix iStb bildet meist Deminutiva. nsl. dolic. dobrie Berg, gradi^. studen- 
cici (studeiiBCB). tr2i2 Neumarktel. kroat. cerid. cerovici. dabriö (dbbrb). grabriö. gradiöi. 
svibid. tumi(5. serb. dobriö. golubid. grabovid. gridiö. ratid (rBtt). turiö. vlaSiö. vrbi6. 
klruss. hraby($. hrybovy^y. jastruby^y. pfotyß. russ. dubroviöi. iuraviCi. 

15. Das Suffix isko tritt meist an Substantiva und hat als ursprüngliche Bedeutung 
die Augmentation, selten Humiliation: klruss. bahnysko, derevysko, konysko Osad. 188. 
cech. hubisko, ocisko neben kravisko schlechte Kuh. Dobrovsk^ Lehrgeb. 41. Institutt. 
305. pol. chlopisko, kobiecisko, mieäcisko. Maiecki 214. Vergl. das Suffix iSte. klruss. 
dvorysko. horodysko. humnyska. hutysko. chmeiyska. kamenysko. lutovyska. makovysko. 
miynyska. mostyska. roiyska. strilcyska. torhovyska. tyAatyska. volocyska. zmyjevyska. 
2ornyska. dech, dvoHsko. hradisko. Jepisko. sedlisko. skalisko slovak. straSisko. pol. 
grochowiska. izbiska. karczmiska. koi^cielisko. faziska. mZynczysko. mokrzyska. opalenisko. 
stavnsko. trzebowisko. targowisko. Man füge hinzu grodzisk und chlewisk. 

16. Das Suffix iSte wird meist an Substantiva gefügt und hat wie isko, aus dem es 
hervorgegangen, als ursprüngliche Bedeutung die Augmentation, daher klruss. bahnysko 
und bahnySce, chZopcysko und chZopßys?e, ohnysko und ohnySre gleichbedeutend sind. 
Osad. 192. Aus der Augmentation mag sich die in den Ortsnamen geltende Bedeutung 
des Ortes entwickelt haben: asl. ^ziliste carcer. klruss. sidalyS^ße. ?ech. 2itni§te. pol. 
mrowisko. Vergl. das Suffix isko. nsl. c§rkvise: SefürsCe. gradiSCe. grobi§e. hleviSe. kaliSCe. 
mlinse für mliniS2e. räisce. stanise. straäisce. tenetise. trZise. 2irovSe. kroat. bobovisce. drenisCe. 
dvoriS^e. gajiSße, grahoviäte. jezerisße. kuöiSöe. kriXisße. mlini§6e. roviäöe. subotiSte. sta- 
niste. taboris(5e. trgovis6e. turnis^e. Xirovisce. serb. gniliSta. gumniSte. rastiste (hvrast'b). 
kaliSte. katuniSte. kosariSta. makoviSte. mlaci§te. mostiste. reCiSte. rudnieiSte. rujiste. sjeniSta. 
klruss. horodySce. kutySce. korytySi^e. kropyvyäße. potoßySße. Xomysße. ßech. uhliätS. 
b?evniSte. dvoJistS. hlinovistS. hrachoviStS mit dem plur. hrachovisfata. chmeliStS. chrd- 
miStS. jemniSte. jiloviStS. kaliStS. kalniStS slovak. kameniStß slovak. konopiste. kostelistS. 
Iu(?i§t8. IniStS und lenoviStS. mlyniSt?. mostistS. mravistS. obo^istS. plotistS. stanoviStS. 
straXiStS. sedliätS. trebi§tS. t^^nist?. poln. grodziszcze. poiarzyscze. Pol. Appellativa 
auf iszcze sind aus dem klruss. entlehnt: rzeczyszcze, uroczyszcze. Ma2ecki 214. nserb. 
fepiäöa. 

17. Das Suffix BCb tritt an Substantiva und an Adjectiva. Im ersteren Falle demi- 
nuiert, im letzteren substantiviert es regelmässig. In einigen Fällen bezeichnet bcb den 
Bewohner des durch das Thema bezeichneten Ortes. I. nsl. br62ce. krivoglavce. kroat. 
bor^ec. brodac. dolec. drencec. gradcac. kriievcec. ponorac. Man merke jezerac. Plur. 
dubravci. golobrdci. gajci. jelence. podgajci. podgorci. vinogradci. serb. borBCb. golu- 



94 Franz Miklosich. 

bbCB. rbtbcb. tr2ac. Plur. resavci. srBbavBci. klruss. berezeö. chorosteö. Plur. ulierce. bilavöi. 
hrebeAcii. kut<5i. krasnoselöi. Ijp6i. meiyhöröi. pödbördi. pödberezöi. podöTdi. pohöröi. 
seredpol^i. tamav(5i. zabofctöi. zabolotövci. russ. plur. novogorodci. putivlBCi. rostovci 
incolae urbis NDYgorodt. PutivlB, RostovB. cech. brodec. dubec. dvo?eo. hvozdec. koste- 
lec. lipec. lomec. ml^ec. podolec. vepJec. pol. w^grzec. cisiec. oserb. dubc. nserb. 
bagenc (bagno). 11. nsl. bezgovec. 2mec. lipovec. ojstrc. Xeravinec. Plur. tmovci. kroat. 
belec' bobovec. borkovec. brezovec. brdovec. bistrac. korenitec. modrovec. nemcevec. 
zdenac. Plur. borovci. brezovci. drenovci. grabovci. kriäevci, vranovci. vrbovci. vrhovci. 
8 erb. ugljarevac. bobovBCB. borkovac. cröSnjevBCB. golubovac. kyjevBCB. loznac. volujac. 
zverinac. Plur. borovci. lipovci. virovci. klruss. berestoveö. bystreö. kryveö. feboveö. 
iypovee. rozsochovateö. Yofove6. zviryneö. Plur. dubövdi. dubkövdi. horochövöi. jasenövöi. 
Zypövci. mlyr\ö\6u oTchovöi. suchOvöi. verchöv^i. 2ech. borovec. byst^ec. bzeneo. tfesno- 
vec. dubenec. lipenec. modfec. mokJec. rohatec. sokolovec. zelenec. zvSHnec. pol. d§bo- 
wiec. lysiec. mielec. oserb. bukovc. nserb. bukojc. 

18. Bce bildet Deminutiva aus Substantiva generis neutrius. kroat. seoce, sedelce 
(sedlo sedes, vicus). serb. blatBce. drevBce. korytBca. kovioce. vratBca. klruss. ko2odence 
(kofcdno). selce. siKa. cech. blatce. d¥ev2ice (aus drevBce). mSstce. mocidlce, mocidlice. 
sedlce. selce slovak. pol. miejsce (mestBce). siedlce. nserb. drejce, richtig wol dfejce 
(drSvBce) Drewitz. jazorce. 

19. Bca bildet Deminutiva aus Substantiva feminini generis auf b. kroat. peöca. 
cech. vesce. pol. solca. 

20. Das Suffix ica tritt an Substantiva und an Adjectiva: im ersteren Falle bildet 
es Deminutiva, im letzteren substantiviert es. I. nsl. bistriöica. dobravica. gorißica. kroat. 
brezice. dra2ica (draga). glavnißica. hruävica (hru§va). jelvica. toplißica. serb. banjica. 
Cesvinica. ribi^ica Bach, ica tritt auch an Substantiva masc. : dvorica. izvorica. klruss. 
korovyiJa. voiy6a. ßech. doubravice. doubravßice (doubravka). hlohovöice (hlohovka). 
jablkynice. ?eßice. vrbice. pol. cerekwica. cirkwica. dqjbrowica. nserb. cerkvica. 11. nsl. 
belica. blatnica. borovnica. brankovnica (von den Franken), brestovica. breznica. brezovica. 
bukovSica (bukovBsk'b). bistrica. ßrmoänica Bach, dobovica. gabrovSica. globx)ßica. glogovica. 
kostanjevica. lipovsica. lomscica (lomBskib). mötnica. ostrica. ostrovicawol durch Verwandlung 
des I» in ov aus ostr:B. pleSivica. polhovica. poljanöcica Bach, toplica. vransica. vidmica. bulg. 
koprivstica. kroat. blatnica. bobovica. brezovica. bzenica. CremuSnica. dobrica. glogovnica. 
gradi?enica. javorsßica. svidnica. tmovitica (adj. *trBnovit:B). serb. beljevBstica Bach, bresnica 
(brest'B). brezovica. bistrica. ßrBnica. dubBstica. dubBnica. glBboÖica. glogostica für glogov- 
stica Bach, jelaänica. kobylBstica Bach. l§sBnica. Ijutovica. modrica. mrtvica Bach, rtenioa. 
sitBnica. stublenica. susica. trBnovBstica. trBstivBnica. vlBßevBätica Bach, vysoöica. zagumB- 
stica. klruss. borovyöa. bystryda. bystrovyöa. bobrovyöa. bzovyöa. ßerny6a. dol2y<Sa. 
hrabövnyöa. milny^a. tep2y6i. SCavnyöi. tysovyöa. ßech. blatnice. borovnice. brtnice. bystfice, 
vcelnice. dubovice. dubnice. mutenice. teplice. pol. borownica. 

21. Die Suffixe aj, aja, oj und uja sind selten. I. kroat. krivaj. russ. berezaj. kroat. 
brzaja. krivaja. suhaja. serb. krupaja. IL pol. boroj. III. serb. voluja. Vergl. wruss. 
bobrujsk und serb. volujak. 

22. Das Suffix i& tritt an Substantiva und an Adjectiva. serb. golicB. klruss. 
jnodTyü. cech. holic slovak. t?ebi2. pol. wi^nicz. 



Die slayischen Obtsnaxbn aus Appellatiten. i. 95 

23. Das Suffix a2b, aßa wird an Substantiva und an Adjectiva gefügt, nsl. dobraS 
Berg, kroat. brestaca. jasenovaSa. kozjaca. krupaca. kruäkovaca. lipac. lipovaca. Ijutai^a. 
podgorac. Btupova^a. siba^. Man merke debeljaca. serb. borac. dobrai^a. kriva^a. mora^a. 
paklenjaca Bach, rogaca. sovad. 2rvnjova£a. klruss. lo&'dc. rozsocbac. Sumjac. zaderevac. 

24. Die Suffixe e2b, e2a; q2b; uih sind selten. I. nsl. gradei. trebei. kroat. goleia. 
trebei. II. klruss. verbiä aus verbjaX. pol. werbis^ä. III. klruss. jahlxii (jagia). Vergl. 
($ech. kfemyä, kfemäe. 

25. Dasselbe gilt von den Suffixen eäs, iSb, oäb, uSb, uSa. I. kroat. goleSi. kostreSi. 
rudeS. serb. mekyneSb. ^ech. dfeves. tifebeä. 11. serb. topliSb. pol. kalisz. III. serb. 
belosb. IV. kroat. blatusa. vrataruSa. serb. SrbnuSb. goluä. gorusa Bach, konjuäa. koza- 
rusa Bach. smoluSa Bach, klruss. koAuSa. 

26. Das Suffix arb scheint den Bewohner bezeichnende Worte zu bilden, kroat 
dolari. ponikvari. serb. medjare. zvizdar. Vergl. Sabari. 

27. Das Suffix afeb bildet Adjectiva. serb. grbmovata. klruss. bahnovate. fiskovate. 
lomovatoje. mochnate. rozsochate. 

28. Das Suffix bnt bildet Adjectiva. nsl. cirkno. kroat. brezno. dubno. serb. 
br^zbna. bro6no. seona. klruss. uhelna. bukovna. cerkövna. oceretna. vapenne. russ. 
borovna. dubna. 6ech. borovno. bfezno. brodecno. brocno. bukovno. debmo. blatnd. 
vcelnd. dubnd. tfemeSnd. chmeliStnä. lestnä. mutnä. pol. borowna. trzemeszno. 

29. Dasselbe gilt vom Suffix bnb. nsl. rfepnje. svibenj und sviben. kroat. brotnja. 
serb. jagodnje. klruss. bo^ot^a. iferemoSAa. javorÄa. jemelAa. krapyvÄa. rybeA. terebeA. 
russ. ivnja. Sech, husäa. nserb. gribovAa. 

30. Das Suffix anb tritt sowol an Substantiva als auch an Adjectiva. kroat. javoranj. 
serb. krupanj. lozanj. mutanj. ostruXanj. rtanj imd rtan Berg, vodanj. vrbanj. klruss. 
berezah. 

31. Das Suffix §n:B bildet Adjectiva. kroat. trsten Teich, trsteno. serb. pesbcana. 
klruss. kremjana. Vergl. asl. kam^n'b. cech. hlinSnä. 

32. Das Suffix inib bildet ursprünglich Adjectiva. klruss. horoSyn. kozyn. lebedyn. 
lypyn. fofiatyn. rohatyn. smolyn. soZyna. äuravyn. cech. banin. holubin. kozin. zajeSin. 
pol. g^sino. gogolin. go2^bino. i^czyn. iabino. 

33. Das Suffix ina tritt an Substantiva und an Adjectiva. I. nsl. krtina. kroat. 
brezine. bebrina. bezovina. draSina (draga). drenßina (drenek). kri^evine. lazine. vrhovina. 
serb. borina. grabe vina. krajina. lu^ina. stubline. trnieina. klruss. berezyna. bußyna. 
liSßyna. izna für ina: novyczyzna (novik'b). stavcyzna (staviki). cech. blatina. borovina. 
bfeziny. bucina. bukovina. dubina. dubiöina. habHna. lestina. pol. brzezina. m^cina. 
OS erb. bukojna für bukovina. nserb. hugliny. 11. kroat. konjä^ina. plemenScina. slobostina. 
klruss. kaiynovöcyna. kozels^yna. volosßyna. 2ech. pustina. pol. morawszczyzna. 

34. Das Suffix janin:b, das im Plural int abwirft, bezeichnet den Bewohner des 
durch das Thema ausgedrückten Ortes und dient im Plural, selten im Singular, als 
Ortsname. Vergl. lit. enas: uäupenai, eig. die jenseit des Flusses Wohnenden; platupenai 
die am breiten Flusse Wohnenden; tarpupenai die zwischen Flüssen Wohnenden; trakenai 
Trakehneri, die auf einer durch Ausbrennen urbar gemachten Heidefläche — trakas — Woh- 
nenden, nsl. 2re2njani, hribljane. lipljene für lipljane. kroat. borovljani. borovßani. breStane. 
brezovljane. bruSane. brdjani. bukovßani. cerovljani. dubrovßani. doljani. dolCani. glavi2ani. 
gredjani. unSani (hlwnbCane). hraS6ani. janSani wol für jamii^ani. kraljevSani. kriiovljane. 



96 Franz Miklosich. 

luSane. IjeStani. lipovljani. lipovCani. meljani. sredjani. trnjane. vrbovljane. vrhiovljani. 
— crkovljan. 2reCan. dubravCan. gorißan. hrastovljan. kriiovljan. vrhovljan. serb. ugljane. 
boSnjanLdubljane.gloSane. gorjani. hraStani. krBstbCani. labljane. ISStani. novoseljane. orbljani« 
seLbSani. studenbCani. toplißani. zaborane. klruss. bereXany. berestjany. bystryßany. diiWany. 
dobrjany. doiyAany. derevhany. WyAany. horoiane. kaiuiany. olSany. potoßany. reßyßany. 
stavßany. verbjany. russ. alt. kurjane, kyjane, pinjane, smolnjane von kurbskB, kyjevt u. s. w. 
6ech. borovany. borßany. brafiany. bfeXany. bfeStany. brozany. buöany. bukovany. bystfany. 
biany. dubany. dubCany. dubftany. dubovany. doubravany. doubravIÖany. dobfany. dolany. 
habrovany. hajany. liolany. hofany. hrazany. hradCany. hradiStany. hrobißany. humüany. 
hvoXdany. chlumCany. jivany. klefiany. kozlany. loukovany. leSany. lipany. lipfiany. olSany. 
olSovany. sedlßany. vrSany. pol. bielany. brzeXany. brzeficiany. d^biany. podolany. 

35. Das Suffix ynb, ynja scheint Adjectiva zu bilden, serb. dobrinja. klruss. uhryA. 
boryAa. hoiyA. horvA. medyAa. ostryÄa. iabyA. pol. grudynia. nserb. boryA. mySyA. 

36. Das Suffix ov:b bildet Adjectiva. nsl. brezovo. cerovo. hruäevo. tmovo, gen. 
tmovega. kroat, borovo. johovo. tiliovo. serb. bobrova. brezova. draßevo. klruss. berezöv. 
bukOv. Öeremchov. ?ere§nOv. kozova. iypovoje. russ. berezovt. dubovoe. dubrovo, fiech. 
bfezovd, bobrovti. bzov6. dHnov. jedlovä. okrouhlov. tisovd. vepfikov. viSfiov6. iemov^. 
pol. borow. borkow. bobrowa. trzefiniow. makow. oserb. bukov. nserb. dfonov. mochov. 

37. Audi das Suffix ava scheint ursprünglich adjectivisch zu sein. nsl. tmava. 
kroat. joSava. serb. Crbnave. krasava. resava. tbmava. vrbava. klruss. mchava. tarnava. 
2yrava. russ. bobrava. vergl. lomavaja. Sech.bglava. bobrava Bach, dobrava. chrastava. 
ilava slovak. jitrava. kalava slovak. jelSava slovak. Ostrava, svatava. trnava. vlkava. zele- 
nava. pol. brzezawa. ^^^kawa. rudawa. stobrawa Bach, java findet sich im kroat. orljava. 
serb. trnjava. klruss. starjava. Sech, sdzava. 

b) durch Composition. 

I. Abhängigkeitscomposita. Die Glieder stehen im GenetivverhSlltnisse. kroat. 
glibodol (coeni, coenosa vallis). vinodol. vodostaj. vranodol.J serb. bobodol. vukodo. 
klruss. ßortoryja (talpae fossio). hrycovola (Gregorii ager). kobyiovoioky. tarnoruda. 
Sech, borohrddek. ßertoryje. feporyje. pol. czartoryja. kurozw^ki. ziotoryja. 

II. Determinative Composita a) das erste Glied ist ein Adjectiv oder Numerale, 
nsl. strmoreber. suhodol. kroat. belobreg. cmolazi. lepoglava. novoselja. pustodol. troje- 
glava. trolokve. serb. biograd. brzovode. dobrodo. dobrodoli. dobroselica. golovrbhb. 
kneXpolje. krivodol. mrkodo. ostrozub. Sarkamen. vySegradb. klruss. biioberehy. byiohora. 
biihorod. biiozerje. ßornoriky. Cervonohorod. doihoiuka. dobrokut. dobrovody. hnyiovody. 
hoiohory. hoiohOrky. kAaXoiuka. krasnopoie. kryvoiuka. rydoduby. starohorod. suchodöi. 
suchoriöe. suchostav. suchovola. toistoiuh. vyShorod. öech. Semodub. ßemodol. dlouho- 
dvory. homohrad. chudlaz. chudolazy. kn52pole. krasnoves. novohrad. novosedly. sucho- 
dol. suchdol. vySehrad. pol. biatobor. biaZo2§ka. czamolas. diugoi^ka. krzyworzeka. 
nowostaw. ostrorog. 

Oft tritt das Adjectiv in syntaktische Verbindung mit dem Substantiv. Nsl. bukova 
draga. bukov hrib. cerov log. ßrni vrh. dolga vas. kneija lipa. kobilja glava. kozji 
hrbet. nemSki rot. smolena vas. zajSja vas. 2abja luäa. kroat. bele breze. crni dabar. 
debeli lug. golo brdo. hudi bitek. hudi konec. kozalj vrh. serb. cerovyj rbtb. örbvena 
poljana. debeli jasen. golii hlbmi. kumanja glava. lita stena. modryj mölb. mratinja crbkbvb. 
mutna reka. vranija, vranja stöna. klruss. 2ysa hora. perunovyj dub. ture po2e. vyspkyj 



Die SLAVI8CHEN Ortsnamen aus Appellativen, i. 97 

dil. ßech. Cerveny potok. dubov dil. kavßi hora. moravS ves. nov6 sidlo. popüv ke?. 
supf hora. svatd hora. pol. ezarny 2§k. trzefiniowy d^b. diugo siedio. sokola d^browa. 
wilcza gora. oserb. sokula hora. nserb. carny gozd. 
ß) Das erste Glied ist eine Präposition. 

1. meidu. nsl. medvode. kroat. medjudraXje (draga). klruss. meXybrody. meäybröd. 
meiyhöröi. me^yriße. ßech. meziboM. mezihoM. mezilesf. mezilesice. meziluSf. mezipotofii. 
meziffßl. pol. mi^dzyborz. mi§dzylesie. miijdzylefi. 

2. na. kroat. nabrdje. klruss. nahörjanka. 8ech. nabzf. nadvoM. n&kH. 

3. nadii. pol. nadbory. 

4. obii, o. nsl. obreä. odobje. serb. ogorje. obrüSani (vrBh'B). pol. objezierze. 

5. po. n 8 1. pobrXe (brög-B). kroat. poreS. serb.por66B. klruss. pobereXe. podOIöi. pohOröi. 
pokufe. poiomyja. ßech. podol. podolf. podolec. pohora. polom f. poHß. pol. pogorzany. 

6. pod'B. nsl. podborSt. podbrfeg. podbrezovec. podbukovje. podreber. kroat. pod- 
brdje. podbukovje. podgaj. podgora. podgoraß. podgriö. serb. podgorac. podgorani. 
podbstßnije. podvrSka. klruss. podb0r6i. podberez6i. podhaje. podhajSyky. pOdhOröi. 
pödfisky. ßech. podbor. podboH. podbrdl. podhäji. podhora. podhrad. podhradl. podluhy. 
podskali. pol. podborze. podborz. podgorze. podgorzyno. podi^Xe. podlas. podlesie. 

7. predi. Cech. pfedmostf. 

8. prSko. serb. prekonozi. prekorjeCani. 

9. raz'b. klruss. vozdöl. rozhörCe. Cech; rozdraXi. 

10. s'B, ss^. nsl. sodra^ava. sovodenj, sovodje. 

11. srM6. klruss. seredpölöi. ßech. stfedolesl. 

12. u. ßech. oudolf. ousuSf. 

13. vTBhu. nsl. vrhkrka. vrhpeß. kroat. vrhpeC. serb. vrbhblabb. Vergl. vyScsava. 
klruss. vrchobu2. ßech. vrchlabf. 

14. TTEzi. serb. uzdolje. Sech. zho?. 

15. za. nsl. zaborSt. zabrßinik. zabrda. zabrdje. zabrdce. zabukovje. zahomec. zakriX. 
zavolSje. zarßßje. zastene. zavodnja. kroat. zaluka. zamlaSe. serb. zablaöe. zablaö. zabla- 
tBkb. zabrega. zabreXje. zabrdje. zabrdica. zaglavak. zagora. zagorje. zagorica. zagorißane. 
zagradB. zagvozd. zahlBmB. zaslivlje. klruss. zaboJotovka. zaboiotov6i. zabolotöi. zabörje. 
zabere^e. zabrod. zadubrovßi. zadilsko. zadvorje. zahorje. zahorby. zahvözdje. zaozerje. 
za2uh. zatuS. za2uSje. zaiisöi. zali§8yky. zamöstje. zamosf. zarika. zastavje. zastavße. ßech. 
zäbor. z4borov. zabfeh. zabruSany. zdbrdi. zädub. zadil slovak. zädoli. zdhoH. zähoffcko. 
zaho?any. zachluml. zäkupy. zAlesi. zäluSl. zämezf. zalSi. zäpHbofL pol. zaWoto. zaborze. 
zagorze. zagrodzie. zache^nina. zakoSciele. zakrzowek. zal^^e. zalas. zaleszany. zaskale. 
oserb. zamosty. 

VI. Accent. Im Griechischen scheiden sich Appellativa von den Nomina propria 
manchmal dadurch, dass das Proprium den Accent von den letzten Sylben auf eine der 
vorhergehenden zurückzieht oder auch umgekehrt dadurch, dass es ihn von einer der 
vorhergehenden Sylben auf die letzte rückt: Gxaiöc und Sxatoc; cdizo und Alizo; StOYSVK^c 
und AtOYSVYjc — g(oCö|A£Voc und S(i)Co|JL£v6c n. s. w. Pott, Zeitschrift der deutschen morgenl. 
Gesellschaft 24. 111. In den slavischen Sprachen ist mir nur ein Fall bekannt, wo diese 
Unterscheidung eintritt: serb. jäsenovac bezeichnet den Eschenstab, Stab aus Eschenholz, 
während jasönovac der Name einer Stadt ist. 

Denkschrift«!! der phiL-hiet. Cl. XXI. Bd. . 13 



^g Franz Miklosich. 



Urittes Oapitel. 
Das Yerhältniss der slavischen Ortsnamen zu den darauf beruhenden anderer Volker. 

a) Deutsch. Von diesen Völkern sind die Deutschen dadurch wichtig, dass sie in manchen 
Ländern mit Slaven vermengt leben, noch wichtiger aber dadurch, dass in einem nicht unbe- 
deutenden Theile von Deutschland die Orte im weiteren Sinne des Wortes von den Slaven 
ihre Namen erhalten haben, die nun im Munde der Deutschen nicht selten Formen dar- 
bieten, in denen das ursprüngliche Wort schwer zu erkennen ist oder gar nicht mehr 
erkannt werden kann. Dabei finden folgende Verschiedenheiten statt: 1. Der slavische 
Ortsname wird in das Deutsche mit jenen Veränderungen aufgenommen, welche die 
Lautlehre des Deutschen fordert. 2. Der slavische Ortsname wird in das Deutsche in 
einer dem Deutschen bedeutungsvollen Form aufgenommen. 3. Der slavische Ortsname 
wird tibersetzt. 4. In manchen Fällen findet zwischen dem slavischen und dem deutschen 
Ortsnamen kein Zusammenhang statt. 5. Demselben slavischen Ortsnamen stehen heut- 
zutage verschiedene deutsche Namensformen gegenüber. 6. Manche deutsche Formen 
setzen ein mit einem anderen Suffix gebildetes Wort voraus, als der jetzige slavische 
Name zeigt, b) Magyarisch, c) Italienisch, d) Griechisch, e) Türkisch. 

a) I) e u t s c h. 

Der slavische Naiiie wird in das Deutsche mit jenen Veränderungen aufgenommen, 
welche die Lautlehre des Deutschen fordert. Es ist nicht meine Absicht, die Veränderun- 
gen, welchen die slavischen Namen bei ihrer Aufnahme ins Deutsche unterliegen, voll- 
ständig zu behandeln; ich will nur zwei Erscheinungen besprechen, nämlich die Art 
und Weise des Ersatzes a) des b und ß) des s. 

a) Dem Slavischen mangelt der Laut f, und wird in entlehnten Wörtern durch b 
ersetzt; dagegen tritt in entlehnten slavischen Wörtern an die Stelle des slavischen b 
deutsch f, seltener und, wie es scheint, nur in späterer Zeit w: blaSe Faak mit Unter- 
drückung des in u übergehenden 1 Kämt., borße Förk Kämt., breg Frög Kämt., breznica 
Friesnitz, bystrica Feistritz neben blaCe Watachig Kämt, breznica Wriesnitz Kämt., 
bystra Wistra Kämt.; w findet sich namentlich nördlich von der Donau: bystrica Weistritz 
Schles. Buttm. 117, Weisseritz; daselbst findet man in einigen Fällen das b bewahrt: 
bfaski Brieske nserb., bfezna Brösa oserb., bystra Birste, Berste nserb., welchen letzteren 
Namen Buttm. 106 von ber amarantus blitum ableitet. • 

ß) Slavisch s geht im Deutschen häufig in z über: suha Zauchen Kämt., sedlo 
für selo Zedl Kämt., slan Zlan Kämt., sopot Zoppothof Kämt. Dasselbe findet man in 
Appellativen Zlak d. i. slak Windling, Zmolken d. i. smilka ßottenlo-aut dialektisch in 
Kärnten Jarnik 197. 199. sk geht im Norden in' zig über: Dolzig aus diusko (dltäBsko), 
Glinzig aus glinsk, glinsko, glinska. Gaussig aus huska, Kölzig aus kolsk, Leipzig, 
ehedem Leipzg, aus lipsk; Patzig aus pes^ski^ pol. piasek. Manchmal geht s vor 1 in 
seh über: Schlan aus slan^, Schlanitzen aus slanica, Schlattin aus slatina, das jedoch auch 
mit Abwerfung des s Latein lautet. Im Inlaut erhält sich jedoch meist s: vusoka 
Weissak. 

Nsl. bßla Vellach, in einer Urkunde von 990 velach, vielleicht eine Verbindung 
des slav. bSla und des deutschen ach, ahd. aha, während Vellach für bßlani (beljani) 
wahrscheinlich der plur. loc. belah^b (beljaht) ist. blate für blata Flattach; blatnica 



Die SLA vischen Ortsnamen aus Appellativen, i. 99 

Flattnitz; blaSani, wovon ein plur. loc. blaSach, und daraus eine Neubildung blaCe, liegt 
Fiatschach (Kärnten, Lungau) und wol auch Watschig zu Grunde, ebenso Faak: in den 
beiden letzten Formen ist 1 ausgefallen. Man beachte k für 8. borovnica Franzdorf, 
borovljani, wovon ein plur. loc. borovljah'B und daraus borovlje: Förelach, Förlach. 
bröze Fresach, Friesach, Fresen: die beiden ersten Formen entsprechen dem plur. loc. 
brdzah^B; aus dem collectivum brezje ist Bresiach entstanden, brde tiXv brdaWerdaund 
Wurdach (bridehi); brdce Ferk, worin k für c. büße für bußje Fautsch. bystra Wistra; 
bystrica Feistritz, cörklje Zirklach, dobrje Döbriach, Dobriach. dole Döllach, Dellach ; 
doliß Dolitsch; Crezdol Schresthal; zadole Sadolach, Sallach. draga: sodraXava Zedross. 
poddravlje Federlach. gajeGajach. glinje Gleinach; glinice Gleinitz. gorjani, wovon 
ein plur. loc. gorjah^B, Göriach (Kärnten, Göriachwinkel Lungau). gorica Görz, Goritzen- 
dorf, Hörzendorf; gorißane (goriCahjb) Görtschach; nagorice Aggoritsch, Aggoritschach. 
gradec Grades, Gradenegg; gradCe (gradbcane, gradtSaht, gradbCe) Gratschach; gradiSo 
Gradisch. gozdiC Hostitsch; gozdniceGösnitz. holmKulm; huni Kulmberg; holmecKolmitz; 
homec Kumitz; humße (hl^BmBßanc, hl'BmbCah^s, lilümCc) Gumtschach; zahomec Achomitz: 
vergl. Achalm vielleicht aus zahl'bm'B. hrastovica Krastowitz; hraSße (hraStane, hraStah'b, 
hraSte) Kratschach. horvaCe Krobatsch. jamlje Amlach. javorje Afriach; javornik 
Jauerburg; javorce Auerling. jazbina Jas wein, jesenice A sslin g. knoiiße Knaasweg. 
koprivna Koprein. kostrivnica Kostrcinitz. krajani Krajach. Vergl. spodnji kraj Unter- 
aigen. krasnica Krassnitz. laze Laase; lazi Lasach; laznica Lassnitz; Lassnitzgrabcn 
im Lungau. 16g Lag; 16zi Lang mit Bewahrung des Nasals: lagii. löka Laak, Lack; 
löke Lokach; lOCani, löße Latschach. 16s je Lcsach; Lessiachwinkel im Lungau, lesnik 
Liesing. ladine Lieding: asl. l^diny. lipnica Leibnitz mit b für p vor n: vergl. Pott, 
Personennamen 389. lubno Laufen, luie Lausach; luZnice Lussnitz. mala gora Malgem. 
mötnik Möttnig. melani (möljane, meljah'b) Mellach. mekinc Minkendorf, medgorje 
Magern, Mieger. moCile für moCila Matschiedel, das auf moßidlo hinweist, moglice 
für mogylice Möchling; gomilica Gamlitz. mokrije Mökriach. morava Mrauen; moravöe 
Moräutsch. naklo Naklas. na plazu Naplas. olSje Olsach. osoje Ossiach: vergl. osojnica 
Sattnitz. ovSiSe für ovsiäe Auschische. peßani Peckau; v peCah Pöckau. pleSa' PH eschen, 
podgorje Podgier: vergl. medgorje Mieger. podpeCe Pulpitsch; podpeßo Unterpetzen. 
poliSane (poljißah'B von poljice, deminut. von polje) Pöltschach. podpolje Poppichl. 
poljana Pollain; poljane Pölland. ponikle für ponikvc Penk. poreße (poreßane, pore- 
Cah'B) Pörtschach. poiarnica Pusamitz. prekop Krekap, Kregab. pustrica Pustritz. 
Vergl. Pusterthal, das in einer Urkunde von 973 pustrussa, später pustris heisst. 
rßka ßieg. rov (rovöh'b) ßowech. ruda Rüden, ribno Reifen; ribnica Reifnitz. rdeCi 
kal Erdetschkal, Rothenkal. rtiC Artitsch. rino Irschen. sedlice Zedlitzdorf; sele für 
sela Zell; selce Selzach; selnica Zellnitz; selßane neben selße Seitschach, ehedem sedel- 
sach, woraus sich ein slov. sedlBSah'b von sedlBÖane ergibt, scnica Zienitz. (slan) Zlan; 
slanica Schlanitzen. slap Zlapp. slivnica Schleinitz, ehedem scliunitz. (sniola) Zmuln, 
Zmöln. (sopot) Zoppothof. (struga) Strau. suha Zauchen. svinica Zweinitz. SSavnica 
Stainz. travna Traundorf; travnice Trabenig. trfebno Treffen; trebovljc Trifail; trebliCe 
Trefling. trnja ves Terndorf; trnovlje Terlach. tinje Tainach. vetrovo Fedraun. vinica 
Weinitz; zgornje vinare Obemarrach für Oberwinarrach. viSprijani, viSprije Weispriach; 
Weisspriachwinkel im Lungau; Weinsberg in Kärnten hiess ehedem wizbriach. za brdce 

13* 



100 Franz Miklosich. 

Afritz, wofür von Andern kobrca angegeben wird, zagorje Sagor; zagorica Sagritz, 
zaspo Asp. 2abnica Saifnitz. 2iri Sairach. 

Cech. babi most Bomst Sembera 139. blatce Blatzen. brafiany Prohn. bfeäany 
Pressem. bfezina Briesen, Friese; bfezno Priesen; brezno Bries slovak.; bfeznice Priss- 
nitz. brloh Berlau, Bierloch, brtnice Pirnitz. bystfice Wistritz, Wistersitz, Wisternitz, 
Feistritz, bobrovtl Bobrau. bzenec Bisenz. tf emeSne Zemsclien; tfemisko Tschinotischel. 
doubice Daubitz. dechtäf e Declitem. dolany Dehlau. dvorce Würzen, debrno Döberle, 
hlinsko Linz, zhorec Hurz. hradiStS Ratsch; hradec Grätz. chraStany Groschum, 
Kroschau. chrbice Körbitz. ch?ibskd Kreibitz. chvojno mal6 Klein-Hahn. jablounä 
Gablenz; jablonec Gablonz. javory Ohren, Mohren. javo?f Gaberle; javornik Jaberlich; 
javorskd Jobern. jemnice Gainnitz. jesefi Gössen, Gesseln, Gessing; jesenice Jechnitz. 
kladruby Kladrau, Kladern. knS2pole Kniespol. k?ivec Krips, krty Gerten, kyjov 
Khaa. laz Loosen; lazniky Lasnik; la2any Loosan. lipenec Lippenz. lomnice Lobnik, 
Lanz. lysä Leissen. Ihota Elhotten, Welhota, Wellhotten, Wellhütten, Welhüta, Malten; 
Ihotsko Hutzke. IniSte Elnischt. melnlk Melk. ml;^nec Lenzel; ml^nce Linz, Leinitz; 
ml^'^niStS Leinisch, morava Mohrau. niSeno Wemschen. naklov Nagles. obora, vobora 
Wobern. oleSnd Ulischen; oleSnice Öls; olSovec Olspitz; oleSka Ohlisch. ofechov6 
Urhan. vorliöka Erlitzgebirge. podbo?any Podorsam. podmolf Baumöl bembera 373. 
pfiseCna Prissnitz. pfivlaky Pröhlig. rokytna Rotigl Sembera 374. rohozec Rust. 
rtynS Hertin. soutesky Zautig. souvlastnl Saufluss. skalany Gallein. slan6 Schlan. 
slatina Schlattin, Latein; slatinice Zladnig. smJIßno, mHCno Wemfitsch. strelne Strahl, 
stupno Staupen. souSice Oschitz; suSany Zuscha. svStle Zwiedlern. trnovany Thum. 
trnavka Türnau. tu?any Turas, t^n Tein; t^nec Teinitz, Tenzel. oujezd Augiesel. 
ousti Austi, Aussig, vrbka Ferbka; vrbno Würben. vydY'i Widern, vyhne Wichen. 
vysok6 Wessig; vysokä Wisset, zahraäany Saras. zlatnlky Schladnig. 2d4r Saar. 
Xernovnik Schirnik. Die im Deutschen auf ay auslautenden Namen beruhen auf dem 
sing. loc. fem. der zusammengesetzten Declination: Tschistay, Millay, Rokitay, Skupay, 
Suchay, Wrannay. Petters, Archiv 354. 

Pol. dabrawa Dombrau, Dammer. glina Gleinau. gora Guhrau; gorka Gorkau, 
Gurkau; gorzyce Gurwitz. grodziec Grätz, Gröditzberg. cheimiec Kolbnitz. ^^ka 
Lanken. makow Mackau. moczydlica Mönch Motschelnitz. niemce Nimptsch. siup 
Schlupp. 6widnica Schweidnitz. szczytniki Scheitnig. wierzbica Wirbitz. ziotnicy 
Zlattnig. 

Oserb« lieia hora Beigern. biöcany Plötzen, börek Burk, Burg, bfezow Blösau; 
bfezyna Brösa; bfeznik, bfezynka Briesing; bfezki Brieske; bi^ezecy Briesnitz. brusy 
Brauske. bukov Bucka, Bocka. SorAov Zschorna, Zschome. Zschornau. dubrava Dubrau; 
dubravka Dubrauke. duby, duboho und dubo, duboho Dauben, Tauben; dubc Daubitz. 
delany (dol^b) Dohlen, Dehlen. dfenov Drähna, Drehna. huska Gaussig. hlina Gleine. 
hora Guhra; hörka Gurig; h6rki Horke. hrod^iSiio Gröditz. khoJm, kholmc Kollm. 
khojnica Kunitz. khröst Kroste, Krostau. jiiocjy Eulowitz. jabJoAc Gablenz, jamno 
Jahmen. jatf'oB Jetscheba. javora Jauer; javornik Jauernik. jelca (aus jedlica) Jidlitz; 
jedlov Gödlau. jemjelica Jämlitz. je2ov Jesau. jitk (jutro) Eutrich. kamena und kamenej, 
geA. kameneje Kamenau; kameAc Kamenz; kameAca Kcmnitz; kamenica Chemnitz, 
kozafcy Kaseritz. kozlov Kosel, Kasslau. kruSvica Ivruschwitz, Krausche. kupa 
Kaupe. kislica, Kiselk, Geisslitz. iaz Lohsa ; iazk Laske. Ixih Luga. Teska Lieske. 



Die sLAViscHEN Ortsnamen aus Appellativen, i. 101 

lipa, gen. lipeje Leipe; lipoj, gen. lipoje Leipe; lipiny Lippen; lipinky Leipchen, 
Leibchen. 2omsk Lomsk. iusk (iuZa) Lauske. niviea Niewitz. volSina Olsa; voleSnica 
Ölsa. vopalen, vopalena Oppeln. votrov (ostrovi) Ostro. rakojdy Rakel, rovno 
Rauno. zafec, zaryß Saritsch. ruda und rudej, gen. rudeje Räuden, supov Suppo- 
söenica, S6ehca Steinitz. svoAca, svidnica Schweidnitz. disov, (iisova, gen. öisoveje 
Zeissholz; öisk Zeisig, tfebin Terbendorf. vujezd Uhyst; vujeik Wuischke. ^erbno 
Werben, vysoka Weissig. zahof Sagar. zubornica Saubernitz. 

Nserb. hugliny Ogeln. bobov Babe. boryh Bahren, bfaze plur. Briesen; bfa- 
zina Briesen; bf-azki Brieske. bukovka Bückchen, bezkov (bbzib) Beskov. cerkvica 
Zerkwitz. carny gozd Zschornegosde. dubrava Diibrau; dubravka Dubrauke. dube, 
gen. dubego Duben; dublice Teuplitz; dubojce Daubendorf. dJugi plur. Dluge; diusk 
Dolzig. dobry^Ä m. Döbem. dfonov Drehnow. dfovk Drebkau. debsk (dbbrb) Debrik. 
gogolov Gaglow. göra Gohre; görka Gurkau; gorki Gührigk; gofanki Gorenchen; 
gorov Guhrow. gozd Gosda. grabice Grabitz; grabkov Grabkow. grochov Groche. 
chomc, chanc (hl^BiuBCb) Gollmitz. chmelov Schmellwitz. viiov (il'b) Eulo. jamice 
Jämlitz; jamno Jamno; jamnice Jamnitz. javora, gen. javorcje Gross- Jauer; javorka 
Klein- Jauer. jelence Gelini tz. jemeTnica Jemlitz. jasen Jessen; vergl. jasenia Jessen 
und jaser6 f. Jessern. jazory Gross-Jäser; jazork Jehserigk. kamcnki Kaminchen, kotiov 
Katlow. koziov Kasel; kozle, gen. kozlego Kasel. kSuSvica Krausnik. kfe plur. Sakrow. 
2az Laso; fezk Läske, Leske. iukov Luckau; lukajca Luckaitz. leska, gen. Teskeje 
Lieske. Teda plur. Lehde; leäiny Laschen, lipe, gen. lipego Leipe; lipna, gen. lipneje 
Leipe. mio2e plur. Mlode. mochov Machow. niokre Mokro; mokäoja, gen. mokSoje 
Mokro. mrocna Bretschen. mySyA Mischen, niviea Niewitz. voISynka Elsnig. vorlice 
Hörlitz. votSov Ostro, Oster. paprotna Paprot. pSiiug Preilag. f epiSiSa plur. Reppist. 
rogov Ragow. rudna Reuden. sedio Zeddel. soje aus sovje Saue, scefic, ceAc Steinitz. 
Stobrice Stöbritz. tSavnica Tranitz. tfebejce Trebendorf. torgov Torgau. tarnojsk 
Tomitz. verchovnaWerche. vusoka, husoka Weissack. vaskaWeske. zeTezna Sellessen. 
iarn'ov serski Wendisch-Sorno; bavorski zarnov Deutsch-Sorno. 

2. Der slavische Name wird in einer dem Deutschen bedeutungsvollen Form auf- 
genommen. 

NsL gabre, habre Haber, Haberberg: gaber Weissbuche, golnik Gallenfels: golt 
nackt, wol baumlos, ojster vrh Osterberg für Schärfenberg, podhom (podthl'bm'B) 
Buchhalm, Buchheim für Unterbergen, sele für sela Zell, skoc Idol Gottesthal, zgornje 
vinare Obernarrach. v rat na vas Rattendorf, visprijane Weinsberg und Wcisbriach. 

Öech. blatno Platten, borek Burg, brloh Bierloch, doubravice Tauberwitz, dra- 
homySl Dreiamscheln: eigentlich der Ort des dragomysl'B. drnialy Dürrmaul, habry 
Habern; habHna Habern. homoly Hummeln, hora Hörn. hradiSfany Radelstein, 
hrdlovka Herrlich, chvojno mal6 Klein-Hahn. jilove Eulau. jablonne Gabel, kravaf e 
Grabern. Ihota Mehlhüttel, Mahlhütten, Ohlhütten. morava Mohrau. neznabohy Niesen- 
bahn: neznaboh qui deum non novit Heide, oploty Oblat. podhorl Podhom für Unter- 
bergen, ratibof Rothwurst: eigentlich der Ort des ratiborb. rokytnice Rottigel, roky- 
cany Rockzahn, rozpouti Rossboden, eigentlich der Ort, wo sicli Wege trennen, 
slatina, slatenice Latein, sucholirdli Zuckerhandl, eigentlich etwa siccae angustiae. 
trsti, tif'tl, we tfti Wetterstein, oublislavico Auslauf, eigentlich der Ort, wo die Nadi- 



102 Pbanz Miklosich. 

kommen des ubislav:b wohnen. viSnov6 Wischenau. vrbice Fürwitz, vysoöany Wische- 
zahn, eigentlich die Bewohner von vysokä. 

Pol. grabowno Graben, jiiow Eulau. jemielnica Himmelwitz, oiobok Milhlbock. 
Mosbach III. 

Oserb. jiiocy Eulowitz. niXa ves Niesendorf. stfoiiSöo Strohschütz, Strohschitz, 
eigentlich die Warte, zahon Sauhahn Schmaler 4: kfiieSi zahon das herrschaftliche 
Feldstück. 

Nserb. dubojce Daubendorf, dobry votSov Doberstroh, eigentlich die gute Insel. 

3. Der slavische Ortsname wird übersetzt. Die Übersetzung ist nicht selten unrichtig. 

Nsl. bela pe6 Weissenfeis. borovlje Farchern; borovniße Fahrendorf aus Föhren- 
dorf, breg Rain, ßandorf. Hart; bre2ce ßaan. brSza Pirk; brezova reber Birkenleiten; 
bre2evje, Hollern, Holdern steht wol für beXevje, bzovje von bbzt. brdo Egg, Eggen, 
bukovje Buchholz, dann Buchbrunn; bukova draga Buchberg, cirkno Karchbach. 
ßeSnice Kerschdorf, Kerstetten. Crnelo mit 8r:BmBniB zusammenzustellen ßotenbühel. 
6rno Schwarzen bach. döbrava Hart, Forst, döbje Aich, Aichberg, Aichholz, Aichwald; 
odöbje Pernaich; döbja meja Aichleiten. dolga brv Langsteg, dole Thölern. dvorce 
Höflein, globodol Tiefenthal, gorica Büchel; gorice Büchlern; goriÜane Pichlern, 
gumno Stadelhofen, Stallhofen. gojzd Wald, hmftlnik Hopfenbach, hrib Bühel, Berg, 
hruäica Birnbaum, hudo Bösendorf; hudi kraj Bösenort; hudi vrh Bösenberg. hrast 
Hart, ivnica Eibiswald, jama Gruben; jamnica Leimgrube, jelena vas Hirisgrubeh. 
jezero Seeland; na jezeri Wörth. kamna gorica Steinbühel, köt Winkel. kneSa Gra- 
fenbach, kobilni dol Merchenthal. korito Trögern. kovaSa vas Schmieddorf, kozjak 
Gaisberg. kri2ka reber Kreuzberg, krßanje Greutschach d. i. das Gereute, kurja vas 
Hühnerdorf. laCni breg Hungerrain, laze Gehag, Reuter, Gereuth. 18g Auen; löga ves 
Augsdorf, loka Moos. Ißpi dö^b Schönaich. ISskovica Haselbach, lipa Lind. maCkova 
vas Katzendorf, mlaka Moos, malni Mühlen; mlinare Müllnern, moßirje Mossem, Moos- 
wald, mokronog Nassenfuss. moste Brücklein; na mostißu Brückl. nSm8ke rute Deutschnit. 
njiva kneäja Grafenacker, navselih aus nova sela Neusass. olSje Erlach, otok Wörth. 
ovßjak Schöflein. pisek Sand; pSSöenik Sandberg, planina Alpen, Alben, polänik 
Billichberg; polhov gradec Billichgräz. podhosta Untergehag. polje Felldorf aus Feld- 
dorf. potok,Bach. praproöe, prapraße Farrendorf ; popraße Fahrendorf. puSava Einöde, 
pekel Hölldorf für Pechdorf, ravne Ebenfeld, reber Leiten, ribißi Fischern, ribnik 
Fischbach. rdeCi kal Rothenkal: nur rdeSi ist übersetzt, sedlo Sattl, eigentlich Ansie- 
delung, senßni kraj Schattenberg, skalovje Koflern. slov6n gradec Windisch gräz ; 
slovenska vas Windischdorf, smole Kranabet, Kranabetich; smolena vas Pechdorf, smrgß- 
njak Feuchtbühel d. i. Fichtenbühel, srebrnße Silberdorf, srödgora Mittenwald; srednji 
l6g Mittelbreth: ital. bretto sterile, stari grad Altenhausen, strßlac Schützendorf; 
stroßja (strelCja) ves Schützendorf, studeno Kaltenfeld, Brunnsee; studenec Brunn, 
Brünndl. suha Dornbach (für Dürrnbach); suSica Dirnbach; suh'vrh Dürmgupf. svötli 
potok Lichtenbach. svinc Eberstein. SirokosSt Breitensaat. Skofi dvor Pischldorf aus 
Bischofsdorf, tolsti vrh Fettengupf, Grosseneg. travnik Grasberg. triiC Neumarktel. 
trnje Dorn, turjak Auersberg. trdnja ves Hörtendorf für Hartendorf. valpöja vas 
Amtsmannsdorf; vabßa ves aus valpßja ves Waltendorf aus Waltbotendorf, voglje Winklern. 
vOgle Kohldorf, vinje Weinthal; vinare Weinzerl. viSn je Weichsel, volßje Wolfsbach; 
ovCja (für volCja) ves Wolfsbach, vranja peß Rabenberg, vrata Thörl; vratno Thörl. 



Die 8LAVISCHEN Ortsnamen aus Appellativen, l 103 

vresje Heidach, vrba Feibern, Velden. vrh Gupf; vrhpolje Oberfeld, visoka Hohe 
vesca Dörfl. zagorje Hinterberg, zagozdac Unterwaldl, eigentlich Hinterwald. 2elezno 
Eisendorf. £el§znike Eisnem. 

KlruBB. opoka, opaka .Felsendorf. 

Öedu bSla: mala bgla Kleinweisel; bglidlo Bleiche, bfeziny Birkigt; bfezovä. 
Birkicht. öertüv dül Geiersgraben, worin der Geier an die Stelle des Teufels tritt, 
doubl Aicha; dubi Eichwald; dubißina Eicht, hllna Lam; hlfna biU Weissleim; hlino- 
viSt5 Leimgruben, hobzi (für hvozdi) star6 Althart. hruSky Birnbaum, jablonec Ogfol- 
derhaid für Apfalterhaid. jalov6 dvory Galdenhof: gald für gelt, jestfebi Habstein 
für Habichtstein, javory Ohrnes; javorna Ohom für Ahorn, jedlovfi Tanndorf, jitro- 
nice Gereuthern, kladeruby Holzhauer. knSXpole Herzogsdorf, kruäec Kömsalz, 
kyje Keule. laäiStS für laziStS Neuwiesen, louka Wiese; lüöka Wieschen slovak. lednice 
Eisgrub, lesnä Walddorf slovak. lomek Haidl. lou2e: 2ern6 lou2e Schwarzpfütz. Ihota 
Stift, Neustift, novopldii Neurode, novosady Neudörfel. novosedly Neusattel, eigentlich 
neue Ansiedelung, obora Thiergarten. osykov Aspendorf. ostr6 Neuland. ovesn6 
Haberies, peklo Höll, eigentlich Pech, piseßnä Schreibersdorf, eigentlich Sanddorf, 
ruda Eisenberg; rudkov Erzberg, sädek Baumgarten, sasov Sachsenthal. star6 sedlo 
Altsattel, eigentlich alte Ansiedelung, sidlo: nov6 sidlo Neusiedl. stfedolesi Mittel- 
wald, srbska vysokä Hochsichel; srbska nizskä Niedersichel, eigentlich Anhöhe, Niede- 
rung der Serben, veselä Fröhlichsdorf. vevef I Aychorns d. i. Eichhörnchen. vinaiFe 
Weinern. viSnS Weixeln. vrbny Fellern. vyhnS Eisenbach. 

Oserb. Beia Weisswasser. borS6: maia borSö Kleinförstchen; S<iiva borSö Kronförst- 
chen für Krummförstchen. bfeza Birke, bukojna Buchwalde, hatk Teicha. hola Heide, 
jama Grube, jezor Dorf See. kij Keule, Keula. iuka: nova Inka Neu wiese. Aemcy 
Dörgen- (d. i. Thüringen-) hausen, pisany miyn Scheckmühle, sokula hora Falkenberg. 
ströSa Wartha. 

Nserb. bfozov Birkenberge, brody Pforten für Furten, dvory Dün'hofen: dürr 
scheint aus dvor entstanden, kamenna Steinkirchen. novas d. i. nova vas Ritzneudorf, 
pfavoz Fähre, Fehro. rogov Horno. sJona borSö Salzenforst, suchy gozd Dürrwalde; 
suchy kameh Dörstein. 

4. In manchen Fällen findet zwischen dem slavischen und dem deutschen Ortsnamen 
kein Zusammenhang statt. 

NsL draga Suchen, letzteres aus suh:b. jama Luegg. na sedle Sattendorf, wol für 
Satteldorf, indem sedlo als Sattel aufgefasst wird, podsrßda Hörberg, soteska p]inöd. 
srdigße Polstrau. strmnica Krainberg. trg Feldkirchen, turje Neuhaus, turjanci 
Siebeneichen, zalog Breitenau. zavrh Bärenthal, 

Nserb. bukovinka Peitzendorf. diuäanki Stossdorf. grodk Spremberg aus spre- 
wenberc. groäiSdo Sonnenwalde, chudovii^a Mittenwalde. komoro.vSenftenberg. zakrejc 
Wadelsdorf. Aeva Zauche. rogozna Wilmersdorf. 

5. Demselben slavischen Ortsnamen stehen heutzuge verschiedene deutsche gegenüber. 
Ober- und nserb. Biela, Bele, Behle, Behlo, Below, Bielo, Bihlo: Beia. Zschirne, 

Tschirnau, Tzschorno, Zschorne, Zschema: Corna, carna. Drenow, Drehno, Drehne, Drehnau, 
Drehna: dfonov. Gline, Gleine, Gleina, Glein: hliny, gliny. Gorke, Gurke, Gurkau, 
Guhrig, Görick: horka, gorka. Gröditsch, Grödisch, Grötsch: grod2iS6o. Kammena, 
Kamminau: kamenna. Lohs, Lohse, Lohsa, Lahse, Laaso, Laasow: laz. Läsko, Läskow, 



104 FbaNZ MlKLOSICH. 

Läske: 2azk. Mokro, Mukro, Mockerau, Muckerau: mokre. Piesko, Pieske, Pieskau: ^esk. 
Pinnow, Pinne, Pinno: pAov. Sakrow, Sakro, Sackerau: zakfov. Sidow, Seidau, Sayda, 
Seidl: 2ydov. Vergl. Bronisch, Die Akrisie in den Bildungen lausitzischer Ortsnamen. Neues 
Lausitzisches Magazin. 1856; 258 — 277. 

a. Manche deutsche Formen setzen ein mit einem anderen Suffix gebildetes Wort 
voraus, als der jetzige slavische Name zeigt. 

Pol. gorzyce Gurwitz. 

Oserb. bukovc Bocka. Corna Tchornitz. jasenka Jessnitz. 

Nserb. käuSvica Krausnik. te kf e Zakrow. tarnojsk aus trtnovBsk'B Tomitz. bukojc 
aus bukovBCb entspricht dem deutschen Klein-Buckau. 

b) Magyarisch. 

Die Verschiedenheit zwischen der slavischen und der magyarischen Form der Orts- 
namen beruht wesentlich auf dem im Magyarischen geltenden Gesetze des consonantischen 
Anlautes und der Vocalharmonie. Vergl. meine Abhandlung: Die slavischen Elemente 
im Magyarischen Seite 5 des Separatabdruckes. 1. Man vergleiche balaton und *blatbno; 
baradna und bradno; beregh und brehy, berezna und brezna; berzencze und breznica, 
berzevicze und brezovica; srßda und szerda-hely; borosznok und brusnik; doch findet 
man brogyän und brodany. 2. Auslautendes ov geht in 6 über, ovec in 6cz: bacskö, backov; 
bobrö, bobrov; bdnöcz, bdnovce; belejöcz, belejovce-, bobröcz, bobrovce; ebenso pelsöcz, 
pleSivec. 3. In manchen Fällen sind weitere Veränderungen eingetreten: dobrona, dobra 
niva; talabor, klruss. terebla. 4. Das eine Wort ist die Übersetzung des andern: hoszü 
r6t, dluhd lüka; vÄmosfalu m^to. 5. Die magyarische Form ist für die slavische bestim- 
mend: lipöcz, lip6c für lipovec. 6. Die magyarische Form beruht auf einer anderen als 
der jetzt geltenden slavischen Form: bagonya, bohunica. Einige magyarische Formen 
sind für Slavisten nicht ohne Interesse: bagonya und beregh für bohunica und brehy 
bieten g dar, wo heute das Slovakische ein h bietet; longh für luäany setzt einen nasalen 
Vocal voraus : l^ig'B. / 

c) Italienisch. 

Die Veränderungen, welche die nicht sehr zahlreichen slavischen Ortsnamen im 
Italienischen erleiden, mögen aus dem Nachfolgenden ersehen werden. 

1. Nsl. hum Colmo. korito Coritis furl. kozljak Gosliaco. lögi Longh. loka Lonche. 
sedla Sedula. stolbica Stolvizza. zavodnja Savogna. Vergl. srednji log Mittelbreth: ital. 
bretto bedeutet unfruchtbar. 

2. Serb. privlaka Brevilacqua. tribunj Trebocconi. 

3. Nsl. ßrni vrh Montefosco. travnik Prato di Resia. serb. mlini Molini. tisno Cannosa. 

4. Nsl. lokva Corgnale. serb. 2upa Breno. 

Slaven — Slovenen — bewohnen noch gegenwärtig, mit denen von Görz geographisch 
zusammenhangend, einen schmalen Gränzsaum Friauls , der im Norden bis zum Monte 
Canin reicht. In sehr alter Zeit — denn seit dem Jahre 1000 werden nach dem Zeug- 
nisse der Kenner der Geschichte Friauls Slaven in diesem Lande nicht erwähnt — 
reichten sie bis an die Westgränze der Provinz Udine, wie aus einigen Ortsnamen her- 
vorgeht. So findet man östlich vom Tagliamento Lestizza, Sclaunico und S. M. di Sclau- 
nico, Pasiano Schiavonesco, Belgrado, Glaunico, Gorizzo, Lonca, Gorizizza, Gradisca, Ruda, 
Zellina und westlich vom genannten Flusse, südlich von Spilimbergo, Gradisca, südlich 
von Sacile Schiavoi. In Mortegliano, westlich von Palmanova, heisst noch heutzutage ein 



Die slavischen Ortsnamen aus Appellativen, i. 105 

Dorfviertel Borgo degli Schiavi, und die Bewohner desselben führen zumeist slavische 
Familiennamen und haben slavische Gesichtszüge. In Cordenons in der Nähe von Por- 
denone führen die Strassen die Namen Romans, Sclavons, Javomik, welche Conte Pietro 
di Maniago in den Noten zu seinem Gedichte II Friuli (Udine. 1797. Alvisopoli 1810.) 
auf folgende Weise erklärt: ,Siccome le truppe imperiali erano costituite la maggior 
parte di elementi Slavi, vale a dire di soldati lUirici, Croati, Carintiani, Stiriani ecc, 
cosl ö naturale, che i luoghi fortificati tramutatisi poscia in villaggi siano stati dai sol- 
dati difensori intitolati coi nomi sovradetti, che odorano di slavismo/ 

d) Griechisch. 

Man vergleiche die nachfolgenden Ortsnamen : blato valta, das jedoch eher albanisch 
ist. Slavische Elemente im Neugriechischen 11. borB vorika; cerova tserova; ßrbnica 
tsemitsa; dl'Bga delga; dbbrB divri-, dbbrtca divritsa; glogova glogova; granica granitsa; 
grebenb greveno; vielleicht grBmovbßane germoutsani; kamenica kamenitsa; kostanica 
kastanitsa; kopanica kopanitsa; kravari kravari; krivißane kryvitsani; kunina kunina; 
l^g^B longos; l^ka longa; l^dina lendina; nivica nivitsa; poljana poliana; poljane poliani. 

e) Türkisch. 

Was die von den Türken aufgenommenen slavischen Ortsnamen anlangt, so sind 
dieselben zahlreich; da jedoch die slavische Form derselben in vielen Fällen nicht fest 
steht, so kann ich in eine genauere Darlegung der an denselben eingetretenen Verände- 
rungen nicht eingehen; als die wichtigsten dürften sich jedoch erweisen a) die Ersetzung 
des ica durch idXa und des ac (asl. bCb) durch dia: dubica dubidscha, dupnica dupin- 
dscha, gorica koridsche, koslajnica kostanidscha, kostanica kostendsche, ostrovica ostro- 
vidscha, podgorica poschgoridscha; bregovac berkofdscha, kragujevac karagiofdscha, 
leskovac leskofdscha, lovac lofdscha, poXarevac deutsch Passaro wiz posorofdscha; ähnlich 
jajec jaidscha; b) die Lösung der doppelten Consonanz im Anlaute durch Einschaltung 
von Vocalen: kljuö kulutsch, prespa persepe,» prilip prilipa, prizren perserin; anders 
zvornik izvornik. Auslautendes o geht in a über: novo brdo nova berda. 



Viertes Capitel. 
Ertrag der Ortsnamenforschung för die Grammatik. 

Die Resultate der Ortsnamenforschung kommen zu Gute der Lautlehre, der Stanmi- 
bildungslehre, der Formenlehre und dem Lexikon. Hier soll nur das angegeben werden, 
was sich auf die Laut- und Formenlehre bezieht: der Gewinn, den die Stammbildungs- 
lehre zieht, ergibt sich aus dem zweiten Capitel dieser Abhandlung, während sich die 
lexikalische Ausbeute aus dem zweiten Theile der Abhandlung ergeben wird. 

a) Lautlehre. 

1. Dass ^ und a im Slovenischen nasal gelautet haben, wird jetzt allgemein aner- 
kannt; dennoch ist es von Literesse, diese Lehre auch durch die in fremden Sprachen 
unverändert gebliebenen slavischen Ortsnamen bestätigt zu sehen : d^brB finden wir in 
dombra (Kleindombra Kärnt.) ; dombra, dumbrava im Kreuzer Comitat bei Lipszky. 
Beachtimg verdient, dass dem slovak. dubov6 magy. dombö entspricht; dagegen ist rum. 
dombrava ügocs; rum. dumbravany, magy. dombroväny; rum. dumbravica, magy. dom- 

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXI. Bd. 14 



106 Fbanz Miklosich. Die slayischen Ostsnamen aus Appellativen, i. 

brovicza Bihar unmittelbar aus dem Kum. zu erklären. l^g^B oder l^ka in Lonsnich 
Neugart. 1. 25. d. i. 1^2i>nik!B oder l^Ssnik^. Wenn dem klruss. luäany magy. longh 
gegenüberstellt, so ist dies vielleicht durch die Annahme zu erklären, dass der Ort 
ehedem von einem anderen slavischen Volksstamme bewohnt war. Das jetzt slov. unnach- 
weisbare dreka lautet im ital. drenchia Venet. 

b) Allgemein nimmt man an, dass das Slovenische die Verbindimg dl durch Aus- 
stossung des d vermieden habe. Genauere Betrachtung des Nsl., namentlich in der im 
Westen des Sprachgebietes gesprochenen Varietät zeigt die Unrichtigkeit dieser Ansicht; 
denn da findet man j^del für jßl ; desgleichen das Suffix dlo für lo : kresadlo, motovidlo, 
Sidlo JaneS. 17. Dieselbe Verbindxmg bewahren einigemal die deutschen Formen slavi- 
scher Ortsnamen: Matschiedel moSile Kämt.; Jedlonig Steierm., das mit jela, ehedem 
jedla, zusammenhängt; Zedl, Zedlach, Zedlich in Kämt, setzen sedlo, jetzt selo, voraus. 
Das hat SafaHk, StaroSitnosti §. 41, der für die Nationalität der pannonischen Slaven die 
Form dudlebi (doudlebi) als entscheidend ansieht, übersehen, der auch darin irrt, dass 
er d als ein Einschiebsel — pMsuvka — ansieht, da ja nicht nur im Suffix dlo, sondern 
auch sonst nur von einem Ausfalle des d die Bede sein kann. Der eben so weit ver- 
breitete als räthselhafte Name lautet kroat. dulibe, dulebska: vergl. ad tudleipin Grenz- 
regulierung 27; ßech. doudleby; doudleblch Teindles; düdleby imd düdlebci; klruss. 
duiyby. Vergl. tittleibe Dronke 79. ahd. totleiba Förstem. 107. 

c) In nsl. Ortsnamen wird häufig 8 durch k ersetzt: blaSe Faak, borße Förk, male- 
stiCe Mallestig wol für Mallestik, peSani Peckau, peße Pöckau, veSna ves Wakendorf. 
Heutzutage findet man umgekehrt 8 für k: ßita, svetnißi für kita, svetniki JaneS. 19. 

d) Man hat die Ansicht ausgesprochen, dass Ersetzung des älteren g durch h ziemlich 
jung sei, und hat diese Lehre durch die deutschen Formen slavischer Ortsnamen zu 
stützen gesucht. Nun ist allerdings richtig, dass dem oserb. h manchmal deutsch g ent- 
spricht: huska Gaussig, hlina Gleine, hörjca Gurig, hrod4iS6o Gröditz, luh Luga; es ist 
jedoch dabei auch zu beachten, nicht nur, dass hörki Horka gegenübersteht, sondern 
auch, dass deutsch g auch dem j entspricht: jabfoAc Gablenz, jediov Gödlau. Mir scheint 
h für altes g im oserb., ungeachtet das nserb. g bietet, uralt; dieselbe Ansicht hege ich 
hinsichtlich des ßech. g sowie in Betreff des 8ech. f, das nach anderen vor dem 13. Jahr- 
hundert noch nicht existiert hat. 

Dagegen zeigen die Ortsnamen, dass zur Zeit der Entstehung der deutschen Formen 
V zwischen o und i noch nicht ausgefallen war: brodkojee, jenkecy Brodkowitz, Jänko- 
witz, ungeachtet des nserb. 2ukajca Lukaitz. 

II. Formenlehre. 

1. Einige auf jii auslautende Nomina werden decliniert wie Nomina auf !>: ßech. 
beßvary, ovßary, svinary neben hmßlfe, svinafe; pol. bednary neben bednarze, konary, 
piekary, rzeszotary. Man vergleiche mit diesen Formen asl. plur. instr. sv^titely sup. 
179. 29; 2ech. plur. gen. pMtel, acc. pMtely, instr. pf&tely; pol. plur. nom. przyjacioiy, 
gen. przyjacioi, dat. przyjacioiom, instr. przyjacioiami, loc. przyjaciolach. Vergl. Gram- 
matik 3. §. 12. 708. 804, welche Nomina — sv^titelb und prijatelb — gleichfalls ihre 
Casus regelmässig von einem Thema auf j:b bilden. 

2. Über ah:B, as:B für aneh:b ist bereits oben gesprochen worden. 



GEDICHTE 



▲ÜB DER 



SAMMLUNG DER ZEHNTAUSEND BLÄTTER 

VON 

D>- A. PFIZHAIEB, 

WIBKUCHBM MITOLXEDE DBB KAI8BELICHEM AKADEIOB DER WI8SEXSCHAPTE1I. 



YOBGELEOT IX DER SITZUNG AM 18. OCTOBEB 1871. 



JUie zuerst im achten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung unter dem Titel ^ ^ ^ 
Man-jed-siü^ ^Sammlung der zehntausend Blätter' bekannt gewordenen altjapanischen Gedichte 
sind, da das im Anfange des achten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung verfasstefQ ^ "i^ 
Fururkoto-bumi ,Geschichte der alten Begebenheiten' schon in der damals gebräuchlichen, 
minder obsoleten Sprache geschrieben ist, als die ältesten grösseren japanischen Sprachdenk- 
mäler zu betrachten. Das oben genannte Werk, früher in Wien nicht vorhanden, wurde nebst 
vielen andern sehr werthvollen Büchern durch die k. k. ostasiatische Expedition für die 
k. k. Hofbibliothek erworben, und durch die besondere Güte weiland Sr. Excellenz des 
Freiherm von Münch-Bellinghausen ward es dem Verfasser dieser Abhandlung ^löglich, 
wenigstens die ersten Bände des Werkes, noch vor dessen Aufstellung, einer genauen 
Durchsicht zu unterziehen. 

Das hier Gebotene ist ein vorläufiger Beitrag zur Kenntniss der ältesten japanischen 
Sprache, Ausdruckweise und Schreibart. Das Werk selbst, aus 31 Bänden bestehend, 
enthält merkwürdiger Weise nicht eine einzige Note zu dem in sprachlicher Hinsicht 
einer Erklärung oft sehr bedürftigen Texte der Gedichte, sondern nur hin und wieder 
einige Worte über die zu dem betreffenden Gedichte Veranlassung gebenden Umstände. 
Die Bearbeitung musste daher mit anderen , von dem Verfasser schon früher zu Stande 
gebrachten Hilfsmitteln vorgenommen werden. Die in den ersten drei Bänden enthaltenen 
Gedichte sind indessen von der Art, dass ungefähr die Hälfte der in ihnen vorkommenden 
Wörter unverständlich blieb und daher die Stücke nicht tibersetzt werden konnten. Jedoch 
befindet sich unter den neuerworbenen Büchern das ^ ^ "i^ Furü-koto-no fdsi ,die Leiter 
zu den alten Wörtern', mit dessen Hilfe eine vollständige Erklärung vielleicht möglich 
ist In Anbetracht, dass dieses Werk erst in etwas späterer Zeit zugänglich sein dürfte, 
wurde einstweilen eine Anzahl Gedichte aus dem vierten Bande, in welchem obsolete 
Ausdrücke seltener zu werden anfangen, ausgewählt. 



' So die gewöhnliche Lesung mit chineBiBchen Lauten. Er sollte aber richtiger mit japanischen Lauten 
Jorodtu-no fa^no aUÜme gelesen werden. 

14» 



108 Pfizmaieu. 

Unter den citirten Gedichten sind einige von nicht ganz unbeträchtlichem Umfange. 
Die grosse Mehrzahl jedoch ist von der Form des Gedichtes der einunddreissig Wörter 
und, was den Umfang betrifft, nur mit Epigrammen oder Distichen zu vergleichen. Die 
einzelnen Abschnitte enthalten häufig eine Sylbe mehr, wobei es walirscheinlich ist, dass 
der Vocal einer der überzähligen Sylben in der Aussprache elidirt wird. Diese Gedichte, aus 
einer Zeit stammend, wo die heutige japanische Sylbenschrift noch nicht erfunden war, beste- 
hen durchwegs aus chinesischen Zeichen. Diese Zeichen , in verschiedener Abwechslung 
vorkommend, entsprechen theils den japanischen Sylben, theils ist es Bilderschrift, die 
entweder den japanischen Laut und den Sinn zugleich oder blos den japanischen Laut 
ausdrückt, z. B. g§ tsu, japanische Sylbe, ^ aki, ,Herbst', fl| kämo^ ,Aente', zur 
Bezeichnung der Partikeln ka-mo. Nicht selten geschieht es, dass ein und dasselbe Zeichen 
einmal zur Darlegung des Sinnes, ein anderes Mal zu der des Lautes gebraucht wird. 
So kuni, in der Bedeutung ,Reich', oder auch die Sylben ku-nl, wie in dem Worte 
aranaku-ni ,indem nicht ist', ausdrückend. In dem Buche ist übrigens, mit Ausnahme der 
Ueberschriften, die von Späteren festgestellte Aussprache in Kata-kana angegeben. 

Da sämmtliche Gedichte in reinem Jamäto verfasst sind und in ihnen durchaus keine 
chinesischen Ausdrücke vorkommen, so war anzunehmen, dass auch die vorgesetzten 
Ueberschriften durchaus japanisch gelesen werden müssen. Dieses dürfte jedoch nicht 
ohne Ausnahme gelten. Bei den Namen der Zeiträume wenigstens ist dies gewiss, es müsste 
denn die alte Aussprache verloren gegangen und später durch die chinesische ersetzt 
worden sein. ^ Bei einigen Aemtern wie bei ^ "^ da-zaij ^ ^ "^S^ dai-na-gtm war der 
Verfasser gezwungen, die chinesische Aussprache beizubehalten, da eine japanische 
Uebersetzung nicht leicht möglich war und zu Missverständnissen Anlass gegeben hätte. 
Das Uebrige wurde sorgfältig durch reines Jamdto ausgedrückt und dürfte kaum einen 
wesentlichen Fehler enthalten. 

Eine p]igenthümlichkeit ist, dass die erwähnten Kaiser nicht mit ihrem Tempel- 
namen, sondern mit dem Namen ihrer Wohnsitze angeführt werden. Die zugänglichen 
Annalen (das Nippon wh dai itsi-ran) zählen jedoch diese Wohnsitze oder Paläste nicht 
auf. Das früheste in den hier mitgetheilten Gedichten gesetzte geschichtliche Datum 
ist übrigens das erste Jahr des Zeitraumes Zin-ki (724 n. Chr.). 

Was japanische Textesstellen betrifft, so konnten dieselben sonst nur unvollkommen, 
mit bedeutenden graphischen Abänderungen, jedenfalls immer mit äusserster Beschränkung 
des Umfanges und ganz unverhältnissmässiger Mühe wiedergegeben werden. Dass der 
Wortlaut dieser in ihrer Gesammtheit umfangreichen Gediclite genau so, wie ihn die 
japanische Ausgabe bietet, mit verhältnissmässig geringer ]\lühe liergestellt wurde, ist 
einzig durch die bereitwillig zugestandene Benützung der im Auftrage der kön. nieder- 
ländischen Regierung unter Leitung des Herrn Prof. Dr. J. J. Hoffmann angefertigten 
chinesischen Typen möglich geworden. Diese ausgezeichnete, die gebräuchlichsten 
chinesischen Schriftzeichen — gegen 7000 an der Zahl — in zierlicher und correcter 
Form enthaltende Sammlung ist auch insofeme von hohem Werth, als die Zeichen, nach 
Classen und Strichen geordnet, zum Behufe der Drucklegung nicht schwer aufzufinden 
sind und mit japanischer Sylbenschrift sich verbinden lassen. Der Verfasser rechnet 
es sich zur besonderen Ehre, der kön. niederländischen Regierung für die hierdurch 



^ Beiepielß weise der Zeitraum a yk^ siü-tedy der auch mit der Aussprache aka-mi-iori hezeichnet wird. 



Gedichte aus deb Sammlung deb zehntausend Blätteb. 109 

herbeigeführte Erhöhung des wissenschaftlichen Werthes seiner Arbeiten an dieser Stelle 
seinen wärmsten Dank ausdrücken zu dürfen. 

Eine weitere wesentliche Förderung erfuhren seit einem Jahre sowohl diese als auch alle 
anderen Arbeiten des Verfassers durch die k. k. Universitäts-Buchdruckerei des Herrn 
Adolf Holzhausen in Wien, durch deren Thätigkeit die Typen herbeigeschafft und 
der oft schwierige Satz in möglichst kurzer Zeit vollendet wurde. 




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Woka-möto-no sumera-mikoto-no owo-mi-iäa ßio-kasira narahi-ni mizikaki Uta, 
Ein Gedicht des Kaisers Woka-moto. Anbei ein kurzes Lied. 

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Kami'jo'jori \ are-tsugi-kure-ha \ fito sawa-ni \ kimi-ni-wa mitsi-te \ adzi-mvra-no \ iza-to- 
wa juke-do \ waga kofuru | kimi-ni si-arane-ha \ firu-wa fi-no \ kuntru made \ joru-wa jo-no \ 
akum kiwami \ omofi-tsütsu \ i-mo ne-gate-ni-to \ akasi-tsuraJcu-mo \ nagaki kono jo-wo. 

Da sie seit dem Götteralter | fortgesetzt entstanden, | ist von Menschen in Menge | 
das Reich erfüllt. | In Adzi-mura | hin und wieder sie geh'n, | doch da der, den ich liebe, 
der Gebieter nicht vorhanden, j da am Tage, bis zur Zeit, | wo der Abend dunkelt, | in 
der Nacht bis zur Gränze | des Anbruchs des Tages, | indess es mir unmöglich zu schlafen, 1 
erreiche ich den Morgen — | o diese lange Nacht I 

Are-tsugi'kuru, entstehend, fortgesetzt kommen. Aruru ,entstehen', das Passivum von 
aruy vorhanden sein. 

Iza-to-wa, hin und wieder. 

KofurUy ,was man liebt', das Passivum von köy lieben. 

In si-aru, ,vorhanden sein*, ist ^ das an der Bedeutung nichts ändert, die Wurzel 
von siiru, thun. Es wird in Versen immer mit dem folgenden a zusammengezogen, und 
zählt daher als keine Sylbe. 

I-mo ne-gate, ,nicht schlafen können', wird sonst durch i-ne-gate ausgedrückt. Hier 
Einschaltung der Partikel mo. I-mo ne-gate-ni-to, so, dass man nicht schlafen kann. 

Kimi scheint hier wirklich ,Gebieter', nicht etwa ,Gebieterin' zu bedeuten. Auch in 
einem unten stehenden Gedichte, in welchem der König von Nuka-da sich nach dem 
Kaiser von A-umi sehnt, wird kimi in einer ähnlichen Beziehung gebraucht. 

Die Worte ,da am Tage bis zur Zeit, wo der Abend dunkelt, in der Nacht bis zur 
Gränze des Anbruchs des Tages' beziehen sich noch auf ,der Gebieter nicht, vorhanden'. 



110 





Pfizmaieb. 




licht der Entgegnung. 




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Jama-no fa-ni \ adzi-mura sawagi \ juku nare-do \ ware-wa sa-ßisi e \ kimi-ni si-arane-ba. 

An der Gränze des Berges, | in Adzi-mura | geht man erregt. | Ich bin ein umher- 
taumelnder Strom, | da der Gebieter nicht vorhanden. 

Sa-ftisu, soviel als fan-fttku oder lUsi-kajesu ,taumelnd^ Die Richtigkeit der Erklärung 
,ein taumelnder Strom* ist übrigens nicht gewiss. 




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A'Umi dzi-no \ to-ko-no jama naru j i-za-ja-gatva \ kcrno goro-gorchwa \ koi-tsutsti-mo 
aramu. 

An dem in den Käfiggebirge | des Weges von A-umi | strömenden Flusse I-za-ja, | 
dass die Luft mit rollendem Tone tönt, | es wird sein, dass er liebet. 

Zu den obigen drei Gedichten wird bemerkt, dass die Paläste Take-tsi-woka-moto 
und das spätere Woka-moto zwei verschiedene Geschlechtsalter imd Kaiser gewesen. 
Man wisse nicht, aus welchem Grunde hier blos ,Kaiser Woka-moto* gösagt werde. 



Nukorda-no owo-kimi a-umi-no sumera-mikoto-wo omd jomeru uta fito-kasira. 
Ein Gedicht des Königs von Nuka-da, in welchem er sich nach dem 
Kaiser von A-umi sehnt. 



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Kimi matsU'to \ waga koi-wore-ha \ waga ja-do-no \ sudure ugokasi \ aki-no kaze fuku. 
Den Gebieter zu erwarten, | indess ich liebend weile, | weht der meiner Nacht- 
herberge I Thürmatte bewegende | herbstliche Wind. 



Gedichte aus der SAmcLUifo der Zehntausend BlItteb. 111 

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Kagami-no owo-kimi musume-no jomeru Tita ßto-kasira. 
Ein Gedicht der Königstochter von Kagami. 



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Kaze-wo dam \ kofurvr-wa tomosi \ kaze-wo dani \ komu-to si-mator-ha \ ika-ga nagekamu. 
Den Wind allein | dass man liebt, ist ein Gebrechen. | Wenn man den Wind allein | 
erwartet, dass er komme, | wie wird man seufzen. 
Tomosi steht für tobosi, Mangel haben. 
Komu, soviel als kon, das Futurum von kuru, kommen. 
Si-matsUf erwarten, mit dem vorgesetzten Hilfszeitworte si. 



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Fur-ki-no to-zi via fvJta-kasira. 

Zwei Gedichte der To-zi von Fu-ki. 

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Ma-no-^o wra-no \ jo-do-^no tsugi-hasi | kokoro-ju-mo | omofurja imo-ga \ iToe-ni si mijuru. 
Die fortgesetzte Brücke | des Wirbels der Bucht von Ma-no | ist im Herzen über- 
zeugt, j und die jüngere Schwester, die sich wohl sehnt, | wird im Traume gesehen. 
Kokoro-juj soviel als kokoro-je, überzeugt sein. 

Irrte scheint für jume ,Traum* zu stehen, ist aber sonst nicht vorgekommen. 
Die To-zi war eine Angestellte, welche die Lebensmittel des Kaisers besorgte. 






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112 PPIZMAIER. 

Kaica-kami-no \ itsu-mo-no fana-no \ itsu-mo itsu-mo \ ki-mase waga se-ko \ toki tvakame- 

ja - mo. 

An des Flusses Ufer | die Blüthen der Pflanze ,Wann?^ | wann, o wann | kommen 
sie? Mein älterer Bruder, | die Zeit wird ihn trennen. 

Se-ko, der Sohn, der ältere Bruder, so viel als das einfache obsolete se, der ältere 
Bruder. 

Wakuy soviel als wakitrit, trennen. 



Ta-he-no imi-ki-iio itsi-ko da-zai-ni makaseru toki-no uta jo-kasira. 
Vier Gedichte Imi-ki-no Itsi-ko's, als er mit der Stelle eines 
grossen Vorgesetzten betraut wurde. 



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Koromo-de-ni \ tori-to toko-fori \ nakii ko-ni-mo \ masareru tvare-wo | oki-te ika-ga seniti. 
Bei dem Aermel des Kleides | erfassend, an den ewigen Graben | mich, der ich ein 
weinendes Kind | noch übertreife, | hinstellen, wie wird man es thun? 















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Oki-te ika-ha \ imo koi-mu ka-mo \ siki-taje-no \ kuro-kami siki-te \ nagaki kono jo-wo. 
Hinstellend wenn ich gehe, | wird die jüngere Schwester doch lieben ! | Das von Brei- 
tung wundervolle | schwarze Haupthaar breitend — | o diese lange Nacht l 
IkUf soviel als juku, gehen. 
In siki-taje stßht taje für taje-maru, wundervoll. 



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Wagimo-ko-wo \ ai-sirase-kemu \ fito-wo koso \ koi-no masare-ha \ uramesi-mi-omoje. 



Gedichte aus deb Sammlüno der Zehntausend Blätter. 113 

Meine jüngere Schwester | werd' ich bekannt gemacht haben. | Der Menschen nur, 
da die Liebe überwiegt, | mag ich mit Unwillen gedenken. 
Wagimo steht für wnga imo, meine jüngere Schwester. 



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Asa-fi kage \ niwojeru jama-ni \ teru tsuki-no \ akazu-ga kimi-wo | jama-kosi-ni oki-te. 
In der Morgensonne Strahlen | hat man den Gebieter, | dessen der auf dem duften- 
den Berge | leuchtende Mond nicht satt wird, | in Jama-kosi hingestellt. 



Kaki-moto-no asomi fito-ma-ro-no uta jo-kasira. 

Vier Gedichte Asomi Pito-ma-ro's von Kaki-moto. 



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Mi-kuma-no-no \ ura-no fama-jufu \ momo-je naru \ kokoro-wa omoje-do | tada-ni awa- 
nu-ka-mo. 

An der Bucht von Mi-kuma-no | die Baumwolle des Meerufers | hundertfach entsteht. 
Denkt auch das Herz an sie, | sie kommt gerade nicht entgegen. 

,Die Baumwolle des Meerufers* ist der Name einer Pflanze. 



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Inisije-ni \ ari-kemu fito-mo \ waga goto-ka \ imo-ni koi-tsutsu \ ine-gate-m kemu. 
In der alten Zeit | waren die Menschen, die es wohl gab, | auch so wie ich. | Indess 
sie die jüngere Schwester liebten, | konnten sie wohl nicht schlafen. 



DenkscJiriften der phil.-hiBt. Cl. XXI. Bd. 15 



114 







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Ima-nomi-no \ waza-ni-wa arazu \ inisije-no \ fito-zo masari-te \ ne-ni saje naJci-si. 
Wie es jetzt nur ist, | war es nicht gewesen. | Die in dem Alterthiun | lebenden 
IMenschen noch mehr | mit lauter Stimme beständig weinten sie. 



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Momo-je-ni-mo | ki-wojahe-ka-mo-to \ ontoje-ka-Tno \ kimi-ga ts2ikai-no \ mire-do akazaramv. 
Zu Hundertfachem | wenn ich auch kommen möge, es erreiche | imd daran denke, | der 
Abgesandte des Gebieters, | obgleich er sieht, wird nicht gesättigt sein. 



Moto-i majumi'kosi i-se-^no kuni-ni juku toki-ni me-wo tomete jomeru uta fito-kanra. 
Ein Gedicht Moto-I Majumi-kosi's, als er sich in das Reich Ise 
begab und die Gattin zurückliess. 



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Kami-kaze-no \ i-se-no fama-ogi \ wori-fusete \ tahi-ne-ja suramu \ araki fama-be-^i. 
Die dem Götterwinde | gehörenden Uferbinsen von I-se | brechend und legend, | werde 
ich auf der Reise übernachten 1 an der wüsten Uferseite. 



Kaki-moto-no asonii fito-ma-ro-no uta mi-kasira. 

Drei Gedichte Asomi Fito-ma-ro's von Kaki-moto. 



Gedichte aus der Samkluno deb Zehmtaubekd Blätter. 115 

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W^oto-we-ra-^a | sode-furu jama-no \ rmdzu-kaki-no | ßsasi-ki jo-jori \ omoi-ki ware-wa. 
Seit der langen Zeit ] der Wassermauer | des den Aennel der jungen Mädchen | 
schüttelnden Berges | in Gedanken war ich. 

,Der ärmelschüttelnde Berg* heissen Berge in Jamato und Tsuzi-ma. 



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NatsiiHru) juku \ wo-sika-no tsuno-no \ tsuka^-no ma-mo \ imo-ga kokoro-wo \ wasurete omoje-ja. 

Eine kurze Spanne Zeit, | wie der Raum zwischen dem Geweihe des | auf den 
Sommerfeldern wandelnden kleinen Hirschbocks, | mag ich auf der jungem Schwester 
Herz I vergessen imd ihrer dann gedenken. 





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Tama-kirvur^njo \ sai sai sidzumi \ ije-no imo-ni | mono iwazu kite \ omoi-kane-tsu-mo. 
Das Perlenkleid | in Indigo schnell versinkt es. | Ohne der jtlngeren Schwester des 
Hauses | etwas zu sagen, kam ich, | und es war unmöglich, zu denken. 

Sai ist soviel als sa-ai ,Indigo\ wobei die verstärkende Partikel sa vorgesetzt ist. 



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Kaki-moto-no dsomi fito-^ma-ro-no me-no ßto-kasira. 

EinGedicht derGattin Asomi Fito-ma-ro's von Kaki-moto. 



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Kimi-ga ije-ni \ wäre sumi saka-no \ ije-dzi-wo-mo \ ware-wa wasure-zi \ inotsi sinazu-wa. 
In dem Hause des Gebieters, | den Weg des Hauses | der Bergtreppe, wo ich wohne, ' 
ihn vergess' ich nicht, | so lange das Leben nicht erstorben. 



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A'he-no otome-no tUa futa-kasira. 

Zwei Gedichte des Mädchens von A-be. 



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Ima-sara-ni | iiani-wo-ka omowamu \ utsi-nahiki \ kokoro-wa kirrü-ni \ jori-ni-si mono-tvo. 
Jetzt wieder | was werde ich denken? | Sich herabneigend, | das Herz an den 
Gebieter I o wie es sich lehnt! 



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Waga se-ko'Wa \ mono na-omoi-so \ koto si-ara-ba \ fi-ni-mo midzvrni-mo | warenaranahir-vi. 
Mein älterer Bruder, | mögest du an nichts denken. | Wenn etwas sich ereignet, | da 
zu Feuer oder zu Wasser | werd' ich nicht. 



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Suru-gorHO ta-woja-me-no uta ßfo-kasira. 

Ein Gedicht des zarthändigen Mädchens von Suru-ga. 



Gedichte aus deb Sajocluhg bek Zehvtausehd Blätter. 117 



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Siki'taje-no \ makura-wo kukuru \ namida-ni-zo \ uki-ne-wo si-keru \ koi-no sigeki-ni. 
Das von Breitung wundervolle | Kissen schnürend, | schlafe ich in Thränen | einen 
vorübergehenden Schlaf | durch das Mannigfache des Liebens. 



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Mi-kata-no mina-mi-no uta fito-kasira. 

Ein Gedicht Suna-mi's von Mi-kata. 



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Koromo-de-no \ waku ko-joi-jori \ imo-mo tcare-mo \ itakii koi-si na \ afu josi-wo 7uimi. 
Der Aermel des Kleides ] trennt, seit dieser Nacht | achten die jüngere Schwester und 
ich ' die Uebereinstimmung, | dass wir überaus liebten, für nichts. 



Tan-pi-no ma-hito kasa-ma-ro tsuku-si-mo kuni-je kvdar^i foki-ni jornerv Uta fito-kasira. 
Narabi-ni mizikaki läa. 

Ein Gedicht Kasa-ma-ro's, des wahren Menschen von Tan-pi verfasst 
zuderZeit, als er in d as Reich Tsuku-si hinabreiste. Anbei ein kurzes 
Gedicht: 

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118 Pfusmajeb. 

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Ma-uto-me-no \ hm-ge-ni nosuru \ kagami nasu \ mi-tsurno fama-he-ni \ sa-ni tsurafu \ fimo 
toki-sakezu \ wagimchkchni \ koi-tsutsu i-ha \ ake-gure-no \ asa-giri konwri \ naku tatsur-no \ naki 
nomi'Zo naku \ waga kofuru \ td-je-no fito-je-mo \ nagusamuru \ kokoro-mo ari-ja-to | ije-no 
atari | waga tatsi-mire-ba \ awo-fata-no \ kadzura-ki-jama-ni | tana-bikeru \ sira-kumo kakare \ 
ama-sakaru \ fina-no kum-be-ni \ tada mvkafu \ awa-dzi-wo sugi-te \ awa^sima-wo \ sokai-ni mi- 
tsütsu I a^OrnaJä-ni \ kago-no oto-jobi \ ju/ur^naki-ni \ kadzi-no oto-si-tsutsu \ nami-no uje-tvo | i- 
jfiki-sakti'kumi \ iwa-no ma-wo \ i-juki-mototüori \ ina-bi-dzuma \ ura-mi-^wo sugi-te \ tori-zi- 
mono I naisu sai-juke-ba | ije^-no sima \ ara-iso-no uje-^i ( täsi-nabiki \ sisi-ni oi-taru \ na-nori- 
sO'ka-na \ taga-mo imo-ni \ tsugezu ki-^i-kemu. 

Das einem auf das Kammkästchen | der Tochter des wahren Menschen | geladenen 
Spiegel I ähnliche Meerufer, das man sieht, | das hieran wirklich geheftete | Band löset 
und trennt sich nicht. | Meine jüngere Schwester | liebend, wenn ich weile, | da in der 
MorgendämmVung | Morgennebel verborgen, j mit den sich erhebenden | Lauten des Weinens 
nur wein' ich. | Ob von dem Einfachen des Tausendfachen, | das ich liebe, | das Herz 
wohl getröstet? | Zu der Gegend des Hauses | indess ich den Blick erhebe, | da auf Ka- 
dzura-ki, | dem Berge der grünen Fahnen, | birgt die herabgeneigte | weisse Wolke sich. \ 
Zu dem von dem Himmel sich trennenden 1 schlichten Reiche wend' ich mich. 1 Awa-dzi 



Gedichte aus dek Saioilitho der Zehntaüsekd Blätter. 119 

überschreitend, | die Insel Awa, | nach rückwärts gekehrt, | indess ich sehe, | da als 
Mor^engesang | ruft der Schiffer Stimme, | als Abendgesang | während der Ton des Ruders 
ertönt, | über die Wellen ] geh' ich vorwärts zugleich, | zwischen den Felsen | geh' ich 
auf und ab. | Der Keissonne Gattin | übersetzt das Sieb der Bucht, | die Vögel und das 
Wild, I wenn sie im Sommer sich nur entfernen, | da über das wüste Ufer | der Insel des 
Hauses | neig' ich mich. | Das Wild hab' ich verfolgt, | sage dieses nicht. | Der jüngeren 
Schwester von der Schuld | nichts meldend, bin ich gekommen. 

Moruto, soviel als ma-bito ,ein wahrer Mensch', hier statt ,Diener' gesetzt. 

Nasu ,vollenden' bezeichnet auch die Aehnlichkeit. 

Sa-ni, auf solche Weise. 

Tsurb, soviel als tsuri-b, zugleich anhaken. 

Ljuki ist so viel als jiiki, gehen. Juki-saku scheint für juku-saki ,vorwärts gehen' 
gesetzt zu sein. 

MotowoTu, soviel als modoru, zurückgehen. 

Ina-bi-dzuma, der Blitz, wörtlich: die Gattin der Sonne der ßeispflanze. Soviel als 
das gewöhnliche ina-dzuma ,die Gattin der Reispflanze' und ina-hikari ,das Licht der 
Reispflanze'. 

Tori'Zi scheint für tori-zisi ,Vögel und Wild' zu stehen. 

Sai-juku steht für saje-jitku, nichts thun als weggehen. 



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Das entgegnende 


Gedicht. 










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Siro-taje-Tio \ sode toki-kajete \ kajeri-komti | fodo-ioo kazojete \ juki-te ko-masi-wo. 
Den von Weisse wunderbaren | Aermel lösend und wechselnd, | werde ich zurück- 
kommen. I Ich zähle die Tage — j o ich gehe und komme! 



I-se-no kuni-je mi-juki-si toki tagi-ma-no ma-ro nsi-no me-no jomeru uta fito-kasira. 
Ein Gedicht der Gattin des Grossen Ma-ro von Tagi-ma, das sie verfasste, 
als der Kaiser das Reich I-se besuchte. 



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120 Ffizmaier. 

Waga se-ko-wa | idzutsi juka-ramu \ oki-tsu mono \ kahire-nio jama-wo \ keö-ka kojuramu. 
Mein älterer Bruder, | wohin wird er gehen? | Das Wesen an dem Hafen | wird den 
versteckten Berg | heute wohl überschreiten. 



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Kiisa-no otome-no uta fito-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens von Kusa. 



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AJa-no ta-no \ fo-da-no kari-ba-ga \ ka jori-awa-ha \ soko-mo-ka ßto-no \ ware-wo koto- 
nasamu. 

Wenn auf den herbstlichen Feldern | von des Aehrenfeldes gemähten Blättern | der 
Duft sich vereinigt, | werden wohl auch die Menschen dort | mich unterscheiden. 

Koto-^ndsu, zu etwas Verschiedenem machen, unterscheiden. 





Si-gi-no mi-ko-no mi-uta fito-kdsira. 

Ein Gedicht des Kaisersohnes von 8i-gi. 





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Owo-bara-^no | kono itsti-siba-no | itsu sika-to | toaga omofu imo-ni \ ko-joi ajeni ka-mo. 
Dieses Itsu-siba | in Owo-bara, | wann ist es gewiss? | Mit der jüngeren Schwester, 
an die ich denke, | treife ich zusammen diese Nacht! 



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A-be-TiX) otome-mo vta fito-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens von A-be. 



Gedichte aus der Sammluko der Zehntausend BlAtter. 121 



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Waga se-ko-ga \ ki-seru koromo-no \fari-ine otsi-zu \ iri-ni-kerasi-na | waga kokoro saje. 
An dem Kleide, in das | mein älterer Bruder sich kleidet, | geht der genähte Saum 
nicht auf. | Was ich eingelegt, | ist nichts als mein Herz. 



Naka^mi asomi-7io adzuma^hito a-be-no musume-ni fodokosu uta fito-kasira. 
Ein Gedicht des Dieners der Mitte Ädzuma-bito von Asomi an das 
Mädchen von A-be. 



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Fitori nete | toje-ni-si fimo-wo \ jujusimi-to \ semu su-be sirani \ ne-nomi si-zo naku. 
Allein schlafend, | indess das Ende des zerrissenen Bandes | mir zuwider, | und nicht 
wissend, was ich thun soll, | wein' ich nur mit lauter Stimme. 



A- be-no otome-no kotbru uta fito-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens von A-be als Antwort. 

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Waga motaru \ mi-tsu ai-ni joreru \ ito motsi-te \ tsvke-te masi-mono-wo \ ima-zo kujasi-ki. 
Die von mir gehaltenen, | auf drei Verbindungen sich stützenden | Seidenfäden, 
durch sie | das Gift nahebringend — | o das jetzt reuevolle! 



Denkschrifken der phil.-hiii. Cl. XXI. Bd. 16 



122 Pfizmaiek. 

Dai-na-gon kartete owo-ihisa-no kimi owo-tomo-no kimi-no uta fito-kdsira. 

Ein Gedicht des Dai-na-gon, zugleich grossen Heerführers, des 
ßeichsministers von Owo-tomo. 



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Saka-ki-ni-mo \ te-wa furu4o iü-wo \ zäsutaje-ni \ fito-tsuma-to ije-ba \ furenu mono-ka-mo. 

Das Anlegen der Hand | an die heiligen Bäume, wie es heisst, | zeigt man an. | Bei 
Gattinen der Menschen, wie es heisst, | ist da kein Anlegen? 



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Isi-gawa-no otome-no uta fito-ka^ra. 

Ein Gedicht des Mädchens von Isi-gawa. 



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Ka^u-ga-no-no \ jama-be-no mitsi-wo \ josori-naJcu [kajoi-si kimi-ga \ mijenu goro-ka-mo. 

Der auf dem Wege der Bergseite | des Feldes von Kasu-ga | ohne Furcht | verkehrt 
hat, der Gebieter, | die Zeit ist, wo er nicht erscheint I 

Josori-naku scheint für osori-naku oder osore-naku ,ohne Furcht* zu stehen. Minder 
wahrscheinlich ist es, dass es gleichsam jusuri-naku ,ohne Bewegung' heissen soll. 



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OwO'tomo-no otome-no uta fito-ka^ra. 

Ein Gedicht des Mädchens von Owo-tomo. 



Gedichte aus der Sammlung der Zehntausend BlItter. 123 



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Ama-sawari \ tsune sunt kimi-wa | fisa-kata-no \ jofu-he-no ame-ni \ kori-^i'kemvr-ka'mo. 

Der eine Eegenschutzwehr | gewöhnlich bildende Gebieter | wird durch den lange 
währenden, festen | Regen der gestrigen Nacht | wohl gewarnt worden seini 

Jo-be scheint ursprünglich mit jo-be ,die Nachtzeit' gleichbedeutend zu sein. 



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Notsi-no fito-TW ojeru onazi-uta fito-kasira. 

Dasselbe Gedicht, von späteren Menschen nachträglich verfasst. 






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Fisa-kata-no \ ame-mo furanu-ka \ ama-tstitsumi \ kimi-ni tagui-fe \ kono fi kurasamu. 

Wo der lange währende, feste | Regen wohl nicht fällt, | der Regendamm, | zu dem 
Gebieter als Zweiter gesellt, | wird diesen Tag bis zur Nacht verbringen! 



Fvdzi'Wara-no ame-ga sita-no usi utsuri-makaserarete mi-ja-ko-ni agaru toki fi-tatsi-no 
otome fodokosu uta fito-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens von Fi-tatsi an den zu der gesammten Welt 
gehörenden Grossen von Fudzi-wara, als dieser versetzt wurde und, mit 
einem Amte betraut, in die Hauptstadt reiste. 




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Niwa-ni tcUsu \ asa-te kari-fosi \ siki-sinobu \ adznma wotome-wo \ wasure-tamqfvrna. 

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124 Ffizmaieb. 

Das in dem Vorhofe stehende, | die Hand des Hanfes schneidende und trocknende, 
ausgedehnt liebende | Mädchen von Adzuma I wollest du nicht vergessen. 



Kei-sioku-no dai-fu fudzi-wara-no dai-fu owo-tomo-no mtisume-^i tamawaru vta mi-kasira. 

Drei Gedichte des Grossen des Amtes der Hauptstadt, des Grossen von 
Fudzi-wara an das Mädchen von Owo-tomo. 

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Woto-me-^a-ga \ tama-htsi-ge naru \ tama-gitsi-no | ^nedzurasi-kemU'Tno \ imo-m awazu 
are-ba. 

Der in der jungen Mädchen | Kammkästchen der Perlen befindliche | Edelstein- 
kamm I mochte auch kostbar sein, [ als es geschah, dass ich mit der Schwester nicht 
zusammentraf. 



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Johl wataru \ fito-wa tosi-ni-mo | ari-tefu-mo \ itsu-no mamv^zo-mo \ waga koi-ni-keru. 

Dass es wohl ergeht | dem Menschen, in einem Jahre | ereignet es sich, sagt man. 
Binnen welcher Zeit auch | ist es gekommen, dass ich liebe? 



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Atsu-lmsuma \ nago-jaka sita-ni | ßisere-domo | imo-to si-nene-ba \ fada si-samusi-mo. 

Die dichte Decke, j die leichte, imter ihr | obgleich ich liege, | da- ich bei der 
Schwester nicht schlafe, | ist meine Haut auch kalt. 



Gedichte aus der Sammlung der zehntausend Blätter. 125 

Owo-tomo-no otome-no jamato-uta jo-kasira. 

Vier Jamato-Gedichte des Mädchens von Owo-tomo. 

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Sawo-kawa-no | sazare fumi-watari \ nu-ha-tama-no \ koma-no kxiru j(hwa | tosi-ni-mo 
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Des Flusses Sawo | Kiesel tretend und übersetzend, | ist des schwarzen Pferdes | der 
Feldflügeledelsteine kommende Nacht | nicht auch ein Jahr? 

Nu'ha-tama ,der Edelstein der FeldflügeP, ein schwarzer Edelstein, wird hier in der 
Zeichenschrift durch ,der Edelstein der Nachtschilde' ausgedrückt. 




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Tsi-dori naku | sawa-no kawa-se-no \ sazare nami \ jamu toki-mo nasi | waga kofuraku-ni. 

Der Brachvogel singt I | Die kleinen Wellen | der Stromschnelle des Flusses Sawo | 
stehen still zu keiner Zeit, | wie ich es liebe. 



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Kormtr-to vä-mo \ konu toki aru-wo \ kozi-to iü-wo \ komu-to-wa matazi \ kozi-to iü mono-wo. 

Man sagt, dass man kommen wird, | es ist die Zeit, wo man nicht kommt. | Man 
sagt, dass man nicht kommt, | man wird kommen, und man erwartet es nicht. | O sagen, 
dass man nicht kommt! 



126 







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Td'dori naht | sa-wo-no kawa-do-no \ se-woßromi | utsi-fasi watasu \ nagaku-to omoje-ha. 

Der Brachvogel singt! | Die die Stromschnelle des Flussthores | des Sawo erwei- 
ternde, I geschlagene Brücke übersetz' ich, | indem ich dieses für lang halte. 

Das eben genannte Mädchen ist die Tochter des ßeichsministers , des grossen Dai- 
na-gon von Sa-wo. Sie war an den zu der ersten Rangstufe gehörenden Kaisersohn 
von Fo-dzumi vermalt und ward ausschliesslich begünstigt. Nach dem Tode des Kaiser- 
sohnes freite um sie der Grosse Ma-ro von Fudzi-wara als Mädchen. Das Haus dieses 
Mädchens befindet sich in der Strasse Saka-kami. Nebst ihrem Geschlechtsnamen führt 
sie noch den Ehrennamen: das Mädchen von Saka-kami. 



Mala otvO'tomo-no saka-kami-no otome-no uta ßto-kasira. 

Noch ein Gedicht des Mädchens von Owo-tomo und Saka-kami. 

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tsi-kakurU'ka-ni. 

Der Vorgesetzte des Ufers | des Flusses Sawo | schneide kein Brennholz. | Während 
es so ist, I wenn man prunkend angekommen, | verbirgt man sich auf der Stelle! 

Dieses Gedicht enthält sechs Abschnitte an der Stelle der gewöhnlichen fünf. 



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Sumeru-inikoto-no una-kami-no ßme-owo-kimi-ni tamawaru mi-uta ßto-kasira. 
Ein Gedicht des Kaisers an die Königin von Una-kami. 

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QSBICHTE AUS DER SlMlCLUNa BEB ZEHNTAUSEND BlaTTEB. 127 

Aka-komorno \ kqjuru umorori-no \ sime jui-si | imo^ga kokoro-wa \ utagai-amo nasi. 
Das einer Pferdehürde, | die das rothe Füllen | überspringt, ähnliche festgeschnürte 
Herz der jüngeren Schwester | ist von Argwohn frei. 



Una-kami'WO ßme-otvo-kimi-ni täte matsuri-si jamato-uta fito-kasira. 

Ein dargereichtes Jamato-Gedicht der Königin von Una-kami. 





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Adzusa-jumi \ tsuma-hiku jo-do-no \ towoto-ni-mo \ kimi-ga mi-juki-wo \ kikuwasi-josi-mo . 

Der Bogen von Hartriegel | mit dem fernen Tone | des Wasserwirbels des Spannens 
bringt den Besuch des Gebieters | gut auch zu Ohren. 

Tsuma-bikii^ sonst auch tsiime-biku^ mit den Nägeln der Hand ziehen, wie einen Bogen 
oder die Saiten eines Musikwerkzeuges. 

Towoto steht für towo-oto^ der ferne Laut. 

Kikuwasu^ das Causativum von kikü ,hören*, das seinerseits soviel als kikö. 



Owo-tomo-no ne-na ma-ro ne-ne'no uta futa-kasira. 

Zwei Gedichte Ne-na-maro Ne-ne's von Owo-tomo. 



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Utsi-ß'Sasu I mi'ja-ni juku ko-wo \ ma-kanasi-mi \ tomure-ba kuntsi \ jare-ba su-be-nasi. 
Der auf die Sonne zeigende | Palast, das Kind, das zu ihm geht, | bedaure ich 
wirklich. | Wenn es bleibt, hat es Mühsal. | Wird es entlassen, hat es kein Geschäft. 



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128 Pfizmaier. 

Nani'Wa kata \ siwo-ß-mo na-gori j aku made-^i | ßto-no miru ko-wo \ wäre si-tofnosi-mo. 
An Naniwa's Seite | das Zurückbleiben der Ebbe | währt bis zum Ueberdruss. | Das 
Kind, das die Menschen sehen, | mangelt auch mir. 

Kata dwo-fi ,die Ebbe der Gegend' steht für siwo-fi-kata^ die Gegend der Ebbe. 



Aki-no owO'ki7m-no uta ßto-kasira narahi-ni mizikaki uta. 

Ein Gedicht des Königs von Aki. Anbei ein kurzes Gedicht. 



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TowO'tsuma-no \ koko-ni arane-ba \ tama-boko-no \ mitsi-wo ta-towomi \ omofu sora \ jasu- 
karanakw-ni \ nageku sora \ jasu-karanu mono-wo \ mi-sora juka \ kumo-ni-mo kamo-na \ takaku 
tobii I tori-ni-mo kamo-na \ asu juki-te \ imo-ni koto-toi | waga tame-ni \ imo^no koto-naku \ imo- 
ga tarne \ ware-mo koto-naku \ ima-mo miru gotoku | tagui-te-mo ka-na. 

Da die ferne Gattin | sich nicht hier befindet, | bin ich von der Edelsteinlanze 
Wegen fern. | Der sehnende Himmel, | da er nicht ruhig ist, | der klagende Himmel, [ 
möge er nicht ruhig sein. | Die an dem Wasserhimmel wandelnde | Wolke möcht' ich 
werden. | Der hochfliegende | Vogel möcht' ich werden. | Am Morgen fortziehend, | spreche 
ich mit der Schwester. | Um meinetwillen | hat die Schwester keine Sache. | Um der 
Schwester willen | hab' ich auch keine Sache. | Wie ich jetzt sehe, | möchte ich mich 
gesellen als Zweiter! 

Tama-boko ,die Edelsteinlanze' ist offenbar der Gegenstand, der in der japanischen 
Sage durch ame-no nu-boko ,die Korallenlanze des Himmels' bezeichnet wird. 

In ta-towomi ,entfemt sein' scheint ta für te ,Hand' zu stehen. 

Koto-toi^ durch Worte fragen, Worte sprechen. 

Tagü^ sich gesellen, besonders als Zweiter. Davon abgeleitet tagui^ das Hinzu- 
gesellte, die nämliche Art. 



Gedichte aus deb Sammlünq deb zehntausend Blättsb. 129 



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Das entgegnende Gedicht 


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Siki-toje-no \ ta-makura makazu \ fedate oki-te \ tosi-zo fe-ni-keru \ awanu omoi-wa. 

Das von Breitung wundervolle | Handkissen nicht zusammenrollend, | und es geson- 
dert niederlegend, | verbringe ich die Jahre | in Gedanken an die NichtVereinigung. 

Der obengenannte König von Aki vermalte sich mit dem zarthändigen Mädchen 
von Ja-kami in Ina-ba und liebte sie mit der grössten Leidenschaft. Um die Zeit verfügte 
ein Erlass des Kaisers die Trennung, weil der König sich des Verbrechens der Unehr- 
erbietigkeit gegen den Kaiser schuldig gemacht hatte. Der König zog sich in seinen 
Heimatsort zuirlck und verfertigte jenes Gedicht, durch welches er seinem Schmerze 
Ausdruck gab. 



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Kado-he-no owo-kimi-no koi-uta fito-kasira. 

Ein Liebesgedicht des Königs von Kado-be. 



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Wo'U-no umi-no j siiio-fi-no kata-no \ kata-omoi-ni \ omoi-ka jukamii \ mitsi-no naga-te-wo. 

Mit der einseitigen Sehnsucht | der Salzerde der Ebbe | des Meeres von Wou | sehn' 
ich mich! Ich werde fortzieh 'n — | o die ewig lange Hand des Weges! 

Wo-tt ist die Provinz Wö-siü oder Mutsu. 

Kata^ eigentlich ,die Seite'. In der Zeichenschrift die Salzerde. 

Der oben genannte König von Kado-be vernrälte sich zur Zeit als er zum Statt- 
halter von Idzumo ernannt wurde, mit einen Mädchen von Be-utsi. Es währte nicht 
lange Zeit, als er sich von ihr trennte und hin und wieder zog. Nach Monaten empfand 
er wieder Liebe zu ihr. Er verfasste dieses Gedicht und schickte es ihr. 



Take-ta-no ßme-owo-kimi-no ima-ki-no owo-kimi-ni tabu nta mu-kasira. 

Sechs Gedichte der Königin von Take-ta an den König von Ima-ki, 

Denkschriften der phil-hist. CI. XXI. Bd. 17 



130 Pfizmaieb. 




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Koto kijohi I itakurmo koazi \ fito-fi dani \ kinii-i si-nakti-iva \ itaki kizu^zo-mo. 
Die Sache ist klar, | und man sagt es durchaus nicht | Einen Tag nur, | dass der 
Gebieter weint, | hier ist auch eine schmerzliche Wunde. 




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MtChkotO'WO I sigemi-kotsi-tami \ aicazari-ki \ kokora-naru goto \ omofu-na waga-se. 
Die Worte der Menschen | mannichfach aussprechend und voll Schmerz | traf ich 
nicht zusammen. | Wie es in dem Herzen ist, | denke nicht, dass es ist, mein Bruder. 
Kotd scheint für koto-si , Worte hervorbringen' zu stehen. 
Tami steht für itami^ schmerzen. 



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Waga se-ko si- \ togemur-to iwa-ha \ ßto-koto-wa \ sigeku ari-to-ino | idete awamasi-wo. 
Wenn mein Bruder | sagt, er werde nachfolgen, | sind die Sachen der Menschen 
mannichfach, daher | tritt er hinaus — o er wird zusammentreffen! 



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Gedichte aus der Sammlung des zehntausend Blätter. 131 

Waga se-ko-ni \ mata-ba awazi-ka-to \ omoje-bor-ka | kesa-no wakare-no | su-be na-kari- 
tsuru. 

Als ich dachte, | wenn ich auf meinen Bruder | warte, treffe ich wohl nicht zusam- 
men, I ist dies heutigen Morgens eigene | Beschäftigung nicht gewesen. 



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Kono jo-ni-wa \ ßto-koto sigemi | komu jo-ni-mo \ atcamn waga se-ko | ima narazu-to-^vo. 
In dieser Welt | sind die Sachen der Menschen mannichfach. | In der künftigen 
Welt I ist mein Bruder, den ich treffen werde, | weil es jetzt nicht ist. 



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Toko-to-wa-ni | kajoi-si kimi-ga \ tsukai kozu | ima-wa awazi-to \ tajutai-nvrra^. 

Der immerwährend | verkehrende Abgesandte | des Gebieters kommt nicht. | Da er 
jetzt nicht eintrifft, | ist es, als ob er zögerte. 



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OwcHto77io-no suhi-ne mi-jori-no uta ßto-ka^ira. 

Ein Gedicht Suku-ne Mi-jori's von Owo-tomo. 

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H^agfa kimi'Wa \ wake-wo-ha sine-to \ omoje-ka-mo \ afurjo awanu jo \ fnta jukur-naramu. 

Mein Gebieter | mag in einer Sache sterben, | ist mein Gedanke! | In der Nacht, 
wo wir zusammentreffen, in der Nacht, wo wir nicht zusammentreffen, | werden wir beide 
verschwinden. 



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132 Pfizuahr. 



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Ni-iki-no fime-owo-kimi-no da-zai owo-tomchno kimi-ni tabu uta futa-kasira. 
Zwei Gedichte der Königin von Ni-iki an den grossen Vorgesetzten, den 
Reichsminister von Owo-tomo. 

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Ama kumo-no \fedate-no kiwame | towchke-to-mo \ kokoro si-juke-ba \ kqfuru Tnorw-ka-mo . 
Die Gipfelung der Abgeschlossenheit | der Himmelswolke, | fern wie sie ist, | in- 
dess das Herz hinzieht, | sie ist es, die man liebt! 



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Inüi-je-no \ fito-no nomasen( \ kih'Mio sake \ jamowa-ba su-be-na \ nuki-su tamawamu. 

Die Menschen des Alterthums, | wenn sie von dem ßoggenwein, | den sie tranken, 
leidend waren, | so war man bereit, ein lediges | Zugbett von Bambus zu verleihen. 

Jamofu auch jamafu ,erkranken'. Davon abgeleitet jainai^ Krankheit. 

Su^ soviel als su-no ko oder take-su^ ein Bett aus Bambus oder Brettern. Nuki-su^ 
ein solches Bett zum Ziehen. 



Da-zai-no sotsu otvo-tomo-no kib dai-ni taD-fi-agata-no mori-kib-ni utsuri-te min-bu-kib-ni 
makaseru toki tabu uta ßto-kasira. 

Ein Gedicht des grossen Vorgesetzten und Anführers, des Reichsministers 
von Owo-tomo an den grossen Zugesellten, Statthalter des Districtes Tan-fi 
und Reichsge-hilfen, als dieser versetzt und mit der Stelle eines Reichsgehilfen 
der Abtheilung des Volkes bekleidet wurde. 

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Gedichte aus der Sammlukg deb zehntausend Blatter. 133 



Kimi-ga tarne \ kami-si matsi-zake \ jasu-no no-ni \ fitori-ja nofnamu \ tomo-nasi-ni-site. 
Den Warte wein, den ich | des Gebieters willen gekocht, | auf dem Felde der Ruhe 
werde ich ihn wohl allein trinken, | da der Gefährte nicht vorhanden. 




Kamo-no ßme-owo-klmi-no owo-tomo-no suku-me mi-jori-ni tabu uta ftto-koMva. 

Ein Gedicht der Königin von Kamo an Suku-ne Mi-jori von Owo-tomo. 



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Tsukvr-si'fune \ mada-mo kozare-ha | arakazime | ara-buru kimi-wo \ miru-ga kanasi-sa. 
Da das Schiff von Tsuku-si | noch nicht gekommen, | hab' ich vorläufig | den Kum- 
mer, einen grausamen | Gebieter zu sehen. 



To-si-no svbku-ne midzu-wo kajoi tsuku-si-jori mi-ja-ko-ni nobori-te umi-no mitsi-ni jomeni 
Uta futa-ka^ira. 

Zwei Gedichte Suku-ne's von To-si, die er auf dem Meere verfertigte, als 
er zu Wasser von Tsuku-si nach Mijako reiste. 

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Owo-ßme-wo \ kogi-no sitsumi-ni \ iwa-ni füre | kajera-ba kajere \ imo-ni jori-te-wa, 
Indess das grosse Schiff | man vorwärts rudert, | stosse es gegen die Felsen. | Schlägt 
es um, so schlage es um, | wenn es der Schwester willen ist. 



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Tsi'faja-buru \ kami-fvo jasiro-ni \ waga kaJce-si \ rmsa-wa tabaramu | inuhni awanakur-ni. 



134 Pfizmaieb. 

Die Seidenstoffe, die ich | vor dem Altare des tausend Felsen sprengenden J Gottes 
aufgehängt, | werde ich verschenken, | da ich mit der Schwester nicht zusammentreffe. 

Das gewöhnliche tsi-fa-jo. bunt ,tausend Schwertklingen schüttelnd' wird hier durch 
tsi'Wa jahuru^ so viel als tsi-iwa-jahuni ,tausend Felsen sprengend' ausgedrückt. Man 
liest es auch tsi-faja-furu , tausendmaliges schnelles Schütteln'. 

Taham steht für tamani^ verleihen. 



Da-zai dai-ken owo-tomiy-no suhi-vc momo-jo-no koi-nta jo-kasira. 

Vier Liebesgedichte des grossen Vorgesetzten, des grossen Beaufsich- 
tigers Suku-ne Momo-jo von Owo-tomo. 

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Koto-iiio naku \ ari-ko-si mono-^vo \ oi-nami-ni \ kakani koi-ni-mo \ ivare-wa ajeni-ka-mo. 

Ohne Geschäft | Dingen, die entstanden und kamen, | im Begriffe nachzujagen, | bin 
ich in solche Liebe | auch versunken! 
Oi-nami steht für oi-namv. 



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Koi-sinamn \ notsi-wa navi serrm | ikerti ß-no \ tarne koso imo-wo \ mi-maJcti fori-sure. 

Aus Liebe gestorben | wenn ich sein werde, was werd' ich thun? | Um der Tage, 
wo ich lebte, | willen möchte ich die Schwester | nur vorübergehend sehen. 



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Oniowanu-wo 1 (yniofti-to hva-ba \ owo-no nant \ mi-kasa-no mori-no \ kami si-siru-^ami. 



Gedichte aus der SAUMLUNa der zehntausend Blätter. 



135 



Wenn ich sage, dass ich denke, | was ich nicht denke, | wird es sein, dass der 
Gott I des in Owo-no befindlichen | Waldes der drei Hüte es weiss. 
Strurrami steht für sirw-ramu. 



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Itoma-naki Ißto-no maju-ne-wo \ itadzura-ni \ kakasime-tsutsii-mo \ awanu imo-ka-mo. 

Die Wurzel der Augenbrauen | der nicht Zeit habenden Menschen | eitler Weise 
indess man kratzen lässt, ist auch | die nicht zusammentreffende Schwester! 



Owo-moto-no saka-kami-no otome-no uta futa-kasira. 

Zwei Gedichte des Mädchens von Owo-moto Saka-kami, 



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Kuro-kami-ni | siro-kami maziri \ oi-tare-do \ kakaru koi-ni-wa \ imada awanaku-ni 

Mit schwarzem Haupthaar | ist weisses Haupthaar gemengt, | und ich bin gealtert. 
Doch in eine solche Liebe 1 war ich noch nicht versimken. 



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Jama-sttge-no \ mi-naranu-koto-wo \ wara-ni jori \ iware-si kimi-wa | tare-to-ka nurainu. 

Dass das Riedgras des Gebirges | keine Frucht trägt, | passt auf mich. | Der Gebieter, 
den ich meine, | mit wem wohl wird er übernachten? 



136 Pfizmaier. 

Kormo-no fime-owo-kimi-no uta fito-kasira. 
Ein Gedicht der Königin von Kamo. 

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Owo-tomo-no \ mi-tsu-to-ica iwazi \ aka-ne-sasi \ fereru tsttki-jo-^i \ tada-ni ajere-to-mo. 
Owo-tomo I sagt nicht, dass er es gesehen, | indess er in der Nacht des auf Aka-ne- 
scheinenden Mondes | geraden Weges zusammengetroffen. 



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Tsukasa-hito nado ta-mukeru kiö tsiku-zen kuni^no asi-ki-no tahi-ja-ije-ni joineru uta jo- 
kasira. 

Vier Gedichte der Obrigkeiten und anderer begleitender Reichsminister, 
vorgetragen in dem Posthause von Asi-ki in dem Reiche Tsiku-zen. 

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Mi-sdki'Wa-no \ ara-iso-ni josuru \ i-wo-je nami \ tatsi-te-mo ite-mo \ waga aniojeni kimi. 

Die gegen das wüste Ufer | des Randes der drei Vorgebirge | dringenden ftinfhun- 
dertfachen Wellen, | bald erheben sie sich, bald weilen sie — | Unser Gebieter, an den 
wir denken! 



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Ara-ßto-no \ koromo somu-to iü \ mnrasaM-no \ kokoro-ni simi-te \ omo/ojnrti-ka-mo. 
Von der man sagt, dass sie das Kleid | des neuen Menschen fÄrbt, | die Purpurfarbe, 
sie färbt in dem Herzen — | o es wird dessen gedacht! 



Gedichte aus dek Samxluko deb Zesntaüsend Blätter. 137 



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JamatChhe-ni \ kimi-no tatsu fi-no \ tsika-kare-ba \ no-ni tatsu sika-mo \ ugoki-te-zo nahi} 

Da der Tag, an dem der Gebieter | an der Seite von Jamato sich erhebt, j nahe 
kommt, I regt sich auch der auf dem Felde | sich erhebende Hirsch und brüllt. 




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Die Mondnacht ist glücklich. 



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tomaruHino \ asohi-te jtikamu. 


die Töne des Flusses sind klar. [ Wohlan, hierher 


werden wir 


lustwandelnd zieh'n. 



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Da-zai-no sots owo-tomo-no kib mi-ja-kchje nobori-te notsi-ni sia^mi man-sei kih-ni tahu vta 
futa-kdsira. 

Zwei Gedichte des Sia-mi Man-sei an den Anführer, den grossen Vorge- 
setzten, den ßeichsminister von Owo-tomo, als dieser in die Hauptstadt gereist 
war. 

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Ma-schkagami \ mi-akami kimi- 

Die wahren zehn Spiegel, | dem sich nicht satt sehenden Gebieter | dargereicht, 
werden | am Morgen und am Abend | rostend verbleiben. 





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asita jufu'he-ni sabi-tsittsv w(rramv. 



1 Diese Verse werden in der Ausgabe (wahrscheinlich aus Versehen) nur mit chinesischen Zeichen wiedergegeben. 
Der Verfasser dieser Abhandlung bat hier die ihm richtig scheinende japanische Aussprache hinzugesetzt. 

Denkschriften der phil.-hut. Cl. XZI. Bd. 18 



138 





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Nu-ha-tama-no \ kuro-kami kawari \ dragete-mo \ itaki koi-ni-wa \ afit toki ari-keri. 
Das wie der Feldflügel-Edelstein | schwarze Haupthaar hat sich verändert | und ist 
weiss geworden. | Es geschah zur Zeit, als | schmerzvolle Liebe mich befiel. 



Dai-na-gon owo-toino-no kih jamato-uta fiita-kasira. 

Zwei Jamato-Gedichte des Dainagon, des ßeichsministers von Owo-tomo. 

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Koko-ni ari-te \ tsukursi-ja itsu-ko \ sira-kumo-no \ tanabiku jama-no | katd-ni-si arur-rasi, 
Indess sie hier sich befindet, | die irgendwoher aus Tsuku-si | kommende weisse 
Wolke, I es ist, als ob sie zur Seite | des Berges, wo sie treibt, sich befände. 



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Kusa-ka-je-no | iri-je-ni asar^i \ asi-tatsu-no \ ana-tatsu-tatsu-si | tomo-nasi-ni site. 
Der an der Bucht des Flusses | von Kusa-ka Nahrung suchende | Storch des Schilf- 
rohrs j ist schmerzlich abgeschnitten, | da er keine Gefährten hat. 

TatsU'tatsU'Si^ im Zustande des Abgeschnittenseins befindlich. Von tatsu^ abschneiden. 



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Owo-tomo-no saka-kami-no ije-no otco-otome owo-tovio-no stiku-ne ye-motsi-ni rnnkuje-okurertt 
tUa jchkasira. 

Vier Gedichte des grossen Mädchens des Hauses Saka-kami von Owo-tomo 
als Entgegnung an Suku-ne Ije-motsi von Owo-tomo. 



GSDICHTB AUS DBB Sa^MLUNG DEB ZEHNTAUSEND Bl.ÄTTER. 139 




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Iki-te are-ba \ mi-maku-mo sirazu 1 nani-sika-mo | sinamu-Jo hno-to | jume-ni mije-tsuru. 
Die als ich lebte, | man nicht mehr sah, nicht kannte, | auf welche Weise ] werde 
ich sterben? Als Schwester ( bin ich im Traume erschienen. 





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Masura-wo-mo \ kahi koi-keru-wo \ ta-woja-me-no \ kofuru kokoro-ni | narabe-rame-ja-mo. 
Der starke Mann, | wie er so geliebt hat! | Das zarthändige Weib | wird in Leiden- 
schaft der Liebe | ihm wohl auch gleich kommen! 



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Tsuki-kusa-im \ uisuroi-jasuku \ omoje-ka-mo \ waga omofu fito-no \ koto-mo tsuge-konu. 
Die Mondblume | pflanzt sich fort, wie ruhig | ist sie in Gedanken! | Von dem 
Menschen, an den ich denke, | kommt auch keine Meldung. 



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KcLSU-ga-jama | asa-tatsu kumo-no \ inu-fi-naku \ mi-maku-no fosi-ki \ kimi-ni-mo aru-ka-mo. 

Die auf dem Berge Kasu-ga | am Morgen sich erhebende Wolke, | indess kein Tag, 
wo sie nicht weilt, | einen Gebieter, der den Wunsch hat, | nicht mehr zu sehen, gibt 
es auch! 



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140 Pfjzmaies. 

Owo-tomo-no sakorkami-no otome-^o uta fito^kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens von Saka-kami in Owo-tomo. 



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/(ic^e inamu \ toki-si-wa aramur-wo | koto^sara-ni \ tsuma-goi-si-tsv/tsu | tatsi-te juku-besi-ja. 

Wo man austreten und fortgehen wird, | o eine Zeit wird es geben I | In Besonderheit 
hat man den Gatten geliebt — | man kann sich erheben und gehenl 



Kasa-no otome owo-tomo-no sukvriie tje-^iotsi-ni tabu via fata-jo-kasira. 

Vier und zwanzig Gedichte des Mädchens von Kasa an Suku-ne Ije-motsi 
von Owo-tomo. 



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Meine Gestalt | hab' ich geseh'n, ich verheimliche es. | So lange als die Schnur | der 
Jahre der rohen Perlen | dauert, werd' ich daran denken. 



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SirO'tori-no \ to-ba-jaraa matsvHfio \ matsi-tsutsurzo \ waga koi-wataru | koTw tsuM-goro-too, 

Die dem weissen Vogel gehörende | Fichte des Berges Toba | hat gewartet. | Ich 
verbringe in Liebe | den Zeitraum dieses Mondes. 



Oedichtk aus der Saumluno der Zehntausend Blätter. 141 



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Koromode-wo \ utsi-wa-no sato-ni \ aru ware-wo \ sirade-zo ßto-wa \ mate-do konu-keru. 
Mich, die ich den Aßrmel | des Kleides in der Gasse | des runden Fächers | hatte, 
kannte er nicht, und der Mensch, | obgleich ich wartete, ist nicht gekommen. 



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Ara-tama-no \ tosi-no fe-juke-ha \ ima siba-to j kome-jo waga se-ko \ waga na-dzuhi surna. 

Da der rohen Edelsteine | Jahre vorübergehen, | mögest du jetzt häufig | dich 
bekümmern! Mein älterer Bruder, | gib mir meinen Namen nicht. 

Siba-to scheint für das gewöhnliche siba-siba ,häufig' zu stehen. 

Komu hat sonst die Bedeutung ,eintreten'. Hier hat das Zeichen der Wörterschrift 
die Bedeutung ,8ich anstrengen, sich um etwas kümmern'. 





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Waga omoi-wo \ fito-ni sirasu-ja \ tama-kusi-ge \ ßraki-ake-tsu-to \ jume-ni-si mijuru. 
Meine Gedanken | gebe ich kund den Menschen! | Dass ich das Kammkästchen von 
Edelstein | breitete und öflEhete, | wurde im Traume gesehen. 



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142 PrizMAiER. 

Kuraki jo-ni \ naku-naru tatsu-no \ josi-ni nomi | kUd-tsvisur-ka aramu \ afvAo fanasi-ni. 
Der in finsterer Nacht | klappernde Storch | wird ausserhalb blos | es gehört haben, 
als ich sagte, dass ich zusammentreffe. 



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Kimi-ni koi \ ito-ino su-he-iiami \ nara-jama-no \ ko-matsu-ga sita-ni | tatsi-udgekur-ka-mo. 
Bei der Liebe zu dem Gebieter | bin ich ganz von Geschäften frei. | Unter den 
kleinen Fichten | des Berges von Nara | steh' ich und seufze 1 



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TFogra ja-do-no \ ju/u-kage-kusa-no \ sira-tsuju^io \ kenu^ka-ni moto-na \ omofojurti-ka-mo. 
Bei meinem Wohnsitze | auf der Pflanze des Abendschattens | der weisse Thau, | 
warum er eigentlich schmilzt, | es wird hieran gedacht! 



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W^a^a inotsi-no \ mata-kemu kagiri \ wasure-^me-ja \ ija-fi-rd geni-wa \ OTnoi-masti-tO'Tno. 
Die Grenze, an der mein Leben | vollendet sein wird, werd' ich vergessen 1 | An die 
übermässigen Tage offenbar | denk' ich dabei noch mehr. 
Matasi steht für mattasi^ g^^'^j vollständig. 



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Gedichte aus der Sammlung der zehntausend Blätter. 143 

Ja-^wo-ka juku \ fama-^no masago-mo \ waga kot-rd \ ani masaranurja \ oki'4su sima mori. 
Hundert Tage vergehen, | der Sand des Meerufers, ( wie sollt' er meine Liebe | nicht 
übertreffen, | der Wächter der Insel an der Bucht? 



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ütsu-semi-no \ ßto-me-wo sige-mi | m-fasi-no \ ma tsikaki kimi-^i \ koi-watartb-ka-^mo. 
Der hohlen Grillen, der Menschen | Augen vielfach indess ich sehe, | zu dem in der 
steinernen Brücke | Zwischenraum nahen Gebieter | setz' ich liebend hinüber! 

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Koi-^i-mo'Zo \ fito^wa sini-mru \ mina-se-gawa \ sita-ni wäre jasu \ tsuki-m fi-ni gem. 
Von Liebe auch | sterben die Menschen. | An des Flusses Mina-se | unterem Laufe 
zehr' ich ab | durch Monde, durch Tage wahrlich. 
Jasu steht für jaseru^ abzehren. 

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Asa-kiri-no \ foniMii ai-mi-si | ßto juje-ni \ inotsi sinu-heku | koi-wataru-ka-mo. 
Mit dem ich in des Morgennebels | Düsterheit zusammentreffe, | des Menschen wegen 
kann das Leben ersterben — 1 ich setze liebend hinüber I 



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1 44 Pfizmaier 

Ise-no umi-no \ iso-mo todoro-ni \ josuru nami \ kasikoki ßto^ni \ koi'Watarti'ka'mo, 

Auf den ^u dem Ufer des | Meeres von Ise mit rollendem Ton | sich drängenden 
Wellen | setz' ich zu dem ehrwürdigen Menschen | liebend hinüber! 




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Kokoro-ni-mo \ ware-wa omowazu j javia-katva-mo | fedataravaku'ui \ kaku koi-mu-to-wa. 

In dem Gemüthe | denk' ich auch nicht nach. ] Indem Berg und Fluss \ von einander 
nicht geschieden, | auf diese Weise werd' ich lieben. 



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Jw/'w sare-ba \ mxyno-oinoi'masaru \ mi-sißto-iio \ koto-toi-si sama \ omo-kage-Td die. 

Wenn der Abend entschwunden, | gedenk' ich noch mehr, | da die Weise des 
Sprechens des Menschen, den ich gesehen, | im Bilde mir vorschwebt. 



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Omoi-nisi \ sini-suru moi^o-ni \ aramasc^ba \ tsi-tabi-zo irnre-ira \ sini-kajeramasi. 

Wenn einen Sterbenden, | an den ich dachte, | es geben wird, | werde tausendmal 
ich I dagegen sterben. 

Aramase-ba ,wenn es geben wird*, eine ganz neue Verbalform, ist offenbar von dem 
Futurum aramasi ,es wird geben* abgeleitet. 



GEDICHTE AUS DER SaMMLUNG DER ZEHNTAUSBND BlATTBR. 145 



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Tsurugi tatsi \ mi-ni tort^sofu-to | jume-ni mi-tsu | nani-no satosi-schmo \ kimi-ni awanrn 

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Dass ich Schwert xind Degen | nahm und mich damit behängte, | hab' ich geträumt. | 
Was ist hier wunderbar? Dieses ist, | weil ich den Gebieter sehen werde. 



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Ame-tsutsi-no \ kami-mo kotowari- \ naJcur-wa koso \ waga omofu kimi-^i \ awazu sini-seme. 
Wenn des Himmels und der Erde | Götter der Ordnung | baar sind, dann, an den 
ich nur | denke, mit dem Gebieter | zusammentreff ich nicht, ich werde sterben. 



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Ware-mo omofu \ ßto-mo wasururna \ owo-na-wcMii | ura-fuku kazeroru) \ jamu toki na-kare. 
Ich auch gedenke, | ein Anderer auch vergesse nicht. | Der in dem grossen Nawa 
an der Bucht wehende Wind, | es sei keine Zeit, wo er aufhört. 



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Mina ßto-wo \ ne-jo-to-no kane-wa | tttsut-nare-do \ kimi-wo si-cmoje-ba | ine-gate^-ka-mo. 

DttkMbriflcn dar phn.-Uat. Cl. XXI. Ü. 19 



146 Ffizmaibr. 

Die alle Menschen | schlafen heisst, die Glocke, | obgleich man sie schlägt, | da ich 
an den Gebieter denke, | ist es mir unmöglich, zu schlafen 1 



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Ai'Omowanu \ ßto-wo oinofu-wa \ owo-tera-no \ kaki-no siri-je-ni \ nuka-dzuJcu-ga goto. 

An den Menschen, | der an mich nicht denkt, sich sehnen, | ist so viel als hinter 
der Mauer | des grossen Tempels | die Stirne an den Boden schlagen. 





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Kokoro-ni-mo \ ware-wa omowazu \ mata sara-ni \ waga furu-sato-ni \ kajeri-komu-to-wa. 

In dem Gemüthe | denk' ich nicht daran. ( Es ist auch, weil ich wieder | in meine 
alte Gasse | werde zurückkommen. 



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Tsikaku are-ba \ mine-doino aru-wo \ ija-towo-ni \ kimi-ga i-masi-na-ha \ ari-te-mo tajezi. 
Wenn man nahe ist, | obgleich man es nicht sieht, ist man da. | Wenn zu fem ( der 
Gebieter weilt, | ist er da und man erträgt es nicht. 



Gbdicbtb aus der Samhlüno des zbbntaüsend BlAtteb. 147 

Jama-kutsi-no fime-kimi-no awo-imno-no suJcu-ne tje-motsi-ni tabu via itsu-kasira. 
Fünf Gedichte der Königin von Jama-kutsi an Suku-ne Ije-motsi von Owo- 
tomo. 

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Mono-amo/u-to I ßto-ni mise-zi-to | nama-si-i-ni \ tsune-ni omojeri \ ari-zo kane-tsuru. 
Dass ich an etwas denke, | um es den Menschen nicht zu zeigen, | wurde gezwungen | 
immer gedacht — | Das Bestehen war unmöglich. 



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Ai'Omowanu \ ßto-wo-ja moto-na \ siro-taje-no | sode ßtsu made-ni | ne-nomi-si naku-mo. x 

Der an mich nicht denkt, | o der Mensch! Bis ich den eigenen | wunderbar weissen 
Aermel | einweiche, wein' ich mit lauter Stimme. 

Mtsu steht, wie aus der beigesetzten Zeichenschrift hervorgeht, für fita^su^ einweichen. 




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Waga se-ko-wa \ ai-omowazu-to-jao \ sikt-toje-no | kimi-ga makura-wa \ jume-ni mije koso. 
Da mein älterer Bruder | meiner nicht gedenkt, | wird das von Breitung wunderbare | 
Kopfkissen des Gebieters | im Traume nur gesehen. 



19* 



148 

Tsuruffi tatst \ na-no osi-kehi-mo \ ware-wa nasi \ kimi-ni awazu-ta \ tosi-no fe-nure-ha. 
Von Schwert und Degen | der Name ist bedauerlich sehr. | Ich besitze sie nicht, 
weil ich den Gebieter nicht gesehen, | als das Jahr vorüber gegangen. 





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Asi-be-jori | mitsi-kuru siwo-no \ ija-masi-ni \ omofu-ka kimi-ga \ wasure-kane-tsuru. 

Der mit dem Uebermasse | der von Asi-be | voll herankommenden Salzfluth | wohl 
gedenkt, der Gebieter | konnte nicht vergessen. 



Owchkami-no otome owo-moto-no suku-ne ije-motsi-ni tabu uta ßto-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens von O wo-kami an Suku-ne Ije-motsi von Owo-tomo. 



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Sa-jo-naka-ni \ tomo johu tsi-dori \ mono-omofu-to \ waM-taru toki-ni | naki-tsutsu moto-na. 

Der mitten in der Nacht | den Gefährten rufende Brachvogel, | zur Zeit, wo er 
sehnlich | angerufen hatte, | sang er, ohne zu besitzen. 



Owo-tomo-no saka-kami-no otome-no urami-uta fito-koMva narabi-m mizikaki uta. 

Ein Gedicht des Unmuthes des Mädchens von Owo-tomo-no Saka-kami. 
Anbei ein kurzes Gedicht. 



Gedichte aus des Samicluho dbb SEBHTAtrssHD BlIttbr. 149 



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Osi'teru-ja \ nani-wa-no suge-no | ne-?7io koro-ni \ kimi-ga kiki-si-wo \ tosifukaku \ nagaku 
si ije-ba \ ma-so-kagami | toki-si kokoro-vx) \ jurusi-te si \ sono fi-no kiwami \ nami-no mvta \ 
nabiku tama-mo-no \ to-ni kaku-ni \ kokoro-wa motazu \ oioo-fune'-no | tanomeru toki-^i \ tsi-fa- 
jaburu \ kami-ja kare-namu \ utsursemi-no \ ßto-ka irmjHramu \ kajoi^se-si \ kimi-mo ki-mdsazu | 
tama-dzusa-no \ tsukai-mo mijezu | nari-nure-ba | ito-mo su-be na-mi \ nU'ba-tama'no \ joru'^a 
sugara-ni \ akara fiku fi-mo \ kururu made \ nageke-domo \ sirusi-wo nasi mi | oTnoje-domo \ tor 
dzuki-wo sirani \ ta-woja-me-to \ iwakurmo siruku \ ta-warawa-no \ ne-nomi naku-tstäsu \ tatsi" 
tomari \ kimi-ga tsukai-wo \ matsi-ja kane-temu. 



150 Pfizmaikk. 

Das Riedgras des auf der Fluth | glänzenden Nani-wa, | als es das freundliche » 
Erhören des Gebieters | von Jahren tief j und langewährend nannte, | gab es dem die 
wahren zehn Spiegel | schleifenden Herzen | die Erlaubniss. | In der Gipfelung des 
Tages I ist das Hornblatt der Edelsteine, | zu dem die Wellen in Gemeinschaft | sich 
neigen, jedenfalls | des Wunsches nicht theilhaftig. | Zur Zeit, als auf das grosse Schiff | man 
sich verlässt, | wird der die tausend Felsen sprengende | Gott sich trennen. | Die Menschen 
der hohlen Grillen wohl | werden es meiden. | Da der in Verkehr getretene | Gebieter 
nicht kommt, | der Edelsteintafel | Abgesandter auch | unsichtbar geworden, | ist gar 
nichts zu thun. | In der Feldflügel-Edelsteine | nächtlichen Weile, | bis zu des die 
Helle I herbeiziehenden Tages Dunkeln | obgleich ich klage, | seh' ich kein Zeichen. | 
Obgleich ich sinne, | weiss ich kein Mittel. | Ein zarthändiges Weib, | wie man sagt 
und bezeichnet, | als Kand der Hand, | mit lauter Stimme nur weinend, | geh' ich und 
komme nicht weiter. | Den Abgesandten des Gebieters | zu erwarten, wird nicht möglich 
sein. 

Mvta ,gemeinschaftlich', ein Wort xmbekannten Ursprungs, das auch in einem anderen 
Werke vorgekonmxen. 

KaruTu^ sich trennen, weggehen. In demselben Sinne und mit demselben Schrift- 
zeichen findet sich auch sakaru. 

Nasi rai^ ein sonst unbekannter Ausdruck, dessen muthmassliche Bedeutung: sehen, 
dass etwas nicht da ist. 

Sirani ist die Wurzel von siranu^ nicht wissen. 

Siruku^ ein ungewöhnlicher Ausdruck, der entweder ,bewusst' oder ,gekennzeichnet' 

bedeutet. 

In ta-warawa, einem übrigens noch nicht vorgekommenen Worte, ist in dem Buche 
das Katakana-Zeichen für ta ,Hand* weggelassen worden, ebenso das^'a in dem das erste 
Wort dieses Gedichtes bildenden osi-tertt-ja. 



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Das Gedicht der Entgegnung. 



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Vom Anbeginn | nannte ich es lang. | Wenn ich mich nicht hieran halte, | bei 
solchem Denken 1 werde ich wohl zusammentreffen. 



Gedichte aus der Sammlung deb zehntausend BlAtteb 151 



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Ike-he-mo owo-kimi-no saka-mori-ni jomeru uta ßto-kasira. 

Ein Gedicht des Königs von Ike-be, das er bei einem Feste sang. 



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7i\x den Blättern der Fichten | ist der Mond übersiedelt | Die Blätter des Ahorns 
haben der Nächte, | wo der nicht hinüberziehende | Gebieter nicht zusammentraf, viele. 
Jutsuru steht für täsuru, übersiedeln. 



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Sumera-mikoto-no saka-udo-^no ßme-kimi-wo omdte jomeru mi-uta fito-kasira. 

Ein Gedicht des Kaisers, in welchem er sich nach der Königin von Saka-udo 
sehnt. 

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Mitsi-^i ai'te \ emi-se-si kara-ni \ furu jvki'no \ kena-ba kenu-ka-ni | kqfu tefu wagimo. 

Den du auf dem Wege getroffen, | indess du lächeltest, | der fallende Schnee, | wenn 
er geschmolzen ist, so ist wohl geschmolzen | meine Schwester, von der es heisst, dass 
sie liebt. 

Kena-ba steht für kije-na-ba^ wenn geschmolzen ist. Ebenso kenn für kije-nu^ es ist 
geschmolzen. 



Ja-jo-no fime-kimi-no mera-mikoto-ni tate^matsuru lUa ßto-kanra. 
Ein Gedicht der Königin von Ja-jo an den Kaiser. 



152 





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Kimi-^i jori \ koto-no sigeki-wo \ furu-sato-no \ asu-ka-no kawd-ni \ misogi-si-ni juku. 

In Bezug auf den Gebieter | das Mannichfache der Worte, | ich gehe, es in dem 
Flusse \ von Asu-ka, | meiner Heimath zu waschen. 

Das Ende dieses Gedichtes lautet auch folgendermassen : 



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Tatsu-ta überschreitend, | gehe ich, es an dem Meerufer | der drei Ueberfahrten zu 



waschen. 



Ju'hära-no otüo-kimi otome-ni tabu via futorkdsira. 

Zwei Gedichte des Königs von Ju-bara an ein Mädchen. 



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Ohne Bande | ein Wesen! der Mensch, | dass man auf einem dergestalt | weiten 
Wege des Hauses | ihn zurückkehren lässt, wenn ich bedenke. 

üwaje scheint für juwaje^ der Wurzel von juwajeru ,binden* zu stehen. 



Oedighte aus deb Sammlung dbb zehntausend Blatter. 153 




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Me-ni'Wa mite \ te-ni-wa torarenu \ tsuki-no vtsi-^o \ katsura-no gotoki | imo-wo ika-ni semu. 

Die dem in dem Monde | befindlichen Zimmtbaume, | den man mit den Augen 

sieht, I der mit den Händen nicht erfasst wird, gleiche | Schwester, wie straf ich sie? 



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Otome-no tabvr-wo mvJcü tUa futa-kasira. 

Zwei Gedichte des Mädchens als Erwiederung. 



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Iku-sO'hahi \ omoi-keme-ka-mo \ siki-taje-no \ mahwra kata-sari \ jume-ni mije-ko-sL 
Wie vieles | werde ich ersehnt haben 1 | Das von Breitung wunderbare | Kopfkissen 
entschwand auf einer Seite. | Es wurde im Traume gesehen und kam. 




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Ije-m-site \ mire-do akanu-wo \ hisa-makura \ tabi-ni-mo tsuma-do \ aru-ga tomosi-sa. 

Obgleich man in dem Hause | sieht, ist man nicht satt. | Dass man auf der Reise des 
Kopfkissens | der Pflanzen mit der Gattin auch | sich befindet, ist die Ermangelung. 



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Ju'bara-no owo-kimi-no mata tabii läa fnia-kasira. 
Noch zwei Gedichte des Königs von Ju-bara. 




Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXI. Bd. 



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154 Pfizmaieb. 

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Kusa-makura \ tahi-ni^wa imo-wa \ itare-dofno | fako^w täsi-naru \ tama-to koso omoje. 
Auf der Reise des Kopfkissens | der Pflanzen zu der Schwester | obgleich ich gelangt 
bin, I denk' ich sie mir nur als die in dem Kästchen | befindliche Perle. 




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Waga kinur-wo \ kata-mi-ni madasu | siki-taje-no \ makura karasazu \ maki-te sa-ne-mase. 

Meine Kleider | als Erinnerung reich' ich, | Von dem wunderbar gebreiteten | Kopf- 
kissen trenn' ich mich nicht, — | ich roll' es zusammen und schlafe. 

Madasu^ überschicken, darreichen. Ein Wort von ungewisser Ableitung. 

Karasu^ sich einer Sache begeben. Das Causativum des oben vorgekommenen karuru^ 
sich trennen. 



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Otome-no mata tahu-wo mukä uta fito-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens als nochmalige Erwiederung. 

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Waga se-ko-ga \ kata-mi-no koromo \ tsuma-doi-n \ waga mi-wa sake-zi \ kotO'towazvr-to-mo. 
Meines älteren Bruders | zur Erinnerung übers.endetes Kleid, | bei der Brautwerbung j 
von meinem Leibe trennt es sich nicht — | Mögest du nicht fragen. 



Ju-hara-no owo-kimi mata-no tabu vta fito-kasira. 

Noch ein Ubersandtes Gedicht des Königs von Ju-bara. 



OsniCHTE AUS DER SaMMLUNO DER ZEHNTAUBEND BlÄTTBB. 155 





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Tada fito-jo \ fe-daie-si karor-ni \ ara-tama-no \ tsuki-ga fe-nuru-to \ amofojfivrvr-ka-^io. 
Gerade eine Nacht | während ich getrennt bin, | denk' ich im Herzen, | dass von 
rohen Edelsteinen | ein Monat vergangen. 



Otome-no mata tabu-wo mukü uta ßto-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens als nochmalige Erwiederung. 



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War^a se-ko-ga \ kaku ko/ure koso | mir-ba-tama-^o \ jume-ni mije-tsiUsu \ inerarezu kere. 
Dass mein älterer Bruder | also liebt, ward nur | in der Feldflügel-Edelsteine | Traume 
gesehen. | Es wurde wohl nicht geschlafen. 




Ju-hara-no owo-kimi-no mata-no tabti-täa fito-kdsira. 

Noch ein^übersandtes Gedicht des Königs von Ju-bara. 

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Fasi-ke-ja si \ ma-tsikaki sato-wo | kumo i-ni-ja \ koi-tsutsu woramu \ tsuki-mo fenakii-ni. 
In schnellem Laufe | die nahe Gasse | liebend, indess sie weilt, | die Wolke wird 
verbleiben, | indem der Monat nicht vergeht. 

Fasi'ke scheint für fase-ki ,einh erjagend kommen' zu stehen. 



Otome-no mata tahu-wo mukü jamato-tUa fito-ka^ira. 



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p]in Jamato-Gedicht des Mädchens als nochmalige Erwiederung. 

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Tajii-to ije-ha \ wahi'Si-mi-semvr-to \ jaki-tatsi-no | fe-tsu kano koto-wa \ josi-ja waga kimi. 

Wenn man es entschieden sagt, | bin ich elend, um zu strafen | das brennende 
Messer | ging vorilber, diese Sache, | gut ist sie, mein Gebieter. 



Ki-i-no otome-no urami-no uta mi-kasira. 

Drei Gedichte des Unmuthes des Mädchens von Ki-i. 





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Jo-no naka-no \ wotome-ni si ara-ha \ waga waiaru \ ana-se-no kawor-wo \ waiari-kane-^me-ja. 

Wenn ich ein in dieser Welt | lebendes Mädchen bin, | werd' ich den Fluss der 
schmerzlichen Stromschnellen, | den ich durchsetze, | nicht übersetzen können 1 



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Ima-wa ware-wa \ wahi-zo sini-keru \ iki-no wo-ni \ omoi-si kimi-ioo \ juntsaJcu omoje-ba. 

Gegenwärtig | bin ich elend, bin gestorben, | wenn an dem Fadenende des Lebens | 
nach dem Gebieter, der mein Denken, | frei ich mich sehne. 



Gedichte aus der Samuluno der zehntausend Blätter. 157 

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Siro-taje-Tio \ sode wakarur-heki \ fi-wo tsika-mi \ kokoro-ni musehi \ ner^nomi si nagaru. 
Den Tag nahe sehend, | wo ich von dem wunderbar weissen | Aermel mich trennen 
soll, I zieht in dem Herzen das Schluchzen | nur lauten Tones umher. 



Ow(htomo-no sttku-ne mi-jori-no tvakarete sara-ni nageku uta ßto-kasira. 
Ein Gedicht Suku-ne Mi-jori's von Owo-tomo, in welchem er nach der Tren- 
nung sich wieder beklagt. 




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Wagimo-kO'Wa \ toko-jo-no kuni-ni \ sumi-keroM \ mukasi mi-si-jori \ wakaje-masi-ni-keri, 
Meine jüngere Schwester | hat in des ewigen Geschlechtsalters | Reiche gewohnt. | 
Seit ich sie einst gesehen, | hat sie sich getrennt. 



OwO'tomo saka-kami-^rw otome-no via fata-kasira. 

Zwei Gedichte des Mädchens von Owo-tomo Saka-kami. 

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Msa-kata-no \ amorno tsuju simo \ oki-m-keri \ ije-ni aru fito-mo \ matsi-koi-nu-ramu. 
Der lange währende feste | Himmel hat Thau imd Reif | niedergelegt. | Der in dem 
Hause befindliche Mensch, | es wird geschehen, dass er wartend geliebt hat. 



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Tama-^mori-ni \ tama-wa sddzukete \ katsti-gats^u-^nw \ makura-to ware-wa \ izafutari nemu. 
Dem Edelsteinbewahrer | die Perlen übergebend, | werde vorläufig | mit dem Kopf- 
kissen ich I wohlan! zu zweien schlafen. 



Atstt'mi'no owo-kimi-no tUa fito-kasira. 

Ein Gedicht des Königs von Atsu-mi. 






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Asa-ni fi-ni \ iro-dzuku jama-no \ sira-kumo-no \ omoi-sugtt-beki \ kimi-ni aranaku-^i. 
Des am Morgen in der Sonne | sich färbenden Berges | weisse Wolke | ist der 
Gebieter nicht, zu dem | die Gedanken ziehen können. 




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Kasu-ga-no owo-kimi-no vta fito'^kasira. 

Ein Gedicht des Königs von Kasu-ga. 

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Asi'hiki-no \ jama tatsi-bana-no \ iro-ni idete \ katarai-tsugi-te \ afu-koto-mo aramu. 
Des Berges Asi-biki | Citronenbäume, ] indem sie in die Farbe gehen | und fortgesetzt 
mit einander sprechen, | wird das Zusammentreffen sein. 



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Ju'hara-no owo-kimi-no ufa fito-kasira. 

Ein Gedicht des Königs von Ju-bara. 




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Gedichte aus der Sammluno dbb zehntausend Blätter. 159 



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Tstbki-jo-nd^^no \ fikari-m ki-mase \ asi-hiki-no \ jama-wo fedatete \ towo-karanakurni. 
Der Mondgott | kommt im Glänze. | Von Asi-biki's | Bergen abgeschieden, | ist er 
nicht fern. 




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JamatO'iUa fito-kasira. Jomeru-wa ibukasL 

Ein Jamato-Gedicht von einem unbekannten Verfasser. 

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Tsitki-jo-mi-no fikari-wa kijoku | terase-domo \ matofu kokoro-wa \ tajezu omo/oju. 
Des Mondgottes | Licht, wie rein | es auch leuchtet, | das verirrte Herz | hat unauf- 
hörlich zu denken. 



OwO'tomo-no suka-ne mi-josi'^no wakare-wo kanasimu via fito-kasira. 
Ein Gedicht Suku-ne Mi-josi's von Owo-tomo, in welchem er die Trennung 
beklagt. 

Tereru fi-wo \ jami-ni mi-nasi-te \ naku namida \ koromo nt^asi-tsu \ fosu fito nasi-^i. 
Die glänzende Sonne | in Finsterniss erblicken machend, | haben die Thränen, die 
ich weine, | das Kleid befeuchtet, | weil Niemand, der sie trocknet. 



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Tan-horno owo-otome-no via mi-kasira. 

Drei Gedichte des grossen Mädchens von Tan-ba. 



160 PFIZMArEE. 



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Kamo-tori-no \ asobu kono ike-ni \ ko-no fa otsi-te \ ukaherii kokoro \ waga omowaku-ni. 
Wo der Vogel, die Aente | sich vergnügt, an diesem Teiche ) fallen die Blätter der 
Bäume | und schwimmen, im Herzen | gedenk' ich dessen nicht. 

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ÜTna-saka-wo \ mi-wa-^o fafuri-ka \ iwafu sugi-te \ fure-si tsumi-ka \ kimi-ni ai-gataki. 
Dass ich den süssen Wein,| bei der Anrufung der drei Räder ] an die betende 
Oypressenhand | stiess, bei diesem Verbrechen | ist den Gebieter sehen, unmöglich. 



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Kaki-fo nasu | ßto-koto kiki-te \ waga se-ko-ga | kokoro tajutai \ awanu kono koro. 
Wie er das Wort der den Kornähren | der Mauer gleichen Menschen hurt, | ist 
meines älteren Bruders | Herz unentschlossen, | zu dieser Zeit, wo er nicht zusammentrifft. 




Bu-zen-kuni'Tw otome o-o-jake-no rmisiime-no uta fito-kasira. 

Ein Gedicht des Mädchens des Reiches Bu-zen, der Tochter von 0-o-jake, 



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Gedichte aus der Sammlung deb zehntausend Blätter. 161 

Jiifu-javii'Wa | initsi tatsti-tatsu-si \ tsuki inatsi-te \jukamu waga se^ko \ sono ina-ni-mo mhnu. 
In dem Abenddunkel | ist • der Weg abgeschnitten. | Der auf den Mond wartet | und 
kommen wird, meinen älteren Bruder | werd' ich inzwischen auch sehen. 



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Trauergedichte.* 

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Kami-no mija-no sei-toku mi-ko taka-wara-no t-ne ide-mas^t tokl tafs^f-fa-javia-jK) siiii-hito- 
wo mite kancLsimi-te jomeru mi-tita. 

Ein Gedicht des Kaisersohnes Sei-toku von dem oberen Palaste, das er 
verfasste, als er auf dem Auszuge nach dem Brunnen von Taka-wara die 
Todten des Berges Tatsu-ta sah und sie' bedauerte. 

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Ije-nara-ha \ imo-ga te makamu | kusa-makura \ tahi-ni fvsi-tam \ kono tabito asi. 
Wenn sie in dem Hause wären, | der Schwester Hand würde sie umfassen, | die auf 
des Pflanzenkissens | Reise sich niedergelegt, | ach diese wandernden Menschen! 
Tahito steht für tahi-hito, ein Reisender. 
Asi, eine Interjection wie jasi in ana-ni jdsi. 



Owo-tsu-no mi'ko sinuru toki iware-no ike-no saka-ni namida-gumi-te jmiieni mi-?äa. 
Ein Gedicht des Kaisersohnes von Owo-tsu, das er verfasste, als er zur 
Zeit seines Todes auf dem Damme des Teiches von Iware Thränen vergoss. 







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Momo-tsutafu \ iware-no ike-ni \ naku kamo-wo \ kefu riorni nüte-Ja \ kiuno kakure-namu. 
An dem hundertfach tiberlieferten | Teiche von Iware | die singende Aente, | indess 
ich sie heute nur sehe, | werd' ich mich in den Wolken verbergen. 

' Die hier mitgetheilten Gedichte stammen zum Theil aas einer etwas früheren Zeit als die obigen. Die Zeit- 
räume und Jahre sind bei den Uebersohriften gewöhnlich angegeben. 

Denkschriften der phil.-hut. Cl. XXI. Bd. 21 



162 Pfizmaieb. 

Das Obige ereignete sich zu den Zeiten des Palastes von Fudzi-wara* im Winter, 
im zehnten Monate des ersten Jahres des Zeitraumes Siü-teö (686 n. Chr). 



Kawatsi-no owo-kimi bti^zen-no kuni-no kagami-jama-ni ßyniuraruru toki ta-motst-no ßme- 
owo-kimi-no jomeru uta mi-kasira. 

Drei Gedichte der Königin von Ta-motsi, verfasst zur Zeit, als der König 
von Kawatsi auf dem Berge der Spiegel in dem Reiche Bu-zen begraben wurde. 

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Owo-kimi-no \ rmitsu tama aje-ja \ tojo-kuni-no \ kagami-no jama-wo \ mija-to sadanmru. 
Des grossen Gebieters | freundlicher Geist treffe zusanunenl | In dem üppigen 
Reiche | den Berg der Spiegel | bestimmt er zum Palaste. 

MvisUj freundlich, liegt dem Worte mvisu-ma-siku ^freundlich' zu Grunde. 
Tojo-hmi ,das üppige, Ueberfluss habende Reich* ist das Reich Bu-zen. 



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Tojo-hmi-no \ kagami-KU) jamorno \ iwor-to tote- \ kakure-ni-kerasi \ mate-do ki-masazu. 
In dem üppigen Reiche, | in des Berges der Spiegel | Felsenthür auf der Stelle 
hat er sich verborgen. | Obgleich ich warte, kommt er nicht. 



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^ Der Palast von Fndzi-wara ist die Kaiserin Si-to. Der Kaisersohn von Owo-tsn ist der Sohn des Kaisers 
Ten-bu. Er wnrde in dem oben genannten Jahre wegen Empörung getödtet. 



Gedichte aus der Sammlung der zehntausbio) Blätter. 163 

Iworio waru \ ta-tsikara-no kana \ te-wo jowaki \ wotome-ni si-are-ba \ s^c-be-no siranahi. 

Die die Felsenthür sprengende | Stärke der Hand, o hätt' ich sie auch! | Da ein 
schwachhandiges | Weib ich bin, | weiss ich nicht, was zu thun. 



Iwa-ta-no owo-kimi wowaru toki ni-fit jomenc ivta fito-kasira. Narabi-ni mizikaki uta. 

Ein Gedicht, verfasst von Ni-fu zur Zeit, als der König von Iwa-ta starb. 
Anbei ein kurzes Gedicht. 

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164 Pfjzmaies. 

Naju-take-no \ towo joru mi-ko \ sa-nio tsurafu \ tvaga owo-kimi-wa \ koTnori-kur-no \ faJtsvr- 
se-no jaraa-ni \ kami-sahi-ni \ itsuki imasu^to \ tama-dzusa-no Ißto-zo i-i-tsuru \ ojo dzttre-ka j 
waga kiki-tsuru \ maga kofo-ka \ waga kiki-tsuru-mo \ ame-tstäsi-ni \ kiijasi-ki koto-no \'jo-no 
naka-no \ kiijasi-ki koto-wa \ ama-kumo-no \ sokuje-no kiwami \ ame-tstäsi-no \ itareru made-rd \ 
tsti-e-tsuki-mo \ tsukazu-mo juki-te \ jvfu ke-toi \ isi-ura motsi-te \ waga jado-^i \ ini-moro-vx) 
tötete I makura^be-ni | iwai-he-wo \ su-e taka-tama-wo \ via-naku nuki-tare \ jufu ta-suki-ka 
fina-iü kakete \ ame-ni am | sasara-no wo-no-no | nana-mi suge \ te-ni tori-motsi-te \ fisa-kata- 
no I ama-no kawara-ni \ ide-tatsi-te | mi-sogi-te mdsi-wo \ taka-jama-no \ iwa-fo-no uje-ni \ 
i-masi'tsum kamo. 

Zu dem des jungen Bambus | zehn stützende Kaisersöline | also sich gesellen, | unser 
grosser Gebieter, | dass er in Komori-ku, | auf dem Berge Fatsu-se | in göttlicher Ruhe | 
verehrend weilt, | haben des Edelstein-Hartriegels | Menschen gesagt. | Dass es wohl ein 
Hinterlassenes, | hab' ich gehört. | Dass es unrechte Worte, | hab' ich auch gehört. | In 
dem Himmel und auf der Erde | sind unter den traurigen Dingen | mitten in der Welt I 
die traurigen Dinge | der Himmelswolken | rettende Gipfelung. | Der Himmel und die Erde, 
bis zu ihnen gelangt wird, | ohne den Stab | einzusetzen, weitergehend | am Abend nach 
der Deutung fragt er. | Durch die Wahrsagung aus Steinen | in unseren Wohnsitz | das 
erhabene Alles stellend ( auf den Scheitel | das Opfergefäss | stellt er, des Bambus 
Edelsteine | ohne Zwischenraum eingefädelt lässt er nieder. | Das Tragband von Baum- 
seide wohl I an die Küchlein hängend, | des in dem Himmel befindlichen | kleinen Feldes 
der Bambusbürste [ Riedgras des siebenfachen Sehens | mit der Hand ergreifend, | zu 
des dauernden, festen | Himmels Flussebenen | hinaustretend, | den Leib waschend nachdem 
er geweilt, | hat er über des hohen Berges | Felsen wänden | den Wohnsitz genommen! 

Najvytake steht für najo-take^ junger Bambus. 
Tsurafu steht für tsurWb^ sich Jemandem anschliessen. 

Tama-dzusay die Abkürzung von tama-adzttsay der Hartriegel der Edelsteine, ein Baum. 
Ojodzure scheint für judzuri ,Hinterla8sene8' zu stehen, wofern es nicht so viel als 
oto-dzure, Nachricht. 

Maga^ Unheil, Unrecht. Abgekürzt aus ma^aru^ krumm sein. 
Sokuje so viel als sukuje, Rettung. 
Ke-ioi^ das Fragen durch die Deutung. 
Makura-be, die Seite des Scheitels. 
Iwai-be^ ein Opfergefäss. 



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Das entgegnende Gedicht. 



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Gedichte aus der Sammlukq der zehntausend Blätter. 165 

Saka-koto-no \ maga koto-to kamo \ taka-jama-no \ iwa-fo-no uje-ni \ kimi-ga ßisi-taru. 
Widersetzliche Rede | ist unrechte Rede! | lieber des hohen Berges | Felsen wänden 
hat sich | der Gebieter niedergelegt. 

Iso-no kamt \ furu-no jama naru | sitgi-mura-no \ omoi-sugu-beki \ kimi-ni aranakii-ni. 
Des in Iso-no kami | auf dem Berge des Zitterns stehenden | Cypressenwaldes 
Gebieter, zu dem die Gedanken zieh'n | mögen, ist nicht vorhanden. 



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Onazi-itca-ta-no owo-kirai wowaru-7io toki jama-hiina-vo owo-khni kanasimi-te jomeru tita 
ßto-ka.vra. 

Ein Gedicht des Königs von Jama-kuma, das er in seiner Trauer verfasste, 
als derselbe König von Iwa-ta starb. 






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Tsuno sawa fu \ iwa-mura-no mitsi-wo \ dsakarezu \ jori-kemu fitchno \ omoi-tvUsu | kajoi- 
kemoM-wa \ fototogisti \ naJcu sa-tsuki-ni-wa \ ajame-kusa j fana-tatsi-bana-vx) \ tama-ni nuki | 
kadzura-ni semu-to \ naga-dzvki-no | si-gure-^no toki-wa \ momidzi'ba''WO | wori-te kazasu-to \ fafu 
kuzvrno I ija towo-nagaku \ jorodzu jo-ni \ tajezi-to omoi-te \ kajoi-kemu \ kimi-wo-ba asur-jari 
joso-ni-kormo mimu. 



16f) Pfizmaier. 

Der den über den Homdamm | führenden Weg der Steinhaufen, | am Morgen sich 
nicht trennend, | gegangen sein wird, der Mensch ( gedankenvoll | im Durchschreiten, i 
wo der Kukuk | singt, im fünften Monat | die Magenwurz, | die Blüthen der Pomeranzen | 
als Perlen eingefädelt, | dass er zu falschem Haar sie machen wird, | in dem langen 
Monat, I zu der Regenschauer Zeit, | dass er des Ahorns Blätter | bricht und sich beschattet, ) 
dass der kriechende Flachs, | überaus fern und lange während, | in zehntausend Altem | 
nicht unterbrochen wird, indess er denkt, | wird er durchgeschritten sein. | Den Gebieter 
von dem morgenden Tage an | wird man ausserhalb wohl sehen. 

Fuj die Abkürzung von ßiru^ vorübergehen. 

Asakarezu^ die Zusammenziehung von asa-sakarezu^ am Morgen sich nicht trennen. 

Naga-dzuki^ der lange Monat, der neunte Monat des Jahres. 

Das obige Gedicht ist nach Einigen von Kaki-moto-no Asomi-bito Maro verfasst worden. 



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Zwei entgegnende Gedic 


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Komori'kurno \ fatsti-se wotome-ga \ te-ni makeru | tania-wa midarete \ ari-to iwazi-ja-vio. 
Dass in Kumori-ku | des Mädchens von Fatsu-se | um die Hand gewundene | Edel- 
steine in Unordnung | sich befinden, sagt man ja nicht! 



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Kawa-kaze-no \ samuki fatm-se-wo \ nageki tsutsu \ kimi-ga aru kuni \ am fito-mo aje-ja. 

Wo der Flusswind | kältet, Fatsu-se | hat man beklagt. | Das Reich, wo der Gebieter 
wohjit, I ob manche Menschen sich dort begegnen? 

Nach Einigen sind die zwei obigen Gedichte von dem Könige von Jama-kuma, der 
dem Könige von Isi-ta folgte, nach dem Tode der Kaisertochter von Ki-i verfasst worden. 



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Kaki-moto-no asomi-bito maro kagti-jama-no si-kabane-ivo mite kanasimi-te jomei^ uta 
ßtO'kasira. 



Gedichte AUS der Sammlung der zehntausend Blätter. 167 

Ein Gedicht, vorfasst von Asomi-bito Maro von Kaki-moto, als er die 
Todten des Berges Kagu sali und sie bedauerte. 

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Kiisa-makura \ tabi-no ja-dori-ni \ taga tsuma-ka \ kuni wasure-taru \ ije matanakn-ni. 
In dem Nachtlager der Reise | des Pflanzenkissens | wer ist die Gattin wohl? | Von 
dem Reiche vergessen, | das Haus auf sie wartet nicht. 



Ta-kur-no firo-^maro sinuru toki ivosokn-he-no tarn maro-jorneru 7ita fito-kasira. 
Ein Gedicht, welches Taru-maro von Wosaka-be zur Zeit des Todes 
Firo-maro's von Ta-ku verfasste. 

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Momo taranu \ ja-so surrü saka-ni | ta-rnuke-se-ba \ sfagi-jvku fito-^i \ kedasi awamu kamo. 
An der hundertfach ungenügenden | Bergtreppe der achtzig Winkel | wenn ich dar- 
reiche, I zu dem dahingegangenen Menschen | werd' ich mich nämlich gesellen 1 



Fidzi-katorru) wotome-wo fatsw-se-no jama-ni fi-fbmuru toki-ni kaki-moto-no asomi-bito maro 
jomeru tUa ßto-kasira. 

Ein Gedicht Asomi-bito Maro's von Kaki-moto, verfasst zur Zeit, als man 
den Leichnam des Mädchens von Fidzi-kata auf dem Berge von Fatsu-se 
verbrannte. 

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Igg Pfizmaieb. 

Komori'ku-no Ifatstc-se-jw jaraa-Tio \ jama-no fa-ni \ izajofu kumo-wa \ imo-ni-ka-Tno aramn. 

Die in Komori-ku | an der Bergscheide | des Berges Fatsu-se | hin und wieder 
ziehende Wolke 1 wird die Schwester wohl sein. 



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Ohore-sini'taru idzumo-7io wotome-wo josi-no-ni fi'fhmnrn foki-ni kaki-moto-no asovii-bifo 
viaro jomeni. ufa futa-kaslra. 

Zwei Gedichte Asomi-bito Maro's, verfasst zur Zeit, als man die Leichname 
der ertrunkenen Mädchen von Idzumo in Josi-no verbrantite. 



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Jama-no fa-ni \ idzumo-no ko-ra-tva \ kiri nare-ja \ josi-JiG-no jama-no | mine-ni tanabikn. 

An der Bergscheide | die Kinder von Idzumo, | mögen sie Nebel sein? [ Auf den 
Berggipfeln | von Josi-no breiten sie sich. 



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Ja-kfimo tatsii \ idzwito-no ko-ra-ga \ kuro-kand-tva \ josi-m>-no katca-no | oki-ni iiadzusajh. 

Die acht Wolken steigen! | Der Kinder von Idzumo | schwarzes Haupthaar I ist mit 
des Flusses von Josi-no | Bucht innig vertraut. 



Wimnt-WiiiFA^^m^'S!^\Uf^M'fmmmmmM 

Katsu-sika-no ma^ma-no wotome-no faka-ni S7iqiru toh' jama-he-no S7fkn-ne aka-hifo jovient' 
Uta fito-kasira.Narahi-7ii mizikaki uta. 

Ein Gedicht Sukune Aka-bito's von Jama-be, das er verfasste, als er an 
dem Grabe des Mädchens von Ma-ma in Katsu-sika vorüberging. Anbei ein 
kurzes Gedicht. 



Gedichte aus der Samiiluno deb zehntausend Blätteb. Ig9 



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Inisi'je-ni \ ari-kemu fito-no \ sidzvr-fata-Tio \ ohi toki-kajete \f%ise-ja tote \ tsuma-toi-si- 
kemu I katsunsika-no \ ma-^ma-no te-ko-na-ga \ oki-^tsu ki-wo \ koko-to-wa kike^do \ maki-no fa- 
ja I sigeku aru-ramu \ matsu-ga ne-ja \ towaku-ßsasi-ki \ koto ncmi-mo \ na-^nomi-mo ware-wa 
wcbsurareTtahi-nL 

In alter Zeit | wird es gewesen sein, dass die Menschen | der niedrigen Palme i 
Gürtel lösend und wechselnd, | um die Gattin freiten. | Wenn man hört, dass der dem 
Schoosskinde ' von Ma-ma in Katsu-sika | gehörende Sarg der Bucht | hier sich befindet, ; 
werden die Blätter der Eibe wohl | in Fülle entfaltet sein. | Die wie Wurzeln der Fichte 
wohl I fernen und lange währenden | Worte nur, | der Name nur, von mir | werden sie 
nicht vergessen. 



^ ^ Kajesi uta. 

Das entgegnende Gedicht. 



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Ware-mo mi-tsu Ißto-ni-mo tsugemu | katsti-sika-no ma-ma-no fe-ko-na-ga \ oki-tsu ki-dokoro. 

Ich habe gesehen | und werde den Menschen sagen | den Ort der dem Schoosskinde 
von Ma-ma in Katsu-sika | gehörenden Feste der Bucht. 



DMkschriAen der phil.-hist Ci. XXI. Bd. 22 



170 Pfizmaieb. 



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KatsU'sika-no \ ma-ma-no iri-je-ni | tttsi-nabiku \ tama-nio kari-kemu \ te-ko-na si-zo oniofu. 

An der Bucht von Ma-ma | in Katsu-sika, j wer das niederhängende | Edelsteinhom- 
blatt geschnitten haben wird? | Ich glaube, es ist das Schoosskind. 



Wa-dö si-nen sin-kai kawa-be-no mija-bito fime-sima-no matm-bara-^o bi-zin-no si-kabane- 
wo mite kandsimi-te jomeru nta jo-kasira. 

Vier Gedichte der Bewohnerin des Palastes von Kawa-be, die sie verfasste, 
als sie im vierten Jahre des Zeitraumes Wa-dö, Jahr Sin-kai (711 n. Chr.), den 
Leichnam der Schönen von Matsu-bara in Fime-sima sah und sie bedauerte. 



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Kdsa-faja-m) \ mi-wo-no ura-tva-no \ dra-tsvisuzi \ mire-domo sabi-zi \ noM-bito omoje-ba. 

Von dem Glänze des Mondhofes | die Bucht der Wasserstrasse, | an ihr die weisse 
Berggranate, | obgleich ich sehe, bin ich nicht heiter, | wenn ich an die Todte denke. 

Der Schluss dieses Gedichtes lautet auch: 

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Mire-ba kanasi-ino \ naki-bito (ymofu-mi. 

Wenn ich sehe, bin ich auch traurig, | indess ich an die Todte denke. 



Qedichte aus deb Sammluvo der zehntausend Blätter. 171 

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Midzurmidzusi | hime-no waJca-ko-ga \ i-Jure-kenm \ iso^no kusa^ne-no \ kare-maku wost-mo» 
Auf die das jugendlich frische, | zarte Kand in der Gesellschaft | gestossen sein 
mag, I der Pflanzen Wurzeln an dem Ufer ] sind vertrocknet, es ist schmerzlich. 



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Fito-koto-no \ sigeki kono goro \ tania^ nara-ba | te-ni maki motsi-te \ koi-zu aramasi-wo. 

Von denen bei den Menschen | mancherlei verlautet, um diese Zeit | Edelsteine wenn 

es gibt, I indem ich, um die Hand windend sie erfasse, |.o wie ich sie nicht lieben werde! 



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Imo-mo ware-mo \ kijorne-si kawa-no \ kawa-gisi-no \ imo-ga kujur-beki | kokoro-wa motazi. 

Den die Schwester und ich | gereinigt haben, des Flusses | Flussufer | trägt keinen 
Gedanken, den | die Schwester bereuen könnte. 

Zu den obigen vier Gedichten wird bemerkt: 

Das Obige ist nach der ,Darlegung der Jahre* an seinen Ort gestellt worden. Der 
Name derjenigen, welche die Gedichte auf den Leichnam des Mädchens verfasste, ist 
oben bereits angegeben. Aber die Worte der Gedichte widersprechen einander, und es 
ist schwer, das Richtige von dem Unrichtigen zu unterscheiden. Sie stehen somit durch 
eine Reihe von Jahren in dieser Ordnung. 



^ = ^AÄ«:!tÄ^#:^ßi|i^:*:JKi»#ÄÄi|i 

Zin-ki go-nen bö-sin da-zai-no sots owo-tomo-no kamt koi-si /uru-bito-wo omoi-te jomeru via 
mi'kasira. 

22* 



172 Pfizhiier. 

Drei Gedichte des ersten grossen Vorgesetzten, des Reichsministers von 
Owo-tomo, verfasst im fünften Jahre des Zeitraumes Zin-ki; Jahr B6-sin (728 n. 
Chr.), als er sich nach den von ihm geliebten alten Bekannten sehnte. 

Utsfikusi'ki \ fito-iio maki-te si \ siki-taje-no \ waga ta-makura-wo | mdku fito arame-ja. 
Von dem der schöne | Mensch der Wickelnde ist, | von Breitung wundervoll | mein 
Handkissen, | wird ein Mensch sein, der es wickelt? 

Zu diesem Gedichte wird bemerkt: 

Das obige Gedicht verfertigte er, als seit seiner Abreise einige Decaden vergangen 
waren . 





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Kajerurheki \ toki-ni-wa nari-nu \ mijako-nite \ taga ta-^nofo- wo-ka \ waga makura senrn. 
Wo ich zurückkehren soll, | die Zeit ist gekommen. | In Mijako | wessen Aermel 
wohl I werde ich zum Polster machen? 



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Mijako-naru \ are-taru ije-ni \ fitori ne-ha \ tabi-ni ma^ari-te \ kunisi-karvrhesi. 

In Mijako, | in dem wüsten Hause | wenn allein ich übernachte, | mag ich lieber 
auf der Reise | Ungemach leiden. 

Hierzu wird bemerkt: 

Die obigen zwei Gedichte wurden verfertigt, als er im Begriffe war, sich Mijako 
zu nähern. 



OeDICHTB aus DBB SaMMLUNO DBB ZBHNTAÜSEKD BlÄTTEB. 173 



Zin-Td rokurmea ki-si sa-dai-zin nagorja-no (ywo-kimi mi-makarasimete^no Tiotsi kura-fast- 
be-no fime-owo-kimi jomeru lUa fito-kasira. 

Ein Gedicht der Königin von Kura-fasi-be, das sie im sechsten Jahre 
des Zeitraumes Zin-ki, Jahr Ki-si (729 n. Chr.), nach dem Tode des grossen 
Dieners der Linken, des Königs von Naga-ja, verfasste/ 



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Sumerogi-no \ mi-koto kasikomi \ owo-ara-ki-no \ toki-ni-wa arane-do \ kumo-kakure-mcLsu. 
Des grossen Kaisers | höchsten Befehl fürchtend, | obgleich der grossen wüsten 
Feste I Zeit nicht war, hat er | in den Wolken sich verborgen. 



Kastwa-de-be-no owo-kimi-wo kanasimu uta fito-kasira. 

Ein Gedicht, in welchem der König von Kasiwa-de-be bedauert wird. 

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Jo-no naka-wa \ munasi-ki mono-to \ aramu-to-zo \ kono teru tsuki-wa \ mitsi-kake-si-keru. 
Diese Welt | wird als leere Sache | vorhanden sein, darum | ist dieser leuchtende 
Mond, I nachdem er voll war, geschwunden. 

Der Verfasser des obigen Gedichtes ist nicht bekannt. 



Ten-fei gen-nen ki-si setsu-no ktmi-no famurtemu si-sib fase-be-no tatsu-maro wanaki-siinurfi 
toki fan-guan owo-moto-no suku-ne mi-naka jomeru uta fito-kasira. Narabi-ni niizikaki uta. 

Ein Gedicht der Obrigkeit der Siegel Suku-ne Mi-naka von Owo-tomo, 
das er verfasste, als im ersten Jahre des Zeitraumes Ten-fei, Jahr Ki-si (729 n. 
Chr.), Tatsu-maro von Fase-be, der Vermerker von Fan-ten in dem Reiche 
Setsu, sich erhängte. Anbei ein kurzes Gedicht. 



* Der König von Naga-ja, der sich empört hatte, tödtete in dem genannten Jahre die Seinigen und sich selbst. 



174 Pfizmaibb. 



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Ama-hirnjo-no \ mvka-fusu kuni-no \ mono-no fu-to | iware^si fito-wa \ sumero-gi-no \ kami- 
no mi-kado-ni \ to-worni tatsi-matsi \ vtsi-wa-m tsvkaje \ tama-kadzura \ ija towchnagaku \ oja- 
no na-mo tsugi | juku mono-to | fawa tsitsi-ni \ tsuma-ni ko-domo-ni \ katarai-te \ tatsi-ni-si 



Gedichte aus der SAiofLüNo des zehntausend BlItter. 175 

fi'jori I taratsi^ne-Tio \ faworno mi-koto-wa \ iwai-be-wo | maje-ni su-e-oki-te \ ßto-te-ni-wa \ jufu 
tori-motsi-te \ ßto-te-ni-wa \ jamato fosthntmo \ matsurofur-wo \ ma-saki-ku nutse-do \ ame-tstäsi- 
no I kami-m koi-nomi \ ika-naramu \ tosi-no tsuki-fi-ka \ tsutsuzi-hana \ niwojeru kimi-ga \ fiku 
ami-no \ nadzusai-komvrto \ tatsi-te i-te | matsi-kemu fito-wa \ owo-kimi-no \ mi-koto kasi-kaini \ 
osi'tervrja \ nani-^a-Tvo kuni-ni ; ara-tamorTw \ tosifuru made-ni \ siro-taje-no \ koronio kawakazu 
asorjufvirni I ari'tsuru kimi-wa | ika-sama-ni \ omoi-masi'te'ka \ täsur-semi-no \ osiki hmo jo-wo 
tsuju simcMio I oki-te juJci-kemu | toki-ni arazti-site. 

Der ein %Kriegsmann des | gegenüber zu Boden liegenden Reiches | der Himmels- 
wolken I genannt wurde, der Mensch, j an des grossen Kaisers | göttlichem erhabenem 
Thore, | vor dem äusseren Theile stand er und wartete, | in dem inneren Theile diente 
er. I Wie Edelsteinflachs | immer mehr in die Ferne und Länge | des Vaters Namen 
setzte er fort. | Als ein Scheidender | mit Vater und Mutter, | mit der Gattin und den 
Kindern | sich besprechend, | wo er sich aufgemacht, seit dem Tage | die Wurzel der 
herablassenden Milch, | die Mutter, die Geehrte | das Opfergefäss ] indess sie vor sich 
hinstellt, | mit der einen Hand | die Baumseide ergreifend, | mit der anderen Hand | das 
dünne Tuch von Jamato | bietet sie. Obgleich | sie sehr gesegnet ist, | zu des Himmels 
und der Erde | Göttern betet sie: | Künftig was für ein | Monat und Tag des Jahres 
ist es, wo der Berggranate | Duften, des Gebietes | ziehendes Netz | innig vertraut 
kommen wird? | Die stehend und weilend | gewartet haben werden, die Menschen, | des 
grossen Gebieters | hohen Befehl ehren sie. | In dem Reiche des erdrückend | glänzenden 
Nani-wa, | der rohen Edelsteine | Jahr, bis es vergeht, | das von Breitung wundervolle 
Kleid trocknet nicht. | Der am Morgen und am Abend | gewesen, der Gebieter, | wie 
beschaffen | war sein Denken wohl, | indess es, wo die hohle Grille, | diese traurige 
Welt I der Thau imd der Reiffrost | verlassend entschwunden sein wird, | die Zeit nicht war? 

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Ma-saki-ku^ sehr segenreich, als Adverbium. 

Nomu^ beten. 

Mku-ami ,ein ziehendes Netz' statt ßki-ami^ ein Netz zum Ziehen. 



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Das entgegnende Gedicht. 








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Gestern erst | ist der Gebieter wohl gewesen. | Ohne dass man es dachte, | über des 
Ufers Fichten | treibt er mit den Wolken. 



176 





Pfizmaier. 








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ItsU'Si'ka-to \ matsuramu inio^ \ tama-dziLsa-no \ koto-tani tstigezu | inuru^ kimi-kamo. 

Die zu welcher Zeit wohl | opfern wird, der Schwester | sagt des Edelstein- 
Hartriegels I Sache nur nicht | der scheidende Gebieter 1 



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Terkrfei ni-nen kb-go fuju ziitr^i guatsu da-zai-no sotsu owo-tomo-no kib mijako-ni mtikete 
mitsi-ni noboru toki jomeru via mu-kasira. 

Fünf Gedichte des ersten grossen Vorgesetzten, des Reichsgehilfen von 
Owo-tomo, die er verfasste, als er im zweiten Jahre des Zeitraumes Ten-fei, 
Jahr Kö-go (730 n. Chr.) sich auf den Weg nach Mijako machte. 

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WaghnchkO'ga \ mi-si tomo-no ura-no | muro-no ki-wa \ toko^jo-m are^do \ mi-sißto-zo naki. 

Den meine jüngere Schwester | geseh'n, in Tomo-no ura | des inneren Hauses Baum, ' 
ist er auch in dem Reiche der ew'gen Alter, | der Mensch, der ihn sah, ist todt. 



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TomcMfio ura-mo \ iso-^rvo murchno ki \ mimu goto-ni | ai-mi-si imo-wa | wasurareme-ja-no, 

An Tomo-no ura's | Ufer des inneren Hauses Baum, | so oft ich ihn sehen werde, 1 
wird die Schwester, die ich gesehen, | auch vergessen werden? 



Gedicht» aus der Sahmluno dek zehntausend Blätter. 177 

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I$(Mio uje-ni \ ne-fa/u muro-no ki \ mi-si ßto-ao \ ika-nari-to towa-ba \ katari-tsugeniu^ka. 

Auf der Uferhöhe | von Wurzeln kriechend des inneren Hauses Baum, | den Menschen, 
der ihn gesehen, | wie es ihm geht, wenn icli ihn frage, | wird er im Gespräche es sagen? 

Hierzu wird bemerkt: 

Die obigen drei Gedichte wurden an dem Tage verfertigt, als der Verfasser durch 
Tomo-no ura reiste. 



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Imo-to ko-si | minu-me-no saki-wo \ kajent sa-ni \ fitori-site mire-ba | naniida kumasi-mo. 
Zu dem ich mit der Schwester gekommen, | das Vorgebirge von Minu-me, | auf der 
Rückkehr dergestalt | als ich allein es sah, | wollten die Thränen rollen. 



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Juku sa-ni-wa \ futari waga mi-si \ kono saki-tvo \ fitori sugure-ha \ kokoro kanasi-mo. 

Im Wandeln dergestalt | das beide wir gesehen, | dieses Vorgebirge, | da ich allein 
an ihm vorüberziehe, | ist das Herz auch voll Trauer. 

Hierzu wird bemerkt: 

Die obigen zwei Gedichte verfasste er an dem Tage, als er an dem Vorgebirge von 
Minu-me vorüberzog. 




Furusato-no ije-ni kajeri-iri-te snnawatsi joitieru tita mi-kasira. 

Drei Gedichte, die er verfasste, als er zu dem Hause seiner Heimat zurück- 
kehrte und daselbst eintrat. 

Denkschriften der pbil.-hiiit. Cl. XXI. Bd. 23 



178 Pfizmaieb. 

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Fito-mo naki \ munasl-ki ije-wa \ hisa-makura \ tahi-ni masari-te | kitrusi-kari-keri. 
Das von Menschen nicht bewohnte, | leere Haus — | auf des Pflanzenkissens | Reise 
lieber | hab' ich Ungemach ertragen. 




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ImO'to Site I fiitari tsukicrisi \ tctKja-jama'ica \ ko takaht sigeku \ nari-ni-kenv-kamo. 
Das die Schwester und ich, | wir beide erbaut, | das Bethaus des Berges, | die Bäume 
daselbst wie hoch und blätterreich | sind sie geworden! 



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WagimO'ko-ga j ?^-ß-5^ itme-no ki | /?u'r?^ goto-ni | kokoro muse-tsiUsu \ namida si^nagaru. 
Die meine jüngere Schwester | gepflanzt hat, die Pflaumenbäume, | so oft ich sie 
sehe, I voll Herzeleid schluchz' ich und | die Thränen rinnen. 



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Ten-fei san-nen sin-mi aki sitsi guatsit dai-na-gon oico-tomo-no kib mi-makari-si toki 
jomeru uta mu-kasira. 

Sechs Gedichte, verfasst zur Zeit, als im dritten Jahre des Zeitraumes 
Ten-fei, Jahr Sin-mi (731 n. Chr.), im Herbste, im siebenten Monate der Dai-na-gon, 
der ßeich^minister von Owo-tomo starb. 

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Gedichte aus deb Samkluno deb zehntausend BlAtteb. 179 

Josi-e-ja si- \ sakaje-si kimi-no \ i-masise-ba \ kinofn-mo keßi-mo \ ware-wo mesamasi-wo. 
Der so lieblich | in der Blüthe stand, der Gebieter, | wenn er hier weilte, | gestern 
auch, heute auch } würd' er mich gerufen haben! 



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Kaku si-nomi | ari-keru uiono-wo \ fagi-^o fana \ saki-ie ari-ja-to \ toi-si kimi-wa-mo. 
Auf diese Weise nur | o war er gewesen! | Des Weiderichs Blüthen | haben sie sich 
geöffnet? | Der Gebieter auch, der dieses gefragt hat. 



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Kimi-ni koi \ ito-mo su-be-navii \ asi-tatsu-no \ ne-nomi nakaruru \ asa-joi-ni-site. 
Den Gebieter lieb' ich, | Schmerzliches wird zu thun sein. : Von Seite des Rohrstorches 
mit lauter Stimme nur wird geweint | am Morgen und in der Nacht, 



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Towo-nagaku \ tsukajevm mono-to \ oviojeri-si \ kivii si-masane-ha \ tamasi-i-mo nasi. 
Der gedacht hat, | dass er in langer Ferne | die Dienste widmen wird, | der Gebieter, 
da er hier nicht weilt, | ist die Seele auch nicht vorhanden. 



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Midori'ko-no \ fai-damo towori \ a^a-joi-ni | ne-ni-zo wananahi | kimi misi-ni-site. 

Wie ein kleines Kind, | das auf dem Boden kriecht, | am Morgen und in der Nacht 
mit lauter Stimme wein' ich, | weil der Gebieter nicht am Leben. 




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Mire-do akanu [ i-niase-si kiiui-ga | vioniidzi'ba-no \ utsiiri-i'juke'ba | kanasi-kn-mo aru-ka. 

An dem man sich nicht satt gesehen, | der Gebieter, der hier geweiltl | die Blätter 
des Ahorns, | da sie sich entfärben und schwinden, | sind sie da auch traurig? 



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Sitsi-nen wotsu-kai owo-tonuhno saka-kami-no icotome siokn-zi-gtian wowari-mirvr-wo itami" 
te jomeru uta fito-kasira. Narahi-ni mizikaki uta. 

Ein Gedicht des Mädchens von Üwo-tomo-no Saka-kami, verfasst im 
siebenten Jahre desselben Zeitraumes, Jahr Wotsu-kai (735 n. Chr.), worin sie 
den Tod des Zugetheilten (des Reiches Siraki) Ri-guan beklagt. Anbei ein 
kurzes Gedicht. 



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Gedichte aus deb SAiuiLüsa der zehktauseno Blattes. 



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2^aku-dzunch-7io | siraki-no kuni-iii \ ßto-koto-wo \ jösi-to kikarete | toi-sagarit ja-kara fara- 
kara \ naki kuni-ni | watari-ki-masi-te | snmerogi-no | siki-masu kuni-ni | utsi-ß-sasu \ mijako 
simimi-ni \ sato ije-wa \ sawa-^ii are-domo \ ika-sama-^ii \ omoi-kerne^kamo \ tsure-nio naki \ sa- 
wo-no jama-be-ni | naku ko nasu \ sitai-ki-^ndsi-te \ siki'taje-no \ ije-wo-mo tsukuri \ arar-tama- 



710 



tosi-no wo nagaku \ sumai-tsutsu \ i-masi-si mono-wo \ ikeru fito \ sinvr-to iü koto^ni \ ma- 
niücaremi \ mono-ni si-are-ha J tmiomeri-si | ßto^io koto-goto \ kusa-makura \ tahi-ni ant-mor-ni \ 
sawo-kawa-wo \ asa-kawa watari \ kasu-ka no-wo \ sokai-ni mi-tsutsu \ asi-hiki-no \ jama-be-wo 
sasi-te \ ju/u-jami-to \ kakure-masi-nure \ hvanm su-be \ semu su-be siravi \ tatsi-tomari | tada 
ßtoin-site \ siro-taje-no \ koroino-de fosazit \ nageki-tsutsu \ waga naku namida \ ari-ma-jama \ 
kumo i'tanabiki \ ame-ni furi-ki-ja. 

Wo des Flachsbaums Hörn er, | in Siraki's Reiche, | dass die 8ache der Menschen . 
glücklich sei, indess gehört ward, | die fragenden und suchenden | Verwandten, die 
Brüder | zu dem Lande des Todes | setzten über und kamen, | Das der hohe Kaiser | 
breitet, in dem Reiche, | nach der inneren Sonne zeigend, | in dem Mannichfachen 
Mijako's | Gassen und Häuser | in Menge obgleich es gibt, | auf welche Weise | werd' 
ich daran gedacht haben! | Ohne Begleiter, | an die Seite des Berges Sawo | wie ein 
weinendes Kind | mich sehnend als ich kam, | das von Breitung wundervolle | Haus auch 
baut' ich. | Bis zum Fadenende des Jahres | der rohen Edelsteine lang | wohnt' ich 
dort. ( Dass den, der hier geweilt, | die lebenden Menschen | gestorben nannten, bei 
diesem Worte | einen nicht Entkommenden | da es gab, | auf die ich mich verlassen, | 
die jMenschen insgesammt | auf des Pflanzenkissens | Reise während sie sich befanden, | 



182 



Pfizmaieb. 



den Fluss von Sawo, | den Morgenfluss übersetzt' ich, | das Feld von Kasu-ka | mich 
zurückwendend sah ich. | Auf Asi-biki's | Bergseite mit dem Finger zeigend, | in dem 
Abenddimkel } mocht' ich mich verbergen. | Was ich sagen soll, | was ich thun soll, 
weiss ich nicht. | Auf und abschreitend, ) ganz allein indess ich bin, | des von Breitung 
wundervollen | Kleides Aermel trocknet nicht. | Unter Klagen | die Thränen, die ich 
weine, | in des Berges von Ari-ma | Wolken treiben | sind sie gefallen als Regen? 



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Das entgegnende Gedicht. 










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Todome-jenu | inotsi-iii si-are-ba | siki-taje-no \ Ije-wo-ha idefe \ kumo kakure-ni-ki . 
Das nicht zurückzuhalten, | ein Leben, da es war, | ist aus dem von Breitung 
wundervollen | Hause er gegangen | und hat sich in den Wolken verborgen. 



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Ziü'itsi-nen ki-hö natsu rokit-guatsu owo-torno-no suhi-ne ije-motsi iiaki omoi-^nono-wo 
kancbsimi-te jonieru uta fito-kasira. 

Ein Gedicht Suku-ne Ije-motsi's von Owo-tomo, verfasst im eilften Jahre 
des obigen Zeitraumes, Jahr Ki-bO (739 n. Chr.), im Sommer, im sechsten 
Monate, als er die todte Nebengemalin betrauerte. 

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Ima-jori'Wa \ aki-kaze samuku | fuki-namii^wo \ ika-de-ka fitori \ nagaki jo-wo nemu. 
Von jetzt an, | wenn der Herbstwind kalt | wehen wird ach! | wie werd' ich allein 
die lange Nacht verbringen? 



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Ototo owO'tornO'UO suku-ne ßiviur-inotsi simawatsi jamato-uta fito^kasira. 

Ein japanisches Gedicht seines Bruders Suku-ne Fumu-motsi von Owo-tomo. 



Gedichte aus der Sammlung deb zehntausend Blätteb. Ig3 



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Nagaki jo-wo \ fitori-ja nemu-to | kimi-ga ije-ba | s^igi-ni-si fito-no | omo/ojurahi-ni. 
Dass er die lange Nacht | allein wohl verbringen wird, | der Gebieter, da er es 
sagt, I von dem Menschen, der hinüber gegangen, | wird hieran gedacht. 



Mata ije-^notsi isi-datami-no nje-ni nade-si-ko-no fana-wu mite jomeru uta fito-kasira. 
Noch ein Gedicht Ije-motsi's, das er verfasste, als er über den Brunnen- 
steinen Nelkenblüthen sah. 

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Wenn der Herbst vergeht, | seh' ich es, ich denke wohl, | doch die von der Schwester 
gepflanzten | Nelken vor dem Hause, | o wie sind sie erblüht! 



Tstd-tatsi-wo utsuH-te nofsi aki-kaze-wo kanasimi-nageki-te ije-mofsi-no jonieru uta fito- 
kasira. 

Ein Gedicht Ije-motsi's, das er verfasste, nachdem er den Neumond 
verbracht und worin er den Herbstwind beseufzt. 

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Utsyrsemi-no \ jo-wa tsume-nasi-to \ siru mono-wo ( aki-kaze samtiku \ sinobi-tstcrti-kamo. 
Dass der hohlen Grillen | Zeitalter ohne Dauer, | vor dem Menschen, der dieses 
weiss, I der Herbstwind in seiner Kälte | hat sich verborgen 1 



]^g4 Pfizuaieb. 

Mata ije-motsi-no jomeini uta ßto-kdsira. Narabi-ni mizikaki uta. 
Noch ein Gedicht Ije-motsi's. Anbei ein kurzes Gedicht. 

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Waga ja-do-ni \ fana-zo saki-taru | Ao-iro mire-do \ kokoro-mo jnkazu \ josi-e-ja st | imo- 
ga ari-se-ba \ mi-kaino nas7i \ ßUari narahi-i ta-icori-te-ino \ mise-masi-mono-wo \ utsu-semi-^io 
kari-no mi nare-ba \ toke-simo-no | kije-jukn-ga gotoku \ asi-biki-no \ jama-tsi-wo sasi-te \ iri-fi 
nasii I kakure-ni'Si-ka-ba | soko omoi-ni \ mune koso itame \ i-i-mo kane \ na-dzuke-mo sirazu 
ato-mo nah' \ jo-no naka-ni are-ba \ semv su-be-rno nasi. 

Vor meinem Hause | sind die Blumen erblüht. | Obgleich ich dieses sehe, | das Herz 
zieht zu ihnen nicht. | Wie lieblich sie sind! | Wenn die Schwester wäre, | den Wasser- 
änten gleich, | beide neben einander weilten wir. | Mit der Hand sie brechend, | o könnt' 
ich sie doch zeigen! | Als der hohlen Grillen ( geborgter Leib vorhanden war, | da wie 
der gelöste Reiffrost | schmelzend vergeht, | nach Asi-biki's | Bergwege mit dem Finger 
zeigend, | gleich der untergehenden Sonne | als sie sich verbarg, | da in tiefem Sinnen , 
die Brust nur schmerzte, | es auszusprechen, nicht fähig, | den Namen zu geben, nicht 
wusst' ich. I Als in der spurlosen | Welt sie sich befand, | hatt' ich nichts, das zu thun war. 

Mi-kamo steht für midziir-kamo^ Wasseränte. 



Gedichte aus dek Sammlung der zehntausend BlAttek. 1 85 

^ ^ Kajesi'Uta. 

Das entgegnende Gedicht. 

Ihki'Wa sinio \ itsumo araiuu-wo \ kokoro itaku \ i-jukv ivagwio-ka \ inidori-ko-wo oki-te. 

Um die Zeit Reiffrost | wird es immer geben, ach! | Im Herzen schmerzvoll | die 
wegzieht, ist es meine Schwester, j das junge Kind indess sie niederlegt? 



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/(ie/e ^'2^A:2^ [ mitsi siramase-ha \ kanete-jori \ imo-wo todoiaeinu \ seki-mo okamasi-wo. 

Wo sie hinausgegangen, | den Weg wenn ich wüsste, | im voraus | einen die Schwester 
aufhaltenden | Schlagbaum würd' ich setzen! 



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Imo-ga mi-si \ ja-do-ni fana saku \ toki-wa fe-nu \ waga nakn namida | amada finaku-nL 

Von der Schwester gesehen , | vor dem Hause das Aufblühen der Blumen | ist um 
die Zeit vorüber, | indess die Thränen, die ich weine, | noch nicht getrocknet. 

Amada steht für iraada, noch nicht. 



Denkschriften der phil-hist. CI. XXI. Bd. 24 




186 Pfizmaieb. 

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Kanasimi-7w wo imada jcisumazu site sara-ni jomeru uta . itsio-kasira. 

Fünf weitere Gedichte, die er verfasste, als sein Kummer noch nicht 
beschwichtigt war. 

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Kaku st-nomi \ ari-kera iiiaiio-wo \ hw-vw ware-mo \ tsi-tose-)io gotoku \ tanonii-tari-keru. 

Auf diese Weise nur | o wenn es doch gewesen wäre! | Die Schwester und ich, | wie 
auf tausend Jahre | bauten wir voll Zuversicht. 




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Ije-sakari \ i-^iasu wagimo-wo \ todome-kanc \ jama kakure-tsure \ tamasi-i-mo nasi. 

Die von dem Hause getrennt j weilt, meine Schwester | kann ich nicht aufhalten. 
In den Bergen mag sie sich versteckt haben, | und auch die Seele ist nicht vorhanden. 



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Jo-no naka-no \ tsune kaku nomi-to \ kaJtsu sire-do \ itamu kokorchwa \ smobi-kane-tsu-mo . 

Dass es in der Welt | das Gewöhnliche so nur ist, | überdiess wusst' ich, jedoch | das 
• leidvolle Herz | könnt' es nicht ertragen. 



Gedichte aus dek Sammlung deb zehntausend Blätter. 187 



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Sawo-javia-ni | tanabiht kasumi \ miru goto-ni \ wio-ico cnnoi-idete j nakami fi-wa nasi. 

Auf dem Berge Sawo | den wallenden Wolkendunst | so oft ich sehe, | fällt mir die 
Schwester ein, | und kein Tag ist, an dem ich nicht weine. 



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Mvkasi koso \ joso-ni-mo mi-si-ka \ wagimo-ko-ga \ oki-tsu ki-to (mioje-ba \ fasi-ki sawo-jama. 

Die ich eh'mals nur | äusserlich wohl gesehen, | meiner jüngeren Schwester | Sarg 
an der Bucht ist es, wenn ich denke, | ist es der sorgliche Berg Sawo. 




Ziü-rokti nen kb-sin faru ni-guatmi an-seki-no mi-ko mi-makari-si toki utsi-no toneri-hito 
owo-tomo-^o sukur-ne ije-motsi jarneni nta mu-kasira. 

Sechs Gedichte des Hausgenossen des Inneren Suku-ne von Owo-tomo, 
die er verfasste, als in dem sechzehnten Jahre des obigen Zeitraumes, Jahr 
Kö-sin (744 n. Chr.), im Frühlinge, im zweiten Monate der Kaisersohn von 
An-seki starb. 







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Kakemaku-riio \ aja-ni kasikosi \ iwamakur-mo | iwaivasi-kt-kamo \ waga kimi-iio \ mi-ko- 
no mikoto-no \ jorodzu jo-ni \ mesi-tamawamasi \ owo-jamato \ kuni-no mijako-wa \ lUsi-nabiki \ 
fant sari-imre-ba \ jama-he-ni-wa \ fana saki-wo seri | kawa-se-ni-wa \ aju ko-sa-fasiri. \ ija-fi 
ijeni I sakajttru toki-ni \ saka-kofty-no \ maga-koto-to-kamo \ siro-taje-ni \ toneri josoi-te \ wadzuka- 
Jama | vii-kosi tate-site \ fisa-kata-no \ ame sirare-nure \ kobi-marobi | fidzutsi nake-domo \ semu 
mt'be-mo nasL 

Mit dem Umhängen zu Ende, | in Damast ehrwürdig, | mit dem Reden zu Ende, j 
wie feierlich! | Unser Gebieter, | der Kaisersohn, der hohe, | diu-ch zehntausend Alter j 
wird er anbefehlen. | Mijako in dem Reiche | des grossen Jamato | neigt sich zur Seite. | 
Als der Frühling entschwunden, | an des Berges Seite | gingen die Blumen in die 
Blüthe, I in des Flusses Schnelle | machte der Weissfisch Sprünge. | Zur Zeit, als der 
übermässige Tag | wirklich prangte, | o das widerstrebende Wort, | und dabei das 
unglückliche Wort! | Weiss wundervoll | der Hausgenosse schmückt sich, | auf dem 
unmerklichen Berge | indem man die hohe Sänfte aufstellt, | möge der dauernde, feste | 
Himmel gelenkt werden. | Mich umwälzend | in dem Schlamme obgleich ich weine, | hab' 
ich nichts, das sich thun lässt. 

Iwawasi-ki^ feierlich, festlich. Von iwb ,ein Fest feiern' abgeleitet. 

Kobi steht für korobi^ sich wälzen. 

FidztUsi steht für ßdzi-idsi^ in dem Schlamm. 



^ ^ Kajesi-via. 

Die entgegnenden Gedichte. 



Gedichte aus dek Sammlüno der zehntausend Blättek. 1 89 




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Waga owo-kimi \ ame sirarevin-to \ omowane-ha \ oho-ni-zo mi-keru \ ivadzuka soma-jama. 

Unser grosser Gebieter, | indem er nicht dachte, | dass er den Himmel lenken 
werde, | ist, was er dunkel gesehen, | der unmerkliche Berg Soma. 

Obo-ni steht für oboro-ni^ dunkel, undeutlich. 



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Auf Asi-biki's | Berge nur leuchtend | die aufblühenden Blumen, | wie sie zerfallen 
und schwinden, | so unser grosser Gebieter! 



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Kakemaku-mo \ qja-ni kasikosi \ ivaga kimi-no \ mi-ko-no mikoto-no \ mono-no fu-^w \ ja- 
so tomo-no ivo-wo | mesi-atsume \ isajoi-tamai | asa-kari-ni \ sisi fuvii-okosi \ jufu-kari-ni \ fori 
fumi'tdtete \ owo mi-uma-no | hitsi usaje-tome \ mi-kokoro-wo \ mise-akirame-si \ iku-me-dzi- 
jama \ ko-datsi-no sisi-ni \ sakii fana-mo \ ufsuroi-ni-keri | jo-no naka-ua \ kaku nomi narasi \ 
masura-tco-no \ kokoro fari-okosi \ tsuntgi tatsi \ kosi-ni tori-fagi \ adzusa-jumi \ jufji tori-oi-fe 
ame-tsufsi-to \ ija towo-naga-ni \ jorodzu jo-ni | kaku si-mo kana-io \ tanomeri-si j mi-ko-no mi- 
kado-no \ sa-baje nasu \ sawocju toneri-ica \ siro-toje-ni \ kormno tori-kite \ tsune-nari-si \ emai 
furtimai \ ija-ß-geni \ kawarafu mire-ba | kanasime-si-kamo. 

Mit dem Umhängen zu Ende, | in Streifen ist er ehrwürdig. | Unser Gebieter, | der 
Kaisersohn, der hohe, | unter den Kriegsmännern | die Männer der achtzig Gefährten 
ruft er zusammen. | Hin und wieder gehend, | auf der ]\Iorgenjagd | das \\'ild erweckt 
er durch Tritte. | Auf der Abendjagd | die Vögel durch Tritte stellend, | des grossen 
kaiserlichen Pferdes | Mund drückt er nieder und hält es an. | Wo den holien Willen 
er gezeigt und bekundet hat, | auf dem Berge Iku-me-dzi, | in dem Mannichfachen der 
Baumreihen | die erblühenden Blumen | haben sich entfärbt. | Mitten in der Welt | i^j^t 
es so nur der Brauch. | Des tapferen Mannes \ Herz im Schwünge hebend, | den Degen 
und das lange Schwert | um die Lenden gürtend, | den Bogen von Hartriegel, | den 
Köcher auf den Rücken nehmend, | dass er mit Himmel und Erde | überaus in die 
Feme und Länge, | durch zehntausend Alter | so thun möge, | er, der dieses wünscht, ' 
an des Kaisersohnes erhabenem Thore | der den Fliegen gleich | aufgeregte Hausgenosse, 
indess es weiss wunderbar, | das Kleid nehmend und es anziehend, | das immer gewesen, j 
das Lachen und das Fest | an dem übermässigen Tage wirklich | abwechseln wenn ich 
sehe, j macht es mich traurig! 

Narasi steht für narawasi, Gewohnheit, Sitte. 

Emai steht für eini-aiy gegenseitig lachen. 

Kawarafuy die Zusammenziehung von kawari-afu^ unter einander wechseln. 



Oedichte aus der Saxxlüno des zehntausend Blättek. 191 

^ ^ Kajesi-nta. 

Die entgegnenden Gedichte. 

Fasi-ki'kamo \ mi-ko-no mikoto-no \ ari-kajoi- \ mi-si ikume-dzi-no \ mitsi-wa are-ni-keri. 

O bedauerlich! | Die der Kaisersohn, der hohe | auf dem Durchzuge | gesehen, Ikume- 
dzi's I Wege sind öde geworden. 

Fasi'ki ist die Abkürzung von omowasi-ki, lieblich, auch bedauerlich. 




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OicO'tovio-no I wa-w2 ö y?/^z o6z-fc | jorodzu jo-ni \ tanomi-si kokoro \ idzuku-ni-ka josemu. 

In Owo-tomo's | Namen den Köcher indess ich trage, j das auf zehntausend Alter 
gehofft hat, das Herz, 1 wo wird es Stütze finden? 




Sini'taru tsuma-wo kanasimi-te taka-fasi-no asomi jomeru uta fito-kasira. Narabi-ni 
mizikaki uta. 

Ein Gedicht Asomi's von Taka-fasi, in welchem er die todte Gattin 
betrauert. Anbei ein kurzes Gedicht. 

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192 Pfizmaieb. 



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SirO'taje-no | 50g?c sasi-kajete \ nahiki ne-si \ waga kuro-kami-no \ ma-sira-ga-ni | rtari' 
kiivaviari'te \ atara-jo-vi | tomo-ni aramti-to \ tama-no wo-no \ tajezi'ja imo-to \ musubi-te si 
koto-wa fatasazn \ oviojeri-si \ kokoro-wa togezn \ siro-taje-no \ ta-mofo-wo wakare | ni-kibi-vi 
si I ye-wo-ino idete \ midori ko-no | naku-wo-mo oki-te | asa-kiri-no \ fono-^nekasi-fsutsu \ jarna- 
siro-no \ sagara-iw jama-no \ jama-no fa-wo \ jukisugi-^mre-ba \ iwamu su-be \ semu su-be si- 
rani \ wagimo-ko-to | sa-ne-si tsuma-ja-ni \ a^ita-ni-wa \ ide-tatsi-sinobi \ jufu-be-nUwa \ iri-i 
nageku-ja | waki fasamu | ko-^io nakasime-ba \ wcmoko simo-no \ oi-mi idaki-mi \ asa-tori-no ' 
ne-nomi naki-tstitsv | kofure-domo \ sirnsi-wo nami-fo | koto towami \ mono-ni-tva are^do \ tca- 
gimo-ko-ga | iri-ni-si jama-wo \ josu-ga-fo-zo omoßi. 

Den wunderbar weissen | Aermel indem ich wechselte, ] mit dem hingeneigt ich 
geschlafen, I mein schwarzes Haupthaar | zu echt weissem Haar, | nachdem am Ende es 
geworden, | in der neuen Welt | weil ich zugleich sein werde, | der Edelsteinschnur 
Ununterbrochenes mit der Schwester | indess ich knüpfe, | voUend' ich diese Sache 
nicht, I das, was ich mir dachte, | die Absicht erreich' ich nicht. | Von dem wunderbar 
weissen j Aermel mich trennend, | hielt ich ihn für finnig. | Aus dem Hause auch gehend, 
auf des jungen Kindes | Weiiien nicht achtet' ich, und | der Morgennebel | glänzte mit 
trübem Licht. | In Jama-siro, | an der Bergscheide | des Berges von Sagara | wenn ich vor- 
übergegangen, I was ich sagen soll, | was ich thun soll, weiss ich nicht. | Wo ich mit 



Gedichte aus üeb Sammlung deb zehntausend Blätter. 193 

meiner Schwester | übernachtet, in der Gattin Hause, | am frühen Morgen | ausgerüstet, 
mich verberg' ich, | zur Abendzeit | eingetreten, klag' ich! | Das die Seite umschliessende 
Kind, wenn es weint, | der männliche Diener | trägt es, hält es in den Armen, j Der 
Morgenvogel, | mit lauter Stimme nur klagt. | Obgleich icli liebe, | hab' ich kein Zeichen. 
Obgleich es eine Sache ist, | bei der man mit Worten nicht fragt, | halt' ich den Berg, 
in den meine Schwester | getreten, für ein Mittel. 



^ Ä Kajesi-tUa. 

Das entgegnende Gedicht. 



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ütsu-semi-no Ijo-no koto-ni are-ba \jos(Mfii misi \ jama-wo-ja ima-wa \ jostf-ga-to omowamii. 

Da es eine Sache der Welt | der hohlen Grillen ist, | werd' ich den Berg wohl, | den 
ich von aussen gesehen, | jetzt für ein Mittel halten. 




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Asa-tori-no \ ne-nomi-ja nakamu \ wagimo-ko-ni \ ima-mata sara-ni | afu josu-wo nami. 

Der Morgenvogel | wird mit lauter Stimme wohl singen. | Meiner Schwester | jetzt 
noch einmal | zu begegnen, hab' ich kein Mittel. 

Der Verfasser der obigen Gedichte ist ein Mann von dem Geschlechte Ason aus 
Taka-fasi. Sein Name und Jünglingsname ist nicht bekannt. Es wird nur gesagt, dass 
er ein Truchsess gewesen. 



Ueber die äusseren Lebensverhältnisse, eigentlich die amtliche Laufbahn zweier 
häufig vorkommender Verfasser von Gedichten werden folgende kurze Angaben gemacht: 

Der Dai-na-gon (der grosse Rath), der zu der nachfolgenden zweiten Rangstufe 
gehörende Owo-tomo-no Suku-ne Tabi-bito war der älteste Sohn des Dai-na-gon An-maro. 

DMik8clirift«n der phU.-hiBt. Gl. XZI. Bd. 25 



194 Pfizhaiek. 

Am dritten Tage des dritten Monates des zweiten Jahres des Zeitraumes Jö-rö (718 
n. Chr.) wurde er mit der Stelle eines Tsiü-na-gon (mittleren Rathes) betraut. Er folgte 
nicht auf den San-gi (den Leiter der Angelegenheiten des Palastes). 

Am siebenten Tage des ersten Monates des dritten Jahres desselben Zeitraumes 
(719 n. Chr.) wurde er in den unteren Theil der richtigen vierten Rangstufe eingereiht. 

Am siebenten Tage des ersten Monates des fünften Jahres desselben Zeitraumes 
(721 n. Chr.) wurde er in die nachfolgende dritte Rangstufe eingereiht. 

In den Tagen des zweiten Monates des ersten Jahres des Zeitraumes Zin-ki (724 
n. Chr.) wurde er in die richtige dritte Rangstufe eingereiht. 

Am ersten Tage des zehnten ^lonates des zweiten Jahres des Zeitraumes Ten-fei 
(730 n. Chr.) wurde er mit der Stelle des Dai-na-gon betraut. 

Am siebenten Tage des ersten Monates des dritten Jahres desselben Zeitraumes 
(731 n. Chr.) wurde er in die zweite Rangstufe eingereiht. 

Am ersten Tage des siebenten Monates desselben Jahres starb er, nachdem er zwei 
Jahre das Amt des I)ai-na-gon bekleidet. 

Der Tsiü-na-gon (mittlere Rath), der zu der nachfolgenden dritten Rangstufe 
gehörende Owo-tomo-no Suku-nc Ije-motsi war der Enkel des Dai-na-gon, des mit der 
nachfolgenden zweiten Rangstufe beschenkten An-maro, der Sohn des Dai-na-gon, des 
zu der nachfolgenden zweiten Rangstufe gehörenden Tabi-bito. 

Im ersten Monate des siebenten Jahres des Zeitraumes Ten-fei (735 n. Chr.) wurde 
er in den unteren Theil der nachfolgenden fünften Rangstufe eingereiht. • 

Im dritten Monate des achtzehnten Jahres desselben Zeitraumes (748 n. Chr.) wurde 
er mit der Stelle eines grossen Zugetheilton der Abtheilung des Kriegswesens betraut. 

Im sechsten Monate des zweiten Jahres des Zeitraumes Ten-fei-fo-zi (758 n. Chr.) 
wurde er mit der Stelle eines Statthalters von Ina-ba betraut. 

In den Tagen des dritten Monates des sechsten Jahres desselben Zeitraumes (762 
n. Chr.) wurde er mit der Stelle eines grossen Zugetheilten der Abtheilung des Volkes 
betraut. 

In den Tagen des ersten Monates des achten Jahres desselben Zeitraumes (764 n. 
Chr.) wurde er mit der Stelle eines Statthalters von Satsu-ma betraut. 

In den Tagen des achten Monates des ersten Jahres des Zeitraumes Zin-go-kei-un 
(767 n. Chr.) wurde er mit der Stelle eines kleinen Zugetheilten des grossen Vorgesetzten 
betraut. 

In den Tagen des neunten Monates desselben Jahres wurde er mit der Stelle eines 
Sa-tsiü-ben (mittleren Vorsitzenden der Linken) und zugleich mit derjenigen eines grossen 
Zugetheilten des Naka-tsukasa (Vorstehers der Mitte) betraut. 

In den Tagen des zehnten Monates des ersten Jahres des Zeitraumes F6-ki (770 n. 
Chr.) wurde er in den unteren Theil der richtigen fünften Rangstufe eingereiht. 



Gedichte AUS der Sammlung der zehntausend BlItter. 195 

In den Tagen des eilften Monates des zweiten Jahres desselben Zeitraumes (771 n. 
Chr.) wurde er in den unteren Theil der nachfolgenden vierten Rangstufe eingereiht. 

In den Tagen des zweiten Monates des dritten Jahres desselben Zeitraumes (772 n. 
Chr.) erhielt er zugleich die Stelle eines gewichtigen grossen Zugetheilten der Abtheilung 
der Muster. 

In den Tagen des dritten Monates des fünften Jahres desselben Zeitraumes (774 n. 
Chr.) wurde er mit der Stelle eines Statthalters von Sagami betraut. In den Tagen des 
neunten Monates desselben Jahres erhielt er zugleich die Stelle eines Grossen der 
Hauptstadt der Linken und eines höchsten leitenden Statthalters. 

In den Tagen des eilften Monates des sechsten Jahres desselben Zeitraumes (775 n. 
Chr.) wurde er mit der Stelle eines Aufsehers des Thores der Leibwache betraut. 

In den Tagen des dritten Monates des siebenten Jahres desselben Zeitraumes (776 
n. Chr.) wurde er mit der Stelle eines Statthalters von Ise betraut. 

In den Tagen des ersten Monates des achten Jahres desselben Zeitraumes (777 n. 
Chr.) wurde er in den oberen Theil der nachfolgenden vierten Rangstufe eingereiht. 

An dem siebzehnten Tage des ersten Monates des neunten Jahres desselben Zeit- 
raumes (778 n. Chr.) wurde er in den unteren Theil der richtigen vierten Rangstufe 
eingereiht. 

An dem ersten Tage des zweiten Monates des eilften Jahres desselben Zeitraumes 
(780 n. Chr.) wurde er mit der Stelle eines San-gi (Leiters der Angelegenheiten des 
Palastes) betraut. An dem neunten Tage desselben Monates erhielt er zugleich die Stelle 
eines U-dai-ben (grossen Vorsitzenden der Rechten). 

An dem fünfzehnten Tage des vierten Monates des ersten Jahres des Zeitraumes 
Ten- wo (781 n. Chr.) wurde er in den oberen Theil der richtigen vierten Rangstufe 
eingereiht. An dem vierzehnten Tage desselben Monates erhielt er zugleich die Stelle 
eines Grossen des Frühlingspalastes (des Palastes des zur Nachfolge bestimmten Kaiser- 
sohnes). An dem vierten Tage des fünften Monates desselben Jahres wurde er mit der 
Stelle eines grossen Vorsitzenden der Linken betraut und blieb ein Grosser wie früher. 
An dem ersten Tage des achten Monates desselben Jahres wurde er wieder mit der 
Stelle eines San-gi (Leiters der Angelegenheiten des Palastes) betraut und blieb zugleich 
ein Grosser wie früher. An dem dreizehnten Tage des eilften Monates desselben Jahres 
wurde er in die nachfolgende dritte Rangstufe eingereiht. 

In dem ersten Monate, an einem Schalttage des ersten Jahres des Zeitraumes Jen- 
reki (782 n. Chr.) wurde er der Geschäfte willen in Anklagestand versetzt und wurde 
ihm das Amt und die Rangstufe entzogen. Am eilften Tage des fünften Monates desselben 
Jahres erhielt er dabei die Stelle eines Grossen des Frühlingspalastes. An einem Tage 
des sechsten Monates desselben Jahres erhielt er zugleich die Stelle eines untersuchenden 
Gesandten für die Provinz Mutsu. 

An dem dreizehnten Tage des siebenten Monates des zweiten Jahres desselben 
Zeitraumes (783 n. Chr.) wurde er mit der Stelle eines Tsiü-na-gon (mittleren Rathes) 
betraut und blieb ein Grosser des Frühlingspalastes wie früher. 

2b* 



196 Pfizmaieb. Gedichte aua deb Sammlung der zehntausend Blätter. 

Im zweiten Monate des dritten Jahres desselben Zeitraumes (784 n. Chr.) erhielt 
er zugleich die Stelle eines das Abschnittsrohr haltenden, gegen den Osten Eroberungs- 
züge machenden Heerführers. 

An einem Tage des achten Monates des vierten Jahres desselben Zeitraumes (785 
n. Chr.) starb er. 



Verbesserungen. 



S. 118 Z. 10 statt ^ Hes ^ 

„ 123 „ 11 V. u. statt j^ lies ^ 

„ 127, 16 V. u. statt fic-ne-no lies »uku-ne-no. 

„ 127 , 15 V. u. statt Ne-ne's lies Buka-ne's. 




ÜBER DIE 



MÜNDARTEN UND DIE WANDERUNGEN 



DEB 



ZIGEUNER EUROPA'S. 1 

VON 

D>- FRANZ MIKLOSICH, 

WIRKL. MtTOE4BDB DKB KAIS. AKA0KMIB DBB WUSBHtCHAITBX. 



YOBOBLEOT IN DBB SITZUNG AK tl. FEBBÜAB 187t. 



Die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa's bilden den Inhalt dreier 
Abhandlungen. In der ersten werden die slavischen Bestandtheile der in Europa ge- 
sprochenen Zigeunermundarten nachgewiesen ; in der zweiten Beiträge zur Grammatik und 
zum Lexikon der Zigeuneridiome geliefert, während in der dritten auf Grund einer Analyse 
dieser Idiome der Versuch gemacht wird, die europäische Urheimat der in allen Theilen 
Europa's lebenden Zigeuner festzustellen und, wo möglich, den Weg nachzuweisen, auf 
dem sie in ihre jetzigen Wohnsitze gelangt sind. 



Die slavischen Elemente in den Mundarten der Zigeuner. 

Die Sammlung enthält nicht nur die ursprünglich slavischen, sondern auch die von den 
slavischen Völkern aus andern Sprachen entlehnten Wörter, über welche meine im XV. Bande 
dieser Denkschriften veröffentlichte Abhandlung: ,Die Fremdwörter in den slavischen 
Sprachen' Auskunft gibt; sie enthält ferner sowol die unmittelbar als auch die mittel- 
bar aus dem slavischen Wortschatze stammenden, namentlich die in das Rumunische und 
Magyarische aufgenommenen Ausdrücke, welche in meinen gleichfalls in diesen Denk- 
schriften, Band XII. und XXI, erschienenen Abhandlungen über die slavischen Elemente 
in den genannten Sprachen verzeichnet sind; sie umfasst endlich jene Wörter der Zigeu- 
nersprachen, die man für slavisch zu halten leicht verführt werden kann und von denen 
ein Theil wirklich für slavisch gehalten worden ist. Da ich nach Vollständigkeit gestrebt 
habe, so habe ich alle in den Vocabidarien und Texten vorkommenden Wörter auf- 
genommen. Die überall nachgewiesenen Quellen machen das häufige oder seltene oder 
gar vereinzelte Vorkommen eines Wortes ersichtlich. Die Ordnung, in welcher die 

l>enkt(c)irift6D der phil.-hUt. Cl. XXI. Bd. 20 



198 Franz Miklosich. 

Wörter aufgeführt erscheinen, ist bestimmt durch die altslovenische Form der slavischen 
Wörter: die nicht wirklich vorkommenden, sondern blos erschlossenen Fonnen sind durch 
ein Sternchen ausgezeichnet. 

1. Adi inferi. 

adi russ. — ado Hölle Böhtl. 7. 

2. ale.* 

ale 6ech. — ale verum Pott, Zeitschr. 3. 329. 

3. arbuz-B. * 

arbuz^ klruss. russ.; pol. karbuz, harbuz, garbuz, arbuz; türk. qärpft?; aus pers. 
kharbuzeh Fremd w. 75. — herbuzo m. Melone Wrat. 91. hrbuzo Mündlich; herbtiio (her- 
huzho) Grellmann. Pott 2. 175. therhuzos für herbuzos Cucurbita Narb. Unmittelbar aus dem 
pol.; Pasp. 122 bietet kherbuzö, karpüz; bei den Zigeimem in Asien lautet das Wort kherbize. 

4. ^bor^bkiB.* 

uborok^B aruss.; ßech. übor, üborek; pol. w^bor, w§borek aus ahd. einbar Eimer 
Fremdw. 75. — emborka Pott 1. 99. Unmittelbar aus dem pol. 

5. £{;da hamus. 

w^da, demin. w^dka pol. — ventka Angelruthe Pott 1. 99; 2. 78. Unmittelbar aus dem 
pol. ; ondica (ondiga) hame9on Vaill. Dagegen beruht biUiöa (buttitscka) Bisch., putiöa (ptUi- 
tscha)^ wenn es hieher gehört, auf kroat. vudica. Vergl. auch tiza (tizza) Angelruthe Wrat. 119. 

6. baba anus. 

baba nsl. kroat. serb. u. s. w. — bdba, bdbo f. avia S6d. Pasp. 42. 119. 154. baba 
vieille Vaill. baborica (baborüscha) demin. ibidem; baba Vocabul. Bulg. baba in der 
Bedeutung pater ist vielleicht entlehnt Fremdw. 76 und stammt aus derselben Quelle 
wie zig. bdbo pater Asiat. Pasp, 119. 

7. bale.* 

bale mucus serb. — bale bave, 6cume Vaill. 

8. balega.* 

balega fimus serb. — baliga fiente, fange Vaill. 

9. banja balneum. 

banja labrum nsl.; serb. banja u. s. w. — banja (bagnia) balneum Pasp. 42. 154. 
banjakoro (bagniakoro). Ein mit diesem Wort verwandtes banjo (banjid) wird mit pol. 
bania grosser bauchichter Krug, Kürbiss zusammengestellt. Pott 2. 176. banja balneum 
stammt aus dem bulg. 

10. baran^B vervex. 

baran ovis, agnus slovak. pol. — baranji m. Lamm Vocabul. 

11. barna. * 

bama bos subfuscus Sech. — barnavo adj. braun Vocabul. 

12. barva. * 

barva klruss.; pol. barwa u. s. w. — barva f. Farbe Wrat. 81. Aus dem ßech. oder pol. 

13. basnb fabula. 

basen bulg. — bazna conte Vaill. basnö 58. bezTie contes 88. 

14. baSta. * 

baSta pater bulg. Fremdw. 5. Slavische Elemente im Magy. 19. — bäöika Väterchen Müller 
183: das zig. Wort scheint unmittelbar aus dem Magy. zu stammen, wobei ty durch £ ersetzt wird, 
wogegen jedoch bato, batu m. father. padre der span. Zigeuner Borr. eingewendet werden kann. 



ÜbBB DIB MUM) ASTEN UND DIB WaNDEEÜNOIN DBB ZlOEÜNBB EüBOPA*S. I. 199 

15. baianti.* 

baSant Sech. pol. — halantos m. Fasan Wrat. 81. 

16. bezdo&na abyssus. 

bezna jama kroat. — hezna t6ndbres; bezne nuage; hezno t6n6breux VaiU. ma lisz 
amen andro hezna ne nos inducas in tentationem Grellm. 316. Aus rumun. bezn'S. 

17. beda vis. 

bSda (ach bSda skutka m6ho); bida Noth Sech«; pol. bieda. — bjeda: hjeda tumenge! weh 
euchl Pott 1. 316. bjida Gefahr 2. 4.83. bida affiiction, chagrin; bidcUo afflig6; bida^ 
j'afflige VaiU. 

18. bell albus. 

belyj russ. u. s. w. — belo m. b&la f. weiss Böhtl. 9. bjcdo (biälo): bjalo gib weisses 
Getreide, Weizen Liebich 128. 

19. blato palus. 

blato nsl. serb.; Sech, bldto — blata lutum Alter 105. Pott 1. 110. Weder pol. 
noch russ. 

20. blavat-B.* 

blawat centaurea cyanus; blawy blassblau pol. — blavddo adj., blavitke adj. blau 
Wrat. 123. blawädo blau; blawädi Pflaume Liebich 128. 129. Das pol. biawy ist das 
deutsche blau, mhd. bist, gen. bläwes. Vergl. blavanö blau skand. Sundt. 

21. blazni error. 

blazen stultus nsl. — Vergl. blagen fiasque; biege, bleko jiiais Vaill. 

22. bl^jditi errare. 

b2^dzi6 irre gehen pol. — blundzevava (blundschevava) Pott 1. 72S.^biqdziskirawa 
errare Narb. 

23. bUsko.* 

blesk'b Sech.; pol. blask. — bleskos m. Blitz Wrat. 82. Aus dem Sech. 

24. bljudob patina. 

blÜ 6cuelle Vaill. Rumun. blid. 

25. bobi faba. 

bob nsl. serb. u. s. w. — bob pois, föve, haricot; bobi grain, graine Vaill. bop( m. 
Pasp. 46. 182; bobes plur. Borr. und böbis habas bei den span. Zigeunern Campuz.; bobiy 
babi pea bei den engl. Harriot 552. bobo m, Wrat. 124. bobo m. Kukuruz, Hülsenfrüchte 
Vocabul. bobolia plur. demin. Pasp. 183. bobbtis in Liefland Pott 1. 105. * Vergl. 2. 406. 

26. bogynji dea. 

boginje plur. serb. neben kraste und ospice variolae. — boginja (bogiüa) Pocken 
Puch. 36. Blattern Vocabul. bogina Wrat. 83. Pott 2. 396. ßäthselhaft : Verwandtschaft 
mit deutsch Pocken ist nicht anzunehmen; ist es ein Euphemismus? Man beachte ngriech. 
EüXoyia Segnung neben soXo^cd Blattern. Vergl. bottingo Blattern Liebich 229. 

27. borovica.* 

boroviSka Wachholderbeere slovak. Slavische Elemente im Magy. 30. — borovicka f. 
Branntwein Vocabul., eigentlich Wachholderbranntwein. 

28. boäiätB.* 

boXiS nsl.; serb. bo2i6 festum nativitatis Christi, eigentlich demin. von bog^B, daher 
etwa Gottes Sohn. — boiit m. Feiertag Wrat. 83. ßotw. boiica (boskitza) Weihnachten 
Pott 1. 101; 2. 429. boschizza Liebich 129. Christus heisst dem Zigeuner tamo devel der 

26* 



200 Fbakz Miklosich. 

junge Gott, oder dikno devel der kleine Gott, im Gegensatz von puro devel, der alte 
Gott 35. 132. 188. 208. Vergl. vaiita f. Weihnachten Vocabul. 

29. brana.* 

brana nsl., serb.; Sech, bräna; russ» borona; pol. brona Egge. — brona occa Alter 
166. Pott 1. 110. 

30. braniti defendere. 

braniti nsL, serb.; 8ech. bräniti; pol. broniö. — broniskirawa man tueri, richtig tueor 
me Narb. braninel verb. wehren Wrat. 83. 165. Vergl. irinel he writes Borrow, The 
Zincali 264. von magy. ir und vieles der Art. 

31. brazda sulcus. 

brazda nsL, serb. — braza raie, sillon Vaill. 

32. brög^B ripa. 

br§g nsl.; serb. brijeg ripa, coUis. — preko JJier^ Rand, Damm; baro preko grosses 
Ufer, Verschanzung Pott 1. 71; 2. 416. Daneben deutsch ftcrgfo* m. Berg Wrat. 82. bSrga 
(BBpra) Böhtl. 265. 

33. br:bStb.* 

borSC-B russ. — o bori le horche, potage aigre Vaill. 

34. br^Bvbno trabs. 

brvno, bruno nsl.; serb. brvno; Sech, bfevno. — bruno m. Baum Wrat. 83. 

35. budovati.* 

budowaö pol. Fremdw. — budyskirawa exstruere Narb. 

36. bujno audacter. 

bujny üppig, übermüthig pol.; 6ech. bujn;^ u. s. w. — bujno adj. stolz, hochmüthig, 
prächtig Pott 2. 407. buno stolz bei den skand. Zigeunern Sundt. Bugge Beiträge 1. 149. 

37. buniSte.* 

buniSte, bunjiSte Auskehricht serb.: vergl. bunina Dünger. — bunüta m. fiente, 
excröments des animaux Pasp. 190. ßindviehdünger Wrat. 83. Mit den serb. Wörtern 
hängt zusammen ngriech. ßoüvtd bouse, das seinerseits an ßoüvov Hügel, Haufen erinnert. 
Das zig. Wort stammt wol unmittelbar aus dem serb.: an das romanische Suffix ista 
Diez 2. 363. ist nicht zu denken. 

38. burja procella. 

burja nsl.; serb. bura u. s. w. Fremdw. 80. — bürosh procella Alter 81. 

39. byk^B taurus. 

bik nsl. serb.; ßech. b;^k, das bejk lautet. — bejkos (beikos) Puch. 81. aus dem 
ßech. bika Stier Mündlich. 

40. b'Bßbva.* 

baöva nsl. serb.; bulg. btSvi dolium. — bofca (böftchä) pressoir Kelter: das durch 
Umstellung von ß imd v entstellte Wort bedeutet auch fouloir Walkholz Pasp. 42. 183. 
Hieher gehört auch becka (betschka) Pott 1. 99. böcka (ße^Ka) cadus Alter 174. Pott 1. 
110: ßech. beßka, pol. becz1^. 

41. b:bd'BnB. * 

bedenj nsl.; serb. badanj. — Vergl. bitddlka f. tinette (Gelte, Ständer) Pasp. 42. 189. 

42. btkl^B.* . 

btkel Wassereimer bulg. Cank. 157. b'Bklic!B f. eine platte hölzerne Flasche ibid. — 
biikla f. flacon Pasp. 189. 



Über die Mündabten ukd dzb Wahdbrunoen der Zioeuneb Europa*s. i. - 201 

43. canBk^-* 

caiik, cank, demin. ca&cek Gebiss am Zaum Sech. — canjeikos (canSckos) m. Grebiss 
Puch. 22. 

44. cedula. * 

cedule Zettel Sech.; lat schedula Fremdw. — cedla f. Wrat. 84. cidtda MtQler 193. 

45. cfel!B integer. 

-cSl nsl.; serb. cijel u. s. w. — celo adj. ganz Wrat. 132. cdo (zelo) Pott 2, 256. 
celo (zelo) Liebich 168. öelo (tschelo) Pott 2. 491. eile Müller 175. 193. cilo Vocabul. 

46. cöpSni rigidns. 

dapen solide, fort, dur Vaill. 

47. c§sarB imperator. 

cesar nsl. serb. u. s. w. Fremdw. 9. Slavische Elemente im Magy. 22: csäazär. — 
cdsäri Kaiser Müller 173. Das zig. Wort ist unmittelbar aus dem Magy. entlehnt; 
cdru Bess. 

48. c^vB fistula. 

c6v nsl. Slavische Elemente im Magy. 22: cs6v, cs6ve. — civa f. Röhre Vocabul. 

49. cipeliSB.* 

cipeliS nsl.; serb. cipela Fremdw. 9. — cipejicSa f. Schuh Vocabul. Magy. czipellö 
Frauenschuh ; czipö Mannsschuh. 

50. 6ad:b.* 

6ad:b Dunst russ. — Vergl. ädcy Nebel Bess. aus *2adBci. 

51. Cakati exspectare. 

Cakati nsL; serb. Sech. Cekati; pol. czekaö u. s. w. — dzakerav^ dzakervav (dschake- 
rafy dschakkervaf) warten, hoffen Pott 1. 433. Kichtig wol cakerav. 

52. 6ara.* 

ßara Schale russ.; pol. Sara. — ödro m. Schüssel; cdrori f. demin. Puch. 37. czaro 
catinus Narb. tscharo Napf Pott 2. 198. tschäro Liebich 163. Das Vorkommen des Wortes 
bei den türkischen und ungrischen Zigeunern: carö (tcharö) m. assiette. Pasp. 531. caroro 
(charoro) cup hung. Bright LXXXIV. daro Schüssel Mündlich, öaro m. Vocabul., spricht 
gegen die Entlehnung aus dem russ. 

53. ßarovati incantare. 

czarowa<5 pol. — covarava (c^cwarai^a) praestigiari Narb. 

54. Sas:B hora. 

ßas nsl. u. s. w. — dasos m. Zeit Puch. 55. Pott 1. 105. tsaszosz hora Grellm. 316. 
ca^ heure Vaill. 74. Sdsu Bess. Sdsür heure; Sasomik montre Vaill. 79. 

55. 6ator:b. * 

SatorB tabemaculum Fremdw. 56. — iater (czater) tabemaculum Narb. namiot prze- 
noSny 37. fatra tente; Satrar tentier Vaill. ßumun. 53. 

56. ßehB Sechus. 

Cech Sech. — dehiko adj. böhmisch Vocabul. 

57. SekanB malleus. 

iokanos marteau Pasp. 124. neben kutiUa bei den Nom. für sivri der S6d. 

58. 6elo frons, frontis. 

SelomB bitB supplicare russ. — öolam d. i. bBJu Böhtl. 17. 

59. SepBCB.* 



202 Fbanz Miklosigb. 

Sepac serb^; Sech. Sepec. Slavische Elemente im Magy. 23: csepecz. — iepka f. 
Haube Vocabul. 

60. Serga. * 

Serga Zigeunerzelt serb.; bulg. iSerg-B Teppich. — <^irga f. {tcherga) tente Pasp. 43. 
534. cerha Puch. 37. cerka (zerka) Tuch Liebich 168. Das in das ngriech. und alb. auf- 
genommene Wort ist vielleicht türk. Ursprungs. Man merke auch cerka f. Pflaster Puch. 37. 
Wrat. 84. Pott 2, 255. 

61. iesati pectere. 

^esati nsl. serb. u. s. w. — desao je d6mange; des dSmangeaison Vaill. 

62. 8esnBk:b.* 

Sesnek nsl. — öeShjako m. Knoblauch Vocabul. 

63. 2eta cohors. 

5eta serb. — deti coetus Narb. cata troupe, multitude Vaill. 

64. <$etati lungere. 

detino assembler; detino in der Bedeutung ,lesen* ist wohl asl. Cbtq,, Sisti. 

65. 8etvrBt!bk:B dies iovis. 

2tvrtek öech. — dtvrtkos m. Wrat. 87. 

66. Üin'h ordo. 

Sin:5 Rang, Würde russ.; rum. ßin ordo. — ein honneur Vaill. 35. ein rfao j'honore 69. 
&ino, cinel {chino^ ehinel) a person of official rank Borrow, 

67. ßislo numerus. 

5islo nsl. — cisla quote-part Vaill. 

68. Soha.* 

6oha eine Art Mantel nsl.; serb. Tuch; ngriech. xQirfrt Fremdw. 82. — ioeha f. Weiber- 
rock Wrat. 87. tsehocha Bisch, iokka (tjokka) Frauenkleid skand. Sundt. neben dem viel- 
leicht unrichtigen eocha vestis Narb. eocha Wrat. 85: vergl. jedoch cerha und cerha Pott 
2. 178; Liebich 159 bietet socha Frauenkleid, choho broad cloth, ehaho coat bei den 
Zigeunern in England Harriot 541. chockwan coat Bryant; chojtj chojinda d. i. cohij 
ioMuda f. petticoat. saya, enaguas Borrow. 

69. 6orba.* 

<$orba nsl. serb. Fremdw. 10. — sorha soupe Vaill. 

70. CrSda grex. 

grSda nsl. Slavische Elemente im Magy. 24: csorda, csordäs. — 6(yrda f. Heerde; 
iwdoSi m. Schweinehirt Müller 174. Vocabul. Vergl. krbd:s. 

71. i5rSp:b testa. 

5rfep nsl. — öiripos m. Scherben Puch. 22. Pott 2. 200. c4rpo m. Scherben Müller 187. 
Vocabul. öiripos stammt unmittelbar aus dem magy. cser^p. Slavische Elemente im 
Magy. 24. 

72. SröSnja cerasus. 

^rfeSnja nsl. u. s. w. Fremdw. 10. — öirctS cerise Vaill. 

73. 5r§vij calceus. 

8r§velj nsl.; bulg. carvulb sandal made of skin, wom by shepherds and peasants 
Morse. CBrvuli; pol. trzewik. — öervüli m. (tchertrdli) sandale Pasp. 535. aus dem bulg.; 
trivfka Schuh Böhtl. 20. aus dem pol. Vergl. noch eerule nippes, hardes Vaill. cirach 
Schuh Wrat. m. 85. cirach f. 86, das von cirach f. Puch. 37. ngriech. tCapo6)^ta nicht zu trennen 



ÜbbB DIB MUNDABTEN UHD DIB WaHDBBUNOBH DBB ZlOBUVBB EuB0PA*8. L 203 

ist Pott 2. 256. Über tCepßooXta und xCspßooXiavoi habe ich in den slavischen Elemen- 
ten im Ngriech. 30 gehandelt und bemerke hier^ dass ich die in den Studien von 
G. Curtius 4. 295, versuchte Ableitung von xapßaxtVTj nicht für richtig halte. Daselbst wird 
aus Deville angeführt taspßouXs sandale grossidre qui s'attache avec des bandes de cuir; 
en Chalcidique xa^pßooXov; en Crdte aspßtXc. 

74. Öudo miraculum. 

Judo nsl. serb. u. s. w. — dud ötonnement; öudat 6tonnant Vaill. 

75. 2uma.* 

Suma serb.; bulg. &jum:B u. s. w.; rumun. cum:B; magy. csimia Fremd w. 83. — 
cuma {tchüma) f. peste Pasp. 43. 554. 

76. ßutura. * 

Sutara, ßutura eine hölzerne Flasche nsL; bulg. ßuturs u. s. w. Fremd w. 11: türL 
Sötra. — Vergl. katumi, kutumi f. gourde, calebasse Pasp. 274. 

77. «uvik'5.* 

<5uvik, kuvik cech.; magy. csuvik, kuvik; rum. ßovik:b. — duvika f. Eule Wrat. 129. 
tschuvikka Bisch. Pott 2. 190. 

78. JuSdB alienus. 

2u2ij fremd russ. — öäio Böhtl. 9. 16. Vergl. cosno (zosno) fremd Pott 2. 256. 

79. Cbso quid. 

CO Cech. — CO quid Pott, Ztschr. 3. 334. 

80. dalBnB longinquus. 

dalBnij russ. — ddlnjo Böhtl. 16. 

81. darmo. * 

darmo gratis ßech. pol. — darmo umsonst Pott 1. 324 aus Zippel. 

82. darovati donare. 

darowaö pol. — dariskirawa concedere Narb. 

83. d^b:B quercus, arbor. 

d^b, gen. d§bu Eiche pol.; i;ech. dub. — dembos quercus Alter 131. Pott 2. 314. 
definhyco (/(8m6uiio) Eiche Böhtl. 264. 

84. dimij^.* 

dimije f. plur. lange und weite Hosen von leichtem geßlrbten Zeug serb. — dimi^ 
dm(s m. f. pantalon Pasp. 209. dimi f. plur. Pantalonhosen Wrat. 88; Ascoli 10. ver- 
gleicht dümän, tümän bei Meninski, Paspati griech. $C|Xttov. 

85. dira scissura, davon dirbka. * 

dziura aus dziora, das ein asl. dera voraussetzt, Loch pol.; Sech. dira. — dzirka 
foramen Alter 118. 

86. divij ferus. 

divji nsl. u. s. w. — divjo {diwio) adj. wild, toll Liebich 132. Bisch. Pott 2. 313, 
wo auch diiko (dschikko) aus pol. dziki angeführt wird; divjider Comparativ wilder Pott 
1. 209. 

87. diviti s§ mirari. 

diviti se serb. 6ech. — pes divinel se divi wundert sich Puch. 71. 

88. div:B miraculum. 

dziw pol.; Sech. div. — dzfvo miraculum Alter 125. Pott 2. 258. Aus dem pol. 

89. dl'hg'h longus. 



204 FSANZ MiKIiOStCH. 

dug sert.; pol. dlugi.' — diigo adj. lang Pucli, 39. Vocabul. duges adv. Wrat 142. dugipen 
m. Länge. Puch. 39. dlitgö longitudo (für longus) Alter 117. Pott 2. 307. o dügo drom 
der lange Weg Müller 189. 

90. do ad Adverb, Praeiix, Praoposition. 

do in allen slavischen Sprachen. — te dorostis (tb ;^opocT8c) erlangen Böhtl. 267. 
Vergl. dotradawa pellere Narb. 

91. dojka.* 

dojka nsl. Slavische Elemente im Magy. 25: dajka. — dajka f. Amme. VocabuL 

92. dol:B fovea. 

dol Thal nsl.; 2ech dül, pol. do2. — Vergl. aridro doligos im Thale Wrat. 79. 

93. dosyta ad satietatem, satis; 

dosta nsl. serb. u. s. w. — dosta genug Pott 2. 308. dösta Müller 192. dosto adj. 
genügend Vocabul. Das. Wort findet sich bei den span., skand. und engl. Zigeunern: 
dosta enough. basta Borrow; dosta (doschta) genug skand. Sundt. Bugge, Beiträge 1. 149 
dasta plenty, enough Harriot 552. 

94. drag:B carus. 

drag bulg. serb. u. s. w. — mange drago mir ist lieb Heuf. 51. 

95. drob:b.* 

drob intestina serb. — droh tripes Vaill. Rumun. drob fragmentum. 

96. drom:b, drum:5 via. 

drum serb. bulg. Fremdw. 85. — drom m. chemin Pasp. 38. Müller 156. Böhtl. 21. 
droin, trom Wrat. 121. trom Liebich 162, drom in Süditalien Ascoli 131. bdro drom 
Strasse 81. drom, podrum Pott 2. 318. drun Weg bei den span. Zigeunern 2. 468. In Asien 
pathün Pasp. 120. pathon 417. 

97. dr:5z:B audax. 

dirdzo (dirjo) t6m6raire, audacieux; dirdiie (dirjie) t6m6rit6, audace Vaill. 

98. duh-B Spiritus. 

duh nsl. bulg. serb. u. s. w. — dukhos, dukho m. air Pasp. 219. tucho m. Hauch 
Wrat. 114. Luft 143. döko spiritus Alter 70. tucho Hauch, Athem Liebich 166. u tucho 
Lunge Bisch. Pott 2. 306. Vergl. dtissö Pouverture du soufflet Pasp. 44. naduSo Finster- 
niss, eig. nicht licht, vergl. man mit russ. duchü, dem zig. fand entspricht Belg. 

99. duma.* 

dum'B verbum; duma loqui bulg.; russ. duma cogitatio, consilium; dumatb cogitare; 
pol. duma cogitatio ; duma6 cogitare Fremdw. 85. — duma raison, parole; dumao je rai- 
Bonne Vaill. duma f. Sprache Puch. 39. Wrat. 88. duma Gedanken Böhtl. 16. dumiskir- 
djom (^^yMHCKHp^^eM) ich habe durchgedacht Böhtl. 16. Pott 2. 314. Die böhmischen Zigeuner 
gebrauchen das Wort in der bulg., die russischen in der polnischen und russischen Be- 
deutung. Den böhmischen schliessen sich die rumunischen und ungrischen an: Toe dav 
duma ungrika, sirbicka, romanes ich spreche ungrisch, serbisch, zigeunerisch Mündlich. 
me dao duma je parle Vaill. 51. Das Wort ist in die Sprache der rumunischen, ungri- 
schen und mährisch-böhmischen Zigeuner aus dem bulgarischen aufgenommen worden. 

100. dybati clam ire. 

dybac schleichen pol. — dibao je tä tonne Vaill. 

101. ela.* 

ela bulg. serb. Fremdw. 86. — ila viens S6d. Pasp. 120. 



Übeb die Mundabten und DIB Wandebunoen deb Zioeüner EüBOPA*S. I. 205 

102. forman.* 

forman ßech. aus dem Deutschen. — formanos m. Fuhrmann Wrat. 89. 

103. friäk^.* 

frisk^ cech. aus dem Deutschen. — friSko frisch Pott 1. 99. 

104. gajda. * 

gajd:b bulg.; serb. gajde, gadlje Fremdw. 89. — gajda (gaida) cornemuse Pasp. 238. 

105. galusBka.* 

haluSka Kloss aus Mehl ßech.; haluXka Podol. — halitiki Nudeln Pott, Ztschr. 
3. 329. 

106. gavranTi corvus. 

drvani gdrvani etc xöpaxac: drvani gdrvani kamuvSl to kher ta maison sera an6antie 
Pasp. 143. 

107. gazda.* 

gazda paterfamilias Hauswirth nsl. serb. klruss. slovak. pol. Fremdw. 89. — gddio 
m. Hauswirth Puch. 39. 79. Bauer, Bote Wrat. 90. Wirth. 121. Bauer Vocabul. gadöo 
Bauer Böhtl. 20. 263. gadde (raflna) plur. Russen, auch Deutsche Bohtl. 20. gädzo Unger 
Müller 179. gadzesko adj. bäuerisch Wrat. 121. Alle Bedeutungen von gadio erklären 
sich aus der von gazda im Magy. und in den slavischen Sprachen, und wenn der Zigeu- 
ner in Deutschland den Deutschen, in Ungern den Unger, in Russland den Russen gadzo 
nennt, so bezeichnet er damit natürlich die sociale Stellung, nicht die Nationalität. Pott 
1. 43; 2. 129. 131: gadzo ist der Nichtzigeuner, wie Vocabul. Liebich 135 das Wort erklärt. 
Da jedoch das Vf ort gadzö (gadjö) m. in der Bedeutung 6tranger Pasp. 2B5. gadmno adj. 6tran- 
ger Pasp. 120. auch bei den asiatischen Zigeunern bekannt ist, so erweist sich diese 
Zusammenstellung schon dadurch als unrichtig, gdzda Gebieter Müller 174. 

108. gazuka.* 

hazuka langes Kleid, Kutte 2ech. Fremdw. — hazika Rock; kazidka demin. Puch. 
Vn. 41. hazika Männerrock Wrat. 91. Pott 2. 176. 

109. gaädati.* 

hdzeti iterativum von hoditi: hoditi se k ne^emu sich in etwas finden Cech. — 
hadzinel verb. finden Wrat. 130. hadzinäwa, hadscJänäwa Liebich 197. 

110. g^st:5 densus. 

göst nsl.; bulg. gM aus gMt; serb. gust u. s. w. — gostö adj. 6pais, dense Pasp. 248. 

111. g^sB anser. 

g^sskt bulg. — gansa oie; gansak jar Vaill. Rumun. g'Bnsk'B. 

112. glad^sk'B laevis. 

gladek nsL; bulg. gladtk u. s. w. — glatko adj. glatt Pott 1. 99. 

113. gl?d§ti spectare. 

hledöti, hledim cech. u. s. w. — hlidinel verb. spähen, anschauen, auskundschaften 
Wrat. 91. 120. Aus dem Cech. Dagegen stützt sich glenderi f. neben SpigloS (richtig wol 
ipiglos) Spiegel Wrat. 156. auf das Pol. Vergleiche ogledalo. 

114. gliva.* 

gliva fungus, Struma serb.: daraus magy. gelyva, golyva Eichenschwanmi, Kropf. 
Slavische Elemente im Magy. 27. — geljva (geFva) f. Kropf Puch. 39. gelva Wrat. 90. 
Vocabul. geljvälo (gelvdh) adj. kropfig Puch. 39. Unmittelbar aus dem Magy. 

Denlcschrift«!! der phil.-hiBt. Cl. XXI. Bd. 27 



206 Franz Mielosich. 

115. gnoj pus, stercus. 

gnoj Eiter, Dünger nsl. bulg. serb. — gnojoSy gnojo Mist Pott 1. 107. gcmöjj konöj 
(gonöiy konöi) furnier S6(l. Pasp. 120. 247. 290. üpr o gdnejo auf dem Dünger Müller 174: 
dieses stammt unmittelbar aus dem Magy. Slavische Elemente im Magy. 27: ganaj, 
ganej. Bei den Zigeunern in Asien ist das Wort unbekannt. 

116. godLn-B placens. 

goden nsl. in der mit godi» tempus zusammenhangenden Bedeutung maturus; Cech. 
hodn^" aptus, dignus. — hojno (hoino) adj. vortrefflich, tugendhaft, schön, manierlich, 
anständig, fleissig Pott 2. 174, 539. Liebich 140. hoyno virtus Narb. o hoino manusch der 
Tugendhafte Pott 1. 308. Verwandt ist auch göio decorum: klruss. ho2yj; russ. go2ij 
pulcher; 2ech. hesk;^. 

117. golf^bb columba. 

golob nsl.; ?ech. holub; pol. golq-b u. s. w. — holuhos m. Taube Wrat. 91. holubi 
l^ott, Ztschr. 3. 330. gidübu Boss, göhibica JMüUer 164. golümho m. Böhtl. 20. golumhosh 
Alter 164. koiumhis Narb. gdlambo Müller 182. Slavische Elemente im Magy. 28. 

118. gol'5 nudus. 

gol nsl. u. s. w. — gol nu, chenu, vide; golisaro je vide Vaill. 

119. gorBkü amarus, im Comparativ gorij peior. 

gorek nsl.-, bulg. gorko weh; serb. gorak und grk u. s. w. — gorko adj. bitter, 
schlecht Wrat. 90. görko m6chant — bei den Zigeunern in Asien unbekannt — Pasp. 246. 
gorkibSy g</rkip6 m6chancct6 127. 247. kirkö Böhtl. 19. kirko neben dem wol falschen dirko 
Wrat. 123. kirko bitter Liebich 142. kirko amarus Narb. kirkl^ das Femin. zu kirko, 
bedeutet nach Böhtl. 262. au<:h Senf, womit asl. gorjuha und nsl. horSica, horSiCen, eig. 
die bittere, zu vergleichen ist; Pott 2. 109. kennt kerki Branntwein aus Heister; Icrko 
adj. bitter Puch. 42. krko Wrat. 95. 123. kerkö amer Pasp. 283. kerkip4 amertiune ibid. 
kerko Vocabul. u. s. w. gehen auf grk zurück. Pott 2. 109. 

120. gospoXda domina. 

gospoja serb. — th6ar sfna göspojlna Sfta pfrja kölompirja gestern waren der Haus- 
frau sieben Töpfe Erdäpfel Müller 203. 

121. gostB hospes. 

gost nsl. serb.; bulg. gos aus gost; 2ech. host. — hosfos m. Gast Wrat. 91. 

122. gotov:5 paratus. 

gotov nsl. u. 8. w. — Vergl. gafa pret; gafi preparatlon Vaill. gatisar pr6pare 
imperat. 54. 71. 

123. gov^darB bubulcus. 

govedar bulg. serb. — govcddr m. bouvier Pasp. 45. 249. 

124. grabiti rapere. 

grabiti nsl. serb. u. s. w. — graba häte; grabno dlligent; grabisaro je häte Vaill. 
de grab tot 56. ßumun. 

125. grad:5 grando. 

gradü Hagel russ, — gradosb Alter 83. Pott 1. 104. 

126. grah:5 faba. 

grah Erbse nsl.; serb. grah Erbse, Fasole; bulg. grah Erbse. — grdhos m. pois 
Pasp. 249. grako Mündlich. Vergl. chrichil Erbse Puch. 70. hrihil Wrat. 91. Pott 2. 167. 
hirhyi pisum Narb. hiril skand. Sundt. 



ÜbBB die MuNDAfiTEN UND DIE WaNDEBUNOEN DBB ZlGEUNEB £uBOPA*S. I. 207 

127. graSdb stabulmn. 
graSd 6curie Vaill. 

128. gr^bs imperitus, malus. 

grob nsL; russ. grubyj. — grdho adj. crassus Alter 215. 

129. greblja.* 

greblja: grebljica rutabulum nsL — grebla herse Vaill. Rumiin. grebl^s pecten foe- 
narius. 

130. greh^b peccatum. 

greh nsL; serb. grijeh; bulg. grob u. s. w. — grecho m. Frevel Wrat. 121. Liebich 138. 
grecos Sünde, Tadel; crejite plur. sins. pecados bei den span. Zigeunern Borr. Pott 1. 106; 
2. 144; ebenso bei den skand. grikka Bugge, Beiträge 1. 149. me grechevava ich mühe 
mich, ich trauere Pott 1. 425. Damit vergl. man hinsichtlich der Bedeutung: ,trauern' 
cech. po hfichu leider formula dolendi. greSisardem j'ai fait erreur Vaill. 58. 

131. gr^da trabs. 

greda nsl. serb. — grinde os pubia Vaill. Rumun. grindt trabs. 

132. grob:b fovea, sepulcrum. 

grob nsl. bulg. serb.; cech. hrob u. s. w. — hrohos Grab Puch. 53. grobhu fosse, 
fossö Vaill. Vergl. gowr Grellmann; kohr tumulus Narb. 

133. grom:5 tonitru. 

grom nsl. serb. — grummos tonitru Narb. 

134. groSt.* 

groS nsl. serb. u. s. w. Fremdw. 19: magy. garas. — geraSis m. Groschen Puch. 39. 
gerctsis für geraMs Wrat. 90. Unmittelbar aus dem Magy. Pott 1. 52. 

135. groziti minari. 

groziti nsl. serb.; 2ech. hroziti. — hrozinel verb. drohen Wrat. 91. 

136. gruda gleba. 

gruda nsl. u. s. w. — grudja f. Scholle Vocabul. 

137. gr:Bkljan:B.* 

grkljan serb. — gurkljdnko Schlund Bisch, gurjankos Schlund Pott 2. 96. Vergl. grBtanb. 

138. gr:blo guttun 

grlo nsl.; bulg. grblo guttur; serb. grlo guttur, vox; Sech, hrdlo u. s. w. — krlo 
m. Stimme Puch. 42. krlo Wrat. 95. kyrl6 guttur Alter 28. kirta gula Narb. hirld clamor 
Alter 55. kurl6 m. cou, gorge Pasp. 44. 299. garlö Hals. Aus Süditalien Ascoli 129. karlo 
throat bei den Zigeunern in England Harriot 556. querlo neck, throat. pescuezo Borr. 
bei denen in Spanien, gerrlo Gurgel Bisch. Pott 2. 96. Vergl. gorla riviöre und gorlan 
plongeon Vaill. herh tibia Vaill. 

139. gr^smöti tonare. 

grmSti nsl.; bulg. grbmi es donnert; Öech. h^^meti u. s. w. — hemünal (richtig hertnmel) 
es donnert Puch. 40. hnmnel Wrat. 91. hrmisagos m. Wetter Puch. 40. hrmisagos (richtig 
hrmüagos) Donnerwetter Wrat. 91. Ärm/ia^o^ (richtig hrmiiagos) 126; Ärwrmf tonnerre Pasp. 
300. ist bulg. grbmi. 

140. gr:bnil!b fomax. 
Vergl. g6mu Heerd Bess. 

141. gr:BtanB guttur. 

grtanec nsl. — grtjano Gurgel Mündlich; gerkanji f. Vocabul. Vergl. grbkljanii. 



*>7* 



208 Fbanz Miklosich. 

142. guljaka. * 

guljaka Faulenzer russ. — (piljdka Böhtl. 7. 

143. gumbno area, horreum. 

gumno nsL; cech. humno. — humna f. Tenne Puch. 40. plur. Tenne, Scheuer Wrat. 91. 

144. guSa. * 

guSb Unterkinn bulg.; serb. guSa guttur, iugulum, Struma. — guSa (gzchscha) Bisch. 
Pott 1. 110; 2. 132. Unrichtig sind wohl guia (guja) goitre; guji g6sier; gufo goltreux 
Vaill. 

145. gvozdB, gvozdij clavus. 

gozdij bulg.; pol. gwo^d^, goidi u. s. w. — gvozdosh clavus Alter 177. goidzis 
(goschdschü) Pott 1. 106. 

146. gyzdav^b*; gyzdavo adv. superbe. 

gizdav nsl. serb. — gizdavo adj. stolz; gizdavipe m. Stolz Vocabul. Vergl. gisevo adj. 
(vielleicht iVoo gizevo) stolz Wrat. 90. giveso adj. hochmüthig; giveses adv. Wrat. 137. gizivo, 
giv^zos (gisewo, giicho) stolz Liebich 137. gisevo clriklo der stolze Vogel, Pfau Wrat. 148. 

147. g^bdel-B. * 

gi»del mii je es kitzelt mich bulg. — gidao je chatouille Vaill. 

148. hasen. * 

hasen Nutzen nsl.; serb. hasna Nutzen; hasnovit nützlich Fremdw. 20: magy. haszon. 
— hasno adj. tauglich Puch. 40. Wrat. 91. hasno m. Nutzen VocabuL 

149. h^tL,* hutb.* 

chut Appetit Cech. — chuta Puch. 55. 

150. hodBnik^b. * 

chodnfk Steig, Fusssteig cech. — chodnlkos m. Fusssteig Wrat. 84. 

151. holeva. * 

choleva Stiefelschaft pol.; oserb. kholova, im plur. Beinkleider; nserb. choTovy. — 
chölova Hose Puch. 41. cholova, choloba f. Wrat. 84. holav m. Beinkleid Vocabul. aTid i 
hölav in die Hosen Müller 108. cholib Hose; cholibja Hosen Liebich 130. holef breeches 
hung. Bright LXXXH. holoicai engl. ibid. holaves stockings bei den engl. Zigeunern Har- 
riot 554. cholov6 (xojioBa) plur. Böhtl. 15. 20. kolUva Strümpfe skand. Sundt. cholloh Bisch. 
holob Jambe de pantalon Vaill. oUbia.s stockings. medias Borr. choieu feminalia Narb. cholo- 
vengero Hosenmacher Puch. 41. cholovengero Wrat. 84. Pott 2. 169. 

152. hotb.* 

choö obgleich pol. — chod (chodsch) obgleich Pott 1. 315. 

153. huliti blasphemare. 

huliti serb.; bulg. huli. — huli diffamation; huh diffamateur; hdisaro je diffame 
Vaill. 

154. hvala laus. 

fal'B bulg. — fala ostentation; fcdailo vaniteux Vaill. Rumun. 51, 

155. hybiti.* 

chybiti fehlen cech. — chibinel verb. Puch. 67. 

156. iskra scintilla. 

iskra nsl. serb. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 31: szikra, — sikra f. Funke 
Vocabul. Unmittelbar aus dem Magy. 



Übbr die Mundarten und die Wandebunqen der Zigeuner Europa*8. i. 209 

157. istSrjati.* 

isterjatB aufwenden, verthun russ. — sterjal verloren Böhtl. 15. 

158. ist:bba, izba tentorium. 

izba nsl. serb. pol. u. s. w.; cech. jizba Fremdw. 21. — izba camera Narb. isha 
Danil. 106. isba chambre Vaill. Stube Pott 2. 65. izma (isTna) Gemach Bisch. Liebich 
201. hisp Stube bei den skand. Zigeunern Sundt. Bugge, Beiträge 1. 149. Hieher gehört 
auch das unmittelbar aus dem Magy. entlehnte s6ba Stube Müller 153. Slavische Elemente 
im Magy. 31. 

159. izbeg'B exitus. 

izb6g: izbeg servus fugitivus magy. Slavische Elemente im Magy. 31. — vsbik m. 
d6lai&s6, vagabond Pasp. 566. 

160. izvor:5 fons. 

izvor bulg. serb. — isvor source Vaill. izvöru Quelle Bess. Rumun. 23. 

161. iz:b ex. 

iz nsl. serb. u. s. w. — Das Praefix iz:5 findet sich in: te isSiU^s (HCinyTOc) austrocknen 
Böhtl. 25. 267. te istasdv (tc HCTacäß) zerknittern Böhtl. 263. 

162. jad!b venenum. 

jed Cech, — jedos Gift Puch. 56. 

163. jarbk:b.* 

jarek nsl.; serb. jarak. Slavische Elemente im Magy. 31: drok — arko m. Graben 
Vocabul. 

164. jasli praesepe. 

jasli serb.; bulg. jesli. — aslia cröche, mangeoire Pasp. 42. 145. neben pakhni f. 
ngriech. Tca^viov, ^atvtov 400. 

165. jas^B. * 

jas splendor serb. StuU. — Vergl. jaS clart6, 6clat; jaSo clair, 6clatant Vaill. 

166. jazditi vehi. 

ezditb russ. — te izdinis (tb H3/^HHdc) fahren Böhtl. 262. 

167. jaz:B.* 

jaz canalis serb. — jaz 6tang Vaill. ßumim. 53. jezatdra (eaaT^pa) Damm Bess. 
Vergl. jezysor cynorH (eshsmo^'h jgHHop;^) Teich Bess. 

168. jedva vix. 

jedva bulg. serb. — eve (ewe) kaum Bisch. Pott 1. 317. 

169. jelenB cervus. 

jelen nsl. serb. öech. u. s. w. — jelenos m. neben dem magy. sarvOj servo Hirsch 
AVrat. 136. gelenos Wrat. 90. sarwo, serwo Liebich 159. 210. 

170. jesli aus jestB li num. 

je6li, das man mit je2eli zusammenstellt pol. — esli conj. ob (in Fragen) Wrat. 89. 

171. jeSte adhuc. 

eäße russ. — eice Böhtl. 15. 

172. jezero lacus. 

jezero nsl. bulg. serb. u. s. w. — sero Alter 99. serös Pott 1. 106; 2. 239. sero See 
Liebich 159. seero Bisch. Der Zusammenhang ist zweifelhaft, da auch Alter sero hat, 
nicht zero. 



210 Franz Miklosich. 

173. jezero. * 

jezero tausend nsl. Fremdw. 22: magy. ezer. — ezero^ jezeris neben jesero^ isero Wrat. 
92. 159. ezero Müller 172. ezeri Vocabul. izero (isero, iserö) Liebich 141. ekezeros Grellm. 

174. kabat^b.* 

kabät Rock ßech. Slavische Elemente im Magy. 32. — kahdto tunica Pott, Ztschr. 332. 

175. kadb cadus. 

kad nsl. serb. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 32: käd. — kädo Bottich 
Müller 160. 

176. kahna.* 

kachna anas, eigentlich Catharina (?ech.; pol. kachna bedeutet nur Catharina. — 
kahni, gahni f., wofür man kachni erwartet, Henne AVrat. 136. kahnia plur. Geflügel 132. 
kakni Alter 161. kanjhi Vocabul. kachni u. s. w. Pott 2. 91. kachnin Liebich 141. kagno 
poulet, poule Vaill. kakni volaille 67. cani hen. gallina Borr. Gegen diese Zusammen- 
stellung spricht ausser der Verschiedenheit der Bedeutung der Umstand, dass das Wort 
auch bei den türkischen Zigeunern vorkommt: kaghnij käini f. poule Pasp. 257. 

177. kamata. * 

kamata usura serb. kroat. aruss. Fremdw. 23. — homata usure Vaill. Rumun. kam'Bt:B. 

178. karbacB.* 

korbac nsl. serb.; russ. karbacb Fremdw. 28: magy. korbäcs. — korhdco Peitsche 
Böhtl. 262. 

179. katun'B castra. 

katun regio pastoria serb. Fremdw. 25. türk. quthün habitatio; alb. katunt pagus, 
regio. — katäna f. tente propre aux nomades Pasp. 273. 

180. k^kolb nigella. 

kökolj nsl. Slavische Elemente im Magy. 32: konkoly. — konkiiva f. Kornrade 
Vocabul. Unmittelbar aus dem Magy. 

181. k^pati lavare« 

k^paö pol. — the kompisskirau man lavare se, eig. me lavare Narb. 

182. kepenjok. * 

kepenjek, kepenek nsl.; bulg. kepenek Fremdw. 24: magy. köpenyeg; türk. köpenek, 
alles auf cappa zurückzuführen. — kepenjegos (kepenSgos) m. Mantel Puch. 42. Wrat. 93. 
kepenjego Vocabul. Das kurd. kapen6k ist wol türk. Pott 2. 100. 

183. kit:b, kitos:b cete. 

kit^B russ. Fremdw. 26. xtjtoc. — kitrösh cetus Alter 198. 

184. kleca.* 

kleSkt Pflöckchen bulg. Cank. 176. — kUöa {kUtcha) f. 6pine dorsale Pasp. 289. 

185. klepaÖB. * 

klepdc Hammer 2ech. Slavische Elemente im Magy. 33 : kalapäcs. — kalapäöa Hammer 
Müller 156. Unmittelbar aus dem Magy. 

186. klesta forceps. 

kleSti plur. Zange bulg. Cank. 176. — kldSta (kldshta) f. les grandes pinces des 
forgerons nomades, le ksildvi, sildvi $oXdßtov (bei Müller 156. und Vocabul. sÜaba; siilavi, 
silabi) des autres Pasp. 289. kleste pince, pincettes Vaill. ßumun. 25. klacorS {clacha^) 
scissors span. Bright LXXXV. 



ÜbeB DIB MUNDABTEN UND DIB WaNDBBUKOBN DER ZlOEUNER £üROPA*S. I. 211 

187. klinbCB.* 

klinec cuneus üech. Slavische Elemente im Magy. 33: kölöncz, kilincs. — klinco 
m. Nagel Vocabul. klinci plur. Müller 162. 172. klincanica f. Nagelzwicker Vocabul. 

188. kljuSb clavis. 

kljuc nsl. serb.; bulg. klju? und klic. — kltiöos (klutchos) m. clef Pasp. 289. klici 
{clich{) llave bei den span. Zigeunern Campuz. clichi key. llave Borr.; dagegen kladi {clachi) 
nach Bright LXXXV; kiesin bei den engl. Zigeunern ibid.; khco (Jdiicho, kluco) bei den 
ungrischen LXXIX. LXXXV; hdco m. Vocabul. gliö [glitsch) Schloas; kliifio cadenas 
Vaill. klaco loquet, verrou Vaill. Pott 2. 122. glitschin; erio glitschin Dietrich iiisch. Die 
ungrischen Zigeuner kennen auch das griech. klidin f. Schloss, Hängeschloss Vocabul. 

189. kljus§ equus^ asinus, iumentum. 

kljuse; klisati galoppieren nsl.; serb. kljuse; 2ech. klus Trab; klusati traben. — klisel 
(klissel) verb. reiten Wrat. 94. klisdo beritten 122. glisav [glisdf) ich reite u. s. w. Pott 2. 
122. klisäwa ich reite Liebich 142. glisto Reiter Bisch. Vergl. kli reiten; kliben Ritt 
skand. Sundt. 

190. kobza.* 

kobza ein musikalisches Instrument klruss. — kobza mandoline Vaill. 81. 

191. kogka.* 

kocka Erdhügel russ. — kockica demin. Böhtl. 16. 

192. kokosB gallina. 

kokoS nsl. serb.; bulg. koko§k:5. — koika poulailler Vaill. ßumun. 25. 

193. kolebati agitare. 

kol6bati, kolibati wiegen cech. — kolibinel verb. wiegen (ein Kind) Wrat. 94. 

194. koli quando indef. 

koli russ. — koll Alter 266. koli? wann? Böhtl. 12. koli — koli bald — bald^ bisweilen 17. 

195. koliba, kolibü tugurium. 

koliba, goliba nsl.; bulg. kolib'B; serb. koliba Fremd w. 27; xocXoßr^. — koliba f. 

Hiltte Puch. 42. kohjba cabane Pasp. 42. 290. koliba 49. galra hameau Vaill. Humun. 
kolib'B. 

196. kolo rota. 

kolo nsl. serb.; bulg. kololo. — kol cercle, tour, rouleau; koliS en rond, circulaire 
Vaill. 

197. komora.* 

komora nsl. serb. u. s. w. Fremdw. 27. — ctnnorra f. hall, Chamber, sala Borr. 
Pott 2. 105. 

198. komi&ka communio. 

komk:5 bulg. Fremdw. 28: lat. communicare. — konka f. communion Pasp. 290. 

199. kopanja mensura quaedam. 

kopanja Trog nsl.; serb. kopanja scutula. — kopdna f. äuge Pasp. 42. 49. 291. 
kopanSngoro qui fait ou vend des auges ibid. kopdni f. Trog Vocabul. Das Wort ist nur 
bei den europäischen Zigeunern und unter diesen nur bei den S6d. bekannt 121. 

200. kopati fodere. 

kopati nsl. serb. cech. u. s. w. — kopinel verb. graben Wrat. 134. kdpälinde sie 
haben gegraben Müller 192. Dieses stammt unmittelbar aus dem Magy. Slavische Ele- 
mente im Magy. 34: kapäl. 



212 Franz Miklosich. 

201. kopga.* 

kop5a fibula nsL; serb. kopea, kovöa u. s. w. Fremd w. 28: ahd. kafsa. — VergL 
ko6ak f. Knopf; koöaköri demin. Puch. 42. Pott 2. 131. kotjak Mündlich. 

202. kora cortex. 

kora serb. russ.; bulg. korB u. s. w. — kora neben hcxrka und öilka cortex Alter 135. 

203. korablB navis. 

korablB russ. — korahljo Böhtl. 7. 

204. korenB radix. 

koren nsl. bulg. serb. u. s. w. — korin, korini f. racine Pasp. 291. 

205. kosa falx. 

kosa nsl. serb.; bulg. kos'B u. s. w. — kösa neben koSa (kösha) f. S^d. faux Pasp. 121. 
294. kasadji f. Sense Yocahul.kasalinel verb. mähen ibid. Slavische Elemente im Magy. 35: 
kasza, kaszäl. köasy Sense Bess. Rumun. koas'B. Die Zigeuner in Asien kennen das Wort 
nicht Pasp. 121. 

206. kosara caula viminea. 

koSar nassae genus serb. Slavische Elemente im Magy. 35: kosär corbis. — koSari 
f. Korb Vocabul. 

207. koöb cophinus. 

kos nsl. serb. bulg. u. s. w. — kosa corbeille Vaill. Rumun. 26. 

208. kosbnica corbis. 

koSnica Bienenkorb serb.; bulg. kosnicB Korb u. s. w. — gocnica (gotsrkniza) und 
gocnica (gotschnifscha) Korb Bisch. Pott 2. 93. gottschnizza Liebich 138. comicha f. basket. 
espuerta Barr. Zu kosB gehört auch k6Snika (kösknika) f. panier Pasp. 42. 294. La plupart 
des Tchinghian6s de la haute Bulgarie sc servent constamment de ce mot 294. 

209. kovaffB faber. 

kovaö nsl. serb. bulg. — kovac (kovatsch) forgeron de Roumanie bei Bat. 201. kovak 
forgeron Vaill. Rumun. 25. 

210. kovalB.* 

kowal pol. — kovalus Schmied Pott 1. 106. 

211. kovylB.* 

kovylB Pfriemengras russ. — koviljo Böhtl. 7. 

212. ko2a pellis. 

ko2a nsl. serb.; bulg. ko2B. — koia (koja) pelure, 6cosse, richtig wol cosse Vaill. 
köaiy Rinde Bess. Rumun. koa2e. 

213. koäuhü.* 

ko2uh nsl. serb.; bulg. koXjuh. — koSok(kojok) pelisse; koiokero fourreur Vaill. Rumun. koXoL 

214. krabijca fiscella. 

Vergl. nsl. krabulja. — khrdhisa (khrdbisha) boite Nom. Pasp. 122, wofür S^d. ladt- 
n(ca {ladinücha) ibid. In Asien sind beide Wörter unbekannt, khrdbisa {khrdbisha) ist 
nach Pasp. 274. ,un fort coflFre en fer, qui contient leurs ferrailles'. 

215. krajuB extremus. 

krajnij russ. — krdjnjo adj. Böhtl. 9. 

216. kralB rex. 

kralj nsl. serb.; bulg. kral u. s. w. Fremd w. 29. — krdhs m. König Wrat. 95. kralU 
Narb. krdlis m. roi Pasp. 296. krdli Böhtl. 262. crallis m. king. rey Borr. kralis lord 



Über die Mundarten und die Wandebunoen deb Zioeuneb £ubopa*s. i. 2^3 

or Chief bei den span. Zigeunern Pott 1. 105, kralis bei den engl. Zigeunern Harriot 550. 
crellis king Bryant. hrali^ kralo, krajo skand. Sundt. kräh Liebich 199. krahli Bisch, hrd- 
lica f. Königirin Wrat. 95. hralida f. (kralitcha) reine Pasp. 296. crallisa bei den span. 
Zigeunern queen. reyna Borr. Pott 1. 123. Unmittelbar aus dem Magy.: Ä:frä/^ m. Müller 
190. kiralistero adj. königlich Vocabul. Slavische Elemente im Magy. 36: kiräly korölju 
Befis. kralis ist unmittelbar aus dem Griech. entlehnt. 

217. krapt.* 

krap nsl. serb.; pol. karp; russ. karp:)^ u. s. w. Fremdw. 29: lat. carpio. — karpos 
m. Karpfen Wrat. 139. charpos 84. 

218. krastavica.* 

krastavic^B Gurke bulg. ; serb. krastavica, krastavac. — grastavica Böhtl. 263. kastra- 
vida {kastravitcha) concombre Pasp. 270. krestavice Mündlich. Die Frucht wird so genannt 
nach der rauhen Oberfläche. 

219. kras£n:B formosus. 

krasnyj schön, roth russ. — kräsno adj. Böhtl. 9. 

220. krava vacca. 

krowa pol. — kromma Kuh skand. Sxmdt.: daneben besteht jedoch auch krämni, 
welches an guruvni^ gurumni Pasp. denken lässt. 

221. kr^g:b circulus. 

krög nsl.; serb. krug; russ. krug!b. — krugosd nehenjangustri orbis Alter 73. Pott 2. 128. 

222. kr^titi torquere. 

kr§ci6 pol. — krenöikerav {hrentschikeraf) drehen Pott 1. 97. 432. 

223. kremenb silex. 

kremen nsl. u. s. w. — kr&raenja Kiesel Bess. 

224. krlprsk^B validus. 

krgpkij russ. — kr^ko adj. stark Böhtl. 15. 

225. krivBCb.* 

krivac, krivi vjetar serb. — ÄnVec bise, vent du nord Vaill. Suhrivec beau froid 39. ßumun. 26. 

226. krumple.* 

krumple ßech. — krumplid plur. Erdäpfel Pott, Ztschr. 3. 334. Vergl. kölompirja 
plur. Müller 203. kolompire Mündlich. 

227. kruäbka pirum. 

kruSka serb. — krdiki f. Birne Vocabul. 

228. kryga.* 

kryga Eis russ.-dial. — kryga Bllg. 

229. kr:&dBma potus inebrians, caupona. 

krCma nsl. serb. Sech. u. s. w. — krcma f. Wirthshaus Puch. 42. Pott 2. 117. kercima 
{kertschimma). Liebich 142. kööma f. Müller 155. 201. koöma Pott, Ztschr. 3. 333. kirdima Münd- 
lich, ktcefna (kichema) alehouse bei den engl. Zigeunern Harriot 537. kirchimo inn Bryant. 
gertschemtha Schenke Bisch . ca^chimani f. brandyshop , tavern. aguardienteria, tabema * 
Borr. krühnas taveme, cabaret Vaill., richtig hriSma 78. 83. Rumun. 27. 

230. kr^s^BmarB.* 

krÖmar Wirth nsl. serb.; Sech. krSmdf. — gercomari (gertschomari)] gerßomarica (ger- 
tschomaritza) Wirthinn Bisch. Pott 1. 101. 103; 2. 117. kerömaro (kertschmaro) Wirth; ker- 
öemarica (kertschemarizzd) Wirthinn Liebich 142. kodmaroii Müller 155. 

Denkschriften der pUl.-hitt. C\. XXI. Bd. 28 



214 Franz Miklosic». 

231. krrBdt.* 

krd grex serb. — kird bände, troupe VailL Rumun. 26. Vergl. Srdda. 

232. kr:bmiti alere. 

krmiti nsl. serb.; bulg. krtmi. — the karmiskirau alere Narb. 

233. kr'spa pannus. 

krpa nsl. serb.; bulg. krBpt Fleck u. s. w. — Mrpa f. torchon, chiffon Pasp. 187. 
kirpa, kirpa linge, chiffon; kirpi ravaudage; kirpaS raccommodeur, savetier, ravaudeur; 
kirpisaro je ravaude Vaill. Rumun. 27. 

234. kr^sstt Christus, crux. 

krst baptisma nsl.; krst crux; bulg. krss aus krist crux u. s. w. Fremd w. 30. — kerestos 
m, Kreuz Puch. 42. Christus, Crucifix Wrat, 93. keresto m. ICreuz Vocabul. Unmittelbar 
aus dem Magy. kereszt. Vergl. Slavische Elemente im Magy. 37. 

235^ kr'Btaßa. * 

krtaSa nsl. — kartaöis m. Bürste Wrat. 93. 

236. kuhnja. * 

kuhnja nsl. Slavische Elemente im Magy. 37. — könjha Küche Müller 187. Unmit- 
telbar aus dem Magy. 

237. kukurica.* 

kukurica slovak. Slavische Elemente im Magy. 37. — kukurica türkischer Weizen 
Pott, Ztschr. 3. 333. 

238. kula.* 

kule, koule 2ech. Fremdw. 31. — kulja (kuTa) Kugel Puch. 54. 

239. kulafs.* 

kulat^ Sech. — kuldto rund Wrat. 95. 

240. kurnjak:B.* 

kurnjak gallinariimi serb. — kumja (kumia) f. perchoir Pasp. 300. VergL ngriech. 
xoüpvcdCü) jucher. 

241. kuropatva. * 

kuroptva cech.; pol. kuropatwa; russ. kuropatka u. s. w. — korotva f. Rebhuhn Wrat. 94, 

242. kur^b gallus. 

kur, kura nsl. — kürkos dindon Pasp. 299. kurkan dinde Vaill. ngriech. xoöpxac coq 
d'Inde Rumun. kurk:5 27. 

243. kur'Bva meretrix. 

kurva nsl. serb. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 97. — na kürvini iSdza, 
serb. na kurvina ledja in dorsum meretricis Müller 202. 

244. kylavs.* 

kilav hemiosus nsl. serb. Fremdw. 32. — kilav faible, döbüe; kilavo affaiblir VailL 
Rumun. kilav varus, debilis. 

245. lani anno superiore. 

lani nsl. serb. u. s. w. — Idni voriges Jahr. Vocabul. lami Müller 204. 

246. lanbCb. * 

lanec Kette nsl. — lancos m. Kette Puch. 43. landökos demin. Puch. 43. lanci f. 
Vocabul. Vergl. magy. läncz. Pott 2. 336. 

247. laty.* 

laty russ. — Idtosh neben harmi lorica, thorax Alter 183. 



Über dds Müin)A.BTEN und dix WAHDSBUNasN dbb Ziobüneb Eubofa.*b. I. 215 

248. lavBka,* 

lavka Bank, Bude russ. — lavka Bude Böhtl. 9. 

249. l%g:B nemus, palus. 

lugiB pratum russ, — higosh Alter 139. 

250. l^ka palus. 

Daraus nun. lunk-B pratum. — lurika f. ßasen Wrat. 96. Wiese, Au, Ghras Bisch. 
Pott 2. 337. lunkacjav [Umkatschiaf) mähen ibid. 

251. lebedb cygnus. 

lebed bulg.; russ. lebedb u. s. w. — Uhedy Schwan, ßumim. lebedb. 

252. ledva.* 

lerdva vix Sech. — ledva adv. kaum Puch. 72. Vergl. jedva. 

253. letSti volare. 

letSti 2ech. — letinel neben ßigevel verb. fliegen Wrat. 130. 

254. ISkrb medicina. 

lijek serb. — leak remöde Vaill. ßumun. Ifek 28. 

255. iSnoh^b.* 

lenoch 2ech. — lenochos m. Faulenzer Puch. 67. 

256. lSnG& piger. 

ISn nsl. u. s. w. — Uno adj. träge, nachlässig Vocabul. 

257. löp:5 viscum. 

lepi kleben bulg. — lipi coUe Vaill. Bumun. 29. 

258. lövbca.* 

lijevöa Stemmleiste serb. Slavische Elemente im Magy. 39. — leoka soutien des roues 
qui Unit Tessieu aux ridelles Vaill. ßumun. leukt. 

259. l^dvija lumbi, dorsum. 

ledja plur. dorsum serb. — na kärvlni I4dia in dorsum meretricis Müller 202. 

260. lice facies. 

lice nsl. serb.; russ. lico u. s. w.. — licösh facies Alter 17. litscho Gesicht skand. Sundt., 
Bugge, Beiträge 1. 149. 

261. lis!b vulpes, 

liSka 2ech. — lüka f. Fuchs Wrat. 96. 

262. livada pratum. 

livada serb.; bulg. livad^s Fremdw. 34: XtßdStov. — livadöj livardö m. prairie Pasp. 
338. Vergl. lavadjd {lavadid) f. espdce d'herbe 332. Das zig. ist unmittelbar aus dem 
griech. entlehnt, wie der Auslaut o zeigt. 

263. Ijubiti amare. 

libiti amare; libiti se placere Sech. — Das reflexive libinel hat dieselbe Bedeutung 
wie im Sech.: mri rdni pes mange ne libinel mein Weib gefällt mir nicht Wrat. 71. 

264. Ijuby amor; Ijuby dgjati scortari, adulterum esse. 

Ijubav amor nsl. serb. u. s. w. — Vergl. ItUmi f. Hure Puch. 43. Itibni, lumni Hure 
Müller 189. lühnjöre demin. 200. Ivhnia plur. In Süditalien Ascoli 138. lubniy lumniy ntiblf, 
rvhli f. prostitu6e Pasp. 342. luhny (jryBEu) Böhtl. 267. lubni f. feile Dirne Vocabul. lubni 
skand. Sundt. hbni meretrix; iobar prostibulator Narb. Ittblin Bisch. Pott 2. 334. Ascoli 
56. Ittbihäro wollüstig Müller 199. lubnikdno m. Hurenjäger Vocabul.; lndni whore bei 
den engl. Zigeunern Harriot 557. lub lubricit6, d6sir, luxure; luhaf lubrique, luxurieuz; 

26* 



216 Fbanz Mixlosich. 

luhpana adultÄre Vaill. lumi^ lumia, lumiaca f. harlot. ramera Borr. Ivhekirdaspes ehebrechen 
Danil. 109. jov luhjirdjas pes er hat sich verhurt Pott 1. 441. Die Zusammenstellung 
macht das Suffix ni zweifelhaft: man beachte lubewäwa treibe Unzucht Liebich 144. 
Luhni ist den Zigeunern in Asien unbekannt: in der Türkei gebrauchen es sowol die 
86d. als auch die Nom. Pasp. 122. 

265. Ijut-B acerbus: o IjutS vam'bl vae vobisl 

llto: lito mi ho er dauert mich; Utiti se impers. für llto b^ti Sech. — lito adv. leid 
Wrat. 96. litinel verb. bedauern ibid. 

266. loksa.* 

lokSa laganum slovak.; klruss. fokSyna eine Art Maccaroni. Slavische Elemente im 
Magy. 39. — loM Nudeln Puch. 43. m. Wrat. 96. Pott 2. 329. 

267. lopata pala. 

lopat'b bulg. — lopai pelle Vaill. Eumun. 28. 

268. loza palmes. 

loz'b vitis bulg. — loz bourgeon, surgeon Vaill. Kumun. 28. 

269. lo2e lectus. 

2o2e Bett, Ehebett; dobrego fo2a dzieci Konder ehelicher Geburt pol. — lodzjevava 
(lotschjevava) ich werde geboren; lodzjemen (lodschjemen) natus puer; lodievava {htschevavd) 
ich gebäre Pott 1. 429; 2. 332. loöove (jioHOBa) Niederkunft Böhtl. 267. -focee parere Narb. 

270. lula.* 

lula serb.; auch in Podolien bekannt. — Ijidjava Pfeife zum Ilauchen Mündlich. 
Ijuljdoä Bess. 

271. luna luna. 

2una Feuerschein pol. — luna radius Alter 78. Pott 2. 336. 

272. lyko.* 

lyko ßech.; pol. iyko Bast u. s. w. — lika (likka) Bast, Borke Pott 2. 329. 

273. lyto* lyta.* 

l^tko, lejtko Cech. — lejtkos (leitkos) m. Wade Wrat. 96. 

274. iBg'bk^b levis. 

lek bulg.; serb. lak; nsl. lehek u. s. w. — loko adj. leicht Puch. 43. loko adj. lang- 
sam VocabuL lok&ro adj. recht langsam ibid. hko levis Narb. lokö, lotö Alter 214. lokö 
I6ger Pasp. 339. lokeder comparat. ibid. lokes adv. Pott 1. 212. leicht, gelassen, still 
Wrat. 96. 157. lökes Liebich 144. polokes adv. langsam Puch. 71. Wrat. 46. 105. durch 
Umstellung pökölSs allmälig, still Liebich 152. lököre adv. langsam Müller 159. 169. po 
loköros ganz sachte Puch. 46. loko peu, doucement; lokoro un peu, tout doucement Vaill. 
loki f. der leichte Gulden Wrat. 96. lökin Bisch. Pott 1. 52. lokke Thaler skand. Sundt. 
lakö levis Alter 214. Pott 2. 328. lotchö leicht Belg. Es ist wohl unrichtig, das Wort mit 
aind. laghu in unmittelbaren Zusammenhang zu bringen. 

275. iBn^n^b lineus. 

Ibnjan^b russ.; klruss. lAanka leinenes Kleid. — Ijdnjka Kaftan Böig. 

276. iBstBn'b facilis. 

lesen bulg.; serb. lastan. — leSno adj. wolfeil Vocabul. 

277. macuga.* 

maßuga fustis serb.; pol. maczuga Fremd w. 35. — maduka massue Vaill. Rumun. 
m^Efiuk'B. 



Übsb die Mukdaxtbh und die Wanderungen der Zigeuner Europa^s. i. 217 

278. ma^bka.* 

maSka nsl. serb. Über den Ursprung des Wortes siehe Slavische Elemente im Magy. 40. 
— macka f. Katze Puch. 43. catus Alter 155. Vocabul. mdtchka S6d. Pasp. 122. 359. 
madschka Liebich 214. raatschka Bisch, machico, mdckican m. cat. gato Borrow. macikö, 
maöikanjiy maöikai f. (machico, mackicahi, machicai) bei den span. Zigeunern Campuz. muchka, 
mcUscIikai bei den engl. Harriot 543. Bright LXXXIII. matchian Bryant. madk&ri demin. 
Puch. 43. maökdkero adj. ibid. maschkan skand. Sundt. Vergl. müröka f. {mürtchka) chatte 
Pasp. 42. 375, was eine blosse Entstellung von maSka zu sein scheint: murcka (murzka) 
bietet auch Liebich 147. Pott 2. 438. Mpca (MBijja) Katze Böhtl. 266. mtica Mündlich. 
myca B^lg. Bess. ist rumun. m:sc:B, hängt daher mit maSka zusammen, maöka ist in 
der Türkei nur den sesshaften Zigeunern bekannt. 

279. majka.* 

majka serb. bulg. — marika nourrice Vaill. 

280. majmun^B.* 

majmun Affe serb. u. s. w. Fremdw. 35. — Vergl. momica Boss. 

281. mak:b papaver. 

mak nsl. serb. bulg. u. s. w. — mdko m. Mohn Wrat. 96. mako Bisch. Vocabul. Pott 1. 107; 
2. 434. Ztschr. 3. 327. mako Müller 189. mako hat bei VaiU. die Bedeutung sureau. 

282. maslica oliva. 

maslin'B bulg. — makliöa {maklitcha) f. olive Pasp. 345: k für s kann ich allerdings 
nicht erklären, da sonst sl nicht^ gemieden wird. 

283. matka.* 

Vergl. serb. matica apum regina, medius alveus fluminis. — raatka reine d'abeilles, 
lit de riviöre Vaill. Kumun. 29. 

284. m%dr:B sapiens. 

m^bd'Br modestus, sapiens bulg. — m^ndro fierVaill. Riunun. m'Bndru artig, reinlich, stolz 31 . 
Den Übergang von der asl. Bedeutung zu der Bedeutung : stolz vermittelt : der sich weise dünkt. 

285. m£|;ka cruciatus. 

muka labor serb. Slavische Elemente im Magy. 40. — mwiika Werk work Bright XC. 
Unmittelbar aus dem Magy. 

286. medvedB ursus. 

nedvgd 2ech. — nedvjedos (nedvSdos) m. Bär Puch. 63. medvo m. Vocabul. Aus dem Magy. 

287. metla.* . 

metla Besen nsl. serb.; bulg. metl'B u. s. w. — m>6tla f. balai S6d. Pasp. 122. 363. 
Nur bei den sesshaften Zigeunern in Gebrauch. 

288. me2da terminus. 

meädin'b intervallum bulg.; russ. meSa. — miia Alter 167. 

289. mSdb aes. 

mfed nsl.; bulg. med; Sech. mSd u. s. w. — mjedos {mSdos) m. mjeda {mSda) f. Kupfer 
Wrat. 98. 142. Dasselbe Metall heisst sonst ckarkom, hartas aus griech. xdXx(0|xa, xaXxidc 
Pott 1. 168. harkum Kupfer Mündlich; galheno harkum ist gelbes Kupfer, Messing Mündlich. 

290. mgrica.* 

mSrica, m§rca nsl.; 8ech. m8?ice Motzen. — merida (meritscha) Achtel (Maass) Bisch. 
Scheffel; merica {mericha) bushel. fanega bei den span. Zigeunern Borrow. Pott 2. 452. 
meriöa {meritscha)^ m^ricka {merizzkd) Scheffel Liebich 146. 



218 Feanz Miklosics. 

291. mösal^B,* 

m@sal essuie-main bulg. — mesdli f. essuie-main Pasp. 362. t mesel la table Yaill. 
70. 74. mesalin (messalin) f. Tischtuch Wrat. 160. meselin (messelin) 98. meselin (messelin) 
Tischtuch Liebich 146. mesdli Tisch Mündlich, mensdllej almensdlle table, mesa Borrow. 
Pott 2. 448. pala i mese aprös le diner Vaill. 72. Vergl. alb. mesäl^ Tischtuch, Gastmahl. 
Albanische Forschungen 2. 41. Das romanische Wort ist durch die Albanier oder die 
ßumunen in das bulg. gerathen: von wem es die Zigeuner entlehnt haben, muss dahin 
gestellt bleiben. Vergl. misali, mischeUi table bei den engl. Zigeunern Harriot 556. 
Bright LXXXIV. missali table Bryant 392. 

292. mgSina. * 

mjeSina pellis serb. — meSin cuire bei den asiatischen Zigeunern, während die euro- 
päischen inorti haben Pasp. 123. Das einzige slavische Wort, das nach Asien gedrungen: 
vermittelt wurde es durch die Griechen: {i^aCvi peau de mouton. Slavische Elemente im 
Neugriech. 21. 

293. m§6i>.* 

miCek Ball demin. ßech.; russ. mjaö:s. — Vergl. rnaük f. Knödel Puch. 43. Pott 2. 437. 

294. m§sBnica.* 

masnice ßech. — masnica f. Fleischbank Vocabul. 

295. milovati misereri. 

milüi sermademf mis6ricordeI Vaill. 59. Der Zusammenhang mit milovati, miluj^ 
ist unzweifelhaft, die grammatische Qualität des Ausdruckes jedoch mir dunkel. 

296. misirbka.* 

misirk^ f. dinde, eigentlich aus Ägypten stammend bulg.; ngriech. {itacpiorcxT]. — 
misirka f. dinde Pasp. 365. 

297. mlad:& teuer. 

mlad iuvenis serb. bulg. u, s. w. — rrUado niais, imb6cille Vaill. 

298. mlatiB malleus. 

m2ot, miotek, gen. mlotka pol. — mlotko Hammer Pott 2. 248. 

299. mlint.* 

mlin nsl. serb. u. s. w. — rrdino m. Mühle; mliiioskSro m. Müller Vocabul. 

300. ml^bnij fulgur, fulmen. 

molnija Blitz russ. — malnosb fulgur Alter 84. Pott 2. 456. malunö m. lightning. reläm- 
pago Borrow. 

301. moßiti madefacere. * 

moCilo locus fluminis ad macerandum linum serb. — gerav moöia (gerraf motschia) 
gerben Bisch. Pott 2. 113: eigentlich vielleicht facio zh moSilo. 

302. moöbka.* 

moCka Saft ßech. — modka f. Tabaksaft Vocabul. modscha für tnaöa Tabaksaft mit 
Tabakasche Liebich. 

303. mogyla tumulus. 

mogil'B coUis bulg. — Vergl. mogur mamelon Vaill. 

304. moliti precari. 

moliti nsl. serb. u. s. w. — molinel verb. beten Vocabul. molinav bitten Müller 119. 
som molina we pray; dievla molina to pray god hung. Bright LXXXIX. te molisarSs e rayis 
que tu pries le magnat Pasp. 54. 454. 



ÜbBR DIB MUVDABTBN UHD DDE Wa'SJXSRXJSQWSI DER ZlOEUNBB EüBOPA*&. I. ^^^ 

305. more.* 

more und bre aus mre eine Anrede, etwa he dul serb. — more mein Lieber Puch. 65. 
Pott 1. 47: Bruder, Camerad Puch. 44. Wrat. 98. 124. Dieses auf der ganzen Haemus- 
halbinsel verbreitete Wort ist vielleicht ursprünglich zig., mit dem pronomen possessi- 
vum der prima sing, zusammenhangend, etwa: du mein Lieber l 

306. morje mare. 

more bulg. serb.; 2ech. mo¥e; pol. morze. — m&rosh neben haro panh mare Alter 99. 
geljas {geVas) pro mofos er gieng auf das Meer Puch. 54. Daneben mdra f. Pasp. 42. 353. 
Wrat. 97. mdrja Bess. Vergl. Ascoli 11, der bei mara eher an ital. mare denken 
möchte. 

307. moskva.* 

moskva Moskau russ. — mosköv^ moskdvis m. Russe Pasp. 368. 

308. most'b pons. 

most'B Brücke; mostitB pflastern russ. — mostosb pavimentimi Alter 194. mosto Böhtl. 7. 
most Fussboden Bisch. 

309. mo£etB potest. 

mo2e vielleicht pol. — modie (modsche) vielleicht Pott 2. 439. 

310. mraz^ frigus, glacies. 

mraz nsl. serb.; Sech. mr4z. — mrazos, mrazo {mrcLsoSy mraso) Frost Pott 1. 107. mrazola 
(mrasohla) 1. 428. morazo (mohraso) Eis Bisch, u. s. w, mordza (mordsa) Eiszacke Bisch. 
Pott 2. 453. mor&zo (mor^o) Eiszapfen; umrdzo (umräso) Eis Liebich 147. 192; bei den 
skand. Zigeunern braza frieren wie 8ech. brabenec für mravtJnec Bugge, Beiträge 1. 149. 
Sundt. me mrazyjöm (m9 MpasuäM) ich bin erfroren Böhtl. 16. 

311. mr:&cina cadaver. 

mrcina nsl. serb. — Vergl. mortzin, mortin Leder Liebich; mortschin Balg, Fell Bisch. 
gerraf mortschinas tele abbalgen Bisch, o mortid les peaux Pasp. 40. Das Wort ist arme- 
nisch : morki Haut Bess. imd mord( Kinde Böig, mürdi la peau Vaill. 

312. mr:Bha.* 

mrha Vieh nsl., daraus magy. marha Vieh, Waare. Slavische Elemente im Magy. 41. 
— marha f. Waare, Ding Puch. 44. Pott 2. 451. Vocabul. 

313. musiti.* 

musiti müssen 8ech. Aus dem Deutschen. Fremdw. 40. — m^Ls^nav ich muss Puch. 31. 

314. mysliti cogitare. 

mysliti Sech. — mislinel verb. denken Puch. 66. 

315. mySb mus. 

miS f. nsl.; serb. miä m.; bulg. miSkiB f. — miia f. Maus Puch. 62. 69. müdsb 
Alter 156. wohl statt miios Pott 2. 458. miäica (mischizza) Mäusinn 1. 101. Vergl. mtissö 
S6d. mushk Asiat. Pasp. 122. mitshö rat 44. muss6, mussös, mtAshö m. souris 375. müdkos, 
muSdkos {mishdkosy mushdkos) Nom. 122. 365. 

316. m'bh^b muscus. 

meh nsl.; cech. mech u. s. w. — mschos Moos Puch. 55. 

317. m^bSel'B turpis quaestus. 

Nur asl. nachweisbar. — ielao je trompe Vaill. Kumun. mSel fraudare. 

318. na ecce: na ti dari mnozi Vita S. Methodii 5. 

na nsl. serb. u. s. w. rumun. na. — ria da hast du Puch. 44. 



220 Franz Miklobich. 

319. na^^lBnilfB princeps. 
naSalBnik:s russ. — neödlniku Bess. 

320. nadeSda spes. 

nade£b:B bulg. — nedeide, mddtdS (iiedejde, nedejdS) esp6rance Vaill. 60. 61. nadei- 
djdü ich hoffe Bess. 

321. naduha.* 

nadiha nsl. Slavische Elemente im Magy. 42 : nAtha Schnupfen. — Vergl. nedtbi trans- 
spiration-, sam vMüitlo je suis en transpiration Vaill. 53, vielleicht nedtisalo. 

322. naj: naj v§5te plurimum. 

naj nsl. serb. u. s. w. — naj Sildleder der kälteste; naj feder der beste Puch. 12. 
Pott 1. 208. naj bdreder adj. der grösste; nej (d. i. naj) barSder adv. Wrat. 100. Die 
runiunischen Zigeuner verwenden statt naj das rumun. maj: maj baro plus grand; maj 
loko moins Vaill. 38. 39; die ungrischen neben naj das magy. leg: leg phdreder, leg Sud- 
reder neben naj phdreder, naj Swdreder Bornem. 102. 

323. narod^B genus. 

närod Volk, Nation Sech. — ndrodos m. Freund Puch. 44. 99. ndrody Freunde 66. 
narodoikSri Freundinn 61. narodoskSri 62. närodoskifla 44. Eigentlich etwa popularis 
Pott 2. 323. 

324. navStiviti invisere Öech. 

Nur Cech. vorhanden. — naStimnel verb. besuchen Wrat. 122. 

325. nebo caelum. 

nebo nsl. serb. u. s. w. — nebos m. Himmel, Wolke Wrat. 100. o nibo Müller 201. 
nebo m. Wolke, Himmel Vocabul. pe nebo Pott 2. 318. njebos (niebos) Wrat. 136. Das 
letztere wol aus dem Poln. 

326. nego: neäe quam. 

nego serb. — neg: man ehi feder odoj neg adaj mir ist lieber dort als 
hier Pott 1. 209. Man merke, dass zig. die Negationspartikel na allein für quam 
steht: fedidir daf palal, na andry dösch te vaf wörtlich: besser ich gehe nach, nicht 
(als) dass ich zu Schaden komme, ibid. Vergl. die Negation in den slavischen 
Sprachen 11. 

327. nehaj.* 

neka serb., eigentlich sine. — h6d me nSk ävav dass ich komme (serb. neka dodjem) 
Müller 184. nSk s^Tvtelin weihe 183. nek lasse Vocabul. 

328. neprijatelb inimicus. 

nep^ltel J^ech. — n£pritelo8 m. Feind Wrat. 100. 

329. nevöra.* 

nevjera, nevera perfida serb. — nSvera Untreue Müller 202. nSvero moja ganz serb. ibid. 

330. nevinbnB innocens. 

nevinen Sech. — nevino adj. unschuldig Wrat. 100. 

331. n^mB mutus. 

nßm nsl.; nijem serb. — nemavo adj. stimam Vocabul. 

332. nSmbCB germanus. 

nSmec ßech. — njemcos (niemcos) Deutscher Wrat. 100. njamco Mündlich, nimcko^ 
nimSko, ninco adj. deutsch Vocabul. 



Über die Mündarten und die Wanderungen der Zioeuner Europa*s. i. 221 

333. niSBto nihil. 

nista, niSto serb.; bulg. niSto. — nii^a nichts Müller 160. 204. niSta^ ninMa, nvSt Vocabul. 
mM {nisht) Ascoli 148. vergl. niska rien Vaill. 39. 

334. nik^Bto nemo. 

niko serb. — niko Niemand Müller 158. 193» Vocabul. 

335. nog!Btb unguis. 

nogotB russ. — nogti neben nai Alter 38. 

336. novina novale. 

noviny 8ech. — , novinos m. Zeitung VVrat. 100. 

337. nozdrb nares. 

nozdrja russ. — nozdrosh nares Alter 19. 

338. obßd^B prandium. 

obed nsl.; serb. objed u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 43: eb6d. — o Sbedo 
Mahl Müller 187. 

339. oblokiB.* 

oblok nsl. serb. slovak. Slavische Elemente im Magy. 43: ablak. — bloko window 
hung. Bright LXXXIV. bloki f. Vocabul. dnd i hlöki in das Fenster Müller 179. üz i 
blökt 186. blököri demin. 185. 

340. obraz!B forma. 

obraz Sech. — vobrazos m. Bild Wrat. 116. vobrdzos 123. 

341. obuvalo. * 

obuvati asl. serb. u. s. w. — obiale linge de pieds Vaill. 

342. ob^B Praefix und Praepos. 

obB russ. u. s. w. — obrödy gerichtliche Untersuchung obbickb: vergl. te ro<Us (tb 
po/^ac) untersuchen Böhtl. 267. trulvt obdiau circumvehi Narb. te obkeris (t8 OBKapdc) anzei- 
gen Böhtl. 262. 

343. ocvirBkiB.* 

ocvirki plur. nsl. — cirki f. zerlassener Speck Vocabul. 

344. odSjalo amictus. 

ogjale {pgiale, oghiale) couverture Vaill. 

345. odr:B lectus. 

odri plur. Gerüst; serb. odar Bettgestell, Bett; bulg. od:Br Bett; 2ech. odr, vodr 
Pfahl, Gestell, Gerüst. — o vödro Bett Müller 164. (u)odr Bett. Aus Süditalien Ascoli 
131. 139. vadra f. Bett Vocabul. vodros lectus u. s. w. Pott 1. 105; 2. 78. radros, vadraSj 
badras, bei den engl. Zigeimem Bright LXXXV. Harriot 538. 542. voodrous bed Bryant. 
vodror für vodros hung. ibid. 

'346. ogl§dalo.* 

ogledalo bulg. serb. — gleddh neben dikliardö m. verre, miroir Pasp. 120. 245. 
gledalo m. Spiegel Vocabul. gledelo ibid. 

347. okno fenestra. 

okno, vokno 8ech. — vochni f. Fenster Wrat. 130. Pott 2. 77. wockni, wochnin Liebich 
167. 196. wochnin Bisch, angal e vochnosi vor die Fensterchen Wrat.-Märch. 87. 

348. okovB.* 

okov situla ßech. Slavische Elemente im Magy. 43: ak6, ak6s. — trianda dköfne 
dreissig Eimer Müller 176. Unmittelbar aus dem Magy. 

DenltBchriften der phil.-hirt. C\. XXI. Bd. 29 



222 Fbanz Mielosicr. 

349. ol6j oleum. 

olej 8ech. — ol^is 0hl Puch. 79. olaji f. Vocabul. 

350. olovina sicera von olü, gen. olu. 

olovina Treber russ.-dial.; iTim. olovin:b, ol:svin'B Bier. — lovina f. Bier Puch. 43. 
Vocabul. Liebich. Bisch, lovinö eine Art Bier Böhtl. 26. lomnka f. demin. Puch. 43. lovines- 
kSro m. Brauer ibid. Pott 2. 335. hwina cerevisia Narb., der es für lit. hält; lomnengero 
Brauer Vocabul. levina beer; levenangro brewer bei den engl. Zigeunern Harriot 539. 
540. lavanah beer Bryant. livi biÄre Vaill. Rumun. 33. 

351. ol!BtarB altare. 

oltar nsl. serb. bulg. u. s. w. Fremdw. 42. — valduri (walduri) Altar Pott 1. 106; 
2. 82. 

352. omet^b. * 

Rumun. om'Bt 33. — omet neige Vaill. 

353. opad: opasti.* 

opad: opasti nsl. Slavische Elemente im Magy. 43: apad. — apadinel verb. einsinken 
Vocabul. 

354. opekun'B. * 

opiekun pol. — opiekunos curator Narb. 116. 

355. opova2iti.*' 

opoväXiti se sich erkühnen cech. — opovazinel verb. wagen Wrat. 100. 

356. oroslanb.* 

oroslanj nsl. Fremdw. 43: magy. oroszldn. — öroslänji Löwe Müller 193. orosläno 
m. Vocabul. oroälana (proschlana) Bisch. Danil. 104. 

357. oslaviti.* 

oslaviti berühmt machen ßech. — oslavinel Puch. 54. 

358. ostr:B acutus. 

ostr;^ 2ech. — ostros m. Schärfe Wrat. 100. 

359. osbI^b asinus. 

osel Sech. — oslos Pott 1. 284. Wrat. 89. hat dafür eslos. 

360. ot:B ab Praefix und Praepos. 

od serb.; russ. ot:B u. s. w. — te otkerSs (t9 OTKdp'dc) umkehren Böhtl. 262. te otkhSs 
(t9 otkxbc) abfüttern 263. otkieniewaiva requiescere Narb. 

361. ot'hi'hhns^ti^ otsdyhati respirare. 

odehnoti, odihati nsl. — Vergl. odiisas hanri repose-toi un peu; ti odiisas reposons- 
nous; ti jas odisdiva^ allons nous reposer Vaill. 66. 83. 87. Kumim. odihnesk quietem 
tribuo; m:B odihnesk quiesco. 

362. pa^k:b aranea. 

pavok, pajok nsl. Slavische Elemente im Magy. 44: pank, p6k. — p6ho m. Spinne 
Vocabul. Aus dem Magy. 

363. pahati.* 

pachatb pflügen russ. — pachiskirdu arare Alter 239. Pott 1. 439. 

364. palBCB poUex. 

palec^b Finger russ. — pdlcosh neben kucUo^ gtidco, gtisto digitus Alter 36. palio (paM- 
scho) Daumen, Zehe Bisch, palco (paltscho) Zehe Bisch, paldo pouce Vaill. 



Übeb die Mundarten und die Wandebungen der Zigeuner Europäer i. 223 

365. para vapor. 

para nsl. serb.; bulg. parB; russ. pars. — parosb vapor Alter 111. 

366. pastyrB pastor. 

pastir nsl. serb. Slavische Elemente im Magy. 44: pdsztor. — pastori: pastor Iste sing. 
dat. Müller 175. 

367. paun!b pavo. 

paim bulg. serb. — paun paon Vaill. Rumun. p:Bun 35. 

368. p^p^b umbilicus. 

pupak serb. u. s. w. — püpo m. Nabel Müller 195. phupo Vocabul. pupa f. ibid. 

369. pedatB sigillum. 

peöat nsl. serb. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 45: pecs6t. — pedeto m. Siegel; 
pedetelinel verb. siegeln Vocabul. 

370. peharB.* 

pehar poculum nsl. kroat. u. s. w. Fremdw. 45: ahd. pehhar. — bSchari verre Kog. 46. 

371. pekarB pistor. 

pekaf <5ech. — pekaris m. Bäcker Wrat. 121. 

372. pelena fascia. 

plöna, * woraus plönica. — plana f. bände, sangle Pasp. 440. 

373. pero penna. 

pero nsL; ßech. p6ro; pol. pioro. — epora die Federn Pott 1. 284. por Feder Lie- 
bich 152. pör Mündlich, porb, Jorb Alter 158. pora pluma Narb. porh Bess. Die Zusam- 
menstellung mit dem pol. pioro wird durch den Umstand beseitigt, dass das Wort bei 
den ungrischen und den englischen Zigeunern vorkommt: por pen, feather Bright 
LXXXIV. 

374. perBCB.* 

perecB Pfeffer russ. — perco (nepijo) Böhtl. 15. 

375. perBnica. * 

pernica culcita aus Gunduliö Stulli serb. — pemica f. Bett Puch. 45. Wrat. 103. 
Federbett Wrat. 129. Polster 149. permica, pernida [pemizza, pemüscha) Federbett Liebich 
151. pernyca pulvinus Narb. pyrwßca Kissen, Bettzeug Böhtl. 22. 265. pemiöa (pemüscha) 
Kissen Pott 2. 357. pimici Federdecke Müller 167. pemici f. Vocabul. 

376. peStB fornax. 

pe6 serb. — pkja Ofen Müller 154. p&ja f. Vocabul. 

377. p6na spuma. 

pfena nsL; serb. pjena; bulg. p&n:B u. s. w. — pena Welle Puch. 45. Pott 1. 110; 
2. 362. Die Verschiedenheit der Bedeutung macht die Zusammenstellung zweifelhaft. 

378. pes^Bkü sabulum. 

piasek pol. — pjasko {pia^ko) Sand Pott 2. 89. 

379. p^Sb adj. pedes. 

peS adv. nsl. bulg.; serb. pjeSe adv.; ßech. pSS. — peio adj. zu Fuss Puch. 45. adv. 
Wrat. 103. 131. Wrat.-Märch. 86. 

380. p§ta calx. 

pata cech. — patuna f. Ferse Puch. 45. pata^ patuna f. Fusssohle Wrat. 131. pa>ta f. 
Ferse Vocabul. Hier liegt vielleicht ein Ixrthum vor: patuma ist ngr. icatoöva Fusssohle 
Pott 2. 348. Ferse heisst nach Liebich 143. kür nach Pasp. 285. kfur, kur u. s. w. 

29» 



224 



Franz Miklosich. 



381. pihati.* 

pihati* kann als Iterativum von pbh aufgefasst werden, von dem pbiSenica triticum 
abgeleitet wird. Man kann demnacli geneigt sein pichdlo m. Mühle Wrat. 104. und piäalo 
Puch. 46. piSdlo Wrat. 105. pisaleskero m. Müller Puch. 46. von jenem pihati* abzuleiten: 
da jedoch der Zigeuner, seltene Fälle abgerechnet, nur fertige Worte aufnimmt, so ist es 
zweifelhaft, ob pichdlo mit pihati zusammenhängt Pott 2. 366. Vergl. aind. piS zer- 
quetschen, zerstampfen, mahlen, malmen Fick 124. mit piädva (pishdva) moudre Pasp. 84. 
pisdao j'ecrase, je broie; pühai sable, poussiöre Vaill. 

382. pijavica hirudo. 

pijavica nsl. serb.; bulg. pijevicB u. s. w. — pivavica (pivavüscha) f. sangsue Pasp. 
42. 439. ipivitzka Pott 1. 102. 

383. pilina. * 

piliny plur. ßech. — pilinos m. Sägespäne Wrat. 104. 

384. pipa.* 

pipa nsl. u. s. w. — pipa Pfeife Vocabul. Magy. pipa. 

385. pivbnica cella vinaria. 

pivnica nsl. u. s. w, Slavische Elemente im Magy. 76: pincze. — pinca Keller Müller 
176. 188. Vocabul. Aus dem Magy. 

386. plaStb pallium. 

plaSt serb. — plasia (plahschta) Weibermantel Bisch. Pott 2. 368. plaschda Mantel 
Bisch, hlaschda für plasia Mantel Liebich 128. pelashta cloak, plasia mantle bei den engl. 
Zigeunern Harriot 543. Bright LXXXIl. Vergl. plachia Betttuch Bisch, hlachda für plachta 
jedes grosse Tuch ibid. und plasia m. Leinwand. Vocabul. Pott 2. 367. 

387. platiti solvere. 

platiti serb.; bulg. plati u. s. w. — ptaskirawa solvere Narb., vielleicht für piaci- 
skirawa. 

388. plaviti facere ut fluat, natet. 

plaviti schwemmen; plaviti se schiffen ßech. — plavinel verb. schwimmen Puch. 75. 
Wrat. 155. neben plimevel Wrat. 155. aus dem griech. Pott 2. 361. 

389. plavb navis. 

plav linter serb. — Vergl. plava radeau Vaill. 

390. plem§. 

plemja Geschlecht russ. u. s. w. — pUmjo Böhtl. 7. 

391. plug'b.* 

plug nsl. serb. u. s. w. — plugo Pflug Bisch, plügu, sdsiri plugösku Pflugeisen Bess. 

392. pluta.* 

plut, pluto, pluta Kork, eig. das Schwimmende; plutati schwimmen serb. — pluia 
radeau; pluiao je flotte; plutim flotte Vaill. 

393. po Adverb, Praeposition und Praefix. 

po mit dem Positiv drückt namentlich im bulg. den Comparativ aus: po bogat ditior; 
po wird auch mit dem Comparativ verbunden, in welchem Falle der Comparativ 
zweimal ausgedrückt erscheint. Demselben Zwecke dient po in der Sprache der 
Zigeuner: po lacö (laichö) meilleur Pasp. 66. 440. po angU plus en avant Pasp. 137. po 
kal6 schwärzer adj.; po kaUs adv.; po kalod^r schwärzer Ascoli 100. o po lacedir 
(latchedSr) optimus Pasp. 66. Mit den Cardinalia verbimden drückt po die Distribution 



225 

ÜBER DIB Mundarten dnd die Wanderungen der Zigeuner Europas, i. 

aus: po pansch Pott 1. 227. Als Praefix tritt po auf in pobisi^af ich vergesse Pott 1. 435: • 
histei*äwa^ bisseräwa ich vergesse Liebich 128. pöbisterda perf. Müller 202. pobisterel 
VocabuL bistrdva Pasp. 181. bistriom j'oublie VailL; p6da gib Alter 244. 

394. podkova. * 

podkova nsl. Slavische Elemente ina Magy. 47: patkö. — pätkolinel beschlagen 
Müller 156. patkovinel Wrat.-Märch. 91. Unmittelbar aus dem Magy. patola f. Hufeisen 
Vocabul. ist jedoch griech. x^olXov. 

395. podrum^b. * 

podrum cella vinaria serb. Fremdw. 46. — kirchimo podrum inn Bryant. 

396. podvorije. * 

podvorbe russ. — podvüra aula, cors lAlter 170. 

597. ppd:b tabulatum, 

pod nsl. Slavische Elemente im Magy. 47: päd. — pod m. Hausboden Vocabul. pod 
pont Vaill. Kumun. pod 37. p6du po paj Brücke Bess. Vergl. preopodvs second story of 
a house bei den engl. Zigeunern Harriot 555, Pott 1. 105. 

398. pokoin^b quietis. 

pokojny- ruhig, friedlich i5ech. — pokono adj. ruhig, friedfertig Wrat. 131. 151. 157. 
pokono adv. 105. pokoni f. Friede 131. pokonopen m. Stille 151. 157. phokinjovel, phokind- 
vd verb. ruhen 151. phokinarel ausruhen 120. peske pckokinjon sobß odpoßifite Puch. 68, 
pokojno (pokoino) zufrieden Pott 1. 191. pökönö still, ruhig Liebich 152. 

399. pol je Campus. 

pole Cech. — andro poly in die Felder Puch. 75. pal o poly in Feldern 73. 

400. pom6ni> memoria. 

pom6n:& bulg. — pomdna Opfer Bess. Eumun. pomen^b. 

401. ponedelbnik^b dies lunae. 

pondSlek cech. — pondjelkos, phondjelkos ( — dielkos) Wrat. 104. 145. 

402. ponos^b exprobratio. 

ponositi serb. Slavische Elemente im Magy, 78: panasz querela; panaszol queri. — 
pdnaskodinda perf. beklagte sich Müller 156: magy. panaszkodik. Mit der ursprüngli- 
chen Bedeutung abgetragen ponos us6 Vaill. Eumun. 38. 

403. ponbcoha. * 

poAczocha Strumpf pol.; 8ech. punßocha. Aus dem Deutschen. — panöocha (pan- 
tschocha) Pott 2. 348. 

404. popeH, pepeH cinis. 

popel iJech. — popelos m. Asche, Staub Wrat. 105. 

405. por^jCiti commendare. 

poröCiti nsl. Slavische Elemente im Magy. 48: parancs, parancsol. — parancolinel 
verb. befehlen Vocabul. 

406. pori.* 

por, pori luk serb.; nsl. por u, s. w. Fremdw. 47. — purum oignon Pasp. 123. Nur 
in Europa bekannt, 

407. posibati.* 

posibatB russ.: das praefixierte Verbum findet sich in den Wörterbüchern nicht. — 
e strax^hori öoror4s poSibdüh (9 CTpaxopH HopopBC noniHBäHTB) Furcht durchzuckt den Armen 
Böhtl. 16. poSibaitb russ. conjugiert. 



226 Pbanz Miklosich. 

408. potok-B rivus. 

potoknsl.serb.u. s.w. Slavische Elemente imMagy. 78: patak. — pdtako BachMüller 173. 

409. povidlo.* 

povidlo eingesottener Obstsaft, insbesondere Zwetschkenmuss 8ech. — Vergl. hibh 
ra. Brei, Muss Wrat. 82. 

410. povije. * 

povije zwischen den Augenbrauen serb. — povhja (noBtH) Alter 21. povja (powja) 
Augenbrauen Bisch, povd sourcils Pasp. 70. pchuvhjd BMg. Der Zusammenhang wird zwei- 
felhaft durch hind. bhaun, plur. bhauen sourcil Garcin de Tassi, Rudiments 10: die 
aspirierte media geht, wirklich oder nur scheinbar, in die aspirierte tenuis über. 

411. pozde sero. 4i 

pozde ßech. — pozdeS, richtig wol pozdes, adv. spät Wrat. 105. 

412. prag^b limen. 

präg nsl. serb. u. s. w.; russ. porogB. — prdgu Bess. Rumun. präg. 

413. praht pulvis. 

prah nsl. serb. bulg. u. s. w. — prdhos m. cendres S6d. Pasp. 123. 445. prdho m. 
Staub Müller 202. Vocabul. Bei den span. Zigeunern pracos Pott 1. lOG. und praco 
Pasp. 36. Quelquefois on entend chez quelques Tchinghian6s södentaires la forme plur. 
praehtmatay imit6o du plur. grec moderne 445. prdchosh arena Alter 102. Pott 2. 361 
prockos Sand Liebich 153. aus dem pol. Vergl. barraw Sand Bryant. Prahos kennen 
die asiatischen Zigeuner nicht. 

414. prapori vexillum. 

prap?ir 6tendard Vaill. Rumun. 39. 

415. prg Praefix. 

Allen slavischen Sprachen gemein: russ. pere. — perejaö (nepea^) aufhören. Böhtl. 25. 
Es ist eine Nachbildung des russ. perestatb, wobei (ac adav) esse, habitare, manere dem 
statB als gleichbedeutend angesehen wird: ac! bleib! halt! Liebich 125. perel^ (nepeji9c) 
verstehen drückt etwa das deutsche begreifen aus, indem le (lav) nehmen ausdrückt. 
Als Adverb findet sich pro vor Adjectiven und Adverbien in der Bedeutung des lat. 
prae: pre, pra trÄs Vaill. 39. prSbüt trop 59. prÜaSo bien bon 55. pramiSto, premiito 
Vaill. 56. 68. 

416. pröd'B s§. * 

p?ed se, pJedce vor sich, weiter, dennoch ßech.; slovak. preca. — preca adv. den- 
noch Puch. 73. 

417. preko per Praepos. 

prSk nsl.; serb. preko. — preko Praepos. durch, vor; prekoid adv. vorgestern Vocabul. 
prtku v^ durch den Wald Müller 185. prtku Adverb hinüber ibid. 

418. prötiti minari. 

prititi für prStiti nsl. — pretervava (prettervava) drohen Pott 1. 437. pretterDaf, perf. 
pretterdum 2. 360. pretterwäwa Liebich 153. 

419. pr§2dbnb anterior. 
preXnij russ. — preznjo Böhtl. 9. 

420. pri Praefix und Praeposition. 

Tn allen slavischen Sprachen. — te priskirdes (xa npncKHp^Bc) hinzufügen, bezahlen 
Böhtl. 22. 264. 



Übeb DIB Mundarten und die Wani»bunqbn der Ziobunbb Eubopa^s. i. 227 

421. prijatelb amicus. 

prijatelj nsl. serb. u. s, w. — Vergl. prii ami; priesk amical Vaill, 

422. prijati favere. 

pMti aus p?ijati, p?eji i^ech. — priejinel gönnen Wrat. 163. pi^ietnel 134. prSejnel 106. 

423. prikloniti inclinare. 

priklonitB russ. — prikloniti anlehnen; priklonju ich werde anlehnen Böhtl. 16, 

424. pritvoriB porticus. 

pritvor serb. Serbische Elemente im Magy. 50: pitvar Vorzimmer, Küche. — pitara 
f. Küche Vocabul. 

425. prit^bda parabola, causa. 

prißkati se rixari nsl. — piriöa d6m&16, procös Vaill. ßumun. 39. 

426. prizadumati.* 

prizadumatB sja russ. — prizadumavSi in Gedanken Böhtl. 17. Es ist das russ. Par- 
ticipium praet. act. I. 

427. pro Praefix und Praepos. 

In allen slavischen Sprachen. — prokcholyhS (npoKXOJiUBd) Verlust Böhtl. 263. Vergl. 
keldva spiele, daher eig. das Verspielte: vergl. russ. proigratb. 

428. prositi rogare. 

prositi bitten nsl. u. s. w. — prüerav (prisßeraf) beten Bisch. Pott 2. 360. priserdjas 
hatte gebetet Wrat.-Märch» 100. priserpa (prisserpa) Gebet Bisch. 

429. prostiti remittere. 

prostiti ignoscere serb. — prostinel verb. verzeihen Vocabul. proserav (prosserqf) ver- 
zeihen, erlauben Bisch. Pott 1. 437; 2. 360. der, allerdings zweifelnd, pol. przepuäciö 
heranzieht. Bodapröstja Opfer Bess. ist asl. bogB da prostitb deus remittat. 

430. prost'B simplex. 

prost nsl. serb. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 50: paraszt bäuerisch, Bauer. 
— prösto m. Bauer Müller 166. tu ä6ro pröstqje du armer Bauer 171. pröstiko bäuerisch 
166. 171. 

431. pustynji desertum. 

pustina slovak. — pustinja (ptistina) Einöde Puch. 55. pustiü Bess. ptista: även ßkhe 
bare pdstäte sie kamen (kommen) zu einer grossen Pusta Müller 171: vergl. magy. puszta 
Slavische Elemente im Magy. 50. 

432. puska. * 

puSka nsl. serb.; bulg. puSk^b u. s. w. rum. puSkib. Fremd w. 48: ahd. buhsa. — 
ptiika sclopetus Narb. puski {pushki) f. fusil Pasp. 452. puSko m. Büchse Vocabul. hiischka 
Bisch, pusca musket. escopeta bei den span. Zigeunern Borrow. Pott 2. 365. puiki plur. 
Gewehre Müller 159. 

433. pyhati. 

pihati, pisem blasen nsl. — Mit diesem Worte hat Ascoli 56 piSot m. Blasebalg 
Puch. 46. Mündlich. piM6t (pishöt) m. soufflet Pasp. 123. 439. pi^it Müller 156. 172. 
ptiot m. Vocabul. pisotora bei dem Blasebalge Pott, Ztschr. 334. zusammengestellt: ich 
bezweifle die Zusammengehörigkeit aus dem bei pihati angegebenen Grunde, pisöt ist 
allerdings in Asien unbekannt Pasp. 123: auch in Europa gilt daneben küko Müller 195. 

434. pyr:b. * 

p;^fiti se erubescere 8ech. Slavische Elemente im Magy. 50. — piröSni roth Müller 173. 



228 Franz Mielosich. 

435. pbkl'B pix, infernus. 

pekel nsl. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 50 : pokol. — poklo m. Hölle Vocabul. 
Vergl. pikla brume Vaill. Rumun. 41. 

436. pbnB. * 

penB russ. u. s. w. — pnjush truncus Alter 132. 

437. pbprb piper, 

papar serb. ; bulg. piper; i$ech. pepf u. s. w. Fremdw. 49 : icticspt. — pdpros m. Pfeffer Puch-, 
45. Wrat. 101. peperi f. Wrat. 103. 148. pipSri m. Pasp. 435. peperi Liebich 151. Pott 2. 351. 

438. pBsati scribere. 

pisati nsl. serb. u. s. w. — pisinel verb. schreiben Vocabul. Müller 205. 

439. raditi.* 

radziö pol. — the radzis(nvau suadere Narb. 

440. rad-B lubens. 

rado adv. serb.; eech. rdd. — rado gerne: jek romni rddo kerelas ein Weib arbeitete 
gerne Puch. 62. Mit radb verwandt ist asl. radostb laetitia, Sech, radost gaudium: radostja 
(radosta) Freude Puch. 54, neben dem man frejda {Jreidd) findet Wrat. 131. Hieher gehört 
radysowas wol für radysowau gaudere Narb. 

441. raj. * 

raj Paradies russ. u. s. w. — rdjo Böhtl. 7. raj paradis Vaill. Rumim. 42. 

442. rak^b Cancer. 

rak ßech. — rdkos m. Krebs Wrat. 107. rako m. Vocabul. rak 6crevisse Vaill. raco 
m. crab. cangrejo Borrow. neben karavdi Mündlich, und karahin m., karodin m. Vocabul. 

443. rana vulnus. 

rana nsl. serb. u. s. w. — rana f. Wunde Vocabul. rana blessure Vaill. Eumun. 42. 
ranasy Wunde Bess. rynisdjlem ich verwunde Bess. 

444. rano mane. 

rano serb. bulg. — rdno matin S6d. Pasp. 124. de bonne heure 455* Bdno ist nur 
in Europa bekannt. 

445. ravBn^b planus. 

rovn^ ßech. — rovnonis adv. gerade aus Wrat 108. Ganz russisch ist rovnjaju sja 
ich gleiche Böhtl. 17. 

446. razboj latrocinium. 

rozboj nsl. u. s. w. — ryzböju Krieg Bess. Rumun. r:bzboju. 

447. razb Praefix. 

raz, roz nach Verschiedenheit der Sprachen. — te rozlSs (tb posJiBc) theilen Böhtl. 
267. aus russ. roz'b und zig. le sumere, daher dem russ. roznjatb entsprechend, te rozgenes 
(tb poaraHBc) auseinander gehen Böhtl. 263. Vergl. rozmerikiap dissolutio Narb. Die rumun. 
Zigeuner haben das rumun. Praefix des aufgenommen: despandel pe il 6te son ceinturon 
Vaill. 81. 

448. rebro Costa. 

Xebro pol. — dzewro costa Narb. 

449. rek^ dico. 

fku, reknu cech. — raker (rak'ker) sprich Pott 1. 436. rakir sprich Bisch, rakkeräwa^ 
rakkerwäwa ich rede Liebich 154. Die Formen vrakerdva parier Pasp. 86. 579. vakerel 
verb. sprechen Müller 165. 204. Vocabul. zeigen die Unrichtigkeit dieser Zusammenstellung. 



ÜBER DIE Mundarten und die Wanderungen der Zkjeuner Europas, i. 2§9 

450. reSeto cribrum. 

reSeto serb.; bulg. reSeto, rbSeto. — reS&o (resMto) blutoir S6d. Pasp. 124. 460. Nur 
bei den sesshaften Zigeunern in Europa. Vergl. rakto bluteau, tamis Vaill. 

451. ret^zb. * 

J^et2z catena Cech.; oserb. feöaz u. s. w. rumun. retez pessulus Fremd w. 50. — 
Vergl. fetavi {rzektatiyy) Schlossketten Pott 2. 25. 538. 

452. röca. * 

reca, raca Ente nsl.; serb. raca Fremdw. 49; rumun. racb; magy. r6cze. — reca 
f. Ente Vocabul. raca canard Vaill. rdca B61g. Bess. recd (retsd) f. Wrat. 107. die 
Schreibung lässt vermuthen, dass Wrat. das Wort nicht selbst gehört, sondern einer 
schriftlichen Quelle entlehnt hat; Puch. 50. hat dafür iambali; Danil. 104. scheint gleich- 
falls das Wort nicht gehört zu haben: rece (reize), redori (retszori); Alter 1H3. bietet hirecn 
(d. i. i reca) und reczori; Bright engl. LXXXIII. heretzi (d. i. he retzi)'^ bei Pott 2. 271. 
findet man ausser anderen Formen reöa (retschä)] Liebich 155. endlich hat recka (retschka)^ 
reca (retza), 

453. röpa rapa. 

repa nsl. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 51: r6pa. — 7*epa f., ripi f. Rübe 
Vocabul. 

454. rob^b servus. 

rob bulg. serb. u. s. w. — rob esclave; robim je patiente Vaill. Rumun. 42. 

455. rod'B partus. 

rod nsl. u. s. w. — röady Frucht Bess. rumun. rod. 

456. rogaßb. * 

rogaß'b russ. — rogdöo Ofengabel Böhtl. 267. 

457. rogati& comutus. 

rohat 8ech. — rohato gehörnt, eckig Wrat. 107. 

458. rogoz'b papyrus; rogozina tapes. 

rogoz carex nsl. serb. u. s. w. — rogotna (rogojna) paillasson; i^ogoz {rogoj ) joue falsch 
für Jone Vaill. Rumun. 42. 

459. rog^b cornu. 

rog-B russ. — rogosh Alter 151. 

460. rovt fovea. 

rorb russ. — rövosb fossa Alter 120. 

461. ro2a.* 

ru2a serb.; bulg. ruXb u. s. w. Fremdw. 51; rumun. txvtb. — rüia Müller 162; 
rvia (ruzha) Kog. 40. ruz Aus Süditalien Ascoli 139. Pott 2. 280. r^iio, ruz (nizho, rnzk) 
flower bei den engl. Zigeunern Harriot 546. rogeo, roseo flower Bryant. 

462. rudarb.* 

rudar und avrar heisst in Siebenbürgen der Zigeuner, der Goldwäscherei treibt; 
rudar orpailleur; nid m6tal Vaill. 

463. rykn^ti rugire. 

ryknutb russ. — rijknet Geschrei Bess. rumun. rbknesk. 

464. rylt, rylbcb Hgo. 

rylec pol. — o herlec {herletz) bÄche Vaill. 73. rumun. h'briec sarculuni. 

DealtUcbrifton der pliit-hirt. CL XXI. Bd! 

30 



230 Franz Miklosich. 

465. ryntslcB*: asl. rin'b Rhenus. 

r^'^nsk^^ rheinisch, der rheinische Gulden fech. — rinckos m. Gulden Puch, 47. rinckos 
Wrat. 107. rhntskos 134. Pott 2. 27«. 

466. rysB pardalis. 

ris lynx nsl. serb. u. s. w. — ris bete fauve Vaill. ßumun. ris pardalis 43. 

467. rySb.* 

rySav rufus 6ech. — ri/äj/ca bombycinum sericum, eig. röthlicher Stoff Narb. 

468. ryXdb rufus. 

roskaS verineil Vaill. Rumun. 48. 

469. rrbXda rubigo. 

rdjav malus serb. — 4rdavo adj. schlecht Vocabul. k odi ^rdavi pMn zu jener schlechten 
Schwester Müller 189. ir(Te7'>o ber.^ ein schlechtes Jahr 204. erdiavo manush a wicked man 
hung. Bright XOI. erdavovp adv. Bornem. 118. 

470. r:&2b.* 

rX nsl.; Cech. re8; russ. roäb, gen, rii Fremd w. 51. — r*oio (roz/io) Danil. 103. rozo 
(richtig roio) neben giv (giw) Alter 141, wie in den slavischen Sprachen rbXb neben 2ito 
für secale Pott 2. 280. roiqo (ro^fjo) seigle Vaill. jario Roggen, Mehl Böhtl. 25. o roiiko 
Roggen Bornem. 89. Vergl. rogohilo: rogo hilo (secale est) rye hung. Bright LXXXIV. 

471. sablja ensis. 

sablja nsl. serb.; bulg. sabij-b, sabb u. s. w. Fremdw. 51. — savio m. Säbel Wrat. 109. 

472. sam-b ipse. 

sam'b russ. — jor) sdvw Böhtl. 10. 

473. sapun:b.* 

sapun serb. bulg. alb. Fremdw. 52: ngriech. aaicoövt, rumun. stpon, magy. szappan. 
— saptlnis m. Seife Puch. 47. sapum m. savon S6d. Pasp. 124. 472. sapui 472. sdpüno 
Müller 169. saptmi f. Vocabul. sapani f, ibid. Die Urheimat der Sache und des weitver- 
breiteten Wortes ist Europa Pott 2. 236. 

474. saraj.* 

saraj Schuppen russ. Fremdw. — sardjo Böhtl. 7. 

475. sasin'b. * 

sasinb, sasb aserb.; ßech. pol. rumun. sas u. s. w. Fremdw. 52. — sasos m. Deut- 
scher Puch. 47. sasiökos demin. ibid. sasitka adv. ibid. sdsükes adv. Wrat. 108. saskinja 
(saskina) Soldatenmetze Puch. 47. Pott 2. 241. soso (sasso) Sachse, Deutscher Liebich 
157. 234. 

476. silbota dies sabbati. 

sobota ßech. — sohota f. Samstag Wrat. 109. Vocabul. 

477. S£|;k:b surculus. 

s6k nsl.; russ. suk:b; Cech. suk; pol. sgk. — senkosb ramus Alter 137; sukos^ demin. 
mkickos steht bei Puch. 11. ohne Angabe der Bedeutung. Pott 2. 239. 

478. sßjati serere. 

sejatb russ. — siiskirdu serere Alter 238. 

479. sSkavica.* 

Von sSkati. — sekavica f. Nagelzwicker Vocabul. 

480. sem§. 

semja vSamen russ. u. s. w. — s^jo (ciMe) Böhtl. 7. 



Über die Mündarten und die Wanderungen der Zioeuner Europas, i. 



231 



481. sgnB. 

sfil atrium ßech.; magy. szln. — sina {sihna) Küche Bisch. Pott 2. 238. Vergl. pritvonb. 

482. s§g:b:* s^Sbiib orgyia. 

sah Sech. — sdhos m. Klafter Wrat. 108. 

483. sila vis. 

sila nsl. serb. u. s. w. — sila Gewalt Pott 2. 240. silel verb. bändigen Wrat. 121. 
silerel verb. zwingen; sildo bezwungen 109. siläwa, sü^räwa zwinge; sildoj silerdo besiegt; 
siläpenrij silepenn Zwang Liebich 159. silerava zwinge Wrat.-Märch. 99. silkirvava {ssylkir- 
vavd) ich zwinge Pott 1. 442. sila f. strength. fuerza- neben sisla; posildü adv. compulsi- 
vely, by force. por fuerza; silnö adj. streng, fuerte Borrow. vergl. nasiliom cai piirdicm 
but I have suflfered and toiled much Borrow, Gipsies 264. 

484. sinB hyacinthinus, lividus. 

sinij blau russ. — sinjo m. sinja f. ßöhtl. 9. 

485. sirak^B pauper. 

sirak bulg. serb. — sarad pauvre Vaill. Rumun. 8:brak 44. 

486. sito.* 

sito nsl. bulg. serb. pol.; ßech. sfto (sejto) u. s. w, lit. sStas. — sita (sihta) Sieb bei 
den Zigeunern in Liefland Pott 1. 110. sita tamis Vaill. Rumun. 44. 

487. siv^B cinereus. 

siv nsl. bulg. serb. ßech. u. s. w. — sivo adj. grau Wrat. 109. siwo Liebich 159. 
sywo Narb. 116. pe sywone gresty auf grauem Pferde 115. 

488. skolBka ostreum. 

skojk^B concha bulg.; serb. skoljka. — skojka Muschel Bess. rumun. skojk'B. 

489. skornja. * 

Skornji nsl.; ßech. skomS, SkornS. — Skornje (ikorng) f, Stiefel Puch. 48. skomia 
Wrat.-Märch. 91. äkomi f. Wrat. 111. skornja f. 109. schkomia Bisch. Pott 2. 233. skomi, 
plur. skomia Liebich 159. szkomia ocrea Narb. skorvi für skomi bei den finn. Zigeunern 
B^ggö? Beiträge 1. 147. skoni für skomi boots bei den engl. Bright LXXXII. comes plur. 
für scomes buskins. botines Borrow Pott 2. 127. 

490. 8krip:Bka.* 

skrzypki Geige pol.; klruss. skrypka. — ^Ärep^Äa crincrin,violon; /?Ä:Wp^Ä:armusicien Vaill. 

491. skr:B2Btati stridere. 

skiriao je grince; skirSni grincement Vaill. Rumun. sk'BrSnesk 45. 

492. skvr:Bnav:& sordidus. 

skvrn serb. — skymdv schmutzig Bess. Rumun. sk'Brn^B. 

493. sliva.* 

sliva nsl.; serb. Sljiva; ßech. sllva. — sltva f. Pflaume Müller 181. äliva Bornem. 89. 
slivi f. Vocabul. slivdkero ibid. sliviko kdSt Pflaumenbaum ibid. silava f. Zwetschke Wrat. 
109. 168. Obst 109. 147. cilava, thildva ibid. thilava Zwetschke, Obst Puch. 49. Vergl. 
Pott 2. 108. Das zig. silava u. s. w. scheint unmittelbar aus dem magy. entlehnt: szilva 
Slavische Elemente im Magy. 54. 

494. sluga servus. 

sluga nsl. serb.; bulg. slug^ u. s. w. — sluga f. Magd Vocabul. Vergl. lai homas sluga- 
dhis I was serving Borrow, Gipsies 264. slugadis Soldat Vocabul. Ung. shdinel verb. dienen 
Vocabul. schluginel to serve hung. Bright XC. schhiginium I have deserved hung. ibid. 

30* 



239 

Fkanz Miklosich. 

495. sluz^s squama. 

Vergl. solzh Schuppe Bess. rumun. solz. 

496. smijati s<j ridere. 

smej:b s:& bulg. — smiao je souris Vaill. 

497. smoky ficus. 

smokin'B bulg. — rnokin figue Vaill. Rumun. smokin 45. 

498. smola bitumen. 

smola nsl. u. s. w. — zinöäly Pech Bess. rumun. smoal:b. 

499. smr^Bkati.* 

smrkati schnauzen dech. — smrkadd verb. Wrat. 109. 

500. so ha vallus. 

socha Hakenpflug russ. — s6cha Alter 165. 

501. sova noctua. 

sova nsl. serb. cech. u. s. w. — sova (i ssova) Eule Pott 2. 190. 

502. sreda dies mercurii. 

stfeda ßech. — stredone m. Mittwoch Wrat. 110. stredone 145. srida f. Vocabul. neben 
maSkerdviio dives der mittlere Tag 145. Liebich 222. maSkardives Wrat. 97. 

503. 8r:bbin:B. * 

srbin serbus serb. — sirhicko adj. serbisch; me dar duma sirhicka ich spreche serbisch. 
Vergl. servo adj. slovakisch; sen^iko m. Slovak eher ist wohl servo subst., sermko adj. 
Vocabul. 

504. sr:bnbcb* 8opxd8tov damula. 

srnec ßech. — srncos m. Reh Wrat. 110. 

505. stajnja. * 

stajnS* stajeR 8ech.; pol. stajnia. — stanja {stania) f. neben stala Stall Wrat. 110. 
steinia Stall Liebich 160. Tanja {tanya) tente Kog. Pott 2. 285. ist wohl magy. tanya 
Aufenthaltsort, besonders der Hirten, das slav. stanje ist. Slavische Elemente im Magy. 55. 

506. stan^B hospitium. 

stan habitatio nsl. serb. u. s. w. — stario locus bei den span. Zigeunern Borrow 
Pott 2. 468. Mit serb. stanac saxum immotum vergl. man stana bloc, pierre, röche; 
staihöo massif, solide; stanka masse, röche Vaill. Rumun. stan, st^Bnku saxiun 46. 

507. starostB senectus. 

Starost Alter, Sorge serb. ßech. — starostja (starosta) Sorge Puch. 79. 

508. stavilo statera. 

Auf dieser Form beruht — stavila obstacle Vaill.: die Bedeutung erklärt sich aus 
asl. staviti statuere, impedire. Rumun. stavil'B latus lecti exterius 46. 

509. st^ipiti incedere. 

stopiti nsl.; serb. stupiti u. s. w. — stapiav {stappiaf) schreiten Bisch. Pott 2. 245. 
Der Zusammenhang ist zweifelhaft. 

510. st£|jpi>nica.* * 

stupnice Seitenbalken der Stiege ßech. — depnica (tschepnitscha) Leiter Pott 2. 187. 
530. Die Zusammenstellung ist unsicher. Es scheint eine Verwechslung mit subenica vor- 
zuliegen, was zu vergleichen ist. 

511. stl:Bp:B columna. ' 
stolp nsl. u. s. w. — sHlp poteau Vaill. Rumun. sttlp 46. 



.. rr T* 238 

ÜBER DIE Mundarten und die Wandebümoen der Zigeuner Europa*s. i. 

512. stobor'b.'* 

ßtobor nsl. Slavische Elemente im Magy. 55: szobor. — sobor m. Pfahl Vocabul. 

513. stog^ acervus. 

stog Getreide-, Heuschober serb. u. s. w.; rumun. stog; magy. asztag. — stagus Schober 
rick bei den engl. Zigeunern Harriot 553. ist wohl das engl. Stack Pott 2. 246. 

514. stol^ thronus, sella. 

stol nsl. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 55: asztal Tisch. — sfolo Tisch 
Müller 193. Vergl. jikhe östoleha mit einem Tische 184. 

515. strah:B terror. 

strach'B russ.; strach öech. pol. — strachorl demin. Furcht Böhtl. 16. 

516. strana regio. 

storona, storonka russ. — dorönka Ort ßöhtl. 16. 

517. strSha tectum. 

stfecha f^ech. — strecha Dach Puch. 55. neben tacha Wrat. 125. straki auvent cou- 
vert Vaill. i straki auvent 78. Rumun. 47. 

518. str^Bk^B ciconia. 

stTBk bulg. u* s. w. — kukost^rk Storch Bess. rumun. 8t:Brk. 

519. stBklo vitrum. 

steklo nsl.; bulg. sfebklo; kroat. caklo; serb. staklo, stklo, sklo, caklo, cklo u. s. w. 
Fremdw. 56. rumun. stikl^B. — caklo m. Glas Puch. 37. Vocabul. cdklo Wrat. 84. steklo m. 
Glas Vocabul. neben glaza (glasa) f. Wrat. 90. und tvalin Liebich 204. wahlin bottle engl. 
Bright LXXXV. aus dem ngriech. oaXt. stßgla f. vitre, miroir Pasp. 43. 484. cdklürw adj. 
Puch. 37. cakleng6ro m. Glaser ibid. cakleng6ri f. ibid. cakle' cyathos Pott, Ztschr. 3. 333. öekh 
{tschekh) Glas Grellm. 223. Pott 2. 69. 

520. stBza semita, stBgna platea. 

steza nsl.; nsl. stegna Trieb weg. — stiga f. Fusssteig Wrat. 110. stika Pfad Bisch. 
stigga rue Kog. 44. Die Zusammenstellung ist trotz stign^ti sehr zweifelhaft und das 
Wort wohl deutsch Pott 2. 246. 

521. sumBneti dubitare. 

sumnjati dubitare serb.; nsl. sum, umnja suspicio; sumniti se u. s. w. — siimevel 
verb. eifersüchtig werden; sumepen m. Eifersucht Wrat. 110. 

522. sur^B. * 

sur nsl. bulg. serb. — suro adj. grau Wrat. 110. süro Liebich 161. 

523. sv6t:B lumen, mundus. 

svgt nsl.; serb. svijet; bulg. sv6t; 2ech. svgt. — sveto m. Welt Wrat. 165. Vocabul. 
Sveto Wrat. 112, schwetto Liebich 158; iweto coelum Alter 2. ist wohl auch sveto zu lesen. 
sv6ti (stt4ti) f. World, people. mundo, jente bei den span. Zigeunern Borrow. Pott 2. 233. 464. 
opiekimos sare svetoske opiekun ludu Narb. 116. sueste Welt, Volk Borrow. 

524. svQjfB sanctus. 

svet nsl. serb. bulg.; pol. fiwi^ty; lit. Sventas. — ivendo adj. heilig Wrat. 112. 135. 
fromm 131. schwendo heilig, katholisch Liebich 153. Svendopen Frömmigkeit Wrat. 131. svje- 
tindjas (sv&indas) svetil Puch. 55. Svendo {schwendo) katholisch; Svendo dives Feiertag Pott 
2. 233. Obgleich Svendas dem lit. auffallend nahe steht, glaube ich doch, dass es auf 
pol. 6wi£|jty beruht: 6 ist durch S ersetzt und vj§ wie sonst, in v§, ven übergegangen. 
Dass nach n die tenuis in die media übergeht, ist in der Lautlehre des Zig. begründet. 



Franz Miklosich. 

svcenkos festus (dies) Narb. Unmittelbar aus dem Magy. stammt szenta^ szinton Grrellm. 
316. 3ento adj. heilig; s&ntelin: nek s^ntdin weihe Müller 183. sentno heilig Bomem. 119. 
Slavische Elemente im Magy. 56: szent. 

525. svintcB. * 

svinec nsl.; russ. svinec:B; lit. svinas. — svinci Blei Böig. Pott 2. 248. 

526. svoboda libertas. 

svoboda cech.; nsl. sloboda. — sloboda Freiheit Puch. 75. slobodno adj. frei Vocabul. 

527. 8vr:&dl:B terebra. 

svrdao serb.; nsl. sveder. — sfredel vrille Vaill. Rumun. sfredel 44. Hieher gehört 
auch ßadero Mündlich. 

528. syrovt crudus; syrB humidus. 

syrb humidus russ.; klruss. in Podolien surovyj humidus; öech. ist syrov und syr 
roh. — syrövo neben kindo humidus Alter 213. Pott 2. 239. 

529. s:bb^d^ s? eveniam. 

sbilo se je serb. — sbinda succös Vaill. Vergl. Rumun. 16. 

530. stbor^B conventus. 

zbor bulg.; serb. zbor, sabor; zboriti loqui, confabulari: daher ngr. C'^i^^ptC^^ 
Slavische Elemente im Ngriech. 17. — zhöros {sböros) m., zhora f. (sböra) discours, lan- 
gage Pasp. 476. zborizava {sborizava) parier ibid. zborizdas {sborizdas) o ior {tchor) les 
voleurs criörent 52. 

531. s'Bdrav^, zdravB sanus. 

zdorov^ russ. — zdorov gesund Böhtl. 17. 

532. 8:&ljubiti s(j adamari. 

sllbiti ^ech. — slibinel verb. versprechen Wrat. 109. slibindel 163. Sljubnos (szlubnos) 
Narb. 115. ist pol. filubiny Verlobung. 

533. 8:bm^tbn^. * 

smutn^ Jfech.; pol. smutny u. s. w. — smiäno adj. traurig Wrat. 109. 

534. s:Bm?tena.* 

smetana cech.; pol. i^mietana u. a. w.; woher rum. smmt:bn:b und deutsch Schmand, 
Schmetten. — imentdna (schTnengtäna) Rahm Bisch. Pott 2. 233. imindana (schmindäna) 
Liebich 230. smevtino cröme Kog. 39. smentin cröme Vaill. neben fe/e/o5 Wrat. 153. Während 
das rumun. Wort sm:bnt'Bn:& Rumun. 48. sowie deutsch Schmand auf s'BmQsti rühren hin- 
weist, lassen i^ech. pol. u. s. w. an s'Bmesti abschöpfen denken. 

535. s:sm&. 

sonja Siebenschläfer russ. — s6nja Böhtl. 7. 

536. s'bpot^Bkati.* 

spotkaö, potkaö begegnen pol. — spotkiskirava: spodkiskirde sie begegneten Narb. 116. 

537. s:bprb, suprb: s^prb adversarius. 

süperil pe mandi il se fache contre moi Vaill. 55. superaosas tu te serais d6rang6 70. 
V^ergl. Rumun. 48. 

538. 8:Bslabiti.* 

seslabinel verb. ermatten: cMra, Siro seslabinde die Füsse, der Kopf wurden matt 
Puch. 68. 

539. s'&t£|j2iti si gravari. 

8tl2iti se cech. — steiinel verb. sich beschweren Wrat. 122. 



Ubeb die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa*s. i. o^ 

540. s^bvada contentio. 

svada nsL u. s. w. — sfada dispute VailL ol sfagin pe ils se disputent 55. Kumun. 
sfad:b 47. 

541. Safran^B crocus. 

Safran ßech. — Safranos m. Safran Wrat. 151. safranos 108. 

542. Sar:B. * 

5ar:b Kugel russ. — Sarosh globus Alter 74. 

543. sestar^B vasculum. 

dstar tinette Vaill. Rumun. SuStarju mulctra 53. 

544. Setriti.* 

setfiti aufmerken, schonen 2ech. — Setrsinel verb. schonen Wrat. 111. 154. 

545. Silo subula. 

Sidlo ßech. — Sidlos m. Schusterahle Wrat. 111. Sivlos 118. 

546. gip:Bk:& rosa. 

Sipek Öech. — Hpkos Hagedorn Puch. 77. 

547. Sisak^B.* 

SiSak nsl. Slavische Elemente im Magy. 57: sisak Helm. — SiSako m. Mütze Vocabul. 

548. Skola.* 

Skola Cech. — Skola f. Schule Wrat. 111. 

549. Steka.* 

Sceka, Sßoka Wange russ. — S6ka genae Alter 26. Pott 2. 229. 

550. Subenica. * 

szubienica Galgen pol.; f$ech. Sibenice. — iebnica (schebniza) Galgen; cebenica (tsche- 
benizza) rotw. Pott 2. 231. äebnfca {schebnüza) Leiter, Galgen Liebich 157. tschepnitscha 
Leiter Bisch. Vergl. st^pBnica. Für Leiter bietet Liebich 160. sterovica {steröwizza), 

551. äum^B sonus. 

Sum^B Geräusch russ. — Sumiskima strepitus, richtig: sie machen Geräusch Alter 56. 
Pott 1. 343. Vergl. chumas Geräusch, Getöse 2. 205. 

552. t%ga afflictio. 

tuga serb. — i tuga Mühe Pott 1. 159. bari fhtiga gross Elend 2. 307. fe tugovav 
{tugovaf) trauern 1. 425. 

553. tel§ vitulus. 

tele nsl. bulg. serb.; pol. ciel?, gen. ciel^cia. — telentos m. Kalb Puch. 49. telen- 
tiäkos demin. ibid. telenciko adj. ibid. celanto (tschelanto) Pott 2. 286. 

554. temelB fundamentum. 

temelj kroat. Fremd w.: griech. 6e|i8Xiov. — t^m^ fondement Vaill. 62. 

555. teska. * 

teska Namensvetter russ. — tjoska (töcke) Böhtl. 7, 

556. tgnja.* 

t^nja nsl.; 2ech. stSn, stifi. — tina Schatten Puch. 54. tivia Wrat. 113. 

557. tih^ tranquillus. 

tichij ruhig, leise russ. — iichSsh adv. lente Alter 224. 

558. tikr'B speculum. 

Slavische Elemente im Magy. 59 : tiker, tükör, tyükör. — tjekro {tiekro) mirror hung. 
Bright LXXXIV. 



2ä6 



Franz Miklosich. 



559. tiran:B. * 

tirani Tyrann russ. Fremdw. — tirdno Böhtl. 7. 

560. to id. 

to in allen slavischen Sprachen. — to odova phendjas dieses sprach er Puch. 66. to 
avel to b;^vä. das pflegt zu sein 67. 

561. tocilo torcular. 

tocilj, tocio Schleifstein; toCiti schenken und wetzen, eig. gehen und fliessen machen, 
drehen serb. — tocila Schleifstein Bess. 

562. tojaga baculum. 

tojagrb bulg.; serb. tojaga. — tojag verge, masse Vaill. Rumun. 49. 

563. topor'b ascia. 

topor nsl. russ.; bulg. toporiSk^B Handhabe. — tover m. Beil Puch. 49. tov4r, tovel 
m. hache Pasp. 516. tover (tobbp) Beil Böhtl. 20. tower securis Narb. töverb securis Alter 
175. tovirb Bess. tovr&ro demin. Puch. 49. toher Pott 2. 284. o tover Born. 89. toher axe 
engl. Bright LXXXV. Das zig. ist nicht aus dem slav. Wort entstanden: beide scheinen 
vielmehr aus derselben Quelle entlehnt. 

564. trajati durare. 

traja bulg.; serb. trajati. — tray vie, train de vie; trao je vis; traisaro je traine, 
m6ne la vie VailL trdimos vie 60. may miMo ti merao de kit traisaivo hihakktah mieux 
vaut mourir que de vivre si malheureux ibid. Rumun. 49. 

565. trqjba tuba. 

trambika bulg.; pol. tr^ba u. s. w, — trombur tuba Narb. 

566. tröba negotium. 

trebati opus esse serb. — trehola: so mange trebohla was mir zukommt Pott 1. 98. 
308. 316. 317; 2. 291. na trebbava ich darf nicht 2. 484. trebal il faut Vaill. 48. traba 
aÖaire 53. 56. saile ma traba j'ai eu affaire 52. 

567. tröm'B turris. 

trem (trem odkriven subdiale) nsl., bulg. trem; serb. trijem; klruss. terem; pol. trzem 
Fremdw. 61: T£p£|AVOV. — tremo (tremmo) m. Vorzimmer Wrat. 164. o tremmo Flur, Vor- 
haus Pott 2. 291. tremmo j dremm/i Liebich 133. 207. drSmmo Hauserden Bisch, tremos 
atrium Narb. 

568. tresk:B fulmen. 

tresk fulmen nsl.; bulg. tresk u. s. w. — traMa foudre, tonnerre Vaill. Rumun. 49. 

569. tr^s^ka.* 

tresk^B kaltes Fieber bulg. — trSska f. fiövre intermittente Pasp. 518. Man vergl. 
trisava (trissäva)^ ebenso trasinel verb. schütteln Vocabul. ich zittere, bebe mit serb. tresti 
se, tresem se tremo. 

570. truna.* 

truna, trumna pol. — truna f. Sarg Wrat. 152. Bisch. Pott 2. 291. 

571. trup^ truncus. 

trup nsl. serb. pol.; Cech. troup. — trupos m. Leib, Leben Puch. 49. 61. Körper 
Wrat. 141. corpus Narb. trüpo Körper Böhtl. 264. Fratze 31. trüpo Liebich 162. trupo 
Bisch. trupo Born. 89. truppo Körper bei den skand. Zigeunern Bugge, Beiträge 1. 
149. ^7*wjoeÄÄ:^ro adj. Wrat. 141. trupeskSri f. Camisol 139. trupeskro Bisoh. tr oupos Yxxlc^nixxs. 
druposy trupo body. cuerpo Borrow. trupo span. Bright LXXX. trupos engl. ibid. Pott 2. 291. 



Über die Mundarten und die Wamdbrunoen der Zigeuner Europa'S. i. 237 

572. tr^Bpeti pati. 

trpSti, ti-plm Cech. — trpinel verb. leiden Wrat. 114. 127. 

573. turBn^s.* 

turen nsl. Fremdw. 60. Slavische Elemente im Magy. 59: torony. — tomjo m. Thurm 
Vocabul. tömo Bisch, tumo m. Castle, castillo Borrow. tumu Thurm Bess. 

574. tys£|jSta mille. 

tisic 6ech. — tisicos tausend Puch. 13. tisico Pott, Ztschr. 3. 327. 

575. t'Bk^m'B aequalis; tbk^Bmo solum. 

takmen kroat. — tokma pröcisöment Vaill. Rumun. 50. 

576. tBma tenebrae. 

tema nsl. u. s. w. — temlica (temlizza) Finsteniiss Pott 1. 101, von dem nicht ent- 
lehnten zig. tamh finster durch das slav. Suffix ica abgeleitet. 

577. u Praepos. und Praefix. 

uiti evadere asl. u. s. w. — icgejöm (yreöM) ich würde weggehen Böhtl. 15. 

578. ud:& membrum. 

oud 2ech. — tidif udy Glieder Puch. 67. 

579. ugorbk:B.* 

ugorek cucumis nsl. — hohorka Gurke Wrat. 82. hohorka neben boborki f. Vocabul. 
Puch. 50. aus Grellm. Kog. 39. Pott 2. 406. Aus dem Magy. Slavische Elemente im 
Magy. 60. Fremdw. 52. 

580. ulica platea. 

ulica nsl. serb. slovak. — tUföa, oliöa f. (uKcha, oUcha) street. calle bei den span. 
Zigeimem. Borrow Pott 2. 75; ulika, unika nie; unikai ruelle Vaill. ütca Gasse Müller 
178 stammt unmittelbar aus dem Magy. Slavische Elemente im Magy. 60. 

581. val^B.* 

val unda nsl. serb. — vdlu Welle Bess. Rimiun. val. 

582. var^B calx. 

var bulg. — var chaux Vaill. Rimiun. var 16. 

583. vatra. * 

vatra ignis Fremdw. 63: alb. rumun. vatrB focus, fundus domus. — vdtro f. Feuer- 
herd Puch 50. vatro m. Frauenhemd, verschrieben für Feuerherd Wrat. 115. Auslaut 
und Genus sind zweifelhaft Pott 2. 77. vatra foyer, demeure Vaill. vatrasd heissen in 
den Donauländem die ansässigen Zigeuner. 

584. v^diti.* 

povöditi fumo siccare, in anderen Gegenden vuditi nsl. ; pol. po w§dzi6. — vendzjevava 
ich vertrockne siccor Pott 1. 425. wenäzonno trocken; ivennseno mass geräuchert Fleisch 
aus Zippel Pott 2. 84. ist pol. w^dzono von w§dzid Fleisch räuchern. 

585. veCerja coena. 

veCerja nsl. u. s. w. Slavische Elemente im Magy. 60: vacsora. — vadora f. Nacht- 
mahl Vocabul. 

586. verbir. * 

verblf Werber ßech. — verbiris m. Tänzer Puch. 50. verbirka f. ibid. Die Bedeu- 
tung Tänzer erklärt sich daraus, dass die Werbung mit Musik und Tanz verbunden war. 
Man vergl. Lenau's Gedicht: Die Werbung 1. 281. 

Denkjtcliriften der phiL-hüt (X XXI. Bd. «1 



238 Franz Miklosioh. 

587. veriga catena. 

veriga, veruga nsL; bulg. veriga. — beriga f. chain. cadena Borrow. i wering Kette 
.Pott 1. 154; 2. 80. 

588. veseliti exhilarare. 

veseliti se nsl. u. s. w. — veselil pe il devient gai Vaill. 70. 

589. v$dro uma. 

v§dro nsl.; pol. wiadro u. s. w. — wedra situla Narb. Ein in viele Sprachen, das 
alb., rumun., magy., lit. aufgenommenes slav. Wort. 

590. vSk'B aevum. 

v^k nsl.; serb. vijek u. s. w. — ve6i (vecst) Ewigkeit Grellm. 316. Rumun. :&n veCii 
veCilor in saeciila saeculorum. 

591. v^nbCB sertum. 

vSnec 8ech. — vjencos (mencos) m. Kranz Wrat. 115. 

592. vgstB nuntius. 

vSst nsl. — vesta nouvelle Vaill. o vesta la nouvelle 61. Rumun. vöste 18. ^ 

593. vSSalo.* 

vjeSala serb. — ve^dli f. Galgen Wrat. 115. 

594. vöverica sciurus. 

veverica nsl.; Cech. veve?ice. — veverica f. Eichhörnchen Wrat. 127. beverica 82. 
veveridka (weweritzka) Bisch. Pott 2. 80. wewSrüzka Liebich 181. beweritschka falsch Blut- 
egel Bisch, birbirecha ä^^Sva Pott 2. 431. berbirincha f. star-lizard. salamanquesa. The 
proper meaning is squirrel Borrow, der auchjpm6fcÄo m. lizard. lagarto; j^zV^ftfcÄa f. damit 
in Verbindung bringt. 

595. v§8te. 

ve6 mehr serb. u. s. w. — (a)vekj mehr. Aus Süditalien Ascoli 134. 

596. v§zati ligare; xsjie funiculus. 

v62e nsl.; bulg. vi2e u. s. w. — vindi (vinj) hart, lien; vindios {vinjos) souple Vaill. 
Rumun. VBndX flexibilitas; vindXos flexibilis 18. Vergl. Slav. Elemente im Magy. 29. 

597. vica. * 

vic^ bulg.; rum. vic^. Slavische Elemente im Ngriech. 12: ßCtCa pdßSoc. — vica 
(vitcha) f. verge, sarment Pasp. 43. 576. Vergl. bisa Rohr Wrat. 82. Pott 2. 425. 

598. vignB.* 

vlgna (vighna) foyer bulg. Pasp. 43.; nsl. vigenj Hütte zur Verfertigung von Nägeln; 
vi4ec; serb. viganj incus, officina fabri; öech. vyheJi Esse, Schmiede; slovak. vyheii. 
Fremdw. 64. Slavische Elemente im Magy. 61. — v(gna (vighna) f. la petite excavation 
oü les forgerons nomades allument les charbons Pasp. 43. 577. vignja f. Esse, Schmiede 
Müller 172. Vocabul. vignja Mündlich. Dieses Wort scheint den Weg aus dem Zig. in 
die slavischen Sprachen gefunden zu haben: dafür spricht die Unerklärbarkeit desselben 
aus dem Slav.; die Bedeutung, die es erklärbar macht, dass gerade dieses Wort aus dem 
Zig. aufgenommen ward; dazu kommt folgende mir von Prof. B. BogiSiö mitgetheilte Notiz: 
,A Canali (Konavli, südlich von Ragusa) c'ö un villaggio, che si chiama Vignji, e nel 
villaggio vi sono piü fabbri che nei villaggi circonvicini. Vive nel popolo la tradizione, il 
villaggio esser stato fondato da Zingari. Seppure gli usi e costumi sono identici cogli 
altri Canalesi, c'ö perö da osservare, che nessuna famiglia v'ha nome serbo coUa solita 
desinenza in^iö: le famiglie si chiamano Baulo, Brondzan, Kortizija, Capor, Caput.* 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa'S. i. 239 

599. vihr'b turbo. 

viher nsl.; russ. vichrb, vichorB. — vychrosb turbo. Alter 80. 

600. vina culpa. 

vina ßech.; pol. wina. — Vergl. savoro san vina ihr alle seid schuldig Puch. 53. 

601. vinika.* 

vinika wilde Rebe nsl. — vinika Gerte Böhtl. 266. 

602. vinogradis vinea. 

winograd vinea pol.; russ. vinogradt vitis vinifera. — vinogrodosh neben )nolh uva 
Alter 143. 

603. viSnja. * 

visnja nsl. serb.; bulg. visnB. — viSaa cerise Vaill. ßumun. visn^, viSin'b 17. 

604. vizg^.* 

vizgii das Wimmern; vizSatB wimmern russ. — vidiao {vijao) bruissement für bruire 
VaiU. 

605. vlaht vlachus. 

vlahb romanus, vlachxis, pastör aserb. Fremdw. 64. — vldkhos m. vlakhina f. vala- 
que Pasp. 115. 578. lakhinka f. 327. vlakh tchingkianS tchinghianös de la Valachie 578. 
Les tchinghian^s nomades appellent les s6dentaires Idkhos 13. öla^ko walachisch Müller 
126 ist aus dem Magy. entlehnt. Slavische Elemente im Magy. 61. 

606. vlak^.* 

vlak retis genus serb. — oWai Netz Bess. vlak^B ist von vlk (vlfesti) trahere abzu- 
leiten. Damit hängt wahrscheinlich auch rumun. olak Vorspann zusammen. 

607. vl'Bna lana. 

vina öech. — vlnos m. Wolle Wrat. 115. 

608. vojevoda bellidux. 

vojvoda nsl. u. s. w. — vojvöda^ (voivödas) m. chef des voleurs Pasp. 578. vojdo m. 
Richter der Zigeuner Vocabul. Vergl. Slavische Elemente im Ngriech. 12: ßoeßoSac. 

609. volja voluntas. 

volja nsl. serb.; bulg. voIb. — voje, olya voluntas Grellm. 316^ Pott 2. 82. vöjo m. 
Stimmung Müller 195. Vocabul. 

610. voziti vehere. 

vozitB russ. — voziskirdu, falsch vosizkiräu, vehere Alter 236. 

611. voXda.* 

vodja in vodjica habena serb.; pol. wodza. — v6dja {v6da) f. Zügel Puch. 50. vodia^ 
voda Wrat. 168. voida f. Halfter 135. woida Lenkseil, Halfter, Riemen Liebich 167. 206. 
232. vodjengero (vod6ngero) m. Riemer Puch. 50. 

612. vrana comix. 

vrana nsl. serb.; ^ech. vräna. — vrani cornices Pott, Zeitschr. 3. 328. 

613. vraibba magia. 

vraiha {vrajha) sabbat, wol in der Bedeutung Hexentanz ; vrai (vraj) sortil6ge Vaill. 
Vergl. Rumun. 17. 18. 

614. vr6m§ tempus. 

vreme nsl.; serb. vrijeme. — t;reme temps Vaill. 64. Rumun. vrfeme 18. 

615. vr'&h'B cacumen. 
Vergl. virfna tourniquet Vaill. 

31* 



240 



Franz MnUioeicH. 



616. YTiittti vertere; vr&te2b Cochlea. 

vrbtei Cochlea bulg. — virtao toumer; virtei (virtej) tourbillon. Vergl. rumun. virteX 
Wagenwinde; vrBrted^ trochlea, obex 18. 

617. v:bnuki nepos. 

vnuk ßech. — niukos m. Enkel Wrat. 100. 

618. v^Btorbnik'B dies martis. 

outerek 2ech. — outerko^^ m. Dienstag Wrat. 100. 

619. vy Praefix. 

vy russ. Sech. pol. — vydingirdv by sollte ich streichen (peitschen); vycingirdjd hylo 
er hat ihn durchgeprügelt Böhtl. 15. te vyöungdrdes (t9 BUHyHräp/^9c) ausspeien 24. wydiawa 
evehi Narb. wydiardau eiicere Narb. vylis (bhjibc) herausnehmen Böhtl. 25. vysykavis 
(BucuKaBdc) anzeigen Böhtl. 21: vergl. sykavis (cuKaBdc) zeigen 264. 

620. vydra lutra. 

vidra nsl. serb.; russ. vydra u. s. w. — vidra loutre und marmote Vaill. Rumun. 
vidrB 18. 

621. vyka.* 

vika clamor nsl.; serb. vikati, vißem u. s. w. — vika Geschrei Puch 50. f. Wrat. 115. 
vika clamor Pott, Ztschr. 3. 330. mcinel verb. schreien Puch. 50. 55. Vocabul. vldindja 
er hat gekreischt, gejammert Müller 179. 193. yikizava^ vikizdava verb. crier Pasp. 577. 

622. vym?. * 

vime nsl. serb.; russ. vymja. — imj6 (hätbö) Euter Böhtl. 18. 

623. vi&st^ga lorum. 

stu2ka aus vstuika dem. Band, Seidenband J^ech. — Mitika f. Taffetband Puch. 48. 
Band Wrat. 111. 

624. vbsak^B quilibet. 

svaki serb. — foäko, Mko jeder Wrat. 112. 138. sdko jeder Müller 173. Vocabul. 
sekono tout Vaill. 60. sdkovar jedesmal Müller 188. szekovar^ szekovari semper Grellm. 316. 
sakodij täglich Vocabul. säkojako verschiedenes Müller 184. jedweder Vocabul. Vergl. 
hakko jeder Bisch. Lieb. 

625. za Adverb, Praeposition und Praefix. 

zabyti oblivisci. — Dem gewissermassen nachgebildet ist te zabistyrSs (tö 3a6HCTHpd c) 
vergessen; te zahistyrdes 265. Te zachaci4s (t9 saxaHHdc) anbrennen Böhtl. 263. te zakades (t» 
saRa^dc) zabiratb zusammenraffen Böhtl. 262. zamarawa zabiö occidere Narb. zapchandatva 
claudere Narb., eig. zav^zati zubinden. 

626. zabaviti offendere, eig. wol aufhalten. 

zabawiö aufhalten; bawiö si§ sich aufhalten pol, — zahawisowa morari Narb. 

627. zablq;dBn:B erroris. 

zäbludn^ Sech. — zahlddno verirrt Böhtl. 16. 

628. zarja, zorja splendor. 

zarja, zorja nsl. u. s. w. — zara aurore; zara (sara) aube, blancheur; zior point du 
jour Vaill. Rumun. zart splendor 23. 

629. zbyt neben wzbyt nimis pol., entsprechend einem asl. izbyt-B* in izbyt^kt reliquiae. 
zebut, {sebut lohn zu viel Salz) Pott 1. 304. zebuti (sebäti) Übergewicht Bisch. Das 

Wort ist dunkel: but ist zig. hiä multum. 



Ubkr die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europas, i. 241 

630. zelen^b viridis. 

zelen nsl. serb. bulg. u. s. w. — zdeno adj. grün Puch. 50. Vocabul. ko z^leno ko 
dSmbyco (ko 38JIBHo ko /^BfBUgo) an die grüne Eiche Böhtl. 16. zeljunosh viriditas Alter 
130. zedun in zedun stadß a green hat Borrow, Gypsies 264. und in zedno adj. grün Vocabul. 
ist magy. zöld. senello Pott 2. 254. senvMo Liebich 158. ist durch Umstellung von zeleno 
entstanden 5 zdin grün Bess. zolim vert; zolimos verdure Vaill, 

631. zmij draco. 

zmaj nsl. serb. — zmeo dragon, cerf-volant Vaill. Rumun. zmeu 23. 

632. zobB avena. 

zob serb. — diov orge Pasp. 227. Haber Puch. 39. 70. Wrat. 88. dcov Böhtl. 
267. di(m Alter 142. diomtko adj. Pott 1. 100. diob {dschoh) 2. 214. dschöh Liebich 206. 
diou avena neben zup hordeum Narb. jov^ Aus Süditalien Gerste Ascoli 131. Im Aus- 
laute Wechseln auch sonst b und v: hob, hov Ofen Wrat. 147. gab, gav Dorf 126. Das 
anlautende dK mag in dem ursprünglichen dz für z begründet sein. Diese Darstellung 
ist jedoch unrichtig: das au-ch in Asien als diev (djev) Pasp. 120. bekannte Wort ist hindust. 
pers. Auf die Form zi6b. Mündlich, mag serb. zob eingewirkt haben, aus dem zabo m. 
Vocabul. mittelbar stammt. Slavische Elemente im Magy. 62: zab. 

633. zr:bcalo speculum. 

zrcalo nsl. — zrekalo m. Spiegel Vocabul. 

634. zubun^B.* ^ 

zubun serb. Fremdw. 66: venet.-ital. zupon. rumun. z:&bun. — zubuno tunica Münd- 
lich, buzunis f. Camisol Wrat. 139. 

635. zvörB fera. 

zvSrb russ. — zverösh animal Alter 147. 

636. zvSzda Stella. 

zvezda nsl.; serb. zvijezda u. s. w. — zv6zda Stern Müller 202. 

637. zvon:& tonus. 

zvon nsl. serb. u. s. w. — svon bruit, son, clameur, nouvelle Vaill. ßumun. svon 23. 

638. 2aba rana. 

iaba nsl. serb. u. s. w. — iamba f. Frosch Puch.* 66. Vocabul. Narb. zdmpa f. gre- 
nouille S6d. Pasp. 43. 125. zdmba 591. diambaWrsit. 131. neben zaba 116. 131. dschamba, 
diamba Kog. 41. djanba Danil. 105. dschampa Liebich 133. schampa Bisch, capwj Böhtl. 
266. zamböri demin. Puch. 67. iambiöka 66. Pott 2. 233. Ngriech. CaiA'Tca Slavische Elemente 
im Ngriech. 16. Alb. diambe Albanische Forschungen 1. 37. Zdmpa kennen die Zigeuner 
in Asien nicht Pasp. 125. Die Einschaltung des m ist befremdend. 

639. iagy.* 

Xagiew Feuerschwamm pol. — dzagva (dschagwa) Zunder Pott 1. 110. 

640. 2alostB zelus. 

2alo8t ßech. — iahstja (zalostia) f. Gram, Kummer, Leid, Klage Wrat. 116. 134. 143. 

64L 2ar:B.* 

2arb russ. — iarosh neben tatto, tatipi aestus Alter 113. 

642. äelözo ferrum. 

äelSzo nsl. — zelezo Eisen Mündlich. 

643. 2ena mulier, 

2ena nsl. serb. u. s. w. — zena Gattin Müller 202. 



^■^^ Franz Miklosich. 

644. iila vena. 

2ila nsl. serb. ßech. u. s, w. — iila Ader Puch. 68. diila {dschila) Ader Pott 2. 58. 
iyla, zyle Sehne 2. 233. ztla f. veine Pasp. 43. 593. Wohl verschrieben zeita f. AderWrat. 
116. Vergl. iilav {jilav) humide Vaill. Rumun. 2ilav 22. 

645. iivica. * 

Xywica pol. — dievica (dschewiza) Harz Pott 1. 101. 

646. iivina.* 

2ivina animal nsl. serb. — zivina b^te fauve Vaill. Rumun. iivin'B 22. 

647. iHt'B flavus. 

2lut ßech.; pol. iolty; russ. äeltyj. — diilto adj. gelb Wrat. 88. 133. dieldo {dscheldo) 
Liebich 150. 201. schelto Bisch. Ausland. iSlta f. Böhtl. 9. znto adj. stammt aus dem Serb. 
Vergl. dialo adj. Wrat. 133. Udo Vocabul. 

648. än&tvBnik'B altare. 

2ertvennik:& russ. — iertvSrdktt Altar Bess. 

649. 2upan'b. * 

Supan klruss. pol. Fremdw. 66. — zupancocha tunica talaris Närb. 



NACHTRAG. 



bliskati fulgurare. 

blyskati ßech. u. s. w. — hijisidiüa aus -nela es blitzt. Vocabul. Ung. 

butalbka.* 

butalka Rührfass bulg. — huddlka m. baratte Pasp. 189. 

45. cel^B integer. 

celo Born. 105. 

Sapka.* 

czapka pol. u. s. w. Fremdw, 128. — iapka Mütze Vocabul. Ung. 

ßavka.* 

ßavka serb. slovak. u. s. w. Slavische pjlemente im Magy. 23. — öoka Dohle. Un- 
mittelbar aus dem Magy. 

dah^B.* 

dach klruss. slovak. pol. Fremdw, 83. — dachos Vocabul. Ung. 

93. dosyta. 

doha genug Wrat.-Märch. 91. aus dosta, dossa, dosa, wie hi aus asti, assi, asi, si. 

98. duh:B spiritus. 

dticö m. espiritu span. Mayo. Zweifelhaft ist duquende m. a spirit, ghost. duende 
Borrow. dSla o dükhos il fait du vent Pasp. 203. 

108. gazuka. * 

hdsyka Tuch Ostgalizien. 



Übeb die MuivDABTEN unD DIE Wandebukgen deb Zioeukeb EuBOPA'S. I. 243 

109. ga£dati. 

hacVas er fand Wrat.-Märch. 86. 3. von hadzava, wofür sonst hadzinava gebraucht wird, 

gingav. * 

gingav nsl. serb.; klruss. djenglyvyj Fremdw. 89. aus magy. gyenge. — gengavo 
adj. schwächlich. 

113. gl§d6ti spectare. 

gendales Spiegel Vocabul. Ung. 

gora mons. 

gora nsl. serb.; 6ech. hora, hüra. — hura Berg Vocabul. Ung. 

119. gorbk^ amarus. 

gorak, grk serb. — kherkho adj. bitter Born. 100. 

132. grob^. Vergl. gotvr bis Narb. ist zu streichen. 

134. gro§B.* 

groM, garaM Groschen Born. 89. 

139. gn&meti tonare. 

griminel, griminnel es donnert Born. 106. 107. herminra es wird donnern aus herminla 
für herminela Vocabul. Ung. 

hall?.* 

halilt Heller öech. — Vergl. jalleri pl. Borrow. bei Pott 1. 89. 

151. holeva.* 

holev f. Hose Born. 88. holof Vocabul.* Ung. 

161. iz^ ex Praefix und Praepos. 

te iscinSs zerreissen Böhtl. 24. ispchagirava ich werde zerbrechen izlomaju 22. 

173. jezero.* 

ezeros tausend Vocabul. Ung. 

jug^B auster, meridies. 

jug nsl. serb.; öech. jih, jih u. s. w. — jigo m. Mittag, Süd Born. 88. 

189. kl jus? equus, asinus, iumentum. 

klistie soldier engl. Simson 296. Das Wort hängt mit tiglistö, praes. uglidva monter 
Pasp. 560, zusammen. 

199. kopanja mensura quaedam. 

kopanja m. Trog Born. 88. 

227. kruStka pirum. 

kniSka f. Born. 88. 

229. kn&ÖBma potus inebrians, c^^upona. 

koröraa Vocabul. Ung. 

233. kripa pannus. 

Mrpa^ ektrpa f. torchon, chiffon Pasp. 287. 

234. kr:bst:B Christus, crux. 
kerstos Kreuz Vocabul. Ung. 
lacin.* 

lacin, lacin^, lacny wolfeil i^ech.; pol. lacny leicht, Müsse habend. Ein dunkles 
Wort. — locnq adj. wolfeil Born. 100. 
lompavt.* 
lompav fremd aus dem deutschen Lump mit slav. Suffix. — lompavo adj. faul Born. 100. 



^"^"^ Franz Miklosich. 

lubenica.* 

lubenica Wassermelone serb. — luhunici f, Kartoffel Born. 88. 

274. lBg:Bk:B levis. 

polöke adv. langsam; polökeder langsamer Born. 118. 

278. maCbka.* 

mSöka (mStchka) f. chatte Pasp. 618, vielleicht ein Druckfehler. 

meriti metiri. 

mgriti nsl.; serb. mjeriti u. s. w. — merinel, merinä messen Born. 107. 

294. m^sbnica.* 

7nesnica Fleischbank Born. 90. 

mlaka.* 

mlaka Lache nsl. ; serb. mlaka Wasserboden u. s. w. — mlaka Sumpf Vocabul. Ung. 

299. mlin:b. 

mlina m. Mühle Born. 98. 119. 

305. more. 

Mein heisst zig. 7naro, inonro Vaill. 41. minroj ndndo, mo Pasp. 69. Mo wird in 
Anreden gebraucht: so kerdan, mo? qu'as-tu fait, ö mien? 365. moy so sanniisdn! ö mienne! 
comme tu es d61i6e! 366. 

308. most:b pons. 

Vergl. mosto m. Truhe Born. 88. 98. mochto Puch. 44. 

318. na da hast du. 

na Pott 1. 316. 

327. nehaj.* 

nek pijäj pijel, pijas, pijen Born. 112. 

332. nSmBCB. 

o ninco Born. 88. njemciko Gulden Vocabul. Ung. 

ni — ni neque — neque. 

me ni na hä ni pijd neque edo neque bibo; me ni mi kheld ni 7ia beSä neque salto 
neque sedeo Born. 119. Die türk. Zigeuner haben ne — ne: ne rakli is( ne sinid il n'y 
avait ni fille ni table Pasp. 388. Vergl. nikaj nusquam Born. 118. nikoda, nikda nunquam 
118. nikatar nirgend Wrat.-Märch. 90. 

339. oblok'b.* 

o bloki Born. 87. ohlaka Vocabul. Ung. magy. ablak. 

340. obraz^B. 

ohrazis Bild Vocabul. Ung. 

353. opad: opasti. 

apatind magy. apadok Born. 106. dr apatinde kiapadtak 122. 

orbl'b aquila. 

oi'los Adler Vocabul. Ung. 

358. ostr^B. 

osfro scharf Vocabul. Ung. 

360. ot^B Praefix und Praepos. 

otjychandSs (0TnxaH;^9c) öffnen Böhtl. 22. 

pälenka 8ech. 

paljenka Branntwein Vocabul. Ung. magy. p&linka. 



Über die Mundabteh und die Wakdbrunoen der Zigeuner Europa'S. i. 245 

palica virga, fustis. 

palca Stock Vocabul. Ung. magy. pälcza. 

parta nsl. Fremd w. 

parta f. ribbon. cinta Borrow. Pott 2. 345. magy. pärta Kopfputz der Mädchen. Slav. 
Elemente im Magy. 44. 

368. psip'B. 

p^pek pol. — penika Nabel Pott 2. 356. 

plßva palea. 

pleva (plewwa) Spreu Pott 1. 296. Vergl. pMva herbe Pasp. 444. 

ploStka cimex ßech. 

ploS^ in jvliplos punaise; juli puce, juliman pou Vaill. Yergl. dzuv Laus Puch. 39. 
Bumun. ploSnic^B. 

339. po Adverb, Praeposition und Praefix. 

In der Gradation: o po haredir le plus grand Pasp. 164. In der Distribution: po jek 
191. po Sei u peninda ghrösa 167. po je korro Born. 100. Vergl. Pasp. 440. In der Bedeu- 
tung post: po takhidra aprfts demain Pasp. 502. Als Praefix: popejd (nonaH) aus popeljd 
russ. popal:B Böhtl. 265. potradSs (noTpaflsc) ein wenig jagen 20. 

397. pod^B. 

p6do Boden Born. 88. 

pod^B Praefix und Praepos. 

podcinSs (no/^HHHdc) russ. podrSzatb ein wenig abschneiden Böhtl. 24. podmatSs (no;^MaT9c) 
russ. podpivatB sich öfters betrinken 23. 

pol:bdbne meridies. 

pälopluno Nachmittag Born. 118: pluno ist slovak, poludnl meridianus. 

410. povije.* 

Man beachte die verschiedene Bedeutung des mit v62da supercilium verwandten 
serb. und des zig. Wortes und füge zu den angeführten wohl mit aind. bhrü zusammen- 
hangenden zig. Wörtern noch hinzu: j9or sourcil Pasp. 444. und pckova Puch. 46. 

pozori>. 

cech. pozor. — d(e) pre tute pozoris gib acht auf dich Vocabul. Ung. 

415. pro Praefix. 

perepchdgirde (^epe^xÄ^Hp;^^) sie haben zerbrochen Böhtl. 18. 22. 

420. pri Praefix und Praeposition. 

ki pri Sukäre raklja beiel er sitzt bei schönen Mädchen ' Born. 99. 

427. pro Praefix und Praeposition. 

proÜv^s (npo4UB9c) vergiessen Böhtl. 24. prodöivSs (npo^^HBac) iüv prodzives verleben 24. 
protddava ich werde fortjagen 20. Man beachte die Futurbedeutung des Praesens wie 
bei den perfectiven Verben im Slav. 

432. puSka.* 

puSka Vocabul. Ung. 

skrilo. * 

skrzydlo pol. — skridlos Flügel Vocabul. Ung. 

494. sluga. 

i sluiina Magd Born. 89. 121. 

Denktchriften der phil.-hut. Cl. XXI. Bd. 32 



246 FSANZ MiKLOSICH. 

514. 8tol!5. 

stolkos Stuhl Vocabul. Ung. 

stromab.* 

Strom ßech. — stromos Baum Vocabul. Ung. 

613. SVÖt!5. 

svito für orszäg Born. 
syr!5. 

sfr cech. — sir Quark Puch. 47. 
8:bklep!5.* 

sklep cech. — skljepa Gewölbe Vocabul. Ung. 
taj. 

taj klruss. — taj und Born. 119. 
577. u Praefix und Praeposition. 

ubaryd es ist gut gerathen Böhtl. 262. iidaiav^ (y;^auiaB9c) erdrücken 21. wpckaruUs 
(ynxaH;^9c) verstecken 22. 
605. vlaht vlachus. 
vlahiko m. Walach Born. 89. 
609. volja voluptas. 
volakero adj. lustig Born. 101. 

619. vy Praefix. 

vyöin4s (buhhhbc) ausreissen Böhtl. 24. vyöivSs (b£I4HB9c) hinauswerfen 24. vydöas (Bii;^ac) 
aus vydicuH hinausgehen 24. vykines (b£IKHH8c) loskaufen 19. vymekSs (B£iM8Kac) hinaus-' 
lassen 23. 

620. vydra lutra. 

Vergl. o vidrisko kiräli Müller 173. 174. 
vt Praefix und Praeposition. 

vdicLs (B^^Hac) aus vdias hineingehen Böhtl. 24. vmakSs (BMaKBc) einschmieren 23. 
vtradSs (BTpa;^ac) hineinjagen 20. 

624. vBsak:b. 

sakovako auf alle Art Born. 105. sdkodi täglich Müller 173. 

625. za Adverb, Praefix und Praeposition. 

te zachavSs (tb 3axaB»c) dazu essen Böhtl. 20. zalyddas (3aJi£i;(Mac) aus zalydias hinaus- 
führen 26. zamakch£s (samaKXöc) beschmieren 23. 
zalog'B frustum. 

zalog wenig Born. 105. zalogeder compar. ibid. 
647. il'ht'h flavus. 
iiUö gelb Born. 101. iutälo gelblich ibid. 

Nro. 23. ist blSsks* für blSsko* zu lesen. Nro. 43. 2ecb. caäk ist aus dem Deutschen entlehnt. Nr. 60. cerha Puch. 37 
soll für Pflaster Plachte d. i. Plahe, Plache stehen, wie ans Seite 23 hervorgeht. Nro. 98. naduSo vergl. Pott. 2. 310. Nr. 282. 
maklf^a ist vom r.ig. maklö durch das slavische Suffix i5a für ica abgeleitet. Nro. 308. mosto, mochte vergl. Pott 2. 437. 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa*», i. 247 



ABKUEZUNGEN. 



Bat. 8. Literatur: Bataillard. 

Bess. Vocabular aus Bessarabien. 

Belg. Vocabular aus Belgorod in Russland. 

Bisch. 8. Literatur: Bischoff. 

BöhtL s. Literatur: Böhtlingk. 

Born. 8. Literatur: Bornemisza. 

Borr. 8. Literatur: Borrow, G., The Zincali. 

Camp uz. 8. Literatur: Campuzano. 

Cank.: A. und D. Kyriak Cankof, Grammatik der bulgarischen Sprache, Wien 1852. 

Danil. s. Literatur: Danilowicz. 

Fremdw. Meine Abhandlung: Die Fremdwörter in den slavischen Sprachen. Denk- 
schriften XV. 

Heuf. 8. Literatur: Heufler. 

Kog. 8. Literatur: Kogalnitschan. 

Müller 8. Literatur: Müller,' Fr. 

Mündlich s. Literatur. 

Narb. s. Literatur: Narbutt. 

Nom. Aus der Sprache der nicht sesshaften Zigeuner der Türkei. 

Pasp. 8. Literatur: Paspati, A. G., fitudes. 

Puch. 8. Literatur: Puchmayer. 

Rumun. Meine Abhandlung: Die slavischen Elemente im Rumun. Denkschriften XII, 

S6d. Aus der Sprache der sesshaften Zigeuner der Türkei. 

Slavische Elemente im Magyarischen. Meine Abhandlung über diesen Gegen- 
stand. Denkschriften XIX. 

Vaill. 8. Literatur: Vaillant, Grammaire. 

Vocabul. Vocabular aus Ungern. 

Vocabul. Ung. Vocabular aus der Gegend von Unghvdr. 

Wrat. 8. Literatur: Wratislaw, Versuch. 

\V rat. -Märchen s. Literatur: Wratislaw: Märchen. 



:H2* 



248 Fbanz Miklosich. 



LITERATUR 



Das folgende Verzeich niss enthfilt für diejenigen, die sich nach mir mit der Zigennerfrage beschäftigen werden, alle mir bekannt 

gewordenen Schriften und bedeutendere Artikel über Sprache, Geschichte, rechtliche nnd sociale Stellung der Zigeuner. Die G-nmdlage 

bot Pott's Verzeichniss« Was ich durch eigenen Grebranch kennen gelernt habe, ist mit einem Sternchen bezeichnet. 



* Alter, F. C, Über die samskerdamische Sprache, vulgo Sanskrit. Wien 1799. 
Pott 1. 19. Nach der Vorrede III. stammt das Wörterverzeichniss grösstentheils (der 
zigeunerische Theil ausschliesslich) aus dem Petersburger vergleichenden Wörterbuch 
(Vocabularia). Alter's Angaben sind nach dem Original berichtigt und ergänzt. 

*Anzeigen aus sämmtlichen k. k. Erbländern. V. VI. Wien 1775. 1776. V. Von 
dem heutigen Zustande, sonderbaren Sitten und Lebensart, wie auch von denen übrigen 
Eigenschaften und Umständen der Zigeuner in Ungarn 159, Zigeunerische Wörter 
nebst ihrer Bedeutung 94. Das Vaterunser zigeunerisch 95. 

* As coli, G. J., Zigeunerisches. Halle 1865. 

*Bartalus, St., A czigdny 6s viszonya zen6nkhez. In: Budapesti szemle. Neue 
Folge. III. Band. 107—120. 290—309. IV. Band. 35—74. Pest 1865. 1866. 

*Bataillard, Paul, De l'apparation et de la dispersion des Boh^miens en Europe. 
Bibliothöque de TEcole des Chartes V. 438—475. 521—539. Paris 1843. 1844. Nouvelles 
recherches. Troisiöme s6rie. Tome premier. 14 — 55. Paris 1849. 

*Bataillard, Paul, Les demiers travaux relatifs aux Boh6miens dans TEurope Orien- 
tale. Revue critique. Paris 1871. 191 — 217. 

*Baudrimont, A., Vocabulaire de la langue des Boh6miens habitant les pays 
basques francjais. Extrait des Actes de TAcadömie Imp6riale des Sciences, Belles-Lettres 
et Arts de Bordeaux. Bordeaux 1862. 

Bernard, H., Moeurs des Boh6miens de la Moldavie et de la Valachie. Paris 
1869. Vergl. Revue critique Paris 1870. 28. mai. 

Beschreibung des chursächs. allgemeinen Zucht-, Waisen- und Armenhauses zu- 
Waldheim. Dresden und Leipzig 1726. Pott 1. 12. 

Beytrag zur rottwellischen Grammatik oder Wörterbuch von der Zigeunersprache. 
Frankfurt und Leipzig 1755. 

♦Biester, Berlinische Monatsschrift. Berlin 1793. Band XXI. Februar 108—165. 
April 360—393. Pott 1. 17. 

* Bischoff, F., Deutsch-zigeunerisches Wörterbuch. Ilmenau 1827. Pott 1. 21. 
Blicher, Sten, Viborg Amt beskrevet. Kjöbenhavn 1839. 

*Böhtlingk, Otto, Über die Sprache der Zigeuner in Russland. Bulletin de la 
classe historico-philologique. St. P^tersbourg 1853. X. 1. 261. 

Borck, Le baron de, M6moire historique sur le peuple nomade appel^ Boh6mien. 
Oeuvres diverses. Paris 1802. 

*Bornemisza, J., A' czigäny nyelv elemei in: Üjmagyar muzeum. £aadjäk a' Magyar 
Academia több tagjai. Harmadik folyam. Pest 1853. Misodik kötet. 83 — 122. 

Borov, Cygane. Etnografißeska oßerka. In dem in Constantinopel erscheinenden 
bulgarischen Journal CitaliSte 1870. Nro. 6. 



ÜBER DIE Mundarten und die Wanderungen der Zioeuner £uropa*8. i. 249 

*Borrow, G., The Zincali; or, an account of the Gypsies of Spain. With an origi- 
nal coUection of their songs and poetry, and a copious dictionary of their language. 
London 1841. Pott 1. 24. 

*Borrow, G., The Zincali. An account of the Gypsies of Spain. New edition. 
London 1861. 

*Bright, R., Travels frora Vienna through Lower Hungary. .Edinburgh 1818. 
LXV— XCII. 

Brückmann, Von den Zigeunern und ihrer Lebensart in Ungarn: Breslauer Samm- 
lung. XXXni. Theil. Seite 69. 

*Bryant, J., CoUection on the Zingara, or Gypsey language. Archaeologia. London 
1785. VIL 387—395. Pott 1. 16. 

*Bugge, S., Vermischtes aus der Sprache der Zigeuner. Beiträge zur vergleichenden 
Sprachforschung. I. 139 — 155. 

*Campuzano, R., Origen, usos y costumbres de los Gitanos, y diccionario de su 
dialecto. ü. edicion. Madrid' 1851. 

*Caronni, F., Caronni in Dacia. Mie osservazioni locali, nazionali, antiquarie sui 
Valacchi specialmente e Zingari Transilvani. Milano 1812. 

Cruzillo, H, Vocabulario del dialecto Gitano. Madrid 1844. 

*Cyganie w krölewstwie polskim. Im Dodatek zur Gazeta Lwowska 1851. 14. 15. 

*Czacki, T., Dzieia. PoznaA 1844. 1845. 3 vol. O cyganach IIL 285—304. Ent- 
hält werthvoUe Nachrichten über die Geschichte der Zigeuner in Polen. 

*Danilowicz, J., O cyganach wiadomo66 historyczna. Wilno 1824. 

* Diccionario del dialecto Gitano. Origen y costumbres de los Gitanos. Gontiene 
mas de 4500 voces. Por A. de C. Barcelona 1851. 

*I)iefenbach, L., Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik. Berlin 1842. 
367—396. Pott 1. 24. 

Dirks, J., Geschiedkundige ondersoekingen aangaande het verblijf der Heidens of 
Egyptiers in de Noordelijke Nederlanden. Utrecht 1850. 

Domeny de Rienzi, G., De Torigine des Tzengaris. Revue encyclop6dique. Paris 
1832. Novembre 365—373. Pott 1. 22. 

Dorph, N. V., Rotvaelsk Lexicon. Viborg 1824. 

Dorph, N. V., De jydske Zigeunere og en rotvaelsk Ürdbog. Kjöbenhavn 1837. 
Recensiert von Henrichsen in Maanedskrift for Literatur Vol. XVIII. 1837. 

Dyrlund, Tater- og Natmandsfolk i Danmark betragtede med Hensyn til Samfunds- 
forholdene i det Hele. Kjöbenhavn 1872. 

*Elvert, Chr. d', Zur Geschichte der Zigeuner in Mähren und Schlesien. In: Schriften 
der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft des Acker- 
baues, der Natur- und Landeskunde. Brunn 1859. Band XII. 110 — 144. Das Werk enthält 
eine sorgfältige Zusammenstellung der von der Regierung gegen die Zigeuner getroflFe- 
nen Massregeln. 

Enyessei, G., Über Ursprung, Sprache und Schicksal der Zigeuner. Komorn 1798. 
Halle' sehe Allgemeine Literaturzeitung 1801. Intelligenzblatt 1799. 

*Etzel, A. V., Vagabondenthum und Wanderleben in Norwegen. Berlin 1870. Mit 
Benutzung von Eilert Simdt's Werk. 



250 Fbavz Miklosich. 

Evangelium Lucae. Emb6o e majarö Lucas. El evangelio segun S. Lucas traducido 
al romani 6 dialecto de los Gitanos de Espana (von G. Borrow.) 1837. Pott 1. 24. 

*Fändly, G., Historia compendiata gentis slavae Georgii Papanek. Tymaviae 1793. 
De postrema in Europa natione zingarica. 280 — 286. 

Fant, Erich M., Dissertatio. Observationes historiam Zigeunerorum illustrantes. Upsala 
1791. 14 pagg. in 4. Wird auch unter Rabenius angeführt. 

*Födi8ch, J. E., Böhmische Zigeuner. In: Mittheilungen des Vereines für Geschichte 
der Deutschen in Böhmen. IV. Jahrgang. Prag 1866. 202—209. 

*Fritsch, De Zigeunorum origine, vita et moribus. Jenae 1660. 

*Gerando, A. de, La Transylvanie et ses habitants. Paris 1845. 2 vol. I. 179 — 196. 

* Globus. Illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. Hildburghausen IX. 
1865. Leben und Treiben der Zigeuner. 1. Auf dem Monte Sacro in Granada 46. 2. Ab- 
stammung und Sprache der Zigeuner. Von A. Boltz. 50. 3. Abstammung und Sprache 
der Zigeuner. Von A. Boltz. 75. XL 1867. Die Vorstadt Triana und die Zigeuner 132. 

*Gräberg de HemsÖ, Doutes et conjectures sür les Boh6miens et leur premiöre 
apparition en Europe. Academia di Torino. 1813. 17^ — 40. Der Verfasser sucht nachzu- 
weisen, dass die Zigeuner seit dem dreizehnten Jahrhundert in Europa sind. 

* Graf funder, Über die Sprache der Zigeuner. Erfurt 1835. Pott 1. 22. 

* Grellmann, H. M. G., Historischer Versuch über die Zigeuner. IL Aufl. Göttingen 
1787. Pott 1. 14. 

Grellmann, H. M. G., Über den Ursprung der Zigeuner. Schlötzer's Staatsanzeiger 
Heft XVL Seite *440. 

Grolman, F. L. A. v., Wörterbuch der in Deutschland üblichen Spitzbubenspra- 
chen. Giessen 1822. I. Pott 1. 20. 

Hannikel oder die Räuber- und Mörderbande zu Sulz am Neckar. Tübingen 1787. 
Pott 1. 17. 

*Harriot, J. Staples, übservations on the oriental origin of the Romnichal, or 
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1830. IL 518—558. Pott 1. 21. 

Hasse, J. G., Zigeuner im Ilerodot. Königsberg 1803. Pott 1. 20. 

Heister, C. v.. Ethnographische und geschichtliche Notizen über die Zigeuner. 
Königsberg 1842. Pott 1. 26. 

Hervas, Laur., Vocabolario poligloto. Cesena 1787. Pott 1. 13. 

*Heufler, L. R. v., Zigeunerisches Wörterverzeichniss, 1850 einem Zigeuner in 
Hermannstadt abgefragt. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. Wien 1858.' 
IL 50—52. 

*Hopf, C, Die Einwanderung der Zigeuner in Europa. Gotha 1870. 

Horky, Zur Geschichte der Zigeuner. In: Brünner Wochenblatt 1824 Nr. 6. 9. Von 
d'Elvert 130 angeführt. 

Hoyland, J., Historical survey of the customs cet. of the Gypseys. York 1816. 
Pott 1. 20. 

Irvine, ün the similitude between the Gypsey and Hindoostani language. Trans- 
actions of the Literary Society of Bombay. 1819. Pott 1. 20. 

* Jimenez, D. A., Vocabulario del "dialecto Jitano, con cerca de 3000 palabras. 
IL edicion. Sevilla 1853. 116 pagg. in 16. Die erste Ausgabe erschien 1846. 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europas, i. 251 

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*Kindler,J.P., Interessante Mittheilungen über die Zigeuner. Nümbergl831. Pott 1.22. 

*Kogalnitschan, AI. de, Esquisse sur l'histoire, les moeurs et la langue des Cigains. 
Berlin 1837. Pott 1. 23. 

♦Kohl, J. G., Reisen in Südrussland. Dresden und Leipzig 1841. L 100—102. 234. 
280. Pott 1. 24. 

*Lei8t, A., üieSprache der Zigeuner. Nach eigener Erforschung. Ausland 1864. 880—884. 

*Liebich, R, Die Zigeuner in ihrem Wesen und ihrer Sprache. Leipzig 1863. 

Ludolphus, Job, Conmientarius ad historiam aethiopicam. Francoforti ad Moenum 
1691. Pott 1. 6. 

Magazin, Hannoversches, 1841. Nr. 40. 63. 64. Pott 1. 24. 

* Mars den, W., Observations on the language of the people commonly called Gyp- 
seys. Archaeologia. London 1785. VII. 382—386. Pott 1. 16. 

*Materialy dlja geografii i statistiki Rossii. Nachrichten über die Zigeuner ent- 
halten mehrere Bände dieses umfangreichen Werkes. 

*Mayo, Francisco de Sales, El Gitanismo. Historia, costumbres y dialecto de los 
Gitanos. Por Fr. de Sales Mayo. Con un epftome de gramdtica Gitana, primer estudio 
filolögico publicado hasta el dia, y un diccionario calö-castellano. Por Francisco Quindale. 
Novisima edicion. Madrid 1870. 76 und 76 pagg. in 16. 

* Michel, Francisque, Le pays basque. Paris 1857. Les Boh6miens du pays basque. 
128—146. 

Molnär, Specimen linguae czingaricae. Debrccin 1798. Pott 1. 19. 

* Müller, Fr., Beiträge zur Kenntni^s der Rom-Sprache in den Sitzungsberichten 
1869. XLI. 149—206. 

Muller, J. V., Untersuchungen über die Herkunft der Zigeuner. Geschichte der 
schweizerischen Eidgenossenschaft. Leipzig 1806. III. 116. 

*Narbutt, Th., Rys historiczny ludu cygaAskiego. Wilno 1830. Süownik j§zyka 
cygahskiego 152 — 169. 

*Newbold, The Gypsies of Egypt The Journal of the Royal Asiatic Society of 
Great Britain and Ireland. London 1856. Mit den Mittheilungen von H. S. Rickards 
über die Zigeuner Aegyptens, Syriens und Persiens. XVI. 285 — 312. 

*Ousely, W., Travels in various countries of the East, more particularly Persia. 
London 1823. Vol. IIL 4Ö0— 401. Pott 1. 21. 

*Paspati, A. G., Memoir on the language of the Gypsies, as now used in the 
Turkish empire. Journal of the American Oriental Society. Newhaven 1862. VII. 143 — 270. 

*Pa8pati, A. G., Etudes sur les Tchinghian6s ou Bohömiens de TEmpire Ottoman. 
Constantinople 1870. Das vortreffliche Werk behandelt in erschöpfender Weise die Sprache 
der Zigeuner Rumeliens und theilt Wichtiges über die vSprache der Zigeuner Asiens mit. 

*Pa8sa, Joubert de, Essai historique sur les Gitanos. Annales des Voyages. Paris 
1827. XXXHL 289—362. 

Possart, F., Ausland 1836. 30. September. Vergl. auch Ausland 1833. 163. 337. 
342. 346. Pott 1. 23. 

*Pott, A. F., Die Zigeuner in Europa und Asien. Halle 1844. 1845. 2. Bände. 

*Pott, A. F., Über die Sprache der Zigeuner in Syrien. Zeitschrift für die Wissen- 
schaft der Sprache. Berlin 1846. L 175—186. 



252 Franz Miklosich. 

*Pott, A. F., Über die Zigeuner. Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesell- 
schaft. III. 321 — 335. Neueste Beiträge zur Kenntniss der Zigeuner und ihrer Sprache 
Vn. 389—399. 

*Pottinger, H., Travels in Beloochistan and Sinde. London 181(5. Loorees 152 — 154. 
Deutsch Weimar 1817; 229—232. Pott 1. 20. 

Predari, F., Origine e vicende dei Zingari, con documenti intorno le special! loro 
proprietä fisiche e morali, la loro religione, i loro usi e costumi, le loro arti e le attuali loro 
condizioni politiche e civili in Asia, Africa ecc. con saggio di grammatica e di vocabu- 
lario deir arcano loro linguaggio: Milano 1841. Pott 1. 25. 

*Puchmayer, A. J., Romdni Cib, das ist: Grammatik und Wörterbuch der Zigeu- 
ner-Sprache nebst einigen Fabeln in derselben. Prag 1821. Der Verfasser, Pfarrer zu 
Kadnitz in Böhmen, ist nicht nur durch seine von Pott I. 20. als vorzüglich anerkannte 
Schrift über die Sprache der Zigeuner, sondern auch durch sein ,Lehrgebäude der russi- 
schen Sprache Prag 1820' und durch 2echische Dichtungen rühmlich bekannt. Er starb 
am 29. September 1820. Wie sein Biograph, Ad. Sedläßek, erzählt, pflegte er fähi- 
gere Zigeunerknaben einzeln zu sich zu locken, die Angaben der einen durch die 
anderer zu controliren, Mittheilungen, die sich als richtig erwiesen, zu belohnen, lügen- 
hafte zu bestrafen, und gelangte so in einem Zeitraum von zehn Wochen zu der möglich 
grössten Kenntniss der Zigeunersprache. 

Richardson, I)., An account of the Bazeegui*s, a sect commonly called Nuts. Asiatit* 
Researches. London 1803. VII. 451 — 479. Pott 1. 17. 

Roberts, S., The Gypsies. London 1836. 1842. Pott 1. 23. 

*Rösler, R., Zur Frage von dem ältesten Auftreten der Zigeuner in Europa. Aus- 
land 1872. 406. 

Rosenberg oder die im preussischen Staate entdeckte Zigeunerverscliwörung. Denk- 
würdigkeiten der preussischen Staaten. 1802 Juni. Pott 1. 19. 

Rüdiger, J. C. C, Neuester Zuwachs der Sprachkunde. Halle 1782 — 1793. Pott 1. 13. 

*Serwatowski, H., O cyganach w Galicyi. Przegl^d poznaÄski. 1851. XIII. 412. 

*Setzen, U. Jasper, Reisen durch Syrien, Palaestina, Phönicien, die Transjordan- 
Länder, Arabia Petraea und Unter- Ägypten. Berlin 1854. 11. Wörterverzeichniss aus der 
Sprache der Zigeuner Syriens 184 — 189. Vergl. Pott 1. 20. 

*Sim8on, W., A history of the Gypsies with specimens of the Gypsey language. 
London 1865. 

Sloet, Bijdrage tot de geschiedenis der ,Heidenen' in Gelderland. Bijdrage tot de 
vaderl. geschied. 1847. V. 93. 

Sprengler, F. R., Dissertatio historico-iuridica de Cinganis sive Zigeunis. Lugduni 
Batavorum 1839. Pott 1. 24. 

Storch, Über die Zigeuner im Königreich Preussen. Preuss. Provincialblätter 1 833. X. 426. 

*Sundt, Eilert, Beretning am Fante- eller Landstrygerfolket i Norge. Christiania 
1852. Andet Oplag. Mit vier Fortsetzungen 1859. 1862. 1863. 1865. Das Hauptwerk 
enthält 364 — 392 einen Anhang: Ordfortegnelse til det norske og svenske Fantesprog. 

Tetzner, Th., Geschichte der Zigeuner. Weimar 1855. Pott 1. 22. 

Thomasius, Dissertatio philosophica de Zingaris. Lipsiae 1677. Deutsch 1748. 

Vaillant, J. A., Origines, langage et croyance des Romftni Zindromes et Zindcali. 
Revue de POrient IV. Paris 1844. 127. 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa*8. i. 253 

*Vaillant, J. A., Les Romes. Histoire vraie des vrais Boh6miens. Paris 1857, Bis 
auf die Darstellung der gegenwärtigen Lage der Zigeuner in den Donaufürstenthümem 
unbrauchbar. 

*Vaillant, J. A., Grammaire, dialogues et vocabulaire de la langue des Boh6miens 
ou Cigains. Paris 1868. Die einzige Quelle für die Kenntniss der sehr wichtigen Mund- 
art der rumunischen Zigeuner. 

Vaterländische Blätter. Wien 1811. Beiträge zur Ethnographie Siebenbür- 
gens. 349. 359. 363. 377. 

* Vocabularia. Linguarum totiüs orbis vocabularia comparativa. Petropoli 1786. 
1789. I. IL 

Vulcanius, Bonaventura, De literis et lingua Getarum seu Gothorum. Lugduni 
Batavorum 1597. Pott 1. 3. 

*(Wratislaw, Graf von Mitrowic, Rudolf) Versuch einer Darstellung der Lebens- 
weise, Herkunft und Sprache der Zigeuner im Allgemeinen und der in Osterreich leben- 
den Zigeuner insbesondere. Als Manuscript gedruckt. Prag 1868. 

*(Wratislaw, Graf von Mitrowic, Rudolf) Märchen. Herausgegeben von Fr. Müller 
in den Sitzungsberichten 1872. LXX. 85 — 100. 

*Zigeuner. Ein längerer Artikel in J. H. Zedier s Universal-Lexicon. Band LXII. 
520—544. 

* Zigeuner. Über die Zigeuner des Baskenlandes. Annalen der Erdkunde. Berlin 
1831. m. 492—494. 

Zigeuner. Können Zigeuner nicht aus dem preussischen Staate verbannt werden? 
Berlin 1791. 30 Seiten. Halle'sche Allgemeine Literaturzeitung 1795. 1. 375. Deutsche 
Bibliothek CXV. 278. 

Zuev (SyeHt), V., Reise von St. Petersbxirg nach Chorson. Deutsch. Dresden und 
Leipzig 1789. Das russische Original erschien St. Petersburg 1787. Pott 1. 15. Eine 
Abschrift des Vocabulars aus dem letzteren verdanke ich Herrn Akademiker A. Schiefner 
in Petersburg. 



Zweite Abtheilung. 



Abhandlungen von Nicht -Mitgliedern der Akademie, 



DIE 

GLOSSE ZUM DECKET GRATIANS 

VON IHREN ANFÄNGEN 
BIS AUF DIE JÜNGSTEN AUSGABEN. 

VOH 

B^ JOH. FRIEDBICH B. VON SCHULTE, 

OBD. PROFESSOR DBS CAMOHIBCHBIV UND DKUT8CHBN BBCHT8 IN PRAG. 



YOSGELEOT IN DEB SITZUNO AH 18. JANNEB 187S. 



Einleitung. 

stand der Sache. Aufgabe. 

Im §. 4. ist angegeben, in wiefern die Literatur bisher sich mit der Glosse zum 
Decret befasst hat. Alles, was gedruckt ist, beschränkt sich auf Citate aus der Glosse, 
auf Anführung von Namen, auf die Hervorhebung der Bestandtheile der Glossatoren- 
arbeiten, somit auf Äusserliches. Bisher ist nicht einmal der Versuch gemacht worden, 
die Namen imd Thätigkeit der Glossatoren erschöpfend festzustellen, den Charakter der 
Glosse aus dieser selbst zu entwickeln, das Verhältniss zu fixiren, worin die Arbeit von 
Johannes Teutonicus zu den Leistungen seiner Vorgänger steht, in wiefern Bartholomäus 
von Brescia gegenüber dem Apparate des Johannes als Reformator erscheine. Eine Fest- 
stellung auch nur irgend eines dieser Punkte aus Handschriften hat nicht stattgefunden. 
Gleich wenig hat man untersucht, in wiefern die Ausgaben die Glosse enthalten. Es ist 
rein zufällig gewesen, ob die eine oder die andere Ausgabe citirt wird. Somit bin ich 
nicht in der Lage, Vorarbeiten, abgesehen von zufälligen Notizen, benutzen zu können. 

Meine Aufgabe geht dahin: 1. Zu untersuchen, welche Personen als Glossatoren an- 
zusehen sind, wann ihre Glosse gemacht ist, welchen Charakter sie hat, wie sie sich zur 
Glossa ordinaria verhält, welches ihre Methode ist. 2. Die Quellen, Methode, den Cha- 
rakter, Inhalt und die Entstehungszeit der Glossa ordinaria des Johannes Teutonicus 
festzustellen. 3. Die Thätigkeit des Bartholomäus genauer zu beschreiben. 4. Zu unter- 
suchen, in welchem Verhältnisse die Ausgaben zum Originale stehen. Die Untersuchung 
stützt sich auf solche Handschriften, welche für die in Betracht kommenden Punkte als 
massgebend anzusehen sind, sodann auf alle für die Glosse bedeutenden Ausgaben. 



Schriften, die öfter citirt werden. 

Jaff6, Regesta Pontificxmi Romanorum, Berol. 1851. 4. 

Maassen, Beiträge zur Gesch. der Jurist. Literatur des Mittelalters. Wien, 1857. (Sitz.- 

Ber. d. hist.-phil. CL der kais. Akad. d. Wiss. Bd. XXIV. S. 4.) 
— Paucapalea. Wien, 1859 (das. XXXI. 449). 

Denkschrifken der phil.-biHt. Cl. XXI. Bd. Abhandl. Ton Nichtmitgliedern. a 



2 Jos. Friedrich B. von Schulte. 

Phillips, Kirchenrecht. Bd. 4. Regeasb. 1851. 

Savigny, Gesch. des röm. Rechts im Mittelalter. 2. Aufl. Heidelb. 1834 ff. Bd. 3. 4. 5. 

Schulte, Zur Gesch. d. Lit. über das Decret Gratians. 1. 2. 3. Beitr. Wien, 1870. 

— Beitr. zur Lit. über die Decret. Greg. iX. u. s. w. Wien, 1871. 

— Summa Decreti Lipsiensis. Wien, 1871. 

— Literaturgesch. der Compilationes antiquae. Wien, 1871. (Alle 6 in den Sitz.- 
Ber. der Wiener Akad.) 

— Lehrbuch des kath. Kirchenrechts. 2. Aufl. Giess. 1868. 

— Lehre von den Quellen des kath. Kirchenr. Giess., 1860. 
Theiner, üisquisitiones criticae. cet. Rom. 1836. 4. 



Erstes Capitel. 
Die Handschriften und Ausgaben. 

§. 1- 

Die benutzten Handschriften. 

Ich habe gegen 100 Handschriften des Decrets mit Glossen theils oberflächlich theils 
genau in den verschiedensten Bibliotheken durchgesehen. Von allen haben gut acht 
Zehntel die Glossa ordinaria in der von Bartholomaeus Brixiensis überarbeiteten Gestalt. 
Bezüglich dieser genügt es, einige anzugeben, zumal die Ausgaben des 15. Jahrhunderts 
im Wesentlichen sich genau daran halten. Ein kleiner Theil enthält die Glosse des Johannes 
Teutonicus ohne die Zusätze von Bartholomaeus. Diese sind für die Untersuchung von 
Bedeutung. Ihnen dürfen jene beigesellt werden, die neben der Glosse des Joh. Teuto- 
nicus die Zusätze von Bartholomaeus als spätere Beifügungen haben. Für die Geschichte 
der Glosse von entscheidender Wichtigkeit sind zwei andere, im Ganzen selten* vor- 
kommende Kategorien. Die eine bilden jene Handschriften, welche nur spärliche Glossen 
haben, die andere jene, welche formliche Apparate enthalten, sei es ganz verschieden 
von dem des Johannes Teutonicus, sei es mit diesem verbunden. 

Es ist nicht möglich, ohne eine irgend eingehende Kenntniss der Gestaltung der 
Glosse vor Johannes Teutonicus sich ein Bild ihrer allmäligen Entwicklung zu machen, 
und zugleich festzustellen, worin die Thätigkeit dieses Glossators bestand. Ich habe zu 
dem Ende aus der Zahl der mir bekannten Handschriften jene ausgewählt, welche so 
ziemlich ein erschöpfendes Bild geben. Der Charakter der Arbeit selbst nöthigte mich, 
von diesen die massgebenden ausführlich zu behandeln, sowie verschiedene Glossen mit- 
zutheilen. Hierdurch wird hoffentlich der Zweck erreicht, wenngleich es nicht möglich ist, 
bei dem Stande der Handschriften — die Ausgaben nützen nichts für meinen Zweck — 



I Wie selten solche sind, zeigt mein Iter Gallicum, das unter 15 Handschriften in 9 Bibliotheken nur eine mit alteren 
Glossen angibt. Es ist überhaupt merkwürdig, dass sich in jenen französischen Provinzialbibliotheken so wenige Handschriften 
des Decrets vorfinden, schon mehr (21) der Decretalen Gregors IX. die Prager Univ.-Bibl. hat gar keine Handsehr. 
des Decrets, in Bamberg habe ich ausser der genannten noch 2 mit der Gl. ord. durchgesehen, in der Leipziger Univ.-Bibl. 
mit der Gl. ord. zwei, mit der des Johann Teutonicus eine (num. 958), in der Leipz. Stadtbibl. eine mit der GL ord.» in 
Hfinels Bibl. eine mit Gl. aus Siehard. und Joh. Fav., eine mit wenigen alten Glossen (die Hdschr. gehört zu den inter- 
essantesten, der tract. de poen. ist später zugeschrieben, saec. XH), in Gasse 1 eine mit Gl. ord«, in Wolfenbüttel ausser 
der genannten noch eine, in Berlin ausser den zwei genannten noch fünf, u. s. w. 



Die Glosse zük Decket Gratians von ihren Anfangen bis auf die jOnosten Ausgaben. 3 

eine solche Klarheit in die Geschichte der Glosse zu bringen, wie mir dies vielleicht 

bezüglich der Glosse zu den Compilationes antiquae gelungen sein dürfte. Es liegt eben 

eine Zeit von über 60 Jahren vor, aus der vielleicht kein Dutzend Handschriften mehr 

existirt. 

A. Innsbrucker (citirt I). 

Codex der Innsbrucker Universitätsbibliothek Nr. 90 membr. fol. saec. XIII. Auf 
diesen gestützt hat Maassen Beiträge S. 10 iF. die Glosse des Cardinalis beschrieben, 
auch das. S. 64 ff. über einen ^Anhang zum Decret* Nachricht gegeben; er setzt 
ihn saec. XIII. oder XIV. Betrachtet man die Schrift sehr genau und die offenbar später 
geschriebene Glosse, so scheint die Entstehung im XIII. unzweifelhaft. Er enthält 277 
Blätter. 

I. Die ersten By^ Blätter füllt das in meinem 3. ^Beitrag* Seite 4 beschriebene Bre- 
viarium zum Decrete ,In prima parte agitur de justitia^ fol. 271^ — 273 ein zweites ,De 
jure Scripte et non scripto et quod cuique proponatur* anfangend; auf 10^ bis 271*^ erste 
Spalte steht das Decret. Von demselben fehlen: c. 19. (von dem Worte an ceterorum- 
que Rom. eccl.) Cii. q. 5. bis dict. Grat, ad c. 6. zum Worte Sed obii [mit citur 
beginnt fol. 97'] C.iii. q. 1., sodann c. 1. vom Worte sectantem C.iii. q. 4. bis 
dict. Grat, ad c. ult. 4. ziun Worte dierum interstitio C.v. q. 2; jedoch ist c. 14. 
vom Worte [evijdenter ostenderis C.iii. q. 9. bis c. 2. zimi Worte sec. univ. syn. 
C.iv. q. 1. als fol. 102 eingeschaltet. 

Maassen hat bereits die 10. Paleae des Textes angegeben; am Rande mit der 
Bezeichnung pa-le-a sind nur zugeschrieben c. 17. Cii. q. 5., dann fol. 207' zum Schlüsse 
der Causa XXIX die in c. 1. x. de conjugio servorum IV. 9. aus c. 1. ibid. Comp. I. 
aufgenommene Decretale ,Adrianus papa Eberharde Salzeb. archiepiscopo. Dignum 
est et a rationis tramite'. Diese steht nicht im Anhange, wohl aber führt sie an Simon 
de Bisiniano (mein erster Beitr. 8. 29) an derselben Stelle. Der Text ist mit dicker 
sehr schwarzer Dinte, abwechselnd mit rothen und blauen Initialen (zwei grosse zu 
C. I. und n. princ. sind ausgeschnitten worden), die Glosse sehr zierlich und leserlich 
geschrieben. 

II. Gegenüber späteren Handschriften ist die Glosse im Ganzen wenig zahlreich. 
Dem Inhalte nach besteht sie meist in Verweisungen auf Stellen des Decrets Burchards 
(sehr häufig), der Institutionen, Pandecten, des Codex, der Authentiken. Citirt werden 
die Capitel des Decrets gewöhnlich mit dem Anfangsworte, nicht ganz selten aber auch 
mit der Zahl; ebenso werden einige Pandectenfragmente mit der ZiiFer angeführt, das 
Pandectenzeichen nimmt die Gestalt des bekannten verschlungenen F an. Neben diesen 
Quellencitaten finden sich oft ganz kurze Verweisungen auf die Bibel. Eine zweite Classe 
der Glossen bilden die Brooarda im alten Sinne kurzer ßechtsregeln (v. Savigny, Gesch. 
m. S. 5G7 ff.) z. B. gleich in D. I.: Quod in nullius bonis est, id occupanti conceditur. 
Mutuatxu* quantitas, commodatur species (eine Anzahl hat Maassen, Beitr. S. 13. Note 4. 
angeführt). Weiter stehen am Rande durchweg mit einer farbigen Initiale versehene Rubriken, 
welche, nicht mit denen der Capitel zusammenfallend, den Text zerlegen, z. B. D. 63. 
Electionifi decreto necessarium esse subscriptionem. Summi pontificis ordinationem pecu- 
niae interventu processisse. Canonicam poenam precibus posse remitti. Causa I.: Symo- 
niacum ipso iure excommunicatum esse. Canon datae sententiae. Neminem retinere posse 
quod vendidit. Symoniam committi quocunque tempore pecunia accipitur. Non per gratiam 



4 JoH. Friedrich B. von Schulte. 

sed per inquisitionem clericos debere ordinari. Siclum XX. obolorum pondus habere. 
Divinationem nunquam in bonam partem accipi. Verba dei mala intentione dicta recta 
sunt. Manche fallen mit den Brocardica zusammen; ich scheide sie aber, weil letztere 
nicht ausgezeichnet sind und den Satz durchweg in indicativischer Form geben, die Rubriken 
offenbar nur* den Inhalt anzeigen wollen. Endlich stehen Ergänzungen bez. wörtliche 
Stellen aus Vätern, insbesondere Augustinus, am Rande, auch sonstige Citate, z. B. zu 
c. 7. C.vi. q. 1.: 

,In silvam nee ligna feres nee in equora pisces, 
Fornacem nee flare velis, jubar addere soli.' 
III. Die Verfasser der Glossen betreffend, so gehören sie an: 

1. Cardinalis. Die erste desselben steht zum dict. cap. 1. C.xiii. q. 1. verbo 
filiis levi: ,hodie qd* m iure divino quia ministro consuetudinario quasi me dele- 
gante ei solvatur in cuius parochia est functus. C In Pars I. und III. steht keine 
einzige, die meisten von C.xxvii. an (ausgenommen den tract. de poenitentia) und 
zur Causa XVI. Ich habe 189 Randglossen gezählt, von denen die meisten sehr kurz, 
manche aber sehr ausführlich sind. Da über die Glosse des Cardinalis und ihr Alter 
von Maassen a. a. 0. näher gehandelt ist, so hebe ich nur hervor, was Maassen nicht hat. 

2. einem D. nämlich nur zu c. 4. D. 5: 

,ecce tempus ablactionis de quo sanctus david. dJ' 
Wer dieser D. sei, lasse ich vorläufig dahingestellt sein. Vergl. meinen 3. Beitrag 
Seite 52. 

3. einem P., die einzige zu c. 2. C.i. q. 2.: 

,quia videlicet pauperibus tam infidelibus quam fidelibus alimenta procura- 
bant sed incompetenter idem proponet. Solius enim paupertatis intuitu id 
agebant, quod littera sequens sonat. p/ 

4. einem B. Diese Glossen sollen besonders zusammengestellt werden. 

5. zu c. 5. C.xxxiv. q. I. et II. 

,Hinc coUige, quod si quis ante impletam usucapionem vel praescriptionem 
rem cognoverit alienam omnino etiam post impletam usucapionem vel prae- 
scriptionem secundum canones debeat restituere, quia eam praescribendo 
peccavit, secus si nunquam cognovit alienam, antequam praescriberet. secun- 
dimi Jo.* 
Damit ist Johannes Faventinus gemeint. 

Alle diese Glossen haben mit der anonymen dieselbe alte Schrift. Eine verschiedene 
tragen ein paar mit S. signirte, z. B. zu c. 1. D.ii. 

,populus tam nobilium quam ignobilium, plebs ignobilium. SJ" 
Mit Ausnahme dieser signirten Glossen, deren ausser der Glosse des Cardinalis 13 
oder 15 sind, ist die grosse Masse der Glossen anonym. Sie sind sehr alt, wie folgende 
Momente beweisen: 

a) Das Citiren der Capitel nach Zahlen. Vergl. meinen 1. Beitrag Seite 19. 

b) Der Charakter der meisten Glossen als blosser Citate, die Beifügung der Bro- 
cardica, Rubriken, der Citate aus Burchard, der Bibel, der Ergänzung von Väterstellen. 

c) Die Glossen sind abgeschrieben aus einem Codex, worin sie einem sehr alten 
Texte beigeschrieben waren, wie die geringe Zahl der Paleae beweist und auch der 
Umstand, dass c, 1 X. de coni. serv. als Palea zugeschrieben ist, welches in keiner 



Die Glosse zum Decbet Gratuns von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 



Ausgabe als Palea erscheint. Sollte nicht dieser Zusatz von einem Besitzer in der Salz- 
burger Diöcese gemacht sein? Vergl. meinen 3. Beitrag Seite 35. 

d) es wird nur eine einzige nachgratianische Decretale in der Glosse citirt 
(worauf bereits Maassen aufmerksam gemacht hat), nemlich zu c. 3. C.i. q. 1.: 

,licet tamen ecclesiis decurionum [lege decimarum] iura a laicis male detenta 
redimere et pignori accipere fructibus in sortem non computatis, ut in con- 
cilio turonensi.' 
d, h, c. 2. Concil. Turon. a. 1163 in c. 1. X. de usuris V. 19. Der Anhang des 
Codex hat das Capitel auch. 

e) Die Benutzung vorgratianischer Sammlungen, worüber Maassen bereits Mitthei- 
lung gemacht hat. 

Zu diesen Gründen tritt noch als ein wichtiger Umstand hinzu, dass die ältesten 
Arbeiten dem Glossator vorlagen und er sich vielfach daran hielt. Dies ist der Fall mit 
Paucapalea, wie folgende Stellen beweisen. 

Summa Paucapaleae 



Innsbrucker Codex. 

D.vi. Crapula est immoderatus gulae 
appetitus dictus sie crapula quasi cruda epula 
quia immoderato usu ciborum gravatur cor 
et stomachus et indigestio sequitur. 

D.xi. Tripharia verba dicuntur, quae 
quasi eadem tertio repetuntur in secretis 
seil, hostiam puram, h. sanctam, h. imma- 
culatam, rationabilem. Hie ordo nee in ve- 
tere nee in novo testamento reperitur, sed a 
sanctis patribus usualiter traditus ßomanae 
sedis auctoritate corroboratus, a cuius con- 
suetudine null! sine discretione iustitiae 
recedere licet. 

c. ult. D.xxx. infra xxvi q. ult. 
Sacerdos contra. Sed hoc de presbyteris vel 
clericis, ibi de laicis intelligitur. Vel illud 
generale, istud speciale, vel illud vetus hoc 
novum. 

c. 1. D.xcvi. . . seil, quod defunctum 
maritum sie semper amavit, ut unmn et 
mirae magnitudinis et pulchritudinis ex- 
struxerit sepulchrum in tantum, ut usque 
hodie omnia sepulchra pretiosa ex nomine 
eins mausolea nuncupentur. 

c. 23. C.xxiii. q. 8. Xenodochium est 
locus venerabilis, ubi pauperes peregrini 
suscipiuntur, a quo loco xenones vocantur. 
Patronotrophium est locus venerabilis, ubi 
infantes aluntur. Orphanotrophium est locus 



nach Codex 2220 der Wiener Hofbibl. 

D.vi. Crapula est immoderata vora- 
citas quasi cruda epula, cuius cruditate 
gravatur cor et stomachus indigestus effi- 
citur. 

D.xi. Tripharia verba dicuntur, quia 
quasi eadem tertio repetuntur, ut in secre- 
tis: hostiam puram, h. sanctam, h. immacu- 
latam et tertium descriptam, ratam, ra- 
tionabilem. Hie ordo nee in v. nee in n. t., 
ut dictum, est praefixus, sed a s. p. u. 
est traditus et a Komana ecclesia ma^ime 
corroboratus celebratus; a cuius e. s. d. i. 
nulli 1. recedere. 

c. 17. D.xxx. Sed huic toto aliud ca- 
pitulum in xxxi. causa quaestione vii. con- 
trarium invenitur, quod sie incipit Sacerdos 
etc. Solutio. Hie de p. et c, ibi vero d. 1. 
loquitur. Vel i. g. i. sp., v. i. v. h. novum. 

D.xcvi . . . Nam eo defuncto uxor eius 
mirae magnitudinis sepulchrum construxit 
in tantum, ut usque hodie omnia monumenta 
pretiosa ex nomine eius mausolea nuncu- 
pentur. 

c. 23. C. 23. q. 8. Xen. est locus ven., 
in quo peregrini suscipiuntur, a quo loco 
habitatores illius loci xenones vocantur. 
Orphanotrophium est locus ven., in quo pa- 
rentibus orbati pueri pascuntur. Gerontho- 



JoH. Friedbich R. von Schulte. 



venerabilis, ubi pueri parentibus orbati pas- 
cuntur. Geronthochomium est locus venera- 
bilis, in quo pauperes et propter senectutem 
solam infirmi homines curantur. 

c, 6, C.xxiv. q. 2. Diptychae sunt co- 
lumnae, ubi imagines patrum in suo cata- 
logo ponuntur. 

ad, c. 16. C.xxv. q. 2. Annotatio di- 
citur scriptum, quod Imperator proprio animo 
de aliquo negotio facit nemine rogante; 
pragmatica sanctio dicitur scriptura illius 
causae, quae in consistorio principis venti- 
lata deinde in scriptis redacta; pragmatica 
enim causa dicitur. 

c. 5. C.xxvii. q. 1. Exhomoloyson vel 
exhomologision graece latine interpretatur 
confessio laudis; exhomoloyson autem pec- 
cato dolentis et postulantis misericordiam 
confessio. 



chomium est locus, in quo pauperes et 
propter senectutem solam infirmi homines 
curantur. 



Wörtlich gleichlautend. 

ad c. 16. C.xxv. q. 2. Scriptum anno- 
tatio dicitur, quia imperator proprio motu 
de aliquo negotio facit nemine rogante; 
pragmatica sanctio dicitur s. i. c. q. i. c. 
p. prius est v., d. i. s. r.; p. e. c. d. 



ibid. Exhomoloysis graeco vocabulo 
dicitur, quia latine confessio dicitur. Cuius 
nominis duplex significatio est: aut enim 
in laude intelligitur confessio, sicut est: 
confiteor tibi d. p. c. et t., aut dum quis- 
que confitetur peccata sua et ab eo accipit 
indulgentiam, cuius indeficiens est materia .... 

Zahlreiche andere Stellen, die besonders Definitionen und Worterklärungen betreffen, 
stützen sich auf Paucapalea. Wie sich in diesen und anderen Stellen zeigt, gibt die Glosse 
häufig den Sinn in kürzerer Form. Dies, ferner der kurze Hinweis auf die betreffende 
Schrift der Bibel zu Stellen, wozu Paucapalea eine historia ausführt (vergl. Maassen 
Paucapalea Seite 45), die auf Paucapalea's Glossen zurückgeführte Methode (vergl. das 
von Maassen Pauc. Seite 40 aus der Summa Parisiensis: ,concordantia8 atque con- 
trarietates notavit in margine sie: infra, supra, tali causa vel distinctione' angeführte 
Citat) vom ersten Capitel an stets mit infra oder supra auf die bereits vorhergehenden 
oder erst nachfolgenden Capitel zu verweisen; der Umstand, dass vielfach die Glossen 
zu Stücken spärlich sind, welche in Paucapalea's Summa ausführlicher behandelt werden 
und umgekehrt ; die Nichterwähnung irgend eines anderen Decretisten ; die offenbare Ur- 
sprünglichkeit der Glossen und deren mit den ältesten Legisten übereinstimmende Methode, 
besonders auch hinsichtlich der Brocardica; alle diese Momente berechtigen zu der Ver- 
muthung, dass vielleicht viele Glossen von Paucapalea selbst herrühren. 

Neben diesem liegt bei vielen Glossen ein unmittelbarer Zusammenhang mit Ste- 
phan von Tournay vor, was einige Beispiele darthun mögen. 

Stephani Summa 
(nach Cod. Berolin. ms. lat. in 4. Nr. 193). 

ibid. Appellatio canonis alias late patet 



Innsbrucker Handschrift. 



c. 9. D.ix. Canonis appellatio alias late 
patet complectens omnem divinam scriptu- 
ram, alias solum vetus et novum testamen- 
tum, alias statuta romanorum pontificum et 
generalium conciliorum. 



complectens onmem div. scripta, alias solum 
V. et n. t., alias statuta pontificum et con* 
ciliorum. 



Die Glosse zum Decket Gba^tians von ihbbn AnfIvoen bis auf die jüngsten Ausoabbn. 



c. ii, D.xii. ^fra de cons. diaii. Sab- 
bato contra. Sed ibi Bomanis suadetur, qui- 



ibid. ^nveuitur contra de consecrat. 
d. III. Sabbato. Ibi consuetudo Romanörum 



bus de consuetudine jam est sabbato jeju- recitatur et suadetur, quae omnes in hoc 

nare; hie vero dicit Aug. ; hoc necessarium non coercet; hie dicitur quod aliis licet.^ 
non fore.' 

D.xvii. §. hinc etiam. ,. . Ibi enim ibid. ,Ibi enim dicitur, quod Sym. papa 

dicitur, quod Symmachus papa ante exspo- ante exspoliatus prius restitutus est, ut po- 

liatus prius restitutus est, ut postea accu- stea accusantibus responderet, quod hie 

santium propositionibus responderet; sed ibi tacetur. Unde necesse est contra vel 

forte de alio Symmacho agitur, vel de eodem ibi de alio Sym. vel eodem, sed in alio 

Symmacho in alio aliud factum intelligitur casu.* 
ex humilitatis utique dispensatione.^ 

D.xviii. c. 3. ,Simultas dicitur privatum 
odium' [später zugesetzt: latens et inve- 
teratum]. 

c. 4. ibid. ,Haec litera est correcta idus ibid. ,Quem enim dicimus octobrem 

octubris in xv die octubris, qui seil, mensis graeci dicunt hyperberon, vel hyperberitum 

dictus apud graecos hyperberiteos inveni- mensem, decimus immo quintus cet.' 
tur X"^"-* 

c. 25. C. I. q. ult. ,Supra di. xix. Se- ibid. ,Illud autem contrarium, quod si- 

cundum contra. Sed illud cum auctore suo gnificatur supra di. xix. secundum, nuUum 

generali ter reprobatur, istud in ecclesia esto, quia illud cum auctore suo reproba- 



ibid. ,Simultas est odium latens.^ 



catholica confirmatur.' 



tur.* 



IV. Die Glosse hebt folgendermassen an: ,Materia sunt canones. Intentio G. est, 
ipsos canones in quampluribus locis vage passimque disperses in concordi dispositione 
componere et eorum contrarietates cum interiectis distinctionibus ad concordiam revocare. 
Partivit autem opus hoc in tres partes. In prima de ministeriis, in secunda de negotiis 
ecclesiasticis, tertia de sacramentis pertractans. Tractaturus ergo de jure canonico al- 
tius quasi rete ducto expandit iter operi sumens initium sui operis a iure naturali eius 
divisiones et subdivisiones assignans. 

§. lus naturale est quaedam vis humanae creaturae naturaliter insita ad bonum facien- 
dum cavendumque malum. 

§. lus naturale generalius acceptum est quod natura omnia animalia docuit, ut in 
instit. legitur ti. de ju. na. ge. et ci. 

§• lus^ vero naturale in tribus consistit seil, in necessariis, in impossibilibus et me- 
diis, i. e. in mandatis, in interdictis et demonstrationibus. Mandat enim quod prosit, in- 
terdicit quod laedit, demonstrat quod convenit, ut omnia sint communia omnium, etiam 
sit una et inconcussa libertas, in quibus derogatum est sibi, in aliis non. 

§• Unde et Moyses ante legem datam loquens ad Ihetrum socrum suum dixit, se 
ostendere populo praecepta dei et leges eius, hoc intelligens de lege naturali, cum non- 
dum alia lex esset.* 

Einige Glossen theile ich noch mit zur Kennzeichnung der Methode und für die 
spätere Arbeit. 



< Steht genan so im Cod. Trevirensis. 



8 JoH. Friedrich R. voh Schulte. 

c. de Syrac. 13. D.xxviii. ^Universa episcopatus tempore ab episcopo acquisita 
dominio ecclesiae sociari: infra di. LXI. Ca., in aut. coli. I. quo opor. oportere. 
Sed hoc corrigitur in coli. viii. de sanctissimis e. §. Clericoß . . . Solutio.^ Multum 
interest, utrum ex rebus ecclesiae, an ex suis acquisierit in suo episcopatu. Si de suis, 
quidquid voluerit inde facere non vetetur ut infra xii. q. III. c. I. patenter osten- 
ditur. Si vero de rebus ecclesiae, nihil ad heredes transmittet, ut infra XII. q. IIII. 
Sacerdotis. Sed et si post mortem eins inordinatum remansit, ecclesia, cui ministravit, 
sibi in perpetuum- vendicabit. Hoc autem ita verum est, si non relinquit heredes de 
cognatione sua. Ceterum qui supersunt illi primum admittentur, ut infra xii. q. v. c. 
ult. Si autem yconomus ecclesiae de suis in usus necessarios ecclesiasticarum rerum 
erogaverit, vel e converso, debita compensatio adhibebitur, ut, quod alter alterius occa- 
sione probatum [s] fuerit expendisse in utilitatem ecclesiae ab ecclesia recipiat et e con- 
verso, ut infra xii q. III. Quicunque.^ 

c. Nullus missam 5. D. 32. ,Hic est canon dandae sententiae, sed antequam pro- 
cedat sententia ex dato canone non est cavendum ab huiusmodi, quia quousque ab 
ecclesia toleretur praetextu criminis eorum officium subterfugere non licet, ut infra 
m. q. Vn. §. ult.\ 

c. Quaesitum 4. C.i. q. 3. ,Sed hie monasteria non monachorum coenobia, sed 
quaelibet canonicorum minoris ecclesiae intelliguntur, in qua significatione apud gallos 
monasteria occupantur, in quorum provincia hoc concilium factum esse non dubitatur.* 

c. Eufemium 7. C.ii. q. 3. ,Ubi gelasius et Stephanus hoc dicant, non invenio.* 

c. 23. C.i. q. I. ,alia8 iudices.' 

c. 13. Cxi. q. i. v. legibus auferatur. §. Istud ex lege non est, nisi forte quis 
dicat, hoc dictum fuisse occasione illius auten. coli. L de heredi. et falci. §. primum.' 

c. 42. C.xii. q. 2. ,Eccle8iae Bononiensis episcopus defunctus erat. Interea ante- 
quam alius substitueretur, clerici eiusdem ecclesiae mansum quendam Scannabico vendi- 
derunt, ex cuius diligentia ager supra priorem aestimationem in fructibus profecit, aut 
ex cuius negligentia parum sicut prius vel minus lucrum affert. Substituitur tandem 
episcopus alius, qui recta consideratione pensabit, utrum Scannabicus mansum illum me- 
lioraverit. Tunc enim episcopus pretium restituet ei. Si vero illi agro meliorationem non 
dedit, ab eo pretium repetere non poterit. Hoc est casus huius decreti Si qua' cet. 

Zu dict. Grat, ad c. 10. C.xxxvi. q. 2. ,Salva magistri reverentia non potest dici 
ex priore capitulo, quod ipse inde colligit. Nam in eo casu loquitur capitulum, cum 
raptor solus in vitio fuit. Nullius itaque momenti est haec solutio, nisi quia est addendi 
occasio et frequcntis capituli continuatio; alioquin contrarium esset hoc paragraphum 
priori et sequenti paragrapho.' 

c. 40. §. 1. D.i. de consecr. ,Ecclesia Mediolanensis habet ueglonistas*, quae 
faciunt ista. Vocat autem veglonistas, quae ecclesiasticam suppellectilem lavant, lacera- 
tam recensuunt, oblatam in usum sacrificii praeparant.' 

c. 10. D.xxiii. ,Sed hodie in Gallicana ecclesia generaliter obtinet, ut diebus 
solemnibus et diaconus dalmatica et subdiaconus tunica utatur.' 

Zu c. 12. C.xiii. q. 2. ist am Rande zugeschrieben: 



» Von hier ab wörtlich auch ohne Signatar im Cod. Prag, mit alter Schrift. 
2 Ducange hat nur das Wort Veglones für Mailand. 



Die Olosbb zum Decbet GbukTUKS voh raBEN AntAnoen bis auf die jüngsten Ausgaben. 9 

,Urbanu8 11. Gottefredo Magolanensi episcopo. Mortuorum, qui in monasteriis 
sepeliri de[8ide]rant^ aut omnino iuxta praedecesBoris nostri Leonis decretum partem 
eleemosynarum mediam aut iuxta dispositionem nostram in Lateranensi concilio pro- 
mulgatam partem tertiam parochialibus ecclesiis statuimus relinquendam. 

Idem eidem. Capellanos quoque monachorum sicut reliquos parochiae tuae clericoß 
debitam tibi obedientiam persolvere volumus/ 

Diese Decretalen werden weder in einer der älteren Sammlungen, soviel mir bekannt 
ist, erwähnt, noch bei Jaf f 6 Regesta Pontificum verzeichnet. Auf eine Decretale Urbans III. 
über diesen Gegenstand weist hin die von Clemens III. in c. 9. x. de sepulturis iii. 28., 
wozu Richter auf das etwas ganz Anderes enthaltende c. 7. ibid. verweist. Urban II. 
hat (Jaff6 num. 4250) am 9. Jan. 1097 ein Concil im Lateran abgehalten. An der 
Echtheit ist nicht zu zweifeln, da ein Brief Urban's II. an denselben Bischof Godfried 
vom 14, Dec. 1088 bei Jaff6 num. 4026 erwähnt wird. Der Zusatz hat dieselbe Schrift 
mit dem Texte, so dass er imzweifelhaft bereits in demjenigen Codex stand, dessen 
Abschrift vorliegt. Da diese Decretalen durch die folgenden über denselben Gegenstand 
von Alexander III. antiquirt worden sind (vergl. c. 4. x. 1. c), so lässt sich mit Fug 
aimehmen, dass der erste Codex, von dem wir hier eine, sei es erste oder fernere Copie 
haben, in die Zeit Alexander's III. zurückreicht. 

Aus Allem dürfte hervorgehen, dass die anonyme Glosse über die sechziger Jahre 
des 12. Jahrhimderts kaum, jedenfalls nicht viel hinaufreicht, mithin unbedingt die 
älteste Form der Glossen ausweist. 

B. MünchLener I. 

Codex der Münchener Hofbibliothek Cod. lat. 4505 (Ben. 5.), fol., saec. xii. 
auf xiii. 

I. Voran geht das Summarium ,In prima parte agitur de justicia naturali et posi- 
tiva' (mein 3. Beitr. S. 4 fg.), welches in Pars ii. den einzelnen Causae vorgestellt ist. 

Die Handschrift hat trotz ihres hohen Alters eine Anzahl von Paleae, nämlich 
folgende sechsund fünfzig: c. 4. D. 5. mit 3 zusammenhangend, c. i. 2. D. 6., c. 5. 
D. 25., c. 7. D. 27. Zusammenhang., c. 5. D. 31 Zusammenhang., c. 2. 17. D. 32., c. 5. 
6. 7. D. 35., c. 6. D. 37., c. 13. 14. 15. D. 38., c. 6. 7. D. 42., c. 7. 8. 9. D. 44., 
c. 13. 23. 24. D. 50., c. 2. D. 56., c. 31. 32. D. 63., c. 4. D. 68 quoniam — habent, 
c. 21. D. 81., c. 11. 12. 13. I). 88., c. 2. D. 91., ^c. 12. 13. 14. D. 96., c. 3. 7. D. 100; 
c. 6. C.i. q. 4., c. 8. 9. C.ii. q. 1., c. 17. C.ii. q. 6., in c. 3. C.vi. q. 4. ein 
anderes: ,Cod. 1. IX. t. de probationibus. Accusatio quae' cet., c. 31. C.xii. q. 2., 
c. 2. 3. 4. 5. C.xvi. q. 2., c. 3. C.xvi. q. 7., c- 5. C.xx. q. 1., c. 23. C.xxii. qu. 5 
nur das Summarium, c. 1. 2. 3. C.xxiii. q. 8., c. 38. C.xxvii. q. 1., c. 6. C.xxx. q. 3. 
(ob auch c. 22. D.iv. de cons. ist fraglich, da dieses Stück fehlt). Daraus ergibt sich, 
dass keiner der bei den übrigen benutzten Texte vorlag. 

II. Die Glosse — wofern man von einer solchen reden kann — bietet die primi- 
tivste Gestalt dar. Sie hat keine einzige signirte Stelle, besteht überhaupt durchweg 
nur aus einer ganz kurzen Inhaltsangabe, die vielfach den Charakter von Brocardica 
annimmt, aus Verweisungen auf das Decret, Citaten aus dem römischen Rechte in grosser 
Zahl, sodann aus Burchard, einzelnen Vätern, aus kurzen Worterklärungen und wenigen 
sachlichen. Die meisten hat geradeso der Innsbrucker Codex. Ziemlich alle sachlichen 

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXI. Bd. Abhftndl. von Nichtmitgliedern. b 



10 JoH. Friedrich B. von Schulte. 

Bemerkungen sind aus der Summe Paucapalea^s entnommen, oder stimmen mit ihr über- 

ein. Dies imd der Umstand, dass die Capitel des Decrets unendlich oft mit Ziffern 

angeführt werden, keine nachgratianische Decretale citirt wird, berechtigt zur Annahme, 

das Original habe die älteste Form der Glosse enthalten, vielleicht die von 

Paucapalea. 

C. \Volfenbüttler (W). 

Codex der Bibliothek zu Wolfenbüttel, Heimst. 33. fol., 268 Blätter, saec. xiii. 
incipientis. 

1. Derselbe enthält einen für die ältere Zeit reichen Apparat, bestehend aus Citaten, 
Verweisungen, Brocarda, Distinctionen und auch vielfachen Erörterungen. Im Einzelnen 
enthält er Glossen von: 

1. C ardin alis mit der Sigle c, z. B. 

c. 111. C.i. q. 1. V. nihil: ,Qui consenserunt hereticis. e.' 

dict. ad c. 40. Cxi. q. 1. v. sacerdotes: ,i. e. sacerdotes abbates fieri. ut de Sui 
praeposito fiat appositio et e converso. c' 

C.xxii. q. 1. pr. ,Nota quidam dicunt seil, cardinalis [ist ausgeschrieben] quod 
decimae ratione personae tantum sunt persolvendae ; quod seil, verum esse potest, quando 
parochiae non erant distinctae; alii quod tantum ratione praediorum. Sed medium tenuere 
beati, solvuntur enim quandoque ratione praediorum, quae in territorio ecclesiae colim- 
tur ut infra c. xvi. q. i. si quis laicus, aliquando ratione personae, ut de negotiis, ut 
ar. c. xvi. q. i. questi.^ 

Von den unten mitgetheilten Glossen des Cardinalis hat die Handschrift keine, wohl 
aber noch einige andere. 

2. Johannes Paventinus. Es wird bei den unten mitgetheilten Stellen bemerkt 
werden, ob sie sich vorfinden. Ausser diesen gehören ihm noch eine Anzahl anderer 
an, über die bald genauer gehandelt wird. Neben B. und Bar. ist die Sigle Jo. die 
häufigste bei den überhaupt signirten Glossen. 

3. Gandulphus. Aus den unten folgenden Anführungen ergibt sich, dass Glossen 
von ihm sowohl einzeln vollinhaltlich aufgenommen wurden, als auch bei der Abfassung 
anderer vorlagen. Uebrigens sind ausser den unten citirten noch andere vorhanden. Darf 
man, wozu wir befugt sind, daraus, dass für einzelne Glossen durch andere Handschriften 
die Autorschaft von Gandulphus erwiesen ist, einen Schluss ziehen, so gehören ihm auch 
überhaupt verschiedene nichtsignirte an. Welche lässt Bich freilich nur zufällig fest- 
stellen. 

4. Bazianus. Der Codex enthält eine Menge von Glossen^ die mit B. b., eine grosse 
Zahl, die mit Bar. gezeichnet sind. Da von den mit b. signirten einzelne in anderen 
Handschriften mit bar. signirt sind, unterliegt keinem Zweifel, dass diese demselben 
Glossator angehören und zwar, wie unten gezeigt wird, dem Bazianus. 

5. Eine Anzahl von Glossen tragen die Siglen P., erwähnt werden M. und Simon, 
auch findet sich R. und S. ein paarmal, wie die folgenden Glossen und die unter P. 
mitgetheilten zeigen. 

Bei den älteren Glossen ist Paucapalea benutzt worden, indem eine ziemliche 
Anzahl von Stellen seiner Sxmmie entlehnt ist, z. B. die beim Innsbrucker Codex 
angeführten drei ersten und die fünfte. Es ist aber sehr leicht möglich, dass dieser 
Innsbrucker Codex mit dem unsrigen eine gemeinsame Quelle hat, da manche Stellen 



Die Glosse zun Decbet Oratiamb von ihben Anfängen bis axtf die jükgstek Ausgaben. 11 

(z. B. das dort mitgetheilte Beispiel zu c. 42. C.xii. q. 2.) sich in beiden vorfinden. 
Dass manche Stelle mit Bufin und Stephan stimmt, kann nach der Aufnahme von Glossen 
des Johannes Faventinus ohnehin nicht überraschen. 

II. Extravaganten werden im Ganzen wenige citirt. Beispiele: 

zu c. 7. [die Palea c. 3. fehlt] C. I. q. 2. ,ar. In extra, de praebendis, episcopus.^ 
Diese Stelle von Alex. HI. (c. 4. x. de praeb. iii. 5.) steht in der appendix Conc. Lateran, 
u. s. w., aber auch schon in den Anhängen zum Decrete Gratians (Maassen Beitr. 
S. 64 fg.). 

c. 31. Cii. q. 6. [Ulpianus ist dem Abschreiber zu einem Alpianus p. geworden]: 
,in extra, de appell. super eo-,' in der App. Conc. Lat. 

dict. Grat, ad c. 41. C.xvi. q. 1. Eine lange Distinction, beginnend ^ncidentem 
quaestionem hie movet magister in hoc §. seil, an monachi debeant decimas recipere 
et an teneantur eas dare? Et quidem cum non ministrant populo decimas recipere non 
debent* u. s. w. citirt^die vielerlei Decretalen Alexanders III. über die Novalzehnten u. s. w. 

c. 44. ibid. ,extra. Alex. III. cum ad officium, ad petitionem.' 

c. 2. C. 21. q. 5. ,Ar. quod non licet appellare ab ecclesiastico judice ad saecula- 
rem, sicut nee e converso ut ar. in extra. Alex. III. cum sacrosancta.^ 

Auf die in später zugeschriebenen Glossen braucht keine Rücksicht genommen zu 
werden. Es ist wohl unzweifelhaft, dass die Quelle dieser Decretalen die Appendix 
Concilii Lateran, oder eine der anderen vor die Comp. I. fallenden Sammlungen ist. 

Von vorgratianischen Quellen wird oft citirt Burchard, das magnum corpus 
canonum zu c. 9. C. 27. q. 1. (es ist die erste von Maassen Beitr. S. 53. mitgetheilte 
Glosse des Cardinalis.) 

in. Von interessanten Glossen mögen folgende einen Platz finden. 

c. 9. D. 19. ,Ecclesia Bomana dicitur quandoque coUectio iustorum, aliquando papa 
cum suis cardinalibus.' 

c. 18. C.vii. q. 1. dict. §. 3. ,Johe's Flavatinus [Joh. Fav.] et Simon distin- 
guunt, si aliquis ecclesiam suam dimittat causa ambitionis eam repetere non potest, si 
causa levitatis potest . . .' 

c. 9. C.xxiv. q. 1. v. errasse. ,Supra di xix. anathasius [lege athanasius] 
contra ar. Solutio: auctor huius capituli fuit antipapa anathasii. vel apostolica ecclesia 
non dicitur tantum papa, sed papa et cardinales. Vel dicitur ecclesia Christi congregatio 
fidelium ut de cons. di I. ecclesia; quare ecclesia nunquam in universo corpore suo 
errat, licet quandoque in aliqua persona erret. 

Argumentum, quod non dicatur ab ecclesia factum, quod ab ipsa universitate non ") 
fit, ut di xxi. §. decretis; sed licet papa erraverit, qui et per haeresim iudicari potest, 
ut di XL. si papa, non tamen ecclesia Komana sive apostolica errat, quae catholicorum 
coUectio intelligitur, ut de cons. di i. ecclesia, id est ea, quae utique nulla esse non 
potest, ut infra eadem pudenda [c. 33. ibid.], praesertim cum in evangelio Christus 
oraverit dicens ,ego pro te oravi petre ut non deficiat fides tua' ut di xxi. §.1. In 
Petro quippe significatur ecclesia, ut supra eadem quaestione quicunque. De Christo 
autem ait propheta ,voluntate labiorum i. e. verborum eius non fraudasti eum* cet. 

c. si papa di. xl. ,Nota quod pro haeresi tunc demum potest papa condemnari a [ 
subditis, cum erorem vult pertinaciter defendere, ut infra xxiv. q. 3. dixit apo~ 
stolus.' 

b* 



12 JoH. Friedrich B. von Schulte. 

Zu 46. C.xxvii, q. 2. wird citirt: ,Alex. videtur dicere in libro tertio de illis, 
quod, si quis habuerit esse cum sponsa de futuro tenetur eam ducere* cet. Vergl. beim 
folgenden Cod. Monacens. das zu derselben Glosse Gesagte. 

Einige Glossen haben die Sigle ß. et S., einige S. 

Von civilrechtlichen Quellen wird ausser den unzähligen Gitaten des römischen 
Rechts mehrmals die Lombarda angeführt. 

Eine grosse Zahl der Distinctionen in der von mir (im 1, Beitrage z. Gesch. der 
Lit. des Decr. Seite 52 ff.) mitgetheilten Art aus Sichardus findet sich vor. 

IV. Der Text, welchen die Handschrift vor Augen hatte, war ein sehr alter; denn 
sie hat von allen Paleae, die Richter* und BickelP anführen in der Zahl von 162 
nur folgende achtzehn: c. 5. D. 25., c. 7. D. 27' mit dem vorhergehenden zusammen- 
hangend, c. 17. D. 32., c. 47. D. 50., c. 2. D. 56., c. 31. 32* D. 63., die in c. 4. D. 
68 (aber nur quoniam — habent), c. 12.* D. 96., c. 6.* C. I. q. 4., in c. 3. C.x, q. 2., 
c. 47. Cxi. q. 1., c. 3. C.xvi. q. 7., c. 42. C.xvii. q. 4. zusammenhangend mit dem 
vorhergehenden, c. 10. Cxx. q. 1. (aber als cap. 5.), statt c. 23. Cxxii q. 5. ein 
anderes anfangend: ,Item Jeronimus in libro de natura rerum. Tribus modus iuramenta 
contracta sunt' cet., c. 5. Cxxiii. q. 5., in c. 2. C.xxxii. q. 7. — 

Im Hinblicke auf alle diese Umstände unterliegt keinem Zweifel, dass wir in dieser 
Handschrift einen vor Huguccio, der nicht ein einzigesmal erwähnt wird, aber nach 
1179 fallenden Apparat haben. Wer denselben gemacht habe, lässt sich nicht sagen. 

T>. Münchener II. (M). 

Codex der Münchener Hofbibliothek, Cod. lat. 10,244 (Pal. M. 244), fol., saec. 
xiii., 206 Bl. (hört auf in c. 21. D.iv. de cons.). 

I. Derselbe bietet zunächst einen sehr alten Text, da nur folgende neunzehn 
Paleae vorkommen: c. 5. D. 25., c. 47. D. 50., c. 2. D. 56., c. 31. 32. D. 63., in c. 4. 
D. 68 nur quoniam — habent, c. 12. D. 96., c. 6. C.i. q. 4., c. 8. 9. Cii. q. 1., in 
c. 3. C.x. q. 2. (fehlt aber quod — permittimus), c. 47. Cxi. q. 1., c. 3. C.xvi. 
q. 7., c. 42. C.xvii. q. 4. zusammenhängend mit dem vorhergehenden, c. 10. (aber 
als 5.) Cxx. q. 1., statt c. 23. Cxxii. q. 5. ,Jeron. in libro de natura rerum. Tribus 
modis iuramenta contracta sunt^ cet., c. 5. Cxxiii. q. 5., in c. 2. Cxxxii. q. 7., in c. 11. 
C.xxxvi. q. 2. Ob die letzte (c. 22. D.iv. de cons.) lässt sich natürlich nicht sagen. So 
steht also diese Handschrift der Wolfenbüttler sehr nahe. 

Die Handschrift hat gar keine wie immer geartete Glosse zu Causa xxxiii. q. 3. 
4. 5., sodann zu Pars iii. de cons. von D. H. an. Zu allen übrigen Theilen findet sich 
ein sehr reichhaltiger Apparat vor. 

IL Der Apparat selbst enthält Glossen von: 1. Johannes Faventinus. Siehe die 
von ihm anzuführenden Stellen und die spätere Ausführung. 2. Cardinalis. Auch dieses 
zeigen die späteren Mittheilungen. 3. b. B. und Bar. bar. Siehe die weitere Ausführung. 
4. mit N., 5. mit G. (Gandulfus), 6. mit a. (Albertus), 7. mit ste. (Stephanus), 8. mit d., 
9. mit p. (Petrus) gezeichnete Glossen. 

1 Im Corpus jaris canonici. 

2 De Paleis, qaae in Oratisni Decreto inveniuntar. Marburg, 1827. 

3 Wird auch von Hagacdo commentirt. Das auch von diesem commentirte c. 8. Cii. q. 1. fehlt. Dies und das Fehlen 
von c. 2. C.vi. q. 5., in c. 1. C.vii. q. 1. der Worte atqae id — veniat, der Worte absqne — coniugat in c. 11. daselbst 
c 15. Cxx. q. 1., welche Bickell als Paleae hat, ist von Bedeutung. 



DiB Glosse zum Decbet Gratuns von ihsen AnfAhobn bis auf die jüngsten Ausoaben. 13 

Am Ende von ein paar Glossen, z. £. fol. 171, steht pp. VergL meinen dritten 
Beitrag S. 42. Über diese Glossatoren bez. Glossen wird in den späteren Erörtenmgen 
die erforderliche Auskunft gegeben werden. Ausser den unten mitgetheilten oder erwähn- 
ten Glossen ist es der Mühe werth, noch folgende gleich hier zu geben. 

Mit der Sigle f. stehen verschiedene, z. B. zu c. Jus nat. D.i. Jd est jus divinum, 
quod in lege et in evangelio continetur, vel dicitur hominis ratio cet. bis motu naturae f.^ 

zu c. Est autem lex. hon. D.iv. ,Sic solvit gratianus, quod leges abrogant mores 
utentium in contrarium u. s. w. f.' — Mit der Sigle Jo. fa. Citate zu c. 2. Cxii. q. 4. 

zu c, Filiis vel nepotibus q. ult Cxvi. ,Sensus est, ut patronus non laedat eccle- 
siam etiam odicam mpartem oblationis, quod nihil; et sie legatur litera: q. 1. u. n. o. 
sua. s. etc. aut i. et non assu. ut repetatur non a superiori vel aliquam i. e. sal. mensae 
i. e. oblationis assumat. dico ipsa innocens operatio patronorum. f.^ 

Diese Sigle kann auf keinen andren Glossator als (Joh.) Faventinus gehen. 

Bisweilen kommen mehrere Siglen zu einer Glosse vor, nämlich: 

c. 8. §. 2. V. quid inj. D. 47. ,Non congrue opponit, non enim sufficit abstinere a 
malo. m. f. b.^ 

c. 1. D. 69. V. licentia. ,Similiter solet quaeri, si sacerdos daret huiusmodi ordines, 
si starent? Dicimus quod non, sed de mandato papae bene, sed episcopi non. g. b.^ 

c. 6. D. 74. ,Hoc c. inducitur, quod ad mimori. quis cogi non debet descendere 
n. §. quod falsum est, immo quod invitum possit ordinari m. g.^ 

c. 27. §. 1. V. abominabiles C.L q. 1. ,Infra xiv. q. 5. scriptum est, supra D.xc. 
c. 2. Quocumque modo fuerint illicitae secundum G., distinguunt autem secundum Johan- 
nem, ut infra xiv. q. 5.' 

c 7. C.xxx. q. 2. V. II lud. ,Scil. filiam conmiatris posse ducere uxorem, si ergo non est 
difinitum secundum interdictum a canone praesumitur esse licitum. a. Supra xxxviii. [lege xxvii.] 
q. 1. iam deo si enim ar. xxvii. q. 7. lex divinae. Sententia ergo est, ut, si uxor tua sus- 
cepit filium alicuius fönte et tu [non] cognoveris uxorem tuam, postea mortua uxore tua et 
mortuo. marito illius mulieris bene poteris eam ducere. Si vero cognoveris uxorem tuam non 
poteris magister. RolV dicit quod si rectius matemitas interveniat, non potes; uxor tua sus- 
cepit filium alicuius mulieris mortua uxore tua et viro illius, non poteris eam ducere nee 
distinguit, cognoveris uxorem tuam nee ne. Sed si commatemitas indirecta vel emergens 
intervenerit, potes eam ducere, verbi gratia haereticus suscepit filium Lotharii regis quam 
habuit Lotharius rex non de Teberga, sed ex alia mortua matre illius pueri, bene potest 
haereticus ducere Tebergam mortuo Lothario. Magister Buflnus dicit, quod bene potest 
habere duas commatres, verbi gratia Lucretia suscepit filium Maximitiae et adhuc non con- 
traxerat matrimonium cum aliqua illarum, utramque poteris ducere ; si vero iam contraxerat, 
non poteris, quia commatemitas transivitate mediante uxore, cumquaunacaro effectus fuerat.^ 

c. 11. V. tres D.L. ,Hic dicitur prout debet fierL f. R. et de rigore in contrarüs 
de dispensatione et ad cautelam ut in de Syracus.^ 

Am Ende von q. ult. C.xxvii. steht in Cod. Mon. Wolf, folgende Glosse: 

,A1 exander videtur dicere in libro tertio de illis quod si quis habuerunt esse 
cum sponsa de futuro, tenetur eam ducere, quia in hoc videtur consensisse, ita quod si 
duxerit aliam, tenetur redire ad primam cet.^ 

Dass die in Comp. i. c. 4. de spons. iv. 1. [c. 3. x. iv, 5*] stehende Decretale 
gemeint ist, liegt auf der Hand. Wie kommt aber die Glosse zu dem Über tertius. 



14 JOH. FsiBDBICR B. VOM ScHULTB. 

An die Compilatio tertia ist nicht zu denken, weil die Decretale nicht darin steht und 
nicht von Innocenz III. ist. In der Comp, prima steht sie im 4. Buche. Ein Schreib- 
fehler ist, da das Wort ausgeschrieben ist, auch nicht anzunehmen. Dagegen spricht 
auch die Übereinstimmung von zwei Handschriften und der Umstand, dass, wenn der Glossator 
die Comp. I. vor Augen gehabt hätte, er nicht fehl gehen konnte. In keiner der bekann- 
ten Sammlungen vor der Comp. I. steht sie in einem 3. Buche. Es bleibt also nichts 
übrig, als anzunehmen, sie werde aus dem 3. Buche seiner Kegesten citirt. Im wei- 
tem Verlaufe der Stelle wird die Frage erörtert, welche Bedingungen zulässig sind, 
und heisst es: 

,puta, si dixit ,accipio te in meum, si pater meus voluerit*, tunc non erit 
matrimonium, nisi de volimtate patris, ut in decretali Urbani, quod sineeo^ 
[lege: q. super eo]. 

Dies ist die in c. 5. X. de cond. appos. iv. 4. enthaltene Decretale Urban's III. 
Daraus folgt, dass diese Glosse nicht vor 1185 gemacht sein kann. In der Glossa ord. 
thut Joh. Teutonicus die$e ganze Frage zum c. 50. C. 27. q. 2. ganz kurz ab. Man 
könnte noch meinen, es sei an die von Alexander III. selbst in seiner Sunmie (vergl. 
meinen 1. Beitr. S. 18.) erwähnten Sententiae gedacht. Dies ist aber unwahrschein- 
lich, weil kein Werk genannt ist imd das Citat von Decretalen nach den Regesten ganz 
herkömmlich und unverfänglich war. 

c. 4., C.xxx. q. 3. v. Urbanus: ,Istum praecessit Paschalis. ar. et C.iii. salva- 
tor [muss heissen: C.i. q. iii. salvator d. h. c. 8. C.i. q. 3. Dieses Urban 11. 
zugehörige cap. 8. folgt in der That auf das c. 7, das ,Paschali8 Papa* überschrieben, 
aber apocryph ist] et in extra., licet praeter [die in c. 3. x. iv. 4. aufgenommene 
Decretale Alexander's in.] quod verum d' post [Verum post beginnt die in c. 2. x. 
iii. 32, enthaltene Fortsetzung dieser Decretale. Beide Codd. haben einen corrumpirten 
Text]. Sed frequens c. atribuitur Paschali secundo, qui secundum cronica successit Urbano.' 

Eine Anzahl von Stellen, die zum Theil schon aus dem Innsbrucker Codex angeführt 
wurden, sind aus Paucapalea und Rufinus entnommen. Einige andere Glossen. mögen 
noch Platz finden. 

c. Quoniam idem 8. D. X. ,Ar. quod Imperator potestatem gladii sui non habeat 
a summo pontifice, sed unctionem, cum demum sint reges^^ quae a nullo nisi a sacerdote 
haberi potest exemplo David, et Saul, qui a Samuel uncti simt. Liquet omnem principem 
regnorum a iudice ecclesiae confirmatum esse executionem consequi; actus tamen diversi 
sunt, ut hie dicitur.' 

c. Accedei^s 10. D.L. ,Ar. quod degradatus non retineat ordinem, ut etiam non 
sit sacerdos non clericus: ar. d. liv. ex antiquis regulis, ar. xv. q. ult. siquis 
presbyter. Et hoc diount maxime ultramontani. Alii dicunt in contrarium, quod, ex 
quo aliquis clericus est vel sacerdos, licet degradetur, tamen retinet ordinem, et est sacerdos 
vel clericus, sed non retinet Privilegium et executionem sui ordinis, et hoc privat, cum 
dicitur hie expresbyter et hoc notat int. la. co. etc. ar. I. q. 1. quod quid am.* 

c. Consideret 53. ibid. v. aliquando haec sententia. ,Scil. si dicatur, quod non 
errent et non dicant contra claves. Haec sent. seil, qua dicuntur aliqua solvi in terra 
et in coelo, falsa est, et ita non est domini quia aut dictum non est aut verum est 
Verte in coniunctam destruendo antecedens manente consequenti Q. si domini est, vera 
est, sed est domini, ergo /rera est.* 



Die Glosse zum Decbet Gratuks von ihrev Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 



15- 



c. Adrianus papa 2. Dixiii. v. innodant. ,Ad hoc successorefi obligare non 
potuit, cum maiori liceat tantum de minoribus iudicare: ar. di. inferior, denique; et 
Bomanus pontifex pro sola haeresi oongrue iudioetur, ut d. xL si papa/ 

Ar. papam in successorem posse ferre sententiam anathematis : ar. infra eadem tibi 
domine, et C.xii. q. 2. non liceat. Sed par pari imperare, par parem ligare non 
potest; ut si papa verberaret aliquem clericum, non incideret in canonem latae senten* 
tiae. Praeterea potestas et interpretatio canonis semper relinquitur tacite vel expresse 
successori. Yel si in contrarium statuat, non incidet in canonem latae sententiae et ideo 
dicendum, quia rursum successorem sententiam anathematis ferre non potest^ cet. 

c. In synodo ibid. v. patricius: ,Ar. ecclesiam posse concedere gladium sanguinis, 
licet per se agitare Ulum non debeat; non enim ei licet agitare iudicium sanguinis, sed 
saepe per alios possumus, quod non per nos, et dicendum, quod papa nudam habet 
potestatem istam, et non eius executionem, et eam nudam concedit, sed ex ea concessa 
alicui statim ei conceditur executio, quae ex ea pendet.' 

ad c. 6. D. 96. v. idem m. d. et h. homo Chr. Jes. ,Hinc aperte habetur, quod 
utraque potestas, seil, apostolica ac imperialis instituta sit a deo. Unde videtur, quod 
neutra pendeat ex altera, et quod imperator gladium non habeat ab apostolico. Quod 
verum est. Distinctae enim sunt potestates. Unde in huius rei figura dictum est: ,ecce 
duo gladii hie' Sed quod dicitur, quod accepit ab eo potestatem gladii, intelligendum, 
id est confirmationem; et hinc habetur, quod, sicut apostolicus in imperialibus major est 
imperatore, sie imperator in- temporalibus major est eo. Sed aliter st aliter papa sie est 
major, ut possit cum ligare, condemnare in spiritualibus, sed non ille papam in tempo- 
ralibus: ar. infra e. duo, sie illud intelligatur infra ii. q. 7. §. Item cum balaam, ut 
infra cum david. Si ergo papa auferret alicui capam vel castrum et offenderet in huius 
modi temporalibus aliquem, posset conveniri ab illo coram imperatore, non posset eum 
excipere et dicere: qui me judicat, dominus est. Tamen apud concilium de hujusmodi 
re potest deponi quaerimonia; si tamen satisfacere voluit, a nemine rogetur. Quod autem 
Gregorius dicit infra ii. q. 7. nosset, non dicit ex coactione, sed ex humilitate et 
dispensatione.' 

dict. ad. c. 24. Cxi. q. 3. §. 3. v. voc. anath. ,Nihil dicit hie io. ego enim 
puto non nominative, sed ipso iure anathematizatum, ideoque, si publicum est, graviter 
peccat, qui ei communicat, non autem est excommunicatus, ut xxiv. q. 1. Acatius, 
post denuntiationem vero nominative excommunicatus intelligitur, immo et ante, ut d. 
xxiii; c. 1. Quid enim plus facit ad hoc, epistola episcopi ut infra e. q. debent, quam 
constitutio papae ut xvii. q. 4. si quis suadente? Ideoque qui illi communicat, excom- 
municatus est; nee mirum, quia in primo casu fit injuria juri soli, in secundo tam 
juri quam ejus ministro. Je," 

ibid. V. ingr. eccl. alienum. ,Non est verum, quod m. videtur hie dicere seil, 
quod talis non sit notatus per sententiam. Est enim canon ille si quis suad. datae 
sententiae et inde est, quod, quicunque incidit in illum, est excommunicatus nominatim 
et per sententiam. Et si est notorium, etiam ante denuntiationem debemus abstinere ab 
eo. Fit tamen denuntiatio non ut magis excommunicatus sit, sed propter excusationem, 
seil, ne quis postea se velit excusare quicumque enim in errorem semel damnatum incidit. 




* Auf diese GloMe bezieht sich offenbar die Ordinaria zu ▼. ab ingressn ibid. 



16 JoH. Fbiedrich K von Schulte. 

eiu8 damnatione se ipsuin involvit, ar. xxiv. q. 1. Acatius. Non ergo est verum, quia 
[eine Lücke] videtur dioere, sciL quod talis sit separatue a communione sacramentorum, et 
non a consortio fidelium/* 

c. 70. C.xii. q. 2. ,. ..In sua forma ei detur secundum quosdam, dandum est 
secundum Jo. Non enim est compensatione peccandum: ar. di. xxiv. quod ait et xxxii. 
q. 8. c. 1. secundum Gra. unde consentiremur ut j. xxiv. q. 3. §. item ab aliquo; 
ar. contra ij.^ si hoc est ratio quare vasa conflantur seil, ne in manus saecularium veniant, 
ergo si qua vendimtur ecclesiae, ne veniant in usus nephanos. 

Höchst interessant ist gl. zu c. quo ausu 26. C.xxiii. q. 8. v. nullum omnino: 
,Hoc de illis tan tum episcopis intelligitur, qui levitica tantum sunt portione contenti; 
ceteri namque de regalibus et aliis possessionibus suis senigribus servire tenentur ut hie 
et liii. di. sancitum est. Hoc quoque consuetudo approbat, quae est optima legum 
interpres. io.' In der Gl. ord. steht sie auch mit loan. aber ,tenentur, ut extra de 
cen. cap. sancitimi est. Dies [c. 1. X. de cens. IH. 39.] mit sacitum anfangende 
Capitel steht als Palea in c. 25. derselben Causa nicht in diesem Codex, aber in vielen 
und in den meisten Ausgaben, ist dann aus Burch., Ivo in die Collectio Lips. und Coli. i. 
übergegangen. Joh. Fav. hat nicht an dasselbe gedacht, sondern an Dist. liii., welche 
Bestimmungen über die NichtOrdination von Beamten hat, mithin inhaltlich neben 
dem c. quo ausu bezogen werden konnte. Joh. Teut. hat also nur das Citat ge- 
ändert. 

c. 19. C.xiii. q. 2. v. his tantum ,i. e. qui talem vitam egenmt, ut si post mortem 
huius fierent prodessent vel quorum vita non contradiceret ut ista si fiant non debeant 
eis prodesse. vg.^ Diese Sigle kann auf Huguccio gehen, sie ist ganz vereinzelt. 

ni. Es bleiben, um das Alter und die Bedeutung des Apparates zu bestimmen, noch 
einige Fragen übrig. Maassen Beitr. Seite 27, Note 1. führt zum Belege dafür, dass 
Joh. Fav. Glossen geschrieben, unsern Codex an imd sagt: 

,Cod. lat. Monac. 10244 (Pal. M. 244). Die am häufigsten vorkommenden Siglen 
der Glossen sind Jo. und Bar., einmal Bartolo. Die Glossen mit Jo., welche die bei 
weitem zahlreichsten sind, hielt ich anfangs ausschliesslich für Glossen des Joh. Teut., 
da mehrere Male dieselbe Glosse wörtlich in der Gl. ord. vorkommt und sich in einer 
Glosse zu C.ix. q. 3. eine der anders woher bekannten des Joh. Fav. gerade entgegen- 
gesetzte Ansicht findet. Die oben citirte Stelle zeigt aber, dass sie nicht dem ersteren 
allein gehören. Die Siglen Bar. und Bartolo passen auf Niemand anders, als auf Bar- 
tholomaeus Brixiensis. Unter den von mir verglichenen Glossen mit diesen Siglen 
habe ich aber keine in der Gl. ord. wiedergefunden, was nicht befremden darf, da nach 
der eigenen Erklärung dieses Bearbeiters derselben auf seine Rechnung nur einige Hin- 
zufügungen kommen. In den Glossen wird unter andern auch der cantor Parisiensis 
angeführt. Dies kann nur der Zeitgenosse des Steph. Tom. Petrus cantor (Hist. Iitt6r. 
de la France T. ix.) sein, der demnach, wie die Weise der Anführung dies nicht zwei- 
felhaft lässt, auch Glossen oder einen selbstständigen Commentar zum Decret geschrieben 
hat. Von Glossatoren des römischen Rechts werden genannt: Bulgarus, Martinus, 
Placentinus und Johannes Bassianus (Jo. 6. einmal magister Johannes d' Cre- 
mona).' 



i Diese Glosse gehört weder Joh. Fav. noch Joh. Teut. an, hat aber der Ord. o^enbar vorgeschwebt. 



Die Globsb zum Decbbt Gratuns von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 1 7 

Unter den ziemlich zahlreichen mit Jo. gezeichneten Glossen befinden sich 

a) viele, die nicht in der Glossa ordinaria stehen, z. B. zu: 

c. 3. D. XII., — c. 9. D. XXX. v. memorias, — c. 4. C.i. q. 3., — 
c. 8. ibid. (die GL ord. hat sie aber vor Augen), — c. 1. C.ii. q. 1., — c. 3. 
e.V. q. 2., — c. 3. C.vii. q. 1., — c. 1. C.ix. q. 3., — c. 2. C.x. q, 2. §. 
Item sibi invicem, — c. 36. Cxi. q. 3., — c. 99. ibid., — c. 15. C.xiv. 
q. 5., — pr. q. 1. C.xv., — c. 5. C.xxiii., q. 1., — c. 18. Cxxvii. q. 1., 

— zu V. professi c. 40. ibid. Die in der Gl. ord. stehende mit Joan. 
signirte fehlt im Cod.; — c. 1. Cxxvii. q. 2., — c. 10. Cxxviii. q. 1., 

— zu c. 6. Cxxxii. q. 1., — c. 6. Cxxxiii. q. 2., — princ. q. 9. 
Cxxxv. 

b) eine geringe Zahl, welche auch sich vorfinden in der Glossa ordinaria und 
zwar ebenfalls hier mit Joan. signirt, z. B.: 

gl. et quis dubitat zu v. durior c. 16. Ci. q. 1. Auch der nichtsignirte 
Zusatz steht dabei. 

gl. hinc arg. quod qui ignor. zu c. 108. ibid. ohne den Zusatz der 
Gl. ord. 

gl. zu V. ex usu 124 ib. Sie fängt aber im Codex an: ,i. e. non consuescat 
vel ex usu seil, praeterito, quod ratione praescriptionis angarias sacerdotibus 
non imponant. Cum' cet. und geht bis ,possidere. Jo.' Der auch mit Jo. 
gezeichnete Zusatz der Gl. ord. und der folgende mit B. fehlt, so dass unzwei- 
felhaft die erste Glosse Joh. Fav. gehört. 

gl. assisteriam zu c. 30. Cxxvii. q. 1. ohne den Zusatz der Gl. ord., der 
gewiss Joh. Teut. angehört. 
Ist schon durch diese und durch die später unter Johannes Faventinus selbst 
angeführten Citate, sowie durch die bereits vorher gemachten Mittheilungen ziemlich 
sicher, dass die mit Jo. signirten Glossen entweder Jo. Fav. oder dem älteren Johannes 
Hispanus angehören, so verdient der Gegenstand gleichwohl noch eine genauere Er- 
örterung. 

Mit Jo. signirt hat der Codex verschiedene, in der Glossa ordinaria ohne Sigle 
vorfindliche, z. B.: 

1. Gl. Nihil enim zu v. perditio c. 103. Ci. q. 1. 

2. verändert gl. zu v. agri 27. Cxi. q. 1. 

3. GL zu V. intercedere 1. C.xiv. q. 6. 

4. Gl. zu V. in monasticam 32. Cxvi. q. 1. Statt des ,et hoc bene distinguitur 
extra de renunc. post translationem' der Gl. ord. steht aber im Codex nach der 
Sigle Jo: ,male dicit. Immo ibi dicitur, quod de suo jure non poterit etc.* 

5. c. 19. C.xvii. q. 4. ,Si quis suad. diab.* steht die Glosse: ,No. hoc c. esse datae 
sententiae et corrigit omnia praedicta capitula, quae videntur esse dandae in eos, qui 
mo. vi. inde et impete(?) Octo casus excipiuntur ab Alex. EH., in quibus non tenetur 
omnino vel saltem non teneatur se praesentare apostolico, quamvis in clericum injecerit 
manus, ut Alex. III. sicut dignum. §. Ex hoc verbo intelligitur canonem istum datae 
sententiae esse et neminem presbyterorum per generalem sententiam ligatum solvere 
posse. Jo.' Die Glossa ordinaria hat dies nicht, aber den Satz selbst, dass der canon 
latae sententiae sei mit der Sigle Joan., die hier Joh. Teut. angehört. 

D«nkschrifteii dar phU.-hist. Gl. XXI. Bd. Abhandl. von NichtmiigUedera. C 



18 JoH. Fbiedbich B. von Schulte. 

6. gl. ad V. concubitus 4. C.xxvii. q. 1. In der Handschrift fehlt nur das letzte 
Citat, steht aber nach Jo. noch der Zusatz: ^Solemnitatis additio his vel illis poenam 
aggravat.' 

Es beschränkt sich die Benutzung von Glossen in der Glossa ordinaria nicht auf 
diese Fälle, sondern zeigt sich auch noch für manche andere, sowohl nichtsignirte als 
signirte. 

In einer nicht signirten Glossa zu c* 36. Cxi. q. 3. wird auch wie in der Ordinaria 
Petrus Hispanus citirt; diese hat die Ord. vor Augen gehabt. 

Die gl. laesae maj. zu c. 5. C.xv. q. 3. hat eine mit Jo. signirte des Codex vor 
Augen gehabt. 

Zu c. 1. C.xii. q. 5. steht folgende zu ut si hoc: ,ergo legatario possidente, quae 
possedit episcopus, ubi dubitatur, an eius fuerint an ecclesiae, onus probationis incumbit 
ecclesiae Jo/ Die GL ord. hat diese offenbar vor Augen gehabt. 

Ohne Signatur im Codex und in der Glossa ordinaria ohne Signatur bez. mit anderer 
Signatur stehen z. B.: 

G. hinc argue und argum. non solum und quia Mediolanenses zu c. 104. 
C. I. q. 1. 

etiam zu v. luminaribus 106. ib. aber ohne Hug. und mit anderem Citate. 

gl. quod ad zu c. 2. C.ix. q. 3. 

gl. arg. quod conversi zu c. 40. C.xxvii. q. 1. aber ausführlicher. 

Fasse ich die Argumente zusammen: 1. dass, wie sich zeigen wird (§. 5.), Johannes 
Faventinus keine Decretalen Alexander's III. citirt, eine solche aber in einer mit Jo. 
signirten Glossa citirt wird; 2. dass von einer Bekanntschaft mit der Compil. i. absolut 
keine Spur in dem ganzen Apparate vorliegt, dies aber geradezu die Möglichkeit aus- 
schliesst, er rühre von Joh. Teutonicus her; 3. dass Joh. Teut. fremde Glossen in 
der verschiedensten Art benutzt und aufnimmt (§. 16.); 4. dass verschiedene Glossen 
mit der Sigle Jo. unzweifelhaft als Joh. Fav. angehörig erwiesen sind; 5. dass es 
unerklärlich wäre, wie Jemand in einen Apparat, der nur alte Glossen hat und auf 
Rolandus, Rufinus, Cardinalis, Petrus u. s. w. ruhet, Glossen von Joh. Teutonicus 
hätte aufnehmen sollen, ohne gerade solche aufzunehmen, die Neues enthielten; 6. dass 
der ganze Apparat von einer Hand geschrieben und von den zahlreichen Joh. Teut. 
unzweifelhaft angehörigen Glossen gar keine hat; 7. dass in der Glossa ordinaria alle 
Glossen von Joh. Teut. stehen (ich rede natürlich von guten Handschriften und Aus- 
gaben), von den vielen im Codex mit Jo. signirten aber nur wenige ganz aufgenommen 
sind, von denen einige selbst in der Glossa ordinaria Joh. Fav. zugeschrieben werden, 
während andere ohne Sigle aufgenommen oder auch blos benutzt worden sind; 8. dass 
Joh. Teut. die Siglen verändert hat; 9. der Widerspruch einer Glosse mit einer Ansicht 
von Joh. Fav., wie ihn Maassen ohne die Stelle zu nennen behauptet, auch nichts 
bewiese, da ein solcher ganz gut vorkommen könnte : so darf ich als Resultat annehmen, 
dass die mit (Johannes) Jo. signirten Glossen Johannes Faventinuis angehören, keine 
aber dem Johannes Teutonicus, dass jedoch auch einzelne Joh. Hispanus gehören 
können. Es ist dies jedoch im Hinblicke auf die allgemeine Bekanntschaft mit Joh. 
Fav., dessen constante Sigle Jo. ist, unwahrscheinlich. Dass aber in einzelnen Glossen 
Zusätze gemacht sind, ist möglich; im Hinblicke auf das stete Vorkommen solcher 
brauchen wir uns darüber nicht zu verwundem. 



Die Glosse zun Drcbst Gratians von ihbbn Anfämoek bis auf die jüngsten Ausgaben. 19 

Die zweite Schwierigkeit bieten die Glossen mit Bar. bar. B. b. Ich hebe von 
solchen hervor: 

a) Mit B. zu: 

c, 4. D.xi*, 10. D.XXXÜ.,. c. 14, ibid., c. 2. C.iii. q. 4. v. refutandus, c. 2. 
C.xii. q. 3., c. 14. C.xiii. q. 2., c. 1- C.xxvi. q. 7. v. obligati.; c. 53. D.i. 
de cons. voce alteram: ,Quid si tertio vel deinceps celebravit corpus Christi 
ut primo conficiat sed ut credimus in pemitiem suam. §. Hoc non prohibetur, 
^ quare permissum intelligitur ; arg, xxviii. q. 1. iam nunc, et d. ii. relatum. 
An autem permittatur his profunctis missam facere vel de die non exprimitur; 
sed quare hoc non liceat sicut et id quod in capitulo dicitur cum ecclesiae con- 
suetudo sie teneat et in omni missa pro defunctis oratio fiat, ut dist. eadem 
visum. b.* 

b) Zu c. 36. V. necessitatem patientibus C.vii. q. 1. ist eine lediglich die 
Construction explicirende gezeichnet bartolo. 

c) Mit Bar. zu: 

c. 9. D.xvi., c. 1. D.xxiii., c. 5. D.xlvü. v. quia persona, c. 14. D.lvii., 
c. 1. D.lxxxi. V. ad praeposituram, c. 21. C.i. q. 1., c. 23. q. 7. ibid. (die 
Gl. ord. kann sie vor Augen gehabt haben), c. 2. C.v. q. 2., c. 67. C.xii. q. 2., 
c. 24. C.xiii. q. 2., c. 2. C.xix. q. 2.; c. 22. C.xxiii. q. 4., c. 23. ibid. C.ii. q. 5., 
ibid.; c. 28. D.i. de cons. ,Quid est quod dicit reaedificetur? an fabrica 
destruenda est? Dicitur ergo reaedificari propter rasorum parietum superficiem, 
quae in formam pristinam restauratur. bar.^ 
Keine einzige von diesen Glossen steht in der Glossa ordinaria. 
Ili der Gl. ord. ist mit bar. signirt die auch im Codex mit bar. signirte zu: 

c. 8. V. contradices D.lxxiv. (im Cod. Prag, daneben la.) 
In der Gl. ord. ist mit Baz. signirt die im Codex mit bar. signirte 

zu dict. ad c. 10. C.xxiv. q. 1. v. effectum. 
Von den im Cod. mit bar. signirten hat die Glosta ordinaria: 

zu c. 8. D. 79. V. nullum die Hälfte ohne Sigle. 
Gl. zu dict. ad c. 28. C.xiii. q. 2. ,Mortui qui dei contemplatione fruuntur quicquid 
a viventibus agitur ut sciunt [lege: sciunt, ut] enim ait Gregorius, ,qui intus omnipo- 
tentis Dei claritatem vident, nullo modo credendum est, quia sit foris aliquid, quid [lege: 
quod] ignorent.^ Qui vero poenis cruciantur in infemo vel igne purgatorio, nesciunt nisi 
quatenus a deo scire permittuntur, ut sequenti cap. facundum [lege: fatendum] dicitur. 
bar.' Diese hat offenbar der Gl. ord. vorgeschwebt. 

So apodictisch Maassen meint, alle mit Bar. Bartolo. gezeichneten Glossen gehörten 
dem BartholomaeuB Brixiensis an, ebenso gewiss darf ich behaupten, dass ihm 
keine einzige angehört, sondern alle Bazianus. Der Beweis für diese Sätze liegt 
in Folgendem: 1. in dem §. 11. geführten Beweise, dass Bar. Sigle für Bazianus ist; 
2. Darin, dass auch eine mit bar. im Codex signirte Glosse in der Gl. ordinaria die 
Sigle baz. hat; 3. darin, dass Bartholomaeus Brixiensis nach eigener Angabe nur, wie 
§. 18. ausführt, des Johannes Teutonicus Apparat ergänzt u. s. w., von einer früheren 
Glossirung durch denselben aber keine Spur vorliegt, eine nach dem Apparate gemachte 
vollends sinnlos wäre; 4. darin, dass, während Barth. Brix., wie §. 18. zeigt, gerade im 
Umsetzen der Decretalencitate aus den älteren Compilationen auf die zu der Gregoria- 



c* 



20 JoH. Friedrich R. von Schulte. 

nischen Sammlung passenden imd im Zufügen von Decretalencitaten aus den Decretalen 
Gregorys IX. seine Hauptthätigkeit findet, keine einzige der zahlreichen Glossen mit bar. 
auch nur die leiseste Kenntniss der Compilationes antiquae, geschweige der Decretalen 
Gregorys IX. verräth. Ja abgesehen von Citaten aus Decretalen Alexander's III. kommt 
in den Glossen mit bar. überhaupt gar kein Decretalencitat vor, obwohl dazu massen- 
haft Gelegenheit, und wenn die Glossen zu einer Zeit, wo bereits jene Sammjimgen 
existirten, gemacht worden wären, eine zwingende Veranlassimg vorlag, wenn die Glossen 
anders das geltende Recht lehren wollten, was unzweifelhaft ist. 6. Endlich beweist es 
der folgende Punkt: In den Glossen, welche ohne Sigle «ind, kommen sehr viele Citate 
von Decretalen vor. Alle diese beziehen sich aber, mit Ausschluss von Urban III. (siehe 
die mitgetheilte zu q. ult. i. f. C.xxvii.), auf Alexander III. In der Regel heisst es, 
,ut Alex. III. in extrav.' cet., bisweilen aber auch blos extr., z. B. cum Rom. eccl. und 
dergl. Kein Citat hat den seit der Compilatio i. ausschliesslich festgehaltenen Charak- 
ter des Citirens nach Titeln, und, seitdem die Comp. iii. bez. ii. existirte, mit dem 
Zusätze i. ii. iii., lib. L, u. dergl. Decretalen Alexander's III. werden massenhaft citirt.; 
ich darf mich der Angabe enthalten, da Jeder sofort solche findet. So ziemlich alle bei 
Simon de Bisiniano (vergl. meinen 1. Beitr. z. Lit. des Decr.) vorkommenden und 
andere finden Platz (z. B. si quis parochus zu c. 5. C.xxxii. q. 1., die mit solchem 
Anfange in keiner Sammlung vorkommt). Auch die Citate von Hadrian IV, u. s. w. 
kommen vor. 

Alle diese Gründe berechtigen uns, die Abfassimg des Apparates in die Zeit Ur- 
ban's III. oder unmittelbar darnach zu setzen. Ob die eine Glosse mit vg Huguccio 
angehört, lasse ich dahingestellt ; sie würde auch nicht entscheiden. Darf man schon aus 
den erörterten Gründen den Apparat in die 80ger Jahre des XII. Jahrhunderts setzen: 
so wird diese Annahme noch durch mehrere Gründe unterstützt, nämlich: 

1. Dadurch, dass die Capitel des Decrets unendlich oft mit der Zahl anstatt mit 
den Anfangsworten citirt werden, wovon man sich so ziemlich auf jeder Seite über- 
zeugen kann. Das findet sich aber nur im XII. Jahrhundert und hat sich mit der Auf- 
nahme der Paleae in ungleicher Zahl allmälig ganz verloren, bis die gedruckten Ausgaben 
wieder dazu führten. 

2. Die Aufnahme einer grossen Zahl von Distinctionen aus Sichardus. 

3. Die Menge der Citate aus Burchard, die später als Paleae in's Decret und zum 
Theil in die Comp. I. Eingang gefunden haben. Seit dieses stattgefunden, fiel das Citiren 
nach Burchard fort. 

IV. Der Apparat selbst erscheint an sich als bedeutend und ist vor Johannes 
Teutonicus der bedeutendste. Dass er von letzterem in grossem Maasse benutzt wurde, 
ergibt schon das Gesagte und lässt sich durch die einfachste Vergleichimg fest- 
stellen. 

Über den Verfasser wage ich keine Vermuthung aufzustellen, da die wenigen 
Anhaltspimkte (Angaben in der Glossa ordinaria u. dergl.) kein sicheres Resultat gebo- 
ten haben. Johannes Hispanus, der nach Joh. Andreae eine lectura zum Decret 
schrieb, könnte noch am ersten in Betracht kommen. Dass er nach Andreae keine 
Decretale citirt haben soll, thut nichts, weil derselbe in solchen Angaben überhaupt 
nicht genau ist. Auch höbe sich durch diese Annahme eine Schwierigkeit, die in dem 
Widerspruche mit Meinungen von Joh. Fav. liegt. Doch es ist nur Vermuthung. 



Die Glosse zum Decket Gsatians von ihren AnfAkgek bis auf die jüngsten Ausgaben. 21 

Da die Citate aus dem römisclien Rechte und seiner Literatur zur Aufhellung nicht 

beitragen, übergehe ich sie. 

E. Trierer (T.). 

Codex der Stadtbibliothek zu Trier Nr. 906, fol. max., mbr. s. xiii. ineuntis. 

L Voran geht die 8 Blätter füllende Einleitung: ,In prima parte agitur de ju- 
stitia naturali et positiva tarn constituta quam inconstituta que cui preponatur?^ Das 
Decret beginnt : ,Incipit concordia discordantium canonum.' Die Initiale H, bildet 
eine schöne Miniature, getheilt; im oberen Theile steht ein Bischof, im unteren ein 
König, eine Papierrolle geht von des oberen linken in des unteren rechte Hand;' der 
Bischof hält die rechte Hand mit den 2 ersten Fingern in die Höhe. Das Bild deutet 
offenbar die Verbindung des sacerdotium und imperium im Rechte an. Die Grlosse 
beginnt: ,Concordia discordantium canonum iuxta determinationem gratiani epis- 
copi, quae in duas partes principaliter est divisa. Prima pars constat centiun et ima distin- 
ctione, licet xlviii.^ incompetens videatur; secunda vero in causis xxxvi., ubi notandum 
est, nonnuUa esse in utilia capitula atque ita digesta, ut diversis causis visum est expe- 
dire, quaeque decretum alibi reperies integre supplere hie seu continuare non videas 
tanquam scriptoris vitio contigisset. Similiter cum alias etiam graecorum conciliorum 
translationem inveneris eam sufficere tibi credens, de qua huic operi sumpta sunt con- 
gruentia capitula miscere et variare translationum seriem non praesumas.^ 

Daneben steht am oberen Rande die mit Jo. gezeichnete Einleitung: Ordinaturus 
magister gratianus decreta ipsa altius ingreditur a divisione iuris, quod in duo dividit, 
primo in ius videlicet natiirale et consuetudinis, inde multiplices supponit divisiones, 
quarum singulis exequitur dictiones. 

Die Handschrift enthält einen so reichen Apparat, als wenige, nämlich den ziemlich 
vollständigen des Johannes Faventinus, nicht minder den von Johannes Teutonicus, da- 
neben die Zusätze von Bartholomaeus Brixiensis, ältere Glossen, Additiones u. s. w. Es 
ist daher der Codex für die Geschichte der Glosse sehr interessant. Die Schrift der 
Glossen ist eine ganz verschiedene. Die älteste, dem Anfange des XIH. Jahrhunderts 
angehörige, umfasst, abgesehen von den nicht signirten Distinctionen, welche zum 
Theile wörtlich aus Sichardus entlehnt sind, und abgesehen von kurzen, blosse Citate 
aus dem römischen Rechte und dem Decrete enthaltenden Parallelstellen, — jene Glossen, 
die signirt sind mit Jo. C. st Bar. bar. p. a. N. G. Ro. Ste. Von einer zweiten ist 
geschrieben diejenige Glosse, welche mit Jo. gezeichnet ist und sich herausstellt als die 
des Joh. Teutonicus. Ihre Schrift gehört der ^späteren Zeit des XTTT. Jahrhunderts 
an, ist dick und fett; die Sigle fehlt sehr häufig. Am Ende dieser mit Jo. gezeichneten 
oder ihm zugehörigen, wenn auch nicht gezeichneten Glossen finden sich dieselben später 
zugeschriebenen Zusätze, welche regelmässig in der Glossa ordinaria stehen und dem 
Barth. Brix. angehören, gezeichnet mit V oder auchbarth. Andere Glossen sind noch viel 
später zugeschrieben, im XIV. Jahrh., und entnommen der Summe von Huguccio, 
gezeichnet h., den Decretalenapparaten, gezeichnet bn., p , p. salin., aber auch älteren 
Apparaten mit den Siglen c, car.. Barthol., Jof., bar., Job. Auf dem letzten Blatte der 
Einleitung ist am oberen Rande zugeschrieben links die Einleitung der Glosse von 
Johannes Faventinus: ,De jure canonico tractaturus* bis ,sic ergo viso rubre 

* Ist wohl Schreibfehler für Ixxlii. Vergl. meinen 2. Beitr. Seite 41; die Notiz der Summa Parisiensis g^ewinnt dadurch 
bedeutend an Gewicht. 



22 JoH. Fbiedrich R. von Schultb. 

veniamus ad nigrum. Jof/ mit jüngerer Schrift und offenbar nicht von einem Schrei- 
ber von Profession und ohne Linien, rechts in derselben Weise die des Bartholomaeus 
Brix. ,Quoniam novis supervenientibus causis* u. s. w. 

Die Glossen des Joh. Fav. kommen vorzüglich in Pars. I. vor, was sich wohl dar- 
aus erklärt, dass seine Summa für diese weniger ausführlich ist als für die zweite. 

n. An Paleae hat der Codex: 1) c. 2. D.vi. aber als zusammengehörig mit dem 
vorhergehenden. Am Rande: ,Sed pens. palea est usque ad c. s. non est. nee legitur.^ 
2) c. 5. D.xxv. 3) c. 7. D.xxvii. als Theil von c. 6., später zugeschrieben palea est. 
4) c. 5. D.xxxi mit derselben späteren Bezeichnung. 5) c. 2. D.xxxii. Von alter Hand 
palea. 6) c. 17. ibid. 7 — 9) c. 5 — 7. D.xxxv., von späterer Hand palea. 10) c. 6. 
D.xlvi. Dies hat nur die Summa Paris, als Palea bezeichnet. Mein 2. Beitr. Seite 41. 
11) c. 13. D.L. spät palea zugeschrieben. 12) c. 2. D.lvi. 13. 14) c. 31. 32. D.lxiii. 
15) in c. 4. D.lxviii. von haec — figuram (der Rest im Texte) am Rande zugeschrie- 
ben mit der Bemerkung, dass es in einigen fehle. 16)'c. 2. D.lxxviii. 17) c. 11. D.lxxxviii. 
als palea bezeichnet. 18 — 20) c. 12 — 14. D.xcvi. als palea bez. c. 21 — 22) c. 3. 7. D. C. 
als palea bez. 23) c. 6. C.i. q. 4. 24—26) c. 17. 29. C.ii. q. 6. 27) c. 20. C.ii. q. 6. 
blos bis sent. sua. Der Rest fehlt. 28) c. 2. C.vi. q. 5. aber als c. 4. qu. 4. 29) c. 31. 
C.xii. q. 2. Darüber palea est secundum quosdam. 30) c. 3. C.xvi. q. 7. 26) c. 42. 
C.xvii. q. 4. darüber vacat. 31) c. 10. C.xx. q. 1. aber unmittelbar nach c. 4. 

Mit Rücksicht auf die abweichenden Angaben von Bickell und Richter, dann die 
schon bei Huguccio imd im Innsbrucker Codex vorkommenden bemerke ich noch: 
es fehlt in c. 1. C.vi. q. 1. atque — veniat, in c. 11. ibid. absque — conjungit, 
c. 15. C.xx. q. 1., in c. 2. C.xxii. q. 7. manente in se — viro. 

In Causa xi. q. 1. steht nach c. 46, dessen Anfang hier lautet: ,Clericus adversus 
clericum habens negotia' noch folgendes Capitel: 

,Item Greg. Constantianae augustae post multa alia. 

Et si episcoporum mihi commissorum causae apud piissimos dominos — nuUo modo 
cessabo.* Daneben ein Strich mit vacat. 

Nach Theiners Index (in den Disquis. crit.) steht es Anselm. Luc. vi. 194. 

Zu Causa xxxiii. q. 3, sind von alter Hand nur sehr spärliche Glossen geschrie- 
ben, von denen viele bar., einige nicht gezeichnet sind; letztere dürften Joh. Fav. an- 
gehören. 

Neben c. 1. Omnes D.v. de consecr. ist später am Rande zugesetzt: v. di. seomi- 
dum quosdam. 

Das Exemplar ist defect, es fehlt der Text von quia ergo im dict. Grat, ad c. 2. 
C.xxxv. q. 9. bis zum Worte subreptionibus (einschl.) c. 7. D.i. de consecrat. 

Auf der 1. Seite unten steht die Bemerkung von einer Hand des XIV. Jahrhunderts: 
,Robertu8 habuit post sextam peciam et brito socius eins; alias autem pecias 
precedentes ego correxi. Givardus post recepit xvi. peciam.^ 

F. Prager (P.). 

Codex des böhmischen Museums in Prag signirt I. B. I. saec. XHI., früher dem 
Kloster Saczka [,Jste liber est Monasterii sancti Appollinaris in Saczka Canonicorum 
Regularium' ist einigemalen z. B. auf dem 4. und 5. letzten Blatte und C.xvi. q. 1. 
c. 56 ff. unten am Rande von einer Hand des 15. Jahrh. geschrieben], dann dem Grafen 



Die Qlo8se zum Decbbt Qbatians von ihbbn AmfAmobn bis auf die jüngsten Ausgaben. 23 

Kolowrat-Krakowsky [,Ex libliotheca arcis Brzeznicensis^ auf dem Vorsetzblatte mit dessen 
Wappen] gehörig, von welcli' letzterem er dem Museum geschenkt wurde. Vergl. meine 
Prager Handschr. Num. viii., über die Paleae in demselben meine Lehre von den 
Quellen S, 327 Note 3. 

I. Voran steht das Summarium ,In prima parte agitur' cet (mein 3. Beitrag Seite 4.) 
zur Pars prima; das zur Pars secunda steht getheilt vor den einzelnen Causae. Auf der 
zweiten Seite beginnt die Handschrift: 

,Prologus declarat magistri Gratiani processum usque ad xv. di. inclusive/ 

,Tractaturus Gratianus de jure canonico primo incipit secundum naturam seil, a 
jure naturalis quod antiquius et dignius est; cepit enim ab ipsa rationali creatura ut 
instit. de juris divis. §. singulorum. Assignat ergo multas differentias juris natura« 
lis ad alia jura usque ad xv. di., in qua aggreditur principale propositum de jure 
canonico originem eius assignans. la.^ Diese Einleitung ist auch ohne Sigle in die Glossa 
ordinaria übergegangen. 

Die Vorrede von Bartholomaeus ,Quoniam novis* etc. ist auf der 3. Seite zu- 
geschrieben worden. 

Am Ende steht ein Anhang, ganz verschieden vom Innsbrucker, der defect ist; 
ausser der Seite, auf welcher der Text des Decrets endigt, ist nur noch ein Blatt vor- 
handen, das am Deckel angeklebt war. Die lesbaren Stücke sind: 

Ex conc. apud Verm. Siqua mulier. 

Ex conc. Aurel. cap. I. Qui sine odii meditatione. 

Eugenius III. Conrado vicario et universo Romano clero. Super eo quod e rapto- 
ribus — privetur. Data Signe tertio non. Octubris. 

Leo epc. s. s. d. omnibus fidelibus in Christo per totam Italiam. Relatum est — 
subiaceat. Data Romae mense Apr. die xx. ind. xv. (c. 2. x. de sepult. iii. 28.). 

Honorius urbis Romae epc. omnibus oriental. eccles. Inhaerentes vestigiis — annui- 
mus. (c. 2. X. de jur. cal. ii. 7.). 

Ex conc. Meld. De illis vero qui infra parochiam sunt et de loco ad locum. 

Ex conc. Tribur. Secundo concilio adlatum est 

Eugenius . . . Literae v. felicit. benigne recepimus, in quibus . . 

n. Obwohl die Handschrift für den Text keinen Vergleich mit manchen anderen, 
z. B. dem Innsbrucker, aushält, ist sie sehr interessant wegen der Glosse, indem sie 
fast eine Geschichte derselben bietet und wie wenige die allmälige Ergänzung der 
Glossen zeigt. Zugleich liefert sie hierdurch unzweifelhaft den Beweis eines 'steten Ge- 
brauches, wofür auch die starke Abnutzimg Zeugniss ablegt. Die Glossen gehören den 
Schriftzügen nach sehr verschiedenen Händen und der Zeit vom XIIL bis in die Mitte 
des XV. Jahrhunderts an. Die ältesten Citate, Rubriken und kurze Glossen darbietend, 
sind im Ganzen die anonymen des Innsbrucker Codex. Nach diesen wurde der 
Apparat des Laurentius, gleichzeitig der des Johannes Teutonicus zugeschrieben. 
Neben diesen finden sich ältere Glossen und Zusätze aus neueren Werken bis auf Ho- 
stiensis und Guido de Baysio, mit dessen Bezeichnung arch. (auch G., einmal Gui.) 
eine grosse Menge von Zusätzen versehen sind. Wenige haben die Sigle des Cardinalis C, 
z, B. mehrere in D.xii., zu c. Unum orarium D. 25.; c. 6, D. 41., auch zum tract 
de poen.; einige haben B. (z. B. c. 18. C. II. q. 1.), einige S., manche die Sigle des 
Johannes Faventinus Jo. d' f. oder Jof, sehr viele h. (Huguccio), Jo. (Joh. Teut.), b. (Bartho- 



24 JOH. PfilBDKICH B. VON ScHULTE. 

lomaeus Brixiensis), in der Pars III. einige p., pe., eine zu c. 30, C.xvi. q. 1. pe. de. 
aar., einige c. 33. und 59. C.xvi. .q 1. ber. ys. 

ni. Für die Bestimmung einzelner Glossen ist die Handschrift dadurch von Wich- 
tigkeit, dass manche Siglen zwar erst später, aber mit Sorgfalt nachgetragen sind. Solches 
ist insbesondere mit den Zusätzen und der Sigle des Bartholemaeus, ebenso des Laurentius, 
Huguccio u. s. w. geschehen. Dass hierbei mit Genauigkeit vorgegangen worden ist, 
folgt aus mehreren Gründen: 1) Es treffen meistens die Siglen mit jenen zusammen, 
welche die Handschriften mit der Glossa ordinaria und darauf gestützt regelmässig die 
Ausgaben haben. 2) .Bisweilen steht b., wo die Ausgaben und viele Handschriften mit 
der Glossa ordinaria diese Sigle auslassen, obwohl augenscheinlich der Zusatz Bartholo- 
maeus angehört, z. B. gl. decimas zu c. 7. C.xvi. q. 7. 3) Die Ergänzungen bekimden 
eine sehr vollständige Kenntniss der Literatur und geben wiederholt mit grosser Genauig- 
keit an, welche Schriftsteller der Meinimg beipflichten oder nicht. 

Am Ende der Glosse zu et finxit ,Quaedam' c. 6. D. 27. steht: ,Idem Jo., b. et 
pe. de san., sed Vin. contra x. de spons. tua.^ Die Glosse interdicimus zu c. 12. 
C.xvi. q. 7. hat in den gewöhnlichen Handschriften und Ausgaben am Ende keine Sigle, 
in imserem Codex aber den Zusatz: 

,Idem hie Jo. d' f. et phy. in decret. quisquis, sed die contra, prouti notant 

Jo., Vinc, Go., In., Host, et Ber.* 
Zu c. 41. C.xvii. q. 4. v. extra parietes steht folgende Glosse: 

,supra c. sicut antiquitus contra. Sed ibi de ecclesiis extra ambitum mu- 

rorum vel castellorum, hie vero in Castro sita erat, lau., hu. et Jof., arch.' 
Zu c. 10. C.xxxii. q. 1. lautet in der Glosse revertitur der Zusatz des Bartholo- 
maeus, der als Einschaltung in den Text später geschrieben ist: 

,quando poena committatur vel quando purgetur notatur in distinctionibus 

domini mei hiigol. b.' 
Es ist um so wichtiger, dass wir den vollen Namen Hugolinus finden, da die mei- 
sten blos die Sigle h. haben, was Sarti (vergl. mein Lehrbuch 2. Aufl. S. 58. Note 9.) 
veranlasst, Huguccio als Lehrer des Bartholomaeus anzunehmen. Unendlich oft werden 
auch an das Ende von Glossen mehrere Siglen gesetzt, um die Übereinstimmimg anzu- 
deuten. 

Aus diesen Gründen halte ich mich für berechtigt, der Handschrift für die Bestim- 
mung der Verfasser Werth beizulegen. Da hierbei von Wichtigkeit ist, die Siglen zu 
bestimmen, sei noch bemerkt: 

1. Die Sigle des Barth, ist stets b. 

2. Die des Huguccio stets h. 

3. Joh. Teut. wird stets mit Jo. citirt. 

4. Laurentius mit 1., la., lau., bisweilen darüber später rentius geschrieben. Dass 
diese drei Siglen Laurentius angehören, ergibt der zuletzt erwähnte Zusatz, sowie der 
Umstand, dass oft blos 1. oder la. steht, wo die gewöhnlichen Handschriften und Aus- 
gaben Laur. haben. 

5. Joh. Fav. Seine Glossen haben constant die schon angegebenen unzweifelhaften 
Siglen Jo. d' f. oder Jof. 

6. Dass die mit G. bezeichneten späteren Zusätze aus Guido de Baysio sind, folgt 
aus der Übereinstimmung mit dessen Rosarium und einzelnen Ci taten, z. B. gl. hinc. 



Die Glosse zum Decket Oratianb von ihben Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 25 

etiam zu c. 17. D. 46. nach dem Zusätze des Barth.: ,b. de his in dis. et all. uti in 
summa. G.' 

7. Mit ber. ys., b'.ys. sind signirt die GL non est dubium zu c. 33. und quod 
si amplius zu c. 59. C.xvi. q. 1. der Ordinaria. 

IV. Ein genaues Studium der Glosse, die Vergleichung mit Handschriften und Aus- 
gaben der Glossa ordinaria, führt zu dem Resultate, dass die Handschrift den Apparat 
des Laurentius nebst dem des Johannes Teutonicus enthält. Es ist aber im Hinblicke 
darauf, dass unendlich viele Stellen mit la. signirt sind, welche in der Glossa ord. ge- 
wöhnlich keine Sigle haben, anzunehmen, für die nicht signirten Glossen sei die Autor- 
schaft von Johannes Teutonicus anzunehmen. Jedoch soll damit nicht gesagt sein, dass 
einzelne Glossen trotz einer Sigle nicht dennoch einem anderen beigelegt werden können 
auf Grund älterer Handschriften. 

Interessant ist, dass manche casus später zugeschrieben sind, z. B. zu c. 22. C. 23. 
q. 4. einer, der zwar denselben Gegenstand mit dem der Ordinaria hat, aber ganz ver- 
schieden ist und Stephanus, Bonacosa erwähnt. 

Als Muster der Genauigkeit diene noch die Gl. debeat zu c. 21. C. 27. q. 2. Sie 
ist ganz wie in der Ordinaria, h. aber scheint ausradirt und Jo. zugeschrieben zu sein, 
darauf der Zusatz: ,haec glossa non est h., quia contrarium h. asserit in summa.' 

Gl. presbyteri in fine zu c. 1. C. 30. q. 1., welche in der Ordinaria keine Sigle 
hat, trägt die Siglen: ,Jof., h., lau.' 

Zu c. 2. D. 89. V. eligant steht folgende Glosse: ,auctoritate huius canonis. sufficit 
enim semel a lege concedi, ut ff. de conditio, instit. Quae sub condit. §. ult., nee 
praemissa ammonitione. eo enim ipso quod episcopus negligit ex lapsu temporis trans- 
fertur potestas ad clerum: extra III. de conc. praeben., licet. In bernardo fuit et 
e. [est] in ala. [Alane] de supp. negl. prael. Argum. contra: extra HL de con. 
praeb., quoniam diversitatem. Sed huic est contrarimn IX. q. 3. cum scimus, sed 
ibi solvi, et ff. de commo. et peri. 1. 1. §. licet, lau.' Das aus der Comp. IH. citirte 
cap. licet ist cap. 7. de conc. praeb. III. 8. (welches ex parte Asten, in der Ausgabe 
anfängt, aber ganz unzweifelhaft gemeint ist), dieses steht nun auch in der That als 
c. 2. de suppl. neglig. prael. in der CoUection des Alanus. Vergl. meine Abhandl. 
,Die Compilationen Gilberts und Alanus' Wien 1870 Seite 82. 

Laurentius hat, wie der Codex darthut, einen Apparat zu allen Theilen des Decrets 
gemacht, worin er nur die Compilationes antiquae bis zur dritten einschliesslich citirt. 

Gr. Bamberger (B.). 

Codex der Bamberger königl. Bibliothek, signirt P. I. 16. fol., membr., saec. XIII. 

Derselbe enthält die Glosse des Johannes Teutonicus, deren einzelne in die Or- 
dinaria übergegangene Stellen regelmässig keine Sigle haben. Ausserdem hat er zahl- 
reiche von anderer Hand geschriebene des Johannes Faventinus, welche mit Jo. 
signirt sind. Rücksichtlich anderer darin enthaltenen Glossen wird dies bei einzelnen 

bemerkt werden. 

H. Berliner I. (Berol.). 

Codex der kön. Staatsbibliothek zu Berlin ms. lat. fol. Num. 1., sehr schön ge- 
schrieben und bezüglich der Initialen u. s. w. ausgeführt, saec. XIII. ex XIV. ine. 
Voran die Einleitung ,In prima parte agitur' 7. Bl. und 1 Sp. füllend, am Schlüsse 

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXL Bd. Abhandl. von NichtmitgUedern. d 



26 JoH. Friedrich K. von Schulte. 

auf 2 Blättern, welche ursprünglich nicht dazu gehörten, ein anderes Summarium ,l)e 
jure Scripte et non Scripte.' Derselbe enthält, abgesehen von ganz späten wenigen 
Zusätzen die reine Glossa ordinär ia. 

1. Berliner II. 

Handschrift derselben Bibl. Cod. ms. lat. fol. 2. s. XIV. ine, sehr klein und zier- 
lich geschrieben. Auf den 11 ersten Blättern das Summarium ,ln prima parte.* Enthält 
die Glossa ordinaria, jedoch sind später viele Zusätze gemacht worden, wie sie aus 
anderen schon angedeutet sind. 

§. 2. 
Die benutzten Ausgaben. > 

I. Zunächst ist selbstverständlich, dass nur die Ausgaben mit der Glosse über- 
haupt in Betracht kommen. Deren gibt es eine kolossale Menge, da allein Hain* neun- 
unddreissig aus dem 15. Jahrhundert aufzählt. Von diesen habe ich die meisten durch- 
gesehen und eine Anzahl als Repräsentanten genauer vergliclien und namhaft gemacht. 
Sie alle stimmen im Wesentlichen darin überein, dass sie die Glosse in der Bearbeitung 
des Bartholomäus geben- im Einzelnen, insbesondere in den Siglen weichen sie ab, wie 
sich zeigen wird. Da aber schon hieraus folgt, dass keiner Ausgabe eine alte d. h. 
über 1234 hinabreichende Handschrift zu Grunde liegt, und da auch keine glossirte 
Ausgabe seit 1500 sich auf alte Handschriften stützt: so ist unzweifelhaft, dass weder 
die Geschichte noch die genaue Beschaffenheit der Glosse vor Bartholomäus aus den 
Ausgaben beschrieben werden kann. Jede gute Handschrift des Decrets aus dem XIII. 
oder XIV. Jahrhundert erfüllt diesen Zweck besser. Die ältesten Ausgaben kommen 
ilberhaupt für die Geschichte und Gestalt der (tIossc nur deshalb in Betracht, weil sie 
unmittelbar auf einer' Handschrift fussen. Spätere Ausgaben eines und desselben Verlags 
fussen regelmässig auf den früheren. Es ist sogar hoclist wahrscheinlich, dass alle Aus- 
gaben seit 1500 bezüglich der Glosse sich auf Incunabel-Dmcke stützen-, wenigstens 
habe ich trotz wiederholter Vergleichung mich nicht überzeugen können, dass vor der 
offiziellen römischen von 1582 eine handschriftliche Textrevision stattgefunden habe. 
Ist dies nun auch bei dieser der Fall gewesen, so kommt das für micli hier nicht in 
Betracht, weil der Text des Decrets nicht das Entscheidende ist. Für die Zeit nach 1500 
sind die Ausgaben von Bedeutung, weil die Glosse d. h. der Apparat eine ganz andere 
Gestalt annimmt durch eine Anzahl von Zusätzen, welche später genau zu besprechen 
sind. Um festzustellen, in welcher diese zuerst stehen, musste ich verschiedene Ausgaben 
genau beschreiben. Wenn daraus zugleich jene Zugaben hervorgehen, welche nicht zur 
Glosse gehören, so wird dies nicht schaden. Da sich herausstellt, dass die einmal ge- 
machten Zusätze stehend wurden, so konnte ich mich für die Folgezeit auf wenige 
beschränken, zumal die noch spät im IG. und 17. Jahrhundert gemachten Zusätze, 
Rubriken, Citate u. drgl. nichts zu thun haben mit der Glosse selbst. 

II. Die benutzten Ausgaben, chronologisch geordnet, sind (unter Angabe der Signa- 
turen der betreffenden Bibliotheken, aus denen ich sie entlehnt habe): 



1 Zu den hier besprochenen Ausgraben kommen noch die de» §. 22. 

2 Repertorium bibliographicum Vol. I. P. II. (Stuttg. et Par. 1827. 8«), Num. 7881— 7Hia. 



DiB Glosse zum Decket Gkatums von ihren Anfangen bis auf die jOnosten Ausgaben. 27 

1. Strassburg vom J. 1471. per Henricum Eggesteyn (Hain n. 7883. Prager 
Univ. 39. A. 1.). 

2. Mainz v. J. 1472. Petrus schoiflfer de gernsheim (Hain 7885. Pergamentexem- 
plar der Prager Univ. 39. A. 2.). 

3. Strassburg 1472. per Henr. Eggesteyn (H. 7884. Prager Univ. in 2 Bänden, 
erster bis C.xv. q. 8. c. 3 bis culparum einschl., zweiter bis zu Ende. 39 A. 4.). 

4. Basel 1476. per Bernhardum Richel (Hain 7888. Prager Univ. 39. A. 16.). 

5. Venedig 1477. impensa Nicolai Jenson öallici (Hain 7890. Prager Univ. 39. 

A. 25; fol. 315 und 322 sind geschrieben). 

6. Rom 1478. per Udalricum Gallum alias Barbatum (Hain 7891. Prager Univ. 
39. A. 19). 

7. Nürnberg 1483 impensis Antonii Koburger (Hain 7899. Prager Univ. 40. C. 24.). 

8. Venedig 1496 per Baptistam de Tortis. (Hain 7915. Prager Univ. 43. A. 4.). 
Vorauf das Summarium mit der Ueberschrift bei Hain und dem Anfange: ,Liber 

decretorum distinctus est in tres partes. Quarum prima vocatur distinctiones' u. s. w. 
Auf Bl. 3 beginnt der Text; es hat nicht, wie Hain angibt: a ij sondern a iiij. 

9. Basel 1500 in 8" per mag. Johannem Amerbach et Johannem froben de Hammel- 
burg (Hain 7918. Prager Univ. 43. F. 28.). 

Vorher die nach der Reihenfolge der Theile gemachte ,Annotatio titulorum et ca- 
pitulorum decreti.' 

10. Von 1505. Paris. Ich benutzte das Exemplar der Münchener Universitäts- 
Bibliothek, früher Coli. So. Jesu Ingoist. a. 1578, dann der Acad. Land, signirt Jus can. 
573, fol. Auf der ersten Seite: Decreti huius plenissimum argumentum. [Darunter 
die folgenden 19 Zeilen in 2 Col. ä 10 und 9] Bellule premitur arbor consangui- 
nitatis et affinitatis. Extant Casus literales sub convenienti situatione. Reperiuntur 
hie Divisiones domini Archidiaconi. Tabula praegnans pro glosularum medul- 
lis in marginibus positis. Hinc concordantie Biblie caractere textuali impresse. Omnium 
canonum congregatio sub indice fidelissimo. Lucida Carmina totam breviter ma- 
teriam complectentia. Decretum abbreviatum enigmata compendiose resolvens. Utilis 
insuper libellus qui Margarita decreti. Seorsum concilia sunt hie diversis ex locis 
coadunata. Rus pari nitidum qui decretum volet istud: Eloquii plenum sacri profitebitur 
esse. Mendas extersit Berthe di cura diserti: Bardi quas alii pressores imposuere. 
Obscuri nihil hie (torvis nisi legeris hirquis) Lector adinvenies: lucem spectando mican- 
tem. Tortida fumigeri pressor loca vitet avemi. Istic si notulas vis suspectare priores. 
Consulti geminum pressoris nomen habebis. Darauf das Wappen und darunter den Namen 

B. Rembolt. Ad lectores Tetrasticon de veritate operis et commendatione Im- 
pressoris. 

Quod nusquam in pulchro divini corpore iuris 

Feda sedet menda: aut libricus error obest: Contulit hoc solers Bertholdi dextra 
sagacis 

Que bene pontificium nobile pressit opus. Dann Registum chartarum . . . 

Auf der 2. Seite des I.Blattes ein Holzschnitt, darunter Johannis chappuis tumul- 
tuarium carmen in 20 Versen über die Vorzüglichkeit des Decrets, anfangend Gratia 
cui nomen prebet doctissimus auctor cet. 



28 JoH. Friedrich ß. von Schulte. 

Am Ende der 1. Seite von Fo. cccclix. 

In nomine Sancte et individue trinitatis Tripartitum 
Decreti aurei opus insigne atque laudabile fideliter (ut le- 
ctio ipsa indicabit) elimatum: Multis admodum aptis et 
utilibus adiimctis: finem accepit in alma Parisiensi aclia 
demia, expensis et opera Udalrici gering, et magistri Ber- 
thol di ßembolt sociorura. In sole aureo vici Sorbönici 
commorantium. Anno salutis Millesimo quin gentesimo quin- 
to, die vero quarta Januarii, 
Auf der 2. Seite ein Brief ,Johannes Chappuis inter juris utriusque studiosos 
minimus: solerti viro Bertholdo ßembolt: qui pro virili sua nunquam bene de arte 
impressoria mereri desistit: prosperitatem/ Datirt XII. Kai. augustas, der inhaltlich 
werthlos ist. 

Darauf (oben ohne fol.) das Decret abbrev. ,Liber decreti distinctus est in tres' 
cet., dann per metra ,Primo legat quisque divinum jus hominisque; — materia xxxvi. 
causarum, — capitula decreti per ordinem alphabeti, — Concilia decreti cum canonibus 
universis sub eis contentis, — Materie singulares que in variis decreti glosis disperse 
sunt, — darauf mit neuer Paginirung Margarita decreti seu tabula Martiniana edita 
per fratrem Martinum ordinis praedicatorum domini pape penitentiarium et cappellanum 
,Interalia quae ad fidelium' cet. mit dem Repertorium verborum que in Margarita decreti 
continentur. 

Interessant ist dies Exemplar dadurch, dass eine Anzahl von Glossen von den frü- 
heren Besitzern, unzweifelhaft den Ingoist. Jesuiten, z. B. fol. 24^ 28^' 29^ 35^ 36* durch 
Überstreichen mit weisser Farbe unlesbar gemacht, andere Stellen z. B. fol. 148* ''"^ \ 
242, 244, 245, 386, mit Dinte ausgestrichen sind. Der Canon Si Papa ist verschont 
geblieben sammt seiner Glosse. 

Die Divisiones haben die Siglen Jo. de f., Jo. d' f., Johan def., Joä. fan., 
Jo. de fan., Joan de f. 

Auch die Additiones der späteren Ausgaben haben diese, in manchen nach hugo: 
Joa. de f., die Randverweisungen gehen auf die Bibel; ebenso hat sie manche Zusätze 
mit Archidia. gezeichnet. 

U. Von 1506. 21. Octob. Paris. 

Auf dem Titelblatte: Decreti huius plenissimum argumentum: 1) Cons. et äff. 
arbor cet. 2) Hie divisiones domini Archidiaconi reperiuntur. 3) Adduntur biblie 
capita caractere textuali impressa. 4) Pregnans tabula pro glosarum meduUis in margine 
positis. 5) Perfecta canonum congregatio sub indice fidelissimo. 6) Uaria carmina totam 
breviter materiam complectentia. 7) Inest decr. abbrev. enigmata succincte resolvens. 
8) Seorsum concilia sunt hie diversis ex locis coadunata. 

Istic si notulas vis suspectare priores 
Correctoris habes docti cognomen apertum. 
Das Buchhändlerwappen mit T. K. und Thielman Kerver. Decretum aureum domini 
Gratiani cum suo apparatu. Am Ende des Textes fo. Dlxxxü. ,. . . . finem accepit in 
alma Parisiensi achademia expensis et opera Johanis parui et Thielmani keruer 
bibliopolarum Parisiensium. In vico divi Jacobi seiunctis hospitiis commorantium. Et 
Johannis cabillier mercatoris benemeriti lugduni moram trahentis. Anno salutis mille- 



Die Glosse zum Deckst Gbatuns von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 29 

simo quingentesimo sexto die xxi. octobris. Darauf Brief von Johannes Chappiiis an 
Thielman, darauf die oben aufgezählten Stücke, welche sämmtlich bereits in der älteren 
Lyoner sub. num. 12 stehen. Die tabula Mart. fehlt. In Quart. Ich habe benutzt das 
der kais. Hofbibliothek zu Wien gehörige Exemplar (xxv. L. 11.). Von den Decretalen 
Gregorys IX ist die Ausgabe von 1505. sexto Kai. Sept. aus derselben Officin, 4" mit 
denselben Typen. 

12. Von 1506. 12. März. Lyon. Das Titelblatt lautet: Decretum Uratiani cum multis 
noviter additis. videlicet Arbore consanguinitatis et affinitatis: casibus literalibus: divi- 
sionibus. d. Archidyaconi : meduUis glosarum in marginibus positis cum earum tabula: 
concordantiis biblie caractere textuali impressis: cum tabula omnium canonum et con- 
ciliorum cum carminibus totam materiam decreti continentibus cum decreto abbreviato. 
Insuper et cum margarita decreti.^ Vignette mit Francois Fradin. §. Index canonum 
omnium nunquam (ut lectio ipsa indicabit) aptiore contextus fuit artificio. quippe qui 
nunc in promptu (eiectis superfluis) petitos oflferet. quos antea longo quesitos labore: vix 
tandem exhibebat. Rückseite ein Holzschnitt enth. Moses, Propheten, Evangelisten, Väter 
u. s. w. foL 424. ,In nomine s. et ind. trin. Tripartitum decreti aurei opus insigne atque 
laudabile feliciter (ut lectio ipsa indicabit) elimatum. Multis admodum aptis et utilibus 
adiimctis finem accepit in Inclyta Lugduni urbe. Per Magistrum Nicolau m de Bene- 
dictis. Anno salutis: Millesimo quingentesimo sexto: die vero xii. Martii.' 

Angehängt : 1) das zu num. 8. erwähnte Inhaltsverzeichniss. 2) ein metrisches ,Primo 
legat quisque divinum jus hominisque.' 3) Materia xxxvi causarum. 4) Alphab. Ver- 
zeichniss aller canones. 5) Verz. der canones nach den alphab. geordneten Concilien. 
6) Verz. der Materien der Glosse ,Aaron sacrificavit hircum.* 7) Tabula Martini f. ord. 
praed. mit ßepertorium dazu. 

18. Basel 1512. Decretum Gratiani Glossis domini Johannis theutonici prepositi 
alberstatensis : et annotationibus Bartholomei brixiensis. Divisionibus Archidiaconi. 
Casibus a Bene. compositis per Bar. brixi. correctis et pro clariore intellectu plu- 
ribus in locis extensis. Concordia ad bibliam. Tabula marginalium glossularum. omnium 
canonum et conciliorum. Margarita Decreti. Additione in margine litterarum: quo minus- 
culi characteres lineis intercepti: citius legenti appareant.^ Rückseite: ,Beatus Rhenanus 
lectori salutem . . . MDXIL' Vorher die num. 12. sub. 1 — 4 aufgef. Stücke, derselbe 
Holzschnitt . . . Johannes Amorbachi,' Jo. Peter et Joannes frobenius Hammelbur- 
gensis cives Basilienses, communi impensa Basilee excuderunt: Mense maio. An. SI.D.xii. 
Julio IL pontifice Maximo: et Maximiliane Augusto regnantibus. Angeliängt: Die Stücke 
6, 5, 7 von num. 12. 

14. Corpus juris canonici . . . Pars prima. Lugduni. Sumpt. Joannis Antonii 
Huguetan, et GuiUielmi Barbier. MDCLXXI.' fol. Vorher: Bulle Greg. XHI. Die Stücke 
1 — 4, 6. Einleitung . . Angehängt: Canones poenitentiales. Canones (84) Apostolorum. 
Tabula Martiniana. 

Schon der äussere Zusanmaenhang lehrt, dass Venedig 1496 und Basel 1500 bei der 
Ausgabe von Paris 1500 vorlagen, dass die Zusätze u. s. w. der letzteren stehend wur- 
den. Die Ausgabe Lyon 1506 und Paris 1506 ist offenbar nur ein Abdruck der von 
Paris 1505. Zugleich ist für die Leistungsfähigkeit der Druckerei ein interessanter Bei- 
trag gegeben, da die Pariser am 4. Januar 1505, die Lyoner am 12. März 1506 fertig 
wurde. 



30 JoH. Friedrich R. von Schulte. 



Zweites Capitel 
Die Glosse vor Johannes Teutonious. 

A. AllgeiAeiner Entwicklungsgang der Glosse.* 

§. 3. 
L Gestalt and Charakter. 

I. Die Gestalt der Glossen. 

Wie die alten Handschriften darthun und sich aus verschiedenen theils im Folgen- 
den theils anderwärts stehenden Beispielen ergibt/ variiren Glossen, welche dieselbe 
Sigle tragen, dem Inhalte nach unter einander. Es kann das, wie bei den Glossen der 
Civilisten,^ sofern nicht blosse Schreibfehler oder Auslassungen vorliegen, zunächst Folge 
einer Umarbeitung sein, welche der Verfasser selbst vornahm/ 

In einem solchen Falle hatte der eine Abschreiber einen Codex mit der älteren, 
der andere einen mit der jüngeren Form vor sich. Aber die Verschiedenheit kann auch 
von einer durch Dritte vorgenommenen Umarbeitxmg herrühren, bei der man die alte 
Sigle Hess. Hieraus erklärt sich am Einfachsten, dass in vielen Glossen neuere Gesetze 
citirt werden, welche dem Verfasser nicht bekannt sein konnten. Man fand den Zusatz, 
welcher das neue Quellencitat gab, nicht bedeutend genug, wenn das Gesetz blos das- 
selbe sagte, mithin der Vollständigkeit halber beigefügt wurde, um ihn als eigenen 
hervorzuheben. Es wird sich unten zeigen, dass Bartholomäus systematisch also verfuhr 
mit den Citaten der Decretalen des Johannes Teutonicus, welche dadurch fast sämmtlich 
anders lauten, als sie bei Johannes lauten konnten. Manche Schriftsteller haben aber 
ihr p]igenthum gewahrt, wie z. B. Bartholomäus, auch Tancred. Aus der Verschieden- 
heit der Glossen mit derselben Sigle lässt sich also keineswegs auf einen Irrthum oder 
auf unrichtige Bezeichnung schliessen. 

Es kommt weiter vor, dass im Wesentlichen dem Inhalte nach gleiche Glossen in 
der einen Handschrift diese, in einer anderen eine andere Sigle führen. Auch dies 
erklärt sich zum Theil aus einer Umarbeitung, welche den Verfasser vielleicht gerade 
behufs der Unterscheidung von der älteren bestimmen mochte, seine Sigle beizusetzen. 
Bisweilen ist es aber gewiss Folge der Aneignung fremder Glossen, was sich um so 



' Da sich die Quellenbearbeitung des Decrets erst ausbildete, als die der römischen Rechtsquellen bereits eine festere Form 
angenommen, da beide in demselben Orte entstanden, in Bologna, da beide von 1150 ab neben einander hergingen, so llisst 
sich die Gleichheit der Bearbeitung begreifen. Es darf deshalb auch auf die für die äussere Methode eingehende Darstellung 
verwiesen werden in: C. F. v. Savigny Geschichte des Römischen Rechts im Mittelalter, 2. Aufl. Heidelberg 1834 bis 1851, 
7 Bde.; III. S. 537 bis 574. Es handelt sich hier nur um die geschriebene Glosse, deshalb braucht auf die Lehr- 
methode überhaupt nicht näher eingegangen zu werden. Zur Erklärung der Ausdrücke sei nur hinzugefügt: Legere 
bedeutet regelmässig: den Text erklären in der Vorlesung, lectura eine mündliche Texterklämng. Summa ist. eine allge- 
meine Übersicht des Inhalts eines engeren Abschnittes der Quelle (z. B. einer Distinction, Quästion). Theile der Erklärung 
selbst waren: a) Ablesen des Wortlautes der SteUe littera, b) Aufstellen des Casus, c) Angabe der Parallelstellen und 
Lösung der zwischen verschiedenen bestehenden Widersprüche, Solutio contrariorum. d) Aufstellung der sich aus dem 
Inhalte ergebenden Regeln allgemeiner Natur, Brocarda. e) Erörterung von Rechtsfällen Quaestiones, zu deren Ent- 
scheidung die Stelle die Mittel bot. 

^ Vergl. z. B. den §. 11. und in meiner Literaturgesch. d. Comp. ant. Seite 42 fg. 

3 Savigny IIL S. 559. 

* Tancred gibt gerade als Grund an, weshalb er den Apparat zur Comp. III. mache, nachdem er die I. und II. glossirt 
habe, dass die Scholaren aus seinem Exemplar sich Auszüge gemacht hätten. Siehe die Stelle in meiner Literaturgesch. 
Seite 73 fg. 



Die Glosse zum Decbet Obatians von ihren Anfangen bis auf die jüngsten Ausgaben. 31 

leichter erklärt, als man in diesem Punkte damals nicht sehr heikel war. Es bedarf 
dafür nur eines Hinweises auf Johannes Faventinus, der aus Rufins und Stephans Summe 
die seinige machte, gleichwohl nicht an seinem Ansehen gelitten hat. 

Entgegengesetzt finden sich viele Glossen,* welche mehrere Siglen haben. Dies rührt 
wohl entweder daher, dass bisweilen mehrere Schriftsteller unabhängig von einander 
dieselbe Erklärung gegeben hatten, die späteren aber dies durch die Cumulinmg der 
Siglen feststellten. Oder es mag seinen Grund in einem Beitritte zu der Ansicht eines 
anderen haben. Oder noch häufiger beruht es auf der Verbindung von Glossen ver- 
schiedener Verfasser,^ wodurch entweder die Theile einer Glosse verschiedene Siglen 
erhielten oder am Ende mehrere neben einander zu stehen kamen. Durch diese in den 
Apparaten stehend gewordene Mode wird es oft schwer, ja stellenweise geradezu unmöglich, 
den ursprünglichen Verfasser festzustellen. 

Nicht selten findet sich, dass eine und dieselbe Glosse in der einen Handschrift 
eine Sigle hat, in der anderen nicht. ^ Der einfachste Erklärungsgrund hierfür ist wohl 
der, dass anfänglich der Verfasser sich kaum veranlasst finden konnte, in den in seinem 
eigenen Exemplare zugeschriebenen von ihm gemachten Glossen seine Sigle beizusetzen. 
Wenn aber andere dieselben Glossen abschrieben oder abschreiben Hessen und selbst 
Glossen machten, lag es nahe, wofern sie nicht eines Plagiats verdächtig* erscheinen 
wollten, den fremden Glossen die Siglen beizusetzen. Hieraus erklärt sich denn, da im 
Allgemeinen die Glossen als für die Öffentlichkeit bestimmt angesehen wurden,'' dass 
die Handschriften bereits in sehr alter Zeit Glossen verschiedener Verfasser erhielten. 
Es wird das ima so ersichtlicher, als die Scholaren unzweifelhaft die Handschrift des 
Lehrers einzusehen Gelegenheit fanden, daraus aber sich Glossen notirten imd verbrei- 
teten.^ War aber eine Glosse anfänglich nicht signirt, kannte' der Erwerber der Hand- 
schrift den Autor nicht, so konnte, weil die Schreiber von Profession eine derartige 
Kenntniss überhaupt nicht besassen, dieselbe fortwährend ohne jede Sigle abgeschrieben 
werden. Es gibt in der That — aus jeder Handschrift kann man sich davon überzeugen — 
Hunderte von Glossen, die gar keine Sigle haben. Man darf wohl annehmen, dass unter 
diesen vielfach die ältesten sind.' So kommt es, dass man mit Sicherheit von einzelnen 
Glossatoren keine Glosse nachweisen kann, obwohl feststeht, dass sie welche gemacht 
haben. - 

n. Charakter der Glossen. 

Für das Decret ist ausser Zweifel, dass zu den ältesten Arten der Glossen die An- 
gaben der Parallelstellen, und die Worterklärungen gehören. Denn dies wird 

* Vergl. z. B. oben in §. 1. D. II. und Beispiele in meiner Literaturgesch. der Comp. nnt. S. 80. 

3 Dies gibt Tan c red ausdrücklich in der Schlnssstelle seinev« Apparate zur Comp. III. an. Siehe dieselbe in meiner Lit-G^sch. 

d. Comp. ant. Seite 74. 
3 Beispiele findet man im Folgenden zur Oentige, desgleichen in meiner eit Lit.-Gesch. 
^ Das hebt Tancred ausdrücklich in der cit. Stelle hervor. 

* Den Beweis bei Savigny III. S. 569. 

^ Tancred in der cit. Stelle gibt als Grund an, weshalb er den Apparat zur Comp. III. gemacht habe, dass die Scholaren 

aus seinem Buche gezogen hfttten ^quaedam', was ^audiendo atqne legendo in libro meo notavi* und ,pro apparatu illud 

mihi intitulaverunt^ 
"^ Der Grnnd Hegt in dem num. II. Gesagten. 
^ Pancapalea hat unzweifelhaft Glossen gemacht, wie die von Maassen Paucapalea S. 40. zuerst publizirten Stellen 

beweisen, aber mir ist keine Glosse vorgekommen, deren Sigle mit Sicherheit auf ihn passt, da p. auf verschiedene 

gehen kann. 



32 JoH. Friedrich B. von Schulte. 

für Paucapalea, den Schüler Gratian's und ältesten Glossaten ausdrücklich bezeugt, und 
zwar zuerst von ßufinus, welcher zu c. 5. ü. 1. (Cod. Götting.) sagt: ,dumtaxat i. e. 
tantummodo, vel, ut Paucapalea glosat: dumtaxat i. e. dum constet/ Kann nun auch 
diese Stelle noch Zweifel machen, weil die Paucapalea zugeschriebene Glosse sich auch 
in dessen Summa findet, so ist das unmöglich bei der ersten und ausgeschlossen bei der 
zweiten nicht ebenso in der Summa vorfindlichen Bemerkung, der in die 60ger oder 70ger 
Jahre des Xil. Jahrhunderts fallenden Summa Parisiensis:* (Einleit.): 

,Distinctiones apposuit in prima parte et ultima pauca palea, et concor- 
dantias atque contrarietates notavit in margine sie: infra, supra tali 
causa vel distinctione.' 
und zu c. 4. D,xi, verbo ,vincat rationem aut legem*: 

,Haec est vera litera, sed quia pauca palea glosavit rationem i. e. vetus 
testamentum ius testamentum, jus naturale et legem i. e. scriptam in quibus- 
dam libris est hoc insertum.' 

Dass in der That die ältesten Handschriften meist nur Citate aus dem Decrete selbst, 
die Angabe der übereinstimmenden und abweichenden Stellen, die versuchte Auflösung 
der Widersprüche (solutiones) und kurze Worterklärungen haben, ergibt sich aus dem, 
was über den Innsbrucker, Münchener Codex Nr. 4505 u. s. w. gesagt wurde. Auch der 
angeführte Codex von Hänel hat nur solche Parallelstellen. Fast keines dieser Citate 
trägt in den ältesten Handschriften eine Sigle. Viele sind bis auf die stehenden Apparate 
in der alten Gestalt geblieben, wie z. B. der Wolfonbüttler, Trierer, Münchener H. Codex 
zeigen. Die meisten aber wurden in die ausführlicheren Erklärungen aufgenommen. 
Sicherlich haben diese Citate, wie die ältesten Handschriften beweisen, sich nicht auf 
das Decret beschränkt, fiondem einmal den Kreis der kirchlichen Quellen überhaupt 
berücksichtigt, sodann ihn überschritten. 

In ersterer Beziehung finden wir Citate aus der Bibel, aus Burchard, aus den 
Vätern von Anfang an,* ebenso die Nachtragung der von Gratian übersehenen und der 
nach ihm erlassenen Decretalen. Die Citate aus Burchard, Augustin u. s. w. finden 
sich in den Handschriften in grosser Menge bis zu dem Momente vor, wo die ßeception 
der Paleae im Texte des Deere ts sich nach und nach vollzogen hatte.* Fand ein Glossa- 
tor in seinem Texte die Stelle, so musste er sie entweder als Palea bezeichnen* oder 
commentiren. Seit dem Ausgange des XII. Jahrhunderts werdeji auch diese Citate sel- 
tener als selbstständige und vielmehr in den Text der Erklärungen aufgenommen. Ahn- 
lich verhält es sich mit den Decretalencitaten. Die als Paleae aufgenommenen werden 
commentirt; seit der Aufnahme in die Compilatio prima und schon vorher in die allbe- 
kannten Sammlungen (Appendix Concilii Lateranensis u. s. w.) bilden sie einen Gegen- 
stand der Berücksichtigung in den Erklärungen selbst. 



1 Mein 2. Beitrag 8. 38. die beiden Stellen und über die Thfttigkeit Paucapalea*8 als Glossator bei Maassen a. a. O. 
Die Stellen sind auch abgedruckt in meinem 2. Beitr. S. 28 oben und 29. 

2 Da die Paleae unzweifelhaft, wie Maassen a. a. O. erwiesen hat, auf Paucapalea Eurückftthren (er braucht natürlich 
nicht alle selbst zugesetzt zu haben, die spftteren sind mit dem einmal hergebrachten Namen belegt), diese aber ursprüng- 
lich nichts sind, als am Rande zugeschriebene Parallelstellen, so ist das im Text Gesagte schon dadurch erwiesen. 

3 Alle einzelnen Paleae unserer heutigen Ausgaben hat weder Johannes Teutonicus noch Barth olomaeus Brixiensis. 
Vergl. §. 16. IV. 

* Wie das im Prag er und anderen Codices oft geschieht, ebenso in den Summen. Das interessanteste Beispiel ist die 
Summa Parisiensis, welche mit grosser Qenaiiigkeit die Paleae angibt. Mein 2. Beitr. S. 40 ff. 



Die Glosse zum Decket Gratiahs von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 33 

In zweiter Hinsicht sind es die römischen Rechtsquellen und auch andere welt- 
liche Gesetze, insbesondere die lex Lombarda, welche angezogen werden. Gerade die 
alten Handschriften sind reich daran. Nach und nach werden sie den Erklärungen ein- 
verleibt. 

Viel spärlicher sind in den alten Handschriften die Angaben von Varianten. Dass 
tlbrigens solche aus der frühesten Zeit herrühren, beweist indirect das Berücksichtigen 
in den ältesten Summen von Paucapalea, ßufin, Stephan u. s. w. 

Als zweites Stadium der eigentlichen Glossirung darf man jenes bezeichnen, wo die 
Glossen zunächst die Darlegung der inneren Structur des Textes (Litera) und die Wort- 
erklärung mit einander verbinden, daneben die Citate und die Lösungen der Wider- 
sprüche hergehen lassen. Aber schon ziemlich früh nahm die Glosse des Decrets einen 
viel ausgebildeteren Charakter an, was seinen Grund in einer anderen Seite der cano- 
nistischen Jurisprudenz hatte. 

Man darf sagen, dass das Decret vom ersten Momente an eine so rege Bearbeitung 
gefunden hat, als sie kaum, jedenfalls nicht in erhöheterem Maasse, dem römischen Rechte 
zu Theil wurde. Vor 1190, also in den Zeitraum von 40 Jahren fallen die zum Theile 
sehr ausführlichen Summen von Paucapalea, Rolandus^ (Alexander HL), Rufinus,^ Stephan 
von Tournay, Johannes von Faenza,^ Simon von Bisignano (gemacht vor dem März 1179),^ 
Sichard von Cremona (zwischen 1179 und 1181),'^ daneben die von mir* beschriebenen 
ebenfalls ausführlichen anonymen Summa Coloniensis, Summa Parisiensis, Bambergensis, 
eine sehr ausführliche Summa Lipsiensis.' Hierzu kommt ein bedeutendes Material, wel- 
ches in den Casus, Quaestiones, Tractatus enthalten ist.** Diese und andere Werke, 
nebst den Schriften über das römische Recht, boten für die Interpretation enorme Hülfs- 
mittel. So bildete sich die Glosse bereits ziemlich früh um zu Erläuterungen, welche 
nicht mehr blos die eine oder andere Stelle berücksichtigten, sondern schon ziemlich 
fortlaufend ganze Partien, z. B. mit am frühesten Causa XXVH sqq. (das Eherecht), 
Causa XVI. u. a. erklärten, bis sie im Beginne des XIII. Jahrhunderts zum Apparatus*' 
wurde, d. h. zu einem fast durchgehenden Commentar. Diese Apparate haben verschie- 
dene Bestandtheile. Sie behalten manche alte Citate bei, nicht minder viele kurze Wort- 
erklärungen, ebenso Angaben über Losarten. Dazu kommt als durchlaufender Bestand- 
theil eine -Menge von Distinctionen. Während aber diese, als deren Schöpfer im Grossen 
man Sichard^^ ansehen kann, in den alten Handschriften schon früh am Rande mit den 



^ über ihn mein 1. Beitr. S. 5 iT. 
> 2 Beine Summe ist ein sehr umfangreiches Werk, welches einen dicken Octavband füllen würde. Da die bisher bekannten 
Handschriften [die Oött tinger Cod. jur. ms. 169 kl. fol., mbr. s. XIII. 80 Blätter zu 2 Col. k 40 Zeilen geht nur bis 
c. 2. D. 89, diese habe ich abgeschrieben; die Mainzer 52 fol. mbr. s. XIII. enthält auf 37 Bl. fol. nur die Pars I., die 
Bamberger P. I. 11. mbr. 4. (die ich abgeschrieben) endigt mit Causa XXIIl. und nmfasst die ganz klein geschriebenen 
fol. 147 — 162. Trojes 605 geht nur bis C.xzi. q. 1.] sämmtlicb unvollständig sind, so ist der Mühe werth, hervorzuheben, 
dass er das ganze Decret bearbeitet hat. Dies zeigt die auch in der Ordinaria stehende Glosse relictam zu C.xxx. q. 4. 
princ, welche im Cod. Prag, die Siglen h. la. trägt. 

3 Über ihn meine Rechtshandschr. Seite 578 if. 

* Mein 1. Beitrag S. 25 fg. 

^ Mein 1. Beitrag 8. 46. 

c Im 2. und 3. Beitr. zur Qesch. d. Lit. des Decrets. 

"^ Meine Abhandl. ,Die Summa Decreti Lipsiensis' u. s. w. Wien 1871. 

^ Siehe meinen 3. Beitrag. 

^ Dieses Ausdrucks bedient sich die angeführte Stelle von Tancred, und zwar nicht blos, wie Savigny meint (III. B. 56fi 

Note b.), im Gegensatze zu Vorlesungen, sondern offenbar auch in dem Sinne, welchen ich hier beschreibe. 
<^ In meinem 1. Beitrag Seite 52 ff. sind einige abgedruckt in der Form, welche sie bei ihm haben. 
Denkschriftfin der phil.-hist. Cl. XXI. Bd. Abhandl. von NichtmitgliederD. i* 



34 '^oif. Friedrich R. von Schultk. 

Punkten und Strichen, welche förmliche Figuren bilden, beigesetzt werden, nehmen sie 
später den Charakter unförmlicher Texterörterungen an. Eine wichtige Rolle spielen 
bald die inhaltlichen Darstellungen, sei es der einzelnen Stelle oder des Abschnittes, 
die Summen, welche offenbar aus den Vorträgen in die Handschriften neben den Text 
gewandert sind.* Auch enthalten sie Darlegungen der Casus, zu denen insbesondere 
für das Decret aucli wohl kurze Hervorhebungen des im Texte angedeuteten Vorfalles 
der Bibel kommen, Historiae.^ 

Von selbst mussten sicli von vornhinein verschiedene Ansichten bilden. Wir finden 
daher bei den allerältesten Glossatoren bereits Controversen und verschiedene Ansich- 
ten erwähnt.'* Diese Mittheilungen nahmen früh den Charakter an, das» ebenso in den 
Glossen, wie es in <len Summen geschah, die Meinungen der Schriftsteller angegeben 
wurden. Man blieb nicht bei den (lilossen stehen, sondern nahm aucli Rücksicht auf die 
selbstständigen Werke, die Summae in diesem Sinne u. s. w., sowie auf die Vorlesungen.* 
Auf diese Art wurde die Glosse nach und nach zu einem auf den kürzesten Aus- 
druck gebrachten, den Text begleitenden Commentar. Zu den Verweisungen auf 
Parallelstellen traten daher notliwendig auch Verweisungen auf frühere Erörterungen.^ 
Mit der Anführung fremder Meinungen verband sich naturgemäss deren Kritik. Während 
nun die ältesten Glossen blos die Lösung der widerstreitenden Quellenstellen geben, 
liefern die Schriftsteller bereits am Ende des XII. Jahrhunderts vollständige Deductionen, 
kritische Fehden unter Herbeiziehung aller Quellenstellen und mit Angabe der Schrift- 
steller.'' Von diesem Augenblicke an war es nicht mehr schwer, über das ganze Decret 
aus den Glossen der Verschiedenen eine einheitliche, einen Apparatus, zu machen. Dieser 
unterschied sich im Ganzen zuletzt kaum mehr von einer Summe, woraus sich auch 
erklärt, dass man seit dem XIII. Jahrhundert selbst die Apparate ohne den Text, mit- 
hin geradezu als selbstständige Werke abschrieb.' 

§. 4. 
ä. Übersicht der Glossatoren des Decrets und ihrer Arbeiten. "^ 

I. Irgend welche zuverlässige Nachrichten aus dem XII. oder XIII. Jahrhundert 
über die Personen der meisten (irlossatoren und ihre Wirksamkeit, abgesehen von den 
Namen und den Titeln ihrer Werke, bezw. der blossen Angabe, dass sie drlossen gemacht, 
besitzen wir nicht. Wir sind mithin lediglich • darauf angewiesen, aus den vorhandenen 

^ Der Ausdruck Summa für die fortlaufende Erklärung ist sehr alt, aber doch nicht der ursprüngliche. 

3 Welche Bewandtniss es aber mit den Casus^ Divisiones, Historiae unserer Ausgaben hat-, wird im §. 19. besprochen werdeti. 

■* Paucapalea zu c. 3. C.ii. q. 3., C. 32. q. 7. spricht bereits von quidam, die anders verstehen, ebenso Rnfinus an 

Stellen, wo er weder Paucapalea noch Rolandns meinen kann. 
^ Stellen, wo solche erwähnt werden, sind nicht selten. Siehe unten §. 20. 

'' VAn solches Beispiel bietet die oben §. 1. F. abgedruckte Glosse von Lauren tius zu c. 2. D. 89 
"* Es ist unnKthig, Belege anzufiihren, da solche bereits im §. 1 stehen, zahlreiche aber bei fast jedem Glossator folgen 

werden. 

Bemerkt sei noch, dass umgekehrt auch in die Summen Glossen mit vollem Wortlaute und der Sigle aufgenommen 

wurden, wie meine Abhandlung ,Die Summa Lipsiensis* zeigt. 
"* Die Lectura des Petrus de Sampsone, Guilelmus Naso (meine Abhandlung ,Zur Gesch. d. Lit. der Decretaleu 

Greg. IX.^ u. s. w. Wien 1871, Seite 6 ff., 32 ff.) ist nichts als eine Zusammenstellung dieser Art; der Bamberger Codex 

P. II. 11. saec. XIV. enthält den Apparat des Barth. Brix. ohne den Text. Für die späteren Arbeiten braucht dies gar 

nicht hervorgehoben zu werden. 
* Auf das Leben der Glossatoren als solches gehe ich hier nicht ein, wo mein Zweck nur darin liegt, den Charakter 

der Glosse als einer schriftstellerischen Leistung zu untersuchen, mithin die Personen als Schriftsteller 

in Betracht kommen. Was trotzdem an biographischen Notizen mitgetheilt wird u. drgl., bedarf keiner Rechtfertigung. 



Die Glosse zum Decket Guatians von ihren Anfängen bis auf die jOnüsten Ausgaben. ;^5 

Handschriften u. s. w. uns zu informiren. Wilhelm Durantis^ zählt eine Reihe von 
Namen auf, welche Johannes Andrea*'* berichtigt. Nach letzterem haben ßufinus, 
Sylvester, Johannes Hispanus ,lectura8 super decretum' gemacht, ebenso Johannes 
von Faenza,.Hugo (Huguccio) eine Summe; Melendus und Petrus Hispanus scheint 
er Glossen zuzuschreiben; von Bazianus gebe es viele Glossen, ebenso von Gandul- 
phus; einzelne Glossen citirten Petrus Manducator und Cardinalis. Auf diese gar 
mageren Notizen und wenige Citate von Glossen reducirt sich seine Zusammenstellung. 
Diplovataccius"^ gibt für das Leben einzelner das Zuverlässigste. Das Werk von Joh. 
Fichard* bietet für die hier behandelte Zeit so gut wie nichts, ebenso Marcus Mantua 
Benavidius,'' mehr gibt Guido Panzirolus,^ am meisten Maurus Sarti." Aber so 
zuverlässig auch insbesondere des Letzteren Darstellungen, wo sie auf Urkunden beruhen, 
sind, tragen sie gleichwohl zur Aufhellung wenig bei. Denn einmal liegt allen, ein- 
schliesslich Sarti, gerade die innere Entwicklung der Literatur fern; sodann hat augen- 
scheinlich keiner über ein grosses Material von Handschriften verfügt, mindestens das- 
selbe keiner genauen Durchsicht unterzogen. Was sie über die Glosse mittheilen, beschränkt 
sich auf die bekannten allgemeinen Notizen. 

n. Was von neueren Schriftstellern hinsichtlich dieses Zweiges der Literatur geschrie- 
ben ist, geht, weim man von ganz wenigen Einzellieiten absieht,** kaum hinaus über 
biographische Notizen, oder die Namen, oder die Angabe, X. hat das Decret glossirt 
u. dgl. m."' Bei diesem absoluten Mangel an allen Vorarbeiten und bei dem Stande 
der Handschriften muss ich darauf verzichten, eine erschöpfende, ja auch nur in allen 
J^unkten unbedingt genaue Darstellung zu geben, vielmehr der Combination vielfach 
einen Spielraum gönnen. Da aber der Anfang gemacht werden muss, da ich für alle 
Punkte meine Gründe und Belege angebe, darf ich mich durch diesen meiner Arbeit noth- 
wendig anklebenden Mangel der Vollständigkeit nicht abschrecken lassen. 

ni. Als ältester Glossator ist, wie bereits gesagt wurde, Paucapalea anzusehen. 
Ihm dürften viele, vielleicht die Mehrzahl derjenigen Citate angehören, welche in alten 
Handschriften stehen. Dafür spricht 1) die mitgetheilte Notiz der Summa Parisiensis 



' Speciihim jiidiciale, prooemiuin §. Porro. 
3 Additio ad spec. Gull. Durautis 1. c. 

3 Über ihn (geb. 1468, gest. 1641) und seine Werke Saviguy III. 8. 40 ff. Ich habe benutzt die aus Savigny's Nachlasse 
in die Berliner Bibl. gekommene Abschrift der Handschr. zu Bologna, sowie die bei Sarti abgednickten Biographien. 

* Vitae recentior. Jurisconn. cet. Patavli 1565 (in meinem Exemplar als Anhang zu Panzirolus, pag. 397 sqq.) Vergl. Savigny III. 
S. 48. ff. 

* Hinter der cit. Ausg. von Panz. (.ils Anhang zu Fichard) pag. 435 sqq. Savigny III. S. 51 t*g. 

ö De claris legum interpretibus libri IV. Panzirolus war geb. 1523 zu Reggio, gest. 1699 zu Padua. Savigny Ilf. S. 54 ff. 

Ich habe die Ausg. Lips. 17*21. 4. 
" Geb. 1709, gest. 1760. Sein Werk ist: De claris Archigymnasii Bononiensis Prot'essoribus a 8aeoulo XI. usque ad Saec. XIV. 

Tomi I. Pars I. Bon. 1769 (herausg. von Maurus Fattorini), Pars II. ibid. 1772. fol. (vom selben edirt). Savigny III. 

S. 62 ff. Die sonstigen bibliograph. Werke von Fantuzzi u. A. bei Savigny. Die Werke über die scriptores eccles. von 

Ceillier, Cave etc. helfen auch wenig. 
^ Dahin gehören die Angaben von Maasseu, Beiträge 8. 10 ff. über den Cardinalis, einzelne Bemerkungen desselben 

über Handschriften (Innsbrucker). Die Arbeiten desselben über verschiedene Summae in den »Beiträgen* und ,Paucapalea* 

berühren meinen Gegenstand nur indirect. 
9 Phillips, Kirchenrecht Bd. 4. S. 164 ff. gibt über die Glosse nichts als aus Savigny eine kurze Erklärung der Worte, 

einige Namen, Notizen über Summae. Was bisher an Notizen existirte, ist so ziemlich am ausgiebigsten benutzt worden 

in meinem Lehrbuche d«s Kirchenr. 2. Aufl. 

Savigny geht auf das canonische Recht als solches gar nicht ein. So tüchtig seine Geschichte für einzelne Cano- 

nisten ist, die in das Civilrecht einschlagen, kommt sie doch, abgesehen etwa von Bartholomaeus Brix , für diesen Zweig 

gar nicht in Betracht. 



c* 



36 JoH. Fkiedkich R. von Schulte. 

(§. 3, IL), 2) der Charakter seiner Summe, worin die Parallelstellen sehr zurücktreten, 
was auf die Vermuthxmg führen darf, er habe sie dem Texte beigefügt, 3) die fast 
gleichmässige Wiederholung der Citate ohne Siglen in den ältesten Handschriften, 4) sein 
Ansehen überhaupt, das zu der Einverleibung der von ihm am Ilande zugeschriebenen 
Stellen in den Text führte. Nicht minder rühren von ilim eine grosse Zahl von Wort- 
erklärungen her. Das wird bewiesen 1) durch deren Vorfinden in der Summe, 2) durch 
das ziemlich gleichmässige Vorkommen in den meisten Glossen und Summen. Ja, wenn 
man den Charakter seiner Summe in 's Auge fasst,* wird man zu der Annahme geleitet, 
dieselbe enthalte eine Zusammenfassung der in der Lectura gegebenen Summae und 
Historiae mit den am Rande des Textes zugeschriebenen Wortconstructionen, Worterklä- 
rungen, etymologischen P>klärungen. u. s. w. Ich glaube daher Paucapalea als den 
Schöpfer der Glosse und seine Glosse als erste Grundlage derselben ansehen zu dürfen. 
Ihm zunächst tritt als sicherer Glossator auf Johannes Faventinus.^ Dass er Glossen 
gemacht hat, wissen wir mit Gewissheit. Handschriftlich besitzen wir solche in einer 
Anzahl alter Codices. Deren Reichhaltigkeit einerseits, ihr Cliarakter, der auf gründliche 
Sacherklärung geht, der Umstand, dass Ihnen eine förmliche Einleitung vorausgeht, zwingt 
uns zur Annahme, dass seine Glosse, wenn auch nicht im späteren Sinne, so doch in 
gewisser Beziehung einen förmliclien Apparat zum Decret bildete, jedoch ohne wesent- 
liche Verarbeitung fremder Glossen. Diese Annahme wird unterstützt durch den Umstand, 
dass wir vielfach seine Glossen erwähnt finden,'* dass viele Glossen sich in verschiedenen 
Handschriften finden, einzelne aber in einzelnen Handschriften allein. Er hat mithin 
eine hervorragende Bedeutung für die Glosse. Verstärkt wird diese dadurch, dass seine 
Glosse geradezu gemacht ist, um die Lücken seiner Summe auszufüllen und nach dieser. 
Johannes steht somit als Glossator hoch, nicht als Verfasser der Summe; denn letztere 
ist lediglich eine Compilation. Er darf als Begründer oder doch als einer der ersten 
Gründer der Methode, ausführliche Glossen zu machen, angeselien werden. Ob die zwi- 
schen Paucapalea und Johannes fallenden berühmten Rolandus, Rufinus und Stephan 
von Tournay Glossen gearbeitet liaben, ist nicht leicht zu sagen. Was ersteren betrifft, 
so könnte eine später (§. 13, sub 10.) mitzutheilende Glosse auf ihn passen. Auch Hesse 
der Charakter seines Werkes, welches fast nie über eine blosse Inhaltsangabe hinaus- 
gelit, auf eine Glossirung um so eher schliessen. Gleichwohl zweifle ich, dass er glossirt 
habe. Er ist am 7. Sept. 1159 Papst geworden, erscheint seit 21. Nov. 1150 bis 13. Dec. 
1150 als Card. diac. SS. Cosmae et Damiani, vom 30. März 1151 bis 10. April 1153 als 
presb. Card. tit. S. Marci, vom 16. Mai 1153 bis 16. Juni 1153 als cancellarius imter 
Eugen HI, dann vom 12. Dec. 1154 bis 28. Sept. 1157 und 30. Dec. 1157 bis 17. Aug. 
1159 als cancellarius unter Hadrian IV/ Aus diesen Daten ist evident, dass er zu 
Bologna nicht mehr lehren konnte, seit über das Decret dort überhaupt gelehrt wurde. 
Ganz unwahrscheinlich ist aber, dass er Glossen gemacht haben sollte, ohne Lehrer zu 
sein, während sicli die Abfassung einer Summe leicht erklärt, zumal gerade dem Kanzler 



' »Sie gibt im Ganzen, sich an die dicta Gratiani haltend, eine Übersicht des Inhalts, eine Znsammenstellung der im Decret 
anbezogenen Geschichten der Bibel, Definitionen von juristischen Ausdrücken und von einzelnen Worten, etymologische 
Erklärungen, Erläuterungen der Wortconstruction, Auflösung von Widersprüchen. 

2 Für alle ihn betreffenden Punkte enthält der ihm gewidmete §. ö. die Belege. 

3 Und zwar deshalb als ein bekanntes Ding, weil z. B. Huguccio öfter vielfach Joh. Kavent, citirt, das Citat aber nicht 
auf die Summe, sondern nur auf die Glosse passt. 

* Jaffe, Regesta Pontif. pag*. 616, 659. 



Die Glosse zum Decket Gbatians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten AusGABtiN. 37 

eine unmittelbare Verarbeitung des Decrets wilnschenswerth sein musste. Hierzu tritt, dass 
alle Citate, welclie mir bisher mit Berufung auf ilm vorgekommen sind/ auf seine Stroma 
passen, und dass er nie mit Ro. sondern constant mit Hol. oder dem vollen Namen citirt 
wird. Rufinus hat meines Erachtens Glossen gemacht und gehören ilim wohl an die 
unten §. 6. folgenden. Meine Gründe sind: 1) die Sigle R. passt, wie §. 6. bewiesen 
wird,^ auf ihn; 2) der Inhalt einiger ihm unzweifelhaft beizulegender Glossen ist nicht 
aus der Summa zu entnehmen; 3) die Aufnahme der Glossen in Handschriften, welche 
gerade die älteste Form der Glosse haben. Was Stephan von Toumay betrifft, so 
bezweifle ich, dass er Glossen gemacht hat, 1) weil ich ihn als eigentlichen Glossator 
nirgends bei den Alten erwähnt finde, 2) weil wir von seiner Lehrthätigkeit in Bologna 
nichts wissen. 

An Johann von Faenza reihet sich an oder steht neben ihm gleichzeitig der Glossa- 
tor Cardinalis. Aus §. 7, zusammengehalten mit dem in §. 1. J. Gesagten, ergibt sich, 
dass dieser Glossator Pars I. und H. (einschliesslich den tract. de poenit.) des Decrets 
in ihrem ganzen Umfange glossirt hat und zwar in einem Maasse, das uns ermächtigt, 
ihm einen förmlichen Apparat in gleichem Sinne wie Johann von Faenza zuzuschreiben. 
Aus der Abwesenheit von Citaten nachgratianischer Decretalen lässt sich im Hinblicke auf 
den Charakter seiner Glossen schliessen, dass seine Thätigkeit als Glossator in die ersten 
Regierungsjahre P. Alexanders HI. fällt, mithin in die 60er Jahre des XH. Jahrhunderts. 

Ob Simon von Bisignano auch als Glossator thätig gewesen, ist schwer festzu- 
stellen. Die Glossen mit S. im §. 13. sub 9 können auf ihn passen, aber weitere Anhalts- 
punkte habe ich nicht, finde aber auch keinen entgegenstehenden Grund .^* Dagegen 
scheint mir Sichard von Cremona kaum den Glossatoren beigezählt werden zu können, 
1. weil die Methode seiner Summe gar nicht dazu passt; denn diese gibt nur den Inhalt, 
keine Erklärung der einzelnen Capitel; 2. weil er nirgends als Glossator angeführt wird; 
3. weil die in den Handschriften stellenden Distinctionen unmittelbar aus der Summe 
entnommen sind. Die Sigle S. kann auf ihn auch gehen, ebensogut auf Silvester, der 
xmter den Glossatoren genannt wird, bezüglich dessen ich aber keine weiteren Anhalts- 
punkte habe. Ob femer von den unten §. 13 mitgetheilten Glossen die mit Ro. auf 
Rodoicus Modici-Passus,'* die mit N. auf Guilelmus Naso gehen, wem die Sigle d. 
und sunt, st, ste. angehöre, vermag ich nicht zu sagen. Es ist unnütz, blosse Vermuthun- 
gen aufzustellen. Was sich allenfalls sagen lässt, ist bei den einzelnen Glossen selbst 
erwähnt worden. 

IV. Auf festem Boden stehen wir hinsichtlich Albertus, an dessen Thätigkeit als 
Glossator nach den Angaben alter Handschriften und Glossen, nach der Erwähnung von 
Huguccio und. auch von Durantis und Johannes Andreae'^ kein Zweifel bleibt. Aus 
Huguccio ist zugleich erwiesen, dass Albertus der spätere Papst Gregor VIII., früher 
Albertus Beneventanus ist. Er war^ vom 15. Oct. 1159 ab card. presb. tit. S. Lau- 



^ Vergl. meinen 3. Beitrag Seite 23 ff., wo verschiedene derartige Citate stehen, die auch den folgenden Punkt begründen. 
^ Joh. Andreae 1. c. klagt, dass R. ohne Vor.al auf Richardus, Rnfinns, RodoicuB gehen könne und man deshalb nicht 

wisse, wer gemeint sei. Richard kommt für uns nicht in Betracht. 
^ Seine umfassende Qtiellenkenntniss, kritische Methode u. s. w., welche mein 1. Beitrag Seite 21 ff. zeigt, sprechen dafür. 

Die Erwähnung in Glossen des Wolfenbüttler Codex ist kein Beweis, weil sie auf die Summe geht. 
^ Über diesen und die folgenden überhaupt die Citate in meinem Lehrbuc^e S. 46 ff. 55. Anm. 40. 
^ Die Angaben sind unten §. 8. zusammengestellt und erweisen die Behauptungen des Texten. 
6 Ja ff 6, Regesta Pont. pag. 678 sq., 835, 865. 



38 JoH. Friedrich K. von Schulte. 

rentii in Lucina, v. 22. Febr. 1178 bis 22. Juli 1181 Cancellarius unter Alexander III., 
desgleichen Cancellarius unter Lucius III. vom 28. Sept. 1181 bis 7. Mai 1184 und vom 
15. März 118(5 bis 13. Oct. 1187 unter Urban III., endlich selbst Papst vom 21. Oet. 
bis 17. Dec. 1187. In welche Zeit seine Glossen fallen, ist schwer zu sagen, da sich 
aus dem Inhalte nichts folgern lässt. Jedenfalls dürften sie nicht über die 60er Jahre 
hinaufgehen. Sind sie aucli nicht so zahlreich, als die des Cardinalis und Johannes Fav., 
so berücksichtigen sie doch alle Theile des Decrets, bekunden hingegen, nach dem mir 
Vorliegenden, keine hervorragende Thätigkeit. 

Fiine sehr selbstständige Stellung nimmt ein die sich auf das ganze Decret erstreckende 
und unzweifelhaft reichhaltige Glosse von Gandulphus, welche spätestens in die 80ger 
Jahre des Xll. Jahrhunderts, höchst wahrscheinlich aber, weil gar keine nachgratiani- 
schen Decretalen citirt werden, früher fällt.* Wir müssen ihn unter allen Umständen den 
bedeutenderen älteren (Glossatoren beizählen. 

Melendus'^ nimmt ganz unstreitig unter den Glossatoren eine nicht unbedeutende 
Stellung ein, weil er verhältnissmässig häufig citirt wird. Da jedoch die Handschriften 
nur äusserst spärlich (Jlossen mit seiner Sigle enthalten, es aber schwer ist, aus der 
grossen Zahl der nichtsignirten die ihm etwa gehörigen zu eruiren, da ebenso alle 
festen Anhaltspunkte fehlen, um die Zeit seiner Wirksamkeit genauer zu bestimmen, als 
dass sie vor Huguccio fällt, so muss ich mich mit diesen Andeutungen begnügen. 

Von hervorragender Bedeutung' ist Bazianus. Seine, in die 80ger Jahre des XII. 
Jahrhunderts fallende Glosse erstreckt sich über alle Theile des Decrets, ist in der 
Ordinaria stark benutzt und auch anderweitig vielfach citirt. Wir dürfen nach den 
Handschriften und aus den eben hervorgehobenen Gründen unbedingt annehmen, dass 
er einen wesentlich selbstständigen Apparat zum Decrete gemacht hat, welcher in die 
80er Jahre des XII. Jahrhunderts fällt 

Zwei (Glossatoren des XII. Jahrhunderts sind noch an dieser Stelle zu nennen.* Ein 
Petrus wird nicht blos bei Schriftstellern, sondern auch in der Glosse des Johannes 
Teutonicus und in Handschriften als Glossator genannt. Seine Glossen (§. 12) zeichnen 
sich durch eine gewisse Kürze aus. Ks gibt einen älteren Petrus, über den wir keine 
genaueren Notizen haben. Ihm gehören wohl unzweifelhaft die blos mit P. signirten 
an, die in einzelnen Handschriften, wie §. 1 ausweist, sehr reichhaltig sich vorfinden. 
Seine Thätigkeit fällt ins Ende des XII. Jahrhunderts. Aber auch Petrus Hispanus^ 
hat nach Auskunft der Glosse von Johannes Teutonicus und nach der Angabe von Hand- 
schriften Glossen gemacht, welche dem Ende des XII. oder dem Anfange des XIII. Jahr- 
hunderts angehören dürften. Endlich wird Johannes Hispanus — damit kann nur 
der ältere gemeint sein — genannt. Es ist mir nicht vergönnt, aus den bereits im §. 1 
mehrfach hervorgehobenen Gründen festzustellen, welche Glossen ihm angehören; ebenso 
wenig lässt sich Genaueres Ober seine Thätigkeit aus anderweitigen Notizen entnehmen. 

* tjber ihn gibt §. !>. die gi.'naiiei'e Erörterung. 

2 Vergl. unten §. 10. und die Citate im Wo Ifenbüttler Codex. 

3 Im §. 11. sind alle Punkte de« Näheren erörtert. 

* In der Glossa oAinaria (wie auch Jo. Andreae 1. c. bemerkt) zu c. 1. D, 30., c. 14. D. 86., pr. D. I. de poen., c. 7. 
C. 33. <j. 4. ist Petrus Manducator angeführt. Alle diese Stellen können ein rein theologisches Werk vor Augen 
haben. Deshalb, und weil weder von seinem Lehren des canonischen Rechts zu Boloßrna noch sonstwo, noch von einer 
Summa desselben etwas bekannt Ist, halte ich für überflüssig, darauf weitc^.re Rücksicht zu nehmen. 

^ Meine Literaturgesch. d. Comp. ant. S. 56. Daselbst S. 58, 42 if. verschiedene Glossen, die stet.s pe. ys. citiren, daneben 
p., eine, worin pe. ys. den anderen p. anführt (S. 44.). 



Die Glosse zum Dbcrbt Gkatians von ihren Anfängen his auf die jOnobten Ausgaben. ;•>{) 

V. Wie die Mittheilungen des §. 1 zeigen und ein Blick in jede glossirte Hand- 
schrift und in glossirte Ausgaben lehrt, gibt es eine grosse Menge gar nicht signirter 
Glossen. Viele davon bin ich im Stande als dem einen oder anderen Genannten ange- 
hörig auf Grund meiner umfassenden Notizen aus Handschriften nachzuweisen, viele aber 
bleiben übrig, bei denen dies nicht geht. Dass einzelne derselben bald den genannten 
Glossatoren zugeschrieben werden dürfen, bald anderen, deren blosser Name uns aufbe- 
wahrt ist, bald endlich Glossatoren, welche wir nicht einmal dem Namen nach kennen, 
ist wohl nicht zu bezweifeln und kann bei der Art der Handschriften gar nicht auf- 
fallen. Bei diesem Stande der Sache muss ich mich darauf beschränken, die eine oder 
andere Glosse aus Handschriften mitzutheilen bezw. festzustellen, dass solche in der 
Ordinaria benutzt sind, weil dadurch der Umfang des von dieser benutzten Materiales 
und die Selbstständigkeit oder Abhängigkeit zur Anschauung kommt. 

VI. Überblickt man dieses Material und erwägt, dass, obgleich die eine oder andere 
Glosse auf Vorgänger Rücksicht nahm, im Grossen jeder Glossator selbstständig die ihm 
gut scheinenden Erklärungen zusetzte, dass es aber vom Zufall abhing, ob eine Hand- 
schrift von dem A. oder B. tlberhaupt Glossen hatte und wie* viele: so begreift man 
vollkommen die Verschiedenheit unserer älteren Handschriften und das Bedtirfniss, wel- 
ches man nach einer Verarbeitung empfinden musste. Aber in der Glosse hatte man 
nur die Quintessenz einer bestimmten Art der literarischen Thätigkeit, neben ihr gab 
es eine grosse Menge* von Summen u. s. w. Es war nun zuerst nicht die Glosse, welr 
che eine solche verarbeitende Thätigkeit fand, sondern die Literatur der Summen u. s. w. 
Diese hat Huguccio in seiner Summe zu einem einheitlichen Ganzen verarbeitet, ohne 
dass ihm aber damit die volle Selbstständigkeit und eigene Forschung abgesprochen 
werden soll.* Dadurch war eine Berücksichtigung der älteren Literatur auch in der 
Glosse noch mehr erleichtert. Aber es lag im Allgemeinen fernerhin keine Bürgschaft 
mehr vor, ob diese Benutzung eine unmittelbare war, oder ob man das Material Huguccio 
entlehnt hatte. Kaum lange nach Huguccio fällt die Glosse des Lauren tius Ilispanus,** 
über die §. 14 eingehender handeln wird. Sie hatte einem vollständigen Apparate 
bedeutend vorgearbeitet. Ihn machte dann Johannes Teutonicus. 

VII. Da von allen Glossenarbeiten vor Johannes Tcutonicus blos handschriftliche 
grössere oder geringere Reste existiren, so bleibt nichts tlbrig als Mittheilung einzelner, 
wenn man überhaupt ein Bild derselben haben will. Auch ist nur dadurch die Beur- 
theilung ihres Verhältnisses zur Ordinaria möglich. Im Folgenden sollen nun sowohl 
die Glossen der bekannten Glossatoren, dann auch einzelne unbekannter besonders bespro- 
chen werden, damit sodann auf dieser Grundlage die Glosse des Johannes Teutonicus eine 
möglichst eingehende Darstellung finden könne. 

1 Was von der LitcrAtiir über das Decret gedruckt, ja auch nur g:enau bekannt war, war bis vor einem Dccetiniuin nicht 
der Rede wertb. Eigentlich ist ausser der Glosse und gerade den unbedeutenderen Schriften nichts gedruckt. Krst 
Maassen hat auf Paucapalea, Kolandus, Joh. Fav., Kuünus, Cardinalis, die Summa Paris, hingewiesen bez. nebst Huguccio 
ausführlicher über einzelne gehandelt. Ich habe in den citirteu Abhandlungen die Summen von Kolandus, Simon de Hisi- 
niano, Sichardus, die Summa Coloniensis, die Summa Parisiensis, zwei anonyme, früher die dos Joh. Fav., die Summa 
Lipsiensis ausführlich erörtert. Über Huguccio existirt nicht einmal eine genaue Erörterung. Alle diese Werke nebst den 
meisten der zahlreichen in meinem 3. Beitrag angeführten sonstigen Arbeiten sind ungedruckt. Wer keine handschriftlichen 
Studien gemacht hat, kennt von der Literatur des canonischen Rechts aus der interessantesten, der Zeit der Hildung, gar 
nichts, oder nur vom Hörensagen. 

3 Maassen, Beitr. S. 36 ff. hat weniger Über Inhalt, (-harakter und Redentung dersellien als über ihre Theile und die ICnt- 
stehungszeit gehandelt 



stenungszeit gehandelt. 
^ Er schrieb auch einen Apparat zur Compil. I. Meine Lit.-Gesch. d. Comp. ant. S. .50. 



40 JöH. Friedrich K. von Schulte. 

B. Die einzelnen Glossatoren und ihre Glossen.^ 

§. 5. 

I. Johannes Farentinns. 

I. Einzelne Glossen. 

1. Seine Glosse beginnt also : 

De jure canonico tractaturus Gratianus legum ecclessiasticarum confusam dissonan- 
tiam in luculentam erigere consonantiam intendit in hoc opere, quod ex ipsa rubrica 
apparet, dum sie dicit: Incipit concordantia dissonantium canonum; quam solam ad omnia, 
quae in hoc corpore continentur, sufficere ei visum est. Etsi et in libro extra vagantium 
et in libris legalibus secundum mutationem materiarum singulae varientur rubricae, hie 
tamen non sie, sed earum mutationes per distinctiones distinguit et per quaestiones 
ex themate elicitas, istam rubricam ad omnia inferius posita credens sufficere, cum in 
distinctionibus sive in causis haec sola sit sua intentio, canonum dissonantiam ad concordiam 
revocare. Mirabile tamen est, quod saltim tres rubricas in hoc corpore non posuerit, 
cum materia canonum triplex sit: ministeriorum videlicet discretio ut in distinctionibus, 
negotiorum decisio ut in causis, sacramentorum eruditio, ut in tractatu de consecratione, 
ut dixi in praefatione.^ Sed quare hoc fecerit, ex praedictis aperte. In his omnibus 
enim ad hoc solum nititur, ut canones dlscordantes revocet ad concordiam. Sic ergo 
viso rubre veniamus ad nigrum. Jo f. — Cod. T. 

2. Ordinaturus magister Gratianus decreta ipsa altius ingreditur a divisione juris, 
quod in duo dividit, primo in ius videl. naturale et consuetudinis, inde multiplices sup- 
ponit divisiones, quarum singulas exequitur dictiones.'* — Cod. T. 

3. Jus naturale in tribus consistit, seil, in necessariis, inpossibilibus et mediis i. e. 
in mandatis, interdictis et demoristrationibus. Mandat enim quod probat, interdicit, quod 
laedit, demonstrat, quod convenit, ut omnia sint communia omniuni etiam summa incon- 
cussa libertas.* — Cod. T. 

4. ad. V. repulsio c. 7. D.i.: Hie etiam de repulsione violentiae agitur cum pro- 
pulsatione injuriae. Sed legistae, cum generalius accipiant jus naturale, communitative 
ascribant illud omnibus animalibus, nosque specialius, ut attribuatur solis hominibus, 
ideoque, cum sciant, talem violentiae et injuriae propulsationem brutis animalibus, quae 
injuriam pati non possunt, non esse communem, non dicunt, eam de jure naturali debere 
esse, sed gentium. Jo. — Cod. Trevir. und Bamb. 

5. Ad c. 12. D.i. 

Adultorum vel furiosorum, his proprie datur curator, procurator vero ab his dominis 
constituitur; is namque procurator dicitur, qui negotia domini mandantis procurat. Jo. 
— Cod. T., B. 

6. c. 2. §. quintum D.xv. 

Hinc praesumitur praelatos generali sententia ligatis communicare non posse nee aliis 
communicandi eis auctoritatem praestare, cum eos absolvere non possunt ; talibus enim com- 



* £s ist bei dieser and allen folgenden jedesmal zugesetzt, in welchen Handschriften sich die Glosse vorfindet, bezw. woraus 
sie mitgetheilt wird. Die Handschriften sind nach den §. 1. beigesetzten Buchstaben citirt. 

3 Dies steht denn auch richtig in der Vorrede der Summe von Job. Fav. Meine Rechtshandschr. S. 686. 
3 Dass diese Job. Fav. angehöre, zeigt ftusserlich die Schrift der Handschrift, innerlich die Übereinstimmung mit der Ein- 
leitung der Summe. 

* Für die Autorschaft des J. F. derselbe Grund. Wörtlich im Cod. J. anonym. 



Die Glosse zum Decket Gratians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 41 

municantes eadem damnatio involvit ut infra xxiv. (j[. 1. c. 1. et 2. et 3. Nee eos multi- 
tudo excusat ut infra di. xciii. Miratus. Jo. — Cod. T., W. Mon. 

Ar. quod nullus de capitulo factum vel constitutum capituli valeat infirmare; ar. 
supra di. viii. quae contra mores et ar. infra di. xix. in canonicis et ar. contra infra 
di. xciii. miratus.* — Cod. T., B. 

7. c. Nulli 5. D.xix. Canon iste secundum plurimorum sententiam dandae senten- 
tiae est non datae, quod coUigitur ex verbo illo fiat et ex illo prostratus et praeser- 
tim ex illo abjiciendus. Datae enim sententiae secundum illos esse non potest, cum 
huiusmodi sequeretur inconveniens, quod omnes mortaliter peccantes jam huius canonis 
sententia ligati essent tanquam sacrorum canonum transgressores et secundum lianc intor- 
pretationeni hinc possumus argumentari contra canones similia verba continentes, quod 
ideo dandae sententiae esse dicantur. Canon iste datae sententiae et non dandae dici 
potest. Quod patet ex eo, quod dicitur prostratus, iam damnatus. Nee illud incon- 
veniens timendum est, quod omnes mortaliter peccantes, cum eo ipso canones transgre- 
diantur, huius sententia astricti sunt; transgredi enim dicitur quis non observando, quan- 
doque reprobando. Qui igitur canones non observant, dummodo contemtus absit, huius 
canonis sententia non ligantur; qui vero eos reprobat comtemnendo lioc canone ligatur. 
Hoc quoque habetur ex eo quod dicitur infra di. prox. c. 1. in line, seil, qui non reci- 
pere convincitur etc. Hunc etiam canonem de contemtoribus loqui manifestum est 
praesertim cum ad confundendos canonum contemtores inducatur. Jo,^ — Cod. Trevir., W. 

8. zu c. Inferior 4. D.xxi. v. potiorem abs. ,Iloc utique perpetuum est, licet aliud 
casus inducat, puta cum superior spontaneus inferioris arbitrio se supponit ut infra xi. 
q. 1. pervenit. 8i clericus. Et hoc tan tum in causa civili, nam in criminali ordinario- 
rum judicum non declinatur examen per arbitriima vel quando inferioris obtinet vicem 
ut infra di. xciii. praecipimus. Vel cum superior haeresim incurrit. Hoc enim casu 
etiam papam ab inferioribus suis accusari et condemnari posset, ut infra di. xl. Si papa. 
Jo.'** — Cod. Trevir., Bamb., Wolf., Mon. 

1). c. 1. D.xxiii. ,Canon iste datae sententiae est, quod patet ex eo, quod dicitur 
separatus abiiciatur et ex eo, quod excommunicationis formam sibi habet insertam. 
Jo.'* — Cod. Trevir., Bamberg., Wolf., Mon. 

10. c. 2. D.xxiv. ,Ar. ex hac particula disjunctiva vel clericum testimonio populi 
electum ab episcopo reprobari non posse, si de clerici vita et moribus nihil est, quod 
contra canonica veniat instituta. Jo.'^ — Cod. T., B. ; W. ohne die Sigle. 

11. c. 6. D.xxvii.^ ,Non Actione operis sed intentionis. Veraciter enim voto et habitu 
sanctimonialis fuit, sed intentionis firmitatem se habere semper finxit. Sola itaque simili- 



' Dies StUck und das vorhergehende sind im Cod. Trev. durch einen Strich als zusammengehörig bezeichnet; in demselben 

zur D.XV. noch andere vor ihm. 
2 Huguccio hat diese Glosse vor Augen gehabt — die Summe von Joh. Fav. schweigt — und theilweise abgeschrieben, 

auch ihre Ansicht adoptirt, ohne Joh. zu nennen. 
^ Nicht in der Summa enthalten. Im Cod. Mon. steht oben folgende Glosse: ,Ex hoc cap. tres colliguntur regulae. Prima 

est: inferior superiorem solvere non potest vel ligare; et hoc habet exceptionem in tribus casibus in glossa Johannis 

notatis. Secunda est' cet. Auf dem unteren Rande steht die Glosse des Joh. selbst. 
^ In der Summe nicht. In Wolf, noch andere zu D. 23. 
^ In der Summe nicht. 
^'' Huguccio ad h. 1. ^Secundum istum intellectum dixit Joh.'8 in glossa sua finxit: non fictione operis sed intentionis.' 

Auf diese Glosse bezieht sich auch die Glosse zu v: finxit 6. D. 27. In den Handschr. des Apparats von Joh. Teut. 

(z. B. P.) und alten Ausg. (z. B. M. 1471) steht richtig das Citat in indirecter Rede ,et nota secundum quod [in M. blos 
Denkschriften der phU.-hi<4t. Ol. XXI. Bd. Abhandl. Yon Nichtmitgliedern. f 



42 JoH. Friedlich K. von Schulte. 

tudo intentionis non irritat simulatum cum subsit veritas operationis ut hie et j. 1. q. I. 
sicut fieti Jo/ — Cod. ßamb., Trev., Wolf., Mon. 

12. ad c. 2. D. 28. ,Cum ordinandus interrogatur de continentia si perfectionis amore 
confitetur se velle continere, non ordinator licentiam nubendi ab apostolo concessam ei 
aufert, sed ipse meliori proposito mavult abliorrere licentiam. De eo autem quaeritur, 
qui expresse non promiserit, an possit nubere, et dicimus, quod non; hodie enim conti- 
nentia sie in illis tribus ordinibus est annexa, ut qui unum accipit reliquum accepisse 
videatur ut supra prox. dist. diaconus et infra c. iii. et die Lxxxiv. cum in prae- 
terito. Item quaeritur an sancti patres statuente concilio, ne quis uxorem ducat in illis 
gradibus, poterunt me cogere ad conservandam continentiam, si eam in susceptione ordi- 
num non promittam expresse. Et id eos non posse, sed dum statuerunt canones prohi- 
bentes copulam in illis gradibus quos recepit occidentalis ecclesia, eo ipso videtur quis 
vovisse cum aliquem ordinum eorum acceperit, in quo seit, sibi non debere vel licere 
nubere. Jo.' — Cod. Wolf. 

13. c. nullus 5. D.xxxii. v. indubitanter: ,per sententiam in cum ordine judicia- 
rio latam a praelato suo. Etsi enim alias crimen sit publicum reputatur tarnen occultum, 
quousque ordine judiciario fuerit publicatum, sicut et judex, quamvis crimen aliter noverit, 
inscius tamen reputabitur quousque testibus reus convincatur legitimis ut infra xi. q. iii. 
quamvis et c. eorum qui, vel secundum Jo. canon iste sententiam suspensionis inducat 
et ille infra di. 81. si qui presb. Jste quoque datae sententiae est et non dandae, quod 
patet ex eo, quod dicitur infra proximum c. praecipimus et omnino contradicimus 
ut missam non cantet etc. Nihilominus et ille datae sententiae esse convincitur ex 
verbo illo interdicimus etc. Constans est ergo, neminem eius missam audire debere, 
qui seit, indubitanter concubinam habere, qui palam sibi aliquam copulaverit ut infra 
prox. c, cum tempore ipso jure ob omni sacerdotalis officii executione sit suspensus, 
quippe cum nee ab episcopo suspensi debeat officium audiri. Nee sibi obloquitur Nicol. 
infra xv. c. ult., cum ibi loquatur de his, qui in occulta fornicatione sunt deprehensi 
vel sola concubinatus infamia respersi, hie vero de his, qui publice ducunt concubinas. 
Nee obstat, quod dicitur ab Urbano: canon iste propter causam datus, cum eadem causa 
urgente necesse est, ut eadem prohibitio perseveret. Jo.' — Cod. T., B. M. 

14. c. 4. nunquam D.Lvi. ,hinc argue adulterorum filios utriusque Status integritatem 
habere, seil, naturalis et civilis, cum nullus non imitantium vilitate pollutus efficiatur 
vel fuscus. Jo.'* — Cod. Trev., Wolf., Mon. (ohne Sigle). 

15. Dict. c. 22. D.L. ,Regulare est, ut leges is solus interpretari valet, qui potest 
eas condere, ut C. de legibus et constit. 1. I., uti solus apostolicus et condere et dispen- 
sare canones valet, cum solus plenitudinem potestatis habeat, ut infra ii. q. vi. decreto, 
qui se seit, j. viii. q. ult. in omnibus c. Et hoc est generale, multoties tamen episcopi 
dispensare canones possunt, puta onmes fere canones poenitentiales. q. s. satisfactionem 
inungunt, mitigare possunt quicunque clavem solvendi habent, ut j. xxvi. Q. ult. hoc sit, 
j. de poen. di. I. mensuram. Canones vero poenitentiales, qui suspensionem vel deponere 
vel similem poenam irrogant et cetera canonum statuta in his solis casibus episcopi 



et D. q.] faventinus distinxerit est fictio' u. 8. w., während spfttere die direete haben, so dass es als ein wörtliches 
erscheint, was es nicht ist. Auch Joh. Andr. erwfthnt diese Stelle. 
^ So nicht in der Summe. Es liefert diese Glosse den Beweis, dass Joh. Fav. das tanta est vis 6. qui 61. sint leg 
Comp. I. von Alex. III. nicht kannte. 



Die Glosse zum Decket Gratians von ihben Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 43 

dispensare possunt, in quibus canones hoc specialiter eis indulgent, ut in hoc et in sup- 
possitis c. apparet et c. presbyteros, de his, hi qui al. j. di. Lxxxii. presbyter, 
j. i. Q. V. j. xxvii. Q. i. si qua virgo. virginem., j. xxxv. q. vi. ab isto, j. xvi. 
q. vii. considerandum, j, iii. Q/ vi. quia ea, j. ii. q. v. qua de causa, presbyter., 
j. xiv. q. ii. quamquam, j. ix. q. ii. lugdu. j. di. xci. c. ult., j. xii. q. ii. si qua de 

re Item in aliis aliis potest canones alienationem rei ecclesiasticae inhibentes ut 

C. e. q. e. terrulas, si quos, quicunque, ecclesiasticis, et in aliis quampluribus 
capitulis in eadem causa positis, j. de cons. di. i. omnes basil. et xxxiii. q. iii. di. v. 
falsas et xxxvi. C. penult, j. xxxiii. q. ii. interfectores. Jo.' — Cod. T. 

Einige andere Glossen von Johannes Faventinus habe ich an einem anderen 
Orte mitgetheilt.* 

II. Durch Berufung dieser Glosse auf die unzweifelhaft Johannes angehörige Summe 
als die eigene, durch die Citate der Summa des Codex Halensis sowie durch die Anfüh- 
rung Huguccio's bezüglich solcher Stellen, die nicht in der Summa von Johannes stehen, 
sowie durch Huguccio's ausdrückliche Erwähnung von Glossen des Johannes ist seine 
Thätigkeit als Glossator im eigentlichen Sinne festgestellt. Fraglich bleibt, welche Arbeit 
zuerst gemacht wurde, die Summe oder die Glosse. Dass die Summe nicht vor 1171 
fertig gewesen, folgt aus dem darin vorfindlichen Formular von 1171.^ Da aber Sichar- 
dus den Johannes citirt, des ersteren Summe zwischen 1179 und 1181 gemacht ist,'^ so 
folgt, dass Johannes' Summe in die siebziger Jahre fällt. Aber man kann die Zeit noch 
genauer bestimmen. Die Summe Simons de Bisiniano fällt vor den März 1179,* folg- 
lich fallen auch alle von Simon citirten Decretalen Alexander 's III. vor diese Zeit. Da 
nun Johannes keine einzige Decretale Alexander's III. citirt, da geradezu aus einigen 
Stellen seine Unbekanntschaft mit solchen hervorgeht,'^ da die Unbekanntschaft desselben 
mit wichtigen Decretalen in Berücksichtigung seiner Bedeutung undenkbar ist: so glaube 
ich annehmen zu dürfen, dass wir in dem Formular von 1171 das Jahr der Voll- 
endung haben, zumal die 62 Decretalen Alexander's III., welche Simon kennt, ganz 
unzweifelhaft sich auf eine Anzahl von Jahren vertheilen. Auch dürfte zugleich die 
Glossirung nicht viel später zu setzen sein. Möglich bliebe noch, dass die Simoime nach 
der Glosse gemacht wäre und nur deshalb keine Decretalen von Alexander enthielte, 
weil Rufin und Stephan, aus deren Summen sie componirt ist, keine haben. Aber dass 
die Glosse nach der Summe gemacht ist, wird in der Einleitung direct gesagt. Offen- 
bar haben wir uns die Sache folgendermassen vorzustellen: Johannes componirte zuerst 
seine Summe aus denen von ßufin und Stephan, fand aber, dass viele Punkte in beiden 
fehlten, und ergänzte das Fehlende durch seine Glosse. Während nun seine Summe ein 
unendlich geringes selbstständiges Verdienst hat, zeigt er sich in seiner Glosse als 
unabhängigen Juristen. Aus diesem Verhältnisse beider Werke erklärt sich auch, dass 
die Summe regelmässig über das Object der Glosse schweigt. Es leuchtet zugleich ein, 
dass wir für Citate bei den Älteren, wenn schlechtweg Joh. Fav. angeführt wird, erst 
durch eine Vergleichung feststellen müssen, woher das Citat genommen sei. 



1 Mein 3. Beitrag Seite 46 und 55 nach einem Codex der Universitätsbibliothek zu Halle. 

2 Meine Rechtshandschriften Seite 579. 

3 Den Beweis gibt mein 1. Beitrag Seite 46 und 49. 
* Bewiesen von mir im 1. Beitr. S. 26. 

^ Vergl. die obige num. 14. abgedruckte Glosse. 



44 JoH. Friedrich lt. von iSt^HULXE. 

III. In dem Apparate des Johannes Teutonicus wird Joh. Faventinus angeführt: 

1. soviel ich durcli Vergleichung festgestellt habe, in den Handschriften und Aus- 
gaben mit vollem Namen: zu princ. und c. 4. C.ix. q. 1., dict. ad. c. 24. Cxi. q. 3. 

2. in einigen Ausgaben* mit der Verstellung Joh. Faber oder Fab., hingegen in 
Handschriften^ und alten Ausgaben '^ richtig Jo. Fa.: zu c. 14. D.xxxii., pr. vonJÜausa IV., 
c. 2. C.viii. q. 4. 

3. in einigen Ausgaben* mit Jo. de Fant., in Handschriften'* und Ausgaben •' rich- 
tig Jo. Fav. in gl. perimant zum dict. grat. ad c. 97. Ci. q. 1. gl. suscepti ad c. 2. 
D.xiii.,' C.xvi. q. 2. princ. 

4. mit blossem Johannes, Jo. zu c. IS). C.ii. q. 1., c. 3. O.xiii. q. 2. gl. in morte"*, 
gl. non extantibus zu c. 9. C.xix. q. 3.,'* gl. relictam zu C.xxx. q. 4/*' princ. und gl. 
compatres zu c. 3. ibid. 

In Handschriften" und Ausgaben*^ komn:jen weiter Citate mit F., f. vor, welche unzwei- 
felhaft auf unseren Glossator zu beziehen sind. 

Endlicli sind in Handschriften noch manche Glossen mit des Johannes Namenszug 
signirt, welclie in den Ausgaben ohne solche stehen. 

Über die in den Ausgaben seit 1500 stehenden vielen Stellen mit der Sigle Jo. 
de Fant, werde ich unten §. 19. näher handeln. 

§. (;. 

3. Bnflnns. i» 

1. c. 11. D.xi. ,Opponitur de Paulo, qui in Italia praedicavit. R. Beatus Petrus et 
Paulus, licet personaliter diversi fuerint, tamen ratione instituendi et praedicandi quasi 
idem intelliguntur. Vel ideo Petrus non excludit Paulum, quia ipsi unum ecdesiae caput 
fuerunt, unde et in eodem adhuc sigillo pariter continentur.' — Cod. J. 

2. dict. ad c. 7. D.xvii. ,Secundum quosdam est paragraphum, sed non secundum R.' 

— Cod. J. 

3. c. 2. D.xLÜi. ,Sicut dominus fecisse legitur cum phariseis illum tentantibus. R.' 

— Cod. J. 



1 Z. B. Lugd. 1671. 

2 Z. B. P., W., M., T. > 

3 Strassburg 1471. 
* Lugd. 1671. 

5 Cod. P., T. (io. fa.) 

6 S. 1471, M. 1472, B. 1478, R. 1476, N. 1483. 

^ Auch von Joh. Andreae erwähnt. — 8. 1471 hat blos .Je, alle 4 anderen Jo. fa. Die folgende erwähnt Joh. Andr. eheu- 

falls. 
' Im Cod. P. stand erst ,8ecundum M.*, das M. ist durchstrichen und am Kande p^esetzt Jo. f. Die Ausgaben (S. 1471) 

haben Jo. 
'^ Im Cod. P, fehlt das Citat im Texte, am Rande zugeschrieben ,h. tamen et Jof. coutrarium dicunt.* In S. 1471 steht 

blos Jo. 
^^ Diese Stelle ist aus der Summa citirt. 

1^ So ist im Cod. P. mit f. signirt die gl. consortia zu c. 55. D.i. de poen. 
12 gl. auctoritas zu c. 36. D.iv. de cons. in S. 1471, M. 1472, B. 1478, R. 1476, N. 1483, Cod. P. hat diese Glosse nicht. 

Obwohl die Mainzer und Baseler Ausgabe am Schlüsse Johannes (Teut.) haben, braucht wohl kein Zweifel an des Faven- 
tinus Sigle erhoben zu werden. 
^^ Ob ihm auch die Glosse des Cod. J. : c. 23. C.i. q. 1. ,Divinatio non divinitus datur, sed per antiphrasim dicitur, quasi 

quae per homines fiat daemonibus impletos, sed gentilium ritus divinum credidit esse, quod per qualemcunque spiritum 

profertur. GR.*, welche in seiner Summe nicht vorkommt, angehört, bleibt dahingestellt. 



Die Glosse zum Decket Gratians von ih&en Anfänoen. bis auf die jükosten Ausgaben. 4ö 

4. c. 17. U.vii. q. 1.* v. petisti. ,Primo petebat, quod liceret sibi ordinäre coadju- 
torem. Hoc de jure communi erat. Secundo quod posset eligere aliquem, qui post mortem 
eius praesideret. Hoc vix obtimiit ex dispensatione. Tertio quod posset illum consccrare 
in episcopum. Hoc non obtinuit. R/ — Cod. T. 

5. Princ. C.x. q. 1. ,Ut omnium auctoritatum, quae de ecclesiarum suscipiendis por- 
tionibus loquuntur, involuta contrarietas sopiatur, s(fiendum est, quod tempore primitivo de 
omni jure episcopalis ecclesiae dimidia pars episcopum contingebat, quia tunc niniis pau- 
per erat, ut hie dicitur Antiquos; parochianarum ecclesiarum tertiam partem de onmibus 
habebat, ut infra xvi. q. 1. constitutum. Procedente vero tempore statutum est, ut de 
ipsis parochiis oblationum duntaxat et declmanmi tertiam haberet, ut hie habetur De 
his. Confirmatum quoque est, ut, quia infinita maior ecclesia habere inciperet, ne ultra 
quartana partem ipsius episcopalis ecclesiae pontifex iisurparet, ut infra xii. q. li. Vobis. 
Concesßo. Quatuor. Novissime autem, cum sua episcopis plene sufficerent, sancitum 
est, ut illam parochiarum tertiam in oblationibus minime tollerent, nisi reparandae eccle- 
siae onera subire vellent, ut e. C. q. HI. c. I. II. et III. R.' — Cod. J.- 

6. c. 8. C.xxiv. q. 1.'^ ,Duplex est genus piscandi, in rete seil, et hämo. Quo utro- 
que piscatus est Petrus, sed posteriori tantum Petnis priori genere piscati sunt et alii 
discipuli. Primum genus piscandi inqiiisitionem denotat sapientiae et 8(*ientiae Christi, 
quae tam Petro quam aliis convenit. Secvmdum genus ligandi et solvendi potestatem 
insinuat, quod soli Petro conceditur. Yel aliter: in primo genere piscandi significatur 
ventilatio rationis fidei, in secunda causa depositionis eiusdem, quod utnmique soli Petro 
conceditur, ut supra III. q. VI. Quam vis et infra hac q. c. Quotiens. R.' — Cod. J. 

7. c. 40. C.xxvii. q. 1. ,SecundTmi magistrum loquitur hie Aug. de simpliciter voven- 
tibus, sed potius videtur loqui de solemniter voventibus, cum Apostoli auctoritatem inducat 
loquentis de viduis in epistola ad Timotheum, ubi de solemni voto loquitur et cum tales 
adulteris peiores dicat. Sane simpliciter voventes non sunt peiores, quibus triennii poe- 
nitentia indicitur, ut supra di. xxvii. c. 8i vir, adulteris vero septennis poenitentia 
imponitur. Quid ergo dicemus ad haec? Per alios seil. Augustino derogatum fuisse. R.' 
Quod quibusdam non placet.' — Cod. J. 

8. c. 6. C.xxxii. q. 2. v. adulter. ,Hoc est fornicator. Species enim ponitur pro genere, 
ut XXX. q. 1. Si quis sacerdos. R.' (Vor ß. steht C, das aber durchstrichen ist). — Cod. J. 

9. c. 3. Cxxxii. q. 4. ,Supra xv. q. 1. Inebriaverunt, supra di. xxxv. Sexto die, 
contra. Sed non dicitur hie, quod filiae Loth omnino non peccaverint, sed eo minus 
peccavenmt, quod pro genere humano instruendo hoc fecerunt. R.' — Cod. J. 

Im Apparate von Joh. Teut. wird Rufin angeführt: 

1. gl. si quis zu c. 18. C.ii. q. 1.* 

2. princ. q. 1. C.ix.'' 



* In Rafinus Summe, die zur C.vii. eine zusammenhängende Erörterung: bildet, steht der Sinn, die Worte müssen einer 
besonderen Glosse angehören. 

2 Diese Glosse ist wörtlich aus Ru6nus Summe (Cod. TJamberp:. P. I. 11.) excerpirt. Es bildet das aber auch den Beweis, 

dass R. auf Rufinus geht. 
•' Die gl. ord. (von Joh. Teut.) hat offenbar diese Stelle vor Augen gehabt. Ob sie in Rufinus' Summe inhaltlich oder geradeso 

steht, kann ich nicht sagen, weil keine der mir bekannten Handschriften bis zur 24. Causa reicht. 

* Die Sigle R. hat Cod. P. die Ausgaben S. 1471, M. 147*2, B. 1478; R. 1476 hat Ro.. N. 1483 hat ni. In der Summ«« 
kommt die Stelle nicht vor. Dies liefert einen neuen Grund zur Annahme, dass Ruün glossirt hat. 

•■^ Von .Joh. Andr. erwähnt; die Summe hat das in der Glosse Hervorgehobene, worauf sich auch die folgende bezieht. 
Joh. Andr. citirt auch die Stelle 5. 



46 JOH. f^RlEDBICH R. VON ScHULTE. 

3. gl. nisi probare c. 6. ibid. 

4. gl. ex lavacro c. 1. C.xxx. q. 1. 

5. princ. q. 4. C.xxx. 

6. gl. non praecipitur zu dict. ad c. 44. D.iii. de poen. 

Eine Anzahl von Stellen der Glossa ordinaria sind nachweisbar so übereinstimmend 
mit Rufin's Summe, dass sie aus dieser oder aus der von Johannes Faventinus, in die 
sie übergegangen sind, hergenommen sein müssen. Es fragt sich, ob Rufin von Johannes 
Teutonicus unmittelbar benutzt wurde oder nicht. Ich halte das Erstere für gewiss, weil 
Rufin höchstens ein paarmal von Johannes Faventinus citirt wird und gerade nicht an 
Stellen, wo ihn die Ordinaria anführt,* und weil kaum anzunehmen ist, dass in jener 
Zeit Rufin einem Manne wie Johannes Teutonicus nicht bekannt gewesen wäre. Wohl 
aber scheint er mir über das Verhältniss beider nicht im Klaren gewesen zu sein, er 
setzt nämlich Johannes vor Rufinus. 

3. Cardinalfs. ^ 

I. Einzelne Glossen. 

1. c. 1. D. 6. ad V. legis. ,Hoc enim quod lege municipali pluribus datur, licet 
uni non sit datum, dummodo non sit denegatum, in omnibus competit: ff. ad munici- 
palem, magistratus. c' — Cod. P. 

2. c. ult. D.vii. ,nam ea, quae superflua sunt, quandoque non nocent: C. de test. 
et quem. t. a. 1. testam. et ff. de reg. jur., non solent. c' — P. 

3. c. 8. D.Lxi. V. ,Sed qui dicuntur novi magistri? Videtur quod illi qui adhuc unum 
annum non impleverunt: argum. ff. de public, et vectig. 1. interdum §. quotiens et 
ff. de vino et trit. leg. 1. vetus [fr. 10. Dig. xxxiii. 1.] c' — Cod. P. 

4. c. 15. D. 96. V. non tamen: ,quomodo Imperator possit in sacerdotes. C/ — Cod. T. 

5. Causa I. q. 1. c. 15. ,§. putative i. e. quae debet esse gratis. C* — Cod. T. 

6. c. Judices eins 23. ibid. ,Hinc tibi opponitur: fac tibi amicos de mammona 
iniquitatis; sie exponimus i. e. de divitiis sollicitudine et laboribus acquisitis, vel qui- 
bus abstulisti restituas vel eorum parentibus vel illis mortuis sacerdotibus offeras; isti 
enim facti tibi amici orabunt pro te ad dominum. C — Cod. T. 

7. c. remissionem 39. ib. ,sicuti si deus remittit ministerio illorum, qui intus sunt, 
ut esse videntur cum sanctis qui intus sunt cum deo. C — Cod. T. 

item ,tenueritis et judaeus vel gentilis vel foris i. e. ab homine foris existente. C — Cod. T. 

8. Dict. Grat, ad c. 97. §. 3. verbo effectu. ,et LÜi. officii. Haeretici quandoque 
baptizant complices et non accipiunt spiritum sanctum, quandoque innocentes et accipiunt 
s. s. C — Cod. T. 

9. Causa 11. q. 7. c. 18. v. is qui accusatur. ,nisi puer sit C.[x.] annorum, quid 
si minores natu, num per contrarium intellectum poterit accusare, ut Gratianus mentitur 
in simili casu. C — Cod. T. 



1 Meine Rechtshandschriften Seite 586. 

2 Im Cod. T. zu P. I. kommen nur zwei offenbar ehemals Interlinear-Glossen vor, in Pars III. keine, Pars II. ist voll von 
Glossen. Ansser den mitzntheilendeu und den bei Maassen Beiträge 8. 20 ff. an 2. bis 6. Stelle abgedruckten enthält 
die Trier'sche Handschrift z. B. blos zu Causa 16 noch 10, zu C. 17 noch 2, C.xx. fünf, zu C.xxii. noch 10, zu xxiv. 
und 25 je 1., zu C. 27 noch 20, zu 28 noch 6, zu 30 noch 5, zu 31 noch 8, zu 32 noch 10 grössere oder kleinere, die 
ich zufallig gezahlt habe. — Über den Innsbrucker Codex siehe oben §. 1. A. III. — In der Prager Handschrift 
sind die Glossen sehr spärlich, aber wieder dadurch interessant, dass sie Lücken ausfüllen. 



Die Glosse zum Decket Gbatians von iheen Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 47 

10. Zu c. 32. D. 50. dict. Grat, eine im Cod. Mon. 

11. c. Decreto 11. C.ii. q. 6. v. primatum: ,forte tunc temporis licitum erat inetro- 
politanis in synodo provinciali deponere episcopos, quod nunc non est. c' Cod. Mon. 

12. c. 29. C.i. q. 1. exercitii. ,et rei ipsi sacramenta gratiae quasi accipientes sint 
erroris participes. c' Cod. Mon. 

13. c. 37 ib. V. quales: ,i. e. tale sacrificium qualis sacrificans. c' Cod. Mon. 

14. dict. ad c. 59. [c. 60. Palea fehlt] ibid. v. non posse: ,cum eflfectu gratiae. C 
Cod. Mon. 

15. c. 70. ib. V. cum nee sanctificari. ,quoad illos qui quantum ad se polluunt 
vel potest intelligi de haeretico causam habente in inten tione; vel Cyprianus in aliis, 
ßicut in baptismo, non distinguebat inter saeramentum et vim sacramenti. c' Cod. Mon. 
In derselben Causa noch diverse andere. 

16. c. 6. C.iii. q. 4. ,Anathematizantur alii ab episcopis, qui ab omnibus sunt vitandi, 
alii a statutis generalibus vel a sacerdote sine nomine, qui in veritate sunt infames et 
excommunicati et a sciente sunt vitandi animo, non corpore, seil, incendiarii et qui in 
clericos manus impias intulerunt et saeerdotes in crimine manifeste jacentes, licet non 
determinati. Vitandi sunt, si notorium est eorum crimen, et qui evitant laudandi sunt, 
non tamen incidunt in excom. non evitantes nisi illi determinati fuerint anathematizati. 
ut faciant malum contemnant. alii excommunicati vel post appellationem vel a schisma- 
tico vel excommunicato occulte observent licet non sint excommunicati, quia s. merito 
ligandorum non scientiam pensat pastorum et de facto non de jure, propter reverentiam 
ecclesiasticae disciplinae absolvuntur. C — Cod. T. 

17. c. 1. C.x. q. 3. V. tertiam. ,aedificiis debitam. Hinc apparet, quod quarta non 
est ex cathedratico. C — Cod. T. 

18. c. 29. C.xii. q. 2. v. duplici: ,Hinc arg. habes contra illos, qui dicunt, decimas 
quasdam esse dandas intuitu pcrsonarum, quasdam intuitu praediorum, quia incongruum, 
eandem sententiam ecclesiae duplici jure censere. Sed dantur intuitu personarum, ut 
alias probabitur. C — Cod. T. 

19. c. 11. C.xiv. q. 4. v. repetunt. ,hodie usurae de jure repeti possunt condictione 
sine causa vel ex injusta causa tanquam civiliter tantum debitae, non naturaliter, quan- 
doquidem de jure naturali indebitae sunt, quod est divinum jus. Kx injusta causa ideo 
quia sacras et divinas regulas non dedignantur sequi leges. C Von späterer Hand 
zugesetzt: ,secundum M. non est bona quia usurae non possunt possideri.' — Cod. T. J. 

20. c. 15. C.xiv. q. 5. v. si vi am. ,scil. medici mercenarii, advocatl jurisconsulti. C 
ibid. V. largiuntur. ,sed non bene, si de iudice vel teste venali dicas. C — Cod. J. 

21. c. 39. C. 16. q. 1. v. aliud in dicto Grat. ,E converso debuit dare, sed idem 
est. Gratianus convertit praedicatum et subjectum. C — Cod. T. J. 

16. c. 42. ibid. v. proventum. ,Assignat secundario propter incolatum, qui princi- 
paliter assignatur, quem etiam inquilini .monachorum praestant qui habitant in aliena 
dioecesi ratione incolatus tam de propriis praediis quam de praedictis monachorum quae 
colunt. C — V. loca. ,scil. aream inaedificatam. C — v. potestatem. ,cum habitator 
illius ecclesiae solvat decimas priori ecclesiae. C* — v. irrita. ,quoad hoc non simpli- 
citer. C — Cod. T. J. 

22. c. 45. ibid. v. definiens in dicto Grat. ,si per oblationes vel inquilinos monachi 
teneantur. C — Cod. T. 



48 Jon. Friedrich ß. von Schulte. 

23. c. 46. ibid. v. coloni. ,Nota, quod nee agri nee possessiones tenentur ad decimas 
praestandas, sed tantum per loeum. ,C.' — v. infantes. ,Eeee quod parochiam metimur 
non quoad Obligationen! agrorum, sed habitantium ; nee imraerito, paroehia enim divisio 
ineolatus dieitur. C — Cod. T. J. 

24. e. 47. ib. ,Duae sunt rationes, quarum quaeque suffieit, ut eleriei non praestent 
deeimas; vel quia non habent proprium ut eommuniter viventes, vel quia eis non mini- 
ßtratur; nam eleriei qui proprium habent et alii eis ministrant decimas praestare debent. 
C/ — Cod. T. J. 

25. e. G6. ibidem. ,Veetigalia sunt tributa praediorum sive mereium et ideo ad 
quaecunque praedia vel merees perveniunt, ipsum praedium vel merces tenentur ad vee- 
tigal praestandum. Sie deeimae tributa sunt egentium animarum, et ideo quoeunque tem- 
pore animae domicilium transtulerint, illie dare deeimas debent, et sieut vectigalia pro 
praediis non pro personis praestantur ita e eonverso deeimae pro personis non pro prae- 
diis vel negotiationibus aut venditionibus praestantur. Sieut enim dominus praedii eolono 
partiario praedium, ut partem, quota inter eos eonvenerit, reddat, sie deus homini se 
ipsum libero arbitrio eolendum gratia eomite, nisi eani repudiaverit, eommittit,* ut de 
Omnibus justis quaestibus deeimas sibi ministris suis ad literam persolvat et allegoriee 
sibi tantum ministris quidem pro ministerio, quo lidelium animae egent. Unde si quis 
fidelium se ad monasterium eum praediis suis transtulerit, quoniam alterius non egei 
ministerio, nee deeimam dare eompellitur, quia non pro praedio sed pro persona propter 
ministerium eins pendebat/ Si enim pro praedio debentur, possunt eonqueri saeer- 
dotes, si quis non eolat praedium suum, vel si per biennium solutae non fuerint, possunt 
auferre praedium, eum regula juris dieat: non soluto eeelesiae canone per biennium posse 
evelli a possessoribus praedium. Sed quia in deeimis utrumque faetum est, eonstat, 
deeimas pro personis non pro praediis pendi. ünde Aug. dieit super epistolam ad Hebraeos: 
deeimationis debitum ex peeeato originali. Unde Christus non fuit deeimatus, sed Levi 
et eeteri fuerunt, non earum deeimata praedia. Ergo nee monaehi, quia tuo non egent 
ministerio; nee eorum praedia, quia de praediis non praestantur deeimae, tenentur ad 
earum praestationem. Nee obloquitur, quod surgens nova infra territorium eappella ad 
illum, euius est territorium, pertinet, quia quod inaedifieatur, soli eedit, deeimae 
vero non ratione soli, sed personae, ut probatum est, praestantur. Quis nisi niente eaptus 
dieeret, saeerdotem jus habere in negotiatione, quae fit apud Indes, a paroehiano suo 
ratione soli et non ratione personae? Non est autem dispar in negotio et militia et pisea- 
tione et praedio ratio praebendae deeimationis, sed eadem i. e. personae. C — Cod. T. J. 

26. e. 1. C. 16. q. 7. v. provideri. ,Improprie ita dieitur deeimarum possessio, sieut 
monasterium in dominio eonstruetoris. C — Cod. T. J. 

27. dict. Grat, ad e. 4. C. 17. q. 1. ,Eeee Obligatorium votum; nam aeeeptio habi- 
tus cum professione et eum benedietione est perfeetum votum, non ut fiat sed ut sit et 
impedit matrimonium. C — Cod. T. J.* 



' Ein frappanteres JJeispiel rein privatrecbtlicher Auffassung Ifisst sich kaum denken, als: die freiwillige Verehrung Gottes 
und die Benutzung der göttlichen Gnade in Parallelen zu setzen mit dem vertragsmässigen Übereinkommen. 

'^ HierauR ist ersichtlich, dass die Aussprüche ganz moderner Gesetze (z. B. des Österreich, interconfess. vom 25. Mai 
1868, Art. 8), wonach kirchliche Abgaben von Grundstücken, wenn sie nicht als Reallast aus den öffentlichen Büchern 
erhellen, beim Übergange der Katholiken auf AndersglÄubige diese nicht verpflichten, schon durch die Anschauungen 
tüchtiger Canonisten des XU. Jahrhunderts gerechtfertigt werden könnten. 

3 Zu C.xvi. q. 1. und C-xxii, q. 4. stehen in .Cod. Mon. 4505 noch je zwei, zu c. ult. C.xxv. q. ult. eine, Cxxviii. q, 1. eine. 



Die Glosse zum Decket Gratuns von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 49 

28. c. 11. C. 25. q. 1. v. praevaricator. ,quia crimen ariolandi committit apud 
deum, etsi non denuntietur. C Cod. T. — v. apud deum. ,non est excommunicatus 
apud homines i. e. homines non evitant eum, non tarnen minus exe. est, quia non minus 
est lolium, quamvis inter frumenta. C* — Cod. T. J. 

29. c. 50. C. 27. q. 2. ,Non ergo primum matrimonium ratum factum est coitu? 8ed 
dicas non, sed benedictione. At Evaristus et Nicolaus dicunt, sine hac posse contrahi, 
ut infra proximum q. I. §. item illud. Dicit ratum solo affectu. C — Cod. T. J. 

30. c. 3. C. 30. q. 4. v. compatres. ,Sicut unio duarum naturarum in Christo divinae 
seil, et humanae efficit, ut sancta virgo esset non solum hominis, sed dei genitrix, et 
sicut sancta unio, quae fuit connubium inter Mariam et Joseph, efficit, ut uterque mente 
non came esset parens, sie unio mariti et uxoris, quae fit per connubium, sive sequitur 
cognitio camalis sive non, efficit, ut uno suscipente uterque suscepisse videatur.* Sed 
cum tertius mariti tantum filium suscepit, suae uxori spiritualem communicat patemitatem, 
non compatri, qui naturalem habet non spiritualem, licet spiritu compatri conjungatur. 
Mult^ minus ergo communicat uxori compatris sui, nee ipse maritus communicat uxori 
suae patemitatem naturalem, quam habet, nee spiritualem (l). Inde est, quod tertius non 
est compater eius, cuius filium non suscepit. Unde licite iunguntur sive cognoscant se 
post vel ante sive non. Non enim ingeminatur sive generatur unio in utraque cognitione. 
C/ — Cod. T. J. 

31. c. un C. 31. q. 3. v. triennii: ,In corpore canonum est biennii. C.' 

32. C. 33. q. 1. princ. ,Secundum cardinalein naturalis frigiditas vel maleficium 
matrimonii separationem non operatur. Cui contrarium est . . . Magister Bar. dicebat, 
quod maleficium nuUo modo separabat matrimonium, quia vix potest aliquis certificari, 
quando praecedat et subsequatur, vel quando sit perpetuum vel temporale, cum ab illis 
quae faciunt dissolvatur quandoque.' Cod. Wolf. 

IL In der Glossa ordinaria kommen folgende Citate aus Cardinalis vor. 

1. ad. dict. Grat, ad c. 23. C.vi. q. 1. Diese Stelle ist jedoch späterer Zusatz und 
rührt weder von Joh. Teut. noch Barth. Brix. her.* 

2. gl. hae vero ad c. 2. C.xxvii. q. 1. Sowol Handschriften (z. B. P.) als alle fünf 
angeführten alten und neueren Ausgaben haben den vollen Namen Cardinalis. Die Glosse 
gehört Joh. Teut. an.' 

3. casus zu c. 16. C.xxvii. q. 2. Es ist ein späterer Zusatz. 

4. zu c. 4. C.xxx. q. 4. in einer Joh. Teut. angehörenden Glosse.* 

5. C.xxxi. q. 1. princ. von Jo. Teut.^ 

6. gl. nequibant zu c. 4. C.xxxiii. q. 1. aus der Glosse des Joh. Teut.*' 



1 Mit dieser Logik müsste auch die Affinität blos aus der Ehe dedncirt werden. 

3 Denn sie fehlt in den von mir eingesehenen alten Handschriften, sowie in den fünf alten citirten Ausgaben. Dasselbe 

gilt fflr die unter 3) genannte. — Guido de Baysio erwähnt den Card, zur ersten Stelle nicht, zur dritten sagt er: ,in 

eadem gl. adde: quidam ut card. 
^ Die Handschr. P. hat sie ohne Sigle, dass sie nicht von B. B. herrühre, folgt aus der Schrift und Methode der Handschr. ; 

in der Ausgabe S. 1471 und N. 1483 ist sie ohne Sigle, in M. 1472 und B. 1476 hat sie b. 
* Sie ist ohne Sigle im Cod. P., hat in der Ausgabe S. 1471, M. 1472, B. 1476 keine, in N. 1483 die Sigle Jo., in späteren 

auch Jo. de Fant. Der Name Cardinalis ist allenthalben ausgeschrieben. 
'Job. Andr. gibt 1. c. diese und die folgende Glosse an; Cod. P. hat gleich allen fünf alten Ausgaben Jo. und hinter 

dem Zusätze b., die Ausgabe von 1671 offenbar aU Druckfehler H. Die römische Ausgabe von 1478 hat für car. das 

keinen Sinn gebende hie. 
^ Im Cod. P. steht die Sigle la; alle fflnf alten Ausgaben haben keine Sigle. 
Denkschriften der phll.-hiHt. Cl. XXI. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. g 



50 JoH. Friedrich R. von Schulte. 

III. Über die Autorschaft eines Glossators, welcher Cardinalis war, kann nach 
den übereinstimmenden Zeugnissen von Huguccio, der Glossa ordinaria, des Guido 
de Baysio imd Joh. Andreae kein Zweifel obwalten. Wenn die von Maassen^ mit 
gewichtigen Gründen unterstützte Annahme richtig ist, es sei unter unserem Cardinalis 
der Cardinal Gratianus zu suchen, so fiele die Abfassung der Glossen nach 1178, wo 
derselbe Cardinal wurde. Hieraus würde sich allerdings auch erklären, weshalb dieser 
Glossator trotz seiner Bedeutung nicht von Simon de Bisiniano* und Sicardus von 
Cremona' erwähnt wird. Was mich an dieser Meinung zunächst irre macht, ist der 
Umstand, dass der Cardinalis, obwol sich ihm in den Glossen zur Causa xvi. und anderen 
Gelegenheit bot, gar keine Erwähnung macht von den zahlreichen gewiss kurz nach 
1179 in die Appendix Concilii Lateranensis übergegangenen Decretalen. Wie 
dem aber sei, die Glossen zeugen dafür, dass erstens der Cardinalis ein ganz auf 
eigenen Füssen stehender Canonist war,, zweitens eine tüchtige civilistische Bildung 
hatte,* drittens die scharf ausgeprägte Richtung hatte, alle kirchlichen Rechtsver- 
hältnisse rein an der Hand privatrechtlicher römischer Grundsätze zu con- 
struiren. Wegen dieser letzteren Eigenschaft dürfen wir ihm in der inneren Entwick- 
lungsgeschichte des Kirchenrechts eine vorzügliche Stelle einräumen. Denn wird er auch 
unverhältnissmässig seltener citirt, als andere, so beweist das noch nicht eine geringe 
Benutzung oder einen geringen Einfluss. Die von mir benutzten Handschriften zeigen, 
dass sich seine Glossen über Pars I. und II. des Decrets erstreckten. Ihre grosse Fülle 
zu einzelnen Causae lässt wol darauf schliessen, dass viele -nicht mehr erhalten sind, 
oder in anonymen Glossen oder in noch nicht genauer durchforschten Handschriften 
stecken. Die Methode jener Zeit, bald gar nicht den Autor anzuführen, bald unter dem 
quidam, alii u. drgl. zu verstecken, welche sich auch bei Huguccio in grossem Maass- 
stabe vorfindet, macht es unmöglicli, den Einfluss einzelner Autoren auf andere, ausser 
in seltenen Fällen, genau festzustellen. Haben wir nun hier in der Summa Lipsiensis, 
bei Huguccio, in dem Apparate von Joh. Teutonicus und selbst noch beim Archidiaconus 
den Beweis des Einflusses, so erlaubt gewiss die überaus grosse Zahl der noch als sicher 
nachweisbaren Glossen auf einen grösseren zu schliessen. Für diesen Schluss glaube ich 
noch geltend machen zu dürfen, dass des Cardinalis Glossen einen förmlichen 
blos aus eigenen Glossen gemachten Apparat gebildet haben. Wir haben unend- 
lich zahlreiche Worterklärungen, ferner Casus, wie gerade einige Citate der Glossa ordinaria 



* Beiträge Seite 19 fg. 

'^ Dessen Summa, wie ich im 2. Heitrage S. 26. dargethaii, vor dem März 1179 gemacht ist. 

3 Dessen Summa, wie ich ebendort S. 46. zeige, zwischen 6. April 1179 und 30. Aug. 1181 gemacht ist. 

* Diese hatte allerdings auch Card. Gratian, der Schüler von Bulgarus war. Siehe die bei Maassen S. 19. Note 2. 
abgedr. Stelle aus einem Briefe Stephan^s von Tournay an ihn. 

Ich möchte aus den Gründen des Textes glauben, dass, wenn Card. Gratian der Glossator ist, die Glossen vor 
1178 zur Zeit, als er in Bologna lehrte, gemacht, aber nachdem er Cardinal geworden, zur Vermeidung der Verwechse- 
lung mit 0. bezeichnet worden sind. Wenn Maassen S. 17. Note diese Annahme damit ausschliessen will, dass Cardi- 
nalis nicht, wie Irnerius, erster Glossator des Decrets gewesen: so spricht ja der Name Gratianus dafür; denn so lange 
er lehrte, verwechselte Niemand ihn mit dem alten Gratian, wol aber konnte das später geschehen. Fallen aber die 
Glossen etwa in die siebziger Jahre oder in das Ende der sechziger, so erklärt sich manches. Übrigens ist über die 
Sigle G. in alten Handschriften auch noch manche Unklarheit. — Mir scbeiut endlich, dass es nicht angeht, anzunehmen, 
ein Lehrer habe nach Aufgeben des Lehramts erst zu glossiren begonnen. Angenommen, wie Maassen thut, er habe, 
nachdem er Cardinal geworden, das Glossiren fortgesetzt, so ist doch klar, dass dann seine früheren Glossen eine oder 
eine neue Sigle hätten bekommen müssen. Da sehe ich nun nicht ein, weshalb dies nicht überhaupt hiitte geschehen 
können. 



Die Olossr zum Decket Oratians ton ihren Anfänoen bis auf die jüngsten Ausgaben. 51 

zeigen, dann gewöhnliche Erklärungen mit Citaten, endlich auch höchst eingehende 
Erörterungen (Distinctiones). 

4. Albertus. 
I. Einzelne Glossen. 

1. c. 3. D.vi. ,Nemroth interpretatur transgressor vel profugus vel tyrannus et signi- 
ficat diabolum. AI.' Nach P. 

2. c. 8. D.x.^ (Überschrift; der Codex liest ,Juliano') Jste Julianus erat quidam 
monachus primo et postea voluit simul esse imperator et patriarcha exemplo veteris testa- 
menti. AI/ Nach P. 

3. c. 5. D.xi. ,Vel sie: onus jejunii potest quis sibi assumere ut hie, honorem vero 
ut ferendi pallium extra missam non potest ut ibi ut arg. de cons. di. III. c. 1. AI.' 
Nach P. 

4. c. 3. D.xxi. ,maculam mortalis peccati. rugam duplicitatis seil, mortalis; nam 
de veniali intelligi non potest, cum nullus in hac vita posset esse sine veniali peccato, 
sed si talis auctoritas retorqueatur ad futuram vitam, planum est quod dicitur. Ibi enim 
ecclesia'non habebit maculam peccati nee rugam venialis. AI.' Nach P. Im Cod. Mon. 
eine zu c. 1. D. 29. 

5. c. 30. D.xxx. ,eccle8iam i. e. fidelium congregationem vel ecclesiae fabricam: 
infra de cons. di I. nono. AI.' agat ibid. ,ut seil, presbyter eos seorsim regat sine 
consilio episcopi. AI.' — Cod. P. 

6. c. 33. C.xxiii. q. 4. v. communionis. ,alia8 criminationis i. e. propter crimen, 
vel sto a consortio criminationis i. e. a crimine abstractus brevi lacrimula cet., quasi 
non abstrahatur brevi lacrimula etc. AI.' ,i. e. mali exercentes bonos multis persecutio- 
nibus tolerantur. avert' i. e. separentur a consortio fidelium per sententiam judicis 
i. e. excommunicatione ademta sicut est post trinam admonitionem. AI.' Nach P. 

7. c. 3. C.xvi. q. 3. ,Sicut i. e. quia tric. poss. tollit alien. dioec. non ita i. e. 
jus episcopale. al.'* 

8. c. 36. C.xvi. q. 1. ,Hic habes illa tria, quae impediunt promotionem seil, delicti 
generalitas ut l. di. miror, regularis persona, minor integritas ut lv. di. nullus, in- 
sufficiens eruditio ut hie et xxxvi. di. illiteratos. AI.' Nach P. 

9. Inscr. zu c. 26. C.xviii. q. 2. ,Forte de ordinatione officialium dicitur ibi, quod 
est ab eis, hie quod est episcopi, vel si insufficiens vel negligens fuerit. a.' Cod. Mon. 

Glossen mit dieser Siglo finden sich in allen drei* Theilen, auch zum tractatus de 
l)oenitentia in dem Cod. P. 

II. Glossen von Albertus werden citirt von Johannes Faventinus,"* in einer 
Summe des Cod. Halensis Ye 52., welche zwischen 1179 und 1187 fällt,* von Hu- 
guccio.'*^ 



1 Die Gl. ord. kAiin diese Stelle vor Augen gehabt haben. 

3 Offenbar liat diese Glosse der Qlossa ord. vor Angen gesehwebt. Die Gl. ord. steht auch in Handschr. und in den Ausgaben. 

3 Siehe meine Bechtshandschr. Reite 586 fg. An dem Citat kann, da der Name vollst&ndig steht, kein Zweifel sein. Maassen 

Beitr. S. 31. Note 5. hat die Sigle anch in dem Cod. Bamb. P. II. 27. gefunden, was ich bestätigen kann. 
* Mein 8. Beitr. Seite ßO. Der Name ist (,alberto') ausgeschrieben. 
^ c. 29. C. 17 q. 4., c. 42. C. 16 q. 1. In beiden Steilen (abgedr. bei Maassen Beitr. S. 18, danach in meinem Lehrb. S. 45. 

Note 35; die Richtigkeit habe ich seitdem geprüft) wird ausdrücklich gesagt ,dixit papa Gregorini VIII. antequam 

esset papa.' 



52 JoH. Friedrich R. von Schulte. 

§. 9. 

5. Gatidulphns« 

I. p]inzelne Glossen. 

1. c. 32. D.L. V, ampl. caut. ,ita ex abundanti alicui imponitur poena videl. ut hie, 
eulpae purgatio ut j. xii. q. 5. hoc habet proprium [ist c. 1. D. 46.] cautelae exactio 
ut di. 28; de syracus. G.' — Cod. Trev., Wolf.^ 

2. c. 20. C.i. q. 1. V. perditione ,ita est haereticus seeundum propositum G.' — 
Cod. Trev. 

3. c. 28. Fertur ib. v. in ipso. ,Non videtur esse verum, cum antequam ab apostolo 
condenmaretur multo ante per Eliseum in Qiezi danmata fuisset, immo damnata est ante- 
quam in Giezi damnaretur, ex tunc seil, ex quo illud praeceptum est datum: observa 
diem sabbati i. e. requiem s. s., quae significatur per septenarium numerum, sicut sab- 
batum septennis dies est, ut non credat spiritum s. venalem. G/ — Cod. Mon., Wolf. 

4. c. 70. ibid. v. posse. ,sancti Spiritus effectus sive res sacramenti non est apud 
illos seil, virtus sacr. G.* — Cod. Trev., Mon. 

5. dict. ad c. 124. nullus epc. gravamen C.i. q. 1. v. praebeat. ,quod symonia 
sit probatur quia sie vult, istum carere, ut alius quicunque sit habeat. G.' — Cod. Trev. 

6. c. 2. q. 2. quam pio mentis v. subsidii gratia. ,de consentiente et subscri- 
bente videtur loqui. G.' — Cod. Trev. 

7. c. tempus^ 23. C.xiii. q. 2. v. malis. ,qui tamen damnantur, sed tamen juvantur, 
ut minus ad tempus puniantur. G.* — Cod. Trev., Wolf., Mon. (in diesem noch zwei 
andere dazu). 

8. c. 45. de decimis C.xvi. q. 1. ,nisi ex institutione concedantur cappellis et pri- 
vilegiatis monasteriis. G.' — Cod. Trev. 

9. c. 10. C.xxviii. q. 1. v. matris. ,adeo ut cogantur baptizari invito altero paren- 
tum et hoc cum sint infantes vel doli non capaces sec. G.' — Cod. T. 

10. ibid. ,Poteritne christianus aliam uxorem ducere altero in iudaismo remanente? 
non si cohabitare voluerit. c. Speciale est in iudaeis ; sive consentiat cohabitare sive non 
infidelis dimitti potest, et licebit fideli ducere uxorem. vel virum si mulier fuerit infide- 
lis. g.' Cod. Wolf.,. Mon. 

11. c. 11. C.xxxii. q. 5. v. cum omnia p. d. s. v. n. p. p. r. i. e. non potest coro- 
nare pro incorruptione servata. accipe m. i. e. mutabilium rerum circuitum sequeris. 
mole far. i. e. per infinitas concupiscentias solveris. disc. v. t. i. e. hypocrisia non 
deteges. d. c. t. i. e. tuas malas ostendes. transi flum. i. e. per flumina i. e. per laben- 
tia huius saeculi transies. rev. i. t. i. e. apparebunt peccata tua. Unde dicitur: ponam te 
ante faciem tuam. ap. o. t. i. e. vitia tua. post th... i. e. post conjunctionem virtutum, 
quibus isti vincta fratrueli tuo Christo, qui fuerat de eadem gente, vel religione tecum. 
nud. et p. e. i. e. opera sua ponuntur ante faciem suam. sed. ada. s. i. e. sequetur hae- 
reticorum doctrinas. et p. t. i. e. depositus virtutibus, quae sunt in vase cordis. divar. 
i. e. metricando aperiet aditum vitiis male suggerentium, et u. a. v. p. i. e. poUuetur 
peccatis in anima et corpore. G.* Cod. Trev. 

12. c. 1. C.xxxi. q. 1. jVerum est, si fuit publicum c. vel nisi peracta poenitentia 
gravi, et, si duxit dirimetur; et hoc verum est, quando dedit fidemadulter, vel quando 

^ Ähnlich in der Gl. ordinaria. 

2 Die Glossa ord. kann diese Stelle vor sich gehabt haben. 



Die Glosse zum Decbet Gbatians von ihren Anfängen bis auf die jünusten Ausgaben. 53 

machinatus est viro mortem, etiam hoc tenet ecclesia et nos. gan. contradicit/ Cod. Mon., 
Wolf. 

13. c. 8. admonere C.xxxiii. q. 2. ,. . . supra xxviii. Q. L ydolatria contra. Solutio: 
ibi loquitur de ea, quae semel duntaxat deliquerat et digne poeniteat, hie de ea, quae 
amplius quam semel. Vel illud est perfectum consilium, hoc autem de canonum rigore, 
cum haec consuetudo consentit et eius auctoritate roboratur. Ga.' Cod. Trev. 

14. c. 21. D.ii. de consecr. ,Nota si aliquis sciret uxorem suam causa incontinentiae 
accessuram ad adulterium nisi petenti uxori in ecclesia redderet debitum, bene posset 
vir uxori reddere debitum in ecclesia neque propter talem coitum vel semen esset recon- 
secranda. QJ' Cod. Trev. 

15. c. 3. D.ii. de cons. ,Hic solet quaeri, utrum illa duo seil, vinum et aqua videl. 
utrum aqua et vinum transeat in alterum i. e. in sanguinem tantum vel in aquam tan- 
tum. Et dicit Oand. quia non, sed vinum tantum in sanguinem et aqua in aquam i. e. in 
talem humorem aquaticum. Sicuti enim in humano iiii. humores sunt sie in corpore Christi. 
Unde sie expone: haec tria sunt unum i. e. in uno Christo et haec tria sunt tria et 
transeunt in tria, quia vinum in sanguinem, aqua in aquam, panis est corpus. G.* Cod. 
Trev.^ 

16. c. 5. D.iv. de cons. ,Potest quaeri, cum non minoris sunt homines hodie inventi 
quam tunc fuerunt, quare tunc salvabantur pueri in fide parentum et non modo? Ad 
quod dici potest, quia nee fides parentum salvabat aliquos. Quod autem in hoc capitulo 
hoc pro parvulis sola fides hie intelligendum pro parvulis sola fides i. e. sacrificium 
factum in fide parentum, sed sequitur in cap. pro majoribus virtus sa orificii et 
si cui detur idem esse de parvulis et adultis ; sed haec est differentia, quia pro parvulis 
fuit hoc sacrificium oblatum in fide parentum, pro adultis vero sacrificium oblatum in 
fide propria. G.* Cod. Trev.* Ibid. ,Mulieres quodam exteriori sacrificio mundabantur et 
salvabantur; quod quäle fuisset, certum in auctore non reperitur sed tamen credimus ad 
hoc fuisse destinatum. G.' Codex Wolf. 

17. c. 31. ibid. ,ar. quod baptizatus est, quem sine intentione baptizandi baptizo. 
G.^ — Cod. Trev.« 

18. c. 32. ibid.* ,arg. quod degradatus et exauctoratus remanet ordinatus, quia non 
iteratur ordo in degradato sicut nee baptismus in baptizato. G.' — Cod. Trev. In drei 
weiteren führt er dies gut aus. Im Cod. Wolf, heisst es: ,hinc coUige sacramentum ordi- 
nis inseparabile. Sicut et baptismus; unde degradatus retinet ordinem. G.' 

19. c. 41. ibid. ,Aug. dixit super illum locum: quorum remis, p. r. e. etc., quia 
quidam crederent quod propter meritum bonorum dimitteretur peccatum, dictum est 
primo: accipite s. s., ut ostendatur, quia solus deus peccata dimittit. G.' Cod. Trev. 



* Hier wird Gand. GloBse wörtlich angeführt, deshalb konnte auch am Ende seine 8igle stehen. Im Codex Wolf, steht 
die nicht signirte Glosse: Quaeritur an vinum et aqna transeant in sanguinem tantnm vel in aquam tantum. Non, sed 
vinum in sang, et a. in a. id est in t. h. aq. Sicut e. in h. corpore IV. hum. s.« sie. i. c. Cb. Unde s. e. Haec t. s. u. in 
uno Ch. et h. t. s. t et tantnm tria, quia v. i. s. et a. in a., panis in corpus convertitur/ Das ist offenbar der Wortlaut 
von Gandulphns Glosse. 

3 Im Cod. Wolf, steht eine nichtsignirte Glosse, aus der diese geflossen ist. Ähnlich lautet der Eingang der Gl. ord., der 
übrigens nicht dem Barth. Brix. angehört, weil ihn weder die Handschr., noch alten Ausgaben haben. Er dürfte vom 
Archidiaconus zugesetzt sein. 

3 Eine sehr freie Ansicht, die motivirt, weshalb Gandulphus traditionell getadelt wird. 

^ Ähnliches in der Gl. ord. von Job. Teut. 



54 JoH. Friedrich K. von Schulte. 

20. ad c. 4. D.v. ,Secundum G. si mulier exigit peccat, sed vir tenetur reddere, 
non peccat in reddendo/ — Cod. Wolf. 

21. c. 71. Cxi. q. 3.* ,Quomodo jurisconsultus rectum vendit consilium, cum non 
debeat dare nisi rectum consilium, et ita non magis pro illo, cui consulit, quam eius 
adversario? G. dicit, quod non magis ipse potest vendere consilium vel advocatus patro- 
cinium, quam iudex iudicium vel testis testimonium. Et hoc secundum leges accipitur. 
Sed nuUufl cogitur invitus de suo facere beneficium ar. x. q. 2. praecariae., cet. Cod. 
Wolf, Mon. 

22. c. 3. C.xv. q. 6. ,Si licitum iurasti, non te potest papa absolvere a periurio sed 
tantum ab infamia. G. Speciale est nee praestat hie canon generalem absolutiönem sie 
iurantibus. Haec enim constitutio non trahitur ad posteros similiter coactos, nisi forte 
ubi iurasent, se daturos de rebus ecclesiae sicut hie. nee infamiam tales incurrunt, licet 
reatum §. colli, impio. dicitur, ubi aliquid per coactionem juratur. G/ Cod. 
Wolf.; Mon. 

Im Cod. Mon. auch eine zu c. 1. C. 18. q. 1; in Wolf, eine zu c. 47. C. 16. q. 1. 

23. c. 31. D.iv. de cons. v. approbandus. ,G. dicit, ita etiam baptismum conferri. 
Quid autem si invito? quid autem si dormienti? Dicit quoque quod et illis baptismus 
confertur. Numquid enim, si postea consentiant, illi sunt rebaptizandi? Certe non, sed 
nunquam consensus eos fecit baptizatos. Sed de hoc dubitatur magis, an sint cogendi 
permanere fideles. G. dicit ita: arg. di. xlv. de iudaeis. Item quaeritur, cum ficte acee- 
dit <juis ad baptismum, si postea fictionem removet consentiendo, an dimittantur pec- 
cata illius? numquid enim actus ille prior, qui propter fictionem non valuit, ad dimit- 
tenda peccata efficitur cfficax. propter consensum sequentem dicit G., non secundum 
remotionem fictionis abluit peccata in illo qui prius erat baptizatus.^ 

Zu c. 54. D.i. de cons. im Cod. Wolf, und Mon. eine mit G. 

II. In der Glossa ordinaria und zwar in Joh. Teut. angehörigen Stellen wird Gan- 
dulphus angeführt: 

1. gl. secundum c. 8. D.xix. 

2. gl. opportuno zu c. 13. D.xxxi.* 

3. gl. zu c. 54. C.i. q. 1.' 

4. gl. et si in fornicat zu c. 2. C.i. q. 7. 

5. gl. zu c. 5. Cii. q. (i. 

6. primatus zu c. 8. C.vii. q. 1. 

7. zu c. 71. Cxi. q. 3.* 

8. c. 41. Cxxvii. q. 1. 

9. c. 10. Cxxvii. q. 2. 

10. c. 39. ibidem. 

11. c. 3. Cxxx. q. 4. 

12. c. 2. Cxxxii. q. 1.* 

13. c. 13. Cxxxii. q. 2. 

1 In der QlosAa ord. citirt. 

2 Auch von Joh. Andreae 1. c. erwähnt. 

3 Von Joh. Andr. 1. c. erwähnt. 

* Die Ausgabe yon 1671 hat den Druckfehler Can., die Handschr. (z. B. P.) und Ausgabe (S. 1471) haben G. — Joh. 

Andr. 1. c. erwähnt die Glosse. 
^ Von Joh. Andr. 1. c. angeführt; derselbe nennt auch die zwei folgenden. 



Die Glosse zum Decket Gratians von ihren Anfängen bis auf die jOngsten Ausgaben. 55 

14. c. 2. C.xxxii. q. 7.* 

15. c. 44. D.iii. de poenit. 

16. c. 3. D.ii. de cons. 

17. c. 83. ibidem. 

18. c. 16. D.iii. de cons. 

19. c. 53. D.iv. de cons. 

Im Cod. T. sind mit G. gezeichnet verschiedene in der Glossa ordinaria befindliche 
z. B. gl. convertimini zu c. 34. D.i. de poen., si Judas ad c. 1. D.iv. de poen. 

III. Aus dem Umstände, dass Stellen, welche in einigen Handschriften G., in ande- 
ren Gan. Gand. Gandulphus haben, durch anderweitige Citate* als Gandulphus ange- 
hörig feststehen, folgt, dass seine Sigle variirt. Es ist aber daraus auch leicht möglich^ 
dass sich Gratianus, der sehr oft nur mit G. bezeichnet wird, eingeschlichen haben kann, 
wo Gandulphus stehen müsste.^ 

IV. Die zahlreichen Citate für alle Theile des Deere ts in der Glossa ordinaria, die 
vielen nicht in diese aufgenommenen oder in ihr benutzten Glossen in Handschriften bewei- 
sen, dass Gandulphus einen eigenen Apparat zum Decrete gemacht hat. 

V. Betrachtet man seine Glossen, so lässt sich eine eigenthümliche und bisweilen 
gegenüber dem Dogma selbst sehr freie Auffassung nicht leugnen. Liegt hierin einer- 
seits der Grund, weshalb Johannes Teutonicus so oft gegen ihn polemisirt,* so lässt sich' 
gleichwol nicht verkennen, dass er, wol zum Theil wegen seiner vielen Glossen und 
als einer der ältesten Lehrer des canonischen Rechts eine stete Berücksichtigung fand. 
Solches wird bewiesen durch die Anführung bei Simon de Bisiniano,*^ in der Summa 
Lipsiensis,^ bei Huguccio, durch die Glossa ordinaria, sowie endlich dadurch, dass 
er selbst noch in der Glosse zum Liber sextus angeführt wird.' 

VI. Was die Zeit der Abfassung betrifft, so wäre entscheidend die Lesart des Cod. 
Bamb. P.ii. 27. von Johannes Faventinus Summe, wenn sie richtig wäre.** Da aber 
andere (Cod. Klosterneub. Nr. 655.) Gratianus haben, so halte ich dasselbe nicht für 
so feststehend, um daraus zu argumentiren. Gehört das in der Summe Simon's de Bisi- 
niano stehende Citat zum Texte, so wäre dadurch die Glossirung mit Sicherheit in die 
siebziger Jahre des XIL Jahrhunderts zu setzen. Jedenfalls aber fällt seine Glosse spä- 
testens in die achtziger Jahre, weil sie in der Summa Lipsiensis und bei Huguccio 
benutzt ist. 

§. 10. 
6. Melendns. 

Im Apparate von Joh. Teut. wird er mit vollem Namen Melendus angeführt: 
1. gl. secundum zu e. 8. 1). 19.'-* 



> liier haben die Handschriften und Ausgaben bald G. (z. B. von 1671) bald Gandulphus (z. B. 8. 1471, K. 1478). 

'^ Von Huguccio, Johannes Andreae u. s. w. 

3 So steht in der angeführten Gl. zu c. honorantur 13. C. 32. q. 2., deren Autorschaft auch Joh. Andr. bekundet, in Hand- 
.««chriften bald G. [Cod. P., darüber geschrieben andulphus], bald Gandulphus, in den 5 cit. alten Ausgaben G., in der 
Lugd. 1671 aber Grat. Da aber Gratian nichts de^rgleichen sagt, ist auch dadurch Gand. gefestigt. 

^ V'ergl. mein Lehrbuch Seite 43. Ich muss jedoch meine dort ausgesprochene Ansicht auf Grund der später gemachten 
eingehenderen Quellenstudien modifiziren. 

^ Mein 1. Beitrag Seite 33. 

** Meine Äbhandl. Die Summa Lipsiensis S. 8 ff. 

~ Gl. seminis ad e. un. de consecr. eccl. in 6. HL 31., die auch Joh. Audr. am a. O. erwähnt 

s Maassen Beitr. Seite 31. l^ote 4. Vergl. meine Rechtshandschriften Seite 586. 

y Auch von .loh. Andreae (Additio ad Specnlam Gull. Dnrantis, proemium) angeführt. 



5ß JOH. FrIEDBICH ß. VON ScHÜLTE. 

2. GL anathemate zu c. Engeltr. 12. C.iii. q. 4.^ 

3. gl. quia utrumque zu 1. in sacram. D.ii. de consecr. 

Bald blos mit der unzweifelhaft auf ihn passenden Sigle M. in folgenden Stellen: 

1. gl. et si in fornic. zu c. Si quis 2. C.i. q. 7. 

2. gl. in te zu c. Si peecaverit 19. C.ii. q. 1. 

3. gl. quoties zu c. Ümnes ep. 5. C.ii. q. 6. 

4. gl. per duorum zu c. praes. 3. C.vii. q. 1. 

5. gl. cum ergo dict. Grat, ad c. niiramur C.xxiv. q. 1. 

6. gl. et in coelis c. legatur 2. C.xxiv. q. 2. 

7. gl. indulgentia zu c. intcrfectores 5. C.xxxiii. q. 2. 

Aus dem früher angeführten Grunde gehe ich auf ihn nicht näher ein. 

§. 11. 

7. Bazianns. * 

I. Einzelne Glossen desselben. 

1. c. 5. D.xLV.* ,Cum nemo possit esse bonus invitus, ut C.xxiii. q. 6. vides, quo- 
modo quis invitus salvabitur, ut hie innuitur? Exponas ergo: non sunt inviti salvandi 
i. e. salvationis missio baptizandi. Vel dicuntur inviti salvari non quod ita sit sed quan- 
tum ad baptizantem, qui ea intentione cogebat, sicut et mali dicuntur sacra merita pol- 
luere, ut C.i. q. 1. quod quidam. Simile C.xxii. q. 2. primum, ubi ad sempitemam 
salutem nuUus dicendus est opitulante mendacio. Bar.^ — Cod. T., W. (aber blos B.). 

2. c. studeat sanct. tua 39. D.l."* ,Licet ex percussione cadens fracta cervice interiit 
si ad mortem percussus non est, non omnino deponitur, sed ad tempus suspendatur, sicut 
et placidius de abortu mulieris excusatur: infra di. e. quantum, quanquam occassionem 
dederit. Unde et dicit pro percussione; per quod patet, cum percussisse, sed quia non 
est ad mortem, non velut homicida judicatur. Quicquid dicatur, sie se habet sententia; 
sed an in hoc dispensatio fuerit, investiga. bar.' — Cod. T. 

Diese Glosse steht ohne Sigle* im Cod. Wolf., lautet aber am Ende ,investigata, 
et puto quod fuerit, ut infra di. eadem his qui saepe.' 

3. c. 1. C.vi. q. 4.* ,Cum canones ubi est maior auctoritas, semper eundum esse et 
ad potioris sedis judicia omnes controversias dirigendas praecipiant, ut di. xxvi. submit- 

1 In einigen Ausgaben steht Meldendus, ebenso bei der folg. Stelle Meld. 

2 In der Glossa ord. fehlt die hier gegebene Erklärung total. 

Hugnccio [nach Cod. Bamb. P. II. 28.]: ,8ed nuUus invitas potest esse bonus, ut xxiii. q. 6. vides, quando ergo 
invitus salvabitur. Sed sie intelligitur: non sunt salvandi inviti i. e. ad suscipiendura sacramentum salvationis cogendi 
seil, baptismum vel non sunt inviti salv. i. e. salvationis sacrainento baptizardi, et est idem sensus. Vel huinsmodi: 
quia Inviti coguntur baptizari, dicuntur inviti salvari, non quod ita sit, sed quantum ad opinionem baptizantis vel cogentis 
eos ad baptismum, qui ea intentione cogit, quia credit eos sie salvari, sie et mali dicuntur sacra polluere, quantum in 
ipsis est ... . sie et aliquis credit, quod suo mendacio aliquis ducitur ad salutem . . . .* 

' Die Glossa ord. referirt diese Meinung mit dem ausdrücklichen Anfange: ,Bart. intellexit' Diese in der Glossa 
ordinaria stehende Glosse steht wörtlich so im Cod. Trevir. mit der Sigle Jo. und dem gleichen 
Anfange: ,bar. intellexit.* Die Schrift ist in beiden Glossen, der mit Jo. und der mit b<ar. gezeichneten, die Xlteste 
Schrift, welche die Glossen aufweisen. Im Cod. Bamb. P. I. 16. fehlt die Glosse. Huguccio hat dieselbe Meinung, aber 
eine eigentliche Übereinstimmung der Texte liegt nicht vor. Im Cod. P. steht richtig baz., in M. 1472 nur b., in S. 1471 
bar, in B. 1476 b., N. 1483 bar., Rom 1478 bar. 

* Es unterliegt wol gar keinem Zweifel, dass die Glossa ordinaria ad v. ,advocati. Per papae rescriptum* diese 
oben abgedruckte Stelle vor Augen hat. Jene Glossa ist gezeichnet Jo.; sie steht auch im Cod. Trevir. ohne Sigle, 
gleichwie die meisten Glossen des Joh. Teutonicus in Pars IL ohne solche sind, ist aber der Schrift nach zu urtheilen 
später zugeschrieben, als die mit b'ar. gezeichnete. Im Cod. Bamb. P. I. 16. ist die Gl. per papae rescr. auch nicht 
signirt, aber von derselben Hand, als die meisten Glossen des Joh. Teut. 



Die Glosse zum Decket Gratians von ihren Anfängen bls acf die jüngsten Ausgaben. 57 

titur et CiL q. 6. 1. anteriorum, quomodo episcopis vicinis huiusmodi litigia decidenda 
mandantur? numquid residebant ut delegati an ut arbitrati? an licebat alicui, parem 
judicem delegare, cui imperare non potest, ut di. 21. inferior, vel arbitrium in (Timi- 
nali causa eligere, quod non licet, ut C.iii. q. 6. non liceat. An non isti pariter cum 
prioribus judicabunt? An ipsi soli quasi de appellatione (50gnoscent? ut in fine cap. 
innuitur verbo unius provinciae? Item per quem vocabuntur, per priores judices an 
per reum? Forte dicatur, eos electos a partibus cum consilio priorum quasi ordinarios 
residere, ut C.xvi. q. 6. c. 2., nee videtur inconveniens si ad judicandum vocentur, ut 
C.xviii, q. 2. nullus primas, ubi judicet. Vel dicatur, eos a Romano pontifice dele- 
gatos, qui et huic constitutioni auctoritatem impertivit, ut C.ii. q. (>. si episcopus accu- 
satur. Alioquin nee constitutio ista valeret, ut di. xvii. c. 1, 2, nee sententia firmita- 
tem haberet, ut C.iii. q. 6. accufiatus quamvis [c. 5. u. 7.] b*ar.' — Cod. T. 

4. C.ii. q. 7. princ. ,Nimiquid secundum regulam evangelicam: ,8i peccatur frater 
tuus* etc. non poterit laicus vel clericus crimen clerici vel laici ecclesiae denuntiare? 
Utique. Nomine enim fratris omnes fideles intelliguntur ut Cxi. q. iii. ad mensam et 
regula omnes fideles astringit, ut Cxxiv. q. 3. tam sacerdotes et Cxi. q. 3. praeci- 
pue. Et haec denuntiatio improprie dicitur accusatio, cum sine inscriptione fiat et tan- 
tum coram judice ecclesiastico. Bar." — Cod. T. 

5. c. 14. Quamvis C.vii. q. 1.^ ,Attende ex hoc et cap. eiusdem quaestionis petisti 
[c. 17.], de beneficio vel ecclesia non vacante promissionem licite fieri; prohibetur autem 
hoc in synodo Romano sub Alexander m. c. nulla ecclesiastica, et decretalibus eius 
ea quae honestatis, consultationibus, quamvis simus. Argumentum est etiam C.xxxi. q. 1. 
relatum et decretalis Alex. m. quoniam sicut. b^ar.". — Cod. T. 

6. c. 2. e.V. q. 2.* v. a pace. ,Sciscitare, de qua pace vel communione loquatur; si 
de sacramentorum communione dicatur, vacat, quia cum ingressu ecclesiae inhibita intel- 
ligitur ut C.xii. q. 2. de viro, et C.xxxii. q. 2. latorem, et cui prohibetur munus et 
manus ut di xLÜi. nulli. Si de communione fidelium, quid est, quod in augmentum poenae 
in fine ponitur? Potest autem intelligi de communione mensae et huiusmodi, ut a ceteris 

< Job. Teut. citirt in der Gl. quod vero zu diesem Caput (die geradeso in der Gl. ord. steht) diese Stelle. In einer spä- 
teren Glosse gez. Bar. wird der Gegenstand für die Accusation noch ausgeführt. Die Ausgaben von 1671, N. 1483, B. 1476, 
R. 1478, 8. 1471, M. 1472 haben sämmtlich baz. Joh. Audreae 1. c. legt ausdrücklich ebenfalls Bazianns die ,Surama 
quaest. vii. in secunda causa* bei. Es ist also unzweifelhaft, dass bar. auch Sigle für Bazianus ist. 

Tancred bezieht sich in einer Glosse zu c. 3. de der. aegrot. Comp. I. auf eine Meinung von baz., welche die mit 
bar. signirte Glosse des Codex Trevir. zu c. 4. C.vii. q. 1. enthält. Vergl. meine Literaturgesch. S. 64. 

^ In der Glossa ord. wird auf diesen Punkt gar keine Rücksicht genommen. Der Cod. Trevir. hat am unteren Rande ans 
Sichardus das im 1. Beitrage Seite 65. abgedruckte Schema: ,Epispopus cedit,* aber noch etwas erweitert. 

Huguccio: ,Esse ex hoc c. et ea illo infra eadem petisti aperte colligitur, quod de beneficio vel ecclesia non 
vacante licite fieri potest promissio. Sed prohibetur talis promissio in concilio Rom. nulla et in extra, ea quae 
honestatis, consultationibus, quamvis simus, quoniam sicut et di. Lxxxix. nullus.^ Es liegt auf der Hand, 
dass H. diese Glosse benutzt hat. 

3 Der Glossator des Cod. Mon. 10244 hat entweder diese Stelle vor sich gehabt, oder Bazianus seine Glosse. Es steht 
nämlich in dieser Handschrift folgende Glosse: ,ar. de beneficio vel ecclesia non vacante licite posse fieri promissionem: 
ar. infra eadem quaest. petisti. Contra di. Lxxviiii. c. II. ar. contra in con. [ciliu] ro.[mano] nulla ecclesiastica. ar. 
contra infra extra, alex. III. ea quae honestatis, consultationibus, quamvis simus, quoniam sicut.' 

* Die Gl. ord. hat entweder dies oder Hug. vor Augen. Im Cod. Trevir. steht mit jüngerer Schrift, als die mit b^ar. gezeich- 
nete Glosse, auch die der Gl. ord. ,Sed nonne* u. s. w. ohne .Sigle, die offenbar Joh. Teut. angehört. Im Cod. Bamb. 
cit. ist die Glosse sed nonne auch ohne Sigle, aber von der Hand, welche die des Jo. schrieb. 

Hug. ,... non potest hoc intelligi do communione et perceptione sacramentorum, quia tunc nulla esset additio poe- 
nae et hoc idem diceret, quia eo ipso, quod ecclesia interdicitur alicui et officium in ecclesia intelligitur ei inhiberi et 
perceptio sacramentorum . . . Item non potest intelligi [de] communione fidelium, quia de illa sequitur in fine. Sed dico, 
quod hoc intelligitur de communione fratnim in mensa, in dormitorio et huiusmodi.^ 
Denkschrift«!! der phiL-hist. Cl. XXI. Bd. Abhandl. Ton Nichtmitgliedern. h 



58 JoH. Fhiedrich B, von Schulte. 

remotus vivat, ut di. Lxxxii. presbyter. Arg. et mfra e. q. 4. cap, ult. in fine ar. 
— Cod. T. 

7. c. 36. Cxi. q. 3. v. intra annum.* ,Intentivum respicientibus liquldo cowetabit, 
eiusdem casus et tenoris esse hoc cap. cum sequenti. Asaeritur enim iu utroque, quo^, 
si quis legitime citatus ad causam contumaciter venire noluerit, pro contumacia excQ0v- 
mxmicatur, in agendo principalem causam usque ad annuxa debet audiri ^d iiVBt«ur WM^ 
qui possessionem infra annum recuperat, ut in decretali Ale^. IH;^ dUQQti flUi, et ^ instar 
eius, qui conditionem suam infra annum novo pontifici manifestare praecipitur, alia» 
redigendus in servitutem, ut C.xii. q. 2. Ion ginqui täte, Quod a,utem in principio o^p. 
dicitur convictis vel confessis interpret^tive intelligendum est Jura enim contumapes 
convictos vel confessos interpretantur, ut C.iii. q. 9. decrevimus. Yel dicas, hoc cap, 
de infamato loqui, qui licet se purgare non voluit, tamen excommujpicatus pro purganda 
i^nocentia usque annum expurgatur. Et si alibi de quinquennio dici videatur: Cai. q. 5. 
cap. ult. pro hoc casu facit, quod in cap. dicitur innoc^ntiam auam ^ssercre at pur- 
gare et de satisfactione vero contumaciae audiatur quandoque iui^ta iUud: ,quacunque 
hora conversus fuerit peccator et ingemuerit vita vivet et non morietwr/ Si aut^m in 
casu assumistis proposito hoc cap. intelligatur est Icgum contrarium C^ ad leg. Com. 
de fals., querela, et vacat solutio, qua dicitur^ istud inteUigendum^ quando.reus nee 
excommunicationis nee condemnationis spernit sententiam. Si enim condemnationis sententiae 
paruit, quomodo lata est in cum excommunicationis sententia,' cui parere debuit? Non est 
ergo inconveniens, si contumax elapso anno pro crimine condemnatur, ut Cxxiv. q. 3. de illi- 
cita, et infra annum vero condemnari de crimine non potest. Alioquin usque ad annum noa 
expectaretur, ut hie dicitur, cum sententia [in] contumacem lata nee per appellationeu^ 
retractaretur, ut praedicto cap. de illicita et C.xxix. q. (5. §. definitiva. Var.^ — Cod. T. 

8.^ c. Alius 3. C.xv. q. 6. v. deposuit."^ ,Nonnc rectius erat ei coadjutorem dare, ut 
C. 7. q. 1.. quia frater, quam innocentem licet inutilem deponere, ut C. 7. q. 1. quam- 
vis? Sed forte non erat innocens, unde et in c. dicitur non tarn pro suis iniquitatibus q. d. et 
pro suis iniquitatibus et quia inutilis erat. In historia etiam Francorum de eo dicitur, quod 
otio torpcns cum mulieribus dissolute vivebat. An liceret papae comitem vel inferiorem quem- 
libet sine consensu principis in simili casu deponere, cum hoc ei liceat de principe? Annon 
Omnibus praeest et in omnes plenitudinem retinet potestatis? Non videtur, quod liceat, unde 
et metropolitanus potest de suis episcopis judicare, ut c. IL q. 7. metropolitanum non, 
tamen de corum clericis, ut C.ix. q. 3. conquestus. Bar.^ — Cod. T. 



1 In der Qlossa ord. des Harbli. Brix., welche ohne Sigle gerade so im Cod. Trevir. von späterer Hand als die obige 
steht, wird die eine Meinung: es rede das Capitel de clerico infamato, dem Petras Hispanus zugeschrieben; vorher 
werden aber daselbst dafür qui dam angegeben. Dass die Gl. ord., welche anfÜngt ,id est post alia statuta' von 
Joh. Teut. herrührt, könnte daraiis gefolgert werden, dass das Citat im Cod. Trevir. lautet: ,quod tamen hie dicitur 
de anno videtur correctum extra III. de oleriois non resi. ex tuae.' [Im Cod. Trevir, hat Jemand, der das Citat nicht 
mehr verstand, unter die drei Einer des III. je ein Punkt gemacht, wie das öfter geschehen ist.] In der Glossa ord. ist 
dies Citat gleich allen anderen auf die Decretalen Gregorys IX. umgeändert und lautet schlechthin: ,extrade der. resid. 
ex tuae.' Im Cod. Bamb. P. I. 16. ist die Glosse nicht signirt; sie kann also auch von Barthoipmftus Brix. herrühren, 
ist aber nicht von jener Hand, die dessen Zusätze schrieb. 

Huguccio hat einzelne Partien wörtlich gleichlautend, andere referirt er inhaltlich so mit ,alii dicunt' u. drgl., ins- 
bondere die über die Anwendung auf die clerici infamati. 

3 Die Glossa ord. ist bei diesem Cap. unendlich mager. Auch der Cod. Trevir. enthält keine andere Glosse von Joh. 
Teut, ebensowenig Bamb. P. I. 16. 

Was Huguccio zu dieser Stelle ausführt, enthält so sehr Alles, dass entweder die obige Glosse ein Excerpt daraus 
sein, oder Hug. dieselbe erweitert haben muss. Letzteres ist unzweifelhaft. 



Die Glosse zum Decket QbatuKs voir ihren AkfAnoek bib auf die jüngsten Ausgaben. 59 

9. c. cunctis 41. C.xvii q. 1. v. utiqiie,* Quid ergo de sacerdotibus scolasticis et 
aliis eottraneis dioetur, qui sine licentia dioecedani episcopi vel speciali hoc agunt? Sed 
determina: nisi ad hoc fuerint ab aliis invitati, in quo casu excusantur, ut ar. supra ix. q. 2. 
nullus primas. B^ar/ — • Cod< T. 

10. c. 81. Tres sunt. D.i. de poen. v. et oppriment.^ ,Cum venalia et minuta pec- 
cata in purgatorio consumantur, sie tarnen, ut is, qui purgatur, sit salvus quasi pbr ignem, 
ut di. XXV. §. criminis, c. quilibet et c. qui in aliud, quomodo verum est, quod gra- 
vent et opprimant sicut unde aliquod grande peccatum? Sed hoc ad contemtores vena- 
lium referatur, qui, dum ex contemtu venialia committere non formidant, aetemae dam- 
nationis merito maculantur secundum illud : ,vitasti grandia, cave, ne obruaris arena^ i. e. 
contemtu arenae seil, venialis peccati et di. xxv. §. nunc- Nullum peccatum est adeo 
veniale, quod non fiat criminale dum placet i. e. cuius placitum non sit criminale. Et 
ibidem ebrietas, si sit assidua i. e. contemtu« ebriandi dicitur mortale peccatum. b'ar.' 
— Cod. Trev. 

11. zu c. 88. ib. hat der Codex Bamb. P. I. 16. die in der Olossa ord. stehende 
,Deus quem* genau so, ohne Sigle; im Cod. Trevir. steht sie gleichfalls ohne Sigle, 
ausserdem aber noch folgende, die, soweit sie mit der Ordinaria übereinstimmt, durch 
den Druck ausgezeichnet werden soll: 

,Deus enim, quem non fallit peccati qualitas neque pecdantis affectus 
[Gl. ord. schiebt hier ein: ut 24. q. 3. cap. deus, quando. Im Cod. Wolf. aflF. non autem 
de poenitente vel in poenitente promit sent.] veram de inpenitente [GL ord.: poe- 
nitente] sententiam promit. Sacerdos [Gl. ord.: ,sed presbyterr, qui] autem, quia pro- 
positum mentemque alterius videre aut cognoscere non potest, ialia confitentis 
verba judicans [Gl. ord.: judicat] qualia foris sonant, [GL ord. schiebt ein: unde] 
indignum frequenter absolvit ut C. 24. q. 3. deus cui, et C. 22. q. 5. humanae. 
Alioquin verum non esset [GL ord. dazu: quod hie dicitur] cum apud deum nul- 
las patiatur veniae moras peccatoris conversio, ut C. 26. q. 6. his qui in tem- 
pore et supra di. eadem multiplex. Vel hoc ad temporalem poenam referatur; 
licet enim peccatum dimittatur, ne homo a percipienda [GL ord.: ab accipienda] 
vita impediatur aeterna, ut supra eadem di. sicut primi, nequaquam tamen pec- 
cato parcitur [Gl. ord.: non tamen si peccato parcitur, poena remittitur], quia nulla- 
tenus sine vindicta laxatur, sicut [GL ord.: sicut patet in David, ut supra e. d. c. si 
peccatum], David post confessionem a propheta velut a sacerdote audivit: ,dominus trans- 
tulit peccatum tuum*, et inde multis post cruciatibus afflictus reatum culpae, quam per- 
petraverat, solvit, ut supra eadem dist. si peccatum David. Bar.* Dass aus dieser Glosse 
die Ordinaria geflossen ist, kann wohl keinem Zweifel unterliegen.^ 



1 Die Gl. ord. hierzu scheint ganz Barth. Brix. anzugehören, da weder Cod. Bamb. P. I. 16, noch Trevir. 906 eine 
mit Jo. rignirte dazu hat, auch in beiden die Glossen, wie sie in der Ord. stehen, von jüngerer Schrift sind. Das Decre- 
talencitat der Gl. ord. [ut extra de cleric. peregr. c. 9.], welches im Cod. Bamb. lautet: ,extra de der. peregrin., 
tuae fraternitati,' im Trevir. ,extra III. [der spätere Besitzer hat wieder interpunktirt iU.. de der. peregr. c. ult./i8t 
das cap. ultimum [2.] des Titels I. 16. der Comp. III. oder cap. 3. x. de der. peregr. I. 22. 
Aus Huguccio ist dies nicht entnommen, obwohl derselbe den Sinn gfibt. 

3 Mir ist sehr wahrscheinlich, das die Glossa ord. anfangend ,illa multa* die obige vor Augen hatte. Jene ist in Trevir. 
und Bamb. nicht signirt, aber wol sicher von Joh. Teut. 

3 Der Codex Trevir enth&lt noch mehrere Dutzende von Glossen mit der Sigle bar., von denen keine in der Ordinaria 
als dem Bartholomäus Brix. gehOrig bezeichnet ist, noch auch ihm nach seiner ganzen Methode beigelegt werden 
kann. 

h* 



60 JoH. Friedrich ß. von Schulte. 

Ausser diesen enthalten verschiedene Handschriften noch Glossen, welche in die 
Ordinaria ohne Bazianus' Sigle aufgenommen wurden. So die gl, operatrix culpae zu 
c. 2S. D.iii. de poen.* 

IL In der glossa ordinaria wird Bazianus noch erwähnt: 

1. gl. audiat zu c. 5. D.xxxii.^ 

2. gl. pecunia tua zu c. 11. C.i. q. 1.^ 

3. gl. illi zu c. 43. ibid. 

4. gl. ad sacerdot. zu c. 1. D.Li.* 

5. gl. qui crimen c. 6. C.vi. q. 1.^ 

6. gl. revertaris zu c. 41. C.vii. q. 1. 

7. arceri zu c. 42. Cxi. q. 3. 

8. fornicat zu c. 4. C.xv. q. 1. 

9. Dict. ad c. 10. C. 24. q. 1. v. effectum. 

10. desponsatam zu c. 27. C.xxvii. q. 2J 

11. qui dormierit zu c. 30. ibid. 

12. nunquam c. 2. C.xxxii. q. 7.^ 

13. virum zu D.i. de poen. in princ.** 

14. conjugium zu c. 3. C.xxxiii. q. 5. 

15. confessi zu c. 4. C.xxxv. q. 6.^ 

16. domum zu c. 9. D.i. de consecrat. 

17. quia utrumque c. 1. D.ii. de cons. 

18. calix zu c. 2. ibid. 

19. zu c. 19. ibid. 

20. zwei zu c. 27. ibid. 

21. c. 46. ibid.'" 

22. c. 36. D.iv. de cons. 

23. gl. redeuntibus zu c. 41. ibid. 

24. zu c. 100. D.iv. ibid. 



6 



1 Im Cod. T. hat sie erst die alte Sigle b^ar gehabt, später ist h. siigesetzt worden; im Cod. P. ist blos h. In allen fünf 
angeführten alten Ausgaben hat die Glosse am E^nde b., Bartholomäus gehört sie entschieden nicht an. 

2 Im Cod. T. ybas. tarnen dielt/ P. ,Baz. bene dicit/ alle fünf Ausgaben haben baz., die Glosse als die von Jo. und den 
Schlnss mit b. In anderen Ausgaben steht Barth., so in der von 1671. Da nun Joh. sich nicht auf Barth. Brix. berufen 
kann, da Barth. Brix. diese Glosse ergänzt, in der Baz. vorkommt, da Handschriften und die alten Ausgaben Baz. haben: 
so ist Baz. unzweifelhaft gemeint. 

^ Im Cod. T. baz., P. bar.; die Ausgaben M. B. haben mit den meisten baz.; 8., R. u. N. bazi. Auch Joh. Andreae 
1. c. erwähnt diese Glosse. 

** In den Handschriften und Ausgaben Baz., auch von Joh. Andreae 1. c. erwähnt. 

^ In T., P. und den Ausgaben Baz. 

^ Auch von Joh. Andreae erwähnt. 

"^ Erwähnt von Joh. Andreae, so dass die Autorschaft ausser Zweifel ist. Da aber einige Handschriften und Ausgaben 
(z. B. 1671, B. 1476) bar. haben, die meisten (z. B. S. 1471, M. 1472, R. 1478, N. 1483) baz., so ist die Sigle bar. als 
gleich mit baz. erbracht. Diese Stelle ist noch anderweit Interessant. Einige Handschriften (z. B. P.) legen die Glosse 
büi la., die meisten Jo., von den fünf alten Ausgaben hat die älteste S. 1471 weder Joh., noch Barthol. Sigle, die vier 
anderen am Ende Jo., nach dem Citat B. (B. 1476 aber bar.). Die Sigle G. geht auf Gandulphns, den R. 1478., 
S. 1471, N. 1483 mit vollem Namen anführen, wie auch Joh. Andreae ihn daraus anführt. 

^ Diese und die in num. 14. 16. 21. erwähnt auch Joh. Andreae. 

^ Dies ist eine selbstständige Glosse von Bazianus. Da sie in den alten Handschriften und in S. 1471, R. 1478, N. 1483 
fehlt, in M. 1472 und B. 1476 mit ,secundum baz.' gezeichnet ist, halte ich sie für einen späteren Zusatz nach Baz. 

^^ In der ersten Gl. quid est daselbst haben M. und B. baz., die drei anderen alten Ausgaben b., zur zweiten Stelle daselbst 
haben sie blos b. 



Die Gloshk zi'm Decket Gkatians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. B1 

25. zu c. 117. ibidem. 

26. corruptio zu c. 146. ibidem.* 

Die Menge dieser Citate, welche auf unbedingte Vollständigkeit keinen Anspruch 
machen, erklären sich aus der Reichhaltigkeit der Glossen, wie sie alte Handschriften 
noch enthalten. 

III. Es entsteht nun die Frage: gehören die mit Bar. signirten Glossen Bartholo- 
mäus Brixiensis an oder nicht? wenn nicht, wer ist der Bar.? 

Bartholomäus von Brescia hat als Doctor zur Zeit Gregor's IX. seine quae- 
stiones dominicales gehalten.* Diese fallen nach 1234, weil die Gregorianischen Deere- 
talen darin benutzt sind, folglich zwischen 1234 und 1241. 21. August (Todestag Gre- 
gors IX.). In der Glossa ordinaria citirt Bartholomäus die Quaestiones.^ Jedenfalls 
fällt darnach die Glossa ordinaria frühestens in das Ende der dreissiger Jahre. 

Wenn nun die abgedruckten mit Bar. bezeichneten Glossen dem Bartholomäus 
Brixiensis angehören, sind sie entweder vor oder nach der Vollendung des Apparatus 
gemacht worden. Letzteres ist unmöglich anzunehmen. Denn es ist geradezu unglaub- 
lich, dass Bartholomäus, nachdem er einen vollständigen Apparat überarbeitet hatte, von 
Neuem einzelne Stellen zu glossiren angefangen haben sollte. Auch Hesse sich nicht 
begreifen, wie derselbe alsdann die spätere Rechtsentwicklung so vollständig hätte igno- 
riren können. Wie war es z. B. möglich, in der Stelle sub num. 1. das cap. majores 
3. X. de bapt. [Comp. III. c. 1. eod. tit.], bei num. 6. das cap. 11. ex tuae x. de der. 
non resid. III. 4. [Comp. III. c. 3. eod.], welches den Zeitraum von einem Jahre auf (J Monate 
herabmindert, — für num. 8. das cap. tuae fraternitati 3. x. de der. peregr. I. 22. [c. 2. ib. 
Comp. III.] zu ignoriren, da sie ja in der Glossa ordinaria citirt sind. Wenn sie 
vor den Apparat fielen, so wäre es in der That merkwürdig, dass Bartholomäus 
Brixiensis nicht seine theilweise umfassenderen Glossen aufgenommen, sondern sich mit 
der Reproduction und Ergänzung fremder begnügt hätte. Es stimmt das mit seinem 
ganzen Wesen nicht, das vielmehr auf stete Hervorhebung der eigenen Leistungen ge- 
richtet ist. Sorgfältig hebt er in der Glosse jeden von ihm herrührenden Zusatz* hervor; 
bei jeder Schrift, die er überarbeitet oder verdorben hat, wird seine Thätigkeit auseinander- 
gesetzt. Und nun sollte man hier auf einmal annehmen: entweder er habe seine eigenen 
Arbeiten ignorirt, obwol dieselben trefflich waren, oder er habe sei,ne Thätigkeit nach 
Abfassung der Glosse darauf verwendet, zum Decrete noch Glossen zu machen, welche 
für den von ihm doch gewiss gewollten und angenommenen Fall der Anerkennung seiner 
Glosse höchst überflüssig waren und wahrscheinlich ignorirt werden mussten. 

Bartholomäus Brix. sagt in der Einleitung zu seinem Apparate: ,Quoniam novis 
supervenientibus causis, novis est remediis succurrendum : idcirco ego Barth. Brix... 
apparatum decretorum duxi in melius reformandum, non detrahendo alicui, nee attri- 



< Da in Handschriften (z. B. P.) diese Glosse fehlt, in den Ausgaben S. und N. keine Sigle, in M. und H. «secundum h. et 1., 
in K. blos h. steht, halte ich mindestens die Siglen fOr einen späteren Zusatz. 

Andere Citate mit B. (z. B. gl. persona princ. qu. 1. C. 29, ad c. 36. D.iv. de cons.) gehen wol auch auf ihn. 

2 Vorrede: , ... ad honorem ... et ecclesiae Rom., cui praesidct Gregorins nonus . . .ego Barthol. Brix. inter docto- 
res juris minimus^ [Cod. Vindob. 2071, 2159, Barob. P. 11. 23. gleichlautend]. Sie sind mit den veneriales in den Hand- 
schriften regelmässig verbunden, letztere haben keine besondere Vorrede. Beide bilden dnWerk und werden auch schlechtweg 
als Quaestiones citirt. 

3 Dieser Punkt wird unten §. 20. ausführlich bewiesen werden. 
* Siehe unten Cap. 4. §. 18. 



62 JoH. Fribdbicu K. von Schültk. 

buendo mihi glossas, quas non feci, sed supplendo defectum solummodo , ubi 
coiTCCtio necessaria videbatur, vel propter subtractionem decretalium, et diminu- 
tionem earundem, vel propter jura, quae supervenerunt de novo. Interdum etiam 
solutiones interposui, quae praetermissae fuerant a Johanne?* Diese Worte ergeben doch 
deutlich : 

1. Die Verbesserung besteht in Ergänzung der Decretalencitate, welche ausgelassen 
oder ungenügend waren, sodann weiter in Ergänzung durch die Anführung der späteren 
Gesetze; bisweilen im Beifügen der solutiones. 

2. Zu vermuthen ist, dass die Glossen Barthol. nicht angehören, sondern von Johan- 
nes oder anderen herrühren. 

Dass er selbst glossirt habe, sagt er mit keinem Worte. Wie stellen sich nun 
zu der eigenen Erklärung desselben die zalilreichen mit bar. gezeichneten Glossen, von 
denen oben eilf mitgetheilt sind. Gerade das, was^ ihn bewog, den Apparat des 
Johannes zu reformiren, fehlt hier. Zu diesen Gründen kommen noch folgende, 
welche meines Erachtens die Möglichkeit ausschliessen, den Bartholomäus von Brescia 
für ihren Verfasser zu halten, nämlich: 

1. Die in der Anmerkung zu num. 2. angeführte Stelle der Glossa ordinaria, welche 
von Joh. Teutonicus herrQhrt und beweist, dass derselbe sie gekannt habe. Es ist 
nun unzweifelhaft,* dass Joh. Teut. seinen Apparat vor dem zur Comp. IV. gemacht 
hat, ja auch vor dem Concil von 1215. Bartholomäus Brix. war Schüler von Tancred* 
Hugolinus, Laurentius Hispanus, mit denen Johannes Teutonicus gleichzeitig in 
Bologna lehrte. Hieraus ergibt sich die volle Un Wahrscheinlichkeit , dass Johannes 
Glossen des Bartholomäus benutzt habe, ja, dass solche überhaupt vor seinem Apparate 
existirten. 

2. Die mit bar. signirten, oben mitgetheilten Glossen citiren nur — dasselbe trüft 
bei allen im Cod. Trevir. und Bamb. befindliclien zu, soweit nicht auch Zusätze von 
Bartholomäus Brix. mit Bar. citirt sind — Decretalen, welche in der Comp. I. stehen, 
niemals aber nach Titeln, sondern nur mit dem Namen des Papstes und dem Initium, 
gerade wie alle vor die Comp. I. fallenden Glossatoren regelmässig thun.'* Nach dem 
Erscheinen der Comp. IH. und II. pflegte man nur mit dem Titel und Zusätze ,extra 
I. II. III. oder über I. II. III.,' nach dem Erscheinen der Comp. I. und vor dem der 
folgenden schon sehr bald nach dem Titel und mit dem Beisatze x. zu citiren. Hieraus 
glaube ich schliessen zu dürfen, dass die Glossen vor die Comp. I. fallen, mindestens 
mit derselben gleichzeitig sind. 



1 Siehe Cap, 3. §. 17. 

2 In dem Zusatae zur Glosse liic hahes v. semel zu c. 3. C. 3. q. 8., die sowohl im Cod. Bamb. als Trevir. nur Ins 
a iure die alte Schrift hat und mithin Joh. Teut. gehört, während der Zusatz im Cod. Trevir. als ,aditio* bezeichnet, 
hier und im Cod. Bamb. an anderer Stelle mit einem asteriscus steht, in Trevir. mit B., Bamb. mit bar. signirt ist, 
heisst es: ,h. dominus mens.' Dass dies Citat nur auf Hugolinns geht, zeigt Savigny V. S. 47 ff. (cf. mein Lehr- 
buch S. 57 Note 6.). In der zum §. cum vero ad dict. Grat. ibid. steht im Cod. Trevir. ausgeschrieben: ,per Ugolinum 
dominum meum/ Daselbst Gl. t'ideiussione hat die Ord. ,et ita scmel Tancredus respondit in scholis.* Die beiden 
genannten Codices weichen ab; die Znsfttze haben nXmlich: ,et ita semel respondi in scholis' Trevir., ,et ita semel fuit 
responsum in scholis' Bamb. 

s Auch Huguccio citirt in derselben Weise. Dass er aber die Comp. I. kannte, geht nicht so sehr daraus hervor (Maassen 
Beitr. Seite 45 hebt auch dies Argument hervor), dass er die Stücke von zerrissenen Decretalen citirt, als daraus, dass er 
in die Comp. I. aufgenommene Stücke aus Burchard als Extravaganten citirt. Ich habe kein solches Beispiel in einer 
Glosse von Baz. gefunden. 



Die Glossk zum Decbet Gratianh von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 63 

3. Wie schon hervorgehoben wurde, wäre unbegreiflich, dass nach 1210 ein Glossa- 
tor nicht die einschlägigen Decretalen der Gompilatio 11. und III. citirt hätte. 

4. Die völlige Abwesenheit der meisten Glossen in der Ordinaria liefert einen wei- 
teren Beleg. 

5. Im Codex Trevir. ist genau unterschieden zwischen den Zusätzen des Barth. 
Brix. und diesen Glossen. Jene sind entweder gar nicht oder mit b., l5., B. bthol. be- 
zeichnet, falls sie nicht selbst sich mit ,ego Barthol. Brix.' einleiten; sie haben aus- 
nahmslos eine andere Schrift, so dass unzweifelhaft ist, dass sie aus Codices der Ordi- 
naria zugeschrieben wurden. Die mit bar. signirten tragen die älteste Glossenschrift, 
stehen regelmässig an einer solclien Stelle, dass man sieht, sie sind zugeschrieben wor- 
den, als man noch über den vollen Kaum verfügen konnte; ihre Schrift und die jener 
Glossen, die zum Theil Joh. Faventinus angehören und auch mit Jo. gezeichnet sind, 
ist identisch. 

Ich habe absichtlich wegen der Bedeutung und Menge solcher Glossen und weil 
bisher über Bazianus ausser den Notizen von Johannes Andreae wenig bekannt war, 
ausführlich dargethan, dass die in Handschriften, welche ältere Glossen als die Ordinaria 
haben, mit Bar. Bart. Barth, gezeichneten nicht Bartholomäus Brixiensis angehören. 
Dass sie aber Bazianus angehören, ist bewiesen: 1. durch das Zeugniss von Joh. 
Andreae für neun derselben, 2. durch die Autorität verschiedener Handschriften, 3. diu-ch 
die der genannten fünf alten Ausgaben. Zugleich ist festgestellt, dass die Sigle von 
Bazianus ist baz., bas., bazi., bar., bart., barth., b., so dass die blosse Sigle hier wie 
überhaupt öfter gar nicht entscheidet.^ 

Bazianus^ starb am 25. Januar 1197, war geboren zu Bologna und daselbst Cano- 
nicus. Da Huguccio^ in seiner Summe wiederholt Meinungen desselben anführt, mithin 
Bazianus' Glosse vor Huguccio's Summe fällt, welche nicht gut früher, als in den ersten 
neunziger Jahren des 12. Jahrhunderts vollendet sein kann;^ da Bazianus, wie 
die Art seiner Citate ergibt, die Comp. I. nicht gekannt hat;* da in Bazianus' Glossen 
jüngere Decretalen, als von Alexander III. nicht vorkommen;® da die ältesten Glossa* 
toren der Comp. L ihn bereits kennen:' so scheint unzweifelhaft Bazianus' Thätigkeit 
als Glossator in die achtziger Jahre des XII. Jahrhunderts zu fallen. 



< Einen Zweifel boten vor Barth. Brix. diese Siglen nicht; ebensowenig nachher, weil sich nnten zöigen wird, dass es keinem 
Zeitgenossen zweifelhaft sein konnte und anch jetzt eine leichte Sache ist, die Autorschaft des Barth. Brix. zu erkennen. 
Die Sigle bar. für Bazianus findet sich auch beim Archidiaconus und zwar in ganz unzweideutigen Stellen, im Gegen- 
satze zu Barth. Brix. z. B. zu c. 3. C.iii. q. 2. et 3. v. testium examinanda: ,causam quae in rebus et personis 
consistit secundnm bar. et b* b\ (Ausg. s. 1. et a. et typ. n. bei Hain 2713). 

Im Cod. Hai. Ye 62. [meine Abhandl. Literaturgesch. der Comp. ant. Seite 32] steht die Sigle bar., die nur auf 
Bazianus gehen kann. Vergl. die Seite 57. Anmerkung 1 citirte Stelle. 

2 Sarti I. pag. 292 sqq., der die Qrabschrift mittheilt und ein Urtheil desselben vom J. 1194. Vergl. auch v. Savigny 
Bd. 4. Seite 291; Note h. 

3 Dass er wie in der Grabschrift, so auch in Handschriften der Summa Basianus heisst, hebt Sarti hervor. Durantis 
kennt ihn nicht, was bereits Joh. Andreae monirt; Diplovataccius (bei Sarti II. p. 255) ist Über ihn gänzlich im 
Unklaren. 

* Ich muss an diesem Orte auf Maassen Beiträge Seite 42 ff. verweisen, der die Kenntniss H. von der um 1189 oder 

1190 gemachten Gompilatio prima aus der Summe nachweist. 
^ Ich fflhre dies Argument nicht als ein allein beweisendes an, weil mau sagen könnte: für Citate anderer bot sich keine 

Gelegenheit, folglich durch Erörterung aller Glossen dieser Einwand entkräftet werden mtisste. 
'*' Man vergleiche nur, um sich davon sofort zu überzeugen, die Citate der oben num. 6. 8. mitgetheilten Stellen mit den 

correspondirenden von Huguccio. 
" Meine Lit* Gesch. der Comp. ant. S. 43, 45. 



(J4 JoH. Friedrich K. von Schulte. 

Von seiner in der Grabschrift hervorgehobenen Thätigkeit als Civilist ist so wenig 
bekannt, als von sonstigen canonistischen Arbeiten desselben. 

§. 12. 
8. Petrus. 

1. c. Si quis irascitur C. 13. q. 1. v. putet: ,Infra xviii. q. 4. si quis contra. Sed 
ibi fuerat ingressus monasteriuni, hie non. Vel aliud est, cum ex calore iracundiae, aliud 
ex animi deliberatione hoc facit vel ad exhortationem. Augustini magistri determinatio 
praeiudicat autentico. p.* Cod. Mon. 

2. pr. C.xv. q. 2. ,Ita quidani dabant episcopo liuiusmodi munera ut possent eccle- 
siasticum beneficium consequi; hoc prohibetur et detestatur in c, ne fiat, quemadmodum 
iudicium saecularium pro impensis patrocinüs, quantum seil, sit de re. in fine. p.' Cod. 
Mon. 

3. c. De filia 26. v. receperunt.C.xxvii. q. 1. ,Ex hoc volunt quidam, quod nee 
pater nee mater filio excommunicato, nee vir uxori excommunicatae tenetur communicare. 
infra de omnibus superioribus personis respectu inferiorum dicentium vidctur S.xi. q. 3. 
quoniam niultos contra. Solutio: uxores viris et filii parentibus subditi sunt. p. Unde 
ab illis coerceri et corripi debent, ne in causam anathematis incidant. Unde illoruni 
consensus pari poena est plectendus; secus e converso. Vel dicatur: receperunt i. e. adeo 
dilexerit, quod moerore foveat, et secundum hoc non est contra quoniam. Sed quia saepe 
contingit, quod monasteriuni arguitur negligentiae, ideo in hoc capitulo praecipitur, in 
districtius monasterium retrudi, negligentiae non arguitur, in suum retrudi debet, in quo 
casu capitula loquuntur. p.' Cod. Mon., Wolf. 

4. c. Idolatria 5. v. quia permisit C.xxviii. q. 1. ,lnfra xxxii. q. 7. apostolus, 
J.xxxii. q. 1. dixit contra. Sed quod ibi dicitur verum est, quando vir retinet meretri- 
cem; tunc enim patronus turpitudinis est ut C. eadem q. eadem c. 1. p.' Cod. Mon., 
Wolf. 

5. pr. C.xxix. q. 1. ,Nisi talis sit qualitas, quae impossibilitatem coeundi contineat, 
ut si qua spadoni nubat credens illum potentem, p.* Cod. Mon., Wolf. 

6. pr. V. origenarius C.xxxii. ,i. e. servi sobolem namque suam in potestate habe- 
tur origenarius. p.' Cod. Mon. 

7. q. 1. c. 9. ,i. e. ea virtus, quae crimen excindit, efficit innocentem. p.' Cod. 
Mon., Wolf. 

8. c. 9. C.xxvii. q. 1. v. tectae: ,id est, quae nondum consecratae sunt, p.' Cod. 
Wolf., Mon. 

9. c. 9. cit. V. semper. ,i. e. quae votum perpetuae continentiae absque susceptione 
sacri velaminis fecerunt. p.' Cod. Mon. 

10. dict. princ. ad c. 45. C.xxvii. q. 2. v. baptisma: ,arg. infra de cons. d. iv. 
non dubito. Contra j. de cons. d. iv. baptismi vicem. contra si per fidem contempto 
baptismo peccata non remittuntur, ut ex illo cap. habetur, p.^ Cod. Wolf, 

11. c. 7. §. 1. D.ii. de cons. v. botrus. ,Hic iterum respondet quartae quaestioni, 
ubi innuitur, quod, sicut ipsi, qui botrum offerebant, solum vinum offerre videbantur, 
ita qui pannum intinctum lavabant, ipsam aquam solam oflFerebant; unde contra evange- 
licam formam offerentes non conficiebant quidem; si aqua vini saporem amiserit ex panno. 



Die Glosse zum Decket Ghatians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 65 

non tum est vinum, quia aliunde non vero ex vino talem amisit saporem ideoque non 
consecrabitur in sanguinem. p.' Cod. W. 

12. c. 29. D.i. de cons. ,Removet pravam et superstitiosam consuetudinem quorun- 
dam panem et vinum defuncto in sepulchro apponentium. Hoc enim est creaturae imolare 
et ergo idolatria. p/ Cod. Mon., Wolf. 

13. c. 44. ibid. ,Sed numquid conficiebantur utique nunc, aut quid? Et quidem fieri 
non debet contra honestam sacrorum canonum auctoritatem, quam habemus infra c. prox, 
sed si fiat, seil, ut in vase ligneo aut vitreo quis conficiat corpua Christi, in communi 
erit ipse de tanta praesumptione arguendus. p.^ Cod. Mon., Wolf. 

Zur selben Dist. noch verschiedene im Cod. Wolf, und eine in Mon. 

§. 13. 

Glossen nicht genau zu bestimmender Verfasser. 

9. S. 

L C. 33. q. 1. pr. ,Videtur ergo, quod mulier teneatur rccipere virum adultorum 
post poenitentiam peractam. Contra supra xxxii. Q. i. c. de benedicto. Solutio. Hie etsi 
fornicationem committeret non poterat ab uxore dimitti, cum et ipsa fornicationem 
commiserit, quae viro vivente alteri sc coniunxit. Unde cum par sit eorum conditio, non 
potest alter propter hoc dimittere alterum. Contra C. proxima Q.vi. cap. 1. et in extra. 
significasti/ Vel mulier cogi debet ad continentiam, si post poenitentiam non vult recon- 
ciliari priori viro. ünde apostolus: ,aut reconcilietur viro, aut maneat innupta. S.' — 
Cod. T. 

2. c. 5. C. 33. q. 2. ,adulterarum. non quin tunc peccaverit, sed quia invitus ut 
C. de adult., Gracchus. S.' — Cod. T. 

3. c. 6. ibid. v. gladium. ,I)i.x. c. de capitulis contra. Sed hie de legibus, quae 
contradicunt canonibus agitur, ibi vero de illis, quae canonice consonant aequitati. Vel 
hie de meris rebus ecclesiasticis, ibi de mixtis. Ä' — Cod. T. 

4. c. 2. C. 21. q. 5. v. imperialibus.^ ,Petendo cognitionem publicorum iudiciorum; 
episcopale enim iudicium ab imperatore potest impetrare ut supra Cxi. q. I. c. placuit. 
aSV — Cod. T. Im Cod. Wolf, ohne Signatur, aber der Schluss: ,ep. vero iud. licet 
clericis ab imperat. imp. ut supra xi. q. 1. placuit ut quicunque.^ 

5. c. 2. C. 23. q. 1. v. evang. ,a Johanne militibus quaerentibus consilium, ut 
supra di. Lxxxvi. c. in singulis. S.^ — Cod. T. 

10. Bo. 

D.xx. princ. ,Videtur obviare quod dicitur in Causa ult. §. ult., quod non praeiudi- 
cat auctoritas concilii auctoritati Hieronymi circa articulum matrimonii contrahendi inter 
raptorem et raptam peracta poenitentia. Cum ergo scriptura Hieron. contraria invenitur 
concilio vel epistolae decretali tria consideranda sunt: aequitas constitutionis, causa con- 
stituendi, consuetudo loci. Ut si Hieron. magis consonet aequitati vel causae constitu- 
tionis (puta necessitati vel utilitati sicut dicitur infra I. q. 7. pluribus capitulis) vel con- 
suetudini ecclesiae, standum est dicto Hieron. Inde est, quod, quia ecclesiae consuetudo 



^ Ist unzweifelhaft c. 4. de divortiis iv. 20. Compil. I. von Alexander III. 
2 Fast wörtlich in der Olossa ordinaria v. Im per. aafgenommen. 
D«nk8Chriften der phil.-hiHt. Cl. XXI. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. 



60 JoH. Friedrich li. von Schulte. 

est, ut raptor post peractam poenitentiam raptam possit ducere in uxorem, obtinet Hieron. 
Alias autem ex ordine et regulari jure in causis decidendis praejudieat auctoritas suiumi 
pontificis Augustino et Hieronymo et aliis doctoribus summi pontificatus apicem non 
adeptis. Ro.' Nach Cod. T. Ohne Signatur in Wolf. 

11. N. 

1. c. 3. D.ii. de consecr. ,Azyma ergo non fermentatum summatur, in sacrificio enim 
convertimini, in coena doniini non fermentatum sed azyma fuit; pascha namque erat, 
in quo nulli secundum legem licebat praeterquam de azyma edere. N.' — Cod. T. 

2. c. 96. D.ii. de consecr. , . . . . hie de histrione manifeste peccante, cui res etiam 
nostras donare immane vitium est non virtus, ut supra Di. 86. donare. N.' — Cod. T. 

3. c. 34. D.iv. de cons. v. mysticis. ,i. e. vocibus mystice significantibus passiones 
et aerumnas praesentis saeculi. N.' — Cod. T. 

4. c. 41. ibid. v. remissiones. ,Remittuntur peccata quandoque per auctoritatem, 
ut per deum, quandoque ut per meritum personae, quandoque per ministrum ut per bonos 
et malos ministros. N.^ — Cod. T. 

5. c. Septuaginta 12. D. 16. v. lxx.: ,infra di. xxi. in novo, contra; sed saepe au- 
ctores gratias mysterii praetermittunt minorem, n.' Cod. Mon. 

6. dict. ad c. 7. C.ii. q. 3. v. Gelasii: ,ubi sit nescio. n.' Cod. Mon. 

7. dict. ad c. 41. C.ii. q. 7. §. 2. v. praeerant: ,dignitatem attribuit hoc verbuni 
respectu sacerdotum, non iurisdictionem. §. hie mentitur Gratianus secundum [das Wort 
ist ausradirt], secundum n. bene dicit.' Cod. Mon. 

8. c. 36. Cxi. q. 3. v. intra. ,Supra e. Si quis episcopus [c. 6. ibid.] contra. Ibi 
enim dicitur, quod nee in alia synodo audietur. Item in legibus innuitur, quia usquc ad 
xxii. annos audietur: de falso iu. C. ad 1. Cor. de fal. 1. querelam. Sed dicendum, quod 
aliquando iste talis obedit utrique sententiae seil, damnationis, depositionis et excommu- 
nicationis, et nunc conceditur ei audientia usque ad xx. annos, in quo casu praedicta lex 
loquitur. Niliil dicit hie secundum n. si enim primae sententiae obedit, sententiae seil, 
depositionis quare excommunicaretur, quare afflicto afflictio adderetur? Aliquando neutri 
obedit, quia non habet se pro deposito, nee pro excommunicato et tunc nee in alia 
synodo audietur. In quo casu praedicta c. ciusdem q. loquuntur. Aliquando alteri tantum 
et tunc usque ad annum audietur, in quo casu loquitur hoc c. Sed iste aut appellavit 
aut non; si non app., statim post x dies sententia transivit in rem iudicatam, quo inse- 
quenti die non debet audiri nee debuit usque ad annum; si appellavit usque ad bien- 
nium poterit audiri. Sed dicendum, quia non appellavit sed datur ei audientia non de 
principali causa, sed de falso secundum canones usquc ad annum, see. leges ad xx et 
ita leges per canones in hoc sibi contradicunt. Vel forte licet non appellaverit, noluit 
canon idcirco ferro ei praeiudicium, quia, etsi appellasset, nihil sibi profecisset, quia 
contumax erat, et contumacis appellatio nulla est. Vel distinguit ut prius, quia hie paru- 
erit alteri et non utrique sententiae. Item aut fuit convictus aut confessus. Si convictus 
aut per veros testes aut per falsos, sive per falsa instrumenta vel per vera. Si per veros 
vel per vera, tunc sententia non debuit retractari; si per falsos vel falsa ergo sententia 
nulla fuit. Si confessus fuit aut sponte aut coacte; si sponte ergo non debet postea audiri 
contra se; si coacte tunc sententia nulla fuit, sed dicendum, quia fuit coacte confessus 
vel falsitate instru. convictus fuit, tamen lata sententia. Jo.* Cod. Mon. Dass diese Glosse 
Joh. Fav. angehört, ist im Angesichte der von Joh. Teut. in der Glossa ord. unzweifelhaft. 



Die Glosse zum Decket Gratians von iheen Anpäuoen bis kvt die jüngsten Ausgaben. 67 

12. D. 

1. c. ult. C.ix. q. 2. ,Ar. quod sequens ratihabitio episcopi legitimat, quod ab initio 
illegitime factum est. d.' Cod. Mon.^ 

2. c. 40. Genuit C.xxvii. q. 2. ,Tria bona conjugii sunt in ipso matrimonio ali- 
quando secundum exigentiam, aliquando secundum exigentiam et actum, dicitur enim 
proles in matrimonio esse non quod semper ibi sit proles, sed natura et lex matrimonii 
hoc exigunt, ut cum alio non coeatur. Sacramentum est Christi et ecclesiae non quod ipsa 
commixtio sit sacramentum Christi et ecclesiae; secundum quod sunt, qui dicunt, quia 
interdum fomicaria est, sed ipsum, seil, matrimonium est sacramentum Christi et eccle- 
siae ratione commixtionis. Sunt autem quandoque haec tria bona actualiter in conjugio, 
puta quia nee cum alio coitur et proles suscipitur nee a se diver tun t. Dicas ergo, quod inter 
Mariam et Joseph fuerunt bona conjugii, tria saltem secundum exigentiam. D.' — Cod. T. 

IS. St. 

1. Zu dict. ad c. 21. C.vi. q. 1. v. verum hoc.^ ,Mirum est, quod Gratianus somni- 
averit in his verbis: quos constat haereticos. Nam sie accipit, ut est et de facto et 
quod ipsum factum sit haereticum, quare oportebit in tali causa testes induci? Sed hoc 
quoque, si de facto dubitetur, non dubitatur, an ipsum sit haeresis vel non dubitetur, 
non erunt tales admittendi in causa contra accusatos, quod non nititur ratione. Sin autem 
sie accipit Gratianus verba illa, ut constet [in Mon. dazu de nomine facti sive de facto 
dubitetur sive constet]^ non procedit, quod dicit religiosus in omnibus apparens. ft.' Cod. 
Trev., Mon. In Mon. nach appcrens: ,8unt. qui dicit somniaverit potius ipse.' 

2. c. 1. C.xii. q. 1. v. res. ,Hoc verbum contra Grat, potius facere videtur. Si enim 
res habent et propria habere monstrantur. Atqui diu sub doctrina tenentur res habent, 
quae sub eorum custodia debent esse, qui hie referuntur. Sed cum ad annos venerint 
discretionis et in eorum consenserint regulam, sub quorum disciplina docentur, continuo 
propria habere nequibunt. Sed mirum, quare dicat resultaverint, cum non potuisse 
consensisse videantur, et si nondum consensisse potuerint, quomodo resultarent? Sed de 
adultis, qui iam consenserint, intelligitur, vel de parvulis, ex quo consenserint. ft.* — 
Cod. T. 

3. c. 23. ibid. ,Commune jus est, quod asseritur, cuius duritiam ut evitet episcopus^ 
praemonetur, ut ecclesiam heredem faciat, ne revocetur, quod de ecclesia non in ecclesia 
consumsit. Vel legas literam aliam: ,qui filios aut nepotes non habens alium quam 
ecclesiam relinquit heredem^ etc. st.' — Cod. T. 

4. c. 73. C.xii. q. 2. v. ecclesiam. ,Numquid potest hoc episcopus absque consonsu 
vel clericorum illius ecclesiae? Non videtur, cum ecclesia sua sine culpa privari non 
debeat, ut C. 16. q. 7. inventam. Dubitatur autem, de quibus rebus et usque ad quod 
tempus intelligatur, quod in consequenti c. de li. etc. continetur. Et dicunt quidam, quod 
de Omnibus proventibus et perpetuo, quod bene potest episcopus, cuius intuitu plurima 
ecclesiae conquiruntur. Sed hoc raro contingit. Unde melius dicitur, de omni proventu 
vel de pertinentibus ad mensam episcopi intelligendum ex tempore vitae suae tantum. 



* Im Cod. Wolf, ohne Sigle und entatellt: ^qnod semel rat legitimat* cet. 

Steht ohne Sigle in der gl. ord. 
3 Hiiguccio erwähnt nnr, dass 'Einige Qratian tadeln nnd gibt sich Mühe, ihn su vertheidigen. Stephanas ist nicht 
gemeint, derselbe sagt nur: ^sed opponendo dicit non asserendo.' 

Für num. 2. u. 3. lässt sich aus Huguccio^s und Stephanus' Sammen nichts folgern. 



i* 



68 JoH. Fkiedeich ß. VON Schulte. 

ut C.xvi. q. 1. possessiones, cum praedecessor successorem obligare vel ecclesiam censua- 
lem post mortem suam non pössit efficere, ut in decretali Alex. III. meminimus et 
neminem. Nam si euilibet episcopo liceret, in perpetuum dare, posset episcopalis ecclesia 
facile pauperari. ft.' — Cod. T. 

5. c. 11. C.xiv. q. 4.^ ,Distributivum est potius quam coUectivum q. d. Perfecto 
habenti fidem quodlibet i. e. minimuni de mundo est ei divitiae, i. e. est ei ac si totum 
mundum possideret. Infideli avaro hie collective accipitur q. d. infidelis avarus, etsi 
totum mundum possideret, obolum sibi non videretur habere, ft.' Cod. Trev. Ohne Sigle 
in Mon, 

6. c. 47. C.xvi. q. 1. ,Utrum jure singulari an communi eeclesiae et monasteria 
immunia sunt a praestatione decimarum? st. quid si privati praedium donatum monasterio 
redonetur privato vel vendatur? st. quid si per xl. annos ecclesia habeat praedium et 
postea illud vendens privato velit de illo sibi decimas solvi? st. quid si novale factum 
a monachis vendatur privato? st.^ — Cod. T. 

7. c. 49. C.xxvii. q. 2. ,fide consensus interveniente. Vel forte pactione simplici 
interposita cum extunc aliquid juris sponsus in illa sj)onsus habeat, cuius intuitu possit 
excusari, ut in xxxvi. q. 1. de puella et c. siquis virginem. St.' — Cod. T. 

8. C.xxxii. q. 8. ,Interdum jure humano sponsalia de facto contrahuntur, matrimo- 

nium tamen illegitime aut nuUo modo, et hoc in tribus accidit casibus: tempore luctus, 

in aetate impuberi, inter rectorem provinciae et subjectam jurisdictioni illius. Jure vero 

canonico in duobus casibus hoc admittitur: in dispari professione fidei, ut supra xxviii. q. 1. 

non oportet, si tamen uterque solutus sit, et in aetate impuberi, in qua contracta sp'on- 

salia in initiis adultae aetatis libere rescinduntur ut c. Alex. III. de illis qui intra 

annos, Nam tempore luctus ita rite contrahitur matrimonium sicut et sponsalia, ut c. 

Alex. III. in litteris et inter solutum et conjugatum sicut de praesenti ita et de futuro 

enormiter sponsalia contrahuntur ut C.xxxi. q. 1. relatum. Tempore vero jejuniorum 

alterum quidem est prohibituni, alterum vero nee improbatum nee approbatum. ft.' — 

Cod. T. . 

14. Sie. 

c. Cotradicimus 21. C. 35. q. 2 et 3. ,Jul. et Greg, intellexerunt de primo genere, 
sed illud Fabiano de secundo et hoc est de duobus personis affinitate coniunctis seil, 
generis, cuius prohibitio durat usque in quartum gradum et quod quis quaereret exem- 
plum personarum secundi generis dicit, ut sunt uxores etc. ste.' Cod. Mon. 

§. 14. 
15. Der Apparat des Lnureutius Hispaiius. 

I. Laurentius hatte die Absicht, die Glosse vollständig zu bearbeiten. Dies ergibt 
sich aus seinen eigenen Worten,^ ferner aus dem Vorkommen zahlreicher Glossen zu 



* Huguccio: ,si totus mundus quoad fidelem totiis teuetur distributive, qiioad infidelcm collective et est si totus mun- 
dus distributive i. e. quodlibet de mundo etiam vile vel minimnm est divitiarum i. e. divitiae. fideli i. e. fidein vir- 
tutem habenti. q. vero minimum, quod possidet de rebus mündig est ei ac si possideret totum mundum, sed infideli 
i. e. usurario non habenti fidem virtutem totus mundus colIecti%'e. nee oboIus est i. e. si totum mundum haberet non 
videretur etiam habere tantum, quod valeret obolum?* Dass Hug. diese Glosse oder diese umgekehrt jenen vor Augen 
gehabt hat, erscheint mir unzweifelhaft. 

^ Den Beweis liefert die im §. 1. F. mitgetheilte Einleitung zu seinem Apparate, welche Johannes Teutonicus ohne Sigle 
in seinen Apparat aufgenommen hat. 



Die Glosse zum Decket O&atuns von ihben Anfängen bis auf die jCngsten Ausgaben. (>9 

allen Theilen des Decrets. Obwohl mir keine Handschrift bekannt ist,* welche nur 
seinen Apparat rein und vollständig enthält, sind wir in der Lage darzuthun, dass der- 
selbe sehr umfangreich war, und zwar gestützt auf die Glossa ordinaria selbst und auf 
Handschriften. 

1. Die Glossa ordinaria selbst enthält noch eine grosse Zahl von Glossen, die in 
ihr des Laurentius Siglen: Lau. Laur. la. 1. tragen und gleichfalls in Handschriften 
dieselben Siglen haben.* 

2. Die Glossa ordinaria enthält viele nichtsignirte Glossen, welche nach dem Zeug- 
nisse von Handschriften ihm angehören.* 

3. Oft haben die Handschriften Laurentius, wo die Ordinaria andere Siglen hat;* 
umgekehrt kommt aber auch vor, dass die Ordinaria Laurentius hat, wo Handschriften 
andere Glossatoren nennen.^ 

Neben Huguccio ist Laurentius derjenige Glossator, welchen die reine Glosse des 
Johannes Teutonicus am meisten nennt. Dabei kommt natürlich zu bedenken, dass von 
Huguccio keine Glossen, sondern nur die Summe benutzt worden ist, 

n. Johannes Teutonicus hat den Apparat des Laurentius nicht in erschöpfender 
Weise benutzt. Dies wird dadurch bewiesen, dass in der Ergänzung der Glosse nach 
Bartholomäus Brixiensis noch eine Menge von Additiones hinzukommen, die theils aus 
Laurentius allein geflossen sind,® theils aus ihm und Huguccio.^ 

ni. Aus den Glossen von Laurentius lässt sich entnehmen, dass seine Thätigkeit 
vorzüglich darauf gerichtet war, das in den drei ersten Compilationes antiquae 
enthaltene Decretalenmaterial zur Ergänzung, Modification und Verbesserung der 
Glosse zu verwerthen. Ausserdem zieht er das römische Recht in einem Umfange 
herbei, wie dies in den älteren Glossen bis auf ihn nicht der Fall ist. Diese Thätigkeit 
des Laurentius, insbesondere nach der zuerst hervorgehobenen Richtung erklärt sich aus 
seiner Thätigkeit für die Bearbeitung der Compilationes antiquae.* 

IV. Was die Zeit der Abfassung betrifft, so darf man wohl annehmen, dass sie 
nicht viel über 1210 hinaufreiche. Damit stimmt, dass Laurentius wohl zur Com- 
pilatio prima, nicht aber zur secunda und tertia einen förmlichen Apparat gemacht hat;^ 
er konnte die verhältnissmässig wenig zahlreichen Citate 'aus den beiden letzteren leicht 
hinzufügen. 

1 Ob solche überhaupt noch existiren, ist Angesichts der früheren Darstellung sehr zu bezweifeln. 

2 Es muss genügen, einzelne anzugeben, da der blosse Einblick sie findet. Z. B. zu c. 4. D. 19., c. 1. D. 25., c. 4. D. 33., 
c. 16. D. 35., gl. oportet zu c. 7. D. 64., gl. praesentium zu c. 2. D. 65., gl. declaratur zu c. 4. D. 75., zu c. 24. 26. 
D. 86., c. 3. D. 87, gl. ingenio zu c. 2. P. 88, gl. singula und quantum Übet zu c. 1. D. 89. Eine grosse Zahl enthält 
der tract. de poen. 

3 So hat z. B. der Prager Codex eine Masse von Glossen mit des Laurentius Sigle, die in der Ordinaria keine haben, 
z. B. gaudentis zu c. 1. D. 8, scio zu c. 4, in privatis und quae supra zu c. 5. D. 42, filius zu c. 1. D. 56, sponsus zu 
V. ß. D. 56, item zu princ. D. 59, Imolensem zu c. 12. D. 63, et plebs zu c. 27. D. 63; episcopus zu c. 3, mors zu 
1*. 4, impletis zu c. 8. D. 65; qnaeritur zu pr. D. 68, ecclesia [von item — 3 steht nicht in der Handschrift], fratres, 
genuit, per qnas zu c. 6. D. 69 u. s. w. Massenhaft sind solche von c. 84. C.i. q. 1. an, von c. 13. C. xxxii. q. 2., im 
Tract. de poen. 

* Zur gl. item laici zu princ. D. 61., in domibus zu c. 2. D. 69., in ordine zu c. 2. D. 77 und anderwärts hat Cod. Prag. 
Laur., die Ordinaria Jo. 

* So z. B. hat Cod. Trevir. Laurentius in gl. zu D. 18 pr. u. c. 5. ibid., wo die Ordinaria Jo. hat. 

^ Regelmässig haben sie im Anfange additio, am Ende secundum Lau.; z. B. zu c. 4. D. 22, zu c. 29. u. 33. D. 26., 

c. 3. D. 31., c. 26. D. 63 , c 21. D.i. de cons. u. s. w. 
7 Z. B. zu pr. D. 12., zu c. 8. D. 38, D. 39 pr., c. 1. D. 43, c. 30. D. 63, c. 17. C.xii. q. 2 , c. 44., c. 87. D.ii. de cons. u. ö. 
^ Darüber s. meine Literaturgesch. der Comp. ant. S. 50, 70, 81, 84. 
9 Darüber meine angeführte Literaturgesch. 8. 70, 81. 



70 JoH. Fbiedkich B. von Schulte. 

V. Die Art der Benutzung von Laurentius' Apparat durch Johannes Teutonicus ist, 
wie bereits die bisherige Darstellung ergibt, eine doppelte. Erstens hat er ihn benutzt 
in derselben Weise wie andere alte Glossen, nämlich durch Berücksichtigung und bezie- 
hungsweise Aufnahme der Erörterung in seinen Apparat. Da Johannes gleich den mei- 
sten Zeitgenossen nicht für nöthig fand, jedesmal anzugeben, wem er einen Gedanken 
entlehne, so erklärt sich das sehr seltene Vorkommen von Citaten aus Laurentius mit 
dessen Namen von selbst.* Zweitens — und diese Art der Benutzung ist die häufigste — 
hat Johannes zahlreiche Glossen von Laurentius unverändert aufgenommen mit dessen 
Sigle, oder höchstens ergänzt, wobei er dessen Sigle liess. Wir dürfen nämlich sicher 
annehmen, dass die meisten Glossen von Laurentius, welche nicht als spätere Zusätze 
erscheinen, bereits der Glosse von Johannes angehören: a) weil sie in Handschriften, 
welche ursprünglich den reinen Apparat von Johannes hatten, wie in der Trierer, Bam- 
berger, Prager, zugeschrieben worden sind; b) weil sie auch in denjenigen alten Aus- 
gaben sich vorfinden, welche die späteren Zusätze nicht enthalten; c) weil Bartholomäus 
keine derartigen Zusätze gemacht hat, diese Glossen aber in den Handschriften mit seinem 
Apparate ganz allgemein vorkommen.* 



Drittes Capitel. 
• Der Glossenapparat des Johannes Teutonicus. 

§. 15. 
1. Seine Quellen. 

Von den Canonisten nennt er: 

1. Summa des Huguccio. Die Benutzung derselben ist eine so eingehende, sie 
selbst und Huguccio's Ansichten werden so oft erwähnt, dass man sich fast auf jeder 
Seite der Glossa ordinaria in Handschriften und Drucken davon Überzeugen kann.* Bald 
setzt er dessen Ansichten auseinander , bald polemisirt er dagegen, bald führt er ihn 
zur Bestärkung an. In diesen Glossen wird regelmässig nur H., Hugo, Huguitio, nicht 
dessen Werk genannt, während später solches, wie im 5. Capitel wird gezeigt werden, 
geschieht.* Offenbar war eine nähere Bezeichnung nicht nöthig, weil Huguccio, selbst 
wenn er Glossen gemacht, in seine grosse Summe Alles aufgenommen hat, diese aber 
so allbekannt war, dass eine nähere Bezeichnung überflüssig erschien. Von H. geschieht 
aber nicht blos in Glossen Johannes' Erwähnung, sondern viele Glossen tragen in Hand- 
schriften und Ausgaben seine Sigle: h. hug. hugo.*^ 



' Fälle, wo Johannes ihn anführt, gibt §. 16. 2. Auf diese Darstellung muss überhaupt verwiesen werden. 

2 Vergl. Capitel 4. §. 18. 

3 Wenige Stellen mögen erwähnt werden, welche unzweifelhaft Joh. Teut. angehören: gl. secundum c. 8. D.xix.; gl. 
Nathinei zu c. 1. D.xxi; gl. Martell. c. 7. ibid.; gl. stnltus c 4. D.xxii.; et jurgia c. 1. D.xxv.; officium c. 6. 
D.xxxii. 

Viele Stellen, welche aus Hug. entnommen bezw. nach der Summa gemacht sind, erwähnen ihn nicht, z. B. gl. pro- 

bantur zu c. 21. Cxii. q. 1. [vergl. meinen 3. Beitr. 3. 55.]. 
* Indessen finden sich selbst in alten Handschriften Glossen mit HinzufOgnng der Quelle; b. B. im Cod. T. gl. quamde 

inaeq. zu c. 1. D.xv., welche erst mit Jo. gezeichnet ist, ,in summa. Hug.*; gl. 1. zu c. 12. D. .16. beisst es dort ,8ec. hug. 

in summa* und so öfter. 
3 Z. B. gl. monogamum zu c. 1. Djcxvi. im Cod. T., gl. qui tamen zu c. 3. D.xxxiii. in T., zu c. 8. D. 38., culpabilis 

zu c. 48. D. 60., oberrantes zu c. 6. D. 93. Auch in Ausgaben stehen diese Siglen. 



Die Glosse zum Decket Obatiaks von iheen Använoen bis auf die jüngsten Ausgaben 7 1 

Ohne alle Stellen verglichen zu haben, darf ich doch sagen, dass die Vergleichung 
zahlreicher die Vermuthung begründet, Johannes habe auch diese der Summe entnom- 
men. Natürlich ist möglich, dass auch selbstständige Glossen in Handschriften vor- 
kommen, die Johannes stehen liess. Ich zweifle aber daran, weil jene Handschriften, 
deren älteste Glossen vor die von Johannes fallen,* die mit h. gezeichneten als spätere 
Zusätze, offenbar aus Johannes' Glosse haben. Auch lehrt der Augenschein, dass diese 
Glossen meist kurze abgeschlossene Erklärungen oder Verweisungen enthalten, die, wie 
sie in der Summe stehen, keiner Veränderung bedurften. Johannes hat die Sigle Hugo's 
beigefügt, um dessen Autorschaft zu constatiren. Manche Glossen tragen in Handschrif- 
ten Hugo's Sigle, während die Ausgaben und andere Handschriften dieselbe nicht haben.* 
Wer die Glosse eingehend studirt, dem muss sich die Beobaclitung aufdrängen, dass 
Johannes Huguccio's Summe fortwährend zur Hand liatte. Gleichwol hat er weder 
dadurch seine Originalität eingebüsst,^ noch unterlässt er, auf die ältere Literatur selbst 
zurückzugehen. 

2. Laurentius. Entscheidend dafür ist, dass er in unzweifelhaften Stellen von 
Jobannes angeführt wird mit vollem Namen.* Aber ebenso gewiss ist Laurentius gemeint, 
wo blos L. erwähnt wird,^ da ein anderer Glossator des üecrels, dessen Sigle L. ist, 
nicht existirt, und die Handschriften sowie die ältesten auf Handschriften sich stfUzenden 
Ausgaben überhaupt wiederholt in derselben Stelle Lau. Laui\ L. setzen, obgleich der- 
selbe Schriftsteller gemeint ist. Während verhältnissmässig wenige Stellen* von Johannes 
Citate mit Laurentius' Namen enthalten, ist die Zahl der mit seiner Sigle versehenen 
selbstständigen Glossen eine überaus grosse.^ Es ist bereits (§. 1 4) gezeigt worden, dass 
diese zum Apparate gehören. 

3. Bazianus. Derselbe wird mit Baz. in Handschriften und Ausgaben so oft in 
Glossen des Johannes angeführt, dass gar kein Zweifel obwalten kann. Dass er aber 
auch in anderen Glossen, in welchen seine Sigle nicht vorkommt, benutzt worden ist, 
und dass ihm auch Glossen angehören, welche die Sigle Bar. b^ar. Barth, haben, ist 
bereits oben (§. 1. D.iii. und §. 11.) gezeigt worden. Zugleich ergibt die frühere Dar- 
stellung, dass die Glossen von Bazianus in ausgiebiger Weise benutzt worden sind. 

4. Johannes Faventinus. Seine Benutzung ist einmal durch die vielen directen 
Citate aus ihm festgestellt, die sich regelmässig auf die Summa beziehen. p]s unterliegt 
aber keinem Zweifel, dass auch seine Glossen zu Rathe gezogen worden sind, wie die 
obige Erörterung (§. 5.) darthut. 

5. Melendus. Da eine Summa von ihm, falls eine solche überhaupt existirt, mir 
nicht bekannt ist, darf ich mich für dessen Benutzung auf das oben (§. 10.) Gesagte 
beziehen. 



* Vergleiche dae oben Capitel I. §. 1. E. F. GeRAgte. 

2 gl. sacrificia zu c. 87. C.i. q. 1. im Cod. Prag. 

3 Er polemisirt gegen Hugaccio: z. B. 61. zu princ. D.XI., gl. civitatis zu c. 13. D. 61., gl. ad dict. Grat, post c. 35. 
D. 63. u. ö. 

^ Z. B. gl. monasteriuxn zu c. 17. C.xxvii. q. 2. Diese Stelle ist in den Handschriften und Ausgaben mit Jo. gezeichnet 
und als Glosse von Joh. noch durch eine Einschaltung des Barth. Brix. beglaubigt; gl. regulam zu c. 14. O. 33. q. 2.; 
gl. CO mmi Bisse zu c. 2. C.xxxiv. q. 1. et 2.; gl. zu pr. C.xxxv. q. 7. 

B Z. B. gl. quod autem zu pr. q. 1. C.xxix.; gl. sodomita zu c. 7. C.xxxii. q. 7. In diesen und den in der vorigen Note 
genannten Stellen wird gegen ihn polemisirt. 

^ Gewiss keine zwei Dutzend. 

"^ Oben §. 14. sind eine Menge angeführt worden. 



72 Joe. Friedrich B. von Schulte. 

6. Gandulphus, L>er Nachweis über die Benutzung seiner Glossen ist bereits ein- 
gehend (§. 9) geliefert worden. 

7. Gardinalis. Vergl. oben §. 7. 

8. ßufinus. Oben §. 6. 

9. Petrus Hispanus. Oben §. 12. 

10. Petrus Manducator. Oben §. 4. num. IV. Anm. 25. 

Mit diesen Personen ist die Reihe jener Canonisten erschöpft, die in dem 
Apparate von Johannes namentlich aufgeführt werden. Keineswegs aber be- 
schränkte sich Johannes auf deren Benutzung, vielmehr schöpfte er auch aus anderen, 
wie nunmehr zu beweisen ist. 

11. Paucapalea. Die Benutzung seiner Summe ergibt sich aus den oben §. 1. 
A. III. aus dem Cod. J. mitgetheilten sieben ersten Stellen, welche in dessen Glossen 
aus Paucapalea entlehnt sind und im Apparate von Johannes theils wörtlich, theils 
in einer Art, wie der Vergleich zeigt, aufgenommen worden sind, dass eine Be- 
nutzung angenommen werden muss. Es lässt sich aber auch von einer ganzen 
Zahl von Glossen, insbesondere von Worterklärungen, ein Gleiches sagen. Mit Rück- 
sicht jedoch auf die gleichlautenden Glossen in alten Handschriften (oben §. 1. 
A. C.) kann die unmittelbare Benutzung nicht mit Sicherheit behauptet werden. 

12. Stephanus von Tournay. Unzweifelhaft sind die im §. 1. A. nach Cod. J. 
zu c. 11. D. 12., c. 3. D. 18. und c. 25. C.i. q. 7. mitgetheilten Stellen in der Gestalt 
des Cod. J. benutzt worden. Was jene Stellen betrifft, in denen der Apparat mit der 
Summe übereinkommt, so nehme ich Anstand, die Benutzung der letzteren für erwiesen 
zu erachten. Direct führt er Stephan nicht an, was schon an und für sich bei seiner 
Methode Zweifel erregen muss. Noch mehr aber lege ich darauf Gewicht, dass die 
Summen von Johann von Faenza und Huguccio eine vollständige Verarbeitung des 
Materials von Stephan enthielten; es war mithin kaum ein unmittelbares Zurückgreifen 
auf Stephan's Summe geboten. 

Von einer directen Benutzung oder auch nur unzweifelhaften Kenntniss der 
Schriften von Rolandus, Simon de Bisiniano, Sichardus, sowie der in meinen 
drei Beiträgen behandelten anonymen Summen habe ich keine Spur entdeckt, da die 
wenigen mit denselben ähnlich lautenden Stellen aus Johannes Faventinus oder Huguccio 
geschöpft sein können. 

Von Civilisten werden im Apparate angeführt: 

1. Bulgarus.^ 

2. Martinus.^ 

3. Johannes Bassianus.^ 



1 Zu Causa xvi. q. 3. pr. ,Est autem effectus eius (sc. praescriptionis), ut acquiratur tantum exceptio secundum Joaunem, 
non dominium, nisi utile, nt infra ead. c. quicunque, secundum B. et alles etiam directum dominium acquiritur, 
ut est expressum C. de bon. mater. auth. nisi et infra ead. c. inter memoratos, ibi, 81 aeternnm do- 
minium. 

2 Zu gl.'partis c. 2. C.iii. q. 7. Gl. defendi c. 1. Cv. q. 3. Gl. utiliter zu dict Grat. c. 15. Cxvi. q. 3. ,Arg. pro 
Joan. et aliis, qui dicunt, quod per praesoriptlonem acquiritur dominium; secundum M. directe potest vendicare; 
quia secundum eum dominium acquiritur praescriptione, unde lUud adverbium utiliter non est de textu, vel, si est 
de textu, expone: utiliter id est indubitanter vel efficaciter/ Vielleicht auch gl. contra ius zu dict. Grat c. 41. 
C.ii. q. 6. 

3 Vergl. die in den beiden yorhergehenden Anm. cit. Stellen. 



Die Glosse zum Decket Gratuns von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 73 

4. Pilliuß.^ 

5. Azo. * 

§• 16. 
2. Charakter des Apparats. 

I. Im Allgemeinen* hat Johannes das Streben, eine, soweit es der beschränkte 
Baum gestattet, fortlaufende, alle Punkte der Quelle erschöpfende Erörterung zu geben, 
in der offenbaren Absicht, die vielen älteren Glossen für das grosse Publikum entbehr- 
lich zu machen. Das Bedürfniss einer solchen Arbeit lag aus mehrfachen Gründen vor. 
In den Handschriften fanden sich, je nachdem der Abschreiber eine gute oder minder 
gute Handschrift benutzt hatte, die verschiedenartigsten Glossen vor. Es hing vom Zu- 
falle ab, ob der Text gleichmässig glossirt oder bald vollständig, bald unvollständig 
bearbeitet war. Manche Stellen hatten verschiedene Glossen, ohne dass die eine oder 
andere zur Erklänmg wesentlich beitrug. Eine solche Fülle konnte eher als ein unnützer 
Ballast erscheinen, dessen Entfernung zu anderen Erörterungen den Raimi frei machte. 
Viele Glossen waren antiquirt, weil theils das neuere, den Verfassern noch unbekannte. 
Recht eine Abänderung der Sätze des Decrets enthielt, .theils die allgemeine Rechtsan- 
schauung die ältere Ansicht aufgegeben hatte. Für die Zeit bis auf die Summe des 
Huguccio war in dieser eine so ziemlich vollständige Verarbeitung des gesammten älte- 
ren Materiales vorhanden. Wenn man also aus dieser das Wesentliche entnahm, wurde 
die ältere Literatur entbehrlich. Hieraus erklärt sich, dass Johannes durchgehends auf 
Huguccio^s Summe fusst und nur seltener auf die Literatur vor ihm unmittelbar zurück- 
geht. Die Summe Huguccio's liess sich im Ganzen nicht durch unmittelbare Aufnahme 
der regelmässig ausführlichen Exposition benutzen, sondern durch Excerpiren. Dabei 
brauchte man häufig an Stelle des Quellenapparates von Huguccio nur die eine oder 
andere neuere Stelle zu setzen. Manche Stelle, welche Huguccio selbst einfach in seine 
Summe aus älteren aufgenonmien hatte, liess sich wiederholen. In diesen Fällen ergab 
sich ein Citat aus neueren Gesetzen zur Bestätigung oder Correction älterer Ansichten 
von selbst. Bis auf imd seit Huguccio lag eine umfassende Gesetzgebung vor; viele 
Punkte des Decrets hatten sich geändert. Das Decret selbst war in den Hintergrund 
getreten; es hatte im Verhältniss zu den Deere talen eine geringe Verarbeitung gefunden, 
was sich indessen auch aus der massenhaften Literatur von Huguccio und aus der Voll- 
ständigkeit von dessen Summe erklärt. Auch lag die Hauptthätigkeit der Bearbeiter seit 
Huguccio, unter denen Laurentius hervorragt, auf der Benutzung und Verwerthung der 
Decretalen und des römischen Rechts. Was seit Huguccio geschrieben war, konnte 



1 Gl. vel importune c. 8. C.i. q. 6. 

2 Gl. extra provinciam zu q. 6. princ. C.iii. Es wird gehandelt über den Gerichtsstand nnd die Ausnahmen von der 
Regel über das Verklagen coram suo judice und gesagt: ,Item in scholaribus ut in constitutione Friderici C. ne 
fil. pro patre Authent. habit«. De hoc invenies per Aso. in summa* [später zugesetzt in Cod. P. ,de ju. o. jud. Jo.*]. 
In 8. 1471 scbliesst der Passus mit Frederici; in M. 1472 mit ,in summa,* ebenso in B. 1476; in R. 1478, N. 1483 
mit ,habita*. Dass scholaris mit clericus gleichbedeutend ist, wo es sich um die Universitäten handelt und nicht 
an einen Geistlichen im kirchenrechtlichen Sinne zu denken ist, hat Savigny III. S. 190 bewiesen. Die const. Frid. I. 
V. 1168 [ad 1. 6. Cod. IV. 13.] gibt den Scholares das besondere Privileg des Gerichtsstandes ,coram domino, vel magi- 
stro suo, vel ipsius civitatis episcopo.* 

3 Dieser Punkt llisst sich nach der Natur der Sache nicht an einzelnen Beispielen klar machen, sondern ergibt sich als 
Totaleindruck der Arbeit; er muss deshalb vom Leser der Glosse durch sorgfältiges Studium erkannt werden. Übrigens 
sind im Laufe der Darstellung so manche Punkte hervorgehoben worden, dass es nicht schwer ist, diesen Charakter zu 
erkennen. 

Denkschriften der phil.-hüit. Cl. XXL Bd. Abhandl. von Nichtmiigliedem. k 



74 JoH. Fbiedkioh R. von Schültb. 

bald ungeändert aufgenommen werden, bald brauchte man nur auszuscheiden oder 
zu ergänzen. 

II. Die Absicht von Johannes ist nicht gerichtet gewesen auf eine Arbeit, die 
gewissermassen eine Zusammenfassung der Glossenarbeiten bieten sollte. Er hat vielmehr 
die Absicht, eine praktische Arbeit izu machen, dasTDecret allgemein für den unmittel- 
baren Gebraucli in den Gerichten und Schulen zugänglicher zu machen. Es zeigt sich 
dies besonders in der Aufnahme einer Anzahl allgemeiner Erörterungen, in der Zusam- 
menstellung der gleichartigen Sätze und Punkte, in der Aufzählung der unter einen 
Satz gehörigen Fälle, der Ausnahmen u. s. w., kurz in der Methode: mit der Erklärung 
des Textes zugleich eine Darstellung des Rechts überhaupt zu verbinden. 

Es wird nach dieser allgemeinen Skizzirung darauf ankommen, alle einzelnen Punkte 
hervorzuheben , welche geeignet sind , die Würdigung und richtige Auffassung seines 
Werkes zu ermöglichen. 

III. Durchgehends begnügt sicli Johannes mit der kurzen Erörterung des Gegen- 
standes, ohne sich auf Controversen einzulassen. Indessen werden auch oft die ^leimm- 
gen Anderer angeführt und widerlegt, was namentlich gegenüber Huguccio geschieht.^ 
In solchen Fällen sagt er oft ,Ego credo* oder ,Ego Johannes^ u. dergl. Seine Polemik 
ist bisweilen eine eigenthümliche, indem er aus Gesetzen, welche einer jüngeren Zeit 
angehören, gegen Meinungen früherer Schriftsteller argumentirt. * Ein hervortretender 
Zug ist die absolute Generalisirung der Rechtssätze, AVährend nämlich in den älteren 
Schriften*' häufig Sätze des Particularrechts , namentlich die Besonderheiten der gallika- 
nischen Kirche u. s. w. erwähnt werden, tritt dies bei Joliannes gänzlich zurück. Wohl 
wird von ihm die Lombarda wiederholt angezogen,* aber doch hauptsächlich nur, wenn 
die Stelle Veranlassung bot, oder um hervorzuheben, es sei nach dem römischen Rechte 
anders. Übrigens setzen alle diese Stellen keine wirkliche genügende Kenntniss der 
Lombarda voraus, weil sie sehr gut aus den älteren Schriften entnonamen sein können."^ 
Interessant ist jedoch, dass er die Lombarda als das in der Lombardei geltende Recht 
auffasst. ^ 

IV. Für die Behandlung des Textes hat Johannes durchgehends die älteren Aus- 
führungen beibehalten oder ausgezogen, ohne dass er Neues bringt. Bis auf wenige 



^ Vergl. S. 71 Anm. 3. Die meisten Stellen der Ordinaria, welche früher hei den einzelnen Glossatoren citirt sind, bilden 
Belege. 

^ Z. B. gl. Verität ein zu c. 97. C.i. q. 1., gl. ab ingressu zu dict. Grat, post c. 24. Cxi. q. 3. gegen Joh. Fav. Die 
letztere Glosse trägt in Handschriften (z. B. Cod. Trev.) des Joh. Sigle; die erstere gehört ihm auch an. 

3 Meine drei ,Beitr. Knr Gesch. der Lit. aber das Docret Gratian's* liefern zahlreiche Belege, die meisten die im 2. behan- 
delte Summa Parisiensis. 

* Z. B. gl. legibus zu c. 8. C.ii. q. 3. [die daraus entnommen ist], gl. baunam za u. 55. C.xvi. q. 1., gl. causa zu c. 14. 
C.xxii. q. 5., gl. scriptum est zu c. 29. C.xxvii. q. 2., ,In Lombarda. £t ita est argumentum, quod leges indnci possunt 
in causis matrimonialibns, nam et in accnsatione etiam clericorum indncnntur: arg. 3. q. 9. c. dignum.,' gl. secandnm 
saecularem zu c. 7. C.xxix. q. 2., gl. deteriorem zu c. 15. C.xxxii. q. 5. ,Hoc verum est secundum legem Longobar- 
dornm et Theutonicomm, nam secundum legem Romanorum secus.,' ähnlich gl. zu o. 6. C.xxxii. q. 2. 

Es erhellt aus diesen Stellen, dass er kirchliches und weltliches Recht neben einander auf kirchlichem Gebiete für 
anwendbar hlilt. Geradeso denkt er sich, übe der Papst und der Bischof ein und dasselbe Recht. Vergl. z.B. gl. trans- 
latus zu c. 3. Cxxi. q. 2. 

<^ Vergl Maassen in Bekker und Muther Jahrbuch II. S. 223 ff. In meinen Beiträgen sind andere Stellen mitgetheilt 
worden. Zweifel könnte erregen die gl. secundum secularem zu c. 7. C. 29. q. 2., welche genau den Inhalt der Lom- 
barda vulgata Lib. II. Tit. 33 lex pen. et ultima angibt. Da aber diese Stelle, wie schon Maassen a. a. O. S. 224 
Anm. 13. sagt, wörtlich aus Huguccio entnommen ist, so beweist sie nicht. Man darf vielmehr annehmen, sie müsse auch 
dessen Sigle haben. Ob die anderen Stellen Joh. angehören, ist ebenfalls fraglich. 

Gl. zu c. 8. Cii. q. 3. «Poena 40 solidomm, ut est in Lombard! a; nam secundum legem Lombardam' etc. 



Die Glosse zum Decket Gbatians ton iuben Anfangen bis auf die jüngsten Ausgaben. 75 

übergeht er die Paleae*/ einige bezeichnet er als solche.* Tragen manche Glossen dieser 
Art in den Ausgaben seine Sigle nicht, so kommt darauf wenig an, weil die Sigle 
häufig in Handschriften steht und weil verschiedene Stellen unverändert in die Glosse 
tibergingen, also Johannes nicht als eigene zufallen. — Was die Recension des Tex- 
tes betrifft, so wiederholt er so ziemlich die überhaupt spärlichen Bemerkungen, welche 
er bei Huguccio und anderen fand, ohne selbstständige Forschung zu verrathen. 

V. Für die Zergliederung des Stoffes^ die Angabe des Systems, soweit sich von 
einem solchen reden läss.t, ist Johannes über das, was er schon in der Glosse des 
Johannes Faventinus, dann in den Summen besonders Huguccio's fand, nicht hinaus- 
gekommen. 

VI. Die Citate der älteren vor die Compilatio prima fallenden Glossen und Summen 
sowie derjenigen, welche zwischen die Comp. I. und III. fallen, hat Johannes ungeän- 
dert und regelmässig zu ,extra I., 11. III.^ gemacht, wie man sich aus jeder älteren 
Handschrift bei einer beliebigen Stelle überzeugen kann. In den Ausgaben stehen sie 
natürlich in der Umformung des Bartholomäus. 

VII. Fasst man die gesanamte Leistung von Johannes ins Auge, so darf man sagen: 
Sie weist im Ganzen keinen Fortschritt für die Durchbildung oder auch nur das bessere 
Verständniss des canonischen Rechts auf, weil Johannes, ohne der Selbstständigkeit ganz 
zu entbehren, im AVesentlichen nur compilatorisch verfährt. Auf der einen Seite hat sie 
allgemein zugänglich genixacht, was vordem nur mühevoll zu lernen war, sie hat aber 
zugleich dadurch von dem unmittelbaren Studiimi der älteren Literatur abgeführt, imd 
hierdurch redlich beigetragen zu der handwerksmässigen Methode, welche bald aufkam, 
ohne jede Frische und Genialität das Gesetz blos aus dem Gesetze zu erklären. In den 
Geist des canonischen Rechts wird man viel eher durch die alten Glossatoren eingeführt. 
Auf die Bearbeitung hat entscheidenden Einfluss die seit Innocenz III. eintretende Anschau- 
ung, dass der Buchstabe des Gesetzes entscheidet, die Wissenschaft über die Auffassung 
des Gesetzes nur aus ihm selbst urtheilen kann. 

Fasst man aber den Apparat vom rein literarhistorischen Standpunkte ins Auge, so 
bildet er eine epochemachende Leistung. Denn von jetzt ab concentrirt sich das Studium 
des Decrets auf und um die Glosse, die alte Literatur sinkt in Vergessenheit, oder wird 



^ In den Handschriften habe ich keine Glossen von Johannes gefunden zu folg^enden Stellen, ebensowenig eine sichere 
Beseichnung derselben als Paleae, nllmlich zu: c. 2. D. 6; c. 2. D. 9; c. 1. D. 18; c. 16. D. 16; in c. 1. D. 19; c. 13. 
D. 23; c. 1. D. 24; c. 6. D. 26; c. 7. D. 27; c. 6. D. 31; c. 2. 3. 6. D. 34; c. 6. 6. 7. D. 35; c, 6. D. 37; c. 18. 14. 16. 
D. 38; c. 6. 7. D. 42; c. 7. 8. 9. D. 46. [im Cod. Prag, steht zu c. 7: ,Hic habent quidam cap. nullus, qnod est infra 
di. V. nullus. Jo.*]; c. 18. 23. 24. 40. 41. 47. D. 60; c. 3. R. 8. 16. 17. 18. D. 64; c. 14.- D. 61; c. 81. 32. D. 63; c. 3. 
D. 64; c. 6. D. 76; c. 2. D. 78; c 21'. 22. D. 81; c. 11. 12. 13. D. 88; c. 12. D. 96; c. 12. 13. 14. D. 96; c. 8. 7. D. 
100. — Causa i. q. 2. c. 3., q. 4. c. 13., q. 7. c. 3; ii. q. 6. c. 14. 15. 17., q. 6. c. 2. 17. 23., q. 7. c. 7; iii. q. 3. c. 4., 
q. 5. c. 14., q. 6. c. 6., q. 9. c. 7; iv. q. 2. et 3. c. 2; v. q. 6. c 6; vi. q. 3. c. 6., q. 4. c. 4; viii. q. 1. c. 2; ix. q. 1. 
c. 2. 3., q. 2. c. 2. 4. 6; x. q. 2. c 3. 6. 6; xi. q. 1. c. 2. 6. 7. 47., q. 3. c. 38. 46; xii. q. 2. c 31. 55; xiii. q. 2. c. 31. 
32; xiv. q. 5. c. 4^ 5; xvi. q. 2. c. 2. 3. 4. 5., q. 7. c. 2. 8; xvii. q. 4. c. 2. 14. 16. 17. 24. 25. 26. 42; xx. q. 1. c. 5. 
7. 10. 16; xxi. q. 3. c. 1; xxü. q. 2. c 17, q. 6. c. 19. 23; xxiii. q. 5. c. 5., q. 8. c. 1. 3; xxiv. q. 3. c. 22; xxvii. q. 1. 
c. 8. 558., q. 2. c. 4. 7. 8. 18. 51; xxx. q. ä. c. 6; xxxi. q. 1. c. 6., q. 2. c. 2; xxxtv. q. 1. et 2. c. 7; xxxv. q. 6. c. 2., 
q. 10. c. 4. 5; in c. 11. C.xxxtL q. 2. — c. 68. D.i. de cons., c. 22. D.iv. de cons. 
J c. 1. D. 5, Anfang von c. 1. D. 9, c. 11. D. 16, c. 2. D. 32 (mit Verweisung auf den späteren Ort). 

Commentirt werden von ihm ohne Erwähnung der Qualität als Paloae: c. 4. D. 5.; c. 6. C.i. q 4.; 
c. 8. 9. C.ii. q. 1.; c. 29. C.ii. q. 6.; c. 2. C.vi. q. 5.; c. 2. C.xxiii. q. 8.; in c. 2. C.xtxii. q. 7. von ,manente* bis ,viro*. 

Zweifelhaft ist, ob er als Paleae erkannte: c. 62. D. 60., c. 4. D. 68, in c. 6. C.ii. q. 8., in c. 46. Cxi. q. 1., 
c. 26. C.xxiii. q. 8. 

Es sind in dieser Anmerkung und der vorhergehenden alle Stfloke angeführt worden, die Richter und Bickell 

als Paleae bezeichnen. 

k* 



76 JoH. Friedrich B. von Schulte. 

nur noch hervorgezogen, mn die Glosse zu erweitem. Es ist von nun an nicht mehr 
eigentlich der Text, welcher entscheidet, sondern geradezu die Glosse. Sie wird studirt 
und ist den späteren Zeiten die Fundgrube der canonistischen Weisheit. 

§. 17. 
3. Entstebnngszeit i 

Antonio Agostino* hat meines Wissens zuerst bemerkt, dass sich Johannes Teu- 
tonicus in seinem Apparate zur Compilatio quarta auf seine Glosse zum Decret 
beziehe. Dass Johannes im Apparate des Decrets Decretalen anführe, welche nicht in 
der Sammlung Gregor's IX. stehen, ist ebenfalls schon wiederholt früh bemerkt wcixlen.' 
Den aus Beidem folgenden Schluss, dass Johannes' Apparat älter sei, als der von Accur- 
sius, sucht Savigny^ mit Gründen zu bekämpfen, welche jedes Fundamentes entbehren. 
Eine positivere Angabe ist dann von Phillips* gemacht worden, nach welcher der 
Apparat ,etwa in das Jahr 1212 gehört.' 

Erstens ist unzweifelhaft, dass der Apparat zum Decret vor dem zur Compilatio IV. 
gemacht worden ist. Im letzteren* sagt er zu c. bonae memoriae 2. de elect. L 3. 
arcere. generale enim est, quod ad citationem, quae a iure reprobetur, non tenet venire 
citatus etiam ut alleget Privilegium, ut notavi iii. q. ii. si episc. Jo.* — Zu c. 6. ibi- 
dem V. duplo maiorem: ,de hac materia plenius notavi Lxiii. di. c. ult. Jo.' Im Cod. 
Marb. steht es genau also.' — Zu c. 9. ibid. v. in loco: ,Unde quandoque invenünus 
absentes non esse vocandos, ut extra iii. de sent. et re ju. c. 2. et varie loquuntur jura 
de illa materia, prout notavi vii. q. 1. f actus. Sed haec quaestio solvitur supra eod. 
c. 1. Jo.^® — Zu c. 4 de off. jud. del.: ,de hoc plenius notavi iii. q. 5. c. non.' — Zu 
c. un. de in integr. rest. sagt er: ,et in aliis casibus, quos notavi ii. q. 3. cum apud.' 

Zweitens. Johannes kennt in seinem Apparate noch nicht die Schlüsse des vierten 
Concils vom Lateran, das vom 11. bis 30. November 1215 gehalten wurde. Dies ergibt 
sich aus folgenden Stellen: 

Zum c. 7. C.ii. q. 1. verbo quia levioris steht die Glossa®: ,Cum enim sit singu- 
laris successor, mala fides defuncti non nocet successori. Secus si esset universalis successor: 



* Ich habe diesen Punkt bereits in^ meiner Lit-Qesch. der Comp. ant. Seite 86 f. behandelt Da die Selbstständigkeit der 
vorliegenden Untersnchang ein blosses Verweisen ausschliesst, bitte ich Wiederholungen zu entschuldigen. Es schadet 
nicht, wenn ich andere Beispiele herbeiziehe. 

> Praef. (Edit Baroinone 1692. 4^) zur Comp. IV. Sarti I. p. 326 wiederholt seine Worte. 

' Sarti 1. c. nota b. 

^ Bd. V. Seite 282. Ich habe schon in meinem Lehrb. Seite 64 Note 39 gegen Savigny die Priorität des Apparats zum 
Decret behauptet 

' Kirchenrecht IV. S. 180. Die Qründe für 1212 sind nicht concludent Maassen in Jahrbuch des gem. deutsch. Rechts 
(Bekker u. Muther) Leipz. 1869. Bd. m. S. 244. 

Die von mir benutzten Handschr. der Comp. IV. siehe a. a. O. 

In der gl. convocari zu c. 8. Ciii. q. 2. wird dies ausführlich erörtert. Deren Citate sind aber von Barth. Brix. 
umgeformt; in den alten Handschr. (Codd. Trev., Bamb., Prag.) haben sie den alten Charakter; auch hat eine Ergän- 
zung stattgefunden, da cap. nonnuUi de rescr. aus Comp. IV. citirt ist. Möglich bleibt freilich eine spätere Ergänzung 
durch Johannes selbst. 

^ Zu c. 36. D. 63. wird der Gegenstand in Glossen behandelt, die sämmtlich Johannes angehören. 

^ In gl. quae tunc zu c. 6. C.vii. q. 1. führt er dies aus. In der Glossa des Barth. Brix. sind die Citate auf die Grego- 
rianische Sammlung umgeformt, die angeführten alten Handschriften haben sie nach den alten Compilationen. 

9 Diese ist sowoh^ in den Handschriften (Prag, Trier u. s. w.) als in den alten, ja allen Ausgaben mit Jo., der Zusatz mit 
B. gezeichnet. Dieser eine Aenderung angebende Zusatz beweist aber auch an sich, dass der vorhergehende Theil nicht 
von Barth, ist 



Die Glosse zvh Decbet Gkatians von ihben Anfängen bib auf die jüngsten Ausgaben. 77 

C. de aeq. poss. 1. vitia et ff. de di. et temp. praes. L an vitium et 1. cum haeres. Purgatur 
ergo hoc vitium per successorem. Sic extra I. de fil. presb. c. ex transmissa [ist 
c. 8, i. 9. Compil. I.], unde dicit lex, quod non videor vi possidere, si recipiam posses- 
sionem ab eo, qui possidet, licet ille vitiose possideat, ut ff. uti possidetis 1. si duo, et 
ßicut extra IIL de restit. spol., cum ad sedem in fine [ist c. 5. ii. 6. Compil. III.]. 
Jo.^ Dazu der Zusatz: ,Hodie tamen spoliatus potest convenire queuüibet possessorem 
condictione ex canone, ut extra de restit. spol. c. saepe contingit. Bart.^ Dies cap. 
cum saepe ist can. 39. Conc. Lat. IV. vom J. 1215, das als c. 3. de rest. spol. II. 3. 
in der Compil. IV., als c. 18. de rest. spol. II. 13. in der Gregorianischen Sammlung 
steht. Dieselbe Nichtkenntniss der Bestimmung von 1215 zeigt die Glosse zu c. 15. 
C.xvi. q. 3. Absolut beweisend ist, dass Johannes die Constitution Innocenz III. über 
die Beschränkung der Ehehindernisse der Verwandtschaft und Schwägerschaft nicht kennt, 
weshalb Bartholomäus auch hervorhebt (gl. zu q. 2. et 3. princ. C. 35.), man brauche 
diese Partie gar nicht zu lesen. 

Drittens. Tancred hat bei Abfassung des Apparats zur Compilatio III. den Appa- 
rat des Johannes zum Decret vor sich.^ Tancred's Apparat ist spätestens 1226, ziemlich 
sicher im Jahre 1217 vollendet gewesen.^ Ihm ist die Comp. IV. noch unbekannt, das 
Concil von 1215 bezeichnet er als ,proxime celebratum.' Honorius III. hat seine Samm- 
lung, die Compilatio V., im Jahre 1226 publizirt.^ Die Comp. IV. war vorher im Ge- 
brauche, muss mithin bereits Jahre lang vorher gemacht sein, zumal sie nur Decretalen 
von Innocenz III. enthält, der am 16. oder 17. Juli 1217 starb. 

Es darf somit als sicher angenommen werden, dass Johannes' Apparat zum Decret 
vor dem 11. Nov. 1215 (Anfang des 4. Lateran. Concils) vollendet war. 



Viertes Capitel. 
Die Glossa ordinaria des Bartholomäus von Brescia. 

§. 18. 
1. Zweck und Charakter. 

I. Quoniam novis supervenientibus causis novis est remediis succurrendum, idcirco 
ego Bartholomaeus Brixiensis, confidens de magnificentia Creatoris, apparatum Deere- 

Ich habe in meiner Lit.-Gesch. der Comp. ant. 8. 86 wegen der dort abgedruckten Glosse convocari zu c. 8. 
C.iii. q. 2., worin citirt wird: ,ut extra de rescr. nonnnlli* angenommen, weil dies Citat auf [c. 6. de rescr. Comp. IV.] 
c. 37. Conc. Lat. IV. gebt [c. 28. X. de rescr.], Johannes habe bei Abfassung des Apparats cum Decret das Concil vom 
Lateran berücksichtigt. Ich muss diese Ansicht surücknehmen und jenem Citat die Beweiskraft bestreiten aas folgenden 
Gründen: 1. Da es feststeht, dass Johannes, als er die Comp. IV. glossirte, bereits das Decret glossirt hatte, wie die 
oben im Texte mitgetheilten Citate beweisen; 2. da Tancred in dem Apparat zur Comp. HI. bereits den zum Decret 
kennt, und da Tancred^s Apparat bald nach dem Concil Tom Lateran gemacht ist (meine Lit.-Ge8ch. S. 88); 3. da die 
Citirart extra iii. und extra schlechtweg ohne Zusatz neben einander ganz abnorm und gegen die Gewohnheit ist, indem, 
wenn die Stelle bereits in der Comp. IV. gestanden hätte, er extra IV. gesagt hätte, wenn das nicht der Fall war, wie 
das in anderen Fällen geschieht, etwa ,nova decretalis Innoc' oder ,can. Later. Conc* und dergl. oder ,extravagans 
InnocS ^eil extra schlechthin eine Sammlung voraussetzt; 4. da ein Nichtberücksichtigen einer so wichtigen Constitution, 
wie die ihm unbekannte des c. 3. de rest. spol. II. 3. Comp. IV. und gleichzeitig das Kennen des nichts wichtiges 
neu bestimmenden caput nonnulli undenkbar ist: so liegt auf der Hand, dass das Citat ,extranonnulli* von der- 
selben Person als Zusatz herrührt, welche das andere Citat ,extra iii. de appell.* einfach in extra verändert hat. 
^ Vergl. die in m^ner Lit-Gesch. S. 77 abgedruckte Glosse zu c. 4. v. contravenerint, de constitutionibas. 

2 Meine Literaturgeschichte S. 84. 

3 Meine Lehre von den Quellen des kath. Kirchenr. S. 336. Honorius starb am 18. März 1227; er war erwählt am 18., 
gekrCnt am 24. Juli 1216. 



78 JoH. Friedbich B. von Schulte. 

torum duxi in melius reformandum , non detrahendo alicui, nee attribuendo mihi 
glossas, quas non feci; sed supplendo defectum solunmiodo, ubi correctio neeessaria 
videbatur, vel propter subtractionem decretalium, et diminutionem earundem, vel propter 
iura, quae supervenerant de novo. Interdum etiam solutiones interposui, quae prae- 
termissae fuerant a Joanne. Hoc feci ad honorem omnipotentis Dei, et Ecclesiae Ro- 
manae, et ad communem utilitatem omnium studentium in iure canonico. 

So lauten die von Bartholomäus seiner Umarbeitung voraus geschickten Worte. Aus 
ihnen ergibt sich: 

1. Er sagt nicht, dass er selbst Glossen gemacht habe oder machen wolle. 

2. Seine Reformation besteht einmal in der Ergänzung, wenn entweder wegen Aus- 
lassung und geringer Beachtung der Decretalen oder wegen neu erlassener Decretalen 
eine Verbesserung nöthig sei, sodann in der Hinzufügung der von Johannes ausgelasse- 
nen Lösungen. 

3. Er hat die Glossen und ihre Siglen nicht verändert, insbesondere fremde Glossen 
sich nicht beigelegt. 

Nach diesem Vorworte, das genau zur Methode desselben Verfassers passt, in dem 
Eingange eines Werkes hervorzuheben, was er geleistet habe, sind wir anzunehmen 
berechtigt, es lasse sich durchweg feststellen, was Bartholomäus angehöre, mithin seine 
Thätigkeit für die Glosse vollständig beurtheilen. Wohl kann dies nicht aus den Aus- 
gaben geschehen, weil diese den Text ausnahmslos nicht rein geben. Aber aus den 
Handschriften sind wir dazu im Stande. Denn erstens entscheidet in den meisten Fällen 
die Sigle. Zweitens besitzen wir zahlreiche Handschriften aus der Zeit vor der späteren 
Ergänzung der Glosse, die uns die reine Glosse des Bartholomäus zeigen. Drittens gibt, 
wie sich zeigen wird, Bartholomäus in unendlich vielen Fällen seine Zuthat ausdrück- 
lich zu erkennen. Viertens lässt sich in zahllosen Fällen auf den ersten Blick ersehen, 
was ihm angehört, wenn eine Polemik vorliegt. Endlich fünftens gehören selbstredend 
die sich auf Decretalen nach Johannes stützenden Angaben ihm an, soweit diese De- 
cretalen nicht nach Bartholomäus fallen. 

Da wir aus den Worten der Einleitung entnehmen dürfen, dass er den Apparat als 
ein Ganzes ansieht, das er als solches nicht verändert hat, so ergibt sich für die Be- 
urtheilung der Glosse noch eine sehr wichtige Folgerung. Bartholomäus hat keine 
Glossen zugesetzt. Die nicht von Johannes herrührenden, aber auch diesem nicht zu- 
gehörigen Glossen sind mithin entweder bereits von Johannes seinem Apparate einver- 
leibt, oder sie sind nach Bartholomäus in denselben eingefügt worden. Da wir nun aus 
den alten Handschriften so ziemlich in allen Fällen sehen können, ob eine bestimmte 
einzelne Glosse bereits vor Bartholomäus im Apparate, beziehungsweise in der vom 
letztern herrührenden Gestalt vorlag: so ist es möglich, auf diesem Wege zur vollen 
Klarheit zu gelangen. Was sich auf diese Art nicht feststellen lässt, ist sehr wenig. 

Im Folgenden soll nun des Bartholomäus Thätigkeit im Einzelnen unter Berufung 
auf die Glosse selbst geschildert werden. 

II. Bartholomäus' Reformation zeigt sich in folgenden Punkten.* 



^ Wo ich in den Handschriften und Ausgaben keine Abweichungen vorgefunden habe, welche auf die Sache von Einfluss 
sein können, enthalte ich mich der besonderen Anführungen. Soweit ich einzelne Stellen nfther beschreibe, geschieht es 
vorzüglich bei solchen, die für mehrere Punkte von Bedeutung sind oder an sich Interesse haben. 



Die Glosse zum Decket Gratiaks von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 7f> 

Erstens. Die Citate der Uecretalen in dem Apparate des Johannes Teutonicus 
waren den Compilationes antiquae angepasst, so dass es dort stets heisst: ut extra 
i., ii., iii. z. B. de appellation. u. s. w. Bartholomäus hat diese umgewandelt in 
Citate nach den Gregorianischen Decretalen, weshalb er schlechtweg extra (x) 
setzt. Jede Seite einer irgend beliebigen Ausgabe der Glosse und jede Handschrift mit 
alten Glossen des Decrets gibt darüber Gewissheit. Einige Beispiele genügen. 

Causa III. q. 3. c. 4. (Cod. Trevir.) ,Hic habes/ quod tantum semel' danda est 
dilatio et sie est contra extra i. de testibus in causis, extra iii. de testibus significa- 
verunt, C. de judiciis auct. jubemus, ubi habes, quod ad testes inducendos tres 
dilationes sunt concedendae. Solutio: licet plures productiones ^ [non] possunt dari tarnen 
sub una dilatione possunt fieri mille productiones. Alii intelligunt, quod de jure tres 
dari possunt dilationes ad testes producendos et dicunt hanc legem loqui de dilationibus 
quae indulgentur a judice, sed auth. et decretales de dilationibus, quae conceduntur 
a jure. 

c. 1. D.i.^ ,i. e. omnis lex, plurale pro singulari. Si enim demonstrares duas leges^ 
unam divinam et aliam humanam, non potest vere dici: istae leges aut sunt divinae aut 
humanae, et valet talis interpretatio in rescriptis quandoque, cum ita scribitur: ,8i ista 
vera sunt', i. e. si hoc verum est et si illud verum est. Sic extra iii. de appell. signi- 
ficavit in fine et extra iii. de praebendis cum iam dudum et extra i. de rescr. ex parte. 
Sic infra ii. q. 1. in primis, ff. de condit. et dem. falsa, et ff. de statu homin. sum- 
mam. Jo.' 

c. 0. D. L. V. per quod. ,Ar. quod ratione unius delicti imputantur omnia delicta^ 
quae sequuntur ex illo, ut xv. q. 1. si quis insaniens, xxii. q. 4. inter, ff. quod metus 
causa si mulier; argum. contra: extra ii. de spons. veniens. Jo.'* 

Sämmtliche Citate von Decretalen in der Glossa ordinaria des Bartholomäus passen 
auf Gregorys IX. Decretalen. 

Zweitens sind die Quellencitate durch die Angabe anderer von Johannes übergan- 
gener Decretalen und bisweilen auch durch andere Parallelstellen des Decrets ergänzt 
worden. Hunderte von Beispielen lassen sich dafür namhaft machen, es genügen wenige. 
In der gl. sie patricius ad c. 23. D.lxiii. setzt er mit seiner Signatur zu ,extra de 
elect. suffraganeis', was in der Comp. ii. steht. Gl. sub excom. zu c. 4. ib. fügt er bei 
das Citat von c. 22. x. de appellat., um des Johannes Ansicht zu stützen. In der gl. 
libelli zu c. 6. D.lxxxi. ergänzt er Citate aus dem Decrete. Gl. coerceant zu c. 7. 
D.xc. Gl. desideret zu c. 8. D.xcii. 

Drittens werden Citate in den Text der Glossen des Johannes eingeschaltet und 
wird auf frühere oder spätere Erörterungen verwiesen. Als Belege führe ich ausser den 
eben genannten Glosseh D. 81. und 90. für den letzteren Punkt an: gl. nee esse zu c. 38. 



* In den Aasgaben der Glossa ord. ist noch ein Zusatz angehängt, am Ende mit B. gezeichnet. Dieser, ausdrücklich als 
additio, von neuerer Hand geschrieben, steht auch im Cod. Trevir., mit B. am Ende gezeichnet; aber vor Sed certe 
steht nicht Jo., so dass der ganze Zusatz von jure an (communi hat der Codex nicht) B. nach ihm angehört. 

Im Cod. Prag, steht nach jure (communi fehlt) keine Sigle, dann aber von neuerer Hand ,Jo. Dominus Hugo- 
linas (ausgeschrieben) dominus mens — fiunt. B.* wie in den Ausgaben, endlich nach dem Zeichen, welches auf diesen 
Zusatz verweist: ,vel dicas, quod lex ista loquitur de dilatione exceptionis, ubi una dilatio debet dari. AI.' 

^ Darüber .im Cod. Prag. ,dilationes'; non ist hier mit einem Verweisungszeichen darüber gesetzt. 

3 Im Cod. Prag ohne Sigle. 

* Im Cod. Prag, ohne Sigle. 



80 JoH. Friedrich K. von Schulte. 

CiL q. 7.: ,et x. de test., c. testimonium ubi definitur breviter. B/ Dies c. 54. x.ii. 
20, gehört Gregor IX, an; am Schlüsse daselbst: ,quid juris sit de ordinando, notavi 
Bupra 25. d. c. primum. B.* 

Viertens verweist er auf andere Schriften, Glossen u. s. w. Ich habe mehrere 
Dutzende von Stellen notirt, in denen er seine Quästionen citirt bald am Ende,* bald 
eingeschaltet im Texte,* bald in ,quaestionibus meis', bald schlechtweg ,in quae- 
stionibus^ sagend. 

Häufige Verweisungen kommen vor auf Hugolinus, regelmässig mit dem Zusätze 
,dominus meus'.' 

Häufig citirt er ferner Tancred, bisweilen so, dass sein Verhältniss als Schüler 
erhellt.* Alle derartige Citate beziehen sich auf die Apparate zu den Compilationes 
antiquae. 

In gl. tot scriptis c. 8. D. 74. wird citirt: ,In hoc conveniunt T. Hug. et Jac, 
quod puniri debet in expensis citatus ... et ita in publico conventu responderunt Jac. 
et H.' Dass er hier Hugolinus und Jacobus de Ardizone* meint, kann nach der 
ganzen Stelle keinem Zweifel unterliegen, da weder an Huguccio noch an Jacobus 
de Albenga zu denken ist. Auch wird in dieser Einschaltung eine Ansicht angeführt, 
welche gegen die in der Joh. Teut. angehörenden Fortsetzung citirte Ansicht von 
Huguccio streitet. 

Andere Schriftsteller sind bereits genannt und werden noch im Folgenden erwähnt 
werden. 

Fünftens fügt er die neueren Decretalen hinzu, bald zur Ergänzung der Citate, 
welche Johannes hat, mithin zur Bestärkung der von demselben aufgestellten Ansicht,'* 



^ Z. B. zu c. 6. D. 33. ,Qmd de hoc juris sit uotavi [so lesen alte Handschr. z. B. Cod. T. Meist steht abgekürzt no.] ia 
quaestionibas. B.' Ebenso zu c. 12. D. 82., c. 8. D. 46., legitime zu c. 26. C.i. q. 7., zu c. 39. C.ü. q. 6. In dem Zu- 
sätze zur gl. quae acquis. c. 16. CxyiU. q. 2. sagt er: ,8ed hanc q. plene notavi inter domiuicales quaestiones. 
Einige Ausgaben (z. B. Lugd. 1671) haben hier die corrupte Sigle Bern. 

2 Z. B. gl. de his c. 6. D. 50. gl. invitus zu c- 13. D. 55., obrep.sit c. 3. D. 81., signatis zu c. 3. D. 99. 

' Z. B. gl. quam semel dict. ad c. 4. C.iii. q. 3. ,doroinus Hugolinus dominus meus nutavit super legem illam de 
feriis.' So lesen Handschr. (Prag. z. B.) und alte Ausg. (M. 1472 ,dom. meus dorn, hug.*, gerade so Basel 1476), wäh- 
rend andere Ausgaben (S. 1471, N. 1483, Rom 1584, Lugd. 1671) blos h. haben. Zugleich fehlt nach jure in allen citir- 
ten Ausgaben die Sigle Jo. Die röm. 1478 liest gar ,b. dom. meus*. Dass es Hugolinns heisseu muss, ist unfraglich. 
— Ibid V. cum vero. V. fidejussione ib. ,Dom. H. et alii doctores legum dicunt*. c. 1 C. 3. q. Ö. — c. 4. C.iii. 
q. 11. ,Ego Bartho. Brix. sie audivi ab Hugolino casum hunc* Übrigens fehlt der Zusatz in allen 5 cit. alten Aus- 
gaben. — Gl. revertitur zu c. 10. C. 32. q. 1. Im Cod. P. lautet das Einschiebsel richtig also: ,quando poena commit- 
tatur yel quando purgetur, no. in di. domini mei hugol. b.S lu den Ausgaben steht durchweg h. und fehlt die Sigle 
b. Dass Hugolinus gemeint sein muss, wird unten gezeigt. Er ist auch gemeint c. 31. C.ti. q. 6.: ,H. tarnen dixit, quod 
plures procuratores possunt simul agere, sicut notavit in distinctionibus suis. B.S 

^ c. 8. D. 45. ,Tancredus tamen respondit^ c, 3. D. 63.; c. 8. D. 74.; c. 8. D. 92.; pr. Ji. 4. C.ii.; die schon cit. Stellen 
zu dict. c. 4. (3.) C.tii. q. 4. ,et ita semel Tancr. respondit in scholis.'; gl. si quis C.iy. q. 3.; c. 6. 0.x. q. 3.; c. 6. 
C.X. q. 3.; gl. negatio c. 66. C.xvi. q. 1. ,Tan. tamen et B. narrant contrarium per decret illam extra eod. ttt. de 
terris et per decr. extra de usu. c. quanto. quod concedo.* Der Passus ist ein Einschiebsel von Barth., steht auch 
nicht im Texte des Joh. in den Handsch., die ihn rein haben (B. P. T.), sondern nur als späterer Zusatz. Er fehlt in 
den cit. Ausgaben von R. 1478, S. 1471 und N. 1483, steht aber ohne Sigle in M. 1472, B. 1476. Dass diese Znsätze 
Barthol. angehören, ergibt sich schon daraus, dass Johannes vor Tancred schrieb (§. 17). 

5 Vgl. V. Savigny V. S. 47 ff. und 92 ff. 

^ Gl. civitatis c. 3. D. 24., wo er das c. 2. x. ne sede vacante iii. 9. von Honorius UI. anführt. Zu c. 11. D. 32 ftthrt 
er an C. ult. x. de temp. ord. von Gregor IX., zu c. 1. D. 63. c. 55 x. de elect. von demselben, zu c. 6. D. 63. 
das c. quisquis 43. x. de elect. vom Lateran. Concil von 1215; gl. tonsuratus zu c. 21. C'xxvii. q. 2. ,male 
dixit H., cum iterum approbata sit in nova compilatione illa decretalis quid am. B.* [in c. 3. x. de convers. conjug. 
iii. 32.]. 



Die Glosse zum Decret Gbatiahs ton ihrem Anfamoen bis auf die jükosten Ausgaben. 81 

bald um dadurch dessen Ansicht zu widerlegen^ oder einzuschränken.* So verhalten 
sich die Zusätze unendlich oft polemisch und werden sehr vielfach 'eingeleitet mit der 
Phrase: ,male dicit Jo/, ,8ed certe quidquid dicat Jo., ego credo' und ähnlichen. Oder 
sie heben den damaligen Rechtszustand auf Grund der Gesetze ausdrücklich hervor, 
deuten dies auch durch Wendungen als ,hodie vero sufficit' u. dgl. an.' 

Ob die sich in Handschriften* und Ausgaben* findenden Erwähnungen der pars 
decisa Bartholomäus angehören, muss ich dahin gestellt sein lassen, weil ich derglei- 
chen Zusätze bisher handschriftlich mit seiner Sigle nicht gefunden habe. Das Fehlen 
in den alten Ausgaben spricht dagegen. 

Bisher sind* jene Glossen bezw. Zusätze hervorgehoben worden, wodurch Bartholo- 
mäus mehr die äussere, insbesondere quellenmässige Vollständigkeit und Correctheit der 
Glosse herbeizuführen suchte. Indessein Hess er seine Thätigkeit keineswegs dabei be- 
wenden, sondern suchte sowohl durch seine eigene Autorität dieselbe zu festigen, als 
auch überhaupt zu verbessern, zu vervollständigen und zu ergänzen, wie die folgende 
Erörterung zu zeigen Eat. 

Sechstens bekräftigt er die Ansicht von Johannes, ohne irgend neue Gründe bei- 
zubringen.* 

Siebentens sucht er zu verbessern durch häufige Polemik, indem er überhaupt 
die Ansichten von Johannes angreift, weil er sie nicht in der Quelle findet,' oder weil 
er sie zu eingeschränkt findet, während die Quelle eine Erweiterung fordere,'* oder in- 
dem er sich der von Johannes reprobirten Ansicht anderer anschliesst,* oder indem er 
dessen Ansicht einschränkt auf einen engeren Kreis,'® oder aus selbstständigen Gründen." 

Achtens strebt er zu ergänzen durch Hervorheben der Ausnahmen,** welche er 
übergangen sieht, durch schärferes Betonen einzelner Fälle und Modificationen des in 



^ D. 60. princ, wo das bereits cit. c. ult. z. de temp. ord. angeführt ist; c. 4. ib., wo c. penult. x. de elect. von Gre- 
gor IX.; gl. sciscitant. 5. C.xv. q. 8., wo neben 2 älteren c. ult. x. de cohab. der. von Gregor IX.; gl. primum zu 
c. 6. D.-26.: ,Sed certe hoc nou verum est, licet Joan. hoc dicat; nam pro octSulto crimine nemo repellitur post poeni- 
tentiam nisi in homicidio, nt dicit nova decret. extra de temp. ord. c. ult., quae declarat hoc totum. B.* 

2 c. 6. D. 50., wo er c. 21. x. de accus, citirt, das in der Comp. IV. steht; C xv. q. 3. pr. beruft er sich auf das in der 
folg. Note cit. c. ult. x. de postul. 

^ Siehe die yorher angeführte Glosse zu c. 6. D. 25. Zu c. 10. C.xiv. q. 5. mit Citat von c. ult. x. de postulando i. 37. 
Yon Gregor IX. — Cxv. q. 8. pr. ,Sed haec materia est hodie determinata extra de temp. ord. c. ult. B.' — C. 27. 
C.xxiii. q. 4. ,Hodie recnrretur super haec ad nOF6llam. B.* — Zu c. 21. Cxxxii. q. 5. ist das schon erwfihnte 
c. 54. X. de testib. von Gregor IX. citirt. 

^ Unten §. 21. Anmerkung 5. 

' Zu c. 8. G.ii. q. 3. gl. (in omnibus); c. 41. C.ii. q. 6 gl. defuncto in den Ausgaben Lyon 1554, röm, 1584, Lyoner 
1671 u. a. in parte decisa fehlt in den alten Ausgaben bis einschl. der von 1500. 

^ Z. B. gl. sacrosanctis zu c. 1. D. 85. ,Ego credo, Joannem bene dicere. B.* GL post secundam c. 1. D. 100., wo 
er nur sagt, was Joh. schon gesagt hatte-; gl. secunda zu princ. q. 2. Cxxix. ,et haec opinio bona mihi videtur. B.' 
mitten im Texte. 

7 Z. B. c. 1. D. 64., pr. D. 74., c. 9. D. 74., c. 5. D. 78., gl. praetul. 2. D. 79., gl. ubi prius 6. D. 92. ,haec gl. non 
adaptatur ad textum. B.'; Gl. nemo c. 57. C.i. q. 1. sehr energisch; gl. moliantur 99. C.i. q. 1., pr. C.iii. q. 1. 

^ gl. lectoris c. 1. D. 69., gl. denarium 5. D. 82, gl. praetermittit zu c. 3. C.xxv. q. 2., gl. putaverint zu c. 16. 
C.ii. q. 6. 

^ Z. B. gl. sabbati zu c. 4. D: 74. 

10 Z. B. gl. pubertat c. 3. D. 77., gl. saeculari zu c. 18. Cit. q. 1., c. 1. C.ii. q. 6., c. 1. C.iii. q. 10. 

1^ Z. B. gl. saeculari ter zu c. 8. D. 81., gl. ex usu 124. Ci. q. 1. 

" Z. B. in gl. eorüm c. 8. C.iv. q. 2 et 3. 
Denkt^chriften der phil -hist. Cl. XXI. Bd. Abhandl. ron Nichtmitgliedern. 1 



82 JoH. Friedrich B. von Schulte. 

der Glosse Gesagten/ durch Zusammenlassen des Auseinandergesetzten/ durch Aufstellen 
allgemeiner Sentenzen/ ganz vorzüglich aber, indem er sehr häufig die von Johannes 
nicht mitgetheilten Solution es böifügt/ 

Der Ton der Darstellung und Polemik ist im Ganzen ziemlich derselbe. Sehr ver- 
einzelt zeigt sich die Möglichkeit eines Zweifels an der eigenen Ansicht-/ ein Witz wird 
eingeflochten/ im Allgemeinen kehren die gleichen Wendungen wieder von: maledicit 
Jo/, ,sed quid quid dicat Jo., ego tarnen credo' u. s. w. Hundertmalen leitet er 
seine Zusätze mit ego Barth. Brix. ein/ 

Die bisher dargestellte Thätigkeit von Bartholomäus unterliegt keinem Bedenken, 
weil sie sowohl in seiner eigenen Vorrede zum Apparate angedeutet ist; als auch durch 
innere Gründe, durch die Handschriften und ältesten Ausgaben feststeht Drei Punkte 
bleiben aber übrig, welche einer Untersuchung um so mehr bedürfen, als sie von Bar- 
tholomäus auch nicht einmal angedeutet werden, ich meine eine Anzahl selbstständi- 
ger, mit B, oder Barthol. gezeichneter Glossen, die Casus und die Divisiones. 

Die wenigen in den Ausgaben mit B. oder Barthol. gezeichneten selbstständigen, theils 
Wort-/ theils Sacherklärungen® enthaltenden Glossen gehören ihm entschieden nicht an. 
Ich schliesse dies daraus, dass er bei seinem Charakter diese Thätigkeit gewiss würde 
erwähnt haben, dass ich in keiner alten Handschrift diese und andere Glossen als spä- 
tere Zusätze gefunden habe, dass auch die Ausgaben des 15. Jahrh. sie ihm nicht bei- 
legen. Entweder gehören sie Johannes an, oder, falls die Sigle auf alten Handschrif- 
ten ruhet, Bazianus. 

§. 19. 
2. Die Casus und DiTisiones. 

I. Der zweite Punkt betrifft die zahlreichen, in den Ausgaben seit'^ der von 1505 
(oben §. 2. num. 10.) stehenden Casus, welche, mit dieser Inscription, regelmässig 
im Anfange der Glosse stehen und eine Darlegung des Falles geben, den das Capitel 
behandelt. Hierbei ist bald der sich aus dem Capitel selbst ergebende Fall auseinan- 
dergesetzt, bald ein fingirter angenommen worden, bald auch lediglich die Anknüpfung 



i Z. B. in gl. et jurare c. 33. D. 63., gl. cum in culpa 1. D. 68., gl. nam probatur zu c. 2. D. 82«, gl. sed filias 
c. 24. D. 87. 

2 Zu c. 9. D. 87., gl. probare zu c. 108. C.i. q. 1., zu c. 2. C.iii. q. 9., gl. audierunt zu c. 16. ibid., gl. absolv. c. 2. 
Cxv. q. 6. 

3 Neben Stellen in der vorhergeb. Note u. a. z. B. c. 25. C.i. q. 1. 

* Gl. iussisgent c. 24. D. 63., c. 17. D. 81., c. 7. D. 88., gl. irruerit c. 8. D. 92., gl. possunt 1. C.i. q. 1., studet 
c. 2. ibid., furti zu c. 97. ibid., actiones zu c. 11. C.ii. q. 6., ut quidam c. 58. CiL q. 7., occurrerit zu c. 1. 
C.iv. q. 6. 

* Gl. possideri princ. q. 1. D.xiv. ,Ego credo, salvo meliori conBilio* u. a, w. 

^ Zu c. 3. D. 81. ,Hic Jo. ligat arenas sine cemento et idem decies dicit. B.* Über diese Phrase vgl. mein Lehrbuch 

Seite 52. Note 23., 8. 54. N. 35. Übrigens hatte er an Jobannes selbst [dieser sagt z. B. gl. illud yero zu dict Grat. 

post c. 24. C.xxxii. q. 7.: ,Quandoque bonus dormitat Homenis. Vagatur Grat, pro solntione illius capitis' etc.] und vielen 

Älteren Vorbilder. 
7 Z. B. c. 57. D. 50., c. 4. D. 84., c. 4. C.iii. q. xi., c. 3. C.iv. q. 2. et 3., c. 1. Cxii. q. 4., c. 6. C.xiii. q. 2. Eine häufige 

Formel, die im citirten c. 3. C. 4. q. 2. ,Et quidquid hie dicatur per Ben. vel alios, ego Barth. Brix. hunc casum verum 

esse credo^ 
s Z. B. gl. li belli zu c. 6. D. 81. 

^ Z. B. gl. superstes zu c. 9. D. 65., excommunicatione zu c. 101. C.i. q. 1., vel teste zu c. 24. Cxi. q. 3. 
1^ In keiner einzigen Ausgabe vor dieser kommen sie vor; ich habe ausser den oben genannten neun Ausgaben 

bis 1500 noch nachgesehen in den Venetianer von 1474, 1480, 1487, 1499, der Baseler von 1493. 



Die Glosse zum Decket Gbatuns von iurek Anfäkoen bis auf die jüngsten Ausgaben. 83 

an das Vorhergehende enthalten.^ In diesen Casus wird unendlich oft überhaupt nur 
eine Ansicht dargelegt, ohne jede Angabe einer anderen und ohne Nennung von Schrift- 
stellern;* oft enthält der Casus in Wahrheit nichts als eine Angabe der Abschnitte des 
Capitels mit ihrem Inhalte.* Sehr häufig aber stellt der Casus die abweichenden An- 
sichten über den Fall zusammen, oder beruft sich auf eine fremde Ansicht, sei es um 
sie anzunehmen, sei es zu bekämpfen. In solchen Casus ist es beinahe stets Benencasa 
Senensis,* sodann Huguccio, welcher angeführt wird. In einer Anzahl dieser Casus 
tritt Bartholomäus als redend auf.^ Diese Casus nehmen in den späteren Ausgaben einen 
grossen Raum ein. Es fragt sich nun: rühren sie von Bartholomäus in der Form, welche 
diese Ausgaben aufweisen, her? sind sie von ihm als Theile seinem Apparate ein- 
gefügt worden? 

Ich habe eine grosse Zahl von diesen Casus nach den oben §. 2 num. 10., 11., 12. 
angeführten Ausgaben verglichen mit den betreffenden Casus des Bartholomäus Brixien- 
sis nach mehreren der genannten Handschriften und folgenden Ausgaben: 

1. Casus Decretorum Bartho. Brixien .... Expliciunt casus decretorum Bartho- 
lomei Brixiens. 212 BL [bei Hain nicht angegeben. Prager Univ. 44.. E. 38.] s. 1. a. 
et typ. n. 

2. Basel 1489 (Hain 2472. Prager Univ. 41. D. 21.). 

3. Casus decreti Bartholomei Brixien. in urbe Lugdun. per Claudium giboleti stu- 
diosissime impressi finiunt feliciter multaque lugubratione emendati. Anno salutis mil- 
lesimo quadringentesimo nonagesimo septimo. XV. die Julii (fehlt bei Hain. Prager 
Univ. 41. F. 31). 

Das Resultat dieser Untersuchung ist: abgesehen von verschiedenen Lesarten sind 
alle Casus der Ausgaben mit denen der Decretsausgaben gleichlautend; alle 



1 Dies meist im Eingange der Olosse zn den dicta Gratiani, z. B. zu c. 63. 55. 56. 61. C.xvi. q. 1. 

> Z. B. c. 14. D. 32., c. 13. D. 66., c. 14. D. 93. 

» Z. B. c. 2. D. 46., c. 3. D. 47., c. 70. C.i. q. 1. 

* In der Ansg. Lugd. 1671 wird — ich glanbe nicht zu irren — kein Mal in den Hunderten von Fällen Benencasa 
gesetzt, sondern meist Beneventanus, Beneveuta, Beneven., Bene., Bene, Ben., ja selbst Bened. und Bern, 
gesagt, obwohl stets nur Benencasa gemeint ist und gemeint sein kann. Dass Benencasa ein Werk schrieb, welches 
Casus decretorum heisst, und von Barthol. Brix. überarbeitet wurde, ist bekannt: mein Lehrbuch S. 62. 58. 
[Handschriften von Benencasa: Bamberg P.^11. 17. mbr. fol. saec. XIII. fol. 5 — 71. Leipzig Univ. 984. f. mbr. s. 
XIV. f. 1—58. Angers SUdtbibliothek num. 381. mbr. fol. s. XIV] Die Überarbeitung von Barthol. ffillt in dessen Stu- 
dentenjahre; sie hat das Original verdrängt, ist in vielen Handschriften (Prag Univ. 9. C. 1., Capitel J. XIV.; Tours 
Stadtbibliothek 697., Erlang. 160, 372; Wien Hofbibl. 2071, 2115, 2121, 2129 u. s. w.] vorhanden und öfter durch 
den Druck vervielfältigt worden. Ich habe bei genauester Vergleichnng von Dutzenden von Stellen fnit den angegebenen 
Variationen des Namens stets die Casus des Benencasa bezw. Barth. Brix. als Quelle gefunden. Ist dies schon allein 
beweisend, so entscheidet, dass ein Beneventanus gar nicht existirt, an Petrus Benev. gar nicht gedacht werden 
kann, Roffredus Benev. und dessen libelli de jure canonico (v. Savignj V. S. 199) aber nicht gemeint sind, 
weil diese Casus nicht in ihnen vorkommen. Wir haben corrumpirte Siglen vor unA, wie dies stehend in den späteren 
Ausgaben ist und wohl (siehe das über Bazianus Gesagte) vielfach auf Unkenntniss beruhet. Casus mit Ben. sind z. B. 
zu c. 3. C.iv. q. 2., c. 1. C.vi. q. 6., c. 16. Cxi. q. 3., c. 8. C.xxiii. q. 5., c. 16. C.xxvii. q. 2., c. 4. C.xxviii. q. 1., mit 
Bene. zu e. 26. C.xvlü. q. 2., c. 22. Cxxiii. q. 4., c. 6. C.xxviii. q. 1., mit Bene zu c. 27. C.xviii. q. 2., c. 6. Distinctio 
II. de poenit, mit Bern, zu c. 5. Cxiii. q. 2., c. 16. C.xxii. q. 1., mit BeAed. zu c. 40. C.xvi. q. 7., c. 29. C.xxiii. q. 4. 
Stellen mit den anderen Bezeichnungen sind so häufig, dass es überflüssig ist zu citiren.^ 

Erwähnt sei noch, dass in einzelnen Casus (z. B. dem ersten zu c. 3. D. 83. in Lugd. 1671) auch B. steht, was wohl 
unzweifelhaft auch auf Benencasa geht. 

^ Z. B. c. 8. D. 30. ,Beneventanus sie ponit. casum .... Ego Bartho. Brix. aliter casum intelligo, sie ponens.' c. 57. 
D. 50. ,ita poBuit Benevent, hunc casum . . . ideo ego Barth. Brix. cum H. intelligo hunc casum . . .' c. 4. D. 84, c. 2. 
C.i. q. 2., c. 41. C.xxvii. q. 2. ,Moderni doctores totum hoc c. intelUgunt . . . Gandulphus et quidAn alii intelligunt 
... Ego autem dictus B. . . . et est iste casus H.* 

1» 



84 Job. Friedrich R. yok Schulte. 

Casus von Bartholomäus sind mit ganz unbedeutenden Abweichungen^ in die 
spätem Ausgaben des Decrets übergegangen, 

II. Wie die erste, ebenso unbedingt muss die zweite Frage verneinend dahin be- 
antwortet werden, dass Bartholomäus diese Casus nicht als Bestandtheile seines 
Apparates eingefügt oder hat angesehen wissen wollen. Es folgt dies einmal 
daraus, dass er in der Vorrede zu den Casus: ,Quoniam suffragantibus antiquorum 
laboribus minores possunt interdum perspicacius intueri* lediglich anweist, bei 
der Vorlesung die Stelle anzudeuten, wohin er gehöre, mit den Worten: 

,Posito igitur casu, partes, ubi incipiant, legendo literam assignabis; nee 
in positione casus dices, ubi prima pars incipiat vel secunda/ 

Zweitens hat laut der Vorrede Bartholomäus die Casus umgearbeitet als ,inter stu- 
dentes Bonon. minimus', die Glosse aber unzweifelhaft später gemacht. Hätte er die 
Casus als unmittelbaren Bestandtheil des Apparates angesehen, so konnte er sie in ihn 
aufnehmen, wenigstens hätte er sich in der Vorrede zum Apparate darüber erklären 
müssen. Drittens fehlen in den Handschriften des Decrets* aus dem XIU. und XTV. 
Jahrhundert diese Casus, was undenkbar wäre, wenn sie als Bestandtheile der Glosse 
galten. Endlich finde ich auch im Rosarium von Guido de Baysio weder eine derartige 
Andeutung, noch im Einzelnen auf die Casus als Theile der Glosse Bezug genommen. 
Es darf somit als feststehend angenommen werden, dass die Casus zuerst von dem 
Herausgeber der Ausgabe von 1505 zugefügt worden sind. 

In den drei genannten Ausgaben der Casus decretorum steht ,a Beneventano 
conscriptos' ; in den Ausgaben sub num. 10. und 11. regelmässig Ben., die übrigen 
Formen fallen den spätem incorrecten Drucken zur Last. In den Handschriften* steht 
regelmässig ,a Benencasa conscriptos^ so dass der Beneventanus auf Rechnung eines 
schlechten Abschreibers oder auf Unkenntniss des Herausgebers kommt. 

III. Als integrirender Bestandtheil der Casus und ebenfalls aus Barth. Brix. zuge- 
setzt erscheinen die bald in den Casus, bald als eigene Glossen vorkommenden Histo- 
riae, als deren Vater Paucapalea* dasteht. Nach ihm haben Damasus und Bartholo- 
mäus Brix. Sammlungen angelegt, bez. der letztere die des vorhergehenden über- 
arbeitet.* 

Vor der citirten Ausgabe von 1505 kommen diese Historiae nicht vor, so dass 
kein Zweifel darüber entstehen kann, dass sie in jene zuerst übergingön. Da aber die 
in der Ausgabe von 1505 imd den spätem Ausgaben enthaltenen Historiae nicht alle 
oder auch nur die meisten umfassen, sondern nur die in den Casus vorkommenden, so 
liegt die Sache ganz klar. 



1 Ab und zu ist die Bemerkung der Camis: «casus huius cap.* (oder dergleichen) , planus est* ausgelassen worden. 
Darin weichen die Ausgaben noch ab, dass bisweilen die eine den Casus vor oder nach der schon bei Joh. Teut. vor- 
findlichen Summa hat. Solche Dinge sind aber gänzlich irrelevant, ebenso die schon im Titel der Ausgabe num. 11. an- 
gedeutete sehr seltene Erweiterung der Casus. 

2 Es kann mir selbstredend der Gedanke nicht kommen, sämmtliche Handschriften seien mir bekannt, ja es ist mir nicht 
in den Sinn gekommen, auch nur Eine Handschrift des XHI. oder XIV. Jahrh. zu diesem Zwecke capitelweise durchzu- 
gehen; ich habe aber manche Handschrift Überhaupt also untersucht und in vielen hie und da für diesen Zweck nach- 
gesehen an massgebenden Stellen. 

' Vgl. mein Lehrbuch 8. 58. N. 11 z. B. der des Prager Domcapitels, Wiener Hofbibliothek num. 2129 mbr. fol. 6. 

XIV. incip. 
* Maassen Paucapalea S. 46. 
^ Meine Literaturgesch. der Comp. ant. Seite 104. Benutzt habe ich für Barthol. auch den Codex der Wiener Hofbibl. 

2129 fol. membr. s. XIV. f. 101b~109a., der seine Historiae enthält 



Die Globbb zum Decket Gratians von ihren AnfAnobn bis auf die jOnosten Ausgaben. 85 

IV. Grössere Schwierigkeit bietet auf den ersten Blick der Punkt hinsichtlich der 
Divisiones,^ welche in Folgendem bestehen. Von der zweiten Distinction in Pars I. an- 
fangend wird in der Ausgabe Paris 1505 (Oben §. 2. 10.), mit der die spätere Pariser 
1506 (das. N. 11.) zusammentrifft, desgleichen die von Lyon 1506, zu dem Anfangsworte 
vieler Distinctionen und Quästionen ^ eine Bemerkung gemacht, welche am Rande ausser- 
halb der Glosse mit Divisio bezeichnet ist; dieser Divisiones tragen sehr viele* die 
Sigle Jo. de fan., Joha. de fan., Johannes de fan., auch Jo. d\ f.* Ich habe diese 
mit Joh. de fan. gezeichneten Divisiones in keiner Handschrift des Decrets mit der 
Glossa ordinaria und in keiner Ausgabe vor der genannten von 1505 gefunden. Da- 
durch halte ich für erwiesen, dass sie 1. nicht von Bartholomäus zugesetzt und 
2. kein Bestandtheil der Glossa ordinaria sind. Da sie weiter in allen von mir 
verglichenen jüngeren Ausgaben bis auf die von 1671 in der Sache* wesentlich ganz 
gleich wiederkehren, so halte ich für erwiesen, dass sie 3. zuerst in die genannte 
Ausgabe aufgenommen und von daher in die späteren übergegangen sind. 

V. Ueber die Quelle, aus welcher die Ausgabe geschöpft hat, lässt schon deren 
Titelblatt (,divisiones domini Archidiaconi') keinen Zweifel. Eine ganz oberflächliche 
Vergleichung lehrt die Richtigkeit dieser Annahme. Vom Rosarium des (Guido de 
Baysio) Archidiaconus gibt Hain (2713 ff.) 2 Ausg. s. 1. a. et typ. n. an, von denen 
er die erste als in Strassburg gegen 1472 bei Joh. Mentelin erschienen annimmt, dann 
eine 3. Rom 1477, eine 4. Venedig 1480, eine 5. s. 1. 1481, eine 6. s. 1. 1495. Welche 
von diesen Ausgaben, oder — was kaum anzunehmen ist — welche Handschrift der 
Herausgeber des Decrets Paris 1505 zu Grunde gelegt hat, kann ich nicht sagen, da 
mir nicht alle Ausgaben zu Gebote stehen, ich aber auch aus den folgenden Gründen 
meine Zeit besser verwenden zu können glaube, als durch eine minutiöse Nachsuchung 
für eine ohne diese Mühe lösbare Frage, zumal immerhin Willkür möglich bleibt, oder 
die Benutzung einer Handschrift, im letzteren Falle aber nur der Zufall helfen könnte 
wegen der grossen Zahl solcher Handschriften. Sicher ist, dass die blossen Siglen zur 



1 Phillips Kirchenrecht IV. S. 171 fg. entscheidet sich für Joh. Faveutinus. Eingehender berührt Maasaen Beitr. S. 29 fg. 
diesen Punkt. Er bezieht die Sigten aus inneren Gründen auf Johannes de Deo, lässt aber die Möglichkeit offen, 
dass sie von Johannes Faventinus in dessen Glosse gemacht sein können. Maassen beschreibt S. 29 die Divisiones 
also: ,In den späteren gedruckten Ausgaben des Decrets mit der Gl. ord. findet sich zum Eingang der einzelnen Dist. 
und Quast, regelmässig in der Form einer Glosse mit der Sigle Jo. de fan. eine Anmerkung, welche die Dist. oder 
Quast in mehrere Abschnitte eintheilt. Jeder dieser Abschnitte wird dann an der betreffenden Stelle durch eine Glosse 
mit der gleichen Sigle hervorgehoben.* Meine Darstellung beweist, dass die Regelmässigkeit nicht weit her ist, dass 
M. oberflächlich verglichen und gerade dadurch sich die Möglichkeit einer entschiedenen Lösung abgeschnitten hat, auf 
die er .wohl bei exacter Vergleichung gekommen wäre, falls er die Casus von Bartholomäus mit in Betracht 
gezogen hätte. 

3 Gar keine solche Divisionen haben die Eingänge von Dist. 20, 35, 36, 39 (,Haec dist. brevis est et ideo non divi- 
ditur'), 41, 48, 49, 51 bis 53, 57 bis 60, 62, 72, 73, 77, 78, 85, 91, 98, 101, also dreinndzwa nzig, ferner folgende 
Quästionen: C.i. q. 3. 6.; ii. 2.; iii. 1. 4. 5. [hier steht nach einer anderen Bemerkung , Johannes de fantusia. et non di- 
viditur*.] 8. 10,; iv. 1. 5. 6.; v. 1. bis 5.; vi. 2. bis 6.; vii. 2.; viii. 2. bis 6.; ix. 1. 3.; xi. 2.; xii. 4.; xiv. 1. bis 4.; xv. 
2. bis 5. 8.; xvi. 5. 4.; xvii. 3.; xviii. 1.; xix. 1. 2.; xxi. 1. 3. bis 5.; xxii. 3.; xxüi. 1. 2. 3. 6. 7.; xxvi. 1. 6.; xxviii. 2. 
3.; xxix. 1.; xxx. 2.; xxxi. 2. 3.; xxxii. 3. 6. 8.; xxxv. 2. bis 5. 7.; xxxvi. 1., also einundsiebzig. 

3 Ohne die Sigle Jo. de fan., überhaupt ohne Sigle sind die Eingänge von Dist. 5. bis 8., 10. 12. bis 19., 21. 22. 
23. 29. 30. 61., also neunzehn, die Quästionen in Cxxxiii. q. 3. D. 7. de poen., xxxv. 1. 7. 10., dann D.i. de consecr. 

* Durchgehends steht Jo. (Joha. JohSnes) de fan., in D. 31. Jo. f., einigemalen Jo. d*. f. 

^ Denn Abweichungen, die als Druck- oder Schreibfehler auftreten, oder dass z. B. die Ausg. 1671 regelmässig schreibt 
Joan. de Fant. u. dgl. können nicht in Betracht kommen; ebensowenig die Auslassungen oder Znsätze der Siglen in 
einzelneu Fällen. 



86 JoH. Fkiedrich R. von Schulte. 

Lösung der Frage kau;n führen.^ Jo. de f. ist die regelmässige* Sigle des Archidia- 
conus für Joh. Faventinus, Jo. de für. Johannes de Deo.' 

In keinem der in Handschriften bez. Drucken zugänglichen Werke von Johannes 
de Deo kommt die Eintheilung vor, es bleibt also im Falle seiner Autorschaft nur die 
Vermuthung übrig, sie sei etwa in dem von ihm selbst erwähnten ,Apparatus de- 
cretorum* enthalten.* Über diese Vermuthung kann ich mich nicht weiter aussprechen, 
da mir bisher keine Handschrift dieses Werkes zu Gesichte gekommen ist. 

Zwei Wahrnehmungen will ich noch mittheilen. Die erste ist, dass regelmässig dort 
Casus von Bartholomäus stehen, wo keine Divisio steht; diese Beobachtung kann jeder 
leicht machen. Die zweite ist die, dass in Glossen von Johannes Faventinus sich sehr 
häufig Ausführungen der Art vorfinden, wie sie die Divisiones darbieten. Man kann sich 
davon aus Handschriften (z. B. der Prager) überzeugen. 

Somit bin ich nicht in der Lage, die Frage, aus welcher Quelle der Archidiaconus 
die Divisiones geschöpft hat, zu lösen. 

§. 20. 
3. Die Zeit der Abfassung. 

Zuerst muss eine Notiz als irrig dargethan werden, deren Richtigkeit eine mögliche 
feste Bestimmung ergäbe. In verschiedenen Ausgaben^ und Handschriften • steht in der 
Glossa ordinaria als Zusatz von Bartholomäus zu c. 5. C.xxi. q. 1.: 

,et vidi per do. h. (hug.) talem procuratorem in concilio reprobari/ 



^ Ohne mit Hunderten von Citaten zu kommen, will ich mir nur erlauben, folgende zu geben, deren Vergleichnng mit den 
früher gegebenen das Gesagte bestätigt. Ich lege zu Grunde die zuerst angef. Ausg. des Rosarium, dann die Lugdnni. 
Apud Hugonem a Porta MDXLIX. Beide haben die Sigle: Jo de f. in Dist. 12. 13. 17. 21. II. pars. 22. 28. (auch II. 
V. VI. VII. pars), 26. 28. (auch II. III. V.— VII. pars), 30. U. pars; Jof. dist. 28. VIII. pars; Jo. de in dUt. 11. 14. 28. 

IV. pars, Causa ix. q. 2. und 3.; Jo. de deo in dist. 9.; p. in dist. 5. 19. 21.; Joff (Jof) in dist. 23. III. pars; Jo. 
dist. 3. 24. Die übrigen Siglen von Distinctio 1. — SO. weichen ab, ähnlich ist es überhaupt. Vergleicht man damit die 
Ausgaben des Decrets, so ist auf diese Weise keine Sicherheit zu gewinnen. 

3 Bewiesen wird dies durch die Übereinstimmung zahlloser Citate mit der Summa. Aber er citirt auch Jo. fa. z. ß. in der 
zuerst genannten Ausg. D. 23. c. illud 5. 

3 Maassen citirt dafQr das bei Savigny iii. 508 gegebene Citat aus c. 6. C.xxiv. q. 3., welches Jo. de hat und durch 
die Stelle aus Joh. de Deo^s Zusatz zu Huguccio als Joh. de Deo sicher gehörig erwiesen ist. Noch besser hätte er 
die Stelle selbst beim Archidiaconus nachgeschlagen, wo sie lautet: ,nec tot sunt constitntiones in corpore antenticorum, 
sed die, quod appellat hie constitntiones diversitates rubricarum, quia ut patet in aut.' frequenter in una constitutione 
continentur plures rubricae secundum Jo. de f. Sed Jo. de dielt, quod sie dividebatur autenticum, antequam dividere- 
tur per collationes et credit quod sit in aliqua illarum trium coUationum, quae non sunt in usu nostro; dicit tamen, se 
eas vidisse, uam in aliis non iuvenitur, licet quidam dicant, ut sequitur in glo. secundum Jo. de.' In dieser 
Stelle wird also zuerst Jo. de f. für Johannes Faventinus im Gegensatze zir Jo. de für Joh. de Deo, zum Schlüsse aber 
für Joh. Faventinus selbst Jo. de gebraucht, denn die Angabe der Glosse: ,ponitnr autem lex ista in auth. de san- 
ctiss. Episc. §. Omnibus et supra II. q. 1. nemo episcopus* [nach Cod. Prag.] ist aus Joh. Fav. Summe. Meine 
Rechtshandschr. Seite 692. Aus den Siglen der Ausgaben ist also nicht zu argumentiren. 

* Maassen Beitr. S. 30. Dies Werk denkt sich auch Phillips IV. S. 186 als einen Glossenapparat über ,das ganze De- 
ere t'. In der Vorrede zu den Cavillationes nach der Handschr. Bamberg P. li. 23. [diese hat auch den von Savlgny 

V. S. 473. aus einer Osnabrücker erwähnten Schluss] nennt er unter 13 früheren Schriften zuerst app. decr., zuletzt 
,liber quaestionum, quem nuper edidi*. Auch diese Handschr. ist datirt ,m. cc. xlvi. Indictione üii. die vero ii. intrante 
Septembris*. Scheint hiernach der Apparatus decretorum eine Erstlingsarbelt zu sein, so könnte man Bedenken tra- 
gen, ihn als Quelle der Divisiones anzunehmen. Aber diese selbst sind an sich keine derartige Leistung, dass sie ein An- 
fänger nicht hätte machen können. 

» Z. B. Sfrassb. 1472, Vened. 1477, 1496, Basel 1600, Rom 1684, Lyon 1671. 
^ Z. B. Berlin Staatsbibl. Cod. ms. lat. fol. nnm. 2. 



Die Glosse zun Decbet Gbatians yon iheeh Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 87 

Sarti^ hat, ohne das Richtige zu treffen, bereits hervorgehoben, dass consilio zu 
lesen sei. So lesen auch die älteren Handschriften* und verschiedene Ausgaben.' Da 
hug. oder h. hier wie in anderen Stellen Hugolinus bedeutet/ dieser aber weder auf 
einem ConcH war, noch mit Bartholomäus auf einem solchen, so ergibt sich die ganz 
einfache Lösung dahin: ich habe gesehen, dass Hugolinus einen solchen Procurator in 
einer Rechtssache, bei der er als Consiliarius fungirte, abwies. 

Bartholomäus verweist, wie (§. 18. ii.) gezeigt wurde, sehr oft auf seine Quaestiones. 
Diese hat er zur Zeit der Regierung Gregor's^ IX., und zwar, wie es in der Vorrede 
heisst, als ,inter doctores juris minimus' geschrieben. Sie fallen also vor den 21. Aug. 
1241. In dem Apparate, wie in den Quästionen werden Gregorys IX. Decretalen häufig 
citirt, und zwar auch solche, welche von Gregor IX. selbst herrühren; folglich ist die 
Zeit nach dem 5. Sept. 1234 (Tag der Bulle Rex pacificus)* sicher. Nimmt man hin- 
zu, dass er seine Casus decretorum laut der Vorrede als ,inter studentes Bonon. 
minimus* schrieb, dass er in diesen die Gregorianischen Sammlungen nicht citirt," dass 
er letztere bisweilen als nova compilatio bezeichnet:' so kann man sagen, dass die 
Abfassung kaum vor das Ende der 30er oder den Anfang der 40er Jahre fallen dürfte. 
Aber ich glaube, dass sie nicht vor 1245 fällt. Denn das Citat ad c. 27. C.xxiii. q. 4.: 

,Hodie recurretur super haec ad novellam^ 
geht zu bestimmt auf die Decretalen Innocenz IV. de sent excom. und passt zu genau 
auf diese, als dass man das geringste Bedenken tragen könnte, daraus zu argumentiren," 
Dies dürfte aber auch als die äusserste Grenze anzunehmen sein, da sich ein Berück- 
sichtigen späterer Decretalen nicht nachweisen lässt. Ob Bartholomäus die Glosse des 
Accursius benutzt hat, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Wenn es zu c. 2. C.iii. q. 7. 
V. tutor heisst: 

,Unde glossatur ibi (nämlich ff. de ju. om. iu. 1. praetor), potest, id est 
debet, alioquin posset recusari,' , 

so beweist das gerade, dass er sie nicht benutzt hat; mindestens kommt diese Bemer- 
kung in der mir vorliegenden Ausgabe nicht vor. Da Accursius bis in sein hohes 
Alter an der Glosse arbeitete, selbst die Gregorianischen Decretalen citirt imd um 1260 
starb,^ so halte ich die Benutzung zwar für möglich, aber kaum für wahrscheinlich. 

Es steht nun fest, dass das Corpus juris canonici durch Johannes Teutonicus längst 
einen stehenden Apparat hatte, bevor Accursius an den seinigen ging, dass aber der 
Apparat des Corpus juris canonici auch in der Gestalt, die ihm Bartholomäus gab, vor 
dem des Corpus juris civilis abgeschlossen war. 



^ i. pag. 340. Er führt die Venet. Ausg. von 1472 und eine Handschr. der Minerva für consilio an, meint aber, dass Bar- 
thol, habe sagen wollen: er habe in einem consilium oder responsum von Hagnccio Solches gelesen, woran nicht 
zu denken ist. 

2 Z. B. Cod. Prag., Berol. nnm. 2. 

3 Z. B. die Lngd. 1606. 

* Vgl. §. 18. n. Viertens. Hnguccio nennt er überhaupt nicht dominus. Hugolinus steht im Cod. Prag, ganz 
deutlich. 

^ Edit. Bullarii Taurin. iii. p. 486. ,ez regest. Vatic* ,dat. Spoleti Nonts Septembris pont. n. a. octavo.* 

^ Das Citat: §. de bis vero Cxvi. q. 1. ,quid juris de hoc sit notatnr in decretalibus in ti. de decimis' ist zu allge- 
mein, um auf die Gregorianische Sammlung bezogen zu werden, zumal in allen fünf Comp. ant. der Titel vorkommt. 

"^ In der bereits erwähnten gL ad c. 21. Cxxvü. q. 2. 

^ Übrigens war novellae oder novellae constitutiones der für die Decretalen Innocenz* IV. gebrauchte technische 
Ausdruck. Meine Decretalen S. 762, 766 u. s. w. 

« V. Savigny V. 8. 276, 282 fg. 



gg JoH. Friedrich R. von Schulte. 



Fünftes Capitel. 
Erweiterung der Glosse seit Bartholomäus. * 

§. 21. 
1. Guido de Baysio und andere Ergänzer. 

I. Meine Untersuchung geht nicht auf die Arbeiten über das Decret überhaupt, 
sondern auf die Glosse als solche. Somit kommen nur jene Schriftsteller in Betracht, 
welche entweder unmittelbar die Glosse selbst erweitert haben, oder deren Arbeiten als 
Quellen für spätere Ergänzungen der Glosse dienten. Soll aber für diese Untersuchung 
ein fester Boden gewonnen werden, so bleibt nichts übrig, als die Handschriften nach 
Bartholomäus und die Ausgaben mit der Glosse zu vergleichen mit dem Texte der un- 
zweifelhaft reinen Glosse des Bartholomäus. Für die Handschriften muss das Alter der 
Schrift entscheiden; für die Ausgaben ergibt sich aus dem früher (§§. 1. 19.) Gesagten eine 
Scheidung in die Ausgaben vor 1505 und die seither erschienenen. 

II. Im §. 1 wurde gezeigt, dass es Handschriften gibt, welche reichhaltige Glossen 
enthalten, die nur zum Theile in die Glosse des Johannes Teutonicus übergegangen 
sind, zum Theile dieser als Quelle gedient haben (§§. 5. ff. 15.). Auch wurde gezeigt,^ 
dass man nach Bartholomäus in den Handschriften Zusätze zur Glosse machte. Diese 
Zusätze enthalten: 

1. Casus. Solcher sind in Handschriften manche im 15, Jahrhundert zugeschrieben, 
welche mit den Casus des Bartholomäus und somit auch mit denen der Ausgabe von 
1505 übereinkommen.* 

2. Glossen, Distinctionen, Solutionen u. s. w/ Manche tragen die Siglen Arch., sec. 
Arch., Gui. (beide auf Guido de Baysio, den Archidiaconus gehend), H. hug., p. pe., 
al., la. lau., Mainardus,* pe. de sal.', ber. ys., bar. (baz. vgl. §. 1. E. und §. 11.), 
host., Cy., Gof., Phil. u. s. w. 

3. Divisiones, die mit Jo. de Fant, gezeichnet sind (§. 19.), besonders im Trierer 
Codex. 

4. Ergänzungen* von Citaten aus den späteren Decretalen und auch aus älteren so- 
wie aus dem Decrete. 



^ Vgl. besonders die im §. 1 uoter D. £. F. beschriebenen Handschriften. 

> In der Trierer Handschr. ist z. B. der Casus zum Eingange von c. 1. D.xv. und zu c. 2. das. spät zugeschrieben worden. 

3 Am Ende der gl. quam semel zu c. 4. C. 3. q. S. ist im Cod. Prag, zugeschrieben: ,vel dicas, quod lex ista loquitur 
de dilatione exceptionis, ubi una dilatio debet dari. AI.* Am Schlüsse von Pars I. des Prager Codex ist von einer Hand 
des 16. Jahrh. zugeschrieben: Rem non novam etc. sec. Arch. (ist nach Joh. Fav.); in demselben steht zu c. 41. C. 17. 
q. 4. V. extra parietes. Supra c. sicut antiquitus contra. Sed ibi de ecclesiis extra ambitum murorum vel castel- 
lomm, hie vero in Castro sita erat lau. hu. et Jof. arch. Vgl. oben §. 1. F« Der Codex von Trier hat viele spKter zuge- 
schriebene von arch., Qof., Hug., Jo. de Fant, (divisiones), Cy., Laur., Sichardus, p. u. s. w. 

* Z. B. im Codex von Innsbmck zu c. 2. C. 31. q. 1. 

^ So steht z B. im Cod. Trevir. zu c. 41. C.ii. q. 6. v. defuncto die Glosse: arg. contra extra de appell. qua fronte; 
sed ibi debitum erat liquidum. Von späterer Hand ist nach fronte zugesetzt: in parte decisa, und über die letzten Worte 
geschrieben: nee hodie dicit hoc. In der Olosse der Ausgaben steht das Einschiebsel im Texte, was keinen Sinn hat, da 
man man sich auf die pars decisa nicht berufen kann. Auch im Cod. Prag, ist einzeln, z. B. zu c. 2. D. 89. zugeschrie- 
ben: in parte decisa. Zu diversitas factorura daselbst ist eine Glosse Accur. zugeschrieben, die in keiner Ausgabe steht. 
— Im Cod. Prag, ist am Ende von Causa 87. zugeschrieben: Bened. Ex div. const. apud cathedram. 



Die Glosse zum Decket Gkatians von ihren Anpänoen bis auf die jüngsten Ausgaben. 39 

Es bedarf keines weiteren Nachweises dafür, dass die mit dem Namen von Canoni- 
sten, welche lediglich die Decretalen bearbeitet haben, gezeichneten Zusätze nicht von 
diesen als Zusätze zum Decrete herrühren, sondern aus deren Schriften genommen sind. 
Weil diese Canonisten selbst für das Decret nicht gearbeitet haben, brauche ich auf sie 
hier nicht näher einzugehen.* 

Alle späteren Zusätze dieser Art sind zum Theil aus Quellen geflossen, die vor 
Bartholomäus oder Johannes Teutonicug fallen, oder aus späteren. Die Ersteren waren 
als Quellen der Glossa ordinaria bereits Gegenstand der Untersuchung. Soweit sie nicht 
in diese übergegangen oder in ihr benutzt sind, gehören sie nicht zur Glosse in ihrer 
abgeschlossenen Gestalt. Was ausserhalb dieser in Handschriften aus älteren Glossen 
steht und das späteren Quellen Angehörige kommt mithin für die vorliegende Unter- 
suchung nur insofern in Betracht, als Ersteres erweislich von Späteren benutzt wurde 
und als es allgemein in die Glosse aufgenommen worden ist. Ob dieses statt- 
gefunden habe, lässt sich lediglich aus den gedruckten Ausgaben beurtheilen. Es ist 
somit zu untersuchen: 

1. Welche Zusätze die gedruckten Ausgaben der Glosse aufweisen. 

2. Woher dieselben geschöpft sind. 

3. Wer sie gemacht hat. 

4. Wann sie allgemein der Glosse beigefügt worden sind.^ 

Bei dieser Feststellung dürfen wir ausgehen von folgenden sicheren Grundsätzen: 

a) Die Glossa ordinaria des Bartholomäus galt fortan als die stehende Glosse. 
Während sie selbst die einzelnen Glossen zu einem Capitel nicht mit fortlaufenden Zif- 
fern versieht, überhaupt nicht zählt, ist dies sofort von Anderen geschehen. Es wurde 
allgemein Sitte, ohne dass man in den Handschriften (und Ausgaben) Ziffern beisetzte, 
die einzelnen Glossen zu zählen, von glossa prima, secunda u. s. w. des caput 1. etc. 
D. 1. etc. zu reden. Wo sich dieser Usus in einer Note findet, liegt ein unzwei- 
felhafter Zusatz vor. 

b) Die Glossa ordinaria des Bartholomäus ist 1246 als abgeschlossen anzunehmen. 
Was somit einem Buche oder Autor entlehnt ist, die erwiesenermassen jünger sind, ist 
Zusatz. 

c) Was zwar älter ist, aber sich aus Handschriften, insbesondere aus Handschriften 
mit der reinen Glosse des Bartholomäus (Johannes) nicht als Theil der Glossa ordinaria 
nachweisen lässt, ist später aufgenommen worden. 

d) Alle Citate aus über das Jahr 1245 hinaufreichenden Quellen tragen die Natur 
späterer Zusätze an sich. 

e) Die Casus, Divisiones und Historiae sind bereits (§. 19.) als Zusätze erwiesen, 
welche in der Ausgabe Paris 1505 zuerst vorkommen. Mit ihnen habe ich mich deshalb 
nicht mehr zu befassen. 



* Ich darf auf mein Lehrbuch und meine Abhandlungen über die Literaturgeüch. der Comp, ant., meine ,Beitr. zur Oescb. 
der Decretalen' verweisen. 

3 Da ich keine Vorarbeiten zu einer Ausgabe mache, so tersteht sich von selbst, dass ich nicht jeden einzelnen Znsatz 
nachzuweisen, sondern blos Kategorien, die Merkmale der Zusätze, kurz alle jene Momente anzugeben habe, an denen 
mit Sicherheit die Natur der Zusätze erkannt werden kann. 

Denksehriften der phU.'hiat. Cl. XXI. Bd. Ablutndl. Ton Niohtmitgliedern. m 



90 JoH. Friedrich B. von Schulte. 

III. In den gedruckten Ausgaben von 1471 bis 1500 einschliesslich* ist lediglich 
die Glossa ordinaria in der von Bartholomäus Brixiensis redigirten Gestalt abgedruckt 
worden.* Was in den Ausgaben seit 1500 zu dieser hinzugetreten ist, findet sich zum 
Theile bereits in der Pariser Ausgabe von 1505, ist zum Theile aber erst später. 1505 
nahm man auf die Casus und Divisiones; seitdem bleiben sie stehend in den Ausgaben. 
Vor der römischen vom Jahre 1582 finden sich noch eine Anzahl von anderen Zusätzen 
in der Glosse, und zwar: 

1. Mit dem im Anfange stehenden Worte Additioc und am Schlüsse Arch. Diese 
«ind ausnahmslos genommen aus dem Rosarium des Archidiaconus, d. i. Guido de 
Baysio. Im Rosarium stehen sie stets zu dem betreffenden Capitel mit dem Vermerke: 
^in ea glossa . . . adde' etc.^ 

2. Mit dem Worte Additio, am Ende aber bald die Sigle eines Glossators, bald 
keine. Auch diese sind mit wenigen Ausnahmen aus dem Werke Guido's genommen, 
das sie in derselben Weise aufführt.* Alle mit den Siglen H. Hu. Hug., Lau. Laur., 
Pet., sec. H. u. s. w., kurz alle sich auf Schriftsteller vor Guido stützenden sind aus dem 
B^sarium entlehnt, dagegen die wenigen mit Cy. (Cynus) nicht.* 

3. Zusätze von blossen Citaten.* Auch diese finden sich, sobald sie mit Additio be- 
zeichnet sind, bei Guido. Aber zahlreiche ohne diesen Zusatz sind aus ihm, obwohl sie 
in der Glosse als deren Theile erscheinen. 

4. Glossen zu Worten oder Capiteln, zu denen die Ordinaria keine hatte, mit und 
ohne Siglen.' 

5. Übergänge, welche nicht zu der Kategorie der eigentlichen Divisiones gehören.* 

6. Ergänzungen der Siglen bei Stellen der Glossa ordinaria.* 

Die Zusätze unter 4. 5. 6. sind gleichfalls durchweg aus Guido entnommen. Man 
hat das Rosarium fortlaufend dergestalt benutzt, dass man häufig auch die unbedeutend- 
sten Zusätze aus ihm entnahm.'^ 



1 Ich hebe nochmals hervor, dass ich meinen Ausspruch thue auf Qrund der Vergleichung der Ausgaben: Strassb. 1471, 
1472; Mainz 1472; Venedig 1474, 1477, 1480, 1487, 1496, 1499; Basel 1476, 1493, 1600; Rom 1478; Nürnberg 1493. 

2 Die Incorrectheiten kommen natürlich nicht in Betracht. Ich habe selbstredend nicht die ganxe Glosse nach allen jenen 
14 Ausgaben mit Handschriften der Qlossa ordinaria coUationirt,* aber so viele Partien nach allen, dass ich kühn die Be- 
hauptung des Textes machen darf. Möglich bleibt, dass der eine oder andere Zusatz doch in der einen oder anderen 
Ausgabe vorkommt ; für wahrscheinlich halte ich dies nicht. 

3 Es ist unnöthig, hierfür Beispiele zu geben, da sie Jeder sofort findet. 

^ Z. B. die ,Additio. Et de hoc not.* etc. zu gl. legato dict, post e. 2 D.iii., welche in der römischen Ausg. v. 1682 und den 
sp&tern die Sigle Joan. hat, ist aus Guido, wo richtig am Ende steht Jo. de f ; die , Additio pravae cogitationis . . . Hu.' 
zu c. 1. D.vi. ist aus Arch., ebenso die zu c. 5. D.xi. ,scilicet . . . Hug.*, und die daselbst ohne Sigle ,potest tamen* etc., 
welche sich auf Arch. beruft; die zu pr. D.xii., welche Hu. oder Laur. citirt; die ohne Sigle sn c. 3. das. ad idem etc. 
die zu c. 10. das. nee bona, an deren Schlüsse die röm. Ausg. richtig Hu., die Lyoner 1671 fSlschlich Aug. hat; die 
nicht signirte zu c. 4. D.xvii. ,ad idem' etc.; die mit Hu. zu c. 1. D.xxi. ; die mit Pet. zu c. 7. ibid.; die mit Joan. 
de F. signirte zu c. 1. D.xxlii. nam duae; die mit Laur. zu c. 29. and mit Hn. und Laur. zu c. 33. ibid.; die mit Hu. 
et Lau. zu princ. D.xxiv.; die zwei mit Hug. zu c. 3. D.xzv. u. s. w. 

^ Z. B. zu c. 6. D.xix. 

^ Z. B. zu c. 4. D.xxii. , Additio. Et c. de summa trin. 1. inter daras. Lau.'; c. 6. D.xxiv. ,additio. De hoc not. extra de 
offic. arch. c. ad hoc' 

'^ Z. B. zu c. 8. D.i. mit dem Zusätze Arch., gl. orthodox a mit des Job. Fav. Sigle zu c. 3. D.xvi., gl. stultus zu 
c. 4. D.xxii. mit dem Schlüsse sec. Pap. et Hug. zu c. 14. C.ii. q. 7. mit arch. 

^ Z. B. de hino supra nach c. 6. D xxiii. n. a. m. 

^ Z. B. zu gl. non oportet c. 6. D.xviii. Lau. Im Rosarium: ,in ea gl. in fine adde Lau.', zu c. 8. D.xix. gl. per colnm- 
bam die Sigle Hug. 

^^ Z. B. Am Schlüsse der gl. et minores zu princ. D.xxi. steht arch. Nun gehört aber Guido nichts an, als ,Qaaestio ve- 
nerialis est'. 



Die Glosse zum Decket Gkatians ton ihren Anfangen bis auf die jüngsten Ausgaben. 91 

IV. Guido de Baysio ist somit unzweifelhaft die eigentliche Quelle der Ergän- 
zungen. Sein Werk bot für diesen Zweck Alles. Er hat fortlaufend ausser den legikali- 
sehen Werken von Papias (Elementarium rudimentum) und Huguccio (Vocabularium), 
den Schriften von Aristoteles (Philosophus, Pol.), Isidor, Petrus Gomestor, Thomas, Vin- 
centius Bellovacensis, Petrus Lombardus, benutzt und citirt: die Summen von Johaimea 
Faventinus, Huguccio,' Damasus, ferner Johannes de Deo,* Bertrandus, Laurentius, Petrus, 
Vincentius, Gofredus, Bernardus Parmensis, Bonacosa, Innocentius IV., Bemardus Papien- 
sis, Tancredus, Guil. Naso, Hostiensis, von älteren Decretisten noch Gandulphus u. A. 

Man darf kühn behaupten, dass Guido's Werk für die Glosse vollends von dem 
Studium der ältesten Glossatoren abgehalten hat. Denn weder die Correctores Romani, 
noch die Commentatoren nach Guido, noch die Herausgeber des Decrets sind auf 
dieselben :$urückgegangen. Sie lagen in den Bibliotheken verborgen bis auf die 
neueste Zeit. 

V. Zu den vielen aus Guido entnommenen Zusätzen finden sich noch verschiedene, 
ausser den mit Cy. signirten, welche dem Archidiaconus nicht angehören.^ 

§. 22. 
3. Die Gestalt der Glosse in den Ausgaben. 

I. Ich muss darauf verzichten, ein genügendes Bild der Glosse zu geben. Wer dies 
gewinnen will, muss dieselbe eingehend mindestens für einzelne Partien lesen. Meine 
Darstellung darf sich also darauf beschränken, zu schildern: 1. inwiefern die gedruckte 
Glosse mit der handschriftlich überlieferten übereinstimmt; 2. welche Verschiedenheiten 
die Classen der Ausgaben bilden; 3. was zur Glosse gehört, was nicht. Da alle diese 
einzelnen Punkte bereits besprochen sind, kann es sich hier recht eigentlich nur darum 
handeln, das an verschiedenen Stellen Gesagte einheitlich zusammenzufassen. 

II. Bereits früher ist gezeigt worden, dass die Ausgaben von 1471 bis 1500 sich 
von den spätem bedeutend unterscheiden. Obwohl alle Ausgaben bis auf die von 1500 
insofern unter einander abweichen, dass sich in den Siglen Verschiedenheiten finden,* 
haben sie gemeinsam, dass sie nur den Text der Glosse des Johannes Teutonicus (bez. 
Bartholomäus) geben. Aber gleichwohl stimmen sie mit den Handschriften nicht ganz 
überein. Die Verschiedenheiten zeigen sich besonders in folgenden Punkten: 

1. Die Ausgaben enthalten manche Glossen nicht, welche in Handschriften dem 
Johannes Teutonicus zugeschrieben werden, und welche diesem nach der ganzen Art 
und Weise der Behandlung auch angehören, oder von ihm aufgenommen wurden.* Dass 



* Diese beiden bat er in einer grossartigen Weise ausgeschrieben. 

^ Es lässt sich bei dem Mangel exacter Citate bezüglich des Namens der Schriften nicht feststellen, ob er auch die jetzt 

nicht mehr bekannten benutzt hat. 
3 Z, B. das Citat am Ende der gl. zu e. 6. Czri. q. 7.: ,Facit c. 1. de jure patron. Hb. 6.*, der Zusatz in gl. quisquis 

c. 19. C.ii. q. 6. nach Jubere« B.*: ,c. sed quod potest* etc. 

* Deren sind zahlreiche früher hervorgehoben worden. Vgl. §§. 5. ff., besonders 11. lö. u. a. 

^ So hat s. B. Cod. Trevir. zu c. 24. Cxi. q. 3. also: fErgo eum puto non nominative sed ipso iure excommunicatum, ideo- 
que, si publicum est, gravi ter peccat qui ei communicat; ceterum non est excom. ut infra 24. q. 2. sane quod, et hoc ante 
denominationem, qua quidem in talibns opus est ut infra 24 Acatius; post denominationem vero nominative exe. intelli- 
gitnr, ideoqne qui ei communicat exe. est; nee mirum, cum primo casu sit iniuria iuri soli, in secundo tam iuri quam 
eius ministro. Jo. Huic [von späterer Hand] glosae derogatum est per decr. de sent. exe. cum non ab homine ]. ii., 
qnia statim ex quo seit, eum esse excommunicatum, statim tenetur eum vitare, ut dicitnr in eadem decretali.' 

m* 



92 Joe. Friedrich K. von Schulte. 

insbesondere Johannes viele Glossen von Vorgängern wörtlich aufnahm, während man 
sich später begnügte, die mit seiner Sigle versehenen abzudrucken, ist unzweifelhaft. 

2. Die Siglen weichen ab. Bald ist eine Glosse ven Johannes gar nicht signirt, 
bald fehlt die Sigle nach dem Texte des Johannes, wenn Bartholomäus Einschaltungen 
macht, bald sind falsche Siglen gesetzt/ Aus den Ausgaben lässt sich daher mit Sicher- 
heit in vielen Fällen der Verfasser nicht feststellen. Welchen Nachtheil dies für die 
historische Seite hat, liegt auf der Hand. 

3. Viele nicht Johannes angehörige Glossen blieben ohne Siglen; dadurch erschei- 
nen sie bei dem Verfahren der Ausgaben als solche des Johannes.* 

4. Die Glosse ist viel magerer und unvollständiger als die vieler Handschriften, weil 
die älteren Glossen, worauf Johannes direct oder indirect Bezug nimmt, gänzlich fehlen.* 

HI. Die Ausgabe Lugd. 1554* behält theilweise die cursiv gedruckten Casus und 
die Divisiones der Ausgaben seit 1505, ergänzt aber die Glosse durch mancherlei, theils 
aus Guido de Baysio, theils anderwärtsher entlehnte Zusätze, jedoch nicht durch alle 
späteren.* Ausser diesen Ergänzungen, welche in dem Texte der Glosse gedruckt 
erscheinen, bietet die Ausgabe von Dumoulin noch zweierlei Arten von Zusätzen, 
welche ausserhalb des Textes der Glosse am Rande gedruckt erscheinen.® 



^ £8 bedürfte eines kolossalen Raumes, wollte ich für alle Theiie des Decrets Beispiele geben; ich begnüge mich daher 
mit wenigen. So fetalt z. B. die Sigle des Jo. in dar röm. Ausg. von 1684 zur gl. periculosiss. und haec compens. 
c. 1. D.xiv., zu quon. de jure nat. princ. u. Constant. c. 1. D.xv., zu zehn anderen zu c. 1. u. 2. ibid., zu gl. 
proprium c. 6. C. II. q. 5. [von ex abundanti bis auferendum gehOrt Joh. an, der Rest Barth., dessen Sigle auch fehlt], 
zu gl. quod vero princ. C.ii. q. 7. [die Worte quia bis per tuas gehören Barth, an]. Die Zahl der Fälle, wo Jo. aus- 
gelassen ist in dieser wie fast allen anderen Ausgabeiv, bildet die Regel. — FSIle, wo des Bartholomäus Sigle bei Ein- 
schaltungen oder am Knde fehlt, falsche Siglen stehen, sind in den §§. 16. 18. 11. u. a. mehrfach erwähnt worden. 

2 Vgl. Seite 90. Anm. 9 über derartige Ergänzungen. 

3 Wie reichlich diese im Cod. Trevir., Prag., Monac. II. stehen, lehrt §. 1. sub. D. E. F. 
* Ihr vollständiger Titel lautet: 

,Decretum Divi Gratiani universi iuris can. pontificias coustit., et canonicss brevi compendio complectens, una cum 
glossis et thematibns prudentum, et doctorum suffragio comprobatis: resectis vero nothis, absurdis, diiftcilibus iisdem- 
que inutilibus Hypotheseon ad rem minime pertinentium, ineptarumque Summarum, et Annotationum pseudographiis. 
Texta denique suae integritati reddito, et glossis receptis a vitio repurgatis. Opera et censura doctis^imorum hominum 
et prece. et precio conducta. Vanorum Über est scriptorum male levatus: Quo minus hie oneris, plus et honoris habet. 
Lugduni M.D.Liiii. Cum privilegio regis.' in 4^ Voran gehen die herkömmlichen Beigaben. Besorgt ist sie von Carl 
Dumoulin. Sie ist die erste, welche die Capitel (mit der Bezeichnung can.) zählt, aber ohne den Paleä eine Ziffer 
zu geben. 

^ Um ein Urtheil zu ermöglichen bemerke ich Folgendes. Von den Seite 90 Anmerkung 4 ff. namhaft gemachten Zusätzen 
hat sie aufgenommen: aus Anm. 4. die an 3. 5. 6. 8. 11. 12. 13. 14. 15. Stelle genannten, aus Anm. 6. die Stelle, 
ans Anm. 6. die 2., aus Anm. 7. die 1. 2. 3., die Stelle der Anm. 8. und beide der Anm. 9; die Stelle der Anm. 10. 
hat sie richtig als Absatz; sie hat nicht die übrigen Stellen. Weiter aber hat sie die §. 21. III. sub 1. genannten 
eigentlichen Additiones. 

^ Die äussere Form der meisten Handschriften und Ausgaben ist folgende. 

Der Text des Decrets nimmt in je zwei Columnen bald in grösserer, bald in geringerer Höhe (je nachdem viele oder 
wenige Glossen zu demselben vorliegen) die Mitte der Seite ein. Je nach Bedürfniss füllt die Glosse den oberen und 
unteren und die beiden Seitenränder, so dass in der Breite der Seite durchweg 4 Columnen, in der Höhe drei Abthei- 
lungen sich vorfinden. Während man nun in den Handschriften die Zusätze dort, wo man gerade Platz fand, unter 
Hinzufügnng von Verweisungszeichen im Texte (des Decrets bez. der Glosse) und vor dem Zusätze, einfügte, habea die 
Ausgaben dazu den leeren Raum links und rechts neben der Glosse benutzt. 

Die römische Ausgabe von 1582 (4) lässt auf der linken Blattseite rechts, auf der rechten links auf der ganzen Seite 
des Textes eine Linie gehen. Diese Linie begrenzt auf der linken Seite die Glosse rechts, so dass rechts (ausserhalb) 
neben der Linie Zusätze stehen, welche auch links neben die Glosse treten. Auf den rechten Blattseiten treten die 
Znsätze links (ausserhalb) neben die Glosse, rechts ebenso. Innerhalb des durch die Linie rechts oder links begrenzten 
Raumes treten neben den Text die sich auf den Text des Decrets beziehenden Citate (Nachweisung der Quellen, Parallel- 
stellen n. s. w.). Die den Text betreffenden Erörterungen, Notationes Correctorum, sind am Ende der Capita, 
Dicta gedruckt Vgl. noch unten V. 



Die GiiOsse ;um Dbcbbt Gbatiaks von iuken Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 93 

1. Die Paratitla, Citate u. s. w., welche sich bereits (siehe die folg. num. IV.) 
in anderen finden. 

2. Eine Menge von Bemerkungen, die sich auf den Text beziehen und meist kritisch- 
historischer Natur sind. Diese Zusätze haben den Zorn der für die Herstellung der 
römischen Ausgabe bestellten Congregätion erregt; sie befahl deren Vernichtung/ welche 
auch in vielen Exemplaren ausgeführt wurde.* Alle diese Zusätze werden im Texte 
und vor dem Zusatz durch ein rothes f angedeutet und haben am Schlüsse die Buch- 
staben C. M. (Carolus Molinaeus). Sie sind vielfach sehr richtige Bemerkungen und 
hätten den römischen Correctoren viel eher die Veranlassung zu Studien bieten sollen, 
als zur Schmähung und unwissenschaftlichen Vernichtung.^ Die meisten Additionen 
haben gar keinen polemischen Zweck, sondern gehen auf die Kritik des Textes ; manche 
allerdings greifen ausgesprochener Massen das römische System an. An und für sich 
gehören diese Zusätze nicht zur Glosse, verdienen aber hier eine Besprechung, weil sie 
eine theoretische Beigabe sind, im weiteren Sinne also ein Apparat. 

IV. Der Zeit nach älter als die Ausgabe von Dumoulin ist die zuerst Paris 1547 
apud Car. Gaillard erschienene Ausgabe von Antonius Demochares, Mitglied der 
Sorbonne.* Diese Ausgabe hat Paratitla am Rande neben der Glosse zugefügt. Sie 
bestehen, ähnlich wie die bereits in den ältesten Handschriften vorfindlichen, aber viel 
ausführlicher, in der kurzen Inhaltsangabe des Decrets bezw. der Glosse, und können 
als äussere Hülfsmittel zur Auffindung des Inhalts angesehen werden. Diejenige 
Thätigkeit, welche Demochares auf den Text selbst verwendet hat, kommt hier nicht 



* Daa erste Decret von F. Thonu Manrique vom 22. Aag. 1572 (Theiner Disqiiiaitiones criticae pag. XV.) über ins 
Verfahren bei Anfnahme der Glosse schreibt vor, dass bis zur ,Hcciiratior et plenior repurgatio, subsequens procedat, 
juxta quam ea sola deleautur loca, quae errores periiiciosos continere animadvertiinas nna cum additionibus impii 
Caroli Molinaei/ Das zweite des F. Paulus Constabilis VIII. Id. Oct. 1678 (Theiner I. c.) sagt: der Papst 
gestatte vorläufig, die alten Exemplare des Decrets zu behalten, fügt dann hinzu: ,In additionibus tarnen impii Caroli 
Molinaei jubet Sanctissimus quae in hoc iudice notata sunt omnino deleri, ita quod illi, qni post sex menses a die 
publicationis praesentium, textus iuris canonici, in quibu3 sint huiusmodi additiones non emendatos ut in sequenti indice 
notatur, tenuerint, censuras Indicis habentium libros prohibitos incurrant.* Phillips Kirchenr. IV. S. 192 Note 26 sagt: 
,Von den Rom. Correctoren wird er in Beziehung auf seine Additionen zur Glosse niclit anders als impius Car. Molinaeus 
genannt. S. Theiner Disqnis. Praef. p. 15/ Worin diese Additionen bestehen, wird von Phillips nicht gesagt. Sie sind 
eigentlich gar keine Additionen zur Glosse, sondern stehen neben dieser am Rande. 

2 In dem vor mir liegenden Exemplare der kais. Univ. Bibl. zu Prag, signirt XXIV. F. 89., das zuletzt dem aufgehobenen 
Convent der unbeschuhten Augustiner der Neustadt Prag gehörte, sind die Additionen mit einer Kreidemasse überklebt, die 
sich indessen ohne Verletzung entfernen iKsst, was ich bei vielen Stellen gethan habe. 

3 Um ihren Charakter zu zeigen, theile ich einige mit. 

Zu c. 5. D.xi. V. Unde August, cet. ,Non extat inter opera Augustini, nee Stylus est Angustini, quare hoc cap. sub- 
dititium. C. M.* Zu c. 2. D.xv. verbo glossae destrnere: ,Haec vera. Jo. Gerson in stract. de potest. ecci. Dixi in 
annot. ad Phi. Decium c. 1. de constit. C. M.* Zu c. 1. D.xvii. (pseudoisid.) v. quanto magis: ,Vide argutationem 
similem supra XI. dist. c. ult. i. f. scilicet omnibus nervis moliebantur, ut ministerium in regnum temporale 
converterent. C. M/ c. 1. D.xix. v. Papae cuius authoritate: ,0 deploranda supinitas: Dens enim testimonium 
hominis non accipit. Joau. 5. Sie nuper argutabat Theologus Sorbonicus male reiici decretales, quia non invenitur, quod 
Papa approbaverit fidem nostram catholicam nisi in illis. C. M/ Zu c. 7. D.xix. gl. Et super wiederholt er nur, was 
die Glosse sagt. Diese lautet: ,Et super hanc petram. Per hanc dictionem non credo dominum aliud demonstrasse, quam 
haec verba, quae Petrus respondit domino, cum dixit: Tu es Christus filius^Dei vivi, quia super illo articulo fidei fundata 
est eociesia: ergo super seipso fnndavit Dens ecclesiam/ Dazu: ,Verba. Idest: hanc confessionem, et bene. Sed melius 
est super me, quia petra Christus est teste Paulo. Petrus autem nomen adventitiuro, quasi Petrus. C. M.* Zu c. 2. D. 22. 
setzt er auseinander, weshalb die Stelle falsch sei; sie ist pse udoisi dorisch. 
* Voraus geht ihr ein Dedicationsschreiben an den Erzbischof von Rheims, Carl Cardinal von Lothringen; über seine 
Ausgabe lässt er sich auch aus in einem Briefe an P. Gregor XIII. bei Theiner Disquisit crit. App. prima p. 23 abgedruckt. 
Die Demochares'sche Ausgabe erschien ferner ,Lugduni 1655 ad Salamandrae, apud Sennetonios Fratres* ohne den Namen 
von Demochares, mit diesem ,Latetiae Parisiorum apud Gull. Merlin 1561.' Fol. 



94 JoH. Fbied&ich B. von Schulte. 

weiter in Betracht. Alle glossirten späteren Ausgaben haben die Paratitla in der Form 
von Demochares beibehalten, so dass diese als stehende Erweiterung des theoretischen 
Apparates erscheinen. 

Von den späteren Ausgaben kommt ausser der bereits besprochenen von Dumoulin, 
nur die gleich zu besprechende römische in Betracht. Denn die auf den Text verwandte 
Arbeit berührt meine Untersuchung nicht, hinsichtlich der Glosse ist aber der Text 
der römischen als stehender in allen glossirten Ausgaben beibehalten worden, deren 
jüngste bereits oben §. 2. sub 14. angeführt wurde. Mit der Erörterung über die 
römische darf ich somit diese Abhandlung schliessen. 

V. üie officielle römische Ausgabe^ von 1582 und ihre späteren Abdrücke* befolgen 
hinsichtlich der Glosse nachstehende Regeln. 

1. Es sind beibehalten die seit 1505 aufgenommenen Casus, Divisiones, Historiae. 
Üb die Correctores geahnt haben, wie es sich damit verhalte, lässt sich bei dem 
Umstände, dass sie nirgends etwas darüber andeuten, ftlglich bezweifeln. 

2. Man behielt bei die ßandzusätze der (blossen : die ältesten, bestehend in den 
Citaten aus der Bibel und sonstigen Quellen (§. 1. A. ff.), die spärlichen Paratitla (§. 1. 
A. ff.), die späteren reichlichen Paratitla (vorher IV.), die reichen Zusätze von Citaten, 
sachlichen Bemerkungen, Mittheilungen der Meinungen Anderer, wie sie frühere Aus- 
gaben bereits hatten. (§. 21. Vorher num. III.) In Bezug auf diese ist das einzig 
Neue, was sich findet, die fortlaufende Numerirung der Zusätze auf jeder Seite. Numerirt 
sind jedoch nur die Zusätze, welche keine blossen Citate und Paratitla sind. 

3. Sachliche Erörterungen und Deductionen, welche sich auf den Text beziehen 
und zugleich die Glosse berücksichtigen. Sind dieselben von grösserem Umfange, so 
stehen sie unter dem Texte selbst mit cursiver Schrift.' 

4. Zusätze zur Glosse,* welche die Verbesserungen von Ansichten der Glosse 
bezwecken, mithin darauf abzielen, disn Gebrauch des Decrets für den Leser unschädlich 



1 Ich gehe nn diesem Orte natürlich nur insoweit auf dieselbe ein, als die Qlosse in Betracht kommt. Nur Weniges 
nebenbei. Ohne im Entferntesten in Abrede zu stellen, dass die Correctores Romaui viel geleistet haben, kann ich dem 
überschwenglichen Lobe, das ihnen gespendet worden ist, nicht beistimmen. Wenn von 1566 bis 15S0, während welcher 
Zeit zusammen fünfunddreissig Personen arbeiteten (vgl. Phillips IV. S. 195 ff.) nicht mehr geleistet wurde, als 
geschehen ist, so ist das nicht viel. Nach meiner Ansicht kann nur jener Text einer correcten Ausgabe zu Grunde 
gelegt werden, den Qratian hatte, den auf Grund des Decrets die Schule kannte und befolgte. Nur soweit 
diese erweislich abwich, kann man abgehen. Will man aber den Original-Text nehmen, so muss man erst diesen 
feststellen. Entscheidend bleiben also immer die ältesten Handschriften des Decrets. Im J. 1580 nicht einmal pseu- 
doisidorisuhe Stücke als solche zu erkennen, beweist entweder eine kolossale Ignoranz oder absichtliche Täuschung, die 
man nie und nimmer entschuldigen darf mit den Worten von Phillips IV. S. 204. ,Man wird dies um so natürlicher 
finden, je mehr man sich von der fast durchgängigen Richtigkeit der in diesen Decretalen in Betreff der kirchlichen 
Verfassung ausgesprochenen Principieu überzeugt.* 

2 Ich benutze die Ausgaben: 

Decretum Gratiani emendatum et uotationibus illustratum una cum glossis, Gregorii XIII. Pont. Max. iussu editum. 

Komae. In Aedibus Populi. Romaui. M.D.LXXXIIII 4^ 
Mein Exemplar, das ich aus Böcking's Nachlasse gekauft habe, hat auf dem Titelblatte unten die Notiz: ,Collegi 

Societatis Jesu Aquisgrani Dono Clariss. D. Gerckardt Anno 1673.* 
3 Vgl. z. B. die Noten zum dict Grat, post c. 7. D. xix. und zu c. 9. ibid., welche versuchen, die Ansicht Gratians und 

der Glosse, P. Anastasius habe erklärt: die von Acacius Geweihten könnten rite fong^ acceptis officiis, zu widerlegen. 
* Sie sind theilweise mit einem asteriscus versehen. Es heisst in der Vorr. (Ea de quibus lectorem principio visam est 

admonere, haec sunt) am Ende: ,Quod ad glossas pertinet, quae pios et catholicos auctores habuerunt; quae in Ulis 

errata paulo maioris ponderis pro humani ingenii infirmitate obrepserunt, ea in margine sunt notata, et quid catholice 

sentiendum sit, ostensum est. Hae autem notae, quibus asteriscus affixus est, necessario posthac in 

Omnibus impressionibus apponendae erunt.* 



Die Olossb zum Decbbt Obatiaks ^ton ihbbn AkfAnoen bis au? dib jüngsten Ausgaben. 95 

zu machen. Bei diesen Zusätzen ist am Merkwürdigsten, dass sie die Falschheit von 
Ansichten, welche mit der Glosse die ganze Wissenschaft des Mittelalters unbedenklich 
annahm, meistens aus dogmatischen Canones des Concils von Trient beweisen. Neben 
dem Concil von Trient ist es Thomas von Aquino, Bonaventura und Turrecremata, 
auf deren Ansichten sich die Correctoren stutzen. Kaum lässt sich bezweifeln, dass 
diese Zusätze das Ihrige beigetragen haben, gegen die Ansichten der Glosse und älteren 
Literatur die neueren in der Wissenschaft des canonischen Rechts einzubürgern. Schon 
hierdurch, sodann durch das literar-his torische Interesse rechtfertigt sich die Mittheilung 
einiger Stellen als Probe der Methode. Eine solche ist aber auch deshalb geboten, 
weil auf diese Zusätze in neuerer Zeit ebenso wie auf die von der heutigen Theorie 
und Praxis auch in fundamentalen Dingen oft total abweichende Glosse fast gar keine 
Rücksicht genommen wird.* Zu dict. post c. 6. D.xvii.* ,Concilia proprio non dede- 
runt primatum Romanae ecclesiae sed explicarunt datum a Domino.' Aber wo hat denn 
der Herr von der römischen Kirche auch nur gesprochen? — Princ. D.xxi:* ,Semper 
fuit sacer, licet olim quidam de hoc dubitaverint. Vide gl. in cap. a multis de aet. et 
quäl. ord. verbo solos, et B. Thomam 4. sent. dist. 24. art. primo, quaestione 3.' Diese 
Note enthält evident Unrichtiges.* Falsch ist das Citat der Glosse zu X.i. 14., die 
ganz die historisch-richtige Ansicht hat. Thomas lehrt, dass implicite die unteren 
ordines im diaconatus enthalten waren. Ebensogut kami man also alle ordines minores 
als sacri von Anfang an irgend einmal bezeichnen. 

C. 18. D.xxiv. :* ,Non est absurdum quoad ius positivum. Vide B. Thomam 4. 
dis. 2. q. 3.^ Auf diesen Satz stützt sich bekanntlich die päpstliche Allmacht. Da alle 
Sätze positive sind, die man dafür erklärt, so macht der Papst die Schranke selbst.* 

Die meisten Additionen haben den Zweck, das einzeln gar sehr vom späteren 
abweichende System der Glosse durch die correcte Theorie unschädlich zu machen. 
In dieser Richtung hebe ich hervor: die zu c. 2. 3. D.xxiii., c. 2. D.xxvi., dict. 
p. c. 6. D.xxxii., c. 39. 74. 97. 101. C.i. q. 1., c. 8. C.xv. q. 1., c. 7. C. XXVL 
q. 6., c. 23. Cxxvii. q. 1., princ. und c. 5. 90 D.i. de poen., princ. und c. 20. D. 
iii. de poen., princ. D.v. d. p., c. 2. D.vi. d. p., c. 1. 2. 4. 5. 7. 23. 25. 46. 73. 
D.ii. de cons., c. 1. 31. 147. D.iv. de cons., c. 1. D.v. de consecratione. 

§. 23. 
3. Die Bedeutung der Glosse fOr die Geschichte des Bechts and der Literatur. 

I. Man muss, wie aus der bisherigen Darstellung hinlänglich ersichtlich ist, wohl 
unterscheiden zwischen der Glosse überhaupt und der Glossa ordinaria. Was die Glosse 
im Allgemeinen betrifft, so ist ohne ihre Kenntniss eine wirkliche Kenntniss der Bildung 



1 Zur äusseren Charakterisirung (vgl. S. 92. Nota 6.) sei bemerkt, dass alle hier unter 1 und 2 aufgeführten Zusätze 

stehende Schrift ^haben, die unter 4 besprochenen hingegen eine durchschossene Cursivschrift. 
' Die Glosse sagt: ,Sed die principaliter habuit a Domino [seil, ecclesia Romana primatum], secundario a conciliis.* 

* Die Ol. sag^ ▼. subdiaconos: ,Non videtur remm dicere, quia tem|»ore apostolomm aliqni fuerunt subdiaconi, ut 36. dist. 
episcopus, quia ille est canon apostolomm. Sed die, quod subdiaconatns tone fuit sed non fuit sacer ordo adhuc: 
extra de aetate et quäl., a multis.* 

« Selbst Phillips Kirchenr. I. S. 298 (§. 85) steht mit ihr im Widerspruche. Er daHte sie wohl übersehen haben. 
^ Die Glosse sagt 2um Worte fiat: ,8ic ergo Papa dispensat contra Apostolum* cet. 

* Vgl. mein Buch ,die Stellung der Condlien, Päpste und Bischöfe* u. s. w. Prag 1871. 



96 ^OE. Friedrich B. von Schulte. 

des canonischen Rechts und seiner Literatur von Gratian bis zum Anfange des 13. 
Jahrhunderts nicht möglich. Der Grund liegt darin, dass erstens eine Anzahl von 
Personen unzweifelhaft nur als Glossatoren thätig gewesen sind. Soll deshalb das 
Verdienst der Einzelnen festgestellt werden, so muss die Kenntniss der früheren 
Leistungen vorhanden sein. Das ist für jene Zeit um so erforderlicher, als die Wissen- 
schaft sich in bestimmten Formen und in dem Gebrauche ziemlich gieichmässiger 
Deductionen bewegte, der Einzelne deshalb in der Verwerthung fremder Gedanken 
weder eigentlich frei, noch auf der anderen Seite gebunden war, seine Quelle genau 
anzugeben. Die starke Benutzung der Glossen zeigt sich nicht etwa blos bei dem einen 
oder anderen Werke, sondern bei allen. Auch der grösste Canonist, der das Decret 
behandelt, Huguccio, hat so gut als Andere, fremde Glossen in seine Summa auf- 
genommen oder benutzt, wie das schon aus den obigen Mittheilungen ersichtlich ist. 
Neben dieser äusseren Wichtigkeit der Glosse kommt ihre innere Bedeutung in Betracht. 
Je tiefer wit hinabgehen, desto ursprünglicher wird die Art der Behandlung und Auf- 
fassung des Rechts; in den Glossen ist die Theorie auf den kürzesten und klarsten 
Ausdruck gebracht worden. Sie bilden deshalb neben den selbstständigen Werken* das 
unentbehrlichste Hülfsmittel, um die wirkliche Bildung eines Satzes von den Anfängen 
an kennen zu lernen. Die Glossa ordinaria genügt dazu nicht. Wie wichtig dies aber 
für die Geschichte des Kirchenrechts ist, ergibt sich schon allein aus dem einzigen 
Umstände, dass die grösste Ma^sse des eigentlichen rechtlichen Stoffes in der Zeit von 
Alexander III. bis auf Innocenz III. ausgebildet ist. 

IL Aus dem Gesagten erhellt, dass für die wirklich erschöpfende wissenschaftliche 
Forschung das blosse Zurückgehen auf die Glosse des Johannes Teutonicus nicht aus- 
reicht, vielmehr die Glosse vom Anfang an bis auf den Genannten als ein Ganzes 
aufzufassen ist. Gleichwohl hat auch diese einen Werth selbstständiger Art für die 
Geschichte und Literatur des canonischen Rechts in äusserer und innerer Hinsicht. Nach 
der ersteren Seite hat man sich regelmässig darauf beschränkt; es ist eine Seltenheit, 
dass man auf ältere Glossen und Schriftsteller zurückging. Als aber Guido de Baysio 
sein Rosarium vollendet hatte, bildet die Glosse und dieses für das Recht des Decrets 
die ziemlich einzige Grundlage. Bis in unsere Zeit ist den Canonisten die Literatur 
des 12. Jahrhunderts über das Decret von da ab so gut als ein verschlossenes Buch 
gewesen.* Da diese nur — die Ausnahmen sind nicht gross — handschriftlich existirt, 
wäre es sehr zu wünschen, wenn eine Ausgabe der wichtigsten älteren und eine wirk- 
lich correcte der Glossa ordinaria erschiene. Jedenfalls bietet so die Glosse des 
Johannes (Bartholomäus) einen Anfangspunkt für historische Darstellung einzelner 
Rechtssätze und Institute.* Als solcher ist sie auch in einer anderen Beziehung zu 



1 Dicae bis auf das ErHcheinen der Compilatio prima sind zum grössten Theile in meinen 3 Beitrügen zur Geschichte ,der 
Literatur über das Decret Gratians* Wien 1870 (Sitz.-Ber. LXIII. 8. 299, LXFV^. S. 93, LXV. S. 21) und in meiner Abb. 
,die Summa Decreti Lipsiensis* Wien 1871 (das. LXVIII. S. 37) besprochen worden. 

2 Wenn ich abstrahire vom Speculum juris canonici des Petrus Blesensis (mein Lehrb. S. 61), das zwar interessant ist, 
aber doch zur Erklärung des Decrets nichts beiträgt, darf ich wohl fragen: wer hat ausser Maassen, welcher in seinen 
(Beiträgen' und ,Paucapalea' verschiedene Summen benutzt bezw. beschrieben hat, und Bickell, der einige Notizen hat, 
vor mir die Literatur des Decrets aus dem XII. Jahrhundert benutzt, beschrieben, gekannt? 

3 So hat Maassen in dem ,Jahrb. des gem. deutsch. Rechts* von Bekker und Mather II. für die Geschichte der Spolienklage 
die ältere Literatur benutzt. Aber auch dieser Punkt lässt sich ans älteren Glossen etc. noch eingehender erörtern. 



Die Glosse zum Decket Gratuns von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 97 

gebrauchen, welche ihr den inneren Werth gibt. Es darf im grossen Ganzen^ gesagt 
werden, dass Johannes jene Ansicht in der Glosse vertritt, jene Glossen aufnimmt, 
welche die allgemeine oder doch vorwiegende Auffassung der Ganonisten darbieten, 
dass wir deshalb in seiner Glosse im Ganzen die Summe der Ansichten und Auslegungen 
seiner Zeit haben. Hierin liegt ein sachlicher Grund dafür, dass man sich sofort 
ziemlich allgemein an sie hielt. Weil sie aber thatsächlich zu einem Ansehen kam, 
welches fast dem des Textes gleich stand,* und weil die mechanische Weise seit dem 
14. Jahrhundert es bequemer fand, die Glosse zu lesen, als den Text zu studiren, so 
bildet sie unstreitig für die Geschichte und Literatur des canonischen Rechts eine sehr 
wichtige Quelle. 



^ Nicht im Einzelnen. Soll daher erschöpfend vorgegangen werden, so muss die ältere Literatur in Betracht kommen. 
2 Es ist hier nicht der Ort, auf den Werth der Glosse für das geltende Recht einzugehen. Die Bedeutung der Glossatoren 
und Glosse des römischen Rechts hat aber auch auf die des canonischen eingewirkt. 



Denkschriften der phU.-hist. Cl. XXI. Bd. Abbuidl. Ton Nichtmitgliedem. n 



98 JoH. Friedrich R. von Schulte. 



INHALTS-VERZEICHNISS. 



S«ito 

Einleitung. Stand der Sache. Aufgabe 1 

Erstes Capitel. 

Die Handschriften und Ausgaben. 

§. 1. Die benutzten Handsohriften 2 

Vorbemerkung. — A. Innsbrucker S. 3 — B. Münchener I. (Cod. lat. 4505) 8. 9 — C. Wolfen- 
büttler S. 10 — D. Mtinchener II. (Cod. lat. 10244) 8. 12 — K Trierer 8. 21 — F. Prager 8. 22 — 
G. Bamberger 8. 26 — H, Berliner I. 8. 25 — I. Berliner U. 8. 26 — 

§. 2. Die benutzten Ausgaben 26 

Vorbemerkung. 8. 1 — 9. Ausgaben von 1471 bis 1500 8. 27 — 10. Die Pariser von 1505 8. 27 — 
11. Paris 1506 8. 28 — 12. Lyon 1506 8. 29 — 13. Basel 1512 8. 29 — 14. Lyon 1671 8. 29 — 

Zweites GapiteL 

Die Glosse vor Johannes Teutonious. 

A. Allgemeiner Entwicklungsgang der Glosse. 

§. 3. 1. Gestalt und Charakter der Glossen 30 

§. 4. 2. Uebersicht der Glossatoren des Decrete und ihrer Arbeiten . ^ 34 

B. Dieeinzelnen Glossatoren und ihre Glossen. 

§. 5. 1. Johannes Faventinus 40 

§. 6. 2. Rufinus 44 

§. 7. 3. Cardinalis 46 

§. 8. 4. Albertus * 51 

§. 9. 5. Gandulphus 52 

§. 10. 6. Melendus 55 

§. 11. 7. BazianuB 56 

§. 12. 8. Petrus 64 

§. 13. Glossen nicht genau zu bestimmender Verfasser. 9. 8. 10. Eo. 11. N. 12. D. 13. St. 14. 8t 65 

§. 14. 15. Der Apparat des Laurentius Hispanus 68 

Drittes Capitel. 

Der Glossenapparat des Johannes Teutonious. 

§. 15. 1. Seine Quellen 70 

1. Summa des Huguccio. 2. Laurentius. 3. Bazianus. 4. Johannes Faventinus u. s. w. 



Die Glosse zum Decket Obatians von ihren Anfängen bis auf die jüngsten Ausgaben. 99 

Seifte 

§. 16. 2. Charakter des Apparats 73 

Zweck. Inhalt und Art. Textkritik. Stoffeintheiluog. Citate. Werth des Apparats und Bedeutung. 
§. 17. 3. Entstehungszeit 76 

Viertes CapiteL 

Die Glossa ordinaria des Bartholomftus von Bresoia. 

§. 18. 1. Zweck und Charakter 77 

Vorrede. Absicht. Aenderung der Citate. Ergänzungen. Einschaltungen. Benutzung neuerer Schriften. 
Neue Decretalen. Zusätze. Verbesserungen. 

§. 1 9. 2. Die Casus und Divisiones der Ausgaben 82 

.§. 20. 3. Die Zeit der Abfassung 86 

Fünftes Gapitel. 

Die Erweiterung der Glosse seit Bartholomftus. 

§. 21. 1. Guido de Baysio und andere Ergänzer der Glosse 88 

§. 22. 2. Die Gestalt der Glosse in den Ausgaben 91 

§. 23. 3. Die Bedeutung der Glosse fiir die Geschichte des Bechts und der Literatur 95 



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