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Full text of "Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Classe"

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1^ 



DENKSCHRIFTEN 



KAISERLICHEN 



AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 



PHILOSOPHISCH-HISTOEISCHE CLASSE. 



ZWEIÜHDZWANZiaSTER BAND. 



WIEN, 1873. 



IN COMMISSION BEI KAKL ÖEROLD'S SOHN 

Hrnil{ÄNDLKR URS KAIR. AEADEKIE nER WISSENSniAFTEN. 






Druck von Adolf Hokbausen in Wien 

k. k. UnivoniUitN-Uuclulruckcroi. 



INHALT. 



Seite 

Conze: Römische Bildwerke einheimischen Fundorts in Oesterreich 1 

Miklosich: Ueber die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa's II. 21 

* Mussafia: Beitrag zur Kunde der norditalienischen Mundarten im XV. Jahrhunderte 103 

Pfizmaier: Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache 229 






RÖMISCHE BILDWERKE 

EINHEIMISCHEN FUNDORTS IN ÖSTERREICH. 



HERAUSOEOEBEN VON 

ALEXANDER CONZE. 

L HEFT. 



yOSaSLEOT in der SITZüNO am 16. MAI 1872. 



Vorbericht. 

Die Provinzen Österreichs, welche einst zum römischen Reiche gehörten, bewahren 
eine Menge ^von Überresten jener Vorzeit. Mich an dem Studium derselben zu betheili- 
gen, stand bei mir gleich bei der Annahme eines Lehramtes für klassische Archaeologie 
an der Wiener Universität fest. Das hohe k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht 
setzte mich schon im Jahre 1869 in den Stand, hiermit zu beginnen. Ich bereiste damals 
zuerst Steiermark und sah sofort, wie viel nach mannigfachen verdienstvollen Bemühun- 
gen immer noch zu thun sei. Es bildete sich rasch der Plan, diejenigen römischen Bild- 
werke einheimischen Fundortes in Osterreich, welche bisher wissenschaftlicher Benutzung 
nicht hinreichend zugänglich gemacht sind, in guten Zeichnungen oder anderen Auf- 
nahmen zu sammeln, herauszugeben und, soviel wie möglich, zu erklären. Die philosophisch- 
historische Classe der kais. Akademie der Wissenschaften machte es durch Beschluss 
vom 21. Juli 1871 möglich, das Werk zu beginnen. Zuerst wurden in Steiermark etwa 
vierzig Sculpturüberreste gezeichnet. Inzwischen besuchte ich wiederum mit Unterstützung 
des hohen Ministeriums namentlich Dalmatien und wurde hier auf Sculpturen aufmerk- 
sam gemacht, welche hinreichend wichtig erschienen, um sie mit Zurücksetzung alles 
übrigen mir bisher bekannt Gewordenen sofort herauszugeben. Sie bilden dieses erste 
Heft einer Publication, die ebenso heftweise fortgesetzt werden soll. Die Anordnung 
wird sich auch künftig an die Fundorte und, was meistens wenigstens nahezu damit 
zusammenfällt, an die Aufbewahrungsorte halten. Ein zweites und drittes Heft werden 
voraussichtlich auch noch aus den reichen Vorräthen, welche Salona und das Museum 
zu Spalato bieten, schöpfen; die Überreste aus anderen Provinzen werden nachfolgen. 

Ich fasse ausschliesslich die Bildwerke ins Auge. An den römischen Inschriften 
Österreichs ist zumal in letzter Hand durch Th. Mommsen für das Corpus inscriptionum 
latinarum, dessen neuesterschienener Band (V, 1. Berlin 1872) bereits einen Theil der- 
selben enthält, die Hauptarbeit gethan, für den Epigraphiker ein Ausgangspunkt für 
das Weiterarbeiten gesichert. Wie mit den Schlacken, welche alter Bergbau liegen 

DenkiohriftoB der phü.-hiftt. Cl. XXIL Bd. 1 



2 Alexander Conze 

liess, sich oft noch gewinnbringende Ausbeutung vornehmen lässt, so darf der Archaeolog 
getrost, was der Epigraphiker liegen lassen musste, nachträglich aufsammeln, ohne zu 
fürchten, etwas Unnützes zu thun. Auch' dafür wird die epigraphische Arbeit vielfach 
als Vorarbeit sich höchst förderlich erweisen und wiederum werden durch die Bildwerke 
die Zeugnisse der Inschriften in manchen Punkten erst völliger abgerundet werden; 
möge auch an die Arbeit, welche die römischen Architecturreste Österreichs hie und da 
noch erwarten, bald Hand gelegt werden und damit die gesammte Denkmälerwelt von 
Ländern, die in der römischen Kaiserzeit eine hohe Wichtigkeit hatten, immer klarer 
uns vor Augen gestellt werden. 



Die drei Sarkophage, welche auf Tafel I — IV nach Photographien gestochen sind, 
wurden in Salona gefunden und zwar zwei (Taf. I — HI), welche jetzt im Museum zu 
Spalato sich befinden, jedenfalls, der dritte (Taf. IV), welcher sich jetzt in Fiume im 
^ Besitze des Herrn von Ciotta befindet, vielleicht auch, an einer und derselben Stelle 
ausserhalb der nördlichen Ringmauer der alten Stadt, in etwa östlicher Richtung nicht 
weit von der Kapelle S. Doimo entfernt/ 

Als ich im Frühjahre 1871 in (Gesellschaft Dr. W. Bodes Spalato besuchte, beglei- 
tete uns Gymnasialprofessor M. Glaviniii aus Spalato, in dessen Hände der kais. Con- 
servator und Museumsdirector Dr. Fr. Lanza die Fürsorge für Museum und Alterthümer 
namentlich in den Zeiten seiner Abwesenheit von Spalato gelegt hatte, nacli Salona und 
zeigte uns die längst bekannten, sowie einzelne neuerlich gefundene Alterthümer. Dabei 
kamen wir denn auch an jene Stelle in der Nähe der Capelle S. Doimo, wo der grund- 
besitzende Bauer schon vor einigen Jahren, so hiess es, auf drei Marmor-Sarkophage mit 
Sculpturen gestossen war. Nur einer wurde damals bald ganz freigelegt. Eine Zeich- 
nung seiner Sculpturen glaubt Glaviniö an Th. Mommsen geschickt zu haben; sie ist 
jetzt nicht mehr aufzufinden gewesen und leider wusste mir auch Niemand anzugeben, 
welche Darstellung dieser Sarkophag gehabt habe. Als wir den Ort besuchten, war 
dieser Sarkophag bereits gänzlich verschwunden, der Besitzer des Grundstücks inzwischen 
verstorben, weitere Auskunft über den Verbleib des Sarkophages nicht zu erlangen. Es 
ist nur meine Vermuthung, dass der Sarkophag, dessen Trümmer Herr von Ciotta, ohne 
genauer die Stelle angeben zu können, persönlich vor wenigen Jahren von einem Bauer 
in Salona, wo die Stücke erst aus der Erde geholt wurden, ankaufte, um sie dann in 
seinem Garten in Fiume aufzustellen, dieser dritte sonst verschwundene Sarkophag war. 
Dem Bauer wird dann die Steinmasse zu gross gewesen sein, um den Sarkophag ganz 
aus der Erde zu bringen, er wird es ausführbarer gefunden haben, ihn zu zerschlagen 
und stückweise zum Verkaufe hervorzuholen. Die zwei andern Sarkophage fanden wir 
in einer ziemlich grossen, offen gelassenen Grube nur theilweise freigelegt. Von dem 
einen (Taf. I) war der Deckel herabgeworfen, gewiss um nach kostbarem Inhalte zu 
spüren, auch bei dem andern (Taf. H und III), war der Deckel, dessen gewaltiges 
Gewicht nicht mehr erlaubt hatte, wenigstens gehoben. Von der Reliefvorderseite des 
einen Sarkophags (Taf. I) war nur die Ecke links mit den Obertheilen der ersten drei 



^ Vorläufige Nachrichten gab ich in der Zeitschrift für bildende Kunst (VII, 1872, S. 65 f. S. 269 f.). ebensolche Mittheilun- 
gen machte Glavini<5 in der archaeolog^schen Gesellschaft zu Berlin am ö. März d. J., endlich berichtete über den Fund 
aus eigener Anschauung Dumont in der Revue arch^ologique 1872, S. 118 ff. 



BöMISCHK BlLDWKRKE EINHEIMISCHEN FuNDORTS IN ÖsTEKKEICH. 



3 



oder vier Figuren frei. Schnell mehr freizulegen, hinderte der kolossale Sarkophag 
(Taf. II und III), der hart davor stand; doch war es leicht aus dem sichtbaren Stücke 
zu erkennen, dass die Darstellung dem Mythos von Phaedra und Hippolytos angehören 
müsse. Der Marmor erschien weissglänzond, der ganze Zustand des Reliefs , wie sich 
auch weiter bewährt hat, wohlerhalten. Nur der dritte Kopf von links, der beim Aus- 
graben auch vorhanden gewesen war, war inzwischen abgeschlagen und fortgebracht; 
bisher ist es nicht gelungen, ihm wieder auf die Spur zu kommen. Von dem kolossalen 
Sarkophage (Taf. II und III) war bei unserem Besuche nur die eine Schmalseite mit 
dem ,Tode8geniu8* frei. Gleich mehr freizulegen war nicht wohl möglich, auch nicht 
rathsam, wie der abgeschlagene Kopf des Hippolytosreliefs warnend zeigte, wenn doch 
der Sarkophag vorläufig hätte stehen bleiben mtlssen. So blieb uns die Bedeutung dieses 
Sarkophags damals verborgen. 

Nach meiner Rückkehr nach Wien verfügte auf erstatteten Bericht das hohe Mini- 
sterium für Cultus und Unterricht sofort die Geldmittel zum Ankaufe des Hippolytos- 
Sarkophages und zu dessen Transporto in das Museum zu Spalato, dann, als bei völliger 
Freilogung die Vorderseite des Kolossalsarkophags (Taf. II) sichtbar geworden und 
damit der christliche Ursprung und eigenthümlicho Werth desselben sich zu erkennen 
gegeben hatte, ebenfalls die Mittel diesen Sarkophag in gleicher Weise zu bewahren. 
Dr. Rossignoli in Spalato, in dessen Eigen thum die beiden Sarkophage, so wie sie in 
der Erde steckten, schon vor geraumer Zeit übergegangen waren, Hess sich beim An- 
kaufe ftlr das Museum seiner Heimatsstadt dieser zu Liebe entgegenkommend finden; 
Professor Glaviniö war eifriger Vermittler, aber das grösste Verdienst nicht nur der 
in vieler Beziehung schon an sich schwierigen Hebung und des nur sehr mühsam zu be- 
werkstelligenden Transports,* sondern auch der ungeschmälerten Erhaltung der Sarko- 
phage für das Museum gebührt dem an der Spitze einer Abtheilung des k. k. Militärs 
mit der Ausgrabung betrauten Oberlieutenant vom 12. Festungsartillerie-Bataillon Joseph 
Reiter, Commandanten der Bergfestung Klissa. So gingen, nachdem Professor Glaviniö 
vor Bergung des christlichen Sarkophags hatte abreisen müssen, bei Lieutenant Reiters 
Umsicht und Fertigkeit die verschiedenen Hemmnisse ohne dauernden Schaden vorüber, 
mit welchen in fast unbegreiflicher Weise Dr. Fr. Lanza seine Thätigkeit als Museums- 
director zu beschliessen für gut fand. 

Die Stellung, in welcher die beiden Sarkophage sich neben einander befanden, 
gibt folgendes Schema aus dem Ausgrabungsberichte von Glaviniö an: 



E 



A 



Nord 



B 



West . 



IV? 




Ost 



c 



Süd 



D 



Einzelheiten sind mitgetheilt in meinen Nachrichten in der ZeitAchr. fiir bild. Kunst a. a. O. 



4 Alexander Cokze 

• 

ABCD bis auf die Tiefe von 3,75, in einer Länge von 7,07 und einer Breite von 
3,35 Meter ausgegrabener Raum. 

I. Hippolytos-Sarkophag (Taf. I). 

n. m. Christlicher Sarkophag (Taf. U. III). 

IV? Platz des dritten Sarkophags, dessen Überreste vielleicht im Ciottaschen Be- 
sitze in Fiume sich befinden (Taf. IV?). 

EF so weit wurde eine 0,80 Meter dicke, alte Mauer bis zu einer Länge von 19,35 
Meter aufgedeckt; man grub hierbei aber ausserhalb ABCD nur etwa 0,50 Meter tief. 

CD eine zweite alte Mauer. 

a b c drei kleine Sarkophage von einheimischem Stein ohne Bild und Schrift, zwei 
davon in die Mauern EABF und CD vermauert. 

Eine umschliessende Kammer hat sich bei der Ausgrabung nicht gefunden, nur die 
beiden Mauern, von denen ich zumal in Ermangelung eigener Anschauung nicht sagen 
kann, ob sie beide älter oder jünger als die Aufstellung der Sarkophage sind. Mit seiner 
unverzierten Rückseite stand der Hippolytos-Sarkophag, wie das Schema oben zeigt, gegen 
die Mauer EABF, wiederum mit seiner unverzierten Rückseite ziemlich hart gegen die 
Vorderseite des Hippolytossarkophags gestellt, fand sich der christliche Sarkophag. Der 
letztere scheint also später als der erstere an seinen Platz gekommen zu sein. An dem 
christlichen Sarkophage ist die Seite, welche nach Osten stand, wie wir sehen werden, im 
Bildwerke ausgezeichnet, trägt, wie wir ebenfalls sehen werden, Spuren eines lebhafte- 
ren Verkehrs in einer Menge von kleinen Beschädigungen auch gerade auf der ostwärts 
gewandten Seite und beide Sarkophage sind von eben dieser Seite her gewaltsam durch- 
brochen. Sie waren in Folge dessen auch beide leer, nur einige recht gut erhaltene Knochen 
wurden in dem christlichen Sarkophage vorgefunden, der sonst ganz mit feiner Schlammerde 
gefüllt War, bei deren Hinwegräumung das Innere der Länge nach durch eine kaum drei Zoll 
dicke Mauer in zwei Theile, also für zwei Leichen, sich geschieden zeigte. Im Inneren des 
Hippolytos-Sarkophages wurde dagegen eine dunkelfarbige, an den beiden Langseiten von 
Osten nach Westen schräg abwärts verlaufende gemalte Linie bemerkt, die offenbar einer 
westwärts gegen die Füsse hin leise geneigten Legung der Leiche entsprochen haben muss. 

Ich gehe zur Besprechung der einzelnen Sarkophage über. 

Von dem Sarkophage mit der Reliefdarstellung aus dem Mythos der Phaedra und 
des Hippolytos ist auf Tafel I eine Gesammtvorderansicht, ebenso zwei Gesammtseiten- 
ansichten und oben noch ein Mal grösser die Ansicht des H'auptreliefs gegeben. Der 
Sarkophag misst 2.40 Meter in der Länge, 0,94 Meter in der Breite und 1,55 Meter in 
der Höhe,^ ist von weissem grobkörnigen Marmor gearbeitet, das Relief auf der Vorder- 
seite sehr hoch erhaben, die Reliefs seitwärts flach und nur äusserst roh angelegt. Der 
Deckel ist von anderer Marmorart und ebenfalls im Vergleiche mit den Reliefs der 
Vorderseite von sehr schlechter Arbeit. Diese Verschiedenheit der Arbeit geht über das 
gewöhnliche Maass der Verschiedenheit sorgfältiger und minder sorgfältiger Arbeit auf 
Vorder- und Neben- und Rückseiten von Sarkophagen hinaus. Sie ist hier bezeichnend 
für die Entstehungszeit des Sarkophags, die man gewiss bis in den Anfang des vierten 



* Nach den Messangen des interimistischen Directors des Museums in fipaUito OiovanMi Devic. Dumont gibt etwas abwei- 
chende Ziffern. Es genfigt jedenfalls annfihemd genau die Grösse zu kennen. 



Römische Bildwekkk EiNHBiiaflCHEN Fundorts in Osterbsich. 5 

Jahrhunderts n. Chr. hinabsetzen kann/ Die, wie wir bemerkten, spätere Aufstellung 
des christlichen Sarkophags, als schon der Hippolytos-Sarkophag stand, kann sehr wohl 
eine nur wenig spätere sein; beide Sarkophage sind, wie die Besprechung des christlichen 
Sarkophags weiter ergeben muss, zu einander nicht sehr fernliegenden Zeiten gemacht, 
vielleicht nahezu gleichzeitig« Wo sich der Arbeiter bei dem Relief der Vorderseite 
an ein gutes älteres Vorbild mit einiger Bemühung hielt, verräth sich zwar auch immer- 
hin schon in der Technik z« B. der nur gebohrten Haare imd Gewandfalten, in allerlei 
etwas verunglückten Formen, wie z. B. denen des einen Himdes, das gesimkene Können, 
dieses tritt aber in seiner ganzen Nacktheit an den Nebenseiten, wo auf die Nachbil- 
dung eines Musters weniger Sorgfalt verwendet wurde, hervor. Der Deckel kann ausser- 
dem, worauf auch die verschiedene Steinart führt, von ganz anderer Hand sein. Bemer- 
kenswerth ist eine Einzelheit. Die misslungenste Form auf dem Relief der Vorderseite 
ist jedenfalls das linke Vorderbein des Pferdes; das ist ganz einer Art mit dem jämmer- 
lichen rechten Pferdevorderbeine der einen Nebenseite. Und gerade hier lässt sich, wie 
wir sehen werden, wahrscheinlich machen, dass der Arbeiter dieses Pferdebein in seinem 
Muster für das Relief der Vorderseite nicht vorfand, es aus eigenem Vermögen oder 
Unvermögen hinzuthat. Für die in ihrer annähernden Richtigkeit gewiss nicht anzu- 
zweifelnde Zeitbestimmung sind auch noch die kurzen Proportionen der Figuren, ganz 
wie an den Sculpturen der Constantinischen Zeit, in Anschlag zu bringen. Wir werden 
nachweisen können, wie die Composition ursprünglich mit anderen, schlankeren Propor- 
tionen existirte. 

Die. Erhaltung des Sarkophags ist verhältnissmässig gut. Abgesehen von den sehr 
mitgenommenen Deckelfiguren, die aller Wahrscheinlichkeit nach bei allmäliger Ver- 
schüttimg des Sarkophags am längsten über der Erde aller Unbill ausgesetzt blieben, 
sind die stärksten Verletzungen bei der ersten und letzten Beraubung zugefügt, bei der 
ersten, als es dem Inhalte des damals gewiss noch nicht verschütteten Sarkophags galt, 
der Deckel aber zu schwer zu heben war und deshalb auf der einen Nebenseite einge- 
brochen wurde, bei der letzten, als, wie erzählt, der Sarkophag so lange theilweise frei- 
gelegt liegen blieb und der jetzt fehlende Kopf des Vorderreliefs einen Liebhaber fand. 
Sonst sind nur die Gesichter ein wenig Verstössen und die zwei Lanzen, auch der Schwanz 
des einen Hundes, soweit diese Theile rimdherum frei aus dem Marmor herausgearbeitet 
waren, beschädigt, dazu bei der zweiten Figur von rechts die linke Hand imd von 
der rechten Hand die zwei im bekannten Redegestus erhobenen Finger abge- 
brochen. 

Auf dem Deckel sind trotz der argen Verstümmelung imd der Rohheit, mit der 
namentlich die Rückseite der Figuren ganz unbearbeitet gelassen wurde, die beiden mit 
aufgestütztem linken Arme gelagerten Gestalten von Mann und Frau nicht zu verkennen, 
er mit einer Rolle in der Linken, sie mit dem Elranze in der Rechten, den gewohnten 
Abzeichen männlicher und weiblicher Verstorbenen. An den Ecken der Vorderseite des 
Deckels, die sich akroterienartig erheben, ist zu Häupten der Verstorbenen, wie es scheint, 
der bekannte Knabe mit gesenkter Fackel, zu Füssen ein anderer lebhafter bewegter 
Knabe oder Eros angebracht, beide Figürchen jetzt ziemlich verstümmelt. 



Dumont a. a. O. S. 119 ^Le travail est tont an plus da temps des Antonins*. 



ß Alexander Conze 

Das Relief der Hauptseite ist die, wie wir schon betonten, späte und ungeschickte, 
wenn auch bis zu einem gewissen Grade noch mit Sorgfalt gemachte Copie einer Com- 
position, von welcher wir, wie Heydemann^ bereits Gelegenheit genommen hat zu bemerken, 
noch eine zweite Copie auf einem Sarkophage besitzen, der al Ghiarone, der früheren 
Zollstation an der Strasse zwischen Civita vecchia und Livorno, eine halbe Miglie jenseit 
der früheren Grenze des Kirchenstaats in Toskana gefunden, erst der Campanaschen 
Sammlung angehörte, jetzt im Louvre sich befindet. Dieser Pariser Sarkophag ist abge- 
bildet in den Mon. in. dell' inst, di corr. arch. vol. VIII, tav. xxxviii, 1 und von Hugo 
Hinck in den Ann. dell' inst. 1867 S. 115 if. erklärt. Er ist weit besser gearbeitet (,rimarchevole 
per la bontä del lavoro' Hinck) als das neue Exemplar von Salona. Schon die technische 
Herstellung der Haare und der Gewandfalten ist auffallend besser, die vorgebeugte Alte mit 
dem Kopftuche ist wirklich charakteristisch wahr in ihrer Bewegung und Körperbildung, 
wovon auf dem Salonitaner Exemplare unter Mitwirkung eines besonderen, noch näher zu 
erwähnenden Umstandes Nichts geblieben ist. Jener Sarkophag im Louvre ist nach allen 
Diesem vermuthlich reichlich ein Jahrhundert früher entstanden und für die Verschiedenheit 
der Entstehungszeit ist namentlich noch die Verschiedenheit in den Proportionen der Figu- 
ren, von welcher schon die Rede war, beachtenswerth. Das Exemplar im Louvre, das ich 
fortan mit A bezeichne, bewahrt die schlanken spätgriechischen, Lysippischen Proportionen, 
unser Exemplar aus Salona, das ich mit ß bezeichnen will, zeigt an deren Stelle die 
kurzen, plumperen Verhältnisse Constantinischer Monumente wenigstens bei den stehen- 
den Figuren. Hiermit hängt es, wie man leicht sieht, zusammen, dass die beiden sitzen- 
den Figuren auf B die Untersätze unter ihren Sitzen, welche sie auf A haben, verloren 
haben, dabei aber doch in gleicher Kopfhöhe mit den stehenden Figuren geblieben sind. 

Vergleichen wir weiter die beiden vielleicht ein Jahrhundert oder mehr auseinander- 
liegenden Copien, so ergeben sich eine Menge kleiner, aber im Einzelnen unwesentli- 
cher Abweichungen , so in der Gewandung der Figur 1 von links, in dem Spiegel unter 
dem Stuhle der Phaedra auf B, der auf A fehlt, in dem unteren Theile der Gewandung 
der Phaedra, in der Wendung des Pferdekopfes, in der Beschuhung oder dem nackten 
Fusse des Pferdeführers, in der Unbärtigkeit und Bärtigkeit der Figur 2 von rechts, 
der Haltung der linken Hand bei Figur 1 von rechts, um nur Einiges von dem, was 
Heydemann vollständiger aufzählt, beispielsweise anzuführen. Einige solche Kleinig- 
keiten, wie die Form des Stuhles der Phaedra, die des Pferdegeschirrs können auf B 
ziemlich sicher als späterem Geschmack entstammende Umänderungen gelten. Wichtiger 
für die Beurthcilung der beiden Copien und um der Hauptsache, des Rückschlusses auf 
das Original, willen ist etwas Anderes. Der Sarkophag A ist imgewöhnlich kurz, seine 
Höhe verhält sich zur Länge etwa wie 1 zu 2, während bei B das Verhältniss mehr 
wie 1 zu 27}, ist. Hiermit ist es in Verbindung zu bringen, dass auf A sich eine menschliche 
Figur (auf B Figur 4 von links) und auch ein Hund weniger findet, als auf B und dass 
gerade an der Stelle, wo die menschliche Figur auf A fehlt, auch der Oberschenkel der 
Phaedra und der rechte Arm des an ihr Knie gelehnten Eros übermässig verkürzt sind. 
Schon hieran kann man sehen, dass die Figur B 4 von links auf dem directen oder 
indirecten Vorbilde von A auch vorhanden war, aus Raumnoth auf A weggelassen wurde 



> Archaeol. Zeitung 1872, S. IßO f. 



Komische Bildwerke einheimiscuen Fundorts in Österreich. 7 

und dass B, obwohl eine spätere und schlechtere Copie uns hier also die ursprüngliche 
Composition vollständiger erhalten hat. Dafür und dass auch der zweite Hund auf IJ 
dem Originale gehörte, spricht noch Eins: der Arbeiter von B war nicht im Stande, so 
Etwas hinzuzusetzen. Der eine auf A auch vorhandene Hund ist ihm sogar beim ein- 
fachen Copiren arg missglückt und früher machte ich schon darauf aufmerksam, wie er 
sein Unvermögen, selbst Etwas zu bilden, in dem linken Pferdevorderbeine mehr als 
nur verräth. Ich mache jetzt erst dafür, dass er dieses Pferdebein in seinem Vorbilde 
vermuthlich nicht sah, geltend, dass es auch auf A fehlt. Die bei verschiedenen Wie- 
derholungen einer Composition auf Sarkophagen mehrfach sich einstellende und nicht 
immer ganz leicht zu beantwortende Frage, ob in der Erscheinung, dass dem einen 
Exemplare Figuren fehlen, welche ein anderes Exemplar aufweist, eine Auslassung auf 
der einen oder ein Zusatz auf der anderen Seite vorliege, ist hier aus der Individualität 
der beiden Copien ganz bestimmt zu beantworten. Bei A drängte die ungewöhnliche 
Kürze des Sarkophags, vielleicht nur durch einen Marmorblock, der verwerthet werden 
sollte, veranlasst, zur Kürzung der Composition, und wir sehen sogar noch obendrein die 
Fuge des Ausschnittes und der Zusammenrückung an der Verunstaltung der Phaedra 
und des Eros; bei B dagegen macht die, wie in der ganzen Arbeit, so in dem eigenen 
Zusätze des Pferdebeines auf das stärkste documentirte Unfähigkeit des Arbeiters die 
Annahme eigenen Zusatzes von Figuren, welche um Nichts schlechter sind als die übri- 
gen, unmöglich. Dieses Resultat lässt sich endlich noch durch eine Prüfung der Kunst- 
form der gesammten Composition, wie sie auf B und wie sie dagegen auf A erscheint, 
als richtig erproben. Die Composition zerfällt in drei Theile, die Handlung in drei 
Scenen; in jedem Theile, wie in jeder Scene dominirt eine Figur. Im Schema der so 
getheilten Composition ist die auf A fehlende, auf B vorhandene weibliche Figur ein 
wesentliches Stück, ihr Fehlen zerstört die unverkennbar im Geiste der besten derarti- 
gen antiken Compositionen geordnete Responsion der Formen, welche ich, um viele 
Worte zu sparen, in folgende Zeichen zu fassen suche, bei deren Erwägung man noch 
auf manche weder in Worte noch in Zeichen zu fassende Feinheiten der in sich wirk- 
lich sehr vollendet durchgebildeten Composition, die wie ein regelmässiges und doch 
höchst frei bewegtes Ornament aus lebenden Gestalten zusammengesetzt ist, aufmerksam 
werden wird. 



Der Beurtheilung sind endlich noch die durch Zerstörung hervorgerufenen Ver- 
schiedenheiten von A und B zu unterwerfen. Hier ist nur ein Punkt von Bedeutung, 
über das Übrige ist kurz hinwegzugehen. B Figur 1 von links ergänzt durch den erhal- 
tenen Kopf in aber auch ohne Das nicht zweifelhafter Weise, zumal da hier dieselbe 
Gruppe auf anderen, übrigens ganz anders componirten Phaedra-Sarkophagen noch hin- 
zukommt, den verlorenen Kopf von A Figur 1 von links. A Figur 3 von links ergänzt 
dagegen in aber wiederum auch ohne Das imzweifelhafter Weise den verlorenen Kopf 
und linken Unterarm derselben Figur auf B. In ähnlich einfachster Weise kommen sich 
die Figuren 2 und 3 von rechts ' auf A und B in ihrem verschiedenen Zustande der 
Erhaltung zu Hilfe, ohne dass diese Hilfe von besonderem Werthe wäre. Figur 2 von 
rechts hat sowohl auf A, als auch auf B die beiden ausgestreckten Finger der rechten 
Hand eingebüsst; durch ihre Ergänzung ergibt sich der spätgriechische und römische 



8 Alexander Conze 

Redegestus.^ Der bedeutendere Punkt, auf den ich vorher gleich hinwies, findet sich 
in der Mittelgruppe, an der Figur des Hippolytos selbst. Dessen rechter Arm ist auf B 
erhalten und hält vor der Brust das aus einigen Bildwerken der Hippolytos-Sage auch 
sonst bekannte' Diptychon, den Brief, in welchem ein Liebesgeständniss der Phaedra 
dem Hippolytos durch die Amme überbracht sein muss. Man begreift, dass gerade die 
Bildwerke diese Wendung der Überreichung eines Briefes statt mündlicher, sogar un- 
befugter Mittheilung der Liebesnoth durch die Amme gern aufnahmen, wenn auch 
eine Zartheit im Charakter der Phaedra, wie sie bei Euripides' ihre Liebe nicht geste- 
hen, ja erst nicht einmal aussprechen will, dadurch verwischt wird. Für die bildende 
Kunst, zumal wie sie im späteren Alterthume nach einer gewissen Handgreiflichkeit der 
Situationen strebt, war sonst die durch die Amme mit oder ohne Auftrag von einer 
Dritten überbrachte Botschaft nicht leicht auszudrücken, während die Alte mit dem Briefe 
sofort als Zwischenträgerin unverkennbar gemacht ist. Es liegt am nächsten, und so 
entscheidet sich Heydemann, auch hier, wie in den übrigen angeführten Fällen, wo 
erhaltene Theile auf B verlorene auf A und umgekehrt uns ersetzen, den abgebrochenen 
Arm des Hippolytos auf A nach dem , erhaltenen auf B in der Haltung und mit dem 
Diptychon in der Hand zu ergänzen und diesen Zug dann auch dem gemeinsamen Ori- 
ginale zuzuschreiben, doch fällt es bei dieser Annahme sehr auf, dass auf A auf der 
Brust des Hippolytos dann nicht irgend eine Spur des abgebrochenen Armes und Dipty- 
chons geblieben wäre. Ich entscheide mich deshalb dafür, dass Hinck, auch nachdem 
jetzt das Salonitaner Exemplar B auf den ersten Blick für etwas Anderes zu sprechen 
scheint, Recht behält, wenn er auf A den rechten abgebrochenen Arm des Hippolytos 
herabgestreckt und mit einer leisen Bewegung abwehrender Verwunderung der Hand, 
die kein Diptychon hielt, ergänzt. Wenn wir sonst also in dem, wenn auch jüngeren 
und schlechteren Exemplare B die bessere Bewahrung der Originalcomposition erkann- 
ten, so bildet das Diptychon in der Hand des Hippolytos als eine B eigenthümliche 
jüngere Umänderung und Zuthat davon eine Ausnahme. So entstand hier auch die Häss- 
lichkeit der vier aneinander gereihten Unterarme erst auf B, die der ursprünglichen 
Composition nicht zuzutrauen ist. Bis hierher habe ich es verspart, von einer sehr hand- 
greiflichen, noch weiteren Verschiedenheit zwischen den Figuren des Hippolytos und der 
Amme auf A und dagegen auf B zu sprechen. Die gefällige und lebendige Seitwärts- 
wendung des Kopfes beim Hippolytos auf A ist auf B einem starren Gradeaussehen, 
die eine zuredende Alte so gut charakterisirende Vorbeugung mit zurückgestelltem Ell- 
bogen bei der Amme auf A ist einer ausdruckslos steifen Gradeaufrichtimg des Körpers 
derselben auf B gewichen. Hier kann gar keine Frage mehr sein, dass die Veränderung 
des Ursprünglichen auf Seite von B ist. Wir können aber noch dazu ganz bestimmt 
angeben, wodurch diese Umänderung herbeigeführt, was mit ihr beabsichtigt und erreicht 
wurde. Die Scene zwischen Hippolytos und der Amme ist gründlich durch die Ver- 
änderung auf B verdorben, dafür ist das Paar aber mit seiner Bewegung in diejenige 



^ Apulejus metam. 11, 21 daobus infimis conclusis digitis ceteros eminiis porrig^t. Die zahlreichsten Beispiele liefern die 
anteritalischen Vasenbilder. 

2 O. Jahn archaeol. Beitr. S. 310 f. 

^ Bei Eclripides kommt die Schreibtafcl in gane anderem Zusammenbange vor. Phaedra hinterlässt im Tode die Anklage 
gegen Hippolytos in einer Schreibtafel. Eine durchgehende directe Beziehung zur Euripideischen Tragödie ist in dem Sarko- 
phag-Relief nicht bemerkbar. 



Römische Bildwerke eikueimischem Fundorts in Osterkbicu. 9 

Gruppirung gebracht, welche gegen das vierte Jahrhundert hin für die Bilder eines ver- 
storbenen Paares typisch geworden war. Wie allgemein üblicli dieser Typos des von 
vorn gesehenen Mannes, der links vom Beschauer sich zu ihm wendenden und die rechte 
Hand an seinen rechten Ellbogen legenden Frau, beide am häufigsten als Brustbilder 
in Medailloneinfassung gesetzt, um diese Zeit geworden war, darauf kann ich mich wohl 
einfach als auf etwas Bekanntes berufen. Man mache ihn sich, wenn nöthig, durch 
einen Blick etwa auf die ältest christlichen Sarkophage in Bosio's Werke lebendig, wie 
er zur Entstehungszeit des Salonitaner Sarkophages einem Jeden aus alltäglicher An- 
schauung lebendig sein musste, und man wird sofort sehen, wie Hippolytos und die Amme 
diesem Typus zu Liebe aus der auf A bewahrten Gestalt die Veränderung, wie sie auf 
B erscheint, erleiden mussten. In der That tragen denn auch ihre Köpfe und zwar auf 
dem ganzen Relief nur ihre^ Köpfe deutliche Portraitzüge, er eines frischen, wohlbeleib- 
ten jungen Mannes, sie deutlich einer alten Frau.^ Ersetzt nicht auch das Diptychon 
in seiner Hand die gewöhnliche, dem Manne in den erwähnten typischen Gruppen in 
die Hand gegebene Schriftrolle? ^ 

Bei diesem ganzen aus Sarkophagreliefs ja längst hinreichend bekannten Verfahren 
des Einschwärzens von Portraitbildern in die mythischen Scenen werden diese letzteren 
nur wie zu einer Redewendung zierlicher Einkleidung der Ehre des Verstorbenen. Einen 
jungen Verstorbenen als einen zweiten Hippolytos zu preisen, musste ja leicht passend 
erscheinen; auf den ursprünglichen Sinn der weiteren Darstellung legte man sichtlich 
wenig Gewicht, wenn man das Bild der getreuen, sei es (xattin oder, wie es hier eher aus- 
sieht, Mutter, an die Stelle der kupplerischen Amme setzen Hess. 

Wir haben hiermit die beiden Sarkophagreliefs A und B auf ihr gemeinsames Ori- 
ginal hin und auf die Abweichungen, die von diesem bei beiden vorliegen, geprüft. 
Dieses Original unterscheidet sich als eine mit variirter Symmetrie in sich geschlossen 
durchgebildete Composition von den Reliefs aller übrigen bisher bekannten Phaedrasar- 
kophage,* die olme eine solche künstlerische Gesammtdurchbildung der Composition 
meist nur, wie erzählend, eine Reihe von Scenen des mythischen Vorgangs nebeneinander 
setzen, während der wiederum der Composition seines Reliefs nach alleinstehende Sar- 
kophag aus Salonichi*^ nur in zwei Bildern die liebegetroffene Phaedra und den im Waid- 
werk lebenden Hippolytos einander gegenüberstellt. Von den drei Gruppen der Com- 
position, welche wir in dem jetzt Pariser (A) und dem jetzt Spalatiner (B) Exemplare 
besitzen, wiederholt sich nur eine, diese aber den Hauptzügen nach so übereinstimmend 
auch auf den meisten übrigen Sarkophagen, dass für diese eine Gruppe wiederum nach 
der gemeinsamen Quelle gesucht werden muss. Es ist die Gruppe der zu einer Dienerin 
sich zurückwendend dasitzenden Phaedra, an deren Knien Eros lehnt. Es wird bei erneuter 
umfassender Behandlung sämmtlicher Kunstwerke aus der Phaedrasage, die ich hier 



' Heydemann meint a. a. O. S. Itil, alle Köpfe gäben mehr oder weniger Portraits wieder, am meisten die Gesichter des 
Hippolytos nnd der Kinderwfirterin, welche ihm sogar Familienähnlichkeit zu haben schienen. 

3 Die Vorderansicht auf unserer Tafel macht das nicht deutlich, wol aber eine Ansicht des Kopfes mehr schräg von rechts. 

3 Auf dem christlichen Sarkophage bei de Rossi Hall, di archeol. christ. 1866, 8. 64 hält der Mann ein Diptychon statt der 
gewöhnlich vorkommenden Rolle. 

* O. Jahn archaeol. Beitr. 8. 300 flf. Hinck Annali 18G7, S. 110. 

^ Erst jüngst richtig erklärt von Heydemann archaeol. Zeitung 1872, S. 157 f. Ein Fragment einer Replik befindet sich 
im grossherzoglichen Museum zu Weimar. 
Denk>chrift€>n der phil.-hist. Cl. XXII. Bd. 2 



10 Alexander Comze 

nicht untemekmen darf, zu prüfen sein, ob diese Gruppe nicht ursprünglich für sich als 
Gemälde entstand, für dessen Gesammtcharakter die Analogien in Pompeji z. B. unter 
den Adonisbildem sich finden. Dass die Sculptur in römischer Zeit malerische so 
gut wie plastische Vorbilder aufnahm und verarbeitete, wird ja beständig deut- 
licher. 

Für die Erklärung der ganzen dreitheiligen Barstellung darf das, was Hinck über 
A ausführlicher dargelegt hat, auch für B gelten; in dem Hauptpunkte dient dabei die 
durch B gebotene klarere Einsicht in die vollständigere Form der Composition als 
festere Stütze. 

Die erste der drei Abtheilungen, welche ich oben in schematischen Zeichen genau 
getrennt habe, stellt Phaedra unter ihren Frauen im Gemache dar. Der seelische Aus- 
druck des Liebesschmerzes ist in den Nachbildungen, wie sie uns vorliegen, ziemlich 
verloren gegangen. Eine Dienerin, zu der sie sich zurückwendet, und Eros, der an 
ihren Knien lehnt, reden ihr zu. Zwei andere Dienerinnen scheinen sich untereinander über 
das Unheil zu unterreden. Nur auf B liegt das Putzgeräth eines Spiegels unter dem 
Stuhle, wo auf anderen Reliefs, die, wie gesagt, diese erste Scene auch zeigen, der 
Arbeitskorb steht. Das Gemach ist in üblicher Weise durch einen Vorhang im Hinter- 
grunde bezeichnet, der auf A wie auf B noch über die Amme der folgenden Scene 
hinausreicht. 

Wenn gleich nicht wie jene erste Scene auch formell, so doch materiell kehrt 
die zweite, mittlere Scene, der Antrag, den die Amme dem Hippolytos macht, 
dessen Gefährten eben den Aufbruch zur Jagd rüsten, wie auf A und B auf ande- 
ren Sarkophagen wieder und bietet der Erklärung daher um so weniger Schwie- 
rigkeit. 

Weder formell noch materiell kehrt dagegen auf anderen Darstellungen, als in der 
durch A und B vertretenen Composition deren dritter Theil wieder, Theseus, dem eine 
traurige Botschaft gebracht wird, mit seinen Hausgenossen, Pädagog und Wärterin mit 
einem Kinde auf dem Arme, die sich darüber unterhalten. Es ist sichtlich, dass der 
Urheber der Composition zu der Gruppe der Phaedra unter ihren Frauen, welche er fertig 
anderswoher entnahm, diese Scene der Botschaft an Theseus als Gegenglied der Com- 
position hinzu erfand. Das Kind auf dem Arme der Wärterin soll gewiss, wie Hinck 
annimmt, eines der Phaedra sein, und bringt so den rührenden Zug der im Conflicte 
der Leidenschaft durchblickenden Mutterliebe, der auch bei Euripides nicht fehlt, in 
Erinnerung; formell entspricht das Kind, wie ich im Schema andeutete, dem Eros der 
Gegengruppe, etwa, um an ein Grösseres zu erinnern, wie der Eros auf der einen Seite 
der Göttergruppe des Parthenon-Frieses die Nike auf der andern aufwiegt. Was wird 
dem Theseus verkündet? Hinck sagt, der Tod des Hippolytos. Das Bildwerk selbst 
giebt keine bestimmte Antwort; aber dass der Künstler den in der Überlieferung des 
Mythos gebotenen, wenn auch sonst für bildliche Darstellung gerade nicht geeigne- 
ten und gesuchten Moment, welchen Hinck annimmt, benutzte, um seinen Haupt- 
zweck der Abrundung der Composition zu erreichen , ist allerdings das Wahrschein- 
lichste. 

Auf der einen Schmalseite des Sarkophags von Salona, linker Hand, anstossend an 
die Phaedra der Vorderseite, ist ein sitzender bärtiger Mann dargestellt, der in der 



Römische Bildwerke einheimibchsn Fundorts in Österreich. 1 1 

linken Hand eine geöflEhete Schriftrolle vor sich hin hält. Er gleicht in den wenigen 
Hauptzügen, in denen er überhaupt nur ausgearbeitet ist, so sehr dem Theseus der Vor- 
derseite, dass, wie schon Glaviniö, Heydemann und Dumont annahmen, eine Reminiszenz 
des Theseus, der im Briefe, welchen Phaedra im Tode hinterliess, die Anklage gegen 
Hippolytos liest, also entsprechend der euripideischen Scene, hier zu erkennen sein 
dürfte. 

Auf der entgegengesetzten Schmalseite ist wiederum nur ganz aus dem Rohen ein 
stehender junger Mann, welcher sein Pferd am Zügel hält, ausgehauen. Seine Chlamys 
fällt über den linken Arm, die linke Hand hält den Speer, wie wir es bei dem Hippo- 
lytos im Hauptrelief sehen, und der mag dann auch von den vorher genannten drei 
Gelehrten mit Recht hier vorausgesetzt sein, nicht in einer bestimmten Handlung, son- 
dern mit der Verallgemeinerung, welche auf den Nebenseiten von Sarkopliagen nicht 
beispiellos ist, als rüstiger, reisiger Mann überhaupt. 

Neben diesem Sarkophage, dessen Bildwerk weit zurück in den vollen Traditionen 
des hellenischen Mythos wurzelt, stand der grosse cliristliche Sarkophag, wie ich bemerkte, 
wohl später hingestellt, doch schwerlich durch eine lange Zeit von dem ersteren geschie- 
den. Stilistische, technische Eigenthümlichkeit wies bei dem Hippolytos-Sarkophage gegen 
die konstantinische Zeit hin und die moralische Geschichte vom Hippolytos gehörte ja 
oflfenbar zu denen, welche wie das Sirenenabenteuer des Odysseus* im Bilde auch selbst 
vor christlichen Augen bestehen konnten. 

Es triflft sich, dass noch ein Mal gerade ein Bildwerk aus der Hippolytos-Sage , da 
in einer Deckenmalerei, nahe bei ältestchristlichen und andrerseits bei Denkzeichen des 
mit dem Christenthume eine Zeit lang ringenden Mithras-Cultus sich vorgefunden hat."^ 
Es geschah das bei der Aufdeckung der älteren Unterbauten unter der Kirche S. de- 
mente auf dem Esquilin in Rom. An ein römisches Gemach, in dem an der Decke das 
Hippolytos-Bild noch kenntlich geblieben war, anstossend, fand man da einerseits die 
älteste Clemenskirche, andererseits ein Mithras-Heiligthum. Christen und Mithrasdiener 
wechselten hier allem Anscheine nach bei den Wechselfällen der Duldung und Verfol- 
gung der christlichen Lehre den Besitz. 

Den neuen christlichen Sarkophag von Salona zeigt unsere Tafel II in der Vorder- 
ansicht, Tafel III in seinen beiden Seitenansichten. Das Material ist weisser Marmor. 
Er misst 2,44 Meter in der Länge, 1,34 Meter in der Breite und 2,38 Meter in der 
gesammten Höhe.*** 

Die Art der Arbeit unterscheidet sich wesentlich von der des Hippolytos-Sarkophaga. 
Sie ist gleichmässiger, ohne den grellen Gegensatz leidlich gut copirten älteren Vorbil- 
des und äussersten Sichgehenlassens in den Nebendingen. Es ist mehr ganz die Kunst 
der Entstehungszeit des Sarkophags selbst und zwar mit Aufwand und Bemühung, dabei 
nicht ohne Geschick zur Anwendung gebracht. Einzelne Hauptformen beruhen auch 
dabei freilich auf unveränderter älterer Tradition, die beiden Statuenbilder der Lang- 
seite, die Grabesthür und die Figur des ,Todesgenius' auf den zwei Schmalseiten. Der 



' De Rossi Roma sotterranen I, S. 344 f. 

2 De Rossi Bnll. di archeol. christ. 1870, S. 15i. 

'^ Auch hier gebe ich die Maasse nach den Messungen von Devic, während Damonts Angaben ein wenig abweichen. 



*}* 



1 2 Alexander Conzk 

architektonisclie Theil spielt in den Zierformen eine grosse Rolle. Die Sorgfalt der Aus- 
führung reicht übrigens nur, soweit der Sarkophag gesehen werden sollte. Die Rückseite 
blieb ganz leer, auf der Nebenseite links, die bei der Auffindung westwärts gerichtet 
war, zeigt das Bildwerk eine gewisse Leerheit im Vergleiche zur gegenüberstehenden 
Schmalseite und zur Langseite, auch ist das Ornament der Fussgliederung hier nur um 
die Ecke herum bis eben über die Mitte ausgeführt. Das Bild der Grabesthür auf der 
gegenüberstehenden Schmalseite macht diese schon allein zu einer Hauptseite und, dass 
der Sarkopag auch wirklich so stand, wie er im Bildwerke und in der Ausführung be- 
rechnet erscheint, sieht man sehr deutlich an der verschiedenen Erhaltung, namentlich 
der beiden Schmalseiten; die mit dem Bilde der Grabesthür ist wie vom Verkehre ab- 
gerieben, weniger muss schon die Langseite, am wenigsten die andere Schmalseite all- 
täglichen kleinen Beschädigungen ausgesetzt gewesen sein. Endlich ist dann auch von 
der der Aufstellung nach offenbar zugänglichsten Seite und zwar von derselben, wie 
am nebenstehenden Hippolytos-Sarkophage, von Plünderern der Sarkophag durchbrochen. 
Der Deckel muss, wie beim Hippolytos-Sarkophage bei allmäliger Verschtlttung der 
Steinsärge am längsten frei geblieben sein, da er höher herausstand, als der Deckel 
jenes Nachbar-Sarkophags, noch länger als jener, und ist daher bis zur grossesten Un- 
kenntlichkeit verstümmelt. 

Der Sarkophag diente nach Grösse und innerer Einrichtung, wie schon Anfangs 
erwähnt wurde, für zwei Personen, Mann und Frau. Dieselben waren auf dem Deckel 
in gewohnter Weise liegend dargestellt; wie auf dem Deckel des Hippolytos- Sar- 
kophags erkennt man in der rechten Hand der Frau noch den Kranz. Ausserdem 
erscheinen die Bilder der beiden Verstorbenen noch einmal im Relief der Lang- 
seite. 

Die Fläche der Langseite ist in Relief reich architektonisch gegliedert und verziert. 
Alles in korinthisch-römischen Formen. Zwei in Windungen kannelirte Ecksäulen, denen 
auf den rückwärts gekehrten Ecken zwei senkrecht kannelirte Pilaster entsprechen, und 
die mit ihrem hohen Untersatze auf bunt ornamentirter Fussgliederung ruhen, tragen den 
zierlichen Architrav und das Gesims, auf dem der gewaltige Deckel mit hoch ansteigen- 
dem Giebel und massigen Eckakroterien aufliegt. Die Mitte der Langseite nimmt ein 
Einbau mit Bogenüberwölbung und Giebeldach ein, den zwei Säulchen von gleicher 
Form wie die Ecksäulen tragen. Auf den Eckakroterien dieses Mitteleinbaues sitzen zwei 
Pfauen, welche Guirlanden im Schnabel halten, die andererseits am Firstakroterion be- 
festigt sind. An besonders ausgezeichneter Stelle unter diesem Einbau ist ein bärtiger* 
Hirt dargestellt, mit Schuhen imd Gamaschen, Untergewand und Mantel, mit der Tasche 
an der linken Seite, welcher in eiliger Bewegung ein Schaf auf seinen Schultern fort- 
trägt. Jederseits steht neben ihm noch ein Schaf und hinter demselben je ein Baum; 
es scheinen Eichbäume zu sein. Mit dieser allbekannten Darstellung des guten Hirten, 
des Lieblingstypus der altchristlichen Kunst,* den Constantin in seiner Hauptstadt öffent- 
lich auf einem Brunnen errichten Hess, ist dem Sarkophag der unzweideutige Stempel 



1 Meistens ist der ,gute Hirt* unbfirtig. Einige Beispiele bärtiger Bildung bei Munter Sinnbilder und Kunstvorstellungen der 

alten Christen Taf. 2, 85. 41. 
3 Die Ableitung aus einem heidnischen Typus kann als abgethan gelten. De Rossi Roma sotterranea I« S. H47. 



BöMiscHE Bildwerke eikheimischek Fundorts in Österbeich. 13 

christliehen Ursprungs aufgedrückt. Zur altchristlichen Bildersprache gehören sclion seit 
dem dritten Jahrhundert* auch die Pfauen.'* 

Jederseits inmitten zwischen dem Mittelbau mit dem guten Hirten und den Ecksäulen 
ist im Reliefabbilde die Statue eines der beiden verstorbenen und im Sarkophage be- 
stattet gewesenen Eheleute dargestellt. Rückwärts hinter jeder dieser beiden Figuren 
ist eine wieder von Säulen getragene Bogennische angegeben. Um die beiden Statuen 
der Verstorbenen drängt sich eine grosse Anzahl sichtlich lebend gedachter, kleinerer 
Figuren verschiedenen Lebensalters. 

Sehr bestimmt wäre es abzuweisen, wollte man anstatt der beiden Eheleute* etwa 
Maria mit dem Jesuskinde und ihr gegenüber vielleicht Joseph dargestellt glauben. 
Diese Personen der heiligen Geschichte kommen schon ip christlichen Bildwerken vor, die 
älter sind als dieser Sarkophag, aber eine solche Gleichstellung des Joseph mit Maria, wie 
sie hier sich ergeben würde, ist für jene Zeit ebenso unwahrscheinlich, wie ein Joseph, 
der doch kein Schriftgelehrter war, mit einer Rolle in der Hand und gar, wie es hier 
vorhanden ist, einem ganzen Rollenbündel neben sich. Ich berufe mich hierfür gern 
auf ein Wort G. B. de Rossi's, der wie nicht leicht ein Zweiter das in Betracht kom- 
mende Material beherrscht. De Rossi sagt vom Joseph in der altchristlichen Kunst:* 
,non ricordo avergli giammai veduto in mano il volume' und demgemäss erklärt er mit 
einleuchtender Auseinandersetzung gegen Padre Garrucci in einem Wandgemälde im 
Coemeterium der Priscilla den Mann neben der Mutter mit dem Kinde, welcher eine 
Rolle hält und nach dem Sterne in der Höhe hinweist, nicht für Joseph, sondern für 
einen Propheten, etwa Jesaias, den Verkünder der Jungfrauengeburt und des Sterns. 
Auf dem Salonitaner Sarkophage sprechen ausserdem zu allem Überfluss die unverkenn- 
baren Portraitzüge von Mann und Frau gegen jede andere Deutung der beiden statuarisch 
aufgestellten Figuren, als auf ein verstorbenes Ehepaar. Der Verstorbene macht, wie 
so oft auf spätrömischen, namentlich auch altchristlichen Sarkophagen, mit der rechten 
Hand den Redegestus mit vorgestreckten zwei Fingern, der, wie die eben so häufige Schrift- 
rolle, die bestimmte, als ursprünglich freilich vorauszusetzende Bedeutung rhetorisch-lite- 
rarischer Bildung längst gewiss nicht mehr in jedem einzelnen Falle hatte. Die Frau 
hält ein Kindchen im Arme; man würde glauben, sie reiche ihm die Brust, wenn die 
nicht vom Gewände bedeckt wäre. Die Portraits der Verstorbenen sind auf altchrist- 
lichen Sarkophagen nicht ungewöhnlich, meistens sind sie als Brustbilder in ein Medaillon 
gefasst, in die Mitte der Sarkophagseiten gesetzt; einmaP aber befindet sich am nächsten 
der Anordnung des Salonitaner Sarkophags inmitten der Langseite das Bild des guten 
Hirten und gegen die beiden Enden hin ist die Frau mit einem Musikinstrumente 
von Angehörigen umgeben, gegenüber der Mann auch in Gesellschaft sitzend dar- 
gestellt. 



^ De Rossi Ballettino di archeologia christ. 1S67, p. 81. Auf dem Sarkophage der Constantia Aringhi II, 69. 

2 Bosio Roma sotterranea S. 642. f. Munter Sinnbilder and Kunstvorstellnngen der alten Christen S. 91 f. n. zxvi. 

3 Die in Zara erscheinende Zeitnng n Nazionale vom 10. Augast 1872 (nam. 64 supplemento) bringt eine keiner ansdrücklichen 
Widerlegung bedürftige Erklärung von Lanza, nach welcher anstatt des Verstorbenen eine allegorische Darstellung des Glaubens, 
anstatt der Verstorbenen eine gleiche Andeutung der Liebe, in dem guten Hirten endlich die Hoffnung zu erkennen sein solL 

« Bull di archeol. christ. 1865, S. 26. 

^ Munter Sinnbilder der alten Christen Taf. 3, 61 nach Bottari I, p. 122. 



14 Alexander Conze 

Eigenthümlich ist auf dem neuen Sarkophage aber das Gedränge kleinerer Ge- 
stalten um die beiden Statuen her. Es kann nicht zufällig sein, dass auf Seiten der 
Frau nur Kinder, auf Seiten des Mannes dagegen Personen ganz verschiedenen Lebens- 
alters und diese viel zahlreicher sich befinden. Auf Seiten der Frau sind im Ganzen 
vierzehn ältere und jüngere Kinder, wie es scheint, sechs Mädcljien und acht Knaben, 
zu zählen, auf Seiten des Mannes im Ganzen gerade noch ein Mal so viel, vierzehn männ- 
lichen und vierzehn weiblichen Geschlechtes. Auch kann es nicht zufällig sein, dass 
die Personen zu beiden Seiten, sowohl des Mannes als auch der Frau, nach dem Ge- 
schlechte geschieden sind, zur Linken der Frau die Knaben, zu ihrer Rechten die Mäd- 
chen, gerade umgekehrt beim Manne. Diese Scheidung nach dem Geschlechte ist auch 
bei den Figuren zu beiden Seiten der Grabesthür im Relief der Hauptschmalseite beob- 
achtet. 

Fragt man, wer diese zahlreichen kleinen Gestalten sind, so liegt die Erinnerung 
an die spätgriechischen Grabreliefs,^ ohne dass man dabei an einen directen Zusammen- 
hang zu denken braucht, nahe, auf welchen solche im Vergleiche zu den Gestalten der 
Verstorbenen sehr klein gehaltene, auch oft ziemlich zahlreiche Hinterbliebene sich 
jenen adorirend nähern. Ich selie in der That keine andere Möglichkeit, als auch hier 
auf dem christlichen Sarkophage die kleinen Gestalten als Hinterbliebene, irgendwelche 
Angehörige zu deuten, deren grosse Zahl zwar an die Familie allein zu denken kaum 
erlaubt. Passender scheint es mir etwa Catechumenen dargestellt zu glauben, deren 
Lehrer der Verstorbene vielleicht als Inhaber eines xarr^xrpscoc SiSaoxaXslov, wie einmal 
Origines, gewesen sein könnte. Die Attribute der Schriftrollen möchten dann bei ihm 
nicht bedeutungslos wirklich einen /.oyKOTato^ dvT^p* bezeichnen. Dass hierbei auch der 
Frau sich eine Schaar, aber nur von Kindern, anschliesst, wäre wohl erklärlich. 

Ist das richtig, so sehen wir inmitten am Ehrenplatze unter dem Giebeldache in 
einem Räume ganz für sich im Freien unter Bäumen den guten Hirten, das Symbol 
Christi, allein erscheinen. Erst ausserhalb dieses Allerheiligsten beginnt das Gedränge 
der in der Cella Memoriae, wo die Standbilder der Verstorbenen stehen, zum Gebete 
sich vereinenden Schüler, ganz wie es bei den jährlichen christlichen Todtenfeiern ge- 
schah. Hierbei sind die Geschlechter, wie der Ritus beim Gottesdienste schon früh es 
verlangte,' gesondert. Ob auch die nicht selten bedeutungsvolle Siebenzahl in der Doppe- 
lung und Vervierfachung bestimmter zu erklären ist, überlasse ich, wie die noch schär- 
fere und begründetere Entscheidung über die Bedeutung der Versammlung um die 
Verstorbenen, Solchen, die bewanderter in den Verhältnissen der ersten christlichen 
Jahrhunderte sind, als ich. 

Die Bildwerke der Schmalseiten des Sarkophags gehören nicht, wie der gute Hirt 
auf der Langseite, der rein christlichen Formensprache an; es sind im Gebrauche für 
griechisch-römische Grabmäler ausgebildete Andeutungen von Grab und Tod, die in 
solcher ganz allgemein menschlichen Bezüglichkeit von den Christen als durchaus unan- 
stössig am leichtesten beibehalten werden konnten. 



^ Pervauoglu das Familienmahl auf altgriechischen Grabsteinen (Leipzig 1872) S. 15, n. 7; S. 16, n. 8. 10; 8. 18, n. 15. 16 

n. 8. w. 
2 Eine Persönlichkeit etwa wie ,Flaviu8 Magnas v. c. rhetor Urbia aetemae, praeceptor fraudis ignarus et intra breve 

tempns universae patriciae soboli lectns magist^r' (de Rossi Ball, di arclieologia christ. 1863, p. 14 ff.). 
' Angusti Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archaeologie XI, S. 392 f. 



Komische Bildwebkb einheimischen Fundorts in Österreich. 15 

Auf der Hauptschmalseite, welche, wie wir sahen, jetzt oben durchbrochen ist, auch 
sonst als zugänglichste Seite des Sarkophags am meisten Beschädigung erlitten hat, nimmt 
eine zweiflügelige Thür mit einem Löwenkopfe, diesem alten, gewiss längst in seiner 
Bedeutung verblassten Amulete, in jeder ihrer vier Füllungen^ den grossesten Raum ein. 
Obenauf sitzen, wie auf dem Giebel über dem guten Hirten, zwei Pfauen, die, wie dort, 
Guirlanden in den Schnäbeln halten; der eine ist beim Durchbrechen der Seitenwand 
ganz zerstört. Eine meistens geschlossen dargestellte Thür ist die kurze Andeutung der 
Grabkammer und des mit ihr in der Sprache auch der Grabschriften sich vermischen- 
den Hauses des Hades, Thalamos der Persephone. Schon homerisch ist die Formel irüXat 
'AtSao, auch in der AYendung s/^pöc 6|i(bc 'AfSao tzoItqqi^. Beispiele des Bildes einer 
Thür als Grabeszier sind von Urlichs da angeführt (Reisen und Forschungen I, S. 45. 52), 
wo er das von den Einwohnern sogenannte Logdri, eine grosse bei Delphi in die Fels- 
wand gemeisselte scheinbare Thür, auch das Abzeichen eines Grabes bespricht. Häufig 
sind solche Thüren auf den Vorderseiten römischer Cinerare, auch etruskischer Aschen- 
kisten. Auf einigen Cineraren ist die Thür halb geöffnet und Hermes, der Seelenführer, 
tritt aus ihr hervor oder Siegesgöttinnen öffnen sie. Je üblicher die Formel war, desto 
weniger kann es auffallen, sie auf einem christlichen Sarkophage ganz wie die Rede- 
formel TZoXoLi ''AiSoü in den christlichen Urkunden* weiter angewandt zu finden. Neben 
dieser Thür stehen, also neben dem Grabmale gedacht, fünf Personen, einerseits eine 
Frau und ein kleines Mädchen, andererseits zwei Männer und ein kleiner Knabe. Sie 
beten alle fünf mit offenen gehobenen Händen nach altchristlichem Ritus, die weiblichen 
Figuren mit beiden Händen, die männlichen, so scheint es, nur mit einer, der rechten 
Hand. Die zahlreichen, um die Bilder der Verstorbenen geschaarten Gestalten der 
Vorderseite des Sarkophags machen eine solche betende Bewegung mit einigen 
wenigen auch nicht einmal ganz deutlichen Ausnahmen nicht. In diesen fünf Ge- 
stalten der Schmalseite wird man vielleicht die Familie der Verstorbenen vermuthen 
dürfen. 

Auf der entgegengesetzten Schmalseite des Sarkophags, also, wie wir sahen, an 
wenig auf Beschauung berechneter Stelle steht unter einer Bogenwölbung mit Giebel- 
dach das in spätrömischer Zeit immer gangbarer gewordene Bild der Todesruhe, der 
Flügelknabe mit gesenkter Fackel. Die sämmtlichen Eroten der hellenistisch-römischen 
Kunst, für welche man bei inmier mehr sich verflüchtigender Bedeutsamkeit keinen recht 
zutreffenden klassischen Namen mehr findet, so dass die Nothhilfe der modernen Bezeichnung 
als Genien fast entschuldbar ist, sind als völlige a8id<popa in den altchristlichen Bild- 
werken ganz an der Tagesordnung. Wir finden sie besonders häufig die Inschrifttafel 
des Sarkophags haltend oder das Medaillon mit den Bildern der Verstorbenen, hin und 
wieder als spielende Andeutungen der Jahreszeiten und so endlich auch einige Male^ 
in dieser bedeutsameren Form als Bild der Todesruhe. 

Wir kommen zur Frage der Entstehungszeit des Sarkophags. Als ein sehr bestimm- 
ter terminus post quem lässt sich sofort der beginnende, Frieden der Kirche unter Con- 



i Dnmont a. a. O. 6. 120 J^s panneaux de cette porte dessinent une croix.' Gewiss unrichtig', obwohl Lanza in dem angefüll- 
ten Zeitung^ufsatze es ebenfalls annimmt. 

2 Et. Matth. 16, 18 und danach z. B. bei Origines (Enseb. bist. eccl. VI, 25, 8) und so fort gebrjiuchiich geblieben bis zu 
Rlopstock^s ,Pforten des Abgrunds^ und überall sonst noch heute. 

3 Z. B. de Rossi Roma sotterranea I, tav. XXXI, 4. 



Ig Alexander Conze 

ßtantin, namentlich das Jahr des Toloranzedictes des Gonstantin und Licinius 312 n. Chr. 
ansetzen. Hätte sich das Chrlstenthum auch wohl früher schon mit solcher Ostentation, 
wie hier zeigen dürfen, so hätte ein solch' hervorragendes Werk bei Salona die Diokle- 
tianische Drangzeit schwerlich überstanden. Dazu würde man ohnehin den Formen nach 
mit dem Sarkophage kaum erheblich vor das 4. Jahrhundert hinaufrücken wollen. So 
weit ich Anhaltspunkte zur Vergleichung habe finden und benutzen können, spricht 
nun aber andererseits Nichts dafür, den Sarkophag erheblich weiter und bis in das 
5. Jahrhundert hinabzudatiren. Gesammtcharakter und P^inzelheiten von Architektur und 
Bildwerk bewahrt noch sehr stark rein römischen Geschmack, die Architekturformen sind 
mit denen der von de ßossi ^ ilberzeugend dem 4. Jahrhundert zugewiesenen Basilica del 
salvatore bei Spoleto sehr verwandt, die ornamentalen Details des Sarkophags finden 
sich z. B. auf einem in den Gonstantins-Bogen verbauten, also sogar vorconstantinischen 
Baustücke^ wieder, die gewundenen Säulen kommen auf Sarkophagen, die man wenig- 
stens ohne Widerspruch dem 4. Jahrhundert zuzuschreiben pflegt,^ vor. Neben den rein 
römischen Formeln der Grabesthür, des Eros mit gewendeter Fackel, fällt die sehr gute 
Tradition in den Statuen der beiden Verstorbenen, ferner trotz einigen Ungeschicks die 
Lebendigkeit in der Figur des guten Hirten und in den zwar nicht gut gerathenen Figuren 
der Gatechumenen, wenn wir sie einmal so nennen dürfen, ins Gewicht. Das Beten der männ- 
lichen Gestalten auf der Hauptschmalseite mit nur einer Hand, wenn das wirklich so 
vorhanden ist, würde auch in Betracht kommen.* Darin liegen lauter Gründe, sich bei 
der Zeitbestimmung nicht allzuweit von der, wie gesagt, frühestmöglichen Zeit, dem 
Jahre 312 n. Ghr., zu entfernen. In solchem Sinne schreibe ich den Sarkophag also 
dem 4. Jahrhunderte zu. Bei Vorlage der Photographien in der Berliner archaeologi- 
schen Gesellschaft haben Strack und Adler vielmehr das 5. Jahrhundert als Entstehungs- 
zeit annehmen wollen.'* Ich muss erwarten, diese Datirung mit irgend welchen zutreffen- 
den Vergleichen gestützt zu sehen. Für eine nicht allzu späte Entstehungszeit ist auch 
immerhin das nahe Zusammenstehen mit dem freilich wohl etwas früher hingesetzten 
Hippolytos-Sarkophage, so wie, wenn ich recht vermuthe, mit dem trefflichen Jagd-Sar- 
kophage (Taf. IV) mit in Anschlag zu bringen. 

Zu bedauern ist, dass keine Inschrift Etwas über die Persönlichkeit des Paares 
bietet, das nach seinem Tode mit diesem stattlichen, wie triumphirenden Denkmale ge- 
ehrt wurde, nachdem es bei Lebzeiten vermuthlich noch die den Ghristen schwere Hand 
Diokletians gefühlt hatte. In Salona bildete sich früh ein bedeutender Mittelpunkt 
der christlichen Kirche. Manches monumentale Zeugniss dafür ist schon vor der Aus- 
grabung des Sarkophags zum Vorschein gekommen, besonders im Norden der alten Stadt, 
wo ausserhalb ihrer Mauern in dem Namen des Gapellchens des S. Doimo eine sehr 
alte christliche Erinnerung bewahrt wird. Das wichtigste bis jetzt durch Ausgrabung 
nachgewiesene christliche Gebäude liegt auch im Norden, aber innerhalb der Mauern, 
das Baptisterium mit dem nach der Ausgrabung leider der Zerstörung verfallenen 



1 Ballettino di archeologia christiana 1871, tav. X, p. 135. 

2 De Rossi Bnlletino di archeolo^'a christiana 1863, p. 58. 

3 Ich nenne nur den Sarkophag in 8. Francesco zu Perugia, ,iino dei migliori e piü antichi sarcofagi christiani del secolo 
quarto* (de Rossi Bull, di archeologia christiana 1871, tav. VIII, p. 127), 

* Vergl. de Rossi Bull, di archeologia Christ. 1866, p. 47. 

^ Ich entnehme das aus der Vossischen Zeitung 29. März 1872 und ans der archaeol. Zeitung 1872, 8. 42. 



RöMisrHE Bildwerke einheimischen Fundorts in Österreich. 1 7 

Mosaikboden, in welchem zu dem Bildwerke zweier trinkenden Hirsche das Psalmenwort 
beigeschrieben war, ,sicut cervus desiderat ad fontes aquarum, ita desiderat anima mea 
ad te Deus.' Nach dem Anscheine der umherliegenden Architektur-Triünmer muss ich 
fast vermuthen, dass südlich von diesem Baptisterium ein anderes grösseres Gebäude 
christlicher Zeit, vielleicht die, wie schon Lanza^ betonte, in der Nähe des Baptisteriums 
vorauszusetzende Episkopalkirche von Salona durch Ausgrabung noch bestimmter nach- 
zuweisen sein dürfte. Unweit dieser Gegend ausserhalb der Mauer liegt der Fundort 
unserer Sarkophage; auch schon früher stiess man hier auf christliche Grabstätten.* Ganz 
kürzlich ist nahe ausserlialb der Mauer und auf dem rechten Ufer des Rinnsals, welches 
auf dem Plane bei Lanza^ von Norden in die Stadt herein und beim Theater vorbei- 
fliessend angegeben ist, eine ganze Reihe von sechzehn Sarkophagen freigelegt, die alle 
kein Bildwerk, deren einige aber christliche Inschriften* tragen. Endlich befindet sich, 
gewiss aus Salona herrührend, aber ohne dass ein bestimmter Fundort bekannt wäre, 
bei den Franziskanern in Spalato ein christlicher Sarkophag mit dem Durchzuge des 
Moses durch das rothe Meer.* 

Salona wird ohne Zweifel bei fortgesetzter Fürsorge mehr und mehr Denkmäler 
liefern, mit denen es in dem Orbe Christiane monumentale, zu dem de Rossi die Idee 
angeregt und einen Grundstein gelegt hat, seinen Platz mit Ehren ausfüllen wird. Auch 
unter der Menge der zusammenzustellenden Werke wird der neue Sarkophag nicht leicht 
unbedeutend erscheinen. 

Es bleibt uns jetzt noch der Sarkophag zu besprechen, dessen Fragmente im Garten 
des Herrn von Ciotta in Fiume sich befinden. Die Abbildung auf Tafel IV gibt leider 
lauter Schrägansichten der Reliefstücke. Weil diese jetzt zusammenhanglos an einem 
schmalen Gartenwege eingemauert sind, war es dem Photographen vermuthlich nicht 
möglich, für rechtwinklig auf die Reliefs genommene Ansichten den Standpunkt zu ge- 
winnen, und an die mir zur Verfügung gestellten Photographien war wiederum der Stecher 
gebunden. Den ursprünglichen Zusammenhang der Fragmente habe ich durch beige- 
setzte Buchstaben, die sich an der beigefügten Grundriss-Skizze des Sarkophags wieder- 
holen, deutlich gemacht und durch die punktirten Pfeile die Richtung imgefähr ange- 
deutet, von der aus die einzelnen Fragmente photographirt und danach auf unsere Tafel 
gebracht werden mussten. 

Dass der Sarkophag in Salona gefunden ist, steht fest, dass er dort mit dem christ- 
lichen und dem Hippolytos-Sarkophage zusammen stand, vermuthete ich. Seine Erhal- 
tung war sichtlich eine vortreffliche, als er wieder zum Vorscheine kam; dann erst muss 
er zerschlagen sein. Bei der von mir gegebenen Wiederanordnung der Stücke, bleibt 
nur unsicher, ob das Fragment B auf die Vorderseite oder auf die eine Schmalseite ge- 
hört. Dass das Fragment C und ebenso ein kleines an A bei b anstossendes Eckstück 
der Rückseite des Sarkophags angehören, erkennt man sofort an der flacheren Haltung 



^ Monnmenti Salonitani inediti Vienna 1856, S. 19, während aaf S. 30 andere Überreste bei S. Doimo mit ihr ohne Wahr- 

Rcheinlichkeit in Zusammenhang gebracht werden. 
2 Lanza monum. Salon, ined. S. 30. 
^ Ann. deir inst. 1849, tav. d*agg. K. Mon. Salon, ined. Taf. I. Auch auf dem Plane von Joannes Baptista Camozsinus bei 

Farlati niyricum sacrom I, zu 8. 276. 

* Dumont revue arch^ol. 1872, S. 122 flf. nnd in den jetzt im Drucke begriffenen Addendis zum C. J. L. vol. III. 

* Jahrbuch der k. k. Central-Commission z. Erf. u. Erb. der Baudenkm. 1861, Taf. XVIII. 

OenkschriftM der pkil.-liiat. Cl. XXII. Bd. 3 



18 Alexander Conze 

und der weniger ausgeführten Behandlung des dennoch nicht zur Rohheit der Neben- 
seiten des Hippolytos-Sarkophags herabsinkenden Reliefs. 

Der Sarkophag ist von weissem Marmor gearbeitet und mass in der Breite (Frag- 
ment A) 0,85 Meter, in der Höhe ohne den nicht mehr vorhandenen Deckel 0,96 Meter. 
Das Längenmaass lässt sich nicht mehr angeben. Das Fragment B misst in der grosse- 
sten erhaltenen Länge etwa 0,83, in der grossesten erhaltenen Höhe etwa 0,70 Meter, 
das Fragment C am oberen Rande 1,13 in der Länge und in der grossesten erhaltenen 
Höhe etwa 0,68 Meter. 

Die Fussgliederung des Sarkophags umgibt ein Eichenkranz, eine Hohlkehle mit 
Akanthos-Omamönt ist als obere Einfassung an einzelnen Stellen auf der Nebenseite A 
übor und zwischen den Köpfen der Figuren des Reliefs angegeben; auf der vorderen 
Langseite und, wenn Fragment B etwa dahin geliört, auf der anderen Schmalseite ist 
hiervon Nichts mehr nachweisbar. Der obere Rand der Rückseite (C) ist, wie üblich, 
ganz sclilicht gehalten. 

Das Reliefs-Bildwerk umgab, wie namentlich die erhaltene Ecke a zeigt, ohne tek- 
tonische Unterbrechung und wenigstens an den vorderen Ecken ganz zusammenhängend 
die vier Seiten des Sarkophags. Dargestellt sind, und zwar mit besonderer Lust und 
Fülle, Jagdscenen.^ dieser Lieblings-Gegenstand spätgriechischer Grabreliefs und römischer 
Sarkopliag-Sculpturen. * 

Der vorderen Langseite war die von Alters her immer als besondere Hauptjagdthat 
geltende Eberjagd zugewiesen. Erhalten ist der im Felsgeklüft gekauerte, vorn zur Ab- 
wehr aufgerichtete Eber, dem aber schon ein Jagdspiess der bekannten Form in der 
Seite steckt, und den ein Hund am Kopfe fassen will. Der vermuthlich zu Fuss dem 
Thiere zunächst gegenüberstehende Jäger ist ganz verloren, von einem Berittenen nur 
noch ein Rest des Pferdekopfes geblieben. Über dem Felsrande — auch eine häufig wie- 
derkehrende Anordnung des Bildwerkes — holen zwei Jäger zu Speerwurf und Bogenschuss* 
aus-, bei dem vorderen, dem Speerwerfer, läuft über die gegürtete und an der rechten. 
Schulter gelöste Tunica auf der Brust ein Schwertriemen hin-, der hintere, welcher als 
Bogenschütz durch die Bewegung hinreichend kenntlich ist, trägt übor der gegürteten 
Tunica noch ein der griechischen Chlamys entsprechendes Mäntelchen. Hinter diesem 
steht ein grossblättriger Baum, ein kleinerer Busch wächst am Felsen hinter dem 
Eber. 

Auf dem Fragmente B, mag es nun auf die Lang- oder auf die Schmalseite des 
Sarkophags gehören, sind zwei doch wohl vor dem ¥A>er zur Flucht gewandte, aber mit 
Geberde und Ruf rückwärts gekehrte Reiter noch erhalten, deren Tracht bei beiden 
wesentlich dieselbe ist. Unter- und Obergewand, Stiefel, einmal ein Schwertriemen; 
dem einen Pferde ist ein Löwenfell als Sattel umgeknüpft. Wie diese Reiter blickt ein 
zwischen und hinter ihnen sichtbarer Fussgänger rückwärts, der einen Speer in der 
linken Hand hält. Unten befinden sich zwei Hunde, ein langhaariger, der sich zum 
Angriffe stellt, ein anderer, der sich zu lecken sclieint. Über dem hinteren Reiter ist 
eine Baumkrone nur theilweise erhalten. 



* Stephan! coinpte-rendu de la comin. arcb* de 8t. Peterabourg 1867, S. 52 — 161. 
2 Stephan! a. a. O. S. Cl f. 



Römische Bildwbbke EmHEiifiscHEN Fundorts in Österreich. 19 

Ein vereinzelter Rest einer der beiden auf der Grundriss-Skizze des Sarkophags mit 
ß? bezeichneten Seiten ist der auch auf unserer Tafel nicht ausgelassene Hundekopf. 

Ein nach rechts schreitender, nach links sich umblickender Jäger in gegürteter 
Tunica, mit Mantel und Stiefeln, mit dem Schwerte an der linken Seite, der mit dem 
rechten Arme einen jetzt abgebrochenen Gegenstand, vielleicht eine Keule, geschultert 
hielt, bildet den Übergang (Ecke a) von der vorderen Langseite mit der Eberjagd zu 
der Schmalseite, welche sich durch besonderen Reichthum der Bildwerke auszeichnet 
und deshalb vielleicht nicht zufällig beim Zerschlagen des Sarkophages zum Zwecke 
des Verkaufs am besten behandelt wurde; nur einzelne, besonders frei heraustretende Stücke, 
auch die obere Ecke b fehlen, wie unsere Abbildung zeigt. Diese zeigt auch die schon 
oben erwähnte Andeutung einer oberen Einrahmung durch eine Hohlkehle mit Akanthos- 
blättern. Der Wald, in dem die Jagd vor sich geht, ist durch kleineres Unterholz, links 
oben durch einen Obstbaum, auf dem ein Vogel sitzt, rechts oben durch einen Eich- 
baum veranschaulicht. Die Jagd gilt hier besonders einem um seiner Schnelligkeit willen 
schwierig zu erreichenden Wilde, den ,ibices pernicitatis mirandae quamquam onerato 
capite vastis comibus gladiorum cou vaginis'.^ Jetzt kommen diese Thiere bekanntlich 
nur noch in abgelegenen Bergwinkeln, wie auf Samothrake, vor, müssen aber im Alter- 
thume auch nach dem Zeugnisse der Bildwerke noch etwas häufiger gewesen sein. Auf 
sprengendem Pferde, dem wieder ein Löwenfell übergeknüpft ist, ist ein junger Mann 
mit lockigem Haar, in der Tunica und im Mantel, dargestellt, welcher eben mit dem 
Speere einen auf der Flucht von zwei zottigen Rüden verfolgten und in den Hinterbeinen 
gefassten Steinbock trifft. Unter diesem läuft ein Junges, ein anderer alter Steinbock 
liegt schon erlegt am Boden. Über den fliehenden Steinbock hin sieht man einen Hirsch 
auf der Flucht und neben dem Pferde des Reiters ist noch ein Jäger zu Fuss in halb- ' 
gelöster Tunica und mit einem Speere in der linken Hand zugegen. 

Von der Rückseite des Sarkophags ist, wie gesagt, das Mittelstück C und dazu die 
Ecke rechts, welche an die Schmalseite A stösst, erhalten. Ein Jäger zu Pferde, in 
heroischer Nacktheit, nur mit der Chlamys und Stiefeln bekleidet, schleudert den Speer 
auf ein fliehendes Thier. Zwei Landleute, der eine bärtig und mit der Exomis beklei- 
det, beide mit einem Hute auf dem Kopfe und mit dem Lagobolon* bewaffnet, sind dem 
Reiter zunächst. Ganz vorn ist, mit Tunica, Mantel und Stiefeln bekleidet, noch ein 
Bogenschütz, hinten ein anderer Mann in Unter- und Obergewand und mit einem Stabe, 
der die Hunde zu hetzen scheint, deren drei auf liastiger Verfolgung sichtbar sind. Unter 
dem fliehenden Thiere, das schon von einem Geschoss getroffen ist, läuft vorauf dem 
vordersten Hunde ein Junges.^ Zwei Bäume fehlen auch hier nicht, einer davon eine 
Fichte. 



» Plin. nat. bist. VIII, '214 Detlefsen. Andere Beispiele des Vorkommens von Steinböcken in römischen Jagddarstellungen bei 
Stephani a. a. O. 8. U«, Anra. 1, S. 134, n. 22, S. 135, n. 27, 8. 138, Anm. 1 und 8. 146. Unter diesen Beispielen ver- 
dient das Relief im heutigen Dome von Spalato (Lanza deir antico palazzo di Diocleziano in Spalato. Trieste 1855. Taf. VII 
oben rechts), wahrscheinlich, wie dem Vernehmen nach Adler demnächst begründen wird, dem Mausoleum Diokletians, hier 
besondere Erwähnung. 

2 Stephani a a. O. 8. 67 ff. 

'•» Dieses Endstück der Rückseite hat auf unserer Tafel nur in unbestimmter Andeutung gegeben werden können, da die Pho- 
tographie nicht mehr zeigte. 

3* 



20 Alkxandkb Conzb UOMiHCiifi Bildwerke einheijiiscuen FuNi>oiiTs in Österreich. 

Der Ciottasche Sarkophag würde, wenn ihn nicht nach seiner Auffindung die be- 
jammemswerthe Zerstörung getroffen hätte, durch Fülle und Lebendigkeit in Erfindung 
und Ausführung den besten Sarkophagen mit Jagdbildem zur Seite treten, wenn auch 
in seinen mit malerischer Darstellung wetteifernden Reliefs z. B. bei den Pferden hie 
und da das volle Gelingen fehlt. Man wird diesen Sarkophag, auch wenn er wirklich 
neben dem christlichen und dem Hippolytos-Sarkophage stand, doch für älter als diese 
zu halten geneigt sein/ 



1 Kurz vor der Correctur des Drucks geht mir noch folgende Mittheiluog von Glaviuic zu: J)ie Fragmente des Sarkophage« 
Ciotta scheinen mir doch nicht zu dem Sarkophage zu gehören, dessen Zeichnung ich an Mommsen schickte, da auf diesem 
meiner Erinnerung nach nur wenige Figuren sich befanden imd, wenn ich nicht irre, inmitten ein Bogen ähnlich wie auf 
dem christlichen Sarkophage. Doch könnten die Ciottascheii Fragmente ron einem vierten Sarkophage herrühren, dessen 
Auffindung an gleicher SUAle mit den dreien, von welchen bisher nur die Bede war, mir jetzt ein Kiteigenthümer des Grund- 
stücks Namens Kiemann versichert. Kiemann will denselben an einen Marmorhändler verkauft haben, welcher ihn nachher 
in Stücken nach auswärt« verhandelt hätte/ 



D.'nkx.^irin.'ii J.k.Aküd 



i.xxn.Hd.itiii. 



' römindif Bildwerk? pinhei 



nciihirKHhrii d.k.AhiH.d.Wiir, 



.n.XXD.Bd.lBTI. 



Hildwcricp pinhi-tm, >\inilnrrH 



I)pnk'>FhHrtrii d.V.Akaa d Wi-, 



-.ri.xxö.Bd.iaJi. 



i-r.iiiisdu- BilrtwHTkf fiiilii'iiri. Kiimliirls in IPi'yl.'irciih. 



Di'nkni'hrirti'ii <l.k.AktiiL<l .U'i>^.'i-nki1i. philo« .-hi>'i<>r.n.\XrL . Kd. I 



ÜBER DIE 



MÜNDARTEN UND DIE WANDERUNGEN 



j 



DER 



ZIGEUNER EUROPAS. IL 

VON 

D' FRANZ MIELOSICH, 

WIMKL. MITOLIEDK DRR KAlb. AKAUKMIK DKR WISSENSCHAFTEN. 



VORGELEGT IN DER SITZUNG AM Sl. FEBRUAR 1872. 



Beiträge zur Grammatik und zum Lexicon der Zigeunermundarten. 

Krötes Capitel. 
Beitr&ge zur Orammatik der Zigetmermundarteii. 

Dieses Capitel behandelt I. den Übergang des m in v. II. Die Verba frequenta- 
tiva. III. Die auf dem griech. Aorist und dem zig. Praesens und Perfectum beruhenden 
Verbalbildungen. IV. Die Bildung des Participium Praeteriti. V. Die Bildung und Be- 
deutung des Imperfectum, Perfectum und Plusquamperfectum. VI. Das aind. SuflPix tana- 
tna. VIL Die Bedeutung des Instrumentals. VIII. Die subjectlosen Sätze. 

I. Übergang des m in v. 

Nach Paspati 87, 94. hat sich bei den türkischen Zigeunern die Personalendung m 
in der I. sing, praes. nur in isom sum und in kamcü^na volo erhalten. Die rumunischen 
Zigeuner haben, wenn Vaillant's Angaben verlässlich sind, eine grössere Anzahl von durch 
m statt V gebildeten Verbalformen bewahrt: histriom j'oublie; hurliom je hurle, das 
Bedenken erregt; osagom je pr6vois: osag prövoyance; pagiom je casse; ro6m. je pa- 
tiente: rob esclave, patient; sudrom je me refroidis-, äukerom je fais du bien; telearom 
je soumets: tele en dessous. Bei den russischen Zigeunern findet man Böhtl. 14. dcinoni, 
richtig diinom, ich weiss, und perejacom ich höre auf, nach dem russ. perestanu aus dem 
Praefix pere und jac: adav ich bleibe Puch., deren o im Munde der russischen Zigeuner 
jedoch ein Praeteritum vermuthen lässt, so dass diinom für diindjom^ dzinjoni (bei Vaill. 
1 10 fanlim) stünde und adom sich aus aciljom^ acijom^ acjom entwickelt hätte. Vergl. Pott, 
Zeitschrift der d. morgenl. Gesellschaft 7. 395. Ich selbst habe diam eo, kam edo neben 
diav eo, heUav sedeo, dav do, dianav scio, possum gehört. Dass die syrischen Zigeuner 



22 Franz Miklosich. 

mi bewahrt haben, wissen wir von Pott, Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache: 
dzärai (jdmi) I go, ävami I come, stijLmi I am 1. 180. Seitdem hat Pasp. 116. 120. 121. 
122. 125. 167. 180. 222. 225. 282. 389. 465. 571. 576. aus der Sprache der asiatischen 
Zigeuner eine grössere Anzahl solcher Formen mitgetheilt: bihemi je crains; cinemi, cinSrn 
je coupe; ddmiy demi je donne; dzdmi je vais; dzandmi, dzanäm neben dzanemi je connais; 
enSmi j'apporte-, kardmij kerdrai je fais; khdmi je mange; Ä:m/m j'achßte-, rovSm je pleure; 
tmdmi je trais; vaMm je frappe und vehirim je bats; veädmi je m'assieds. Hinsichtlich der 
Verwandlung des m in v vergleiche man javine demain mit aind. jämini Nacht Pasp. 
588; hiv neben viv und vif neige 577, span.y/ft^m. mit aind. hima; nav, naf nom 384. mit 
pers. näm und aind. näman; phuv, pfuv, puv, pu, püv 427. terre, span. pu m. mit hindust. 
bhüm und aind. bhümi; tuv 522. tabac mit hindust. dhüm und aind. dhftma; vendy 
vent hiver 574. ivendy javent, span. oben Borr. mit aind. hemanta; gav village 237, span. 
galt m. mit aind. gräma, im Päli gäma u. s. w. Pott 1. 92. Asc. Zig. .83. Vom Über- 
gange des m in V gibt es zahlreiche Beispiele im Kurmängi-Dialekt der Kurdensprache, 
worüber Fr. Müller, Sitzungsberichte XLVI. 452, gehandelt hat. 

II. Verba frequentativa. 

Das Suffix av bildet in der Sprache der türkischen Zigeuner causativa: arak-ava 
finden, arak-av-ava finden machen; bes-ava sitzen, beä-av-ava setzen ; dar-ava fürchten, 
dar-av-ava schrecken; per-ava fallen, per-av-ava fallen machen; pi-ava (pijava) trinken, 
pi-av-ava (pijavava) tränken u. s. w. Paspati 83. Dieselbe Function hat das Suffix ava in 
der Sprache der ungrischen Zigeuner: davavä adatok; mangavä k6retek; pAerar^l jaratok; 
sovavd altatok Born. 107. Dagegen bildet dasselbe Suffix in dem Idiom der mährisch- 
böhmischen Zigeuner frequentativa: die oben angeführten verba ^crat^a^a und pijavava: 
perdvav und pijdvav bedeuten hier nicht fallen machen und tränken, sondern zu fallen 
und zu trinken pflegen; kriiovav faulen, krnovdvav zu faulen pflegen; londjdrav salzen, 
londjardvav zu salzen pflegen Puch. 16. So sind auch zu deuten akarel, akaravel^ in der 
I. sing, akarav, akaravav seufzen Wrat. 155; asel^ asavel lachen Wrat. 142: vergl. asa- 
vdva lachen machen Pasp. 144; bicel, 6/cai;e/ schicken Wrat. 152: vergl. bicavdva schicken 
Pasp. 181, der bemerkt, dass die dem bicavava zu Grunde liegende Form fehlt; calely 
cilavel sich rühren Wrat. 151: vergl. calavdva schlagen Pasp. 525: die primäre Form 
öalava fehlt; dav, davav geben Wrat. 87: davava fehlt bei Pasp. 203, geben lassen wird 
durch diniardva ausgedrückt; chadzAva^ chadzeväva brennen Lieb. 130; kerel^ kheravel 
machen Wrat. 144: vergl. Pasp. 281, keravdva fehlt, machen lassen lieisst kerghid kerdvq; 
lidzav führen, lidzavav tragen Wrat. 96; mukel, mnkavel zulassen Wrat. 168: Pasp. 369 
hat nur mukdva; patiel (paCel), patiavel trauen Wrat. 160: vergl. pakiava Pasp. 399; 
pharel, pharavel spalten Wrat. 156: vergl. paravava ohne ein parava Pasp. 408; sikely 
sikavel neben sikervel zeigen Wrat. 167: vergl. sikava zeigen, sikavava zeigen lassen 
Pasp. 477. Man vergl. rakkeräva und rakkerväva für rakkeraväva reden: Pasp. 579 hat 
nur vrakerava; tasar und tasabar to choak, suffocate. ahogar span. Borr.: vergl. tasava suffo- 
quer, tasavava faire suffoquer Pasp. 506. Dass wir es hier mit einem Slavismus zu thun 
haben, ist klar: der in allen übrigen Dingen von seiner Umgebung sich absondernde, jeder 
Einwirkung auf ihn widerstehende Zigeuner fühlte mitten unter einem slavischen Volke 
das Bedürfniss, die Iteration durch Verbalformen auszudrücken, und verwandte dazu ein 



Über die Mundabtes und die Wakderunoek der Zigeuner Europa'S. ii, 23 

von Haus aus einem anderen Zwecke dienendes Suffix, welches lautlich die zigeunerische 
Verbalform der slavischen sehr nahe brachte: zig. pijavavaj eech. ptßvdvd^n. Pott 1. 417. 
Man beachte, dass in den aus Ungern stammenden Märchen pMravlahi Müller 173. im Ge- 
gensatze zu phirnahi 166. als frequentativum aufgefasst werden muss, und dass nach 
Puchmayer 50. die böhmischen Zigeuner neben nstav ich stehe auf ^tMavav ich wecke 
auf kennen. Iterative Bedeutung haben nach Puch. 15. auch einige die dem av vorher- 
gehende Sylbe er, in verlängernde Verbalformen: datidSrav beissen; fadinav frieren. 
Dass die Darstellung, nach welcher av causalia bildet, richtig ist, zeigt das hindusta- 
nische i^ol-vänä gehen machen neben col-nä gehen, in dessen v Bopp 3. 311. das p 
der causalia wie giv-äp-4jä-mi erkennt. Hier möge bemerkt werden, dass bei den russi- 
schen Zigeunern die Verba durch Praefixirung, wie im slavischen, perfectiv werden: 
me pro'trddava ich werde jagen-, za4idcava ich werde bringen zanesu Böhtl. 20. 26. 

III. Auf dem griecli. Aorist und dem zig. Praesens und Ferfectum beruhende 

Verbalbildungen. 

Das bulgarische armasam ich traue (Braut und Bräutigam) ist dadurch entstanden, 
dass an den Aorist des griech. dp|JLdC(o das Verbalsuffix a und die Personalendung mB 
gefügt wurde: arma-s-a-m. Nach diesem Vorbilde ist auch bulg. jadosam ich erzürne 
gebildet: jad-o-s (jad'B-os, wie sosam von a(6v(o) -a-m. Vergl. albanische Forschungen 
III. 4. Nach demselben Principe entstehen rumunische Verba: mirosi d. i. mir-o-s-i von 
{XL>pa)V(o. Aber auch in der Sprache der türk. und rumun. Zigeuner begegnen wir solchen 
Verbalbildungen, jedoch mit dem Unterschiede, dass in der letzteren an die Aoristform 
das Verbalsuffix ar tritt: harosaro für barosarao^ das bei Paspati barosardva lauten würde, 
je vante, eig. ich mache gross, jXcYa/^^vco, ngriech. (JLSYCtXcovo), von baro gross, daher 
bar-Chs-ar-ao, neben barisaro allonger Vaill. 87. So sind auch folgende Verba zu er- 
klären: molisardva, partic. molisardöy prier Pasp. 206. 366; gatisaro pr6parer: gatisar londii 
prepare la salade Vaill. 71. gatisar o pat fais le lit 58: gati; girpisaro j'assure: girpi 
sür; golisaro je vide: gol vide, nu; grabisaro je häte: graba häte; gresisaro je fais erreur: 
asl. gre§iti: greäisardem j'ai fait erreur 58; hiotasaro jeter les hauts cris: hiot haut cri; 
hulisaro je diffame: /mZ/ diffamation; kirpisaro je ravaude: Ä/r/?/ ravaudage; petal(i)saro je 
ferre: p^tal fer de cheval; detsopenisailem^ bei Vaill. 64. detsopen i sailem je suis d6gourdi: 
detsopenisaro : rum. cap'sn, asl. cöpöm; skapüailem ]e suis sauv6 74: skapisaro, rum. skapu; 
sa^fisaro je renforce: vergl. sattes bien portant; traisaro je mene, traine la vie: trao je vis. 
Ohne das Suffix ar findet man skrisas 6crivons Vaill. 83, dem vielleicht das rumun. partic. 
ßkris zu Grunde liegt, neben skrisaidem j'ai 6crit ibid.; lipsil il manque Vaill. 62. setzt griech. 
IXct'la voraus ; arkepsdilen^ richtig wohl arkepsdile^ ils ont commenc6, Pasp. 147, beruht auf 
dem griech. aor. fjpyeoaa, Äpxstj^a, und setzt ein Thema arkepsar voraus, steht demnach für 
arkepsdrile, im sing. masc. arkepsdilo, ein durch (ijlo gebildetes Particip wie avilö neben al/i 
von avdva 96; arcJiepsdilotar mit der Partikel tar 100; bajildisdilitar eile toraba en syncope 
616. vom türk. bajilmaq, aor. bajildym, an dessen Thema das s des griech. Aoristes mit 
dem zig. Verbalsuffix ar tritt, daher %ojHdisardva: vergl. bulg. bajaldisam, alb. bojaldis; 
jirisdilotar pdlpale il retouma en arrifere, rebroussa chemin 403, griech. k^o^iorL^ zilep- 
sdüitar eile envia 455, griech. sC^^Xsüca, sCi^Xstj^a; paghosdüetar o paniä les eaux se 
sont gelbes 399. pai paosdiles Teau est gel6e 63. paosaleas ol pinri j'ai les pieds gel6s. 



24 Franz Miklosich. 

wörtlich les pieds sont gel6s 64, griech. eiudY(oaa; kholdsdilotar il s'enragea 319, griecli, 
e^^oXtaaa; lipüdilian tu as regrett6 337, griech. eXüiCTjaa: man füge hinzu httkurisdilem ich 
freue mich, richtig ich habe mich gefreut Bess.; rynisdilem ich verwunde, richtig ich 
habe verwundet Bess., und beachte das abweichende greSisardem j'ai fait erreur Vaill. 
Wie tief diese Formen in die Spräche der Zigeuner eingedrungen sind, geht aus der 
grossen Verbreitung der nach dieser Kegel gebildeten Verba in der Sprache der 
span. Zigeuner hervor: aguardisarar warten: atjuardisarando, qdbillara la crallisa Borr. 
40; alioravisar conseguir; ayunisarar: Thema ayunisar, ayunar; canisarar ganar; entre- 
gisarar entregar; mamisarar mamar; gusflsar wünschen gustar: qice gustisaraha un estache 
de Laloro Borr. 24; uejisar, neguisarar negar Campuz.; prestisarar prestar; probisarar 
probar; tent isarar tentar; saludisar: Thema saludar; ga^tisarelar gastar imd sirvisarelar 
servir beruhen auf der bei den spanischen Zigeunern längst verschollenen III. Sing. 
Praes. auf ela (el verbo se ha asimilado por completo a la forma castellana): gasti- 
sarela und mrvisarela; astisar neben astisarar poder entsteht aus ast(s posiblemente ; 
ganisardar ganar und gastisardar gastar werden unten erklärt. 

Das obige Princip liegt einigen aus dem Türkischen stammenden Verben zu Grxmde: 
uzdizava nager Pasp. 570: türk. iüzmek, aor. iüzdim; te kazandizela qu'il gagne Pasp. 600: 
türk. kazanmaq; kizdizava s'enflammer de colere Pasp. 289: türk. kyzmaq; kostlzava atteler 
Pasp. 83. 294: türk. kosmaq; kritizava tondre Pasp. 83. 296: türk. qyrqmaq. Ähnlich 
sind folgende Bildimgen: kandizava entendre, etre ob6issant Pasp. 265, das dieser mit 
kan oreille verbindet, und vikizdava crier Pasp. 577, das mit slav. vykati zusammenhängt. 
In allen diesen Fällen ist mit dem türk. Aorist noch griech. tC^ verbunden: uz-d-iz-ava. 

Hieher gehören ferner einige bei den polnischen Zigeunern übliche Verbalformen: 
radysova^s^ richtig radysovau, gaudere: rad-owa6 si§; radiisovau suadere: radzic; zabavisova 
morari: zabawid; cholisovaia, richtig wohl chollsovava, neben choliso ira, griech. X^^''^' 
anders zu deuten ist bukelisom, das durch glod Hunger gewiss ungenau übersetzt iirt. Auch 
in einigen kerava enthaltenden Verben ist der erste Theil der Composition auf eine so 
gebildete Verbalform zurückzuführen: hiqdzis-kirava errare: bJt^dzid; hronis-kirava man se 
tueri, eigentlich ich vertheidige mich: bronic si§; hudys-kirava exstruere: budowad; daris- 
kirava concedere: darowac; kompis-kirau man se lavare: k^pad si§; karmis-kirau alere: 
karmid; spodkis-kirava (spodkiskirde praeterit.) obviam fieri: spotkad Narb. 116. Man vergl. 
bares'kirava man se laudare, eigentlich ich rühme mich: baro gross. Dasselbe gilt von 
einigen bei den russischen Zigeunern gangbaren Formen: pachis-kirdu ackern: pachatb; 
siis-kirau säen: söjatt; Sumis-kiima rauschen, eigentlich sie rauschen: SumStb; vosiz^kirdu^ 
richtig vozis'kirdu, fahren: vozitb. Man füge hinzu moliskerdva, partic. moliskerdöy prier 
Pasp. 366. und das mir dunkle mlotschiskerau fegen Pott 1. 442, richtig vielleicht 
dreschen, pol. mJtocid. 

Von der III. Sing. Praes. auf ela ausgehende Formen sind bei den spanischen Zi- 
geunern so häufig, dass die Bildungen auf elar neben denen auf ar regelmässig^ jedoch 
meist mit verschiedener Bedeutung auftreten: ampiar ungir neben ampielar untar: ampio Öl; 
araquelar nob&n ara^z^car Uamar und araqaerar hablar: vraÄrer Pasp.; bedar ensenar neben 
bedelar mostrar; bichabar neben bichabelar enviar; camelar querer: kam Pasp.; chalar ir: 
dia., in. sing, dzal^ indem di in c übergeht; dicar^ diquelar ver: dik Pasp.; chanxir saber 
neben chanelar entender: dzan; jinar contar, numerar neben ^me/ar (energia) recontar: 
ghen Pasp.; lillar tomar: la^ III. Sing, hl; pandar cerrar neben pandelar oprimir; perelar 



ÜbeB die MuNDABTEM und die WaNDEBÜNGEK DKB ZiOEUNEB £uBOPA*H. iL 25 

Uenar; pirar neben pirelar andar; querar hacer neben querelar ejercer: ker; sohar und 
sohelar dormir: sov; terelar haber: ter; el findet sich zweimal in abillar neben ahilldar 
venir: av, avel\ jalar und jalelar neben dem vielleicht auf die L Sing, zurückzuführenden 
jamar und jamdar comer: cAa, chal; pijar beber und pimar fumar. Nicht uninteressant 
ist das auf das Perfectum zurückgehende dinar dar: dinjovi^ neben welchem dinelar nach 
Campuz. in der Bedeutung ofrecer vorkommt und das an slav. dati dare neben dajati dare, 
solere, dare velle und offerre erinnert. Das Perfectum liegt auch folgenden Bildungen 
zu Grunde: ganisardar ganar; gastisardar gastar; hestelar neben bejelar asentar: heä^ part. 
beito neben beilo Pasp.; nacardelar leer neben nacar^ naquelar pasar, womit ngr. 3ca6dC<o 
zu vergleichen ist; pendar neben peTiar decir, hablar; punsabar^ pinsabar punzar beruht 
auf einer av-form: daneben findet man pinsabelar picar Campuz. ; sinabar neben sinarar 
quedar, acontecer ist von sinar ser, estar abzuleiten, das mit sen sunt Vaill. zusammenhängt, 
so wie isnabar haber wol mit i^na hay in Verbindung steht. Mayo sieht in den Formen 
auf elar ,una de las bellezas del dialecto' und sagt darüber : ,todos los verbos admiten 
la derivacion elar por ar para expresar con mayor energia la accion que comprenden: 
asi chinar es cortar, y chinelar es sogar; querar es simplemente hacer, y qtierelar es 
ejercer, obrar; chibar es poner, posar, echar, y chibelar es aposar, meter, incluir.' 
^Elar es terminacion propia de los verbos, y sirve para corroborar, para dar energia 
especial k las acciones que expresan/ 61. 74. Man wird wohl kaum irren, wenn man 
den Bemerkungen Mayo's zu Folge annimmt, dass die auf elar auslautenden Verbal- 
formen eine analoge Bedeutung haben wie die Frequentativa der slavischen Sprachen. 
Die Zigeuner haben die Kategorie der Frequentativa nach Spanien mitgebracht, jedoch 
nicht aus ihrer indischen Urheimat. 



IV. Bildung des Participium Praet. 

Das Participium Praet. Pass. wird im aind. durch die Suffixe ta oder na gebildet. 
Das Suffix ta hat in der Sprache der Zigeuner in Folge des Überganges des t in d 
oder der Verwandlimg des t val die Formen do oder lo erhalten. Über die Schwächung 
des t in d ist wol nichts zu bemerken : was jedoch die Verwandlung des t in l anlangt, so 
ist darauf hinzuweisen, dass t in den neuindischen Sprachen in das cerebrale t und 
dieses in r oder 1 übergeht. Was von t, dasselbe gilt auch von den übrigen dentalen 
Consonanten. Bugge, Beiträge I. 140. Ascoli, Zig. VIII. Müller, Beiträge zur Kenntniss der 
Pali-Sprache L 9. 10. Über die Sprache der Avghänen 11. 13. Über den Wechsel zwischen 
den Dentalen und r, 1 im Albanischen und in den süditalienischen Dialekten vergl. man 
meine albanischen Forschungen II. 84. Wir haben demnach für aind. mrta im zig. in 
Folge der Ersetzimg des Vocals r durch u mul6 neben dem neuen von merava ich sterbe 
abgeleiteten merdö. Man beachte die Übereinstimmung des Zig. mit dem aind. hin- 
sichtlich der Accentuirung, die auch bei dem Suffixe na eintritt, natürlich mit Aus- 
nahme jener Mundarten, die sich in der Accentuirung der Landessprache anbequemt 
haben, was vor allem von der Mundart der imgrischen Zigeuner, vielleicht auch von 
der der mährisch-böhmischen gilt: Puchmayer hat nämlich den Accent nicht bezeichnet. 
Die Oxytonirung herrscht demnach hinsichtlich des Participium Praet. Pass. bei den 
türkischen, russischen imd spanischen Zigeunern. Vergl. Ascoli, Zigeunerisches. 72. 79. 
176. Aind. krtd wird bei den europäischen Zigeunern durch eine dem merdö entsprechende 

Denksehriflen der pha.-hi0t. a. XXJI. Bd. 4 



26 Fr4nz Miklosicu. 

Neubildung kerdö aus kerdva ich mache ersetzt, während in Asien dafür kurö {hiröm 
Praeterituin Pasp. 282) gesprochen wird, was in Europa kul6 lauten müsste und ein 
Pendant zu mul6 abgeben würde: im Päli geht krtä in kata über, dzav ich gehe hat 
in Europa gelö, während Pasp. 225. garö (garöm Praeteritum) aus Asien, Pott, Zeitschrift, 
für die Wissenschaft der Sprache I. 180, speciell aus Syrien gleichfalls garö {ga,rüm 
Praeteritum) beibringt. Wie hier, so geht ^ in r über in dzanSri er kennt für dzanSla 
aus *dianetiy *dzanajaii: jenes wird in Asien Pasp. 223, dieses in Europa gesprochen. 
Ebenso ist das asiat. niceri la danse Pasp. nichts anderes als aind. nrtjati und bedeutet 
daher eig. ,er tanzt.' 

Die Bildxmg des Participium Praet. habe ich in allen jenen Mundarten, die die 
indische Grammatik bewahrt haben, nämlich in der der türkischen, ungrischen, mährisch- 
böhmischen, russischen und rumunischen Zigeuner ausführlich dargestellt, um an einem 
Punkte der Grammatik zu zeigen, wie die Zigeunermundarten mit einander überein- 
stimmen und von einander abweichen. Vergl. Pott 1. 383 — 406. 

A. Suffix ta. 

a) In der Form do. 

do steht nach r, 1, n, v und z. 

A. In der Sprache der türkischen Zigeuner. 

a. histrdva vergessen: histerdö; öardva lecken: cardö; kerdva machen: kerdö; kurdva 
schlagen: kurdö; mardva schlagen: mardö; merdva sterben: merdö neben mulö ; molisardva 
hitten : 7nolisardö; mur dva j^utzen: murdö; mtitrdva pissen: miUerdö; perdva füllen: perdö; 
pirdva gehen: pirdö; purdva schwingen vanner: purdö; putrdva trennen d6coudre: puterdö; 
ierdva man sich erinnern: serdö; tardva anzünden: tardö; terdva haben: terdö. b. holdva 
eintauchen, taufen: holdö; danteldva beissen: danteldö; geldva bringen: geldö; keldva 
spielen: keldö; nispeldva verstecken: nispeldö. c. andva tragen: andö; bendva gebären: 
hendö; bikiidva verkaufen: bikindö; cindva schneiden: cindö; dzandva wissen: diandö 
neben dianlö; gendva zählen: gendö; chindva neben chlidva u. s. w. cacare: chendö; kindva 
kaufen: kindö; pendva, bendva sagen: j?endö; äumiva^ sundva hören: sundö, swndö; iiiandva 
sieben: näandö. d. archevdva anfangen: archevdö; baäavdva schreien lassen: ba^avdö; beSa- 
vdva setzen: beSavdö; diivava leben: diivdö; geravdva verbergen: geravdö; chachavdva 
nähren: chachavdö; kuvdva stricken: kuvdö; sivdva nähen: sivdö; tavdva kochen: tavdö; 
tovdva waschen: tovdö; tovdva stellen: tovdö. e. anaskerfzava ordnen: anaskerizdö; ßßzava 
mgen : ßjizdö; sborfzava reden: sborizdö. 

Nach 8 und S hat sich t erhalten: a. resdva ankommen: restö. b. basdva schreien: 
bastö; beSdva sich setzen: beStOj minder richtig beSdö Pasp. 118; naSdva fortgehen: na^tö. 

Man merke das seltene dantdva beissen: dantö Pasp. 197. Aus dem aind. zu erklären 
sind matfö trunken; s?ätö, sottö geschlafen: daneben sovlö in sovliardva einschläfern; tattö warm: 
aind. matta, supta (Päli sutta), tapta (Päli tatta). Dunkel sind mir niglavdva hinausgehen: 
niglisiö; ugliava hinaufsteigen: 7tglistö'^ ttghlidva hinabsteigen: ughlistö Asc. 14. 

B. In der Sprache der ungrischen Zigeuner. 

a. akhjarava rufen: akhjardo Müller 170. 188; astarava packen: astardo 153. 157, 162; 
besarava setzen: besardo 176; danderava beissen: danderdo 167; kerava machen: kerdo 



Über die Mundakten und die Wanderungen der Zigeuner Europa'S. n. 27 

164. 200. Born. 111. Ebenso öitkerdo geworfen 186; mulkerdo getödtet 177; kurava 
futuere: kurdo 153; viarava schlagen: mardo 153; pindiarava erkennen: pindiardo 193; 
scistjarava heilen: sastjardo 170; siklarava lehren: siklardo 164: sikljario für sikljardo 
Born. 111; sohajerava heirathen: sohajerdo 157* 166. 179; uiarava warten: tiiardo 159. 
161. 174; vakerava sprechen: vakerdo 160. 165. Born, 111. Doch phirava gehen: phirlo 
175, wofür jpirdtf bei Pasp. h.khelava tanzen: kheldo 201. Born. 111. c. a/zfmava stellen: 
alitindo 152. Magy.; anava bringen: ando Born. 111; dhhiava schneiden: ihindo 153. 162; 
dianava wissen: diando 153. 172. 184; genava lesen: gendo 193; gondolinava denken: 
gondolindo 204. Magy.; phenava sagen: phendo 153. 165. Born. 111; pingalinava mahlen: 
pingalindo 155. Magy. pingäl; pisinava schreiben: pisindo Born. 111; Sunava hören: 
äundo 161; tjinava kaufen: tjindo 156; uitidinava empfangen: vMidindo 184; zwischen n und 
d wird manchmal ein e eingeschaltet: anava bringen: anedo 158. 187: türk. ando; dianava 
wissen, können: dianedo 169. 171. 175. 176. 193. So ist auch legedo 152. 154. 162. 174. 
legldo Born. 111. aus ledzava tragen zu erklären, d. v fällt vor d aus: akhjaravava rufen 
lassen: akhjarado 178; ba^avava geigen: haSado Born. 111; bichavava schicken: hiöhado 
154. 156. 193; calavava schlagen: calado 172. Born. 111; garuvava wegschaffen: garudo 
Born. 111, einstecken: garudo 170: gheravava cacher Pasp.; havavava essen lassen: havado 
191: türk. chachavava; ikeravava halten lassen, fangen: ikerado 178; legevavava bringen 
lassen: legevado 164; mangavava bitten lassen: mangado Born. 111; sivava nähen: sido 
172: türk. sivdö] sovavava einschläfern: sovado Born. 111; raAravaifmavava auffassen lassen: 
rakavatinado 170; temetinavava begraben lassen: temetinavado 172, wohl für temetinado] 
thavavava kochen lassen: thavado 191; thovava legen, thim: thodo 153. 154. Born. 111. 
Bei Born. 111. findet man jedoch diivdo von dzivava leben. 

Nach s, 8 hat sich t erhalten: a. resava gelangen: resto 174. 175. 182; 
heäava sitzen: heSto Born. 111. b. koSava beschimpfen: koSto 153. 156. 172; rmiava laufen: 
Tiaito 160. 161. 169. Born. 111; ruSava zürnen: 7*2^0 166. Dimkel ist: Ä'tto geschlichen 
152. 161. Abweichend ist Üto geworfen Born. 111. von Hvava. 

Aus dem aind. zu erklären ist suto 161. 167. 168. 169. 186. Born. 111. von sovava 
schlafen. 

C. In der Sprache der infihrisch-böhmischen Zigeuner. 

a. aiarav loben: a^ardo Puch. 59; dorav stehlen: cordo 27; choljarav rnan sich ärgern: 
choljardo 56; ikerav halten: ikerdo 62; kerav thun: kerdo 58; leperav verstehen: leperdo 
55; londjarav salzen: londjardo 19; marav schlagen: mardo 78; pchagerav brechen: 
pchagerdo 45; pcherav füllen: pcherdo 46; prindiarav erkennen: prindiardo 68; sikljarav 
lehren: sikljardo 65; terava halten: terdo stehend 49. 52; tcharav brennen: tchardo heiss 
49; urav anziehen: urdo 50. b. bolav eintauchen, taufen: hiholdo Jude, der Ungetaufte 36. 
c. Ünav zerreissen: öindo 53; kinav kaufen: kindo 63; pchenav sagen: pchendo 52; sesla- 
binav abmatten: seslabindo 68; ^nav hören: äwndo 60; talinav treffen, errathen, reflexiv 
sich zutragen: talindo 54. 72; 62. 78: Magy. taldl finden, treffen; tbSanav einmachen: 
tiiando 76. d. hiöavav schicken: bidado 18; ialavav rühren: calado 64. 79; civav werfen, 
giessen: dido 59. 79. ähnlich 37; diivav leben: diido lebend 39. 55; garuvav^ guruvav 
verstecken: garudo 66; nasavav verlieren, tödten: naJado 19. 44. 53. 57. 75; pcharav 
öffnen: pch{a)rado Ib^ das jedoch ein Praesens /?cÄarat;at; voraussetzt: vergl. jporai? gähnen 
BSlg.; pchukavav verklagen: pchukado 67; pchviravav auftrennen: pchutrado 46; sikavav 

4» 



28 , Franz Miklosich. 

zeigen: dkado 59; tavav kochen: tado 49; thovav geben: thodo gepflanzt 55. gesteckt 65. 
gegeben 76. 

Man merke auch hier lidzav tragen: ligedo 19. 75. 

t erhält sich nach S: heSav sitzen, sich setzen: besto 56. 77. som besto ich sitze 
36; kosav fluchen: koSto 52; kuSav rupfen: kiiSto 17; naiav lauten: naSto 74; ruSav tnan 
zürnen: rvJto 60: rüste pes sie wurden böse 67. riistjas er wurde böse 60. 

Man beachte sovav schlafen: stäo liegend 48. 64. 

D. In der Sprache der russischen Zigeuner. 

a. öingarava speien: cingardo (chigardjöm Böhtl. 24); cingirava reissen: dingirdö (ein-- 
girdjöm 24); 6orava stehlen: cordo (dordjöm 24); kerava machen, bedecken: kerdö (kerdjöm 19). 
Ebenso dumiskirdö (dumiskirdjom ich dachte 16); chackirdö heiss 10; priskirdö {priskirdj6m 
ich fügte hinzu 22); marava schlagen: mardö {mardS 17); pchagirava brechen: pchagirdo 
(perepchdgirde 22); pckerava füllen: pcherdö 265; rakirava sprechen: rakirdo (roMrdjöm 
25). b. kchelava spielen: kcheldö {kcheldjöm 19); uclüylava nehmen: ucktyldö (fichti/ldjöm 18). c. 
bikinava verkaufe: bikindo {bikindja 17); diinom^ wohl dzinava^ wissen: dzindö (dzindjam 24); 
kinava kaufen: kiiidö {kindjom 15); ^cAenaya sagen: pchendo [phendj6m 22); iwnava hören: 
^^vndo {Sundjöm 25). d. bagavava singen: bagadö (bagadj^m 22); dzivava leben: diindö 
(döindjöin 24) neben diidö (dcidö lebendig 267); chochavava betrüge: chochadö (ckochadjöm 
20); naiavava verlieren: nciSado (naiadjöm 15); pajvivava tauschen: parudo (pd'mdja er 
hat getauscht 17. 22): der Accent wie in bikindja er hat verkauft 17. Man vergl. te 
partidSs 265 Runava für rovava weinen: rundö (pindjöm 25): n für v ist wol aus dem 
Particip in das Praes. eingedrungen: ntndd aus rnvdö, 

Hieher gehört auch pusady Stecknadel 265, pusavdf Haber Pasp., eig. Particip von 
pusavava stechen. 

Bei der Erklärung der auf dlo auslautenden Formen dcindlö Bekannter 267. dcindle 
sie wussten 24. sie lebten 24. khidle sie kauften 19. pchendle sie sagten 22. rundle sie 
weinten 25. und mndle sie hörten 25. ist von lo auszugehen, indem zwischen n und / 
das d eingeschaltet wurde. 

Man merke mcUö trunken 266. und tdto Thauwetter 263 neben t^to warm 20. mit 
abweichender Accentuirung. 

£. In der Sprache der rumunischen Zigeuner. 

a. adiucerao {ajucerao) warten: adziicerdo Vaill. 94, vergl. udiakerava Pasp.; astarao an- 
zünden: astardo 96, vergl. astardeas er begann mit astarava ergreifen prendre Pasp.; oMisaro 
können: aMisardo ich konnte neben aStisaih aus aMisarih möglich 96; bistriom vergessen: bi- 
strido {bistridem 85) neben dem bedenklichen bistrilo (bistrilim 98); dorao stehlen: cordo 101 
deskurao gewinnen: deskurdo 102; ertisaro um Verzeihung bitten: ertisardo. Kumun. iert; 
verzeihen; kerom machen: kerdo 66; Twaro schlagen: inardo 116; mwrdaro tödten: murdardo 
117; parao spalten : j9arc?o 121, ngt^. paravava Pasp.; (perao) füllen: perdo voll 78. 121 ]pirao 
gehen: pirdo 82. 122; skapisaro entwischen: skapisailo 74. ßumun. skap; Sucarao leeren: 
mcardo 77, vergl. cudjarava Pasp.; urao kleiden: urdo 132. b. anÄraZao loshaken : avkaldo 95; 
kelao tanzen: keldo 112. c. anao bringen: ando 94; dsu/nao hören: oMndo 96. oMdo 58. vergl. 
äunav Puch. Sunava Pasp.; cinao ehren: 6mdo 101; dlanao zeugen: diando 105. neben 
dzinao, diindo 110; kinao kaufen: khido 112; (poclnao) z'dhlen: pocindo 82, vergl. pocinav Puch. ; 



Über DIE Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa «an. 29 

Sinao schneiden: Hndo 127, vergl. cinava Pasp. cinav Puch. d. panrao ößnen: panradem 121, 
das jedoch ein Praesens panravao voraussetzt; to legen, stellen: todo 86. 131. Bedenklich 
sind diamado (Jamadem) 110. von diamao befehlen; pirado 63. von pirao hinausgehen, 
e. gazao stammeln: gazdo 105. 

Abweichend von den anderen Mundarten finden sich bei Vaillant folgende der Be- 
stätigung bedürfende Bildungen: diilabao (jüabao) singen: diilahdo 110; dumao raisonner: 
duindo 103; cikdo (gikao) werfen: dikdo 100, vergl. civav Puch.; aztingao (ajiivgao) beun- 
ruhigen: azungdo 94. Hum. aSung; igao brennen: igdo 109; sigao lernen: sigdo 127. 

Fast unglaublich ist lao nehmen: lado 114 für lin6. 

Nach S, 8 soll wol t für d stehen: akustto beleidigen: akuSdo 94, we^rgi.kusav rupfen 
Puch. kiiSdva beschimpfen: kuSlö Pasp.; alaiao wählen: alaSdo 94; miiao gefallen: miido 
117. neben misto gut; poöao einrühren gächer: pocdo 122. In püdao zermalmen hat sich 
das d für t aus dem Parti-cip in das Praesens verirrt: fnsdo 122, vergl. piMva malen: 
piSl6 Pasp. 

Man merke tato warm 63. 130. und das überraschende, daher bedenkliche suto 
(stitim) von suo nähen 129. 

b) In der Form lo. 

lo Steht nach Vocalen noth wendig; es kann stehen nach k, g; t, d; p, v, m; s, S, ö. 

A. In der Sprache der türkiachen Zigeuner. 

a. didva gehen: gel6; chdva essen: chalö; pidva trinken: pilö; ustidva aufstehen: t^^/^. 
Ebenso bei allen durch iov gebildeten Verben: Urdjovava stehen bleiben: t^rdjilo; tdbio- 
vava aus tdbliovava gebrannt werden: tdhlilo u. s. w. Eigenthümlich ist gilidhava singen: 
gilidbilo. Dass Mrdjovava (terghiovava) S6d. t&rdovava Nom. aus terdö und avava entsteht, ist 
nicht unwahrscheinlich, obgleich die Erweichimg des d dabei unerklärt bleibt: dass jedoch 
terdjilo, tirdilo aus terdö und unilö hervorgehe, ist schwer anzunehmen; dafür spräche aller- 
dings das, wie es scheint, ganz singulare dürinile tar neben ddrile tar Pasp. Vergl. Ascoli, 
Zig. 84. Durch i wird 1 an das Thema geknüpft: aödva bleiben: acil6; avdva kommen: avilö 
Nom. al6 S6d. Dasselbe ist nach meiner Ansicht eingetreten in cholasdilo, das ich von 
*cholasardva sich ärgern ableite, das mir demnach für cholasdrüo zu stehen scheint u. s. w. 
b. 1. arakdva finden: araklö; dikdva sehen: diklö; dvkdva Schmerz empfinden: duklö elend; 
maJcdva salben: maklö; mukdva lassen: muklö; nakdva passer: naklö; nikdva passer: nikl6; 
pekdva kochen: peklö; sikdva zeigen: siklö. 2. tnangdva begehren: manglö; pangdva brechen: 
panglö. 3. catdva sich erbrechen: catl6 neben öadlö; kajtdva spinnen: kaÜ6. 4. banddva, 
panddva binden: bandlö und daraus banlö; ghanddva kämmen: ghanlö aus ghandlö; chan- 
ddva graben: chanlö aus chandlö; loddva wohnen: lodlö; raddva partir: radlö. Vergl. dzandva 
wissen: diarüö neben diandö. 5. tapdva erwärmen: tablö. ii, sovdva schlafen: sovlö neben 
^tttö^ sottö. 7. kamdma wollen: kamlö nehen - kamriö. 8. tasdva ersticken: taslö. 9. besdva 
sich setzen: beslö neben beStö; doMva melken: doilö; koiava putzen: ko^lö; hcsava be- 
schimpfen: kuslö; nasdva weggehen: nctslö neben naStö; piidva malen, melken: piSl6; paSlö 
couch6, das Pasp. 415 von paS€ prSs ableitet, scheint ein Verbum paäava vorauszusetzen. 
10. piiöava fragen: pitclö, ptiilö. 

Man merke cardva essen: dald; perdva fallen: pelö; merdva sterben: muldj mol6 
neben dem neuen merdö. 



30 Franz Miklosich. 

B. In der Sprache der ungrischen Zigeuner. 

a. diava gehen: gelo Müller 151. 153. 156. Born. 111; hava essen: halo 157. 162. 169. 
Born. 111; jnava trinken: pilo 157. 158. 175. Born. 111. Ebenso handjovava gebogen 
sein: bandilo 177. für bandjüo; matjovava betrunken sein: matilo 186. 202. für matjilo: 
niotjovavn: motjilo Born. 111; nandjovava gebadet werden: nandilo aus nandijahi 187. für 
nandiljahi erschlossen; nasljovava zu Grunde gehen: naslilo Born. \11 \ phadjovava gebrochen 
sein: phadjilo 173; sastjovava genesen: sastilo 170. e tritt statt i ein in pasljovava sich 
legen: paslelo 153. 162: paäljilo Born. 111. pdslilo Pasp. ; thabilo, nicht, wie Born. 111. 
meint, von thabava, sondern von thabiovava gebrannt werden, b. 1. alakhava finden: alakhlo 
192; dikhava sehen: dikhlo 161. 162. 186. Born. 111: makava salben: maklo 187. 193; 
mvkava lassen: muklo 162. 163. Born. 111. 2. mangava bitten: manglo 189. 192. 201. 
Born. 111. 6. avava kommen: alo 159. 160. 161. Born. 111. aus avlo; ovava werden: 
ido 153. 157. 162. Born. 111. aus ovloi man beachte die Praesensformen ovla, ola 165. 
168, vergl. türk. ulinö, unild. 7. kamava wollen: kamlo 165. 168. 169; iromava wagen: 
trmnlo 187. 188. 9. beäava sich setzen: beslo 162. 10. phucava {Ta,gen: pktidlo 157. 158. 163. 
Man merke auch hier merava sterben: mulo 152. 156. 157. Born. 111; perava fallen: 
pelo Born. 111. Das Suffix lo tritt mittels i an: acavd bleiben: acilo 169. 183. 194. 
adsilo Born. 111. 

C. In der Sprache der m&hrisch-böhmischen Zigeuner. 

a. diav gehen: gelo 55; ckav essen: chalo 17; lav nehmen: lilo 17. 57; pijav trinken :^27o 
17; uStjav aufstehen: tistilo 17. d. i. uUilo. Eben so matjovav betrunken sein: matilo 17. d. i. 
matjilo; phadjovava gebrochen werden: pchadilo 72. d. i. phadjilo; pcharovav (pcharjovav) 
bersten: pckarilo 67; sapnjovav nass werden: sapnilo 17; mtjovav dürr werden: Suiilo 
(mtjilo) 68; tasljovav ertrinken: taslilo 54. 58. b. 1. dykav sehen: dyklo 52; makav 
schmieren: maklo 17; mukav lassen: muklo 17. 58; pekav backen: peklo 17. neben peko 
45; rakav finden: 7*aklo 47. 65. 2. mangav bitten: manglo 17. 43; sungav riechen: sunglo 
17. 71. 3. chutjav springen: chntlo 17. 58. 4:. pchandav binden, verschliessen : jocAa?iG?/o 45. 79. 
vergl. dzanav kennen, wissen: dianlo 17. 55. 6. avav kommen: avlo 17. 55. 56; rovav weinen: 
rovlo erschlossen aus rovljdrav beweinen 47. (suvav) anschwellen: mvlo geschwollen 48. 
7. kamav wollen: kamlo 17. 9. [paSav liegen): paSlo liegend 45. 10. aöav wohnen, 
bleiben: ach 17. 63; pchucav man, reflexiv nach dem ßech., fragen: pchuclo 17. 59. 
Merav sterben: mulo 17. 54; perav fallen: pel6 45.- 

Eigenthümlich sind die Formen auf andilo: asav lachen: asandtlo 18; darav fürchten: 
darandilo 66. 72; chasav husten: chasandilo 18; patjav glauben: patjandilo 18; prastav 
laufen: pra^tandÜo 18. 64. Diese Participialformen übersetzt Puch. 18. durch verba per- 
fectiva: zasmdl se, zakaSlal u. s. w. Die perfective Bedeutung ist der Ableitung dieser 
Form vom Gerundium auf and nicht günstig Pott 1. 126. 

D. In der Sprache der russischen Zigeuner. 

a. dzava gehen: gel6 (gejdm 20. aus geljom); chava essen: chalö (chajöm 20. aus 
chaljom); piava trinken: pil6 (pijöm 22. aus piljom). Eben so (barjovava) gross werden: 
bar'ilo (ubarhjd es gerieth gut 262. aus ubariljd: n ist ein russ. Praefix; die Accentuirung 
scheint von der der türk. Zigeuner abzuweichen: bdriloj; (kindjovava) durchnässt werden 
von kindo humidus Alter 43: kindylo (kindyjrnn 16. aus kindyljom); (mrazjovava) frieren: 



Über dik Mündabten und die Wandebünoen deb Zigeuneb Eübopa^s. n. 31 

mrazylo (mrazifjörn 16. aus mrazyljöm). Vergl. paggoske mrasijas es ist zu Eis gefroren 
Pott 2. 453. Ebenso doralyjom ich bin verarmt 16. von einem Praesens *6oraljovava aus 
einem Adjectiv *doralo, wofür jedoch nur ^orero, corolo nachweisbar sind Pott 2. 211. 212; 
perejacjihn (nepeHH^M) ich hörte auf von perejaöom steht wol für perejaöiljom. b. 1. Utk- 
chava finden: lakchlö (latch^j6m 25. aus latchljöm für lakchlj&inj; mekava lassen: meklö 
(meky6m 23. aus mekljdm); pekava kochen: beklö (bekzjöm 23. aus bekljöm). 4. pchandava 
binden: zapchandl6 verschlossen 265. Man merke te pchandlSs zusammenbinden 22. 
6. avava kommen: avU (avhjä 17. aus avljä); c?m^avat;a wecken: dingcUö (dingajöm 21. aus 
dingalj6m für dingavljom). Vergl. diangavava: diangavUy dzangavljöm Pasp. Das Fehlen 
des V befremdet; kar avava kochen: karavU '(karavyom 19. aus karavljom); tchovava stellen: 
covlo (zacovzjöm 24. aus za^ovljömj. Man beachte den Übergang des ich in c (ts): cot Milch 
266. aus tchud Puch.; cidö fett 266. aus tckiüo dick Puch.: doch findet man auch te tchovis 
hineinlegen 264. kck kann in tch und dieses in c (ts) übergehen: laca Imperat. und ein 
befremdendes Perfectum lacadjöm neben latch, latchen., wofür rakch Puch. Bei den spani- 
schen Zigeunern tritt d füre (ts) ein: öiäi (chutij Milch; cidjo (chullö) fett; ra£ar (rachar)^ 
alaöar (alacharj, raöelar (rachelar) finden; endlich cubalo (chubalo) Cigarre. Da tch in tchov, 
tchud aind. dh entspricht: dhä, dhud für dudh, päli duddha, aind. dugdha, so hat man 
dh, tchy tSy ti d. i. ö. öubah (chubalo) Cigarre hängt mit aind. dhüma zusammen, öobar 
(chobar)y cobelar (chobelar) waschen mit dhav; tchdo ist aind. sthüla. Vergl. über die Aus- 
sprache der Aspiraten im Hindustani. Von p]. Brücke. Sitzungsberichte XXXI. 219 — 224. 
und beachte, dass auch ahd. izu d. i. itsu aus ithu, goth. ita, edo, entsteht Bopp, Vergl. 
Grammatik 1. 122. Grimm 1. 592. 7. kamava lieben: kamlö (kaimjöm 19. aus karaljöm). 
Eine Ausnahme bilden auch hier merava sterben: meld (mejöm 23. aus meljöm)'^ perava 
fallen: pelö (popejd 265. aus popeljd). Vergl. darava fürchten: darlö ängstlich 264. Auf 
andilo lautet das Particip aus in praMava laufen: pra^tandylo [prastandyj&ni 14. 22. aus 
prastandyljom). Man merke auch beSendö .(beiendjdm ich sass 23.) von beSava. 

E. In der Sprache der mmunischen Zigeuner. 

a. diax) (jao) gehen: dzalo^ dzelo, dlvlo (Jalim, jelirrif jidim 110) neben diilu tar, diu- 
la tar {jiltäar, jidatar 86); fao erscheinen: falo 104; hao essen: halo 83. 107; peo trinken: 
pih 121; Sao stürzen: Solo 126; Sta^ stehen: Stalo 128. Die durch iov gebildeten Verba: 
ratjovava: raijovela es wird Nacht: raiilo 67. Mittels i wird 1 angefügt: aöao (ac'ao) hinaus- 
gehen: acilo 93: dagegen adav bleiben Puch.; abrax) ausdünsten: abrilo 93. Rumun. dbore 
Dunst; avao kommen: avilo 66. neben avelo 63. Dasselbe tritt ein in barosaro rühmen: barosailo 
97 für barosarilo'^ detsapenisaro d6gourdir: detsapenisailo {iXr -sarilo (detsopen i saüeni 64); 
ortosaro aufrichten: ortosailo für sarilo (prta sailas 78), ngriech. öp6(6vto; paosaro frieren: 
paosaüo 63 für -sarilo, ngriech. iraYCovco. Man merke paosao, paoslo 121. b. 1. arakao 
finden: araklo 69. 95, arakava finden Pasp. und arakav bewahren, rakav finden Puch.; bunkao 
brüllen: bunklo 99; dikao sehen: diklo 66. 69. 103; dtikao schmerzen: duklo 103; mekao 
lassen: meklo 116; nakao passer: naklo 62. 83. 118; pekao braten: pekelo 121, wol für 
peklo. '2. mangao bitten: mangalo 116; sungao riechen: sungah 129. In beiden Fällen 
erwartet man -glo filr -galo, 3. ^etao niesen: 6etlo 100. Vergl. dzanao wissen: dianlo 100; 
penax) sagen: peneh 121 für penlo. 6. avao kommen; avlo, avelo, avilo 66. 70. 96; basaro 
bellen: basavlo 97, baJiovav bellen Puch. ba^avava schreien lassen und ba^ava schreien Pasj).; 
darao erschrecken: daralo 102. für daravlo, daravava Pasp.; kilavo schwächen: kilavlo 



32 Franz Miklosich. 

112; kokao betrügen: kokalo 113. für kokavlo^ ckochovav Puch. und chochovava, chochovdo Pasp.; 
sovo, sonom schlafen: sualo {sualim 128). 7. kamao lieben: kamlo 46. 111. Auch nach s: aminosao 
parfumiren: aminoslo 94. Rumun. amirosesk; öesao jucken: öeslo 100; kosao bürsten: koslo 
114, kosdva, koSU Pasp. Ebenso aäuzao schwitzen: oMzlo 96. Rumun. asud sudare. 9. aSdO 
beruhigen: aSlo 95; heSao bleiben: heselo 97. für heälo'^ naiom fliehen: nasla 118. 10, akuöao 
beginnen: ahiölo 94: kucao springen: kuclo 114, chutjav Puch.; macao berauschen: 
maclo 115. 

merao sterben: mulo 116; perao fallen: peloll. 78. 

Vieles von dem, was Vaillant bietet, ist in hohem Grade bedenklich und bedarf 
daher der Bestätigung gar sehr: asfao weinen: asfalo 96: dsfa Thräne; aiucao helfen: 
aiucalo 93. Rumun. aXut; hidao betrüben: hidalo 98 u. s. w., wo das a befremdet; patao 
fallen: patulo 121; pitao sich verbergen: pitulo 122; prandiao heirathen: prandiulo 123 
u. s. w., wo das u unerklärbar ist; ardao erheben: ardo 95; bandao binden; bando 97, 
das sonst -dlo lautet; gidao kitzeln: gido 106 u. s. w.. Formen, in denen das Particip 
durch kein Suffix bezeichnet ist. In naklao passer: naklo 118. ist, wie es scheint, das 
Suffix lo in das Praesens eingedrungen. 

B. Suffix na. 
no tritt seltener ein als to d. i. als do, lo. 

A. In der Sprache der türkischen Zigeuner. 

a. no wird unmittelbar an den Stamm gefügt: holdva eintauchen, taufen: bolnö nehem 
boldö Pasp. 107; kamdma wollen: kamnö neben kamlö; keläva spielen: kelnö Musikant 
neben keldö; rovdva weinen: rovnö, ruvnö, rumnö; bilanö in bildniocava schmelzen setzt 
ein Verb um bilava voraus, b. no wird mittels i an den Stanmi gefügt: dikdva sehen: 
dikinö qui se voit, debout neben diklö; geddva versanmieln: gedinö. Nicht ganz deutlich 
sind mir duckkidva springen: duchkinö; uckkidva aufstehen: uchkinö; unghidva aufstehen: 
unghinö. Man merke ddva geben: div/); Idva nehmen: lin6. Die proparoxytonirten Verba 
haben alle inö: böldava winden tordre: boldinö; diilava ziehen: öidhiö; kdndava stinken: 
kandinö; pürdava^ pudava, pküdava blasen: purdin6; Idzdava nehmen: lazdinö; ciimidava 
küssen: cumidinö. Da,gegen öumidindo Yon cumtdinav bei den ungr. Zigeunern Müller 171; 
trddava tirer, guider: tradinö. Dagegen tradindo von tradinav bei den ungr. Zigeunern 
Müller 153. und tradjom bei den russ. Böhtl. 20; viMzdava schreien: vikizdinö. Das 
Particip araklinö von arakava finden ist eine Weiterbildung des Particips auf lo durch 
ino; dasselbe gilt von uli7i6 neben unilö von uvdva werden: damit vergleiche man khind 
ermüdet Pasp. kinynö abgemattet Böhtl. 262; mvl6 und muldno todt Puch. 64. c. no wird 
mittels a an den Stamm gefügt: asdva lachen: asanö; dardva fürchten: daranö; dukd'oa 
Schmerz empfinden: dukanö, duklö ist elend; diangdva wecken: dianganö; ladidva sich 
schämen: ladzanö; lizdrdt'a zittern: lizdranö] pakidva glauben: pakianö; trasdva fürchten: 
traianö; urjdva fliegen: urjan6, 

B. In der Sprache der ungrischen Zigenner. 

a. no wird unmittelbar angefügt: kamava wollen: kamno neben kamlo Born. 111; 
ustjava springen, meist mit dem Praefix up7% up aufstehen: uMjeno Müller 160. np itstje^io 
162. 167. 169. 170. 178. 186. upr uäjeno 187. e ist wie in paMelo an die Stelle von i 



Über die Mundarten und die Wandbbunoen deb Zioeuneb £ubopa*8. ii. 33 

getreten: türk. vMidva aufstehen: vMilö. Grundlage des Verbum ist wol aind. sthä. Bei den 
russischen Zigeunern te vMis aufstehen 22. uchtdv springen 262. b. dava geben: dino 
168. 171. 197. Born. 111; lava nehmen: Uno: lija 154. für linja; lijal 169. 197. i^r linjal: 
anders lilo Born. 111. Ute Müller 158; rodava suchen: rodino Born. 111. c. derava 
fürchten: derano Müller 169, wo das Praesens d&rinä lautet. 

C. In der Sprache der miUirisch-böhmischen Zigeuner. 

b. dav geben: dyno 17; Öidav ohne Angabe der Bedeutung: öidyno 17; ckvdav er- 
greifen: chudyno 17. 53; kandav stinken: kandyno 42. 64; pckurdav aufblasen: pchurdyno 
66; tradav jagen: tradyno 17; trdav ziehen: trdyno 17. 58. 66. 

D. In der Sprache der rassischen Zigeuner. 

b. dava geben: dynö {dyj&ni 21. aus dynjöm): ud^jja pe zadalo bb 264. zadyj&m ich 
versetzte 21; lava nehmen: lynö {lyjOm ich nahm 25. aus lynjöm)*^ pchurdava blasen: 
pchurdyno {pchurdyj6m. 22. aus pchurdynj&m)\ gazdava aufheben: gazdynö {gazdyjdm 20. 
aus gazdynjöm). 

£. In der Sprache der mmunischen Zigeuner. 

b. dao geben: Praeteritum dem 102. deas 3. Sing. 77. Ebenso jagdao anzünden: 
jagdem 109; jakdao ansehen: jaJcdem 109, also ganz und gar abweichend; darano furcht- 
sam 102. und kandini f. Schwefel 111, eig. die stinkende, sind auf darava und kandava 
zurückzuführen . 

V. Bildung und Bedeutung des Imperfectum, Ferfectum und Flusquamperfectum. 

I. Das Imperfectum, das Pott 1. 365 — 367 behandelt, lautet bei Puchmayer 27. 28. 
folgendermassen: in der Klammer steht das Imperfectum des Verbum substantivum. 

1. doravas (somas) corahas (samas). 

2. corehas (saJas) corenas (sanas). 

3. cor das (has) corenas (has). 
Vaillant conjugirt 46. 47. etwas abweichend: 

1. kamaos (samas) kama^ms {semas). 

2. kamesas (sanas) kamenas (sena^). 

3. kamela {sas) kamena (sen>a). 

Für kamela erwartet man kamela^, für sena — sena; die übrigen Abweichungen sind 
in der Mundart der mmunischen Zigeuner begründet. 

Bei Bornemisza wird 111. 114. folgendes Paradigma aufgestellt: 

1. khamAhi (sinjom^ahi^ sljomaJii^ somas) khamasehi (sinjaTnahif slamahi). 

2. khamesaki {sinjälaM, sljälahi^ sljäla^) khamnahi (sinjanahi, slja/nahi). 

3. khamlahi {sinjahi^ slahi, sinja, sfja) khamnahi (sinehi, sieht, sine^ sie). 
Für die türkischen Zigeuner endlich bietet Paspati 80. 89. folgende Form: 

1. kerdva^s {is6ma^j isinömas) kerdsa^ {isäma^y isindmas). 

2. kerSsas {isdna^j isindnas) ker&ias (isdnas isindnas). 

3. kerilas (isds, isinds) kerSnas (isös, isinds). 

kerdsas in der U. Sing, ist offenbar ein Druckfehler, isindnas^ isin4s, isindm^as und 
isindnas sind nach der Analogie der I. Sing, gebildet. 

Donkfchriften der pUl.-hist. Cl. XXII. Bd. 6 



34 Franz Mikloscch. 

In der Sprache der russischen Zigeuner sind nur zwei Imperfectformen nachge- 
wiesen: chdvas edebam und merdvas morerer Böhtl. 15. 17. 

Belege aus den von Müller herausgegebenen Märchen: I. Sing, dikhähi ich sah 196; 
dzähi ich gieng 196; dianähi ich wusste 151; kamaJii ich wollte 196. 204; rovähi ich 
weinte 193; Segetinähi ich half 151. Für hökhäjovahi ich war hungrig 184. hat eine 
abweichende Accentuation. II. Sing. Hier erwartet man -sahij das jedoch nur einmal 
steht: mölinesahi du betetest 165, in allen anderen Fällen wird -sähi geschrieben: 
dianesähi du wusstest 163; kamesähi du wolltest 164; phenesähi du sagtest 163; ovesähi 
du warst, wurdest 152. 186. III. Sing, dnelahi er trug 173; dsavlahi er lachte 163; 
biälahi er sass 154. 160. 181; hiknelahi er verkaufte 172; 6t^ö/fn?aÄe er betrübte sich 159; 
ctdelahier zog 169. 179; delahi er gab 178; dzdlahi er gieng 162. 173. 174. 192; didne- 
lahi er wusste, konnte 153. neben didnlahi 163. 185; dzivelahi er lebte 185. neben dziv- 
lahi \h&\ forgatinlahi er drehte 182; gondölkozirdahi erdachte 158. 159; iÄreZaAe er ergriff, 
hielt 179; kdmlahi er wollte 173. 177. 179. 186; kedelahi er pflückte 159; kSrlahi er 
machte 172. neben k6llahi 156; USinlahi er belauschte 162; löginlahi er hieng 169; 
mölinlahi er betete 165; njiUnlahi er blühte 173; pdälolahi er lag 164; pMravlahi er gieng 
herum ambulabat 173; phfrlahi er gieng ibat 159; sövelahi er schlief 178; tekertnlahi er 
drehte 168; termlnlahi er wuchs 173; uzdrlahi er wartete 155; dzdnahi er wusste, konnte 
168. steht für didnelahiy didnlahi'^ talälkozinlähi er fand sich 155. für -zfnlahi; olähi er 
wurde 198. steht des Reimes wegen für ölahi, övlahi: vergl. öla 165. und övla 168. er 
wird sein; dvVahi er kam 155. 159. für dvlahi. I. IL Plur. findet sich nicht. III. Plur. 
dlakhnahi sie fanden 192; dnenahi sie brachten 156; hiöhavenahi sie schickten, pflegten zu 
schicken 192; öhinenahi sie schnitten 160; dzdnahi sie giengen 165. 171. 174. 1-82. 185. 
191; dzdnenahi sie konnten 169. 191; diivnahi sie lebten 156. 164. 166; kdmnahi sie 
wollten 179. 190; k4renahi sie machten 160; pMnenahi sie sagten 169; phimahi sie 
giengen 158. 166. 179; rödenahi sie suchten 192. 

Dieses auf dem Boden der Zigeunersprache entstandene Tempus wird dadurch ge- 
bildet, dass den vocalisch auslautenden Praesensformen s oder hi angefügt wird. Dieses 
hi und jenes s sind nach meiner Ansicht nichts anderes als die. III. Sing, des Verbum 
substantivum, die entweder hi oder isi, st, s lautet. Wenn es befremdet, dass in khamähi 
ich wollte das Hilfsverbum unverändert bleibt und *khamaja wollen conjugirt wird, so 
ist zu bedenken, dass im Magy. k6rtem vala oder volt ich hatte gebeten, k6rt61 vala 
oder volt du hattest gebeten u. s. w., im neugriech. 6d ypo^^ö), 6d ypo^^s^c ich werde 
schreiben u. s. w., im bulg. St:& bod:B, St'B bodes ich werde stechen u. s. w., in dem 
durch kamdma umschriebenen Futurum der Zigeuner, kama kerdva, kama ker6sa ich 
werde thun u. s. w., dasselbe stattfindet. Schwieriger ist die Frage, wie durch die Ver- 
bindung des Praesens mit der III. Sing, des Verbum substantivum die Vergangenheit 
ausgedrückt werden soll: dabei scheint darauf hingewiesen werden zu dürfen, dass im 
slavischen das Participium auf 1:b für sich nicht die Vergangenheit bezeichnet und 
dennoch mit dem Praesens jesmb, jesi u. s. w. dieselbe ausdrückt. 

Das Imperfectum des Verbum substantivum bedarf theilweise einer Erklärung. Das 
Praesens desselben lautet bei Paspati 80: is6m, isdn, isi; isdirt, isduy wf und isi7i6m, isindrij 
inni; isiTidm, isindn, isinS. Die zweite Form verbindet mit der III. Sing, der ersten 
die ihres s verlustig gewordenen Formen isöm, isdn u. s. w., wobei ein den Hiatus auf- 
hebendes n eintritt und / von isom verloren geht. Bei Bornemisza 113. werden von den 



ÜbBB die MuNDiL&TBN UND DIE WANDERUNGEN DEB ZiGEUNEB EuBOPA*S. II. 35 

ursprünglichen Praesensformen nur som und hi (si) angeführt ; als regelmässig erscheinen 
Sing. I. sinjom, sljom; II. sinjel, sljäl; Plur. I. sinjam, sljam; II. sinjan, sljan. Diese Formen 
bewahren das anlautende i von wcJy/i, isdn u. s. w. : sinjom aus siniom ist demnach ursprüngli- 
cher als isinöm. Man vergleiche mit sinjom oder isinöm u. s. w. das ganz gleich gebildete pol- 
nische jestem, jesteäj jeste^my^ jeste^cie neben jam jest, ty^ jest u. s. w. und sogar saämy, saicie. 
Vergleichende Grammatik der slav. Sprachen 3. 513. Nach Ausstossung des i geht nj 
in Ij über: sinjom, ^snjom, sljom. Die Ansicht, sljom sei eine wahre Perfectform und ent- 
stehe aus siljorn, scheint unrichtig. Aus diesen Doppelformen des Praesens erklären sich 
die Doppelfoi-men des Imperfectum. 

In den Märchen findet man folgende Praesens- und Imperfectformen des Verbum sub- 
stantivum: Praes.: Sing. I. som 154. 164. 167. sem 203. neben snjom 204. 11. sal 156. 175. 196. 
in. si 156. 161. 181. in der Bedeutung ,iöt, es ist möglich, es ist nothwendig*; hi oft. Plur. I. 
snjam 166. IL mjan 204. IIL hi wie im Sing. Imperf. Sing. I. somahi 153. 11. salahi 188. 189. 
III. snjdhi erat 204. Dagegen scheint sinja erat 199. zu sinjom, sinjel zu gehören; aus sinja 
entstand s(na und daraus sna 161. 163. 169 und weiter sa 151. 153. 161. Plur. III. sina 
203. sna 157. 160. 166. sne 164. 165. sa 158. Man vergl. sen sunt und sena für sena erant bei 
Vaülant 47 und beachte noch ehi bei Puch. 56. 60. 61. u. s. w. und ehas 55. 60. 61. 
u. s. w. näne ist aus nana hi entstanden. Grosse Schwierigkeiten bietet hilo m., hili f. 
und hile plur. dar; es wird wohl als Particip aufzufassen sein: k o raJfaj hilo er ist beim 
Geistlichen Born. 102. kaj hili tikni daj? wo ist das kleine Mädchen? 102. ödoj Mit mri 
piräni dort ist meine Geliebte Müller 197. söske hÜi mSläli weil sie hässlich ist 198. 
Ungenau wird hili 204. mit einem Masculinum verbunden. Kdj hile mr4 ähdvöref wo sind 
meine Kinder? 153. Man vergleiche 154. 169. 192. 200. Auf sinja, sina^ sinjel sind die 
bei den spanischen Zigeunern gebräuchlichen Formen sinar, sinelar ser^ estar; sinabar, 
sinarar quedar zurückzuführen. Dieselben haben im Praesens: sis, sisle, sin; simo, sai, 
sen Mayo 65. 

Das Imperfectum dient 1. zum Ausdrucke der Dauer in der Vergangenheit: üp o 
koMSstero Utejo j6kh phüri gädii h^lahi auf dem Gipfel des Baumes sass (sedebat) eine 
alte Frau Müller 154. phirlahi ibat 159. pMmahi ibant 158. 166. 179 im Gegensatze 
zu phiravlahi ire solebat 173. jek dakhdr terelas trinSn rakUn un roi avait trois gar9ons 
Pasp. 600. cäve pes a^ena^ die Knaben lachten Puch. 54, wo asav wie slav. smijati s§ 
reflexiv gebraucht wird; man dzidärava^ ich ernährte mich 58. pes holärenas sie wurden 
zornig 63, richtiger sie zürnten; rädo kerelas er arbeitete gern 62; pchu^elas pes er fra,gte 
64, wo pchucav wie a^av reflexiv steht. Es ist dies die gewöhnliche Bedeutung dieses 
Tempus : sie scheint mir auch die ursprüngliche zu sein. 2. zum Ausdrucke der Be- 
dingung und des Bedingten in der hypothetischen Periode: tS me ödja dianähi te didn. 
hat m4 tut segitinähi wenn ich dorthin gehen könnte, würde ich dir helfen Müller 151. 
t6 tu dso läöo ovesdhi ki mdnde wenn du gegen mich so gut wärest 152. te dsavo döktori 
talälkozinlähi wenn ein solcher Arzt sich fände 155. ti t-odd dzanesähi is mdnge phenesähi, 
hat m-dkkor ticke dti djändeko dahi, hM dösto Mahi wenn du das wüsstest und es mir 
sagtest, dann würde ich dir ein so grosses Geschenk geben, dass es genügend wäre 163. 
für ülahi erwartet man ovlahi: vJEahi ist ein an dieser Stelle nicht passendes Plusquam- 
perfectum; te man okai dzanavas pirel, pal tuke helfiravas wenn ich dorthin gelangen 
könnte, dann würde ich dir helfen Wrat.-Märch. 86. te tu avoka laco avehas wenn du so 
gut wärest u. s. w. 87. kana havo rataskero dzanavelas (nach der I. und UI. sing, praes. dianava^ 



36 Fbanz Miklobich. 

statt dianelas) sastiarel wenn irgend ein Arzt heilen könnte 90. Vergl. 93. 10; 98. 2. 
na kamesähi tu mi MdveSni rdmni t övel 9 wolltest du nicht mein liebes Weib werden ? Müller 
164. Ebenso 186. 196. to diala^ das gienge an Puch. 53. Man vergleiche auch sdrm^nd 
rovähi? wie soll ich nicht weinen? 193. 3. zum Ausdrucke eines Wunsches: de khamähi 
te Jian! beh szeretn6k enni! Born. 112. 

LSÜnlahi Müller 162. ist wohl er lauschte, pflegte^zu lauschen; dsavlahi 163. er lachte, 
pflegte zu lachen; mölinlahi 165. und mdlinesahi orabat und orabas; didlahi 168. ibat, 
vehebatur; phenenahi 169. dicebant; Mrlahi 172. faciebat: fecerat wäre kerdäki; Mknelahi 
172. vendebat, bot zimi Verkaufe an; njüinlahi 173. efflorescebat, tSrminlahi 173.. crescebat, 
eine Wiederholung ausdrückend; kamlahi 173. 176. 177. volebat; (krelahi 179. tenebat. 
ph4Ua, das 152. 154. 158. 163. 192. durch ,er sagte* und ,er hat gesagt* übersetzt wird, 
ist ein Praesens und steht für pMnela^ phinla. Auch üp vMela ,er stand auf* 156. ist ein 
Praesens. 

II. Das Perfectum lautet bei Puchmayer 27 : 

1. dordom cor dam 

2. cordal cordan 

3. cor das cor de 
Vaillant conjugiert 46. folgendermassen : 

1. karrühu kamleam 

2. kamle'an kamlean 

3. kamleam kamlea 

Der Apostroph in kamle'an ist wol bedeutungslos, daher überflüssig; kamlim ist aus 
kamliom entstanden ; -lean, -leas, -leam^ -lea ist unzweifelhaft -Z/an, -IjaSy -Ijam, -Ija^ also mit er- 
weichtem 1 zu lesen. Vergl. khamljom Born. 111. kdmljom Müller 168. kamnjom Pasp. 97. 

Von Bomemisza wird 110 folgendes Paradigma aufgestellt: 

1. kerdom kerdam 

2. kerdäl kerdan 

3. kerda kerdi 
Paspati bietet 89 folgende Form: 

1. kerdöm kerddm 

2. kerdän kerddn 

3. kerdds kerdäs 
Bei Böhtlingk 14 findet man folgendes Paradigma: 

1. mardöm marddra 

2. Toardän mard6 

3. mardd mardS 

Belege aus den von Müller veröffentlichten Märchen : I. Sing. hidha,dom ich schickte 
154. ö(ttom, chittom man ich schlich 161. fdcRndom ich friere, vielleicht ich habe an- 
gefangen zu frieren 153. noMom ich lief 161. stitmn ich schlief 161. Sfü/fidom ich hörte 
161. thodom ich legte 154; dikhjom ich sah 161. und g^jom ich gieng 161. stehen für 
dikhljom und gUjom; für pMrlom 175. erwartet man phirTom, das bei den türkischen 
Zigeunern pirdöm, pirdom vom Partie, pirdo lautet. Die II. Sing, lautet bei den ungrischen 
und mährisch-böhmischen Zigeunern auf a/, bei den übrigen auf an aus, eine Doppel- 
form, die später klar werden wird: cdladal du schlugst 172. fit(n>dal du heiztest 154. 
ikerdal du fasstest 177. kurdal futuisti 153. mülkerdal du tödtetest 177. phSnddl du 



Über die Muitdabten und die Wandbbitnoek deb Zioeuneb Eubopa^s. ii. 37 

sagtest 165. üTal du wurdest 172. Itjal du nahmst 169. steht für linjaly bei Pasp. 88. 
linjdn neben fo'dn, ijAn; mäkjal du liessest 163 für mttkljal; näjel du kamst nicht 161. 165. 
steht für und neben näTal 165 aus na äljal von av, wobei zu bemerken ist, dass nach 
Bornemisza bei den ungrischen Zigeunern die II. Sing, dieses Tempus auf äl auslautet. 
III. Sing. bdnctiTa er ist gebogen 177. von handovava aus hangjovava; pe citta er schlich 
sich 152. dtnja er gab 168. 171. didnda er wusste 153. 156. gtTa er kam 153. k^da er 
that 152. köita er schimpfte 153. 172. mdkMa er salbte 156. rwäTa er starb 172. nä^ta 
er lief 170. pdSleTa er legte sich 153. für pdSlilja von paUovava; riSta er gelangte 175. 
stda er nähte 172. s^a er schlief 169. tköda er legte 153. trdUTa er hat gelechzt 174. 
von truSovava; üTa er wurde 162. 171. dikhja er sah 162. steht für dikhlja; häja er ass 
162 für und neben hdTa 162; kdmTa er wollte 152. 166: kdmla 177. ist unrichtig, wenn 
es ein Perfectum sein soll; auch Puch. bietet kamlas 70. neben kamljas 52. 69. lija er 
nahm 152. 154. steht für linja; mükja er Hess 162 für müklja: bei Puch. 75. muklas; 
pija er trank 175. für ptTa; phücja 158. und phuöla 169. er fragte für phüclja, bei Puch. 
59. pchuölja^ pes er fragte, nach dem ßech. ptäti se reflexiv. Für dvTa er kam 153. er- 
wartet man aTa. Das Perfectum kann in der III. Sing, und Plur. durch das blosse Partie, 
ausgedrückt werden, in welchem Falle keine Erweichung des Gonsonanten eintritt: man 
findet jedoch äXo er kam 159. neben älo 167. die 161. 201. äTi sie kam 159, bei Pasp. 
al6 neben avilö; pdSlelo er hat sich gelegt 162. für paUilo von paUovava; phddilo er ist 
gebrochen 173. von phadovava; biSH sie setzte sich 162, bei Pasp. beSlö neben beStö; 
giTo er gieng 151. 154, giTi sie gieng 157. 158. 159, bei Pasp. geld; vfidtiU sie ist be- 
rauscht worden 202. von matovava; müTo er starb 179, mtiTi sie starb 180. neben mMo 
200, bei Pasp. mulö; ndSto er lief 169, ndSti sie lief 159, bei Pasp. naStö, naSlö; rUto er 
gelangte 174, bei Pasp. restö; süto er schlief 168, süti sie schlief 167, bei Pasp. siätö, 
sovlö; uTo er wurde 153. 168, uTi sie wurde 162, bei Pasp. ulinö, ein ulo aus uv fieri 
voraussetzend, das in manchen Quellen mit av venire vermengt wird, (kerädo tiTo er 
wurde gefangen 178: ikeravava halten, ergreifen lassen. 

m. Plur. Nach Puchmayer und Bornemisza geht dem e ein unerweichter Consonant 
voran, eine Schreibweise, die mir allein richtig zu sein scheint, da die Form nach Wegfall 
des Hilfsverbum nur der Plural des Particips ist: die sie kamen 161. 201; kSsilinde sie 
fertigten 160; akkjärade sie wurden berufen 178. von akhjaravava rufen lassen und söhä- 
jerde sie wurden getraut 166. 168. werden passivisch, 179 wird 'söhäjerde durch ,sie hei- 
rateten* übersetzt. Man vergleiche dine in dsfa dinS me jaMndar des larmes coulörent 
de mes yeux Pasp. 99. und ach sie blieben Puch. 63; avle sie kamen 65; geh sie giengen 
63; kerde sie thaten, hatten gethan 63; pchende sie sprachen 63. Erweichtes d, t, 1 steht 
gegen die Analogie in dkhjarde sie riefen Müller 170. dlitinde sie waren gestellt 178; 
g^Te sie giengen 161; jöminde sie haben genommen 180; köSte sie schimpften 156; ri^He 
sie gelangten 174. 182; vdiozinde sie haben sich verwandelt 173. Das blosse Particip im 
Plural scheint überhaupt die Vergangenheit zu bezeichnen: pchende kia peste \oc^neh^jit\iv 
Puch. 63. kana odova kerde nachdem sie das gethan hatten ibid. Dass das Perfectum 
kerd^ der ansässigen \md kerddm der nomadischen Zigeuner der Türkei, wofür alle 
übrigen kerdom gebrauchen, aus der Verbindung des Partie, kerdo mit dem Präsens des 
Verbum substantivum is6m entsteht, kann wol als sicher gelten; es sollte jedoch das von 
Pasp. 92. 97. angeführte kerdd (kergkid) nicht aus den Augen gelassen werden. Das Partie. 
kerdo büsst vor dem i des Verbum isöm seinen Auslaut und dieses sein s ein, daher 



38 Fbanz Miklosich. 

kerdimn, kerdom; oder es verliert isom die beiden anlautenden Buchstaben: kerdom. s geht 
auch sonst verloren, wenn das Verbum substantivum Hilfsverbum wird und mit dem 
Hauptverbum zu einem Worte zusammenschmilzt: pol. hjl jeöm, byiem. Die III. Sing, 
lautet auf eis und auf a aus: kerdas, kerda: die letztere Form scheint die wahi*e auf dem 
* isa des Verbum substantivum beruhende zu sein, jene auf dem * isas begründete hin- 
gegen dem Plusquamperfectum anzugehören. 

Das Perfectum dient 1) zum Ausdruck einer in gegenwärtiger Zeit vollendeten Hand- 
lung: ölen Mekadom käSta te kSden ich habe sie fortgeschickt Holz zu sammeln 154. söske 
tu aiide fkindal i pHal warum hast du den Ofen geheizt? ibid. Germanisirend dnde fkinda 
eingeheizt. 2) zum Ausdrucke dessen, was im Griechischen durch den Aorist bezeichnet 
wird. Paspati nennt aus diesem Grunde das Tempus Aorist: mir scheint der Ausdruck 
Perfectum passender, weil ich die perfective Bedeutung für die ursprüngliche halte. 
Dieses Tempus hat demnach die Function des lateinischen Perfectum. o rom dnde pe ditta 
dnd i kdfiha BS dzutän gilo dnd o tSmetOy ilpre llja jükhe müTe BS ödole ISgeda üpre phiko 
is ödole TwäVe dnd i blököri dlitinda BS papäle pe citta dnd i köüha der Zigeuner schlich 
sich in die Küche und gieng dann auf den Friedhof, nahm einen Todten, trug ihn auf 
den Schultern fort und stellte den Todten in das Fenster und schlich sich in die Küche 
zurück 152. lids pdli love, ufcinö tar, gelö; aratti halids o lov6 il prit de nouveau de Tar- 
gent, se leva et alla; pendant la nuit il d6pensa Pargent Pasp. 594. 

IV. Das Plusquamperfectum lautet bei Puchmayer 27. 

1. öordomds cordamas 

2. cordelas cordenas 

3. cordehas cordenas. 

In Wrat.-Märch. findet man die I. statt der HI. Sing, angewandt: dilomas er bewegte 
87. 12, richtig vielleicht ciljomds; kriklomas er schlich 87. 16; naStjomas er schlich 88. 2: 
ncbSdva partir Pasp.; cingerdomas er zankte 88. 10: cingerav reissen Puch.; dzalomas er 
wusste 88. 14, richtig dianljomcbs; liljomas er nahm 88. 17; dagegen bidadomas ich habe 
geschickt 89. 3. 

Bei Vaillant fehlt dieses Tempus. 

Bei Bornemisza finden wir 111 folgendes Paradigma: 

1. kkamljomahi khamljamahi 

2. khamljälahi khamljanahi 

3. khamljahi khavilehi. 
Nach Paspati 89. lautet dieses Tempus: 

1. kerdömas kerddmas 

2. kerddnas kerddncbs 

3. kerdds kerdds. 

Paspati nennt 99. das Tempus, das wir wegen seiner Bedeutung Plusquamperfectum 
nennen, Aorist IL, bezeichnet es als ,une forme vieillie*, und bemerkt, dieses Tempus 
lasse sich nur in Liedern nachweisen, und er habe daher in seinem Werke jedes einzelne 
von ihm gehörte Plusquamperfectum verzeichnet. Unter diesen Umständen nimmt es 
mich Wunder, diesem Tempus in den von Müller herausgegebenen Märchen so häufig 
zu begegnen. Man kann jedoch nicht umhin in manchen Fällen in Folge minder ge- 
nauer Schreibung eine Verwechselung dieses Tempus mit dem Imperfectum anzunehmen 
und wird in dieser Annahme nicht selten durch den Zusammenhang der Rede bestärkt, 



Übeb die Mundarten und die Wanderungen deb Zioeuner Europas, n. 39 

der kein Plusquamperfectum zulässt: so scheint statt dikhTahi 176. eher dikhlahi 162., 
das ein Imperfectum ist, geschrieben werden zu sollen; kdmlahi 162. 191. gewollt hatte 
(dreimal) steht für und neben kamlahi 173. 176. 177. 179. 186; k6rlahi gemacht hatte 
172 heisst machte faciebat, wie kSllahi aus kSrlahi 156: fecerat würde durch kerdahi 
ausgedrückt werden; ob 170. mdkhTahi oder mdkhlaki zu schreiben sei, ist zweifelhaft: 
jenes bedeutet unxerat, dieses ungebat; man untersuche auch phücTahi er hat gefragt 
171. 181; phucTahi er fragte 181. steht iMv pkäclahi; dvTaki er war gekommen 159 steht 
für dvlahiy ävelahi, ist daher ein Imperfect und durch veniebat, pflegte zu kommen wie- 
derzugeben: das Plusquamperfect lautet aTahi. trömTahi sie wagten 188. steht wohl für 
tromnahi audebant; ülahi er würde sein 163. für üFakiy eig. er würde geworden sein; 
giFahi 189. heisst wohl ingressus erat; häTahi 187. comederat; ndndljahi er hatte sich ge- 
badet 187. 188. für ndndiljahi von nandovava; uTomahi ich war gewesen 161. üTahi er 
war geworden 168. 169; dinjomdhi ich würde geben 196. für dfnjomahi heisst eigentlich 
in conditionaler Bedeutung ich hätte gegeben. Dunkel ist mir thödenahi sie hatten be- 
reitet 193, da das Plusquamperfectum von thovel thodehi lauten müsste: er scheint tkove- 
naJii parabant gelesen werden zu sollen. Bei Puchmayer findet man litki, havi tchodahas 
der Baum, den er gepflanzt hatte 55. kana basno t avljahas naSado als der Hahn hätte 
geschlachtet werden sollen 57. pes rädo barvaljärdehas er hätte sich gerne bereichert 60. 
Wie das Imperfectum aus dem Praesens, so entsteht das Plusquamperfectum aus 
dem Perfectum, d. i. durch Anfügung der III. Sing. Praes. des Verbum substantivum 
sl, hl. Es ist diese Entstehung der Bedeutung der bezeichneten Tempora ganz und gar 
entsprechend: im Imperfectum wird die Dauer, im Plusquamperfectum die Vollendung 
der Handlung in die Vergangenheit versetzt, und das Mittel, diese Versetzung auszu- 
drücken, ist in beiden Fällen dasselbe. Zu demselben Ergebniss gelangt man selbstver- 
ständlich durch die Anfügung des Imperfectum des Verbum substantivum isömds, isdnas, 
isds'^ isdmas^ isdnas, isds an das Particip. Eigen thümlich ist die von Pasp. 98. angeführte, 
von ihm nur einmal gehörte Form pilidsas il avait bu für pilids. Dieses Tempus be- 
zeichnet: 1) die in der Vergangenheit vollendete Handlung: dsavo bäro kär le nTahi es 
war ihm ein so grosses Glied geworden 168. 2) die Bedingung sowie das Bedingte in 
der hypothetischen Periode und in Sätzen, die damit zusammenhangen: na difiomdhi tut 
vdS egesno vÜägo ich würde dich nicht für die ganze Welt geben 196. eig. ich hätte 
nicht gegeben; te deneki (für dinehi) o räja love, me andomahi^ so turnen phewlan wenn 
die Herren Geld gegeben hätten, so hätte ich das gebracht, was ihr gesagt habt 
Born. 112. Es drückt auch einen Wunsch aus, wofür mir jedoch kein Beispiel zur 
Hand ist. 

VI. Das aind. Suffix tana, tna. 

Das Suffix tana bildet im aind. Adjectiva aus Adverbien der Zeit: nütana neuerlich 
geschehen: nü aus nava, pratana ehemalig: pra, pragStana morgendlich: präge, hjastana 
gestrig: hjas u. s. w. tana kann in tna zusammengezogen werden: ßiratna aus alten 
Zeiten stammend: cira, nütna neben nütana, pratna neben pratana ehemalig: pra; aus 
pratna entstand prana. Das dem tna entsprechende Suffix tno dient in der Sprache der 
Zigeuner zur Bildung von Adjectiva aus Adverbien des Ortes: anglalutnö der vordere 
von an^ldl von vorne: aind. agrät von agra; ratttänö, arattutnö nächtlich von ratti^ 
aratti des Nachts: aind. rätri; avgutnA der Erstgeborene von einem mit avgö der erste 



40 Franz Miklosich. 

s&usammenhangenden Adverb; avrutnö der aussen befindliche von avr{ draussen: vergl. 
aind. vahis; duritnö lang, eher vielleicht der entfernte, von dur ferne: aind. dura; Toa- 
mutnö und daraus mamutnanö > der gegenüber befindliche von mamHi gegenüber von 
mui Antlitz; maskarutnö neben maskaritnö der mittlere von maskare in der Mitte; 
opralutnö der obere von oprdl von oben: vergl. aind. upari; palalutnö der hintere 
von paldl von hinten: aind. aparät von apara der hintere, spätere; perdalutnö der 
entgegengesetzte von perddl auf der anderen Seite; telaliUnö der untere von teldl 
von unten: aind. talät von tala; in gawdnö der im Dorfe wohnende, der Dorfbewoh- 
ner, ist t in d übergegangen. Das Wort ist von einem mit gav Dorf zusammenhangenden 
Casus abzuleiten. Man merke angledunö der vorhergehende, wohl von angle, t ist 
ausgefallen in anglalunö, opralunö, palalund, telalunö; ebenso in aiidralunö der innere 
von andrdl von innen: aind. antarät von antara; in anglunö der vordere von angIA: 
aind. agre und in pabind der hintere von palS: aind. apar6. Ausnahmsweise wird 
tno an ein Substantiv gefügt: dakarutnö königlich von daJcar. Man füge hinzu ada- 
divesvno heutig Puch. divesunes Adv. täglich Wrat.-Märch. 93. und ausserdem an- 
garuno Kohlen-, haruno von Stein, bermno jährlich u. s. w. Puch. Die Gleichstellung 
von at und al rechtfertigt sich lautlich durch den häufigen Übergang des aind. t in das 
zig. 1; begrifflich durch die ablativische Bedeutung des al in angldl de devant neben 
angU devant, oprdl d'en haut neben opr6 dessus, paldl de derridre neben paU der- 
riöre, teldl d'en bas neben tel6 en bas, andrdl de dedans neben andre, and4j ane 
en dedans, agordl du bord neben agor4 k l'extr^mitÄ: aind. agra, mamujdl d'en face 
neben mamüi en face, avridl de dehors neben avri dehors, paSdl de prös neben pa>Se 
prös: aind. pär9va Seite. Gleiche Bedeutung mit al scheint tar zu haben: atdr^ aiidtar, 
avatdr d'ici, otdr, ovotdr de lät, kdtar d'oü neben katär de Praeposition. Das dem t oder n 
vorhergehende u fasse ich als euphonischen Einschub auf. Vergl. Pott 1. 122. 124. 

VII. Bedeutung des Instrumentals. 

In den von Prof. Müller veröffentlichten Märchen hat der Instrumental dieselbe 
syntaktische Function wie in den meisten slavischen Sprachen: er bezeichnet 1) das 
Werkzeug: yeÄ:Ä rdj Mntöveha didlahi ein Herr kam (fuhr) mit einer Kutsche 168. Hieher 
gehört der die Ursache bezeichnende Instrumental bei Verben, die eine Affection des 
öemüthes ausdrücken: mä tu ödolelia md göndolin kümmere dich nicht mehr darum 166. 
2) die Zeit, in der etwas geschieht: diveha bei Tage 164. rätaha des Morgens 169; divesa 
bei Tage Wrat.-Märch. 98. 19. ratjaha {rataJia, ratiaha) Morgens 97. 14; 97. 18. 3) den 
Raum, auf dem eine Bewegung vor sich geht: ttt did ddäle dr&ineha gehe diesen Weg 
181; so auch gele dromeha sie giengen des Weges Puch. 65. geljas ole dromeha er kam 
(gieng) diesen Weg Wrat.-Märch. 97. 1. 4) das Prädicat, wenn das Verbum nicht das 
Sein, sondern das Werden bezeichnet, daher bei den Verben , werden, verwandelt wer- 
den': iüsteriha üTo er ward ein Schuster 172. sdske tu üTal Msteriha? warum bist du ein 
Schuster geworden? 172. me te r&inniaha övau ich werde dein Weib 164. üTo o gdlambo 
jtkhe Sükär räkTaha die Taube wurde ein schönes Mädchen 182. nd vätozinä mä gdlamhoha 
ich verwandle mich nicht mehr in eine Taube 182. sd gdlambonca vatozinen sie verwan- 
deln sich alle in Tauben 173. sd mänuSenca vatozinen alle verwandeln sich in Menschen 
177. 6 mindär bdreha vatozinda er verwandelte sich sogleich in einen Stein 177. i riiza 



Übeb DIB Mundarten und die Wandebungen dee Zioeuneb Eubopa'S. ii. 41 

diid i nät räkTaha vätozinda die Rose verwandelte sieh in der Nacht in ein Mädchen 
102, vergl. 1G3. Iü4. odt vätozinda t^iaha sie verwandelte sich in eine Rose 163. r?/ia 
2J€s vatocindas raklaha die Rose verwandelte sich in ein Mädchen \Vrat.-Märch. 97. 11. 
pnpale vatocindas ruzaha sie verwandelte sich wieder in eine Rose 98. 11. me tre romniaha 
ava ich werde dein Weib 99. 7. Selten scheint in solchen Fällen der Nominativ zu 
stehen: kkdmni fiTi sie ward schwanger 178, wobei zu bemerken sei, dass khdmni ein 
Adjectiv ist. Dass diese letzte Function des Instrumentals in der Sprache der Zigeuner 
nicht ursprünglich ist, zeigt das Fehlen derselben in der Si)raclie der türkischen Zigeu- 
ner: idiniom jek cirikli je devins une poule Pasp. 5G9. 6i unilt pajnn eile devint une oi(» 
407. uliniom kher je devins un äne 312. telesim idin6 il devint talisman (122. Ähnlich ist 
ker la manush transforme-la en homme 351. kerghids les rard il en fit de la farine 449. 
Bei einem Adjectiv wie oben bei khdvnio: ma uv (jorko ne doviens pas mechant r)(;s. Man 
sollte denken, diese Verwendung des Instrumentals entstamme dem Slavischen, und dies 
ist auch wahrscheinlich. Denn das Magyarische, an das man sich durch die Heimat 
jener Märchen um so mehr gewiesen sieht, als von der in Frage stehenden Function 
des Instrumentals aus der Sprache der unter Slaven wolmenden Zigeuner bisher kein 
iJeispiel bekannt ist, verwendet in den bezeichneten Fällen nicht den dem slavischen 
Instrumental entsprechenden Comitativus auf val, vel, sondern den Factitivus auf vd. vö: 
szin6szsz6 lettem ich bin Schauspieler geworden; megnyllik a föld, ^s sirra valtozik di(* 
Erde öffnet sich und verwandelt sich in ein Grab A. M. Riedl, Magyarische Grammatik, 
2r)3. Es darf nicht unbemerkt bleiben, dass die böhmischen Zigeuner in diesen P'ällen 
den Dativ auf ke anwenden: na kamav najheredere raskp f-arar ich will nicht der grösste 
Herr sein Puch. 75. kana has raske Satumos als Saturn Herr war 67. jov leske ferdol 
kh'veske er steht ihm Gevatter. 42. 

vni. Subjectlose Sätze. 

Allgemein bekannt sind Sätze wie griech. doxr^TSOV izzi r/jv dpsriQV und lat. canes 
paucos et acres habendum, in denen das Passivum mit dem Accusativ subjectlos gebraucht 
wird. Vergleiche meine Abhandlung: Die Verba Impersonalia im Slavischen, 38 des 
Separatabdruckes. Diese weitverbreitete Ausdrucksweise glaube ich auch in der Sprache 
der Zigeuner gefunden zu haben: asfardö i ciriklid ta cind6 la capta est gallina et dis- 
secta Pasp. 100. wörtlich: captum est gallinam et dissectum eam, denn mit dem Subject 
cirikli müsste der Satz etwa lauten: astardi i ciriklt ta dindf (6i)] mardö les percussus est 
Pasp. 100, wörtlich percussum est cum; andö len katdr ko dasikane on les a conduits (les 
moutons) du pays des Bulgares Pasp. 134. Wer diese Erklärung nicht gelten lässt, muss 
annehmen, dass in der Sprache der Zigeuner ,man hat gefangen^ durch ,er hat gefangen' 
ausgedrückt wird, was um so weniger statthaft sein dürfte, als in dem so nahe verwandten 
Urdu die subjectlose Ausdrucksweise regelmässig gebraucht wird: ab eo percussum est 
equum, ab eo percussum est equos Fr. Müller. Linguistischer Theil des Novarawerkes 173. 
Eben so im Maräthi: mihi mulierem visum (est) Pott 1. 354. Von der subjectlosen Anwendung 
des Verb um substantivum sind mir nur wenige Beispiele bekannt geworden: tokke hi 
cirikles? estne tibi avis? Ausl. wörtlich: estne tibi avem? nicht: tokke hi ciriklo? varekai 
has ungrikes irgendwo war ein Unger Wrat.-Märch. 93. 1, nicht: ungriko. Ganz ähnlich 
ist vijas man mar goves venit mihi meam rem Pott 2. 53, der ein Anakoluth annimmt. 
Wenn in einigen australischen Sprachen ein zweifacher Nominativ, ein subjeQtiver und 

Denkschriften der phit.-hist. Cl. XXII. Bd. 6 



42 Franz Miklosigb. 

ein prädicativer, unterschieden wird, und der letztere formell meist mit dem Aceusativ 
zusammenfällt, so lehrt die Betrachtung der Constructionen, dass auch in diesen Spra- 
chen das Verbum substantivum transitiv ist. Fr. Müller 247. 249. 250. u. s. w. Vergl. 
meine oben angeführte Abhandlung 20, wo die ursprünglich transitive Bedeutung des 
Verbum substantivum darzuthun versucht wird. 



Zweites Oapitel. 

Beiträge zum Lexikon der Zigeuneridiome. 

Auf den nachfolgenden Blättern werden einige mehr oder weniger umfangreiche 
AVörtersammlungen der in Europa gesprochenen Zigeuner-Mundarten mitgetheilt. Woher 
jedes einzelne Vocabular stammt, wem seine Aufzeichnung verdankt wird, ist überall 
angegeben. Ungeachtet der Irrthümer und Ungenauigkeiten der Narbutt'schen Samm- 
lung habe ich dieselbe dennoch aufgenommen wegen des durch davon unabhängige Auf- 
zeichnungen gesicherten Materials. Zur Charakterisierung dieser Sammlung werden einige 
Unrichtigkeiten derselben hier angeführt: czoniszdzaia {conisdzata) ortus solis, eig. con 
lidzala {iz ist das slav. Präfix izi») luna oritur. ramzadzaia, richtig kamzadzala^ occasus 
solis {za ist das slav. Präfix za) eig. sol occidit. ttttkamame amare, eig. tut kamama te 
volo, amo. theker'ante'feoszero prostemere se, eig. the kerau tele o szero ut faciam humile 
Caput, kieraicamiszto gratitudo, q\^. kierawa miszto facio bene. temarauman duellum, eig. 
the marau man dass ich mich schlage, harachih ponderosus, eig. bara chih gravis est, 
aus Grell. 290. hharahilo. piicztester quaerere, eig. piicz fester quaere ex eo. syniadytcho- 
loatca pignus, eig. symady tchowaica ich lege ein Pfand nieder, todepesupre rebellio, eig. 
wohl tode pes upre sie haben sich erhoben, werita caupona ist in Polen sicher nicht ge- 
hört worden: span. ventsi. jitngdzyi silYSi ist das von Grell. 290. als hindust. angeführte 
jnngel: hindust. rf^aw^a^Vald. millkumawa considerare ist das bei Grell. 297. als hindust. 
bezeichnete midkunma: vergl. hindust. tämulkama denken. 

I. Vocabular 

in Bessarabien von Ivan Petroviß Donöev, Professor in KiSenev^ im Jahre 1852 aufgezeichnet und dem 
Herausgeber aus P. von Köppen's Papieren von dem Akademiker A. Schiefner mitgetheilt. 

niiany poäy^ rodü ich weine - th Ty tu du 



cnjiK) cody sodü ich schlafe 
CMtiocH acdy asdü ich lache 
nbH) üÄy pjdü ich trinke 
5 'feM'L xäy chdü ich esse 

BHHcy A^Kxäy dikchdü ich sehe 
cjiHUiy ainyHäy aSundü ich höre 
MyBCTByH) xaKKapä^ chakkjardü ich fühle 
TporaK) MHinKfiM:b misktm ich berühre 
10 H/(y »cäy zdü ich gehe 
H MC me ich 



oh:b er 
MU aMÖ amS wir 

15 BH TyMe tüme ihr 
OHH OH^b on sie 
Bci cdypi» sdur alle 
ojiflwb erb jeg ein 
MymHHa pyM^b rum Mann 

20 accHgjHHa pyMHÄ rumiit Weib 
roJiOBa niep^ serd Kopf 
Hora nynp;^ punni Fuss 



Übeb die Mundarten und die Wandbbunoen der Zigeuner Europa*s. ii. 



43 



pjKa BacTb ^:ast Hand 

yxo KRH^B kan Ohr 

25 rjiaa^B hk-b jak Auge 

Hocii Har'B nag Nase 

poTt Myft muj Mund 

muKb IHHÖ^B ^2*6 Zunge 

bojioc:b 6aji:B hol Haar 
30 6opo;^a mopt Ä)r Bart 

KOCTB KÖKaji^b kökül Knochen 

* 

HoroTb jSLTh ungh Nagel 
3y6'B A^^A*^ dand Zahn 
porb muHF^B Syng Hörn 

35 eepAße hjijiö illö Herz 

HCHpB Tyjiö, HHKUHB tulö^ cikyu 
KpoBb paTB raf Blut 
nepo nopb porh Feder 
KOSKa MopKH morki Haut 

40 Hcrnya coji3b solzb Schuppe 
pbi6a MaiiiH) Tnaijü Fisch 
HTHua HixpvanjiA ürikljd Vogel 
HepBb KepM^'^ kermü Wurm 
Myxa MaKx6 7nakch6 Fliege 

45 3M'kH can^ sap Schlange 

HHjgepHga TonHpjia topijrla Eidechse 
Hepenaxa 6pöacKa - jjhctöcb hröaska- 

cystös Schildkröte 
paKB RapaÖA^ karahdi Krebs 
paKOBHHa CKOHRa skojka Muschel^ 

50 jxaryuiKa öpÖäcKa brödska Frosch 
KoaejiB 6j3hnü huzbni Ziegenbock 
6apaH:B 6aKpHmi6 bakriSjü Hammel 
6bikb ryp5' gurä Ochs 
KopoBa rypiOMHÄ gurjumni Kuh 

55 coöaKa mciokujib zjukyl Hund 
KOUiRa Mbiga mgca Katze 
CBHHbH 6aJiÄ hali Schwein 
JiomaAb rpacTB graM Pferd 
ocejiB Marapjft, ^^P^ magari^ cherd Esel 

60 Bep6jiiOA'b , KaAiäjia kamila Kameel 
cioH^b *HJibAHni:b filuUs Elefant 
HOCopor:b Harmunr^b nagiyng Nashorn 
jieB^b jie^" led Löwe 
THrp:b TÄrpy tigrw Tiger 

65 MCAB-feA^ pbimb riß Bär 

o6e3bHHa MOMÄija momtca Affe 



BOJiK'b pioy rjun Wolf 
OJiCHb uiepöii ierh Hirsch 
3aHQb mymbii suSöj Hase 

70 Muoib mopÄKy ^orikU' Maus 
ntTyx'B öaiUH^' bahid Hahn 
KypHga Kxa]&HH kchami Henne 
rojiyöb TjJifBj gulubv Taube 
rycb nanäH'b paptn Gans 

75 yTKa pdjia rdca Ente 

Jie6eAb Ji66eAH Ubedg Schwan 
opejTb ryjiT^py gultüru Adler 
KonHHK:b yjiöy tdöu Bienenfalke 
KopmyH^b yjiMdny tdmdnu Weihe 

80 ancT^ KjTCOCTupirb kukostyrk Storch 
Jiict BHinb viß Wald 
AepeBO KaiHT'b kdit Baum 
xpaBa Hapb can Gras 
njiOA'^ pöaAH röady Frucht 

85 jiHCTb naxpÄH^b patrin Blatt 
3epH0 KyKe kukS Korn 
gB-bTS Jiyjiyrfi lulugf Blume 
KopcHb pHAbiHÄH^b vydyciu Wurzel 
CMOJia 3MÖäJi£[ zmöäly Pech 

90 Kopa KöaacH k^azy Haut 
HÄjjo aHHp;^ annrd Ei 
MOJiOKO TxyA^ tcJmd ]\Iilch 
MHCO Maci& mas Fleisch 
AyÖHHa poyjifi rotdi Prügel 

95 JiyTCb äpKy drht Bogen 
CTptaa CbnKdxu syzaiy Pfeil 
cfeTb ojiÖKy olöhi Netz 
Tonopi T0B6pb tov^vh Beil 
cyAHO 6ep5^ berä Fahrzeug 
100 Hoac:b rniopÄ ijuri Messer 
Tejiera ypAönt 7ird/hi Wagen 
njiyr'b, coxa nji^^ry phlgit Pflug 
coumHK'b, cdcTpH njiyröcKy sdsfri pht- 

gösku Pflugeisen 
Koca Köacu köasy Sense 
105 xjit6:b B:b noat riy giü Getreide 
xji'feö'B MaHp;^ manru Brod 
BOAa naft paj Wasser 
oroHb HPb jag Feuer 
BHHO M0Jii> mol Wein 
110 Macjio KXHJib kchil Ol 



»)• 



44 



Franz Miklosich. 



115 



120 



125 



^OM'b Kxupi» kchyr Haus 

6pyc:B (ocCwIOK-b) 6api», TOHÄJia bar, 

tocila Schleifstein 
naji:b, ko-i^b khjiji^" kilM Pfahl 
KpoBJia naTHpHMöcB patjarimös Dach 
^BepB yflä-pB uddrb Thür 
nopor:b npäry prdgu Schwelle 
0Har:B röpHy görnit Herd 
/(poBa KainT-L ardK-B, mHH;^fi kaU jagdk, 

Sindi Brennholz 
cojiOMa cyjiyHa siduna Stroh 
KaMCHB 6ap:B bar Stein 
OTCjgi /(afl'B dad Vater 
MäMa mdrna Mutter 
npa.iJi'B prall Bruder 
nxM pchej Schwester 
pyiWB 7mm Mann 
pyMHH rumni Weib 
mAy Mit Sohn 
meä Je; Tochter 

meopH ieory Mädchen 



MaTB 

6paT:B 

cecTpa 

My^K-B 

acena 

cbih:b 

flOHB 

^^d^BHiia 



130 



135 



140 



145 



150 



/piTH maop;^ saorti Kind 
CTapBiÄ nypö piirö alt 
MOJiOflBifl TBipHö tiimö jung 
;^o6pBIft .naniiö lasjit gut 
xyflBifi Hac^ji'B nasul schlecht 
xopoiiriÄ jiainiö laijü schön 
rHycHHÄ CKMpHdB:B skyrndv schmutzig 
oojiBraoH 6ap<5 barö gross 
MajiHÄ iiBraopö cynorö klein 
TOJiCTBiH Ty.iö tidö dick 
TOHKiÄ caH;f «anz^ dünn 
3eMJiH nxyy pchuü Erde 
M'icTO ixan-L ^cÄe?w Ort 
jicB BBiuiB vys Wald 
öojiOTO ^HK'B cik Morast 
nycTHHH nycTiy pustm Wüste 
CTenB KH:vin:B kymp Feld 
ropa üJiafiHi» platn Berg 
xojiM'B nHHopu cynorp Hügel 
xpeöeT^B 3äpH-njiaficKH zdrja^plafski 

Bergrücken 
CKajia 6ap:B 6ap6, M;fHTe bar barö, 

raunte Fels 



Mope 
eaepo 
p^^Ka 



no/^ropBe Tanö Hviafi tal6 plai Fuss 

des Berges 
nejßepa xuy cä?/?/ Höhle 
JieflHHHH ropH nxdy njiafi 7X?M^^ 

plai Eisberge 
BBicoTa yninö t^c5(J Hölie 
155 hh3:b TCJifi telt der untere Theil 
KaMCHB 6apB bar Stein 
KpeMeHB Kp^MCHH kv^menja Kiesel 
necoK'B KHinäft kiSdj Sand 
MarHHT^B aÖTiuH^B abcyn Magnet 
160 FJiHHa nx;^ räjiÖBiHBi pcku gdlbynij 

Lehm, eig. gelbe Erde 
MäpH mdrja Meer 
JiaK^B lak See 
nupuy pyf^u Fluss 
HCTOHHHK'B, pyicÄ H3Böpy izvöi^ Quelle 
165 0CTp0B:B acTäp;^y asfdrdu Insel 
Bo;^OBopoT^ röjiöypa gölbura Strudel 
KOJio;(e3B xäHHr:B chding Brunnen 
KanjiH nHKHT^pBi pikytury Tropfen 
TCHB TaÄ;^HM6c:B tajdimös fliessen 
170 nJiaBaxB HHHOTiy ynnotiü schwimmen 
Bojma Ba.iy vdlu Woge 
B'bHa cn^^Ma spüma Schaum 
6eper:B MaJiJi^B mall Ufer 
njiOTHHa e3aT5'^pa jezaMi^a Damm 
175 HCTOHHHK^B HSBÖpy izt'öru Quelle 
TenjiHft KJiiOHB TaT^ H3Bopi> tatü izvor 

warme Quelle 
Bo;^ona;(:B xaä /^ejia nän tcju^ (na/^enie bo^^h 
behs^b) taj delapdi fe^f Wasserfall 
esHfflöp^B HHHop^ jezyäor cy- 
norü Teich 

Ka^^xäpB kadchdrh von hier 
OTxäpB otclidn von dort 

KaHH'L KJinH^B KxäM'B ka 
inklln o kchdm Ost 
KxdM-B Jia MaaoCTH o kcham 

« 

la miazösfi Süd 

KaaepÄ o KxaM'B ka lert o 
kcham West 

aMH3a-paKxfi a mjdza rakcM 
Nord 



npyA^ 

OTdo^a 
180 OTTy^a 

BOCTOKB 



lor^B 



saiia/^'B 



c'feBep:B 



Übee die Mundarten und die Wandebunoen der Zigeitter Europa'S. n. 



45 



185 cpe;(UHa ManiK^pb maSkän Mitte 
Ha npaBO mamiö Saijü rechts 
Ha ji'bBO aHH CTUHry ani stpngu links 
enepe^ aHO^ angU vom 
no3a;(H n&Jinagih pdlpalh hinten 

190 coniyTHÄ un^o^m yvdoimi ge- 
krümmt 
BpcMfl jiamil lau Zeit 
TjcHb rec:B ges Tag 
HOHb pÄTb rjatb Nacht 
M'fecHß'b miÖHB ij6n Mond 

195 ro^!B 6upnrb 6^ri Jahr 
Hac^ mdcy lidsu Stunde 
BecHa npHMaBäpa primavdra Früh- 
ling 
.TfeTO MHJiäfi mildj Sommer 
oecHB TÖMHa tömna Herbst 

200 3HMa HBÖH^fb iv^nd Winter 
ceroflHH ar6cii agds heute 
BHepa HÄCi iz gestern 
saBTpa TcräpB tegdrh morgen 
paHO ;^iHHii3a diminjdza früh 

205 no3;5HO Tup3iy tyrziü spät 

Bcerfla ca;^a;^Ha sadadna immer 
yTpo HcaHU rec6fflT:B iany ges4St des 

Morgens 
no.i;teHB enaMb-r6c:B epam (richtig epas 

d. i. jek pas) gSs Mittag 
BeMep:B pHTb rjah Abend 

210 nojiHO^Jb enaMi-pÄTü epam (richtig epas 

d. i. jek paS) rjat Mittemacht 
He6o HepK) c6rju Himmel 
cojiHue KxaM!E kcham Sonne 
.lyna miom» Uon Mond 
3B'fe3^a CTC sie Stern 

215 nyTB MJitHHijft j^^GWh CTCJiÄKry, Txy;;aji;f 

drom steUkgu^ tchudalü jVIilchstrasse 
KOMCTa KOMCTH komety Komet 
na;(aH)]3iafl 3B:b3;(a CTHoä neji^ stjaoä 

peli Sternschnuppe 
pa^yra KypKyöwy, xopaxa6 kitrktihyüy 

chorachal Regenbogen 
o6-iaKO Höypb n6urh Wolke 

220 TyTttaH!E mdiiH sdcy Nebel 

ctBepi> B4jiBaj:B vdlval Nordwind 



6ypfl BajiBa^rb 6apÄ valoal hart Sturm 

B03Ayx'S depy djeru Luft 

;(o:k;^ öpumiiiHr^ brySyvg Regen 

225 poca p6y röü Thau 
rpa;(:& ;^e.^ö delö Hagel 
CH'fer:B i^'^ id Schnee 
JiCTj'B nxäy pchdu Eis 
MOJXHiH «yjiBHcep6.iB fiühzerth Blitz 

230 rpoM:B TyHÄJib tunÜh Donner 
30JI0T0 cpmaKdH sumnakdi Gold 
cepeßpo pronii rjup Silber 
wh^,h dpKOMa drkoma Kupfer 
:Keji:k30 cacTp^ sastr Eisen 

235 CBHHeii'B MOJiiy inoliü Blei 
oaoBO apmihjB arsic Zinn 
pTyTB apsKH'iKiy «CHBOÄHTjy arziziu zi- 

. voindu Quecksilber 
aceMHyr:B MaprapHKTapn margariktdri 

Perlen 
ajiMas^ ajiMä3y cUmdzu Diamant 

240 6HpH)3a 6Hpi&3y hirjilzu Türkis 
co.iB jioh:b Ion Salz 
ctpa nynöac^ piicöas Schwefel 
orHHBO aMHäpH), arajiy amndrju, jagahi 

Feuerstahl 
Tpyra licKa jdska Zunder 

245 TaöaK'B Ta6äKy, TioTi&Hy tabdku, tju- 

fjitnu Tabak 
nojioTHO naxTäwi:b imchtdl Lein- 
wand 
HHTKa Txä5'^ tchdil Zwirn 
Hraa c^y sdit Nadel 
npu]^, y3ea:B, nyroBHjga nxaH^^^^niKt, koh- 
luäKB pchandimny^ koösdk Knoten 

250 TpyÖKa .iiojirfoä Ijuljdoä Pfeife 
HepHBiK Kaj6 kalö schwarz 
6'k:ihiH napH(5 parnö weiss 
CBtT.iMH -lyMÄHHMH luintiumi licht 
TCHHUH yHTyH6pHKy nntnn4riku dunkel 

255 sejieHUJI aciÄHb zplfn grün 
iKCiTHÄ rä.iÖHH'B gdlhyu gelb 
KpacHBift -ia.iö lal6 roth 
rojiyÖMH iuöäcrpy albdstru himmelblau 
oöpHCOBaHiiLiü 3}TpHÄMH zugryimi ent- 
worfen 



46 



Fra5z Miklosich. 



260 H3BaaHHHH Kup/fo 6apucKy h^rdo ha- 

rpsku eingegraben 
BofiHa öuTBUiiA, pu36öio hytylija, ryz- 

böju Krieg 
pacnpfl xaji^Ma chaltma Streit 
rH'bB:B xo:aÄ choli Zorn 
KpHK:B puKHeTtB TTjtjknet Schrei 
265 FHaTB jiayjie laiüe treiben 
6htb MaTÖ matö schlagen 
rpu3TB xdy chdü beissen 
paHa paHacu ranasp Wunde 
a3BHHa SHMOCfläöii dimosddh Wunde 
270 yÖHTHÄ My;^Hp7^4H'B mudjcurddm er- 
schlagen 
KopoJiB,napB KopöjiK), ndpy, H^iUHpäry ko- 
rolju^ cdrtCy ympyrätu König, Kaiser 
HanajibHHKB HeHiÄHHKy necdlniku Be- 
fehlshaber 
cyflia acy^^eKecdy iudekesdü Richter 
bohh:s oDiTÄHy oStjdnu Krieger 
275 ropO^^B opämt ordS Stadt 
ffepeBHH T&y gdü Dorf 
OKpyacHOCTB HMnpeacypoji6cKO ympre- 

zuroUsko Umgebung 
KptnocTB HCTäTÄ cetdtjo Festung 
6aiiiHH T^ny tümxi Thurm 
280 moct:& nöfly no näÄ p6du po pdj 

Brücke 
ßoFB A^y^^j fleyjieCKy diula^ deuleskn 

Gott 
»cepTBeHHHKB accpTBÖHHEV zei^vfii iku 

Altar 
»:epTBa noMana, ßo^anpöcra ponidna, 

bodapröstja Opfer 
xpaM:s KxaHrLipÄ kchangyri Kirche 
285 CBjngeHHHKB pamäM rjasdj Priester 
yMB, pa3yMB MÄHTe minte Verstand 
Ayina, Ayxii orÄ ogi Seele, Geist 
^iasojiB ßenFB heng Teufel 
»CH3Hb HcyÄH^y zuindu Leben 
290 CMcpTB MepHM6c:& meriinös Tod 
BtpH) naKXify pakchjdü ich glaube 
xo^iy KBM&f kamdü ich will 
HeaaBHacy HHHafijiay nicajljdü ich 
hasse 



jih)6jih) KaMaoHAä5'^ kamnonddü ich 

liebe 
295 3HaH) 'iKaHät iandu ich weiss 

aa^^iocb Hafleac^^i xaKKapä)' nadez- 

djdüy chakkjar^dü ich hoffe 
noHHMaio naK^y pakjdü ich ver- 
stehe 
flaio Aä5'^ ddü ich gebe 
noK) rejiaßäj' gelahdü ich singe 
300 üJiainy Kxajiäy kchaldü ich tanze 
BapH) KHpaäy "" kirjadü ich koche 
ptacy HiHHäy ^^/^«£^Ä ich schneide 
;^'bjiaK) Kapä5' kardü ich arbeite 
noKpuBaH) naKKapdy, ymapay j^^aM;/«- 

?'a^l, usarjdü ich bedecke 
305 OTRpiiiBaio ^iicnaKKapäy dispakkjardn 

ich decke ab 
ßtry Haind}' nasdü ich laufe 
Hfly Ääy i{:^?Ä ich gehe 
acMy KH/fSiirB i'/c/ew ich drücke 
sairapaio naH/^d^^Jia, £iHKJio;f6wTa ^^an- 

ddüla, ynklodöla ich schliesse 
310 y;^apaH), CTy^y ;^ä6B drf6 ich schlage 
öpocaio, KH/^aio mäy Mm ich werfe 
pamo pHHHcäÄJieM'B rynisdßem ich 

verwunde 
yÖHBBH) My/^aprfy mudarjdü ich tödte 
BUJi^bMHBaH) cacTapjiy^ sasijarjdü icli 

heile 
315 inBH) cydj' sudü ich nähe 

Jioacycfl iiepTejiÄ5' perteljan ich 

lege mich 
Hjgy pofläy rodrfÄ ich suche 
Haxoacy apaKX((y arakclidü ich finde 
pa^yioca öyKypacaÄJieM^ hukarüalhm 

ich freue mich 
320 neqajiioca TpÄCTOCCÄrB tristosem ich 

betrübe mich 
Bü MHHVTy HH;^o MEH^HTa yiido mi- 

nünta in der Minute 
nocjit ne^pMa peümia darauf 
npe'iKfle aarjifi anglt frülier 
xojiosHO inHJii& iyl kalt 
325 Teiuio TaT^* tatu warm 
«lacTo fleccL dess oft 



Über die Mundarten und die Wjlsdbrungen der Zigeuner £uropa*& ii. 



47 



Ha, Ha;(!b, BtbBepxy hh, onpanrb, onp6 

piy oprjämy opri auf 
no, noA^, BHHsy TeJiä, xejiH teld, teil 



unter 






Aa.ieKO Ä^P^ 


cfefrt 


weit 


330 6JUI3KO namu 


paiij 


nahe 


flOJiriÄ jiyurb 


lung 


lang 



A5'ä rf«?/ 2 
TpuH^ tryn 3 
lUTäpe iffefre 4 
345 naHHCb pani o 
niöy Uli 6 



KopoTKift CKypTB skurt kurz 
nrnpoEifi 6jTJi;^ 62<^^22 weit 
ycKifi TanrB tang eng 
335 npHMufi opxäy, nanöc^ or^c??^, cacös 

gerade 
yroji:B yni^pB, KÖTyjit ungjärhy kötul 

Winkel 
Ha Horax!b ctoh öemäyn^e ne nHHpä 

beSdtmde pe pynrp auf den Füssen 
TH^cejiuä naap;^ paard schwer 
.lenciä ymyp^JiB uMrd leicht 
340 ocTpuft acRygBnrB askucj/n scharf 
erb jeg 1 



e*Ta 

OXTO 

iiiH:Bit 
350 A^^iiiB 
;^emye^B 
AeiiiyA5'H 



jeftd 7 
ochtö 8 
ynöjd 9 
cZei 10 
deSujeg 
desudiij 



11 
12 



flemynäHÄCb deSupdni 1 5 
ÖHiUb bis 20 
355 TpäH;^a trdnda 30 

HHH4B-36Hb äind<4d 50 
KUiujib Ar^y/ 100 
KuiujiBxaer^ o ksykhajeg 
nyKHrf, Wiuiä puknjd, villi 



101 
1000 



360 ;^emb nyKHit des puknjd 10,000 



II. Vocabular 

zu Belgorod in Russland von V. Zuev 1781, 1782 aufgezeichnet und dem Herausgeber aus dessen Werke: 
,Pute&e8tvennyja zapiski ot-B S, Peterburga do Chersona vi» 1781 i' 1782 godu. Vi, Sanktpeterburge 1787.* 

von dem Akademiker A. Schiefner mitgetheilt 



pÖMB liuraHB röm Zigeuner 
pÖMHH uuraHKa r&mni Zigeunerinn 
po3iaH6 no guraHCKH romave zigeunerisch 
leicb jek 1 
5 flH di 2 
TpH tri 3 
niTapib star 4 
naH^K^b 
moBB 



pani 5 
sov 6 
eßa 7 
ochtO' 8 
jenjd 9 
des 10 
flemy lÖKB deSnßk 1 1 
15 /^emyflÄ deStidl 12 
flemyTpÄH^ desutrin 13 



10 e*Ta 

OXTO 
JifiUTb 



;^eIIIyoxTo 
flcinyiÖHÄ 
6umb bis 
ÖHinbi^iTb 



deSuochto 
deSifJenjd 

20 
bisjek 21 



18 
19 



;^emymTäp!b 
^emynaH»cB 
AemymoBi 
20 Äßiuye*Ta 



deSuStdr 14 
deiupani 15 
deSusov 1 6 
deiuefta 17 



25 6I^IIb;^H bisdi 22 
TpHH;(a trjanda 30 
lUTap/^ema, capaH/^a stardeSa, ,^aranda 40 
nanacflema panzdeSa 50 

sovdesa 60 
eftadeSa 70 
ocIitodeSa 80 
jenjadeSa 90 
fZe^WcÄ-a 100 
Aeme/^eniatöKB deSedeSaßk 101 
35 ÖHinb/^ema biSdesa 200 
6orb A^B^Ji^ (Zer^/ Gott 
flyx^b, Boa^yxB *aHÖ /arid Geist, 

Luft 
/lyma BOflÄ vorff Seele 
He6o jiHMHit limnjd Himmel 



moB/^ema 
30 ^^Ta^ema 
oxTo;^enia 
i^HH;^ema 
j^euihf^emsi 



48 



Fbanz Miklosich. 



40 HopT'b ÖHHrii hyng Teufel 

nepTOBi» naneijTi aHryuib ÖHHraMO angui hyn- 
gamo (belenmifes) eig. Teufelsfinger 
pafi fehlt Paradies 
a/('B cani» sap Hölle, wohl Verwechs- 
lung mit rafl'b gadö Schlange 
rpo6:b Tpynä firnnd Grab 

45 MoruJia xiibi> cliiv Grabhügel 
non'B pamäft rasdj Priester 
flbaHCK'B KViujio kiiSlo Kirchendiener 
uepKOBb KaH;^i])ii kancUr Kirche 
KOJI/^yH^b ;^/KaHH 3iärKypy dzanl mdguru 
Zauberer 

50 oroHb Hr:b jag Feuer 

noiKapij ^pe;^eIlxa6oH'b gredtpchnhon 

Feuersbrunst 
yrojib aHrapi) angar' Kohle 
;i,uwL Txy tchu Rauch 
CBtx'b /^HBi dlv(^ Licht 

55 TCMHOTa, HeBHflHO na;^ynio naduso dunkel 
poca j^pocnwB drosin Thau 
/(oac/^b opHiiiHHii hrysin Regen 
xojiofl^b niHJiajiö äilaU Kälte 
JIe/^:b Kpura knjga Eis 

60 eHir:b \mwb hw Schnee 
Tenjio TaTÖ tatö warm 
5Kap:b neKÖJi:b pekyl Hitze 
• B'bTp:b öajiBajrB halvah AYind 
BOfla naHÄ pani Wasser 

65 ptKa JiHHi» lyn Fluss 

noToni» TaMOJiÄ tamoljd Überschwem- 
mung 
acMjia nxy pchu Erde 
necoK'b THiuafi tisaj Sand 
rpÄ3b HHK^b cik Koth 

70 ropa hjiäh pljaj Berg 
KaMCHb 6ap:b har Stein 
acejitso cacTpa sastra Eisen 
3ÜJI0T0 cyHaKafi sunakaj Gold 
cepeöpo py 6:b rub Silber 

75 Mtflb xapcKOM^B charskoni für charkmn 
Kupfer 
OJIOBO opHHMH 07'cici Zinn 
acecTb, ötjioc »cejitso uapno cacTpa parno 
sastra Blech 



• • 



CBHHeg'b CBHHßH svinci Blei 
CTCKJio XHBii chiv Glas 

80 CTBJiB a6eHH:b abein Stahl Vergl. 

ahcyn 159 im Vocabular 1. 
ca^'B B8»CB' vez Garten. Vergl. vys 

AVald 143 im Vocabular 1. 
oropofli 64pe bdre Garten 
flcpeBO KaiUTü käst Baum 
npyT^b paHopä ranord Ruthe 

85 KopKa MopHÄ morcl Rinde 

cep;^^e (B:b /(epeßt) BOflÄ vodi Baum- 
mark 
TpaBa Hapii carjd Gras 
aro;(a nopHKB porik Beere 
opixB neH;^exB peiiderh Nuss 

90 aßjiOKO uxa6aH pchabaj Apfel 
MyacB xyjiafi chulaj Mann 
acena xyjiaHH chulani Weib 
aceHigHHa ]i;j^yj\k dzuU Weibsperson 
OTCHü flOfl:b dod Vater 

95 Maxb /^eH dej Mutter 

CbiH:b Ä^^y ^^^<^^ Sohn 
;i;oHb flniCH dsej Tochter 
eHHOK:b ;^mappö dsarrö Söhnchen 
flOMKa fliuapH dsai^i Töchterchen 

100 öpaxi» iixpaji:b ])chral Bruder 
cecxpa nxcH'b pchen Schwester 
CTapyxa nxypn pchuri altes Weib 
/(•feBKa paKJiH rakli Mädchen 
/^'bBymKa paKJiopii raklorl Mädchen 

demin. 

105 jnmo mh ml Gesicht 
HOci> Hans nag Nase 
6poBH nxyBbii pchuvjd Augen- 
brauen 
yniH KaHä kand ' Ohren 
rjiaaa aKxä jakchd Augen 

110 jio6:b TiiiHKa/(i» tsikad Stirn 
xji'fe6:b Manpö manrö Brod 
cojib JiOH'b lo7i Salz 
pu6a Maxinö matsö Fisch 
cajio öa-iaBiliu'b balavdi Fett 

115 HHßo raHp6 ganre Ei 
MHJio Txujii» tchil Seife 
HoacHKi xniypö t§uri Messer 



Ureb die Mundarten und die Wandebungbn der Zigeuner Europa^s. u. 



49 



Ka^TRH^ jsiiHbKa Ijdnhka Hock 
nixaHU KÄJiBMH kdlci Hosen 

120 manKa cxa/^H stadi Mütze 

v^ÄCTjKh j^HKJio diklo Halstucli 
jioma/^ rapä gard Pferd 
KOÖBua rapaHH garani Stute 
»cepeöeHOHi^ xypopö churorö Füllen 

125 KopoBa rypyHÄ gurunl Kuh 
6uk:& ryp}^ gurü Ochs 
TeacHOKi rypyHÖpH gurunöry Kalb 
cyHflyK:B eMHxapH syntari Koffer 
KpecTb Tpyniy tinisu Kreuz 

130 KOiHKa MHga myca Katze 
coöaKa pHKaHÖ rykanö Hund 
Mum'B KapMyct karmtis Maus 
HTHjga HHpHKJi^ cirikU Vogel 
KypHjja KarHH kagni Henne 

135 niTyx:B Mamno raaSnö Hahn 
rycB nanäHi^ papfn Gans 
yxKa päija rdca Ente 
saagB momoÄ Sosoj Hase 
Myxa MaTXHH^ matchin Fliege 

140 ;E^a aHH ani ja 

HiTB Ha na nein 
npas/^a näHH cdci wahr 
MHoro 6yrb hvt viel 
flojiro Ji^'^Hro lüngo lange 

145 xopomo uiyKapib mkar schön 

xyflo HainyKapt naSukar schlecht 
3/i[OpoBBiH CHCTCCTO ststesto gcsund 
6ojiBH£[fi HacBajiö nasvalö krank 
rayxift KaniyKÖ kaäukö taub m. 

150 oyxaH KainvKH koMki taub f. 
&kjiuk napHÖ pamö weiss m. 
6iiJiaH napH& pami weiss f. 
lepHBiä KaJio-Ä A:a/o, i-a/^ schwarz 
chhIh BHHeTÖ-H vynetö^ vynet^ blau 

155 cjiaflKift ryrjiö-Ä g^l^y ff^l^ süss 
KHCJiKiH myKJio-Ä ihikloy Sakli sauer 
MOKpuä nimjifi'k tindoy tindi nass 
MHTKifi KOBJiö-ik Ä:ov/d, Äcw/f weich 
jicmkIh nxa6aTep/(0-ft pchahaterdo, 

pchabaterdf gebrechlich 

160 THÄcejiBiH nxapö-Ä pchar6,pchari schwer 
TH»cejiie nxapcÄcpB pchareder schwerer 

DenkBchriften der phil.-hist. C\. XXII. Bd. 



npeTHHcejiufi «apxenxapo fartepcharo 

sehr schwer 
jierKift üOTxö-Ä lotchöf lotcM leicht 
Jicrne JI0Txe/^ep5 lotcheder leichter 
165 npejierKifi «apxejiOTxo farteJotcho sehr 

leicht 
a MC me ich 
TU Ty tu du 
OHB BOBi vov er 
MH aMiii amy wir 
170 BH TyMÄi tumij ihr 
OHH BÖHM von'^ sie 
a xony mc KaMaB^ me kamav ich 

will 
TH xoHcniB Ty. KdMBi t2i komy du 

willst 
oh:b xoqcTB BOB:b KaMU vov kamy 

er will 
175 MU XOTHMB aMU KaMaBB amy kamav 

wir wollen 
BKt XOTHTC TyMH KaMCH^ twmy kam^n 

ihr wollt 
OHH XOTHTI BOHU KaMCH^ v(my ka- 
men sie wollen 
a xorkiB MC KaMMOMB me kammom 

ich wollte 
TH xorkttB Ty KaMJia . tu kamlja du 

wolltest 
180 OHB xoTtjTB BOBB KaMBUiB VOV kamyl 

er wollte 
MU XOTJ^H aMU KaMJi£[ amy kamli 

wir wollten 
BU xoTkiH TyMU KaMUHB tumy ka- 

myn ihr wolltet 
OHH xorbjiH BOHU KaMUHB v(my ka- 

myn sie wollten 
a 3Haio Me ^^SKanaBB me dzanav ich 

weiss 
185 a npHivi'bHaK) mc ;^eKaB'B me dekav 

ich bemerke, sehe 
6htb Map&HB marin schlagen 
a 6bk) MC MapeB'B me m^rev ich 

schlage 
6paHHTBCa a KomejmB a koSelp sich 

zanken 

7 



50 Fbanz Miklosich. 

H 6paHH)CB MC KOineJine 7ne koselpe | 200 h poacy jwe ÖBHCJieM^ me henelem ich 

ich zanke mich ' gebäre 

190 jiOMaTB nxar:B pchag brechen ' CH/ttTb ÖHinaBi^ bySav sitzen 



a jiOMaio MC nxaräy vie i^chagdti ich 

breche 



ca/pich ÖHiu-L hys setze dich 
npouiy ca/piTBCH dMaHflH th 6Mine dmandy 
jiioÖHTh KaMay kamait lieben | ty byie ich bitte sich zu setzen 

yqHTB CHK.iHpay sikljaraa lehren | HJiaKaxb poBea^b rovel weinen 

/(yTB IIxyp/^aJlI» pchnrdal blasen 205 cocaTb iiup^^aji^ cyrdal saugen 
195 a;^yK) mc ^xyp/^aB'B we pcÄ7/rcZay; ich blase ' ötHcaTB npacTan^ j^i^astav laufen 

S'bBaTb noppae^b jxmrcw gähnen ntTb flHJia6aB:b dilahav singen 

jjtjiOBaTb MyMÄH/^e cummde küssen CMtaTbca accan'b assap lachen 

H U'fejiyH) MC HyMHH;^aB'b me cumwdav a civitiocb M(e) accayni> m(e) assaup 

ich küsse ich lache 

poflHTb ö^HCJi^ henel gebären i 210 cnaTb cüBaBT> sovav schlafen 

Maxb istjiyeTii cbohx'b ;^'feTeH MyMHH/^aJI'b HapeH:b necTbpeft e/^efl die Mutter küsst 
ihre Kinder cumindal caren j^^'^i^rej edej. 

y Heß B'b THTbKaxi) MHoro MojiOKa öyxü Txyfl'b aH'b;^e kojihhö ä&tq sie liat viel Milch 
in den Brüsten Imt tchud ande kolhib Idte. 

OHa po^^HJia mecTb jifleü tomv iiasa^^ cHHa boh öchä moBii flHBe najjbna-ie h'Abq necxe 
sie hat vor sechs Tagen einen Sohn geboren voj benjä äov dive pahpaU cdve peste, 

;^0Mb ea iio^^jidb CH/^HT^i h njiaHCT'b cthM JiaTHpH ßemöji'b naiuajiä xafi ])0Beji:b ihre 
Tochter sitzt daneben und weint etcej Idtiri heshl pamlä taj rovel. 

y Hacb /(ßdi Hora h na KaHCfl;oH i)yKt no naxb naJibuoBi» äMeH;^e ^h iifape ii ne Ba- 
CT6H/(e no namjiVb aaryniTä wir haben zwei Füsse und an den Händen je fünf Finger 
dmende di pünre i pe vastende po pani angustä. 

BOJiocH pocxyii» aa roJiOB't e 6ajia 6apiÖB:b ne mepe die Haare wachsen auf dem 
Kopfe e bald baribn pe sere, 

npaBaa pyKa cnjibatc jitBOÄ Böpxo Ba cacxacxe3ep:b cxHaroaecxep'b die rechte 
Hand ist kräftiger als die linke v&rto va sastasteder styngonesfer. 

y phi6h ecxb rjiaaa, a ymea B'fexb e Ma^öcxe /^aH/^ä,H ca, a Kaaä aeaka der Fisch 
hat Augen (Zähne), Ohren aber hat er nicht e mac6ste dandclj si, a kanä nendj. 

BO/^a Bü piat xe^ext ÖLicxpo näaa npacxäji'b aa^b^H Ji6aa ^apxe das Wasser fliesst 
im Flusse schnell /)a7i/ prostat andy lenja farte, 

Micaub öojibüie 3B'fe37^H a Meabrne cojiajga 6 x^ioa'b 6ape;^öp:b xaepraaAxap^b, iiHi;Be;^ep:b 
CKxäMecxep'b der Mond ist grösser als der Stern (die Sterne), kleiner als die Sonne 
6 teon barederd tcerganjdtar, cf/kneder ekchdmester. 

BHepa BBenepy aioji'b A05K/^b /(HcaJiÄ öpamaa^'b äpaxa hB;^Hb gestern Abends regnete 
es dziljä briäind drati hidö, 

cero ÄHa aoyxpy Ba/('feji'b a pa/^yTy aB/^BBe flBKJio mc /(caaopo neae6o heute sah ich 
einen Regenbogen avdive diklo me denzoro penebo, 

aoHbH) ÖHBaex^b xcmbo, a flaeM'b CBtxjio paxa aa pjmoÄ'b aaco, a ^Bcce fi,ymojrb bei 
Nacht ist es dunkel, bei Tage hell rafi na dtvSol nüo, a divese duSoL 

oroab ropax'b, mbi Ba/^BM^s ^^hmü 6ar:b aaööji'b, aMH ]5jsRh,wb xxy das Feuer brennt, 
wir sehen den Rauch 6jag pabbl, amy dikäv tchu. 



Lber die Mundabten und die Wanderungen der Zigeuner Europa '8. u. 



51 



8Ta nTHjga jieTaeT:B thxo OTKa/^aä hhphkjih BypaBCJi^b Ha<»apTe dieser Vogel fliegt 
langsam otkadaj cirikli vuravel nafarte. 

ona caflHTca na aeMJi':^ boä 6ainHJi:B ne nxyH sie setzt sich auf den Boden voj 
haäil pe pchuja. 

j Heft nepsH na Rpujibax'B nepHua jiaTU enopa Kajiu ne nxapHH:B sie hat an den 
Fltlgeln schwarze Federn laty epora kahj pe pcharhi, 

Wb ea TH'bdA'b 6tjiua afina aa/pj jiäTHpe öeniHMä, anpe napau xajiajiaTU in ihrem 
Neste sind weisse Eier andy latire beSimä anre parny talalaty, 

III. Vocabular . 

auf des Herausgebers Bitte von Herrn Professor Leon Kirilowicz in der Bukowina 1872 aufgezeichnet. 



äburu Hauch 
agaht Flasche 
dhnel Engel 
akand jetzt 
5 alavd Worte 

ale da hast du: vergl. le nimm Pasp. 
ambrül Birne: it an o anklingend 
an in: an u patu wol: in dem Bette; 

n' o vsi in den Wald: vergl. sn. 
anda: anda les ihm entgegen; andi djeä 
börä in zehn Jahren 
10 anr/ldl voraus; angld: zangld mandi (ze 
angld mandf) gehe vor mir 
anrö Ei 

avi le zmij es kam der Drache 
hal Haar; le halinza mit Haaren 
hall Sau 
15 halisö Ferkel 
bald Eber 
bar Stein 
barä gross 

barj (bar mit erweichtem r) Zaun 
20 bataltja Kampf 

bazno Hahn • 

bhari f. schwanger 

bithinaü, bhitinÜe verkaufen : zu sprechen 

bitinaü 
bradÜ Kanne 
25 bradok Tanne 
bddka Wagen 
bukurija Freude 
bukurisdjloü er freute sich 
bzri Jahr; dj4ie bsrimgu in zehn Jahren 
30 c^gld Ziegel 



C5Äurd Zelt 
darö Schüssel 
dant Zahn 

de von; de bukurija vor Freude 
35 del, dil Gott 
dikloü er sali 

djes Tag ; djeSe djesingii in zehn Tagen 
dj6ü er gab 

dovedisi^ardou er besiegte von "^dovedi- 
sarava aus rumun.dob:Bndesk, Stamm 
dob:Bndi 
40 drabar^ly drabardh behexen 
drjab Tabak 
di^m Weg 

dzas du gehst; the ian zu gehen; zau ich 
gehe; na ze gehe nicht; zangld 
niandi {ze angld mandi) gehe vor 
mir; te zeli dass er gehe 
etalo dieses 
45 ßnici pl. ßathgeber: rumun. sfetnik 
gad Hemd 
grazni Stute 
gurumm, grtimni Kuh 
guniü Ochs 
50 gdlutf gdeas, gd^, geMs, gjeles er gieng; 
gele komm; gd6s bhari sie wurde 
schwanger 
haj und 

haj, hdjda Zuruf 
hdmiö pl. fähig 
holt steige herab 
55 chajing Brunnen 

chdlla er isst; chale sie assen 

chasdjli sie gieng verloren: ngriech. jjdvo). 



7* 



52 



Frinz Miklosich. 



chiic Mamaliga, Speise aus Maismehl 
is: kaj si les raklö quod est ei filius; na 
s non erant; san es; na sand non 
erant. Das Verbum fehlt: na les 
raklorö le 'mparatös non (erat) ei 
filius imperatori. 
60 jag Feuer 

jagalö Peuerstahl 
jakhd Augen 
jilü Herz 

kaj wohin; in: djm kaj äköla gab (ihn) 
in die Schule; kz kaj haialija zum 
Kampfe; kaj dmparat^a zur Kai- 
serinn; kaj dass quod: kaj si les 
raklö quod est ei filius. ä:«; wohin hat 
die Bedeutung zu, ad angenommen 
wie bulg. kantu aus kamo tu. Vergl. 
Gramm. 4. 197. 
65 kajni Henne 
kak^ hier 
kangörf Kirche 
kardüia Fuhrleute 
käst Baum, Holz 
70 katjS dieser 
khör Haus 

kliStöu : than kliStöü und er kam ( wol : ge- 
ritten) 
klöika Gluckhenne 

kodö: kodö duj alavd diese zwei Worte 
75 kolin Brust 

koriy kor Gurgel, Kehle 
kukö m. kuk^ f. kükola pl. jener 
kfiköj m, kötj^ (kado) f. dieser 
kurat rein 

80 kö: kö kaj hatalija in den Kampf; K o \ 
dmm auf dem Wege ; k' u vmparatu 
zum Kaiser 
k^rU er macht; ktirdjöu, kör de, körd(, kör- 

dSs Praeteritum 
kdre Stiefel 
la: te lel la rakU le ^mparatös dass er 

nehme die Tochter des Kaisers 
le von häufiger Anwendung und zwar 
bei allen Casus: sar diklöü le ^mpa- 
ratös als der Kaiser sah ; dovedissar- 



dou le 'mperatös er besiegte den 
Kaiser; diklöü le raklorö er sah das 
Kind ; na les raklorö le 'mparaiös non 
(erat) ei filius imperatori ; le raklSs 
le 'mparatös filiam imperatoris ; le 
balinza mit Haaren 
85 leava Pfeife 

lely Ulla, Uhla er nimmt; lin6hla, ItnSlle 
d. i. linS (Praeteritum) mit dem pro- 
nomen 
lil Schreiben 
manro Brod 
manüs Mensch 
90 mekU er Hess zu 
mes^li Tisch 
moSfja Gut 
viurs Mann 

nxi nicht; für lat. ne: na ze gehe nicht 
95 naj, naj6 Finger, richtig Nagel 
nak Nase 

n&la er bringt: anela Pasp. 
nwrtta Hochzeit 

o Artikel; o, ii masc: o dil, k' o drum, 
ho dil, upöduj k' u maparatu; e fem.: 
e puri die Alte ; k' e mesSli bei Tische ; 
elf zl pL: el rej die Herren; öl urii 
die Bären ; vergl. öl muri der Mann, 
el pdtu das Bett 
100 odi Seele 
opril hinauf 
öste Kriegsmannschaft 
othdr dort 
pai Wasser 
105 papin Gans 

pa^d jag neben dem Feuer 
pdtu Bett 
pekin braten 
pelS sie fielen 
110 phabdj Apfel 
piri Topf 
pisdeas er stiess 
pödu Brücke 
ponrö Fuss 
115 porik Zwetschke 
postin Pelz 



Über die Mundaeten und die Wakdbbükgen der Zigeuner Eüropa-s. ii. 



53 



puüörü Küchlein 
puH die Alte 
puilöü er fragte 
120 pdr Bauch 
rdca Ente 
rakli Tochter 
raklö Sohn 
raklorö Kind, Knabe 
125 rej Herr 

revüla er weint 
rqj Löffel 

vom Mann, Zigeuner 
romni Weib uxor: vergL zull 
130 T6ta Ead 
sar als 

sav6 m. savi f. sav^j pl. welcher 
se alles; sekon Üha alle Sprachen: vergl. i 

or se kono qui que ce soit Vaill. 
siciloü er lernte : vergl. sigao lernen Vaill. 
135 somnakdj Gold 
somnakurii golden 
8ost6 Hose 
sulum Stroh 
Ser6 (hrm) Kopf 
140 ah Zunge, Sprache 

HU sie blieben : vergl. acdva, adilö bleiben 
Pasp.; Siles kaj batalija er stellte sich 
zum Kampfe: vergl. acaoy acilo her- 
ausgehen Vaill. ; meHlimkurat ^{Aieirit 
zu bedeuten: ich gieng rein hervor. 
sinde: koM sindS gehacktes Holz 
sirdli Zimmermannsaxt 
Sköla Schule 
145 iukdr schön 
Sari Messer 
thoj und 

thalik schafwollenes Kleid 
than und 
150 the dass: the kzril; te pekin la sie zu 
braten; te bithinaü zu verkaufen; 
de ivdiktn zu urth eilen; de ksril zu 
machen 
tfiöde, thod^s er legte 
thu Rauch 
thualöü Tabak 



tovdr Hacke 
155 tradeas er schickte 
troSäl Kreuz 
uddr Thür 
urii pl. Bären 
vM Lippe 
160 vast Hand 

verdes Eigenname 
vefle sie sassen 
voj sie illa 

vordüriy viirdön Wagen 
165 virvul Gipfel 
vtiS Wald 
zmij Drache 
zvdiMn beurtheilen 
zidi Weib femina. Vergl. romni 
170 smparatös, zmpardtu Kaiser 
zmparateasa Kaiserinn 
hn in, auf: vergl. an 
jek, jeg 1 
dnj 2 
175 trin 3 
Star 4 
panz 5 
äou 6 
jeftd 7 
180 oehtöü 8 
enje 9 
djtS 10 
djesiijek 11 
djesudüj 12 
; 185 djemtrin 13 
\ djeSiiStdr 14 

djesupdni 15 
djeäuSöu 16 
djeiefid 17 
190 djeSoc1u6u 18 
djeiiinj4 19 
6iV 20 
biätkaßk 21 
biSthajdüj 22 
195 hüthajtrin 23 
trjdnda 30 
trjandahajik 31 
trjandahadttj 32 



54 



Franz Miklosich. 



trjandahajtrin 33 
200 trjandafhajenjS 39 
stdrvardes 40 
stdrvardeMhaj^k 41 
pdrdvardeS 50 
päiiivardeJthaj^k 51 
205 SöilvardeS 60 

söüvardeäthajek 61 
jpftdvardeS 70 
jeftdvardeäthajek 71 



ochtöüvardeS 80 
210 enßvardei 90 

5Ä:i3/ 100 

^kMthajek 101 

rf2(/Ve/a 200 

^rm^e^a 300 
215 ^f(£r5e/a 400 

c/je/ißZa 1000 

hiisela^ duj mij 2000 
218 trjandaSela 3000 



Aufgezeichnet von 

phabd Apfel 
röfa Rad 
ra^ Blut 
7'oy Löffel 
5 MeV Butter 

M/rrf-^ Käse ; 

kermö Wurm , 

haSnö Hahn 
tovSr Hacke 
10 rup Silber ! 

tatö Wärme \ 

cavö Sohn ; 

caj Tochter 
dardu (perf. daratyrriy fut. ; 

daravö) fürchten 
15 dhukdi es schmerzt ' 

daii (perf. dyniy fut. do) i 

geben 
rovdu (perf. rovi/m, fut. ' 

rcwc5) weinen ; 

phendu (perf. phendym, 

fut. phenö) sagen ; 
/aw (perf. iym, fut. -/ö) i 

nehmen 
20 zjau (perf. zengiijm, fut. 

2;o) gehen 
askerdu (perf. askerdym, 

fut. askerö) warten 
jpzrft^ (perf. pii^, fut. ^2(5) 

trinken 
kamdu (perf. kamlym^ fut. 

kamö) wollen 



IV. Vocabular. 

Herrn J. Senienoviö im Kolomyjer 

chaic (perf. chahjm, fut. , 
cho) essen j 

25 cortiw (perf. cordym, fut. 
cor(5) stehlen i 

petmö weiss 

katö schwarz 

ioio roth j 

-Äwid gut j 

30 miStö adv. gut 

fear(J gross 

cygnö klein 

cygnorö sehr klein 

nangö nackt 
35 ^o^r^^ täglich 

kaSakö taub 

Ä:or(5 blind 

nt/vd neu 

puranö alt 
40 ^zV' kalt 

tatö warm 

ag^ heute 

hut viel 

cyrö wenig 
45 kon wer 

sav6 welcher 

kaj wo : 

so was 

Aar wie 
50 kod4 dieser 

k&nik niemand 

kandz nichts 

kadS so 



Kreise Galiziens. 

körko allein 
55 pau für 

po auf 
andöv in 

Tnaikdra zwischen 

anÄ:^ noch 
60 dyi Gott 

ra/^/ Priester 

kangieri Kirche 

jag Feuer 

pai Wasser 
65 pchu Erde 

len Fluss 

ges Tag 

Ä:a* Baum, Holz 

masiö Fisch 
70 manrö Brod 

ker Haus 

Ä:€?^ Stiefel 

udard Thür 

piräta Wand 
75 hov Ofen 

6ar Stein, Mauer 

skamind Tisch 

patö Bett 

stagf Mütze 
80 kdica Hosen 

sostS Unterhosen 

baiö Schwein 

iuki^i Hund 

hakri Schaf 
85 hakrö Widder 



T^BEB DIE MüNDABTEN UND DIB WaNDEBÜNOEN DEB ZiOEÜNEB EüKOPA'S. II. 



55 



gurü Ochs 

guruvini Kuh 

grast Pferd 

grasni Stute 
90 öiriklö Vogel, besonders 
Sperling 

papin Gans 

kahni Henne 

mamU Mensch 

sjorö Kopf 
95 hat Haar 

jakjjakchd Auge, Augen 

nag Nase 

mnj Mund 

dand Zahn 
100 vaSt Hand 

punrö Fuss 

mustdca Schnurbart 

gih Herz Seele 

bezech Sünde 
105 korovanö Gebet 

py7'i Topf 

067^6 Schüssel 



piiöm Polster 

fetistra Fenster 
110 /dro Stadt 

gau Dorf 

gaudzjö Bauer 

amndri Feuerstahl 

voi Wald 
115 7'om Zigeuner 

romnf Zigeunerinn 

raktö Knabe 

rakli Mädchen 

hai^afo Reicher 
120 huki Arbeit 

haleväs Speck 

hdito Koth, Schmutz 

ha^ai Trog 

heng Teufel 
125 cor Dieb 

furdiga Kerker 

pta3 Berg 

jagaU Brantwein 

midü Todter 
130 Sjuri Messer 

V. Vocabular 



iovij Geld 

karfin Nagel 

pStaiä Hufeisen 

kidudg Erdäpfel 
135 jek 1 

duj 2 

trin 3 

Star 4 

pandz 5 
140 iov 6 

jeftd 7 

oktö 8 

innie 9 

d7/^ 10 
145 dysujek 11 

dysuduj 12 

hU 20 

trin dySa 30 

Star dySa 40 
150 dys dySa 100 

duj dyS dySa 200 
152 1000 fehlt. 



zusammengestellt aus drei Wörtersammlungen des Herrn Prof. Dr. Fr. Müller und aus der Grammatik 

von J. Bornemisza. Alle drei Quellen haben die Mundart der ungrischen Zigeuner zum Gegenstande. Was 

nicht als aus Bornemisza stammend bezeichnet erscheint, stammt aus den Wörtersammlungen. 



acel vb. sitzen, bleiben, sein-, äcdevleha^ 

bare räja Born. 97. äcav, ädiav 106. 

ädSav, adsiljoin 111 
add pron. dieser 
adadij (ada dij) adv. heute; adä c?/veBorn. 

103, ada deve heute 118 
adaj adv. hier 
5 adalakerO'i adj. dieser gehörig Born. 103 
adalengero-i adj. diesen gehörig Born. 103 
adaleskero-i adj. diesem gehörig Born. 103 
addnO'i pron. dieser 
ad ja adv. hier 
10 adode adv. hieher Born. 118 

adtar adv. von hier; diesseits; adtar i 

Ditnaji Born. 118 
axlt)in m. Honig 
agor m. Anfang 



ajanlinel* vb. empfehlen 
15 akaj adv. hier 

akdnik adv. jetzt; akanik Born. 118. 121. 
akanak 120 

akli m. Auge. Im plur. atha. Vergl. jakh 

akhor, akor m. Nuss 

akjdrel vb. seufzen; akjard Born. lOG. 107 
20 akkor* adv. dann 

ako* m. Eimer 

alakhel vb. finden 

alasel vb. lachen. Vergl. asavel 

dlato* m. Thier 
25 alav m. Wort; Name Born. 87. 119. 121. 
Vergl. anav 

alitinel* vb. stellen, schaflfen, verschaffen, 
behaupten 

alkudinel* vb. mäkeln, feilschen 



56 



Franz Miklosich. 



amdro-i pron. unser 

amen pron. wir 
30 amonji f. Amboss. Vergl. manji 

an praep. in. Vergl. aiid 

anav m. Name. Vergl. alav 

and praep. in; and bär hile sie sind im 
Garten Born. 103; and o mlina in 
die Mühle 98; and o mro dad, and 
i mri daj und ande mro dad, ande 
mri daj 98 ; ande mande 98. Vergl. an 

andal adv. darinnen (wol : von darinnen) 

35 andar praep. aus; andar o klier Born. 98; 

muh andar o hjengipe libera a malo 120 

andat m. Ei. Vergl. järo 

andral adv. draussen ; belül, belol Born. 118 

andali* m. Engel 

anel vb. bringen: and Born. 106; an 93; 
anjdom 111 
40 angali f. Schooss 

angar m. Kohle 

angl praep. vor; angl o kher vor dem 
Hause Born. 98; angle tute vor dir 
121; angle jekh khurkheste vor einer 
Woche 96; angle adv. vorne 

anglaxld ezelött vor dem Born. 118 

anglal praep. vor: anglal o kher a häz 
elöl Born. 98. adv. vorne 
45 angloda adv. azelo'tt zuvor Born. 118 

angluno erster Born. 121 

angrustengero m. ßingmacher, Goldarbeiter 

angrusti f. Ring Born. 87 

angvMo m. Finger; dagegen / anguSt 
Born. 87 
50 apadinel* vb. einsinken; apatind apadok 
Born. 106 ; dr apatinde kiapadtak 122 

arakhel vb. Acht geben 

arddli f. Katze 

arddlo m. Kater 

aröic m. Blei 
55 arcicano-i adj. bleiern 

ari adv. hinaus, heraus; dri Born. 118; 
dr apatind^ kiapadtak 122; dri dzd 
(däa) ich gehe hinaus 107 ; didri {dsa 
dri) gehe hinaus 107; dri liU 98 

arko^ m. Graben 



armanji f. Fluch 

amiiny anni m. Sauerkraut, Kraut, Kohl; 

drmin Born. 87. 90 
60 amj6ko* m. Schatten 
arpo* m. Gerste 
asavel vb. lachen. Vergl. alasel 
asavipe m. Gelächter 
asavo-i pron. solcher wie jener 
65 asevO'i pron. solcher wie dieser 
aspin m. Stahl 
astarel vb. greifen, fangen, halten. Vergl. 

esterei 
aSarel vb. loben 

asaripe m. Lob Born. 87. 120. 121 
70 aSovel vb. gelobt werden 

athi^ ati adv. soviel; ati Born. 105. 119 
athöro m. Auglein; mrdthöra (mre athöra) 

meine Auglein Born. 86. 122 
avar^ richtig aver pron. ein anderer; aver 
Born. 121 ; avre devla andere Götter 121 
avel vb. konunen; avd Born. 106. 111; 

dljom 85 
75 avka adv. so; atika Born. 120 
avresar adv. ein anderes mal 
aiTeskerO'i einem anderen gehörig alienus: 

avreskero kher aliena domus Born. 121 
avreste, avrete adv. anderswo Born. 96. 118 
avretar anderswoher Born. 118 
80 avro pron. der andere; mäsik Born. 105 
avsa, avsta^ asva f. Thräne 
6a* conj. obwohl. Vergl. hdr 
haha f. Grossmutter 
hago* m. Tabakrest in der Pfeife 
85 haj f. Ärmel 

hakri f. Schaf (zweifelhaft) 

hakro m. Schaf, Widder 

hal m. Haar; hall Born. 87 

haldno-i adj. Schweinen; halano mas Born. 

110; haldno kaSt der seh wein ene Baum 

(Eiche, wegen der Eichel) 
90 halidho, halico m. Schweinchen; hdlicho 

Born. 87. 90 
halo m, Schwein; bdlo Born. 87 
halogno"^ adj. link 
baldro m. Schweinchen 



ÜbfR DIB MuNDABTEN UND DIE WaNDEUUNOEN DER ZlOEÜNER EüR0PA*9. II. 



57 



balovas m. Speck; bolevas Born, 87 
95 balval m. Wind; i halval Born. 87 
handerei vb. biegen. Aus handerel^ banr- 
gjarel. Vergl. bango 

bangipe m. Krümmung 
bango'i adj. krumm, lahm 
bang&ri f. Erdapfel 
100 banköve* m. Bancozettel Born, 87. 121 
bar m. Stein: plur. bara; o bär Born. 87. 
plur. bdra ibid. 

bar f. Zaun, Garten: plur. barja; i bär 
Garten Born. 86. 87. plur. 6ar/aibid. 

bär* obschon Born. 119. Vergl. ba 

bardTel vb. sich prahlen; barafav nagy- 
allok Born. 106. 107 
105 baranji* m. Lamm 

bardrel vb. vergrössern; barjarä nagyf- 
tok Born. 106. 107 

bare adv. sehr Born. 118 
baripe m. Grösse; bäripe Born. 87. 90 
barjengero m. Gärtner Born. 87. 90 
110 barjovely barovel vb. gross werden, wach- 
sen; barjovä nagyobbodom Born. 
106. 107 

bamavo-i* adj. braim 

baro-i adj. gross; bäro Born. 93. 100 

bar&ri f. Gärtchen; minder richtig bä- 
rdro m. Born. 87. 90. 121 

baröro m. Steinchen 
115 barvalipe m. Reichthum. Auch Born. 87 

barvdlo-i adj. reich; barvalo Born. 100 

bast m. Glück. Auch Born. 87 

bastdlO'i adj. glücklich 

bastdno-i adj. glücklich 
120 baiavel vb. spielen, musiciren; baiavä 
Born. 106 

baiavipe m. Spiel, Musik 

biöi* m. Wien 

bedova* f. Wiege 

bengdlo-i adj. teuflisch; bjengalo Born. 100 
125 bengipe m. Schlechtigkeit; bjengipe Born. 
87. 120 

bengo m. Teufel; bjeng Teufel, böse 
Born. 87 

DtokMhriftoD der phU..hut. Cl. XXII. Bd. 



berf m. Jahr. Auch Born. 87 

beäel vb. sitzen, wohnen; befä Born. 106 

6A2^ f. After Born. 87. Vergl. bul 
130 bi praep. ohne; bi o gra, bi i stadik, 
bie mange Born. 99 

biav m. äochzeit. Vergl. piav 

biavel vb. sich paaren. Vergl. pijel 

biavka adv. vergebens; bianJca csak ügy 
Born. 119 

biba^talo'i adj. unglücklich Born. 100 
135 biboldi f. die Uneingetauchte, Ungetaufte, 
Jüdinn 

biboldo m. der Uneingetauchte, Unge- 
taufte, Jude; bei Born. 100 auch 
bibaldo 

bidkavel vb. schicken; bichavä Born. 106 

bigodiakero-i adj. unverständig, hirnlos 

biknel vb. verkaufen; biknä Born. 106. 
neben bikenä, bikinä 107. biken 
impt. 86 
140 biknengero m. Händler 

biknipe m. Verkauf 

bilovengero-i adj. geldlos; neben bilo- 
vengro Born. 86 

bimeribnaskero'i adj. unsterblich: 6me- 
ribna^kero iivibe Born. 121. 6iW- 
ribnja^kero 100. 101 

6ino* m. Sünde 
145 binoiengero-i* adj. sündhaft Born. 84 

binofno-i* adj. sündhaft 

bintet&fi* f. Strafe 

birUetinel* vb. strafen . 

6t/num. zwanzig; büujeky biSttduju. s. w. 
Born. 105 
150 büinger m. Zwanziger; auch Born. 87. 90 

biSto-i num. zwanzigster 

bi^ar num. zwanzigmal 

ft/ew^r s. beng 

bloki* f. Fenster; o bloki Born. 87 
155 blokori* f.- Fensterchen 

&o6o* m. Kukuruz, Hülsenfrucht; Kuku- 
ruz Born. 87 

boborka* boborki* f. Gurke 

bogdri* m. Käfer 

boginja f. Blatter 



58 



FbAKZ MlKLOSICH. 



160 hoMri f. Weissbrod, Semmel 
hokh m. Hunger 

hokhajovel vb. hungern. Aus bokkaTovel 
hokhdlo-i adj. hungrig; hokhalo Born. 100 
hohl vb. tauchen 
165 bontoka* f. Bürste. Vergl. magy. bontani 
borjuko* m. Kalb 
boroviöka* f. Brantwein 
breko m. Brust, Busen 
brekoro m. Brüstchen 
170 brisind m. Regen; briSin Born. 87. 90. 
bubo m. Ofen 
buöuva^ f. Kirchweihe 
bugova* f. Bassgeige 
6wÄ:Ä:o m. Eingeweide 
175 bukro* m. Gesträuch 

6w/ m. f. After, der Hintere. Das Genus 

finde ich verschieden angegeben. 

Vergl. bhul 
bulanO'i adj. hinter 
bulheno-i adj. flach 

bulho'i adj. breit bö und sz61es Born. 100 
180 bumik m. flache Hand 
buro m. Dornstrauch 
buröro m. Dornstrauch dem. 
but adj. viel 

butaTav vb. sokallok Born. 106 
185 butarel vb. vermehren 

btitdzSne (but^Sne) adv. in vielen; butcene 

sokan Born. 118. butddine 105 
btäer adv. mehr; több6 Born. 119. bti- 

terdzene (bnterdsene) többen 105 
butvar adv. oft 
buti f. Arbeit; sar hi buti? Born. 119. 

büti 87 
190 butikerä vb. arbeiten Born. 106. 6z^e- 

Äjerai; 107 
btiz m. buzeha f. Sporn; o 62^2;e Born. 87 
cdkli f. Violinbogen. Von 6inem Zigeuner 
cdklo m. Glas; caA:fo Born. 86. Vergl. 

stMo 
cedula* f. Zettel 
195 cidel vb. ziehen, streichen, die Violine 

spielen 
cigdri* f. Cigarre 



dlO'i adj. ganz; celo Born. 105 

cipa f. Leder, Haut; o dpa Born. 87 

cirki f. zerlassener Speck 
200 ciro m. Zeit. Nur von 6inem Zigeuner 

combo* m. Schenkel 

cugorij cugüri f. Quaste 

öadepaskero'i adj. rechtschaffen, wahr- 
heitsliebend 

dadipe m. Wahrheit; cachipe Born. 87. 90 

205 caco-i adj. wahr, richtig; öädho Born. 100. 

cäcehi {cäce hi) igaz 119; öaöo va 

die rechte Hand, die auch feder 

va heisst 

öahomal m. Kinn. Vergl. dhaJiomal 

öaj f. Tochter, Mädchen. Vergl. chaj 

dajöri f. Mägdelein; cajöro Born. 90 

dak* adv. nur 
210 caladi f. Stunde, Stubenuhr; upr amari 
meribnjaskeri caladi in unserer Sterbe- 
stunde Born. 120; d?t> caladjakor 87. 
100 

calel vb. schlagen; Öalavä Born. 106. 111 

caTarav vb. sättigen 

öaTovav vb. satt werden 

öalO'i adj. satt 
215 Öam f. Wange. Vergl. cham 

öang m. f. Knie 

cangengeri f. Vortuch, Schürze 

öangori f. kleines Knie 

öapibe m. Prügel 
220 capinav tSle vb. abmühen 

öaplari* m. Wirth 

mr^ m. Gras; cor Gras, Pflanze, Blume 
Born. 87. 104 

öarel vb. lecken 

daro m. Schüssel, Teller 
225 <}aÄ^'ero-^adj.demSohnegehörig Born. 119 

cav m. Sohn, Knabe. Vergl. chav 

öavoro m. Söhnchen, Knäblein; öavöro 
Born. 90. 122. Vergl. öhavoro 

öavri f. Hühnchen Born. 87 

cehiko'i adj. böhn^sch 
230 öekat m. Stirn 

ä^ka* f. Haube 

öeporO'i adj. wenig 



Übeb die Mundarten uifD die Wandbbunoen der Zigeuner Europa*s. ii. 



59 



derebogdri* m. Maikäfer 

cerhenßy cerhenja f. Stern 
235 derpo* m. Scherben 

öeinjako m. Knoblauch 

Öhahomal m. Kinn. Vergl. Öhamohal 

ihaj f. Mädchen, Tochter. Vergl. öaj 

Öham m. Wange; i öham Wange, Gesicht 
Born. 87. Vergl. cam 
240 dhamlo m. Brod 

Öhamohal m. Kinn. Vergl. chahomcU 

dhandel vb. speien 

dkav m. Knabe, Sohn; dhdvo Born. 87. 
120. 121; dhd 87; dcwÄ:esing.dat.l21. 
Vergl. cav 

öhavoro m. Knäblein, Söhnchen, Kind; 
chav&ro Born. 87. Vergl. davoro 
245 chinape m. Schnitt, Wunde 

dhindokari m. Jude. Vergl.* äindokari 

dhinel vb. schneiden, hacken. Vergl. dinel 

öhingerdol vb. dauern 

dhingeren vb. schneiden 
250 dMp f. Zunge Born. 87. Vergl. dib 

öfwn m. Mond; chom Born. 87 

ch&ra m. Bart Born. 87. Vergl. 6&ra 

ihfyrav vb. stehlen Born. 106. ma 6h6r 
119. 121. 

dkiLcO'i adj. leer 
255 öhujovav vb. fliessen 

öhungerefn vb. spucken 

churi f. Messer. Vergl. öäri 

öhuro m. Bart 

öih, öip m. Zunge. Vergl. ähtp 
260 dibalo-i adj. geschwätzig; dibalo m. 
Schmied Born. 87 

dik m. Koth, Schmutz; ötk f. Böm. 87 

öikalo-i adj. kothig, schmutzig. Auch 
Born. 100 

ciken m. Filz, Fett; ^en Born. 87 

öiknipe m. Fett, Schmalz 
265 ^Ka adv. einst; es wird auch ,alt, ab- 
genützt' erklärt; (Je7?ar6genBorn. 118 

öindokdri m. Jude. Vergl. chindokari 

öinel vb. schneiden; iin vaga Born. 122. 
Vergl. öhinel 

cinilo'i adj. müde 



öinovel^ dinol vb. müde werden 
270 öipejuSa* f. Schuh 

ciriklo m. öirikli f. Vogel; o diriklo 
Born. 87 

ciYo-i adj. angebaut Born. 100 

diva* f. Röhre, Rohr 

civel vb. bedecken, zumachen; säen; 
civd vetek Born. 106 
275 cokdni f. Hexe 

ö6r m. Dieb 

d(Jra f. Bart. Vergl. Öhora, churo 

dorda* f. Heerde 

öordoSi* m. Sauhirt 
280 c&rel vb. stehlen; corda Born. 119. Vergl. 

Corel vb. giessen, schütten 

doro-2 adj. arm; o diöre Born. 87. corea 

plur. 93. frin dorta hdrom ärva 122 
möi f. weibliche Brust; diiöin f. Born. 87 
cuMnel vb. schliessen 
285 cumidav m. Kuss Born. 87 

fyimidel Yh. küssen; cumidd Born. 106. 

cumidinjoni 122 
dumidibe m. Kuss 

öumnik m. Peitsche ; i dumnik ostor Born. 87 
cüri f. Messer; düri Born. 87. Vergl. 

dhuri 
290 öusinel vb. kriechen 
duvika* f. Eule 
da vb. geben; d^ Born. 86. 89. 122; 

amen daha 86 ; del er gibt; dcZ bri- 

Und es regnet; rfmo adott Born. 100; 

di'äom ich habe gegeben; d^ gib 120 
dad m. Vater 
dadengero-i adj. den Vätern gehörig 

Born. 96 
295 dddeskero'i adj. dem Vater gehörig Born. 

119. 122 
dad&ro m. Väterchen Born. 121 
daj f. Mutter; daj, da Born. 121 
dajengero-i adj. den Müttern gehörig 

Born. 96 
dajka* f. Amme 
300 dajori f. Mütterchen Born. 121 

dakerO'i adj. der Mutter gehörig Born. 96 

8* 



60 



Fb4nz Miklosich. 



dand m. Zahn 
dandSrel vb. beissen 
dardvel vb. schrecken 
305 darel vb. sich fürchten 

davavä vb. adatok Born. 106. 115 
de* conj. aber 

dSl m. Gott Born. 121. Vergl. (Mvlo 
derginjel* vb. donnern 
310 derko* m. Taille 
desto m. Stiel, Griff 
deä num. zehn; de^ Born. 121; deälOb] 

deSujek^ desuduj, deäutrin 105; def 

taj d&s 106 
deäinger m. Zehner Born. 88. 90 
deisel num. tausend Born. 105 
315 deSto-i num. zehnter 

deve m. Tag Born. 87. Vergl. dive, dij 
devel, dU m. Gott Born. 86; utcu devla! 

jaj istenem 122. Vergl. devlo 
devleskerO'i adj. Gott gehörig Born. 119. 

121 
dSvlo m. Gott. Vergl. devel 
320 devlöro m. Gott demin. Born. 90. 121 
dij m. Tag, Wetter. Vergl. deve, dive 
dikhel vb. sehen; dikhav Born. 86. 104. 

106 
dikhingerav vb. Idtogatok Born. 106. 

dikhingerav 107 
dikhjol vb. scheinen. Vergl. dithol 
325 dilinipe m. Dummheit 

dilino-i adj. dumm, närrisch 

dime m. Gabe; rfme Born. 88; ekhetane 

dime Összeadds Trauung 89. 
dislol vb. leuchten 
dithol vb. scheinen Born. 86. 106. 107. 

Vergl. dikhjol 
330 dive m. Tag; wpro ÄaÄo dive täglich 

Born. 120] epas dive si 118. Vergl. 

deve, dij 
divSsa f. Tageszeit; adv. bei Tage 
doho* m. Trommel 
dogo mr c?o^a f. Sache 
doktori m. Doctor Born. 89 
335 dombo* m. Hügel 

dorik m. Binde, Schnur; i dorik Born. 88 



dorikerel vb. stehlen 
do5^a adv. genug Born. 105. 122 
dosto-i adj. genügend 
340 drdh m. Heilmittel 

drabengero m. Apotheker 
draÄ:i f. Weintraube; drdkhi Born. 87 
drom m. Weg 

dud m. Licht. Vergl. dvt, udtä 
345 dudipe m. Licht 

dudum,dvdu m. Kürbiss; dudum Born. 88 
dvdz4ne (du^Sne) num. zu zweien; rfu- 

^(^ne Born. 105 
dugipe m. Länge 

(iw;gro-i * lang Born. 100. dugosidv. Born. 121 
350 duj num. zwei; d?^jf, du Born. 105; dzy 

toj duj 106 
d^^;Vo num. zweiter 

dujtovar adv. zum zweiten Mal Born. 105 
dukfi m. c^t^Ä: f. Schmerz; i dukh Born. 88 
dukhel, dukdl vb. schmerzen; dukhal 

Born. 106 
355 rf?^iwo m. Rücken 
dumuk m. Faust 
dunaj m. Donau Born. 118 
dur adv. weit, entlegen; dwr hi mandar 

er ist weit von mir Born. 100; dur 

hi katar o kher er ist weit vom 

Hause ibid. 
dural adv. von weit her Born. 118 
360 dut m. Licht. Vergl. dvd, udtä 
dutno-i adj. hell, licht, glänzend 
duvar num. zweimal 
dzdr m. Haar, Borste ; dzarja plur. Bart 
dzarval m. Haar (nicht das Haupthaar 

des Menschen) Born. 89 
365 dzarvdlo-i adj. haarig, borstig; dzarvalo 

Born. 101 
dzal {§aV) vb. gehen; diä (dsd) Born. 122; 

me dzä (dSd), amen diaha (diaha) 86 ; 

didri (diäri^ dSa drt) 86 
didnel (^dnel) vb. wissen, kennen, können; 

dianav {dianav) Born. 106. 119 
dianipe {§anipe) m. Kenntniss 
dii {§i) praep. bis; dzi (dii) epai rdti 

Born. 99. Vergl. diik 



ÜbeB DIB MUNDABTEN UND DIB WaNDEBDIIOBM DBB ZlOBUNEB EuB0PA*8. IL 



61 



370 diik {dSik) praep. bis: diik o kher Born. 
99. Vergl. dii 
diikjd {§ikid^ §ikjd) adv. wie weit; dM- 

kija^ dSioja Born. 118 
dzivdo-i (^ivdo-i) adj. lebendig 
diivdärd {§ivddrel) vb. anzünden 
diivel {^ivel) vb. leben; dzivd Born. 106. 
d^ivav^ diivdom 111. diivel 96 
375 dUvetarel {§iveTaret) vb. beleben, an- 
zünden 
dUvihe {§ivihe) m. Leben; dSivihe Born. 89 
diö m. Hafer Born. 89 
dm {§ii) m. Laus 
diukal [§ukal) m. Hund 
380 divklanipe m. Schurkerei Born. 89 
divklanO'i (^ttklcmo-i) adj. schlecht 
diukli {§ukli) f. Hündinn; idiukli Born. 89 
diuklo {§uklo) m. Hund 
diukUri {§ukl6ri) f. Hündchen 
385 dzuklöro (^vJclöro) m. Hündchen 

diungalo-i (^ungalo-i) adj. hässlich; dzun- 

gälo'i {^ungälo-i) schmutzig 
diimgdlarel {^ungaTarel) vb. beschmutzen 
diuvdlo {§uvdlo) m. Laus 
dzuvalo-i (^uvalo-i) adj. lausig 
390 diuvli {§uvli) f. Frauenzimmer 
dapjuva* f. Wolle 
dengavo-i* adj. schwach 
depjuva* f. Zügel 
dikova f. Eidechse 
395 dilaziriel vb. singen; dilazinä Born. 106. 
107 
dili f. Lied, Arie; dili 6nek Born. 88. 

107 
dimSca* f. dimico m. Obst; dimeldu Born. 

120 
cZiv m. Schnee. Richtiger jfit;, Äiv aus 

aind. hima 
dtv m. Weizen Born. 88: Sido div Weizen. 
Bei Pasp. 245. ghiv (d. i. div)j iv 
hU 
400 domra* f. Magen 
dumva f. Fingerhut 
efia num. sieben 
eftadzene (efta^ene) num. zu sieben 



eßdto num. siebenter 
405 eßavadii num. siebenzig Born. 105 
eßavar num. siebenmal 
äc num. ein; eA:^; amen khamas ekhavre 
wir lieben einander Born. 104. 
Vergl. jekh 
ekhetane adv. zusammen Born. 118. ek- 

hetane da Born. 107 
ekto num. erster 
410 ehiva* f. Pflug 
ekvar num. einmal 
ÜeSnO'i* adj. scharf 
^/eto* m. Leben, Lebensmittel 
eliSno-i* num. erster 
415 enddnO'i adj. verwandt; pliu". enddnja 
Born. 88 
ew?a num. neun 

enjadi^ne {mja§4ne) num. zu neim 
enjatO'i *num. neunter 
enjavadM num. neunzig Born. 105 
420 enjavar num. neunmal 

epo^ halb Born. 105; epaä dive Mittag; 
epcbS rdii Mitternacht 118. Vergl. 
paS 
erdavipe m. Schlechtigkeit 
erdavO'i adv. schlecht; comparat. erda- 

veder Born. 118 
erdavöne adv. schlecht Born. 118 
425 ernji f. Feile 
ero* m. Ader 
eso* m. Herbst 
est4rel vb. angreifen, anpacken. Vergl. 

astarel 
evkar num. einmal. Vergl. ekvar 
430 ezeW num. tausend 

ezerito-i num. tausendster 
ezerivar num. tausendmal 
fadinel* vb. frieren 
fadino-i adj. erfroren 
435 fojdoSno-i * adj. erfroren 
fah* m. Wand 
fedelo * fedalo * m. Dach 
/eder adj. besser; heSelfeder vastisti sitzt 
zur rechten Hand Born. 121; /eder 
adv. Born. 118 



62 



Fbahz Miklosich. 



feMle* f. Geschwür Born. 88 
Ua feldi* l Acker, Feld 
felelinel* vb. antworten 
feUiöva, felh6ve* f. Wolke; o fdliöve 

Bom, 88 
fenjetiko * kaSt^ fenj&ika koM m. Fichte, 

Tanne 
fesitinel* vb. kreuzigen: Äew upre fesi- 

tinde kit felfeszitettek Born. 120 
445 fevenjo* m. Sand 
ßvo* m. Gras 
fogadinel* vb. versprechen 
foreskero m. Städter 
/oro m. Markt, Stadt; /öro Born. 88 
450 friäno adj. frisch, schnell 
funto* m. Pfund 

^ac? m. Hemd, Kleid; o ^r^rf Born. 88 
gadien(hi (ga^eno-i) adj. bäuriscli 
gadzi (ga^i) f. Bäuerinn, Frau, Ungerinn; 

gada Frau Born. 85. 119. 120. plur. 

gadiia {gadiäa) 85. 86 
455 gadio (ga^o) m. Nichtzigeuner, Bauer, 

Unger; gädio Born. 88 
gadiori {gaßori) f. Weibchen 
gadioro {ga§oro) m. Männchen; Freund 

gadi&ro Born. 88 
galamho* m. Taube 
garaÜ* m. Groschen Born. 89 
460 garuvel vb. verstecken; säen ; ^arwvÄ elte- 

szek aufbewahren Born. 106. elta- 

karit wegschaffen 111 
gav m. Dorf 

gaveskerO'i adj. dorfmässig, ländlich 
gazda* m. Herr, Eigenthümer 
g^go* m. Gurgel 
465 gelva* m. Kropf 
gen m. Zahl 
genelf zwei Zigeuner sprachen ghenel aus, 

vb. zählen, lesen. Vergl. ghenav 
gengavo-i* adj. schwächlich Born. 100. 101 
ger m. Krätze 
470 geralo-i adj. krätzig 

gerdtovel vb. krätzig werden j 

gerik adv. weg, davon; magy. el: gerik I 

n^^ elfutok Born. 107 , 



geripe m. Krätze 
gerkanß f. Gurgel 
475 ghenav vb. lesen Born. 93. 106. Vergl. 
genel 
ginjvUnel vb. spotten 
ginjulipe m. Spott 

gisdavipe, richtig gizdavipe, m. Stolz 
gisdavo-iy richtig gizdavo-iy adj. stolz 
480 gledcdOy gledelo m. Spiegel 
goca f. Ente 
^forfi m. f. Verstand; o godi, gödi Born. 

87. 88 
gödaver, godiaver adj. verständig; godja- 

ver Born. 100 
goj m. Eingeweide, Darm, Wurst; göj 
Wurst Born. 88 
485 gombo* m. Knopf 

gondolato* m. Gedanke 
gondolinel* vb. denken 
^rono m. Sack 

^rra m. Pferd; grä Born. 88. plur. grasta 
94. Vergl. ^ewf 
490 grasni f. Stute; plur. grdsnja Born. 87 
^rew^, grasto m. Pferd. Vergl. ^a 
griminel, griminnel vb. donnern Born. 

106. 107 
groii m. Groschen Born. 89 
gruda f. Scholle 
495 gullo-i adj. süss 

guUdne adv. süss Born. 118 
gulvhica f. Taube 
guTarel vb. süss machen 
gulovel vb. süss werden 
500 gunari m. Gänserich 

^rwrM, guruv m. Ochs, Stier, Rind; ^wruv 
Born. 88; avreskere guruva Born. 121 
guruvdUhi adj. Rinds- 
gurutmi f. Kuh. Auch Born. 87 
guruvnjekero-i adj. der Kuh gehörig 
Born. 96 
505 Äa5e m. Essen, Speise. Vergl. hdve 
hajely kdvel vb. essen; hd^ hav Born. 106. 

111 
hajnol vb. sich kümmern, bedauern 
hajovel vb. verstehen 



CbeB die MuKDABTEK und die WaNDEBUHGEN des ZiOEUNEB EüB0P4*8. n. 



63 



hdlöva* f. Fischnetz 
510 hamifno'i* adj, falsch 

handa, hanjdava f. Ameise 

hangt, hanjdi f. Rübe 

handJtol {han§oJ) vb. jucken 

hanik m. Brunnen; e hanik Born. 88 
515 Jmr adv. wie. Vergl. sar 

harangido* m. Glöckchen Born. 90 

harango* m. Glocke 

harangozinav* vb. läuten 

harkum m. Kupfer 
520 harmato* m. Thau 

hametdne adv. nahe 

hametdnipe m. Nähe 

hamipe m. Kürze 

hamo-i adj. kurz 
525 haro m. Säbel 

harta m. Kupferschmied Born. 88 

hartali m. Kupferarbeiter, Kesselflicker 

karto m. Wirthshaus 

haruvav vb. kratzen 
530 hasno* m. Nutzen 

hasnofno-i* adj. nützlich 

haMko kaät m. Birke 

M^, Äaf* conj. und, vielmehr, denn 

katalmo* m. Macht Born. 120 
535 Aefve m. Speise. Vergl. habe 

hegeduva* f. Geige 

helo* m. Ort 

herbuzo m. Melone 

IierengerO'i adj. langfüssig 
540 Äero m. Fuss 

ketfa* m. Montag 

Aeto* m. Woche 

hSv m. f. Loch, Höhle, Öffnung 

hi vb. ist; ko h' odaf wer ist das? 
Vergl. si 
545 hijdha* adv. vergebens 

Ae/cTi vb. sich entleeren 

hilo vb. er ist; hili sie ist; hile sie sind 

hintöva f. Kutsche 

Ätp m. Deckel 
550 hiv m. Schnee. Vergl. ^Vv 

kivatalo* m. Amt 

Äocf* conj. dass, weil 



hohdvd vb. lUgen, betrügen, stehlen; 
hohavä betrügen Born. 85. Vergl. 
sohavä 

hohavibe m. Lüge, Betrug 
555 hoho interj. halt! ei! 

holav m. Beinkleid; i holev Born. 88 

holi f. Galle, Zorn 

holjard vb. in Zorn bringen 

holovel vb. in Zorn gerathen 
560 kor adj. tief 

horipe m. Tiefe 

hosüno-i* adj. lang 

huhur m. Schwamm, Pilz 

humer m. Teig, Krume 
565 hurdo'i adj. klein, zerbröckelt; näne 
hurde löve nincs aprö p6nzem Born. 
121 

icijüf isija* f. Halbe (Hohlmass) 

iö adv. gestern 

ideneino'i* adj. gerade 

igen* adv. sehr; part. ja 
570 ikerel vb. halten, greifen; ikrd Born. 
106 ; iker o parastüri halte den Feier- 
tag 121 

inaM* m. Diener 

inkdb* adv. vielmehr 

ino* m. Muskel 

zVe< adv. spät 
575 irinel vb. umkehren, wenden 

U* conj. auch 

ize praep. zu 

izinO'i* adj. geschmackvoll 

jag m. Feuer 
580 jageri* m. Jäger 

ja; interj. weh! 

jajgaiinau vb. wehklagen 

jakh^jdk m. Auge; ojak Born. 88. Vergl. 
akh 

jalo-i adj. roh, unzubereitet 
585 jarengero m. Mehlhändler 

j^Äro m. Mehl, Ei; ojdro Mehl, Ei {kanj- 
halojdro) Born. 88. Vergl. andat Ei 

jc/ar num. einmal, einst. Vergl. jekvar 

jego* m. Eis 

jek num. ein; eky j^, jekh Born. 105 



64 



Franz Miklosich. 



590 jekatalo adj. einäugig. Aus jekaJchjalo 

jekfiipe m. Einheit: sentingero jekhipe 
Bom. 121 

jekker m. Karche, nach dem Magy. egy- 
hdz Bor. 121 

jeko'i num. der eine; jekho-i egyik Bom. 
105 

jekto-i num. erster 
595 jekvar num. einmal. Vergl. jefar 

jevendy j^nt m. Winter; o jenvend Born. 
88. Vergl. jint 

jezuH m. Jesus Bom. 89 

ßgo m. Süd d61 Born. 88 

jilo m. Herz; jtlo Born. 88 
600 jint m. Winter. Vergl. jevend 

jiv m. Schnee, Weizen: das letztere heisst 
auch div. Vergl. hiv 

jominel* vb. drücken. Vergl. njominav 

juhdsi* m. Schafhirt 

jtiko* m. Lamm 
605 kaßdi f. Tisch; plur. kafidja Bom. 93 

kaßdjengero m. Tischler Bom. 90 

kaj adv. wo 

kajtar adv. woher 

kaka* f. Binse 
610 kaljarel vb. schwärzen; kaljard Bom. 106 

kaljovel vb. schwarz werden 

kah'i adj. schwarz, Zigeuner, Zigeune- 
rinn; kdlo schwarz Born. 100 

kamel vb. lieben, wollen; katnav Born. 
106; kamnjom, kamljom ich liebte 
85. 122; kham tro dade 121; kamel 
varekoste jemand schulden. Vergl. 
khamav 

kamipBy kamepe m.Liebe,Begehren, Wille. 
Vergl. khamipe 
615 kando adj. geliebt, erwünscht 

kampe vb. es ist noth wendig; es kann 
gleich dem magy. kell auch per- 
sönlich gebraucht werden; kampi 
te dian kell mennem Bom. 122 

kan m. Ohr. Vergl. khan f. 

kana adv. jetzt; conj. wann, wenn, als; 
khana Bom. 118 

kanden vb. gehorchen 



620 kangeri f. Kirche. Vergl. khangeri 

kangli f. Kamm 

kani f. Unschlitt 

kanjarel vb. horchen. Vergl. khanjarä 

kanjha f. Henne Born. 88 
625 kanjhalo-i adj. Hennen-: kanjhalo järo 
Bom. 88 

kanjheno-i adj. Hennen- 
kanjki f. Henne; kanhi Bom. 88 
kantan* f. Zügel, Riemzeug 
kar m. Schweif, männliches Glied. Vergl. 
kdri 

630 karabin m. Krebs. Vergl. karodin 
karati f. Abend. Vergl. rati 
karav vb. nennen Born. 106 
kdri m. männliches Glied. Vergl. kar 
kariadel vb. erschiessen; kariadino er- 
schossen 

635 kar iah m. Fleisch 

karjalo m. Rock Bom. 88. 90 
karmuca f. Katze. Vergl. magy. karmolni 
kratzen; o karmuci Born. 88 

karo-i adj. blind 

karodin m. Krebs. Vergl. karabin 
640 karti f. Karte 

kasadi* f. Sense. Vergl. kesadi 
kasalinel* vb. mähen; ka^alinä kaszälok 
Born. 106 

kaskerO'i pron, wessen Born. 96. 104 
koM m. Baum, Holz; o koMa Born. 88; 
koM m. Kreuz Bom. 88 
645 kaMunchi adj. hölzern; Christ Bom. 88. 
100. 121 

katar adv. woher; katar praep. abseits 
von; kaiar mro dad Born. 99; dwj* 
hi katar o kher 100 

katel vb. spinnen 

k€y ki praep. bei, für, gegen, zu; ke 

mande zu mir; ke mro dad; ki mri 

daj; k o raJfaj Mio; ms diä k o raSaj; 

k amsnde; k avreste Bom. 96. 98. 

102. 119 
keika* f. Ziege 
650 kede adv. wann 



ÜbEB die MuMDABTEV TJKD DIB WaNDBEUNOEN DEB ZiGEüKEB £uB0PA*8. II. 



65 



kedel vb. pflücken, sammeln; kedd Born. 

106. 107; bjenga te kedel dri tro 

öiken der Teufel möge dein Fett 

herausnehmen 97. Vergl. khedel 
kedipe m. Sammeln. Vergl. khedipe 
kedo* m. keda* f. Dienstag 
kedo* m. Nebel 
655 kedveSno*'i adj. lieb 
kedvo* m. Stimmung 
kello m. Hals, Nacken Born. 88 
kenjino*'i adj. leicht 
kenjvi* f. Buch 
660 kepenjego* m. Mantel 

ker m. Haus, Heimat. Vergl. kher 
keral adv. vom Hause 
kerdti adv. Abends, eig. gegen Nacht 
• kerdo-i adj. gemacht 
665 kerdol vb. sieden, sprudeln; geschehen 

Born. 107 
kere adv. nach Hause; keri adv. zu Hause 
kereko* m. ßad 
kerel vb. ma<ihen; buti kerel arbeiten; 

kerav Born. 106; ma Äerne f ac Born. 

121; kerdom feci 111. 122; kerda 

fecit 120 
keresto* m. Kreuz » 

670 kergo* m. Rinde 

kerko-i adj. bitter. Vergl. kherkho 
kermusiy kermusa f. mus domesticus hdzi 

eg6r 
kemo-i adj. faul, verfault 
kesadi f. Sense. Vergl. kasadv 
675 Äei m. Seide 

« 

keäuko'i adj. taub 

keSukol vb. taub werden 

kethane adv. zusammen. Vergl. ekhetane 

kezdeto* m. Anfang 
680 kezdinel* vb. anfangen 

keztuva* f. Handschuh 

Mam m. Sonne 

khamä^ khamav vb. lieben, wollen Born. 
106. 107. Vergl. ArameZ 

khamipe, khamibe m. Liebe Born. 90. 
Vergl. khamipe 
685 khamni f. schwanger, trächtig 

DeBksclirifteii der phil.-hisi Cl. XXJI. Bd. 



khan m. Geruch, Gestank 

Man f. Ohr Born. 88. plur. khanja 

khandel vb. stinken 

khandino-i adj. stinkend 
690 khangeri f. Kirche; khangheri Born. 88. 
Vergl. kangeri 

khanjarä vb. horchen Born. 88. Vergl. 
kanjarel 

khanjdrav vb. Gestank machen 

kharuvel vb. auskämmen. 

khas m. Husten 
695 khasel vb. husten 

Mai" m. Heu; khaSe Born. 88 

khedel vb. sammeln. Vergl. Äede/ 

khedipe m. Sammeln. Auch Born. 88. 
Vergl. kedipe 

khelel vb. tanzen; khelav Born. 119 
700 khelibe m. Tanz 

AÄer m. Haus; plur. khera Born. 95; 
Mcre dÄJÄi 122. Vergl. ker 

kherkho-i adj. bitter Born. 100. Vergl. 
kerko 

khero, kher m. Esel 

kheröro m. Häuschen Born. 88. 121 
705 khesno m. Tuch, Umhängetuch Born. 88. 
Vergl. khosno^ kosno 

khil m. Butter, Fett. Vergl. tRil 

khoro m. Krug 

khosav vb. löschen 

khosno m. Kopftuch. Vergl. khesno^ kosno 
710 khitdinel vb. decken 

khudinipe m. Deckel 

khid m. Dreck 

khiUalo-i adj. dreckig 

khurkhe m\ Woche Born. 96. Vergl. kicrke 
715 Mwro m. Füllen Born. 88. Vergl. kwrö 

kid adv. wohin 

kilo m. Pfahl 

kindo m. Leim, Kleister 

kinel vb. kaufen 
720 Äirai m. Käse, Quark 

kirdli* m. König 

kiralistero-i adj. königlich 

kirengeroH adj. falsch Born. 121. Vergl. 
mrengero 



66 



Frahz M1KLO6ICH. 



kid f. Börse t 

725 kUirieto* m. böser Geist, Versucher; 
Versuchung Born. 120 
kiti pron. indecl. wie viel 765 

kitivar pron. indeclin. wie oft Born. 119 
kiväninel* vb. wünschen: 7na kivänin 

Born. 121 
klidin f. Schloss, Anhängeschloss 
730 klincanica f. Nagelzwicker 

klinco m. Nagel (zum Einschlagen) i 770 
ko pron. wer 
kockaridi f. Rülpsen 

kocma* f. Wirthshaus j 

735 kodmarojfi* m. Wirth j 

kodovo pron. wer ' 

kodulinel* vb. betteln i 775 

kodvM* m. Bettler ' 

kokdh m. Knochen: kokal Born. 88. ■ 

^ I 

Vergl. kukalo 
740 kolin m. Brust 

A:(5fo-z adj. weich; unrichtig Äofo Ä;emÄiy 780 
hart Born. 100: vergl. kovlö weich 
bei Paspati und unten kovlo 

koTarel vb. weich machen 

kolovel vb. weich werden 

kcmora* f. Kammer 
745 kcmkava* f. Kornrade 

kopal f. Stock 785 

kopdni f. Mulde, Trog 

kopanja m. Trog Born. 88 

kopcLSO-i* adj. kahl 
750 koripe m. Blindheit 

kork&rO'i pron. selbst 

ÄroreJ m. Krug; korro Born. 88: Ä;(>rro 790 
korsö 6 s garas ' 

korO'i adj. blind 

kosno m. Tuch, Umhängetuch. Vergl. 
khesnoj khosno 
755 koiari* f. Korb 

koäel vb. fluchen, schimpfen 

Äoiipe m. Fluch, Schimpf j 795 

kothely kötel m. Stock , 

kotor m. Stück; kotar Born. 88 
760 kova f. Ding, Sache, etwas 

kovlo4 adj. weich. Vergl. kolo 



kristusi m. Kristus Born. 89. 120 
kniiki f. Birne; i kruika Born. 88 
kucinav vb. tödten 
fc«f adj. viel, theuer: kuc theuer Born. 

100; kucO'i theuer 
kuöi f. Töpfchen, Becher 
kukalo m. Knochen. Vergl. kokalo 
kulco* m. Schlüssel 
kuni f. Ellbogen, Elle 
kur m. das männliche Glied Born. 88 
kurel vb. klopfen, stossen, beschlafen 
kurepe, kiiribe m. Schlägerei, Rauferei 
kurko m. Sonntag, Woche; kurke Born. 

88. Vergl. khurkhe 
kur6 m. Füllen. Vergl. khuro 
knien vb. schinden, rupfen 
kuiibe m. Rupfen • 

kuMo-i adj. geschunden 
kuivalo m. Schinder, Henker 
läce adv. gut Born. 118 
lacipe m. Güte, Gefälligkeit; lachipe 

Born. 88 
fadb-i adj. gut, gefällig; läco Born. 102; 

laöi rdti 93; /ocÄo 100. 121 
ladz {la^ f. Scham, Scheu 
ladianO'i (la^ano-i) adj. verschämt 
ladiape {la§ape) m. Schande 
ladiel Qa^eJ) vb. sich schämen, sich 

scheuen 
lakero'i pron. ihr fem. sing. 
Idmpi* f. Lampe 
lanci* f. Kette 
lango* m. Flamme 
langolind* vb. flammen 
Zam adv. im vorigen Jahre 
Zav vb. nehmen; Id; perf. lejom; lä^ liljom 

Born. 111; 7?ia Z^ impt. 121 . Vergl. lel 
lavavel vb. v6tetik Born. 115 
lavvia f. Geige; olavuta Born. 88. Vergl, 

lehuto 
lehräo m. Geige. Vergl. lavuta 
lediel {le§el) vb. tragen, bringen, führen; 

perf. legedom; ledid, lediel Born. 97. 

110. 111 
legelinavel vb. weiden trans. 



Über die MuNDiBTEN ukd die Wamdbbünoen deb Zigeuner Evropa*8. u. 



67 



legelinel vb. weiden intrans. 

kketdva*^ f. Schürze 
800 lel vb. nehmen; la(v) ich nehme; perf. 
lijom. VergL lav 

lengerchi pron. ihr plur. 

lepedöva* f. Leintuch; o lepeddve Born. 88 

lependöka* f. Falter 

leskero-i pron. sein (eins); lestero-i 
805 leinipe m. Wolfeilheit 

leino'i adj, wolfeil. Vergl. locno 

ligerei vb. nehmen, fassen 

likka plur. Lauseier 

likhalo-i adj. lausig 
810 lü m. Brief, Buch 

lilvdlo m. Schulmeister 

lim m. Rotz 
• limdlo-i adj. rotzig 

fona; m. Sommer 
815 Undrdlo-i, lindrdro-i adj. schläfrig 

linipe m. Trägheit. Vergl. wjVTo; 

linO'i adj. träge, faul, nachlässig 

linovel vb. träge werden 

locno-i adj. wolfeil Born. 100. Vergl. 
leSno 
820 loginel vb. hängen intrans. 

Z(5; m. Geld. Vergl. love 

lojovav vb. erröthen; foÄw^i Born. 107 

loko-i adj. langsam '^poloko langsam. Vergl. 
polöke 

lokoro^i adj. recht langsam 
825 l6lo4 adj. roth, gelb, braun, überhaupt 
gefärbt; lolo roth Born. 100 

hnipavo-i^ Sidy schlotterig, träge Born. 100 

Ion m. Salz; I6n Born. 88 

londo-i adj. gesalzen. Auch Born. 100 

londarel vb. salzen 
830 loSdnel vb. sich freuen 

loSanipe m. Freude 

I6ve m. Geld; Idve Born. 89. Vergl. I6j 

loviiia f. Bier 

lovinengero m. Brauer 
835 lnbihdro-i adj. hurerisch 

/2^6m, lumni f. feile Dirne 

hibunici f. Erdapfel Born. 88 

lukestö m. Soldat; Ivkesto Born. 88. 122 



Itikesteskero-i adj. soldatisch 
840 ma partic. prohib. nicht; ma 6?^; ma 
dÄor Born. 119 
mä* adv. schon; mä Born. 86. 93. Vergl. 

mdr 
maöandstarav vb. fischen Born. 106 
maöingero m. Fischer; mäöengero Born. 

88. 90 
madka* f. Katze 
845 waco m. Fisch; viächo Born. 88 
mago* m. Obstkem 
may* adv. dann, schon 
majmo* m. Affe 
makhen vb. schmieren, salben 
850 makko* m. Eichel 
rrwfÄo m. Mohn 
mrf7n2 f. Grossmutter 
mangavä vb. k6retek Born. 107. 111 
mangel vb. bitten, betteln; mangd Born. 
106; mangTom 111 
855 mangipe m. Bitte 

manui m. Mann, Mensch 
manuäni f. Frau 
manji f. Amboss. Vergl. aitfuytiji 
Tndr* adv. schon. Vergl. m<i 
860 maravä vb. veretek Born. 106 
mardo-i adj. geschlagen 
marel vb. schlagen, prügeln, raufen; 
marÄ verek Born. 93. 106; nmrdi 
103. 119; dcvZa, wiar o/c 97 
marka f. Waare, Sache 
marihe m. Schlägerei; maripe Born. 88 
865 markerav vb. vereget oft schlagen Born. 
106. 107 
?noro m. Brod; viäro Born. 88. 120 
mos m. Fleisch 
masek, masak m. Monat; masek Born. 

88. 90 
masela f. Seitel, österr. Massel 
870 maseskero-i adj. P^leisch- Born. 100 
inasjalo m. Fleischer 
masnica f. Fleischbank; mesnira Born. 

88. 90 
inaSkar praep. zwischen; maskar o gi^asta 
Born. 99 

9» 



68 



F&ANZ MiKLOSICH. 



maskaral praep. zwischen heraus; maska- 
ralogadzia [gadssa) asszonyok köz(5l 
Born. 99 
875 mato-i adj. trunken 

matope m, Trunkenheit 

matarel vb. berauschen 

mafi, mata f. Fliege; o mdtha Born. 88 

matovel vb. sich betrinken; matovä^ mo- 
tovä Born. 106; moTätar motiTom 97 
880 ine pron. ich 

meceänO'i* adj. Lampen- 

meco* m. Lampe 

medvo* m. Bär 

meg* adv. noch Born. 122 
885 mel m. Schmutz 

meldlO'i adj. schmutzig, hässlich 

meTarel vb. beschmutzen 

men m. Hals 

meneskero m. Kummet 
890 mer* conj. denn, weil Born. 8G. 122 

mere praep. gegen, in der Richtung; 
mere mande, mere Sedova Born. 99 

vierel vb. sterben; merd Born. 85. 106; 
praet. muTom 85 

meribe m. Tod 

merihnjaskero'i adj. des Sterbens: upr 
amari meribnjaskeri daladi in unserer 
Todesstunde Born. 120 
895 merinä, merinel vb. messen Born. 107 

mindar* adv. sogleich 

Tßindi {inin§) f. weibliche Scham; minc 
Born. 88 

mirgeänO'i* adj. giftig 

mirgo"^ m. Gift 
900 mirikliskerO'i adj. Perlen-; mirikliskeri 
kanjki Perlhuhn 

miriklo m. mirikli f. Perle, Koralle 

mizemO'i* adj. Honig- 

mizo * m. Honig 

mlino m. Mühle 
905 mlinoskero m. Müller 

mo pron. mein. Vergl. mro 

modka* f. Tabaksaft 

moddo m. Truhe. Vergl. 7?i05to 

modaruva* f. Haselnuss 



910 7?ioZ m. Wein; i mol Born. 88 

molaker m. Wirthshaus. Vergl. moTakher 

moleskero m. Wirth 

molinel vb. beten; molinä Born. 106. 
120. 121 

moTakher m. Weinhaus. Vergl. molaker 
915 mmnili f. Kerze 

Tnomelöri f. Kerzlein 

mxyrav vb. wetzen, schaben. Vergl. murel 

m^o m. Freund, alter Zigeuner; more! 
bardtom! Born. 97 

Tnortin f. Leder. Auch Born. 88 
920 mortinengero m. Lederer 

mo5to m. Kiste, Truhe. Auch Born. 88. 
Vergl. moddo 

mro pron. mein. Vergl. mo 

muj m. Mund • 

mukel vb. lassen; mukav Born. 106. be- 
freien 120 
925 mukuü* f. Eichhörnchen 

mulo-i adj. todt 

mundiarel vb. reinigen, löschen 

murdalipe m. Aas 

murdalo m. Aas 
930 murdah'i adj. krepirt 

murdahvel vb. krepiren 

murderä vb. tödten, schlachten Born. 106 ; 
murderdo 100; ma murdar 121 

murel vb. raspeln. Vergl. morav 

muri m. Mann, Gatte 
935 w«^ m. Arm. Auch Born. 88 

mem f. Maus; Arm 

mi^cW f. Arm. demin.; o mus6ro Born. 
88; mre musdra karocskäim 122 

muter m. Harn 

mutfyrel vb. harnen 
940 mutrdlo'i adj. verharnt 

muiiko* m. Musik 

na adv. nicht, nein 

nado* m. Rohr 

nägom adv. erstens Born. 105 
945 no; drückt, dem comparativ vorgesetzt, 
den Superlativ aus: najiudreder; es 
kann auch durch das magy. leg er- 
setzt werden: legiudreder Born. 102 



ÜBER DIE MüNDABTEN UND DIE WaNDEUÜNOEN DEB ZlQEÜKEB EüBOPA'S. IL 



69 



näja m, Nagel. Vergl. najci 
najci f. Nagel am Finger. Vergl. ndja 
nakh, nak m. Nase, Schnabel; nakh 
Born. 88 

nandel vb. baden 
950 ndne vb. ist nicht, war nicht; ndne aus 
na ni hi Born. 119 

nangipe ni. Nacktheit 
nango-i adj. nackt 
nangöne adv. nackt Born. 118 
narhulo m. runde Rübe. Von 6inem 
Zigeuner 

955 nasvalipe m. Kj:ankheit ; nesvalipe Born. 88 
nasvdlo-i adj. krank; nasvalo Born. 100 
naSel vb. laufen; näSd Born. 106; gerik 
ndiä 107; naitom 111 

nasi adv. weg, davon. Vorsylbe 
naüdzal {noM^al) \h. laufen 
960 noMpe m. Lauf 

näSlovä vb. elveszek nehmen Born. 106 
naMik vb. es kann nicht sein; noMik^ 

näStik nem lehet Born. 106. 119; 

ndstik lav nem vehetlek 122 

neho m. Wolke, Himmel; o neho Himmel 
Born. 88. 119. 120 

nek partic. lasse; nek pijdy nek pijd, nek 
pijas u. s. w. Born. 112 
965 nemavo-i adj. stumm 

nemoho pron. einiger 

nevipe m. Neuigkeit 

nevo-i adj. neu 

ni — ni conj. weder — noch; me ni na 
kheläy ni na heSäy neque salto, neque 
sedeo; me ni na hd, ni (na) pijd 
neque edo, neque bibo Born. 119 

970 nikaj adv. nirgends 
nikana adv. nie 

nikda adv. nie Born. 111. YergLnikoda 
nikid adv. nirgendshin; nikid Born. 118 
niko pron. niemand. Auch Born. 104 

975 nikoda adv. nie Born. 111: unrichtig 
nirgends 
nimSko-ij nimcko-i, ninco-i adj. deutsch 
nin^o m. Deutscher Born. 86. 88 



niSta, niSty nivMa pron. nichts ; niita Born. 

105. 119; ma le ni^a^te ne v6gy 

semmibe 121 : unrichtig wa U mi- 

itaste 96 
njilaj m. Sommer Born. 88. Vergl. lin^ij 
980 njominav* vb. drücken, pressen. Vergl. 

jominel 
no! interj. auf! 
o pron. er, der. Vergl. ov 
odd'i pron. jener 
odaj adv. dort Born. 118 
985 odja adv. dorthin 

odjader adv. weiter dort; magy. odäbb, 

toväbb Born. 118 
odöde adv. dorthin 
odoj adv. dort 

odolakero'i adj. ihr (eius) Born. 103 
990 odoleha adv. damit, mit dem 

odolengerchi adj. ihr (eorum) Born. 103 
odoleske adv. deswegen 
odoleskerchi adj. sein (eius) Born. 103 
od6no-i pron. jener 
995 odtar adv. von dort. Auch Born. 118. 121 
6fta num. acht; ofto Born. 105 
qßadSene (pßa^ene) num. zu acht 
oßato-i num. achter 
oftavadiS num. achtzig Born. 105 
1000 öftavar num. achtmal 

6ja partic. ja. Auch Born. 119 
oldji f. Ol 

olakero'i adj. ihr (eius) 
olengero-i pron. ihr (eorum) 
1005 oleskero-i pron. sein (eius) 

operencia f. das Land der Märchen, 

welches alle Helden durchwandern 
örde adv. hieher 

oriken* vb. Acht geben. Vergl. orozinen 
orosldno* m. Löwe 
1010 oro2;men*vb. Acht geben. Vergl. oreÄ:cn. 

Magy. (5riz 
(W pron. er, sie, es. Vergl. o 
ovel vb. sein, werden; ovd Born. 86; 

t ovel es werde 119; ütom 86 
pacaji* f. Magen, Darmfleck 
paöata f. Nelke 



70 



Franz Mklobich. 



1015 pahuni f. Bart 

päl praep. nach, hinter; adv. zurück. 

Vergl. pdle 
palal praep. hervor, von hinten her; 

pälal mögül Born. 118 
pdh praep. päl oleste nach ihm Born. 

99; päl i zumin häfovi mos nach 

der Suppe ass ich Fleisch ibid. 

päle mande 97; päle mro dad 99; 

adv. zurück 118. 121; me päle dzä 

107 
päleder adv. später Born. 118 
1020 paletdha f. d. i. pale tdha übermorgen; 

päle täheste Born. 96 ^päle taheste 118 
palodd adv. darnach, dann; päloda 

Born. 118 
paloplunö m. Nachmittag; pälopluno 

Born. 118 
panö num. fünf; pänc Born. 105 
panötO'i num. fünfter; pandto Born. 121 ; 

pändto 105 
1025 pänövad&Suiovtavar adv. das sechsund- 
fünfzigste Mal Born. 105 
panövar num. fünfmal 
pancvardeS num. fünfzig; päncvadU 

Born. 105 
pandik adv. sehr 
pdni m. Wasser; päni Born. 87. 119; 

plur. pänja 88 
1030 panjali f. Schenke Born. 88 

panta^ f. Eisenbeschläge des Wagens 
papdle adv. von neuem, wieder ; papäle 

megint Born. 118 
papi m. Fuchs. Von 6inem Zigeuner 
papin, papinja f. Gans; papin Born. 88 
1035 papinjengero m. Gänsehirt Born. 101 
papiro^ m. Papier 
papiroU* m. Papier 
papro m. Pfeffer 
papu m. Grossvater 
1040 parmaisi f. Märchen, Fabel, Erzählung 
paranöoldto* m. Befehl 
parandolinel * vb. befehlen 
parast&ri m. Feiertag Born. 121; pa- 

raSfäri 88 



paraSto m. Freitag 
1045 pdrdel vb. füllen, einschenken 

pdrcUhi adj. voll. Vergl. pherdo 

parikerel vb. danken, grüssen; parike^ 
rav Born. 106. 107. 118 

parikeribe m. Dank 

pamipe m. Weisse 
1050 pamjarel vb. weissen, bleichen; par- 

njarä Born. 107 

pamjovä vb. weiss werden Born. 107 

pamo-i adj. weiss 

parta* f. Band, Kopfputz 

pastemjiy pastemi f. Frauenkleid 
1055 paS m. Hälfte. Vergl. epaS 

paf praep. neben, an, bei, unter (inter): 
tu sljäl bastali paS o gadiia du bist 
gebenedeit unter den Weibern Born. 
121 ; p(d kher neben dem Hause 
99; i^oie mande neben mir 99; adv; 
nahe: o dad paS hi k i mri bär der 
Vater ist nahe bei meinem Gar- 
ten 99 

paäal praep. von der Seite, aus der 
Nähe; közelröl Born. 118; mellöl 
99 

paSdij m. Mittag 

paSjalo m. Müller Born. 90. Zweifel- 
haft. Vergl. piSjalo 
1060 paälovel vb. liegen; paSloväy paSTovä 

Born. 86. 106; ma paiTov avres- 
kera gadiiäha liege nicht u. s. w. 
121 

pdiol vb. liegen 

paiovel vb. sich legen 

paSrati f. Mitternacht; epas räti Born. 
108 

pasoar m. Rippe, Seite. Auch Born. 100 
1065 pata f. Ferse 

patavi f. Strumpf 

patavel vb. glauben 

patel vb. glauben; patav trauen, glau- 
ben Born. 85. 88. 106. 121 

patibake^ pativake adv. vergebens, um- 
sonst, eig. der blossen Ehre halber ; 
pativake Born. 119 



Übeb die Mundabten und die Wandbbükobn deb Zigeuner Eubopa*8. ii. 



71 



1070 patiben, patibe m. Glaube, Ehre 

pativo f. Glaube Born. 88; pativo 119 

patola f. Hufeisen. Vergl. petala 

patrddij petrddi f. Ostern 

pairin, patri f. Blatt; o j^dtrin Born. 88 
1075 pe pron. sich sing. 

pedetelinel^ vb. siegeln 

peceto* m. Siegel 

pekal vb. es ist nothwendig 

pekel vb. braten, backen 
1080 pekentca f. Zieöel 

peko-i adj. gebraten 

pekomas m. Braten 

pSle m. Hodensack; o pUe Hode; diti- 
klano pele, eig. die Hode des 
Hundes; Erdapfel Born. 88 

pelengeri f. Erdapfel. Vergl. ^^^fe 
1085 pengövi f. Banknote, Gulden. Vergl. 

banköve 

per m. Bauch 

perdal praep. durch, hinüber; 4t, ältal 
Born. 99. 118; gelja perdal ipdni 99 

perel vb. sich verspäten; perä fallen 
Born. 106; lade perSlf j6l esik? 118 

pernangO'i adj. barfuss 
1090 pemici f. Federdecke, Polster 
peskero'i pron. sein (suus) 
petala m. Hufeisen Born. 88. Vergl. 
patola 

pSta f. Ofen, Herd ; o p&ta Born. 88 

phabi f. Apfel; o phabha Born. 88 
1095 phagel vb. brechen; phagd Born. 106 

phagerel vb. öfters brechen 

phakh m Flügel 

phandel vb. binden 

phandipe m. Bund 
1100 phar m. Seidenstoflf 

pharibe m. Gewicht 

pharoH adj. schwer; pÄan trächtig; 
phäro Born. 100;^ÄÄrerfe?' compar. 
102 

^Aen f. Schwester. Auch Born. 87. 88 
phenel vb. sagen, sprechen; phend Born. 
106; ma phen 121; phendo 100 



1105 phenibe m. Rede; pkenepe Spruch, Be- 
fehl Born. 88; phenipe 119; Gebot 
121 
pheningerel vb. öfter sagen; pheningerav 

mondogatok Born. 106 
phenjakero-i adj. der Schwester gehörig: 

mro phenjakero kolin Born. 96 
phefrä vb. füllen Born. 106 
pherdo'i adj. voll ; laöipeha pherdi gratiä 
plena Born. 120. Vergl. pdrdo 
1110 pherel vb. fallen. Vergl. perel 
phiko m. Achsel 
phiravä vb. jdratok Born. 107 
phirel vb. gehen; phirav Born. 106; 

ma phir 122; phirdom 122 
phirkerav vb. jdrogatok Born. 106, 107 
1115 phivlo'i adj. verwitwet: phivlo manvi 

Witwer; phivli manüsni Witwe 
phosddi f. Gabel. Vergl. posddi 
phosavel vb. stechen 
phral m. Bruder; phrala plur. Ver- 
wandtschaft 
phujphufi. Erde; ipM Born. 88. Vergl. 
phuv 
1120 pkucel vb. fragen 
phticibe m. Frage 
phudel vb. blasen; ^ä«^ä Born. 89. 106. 

Vergl. jpi^dcZ 
phvdibe m. Trompete 
phvdila f. Clarinette. Vergl. pudila 
1125 phudind vb. elfuvok Born. 107 
phvdine f. Trompete Born. 88. 89 
phtidjard vb. fuvatok Born. 106 
phujako'i adj. irdisch 
phuknji f. Blase; phtikni f. Säckchen, 
Börse 
1130 phumb m. Eiter 

^phupo m. Nabel. Vergl. pifpa 
phuribe m. Alter 
phuro-i adj. alt; phüro Born. 100 
phurum m. Zwiebel. Vergl. purum 
1135 jpÄt^5 m. Stroh. Auch Born. 88 

pÄwv f. Erde Born. 120. 121. Vergl. ^Äw 

phuvidli f. Erdapfel 

piat; m. Hochzeit. Vergl. 6tat; 



72 



Fbakz Miklosich. 



pijel vb. trinken; pijd Born. 106. zwei- 
felhaft : sich paaren, heiraten. Vergl. 
biavel 
1140 pilatuSi m. Pilatus Born. 89 
pinca* f. Keller 

pindierdo'i (pin^erdo-i) adj. bekannt 
pindierel^ pindzarel vb. kennen ; pmcföa- 

rav Born. 106. Vergl. prindi — 
pipa* f. Pfeife 
1145 pirdno-i adj. geliebt; piräno Born. 88. 

100. 121 
piranöri f. Schätzchen 
j92re/ vb. lieben; pirä liebeln, buhlen 

Born. 106 
piri f. Topf 

piron m. Gabel Born. 88 
1150 piselinel^ vb. niesen 

pisinel vb. schreiben ; /^e^mÄ Born. 106. 

107; pUindom 111 
pisirko'i adj. klein 
pistula* f. Pistole 

piSalchi adj. reich. Von 6inein Zigeuner 
1155 piäel vb. melken 

piSjalo m. Müller Born. 88. Vergl. po^'a/o 
pimm m. P'loh. Vergl. pKJhmt 
piäut, pisot m. Blasebalg 
pitara* f. Küche 
1160 planodij m. Mittag. Vergl. /)/?mo 
plasto* m. Leinwand 
j^Z^Äo m. Blech 
pluno-i adj. voll 
pluno m. Mittag 
1165 ^o-^ pron. sein, ihr (suus) sing. Vergl. 
pro-i 
pobisterel vb. gestern 
podo m. Hausboden; jpöiio Born. 88 
p6je je, zu aus po slav. und jfeÄ; zig.; 
poje korro garasonk6nt Born.* 100; 
poje du iellove 106 
poka f. Truthahn 
1170 pokinavel vb. ausruhen 

poklo* m. Hülle. Auch Born. 88. 120 
p6ko* m. Spinne 

polöke adv. langsam Born. 118; pol6- 
keder 118. Vergl. foAo 



pontiuäi m. Pontius Born. 89 
1175 poT m. pora f. Feder; o por Born. 88 
porda f. plur. Siingeweide 
j?oW f. Schweif; p6ri Born. 88. 96 
posddi f. Gabel. Vergl. phosddi 
positiy potisi f. Tasche; i positi Born. 88 
1180 postan m. Leinwand 
joofe f. Sand 
potinel vb. zahlen; potina Born. 106; 

pofma 107 
potoginel vb. öfters fallen, tröpfeln 
praho m. Staub, Pulver 
1185 ^e vor 

/weÄo praep. durch, vor 

prekoidj prikoic adv. vorgestern; prekoiö 

Born. 118 
prenck6ri, preng^ri f. Schuh 
^>n praep. ki pri bei: Äi j^ Sukare 

rakTa beSel er sitzt bei scjiönen 

Mädchen Born. 99 
1190 prindzerdo-i (prin^erdo-i) adj. bekannt 
prindierel (prin^eret) vb. kennen. Vergl. 

pindz — 
priSinel vb. traurig sein; prizinä büsolok 

Born. 106 
pro m. Fuss; plur. o pre Born. 86. 98 
pro-i pron. sein, ihr (suus) sing. Vergl. j90-i 
1195 prostiko-i* adj. bäuerisch 

prostinel vb. verzeihen, vergeben; pro- 

stinä Born. 106. 120 
prostinibe m. Vergebung: vitkingero pro- 

stinibe Vergebung der Sünden Born. 

121 
prosto* m. Bauer 
pudel vb. blasen. Vergl. phudd 
1200 pudilo m. Trompete, Fagot. Vergl. 

phudila 
pumaro-i pron. ihr (suus) plur. 
pwmen pron. sich, einander plur.: ovn 

öalad& pumen sie schlugen sich; 

adala khamen pmnen sie lieben ein- 
ander Born. 104. 105 
pupa f. Nabel. Vergl. phupo 
puro-i adj. alt. Vergl. phuro 
1205 j?wrM?wm. Zwiebel Born. 88. Vergl./>ÄMrz^m 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Zioeuner Europa-s. ii. 



73 



ptisleko* m. Weste 

puSko* m. Büchse 

piiäta f. Lanze, Spiess 

puium m. Floh. Vergl. piSma 
1210 rabulinel* vb. rauben 

raginel^ vb. kauen 

raj m. Herr 

rajengero4 adj. der Herren Born. 96 

rdkli f. Mädchen; rakli Born. 85. plur. 
rakTa 
1215 raklo m. Bursche, Knabe 

raklori f. Mägdelein 

raklöro m. Bürschlein 

rana f. Wunde 

randel vb. kratzen 
1220 r<im f. vornehme Frau; rdni Frau 

Born. 89 

rdnik m. Gerte, Ruthe ; ramÄ; Born. 89. 122 

raskerO'i adj. des Herrn Born. 121 

ra^aj m. Geistlicher, Priester 

raSpuva* f. Feile 
1225 rat m. Blut; rät Born. 89 

ratialo-i adj. nächtlich 

ratvdlo-i adj. blutig 

rafi, ra^^ f. Nacht; rö^i Born. 89 

ratiaha adv. morgens; ratjeha am Mor- 
gen Born. 118 
1230 razinel* vb. schütteln 

reca* f. Ente 

rcpa* f. Eübe. Vergl. ripi 

repilinel* vb. fliegen 

resel vb. treffen, finden, erleben 
1235 resto-i adj. getroffen, gefunden 

r^zaj m. Weinberg 

re20* m. Messing 

ripaciskO'i adj. blatternarbig 

npi* f. Rübe. Vergl. repa 
1240 r{to* m. Wiese 

roc^e/ vb. suchen, erwerben; rodd Born. 
106. 107 

rodibe m. Suchen, Erwerb 

rodindo-i adj. gefunden, erworben 

rcy f. Löffel 
1245 roniy romo m. Mann, Zigeuner; rom 

Zigeuner Born. 83 

Denkschriften der phiL-hist. Cl. XXII. Bd. 



romdno'i adj. zigeunerisch ; romäno Born. 
100; roviäni dkip 83 

romholinel^ vb. ruiniren 

romeskerchi, romeskro-i adj. des Zigeu- 
ners Born. 86 

romjakerO'i adj. der Gattinn Born. 101. 
Aus romnjakero 
1250 romni f. Frau, Zigeunerinn; plur. o 

romnja Born. 93; romnia te lel 
ein Weib nehmen 

ronavo m. Richter. Auch Born. 89. 121 

rosto-i adj. scharf. Auch Born. 100 

rostarel vb. schleifen; rostarä schärfen 
Born. 84. 106 

rovel vb. weinen 
1255 rovihe m. Weinen 

roziko m. ßoggen. Born. 89 

ruph m. Silber 

ruphunchi, ruphono-i adj. silbern; rupuno 
(repuno) Born. 100 

rupuno m. Silber Born. 89 
1260 ruäel vb. zürnen, grollen; ruiava Born. 

85. 101 ; odola ruSen ekhavreste 104 

ruSipe m. Zorn. Auch Born. 89. 90 

rusiarä vb. erzürne Born. 107 

ruSiavd vb. erzürnen Born. 85; unrich- 
tig rusava 106 

ruStO'i adj. zornig. Auch Born. 100 
1265 ruv m. Wolf 

ruia f. Rose 

sa pron. aller. Unveränderlich, sa hijekh 
alles eins mind egy Born. 105 

sabinel^ vb. reissen 

sajek pron. jeder 
1270 sakdlo* m. Bart 

sako pron. jeder; sako manm Born. 105; 
ivpr sako dive täglich 120 

sakodij adv. täglich 

sakojako pron. jedweder, verschiedener 

sakotäne adv. überall Born. 118 
1275 sakovako pron. jedweder Born. 105 

sakovar adv. jedesmal, immer. Auch 
Born. 118. 121 

samo* m. Zahl 

sanipe m. Dünne 

10 



74 



Franz Miklosich. 



sanO'i adj. dünn, schleissig; sdno dünn 
Born. 101 
1280 sap m. Schlange 

sapuni, sapani f. Seife 
sar adv. wie; sar neben har Born. 85 
sarko praep. gegen 
sarvaSi* m. Hirsch 
1285 sastipe m. Gesundheit 
sasto-i adj. gesund 
sastarel vb. heilen 
sastengero ni. Arzt 

savo pron. wie beschaffen, welcher; 
andar savi mol pitälf Born. 104 
1290 savörO'i pron. aller 
segiova* f. Ecke 
sekavica f. Nagelzwicker 
seleväri m. Zaum Born. 89 
sentingero'i adj. der Heiligen: o seniin' 
gefi'o jekhipe die Gemeinschaft der 
Heiligen Born. 121 
1295 sentnO'i* adj. heilig Born. 119. 121. 

Vergl. sento 
sentchi^ adj. heilig. Vergl. s&titno 
senvendind* vb. leiden: ko senvendinda 
tal PontiuSa PilatuSi Born. 120 
sei*o m. Pfeife 
serviko m. Slovake 
1300 servo-i adj. slovakisch 
sfiin f. Hammer 

^' vb. es ist; es ist noth wendig mit fe 
und dem verbum finitum; st neben 
hl Born. 85 
sik adv. schnell ; sikedei* comparat. Born. 

118 
sikavav vb. zeigen Born. 106 
1305 sikSder, sigeder adv. schneller. Vergl. sik 
sikjaravel vb. lehren lassen 
sikjarel vb. zeigen, lehren. Vergl. 

sikTarä 
sikjovel vb. lernen. Vergl. sikhvä 
siklardo'i adj. gelehrt. Auch Born. 90. 
neben dem richtigeren sikTardo 89 
1310 sikTarä vb. lehre Born. 106. Vergl. 

sikjarel 
sikTovä, siklovd vb. lernen. Vergl. sikjovel 



siklo'i adj. gewohnt 

siknO'i* adj. eng. Auch Born. 101 

sikoro-i adj. schnell, demin. 
1315 silabi f. Zange. Vergl. sulavi 

siletinavd* vb. geboren werden: sileti- 
nada Mariastar Born. 120 

silinel* vb. gebären 

sinjom^ hinjom, snjom, sTom vb. ich bin 
Born. 85. 106. 122. Vergl. som 

sw m. Knoblauch Born. 89 
1320 sira* f. Rock ohne Ärmel 

sirimengero m. Riemer 

sirimi f. Riemen 

sivel vb. nähen 

sivengefi'o m. Schuster, Schneider 
1325 siznO'i* adj. keusch, jungfräulich; stzmjo 

Born. 101; sizni Maria 120 

skärai f. Schemel, Bank; skami Born. 89 

slivi* f. Zwetschke. Vergl. Sliva 

slobodno-i adj. frei 

sluga f. Dienerinn, Magd 
1330 sluzina f. Magd Born. 89 

sluiinel vb. dienen; slüzind 106 

so pron. was; sohodd? aus 50 Ae odd? 
Born. 86; sodova pron. was 

Äo6or m. Pfahl 

sobota f. Samstag 
1335 sogodidiene (sogodi^ene)pTon. insgesammt 

soha adv. womit 

sohajerdo'i adj. getraut, geschworen 

sohajerd vb. schwören, sich trauen 
lassen 

sokajeribe m. Schwur, Trauung, Ehe 
1340 sohavdj hohavd vb. betrügen Born. 85. 

106 

sokinel"^ vb. gewöhnen 

som vb. ich bin. Vergl. sinjom 

somnakaj f. soniniako m. Gold. Vergl. 

smnnakuno-i, somniakuno-i adj. golden. 

Vergl. sovnakimo 
1345 505Ä:e adv. warum; mi^rt Born. 119 

sostan m. Unterziehhosen, Beinkleid. 

Vergl. sosten 
sostanengero m. Schneider 



Über die Mundarten wd die Wikderunoen der Zigeuner Europas, ii. 



75 



sostar adv. wovon ; sostar vaJcerelf Born. 9 7 
sosten f. Unterhose; plur. sostenja Born. 

89. 93. Vergl. sostan 
1350 sovavel vb. einschläfern; sovavä Born. 

106 
Sovel vb. schlafen; sovä Born. 106; 

sütom 111 
sovnakaj m. Gold Born. 89. Vergl. 

somnakaj 
sovnaku7io-i adj. golden Born. 101. Vergl. 

soninakuno 
srastray srestra f. Eisen. Vergl. trast 
1355 srastruno-i adj. eisern 
srida* f. Mittwoch 
stddik m. Hut; i stadik Born. 87. 89. 

99. 104. Vergl. stddin 
stadikjengero m. Hutmacher Born. 90 
stddin f. Hut. Vergl. stddik 
1360 st^klo m. Glas. Vergl. caA:/o 
strestrengero m. Schmied 
siUavi f. Zange. Vergl. Ä«7a6e 
Äi^c/ vb. schlafen 
sung m. Geruch 
1365 sungel vb. riechen 

«^no m. Traum; suno dikhel träumen 
surko* m. Pech 
suv m. Nadel 
sveto m. Welt. Vergl. ^mto 
1370 svito m. Land, Eeich Born. 89. 119. 

120. Vergl. sveto 
iafo* m. Schaflf, Bütte 
Sah m. Kohl 
iaj vb. möglich: meist mit te und dem 

Verbum finitum; lehet Born. 106. 

121 \kosa iqj thovel qui omliia f acere 

potest für omnipotens Born. 120 
Sajnalinel* vb. bedauern 
1375 satori m. Zelt 

iebesno-i* adj. hastig, schnell, eifrig, 

behende. Auch Born. 94. 101 
segitind* vb. helfen: megSegitilla für 

megiegitirUa Born. 86. 122 
sei num. hundert 

SeldiSne {iel§4ne) num. hundertweise 
1380 selengero m. Seiler 



Minger m. Hunderter Born. 90 

Sellove m. Gulden Born. 89 

Selo m. Strick; o ie//a Born. 89 

äelruph m. Gulden 
1385 SeUo-i num. hundertster 

äelvar nimi. hundertmal 

Seprdva * Sepröve * f. Besen ; o sepröve Born . 
89 

^ero m. Kopf Born. 89. Vergl. if?ro 

Serpenjova* f. Pfanne 
1390 SetetnO'i adj. finster 

^e7 m. Kälte; sil adj. kalt; ^7 At man 
ich friere Born. 89 

aidli f. das kalte Fieber 

Sildlo'i adj. kalt 

Ä2n^, ifewgra f. Hörn, Geweih ; Singa Born. 89 
1395 singangero'i adj. gehörnt, zackig 

Hpo* f. Pfeife 

Hrdli f. Hut 

ÄiVo m. Kopf. Vergl. iero 

siro*iJi. Grab Born.89. 122. YergUirova 
1400 Sirova* f. Grab. Vergl. ,?/ro 

SiiaJco* m. Mütze 

ifföva f. Pflaume Born. 89. Vergl. sKvi 

SOy Sof num. sechs; so Born. 105 

SofdiSne {äof^^e) num. zu sechsen 
1405 Soßo-i num. sechster. Vergl. Sovto 

ioha* adv. nie . 

icjazinel vb. pfeifen 

A>Z m. Pfiff 

Soro* m. Reihe 
1410 SoSqj m. Hase; ibia; Born. 89 

äovad^ num. sechzig Born. 105. Vergl. 
SovardeS 

Sovar num. sechsmal 

Sovardei num. sechzig. Vergl. äovad&i 

Sovardeidiene {äovardeä§ene) num. zu 
sechzig 
1415 SovardeSto-i num. sechzigster 

äövto-i num. sechster Born. 105. 121. 
Vergl. Softo 

Star nimi. vier 

Stardiene (Star^ene) num. zu vieren; 

Stardi^e Born. 105 
Starto-i num. vierter 

10* 



76 



Franz I^Lklosich. 



1420 itarvadei mim. vierzig Born. 105; Starva- 

deSußk ibid. Vergl. ätarvardeS 
Starvar num. viermal 
itarvardes num. vierzig. Vergl. itar- 

vadeS 
äucipe m. Leere 
SucO'i adj. leer 
1425 sudrdrel vb. kühlen 

Sudro-i adj. kühl, kalt; hideg Born. 
101. 121; Mdreder comparat. 102 
Sudrovel vb. kühl werden 
mgaro* m. Strahl 

hikor adj. schön; sukär Born. 93. 101. 
121; iukäreder comparat. 102 
1430 §ukaraTä vb. beschönigen Born. 107 
sukäre adv. schön Born. 118 
äukaripe m. Schönheit. Auch Born. 89 
iuke plur. Lebkuchen 
sukidrel vb. trocknen. Vergl. mtjara 
1435 suko'i adj. trocken. Vergl. suto 
äumi^ f. Kornelkirsche 
äundo-i adj. gehört 
hinel, äunjelxh. hören; äunav Born. 106; 

iundol, hinjol 107 
siit m. Essig. Vergl. mtlo 
1440 sutjarä vb. szäritok trocknen Born. 106; 

devla, Stttjar äri le 97. Vergl. su- 
kiarel imd iuko 
sutjovä vb. austrocknen intrans. Born. 

106 
sutli f. Salat 
sutlo'i adj. sauer. Auch Born. 101; osuflo 

Essig 89. Vergl. siit 
äatTarel vb. säuern 
1445 iutTovel vb. sauer werden. Vergl. Sutovel 
mio-i adj. dürr, trocken Born. 101. 

Vergl. suko 
iutarel vb. dörren, trocknen. Vergl. Swt- 

Tarel 
mfovel vb . trocken werden . Vergl. sutTovel 
suzaripe m. Reinheit 
1450 suzo-i adj. rein. Auch Born. 101; suzo 

div Weizen. Vergl. magy. szüz 
tahel vb. brennen. Vergl. thahd, tavel 
tado-i adj. gekocht 



taha adv, morgen; idha Born. 118 

taj conj. und, auch; taj akanik auch 
jetzt; taj Born. 119. 120. 121 
1455 tajtSko* m. Schaum 

tal praep. unter Born. 99. 120. Vergl. 
tele 

tald* adv. vielleicht 

talal ad. von unten; tdlal al6l Born. 99 

talpa* f. Sohle 
1460 tdne praep. zu, je. Nachzusetzen: ektdne 

zns^jnmen '^ sakotä7ie ein jeder, jedes- 
mal. Unrichtig 

tdrdi f. Brantwein. Vergl. thardi 

tasavel vb. ersticken lassen, ertränken 

tasovel vb. ersticken, ertrinken 

tatipe, tatepe m. Wärme; tatepe Born. 89 
1465 tato-i adj. warm; tato hi es ist warm. 

Auch Born. 101 

tatarel vb. wärmen; tatarav Born. .106. 
107 

tatol vb. warm werden 

tav m. Zwirn, Faden 

tavasi* f. Frühling 
1470 tavel vb. kochen. Vergl. taheL thahd 

te conj. dass; wenn Born. 119; und, 
auch. Vergl. taj^ the 

techiel* vb. gefallen Born. 107 

t^do"^ m. Euter, Zitze 

tefelo* m. Sahne, Rahm 
1475 tekerinen* vb. drehen, wenden 

tel praep. unter; tel alatt: tel o manns. 
tel i gddzi Born. 99. Vergl. tal 

telal praep. von unten; telal Born. 118 

teldli adv. herum 

tele adv. hinunter, unten; tele le Born. 
99; tele kafidjate 100; tele mande 
99; adv. hinunter, nieder 118: tele 
avel, tele beid, tele dd 107. 121 
1480 teleder adv. weiter unten Born. 118 

telu7io-i adj. unterer 

terdarel vb. aufrecht stellen 

terdol vb. stehen 

ternipe m. Jugend 
1485 tejmjarel vb, jung machen 

ternjovel vb. jung werden 



Übek die Mundarten und die Wandebunoek dkb Zigeukeb Eubopa^s. ii. 



77 



ternO'i adj. jung , 
testa f. cajeskeri testa Schwester 
tkabol vb. brennen; thahä, thavd Born. 
89. 101. 106. Vergl. tabel, tavel 
1490 thajard vb. brennen trans. Born. 89. 

Vergl. tharav 
thal m. Tuch (StoflF) 
thalik m. Herrengewand, Rock ohne 

Ärmel 
tham m. Arznei 
thamlo'i adj. finster 
1495 than m. Ort, Platz 

tharav vb. brennen transit; thard Born. 

89. Vergl. thajard 
thardi f. Brantwein; thardi mol Born. 

89. Vergl. tardi 
thardo m. Kalk 

thardo'i adj. gebrannt. Auch Born. 89 
1500 thau m. Band 

the conj. wenn. Vergl. te 
them m. Land, Reich 
thind (thina) vb. veszek zu Grunde 
gehen Born. 10& -^ gadiiätar thindom 
97 
thiral m. Käse Born. 89. Vergl. Ural 
1505 tholo'i adj. rein 

thovel vb. legen, thun; waschen; thovd. 
teszek Born. 106; ihodom 111; kas 
thode and i phuv 120 
thud m. Milch. Auch Born. 89 
thidlo'i adj. dick, fett; thido fett Born. 
101; thfde bahren fette Schafe 94. 
Vergl. tulo 
thiv, thu m. Rauch; thutepijeii Tabak 
rauchen 
1510 thuvjali f. Tabakpfeife 
tikneder adj. jünger 
tiknipe m. Kleinheit, Kleinigkeit 
tiknjarel vb. verkleinern 
tiknjol vb. klein werden 
1515 tikno-i adj. klein; tikno del Christus 
tistelinel^ vb. ehren, grüssen 
tisto"^ m. Offizier, Beamter 
topa^i* f. Fussspur 
tar m. Beil. Vergl. tover 



1520 tornjo* m. Thurm 

foiav vb. werfen, legen (Karten) 
tover m. Beil, Hacke; tövei* Born. 89. 

Vergl. /07* 
tradel vb. treiben, jagen 
tradino-i adj. verjagt 
1525 tranjista* tranista* f. Tasche, Brodsack 
tra^inel vb. schütteln 
^ra^^ m. Eisen. Vergl. srastra 
trastengero-i adj. eisern Born. 101 
trastu7iO'i adj. eisern; trastuno drom 
Eisenbahn 
1530 trianda num. dreissig; minder genau 

trianta Born. 105; triantajek ibid. 
triandatO'i num. dreissigster 
triandavar num. dreissigmal 
fmi num. drei 
tring m. Furz 
1535 trito-i num. dritter; ^H^o Born. 86; trito 

105. 121; trito dive 121 
tritovar num. zum dritten Mal Born. 105 
trivar num. dreimal 
fro-i pron. dein. Vergl. moy po, to 
tromav vb. wagen. Auch Born. 106. 122 
1540 ti'upeskerO'i adj. körperlich, leiblich 

Born. 121 
triqjo m. Körper, Leib Born. 89 
tms m. Durst 
trusarO'i adj. durstig 
trusol vb. dürsten 
1545 truiid Kreuz 
tu pron. du 

tudamosnO'i * adj. abergläubisch 
tido'i adj. dick, fett, fest. Vergl. thtdio 
ttimdro-i pron. euer; tumaro Born. 95 
1550 turnen pron. ihr 

turinel* vb. mit dem Rüssel wühlen 
turko'i adj. türkisch 
turnji. f. Rüssel 
tuseTi f. Herd 
, 1555 tuäni f. Halbe (Hohlmaass). Auch Born. 

89 
tuv m. Rauch. Vergl. thuv 
tuvddlo m. Pfeife. Vergl. thuvjali 
\ fhil m. Butter. Vergl. khil 



78 



FbaHZ MlKLOSICH. 



thilalo'i adj. fett 
1560 tinen vb. kaufen. Aus kinen 

(ineskero m. Käufer 
Ural m. Käse, Quark. Vergl. thiral^ kiral 
tiraleskero m. Käsemacher 
tirhaj m. f. Stiefel; i tirhaj Born. 89 
1565 tirhajengero m. Schuster. Auch Born. 89 

ucarel vb. drehen, drechseln, wirbeln 
iLchipe, ucipe m. Höhe 
uöho-iy ucoA adj. hoch. Vergl. vicho 
uchol vb. sich erheben, fliegen 
1570 udut m. Licht. Vergl. dtd, dud 

udiäno-i adj. hell, licht 
udisel vb. fliegen 
umlado-i adj. aufgehängt 
umlävel vb. aufhängen 
1575 ungri f. Ungerinn 

ungriko'i adj. ungrisch 

wngro m. Unger 

ungrO'i adj. ungrisch 

up praep. auf 
1580 upal praep. seit; upal o die dive seit zwei 

Tagen Born. 100; upalopaävar seit- 
wärts ibid. 

upar praep. auf. Vergl. upr 
upr praep. auf; upr o klinco, upr i ka- 
fidi, upr ninco, upr aver raanuS 
Born. 99. 100. 121; odola ruäen 
upr ekhavreste sie zürnen einan- 
der 100; upr mande 99. Vergl. 
upar, up 

upral praep. von oben; felülröl Born. 
118; le tele i stadik upral mro iero 
99; upral o kher t&le g^le o cirikle 
ibid.; upral kastar vakerel? 100. 
adv. oben 

7ipre praep. auf; adv. oben; hinauf 
Born. 118; upre uStinja er stand 
auf 121; usti upre 122; upri did 
107 
1585 upreder adv. weiter oben Born. 118 

upruno-i adj. oberer 

urel vb. ziehen. Vergl. varel 

uribe m. Zug, Ziehung, Losung 



uStel vb. aufstehen, erwachen; uStiev 
Born. 106; usti upre 122; u^tino 
101; upre uätinja 121 
1590 u^tibe m. Aufstehen, Erwachen. Auch 

Born. 89. 121 
uStidel vb. empfangen, bekommen ; uStidä 
Born. 106. 107; mre phenjendar 
uMidinjom 97 
tiStidime m. Empfang 
utcu interj. ach: utcu devla Born. 122 
uZj uze praep. zu 
1595 uzal praep. von; zu mit dem Local 
uzali adv. herum 
I uiarel vb. bleiben, warten 

uzaribe m. Bleiben, Warten 
va m. Hand: Stamm vast; plur. vaMa. 
So auch Born. 89; feder vastisfi 
zur rechten Hand 121 
1600 vacora* f. Nachtmahl 
vadTiO'i* adj. wild 
vadra f. Bett. Vergl. vodro 
vad* vaj* conj. oder 
vakar&üa* f. Striegel 
1605 vakerdo-i adj. gesagt 

vakerely vakherel vb. sprechen, reden; 

vakerd Born. 106; vakercbm 111 
vakeribe m. Sprechen, Reden; vakeripe 

Born. 90. 121 
vakerkerav vb. plaudern Born. 106 
valakaj adv. irgendwo Born. 118; vala 
ist magy. 
1610 valakid adv. irgendwohin Born. 118 
valako pron. jemand Born. 105 
valaso pron. etwas Born. 105 
valöno-i* adj. schicklich, passend 
var: ekvar adv. einmal u. s. w. 
1615 vardo m. varda f. Wagen 
vardo-i adj. offen 
vardu*, vardo* m. Dohle 
varekaj adv. irgendwo: vare ist rum. 
varekana adv. irgendwann 
1620 varekatar adv. irgendwoher 
varekid adv. irgendwohin 
vareko pron. jemand 
Varel vb. ziehen, öffnen. Vergl. urel 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner Europa*9. ii. 



79 



varesar adv. irgendwie 
1625 varesdvo pron. irgendjemand 
vareso pron. etwas 
vasdel vb. Öffnen 
vdsno* m. Leinwand 
vastengero m. Handschuhmacher 
1630 vai praep. für, statt, wegen; vaä o Idve 

dinja d^v statt des Geldes Born. 

99; vaSe mange ibid. 
vasoda adv. deswegen, darum 
vazita f. Weihnachten 
verdangero m. Wagner. Auch Born. 

90. 101 
verdo m. Wagen; verda Born. 89. Vergl. 

vardo 
1635 ves m. Wald; veS Born. 89 
veSengero m. P'örster 
vidho-i adj. hoch Born. 101. Vergl. ncho 
viöinel vb. schreien 
vidinibe m. Schreien 
1640 vidttzinel* vb. Acht geben 

vignja f. Esse, Schmiede, Schmiedeherd 
villöminel* vb. blitzen; villaminel Born. 

118 
villamo* m. Blitz 
Viola* f. Veilchen 
1645 violakero-i* adj. veilchenfarben 
virdgo* m. Blume 

virakoro-i adj. untreu. Vergl. virengero 
virengero'i adj. falsch. Von einem Zi- 
geuner. Auch. Born. 101. Vergl. 

kirengeroy virakoro 
vitinä* vb. sündigen Born. 84. 106; 

vitinde 120; vitindam ibid. 
1650 vitkingero-i* adj. der Sünden: amaro 

vitkingero prostinibe nostrorum pec- 

catorum remissio Born. 121. Magy. 

v^tek 
vlahiko m. Walache Born. 89; wala- 

chisch: jekh vlahiko chdvo 121 
vodro m. Bett. Auch Born. 89. Vergl. 

vadra 



v6di f. Seele, Herz; v6di Born. 84. 87. 

89. 121 
vodiskero-i adj. des Geistes Born. 121 
1655 vojdo* m. Richter der Zigeuner 
v6jo* m. Stimmung 
volakero-i adj. fröhlich Born. 101 
vost, vvM m. Lippe 
vudar m. Thür; vuder Born. 89 
1660 vus m. Hanf Born. 89 
zabo m. Hafer 

zalipe m. Kleinheit, AVenigkeit 
zalog adj. wenig. Auch Born. 105; za- 

logeder comparat ibid. 
zarda f. Haar, Barthaar 
1665 zarvalo-i adj. haarig. Vergl. dzarvalo 
zavarinel* vb. sich trüben 
zedno'i* adj. grün. Auch Born. 101 
zeleno-i adj. grün 
zerginel* vb. klopfen 
1670 zijan m. Schaden 

ZOT m. Stärke, Kraft; i z6r Gewalt 
Born. 86. 89; te del o del zor gebe 
dir Gott Kraft 93 
zoralipe m. Stärke, Kraft 
zoralo'i, zorelo-i^ zordro-i adj. stark; 

zoralo Born. 86. 101 
zrekalo m. Spiegel 
1675 zumin, zumi f. Suppe; zumin Born. 87. 

89 
iamba f. Trosch 
ZI praep. bis: zi Pesti Born. 99. Vergl. 

dii 
ztbbadinel* vb. schlummern 
zido'i adj. gelb 
1680 zivdo'i adj. lebend; upr o iivde taj 

müh über die Lebenden und 
die Todten Born. 121 
zivel (^ivel) vb. leben 
Sivibe m. Leben. Auch Born. 121 
zutdlo'i adj. gelblich Born. 101 
1684 ztdo4 adj. gelb; iuto {iuto) Born. 101 



Auch der Acut ist ein Längezeichen. Mit dem Sternchen sind die offenbar ans dem MagyArischen stammenden Wörter 
bezeichnet. 



80 



Franz Miklosich. 



in der Gegend von 

skamirU Tisch 

kalapa* Hut 

Jiolof Hose 

öiiraa^ Stiefel 
5 jakha Auge 

va^ta Mund 

khana Ohr 

nakh Nase 

vast Hand 
10 pindro Tuss 

Uro Kopf 

angiiSta Finger 

bala Haar 

panß Wasser 
15 jak Feuer 

graj Pferd 

manuS Mensch 

Sukar schön 

kalo schwarz 
20 lolo roth 

pamo weiss 

ßv Schnee 

biäin Regen 

dzungalo schlecht 
25 laöo gut 

mol Wein 

paTenka* Brantwein 

lavuta Geige 

brugova* Bassgeige 
30 vonovo* Geigenbogen 

rikono Hund 

macka* Katze 

samaris^ Esel 

kangeri Kirche 
35 tumja Thurm 

kerstos Kreuz 

ves Wald 

kait Baum 

muTasel sterben 
40 te marel schlagen 

te baiavel geigen 

te pijel trinken 



VI. Vocabular 

Unghvär aufgezeichnet und mir von 

te vicinel schreien 

avcakel glauben 
45 potinel zahlen 

pecivel werfen (te öiveT) 

megma noch nicht 

imär* schon 

raj Herr 
50 ranß Frau 

iivanßs* Räuber, Dieb 

rasaj Geistlicher 

te leßvinel schiessen 

puäka* Flinte 
55 deel Gott 

andelos Engel 

oltaris* Altar 

hai^angos* Glocke 

te harangozinel* läuten 
60 öavoro Knabe 

cajori Mädchen 

romni Gattinn 

rom Gatte 

oblaka* Fenster 
65 stolkos Stuhl 

ker Haus 

vados* Bett 

te chutel springen 

skTepa Gewölbe 
70 koröma Schenke 

kavehdza* Kaffeehaus 

cukerhdza* Conditorei 

maTa Wiese 

kas Heu 
75 lovina Bier 

purt Brücke 

obrazis Bild 

gendales Spiegel 

svabUkos Zündhölzchen 
80 pipa Pfeife 

dukanos* Tabak 

dzigaris Cigarre 

hüra Berg 

mldka Morast 



Herrn Piurko mitgetheilt. 

85 mos Fleisch 

kompira Erdapfel 
maro Brod 
te chal essen 
tut Milch 
90 gruvni Kuh 

6mi te pijel saugen 
te rrovel weinen 
te kelel tanzen 
te Sunel hören 
95 baro gross 
cikTio klein 
nane laco davor o ein 

schlimmer Knabe 
Sukar öaj ein schönes 

Mädchen 
lolo kosno ein rothes 

Tuch 
100 zaralo manuS ein star- 
ker Mensch 
uöi tumja ein hoher 

Thurm 
naiuio panji trübes 

Wasser 
laöi mol guter Wein 
but love viel Geld 
105 Suka{r)lavuta eine schöne 

Geige 
dindarde bala lange 

Haare 
me somas ich war 
tu keles du tanzest 
ov pijel er trinkt 
110 amen amen mararo wir 

schlagen uns 
turnen pijen dukanos ihr 

rauchet 
me baiavel, richtig basa- 

ven, sie spielen die 

Geige 
palca* Stock 
thulo dick 



Übeb die Mundarten und die Wandebunobn deb Zioeuneb Eobopa'S. ii. 



81 



115 thuli palca ein dicker 

Stock 
me thuli palca arakTom ich 

habe einen dicken 

Stock gefunden 
pral Bruder 
tro pral mutans dein Bru- 
der starb 
tri pen merla deine 

Schwester wird ster- 
ben 
120 kdrti Spielkarte 

kelas karti spielen wir 

Karten 
ava^s oebeSiste gehen wir 

nach Schebesch 
odej hin hut raja dort 

sind viele Herren 
cingerli ciima hin er hat 

zerrissene Stiefel 
125 gat Hemd 

bunda* Bunda, Pelz 
momeTi Kerze 
verdan Wagen 
Udos Jude 
130 shigadis Soldat 
charo Säbel 
hajduvos Hajduk 
dapka Mütze 
öuri Messer 
135 ostro curi ein scharfes 

Messer 
tido stromos ein hoher 

Baum 
ko deel tut te marelf Gott 

schlage, strafe dich ! 
tu dordal mri öapka du 

hast meine Mütze 

gestohlen 
d(e) pre tute pozoris gib 

Acht auf dich 



140 bo tue dzava ko öibalo 
denn ich gehe zum 
Richter 
murdara tut le barreha 
ich werde dich mit 
einem Steine todfr- 
schlagen 
dik caky ole rastar keci 
love ronjam sieh nur, 
von diesem Herrn 
haben wir so viel 
Geld bekommen 
jek 1 
duj 2 
145 trin'^S 
Star 4 
panc 5 
Sov 6 
e/ta 7 
150 ochto 8 
enja 9 
deS 10 
deSujek 11 
deSuduj 12 
155 deSutrin 13 
deSuMar 14 
bis 20 
biSujek 21 
tranda 30 
160 trandujek 31 
saranda 40 
penda 50 
SovardeS 60 
eftavardeS 70 
165 ochtovardeS 80 
enjavardeS 90 
iel 100 
ezeros* 1000 
njemciko ein Gulden 
170 deS njefincika zehn Gul- 
den 



deS grajcara zehn Kreu- 
zer 

kham Sonne 

6on Mond 

derchenj Stern 
175 andaleöerchenjdieüteTne 

balval Wind 

dat Vater 

daj Mutter 

papv^ Grossvater 
180 mami Grossmutter 

bar Garten 

cibalo Richter 

dachos Dach 

äiriklo Vogel 
185 66ka* Krähe 

medva* Bär 

ruf Wolf 

orlos Adler 

skridlos Flügel 
190 papinj Gans 

zumin Suppe 

bof Ofen 

tecinel* kaufen 

telel wegnehmen 
195 trast Eisen 

trastunji curi ein eisernes 
Messer 

gerokos Rock 

rokUa Weiberrock 

builikos Weste (Brust- 
fleck) 
200 tu na salu chandi du 
bist nicht gekämmt 

modlin tut, öavaro! bete, 
Knabe 

herminra es wird don- 
nern 
203 mar bUskinla es blitzt 
schon 



D«akBchriften der phil.-hiHt. Cl. ZXII. Bd. 



11 



82 



Franz Miklosich. 



VII. Vocabular 

von dem Herausgeber vor etwa fünfundzwanzig Jahren aus dem Munde 
ades heute 



an bringe : an kaSt bringe 
Holz 

and in : ci dam and o kSre 
ich gehe nicht nach 
Hause; me sim and i 
khang^H ich bin in 
der Kirche 

an gar Kohle 
5 anro Ei 

aro Mehl 

arati morgen 

hakro Schaf 

hal Haar 
10 halo Schwein 

häro gross 

belsav: belSav po gra^s ich 
reite ;^o skamin beSav 
ich sitze auf dem 
Stuhle 

bika Stier 

busni Ziege 
15 but viel: but roin viel 
Zigeuner 

buti: kera^ buti arbeiten 
wir 

cerra wenig 

cindnö wenig 

dank Knie 
20 cdro Schüssel 

cerhan Himmel 

ci nicht: me di danav te 
skiri ich kann nicht 
schreiben; d (ci) pin- 
dzarav tut ich kenne 
dich nicht 

cikdt Stirn 

ciken Schmalz 
25 öiri Firmament 

öoro arm 

dad Vater 

dant Zahn 



de gib 
30 devla Gott 

dikav ich sehe 
diz Schlots 
dam ich gehe 
dlanav ich weiss, kann 
35 dopo Feile 

duhano Tabak 

d^ima Sprache: me dav 

dnma ich spreche 
dillabav ich singe 
eka Feld 
40 fladero Bohrer 

foro Markt vasär 

fn.nij Bohne 

gad Hemd 

galheno (gelb, aus dem 
rum. galbin) : galbeno 
harhim Messing 
45 goja Suppe 

graho Erbse 
gras Pferd 
grasni Stute 
grfano Gurgel 
50 gnruvni Kuh 

habe Speise 
ham ich esse 
harkvm Kupfer 
hrbvzo Melone 
55 intrego them: and i in- 

trego them in der gan- 
zen Welt : rum. 'Bntreg 
ganz 

iskiri ich schreibe. Rum. 
skriu ich schreibe 

jag Feuer 

jaka Augen 

jiv Schnee 
60 jukel Hund 

kajmujalica diese Frau ; me 
pindzarav kol romes 



ungrischer Zigeuner aufgezeichnet. 

ich kenne diesen Zi- 
geuner. Vergl. ko 

kdlo schwarz 

kan Ohr 

kar Bauch 
65 karavdi Krebs 

karik wohin 

ka^ Heu 

ka4t Holz 

kat Scheere 
70 k^ä Stiefel 

kerav ich thue 

khang6ri Kirche 

khel: Stücdres khel tanze 
schön 

kher Haus ; av tar, das tar 
khere komm, lasst uns 
nach Hause gehen 
75 kircima Schenke 

ko dieser: ko raj dieser 
Herr. Vergl. kaj 

kolin Brust 

kolompire Erdapfel 

kolopo Hut 
80 kor Hals 

k(^c Baum 

körö Krug 

kosa Sense 

kotak Knopf 
85 krestavice Gurke 

kuj Ellbogen 

last (wol /du) gut 

Hl Schrift 

linda Linse 
90 Mava Pfeife 

lolo gelb 

Ion Salz 

love Geld 

mamo Mutter 
95 mänro Brot 

mas Fleisch 

■ 

masjo Fisch 



Übek die Mümsabten vm die Wanderungen des Zioevneb Edbofa'S. ii. 



83 



me ich; mange mir: an 




roj Löffel 


mange mal bringe 




rom Zigeuner: m>e pin- 


mir Wein; de mak 




diarav kol romes ich 


(für mangy mange) 




kenne diesen Zigeu- 


Sovdr gib mir einen 




ner 


Groschen 




rofnanes: me dav dam^a 


niesali Tisch 




romanes ich spreche 


100 7nol Wein 




zigeunerisch 


raomeli Kerze 


130 


ronmi Zigeunerinn 


rmvca Katze 


1 


ropaj Rübe > 


mujalica Hausfrau 




1 
rudi ich bete ! 


mujälo HaushexT 




rup Silber 


105 munro mein 


1 


sap Schlange 


naj 1^'ingor 


135 


sigo frisch, schnell 


nak Nase 


1 


sim ich bin 


njamco Deutscher 




sirhicka: me dav duma 


njamcecka: me dav duma 




sirhicka ich spreche 


njamcecka ich spre- 




serbisch 


che deutsch 




skavün Stuhl 


110 päj Wasser 




so was 


palpare zurück 


140 


somnakaj Gold 


päimo weiss 




snluvi Stroh 


pav ich trinke; m^ pav 




ihlo Kopf 


duhano ich rauche 




üb Zunge, Sprache 


Tabak 




Sil kalt 


phen Schwester 


145 


Sinav ich schneide 


115 pindzarav ich kenne 




sori Bart 


piri Topf 




Soäöj Hase 


piSot Blasebalg \ 




Sovdr Groschen 


po auf: beliav po gras 




äukdres adv. schön 


ich reite, eigentlich 


150 


Sf(7*i Messer: me Sinav 


ich sitze auf dem 




la mrjatha ich 


Pferde 




schneide mit dem i 


pör Feder 




Messer ; 


120 pral Bruder 




taüpe Hitze 


• prinöani Augenbrauen 




tehäre gestern 


pimro Fuss 




them: and i Intrego them 


piisdto Kohl 




in der ganzen Welt 


räj Weib 




tigaja Pfanne 


125 ran Rohr 


155 


tlaSto Haumier 


rito Wiese 




tover Hacke 



tu du ; tut dich :2>iWiarai; 
tut ich kenne dich 

tvJomas Speck 

tavo Sohn 
160 ungrika: me dav divma 
ttngrika ich spreche 
ungrisch 

ungro Unger 

uiarö Weizen 

vast Hand . ^ 

vignja Schmiede 
1«5 vudara Thür 

vuSt Mund 

zioh Hafer 

zuhuno Jacke 

zuralo stark 
170 ielezo Eisen 

dui 2 

trin 3 

Star 4 
175 painc {paüä) 5 

S6v 6 

tßa 7 

ohtö 8 

injä 9 
180 des 10 

deSujeg 11 

US 20 

hiStajeg 21 

hiStaidui 22 
185 trenda 30 

trendatajeg 31 

StarvardeS 40 

itarvardeämjeg 41 

paincvardeS 50 
190 SövardeS 60 

iftävardeS 70 

injavardeS 90 

7€^ ie/ 100 
194 rf^/ ^cZÄ 1000 



n» 



84 



Franz MnoosicH. 



vm. Vocabular 



zur Ergänzung der im Werke von Rudolf Wratislaw 

hugchinipen m. Durchfall 
chinavel vb. misten 
chindibnang4ro m. Misthaufen, Abort 
öudfn f. Ammenbrust, Brustwarze 
5 kanr m. das männliche Glied 
kdl m. Excrement 
kl^an m. Bauch wind 
lubni f. Hure 

luhnikdno m. Huren Jäger , 

10 mtäera f. Urin 

mtUerel vb. uriniren 



Grafen von Mitrowic enthaltenen Wörter -Sammlung. 

vmteramask&ro-i adj. Urin-: nuäeramaskri 

piri Urintopf 
p6lo m. Testikel 
pujdpen m. Begattung 

15 pujAvel vb. sich begatten 
pül m. After 
püleskro-i adj. After- 
WZ m. f. Bauchwind; me dav rila pedo; 
man len rila Winde plagen mich 

19 saskfna f. Soldatenhure 



IX. VocabiQar 

von Theodor Narbutt gesammelt. Aus dessen Rys historiczny ludu eyganskiego. 

Wilno 1830. 152—169. 

Slownik j^zyka cygaiiskiego. 



anio2 angelus deveidad 

areszt interdictio tyta 

baba anus puronmi 

babka avia viami 
5 bagno palus öat 

balamuctwo ineptiae chochovesa 

balka trabs kaÜ 

balwan idolum deuv 

bankiet convivium hiau 
10 baran aries hakro 

baranina caro agnina bakronomas 

bat navis oneraria batos 

baterya propugnaculum ba^ti 

bawi6 si? morari zabavisova 
15 bayka fabula paramisie 

b§kart spurius baystrukos 

bestya bellua diuktyja 

bez sine byo 

bezbo2ny atheus byodzieskier 
20 bezj§zyki elinguis byoöybakiero 

biada miseria sibida 

biaiy albus pemo 

bi6 percutere marete 

biedz currere prastava 
25 bizun flagellum öupny 



b2^dzi6 errare hfac^ziskirava 

blisko proxime nanedur 

b6g deus devei 

bogacz dives barvetto 
30 bogaty opulentus maöoir 

boi§ si§ timeo darah 

bok latus anterryk 

böl dolor dukah 

bor pinetum veS 
35 bot ocreum Shonrda 

braö accipere tava 

brat frater pSo/t 

bratowa uxor fratris b(yri 

bronic si§ tueri broniskirava man 
40 brzeg morski littus maris kiunerdSi 

brzemienna praegnans pari 

budowaö exstruere bvdyskirava 

budynek aedes alker 

bunt rebellio todepesupre 
45 bydio pecus goruva 

bystry sagax sygno 

caZowaö osculari öamvdava 

caly totus zumöo 

ccbula cepa purum 
50 cena pretium odokokori 



Übeb die Mundarten und die Wakdebunoen der Zioeüneb Eubopa^s. ii. 



85 



chcieö velle kaman 

cbleh panis Tnaro 

ch2op rusticus gaudio 

cUopiec puer öavo 
55 chodziö ambulare the psiraii 

choroba morbus nesvcUyhe 

chory aeger nesvaio 

chromy claudus hfngcuto 

chudy macer Suko 
60 chwali6 si§ laudare se bareskirava man 

cialo corpus trupos 

ciasteczko, przysmaczek embamma atha 

ciel§ vitulus vardiuhiio 

ciemny obscurus temio 
65 cie^ki tenuis saTW 

ciepio calor lato 

cieszyö si? gaudere radysovas 

ci§55ar pondus hirda 

ci§iki ponderosus harachUo 
70 cnota virtus hojno 

cörka filia caj 

cwiczyö castigare cygiren, cyngiren 

cygan cingarus rom 

cyganka cingara romni 
75 cyganka, dzi^wka, cingara puella ro- 
mani daj 

Cyna stannum öyno 

czapka pileus stady 

czamy niger kallo 

czarowac praestigiare covarava 
80 czarownik praestigiator öovachano 

czart daemon beng 

czas tempus vachta 

czerwony ruber Mo 

czZonek m^ski penis kar 
85 czZowiek homo manuS 

czosnek allium lisia 

czterdzieiScie quadraginta itarvaldeS 

czt6ry quatuor Star 

czuyny vigilans Suneh 
90 czwarty quartus äarto 

czysty purus Sukar 

daö dare dava 

daleko procul dur 

darowaö concedere dariskirava 



95 dawno pridem hara 

deska asser pchai 

deszcz pluvia hrySynt 

diugi longus dzienikirdo 

dobry bonus taco 
100 dobrze bene müh 

d6i cavum gerra 

dem domus ker 

dosta6 acquirere dorisava 

do6wiadczy6 experiri predykava 
105 droga via droin 

drogo pretiose kud 

drugi secundus dujo 

drwa lignum karätiakeri 

drzewo arbor karSt 
110 dr2e6 trepidare öykünava 

drzwi janua vvdara 

dusi6 strangulare tibsaveta 

dusza anima dti 

dwa duo di(j 
115 dwadziefici viginti hiS 

dwieficie ducenti duiSet 

dwoisty duplex duaro 

dychawiczny peripneumonicus purdyno 

dym fumus tchu 
120 dziad avus dada 

dziecko infans rakrato 

dziefi dies dives 

dziesi§d decem deä 

dziewczyna puella ciikni 
125 dziewi§6 novem enia 

dziewi§6dziesi£^t nonaginta eniavaldei 

dziki ferus ieskeski 

dzifi hodie dedyves 

dziura foramen geb 
130 falsz falsum nanedaöo 

faiszywy falsus juihosöyh 

figiel scurrilitas kierovatuka 

folgowaö remittere mekava 

fortuna prosperitas baJch 
135 futro pelles ferarum postyn 

gacie femin alia choteu 

gadaö loqui rakir 

gani6 vituperare iheiedtchovava 

gardio gula kiria 



86 



Fbakz Miklosich. 



140 g§ba OS mui 

ge& anser papin 

glina argilla kicahu 

gl^boko profunde chor 

glod fames bokh 
145 giodny famelicus bokho 

giowa Caput Sero 

giuchy surdus kaSuko 

giupi stultus dytyno 

gniew ira choliso 
150 gniewa6 si§ irasci cholüovata 

godzina hora Stitiida 

goi6 curare Saskirato 

goleri crus heroi 

goi^B columbus kotiimhus 
155 goni6 insequi tradava 

göra mons berga 

gor^co ardenter ckadkirdo 

gorzaika aqua vitae hravinta 

gorzki amarus kirko 
160 gospodarz paterfamilias chutaj 

gotowac coquere thekaravds 

gra ludus kellepen 

graö ludere haSat 

grecki graecus grajo 
165 grecki kraj Graecia grajotckem 

grek graecus grajos 

grob tumulus kobr 

groch pisum hirhyi 

gruby crassus hito 
170 gruszka pyrum brohiö 

gryi6 rodere dantyrava 

grzbiet dorsum dummo 

grzeczny aptus taco 

grzmot tonitru grummos 
175 gwiazda Stella cerhenni 

haJtas tumultus da^agudty 

handel permutatlo parube 

harbuz Cucurbita tlierbusos 

hardy imperiosus ptickirdo 
180 horda coetus ceti 

ja ego me 

jabiko pomum phabaj 

jabioA malus phabaiyn 

jagni<j agnellus bakroro 



185 



190 



195 



200 



205 



210 



215 



220 



225 



agoda uva nmra 

aie Ovum jaro 

armark mercatus markos 

askinia antrum geibar 

eclia6 vozem vehi curru uklistediava 

eden unus jek 

edena^cie undecim deSujek 

ednooki cocles jekejekakero 

edwab bombycinum sericum rySyca 

eczmieA hordeum zup 

e66 manducare gaunava 

§zyk lingua bakiero 
ig2a acus suu 
imi§ nomen nau 
izba Camera izba 
kamieA lapis bar 
k^pa6 si§ lavare se tliekompisskirau 

man 
kapusta brassica jarbe 
kara bozka poena divina deuieskery 
karczma caupona venia 
kark cervix men 
karmi(5 alere thekamdskirau 
kasza pulmentum kurml 
kaszel tussis kaSyto 
kat carnifex henkaris 
k^t angulus kunka 
katowa6 carnificere thehaktyskirau 
kawaiek particula tvkrin 
kaydany pedicae sastyra 
kaza6 commendare thepchenau 
kaXdy * quisquis sare 
kiedy niekiedy quando aliquando sa>ia^ 
kieibasy farcimen goj 
kieszefi perula kisyk 
kiszka intestinum godzy 
kiy baculus kaSt 
klacz equa grasny 
kl?cze6 genuflectere decank 
kln%6 maledicere koSava 
klucz clavis kiydyn 
k2u6 pungere pasavaia 
kmotr compater kiryvo 
kocha6 amare tvtkamame 
kogut gallus kairio 



Über die Mündabten und die Wandbbukobn deb Zigeuner Europa'S. ii. 



87 



kokosz gallina kakny 
230 kolano genu öank 

kolor color renk 

koio rota rota 

koA equus graj 

kora cortex öaika 
235 ko6ci6i ecclesia kangiery 

kofid OS kokaiy 

koszula indusium gatt 

koza capra huzny 

kozio2 caper huzno 
240 kradzieX furtum dorybe 

kraina regio tchem 

kraS(5 furari thecorau 

krew sanguis rat 

kr6l rex kralis 
245 krölik regulus zyngeUo 

krosta Scabies ger 

krötki brevis tygno 

krowa vacca guruvny 

krzyk clamor daiagodia 
250 krzywy curvus bango 

krzyX crux trtiStU 

ksi^dz sacerdos reSaj 

ksi^2§ dux raja 

ksi^ina uxor ducis rat 
255 ksi^ztwo ducatus rae 

ksi§2y6 luna don 

kto quis kon 

kula6 clauditare iyngava 

kupi6 emere thekinam 
260 kwas acidum iuth 

las sylva jwngdzyi 

lato aestas niiay 

lekki levis hko 

leniwy lentus fato 
265 lew leo söyr 

lewy sinister zervo 

Ie2e6 jacere pascevcUa 

liczba numerus adata 

li6ö folium patryn 
270 litofi6 misericordia admdcavaman 

liza6 lambere öatnarava 

laiaö increpare gaiydienava 

2^ka pratum viza 



2aska gratia miStotukierava 
275 2a wa scamnum hankos 

2y2ka cochlear roj 

2za lacrima ansva 

macocha noverca ityfdaj 

m£^droä6 sapientia gozdava 
280 m^dry sapiens godziavir 

m^ka farina jario 

martwy mortuus vaka 

masio butyrum ksii 

matka mater daj 
285 m?ka passio kiei^ 

mgia nebula kohli 

miasto urbs foros 

miecz gladius kurtete 

miesi^c mensis mein 
290 mi^so caro ma^ 

mieszkaö habitare diyveia 

mieysee locus jagag 

milczeö tacere ja^tyt 

miioäö amor kumama 
,295 misa catinus daro 

ml6ko lac tchud 

miody juvenis temo 

miödszy junior temedyr 

mlot malleus bakch 
300 mnich monachus raiajkah 

mocny fortis zora^ 

mokry humidus bingah 

morze mare diyt 

moskal moscovita cheiado 
305 most pons ghv 

mowa locutio cyh 

mowa sermo rakirybe 

möy meus miro 

m6zg cerebinim godi 
310 mröwka formica kirdza 

mucba musca macin 

muszka muscula mudki 

muszkiet arcebusium Sandzvk 

musztuk na konia frenum savaris 
315 my nos m^en 

my6 lavare themores 

mydio sapo aapunis 

myfiliwiec venator Segar 



88 



Franz Miklosich. 



nagi nudus nango 
320 nagroda compensatio piaskiraii 

namiot tabernaculum ^ater 

nasz noßter amaro 

nauka institutio sykekierva 

naylepszy optimus konefedir 
325 nazywaö nominare nomedava 

n^dza miseria kamhukty 

nie nihil öyöy 

ni6 filum schava 

nie non na 
330 niebo coelnm holyhen 

niech ut macet 

niedziela dominica kurko 

nied^wied^ ursus ryö 

niegodny indignus naneiaco 
335 nie mog§ non possum nasvalanaity 

nierz^dnica meretrix tohni 

nierz^dnik prostibulator hhar 

nieSö ferro iydiava 

nikt nemo kekdieno 
340 nizki humilis tykno 

noc nox rateh 

noga pes paro, per, pro, piro 

nos nasus nak 

nosi6 gestare hfdiana 

m 

345 nowy novus nevo 

n62 culter öwry 

obcowaö z niewiast^ fomicare debtye 

obiad prandium chabe 

objechaö wkoio circumvehi tnUut- 
obdiau 
350 oezy ocnli jakcha 

odpowiedi responsum behn 

odpocz%6 requiescere otkienievava 

odzienie vestimentum idzios 

ogieA ignis jag 
355 ogier equus non castratus kurro 

ogon cauda pory 

ogrod hortus bor 

ogurek cucumis bobirka 

okno fenestra feaStra 
360 oko oculus jak 

olfin^ö visum perdere koraiye 

oiow plumbum muliva 



on ille Job 

ona illa joi 
365 oni Uli jole 

orzech nucleus pehervt 

orzeJt aquila kido 

ofim octo ochto 

oämdziesis^t octoginta ochtoverdei 
370 osoba persona baro 

ostry acutus öyk 

otworzyö aperire psirait 

owca Ovis bakry 

owies avena diou 
375 oyciec pater daä 

oyczym vitricus Styfdad 

oÄrzebiia si? klacz equa peperit kurore 
sandzija grasny 

pagörek coUis pettem 

palec digitus janguikiy 
380 paliö urere chazkirau 

paliö lulk§ fumare tabacum pichtu- 
viahf 

pa2ac palatium koiov 

pan dominus raj 

pani domina rani 
385 panicz filius domini sirakiö 

panienka virgo nobilis daJcery 

panieAstwo virginitas dasa 

panna virgo raJciy 

para koni duo equi dui graja 
390 pas cingulum kustyk 

paiö pascere daraveio 

patrze<5 spectare dykava 

pchia pulex phisze 

p§dzi6 pellere dotradava 
395 peiny plenus perdy 

piasek arena batl 

pi^ljtek dies veneris parascietdn 

pi^jty quintus panco 

pi6 bibere thepiau 
400 piec fornax bou 

piec pinsere pekunnava 

piecboto pedestre peiat 

pi§6 quinque panc 

pieödziesi^jt quinquaginta pendach 
405 pi^kny formosus iukar 



Über die Mundabten und du Wavdxbunoen des Zioeüneb £uropa*8. ii. 



89 



pienis^dz moneta hve 

pieprz piper peperis 

pierS pectus ffuiyn 

pierficieA annulus angiLstry 
410 piersi matki ubera dutci 

pierwszy primus gluno^ jekto 

pierze pluma pora 

pies canis diukei 

piesek catulus dzukloro 
415 pi^tnaficie quindecim deSapanöo 

piiany ebrius muh 

pilnowaö vigilare 7'akava 

pierog placenta paramaro 

piefin canticum gUy 
420 piorun fulmen magh 

pistolet sclopetus pmka 

piwo cerevisia iovina 

piaci<5 solvere piaskirava 

piakaö flere roveia 
425 piec sexus ryk 

plecy scapulae psike 

piotno tela lintea pochtan 

piywa6 natare deiapiyma 

pocygaAsku cingarice romanes 
430 podkowa solea pedaiys 

poduszka pulvinus pernyca 

poiedynek duellum temarauman 

poUoni<5 sIq prosternere se thekeratUe- 
ieoSero 

pöinoc medium noctis pairateh 
435 pomiot excrementum kfu^ 

popchn^(5 impellere psiiava 

popioi cinis ragh 

porzuciö proiicere mekava 

poäciel Stratum cuibe 
440 pos2a6 kogo legare hieiavava 

poSladek sedes hui 

postaviö CO statuere tchovava 

powröz funis seto 

yotyczka conflictus marenepe 
445 pragnienie sitis druäyh 

prawda veritas caco 

prawo lex cacypen 

prosid petere Tnangaio 

prosi§ porcellus hhfkos 

Denktfchriften der phil.-hlHt. Cl. ZXII. Bd. 



450 prostak rudis hekaro 

prowadziö ducere iydiava 

prawdziwy verus sca 

przeda<3 vendere hiknava 

przod pars prior kotyn 
455 przychodzieA advena ponc 

przyiaciel amicus semence 

przysi^ga juramentum souiack 

pszczoia apis hirli 

ptak avis cyrykto 
460 ptaszek avicula dyrykaio 

puÄcid mittere mukStavava 

pytad si§ quaerere pudfester 

r^bad secare theäengirau 

rachowad numerare theginau 
465 radziö suadere theradzisovau 

rana vulnus cynihe 

rano mane tasiart 

rdza rubigo ruda 

r§ka manus vaM 
470 r^kawica manica firioci 

robak vermis kirmo 

robota labor huty 

robi6 facere thekierau 

rodziö parere iocie 
475 rok annus ber^ 

rola ager phuma 

rosa ros oi 

rofic crescere haryoiau 

rozpusta dissolutio rozmenkiap 
480 rozböj latrocinium marybe 

rozlegiy vastus iauro 

rozum ratio qodziave 

ryba piscis mace 

rzecz res a/ssa 
485 r2e6 hinnire godlydeia 

r2e koA equus hinnit graj dedeia godiy 

rzemieA corium symiris 

rzepa rapa repanis ' 

rzn^d scindere cyneta 
490 rzym Koma romos 

sadio adeps cyken 

sadzi<5 plantare thefchovav 

sam ipse kokoro 

sa2asz tabema ^aias 

12 



90 



Franz Miklosich. 



495 sama ipsa, illa hokory 

sanie traha Hyta 

8q;d Judicium öaöyhe 

schadzka conventus ketaneldianape 

sci^jö giow§ iugulare äyieteSerav 
500 sedno attritus dumo 

sen somnus soibe 

86r caseus kirai 

serce cor odiil 

siano foenum gas 
505 siarka sulphur khendyni 

siedm Septem efta 

siedmdziesifit septuaginta eftavardeä 

siedmnaficie septendecim deSefta 

siedzieö sedere hei 
510 siekiera securis tover 

sieA atrium tremos 

sierfic villus hai 

silny fortis dzevro 

siodio ephippium zeni 
515 siostra soror pakeni 

skaka<5 salire khei 

skalna opoka petra paher 

sk^tpy parcus karygo 

sköra cutis cypa 
520 skrzydio ala pckaka 

skrzypce lyra ierinda 

skrzywid curvare thebangava 
. siaby debilis nasvaio 

61ed^ halex heryngo 
525 6lepy coecus kororo 

6lina saliva cungar 

siodki dulfcis gti/tdo 

sioma stramen pchus 

sZoAce sol ka7n 
530 sionina lardum baievas 

siony salsus hinde 

siowo verbum iau 

siuchad audire Sun 

smaganiec verberatio cingarorum pro- 
pria cupnenca marena 
535 smak gustus cyk 

smarowac ungere themakas 

6mia6 si? riderc htissnabava 

fimiech risus sähe, hiissnabe 



smierc mors maribe 
540 6nieg nix iv 

sobie sibi mangie 

sobota sabbatum savata 

sol sal Ion 

spiewaö cantare gijaba 
545 spod pars inferior tetul 

sposob modus gtisfro 

sprawiö konia equum curare greste- 
kierau 

, sprawiedliwo6c justitia cacybe 

i srebro argentum rup 

i 550 srogi severus puckirdiy 

ssaö sugere tepies 

staro66 senectus ptiro 

stary senex purano 

staw stagnum taih 
555 sta6 stare terdziou 

sto centum ^ei 

stoi mensa mess, skamin 

stoiek sella cukire 

strach terror darano 
560 stryj patruus kak 

strzaJ!a sagitta dyja 

strzelad jaculari kariedava 

strzelec jaculator karjeh 

stworzenie creatura kurau 
565 studnia puteus hanyrüc 

suchy siccus sukko 

suka canis femina dztikiy 

sukno pannus tchan 

suknia vestis cocha 
570 swarzy6 si§ rixari cygardeh 

swq,d nidor kandeia 

öwiat mundus danke 

fiwiatlo lux bat 

fiwieda candela mameiy 
575 Äwiecic lucere chackiriak 

fiwietny clarus mamluko 

fiwierzb pruritus chaTidioto ♦ 

6wi§to festus svenkos 

fiwinia sus paiy 
580 syn filius cavo 

synogarlica turtur tubutti 

synowa uxor filii cavaskeroghassi 



ÜbEB die MuNDABTEN und DIS WAin)EBUlffOEN DEB ZlOEUNER EuBOPA^S. II. 



91 



syt satiatus cafo 

szabla acinaces goro 
585 szczaw oxalis Satiaha 

8zczeka6 latrare hasete 

szcz^dcie felicitas hokh 

szeroki latus buihako 

szeSö sex iou 
590 szefi^dziesi^t sexaginta Sovardeä 

szkapa equus vilis cororograj 

szkaplerz scapulare psikero 

szkatuia arcula tyknori 

szkio vitrum halun 
595 szlachcic vir nobilis rajkano 

szubienica patibulum umbtady 

szukad quaerere duntenava 

szy6 Sucre suuvava 

szydio subula jar 
600 szyia coUum men 

tak sie adziak 

talar nummus argenteus maximus 

tarn ibi odoj 

tatar tatarus grastano 
605 tchörz timidus trasano 

ten hie adava 

t§py koü equus tardus futo graj 

teraz nune akana 

dusty pinguis tchuUo 
610 towaryszka socia ghassi 

tr£|jba tuba trombur 

trafiö ferire momava 

trawa gramen öat 

trzeci tertius tritto 
615 trzewik calceus tyrach 

trzos ventrale kustyk 

trzy tres tryn 

trzydzieiSci triginta tryndei 

trzynaficie tredecim tryenda 
620 tu hio aday 

turma carcer beiybe 

twarz vultus ca7n 

tw6y tuus tyro 

ty tu tu 
625 tylko tantum fency 

tysi^c mille hahar 

tytuA nieotiana tuvicuto 



bito 



ubogi pauper cororo 

ueho auris kan 
630 uciekaö fugere naSava 

uderzyö percutere cynava 

uk^sid mordere dantyrava 

umariy mortuus mith 

umrze6 mori merau 
635 urodziwy procerus baro 

uryna urina mutera 

uton^d submergere se tasadzievava 

uwa2a6 considerare millkurnava 

wabic illicere karavakame 
640 wapno calx cun 

warzy6 coquere kierovafa 

w^troba hepar veiidery 

wa2 anguis sap 

wczora heri otasia 
645 wdowa vidua psiviy 

wdowiec viduus pnvh 

wdzi§czno66 gratitudo kieravamiäo 

w^drowaö peregrinari äiavanando- 
drom 

welna lana adty 
650 wesele nuptiae biau 

wesz pediculus diuic 

wiadro situla vedra 

wiatr ventus baivat 

wi^za<S ligare pekandava 
655 wieczny aetemus khemedzo 

wiedzieö scire dzinava 

wiek saeculum podzyrana 

wiele multum bwt 

wielkanoc pascha patradzi 
660 wielki magnus burono 

wiem scio diinau 

wieprz porcus paiyczo 

wierny fidelis cacuno 

wilk lupus rou 
665 wioska pagus gau 

wJos crinis bai 

woda aqua pani 

wödz naczelny dux supremus zundeto 

wolny liber kataio 
670 wöi bos gunt 

wor Saccus gono 

12» 



92 



Franz Miklobich. 



wosk cera mom 

woyna bellum marybe 

wöz currus vurdo 
675 woziö vehere vurdo iydzava 

wr6ci6 restituere ryskirava 

wröäbit divinator draho 

wröika divinatrix drahi 

wr62y6 divinare drahakiria 
680 wschöd sioAca ortus solis öonySdzaia 

wstyd pudor ladiavo 
. wstyd niewiefici vulva minsß, minsk 

wszystko omnia saro 

wy vos turne 
685 wybiiS co perrumpere marava 

wyiechaö evehi vydiava 

wyleczyd sanare saskirava 

wymi§ mamma cucy 

wyrzuciö ejicere vydzurdau 
690 wysoko alte vtiöes 

wyspa instila dzip^ res 

za pro pai 

zabawa ludus kelleben 

Saba rana zamba 
^95 zabiö occidere zamarava 

zab2%dzid deerrare skirava 

2q;(5 metere thechonau 

zach^cad animum impellere itignava 

zachöd sioAca occasus solis ramzadzaia 
700 zai^c lepus sassa 

zakryd tegere cakir 

zamek sera bukios 

zamek castellum bickio 

zamkn^d claudere zapchandava 
705 zapiata merces madzury 

äarna mola manipularis barra 

zarzn^d mactare öynova 

zasionid obtegere cauöykirava 



zastawa pignus symadytchovava 
710 zdrowy sanus su^to 

äebro costa dzevro 

äebrzed mendicare mengava 

äegnad si§ Signum crucis facere 
tntczu^ 

äelazo ferrum saster 
715 zguba pernicies doS 

ziele herba drab 

ziemia terra pchu 

zimno frigus iyi 

z2ama<5 frangere pugirava 
720 !^le male nanemiito 

ziocisty auratus soumnakaj 

zlodziey für cor 

zJodzieystwo furtum dorybe 

zioto aurum sofwna 
725 zioiSnik malitiosus miiechmanu^ 

ziy malus budo 

znad noscere iynava 

znaczyd signare pinöava 

znak Signum pinsk 
730 äoi^dek venter per 

Xolnierz miles iurdo 

2ona uxor ghassi 

zorza aurora carakenny 

j^rzebi? puUus kuroro 
735 ^rzödio fons fotahara 

Supan tunica talaris zupancocha 

zwi^jzad coUigare bandnava 

fiwierze fera janurou 

äycie vita diijuvava 
740 2yd vivere zyvava 

2yd judaeus judos 

Xyi^cy vivus diiindo 
743 2yto secale giu 



kwT" 



Das von mir benatzte Exemplar von Theodor Narbntt^s Bys enthfilt einige mit Bleistift geschriebene Zusätze, die mir nicht an- 
interessant schienen. Die lateinische ErklKnmg ist. in einigen Ffillen von mir hinzugefügt. 



baba anus puryromni 

bez sine bi 

giupi stultus bigodakero [ig ist nicht 

sicher] 
biaiy albus pamu 



5 bid percutere marava 
bog deus mroden 
bogacz dives . barvaio 
bioto coenum cik (c für ö, wie dialek- 
tisch im poln.) 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Ziobuner Europa'S. u. 



93 



brud sordes kali 
10 brzuch venter per 

biedny miser ciorok 

bad sIq timere derava 

bot ocrea cyrack 

brat frater pchrai 
15 chleb panis mandru 

chiopiec puer ciavoro 

choroba morbus naSita 

cieszyd si§ gaudere scdvava 

cörka filia ciaj 
20 chrystus brysomna 

chrzest crux kryslov 

chodzid ambulare jnrava; chodzii 
praet. tepira 

czapka pileus stagi (gi undeutlich) 

czarny niger kavo (v für l) 
25 czerwony ruber vovo 

czekad exspectare viarava 

deszcz pluvia brySynd 

dobry bonus iatio 

diabeJt diabolus bynk 
30 dlofi vola manus vctst 

dwanaficie duodecim dei a duj 

dziad avus papas 

dziecko infans öavo; demin. cavoro 

dzieA dies giwes, gUes 
35 dziewczyna puella rakloro 

fortuna prosperitas hackt 

gadad loqui vakerava, penava; in6wi§ 
vakerav 

glod fames bukelizom 

giodny famelicus hokalo 
40 göra mons podos 

gor^co ardenter keredo 

garnek oUa' piri; demin. pirori 

gotowad coquere tavava iychen 

gra<5 ludere haSavava, haiavav 
45 jedenaiScie undecim deSajak 

jego, ich eius, eorum iyskiro 

je6d edere chava; jadi praet. techam 

klucz clavis Jdije 

kobieta femina romni 
50 kochad amare ciaravos 

koficiöJ ecclesia kcmgiry 



kot catus Toaöka 

klödka Vorlegeschloss kligi (Jclidi) 

kradn§ furor corav, diurava; krad2 
praet. tecioro 
55 krowa vacca grumni 

ksi^dz sacerdos raJlaj 

ksi^äyc luna ciomut 

kupid emere cinava 

kud, kowad cudere bukt 
60 las silva veä 

lato aestas nivaj 

Maria N. P. mridevlikuni daj 

mam habeo ejman 

m^2 vir rom 
65 moj meus mindro 

niebo coelum holipen Swiat 

nizki humilis • dnon 

niemam non habeo noni 

noc nox rath 
70 noga pes dank 

obcy m^i peregrinus gadzio 

obca niewiasta peregrina gadzia 

oddac dava pavu; dam deman 

ojciec pater dados 
Ib palec digitus anguSto 

panienka virgo nobilis cojori 

pafid pascere öaravav 

piec fomax hov 

pi§d quinque panc 
80 pieröcieA annulus angrtistori 

pies canis rykonom 

p2akad flere rovava 

piywad natare plivinava 

po cygaAsku cingarice romano 
85 prosid petere mangavoj antiava 

p2acz fletus rov 

pole Campus malo 

pieni2|;dze pecunia ioivy 

pow(r)oz restis dory 
90 sprzedaj? vendo hikenav 

ptak avis cieryk 

ptaszek avicula cyrykiOy cyrykioro 

r^bad secare cingirava 
95 radofid gaudium salvoro 

r§ka manus miid 



94 



Franz Miklosich. 



ro&6 crescere barovav 

siedzied sedere beäava, heSav 

ßiostra soror pchen 
100 sJoma stramen pfufeti 

6liwka prunum kilav 

fimiad si? ridere asava 

ömierd mors mutes 

spodnie Unterziehhosen hotov 
105 s?dzia iudex pervala 

fipiewad cantare gilavava 

sukno pannus hazyka 

fiwinia sus hali^ haliciu; kiernoz hcdo 

syn filius ciava 
110 spad dormire solova; spai praet. tesoiovet 

szczekad latrare haäovav 

ßzkZo vitrum cdkh 

trawa gramen cmj* 

trzy tres trino 
115 trzydzieöci triginta saranda 

topid si? subme^gere se taslon 

ubogi pauper cor 

uk^sid mordere danderav 

umrzec mori merava 
120 usta OS moj 

wesele nuptiae hijav 



wesz pediculus dzvd 

wiatr ventus hdtvan 

wiem scio cinav 
125 wilk lupus ruv 

Ts^ioska pagus gav 

wojsko exercitus stugalipen 

wasz vester uro 

wezm§ sumo iava 
130 w6i bos gurov^ guruv 

woz ciuTUS Verden 

wysok altus baro 

zdrowie bona valetudo sejsupen 

zima hiems jaient, javent 
135 2oity flavus zargo 

zabid oecidero murdaren; zsibil fe- 
murdaren 

zap2aci(5 solvere pokinava 

2elazo ferrum trast 

ziemia terra pfuf 
140 zimno frigus äi/ich 

ziodziej für ciurachan 

ziodziejstwo furtum doryben, öoryhano 

zly malus cholevien 

2oinierz miles siugagis 
145 2yJ£|;Cy vivus dzido 



X. Vocabular. 

In den westlichen Karpathen Galiziens von einem Geistlichen aufgezeichnet. Aus dem Przegl^d Poznanski, 
Posen 1851. XIII. 412 — 418, abgedruckt Man vergl. das vorhergehende Vocabular. 



bog mroden, mrodenoro Gott 

zbawiciel brysomna, hinidajy kunidajoro 
Erlöser 

naj6wi§tsza matka mridevli Mutter Gottes 

koöcioi kangyry Kirche 
5 chrzest krysiöv Taufe 

ksiq-dz raäaj Geistlicher 

niebo niebos Himmel 

anioi anioios Engel 

6mierd mnies Tod 
10 diabel bynk Teufel 

choroba nasua Krankheit 

zdrowie sejsupen Gesundheit 

piacz r6v Klage 

rado6(5 salvoro Freude 
15 brat pchral Bruder 



siostra pchen Schwester 

chiopiec ciavoro Bursche 

dziewczyna rakloro Mädchen 

syn dava Sohn 
20 cörka ciaj Tochter 

pan raj Herr 

pani rani Frau 

sZönce kam, kamoro Sonne 

ksi§2yc ciormU, ciomutoro Mond 
25 gwiazdy derchefi Sterne 

ziemia pfuf Erde 

deszcz brgSynt liegen 

ogieA jag, jagoro Feuer 

woda pani Wasser 
30 kamieA bar Stein 

cygan rom Zigeuner 



Über die Mundarten und die Wanderungen der Ziqeuner Europa*?, ii. 



95 



cyganka romni Zigeunerinn 

niecygan (polak, rusin etc.) gadzio Nicht- 
Zigeimer 

niewiasta ich gadzia Nicht-iügeunerinn 
35 ojciec dados Vater 

matka daj Mutter 

dziadek papas Grossvater 

babka pury romni altes Weib 

noc rat Nacht 
40 rzeka pani Fluss 

giöd hvkelisom Hunger 

chleb raandru Brod 

na chleb pro mandru .auf das Brod 

mi§so mcis Fleisch 
45 söl ion Salz 

mleko tvi Milch 

piwo iovina Bier 

wödka targimom Brantwein 

owoce pchahaj Obst 
50 filiwka kilav Zwetschke 

oko jaky jakoro Auge 

usta m6j Mund 

ucho kan Ohr 

wiatr hahan Wind 
55 göra podos Berg 

las ve& Wald 

trawa dar, ciaroro Gras 

Woto cik Koth 

brud kalt Schmutz 
60 zima jaienty javent Winter 

lato nilaj, nivaj Sommer 

dzieA gives, giies Tag 

sJoma pfufen Stroh 

drzewo ka^ät Baum 
65 ielazo tra^t Eisen 

wöz Verden Wagen 

siekiera tover Beil 

klucz klije Schlüssel 

kiödka kligi Stockhaus 
70 pow(r)6z dory Band 

ksi£);£ka ksiqikos Buch 

zZodziej ciura>chan Dieb 

s^dzia pervaio Richter 

wojsko siugalipen Heer 
75 Xoinierz siugagis Soldat 



wJos bau Haar 

r^ka mitsi Hand 

noga dank Fuss 

brzuch per Bauch 
80 Alofi va^t flache Hand 

palce anguSto Finger 

nos nak Nase 

nieczysto5(5 z nosa kelinidziei Nasen- 
schleim 

koA graj, grajoro Pferd 
85 w6l guröv Ochs 

krowa grumni Kuh 

ciele deletos Kalb 

fiwinia halidu Schwein 

pies rykonom Hund 
90 kot maöka Katze 

wilk ruv Wolf 

ptak derik, derikoro Vogel 

g§6 papin Gans 

kaczka kaöka Ente 
95 kura kachni Henne 

indyk indykos Truthahn 

kogut kogutos Hahn 

dobry iatio gut 

ziy cholemen schlecht 
100 niski dn>on niedrig 

wysoki haro hoch 

cieAki, smuWy sano dünn 

otyZy antrypykroho fett 

biedny dorok arm, elend 
105 ciepie tato warm 

zimno iyich kalt 

gorijce keredo heiss- 

bia^e pamu weiss 

czerwone vovo roth 
110 iölte Sargo gelb 

czame kavo schwarz 

zielone zeiaru> grün 

niebieskie kvetkici himmelblau 

moje mindro mein 
115 twoje tiro dein 

jego iyskiro sein 

nasze amaro unser 

wasze tiro euer 

ich iyskiro ihr eorum 



96 



Franz Miklosich. 



120 piötno pochta Leinwand 

sukno hasyka Tuch 

koszula gat Hemd 

spodnie choiov Unterziehhosen 

czapka stagi Mütze 
125 buty cyrach Stiefel 

pai&skie buty ungryce Herrenstiefel 

p2aszcz pidSöos Mantel 

wie6 gav Dorf 

miasto foros Stadt 
130 pole male Feld 

pieni^dze iovy Geld 

garnek piri Topf 

je6<5 chava essen 

jadi techam er ass 
135 pid piava trinken 

spad solova schlafen 

spai tesotovel er schlief 

chodzid pirava gehen 

chodzii tepirav er gieng 
140 biegac pirava laufen 

siedzie<5 beSava sitzen 

ukrafi(3 cmrava stehlen 

ukradi fecioro er stahl 

zabi(5 murdaren tödten 

Die Schreibung ist die polniscbe. Insbesondere zu bemerken ist, dass nach dem in jenen Gegenden herrschenden pobiischen 
Dialekte d, cia, cio u. s. w. für 2, £a, £o u. s. w. steht: macHui fiir ma^fka; ciaj für &ij; cioro für coro; ferner dass l und u, y 
mit einander verwechselt werden: bau für bal; giles für giwes. Der Verfasser sagt, die Zigeuner hätten fiir ma2 Mann, 2ona Weib, 
t§cza Regenbogen, chmnra Regenwolke, für die einzelnen Arten von Bfiumen keine Worte, und meint, dass sie an die Worte oro 
anfügen, um der Rede einen volleren Klang zu verleihen: aby okazalej mowa si§ wydawala. 



145 zabit temurdaren er tödtete 

odda<5 dava pavu verkaufen 

dam deman geben 

wezm§ iava nehmen 

ba<5 si? derava fürchten 
150 cieszyd si§ salvava sich freuen 

czeka<5 viarava warten 

ku6 huki hämmern, schmieden 

möwid, gadad vakerava^ penava sprechen 

fipiewad gilavava singen 
155 jak 1 

duj 2 

trino 3 

Har 4 

panc 5 
160 fof 6 

efta 7 

ochto 8 

ennia 9 



dei 10 




165 deiajdk 


11 


deiadt^ 


12 


bii 20 




168 saranda 


30, richtig 40 



XI. Vocabular 

von dem Akademiker A. Schiefner 1854 und 1855 aus dem Munde finnischer und russischer Zigeuner 

aufgezeichnet. 



kata jommas? weshalb 
bist du gekommen? 

sarake morgen 

ada dives aujam ich bin 
heute gekommen 

jagh Feuer 
5 lolo roth 

grön grün 

ansigta Gesicht 

däna Zahn 



1854. 

öisko gut 
10 azur tausend 

pur&no alt 

temo jung 

n&oo neu 

morS^ dieno Mensch 
15 diidi Mädchen 

iek einer 

vagho primus 

o vaver secundus 



trito tertius 
20 karidiava du singst 

me dzata sauva ich schlafe 

me pasu moru ich will 
schlafen 

stadi Mütze 

skorja Stiefel 
25 tijacha Schuhe 

kurkasdo dives Sonntag 

jek 1 



Übeb die Mundarten und die Wamdebumobn der Zioeüneb Ecbopa-s. u. 



97 



dui 2 




hüg 20 




romni Zigeunerinn 


trin 3 

• 




triana 30 




kän Ohr 


30 itar 4 




StarvardeS 40 




hale Haar 


pani 5 


40 


seir 100 




hläto blau 


iov 6 




jakha Auge 




50 ÄOwaA Gold 


efta 7 




pavunis Kinn 




Hl kalt 


ochta 8 




&>ro Bart 




AraZtf schwarz 


35 ennia 9 




gurunt Kuh 




'grai Pferd 


dei 10 


45 


rcwnm Zigeuner 




54 ^erc Rubel, hundert 


« 




1855. 






^ac? Hemd 




c^^na Zahn 




15 doi 2 


tukke pala feder tibi post 




cföe6 Zunge 




f Hw 3 


melius als Gruss 




devel Gott 




Star 4 


rin dzu Knie, oder viel- 


10 öiSko dives gutei 


n Tag 


jpani' 5 


mehr als Dank nach 




c?e raange lovvo 


gib mir 


efta 7 


erhaltener Gabe. 




Geld 




20 ocÄto 8 


Zweifelhaft 




celtakana mange 


ich liebe 


deS äere 10 Rubel 


andichte Gesicht 




zu tanzen 




duvar deS äere 20 Rubel 


5 hala Haar 




biU viel 




23 trin dei Sere 30 Rubel 


pere Füsse 




eÄ: 1 




« 



XII. Vocabular 

aufgezeichnet vom Cardinal Mezzofanti und mir aus dem Autograph des Cardinais in der Bibliothek von 

Bologna vom Professor Emilio Teza in Pisa mitgetheilt. 

Die Zeit der Aufzeichnung lässt sich nicht feststellen. Die rumunischen und magya- 
rischen Erklärungen lassen vermuthen, dass der Zigeuner, dem die Worte abgefragt 
wurden, aus Siebenbürgen stammte: an Ungern zu denken verbietet der Accent. So 
schwankend auch die Lautbezeichnung des Originals ist, so ist doch der Laut in den 
allermeisten Fällen nicht zweifelhaft: ich habe meine Schreibweise angewandt. Was mir 
ganz dunkel war, habe ich weggelassen. Der Ertrag des Vocabulars ist nicht unbedeutend. 
Dasselbe gehört der Sprache der rumunischen Zigeuner an und hat seine wahre Stelle 
vor dem fünften Vocabular. 



adis oggi. Vergl. des 
akand adesso 

alidu intendo; aliös intendi 
am6n noi 
5 dnde in 

angdli braccio 

angvMd diti 

avdu: me avdu vengo 

averic (vorgestern, bei Pasp. ßcavSr) ; avir 

teisd (übermorgen, bei Pasp. pota- 

khidra) 

Denkaclirineii der phU.-hist. Gl. XXU. Bd. 



10 avlin casa 

hol capelli 

halvdl vento 

har sasso 

harö^ hart grande 
15 hdrvalo gazda Hausherr 

hei zwanzig; heä ta egh ein und zwanzig 

heSdu abito 

bryifnd pioggia 

btika TU scrivo 
20 btU molto; btU(n molti 

13 



98 



FbaNZ MlKLOSICH. 



but{: me kera buti lavoro 

btirSy byri anno 

cino: cino öaü ragazzo, eig. ein kleiner 
Knabe 

dnonö, cbnono piccolo 
25 cund paglia 

cira poco 

caUl piace 

öangd gamba 

car erba 
30 car: ucddr d. i. o öar polvere 

6as ora; ka du cdsi a due ore 

6aü: cino öaü ragazzo 

6e tutto 

öerinijd stelle 
35 Gib, Üb lingua 

cizma scarpa 

con mese 

öori povero 

övmüt luna 
40 dad padre 

dan dente 

dandeHl morde 

dardu temo 

dau: dau düma parlo; kamäu te dau düma 
voglio parlare; daidüma parlare 
45 dSe madre 

des giorno. Vergl. ad^ 

devla^ dyla dio 

dei dieci; dei o jegh undici; dei o dui 
dodici 

dikhau: ndsti dikhau (ich kann nicht 
sehen); digklias, dikgids ha ve- 
duto 
50 dösta basta 

drora via 

dui due; ka du cdsi a due ore 

düma: dau düma parlo 

du/mdu parlo 
55 dur lontano 

diandu so ; dianel sa ; tro rdibo dzan4s sai. 
Der Anlaut wird durch fla, Mca, gia 
und ja bezeichnet 

dzdu: me dSdu io vado; kai diaz? dove 
vai? kana dias pal-ö mismiris? quando 



vai a pranzo? am^n dzaz; turnen dian; 
but dzan molti vanno. Der Anlaut 
wird durch aca, gia und ja ausge- 
drückt 

diungdlo cattivo; diungdles male. Hier 
findet man j und z. Es ist zweifel- 
haft, ob diese drei Worte mit di oder 
i anlauten: ihre wahrscheinliche Hei- 
mat spricht für i 

eftd sette 
60 efid nove 

fesniko candeliere 

foröS cittä 

gad (Hemd) 

gdu (Dorf) ♦ 

65 gra^ (Pferd) 

gruHi vacca 

gurü bue 

hakiaräu intendo 

jdu mangio; amangi te khau mangio* 
Vergl. me. mangel morogi te khal. 
Vergl* mang 
70 )(er casa; avdu yer& (ich komme nach 
Hause); me didu -jer^ vado a casa; 
me avdu jeräl vengo da casa 

iö (gestern) 

(is): me kam io sono; tu hol unrichtig: 
egli ö; für die H, Sing, findet man 
auch han; na M non ö, non v' d; 
amen kam siamo; turnen han; han; 
me homxis fui, richtig era impf. 

jag fuoco 

jak'ha occhi 
75 jegh uno 

ka: ka du ödsi a due ore 

kade qui 

kaj dove (wo, wohin) 

kaläpa cappello 
80 kal6 nero 

kamäu voglio ; me kamdu te sitiovdu voglio 
imparare 

kapütos (Kleid) 

kaJi albero, legno grosso 

kdätunu: kdituno zet oglio, wie deutsch 
Baumöl 



Über die Mundabten und die Wandxrcnqen der Zigeuner Europa*s^ il 



99 



85 kera: me kera hut( lavoro 

khalrjn^ khahin pranzo 

khand orecchio 

khangirf chiesa 

khds fieno 
90 krfam: sfintu khdm sole 

kidS cosi 

kokdlos 0880 

kolokd braghe 

koTj^ gola 
95 kurkö domenica 

kzdd questo 

labodu ardo 

ladö buono; laci tosdra bona mattina 

ld)(os valacco * 

100 lesko: lesko rdiho egli, eig. seine Herr- 
lichkeit, rum. dumnS luj 

ISssika valachice. Vergl. ldy(os 

lolö rosso 

Ion sale 

TU carta; buka TU scrivo 
105 mal campo; pemdl campo, eig. auf das 
Feld 

mang: mangel Tnorogf te khal rum. pofte 
de m:bnkare Verlangen nach Nah- 
rung, richtig wol: er verlangt 
Kuchen (manrtkli bei Vaillant) zu 
essen 

manrö pane 

mxinuS uomo 

m>as came 
110 m^ io; amangi te khau mangio; am/ingi 
te podu bevo, eig. mihi edo, mihi 
bibo. Man bemerke jedoch die 
Verwechselung des Plur. mit dem 
Sing.: YeTgl.m^ndi mihi und amendi 
nobis Vaill. 40. Man erinnert sich 
hieb ei xm willkürlich an die Notiz 
bei J. Beames: In Oriya the Sin- 
gular mu ,1^ is considered vulgär, 
and amhe, the old plural, is now 
used as a singular. A comparative 
grammar of the modern aryan lan- 
guages of India I. 54. Freilich 
existirt hier vie 



mUa: egh mUa mille; dui mUe due mila 

mismiris pranzo 

miät6 bene 

mol vino 
115 momell lume 

m4yrogi wol Kuchen. Vergl. m^ng 

mui bocca 

mwnü mio 

näy näe no 
120 najd unghia 

nakh naso 

naääu corro 

ndsti dikkau ohne Übersetzung : ich kann 
nicht sehen 

oytö Otto 
125 ot4 lä 

pal: kana dias pal-ö mismiris? quando 
vai a pranzo? pal-ö khabin depo 
pranzo. Minder gut pola 

panc cinque 

parastivi venerdi 

pam6 bianco 
130 pdäe (nahe): me hom pdSe 

pekö: mas pekö came fritta 

p-hen sorella; btU p-henid 

p-hu terra 

P'huni vecchio; p-huri vecchia 
135 podu bevo. Vergl. me 

pral fratello 

prindzandu sento, conosco: di ist durch 
j bezeichnet 

punrö piede 

raibo: tro rdibo, tro raibö rum. dumne 
ta tu: tro raibö dzan^s tu sai; tro 
raibo han tu sei 
140 raidj prete 

rati notte, sera 

rezia^ reja: ko rezia^ reja (wol: in den 
Weinberg) 

rikonö cane 

rindu scrivo. Vergl. shrind 
145 rom vir 

roman6s (zigeunerisch) 

rom/fd donna 

sabatos sabbato 

13* 



100 



Franz Miklosich. 



sanö sottile 
150 sfont (heilig): sfnntu Icfdm sole, eig. die 

heilige Sonne 
sitiovdu: me kamäu te sitiovdu voglio 

imparare; szkavdu iraparo. tio für 

kjo 
skrind scrivere; skrin impt.; skringids 

für skrindds ho scritto, richtig: egli 

ha scritto. Vergl. rinäii 
sovdu dormo; ka te sovds a dormire; 

sutiöm ho dormito 
idrgon giallo 
155 äel: egh Sei cento; du Sei due cento 
Ser6 capo 
Sil freddo 
So sei 

Mar quattro 
160 Sukdrz hello 
tatö caldo 
teisä, tesS domani 
tem rum. cSrB Land 



tepeüajos capotto: te für ke 
165 temi giovane 

t^toS corpo 

tetrddi mercoledi 

t'hu fumo 

t'hulo grasso, grosso 
170 tosdra mattina; laci tosdra bona mattina 

trin tre 

trivaldei trenta 

tro tuo: tro rdibo^ tro raibö tu, eig, deine 
Herrlichkeit 

tntSid croce 
175 tvmen voi 

lidalin ombra 

u6 egli 

uSt labbri 

vdst mano 
180 vU Btra (Wald) 

zÜdon verde 
182 zet (Öl). VergL kdStunu 



Xm. Vocabular 

in der Gegend von Taganrog im April 1872 von Dr. Woldemar von Koppen aufgezeichnet und mir vod 

dem Akademiker A. Schiefner mitgetheilt. 

Auf einem von Taganrog aus in die Steppe unternommenen Spaziergange stiesa 
Herr von Koppen auf ein Zigeunerlager, das aus drei Wagen sogenannter russischer und 
aus vier Wagen tatarischer (krimmischer) Zigeuner bestand. Auf den Wunsch des Herrn 
von Koppen, einige zigeunerische Worte zu lernen, wurde bereitwillig eingegangen: er 
ward speciell von einem alten Mütterchen in die Schule genommen, während die ande- 
ren sich im Kreise um sie lagerten und mitübersetzten. Man verständigte sich in russi- 
scher Sprache, deren die Zigeuner in ziemlichem Grade mächtig waren. Diese waren 
kleine, schwache Gestalten mit sehr hellen Gesichtern, aber dunklen Augen; recht ordent- 
lich gekleidet, hatten sie durchaus einen Anstrich von Wolstand und einer gewissen Bil- 
dung. Sie erzählten, sie seien in Jeisk (Eäckb), einem Ortchen am Asow'schen Meere, 
südöstlich von Taganrog, im Kubanischen Gebiet (Ky6aHCRaH o6jiacTB), angeschrieben, 
und zögen von da, mit allerlei Waaren Handel treibend, auf alle russischen Jahrmärkte, 
bis nach Moskau und Niänij Novgorod; sie seien pravoslavnye (griechisch-katholisch), 
und könnten sich mit jenen anderen, die Muhammedaner und Tataren seien, nur schwer 
verständigen, da sie eine andere Sprache redeten: sich selbst nannten sie Russen. 

In dem folgenden Vocabular ist y wie russ. h, t wie ein dumpfer Vocal zwischen 
dem russischen u und dem deutschen i in ,rinnt', ä wie ein kurzes, flüssiges a, ^ wie 
ch, l wie russisch J, nur etwas weicher, daher zwischen 1 und l schwankend, fi, f, d', k 
endlich wie nj, rj, dj, kj auszusprechen. 



CbEB DIB MUNDABTEN UND DIE WaMDEKUNOBN DES ZlOEUNBR ElTKOPA-S. IL 



101 



jek 1 

dni 2 

trin 3 

Star 4 
5 pans 5 

Sov 6 

jifta 7 

o^tö 8 

eM 9 
10 des 10 

deSujek 11 

deSudui 12 

c?^i?//?e£ 17 

cifeioxM 18 
15 rfeie^e? 19 

6i^ 20 

hiSujek 21 

trianda 30 

StdrdySa, sarandd 40 
20 pdndySa 50 

SövdySa 60 

jeftddySa 70 

oytödyia 80 

e'äadySa 90 
25 ^^ 100 

mardö Rubel 

sarandd mardö vierzig 
Rubel 

däf Vater 



c/a/ Mutter 
30 phtirö alter Mann 

phuri altes Weib 

dyaj Tochter, Mädchen 

d)^af(5 Sohn, Jüngling 

CTfavord kleiner Knabe, -fc 

&favures, rovyi nimm 

das Kind, es weint 

35 rakio Russe; dui rakty 

zwei Russen 

jak Auge; jahfd Augen 

gyrai Pferd 

grasni Stute 

gurü Ochs 
40 guruvi Kuh 

hakri Schaf 

dzukit Hund 

khas Heu 

mai Steppe 
45 pani Wasser, Meer 

jak Feuer 

pirij Kessel 

marö Brod 

curi Messer 
50 Sdtro Zelt; russ, maTep^B 

vurdön Fuhre 

Skumi Stiefel 

tovSr Axt 

kyi/r^ hfdr Haus 



55 fori) Stadt 
sastyf Eisen 
y(ark6 Kupfer 
kr/am Sonne, heias 
Öhon Mond 
60 dergeiia Morgen- und 

Abendrötht* 
hfl Fluss 
mni ich 
tu du 
jov er 
65 joi sie 
sary alle 
msi dzdna oder ms/ dldva? 

ich werde gehen 
5(2ry rfM^a alle werden 

gehen 
pri mdi diasy wir wer- 
den in die Steppe 

gehen 
70 mzi yav ich esse 

mdi ty yav kamam ich 

will essen 
piav kamam ich will 

trinken 
pani kamam ich will 

Wasser haben 
huti teren (für keren) sie 

schmieden 



Als Herr von Koppen am nächsten Tage wieder kam, waren die russischen Zigeu- 
ner fortgezogen, die krimmischen, die dessen gute Beziehungen zu ihren Stammgenossen 
bemerkt hatten, bemächtigten sich seiner. Nach Herrn von Koppen ist es wahrscheinlich, dass 
diese Zigeuner nur der tatarischen Sprache mächtig sind. Ein alter Zigeuner, den er 
bald darauf in Sympheropol traf und den er gleichfalls nach zigeunerischen Wörtern 
fragte, zählte tatarisch: bir, eki, tlc u. s. w. Auf die Bemerkung, das sei tatarisch, 
bemerkte derselbe, er könne auch anderes sagen, und theilte ihm folgende Ausdrücke 
mit: bridn! gib her! ailyy^! gehe fort! dänna! komm her! jekUfi haidn aSyzna! gib 
das Geld zurück! 

Herr von Koppen hat Alle, die sich mit der Frage der Zigeuner beschäftigen, durch 
seine Aufzeichnungen zu grossem Dank . verpflichtet. Aus seinen Mittheilungen ergibt 
sich, dass die im Südosten unseres Welttheiles wohnenden Zigeuner nicht etwa aus 
Asien, sondern, wie alle übrigen Zigeuner I^uropa's, aus der europäischen Heimat dieses 
Volkes, aus Griechenland, ausgewandert sind; es erhellt daraus ferner, dass sie zu der 



102 



Franz Miklosich. Über die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuneb £uropa*s. ii. 



Gruppe der rumunischen Zigeuner gezählt werden müssen: dafür sprechen vor allem 
die Lautverhältnisse, die Herr von Koppen mit musterhafter Genauigkeit bezeichnet hat. 
Seine Gabe macht nach Mehrerem lüstern. Das Wortverzeichniss ist den vier ersten 
Vocabularen anzureihen. 

Berichtigung. 



Seite 61 ist für di^ivelarel zu lesen diivdarel. 




ZUR 



KUNDE DER NORDITALIENISCHEN MUNDARTEN 



IM XV. JAHRHUNDERTE. 

VON 

ADOLF MUSSAFIA, 

WIRKL. MIT6L1EDE DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 



YORGELEGT IN DER SITZUNO AM 6. NOVEMBER 187S. 



Zur Kunde älterer norditalienischer Mundarten bieten einige italienisch - deutsche 
Glossare des XV. Jahrhundertes einen willkommenen Beitrag. Ich halte es daher für 
erspriesslich, aus denselben Alles zu sammeln, was für Grammatik und Lexikon von 
einigem Belange sein kann. Ich benütze drei Quellen, die ich mit A, B, C bezeichne; 
für A liegen mir zwei Handschriften, für B eine vor; für C benütze ich vier Incunabel- 
druöke, denen sich mehre Drucke aus dem XVL Jahrhunderte anschliessen. 

Die Handschriften sind nach der Art solcher Vocabulare des späteren Mittelalters 
eingerichtet: zuerst Nomina und Verba nach Materien geordnet; dann Verzeichnisse 
von Adjectiva urid Verba in alphabetischer Ordnung. Beide Abtheilungen enthalten hie 
und da Redensarten, Sprichwörter, kleine Gespräche, die sich an einzelne Wörter an- 
lehnen; am Schlüsse wieder eine zusammenhängende grössere oder kleinere Sammlimg 
ähnlicher Sätze. 

Den Drucken fehlt das alphabetische Verzeichniss ; auch sind ganze Sätze sehr spär- 
lich vorhanden; eine Zusammenfassung derselben zu Gesprächen findet sich nicht. Eine 
unmittelbare Benützung des einen der in liede stehenden Vocabulare durch das andere 
ist eher zu leugnen als zu behaupten^; frühzeitig muss sich für derlei Zusammenstellungen 
eine Formel gebildet haben, welche dann jeder einzelne Bearbeiter nach Gutdünken 
modificirte. 

Vor Allem will ich meine Quellen etwas näher beschreiben. 



' Die Angabe von Hoffmann von Fallersleben , Altdeutsche Hss. der Wiener Hofbibl. 8. 376, der Venetianer Drack sei 
identisch mit der Wiener Ha. ,nur nicht so ausführlich^ beruht nicht auf einer sorgfältigen Vergleichung. 



104 A. MUSSAFIA. 



A. 



Hie von sind mir zwei Exemplare bekannt ; das eine — A^ — in der Papierhand- 
schrift der k. k. Hofbibliothek zu Wien 12514, das andere — A* — in der Pergament- 
handschrift der k. Hof* und Staatsbibliothek zu München Cod. ital. 261. 

Beiden gemeinsam ist die Unterschrift: 

Qui scripsit scribat semper cum domino vivat 
Vivat in celis leopoldus in nomine felix 
' Anno milesimo quadragintcHimo ^ viflesimo 



A^: tercio die 16 febr. A^: qnarto die 9 marcii 

worauf A* hinzufügt: 

Et boc ad instantiam cuiiisdam intimi mey. 

Beide Handschriften scheinen mir von gleicher Hand zu sein ; nur ist A^, wie schon 
der Umstand andeutet, dass es auf Pergament geschrieben und mit ein paar goldenen 
Initialen versehen ist, viel sorgfältiger ausgeführt. 

A^ ist verzeichnet bei Hoffmann Nro. CCCXI; A^ im VII. Bande des Catal. codd. 
mss. bibl. regiae Monacensis, S. 296. Letztere IIs. ist mehrfach von Schmeller in seinem 
Bayerischen Wörterbuche benützt worden; auch Diez, Gramm. I' 91, weist auf die- 
selbe hin. 

Den Inhalt bildet, wie gesagt, zuerst ein Lexikon, welches nach Materien einge- 
theilt ist. Rubriken fehlen; aber wo eine neue Gruppe beginnt, dort findet sich in A' 
eine grössere gemalte Initiale, in A^ ist der dafür gelassene Raum unausgefüUt geblieben. 
Strenge Methode in der Eintheilung wird nicht beobachtet, denn manches Wort wird 
in die einzelnen Gruppen aufgenommen, das nicht dazu gehört. Der Gleichklang eines 
deutschen Wortes führt nicht selten zur Aufnahme von Wörtern, die begrifflich ganz 
ferne liegen. Die Wortarten sind mit einander vermischt; Verba sind hier bei weitem 
seltener und diese fast immer in drei Formen: 2. Sing. Imperativ, Inf. und Parte, Pfct. ; 
unter den beigemischten Sätzen sind manche Sprichwörter und volksthüinliche Reime. 
So bis zu Bl. 50 in A\ 53 in A*; dann eine Reihe von Verba in den drei angeführten 
Formen nebst eingestreuten Sätzen. In diesem Abschnitte ist die Uebereinstimmung in 
Bezug auf den Stoff zwischen den zwei Hss. nicht so beständig wie im Vorangehenden. 
Auf Bl. 64 in A\ 68 in A* beginnen Conjugationsparadigmata von vielen Verben, aber 
nur im Präs. und Imperf. Ind., Fut. und Cond. nebst der Conjugatio periphrastica mit 
den nämlichen vier Tempora von habere und esse. Also kein Perfect, obwohl die Ge- 
spräche einige Formen dieses Tempus gebrauchen. Die Wahl der Verba ist ungeschickt. 
Nicht weniger als deren siebzehn der ersten Conjugation ; dann früher fazo und darauf 
per extensum /azo rason undi fazo inchino '^ habere mehrmals mit fame^ sonno^ sede u. s. w. 

Bl. 84 - 98 A*= 93 - 109A* enthalten folgende Gespräche: 

a) zwischen zwei Kauf leuten, einem Venetianer, der verkauft, und einem Deutschen, 
der kaufen will. Sie können sich im Anfangs nicht verständigen, schliesslich werden 
sie durch die Vermittlung eines Mäklers handelseinig. 



* A2 milleuo quadrag^nteiio. 



BeITBAG zur KuNDK DEB NOBDITALIBNISCHEN MuND ARTEN IM XV. JaUBHüNDEBTE. 



lOo 



b) ein Tauschgeschäft zwischen denselben zwei Kaufleuten. 

c) von allerlei Dingen, besonders vom Lernen der deutschen Sprache. 

Offenbar haben wir hier die Arbeit eines deutschen Sprachmeisters, der in Venedig 
lebte. Wenn im dritten Gespräche von einem deutschen Lehrer Namens Georg von 
Nürnberg die Rede ist , dessen Adresse mitgetheilt wird , und ihm nachgerühmt wird, 
er habe ,ein clugen sin ze leren an alz verdriessen% so wird man dem Catalog der 
Münchner Handschriften gerne beistimmen, welcher in Meister Georg den Verfasser der 
Schrift erkennt, der Schüler zu werben sucht. 

Papierhandschrift der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München, ital. 362, im oben 
angeführten Cataloge, S. 297, verzeichnet. Folgenden Inhaltes: 

2*. ,In nomine Christi. Amen'. Eine Reihe von Präpositionen und präpositio- 
neilen Ausdrücken in Verbindung mit den einzelnen Personalia und Possessiva, z. B. 
,zenza mi, zenza ti, zenza elo u. s. w. ; al mio modo, al to m., al so m. u. s. w.'; dann 
Adverbia allein oder in Verbindung mit entsprechenden Verba; endlich eine Reihe 
kürzerer oder längerer Sätze , worunter als Antwort zur Frage : ,De quäl paise si' vui ?' 
viele Namen von Ländern imd Städten. 



?•* - 8» el numero de molte guise. 
8^ - 10** nomi cWh besogaevo[li]. Adjectiva, mit einigen Sub- 

atantiva abstracta. 
11* - 12* i nomi vertuosL 
12* - 13** nomini de [8]priBio. 
14* czentilomenL 
14^ la brigä del capetanio. 
16* i nomi spirituali. 
16*» colori. 
16* mitali. 

16^ chosae che pertien alla chammera. 
17* - 18^ choaae che pertien alla tala. 
18^ - 19** nomi de la persona. 
20*»» veate. 

21*»' arme. 

« 

22*^ di de la stemana. 
22*> - 23* pexi e mesure. 

23*** choaae che pertien alla ch4neva. 
23^ - 24* choaae che pertien a la atala. 

24^ choaae che pertino a la chuxina. 

25* choaae che pertieno ai ziaolari. 
26*» - 26* capitolo del cielo. 
26*> - 27* choaae che pertien alla gieaia. 

27 biave. 
27»» -28»» animali. 
28*» -29»» oxeli. 
29»» - 30»» choaae che apetano a la apicziana. 

30»» vermi. 
30»» -31»» frutari. 
31»» - 32* choaae che pertieno alla citä. 

32»> legni, 

33*»» parenti. 



34*»» choaae che pertieno alle done. 
35* artexani. 
36»» meai. 

36»» - 36* herbe. 
36* peaai. 

36»» - 60»» hec sunt nomina verborum. Ein aehr umfangreiches 
Verzeichniaa von Zeitwörtern, in alphabetischer Ord- 
nung. Alle in der 2. Sing. Imper. , manche mit Zu- 
aatz einiger Wörter, ao dasa daraus ein kleiner Satz 
entsteht. 

61* - 66»» queste li h le teme ,das seint die sprüchS Grössere 
Sfitze, von denen mehre mit einander im Zusammen- 
hange stehen. 
67*»» Inhaltsangabe des Vorangegangenen. Am Ende: Et 
sie est finis. adj 20 del decembrio etc. 

Auf dem nebenstehenden unnumerirten Blatte: ihesus 1460 adj 
8 del febrer in venesya. 

68* - 66* In principio assit sancta maria amen. Aus der Passion 
ChristL Incp. ,Parla lo ewangelista san Mathio che 
in quel tempo Christo dise a li suo* discipoli: Sapii, 
fioli mi^, che passado do di cl serä la festa de la 
pasqua el» fiol del homo ser& atradido per dever 
eser crucifixo*. Ende. ,PiIato li dise: Avfe vu ^ente 
che U varda? Dibi^ andar e diebi^lo vardar chemo 
vu sav^. E eli se desparti e and6 a vardar el se- 
purchio.* 

66»» - 68»» Dieselbe Erz£hlung in anderer Fassung. Anfang: ,Parla 
el evangelista miaier aan Marcho che paaaado do dl 
el deveva caer la paaqua e li aumi aacerdoti e li 
scribi cerchava chemo li podese egpair christo e alci- 
derlo.* Ende: ,alg^ni commen^ a spudarli per la fa^a 
e baterlo cun li pugni e cun i bufeti e dixeva: 



^ Ich erfülle eine angenehme Pflicht, indem ich Herrn Oberbibliothekar Halm, welcher mir in liberalster Weise die Be- 
nützung der zwei Münchner Handschriften ermöglichte, meinen tiefgefühlten Dank ausspreche. 
Denkschriften der phiL-hist. Cl. XXII. Bd. 14 



106 



A. MussAfu. 



Prüfet!^! e li minlstri cou le galtade lo bateva e 

»iando aan Piero in lo * Hier bricht die Er- 

z&blung ab. 
69 * '97'' ,£o volevo comen^ar una bella chossa adj 2 de maczo 
1460/ Ein Marienleben. Anfang: ,In quelo tempo si 
era in Jemsalem uno homo perfectiMimo e fusto e 
sancto, lo quäl aveva nomeu Joacbin del tribo de Jnda/ 
Ende: fComo Tan^elo de Dio ai>ar8e la prima fiada a 



la verfene Maria. Demorando la ver^ene Maria in 
caxa de Joaepe con queste ver^ene e lavorando e £a- 
^ando lK>ne e aante opere la fiva cUunada per tata 

la ^itade e * Bricht ab. Es werden oft Heilige 

angeführt: jDise »S. Augnstino, S. Epinachio, S. 9^^^^^ 
Dalmascino , S. Epifanio, 8. Germano, 8. Ignan^io, 
S. Toofilo.* 



c. 

C\ Libro el cptal si chiama introito e porta de quefe che voleno imparar e comprender 
todescko a latino cio^ taliano, el qiiale ^ utilissimo per quele che vadeno apratichando per 
el mundo el sia todescko o taliano. [Venetia] per mehtro Adamo de Roduila 1477 ad\ 
12 augvsto. 

So der Titel bei Denis, Suppl. ad Maittaire S. 78, der ein Exemplar in der Wiener 
Hofbibliüthek, eines in der Wiener Universitätsbibliothek* und eines (oder mehre?) im 
Privatbesitz anführt. Dem von mir benutzten Exemplar der Hofbibliothek fehlen, wie 
schon Hoffmann bemerkt, das 1. und 8. lilatt, also die zwei äussersten Blätter der ersten 
Lage. Dibdin, Aedes Althorp. H 294, führt ein anderes Exemplar an und auf seine 
Angabe allein weisen die bibliographischen Lexica; das Büchlein muss demnach sehr 
selten sein; Brunet erwähnt ein Exemplar ,Bearzi, ol frcs'. 

Hier die Angabe des Inhaltes nach den Ueberschriften der einzelnen Capitel: 

Cap.28. De li animali. 



p. Buch] 

Cap. 1. De Dio e de la Trenit^ e de la potencia • de la 
richeza. 

2. De li santi e sui nomi. De le verzene e de la ver- 
Zenite. 

3. Del pater noster e Tave Maria. Lateinisch und deutsch. 

4. Del diavolo e de lo inferno eU purgatorio. 
6. Del tempo, anni e de li zuorni e setemanL 

6. De Thomo e de tuti soi parti interiori 

7. De rimjmrador e de la signoria. 

8. De la imperadrixe e donne magnifice. 

9. De li fameje e de le m4niole. 

10. De lo bisavo e tute parentade. 

11. De le nocze e tuti li Stade. 

12. De la citade e de le jüdexe. 

13. Del numero e sempio e composito o zifero o de li 
denari. 

14. De Toro e de Targento e tute le chose che sia smalto. 
16. De la speceria e tuta la marchadantia. 

16. De la marczeria e de la marcadantia. 

17. De li marcadanti e tuti artexani. 

18. De le cholore. 

19. De la massaria o vestimento. 

20. De le chaxe e chasamento. 

21. Del ])an e del vin e de le chose che si manga. 

22. De le ordenge e de li instrumenti. 

23. De li pieri precioxe. 

24. De li armi. 

26. De la yilla e de li villanL 

26. De l'orto e tuti sui fruti. Del ^erdino. 

27. Del boscho e de le chose salvadigo (sie). 



29. De la furmiga e de li vermi e bestiami 

30. De li oselli e de le soi generacione. 

31. De li pcssi e de li sui generacioni. 

32. De li nave e de li galie. 

33. De Taire e de li vcnti. 

34. De li montangi e de li vali e pianura. 
36. De li ])aexi c de li paexani. 

36. De le citade e castelli. 

37. De la cristianitae e de infedelL 

38. De la bataja e de la g^erra e de li zuogadori. 

39. De li sonadori e de li piferL 

40. De le infirmitae e de lo malatie. 

— De la gesia e quele che se contiene. 

41. De li sötte pechade mortale. 

42. De li zinque sentimente. 

43. De le sie opere de la mixericordia. 

44. De li diexe comandameuti de Dio. 

45. De lo studio e de la schuola. 

46. De l'oficio eclexiastico. 

47. De la aqua e de la umitk (sici. 

48. Del fuogo e del chaldo. 

49. De la obidiencia. 

50. De li matti e de li stulti. 
61. De lo palaczo. 

52. De la cÄneya e quele clie la contiene. 

53. De la stua e quele che la contiene. 

54. De la camera e quelo che la contiene. 
65. Del granaro e de tuti le grani. 

II. libro chi contien de le parole e de le verbi segundo 
tuto suo muodo. 
Cap. 1. De li paroli e de li verbi. 



* Daselbst nicht mehr vorhanden. 



Beitkag zur Kunde dsb noroitalisnibchen Muitoabtbn ih xt. Jarbhunderte. 



107 



Cap. *2. De la ambansada e altre belle chose. 

3. De li nomi e prononü comparativL 

4. De la legresa e grameza. 
~ De la speranza. 

— Chomo ai domanda. 



— Del chaogo e soa arte. 

— Del dormir e del sonno et altre belle coae. 

In queato quademo ai tniovamo de onge cliofle ci6 che 
mancha chi non fosae acbripto qui avanti.* 



Für das, was im II. Buche enthalten ist, hätte die für das letzte , quademo' ge- 
brauchte Bezeichnung gepasst, denn (mit Ausnahme der zwei Abschnitte von ,Kochen' 
und ^Schlafen', die wirklich nur dazu gehörige Wörter enthalten) bieten alle Capitel 
eine planlose Zusammenstellung von allerlei Wörtern, worunter besonders viele Verba, 
oft zu ganz kleinen Sätzen construirt. Die Aufschriften de la ambassada, de la legreza 
sind ganz willkürlich; die paar ersten Wörter betreffen Gesandte und Gesandtschaften, 
Frohsinn und Traurigkeit; dann aber folgen lauter Wörter, die ganz anderen und den 
verschiedensten Begriffskreisen angehören. 

Dieses Glossar wurde wieder gedruckt in C* : Solenissimo Vochahuolisia e utilissimo a 
imparare legere per qtielli che desiderase senza andare a schola conto ^ artesani e done. Ann 
chora puö imparare todescho el talian e 7 todescho pub imparare talian perch^ in questo libro 
si z^ tvii nomi vocaholi e parole che se possino dire in piü modi. Auf 1 verso dann : Questo 
libro el qical si chiaina introito e porta de quelli etc. wie oben.* Am Schlüsse: in la 
Sapiencia de Bologna fui stampada d!Aprile 1479 per D. LapL Von Götze, Merkwürdig- 
keiten der ßibl. zu Dresden II 178, angeführt; aus ihm bei Panzer, Zusätze zu den 
Annalen S. 43, Eberts Lexikon II 1063. Nach Ebert wird von Brunet, Grässe u. A. 
wiederholt, dieses Vocabular sei ganz verschieden von dem vorangehenden. Hoffmann, 
der nur in Panzer nachsah, wurde dadurch von dem Irrthume bewahrt; er sagt: ,wahr- 
scheinlich Nachdruck des Venetianer Vocabularius ist der zu Bologna gedruckte 1479^; 
und so verhält es sich in der That; dem Stoffe nach sind nur Abweichungen im zweiten 
Buche wahrzunehmen, also dort, wo der chaotische Inhalt derlei Veränderungen leicht 
gestattete. Sonst aber folgen sich die Capitel des 1. Buches genau in derselben Reihe, 
wie in C*; kaum dass innerhalb eines Capitels ein paar Wörter versetzt, hinzugefügt, 
ausgelassen werden. Nur die dialectische Färbung ist verschieden; wovon später. Ausser 
dem Dresdner Exemplar gibt es eines in der Münchner Bibliothek; beide konnte ich 
dank dem freundlichen Entgegenkommen der Herren Oberbibliothekare Förstemann und 
Halm längere Zeit hindurch benützen. Ein drittes sah ich in der Marciana zu Venedig. 
Libri besass ein viertes. ' 

An C^ schliessen sich noch zwei Incimab eidrucke an, die mit einander innig zu- 
sammenhängen*. Beide weisen die nämlichen kleinen Abweichungen in Bezug auf die 
Wahl und die Anordnung der aufgenommenen Wörter. auf. Es sind folgende: 



1 Andera im Inhaltaverzeichniaae am Anfange. Nach dem 4. Cap. wie oben folgt ,ö. c. de le comandamente e de le riapoate; 
f). c. del chaminaro e del chavalchare c de li chavali e tuti loi (aic) pertinencia e altre certe bele choae; 7. c. come ae 
domanda una coaa; ><, c. de Ic cuoge e aoi inatnimenti; 9. c. del dormir e del aono/ 

2 Hei der groaaen Uebereinatimmang- in den einleitenden Worten, darf man vermuthen, daaa auch C die Worte ,Soleniaaimo 
Vocabuliata* u. a. w. enthält 

3 Brunet, V^ 1639, beachreibt ein £xemplar, von dem er vermuthct, ea aei von dem bei Ebert erwähnten yerachieden. 
Gräaae fuhrt aua einem Cataloge Stargardt ein ,Vocabulario todeacho e italiano imprim6 probablement k Bologne vera 1478 
— 80* an. Ob jenea von 1479? 

^ Noch vor dieaen iat nach Brunet einer zu Wien 1482 (Hanrott, 2 Pf. 16 Schill.) verzeichnet. Ich konnte dieaen Druck 

nicht erreichen. 

14» 



108 A. MüSSAFIA. 

C Solennissimo vocabulista e utilissimo etc. bis auf ganz unbedeutende orthographische 
Varianten gerade so wie in C*; dann Questo lihro si chiama introito etc. Druckort und 
Jahreszahl sind nicht angegeben-, in dem von mir benutzten Exemplar der Münchner 
Bibliothek findet sich eine handschriftliche Notiz : ,Panzer non recenset, typi sunt gothici 
medii Stephani Plannck ßomae.' Indessen verzeichnet (im J. 1803) Panzer XI 337 ein 
solennissimo vocabulista et utilissimo mit der Angabe, es finde sich am Ende, fol. 25**, das 
Wort Finis; Titel, Blätterzahl und Schlusswort stimmen nun genau zu unserem Drucke. 
Panzer bemerkt weiter Char. goth. minor. Stephan, Pla7inck 4 ®, und setzt demnach den 
Druck ohne Weiteres unter die Rubrik Rom. Es erhellt aber aus der Art dieser An- 
gabe, dass der Druckort nicht im Werke selbst genannt, sondern aus der Aehnlichkeit 
der Schrift deducirt wurde. Als seine Quelle nennt Panzer den Catalog der Bibliothek 
des Klosters zu Rothenbuch. Als identisch mit der hier besprochenen Ausgabe ist auch 
jene zu halten, welche im Werke ,Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit' 
Jahrg. 1752 S. 671 — 2, angeführt wird. Es heisst da, sie bestehe aus 25 BIL, s. 1. e. 
a., habe keinen Titel, sondern auf der ersten Seite (in unserem Exemplare auf dem 
ersten Blatte, verso) stehe der Inhalt des Buches italienisch xmd deutsch. Das Deutsche 
wird abgedruckt und es stimmt genau mit C überein. Dann werden achtzehn Wörter an- 
geführt, die alle in ganz gleicher Form (bis auf einige kleine Abweichungen in 
den italienischen Wörtern, die auf Rechnxmg des Verfassers des Artikels oder des Setzers 
der Zeitschrift gesetzt werden können) in C* wieder erscheinen. Wenn es daher auch 
von diesem Drucke heisst ,ich halte dafür, dass es zum Ende des XV. Jahrh. in Basel 
die Presse verlassen habe', werden wir es als beinahe sicher halten, dass es sich hier 
nur um die Ausgabe von Rom handle. 

C* Sole7inzssimo vocabulista etc. mit der üblichen Einleitung: Questo libro se chiama 
introito etc. Gedruckt ,Venetia per maestro Manfrino de Monferrato .... 1499 adi V 
del mese di Lujo.' Panzer IX 297. In der Hofbibliothek. 

Wir haben also wenigstens fünf Incunabeldrucke unserer Sammlung, die sich einer 
grossen Beliebtheit erfreut haben muss. Denn sie wird im folgenden Jahrhunderte 
immerfort wieder abgedruckt und zwar mit erweitertem Plane. Zu den zwei Sprachen 
kommen neue hinzu ; früher zwei, dann drei, dann vier. Folgende sechs Ausgaben habe 
ich in der Hof bibliothek eingesehen : * 

C^ Introductio quaedam utilissima , sive Vocabularius quattuor linguarum latine^ italieej 
gallice et alamanice per mundum versari cupientibus summe utilis. Augspurg^ Erhart Öglin, 
1616, am 12. tag des Mörtzen. Grässe VI, 2, 385; BrunetV* 1341. Schliesst sich noch 
ganz genau an den Incunabeldrucken an.' 

C^ Quinque linguarum utilissimus vocabularius , latinae, italicae, gallicae^ bohemicae et 
alemanicae valde necessarium p. m. v. c. NoHmbergae, Frid. Peypus 1631.^ Eine Neue- 
rung ist, dass das Inhaltsverzeichniss nicht nach der Reihenfolge der Capitel , sondern 
für jede Sprache nach der alphabetischen Ordnung der Schlagwörter eingerichtet ist. 

C Quinque l. ui. vocabulista, tat,, it., galL^ hispanae et alem. v. n. p. m. v. c. Axigspurg^ 
Phil. Ulhart 1633. Mit alphabetischem Register. 



' Der von mir unter C^ angeführten Ausgabe geht eine zu Venedig, Sessa 1513, voraus. Der Titel. Libro utilisnmo 

talidna stimmt genau mit dem Venezianer Dnicke C* und wird ohne Weiteres ein Wiederabdruck derselben sein. 
2 Wiederabdruck zu Rom 1521 ; Brunet HI 453. 
^ Eine frühere Ausgabe, Nürnberg 1529, hatte statt des Böhmischen wie C^ das Spanische. 



Beitbao zur Kunde der norditalienischbn Mundarten im xy. Jahrhunderte. 109 

C* ' beginnen mit den zwei üblichen anempfehlenden Einleitungen: Solenn, vocab. . . . 
und . . . introito e porta .... 

4 C® Quinque l. lat^ tetUhonicaef gaU.^ hispan,^ ital. dilucidissirrms dictionarius mirum quam 
utilis^ ne dicam necessarius^ omnibits linguarum studiosis. Antverpiae, Johannes Steels, 1634. 
,Teutonicum' ist hier ,Holländisches% das sich nicht wie in den deutschen Drucken 
mit der letzten Stelle bescheidet, sondern das Italienische vom bisher behaupteten Platze 
verdrängt. Es verschwinden auch die zwei Lobpreisungen, mit ihnen aber auch das 
Register. Es wird endlich mit der Verwirrung des zweiten Buches ein Ende gemacht; 
dieses besteht nun aus vier homogenen Abschnitten: Verba, Nomina, Adjectiva Prono- 
mina Adverbia, Orationes d. h. Phraseologie. M^an glaubt da Einfluss des holländischen 
Ordnungssinnes zu erblicken. 

C® Sex L lat.^ galL^ hispan.^ ital.^ ungL et teut. dilucid. diction. mvnim quam läilis 
u. s. w. Augttstae Vindelicorumy Philippiis Ulhardtis^ s. a. Ganz dieselbe Einrichtung wie 
in C®; teutonicum (sonst hiess es alemanicum) ist natürlich wieder ,deutsch*, jetzt tritt 
auch das Englische hinzu. Da keine Jahreszahl angegeben, so Hesse sich zweifeln, 
welcher der zwei Ausgaben C® und C^ das Verdienst zukomme, in das 2. Buch einige 
Ordnung gebracht zu haben : da aber Ulhart erst 1533 eine Ausgabe nach altem Muster 
veranstaltet hatte, so ist nicht zu glauben, dass er unmittelbar darauf eine andere mit 
veränderter Einrichtung habe folgen lassen, und zwar so schnell, dass diese schon 1534 
in Antwerpen nachgedruckt werden konnte. C® ist nicht mehr in dem unbequemen 
4°-Formate aller früheren Ausgaben; es ist ein echtes Taschenwörterbucb in 8®. 

Ganz so präsentirt sich die letzte mir bekannte Ausgabe C'°, deren Titel mit C* 
genau übereinstimmt, Venetia, Bindoni e Pasini 1549. Nur sind hier wieder die zwei 
Einleitungen nebst alphabetischem Register wie in C'"^ aufgenommen. 

Das Italienische nun, dessen sich die Hss. und die Incunabeldrucke bedienen, ist 
stark mit mundartlichen Elementen versetzt, und wir erhalten demnach in denselben 
eine ziemlich ergiebige Quelle für Wörter und Wortformen, wie sie im XV. Jahrh. in 
einzelnen Theilen Norditaliens im Gebrauche waren. Es wird nützen, zuerst aus der 
Laut- und Flexionslehre Einiges zu bemerken, wobei aber Beschränkung auf die hand- 
schriftlichen Quellen rathsam ist. Die Drucke sind so uncorrect und so schwankend, 
dass man sie in Bezug auf das Lexikon, wo es auf das ganze Wort ankommt, gut be- 
nützen kann ; für die feineren Fragen der Lautgestaltung bieten sie eine durchwegs un- 
sichere Grundlage. Li letzterer Richtung erregen allerdings auch AB einiges Bedenken, 
und manchmal überfiel mich während der Bearbeitung der Gedanke, ob ich nicht da 
auf Fehler ungeschickter fremder Schreiber zu grosses Gewicht legte, und ob es über- 
haupt nicht gerathener wäre, alle Quellen lediglich vom lexicalischen Standpunkt aus 
zu behandeln. Wenn ich dennoch bei der Ansicht blieb, dass auch die Lautverhältnisse 
der Betrachtung werth wären, so geschah diess, weil mir nicht selten geschah, dass ich 
eine schon als Schreibfehler bei "Seite gelegte Form bei weiterem Suchen auf irgend 
einem — gewöhnlich verwandten — Gebiete antraf imd sie daher als vollkommen be- 
rechtigt ansehen musste. Lnmerhin aber will ich manche der folgenden Bemerkungen 
über Laute und Flexionen mit allem Rückhalte ausgesprochen haben. 



110 A. MüBSAFIA. 



A. 



In einzelnen Wörtern findet sich die Verbindung aj durch 6i{ey) dargestellt: mejo {mal- 
leus) A ; formejo B, peya (palea) B ; mei (mafgji-sj B.*^*^ Verrathen sich da die deutschen 
Schreiber, denen ei wie ai lautet? Oder macht sich vielmehr der Einfluss des i auf a 
geltend? Vgl. Ascoli 260. * Aucha-i wird zu e-e in^e^^enb.^a&e B, dann in meistro B; vgl. 
piem. raeistr^ meist, A vor einfachem Consonant zu e, die in ladinischen und aemiliani- 
schen Mundarten so weit verbreitete Erscheinung, kommt vereinzelt in orbega {l-aur'bdca, 
nicht hacca) B vor. A-i wird zu e in as^. B, ^ = it. hai AB, dann in ehia A = ha'biat. Be- 
sonders hervorzuheben ist in B ^= ai= aftji: menh, solde; so in veronesischen Urkunden 
aus dem XIV. Jahrh. (ed. Giuliari ap. Gidino, S. 259), bei Ruzzante, bei Oriuolo 
8old^^ mazzh^ noch jetzt im Veron. (bei Zenari and^^ ; vgl. Asc. 432. A-e zu e in spe B 
= spae Plur. von spa = spaa = spada f vgl. bei Giuliari 254 molesth = molestate. A-u 
zu o in fo = fafgJii'S B. Eine andere Erklärung siehe u. d. W. 

Die Formel anj vor Vocal wird zu eii in castegna AB. A* hat dreimal reigno^ wo 
A* 7*agno bietet; vielleicht ei für a verschrieben; aber möglich ist auch anj a!nj zu en, 
geschrieben cm*. Vgl. z. B. regn im Romagn. Noch zu erwähnen ist sparegnar A, unter 
dem Accente aber sparagna^. 

Ueber feTäiy Plural von favte in A, siehe Fra Paolino S. 146, wozu nun auch Asc. 293 ff. 
und 456 zu halten ist. Davon wäre nach Asc. A57senteB^= sanctae zu trennen: anct 
anjt aint ervt. 

Die Formel al vor Dentalen und Palatinen oder Sibilanten, mittelst aH zu ol be- 
gegnet in colza A, oltaro B*, oltissimo B', simpioldo A. Und des Zusammenhanges halber 
sei hier noch die innig verwandte Erscheinung erwähnt, nach welcher au vor den näm- 
lichen Lauten und ebenfalls mittels au^^ einerseits zu al: aldegar B, aldo exaldi B, al- 
turia B, galta B, andererseits zu ol: chioldo A, goldi B, golta A, lolda B, oldire AB, ri- 
polserä B*. Ueber diese oft besprochene Erscheinung siehe vorzüglich Schuch. 11,494; III, 
306 und Asc. 299. In aleidere B* nb. olcidere B^ entsprechen al ol einem au aus o 
(oder aus afdj-ucc?). Eine Variante von ol aus au zu on finden wir in ponsar B; siehe 
unter /. 

Die Formel ari vor Vocal schwankt in A beständig zwischen ar imd er, selten ier. 
Letztere Form ist häufiger in B, nur hier als iy siehe unter e. 

Es kommen in B ein paar Beispiele von bet. a vor einfachem n zu o : compona (nb. 
campana)y lona (Jana), ruffion. Dann in AB einige von tonlosem a vor combinirtem n 
(m) zu o: abondonaia B*, combior fnb. camb.) B, compona B (s. o.), conzela (cancella) B, 
fontolina B*, marongon A^B (-ang- A})^ melonconia A' {-anc- A}). Man kann sich kaum 
erwehren, an das Ladinische zu denken, wo a in gleicher Stellung theils aw, theils o 
ergibt; eine Lauterscheinung, die sich auch in einzelnen lombardischen Mundarten 
belegen lässt; Asc. 290 Anm. Vgl. auch unser Glossar s. v. piagna. Wenn dann 

^ Durch B^ bezeichne ich die drei zusammenhängenden Erzählungen im zweiten Theile der Hs. 

2 Umgekehrte Schreibung liesae sich annehmen in semaja A' C-eja A^y^it nmiglia. Indessen ist auch hier nicht zu über- 
sehen, dass in einzelnen ladinischen Gegenden dj für 4/ eintritt, Asc. 358. Dazu aus Istrien (Rovigno) bat, usai = lei 
uccei] majo = mejo = melius] vgl. auch Asc. 447. 

3 Vgl. bei Oriuolo verith = verita[t]em] nicht anders bei ZenarL 

^ C* schreibt regelmässig % vor /, A, c, g: maignado, chclaingia fng^hj 1. colanaj^ zenoichio, veigar (vegliare), 

^ Vgl. bei Bonvesiu guadanio und ctguadeniar (ni = fij] so noch jetzt im Berg. Im Istr. tparagno und »parignar, 

^ Die mittleren Formeln mit aul sind aus älteren toskanischen Schriften zu belegen; auldire^ lauldo. 



Beitrag züb Künde dbb norditalienischem Mundarten im xv. Jahrhunderte. 111 

umgekehrt B nicht selten 6 vor einfachem oder combinirtem n (m) durch a wiedergibt 
— capam (cappone), candnego^ canza (concia)^ denanza (denonzia)^ SaXanuine B* — so könnte * 
dies allerdings Bedenken gegen das Gesagte erregen, als ob Alles nur auf Verwechs- 

• 

lung der Zeichen für a und o von Seite des nachlässigen Schreibers beruhe, indessen 
wäre es ein sonderbarer Zufall, wenn diess immer nur vor n, m stattgefunden hätte, und 
man wird dn^ dm statt ow, otw als umgekehrte Schreibimg (ob auch Lautentwicklung?) 
ansehen. B hat mehrmals tala statt des gewöhnlichen tola = tabtda. Von o ausgehend, 6 
zu a anzunehmen geht wohl nicht an; der Annahme von tabla zu tala widerspricht der 
Umstand, dass bl zu i kaum zu belegen ist'; sollte in taula (veron. taola aus tabla tavlaj 
au sich zu a verflacht haben, wie in Metdro, Gramm. I' 161?* Tonloses a zu o begegnet 
noch in colönigo A (A* auch cal.)^ wo Angleichung angenommen werden kann, mortirio 
A} nb. martirioy etwa durch Einfluss des m. Mulotiero A' (-at" A^) ist abgeleitet mittels 
-ot-arius, vgl. varotier. Unb. a zu e in caveliri B*, lementa B'* (so auch im Tristan), resteh AB, 
zenzier A* fzanz. A^ nb. zanzar. Zu i: mortilitade A; Angleichung? sconckiga B. Zu e 
oder i : monestiero ATB, munist A) , ein auch sonst bekanntes Beispiel. Austoro A* (a^t. 
A^) wie imProv. ; siehe bei Schuch. 11318 zahlreiche Beispiele von ausCons. aus asCons. 
Nach dem Accente in Proparoxytonis erscheint oft a als e: bdlsemo B, cdnevo (cannabis) 
B, münega AB, scandel-ii^adi B*, spdresi B. 

E. 

Langes e zu i in merz\ A, pa(se AB. Die Diphthongierung von ^ (ae) unterbleibt 
nicht selten, so in eri AB, pe A ; /en AB ; andere Male findet sie sich auch dort ein, 
wo das Ital. sie entweder selten oder gar nicht anwendet: aliegro (aläcrem aUcrum) AB, 
aniega B, cariega AB , intriego A, lievaro B (nb. lev., A nur lev.), miedego A^B (med. A*), 
piegora AB (A auch peg.)^ priesio B*, riegola B*. Auch bei secundärem e: diedo A} (dedo 
A}) = dH[g%]tuSy nieve A. Ein Hiatus-i in der folgenden Sylbe scheint den Diphthong zu 
fördern*; so in der Formel -8n-: mistierio A* (mestiero A^), munestierio A, vitupierio A. 
Selbst bei e : gliesia A* (Nbf.) = ecclesia^ die' (= debeo) A, diebü f= debeatis) B*. Ein anderer 
Fall von e zu ie ist despiera B, im. Päd. zu belegen; Asc. 424; dann siego (=secum) B*. 
Ausser dem Accente bleibt manchmal ie: B hat z. B. regelrecht alegravy A dagegen 
aliegrar, A hat spiegoler nb. spechio (specul-)\ spierar B. 

Eine Eigen thümlichkeit von B ist i für e: brive, drido B* st. driedo, intrigo^ mito 
(metej, Piro (nb. Piero), prigo nb. priego B*, prisio desprisio B, in einem Fremdworte trigtia 
^ it. triegua, Dass dieses i wirklich für ec steht, zeigt der Umstand, dass es auch das 
aus der Formel -ari- entstandene ie vertritt : caldiro B, caveliri B*, lavorir B* ( = it. lavo- 
riero). Auf den letzteren Fall beschränken sich' die Beispiele aus A: levriro, sperbiro A* 
('iero A*), zervire = cerviero. Diese Erscheinung ist in ladinischen und aemilianischen Mund- 
arten weit verbreitet; auch die istrianische Mundart von Rovigno kennt dieselbe. In 
inivria = inebria (so auch bei Bonvesin) könnte i aus ie gedeutet werden , letzteres aus e 
wegen des folgenden Hiatus-^ wie in gliesia; so lange aber nicht eine Nebenform mit ie 



' Ich wüsste im Augenblicke nur solimalo für sMimato ansafSbren, das als volksthümliche Aussprache eines gelehrten 

Wortes nicht viel beweist. 
3 Pitaro aus Pitaruum^ das Diez ebenfalls anfuhrt, ist wegen der Betraction des Accentes ein etwas verschiedenes Beispiel 
' Vgl. dwidieriOf Venie»ia u. s. w. in filteren, zum Theile auch in jetzigen Mundarten Venetiens. 



112 A. MUSSAFIA. 

belegt wird, lässt sich annehmen, dass das Hiatus-z unmittelbar auf e eingewirkt und 
die Veränderung zu i begünstigt habe; so im frz. ivre. 

Positions-c zu ie findet sich nur in sie B = sex. Ueber die Betonung kann man 
zweifeln. Es kann si^ sein, wie noch im jetzigen Veronesischen ; es kann aber auch sie 
gemeint sein, da bei diesem Worte eine Retraction des Accentes im Diphtonge ie in 
vielen Mundarten Venetiens üblich ist. Bei secundärem Positions-6 finden wir den 
Diphthong in mediesimo A, paganiesmo A^ (-ismo A}). 

E (ae) vor Vocal zu i in drio AB, zud(o aber PI. zudei A, vgl. it. dio dei; B* hat 
zvdi^ PI. 

Die Formel end zu dnd in respiando B , wohl zunächst durch Einfluss der tonlosen 
Formen. 

E vor dem Accente. Nicht selten zu i. Am leichtesten g; dann e, wenn es vor 
Vocal zu stehen kommt: desliale B, riale B, sonst in: cadinazo A* (-en- A*), disnar (de-coeno) 
AB. Letzteres Wort, welches in dieser Form in zahlreichen Mundarten erscheint, behält 
sein i auch imter dem Accente: disno.^ Vor Labialen ausser in den bekannten Fällen 
provosto, roversOf roniagni auch in forma jeto A. Soinenar ist auch ein sehr verbreitetes Bei- 
spiel ; wie ist somena A zu betonen ? Mit dem Accente auf dem o, oder etwa wie im Mai- 
ländischen soinina? Que durch qmi zu cu co in costione W wie in vielen Mundarten, z. 
B. päd. friaul. custion. Ueber er zu ar siehe gleich unten. — Abfall in uslador A} 
{^seU A*), stemana B. nb. set. 

E nach dem Accente. Vorliebe für ar statt er, zunächst in der vorletzten Sylbe 
von Proparoxytonis, ist aus Mundarten vielfach bekannt.* So hfvaro A} (-ero A*), pdssar- 
ini B*, piffaro k} (-ero- A'), vSsparo A^ (-ero A*); daher mit beibehaltenem a: gdmharo 
(nb. -eri) A, züara A* (-era A})\ zücaro A, wo das Ital. -ero vorzieht. Auch vor dem 
Acc. : imparadoreü xih. -er-^ puariciaW^ zaffaran A. Dazu kann man -ür zu ar, wohl 
durch Vermittlung von ^r stellen: sölfar B. . Eigenthümlich ist dagegen er (är) zu ör: 
suosoro A\ t^mpora A* {^-era A*), wozu temporanza B, vSsporo B" ; cömporo B. Im Tristan 
kommt pövoro vor. Dass Labialis fast immer vorangeht, ist gewiss kein Zufall.* Daher auch 
in dlhoro B das o beibehalten. 

Die Nähe von n begünstigt in A die Veränderung von & (?) zu a* : caUzane A* {-ene 
A^), piddana A} (-ena A*), piantdzane A=piantaggine, cdnava (nb. -eva) A. Daher auch 
aus cannahis, mit beibehaltenem a, canavo A* {-evo A*). In anderer Stellung selten: 



^ Ist in A zw6la:=i it. dpoUa^ oder zivola=: yen. zSvoIa ziola ausstuprechen? Im letzteren Falle iflt {=t^=:(ie. 
2 Vpl. unter Anderen Schuch. I 207 Anm. 
5 Vgl. auch ric6vora in Bonv. ed. Lidforss. 

^ Es möge hier eine zunfichst das Italienische betreffende Bemerkung Platz finden. Tonloser Vocal, am häufigsten t, wird in 

drittletzter Silbe von Proparoxytonis gerne zu a, wenn eine der folgenden Bedingungen vorhanden ist; am leichtesten, wenn 

sich beide vereinigen: 1) der betonte Vocal ist o; 2) das i geht einem n (selten m) voran oder folgt demselben. Beispiele: 

1 und 2: abrotano (Seh. m, 92), c6fano^ odlano tcotano^ Modana, giovane; CristSfano, tilfan-ello (n aus r); modano (n 

aus l) — canonaco etd&naco, crönacaf föndaeo — Girölamo. 

1: f6lagaf örafo; aströlago prolagoy üldtafo. 

2: cdrpano, pdmpanoi sidano; dnace^ 84naca; indaco, dndaco, mdntaco. 

Ein Theil dieser Bemerkung findet sich schon bei Schuch. III, 109. Er sagt: ,In den Endungen Icut und -tritM trat t 
ital. oft in a über* und fuhrt acht der oben angefahren Beispiele an , ohne auf den Einfluss der umgebenden Laute aufmerk- 
sam zu machen. Als neuntes Beleg zählt er fdndoAio auf, wo aber kein Suffix -vm* vorliegt Endlich mag bemerkt werden, 
dass die Vorliebe für -a/i nach dem Accente dazu beigetragen haben mag, dass neben Uxmpada auch Idmpana sieh findet 



Beitbao zur Küvde der norditaliekischrn Mundarten ru xv Jahrhunderte 113 

pancuögalo A = it. panicuocolo. Und so mag ddtali A eher mit ddttolo als mit dactylus 
ddttero, garöfalo B eher mit garöfolo als mit caryophyllum verglichen werden. 

B bietet ein Beispiel von on aus en (in ancüzone nb. -ene;J rondonc^, wenn, wie 
wahrscheinlich, der Accent auf der drittletzten Sylbe ruht, wäre ein zweites.* 

Ausfall von & in der vorletzten Sylbe eines Proparoxytonons in aspro-sordo B, 
nombro B, nacre A* {-chere A*), povramente A. Verbleiben dagegen in dspero A gegen 
das übliche aspro, descoverire B. 

Auslautendes -e zu o ist in B nicht selten: Feminina cimeso, felo, mielo; Infin. noaro 
faro; 3. Praes. Ind. respiando^ 2. Sing. Imperat. mitOz=mieti; Adv. /orfo. Dies ist nun 
ein Merkmal der älteren veronesischen Mundart; so bei Fra Giacomino, in der noch 
unedirten Passion der Communalbibliothek zu Verona (Mon. ant. S. 8), in den von Giuliari 
zu Gidino veröffentlichten Urkunden. Ebenso in Istrien, besonders in der Verbalflexion, 
z. B. patisso, pendoy ifuosso (fuissem), amaravo (== it. amerebhe)} 

I. 

■ 

Betontes kurzes und Positions-i öfters als in der Schriftsprache zu e, iTnd umgekehrt 
Verharren desselben, wo die Schriftsprache e ansetzt, sind so häufige und so oft belegte 
Erscheinungen, dass keine Beispiele nöthig sind. Wir erwähnen daher nur ze/o A* = it. 
giglioj lat. lllium^ wo ' Ij Position bildet ; A^ bleibt beim i : zio. Auch tonloses i in der 
vorletzten Sylbe von Proparoxytonis wird bekanntlich sehr gerne zu e; zu bemerken 
wäre nur das beständige Schwanken von A: graveda A\ -ida A', und umgekehrt codiga 
A\ -ega A*. Wir finden i zu e auch dort, wo das Ital. durch Einfluss einer vorange- 
henden Labialis oder durch Vertauschung mit dem Suff, -ültis gern -olo gebraucht : nSspela A* 
{'Ola A^), nuovelo {nubilus als Adj.) A; dann im Suff, -hilis: colpevele AB, convegnevelo 
A' {'olo A^)^ ßeveleB^ vereteveleB, Ja -ele entspricht selbst it. -ülo -öZo = lat. -ühis: crS- 
delo B, dönela (donnola) A, nötela A* (- ola A*), püelo pizeleza A (nb. -oZ-) , scapel-ario B, 
turfbele A*; siehe auch pSrelo. 

Einzeln, und daher verdächtig, steht vignorb A} {-irb A*). 

0. 

Langes o zu u: 1) durch Einfluss eines folgenden Hiatus-i: ottubrio B*; im Suffix 
ori-um, a, z. B. alturio^ frissura (Jrixoria) B, manzadura A (it. mangiatoja), rasuro (rasorium) 
B. In zimaduro =z cimatore ist -orem mit - oriwm vertauscht worden. Dann in nndt (s. d. 
W.) z=znödiy dessen Sing, nodo sein wird. Nos vos = nui vui, Ueber ö-i zu uo-i siehe 
unten. 2) in der Endung önem:bocu/n B, jotun A*, pavtmazo B, zipun B. 

Diphthongierung von ö unterbleibt manchmal: bon, ton A. Sonst findet sie sich 
sehr häufig ein : fuogo, luogo, nuora A ; ja selbst im grösseren Masse als im Ital. : muodo 
mub AB, muola A amuola B, nuove (növem) B, puovolo B*, ruosa A^B {rosa A}). Secun^ 
dar in piuoba A^ {pioba A', plüvia plöviä)^ ztwva A {jüvat jövat). Vor v schreibt B ou: 
prouua z=z pruova^ zouua. Auch vou tu für vuo tu. Ueber die Retraction des Accentes — üo 
statt tiö — siehe ancuo. 



^ Vgl. iL MSdona neben dem in der vorhergehenden Anmerkung verzeichneten Modana und dem üblichen Modena, 

^ Vgl. Nardo (Atti Ist. Ven. 3 Serie XI, 236), welcher diese Erscheinung noch in der Umgebung von Verona, hie und da 

auch in den Mundarten von Beliuno, Chioggia ,und in anderen' nachweist. 

Denkschriften der phil-hifit. Cl. XXII. Bd 

15 



114 A. MüssAFu. 

Eigen thümlicli ist das Umlautzeichen auf o, selbst zlo = lat. ö (ü) in B": so ihn 
(öimm, .roman. aber övum)^ linzuöli^ öchi, enzenöckia fenöckio (-üclum Öclum)] nie auf o=ö. 
Positions-o = v^: pub daspud (post) A, tuor A tud B (tollere toUre). 

Selbst ö, und zwar gerade, wenn die folgende Sylbe Hiatus-t enthält, erscheint als 
v^: rasuor k} {-sor A*), vüuoria B. 

Endlich ergibt sich der Diphthong auch aus au : puoco A, puovero AB (A auch pov.)^ 
repuosa A* (-ossa A*). Die zwei ersten Wörter behandeln in zahlreichen Mundarten 
ihr au wie ö. 

Doch findet sich, wenn auch selten, u für uo^ eine Erscheinung, die sich mit t = ie 
vergleichen lässt. Deutlich sind nur rmse AB = nocet nb. innuosi B und ptico A* nb. 
dem so eben erwähnten puoco. In münega B (so auch ven.) = müna/Au, das durch 
mönica gegangen ist, mochte i eingewirkt haben. So auch bei furo B* = ßiris. In zu>go 
B zuga A' (zuogaA})^ nuda A = it. nuota können die flexionsbetonten Formen zugar^ nvdar 
u. s. w. die stammbetonten beeinflusst haben. Eescui = riscuoti B bewahrte das etymolo- 
gische u (-cÄ/e), oder o - e wurde u - i. In tonloser Sylbe haben wir Öj zu uj in despujar 
B*. Von Positions-o liegt ein Beispiel vor in ensüniate, also wieder bei folgendem i. 

Bet, zu e in giemo B; s. d. W. 

vor dem Accent. Das Verharren des Diphthonges ist eine oft wiederkehrende 
Nachlässigkeit : aluogare A, fuogaro A* (fug. A*), irmoria A* (mor. A*), muolare A, repuo- 
sare A} (-pos- A}). Saluorola B ist verdächtig. Fuerestieri A* {for. A}) ist eine verein- 
zelte sich seltsam ausnehmende Form. Unbet. o zu w, oder Verbleiben des o, wo das Ital. 
u anwendet, bedürfen keiner Belege. zu e : colegar A wie im it. coricare ; redondo 
B wie im it. ritondo (S. Mon. Ant. u. Schuch.) wo re als Präfix gefühlt wird. Die Ver- 
bindung on vor der betonten Sylbe neigt sich zu en: desenor A, ma^senada B", men- 
zenare = menzionare kommt in A* wiederholt vor; selbst u. d. Ac. menzSna] A^B nur 
-zon-. zu i: miolo B miuol A, nizuola B, schirpion B, wo überall die folgende Sylbe 
Hiatus-i enthält.^ 

Ueber o nach dem Accente ist nur an levero A* (levoro A*) zu erinnern; da beide 
Hss. überdies die syncopierte Form letrro haben, so darf man zweifeln, ob e auf ö 
zurückgehe oder nach gänzlichem Abfall des o zur Erleichterung des Nexus vr einge- 
schoben worden sei: levero. B hat liSvaro (nb. ISvore). 

U. 

Langes w zu o in dose A* (dv^e A') = dücit; zu uo in miövela A = nühila. Schwan- 
ken von ü zwischen o und u: cruse A* (crose A*), gula A*B (gola A% nv^sa (nb. nose) 
AB == nücem. Unverändertes Pos.-«/ ist imgemein häufig, mehrmals wechselt es mit o 
ab. Weit seltener wird es zu o, wo das Ital. u hegt: autono A, ögnolo A (doch auch 
umgekehrt ascurta B nb. it. corto). So vor dem Accente; n ist da beliebt, doch foriosa 
B^, poerile B*, soperhia A^B (mp. A*, superbiozo B), ^o^'n B. Tonloses w zu e (durch z) in 
remore B* : dann ferüncolo A} {for. A}). Im Auslaute haben alle Quellen spiritu santo ; 
so Cecch. 1609 (J. 1322); also das kirchliche Wort möglichst geschont, wie im span. 
esplritu. Dazu in B unicornu. 



* Vergl. in mehren Mundarten chignol (-öl = cuneolua. 



Beitrag zub Kunde dbb norditalienischen Mundarten m xv. Jahrhunderte. 115 

lieber ür zu ar ist beim E^ über ül zu el beim / berichtet worden. 

ü nach gy q, s wird von B oft durch w bezeichnet: lengwa, aqwa^ mavsweto. 

AU. 

Zu aly olf on^ siehe A; zu uo siehe 0. Unbetontes ae^ zu a in agurar AB. 

Die bekannte Neigung, in tonloser anlautender Sylbe a an Stelle anderer Vocale, 
besonders von e und i, anzusetzen findet sich bethätigt in ahrei B*, adeßcare B', ananzi B*, 
asercitava B*, asperto B, hargamena A*, barUna A*, daman iä B damanda B*, daner B, car - 
fevar B, mana2;a B, manestra B, marzer marzaria marcadavtia B, piatoso B, raina AB, 
splandore B*, svargognare A^ (^i-er^. A'), tapazio A, fast lauter Beispiele, die auch sonst 
zu belegen sind.^ 

Die mundartliche Neigung, Indeclinabilia mit a auslauten zu lassen, finden wir in 
insema A, volorUiera A. 

Aphftresis. Von a; ^iron (1. ghiron) B = it. aghirone, guo B, /wme (= allume) de 
roza B, sassino A, ^erwa AB, ^enzü B (nb. azen^o), spSrgolo B, 5fe//a AB, vewa AB. 

Von e: deficato B*, g^ialivo B, radegar A, remito A, re/i^e AB, rc/egro A, senipio A, 
5t^^ar B, 5t^^o AB. 

Von az^: recalco B, rechia AB, scoltare A. 

Epenthesis in speranga B. Vgl. auch im Glossare ferlingiälo A und sepeja B. 

Apooope. Die auslautenden Vocale sind, mit den allgemein üblichen Ausnahmen 
nach Liquidis, gut erhalten; nur sporadisch und daher ganz bedeutungslos, manz (nb. 
--se) A, re^ew^ (nb. -te) A, hazinet A*. 

Hier kann noch der Vorgang bei den Endungen -tem^ -tum, -tarn mit vorangehendem 
Vocale erwähnt werden. Nicht oft, am meisten in A, verbleibt der Consonant in der Ge- 
stalt von dy in welchem Falle die Formeln sich unversehrt erhalten ; z. B. marcado A, ccm- 
biado A und so in den Participien -ado, -zcfo, udo und den entsprechenden Femininis. 
Gewöhnlich fällt d weg, und dann ist der Vocal gefährdet. Bei -tem geht fast immer e 
verloren, wie im Ital. veritä virtü; nur einmal zeigt B die Nbf. -ai st. -ae: istai.^ Die Be- 
handlung von 'tum ist schwankend ; o {u) kann bleiben oder wegfallen : pra, malgrä, dao 
und däy vegnuo und. vegnü, dormio und dorml. Bei der Formel äo zeigt B einige Eigen- 
thtimlichkeiten ; erstens die mehrfach vorkommende Schreibung aw : cugnaw, marcaw, ojo 
rosaw^ wo man fragen kann, ob w den Vocal o oder nicht vielleicht eher u darstellt.* 
Ao zu d in crid nb. criä B, ein vereinzeltes Beispiel, das aber als Beleg für das päd. 
ver. trevis. (Oriuolo) - ö von Werth ist. Endlich kommt in B die Form ßgai vor. Bei 
-atam hat A beständig -ada, während B fast auschliesslich - ä aus aa aufweist: ajä = 
agliata, beä^ derä, feriäy fiä =: fiata^ came insalä, prigä ^ brigata, spa, stra.^ So im Päd., 
auch in der Mundart von Chioggia; bei Oriuoli ßä, mastellä^ das alt. Veron. zeigt eher 
-da^ doch in den Urkunden bei Giuliari mehrfach -<^, im jetzigen Veron. - ä; Asc. 430. 
Ueber - atiy -ate zu ^ siehe unter A. 



* In C aUfanUy ladame, (nb. led'), padoiehi, pamin, 

2 Vgl. im Sard. vtritau 

3 Man vergleiche auch eaw B = ca[p]Oy cau B^. Sonderbar ist dann, dam dieses w sich in B anch an Paroxytonis mit dem 
Aaslaute a anfügt; so in einzelnen Verba 2. Sing. Imperat.: rohaw ^peranbS refi^teatn ,derfri8cb.' Hier kann es wohl 
keine lautliche Geltung haben. 

* Auch hier einmal mit Zusatz eines w: aqua rotaw B. 

16* 



116 A. MUSSAFXA. 

Consonanten. 

L bei folgendem l zu r: cortel AB, sibriolo B; sonst arquanto B*. Sepurckio B* ist 
gleichsam sepurclum st. sepulcrum, -r- L bei folgendem l zu n: honigolo A. L zu n in 
der Formel ols: ponsar B. — La zu ss: bossegä B. — Zr elidiert vielleicht in bota = volta 
B; im ersten Theile des Compositums magragno B. — Ein vereinzeltes, aber sehr inter- 
essantes Beispiel von sylbeschliessendem l im o bietet uns B : che-o = che-'l; es ist dies 
ein altveronesischer Zug; meine Hdschr. Stud. 11, 18. — Eingeschobenes linpiädenaA. — 
Ljf wie gewöhnlich zu j, das nach i wegfällt. Anlautendes / vor e durch Einschiebung von 
i zu Ije und dieses früher zu je: jenda A*, dann zu ge: genda A} g&ndena B. — Auslaut 
'lli (it. lli oder gli) in B zu -gi^ wie bei Fra Giacomino :* cavagi^ conegi, famegif martoregi, 
bogt (2. Imperat. von bollire boglire):^ in B^ einmal Igt: famelgi, in A gewöhnlich -dli, 
aber auch -ghi: cavaghi, cavegki. — Cl selten beibehalten: claro (nb. chiarö) A, clamado 
B*, zenocloni (nb. -chioni) B*; mit erweichtem c: ogli B* (nb. ocÄt); sonst <5, geschrieben 
chi^ hie und da in B auch blos ch: enchoa (1. enöoa)^ sbadicha (1. sbadiöa). Zu g ver- 
einzelt in spegio B, eine Ausnahme, die noch trient-rovered. ist. In B* inqonegiava wohl 
für inqenog? — Gl unverändert in zinglaro A, gliesia A*; sonst ^; giazado A*, giesia A^B, 
^io^or B; und y, sei es, dass j aus ^ (=gßjj) oder, was weniger wahrscheinlich ist, aus 
(; i=[g]lj) sich entwickelt habe: yma A*, dann ^o^ir u. s. w. AB. PI, bl immer joe bi; 
pli, pjiy pi in desipina B*, plu^ plü, pli^ pji pi in pimazo B. 

R bei folgendem r zu Z; afouer A, mcUgarita B, molmorava B*; sonst ayo/io A, mofto 
A^ {morto A*). In azaZo AB ist eher Vertauschung des Suffixes anzunehmen. Einge- 
schobenes r nach st: tristri A* {-sti A*) ; nach Tvt im Suflf. -mentre A^B* (sonst nur -mente) ; 
nach i; in senavro A, -a B. Metathese; cariega AB, intriego AB, scrimir AB, struovo B; 
pegroselle B* = pecor'celle. 

M-m zu 71-771 : nembri B -e B*; twti zu n; scagno BA* (-titio A*). — Verhältniss von 
7W zu 6; Zwischen TnV wird 6 gerne eingeschoben: insembre A*, nonbra B; die Einschie- 
bung wird unterlassen in sgomerare A = it. sgomb^rare = lat. com'r-. Nach tti gesellt 
sich gerne 6; vor Hiatus-e combiado A*, combiä B, vor einfachem Vocale ganibello AB. 
Nicht anders tritt vor 6 gern 7W hinzu: gambusa B. Andererseits vereinfacht sich mb zu 
771, wahrscheinlich nach vorausgegangener Assimilation zu 77i7?i in cominar A (cambinar B) ; 
vor Hiatus-e in plundolo A. Stramo B, das übrigens nicht ganz unzweifelhaft ist, ent- 
spricht eher it. strambo als lat. strabo mit 6 zu m. 

N-n zu IrUi calonigo AB; n-m zu Z-771; mulimerUo B"; sonst vielleicht in laranza 
B. — Tijf zu n; losegna B. — ti zu n in der ganzen Conjugation von venire durch Ein- 
fluss des Hiatus-/ von venio veniam u. s. w. — nn zu nd: vdnder B. — Eingeschobenes 
n vor z: minzuol A*, ninzar B; durch Einfluss von in-: ingual AB*, iTisir B*, instade 
A. instesso AB*. Zum Auslaute hinzugetreten: paren, dann auch PI. pareni = 
parete A\ — -AT findet sich weggelassen in ciglaro (nb. zfTiy.) A\ %tt^a B*, 05^- 
t(;e7?fo (mehrmals) B*, 5a^t(;e (wiederholt) B* und sdguena B; also immer vor ^, ja in fast 
allen Fällen vor gu. Das n wird kaum verstummt sein ; es kann aber hier eine graphi- 
sche Eigenthümlichkeit erkannt werden, zu vergleichen mit der griechischen Schreibung 



1 Abc. 429 nenut diese Erscheinung ,una spiccata c&ratteristica padovano-veronese*. Auch bei Oriuoli degi = delli,, quegi = 
quellt, friegi = fratelli (Sing. freUo ; ie im Plur. wegen des i der ' folgenden Sylbe) , cortiegi , agniegi, tondariegi, gleichsam 
tonderelli ^Dummköpfe^ 

3 Vgl. ingiostro in manchen Mundarten. 



BsiTRiO ZUR EUNDB DEB NOBDITALIENISCHEN MüNDABTEN IM XV. JaHRHUNDEBTE. 117 

gg für ng^. Abfall von n im Auslaute des Suff. 4onem begegnet sporadisch sowohl in 
A als in beiden Theilen von B: canzö A', inhandisö B, perdiciö B*. Dass ostlomb. Mund- 
arten auslautendes n abwerfen, ist bekannt; hier aber liesse sich einfach nachlässige 
Schreibung annehmen. — Beibehaltenes n im Auslaute: lumeti A, das auch in der Mund- 
art von Poschiavo (Monti) vorkommt, hier aber ein Latinismus sein kann; in B* nomen, 
das auch im ven. Tristan mehrfach wiederkehrt; vgl. im Sard. renomen. 

T anlautend zu d: drezza B. Zwischen Vocalen zu d, das in A gewöhnlich bleibt, 
in B weit öfter wegfällt. Es lohnt die Mühe, zahlreiche Beispiele anzuführen: abaessa 
A bae^a AB, aguar AB gtu) B, aia B, aseo B, bail B, caena B, caileto A, cain (= catino) 
B*, caveon B, cömeo B, crea A, criar B, deo A*B, desiä B, desmissiar B -messear A* (-mc5- 
sedar A*), drio (nb. driedo A) AB, fatga (nh. fadiga) B, grtelo AB, invia (= invita) B, 
mariar B, meemo B*, monea B, Tufegra (= natica) B, noa B, noaro (= notajo) B, d^pet A* 
(-t(ie A'), joatre B, pSrdea A pSrsea B, re/wa B, rescui B, rwa B, 6ma scuara B, scaela 
B, Äea B 5Ä)/a B, spdola B, ^jmar AB, stranuar B, fopeo B. Ueber das f der Participia 
ist schon oben berichtet worden, dass A das d gerne beibehält, während B es fast immer 
abwirft. So in den Ableitungen mittels -torem: cazaor B, levaor B, oselaor B, pricaor B, 
raspaora B, rasaor B, tesaor B, daneben auch cantador, servidor. 

Ursprüngliches d zwischen Vocalen wird elidiert in cogno B, cruo B, enchioa B, loa 
B, medZa B, pricaor B, rafo^ AB, speöchia B; Suff, -idus: frasio B, ingrdvea B, morbio B. 
Vor Hiatus -i; ??Mofo B, puiesse A. 

TV zu dr, dann r; asirä A, Zaro AB, luria B, mare AB, nort^raB, palpieri AB", pare 
AB, ^'era AB, piria B, poliero puL AB, quarello A ; dann recamarise A* nb. imperadrise 
AB. Aar B eher von rad!re als von refer. CathMra verändert zuerst rfr zu <;fr — catiegra 
cadiegra — dann durch Metathese cadriega; dr wird zu r: cariega. 

Dj zu z (auch cz geschrieben) za^o AB. Coczo B geht auf cad-i-o = it. caggio zu- . 
rück; auch in vezua B kann das e (e) von v/c?eo noch fortwirken; in ancüzene B ist d 
vor einfachem e zu z geworden; oder ist vielleicht ancudjinem anzunehmen? D zu r 
in asprosordo B, zu / vielleicht in cöspelo B. 

Anl. J9 zu 6 in bargemena A, 6m A, die auch sonst aus ital. Mundarten zu belegen 
sind. Wenn dagegen anl. 6 in der Hs. B häufig als p erscheint, so ist dies wohl auf 
Rechnung des deutschen Schreibers zu setzen : pagatelle^ pagatiriy pordello^ praga {braca)j 
a-praza^ prenta^ prigä, pröstola in der Reihe der Verba mit anlaut. 6. So wird bin nb. 
win kaum recht sein ; an anderen Beispielen aber wird man anl. 6 zu v , das in vielen 
Gebieten nicht selten ist, nicht verdächtigen: bolpe A, bömito A, vielleicht bota B. Im 
Inlaute wird v besonders vor Hiatus -i und am leichtesten nach /, r gerne durch b ver- 
treten : albuol AB, pioba AB, salbia B, sparbiero A^ , zobia zuoba AB , vgl. auch fiabuolo 
A. In Babiera A, Sbabia A wird jedoch sich die mundartlich-deutsche Aussprache geltend 
machen. Vor einfachem Vocale wird Iv zu /b in malba B, wie im Mail, und im rum. nalh^? 
Umgekehrt begegnet sporadisch anl. 6 zu «; in wivo = bevo B, was als blosse umge- 
kehrte Schreibung angesehen werden darf. Beispiele von p, 6 zu v sind überflüssig. 
Wegfall von v in caw B, criel AB, orese B, paon B, preosto B, seo A, ua AB, vesctio B', 
vianda A. Eigenthümlich ist wiüdo = vediäo. 



> Es erinnert auch an afr. poig^ tcij für poing toing, 

^ Vgrl. noch 9huoda := 9-vuota A. 

3 Dem entsprechend bleibt der lat Hiatus in vSdtto. 



118 A. MUSBAFIA. 

C wird vor a, o, u oft cÄ, auch cÄ, geschrieben. Wird zu ^ im Anlaute: gambello 
AB, gambusi B, garddlo A, gardenal B, garzar B , gamnelo B, gordiUa A, gorteMo A* (cor*. 
A"), ^o2;ow A. Dagegen c beibehalten: cömedo A, mar AB, scumbra (sgombera) A*. Q2a 
zu c; caresma A, pasca (pasqua) A. 

C vor e, i bei vorangehendem Vocale zu ^ (auch rc geschr.): aserbo^ dtise^ resente^ 
vose; im Anlaute, nach Consonanten und bei Hiatus- e zu z (auch c und cz geschr.) : cena 
und Z67ia A, lucento A} luz. A', /aza A Jacza B. 

Gutturales ^f fiel weg in desmentih A* (-«jrÄS A*), wahrscheinlich in /o B ; vgl. auch 
calido B im Glossare. Ob sita B aus safgjitta bei noch gutturalem ^f oder aus sajita zu 
deuten sei, kann zweifelhaft sein. Vor e, t wird 9 zu z (selbst in diesem Falle cz geschr.) ; 
dnzelo A, imazine (nb. imagine^ italienisirende Form oder blos Schreibung) A, asacza B. 

4S zu z vereinzelt: azemo B, zenza B; Suff. -ozo\ golozo irozo B. S wird oft x ge- 
schrieben. Sc vor e, i lautet ss (geschr. sc^ ss, im Anl. s) ; neben sienzia und sctefiziado A* 
findet sich vereinzelt auch zienzia und szienziado, 

J = 7*, unverändert geblieben oder aus ^ erweicht: jdsi (jdces) B, jostra B; wird 
aber auch zu z (= it. ^) zöwi A. Ist hiatustilgend in ajere AB. 

Aus der Formenlehre. 

Vorliebe für -0, -a statt -c in der Genus - Endung zeigt sich vielfach : azalo B, 
altaro B, cano A, 4rpego B, frado A, grando B, grievo B, ^et;ro A, marwioro A, nomo 
B, (wto AB, /?re*o B, principalo B, principo A, rawo A, re/b A, sacerdoto A, ^o^ifo A, 
t^efo B ; Suff, -antem , -entern : Iticento A^ (-e A*) , portarUo A ; Suff, "ibilis : intendevelo 
A (A* auch -e). In zinglaro liegt vielleicht - avium zu Grunde. — avo B, 6oto A, 
fomasa A, n^^a A, OÄ^a A, pemisa A* (- e A') , .quala B , mda (t;t*6) A, i;oZ|>a A^ (-e A*) 5 
grievamente brievamente B. Dagegen -e st. -0 in cworc (nb. -0) = cttojfo A, ccmeVe A, 
peltre A. Äorzß B wie in lat. soricem. 

Ein paar Subst. gehen im Singulare auf i aus. So lo ladt B", nicht anders im alt. 
Venez. nb. lai^ friaul. noch lai^ istr. in der Verbindung a lai. Im* ven. Tristan, im Bovo 
ed. Rajna auch petti = petto. Endlich ist das Adj. fondi ,tief* A zu bemerken. Man er- 
innert sich dabei an gewisse adverbielle Ausdrücke, wie alttosc. ad aUi^ wo das Adjectiv 
obwohl es zunächst als Sing, aufzufassen ist, dennoch den Ausgang -=^ aufweist. Alle 
drei angeführten Nomina sind nun solche, welche, von Präpositionen begleitet, leicht ad- 
verbielle Locutionen ergeben ; in A kommt auch a fondi vor.^ 

In Bezug auf das Genus kann man lafelo B, la late A, la lume AB, la miel ^^ le nome B*, 
la sah A als sichere Fälle annehmen, da diese Neutra auch sonst als Feminina vor- 
kommen. A el Steve = it. la stepe; so im Trevisanischen bei Oriuolo. A hat auch el 
salvadesin; ist dieses Wort wirklich als Masc. gebraucht worden? Von el onza A und 
el smilza A ist dies entschieden zu verneinen. Auch im Plural zeigt sich unrichtige 
Anwendung des Artikels : le atti A* {li a. A*) , le pih A , le villani A* (fö v. A*) 
le pesse A* (li pessi A*). Auch das Nomen im Masc. Plur. geht hie und da auf 



1 Nannucci, Teorica dei nomi, 8. 175 ff., führt eine Reihe von Singularia der II. Declination auf -i. Die meisten betreffen 
das Suffix -ariv» = -ieri. Von den anderen können manche als Plural auffirefasst werden; hfiufig sind adverbielle 
Locutionen, wo man über den Numerus zweifeln kann; so ad ingegni (Fra Jacop.), a uopi (Borchiello), »tnta faüi (Jac. 
Mostacci), a guadi (Serdonati). Dann folgt eine Reihe von Eigennamen , fast alle von Städten; worüber Diez Gramm. 11^. 11. 
Was die Nomina der III. betrifft, so ist da -c zu -i weit weniger aufiBÜig. 



Bbitbao zub Kunde der nokditalienischen Mundarten im xv Jahrhunderte. 119 

- e aus, was bei Nomina der II. Decl. z. B. li fige k} (-i A*), belle coloreti A, sehr ver- 
dächtig ist; bei Nomina der III. — lipetene A' (-e A*), li stivale A} {-i A*) — ist es immer- 
bin möglieb, dass lat. efsj sieb nocb geltend maebe. Und so wird man in le amese A 
nicbt unbedingt ein Femininum erblicken ; die gleicbe Nachlässigkeit fand sieb im Artikel 
und im Nomen ein. Weim dagegen Fem. Plur. auf -e ausgeben, so kann dies füglicb als 
mundartlicber Zug erkannt werden: le caldieri A* (-e A^), le castegni k} (-e A*), h femeni B, 
h palpieri A, le pieri B, le violi A} (-e A*) , le virgerd B. Fem. Plur. auf - es bleiben ^, 
sei es, dass sie das Lat. unverändert behielten, oder auf einem Singular auf - a zurück- 
geben: le ave A, PL von ava B, le pemise A, PI. von pemisa A, le chiave A, le 
mojere A. Neutra auf -a haben die Endung -€: le osse A, le membre A. 

V e r b u m.^ 

Praesens. I. - o EL. III - o 

-i - i 

- a ' i 

- emo - emo 

-a, ano -i* e eno; a ano. 

Die 1. Sing, geht in der I. ein paar Mal auf -a, in der 11. auf -fj aus, wohl nichts 
als nachlässige Schreibungen. Die 2. in der I. mehrmals auf -a, eine berechtigte 
Endung = lat. afsj; einmal auch auf -e. Die 3. in der 11. und III. haben fast immer die 
Flexion -i = lat. i(t)?* Aeusserst selten -e, einige Male -a wie in der I. Für die 
1. PI. kommt ein Beispiel aus derl. mit -amo vor. Die 2. PI. der I. einmal auf -a': amsidera! 
A* (-S A*) imd mehrfach auf -l wie in der 11. III.; die U. III. schwankt: h = e[tisj, ist 
weniger häufig; gewöhnlich \ = ipis] und eftis] (in letzterer Flexion ^-i = ^-t); 
manchmal die volle Form -idi. Die 3. Plur. bewahrt das lat. n von nt mit paragogischem 
oder wirft es auf venetianische Art weg; in der II. III. grosses Schwanken; i wie 
im Sing, ohne eine Nbf. -ino^ da das Lat. doch kein -int bot; dann Darstellungen von 
lat. -ent^ imd nach Analogie der I. auch von -ant. 

Formen aus einzelnen Verba, die eine besondere Eigenthümlichkeit bieten, wären 
(um die sattsam besprochene Einwirkung des Ableitungsvocals zu übergehen) von = 
vado xmd dort = do und deöeo; sie sind in älteren mundartlichen Schriften gäng und 
gäbe (auch B* hat dort) und mögen in rustiken Mundarten noch heutzutage leben.' Das 
n mag sich durch Einfluss von son eingefunden haben.* Für vado^ nb. von, auch vago^ 
eine Erweiterung, die noch jetzt neben diesem Verbum auch dago^ stago kennen. Für 
die 1. Plur. kommt staghemo vor. Nb. dort = debeo auch diebio und die\ über deren 
Diphthong unter e berichtet worden ist. Die 2. Pers. bat abgekürzte Formen: ka\ da\ 
sta\ fa\ sa% die\ po\ to\ dt' ; aber nur tu vole od. voh In der 2. PI. bemerke man dadi = 
datis St.. d^, ein Fall der vollen Form für die I.; dann /ade = fa[ci]tis it. fate; nb. dis^ 
= dic-&is auch didi = d([cijtisy it. dite; endlich possi. Das Auxiliare esse hat son^ e\ h 



* ZonlEcluit nach A. 

> So auoh in iBtrianiflchen Mundarten, Asc. 439. Auch die Mundart von Triest flectirt auf gleiche Weise. 

' Aac 449 erinnert au voti bei Calmo und vergleicht /on » don bei Boerio (wo sie als veraltet angegeben werden): er fügt 

hinzu, diese Formen fänden sich wieder ,in ampia distesa di dialetti*. 
^ Es könnte auch |Miragogisch sein, wie im tose, mtne^ tene. 



120 A. MüssAPiA. 

(auch si k und s^ = ven. x^) , sidi si (einmal auch sk)^ sono. — Es gibt auch Formen 
der 1. und 2. Sing, mit angehängtem Personalpronomen, fast immer in fragender Form: 
h&jo ,habe ich?' sojo ,weiss ich?' in B* sontio ,bin ich?' während sonst in dieser Hs. 
kein sont erscheint. Die 2. bewahrt in diesem Falle das ä, welches durch das t geschützt 
wurde: estfi (auch siestu)^ oMih^ fastu, sastu, vostu truostu^ distu, vestu nb. v4destUy öldistu, 
cr^distu [-estiL A*), azölastu^ mdnzestu^ accdsestu, vergögnestu (wo das a (e) zu bemerken ist). 
Zum Praesens gehört auch das Fut. far -, dir-astu. Und hier möge auch gleich erwähnt 
werden Cond. porestu — poressi-tu.^ Wir sagten, ,fast immer in fragender Form', denn auch 
wenn das Pronomen aus rhetorischen Gründen nachgesetzt wird, kommen die in Rede 
stehenden Formen vor: T6' cinque ducati^ e diese hastu ahudo\ fa in tvto qufndese. Tu 
me par un leopardo; cossi estu lentizinoso. üna zoja de rose portio sul cavo per to amore. 

Der Conjunctiv hat in der 1. 3. Sing, -a {cK e' numstra, ck' el diga; erweiterte 
Form daga)^ in der 2. -/ (keine contrahierte Form, also chedigki); erweiterte Form che tu 
daghi. Von habere: 3. Sing, ebia; siehe die Lautlehre unter A; 2. Plur. ahiadi A*, ahih A*. 

Im Imperativ. 2. Sing. I. -a, II. III. -e und i. Contrahierte Formen : dä^ adu\ tra\ 
ve' varte wie im tose, guarti — 2. Plur. I. -^ und ä; 11. imd III. -^. Zu bemerken/^ 
und fadi; nb. d^, auch das erweiterte dasi. 

Imperfectum. Sing, wie im Tose. Der Form -abamus^ ebamus u. s. w. entspricht 
gewöhnlich -avano^ evano^ das wohl Proparoxytonon ist, da ein paar mal -veno vorkommt, 
nur äusserst selten -vämo,^ In der 2. PI. wird , wie in den meisten Mundarten , der 
Accent auf die drittletzte Sylbe retrahiert und die Form abgekürzt: parlavi^ disevi. 
3. PI. wie im Tose, selten mit -eno st. -^wo; manchmal mit vernachlässigtem -no. Zu 
bemerken /eva nh. faseva und jene Erweiterung daseva^ die noch jetzt mehrfach lebt, 
und sich wohl b.\x£ faseva^ diseva gründet. Von esse: era^ eri^ era^ 6ramo^ en, irano. 

Im Impf. Conj. nur zu bemerken, dass die 1. 2. Sing, -e im Ausl. bewahren und 
dass st des 2. PL zu ss wird : se vui fusse? 

Perfectum kommt äusserst selten vor. Die vorhandenen Beispiele sind 1. Sing. 
e' hatd'^ 2. Sing. PI. wie im Tose, nur 5^ zu ss :^ vignissi ; 3. Sing, andä nb. and^^; 1. PI. marcadä- 
semo z=z it. mercatammo^ combatessemo = it. combattemmo ^ eine Form, die in älteren vene- 
tianischen Quellen stets wiederkehrt. Es ist darin der Hang zu erkennen, dem lat. 
-avimus^ das zu -dmus contrahirt mit dem Präsens zusammenfällt, zu einer klangvolleren 
Form zu verhelfen.* Nach Analogie der 2. Person araassi bildete man ein amas- 
simOf Smo.'^ Starke Perfecta sind de\ fest, vidi viti. Von esse: fo. Das Perf. von habere 
lässt sich aus dem Conditionale erschliessen. 



* Hier gehört das « dem Inueren der Flexion an. 

2 So bei Ruzzante »aivino = saptvAitw = vz. navMmo; daMvino = davämo von dem bald zu erwähnenden daseva. Auch 

im Perf. hat Knzz. n statt m ; fusaino = fummOy ß^tnno = facemnio. 
' Gleiches Schwanken bei Ruzzante. 

* Es kommt auch ruuseaii vor. 

* Nach Analogie von cfc'; vgl. it. andiede andette. 

Dem Tose, genügt die Gemination des m; Mundarten gebrauchen stärkere Mittel. 

"^ Vgl. bei Biondelli Comb, porti^stm, reg^, purt^teni^ parm. poriisstm und so in den anderen Conjngationen. Diez 
113 168 ist zwar geneigt, darin das Plusquam perfectum zu erblicken; ich glaube aber, dass (wie oben gesagt) nur Ein- 
fluss der Form der 2. Person zu erkennen sei — Das Friaul. amdrin^ dann auch amdrU (für 2 Sing, und Plur.) gründen 
sich auf die 3 PI. anidrin = umärunt und darin kann man eine Bestätigung meiner Vermuthung (Jahrb. X, 368) finden^ 
dass auch die erweiterte Form des rumänischen Perfectes nicht vom Plusqpf. abhängt. 



Beitrag zur Kundb deb korditalibnischem Mundarten ix xy. Jahrhunderte. 121 

Ueber das Futurum ist nichts zu berichten, als dass die 2. PI. die Vielförmigkeit der 2. 
Plur. Präs. Ind. der Verba der 2. aufweist; also z. B. -eridi^eri^ er^ (einmal selbst -ert^). 

Die Gestalt des Hilfsverbums im Conditionale ist: Sing. 1. ave] 2. essi^ issi (selten 
-c), einmal auch tu seravi Anbildimg an 1. imd 3.; 3. ave; Plur. 1. essemo (4ssimo^ issimo) 
von einem Perfectum avessimo = it. avemmo ;* es kommt auch dveno = dvemo = it. Sbtnmo 
vor; 2. essi (issi); 3. ave, dveno. 

Vorliebe für schwache Participien, z. B. metudo. — Parte, auf -esto: tasesto. 

Zur Ableitung wäre zu bemerken, dass auch aus Verba der II. und III. Con- 
jugation Nomina mittels -otorem -atura^ statt -itorem -itura ^ gebildet werden; ein XJeber- 
wuchem der I. wie bei den Gerundia in -ando: hatador A, spendador B; cusadura A, 
sfendaura B, tessaor B. Zahlreiche Beispiele sind bei Boerio (zum Theile als veraltet be- 
zeichnet) und Patriarchi zu finden; auch ladin. Mundarten kennen diesen Gebrauch, z. 
B. friaul. bevador (nb. -edJ-), Valleventina teizadour. 

Suff, -aritis dient, um die Namen der Obstbäume zu bezeichnen ; z. B. piraro^ pomaro ; 
cognaro und codogner; figer^ oliver^ zereser. So in vielen, besonders Östlichen, Mundarten 
Norditaliens; wie auch im Französischen. 

Das in den hieher gehörigen Mundarten so weit verbreitete Suff, -ente findet sich 
in parlente B, serviciente B. 

Zur Composition ist zu bemerken , dass sich einige Male das einfache Verbum 
findet, wo die Schriftsprache ein Compositum gebraucht. Nur ist, so oft es sich um 
das Präfix ac?- handelt, zu bedenken, ob hier nicht blos ein phonetischer Vorgang, 
Aphäresis des a, stattgefunden habe ; so z. B. in bajar B, costuma ,züchtig* B, mazar A, 
prossimar A. Ob auch in fama = affaraa ß ? Umgekehrt finden sich sehr zahlreiche 
Fälle, wo zum Verbiun ein anlautendes a- hinzutritt , z. B. acolegar B*, apoda (= potd) 
B, atraisi B atradida B*, avantare AB u. s. w. Hier kann man wieder zweifeln, ob 
wirklich das Präfix ad- hinzugetreten sei oder nicht vielmehr die in Mundarten herr- 
schende rein phonetische Vorliebe für vorgeschlagenes a — auch bei Nomina — sich 
bethätigt findet. Ist ascurta B (so auch bol.) ^z ö^-^c. oder abs-c. ? Nicht selten kommt 
ar- vor, das zwei Quellen haben kann. Einmal ist es ad-^ in der archaischen Form 



^ Es sei hier noch eine Bemerkung über das Conditionale auf -m« gestattet. Diez Gramm. 11' 121 sieht darin das Plusqmpfc von 
höhere, ,denn was ist cantares9j -issel, -es», -^#em, -4»sef, 'i»aen anders als cantar-ane»» :=■ carUare habuiMeniP Man kann be- 
merken, dass den Endungen -iaaet und -isMef auch av-eati t[u] und av-e»te-i}[oi} entsprechen können, dass -itaeriiy wie so eben 
gesagt, erweitertes Perfectum sein kann; dass also drei Personen — 2. Sing., 1. 2. Plur. — die Erklärung mittels des 
Perfects vollkommen zulassen; diesen konnten sich nun sehr leicht auch die anderen drei anpassen. Man vergleiche 
z. B. das Cremonesische. 2. Sing, und 1. 2. Plur. haben nur -iaaet,, 'isaem und -eaaea entsprechend dem Perf. aviaatt, aveaaea 
und av6aaem; für die 1. Sing, besteht neben der Form &f =r altlomb. hefoe = lat. hahui auch die durch Analogie entstan- 
dene -eaa z. B. cuaartf und cuaariaa; die S. Sing. Plur. dagegen blieb beim blossen Perfecte: alt hdve, jetzt -d/; es 
besteht nur die Form cuaardf. Im Berg, wieder hat auch die 3. die analogische Form -eaa neben der aus dem Perf. -f/.* 
metiref und melireaa. Mau kann also Schritt fflr Schritt dem Einfluss der klangvolleren Formen der 2. folgen; bei Bonvesin 
nur reines Perfect; frühzeitig im Lomb. und in anderen Gebieten 1. Plur. mit -m-; im Cremon. auch 1. »Sing., aber mit der 
organischen Form concurrirend; im Berg, alle sechs Personen mit -««•, aber hier 1. Sing. 3. Sing. Plur. mit der Perfectform 
concurrirend ; im Mail, endlich ergreift -aa- ausschliesslich das ganze Tempus (daneben freilich das ganze Tempus mittels 
des Imperf. gebildet). — Schliesslich sei bemerkt, dass in den rustikeu Mundarten Venetieus, eben so in der von Rovigno. 

für die 1. 2. Plur. die entsprechenden Formen des Impf. Conj. eintreten. Näheres darüber bei anderer Gelegenheit. 
DenkschriftaB der phiL-hist. Cl. XXJI. Bd. 16 



122 A. MüSSAFlA. 

ar-y wie in argine (Diez I 30) \ dann aber kann es für re stehen ; d. h. re, er (*r), ar} — 
in ist beliebt: impenzer empentor empentura B, empensaü^ impentite B, inntiosi ,schade^ B, 
entenzi efnt&ntore u. s. w. ; die entsprechenden Formen sind meistens noch im Ven. Päd. 
Friaul. u. s. w. zu finden. Einfaches re- für re-m, re-ac{ des Italienischen in regrada 
AB, repeza B. — Mal findet sich sehr oft in B vor Adjectiven: malcognoscerUe ^ cortese^ 
destro^ intendevele^ neto^ scaltrio. Ob alle der Volkssprache entnommen? 

Wenn wir nun nach der näheren Heimath der einzelnen Glossare fragen, so werden 
uns die Lautverhältnisse von B, trotz der Unterschrift ,Venezia', mit ziemlicher Sicher- 
heit auf Verona \md die Umgegend weisen. Für A ist kein Grund vorhanden, nicht 
anzunehmen, dass es uns die Mundart von Venedig darstelle, nur ist darunter zu- 
nächst die plebejische rustike Mundart zu verstehen, wie sie uns in den Schriften der volks- 
thümlichen Dichter Padua's, Vicenza's, Treviso's aus dem XVI. Jahrh. , und noch 
vielfach in den bäuerischen Idiomen dieser^ Gegenden, sowie von Chibggia, Burano u. s. 
w. entgegentreten. 

Für C kann man unschlüssig sein; so viel indessen ist gewiss, dass C^ zunächst 
venezianisch ist, und dass C* keineswegs, wie Ebert meinte, auch nur annähernd als 
bolognesisch gelten kann. Nur bei einzelnen Wörtern macht sich der Ort der neuen 
Ausgabe dadurch geltend, dass an der Stelle des venezianischen Ausdruckes, oder neben 
demselben der bolognesische erscheint. Mit C^ ist das Büchlein offenbar einer Revision 
von Seite eines Toscaners unterzogen worden. 

Ich gehe nun zu dem wesentlichen Theile meiner Arbeit über, zur lexicalischen 
Ausbeute. Das folgende Verzeichniss enthält zuerst Wörter, die rein mundartlich sind, dann 
solche, welche, obwohl auch der Schriftsprache eigen, doch hinsichtlich der Form (soweit 
Diess nicht durch die vorangehenden Bemerkungen über Lautverhältnisse erledigt ist) 
oder der Bedeutung etwas Bemerkenswerthes bieten. Jedes Wort suchte ich, soweit es 
mir möglich var, in den anderen Mundarten Italiens zu verfolgen. Dem Reize, die Ver- 
gleichung auch auf die Mundarten anderer Gebiete auszudehnen, musste ich theils um 
meine Arbeit nicht ungebührlich anschwellen zu lassen, theils der Schwierigkeit der 
Aufgabe halber widerstehen; die paar Anmerkungen, welche trotzdem französische 
Mundarten betreffen, wird man nicht als Inconsequenz rügen. Ebenso wies ich öfters 
auf das Churwälsche hin, da Dieses mit dem hier behandelten mundartlichen Gebiete innig 
zusammenhängt. Wo ich mir keine genaue deutsche Uebersetzung zutraute, liess ich meine 
Quellen selbst reden ; in Bezug auf Orthographie der einzelnen mundartlichen Wörter strebte 
ich nach einer gewissen Gleichmässigkeit, ohne aber auch nur entfernt eine wissenschaftliche 
Transscription zu beabsichtigen. Ich bedurfte derselben um so weniger, als es hier in den 
meisten Fällen blos auf die lexicalische Geltung des Wortes ankommt. Nur bedaure ich, dass 
ich nicht immer genau o , u von ö, ü unterschied. Die kleinen Excurse in den Anmer- 
kungen über weitere Verbreitung einzelner Wörter und über verschiedene Ausdrücke zur 
Bezeichnung einzelner Begriffe wird man mir wohl zu gute halten. Jede Arbeit, wie die 
vorliegende, gibt zu zahlreichen Ergänzungen und Berichtigungen Anlass; dass die 
Fachgenossen meine Erörterungen einer eingehenden Prüfung würdig betrachten, ist 
mein sehnlichster Wunsch. Schliesslich sei mir noch eine Bemerkung gestattet. Fol- 
gende Blätter, im Sommer 1868 begonnen, konnten erst nach einem Zeiträume von mehr 

1 So in zahlreichen, besonders ladinischen und aemilianischen Mundarten. Da»» selbst in venez. Mundarten, welche sonst die 
tonlosen Vocale gut bewahren, derselbe Lautgang anzunehmen sei, ist auch die Ansicht von Asc. 433. 



Beitrag zur Kunde der norditalienisghen Mundarten im xv. Jahrhunderte 123 

als vier Jahren zum Abschlüsse gebracht werden. In der Zwischenzeit erschienen 
ausser kleinerer Arbeiten zwei wichtige Werke, die sich mit dem von mir behandelten 
Gegenstande auf das innigste berühren : Schnelleres romanische Mundarten in Tirol und 
Ascoli's Saggi ladini. Beide — erstere mehr in lexicalischer, letztere in lautlicher 
Richtung — gaben mir oft wie Bestätigung des von mir schon Aufgestellten, so auch 
Aufhellung über Manches, das mir dunkel geblieben war. Ich hoffe, meine Darstellung 
überall so verändert zu haben, dass der chronologischen Ordnung des Erscheinens der 
Schriften Rechnung getragen sei; sollte aber dennoch hie und da etwas vorkommen, 
das als von mir zuerst Gesagtes erscheint, während es sich schon in den zwei trefflichen 
Schriften findet, so ist es gewiss ohne Absicht geschehen. 

A. 

abrenar: -a el cavalo ,czewm auff das pfert' B. Siehe hrena, 

abroar: abro[a] el capon ,pren den cappaun' B. Allgemein verbreitet, und zwar 
bald mit o-a^ bald mit hiatustilgendem Consonanten: Vj j^ g; an die Stelle von o tritt 
auch u ein. Ven. tir. broar, bresc. berg. crem. piac. broä^ piem. bro^; ferr. bruar, grödn. 
brii^; ven. Nbf., parm. brovar^ mail. friaul. brovä, piem. JSbf. brovi, cremon. bruvd^ mod. 
bervhr (her = broj. Mit Präfixen: mod. Nbf. aberver-^ friaul. sbrovä; mail. com. sbrojä 
(com. auch sboriä), comsk. sbrogliä (gli aus jf, wie j aus gli); com. imbrugä. Abgeleitet: 
cremon. sbruatä. Bedeutet ,dare una leggiera scottatura alle carni, alle erbe ecc. ; semi- 
cuocere ; porre i porci nell' acqua calda per pelarli', also ,abbrühen' ; daher auch ,offen- 
dere la pelle con acqua boUente'; vgl. parm. sbrovatar ,essere boUente, caldissimo'; ven. 
broente, cremon. bruvent, crem, sbroent ,siedend' (-ent durch Einfluss von bollerUey oder 
wie bei tagliente^ in älteren mundartlichen Denkmälern resonente, somejente und noch 
jetzt in zahlreichen Mundarten); Vb. cremon. sbruentä. Substantiv mit dem Suffixe -öt: 
bresc. bröot oder broot, crem, broot, cremon. bruvott ,leggiera scottatura^ Vom mhd. 
brüejeUf Diez 11, 240 s. v. brouir} 

achandonar : -a ,meit' B. Wohl nur Schreibfehler für abandonar oder um den Buch- 
staben näher zu kommen asbandonar oder arb. 

acorar: -a el to inimigo ,derstich deinen feint' B. Bei Ruzz. ,me vegne la sita 
(= saetta) che Txxaccuore^, Parm. corar xmd acorar i gozein (,Sch weine'); Sbst. corador. 
Auch tose, accoratojo ,stile aguzzo con cui si da nel cuore ai majali per ucciderli'; 
afr. a^orer. 

afaldar : -a la pelanda ,fald den rock' B ; grödn. faldk Kommt übrigens in der 
Bedeutung ,in Falten legen' auch im It. vor; Ariost: ,le crespe ti affaldano il viso'. 
Von falda, Diez I, 170. 

agro ,acker' C. Nur als Latinismus z. B. im Ausdrucke agro Hp^nano gebräuchlich. 
Bergsk. agher^ worüber Tiraboschi : ,A Casnigo, Val Gandino e altrove chiamano cosi il 
loro territorio.' Vgl. auch Asc. 95, Anm. 4. 

agro ,streng' B; ven. anio agro ,severo'. Vgl. Petrarca: agre rampogne] Boccaccio: 
agre riprensioni. 

aguano ,hewr' A, ,ewr' B; bei Ruzzante guanno; zu Magagnö: ,guanazo si suol dire 



* Vgl. auch bei Bridel hria ,s'echaader la peau, se brCiler l^gerement'. 

16» 



124 A. MUBSAFIA. 

dai contadini quando sono passati tre o quattro mesi dell' anno^ Altit. tigiuinno^ noch 
jetzt im toscanischen Landvolke (auch iguanno guanno) gebräuchlich; neap. aguano^ sie, 
aguannu; auch in Yalinzasca auann mit a in anlautender Sylbe. In A begegnet auch 
die Nebenform imguanno, die ebenfalls toscanisch ist. Nicht anders friaul. unjan, gen. 
ingiuznnu. Vgl. romagn. (bäuer.) ingvanen ,heurig' (die Frauen nennen so ein schwäch- 
liches kränkliches Kind); regg. ferr. anguanin ,giovenco da und a due anni^; mant. in 
gleicher Form, aber von einem Baume gleichen Alters. Von hoc anno und hunc annvm 
Diez I, 435; sard. occannu gibt das Lateinische am treuesten wieder.* 

aguare ,weczen' AB ; ven. gTiar {gv^ar)^ von acut-are. so auch sard. ; während it. aguzzare 
und die Formen fast aller Mundarten, welche die Sibilans aufweisen, von actU-i-are her- 
zuleiten sind; Diez Gramm. II, 402. Aphäresis des a auch im tir. guzzar. 

aguia ,adler' A. Wie ist das Wort zu betonen? Wenn agiijay so deckt sich diese 
Form mit alttosc. aguglia^ das übrigens nicht leicht zu erklären ist.* Es ist aber auch 
die Betonung dguia {d-gu-jaj nicht d-gui-a) möglich; da grödn. 6gujay fass. dgua ^gua^ in 
Valleventina mit angewachsenem Artikel legua vorhanden sind. — Für diese Formen 
dürfte sich folgende Erklärung empfehlen. In aquila wurde qui wie cu-i ausgesprochen — 
dcuila — ; so friaul. deutle \ vgl. auch sard. dcula^ bergsk. dgola^ bei Rosa Aola. /trat dann 
nach l: dculja^ wodurch in Adgiija, im Grödn., kraft der gewöhnlichen Vertretung von d durch 
e, Sguja sich ergaben. In dgtia geht Ij, d. h. j, zwischen Vokalen verloren . (vgl. Asc. 
350) ; in Sgua könnte man e aus ai in aicuflja erklären ;' da aber Abfall von l zwischen 
Vocalen auf diesem Gebiete nicht anzunehmen ist,* so wird man auch hier Abfall von 
Ij und a unmittelbar zu e annehmen.* 

aidar De che tempo b-lo? El h düun hon aidar ,in welchem alter ist er? Er ist in 
aim gueten altera So in beiden Hss. von A. Das sonderbare Wort, das wohl didar 
zu betonen ist, ist nirgends zu belegen. Deutsches Alter? l vor Muta zu i kommt in 
vielen ital. und deutschen Mundarten vor. 

aiemo ,ahorn' C. Wie das deutsche Wort vom Adj. acemus. So auch churw. 
asch6r ischUr; vgl. Asc. 50.* Die Erweichimg des noch gutturalen c, g (vgl, mail. bell. 
dgher) oder von (5, ^ (Asc. 80) zu j auch im friaul djar , grödn. djer (wohl so zu beto- 
nen?), sie. dgghiaru (nb. dzzeru), wo ggki = j ist. 

aingurare ,wünschen* C. Mit dem beliebten Präfixe und der Einschiebung des 
n, welche durch die Präposition in beeinflusst ist, ven. ingurar, mail. berg. crem. -ä. 



1 Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass avannotfo ,nicht über ein Jahr altes Fischchen' nicht nach Manage von ab anno^ 
sondern ebenfalls von ?ioe anno herzuleiten ist; gu xa v wie in avcUe aus aqualis^ eguale. 

3 Schneller, welcher ein agogia in Valsugana kennt, legt in wenig überzeugender Art aquucula zu Grunde. Ich wage folgende 
Vermuthung: qui zu cu-i (siehe oben), gleichsam d-cu-\'la\ dadurch konnte der Accent vorrücken: ac{iUa\ ü konnte dann 
zu Ij werden. 

3 Retraction des t sehen Manche auch im frz. aigle = aic*la; mir ist indessen Entwicklung des t ausc — a*ela — viel wahr- 
scheinlicher. Von acia (bergsk. agla) hat Meyer (Romania I) die schöne frz. Form aiUe nachgewiesen. 

* Auch Asc. 265 bezweifelt egua = aicu[l]a. Und aus diesem Grunde lehnten wir für A die Aussprache d-gui-a^ aqui[l]a ab. 
B Hier die Erklfirung Schnelleres: ,Äqu%la scheint früh in a^u^/ia (a^tcu/a ^) abgewichen zu sein, woraus grödn. {dg^fja) 4guja^ 

fass. aber noch weiter verschliffen die scheinbare Stammform dgua igua, statt aguia eguia,^ Das ist sehr undeutlich, denn 
wenn wirklich zuerst aquiglia ausgesprochen worden, wie kam das Ladinische zur ursprünglichen Betonung zurück? 
Schneller setzt hinzu, ,vgL port. aguia*. Hier liegt aber blos aguiln. vor, und im Portugiesischen ist Abfall von l zwischen 
Vocalen gäng und g8be. Der Vergleich ist also kaum zutreffend. — Andere nicht minder bemerkenswerthe ladinische 
Formen des Wortes sind in Asc. 210. 291 nachzusehen. 

* Bridel ayir = ayem. 



Beitrag züb Eunbe des nobditalienischen Mundabtbn ix xy. Jahbhunberte. 125 

albeo jftluchten' C*; so ven. päd.; C"* haben abedo ,füchten, fiecht*. Von abietemj 
das sich zur ersten Declination schlug. Wegen des l kann man ferr. alhanista = ehan.^ 
sen. dlbaco = äbbaco vergleichen. Vgl. apetz. 

albnol jChnettroch* A, ,taigtrog* B. So ven.; päd. albol, in Istrien albol und liboV 
Die Bauern bei Mailand gebrauchen in dieser Bedeutung das Primitivum albi; ebenso 
in Piemont. Sonst ist das Wort im Primitivum oder mit vef schied enen Deminutiv- 
endungen in der Bedeutung ,Sauftrog, Nusch in Hühnersteigen, Trinknapf in Käfigen 
u. s. w.* allgemein verbreitet; auch das toscanische Landvolk soll albio in ersterer Be- 
deutung gebrauchen und in den Anmerkimgen zur Crusca verzeichnet Tassoni: , Albio, 
conca, vaso da bagnarsi, e piü propriamente in significato di truogolo, vaso da acqua 
od altro per poUi, porci e simili.' Man bemerke auch lomb. albiö, arbiö^ elbiö, elbiöl 
,vaso di terra con entro acqua, nella quäle i fornaciaj e mattonaj si risciacquano le mani 
prima di lisciare il lavoro*, dann ,pila con canale che porta l'acqua nelle cartiere^ Die 
Grundbedeutung also immer ,Behälter zunächst für Wasser*, wie im lat. dlveits ,Wanne*, 
Diez n, 210. Hie und <ia (mant. mod. ferr.) auch ,Bienenstock' , wie alvear. Was die 
Formen betrifft, so ist zu bemerken, dass überall an die Stelle von v vor Hiatus -^, 6 
eintritt (vgl. rum. albie, schon im App. ad Probum albeus)\ im gen. argio ist § = bj 
oder vj (vgl. frz. äuge). L wird zu r in den schon erwähnten Wörtern, dann im piem. 
piac. parm. arbi, regg. erbt; zu i im ferr. aib, bol. eib und ai vereinigt sich zu e im 
romg. ebl (Demin. ibiol). L zu i auch im friaul. laip laipuzz, bellun. laip leip mit ange- 
wachsenem Artikel. L fällt weg im berg. abiöl nb. alb. Biül in Valcamonica hat die 
erste Sylbe verloren; vgl. ebenda biumm neben albiumm = alburno ,Splint'; tose, giglia 
nb. ar giglia. 

aldegarse: -äte de noaro ,verwig dich zu swimmen' B; so bei Ruzzante; noch tir. ; 
mant. (bäuer.) aldagar^'s. Von andere (au zu al) durch das Verbalsuffix -icare. Nach 
Schneller vom Nominalstamme dudac-s, ,man möchte daraus auf ein einstiges Adj. 
dldagk dldegh schliessen*. Ich glaube kaum, dass ein solches je bestanden habe, da bei 
Adjectiven Nominativbildungen kaum vorzukommen pflegen. Hieher gehört wohl aide- 
gadisia in Valle di Scalve (berg.) mit der auffallend veränderten Bedeutung ,Faulheit^ 
Einer Bildung mit gleichem Suffixe aus dem Participium begegnen wir im mail. berg. 
u. s. w. ascass ,wagen* d. h. ausAcare (häufiger im Mail. volzä = V'Olzä = au^are)^ und auch aus 
diesem Verbum finden wir im Bergamaskischen aschisia ascadisia ,Faulheit', a^cadSs ,fauP. 

almer ,behalter* A. Von armarium, r-r zu Z - r. So im rum. almariu , afrz. au- 
maire^ dtsch. Almer. Vgl. Mikl. Fremdw. s. v. omara. 

altana ,burczgarten' B. Wird angeftlhrt der Uebersetzung wegen. Dem Worte 
kommt sonst die Bedeutung ,imbedeckter Platz zur Aussicht auf einem Gebäude* zu. 
Von altus; Diez H, 5. Manche Mundarten auch mit nt st. It; so crem. berg. mant. ferr. 
bol. antana. 

altnii auch inaltru' ,anderswo* A; -ui = uhiy dann u' wie auch im Tose. Vgl. 
comsk. indoltru\ inoltro\ 

alturiar -a ai poveri ,kum czu hilff den armen* B; alttosc. altoriare; häufig auch 
in altven. Schriften. Da Schio weist das Verbum im Vicentinischen nach, bemerkt aber, 



^ Eher al zu /«, als a/ (durch at, e) su t, wie im Bomagn. (s. nnt) mit angewachsenem Artikel 



126 A. MUSSAFIA. 

es sei nunmehr veraltet. Verblieben ist im Ven, das Substantiv alturto in der Verbin- 
düng cigar oder criar alturio. Etwa von ajutorio aitorio; i zu l? frug ich im Glossar zu 
Fra Paolino. Weit besser erklärt es Schneller von autorio; au zu al; so auch Ascoli 
456. In der toscanischen Mundart von Valdichiana kommt in der That avtere nb. aü&re 
= ajvtare vor. In einem altveron. Leben der h. Katharina arturio. Das betonte o wird 
in den mundartlichen Formen zu u durch Einfluss des folgenden i. 

alvanzar -a ,derobrig* B. Die Form konnte ich nirgends finden. Sie unbedingt 
als einen Schreibfehler zu erklären wäre übereilt. In einem bologn. Gedichte über 
Feldbau (einer kürzeren Version des von Toselli herausgegebenen Tesoro de' poveri, 
Wiener Hs. 3121) finde ich alhanon = abandon. Könnte etwa hier und in alvanzar statt 
vanzar = [a]v. das Präfix ad in der Form ar (r zu l) erblickt werden? Vgl. übri- 
gens albeo. 

ämeda AB und ämia C ,mume'. Allen nordital. Mundarten gemein; tir. dmeda, 
eben so mail. (in der Stadt kaum mehr im Gebrauche); com. dmada, comsk. Idmada^ 
mit welchen letzteren Formen sich tir. dada, mit auffallender 'Älgung des m, vergleicht. 
In amia^ das ven. und comsk. ist, fällt d weg, eben so friaul. agne (mj zu n) (piem. 
magna mit angewachsenem Possessive, wie in madonna, messere ?J ; in comsk. anda^ landa, 
selbst eTida, fällt i weg. Zu comsk. Idmada landa ^ wo der Artikel zum Substantiv trat, 
ist ampezz. rdmeda (Sehn. 65) zu stellen. C bietet auch die Form meda, wo also der 
betonte Anlaut ausgestossen wurde, natürlich nur nach Vorrückung des Accentes (vgl. 
rmg. ariädra statt dn, und sodann mant. crem. parm. nadra^ bresc. berg. nedra). Gleiche 
Form mant. bresc. berg. cremen.; tir. als dritte Form mea; so auch bei Ruzz. als Ehren- 
bezeichnung für alte Frauen. Man bemerke auch die Deminutiva: brianz. amedin me- 
din raedina^ comsk, midinn, cremen, med^n. Von amita, Diez II, 434. 

ampo' ,doch' B; in älteren toscanischen Schriften kommt es in dieser Bedeutung 
vor, eben so im älteren Venez. Lebt noch in Tirol; auch grödn. *nj)o\ 

amolar: aravola le forffe ,sleiff die schere' B. Siehe mtiolare. 

ana ,mein en' und bexana ,ur en' B. Einige Wörter darauf bexava ,mein urane', 
ava ,mein anfraw'. Wäre nicht diese Wiederholung, so würde man in den zwei ersteren 
Wörtern ohne weiteres n als verschrieben für u (wie sonst oft in dieser Handschrift) 
ansehen. Jetzt drängt sich die Frage auf, ob ana nicht ein dem Deutschen entlehntes 
Synonymen sei. 

ancö siehe ancuo. 

ancomö e crezo cKel sia in via anc. ,ich glaube er sey nun talung auff dem wege' A. 
Fra Paolino gebraucht das Wort in der Bedeutung ,nunmehr', it. omai. Ebenso im 
Pozzo di S. Patrizio (Prep. III, 1, 133) und in anderen älteren Schriften aus Norditalien. 

ancona ,taueP A, ,heiligentafel' B. Auch der Schriftsprache nicht unbekannt, 
findet sich das Wort in fast allen Mundarten. Crem, gen, mit ti; parm. incona nb. anc.; 
das Demin. anx:oneta ist bresc. und vicent. Im lat. bg. Wb. ,anchona' Vanchona over la 
maistad.^ Vgl. in den VII. Com. ankuna lanJc. landkuna. Im Neapel. Sic. ohne das 
eingeschobene n: cona. Es bedeutet nicht blos ,Bild', sondern auch , Altar, kleine Ca- 
pelle an den Strassenecken, Nische zur Aufnahme von Standbildern'. Von elxcov; 
Diez II, 5. 



i Majtstasy tis wird noch in manchen Mundarten für ,h eiliges Bild' gebraucht. 



Beitrag zur Künde der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 127 

ancuo ,hewt' ABC; A* hat an einer Stelle oticö. In der Schriftspraclie ist ancoi 
veraltet: in Mundarten lebt das Wort noch. Der Anlaut schwankt zwischen a, i, e; 
der Auslaut weist oij öi, o' ö\ h, S auf. lieber die Aussprache der von unseren Glossaren 
gebotenen Form kann man zweifeln. Das Ven. kennt als seltenere Nbf. anciiö; im Perr. 
finden wir anqujb inqub; wo = d von hödie. Im Ven. spricht man aber jetzt ancüo aus, 
als vereinzeltes Beispiel jener merkwürdigen Retraction des Accentes in dem Diphthonge 
uo^ welche in anderen Mundarten Venetiens gäng und gäbe ist; Asc. 393. 403.^ Ueber 
das Etymon Diez I, 22. 

ancipresso ,cipressenholcz' B. Bekannt ist die Form arc; die auch in A vor- 
kommt. In tose. Mundarten auch alc; die mittlere Form, da al ol vor Dentalen und 
Sibilanten* die Neigung haben, zu ßn on zu werden; vgl. oben antana^ dann ponsar; Asc. 
398. Auch in Toscana, selbst z^ Pistoja, dann in Bologna, begegnet man der Form 
a/ncipresso. Vgl. mit Ascoli angi-prete, vescovo nicht direct von arci-f sondern mittels des 
vorhandenen algi-, 

andaore ,8tatknecht' B. Ich finde das Wort selbst bei Mutinelli nicht; bei fieissi- 
gerem Nachsuchen wird es sich in Statuten oder vielleicht noch in irgend einer 
lebenden Mundart finden lassen. 

anguano ,hewr' A; siehe aguano. 

anguria A, languria C ,erdapfel' d. h. ,wassermelone' ; von Diez II, 96 nur als 
spanisch aufgeführt; ist auch in Italien sehr verbreitet. Statt anlaut. a auch i; ü wird 
zu ö im berg. angöria, zu uo im ferr^ languoria. In letzterem mit angewachsenem Ar- 
tikel, wie in C; so auch ver. languria. Toscanisch nennt man die Frucht cocömero; bei 
Soderini begegnet auch anguria als eine Abart derselben. Diez hält das Wort für ein 
baskisches; warum nicht mit Galvani vom griech. ÄYYO^ptov? Siehe auch Mikl. Fremdw. 
s, V. ugorek. 

anno ,fert' AB, z. B. anno de invemo fo gran carestia ,fert in dem winter ist ge- 
wesen gross tewrung' A. Der lat. Gebrauch, welcher noch weit verbreitet ist; so tose, 
mod. bol, romg. u. s. w. [auch churw.]. In Hinblick auf unsere Glossare ist es wichtig, 
zu bemerken, dass es noch im rustiken Ven., z. B. in der Mundart von Chioggia, lebt. 

apandere: -i Pierp ,melde P.' B. In älteren Schriften (z. B. Pd. XXIV, 18) wohl 
nur als Latinismus; lebt aber in vielen Gegenden. Päd. vic. tir. pdnder (mit starkem 
Partie, panto)^ friaul. pdndi ,manifestare , publicare, palesare'. Auch grödn. pdnder 
'npdnde7\ Badiotisch imbanl ist dasselbe Wort, nd = nn=7i; vgl. Asc. 360. Im Sard. 
bedeutet pandicinä ,gähnen^ 

apassar: -a ,rigel' A; siehe passar. 

apesBZ (geschr. apetz) ,tanen' C^^ (C** haben statt dessen pina ,tann'). Es gibt eine 
Ableitung von ahietem mittels des Suffixes -ius : it. ahezzo, mail. abiezz, crem, ahies, mant. 
ahezz^ tir, crem, avez, bresc. berg. aves, crem, auch a4zy berg. auch a6s.^ Legt man kein 
Gewicht auf das p^ so kann diess unser Wort sein. Es könnte aber p ursprünglich 
und a prosthetisch oder durch ahies beeinflusst sein; dann hätten wir eine jener zahl- 
reichen Ableitungen von ptcis^ welche zur Bezeichnung von Tanne und Fichte dienen. 



^ Das Seitenstüek dazu ist ie statt t^ aus ^, wovon in der Einleitung die Rede war. 

2 Vor Guttnralis im mail. ancova (nb. arc.) aus cdc. 

3 Ableitung durch -inus im friaul. avedin. 



128 ^- MüSSAFIA. 

Suff, -c«^: ven, päd. ver, pezzo^ tir. friaul. pezz {ptc-eus); com. peda^ mail. com. pesda 
(plc-ea) ; lad. piciöl (pic-eoltcs). Suff, -ella : it. parm. cremon. regg. pidla. Suff, -arius: berg. 
pigkera, bresc. pagher, cremon. und in Valdiledra (Sehn.) pagkera; so auch com., aber 
hier in der Bedeutung ^Fichtenwald'. Eigenthümlich ist piem. pSssra. 

apostar ^bestellen* AB; z. B. aposta -x» dticati ,pestel 10 gülden*; C hat po^ar xmd 
a mia posta ,auf mein pestellung*. Vian verzeichnet grödn. apvM^^ das er ebenfalls 
^bestellen* übersetzt. 

aprazar: -a con Piero ,ring mit P.^ B. P steht wohl für h; diese Bedeutung von 
abbracciare finde ich nirgends verzeichnet; vgl. jedoch fare alle hracciay zugar ai 
hrazzi u. s. w. 

arbater: -i zb »x- ducati ^slach ab 10 ducaten*; ar = re-; vgl. frz. r-a-bat; ven. tir. 
mit dem Präfixe de-: debater. 

arcai la laie ,leb die milch' B. Ich setze den Imperativ an, weil die Form des 
Infinitivs nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist Arcdger ist kaum anzunehmen; wahr- 
scheinlich muss arcaja gelesen werden ; ar = re- ad- od. ad -coagtdare. Sonst kommt nur 
das einfache Verbum vor. 

archibanco ,truhen' B, eigentlich wie it. cassapanca ,eine Bank, die zugleich als 
Truhe dient'. Toselli belegt das Wort nach einer lat. Urkunde aus Bologna vom J. 1292 ; 
Ducange führt eine Stelle aus dem Chron. Parm. ed. Muratori an; .com. archibanch} Area 
-f- banco, vielleicht durch Einmischxmg von archi-, 

archivolto ,sbipog' A, arcov. ,gewelb' C. W^e afr, arcvol arvol^ arc volu, churw. 
arcvult von arcics -}- voltus = volvtus, Mittellat. arckivoltum arcMvotum ,gewölbter Raum'. 
Das Wort scheint in ital. Mundarten nicht mehr im Gebrauche zu sein. Es braucht 
kaum gesagt zu werden, dass der technische Ausdruck archivolto^ frz. archivolte ,breiter 
geschnitzter Streif über den Schwibbogen' (archi + voUibs =. volvtus) nicht hieher gehört. 

arco ,alp' A; siehe mazaruol. 

arcojer: arcoi ,klaub auff' B. C* bietet archouia (arco' via?) su. Altven. arcoger und 
arcorger; Fra Paolino arcolte. Äd-colligere befriedigt nicht ganz, eher re- oder ad-re-. 

arcombö ,regenpog' A, ,regenbogen' B; dann 

arconubel C^ und 

arcoverzene C*** in gleicher Bedeutung. Letzterer Ausdruck ist der jetzt im Ven. 
gebräuchliche; auch ital. Wbb. verzeichnen arcovergine, nach Diez 11, 9 und Schneller 
,Liebfrauenbogen, Marienbogen'. Im alt. Ven. findet man wie in AB auch arcomb^ 
arcumb^y die erste Form noch im Beil., die zweite in Istrien. Darin ist vielleicht bibere 
zu erkennen. Dass der Regenbogen trinkt, ,arcus bibit' bei Plautus, findet sich bemerkt 
in Grimm's Mythologie \md in dem prächtigen Aufsatze von Pott über Benennungen 
des Eegenbogens im HE. Bande der Ztschr.* Ist die Form von C* richtig, und lässt sich 



^ Bridel archeban ,banc soub leqnel il y a an coffre dont il est le convercleS 

^ Unter den von Schneller I, 21^ gesammelten ladinischen Ausdrücken für ,R®?d^ogen' finden sich: arcoheoando argohando, 
arcc^oan arcabuan (wie sind die zwei letzteren zu betonen?), über welche bemerkt: ,Der zweite Theü des Wortes scheint 
derselbe zu sein, bleibt aber dunkel/ Dazu wohl auch das von Sehn, abgesondert angeführte grödn. ega(aqua) bruandtu 
Ich möchte auch hier bibere (im Grödn. blb-erare) erkennen. Vgl. auch arboe bei Bridel, welcher ebenfalls Plautus* Stelle 
anführt. 



Beitrag zur Kunde der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 129 

darin nübel erkennen, so dass das Wort ,Wolkenbogen* bedeutete? Vgl. it. arco piovosoj 
port. a. chuvoso. Oder ist sie verdruckt für arcomhely das sich dann mit AB begegnen, 
und etwa auf ein Compositum mit hellus hindeuten würde?' 

aregaza, V oder la regaza ,tanen' (lies wie in C* ,tahen') C* neben tdtula; C* hat 
nur letzteren Ausdruck; ebenso C** mit der Uebersetzung ,tul'. Es ist rmg. argaza; 
Diez I, 204. 

armito und 

armitolo ,einsider B; Fem. armita ,einsidlin^ B von eremifa ermita; e vor combin. 
r \md in tonloser anlautender Sylbe zu a, oder r'm zu Vm. Die Form ist mir nirgends 
begegnet. A hat remito, 

arpiarse: -äte con Piero ,czu red dich mit P.' B. Der Form nach = it. ajypigliarsi 
oder besser ripigliarsi; die Bedeutung ist aber sonst unbekannt. Im Ven. arpigiar 
,Wurzel fassen* von Pflanzen; parm, piac. arpiars^ -ds ,sich erholen'. 

artenerse: artente per forza ^enthalte dich mit Gewalt' ß; it. ritienti rattienti. 

arzentiera ,schilbrein geschirr' A; von argentaria wie it - argoit er la^ ven. arzen- 
tar(a u. s. w., aber mit unverrücktem Accente ; so auch mail. berg. bresc. crem, cremen. 
arzent^re, -eri. 

asazar: -a el to mantelo ,versuch deinen Mantel' B. Das Wort (= it. assaggiare) 
wird, so viel ich weiss, nirgends in dieser Verbindung ,Kleider probiren' gebraucht. 
Hat der Verfasser des Glossars das ihm in der allgemeinen Bedeutung bekannte Verbum 
in unpassender Verbindung angewandt, oder entnahm er den ganzen 8atz dem damaligen 
Gebrauche ? 

asirä ,lam' B. Siehe darüber meine Mon. ant, s. v. asirao, wozu noch zu bemerken 
ist, dass schon Ferrari unter assidrarsi das Wort besprochen hatte. Auch Fra Paolino 
hat arsira; ar = ad. Und letztere Form lebt noch im Päd. in der Bedeutung ,paraly- 
tisch'. Piem. drä ,lahm', siresse ,lahm werden', dann auch sir} sirogni ,krümmen, biegen' 
überhaupt, sirognura ,Krümmung, Biegung', die man um so weniger von den früheren 
Wörtern trennen wird, als sirognä sirogneta wieder ,lahm' bedeutet. Die sonst vorge- 
schlagene Deutung von sira = cera wird demnach abzuweisen sein. Vgl. noch churw. 
schirau = sidrattis.^ 

asmatar: -a Piero ,spott P.' B; ven. tir. ohne das erste Präfix smatar; von matto 
,Narr', also ,narren, zum Narren halten'. 

aspinar: -a el vin ,zepf an den wein' B. Sonst ohne Präfix: spinar, -a; it. spillare. 
Vgl. Spina. 

asprosordo ,vergifft slang' B. Die Hs. hat eigentlich una sprosordo, und da auch 
sonst vor Masculina durch Versehen una sich findet, so könnte man ohne weiteres auch 



^ Andere Ansdrücke, bei Diez: sie. areu de No^, sard. arcu de Donnodeu; bei Schneller: nomb. arco di sera u. arco di mal- 
tina, friaol. are di 8. Marc. Ich erinnere noch an parm. arc baletter, das wie eine Vermischung von baleno und celeate 
cileatro aussieht. — Churw. arc in Uchel, wie im frz.; arc de S. Martin. — Bei Jaubert etendart; arcane ficane; bei Du 
M^ril marque-ä-la vieille^ bei Bridel arliäon eriy luthon^ wo er celt. Utk ,humidit<^* erblickt. 

> Aradon in Valtellina ,8tramboS also ,krummS wird von Monti zu arcvme gestellt, nicht überzeugend; aber auch zum Stamme 
»idr- tir- will es nicht gut stimmen. Bemerkenswerth ist femer, dass ven. päd. ver. arsirä ,durstig* bedeutet; da der Be- 
griff ,lahm, paralytisch* sich kaum nach dieser Richtung hin entwickelt haben dürfte, und da päd. arnrh die dritte Bedeu- 
tung ,brenzelig' (saver d'ärs. ,brenzeln*) aufweist, so wird man an arao denken; nur da eine Abtheilung mittels -irä nicht 
statthaft is.t, konnte man Einmischung von tutiderare vermuthen. 
DeiikMhriftoa der phiL-hirt. a. XXII. Bd. 17 



130 A. MüssAFu. 

die durch Aphäresis entstandene Form sprosordo aufstellen. Da indessen es möglich ist, 
dass wir es hier nicht mit einem Compositum, sondern mit zwei Wörtern zu thun haben, 
so zog ich es vor, das a zum Worte selbst zu ziehen. Es handelt sich nämlich um 
aspidem surdum\ das Adjectiv als steter Begleiter des Substantivs wegen der biblischen 
Verbindung, z. B. Ps. 57, 5. Vgl. bei Poliziano: ,Questa bella aspida sorda Chi verrä 
che me la incanti?' Auch Tiraboschi führt für das Berg, aspido surdo ,aspido' an. Der 
Uebergang von d zu r ist aus andern Wörtern wohl bekannt. Es ist mir nicht ge- 
glückt, auch nur das blosse Substantivum in der hier vorliegenden Form in irgend einer 
der jetzigen Mundarten aufzufinden; wohl aber findet sich die ganze Formel im Voc. 
eccles. dspero sordo ,aspide^ Eben so in einem Gedichte des Fra Benin tendi gegen 
Bologna (Wiener Hs. 3121 aus dem XV. Jahrh.) \md zwar auch hier in 6inem Worte 
geschrieben : 

E po 81 fadi cum fa Tasprosordo 
Che spande el so veneno occultante 
Adosso a Thomo quando Vh disciolto. 

asselli ,häftlein' C. Es ist hier ein weit verbreitetes Wort zu erkennen, dessen 
Grundbedeutung die einer rundlichen Oeffnung zur Aufnahme von Knöpfen, Haken 
u. s. w. ist, also ,Oese, Masche, Knopfloch' (daraus auch ,Naht um dem Knopfloche'), 
in einigen Mundarten (mail. pav.) ,Eisenband das an Thür oder Fensterladen befestigt 
wird und in dessen ringförmigem Ende der Angel steckt', dann (com.) ,Henkel, Oehr an 
Gefässen^ Nach Ferrari und Monti von ansa^ dem gleiche oder ganz ähnliche Bedeu- 
tungen zukommen (in Poschiavo kommt die unveränderte Form ansa vor ; ebenso churw. 
anza aunza onza ,Schlinge, Masche'), nicht anders port. aza; Diez II, 103. Es kommt 
als Primi tivum vor: lomb. asa, dann am häufigsten mit dem Suffixe -ula: dsola (auch in 
it. Wbb.) dsula dzola\ seltener mit -etta: asetta; mail. auch mit -07i: ason. In unserem 
Glossare könnten wir eine Ableitung mit -eil constatiren; wenn wir indessen bedenken, 
dass Hss. und Drucke bei der Gemination der Consonanten mit grosser Willkür ver- 
fahren und dass ü in der Endung -ulu^ nicht selten durch e ersetzt wird, so dürfen wir 
auch ässeli = dside annehmen. Die Geminirung des sonst einfachen s deutet vielleicht 
auf jene schärfere Aussprache, welche nach Ascoli dem s = 7is zukommt. Vgl. 
noch azolar, 

astallar in A als Reflexivum: no te astallar ,lozz nicht darfon', in B als Activum 
-a el cavallo ,loss stallen das pfert.' In gleichem Sinne wie in A gebraucht das Re- 
flexivum Bonvesin; z. B. astdllate de mangiar. Ebenso in altven. Bovo ed. Raina. Aehn- 
lich Calmo stdlate ,halte inne'. Die Bedeutungen, welche die Crusca diesem Verbum 
zuweist, weichen ab. 

asunar ,zwsam samen' A; -a i denari ,samme pfenning* B; -a su ,claub auff' C*. 
So in Fra Paolino; bei Ruzzante arsunar {ar z= ad); jetzt ven. ver. ferr. sunar. Es 
scheint ein Compositum mit su s-; a ist das beliebte Präfix. Kaum von adunare; d zu 
z (prov. azunar) und dieses zu s, 

atasentar: -a el puto ,gesweig das kint' B: siehe tasentar. 

atentar: -a Piero azb cKel se corrozza ,raieze P. dorumb dass er sich derzörnet' B. Die 
Bedeutung ,istigare, stimolare', welche dem tir. tentar beigelegt wird. 

aviera (?) ,mistpar' B. Mir ist das Wort, über dessen richtige Lesung ich nicht ohne 
Zweifel bin, ganz unbekannt. 



h 



Beitrag zur Kunde der norditalienischen Mundarten im xv Jahrhunderte. 131 

azolar ,kiieuffeln' B, -äte ,kneuffel dich an^ B, ,chnoptel dich' C; ven. zolar, 5o/ar, päd. 
ferr. zulavy bresc. solä^ com. zolä. Das einfache Verbum mit anlautendem z oder s findet 
sich in zahlreichen Mundarten; grödn. ciole hat palatalen Laut. Das Präfix ad-^ wie in 
B, im mod. azuler nb. zuler; in-: mant. inzolarj tir. enz. üeberall ,einhefteln^ Das 
Gegen theil wird mit dem Präfixe rf^V ausgedrückt : deszolar: -äte ,chnauffel dich auflP J^; 
tir. mil. com. deszolä, mod. deszuler, mant. ferr. daszvlar; ven. dezolar; ver. dessolar j piem. 
dessole. Sbst. ven. zolo, tir. zola, päd. zido; bol. su/ein; grödn. endet; com. solir'6; ven 
zolagio, päd. zidagia, ferr. bol. mod. zidaja. Manche Wbb. bringen diese Wörter mit 
it. usoliere (von twsa Diez I, 436) in Zusammenhang, was ebensowenig Beachtung ver- 
dient als Ferrari's Deutungen aus soUdare, collaqnecfre. Man kann an das oben erwähnte 
dsola denken, um so mehr als tir. zolim genau dieselbe Bedeutung ,Oese' hat; auch ist 
das friaul. asola asidä inasolä ,affibbiare il ganghero nella femminella', disasolä ,sfibbiare' 
zu erwägen. Es fragt sich nur, wie das Substantiv zola u. s. w. entstanden ist. Ist es 
dnsula -sola mit vorgerücktem Accente oder verändertem Suffixe (ans-öla)? Oder ist es 
eine neue suffixlose Ableitung vom Verbum ansulare [ajsidare? Beides hat seine 
Schwierigkeiten. Schneller führt unbedenklich ansa als Etymon an. Endlich möge 
noch an Galvani erinnert werden, welcher das Verbum von acia ,filum in acu ad suen- 
dum', aciare aciulare^ herleitet. 

azonzer: -i Piero ,derhole P.' B. Auch in der Schriftsprache aggiungere statt ragg., 
Crusca §. VI; ven. ohne Präf. zonzer für agg. ^hinzufügen' und ragg. ,einholen'. 

B. 

baffo de porco ,sweinen pachen' C. Du Gange verzeichnet baffa haffo mit gleicher 
Bedeutimg aus den Wbb, von Papias und Joannes de Janua, dann aus norditalienischen 
Urkunden von Aquileja, Verona, Mailand. Auch in lat. deutschen Wbb. kommt haffa 
vel bachonem vor; siehe Diefenbach s. w. Boerio führt ven. bafa als veraltet für ,Speck, 
Schinken' an. Noch jetzt friaul. bafe ,1a cotenna del porco unita al grasso sottoposto' 
[churw. baffa ,Speckseite']. Vgl. auch cremen, baffa ,quantitä di sostanza camosa che 
viene altrui per pinguedine sotto al mento'. Woher das Wort? Und könnte nicht frz. 
bäfrer u. s. w. damit zusammenhängen? 

bagordar: -a in piazza ,bagordir auff dem placz' B. Wahrscheinlich ist das Verbum 
noch im mittelalterlichen Sinne gebraucht; später veränderte sich die Bedeutung zu 
,sich belustigen', besonders in niederer Art. 

baldon, siehe boldon. 

bancale ,pancklachen' A; bei Hocc. pancale ,Bankdecken, Teppich um eine Bank zu be- 
decken'. Auch Mutinelli verzeichnet die Form mit anlautendem 6. Das Wort war 
im Mittelalter weit verbreitet; siehe Dief. s. v. bancal, banchale und bancus. Ich ver- 
zeichne das Wort nur um zu fragen, ob es noch in Italien irgend wo lebt; mundartliche 
Wbb. versagen dasselbe. Es war im Prov/ und ist im Cat. Sp. Port, vorhanden. 

bancher ,chistner' B. Gleiche Bedeutung hat gen. bancä. 



* Rajnouard übersetzt allerdings hancal durch ,8iege*; eben so Paul Meyer im Glossare zn Flamenca durch ,banqnetteS aber 

Beide, wie es mir scheint, mit Unrecht. Flam. 381: ,fai adobar la vila et encortinar de bancals e de tapitz, de palis, de 

samiz* ; 6902 ,1a cambra . . gamida ... e de tapitz e de bancals e de bels cubertors'. Indessen hat später Meyer (Rev. 

crit. 1870) als Anmkg. zu afr. hanquier auf lancah bei Dief. verwiesen. 

17» 



132 A. MüSSAFU. 

bandezar: -a Piero ,verczele P.' B, Ich führe das Wort bloss der Bedeutung halber an. 

bando, de ,umbsu8t' A; ven. tir, eben so; friaul. di hando; fern cPband und wohl 
auch anderswo. Wurde auch von Annibal Caro gebraucht/ 

barbastrello ,Fledermau8' C^ neben nötola, C*** haben blos letzteren Ausdruck. Eine 
der vielen Verstümmelungen von vespertilio vespertillus. Durch Vertauschung der Endungen 
— oder wie Flechia (Riv. di fil. class. I) überzeugend auseinandersetzt, von vespertilio 
selbst; lj = U — it. vispertello vipristello vipistrello, dann um Reduplication zu erzielen: 
pipistrello. Ven. harhastello, ferr. piac. -eil, tir. barbustel ohne r; mit r: mant. (bäuer.) 
rmg. balbastrell, mant. bol, mod. palpastrelly parm. parpastrell. In ersteren Formen erblickt 
Schneller Anlehnung an barba. [Man kann barbagianni ,Uhu' vergleichen]. Man bemerke 
auch ven. barbastrigio^ einst -egio (igio egio = ilio wie famegia aus familia , Basegio aus 
Bdsilius). Neap. sportiglione entspricht dem Acc. [vejspertilionem.^ 

barbizuolo ,kin' B ; tir. ver. barbizöl, päd. barbuzölo. Mit dem blossen Suflfixe -uzzo.- 
ven. barbuzzo, ferr. -uzz; mit ozzo; piac. barbozzo, mail. cremen, parm. -ozz, berg. crem. 
'OS (lat. bg. Wb. ,mentum' barboz) ; man findet auch comsk. barbaröt (gleichsam barb-er- 
Otto). Vgl. com. barbozzada ,Schlag auf den Kinn', dann it. barbozza ,Theil des Helmes, 
welcher den Kinn schützt' und (wie frz. barbe) ,Kinn des Pferdes' (daher barbazzak). 
Auch die Crusca führt ein Beispiel von barba ,Kinn' an. 

baroero ,scherg' B; it. bey^oviere birr., zuerst ,Gerichtsdiener, Häscher', dann auch 
,Mörder, Räuber'. Gleiche Begriffsentwicklung in scherano. Ueber das Etymon Diez 11, 
222. Das Wort ist veraltet und in Mundarten nicht mehr nachweisbar. 

baselar (geschr. bax.J ,paslar' B. Siehe Sclmi. P, 383, der unsere Stelle und aus 
anderen Wbb. paslär ,pugio' anführt. Siehe auch Dief. s. v. pugio. Bei DC. ba^ellarius 
(nebst basalardus baseL basih basal.) basalaria ,ensis brevis species, genus pugionis'; afr. 
bazelaire (so auch im Gloss. ed. Hofmann) selbst blosses baze. DC. gibt auch Formen mit d an : 
badelaris-^ -e, badarellns, afr. badelaire baudelaire, 

bastar in der Bedeutung ,aufhören' A: el i st(t gran morta (A* ranoria) ^ ma eV i 
bastä (A* abastada) ,ez hat fest gestorben, aber ez hat auffgehört*. So bei Cecch. 1620 
(XIV. Jahrh.) ,ananti che baste la campana de sen Marco' ,bevor die Glocke zu läuten 
aufhört'. 

bastaso ,sackträger' A, ,heber' C; altit. bastagio; ven. bastaso nach Boerio ,facchino 
impiegato al servigio delle dogane e de' lazzeretti di sanitä'; sie. bastasu vastasu^ neap. 
va^taso. Diez I, 58. s. v. basto. 

bazeneto ,hunczchapt' A, haciu. ,beckelhaub' B; bacen. ,eisenhut' C^* (C* hat durch 
Versehen lo zeneto), it. bacinetto. Vgl. auch im lat. bg. Wb. ,hec cassis' ol batinet (lies 
bac). Mit der Sache ist auch das Wort veraltet. 

becorno ,ainhürn' C^ Wenn verdruckt, wie es doch kaum anders sein kann, ein 
sonderbarer Fehler, welcher gerade die bezeichnende Zahl verwischt. C*^ haben alic. 



* Ein anderer Ausdruck ist de hada bei Bonv.; zu hadare (Diez I, 44) g^ehörig; auch neap. sie. ^mm<Uola 'nvatola gehören 
wohl, trotz des t^ hierher. 

3 Zu Diez II, 254 und Pott in Stein thals Zeitschrift I, 348 kann man hinzufügen: piem. rata voloira^ pav. rcUtavola, lodig. 
(Biond.) ratt tgoladö^ crem, gularat {g für v in volare Jj gen. rcUtu pennügu, sard. rata pignada, »orighe pinnadtde. Andere 
Ausdrücke: pav. mezzaratt, comsk. viuteratty pav. u»tlratt [churw. mez mür e mez uck]; auch im sard. zinzimttrredu dürfte 
der zweite Theil des Compositums murem sein. Bresc. grigndpola, berg. »gr,, ver. zignäpoluy crem. gregnap6pola\ cremon. 
grögn., mit tgrignare ^höhnisch lächeln^ zuzammenhängend. Mail, tegna tegnöla, comsk, taragnöla, Neap. facdommo, Sic. tad- 
darita, Sard. zirriolu, alihtdde (,schönc Flügel*?). 



Beitbao zur Kunde der nobditalienischen Mundarten im xy. Jahrhunderte. 133 

beletissimo B*: so ven. und altver. bei Gidino; neap. belledissemo (Galiani: ,voce 
affettata') ; in einem tose. Denkmale (Sitzgsb. Wien. Ak. LXIII, 214) fand ich dieselbe Bil- 
dung. Vgl. Diez II, 220, welcher das neap. Wort mit altsp. belido d. i. helUtus zusam- 
menhält. Zu bemerken wäre noch, dass man in älteren mundartlichen Schriften häufig 
solchen erweiterten Superlativen begegnet. B* und die altver. Passion haben grande- 
nissimo ^ bei Ruzzante maletinissimo ^ cattivitissemo, honettissimo. 

beretin ,grab' AC, ,grob' B d. h. ,grau', ein Wort, welches geeignet ist, die Deu- 
tungen Diez' über berretta und bujo (I, 62 und 94) kräftig zu unterstützen. Von griech. 
lüoppöc, lat. burrus, birrus ,rufus', bei^ettino ,dunkelfarbig, grau'. Beispiele bei DC. s. v. 
berretttnics beret. bret. Das Wort kommt ziemlich häufig in der Schriftsprache vor. Die 
Crusca führt ein Beispiel aus Neri's Arte vetraria an und erklärt ,di colore simile al 
cenerognolo'. Zahlreiche Belege bringt Gherardini's Supplemente, auch von der Form 
bertino. Jetzt scheint das Wort im Toscanischen veraltet, da Fanfani sagt: jDissesi 
di colore bigio, cenerognolo'. Aus dem Vic. führt da Schio piera baretina an und fügt 
hinzu : ,cosi detta probabilmente per il suo colore. Era in uso nel secolo XVI. I üf)stri 
vecchi abbondavano nel distinguere con questa voce molte cose, fra le altre un panno- 
lano'. Boerio führt beretin ohne jede Einschränkung an. Eben so bresc. bereu. Aus 
den aemil. Mundarten ist an bertin im altbol. Tesoro dei poveri zu erinnern, noch jetzt 
(nach Biond.) bertein y romg. bartinen ,grau': und bartinon^ jener Vogel, der im It. bigione 
genannt wird. Das Wort dient dann auch als Schimpf z. B. Tassoni, Secchia I, 20, und 
von diesem Gebrauche heisst es bei Fanfani: ,Dicesi canaglia berettina a gente trista 
e malvagia e bestia ber. per modo d'ingiuria ad una persona'. So auch bresc. P. Monti, 
der für das Com. nur diese Bedeutung kennt, erklärt: ,Canaglia degna della mitera ossia 
berretta, che gih mettevasi a certi condannati.' Weit besser vergleichen Toselli, Melchiorri 
und Gherardini die Ausdrücke anima bigia, buja, nera u. s. w. 

bertonar: -a quel puto ,bertonir das kint^ B, d. h. wohl ,schneide kurz die Haare'. 
Gleiche Bedeutung haben ver. bertonar^ berg. mail. -ä, mail. auch sbertonä. Hegg. ber- 
toner^ mod. aberioner^ piem. bertonb bedeuten ,Haare abschneiden' und ,einen Baum kap- 
pen', it. ,8capitozzare , tagliare Talbero a Corona'; letzterer Begriff allein in päd. tir. 
sbertonar^ bol. sbertunar. Man wird kaum anstehen, in diesem Verbum mit Galvani 122 
ein Compositum aus tondere mit dem Präfixe ber = bis zu erblicken ; diess um so mehr, 
als im Piem. eine Nebenform bert07id^ vorhanden ist. — Das Wort erinnert an frz. bre- 
tauder, com. bertolda (nach Monti nichts als ein in neuerer Zeit eingeführter Gallicismus ; 
die Form ol lässt aber höheres Alter vermuthen) ,die Ohren stutzen' auch ,die Haare 
unregelmässig schneiden' henneg. bertauder ,castrieren'. Diez, welcher (I, 62) nur diese 
letzte Gruppe bespricht, erkennt darin einen Stamm bert oder bret, der ,Verstümmelung' 
bedeuten muss. Littr6 dagegen, auf afr. bertonder und bertauder hinweisend, bringt die- 
selbe Deutung wie Galvani vor. Ueber den Abfall von n spricht er sich nicht aus. 
Schliesslich sei bemerkt, dass in Val di Scalve (berg.) berondä ,abscheeren' vorkommt; 
ist es dasselbe Wort mit Einmischung von rond = rotundics oder unmittelbar aus diesem? 

biasar: -a el pan ,kew das prot' B. Biasciare xmd die entsprechenden Formen in 
vielen Mundarten bedeuten eigentlich ,schwer kauen wie Zahnlose, mummeln', dann auch 
,8tammeln' ; ven. ferr. parm. piac. bol. wird indessen das Wort auch für ,kauen' schlecht- 
weg angewandt. Auch im lat. bg. Wb. ,mastigo' biasar. Vgl. auch gen. Sbst. giasciu 
(bj=:^)^ ,cibo, mangime'. Diez 11, 11. 



134 -^- MUSSAFIA. 

biastemar ,ßchelten' A ; hiastema colu e no mi ,schilt den und nicht mich* ; -o ,8elde' 
B. Die Form biastemar in der milderen Bedeutung von ,schelten, tadeln*, welche sonst 
der anderen Form hia^mare zukommt. 

biava ,fueter oder chom* A, ,getreyd' B. Die gewöhnliche Form der Mundarten 
statt it. hiada\ Diez I, 64. 

bissascudara ,snecknater' A, b. scuara ,kröt' B. Der Form des Adjectivs nach zu- 
nächst mit it. botta scudaja zu vergleichen. Dasselbe Substantiv in ven. tir. cremen, 
mail. bissa scudelera^ bresc. 6. sciklelera, pav. piac. parm. regg. 6. scudlera^ crem, bessa 
scudlera. Piem. bissa copera (cop , gewölbter Dachziegel'). Vergl. \mten gajandra. 
Diez I, 411. 

bissestro (geschr. bix,)^ el corso ,schalkjar' C. Dass r nach st leicht eingeschoben 
wird, ist bekannt. Speciell bei diesem Worte im romg. bsesfr = bsestrfo]; vgl. afr. 
bissestre^ noch bei Moliöre bissetre ,Unglück*; norm, bissieutre; Diez ü, 227. 

bocalier ,bochalier' B, ein Bestandtheil der Rüstung, nach tavolazo^ pavese, Wohl 
irL.%ouclier entsprechend. DC. führt aus einer Chronik von Modena bocalaritim ,8cutum, 
clypeum' an. 

bocassin ,bocha8in' A, eine Art Stoff. Boerio: ,Sorta di veste delle nostre donne 
volgari, e specialmente delle Chioggiotte, per lo piü di tela lina'. Das Kleid nach dem 
Stoffe genannt, aus dem es verfertigt wird. Alberti verzeichnet boccacino ,tela ov'entra 
della bambagia'; Du Cange: bocassinus bocc. boiicas. ,telae species e gosypio vel lino^ 
mit Beispielen aus Italien und Frankreich; Littr6: boucassin ,futaine pour doublures; 
Sorte de teile peinte en bleu ou en rouge qui servait ä doubler les tendelets des ga- 
löres'. Hängt das Wort nicht mit it. biicherame etc. Diez I, 92 ? Littr^ vermuthet orien- 
talischen Ursprung. 

böge PI. ,fesern' B, d. h. ,Fessel'; altit. boja u. s. w.; j erscheint hier in venez. 
Aussprache als ^, so dass der Singular wohl bogia lauten würde. Von lat. boja^ Diez 
I, 72. Es könnte aber auch boga PI. boghe (geschr. böge) gemeint sein; lomb. boga^ it. 
bova^ welche nach Diez II, 13 von dem vorhergehenden Worte zu trennen ist; ,von 
boja, wohin Ducange das Wort rechnet, kann es nicht herstammen/ Ist diess nicht 
zu streng? J kann ja zwischen Vocalen wegfallen, und v oder g sind zunächst berufen, 
den entstandenen Hiatus wieder aufzuheben. 

boldon C", baldon C*^ ,swaisswurst' C^* ,pluotwurst^ C**; ven, boldon und baldon^ tir. 
baldonazz, Ferrari stellt das Wort zu frz. boudin und leitet beide von botulus her. Ebenso, 
aber wohl von ihm unabhängig. Schneller 110. Com. bodin wird von Monti eben- 
falls von botnlus hergeleitet. Nicht anders Diez II, 233; er erkennt in boudin und in 
anderen dazu gehörenden Bildungen einen Stamm bod-^ ,der etwas Aufgetriebenes be- 
zeichnen muss; ist dieser Stamm lateinisch, so findet er sich unzweifelhaft in bot-uhis 
wieder.' Der einzige Unterschied zwischen den von Diez aufgezählten Wörtern und 
boldon würde also darin bestehen, dass in ersteren der blosse Stamm bot- wiedergegeben 
wäre, während an der Bildung des letzteren auch das Suffix -ulits sich betheiligt haben 
müsste: bodukcs bocTlus boldr-} Ven. ver. bondöla (auch bondiöla) ,eine Art Wurst* könnte 



^ Schneller ist geneigt, auch im franz. houdin Metathese das l anzunehmen, also ol zn ou; indessen ist diess nicht streng- 
noth wendig, da tonloses o zu ok im Franz. ungemein häufig ist, und com. hodin dagegen spricht 



Beitbag zur Kunde dee noeditalienischbn Mukdabten im xy. Jahrhunderte. 135 

sein bot' bod- mit eingeschobenem n vor Dentalis oder bald- mit Veränderung von Id zu 
nd sein. Ven. boldord ,nait Wolle oder Werg ausgestopfte Wülste' ist ohne Zweifel, wie 
schon Schneller bemerkt, dasselbe Wort. Noch zu erwähnen wäre bellun. baldön baldin 
,ventraja, trippa^* 

boligolo siehe bonigolo. 

boloti, arco da ,stainpog' A. Zu lat. bulla^ frz. boule gehörig. 

bonaman: dame bon. ,gib mir dez newen Jars' A; el serä un anno a bon. ,ez wird 
ein jar sein am newen jar* A. Ven. bedeutet bonaman ^Trinkgeld' überhaupt; man sagt 
dann 6. del primo di de Vano, del zorno de Nadal ,Neujahr8-, Weihnachtsgeschenk'. Das 
Wort konnte dann leicht auch für ,Neujahrstag' gebraucht werden. Auf ähnliche Art 
im Churw. biamann biman bümaun ,Neujahr8geschenk' und zugleich ,Neujahrstag'. Auch 
kann bounan bei Bridel ,le premier jour de Tan* verglichen werden; von ,Neujahrs- 
wunsch' zu ,Neujahr' überhaupt. 

bonigolo A, boUgolo B, buUgalo C* (in C* fehlt das Blatt; C* unbiligo, C* umbrigo, 
C" bellico) ,nabel'. Die erste Form ist ven., wo auch bognigolo vorkommt; friaul. bw- 
gniguL Von [umjbüiculus ; imb. i zu u durch Einfluss der vorangehenden Labialis, und 
l'l zu n-l; n kann dann vor i zu n werden. Die zweite Form, mit beibehaltenem /, 
im altven. Purg. di S. Patr. ed. Grion, Propugnatore III, 1, S. 153. Es lohnt die Mühe, 
der Darstellung des Wortes in den verschiedenen Darstellungen nachzugehen. Von um- 
bilicus: it. bellico^ neap. vellico^ sie. viddicu^ sard. biddiu^ piem. ambiirl. Von umbüiculus 



^ Es möge nnn hier weiter bemerkt werden, dass ausser dem piem. bodero ,dickf antersetzt*, welches Diez zu houdin anführt, 
sich noch manche hieher gehörige Wörter aus ital. Mundarten anführen lassen. So b6dero bei Rosa, mail. bodi (wie piem., 
i=ariua)y dann ferr. budjon budüri budtirion, parm. bodU bodicett bodiciot , gen. bodis€Ün büdegu (wie zu betonen ?) , ven« 
bodai bddolo bodoleto bodolatOj lauter Wörter, welche einen untersetzten , wohlgenährten Mann , gewöhnlich mit pejorativem 
Nebenbegriffe bezeichnen. Zu dem oben angeführten bondola gehört ven. böndolo {bot-tduf oder botlu» boU- boU-ulus^ also 
'ül' zwei mal), mit welchem sich com. bondon ,kleine, dicke Frau* vergleichen würde. FFreilich bedeutet com. boldon 
yZapfen, Spunt* und da stimmt es mit frz. bonde^ bondon , Spund* und ,Spundloch*, das Diez II, 281 vom dtschn. pvnt 
9-punt herleitet, und es schiene da gerathener, com. bo7idon mit diesem Worte zusammenzuhalten; bemerkenswerth ist in- 
dessen, dass LittrS Indentität mit bome annimmt , was uns wieder auf den Stamm bot- bod- führen würde.] — Auch die 
Vorbindung von bod- mit inflare, die von Diez blos für das Neuprov. belegt wird (vgl. auch bei Jaubert boude^fie botU, 
,ves8ie*), ist in ital. Mundarten zunächst als'Adjectiv weit verbreitet: ferr. mod. romg. budenfi, parm. mant. bode/tifif piac. 
bodeinfit ferr. auch budanßon, immer in der Bedeutung ,hoch aufgeschwollen, dick* nur von Personen gebraucht Dann mit 
ursprünglichem t: piem. botenfi ,geschwollen* besonders vom Gesichte, auch figürlich jaufgeblase^, stolz', altsen. butef^o = 
brondo ,schmollendes Gesicht, ab Wulst hervortretende Lippe, (wie im frz. bouder), btUer\fiare ,schmollen^; noch heutzutage 
seo. biä^ione und piac. botaffion ,dicker Mann mit vollen Wangen*, also ohne n wie im neuprov. boudißa, bei Jaubert bou- 
tifflty 'ffe, boudiffe ,cloche k la peau produite par une brftlure*. Es kommen auch Formen mit r. Das Piem. kennt borevfi, 
,gesch wollen*, borenfö borenfiaura ,Geschwnlst* (vgl. boreinßo bei Bridel, boranfle im Burg.), worin dasselbe Wort erkannt 
werden kann ; dadurch würde auch die Deutung von bouraoufler aus bod -f '• eher als aus buraa -^ 9, unterstützt w^erden. 
[Freilich kann man auch auf den Stamm bor^ denken, das in italieniAchen Mundarten etwas Kugeliges, Rundes bedeutet.] 
Weniger ansprechend wäre in bor- das Pejorativsuflfix bU- zu vermuthen, das gewöhnlich nur zu ber- bar- wird. Dieses 
aber liegt gewiss vor in mail. cremon. btair^^ com. besenfi, gen. bexinsdu (fl zu *), bresc. berg. bezenf, crem, bexenfe, päd. 
be»ef{fio baa.f ven. biHnfio. Nicht anders im com. bazzoffij friaul. bazofie^ -fioy it. bcuoffione, immer für ,dick, untersetzt*, 
nur mit verschiedenem Suffixe vor flare, d. h. bia-su-fflare, [Dem ital. Worte kommt auch die Bedeutung ,8tarker, gieriger 
Esser* ssu; ebenso mail. abcuof/ion -oU] dann it. abaaojfftata, gen. basofßä ,übermässige8 Essen* und somit könnte auch it. 
bcuoffia^ mundartlich so oder baz, (eigenthümlich ist parm. piac. badofßa) ,vivanda quasi liquida composta di cose sozze e 
molto abbondante* also ,Etwas, womit'^man sich vollpfropft* hieher gerechnet werden.] Wir seh li essen diese allzu lange 
Anmerkung, indem wir noch hinzufügen, das bcrg. boldraaa ,trippa, ventre'delle bestio grosse che nettato daflsi a mangiaro, 
(vgl. im Texte bellun. baldon), boldravait ,uomo panciuto*, friaul. bulirik ,Bauch* abuUrieä ,den Bauch füllen* ebenfalls an 
den weitverzweigten Stamm bot- erinnern, nur dass hier ein r hinzukommt. Davon könnte man dann kaum ferr. parm. piac. 
bodriga trennen, worüber Diez II, 106 eine andere Vermuthung vorbringt. Piem. bedra mit vielen Ableitungen wird man 
auch dazu stellen. 



136 A. Müssapi A. 

tir. ver. mant. omhrigolo^ parm. -d/, ferr. umbrigul^ mod. regg. umbrighel; hl zu 6r. Mit 
abgefallener erster Sylbe, wie beim Primi tivum; luch. helUcoro^ neap. vellicolo^ rmg. 
hligid^ bol. hUguel^ tir. mant. cremon. crem, bresc. berg. (im lat. bg. Wb. aber higuel) 
piac. (nur nach NicoUi) higol; hli zu 6i, wie cli zu chi in inchinare. Es gibt dann be- 
merkenswerthe Formen, die aus umhüicus mit anderen Suffixen gebildet sind, in welchen 
aber an die Stelle der öutturalis eine durch vermittelndes i herbeigeführte Sibilans 
eintritt: friaul. umhrizzon lumbr.; piac. omharzal (Foresti), lomhrazal (Nicolli), gen. um- 
hrisal^ pav. imbarzal ,Nabel', dann mail. imhrazzal^ crem, imbrasal jNabelschnur'. Letztere 
Bedeutung ist jene, welche lat. umbilic - i - alis vorerst zukäme, indessen ist in mehreren 
Mundarten nur 6in Ausdruck für beide Begriffe vorhanden. Noch sonderbar ist mail. 
bomborin^ bresc. bomholiv baraboliv^ 

bosaro ,lügner* B; ven. biisiaro busihro. Fra Paolino's bousaro deutete ich aus -adro; 
d vor r ausgefallen. Indessen kann die Nebenform auf -ero der Vermuthung Raum 
geben, es liege hier das Suffix -arius vor. Auch crem, btbs'gh*^ berg. bözier büz., friaul. 
bausävy iQTv. buddr lassen denselben Zweifel zu. Sonst ist das Suffix -ard- am gebräuch- 
lichsten; entweder in dieser Form, wie z. B. mail. bosardy berg. böziard, oder mit d vor 
r: tir. bosiadro, mant. bosiadar, parm. boziader, cremon. busiader (d^r = drfoj. 

bossa, siehe bussa. 

boBsegar ,husten' B; ven. ver. sbossegar (Subst. ver. bössega)'^ aus der Provinz von 
Belluno boieä (Asc. 382). Dem Etymon näher päd. bolsegare sbols. (bei Magagnö auch 
sbonsegar; ols zu ons)^ crem, bresc. bolsegä, cremon. bÜlsegä, tir. sbolzegar; ohne Suffix -^c- 
mail. sbolzä, cremon. btdsl; it. nur Adj. bolso. Von pulsics, Diez II, 13; Is zxx ss wie 
vasse vosse = valse volse bei Bonvesin. Vgl. sie. buzzu, engad. buss nb. bii4s. Zu be- 
merken ist noch tir. sbolsinä, piac. sbolzgnä. Auffallend ist tir. sbolfinä, für welches man 
kaum einen anderen Stamm suchen wird;* auch auf der Insel Elba bölßdo für bolso .^ 

botar: -a questo per qtielo ,bent das umb diss' B. Entspricht wahrscheinlich it. vol- 
tare; l vor t wird nicht selten unterdrückt, z. B. alttosc. ütimo, romg. '^tar (altro) u. s. w.* 

braganar: -a la marcadantia ,derhamo die kaufmannschafft'. Das deutsche Wort 
dürfte ,feil3chen' bedeuten. Schmeller V 1146 verzeichnet hären verharen ,dingen'; 



* Vz. tir. bigoH, br^sc. crem. pav. mant. higoij friaul. &i^m ,NudeIn*, bresc. parm., hiijol ^mfiiinliches Glied* (vgl. friaul. higarin 
dass.), piem. higolett, mail. -üt ^öhrchen um die Haare einzuwickeln* könnten dasselbe Wort sein ; die Bedeutungen hätten 
sich dann aus der Aehnlichkeit der Form mit der Nabelschnur entwickelt. Schneller indessen sieht darin \hom'\hyculu9. 
Zur Unterstützung seiner Ansicht hfitte er noch hinsichtlich der Form it. haco = bombycem [bom]bdcum und wegen der 
Bedeutung it. vtrmicdli ,Nudeln* anführen können. Wenn er aber selbst tir. bigol ,Nabel* als ,aus umlificus entstellt 
und zu bigol = Nudel gezogen* erklärt, so wird man ihm kaum beistimmen. — Ven. tir. bigoh bedeutet »gekrümmte 
Stange, an deren beiden Ecken Wassereimer hängen*. Ferrari brachte das Wort mit umbilicus in Zusammenhang, imd 
erwägt man it in bilico ,im Gleichgewichte*, bilicare ,in's Gleichgewicht bringen* (Diez: Nabel war den Alten 
so viel als Mittelpunkt),- so wird man geneigt sein, ihm beizustimmen. Das Wort entspräche ufiib'licuUus statt üUis. 
Schneller verzeichnet blos das Wort, ohne dessen Deutung zu versuchen. [Für mant. piac. bdzol, ferr. bdzzul-, 
mod. regg. bdzef, piem. 6azo, tir. basilonit mail. bdagier^ bresc. bddol bleibt das schon vom Varon milan^s 
aufgestellte, von Cherubini, Galvani, Schneller u. s. w. angenommene Etymon bajuhia aufrecht. Dazu vielleicHt auch friaul. 
bujinz], — Könnte endlich tir. crem, bigaroly bresc. -öl ,Schürze*, im lat. bg. Wb. ,gremiale* ol bigaroly ebenfalls zu umbÜicu» 
gehören? Dem Worte bigol wäre ein Stamm big- entnommen worden; ,Schürze* wäre «das Tuch vor dem Nabel*. Anders 
Schneller, welcher das Wort von altd. 6i)A ,Bauch* (den die Schürze bedeckt) herleitet; u fö) zu i, vielleicht als Scheide- 
form von bugarol ,Laugentuch*. 

2 Für die Möglichkeit eines Wechflels zwischen s und / siehe unter 8arend4golo, 

> Die Nbf. ven. sbotegar ist wohl dasselbe Wort; vielleicht scherzhaft abgeändert, gleichsam ,au8kramen'. 

* Ist bei Buzzante boUa, berg. bota ,Mal* nicht eher eine andere Form des it. voltOf als ein mit bottare buUare zusammen- 
hängendes Wort? 



L 



Beitrao züb Kunde der norditalienischen Mündarten im xv. Jahrhunderte. 137 

dingen aber wird für , feilschen' gebraucht; Grimm's Wb. Das romanische Wort ent- 
spricht also altit. hargagnare y frz. hargnigner u. s. w., worüber Diez I, 54 und Littr6 
nachzusehen. Hier ist durch Metathese bar zu hra geworden. So auch im ven. bra- 
gagna ,barca destinata alla pesca in mare', was die Deutung Diez' von barca unter- 
stützen kann. — Es ist indessen noch Etwas zu erwägen. Boerio verzeichnet ein nun- 
mehr blos rustikes bragagnary welches ,tasten' bedeutet imd dem jetzt gebräuchlichen 
spalpiignar (von palpare) entspricht. Patriarchi verzeichnet das Wort ohne jede Be- 
schränkung; auch kennt er eine Ableitung bragagnon. Mutinelli erklärt bragagnar und 
bragolar durch ,prendere in mano, brancicare, come si usa colle cose poste in ven- 
dita'. Ferner bei Mutinelli brdgolo ,mercato'. Da finden wir den Berührungspunct der 
zwei Begriffe : ,feilschen' und ,eine Waare hin und her prüfend betastend Es fragt sich 
nun, ob zufällige Homonymität stattfindet oder ob das allgemein verbreitete bargagnare 
,feilschen' und ven. bragagnar ,betasten' aus einer und derselben Quelle stammen. Wenn 
letzteres der Fall ist, so hat man weiter zu fragen: welche Bedeutung war die ursprüngliche? 
Erwägt man altven. bragolar (bei Boerio) ,fischen', das mit barca zusammenhängen könnte, 
dann das oben erwähnte brdgolo^ so wird sich wohl ,feilschen^ als die ursprüngliche Be- 
deutung erweisen. Handelt es sich endlich um zwei vorschiedene Wörter, woher das 
zweite? Zu branca könnte es wegen des fehlenden n nur schwer gestellt werden. 

brega C^ und 

brögola C*, 

brögula A ,schayd'. In C* prigole zwischen tavole und stele (s. d. W.) ,stuel', eine 
mir nicht ganz deutliche üebersetzung. Die Form von A ist bol., für welche Mundart 
Toselli auch das Primitivum brega verzeichnet. Friaul. bree mit zahlreichen Ableitungen 
,Brett, Splitter', grödn. bad. braja. Mit verstärkendem s: ven. ver. sbrega ,Scheit, 
Splitter'; eben so in Valsugana und Fleims (Sehn. 176) ,Brett'. Hängt gewiss mit dem 
Verbum sbregar ,zerreissen', über dessen weite Ausbreitung Schneller a. a. Ü. berichtet. 
Er sieht darin deutsches brechen^ ein Etymon, das Diez H, 239 für lomb. brica ,Brosam', 
npr. esbrigä ,zerbrechen' vermuthet, während er für frz. briser, it. bnciolo u. s. w. 
einen andern Ursprung sucht. Für Ascoli, Zeitschrift XVI, 125, stellen briser und sbregar 
,ein altes Wortpaar .... sei es nun keltischen oder deutschen Ursprungs brica bricea^ dar ; 
daraus nach ihm einerseits briga brigar sbregar, andererseits bricia briciolo briciare brizar briser. 

brena ,czaum' B, ,pritel' C. So ven. als Nbf. zu bria\ friaul. brene, grödn. brena. 
Vgl. ver. sbrenä ,zügellos'. Zu vergleichen mit it. br^ttine bretfne ; Diez I, 85. Schneller 
schwankt zwischen dieser Deutung und lat. frenum. Es mag hier noch an crem, breda 
nb. brea erinnert werden. Gehört tir. embrennarse ,sich bäumen, von Pferden', wie 
Schneller meint, hieher? 

brigar: -a con Piero ,gesell dich mit P.'; eine bemerkenswerthe Bedeutung des 
Verbums, die ich sonst nicht belegen kann. Sie stimmt aber vortrefflich zu brigata 
,Gesellschaft'. 

brunza C* ?gl^t*; ven. bronza^ istr. bronsa ,glühende Kohle'. Ueber das Etymon sagt 
Diez I, 89 : ^vielleicht das deutsche braust ,gluth'. Dagegen Ascoli, Zeitschr. XVH 269, 
von prun-ia} 



* Letzteren Ursprung — prun-icia — nehmen Monti und GalTani in Anspruch für ein begriffverwandtes, weitrerbreitetes Wort: 

cremon. brunUf bol. cremon. bumü, tir. mail. com. bresc crem, bomis (von einem Schriftsteller des XVII. Jahrh. zu bomice 

italienisirt) , mod. romg. bumUa, piac. parm. regg. bornUa, berg. mit e: bemü ^glühende Asche*; pru bru zu bur bor. 

[Chnrw. bumeu bameu fKohlengluth'.] Sehr bemerkenswerthe Betonung im lucch. brünice statt -icdo^ ein weiteres Beispiel* 
Denkichriften der phil.-luit. Cl. XXII. Bd. 



138 A. MüSSAFIA. 

bruosa BC* und 

brosa C* ,reiff ; ven. hrosa id. und daraus Vb. hnhrosä; hrosa auch in Valsugana; 
friaul. hrose, dann hrosate hrus. ,neve a foggia di minuta grandine' ; päd. vic. brösema 
mit eigenthümlicher Endung, mail. briiseöö. Auch in tose. Mundarten: mont. hroccia 
,acqua minuta e gelata', 6rz^ceWo, diaccio umido dell' aria', pist. bruscello ,pioggia gelata': etwa 
auch pist. bioscia (bro blo bio) ,neve gelata'. Das Wort kommt dann häufig in einem Compo- 
situm mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung: tir. bresc. berg. calahrosa (bergsk. galivrogia). 
com. id. und calabrozza, mant. calabmsa, piac. scalabrüsay parm. calabruzza, parm. regg. 
galabruzza. Erwähnenswerth ist noch ein cat. (bäuer.) calabrux ,Hagel'. — Dass brosa mit 
bniciare zusammenhängt, ist eine annehmbare Vermuthung von Schneller. Weniger deutlich^ 
ist das, was er über den ersten Theil des Compositums und die Art der Composition sagt. 

bruto male ,fallentubel' A. Sehr verbreitete Beseichnung für ,Epilepsie': so ven. 
tir. mail. bresc. berg. parm. u. s. w.* Auch Gigli, Vocab. Caterin., gebraucht den Aus- 
druck und bei Fanfani findet es sich ebenfalls verzeichnet.* 

bugno ,peuel' A. Zu den vielen bei Diez I, 94 angeführten Formen dieses in Nord- 
italien fast überall vorkommenden Wortes möge noch bemerkt werden, dass der Yocal 
unter dem Accent mehrfach ö, crem, selbst e: begna. ausser demselben auch i (z. B. 
berg. crem, bigml, berg. piac. bignocca) lautet. Piac. bargnocca nb. bign, zeigt Vermischung 
mit bis- ber- in bermoccolo. Die Bedeutung ist ,Beule , Geschwulst' , auch ,Forunkel, 
Finne, Pustel, tumor inguinis'*. Bugno bugna bedeutet dann auch, z. B. ven., auch in 
italienischen technischen Schriften (Vasari, AI garotti) .specie d'enfiato che v'ö in qualche 



jener Znrückzichmig des Accentes auf den Nominalstamm, welche Diez unter hronzo (I, 89) und unter ülza (II, 29) be- 
leg^. Hieher gehört gewiss auch mail. bernazz, bresc. berpf. crem, berndsy pav. öümör, })ergsk. harnec, com. barruuch 
jkleine Schaufel zu Asche, glühender Kohle* das schon Ferrari, und nach ihm Biondclli, Rosa, Flechia von pnin-aceum 
herleiten. Ferrari führt aucli aus Manage ein mundartliches frz. htrnagt ,pala focaria*; Bridel bemaclzo bemar. Schon im 
lat. berg. Wb. ,ignifer' bemdz, 

* Er meint tir. calavema ca/tv. calinv., mant. bol. galavei-na, imol. sgalavemn, com. galivergna^ gen. gaverna u. s. w. , welche 
wieder ,Reif, Nebel u. s. w.* bedeuten (man kann pist. calavemo hinzufügen : ,diaccioli pendenti dagli alberi e dai tetti» i, 
seien aus caligo hibema; die germanischen Eroberer hätten -benia ,als deutsclies bemen brennen missverstanden und theil- 
weise durch eine verkürzte Stammnominalform des it. Itruciai-e ersetzt*. Sollte damit gesagt sein, dass brosa erst als lieber- 
Setzung des falsch hineingetragenen Begriflfes des ,Brennen8* entstanden ist, so wird man entschieden widersprechen; das 
Wort muss sich selbstständig entwickelt haben. Wenn aber, wie wahrscheinlich, gemeint ist, dass man -bei'na -venia durch 
das schon vorhandene brosüj in welchem man noch den Begriff ,brenneu* fühlte, ersetzt hat, so kann man die Deutung als 
einen spitzfindigen Einfall gelten lassen. Auch Galvani versucht manche Deutungen von mod. galavema, welche alle gar 
wenig überzeugen. Unter anderen denkt er an galemo galema, das sich zu ga^ivcrna erweitert haben soll, während Schneller 
in diesem Worte eine verkürzte Form des lat. Compositums erblickt Diez (I. 197), dem Littre beipflichtet, sieht in galerna 
einen celtischen Stamm mit dem Suffixe -ema. — Nicht zu übersehen ist, dass gala gara ga[r]a im Gen. auch andere Com- 
posita mit ähnlicher Bedeutung bildet: gaabixii ,uebbia che si congela*, gaamüstrUy 'miUciu .nevischio tra la neve e la gran- 
dine* ; selbst einfaches garu ,nebbione freddo* kommt vor. [Dazu halte man auch cat. calamaraa, der gewöhnliche Ausdnick 
für ,Hagel*]. Kanu nicht gala- mit gelare zusammenhängen? Vgl. friaul. zelugne zUugne mit gleicher Bedeutimg und be- 
züglich der Form regalare von regdare Diez I, 345. Hat diese Vermuthung einigen Werth, so würde das von einigen it. Whb. 
angeführte gelavermi an galavema lebhaft erinnern; vermi beruhte wohl auf einer Imdeutnng. — Schliesslich sei hier noch 
das parm. vedergiazz erwähnt, das sich mit frz. verglas deckt. 

2 Vgl. im Friaul. brumal ,nonie di un essere ideale nefasto il cui intervento s'impreca a chi si vuol male; altri intende per 
esso il vemo con tutte le sue rigidezze; altri il brutto male, ciofc TepUessia.' 

' Aehnliche Umschreibungen mit anderen Adjectiven : frz. haui-mal, grous-mal im Berry, morbus grosms, magnus bei DC; 
prov. orre mal. Per antiphrasim auch beau mal, siehe DC; auch it. m. benedetto. Allgemein m, caduco (ven. ver. -uto) 
jdas Fallende*. Friaul. wiaZ mazzucc. Dann it. m, maestro, frz. »h. sacre. Nach Heiligen: piem. mal de S, Gioan (so frz.), ven. 
ver. friaul. de S. Valentin, cAt. mal de S. Pau (nb. mal de cau7'e). It. battigia; vgl. alban. betaje. Was ist churw. mel tridf 

* Diez erklärt ver. bugnon durch ,Stoss'; es liegt aber hier ein kleines Missverständniss vor. Seine Quelle ist gewiss Angeli 
welcher ,cozzo, bitorzolo* angibt : cozzo aber ist fehlerhafte Schreibung für cosso ,pustula% worüber Diez selbst II, 23 berichtet. 



Beitrag zub Kundb der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhundertl. 139 

muraglia*, ,pietre convesse che risaltano dalla superficie cVuna muraglia', dasselbe wie 
it. bozza, dessen ursprüngliclie Bedeutung ebenfalls ,Beule' ist; vgl. frz. bosseler und 
Uiez I, 79. Das Etymon ist nicht ganz sicher; Diez weist auf prov. boudottgno nb. bougno, 
welches dann in die übrigen Sprachen eingedrungen sein würde. Wenn man bedenkt, 
dass das Wort im Ital. zunächst mundartlich ist, und dass hier d zwischen Vocalen leicht 
abfiel, so Hesse sich selbst Unabhängigkeit zwischen den einzelnen Bildungen annehmen. 
Das betonte i im franz. bigne macht keine Schwierigkeit. Wenn dem so wäre, würde 
die Verbreitung des wichtigen Stammes bot- bod- (boudin boader, borne, bigne) sich als 
ziemlich gross ergeben. Verwandtschaft mit ahd. bungo u. s. w., altengl. hmg nb. 
bitnny erscheint Diez wenig glaubwürdig; Littr6 dagegen ist geneigt, an 6?/nny anzuknüpfen. 

busar: -a qiiel asso ,löchre das pret' B. Mit Präfix: ven. tir. sbusar. 

busca ,tacht' ; it. buscOj aber bei älteren Schriftstellern auch biisca ; in Mundarten 
gewöhnlich Femininum. Diez I, 95, zu dessen lomb. piem. Belegen man noch aemil. 
busca boscUf gen. büscaj sie. vusca hinzufügen kann. 

buso: nuse busse A*, nuse bosse A) ,leere nüsse'. Es ist das it. Adj. bitgio, mund- 
artl. btLso; eigentlich ,durchlöchert' , das auf Nüsse angewandt fast überall ,leer, taub* 
bedeutet; die Ableitung gen. büxaccu als Subst. bedeutet schon an und für sich ,noce 
guasta'. Ven. mit Präfix sbitsa. 

buta la porta ,tu czu' im Gegensatze zu sera con le chiave ,sleuss mit dem slussel' B. 
Diesen Gebrauch des Wortes finde ich nirgends verzeichnet. Sic. abbiitari ,socchiudere' 
dürfte trotz des einfachen t hieher gehören. 

bTizzeron ,keczer' C, womit zu vergleichen Sodoma fio in A mit gleicher Bedeutung. 
Ueber die Berührung der zwei Begriflfe ,Ketzer^ und ,Kjiabenschänder* ist Grimm's Wb. 
unter ersterem Worte, Diez II, 234 und Littr6 s. v, bougre nachzusehen.* Von den zwei 
Bedeutimgen lebt nur noch die zweite; die erste habe ich nirgends gefunden. Dafür 
hat das unfläthige Wort eine überaus grosse Verbreitung; man hat eine Menge Begriffe 
damit verbunden. Für das tose, bnggerare, ^oney -amento führt Fanfani zahlreiche Re- 
densarten an, in welchen das Verbum im Sinne von ,betrügen, überlisten, vergeuden, 
werfen' erscheint; dsrnn bugger-a, -ata ,Lüge, Irrthum, unbedeutendes Ding' (oft zur Ver- 
stärkung der Negation), buggerto .grosser Lärm, grosse Menge, Ausscheit'. In den 
Mundarten — wo die Form gewöhnlich buzz. bozz. mit oder ohne e vor r lautet — be- 
deutet das Verbum auch ,prügeln', ,sich unnütze Mühe geben'; die suffixlose Ableitung 
im Feniin. ,Zorn'; dann im Masc. ,kleiner, verwachsener Mensch, unruhiger Knabe 
u. s. w^.' — Andererseits fanden sich bei so ausgedehntem Gebrauche mehrfache Euphe- 
mismen ein. Tose, btischerare^ romg, buscar^, Yen. büscara biiscarona\ Yen. bdstira bttsiirao ; 
piac. böstica und bösma\ parm. bustiancar; tose, buggiancare^ piem. bosanchk, gen. büzancä, 
romg. buzagli^; päd. buzzagne Sbst. PL; piac. crem, bolognä, cremen, bidugnä; friaul. 
buddar; tose, imbtcbbolarsi = imbuggerard ,sich nichts daraus machen', parm. bol. bobla 
für bozra in allen Bedeutungen ; com. sbqfarä in der Redensart vat a far sb. So erfährt 
das als Ausrufung gebrauchte buzzarona in seiner Endipg eben so häufige Modificationen 
f-agna, -ossa, -osca u. s. w.) wie andere derartige Wörter. Noch möge eine andere 
launige Art erwähnt werden, Euphemismen zu bilden. Die erste Sylbe wird ausgespro- 
chen und ein et cetera daran gehängt: mail. bo-e-fora, ven. bu-e-via, auch buz-e-via} 



1 Man kann auch vaudoi« ,qm cum bellua rem habebant* vergleichen. 

2 Vgl. ven. CO -e- via = coglione. 

18* 



140 ^' MüSSAFIA. 

Ein paar andere Wörter greifen die sonst unversehrt bleibende anlautende Sylbe an. 
Mail, bolgirä bölgira, com. bolgerä bölgeray mail. auch boltrigä böltriga. Dann ven. gazarar ^ 
friaul. gazaran^ tir. sgazerado (hier in der .speciellen Bedeutung ^listig'), mail. (bäuer.) 
sghisarada sghisarento u. s. w., bol. sgazarata. Es scheinen Euphemismen zu sein; merk- 
würdiger Weise aber stimmt bolgirä zu Btdgarus^ das Etymon unseres Wortes, und ga- 
zarar zu CatharuSy das Etymon von ketzer; bei Bonvesin gazaro. Endlich sei ven. füssai^a 
=r büggera erwähnt. 

buzzolä ,preczen' C. Fast überall zutreffen; auch \n lj\xQ,Q,di. buccellato. Die Formen 
weichen unmerklich ab; nur zeigt sich in manchen Mundarten ein auslautendes -/?.• 
mant. bozzolan, cremon. buzzidan, parm. regg. bozzilan, piac. bozlan, piem. bicciolan, berg.-/^/, 
crem, bresc. hosolä mit ausgefallenem n, wie das Deminutiv bosolarä zeigt. Gen. nur 
büsciellaju ,Pretzenbäcker', sie. vucciddatu und guccidatu, auch cucc,^) Man sehe auch 
Ducange, der ausführlich über das, wie es scheint, zunächst auf Italien beschränkte 
Wort handelt. Buccellatum ,Soldatenbrod' ; wohl von bucca, buccella. Vgl. noch Berg. 
bössUa ,Brüdchen'. Anderer Meinung ist Grion Prop. III, 1, 138, welcher in einer lan- 
gen Anmerkung allerlei Wörter unter einander wirft, ohne zu erklären, wie er sich 
deren gegenseitiges Verhältniss vorstellt. 



c. 

.cadeleto ,parr' A" (A* verschr. -epo) und 

caileto ,totenbar' B. Die Form von A im bresc. cadeleto^ crem, -et [churw. cadeletf], 
istr. cadalieto; cremon. ferr. cadilett; mant cadlett^ bol., mit eingeschobenem n, candleft. 
Aus cadilftto mit abgefallenem d entsteht wie in B ven. caileto^ tir. -et.^ Ver. calieto 
vergleicht sich mit der istr. Form; cafdja = ca. Im mail. carlet sclieint d zu r ge- 
worden zu sein.* So auch in der von Scheler (Jahrb. X, 249) nachgewiesenen afr. Form 
carlit charlist. Bedenken erregt nur friaut. caderlett cadarlett, wo r nur eingeschoben 
sein kann, etwa durch Einfluss von catMdra cadera? Das ar der mail. afr. Form 
könnte demnacli aus a[d]ar entstanden sein. — Ueberall in der Bedeutung ,Todten- 
bahre'; in Florenz wird es auch für ,Tragbahre für Kranke' gebraucht. Ueber den 
Ursprung Diez I, 118. 

caldiro ,kessel' B, Masculinum, sonst nur Femininum; von [vas] cald-arinra; it. 
caldaja u. s. w. 

caldume als Synonym von trippe ,Wampenfleck' C*** (in C* fehlt das Blatt). Bol. 
PI. caldiim (Ferrari übersetzt es mit coldumi; ich finde das Wort in keinem it. Wb.); 
sie. quadumi (cua = ral wie quasetta = calzetta). Es erinnert lebhaft an deuts. KaldauJien, 
über welches Grimm's Wb. s. w. nachzusehen; vgl. auch Mikl. Fremdw. s. w. caldvni. 
Cat. escaldums bedeutet ,condimentum ex avium minutis'. 



* V (b) und g wechseln ab: gurpi wie tose, golpe^ vozza ,gozzo*, guttata und vuttaru =r it. hottajo, 

2 Auch cadleghf das nur eine Comiption sein kann, da etwa Abfall von tt und Einschiebungf von g nicht angenommen 

werden kann. 
3 Vgl. piem. cainast == cadinasa nb. eadnctss = it. eatenacHo. 

* Vgl. berg. cadena» und camtis, ferr. cadnazz und camanz; bergsk. scörTt nb. scödeh. 



Beitrag zub Kum)e deb nobditalibnischen Mundarten nc xv. Jahbhündebte. 141 

calefar ,spoten^ A; -a Piero ,spott P/ B. Wurde auch von Franco Sacchetti in zwei 
Novellen gebraucht; Varchi hat galeffare. Noch berg. calöfä, romg. galafk mit gleicher 
Bedeutung. In der Umgegend Brescias galöfä ,betrügen' aber de galöf ,spottweise', 
Diez II, 16. 

calegaro, siehe caligher. 

calido, siehe cnJigo. 

calig[h]er A, calegaro BC ,schuster^ Mit -er = arius: ven. calegherj comsk. caligh^^ 
com. calghev'^ mit -ar: päd. calegaro^ gen. caegä (l = r, und dieses zwischen Vocalen 
wie gewöhnlich unterdrückt). Ohne g: tir. bresc. calikr^ piem. calik; friaul. öalidr. 
Von caligarms. Dasselbe Wort ist tose, galigajo^ parm. calgar, regg. rmg. calgher ,Ger- 
ber'. Bei Firmicus Matemus : ,Coriorum confectores seu caligarii.^ 

caligo C, calido B ,nebeP. Ven. friaul. crem, caligo, piac. (nach Nicolli) ferr. (bäuer.) 
rmg. caligh ; eine Nominativform, während aus dem lat. Accusativo calfzene mit veränder- * 
ter Bedeutung entstand. Das Friaul. gebraucht als Nbf. die Ableitung caligMre. Schnel- 
ler verzeichnet lad. öarü, also n statt / wie im mant. carüzan, und lad. öalvara mit 
gleicher Bedeutung, das er von calu[go]-aria deutet. Das d von B könnte hiatustilgend 
in califgjo sein. 

calizane A^ und 

calizene A* ,russ'; siehe Mon. ant. und füge hinzu berg. calözen^ friaul. öalin und 
bergsk. caü z=z cali[g]in'em {li zu i) ; gen. cafze = ca[l]ig)[)i]'e7n. Auch im Tose, begegnet 
man der Veränderung der Bedeutung; so im lucch. caliggine, montal. oaleggine^ welche 
statt fuliggine ßl. ,Russ' gebraucht werden. 

calönigo ,chorherr' AB; n-^i zu l-n; ven. calönego, berg. -ac, friaul. cahvni; auch tose. 
calönaco; neap. calöneco, sard. calöiügu u. s. w. 

camajo ,gehenge' B. zwischen elvio, barbua und tnsiera, also wohl ,Maschen am Helme* 
oder ,der obere Theil des Panzerhemdes, um Hals und Kopf zu schützen*: it. camaglio, 
frz. camail. lieber das Etymon, von cajjut und macula ,Ma8cheS Diez I, 101. Im lat. 
bg. Wb. ,tulix' (?) ol cama§. Die der ursprünglichen zunächst stehende Bedeutung noch 
im chiogg. camajo (Nardi XHP 1348) ,collo della camicia' ; dann mail. camaja ,eine 
Art weiblichen Mäntelchens oder Kragens'. Ven. camagio ,eine Art Fischnetz' berück- 
sichtigt nur den zweiten Theil des Compositum s. 

camisara ,naterin' A. Zu bemerken die Verallgemeinerung des Begriffes. 

campaniele A^ ,glockhaus', während A^ -ile hat. Auch BC haben -iel ,glockturn'. 
Diese Form, welche auf ein ^\xS.. -ellum (Pos. e = ie) statt -ile sich gründet, kommt 
im Ven. als Nbf. von il vor; auch berg. campanel nb. -iL In den VII comuni bloss -H. 

cananizo ,kel' C^ (in C^ fehlt das Blatt). Mail. com. pav. mant. feiT. canaruzZy 
cremen, -özz, crem, bresc. -ös, berg. -0.9 (lat. bg. Wb. ,guttur' canarttzz)^ ven. scanaruzzo; 
sie. cannaruzzoj neap. cannaruözzolOf sard. gannarozza^^ überall ,Kehle', zugleich mehrfach 
,SpeiserÖhre'. Von canna; vgl. comsk. canel, neap. cannarovs rannicchio dass. Damit hängt 
wohl ven. päd. Plur. canöle candide dass., welches man etwas kühn von cannd-gulae (it. 
canna della gola) deuten könnte.^ Noch zu erwähnen wären tir. ver. canaluzzo, parm. 



* Sard, auch »ffannadroocu ,gorgozznle' ; droxv ist -torium; das Verhältniss der Ableitung, welche einem it. acanfiafojo ent- 
sprechen würde, zur Bedeutung ist seltsam. 

* Com. bergsk. candola, com. auch canavola, mail. canavra bedeuten ,collare delle bestie bovine*. Bell, candgola hat beide 
Bedeutungen ,amese di legno con che i bifolchi cingono il coUo ai bradi* und ,e8ofago« gorgozzule.' 



142 A. MüSSAFIA. 

regg. 'Uzz, die entweder von canale kommen oder sich nur daran anlehnen. In piac. 
camaluzz camaruzz finden wir Einschiebung von r. In gen. canuezzu ist ursprüngliches 
r oder r aus l abgefallen? Im Zusammenhange ist zu erwägen 

candeluzo ,gurgel' B. Die Form begegnete mir nirgends; nur anklingend* ist 
gardelutz dass. in den VII. comuni. Ist es dasselbe Wort wie das verangehende? nn 
könnte zu nd geworden sein. 

cäneva ,keller' AB. Ich führe dieses auch in ital. Wbb. vorkommende Wort nur 
an, um zu fragen, ob es nicht mit altlat. canipa ,Fruchtkorb' identisch ist. Die Bedeutung 
hätte sich von einem kleinen zu einem grossen Behälter Von Früchten, Korn, Weinen 
u. s. w. erweitert. Diez verzeichnet bloss mittellat. canipa mit dem Zusätze: ,woher 
aber?' Schneller s Deutung (S. 227) aus cava canva wird sich kaum des Beifalls erfreuen. 

caramal Q\ während C^^* calamaro bieten ,tingenfass'. Gleiche Umstellung der 
Consonanten in manchen Mundarten : ven. mail. piac. ; com. carimä nur in der auch sonst 
oft vorkommenden Bedeutung ,eingefallene blaue Stelle unter dem Auge'. 

cariega ,sessel' AB; siehe Mon. ant. s. v. carega. Von cathedra^ Diez, II, 248. 
Schuchardt, I. 159, und mit ihm übereinstimmend Flechia, Atti d. Acc. di Torino 
VI (1871) 552, erklären die Form aus einer Vertauschung von dr und ^r, auch bringt 
Schuch. ein handschriftliches Beleg für categras statt catedras; III, 81 sammelt er dann 
eine grossere Anzahl von Formen aus it. Mundarten. Schneller gibt für die Formen 
mit g dieses Etymon nicht zu; diese sollen von craticula herzuleiten. Die Beweis- 
führung ist wenig überzeugend.^ 

carlavar B und 

carlevä C^ (C^* carnevale, C^ came levale) ,fassnacht'. Carlevar bei Cecch. S. 1(320 
(XIV. Jahrh.), camelevare im alt. Pisan. (App. Arch. stör. VIII, 55).* Diez II, 18 hat 
schon piem. car^lavd, sie. camilivari; man füge hinzu gen. wie C\ neap. (Galiani) camolovare. 

casseler ,truchner' A, ,kistenmacher' C. Eben so ven. Man bemerke auch das 
Deminutiv 

casseletta ,chistlein' A. 

castegna ,chosten' A, ca^tengi d. h. castegni PI. ,kesten' C; vgl. castegner A} (A* -a- 
gner). Das e in mehren lomb. Mundarten; so mail. bresc. berg. crem.; friaul. mit ^: 
dastine, cistine. 

castron ,schirig' B. Weitere Belege für diese Bedeutung des Wortes konnte ich 
nicht finden. Man bemerke indessen, dass castron in einzelnen Mundarten neben , ent- 
mannt' auch ,feig, zu nichts tauglich' gebraucht wird. Eben so wie scheranOj berroviere 
pejorativen Sinn annehmen, konnte umgekehrt ein Ausdruck, welcher verächtliche Men- 
schen bezeichnete, auf die verhassten ,Schergen' übertragen worden sein. 



' Er hfitte für .sich noch sard. cadriga eatrija ,grliticola* anführen können. In der That aber weist das sard. Wort nur zu- 
fällige Identität oder Aehnlichkeit des Klanges mit einzelnen Prodncten Yon cathedra anf. 

' Für Muratori's Dentnng von camascicUare camaaciale (anch sard. carra^ciaH) weist Diez auf rum. Itaare de came hin. Man kann 
auch an carlaasare bei Magagnö erinnern. — Friaul. cevri acevri isceri isaeri inaceri ,der letzte* und civrieU aciv, acev. ,der 
vorletzte Tag des Faschings fchurw. Seiver ^Fastnacht*] wird von Pirona sehr ansprechend von aeparare ,[von dem Fleisch- 
genussej trennen* gebeutet und mit fr. a^vrer verglichen. Dies passt zu allen anderen Ausdrücken für ^Fasching*. — Spann 
weist für das Sardische von camovali auf aegaraptzza (pezza ^Fleisch'; das erste Wort ist wohl eher aecare als aeparare) hin ; 
an betreffender Stelle fehlt aber das Wort 



Beithao zur Künde der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 143 

catadura ,funtrecht, findung' A. Vom Verbum 

catar ,finden' A, das vielen Mundarten eigen ist. So auch churw. Von capt-are. 

cavadon, siehe cavedon. 

oavedelo ,wärczen' C*'* (in C* fehlt das Blatt) d. h. ,Brustwarze\ So bell, cavedelj 
com. cavadel, friaul. öavidiel, öavigell (dj = ^), bresc. crem, caedel, boL romg. cavdely 
lat. bg. Wb. ol cafdel de la mamella ,papilla'. Auch neap. capetiello. Ohne d: päd. 
caveel, ven. cavielo. Mit Suffix -in: ven. ver. cavedin, friaul. öavedin^ mant. ferr. cavdin, 
parm. cavdein, crem, caedl] vgl. lucch. und C** capit-ign-oro {ovo = ulas). Mit an- 
deren Suffixen it. cap-ezz-olo; neap. caporello; sie. capicchiu = capiflum capiclmn; so 
auch sard. cabiju} 

cavedon: -i ,fewrei8sen' A, dazu A* ,schragen'; caveduni PI. C^; cavidoni C*, cava- 
dnni C^; caveon ,prantreit' B; le cavione ,herteisen' C^ Ueberall vorhanden. Formen 
mit d: päd. ver. cavedoni, cremon. -ort, friaul. C-avedoiij mant. ferr. piac. parm. mod. 
regg. bol. rmg. cavdon, piac. auch mit g: gavdon; bresc. caedh. Mit abgefallenem 
d: ven. ver. caviom. Auch in Arezzo capitoni. Mit anderen Suffixen: friaul. cavedal, 
rmg. cavdana. Von caput. In der Lunigiana caldoni; etwa aus cavdoni catidoni^ Oder 
Anlehnung an caldo? A*C* kennen auch die Form cavadoni; a-e zu a-a.* 

chiaro: -e volte oder ßade ,selten' AB; so ven. tir. mant.; ferr. dar volt, parm. dar 
volti auch ddar, cremon. de dar {cer). In einer it.* gefärbten altfr. Schrift fand ich in 
gleicher Bedeutung deres foiees. Wie sp>esso ,dicht' zum Begriffe ,oft' sich wandte , so 
dient darus, das häufig ,dünn besäet, schütter u. s. w.' bedeutet (siehe bei Grimm klar 
und bei Littre dair)^ um ,selten' auszudrücken.^ 

chioldo ,nageP AG* (C^^* ddodo, Tagudo) imd daraus indiiolda ,vernagel' A. Die 
Form ist parm. ferr. mod. mod. regg. Von dav^um zuerst dau-d-um, dann au zu ol. 
Anders Galvani: von daudere dodere^ dodus; durch Metathese coldus ,ed ausiliando la 
c, per consueto ricordo della liquida, dold^. Schneller, der auch für das Tir. die Nbf. 
dold exdoldar kennt (Azzolini hat nur dod endodar)^ schwankt zwischen der Annahme 
eines ol aus au und eines eingeschobenen /. 



^ Ein anderer mehr familiärer Ausdruck ist it. zizzolo, friaul. tittul, sie. titiddu, von f»tta «Zitze'. — Lomb. hornn , piac. -ein ; 
nach Ferrari von uberinum capitulum; es dürfte aber weniger vornehmen Ursprung sein und mit einem weit verbreiteten 
Stamme hör- zusammenhängen, der etwas Rundliches bezeichnet. Vgl. horela in der Anmkg. zu pahta und lomb. horaj »Stöpsel' , 
horon ,Spunt*. — Friaul. pichiffnüi, istr. picctgnöloy w^obei man an den Stamm jnc- denken könnte^ der etwas Spitziges be- 
deutet; in Selve, einer Insel des Quamaro, highignol, das man gerne zu {um)h'lic- stellen würde (der Berührungspunkt der 
Begi'ifte wäre nicht schwer zu finden); indessen finden wir ven. bichignol (de le ampoline) ,beccuccio*, dann .anelletto dove 
s'intila il lucignolo della lucema', cremon. 6 eccAtyno^ hicch. ,kleiner Vorsprung an einem Geräthe, um es anfassen zu können'; 
gewiss eine Ableitung von hecco, und dazu passen obige Wörter beK^rifflich und formell {g aus cc könnte eine kleine Schwie- 
rigkeit machen; indessen mag meine nur mittelbare mündliche Quelle nicht ganz genau sein). Ganz so port. bico do jmto. 
— Sard. zimingioni. — Der Spanier erblickt in der Warze den ,Stiel* der Brust ; pezon. 

2 In nordwestlichen, zum Theile auch aemil. Mundarten ist ein anderer Ausdruck gebräuchlich: comsk. brander ^ piem. 
bravdhy gen. brandä; mail. brandinä^ -cd, comsk. brandinar^ mail. com. brendenäy bei Rosa brondondly piac. brirtdnal. Auch 
im Nordosten, im Bellun. brandol nh. cavedon. Ohne n im Stamme: crem, berdenal^ bresc. bordoncUy herg. burdunal^ schoü im 
lat. bg. Wb. ,pirinale* ol bordoncU. Wohl zu deutschem brennen brand gehörig. — Im Mail, auch cimin, piac. ebenfalls 
euneinj nach Cherubini wegen der , Wiegen* form. — Sard. morigliaa, vom span. morillo ,weil gewöhnlieh Köpfe von Mauren 
darauf abgebildet werden* (Seckendorf). Nach Thieren benannt frz. chevretfe ,Feuerbock', wo das Thier den Begriff des 
Tragens darstellt ; chenei ,weil er , so sagt man, Hundefüsse hat* (Diez II, 254) ; ,ä cause d'assimilation avec un chien couche 
sur le ventre* (Littr^) ; Scheler, vermittelnd: ,ä cause de la forme ou de Tomementation donnee d'abord a cet ustensile. 
Auch deutsch Fetterhund. Welche Vorstellung führte zu deutschem Feuerhengst f 

3 Geht man von chiare volle ,düun besäete* also ,wenige* Maie aus, so lässt sich wieder mail. (im Varon milanes. nun bäue- 
risch) ßss, cremon. (ebenfalls nur auf dem Laude) bresc. berg. /« ,dicht* in der Bedeutung ,viel* vergleichen. 



144 A. MUSSAFIA. 

chizza ,hüntin' C** (C** cagna). So ven.; friaul. cizze. Nach Ferrari von catiditiay 
was kaum zu glauben ist. Schneller führt auch ein lad. chizza an, versucht aber keine 
Deutung. 

clembina ,dreck' A und daraus 

clembinoso ,dreckigt' A. Ich vermochte das Wort nirgends zu finden. An it. co- 
lombina ,Taubenmist^ ist nicht zu denken, denn wie hätte sich der Begriflf so sehr er- 
weitert? Nur der Erinnerung halber verzeichne ich ferr. clumbin, ,trüb'. 

cocon ,spunt' B ,peil' C. Fast überall mit den kleinen Varianten {cucon, iLcujjC 
welche die Lautgesetze der einzelnen Mundarten bedingen. Ferrari führt eine Form 
calcone als lomb. an; sie begegnet im Mail., aber in der Bedeutung ,Werg, Papier 
u. s. w., welches in die Flinte gedrückt wird, um die Ladung festzuhalten', eine Bedeu- 
tung, die auch ven. cocon zukommt. Dann im Friaul. öalcon nb. cocon ,Spund'. Im lat. 
bg. Wb. ,calco, nis' ol cochb, wo das vermeintlich Lateinische ebenfalls romanisch ist. 
Im Mod. ßegg. finden wir concon^ cuncon^ eine Form, die auch Ducange verzeichnet, 
mit einem Belege aus dem Chron. Tarv. (Murat. XIX, 754) ,et obtuso foramine illo 
cum concono uno ligneo intra calcato', wo von einer Bombarde die Rede ist. Dasselbe 
Wort ist tose, cocrfi'i-fime ,Spund',* und mit einem dritten Suffixe ver. cnccajo, mant. 
parm. cocaj ,Stopsel' überhaupt. Für die Formen mit o {it) empfiehle sich jene Deutung 
am besten, nach welcher cocon mit dem gleichlautenden französischen Worte, sie. cuc- 
cudda ,Gehäuse der Seidenraupe' eines wäre. Der Berührungspunkt der Begriffe würde 
in der cylindrischen Form liegen; dazu Hesse sich vergleichen ven. cocon ,capelli delle donne 
legati tutti assieme in un mazzo', comsk. ,Maiskolben'. Diez leitet nun frz. cocon von 
concka; das mod. cuncon würde dann die ursprüngliche Form bieten. Und gibt man 
diese Priorität der Formen mit n zu, so hätte auch Galvani's Erklärung des Wortes aus 
cimeus, gleichsam ciin-icus cim-ic-oneiu^ einigen Anspruch auf Berücksichtigung. Wie steht 
es nun mit -a/-V Dass die zwei Wörter cocon calcan nicht zufällig Synonyma sind, son- 
dern auch hinsichtlich der Form zusammenhängen müssen, dürfte ausser Zweifel sein. 
Geht man vom Etymon co7ic- coc- aus, so wird man in al kaum eine blos lautliche Va- 
riante erblicken (o au al wie occidere anc. aleidere), sondern eine Anlehnung an calcare 
,(das Stöpsel) hineinpressen' erkennen. Wer es aber vorzöge, von calcone auszugehen, 
könnte al durch au tax o oder durch ol zu on annehmen. Die erstere Deutung seheint 
mir weit ansprechender. Beide bisher besprochenen Etyma (concha und calcare) sind 
von Ferrari vorgebracht worden, welcher auch ein drittes ,quod instar Cochleae factum' 
hinzufügt. Die behauptete Aehnlichkeit der Form ist aber nicht vorhanden. Eben so 
wenig ist M6nage's occludinem zu beachten. 

cognaro ,kütenpaum' B; von 

cogno ,küten' B; nach Boerio noch ein bäuer. Wort; Asc. 430 führt es als ,rust. 
ver.' an; piem. cognä = cotognata; vom gebräuchlicheren codogno contrahirt; vgl. frz, 
coing = cooing. 

colegarse ,niderlegen' A steht dem lat. collocare näher als das jetzige coricare corcare, 
veraltet und poetisch colcare. Ven. colegar, crem, cidegh, colecare im Tesoro dei poveri, 
jetzt bol. acidgar; mant. colgar, piac. colgä, romg. cidgK^ u. s. w. 



1 Mit dieser Form scheint sich chorw. cuclun nb. cucun genau zu decken. 



Beitrag zdb Kunde der norditalieniscben Mundarten im xv. Jahrhunderte. 145 

comandador ,putel' A, ,fürpieter' C. In gleicher Bedeutung, ,Gerichtsdiener', 
wurde das Wort unter der Republik Venedig gebraucht; Ausführlicheres darüber bei 
Mutinelli s. v. Noch jetzt im Ferr. und (nach Schneller) im enneb. comenadü. 

combiä ,urlaub' A*C, contrahirte Form von 

combiado A^ ; dann 

combiar : -a el to fam^o ,gib urlaub deim diener' B. Ist der Imperativ rorabiä 
(a = ada) oder cömbia zu betonen? Im zweiten Falle hätte der contrahirte Infinitiv 
die Conjugation bestimmt. Vgl. ven. escomiar (nb. escomear) und daraus die suffixlose 
Ableitung escömio (escömeo). Auch im Ferr. cumbiä im Inf.; eine Präsensform ist mir 
nicht geboten. Die Form combiato ist im Tose, nicht imbekannt; Einschiebung von b 
zwischen m und Hiatus-i; Gramm. I, 353. 

combinar: -a quella parola ,puchstab das Wort' B. Auch in A; nur hier mit abge- 
fallenem b: cominar, wie in amendue Gramm. I, 282; vgl. auch Schuch. I, 183. III, 318 
und Asc. Nr. 137. Diese Bedeutung des Verbums ist ziemlich verbreitet^ ven. ver. mant. 
parm. regg. combinar^ bresc. -ä, ferr. cumbinar, friaul. -a; mit anlautendem g: piac. parm. 
gombinar, cremen, gumbinä. Das Friaul. kennt auch die Form von A: cuminä. Zu be- 
merken ist p statt 6 in mant. parm. compinar^ mail. -ä. Schwerlich ohne Grund, da 
gerade b nach m beliebt ist; es scheint hier eine Einmischung von it. compitare (lat. 
compütare) stattgefunden zu haben. ^ 

cömedo A und 

cömeo B ,elnpog'. Die Form von B ist im Ven. veraltet; jetzt comio. Der Form 
von A steht zunächst die friaul. ampezz. Ableitung comedön (friaul. auch comodon). Ven. 
auch g6mio und g ist fast überall im Anlaute zu treffen. Blosses m wie in unseren Bei- 
spielen und im it. gömito, im cremen, gömety piac. g&niad, romg. gomt, piem. ^romo; sonst mb 
Schon tose. gömbitOf tir. berg. mail. gömbet, com. -baty bol. -bd; mit ausgefallenem d: 
ver. gombio, ferr. -6z. Es gibt Formen auf -it (ett): berg. Nbf.* mant. crem. gombSt, 
cremen, (auf dem Lande) gumbett. Ist Accentversetzung anzunehmen,* oder ist -if- mit 
-ett' vertauscht worden? Diez (Gramm. I, 281, 344) nimmt ohne weiters b zu m an; 
Schuch. m, 94 und Asc. 110, 204 u. s. w. nehmen folgenden Lautgang an: 6, mb, mm, m. 
Selten geht die it. Form auf ursprüngliches b zurück: tose, gövito, sard. cuidii cufdu. 

cominar siehe combinar. 

comprendövele ,vernunftig' A, in activer Bedeutung wie intendevele. 

copa ,kopf* A, überall ,Hinterkopf und so übersetzt B ,nacke', auch C de drie la 
copa ,uf dem nack'; vgl. übrigens prov. cobs ,testa capitis' bei Diez I, 138. 

copinara verschrieben für topinara; s. d. W. 

copo ,ziegel' A, worunter nur ,Dachziegel' zu verstehen ist, su li copi ,auf dem 
Dach' C** (C* sul tecto). Auch Fem. coppa C. Ueberall verbreitet; Gherardini führt 



^ Vgl. aemil. cminzipiä, wo eominciare und principiare znsammenfliessen ; berg. cremon. ponuUe» ,Paradeisäpfel* = jjomo und 
tomates; ronig. ftUrebid = futuere und proitibulum mit gemeinital. Metathese postr.] vielleicht bol. imhaatia = am- 
hasda und angti»t\a; ven. spienza = »plen und milz nach Diez, I 277, freilich nach Ascoli von eplen-ia. Andere Ausdrücke 
für ,buchstabiren* : boL acumdarf romg. araciumdk (nb. compUk); von compitare, t zu d, oder von comodare, gleichsam it. 
acconiodare le parolef In beiden Fällen ist romg. 6 zu bemerken. — Sic. arrijunciri = 'jüngere. — Ist gen. aimpä = 
comparare ? 

2 In lat. bg. Wb. druckt Grion: ,cubitns* ol gombdl. Hat die Hs. den Accent? 

' Man kann vergleichen im VelÜin alombic für Hömbec, 

Denkschriften der phil.-hiit. Cl. XXII. Bd. ^^ 



auch einige Beispiele aus it. Schriftstellern an. Wahrscheinlich zu cuppa gehörig, ihrer 

ausgehölten Form wegen. So auch Schneller. 

oorla ,hasel' C* corola, ,haselstud' C**; it. corlo; hier Femin. wie im Lat, und 

im frz. coudve. Es gibt Formen mit l-r statt r-l, dann solche die den Accent versetzen 

und dann das y des lat. coTtjlm als i oder n (o) behandeln. Com. und comsk. edler; corÜ-, 

coröla, chirör, col6. Bol. cliir st, colür. 

""'lo ,garnrock' B d. h, ,Garnwinde'. So ven. tir. ; friaul. corli. Auch sonst kommt 
rt mit verwandten Bedeutungen vor: lomb. corlo curla curlett ,Winde um Lasten 
in, Winde am Brunnen, Walze um Lasten fortzuschaffen'; dazu mant. corlo ,Krei- 
in auch ,Wirbel an der Spindel' ; comsk. gurla, friaul. gurli ,Kreiael'. Die Grund- 
ng ist also immer die des Windens, Drehena' und das Etymon ist wohl in lat. 
•.umiliis zu suchen. Auch für ,Folter' (wobei die Beschuldigten mit Winden hin- 
gen wurden) ist es gebraucht worden; so im Chron. Piacent, (ilurat. XVI, 527, 
Gange citirt); ,habebant curlos in domibus eorum et capiebant homines et ipsos 
abant'. Daraus das Verbum curlare, für welches Belege aus dem Chron. Bergom. 
;n. Im churw. lebt noch cldcrl ,Folterbank'. Gehören nun curnis und currere, 
ht zu zweifeln ist, zu einander, so war Ferrari der Wahrheit nahe , als er corlo 
' erklärte ,ab eo quod in gyrum rapide vertatur und currat . .. . Corletto del 
li funis trahendo haustro imponitur, a cursu et vertigine.'* 



Berührung der verscliie Jenen oiiea prwJihatPu Ite(rriffe ist auch sonst nachzuweisen, fjo im sie. rummiäu, das it. earro, 
< und .Krfispl' bedeutet; itaun in dein in Olieritalicn weitvcrlireiteteu pMo Inrto pirlart. Solineller sieht in Letzterem 
. twMy nhd. Quirl; tu* zu p. Ich vermng über die Riclitigkelt dieses von ihm nufgestellten Lautgesetzes nicht ax nr- 
leu; tteaa er n1>er mant. corlo und frinul. i^tir^i zu Qtiirl stellt, so hat er jedenfalls Unrecht. 

Ausdrücke für ,Haspel, Garnwinde' sind mehre. Sie gelten eigentlich fiir zwei verschiedene Oerfithe; das eine windet 
FadcD zu Strähnen, das mint, atabnaa; dos andere wickelt die Strähne zu Knäueln ab, das miat. girgillut. Vgl. her 
tio ; ,FUum , . . ducitur . , . « Inm in alahrum, ab nlabro in girgillnni, a girgillo in glomieellmn'. iL atpo mupa, in 
darteu (mich Incch.) -a, frianL ilatpe (vom Vb. d-iupii wie it. natpo tose, anch iimmpo imd naipatojo vod in-atpanj gi\t 
Sehst fiir das erste Geräthe. Es dient dann auch zur Bezeichnung Ruderer Art von Winden, z. B. bei Folterwerkzeugen 
lo Comp.,, cremon. ferr. , Winde am Brunnen' u. s. w. Von ahd. liotpa, Diez I, 36. — It. ffitindolo bindolo mit mundartlichen 
•nformen (z. B. lierg. gkindola ghhul., veadol, indola indola) raail. ghiniUi , das zwar vorzüglich für das zweite Geräth dient, 

auch für da» erste angewandt wird (Fanfani: ,GiiiTidolo, ornese . . . per awulgervi il filo che si troo da' bozzoli'). Dann auch 
mdcre ähnliche Vorriehtnngcn ; siehe die Beschreibung von hindolo, einer hydraulischen Maschine, bei Ghcrardini and Fanfani. 
I nhd. tcini/an, Diez I, ^0'.>. voraus auch tir. binda, friaul. binU pinU .Winde zum Heben von Lasten' Sehn. I, 117, 
1 aneb »ahrscheiulicb hinand ,Kn8uel', — It. arcolajo; span. argadiüo, -ijo, auch oeap, argatüla arialtlta; im Ngr. 
Xita-i .Spinnrocken'. Man wird nicht anstehen, diese Wörter mit i(. apan. ärgano, cat. arga u. s. w. ,KrahD, Hebezeng, 
ndc' zusammenzustellen, und in dein t Cd) eine Bestätigung der Deutung Ferrari's von Ipyirr^i (vgl. Diei I, 30) zu 
icken. Arcolajo dürfte eine Umbildung sein. Einmischung von areo (wie etwa in arcohugio, wo der Begriff zu einer 
lien Anlehnung viel leichler führte) ist müglicli; corlo hat schwerlich Antheil daran; die Endung -ajo mag durch das 
läufig in Anwendung kommende SutTix -arinm beinäusst worden sein. - Tose, /allort; laveU-o, -o, -i, -t von foMtae, 
Ürettchen, ätäbe aus denen die Garnwinden bestehen ; so aen. atticrlle. — Tose. gtutffiU .stramento da fare gnefi^e o maUase'. 

dschm. a'ifan; vgl. aggiuffare Diez I, 1. — Mail. com. Aicocca, das Diez I, 66 unerklärt IKsst; Honti daidite 
itsrh. icitkrfn'; comak. bjorfit .Knäuel', — Häufig ist eine Ableitung von dipanart: ii. in einigen Wbb, dipanatojo, 
;. dBatiador, bol. -Hr, ferr. indvanadur u. s. w. (span. dtvanadera) ; mit anderem Präßie neap. Irapanaturo. — 
dan'nUur, friaul. davualledor . auch ohne PrSfix vallador, vom Verbum istr. dcuvalti, friaul. davtialzi fdt-votnere) 
inare'; vgl. mint, devotulorium, vielleicht auch afr. denoutoua-e. — Sard. 0oividorzu und iciollilrama, von lolvere 
n oder mit IroHia. — Regg- linitor, wahrscheinlich von tmum. — Crem, lomel; vgl. frz. loumtlle. — Bergnk. 
sk. ''oderla, wohl mit dem weitverzweigten Stamme had- Kusammenliängend ; das Verbnm baderlä bedeutet ,die Zeit ver- 
sn, tändeln, sich hin und her müssig bewegen'. [In anderen Gegenden um Como bedeutet badtrla bloss .piede del- 
olajo'i ebenso mall, harderla. Ist letztere Form geeignet, obige Denmng «U zweifelhaft erscheinen zu lassen?] — Sic. 
iula. — Zu bemerken ist schliesslich com. detvojii ,dipauBre', wo vojä entweder ^ volvert (wie itn Friaul.) ist, oder it. 
are entspricht. In letzterem Falle ist es identisch mit frz. df,vider ^= dti-vuiditr, dieidotr ^ afr. denmideur (die Ver- 
huiig Littre's, .winden' könne dal>ei bethetligt »ein, ist wohl nngegründet; die angeführte Form mit-tiond- kann ein Lese- 



Beitbao zur Kunde deb norditalienischbm Mundarten im xv. Jahrhunderte. 147 

corpo ,pauch' B; noch jetzt wird das Wort im Ven. in dieser beschränkten Be- 
deutung gebraucht; vgl. dtsch. Leih. 

corporale ,corporal' BC unter den Kirchengeräthen. So nennt man bekanntlich das 
,Leintuch, worauf die Hostie consecrirt wird'. Ich führe das Wort nur an, weil wenig 
Wörterbücher es bieten. 

cortivo ,hoff' A* (in A^ fehlt das Wort); so ven., tir. cortif. 

cospelo ,ortpant' B ,eisernes Band an der Spitze der Scheide, ferrum quo vaginae 
cuspis munitur'; Benecke-MüUer I, 132. Vgl. altven. cospo ,Spitze'; als technisches 
Wort cöspedo ,voce degli architetti giä usata dal Palladio: Quella punta di ferro con 
certe lamine schiacciate , coUe quali si arma restremitä dei pali che si piantano nel 
terreno per fondamento'. Im Ital. ist cnspide ebenfalls ein teclinischer Ausdruck, aber 
in anderer Bedeutung: ,le tre cuspidi di S. Maria del Fiore'. Wie ist das Won in B 
zu betonen? cospSlo würde durch -ello abgeleitet sein; in cöspilo könnte man elo = ulo 
= ülits oder ^d- ed- zu el-o (wie naduco caluco) annehmen. 

cospo C*: -^ ,holczschuch' als Synon}Tn von galoze; AC^ haben blos letzteren Aus- 
druck; C*^ galoze und zöcole. Comsk. cosjy cusjj dass., grödn. PI. cospes, ferr. cuosp, romg. 
cosp ,Schuh mit Oberleder und dem übrigen Theil aus Holz' [engad. c}U)sp\ Auch Du 
Gange führt an: ^cuspus, ligneum sandalium' und belegt es aus Glossaren. Es gibt auch 
ein grödn. öaspes ,Schneeschuhe' , friaul. giaspe 6aspe, Sie führen wegen der Gestalt' 
des c auf ursprüngliches casp- zurück, dürften also schwer mit obigem Worte zu ver- 
einigen sein.* 

cressimonia ,heuel oder erhebung' C^*; Von crescere-^ vgl. gen. crescente^ sie. cri^ 
scenti, neap. crlsceto «lit derselben Bedeutung. Cremon. cressimonia bedeutet ,Vermehrung'. 
Gebildet nach parsimonia; so cremon. marzimonia. 

creto ,fels' C*^ (fehlt in C ) Es stimmt dazu friaul. crett crete ,nackter Fels, Bergspitze', 
das Ascoli, Ztschr. XVI, 208, von erepitare herleitet.^ Es sei noch bemerkt, dass bei Jage- 
mann ein Wort cretto als lomb. angeführt und ,Spalt (in der Mineralogie)" erklärt wird. 
Dieses nun deutet auch Diez II, 138 (zu sp. grietar griefa ,sich spalten, Spalte') aus 
erepitare. Schliesslich kommt im Toskanischen ein cretto = crejyolatura ,Riss in den 
Mauern' vor, welches die Deutung bestätigt. 

criellar ,raitern' und 

criello ,raiter' AB. Gewöhnlich mit v; nur in ostlomb. Mundarten, die v zwischen 
Vocalen in der Regel abwerfen, ohne dasselbe: berg. crieU bresc. creel:^ crem, rrüel^ 
berg. auch cröel {i vor v zu ?7, ö wie trüel = trivelloj. 



fehler für -voud- Bein). — lieber frz. eachavoir siehe Diez II, 280. — DC. kennt noch für ,Gamwinde* afr. gerouwaide, 
escoursetuCy dann unter »eagna auch escagne, aas jetzige icagne, welches aber ,partie d'un ^cheveau* bedeutet. — Churw. 
neben guindel, spiejaduoira = ex-plicatoria (vgl. tplajar ,abwinden^, a bandera splajada =■ it. a h. apiegata), auch pleiga, 
pHchuiray wohl dasselbe, ohne Prfifix. Dann narra^ fumiciiua, fanceUa ,kleine Garnwinde, Spuhlen abzuwindend Haspel 
heisst hier auch j»cot% ^haspeln' seavary zu scapitgy wie frz. etchavoii'y gehörig. Ueber cUabra, girgiUum etc. siehe endlich 
Pütt, Ztschr. I, 308. 

' Schmellcr führt Knotpen ,Klotzschuh* an, und meint, es sei vielleicht vom it. cospo entstellt. In Grimm's Wb. V, 1496 
wird es dagegen zu dtschm Knospe gestellt, dort wird auch eine tir. Form Knasjy angege))en, also mit a wie im Ladin. 
Können nun die Anlaute k und kn in Zusammenbang gebracht werden ? — Woher tir. zopp^ly berg. töpell^ lat. bg. Wb. ,patita* 
ol zupell (patita = patinus ,lignea crepidula corio pedibus aptata^t bresc. »pell, in Valtellina sciupel aciapely auch zipel (vgl. in 
den Statuten von Piacenza: zoculae altae cum zipello, hier also wohl ,Absatz^), friaul. aupiellf [Mutinelli erklärt xopeh zup, 
zip. in lat. Urkunden aus Venedig durch ,berretta* ; gewiss mit Unrecht.] Schneller begnügt sich beim tirolischen Worte, 
das er allein anführt, die Angabe Azzollni ,mittellat. zo/>e/f/«* mit Zusatz eines Fragezeichens zu wiederholen. Mundartl 
Wbb. denken gerne an auh-pedeny wasj^pineiwr^gs befriedigt. 

2 Vgl. bei Bridel cret ,petit moiit,-tcrtre*. Gehört es etwa hieher? 

19* 



148 A. McBSiPii. 

crogo (unter den Bestandtheilen der Armbrust) ,8panngürtel' B; vgl. bei Cecch. S. 
1618 (XrV Jb.) ,zascadun debia aver una bona balleatra . . . bene adparejada de corde 
e de crocho'- ; it. crocco hat die allgemeine Bedeutung ,Haken'; Diez EL, 268. 

0rö2Ola ,cliruck' A; ven. tir., während it. gntrda croccia ohne Deminutivsuffix. 
Von cruc-e-ola; Diez II, 145. 

cruciflcar: -a ,krewczig' B. Veraltet sowohl in der Schriftsprache, als in den 
meisten Mundarten, Bonvesin cmcificao; Tiraboschi belegt crössifigä aua einem älteren 
berg. Schriftsteller; Boerio bemerkt, dass noch immer die Schiffer zu Venedig cnicifich 
statt crocifisso sagen. Für das Sard. führt Spann cT-urificare , -ai, -ä ohne Beschrän- 
kung an. 

cügola C** und 

cuögola ,KugeI' C". Cremon. cögule ,Holzkugel zum Trucco-Spiele', mant. ,Ballen 
zum Mailspiel', dagegen männl, cögoi ,Kegel' it. birilli. Im Grödn. codla (gl wird hier 
regelmässig zu dl) ,Kugel'. Es ist jedenfalls das deutsche Wort.' 

curar: la /rvttaruola rura codogni ,die pfragnerin schellt chuchten' A. Das Verbum 
wird im Ven. noch immer in gleichem Sinne gebraucht. 

cusilier C*^* (die folg. Ausg. cuchiaro), 

CTislier AC, 

cusUr B ,läffel'. Auch Franco Sacchetti gebraucht die Form cmoliere. Jetzt acheint 
sie in keiner Mundart vorhanden; nur das Romg. (bäuer.) hat 5 nach l: culsera culsira. 
In ven. ver. sculier ist s wohl nur prosthetisch. Es scheint schwer das Wort von cock- 
learinm zu trennen; woher aber das *? Das Romg. liease sich etwa aus colchearinm. er- 
klären ; kj auf imgewöhnliche Weise zu s ; soll dann wieder s Metathese erlitten haben ? 
Oder drang das prosth. s in die Mitte des Wortes? Beide Erklärungen sind durchaus 
unbefriedigend. Bei Magagnfa scorliera. — Schneller führt aus einem Gedichte des vori- 
gen Jahrh. scudlieri ,umgedeutet mit Beziehung auf scudella' an.* 



dapo' ,slder' Ä, ,8int' B, ,damach' C*, von de ad post, wie dipoi dipo' von de post. 
Tose, dipo' galt einst als Praep. und als Adv. ; für den präpositioneilen Gebrauch dient 
jetzt nur d6po\ dipo' ist Adverbium. Mundarten wenden noch Formen mit betontem 
post als Praepos. an; z. B. mail. dapös depös ,hinter'; crem, cremon. dapits ,hinter, nach': 
mit dis: friaul. dispuss; mit a: mail. apoSy crem. -Wnj dass. Dazu ist zu halten 

daspuö ,damach' A. Diese Form mit s ist in Mundarten sehr häufig ; sie wird fast 
■überall nur als Adverb gebraucht: altven. mit «o; daspub despuÖ, jetzt bloss daspd; von 
letzterem Worte sagt Azzolini, es sei nunmehr in Tirol ganz ausser Gebrauch; friaul. 
daspb dosph scheint auch Präp. zu sein. Mit Praef. dis, wie im span. despues, afr. deapuis. 

decinera ,czehener' C gebildet wie centinera = centinaj-o. 

' " n. Iiresc. mant cögolo (ven. anch «aoj.), iWanl. togul .länglicher, nindlicher Kieeelstein, um die StraHaen zu pflaetem' 
A wnhl mit dem gleichbeilputenrlen cremon. bol. parm. codol zDB«mmenzuateI1en. Dieaes nach Diez n, 260 eher von 
it als von caulei, wie Ferrari meint [imol. cddol ,SFholle, HasenflSche' ist ein anderes Wort und gehört mit mail. cddtga 
cnfit]. Siiff. -inu* im mail. eöden, liicch. cätano. Wohin gehört it. ciöUolo dase. (nach Ferrari za caute» gehörig), in Val- 
hiana chioqvelo t Im Friaul. nb. cogvl aach ameal. 

inkle Auadriicke für ,LSS'el' ; friaal. tedän, grödn. charw. iadun tdim. In Val Maggia agi. -* In Tal Veriaaca i-titi, tanm. 
ichiavo »Ufau (nach Monti von LSfftT). — Erst während de» Druckes wird mir istr. tmtira mitgetheilt. 



Beitsao zub Kunde der nobditalienisohen Mundarten im it. Jahrhunderte. 149 

degan de la villa ,dorfmei8ter' C. lieber die decani villarum ist DC. nachzusehen; 
Ferrari : ,Villarum et pagorum magistri decani appellantur ... in urbibus venetae ditionis^ 
Jetzt noch im Friaul. degan dean ,Dorfbürgei>mei8ter'. 

dentegado A* (A* -ig-) ,ertigt'; eine Ableitung von dente^ die veraltet zu sein 
scheint. Nur bei Patriarchi findet sich desdentegä ,sdentato' verzeichnet. 

denziva ,zanfleisch' C* für gengiva, ein Beispiel jener Vertretung des ^ oder z 
durch rf, welche in nordital., besonders latinisirenden , Mundarten ungemein häufig ist 
und auch im Süden getroffen wird, z. B. sie. dinocchiu = ital. ginocchio. Lat. g vor e, i 
wird bekanntlich dadurch palatal, dass es sich zu j erweicht und d vorgeschlagen 
wird; aus dje dji nun wird ^e §i oder de di. 

desamistä ,feintschafft' B; in der Crusca mit älteren Beispielen belegt; jetzt wohl 
überall ausser Gebrauch. 

desbrasar : -a ,czurich' B. Wenn mit dem deutschen Worte ,zurichten, in Ordnung 
setzen' gemeint ist, so liegt wohl ein Schreibfehler für desbarasar = sharazzare vor. 

descioar -o/a/ Tdsso ,nagel auf das pret' B. Gewöhnlich mit d: ven. desciodar u. s. w. 
Vgl. inchiodar, 

deservir: -e ,diene' B. Das Präfix de- modificirt um nichts die Bedeutung; höch- 
stens kann man eine kleine Verstärkung, wie im lat. deservire^ erblicken. Das Wort ist 
ausser allem Gebrauche. 

desferar: -a ,prich ab* B. Diese Bedeutung des Wortes ist mir unbekannt. Neap. 
sferrare ,vermeiden, sich davon machen' liesse sich in so ferne vergleichen, als diese 
Begriffe sich einigermassen mit ,abbreehen' berühren. 

desgipar -a ,chnüpf auff' B. Das Wort ist mir ganz unbekannt. Ob zu zipun 
(s. d. W.) gehörig? Indessen ist vielleicht desgropa zu emendiren; vgl. engropa ,chnüpf 
czu' in derselben Hs. 

desiä ,derwacht' B entspricht it. destare von de-ex-citare ^ nach Ferrari und Diez 
1, 25. Der Ausdruck gehört zunächst lomb. aemil. Mundarten an. Mit e (l)\ mail. 
cremen. dessedä\ ohne dasselbe: parm. desdar, regg. -er, berg. -ä; mant. ddsdar^ piac. -ä, 
ferr. bol. dsdar. Eine Form, wie die vorliegende, mit beibehaltenem i aber ohne d (t) 
ist mir in jetzigen Mundarten nicht bekannt. In neap. sceth^ sard. scidai sduth ischidare 
haben wir einfaches excitare. 

desmessedar A, 

desmessiar B, desmissiar C, dismessear A* ,wecken^ Dieser Ausdruck ist zunächst 
dem Nordosten eigen: ven. ver. desmissiar, mant. dasm.^ ferr. dsm.y tir. päd. desmisciar^ 
bresc. dismessia, istr. dasmassada und da^missia. Nicht mit Ferrari von exsomnisciare^ 
sondern von dis-misc-it-are, das ohne Präfix in der Form mescitare, lomb. aemil. messeF- 
dar mesdar masdar (-fi, -h) erscheint; siehe Mon. ant. s. v. messedh und füge hinzu 
bellun. messedar nb. missiar, friaul. messedh, gröd. möiedh. Der Begriff ,mischen, durch- 
mischen; hin und her bewegen, rütteln^ (^gl- g®^- '^nf^ciä ,bewegen') führt leicht zu 
,wecken'; vgl. friaul. dismövi ,wecken'. — .Sowohl zu diesem als zu vorangehendem 
Worte ist zu erinnern an de^dissi^ bei ßuzzante und Magagnö; auch Ferrari erwähnt 
ven. desdissiar. Darf man eine so überladene Form wie dis-de-ex-citare annehmen, wo 
dann dissiar mit desiar in B zusammenträfe, oder hat sich das ven. desmissiar ein- 
gemischt? 



Ä 



V 



150 A. MüSSAFIA. 

desmöstego ,heinileich^ A, ,zahme^ B und 

desmestigare ,wonen, cemen' A ; desin^stega ,zeme' B. Aus lat. domesticus ymrde 
it. ausser domSstico auch dim. ; der umgekehrte Fall von dimani domani = de mane : ,hier 
wurde die Zusammensetzung mit di- de- verwischt , dort der Schein einer solchen her- 
vorgerufen'; so Schuch* III, 243.* Mundarten gingen nun weiter und vertauschten das 
vermeintliche Suffix di- mit dem anderen oft mitconcurrirenden (Gramm. II, 424) dis-: 
ven tir. desmSstego , -ar , friaul. disiniesteh {ph. dorn.) , parm, dsniSstag dsmestgar , ferr. 
dsmSstog -stgar^ piac. bloss Adj. dasmSstag.^ Zu bemerken ist mail. dosmSsteg -stegh, wo 
beide Formen zusammenfliessen. Da nun weiter dis- auch durch blosses s- vertreten werden 
kann (Gramm. II, 425), so stellte sich auch dieses ein: bol. smesdgar^ parm. Nbf. 
sinestgar? Im Ital. tritt aber nicht selten dem Worte ein verstärkendes s vor, das mit^ 
unter im Präfixe ex- begründet sein kann (Gramm, ibid.) ; nichts natürlicher, als dass um- 
gekehrt ein anlautöiides s, weil als blos verstärkend angesehen, abgeworfen wird, 
und so darf man erklären ven. m^stego ,zahm (von Thieren)', istr. mistago, friaul. gnesti 
(Pos. e^ie; mjz=ih\ iciis=ii)y Yb. mlesteä gnesteä. Schliesslich sei die friaul. Nbf. rmi- 
gnesti, mit eingeschobenem r mugnestri, Vb. mngnesteh erwähnt; sie führt 2Mi mumesU moin. 
statt dom.^ das zu den seltenen Fällen von Angleichung gehört, die zwischen den An- 
lauten zweier auf einander folgenden Sylben selbst dann stattfindet, wenn keine Ver- 
wandtschaft der Organe besteht; vgl. Diez I, XXIII, wo limous. mamela für lamela 
angeführt wird. So auch neuprov. metaembra = rem. 

destrar: -a ,richt an die Arbeit' B. In diesem speciellen Sinne finde ich das 
Wort nirgends. 

destro ,privet' A, A* fügt hinzu ,scheisshaus', el destra del suo bisogno ,das leiblein 
seines gemachs' C; so noch toscanisch; auch piac. dSstar, neap. diestro ,vaso immondo'. 
Gleiche Begriffsentwicklung im it. c&inodo und agiamervto. Es ist dann noch ven. destro 
,Kloakengestank', comsk. als Adj. ,schmutzig' zu erwähnen. Für letzteres Wort stellt 
Biondelli ein dtsches drist als Etymon auf; es ist aber leicht zu begreifen, wie sich diese 
Bedeutung aus der von latrina entwickelte. 

destropar: -a ,stopf auff' B; siehe stropar. 

desvantar : -a ,verswint' B. Ein weit verbreitetes Wort , das aber überall / statt 
V aufweist. Von dem deutschen Schreiber könnte man sich nun leicht versehen, dass 
er V für / anwende ; wenn ich trotzdem das Wort an dieser Stelle verzeichne, so ist es, 
weil sich sonst eine solche Gewohnheit des Schreibers nicht kundgibt und weil mög- 
licherweise das V etymologisch ist. Das Yerbum erscheint als Intransitiv, wie in B: 
ven. tir. friaul. com. sfaiüb, friaul. auch disfanth, grödn. sfant\ sfanthik ,schwinden'; als 
Reflexiv ven. tir. ver. desfantarse sf. ,fallen, sich legen von Geschwulsten, sich zertheilen 
von Wolken, fallen vom Nebel, schmelzen von Eis u. s. w.', dann ,mit Schnelligkeit 
fliehen (in dieser Bedeutung von Boerio als veraltet bezeichnet), verschwinden'. In 
letzterem Sinne wird sa desfanth von Tiraboschi aus einem Schriftsteller des XVII. 
Jahrh. belegt; da neuere berg. Wbb. das Wort versagen, so mag es auch hier veraltet 
sein. Als Transitivum: bresc. cremen, desfanth ,in einer Flüssigkeit lösen', bol. straf antar 



1 Vgl. auch divienica in mapcher Mundart statt dorn. 

2 Also 1 in vorletzter Sylbe eines Proparoxytonons = t\ c, a, o. 

3 Aelmlich piem. spötichy mail. apotechy auch in Valdichiana fpSteco == di9pi^tico^ weil man dis als Präfix fühlte und es durch 
s ersetzte. 



k. 



Beitrag züb Kunde der norditalienischen Mundarten im xy. Jahrhunderte. 151 

,verlegen , verlieren' ; eben so ferr. und überdies ,verstecken , stehlen', piac* straf anth 
als Synonym zu sguish ,entstellen, verunstalten'. Wie man sieht, die Grundbedeutung 
ist immer ,versch winden' und ^verschwinden lassen'. Woher das Wort? Man denkt un- 
willkürlich an fare; gleichsam s-fant-are; freilich gibt es kein Participium /an^c; in- 
dessen lässt sich mit Schneller für alle Mundarten, die das Wort haben, ein früheres 
Partie, fagante annehmen, das sich zu fant- contrahirte. Es gibt indessen etwas anderes 
zu erwägen. Den ältesten Beleg für das Wort finden wir schon bei Bonvesin, Landes 
de V. M. 144 : der beschworene Teufel vosse affaixtar, sed el havesse posudho ,hätte weg- 
fliehen, verschwinden wollen'.^ Man sieht daraus, dass 5-, dis- nur verstärkend, nicht 
verneinend ist; fantar allein muss genügen, um den Begriff zu bezeichnen. Und da 
bietet sich leicht van-eYare dar; vgl. it. svanire ,versch winden' ; anl. v zu / ist nicht ohne 
Beispiel. Noch ist infantar bei Mutinelli (also altven.) und Patriarchi zu erwägen: ,eine 
Lüge erfinden, ein falsches Gerede in Umlauf bringen, foppen'; auch hier könnte 
man hei fare verweilen: ,etwas nicht Vorhandenes gleichsam machen, selbst schaffen'; 
noch besser stimmt aber auch hier vamcs , eitles (Reden)'.^ — Zum Schlüsse erinnere ich 
an päd. tir. desfdntola ,geschwollene Drüse', wo wir also auf eine Bedeutung stossen, 
welche der des Verbums, z. B. im friaul. si sfante lu sglonfidur/n ,die Geschwulst legt 
sich', diametral entgegensteht. 

desviar: -a Piero ,einczag P.' B. Ich verstehe das deutsche Wort nicht gut, weiss 
daher nicht, ob das romanische zusammenzustellen ist mit 

desvldar -a ,bidersag, biderpeut' A, wozu revida ,widerpeut' C. Ein interessanter 
Fall der Erscheinung, nach welcher in einem Verbum, welches im Lateinischen nur als 
Compositum erscheint, das Primitivum herausgefühlt und demselben ein Präfix voran- 
gestellt wurde. Aus in-vitare ,einladen' wurde dis-vifare ^die Einladung absagen', re-vitare 
,wieder einladen'. Um so leichter konnte invitare zu convitare imter EinfluSs von con- 
mvium werden; vgl. Diez I, 138 und Littr^ s. v. convier.^ Ich konnte das Wort desvi- 
dar ,istornar V invito' nur bei Patriarchi finden. 

deszolar: -äte ,chnauffel dich auf; siehe azolar. 

dezeal B, dizale C*, dizalo C\ in C* mit der Nbf. didale^ C^* nur didale ,fingerhut'. 
Ven. dezial dizialy einst auch dezal, bei Patriarchi dezeale^*' setzen eine Form digit-i-alis 
oder vielmehr, da z weich lautet, digid-i-alis voraus.* Sonst kommt d vor; z. B. mant. 
berg. bresc. cremon. ferr. piac. bol. didal, mail. didä, friaul. dedal; d ist in ver. dialy 
gen. diu abgefallen.^ Zu erwähnen ist noch sie. jiditali? 



^ Biondelli erklärt durchaus irrig shuffare ^schnauben* und meint das Verbum entspreche it. affannani, 

3 Für diese Bedeutung, aber eben nur für diese, könnte man an inventare denken; erU zu anl, früher ausser dem Accente, 

dann auch unter demselben, wäre wie in tanlar a/., tanta at,, das in älteren Denkmälern, noch jetzt im Sic, oft vorkommt. 
3 Wenn ich sie nicht übersehen habe, so wird diese übrigens äusserst seltene Erscheinung in der Oramm. nicht besprochen ; 

wohl aber bietet das Et. Wb. im spanischen Theile ein mit dem uns vorliegenden analoges Beispiel. Ein Seitenstück dazu 

bieten palese aus pcd-am^ olezzo aus ol-or^ wo ,romanische Suffixe an lat. Stämme treten, welche nicht mehr in Primitiven, 

nur in Derivaten vorhanden sind^ Gramm. II, 280. 
^ -eal statt -ipl^ nach einer vorzugsweise friaulischen 6ep6ogenheit, welche Hiatus-t vor dem Accente gerne zu e verwandelt; 

Asc. 604. Vgl. auch eBcomear oben s. v. comhiar, 
^ Ich erinnere mich, in Dalmatien auch aiaial gehört zu haben, entweder ein weiteres Beispiel der Angleichung der Anlaute, 

oder d zM z (s) durch Einfluss des folgenden t. So sie. zutzina = dozzina, wo d-z zu z-z oder duo (düo dio) zu sru. 

Nur letztere Erklärung taugt für zinenu = duodeno fl primo degF intestini tenui^ 
* Bemerkenswerth ist friaul. vignariü^ nach Plrona dtsch. Fingerhut. 
^ Von ßdUu = digitua umgestellt zu gidüus. 



152 A. MüSSAFIA. 

de9embrio in der Unterschrift von B. Ebenso otubHo B^ So auch im Altven. 
setembrio (1300, bei Cecch. 1603), otubrio (1300, Cecch. 1604), novembrioy decembrio. Das 
ti von otvhrio wohl durch Einfluss des folgenden /. 

distuare ,le8chen' C, auch mit eingeschobenem v: distuvado; ven. stuar und dest., 
friaul. studä und dist., istr. stuare und dastudä^ tir. stuar, bresc. -ä, neap. sttäh, sie. 
asiutari [churw. stüdar stidar, stizzar stüzzer^ studantar stizzentar]. Nach Diez I, 434 von 
tviari. Diese für das frz. tuber allgemein angenommene Deutung wurde in letzterer Zeit 
bestritten ; einmal durch Littr6 , der tuditare , selbst tvdare ^ annimmt ; dann durch 
Ascoli 36, welcher in längerer sehr beachtenswerther Ausführung eine Ableitung von 
lat. tötus als Etymon der erwähnten Wörter aufstellt. 

dömada ,wochen' A; so bei Cecch. 1602 (J. 1322) von hehd&niada (vgl. Diez I, 
382) wie tose. 4diraa (vgl. mezz-idima ,Mittwoch') aus kebdomas; Diez I, 271. In den 
jetzigen Mundarten begegnete ich dem Worte nur noch im bresc. dema = edema; auch 
wird es hier als bäuerisch bezeichnet. Es muss zuerst Accentversetzung, dann Aphäre- 
sis stattgefunden haben; vgl. meda von dmita. 

domanin ,KrÖnlein' B zwischen lanza und spa verzeichnet. ,Das Krönlein scheint 
die Spitze der Lanze in Kronenform; bei Dief. kronil, krendel, tricuspis^; Grimm's Wb. 
V, 2389. Auch das romanische Wort enthält ein Numerale, nur ist das zweite Wort 
wohl manus; also nicht ,Lanze mit drei Spitzen', sondern eher ,Lanze oder Schwert 
u. s. w., mit beiden Händen zu fassen'. 

domenegadl ,suntag' A im Verzeichnisse der Wochentage, sonst aber dovienega, 
z. B. la d. delle pahne u. s. w. Der Zusatz von dies nur im sie. duminacadia, -^a ; vgl. 
frz. diemanche. War die hier angegebene Form in Venetien volksthümlich , oder ist sie 
vom Glossator, analogisch den Namen der anderen Wochentage, die in A das Wort dl 
aufweisen, vielleicht auch unter Einfluss des dtsch. Sonntag, gebildet worden? Vgl. 
sabadodi. 

dose ,herczog' AB; A gibt als Beispiel nicht blos d. de Venesia, sondern auch de 
Babera^ daneben dvse dOsterrico, Das Fem. lautet in B dusessa. 

dova: -e ,taufen' C^, während in C^ doge (sprich -ghe aus) ,tugen' , jetzt ,Dauben'. 
Also Schwanken zwischen etymol. g und hiatustilgendem v: it. doga, mail. u. s. v. dova. 
Dem. dvella\ die mittlere Form mit Hiatus: ven. ver. com. doa, cremen, dua. 

dreto wird in A oft in Redensarten wie die folgenden gebraucht: tu e' dreto un 
mato ,du pist ein rechter narr'. So wird im Lad. dret dre, auch ddrt (re zu är ausser 
dem Accente, da das Wort als Procliticon dient) vor Adjectiven in der Bedeutung ,sehr' 
gebraucht; vgl. Sehn. 233, der ahd. dräio als ,ganz entsprechend' bezeichnet und nur hin- 
zufügt ,aber auch directus kann Anspruch machen'. Ohne Zweifel nur von directus 
(vgl. auch Asc. 360), xmd die Bedeutung mag unter Einfluss von deutschem recht sich 
entwickelt haben. 

drezza ,schoppfe' a und drizuor: -i ,zÖpfe' B; it. treccia. Das anlautende d ist 
ven. istr. tir. friaul.; die Endung -uori könnte das Suffix -ölus sein; ven. drezziöla. 

driano ,hinderest' C; ven. drian \termine de' barcajuoli, chi va dietro un altro' tir. 
dream; päd. indreana ,neulich, letzthin'; siehe Mon. ant. s. v. dreano. 



1 Das Erste Hesse keine Schwächung oder Elision des f zu; vom Zweiten würden sich die Formen mit t schwer erklären. 



k. 



Beitkao zur Künde der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. IT) 3 

driedo A und 

drio A ,nach' sowohl in örtlicher (,hinter') als in zeitlicher Beziehung, z. B. drio 
disnar ,nach Tisch', so auch it. dietro] vgl. umgekehrt dopo le spalle = dietro le sp. und 
oben dapo. Was die Form betrifft, so wird ven. driedo = tose, drieto {dretro wie arato 
z=z aratro) als veraltet bezeichnet; jetzt drio von dreto dredo dreo. Lomb. Mundarten 
dre adre mit Wegfall des t. 

druga ,zuweib' C. Von druda dru-a; g auch im afr. drugiin. Diez I, 158. 

duniar: -a la tua dona ,hoffier dein Weib' B; ,perchö me dunievu la mia fante?' 
Grion 21 ; das alttosc. donneare ; friaul. dtmeh dass., dann auch ,sich unterhalten'. 

dur: el laziiro che se duse doltra mar ,die plob färb die man pringt vber mer' A. 
Das einfache Verbum auch in Fra Paolino. Altsard. dügJiere, 

E. 

empagar: -a ,nims ab' B. Das Wort ist mir unverständlich. 

empegar: -a ,verunreit' B. Bonvesin bietet pegar ,verunreinigen , beschmutzen', 
s'impega bei Grion S. 27; so bei Ruzzante, Magagnö; noch im Varon milan6s impega, 
jetzt nach Cherubini veraltet; com. pega impegh ,beschmutzen' im Allgemeinen, dann 
,die Weintrauben mit Wasser bestreichen, in dem Kalk und Ochsenmist aufgelöst wur- 
den'. Vgl. auch im Catholicon von Johannes de Janua: ,oblino, quod vulgo dicitur 
erapeg[h]ezare^. Von pix picis\ vgl. Diez I, 311. 

empiar: -a , entezünde' B; siehe impiar. 

enfrisar : -a ,verborte' B ; siehe friso. 

engiosto ,hengst' B; ein deutsches Wort, das ich sonst nicht nachweisen kann. 

öntima A\ -ema A* ,pettzich'; so in manchen Mundarten, wo es dann, wie tose. 
fidera, guscioy bald den Stoff, aus dem Kopfpolster und Matratze verfertigt werden, 
bald den weissleinenen Ueberzug der Polster bedeutet: ver. tir. bresc. (ntima, berg. in- 
terna (ist die Betonung richtig?), friaul. mit agglutinirtem Artikel ISntime Hntime in der 
ersten Bedeutung; ven. intimela, friaul. -e/ ferr. andmella anmella in der zweiten. Bol. 
endma heisst die ganze Matratze, aber nur wenn sie mit Federn gefüllt ist. Eben so 
romg. endma (auch emda), zugleich aber als Synonym von fudretta = federetta. Von 
intimus, nach Ferrari ,per catachresim' ?* 

enviclar : -a ,verczertele' B. Veranschaulicht auf schöne Art die Identität (Diez I, 
447) zwischen vizio ,Laster' und vezzo ,Liebkosung' ; wer mit Liebkosungen überhäuft 
wird, wird verzärtelt und schliesslich verdorben. Jetzt wird im Allgemeinen das Com- 
positum in der Bedeutung ,8ittlich verderben, zum Laster verleiten' angewandt; doch 
piac. invizih = it. far vezzi ,liebkosen, verzärteln'. 

erto vom Tuche ,prait' A; jetzt, so viel ich weiss, nicht mehr gebräuchlich. 

P. 

faganello BG^^^ fahonello C" ,8tiglitz, haniffogel'. Yen. faganello; friaul. piac. -eil. 
Der Hiatus von C* {h etwa wie im frz. trahir) im ver. fainely wo das zweite a zu i 
wurde, im tir. fadanel^ wo der Hiatus wieder ausgefüllt wurde. Im Ital. und in mehren 

^ Ein anderer frianl. Ansdnick ist «ecZe. 

2 Sic. ^mmtiia in der zweiten Bedeutung; wohl von m + ^otBii», Was ist geo. sciöniaf 
Denkichriften der phil.-Ubt. CI. XXII. Bd. 20 



154 A. MüSäAFIA. 

Mundarten die contrahirte Form /anello , -eil: mit anderen Suflfixen mail. com. piem. 
f anett (com. auch fin.)^ piem. /anm. Mahn's von Diez (II, 27) gebilligte Deutung von 
jagus findet sich auch bei Schneller.^ 

falivo ,funk' AB. Fast alle Mundarten kennen diese Umstellimg von favilla ; sie 
behalten aber das ursprüngliche Genus. Diez I, 160.* 

famar: -a ,derhungere' B. Gewöhnlich mit ad. 

famoso: -e ,hungerige' B. Nirgends nachzuweisen. 

felo, la ,galle' B als Femin. So in den Mon. ant. Friaul. bellun. lafiel; mail. bresc- 
berg. cremen, lafel; parm. piac. regg. mit femin. Endung lafda. Ebenso span. Meh rum.ßere. 

ferara ,weslaczeug^ A und 

feiiera ,peschlach czüg' B. Diese Ableitung, welche it. ferreria (vgl. oben arzen- 
tara ,Silbergeschirr') entsprechen würde, findet sich in keinem Lexikon. 

feriol (61 geschr.) C^*; C^^ /eriel^ ,cupferwasser, gliczenstain'. Es ist i;moZ gemeint, 
it. vitrivolo; wie vero = vitrum. 

ferlingiiilo ,funck' A^ {A} ferlinguiolo). Vergleicht sich mit der sonderbar erweiterten, 
oder vielmehr nach Diez II, 311 stark entstellten it. F orxa ßlunguello stSitt fringuello, lat. 
fringilla, in den Flor. Gl.fringellvs. Man wird damit begonnen haben, den Anlaut /r mittels 
epenthetischen i zu fir werden zu lassen f YgL peringellus ,vinco' in den Pariser Glossen ed. 
Steinmeyer (Haupt's Zeitschr. XV, 48). Wir wollen noch bemerken, dass die meisten 
Mundarten auch a statt i haben; wohl zuerst in tonloser Sylbe, wie ver. mant. mail. 
regg. bol. romg. franguÜ^ -gvSU^ ferr. -gvtll ^ dann aber auch bei verändertem Suffixe, 
wobei der Accent sich auf den Stamm zurückzog: cremen, piac. parm. frdngol, berg. 
frdngueh Wie ist bresc. crem, frangiien zu betonen? Wohl nicht -^^, da hier ^^inus nur 
-> wird; in frdnguen wäre die Anwendung des Suff, -^nus bei einem solchen Worte sehr 
bemerkenswerth. Ueberall klang dem noch gutturalen g ein m nach, also fringuiUa; 
grödn. franSela dagegen gründet sich auf fringilla. Ebenso neap. frondllo frungillo^ i zu 
(n) durch Einfluss der Labialis trotz des folgenden r. 

fersora, siehe frissvra, 

fiabuolo ,8wegel' A^ (A^ -ulo). Sonst nicht nachzuweisen. Geht man von ersterer 
Form aus, so lässt sich das Wort mit prov. flaujoU franz. ßageol-et vergleichen; von 
ßan[t]ioliJbs^ das i wurde vernachlässigt und u zu v. h; vgl. mallorquinisch fahioh 

flada unveränderlich im Plurale, z. B. quatro ßada ,fier stundt' A, g. ßd ,vier mol' B. 
So bei Fra Paolino, im ven. Tristan, bei Bonvesin, in der Passion zu Como; auch 
im Trattato di mascalcia ed. Del Prato, welches einer Mundart Süditaliens ange- 
hört, presure ßada} Bemerkenswerth ist, dass auch der umgekehrte Fall stattfindet. 
Im alt. Päd. begegnet man dem Plur. fie als Singular. Asc. 432 , der diess nachweist,^ 



1 Wenn Schneller meint, bei tir. fadaneUc lasse sich ,an irgend welche alte mythische Beziehung des Hänflings oder Buchfinken 
KU weiblichen Gottheiten, /a^« /a<« genannt, denken', so scheint diess bei dem hfiufigen Vorkommen der Lauterscheinung 
V, Hiatus, d wohl überflüssig. 

3 Zu welchem Folgendes nachgetragen werden kann. Auch it. Mundarten kennen statt falavetca die contrahirte sp. pg. 
Form falfivjiaca; so friaul. /«//»' ce, bellun. folis^ce ful., und vielleicht com. ßrascofa^ wo ßra für fari und dieses für fali 
stünde. Mit anderen Endungen im bol. faleatra, ferr. regg. fcdistra und in dem sonderbaren piem. faluapa. 

' Vgl. für fl sie. filahi s= flato^ ßleccia = fleccia, it. freccw. 

^ In demselben Trattato auch spesse fegata, feata. Ich führe an abgesonderter Stelle diesen Ausdruck an, weil ich über die 
etymologiische Identität mit fiata im Zweifel bin. Letzteres nach Diez von viavi-ata; fegaia könnte g einschieben. Es 
gibt aber auch ein alttosc. vicata^ das von viceni herzuleiten ist, und zu diesem stimmt wohl fegata besser. 

* Das zweite von Asc. angeführte Beispiel fpe ist nicht sicher; es kann in der angezogenen Stelle auch der Plural ge- 
meint sein. 



^ 



Beitbaq züb Kunde der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 155 

meint, es führe diese Form gleichsam auf -ateyn zurück. Kann man aber nicht an eine 
durch die Verbindung mit Numeralia herbeigeführte Reducirung des Ausdruckes auf 
den Stand eines Indeclinabile denken, bald nach der Form des Sing., bald nach der 
des Plur. ? Vgl. auch bei Bonvesin molta fiada ,molte fiate', bei Bescapö spessa fiada^ 
selbst sovenza fiada, wo also das Adverbium als Adjectiv, und zwar der Sing, im Sinne 
des Plur. (it. ,spesse volte') gebraucht wird. 

fianzir oder 

flanzisar. In B kommt nämlich dieses Verbum zweimal vor; zuerst als 2. Sing. 
Imper. fianzisi ,pliczene', dann als 3. Sing. Präs. Ind. fiancisa ,pliczet'. Ein schwieriges 
Wort, bei welchem wir etwas weit ausholen müssen. Im Ital., Prov. , Franz. finden wir 
einen Stamm sclat, welcher mit rhinistischer Einschiebung auch sclant, durch Einfluss 
des ahd. z oder weit eher durch ableitendes i auch sclanz sglanz lautet.^ Die Begriflfe, welcher 
dieser Stamm bezeichnet, sind mannigfach, gehen aber alle auf die Grundbedeutung 
,zersprengen, zerschleissen, abreissen^ zurück. Diez I, 370 bringt die betreffende Wort- 
gruppe mit ahd. sleizen skleizen in Verbindung, während Ascoli (Zeitschr. XVI, 20J)) 
darin einen einheimischen Stamm, altrom. sclap-it, erkannt wissen will.* Sammeln wir 
die Wörter, sie nach Begriffen sondernd : 

a) ,zerspringen, zerschleissen' u. s. w.r it. schiattare^ sie. scattari, frz. iclater als In- 
transitiva — it. schiantare als Trans. ^ 

b) ,kleiner abgerissener Theil'; aret. schldivtolo ,racimolo d'uva';* ven. tir. s'danta 
,ganz kleine Menge von einem Dinge'*, auch figürlich ,kleines, schwächliches Kind'.^ 

c) ,blitzen':' bei Patriarchi (nicht aber bei Boerio) s'ciantizare, dem ein Substant. 
sciantizo, auch vic. s'ciantiso^ zur Seite steht.^ 

d) ,Funke', woran die zwei Begriffe b) und c) Theil nehmen : piac. s'ciattinh ,Funken 
sprühen', Sbst. cremon. s'cidttera, Plur. piac. sciattar {fr=tr[e\) ,Funke' — ven.s'cianta dass.* 

e) mit dem Begriffe theils von ,in die kleinsten Theile zersprengen, zerbröckeln', theils 
von ,blitzartig hervorschnellen, funkenartig sich zerstreuen' hängt wieder der von ,hervor- 
spritzen, besprengen' zusammen :^^ pav. s'ciath als Trans, und Intrans., Demin. s'ciattina; Sbst. 
pav. sciaÜ^ piac. s'ciatt€in, bol. stiattein (auch Äcarte^n ; ^ca = 5c/a wie oben im biq» scattari) 



^ Vielleicht sind auch als fernere Lautvarianten sclent sglent, selbst sglend zu erkennex^ 

' Vom Primitivuni »clap das im Ital. und in den meisten Mundarten vorhandene ackiappare ,Holz klein spaltenS schiappa ,kleiner 

Holzscheit, Splitter*; auch mit rhinistischer Einschiebung tose, atiampa, romg. stciampk^ -a. In mehren Mundarten 9*cepä 

s'cfpa^ wohl dasselbe Wort. — Auch afrz. esclaffer de rire = it. sckiaftare dalle ri»a Hesse sich mit »clap in Verbindunp 

bringen. 
3 Italienischem tchiantare entspricht in lomb. aemil. Mundarten »ciancä -hh (bol. stiancar wie tose, stiantare)^ hie and da auch 

mit % z, B. mail. ^cincä; nt zu nc, Diez dagegen II, 21 istellt es zu it. cioncare, 
* Auch parm. t'cianc^ Dem. -etf, piac. -e^/, bol. atianc in gleicher Bedeutung; vgl. die vorangehende Anmerkung. 
'-* Ob ven. 8\enza^ ver. tgenza ,dünner Holzsplitter' hieher gehören? Romg. agi&nzoia bedeutet dasselbe (zugleich agixula^ 

das an scheggia lebhaft erinnert). Dann von einem Stamme sgend sgiand: tir. agenda =■ ven. s'ciarUa; tir. tgendar^ mail. 

sfjiandä ,zerbröckeln* ; mail. agiandos ,zerbrechlichS tir. agendom agiandom ,mit zerrissenen Kleidern, zerlumpt*. Schneller 

nennt agenda eine ,schwer bestimmbare Form*, fragt aber, ob achiantare bei Diez nicht zu vergleichen sei. 
^ Ob auch atiattone der Bauer um Siena? Hier aber ,dicesi dl ragazzi fattieci e sani*. 

^ Vgl. mail. com. acaja ,Splitter* (s. d. W. in unserem Glossare) und brianz. com. acajada ,Blitz, Donnerkeil*. 
^ Gen. ,u va cumme u ^eentu^ ,er geht wie der Blitz*; dann a*centä ,verschwinden* und transitiv «verlegen, verlieren*; siehe 

oben bei dewantar. Gehören diese Wörter hieher? 
-' Vgl. tir. aUnza ,langer Splitter* und ,Funke*; vielleicht von ahd. aCuan^ wie afr. eaclier mit Einschiebung des n. 

Schneller anders. 
1" Eine Parallele in Bezug auf die Begriffsentwicklung könnte von Manchem gefunden werden im ital. abrizzare, das nach 

Diez II, 70 ,benetzen* und ,zerbröckeln* bedeutet. Es handelt sich aber hier um Homonyma. Das Beispiel, welches die 

20* 



156 A. MüSSAFIA 

,W asser-, Kothspritzer' ; mittels -r- abgeleitet: cremon. sciattaru, parm. sciatrar^ Sbst, cremon. 
s'ridttera^ parm. sdatra — ven. scianzar sgianzar, Sbst. päd. s'cianzo^ -ada^ ven. sgianzada^ 

Manche Mundarten nun, zunächst von Venetien, weisen eine Reihe von Wörtern auf, 
welche den Stamm spianz shianz enthalten und deren Bedeutungen vielfach mit denen 
der bisher besprochenen Gruppe genau übereinstimmen. So in der uns hier zunächst an- 
gehenden Bedeutung ,Blitz, blitzen' : päd. spianzo, ver. spianziso, tir. shianzisy woraus ein 
Verbum spianzisar shianzisar sich vermuthen lässt. Dann ,bespritzen, besprengen': päd. ver. 
sjdanzar, päd. tir. shianzar, Sbst. päd. sbianzo, bresc. spians, tir. sbianzdä, ver. shianza- 
dina; ver. spianzarol ,Giesskanne*.* Auch in figürlichem Sinne wird das Abstractum 
gebraucht für , Anzeichen, Andeutung, leise Kunde': ,aver (dar) qualche spianzo^ qu. 
sbianzo (ob auch scianzo sgianzo, weiss ich nicht genau) d'un affar' ,einige oberflächliche 
Kunde von einer Angelegenheit haben; diesselbe flüchtig, obenan berühren', gerade so 
wie man im Ital. sagt: ,aver uno spruzzolo, un' aspergine^ auch ,un lampo di q. c.'^ 

Nun fragt es sicli, haben wir in {sciant) s'cianz einerseits und spianz (sbi.) anderer- 
seits denselben Stamm? Mit anderen Worten, sind vic. sciantiso und ven spianziso ,Blitz' 
mit einander verwandt oder ist die Aehnlichkcit des Lautes bei Identität der Bedeu- 
tung zufällig? Und wieder wenn man für ,bespritzen' im Ven. Päd. sowohl scianzar als 
spianzar gebraucht, verwendet man da zwei ganz verschiedene Wörter? Oder endlich sind 
die Stämme ursprünglich verschieden* und fliessen sie nur bei ven. s^cianza sgianza (welches 
leicht nur anders ausgesprochenes spianza sbianza sein kann; pj =r 6; bj = §) zufällig 
zusammen? Die Möglichkeit letzterer Annahme zugegeben, wollen wir noch bemerken, 
dass wenn nur 6in Stamm allen bisher erwähnten Wörtern zu Grunde liegt , spianz aus 
skianz sich entwickelt haben wird; p muss dann, wenn dies auch in der Verbindung 
spj nicht leicht angeht, zu b geworden sein. 

Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt, ohne vielleicht unserem Worte sehr 
nahe gekommen zu sein. Denn die Frage, ob fianzisar dasselbe Wort mit sp^ianzisar 
sbianz. ist, lässt sich nicht leicht beantworten. Selbst angenommen, dass s entweder 
durch Versehen des Abschreibers ausgelassen wurde (das Wort findet sich aber im alpha- 
betischen Verzeichnisse der Verba unter f) oder dass es als vermeintliches Präfix 
abgefallen ist, so ist es immerhin gewagt, da keines der oben besprochenen Wörter 
mit der Variante sjj auftritt, Identität derselben mit spj, sbj anzunehmen. Noch zu er- 
wägen ist tir. sßanchez , Blitz'. Liesse sich ohne weiteres sfian = spian = schian an- 
nehmen, so würde Ä*, wie im Lomb. AemiL, t vertreten. Steht aber sfianchez für sich,'^ 

Cru.sca für »hvizzare »zerbröckeln* anführt, ist aus der Tavola rotonda, einer Uebersetzun^ aufl dem Französischen; es ist 
eine Italienisinuigf des frz. hrUer. Wohl aber könnte man fragen, ob nicht im franz. eaclahoter^ jetzt Mabousser, Ascoli's 
9clap mit dem Suff, o/-, ot-j- vorliep^. Audi Littr^ vereinigt ^.clah. und das in derAnm. 2. erwähnte wc/ajf<pr, stellt sie aber 
zu einem deutschen Stamm rlap im dtsch. Kfajjpeju 

^ sginzar, eine drltt»* ven. Form, Sbst. »gimo ist wohl kaum davon zu trennen; vgl. Anm. 5. der vorangehenden Seite. 

2 GrÖdn. blande ^bespritzen* *e hJandh ,na88 werden* erinnern lebhaft an »hianzar, S konnte, als vermeintliches Präfix, abge- 
fallen sein; hl wfire umgekehrte Lautentwicklung. 

' Der Vollstfindigkeit halber erwähnen wir noch die Ausdrücke de sgianzo, de ap.y de sh, ,flächtig, vorübergehend sehen', 
die noch immer als eine figürliche Anwendung der obigen Wörter angesehen werden könnten; sie bedeuten aber auch 
,von der Seite her sehen*, wie denn ven. sginzö u. s. w. auch im Sinne von ,querdurch* gebraucht wird: dar de ig. = 
it. ,dar di sghembo, di traverso*; und diess wird man von it. nchiancio schindo u. s. w. Diez n, 67 nicht trennen wollen, 

* ahianzar u. «. w. bezeichnet Schneller als ,räthselhaft* : ,vielleicht liegt ein altes Verbum in der Form 9pfavd- splend- zu Grunde, 
verwandt mit lat. »plendere und sich mit diesem so wie mit springen spritzen in der Wurzel spar ,hin und her zucken* 
vereinigend*. 

^ Schneller nimmt dafür einen deutschen Stamm in Ansjiruch; er vergleicht flinken ,Licht von sich werfen*, flink Xbf. von 
Flank und Fl unk = Funke. 




Beitrag zur Kunde der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte 157 

so ist es wieder nicht leicht, fianzisar damit in Verbindung zu bringen. Es müsste ke 
ki zu qi, zi angenommen werden ; Assibilation der schon romanischen Gutturalis ist aber 
eine gar seltene Erscheinung. 

Zum Schlüsse ist noch Etwas zu erwähnen. Nach tonizar hat C^ ventixo ,pliczen*, 
C^ ventoxo ,peliczen'; dann tra lampi ,es himblicz' (C* ,es himelcz*), lampixare (C* lampez.) 
,himliczen'; C** dagegen ventoso , windig', tra lampi (C* -a) ,es pliczt' fC* -zgot), lampesare 
,hemliczen'. Es kann ohne weiteres in C* ein Fehler vorliegen, den C** gut corrigirten; 
es kann aber auch das ventixo von C^ seine Berechtigung haben und der Fehler 
von C^ ventoxo die vermeintliche Emendation von C^* veranlasst haben. Wenn wirklich 
je vewfwo, -a ,es blitzt' bedeutete, wie ist das Wort zu erklären? Man denkt unwillkür- 
lich an Dante's Stelle: ,La terra lagrimosa diede vento che halenb una luce vermiglia'. 
Ä^ndererseits, wenn (wie auch sonst in den Drucken) v für / steht , erinnert nicht ein 
fentiso ?m fianziso von B? Es sind dies vielleicht zu viel Worte bei Gelegenheit eines 
Druckfehlers; indessen glaubte ich die Sache nicht stillschweigend übergehen zu sollen.^ 

fiauto ,flewt' B; gewöhnlich mit l\ vgl. jedoch ohen fiahuolo und ein ital. plebeji- 
sches fiötolo. 

flgäi ,leber' B, figado C^* (in A fehlt sonderbarer Weise das Wort). Ueber das 
auslautende i von B siehe die Einleitung. Bekanntlich von ficatum, mit ursprünglicher Be- 
tonung, wie in den Mundarten Venetiens (ven. ver. trent., auch mant.), im Sard. (mit 
Ausnahme von Logoduro). Unb. a zu e im boL mod. föghet. Umstellung zu fidegh nicht 
bloss im lomb. aemil. fidegh {-dig -dag)^ sondern auch römisch fidicOy im Abruzzo fiteche. 
Gen. figaettu d. h* figarettu (Sarzana, Monaco) ist eine Ableitung von figä, 

flo d'änemo ,seelchint' A. So ven. fio ddnema^ friauL fi dJdnime. Ferrari fuhrt aus 
einem Gloss. Graecobarb. ,Adoptivus (j^ü/oicatSt' ; neugr. (j^ü/ütöc. 

fiuba ,rinck' A neben fvbia ,rinken^ C. Von lat. fihula fiVla : it. tir. piac. mail. 
fibhia^ romg. fehia. Von fihula fiihila fuUla: piac. fuhhia^ gen. fübhia, bresc. berg. föhhia. 
Dann um einen Schritt weiter fuVla flaha : ven. tir. fiuha , friaul. fiuhe , romg. fiÄ)hha, 
neben den entsprechenden Verben z. B. friaul. infiuhä^ rmg. afiuhh Vgl. Diez II, 199, 
der prov. fuvelaj frz. affubler anführt, ,w für radicales i'. Nur ist zu bemerken, dass in 
letzteren Wörtern unbetontes i durch Einfluss der Labialis zu u selbst dann hätte werden 
können, wenn das lat. Wort gar kein u enthalten hätte, während bei den ital. Wörtern 
mit betontem u diess weit schwerer stattfinden konnte. Von fihella wohl /uveHa, von 
iibla nicht leicht fuhla. Durch Annahme einer durch die Labialis geförderten gegen- 
seitigen Stellevertauschung der Vocale erklärt sich die Erscheinung auf einfache Art.* 



^ Andere Ausdrücke für ,blitzen' siehe unter Hxene; eine reiche Sammlung bei Schneller; man kann hinsafugen berg. bresc. 
tömeiffä fomdkCf das leicht befriedigte Etymologen von simttl ac herleiten; bergsk. bestUsä, besth beaiistada, Ueber afrz. 
Ausdrücke Diez II, 281. Eine zusammenhKngende Erörterung der verschiedenen Bezeichnungen dieser Naturerscheinung 
in allen romanischen Mundarten wfire eine verdienstlicl^e Arbeit. 

2 Es sei hier auch auf den Ausdruck dunu für ,Leber* (und ,Herz*) erinnert, welchen Diez II, 882 beispielsweise für Rheims 
und die Normandie, Asc. 247 vielfach für das Churw. nachweist Den Oegensatz dazu bildet frz. mow, churw. lom ,weich' 
für ,Lunge*. — Ein anderer Ausdruck fiir J^unge* ist leviM\ Diez II, 148; auch mod. let (vgl. russisch legkoe). Ob der Gegen- 
satz ,schwer' für ,Leber* irgend wo gebräuchlich ist, weiss ich nicht. Ren statt jecw nach Asc. 141 im Unterengad. Ijirovi, 

3 8o 8tojjpia von «tiptila, Diez I, 400 sJEigt, es entspreche dem deutschen Stoppel, und dagegen ist nichts zu erinnern, in so 
fern dadurch die Thatsache der Gleichheit des betonten Vocals constatirt wird; etymologisch häng^ das it. Wort von 



158 ^' MüSSAFU. 

flegöl ,driscliel' C. Ich betone das zweite e, weil es mir nicht wahrscheinlich ist, 
dass ein deutsches Wort durch das andere glossirt wurde. Ob in der Form des Wortes 
nicht deutscher Einfluss sich zeige , ist eine andere Frage. In ital. , besonders ladini- 
schen oder ladinisirenden Mundarten kommt ßagellum in dieser Bedeutimg mehrfach 
vor (vgl. frz. ß^aii, churw. ßigi ßugi): berg. ßadl, im lat. bg. Wb. ,tribula' olßav4l, comsk. 
bresc. hergsk. fiel =ßifgJeUnm, wo Biondelli ein celtisches Wort vergleicht, Rosa aber 
richtig auf das Lateinische hinweist. Andere comsk. bergsk. Formen sind fiSl^ ßel, 
Aus der Provinz von Belluno führt Asc. 383 fraßt feriil em. Vb. grödn. sßöllh (Sehn. 70). 
frelar, bad. förl^ (Asc. 348j. 

fo ,tennen' B. So in den meisten Mundarten, von fa[g]us. Die Vocale noch ge- 
trennt im friaul. (auch, churw.) sie. fau} Auch mit dem bei Baumnamen beliebten Suffixe 
-arius : ven. faghir^ friaul. fajar. Die Bedeutung ist überall »Buche', nicht wie hier ,Tenne'. 

fodra ,churse' A. Sonst nur ,Unterfutter eines Kleides' im Allgemeinen, hier in 
der besonderen Bedeutung von ,Pelzfutter' ; vgl. frz. fotirrure. In C kommt die abge- 
leitete Form foraja furaja ,Kürsn* vor, wo wir das in nordital. Mundarten sehr häufige 
Suffix -aja finden ; im Voc. lat. berg. ,hec suffultura' la fodraja, 

fogara, fngaro A}y fuogaro A*, fogero C ,hertstat' A, ,hert' C***; ven. fogher dass. 
Das Femin. ver. fogara^ ven. tir. foghera^ friaul. fughere bedeutet ,Gluthpfanne'. 

foini, fodra de A? (A* /. de fojeni) ,puchmedrein churse', dazu fuina ,steinmarder' C. 
Was den ersten Vocal betrifft, so weisen die meisten Mundarten o oder u auf; doch 
friaul. faine, mod. faina^ romg. fajina. Tax A* fojeni, also mit eingeschobenem j, vgl. 
die so eben erwähnte romg. Form und parm. fojeina. In Bezug auf das Geschlecht 
endlich ist zu bemerken, dass mehre Mundarten dem Masc. den Vorzug geben: mail. 
com. piem. piac. /om, herg. Ju\\ Diez I, 169. 

folo ,plozbalg' ABC** (C* dazu mdntese^ C^* ausschliesslich dieses); it. folle ist ein 
veralteter Latinismus ; in den Mundarten lebt aber noch das Wort ; ven. /ofo, friaul. foll: 
bei Patriarchi auch /ola ,grosser Blasbalg', friaul. fole. Auch sard. fodde ist Fem. 

fondio ,tieff' C, dasselbe wie 

fondivo ,tieff' B. Gleiche Ableitung im Ven. 

förbese, le C^; dann le forfe B^ fuorfe C% le förfese C* ,scher'. Ven. forfe, vom 

Nomin. forfex; päd. förfese, ven. forfes-ona, neap. fuörfece^ sard. fdrßghe (auch im Ital. 

selten förßce)^ vom Acc. forßceni, friaul. fuarßs z=forßces. Hier mit beibehaltenem/; sonst 

überall mit 6 : ver. förbese, tir. bresc. cremen, f&rhes^ mant. ferr. boL romg. forhsa, parm. 

forhza u. s. w., sa^rd. förbise fölbizi; mit v: berg. förves, sdivd. fölvicia.^ Eigenthümlich 



stupila »tupla ab. Schuch. II, 227 verzeichnet allerdings auch ein IsX," atupulüy aber aus Papias und DC; es ist ein schon 
romanisches Wort, dem man wieder zur lateinischen Endung verhalf. (Stipula bleibt übrigens noch hie und da: päd. yic 
«Uola nb. stubia, cremon. [bäuer.] stipola nb. Huppi, das in der Stadt gebraucht wird, bresc. aUpola, ver. atr4pol€ mit ein- 
geschobenem r nach anlautendem st wie in tirivdl häufige Form für stival; auch piem. strobia, im Berry 4troubl€'j übri- 
gens ist auch Anlehnung an atrepar möglich). — Ein anderes Beispiel von iLab.u zu uLab.fiJ sehe ich in tribufare, 
mundartlich Hbulare, das einerseits tiblare tibiar, andrerseits tublare tubiar ergibt; das Ven. kennt beide Formen, andere 
Mundarten kennen bald die eine, bald die andere. Endlich lassen sich friaul. sfoTtibli, mail. parm. ttomboly bol. atombely 
piac. «tombaiy ver. stombio, tir. 9tombi, sard. atrumbulu (wieder Einschub von r) am leichtesten von Himultu Humiltu Humhts 
deuten. Schneller: «vielleicht Stimulus mit Entartung des Stammvocales ». . . oder Nebenform zum deutschen Stummel^ 
ahd. stumpft. Ein umgekehrter Fall — uLabS zu iLab.u — vielleicht in nit'o/o; s. d. W. 

1 Schuch. II, 600 ist geneigt, im prov. und nordit. fau fo das u aus g von fag-um zu erklären. 

* Zu den vielfachen schon erwähnten sard. Formen kommen noch <3ie sonderbaren föscighe und fortighe hinzu. 



Beitrag zur Kundb der norditalibwischen Mundarten ni xv. Jahrhunderte. 159 

ist mail. f6res ,Baum8cheere^, Joresetta ^gewöhnliche Scheere' , wo also der Consonant an 
ganz ungewöhnlicher Stelle wegfiel. Wir finden noch in unseren Glossaren 

forfede A\ A* schreibt foruede d. h. forvede. Die Endung -ede ist nicht zu be- 
legen und schwer zu erklären. Sollte -ecle gemeint sein? Dann entspräche das Wort 
it. forfecchia = forficula. 

formajeto ,furspang' A, it. fermaglietto. Ganz so in den ,Quartine del XV. secolo' ed. 
Gamba. E zu o durch Einfluss sowohl von / als von m trotz des voranstehenden r. 
Einmischung von forma ist möglich. 

fomir: -isi ,8pey8e' B. Wird angeführt bloss der Bedeutung des deutschen Wortes 
wegen; ,speisen^ ist hier , versehen', wie in dem von Schneller III, 578 angeführten 
Beispiele: ,Das Schloss speiset er mit püchsen und guten Gesellen' = it. ,fornisce il 
castello di . . .' 

fraoar ^drucken' C. So {-ar, -a) und mit gleicher Bedeutung ven. tir. friaul. bresc. 
mant. ferr., ven. fraca ^Gedränge',^ comsk. Adj. fracca ,gequetscht' und fracch ,Que- 
tschung'. Fracch im Varon milanes ,zerbrechen' : friaul. fracajh sfracajh^ dann sfracujh 
sfracujl ^plattdrücken' und ,zerbröckeln'.* Schneller leitet das Wort von fractum her 
,wenn man gutturales cc dem span. frz. ch aus et gleichstellen darf. Das ist aber 
kaum möglich, gerade so wie striccare kaum von strictum herstammen kann; vgl. s. v. 
strucar. Auch genügt fractum nur für die Bedeutung ^brechen', für welche sich besser 
anempfiehlt y?accare, das ital. fiaccare ,matt machen, brechen' (Diez I, 176) ergab: fl zu 
fr wie fragello nb. ßagello. 

fraer ,pruder, münoh' B; frar minor ,parfuesser' A' {A} fra tti.); im Plural aber 
beide Hss. frari minori. ,Der munich' wird in A auch mit frado übersetzt , im Plur. 
A* frady, A} aber frari. Verschiedene Formen des Primi tivums frater, deren Gebrauch 
sich in Italien fast überall auf den Begriff ,Mönch' beschränkte, während für ,Bruder' 
im eigentlichen Sinne das Deminitivum eintrat.* Frado entspricht it. frate = frate[r]. 
Frar^ im Ven. veraltet, ist, wie das i vom friaul. frari bestätigt , eher eine Accusativ- 
bildung — fraftjre-m — als aus frdftjer; die mir sonst unbekannte Form von B spräche, 
falls sie richtig ist (die Betonung kann dann natürlich nur frder sein), für die zweite Deutung. 

fraga ,pere' B ; ven. tir. ; auch in der Schriftsprache, aber als Latinismus. Mit •-onem : berg. 

freguna; Msc. Yer.fragon, herg. fregü. Man bemerke noch die Form frdvola ,erper' C ; auch im 

It. ; g ausgefallen und v an seine Stelle getreten, oder, wie Manche vorziehen : v = gv = g. 

frasio: came -a ,mürbe' B. Die gute Assimilation deutet auf Volksthümlichkeit 
des Wortes; es ist aber in keinem mundartlichen Wörterbuche zu treffen. Wohl aber 
lese ich in einem Gedichte aus der Barberiniana (Hs. des XV. Jahrh.) ,eu rimang col 
cor smarrid e frasio^. Auch Ferrari hat frasio ,quod facile teritur et comminuitur; 
friabilis'. Von fracidus. 

franbe ,loden, czoten' B. Jetzt nicht mehr nachzuweisen. Es liefert einen will- 
kommenen Beleg für die Mittelform zwischen frimbia (oder framea) und frangia^ 
Diez I, 189. 

frävola ; siehe fraga. 



' Wie fcüla von foüart ,walken, niedertretenS caica von ccUcare ,tretenS I^iez I, 183. 

3 In diesen und auch in solchen Mundarten, die das Verbum nicht besitzen, wird der Ausdruck un fraco (frach) de le^nade 

(d' bot u. s. w.) tose, un Hacco di Itgnate ,eine Tracht Prügel* gebraucht. Ob dazu gehörig?? 
' Doch friaul. /rodi frari ,Bn>der'. 



160 A, MüSSAFlA. 

freba C\ fehra C* ,fieber'. Die Metathese im ven. frevcj piem. /rev, piac. parm. 
freva u. s w. 

freguzola: -e ,prö8enlein* B. Ven. tir. ver. bresc. mant. frigola^ ferr. -tUay friaul. 
-w/e, comsk. frigola. Auch neap. fr^cola. Oft auch Masc, als selbstständige oder Neben- 
form : tir. bresc. frigol, friaul. -ul^ comsk. frigol^ romg. -vi. Mit Suffix -tigUo: mail. com. 
freguja, crem, -oja^ gen. freguggiaj pav. farguja; Msc. mall, freguj, pav. farguj. Dasselbe 
Wort ist endlich mit Suffix -ojf/ia piem. friaja (g ausgefallen) fervaja filrvaja (= fri-v- 
aja). Ueberall ,Brodsame, ganz kleiner Theil u. s. w.^; von fricare ,iji kleine Theile 
zerreiben'. 

frezarse: -äte ,eyle' B. Vgl. Mon. ant. Von /nW-i-arc, während o/^rcttare Yon f riet- 
are; Diez I, 191. 

friso ,port' B; seda da frisi ,port seid^ Dasselbe Wort wie it. /regio, worüber 
Diez I, 190. Die hier angegebene specielle Bedeutung im. Altven.; Mutinelli führt 
an: ,una vesta da donna con friso d'arzenterla al cavezzo e alle maniche'; auch neap. 
fresillo ,Borte' ; noch mail. com. frisa ,Band'. 

frissura B, fersora CS -ura C* ,phanne' ; ven. fersora , päd. -ura^ tir. farsora, friaul. 
frissorie nh. fersorie fars. fersore^ a,mi^ezz. farstioria. Y on frixorium; vgl. DC. , Miklosich 
Fremdw. und Schneller. 

fritoli ,küchlein' C. Trotz des ^ ist wohl das Femin. gemeint. Dieses Genus hat 
das Wort überall; ven. ver. mail. berg. bresc. parm. früolay cremen, fritulay berg. bresc. 
dMokfritola; von frictus. Vgl. auch frigdolae bei DG. Im Ital. mit anderem Suffixe: 
fritella, eben so romg. fartella. Gen. frisciö, gleichsam frixölum. 

fruar: -a ,vernücze^ B; eben so ven. ver. tir., iriavl. frujh fruvh und die Ableitun- 
gen frujuzzh frnjonomä. Die beliebte Ableitung von frui hat wenig für sich. Zu be- 
merken ist, dass C afruar ,fegen' bedeutet. Liegt hier kein Fehler vor, so könnte der 
Begriff ,fegen, reiben' sich zu ,durch Reiben abnützen' entwickelt haben. Woher aber 
wieder dieses ? Von fnigare ,durchstöbern* ? Oder von fre[c]are fre-v-are fruvare und 
wieder mit Hiatus fTW-are fru-j-are"^ Das Erste ist von Seite des Begriffes, das Zweite 
von Seite der Buchstaben allzu künstlich. 

frugarse: -äte ,mühe dich' B; eine ungewöhnliche Bedeutung dieses Verbums, das 
übrigens in dieser Form den Mundarten kaum angehört ; nur rmg. frughi = it. fnigare ; 
Diez I, 191. 

fabia ; siehe fiuha. 

fiiraja ; siehe fodra. 

o. 

gajandra ,8chiltnater' A. So Fra Paolino; friaul. gajandre, ven. gagiandra\ j und 
gi weisen auf li zurück. Vielleicht entstellt von xsXoÖpoc mit eingeschobenem n. 
Diez I, 411.^ 



* Unter den vielen Formen, welche das im Frz. noch vorhandene Wort chaland ,eine Art SchüT in venezianiBchen Chro- 
niken annimmt, kommt (siehe Mutinelli s. v. chelandia) auch gagiandra. Es kann eine volksthümliche Umdeutnng sein; 
es kann aber auch die Erklfirung von chaland aus x^^^po^ unterstützen; siehe Dies II, 249 und vgl. Littr^ und Scheler. 
— Andere Ausdrücke für Schildkröte in vielen Mundarten galanay romg. auch bes*iigalana\ aus griech. )(^tXcüW), wie schon 
Scaligerus meinte? Neben testuggine (mehr volksthümlich neap. cestunia [tje = ce; uniawie in ancunia s incudinem] sard. ^o#- 
toinej ; tartaruga tartuca, sen. auch tartina ; hotta scudaja etc. (s. o. h%t»a «c.) wären noch zu bemerken it. bitnuga, pixtuca ; 



w 



Beitrag zur Kunde der norditalienischen Mundarten im xy. Jahrhunderte. 161 

gajufar: -a ,8tercze* B, d. h. (Schmeller III, 660) ,nicht bei der Stelle bleiben, 
müssig herumfahren, vagieren% daraus Landstörzer ,Vagabund^ Von gaglioffo ,Tauge- 
nichts, Landstreicher^ Das Verbum finde ich nur im Alttriest. (Mainati) gahifh 
,stehlen^ Da Diez (I, 195) Covarruvias' Deutung des span. gallofa , Bettelbrot* von Galli 
offa anzweifelt, so möge an die ebenfalls wenig überzeugende von Galvani erinnert 
werden. Er geht von dem mund. lomb. aemil. gajofa (churw. giglioffa) aus, das ,Tasche' 
und scherzhaft auch ,Magen' bedeutet. Letztere Bedeutung nimmt er als die ursprüng- 
liche an (,e per similitudine Tasca'), und deutet das Wort aus einem Zusammenfliessen 
von ingojare und ingoffare ,verschlingen^ 

galcogion C^, galgocion, C* ,hanenhod'. In C^^ fehlt das Wort Das romanische 
Wort deckt sich genau mit deutschem Hahnenhoden ,Kornelkirsche^ Ob es je im Ge- 
brauche war oder eben nur eine knechtische Uebersetzung des Deutschen ist? 

galia ,gallain' A; so ven. für galera gaUa'^ vgl. it. galione. 

galon ,hüff B d. h. ,Hüfte^ In fast allen norditalienischen Mundarten mit der 
Bedeutimg ,Hüfte, Schenkel' (siehe Mon. ant.); auch im lat. berg. Wb. ,ancha' ol 
galb. In einer Gegend Toscana's, in der Versilia, galoni ,Beine'. Schneller meint ga- 
loni stehe für garloni imd gehöre zu folgender Wortgruppe: comsk. garla (in Bormio 
gkirla)^ mit verstärkendem s bresc. sgarla^ ver. crem, sgherla ,Bein', in Poschiavo sgarlet 
,Bein eines Thieres'; dann mit pejorativem s tir. sgherla ,krummes Bein', tir. ver. sgher- 
lon ,hinkend, krummbeinig'; Vb. ven. bresc. crem, sgarlä, crem, sgherlä^ bresc. sgar- 
lata ,zum Krüppel machen'; im lat. bg. Wb. ,deanchatus' cosa sgarlatada. Die Zusam- 
menstellung der Stämme gal und garl gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man neben 
dem erwähnten bresc. berg. sgarlä sgarlatä in Val di Scalve (also auf demselben Ge- 
biete) sgalat vergleicht. Alle diese Wörter bringt Schneller dann, wie vor ihm schon Monti, 
mit it. garetto in Verbindung,^ das nach Diez I, 202 von celt. gar ,Schenkel, Schienbein^ 
herrührt.* Die Deutung ist sehr ansprechend.^ Noch zu bemerken ist bergsk. garös 
,storto, mal fatto, sbilenco', wo, wenn Suff, -ös vorliegt, dem Stamme gar an und für 
sich pejorative Bedeutung zukäme.* Tiraboschi erklärt das Wort durch celt. garr-drevz 
,gamba storta', was auf sich beruhen mag.* 

galozza ,holczschuch' AC ; ven. galo2za,^ friaul. galoce mit gleicher Bedeutung ; auch 
sp. galocha^ port. galocha werden in einigen Wbb. auf gleiche Art erklärt. Frz. galoche 
,U eberschuh' und so it. galoscia. Indessen wird im it.-frz. Wb. von Venuti (16. Jahrh.) 
galozze durch ,zoccoli', ja selbst frz. galoches durch ,zoccoli, cospi' (letzteres Wort siehe 
oben), also ,Holzschuh' übersetzt. Dass frz. galoches auch ,Schuhe mit Holzsohle' be- 
deutet, bezeugt Scheler: ,jai port6 moi-meme des galoches k semelles de bois'; nicht 

sie. ncvzzaira^ -ara, -era, acfizzaino\ mit piacis zusammengesetzt : pisciacoxza- der Stamm cosrz- ist wohl derselbe wie in cozzu 
,occipite, costola del coltello, d'un libro* = it. coccio^ -a , Scherbe, Kopf,* sp. coca ,Ma8chelsrhale* u. s. w. ; Diez I, 180. 
Also Etwas im Rücken Hervorragendes, wie das Schild des Thieres? Ferrari kennt auch ein tose, cwcctara. -^ Friaul. 
cadope codope bedeutet zugleich , Nacken*, wofür das Friaul. selbst und andere Mundarten auch cope coppa, zu cuppa ge- 
hörig, gebrauchen. Der begriflliche Zusammenhang ist leicht zu ersehen. — Nur zur Erinnerung sei schliesslich erwähnt 
aus DC. ,Testndo, quam vulgo guolatium Tbcant. Testudo, quam vulgo golia dicunt. Testudo gohla golora\ Ausdrücke die 
entfernt an galana und an das griech. Wort mahnen. 
^ Crem, agherlet cremon. aghirlett ,garretto*. 

2 Wohl hieher auch piem. garon = it. garrese ,8ommiUi delle spalle del eavallo* , Widerrist*. 

3 Man vgl. noch churw. giarlett , Sehne über die Fersen*, also wieder mit rL 

^ Mail, garin ,chi ha le gambe volte in dentro e i piedi in fuori* ; nach Cherubini von varua, 
^ Hieher gehört wohl auch cremon. wgherlii ,delle dita quando per soverchio freddo non si possone distendere.' 
6 Boerio; ,specie di zoccoli o scarpacce di legno*; Ferrari dagegen: ,Veneti pro foeminarum socculis sive crejiidulis*. 
Deokachnften der phil.-hi8t. Cl. XXII. Bd 21 



162 A. MüssiFU. 

anders (nach Monin) in der Umgebung von Lion. Zwei Deutungen sind schon längst 
(siehe z. B. das Dictionnaire de Tr6voux) vorgebracht worden. Diez und Littr6 er- 
klären sich für gallica ,Pantoffer mit vertauschtem Suffixe. Sie berücksichtigen zwar 
nur die Bedeutung ,üeberschuh' (ja Littr^ setzt galoche geradezu in Gegensatz zu 
sahot, was durch das oben Gesagte sich als nicht ganz richtig erweist); indessen Hesse 
sich eine Erweiterung der Bedeutung des lat. gallica leicht zugeben. Die andere Deutung 
nimmt calones ,calcei lignei' bei Festus, ,tragedorum cothurnos eo quod ex salice 
fierent' bei Isidor in Anspruch, wo also zum Stamme cal- Suff, -ocea getreten wäre. Scheler 
will calopodia (bei Acron als Uebersetzung von forma siUorum bei Horaz), mittellat. 
calopodium mit zahlreichen Varianten, als das Etymon ansehen ; pdj sei zu i geworden. 
Dann müsste das Wort zunächst Frankreich gehören, und von dorther entlehnt worden 
sein, was wenigstens für die ital. Mundarten nicht unbedingt zuzugeben ist. Mir scheint 
nicht leicht zwischen den zwei Deutungen zu wählen; es ist auch misslich anzunehmen, 
dass die zwei in Frage stehenden Wörter zusammengeflossen seien.* 

galta B, golta AC ,wang'. Von gabafa gau^ta^ au rr^ al oder ol; Belege in den 
Mon. ant., wozu noch eine Form mit ou — tir. gouta — zu merken. Dazu gehört auch 
päd. galtoni^ cremqn. gulton, ferr. -uriy mod. -h ,Krankheit an den Ohrendrüsen'; it. go- 
toni^ dann entstellt zu gattoni} 

gambello A, ganhelo B ,Kemeltier'; ven. camelo ,Kameer und gamhelo ,Kameelhaar'. 
Einschiebung . von h nach m\ vgl. cambellotto ; Diez I, 101. Der Anlaut g auch im 
piem. gamel nb. cameL 

gambuso: -i ,wei8skraut' B; gahuzi C*, capuzi C**, gapuzi C^ Die meisten, beson- 
ders westlichen Mundarten mit anl. g und inl. 6: comsk. berg. bresc. piac. gahus^ -uz. 
Mit mh: mail. cremen, pav. gambus, auch it. gambugio in einigen Wbb. Mit rb: gen. 
garbüxu^ parm. regg. garbuz. Oestliche Mundarten ziehen cap- vor; so ven. ver. tir., 
dem it. capuccio (auch capp. geschrieben) entsprechend. Von caput; Diez 11, 242. 

gardello ,stiglitz' A. Patriarchi verzeichnet als Nbf. gardelo; auch die Crusca führt 
ein Beispiel von cardello aus Segneri an; sonst überall mit dem Deminutivsuffixe -ino. 

gardenalesco ,liechtpraun' B; die Crusca gibt für cardinalesco die Bedeutung ,san- 
guigno' an. Die Erweichung von c zu g auch im ven. friaul. gardenal. 

gargota ,drussel' A. Gleiches Suffix, nur als Masc, in mant. gargott; sonst findet 
man gewöhnlich -atto: ven. gargato; tir. comsk. -af; Fem. tose, gargatta, eben so comsk. 
(und churw. nb. giargiatta). Dazu piac. gargatton; päd. ferr. sgargattar ,die Kehle ab- 
schneiden'. Sard. arghentölu^ mit eingeschobenem ti, wie im span. gargarita. Häufig 
ist auch Suff, -ozz-: alttosc. gorgozza gargozza, noch jetzt zu Lucca gargozzo (Veneroni 
kennt corgozzo)^ mant. gargozz, romg. Vb. sgarguzl mit gleicher Bedeutung wie 
ferr.; mit vermittelndem r: tose, gargarozzo, piac. -nizz. Suff, ozz-ule: tose, gorgozzule; 
ozz-uolo: tose, gorgozzuolo, Suff, -an: tosk. gargana; an-ozz: bol. gargaimzz, ferr. 
sgarganozz; an-ell-: romg. garganell, tose, bere a garganella, wohl auch cors. carcanetri 
(tr = II). Suff, -al-on-: gargalone im Voc. Cateriniano; -al-ozz: gargalozzo bei Caro. 



^ Andere Ausdrücke für ,Holz8chah^ siehe unter coapo und zanca. 

2 ,Wange* heisst g-en. neap. maaca; von mcuticare^ Diez I, 260 — neap. vuoffule — sard. fvempa, von tempora, Diei I, 414^ 
— Andere sard. Ausdrücke harra'^ c&vanUj -a; cantrexu canlerzu cantegghia. 

3 Beide ^ zu c nimmt Galvani in dem verwandten mod. (auch in anderen Mundarten vorkommenden) scarcajer ,qualstem' 
an, das er von einem exgargariare, -liare deutet. 



Beitrao zur Kunde der norditalieüischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 163 

Man bemerke schliesslich sard. gorgoena. Alles von girrges-^ unbet, u (o) in anlautender 
tonloser Sylbe zu a, oder auch ,unter Einwirkung des Naturausdruckes gargarizzare' 
Diez I, 201; vgl. auch 11, 36 unter go2zo. Das zweite g ist überall noch guttural; nur 
im piem. gariot^ wenn das Wort, wie es allen Anschein hat, hieher gehört, ist g zu jj 
i geworden. Zugleich hätten wir hier ein Beispiel mehr des seltenen Suffixes -Ott-, 
Aus dem Piem. wäre noch gargamela zu verzeichnen, worin man Suff, -amen, oder -an- 
mit Uebertritt des n zu m* erblicken kann ; indessen ist für das Wort, das auch im Prov. 
und im älteren sowie mundartlichen Franz. vorkommt, Diez I, 201 nachzusehen.* 

garzar: -a ,karte' B; ven. garzar^ com. -ä, romg. -e nb. carcR; mit Präfix s- in 
zahlreichen Mundarten, wie auch im It. scardare. Von Carduus cardus; die Formen mit 
z entweder durch unmittelbare Veränderung von d zu z oder besser von card-i-are oder 
carduare cardiarei u zu / gespitzt wie in cotisuo cusio cucio, solvo soltio solio^ woraus 
sciolgo scioglio. 

gavinelo ,rotelweyer' B; ver. mant. mail. com. regg. gavinelj berg. bresc. gainel; 
vom mittellat. capus aus capere; Diez II, 136. 

genda oder gende (der Plural gende lässt beide Singularformen zu) kommt in A' vor, 
während A^ jende aufweist; C hat 

göndena, B Undena ,nizz, nissen'; it. lendina; Diez II, 247. Der xVnlaut weist in 
den Mundarten entweder l oder j, {j auf; ver. mail. bresc. berg. crem, cremon. Undena^ 
mant. parm. lendna, piac. leindna. Sic. Masc. linmnu. nb. Fem. Undina, sard. lendine^ -ni\ im 
Cant. Ticino lendra (dra = d'na wie im Span.), im Sard. lindiri (n an und für sich zu r). Ven. 
g^ndeiiaj tir. gendem, ferr. "po^rm. ge7idna, mod. gidndine, regg.giandla; Masc. rmg.g^ndam. Bol. 
jendna. Posit. e ergibt ie — vgl. span. liendre — ; Ij dann zu^' oder ^; vgl. Schuch II, 490. 
Alle bisher angeführten Formen gehen auf lens lendinis statt lendis zurück; nur die von 
A gründet sich (falls wir es mit keiner Nominativbildung zu thun haben) auf der gut 
lateinischen Flexion [churw. lendi\. Eben so im friaul. glend-ön gland-on^ nur hier mit 
dem Augmentativsuffixe -on.* In dieser letzteren Form ist die Verstärkung des An- 
lautes zu bemerken. Ich dachte früher an vorgeschlagenes g wie vor r in it. graci- 
molo graspo granocchio = frz. grenouille u. s. w. Indessen wird gl von Ascoli 515 in 
trefflicher Weise als eine falsche Friaulisirung des ^ der Form gendena erklärt ; wie z. B. 
ven. gianda friaul. ^r/awc? lautet, so glaubte das Volk ^cwc? wie (/?e7irf aussprechen zu müssen.* 

ghiron (geschr. giron) ,reyger' B; it. agkirone mit Aphäresis des a. 

giemo ,kleuP BC\ ,knüP C*; in letzterem Texte auch die Form gumisello^ C^ giume- 
sello? Ven. gemo, ferr. mant. gemb'^ von glomics mit seltener Veränderung des betonten 



^ Vgl. ^rttmela nb. grunefa ,gTanello\ Die piem. Nbf. garaamda gardamda sind seltsam. 

^ Hier mag an ven. garganie, mod. bol. -am, romg. -an, päd. gargdnego fFuge, Vertiefung, bestimmt einen Gegenstand in sich 

aufzunehmen* erinnert werden, worin Galvani in ansprechender Weise das hier in Rede stehende Wort erkennt. Vgl. frz. 

gargouWe, das nebst anderen Bedeutungen auch die von ,entaine au pied d*un futeau de doison recevant le bout d^une 

solive* aufweist. 
^ Denn man wird hier wohl keine Vertauschung der Endung -in- zu -ön- erblicken wollen. Vgl. it. rondine und rondone. 

letzteres aus dem Nomin. hirundo und Suff. -on-. In französischen Mundarten begegnet man vielfach Formen, die auf lendis 

zurückgehen; siehe Littr^. 

* Schneller ist sowohl in Bezug auf den Anlaut als auf die Endung anderer Ansicht : er nimmt eine altlat. Form chndo, -ini» 
an, die in clendo, -önis auswich. 

* In C* findet sich an der entsprechenden Stelle damisello ,KnäbleinS Da letzteres Wort, dort wo von Kleidern und Nühen 

die Rede ist, durchaus nicht passt, so sieht man, dass ,Knäbleiu* eine willkürliche Correktur für das unverstandene dam, 

oder demiseil ist (d aus g^ siehe oben demiva), Diess lässt auch ein Zwischenglied zwischen C^ und C* vcrmuthen. Dio 

anderen Ausgaben von C lassen das Wort aus. 

21* 



164 A. MussAPu. 

Vocales/ welcher im tir. giomo* im veralt. it. ghiomo^ lucch. diomo^ unversehrt bleibt. 
Eben so sie. ghiömmaru, neap. gliuömmero, sard. lömburu und lörumu f= lömurujy von 
glom-td^s.^ Sonst sind nur Ableitungen mit betontem Suffixe zu treffen: it. gomftolo^ tose, 
auch gomfcciolo. Das Suffix ic-ellus von C" ist weit verbreitet: ver. gomissiel, parm. piac. 
-meZ, berg. gümissd gümsel. Mit a in der anlaut. Sylbe: crem, cremon. bresc. mant. 
gamisell. Mit abgefallenem Stamm vocale: boL gmüell^ mod. grmscell auch miscell^ ebenso 
regg. gmissel misseL Mit eingeschobenem n vor dem s: berg. göminsell^ romg. gminselL 
Zu bemerken ist noch comsk. comasell. In allen diesen Ableitungen ist /, vielleicht we- 
gen des / des Suffixes, spurlos verschwunden. Es bleibt aber im Friaul. glemuzz gli- 
muz2^^ wo ein anderes Suffix angewandt ist, oder bei vorhandenem /-/ rettete sich das 
erste l in der Gestalt eines r: piem. grumiseU, com. gramisell.^ Gl kann zu blossem l 
werden : ausser in den oben angeführten sardinischen Formen im Voc. eccl. lumisdlu, in 
einer berg. Untermundart lümsell, gen. lümescelhi; auch für das Grödn. gibt Vian lume- 
Soll an. Femer mail. remisel, gen. remescellu; entweder l zu r, oder die Form mit anlaut. gr 
erleichterte sich zu r. Auch Zzu n kommt vor: Ferrari führt ein lomb. nemiscello an; in einer 
berg. Mundart nömisell. In der Brianza manisell^ auch für das Grödn. verzeichnet Vian 
meneföll; nur dann mit glovius in Zusammenhang zu bringen, wenn man von der Form 
nemis- ausgeht und n-m zu m-n annimmt. Anlehnung an manus scheint mir etwas zu 
weit zu liegen. 

giotor, siehe jotor. 

giozo A^ jozo A} ,tropfcz' ; ven. giozzo, parm. giozz. Der gutturale Anlaut ist sonst 
am häufigsten: ver. gozzo, cremon. ferr. piac. parm. (Nbf.) regg. romg. gozzy bresc. crem. 
gos. Das Wort kommt oft auch als Fem., wie im ital. goccia, vor, z, B. ferr. gozza^ 
crem, giosa, friaul. giozze. Das Schwanken des Genus bestätigt Diez' Ansicht, das Wort 
komme nicht unmittelbar von gutta her (das z. B. im mail. berg. u. s. w. gota^ friaul. 
gote ,Tropfen' bleibt), es liege vielmehr eine suffixlose Ableitung von gocciare vor. Die 
anlautende Palatalis beruht auf folgendes /; das Friaul. kennt in der That eine Form 
giozze; das Neap. ein gliotta; auch für das It. geben einige Wbb. ghiozzo an. Das / 
könnte eingeschoben sein wie in fiaccola^ fionda (wenn nicht aus fwndlti)^ ßöcina (aber 
ven. fössena friaul. fössine)^ inchiostro; Asc. 374 nimmt guttuli[c]are gutliare gltiMare an. 

girlingö (sprich ghirlingh aus) ,geuch' A in dem Spruche : ,Quando canta el g. chi 
ha rio signor mudar lo puö; | ma quando canta el ferlinguello | bon o rio, tiente a 
quello'. ,Wenn die geuch gucken | wer pozzen herrn hat der mag in verrücken; | aber 
wenn der Finck singt 1 guet oder pöz, pey im hinck'. So in ,Opera quäle contiene le 
diece tavole de' proverbi ecc. Venezia 1535', und wohl auch anderswo. In Wbb. finde 
ich nur den ersten Theil im Sic. accussi canta lu cirrincib (,forasiepe'), tintu (,cattivo') patnmi 
candari $i pd. Der Sinn ist deutlich. Im Winter muss man selbst bei einem schlechten 
Herrn ausharren; im Sommer ist das Leben leichter, und man kann sich um einen an- 
dern umsehen. Das Sic. kennt auch eine Redensart cantau lo c. ,der Frühling naht'. 



1 Auch nim. ghiem. 

* Vgl. diaccio nb. ghiaccio, 

3 Einige it. Wbb. haben gnomero; gljo zu no? 

* Das tonlose e, t nicht aus o, sondern dem ven. u. s. w. e entsprechend; Asc. 506 Anm. 1. 

* Anlehnung an grumus halte ich nicht für wahrscheinlich. Vgl. auch bürg. grtniUsed ,peloton\ bei Bridel greme»ti gremalhon, 
auch creTnesset und courmessi dass. 



Beitrag züb Kunde der norditalienischen Mundarten iv xy. Jahrhunderte. 165 

goffe, zogare alle ,mit den fewsten spielen* A. 

golta, siehe gcdta. 

gordilla : -e A* (A* dagegen -i, das sowohl auf gordillo als auf gordilla zurückführt) 
,hosennestel* ; entspricht it. cordeUa^ anlaut. c z\x g wie im ven. gordoniera. C bewahrt 
das c in curdil ,snur'. Das g und das betonte i noch in Chioggia, wo gordillo ein be- 
stimmtes Seil in dem Seilwerke eines Schiflfes bezeichnet (Nardo in Atti dell' ist. Ven. 
3 Serie XVI, 1898). Wegen des Gebrauches des Wortes in der speciellen Bedeutung 
von ,H o 8 e n nesteln* vgl. friaul. curdele des hraghessis. 

granfa ,crember C*, während C* zaffa bietet. Das erste Wort kommt auch im It. 
und in mehreren Mundarten, in der Form granfia Yb. aggranfiare, vor. Daneben graffio 
aggraffare ; und wiederum sowohl grappa aggrappare als, mit eingeschobenem m^ grampa 
aggrampare. Diez verzeichnet die Formen mit n oder m nicht ; graffio und grappa deu- 
tet er I, 220 und 221 aus ahd. hrapfo hrafo nhd. Krappefa\ ahd. cramph^ nhd. Krampf} 

graspa ,trauben' C. Fem. ferr. boL; sonst Msc. graspo* Diez 11, 343. 

gratacaso ,reibeysen' BC**; lucch. grattacacio, sard. rattacasu rettec; Fem. sen. grat- 
tacada, ven. neap. grataxiosa, im altver. Tundalus ed. Giuliari gratacdsola. Sonst ohne 
den specialisirenden Zusatz von caseus: tose, grattugia'^ lomb. aemil. gratarola gratirola 
(-öla)j sie. grattaloru'^ gen. grattaina:^ friaul. ohne Suffix grati.^ 

gremio 5Schoss' A; die lat. Form, welche auch Ariost als Reimwort gebraucht. 
C hat gremo (C**** gremho)^ mit unterdrücktem i oder mb wieder zu m vereinfacht? 
Eher das erste; vgl. friaul. grim grin daraus grimal grumal. 

grielo ,rost^ AB; das i auch im friaul. gridele. Sonst das etymol. a. Abfall des 
d im ven. graela, zusgz. ven. ver. grela. Von crat-ella\ auch tose, wenn auch selten, 
gratella; dazu it. gradella ,geflochtener Fischbehälter'. Mail, grella ist wohl ebenfalls daraus 
contrahiert, kaum mit Diez I, 222 von craticuia, it. graticola, neap. gratiglia, sie. gradigghia, 
sard. graiglia grahiglia. Auch it. grat-ic-ella wird gebraucht, imd ebenso piem. grati- 
sella^ piac. gradsella^ com. gravisela (für gra-is.)^ gen. grixella (cra[t]i cri, oder a schon 
früher zu i und criftß cri). Einer masculinen Form, wie in AB, begegnete ich nirgends ; 
indessen ist bei Deminutiva dieses Genus beliebt. 

groppo de legno ,ast' B; so vielfach, aber in der Bedeutung ,Kjiorren', dann gr. de la 
gola ,kropfe' B; vgl. friaul. grop dal cudl^ tir.gropo del col^ gen. gruppu da gua; Diez I, 224. 

gualivar: -a ,slichte' B aus 

gualivo ,slecht* B ; eine Ableitung von aequalis mittels -iv^us, die sehr verbreitet ist. 
Ven. ver. gualivo^ ven. auch valio und einst avalio (entweder a-val. oder aequ- zu av- 
wie altit. avale jetzt* von aequalis, Diez II, 6), mail. com. mant. ferr. gualiv, tir. grödn. 



* Oleiches Verhalten, d. h. Concurriren von p^ /, mp^ nf in verwandten Wörtern. Raffio ,HakenS Vb. ar-raffart^ raffiarty 
ob Subst. ranf' vorhanden, weiss ich nicht, wohl aber Vb. arranfart; rampo ^Haken.^ rampa ,Krallen', Vb. rampare arram" 
picare ,klettern^; ohne m: Vb. arrappare ,gewalt8am wegführen^ mundartlich raparj-äy-k zuerst ,klettem* wie rampare 
dann"^ anch ,schrumpfenS Sbat. it rappa mdartl. rapo, -e ,Schrunde, Kniste, Runzelt Alles von mhd. reffen, ndd. rapen, 
nhd. raffen ; Diez I, S39, 840, 342. — Rap- ramp- concurrirt aber auch mit der im Texte besprochenen Qmppe graf- granf- 
n, 8. w.; friaul. grapp und rapp, neap. grappolo und rapp. ,Traubenkamm* ; boL lautet das Wort rdmpol. Lomb. ramf 
und ven. Adj. granfio ,Krampf, krampfhafte — Ferner com. piem. grif agrif friaul. »grife^ ferr. griffa^ frz. griffe; piem. 
grinfa, bol. grein/a, friaul. «grinfe; lomb. grippä frz. gnpper ,wegschnappen*: frz. grimper ,klettem', Diez I, 330, 332. 

2 Bridel gratuisa ,rApe k tabac; r&pe en g^n^ral^ 

' Regg. rasoray bergsk. tridaröla. 



166 A. MCSSAFIA. 

gualif^ ampezz, garivo (Asc. 379), friaul. ualiv vualiv. (Auch churw. gualiv guliv uliv 
anguliv). Die Bedöutung ist ,eben, gleichmässig, gerade, glatt', hie und da auch ,ähnlich'. 
Dazu das Vb. ven. tir. gualivar, com. -ä^ grödn. valiv^ u. s. w. — Ein anderes Suffix 
im Sic. gualignu. 

guazir : -isi in lo sangue ,du becz in dem pluet' B. Wohl das it. guazzare^ das übri- 
gens auch im B vorkommt, imper. guaza ,swemme'. 

gumöro ,phlug' AB; genauer gibt C die Bedeutung an: le giimiere ,pflugei8en'. Die 
Vertretung des anl. v durch g ist allgemein üblich, ebenso die Anwendung des Suffix -ariusi 
ven. gomihr^ ferr. gumi^r, grödn. gitmiör; mant. gomh" ghivih^ ver. cremon. guinhi; 
parm. regg. gmer ^ mod. gm^ra* bol. gumira (i := ie). Auch tose. Bauer gebrauchen 
gomh^a goin^a. Vgl. auch ampezz. Unmih (Sehn. 65). Berg, gramer mit Einschiebung 
eines r. Diese Beispiele zeigen auch das Schwanken des Genus. In A wäre allerdings 
möglich auch gürhero zu lesen; die gewählte Betonung schien mir aber der Gepflogen- 
heit der Mundarten angemessener.' Schliesslich sei istr. gombro erwähnt. 

guo da cavalo ,huffnageP B; entspricht it. aguto ,Nagel'; vgl. DC. s. v. acutus. 

guolo C^, gole C^ (hier mit dem Zusätze o Sensale^ in C^* nur Sensale) ,pitel' im Ab- 
schnitte de le noze zwischen dota und veduo; also ,Bittel procus, der Freier, der für 
sich oder einen Andern wirbt'. Ich vermuthe denselben Stamm im tir. mant. cremon. 
com. mail. (beim Landvolke), piac* parm. regg. gudazz^ bresc. berg. ghidas^ mail. mod. 
guidazz^ berg. gödas. Das Mail, kennt auch eine Form mit anlaut. c : codazz. Mit modi- 
ficirtem Suflf. com. gudez. Im tir. fällt inlaut. d wie in unserem Beispiele weg : guazz. Die 
"Wbb. verzeichnen überall nur die Bedeutung ,Tauf- und Firmpathe^ Aus De Guber- 
natis, Usi nuziali S. 100, ersieht man aber, dass noch am Lago Maggiore, und gewiss 
auch anderswo, guidazza in der Bedeutung von , Brautführerin' angewandt wird. Man 
vergl. auch ven. compare, friaul. copari^ das nebst ,Pathe' (comp, de san Zuane) auch 
,Beistand bei der Hochzeit' (comp, de Vanelo) bedeutet, lieber das Etymon — vom ahd. 
gottiy nhd. gothe — Diez II, 39 ; Galvani sieht darin guida, an welches allerdings die Form 
guidazz sich angelehnt haben mag. Zu bemerken ist schliesslich im lat. bg. Wb. Junax' 
ol gudaz, aber Junacia' la gnnaza. 

I. 

impiar: -ia ,zunt' A, empia ,entczunde' B; friaul. impna impijä\ ebenso berg. impta, 
in aemil. Mund, impiar , -^r. Mit ad: parm. apiar^ romg. apih Auch ohne Präfix: parm. joiar, 
comsk. piä. Es ist it. pigliare app. (fuoco). Auch im afr. esprendre (Bridel einpreindre 
,allumer') rum. aprinde bemerkt man eine ähnliche Modifikation der Bedeutung. Im 
Tratt. di Masc. : ,fanne 'na candela et aprindiW, In einer berg. Untermundart prendi, 
das Tirab. gewiss mit Unrecht mit dtschm anbrennen zusammenstellt.^ 



^ Andere Bezeichnungen für ^Pflngeisen' sind im Sard. alvado arvada orhada (urbum ,pars aratri* Isid. Orig. 15, 2, 3), in 
Poschiavo /us d*arad4l ; siehe auch versor. 

' Für «anzünden* ist ein anderer weit verbreiteter Ausdruck vorhanden; inipizzar, -saar, -ä, auch ohne Präfix pizzä; dazu 
com. piz Adj. ^angezündet* pizon ,Feuerbrand*. Es ist it.. ap-picciare = appiccare (Diez I, 811) wozu wieder il fuoco 
zu ergänzen ist, vgl. appicciano la luctma col zoJfandlo (Tratt. seg. don.). Auch im Neap. bedeutet appicciare ,anzünden*. 
Vgl. auch churw. ampizzar imp. In einer berg. Untermundart imprezzä (Einmischung von prendk? siehe oben). Galvani 
sieht in impier und impizer nur ein Wort: ,voci grecaniche .... espulsa la r; eixTiupöw ed ejjLjrupß^oj*. Man wird Dem kaum 
beistimmen. 



Beitrag zub Kunde der norditalienischen Mundarten ih xv. Jahrhunderte. 107 

impilotar: -a ,8picke' B; friaul. impiloth hat dieselbe Bedeutung ,accommodare con 
lardelli, spicchi d'aglio, garofani ecc. la carne d'arrostire' ; it. pillottare etwas verschieden 
,gocciolare sopra gli arrosti lardone o simil materia strutta bollente mentre si girano' ; 
vgl. unten pregozar. 

inaltru', siehe altruL 

inchin a terra ,bis zur Erde* B*. In Mon. ant. führte icli zahlreiche Beispiele der 
Locution de qui e aus Fra Giacomino, de qui {cht) a und de qui in aus Bescapd, endlich 
da cht a, di cht a aus älteren toscanischen Schriften an, immer mit derselben Bedeutung 
,bis zu'. Damit verglich ich frz. de ci a (ci aus ecce hie = qui (dann chi) aus eccu'hic.y 
Weitere Beispiele bot mir seitdem Cecch. z. B. S. 1601 des-chl e tanto ,fino a tanto' 
also wie bei Giacomino mit e statt a. Eben 'da S. 1618 findet man dann auch enchia 
a, d. h. statt de die Praep. in, welche allerdings in die syntactische Fügung sich weni- 
ger gut schickt, die sich aber (wohl unter Einfluss von inßn) dann einfinden konnte, 
als die Verbindung formelhaft geworden war und man deren ursprüngliches Wesen nicht 
mehr fühlte. Diess zeigt sich auch in der Wiederholung der Präposition a nach chi. 
Das inchin unseres Textes entspricht nun dem oben erwähnten de qui in bei Bescapö (S. 
94 der Ausgabe Biondelli's ,sangue g'andarä de qui in terra^^ also zufällig mit demselben 
Substantive), nur wird statt de die unpassende Präpos. in gebraucht, xmd nach chi findet 
die Anwendung zweier Präpositionen statt. Boerio gibt als veraltet inchin^ inchina- 
TYiente an, welche letztere Form interessant ist, da sie deutlich zeigt, wie die nunmehr 
unverstandene Formel als 6in Wort angesehen wurde und sich das adverbielle Suffix 
gefallen lassen musste. In der Mundart von Burano (Ugol. 20) ,inchina lo so niovo xe 
spontio' ,infin che Taltro sol nel mondo uscio.' Asc. 398, welcher wohl auf Cecchetti, 
nicht aber auf die Mon. ant. hinweist, führt weitere Beispiele von inchin u. s. w. aus dem 
rust. Päd. und aus den Mundarten von Chioggia und Pordenone an. Man füge hinzu istr. 
incheint (mit epithetischem t wie inf eint ,infino'). — Bei Magagnö per chin che; also wie- 
der statt de eine andere Präposition. Ja Ruzzante hat chin che a no me sboro ,fino che 
non mi sfogo^ und chinamentre en la terra^ Magagnö chin ch'el va via, also ohne irgend 
eine Präposition vor chi. 

incloBtro ,cräuczgang' C. Das Präfix m- bei einem Substantive, das eine Oertlich- 
keit bezeichnet, ist zu bemerken. Nicht anders sie. ^nclaustru nb. claustru. 

incoBtro C** (C*? C* hat die sonderbare Form iniostro; cl = ^=J) ,tint^ ohne das 
eingeschobene l wie bei Bonvesin. 

indormenzar: -a ,entslaff^ B. Das Intransitivum wird überall pronominal gebraucht. 
Auch das Ital. gebraucht das zunächst den Mundarten eigene Präfix in-; häufiger ist 
ad-. Während das It. und zahlreiche Mundarten den einfachen Participialstamm dorment- 
anwenden, haben wir hier vermittelndes i: -ent-i-are. So ven. — Friaul. indurmidiss vom 
Part. Perf. 

ingaliar : Zuane si mi ä ingaliä el mio famej ,Hans hat mir entspent meinen diener' 
B, an anderer Stelle engalia ,entspen', d. h. ,mache abwendig^, siehe Schmeller III 567, 
welcher auch imser Beispiel anführt. Etwa it. ingaggiare, wo §, j durch umgekehrte 



^ iätatt des einfachen qui, chi kommt auch das bekannte Ortsadrerbinm quilb chilb, und zwar bei Rozzante in der erweiter- 
ten Form chialöndena (so orbSntetia = ^or beneS perzontena = ,per ci6*); auch mit Zusatz von finuy z. B. de chieUSndena 
fina un pezzato. 

' Qaue überladen bei Calmo inchin de mo üna du tigrU ,von nun an in zwei Jahren.^ 



168 A. MUSSAFIA. 

Lautentwicklung zu Ij wurde? Friaul. ingajä bedeutet in derThat nicht bloss ,anwerben', 
sondern auch durch eine leicht zu verstehende Begriffserweiterung ,durch Lohn ver- 
führend Es lässt sich auch regg, ingaggier vergleichen ^accalappiare , ingannare con 
alcuna dimostrazione di bene'. Man vergleiche noch bei DC. s. v. vadiwm: gajare ,ali- 
quem pecunia corrumpere' mit einem Beispiele aus einem Processe v. J. 1268: ,Quia 
juvit ibi ad gajandum homines de Arelate et aliunde pro segnoria domini Barralis'; 
also ganz wie in unserem Glossare ,entspenen^ Woher aber prov. galiar ,verftthren, 
betrügen^, woran unser Wort lebhaft erinnert? Hier lässt sich doch die ohnehin ge- 
wagte Vermuthung — U aus j — nicht anwenden. 

ingatiar: -a ,verwird' B. Ein weit verbreitetes Wort: mant. fern boL ingattiar 
(schon im altboL Tesoro dei poveri ingatiglino) ^ mod. -^r, ver. ingategiar incatigiar; bei 
Grion 21 engattib (= -ato.) Die Grundbedeutung ist ^verwirren, verwickein, zerraufen', 
mail. com, crem, ingattiä auch ,überrasehen, ertappen, ergreifen, festnehmen, verhaften' 
dann , betrügen* (vgl. imhrogliare ,verwirren' und ,betrügen'); auch päd. incatigio ,raggiro' 
ven. incatigion = it. imbroglione. Ven. desgategiar descatigiar^ mant. ddsgattiar^ mod.^ des- 
gattür u, s. w. drücken die entgegengesetzten Begriffe aus. Li specieller Bedeutung 
dann ferr. gattiara ,dichter und verworrener Haarwuchs' und mit nur verstärkendem s: 
piac. scdttiä ,zerraufen^, piac. scattünt, parm. cremen, scation, ferr. sgattion ,mit zerrauften 
Haaren'. Das s hat dann die Bedeutung von ex- im imol. sgaci^ ,die Haare in Ordnung 
bringen', sgacion ,der dazu dienende Kamm mit weit aus einander stehenden Zähnen'; 
tj = 6. Woher diese Wortgruppe? Etwa von coMils, wobei die einen Knäuel zerrau- 
fende Katze das Bild abgegeben hätte? Ich hatte diese zu weit hergeholte Deutung 
schon aufgegeben, als ich sie von Parenti schon vorgebracht sah. Galvani weist ebenfalls 
auf cattus hin, denkt sich aber die figürliche Begriffsentwicklung etwas anders. Er erinnert 
daran, dass mod. gatt dem frz. chats ,folles fleurs des noyers, des coudriers, des saules' ent- 
spricht, dass ferner im Mod. jene Knäuel von Haaren, Splittern, Staubfäden, welche sich in 
nicht fleissig ausgekehrten Zimmern bilden, gattü heissen ,dai quali, ponendo mente al- 
Tinestricabile viluppo loro si compongono i verbi ingattier e desgattier per awiluppare, 
intricare e confondere ed alVopposto.' — Es gibt aber noch Anderes zu erwägen. 
Eine zweite Wortgruppe weist r vor oder nach t auf: tir. engartiar engartiom desgartiar 
in allgemeiner Bedeutung, dann zunächst speciell auf Haare bezogen pist. capelli inca- 
tricchiatiy scotricckiare = imol. sgaci^^ scatricchio = imol. sgacion, auch scatricchiarsi 
da un intrigo ,sich aus einer Verlegenheit herauswinden.' Hier bietet sich am leichtesten 
crat'ictda dar (Fanfani: ,capelli arruffati e annodati fra loro a modo di una graticolay^ 
ein Etymon, das auch auf tir. gart- (vgl. churw. angartar ,auf frische That ertappen') 
recht gut passt. So auch Schneller, welcher die Formen mit gat- gatt- durch Ausfall 
des r erklärt. Darin liegt aber die grosse phonetische Schwierigkeit. — Sehen wir uns 
noch weiter um, so finden wir friaul. ingredeh^ -ejh* ,inviluppare, ingarbugliare, arruffare 
i capelli, unamatassa', disgredehsgredeh^ -ejä ,sbrigare la capigliatura arruffata per poirawi- 
. arla, sciogliere un viluppo', disgredej, sgredej = pist. scatricchio. Auch hier würde erat- be- 



1 Nur der Erinnerung halber bemerken wir hier, dass dem tosk. Worte auch pistoj. lucch. eatro Vb. incatriä gut entsprechen 

würde, das , Gitter* bedeutet und von lat. clathri (kann l ohne nühere Veranlassung abfallen?) erklfirt wird. 
^ Friaul. auch imbredeä^ -fjd. Ein neues Problem zu den vielen dieses Artikels, oder Lautvariante: ngr zu mlrf 



Beitrag zur Kunde der norditaliemiscqen Mundarten im xv. Jahrhunderte. lf)9 

friedigen. — Wie steht es nun mit päd. sgreridenar, friauL -rJ ,zerraut'en% päd. sgrendenä^ 
friaul. -ad^ -adon^ friaul. ver. sgrendenon ,zerrauft^? Darf man hier erat- gred- grend- 
mit SufF. 'in- und nur verstärkendem s annehmen? Das Wort (sgrevdin-are, -ato) kommt 
aber auch in tose. Mundarten vor, und diess flösst Bedenken ein. Steckt etwa darin crinis 
oder das mittellat. grenones (Diez I, 222), so dass n ein d nach sich herbeigeführt 
hätte ? 

ingual ,gleich' A. Einschiebung des w, wohl durch Einfluss des Präfixes inr, welche 
in lad. lomb. und aemil. Mundarten häufig ist. Vgl. Asc. 222, 398. Auch das Prov. 
und Altfr. kennen dieselbe. Zu bemerken wäre noch päd. avgualy cremen. Vb. ungualä 
nb. ingu. 

inizar: -a quel pan B ohne Uebersetzung, an anderer Stelle ninza qu. p. ,enkinne 
das prot* d. h. ,schneide an, beginne.' Diez II, 286 hat sehr schön auseinandergesetzt, 
wie bei frz. entamer, nicht anders als bei deutschem be-ginnen^ der Begriff von ,schnet- 
den' zu , anfangen^ schritt, während bei span. encentar, von inceptare, die umgekehrte 
Begriffsentwicklung stattfand. Gerade wie im Span, verhält es sich in ital. Mundarten. 
Lat. initiare hat zuerst die der etymologischen noch sehr nahe stehenden Bedeutung 
,Brod, Braten u. s. w. anschneiden', dann auch ,ein Pass anzapfen, aus einer vollen 
Flasche den ersten Zug machen', ,ein Stück Tuch, Leinwand anschneiden', hie und da 
auch ,ein Kleid zum ersten Male anziehen'. Bei Boerio wird inisiar in diesen Bedeutungen 
als ,voce del contado' bezeichnet; Patriarchi gibt es ohne jede Einschränkung an; 
Beide verweisen auf meter a mano = it. manomettere als auf den gebräuchlicheren Aus- 
druck. In Dalmatien ist indessen nezzor gäng und gäbe. So bellun. nisar. Com. iniza; 
in der Valtellina nizzh neben dem aus dem Parte, contrahirten niz ,angeschnitten, an- 
gezapft u. s. w.'; mant. nizzar. Mit verstärkendem s: berg. snissa (ona butilia, ü mass 
de carte) ^ friaul. snizzh, selbst disnizzä ,manomettere'. Andere Formen behalten das 
anlautende i und werfen jenes der zweiten Sylbe ab : von in^tjare, mail. inzhy gen. 
ivsh. Lomb. und aemil. Mundarten kennen sonst fast ausschliesslich die Form ninz-, 
aemil. auch linz-, welche auf zweierlei Art gedeutet werden kann: entweder in'tj- 
are inzä mit vorgeschlagenem n (wie in sie. nesciri = escire) oder l (piac. leimp = 
implere st. -ere, mod. lans^r = it. ansiare)^ oder [ijnitjare nizzare (siehe oben) und 
n, wie 80 oft vor Sibilanten, eingeschoben. In diesem zweiten viel wahrschein- 
licheren Falle, zu dessen Gunsten überdies die Nebenf. com. mail. crem, ininzh 
entschieden spricht, wäre anlaut. / aus ursprüngl. n. Noch wäre bresc. linsi nach 
der IV. Conjug. zu erwähnen. Das Verbum hat, überall wo es vorkommt, die ange- 
führten Bedeutungen; dann aber auch com. ininzh ,ritzen', cremen, ninzh ,zertheilen, 
zerstücken', parm. linzar ,theilen, einschneiden, brechen'; für mod. linz^r gibt gar Gal- 
vani nur ,incidere, aprire' an; es ist aber wahrscheinlich, dass auch hier das Verbum 
die ursprüngliche Bedeutung hat oder wenigstens hatte: nur gestaltete sich hier die 
Entwicklung des Begriffes von ,anschneiden' zu ,schneiden überhaupt' kräftiger als an- 
derswo.* Je stärker sich diese Verba dem Begriffe von ,schneiden, spalten u. s. w.'. 



* Die verschiedenen Deutungen, welche Galvani versucht — vom dtschn. fefzert y lat. in-cid-are n. a. w. — wÄren demnach 
abzulehnen. 
Denkschrift«!! d«r phiL-hist ClMse. XXII. Bd. 22 



170 A. MüssAPiA. 

neigen, desto entschiedener tritt der Parallel ismus mit dem Deutschen, wenn auch in 
umgekehrter Richtung, hervor: 

ginnen ,8chneiden^ ' heginnen ,anfangen' 

initiare ,anfangen* linzkr ,schneiden'. 

Die Vermittlung findet sich in beiden Fällen in dem Begriffe ^anschneiden , anfan- 
gen zu schneiden'/ Wie verhält es sich nun mit tir. snizzar ,principiare, tagliare'? 
Erwägt man die oben angeführten Formen mit anlautendem ä, so wird man kaum an- 
stehen, es ebenfalls zu initiare zu stellen, wenn auch im Hinblick auf churw. schnizzar 
man die Möglichkeit zugeben kann, dass das deutsche Wort irgend einen Einfluss aus- 
geübt hat. Anders Schneller. In seinem früheren Saggio dachte er für die Bedeutung 
^schneiden' an schnitzen^ für ,anfangen' an initiare (,ima strana coincidenza di due voci 
tanto differenti nel loro senso!'; also zufällige Homonymie, keine gegenseitige Einwir- 
k,ung). In den Rom. Volksm. hingegen verzeichnet er bloss die erste Bedeutung und 
das deutsche Etymon. In den Belegen, die er anführt, ist indessen das Verbum noch 
weit von der absoluten Bedeutung von ,8chneiden* entfernt, vielmehr ist der Begriff 
des frz. entamer noch sehr fühlbar. Es ist da die Rede von einer Magd che g'ha 7 bnU 
vizi de snizzar piattanze d. h. ,von den Gerichten, die sie auftragen soll, vorweg zu essen'; 
dann wird zu Christus gebeten: la me came no vegna snizzada d. h. ,geritzt', also ganz 
wie com. ininzb, das doch kein anderes Etymon haben kann als initiare} 

inpe ,anstatt' A. Weit verbreitet mit kleinen Formvarianten ; z. B. ven. in pe de 
volerme hen el me bastona. Friaul. in pin^ im alt. Triest (Mainati) im pegn (mit epi- 
thetischen n, vgl. paren). Auch im Churw. Hiezu gehört wohl auch trotz der sonder- 
baren Corruption piem. nopb. Galvani bemerkt richtig: ,Suol dirsi: se io fossi ne' 



1 Span, encentar ^eht von ^anfangen' aus, bleibt aber bei der mittleren Vorstellung ^anfangen zu schneiden, zu zapfen, ein 
Gericht zu csaen* stehen; bis zur a))soluten Bedeutung von ,9chueiden* kam es nicht. — Umgekehrt nimmt intaecare (von 
tacca ,Kerbe, Einschnitt*) leicht die Bedeutungen von manomettere an: int. un panCy una hotU u. s. w., auch un capitaU^ 
ohne aber dass es hier bis zur Entwickelung des Begpriffes von »anfangen im allgemeinen Sinne* gekommen sei 

2 Andere Ausdrücke für den Begriff ^anfangen Etwas zu gebrauchen' w£ren folgende: Neap. sie. sard., vielfach auch in 
Toscana gebrauchtes ineignare C^cign, incegn. u. s. w.), wird zunächst von Kleidern gebraucht: ,zum ersten Male anlegten*; 
es kommt aber auch in den Verbindungen ine. una hotte^ una hottiglia u. s. w. vor; auch ^anfangen' überhaupt: li viecehie 
»e ncegndjeno a retentire. Ein Wort kirchlichen Ursprunges; von eficaeniae, arum ,da8 Erneu ernngsfest'; schon bei Augu- 
stinus: ,81 quis nova tnttica induitur encaeniare dicitur*. Vgl. Gloss. Paris, ed. Hildebrand , S. 169, DC. u. s. w. Lesens- 
werth ist ein Artikel über dieses Wort in Viani*8 Dizionario di pretesi francesisimi II, 43 und 487, wo auch anf den Aus- 
druck rinnovare un vettito (so g^n. renuvä ün vesA , berg. desnöä) ,ein Kleid zum ersten Male tragen' hingewiesen wird. 
(Ob in irgend einer italienischen Mundart ein dem frz. itrenner une robe, une voHurCy pg. eitrear entsprechender Ausdruck 
vorhanden sei, weiss ich nicht anzugeben). — ,£in neues Kleid anlegen' heisst parm. piac. reg^, (wahrscheinlich auch in 
anderen aemil. Mundarten) tpianhr ^ explanare, nach Parenti gleichsam ,vor den Aug^n Anderer entfalten, zeigen', nach 
Viani ,die noch rauhen Nahten durch den Gebrauch glfitten'. Letztere Erklärung ist ansprechender; pie wird von berg. 
deafoldä unterstützt, wohl aus di»- und folda ,Falte'. Das berg. Verbum wird von Tiraboschi erklärt: ,cominciare a ser- 
virsi d^una cosa nnova, p. es. indossare un vestito la prima volta', was die Ausdehnung des Gebrauches auch auf andere 
ähnliche Verhältnisse nicht ansschliesst. Die Angaben über aemil. »pianer gestatten nicht, für diese Mundartengruppe eine derar- 
tig^ Ausdehnung anzunehmen. — Um so bemerkenswerther ist, dass parm. »pinar, welches nicht bloss ,abzapfen' überhaupt (siehe 
unten s. v. »pina) sondern «zum ersten Male zapfen, anzapfen' bedeutet, in der hier in Rede stehenden Bedeutung auch in Bezug 
auf ganz andere Ding^ gebraucht wird ; auf Flasche, auf Brod, Käse und andere essbare Gteg^enstände, auf ein Stück Tuch, 
Leinwand u. s. w. — Friaul. »creä bedeutet ,U8are la prima volta di cosa nnova', von Pirona durch ,qnasi toglierle la 
qnalitli che aveva appena creata' erklärt. — Neap. »hergenä =z it. »verginare wird nach Galiani überhaupt für ,ineominciar 
una cosa, di cui ancora non si sia fatto alcun uso' gebraucht; damit stimmt wohl churw. aprütler = it. apulct^lare ,etwa8 
zum ersten Male gebrauchen, z. B. Geräthe, Kleider'. — Endlich das, soweit ich es übersehe, isolirte pav. bandA ,dicesi 
di qualsiasi cosa che si indossa o si adopera per la prima volta.' Sollte es von benedieere^ bei Bonvesin benedenr, sein? 



l 



Beitbao zük Kunde der noeditalienischen Mundartek im xv. Jahrhunderte. 171 

vostri piedi, farei ecc, per significare se io fossi voi' oder ,in luogo vostro, in vece 
vostra'.^ 

inquademar: -a ,pint ein' B. Von quademo ,Heft'. 

insema con ,mit' B; Die Form mit dem beliebten a im Auslaute von Indeelinabilien 
ist zunächst lomb. z. B. mail. cremon. berg.; sie kommt schon bei Bonvesin und in der 
Passion zu Como vor; bei Gidino da Sommacapagna insemha st. insembla. Vgl. sie. 
'nsemmtday neap. ^nsemmora. 

insomniare ,trawmen' C, ensüniate ,trewme dir' B, nie ha insuniado ,mir hat ge- 
trawmpt' A (eine wahrscheinlich dem Deutschen nachgebildete Construction). Das Prä- 
fix m- ist in vielen Mundarten beliebt; auch dem Toscanischen ist es nicht unbekannt. 
Wir haben da weniger eine neue Bildung, als eine Ableitimg von 

insonio ,trawm' AC. Das Präfix ist auch hier zunächst mundartlich; auch einzelne 
it. Wbb. verzeichnen insogno. Von lat. insomniitm. 

instade ,summer' A; häufig in älteren Mundarten Norditaliens; jetzt noch friaul. 
instad (nb. istad)^ gröd. insthy romg. inst^. N vor Sibilanten schiebt sich leicht ein 
{Sansogna, Giansone, Ansalone'^ in Mundarten z. B. istr. sansino = dssassino) '^ hier aber 
gewiss unter Einfluss der Präp. in; vgl. inverno. C hat in der Tha^t instae ,im summer', 
invemo ,im wintert Cfr. Asc. 222. 

instesso ,selb* C; mail. friaul. instess ("nb. istess)^ romg. bloss instesSy grödn. 'nstess. 
Vgl. auch mail. instora Jetzt^ 

intender: Tanto val imprometer e no tntender quanto cazar e no prender ,also vil 
gilt verheissen und nicht leisten als jagen und nicht fohen'. B. Im Tose, at-tendere ^ 
lunga promessa coW attender corto Inf. 27. So in A: ,quando me atenderasiu quello che tu 
m'a' improferto?* ,wenn wierstu mir laissten daz du mir hast verhaissen?' BeiCalmo: 
,sö de usanza de vu omeni a prometter purassö e puö atender puoco^ 

intendövele ,verstendig^ B; Suffix 'ibilis in activer Bedeutung; so auch bei Fra 
Paolino. 

interpetrare : questo interpetro m'ha inierpetrado un hon beneßcio ,der tulmecz hat 
mir derworben ein guecz ampt' A* (in A^ fehlt die Stelle). Wohl nur eine Verwechs- 
lung des Glossators zwischen interpetrare und impetrare. 

inusellado, panno ,gefogelt tuch^ A. 

inzolar: -äte ,enkeuffel dich zu' B; siehe azolar. 

J. 

jende; siehe genda. 

jotior ,chell' A, giotor ,slunt' B. Wenn gleich letzteres Wort auch giötor betont und 
von giätur hergeleitet werden könnte, so glaube ich, dass bei der Seltenheit von go zu 
^0, gioti&r zu emendiren sei. Italienisch ausgedrückt würde das Wort ghiottitore lauten; 
und in der That wird im scherzhaften Stile inghiottitore in gleicher Bedeutung gebraucht. 



1 Ferr. impk bedeutet dagegen ,neben, knapp anS dann in zeitlicher Beziehung ,unmittelbar auf. A pe* in der ersteren Be- 
deutung im alt. Venez. Veron., bei Ruzzante u. s. w. 

22* 



172 A. MUSSAFIA. 

Glotidor schon bei Grion 24, so auch jetzt nonsberg., dann friaul. glutidur, tir. giotti6i^; 
bei ßuzzante und Magagnö giottaüro; auch neap. gliotteturo. 

jotir: 'i ,slind' B; ohne Präfix auch bei Fra Paolino glotir^ und noch jetzt friaul. 
gluü glöti nb. ingl.^ neap. gliöttere. Vgl. auch sie. agghiüttiriy wo a weniger das Präfix 
ad' als das beliebte prosthetische a sein wird. Berg, trangoü trangot ist wegen go =r glo 
bemerkenswerth. 



L. 

laca del zenochio ^kniekeP B. Vielen Mundarten in dieser Bedeutung eigen: bresc. 
cremen, piac. parm. mod. bol.; gen. solacche (sub-L). Ital. bedeutet lacca ,anca e coscia 
degli animali quadrupedi', so auch ven. laca, ferr. lacchet. Vgl. Muratori, Diss. 33 und 
Diez II, 40. 

languria, siehe anguria. 

laranza ,der pomeranz' A. Wenn nicht Varanza oder la ranza zu lesen oder la 
naranza zu emendieren ist, so ist es ven. naranza durch Veränderung des n in l; vgl. 
port. laranja. C hat naranza und die meisten Mundarten bewahren ebenfalls das ur- 
sprüngliche n. 

lardarol ,wurstmacher' C*'*, wofür C* luganegher, Aemil. Mimdarten gebrauchen 
in der That das erste Wort, zugleich auch für ,Victualienhändler im Kleinen'; so auch 
ital. lardaruolo} 

largao ,lörgat' C d. h. ,lärchenharz' ; berg. lirgaty comsk. largo (-ö?), grödn. lor§ä 
[churw. largau largih\ Asc. führt weiter aus der Provinz Belluno areh und argä (S. 383), 
ylargatura seu terbentinum' in den Statuten von Cadore (S. 370; dazu auch DC. s. v.); 
friaul. arian = l-aricamen (S. 521).* Ein drittes Suffix im comsk. laresina; vgl. 
DC. s. V. 

lasena, sotto ,undern uchsen' C*^ (in C^ fehlt das betreffende Blatt); päd. xer. les^na^ 
friaul. lesine, ferr. lasSna, -ina^ mant. mod. la^6na^ parm. piac. regg. bol. laseina ,Ach8er. 
Das AVort kommt in den meisten dieser Mundarten (friaul. mit der Variante lesSne)^ 
dann tir. mail. com. cremen, lesena, gen. lezena in anderer Bedeutung vor. Nach 
Monti: ,Specie di colonna o piliere o piloiStro di sasso o di malta, che sj)orge in fuori 
dalle parti di un edifizio dove ö incassato,* che porta o mostra di portare alcun arco o 
una parte delV edificio stesso ed h spesso a modo di fascia*. Aehnlich andere Wbb. ; 
,pilastro che spunta fuori del muro una metä circa' (andere: ,1a quarta o la quinta 
parte'). Ferner: ,Risalito, quella parte della fabbrica che sporge alquanto in fuori dal 
piano della medesima, sporgenza di un piano sovra Taltro'. Boerio betont ISsena 
,Aggetto, ciö che sporta in fuori dalla dirittura d'un muro; i falegnami per analogia a 
quei membretti che risaltano dalla dirittura perpendicolare degli armadii , degli stipi 
ecc. come cornici, colonnette ecc' Sehr befriedigend ist Monti's Deutung von lacinia, 



^ Andere Ausdrücke sind nac^b einem vorzugsweise in's Auge gefassten Verkaufsartikel: fomiagitr, caaadduoglio (uea]).)) 
cascavaddaru (sie.; vgl. s, v. mttza)] aardellai'O', $cervellk; dann grasainer^ hoUegajo^ pizzicdgnolo j artajor (piem. = ritaglia- 
torej; sie. zagatam. 

2 Auch der Namen des Baumes verliert in vielen Gegenden sein anlautendes /; so päd. drtte^ mail. crem, cremon. u. s. w. drea 



Beitrag zur Kunde des nord italienischen Mundarten iu xy. Jahrhunderte. 173 

das nach Forcellini ,per similitudinem de rebus dicitur, quae veluti segmentum a reliquo 
corpore dependent aut prominent^ ; nur das lange l macht wegen der ßetrahirung des Accentes 
in der ven. Form und wegen des betonten e in den Mundarten, die ^ vor n nicht zu e (ei) 
werden lassen, einige Schwierigkeiten. Bemerkens werth ist' die vereinzelte tir. Nbf. 
desena, anl.* / zu d. Auch Schneller hat formelle Bedenken gegen lacinia. Durch An- 
nahme des von ihm vorgeschlagenen eckimis (mit angewachsenem Artikel* oder de-) würde 
aber, vom Begriflfe abgesehen, da wieder ^ vorliegt, nichts gewonnen sein. Auch das 
Deutsche kennt den technischen Ausdruck Lisene ,flach vortretender vertikaler Wand- 
streifenS das Sanders mit Leiste frz. lisi^re in Verbindung bringen will.* Möge nun das 
Etymon des Wortes in der zweiten Bedeutung lat. oder deutschen Ursprunges sein, so 
fragt sich ob lasSna ,Achsel' ein zufälliges Homonymon oder dasselbe Wort sei. Bei 
der zweiten Annahme wäre der Berührungspunkt der Begriffe näher zu präcisiren; im 
ersten Falle bliebe die Frage in Bezug auf das Etymon offen. Galvani's Deutungen 
,a latescendo, quasi latescina' oder Zusammenhang mit lacca ,Kniekehle', das er mit 
lacus lacunar ,derivati da una voce greca che vale fossa^ (also Xdxxoc) in Verbindung 
bringt, sind wenig befriedigend.^ 

late, la ,milch' A. So als Femin. im Ven. nb. el L, bei ßuzzante und Magagnö; 
noch jetzt im Bellun. 

laton ,messigt' A, ,mes8ing' C; so ven. friaul. (hier nb. leton) grödn. und in den 
VII comuni; mail. com. loton; Diez I, 298. B hat oton. 

läuto ,laut' ABC d. h. ,Laute^-, so auch ven. Man bemerke altmail. berg. legiitt. 
Diez I, 251. 

lavelo ,sprengstein' B, ,8pülstein' C. Die allgemeine Bedeutung ist ,Behälter, zu- 
nächst Wasserbehälter', gewöhnlich von Stein. Tir. mant. lavel, bresc. berg. lael ,Weih- 
wasserkessel' •, ven. lavelo^ romg. lavell ,luogo dove i sacerdoti celebranti si lavano le 
mani'; nach Patriarchi ,Gussstein', so auch in Dalmatien und ferr. mod. lavel^ berg. lael^ 
gen. lavellu; crem, lael liel ,conca'. Lomb. mit n aus l: mail. navel ,Sauftrog', dann 
auch andere Wasserbehälter; com. n. de Vacqua santa, de Voll u. s. w. Für das berg. 
lael wird auch die Bedeutung ,8teinerner Sarg' angegeben wie it. avello} Von labellum; 
Diez n, 6. 

lavranaro ,lorbeerpaum' B; ven. lavraner aus Idvrano = laurus mit der seltsamen 
Endung -äno = ^7^^^5? Vgl. sie. lödana s. v. loa. Friaul. aurar orar = l-aurariiis, frz 
laurier. Berg, (nach Rosa und im lat. bg. Wb.) oreng = Uaur- Suff, -ing, nach Tirab. 
orinc^ com. loiro oiro = laur-eus.^ 

lavora, in ,allererst' A. 



* Schneller erklärt l zn d durch yfomiale Veiwechslung mit it, decinaK Wo liegt aber der Berührungspunkt der Begrifle, 
welcher doch bei jeder Anlehnung vorhanden sein muss? 

2 Es sei auch hier bemerktf dass istr. Hssine «fune fatta d'erba intrecciata^ bedeutet. Gehört es hieher? 

3 L'OM-enQy wo at ein aus axilla deducirtes Primitivum axa wäre, möge man nur als ein Einfall ansehen. 

* Ferr. führt auch ein päd. nivelo für ,Sarg, Grab*. Ich bin sonst der Form, die aus lav lev Hv und /-/ zu n-l (wie im .fr. 
nivel niveau) zu erklären wäre, nicht begegnet. Da Ferrari nb. nivelo auch päd. niselo anführt, als ob es nur zwei ver- 
schiedene Formen desselben Wortes wären, so möge bemerkt werden, dass niselo^ auch liseloy ^ins sein dürfte mit sp. Inciiio, 
afr. luseau == hctäus locdLus^ Diez II, 150. 

* Was ist die erste Sylbe im ver. violorof Was das m im aemil. mlorf fGalvani : ^müor fe il lauro minore che non fa 
bacche mangereccie: il lauro baccato o lauro ceraso noi lo diciamo hticchlkvei' insieme alle bacche sue. Mlor ^ quindi pro- 
babilmente mi-loro cxoh mezzo alioro*.] Und ist gon. oföggiu = l^aufrij folium anzusehen ? 



174 A. MüssAPiA. 

laziiro ,tunckelblaw' B; mit bewahrtem m-sprünglichen l; siehe Mon. ant. 

lögneda. vom Fleisch ,zech' ß; so mail. crem., eine bemerkenswerthe Ableitung 
mittels des kaum productiven Suffixes -Idus; com. slegna, dessen Bildung ebenfalls un- 
gewöhnlich ist. Ferrari führt slegnido an. 

lelzo ,gehilcz' A. Es steht el lelczo geschrieben, das elVdzo gedeutet werden könnte. 
Da aber sonst nirgends gemini ertes / vor Vocal vorkommt, so ist vielleicht eine Form 
mit angewachsenem Artikel gemeint. 

lentigoso ,spreclot' C; für lentigginoso. 

levar i putti : comar che lieva i piäti ,hebamm' A ; so ven. levar da parto ; vgl. it. 
levatrice^ das Verbum wird aber in diesem Sinne nicht gebraucht. 

levao ,hebeP C^ und 

levadiiro ,hevel' C*, dann 

levame ,heffeP AC*. Drei verschiedene Ableitungen von levare. Die erste ent- 
spricht dem Part. Pf ct. und ist am meisten verbreitet: ven. ver. tir. mail. com. piem. 
levhy piac. alvh, cremen, levat, crem. berg. leaif neap. levato; eine andere Form des Parte, 
ist ital. liSvito, romg. ISicd. Die zweite Form begegnet im bol. livadur, parm. mant. 
alvador, ferr. romg. alvadur, auch im Voc. eccles. levadore. Der dritten endlich ent- 
spricht friaul. levan^ auch in Toscana hie und da levame; vgl. frz. levain. [Auch im 
churw. lavont erblickt Ascoli 69 das Suffix -amen = on mit epithetischem t (vgl. auch 
Asc. 239), während Diez darin das Part. Praes. erkennt, welche Form dann eine vierte 
Ableitungsart bilden würde.] 

levrosonia ,ausseczigkeit' ß. Ich glaube es sei -önia zu betonen. Bei Bonvesin 
kommt cativonia vor, worin ich Suffix -oneus. annahm, während Diez I, 273 nur eine 
Anbildung an calogna erblickt ,da sich nur sehr wenige Ableitungen mit -oneus und 
darunter gar keine Abstracta vorfinden'. Mundarten kennen dennoch derer manche: 
piem. amhriacogna ,Trunkenheit' , tisicogna ,Sch windsucht', dann cremen, marzimonia 
,Fäulniss' und cresmnonia^ auch romg. carsimogna, sard. accreschimonia ,Vermehrung, Zu- 
gabe' von crescere^ vielleicht anklingend an parsimonia. Sollte levrosonia betont werden, 
so würde diese Form zum Theile an engad. levräxia erinnern. 

lionfante ,helfant' A; so ven.; ein Idiotismus, welcher auch bei älteren tose. Schrift- 
stellern häufig ist. Vgl. liocomo lioncomo = unicomo. 

lionpardo ,leopard' A, /eoTwpardo ,leophant' C. Hier ist das etymologisch darin ent- 
haltene leo dem Bewusstsein noch näher gerückt. Gidino da Sommacampagna gebraucht 
selbst das Femin. leona parda. 

loa ,lerch' B und 

loato ,lerchlein' B. Ersteres vom einfachen alavda; letzteres mit dem Suffixe -attOy 
wie in cerviatto. Vgl. einerseits bresc. serloda (was ist ser?)^ andererseits päd. herluaio 
{her = hisT). Man bemerke friaul. 6dvle (nb. lod.) mit losgelöstem Artikel; bei Bon- 
vesin ed. Lidforss lödera und öldera (wenn nicht löldera), wo ol aus au und h* aus ül 
entstanden sind. 

lodra, /orfra de ,odrein chursen' A, luria ,piber' B; ven. lodra, friaul. lodre, ferr. 
ludra; tir. piac. lodria, tir. ver. com. bresc. berg. cremen, crem. mail. mant. gen. 



^ Einen anderen Ausdruck siehe nnter creicimoma. 



Beitbjlo züe Künde dbr nobditamenischfn Mükdabten im xv. Jahrhunderte. 175 

Ivdria (lud.). Also bald mit i, bald ohne dasselbe, immer aber ohne das eingeschobene n des 
it. lontra; von Itära, gr. evaSptc, Diez I, 254. Sic. itria. In B fiel d vor r aus; vgl. pro v. luria. 

longa ,cztiger C. Wie frz. lange; in keiner it. Mundart nachweisbar. 

lucheta ,mahenslozz' * A; sonst überall masculin; Diez 11, 361. Das Wort bedeutet 
gewöhnlich ,Anhängeschloss*, neap. sie. licchetto^ -u ,8aliscendi, stanghetta, nöttola^ Vgl. 
auch Mikl. Fremdw. s. v. lokot. 

luganegher , Wurstmacher' C\ dafür C* lardarolo, s. d. W. Von 

lugäniga C*, -ica C* ,wurst'. Ven. ver. tir. ver. mail. gen. -iga, piac. parm. luganga, 
piem. luganigh-in, berg. lögangh-ina löangh., friaul. lujanie, grödn. Plur. liagnes. (Auch 
churw, ligiongia.) Von liLcanica, in dieser Bedeutung schon bei Charisius; Diez 11, 42. 

lugarin ,czeisel' C. Von 

lügaro ,ziser A, ,zey8slein' B. Das Primitivum ist ven. gen. ; ^ friaul. Mjar. Sonst 
als Deminutiv: it. lucarino tiLch^r., in Lucca locorino; ven. (Nbf.) ver. lugarin, friaul. 
lujarin^ cremen, romg. lugaren, parm. logarein, gen. lügain; tir. lugheri^n, bresc. crem. 
lugheri, bresc. auch l'ögheri, berg. logari. Die erste Sylbe weist auch e (^) auf: im Prim. 
sie. Ucora; Demin. mail. legorin, crem, -l, com. ligurin. ,Lat. ligurinus, nach der Crusca'. 
Diez II, 42. 

lumbe, la ,lucern' C* (C^** lucernay^ ebenso 

lume, una^ ,liecht'; in dieser Bedeutung fast überall Femin.; so ven. friaul. mail. 
berg. parm. regg.; bol. lum in jeder Bedeutung. Das h nach m in C* ist nicht zu 
übersehen. 

luogo comiine ,hurhaus' A. Gewöhnlich nur für ,Abtritt' gebraucht. 

lüsene ,pliczen' B d. h. ,Blitz'. Zunächst den gallo-ital. Mundarten eigen. Piem. 
mant. bol. regg. losna, Vb. bol. losnar, piem. losnk lusnh, ferr. (bäuer.) s-losna:^ mail. 
Vb. Zw^wä; Sbst. mail. crem, lusnada; mit e im Stamme: comsk. lesna^ mant. lesn, Vb. 
comsk. lesnh (nb. lusnä) und daraus wieder das Sbst. lesrfada^ Biondelli führt aus der 
Valverzasca auch lesmh nebst dem Sbst. lesüm (nicht ISs^'mf). Dass der Stamm lu^- hier 
vorliegt ist ohne Zweifel, lieber die Bildungsart kann man fragen, ob Nominalableitung 
mit 'Ina, oder Verbalableitung mittels -tnare anzunehmen sei. In jedem Falle wird die 
Veränderung des Stammvocales zuerst in flexionsbetonten Formen des Verbums vor sich 
gegangen sein. Bemerkenswerth ist aret. balecenare, das mit baleno aus ßeXsjxvov kaum 
in Verbindung gebracht werden kann; lecenare deckt sich genau mit lesnä; sollte ha[r] 
= bis in der ersten Sylbe stecken? — Der Stamm /^^c- dient zum Ausdrucke von ,blitzen' 
auch im piem. slus^ slussi^ ; comsk. sberlusciä sberlu^*'^ com. Vb. straluscih starlugih, Sbst. 
stralu^ starlu^ y starluchl^ in einer Mundart der Provinz Belluno, Asc. 386; fleims. tar- 
lugh^ tarluc^ grödn. tarluß tarluj; vergl. Sehn. 255. 

M. 
madrenale C^' und 

madrenello C^ ,eekind'. In gleicher Bedeutung findet man mademale madorn. bei 
älteren tose. Schriftstellern. 



1 Mit dem deutschen Worte vgl. in Bromio matciois ,lQCcbettoS churw. maschloM müehloM Dass. 

3 Berg. sberWn crem, -iizi Juccicare; rendere splendore a guisa di balenoS 

3 Ber^sk. 9traluA wie in der vorangehenden Anmerkung; imol. alarluehk ,luccicareS 



176 A. MussAPiA. 

magnara ,barre' B zwischen stala und resteliera. ^enn nicht magnadora zu emen- 
diren, so ist es contrahirt von magnaora oder mittels -arius vom Stamme magn- abge- 
leitet. A hat manzadura de cavaghi = it. mangiatoja, 

magon ,magen' BC^* ohne Beschränkung. (C^ schon st ömaco). Eben so friauL grödn. 
Cennini, Trattato della pittura, S. 67: ,dalla forcella della gola a quella del magone^ 
also ebenfalls von Menschen, wozu der Herausgeber bemerkt, dass die Bauern in Tos- 
cana noch heutzutage den ,Kropf der Vögel' magone oder macone nennen. In letzterem 
Sinne wird nun das AVort in zahlreichen Gegenden Norditaliens gebraucht. Vom mod. 
Worte sagt Galvani: ,Chiamiamo magon il ventriglio degli animali, tuttoch^ ora lo ap- 
plichiamo piü specialmente agli uccelli'. Die Endung -one, als Suffix aufgefasst, wurde 
durch andere Ableitungsendungen ersetzt : maghett romg. ,ventriglio', imol. ,frattaglie, le 
interiora dei polli', piac. magott ,gozzo, borsa che hanno gli uccelli in fondo al canale 
della gola' neben magon ,ventriglio'. Von ahd. mago; Diez II, 44, der auch die anderen 
Bedeutungen verzeichnet: ,Ueblichkeit im Magen', so ven. magon magona = stomegana^ 
tir. aver el magon ,an Magenbeschwerden leiden', daraus ven. m^gonar ,aneckeln' (so auch 
ver.), magonarse ,überdrüs8ig werden'. Dann ,Aerger' piem. (hier mit der Nbf. mangon) 
gen. lomb. aemil. ; Verba parm. magonars immag,, modi. amaguners ,sich kränken, grämen', 
crem, cremen, magitnat imm. magunent ,betrllbt, gekränkt' ; parm. desmagonars^ dremon, 
desmagunass u. s. w. ,dem Aerger Luft machen, das Herz ausschütten'. Crem, magunh 
bedeutet selbst ,schluchzen, brummen^ also ,den Aerger äusserlich ausdrücken'. Hieher 
wohl auch piac. parm. mxiga ,Groll, Neid, innerer Aerger'. — Zu erwägen wäre noch 
berg. magosay piac. magotta ,gesch wollene Drüse an den Backen, unter dem Kinne, zu- 
nächst durch Scropheln'.^ Vergleicht man bresc. crem, magath ,Kropf an Menschen', so 
erscheint die Zusammengehörigkeit mit magmi sehr wahrscheinlich.* 

magragnaro ,margranpaum' B aus 

magragno ,kornapfel' B. So im Ver., welches auch die umgestellte Form gramagno 
kennt. Vic. malgaragna mit beibehaltenem l, und a zur Trennung von g-r eingeschoben. 
Gleiche Form bei Magagnö. 

maitina ,morgen' A und 

maitino ,mette' A. Ueber die Formen mit i siehe Mon. ant. und füge hinzu: bei 
Euzzante maitina^ bresc. matt) ,rumore che si fa allo spegnere i lumi nelle funzioni 
serali della settimana santa', bol. maitinh ,Katzenmusik, die Wittwen und alten Frauen 
bei deren Verheiratung gebracht wird', regg. maitineda ,tempellata'. Vgl. auch in der 



^ Mail. magkeUa maghiggia ,Narbe nach einer Scrophelwunde* klingt jedenfalls nur suföllig an. Es gehört zu com. fiiaga 
magagn, siehe Diez II, 258. 

•2 Nur in der Anmerkung und mit allem Rückhalt möchte ich noch zur Erwägung heranziehen: parm. maghett ,GeIdbönie* 
(in scherzhaftem Sinne wie bei Plantns Pers. 2, 5, 11 voviica und ebenso im ital. poatema), dann überhaupt ,Geldhaufen*; 
vgl. Galvani: ,1a forma del ventricolo, che somiglia in qualche modo ad unborsiglio, fa che noi diciamo maghett al gi'uzzolo; 
aver un bon maghett := aver buona borsa ed essere rifornito a denariS Ja im R^gg. kommt nb. maghett auch magon ed 
diner »gnizzolo*. "Der Begriff ,Hanfen^ findet sich dann im ferr. magalott d*came »grössere Menge Fleisch*, d'poita ,Rlmn- 
pen von Teig* u. s. w. ; romg. mayAfW , Klumpen* von Gold, Silber, Wachs, dann von Haaren, Ffiden, Wolle, auch von ge- 
ronnenem Blute. Dazu die Verba ferr. magunar^ mant. magonar ,aufhäufen* und vielleicht selbst parm. magonars ,bart 
werden vom Brode*, piac. Adj. mogonä von der. Erde, die nassgemacht und getreten dadurch härter wird. Tose magona 
(gewöhnlich ,£l8enhammer, Drahtfabrik*) findet sich bei Buonarroti d. j. auch in der Bedeutung .grosse Menge* gebraucht, 
und da berührt sich das Wort mit den so eben erwähnten mundartlichen Ausdrücken. Aus diesen allerdings gar kühnen 
Vermuthungen würde sich demnach folgende Begriffsentw^icklung ergeben : Magen ; Kropf an Vögeln ; kropfähnliche An- 
schwellung oder Aufhäufung von Säften; (Geldbörse); Haufe, Klumpen, grosse Menge. 



Beitbao züb Kunde deb nobditalienischen Mumdabten ix xy. Jahbhundebte. 177 

Mundart von Chioggia (Nardo III, 12, 241) metina^ wo e wohl ai entspricht, und dem- 
nach wird im istr. miVina eher e zu i als a-i zu i-i anzunehmen sein. Auch im Prov. 
und Altfr. finden sich Formen mit i^ welche Diez als ,8chwer zu erklären' bezeichnet. 

majaron ,grunder B; tir. magnaron. Wie dieses von magnarey so jenes von der 
Form majh, die im Nordwesten häufig ist. So crem, bresc. berg. nb. mangih maffnh, 
crem, majil nb. mangiil ,starker Esser* ; in manchen der von Monti mitgetheilten Versionen 
der Parabel des verlornen Sohnes begegnet man V. 30 der Form ohne n. Comsk. majä- 
gin, gen. smagiaocuriy in anderen Gegenden des Gebietes von Como magliay maglior^ ma- 
jar(a, maj6ra, bei Bosa maera; Alles in der Bedeutung , Jucken' wie fr. dSmangeaison, 
sie. manciaciunij sard. mandighinzu^ magnazzona. Crem, smajä nb. smangih ,rodere, limare, 
consumare a poco a poco'. Die Form mit j hat gerne die pejorative Bedeutung ,fre8sen' ; 
crem, majaröt ,mangime, Nahrung des Viehes', nur im schei-zhaften Sinne auch von 
Menschen. Der Poschiaviner, sagt Monti, gebraucht maglih (gli = j) vom Vieh, mangib 
vom Menschen ; daher magliadoira ,Krippe', smaglientar ,füttem'. Gleiche Unterscheidung 
wird nach Cherubini in der Brianza gemacht zwischen maja und mangih. So in Val 
Bregaglia ,colla solita distinzione manßär deiruomo, majär divorare, mangiare delle 
bestie', Asc. 279 ; in Valleventina,ma;ö delle bestie e de' mangiohi, majogu mangione' id. 264. [Im 
churw. magliar migliar von Thieren und gefrässigen Leuten, 7nan§ar von Menschen.] 
Weitere Belege aus ladin. lomb. Mundarten bei Ascoli 254.. 255. 258. 266. 286. 370. 
Aber auch im Neap. begegnet man dem Worte ammagliare ,masticare' ammagliecare 
,bia8ciare'.^ Dass auch hier der Stamm mandtic- vorliegt, ist, trotz des seltsamen Aus- 
falles von 71, kaum zu bezweifeln. Es fragt sich nun, ob majä identisch mit mangiare 
ist, von manducare^ oder ob eine andere Bildung zu Grunde liegt. Ascoli 66, der sich 
ttbrigens vorbehält, auf den Gegenstand zurückzukommen, bemerkt, dass möglicherweise 
churw. maljar durch mand'lare mandljar ma[n]ljar oder auch mandicidare manifcjljare 
mafn^Jljar zu erklären ist. Könnte nicht auf einfachere Weise manifcjar maliar ange- 
nommen werden? m-n wäre zu m-l geworden, wie sonst oft n-^m zu l-^n.^ 

malizia ,siechait, chranckhait' A; so auch bei älteren toscanischen Schriftstellern. 

mängana ,pleyd'. Im Ital. bloss als Masc; wohl aber manganella. 

mantig[h]ello ,sackpfeifflein' A; Deminutiv von mantice mantico; Diez II, 45. 

marelo ,8chait' BC*; bresc. berg. crem. com. marel; für das Mail, als bäuerisch be- 
zeichnet' ,Pfahl, Knüttel'. C* hat dafür matarelo und übersetzt ,stäb'; es dürfte also it. 
mdttero matterello ,Teigrolle, Mangelholz', materözzolo ,Schlüsselholz' sein. Man kann 
Monti beistimmen, der darin lat. matara (es findet sich auch madara) erkennt. Oder mata 
aus matea? Das t dürfte sich aber in diesem Falle nicht so leicht in rf verändert haben. 

marturel C" (C^ verdruckt martiderd)^ Plur. martoregi B ,Marder', während C* das 
Primitivum mdrtoro bietet. Die Mundarten ziehen vielfach das Deminutiv vor. 

marzümio ,eyter' B; it. marciume^ ven. marzume u. s. w. , erweitert durch inm. 
Denn es wird wohl nicht -umfo zu betonen sein. 



1 Auch bei Bridel medji midji medzl nb. mindß^ 

2 Vgl. amieniaca und it. meliaca. Der umgekehrte Vorgang — fj zu ni d.h. ü — ist rielfach zu belegen: in der Mundart von 
Note (Sicilien) beständig, ss. B. ßgnu ss filiu^f fHaul. uagnä nb. uojä = faejquaii-are^ päd. arzt^non = it. ardiplione. 

3 In Mailand tareU; eben so com. crem, taragl tar-a<M, Ist da die erste Sylbe ma- weggefallen? (Cherabini erblickt darin 
fbaJUareUo). Vielleicht ist aber taitll = ratell ein Demin. von com. raty das zu rtmdello gehört; Dies II, 57. 

Denkschriften der phil.-hi«t. Classe. XXII. Bd. 23 



178 A. MüssAFiA.. 

masenada B'; eine vollere Form als masnada; vgl. sie. masunata ,famiglia, casato^ 
sard. masonada ,fainiglia, numero di figli^ 

mäsero .fladern^ B unter Baumnamen. In keiner ital. Mundart nachweisbar. Vom 
deutschen Maser, Maserholz. Vgl. altfr. mazre madre; Diez II, 368. 

massa vor einem Adjective ,ze* AB; so ven. tir. mant. ; friaul. masse. Ursprünglich 
ein Substantiv, das eine grössere Menge bedeutet, wurde es dann zu einem Adverbium 
= lat. nimis. Schneller hat damit treflFlich das Verhältniss von troppo zu truppa ver- 
glichen. 

matesar: -a ,tore^ B; ven. matizar smat. 

masaruol ,schrateP A; päd. mazzaroh ,incubo, efialte*. Von mazzare ,prügeln, nieder- 
hauen' ; mit Accusativen: romg.mazzapedar^ hol. mazzapeider, ixnol. mazzaped (ped pedar möchte 
man am liebsten mit pectus pectoris zusammenstellen ; aber et zu d geht nicht an ; ist petra 
gemeint?); ancon. mazzamorello^ sie. mazzamareddu ^^ welches letztere an mare in cauche- 
TMLT erinnert. (Das sie. Wort bedeutet auch , Wirbel wind*.) A hat arco ,Alp', für welches 
ich keine Analogie in den italienischen Mundarten finde.* 

mazeta ,steblein* A und 
• mazuoo ,chnuter A; zwei Ableitungen von mazza ,Stock'; von matea. 

mecar: non m. ,prich kein ee nit* C, eines der zehn Gebote. Das lat. moechari 
unverändert wiedergegeben. 

meda, siehe dmeda. 

meffö ,trawn* A; von mea fe wie gnaffe (mja = gna). 

meistera ,meisterin* B. Das zweite e ist nicht deutlich, es lässt sich auch meistra 
lesen. Das Wort kommt zwischen corda da halestro und carcasso vor. Es muss ein Be- 
standtheil der Armbrust gemeint sein, wahrscheinlich eine Art Strick. Vgl. etwa in der 
Crusca ^Maestra, quella fune, nella quäle s'infilzano o reti o ragne per poterle tendere^ 



1 Mancher der bisher angefahrten Aoadrücke wird auch in der verwandten Bedeuinng von ^Poltergeist, neckender Geist' ge- 
braucht: so Alnnno 8. 1803: ,Foletto, specie di spirto aereo in bocca del vnlgo e fa cose pazze e vane; alcuni lo domandano 
maxzaruolo, taii maisiap4ngoU>*^, Ueber die Possen des matHuiol berichten Bemoni^s Loggende veueziane 8. 22. Femer sard« 
matxamurtddM ,gnomo, foUetto*, neap. masBeamaurieUo ,piccolo demonio, farfarello*. 

2 Zu den von Dies II, 871 angeführten Aasdrneken für ,ineabas' möge folgendes Verseichniss hinzukommen, theils aus eigenen 
Sammlungen, theils aus Banfi: 

it petamolOf ven. pesarioly ver. -o2, mant. -olj friaul. -ul und -tn ; gen. pezante^ parm. und in Bobbio petant, ven. petdn' 
tola\ sard. petadighe\ hol. p^iUamadon (nach Banfi; nach Ferrari ,sorta di searabeo, che afferra colle zampe un peso stra- 
ordinario, non rilasciandolo che forzatamente, cerambyx faber'). VgL occit puatU^ span. peaadUla^ altsp. mampetada, 

bresc. qua^g quat qudiol. Nach Diez I, 887 von coaeha, 

crem. berg. tqua»; von ex -f quoBsare, 

friaul. Sal6uUf monferrinisch careafif regg. eareadel. Von ealcare\ vgl. cauche - mar. Mit einem Accus. : zu Chiusi ^uar- 
äaeörf torin. eareav9)a^''jn Val Anzasca ealeavegghiat wie oceit chtu)uch€vidio, 

trevisanisch fraeariol. Von fracar ,driicken* ; siehe s. v. 

ferr. stricacuar. Von Mtriceart »truceare: siehe letzteres Wort. 

mod. lurbghUt, parm. regg. ripeg, Nach Qalvani gleichen Stammes mit it arpti^ frz. harpe ,HakenS das er mit vielen 
anderen nicht dazu gehörigen Wörtern zusammenstellt. 

mall. Bolvan. Von HLvawu^ nach Ferrari, dem Diez n, 61 beistimmt. In der ValtelUna ^anguanel wohl mit Anlehnung 
an MonguU, 

gen. pantoifML, Wahrscheinlich von fanttuma, mit Anlehnung an den Stamm pant- ,drücken' , das im ven. pantezarey 
com. parUegiä u. s. w. vorkommt ; siehe Diez II, 896 s. v. parUoit. (Im Sard. lautet fanUuma ebenfalls pantaama). 

Sard. ammuntadore. Von montare? Es gibt aber auch eine Form ammutadore, 

Folgende Ausdrücke sind mir dann von Seite ihres Etymons undeutlich: 

brianz. Untegk, berg. Untat, Anklingend lodigianisch lempsy zu Casalpusterlengo Umped, Tre Pievi (comsk.) Uncof^ 
luchesisch leneheUo nach Banfi, Unchetto bei Fanfani, welcher aber dem Wort die Bedeutung ,Poltergeist, neckender Geeist' 
beilegt. — Ascol. emol — garfagnanisch buffardeüo — neap. monadeüo — görzisch vhicul — sard. pundaehiu. 



Beitbao zub Künde der nobditalienischen MaNDiBTSN im xv. Jahrhundebte. 179 

mel, la als Femin. ,honig^ A; so friaul. cremon. berg.; parm. e/ und la m.; mail. 
auf dem Lande Femin. (so auch im Voc, eccles.), in der Stadt Masc. Vgl. fei und 
Gramm, II, 22, 

mela ,kling' AB. Fast in allen Mundarten, aber zumeist in scherzhaftem Sinne, 
daher vorzugsweise der kurze, breite hölzerne Degen Arlecchino's. Wohl mit Schneller 
von lamella ; la als Artikel aufgefasst. Ableitungen : com. meleta ,piccola arme da taglio^ ; 
comsk. melu^S^ ,coltello tascabile^ 

mörcore ,mittwoch* B. Alle Mundarten, welche di nicht gebrauchen, haben den 
Accent auf die anlautende Sylbe zurückgezogen, wohl als Anbildung zu den andern 
Tagesnamen; wie lüni mdrti vSnere so mSrcore. 

meso ,karrer' B unter Küchengeräthen zwischen conca und licarda, Ueber das 
deutsche Wort ,Gefäss, Geschirr' siehe Schneller I, 320; das romanische ist mir 
unbekannt. 

messeta A, -o BC*, misseto C* ,unterkeuflfel' ; ven. messeto miss. (veraltet), friaul. 
missete^ bresc. messit ,Mäkler*, berg. messet ,Kuppler', tir. messeta ,Kupplerin^ Gherar- 
dini führt auch ein tose. Beispiel an. Siehe auch bei DC. messetus. Ngr. {xsottTjc.* 

messiar: -a ,misch, menge' B. Von miscUare; siehe desmesedar. Daraus 

messio von Farben ,gemenget' AB. Contrahiertes Partie, wie von misc'lare, it. 
mischioy ven. mis'cio^ romg. mestö. 

minzuol und 

miolo; siehe mizuoL 

mlroano ,vierteil von ein hundert hol' d. h. ,0hl' B; ven. miro ,chiamasi nella ven- 
dita deir olio una misura di 25 libbre grosse venete'; bei Patriarchi auch in der Form 
näero. Was ist aber ano? Und woher das Wort? 

mittu, vastu a? ,gestu dein gemach thun ?' A. Vom lat. mictum. Ob noch volksüblich? 

mizuol A\ minzuol A*, miolo B ,glazz'. Fra Paol. in einer Hs. mujoli oder miuoliy in 
einer andern muzzcoli. Ich erinnerte im Glossare an miolium bei DC, mioli im Novellino, nach 
Foucard lebt mezztiolo in Padua; Boerio verzeichnet mezolera ,Glasträger' , ebenso päd. 
mezolara. Friaul. muziU muzulere mozolere; im lat. bg. Wb. ,ciatus' ol moyol; majohis bei 
DC. aus einer Chronik von Piacenza und den Statuten von Mantua. Im Ladin. mit a: 
engad. majöl magiöl, Val Poschiavo magiöl ,Messingbecher'. Ich deutete es von mediolics, 
hatte aber Ferrari übersehen, welcher besser modioltis als Etymon vorschlägt.* So auch 
Pirona und Ascoli 181. Ferrari führt auch ein päd. miarolo ,poculus' an, welches er 
wieder von miliarium ,vas calefaciendae aquae' herleitet; eine solche Trennimg ist ge- 
wiss unbegründet. 

mocar: -o ,8newcze' B. In zahlreichen Mundarten (z. B. ven. tir. bresc. cremon. 
piac. parm. friaul.) wird das Verbum in der hier zunächst gemeinten Bedeutung ,die 
Nase putzen', dann auch ,das Licht abschnuppen' gebraucht; frz. mxmcher; dazu ferr. 
moccanas, neap. sie. muccaiuro, -e ,Schneuztuch^ Das It. hat wohl moccio ,Rotz' und 
moccichino = frz. mottchoir, aber kein entsprechendes Verbum. In einzelnen Mundarten 
wird mocar nur in der zweiten Bedeutung angewandt; it. smoccare, häufiger smoccolare^ 
Diez II, 382 mit II, 47 zu vergleichen. 



* Anch im Slftvischen kommt das Wort vor; siehe Mikl. Fremdw. s. v. me»ei. 

2 Formell, wegen t ans o, trotzdem Labialis vorangeht, vgl. sie. miolo, neap. miullo ,mo8zo della motaS ebenfalls ans modiolus. 

23* 



180 A. MussAFu. 

mojame ,wust' B. Vgl. ital. mollame^ ferr. mujam ,parte carnosa che agevolmente 
cede al tatto'; so auch sie. muddami ,e particolarmente la polpa nella coscia del majale^ 

molena ,prosen' AB; so ven. 5 friaul. -e, romg. mulena^ boL -eina; von moll -f. ena. 
Mit -tca: tose, mollica, piem. molSa. Mant. ferr. mit -amen: mqjam muj, Ver. tir. com. 
crem. piac. mol moll ohne Suffix. Wie ist alttosc. raolsa (auch cat.) zu deuten? 

.molesino ,weich* A, mulasino ,lind' C. Ich führe dieses Deminutiv nur desshalb 
an, um gerade an einem so geringfügigen Beispiele die Uebereinstimmung der Mund- 
arten zu veranschaulichen. Während it. mollicino kaum gebraucht wird, finden wir ven. 
ver. molesin, friaul. mvUsin (auch mit Umstellung der Consonanten und Angleichung der 
Vocale musulin)^ cremen, mulesen, mant. piem. molsin, parm. molsein ^ piac. bol. mvlseinj 
romg. mulsen, bresc. molü^ berg. nrnlzlf mail. moresin, 

moltiEar: -a. ^beyss, gerb* B. Bei DC. multizare pelles aus den ^Statuta Riperiae^ 
In ital. Mundarten finde ich das Wort nicht nachgewiesen. Nur ferr. smultizzar (ausser 
^beschmutzen' von malta molta, auch) ^zerquetschen', bol. ,guastar Tuva pigiandola 
leggermente', was begrifflich weit liegt. 

molton , wider' ABC; so ven.; tir. moltonar ,hüpfen, springen'; auch Bonvesin und 
Fra Paolino haben Z, das ursprünglich ist; el^en so das Voc. eccles.; multone in einer 
Urkunde aus Como vom J. 1045. Diez I, 280. 

montare zo^ marcandantfa ,auflFslohen' A. Daselbst desmontare ,abslohen'. Gerade 
so, als Transitiva, gebraucht Fra Paolino die zwei Verba. 

moraja ,kloben' B. Es ist zunächst ein Werkzeug der Hufschmiede gemeint, sei 
es der Kloben, den man den unbändigen Pferden auf die Nase setzt, oder die Zange, 
mit der man ihnen die obere Lippe fasst ; endlich auch ,Fus8fesseln'. Diese Bedeutungen 
hat das Wort in verschiedenen it. Mundarten: ven. moraffia^ auch moragio, bresc. mail. 
piem. piac. regg. wie B; cremen, muraja, mant. mordccia. Auch frz. morailles mit ähn- 
lichen Bedeutungen, moraiUon ,Schliesshaken, Krampe'. Diez erwähnt das Wort nicht; 
Scheler fragt, ob von moralia ,da8 Pferd mores lehren', was nur als ein Witz 
gelten kann. Auch beeilt er sich, eine andere Deutung vorzubringen: eine Ableitung 
,un peu sans fa9on' von mordere. Littr6 spricht sich mit Recht dagegen. Du Cange's 
Hinweis auf armoric. morail besagt wenig; das Wort wird aus dem Franz. sein. Littr6 
vergleicht prov. moralha ,Visier'; welches ohne Zweifel mit prov. mar, altfr. mourrej 
span. cat morro ,dickleibig, vorspringende Lippe', dann ,Schnauze' (Diez H, 156) zu- 
sammenhängt Dazu gehört cat morraUas ,Maulkorb', cat. morralet ,sacculus cibandis 
equis', dann cat. span. ,8chnappsack, Ranzen'. Ohne allen Zwang lässt sich auch dazu 
unser Wort stellen, welches ein Werkzeug zum Fassen der Lippe oder anderer Theile 
der Schnauze bezeichnet Die Erweiterung dann des Gebrauches zur Bezeichnung an- 
derer ähnlicher Werkzeuge macht kaum Schwierigkeit. 

morona ,B[auaen' AC; bei Patriarch! morona ,delfino salato e fatto a fette'. 

mortalo C*, -e C* (-aro C\ -are C*) ,mörsel'. Gewöhnlich mit -ariura^ wie im Lat; 
an der Stelle dieses Suffixes trat aber auch -ah (vgl. acciale azzal in vielen Mundarten 
= acciajo); daraus das ital. Demin. mortaletto. 

mota de biava ,hauffen getreide' A; ven. tir. com. mant. mail. mota motta ,herab- 
geschwemmte, aufgehäufte Erde', dann auch ,Haufen' im Allgemeinen. In ersterer Be- 
deutung findet sich hie und da auch it. motta, häufiger die Verba ammottare^ smottare. 
Von com. mota führt Monti ein älteres Beispiel mit der Bedeutung ,Htigel, Berg' an 



Beitrag zur Künde der norditalienischen Mündarten im xy. Jahrhunderte. 181 

und noch jetzt in Yal Anzasca motta ,altura, prominenza^ Das Wort kommt in diesem 
Sinne auch als geographischer Name vor. Vgl. auch DC. s. v. Ob auch friaul. miltare 
miUtintsse, umgestellt tumurtisse ,Erdenhaufen, der sich in der Mitte einer Fläche erhebt' 
hieher gehört, oder ob von tumulus auszugehen und in mut eine Umstellung zu erblicken 
ist, bleibt dahingestellt.* üeber das deutsche Etymon siehe Diez I, 282. 

mufolente ,8chimelig* B; Ableitung mittels des SuflFixes -lentits. Das Wort kommt 
auch im Voc. eccl. vor. 

mulimento ,todtengrab* B. Mutinelli führt ein altven. molimento; noch jetzt tir. 
moliment, berg. muliment; n-m zu l-m. Vgl. engad. mulimaint. Das Wort, eigentlich 
,GrabdenkmaP, hat auch in der Schriftsprache die Bedeutung ,Grab* angenommen. So 
auch im rum. mormwnt. 

mulinello ,armprostwind' B, ,Krapfen' C'^* d. h. ,Krappe, die hakenförmig ge- 
krümmte Spitze der Schlagfeder'. Siehe bei DC. aus der Historia belli Forojuliensis 
,cum balistris grossis de molinellis et arganellis'. C* hat muleto ,Krapen', wohl verdruckt 
für mulineto. 

muola ,sleiffstein' A und 

muolare ,sleiffen' A. Weit verbreitet, mit o, Ö, ue = ö; Diphthong ausser dem 
Accente auch im friaul. muelä. Im It. findet sich wohl das Sbst., nicht aber das Ver- 
bum; nur einige Wbb. kennen molato ,ge8chliflFen^ Neap. ammolare, sie. ammulari. Von 
raola ,Mühlstein', das die Bedeutung ,Schleifstein' vielfach annahm. Vgl. frz. meule und 
emottdre unmittelbar von molere*^ dann von mola afr. amouU und amore^ span. prov. 
amolar u. s. w. 

miiza ,buflFelkaes* C^ neben provadura^ C* hat bloss letzteres auch in Ital. bekanntes 
Wort* (in C^* findet sich nichts). Ich begegnete nirgends dem Worte. 

muza ,rocz* C^' und 

mnzinoBO ,roczig C* {muzign. C*; in C^ fehlt das Blatt). Das Sbst. entspricht it. 
moccio (Diez 11, 47). Dem palatalen Laute begegnen wir noch im tir. moccim nb. dem 
Primitivum moc. Sonst haben Mundarten nur Formen mit Gutturalis, z. B. ven. mocagio; 
comsk. möcan, aemil. moclon rrmc.'; vgl. oben s. v. mocar. Das Adjectivum begegnet im 
tir. moccinos ,rotzig', dann auch ,zimpferlich^ Im lat. bg. Wb. ,mucid-u8, a, um' cosa 
micimosa (m ^= n des Auslautes im Inlaute bewahrt; nur ist ein solches m nicht berg., 
vielleicht icim für ucin verlesen oder verschrieben.) 

N. 

naranza ,pumbranczen' C. Daraus 
naranzaro ,ein paum von ranc' B; siehe laranza. 

n&sser in der Locution: el me nasse sangue ,ich pluet' A. Vgl. in der Crusca 
nascon lagrime. 



> Friaul. tertn mott ,t diveltato* wird wohl nicht yon moU = movUus ,bewegt, seiner Stelle entrückt^ zu trennen sein. 

2 Auch privatura nach Lastri, von Gherardini, SuppL II, 7, angeführt. Darauf folgt in C^ c€uecavaUo yBosskaese* eigentlich 
eine Art Kfise, zunächst aus Büffelmilch, welcher besonders in Neapel gemacht wird. Die Crusca fuhrt ein Beispiel aus 
Franco Sacchetti in der Form caeioc. an. — Es möge hier noch ein kleines Versehen bei DC. berichtigt werden. Cabataueus 
wird ,cucurbita, calebasse* erklärt. Das Beispiel ist einer italienischen Quelle entnommen: ,deferenteB panem et vinnm et 
c. nostro cibo^; lies cabaUa^ewn, unser Wort. 



182 A. MUSSAFIA. 

negun ,niemant' A. So in vielen Mundarten, mit e oder i: päd, com. negun (päd. 
auch legun)^ bei Calmo, noch com. (Nbf.) nigun^ berg. nigü u. s. w. Mit eingeschobenem 
n: istr. ningun. 

nembro: -i ,die Achseln' B imd wenig Wörter vorher mtdi ,die Gelid'. Das erste 
deutsche Wort passt für keines der zwei romanischen. ,Glied' dagegen ist richtige 
Uebersetzung von nembro ^ membrum, eine durch Dissimilation entstandene Verände- 
nmg von anl. m zu n, welche, ziemlich verbreitet,^ vorliegendem Worte zunächst auf la- 
dinischem oder ladinisirendem Gebiete begegnet: friaul. bell. (Asc. 414) nembri (friaul. 
auch m.J ^ bei ßuzzante limbri (l nicht immittelbar von m, sondern durch n); churw. 
oberländ. nember nb. engad. member. Auch im Span, nembro. Nudi = nödi stimmt auch 
gut zu ,Gelid' (= ,Gelenk'). 

nena ,anmi' C; so ven. ; friaul. nene. Diez I, 289. 

netezar: -a ,reynig' B. Gleiche Ableitung bei Bonvesin; noch gen. nettezzh; piem. 
neti^ (i^ = icare). Sonst wird das einfache nettar neth gebraucht. 

neve, d^rse de la ,minnen' A. Im Ven. kommt dieser Ausdruck vor, aber in der 
Bedeutung ,mit Worten hin und her streiten' (etwa wie mit Schneeballen, die man ein- 
ander zuwirft?), daraus auch ,wetteifern'. Dieses hat nun mit ,minnen' nichts gemein, 
und so werden wir hier wohl einen ausser Gebrauch gekommenen erotischen Aus- 
druck haben. 

neza ,snur' B; so ven. tir.; friaul. gnece gnezze: gen. nessa; auch in älteren tose. 
Schriftstellern nezza; llberall ,Nichte, Enkelin'. 

ninzar; siehe inizar. 

nievo ,nef'AB (B verschrieben nieno). Nominativbildung von nepos, die auch im 
älteren Tose, vorkommt. 

nivol A, nSvola C*, nüv. C ,wolken'. Das i ist in den Mundarten vorherrschend. 
Ven. n(ola nb. nijvolay vic. gnivol, pav. mant. (bäuer.) nivol ^ mail. ntvol n(vola, piem. 
nivo nivola (nb. nüv.)^ friaul. niul fhb. nül\ berg. n{ol niola (nb. növla und mit einem 
bei diesem Worte sonst seltenen Suffixe auch 7iöe/); crem, cremen, bresc. nigol; dann 
adj. com. nivol^ berg. niol ,wolkig', lat. nubihts. Allerdings kann u (ü) zu i sich spitzen ; 
da diess aber in vielen der angezogenen Mundarten kaum statt hat, so darf bei 
der weiten Verbreitung der Form an Umstellung von nubila zu nlbula gedacht werden. 
Die Annahme einer Vermischung mit nebula (vgl. grödn. nibl ,Nebl', nibles ,Wolken') 
hilft wenig; da e (iej zu i eben so beschränkt ist. — Das e = ? von C* findet sich 
im berg. nebla. 

nizolar ,haseln' B; von 

nizuola ,haselnuss' B. C* hat nizole nb. mbselle, während C* bloss letzteres Wort 
kennen. Das i statt des tonlosen u in der Formel ^^- Hiatus i ist in diesem Worte sehr 
häufig: ferr. com. nizzola nizzolar* parm. mant. nizzöla; com. ^Mch nisciöla, mail. nisciöra; 
bresc. berg. pav. nissöla^ gen. nissöa. Auch zu Siena und in anderen Gegenden Tos- 
cana's nicciuola^ sard. nizola [churw. nidola]. Die Form kann schon aus Bonvesin ed. 
Lidforss und aus einer Urkunde von 1281 (DC.) belegt werden. Nicht selten mit Ein- 



^ Nicht bloss m-m^ sondern auch m-6 und m-p dissimilieren das m zu w: com. norbio nb. morhio^ it. ninpolo — mespUux. 



Beitbao zub Kunde deb nobditauehibchen Mundabten im xy. Jahbhijndebte. 183 

Schiebung eines n vor Sibilans (oder Palatalis): ver. cremon. mod. regg. ninzola^ piem. 
ninsola (nb. niss.); tir. mit (dissimilirender?) Veränderung von n zu l: linzola und grödn. 
linöola (eigentlich ,Zirbelnuss*; ,Haselnuss^ wird /. de com genannt). Merkwürdiger Weise 
findet sich diese tirolische Form auch im sard. linzola. Der Ausdruck von C* ist ven.: 
nosella (auch ital. nocellai). Vgl. endlich friaul. noh =. nucvla (wie zenoli = genuc'lwm). 
— Grrödn. linöola leitet Schneller I, 31 wohl mit Unrecht von lens her. 

nogara BC**, nugara A ,nusspaum*; ver. riogara'^ ven. comsk. noghera; tir. in beiden 
Formen; ferr. wie A; piem. nosera. Von nuc-aria; Femin., während sonst die mit -an- 
gebildeten Baumnamen Masculina sind; vgl. indessen ferr. zarsara^ während ven. cereser 
zareser; tose, ficaja. C* hat das Msc. nusaro^ auch friaul. nojdr. 

nombrar : -a ,zähle* B; von num'rare; Einschiebung von 6 zwischen m und r; comsk. nombrh. 

nome, le B*, ein Plural, welcher auf Sing, la noma oder eher la nome zurückgeht. 
Dieses Neutrum als Femin. kommt in Fra Paolino la nome vor, Plur. le nome bei Cecch. 
1598 (J. 1260); bei Bescap^; bei Ruzzante la nome, la lome; berg. ol nom und la nom; 
dazu aus Asc. 398 feltrensisch la inom, bellun. la gnon. 

nomeva ,hiess*: un prindpo che nomeva Catjfas B*. So im ven. Tristan; bei Calmo: 
,0 que homi al nomeva Zanin Scarpela' (der Sprechende ist ein in seiner Mundart reden- 
der Bergamasker). Nicht nom-eva ,nome aveva*, sondern nomeva st. se nomeva ,si nomava^ 
Vgl. chiogg. ,gni valesan nome Tommaso' (Nardo, Pesca), nome ist 3. Sing. Praes. Ind., 
also Intr. statt Beflexivums ,si noma^ Im Istr. nonea d. h. das auslautende n aus m bleibt 

auch im Inlaute haften. 

noviflo ,preutigam' C; ven. tir. Vgl. novizia bei Dante Pg. 

nudi; siehe n6m6ro. 
nugara; siehe nogara. 

nuntiadura ,potenbrot' A. Gleiche Bedeutung des SuflBxes -iura im oben ange- 
führten catadura, dann portadura u. s. w. 
nusaro; siehe nogara. 



ooato: "i Junggense^ B. Masc. und mit dem Suflf. -atto; siehe loato. So ven.; friaul. 
ocatt. Das Primitivum oco oc ist auch sehr häufig; dann mit anderen Suffixen: ochin 
ochett ocon (tic.); sie. tccottu. Im Aret. ocio. 

ocupar: -a ^hinder* B; eine ungewöhnliche Bedeutung. 

oddla neben omecidio ,todtslack* A. In beiden Hss., was allerdings gegen die Ver- 
muthung, dass hier ein Schreibfehler vorliege, einigermassen spricht. Und doch wird 
man' sich kaum entschliessen, eine Ableitimg von occidere mittels des Suffixes -ia 
oder -(a anzunehmen. Liest man omicidia oder om,ec., so ist die. feminine Form zu 
bemerken, die aus den Statuti di Meleda^(Arch. für österr. Geschichtsforschung III, 10) zu 
belegen ist. 

ognolo A, ügnolo B ,einfach'. Ven., hie imd da auch in Toscana, wie B; friaul. 
ügnul. 

olerolo ,oki-uog' C'*; gebildet wie salarol (s. d. W.), it. pepajtwla u, s. w. 

onto sotil AB, unto sotile C^* (C* dazu buHero; C* blos butiro) ,smalz^; so in einem 



184 A. HussiPiA. 

Sonetto von Maffeo Venier (XVI. Jahrh.) macaroni senza onto sotil; ßoerio verzeichnet 
den Ausdruck nicht. Vgl. friaul ont ,burro cotto' und so auch sonst auf ladinischem 
oder ladLniflirendem Gebiete. Auch rum. imt ,Schmalz, Butter'. 

orbir: -ist ,verplinde' B; regg. orbir^ bol. iwi/r, com. urbi. Häufiger mit dem Prä^ 
fixe in-: parm. mant. bresc. inorbir (en.J, mail. -i, oremon. berg. gen. inurbi. Aber auch 
nach der I. Conjug. ven. orbar u. s. w. 

orbega: -e jlorper* B, It. orbacca = lauH bacca; tir. bresc. orbaga, berg. rübaga. 
Bet. e at, a auch im ver. orbeche, friaul. nibeghe nb. -aghe; bad. (nach Mitterrutzner) ro- 
b^gola. Es deutet auf eine Form baca.' Vgl. noch med. bacckliver mit umgekehrter 
Stellung, lt. orbacca bezeichnet auch ,Myrthen-, Wachholder- Beeren'. So auch berg. 
birimbaga. Was ißt der erste Theil des Wortes? 

ordir: -ist ,schere' B. Ich führe das Wort nur wegen der Uebersetzung an, die 
wahrscheinlich irrig ist. 

orel ,renftel' A. Von or-a -+■ ellus, wie it. orlo von or + vlus. Bol. romg. urel; 
comsk. oril. Es kommt auch das Primitivum vor: ven. oro, com. ör; auch im lat. bg. 
Wb. ,ora' Vor de la vesta-, sard. oi-u [churw, wr]. Andere Diminutivformen mit -dl-, 
aber mit vermittelnden Lauten, sind; mit 6 {i)i tose, oriscello orscello orcello ; mit d: ver. 
bresc. berg, cremen, pav. or-ad-Sl, ver. oridet, mant. ordel, fcrr. ttrdd (nb. nidei, wie 
TTrfar ^ vrtare). Gen. oexin ist or-ic-in. Bloss mit -in: ver. in orin ,knapp an (einem 
Ort), nahe daran (Etwas zu thun)'. Eine eigenthUmliche Ableitung mittels -%c ist sen. 
6rice ,orlo, vivagno'. Was die hier in Rede stehende Bedeutung betrifft, vgl. it. orliccio, 
zunächst vom Brode, dann von allen Dingen. B hat für ,Renftel' den bekannten Aus- 
druck morse/o = frz. morceau. 
orövese C"* und 
orese B, auch 

oreso C ,goltsmidt'. Von aurificem. Die volle Form von C"* im it. oreßce, auch 
tir. mail. or^ves, parm. -as, cremon. ur&oes -us, ferr. -as; romg. urSbs. Zu bemerken 
ist regg. urdves. Ausfall von v: bresc. berg. crem, ories. Contraction von eve (ee) zu 
™'" in BC: ven. orese, friaul. oresi. 

la jzubertrager' A. Wenn ich mich nicht irre, so ist hier päd. mant. ferr. oma 

t, ein Gefäss, auch ein bestimmtes Mass, zunächst für Oel. Wohl von uma. 

deutung Hesse omar oder omer erwarten; indessen kann man an flor. zana statt 

lo erinnern. 

3pele ,goldfele' B. Gleiche Form, mit o, im Neap.; auch span. oropel. It. or- 

Diez I, 297. 

squio A', obs. A.' ,grabmes8'; wie frz. obs^ques, altsp. obsequias, statt ex-sequiae. 

:, 388. 

ibrio B'; siehe dezembrio. 



. Diez II, 2IÖ. Dazu luccb, W 



Beitrag zub Kunde deb nobditalibnischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 18«5 

P. 

paire: -m ,dewe' B, d. h. , verdaue'; siehe Mon. ant. und Fra Paolino. So auch bei 
Ruzzante : ,vin da far pair le pri = da far digerir le pietre^ Dazu paidir im Parm., des- 
sen i sich mit dem von maiü vergleichen lässt. Auch friaul. paidi in der speciellen 
Bedeutung ,verdauen', aber pafi ,leiden*. Im lat. bg. \Vb. ,digero' payh'^ d zm l oder / 
stellt/ dar, wie noch in Valdiscalve (berg.) pagh*^ l statt j^ hiatustilgend nach Abfall 
des d. Dasselbe Wort ist jedenfalls auch comsk. paidi in: AI paidiS sanc ,manda 
sangue dal deretanoS sta roba la paidirä poch de hon ,produrrä, poco bene'; nicht, wie 
Monti will, vom lat. par^re. In Veltlin paid^ ,fare sterco, cose oscene'. Altven. finden 
wir pa(r ,Bauch', das mit der Bedeutung ,verdauen' von pati zusammenhängen wird. 
Endlich sei neap. padejare, pariare nach der I. Conjugation erwähnt, Sbst pädia ,Ver- 
dauung'.* 

. palada ,planken' C. Ableitung von paltis. So cremen. 

paleta del zenochio ,Kniescheyb' B. Dem entsprechend finde ich nur imoL pala de 
znocci. Also doch von pala^ das schon im Lat., dann im Ital. und in Mundarten ,Schul- 
terblatt* bedeutet. Das Wort konnte dann leicht, ^zumal als Deminutiv, für ,Kniescheibe^ 
gebraucht werden. Wäre das imol. Wort nicht vorhanden, so könnte man sich versucht 
fühlen, in ß (wie sonst oft) p als falsche Schreibung für b anzunehmen: haleta ent- 
spräche dann cremen, ballella von balla = it. palla ,Kuger ; vgl. ven. com. piac. borela^ 
das ebenfalls ,kleine KugeP und ,Kniescheibe' bedeutet.* 

palatier ,ledrer^ C ; ven. pelatier^ crem. berg. -er, com. -^; vgl. pav. neap. peletaria. 
In C hat sich das e der ersten Sylbe dem a der zweiten assimilirt. Aus tose. Urkunden 
des XVI. Jahrh. führt Viani pelletteria an; auch Fanfani verzeichnet das Wort als in 
Toscana gebräuchlich. Hier ein Beispiel aus dem XV. Jahrh. Es ist wie caffettiere 
gebildet, mit jenem vermittelnden t (ett attj^ das zwar zunächst französisch ist, aber 
auch im Ital. vorkommt. So könnte carrettiere vom Demin. carretto gedeutet werden; 
aber in panattiero ist doch wohl nur pane zu erkennen. Vgl. auch piem. porcat^^ posa^h 
(von pozzo)^ gen. seath (von seta). 

palpieri ,augprauen' AB. Als Sing, ist wohl palpiera anzunehmen, da das Wort 
nirgends als Masc. erscheint. Ven. palpiera^ friaul. -e, ver. crem. berg. mail. palpera, 
piem. parpera. Nicht von pcdpebra, sondern, wie Ascoli (Zeitschr. XVI, 200) bewies, 
von palp-etra, und in der That finden wir cremon. ferr. rorag. palpedra^ bol. -eidra:^ vgl. 
frz. paupüre. Eine andere Form ist palpetula^ wovon neap. parpStola, piac. parpella. 
(tl = //), vielleicht auch bresc. palpecia (tla = tja = öa). 

pancuögolo ,peck' A; altven. pancögolo^ alt. it. (vielleicht noch in tose. Mundarten) 
panicöcolo, friaul. pancdcuL 

paneruol ,taigpret' A; ven. panariol ,tavola bislunga da riporvi il pane quando si 
porta al forno^ — Friaul. panarie, berg. crem. u. s. w.panera bedeuten ,Backtrog^; bergsk. 
paner ,cassa in cui ripongonsi pane, farina^ It. u. s. w. paniere ,KorV im Allgemeinen. 

panesco, curtel ,stichling' C*'; in C** fehlt das Wort. 



^ In Valdichiana apaidire ,80ttomettere, amiliare, deprimere*; etwa päd in causativer Bedeutung. Auch hier das r. 
^ Andere Ausdrücke: it. pcUella, rotella (bol. r6tola), ferr. fcudlein. 
Denkschriften der pbil.-hist Cla8»e. XXII. Bd. ' 24 



186 A. MüssAFU. 

panizo ,pfennich' C. Es ist it. panico^ lat. panicum. gemeint, und stellt panic-eus 
dar. So bei Ruzzante; it. paniccia und die entsprechenden mundartlichen Formen be- 
deuten ,farinata'. 

parlente jgesprechig' A; parlante für ,ge8prächig, beredt^ auch in der Crusca; die 
Endung -eräe wie in taglierUe. 

parar: -a fora ,treib aus^ Diese Bedeutung bertlhrt sich sehr nahe mit der all- 
gemeinen (Diez I, 305) von ^abhalten', z. B. it. parar le moscke = p, la pioggia^ . 
zugleich ,forttreiben'. Manche Mundarten gebrauchen dann das Wort im Sinne von ,trei- 
ben, stossen' überhaupt. 

paren A*, während A^ pari bietet, ,wand'. Letztere Form ist päd. piac. u. s. w.; 
erstere ist wohl kein Schreibfehler; vgl. päd. sen neben se = it. seit und oben in pe. 

passadore ,rigel' A; von 

passar A, daselbst auch apa^sar ,rigeln^ Zu Macaire V. 2270 la porta fönt avrir 
e despaser wusste ich nur an den ven, Marineausdruck despasar zu erinnern. Seither 
fand ich das Wort mehrfach in Schriften des XVI. Jahrh. ßuzzante: ,a tegnia pa^ssl 
gl uogi = tenevo chiusi gli occhi'. Magagnö appassar^ Ruzzante auch arpassar. Trotz- 
dem Patriarchi das Wort nicht verzeichnet, so ist es leicht möglich, dass es wenigstens 
beim Landvolke noch lebe. Ven. päd. pa^sagia ,chiusa che si fa negli orti, riparo con 
siepe posticcia ecc' ist eine Ableitung; und in bemerkenswerther Weise finden wir im 
Sard. passadore ,Riegel', also ganz wie in A. Ich frug, ob das Wort mit pessidus ver- 
wandt sei.' Um wenig befriedigender wäre das Etymon pa^c-illus ,Pfahl, Pflock'* im Sinne 
von ,Stange, Mittel zum Schliessen'. Mit passar ,schliessen* könnte zusammenhängen 

passeto ,spange^ A, ,8pengeP C; ven. passeto^ tir. mail. -ett ,Spange an Büchern, 
Armbändern u. s. w.' 

pävero ,mahen' AC*'* (in den folg. Ausgaben papdvero). So prov. paver, frz. 
pavoi; aus den hieher gehörigen Mundarten kenne ich nur grödn. pdve. Vereinfachung 
scheinbarer ßeduplication. Vgl. tose, tavia taia = ttittßvia {ftavia).^ 

pelanda ,tophart' A, ,weitrock' B; so bresc. crem.; friaul. -e (wird als ungebräuch- 
lich bezeichnet), pav. palandra, -ana, und in dieser erweiterten Form ven. palandran^ 
mail. 6aZ., neap. halantrano^ auch it. palandrano. Diez I, 301 erklärt das Wort nicht. 
Quicherat (bei Littr6) fragt, ob frz. houppelande nicht von it. pelanda kommt, über den 
Ursprung letzteren Wortes sagt er aber nichts. Bosa stellt ebenfalls pelanda mit houppe- 
lande zusammen, und erklärt letzteres als ein deutsches Wort ,cappa di campo^ (?). Eine 
andere Vermuthung, nach welcher das Wort ursprünglich ,Pilgermantel' bedeutet hätte, 
bei Schneller s. v. balandra. 

pelezolo, siehe polezolo. 

peltre, de ,zinein' A. Der Ausgang -e auch im Ven. BC^^* haben pelfro^ C^ peltri^ 
friaul. peltri. Uebier das Etymon Diez I, 311. 

penelo ,fon' C; so auch ven.; schon bei Cecch. 1614 (J. 1377); Calmo sagt: ,le 
done si h penel da ventoS Man kennt den Streit über Dante's pennelli (Pg. 29); die 
Crusca und Gherardini führen zahlreiche Beispiele des Wortes in der Bedeutung ,Fahne' an. 



< Damit konnte verglichen werden sp. peatiUo «Riegel*; nach Diez 11, 165 von pe»8ulu9, 

^ Dass das Wort sein Suffix abfinderte, dass mit anderen Worten ein Stamm pox- benützt wurde, ersieht man z. B. aus regg^ 

com. u. s. w. pcutson »Pfahl '. 
3 Zn bemerken ne«p papapin, sard. pappdilcy pahaiUe^ puhma. 



Beitbag zur Kunde deb nobditalienischbn Mundarten im xv. Jahrhunderte. J 87 

pöndulo A*C, penduolo iV ^gereb, cröslein' A, ,luiigeP C. Mir in dieser Bedeu- 
tung unbekannt. 

pörolo A\ 'ilo A* .chnoj^teY, pSruli ,knepfli' C" ,knäuflen' C*. Es dürften birnenförmige 
Knöpfe gemeint sein, wie an Husarenröcken, und diess wird an der von DC. angeführten 
Stelle aus dem Chron. Tarvis. s. a. 1379 gemeint sein: ,Pisani vita donatus est beneficio unius 
piroli argentei deaurati, in quem veretonus unus balista emissus repercussit, ita ut intra 
viscera nequivit adire^ Jetzige Mundarten kennen einen ähnlichen Ausdruck — päd. 
p6roli^ ver. pfroli, crem. p4role, ferr. piruU parm. pirein — für ,bimenfÖrme Ohren- 
gehänge'. 

peresBömolo A, -ulo B, piersSmolo C\ pers. C, peras. C^, perasSmelo C*, pretis(mino 
C* ,petersill'. Gehören unter den zahlreichen Darstellungen des lat. petroselinon, denen 
nachzugehen nicht ohne Interesse ist. Der erste Theil des Wortes erscheint als petro 
ped'Vj petor pitur^ part^ perd pard mit folgendem vermittelnden Vocal, per par (= per[d] 
pa7[d] oder von ^er[o] = petro) , pret prat pra. Der zweite Theil als selKno sello 
sillo'^ sSmolo (selinon selimon senälon) sSmbolo, sSmino sem; sino sin zin; sol sul so. It. petro- 
selUno (wie cristallino von -1/nus) petrosello -sillo^ petorsello (sen. pitursello). It. petrosemolo, 
sard. pedrtmmula, it. [prefsemoloj prezzemolo (vgl. sozzopra z= sott'sopra)^ mant. partsemol^ 
ven. tir. mant. (Nbf.) parm. persemolo^ -ol^ päd. persembolo, ven. parsemolo^ -mbolo^ romg. 
parsemul; ferr. prassemuL Sard. perdus^mini; mail. crem. berg. pedersevim^ mail. (Nbf.) 
mant. (Nbf.) persemm^ mant. auch parsemm^ gen. selbst pursemu. Im Piem. mit eigen- 
thümlicher Entstellung des ersten Wortes penanssemo (wie zu betonen?), cremon. mit 
retrahiertem Accente perdSssem. Neap. petrosino^ sie. pitncsinu, comsk. pedrazin. Romg. 
pardissul, bol. prassöl, imol. prassb. 

petezar ,farczen' B; ven. petizar, piem. petes^; oft mit dem Präfixe s-i ven. ver. tir. 
u. s. w. spetezzar, -ä, 

pövere ,Pfeffer' ABC ; diese Form mit kleinen Lautvarianten in fast allen Mundarten ; 
auch im It. neben pepe = p/lper. Das Neutrum wie animal behandelt. Oder von ^piper-emf 
Andere sehen darin eine Ablativbildung. 

pezzöchera ,petschwester' C; i^^.A. pizzöcara; it. hizzöchera, auch 6/22oca -occa^ neben 
pinzöcchera. Neap. vezzuoco ,laico di religione', vezzoca ,monaca di casa' 5 sard. pinzoculu (im 
codice della ßepublica di Sassari) ,laico cheporta l'abito d'una religione nel secolo'. Nach 
Diez II, 12 von hlitetts bei Plautus, so dass ,Schwachkopf die ursprüngliche Bedeutung 
wäre, aus der sich dann die von ,FrÖmmley entwickelt hätte. 

piädena A^, piddana A^ ,thiffschussel' (,tiefe Schüssel?'); ven. ver. bresc. mant. pid- 
dena; ferr. piadna, friaul. plddine ,grosse Küchenschüssel, zunächst von Holz', mant. 
bloss zu dem Zwecke, ßeis zu reinigen. Bei Magagnö ,sta piana de fave', wohl das- 
selbe Wort, statt j)ide7ia. Bei ßuzzante auch piegna aus piaina mit n statt n. Das Wort 
wird auch in den VII comuni gebraucht. Von paüna (deutsch Pfanne) mit einge- 
schobenem /, wie in fiaccola^ vielleicht unter Einfluss von piatto. Und wohl nur in die- 
sem Sinne vergleicht Mikl. Fremdw. kroat. pladanj ,Teller^ mit nhd. Platte, it. piatio. 
In einer späteren Abhandlung über die slavischen Elemente im Neugriechischen führt 



» Wie hier mol leicht zu ni6o/, ao im Tratt. di Mascalcia ed. De Prato petrowndulu^ d. h. aelinon senilo senulo und zwischen 

n7 trotz des mittleren kurzen Vocala Einschiebung' von iL 
2 Vgl. bei Fayre piataiue ,pateneS bei Du M^ril platine dass. 



188 A. MüssAFiA. 

Mikl, 'rcXaÖsvt d'jrXaSdvt frz. ,liuche* und dwXdSa d'jrXaßsva ,grand plat^ an, und vergleicht 
dazu kroat. pladanj^ ,das wohl griechisch sein wird'. Ist meine Deutung richtig, so 
wäre das neugriechische Wort romanisch. 

pianeta ,flachkneuffel' B ; so altven., nach Boerio ,bottoni di metallo piatti da affib- 
biare'; Mutinelli belegt es aus einer Verordnung von 1472. \on planus. 

piagna C* (C^ geschr. pianga\ C* plana ,hobeP, daraus das Verbum 

piagnar C* (C^ piangar geschr,) ,hobeln'. Mit piagna ist ven. maiL comsk. crem, 
pav. piem. plana, grödn. plana^ friauL plane, sard. prane, neap. sie. chiana, istr. spiana^ 
berg. planössa^ zu vergleichen. Von plana^ während it. pialla von plan^la; Diez II, 53. 
Woher n? An planla planja ist wohl nicht zu denken; plan-ea bietet sich nicht 
leicht dar ; Einfluss des* l ist trotz des dazwischen liegenden a möglich ; vgl. oben piegna 
unter piddena. Vielleicht hat sich ableitendes l zuerst im Verbum plan-l-are, und dann 
im Substantivum eingefunden; vgl. bei ßuzz. Insplagnar Vlnsuogno} Im tir. ver. bresc. 
com. piac. piona ist jener Einfluss des n auf das a zu erkennen, welches in lad. Mund- 
arten sich sehr thätig erweist; piona = plauna; in den VII Com. plana. C*' geben dann 
eine zweite ebenfalls von Diez verzeichnete Form piola^ welche im Ven. als Nbf., dann 
in zahlreichen lomb. und aemil. Mundarten, auch im Piem. und Sard. vorkommt, zum 
Theile mit der Nebenbedeutung ,Axt'. Schon im lat. berg. Wb. phla ,leviga* , ol plolet 
,levigula'. Von plan'la pion'la piolla plola oder planla pialla plaula piola} Daraus das 
Verbum plolire in C**, ' in C* nb. plagnare auch pollre, wohl plollre. Sonst nach der 
I. Conj. piolar plular, -er. 

picoUo A* (A^C mit einem F) ,stingel' AC ,stigel' A*; it. picduolo. Dass Mund- 
arten gutturales c zeigen, ist von Diez II, 53 bemerkt worden. Zu den von ihm ange- 
führten Formen filge man hinzu ven. pecölo, friaul. pecöll, ferr. mod. regg. plcöll und 
mit betontem Stamme : mail. (bäuer.) picol, bei ßosa picoU tir. p^goL Diez fragt, ob von 
pedlculusf Für dieses Etymon spräche Bonvesin's pedegollo, gen. pelgullu^ sie. pidicuddu 
(in Trapani piricuddu piricuddru, Pitrfe II, 386) ,Stiel', welche ohne irgend einen Zweifel 
von pedlc-üllus st. -iilus herstammen; man könnte auch auf berg. friaul. ^eco? ,Fuss eines 
Sessels' hinweisen. Indessen bietet die Retraction des Accentes doch einige Schwierig- 
keiten. Dazu kommt, dass auch andere Suflfixe angewandt werden : pav. pich (ü = onrni)^ 
mant. cremon. picayiell. Hier müsste man, da bei einer Ableitung von pes das Deminu- 
tiv-Suffix c-ulus den Ausschlag gibt, annehmen, dass p4col picdll ihr Suifix mit den an- 
deren vertauscht haben. Galvani denkt ebenfalls an pedlcidus^ scheint aber mehr ge- 
neigt, das Wprt mit Im-yap-piccare in Zusammenhang zu bringen, das er gegen die 
Lautgesetze Yon pendlcare herleitet.^ Es sei gestattet, eine Vermuthung vorzubringen. 
Schuch. n, 203 hat die verschiedenen Gestaltungen des Stammes plt- (pet-) erörtert. 
So wie nach ihm aus pit-l-oltis it. picciolo und aus pit-lc-tdibs it. pfccolo, so lässt sich 
wieder neben dem von Schuch. angeführten picciv/ilo = pit-l-ölus auch p(ccol picol = pit- 
Ic-ulus , dann pecöll = plUlc-ullus annehmen. Die Bedeutung ,Fuss' des berg, friaul. 
Wortes spricht nicht dagegen: auch wal. pldor = petlohts bedeutet ,Fuss'; die zwei 



^ n statt n auch in anderen Bedentnngen des Wortes; z. B. regg. piagna ,lastra di pietra*. Man kann auch prov. plavha 
gegen Msc. pUm vergleicli^n. 

2 Für ^obeP pav. piem. auch varlopa verlopa, frz. varlope; Diez II, 449. 

3 Schneller findet in unserem Worte ein Beleg für p aus tv\ ags. tioig, dtsch. ZvDeig soll das Etymon sein. 



Beitbao zur Kunde der norditaliehischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 189 

Begriffe ,Füs8chen* und ,Stiel' werden, wie Schuch. richtig bemerkt, oft verwechselt.* — 
Man bemerke schliesslich ver. pipolo; wie zu betonen und zu deuten?* 



A, piria BC*, peria C* ,trichter^ Ueberall zu treffen. Formen mit d: mail. 
com. pav. ^iflJria, rmg. pichja; comsk. pedria, herg. pedre, pidre ; Diminutiva mail. J9^rfr^ö/, 
berg. pedriöl, com. pidrio^ pav. pict^riö, rmg. pid^rjol [churw. padriöl] ; tose, petriitolo. Mit 
abgefallenem d vor r: ven. mant. ferr. piac. pieni. piria, friaul. pirie^ bergsk. peria; 
Deminutiv, in manchen lomb. Mundarten piriö; päd. mit Präfix: impiria. Es gibt auch ein 
paar Formen mit jp/ im Anlaute: comsk. pledria, friaul. plere und diese geleiten zum 
richtigen Etymon. Mit feinem Gefühle wies Ferrari sowohl für manche der verzeich- 
neten mundartl. Wörter als für tose. pSvera auf implere hin ; nur gab er als die zu Grunde 
zu legende Form impletorium an, welches wie Diez (II, 53) bemerkt, dem Buchstaben 
wenig genügt. Nun hat Ascoli (Studii critici II, 96) die Identität der Suffixe tro- bro- Jro- 
nachgewiescjn ; aus dem Stamme ple- entstand einerseits ple-hro- = tose. pSv^ra, anderer- 
seits ple-tro-j mit Erweiterung der Form durch -ta, pletria. Die Formen mit pi sind da- 
durch leicht zu erklären; dass zuerst e zu i (etwa durch Einfluss des i der Endung) und 
daim pH zu pi geworden ist. Für den gänzlichen Abfall von l in pevera st. pievera 
vergleicht Ascoli cavicchia = clavicHa; hier aber ist der Hang nach Dissimilation von 
cUcl weit grösser als dort bei pl-hr. Was die Bedeutung betrifft, so ist zu bemerken, 
dass mit den angeführten Wörtern gewölmlich der grosse hölzerne Trichter zu Fäs- 
sern bezeichnet wird; die Deminutiva bedeuten aucli ,kleiner zinnener Trichter zu 
Flaschen u. s. w.^' 

piezaria ,pürgschafft' C, dann 

piezo ,pürgel' C, esser piezo ,purig sein' A ; ven. piezo, neap. pleggio prieggio^ sie. preg- 
giu bedeuten ebenfalls ,Bürge'; andere Mundarten kennen für das entsprechende Wort 
nur die abstracte Bedeutung ,Bürgschaft', welche der suffixlosen Ableitung vorerst zu- 
kommt. Die Ableitung mit -aria ist ebenfalls nicht selten; aucli in einzelnen it. Wbb. 
pieggerta. Diez II, 400. 

pignolä und über diesem Worte gleichsam als Erklärung fustagna ,parchant' B. 
Gerade so an einer anderen Stelle, wo wn/ia/ 6a/a de^z^noZe geschrieben steht, findet sich 
über letzterem Worte fustagna. Auch C^ bietet fustagno o pignoUi ,parchhant', während 

' Lncch. ^ccto/o bedeutet , sprossen in einer Leiter^ wohl dasselbe wie picetuo/o ^Stiel'; ,Sproflsen^ ist ein , kleines dünnes Stück 
Holz^ Von ,SproRsen\ zn ,Stufe* einer beliebigen Stiege ist der Uebergang sehr leicht und so könnte regg. pecca dla «chPla 
ebenfalls hieher gehören, pecea = pit-tca. 

^ Es könnte ein Deminutiv von pipa sein und sich init ital. piuolo »Zapfen, Sprossen* decken; diess ergäbe wieder einen Be- 
rührungspunkt zwischen den Begriifen ^Sprossen* und ,StieI^ 

^ Andere Ausdrücke für verschiedene Arten von Trichtern wiCren folgende: päd. ver. mant parm. lora^ bresc. cremon. Iura. 
Ferrari führt Iura bei Festns an ,os culei vel etiam utris*, das auch für ,Schlauch* überhaupt gebrauclit wurde ; dagegen spricht 
regg. hdra, — C* tortore; ver. -or, bresc. torfaröl, gen. turtaiö, wo man versucht wäre, das übrigens zur Bedeutung wenig 
stimmende torttu zu erblicken; indessen ist comsk. trigiarol zu erwägen, woy auf et zurückführt. Ich dachte an tract- von 
trahere\ Asc 255, welches aus Vallanzasca turtair'ö anführt, deutet es aus tra[je]ctoHum\ die Contraction zu traetoriwn unter 
Einfluss von dtsch. trachter. Auch Diez muss irgendwo das deutsche Wort im Hinblick auf das romanische erwähnen ; ich 
kann aber im Augenblicke die Stelle nicht finden. Schneller sieht in tir. tartor geradezu eine Versetzung von ahd. trahtari^ 
mhd. trakter. [Wenn er damit bresc. com. tartara ,Milchtorte* vergleicht, so ist diess kaum zu verstehen; dieses Wort 
stammt doch, wie frz. tartey von tortue her.] — Mod. 6vtMo, mod. ferr. bvineü leitet Oalvani von btf^ere her; er ist selbst 
geneigt, in pivera nichts als fMvera zu erblicken. — Piem. avanelor ; von vaeeel ,Tonne* ; auch verehr ^ etwa mit Einmischung 
von vereare. — Sard. oridonni, wohl hauritorium, — Was ist romg. fubiolf — Ueber it. imbottafajo j tose, auch imfioitainOj 
wie frz. entonnair, Diez I, 235. Daselbst wird auch it. imhuto sp. emhudo angeführt; schwerlich mit Manage von in und Imtiv, 
da Letzteres überall ty tt aufweist; könnte es nicht von imbvere sein, mit activer Bedeutung des Part. Pnss.? — Bol. 
ealvaveina entspricht frz. charUepleure^ dessen frster Theil im piem. cantahrüna wiederkehrt; gen. yrantaftrüna. 



190 . A. MüSSAFlA. 

Qi^4 nur ßistangio kennen. Man sehe bei Du Gange pignoldtum mit zahlreichen Beispielen 
aus ital. Quellen. In den Bandi Senesi ed. Polidori-Banchi pignolato ,tessuto da coltrici' 
mit der Bemerkung, dass das Wort noch im Statute delle gabelle di Pisa vom J. 1604 
vorkommt. Im lat. bg. Wb. ,pignolatum' ol fustä. Toselli führt aus einer Urkunde von 1286 
,unum zubbonem de pignolino' an. Was den heutigen Gebrauch betrifft, so finde ich bresc. 
pignolat ,Barchent'; auch hie und da in einigen it. Wbb. pignolato. Wie bei manchen 
anderen Bezeichnungen für Stoffe, scheint das Wort auch für ein daraus verfertigtes 
Kleidungstück gebraucht worden zu sein ; ich finde wenigstens bei Ruzzante : ,vu femene 
ve fö fare agno di pignolb e guamieggi e cöttole u. s. w.' 

pilon ,stossel* B, nach mortaro ,mörser'. Das Wort kommt überall (it. auch pillo gegen 
pilone) in der Bedeutung von ,Stampfer, Zerstampfer' vor. Ich verzeichne es nur der 
speciellen Bedeutung halber. 

piola, siehe piagna. 

pistor ,peck' C. So päd. Sonst ist nur eine Ableitung von pistrina (das, im Tosca- 
nischen verloren, in Mundarten fortlebt; z. B. mail. prestin u. s. w. und ohne r piac. 
pistein) vorhanden, nämlich pistrinarius. So z. B. mail. prestine, piac. pistin^.r u. s. w. 

pivelo ,ror' als Instrument B. Deminutiv von piva. 

pizuoli ,piczoln' B, unter den Getreidearten zwischen faxfiwli und 6m; päd. pezzölo^ 
ver. pizzol ,Erbsen^ 

plumbiolo C* und 

plumiolo A, endlicli piumhinol C*^^ ,eysfogel'. Die letztere Form ist die allgemein 
gebräuchliche: mundartlich mit kleinen Lautvarianten, unter welchen es genügt, 
crem. ciomh\ (pl zu <5, selten auf diesem Gebiete) zu erwähnen. Nach Boerio giebt 
es auch eine ven. Form pimhioloy welche der von AC* genau entspricht; plu (plü) zu pli 
pi wie in pimaccio = plum-acetis. In A ist 6 nach m (etwa nach vorausgegangener Assimi- 
lation) weggefallen. Von plumbum, weil der Vogel untertaucht ; vgl. frz. plonger = plum- 
hicare. Sard. punzone ist wohl dasselbe Wort ; plu zu pu (vgl. in manchen Mundarten das 
Adv. pu = plus) ; z aus bj oder j. ^ 

polezolo C*'"**, peL C* ,polach'. Es ist it. puleggio ,mentha pulegium^, dtsch. holei polet, 
mit Deminutivendung. So ver. polezzol^ bresc. pulezöl^ crem, pelisolj mail. pellisciö ,nepi- 
tella, calamintha, Katzenmüntze'; das crem. mail. Wort, dann berg. pelis'öl bedeuten auch 
,T)iptam'. Zu bemerken noch ven. porezzolo ,Gänsedister. 

poliero ,phole' AB; it. poledro Diez I, 327. Wird hier angeführt wegen r = dr (ven. 
ver. lyoler) und der Diphthongierung des e; ferr. pulier^ friaul. pujeri. Poliero pullero ist 
übrigens auch zu Siena allgemein gebräuchlich; vgl. im Voc. Cat. pollerinL 

pomela: -e ,lorper' B. So ven. Nach Schneller bedeutet ämpezz. poinela ,Beere' 
überhaupt. 

ponsar : -a ,ruge' B. In älteren Denkmälern häufig ; noch ver. ponsar, mant. -ä, chiogg. 
reponso; friaul. ponsa nb. polsä. In den Mon. ant. bezeichnete ich das n als eingeschoben. 
Ich täuschte mich ; n vertritt l in der Formel ols = aus. B* hat repolsar ; so noch in einer 
berg. Untermundart. Eine dritte Form ist osSy wo Is = ss; berg. possä. 



* Punzone wird auch mit dem Zusätze de eanfu Marlinu gebraucht, vgl. mail. martin peacoj frz. martin picheur. 



Beitrag zur Kunde der norditalibnischen Mundarten im xt. Jahrhunderte. 191 

pontege (sprich ghe aus) ,maus' C^ neben sorze^ während C* bloss sorze hat. Bol. pondgh, 
mod. pöndegh; Femin. mant. povtga, parm. bol. regg. pondga. Gewiss von mzbs ponticus^ 
wie Galvani meint. Nicht davon zu trennen ist ven. comsk. pantegana^ tir. pantegam^ das 
Diez I, 343 zu pantex stellt. So Stier, Zeitschr. XI, 131 und Mikl. Fremd w. s. v.podgana. 

I>ortanto ,zeltenpferd' A; in gleicher Bedeutung portaräe in der Storia d'Ajolfo; jetzt 
wol veraltet. 

pösena ,afftergereyt' B; ven. pösena ,arnese che applicato al basto fascia al di dietro 
i fianchi della bestia e si pone invece di groppiera' ; also, wenn ich nicht irre, lat. posti- 
lena^ sie. pistidena, it. pösola und posolina ,8chwanzriemen' entsprechend. Wohl von pos[t] 
mit SuflF. -?n- oder -üU. 

preda ,stain' C*", während C* auf venez. Art. piera (tr zu r) bietet. L)ie Metathese 
des r ist in fast allen lomb. aemil. Mundarten, auch tir. piem. gen., selbst neap., gebräuchlich. 
Dann auch ven. pria veraltet, aber noch priara; eben so ver.: wohl piera aber preara. 

pregozar : -a ,petrewflf' B ; gocciare verstärkt durch pt^e = per. Das Compositum ist 
sehr verbreitet: piem. pergofk bedeutet ,tröpfeln', trans. ,besprengen^ überhaupt; sonst aber 
ist der Begriff sehr eingeschränkt worden: mant. pergottar^ mail. berg. friaul. pergotä, 
i^TT. sbargtUtar {bar st. per)^ dann ven. percotar, regg. -er, bol. percittar^ mail. bresc. percoia^ 
mant. parcotar (worin trotz der Tenuis doch wohl dasselbe Wort zu erkennen ist), sard. 
preutire bedeuten nur ,den Braten am Spiesse mit zerschmolzenem Specke begiessen', 
also it. pillottare, siehe oben impilotar. Vielleicht ist auch hier mit ,petrewffen^ dasselbe 
gemeint, 

prögula; siehe hr4gula. 

prövede ,pfaff' A; siehe Mon. Ant. s. v. pr6veo. 

pricaoro ,prediger' B (aber predicacion). So, aus pre[d\icare pri[d\ic. bei Kuzzante. 

Vgl. bei Biondelli aus der Mundart von Settimo Vittone (piem.) pHcar ,öagen'. 

proniale ,chorchapt* A; im Pariser Glossare 7()92 ed. Hofmann ,altitronum' proneL 
Vgl. dazu Tobler Jahrb. XII, 207.- 

pueso ,elteis' C\ ,fgres* wohl für ,egres' C*, irrthümlich ,egdechs' C", dann 

puiesse, fodra de ,eltesein chursen' A. Die Form von G* deckt sich mit frz. ptttois, 
auch piem. pitois (put-eiisis). In A ist i eingeschoben; mit friaul. pudiese ,Wanze'* zu 
vergleichen; etwa put-i-ensis. Das Ital. wendet ein anderes Suffix an: püzzola = pvi-i-ola; 
eben so ferr. spdzzul; pav. mit -orium: spitssou. 

pulirola ,pürsten' C^ neben sSdola, während C*** bloss letzteres Wort haben. Die 
Wbb. versagen den ersten Ausdruck. 

purassö ,genung' B. Eine Verbindung, welche in älteren Schriften ungemein häufig, 
noch jetzt in manchen Mundarten beliebt ist; päd. pitrcisse^ istr. -ie, bol. ferr. (5 u. s. w. : 
Boerio bezeichnet purassae als veraltet. Auch im Tose. pitrassaL Ueberall aber hat assai. 
im Gegensatz zu B, nur die spätere Bedeutung ,sehr, vieP. 

püpolo: -? ,ohrenleppel* B. Ven. püpola bedeutet ,Wade', also ebenfalls , weicher 
fleischiger TheiP. 



* Gehört nicht anch churw. pidra piiUra »Wanze* hieherV 



192 A. MüssAFu. 



Q. 



quadorro (in der Hs. nicht ganz deutlich zu lesen) ,eccket^ B. Ich verstehe das 
Wort nicht. 

quariza ,wasserkruog' C^* (in C** fehlt das Wort). Offenbar Ableitung von [a]qua. 
Ist sonst das Wort nachzuweisen? 

quasio B*; siehe sq^iasio. 

quintara ^quintern' B, im Mhd. ,Leier mit fünf Saiten'; siehe Koch, Musik. Lex. 
s. V. Quinterney wo auch eine Nbf. chitema nachgewiesen wird. Im Roman de C16omades 
quintarieuXy wohl von quintare. Mit der Endung -eme wie im Deutschen, afr. guiteime, 
bei Rabelais guinteme (Littr6 s. v. guitare). Von cithara it. chitarra mit eingeschobenem «, 
wohl durch Anlehnung an quiräus. Koch: ,Es hatte vier doppelchörige Darmsaiten . . . 
Einige hatten fünf Chorsaiten'. 

R. 

rabir: -m ,wüthe' B. So ven. tir. mant. ; cremon. piac. ->. Vgl. bresc. rab\ ,wüthend'. 
Mit Präfixen : parm. piac. romg. arabir^ ->, ferr. mail. berg. inrabir^ ->. Am häufigsten als 
Reflexiv gebraucht. [Auch churw. rab^ir.] 

radegar : e son radegado ,ich bin irr geworden' A. Bei Fra Paolino, mit der Bedeu- 
tung ,irren, fehlen' wie im Päd, (bei Ruzzante regar);^ auch bol. aradgars ,irren', aradg 
,Irrthum'; mod. and^r arddegh ,hin und her schweifen'. Sonst in der Bedeutung ^streiten', 
friaul. mail. radegä] Subst. mail. rddega, friaul. rddigo, päd. ver. rddego^ bresc. berg. 
rddech ,Streit'. In einer berg. Untermundart ^Unterschied, Entfernung' [churw. rddi ,Mi8s- 
helligkeit, Unterschied zwischen Forderung und Anbot']. Von erraticus. Galvani vergleicht 
ganz richtig das tose, andar ratio; nur darf man nicht mit ihm auch hier das Suff, -icvs 
annehmen, ,come da opacicit^, bacfo^. In beiden Wörtern liegt -ivus zu Grunde. [Im Engad. 
radiv ,irrend, unstet'.] Vgl. auch altsp. radio, pg. arredio; Diez II, 169 : ,gleichsam errativibs?^ 

ragatar ,streiten' C. Das Verbum regatar ist zunächst ven. und bedeutet eigentlich 
,wetteifern, sich mit vielen Anderen zu Etwas drängen u. s. w.'; wird auch in der Um- 
schreibung far (andar) a regata gebraucht ; eben so cremon. andar de r., mail. com. fd a r. 
in der ven. Bedeutung und nach Cherubini eben dieser Mundart entnommen; bresc. crem. 
regata j berg. (bei Tirab. mit Belegen aus dem XVII. Jahrh.; ob noch gebräuchlich?) rega- 
taja ,\Vettstreit'. Auch neap. far a regatto^ sie. a rigatta oder a riatta. Die Form mit a 
in der anlautenden Silbe ist istr., in der Verbindung a ragata. Ist regata ,Wettrudem' 
das ursprüngliche Wort und entwickelte sich daraus der allgemeine Begriff oder umge- 
kehrt? Und woher das Wort? Nach Mahn zu Heyse's Fremdwb. von riga ,Reihe'. Die 
Erklärungen bei Ferrari von aurig-ata oder remig-ata sind kaum erwähnenswerth. Noch 
wäre bergsk. regh ,sich abmühen, sich bestreben', regada ,Mühe, Anstrengung' zu erwägen. 

raina ,charpfft' A. So, mit a, friaul. ver.; dann bol. raieina, romg. rajina. C hat 
dagegen reina (in allen vier Drucken der Fehler rema), die ven. it. Form. So neben 
regina reina ,Königin' im älteren Nordit. raina. 

ramieri ,Kupfergeschirr' C. Von rame und Suff, ariits wie argenteria. 



* regar = rafdjegar^ wie aaVfego = sMdfdjegOy nega = nd[d]ega u. 8. w. 



Beitrag zub Kunde der norditalienischen Mündarten lu xy. Jahrhunderte. 193 

ranabötolo: -^ ,keulhaubt' B, d. i. ,Kaulfro8ch, der unentwickelte Frosch'; so ven. 
comsk. Ohne Deminutivsuffix cremon. piem. ranahott. In umgekehrter Stellung mail. 
bottarannaj ^SLV.-ann. Das eine Element der Composition gehört jedenfalls zu botta; Diez I, 78. 
^egg. böttel bezeichnet im Allgemeinen jeden neugeborenen Fisch. Vgl. auch neap. grana- 
vuottolo -a ,piccolo rospo" [churw. rambottel ,Fisch mit breitem Kopfe, Groppen']. 

raspaora ,trogschere' B. Gleiche Bedeutung hat das Wort in den meisten Mundarten ; 
z. B. fern raspadora, friaul. -or; in anderer Bildung ven cremon. rasparola, berg. bresc. 
mant. piac. -ö7a, mail. so und raspiröla, crem, respirola. Hie und da einfaches raspa^ welchem 
Worte in einzelnen it. Wbb. die Bedeutung , Trogscharre' ebenfalls beigelegt wird. 
(In der Crusca bloss ,Raspel'.) Andere Ausdrücke für das in Kede stehende Werkzeug 
sind mant. rascaröla, von rciscar = rasicare, Diez I, 342, dann ven. rassarola^ friaul. ras- 
sador, entstanden von 

rassar: -a ,schab ab' B. Dieses Verbumist ven. ver. tir. ; friaul. -r>; ferr. auch mit 
der Bedeutung ,ausschelten'. Muss, eben so wie rascar raschiare,^ zum Participialstamme 
ras- von rädere gehören (vgl. neap. ra^ola ,Trogscharre*), wenn auch das geminierte s 
einige Schwierigkeit macht. ^ 

rata ,stikel' d. h. ,steil' C; sowohl im Ven. als in lomb. aemil. Mundarten begegnet 
das Substantiv rata^ istr. rata ,steile Gegend'; bresc. ratel ratela ,abschüssiger Weg'. 
Dazu bresc. berg. rat auch als Adjectiv; so sard. z. B. costa ratfa. Von rapt?isf Vgl. 
Parad. 25 rattezza ,Steilheit'. 

redondo ,scheyblecht' B; siehe Mon. ant. und Schuch. II, 213. 

regazo ,renner' A, dann -i ,8chintfessel' (= schiltvezzel ,Knappe, welcher den Schild 
trägt' ; Benecke-MüUer HE, 285) A, ,stallknecht' B und regazin ,renner^ B. Die hier ange- 
gebenen Bedeutungen ,Knecht, Knappe' sind die ursprünglichen (Stallknecht Inf. 29 und 
lat. bg. Wb. ,strigilifer' regazo); dann auch ,Knabe' überhaupt. Das e in der anlautenden 
Sylbe ist ven. ver. cremen.; DC. aus berg. piac. Schriften regatius. Diez II, 56. 

regname ,chungtreich' A; so auch im älteren Toscanischeii. 

rdmola und 

rdmolo ,cleiben' C* (C** rimulo) neben sSmola; O hat nur le semele. Zunächst aemil.: 
ferr. romg. r4mul^ mod. regg. bol. imol. rSmel; dann auch ostlomb. mant. rSmol, cremon. 
rSmula. Auch ßuzz. hat rSmola^ wohl in gleicher Bedeutung. Demin. mod. remzöl^ ferr. 
ramzöL Mit o in der betonten Sylbe parm. römoly regg. römel, piac. romla; Demin. parm. 
romsöL Ableitung : parm. romlada^ piac. -ft, mail. mant. refmolada, cremon. remidada ,Kleien- 
pflaster, Kleienwasser', auch piem. ramolhy päd. remolada. Anzumerken sind noch piac. 
parm. zugar a romlein oder a romlett^ cremon. a remolett, mant. a remulett^ ferr. a ramu" 
lett etc. = it. ,gioeare al cruscherello'. Meiner Ansicht nach von re- und mölere; also remöl- 
zu vergleichen mit amölum ,flo8 farinae' bei Papias; ol, als Suffix gefühlt, konnte nicht 
schwer anderen Endungen weichen, wie in remzöl^ gleichsam rem-icci-olo. Das o in aemil. 
Mundarten erklärt sich durch m. Anders Galvani, der ein archaisches lat. Verbum remere 



1 Mit prosthetiflchem ^; so entspricht grancnehia (auch tose) frz. grtnouilU; ygL auch in dieser Mundart ^ra^no =r <iran«cr, 

ffrdncito = rancidua, tose, griceiolo ^ rtccto, ericitu. 
3 Ascoli, Studii critici II, 105, bestreitet rcwcAiare von rasiculare und nimmt ein altes rof-tlum statt rat-trum an: aus ersterem 

rtuclum und rasciare» Dangen scheint sard. roHgare su sprechen, das wohl nur ras-ieare entsprechen kann. 
' Für mant. ferr. bol. raxMar (bol. rcazarola ,Trog8chanre^), romg. rasath^ it. raanolare dürfte derselbe Ursprung beansprucht werden. 
DenksclirineB der phil.-lÜBt. CImm. XXII. Bd. 26 



194 A. MussAFiA. 

annimmt, das mit remoror zusammenhängend zunächst , hindern, zurückhalten' bedeutet 
haben soll. Daraus 7'Smelus oder rimelum ,1a crusca, la quäle sul setaccio, tuttochö grossolano, 
arresta e remora il passaggio della farina^ Zugleich auf ein afr. remer = remanere hin- 
weisend, fügt er hinzu: ,Chi poi volesse trarre rS^nel dal francese per farlo dinotare il 
rimasuglio cioö quel che rimane sul setaccio, farebbe certo una via piü breve, ma forse 
non autorizzata abbastanza'. Man sollte meinen, dass Letzteres sich in die Bedeutung 
weit besser fügt; auch hat Galvani selbst, bei wiederholter Besprechung des Wortes 
(Propugnatore IV 1, S. 31), nur die zweite Deutung vorgebracht. Indessen ist eine solche 
Form remer mehr wie problematisch. ^ 

rencTirar: -a ,pesorg' B. Tir. mant. ferr. rancura bedeutet ,Sorge, Eile'; tir. raiicurar 
,besorgen, bewahren', friaul. rancura rinc. dass., auch ,8paren'; in figürlichem Sinne ven. 
ver. tir. friaul. auch ,sammeln, pflücken' z. B. r. la salada; Reflexiv ven. ferr. rancurarse, 
mant. töras rancura ,sich um etwas kümmern, sich beeilen'. Vgl. auch mant. far rancura 
,um etwas drängen, angelegentlich empfehlen'. [Churw. avair arinchiüra ,8ich zu Herzen 
nehmen, darauf halten, achten'.] Woher die Wörter? Im Altit. finden wir rancura^ das 
nicht bloss ,Groll', sondern auch (z. B. Purg. 10) ,Kummer, Schmerz' bedeutet; dazu 
rancurarsi nur ,sich betrüben, grämen' ; das Verbum kommt auch beim Landvolke im 
Mail, imd Comsk. in gleichem Sinne vor; activ ,betrüben, Vorwürfe machen'; Sbst. 7'an- 
curi ,Klagen, Vorwürfe'. Dass rancura ,öroll' mit rancoi' zusammenhängt (Diez I, 341) 
ist kaum zu bezweifeln. Soll man nun sagen, dass die Begriffe sich so entwickelt 
haben, dass man von ,Groll' zu ,Gram, Schmerz, Kummer' und von diesem zu ,Sorge, 
Sorgfalt u. s. w.' gelangt sei, und dass daher alle bisher besprochenen Wörter nur einer 
Quelle, und zwar einer so fernen, entspringen? Unmöglich ist zwar diess keineswegs; 
indessen bleibt noch für die Frage Raum, ob nicht jene Ausdrücke, die ,Sorge', vielleicht 
auch jene, welche ,Schmerz' bedeuten, irgend wie mit cura zusammenhängen« Und zwar 
nicht so sehr durch directe Bildung {r-in-cur-are und daraus das Verbalsubstantiv), wogegen 
das fast beständige a zu sprechen scheint, sondern durch Einmischung.* 

rente, de ,pey' A; in B bloss rente. Wie in B, so noch ven. und neap.; sonst am 
häufigsten arente, -ent; aber auch mit da ven. mant. crem, darente^ -ent. Ferrari gab das 
nichtige an, als er darin lat. haerentem erblickte, eine Deutung, welche auch bei Diez II, 415 
zu finden ist. Das berg. a redet (nb. arent) ist wohl aus adhaerentem durch doppelte 
Metathese entstanden : der zu red. Die mehrfach behauptete Zusammenhörigkeit mit Dante's 
a randa (piac. a rand) hat den Buchstaben entschieden gegen sich. 

requilia ,heiligthum' AC. Gleiche Umstellung in päd. requilia und bresc. requelia 
(liier l TM e wie z. B. im bol. relequia). Eine andere Umstellung in ven. leriquia, romg. 
Idvequia; so schon beim Grammatiker Diomedes, Schuch. 11, 527. 

resentar ,sweiffen'; ven. ver. tir. eben so; dann friaul. bresc. berg. crem, cremon. 
mail. com. -ä, parm. bol. arsintar, piac. -ö, romg. -^, piem. ars<nt^; gen. arruxeTitä, sie. 
arricintari. Auch neap. recentare ,lavare i panni dopo che furono posti in bucato'. Es gibt 
dann auch Formen mit Sibilans statt t: ferr. arsefiizar (-an-J, mod. arzinzer, pav. mant. 
arzanzar^ piem. arsansh Wie sp. (veraltet) recentar^ [churw. arSantar darS\^ proy. recensar, 



1 Romg. ruvzol ,craschello^ muss ein anderes Wort sein. 

2 Ich möchte hier nicht it. rdngola (bei filteren tose. Schriftstellern, vielleicht noch im Volke vorhanden) ,Sor^, Besor gniss 
unerwKhnt lassen; das Verbum arrangolarn bedeutet »sich grämen, zürnen*. 



Beitbao zub Kunde der norditalienischen Mundarten ui xy. Jahrhunderte. 195 

von recentare oder recent-i-are ,durch Beinigen erneuem' ; Diez II, 416. Galvani's Deutung 
aus re-sincer-are zu resincare syncopiert (?) kann sich dagegen nicht behaupten. Noch ist 
parm. ardinzar^ regg. -fer, das sich aus gegenseitiger Umstellung von arzintar (t zu d) 
erklären lässt; weniger deutlich ist ferr. arsdanzar. 

resente ,kühl' ABC. Jetzt, wie es scheint, ist diese Bedeutung des Wortes nirgends 
mehr gebräuchlich. Ueber die Berührung der zwei Begriffe ,neu' und ,kühl' siehe Grimm's 
Wb. s. V. frisch. 

respiander: el sol -o ,die sunne scheint^ B. Das a statt e in diesem Worte, aller- 
dings immer in tonloser Sylbe, kommt vor bei Grion 217 res tandente^ im Crescentiaged. 
s iandore, bei Calmo, Magagnö; bei berg. Schriftstellern des XVI. Jahrh. Noch heut- 
zutage com. s iandor^ tir. s iandoriry ferr. siandor resiandurir,^ neap. sbrannore (pl zu br 
und nd zu nn)* vgl. auch prov. siandor. Nicht zu übersehen ist auch l zu i, während 
im It. mit mehr gelehrter Form slendere sie ndore. 

restelar: -a ,reck' B; daim 

resteliera ,rauffe' B von 

restelo ,reche' B. Das e in der anlaut. Sylbe ist in den meisten Mundarten (auch 
im Sard.) zu treffen; i im friaul. ristiell ris6ell (ti=id). Päd. rostelo ist zu bemerken. 

revidar : -a ,widerpeut' C. Interessante Bildung von re -f- vitare, letzteres aus in + vitare 
erschlossen. [Churw. ravidar ,herausf ordern'.] Vgl. desvidare. 

revolto ,gewelb' B. Sonst nur einfaches volto. 

riale ,getrew' B. Die hier angegebene Bedeutung steht jener sehr nahe, welche 
die Crusca für reale §. VI anführt ,aufrichtig, wahrheitsliebend'. Auch im Sard. 
komine reale ,schietto, sincero' [churw. real ,recht8chaffen']. Ven. realtä ,AVahrheit, Auf- 
richtigkeit'. 

ribuola ,rainfal' B; eine Art Wein; friaul. ribuele rab. Eben so 

romania ,romanir' A. 

rosco ,kröt' B; so ver. (vgl. Mon. ant.) tir. rosch. Vgl. churw. rusc ruosc; Diez 11, 59. 

rotto ,gropiczt' C. Das roman. Wort ist rutto^ das deutsche von gröpsen ,rülpsen'. 

roveja ,arbeissen' C*** neben bisi^ C* nur dieses. Stimmt genau zu it. rubiglia^ von 
ervum + Suff, -ilia PI. von -ilium; Diez I, 163. So mod. erveja, piac. mod. regg. bol. 
romg. arveja, parm. regg. arvia, ferr. ruvia ruvjb (ß = (a). Com. erbeja ist mit gleichem 
Suffixe gebildet. In berg. roaja, bresc. roajot, crem, ravajöt wird kaum -ilia -eja zu -aja 
abgeändert sein; vielmehr ist Suff, ^alia anzunehmen. Mit -ilium: mail. erbei arbej arbij 
[churw. arveigl, -aigl^ arbaigl.]. Mit -onem: päd. mail. piem. erbion arbion^ mant. rovion. 
Mit -Ott-: mant. roviott^ piac. parm. riviott, regg. arviott; Galvani führt an ervioit arv, rev. 
ruv. Mit 'ölus: mant. rouiöla. Was die anlautende Sylbe betrifft, so haben wir neben 
ursprünglichem er, auch erCons zu arCons.^ dann er zu re, ri oder ro (ru) wegen des 
folgenden v (b) oder ra wegen der bekannten Vorliebe für a. Im Aemil. ist arv eher 
aus r'v als aus erv zu erklären. Das v bleibt v ; wird 6, wie sonst oft nach r ; fällt weg ; 
wird endlich dxirch d wieder ersetzt im mod. ntdSa. 

rufa ,rupfen' C. Das deutsche Wort bedeutet in Oesterreich und Baiern eine Art 
grobe Leinwand; noch im tir. ruf gebräuchlich. 



' In dieser Mnndart wird überhAQpt tonloses « vor n nnd Dentalis zn a: panddn (von jpmdere), inapavoniirf 9lu$antar u. s. w. 

25* 



196 A. MussAFu. 

rugnire ,greinen' A. In zahlreichen Mundarten konfimt das Verbum vor, bald wie 
hier nach der IV. bald nach der I. Conjugation. Die ursprüngliche Bedeutung ist 
,grunzen', dann auch ,belfem, bellen, wiehern, brüllen der Ochsen*. Daraus entwickelte 
sich der Begriff ,murren, sich leise beklagen', endlich ,streiten, vor Gericht klagen, 
Process führen'. In letzterer Richtung ist noch zu bemerken com. rogna rogneta, tir. 
rognet ,Stänkerer, Processsüchtiger , Chicaneur', ven. rogna ,Streitigkeit', com. PI. rogn. 
Was die Form betrifft, so ist ausser aemil. argrä (""rh = r'n) romg. brugrü burgiü zu er- 
wähnen mit vorgeschlagenem 6. Wohl Alles von grunnio mit abgeworfenem g; dieser 
Meinung ist auch Asc. 526. Von Seite des Begriffes vgl, lat. ringi ,die Zähne fletschen', 
dann ,grollen' und span. rehir ,streiten'.^ 

runchezare C^ und 

runchizare C^ ,snarchen'. Ven. ver. mant. bresc. u. s. w. ronchezar^ ronchizar, Friaul. 
ronchizä ronceä rancvjä. Es kommt auch einfaches roncä vor, z. B. berg. comsk. Sard. arruncai 
(auch roncare ,ragghiare') ; [churw. 7mncar]. Auch für das Ital. wird von manchen Wbb. 
roncare roncheggiar^e angeführt. Diez II, 175 führt das Wort bloss im spanischen Theile 
an. Yon rhonchare bei Sidonius. Man hat ein afr. rowcA/er nachgewiesen ; Jahrb. XI, 154. 

ruzenente ,rostig' B. So ostlomb. gen. aemil. Von 7*uggine + Sbst. -ente. 



s. 

sabadl A^ und 

sabadodl A^ C* ,samcztagt'. In Italien fast überall ohne Zusatz von dies; an der 
Volksthümlichkeit der von unseren Glossaren gebotenen Formen darf man zweifeln-, vgl. 
do7ne7iegad\. 

saffil ,saffil' A. Die gleiche Form, mit /, im Altven. 

sajador ,f eislos' A. Ven. sagiaovj istr. sajadur siadur; wohl von salire, gleichsam 
sali-atorem, wie cusadura von cusire. Vgl. ital. saliscendi und ven. salfareloy istr. -ielo, 
berg. crem. mail. -eZ; friaul. saltelL Woher berg. sdssolaf 

salegare, siehe sahzare. 

salegher ,beidfelber' A, -aro C^*, C^ als Nbf. , C* ausschliesslich sdlexe ,salcher, 
felber' C\ ,felb' C'*, ,s6liholtz' C^ Von salicem, mittels des Suff, -ari-, wie die Namen 
der Obstbäume von denen des betreffenden Obstes. Ven. salegher (veralt.) salghery friaul. 
salgar. Sonst findet sich das Primitivum ven. sdlese (Nbf.) , berg. piac. sdleSf mail. 
sdres u, s. w. 

salezare C\ -egare C* ,pfla8tern', woraus salezada ,gepflastert' A. It. selciare, selciato; 
von sWcem. Fast alle Mimdarten haben in erster tonloser Sylbe a statt e (i); die nörd- 
licheren retteten auch das zweite i; bei den einen endlich geht der Stamm auf Gutturalis, 
bei den anderen auf Sibilans (Palatalis) aus. Ven. ver. tir. bresc. crem, salezar, -sar, -sä, 



* Weiter erwäge man berg. mant. parm. rckgnar ,iaen vom Esel' und ,greinen* von einem Kinde; sard. raunzu ,Granzen des 
Schweines* und raunzart ,murren*; berg. rengognä, parm. ra-ngognar (auch hrang.)^ piac. 'h , belfern* und «murren, sich be- 
klagen, streiten*, berg, reghegnä^ bol. ragagnar, romg. -^ ,streiten, Process führen*. Bresc. hogognä^ berg. higugnä (vgl. franz. 
hougonner), gen. mvgugnä; bresc. crem, tontognäy gen. tuntunä, crem, gongogna mögen als weitere Bezeichnungen des Beg^ffes 
,greinen, murren* angeführt werden. Man könnte deren noch viele sammeln. 



Beitrag zur Kunde der norditamenischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 197 

friaul. salisa, tir. mit den Nbff. salasar sarasar; nur päd. selesar. Cremon. salegä, ferr. 
parm. mod. bol. salgar, piac. -ö. romg. -ä^. 

saluorola B, aber salarola C* ,salczfass'. Die Form von B ist sehr verdächtig; wahr- 
scheinlich ist uo für a verschrieben. Diese Ableitung ist ziemlich verbreitet: Msc. bol. 
salarol; häufiger Fem. tir. cremon. salarola, berg. bresc. piac. -öla, crem, salirola, immer 
um jenes hölzerne Kistchen zu bezeichnen, in dem Salz in grösserer Menge aufbewahrt 
wird; nur friaul. salarül ,Salzfä8Schen bei Tisch'. Für letztere Bedeutung dient am 
häufigsten eine Ableitung durch -inus: mail. com. ferr. piac. parm. salin, -ein; und mit 
vermittelndem -ar-; päd. ferr. tir. bresc. berg. crem, salarin^ Am, -^; Fem. ven. salarina. 
C^ hat Salier^ wie it. saliera; nur Masc. 

salvadesina AC*, -edes- B, C* als Masc. -adesino ,wildpret'; bei Bonvesin, im Cre- 
scentiaged., bei Calmo u. s. w. kommt erdtere Form vor; silvatic-ina. Einige Wbb. führen 
selbst ein ital. salvaticina an, und diese Form haben spätere Ausgaben von C. 

salzigom ,gsalczen würst' C^\ Diese Ableitung ist nicht zu belegen. Wahrscheinlich 
ist 'izoni gemeint, und so haben C**. Dazu C* salzizoti, r!^ aber wieder und selbst C* salzigoü. 

samuza ,gespalte hamer' C\ semoza ,gestaite hamer' C*. C^* haben nicht das mir 
unbekannte AVort. 

sarandögola ,slauder' B. Der anlautende Consonant ist nicht so deutlich geschrieben, 
dass jeder Zweifel behoben wäre; man könnte im Nothfalle statt des langgestreckten s 
ein / lesen. Die Form mit / ist allerdings viel deutlicher ; wir sähen da päd. frandigoh 
(nb. frond.)^ DC . fr andegulum aus der Hist. belli Forojul., eine Ableitung von funda mittels 
'icul'^ der eine andere mittels -tbid- im afr. fondehle fondefle zur Seite steht ; mit r fron- 
devola in einer Urkunde des XII. Jahrh. aus Toulouse bei DC. ; ja Ferrari kennt selbst 
ein it. frandibolo. In letzterem, so wie in unserem Worte finden wir ausser der üblichen 
Einschiebung von r (Diez I, 181) auch o zu a; piem. selbst unter dem Accente /ranrfa, 
so bergsk. sfranza. Das erste a in unserem Worte würde ein Wiederhall des a der folgenden 
Sylbe sein, um den combinierten Anlaut zu lösen, vgl. rum. faram^ = fragmen. Nun aber 
führt Boerio ein Wort cerend^golo (c sibilant auszusprechen) aus einem Gedichte von 1521 
mit der nämlichen Bedeutung an. Hier ist schwer ein Lesefehler anzunehmen, und 
daher dürfen wir die Form mit s nicht unbedingt abweisen, wenn sie auch nicht leicht 
erklärlich ist. Was Boerio darüber sagt,^ ist unhaltbar. S aus / ist aus schweizerischen 
Mundarten (bei Bridel) bekannt; wird man diese überaus seltene Lautwandlung für dieses 
zweifelhafte Beispiel in Anspruch nehmen? 

sartia ,seill* A. Das Wort wird nur desshalb angeführt, weil es gewöhnlich nur im 
Plur. vorkommt; dann um ein älteres Beleg für die bloss in neueren Wbb. angeführte 
und für die Richtigstellung der Etymologie wichtige Form -ia zu bringen; Diez I, 366. 

sazo ,quint' A; ven. ,der sechste Theil einer Unze', so friaul. sas saz; vgl. die Crusca 
s. V. saggio. Sacze C, sazi C"* ,sacz' ist wohl dasselbe Wort. 

sbadichiar: shadicha ,gene' B; ch jedenfalls für cht d. i. 6; Adar = lat. ic'lare in 
it. Form sbad-igliare. Die meisten Mundarten haben übrigens eine Ableitung durch -ac'lare 
wie im prov. badalkar, frz. baaiUer bailler, auch it. sbadacchiare. Cl bleibt im berg. sba- 



^ ,Tale Btrumento somiglia in qualche modo alla forma d^ina piccola lampada detta da noi ce»endeh, e qnesta voce ha una 
benche grossolana analog^a col cerend^yolo^. 



198 ^' MüSSAFlA. 

daclä (aber im lat. hg. Wb. shadagia) oder wird zu (5, ^, j, im Süden zu ghu D bleibt im 
ven. tir. ferr. parm. bol. shadaciar; bresc. crem, cremon. com. shadaggiä, romg. -^; piac. 
shadajh, romg. -l; sie. hadagghiarL D fällt weg und es entsteht Hiatus; dieser wird geduldet 
im gen. baaggiä; er wird getilgt durch Einschieb ung von g in pav. sbagaggiä, durch 
Contraction im ver. shacciavy mail. sbaggia. Letzterem entspricht 

sbajar ,gaimiczen' C. 

sbianchir: -isi ,kelcke' B; so ven., während it. entweder ohne Präfix oder mit in-: 
hianchire imb. Auch nach der I. Conj.: mail. com. crem, shianch^ dann abgeleitet: ven. sbian- 
chizar, tir. -ezar, bresc. -ezci^ ferr. parm. sbianczä u. s. w. 

sbiotar: -a ,enplosse' B; mail. com. sbiotfh ,entblössen, die Kleider ausziehen', auch 
,beim Spiele alles Geld abgewinnend Das Adjectiv biotto ist im ganzen Norden weit 
verbreitet : die Formen sind bioto biot bint, comsk. giot (bj = ^), mant. ferr. bioss, mant. biöss, 
parm. biuss. Mit Präfix : piac. sbiot, cremon. sbiöt, parm. bol. sbioss, sbiicss. Ursprüngliches l 
noch in comsk. blott^ mail. sbbti. Man bemerke endlich berg. sbioc] t zu c. Eben so vielfach 
die Bedeutungen : ,nackt' ; ,unvermischt, rein' z. B. vin b. ; ,ohne Zugabe, bloss' besonders 
vom Brode: an b. ,trockenes B.'; ,beraubt, arm, bedürftig'. Diez I, 69. 

sbusenar A^: questo leon sy slanza in la bandiera, quando el vento sbtisena ,der leb 
strebt im panier wenn der wint sewst'. Ohne Präfix: ven. btisnar ,sausen' vom Winde, 
von einem Bienenschwarm, von den Ohren. Friaul. busine il vint^ il tim, businin lis 
orelis. Tir. businar, regg. -er ,sausen der Ohren'. Istr. sbusinä ,correre cosi da produrro 
im suono'. Es ist ital. bucinare^ tose, auch sbucinare ,zuflüstem, raunen' auch intr. ,sausen 
der Ohren'; nach Galvani von vocem, flor. boce. 

scafa neben scancfa ,stegen' C^ ;' C* hat bloss scancia ,stelen'. Scafa scaffa ist das Primitivum 
zu it. scaffale\ es ist ein weit verbreitetes und vieler Bedeutungen fähiges Wort. Diez II, 61^ 
und wohl von ihm unabhängig Galvani, leiten es vom mhd. schafe^ bair. schafen^ zu denen 
besonders wegen der Bedeutung ,Kasten' noch Schaft zu stellen ist. Italienische Etymologen 
ziehen vor lat. scapha ,SchiflP (so it. neap. scafa, vielfach scafo ,Schiffsgerippe'), dann scaphium^ 
welches wie gr. axd<f»7j allerlei ausgehöhlte Behälter bezeichnet ; es ist also der nämliche 
Begriff, welchen deutches Schafe ausdrückt. Die häufigste Bedeutung des it. Wortes ist ,Gestell 
mit Brettern zu Büchern, Küchengeräthen u. s. w.' dann ,Fach in einem Kasten', auch ,Kasten' 
überhaupt, ,Auslagekasten in einem Gewölbe'*; gen. scafo ,Bettstelle'.* — C* haben scafa o 



1 Sic. scaffarata ,Gla8kasten um Silbergeräth, Kunstsachen, Reliquien u. s. w.* aufzubewahren, scheint eine Ableitung zu sein, 
nur wäre das Suffix ungewöhnlich; sicilianische Lexicographen vergleichen mit Recht das gleichbedeutende span. port. 
escaparate. Woher nun dieses Wort? 

2 Verfolgen wir nun die weiteren Bedeutungen des Wortes, so finden wir tiberall den Begriff ,hohl, ausgehöhlt* wieder. Yen. 
romg. acafoy friaul. -e ,Spülstein* (dasselbe wie aeciaroy s. d. W.) — comsk. »cafon ,sorta di tniogolo fatto di doghe a foggia 
di secchio* — neap. »cafar^a scafarieüa ,catino di terra*; seu. »ca/arda ,catinella^; in anderen tose. Gegenden mit ein- 
geschobenem n scan/arda ,8codella molto cupa*; pistoj. achifarda ,scodelIa, tegame' — Ten. acafUa ,Ni8che im Findelhause 
zur Aufnahme der ausgesetzten Kinder*. — Neap. »cafo ,Au8höhliuig im Ringe zur Aufnahme des Steines*, it. eaatont — 
parm. 9c<\fa ,Loch im Klotze zur Aufnahme des Fusses des Ambos* — gen. acafa ,commettitura , che si fa con uno o piü 
denti internati nella femmina che ii riceve*. — Schon aus einer Urktinde des J. 960 führt Rosa brianz. acafeta ,Oarbe* an, 
eben so mail. berg. acafeta ,Haufe Garben*; der Zusammenhang erhellt, wenn man bedenkt, dass coüone ,Garbe*, päd. ferr. 
mod. bol. cavajon ,Haufe Garben* von cami* covua ,hohI* stammt; Diez II, 23 und Schuch. I, 178. — Cremon. piac. acafa, 
parm. aeafada bedeuten ,angolo intemo che si forma da due case contigue una delle quali sia piü innanzi dell* altra*, wo 
also eine Art Höhlung entsteht. — Romg. acafa ,corro8ioue prodotta nelle sponde de* fiumi dalla corrente delP acqna per 
lo piü in linea curva* — sie. acaffa ,avvallamento o buca che sMncontra nelle strade un po* guaste*. — Romg. acafa ,intacc»> 
tura fatta collo scalpello o colla penna del martello nel legno, nella pietra, nel ferro*. — Endlich wird das Wort mehrfach 
(ven. päd. tir. bresc.) in der Bedeutung des it. hazza gebraucht ,nach vorn und aufwärts gebogenes Kinn* gebraucht; Ferrari: ,cii 



Beitbao zur Kunde der norditalienischen Mundarten im xt. Jahrhunderte. 199 

scala ,stieg' ; diess sieht aus wie ein Missverständniss des Wortes stege ^schmales Querbrett' 
in C* ; indessen ist nicht zu übersehen, dass bol. scaffeit di altar ,scalini delF altare' bedeutet. 

Bcaja ,8chub' A d. h. ,Schuppe*. It. scaglia; Diez I, 367. In vielen Mundarten hat 
das Wort auch die Bedeutung ,Splitter^ Daraus 

scajar: -a ,hobele^ B; so ven. tir. ver. 

scajo ,ugschen* A; istr. scajo^ ven. scagio .Achselhöhle'. Was Ferrari über das Wort 
sagt, ist wenig überzeugend. Ich vermuthe scapula scapla] pl =r Ij wie im it. scoglio; 
Deminutiva werden gerne Masculina. ^ Ven. auch sotoscagio mit angewachsener Präposition. ' 

schftnier B. Es wird das ganze Praes. Ind., mit Ausnahme der 3. Sing., angegeben : 

PA) schänia \ ,icli muss 

tu schänia j du must 

nul schäniemo \ an dar wir müssen ) genV 

vui schänie l ir mussend 

quell sciiänio j die müssen 

Vor Allem ist zu bemerken, dass dieses Verbum im alphabetischen Verzeichnisse unter 
dem Buchstaben C angeführt wird. Das s mag vom Lexicator selbst als nur verstärkend 
angesehen worden sein. Geht man von chänier (wahrscheinlich cMgner oder cögner auszu- 
sprechen), so begegnen wir einem Verbum, das einst viel häufiger gebraucht noch immer 
zahlreiche Spuren in norditalienischen Mundarten zurückgelassen hat. Für das Ven. sagt 
Boerio : ,C6gner^ voce antica, che usavasi in Venezia ancor nel secolo XVI. per Far d'üopo 
bisognare. Questo verbo h perö ancora nel vernacolo contadinesco del Padovano e del 
Polesine. / cogneva criar^ erano sforzati a gridare'. Bei Calmo : te scognera' ,du wirst müssen', 
el scognerae ,er würde müssen'. Für das alt. Päd. lassen sich aus Ruzz. Formen wie scogno 
,ich muss', scon ,es ist nöthig', a scogner^ ,ich werde müssen', la scognerä ,sie wird m.', 
scognessäm ,wir würden m.' anführen. Auch Patriarchi führt als ein noch gebräuchliches 
Wort cognSr an. In den rustiken Mundarten Ven. lebt das Verbum in zahlreichen Formen •, 
so Hessen sich beispielsweise belegen aus Chioggia cugnass4mo, Burano scagnaj Belluno 
la cogne andare^ Rocca d'Agordo ai cognü mandar. Auch in Istrien gebraucht das niedere 
Volk das Wort. Für das Ver. verzeichnet Angeli cogner^ ohne die Betonung anzugeben : 



1 - 



mentura proiuinet reliqiia oris recedunt et velnti concava snnt'. [Vgl. z. B. cremon. haaiola ^Schüssel* (also ,hohler Behlilter^ 
wie teaffa) und = bazxa,] — Auf anderen romanischen Gebieten scheint das Wort keine grosse Verbreitung gefunden zu 
haben; frz. etcafofU^ bei Oudin auch escafeUCj ,^caie de noix ou de moule' wird von Scheler und Littr6 von aeapha her- 
geleitet. Für icafloUe ,peau de l^gumes qui reste dans la passoire quand la pur^e est pass^e* fragt Littr^, ob es von tcapha 
komme, das bei DC. auch in der Bedeutung des frz. cuwe ,HüIse* vorkommt. Die von DC. angeführte Stelle ist allerdings 
nicht deutlich; nach allem oben Gesagten aber Hesse sich eine solche Bedeutung des Wortes leicht begfreifen. — Vgl. end- 
lich noch unten das Wort scuffon. 
^ Wo lieg^ der Berührungspunkt zwischen aeapha und ,Stufe*? In einer Reihenfolge von Stufen mag allerdingfs Aehnlichkeit 
mit den Ffichem eines Gestells gefunden werden; Indessen kann auch aeapha in der Bedeutung ,SchÜ8seP in Betracht 
kommen, wenn man z. B. tir. lomb. basla baaia haagia u. s. w. ,Teller, flache Schüssel* und lomb. ha^el ,Stufe* vergleicht. 
Für letzteres scheint mir das gewöhnlich vorgebrachte Etymon haaia etwas zu gelehrt. 

2 Aus axUla berg. atla, mall. aeUa, und mit U = j berg. aatja^ crem, aeja; das j verschwindet im berg. bresc. crem. aea. Im 
lat. bg. Wb. ,a88illa, scapula' la acya; kein Fehler; da in einer berg. Untermundart noch aacia vorhanden. Wenn mit be- 
tontem I, so aus axÜla; nur macht a; zu 1 in dieser Mundart einige Schwierigkeit Wenn mit betontem d (wo dann im 
lat. bg. Wb. Vaacya zu trennen wKre) von aae-ula st. aea-ula; acla zu a6a Sa. 

3 Auch dem Worte für ,Kniekehle* präfigirt sich atih. — Mit aub- zusammengesetzt auch sard. auiacu ; in anderen sard. Mund- 
arten auereu. Es ist wahrscheinlich dasselbe Wort. Sutrcu stellt Diez II, 105 zu span. aohaco^ nach Cabrera von aul" 
braehtum; für das sard. Wort empfiehlt sich weit besser das Isidorische (Orig. XI, 1. 65) ,[alas] quidam atibhircoa vocant, 
propter quod in plerisque hominibus hircorom fetorum reddant*. — Ein anderer Ausdruck für , Achsel* s. v. laaena. lieber 
neap. tetelleea und it. ditdlo Diez II, 25. 



200 A. MUSSAFIA. 

in den öedichten von Zenari: mi cogno^ i cogne crepary a cognil far, Tir. cögner scögner; 
Schneller in einem Programme von Roveredo führt als Beispiele an : ,1a patrona con guardar 
sora la cusina' ; ,ti te credi che esser vera no cogna sta cossa'. In den rom. Volkm. dann 
verzeichnet er noch die Formen cognir und cognar. Vian weist das Wort im Fassanischen 
nach und übersetzt es mit ,müssen' und Schneller führt als Beispiel an: ,far nozza e con- 
solar se cognSa^. Friaul. ciign\ scugrii; 1. Praes. Ind. sciign scttgni, auch cuegn cugni, Ptc. 
scugnitd. Auch Sbst. sctigne ,Noth wendigkeit, Bedürfniss' und als adverbieller Ausdruck sante 
scugne ,nolens volens'. Biondelli verzeichnet cognar scognar ,presso alcuni dialetti rustici 
lombardi e veneti^ und Gabriele Rosa erinnert an bresc. (auch berg.) sciigrA. Aus Wbb. 
lässt sich belegen: comsk. chignl und chii^ berg. scibiii und scönii. Selbst romg. quigner^ 
von Morri als bäuerisch bezeichnet; er selbst gebraucht das Wort in der Uebersetzung 
der Parabel des verlorenen Sohnes (Biondelli 225): e quigneva magnk dal gend. Das Verbum 
ist fast überall defectiv. Man hat oft über den Ursprung nachgedacht ; Boerio vermuthete 
cogere^ Azzolini conai% Schneller in seiner ersten Arbeit deutsches können. Es ist aber ohne 
Zweifel convenirey ein Etymon, welches, mir schon seit Jahren unzweifelhaft, ich mit 
Freude bei Schneller wieder fand. Er sagt: , Ableitung des Wortes von convenire hsit viel 
für sich'; nur meint er, dass ,dabei auch eine Nebenform von bisognare in's Spiel 
kommen' konnte, eine Vermutliung, zu welcher keine Veranlassung vorhanden ist. N zu 
gn (durch folgendes ?, noch mehr durch Formen wie venio veniam gefördert) ist bekannt- 
lich in mundartlichen Formen von venire (und tenere tenire) gäng und gäbe. Der Ausfall 
von ve v' war bei der Contraction convhir = connir = contr) um so leichter, als schon 
das einfache venire (vnir) in vielen Mundarten als gnir gn\ erscheint. Die berg. 
Formen mit -m\ zeigen eine nicht schwer zu erklärende Variante von -n>.^ Für den 
Uebergang von der IV. zur III. Conjugation vergleiche man beispielsweise päd. vigneTy 
crem, deign = divenlre, friaul. mantSgn nb. mantegn\y wie denn überhaupt die starke Form 
des Infinitivs in volksthümlichen Idiomen in bemerkenswerther Weise überwuchert. * 
Dass das Verbum auch den zwei anderen Conjugat., wenn gleich seltener, angehören 
kann, lehren die oben angeführten Belege. Der persönliche Gebrauch ist auch aus dem 
älteren Italienischen bekannt: io convengo icscire = mi conviene iiscire; Virth diverse 
convengono essere frutti Pd. 2 = conviene che sieno u. s. w., auch in A: vui me li convegni 
dar. Noch deutlicher wird das Verhältniss, wenn man bei Calmo scovien, bei Ruzzante 
sconven und scoSn in gleicher Bedeutung mit sron begegnet; vgl. ausserdem bei Calmo 
(Spagnolas 2, 1) a vel sco^gno dir = ,io vel convengo dire' ; bei Ruzz. a sconvigrii muzzare 
,dovei fuggire'; bei Assonica (berg. Schriftst. des XVII. Jahrh.) : i Franses sconvegn partirs. 
Jeden Zweifel behebt endlich der andere Ausdruck für ,oportet', das in unseren Mund- 
arten häufig wiederkehrt: piac. (Biond.) cventa, Valanzasca (Asc. 253) queinta; piem. 
ventar vantar, mit h comsk. bentary mit abgestossenem v in Andorno (piem.) antar; mit 
h zu m (eine Lauterscheinung, welche aus it. Mundarten überreich zu belegen ist) mantar 
im Canavesischen (piem.). Hier gibt Schneller ohne Rückhalt conveniare an; eben so 
Asc. a. a. 0. Die unverkürzte Form kommt in der That im friaul. coventh ,bedürfen^ 



^ Schneller stellt sie als einen eigenen Ausdnick getrennt anf. 

2 Vgl. bei Jaubert teinre tiendre = teniVf veinre veindre = venir. Der Vergleich mit den italienischen Formen zeigt, dass die 
französischen nicht ausschliesslich dnrch Einflnss des Futurums erklärt zu werden brauchen. 



Beitrag zub Kunde deb nobditalibnischen Mundabtek im xv. Jahbhundebte. 201 

vor: ce ti coventicU a ti = che conviene che tu abbin f ,was musst du haben, wfessen be- 
darfst du?^* 

scärdola ^ploczfisch' B. d. h. ,Blötze, Bleie Bleibe'; so ven. tir. bresc. crem, com.; 
com. auch sgdrzola; friaul. scärdule sgidrdvle; piac. sgdrdoL Ven. scördoa. ver. scdrdeva 
stehen dem it. scdrdova näher; imol. scardavella. Mit SufF. -on: cremon. parm. scardon, 
it. -one. It. auch scard(ne. Endlich kommt cremon. parm. auch das einfache scarda vor. * 

Bcasar , wiegen* C* (C*** cunare). So ven.; chiogg. scassegar. Mit Ferrari von ex- 
quass-are herzuleiten. 

schea ,scheitel' B, d. h. der Punkt, wo sich die Haare scheiteln^ frz. la raie; mail. 
pav. scheja^ bresc. schida^ eben so cremon. auf dem Lande; Biond. der es als allgem. 
lomb. angiebt, kennt noch die Formen scheda schea. Dasselbe Wort mit schidia^ it. scheggia^ 
mail. scheja, ver. schia u. s. w. ,Splitter* Diez II, 03. So schon Ferrari. 

schena ,schinpein* B. ,Beinharnisch* heisst it. schiniere, das auf ein schina oder Schema 
zurückführt, ahd. skina skena ,Röhre, Bein', Diez I, 371. Dafür findet sich nun hier ein 
willkommenes Beleg. Sonst wird ^Schienbein' durch ahd. skinko wiedergegeben; Diez II, 71. 

BcMgiiar C* (C^ schingar geschr.) ,schmuczen' nach piangere^ ridere; es ist offenbar 
sghignare ,schmunzeln' gemeint; Diez I, 209. 

schilato ABC*, sdiirdtolo C*** ,eychhorn'. Von sciurus (skiurits) Diez I, 373. It. scoj- 
attolo^ wie frz. ecur-euil, aus scurj-; so auch ferr. sgari-öL Sonst aber ist die Form scuir- 



< Andere Ausdrücke für dasselbe Modalverbum sind bei Biondelli zu finden, da der letzte Vers der bekannten Parabel des 
verlorenen Sonnes Veranlassung zu dessen Anwendung gibt. Vor Allem sind die vielfachen Abkürzungen von hiaogna zu 
bemerken, ein Wort, das für seinen häufigen Gebrauch zu lang ericheinen mochte. Am hfiufigsten wird 8 sammt dem 
folgenden oder vorangehenden Vocal unterdrückt: tose. romg. berg. higna^ tose, auch migna (/> zu m; kaum, wie Böhmer 
Jahrb. X, 193 will, für mi huogna) und eben so friaul. Inf. hignä mignä'^ in Fori! hegne^ in Istrien hiegna, com. auch per- 
sönlich (vgl. oben) ho bignat, to hegnarcu; — ven. öogna (Boerio ,voce bassa e villanesca*), herg. bresc. maiL ftögna. Kaum 
durch Abfall der letzten 8ylbe: hol. b»o. Durch Unterdrückung der ersten Sylbe: com. zagnava^ im Rabisch on zugna = ,non 
bisogna*. — Es kommt nun häufig miä vor, so tose. maiL parm. bresc. (es wird auch miava niiark belegt); bresc. nach 
Rosa auch riUOf crem. berg. mk. Schneller sucht ferne Etyma; dtsch. miuaen .dessen Stammauslaut t in den meisten bair. 
Mundarten geschwunden ist*; oder ein dem gr. [lAei entsprechendes altlateinisches mtl. Ich vermuthe eine Abkürzung von 
bUognu zu gna; wie mia zu gna (miagglare gniaolare, mia /c* gnaffh, comsk. mi[d]oUo gnoloy friaul. meum gvo)^ so um- 
gekehrt miä aus gna. Regg. mgnä, welches Schneller als einen selbständigen Ausdruck betrachtet, dessen Deutung er nicht 
versucht, kann des Accentes wegen nicht migna sein ; es verhält sich zu miä wie mant. mgnofo zum eben angeführten comsk. gnolo, 
wie imol. mgniulk zu gnaolare^ wie parm. rumgnar nb. i*timiar = rumigare. Auch im Mod. mgnk. Zu erwähnen ist nocli 
ven. (plebejisch) biä, das man zu miä stellen kann; nur lehnt sich der Anlaut an bisogna an. Ist gnhche in der 
Valtellina nicht ebenfalls gna mit angewachsener Conjunctiou chef — Ciaia ciara in den piera. Alpen hat Biondelli mit 
Recht als identisch mit span. cafe erklärt. — In Bonveein kommt drei Mal arU vor; vgl. meine Darstellung der Sprache 
dieses Dichters, §. Anm., ein viertes Beispiel fand sich dann auch im Bonv. ed. Lidforss. Für dieses mir damals dunkel 
gebliebene Wort schlägt mir Ascoli eine sinnige Deutung vor: arte wäre nichts als art* e, also ar»j artia übernimmt hier 
die Rolle von oput in opua eat = e uopo^ fa uopo. Bei einem berg. Schriftsteller aus dem XVII. Jahrh. findet man 
weiter artara ,es wird nötbig sein*; d. h. aus der formelhaft gewordenen syntactischen Fügung art'^ entwickelte sich ein 
Verbalstamm art- nach der L oder auch nach der IV. Conj. Denn das bergsk. (Val dl Scalve) aret könnte eben nichts 
ändert sein als art\; t vor t zu 6. Lomb. findet man auch ert\ und verA, worin man noch immer denselben Ausdruck 
erkennen könnte; v wäre prosthetisch, wie so oft im Mail. Es ist aber doch etwas zu bedenken. In Toscana, besonders 
in Livomo, wird non verte gebraucht, in der Bedeutung ,non importa, non cale* (offenbar von vettere) ; dass aber die Begriffe 
,es ist wichtig, es liegt daran* und ,es ist nöthig' sich sehr nahe beriihren, zeig^ Span. cate. Es ist eben so schwer das 
Bonv. arte mit verttrt in Verbindung zu bringen, als lomb. f>erCt davon zu trennen. — In einer piem. Mundart (Biond. 652) 
ffutava donc fare lo past*, das out /allere falVtare (frz. falloir) zusammenhängt; al au o, in tonloser Sylbe u. — In den 
istrianischen Sprichwörtern finde ich ,nun cada fasse scampä pamole fora de buca* ,man soll sich die Worte aus dem Munde 
nicht entschlüpfen lassen*. Entspricht cada it aceade = ,fa d*uopo, & mestieri, bisogna* ? — Endlich ist das altfr. eatovoir^ ü 
eatuel auch in Norditalien zu treffen : oitove bei Bonvesin und aus Poschiavo verzeichnet Monti ein «^ ,necessitare*. Letzteres 
ist mit dem chnrw. Verbum zusammenzuhalten. 
3 Frz. dcliarde scheint eine andere Art Fisch zu bezeichnen. 
Denkschriften der phU.-hist. Cl. XXII. Bd. 26 



202 A. MüssiFiA. 

squir- schir- die verbreitetste. Selbst im Tose, kommt scheruolo vor. Dann mit blossem Suffixe 
-att-: ven. schircUo, tir. friaul. brese. crem, (auch in den VII Com.) *at; c zu g: päd. 
sghirato, mail. cremen, parm. -at; g zu g: piac. sgirat. In ABC^ geht r in Z über; so tir. 
schilatt (?) [churw. squilat nb. schirat\*^ während das Grödn. r und l neben einander hat: 
Fem. schirlata. Suff. -aiU -f- ülus: bol. schirdtel, romg. ferr. scarjdtvl (scri scrj sd'rj). Suff. -a66: 
mod. regg. schiraöö; regg. (Nbf.) berg. sghira66. Suff, -uz-ul-: friaul. sgiarüzule\ der Stamm 
vergleicht sich mit der ferr. Form, nur ga = §a. Rosa führt sgrela an ; sgr statt sgher sghir. 
Wie ist gen. sciumua gebildet worden? Die Formen mit ghir könnten sich an glirem 
lehnen ; ein zwingender Grund ist jedoch zu dieser Annahme nicht vorhanden. ^ 

Bchina ,ruck' A; so ven. piem. romg.; auch [sard. Nicht anders geht ei im piac. 
parm. bol. scheina auf l zurück. Mit e: mail. schena; mit ie: it. schiena, mail. s^cena. 
Diez I, 371. 

Bchinal ,stockfisch' A, «cÄenaZ^schenaP ß. Die mir im Augenblicke zugänglichen it. Wbb. 
versagen das Wort; bei DC. indessen s. v. schinata finde ich ,Italis schinale^ ga*!!- raerlus^. 

schir&tolo, siehe schilato. 

m 

Bchirpion ,scarpion' B ; tonloses o zu i auch im friaul. sgripion (nb. sgarpion scarpion)y 
berg. scripiü (scarpiil)^ sie. schirpiuni scripp. 

schizar ,zerdrucken* C\ Fast in allen Mundarten mit geringen Formvarianten (in 
aemil. Mundarten gern mit dem Präfixe a-) gebräuchlich; die Bedeutung ist ,fest drucken, 
(Obst) auspressen, quetschen, zerknittern'. Galvani sieht darin Zusammenhang mit excutere 
excvtiare (woraus it. cchiacciare konamen soll; dagegen Diez II, 63) und dem damit urver- 
wandten (?) dtschn. quetschen. Das ist Alles wenig einleuchtend. Das gleichfalls dunkle 
it. schizzare ,8pritzen, heraussprühen' dürfte kaum dasselbe Wort sein. 

sconchigarse : -äte jbescheiss dich' B. Wird nur bemerkt wegen der Veränderung 
des a zu i (ej, welche beim Verbum cacare oft vorkommt. Z. B. friaul. cijä nb. caga^ 
tir. ckegä, mail. berg. bresc. s-rhig-asä, mail. auch -ath u. s. w. Auch churw. chigiar chiar. 
Vgl. franz. chieTj so dass deutscher Einfluss (Diez II, 291) nicht unbedingt angenommen 
zu werden braucht. 

scoto ,schüsselwescher' B ; comsk. und friaul. (also ladinisch) scotön ,garzone che ha 
l'incombenza di fare la polenta', tir. scottöm ,frate servente'; bresc. crem, scociöt dass. 
Woher?* 

scrimier, spada da ,schirm8chwert' A. Wenn die Endung -ier richtig, so liegt hier 
eine Nominalableitung mittels -ariibs vor; wahrscheinlich aber ist scrimir zu lesen. 

scriminal ,Scheitel' AC, schey telspill' B ; so ven. ; it. scriminatura, lucch. scrimolo ; 
sie. scrima? 

scrimir: -isi ,schirm' B; C*** scrimidor ,schirmer' (C* verdruckt scrmador). Die Me- 
tathese des r kommt in älteren Schriften häufig vor, jetzt besonders im Subst. scrima 
scrimia; vgl. auch piac. scrimal, bol. scrimaj ,Feuerschirm'. 



1 Mail, gira girelta gehören dagegen wohl zu glirtm^ so piem. ogKi, Wie verhMlt sich aber mit lomb. cttretta, aue guH gofa^ 

Demin. ctueta guzzelta, bergsk. auch gotmatda gvtm.f Im Bergsk. begegnen wir femer dem Worte hutOj in anderen lomb. 

Gegenden mit /.- fuaetta, -eöci, -eta, — Mail, lardirö von lardua. — Was ist piem. prcnf Was timor in Val di Scalve 

(bei Rosa)? 
3 It nennt man den ^Laienbmder, der niedere Dienste verrichtet* »cortont und torzone, 
' Andere Ausdrücke dafür: das oben erwähnte achea — päd. cemegiaj com. cernöglia; comsk. Bciumögliaf grödn. 6omadl 

(Asc. 854 gegen Schuch. III, 248, der an eriniculna dachte) ; von cemerej vgl. lat. cUscemiculum , Haarnadel* und ,abgetheilte8 



Beitrag zur Kunde der norditauenischbn Mundarten m xt. Jahrhunderte. 203 

soripterol ,schreibzeig' C^; sonst unbekannte Ableitung von scribere\ C* heit canzello 
da scrivere ,schreibzug'^ das erste Wort erinnert an cancelleria; wie ist aber die eigent- 
liche Bedeutung zu verstehen? 

Boufon: -^ ,socken' C"*, während C* scaptni bietet. In lat Schriften des Mittelalters, 
besonders aus italienischen Gegenden, kommt das Wort in den Formen scaffones und 
scuffones (auch mit 6inem f) ziemlich oft vor; siehe DC, Muratori Diss. 25 und Viani's 
Dizionario s. v. scuffioniy wo Parenti's und Gherardini's Erörterungen über das Wort mit- 
getheilt sind. Die Grundbedeutung ist ,Fuss- oder Bein-Bekleidung' und zwar zunächst 
aus Wolle, Filz, Tuch, kaum aus Leder. Bei Magagnb das Demin. Plur. scoffonciegi 
(Sing. -el). Aus jetzigen Wbb. ist zu belegen friaul. scufon ,calza di grosso filo o di cenci', 
bol. scfoii ,calza di grosso filo' ; mod. scffon wird von Galvani ,scarferoni' übersetzt. C**', 
welche wie C* scapini bieten, haben für das Französische das nunmehr veraltete escaßgnon 
(einst auch escaßlov.)^ wohl dasselbe Wort, mit a in der anlautenden Sylbe wie im Mlat. 
Woher das Wort? Das von Pirona und Galvani vorgeschlagene sculponeae ,eine Art 
schlechter Holz schuhe' ist schon von Ferrari abgelehnt worden. Die Deutung aus scapha, 
welche Littr6 für das franz. Wort vorschlägt, scheint sehr befriedigend ; die Veränderung 
des tonlosen a vor f zu o oder u ist den romanischen Laut-Gepflogenheiten ganz ange- 
messen. Es gibt indessen noch Folgendes zu erwägen. It. scarferone^ mundartl. scalfarott 
-eft haben die nämlichen Bedeutungen wie scufon ,Socke von dicker Wolle', , Pantoffel, 
Halbstiefel von Filz, Tuch', und zwar in einer Gegend die eine, in der anderen die andere, 
oft mehre zugleich. Dazu berg. scalfös ,8chlechter Schuh oder Strumpf. Galvani erklärt 
diese Wörter von scalperum in alten Glossaren für ,calceus, caliga'. Mir wollte nicht 
glücken, dieses lat. Wort aufzufinden. Es sei mir demnach erlaubt, davon abzusehen und 
meine Vermuthungen vorzubringen. Beim ersten Anblicke möchte man scarferone u. s. w. 
um so weniger von scafon trennen, als einzelne Mundarten (pav., piac.) die Form scafarott 
kennen. Wie ist aber r oder l zu erklären? Nimmt man / als ursprünglich an, so schiene 
Metathesis aus scafla (= scaphula) das Einfachste zu sein, und dennoch ist diese Art 
der Metathesis von l ein so ungewöhnlicher Vorgang, dass man sich dabei nicht voll- 
kommen beruhigen kann. ^ Dazu kommt, dass einerseits pav. scaf% {= inus\ andrerseits 
mail. com. scalfin^ genau dieselbe Bedeutung wie it. scappino ,Strumpfsocke' aufweisen. 
Dieses wird nun von Diez I, 369 (so auch schon von Ferrari) aus scarpino^ mit einem 
allerdings seltenen Wegfalle von r, gedeutet. Man könnte demnach vorerst scarp- zu scarf- 
scalf'^ dann die Gleichung: wie scap- aus scarp- so scaf- aus scarf- (in scafarott j scafV) 
annehmen. Aber weiter zu gehen und selbst scafon scofon^ von scarp- herzuleiten, wird 



HaarS Ferrari und Diez I, 123 — cremon. crena, von erena ^Einschnitt*, wodurch Diez' (II, 121) Vermuthung bezüglich 
8p. pg. crenchOf cat. clenxa •= crenicula^ nicht criniculus nach Cabrera, an Glaubwürdigkeit gewinnt; sard. gringia gringiera 
wird mit dem span. Worte identisch sein — tose, scrinatura aber wohl von crinU — tose, »partizione^ päd. imol. und gewiss 
auch anderswo tpariiduro^ dann sen. divUa , Abtheilung* — tose, diriztatura addir, — mod. bol. caUeia, ^^SS* ^^Idtela; von 
cdLlis — mail. virtUa^ cremon. avirtu»^ berg. irtea^ piac. verdza; von verticeni; vgl. dtsch. Scheitel (nicht nach Biondelli: ,forse 
da averzer aprire*)» 
' Noch weniger wird man an Einschiebung denken. Einmischung von cafefacere ist kaum glaublich, da »caf/ar ncarfar in 
ital. Mundarten wohl vorkommt, aber gerade nur in solchen (neap. sie), welche das in Rede stehende Wort nicht kennen. 
Um endlich in dem bescheidenen Winkel einer Anmerkung noch einem Einfall Raum zu gönnen, will ich noch fragen, ob 
nicht tca^hay woraus dann al = au^ denkbar wäre? 

2 Päd. atalfin mit gleicher Bedeutung ; sc ohne folgendos j zu at f 

3 Ferrari kennt auch eine Form coffoni, bei DC. chiffones (wohl Art- auszusprechen), wodurch die Frage noch verwickelter 

wird. Wir wollen es vorläufig bei der Annahme eines Wegfalles des e bewenden lassen. 

26* 



204 A. MüssAFiA. 

man sich wohl versagen; vielmehr wird man geneigt sein, den Wegfall von r in den 
so eben erwähnten Wörtern zum Theile der Einwirkung von scapha zuzuschreiben. Wir 
hätten demnach zwei Wortgruppen, deren Bedeutung fast bis zur Identität verwandt ist 
und die trotzdem von zwei verschiedenen Quellen fliessen. Ist scalperum vorhanden und 
zwar als noch lateinisches, nicht etwa als latinisirtes romanisches Wort, dann wären der 
Quellen drei.^ 

sechiaro ,eymerstein' B ; ver. seciar^ ven. tir. bresc. regg. -er, berg. seger, friaul. seglar 
bedeuten ,Sptilstein'. * 

semoza, siehe sarmiza. 

sempiare ,abschreiben* A, von 

sempio ,fuergeschrift' A. Eben so tose, eseraplo esemplare. Jetzt überall veraltet. Die 
Aphäresis auch im sempio der Mon. ant. 

senavra B und 

senavro ,seniflF' A. Von sinapem mit eingeschobenem r und vorgerücktem Accente. So 
in vielen Mundarten. BaldMasc. : berg. bresc. crem, senäer (= aver = av^r; für's Berg, wird 
Sander angegeben ; ist die Betonung richtig ?), päd. sendverOy mit vermittelndem e zwischen 
v-r, trotzdem o vorhanden ist (vgl. pighero maghero). Fem. tir. mail. crem, cremen, seruwra^ 
pav. piac. parm. snavra. 

senestrar: -a ,verrenck' B. Ferrari s. v. slogare sagt: ^Y eneti senestrare torquere, ob- 
liquare'. Das Wort fehlt sowohl bei Patriarchi als bei Boerio ; in Dalmatien ist es allgemein 
gebräuchlich. Friaul. signesträ diss.^ bresc. desenestrh ,sconnettere' (Biond,). Vgl. auch ferr. 
Sbst. snestar, bol. -er , Verrenkung'.^ Vgl. Diez I, 398. 

sensa ,auffahrt' ABC. Es ist das Fest ,Christi Himmelfahrt' gemeint. So ven. ver. 
tir. bresc. berg.; friaul. sense; mail. sensia; parm. assenzia. Von ascensio'^ Nominativbildung. 

sentar: -a ,sicz' BC, In zahlreichen Mundarten ist das Verbum als Activ ,setzen' 
und als Reflexiv ,sich setzen' vorhanden; auch die Crusca führt ein paar Beispiele an. 
(Churw, Santä^ sa äantä.) Als Intrans. vielleicht im Ferr., da Nannini sentar und sentars 
,sedere' verzeichnet. Unter der Republik Venedig lud man die Richter ein, ihre Sitze ein- 
zunehmen mit der Formel: a sentar, ,siori ecelentissimi ,zum Sitzen'. Von sedent-are. 

sepejarse: -äte ,pesich dich' B. Entspricht, wenn ich nicht irre, it. spScchiati; j stellt 
g dar, das sehr oft in lomb. Mundarten, und speciell bei diesem Worte auch in anderen 
Gebieten, cl ersetzt; das e dient zur Trennung der zwei anlautenden Consonanten. 

seraja ,schlüssel' C zwischen ,armstnus' und ,köcher'. Noch Patriarchi führt seragia 
de Varco an. 

serpion ,charant' B, d. h. tarant (th.), das mit scorpio übersetzt wird. Das roman. Wort 
ist wohl ein Augmentativ von serpe. 

sescalco ,marschalk' B, ,hofmaister' C*. Gleiche Contraction bei Franco Sacchetti. 
Vgl. mascalc(a statt manisc. AC* haben die volle Form senesc. 



> Als Zusatz zu diesem Artikel und zu »cafa (s. o.) möge noch gefragt werden, woher mail. scaJßi ,ein Kleid am Halse aus- 
schneiden*, Sbst. acalfj acalfadaf Es erinnert lebhaft an die Grundbedeutung von »capka^ und hier wieder begegnen wir 
dem /. VgL noch bei Chembini die weitere Bedeutung von acalfö ,tagliare angolarmente o a schiso o a scafa*. — Galvanens 
Flamma erzählt, dass die dem Luxus ergebenen Frauenzimmer scopata gutture daherschritten. DC. erklärt ,pro acoperlo*. 
Er meint also, es liege ein Schreibe- oder Lesefehler Tor. Mahnt aber der Ausdruck des mailändischen Chronisten nicht 
an ecaffäf frz. dicoUetef — Bedenken gegen diese Vermuthung erregt die Form acal^iä^ Snbst. aealv in lomb. aemil. Mundd. 

2 Berg, haciaeiaf vgl. frz. baehat, 

3 Siehe unten »ntogar. Man bemerke auch päd. atracolare^ comsk. »lonzar (eX'lumb-i-arefJ. Neap. agommä. 



Beitrag zub Künde der norditalibnibcbbii Mundarten im xt. Jahrhunderte. 205 

setiso ,laithiint' C (in allen vier Incunabeldrucken senso geschrieben ; in den folgenden 
Ausgaben fehlt das Wort); it. segtigio; mittellat. neben anderen Formen se^ishis'^ mail. 
parm. saus, mail. com. savits^ piem. stts, Diez I, 376. 

Bgobo ,högrecht' B ; verstärktes gobo = gobbo. 

sgognar: -älo ,flenen an' B. Das Wort ist weit verbreitet (pav. mit eingeschobenem r: 
sgrognä)'^e8 bedeutet ,spotten, nachäffen, Gesichter schneiden, verächtlich lächelnd Das stimmt 
ziemlich genau zu it. ghignare sgh. (s. o.sck.); nur flösst der Vocal gegründetes Bedenken 
ein. Man darf an gogna = vergogna ,Pranger' denken; also ,an den Pranger stellen, ver- 
spotten, beschämen*. Im Churw. finden wir gomgnia ,Spott', sgiomgiagier ,spotten' mit 
anderen Nebenformen. Biond. verzeichnet brianz. sgognä ,rassomigliare ; dicesi delle fiso- 
nomie' ; ebenso im crem. Wb. Die Bedeutung hat sich wohl von dem Begriffe ^nachäffen' 
aus entwickelt. 

Bgomerare ,rawmen' A. Im Ital. sgombrare und sgoniberare; d. h. in cum'lus comnis 
ist 6 eingeschoben worden, und zwischen b-r trat wieder vermittelndes e ein. Mb wäre 
dann hier zu m geworden, wie oben in cominare. Man könnte auch annehmen, dass das 
a (o) von citmülare sich als e gerettet habe, woraus gomer- und mit eingeschobenem 6 
trotz des folgenden e [gömbero, bömbero) goviber-. Die erste Erklärung scheint mir einfacher, 

Bgorbado ,crumbP C; Boerio verzeichnet sgorbar als veraltet nb. sgobar; sgorbo bei 
Grion 213. Einschiebung von r oder Anlehnung an curvus? 

sgraffar ,craczen' C, -a ,czukracz' B. Entspricht it. sgraffiare, aber ohne i, wie im 
it. ag^affare. Gleiche Form in fast allen Mundarten. Siehe die Anmerk. zu granfa. 

Biartiflco ,künftig* B. Verschrieben für siant.'l 'Oder steckt arte darin? 

sibriolo ,wispelpein* B. Suffixlose Ableitung von sibilare zur Bezeichnung des Instru- 
mentes, also *siUlo *sibro -f Suff, eolus. R aus l lässt sich aus den jetzigen Mundarten 
im comsk. sciur-el, in der Val Leventina surel nachweisen ; Letzteres bei Asc. 259, welcher 
darin Einwirkung von Dissimilation erblickt. Alle Laute des Stammes sibil' erfuhren 
sowohl im Verbum als im Substantiv mehrfache Veränderungen. Der Anlaut ist ä, s, z^ 6^ 
selbst st und s'6; dem ersten i entspricht i^ e oder durch Einfluss der folgenden Labialis 
n^ '() ; 6 bleibt 6, wird / (schon im lateinischen sifilare)^ v, u, fällt weg und der Hiatus 
bleibt oder wird durch g wieder aufgehoben (vgl. it. cigolare Diez II, 21); das zweite i 
bleibt als i, e, wird durch die vorangehende Labialis zu o, u oder geht verloren ^1 = 1^ 
t (aus Ij)^ r. Hier eine Anzahl von Formen, wobei wir Beispiele der suffixlosen Ableitung 
wählen; entweder als Primitiv oder mit den Deminutivsuffixen öl, ell^ ett^ ott:regg. sebiol 
ferr. sivel, friaul. sdvÜ siviV ; berg. pav. sifol, crem, s^fol, Cremen, ziffol, com. cifol^ ferr. cifel 
rogg. sciffel; ver. scioloto, berg. crem, sigol, berg. siglott; gen. scigua ,zampogna', scigudlu; 
ven. tir. ver. siibioto, piem. subiet^ regg. sobiol, ferr. bol. cremen, siibiol^ parm. -Öl, piem. 
Fem. -ola; bresc. söbiel^ -ott; it. züfolo,^ lucch. süffilo^ bei Ruzzante suguolotto^ ferr. stffd^ 
bol. stttffiL Man bemerke noch sard. sulare = *subulare oder bl zu If sulittu ,zufoletto^ 

sieve, el ,hech* A; so bei Ruzzante und (wie in der Einleitung schon erwähnt) bei 
Oriuolo. Das Wort wird von Patriarchi und Boerio (von Letzterem als ,veraltetes Wort*) 
ohne Angabe des Genus angeführt. 

* M dnrch Vorrücknng des Accentes. 

^ Diez sieht in Letzterem einen Naturausdmck mit Anlehnung an lat. aififare nnd »njfflare. Wie ans dem oben Gesagten 
erhellt, ist mir zufolare das lat nißlare selbst, und i/, zunächst in der tonlosen Sylbe berechtigt, behauptet sich ancli unter dem 
Accente. Auch franz. Mundarten kennen Formen wie suhhr; siehe Favre, Jaubert u. s. w., auch bei Rabelais 9uU€t jSifTlet^ 



206 A. MUSSAFIA. 

slmpioldo ,ainf eltigt' A; so ven.; friaul. scempiold. Von sempio = it. scempio -+- Suff. 
oldo = aldo. Vgl. päd. semplicioldo. 

sineta C\ fineta C*'* ^posseV. Ich verstehe das romanische Wort nicht, und verlege 
mich daher auf kühne Vermuthungen. Steht es für [a] sineta^ so könnte es auf merk- 
würdige Weise mit goth. asneiSj ahd. dsni asneri ,servus mercenarius' (siehe Graff I, 478 
und Grimm's Wb. s. v. eseJ) zusammenstimmen. Oder ist es aus la-sineta zu deuten, und 
darin das lasina der Lex Salica zu erkennen? Mit fineta wüsste ich nichts anzufangen. 

sitar: -a ,schewss' B. Ueber sita sitare = sagüta sagittare siehe Mon. ant. und Fra 
Paolino. Sita auch in den VII Com.^ 

slisegar: -a ,gliczene' B, d. h. ,gleite'. Boerio bezeichnet das Wort als veraltet, fügt 
aber hinzu, im Paduanischen werde es noch gebraucht. Patriarchi führt es in der That 
ohne jede Beschränkung an. Com. slis^igh nebst Adj. slizzig. Tir. mit eingeschobenem 
n: slinzegar. Ohne -eg = Suff, -fc- erscheint das Verbum im ven. bol. mod. slissavy berg. -^, 
comsk. slisciä und slizzä /ö, grödn. slizü und mit eingeschobenem n: comsk. > a slinzon 
,sdrucciolarc al basso col deretano'. Auch scUnzoli zu Poschiavo ,Schlitten* kann hieher 
gehören; sei =. sl wie in schiatta = ahd. slahta, afr. esclier = ahd. slizan u. s. w. 
Ohne s berg. comsk. lissh. In Bezug auf das Etymon kann man im Zweifel sein. Am 
leichtesten bietet sich meiner Ansicht nach eine Ableitung von liscio dar, wie denn 
Diez I, 251 mit letzterem Worte span. deslizar, cat. lissar (= sUssar) und cat. lliscar 
relliscar (= s4isegar) in Zusammenhang bringt.* Man kann aber auch mit Schneller an 
Zusammenhörigkeit mit ital. und mund. glisciare, friaul. sglizzih^ denken; von deutschem 
glit'senj Diez II, 323/ Das g wäre * abgefallen , wie im neupr. linsh^ das zugleich (eben 
so wie frz. glinsef") die rhinistische Einschieb ung der tir. com. Form aufweist. — Es 
wäre noch allenfalls der Stamm slit- zu erwähnen: com. \ a slitton als Synonym des 
oben angeführten a slinzon, tir. ciapar el slit ,sdrucciolare ritto d'un carro'; dann von 
slit -f- ic: com. slitigh, mail. Sbst. slitiga, brianz. slitighent; dazu slitta und die ent- 
sprechenden mundartl. Substantiva und Verba in der speciellen Bedeutung von ,Schlitten, 
Schlittenfahren'. Vom ahd. slito;^ Diez II, 67. Man wäre geneigt, com. slitigb und slissiga 
als 6iuem Stamme entsprossen anzusehen; die mit l anlautenden Formen hätten dann ihr 
etymologisches, als Präfix angesehenes s abgeworfen ; indessen wird man den obenstehenden 
Erörterungen gegenüber wohl darauf verzichten.* 



< Mod. tÜta'i Etwa aus ackgüt-ula: Anders Galvani. 

2 Dem von Diez a. a. O. angeführten altsp. de-leznar ^gleiten* entspricht genau sard. liscinai, auch Itueinare dass. Larueiro»u 
,Bcblüpfrig' schiebt n ein. 

3 Vgl. Muratori, Diss. 33: Nobis est »iMciare pro adimcciolare^ quao tox enata videtur c gernianico gliUchen, nisi potius eam 
velis ex liacio, 

* Wenn man sc/iif- für sclit- alit- zu Grunde legt, könnte man hieher auch mail. achittigä (und scattigä) rechnen. 

^ Zahlreich sind die Ausdrücke für ^schlüpfen, gleiten^ dann auch «entschlüpfen, entwischend Hier noch einige, zuerst an 
den bisher erwähnten Stfimmen anklingend. Slip-: com. sHpä ^sdnicciolare^ und ,fuggir di soppiatto, sgulzzare'; tir. ciapar 
el alip z=z c. el alit; mitte; tir. alipegar = alinxegar; vielleicht auch friaul. alkh (p*c zu c). Zu it. 8ch\ppire<t gen. achifft ,eut- 
wischen^ gehörig; mhd. alipfen, ndl. alippen^ Diez 11, 64. Ob nicht dazu gehörig (durch Ausfall des anlaut. a) auch geu. 
Uppegoau «schlüpfrig*, neap. allippare, sie. -ri ,fuggire con prestezza e nascosamente^ in einigen Wbb. auch it. leppare mit gleicher 
Bedeutung? — Dann die Stämme bliaa- abliaa- und briaa- abt-iaa-^ als Primitiva oder durch -tc- abgeleitet: Für bliaa keine 
Belege. Sbliaa-: maüt. abliaaar abliaaiar abliaciar^ piac. «62uet^. Bliaa -|- ic-: mant. berg. bliagä^ parm. mod. regg. -hei'j berg. 
auch biagä, Sbliaa -f- ic-: com. abliacigäf ferr. bol. abliagar, Bi-iaa' nicht zu belegen. Sbriaa-i ven. ferr. abriaaar, friaul. 
'äf ver. -iä. Briaa -f w -f- ul-: cremon. bria'ciä, Sbriaa -f ic- com. abriaaigä. Endlich ein paar Formen mit ö statt i (ij 
sowohl für bliaa -{ ic- als für briaa -f- ic- : bresc. biöacä^ berg. biöagäj selbst böagä ; crem, bröa'ciä. Dass l und r nur Laut- 



Beitrag zvu Eü»de deb norditalienischsn Mundarten im xy. Jahrhünberte. 207 

Bmarire : -isi ^derschreck^ B. Diese Bedeutung kommt eigentlich nur dem Reflexivum zu. 

smilsa ,inilcz^ AC; so ven. ; friauL smilze. Gleiche Verstärkung des Anlautes im 
churw. snieulza. 

Bmogar: -äte (geschr. -acte) ,verrenck' B und darüber als Erklärung sen£strate; s. d. W. 
Monti führt aus einer com. Urkunde v. J. 1270 ,nec feritam aliquam . . . nee smigcUam 
facere*, wo wir also einen bis auf den Vocal gleichlautenden Stamm mit sehr ähnlicher 
Bedeutung finden. Man könnte denken an magagnare^ com. maga ,Fehler*, und o als 
fremde Aussprache des a annehmen; indessen spricht dagegen ein mit smog-ar genau 
zusammentreffendes esmoug-onner ,mutiler, estropier', welches Scheler (Jahrb. X, 258) 
nachgewiesen hat.^ An dem von ihm angenommenen Zusammenhang mit rnoignon darf 
man zweifeln.* 

smojar: -a ,weich ein' B und an anderer Stelle ,knuts auff*. In letzterer Angabe 
finden wir, wenn ich nicht irre, die Bedeutung wieder, welche das Verbum in den meisten 
Mundarten hat: ,die Wäsche in der Lauge waschen*; ex-moüi-are. So auch im romg. 
.smulghi =r ex-moU-ic-are, Sbst. ven. smogie, friaul. smueje, srai(4e^ bresc. smoj, mail. piac. 
srrwj, com. asniöj ,LaugwasserS 

Boca ,rock' A; wohl bloss ,Weiberrock', in welcher Bedeutung das Wort, besonders 
in lomb. Mundarten, fortlebt. 

sodoma flo A*, A^ wohl nur verschrieben somada fio als Synonym von rttigo ,checzer'. 
Ueber die Berührung der zwei Begriffe siehe buzzeron. Der Ausdruck ,Sodoma's Sohn' 
für ,Sodomite' dürfte kaum je volksthümlich gewesen sein. 

soga ,seil' B; auch bei Dante, aber zunächst den Mundarten eigen. Nach Toselli 
sollen die Bauern um Bologna auch sauga, statt souga^ aussprechen. Diez I, 384. 

someso ,gemünde* A. Ueber das deutsche Wort ,die Breite der Handfläche nebst 
der Länge des seitwärts ausgestreckten Daumens* siehe Schmeller II, 597. It. sommesso 
wird auf ganze gleiche Weise erklärt : ,1a lunghezza del pugno col dito grosso alzato^ 
Im Ven. Friaul. Tir. scheint das Wort nicht üblich zu sein. Ferr. bol. smess, gen. simessu. 
Im Voc. eccles. semeso. Wahrscheinlich aus semis, semissis^ mlat. auch semissus ,ein halber 
Fuss^ Die Betonung des mail. pav. cremen, sömes^ bresc. sömes, piac. sömas ist be- 
merkenswerth. 



Varianten sind, wird kaum zu bezweifeln sein; welcher ist der ursprüngliche Laut? Und femer: ist s etjmolo^sch und 
nur durch seine Aehnlichkeit mit dem Präfix dem Wegfalle ausgesetzt, oder ist es verstärkendes Präfix? Nur das Auffinden 
eines befriedigenden Etymons würde diese Fragen beantworten. Liesse sich annehmen, dass vor das / des Stammes IU9 
(in lUrio) ein 6, wie so oft vor r, vorgeschlagen worden sei? — Ueber piem. ughi^ (Biond. sehik) siehe Lerocke^s 
Jahrb. XII, 111. Anklingend, aber kaum dasselbe Wort bol. aguüar^ dem mail. (bäner.) schüigh (gut ■= chi) su entsprechen 
scheint; auch auf franz. Gebiete, in der Mundart von Saintonge, guiler, — Com. sgkirläy mail. (bäuer.) »r.herligä^ com. maiL 
crem, (bäuer.) scarUgä erinnern (besonders das Erste) entfernt an die in der Anm. zu galcn erwähnte Wortsippe; Znsammen- 
hang der Begriffe liesse sich zur Noth herstellen. — Romg. ghine agkin^y imol. ghignk; etwa von chinuaf — Piem. aquarh, 
in Val Anzasca sguarrä; doch nicht mit it. sgarrare ,vom rechten Weg abweichen*? — Rom. «fugley wohl von /tigere, was 
durch lucch. sfuggicare^ dort uno afuggicone (= uno sdrucciolone) noch wahrscheinlicher gemacht wird; vgl. auch neap. 
»fniert afaire ,aus der Hand entwischen, von FischenS — Imol. afuLghhf Sic. aeiddieari xülicarif Sard. iacadriaref — 
Schliesslich mögen zu it. »drucciolare das aret. adruechiare erwähnt werden, das Diez* (II, 66) Deutung von ahd. atruhhal^ 
das eigentlich adrtiecolo ergeben musste, g^it unterstätzt. Andere tose. Formen sind atrugiolare und adntacicare. Man wird 
bemerkt haben, wie beliebt hier das Suffix -ic- sei. 

* Es erinnert einigermassen an pic. dhaagander, bürg, d^mangonai ,d^mantibu]er*. Vgl. auch im Berry maugtiin ,estropi6: 
II est m. de son bras\ 

2 Ist friaul. amodear mit gleicher Bedeutung ans ex-mod- ,au8 dem Model fallen, aus der [von der Natur vorgezeichneten] 
Art schlagen*? Diess scheint zu preciös. 



' 208 A, MüssAFiA. 

sonda ,snidt' A. So bei Ruzz. ys'a creesse (besser Jatto in sonde e in boccon' 
,a fette e bocconi^ In den Marginalglossen zu Magagno: Sonda ,parte^ Ob es 
noch in rustiken Mundarten Venetiens lebt, ist mir unbekannt. Ich finde es nur im 
Ladinischen nachgewiesen : grödn. sonda ; friaul. sunde sunte gibt Pirona in der speciellen 
Bedeutung von ,Polenta8chnitte' an. Schneller kennt ein oberfass. sona. Pirona gibt 
sumpta als Etymon an; wozu Sehn, hinzufügt: ,Schwed. sönd = Theil?* 

sonsa B und 

sonza AC ,smer'. Die gewöhnliche Form der Mundarten; gj von axungia (it. songia) 
zu z (s). Im Ital. sugna ist ng ^= nj z=z n. Vgl, lat. spongia, it. spngna, ven. sponza^, 
C hat dann auch sunzador ,schmirber'. 

sopiar: -a ,blos' B; siehe supiar. 

sorar: -a ,kühle' B. Dieses von aura — ex-aur-are, Diez I, 366 — stammende 
Verbum* ist weit verbreitet; es hat viele Ableitungen hervorgebracht, hat mannigfache 
Bedeutungen und wird in zahlreichen Redensarten gebraucht. Der Gründbegriff ,Luft^ 
lässt sich überall erkennen. Es bedeutet ,kühlen*, ,einen verschlossenen Ort auslüften' 
(com. so7'el ,Luftöffnung in Kellern^), ,das Stroh aufmischen im StrohsackeS ,den Falken 
an der Leine flattern lassen', ,Luft machen dem abfliessenden Wasser, dem ausströmenden 
Dampfe, dem Blute', wobei als Object sowohl das vom Dampfe, Wasser u, s. w. erleichterte 
Behälter (z. B. mail. sorh la vena ,zur Ader lassen', bresc. sora^ el gos ,seiner Kehle* 
d. h. ,seiner Redelust Luft machen') als die Flüssigkeit erscheint, welche ausströmt 
(z. B. ven. daghe a si*acqua un poco de soro^ wo dar soro aW ojc. = sorar Tac.) ; dazu mail. 
sorador ^ -6, aemil. arsiiradur^ sorin ,Klappe, Ventil'. Weiter: ,Luft schöpfen' (neap. 
sciaore'/are = ex-aur-ic-are ,respirare aria libera a bell' agio ed a bocca aperta'), ,sich 
Müsse gönnen, sich zerstreuen' (ven. andar al soro ,sich erholen', ciapar el soro ,die Arbeit 
auf einige Zeit verlassen, um sich Ruhe zu gönnen')^, daraus ,zerstreut sein, mit den 
Gedanken herumschweifen' (mail. sor-eg-att ,scapato, sventato') ,närrisch sein, einen 
Sparren haben' (mail. avergh una vena dcl sor.) * Hieher gehören wohl auch sorä la corda 
,sui ponti del Po lungo il confine sardo-lombardo per Allentare, moUare' ; bresc. sorh la 
materin ,eine Sache in die Länge ziehen'. Mail. piac. pan sor ,hochaüfgegangenes, 
weiches luftiges Brod', piac. sor auch vom Boden ,schütter*, dann als Subst. ,eine leere 
Stelle, eine Unterbrechung der Continuität u. s. w.' Schliesslich mögen hinsichtlich der 
Form erwähnt werden : gQxi. sciuh ,freddare', sciua^e ,sfogassi', resciöu ,sfiatatojo' ; sdaurh 
,kühlen' im Poschiavo, das dem Etymon zunächst steht; endlich parm. arsorder (nur bei 
Biondelli) dessen rf, falls kein Druckfehler vorliegt, schwer zu verstehen ist.* 



' Vgl. auch funyus^ das in vielen Mundarten g^ «g oder »y z, lauter Producte von gj, aufweist; aUo gleichsam */uvgiu«. 

2 So Achon Ferrari; Asc. 328 bezweifelt diene Deutung. 

3 So auch it. 9ciorinar*i und mit flattu statt auray Hficttare^ neap. adaadä = ex-ad-flare. Vgl. auch it. sdalare von exhalare 
und 8p. holgar von follicart bei Diez H, 143. ^ 

^ Friaul. »orä ,vcr8potten, höhnen* knüpft an die Bedeutung ,sich unterhalten, sich belustigen, sich lustig machen (über 
Jemanden) u. s. w.* Da indessen Jemand auch an »oro ,dumm, tölpelhaft* denken könnte, so verxeichne ich diese Bedeutung 
nur in einer Anmerkung. 

^ Viele der Bedeutungen von iorar kommen dem Verbum »fiorar zu: hoL romg. imol. ^fiurer i pagn ,sciorinare i ])anniS 
aßwadur 'sfiatatojo*, ^ßor dass., dann auch ,8ollievo, ricreamento*. Ffo», floria hat dabei wohl nichts zu thun; es sieht aus 
wie eine Verquickung von torar und qfiatoM. — Im Friaul. findet sich wieder sborä ,dar esito a vapore, aria calda o liqulda* 
(auch in obscöner Bedeutung), », U Jörn ,aprire la bocca del fomo troppo riscaldato' , s. le vene ,salassareS t. le »dope 
,8parare il fucile*, »borador ,apertura per dare sfogo ad acque raccolte* und ähnliche Ausdrücke auch in anderen Mund- 
arten. Siehe Montrs 8upplemento s. v. shorh. 



Beitkag zur Kunde der NORDiTiiuBNiscaKN Mundarten lu xv. Jahrhunderte. 209 

sordir: -isi ,tawb' B; so ven.; sonst mit Präfixen: mant. insordir^ bol. insurdir; it. 
assordire u. s. w. 

sorore ^swester' B. Wohl nur ein Latinismus. 

spaolar: -a ,8wint' B; tir. spadolar^ com. mail. -ri, ferr. spadular^ cremon. -ft, sard. -ai ; 
ven. mit t: spatolar, zugleich aber spolar, das die Mitteltbrm von B voraussetzt; neap. 
spatolejare. Ueberall ,Flachs schwingen^* nebst dem entsprechenden Sbst. spddola^ -ulay 
spdtola. Bloss das Subst. parm. spatla, bresc. berg. crem. plac. spddola^ romg. spedula^ 
pav. spdula. Das Sbst. hat manche andere Bedeutung: »Spatel zum Umrühren für Apo- 
theker, Maler u. s. w. (in diesem Sinne auch it), kleine Schaufel für die Tinte in den 
Buchdruckereien, Papiermesser aus Holz u. s. w.^ Alles von spathida. Vgl. Diez I, 391 
8. V. spada und spalla. 

spazamento, dar ,ausrichten' A ; so bei Ruzzante ; it. daj^e sparrio. 

spazarla: -äla ,fürder dich' B; anders construirt als das übliche spdzate, it. spacciati. 

speranga ,spang' B; it. spranga^ e ist eingeschoben zwischen p und dem seinerseits 
eingeschobenen r. Zur Lösung des Nexus dient in jetzigen Mundarten a, d. h. der Vocal 
der folgenden Sylbe: ven. sparanga; päd. tir. ver. spardngola, ferr. -ula, 

spörgolo ,sprengwedeP B-, so tir.; parm. sperglein; it. aspSrgolo, in Valdichiana 
spargiglio. Romg. sp6rgul, bol. spdrguel bedeuten ,WeihkesseP. C hat sparsorio = aspersorio. 
Die meisten Mundarten gebrauchen asperge, -es, -is. 

spiegoler ,8piegler' A setzt eine Form spiegolo voraus. Der dem lat. e von späculum 
entsprechende Diphthong kommt im Ladinischen oft vor; friauL spiegli spielt, grödn. spiödl 
{dl aus cJ)^ fass. spieje. Auch bei Ruzz. spiegio, hier um so leichter als Hiatus-i folgt. Vgl. 
auch churw. spiegel, spievel. 

Spina ,czapf' BC**; so, als Primitivum in zahlreichen Mundarten; dann auch mit 
Deminutivsuffixen: cremon. ferr. parm. romg. spinell; ver. spiniell; piac. parm. spinein; 
it. spillo (spin'la), vgl. C** spilola ,zaepflin^ Sard. spindulu; piem. spinglott {spin-l-ott). 
Die Bedeutungen sind mehrfach. Die ursprüngliche ist wohl ,Bohrer', das Werkzeug, 
mit welchem man im Fasse ein Loch macht, auch das ,Loch' selbst, dann ,Zäpfchen im 
Hahne eines Fasses'. 

spoiaro ,ne8selpaum' B. Es geht voran der Artikel im; man kann also vermuthen, 
dass un nespolaro ,Mispelbaum' gemeint sei. 

sponzar : -a ,ge auff B. Hängt wohl mit spitntare spontar zusammen ; z. B. ven. el sol 
sponta ,die Sonne geht auf. Vgl. ponzare ,far forza per mandar fuora gli escrementi del 
corpo, il parte o simili', das gleichfalls nur punct-i-are sein kann. 

sprosordo ,vergifftslang' B ; siehe asprosordo und füge hinzu : im bergsk. (Val San 
Martine) isper siir, welches von Tiraboschi ,biscia velenosissima', dem deutschen ,vergiffts- 
schlange' genau entsprechend, übersetzt wird. Dass darin aspidem s^ird^xm zu erkennen ist, 
unterliegt wohl keinem Zweifel. 

squasio und quasio B^ Die Endung -io ist häufig in älteren Schriften; über die 
Verstärkung durch .v siehe Mon. ant. Noch päd. chiogg. squasio. 



^ It. seotolare und Sbst scotola^ von Ahd. aeuiilon ,8chütte]nS Diez 11, 65. (Liesse sich nicht mit Hinweis auf neap. »co/olare 
acotolefare sie. setUularij eutulari auch cutulian^ ebenfalU ^schütteln, heftig bewegen^ an excftt-ere denken?) Im Mail, neben 
tpttdolh auch thagoJä »hagorh; von haculuef 
Denkschriften dtfr phil.-hint. Cl. XXII. Bd. 27 



210 A. MüSSAFU. 

squassacoa ,wa8ser8telz' B. So ven. ver. tir. mant. ; friaul. söassacode; mit anderer 
Stellung bell, codacdssola. Von squassare (vgl. oben scdsar) und coda^ wie it. coditrSmolaj 
mant. com. tremacoa. Bloss der Stamm des Verbums im ven. scdssola, päd. sguazaroto.^ 

stadiera C, stajera B ,wog^ Die Form von B, welche noch in der Brianza gehört 
wird, Hesse sich ohne Weiteres von statera herleiten; t (d) abgefallen und j hiatustilgend. 
In der Form von C, welche auch im Italienischen zu belegen ist (vgl. auch bol. stadira 
[i aus ie]^ grödn. stadiöra) muss für den Diphthong eine andere Quelle gesucht werden 
und man wäre geneigt, stataria zu Grunde zu legen ; in Bezug auf C ist einzuwenden, dass 
hier -ari- nur -er, nicht -ler hervorbringt. Für ven. staliera {d zu T) und stagera (entweder 
dj zu ^ oder Ij z=j = ^) könnte man dasselbe Bedenken erheben, nur hier in geringerem 
Masse, da auch ier mehrfach vorkommt: caldiera^ candelier, camier u. s. w. Jedenfalls 
ist es besser, an stateria zu denken, das allen Formen Genüge leistet ; i ist retrahirt wie 
in fiera aus feria. Friaul. in der That staderie. Zu erwähnen ist noch päd. staela^ neap. 
stcUela = statera; r zu I; sie. statfa, altit. stat^a zeigen Abfall des r. So auch neap. stateja; 
da hier ri = j nicht üblich ist. 

stadulina ,herbßt' C neben autumvo. Bei Bonvesin ed. Lidforss staorina. Vgl. ven. 
istadela de SamaHin, friaul. istadele de S. M.; mail. estä de S. M.y romg. inst^ de S. M.; 
auch bei Tasso State di S. M.; Doni state di novembre, frz. 4t4 de la S. M. oder de la 
S. Denis; deutsch Altweibersommer. 

stambecchina ,hornein armbrust' A ; Crusca stambecchino ,soldato armato alla leggiera 
deir antica milizia' und ,arme da lui usata'. 

stazon ,statz' AB d. h. ,Kramlade, Bude, StandP (Schmeller III 670); bei älteren 
tose. Schriftstellern stazzone^ comsk. stazona^ mit gleicher Bedeutung. Von stationem, während 
ven. stazio^ romg. staz vom Nomin. statio. Vgl. Muratori, Diss. XXV.: ßtationum nomine 
significantur officinae sive apothecae mercatorum, qua voce usus est etiam Cassiodorus, 
immo et veteres Latini^ Auch churw. stizzun ,Kramladen^ 

Stella ,scheit' AB. Das Wort kommt in zahlreichen Mundarten vor, gewöhnlich in 
der Bedeutung ,Splitter', aber auch wie hier ,Scheit, Klotz'. Von assida assHa astla 
astida^ ast-ella (Gl. Flor, astella ,sceita'), wie schon Ferrari richtig erkannte*. Die Form 



^ Zu Diez II, 24 kann man hinzufügen: baticoa, istr, baticüdnia, frz. batte'queue\ bei Bridel vouettekua {voueiti fremaer, branier*); 
im it. codizvmola^ -inzinzola^ -icinciola ist der zweite Theil des Compositumfl nicht deutlich (lat. zinxilulare ist »zwitschern*) ; 
als dem it. cutr4ttola = cod 4- rett-ula entsprechend fuhrt Diez frz. hoche^queue an; soll es nicht hatisse-queue heissen? das 
erste Wort gehört ja zu jenen, welche die best&ndige Bewegung, nicht das Anfrech thalten des Schwanzes in^s Auge fassen. 
Im Bresc. cualonga^ sard. coisalula ist das erste Wort offenbar cauda\ das zweite vielleicht von #a/to; dazu auch cuUsalidoj 
-aaida. Crem. aguldHna ist wohl ebenfalls von etiUit, Und was ist c/l im anderen crem. Ausdrucke sptuachf {tpaaä = it. 
apazzare «auskehren*) — It. atrUcidttola ist deutlich. Eben so it. und mdartl. baÜerina (bresc. balarota)^ das Cherubini ohne 
Grund als eine Entstellung von boarina ansieht. — Letztere Benennung ist weit verbreitet (vgl. gr. ßoud(T]](), da der Vogel 
den Heerden folgt; vgl. friaul. sowohl arvietitareiae als pastorele paatorease, sp. paatorcüloy port. paatorinhOf frz. bergerontUe, 
— Ueber frz. aemeur siehe deutsches Ackermännehen in Grimmas Wb. — Frz. laf^andihre nach Buffon ap. Littr^: ,semblant 
imiter du battement de leur quene celui que les blanchisseuses fönt pour battre leur linge' (daher wohl auch batte^iesaivt). 
Kommt da nicht auch der Aufenthalt längs des Wassers in Betracht? Span, andario = BachaUlz (Diez II, 95). — Mail. 
fratina, wahrscheinlich nach den Farben. — Was ist endlich bresc. catamo? Cauda-move geht wegen des t wohl nicht an. 
Sard. madiachedda, 

2 Diese Reihenfolge weicht von der von Diez aufgestellten in so weit ab, als er aatula aatla annimmt. Es will mir scheinen, 
als ob so lange u vorhanden war, aa nicht leicht zu at geworden wäre; erst die im Volksmunde gewiss sehr frühzeitig 
erfolgte Contraction führte zu atl. Die Form aattda ist eine spätere Restitution des u. Zu vergleichen für aaül aal all ist 
peaaulua ptaalua peatlua {peatuliu wie aatula zu beurtheilen), daraus sen. peatio, dann auch pesclua peachio» Siehe Flechia in 
Atti deir Acc. di Torino VI (1871), 546, 649. 

3 Um so mehr zu verwundern ist, dass Galvani das Verbum aller von extaleare herleitet; ,da aller viene ateüa per ex-talea 
o ataglia assottigliata in ateglia''. 



Beitrag zub Kunde des nobdit alienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 211 

*astula im gleichlautenden sardischen Worte, dann im Grödn. astla und im bol. astla^ 
das trotz der abweichenden Bedeutung ,stimolo, pungolo' wohl hieher gehört, und in der 
Modification ascla (so prov. cat.) im neap. asca st. aschia, sie. Plur. Fem. aschi; scia zu 
scia im sard. ascia; Diez I, 35. Die volle Form astella ist im gen. astella, sie. astedda^ 
ladin. astelles ,Holzabfälle' (nach Schneller), stelle della plana ,Hobelspäne', vorhanden; 
vgl. churw. astella Stella stialla^ Man bemerke noch friaul. söele nb. stiele (Pos. e = /e; 
tj = 6) und die Ableitungen bol. stlon ,Planke^, mod. Dem. stloiiö. Romg. stScola und päd. 
stigola ,Splitter* gehören gewiss ebenfalls hieher; ast-icula st. -ella^. Zu den angegebenen 
Bedeutungen füge man hinzu: pav. stel ,regoli degli stampatori^ AemiL Mundarten haben 
dann auch das entsprechende Verbum stlar stUr ,Holz spalten', bol. stelalegv^ ietr. mod. 
stelazocch ,Holzhauer'; so sie. ascari und asckiain. 

stofegar: -a ,der8teckch' d. h. ,ersticke' B; it. soffocare und so hat auch C^ soßgare^ 
C^ suf. Die Schwächung von ö zu 6 oder i, das dann auch abfallen kann, ist in allen- 
Mundarten üblich. Einschieb ung des t kommt ebenfalls häufig vor: bei Buzzante und 
noch jetzt tir. stofegar^ bresc. berg. -ö, cremon. stuffegä^ parm. stofgavy ferr. stufgar. Sbst. 
parm. stöffoc, bresc. berg. -ec, tir. cremon. -eg, ferr. -ag, comsk. -ig. Gleiche Erscheinung 
darf man annehmen im friaul. söafojä; t ist (wohl durch tj) zu d geworden; vgl. stofazz 
als Nebenform von söa/ojaz = ven. sofegazo ,Schwüle'. Schneller sagt über das tir. Wort : 
,Scheint abgeleitet von tufo^ gr. xorpoc . . . wie fr. itouffer. Es berührt sich nahe mit 
suffocare^. Also, wenn ich gut verstehe, Zusammenfliessen der zwei Stämme. Diess hat 
viel für sich; dass indessen anlautendes s zu st sich verstärken kann, haben wir unter 
sihriolo gesehen. 

stramo ,gemelich' B, d. h. ,lustig, spasshaft, ausgelassen', auch ^maniox^iis gemlich' 
bei Dief. Lauter Bedeutungen, die zu stramho recht gut passen. Von strabo Diez I, 402; 
in Bezug auf das Lautverhältniss von b, mb, m vgl. c&ineo. Auch ist die Form stram- 
im päd. stramanon stramaria zu belegen. Es ist demnach überflüssig, an einen Schreib- 
fehler für stranio zu denken. 

straoldir: -e ,überhöre' B; von extror-audire. 

strapasso, tu fa ; siehe trapasso, 

strasonar: la ciaramella strasona sora tutu ele (1. tute h) altre pive ,die schalme[y] 
die derschalt ober alle pfeiffen' B. 

strazaruol ,altpuezzer' A. Von it. stracciajuolo sagt sowohl die Crusca als Fanfani, 
dass es einst vielleicht ,Verkäufer von ganz alten Kleidern, Lumpen' bedeutete. 
In den Mundarten ist das Wort gäng und gäbe; schon aus einer Urkunde von 1297 führt 
Toselli vendit strazariolis an. Auch mit blossem -arius: ferr. parm. bol. strazzar^ romg. 
cremon. -er, berg. strasser ^ mail. com. strande, gen. strassh. Mit -inus: piac. strazzein. 

strepar : -a su ,raiss auf B. Entspricht it. strappare, das auch vielfach in Mundarten 
vorkommt. E statt a ist zunächst lomb. : bresc. berg. mail. strepä; mail. strepp^ com. 
strepon, auch tir. -om ,Riss, Ruck' ; com. stripit de gomit ,vomito violento che quasi strappa 
le viscere'. Diez 11, 72.* 



' Ist tose. 9Ugola fCin Theil des Pfluges* dasselbe Wort oder von hoitieulaf 

2 Wie in der Amnerkang zu ßttba gesagt wurde, hängen ver. Hrtpole ,stoppelnS bresc. Hrtpiu [ttrepH -f onem] allerdings 

mit Hipula zusammen, aber Anlehnung an strepar ,ausreissen, entwurzeln, ausrotten* ist mehr als wahrscheinlich. Vgl. afr. 

utrapev ,Stoppelu abhauen*; Diez II, 296. 

27* 



212 A. MüSSAFlA. 

strengarse A, string. B ,sich nesteln.' Die Wörter strenga ,ne8tel', strengaro oder 
Strengher ,nestler', welche in C vorkommen, sind auch im It. — stringa stringajo — vor- 
handen. Das Verbum kommt in der Bedeutung ,6ich schnüren* bloss hie und da vor, 
z. B. ven. cremon. ; ferr. instrangar. In anderem Sinne wird es sowohl im It. als in anderen 
Mundarten gebraucht. Dass es nicht ganz unbedingt von stringere herzuleiten ist, hat 
Diez I, 403 bemerkt. 

striga ,strigeP B. Stellt g den palatalen Laut dar, so haben wir hier die Form 
strigia^ -ar, welche vielen Mundarten, z. B. der mail., eigen ist und mit it. stregghia = lat. 
strigl'is zusammentrifft. Ist g guttural, so hat man die Wahl zwischen ver. Stria (statt 
sirija aus gleicher Quelle) mit eingeschobenem g und einer Neubildung aus strig- mit 
blosser Geschlechtsendung. Daraus das Verbum 

strigar: -a ,strigel' B. 

stropa ,wid* A, ,gert' B. Lat. stroppus bedeutet ,Kranz, Band um die Stirne^ (Plinius : 
,tenuioribus [coronis] utebantur antiqui, stroppos appellantes.) Struppics bei Gellius ist 
,Band, Riemen' (,struppis quibus lectica deligata erat'), zunächst ein aus Zweigen ge- 
flochtenes Band (Festus: ,Struppi vocantur fasciculi de verbenis factis qui pro deorum 
capitibus ponuntur'), dann jenes (gewöhnlich aus Wieden verfertigtes) Band, mit welchem 
das Ruder an den Pflock gebunden wird. (Isidorus: ,struppos esse dicit vincula quibus 
remi ad scalmos alligantur* mit einem Beispiele aus Livius Andronicus).* Die allgemeine 
Bedeutung findet sich noch im Italienischen, zunächst in Mundarten. Bloss in einigen 
Wbb. it. stroppa ,Bindfaden', stroppdla ströppolo^ friaul. ströpul ,fettuccia con cui le con- 
tadine s'intrecciano i capelli', comsk. sti^op^ stropa ,Strumpfband', im lat. bg. Wb. ,torqui8' 
stropa. Sonst erklären die mundartlichen Wbb. fast immer übereinstimmend das Wort durch 
,ritorta, salciolo, vennena di salcio, ramoscello di vetrice ad uso di legare fascine, legna, 
viti' also ,Wiede'. Besonders zu erwähnen ist ven. stropo ,campanella fatta di vimini 
con cui si stabilisce il remo allo scalmo'; vgl. frz. estrope Strope .Seil, Tau, cordage qui 
sert ä retenir les avirons sur les tolets, anneau de cordage*, pg. estropo ,circulo de cordas 
que seguram o ramo ao tolete, onde Joga quando se rema' mit anderen ähnlichen Bedeu- 
tungen, sp. estrovo. Vgl. auch Dief., wo struppus u. s. w. zunächst durch ,Ruder8eiP glossirt 
wird. Gen. stroppa wird erklärt .gassi o anelli di corda'. Vgl. auch bei Carena stroppa 
,anello di corda i cui due capi sono impiombati uno coli' altro'. Dann hat das Wort in 
fast allen Mundarten die von B gebotene Bedeutung ,Gerte', also biegsam schwanker 
Zweig von Weiden und ähnlichen Bäumen. Man bemerke ähnlich die Ableitimgen 
mittels -ariiiSj um den Baum, ,die Bandweide' zu bezeichnen; so ven. strop^r ,salcio da 
legare, vetrice'; ähnlich^ mail. sty^oprra, bresc. stropei; bresc. stropelera ,luogo pieno di 
vetrici'. 

stropar ,verstopffen' B. So in den nordöstlichen Mundarten; sonst fast überall vor- 
handen, aber ohne r; auch it. stoppare. R ist eingeschoben. Möglich wäre Herkunft von 
stiippa ,Werg' als Mittel zum Stopfen; wahrscheinlicher ist Zusammenhang mit jenem 
weitverbreiteten und der verschiedensten Bedeutungen fähigen Stammes top, welcher dem 
deutschen Worte s-topfen zu Grunde liegt: Diez I. 417. S ist also Präfix; mit ad-: sie. 
attappari. * 



1 Vgl. bei Vitravius: ytemi circa scalmos tfrophU religati*; also airopha und atrupput (ttropptuj dasselbe Wort. 
3 Es fehlt uns hier an Raum, um den Eahlreichen VerEweig^ngen dieses Stammes zu folgen. Wir verweisen daher biossauf 
Diez 11, 22 8. V. ciuffof II, 82 s. v. zt//?b, llf 441 s. v. touffe. Dann wäre zu untersuchen, ob Span, iropezar en-ircpezary 



Beitrag zub Kunde der norditalienischen Mundarten im xv. Jahrhunderte. 213 

stropon ,panckhart' A. Ich finde das Wort nirgends; sollte es von atuprum Mrnpo 
(Inf. 7) herzuleiten sein? 

strucar: -a ,druck aus' B, So ven. ver. tir.; friaul. struca strucula; dann mit o (ö): 
comsk. stroear, bresc. berg. ströca; cremen. Inf. striiccäj 1. Praes. Ind. ströcchL Mit ii 
comsk. ferr. bol. parm. stricar, romg. stricht, Ueberall mit der Bedeutung »ausdrucken, 
auspressen'. Die Formen mit u stellt Diez I, 432 zu dtschm drucken; die mit i ist er I, 403 
geneigt, mit dtschm strick in Verbindung zu bringen. Im it. strizzare (strict-i-are) un 
limone und z. B. bol. stricar un l. hätten wir demnach trotz der grossen Aehnlichkeit 
des Lautes und der Identität des Begriffes zwei durchaus verschiedene Wörter. Schneller, 
der nur die Formen mit u berücksichtigt, sieht in denselben das Zusammenfliessen von 
nicht weniger als drei Wörtern: drucken, *strvxitare von structum^ ,insofern aus dem Zu- 
sammenfügen auch der Begriflf des Drückens hervorgeht', *extorctare von "^ extorctvm statt 
extortum mit Versetzung. Abgesehen davon, dass die Bedeutungen durchaus nicht die 
Aufstellung so vieler Etyma erfordern, da sie sich alle auf den Grundbegriff des Drückens, 
Fressens sehr leicht zurückführen lassen, ist von formeller Seite einzuwenden, dass et zu 
cc kaum werden kann. 

struovo ,tunckel' B; tir. strof dass. Sbst. strovera^ Vb. strovirse. Von turbidtis; vgl. 
it. torbo nb. torbido. Gleiche Metathese des r in bresc. berg. trobe ,trübe', romg. trovd 
dass., Vb. intruvd^; piac. strobdum ,getrübtes Flusswasser' = it. torba od. torbida^ neap. 
trüvvlu^ sie. trubbari. Frz. troubler. Schneller meint, turbidus liege etwas ferner als ahd. 
truobi truobe. 

stuovör ,bader' C*; C* stuvaro^ C^ stufaro. Eine überladene Schreibung für stuv^r^ 
von stuvay entsprechend dem it. stuf-aj-uolo. Die Bedeutungen ,Badstube' und ,Bader' 
sind nunmehr veraltet; stuva stua bedeuten jetzt überall nur ,üfen', so wie andere Vor- 
richtungen um zu heizen, glühende Kohlen aufzunehmen u. s. w. und stuver stuer^ -e nur 
derjenige, welcher dergleichen verfertigt. 

subia A^, A^ siubia ,al'. Diese dem lat. subula zukommende Bedeutung hat ven. tir. 
subia; it. subbia ist dagegen ,Meissel'. Man wird in der Form von A* eher einen Schreib- 
fehler als Einschiebung eines i oder gar / annehmen. 

subiar: -a ,wispel' B; siehe sibriolo. 

Buperbiozo ,hoffertig' B. So auch bei älteren tose. Schriftstellern. Noch in Mun<l- 
arten: friaul. supierhios, mail. com. superbios, sard. superviosu. 

supiar C, sopiar B ,blasen'. Mit u oder o in mehren Mundarten ; z. B. ven. ver. tir. 
bol. parm. ; ein bemerkenswerther Fall von / zu p. 

svodare ,auslären' C. Gleiches Präfix in vielen Mundarten. 

T. 

tamburlin ,pauck' B und 
tamburlino ,paucker' A; dann 

tamburlo ,heerpauch' A, ,pauchen' B. Das / findet sich in dieser speciellen Bedeu- 
tung noch im gen. tamburlin; während it. und mdartl. tamburlano verschiedene Geräth- 



8ic. truppicari ,8tolpem' nicht mit lop ,Klotz^ zosammenhlüagt ; die Begriffe ,Klotz* und ,anfltos8en, stolpern* sind verwandt 
(frx. ckappe ,Klot9B^ ehopper ,an8t088en* bei Diez I, 451); mit it. irUoppare ,an8tos8en* vgl. berg. topicä ^stolpern^ 



214 A. MuasAFU. 

Schäften bezeichnen, welche mit einer Trommel Aehnlichkeit haben und zum Theil auch 
durch die Form tamburo bezeichnet werden; so ,Nähkissen, Kaffeeröster, Destillirglocke, 
Mehlkasten, Wäschwärmer', im Scherze auch ,culus'. Vgl. piac. tamburlä ,prügeln' = it. 
tamburare; bresc. tamberlä. Diez I, 408. 

tärmena: -e ,schaben' C ; die Form kann ich sonst nicht belegen. Ist sie richtig, 
so haben wir nicht so sehr ein Suff, -ina als eine Flexion tarmes -inis st. --itis} Im chw. 
tama könnte dann n eher m'n als blosses in vertreten. 

tasentar : -a ,gesweig, gestilP ; so ven. tir. ; istr. tasanth, gen. attaxenta ,zum Schweigen 
bringen'; refl. parm. tasintars, intr. piac. tasinth ,schweigen'. Es gibt auch eine Form mit 
eingeschobenem r: ferr. tarsantar, das trans. gebraucht wird. Von tacefU-are. 

tätula ,tähen' C, d. h. ,Dohle'. Nebenform oder verdruckt für tdccola; Diez II, 73. 

tavolasso ,tarczsch' B; in älteren Schriften tavolaccio ,hölzerner Schild'; afr. talevas; 
Diez n, 433. Mit der Sache ausser Gebrauch gekommen. 

tegnamo ,sch warzer Rauch' C. Bei Cecch. 1611 (J. 1346) in einem Waarenverzeich- 
nisse tegname-^ bei ßawdon Brown, L'archivio di Venezia: Tignami o Elichrysum ,pianta 
di fiori che si diceva fosse vermifuga e facilitasse i mestrui'. 

tellier C; siehe ieniero. 

temporale, le ,die chottemper' A; C li temporali; B temporale ohne Artikel ,quater- 
temper' ; gewöhnlich le tSmpora, päd. ver. i tempori, 

teniero ,armpro8tseul' ABC"*, während C^ tellier; in älteren tose. Schriften teniero 
,fusto della balestra'. Vgl. noch bei Galiani neap. teniero ,fusto di legno delV archibugio 
dove entra la canna'; sie. tileri ,cassa della canna dell' arme da fuoco col calcio', also 
mit l wie in C\ 

teribele ,beirauchfa8s' A^ C* (C* turibolo^ A* -ele)^ ein weit verbreiteter Idiotismus; 
es kommt auch im Munde des tose. Volkes mehrfach vor. 

terzerola ,sprenckseid' A. Mail, terzirö wird erklärt: ,Filo di seta che si trae dai 
bozzoli di seme, dalle borre di seta o dai bozzolacci cardati o stracciati che sieno'. 

tdsser in la roda ,rotbrechen' A. 

tessör ,weber' A. So ven.; päd. tessar^ ferr. Msc. tsar (Fem. tsadra^ siehe unten), 
bol. Fem. tsira (Msc. tsdour)^ romg. tsir; auch pistoj. tessiera; grödn. tigere. Gleichsam 
tiss-aritis; ein selteniös Beispiel von Ableitung mittels -arius aus einem Verbum der III. 
lat. Conjugation. * Man kann vergleichen, falls kein Fehler vorliegt, bat^r di bombaxo, 
,wolschlaher' C^ (C* batidor). Andere Mundarten haben -adr-; entweder = ardoy wie im 
it. leggiadro, oder = dtor at\ an ein Verbum der III. Conjug. angefügt : tir. tessadro, crem. 
'dre, bresc. berg. cremen, -der, parm. tsader^ piac. -dar. B hat tessador^ -atörem statt -itdrem. 

testojazo ,Flachseide' A', ,slachseide' A^ Dazu 

testojo desteso ,slecht slachseide' A*. 

toaja da man ,hanttuch' AB ,zwehell' A; t. da desco ,tischtuch' AB. C^* haben tovaja 
schlechtweg ,hantuch' und mantil ,tischlach'. C®* dagegen tovaja ,tischtuoch' und mantile 
,handtuoch'. Ohne v in den Mon. ant., bresc. berg. com.; dann sard. tialla tiaza. Auch 
tir. togaja, Nbf. von tovaja, setzt früheren Abfall von v. Am häufigsten bedeutet tovaglia 



1 Ueber -in' statt anderer Flezionseadungen vgl. oben ytndena, sp. hamhre := faminH u. s. w. Monti verzeichnet ein 

sldrmeno = stormo statt. 
2 Auch in frz. Mundarten ; so bei Jaubert te^sier. 



Beitrao zur Kunde der norditalienischen Mundarten im xy. Jahrhunderte. 215 

^Tischtuchs Dem. ,Serviette'; übrigens verzeichnet die Cnisca für tovagliiLolo, -a ,Hand-> 
tuch* mehr als ein Beispiel, so noch im Lucch., und gleiche Bedeutung hat das Wort 
in anderen romanischeill Idiomen; Diez I, 420. 

tola ,tavel, prett' A; so ven. tir. (nb. tdola) parm. romg. (bäuer. , nb. t€\mla)\ 
gen. toa. Bei älteren nordit. Schriftstellern, z. B. bei Fra Paolino ,Schachzabel' ; berg. 
^Ratsche' (it. to6c//a); parm. lomb. piem. ,Ei8enblech' ; frz. tole. Von tabula; Diez 11,441. 

tombar: -a ,purczel' B. Das Primi tivum von tombolare; piem. tomb^. 

tonezar: -a ,donre' B und 

tonizar ,donnem' AC. Die Form von B ist ven. ver. tir. 

topinara (geschr. chopinaro) ,scher' A ; so päd. ver. tir. ; ferr. tup.j ven. berg. topinera. 
Auch im Fior di Virtü topinara. Also talp-in-aria. (Im Ital. und in mehren Mundarten 
bedeutet das Wort ,via sotterranea della talpa'.) Als Msc, zuerst als Adj. zu ratty 
comsk. trapine.^ Blosses Suff, -in- : tir. (Nbf.) bresc. topina, piac. -eria, grödn. talpina; 
Msk. comsk. topin, bergsk. -i. Mit -onem (neben dem Primitivum): piem. talpouj in der 
Gegend von Mailand topon (so auch com.) iapon tipon trapon, auch hier oft mit vorgesetztem 
ratt. Eine andere Ableitung ist com. trapiisch, im Veltlin tarpasc^. 

topon ,allber' C. Dem entspricht genau friaul. talpon als Synonym von pöul = po- 
puhiSf it. dlbaro (Diez II, 4). Woher das Wort?* 

torbulo ,trüb' B; tir. t&rbol; vgl. Mon. ant. entorbolao. Dasselbe Suffix im mail. törbor 
t6rber tolböVy piem. tSrbol, friaul. torgul tiirgul, neap. trüvolo, sie. trubbulu. 

torcolo ,weinpresse^ B, ,presse' C. Dazu 

torcolar ,pressen' BC. Das Subst. auch im Ital., Tir. Gewöhnlich aber bei Subst. 
und Vb. die contrahirte Form, wo c7 zu chij 6 wird. 

torlidore ,drechsler' C*^* (C^ tornior). Das / erscheint im bol. törel ttirlidoiir, ferr. 
romg. toral turlidor u. s. w.; von torn^lus. 

tortore ,traechter' C^*, während C** piria peria (s. d. W., Anmkg.) haben. 

transibolo C^' (tras. C*) ,zergangleich*. Ein pedantischer Latinismus, wofür C* trän- 
sitorio ansetzt. 

trafegar: -a ,kauf slag' B. Ich verzeichne das Wort nur wegen der zweiten mir 
nicht deutlichen Bedeutung, die ihm beigelegt wird. Diez I, 421. 

trapasso, tu fcü ,du überschreist' A^ d. h. ,du überschreitest'; A* tu fd! strapa^so. 
Umschreibung von trapassare. 

trar: el tra lampo ,ez pliczent' A; so in manchen Mundarten, im Vic. tra ohne 
Weiteres ,es blitzt'. Vgl. auch in B el tra venio ,ez wät wind' ; gewöhnlich mit tirare. 

tremoso C* (C* verdruckt vr.) ,citernde'. Eine ungewöhnliche Verbalableitung mittels 
'Oso; vgl. engad. tmuos ,furchtsam' = tem-osus. 

trepar ,scherzen' AB. So noch im Gen. Altven. Schriften kennen das Wort; jetzt 
noch trepo ,Gesellschaft', aber zunächst in pejorativem Sinne, auch ,Täuschung, Betrug' 



' Wie ist dieser Stamm trap-^ der in manchen westlomb. und piem. Ableitungen vorkommt, zu erklären? Tonloses top- 
(oder taup') zu top- mit ein^ireschobenem r, oder talp- tarp- trap-f Glaubwürdiger ist der zweite Vorgang. 

2 Ven. friaul. talpon bedeutet ,KIotz , Stück aus einem Baumstämme^ Dieses dürfte zusammenzustellen sein mit mundartl. 
(z. B. mail. berg.) tapa ,BaIken, Scheit, Splitter^ dann it. tappo, romg. tap^ sie. tappu, it. zaffo ,Zapfen, Spunt, Stöpsel*, 
endlich friaul. tap, it. tqtpa ,Keil*; von ndd. tap, ahd. zop/o; Diez I, 409 und II, 82. Das l des ven. friaul. Wortes könnte 
vom Deminutivsuffixe herrühren, welches z. B. im pav. tapla vorkommt. — Steht nun talpon ,Klotz* in irgend einem Zu- 
sammenhange mit oben angeführten Baumnamen? 



216 A. MussAFiA. 

also wieder ,Scherz' in pessimistischer Auffassung. Vielleicht zu mod. terpier , hüpfen* 
trep ^ländlicher Tanz', afr, treper, nfr. trepigner ,hüpfen, springen' u. s. w. gehörig; nach 
Diez II, 443 von deutschem trippen trippeln^ nach Gralvani von tripodare {tripudiare). Von 
,springen, tanzen' zu jeder Art von Unterhaltung, Scherz u, s. w. ist der Weg leicht. 
Indessen darf nicht übersehen werden, dass tose, trehbio neben der Bedeutung seines 
Etymons trivium auch die von ,Unterhaltung, Spass' hat und dass umgekehrt dem oben 
angeführten mod. trep zugleich die Bedeutung ,trivium' zukommt. Und so darf man 
immerhin der Vermuthung Raum geben, dass die Formel vjVoc sich zu pVoc. verändert 
habe, wie im vannd. fopa = fovea fovia; andere Beispiele bei Asc. 414, 510, 514.* 

tresoro ,schacz' C; in den ven. Quartine v. J. 1420, dann bei Calmo; ein weiteres 
Beispiel aus it. Mundarten für das r; Diez II, 443. 

tröspedo A\ trispide, aber PL tr^sp. A* ,drispicz'; dazu 

trespi , schrägen' B. Yen. trSspio^ wohl statt trSspido, hr eBC. trSspec^ ,Dreifuss', eben so 
sen. trespide; it. trSspolo ,Schragen' (d zu l, und Einfluss der beliebten Endung -öfo), 
sie. trSspitu^ dass. Comsk. trSsped wird erklärt: ,sorta di telajo che porta il colatojo 
di latte', wohl ebenfalls in der Form eines Dreifusses. Sonst sind Formen ohne s ge- 
bräuchlich ; it. treppiede, berg. crem. mail. trip^^^ bol. romg. tripX sie. trippödu nb. trippSdi, 
sard. trfpita tribide, selbst trSbini. 

tresso, per ,noch der zwerch' C. Das Wort ist im Ven. und Friaul. sehr gebräuchlich, 
hat zahlreiche Ableitungen und die verschiedenen Bedeutungen lassen sich auf den Begriff 
,quer' zurückführen. Von traverso, wie schon Ferrari meinte; rs zu ss wie dorso dosso^ 
und a[v]4 zu 4, Bei Ruzzante per traesso;^ vgl. sard. iraessa = traversa. Auf anderen 
Gebieten begegnet man nicht oft dem Worte; bol. dty^es ,nach der Quere'; vielleicht 
gehört hieher bresc. tresera ,legno grosso e lungo che si adatta negli edifizii per reggere 
tetti e banchi', also etwa ,Querbalken'. 

treumphare , wolleben' C (C** trionfare). Ein älterer Beleg für diese Bedeutung des 
Verbums als jene aus dem XVI. Jahrh., welche die Crusca anführt. 

trombra etwas undeutlich, so dass auch trombia gelesen werden könnte ,po8aum 
auff^ B, aber tromba ,posaum'. 

tromezar: -a ,scheyd' B. Etwa tra-mezzare ; vgl. bei Ruzzante destramezar ,zwei 
Streitende trennen'. 

trone ,tonder' C"* und 

> Ans SchDelIer\s Werkp mögen xn mod. trtpier bemerkt werden tir. tripolar ,mit den Füssen auf den Boden strampfen^ 
(etwas verschieden Azzolini, der auf sfoUezar verweist und dieses durch ,8calpitare biade, pigiare il letto con scalpitio^ über- 
setzt), das 8chn. ebenfalls mit iripjteln in Verbindung bringt; er vergleicht auch mail. com. tripillä, welches dieselbe Bedeutung 
des tir. Wortes haben soll. Nach Cherubini aber entspricht das mail. Verbum it. sgnudare^ also ^entwischen, durch- 
schlüpfen*; nach Banfi italienischem guizzare ^schnellen, von Fischen', dann brülare von Vögeln ^wiederholtes und schnelles 
Bewegen der Flügeln', also immer mit dem Begriffe einer hüpfenden Bewegung, die übrigens zu dtschm. trippeln ganz 
gut passt. 

2 Wegen c statt d, vgl. im Lad. von Fassa t^ec = tepidtu^ in der Mundart von Agordo rdmiec = raneidus; Ascoli 350 ver- 
muthet ifdjo zu i-g-oj auslaut. g wird dann zu c. So würde sich auch berg. lämibec = limpidus verhalten. Indessen ist 
nicht zu übersehen, dass auch tose, rancieoj sard. ranzigti vorkommen; hier kann man wohl nur Vertauschung der Suffixe 
annehmen; vielleicht hatte da auch eine Verbalableitung mittels -icare einigen Einfluss. 

' d zu ^ so i&viilH nb. ümidu, 

* Im Mail. Com. wird fripk auch für ,fauler Mensch, Dummkopf gebraucht, und in dieser figürlichen Bedeutung kommt auch 
die mail. Form tritpet vor; ausl. d zu t. 

^ Asc. 516 scheint Elision des r vor s wegen des vorangehenden r anzunehmen. 

^ Nicht anders bei Ruzzante roeaao = roverso. 



BsiTRiG ZUR EUKDE DEB NORD ITAUE NISCHEN MüNDARTENIM XT. JaHRHCNUERTE. 217 

tronezar ,tonrn^ C*\ während C^ in beiden Wörtern, C* im zweiten kein r aufweist- 
Das r ist noch heutzutage in lomb. aemil. Mundarten gebräuchlich, auch neap. tmonoy 
sie. sard. tronu und alttosc. trono. Selbst die Endung -e, die man geneigt wäre, für 
einen Druckfehler anzusehen, findet sich in der altcom. Passionsgeschichte. 

trottierö ,drober' A. Vgl. afr. trotier. 

turlo ,chnopscz' A nach campanile. Das deutsche Wort ist wohl knospe, verwandt 
mit knöpfe welches letztere Wort für die Spitze, die Kuppel von Thürmen u. ä. gebraucht 
wird. Im Ven. findet man turlon ,voce antica che significa la cupola del campanile'. 
Die am leichtesten sich darbietende Erklärung ist die von turr-ula (Demin. zum Masc. 
geworden) ; indessen kann man sich weiter umsehen. Lat. tholtis wird im Mittelalter be- 
sonders im Hinblick auf den Glockenthurm angewandt; s. DC. s. v.^; die Einschiebung 
des r macht keine besondere Schwierigkeit. Im Mittelgriech. entspricht tpoöXXoc, dann 
xpoöXXa, selbst ':oöp).a, altgriechischem ^öXoc, lat. tholus^ und dass ein byzantinisches Wort 
nach Venedig drang, wäre sehr leicht verständlich. Geübtere mögen dann entscheiden, 
woher das mittelgr. Wort stammt, ob die von DC. gebotene Etymologie von ipoöXXa ,Kelle' 
wegen der Aehnlichkeit der Form richtig ist, ob fl-öXoc oder turris irgend einen An- 
spruch darauf haben. 

V. 

valessio ,valessi' A; ven. ,specie di tela di canape e cotone a guisa di fustagno'; 
piac. valess ,sorta di tela di cotone', parm. valessi ,specie di fustagno'. In der Valtellina 
bezeichnet das Wort einen wollenen Frauenrock. Auch einige it. Wbb. verzeichnen valessio. 

valo ,wanne' B; mail. com. berg. mod. bol. friaul. vall val; regg. ballett; von valbis 
Demin. von vannus bei Varro, ohne die Mouillirung des it. vaglio; Diez II, 77. 

vänder: -i ,swing das futter' B; so tir. bresc; bellun. vande (Asc. 311), friaul. vandiy 
com. vant, lat. vannere; nn zu nd. Nach der lat. I. (vgl. vanare bei DC.) bresc. vandäy 
piem. vane\ nach der II. bei Rosa andkr^ nach der IV. bresc. crem, cremen, vandiy berg. 
andi. Mail. com. vanth = vannitare? Sonst auch eine neue Bildung von vallus: it. vagliare^ 
bol. vallar, romg. vat^, friaul. valh^ sv.^ com. valä; parm. baltar, regg. -er = vall-itare. 

vardenapo C\ C"* guardan. ,fürtuch' nach tola, tovaja, mantiL Im Ital. (wenigstens 
bei älteren Schriftstellern-, ob es in Toscana noch gebräuchlich, wüsste ich nicht anzu- 
geben) finden wir guardanappo ,Handtuch', nach der Crusca ,forse perchö si tiene in sul 
nappo (,Becken, Waschbecken' oder ,Napf, Wasserkrug'?) preparato per dar l'acqua alle 
mani'. Diess stimmt nicht ganz gut zu jener Bedeutung, welche guarda in zahlreichen 
anderen Composita hat; aber auch ,Napf-Schützer', als ob es sich zunächst um die 
Tücher zum Abwischen der Gläser handelte, ist nicht vollkommen befriedigend. Auch 
im Sard. (ob nur in älteren Schriften?) und im Sicil. wird das Wort mit gleicher Be- 
deutung verzeichnet. Im Tose, kommt auch guardanappa vor; das -a der Endung kann 
nur eine Angleichung zu dem von guarda sein,^ da tose, nappa ,Quaste' nicht gemeint 
sein kann und zu dem mundartlichen mapa napa für ,Handtuch, Wischtuch' das Wort 



* Vgl. auch 8. V. tolu9 ,puniellum ensls', also wieder ,Knop/ des Schwertes*. 
2 Vgl. bei Favre venter ,vanner*. 
' Vgl, Ben. grattcLcacia = -o. 
Denktchriftan der phil.-hut. CImm. XXII. Bd. 28 



218 A. MUBSAFU. 

guarda- nicht passen würde.^ Die deutsche Uebersetzung ist wenig zutreffend. ,Fürtuch' 

bedeutet doch nur ,SchUrze' und diess lässt sich mit dem italienischen Worte nur dann 

in Zusammenhang bringen, wenn man den — doch nicht vorwiegenden — Q-ebrauch 
der Schürze als Mittel \xni Gläser abzuwischen in's Auge fasst. 

vargo (geschr. nargo) ,schrit^ B. So in den ven. Quartine von 1420. Friaul. varc 
vargh ,pa8S0, spazio misurato dal divaricamento de' piedi in andando^, ferr. vargh 
,tratto, spazio', dann ,sito Hbero, vuoto', imol. vtrgh ^passare degli uccelli, spazio da 
un albero all' altro'. Istr. hälago ,passo' ist wohl dasselbe Wort. Gewiss die suffixlose 
Ableitung von varcare, welche im it. varco eine verschiedene Bedeutimg hat. Schneller 
führt auch ein grödn. var an. Vgl. das Verbum in der Bedeutung ,kommen^: zu Intra 
am Langensee vergoo ,gekommen*, vergä sgih ,herunterkommenS Asc. 257 ; in der Be- 
deutung ,ver8treichen (der Zeit)' bei Ruzzante ,el no varga tri di = non passano tre giomi*, 
Magagnö ,no varga troppo ch'a farö del resto = non passerä molto che ecc, fra non molto 
io ecc.', sard. dies harrigant ,i giorni passano'. 

varotaro ,imderfütrer' C und 

varoter A*, varater A* ,fechchursner'. Ven. varoter, friaul. -ar; Varotari auch als 
Familiennamen. Von varo, it. vajo, eine Ableitung mit vermittelndem t 

veleta ,veiol färbe' C; it. violette. Die Form ist sonst unbekannt. 

vendemar: -a ,lis ab' B. So, ohne e, istr. ver. vendemare^ friaul. -ä, bol. vindmar, 
romg. -^, ferr. vandmar^ sard. binnennare. Sonst -mih^ -mbih (mail. wie scimbia = simiay 
it. grembo st. gremhio\ -gnh (gen. ; mj = nj. Piem. vendumiih, dann auch unter dem Acc. 
vendümia, 

ventrichi ,waden' B. Ein Deminutiv von venter, wie im ,lat. venter cruris^ gr. YaoxpoxviJ- 
jjLtov, cat. ventrell de la cama^ churw. schlechtweg vantrigV'; Diez 11, 162. Sonst konnte 
ich diesen Ausdruck in keiner ital. Mundart nachgewiesen finden. Vgl. berg. bota^ 
,Bauch' und botassol ,Wade', und das von Diez angeführte sp. pantorriUa ,Wade, eigentlich 
Bäuchlein', von pantex. 

ventriera ,lendner' A*, ,leidner' (= lendn. od. leibner?) A\ ,lener' C ; mail. ventrera 
,arnese sostenitore del ventre per le donne incinte e per gli obesi'. Für das Tose, kennt 
Fanfani ventriera ,bolgia o bisaccia che portano al ventre i mercanti di bestiame per 
U80 di tener dentro denari'; in gleicher Bedeutung gen. ventrea. 

Vera ,ringkt' A, vera de ariento ,silbrein peinwurff' B; so ven. ver. tir. com. mail. 

berg. bresc. cremon. crem, in der allgemeinen Bedeutung ,ßing', mehrfach auch ,Ehering', 

und in der speciellen von it. viera ghiera (§. 1 der Crusca) ,cerchietto di metallo o d'altra 

materia che si mette intorno all' estremitä o bocca di alcuni amesi, utensili, strumenti, 

/ 



^ Die späteren Ausgaben von C bieten für das Französische gardenape, Nappe hat hier bekanntlich die ursprüngliche Be^ 
dcutnng, und es ist ein ,Tischtuch-Schützer* gemeint; DC: ,orbiculu8 lignens vel ex alia materia, in quo rasa mensaria 
reponuntur ne sordescat nlappa^ So Litträ : ,grande plaque d'argent ou d*dtain avec de fort petita rebords, oü Ton mettait 
le pot & Teau, le vin et le pain', auch ,porte assiette d'osier pour prot^ger la nappe^ Wenn also DC. und Litträ auf it. 
guardanappa in seiner gewöhnlichen Bedeutung, wie auf ein mit dem französischen identLsches Wort hinweiflon, so ist diess 
nicht richtig. Eine andere Frage ist, ob in unserem Glossare nicht wirklich die französische Bedeutung gemeint ist, und 
da wfire zu untersuchen, ob der Ausdruck in diesem Sinne in Italien je volksthümlich war. Für das Lat haben die 
späteren Ausgaben cinctorium, für das Span, zignidor. 



Beitrag zur Künde deb kobditalienischen Mundarten im iv. Jahrhündäte. 219 

perchd non si fendano o per ornamento'*; in anderen Mundarten wie ferr. piac. parm. 
vera^ bol. veira^ romg, vira, Demin. sie, vcdora^ neap. venUetta, bloss in letzterer Be- 
deutung. Im CremoA. auch vera della roda ,Nabereif [eben so churw.]. Wenn auch it. 
ghiera an gherone denken lässt, wobei sich die Bedeutungen zur Noth in Einklang 
bringen Hessen, so verweist das stete Vorkommen des v und die Bedeutung ,Ri^g' ^^" 
ab weislich auf lat. viria (Diez I, 445), welches im friaul. vierte verge^^ gen. veia auch 
das Hiatus-i rettet. Im Ital. wird ie von secundärem e herrühren; vgl. rilvis neve nieve. 
In der von Diez nicht erwähnten Form ghiera wird v durch g ersetzt worden sein, ent- 
weder an und für sich, wie in golpe = volpe oder möglicherweise durch die Doppel- 
förmigkeit des folgenden homonymen Wortes. 

vera AC\ viera C"* ,zilpolcz'; it. viera ghiera ,dardo o freccia antica^ überall mit 
der Sache ausser Gebrauch gekommen. * Hier entschliesst man sich schwer, auf das von 
Diez II, 35 vorgeschlagene deutsche g&r ,Geschoss' zu verzichten, und dennoch wird man 
dazu von zwei Seiten her gedrängt. Einmal durch die Nebenform mit v; da. g zu v 
doch kaum angeht; andererseits durch das Wort 

vereton ,pfeiel' A, ,pfeiP B; it. verretta, -orte (nach der Crusca mit zwei r, bei 
Anderen wohl richtiger mit 6inem). Für dieses Wort wäre Diez I, 445 geneigt, vipera 
zu Grunde zu legen, er fügt aber hinzu, dass gegen Herleitung aus v^ru sich nichts 
einwenden lässt. Wir halten uns an dieses Etymon, welches auch durch die Form vtera, 
die wir von vei*etta nicht zu trennen vermögen, unterstützt wird. Und hier wiederholen 
wir: V durfte zu g werden, wollen aber die Möglichkeit nicht ausschliessen , dass die 
Form ghiera vom deutschen Worte beeinflusst worden sei. 

verigola AC*, vorfgolo C^ ,negber* A, ,nabigar* C. Ven. verigolay firiaul. -e, virigide. 
Von vSru mit Suff, -'ic'l-; frz. vrille. Mit -uc^: sen. verrocchiq und auch in Florenz die 
berühmte Goldarbeiterfamilie del Verrocchio; gen. veruggiu^ sie. virruggiu ,spillo da bojbti' 
Mit "uhul-: comsk. verobi vvrohi (bei Papias latinisirt verubiui), dann verobgi ver6pol. 
Valcamonica veroplo^ Val di Scalve vereplo. Hieher gehört wohl auch sgaröbi ,succhio', 
trotz der Aehnlichkeit im Laute mit it. sgorbia (zu guvia^ Diez I, gehörig); mail. 
carobi ,trivellone del bottajo'. Mit -ic-ell-: it. verncello (wieder zwei r wie in verrettone). 
Mit 'ölus: com. virö; und -inusi virolin. Mit -ina: it. verrinaj gen. verinhay sie. virrina, 
piem. vrina^ sard. berrina barrina. Mit -alis (9): neap. vriala vergala (Puoti); mit -aria: 
neap. vergär a vregara (Galiani). C* hat als Synonym treveli (für trevelo oder trevelil), 



^ Beispiele: an corallo, nna crocetta con ghiera d*argexitO', nn como con ghiera d'argento ad uso di bere; nn bastone con 
ghiera d^oro. 

^ Statt wircla; vgl. wuealoru^ varealoru bL 'Orolu, iL '^ruolo -ajuolo. 

3 Vgl. afr. verge fi.mgef' im Dit du vrai aniel ed. Tobler. Vgl. auch im Comst vergela ,verga tonda di ferro che monisce) 
in forma d*aneUo, Torlo della pentola^ Wohl eher sn viria als zu virga, das einen zu unbestimmten Ausdruck abgfibe, 
gehörig. 

^ Hie und da (b. B. mod.) bedeutet das Wort auch ,StockzwingeS jener unten geschlossene breite Bing von Eisen, welcher 
oft auch mit einer Spitze versehen ist Beide Wörter machen da Anspruch auf Berücksichtigung, je nachdem die Be- 
deutung »Ring* oder ^spitziger Pfeil, Speer' in*s Auge gefasst wird. Vgl. in letzterer Hinsicht it. gorbia ,piccioi ferro üatto 
a piramide nel quäle si motte il pii del bastone* und zugleich ,punta di strale^ [Wohl dasselbe Wort mit sgorbia ,Hohl- 
meissel*, in Mundarten ohne r, neap. gubbia, lucch. »gubbia = span. gubia, lucch. ggobbtüy romg. sgobfßOf ferr. sguiba s port. 
goiva.] Galvani spricht sich für veru aus; während för mod. vera ,Ring* er ebenfalls an viria denkt. 

28* 



220 A. MüSSAFIA. , 

C^* nur trevdlOy und das ist der in Mundarten, besonders in lomb. aemil., am häufigsten 
vorkommende Ausdruck. 

Verla: -e jWeigsel' A, ,ambreln' C. So in den ven. Quartine del XV. secolo, wozu 
die Anmerkung ,nome volgare indicante una varietä di ciliegie', dann bei Magagnö ; 
noch jetzt im Vic. Es wird wohl nicht von it. visciola = ahd. ivilisela zu trennen sein, 
welches sehr abweichende Darstellungen erfuhr ; siehe Diez I, 445 wozu mod. vescra {es zu 
sc und l zu r^), friaul. uisine^ hinzuzufügen ist. Vgl. auch Hehn, Kulturpflanzen und 
Hausthiere, S. 294. Wenn seine Vermuthung, dass der Stamm zuerst wisl gelautet habe, 
richtig ist, so hätten wir ein Beispiel mehr von s vor Liquida zu r. 

versor ,pflugt^ AC; so ven. ver.-, ven. Nbf., päd. -uro, ampezz. (Schneller) arsiioi; 
in einigen Dörfern des Mail, roversor. Gewiss von versorium; ein Etymon, das Biondelli 
und Schneller mit Rückhalt, Ascoli dagegen entschieden vorbringt. Vgl. bei DC. 
versorium als Synonym von aratrum ,instrumentum rusticum quo terra versatur^.' Eigent- 
lich bezeichnet das Wort nur einen Theil des Pfluges ,die Scharre' (so im Friaul,*), ,die 
breite Schaufel, welche die ßasenbank unten erfasst und umstürzt'; frz, ver^oer ,oreille 
de la charrue*.* 

verzo ,schillert' B, während A guerzo ,schilliger' ; it. guercio. Das Wort scheint in 
den jetzigen Mundarten nicht üblich zu sein. Für den Anlaut vgl. mundartl. vera 
vardar = guerra^ guardare. 

vesinar (sprich ss aus): -a ,feyste' B. So bei Magagnö. Demin. von visia^y it. vescia und 
daraus das Verbum. Vgl. sard. p(sine.^ 

veta ,haubt' B d. h. wohl ,Haube'. Man möchte an lat. vitta ,Kopfbinde der Priester* 
denken.® Indessen bietet sich leichter der Ausdruck oveta dar, welcher im Veltlin und 
zu Bellinzona ,Haube' bedeutet. In einer Urkunde des Archivs von Como v. J. 1258 
,seiyitores habeant in capite ovetam sive beretam rubeam' ; im Dazio von Mailand 
(XV. Jahrh.) ^ovette de bombaso, de lino'. Monti, dem ich diess Alles entnehme, ver- 
gleicht dtsch. Havbe, Das lat. bg. Wb. hat auch ,haec infula' la oveta. 

veterano in der Bedeutung ,alter Mann' B*; friaul. vedrun. Vgl. rum. h^rwn, 

vezuolo ,f esslein' B; it. veggia + iwlo, Belege für das Demin.: piac. parm. vzöla, 
päd. vezoleta; Masc. berg. esöl^ romg. vizol vizulen; ver. vezoto. Diez II, 78. 



1 Nach Oalvani von uveacere; ,e quindi eercuw veacula o vescera se non vale troppo genericamente mangereceiay yarrä tenera 

ed uvescent^ per distingnerla della dura detta comucerctnu^, 
s Wie rum. tnl»ne. Ueber die Verbreitung des Wortes im Slavischen, auf welche Diez hinweist, ist Mikl. Fremdw. unter 

viinja nachzusehen. 
3 Man vergleiche noch lat. versura ,ubi sulcus unus desinit alterque incipit, a boum conv^rsione' (Forcellini) , sie. mraura 

virsana dass., bei DC. verteria ,aratioS veraana ,terra proscissaS bei Favre ver$enne ,8ilIon trac^ par le labonreur dans 

toute la longueur du champ^ 

* Friaul. uarzine ,Pflug* dürfte ebenfalls von vertere herstammen. 

^ Andere Benennungen für ,Pflug': romg. pardghir^ bergsk. perte^a^, von perHea; comsk. huralay nach Monti, von hurit; 
wo also von der Pflugsterze ausgegangen wird. Im Comask. wird lat. cuUer in der Form coUra contra für ,Pflug* gebraucht; 
die Benennung eines Theiles bezeichnet das Ganze. Pw (Diez I, 29) in der Lombardei J^flug*, in aemil. Mundarten ,Pflug- 
scharre*. — Crem, vzadel = *usate(lum (Diez II, 393), das Gerfithe xocr' e2^o)^i{v. — Ueber lad. cadreja u. 0. w. Schneller 226 

Viasina auch bei Honnorat. 

^ Damit vergleicht sich v^er bei Jaubert, der es auch aus Rabelais belegt. 

* Ueber romanische Wörter aus viäa siehe Diez II, 79 und II, 192. Zu letzterer Stelle fuge man hinsu sie. t>%Ua ,8tri8cia. 
di panno*. 



Beitrag zur Kunde der NORDiTALiENfscHEN Mundarten im xv. Jahrhunderte. 221 

vianaro ,wianaro' A. Sclimeller IV, 93: ,Der Wiener (im XIV.XV. Jahrb.), Wiener 
Pfenning, deren 7 Schillinge oder 210 Stück einen rheinischen Gulden machten*. Er 
führt dann unser Glossar an, liest aber unrichtig manaro. 

vianda ,riclit^ A. So bei Cecch. 1607 (J. 1322) ,sia pasudo uno povero de la vianda 
che nianzarä li frari' ,von der Speise, den Gerichten'. It. vivanda, mit Ausfall des r, 
wie im frz. uiande^ welches, wie bekannt, einst ebenfalls die allgemeine Bedeutung 
,Nahrung, Lebensmittel' hatte. Sard. vianda, ßanda, bidanda ,pasta da minestra', vianderif. 
,verniicellajo'. Von vivenda^ Diez II, 453. 

vlschUJazo ,gert' A. Ven. tir. mail. (in letzterer Mundart als bäuerisch bezeichnet) 
findet man vis^cia^ daraus vis^ciar ,vergheggiare', ms'ciada ,scudisciata'. Eben so friaul. 
vuiscie uiscie^ Vb. vidscih uis'cih. Comask. ist s mit <5 zu i^ verschmolzen viscia viscih; 
es erscheint aber auch l\ viscia viscia; auch im Churw, visclar, im Enneb. auch vistla 
(Asc. 3r>6 nach Haller). Mit Suflf. -azzo kann ich das Subst. nicht belegen; wohl aber 
finde ich päd. visdazzar. Mit -atta^ -otta: tir. vis'ciatta vis'ciotta. Asc. 284, Anm. 3 
führt das Wort unter andere, die ursprüngliches l bewahren, ohne sich über das Etymon 
näher zu erklären. ^ Monti verzeichnet auch aus dem Veltlin vischi ,rami verdi o secchi*. 

vituario ,czerung' C. Victu-arium statt des gewöhnlichen victu-alia. Auch die Crusca 
kennt vittfiaria. 

Z weich. 

zagO ,tor8chuler' B, in A zago scolare ,schuller', dann z. da epistola ,epistler*, z. da 
evanzelio ,ewangeliger' , C zago als Synonym von schuoler ,schüler'. Ven. friaul. zago 
,Cleriker*, päd. ,Ministrant' ; sie. jdcrnia ,educanda del monastero'; sard. ^i(£^a7i2^ ,sacrista; 
chierico'. Im lat. bg. Wb. ,diaconus' ol zdgen (sprich zdghen aus). Gleiche Verkürzung 
des Wortes wie in zago im rum. diak, ngr. Stdxoc. Vgl. auch Mikl. Fremdw. s. v. dijakon. 

zeladia A, in A* auch die Nbf. zelaia ,sulcz'. Die erste Form ist noch im Ven. 
Tir.: neben zeladina gebraucht; die zweite noch in Calmo's Gedichten. Auch aret, 
gialladia nb. gialladina. Dazu 

zelaria ,galreit^ B. 

zenochiali ,bochel chemling' A. Wie brazali^ cosali gebildet. Im Ital. findet sich 
kein glnocchiali verzeichnet. 

zenso ,genann' C. So ven.; nach Boerio vom lat. gefos. Das Wort drang auch in 
das Neuslovenische ; siehe Mikl. Fremdw. 

zenzevro ,ingber' A, zenzero ,igwer' B. Es werden in A erwähnt z. michi und z. hela- 
din. Die Form von B ist tose, päd., auch ven. zenzaro; in der Form von A findet sich, 
tose, zenzövero (übrigens auch zenzSvero) gegenüber, der ursprüngliche Vocal i (e) wieder, 
wie Span. prov. u. s. w. It. zinziho steht dem lat. zinziher = zingiheri ebenfalls sehr nahe; 
Diez I, 450. 

zezunar B, zuzunar A, gegiunar C* ,fasten', dazu zuzun ,nuecht' AC; in B als Nbf. 
und C* zunar ,f asten'. Die ersten Formen decken sich genau mit jejunium; beide j 
erfahren gleiche Behandlung ; sie werden durch dj zu z oder g. In A glich Assimilation 



1 Vgl. auch bei Bridel: vouUta ,verge pour fonetter les enfants*, vaui»(ä ,fouetterS vouuUihie ,riiction de fonetter^ — Gehört 
istr. viaculä ^dimenarsi per lo prurito prodotto dogl* insetti panusiti* irgend wie bieher? 



222 A.. MüssAFu. 

das erste (immer tonlose) e dem (oft betonten) u der folgenden Sylbe an. Gerade so 
oomsk. des-giungiuna mit eingeschobenem, vielleicht ebenfalls durch Anklang hervor- 
gebrachtem n. Dass beide j in gleicher oder durch Neigung zur Dissimilation in ver- 
schiedener Darstellung bleiben, kommt besonders in ladinischen Mundarten oft vor: 
fassan. iaiunar, grödn, giaSuri^ [churw, giginar jaginar u. s. w.]. Tiraboschi führt aus dem 
XVI. XVn. Jahrh. zezünh, Adj. zezü; vgl. auch sard. giaunai =je(j)unare. Schuch. III, 298 
wäre geneigt, auch it. digiunare aus ^je^jun. dfjjedjun. zu deuten, was aber, da kein 
sonstiges Beispiel der mundartlichen Entwicklung von d aus jy g vorliegt, zu gewagt 
erscheint- Die Form von BC^ findet sich auch im it. giunare^ ven. friauL zv/nh^ piem. 
giuner; die erste Sylbe fiel aus Scheu vor vermeintlicher Reduplication weg; nach 
Schuch. II, 460 zuerst (j)ejuniare^ dann juniare. 

aiobiadl A^; siehe zohiadi. 

ssipun ,wammes* B; mit i (e) statt ic, wie ven. tir. cremon zipon, comsk. gipon, bol. 
zibon; gen. gippun^ sie. jipunniy sard. gippuniy neap. jeppone. Uebrigens kommt das i 
auch unter dem Accente vor: mail. [churw.] gippa, parm. piem. ^^ipa, com. cremon. gihha; 
zu e geworden: crem. zepa. Diez I, 214. 

so Joch' A; noch mehr contrahirt als ven. zoo. Die meisten nördlichen Mundarten 
kennen eine Form mit v: giov, zov; giof zof zuf^ gen. zuvu [auch churw. juf, giuf]. Bei 
Fra Paolino zovo. V tilgt den Hiatus^ nach Abfall von g, wie Diez Gramm. P, 189 lehrt, 
oder nach Asc. 91 "^jugvo juvo. 

zobiadi (A^ auch ziob.) ,donerstag' A, aber zobia santa ,antloztagt' ohne di; zuoba B 
und zvobad\ C ,pfincztag'. Der erste Theil des Compositums, welcher aus *jovia [dies] 
stammt, erscheint in zahlreichen Mundarten (auch im Sard.) ; Bembo gebraucht in seinen 
Schriften giobbia. Von lautlichem Standpunkte bemerke man vi + Voc zu bi + Voc (bbtj, 
wie in gabbia aus cavea; im Friaul. ^*026e wird das i retrahirt; im ven. zoba^ vgl. BC, 
fällt es weg. Der betonte Vocal ö erscheint als ö im mail. (nur noch auf dem Lande) 
giöbia, auch comsk. giobia od. gi'öbiana grassa^ comsk. giöggia, gen. zöggia (bj = g). Die ven. 
Nbf. ziobay wie in A\ weist io = ö wie in niovo^ liogo, während im ?/o von BC die ge- 
wöhnliche Darstellung dieses Diphthonges begegnet. Verschiedene Formeln von jovia 
im Churw. bei Asc. 247. 

zoja ,chrenczlein' A. So im Bovo ed. ßajna. In den Sonetten bei Gidino: ,Europa 
una zoyetta de fiori pone sovra le sue come'. Noch Ferrari: ^zoja Veneti pro Corona^ 
Heutzutage ven. zogia de morto ,Kranz auf dem Sarge von Kindern und Unvermählten 
als Zeichen der Jungfräulichkeit'. Istr. zuja bedeutet ,Kranz' überhaupt. 

zunar und 

ziizunar, siehe zezunar. 

zuoba und zuobadl^ siehe zobiad). 



Z hart. 

za£fa ,crembeP C. Daraus 

zaffare ,zucken' A. Gehört zu einem weitverbreiteten Stamme mit der Grund- 
bedeutung ,Pfote, Kralle', welcher das in der Anmerkung zu granfia erwähnte Ab- 
wechseln zwischen p, "^p -^ f y "/aufweist; dazu kommt hier das verschiedene Verhalten 



Beitbag zur Eukde deb norditalienischen Mündarten im xy. Jahrhunderte. 223 

des bald dentalen, bald Sibilanten oder palatalen Anlautes.* Tap : vgl, piem. berg. bresc. 
cremon. tapinh^ mail. tapascih ,8ganibettare , zampettare, far passi piccoli e frequenti^* 
Äip-: ven. zapar ,mit den Füssen treten^, berg. (bei Asaonica) zapolar dass.* Zamp- ciamp-: 
it. mund. zampa (sanpa), sie. ciampa. Zaß- da/-: unser zaffa^ sie. daffa. Zanf: ostlomb. 
zanfa sanfa, Vb. zanfh ,mit den Krallen ergreifen'.* Vgl. was Diez unter tape II, 435 
und ceffo 11, 19 sagt. 

zanca ,stelcz' B. Eben so ven. mail. ferr. bol. romg. zancj mod. zang zdnghen. So 
auch span. zanco. Es hat auch die Bedeutung ,Holzschuhe' : comsk. Plur. zanc, mod. villan 
zancü ,ru8tico rozzo ed in soccoli' ; neap. zangose ; zu vergleichen mit prov. sanca ,Cothurn'. 
Zanca (tose, auch cianca) bedeutet endlich it. sp. ,Bein', sa?ico 3ein, Stiel', sard. zancone 
,Schienbein'. Diez I, 448 sieht die Bedeutung ,Bein' als die ursprüngliche an, und bringt 
das Wort mit ags. scanca ,Bein, tibia' in Zusammenhang. Muratori dagegen, und nach 
ihm Galvani, gehen von tzanga im Cod. Theod. aus, also zuerst ,Schuh, Holzschuh', dann 
,Stelz' als ,hoher Holzschuh'* und dann ,Bein'. Woher friaul. zighie zeghie ,Stelzen'?* 

zanco ,linck' AC. So ven. ver. tir. ; friaul. danc [churw. äanc]. Istr. sanci^r ,link- 
handig'. Für stanco Diez II, 81. Schneller bestreitet diese Deutung und leitet das Wort 
aus dem Deutschen her.' 

ceda ,hech' C; siehe cesa. 

oölega ,sperch' AC ; so ven. (sammt dem Demin. celegato), tir. ; romg. zelga. Ferrari 
denkt an aucelUca^ das ein Seitenstück zu avica ,Gans' abgäbe. Schneller, der noch 
zilega in Valsugana und ampezz. cillia verzeichnet, vermuthet avis cellica ,von cella im 
Sinne von Getreidekeller, wie sp. cilW^ 

cerchia C* : -e ,pflegel'. Zunächst aemilianisch : parm. mod. romg. zercia, bol, Msc. 
zeiröy mit -atus: bol. zeirciä. Doch auch ven. cerchiaro ,nome che in quäl che luogo della 
campagna si da al coreggiato', tir. cercier. 

zerfojo ,klee' B. So mod. zerfoj. Wie Galvani richtig bemerkt, eine Verwechslung 
zwischen caere/oUum ,Körbel' und trifolium. Ob sie, wie wahrscheinlich, auch anderswo 
vorkommt, weiss ich im Augenblicke nicht anzugeben. 

cernir: -i la lana ,czawse die wolle' B; ven. tir. bresc. wird das Verbum cemere 
in gleicher Bedeutung gebraucht. 



> Beide Erscheinnogen wiederholen sich oft in Wörtern deutschen Ursprunges; siehe Diez s. v. tape I, 409 und die Anm. 
zu stropar. 

^ Friaul. talpe, dessen l sich mit dem von talpon = tapon vergleichen Ifisst. Siehe Anmkg. zu topon, 

^ Ven. zapar vom Pferde, auch it. zappare ^scharren' scheint gegen obige Deutung zu sein und auf Zusammenhang mit zappa 
,Hanef Hacke' zu deuten. LSsst sich aber dieses noch dunkle Wort (Littre und Scheler von sappa bei Isidoms?) nicht 
vielleicht auch mit dem oben besprochenen Stamme in Zusammenhang bringen? Man bemerke marra^ das im It. die Be- 
deutung von zappa, im Sard. aber sowohl diese als die von zampa aufweist. 

^ Wohin gehört das mund. (z. B. ven. berg.) zata mit der nämlichen Bedeutung ,Pfote, Tatze'? Siehe Anmkg. zu zoto. 

^ Berührung der zwei Begriffe ,Stelzen' und ,Holzschuhe' findet auch im bresc »^mere mit ersterer Bedeutung statt, wfihrend 
friaul. päd. ver. »gälmare letztere Bedeutung aufweisen. Man kann auch vergleichen frz. icha^Bta ,Stelzen' und ^Schlittschuhe'. 
— Mit ,SteIzen' berührt sich auch ,Krücken'; mail. »crazzol (ex-cruc-colaj hat beide Bedeutungen; stampeüe ist it. ,KrückenS 
bresc. (hier auch tamp.) crem. ,Stelzen'; aret. scacci ^Krücken' ist wohl nur das so eben erwähnte frz. ichastea, 

^ Andere Ausdrücke fär ,Stelzen': it. trdmpoUj mant sgamberla aganzerla, lomb. seanferle', piac. 9garamp, gen. sgampi; friaul. eelüs. 

"^ Sic. zanca ,gamba storpiata' theilt mit zanca die Bedeutung ,Bein', mit dem Adj. zanco den pejorativen Begriff ,linkisch'. 
Vgl. sard. »ancdnu ,zoppo, sciancato', tose. ciaTKandla ^persona sciancata', deren Anlaut kaum erlaubt, an ex-anca- zu denken. 
Auch berg. zdghen ,8torto, malfatto' dürfte hieher gehören; Abfall von n ist in dieser Mundart (allerdings zunüchst nur vor 
Dentalen und Labialen) sehr üblich. 

8 Ist gen. Haun ,pas3era di palude* = ailag-un, 8i[r]a[g]unf 



224 A« MUSSAFIA. 

cesa A\ zessa A*, ciesa ,czawn' B; ven. ciesa, tir. cesa, ver. pav. sesa^ berg. (vgl. lat. 
bg. Wb. ,seps^ la cesa) parm. piac. regg. seza^ mail. com. scesa; friaul. eise. Msc. b-'=*,sc. 
crem, ses, Die Crusca hat cisale und auch neuere Wbb. verzeichnen cesa/e. ^ Vom Partie. 
caesus; Diez II, 20*. C* hat ceda ,hech' neben sieve^ während C^ nur sieve veraeicailet. 
So auch im Tesoro dei poveri und in einer lat. Urkunde aus Bologna v. J. 1292 ; bol. 
zada. Galvani erinnert an lat. caedes ,fragmenta ex rebus excisis simul posita, ad im- 
pediendas vias'; er führt auch das augm. zdo7i = tose. Hsale ,lebende Hecke' an. 

zesano ^swannen' B; so ven. (auch ciesano cSseno) ,nome che i cacciatori valligiani 
danno al cigno', altit. c^cino, jetzt cecero; sard. sisini, Friaul. ceseno betont die Endung. 
Diez I, 121: ,vom lat. cicer, das im it. cece Knollen am Schnabel dieses Vogels heisst'; 
vgl. auch Gramm. I^, 37. Aus diesen Worten ist nicht deutlich zu ersehen, ob bloss 
cicer (t zu n) oder c^c- + Suffix \niis gemeint ist, wo dann in cecero n zu r geworden 
wäre, wie in amassent amassero. Schuchardt II, 265 ist anderer Ansicht: in kykmts 
schob sich epenthetisches i ein: kyk^nus und daraus c6cino cecero. So auch Flechia in 
der ßiv. di fil. class. I, 399. 

cösera B: -e ,Kirsen' d. h. ,Hirse': ven. cisara^ auch it. cicera = lat. cicera. Sonst 
kommt das Wort als Msc. vor; von cicer; it. cece vom Nomin., während die mundart- 
lichen Formen mit -er -är wie pSvere (s. o.) zu beurtheilen sind. 

cesilla A**, j^C zisilla ,swalb'. Ven. einst zesila^ nun sisila, friaul. dsile, päd. zisiola; 
tir. ceslom ,rondon di maro'. Dieser Provincialismus schlich sich auch aus den Hand- 
schriften in die bisher erschienenen Ausgaben von Latini's Tesoro ,Delle rondini ovver 
cesille^. Ferrario: ,vel a vocis sono vel ut Erythraeus a cypselis hirundinum specie'. Im 
XVI. Jahrh. hiess nach Mutinelli cesila eine Art sehr kleiner und schneller Schiffe. 

zigare ,schreien' B; so in ven. und aemil. Mundarten: zigar, -ä, -er; friaul. ciulä 
cijulh. Nach Diez II, 21 vielleicht bloss Naturausdrücke. Damit vergleicht er cigolare 
und begnügt sich, die Deutungen von Ferrari (sihilare) und Galvani im Arch. Stör, (aus 
dem Stamme von singultire) anzuführen. Letzterer denkt nun (Saggio s. v. zigkhr) an 
cire eiere citare cicare und vergleicht cicada ,die schreiende'. 

cignar B : -älo de Vochio ,wincken mit dem aug' ; so ven. ; berg. (lat. bg. Wb. ,ocilo' 
cignib) bresc. crem, signhy cremen, zignh ,voce piuttosto della campagna', ferr. bol. zgnar^ 
comsk. cignar; com. scignä (vgl. sciresa nb. ciresa); it. cennare acceniiare; Diez I, 121. 

circar: -a , versuch' B; dieselbe Bedeutung, eigentlich ,kosten', im Ven. und manchen 
anderen nördlichen Mundarten. 

ciriola, el di de nostra dona ,unser frawen tagt zu lichtmess' A. Belege für diesen 
Ausdruck hat ßeinsberg-Düringsfeld im Jahrb. für rom. Litt. V, 383 beigebracht. Von 
cera ,Wachs', cero ,Wachskerze'. 

cisendelo ,lampen, lampel' B; ven. cesendelo ,quella lampada che tiensi appesa con 
lumicino dinanzi a qualche sacra imagine per divozione', istr. sissindÜ^ friaul. eis. risenderi 
,piccola lampada', gen. sexendi ,lumino da notte', lucch. eicindello eine, cineindelloro ,anelletto 



1 Diez übersetzt ciaale ^abgeschnitteneB Stück*. Die CrUBca erkl&rt es ,ciglioDe che spartisce o chinde i campi^ und ciplionr 
ist wieder ,terreno rilevato sopra la fossa, che soprastä al campo*; indessen bedeutet daale auch ,filare di piante poste in 
confine di propriet&S und in diesem Sinne steht es dem Begriffe ,Hecke' zunächst. 

2 Vgl. ii, fratia von fractus [churw. fratta fracia ,bei Hochzeiten Ehren sperre mit Tüchern und Bändern*]. 



Beitbag zur Eüin>B deb norditalienischen Mundarten im xy. Jahrhunderte. 225 

dove s'infila il lucignolo della lucema, luminello'. Lat. bg. \Vb. ,lampas^ cisendel. Von 
la,t'^ cicindela. Zu Chioggia nennt man noch cesendelo den fliegenden Leuchtkäfer.* 

oison ,antreich' B. So bei Bonamente Aliprando 11 , 49 (Muratori) ^anitre e cisoni*; 
bei Magagnö : ,pi molesina ca penna d'un cisovK Die jetzigen Wbb. boten mir das Wort 
bloss in aemil. Mundarten: ferr. bol. imol. zison^ ,Germano reale, Collo verde, il maschio 
dell'anitra selvatica^ 

zisvarde ,münczen* C\ ^bachmUns' C, ,bachmunczen' C* (in den folg. Ausg. fehlt 
das Wort), d. h. mentha piperita. Ven. hisverde, das mir unverständlich ist. Ist zis eine 
Nebenform oder bloss verschrieben? 

20Codale .,aftersil' C. Der Anlaut z steht für s; von svh-cauda; ven. ver. sotocoa; 
bresc. crem, cremen, sotcua, parm. piac. ferr. sotcova^ bol. soicb; friaul. sotcode; it. 
soC'Cod'dgri'Olo. 

zoni C\ zuni C*'* ,kegel'; fast überall verbreitet; der Stammvocal auch als u wegen 
des folgenden i; Sing. zon. Woher das Wort? 

BOto ,hinkende' BC* (C* zopo)\ ven. tir. zoto, grödn. zot^ friaul. zueit. Vgl. Carlo ciotto, 
Gianciotto. Wohl mit zoppo zusammenzustellen ; etwa von zop'tare oder unmittelbar pzut 
variirt ? * 

zueta ,8chafitel** C, ziveta ,ewr B. So ven. nb. zoeta; friaul. zivete ciuüe^ auch it. 
ciovetta nb. dvetta; com. zigtieta scigueta, romg. zvetta u. s. w. Diez II, 256 s. v. choe. 



* Vgl. lueciola »Leuchter* and wie oben Incch. etc. ,luminello, amese di latta traforata da mettervi la bambagia per lomini 
di notte*. Es könnten allerdings beide Aasdrücke von einander unabhängig von luce herstammen; viel wahrscheinlicher ist 
jedoch, dass auch hier eine poetische Auffassung voWiege. — ,Flattemdes oder fliegendes Thierchen* und »Licht* berühren 
sich auch im sard. manipota (Diez II, 153) »Schmetterling' und »Nachtlichtlein'. 

> Wenn Letzteres zulässig» dann könnten auch teC^pa und zata (siehe unter *affa) iin Wort sein. 

' Das deutsche Wort ist wohl ^ins mit deutsch tir. ttchaffit »Falke*, das Diez II» 136 s. v. gavilan nach Steab anführt. »Falke» 
und »Uhu' dienen zur Vogeljagd. 



D«nkichriften d. phü.-hiat Cl. ZXII. Bd. 29 



226 



A. MUSSAFII. 



ABKÜßZUNGEN UND LITERATUR. 



ampezz. Mundart von Ampezzo; 
tirol.-ladin. (Schneller, Ascoli). 

Ängeli. Piccolo vocabolario vero- 
nese e toscano di Gaetano Angeli; 
Verona 1821. 8«. 

artt. aretiniHch (Redi bei Fanfani). 

Ä8C» Saggi ladini, in : Archivio glot- 
tologico italiano dirotto da G. J. Ascoli ; 
Roma, Torino, Firenze 1873.8«. Band. I. 

Azzi, Vocabolario domestico fer- 
rarese-italiano di Carlo Azzi; Fer- 
rara 1857. 8<^. 

Äzzolini. Vocabolario vernacolo- ita- 
liano pei distretti lloveretano e Trentino, 
opera postuma di Giambattista Äzzolini , 
compendiato e dato alla luco da G[io- 
vanni] B[ertanza]; Venezia 1856. 8^. 

lad, Mundart von Badia=: Abtei ; 
tiroL-ladin. (Schneller, Ascoli). 

Banfi, Vocabolario milanese-italiano 
ad uso della giovontü di Giuseppe Banfi. 
Seconda edizione rifusa per intero c notxi- 
bilmente accresciuta; Milano 1857.8^. 

6e//.bellune8i8ch ( Ascoli,dann Proben 
aus einem ungedruckten Wörterbuche 
der Mundart von Belluno, welches im 
Priyatbesitze vorhanden ist und ich ein 
paar Stunden hindurch benützen durfte). 

herg. Mundart der Stadt Bergamo 
(Zappettini, Tiraboschi, Rosa). 

hergsk, Mundart der Umgegend 
Bergamo's (Tiraboschi, Rosa). 

Bescapk. Ascotischos Gedicht des 
Pietro da Bescapc von B. Biondelli 
in den Studii linguistici und Poesie 
lombarde herausgegeben. 

Dionddli. Saggio sui dialetti gallo - 
itaUci diB. Biondelli ; Milano 1853. 8». 

Domo. Dizionario del dialetto 
veneziano di Giuseppe Boerio; seconda 
edizione aumentata e corretta . . . ; 
Venezia 1856. 4». 

hol, bolognesisch (Ferrari). 

Bonv. Altmail. Gedichte Yon Bon ve- 
sin da Riva, herausgegeben von Immanuel 
Becker in den Sitzungsberichten der 
Berliner Akademie, 1850—1851. 8». 



^ofii;. ed, Lidforss, II tractato dei 
mesi di Bonvesin da Riva milanese da- 
to in luce per cura di Eduarde Lid- 
forss; Bologna 1872. 8^ (127. Liefe- 
rung der Scelta di curiosita letterarie.) 

bresc» brescianisch (Melchiori, Rosa). 

Bridel, Glossaire du patois de 
la Suisse romande par le doyen Bridel 
avec uno appendice . . . . le tout re- 
cueilli et annote par L. Fayrat; Lau- 
sanne 1866. (XXI. Band derMemoires 
et Documents publi^s par la 80ci<$t6 
d'histoire de la Suisse Romande.) 

Calmo. Die meisten Belege aus 
diesem venezianischen Schriftsteller 
des XVI. Jahrh. entnahm ich dem 
Wb. von Boerio; hie und da schöpfte 
ich auch aus dessen Lettere. 

Carisch. Taschen - Wörterbuch der 
rhätoromanischen Sprache in Grau- 
bünden, besonders der Oberländer und 
Engadiner Dialekte, von Otto Garisch ; 
Chur 1848. 8». 

Cecch. Dei primordi della Lingua 
italiana e del dialetto in Venezia nota 
di Bartolomeo Cecchetti; in: Atti del 
r. istituto Veneto di scienze, lettere ed 
arti, Serie III, Tomo XV, S. 1585— 
1626. 8®. Die erste Zahl bezeichnet 
die Seite, die zweite eingeklammerte 
das Jahr der betreffenden Urkunde. 

Cherubim. Vocabolario mantovano- 
italiano; Milano 1827. 8». 

Cherubini, Vocabolario milanese- 
italiano di Francesco Gherubini. Mi- 
lano 1839—1843. 4 Bde. Supplement- 
band, Milano 1856. 80. 

chiogg, Mundart Ton Chioggia (Nardo 
in den Atti dell* Istituto Veneto, Ascoli). 

churw, churwälsch (Carisch, Ascoli). 

com, Mundart der Stadt Como 
(Monti). 

comsk, Mundart der Umgegend 
Como's (id.). 

crem, cremaskisch (Samarani). 

cremon, cremonesisch (Peri). 

Crtactntiagtd, Ueber eine italienische 



metrische Darstellung der Crescentia- 
sage von Adolf Mussafia in : Sitzungs- 
berichte der k. Akad. der Wissen- 
schafben, Bd. LI. S. 589 fgg. 

Crusca, Vocabolario della lingua 
italiana gia compilato dagli accademici 
della Crusca ed ora novamente oor- 
retto ed accresoiuto da Giuseppe Ma- 
nuzzi; Firenze 1833 — 1840. 40.4 Bde. 

DC. Glossarium mediae et infimae 
latinitatis conditum a Carolo Dufresne 

domino Du Gange digessit G. A. 

L. HenscheL Parisüs 1840—1846. 
40. 6 Bde. 

Dief. Glossarium latino-germanicum 
mediae et infimae aetatis .... con- 
cinnavit Laurentius Diefenbach ; Fran- 
cofurti ad Moenum 1857. 4^. Dazu: 
Novum glossarium u. s. w. Frankfurt 
am Main 1867. 8». 

Dtez.Etymologisohes Wörterbuch der 
romanischen Sprachen von Friedrich 
Diez. Dritte verbesserte und vermehrte 
Ausgabe; Bonn 1869— 1870. 8«. 2 Bde. 

Diez. Gramm, Grammatik der ro- 
manischen Sprachen von Friedrich Diez. 
Dritte neu bearbeitete und vermehrte 
Aufiage ; Bonn 1870—1872. 8«. 3 Bde. 

engad, engadinisch (Carisch, Ascoli). 

enneb, Mundart von Enneberg, it. Ma- 
rubbio ; tirol.-ladin. (Schneller, Ascoli). 

Fatffani, Vocabolario dell' uso tosca- 
no compilato da Pietro Fanfani ; Firenze 
1863. 8^. (Dazu ein Supplementband, 
den ich nicht einsehen konnte.) 

fais, Mundart von Fassa, tirol.- 
ladinisch (Schneller, Ascoli). 

Favre. Glossaire du Poitou, de la 
Saintonge et de TAunis par L. Favre ; 
Niort 1867. 8«. 

ferr. ferraresisch (Nannini, Azzi). 

Fenari. Octavii Ferrarii origines 
linguae italicae; Patavii 1676. fol. 

Ferrari. Vocabolario bolognese-ita- 
liano compilato da Claudio Ermanno 
Ferrari; terza edizione; Bologna 1853. 

Foreati, Vocabolario piacentino- 



BlITBlO ZVB EVHDE DES NOBDITAUGWISCHEM MüNDlBTBK IM XT. JaHBHCMDBBTB. 



227 



italiano di Lorenzo Foresii. Seoonda 
edizione anmentata e corretta. Pia- 
oenza 1855. 8^ 

friaul. friaulisoh (Pirona). 

Galiani. Vooabolario delle parole del 
dialetto napoletano, che piü si soostano 
dal dialetto toscano eco. Napoli 1 789. 8^. 
2 Bde. (26. und 27. Band der Gollezione 
di tntti i poemi in lingna napoletana.) 

Galvani. Saggio di an glossario 
modenese ossia studii intomo le pro- 
babili origini di alqoanti idiotismi della 
cittA di Modena e del sao contado; 
Modena 1868. S\ 

GambimJV ooaholeaio pavese-italiano 
ed italiano-pavese di Carlo Gambini; 
Paria 1850. 8». 

gen, genuesisch (OliTieri). 

Oherardini, Supplimento a' voca- 
bolar] italiani proposto da Oiovanni Ohe- 
rardini; Milano 1852— 1857.8^ 6Bde. 

GiacominOy fra, Gedichte in alt- 
yeronesischer Mundart, enthalten in 
den Mon. ant. 

Gidivo, Oidino da Sommacampagna, 
trattato dei ritmi volgari posto in luce 
per G. B. c. Giuüari ; Bologna 1870. 8«. 
(105. Lieferung der Scelta di curiositli 
letterarie.) 

Griov, So führe ich einzelne Ge- 
dichte in altpad. Mundart an, welche 
Giusto Grion in der Einleitung und im 
Anhange zu seiner Ausgabe des Werkes : 
Delle rime Tolgari di Antonio da Tempo, 
Bologna 1869, abdrucken liess. Die Zahl 
bezeichnet die Seite des Bandes. 

grödn, Mundart von Gröden, tirol.- 
ladin. (Vian, Schneller, Ascoli). 

Honnorat. Dictionnaire provenqal- 
franqais ou dictionnaire de la langue 
d'oc ; Digne 1846. 4«. 3 Bde. 

imoL imolesisch (Tozzoli). 

i»tr, istrianisch, und zwar die 
Mundart von Pirano, Rovigno und 
Dignano. Ich benützte manche Proben 
dieser Mundart, vorzüglich hand- 
schriftliche, die mir von meinem Zög- 
linge und lieben Freunde Anton Ive 
mitgetheilt wurden. Auch Asc. 

Jahrb, Jahrbuch für romanische und 
englische Literatur herausge- 
geben von Dr. Adolf £bert (vom VI. Bd. 



von Dr. Ludwig Lemoke). Berlin (später 
Leipzig) 1859 fgg. 

Jauhtrt, GloBsaire du centre de la 
France par M. le comte Jaubert; Paris 
s. a. (Das Widmungsschreiben ist vom 
Juni 1856 datirt.) 

lat, hg, Wb. Proben eines noch un- 
gedruckten lateinisch-bergamaskischen 
Glossars des XV. Jahrb., von Giusto 
Otnon im Propugnatore HE, 1, S. 80 £f. 
mitgetheilt ^). 

Littri, Dictionnaire de la langue 
franqaise . . . par £. Littre; Paris 
1863^1869. 40. 4 Bde. 

luceh, lucchesisch (Bianchini bei 
Fanfani). 

Mainati. Dialoghi piacevoli in dia- 
letto vemacolo triestino, colla versione 
italiana , di Giuseppe Mainati . . . . ; 
Trieste 1828. 

Magagvh, Rime di Magagnb (Giam- 
battista Moganza) , Menon (Agostino 
Rapa) e Begotto (Bartolomeo Rusti- 
chello) in lingua rustica padovana etc. 
Venezia 1584. 8^ 4 Theile in einem Bd. 

mail, mailändisch (Cherubini, Banfi). 

Malafpina. Vocabolario parmigiano- 
italiano compilato da Carlo Malaspina; 
Parma 1856—1859. 8<>. 4 Bde. 

mant. mantuanisch (Cherubini). 

Mazzoni Toaelli. Origine della lin- 
gua italiana di Ottavio M. T. — Bo- 
logna 1831. 8^ 3 Bde. 

Melchiori, Vooabolario bresciano- 
italiano compilato da Giovan-Battista 
Melchiori; Brescia 1817. 2 Bde. Dazu 
Supplementband u. d. T. : Appendice e 
rettifioazioni al dizionario bresciano- 
italiano . . .; Brescia 1820. 8®. 

Mikl: Fremd w. Die Fremdwörter in 
den slavischen Sprachen von Franz 
Ritter von Miklosich ; Wien 1867. 4«. 
(Aus dem XV. Bde. der Denkschriften 
der phil.-hist. Cl. der kais. Akad. der 
Wissenschafton .) 

mod, modenesisch (Muratori, Gal- 
vani). 

Mon. ant. Monumenti antichi di dia- 



1) Ich habe numnehr eine Abschrift des 
ganzen Glossars erhalten, und hoffe es 
bald vollstlindig im Drucke erscheinen 
zu lassen. 



letti italiani publicati da Adolfo Mus- 
safia, in : Sitzungsb. der k. Akademie der 
Wissenschaften , Bd. XL VI, S. 1 1 3 ff. 

Manu, Vocabolario dei dialetti della 
oittä e diocesi di Como oon esempi e 
riscontri di lingue antiche e moderne 
di Pietro Monti; Milano 1845. 8^ 
Dazu Supplementband u. d. T. : Saggio 
di vocabolario della Gallia oisalpina e 
celtioo e appendice al vooabolario dei 
dialetti della oitta e diocesi di Como ; 
Milano 1856. 

Morri. Vocabolario romagnolo-ita- 
liano di Antonio Morri ; Faenza 1840. 4^. 

Mortillaro. Nuovo dizionario sici- 
liano-italiano ; Palermo 1853. 8®. (V. 
Band der Opere di Vicenzo Mortillaro.) 

Mutinelli. Lessico veneto , che con- 
tiene Tantica fraseologia volgare e fo- 
rense . . . compilato da Fabio Mutinelli; 
Venezia 1851. 8». 

Nannini, Vocabolario portatile fer- 
rarese -italiano ossia raccolta di voci fer- 
raresi le piü alterate alle quali si sono 
contrapposte le corrispondenti vooi 
italiane di Francesco Nannini; Fer- 
rara 1805. 8^. 

Nardi. Verschiedene Aufsätze in 
den Atti dell' istituto veneto. Die erste 
Zahl bezeichnet den Band, die zweite 
die Serie, die dritte die Seite. 

Nerucci, Saggio di uno studio sopra 
i parlari vemacoli della Toscana fatto 
da Gherardo Nerucci. Vemacolo mon- 
talese del sottodialetto di Pistoja; Mi- 
lano 1865. 8«. 

Nicolli. Catalogo di voci moderne 
piacentino-italiane .... di Francesco 
Nicolli; Piacenza 1832. 8«. 

neap. neapolitanisch (Galiani, Puoti). 

Olioieri, Dizionario genovese - ita- 
liano compilato da Giuseppe Olivieri. 
Genova 1851. 

Oriuoio. Le semplicita over gofferie 
de' cavalieri erranti contenute nel Fu- 
riose et raccolte tutte per ordine per 
Bartolomeo Horiuolo Trevigiano et de- 
scritte per lui in lingua di contado. 
(Mein defectos Exemplar bietet keine 
Angabe des Druckortes und Jahres.) 

päd, paduanisch (Patriarchi). 

29« 



228 



Ä. MUSSAFIA. BkITBAO ZÜB EüMDE DBB N0BDITALIBKI8CHBN MuKDABTBN IM IT. JaHBHÜNDEBTE. 



Paolino, fra. Trattato de regimine 
rectoris di Fra Faolino Minorita pu- 
blioato da Adolfo Mussafia. Vienna- 
Firenze 1868. 8«. 

parm, parmesanisoh (Fesohieri, Ma- 
laspina). 

Passion zu Como, Frobe der ,Medi- 
tation de la passione* in der Communal- 
Bibliothek zu Como. 

Passion zu Verona. Abschnitt aoB 
einer Fassions-Gescbichte in der Gom- 
munal-Bibliothek za Verona, den ich 
vor Jahren abschrieb. [Neulich ist das 
ganze Stück durch GKuliari im Fro- 
pugnatore Band V, Theil 2 heraus- 
gegeben worden.] 

Pairiarchi, Vooabolario veneziano 
e padovano . . . composto da Gasparo 
Fatriarchi. Terza edizione; Fadova 
1821. 4^ 

pav, pavesisch (Gambini). 

Perl. Vocabolario oremonese-italiano 
compilato da Angelo Feri ; Cremona 
1847. 8«. 

Pesehieri. Dizionario parmigiano- 
italiano di Ilario Feschieri rifaso, cor- 
retto, accresciato ; Borge San Donnino 
1836—1841. 8«. 2 Bde. 

piac. piacentinisch (Ni colli, Foresti). 

piem, piemontesisch (Sant* Albino). 

Pirona, Vocabolario friulano di Ja- 
copo Firona publicato per cura del Dr. 
Giolio Andrea Firona; Venezia 1871. 8^. 

pistqj. Mundart von Fisloja (Fan- 
fani, Neruoci). 

Poliii, Dittionario toscano compi- 
lato da Adriane Foliti sanese, di nuovo 
ristampato ; Venetia 1628. 8^ 

Prop, 11 Fropugnatore, studii filo- 
logici, storici e bibliografici. Bologna 
1868 fgg. 80. 

Puoti. Vocabolario domestioo na- 
poletano e toscano compilato nello 
studio di Basilio Fuoti; Kapoli 1841. 8^ 

Quartine in dialetto veneziano del 
1420; in: Raccolta di poesie in dia- 
letto veneziano d'ogni secolo. Venezia 
1845. S\ S. 3—10. 

regg, reggianisch (Vocabolario). 



romg, romagnolisch, zunächst faen- 
tinisch (Morri). 

Rosa, Dialetti, oostumi e tradizioni 
nelle provinoie di Bergamo e di Bresoia 
studiati da Gabriele Bosa. Terza edizione 
aumentata e corretta; Brescia 1870. 8^ 

Ruzzanle. Tutte le opere del famo- 
sissimo Ruzante (Beoloo) di nuovo con 
somma diligenza rivedute e corrette; 
(Vicenza) 1584. 8«. 

Samarani. Vocabolario cremasoo- 
italiano di Bonifaoio Samarani ; Orema 
1852. 8«. 

Sant* Albino, Gran dizionario pie- 
montese-italiano compilato da Vittorio 
di Saut' Albino; Torino 1859. 40. 

sard. sardisch (Spano). Ich habe 
diese allgemeineBezeichnung gebraucht, 
ohne die einzelnen Dialekte zu sondern. 

ScheUr, Dictionnaire d'^tymologie 
frangaise d'apres les r^sultats de la 
science moderne par Auguste Scheler ; 
Bruxelles 1873. 8«. 

Sciüo, da, Saggio del dialetto vicen- 
tino uno dei veneti, ossia raccolta di 
voci usate a Vicenza . . . di Giovanni 
da Schio; Fadova 1855. 8«. 

SchmeUer, Bayerisches Wörter- 
buch .... von J. Andreas Schmeller ; 
Stuttgart und Tübingen 1827—1837. 
4 Bände. Wenn der erste Band der 
zweiten Ausgabe, München 1872, be- 
nützt wurde, so ist dies ausdrücklich 
bemerkt worden. 

Schneller. Die romanischen Volks- 
mundarten in Südtirol . . . etymologisch 
und grammatikalisch dargestellt von 
Christian Schneller. Gera 1870. %\ 
Band I. 

Schuck. Der Vokalismus des Vulgär- 
lateins von Hugo Schuchardt; Leipzig 
1866—1868. 3 Bände. 

sen. senesisch (Foliti, Fanfani). 

sie. sicilianisch (Mortillaro, Traina). 

Spano. Vocabolario sardo-italiano e 
italiano-sardo compilato da Giovanni 
Spano; Cagliari 1851. 8<^. 2 Bände. 

Tesoro dei poveriy richtiger dei ru- 
stici, poema di Faganino Bonafede 



bolognese scritto . . . Tanno 1360, in: 
Mazzoni Toselli, Origine S. 231 ff. 

^V. tirolisch, Trento und Boveredo 
(AzzoUniJ. 

Tirabosehi, Vooabolario dei dialetti 
bergamasohi antichi e modern! compilato 
da Antonio Tirabosohi.Bergamo 1 8 73.8^ 

tose. Toscanische Mundarten nach 
Fanfani, welcher selbst manche Special- 
lexica benützte. 

Toselli. Sieh Mazzoni Toselli. 

Tozzoli. Ficcolo dizionario imolese- 
italiano compilato da Giovanni Toz- 
zoli; Imola 1857. 8^ 

Traina. Nuovo vocabolario sici- 
liano-italiano compilato da Antonino 
Traina; Falermo 1868 segg. Lieferun- 
gen 1—22. 8«. 

Tristano. Libro de misser Tristan fio 
de lo reMilliadus deLeonis; Hs. 3325 
der k. k. Hofbibliothek in Wien. 

ven. venezianisch (Boerio). 

ver. veronesisch (Angeli). 

Vian, Gröden, der Grödner und seine 
Sprache. Von einem Einheimischen 
(J. A. Vian); Bozen 1864. 8«. 

Viani. Dizionario di pretesi france- 
sismi e di pretese voci e forme erronee 
della lingua italiana composto da Fro- 
spero Viani; Firenze 1858—1860. S\ 
2 Bände. 

vic. vicentinisch (da Schio). 

Vocabolario reggiano-italiano. Reg- 
gio 1832. 8<). 2 Bände. 

Voc. ecel. Frohen aus dem Vocabu- 
lista ecclesiastioo ricolto da . . . Frate 
Johanne Bemardo, Mediolani 1489, mit- 
getheilt in Biondelli's Saggio S. 9 1 — 93. 

Zappeüini, Vocabolario bergamasco- 
italiano . . . compilato da Stefano Zap- 
pettini. Bergamo 1859. 8". 

Zenari. La ouccagna del curato 
della campagna con alcune poesie in 
vemacolo (veronese) di Fietro Zenari; 
Verona 1859. 8^ 

Ztschr, Zeitschrift für vergleichende 
Sprachforschung auf dem Gebiete des 
Deutschen, Griechischen und Latei- 
nischen herausgegeben von Adalbert 
Kuhn. Berlin 1852 ff. 8». 



DIE 



POETISCHEN AUSDKCCKl- 



DER 



JAPANISCHEN SPRACHE. 



VON 



DB- A. FFIZMAIEB, 

WltlKL. MITOLIRDR DRR KAJ8. AKADRUIB DRR W1B8RN8CH APTKN . 



YORGELBGT IN DER SITZUNG AU 5. FEBRUAR 1873. 



In der vorliegenden Abhandlung liefert der Verfasser eine Zusammenstellun er der- 
jenigen poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache , welche weder in einem Wörter- 
buche noch in einem bisher bekannt gewordenen Werke flber die alte Sprache vorkommen 
Diese Ausdrücke sind theils Zusammensetzungen aus bekannten Wörtern, die in neuen 
Bedeutungen gebraucht werden, theils sind es unbekannte Wörter, die, für sich allein 
oder in Zusammensetzungen, der poetischen Sprache eigenthümlich sind. Die Zusammen- 
stellung bietet vieles auch im Allgemeinen und für Nichtjapanologen Merkwürdige 
namentlich in Bezug auf die originellen in ihr verzeichneten Tropen und durch Stellen 
aus Dichtern. 

Durch das Zustandekommen dieser Arbeit werden, wie der Verfasser voraussetzt, 
viele Schwierigkeiten, welche dem Verständniss der japanischen Poesie, besonders der 
alten, im Wege standen, beseitigt werden. 

Die Quelle, aus welcher der Verfasser in erster Reihe schöpfte, ist das in Japan im 
siebenten Jahre Kuwan-sei (1795 n.Chr.) erschienene ^ j^ ^ W< ^ Wa-ka-kure- 
take-atsume (Sammlung des Kure-Bambus des japanischen Gedichtes), ein Werk, dessen 
Benützung ihm durch die ihn und die Freunde der Wissenschaft zu Dank verpflichtende 
Güte des Herrn Professors Dr. J. J, Hoffmann in Leiden möglich gemacht ward. 



Classe /und Wz. 

^ ^ IrO'kusa. ,Verschiedenartige Pflanzen'. Aki nari. Kusa-gusa-no kusa-wo iü. 
,Ist der Herbst und bedeutet verschiedenartige Pflanzen'. ^ Kusa-no zi-^wo-mo kaku-nari. 
Ku&a nigori'te jornu-besi. Mata iro-tori-to-wa iro-iro-no tori-wo iü. Kore-mo aki nari. ,Man 
schreibt auch 5ß Kusa, Gattung, Art. Kusa soll trüb gelesen werden. Auch iro-tori 
bedeutet verschiedenartige Vögel. Es ist ebenfalls der Herbst'. 

Iro-domr-tsüki. ,Der bunt malende Monat.' Kokono-tsüki-no koto-^aru na nari. ,Ist 
verschiedener Name des neunten Monats'. 



230 Pfizmaibb. 

Iro-konami. ,Die Farbe lieben.' Iro-konomi-naru fito-wo iü. , Bezieht sich auf einen das 
Vergnügen liebenden Menschen'. Man-jea-tsi-je-ni ^ ^ ff i7'o-konomu-monO'to kaki-te 
irO'taje-no koto jomeri^. ,In dem Tausendfachen der zehntausend Blätter wird ^ ^ ff 
irO'konomu mono geschrieben und iro-toje-no koto ,eine von Farbe wundervolle Sache' gelesen'. 

Iro-naki kaze. ,Der farblose Wind'. Kami-alci-no kaze-nam. ,Ist der göttliche Herbst- 
wind'. Was ,göttlicher Herbstwind' sei, wird nicht angegeben. Es erhellt auch nicht 
aus den folgenden angeführten Versen: 

MonO'Omoje-ha iro-naki kaze-mo iia-kari-keri mi-ni iru aki-no i-narabi-ni. 

,Als ich daran dachte, war der farblose Wind auch nicht vorhanden, indess der in 
den Leib dringende Herbst in der Reihe sass'. 

Ein ähnliches Wort ist das später vorkommende kami-kaze-ja , das aber nicht mit 
dem hier verzeichneten in Beziehung zu stehen scheint. 

Iro-kira-sü, ,Farbig schimmern'. Juki-no koto-nari. ,Bezieht sich auf den Schnee'. 

Iro-fajete, ,Von Farbe glänzend'. Iro-no utsükusi-ki nari, ,Ist die Schönheit der Farbe'. 

IrO'iro-goromo . ,Ein verschiedenartiges Kleid'. Iro-iro-rvo kirm-wo tsügi-taru^wo iü. 
Fari-me-goromo-ni onazi. , Bedeutet, dass verschiedenartige Seidenstoffe zusammengefügt 
sind. Ist mit fari-me-goromo ,Steppkleid' gleichbedeutend'. 

Iro-ne-^no mi-ko. ,Der hohe Sohn als älterer Bruder'. Iro-ne-no sin-wh nari. ,Ist der 
älteste Sohn des Himmelssohnes'. 

Iro. Imo-wo in. ,Dieses Wort bedeutet die ältere Schwester.' 

Iwato-gasiwa. ,Ein Fels^ Kei-tö ten-wo tatakai-ni ide-tarrib tote kono tatakai-ni katsü- 
beku-iva kono iwa-gaszwa-no gotokii akare tote mi-asi-nite ke-tamfhm iwa kvdakete ki-no fd-Tio 
gotoku kari'keri. Sore-jori miäzü-no naka-no iwa-wo tama-gastwa-to-Tno jQ ^ forausi-to-mo 
iwato-gasvwa-to-mo ijeri. ,Als Kaiser Kei-tö in den Kampf ziehen wollte, sollte es, wenn 
er in diesem Kampfe siegen würde, gleich diesem Felsen sein. Indess er, damit es klar sei, 
mit dem Fusse darauf trat, zerbröckelte der Fels imd war gleich den Blättern eines Baumes. 
Daher nannte man die Felsen in der Mitte des Wassers tama-gastwa^/omusi und iwdto-gasiwa.^ 
In dieser Erklärung wird für iwato-gasiwa das auch sonst übliche iwa-gadwa gesetzt. 
Gotoku kari'-keri scheint ein Archaismus für goto-kari-keri zu sein. Uebrigens sind taTna- 
gasiiva^ iwa-gasiwa und iwato-gasiiva in der neueren Sprache Namen von Bäumen. Fotmidj 
das in keinem Wörterbuche vorkommt, ist die Zusammenziehung von Fomu^isi ,der Stein 
auf den man tritt', wobei fomu für fumu ,treten' steht. Das Ganze ist etwas dunkel. 

^ ^ Iwa-ne-saku mitsi. ,Ein Weg, auf dem man die Felsenwurzeln zerreisst'. Iwa-wo 
fumi-firoge-taru nari. ,Bedeutet, dass man die Felsen breit getreten hat'. 

liva-kura-iitsi-te. ,Die Felsenkammer schlagend'. ^ Iwa-kura-utsi-te nari. Se-zoku-no id- 
gaki-ivo iü. ,Heisst iwa-kura-utsi-te. Es hat die Bedeutung des im gemeinen Leben 
üblichen isi-gaki^ eine Steinmauer. 

Iwa-no oi-saki. ,Das Hervorwachsen des Felsens.' Sünago nagaku site iwawo-ni naru 
Tiiade-no ot-saki-ioo iü. ,Bedeutet, dass der Sand in langer Zeit anwächst, bis er zu einem 
Felsen wird'. Das hier gebrauchte oi-saki wird später verzeichnet. 

Iwa-se-njo tama. ,Die Kugeln der Stromschnelle der Felsen. ^^ ^ Iwa-se-ni musehi- 
te nagaruru miäzu-dama nari. ,Sind die auf der Stromschnelle der Felsen gluckend dahin- 
fliessenden Wasserblasen'. 

Iwata-obi. ,Ein Gürtel der Schwangeren'. ^ fjj^ Iwata-obi-to kaku. Onna farami-te 
itsü'dzuJd-me-ni fadaje-ni musübu obi nari. ,Wird iwata-obi (wie oben) geschrieben. Es ist 



Die poetischem Ausdbücks des japanischen Sprache. 231 

der GKirtel, den das Weib im fünften Monate der Schwangerschaft um den blossen Leib 
bindet'. Wird auch durch ^ Q J^ iwa^ta-obi und iwata-Tio ohi ausgedrückt. Das Wort 
lautet sonst juwata-obi und ist von ungewisser Ableitung. 

Iwanu iro. ,Bie Farbe, die man nicht sagt'. Ki-iro-naru koromo nari. ,Ist ein Kleid 
von gelber Farbe.' 

Iwa-do-seki . ,Der Pass der Felsenthüre.' Subete ten-no koto-wo iü. ,Bezieht sich im All- 
gemeinen auf den Himmel.' 

Iwa-fune. ,Das FelsenschiflP. Iwa-fune-wa ^ ame-no saku- 'ji^ me-to iüßto tori-ni nori-te 
ten-wo kakeri'Si'WO iwa-fune-to iü. Mala kami-jo-ni firu-go-wo nori-te nagasi-tamai-si toki 
ame-no iwa-fune-wo tsükuri-tamb-to iü. ,Da8 FelsenschiflF heisst ein menschliches Wesen, 
das ame-no saku-me genannt wird. Wenn dasselbe auf einem Vogel reitet und den 
Himmel durchflattert, heisst es das Felsenschiff. Ferner heisst es in den Götter- 
geschlechtern, dass zur Zeit, wo man den Blutigelsohn einschiffte und verbannte , man 
das Felsenschiff des Himmels erbaute'. 

Iwa-siro-no musiibi-matsü. ,I)ie gebundene Fichte von Iwa-siro^. Kö-ken ten-wö-no mi- 
ko ari-ma-no wh-si obosi-mesi-tatsü koto ari-te iwa-siro-no matsn^wo musübi-te uta asobasi-keiru. 
Iwa-siro-no fama matsü-ga je-wo fiki-musübi mase-siku ara-ba ima kajeri-kon. 

,Der Sohn der Kaiserin Kö-ten, der Kaisersohn von Ari-may dem eine Sache in 
den Sinn kam, band eiae Fichte von Iwa-siro (nämlich die Zweige der Fichte aJs ein 
Geschenk für die Götter) und verfertigte das folgende Lied: 

Die Zweige der Fichte des Meerufers von Iwa-siro zieh' ich heran und bind' ich. 
Wenn der Zaun sich breitet, dann werd' ich zurückkommen.' 

Kono ari-ma-no wb-si jo-wo tattomu-ni kanawazari-kere-ba no-naka-wo ije-to si-fanberi- 
keru-ni iwa-sirchno matsü-wo musübe-ba nani-gotomo sio-zijü'Süru-to iü koto-wo kiki-te kono 
matsü-wo musübe-domo tsüwi-ni kanawazü-site sovo mama fakanaku nari-sika-ba mata kono 
matsii-wo toku fito naku-te ktUsi-fate-keri. 

,Als dieser Kaisersohn von Ari-ma^ nicht im Stande, die Welt zu schätzen und die 
Mitte der Wildniss zu seinem Hause machend, die Fichte von Iwa-siro band, hörte er 
von einer irgendwie zu verrichtenden Sache. Obgleich er diese Fichte gebunden hatte, 
erfüllte er schliesslich die Sache nicht. Da er unterdessen starb und auch Nimand war, 
der die Fichte gelöst hätte, verfaulte diese und ging zu Grunde'. 

Kono kokoro-nite jomeru uta. 

Iwa-siro-no no-naka-ni totem musübi-matsü kokoro-mo tokezü mukasi omoje-ba. 

Iwa-siro-no iwa-no matsü-ga je musübi-ken fito-wa kajeri-te mata mi-ken-kamx>. 

,In diesem Sinne hat man die folgenden Lieder gedichtet: 

,Die in der Mitte der Wildniss von Iwa-siro stehende gebundene Fichte, ihr Herz 
wird nicht gelöst, wenn an das Einst sie denkt'. 

,Der die Zweige der Fichte der Felsen von Iwa-siro gebunden haben wird, der 
Mensch im Zurückkehren wird er sie auch gesehen haben'. 

Näheres bei dem später verzeichneten fama-matsü-ga je. 

Iwa-kiri-iowosi. ,Die Felsen durchschneiden'. Jama-gawa-no midzü-no iwa^-wo kiri-towosi- 
te juku sama-ni mijuru-wo iü. ,Bedeutet : aussehen, als ob etwas die Felsen des Wassers 
der Gebirgsflüsse durchschneidend einherzöge.' Verse: 

Mi-josi-no-no iwa-kirirtowosi-jvkti midzür-no woto-ni-wa taie-zi koi-^wa sinurto-mo. 



232 Ppizmaieb. 

,Die mit dem Tone des die Felsen durchschneidend einheföiehenden Wassers des 
Feldes von Mijosi nicht hingestellte Liebe erstirbt^ 

Iwa-saku-no kanti. ,Der die Felsen zerreissende Gott'. ff/Iß ^ ^ iworsakur-no kami- 
to kakic ko-kü-no kami-no koto nari. Issetsü-ni ame-no kawa-no fotori-^ni iwa-sakurto iü tokoro 
aru soko-ni owdsüru me-gami nari-to ijeri ko-kü-wo mamoru kami nari. 

,Wird iwa-saku-no kami (wie oben) geschrieben. Es bezieht sich auf den Gott des 
leeren Himmelsraumes. Einer Nachricht zufolge befindet sich zur Seite des Himmelsflusses 
ein Ort, Namens Iwa-saku (die Felsen zerreissend). Es wird gesagt, das Wort bedeute die 
daselbst wohnende Göttin. Dieselbe sei die den leeren Himmelsraum bewachende Gottheit. 

Iwa-ne-kori-siku. ,Die Felsenwurzeln gefroren'. ^ Kari-kasanaru nari. Kogi-sikur-to- 
mo jomu. ^Bedeutet: wiederholt frieren. Man liest auch kogi^siku^. Verse: 

Iwa-ga ne-no kori-siku jama-ni in-somete sato-natsükasi-ku ine^gate^ni-kamo. 

,Die Wurzeln der Felsen gefroren, in das Gebirge als ich begann zu treten, nach 
der Gasse mich sehnend, war mir zu schlafen unmöglich 1' 

Iwa-fasiru. ,Auf den Felsen laufend'. Tötomi-to iü makura-kotoha narL ,Ist ein Polster- 
wort, welches das Reich Totonii bedeutet'. 

Iwa''mura--mO''Sügi-fatsü-se'-jama. ,Fatsuse, der Berg der Steinhaufen und jungen Cy- 
pressen'. Mata iwa'-mura--mU'Sügi'fatm''Se-jama-tO'mo. Mw- ^ sügi-wa wakaki sügi^wo iü 
nari. Mata iso- '^ ki-to-wa sügi-no kotonaru na nari. Matorwa sügi-no ^ >|c ikada-ki 
nado jomeri. ,Es lautet auch iwa-inura-nm-sügi-fatstir'Se-jama. Mu-sügi bedeutet eine junge 
Cypresse. Dafür steht auch iso-ki (der Baum des Seeufers), was ein verschiedener Name 
der Cypresse. Es wird auch sügi-no ikada-ki (der Flossbaum der Cypresse) und Anderes 
gelesen'. 

Iwa- ^ fasi-no joru-no tsigiri. ,Die Vereinbarung der Nacht der Steinbrücke'. Jaku- 
no Vr-ha' soku-no furu-koto nari kano ato-ni tsiü ari. ,l8t eine alte Sache der Mönche des 
Dienstes. Die Erklärung findet sich nachträglich'. Bei u-ha-soku kommt die Erklärung 
des hier verzeichneten Ausdruckes nicht vor. 

Iwakeku. , Erschrecken , in Schrecken gerathen'. Odoroku nari nippon-ki-ni idzuru. 
,Bedeutet odoroku, erschrecken. Aus dem Nippon-ki^. 

Iwa-daiia. ,Die Felsenbude'. Tani-no to-tvo iü nari. ,Bedeutet den Eingang zu 
einem Thale'. 

Inisije-no no-naka-no si-midzü. ,Das ehemalige klare Wasser der Mitte des Feldes'. 
Kore-wa moto-^o kokoro kawaranu koto-wo iü. ,Dieses bedeutet, dass der ursprüngliche 
Sinn unverändert ist'. 

Ini'keri. ,Man ist weggegangen', Iki-ken-to iü-ni onazi. ,Ist mit dem Worte iki-keri 
(man ist gegangen) gleichbedeutend'. Iki-keri von iku statt juku, gehen. 

Zu dem bekannten iwo, das so viel als iwori, Hütte: Itvori-sasü-to-wa iwori-tsükuru 
nari tsükuru-wo sasü-to iü. Iwori-sasü ,auf eine Hütte mit dem Finger zeigen' bedeutet: 
eine Hütte bauen. Tsükuru ,bauen', nennt man sasü^ ,mit dem Finger zeigen'. 

Ije-no kuni. ,Das Reich des Hauses'. ^ Umare-si kuni-wo iü. ,Bedeutet das Reich, 
in welchem man geboren ward'. 

Ije-wo idzuru. , Aus dem Hause gehen'. Zoku-dzin-wo fanaruru nari. ,Bedeutet : sich 
von dem Staube der Gemeinheit trennen'. 

Ije-no kaze. ,Der Wind des Hauses'. Sore ije-ije-no waza-wo iü nari. Mata ije-no fü-ffi-wo- 
mo iü. ,Bedeutet die Geschäfte der Häuser. Es bedeutet auch die Gewohnheiten des Hauses'. 



Die poetischen Ausdrücke deb japanischem Sprache. 233 

Ijerfa je-ni. ^Unaussprechlich'. Ije-ha je^iwantirto iü kokoro iiari. Hat den Sinn von 
ijerha je-iwanuy ,wenn man es sagt, es nicht sagen können'. Ni ist die Wurzel des 
Negativums nu. 

Ifo-midzü. ,Da8 Faden wasser*. ;fC ^ Ito-miäzü narL Ama-dare-ivo iü. Noki-^w ito- 
midzü nado jomeri. ^Heisst ito-midzü^ Fadenwasser. Bedeutet die Traufe. Es wird nokt-no 
ito-midzü (das Fadenwasser des Dachrandes) und anderes gelesen'. 

Ito-same ,Fadenregen'. ^ ^ ito-same-fo kaku. Komaka-naru ante nari. ,\Vird ito- 
same (wie oben) geschrieben. Ist ein kleiner Hegen'. 

Itosemefe. ,Sehr angreifend'. Ito-wa ^ ito nari. Seinete-wa inono-wo t»üjoku iü nari, 
Ito ist ^ itOy sehr. Semete (angreifend) drückt eine Sache kräftig aus'. Die Bedeutung 
des Ganzen: sehr stark, sehr heftig. 

Ito-naki, Itoma-no naki nari. ,Bedeutet, dass keine müssige Zeit ist'. 

Ito-ni-naki. ,Sehr ohne einen Zweiten'. ^ Zl ]§^ Ito-ni-naki-to kaku. Fuiatsü naki-to 
fomeru kotoha nari. ,Man schreibt ito-ni-naki (wie oben). Ist ein lobpreisendes Wort, 
welches besagt, dass es keinen Zweiten gibt'. 

Ito-ma-bajvrkari-nU'besi. ,E8 mag sehr geblendet haben'. Atari-fadzükasiki-wo iü nari. 
,Bedeutet, dass man eben beschämt ist'. 

Itsi-me. ,Ein Marktweib'. Itsi-nite mono-akinh onna nari. ,Ist ein auf dem Markte 
Handel treibendes Weib^ 

^ j$E^ rtl Itsi-ßme-no kamt, ,Die Göttin des Marktes'. Itsi-wo mamori-taoiib kamt nari. 
,Ist die den Markt beschützende Gottheit'. 

Itsi-mi-no ame. ,Regen von einerlei Geschmack oder Art'. ^ 5l^ — * Itsi-^ni-no nori- 
ame nari. ,Heisst regelmässiger Regen von Einem Geschmack'. Fu-gen-bo-satsü-no mi-tiia-ni 

MorO'tomo-ni itsi-mi-no ame-wa kakare-domo matsü-wa midori-ni fudzi-wa murasaki. 

,In dem Gedichte des Bosats von Fu-gen heisst es: 

,An beide zugleich einerlei Regen obgleich sich hängt, die Fichte ist grün, die 
Färberflechte purpurfarben'. 

Iri-nuru iso, ,Das hineingetretene Meerufer'. Iso-no mijenu fodo siwo-no mitsi-taru-wo 
iü. ,Bedeutet : in dem Masse, als das Meerufer unsichtbar wird, ist die Fluth gestiegen.' 

Iri'foga. , Wirbelnd und hohl'. Aru-beki koto-naki nari. Midzü-no soko-ni fi-wo tsukeru-to 
iü kokoro nari. ,Bezeichnet etwas Unmögliches. Hat den Sinn der Worte : auf dem Boden 
des Wassers Feuer anzünden'. 

Iri-aja. ,Die eintretenden Streifen' (eines Tuchstoffes). ^ Tsüki-no fi. ,Die 
Tage des Monats'. Mata-wa mai-no iri-fa nado-ni iü kotoba nari. ,Ist ein Wort, das auch 
von den eintretenden Flügelfedern des Tanzes und anderen Dingen gebraucht wird'. 

Iri-momidzi. ,Ein Ahorn des Eindringens^ Iri-taru jh-ni iro-koki momidzi nari. ,Ist ein 
Ahorn, der von Farbe so tief ist, als ob etwas eingedrungen wäre' (als ob in ihn Streifen 
eingewebt wären). Verse: 

Juruku fuke iri-momidzi-ba-no aki-no kaze. 

,Sanft wehe der Herbstwind der Blätter des Ahorns des Eindringens'. 

Inur-beku. ,Man kann weggehen'. Kajeri-beku-to iü kotoba nari. ,Ist ein Wort, welches 
ausdrückt, dass man heimkehren kann'. 

I-wo joMiku nuru. ,Den Schlaf ruhig schlafen'. Ne-jasuki nari. ,Ist ruhig von Schlaf. 
I-koso nerarcr-ne. I-no nerarenu. I mo-zi idzüre-mo nuru kokoro nari. ,In I-koso-nerare-ne 
(es mag nur geschlafen werden), i-no nerarenu (es wird nicht geschlafen) hat das Schrift- 

D«nktchrift«n der phil..hi«t. Cl. XXIII. Bd. 30 



234 Pfizmaier. 

zeichen /denSinn:überhauptschlafen^3fan-^'cö-ne ^ nurur-no zi-wo i-tojameri mata ine-gate- 
tchwa ne-gataki nari. Hl ^ Ne-gataki-to kaku. ,In dem Man-jed hat das Schriftzeichen für 
ntcru die Aussprache ^. Ferner ist ine-gate so viel als ne-gataki^ nicht schlafen können. 
Es wird ne-gataki (wie oben) geschrieben^ Die sieben hier citirten Verse enthalten nebst 
i-koso-nerare-ne und i-no ^lerare-nu noch die folgenden etwas abweichenden und mit anderen 
Partikeln gebildeten Formen: 

I-wo nenn, nicht schlafen. 

I-mo jasükiL nerare-zari-keri, es wurde nicht ruhig geschlafen. 

I'jawa-neramritj es wurde sanft geschlafen. 

I-mo nezaran^ man wird nicht schlafen. 

I-zo ne-kane-tsüru, man konnte nicht schlafen. 

I'WO-je-no kumo. ,Die fünf hundertfachen Wolken'. Mata M W 3£ i-wo-je-tatsü kumo- 
to-mo mata i-wo-je-no sügi nado ijeri. I-tco-je-iva tdzüre-mo tsüdzäki-kasanareru katatsi nari, 
,Man sagt auch i-wo-je tatsü kumo^ die fünfhundertfach aufsteigenden Wolken. Man sagt 
ferner i-wo-je-no sägi ,die fUnfhundertfachen Cypressen' und Anderes. I-wo-je^ fünf hundert- 
fach' ist der Anblick des in Reihen Fortlaufenden und sich Wiederholenden'. 

Ltvo-siro-iüo-da. ,Fünf hundert stellvertretende kleine Felder'. BB >^J^ ^ ^ 3£ I-wo- 
siro-ico-da-to kaku. 0-oht tsüdzüki-taru ta nari. ,Wird i-wo-siro-da (wie oben) geschrieben. 
Sind in Menge neben einander sich hinziehende Felder'. 

Lwo 'fata. ,Fünf hundert Webstühle'. 1^ ^ 3l I-ico-fata-to kaku. Lwo-faia tatete 
woru nttno-nO'to jomeri. Kore-wa kazü-no o-oki-wo iü-ni arazü nuno-no fatahari-firoki-wo i(l 
nari, ,Wird i-wo-fata (wie oben) geschrieben. Man liest : Ein durch Aufstellung von fünf- 
hundert Webstühlen gewebtes Tuch. Dieses bezeichnet keineswegs die Menge. Es be- 
deutet, dass das Tuch eine grosse Breite hat'. 

Ikant^ga-ja. ,Lebendig wohll' ^ Ikiru-ga-ja-to iü kokoro-ni kajoioasete jomeri, ,Wird 
in gleichem Sinne wie das Wort ikiru^ga-ja ^lebendig wohl I' gelesen'. Verse : 

Ikarn-ga-ja tomi-no wo-gaua-no taje-ha koso waga o-o-kimi-no mi-na-wa kofiire-me, 

,Lebendig wohl ! der kleine Fluss von Tomi, wenn er unterbrochen wird, nur meines 
grossen Gebieters hoher Name wird geliebt werden'. 

I-ka-wo-kaze, ,Der Wind von Ikawo'. I-ka-wo-no numa-ni fuktc kaze-no-to jomeri, 
Kihdzüke-no mei-sijo nari. Asit-ka-kaze nado iü-ni onazi. ,Man liest: Der an dem Teiche 
von I-ka-wo wehende Wind. Dieser Teich ist ein berühmter Ort in Kö-dzuke. Es 
hat gleiche Bedeutung mit asü-ka-kaze ,der Wind von Asu-ka' und anderen Aus- 
drücken'. 

Itadaku ^ wata. ,Die Baumwolle, die man auf dem Haupte trägt'. Araware-basiri 
tote sih-guaisü ziii-si-nitsi ziii-rokii-nitsi kin-tsiü-nite am. Ziü-zi-nitsi-wa otoko-tö-ka ziü-roku- 
nitsi'Wa onna-td-ka-to iü, Ten-si-jori wata-wo tamatcari-te mai-utb nari, ,Wegen des Festes 
des oflFenbaren Laufens findet dieses am vierzehnten und sechzehnten Tage des ersten 
Monats in dem verschlossenen Theile des kaiserlichen Palastes statt. Am vierzehnten 
Tage nennt man es das männliche Auftreten und Singen. Am sechzehnten Tage nennt 
man es das weibliche Auftreten und Singen, Nachdem man von dem Himmelssohne 
Baumwolle zum Geschenk erhalten, tanzt und singt man.' 

Itadzüra-husi. ,Müssig liegen'. Fito-to-mo ne-zü-site itadzüra-ni ßtori fasä-wo iü nari. 
,Bedeutet, dass ein erwachsener Mensch ohne zu schlafen eitler Weise allein sich 
niederlegt'. 



Die poetischbn Ausdrücke der japanischen Sprache. 235 

Ita-hune. Ein Bretterschiff. Ta-go-no ^ ;^ ita-bune nado jomerL ,Man liest: ^Das 
Bretterschiflf des Feldsohnes' und Aehnliches'. 

Ita-de. ,Die schmerzhafte Hand'. Fajaki-to iü koto nari. ,Ist so viel als ,schnell'. Verse : 

Kaze-füja-no oki-tsü siwo ma-mi-takaku-to-vw ita-de-ni fasirii mziko-no ura-bune. 

,Auf Kaze-faja's offener See die Salzfluth, beim Anblicken wenn sie auch hoch, 
schnell laufend zieht entgegen das Schiff der Bucht'. 

Itawari-naki koromo. ,Ein Kleid ohne Plage'. Osi-karazü utsi-utsi-nite kokoro-makase-ni 
kiru koronio nari, ,In ein Kleid, das man unbekümmert blos für sich und nach Belieben 
zuschneidet'. 

Ire-ßmo. ,Ein eingelegtes Band', Kan-ginu-ni isüke-taim fiino nari. ,Ist ein Band, das 
man an das Jagdkleid befestigt'. 

Iso-na tori. ,Der Vogel an dem Meerufer'. Tsi-dori-no kotonaru na nari. ,l8t ein anderer 
Name des Regenpfeifers^ 

Isafu. ,Streiten'. |^ to kaku. Araso nari. ,\Yird isafu (wie oben) geschrieben. *Be- 
deutet: streiten'. Sonst auch isofu. 

Iso-no kamt. ,Ueber den Steinen'. Fiiru-to iü mdkura-kotoha nari. ,Ist ein Polsterwort, 
das ,regnen' bedeutet'. 

I-so-se. ,Die fünfzig Stromschnellen'. )3|| "p 5Bl I-so-se oiari. ,Ist i-so-se, die fünfzig 
Stromschnellen'. 

Iso-makura. ,Das Steinpolster'. J^ f^ Iso makura-ni arazu ^ ^ isi-makura nari. 
Na-na-jübe-no jo me-^nö-to iü isi-wo kazaru sore-wo iü nari. Tada iso-makura-wa umi-beia-ni 
tabi-ne-süru-wo ijeri. ,Ist nicht iso-rnukura ,Polster des Meerufers', sondern isi-makura^ 
Steinpolster. In der Nacht des siebenten Abends schmückt man einen Stein, welcher 
Agat genannt wird. Dieses ist hier gemeint. Aber ^ fH iso-makura bedeutet: auf der 
Eeise an dem Meerufer übernachten'. Verse: 

Fiko-bosi-no ame-no iwa-bune fune-idasi-te ko-joi-iva iso-ni is(Mnakura snru. 

,Der Stern der Weisen, des Himmels Felsenschiff als ein Schiff herausführend, diese 
Nacht an dem Meerufer auf der Reise er übernachtet'. 

Iso-ma. ,Der Zwischenraum des Meerufers'. Iso-no aida nari. ,Ist so viel als iso- 
TW aida*. 

Iso-na. ,Die Gemüsepflanze des Meerufers'. Iso-be-ni 6ru waka-na nari. ,Ist die an 
dem Meerufer wachsende junge Gemüsepflanze'. 

Itsü'Wa iO'Wa. ,Zu irgend welcher Zeit'. Itsü-to-wa nari. Fa mo-zi soje-taru nari. 
Maia itsw-wa are-to-mo to-wa itsürmo jori-to iü koto nari. ,Ist so viel als itsü-to-wa^ zu 
irgend welcher Zeit. Der Buchstabe Fa ist hinzugefügt worden. Man sagt auch iisü-wa 
are ,e8 mag irgend wie sein' und to-wa itsü-mo jori, irgend wie lange her'. 

Idzu'Sa iriJi^sa. ,Ausgehen, eingehen'. Idzüru sama iru sama nari. ,Ist die Weise des 
Ausgehens und Eingehens'. 

Itsü-de fune. ,Ein fünf händiges Schiff'. f§ Ro ziür-tei tateru nari. Issetm-ni go-nin-site 
kogu juje itsü-de fune-to iü. ,Man stellt zehn Ruder (gleichsam fünf Paar Hände) auf. 
Nach Anderen sagt man ,fünfhändiges Schiff, weil zehn Menschen rudern'. 

Itsü-made-gusa. ,Die Pflanze: bis zu welcher Zeit?' ^ ^ |^ <o kahi. Kabe-ni oi- 
süru kusa nari. Itsu-made aran fakanaku ada-naru kokoro-wo josete jomeri. ,Man schreibt 
itsü-made-gtisa (wie oben). Es ist die an Mauern wachsende Pflanze. Man liest es in 
Bezug auf den falschen Sinn, von dem es ungewiss ist, wie lange er währen wird.' 

30* 



236 Pfizmaier. 

Itsü'tsü-no nigori. Die fünf Trübungen'. Nin-gen-no itsti-tsu nigori narL Stjaku-ked-ni 
jomeri. ,Sind die Trübungen des Menschengeschlechts. Es wird in der buddhistischen 
Lehre gelesen'. 

Itsu-moto janagi. ,Die fünf Weidenbäume'. Sin-no td-jen-mei-ga itsü-tsü janagi-wo uje- 
taru furu-koto nari. Waga jado-no itsw-moto janagi nado-to jomeri. ,Bezieht sich auf die 
alte Begebenheit, dass Tö-jen-mei von Tsin fünf Weidenbäume pflanzte. Man liest Verse 
wie: In meiner Herberge die fünf Weidenbäume'. 

Idzüru fi-no takami-no kuni. ,Der aufgehenden Sonne hohes Reich'. Nippon nari. 

,Ist Japan'. 

Inf '710 kura-matsi. ,Die Strasse der Kammern der Reispflanzen', Ine-wo ireru kura 
nari. ,Ist die Vorrathskammer, in welche man die Reispflanzen schafft'. 

Ina-se-mo senu. ,Nicht verneinen und nicht bejahen'. Ina-to-mo wo-to-mo kajesi-goto- 
senu nari. ,Ist so viel als weder Ja noch Nein erwiedern'. 

Ina-miisiro. ,Eine Matte von Reispflanzen'. Ine-no fo nami-no fo-wo iü nari. Mata 
wara-musiro-wo-mo ijeri. Mata ina-fa-no kaze-no /uki-siki-taru fo-^wo-mo iü mata janagi-wo 
ina-musiro-to jomeri. ^Bedeutet die Reisähren, die Kornähren der Wellen. Man sagt auch 
wara-miLsiro^ die Strohmatte. Man sagt auch: die von dem Winde der Reisblätter aus- 
einandergewehten Kornähren. Man liest ferner janagi ,Weidenbaum' als in^-musiro, Matte 
von Reispflanzen'. Verse: 

Arasi fuku iwa-no janagi-no ina-musiro icorisiku nami-ni makasete zo miru. 

,Der Sturmwind weht! Der Weidenbaum des Felsens die Matte der Reisähren zu 
Zeiten den Wellen, dass er anvertraut, man sieht'. 

Ina-musiro kawa-soi-janagi midzü-juke-ba oki-fitsi-süre-do sono ne taje-sezit. 

Die Matte der Reispflanzen, der zu dem Fluss gesellte Weidenbaum, in dem Wasser 
wenn er wandelt, ob er aufsteht oder liegt, seine Wurzel wird nicht zerrissen'. 

Zu diesen Versen wird bemerkt : Janagi-wo i7iar-mtcsiro-ni mi-tatete jomeri. ,Sie stellen 
den Weidenbaum als eine Matte von Reispflanzen vor Augen'. 

Ina-ha-no kumo. ,Die Wolken der Reisblätter'. Ine-no fo-no kumo-ni nabiht sama nariir- 
wo iü sobiki-mono-ni arazu ine-no nami-nado-ni onazi. ,Bedeutet, dass die Reisähren das 
Aussehen haben, als ob sie als Wolken trieben. Es ist keine herbeigezogene Sache. Es 
ist mit ,Wellen der Reispflanzen' und ähnlichen Ausdrücken gleichbedeutend'. Vers: 

Kofuru torno kaze-ni nabiku-ja aki-no kumo. 

,In des geliebten Feldes Winde treibend die herbstliche Wolke!' 

Ina-dki. ,Ländlich'. ^ Lia-no koto nari sübete wi-naka-wo sasi-te iü. ,lst eine Sache 
des Landes. Es bezieht sich im Allgemeinen auf das Land (im Gegensatze zur Stadt)'. 
Ina steht hier für inaka^ Land. 

Wi-nakorbitaru. ,An das Land gewöhnt'. I-naka-meki-taru nari. Sato-bitani-wa sato- 
nare-iaru-wo iü nari. ,l8t so viel als: ländlich oder bäuerisch geworden. Sato-bitar^i be- 
deutet: an die Gasse oder an das Dorf gewöhnt sein'. Fitaru hat ursprünglich die 
Bedeutung: eingeweicht sein. 

Ina/u. , Verweigern'. Mono-wo zi-tai-süru nari. ,Hat die Bedeutung : etwas verweigern 
oder abschlagen'. 

Ina-guki. Reisstengel'. Ine-no kari-taru kugi nari fujur-Tw sabisiki kokoro-wo jomeri. 
,Die abgemähten Stengel der Reispflanzen. Man liest es in dem Sinne der Stille und 
Einsamkeit des Winters'. Verse: 



Die poetischen ausdrücke der japanischen Sprache. 237 

• Sigi-no ßisü kari-da-ni totem ina-guH-no inorio-wa fito-no iwazü-mo aranan. 

,Wo die Schnepfe liegt, der auf den gemähten Feldern stehenden Reisstengel Land, 
die Menschen dort werden nicht reden'. 

Ira-naku. ,Unhöflich'. Rei-ni sornukur-wo iü nari. Nippon^ki-ni j^ ^ hu-rei-to kaki- 
keri. ^Bedeutet: den Gebräuchen zuwider handeln. In dem Nippon-ki wurde bu^rei (wie 
oben) geschrieben'. Sollte ija-naku oder uja-naku heissen. Ira ist eine Lautveränderung. 

Irako-taka. ,Der Falke von Irako^ Man liest irako-no taka-no jama, der Berg des 
Falken von Irako. 

Imu koto. ,Das Vermeiden, die gottesdienstliche Handlung'. Sai-kai-süru nari. ,Be- 
deutet beten und fasten'. 

Winoko-gumo. ,Eberwolken'. ^ ^ to kdku. Kuroki mura-gumo-wo iü. ,Wird winoko- 
gumo (wie oben) geschrieben. Bedeutet schwarze Wolkenschaaren'. 

Inotsi-no midzü. ,Da8 Wasser des Lebens'. Namida-no koto nari. Mvrzih- ni jomeri 
,Bezieht sich auf die Thränen. Wird in dem , Vergänglichen' gelesen'. 

Inotsi-ni mukafu. ,Dem Leben begegnen'. Man-jed-ni ^ inotsi-ni ^ mukafvrto kaki- 
keri. Issetsü-ni inotsi-ni kakete mono-omo koto nari. Mata "^ ^ to kaki-te inotsi-ßtosiki-to jorna- 
seri, Li dem Man-jeö hat man es inotsi^ni mukafu (wie oben) geschrieben. Nach Einigen 
bedeutet es: sich an das Leben hängen und daran denken. Auch schrieb man inotsi- 
fisasiki (lang von Leben, wie oben) und Hess es inotsi-fitosiki (einzig von Leben) lesen'. 

Ikvr-gusüri. ,Die belebende Arznei'. Fu-rh-fu-si-no kusüri nari. Fö-rai-ni ari. ,Die 
Arznei, durch welche man nicht altert und nicht stirbt. Sie findet sich auf der Insel 
F6-rai'. 

Iku-ka-no raine. ,Der Berggipfel von Iku-ka'. Ka-i-no kuni-no mei-sid nari-to ije-do 
sadakornarazu. ,Man sagt, es sei ein berühmter Ort des Reiches Ka-I, doch dieses ist 
nicht gewiss'. Verse: 

Tsiku-ma-gawa faru juku midzvr-ica sümi-mi-keri kijete ikuka-no mine-no tama-juki. 

,Des Flusses Tsiku-ma im Frühlinge ziehendes Wasser hat sich geklärt. Schmelzend 
des Berggipfels von Iku-ka Edelsteinschnee!' 

Lgusi'Sa^ü. ,Papierstücke in den Tempel legen'. Tsi-isaki go-fei nari. $ "p 3l 
i-gitsi'to kaki'keri. ^I-gusi sind kleine Papierstücke bei dem Opfer in dem Tempel. Es 
wurde i-gud (fünfzig Spiesse, wie oben) geschrieben'. 

Iku'ki-no koma. ,Einige Füllen'. Ikki ni-ki-to iü-ga gotoku iku-ki-no koma-to in nari, 
,Gleichwie man ikki (ein Pferd, als Wort für Zählungen), ni-ki (zwei Pferde) sagt, sagt 
man iku-ki-no koma, einige Füllen'. 

Ija-tosi-no fa. ,Die Blätter von mehr und mehr Jahren'. Tosi-goto-no koto nari. ,Ist 
so viel als tosi-goto^ alljährlich'. 

Ijasiki-mo joki-mo. ,Der Niedrige und der Gute'. Ki-sen tomo-ni-to iü koto nari. ,Be- 
deutet so viel als: Vornehme und Geringe zugleich'. 

Ima-siba. ,Jetzt sogleich'. -^ Ima-sibasi nari. ,Ist ima-sibasi, jetzt nach einer Weile'. 
Tei'ka-kib mi-toki-ni-wa ima-wa-to iü-ni si mo-zi soje-taru nari-to ije^ije sono kokoro nara-ba- 
sümi'te jomu-beki-ka. ,In der Erklärung Tei-ka-kiö's wird gesagt, dass dem Worte ima-ioa 
das Zeichen si hinzugefügt worden u. s. w. Wenn es diesen Sinn hat, soll es wohl klar 
gelesen werden'. 

Ima-wa. ,Die gegenwärtige Gränze'. Si-go-ni kagirazu omoi-ni-mo jomeri. ^ ^ 
Imor-wa-to kaki-keri. Mono-no kagiri nari. Mata ima-wa-no mitsi o-oku mu-zib-ni jomeri^ 



238 Pfizmjlieb. 

,Wird in der ,durch die Todesstunde nicht begränzten Liebe' gelesen. Es wurde ima-wa 
(die gegenwärtige Weise , wie oben) geschrieben. Femer wird ima-wa-no mitsi ,der 
gegenwärtige Weg' häufig in dem ^Vergänglichen' gelesen'. 

Ima-zo kari-te. , Jetzt jagend'. Owad-masi-te naH. ,Ist so viel als oz<?ewe-»wm-te, seinen 
Wohnsitz habend'. 

Ima-tva sa-ioa. , Jetzt wenn es so ist'. ^ ^ to kakeri. Ima-wa sara-ha nari. ,Wird 
imasa (wie oben) geschrieben. Es ist so viel als ima-wa sara-ha, jetzt wenn es so ist'. 

Ima-jh-iro. ,l)ie neuartige Farbe'. Kurenai-no usüM koromo nari. ,Ist ein saflfran- 
farbiges dünnes Kleid'. 

Ima kon. , Jetzt werde ich kommend Jagate ki-ran to iü nari. ^Bedeutet: gleich 
werde ich kommen'. Yerse: 

Ima kon-to i-i-si fakari-iii naga-imki-no ari-ake-no tsüki-wo matsi-ide-tsürw-kana* 

, Jetzt werde ich kommen! In dieses Wortes Ermessen, des langen Monats bis zum 
Morgen scheinenden Mond erwartet' ich und ging hinaus'. 

Ima-ino-ka-mo. , Jetzt auch!' ^ ima-mo-ja-to iü-ni onazi. ,Ist mit ima-mo-ja (jetzt 
auch wohl) gleichbedeutend'. 

Ike-midzü-no i-i. ,Die Schleussen des Teich wassers'. Ike-no tsüdzümi'Wo sadamuru 
;^ ki'WO i'i'to iü sore-jori ike-midzü-iva nagare-idzüru nari. Jotte ike-midzü-no i-fi idzurur 
wo mono-tvo i-i-idasit koto-ni-site jomerL ,Die Bäume, welche den Damm des Teiches be- 
stimmen, nennt man i-i (i-fi)^ Schleussen. Durch sie fliesst das Wasser des Teiches heraus. 
Demgemäss liest man ,das Heraustreten des Teichwassers durch die Schleussen' (i-i4dzüru) 
als monO'Wo i-i-idasü^ seine Sache heraussagen'. Yerse: 

Ike-midzü-no i-i fuje-nu-to-ja omqfuran fukaki kokoro-wa itsü kawaru-bekL 

,Welches denken wird, dass des Teich wassers Schleussen wohl zerrissen sind, das 
tiefe 'Herz, es kann einmal sich verändern'. 

Ike-midzü-no i-i-idzüru koto-no kata-kare-ha rai komori-nagara tosi-zo fe-ni-keru. 

,Da das Heraustreten durch die Schleussen des Teichwassers unmöglich war, sind 
bei verborgenem Leibe die Jahre dahingegangen'. 

Naka-naka-ni i-i-idezü-wa kono waga kokoro. 

,In der That, was durch die Schleussen nicht heraustritt, ist dieses mein Herz'. 

Sode-ni tsfftsümi-wo tanoinu ike-midziL 

,Das mit dem Aermel den Damm bittende Teichwasser'. 

Ikera-ba, ,Wenn ich lebe'. Tada ikiru nara-ha-to iü kokoro nari. ,Steht blos in dem Sinne 
von ikiru nara-ha^ wenn ich am Leben bin'. Statt iki-ha und von der Wurzel ikeri abgeleitet. 

Ide-sO'jo. ,Es fällt mir ein !' Ide-to-wa omoi-idasi-taru nari. So-jo-to-ioa so-to zu kokoro 
nari. /s^ 1^ ^ to kaki-te ide-so-jo-to fito-to jorhu. Man-jed-ni-wa ^ no zi-wo ide-so-jo-to 
jonieri. Sate-mo to-iü kokoro-ni kanajeri. ,Ide ,hervorkommen' ist so viel als omoi-dasi-tariij 
in Erinnerung gebracht. So-jo steht im Sinne von 50, dieses. Man schreibt \ 1^ ^ 
und liest es ide-so-jo fito^ der Mensch, dessen man sich erinnert. In dem Man-jeö liest 
man das Zeichen ^ mit den Lauten ide-so-jo. Dieses passt übrigens zu dem angegebenen 
Sinne'. Yerse : 

Ari-taka-jama wi-na-no sasawara kaze fuke-ba ide-so-jo fito-wo wasüre-ja-iva süru. 

,Auf Ari-taka's Berge, auf dem Bambusfelde von Wi-na der Wind wenn weht, den 
Menschen, der mir in Erinnerung, ihn vergess' ich wohl'. Es wird auch ide allein und 
ide fito gebraucht. In dem Sio-gen-zi-kö steht ide-so-jo ohne Erklärung. 



Die poetischen Ausdrücke deb japanischen Sprache. 239 

Ide-gate. ,Nicht hervorkommen können'. Ide-gataki-to iü kotoba nari. ,Ist so viel als 
das Wort ide-gcUaki, schwer oder unmöglich hervorzukommen'. 

|Jj ^ Wi-de-no sita-ßmo. ,Das untere Band der Feldgräben'. Mukasi arii otoko onna- 
no osanaki-^i tsigiri-wo nasi-te ohi-torasete megurasi-ni notsi-ni meguri-ai-te otokcnwo johi- 
kake-si koto jamato-no mono-gatari-ni ide-tari. ,In der Geschichte von Jamato kommt es 
vor, dass, als einst ein Mann mit einem jungen Weibe den Bund schloss, dieses ihn den 
Gürtel nehmen und drehen liess. Später drehte sie sich in Gemeinschaft und rief den 
Mann an. Sonst liest man noch: wi-de-no sita-wohij der untere Gtirtel der Feldgräben. 
Jama-siro-no vn-de-no sita-wobi fiki-musübi, den unteren Gürtel der Feldgräben von Jama- 
siro knüpfen. Mitsi-no be-^o wi-de-no sita-wobi ßki-musübiy den unteren Gürtel der zur 
Seite des Weges befindlichen Feldgräben knüpfen'. 

Izor-toki. ,Die hin und wieder gehende Zeit'. JoTno-no neraremi-wo iü. ,Die Zeit, 
während welcher in der Nacht nicht geschlafen wird'. 

Isana-joru ura, ,Die Bucht, vor welche sich die Wallfische legen'. Isana-to-wa 
kvzira-no koto nari. ylsa-ma ,der tapfere Fisch' bezeichnet den Wallfisch'. 

Isami-jamu. ,Aufhören kühn zu sein'. Kin-dan nari. ,Ist das Verbot'. 

Isa. ,Ich weiss nicht'. ^ ^ to kaku. Isa-ja-to iü kotoba nari. ,Wird isa (wie oben) 
geschrieben. Ist das Wort isa-ja^ ich weiss nicht'. Verse: 

Fito-ica isa kokoro-mo sirazü furu-sato-wa fana-zo rnukasi-no ka-ni niicoi-keru. 

,Indess die Menschen, nicht wissend das Herz auch nicht kennen, duften in der 
Heimat die Blumen noch mit dem alten Wohlgeruch'. 

Isa steht in dem Sio-gen-zi-kb ohne Erklärung. 

Isasara- }\\ /)> wo-gatva. ,Ein kleiner Fluss'. }\\ >^J> j^ to kaku. Asaku-te soro-soro- 
to nagaruru kawa nari. ,Wird isara-tvo-gatva (wie oben) geschrieben. Ist ein seichter und 
langsam dahinfliessender Fluss'. Mata isasa-gawa-to^-mo isasa^-ico-gawa-to-mo iü. IssetsTo-ni 
ame-furi'te niwa-wo midzii-^o nagaruru-ivo ijeri. ,Man sagt auch isasa-gaica und isasa-wo- 
gawa. Nach einer Erklärung nennt man es das Wasser, das bei einem Hegen durch den 
Vorhof fliesst. 

Isa^a-midzü. ,Ein kleines Wasser'. Sükosi-no midzü-ivo iü. Mata niwa-no tamari-w^idzü- 
wo iü. ,Heisst ein kleines Wasser. Es heisst auch das stillstehende Wasser in dem 
Vorhofe'. 

Isasa. ,Wenig'. Isasaka-to iü kotoba-nite sitkosi-no koto nari. Mata ßto^mitra-dzütm 
säkosi-naru take-wo isasa-mura-take-to ijei^i. ,Ist das Wort isasaka und bedeutet: etwas 
Weniges. Ferner gibt man den staudenweise in geringer Zahl vorhandenen Bambussen 
den Namen zsasa-mura-takey die wenigen Bambusstauden'. 

Isamuru. ,Ermahnen'. Kin-züru koto-wo iü. ,IIat die Bedeutung: verbietend 

Isa-wosi'fito. ,Ein verdienstvoller Mensch'. /^ "^ ^ to kaku. Kimi-ni tsiü-setsn-no 
kö-aru nari. ,Wird isa-wosi-ßto (wie oben) geschrieben. Ist Jemand, der das Verdienst 
hat, seinem Gebieter treu zu sein'. 

Isa-go. Tsi-isaki uwo nari. ,Ist ein kleiner Fisch'. Der Name dieses Fisches ist 
sonst isa-za. 

Isame-si-tsüje. ,Der tapfer gewesene Stock'. Morokosi-ni ^ ^j^ faku-ju-to iüfitofawa^ 
ni tUarete naku-wo fawa ibukari-te fi-goro-wa nakazü ke6 naJcu-iva ika-ni-to tö-ni fi-goro-wa 
vtarete itami-wo oboje-si-ga fawa-no tsikara otoroje-zi-ni-^ja keö-wa itamazü jotte naku nari-to 
kotaje-si furu-koto-wo jomeri. ,Man liest unter den alten Begebenheiten, dass in China ein 



240 Pfizmaieb 

Mensch, Namens Faku-ju, von seiner Mutter geschlagen wurde. Seine Mutter wunderte 
sich, dass er weinte und fragte ihn : Vor mehreren Tagen weintest du nicht. Wie kommt 
es, dass du heute weinst? — Er antwortete: Als ich vor mehreren Tagen geschlagen 
wurde, empfand ich Schmerz, und die Kraft der Mutter war wohl nicht geschwunden. 
Weil es heute nicht schmerzte, weine ich'. 

Isara-wL ,Ein kleiner Brunnen'. Wi-do-wo kajete sarajuru-wo ijeri. ,Bedeutet: einen 
Brunnen ausschöpfen und reinigen'. Wird sonst durch ,kleiner Brunnen' erklärt. 

Isasa-kake-hine. ,Ein kleines behängtes Schiff'. Fo-kake-hune-wo iü nari. ,Bedeutet 
ein mit Segeln behängtes Schiff*. 

Iki-no wo. ,Die Schnur des Athems'. ^ ^^ to kaku. Ide-iru iki nari. Iki-no tajuru- 
wo iki'tajete-to jomeri mala iki-no sita-nite-to iti-wa tsi-isaki koje-nite mono-iü nari. ,Wird 
iki-no wo (wie oben) geschrieben. Es ist das Athemholen. Für die Unterbrechung des 
Athems wird iki-tajete gelesen. Ferner hat der Ausdruck iki-no sita-nite, mit dem Unteren 
des Athems, die Bedeutung: mit leiser Stimme sprechen'. 

Iki-fiku. ,üen Athem ziehen'. ^ $| ^o taku. ,Wird iki-fiku (wie oben) geschrieben'. 
1^ Koi-no kotoba nari, ,Ist ein Ausdruck für die Liebe', 

Iki'Sini-no umi. ,Das Meer des Lebens und des Todes'. Mu-zih nari. Iki-sini-wo umi- 
no fu-tsin-ni tatoje-taru nari. ,Ist das Vergängliche. Leben und Tod wird mit Schwimmen 
und Versinken auf dem Meere verglichen'. 

Iki'tatazi. ,Im Leben nicht aufstehen'. Iki-te ari-gataki nari. , Bedeutet: im Leben 
dankbar sein'. 

I-gitanaku. Im Schlafen schmutzig'. Joku ne-iru-wo iü. ,Bedeutet: gut schlafen'. 

Ime- \ hito-no fusi-mi. ,l)as Liegen und Sehen des Menschen im Traume'. Ime-hito-wa 
\ ^ jume-hito-nite fusi-mi-to iivan makura-kotoha nari. ylme-bito ist so viel als jitme-hito^ 
ein Mensch des Traumes. Was fuhi-mi (liegend selien) heissen wird, ist ein Polsterwort'. 

Imi'dake. ,Der Bambus der Vermeidung'. Ka-mo-no matsüri-no toki take-^wo tatettßto- 
u'o imu nari. , Bedeutet : zur Zeit des Opfers von Kamo Bambus aufstellen und die 
Menschen meiden'. 

Isi-nami-ko-gatva. ,Der kleine Fluss der Steinreihen'. Isi-no o-oki kawa nari. ,Ist ein 
Fluss, in welchem sich viele Steine befinden'. 

Isi'fune. ,Das Steinschiff'. Ama-hito-no tmiru-ni idzüru tote fune-no karu-kere-ba isi-tco 
tori-irete kogi-idzüru nari. ,Wenn die Fischer zum Angeln ausfahren wollen und das 
Schiff leicht ist, nehmen sie Steine hinein und rudern hinaus'. 

I-eid. Ikur-je nari. ,Ist so viel als ikur-je, mehrfach'. Mata kami-gaki-wo-mo kidr-den-wo- 
mo iü. ,Bedeutet ferner die göttliche Umzäunung und den kaiserlichen Palast'. 

I'i-sosi. I-i-arasö nari. ,Ist so viel als i-i-ara^ö^ mit Worten streiten'. 

I-i-ketare. ,Durch Worte getilgt werden'. I-i-kesaruru nari. Mata i-i-otosaruru kokoro- 
ni-mo motsiju. ,Ist so viel als i-i-kesaruru, durch Worte gelöscht werden. Es wird auch 
in dem Sinne von i-i-otosaruru ,durch Worte hinabgeworfen werden' gebraucht'. 

I-i-sirazu. ,Nicht zu sagen wissen'. Kotowari-vw sirazu nari. ,Ist so viel als : keine 
Gründe, keine Entschuldigung wissen'. 

I-i'Sirofu. I-i-ara^sö nari. ,Ist so viel als i-i-arasö, mit Worten streiten'. 

Imo, ,Jüngere Schwester', jj^ no zi nari. Tsüma-wo iü mata-wa sitbete-mo omia-wo 
sasi-te iü. ,Ist das Zeichen jj^ imoto, jüngere Schwester. Es bedeutet die Gattin. Femer 
bezeichnet es ein Weib im Allgemeinen'. 



Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache. 241 

Imo^koi-si-ra-ni. Tada inb imo-koi-siki nari. Betsu-ni kokoro-nasi. Bedeutet bloss: tmo- 
koi-siki^ die jüngere Schwester ist liebenswürdig. Im Uebrigen ist es ohne Sinn^ 

Imo-ga kaki-ne. ,Die Mauerwurzel, d. i. der Zaun der jüngeren Schwe8te^^ Onna-no 
sümi-si ije nari. ,Ist das Haus, in welchem ein Weib gewohnt hat*. 

^ Imo-ni ni'taru kusa. ,Die der jüngeren Schwester ähnliche Pflanze'. JamorAniki 
nari. ,Ist die wilde Lagwurz'. 

Imo-tüi. J§ ^ to kaku. Mono-imi-site wiru nari. Imo-vn-no sime imo-wi-no niwa nado 
jomeri. ,Wird imi-wi (wie oben) geschrieben. Heisst : in der Vermeidung oder im Gebete 
verweilen. Man liest imo-m-no sime ,da8 Bannseil des Verweilens in der Vermeidung*, 
imo-wi-no niwa ,der Vorhof des Verweilens in der Vermeidung' und andere Ausdrücke'. 

Imo-m-no ^ mijako. ,Die Hauptstadt des Verweilens in der Vermeidung'. Ise-sai- 
kü-wo iü nari. ^Bedeutet den Tempel des Gebetes in Ise'. 

Wi-mori-no sirtisi. ,Das Kennzeichen der Eidechse'. Ein Weib mit dem Blute der 
Eidechse bestreichen, um dessen Lebenswandel zu erfahren. 

Ise-o-no ama. I-se-no umi-ni sümu ama nari. , Bedeutet die auf dem Meere von Ise 
wohnenden Fischer'. 

Classe Ro. 

Ro'U. ^ ^ R6-kaku nari. Kara-meki-te takaku tate-taru ije nari. ,Ein Haus mit 
Stockwerken. Ist ein auf chinesische Art hoch aufgebautes Haus'. Mata ^ no zi-wo 
taka-dono-to jomeri. ,Das Zeichen ^ ro-u wird auch taka-dono ,hohe Halle, Söller' gelesen'. 

Bo-Unsa-u. Rokur-wi-no seö-zoku nari. Rou-so-u-no lije-no kinu i'-se-mx)no-gatari'ni mije- 
tari. ,Ist die Kleidung der sechsten Rangstufe'. Ro-Vr-so-Vr-no uje-no kinu ,der Mantel 
der sechsten Rangstufe' ist in der Geschichte von Ise zu sehen.' 

Classe Fa. 

Fai'Sasü. ,Auf Asche zeigen'. ^ Murasaki-wa fai-sasü mono-zo-to jomeri. Murasaki- 
wo somurur-ni-wa aku-wo awasü nari. ,Man liest : Purpur ist eine Sache, die auf Asche 
zeigt'. Wenn man purpurn färbt, gibt man Lauge hinzu'. Verse: 

Murasaki-ni ja-siwosome-taru fudzi-no fana ike^ni faisasü mono-ni-zo ari-keru. 

,Die in Purpur achtmal gefärbten Blumen der Färberröthe sind in dem Teiche eine 
auf Asche zeigende Sache gewesen.' 

Fa-iri-no niwa. ,Der Vorhof des Eingangs'. Ija^iki ije-no tate-samxi nari. Fa-iri-wa 
kado-gutsi-wo iü. ,Ist die Bauart eines gemeinen Hauses. Fa-iri bedeutet den Eingang'. 

^ Itfc JW| Fato-fuku aki. ,Der Herbst in welchem die Taube bläst^ Sama-zama- 
ni ijeri. Fato-wa aki^naku juje-ni /ato-fuku aki-to ijeri. Fukur-to-wa naku koto nari. ,Wird auf 
verschiedene Weise ausgedrückt. Weil die Taube im Herbste girrt, sagt man: der Herbst, 
in welchem die Taube bläst. F\bku ,blasen' ist soviel als naku, singen.' Mata B j^ 
zed-fa-setsü-ni sika wodoru toki siba nado-wo sasi-te sono naka-ni wite fato-no naku koje-wo 
siire-ba fito siri-te sono atari-je fito jukanu nari. Sore-wo /ato^/uku-to ijeri. Mata fato-fuku 
kaze-to-wa nisi-jori fvku kaze-wo iü nari. »Ferner heisst es in der Erklärung von Zeö-fa 
Zur Zeit wo der Hirsch springt, führt man einen Bau aus Reisig imd dergleichen 
Dingen auf und verweilt in ihm. Wenn man das Girren der Taube nachahmt, wissen es 
die Menschen und Niemand geht dorthin. Dieses nennt man das Blasen der Taube'. 

D«nk«chrifUB der phU.-hist Cl. XXII. Bd. 81 



242 Pfizmaier. 

Femer bedeutet fato-fvka kaze »der Wind, in welchem die Taube bläst* den aus Westen 
wehenden Wind/ Arui-wa iwaku dki-no kasira taka-wo toran tote iwo-vx) sasi-te ami-wofari 
fato^wo kukuri-te faio-no naku ma-ne-wo site takor-wo utsü nari-to ijeri. , Einige sagen : Wenn 
man im Beginne des Herbstes Palken fangen will, baut man eine Hütte, spannt ein Netz und 
bindet eine Taube an. Indem man das Girren der Taube nachahmt, schlägt man den Falken^ 

Fato-no kotonaru na-wa futa-koje-tori-to iü nari. ,Ein verschiedener Name für ,Taube' 
ist ftäa-koje-tori, der Vogel mit zwei Stimmend Verse: 

Sore-zo-to^mo siranu ko-datsi-no ju/ti^gure-ni fvia-koje-tori^no naku wataru-kana. 

,0b sie es sind , von denen man nicht weiss , die Bäume, in ihrem Abenddämmern, 
des Vogels der zwei Stimmen Girren kommt herüber*. 

Fadzi-kawasi. Tagai-ni fadziru-wo iü. j£ ]$& Fadzi-kajawase-to kaku. ,Bedeutet: sich 
gegenseitig schämen. Wird fadzi-kajowdse (wie oben) geschrieben*. Fadzirafu-wa fadzi-iru 
katatd-wo iü nari. ,Fadzirafu hat die Bedeutung: beschämt sein^ 

Fatsim- ^ ha. ,Die Blätter der ^i 2iÄBQr\il\e^ . Mi-na^-dzuH-wo fasw-no farur-to iü. Mala 
fana-no utena-to-mo iü. Fasü-no uje-ni umaren koto-wo negb tsigiru nado iü-wa gokurvaku-wo 
negb kokoro-ni narer-hasijaku-kih nari. Jorai-kata ku-tsükuri-nite zatsü-ni nanc nari. Koto- 
naru na-wo ;JC Jlfe ike-mi-gusa-to-rao ijeri. Mata midzü-taje'kusa'tO'mo iü. ,Den wasser- 
losen (sechsten) Monat nennt man fasü-no faru , Frühling der Wasserlilien. Man nennt 
ihn auch fana-no utena^ Erdstufe der Blumen. Da Ausdrücke wie ,die Sache, die über 
den Wasserlilien entstehen wird, begehren', ,damit einen Bund schliessen* den Sinn des 
Verlangens nach dem Paradiese haben, so ist es buddhistische Lehre. Bei dem Verfassen von 
Versen in Jomi wird es etwas Gemischtes. Ein anderer Name ist ike-mi-gtisa^ die Pflanze des 
Teichwassers. Man sagt auch midzü-taje-kusa ^ (oder mi-taje-kusa) ^ die das Wasser ab- 
schneidende Pflanze'. Verse: 

Kage-idsüsü fana-ja kumoran ike-mi-gtcsa nami-ni kakari-te awo-ha mije-keru. 

,Das von den ihr Bild zeichnenden Blumen umwölkt sein wird, das Teich wasser, 
seine Pflanze, über den Wellen schwebend, erschien mit den grünen Blättern'. 

Faru-no ini-ja. ,Der Palast des Frühlings.' Tö-gü-no mi-koto nari. Faru-no mi-jama-to-mo 
faru-no mi-ja-ko-to-mo jomeri. ,Ist so viel als der Östliche Palast (der zur Nachfolge be- 
stimmte Kaisersohn). Man liest auch faru-no mi-jaina ,der erhabene Frühlingsberg' und 
faru-no mi-ja-ko^ die Hauptstadt des Frühlings'. 

Fariv-zare-wa. ,Da8 Vergehen des Frühlings'. Fujur-zare-wa jü-zare-wa-ni onazi. Faru- 
wa fujunxca jü-ica-to iü koto-nari. Jette faru-zare-njo jü-zare-TW-to-wa jamu-maziki nari. ,Ist 
ein Wort gleich fuju-zare-wa ,das Vergehen des Winters', jü-zare-wa, das Vergehen des 
Abends. Diese Wörter bedeuten so viel als das einfache faru-wa ,der Frühling', fujv^wa 
,der Winter', jü-wa ,der Abend'. Folglich ist nicht faru-zare^no jd-zare-no zu lesen.' 

Fakararuru. ,Ueberlistet werden'. Ta-hakararuru-wo iü. Mata fito-no kokoro-no sü-i-rib- 
seraruru-wo-mo iü nari. Hat die Bedeutung ta-bakararura^ betrogen werden. Es bedeutet 
auch, dass das Herz des Menschen Vermuthungen hegt'. 

Fadare. ,Schnee'. Juki-to iwane-domo fadare-to fakari-nite furu juki-no koto-ni kikcjuru 
nari. Mata fadara-to iü-wa madara-no kokoro-nite madara-m tokoro-dokoro-ni furi-taru nari. 
,Obgleich es nicht ,Schnee' bedeutet, erfährt man durch Erwägungen hinsichtlich /arfar^, 
dass dieses Wort so viel als ,fallender Schnee' ist. Auch das Wort /arfara steht im Sinne 
von madara ,gescheckt' und bedeutet, dass es bunt an verschiedenen Orten geschneit 
hat'. Verse des Man-jed: 



Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache. 243 

Waga jado-iw sü-momo-mo fana-ga sawa-ni tsiru fadare-no imada nokori-keru^kamo. 

,Vor meinem Wohnhause der sauren Pfirsiche Blüthen werden häufig zerstreut. Der 
Schnee ist noch übrig geblieben!' 

Waga jado-no uguisü itaku naku naru-wa niwa-mo fadara-ni fanorja tsirttr-ran. 

,Vor meinem Wohnhause indess der Grünling laut eben singt, werden in dem Vor- 
hofe wie bunter Schnee die Blüthen verstreut sein'. 

Ueber die Herleitung der obigen Wörter fadare und fadara lässt sich nichts Be- 
stimmtes sagen. 

Fadortsü mono. ^Gartengewächse'. Awa fije mugi mame-wo fata-tsü mono-to si-to jomeri. 
,Man liest: Er machte Hirse, Buchweizen, Weizen und Bohnen zu Gartengewächsen' (zu 
Gewächsen der hohen Felder). Dieses Wort wird zweimal fada-tsü mono geschrieben. 
In der alten Geschichte heisst es fota-tm moTw. Sonst fatake-mono. 

Fatauka. Wadzüka-to iü-ni onazL ,Ist mit dem Worte loadzüka ,ein Weniges' gleich- 
bedeutend'. In Prosa wurde für fatsüka einige Male fadzüka gefunden. 

Fatsür-se-me. ,Das Weib von Fatsu-seK Faisv^se-no jama-wo viamoru kamt narL 33^^ ^ 
SidzvHfio me-^i arazü. ,Ist die den Berg Fatsu-se beschützende Gottheit. Es ist kein 
gemeines Weib'. Verse : 

Faisü-se-me-^io mine-no sakura-iio fana-kadzüra kumo saje kakete niwofu farvr-kaze. 

,Von der Blumenperrücke der Kirschbäume des Berggipfels des Weibes von Fatsu-se, 
indess die Wolke nur er anhängt, duftend der Frühlingswind.' 

Fatsu-ki. '^ ^ to kaJcu. Jj^ j^ Kai-zid-no koromo-fosu ki narL Wird fatsü-ki (wie 
oben) geschrieben. ,l8t der kleidertrocknende Baum an dem Meere'. 

Fatsvr-to-gari. f^ »j^ ^ Fatsu-toTi-gari nari. Akt nari. Tori-ja idzüru onazi-ku aki 
nari. Fatsvngari'koromo-to-mo jo^neri. ^H^isst die erste Vogeljagd. Ist der Herbst. Tori-ja 
idzüru ,die Vogelsteller ziehen aus' bedeutet gleichfalls den Herbst. Man liest Si^uch fatsü- 
gari'koromo, das Kleid der ersten Jagd'. 

FatsU'jume. ,Der erste Traum'. Guwan-zitsür-no jo-no jume-wo iü nari. ,Bedeutet den 
Traum in der Nacht des Neujahrstages'. 

Fatsw-gusa. ,Die erste Pflanze'. Onnor-no sühete-no na nari. Waka-kitsa-ni onazL ,Ist ein 
allgemeiner Name für Weib. Ist mit waka-kusa Junge Pflanze' gleichbedeutend'. 

Fatsu^dzuki. ,üer erste Mond'. Kami-no jumi-fari-no kasira-wo iü nari. ,Bedeutet den 
Anfang des ersten Mondviertels^ 

FatsürO-no kagami. ,Der Spiegel der Schweiffedern'. Jama-dori-no J§ nari. Kago-ni 
kagami-wo kake-woki-si-ni waga kage-no utsüru^wo mite naki-taru furu-koto nari. Ist der 
Schweif des Bergvogels. Es ist eine alte Erzählung, dass man in den Käfig einen Spiegel 
gehängt und er, als er sein Bild erblickte, gesungen hat'. Verse: 

Jam^'dori-no oro-no fatsürO^ kagami kake tonafvrhemi koso naku-be^kari-kere. 

,Vor des Bergvogels wenige Schweiffedern hängte man den Spiegel. Indem sie 
reden konnten nur, konnten sie wohl gesungen haben'. 

Fane-wo narahe jedor^wo kawasu. ,Die Flügel an einander legen und die Zweige 
wechseln'. Fukaki tsigiri-wo iü. ,Bedeutet eine innige Verbindung'. Fi-joku ren-ri nari. Nagor 
urami-no uta-ni ijeru ame-nara-wa fi-joku-no tori-to negawaku-wa tsütsi-narur-wa ren-ri-no 
jeda-to negawakvrwa-to arvrni motodzükeri. ,Es sind zusammengewachsene Flügel und 
zusammenhängendes Geäder. Es stammt von den in dem Gedichte des langen Unmuthes 
enthaltenen Worten : In dem Himmel ein Vogel der zusanmiengewachsenen Flügel war' 

81* 



244 Pfusmaibb. 

ich doch! Auf der Erde ein Zweig des zusammenhängenden Geäders o war' ich doch'/ 
Der Zweig des zusammenhängenden Geäders sind zwei zusammengewachsene Zweige. 

Fana-wo sofu. ,Sich an die Blumen schliessen'. Sitb koto nari. Matafana-wo omd koto- 
ni-mo motsiju. 3^^^^^^^^ ^^^ Sehnsucht. Man gebraucht es auch für: an die Blumen 
denkend 

Fana-kadzüra. ,Eine BlumenperrückeS Onna-no kadzüra-wo-mo ijeri. Maia mi-tsüki 
mi'ka janngi-nite si-taru kadzüra-wo tstjaku-süru nari. Mata fudzi-nx) tsüru nado-nite-mo süru 
nari mina fana-kadzüra-to iA. ,So heisst auch eine Perrücke des Weibes. Femer bedeutet 
es : am dritten Tage des dritten Monats eine aus dem Weidenbaum verfertigte Perrücke 
aufsetzen. Ferner bedeutet es : sie aus den Ranken der Färberröthe und ähnlichen Dingen 
verfertigen. Dieses alles heisst fana-kadzüra, Blumenperrücke'. Verse: 

Kara-fito-no fune-wo ukabete asobu-te-fu kefu-zo waga se-ko fanor-kadzüra se-jo. 

,Wo der chinesische Mensch das Schiff schwimmen lässt und sich vergnügt, heute, 
mein älterer Bruder, die Blumenperrücke bereite 1' 

Fana-no kagami. ,Der BlumenspiegeP. Fana-no kage-no midzü nado-ni utsüru-wo iü 
nari. ,Bezeichnet, dass das Bild der Blumen sich in dem Wasser und anderen Dingen 
abspiegelt'. Verse: 

Tosi-wo fete fana-no kagami-to naini midzü-ioa tsiri-kakäru-wchja kumoru-to ifu-ran. 

,Die Jahre verbringend das zu einem Blumenspiegel werdende Wasser, wenn es 
verlaufen will, wird man sagen, dass es sich umwölkt'. 

Fanatsi-gami. ,Das losgelassene Haupthaar'. Tori-agenu ^ kami nari. Midare-gami- 
no koto-wo iü. ,Ist das nicht emporgehobene Haupthaar. Bedeutet ein in Unordnung be- 
findliches Haupthaar'. 

Fana-süri-goromo. ,Ein Kleid mit abgeriebenen Blumen'. Süri-kari-ginu nari. Mata 
aki-no no-wo wakete kusa fana-ni utmin-tarur-wo josojete iü nam. ,l8t ein abgeriebenes Jagd- 
kleid. Femer drückt es aus, dass, indem man das herbstliche Feld unterscheidet, man 
das Veränderte sich als Pflanzen und Blumen vorstellt'. 

Fana-wo kazasi-te ^ oi-no kakururii. ,Wenn man sich mit Blumen beschattet, ist das 
Alter verborgen'. Mata fana-ga^a mume-no fana-ga^a nado jomeri kore-wa mume-no fana- 
no kasa-ni ni-tarvr-wo iü nari. Man liest auch fana-gasa ,ein Blumenhut', mume-no fana- 
gasa ,ein Hut von Pflaumenblüthen' und Anderes. Dieses bezeichnet, dass die Pflaumen- 
blüthen mit einem Hute Aehnlichkeit haben'. Verse: 

Ugui'Stfr-no kasa-ni nufu-te-fii mume-no fana wori-te kazasamu oi-kakuru-ja-to. 

,Von denen man sagt, dass auf des Grünlings Hut man sie näht, die Pflaumen- 
blüthen, sie werd' ich brechen und mich beschatten, damit das Alter verborgen sei'. 

Kazase-domo oi-mo kakurenu kono faru-zo fana-no omote-mo fase-tsüdzüra nari. 

,Man beschattet sich, doch das Alter ist nicht verborgen. In diesem Frühling ist 
auch der Blumen Angesicht ein umgeworfener Korb'. 

Fana-jama, ,Der Blumenberg'. Mijako kijo-midzü-no figasi jamn-sina-^o fotori-ni ari, 
,Derselbe befindet sich im Osten des reinen Wassers von Mijako, in der Nähe von 
Jama-sina'. 

Fana-ma-i-na^i-^i. Fana-mo i-i-nasi-ni-to iü koto nari. Mata mume-no kotonaru na^-wo 
sasi-te i-i-nasi-no fana-to ijeri. ,Ist so viel als fanormo i-i-nasi-nif indem man für eine 
Blume ausgibt. Femer bildet man einen anderen Namen des Pflaumenbaumes und nennt 
diesen i-i-nasi-TW fana^ die vorgebliche Blume'. 



Die poETiscHEH Ausdrücke der japanische» Sprache. 245 

Fanorno süzü. ^Blumenglöckchen^ Fana^ni aüzü-wo tsüke-taru nari. ,Hat den Sinn, 
dass Glöckchen an die Blumen befestigt sind^ 

Fana-sidzüme. ,Die Blumenbesänftigung^ Fana-no saku koro jejami'no kamt wake- 
tsirasi'te ßto-wo najamasü juje matsüri-sidzümuru nari. Mata fana-wo tsirasasi-tote kaze-wo 
matsürurto-mo ijeri. ,Hat die Bedeutung : zur Zeit der Blüthe der Blumen trennt und zei^ 
streut sie der Gott der Pest und betrübt die Menschen. Man besänftigt ihn desshalb 
durch Opfer. Weil femer der Wind das Zerstreuen der Blumen bewirkt, sagt man auch 
kaze-wo matsüru, dem Winde opfernd 

Fana-kumori. ,Die Blumenumwölkung'. Fana-no saku koro sora kumori-kasiimu nari. 
, Bedeutet, dass zur Zeit, wo die Blumen blühen, der Himmel sich umwölkt und sich 
trübt'. Verse : 

Nani'to naku arae-ni-wa naranu fan/x-himori sakvr-heki koro-wa ki-sara-gi-no sora. 

,Ohne Grund zu Regen nicht werdend die Umwölkung der Blumen I Um die Zeit, 
wo sie blühen sollen, ist der Himmel des Wiederanziehens der Kleider^ 

,Das Wiederanziehen der Kleider' heisst der zweite Monat des Jahres. 

Fanorno furu-sato. ,Der Geburtsort der BlumenS Tsiri-taru ato-wo iü nari. Faru-no 
furU'SatO'Wa faru sugi-te notsi-wo iü nari. ,Bedeutet die verschwundene Spur. Faru-no 
furu-sato ;der Geburtsort des Frühlings* bedeutet: nachdem der Frühling vergangen'. 
Verse : 

Asü'jori'Wa si-ga-no /ana-zono mare-ni dani tare-ka-wa towan faru-no furtu-sato. 

,Von morgen an, der Blumengarten von Si-ga ist, nach dem selten nur Jemand 
fragen wird, der Geburtsort des Frühlings'. 

Fana-no viena. ,I)ie Erdstufe der Blumen^ Rtn-tai nari. Sijaku-kib nari. Masasiki 
fana-ni arazu. ,Ist die Erdstufe der Wasserlilien in der Lehre Buddha's. Es sind keine 
wirklichen Blumen'. 

Fana- ^ mi--ga tera. ,Der Tempel des Blumensehens'. Fana-miru tsüide-ni-to iü 
nari. ,Bedeutet: bei einer Gelegenheit, wo man die Blumen betrachtet'. 

Fanaisi-gaki, ,Eine losgelassene Schrift'. Itsi-zi-dzutsü ma-na-ni fanasi-te kaku nari. 
Kawa umi kangaje-ni ide-tari. ,Bedeutet : Wort um Wort in wahren Schriftzeichen geläufig 
schreiben. Kommt in den Untersuchungen über Flüsse und Meere vor'. 

Fana-fa. Jama-no sasi-denir-wo iü. ,Bedeutet das Hervorragen eines Berges'. Die 
Herleitung ungewiss. 

Fa-narasi-no taka. ,Ein Falke der Uebung der Flügel'. Fa kurabe-süru taka nari. 
,l8t ein Falke, der in Betreff der Flügel wetteifert'. 

Faraje-kusa. ,Die bannende Pflanze'. Mi-sogi-wo sunt toki faraje-süru nin-gib-wo iü 
nari. Kata-siro-ni onazi. ,Bedeutet das Menschenbild, das zur Zeit der Reinigung das 
Bannen bewerkstelligt. Ist mit kata-siro gleichbedeutende 

Fara-guro. ,Schwai'z von Bauch'. Fara-tateru koto nari. ,Ist so viel als fara-taieru, 
zornig sein'. 

BaU'Sokvr-naru motenasi. ,Ein daneben stattfindendes Fest'. Mono-mono-si-karanu kokoro- 
to mije-tari. Kawa umi kangaje-ni ^^ ^^ hb-soku-to-wa arawaruru kokoro nari-to siaJctir- 
serare-taru-^wa obotsüka-nasi. ,Ist in dem Sinne von mono-irumo-si-karanu ,nicht wichtig 
thun' gesehen worden. Die in den Untersuchungen der Flüsse und Meere vorkommende 
Erklärung, dass hihsokU'4o den Sinn von arawaruru ,sichtbar, offenbar sein' habe^ ist 
ungewiss'. 



246 Pfizmaier. 

Fama-fisasi. ,Ein Wetterdach des Meerufers'. Fama-ni 7iiwa nado-no samor-naru tokaro- 
710 sita-no kudzürete uje^no ßsasi-no sama-ni nari-tarur-wo iü nari. MaJta fama-h^ni aru tje- 
wo-mo iü. Arui-wa visüfo-ni nari-taru tokoro-wo iü. Sira-nami-no utsüfo-ni mijuru fama- 
ßsasi'io jomi-tari. ^ ^ to kaku. Mata ama-fisdsi-to-mo iü nari. ^Bedeutet, dass an dem 
Meerufer ein wie ein Vorhof oder etwas diesem ähnliches gestalteter Ort unten ein- 
gefallen, oben einem Wetterdache gleich geworden ist. Es bedeutet auch ein Haus an 
dem Meerufer. Vielleicht bedeutet es einen hohl gewordenen Ort. Es wurde in einem 
Gedichte gesagt: Das in der weissen Wellen Höhlung sichtbare Wetterdach des Meerufers. 
— Es wird fama-fisasi (wie oben) geschrieben. Es bedeutet ferner ein Regendachs 

Fama-matsü-ga je-no ta-muke-gtisa. ,Die Pflanze der Darreichung der Zweige der 
Fichte des Meerufers'. Tada ta-rnuke-to iwan-to nari. Matsü-wo-mo musübi toki^ sitagai-te 
fana mcymidzi-wO'ino wori-te ta-rnukeru-wo iü nari. ,Wird blos ta-muke ^das mit der Hand 
dargereichte Opfer' bedeuten. Es bezeichnet, dass man auch Fichten bindet, je nach der 
Zeit Blumen oder Ahorn bricht und es mit der Hand darreicht'. Verse: 

Ja-tsi-kusa-no fana-wa utsürofu tokitva-naru matsü-no sa-jeda-wo ware-wa musüban. 

,Der achttausend Pflanzen Blüthen vergeh'n. Der ewig dauernden Fichte wahre Zweige, 
ich werde sie binden*. 

Fagi-agete. ,Das Schienbein erhebend'. Isogi-ariku katatsi nari. Fakama-no süso nado 
kuin-age-tai^ nari. Kamo-gawa-wo fagi-agete wataru-to jomi tari. ,Bezeichnet den Anblick 
des eiligen Gehens. Es ist so viel als: ,der Saum der Beinkleider und Aehnliches ist 
emporgewunden'. In einem Gedichte wurde gesagt: Den Fluss Kamo, das Schienbein 
erhebend, übersetzt er'. 

Fagi'Wara. ,Die Ebene des kleinen Schilfrohres'. Fagi-no o-oki tokoro nari. Man-jeö- 
ni'wa fa^-no fari-wara-to jorni-tari. ,Ist ein Ort, an dem es viel kleines Schilfrohr gibt. 
In dem Man-jeo ist zu lesen: fagi-^o-fari-wara, die Nadelebene des kleinen Schilfrohres*. 

Verschiedene Namen für fagi ,kleines Schilfrohr' sind : 

Tsüki'Vii-gtisa. ,I)ie Pflanze des Mondsehens (des Festes im achten Monate des Jahres)'. 

No-mori-giLsa. ,Die das freie Feld bewachende Pflanze'. 

Kurenai-gitsa. ,Die rothgelbe Pflanze'. 

Ne-kara-gusa. ,Die wurzelnde Arabeske'. 

Furu'je-gusa. ,Die Pflanze der alten Zweige'. Verse: 

Mija-ko no-no tsüju-mo iro aru furu-je-gusa ko-tosi-no aki-mo fana saki-ni-keri. 

,Auf dem Felde von Mijako; sie, deren Thau Farbe hat, die Pflanze der alten 
Zweige, im Herbste dieses Jahres auch sind ihre Blumen erblüht'. 

Fame-nade. Kuje-jo-to ge^dzi-si-taru nari. Kitsüni fame-nade-to utai-mmuhni ari. ,Be- 
deutet, dass der Befehl zum Essen gegeben wurde. ,Der Fuchs erhält den Befehl zu 
essen' kommt in den Liedern vor'. Welche grammatischen Formen diesem Ausdrucke 
eigentlich zu Grunde liegen, Hess sich nicht ermitteln. 

Fami-tsüki-no fa. ,Angefressene Blätter'. Kasivoa-no fa-wo ijeri. ,Bedeutet die Blätter 
des Pistazienbaumes'. Verse: 

Ne-ja tsikaki /ami-tsüki-no fa-ni kaze /uke-ba musübi-zo fate-nu nuru tama-no süge. 

,In den nahe an der Wurzel angefressenen Blättern wenn der Wind weht, ist zu 
Ende gebunden das schlafende Edelsteinried'. 

Fasi-fime. ,Die vornehme Tochter der Brücke'. U-zi-no fasi-tsüme-^i masi-ma^ kamt 
nari. ,Ist die an dem Brückennagel von U-zi wohnende Gottheit'. 



Die poetischen Ausdrücke deb japanischen Sprache. 247 

Fa-mori-no kamt. ,Der die Blätter beschützende Gott^ Ki-no fa-wo marnori-tamö kamt 
nari. ,Ißt der die Blätter der Bäume beschützende Gott*. Verse: 

Toki-si^mo are fujv/^wa fa-^mori-no kami-na^dzüki mor-baror-ni nari-nu mori-no kasiwa-gi. 

,Die Zeit ist stürmisch! Im Winter in dem Monate, der ohne blätterbeschützenden 
Gott, stehen jetzt weit auseinander die Pistazienbäume des Waldes'. 

Fa-süje. ,Die Blätterspitze'. ^ ^ to kaku. Ki-^o süje nari. ,Wird/a-ÄÖ;c (wie oben) 
geschrieben. Ist die Spitze der Bäume'. 

Classe Ni. 

Ni-wi. ,Neu'. Svbete atarasi-ki koto-wo iü. Nivd-ma-iri niwi-sato ntwi-kuwa-ko nado 
jomeri. ,Bedeutet eine neue Sache überhaupt. Man liest mwi-ma-iri ,eine neue Versamm- 
lung', niwi^sato ,eine neue Gasse', niwi-kawa-ko ,neue Maulbeeren' und Aehnliches'. 

Nivn-makura. ,Ein neues Kissen'. ^ ^ ^o kaku. Fito-ni fazimete ai-miru-wo ijeri. 
,Wird niim-makura (wie oben) geschrieben. Bezeichnet, dass man mit einem Menschen 
zum ersten Male zusammentrifft'. Die Erklärung dieses Wortes fehlt in dem Sio-gen-zi-kb. 

Nimi-sima-mori. ,Der neue Statthalter der Insel'. Nagasi-bito-wo iü nari. ,Bedeutet 
einen verbannten Menschen'. 

Niwa-no wosije. ,Die Lehre des Vorhofes'. Sitasimi-no niwa-no wosije nam. ,Ist die 
Lehre des Vorhofes der nahen Verwandten^ 

Ntwa-tm fori. ,Der Vogel des Vorhofes'. Niwa-tori nari. ,Ist das Huhn'. Sonst niwa-tori. 

Niwoi'tori. ,üer Vogel des Wohlgeruches'. Uguisü-wo iü. ,Bedeutet den Grünling'. 

Niwo-no uki'SÜ. ,Das schwimmende Nest der kleinen Aente'. Tori-no uki-sü nari. 
Maziwarti-nari. ,Heisst das schwimmende Nest des Vogels. Bedeutet: vermischt sein'. 

Ni'Wa-joku. ,Das Wetter vorzüglich', ü ^ Q fo kaku. Kaze-mo naht ten-ki farete 
nami sidzüka-naru nari. ,Wird ni-wa-joku (wie oben) geschrieben. Bedeutet, dass kein 
Wind, das Wetter heiter und die Wellen ruhig sind'. 

Ni-ge-naki. Ni-awanu-to iü koto nari. ,Ist so viel als ni-awanu, mit etwas keine 
Aehnlichkeit haben'. 

Niko-gusa. ,Die lächelnde Pflanze*. Fa^mo fana-mo komakor-naru kusa nari. Kaki-ne 
mata fako-ne-jama-ni jomi-awa^eri. ,Ist eine Pflanze mit kleinen Blättern und Blüthen. 
Sie wird in Gedichten mit den Bergen Kaki-ne und Fako-ne in Verbindung gebracht'. 

Ni-si-tsi-no toki. /V P9 -^ Ni-si-tsi-no toki-to kaku. Tori-no naku ne nari. Setsü-ni 
are-domo uwi-goje-wo iü nari. ,Wird nisi-tsi-no toki (die Stunden zwei, vier und acht, wie 
oben) geschrieben. Ist der Gesang der Vögel. So kommt es in den Erklärungen vor, 
es bedeutet aber die erste Stimme'. 

Nisiki-no kurwma. ,Der Brocatwagen'. Amor-tera^m o-o-mi-kami-no to-bari-no nisiki-ni 
kururaa-no mon-wo woreru nari. ,Bedeutet, dass in den Brocat des Thürvorhanges der 
den Himmel erleuchtenden Gottheit Blumenstreifen von der Gestalt eines Wagens ein- 
gewebt sind'. 

Nisi'jori kitaru nori. ,Die aus Westen gekommene Vorschrift'. Sijaku-kib nari. Zen- 
fö-wo iü. ,Ist buddhistische Lehre. Bedeutet die Vorschrift der Secte Zen'. 

Classe Fo. 

Fo-i fukaki mitsi. ,Der von Sinn tiefe Weg.' Dihsinr-no fakaJd nari. ,Bedeutet : tief 
von Gedanken des Weges'. 



248 Pfizmaier. 

Fo-ni ideru. Mono-no arawaruru kokoro nari. Sore-wo ^ fo fjfi fo ^ fo nado josete 
jonierL ,Hat den Sinn, dass etwas offenbar ist. Man liest es in Bezug auf /o ,Kornähre*, 
fo ,SegelS fo ,Feuer' und andere Wörter'. Die eigentliche Bedeutung wäre demnach: 
an das Feuer, zu den Kornähren, an das Segel u. s. w. herauskommen. 

Fodoro. Ten-no fikari nari. Fadaror-ni onazL Fa-no kirameku koto-wo-mo ijeri. ,Ist der 
Glanz des Himmels und mit fadara gleichbedeutend. Es bezeichnet auch das Schimmern 
der Blätter'. 

Fodoro. Warahi-no nagaku nari-te siha nado-no sama-ni naru-wo iü. Bezeichnet, dass 
der Meerrettig lang wird und das Aussehen von Brennholz und ähnlichen Dingen erhält 
Verse : 

Faru kure-ba woru ßto-mo naki sa- warahi-no itsü-ka fodoro-to naran-to su-ran. 

,Der, wenn der Frühling kommt, keinen Menschen hat, der ihn bricht, der Meer- 
rettig, dass er eines Tages holzig wird, wird geschehen'. 

Fotoke-7io ide-si nani-wa. ,Naniwa, aus welchem Buddha hervorgegangen'. Tsü-no kuni- 
ni-%oa arazu jamato-ni nani-wa^fori-je-to iü tokoro ari. ,Die8es ist nicht das Reich des 
Hafens (das Reich Setsü). In Jamato gibt es einen Ort, Namens Naniwa-fori-je , der 
Grabenfluss von Naniwa'. 

Fotoke-no wakare. ,Die Trennung Buddha's'. Ki-sara-gi-no wakare-to-mo sari-si fotoke- 
to^mo joinu, Futa-tsüki towo-itsü-ka nari/ Man liest auch ki-sara-gi-n^o wakare ,die Trennung 
des Wiederanziehens der Kleider' (des zweiten Monates des Jahres) und sari-si fotoke 
,der weggegangene Buddha'. Es fällt auf den fünfzehnten Tag des zweiten Monats'. 

Fotoke-ni ka^ikomaru. ,Von Buddha in Ehrfurcht gehalten werden', Tsümi-wo sa/n-ge- 
suru nari. Sugi-ni-si kata-no zai-sb-wo fotoke-ni kasikomari-kikojuru nari. ,Ist so viel als 
seine Sünden bereuen. Bedeutet, dass aus vergangener Zeit stammende Hindernisse 
der Sünden Buddha ehrfurchtsvoll zu Ohren gebracht werden'. 

Fotoke-no mi-na-wo tonafuru. ,Den hohen Namen Buddha's rufen'. Fuju ziu-ni-guwatsü 
ziü-kitl-nitsi-jai^i mi-ka aida san-se-no sijo-hutsü-no mi-na-wo tonafuru nari. ,Bedeutet , dass 
man im Winter, von dem neunzehnten Tage des zwölften Monats angefangen, durch drei 
Tage den hohen Namen der Buddha's der drei Zeitalter ruft'. Verse: 

Tosi-no utsi-ni tsukureru tsümi-ino kije-nu-ran mi-jo-no fotoke-no mi-nor-wo tonajete. 
,Die in einem Jahre begangenen Sünden werden getilgt sein, indem man den von 
Buddha der drei Zeitalter geführten hohen Namen ruft'. 

Fodo-wa kumo-wi. ,Das Ausmass ist der Wolkensitz'. Towoku fedataru koto nari. ,Be- 
deutet einen durch eine weite Entfernung getrennten Gegenstand'. Verse: 

Wasiiru-na-p fodo-wa kumo-wi-ni nari-nu-to-mo sora juku tsÜki-no meguri-afu made. 

,Vergiss nicht 1 Die Entfernung ist der Wolkensitz geworden bis zu des an dem 
Himmel wandelnden Mondes vereintem Drehen'. 

Verschiedene Namen für fototogim^ Kukuk : 

Unori-ko. ,Der kleine Knabe'. 

Ami-dori. ,Der Netzvogel'. 

Tatdbana-dori. ,Der Orangenvogel'. 

Koi-si-dori. ,Der liebenswürdige Vogel'. 

Si-de-no ta-osa. ,Der Aelteste des Feldes von Side'. 

Jo-tada-tori. ,Der schlichte Vogel der Nacht'. 



Die poetischen Aüsdbückb der japanischen Sprache. 249 

Fodo-fodO'Siku. Rib-gi ari. Ki-wo kiru oto-wo-mo iü mata uto-vio-siki-wo-mo iü, ,Hat 
zwei Bedeutungen. Es bedeutet den Ton bei dem Fällen der Bäume. Ferner hat es 
die Bedeutung von uto-tUo-aiki^ fernstehend, fremde 

Foka-no mamori. ,Die äussere Bewachung^ U-ermon soe-mon nari. ,Ist die Thorwache 
zur Rechten und die Thorwache zur Linkend 

Fo'ja-tsükuru. ^ ^ ^ Fo-ja-tsükuru nari. ^Heisst fo-ja-jama-tsükuru^ ein Korn- 
ährenhaus bauen*. Si-na-no sü-wa kowori mi'-sa-mcUsüri'to iü toki-no koto nari. Sono toki 
kono kuni-nite faku-zitsü-ni san-kuwb-wo mirur-to nari. ^Bezieht sich auf die Zeit, welche 
das Opfer des Berges Mi-sa in dem Districte Sü-wa, Provinz Sinano, genannt wird. Um 
diese Zeit sieht man am hellen Tage die drei Lichter* (die Sonne, den Mond und die Sterne). 

Foko-sügi. ,Die Lanzencypresse'. Tsi-isaki sägi nari. ,Ist eine kleine Cypresse*. 

Fosi-no kurawi. ,Die Rangstufe der Sterne'. Fijakkuwan nari. ,Bedeutet die hundert 
Obrigkeiten'. 

Fosi'WO tonafunc. ,Das Singen der Sterne'. Gen-sei tora-no toki suberagi jorodzü-no 
fosi'WO tonaje ame-tsütsi jo-mo-wo fai-si-tamb nari. ,An dem ersten Tage des ersten Monats, 
in der Stunde tora (3) ruft der Kaiser die zehntausend Sterne und verehrt den Himmel; 
die Erde und die vier Gegenden'. 

Fosi iitafu. ,Das Singen der Sterne'. Fosi-no koje-to-mo kagura-no utai-mono naru 
,Heisst auch/o5t-rio koje^ die Stimme der Sterne. Bedeutet ein Lied der Göttermusik'. 

Fod-dzidd jo. ,Die Mondnacht der Sterne'. Tsüki-ni arazu. Fosi-no o-oku idete tsüki-no 
gotoku akaki nari. ,Ist nicht der Mond. Wenn die Sterne in Menge aufgehen, sind sie 
roth wie der Mond'. 

Fosi'WO itadaku. ,Die Sterne auf dem Haupte tragen'. Kimi-ni tsükdru kokoro nari. Joru- 
jori idete jorvrni iru made rntja-tstikaje-site kajeru-tvo iü. Issetsu-ni tosi-no kasanaru kokoro nari. 
,Hat den Sinn : dem Gebieter dienen. Bedeutet, dass man von dem Austreten seit der Nacht 
bis zu dem Eintreten in der Nacht den Dienst des Palastes verrichtet und dann heimkehrt. 
Nach einer Erklärung steht es in dem Sinne der Wiederholung der Jahre'. Verse: 

Tosi-wo fete fosi-wo itadaku kuro-kami-n>o ßto-jori sinuhni nari-ni-^keru-kana. 

,Die Jahre verbringend, auf dem Haupte die Sterne trag' ich. Das schwarze Haupt- 
haar ist durch die Menschen Reiffrost geworden I' 

Classe Fe. 

Bemi. Besi-to iü kotoba nari. Bera-mo onazL ,Ist das Wort besi.^ können. Bera hat 
dieselbe Bedeutung'. Verse: 

Aki-no jo-Tio tsüki-no ßkari-si aka-kere-ba kura-bu-no jama-mo koje-nn^bera nari. 

,Als das Leuchten des Mondes der herbstlichen Nacht roth war, konnte es den Berg 
von Kura-bu auch überschritten haben'. 

Mitsi-siba-mo ima-wa faru-baru faru-w) bara ori-wiru fi-bari kakuroje-nubemi . 

,Der jetzt weit entfernt auf dem Rasen des Weges, der Dornstrauoh des Frühlings, 
die Lerche, die dort weilt, kann sich in ihm verborgen haben'. 

Classe To. 

Toromi. "^ S ^ <o kaku. Ine-wo iü adzuma kotoba nari. ,Wird tö^o-si (wie oben) 
geschrieben. Ist ein Wort der Östlichen Länder, welches ,Reispflanze' bedeutet'. 

Denkschriften der phil.-hist. CI. XXII. Bd. 32 



250 Pfiziiaieb. 

To'Wa-ni ai-mimu. *^ To-wa-to iü kotoha-wo ^ Ä to-ba-ni josete jomeri. ,Man liest 
es, indem man das Wort to-wa ^beständig^ dem Worte to-ba (ein Distriet in Jama-siro) 
nahe bringt'. Verse: 

Tsü-no kuni-no nani-wa omowazü jama-siro-no to-wa^ ai-mimu koto-wo nomi koso. 

,An Naniwa in dem Reiche des Hafens denk' ich nicht, mit To-wa in Jama-siro 
allein werd' ich die Zusammenkunft haben'. 

Towazü-gatari. ^Sprechen ohne dass gefragt wird'. Fito-ni kagirazü ogi-no koje towazü- 
gatari-ni zojomeki'te nado ijeri. ,Ist nicht auf Menschen beschränkt. Es heisst unter 
Anderem, dass die Stimme des Schilfrohrs mit unerbetener Rede lärmt'. Verse: 

Morchtomo-ni aware-to iwazü-wa fito sirenu towazü-gatari-wo wäre noini-ja sen. 

,Da man Beiden zugleich leider es nicht sagt, werd' ich nur den Menschen nicht 
bekannte, unerbetene Reden halten'. 

Tobafu. Tori tobu-to iü nari. ,Bedeutet das Fliegen der Vögel'. Ist die Zusammen- 
ziehung von tobi-afu. 

To-bakari. Sibasi-no fodo nari. ,Bedeutet : eine kleine Weile'. Gen-zi-ni sümi-no to- 
bakari tsüki-wo mite-to ijeri. ,In dem Geschlechte Gen heisst es: den hellen Mond einer 
kleinen Weile sehend'. 

Todome-tori. ,Der aufhaltende Vogel'. Uguisü-no kotonaru na nari. ,Ist ein verschiedener 
Name für den Grünling'. 

Tori-ga naku adzüma. ,Das Ostland, wo der Vogel singt'. Adzüma-to iwan makuror- 
kotoba nari. Niica-tori-wa figasi-jori naki-somuru-to ijeri. ,Ist ein Polsterwort, das so viel 
als adzüma ,Ostland' bedeuten wird. Man sagt, der Hahn fange aus Osten zu krähen an'. 

Tori-no ato. ,Die Fussspuren der Vögel'. Mon-zi-wo iü nari. ,Bedeutet die Zeichen der 
Schrift^ üta-^i-wa süke-wo-mo tori-^o ato-to ijeri. Sü-toku-win sanuki matsü-jama dra-mine-to 
iü tokoro-je nagasare-tamai-si toki j^ AH^ sin-kiö-wo asoboM niijako-je okuru tote.In den Liedern 
nennt man den Gehilfen auch die Fussspuren der Vögel. Als Kaiser Su-toku-win nach Sa- 
nuki, an einen Ort genannt der weisse Gipfel des Fichtenberges, verbannt wurde, verfertigte 
er das Buch des Herzens und sagte, indem er es nach Mijako schicken wollte, die Verse : 

Fama^tsi'dori ato-wa niijako-ni kajoje-domo mi-wa matsü-jama-ni ne-wo nomi-zo naku. 

,üer Brachvogel an dem Meerufer, seine Fussspuren mit Mijako verkehren wohl, 
er selbst auf dem Fichtenberge singt nur seinen Gesang'. 

Tori-no kai. ,Die Muschelschale des Vogels'. Kai-iva ^P to kaki-te tama-go nari. 
Kai-ni onazi. Bin-ga-teö-wa kai-no utsi-jori koje mina tori-ni sitguru-to nari. ^Kai ,Muschel- 
schale' wird ^P geschrieben und ist das Ei. Es ist mit kai ,Muschelschale' gleichbedeutend. 
Es ist wie in den Worten: Die Stimme des Vogels Bin-ga (Ka-reo-bin-ga) aus der Ei- 
schale übertrifft diejenige aller Vögel'. Siü-i-butsu-miihni ;^ inu-kai-no miju-to iü koto-ivo. 
,In den vergessenen Namen der Dinge findet man inur-kai-no miju ,die Muschelschale des 
Hundes ist zu sehen'. Verse: 

Tori-no ko-wa mada ßna nagara tatsi-te inu-kai-no mijuru-wa sü-mori naru-besi. 

,Indem das Junge des Vogels, wenn es noch ein Küchlein ist, sich erhebt und die 
Hundeschale sichtbar ist, kann es ein Nestküchlein sein'. 

Tori-no ki-wirii. Tori-no kite vnru nari. ,Bedeutet, dass ein Vogel kommt und bleibt'. 

Tori-no fokoroburu. ,Das Auf getrenntwerden der Vögel'. Tori-no atsümari-te naku 
nari. Fam-ni jomu. ,Bedeutet, dass die Vögel sich versammeln und singen. Man liest es 
von dem Frühling'. 



DiB POETISCHEN AüSDBÜCKE PER JAPANISCHEN SPRACHE. 251 

Towojama^maju. ,Die Augenbrauen der fernen Berge'. Totoo-jama-no fono-hono-to 
viije-tarur-wa fito-no maju-zümt-ni ni-taru nari. ,Wenn die fernen Berge undeutlich vor dem 
Blicke erscheinen, haben sie Aehnlichkeit mit geschwärzten Augenbrauen', 

Towo'tsü afv/mi. ,Da8 ferne Afumi'. Ima iü towo-towo-mi nari. ,l8t die gegenwärtige 
Provinz Towo-towo-mi'. 

Towo-tsurhito. Towoki ftto nari. Tsü^wa soje-taru nari. ,Ist so viel als towoki fito^ ein 
femer Mensch. Tm ist hinzugefügt worden'. 

Towojamorotsi. ,Das Herabfallen des fernen Berges'. To-ja^toJca-no fii^rw-ke oisi-nokori- 
taru'wo iü. ^Bedeutet die von der Mause noch übrigen alten Federn des in dem Käfig 
eingeschlossenen Falken'. 

Towo-tamorhoko. ,üie ferne Edelsteinlanze'. Towoki mitsi nari. Jst der ferne Weg'. 
Wird später bei tamor-hoko erklärt. 

Towo-tsü hmi-no to. ^ Z ^ ^ Towo-tsü kuni-no ^ »• to-to iü-nite ki-nai-no fokorno 
koto nari. ^Heisst towo-tsü kimi-no to und ist so viel als ki-nai-no foka^ ausserhalb der 
fünf Beiche des Hofes'. 

To'kage. Jama-no toko-kage nari. Tsüne-ni kuraJci jama-kage-wo iü nari. ,Ist der be- 
ständige Schatten des Berges. Gewöhnlich sagt man kuraki jama-kage, der finstere Berg- 
schatten'. Steht in dem Sio-gen-zi-kö ohne Erklärimg. 

To-kata. Tonata-to iü-ni onazi. ,Ist mit tonata^ welche Seite? wer? gleichbedeutend'. 

Tqjo-no akari. ,Das reiche Licht'. Ko-tosi-no ine-wo kami-ni taie-matsüri-te notsi-ni 
süberaki kikosi-mesi sin-ka-ni-mo tarrid nari. Tcjo-no akari setsi-je^to iü matmri nari. ,Be- 
deutet, dass man die diessjährigen Reispflanzen den Göttern darbietet, worauf der Kaiser 
sie kostet und sie den Dienern verleiht. Es ist das Opfer, welches man das Fest des 
reichen Liqhtes nennt'. 

Tojo-woka-fime. ,Die vornehme Tochter der reichen Berghöhe'. Ama-tera^ o-o-mi- 
kami-no mi-koto nari. Sore-wo go-setsü-no mai-fime-ni josojete jomu. ,Bezieht sich auf die 
den Himmel erleuchtende grosse Gottheit. Man sagt dieses, indem man sie mit der vor- 
nehmen Tochter des Tanzes der fünf Abschnitte vergleicht'. 

Tojo-saka-nobor^u ß. ,Die reiche verkehrt aufsteigende Sonne'. Asa-idzüru ß nari. 
Tojo-saka-kudaru ß-to-iva iri-ß-wo iü. ,Ist die am Morgen aufgehende Sonne. Tojo-saka- 
kvdaru ß ,die reiche verkehrt herabsteigende Sonne' heisst die untergehende Sonne'. 

To'daje. , Abgeschnitten, spurlos'. Ikkb-ni taje-fate-tarur^i-wa arazü toki-doki aida am 
nari tatoje-ha kaze nado-no ßiki-mi fakazÜHni nado mru-wo iü. ,Ist nicht so viel als gänzlich 
abgeschnitten sein und aufhören. Es bedeutet, dass von Zeit zu Zeit ein Stillstand ist, 
z. B. dass der Wind oder etwas Aehnliches bald bläst, bald nicht bläst u. s. w.' 

^ }ä ^ M To-sO'biaku-san. ,Das weisse Pulver der Pflanze To-so' (einer Art 
Basilicum). Gutoan-zitm-ni ten-^si-ni sonaje-si tate-matsüru kusüri nari. ,Ist die Arznei, 
welche man am ersten Tage des Jahres dem Himmelssohne darreicht'. 

Tona-meki. Tonari-no koto nari. ,Ist so viel als tonari^ nachbarliche 

To-nami. Towoki njami nari. ,Steht für towoki nami^ die ferne Welle'. 

Tora-ßusü-no he. ,Die Seite , wo der Tiger liegte Kara-kuni-no koto nari. ,Bezieht 
sich auf das chinesische Reich'. Verse : 

Kara-kuni-^o tora-fusu-to ißi jama dani-mo tabi-ni-wa jadoru mono-to koso kike. 

Von dem man sagt, dass auf ihm der Tieger liegt, auf dem Berge des chinesischen 
Reiches, nur dass auf der Reise man einkehrt, mag man hören'. 

32* 



252 Pfizmaieb. 

TonO'wi-morL Kin-tsiü-no ja-gib narL ,Ist die Nachtwache in der geschlossenen Ab- 
theilung des Palastes'. 

Tono-abura. ^Das Oel der Vorhalle*. Ne-ja-no tomosi-hi nari. Jst die Lampe des Schlaf- 
zimmers'. 

Tono-vn. ^ ^ to kaku. Osoki hart nari. ^Wird tono-wi (wie oben) geschrieben. Ist 
die späte Wache'. 

To'jama. ,üer äussere Berg'. Jama-no fa^i-no fuka-karanu tokoro-wo iü nari, ^Bedeutet 
an dem Saum der Berge den Ort, der nicht tief ist'. 

Toma-de. ,Die Dachstrohhand. Aki-da-karu toma-de-io joineri. Ja-kumom-wa aki-da-karu 
•^ te nari, Toma-de-to-wa ta-karu fito-no ude-ni wara-wo makv^wo ijeri. Taka^no tanuki- 
no gotoku naru-to winaka-hito nibsi-sika-domo sühsetsOrni arazu tada ta-karu ^ te-wo 
motsijuru nari. ,Man liest: Die das Feld des Herbstes mähende Dachstrohhand. In den 
,acht Wolken' steht: aki-da-karu te^ die das Feld des Herbstes mähende Hand. Was 
,Dachstrohhand' betrifft, so besagt es, dass die das Feld mähenden Menschen um ihre 
Arme Stroh wickeln. Die Landleute sagen zwar, es sei gleich der Armschiene bei der 
Fütterung des Falken, es ist aber nicht die richtige Erklärung. Es bedeutet blos: sich 
der das Feld mähenden Hand bedienen'. 

Tomari-gttsa. ,Die zurückbleibende Pflanze'. Nade-sz-ko-no kotonaru na nari. ,Ist ein 
verschiedener Name für nade-si-ko^ Nelke'. Verse: 

Take-mo naki kono no-no suje-ni tomari-gusa fanorwo mim mare akaru mizika-jo. 

,Wo kein Bambus, an dieses Feldes Ende die zurückbleibende Pflanze, ihre Blüthen 
seh' ich in der spärlich erhellten kurzen Nacht'. 

To-busa-tatsü. jfc ^ Ftcaa-tatsür-to-mo m. ^ Mi tchhusa-tatsü-to-mo kaku. To-busor^ 
wa ki-no süje nari, Ki-wo kiri-taru ato-ni sono ki-no süje-wo tatsi-woku koto nari. Issetsü-ni- 
wa ki-no kiru kudzu nari-to-mo ijeri. ,Wird fusor-tatsu (den Strauss aufstellen, wie oben) 
und to-busa-tatsü (den Strauss des Vogels aufstellen, wie oben) geschrieben. To-biusa ist 
die Spitze des Baumes. Es bezeichnet, dass, nachdem der Baum gefällt worden, man 
die Spitze dieses Baumes aufstellt. In einer Erklärung wird auch gesagt, dass es die 
Abfälle bei dem Fällen eines Baumes seien'. 

^ fjff Tokoro-je-gawo. Waga zai'sijo-gawo nari. ,Bedeutet das Aussehen des eigenen 
Vaterlandes'. 

J9f Tokoro-seki. Tokoro sebaki-to iü nxirL ,Bedeutet, dass ein Platz eng ist'. Steht 
in dem Sio-gen-zi-kö ohne Erklärung. 

Toko'jo-mono. ,Der Gegenstand der beständigen Geschlechtsalter'. Tatsi-bana-wo iü, 
TokO'jo-wa sen-ka-wo iü. ,Bedeutet den Orangenbaum. ,Die beständigen Geschlechtsalter' 
sind das Haus der Unsterblichen'. Verse: 

Toko'jo^mano kono tatsi-bana-^wo ija teri-ni waga o-o-kimi-wa sa-mo ni-miriv-kaino. 

,Die Dinge der dauernden Geschlechtsalter, diese Orangenbäume in übermässigem 
Leuchten, meinem grossen Gebieter wie seh' ich sie ihm ähnlich!' 

Toko-jo-je-ni sumi-beki mono-wo tatsi tmrugi waga kokoro-kara oso-ja kono kimi. 

Durch die ewigen Alter o dass er verbleiben könnte! Schwert und Degen mein 
Herzgenosse, so lieblich dieser Gebieter!' 

Kono uta-no toko-jo-je-to-wa toko-si-naje-ni-to ijeru wan. Tatsi tsürugi-to-wa 3E ^^ iwan 
makara-kotoba nari. Tsürugi-ni-wa ^ aru juje-ni nari. Sono tatsi-no tsüba-to iü mono köre 
nari-to sen-gaku ijeri, ,Das in diesem Gedichte vorkommende toko-jo-je bedeutet toko-is- 



Die poetischen Ausdrücke dbb japanischen Spbache. 253 

naje^ni^ durch ewige Zeiten. Schwert und Degen ist ein Polsterwort, welches ^ kirrd 
,König* bedeuten wird. Es ist, weil auf dem Degen das Zeichen ^ kimi ,König* steht. 
In dem Erwachen der Unsterblichen wird gesagt, dass es derselbe Gegenstand sei, der 
das Stichblatt des Schwertes genannt wird'. 

To-ko-jo-no kami. 11$ ^ ^ to kahi. Fadaka-nrnsi-no koto nari. Kei-kb-ten-ioö-no mi- 
toki-no koto-nite ku-den-artir-to-zo. ,Wird ta-ko-jo-no kami (der Gott des schnellen Kommens, 
wie oben) geschrieben. Es bezieht sich auf die nackten Insekten. Die Sache ereignete 
sich zu den Zeiten des Kaisers Kei-kö und wurde mündlich tiberliefert'. Diese Erklärung 
ist unverständlich, weil die erwähnte mündliche Ueberlieferung nicht vorliegt. Nackte 
Insekten heissen in China die Menschen. 

TokO'fanarete. ,Auf ewig getrennt'. Wakare-no koto nari. I-mono-ni miju. ,Ist so viel 
als icakare, getrennt sein. Kommt in der Geschichte von Ise vor'. 

Toko-name. ,Immerwährend schlüpfrig'. Midzü-soka-no ist nari midzürdka-nite nameraka- 
nam-nari. Toko-Ttame-fasiru-to-mo jomeri. ,Bedeutet die Steine auf dem Boden des Wassers. 
Dieselben sind von dem Schlamme des Wassers schlüpfrig. Man liest auch toko-name- 
fasiru^ über das immerwährend Schlüpfrige laufen'. Verse: 

Kimi-ga jo-toa josi-no-no kawa^no toko-namer-ni iajuru toki-nahi kage-zo mije-keru. 

,Das Zeitalter des Gebieters, auf des Flusses von Josi-no immerwährend Schlüpfrigem, 
ohne dass eine Zeit, die es durchschnitte, wurde sein Schatten gesehen'. 

To-sakebi. ,Da8 Vogelschreien'. P^ J^ tori-johvrto kaku. Sore taka-wo fori oku-to mi- 
do johawaru nari. ,Wird tori-jobu (das Vogelrufen, wie oben) geschrieben. Dieses be- 
deutet; dass man den Palken durch das Hinstellen eines Vogels dreimal ruft'. Verse: 

Tori'Sakebi-no koje-ja maisü-ran taka-bito-no mukai-no wokorni towo-mi tatsi-tsütsü. 

,Der auf des Vogelschreiens Ton wohl warten wird, der Falkenmensch, auf der 
gegenüberliegenden Berghöhe als Späher ist er gestanden'. * 

Towo-mi'Wa tori-no jvkurheki jamoriw mine-ni fito-wo woki-te tori taka^no jibku^kata-wo 
misüru nari. ,Der Späher bedeutet, dass man auf den Gipfel des Berges, zu welchen 
der Vogel sich begeben kann, einen Menschen stellt, worauf der Vogel die Richtung, 
in welcher der Falke hingeflogen ist, zeigt'. 

To-zasi'senu jo. ,Ein Zeitalter, in welchem man die Thüre nicht verschliesst'. 
Osamareru jo nare-ba jo-mo to-wo tateru koto saje se-zarurto iü nari. To-zasanu jo kaze 
fukanu jo-to izl-ni onazi. ,Bedeutet : in einem geordneten Zeitalter verschliesst man auch 
in der Nacht nicht die Thüre. Ist mit to-zasanu jo ,ein Zeitalter, in welchem man die 
Thüre nicht verschliesst' und kaze fukanu ,ein Zeitalter, in welchem der Wind nicht weht' 
gleichbedeutend' . 

Toki'siwo-no makura. Ko-muqi-no karoruite kosiraje^-taru makura nari. ,Ist ein aus 
Weizenkleien bereitetes Polster'. Die Herleitung dieses Wortes ist ungewiss. 

Tokiwa-ira-mo-gi. ,Der immerwährende rauhe Baum'. ^ ^ Wh-gon-to iü ki nari. 
Fuju-mo karezürsite tokiwa nari. ,Ist der Baum Wö-gon. Die Blätter desselben verdorren 
nicht im Winter und bleiben beständig'. Verse : 

Fuju mire-ba jo-mo-no ko-züje-mo fa otsüre-do simo-ni arasofu tokiwa-ira-mo gi. 

,Wenn sie den Winter sehen, auf den Baumwipfeln der vier Gegenden die Blätter 
fallen, doch mit dem ßeiffrost streitet der immerwährende rauhe Baum'. 

Toki-si-mo are. Toki-tno koso are nari. Zi-hun koso o-oki-^ni-to iü nari. ^Bedeutet: es 
mag Zeit haben. Ist der Ausdruck: Zeit in Menge'. 



254 Pfizmaier 

Toki-za-to-mo naki. ,Ohne eine Zeit'. Itsü-to-mo kagirazü tokt-doki nari. ^Bedeutet 
verschiedene ganz unbegränzte Zeiträume'. 

Toki'tsu kurU'to jonu-taru via. ,Es gibt ein Gedicht, in welchem man sich des Wortes 
toki'tsükuru bediente'. Verse: 

ümi-bara-ja faka-torno oki-rd kakari-taru morokosi-hune no ^ ^ toki-tsüguru nari. 

,Auf der Meeresfläche, in der Bucht von Faka-ta, das chinesische Schiff, das sich an- 
gelegt hat, meldet die Zeit'. 

Sonst wird keine Erklärung des in Rede stehenden Ausdruckes gegeben. Das 
chinesische Zeichen ^ hat nur die Bedeutung ,streiten' und passt nicht zu den bei- 
gesetzten Lauten. Die Lesung toki-isüguru ,die Zeit (d. i. die Zeit des Kampfes) melden^ 
schien die richtigste. 

Toki-no kizami-wo tsüguru. ,Die Einkerbungen der Zeit melden'. Rö-koku-wo tmguru nari, 
,Bedeutet: die Wasseruhr (die Zeit) melden'. Rö-kokur-to-wa tUmwor^i midzü-wo irete fosoki 
ana-wo aki-te sono midzü-no sitadarvrnite toki-ioo siru nari. ^Rö-koku (Wasseruhr) bedeutet, 
dass man Wasser in ein Gefäss giesst, in diesem eine dünne Oeffnung lässt und durch 
das Herabtropfen des Wassers die Zeit erfährt'. 

To-siba. ,Das Vogelreisig'. Taka-hito-nx) kizi-wo tsükeru stba nari, ,Ist das Reisig, an 
welches der Falkner den Fasan befestigt'. Mume-ni-mo tsükeru jod. I-mono-ni ari Mi- 
kari-no tori-wo-ba tori-siba-to iü siba-no jeda-ni tsukentr-to iü, Tori-sibor-wa fa-no atsüku-te 
fuju-kare made-mo raku-jed-sezaru mono nari ki-wiru fa ihari. Mata tori-siba-^no omokt-to- 
wa taka-no-no ko-tori-ioo o-oku tsükeru nari. ,Es geschieht auch, dass man ihn an einen 
Pflaumenbaum befestigt. Es kommt in der Geschichte von Ise vor. Man befestigt den 
Vogel der kaiserlichen Jagd an einen Reisigast, der tori-siba (das Vogelreisig) heisst. 
Das Vogelreisig hat dicke Blätter, und dieselben fallen selbst nicht zur Zeit des Ver- 
dorrens im Winter. ^Es sind gelbe Blätter. Ferner befestigt man an das schwere Vogel- 
reisig häufig kleine Vögel von Taka*no'. Statt to-siba wird, wie aus dieser Erklärung zu 
ersehen, auch tori-siba gesetzt. Verse: 

Tsüre-mo naki ßto-no kokoro-wo tori-siba-ni ko-gane-no kigisü tsüke-je-te-si^kana. 

,Des imbefreundeten Menschen Herz, an das Vogelreisig als Goldfasan hat man es 
befestigt 1' 

Tosi-no utsi. ,In einem Jahre'. Itsi-nen-no aida-ni-to iü koto nari. Mata tosi-^no utsi- 
ni farvr-wa ki-ni-keri-to jome-ba siwasür-no koto nari. ^Ist so viel als innerhalb eines Jahres. 
Die Worte : ,innerhalb eines Jahres ist der Frühling gekommen' bedeuten die Flüchtigkeit 
der Zeit'. 

Tosi kurete tsüi-ni momidzi-nu maisü. ,Die Fichte, die in dem Abenddunkel des 
Jahres nicht sogleich rothe Blätter hat'. Ron-go-ni tosi samü-site notsi-ni seö fakur^no 
wosoku sibomti-wo sirvr-to ari. ,In dem Lün-yü heisst es: Wenn das Jahr kalt ist, dann 
erst weiss man, dass Fichten- und Pistazienbäume spät vom Frost ergriffen werden'. 
Kono kokoro-wo jomeru uta-ni. Diesen Sinn findet man in einem Gedichte. Verse: 

Faru furi-te tosi-nc kure-mtru toki-m koso tsüi-ni manddzi-nu matsürmo mije-kere. 

,Wenn der Frühling vergangen, zur Zeit, wo das Jahr abendlich dämmert, dann 
auch wird zu sehen sein die nicht sogleich rothblättVige Fichte'. 

To-tose amari ^ oi-no namida-zo iro-kawaru tsüi-ni momidzi-nu matsürmo aru jo-ni. 

,Die in zehn Jahren von den Thränen des Alters die Farbe wechselt, die nicht so- 
gleich rothblätt'rige Fichte gibt es in der Welt'. 



Die poetischem Acsobücke der japanischen Sprache. 255 

Tosi-wo mukafu. ,Dein Jahr entgegengehen*. Sih-guwais&r'wo mukajeru nari. ^Bedeutet: 
den ersten Monat des Jahres begrüssen^ 

Tosi-no naka-ha. ,Die Hälfte des Jahres*. Roku-guwatsü-wo sasi-te ijeri. ^Bezieht sich 
auf den sechsten Monat des Jahres', 

Tosi-no watari. ,Die Ueberfahrt des Jährest NariOr-tsüki nanu-ka fosi-ai nari. Tosi- 
no watari-ni tatsi-masari-to-wa nanitnka-no jo-no tsigiri-ni-wa tatsi-masaru jb nari-^to ijeru 
nari. ,Ist die Vereinigung der Sterne am siebenten Tage des siebenten Monats. ,Die 
Ueberfahrt des Jahres auf der Stelle übertreffen' soll so viel sein als den Bund des 
Abends des siebenten Tages übertreffen*. 

Tosi-^o ^ ja. ,Der Pfeil der Jahre*. Tosi tsüki-no osi-tUsüru-wa ja-wo fanatsü gotoku 
fajaki nari. ^Bedeutet, dass das Verstreichen der Jahre und Monate schnell gleich dem 
Abschiessen eines Pfeiles*. 

Tobi-mume, ,Der fliegende Pflaumenbaum*. ^ ^ Kanrke sa-senrn-tamai-si toki mi- 
ai-ztia-no mume tsüku-si an-raku-zi-je tohi-juki-si-to nari. ^Bedeutet: als Kan-ke zur Linken 
im Amte versetzt wurde, flog ein von ihm geliebter Pflaumenbaum zu dem Kloster von 
An-raku in Tsuku-si*. 

Tomosi-ki. ^ to kaku. Sükunaku kasüka-naru nari. ,Wird ^ tomosi geschrieben. 
Bedeutet: wenig und gering*. Verse: 

Kuror-fasi-nx) jama wo-takami-ga ko-gaJcurete ide-tsüru tsüki-no fikari tomosi-ki. 

,Auf des Berges von Kura-fasi kleiner Höhe, in den Bäumen verborgen, ist aufge- 
gangen der Mond, der von Licht schwache*. 

Tomo-matsu Juki. ,Der die Gefährten erwartende Schnee*. Zin-rin-no tomo-ni arazü. 
Soto furi'te tsüdzüki-te furi-kuru-wo matsä nari. Mata farw-no juki-^wo ^ ^ tai-fan-to ^ 
si-ni-mo tsükureri. ^ Tomo-matsÜ juki-no kokoro nari. ,Dieses sind nicht die Gefährten 
der Menschenclassen. Es bedeutet: Nachdem es draussen geschneit hat, erwartet man, 
dass nacheinander Schnee konmien werde. Auch in den (chinesischen) Gedichten wird 
gesagt, dass man den Frühlingsschnee als Gefährten erwartet. Es steht in dem Sinne von : 
der die Gefährten erwartende Schnee*. Verse: 

Furi'Somete tomo-mafsü juki-wa ma-ba-tama-no waga-kuro-kami-no kawam-nari keri. 

,Wenn es zu schneien anfängt, der die Gefährten erwartende Schnee, durch ihn ist 
es gekommen, dass die ßabenflügel-Edelsteine, mein schwarzes Haupthaar sich verändert*. 

Tomosi-bi-no ma-tataku. ,Das Blinzeln des Lampenlichtes*. Tomosi-bi-no me-wo sibor 
tataku jb-ni tsira-tsiror-io süi*u nari. ,Bedeutet, dass das Lampenlicht flackert, als ob es mit 
den Augen blinzelte*. 

Tomo-kagand. ,Der Spiegel der Gefährten*. Kommt in den folgenden Versen ohne 
Erklärung vor: 

KurO'kami'to juki-to-no naka-no usa mire-ba ^ tomo-no kagami-wo tsurasi-to-zo omo/u. 

,Des schwarzen Haupthaars und des Schnees innere Beta'übniss wenn ich sehe, da 
an der Gefährten Spiegel denk' ich mit Schmerzen*. 

Tomo-no o. ,Der Mann von Tomo*. ^ Tomo udzi-no Jf o n^ri. Ja-sa-tomcHno o-to- 
mo iü. ,Ist der Mann von dem Geschlechte tomo (Gefährte). Es heisst auch ja-so-tomo-mo o, 
der Mann der achtzig Gefährten*. 

Tomo-no zomeki. ,Die Unruhe der Gefährten*. Zorneki-wo manrjeö-ni |^ to kaku. 
Sawagasi'ki kokoro nari. ^Zomeki wird in dem Man-jeö sawagu (wie oben) geschrieben. 
Es bedeutet einen aufgeregten, unruhigen Sinn*. Verse: 



256 Pfizilaieb. 

MasäroHhwa tomo-no zomeki-ni nagusamamu kokoro-mo aran ware-zo kurusi-ki. 

,Al8 tapferer Mann bei der Unruhe der Gefährten das trösten wird, ein Herz haben 
werde ich ein gequältes*. 

Tomosi. Ift ÄR '^ kaku. Natsü jama-ni fo-gtisi tote fi-^wo tomosi^ki''te sika-no jori-kuru 
tokoro-wo $j^ wi'te tontr^o tomod-to iü. ,Wird tomosi-ivi (anzünden und schiessen, wie 
oben) geschrieben. Im Sommer stellt man auf den Bergen Leuchtstangen auf und 
schiesst nach dem Orte, woher der Hirsch kommt und erlegt ihn. Dieses nennt man 
tomosi, ein Zeichenfeuer^ Verse: 

Jo-wo kasane ki-no sita tsüjurui nururu kana tomon-no sika-no menwo-mo awase-de. 

,Die Nächte hindurch unter den Bäumen von dem Thau wird man befeuchtet 1 Der 
Hirsch des Zeichenfeuers kommt nicht vor die Augen'. 

To-mo süre-ba kakaru. ,Wenn man jenes thut, hängt es an^ To-süre^ba kakari kaku 
süre-ba tiki-to iü kotoba nari. ,Ist ein Wort, welches ausdrückt: Wenn man jenes thut, 
hängt es an. Wenn man es so thut, ist es traurig^ Verse: 

Sikari tote to-surerba kakari kaku süre-ba ana-i-i-sirasü a/ursa kirursarni. 

Damit es also sei, wenn man jenes thut, hängt es an. Wenn man es auf die Weise 
thut, kündet man es sehr mit Worten, man mag eintreffen, man mag kommend 

Classe Tsi. 

Tsi'Wara-no tora. ,Der Tiger des Rohrfeldes'. Makoto-no tora-ni arazü filo-wo urami- 
te nari-taru nari. ,Ist kein wirklicher Tiger. Es bedeutet, dass man durch Menschen- 
hass ein solcher geworden ist'. 

Tsi'/aja. ^ to kaku. Zin-zin-no kiru mono nari. ,Wird fP tan (imgefüttertes Kleid) 
geschrieben. Ist das Kleid, in welches sich die Göttermenschen (die Priester) kleiden'. 
Tsi-faja-kake-obi'Wa mm-no sib-zoku nari. ^Tsi-faja-kakenobi (der angehängte Gürtel des 
einfachen Kleides) ist die Kleidung des (gottesdienstlichen) Tanzes'. Für dieses Wort 
steht auch o-idzüru. 

Tsi'faja-furu. Kand-to iü makura-kotoba nari. ,Ist ein Polsterwort, welches kami (Gott) be- 
deutet'. Ame-^o iwa-to-wo jaburi'si koto-mo ziurnijo-ga sodefuru koto-to-mo iü. ,Bezeichnet auch 
das Sprengen der Felsenthüre des Himmels sowie das Aermelschütteln der Göttermädchen' 
(der Priesterinnen). Nach dem Sio-gen-zi-kö : das Priesterkleidschütteln, wenn man zu den 
Göttern sprechen will. Das Wort wird sonst ^ JöS ^ tsi-fa-ja furu ,die tausend 
Schwertklingen schütteln' und ^ -9- ^ tsi-Jaja-faru ,das tausendmalige frühe Schütteln' 
geschrieben. Es lautet auch tsi'fajar-buru. 

Tsi-dori kari kiri-wo musühi-te aki nari. ,Der Ausdruck : ,Wenn der Regenpfeifer und 
die Wildgans den Nebel binden' bedeutet den Herbst'. 

Tsi-dzi-no ko-gane. ,Das Gold der Tausende'. Sen-^rüHio ko-gane nari. ,Bedeutet 
tausend Tael Goldes'. 

Tsitsiro-musi. Kiri-giri-sü-wo iü nari. ,Bedeutet die Grillet Die Sylben tsüsiro sind 
sonst nirgends vorgekommen. Sie scheinen ein Onomatopöetikon zu sein. * 

Tsiri'ßdzi. ,Staub und Schlamm'. Mdzi-wa idzüru nari idzi-to joviu-besi. Kö-san mi-dzinr 
jori okorur-to ijeru ari. Ko-konruo zijo-ni-mo takaki jama-wa fur-moto-no i ^ tsiri-ßdzi- 
jori nari-te amerno kumo-no kakaru made-to am. ^Fidzi (Schlamm) hat die Bedeutung 
,hervorgehen' und soll idzi gelesen werden. Es wird gesagt: Ein hoher Berg entsteht 



Die poetischen Ausdbückb der j«\pakisch£N Sprache. 257 

aus feinem Staube. In den alten und neuen Einleitungen heisst es auch: Ein hoher Berg 
entsteht aus dem Staub und Schlamm an seinem Fusse, bis die Wolken des Himmels 
sich an ihn hängen. Da, dieser Erklärung zu Folge, tsiri-ßdzi eigentlich so viel als tsiri- 
idzi d. i. tsiri-idzü ,au8 dem Staube hervorgehen' ist, so enthalten die hier angeführten 
Beispiele einen Sprachfehler. Steht in dem Sio-gen-zi-kö ohne Erklärung. Verse: 

Tsiri-ßdzi-no kazü-m-mo aranii tvare vare-ha omoi-wahu-ran imo-ga kanasi-ki. 

,Da ich es bin, der zur Zahl der aus dem Staube Hervorgegangenen nicht gehört, 
wird in Gedanken sich beklagen die Schwester die betrübte'. 

Tsiri-no utagai. ,Das Zweifeln des Staubes'. Asiku titagb nari, ^B^deutet: böse 
zweifeln' , 

Tsiri-kai'kumorii. Fana-iio tsiri-kafu nari. ,Bedeutet das Zerfallen und die Entfärbung 
der Blumen'. In dem Sio-gen-zi-kö f^ ^ "^ (sich zerstreuen, entgegengesetzt und 
verborgen sein) geschrieben, aber ohne Erklärung. Tsiri-kai ist sonst nicht vorgekommen, 
müsste jedoch nach der eben angeführten Schreibweise für tsiri-tsigai gesetzt sein. 

Tsi'womo. "^ ^ to kaku. Menoto nari. ,Wird tsi-womo (Milchmutter, wie oben) ge- 
schrieben. Bedeutet die Amme'. 

Tsika-masari. ,Nahe mehr sein'. Tsikaku jori-te utsfikim-ki nari. ,Bedeutet: in der 
Nähe schön sein'. 

>j^ ^ ^ Tsi'jo'ki. ,Der Baum der tausend Zeitalter'. Matsu-no kotonarit na nari. 
,Ist ein verschiedener Name der Fichte'. 

Tsi-kusa. ,Tausend Arten'. ^, ^ to kaku. Aki-no koro kivsa-nofana iro-iro-ni sakeru- 
wo iü nari, Mata ^ ^ ^ Tsi-kusa-karu-to iü-^iva kusa-gusa^wo ijeru-ni arazü. Mata ^ 
kusa naranu-wo-mo iü nan, ,Wird tsi-kusa (wie oben) geschrieben. Bedeutet, dass zur 
Zeit des Herbstes die Blüthen der Pflanzen auf mancherlei Art sich entfalten. Ferner 
bedeutet der Ausdruck tsi-kusa-karit ,die ßied graspflanze mähen' nicht ,allerlei'. Es be- 
deutet auch, dass keine Pflanzen entstehen'. 

Tsi-sato ^ mi-watasi-te. ,Tausend Weglängen mit den Blicken übersetzend'. Towoki 
kokoro nari. Hat den Sinn von ,fern'. Nami-no tsi-sato-wa timi-no towoku firoki nari, ,Nami- 
tsi'Sato ,tausend Weglängen der Wellen' bedeutet, dass das Meer fem und breit ist'. 

^ -^ Tsi'-tei, ,Tausend Ausmasse'. Towoki mitsi nari^. ,Bedeutet einen weiten Weg'. 

Tsi'ßro aru kage, ,Der tausend Klafter messende Schatten'. Take-no koto nari. ,Be- 
zieht sich auf den Bambus'. 

Tsi-ßro-no umi. ,Das Meer der tausend Klafter'. Fukaki umi nari. ,Bedeutet ein tiefes 
Meer'. 

C 1 a s s e Ri. 

1^ Eitsi-no sirabe. ,Der Einklang der Tonstücke'. Aki-no sirabe nari. S Ro-no sirabe^ 
wa faru nari. ,Ist der Einklang des Herbstes. Ro-no sirabe (der Einklang des Tones Ro) 
ist der Frühling'. 

Riku-gi. ,Die sechs Weisen'. Fü fu ß keö ga ziju-no roku-wo §^ "^ to iü. ,Die sechs 
Dichtungsarten Fü Fu Fi Keö Ga und Ziju nennt Rikv^gi ,die sechs Weisen'. 

Classe Nu. 

Nwniki kokoro. ,Ein laues Herz^ Mono-koto-ni ju^dan-naru kokoro nari. ,Bedeutet 
einen bei den Dingen und Ereignissen unbekümmerten, sorglosen Sinn'. 

Denkschriften d. phli.-lutt Cl. XXII. Bd. 33 



258 Pfizxaieb. 

Nuru tama. ,Der schlafende EdelsteinS Jume-no koto nari* ^Bezieht sicli auf den 
Traum'. Verse : 

NuTUrtama-ni koi-siki fito-wo tawafurete nare-nuru toko-no ne-zamenkurusi-mo. 

,In dem schlafenden Edelsteine mit dem geliebten Menschen als ich tändelte, da in 
dem gewohnten Bette das Erwachen war auch qualvoll'. 

Nu-nawa. Mala ne-nu nawa-to-mo iü. Zijunsai^to ijeru midzü-kusa nari. ^Nurnawa 
heisst auch ne-nu nawa, das nicht schlafende Seil. Es ist die Wasserpflanze Zijun-sai'. 

Nykume-tori. ,Ein wärmender Vogel'. 3^ j^l to-mo fj^ to-mo kaki-keri Taka-wa 
samuki jo-ni-wa toi^-wo iki-nagara tsukami-te waga fa sita atete nukume-woki-te asita-ni 
fanasi'jaru nari. Sono tori-no tohi-si kata-je sono fi-vca jvkazü-to nari, ,Wurde nukume^tori 
(wie oben) und )(S geschrieben. Bedeutet, dass der Falke in einer kalten Nacht einen 
Vogel lebendig ergreift, ihn unter die Flügel als Wärmer legt und am Morgen loslässt. 
Zu dem Orte, wohin der Vogel geflogen, begibt er sich an diesem Tage nicht'. Das 
Wort nukume ,wärmen', die Zusammensetzxmg fa-^ita ,unter den Flügeln' und das Zeichen 
f^ sind sonst nicht vorgekommen. Verse: 

Fa-sita kano ko-husi-no sita-no nukume-toH ^ won-wo siranur-wa ßto-ni-zo ari-keru. 

,Unter den Flügeln als jener in der Faust befindliche Wärmvogel, der die Wohl- 
that nicht kennt, einen solchen Menschen hat es gegeben'. 

Nugii ^ geta-no kasanaru. ,Das Wiederholte des ausgezogenen Holzschuhes'. Onna- 
no mi-sa-ka koto-süi*u wori-ni faki-taru geta-no wo7iodzükara kasanari-te nitgeru nari. ,Be- 
deutet, dass zur Zeit, wo das Weib die dreissig Tage begeht, die angezogenen Holz- 
schuhe sich von selbst wiederholt ausziehen'. Ueber das ,Begehen der dreissig Tage' 
wird keine Aufklärung gefunden. ^^ 

Nuki-sü. ,Die durchgezogene Thürmatte'. ^ ^ to kaku. Midzür-wo maje-ni kake-zi 
tote take-wo mi-sü-no jb-ni ami-te tarai-no uje-ni utsi-owö nari. ^ I-mono-ni-mo onna-no te- 
arb tokoro-ni nuki-su-wo utsi-jari-te-to ari. ,Bedeutet : Um sich des Wassers nicht in Gegen- 
wart Anderer zu bedienen, flicht man Bambus nach Art einer Thürmatte und überwölbt 
damit das Waschbecken. In der Geschichte von Ise heisst es: An dem Orte, wo ein 
Weib die Hände wäscht, wirft man die durchgezogene Thürmatte weg'. 

Nuki-de. f^ to kaku. Ito-nite mono-tvo iowosi mata-wa fata-wo woru üo-no tate-nuki-to- 
mo ijeri. ,Wird ^ geschrieben. Bedeutet: etwas mit Fäden durchziehen und auch den 
Einschlag von Fäden beim Weben'. Wird sonst durch nuki ausgedrückt. 

Nuki'de toru. Sumb-no notsi snguri-te johi-dasi-te torasüru nari. ,Nach dem Ringen 
wählen, herausrufen und nehmen lassen'. Ist sonst ohne Erklärung. Die Ableitung auch 
nicht klar. 

Nusü-tatsü-tori. il^ ;i^ "fj^ ^^ kaku. Taka-ni oware-taru tori-no kusa-kakure-ni tabu nari. 
,Wird nusümi'tatsü tori (der stehlend sich erhebende Vogel, wie oben) geschrieben. Be- 
deutet, dass der von dem Falken verfolgte Vogel in das Pflanzenversteck fliegt'. 

Classe Ru. 

Ru-ri. ,Smaragd'. Awoki iro nari. Ru-ri-iro-ni sakeru asa-gawo^to jomeri. ,Bedeutet 
die grüne Farbe. Man liest: Das mit Smaragdfarbe erblühende Morgenangesicht'. Asa- 
gawo ,da8 Morgenangesicht' ist der Name einer Schlingpflanze'. Verse: 

Ru-ri-iro-ni sora-wo-mo fitasü wa-da-no fara. 



DiB POBTISCHEN AuSDBÜCKE DBB JAPAJflSCBBH SPBACHE. 259 

,Die mit Smaragdfarbe den Wolkenhimmel tränkt, die Ebene von Wa-da*. 

Rur-ri-gimi. ,Der smaragdene Gebieter^ Tama-kadzüra-no kimi-no kotonaru na nari. 
,l8t ein verschiedener Name für tama-kadzüra-no kimi ,Gebieter der Edelstein-Schling- 
pflanze'. Was dieses sei, wird nicht angegeben. 



Classe Wo und 0. 

OrO'Oro. O-o^kata-to iü koto narr. ,Ist so viel als o-o-kata, im Ganzen, im Allgemeinen^ 

0-bana. ^ J§ 0-hana nari. Süsüki-no fo-ni ideAarurwo iü. ,Ist die Blüthe des Ried- 
grases. So heisst dasjenige, das aus den Aehren des Riedgrases hervorkommt'. Verse: 

No'he mire-ba o-bana-ga moio-no omoi-gusa kare-juku fujvrmi nari-zo sird-^keru, 

,Auf die Feldseite wenn ich blicke, an dem Fusse der Riedgrasblüthe die Sehnsuchts- 
pflanze ist dahingewelkt, es ist Winter geworden und sie gestorben'. 

Woni'komorit. ,Das Eingeschlossensein des Dämons'. Kokoro-nikusi-to iü kokoro-ka. 
Woni-to iü ^ zi'WO niktisi-to jomi-tari. Mata onna-wo sasite woni-to-mo ijeri. ,Steht wohl 
im Sinne von kokoro-nikusi^ abscheulich vom Herzen. Das Zeichen $^ woni (Dämon) 
wurde nikusi (abscheulich) gelesen. Auch sagt man woni (Dämon) in Beziehung auf ein 
Weib'. 

Woni-no sudaku. ,Das Ertönen der Stimmen der Dämonen'. Onna-no o-oku atsümari- 
tarU'Wo iü nari. ,Bedeutet, dass sich Weiber in Menge versammelt haben'. Verse: 

Mugura oi-te are-taru jado-no ibiiseki-wa kari-ni-mo tooni-no sudaku ^ nari-keri. 

,Wo das Waldstroh wächst, in der öden Nachtherberge Düsterheit geschah es, dass 
für kurze Zeit in ihr das Vielstimmige der Dämonen^ 

0-odoka. ,Sicher, ruhig'. ^ to kaku. Odajaka-ni onazi. Uguisü-no o-odoka-ni-site- 
to aru. ,Wird o-odaka (wie oben) geschrieben. Ist mit odajaka gleichbedeutend. Es heisst 
uguisü-no o-odoka-ni-site, der Grünling, indem er sicher ist'. Steht in dem Sio-gen-zi-kö, 
aber in Folge eines Druckfehlers mit der Aussprache o-otowo. 

Oboro-bune. ,Ein glanzloses Schiff'. Kutsi-taru fune nari. Tsünagi-sütete siwo mata-wa 
midzü nado-no iri-taru-wo iü. ,Ist ein verfaultes Schiff. Es bezeichnet, dass es von dem 
Ankerplatze weggeschleudert worden und dass Meerwasser oder auch Süsswasser und 
andere Dinge eingedrungen sind'. Verse: 

Naniwa kata asi-ma-no tsüki-no öboro-bune kasümi-te mijuru farw-no ake-bono. 

,An Naniwa's Seite das wie der Mond zwischen dem Schilfrohr glanzlose Schiff 
erscheint umnebelt in des Frühlings Morgengrauen'. 

Ofosi'tatsüru. ,Am Leben lassen und aufstellen'. Ko-wo so-date aguru nari, ,Bedeutet : 
einen Sohn aufziehen imd aufheben'. In dem Sio-gen-zi-kö durch ofusi-tatsüru ausgedrückt 
und ohne Erklärung. 

Obomeku. Sa-mo naki koto-wo sore-to i-i-nam jh-no koto nari. ,l8t so viel als: eine 
Sache, die nicht so ist, für eine solche ausgeben'. 

0-0- ;^ je-dono. ,Die Vorhalle des grossen Stromes'. M ^ ^ ^ Sai-kü kt-kib-no 
toki Tumi-wa-wata-no be-to iü tokoro-jori nobori-tamb rijö-kuwan nari. ,Ist das Einkehrhaus, 
zu welchem die Sai-kü (ehemals die zur obersten Priesterin eingesetzte Kaisertochter) 
zur Zeit der Rückkehr nach der Hauptstadt von einem Orte Namens Nani-wa-wata-no be 
emporsteigt I' 

83« 



260 Ffizkaieb. 

O'O-todzi-no fana. Woniinor-fesi-ni ni-^te fana sirosi. ,l8t eine dem womina-fesi (Weiber- 
nabel) ähnliche Pflanze mit weissen Blüthen'. Die Bedeutung von todzi ist ungewiss. 

O-o-jo-so. fjff ^ "^ o-o-jo-so-mte tsika-goro-ni naki-to iü kotoha narL ,Hei8St o-o-jo-so 
(gross ausserhalb, wie oben) und ist ein Wort von der Bedeutung: in kurzer Zeit nicht 
da seinS Verse: 

Taje-nurvr-to mire-ba ari-nuru sira-kumo-no ito-o-o-jo-so-ni omoivazü-mo kana. 

,Dass er abgeschnitten, wenn ich sehe, an der dagewesenen weissen Wolke Faden, 
indess er sehr schnell zu Ende, denk' ich auch nicht 1' 

O'O'kawa-midzü. ,Das Wasser des grossen Flusses'. I-se-no mi-ja-kawa nari. ,Ist der 
Fluss des Palastes in Ise'. 

j^ ^ ;^ O-o-na-go-to jomu. Ijasiki mono-no suhete-no na narL ,Wird o^o-na-go (Kind 
des grossen Namens) gelesen. Ist ein allgemeiner Name für einen gemeinen Gegenstand'. 

Wodoro-no ^ mitsi. ,Ein domiger AVeg'. ^ fj^ Kioku-rchto kaku. ,Wird kiokti-ro 
(ein dorniger Weg, wie oben) geschrieben'. 

0-tomo. Maje-fune narL Omo-ß-wa maje-mo kagari narL ,Ist der Vordertheil des 
Schiffes. OmO'fi ist die vordere Schiffslaterne'. Man sagt o-tomo-no onia-ß, das Gesichts- 
feuer des Vorderschiffes. 

Wotsi-guri-iro. ,Die Farbe der gefallenen Kastanien'. Koki kurenai nari. ,Ist ein 
tiefes Safiranroth'. 

Otsi'iaki-tsü. Kawa-mldzw-no tagiri-te otsüru nari, ,Bedeutet, dass das Wasser eines 
Flusses sprudelnd herabfällt'. 

Wo'tsi'kajeri-naku. ^ !^ ^ ^ to kaki-keri. Fototogim-no o-oku naku nari. ,Wurde 
wo-tsi-kajeri-naku (hundertmal tausendmal wiedersingen) geschrieben. Bedeutet, dass der 
Kukuk häufig singt'. In dem Sio-gen-zi-kö tvo-tsi-kawari-naku ,hundertmal tausendmal 
abwechselnd singen' und ohne Erklärung. 

Wori-nufu. ,Faltend nähen'. Onna-no mono-wo nü-ni ori-me-wo tsükete nü koto narL 
Nui-jb-no ßtotsü-no ku-den nari. ,Bedeutet das Nähen eines Weibes, indem sie im Nähen 
Falten machte Ist eine mündliche Mittheilung über das Nähen. 

Wori-fajete. ^ j^ to kaku. Sigeki-to iü koto narL Kasümi-no koromo wori-fajete-^o 
jomeri, ,Wird wori-fajete (gewebt kriechend, wie oben) geschrieben. Es ist so viel als 
sigeki^ dicht, vielfach (von Blättern und Pflanzen). Man liest kasümi-no koromo wori-fajetey 
das Kleid des Wolkendunstes gewebt kriechend'. 

Wori'Wi-no mi-kado. ,Das herabsteigende kaiserliche Thor'. Kurai-wo sarase-tamb 
nari. Sen-tö-wo mösi-matmrii nari. ,Bedeutet : der kaiserlichen Würde entsagen. Ist : den 
Tiefen der Unsterblichen opfern'. (Die nämliche Bedeutung.) 

Okasi-ki. Kore-wa mono-no okasiki-ni-wa arazü omo-siroku joki koto-wo forne-taru kokoro 
nari. Mala katatsi-okasiki-to-wa katatsi utsükusiki narL ,Dieses bedeutet nicht, dass etwas 
lächerlich ist. Es hat den Sinn, dass etwas Angenehmes und Gutes gepriesen wird. 
Femer hat katatsi-okasiki (von Gestalt lächerlich) die Bedeutung: von Gestalt schön'. 

Woka-tama-no ki. ,Der Baum der Edelsteine der Berghöhe'. >tc 3S ^ ^ö kaku. Sib- 
guwatsü'ni matsü take-no kage-ni ujeru ki 7iari. $^ Oni-utsi-no ki-to-mo ijeru. ,Wird woka- 
tama-no ki (wie oben) geschrieben. Ist der Baum, der im ersten Monate des Jahres in 
dem Schatten der Fichten und des Bambus gepflanzt wird. Derselbe heisst auch oni-utsi* 
no ki, der Baum des Inneren der Dämonen'. Ein gottesdienstlicher Gebrauch. In dem 
Sio-gen-zi-kö steht ^ "^ wo-ga-tama-no ki. 



Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache. 261 

Oka-fi. Woka-he nari. ,Ist eo viel als woka-be^ die Abtheilung der Berghöhe' (ein 
Orts- und Geschlechtsname). 

Wojobanu kumo-no tije, ,Ueber den unerreichten Wolken'. Ten-zilhno maziwari-wo ijeru 
nari. ^Bedeutet den Zutritt zu dem abgeschlossenen Theile des kaiserlichen Palastes'. 

Wo'jo-zükete. OtonorSiki koto-wo iü nari. Minamoto vdzi-rd ide-taru. ,Bedeutet eine 
männliche Sache. Kommt in dem Geschlechte JMina-moto vor'. Sonst ohne Erklärung'. 
Die Ableitung dieses Ausdruckes ist durchaus ungewiss. In dem Werke Ka-na-kaku wird 
dieses Wort durch ojozüke ausgedrückt. 

Wo-tama-gi. ^ 3i >J> to kaku. Jeda-mo naki kare-ki nari. ,Wird wo-tama-gi (der 
kleine Edelsteinbaum, wie oben) geschrieben. Ist ein verfaulter Baum, der auch keine 
Aeste hat'. 

Wo'da-^naki. ,Eine Spule'. ^ ^ ^ to kaku. Sidzü-ga ito-wo makti mono nari. ,Ist 
ein Gegenstand, um den man gemeinen Zwirn windet'. Verse: 

Inisije-no sidzü-no tvo-da-maki kuri-kajesi rnukoM-wo ima-ni nasü josi-mo kana. 

,Indem man des Ehemaligen gemeine Spule wieder zurückwindet, um das Alterthum 
zur Gegenwart zu machen, hierdurch hat man ein Mittel!' 

Wo-da-ja-mori. ^ ^ Ö ><|> to kaku. Tor-no iwo-tvo mamorufito nari. Bita-ico nara^i- 
te stka-wo 6 nari. ,Wird wo-da^ja-wori (der Ilüter des kleinen Feldhauses, wie oben) ge- 
schrieben. Ist ein Mensch, der die Hütten des Feldes hütet. Derselbe macht eiserne 
Münzen erklingen und verscheucht die Hirsche'. 

Wore-taru koto koso oku-mere. ,Nur eine gebrochene Sache ist in der Tiefe versteckt'. 
Sügu-ni naki koto nari. ,Bedeutet eine Sache, die geradezu verloren ist'. 

Wbso-no taivare-o-no koto. ,Die Sache des tändelnden Mannes der Fischotter'. 
dt ^ Jil dt ^ Idzüre-mo taware-o-to jomu. ^Fü-riü-si (der ausschweifende Mann), jit- 
si (der umherschweifende Mann, wie oben) : AVird von Einigen taware-o gelesen^ Verse : 

Taware-o-to tvare-iva ki-keru-tvo jado kasazü ware-wo kajeseri icoso-no tatvare-o. 

,Der tändelnde Mann, als ich gekommen war, lieh er mir kein Nachtlager. Mich 
zurückgeschickt hat die Fischotter, der tändelnde Mann'. 

Die antwortenden Verse: 

Taware-O'to ware-wa ari-keri jado kasazü kajeseru ware-zo taware-o-ni-iva am. 

,Der tändelnde Mann, ich bin dagewesen. Kein Nachtlager leihend, ich, der ich 
zurückschickte, bin der tändelnde Mann'. 

Migi'Wa o-o tomo-no ^ ffl ta-nusi-to iüfito tiimkusiki otoko-nite ari-si-wo isi-kawa-no 
iratsü-me-to iü onna kore-wo omoi-kakete ßgasi-tonari-no ßn-nio-no mane-wo site kuraJci jo 
naka-ni fi-wo motome-ni ki-taru. Ta-nttsi-wa kore^to-mo sirazü-site tada fi-hakari jari-te 
munasi-ku kajesi-kere-ba akuru asita iratsürme kono täa-wo jorni-te tsükaivad-keru nari. Ta- 
nusi-ga kajesi-si-mo onazi-atsüme-ni josete tsütajuru. Toware-o-to-wa ta-nUsi^wo sasi-te ijeri. 
Oso-tO'Wa kawor-uso-to iü ke-mono nari. |^ to kaki-keri. Kono ke-mono fazime-ioa tawaruru 
jb-nite notsi-ni kui-b mono nare-ha sore-wa ta-nusi-^ni tatojete ijeri. ,Zu dem Obigen: Da 
ein Mann Namens Tanusi von 0-o-tomo ein schöner Mann war, verliebte sich in ihn 
ein Weib Namens Iratsu-me von Isi-kawa. Sie that als ob sie ein armes Weib aus der Öst- 
lichen Nachbarschaft wäre und kam in finsterer Nacht, um Feuer zu begehren. Ta-nusi, der 
nicht wusste, dass sie es sei, schickte ihr blos Feuer und liess sie unverriohteter Sache 
heimkehren. Am nächsten Morgen dichtete Iratsu-me dieses Gedicht und schickte es ihm. 



262 Ffizmaieb. 

Die Erwiederung Ta-nusi's wurde in die nämliclie Sammlung (in das Man-jeö-siü) auf- 
genommen und überliefert. ,Der tändelnde Mann' bezeichnet Ta-nusi. Oso ist ein vier- 
füssiges Thier Namens Kawa-uso^ die Fluss-Fischotter'. Das Wort wurde kawa-tiso (wie oben) 
geschrieben. Da dieses Thier ein Wesen ist, das zuerst thut, als ob es tändelte, dann 
aber beisst, so wird Ta-nusi mit ihm verglichen^ Verse: 

Jo-no naka-wa oso-no taware^no tajwni-naku tsüt^ümarete nomi sügi-waiaru kana, 

,In der Welt das Tändeln der Fischotter ist unablässig. Verhüllt nur geht es durch 
und hinüber!' 

Onazi'kazasi. ,Der gemeinschaftliche Schirm'. Sika-wo matsü toki ki-no jeda-wo wori- 
te futari matsü koto nari, Sore-wo-ba koi-^ni tori-nasi-te jomerL Kimi-to futari issijo-ni ari- 
taki-to-nan ijeru nari. ,Bedeutet : Wenn man den Hirsch erwartet, bricht man Baumzweige, 
und zwei Menschen erwarten ihn. Dieses nimmt man in Gedichten für Liebe. Es be- 
zeichnet, dass man mit dem Gebieter zu Zweien an demselben Orte sein möchte'. Hinter 
den Baumzweigen, von denen in dieser Erklärung die ßede ist, verstecken sich die 
Menschen'. Verse : 

Morokosi-no josi-no-no jama-ni komoru-to-mo onazi-kazasi-wo sasi-koso-wa seme. 

,ln China, auf dem Berge von Josi-no mag ich mich verschliessen, einen gemein- 
schaftlichen Schirm werd' ich nur errichten'. 

Das Wort kazasi wird später mit einer ausführlicheren Erklärung verzeichnet. 

Orarenu midzü, ,Das nicht gebrochene Wasser'. Fana-momidzi-no kage midztir-ni lUsüru 
naru-besi. Midzü-no sita nare-ba orarenu-to-wa ijeru nari. ,Es kann bedeuten, dass das 
Bild des blühenden Ahorns sich in dem Wasser abspiegelt. Da es sich unter dem 
Wasser befindet, wird gesagt, dass er nicht gebrochen wird'. Inistje-ima-no atsüme-ni 
midzü-no fotori-naru fana-wo mite jomeru. ,In der Sammlung aus dem Alterthum und der 
Gegenwart steht ein Gedicht, das verfasst wurde, als man die zur Seite des Wassers 
befindlichen Blumen sah'. Verse: 

Faru-goto-ni nagaruru kawa-wo fana-to mite orarenu midzü-ni sode-ja nure-nan. 

,In jedem Frühling den dahinziehenden Fluss für Blumen wenn ich ansehe, wird 
von dem nicht gebrochenen Wasser der Aermel wohl befeuchtet'. 

Kage si-are-ba ^ orarenu midzü-mo orare-keri mi-giu^a-no fudzi-no faru-no kazasi-ni. 

,Wenn Schatten fällt, ist das nicht gebrochene Wasser 'auch gebrochen worden in 
dem Frühlings-Aufgesteckten der Färberröthe der Wasser gränze'. 

Jama kawa-no si-gurete faruru moimdzi-be-ni orarenu midzü^mo iro masari-tsütsü. 

,Wenn Berg und Fluss nach dem herbstlichen Rieseln sich aufhellen, hat zur Seite 
des Ahorns auch des nicht gebrochenen Wassers Farbe sich verstärkt'. 

Wono-ga zi-si. Wbno-ga do-tsi nari. Nipponr-ki-ni ^ ^ ^ Ö ^ '^ kaki-keri. ,l8t 
so viel als wono-ga do-tsi, ein Jeder gleichgesinnt. In dem Nippon-ki wurde wono kijb 
(ein Jeder wetteifernd, wie oben) und wono-zi-si (ein Jeder eigenwillig, wie oben) ge- 
schrieb en' . Verse : 

Äki-kaze-no jomo-no jama^jori wono-ga zi-si fvki-te tsiri-nuru momidzi kanasi-m^o. 

,Der Herbstwind, von den Bergen der vier Gegenden immer sich gleich indess er 
weht, ist der Ahorn, dessen Blätter zerstreut, auch traurig'. 

Wo-kuruma-nisiki . ,Der Brocat des kleinen Wagens'. Ama-terasu o-o-mi-kami-je mi- 
kado mi'fito-jo-ni fito-tabi nisiki-no mi-to^bari-wo matsüraseraruru nxiri. Sono nidki-ni tsi- 
iaaki kurwmoHfio mon-ivo ori-tsükeru nari. ,Der den Himmel erleuchtenden grossen Gottheit 



Die poetischen Ausdrücke deb japanischen Sprache. 263 

opferte der Kaiser in einem Zeitalter einmal einen Thürvorhang von Brocat. In diesen 
Brocat waren die Abzeichen eines kleinen Wagens gewebt'. 

Oku-mareru. \\\ H Oku-jama-ni ßki-komoru kokoro nari. ,Hat den Sinn , dass man 
sich in dem tiefen Gebirge abschliesst', 

Oja-nasi-ni. ^ Tajori-naki'to iü kotoba nari. ,Ist ein Wort, das so viel als tajori- 
nasiy hilflos, bedeutet'. 

Wo'jamu, Jt yj> nite ante kaze nado sükosi nagu koto nari, ,Ist wo-jamu (klein auf- 
hören, wie oben). Es bedeutet, dass Regen, Wind und ähnliche Dinge ein wenig nachlassen'. 

Oja-ko-gusa. ,Die Pflanze Vater und Sohn'. Judzüri-fa-no kotonaru na nari. ,Ist ein 
verschiedener Name für den Baum ,Judzuri-fa' (der Baum der nachgiebigen Blätter), 

O-inasi. ^ ^ mo iü nari. ,Ist so viel als mi-masi^ (kaiserlicher Sitz, wie oben). 

0-maje. ,Die kaiserliche Gegenwart'. Kin-tsiü-ni kagirazü sümi-je-no kami-no o-maje 
nadO'to jomeri. Mata o-maje-no umi-to-wa sessiü nisi^no mija-no watari-wo iü, ,Ist nicht auf 
den kaiserlichen Palast beschränkt. Man liest sümi-je-no kami-no o-maje^ die Gegenwart 
des Gottes von Sumi-je und Aehnliches. Ferner bedeutet o-maje-no uvii (Meer der kaiser- 
lichen Gegenwart) die Ueberfahrt des westlichen Palastes in Sessiü'. 

Ofase-tsükafu koto -wo jameri. ,Den befohlenen Dienst aufgeben'. ^ ^ ^ 
to kahl. Kuiva-jaku-wo nosoki-jameru nari. ,Wird kuwor-jaku-ivo nosoku (wie oben) ge- 
schrieben. Bedeutet den anbefohlenen Dienst verlassen und aufgeben'. 

Okosi'bi. ,Ein angeschürtes Feuer'. Sümi-hi-no koto nari. ,Ist ein Kohlenfeuer'. 

Okina-gtisa. ,Die Greisenpflanze'. Kiku-^o kotonaru na nari. Arui-wa matsü-wo-mo ijeru 
koto am. ,Ist ein verschiedener Name für die Goldblume. Es kommt auch vor, dass es 
die Fichte bezeichnete 

Okina-sahi. ,Als Greis verrostet'. ^ ^ to-mo "^ ^ to-mo kaku. Okina-to-wa otoko- 
no sö-med nari. Morokosi-ni-wa roku^ziü-ni nari-te kara okina-to iü ^ otto-jori utsi-wo-ba okina- 
tO'Wa iwazaru nari. Sabi-to-tva tosi-jori-no sare-taru-to iü kokoro nari. ,Wird sö-kiü (wie 
oben) und wo^sijuku (wie oben) geschrieben. Okina (Greis) ist ein allgemeiner Name für 
einen Mann. In China nennt man einen bejahrten Mann, nachdem er sechzig Jahre alt 
geworden, einen Greis. Was vom Mann angefangen, im Hause ist, nennt man nicht ^ 
wo ,Greis'. Sabi ,verrostet' steht in dem Sinne, dass ein alter Mann zum Gerippe geworden 
ist'. Steht in dem Sio-gen-zi-kö ohne Erklärung. 

Oki-naka-gawa. ,Der Fluss in der Bucht'. Dai-ga-no nagare-tva umi-ni iri-te^mo nawo 
midzw-sudzi awosi-to mijuru nari. Sore^wo fito-no kokoro-ni tatojete fakaki tsigiri-ni ijeri. 
jBedeutet: Wenn ein grosser Fluss sich in das Meer ergiesst, erscheinen die Strömungen 
noch immer grün. Dieses vergleicht man mit dem Herzen des Menschen und bezeichnet 
dadurch einen innigen Bund'. 

Oki' 1^ tsü. ,Der Hafen der Bucht'. Midzü-no fukaki tokoro-wo iü. ,Bedeutet eine 
Stelle, an der das Wasser tief ist'. In dem Sio-gen-zi-kö ist oki-tsü ein Ortsname. 

Womina-fesi-no H$ — • ßto-toki. ,Eine Stunde des Baldrians'. Aki mi-tsuM ßto-süje 
nari. Mrurno fodo-wa uruwasi-hu mijure-do joru-wa siworete mi-nikttsi-to ijeri. Wotoko-jama 
sa-ga-no nado-ni o-oku jomeH. Fito-toki-wo kunemi-to-wa ßto-toki-no aida-ni fana-no utsürb 
koto-wo ijeri. ,Ist ein Ende des dritten Monates des Herbstes. Es heisst, dass der Baldrian 
um Mittag zierlich erscheint, in der Nacht aber verwelkt und hässlich ist. Man liest 
dieses häufig in dem Berge des Mannes, in dem Felde Saga und anderen Gedichten. 
,Eine Stunde verabscheuen' heisst: Innerhalb einer Stunde die Farbe verlieren'. Verse: 



264 Pfizmaieb. 

Womina-fesi usi-to mi-tsür-tsw-zo juki-süguru wotoko-jama-ni si tatert-fo omoje-ha. 

,Dass der Baldrian traurig ist, hab' ich geseh'n, als ich dachte, auf dem Berge des 
Mannes, zu dem ich hinübergehe, dass er steht'. 

Fi'kurasi-ni mire-domo akanu ivomina-fesi no-be-ni-ja ko-joi tahi-ne-si-namasi, 

,An dem ich bei dem Dunkeln des Tages nicht satt mich sehe, der Baldrian, 
an der Seite des Feldes wohl heute Nacht wird er eingekehrt sein'. 

Wodje-no foka. , Ausserhalb der Lehre', j^ jjjp Zen-bö nari. Ked-ge-betsü-den-tvo 
ijen. ,Ist die Secte Zen-bo. So heisst eine besondere üeberlieferung ausserhalb der Lehre'. 

Osi-ake-gata. Tada ake-gata-nari. ,Bedeutet nur so viel als ake-gata^ der Tages- 
anbruchs 

ßS /^ ^ Wosi-fe-ja si. ,Liebend ein getrenntes Haus bilden'. Wotoko-no koto nari. 
Ja-kumo-ni ai-süru narUto iü. ,Ist die Sache des Mannes. Man sagt, es bedeute: in den 
acht AVolken (in einem abgeschlossenen Räume) lieben'. Verse: 

Wosi-fe-ja si koi-si-to omoje-do aki-kaze-no samuku fuku jo-wa kimi-wo koso omoje. 

,Liebend das getrennte Haus bildend, denk' ich, dass ich liebte, doch in einer Nacht, 
wo kalt der Herbstwind weht, mag ich an den Gebieter nur denken'. 

Wosi-no fusüma. ,Die Decke der Aente'. Wosi-dori-wa tsigiri-no jukaki mono nare-ba 
jo'iio fitsüma-ni'Wa osi-dori-wo si-gakeru nari-to ijeri, Tsigiri-fiikaki koi nado-ni jornu-besi^. 
Man sagt: da die (Mandarinen-) Aente ein Wesen voll inniger Zuneigung ist, bringt man 
auf den Bettdecken das Bild der Aente an. Man kann es in der Liebe der innigen 
Neigung und in anderen Gedichten lesen'. 

Oi-sabi. , Alternd rosten'. Tada oi-to iü koto nari. Tei-ka-kih iwaku taisi koso saburnr- 
to iü nare-io no-tamai-si nari. Sikare-ba raku-dziaku-si-taru kotoba nari. ,Bedeutet bloss 
oi, altern. Der ßeichsminister Tei-ka sagt : Nur von dem Schwerte soll man sagen, dass 
es rostet. — Gleichwohl ist es ein abgethanes Wort'. 

Oi-no saka. ,Die Bergtreppe des Alters'. Tosi tsümori-te jama-no gotoku takaku nari- 
juku-wo saka-ni tatojete iü nari. Mata oi-no saka^to iü tokoro tan-siü-no mei'sijo-ni-mo am. 
Arui'Wa tsi-tose-no sakor-to iü-vio kazil-no tsümori-taru kokoro nari. ,Die Jahre, welche sich 
häufen und hoch wie Berge werden, vergleicht man mit einer Bergtreppe. Ferner gehört 
ein Ort Namens oi-no saka ,die Bergtreppe des Alters' zu den berühmten Orten der 
Provinz Tamba. Das von Einigen gebrauchte tsi-tose-no saka ,die Bergtreppe der tausend 
Jahre' steht im Sinne der Anhäufung der Zahl'. 

Oi-no nami, ,Die Wellen des Alters'. Kawo-ni siwa joru nari. ^B^deutet, dass auf 
dem Gesichte Falten entstehen'. 

Oi-raku, ,Alt werden'. Tada oi-nite rahi-wa ^ ^ giff-zi nari. ,Ist bloss oi, alt 
werden. Raku sind ruhende Buchstaben'. In dem Sio-gen-zi-kö ohne Erklärung. 

Oi'SakL , Wachsend aufblühen'. ^ ^ to kaku. Oi-ide-beki süje-no koto nari. ,Wird 
naga-oi (langes Wachsen, wie oben) geschrieben. Bedeutet die letzte Sache, welche 
hervorwachsen kann^ In dem Sio-gen-zi-kö steht oi-saki bloss als Geschlechtsname, jedoch 
mit verkehrter Ordnung der obigen chinesischen Zeichen. 

Omoi-si'toke-ba. Omoi-fodoke-ba-to iü nari. ,Bedeutet so viel als omoi-fodoke-ba^ als man 
sich von den Gedanken an etwas frei machte'. 

Omoi-nagasü. ,Die Gedanken fliessen lassend Omoi-jaru koto nari. Mata i-i-nagusamu 
kokoro-mo am. ,Ist so viel als omoi-jaru^ die Gedanken wegschicken, die Gedanken bannen. 
Es hat auch den Sinn: mit Worten trösten'. Verse: 



Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache. 265 

Fajvrno jo^wo tsüre-naJcu sü/meru ari^ake-ni omoi-nagasurmo namida nari-keri. 

,In der Winternacht ohne Genossen weilt' ich, was mit Tagesanbruch die Gedanken 
bannte, waren die Thränen^ 

Omo-daka-süri. ^Das Reiben der Schlangenwurzel*, ^ \ Fito-maro-Tio tabi-nite ki- 
tari'Si koromo nari. FUo-maro adzüma-no kuru-ni kudari'tamai'-si toki o-hana-ga sato-nite 
mi-tose sümi-tamai-si nari. ^Ist das Kleid, mit welchem Fito-maro auf seiner Reise be- 
kleidet war. Zur Zeit als Fito-maro in das Reich Adzuma niederstieg, verweilte er 
in der Strasse der Riedgrasblüthen drei Jähret Verse: 

Mi'tose fersi o-hana-ga sato-no fito nara-ha omo-'dakarSüH'Wo ki-tsutsü nare-nan. 

,Wo er drei Jahre verbracht, von der Strasse der Riedgrasblüthen der Mensch, wenn 
er es ist, hat er in das Reiben der Seh langen wurzel sich gekleidet und gewöhnt^ 

Omo-narete. Tada naruru nari. Omo tUsi-mtjJcö kokoro nari. ,Bedeutet bloss naruru^ 
sich gewöhnen. Omo ,Gesicht* steht im Sinne von: sich gegenüber befindend 

Omoi-no iro. ,Die Farbe der Gedanken'. Beni-zome-no koromo nari. ,l8t ein roth- 
gefärbtes Kleid'. 

Omoi-ajezü. ,Nicht wagen zu denken'. Omai-sadamenu nari ,Ist so viel als: in Ge- 
danken nicht bestimmen'. 

Omoi-no tsüju. ,Der Thau der Gedanken'. Namida-no koto nari. ,Bezieht sich auf die 
Thränen'. 

Omoi'kuma. ,Der Gedankenrand'. Konata-wa omoje-do anata-ioa omowanu-wo iü nari. 
Mata omd kokoro-ni kumori-no am koto nari. Mata OTnoi-kuma-naki'tO'^wa omoi-kai-naki nari. 
,Bedeutet, dass man an diese Seite denkt, an jene Seite aber nicht denkt. Es bedeutet 
auch, dass in dem denkenden Geiste eine Umwölkung ist. Ferner ist omoi-kuma-maki 
,ohne Gedankenrand' so viel als omoi-kai-naki ,in Gedanken sich nicht zu helfen wissen'. 

Omoi-no tama. ,Die Edelsteine des Gedankens'. Nen-zifu-no koto nari. ,Bezieht sich 
auf den Rosenkranz'. 

Omoi'tsvtsü. ,In Gedanken'. Omoi-tsütsü-to-wa tada imorno omoi-ni arazü tosi-goro fi-goro 
omoi-omoi-fsü-to iü koto nari. ,Omoi'tsütsü ist nicht bloss der Gedanke an die Gegenwart. 
Es ist so viel als durch Jahre, durch Tage fortwährend an etwas denken'. 

Omoi-no ^ ije. ,Da8 Haus der Gedanken*. San-nja-kuwa-toJcu^no tatoje nari. ,Ist das 
Gleichniss von dem brennenden Wohnhause der drei Wagen'. Verse: 

Jo-no naka-wa itsi-no kuruma-no na-kari-se-ha omoi-no ije-^wo ika-de ide-masi. 

,In der Welt wenn der Rinderwagen nicht dagewesen, aus dem Hause der Gedanken 
wie wäre man herausgekommen?' 

Fo'ke-kiö-ni san^gai mu-an jfd nijo kuwortakur-to tokare-tari. Kono kokoro-wa mukasi teö- 
sija ari-te ko san-nin moteri. Sono teö-sija-no ije-ni fi tsüki-te moje-idenu. Tsitsi-no teö-stja 
kado-no foka-ni tatsi-te vid-naru ko-domo-no jaken koto-wo kanoMme-domo ko-wa woroka-ni^ 
Site ide-jarazü. Toki-^i jö-roku-giü-no mi-tsü-no kuruma-ni kasa-gusa-no mote-asobi-mono-wo 
kazari-te ano kuruma-ni tsümi-te kado-no fokorni wokurwo mite ko-domo ide-nu. Sono notsi 
tai'fakurgi'är'sija'WO ßki-kitari-te makoto-no mitsi-^i jOr-in-seri. Kono tatoje-wa ted-sija-to iü-wa 
sijakvr-son nari. Mi-tsü-^no ko-to iürwa sannsiü-seö-mon nari. Mi-tsü-no kuruma-iva san-zeö 
nari. Tai'fakur-giU^sijar'Wa fokke itsi-ze6 nari. ,In dem Buche der Secte Foke wurde er- 
klärt: Die drei Gränzen ohne Sicherheit, ist ungefähr wie das brennende Wohnhaus. -- 
Dieses hat den Sinn : Einst war ein Aeltester, der drei Söhne hatte. In dem Hause dieses 
Aeltesten entstand Feuer, die Flammen schlugen aber nicht heraus. Der Aelteste und 

Denktchrifldii der phlL-hist. Cl. XXII. Bd. 34 



266 Pfizmaieb. 

Vater stand vor dem Thore und war besorgt, dass die Kinder verbrennen könnten. Die 
Kinder waren jedoch blödsinnig, und kamen nicht heraus. Er richtete für drei Wagen, 
einen Schaf wagen, einen Hirsch wagen und einen Rinderwagen, allerlei Spielzeuge her, 
häufte sie auf jene Wagen und stellte sie vor das Thor. Als dieses die Kinder sahen, 
kamen sie heraus. Später zog er einen grossen Wagen der weissen Rinder herbei und 
führte die Kinder auf den wahren Weg. Was in diesem Gleichnisse der Aelteste genannt 
wird, ist der Geehrte Sijaku. Die drei Söhne sind die drei Thore der rings erklingenden 
Töne. Die drei Wagen sind die drei Gespanne. Der grosse Wagen der weissen Rinder 
ist ein Gespann der Secte Fokke. 

Oraofu tamaje-masi'ka-ha, Omö samä naramasi-ka-ba-to iü kotoba nari. ,l8t so viel als das 
Wort omo sama naramasi-ka-ha , als das Denken entstand'. 

Omoi-no kefurL ^Dqt Rauch des Gedankens*. Omoi-no fi-wo fi-ni josete jomi-taru o-osi. 
,E8 wurde häufig in Gedichten gesagt: Das Eis des Gedankens an das Feuer bringen*. 
Fi ,Eis' wird hier nur in Ka-na ausgedrückt, daher der Sinn errathen werden musste. 

Omoi-no ki-dzüna. ,I)ie Holzfesseln des Gedankens', j^ Jß tokaku» Ndka-notsiidzüki- 
tara-wo iü nari ,Wird omoi-no ki-dzüna (der Holzstrick des Gedankens, wie oben) ge- 
schrieben. Bedeutet das Fortgesetzte der innerlichen Beziehungen'. 

Omoi' }\\ gawa, ,Der Gedankenfluss'. Omoi-wo kawa-ni tatojete iü. Tsiku-zen-no mei- 
dijo-ni-mo ari. Issetsü-ni-wa namida-no koto nari-to ijerL »Bedeutet, dass die Gedanken mit 
einem Flusse verglichen werden. Es ist auch der Name eines berühmten Ortes in Tsiku- 
zen. In einer Erklärung heisst es, es sei so viel als Thränen'. Verse: 

Omoi-gawa tajezü nagarurn, midzvrno aiva-mo uta-kata-bito-ni awade kije-me-ja. 

,Da8 als Gedankenfluss unaufhörlich fliesst, das Wasser, sein Schaum, ohne mit dem 
zweifelhaften Menschen zusammenzutrejffen, wird vergeh'n^ 

OmO'Zümi. ,Der Gesichtswinkeln Jama-no fa-no koto-wo iü nari. ,Bedeutet so viel 
als die Gränze der Berge'. Verse: 

Ari-ake-no tsuki iri-gata-ni fototogisu nisi-wo omo-zümi naJci'Sugi-ni''keri. 

,Wo bei Tagesanbruch der Mond untergeht, in der Gegend hat der Kukuk den 
Westen an dem Gesichtswinkel singend überschritten^ 

OmO'Ziimi-ni mada iri-jaranu tsiiki-kage-tvo nawo tatsi-kakum joru-no mura-kumo. 

,Der an dem Gesichtswinkel noch nicht untergegangen, der Mond, sein Bild, mehr 
noch sicli erhebend, verbergen die Wolkenscharen der Nacht'. 

C 1 a s s e Wa. 

Wakare-no kusi. ,Der getheilte Kamm*. Sasi-gusi-to-mo iü. Sai-kü mi-itoma-goi-m titsi- 
je ma-iri-tairib toki siju-zijö mi-dzükara hisi-wo sai-kü-no mi-ßtai-ni sasi-tamb koto aru. ,Man 
sagt auch sasi-gtisi, der aufgesteckte Kamm. Es kommt vor, dass, wenn die Priesterin, 
um Abschied zu nehmen, in das Innere tritt, der Kaiser eigenhändig den Kamm auf 
ihren Scheitel steckt'. 

Waga-tatm soma. ,Der selbst sich erhebende abgehauene Baumstamm'. In einer 
längeren Erklärung wird gesagt, dass dieser Ausdruck von einem Priester gebraucht 
wurde, der die Bildsäule Buddha's, des Meisters der Heilmittel, eigenhändig ver- 
fertigte. Seit dieser Zeit gibt es eine Vorschrift des selbst sich erhebenden abgehauenen 
Baumstammes. 



Die poetischen Attsdrücee der japanischen Sprache. 267 

Waga jo-no /ukuru. ,Meine Nacht ist tief. :j^ J(mio fukervr-wo waga jotvai-no fukeni^ 
ni i-t-nasü nari. ^Bedeutet, dass man die tiefe Nacht für das tiefe (hohe) Alter ausgibt^ 
Verse : 

Ari-aJce^o tsüki-no ßkari-wo matsü fodo-rd waga jo-no itaku /uke-ni-keru kana. 

,Auf das Licht des Mondes des Tagesanbruchs indess ich warte, meine Nacht, wie 
tief ist sie geworden l* 

Waka-na, ,Das junge Gemüse*. Sib-guwatm sitsi-zitsü nana-kusa-wo tsümi-te zwo nari. 
^Bedeutet: am siebenten Tage des ersten Monates siebenerlei Pflanzen pflücken und beten'. 

Waka-na-gari. ,Die Jagd auf junges Gemüse'. Waka-na-wo tadznnuru nari. ,Bedeutet: 
junges Gemüse suchen'. 

Ein verschiedener Name für waka-na, junges Gemüse: 

Futa-ha-^o momidzL ,Der Ahorn der zwei Blätter'. Verse: 

Mi'josi-TUhno futor-ha-no momidzi fariir-gotCMii moje-idzüre-domo woru ßto-mo nasi, 

,Auf dem Felde von Mi-josi der Ahorn der zwei Blätter jeden Frühling obgleich 
er spriesst, ist kein Mensch, der ihn bricht'. 

Wa-ka^no ura-no kata-wo na-mi. ,Die Bucht von Wa-ka (des japanischen Liedes) 
ohne Ebbe'. Jj^ ;^ Me-nami {j^ Jf wo-nami-to ijeru ftto ari sa-ni-wa arazu. Siwo-no 
fi-kata-naki kokoro nari. UtOr-no kokoro-mo Ü^ kata-naki-to kikoje-tstäaje-taru. Kata-wo na-- 
mi ]hc ^ kata-naJci'to iü kokoro nara-ha ifjj^ na-mi-ni ^ H. ni-ku kikiü-besi. ,Es gibt Menschen, 
welche Mer^nami und Wo-nami heissen, es ist aber kein solches Wort. Es steht in dem 
Sinne, dass die Fluth des Meeres ohne Ebbe ist. Als 8inn des Gedichtes wird auch 
kaia-naki (ohne die Fluth des Meeres) überliefert. Wenn kata-wo na-mi den Sinn von 
kata-^aki (ohne die eine Seite, wie oben) hat, sollen bei na^mi zwei Abschnitte gehört 
werden'. 

Watür^no be-no o-o-jerno kisu ,Die Uferbank des grossen Stromes zur Seite des Meeres'. 
Ima-no o-o-zaka ^ rö-no kisi. ,l8t die heutige Uferbank des Söllers in 0-o-zaka'. 

Watari-gawa. ,Der Fluss der Ueberfahrt'. San-dzü-gawoHfio koto nari. ,Ist so viel als 
San-dzü-gawa. 

Ware-ka-^no ke-siki, ,Da8 Gesicht, welches fragt : bin ich es ?' Koi-dzi-ni vJcarete waga 
mi'WO ware-ka fito-kor-to si-taru ari-sama nari. ,Bedeutet den Zustand , in welchen man 
sich gebracht hat, wenn man, auf dem Wege der Liebe umherschweifend, sich fragt: 
Bin ich es? Ist es ein Anderer?' Verse: 

Ama-hiko-no woto-dzüre-si-to-zo ima-wa omofu ware-ka fito-ka-to mi-wo tadoru "jH; jo-ni. 

,Dass das Echo den Ton weiter verbreitet hat, indem ich jetzt denke, mit den 
Worten : Bin ich es ? Ist es ein Anderer ? betast' ich mich in der Welt'. 

Warete. ,Gesondert'. Warete-to iA kotoba fito-tsü-ni-wa wari-naku site-no kokoro nari. 
Mala tssetsiir-ni-wa wakarete nari. Warete awan-to iü-wa wari-naku awaip-to iü kokoro nari. 
Warete-mo süje-ni awan-to-zo om6-to iü lUar-mo wari-naku nari. Wakarete-to iü kotoba-no ka- 
wo rijakunsite iü nari. ,Da8 Wort warete hat zuerst die Bedeutung wari-naku site^ gewaltsam. 
Femer ist es in einer Erklärung so viel als wakarete^ gesondert. Warete awan steht im 
Sinne von wari-naku awan^ man wird mit Gewalt zusammentreffen. In dem Gedichte, wo 
es heisst: warete-mo süjerni awan-to-zo omofu ,man denkt, dass man mit Gewalt zuletzt 
zusammentreffen wird' ist es so viel als toari-nahij gewaltsam. Es heisst so mit Weg- 
lassung des ka in dem Worte wakarete'. Verse: 

Se-wo fajami iwa-ni se karuru taki-gawa-no warete-mo suje-ni atoan-to-zo omofu. 

34* 



268 Pfizmaibb. 

,Der die Stromsclinelle antreibende, zwischen den Felsen mit der Stromsciinelle ver- 
trocknende Fluss des Wasserfalles denkt, mit Gewalt zuletzt werde er zusammentreffend 

Ware mi-fajasamu. ,Ich werde sehen und verkündend Ware moter-fajasan-to iü narL 
,Bedeutet: ich werde überall bekannt gebend Verse: 

Jama takami fito-mo süsamenu sakura-hana itaku na-wahiso wäre mi-faja^an. 
,Auf des Berges Höhe, wo die Menschen sie nicht bewundern, die Earschblüthe 
klage nicht zu sehr: ich sehe sie und werde sie rühmend 

Wara-de-kumu. ,Stroh mit der Hand flechtend Warorwo kumi-aware-taru nari. Wara^ 
de-kumu adzuma otoko-no kaja-nrnsiro-to jomeri. Tosi-jori setsü-ni iwaku mi-kumi-to-wa fito- 
no te-wo kwini-ai-taru sama-ni kumi-taru mono nari, Mata mi-kuma tote fime-no fator-ni nami- 
wo fusegu tarne and tsüke-tani-no gotoku narur-wo mi-^kumi^to-mo iü-ni-ja. Arui-wa iwaku jo- 
no narawad-ni iü ne-gota-to iü mono-ka. ,Bedeutet zusammengeflochtenes Stroh. Man liest 
in einem Gedichte : ,Der mit der Hand Stroh flicht, des Mannes von Adzuma Riedgras- 
matte*. In der Erklärung Tosi-jori's heisst es: Mi-kumi bedeutet einen Gegenstand, der 
auf eine Weise verflochten ist, als ob Menschenhände gegenseitig sich umschlängen. 
Femer mag man den ,Wasserrand', einen Gegenstand, der so beschaffen ist, als ob man 
an die Seiten des Schiffes, um es vor den Wellen zu schützen, ein Netz befestigt hätte, 
auch mi'kwmi nennen. Einige sagen: Vielleicht ist es der Gegenstand, den man im 
gemeinen Leben nergota (Strohmatte) nennt'. Die in dieser Erklärung gebrauchten Wörter 
mi-himi und mi-kuma kommen sonst nirgends vor. Das letztere steht wohl für midzü-no 
hwraa^ der Uferrand des Wassers. 

Warawa unai mi-todome age-maki woto-me rmna imada myko-dori-sezaru woto-me-wo iü 
nari. ,Die Wörter warawa ,Kind*, unai ,herabhängendes Haar', rrd-todome ,mit den Blicken 
verweilen', age-maki ,aufgewundenes Haupthaar', woto-me ,junge8 Mädchen' bedeuten ein 
Mädchen, das noch nicht vermalt ist'. 

Wararaka-^i. Fito-sama-no wararakd-ni-to ari. Niko-jaka-naru kokoro nari. $fO no zi-wo 
wararakar-ni-to joniu. Jawaraka^to iü-ni onazi. ^Es kommt Yorißto-sama-nowararaka-nif die Art 
des Menschen ist freimdlich. Dieses Wort steht im Sinne von niÄo-^aÄa-nartt (lächelnd, freundlich). 
Das Zeichen wa (wie oben) wird wararakoHfii gelesen. Es ist mit jawaraka gleichbedeutend'. 

Warahi-no kotonaru na jama^ne-gtisa nari. ,Ein verschiedener Name für warabi ,Meer- 
rettig' ist jama-ne-gu^a^ die Pflanze der Bergwurzeln'. 

Wara-koda. ,Die Strohmatte'. Jen-za-no koto nari. ,Ist so viel als jen-za, der runde Sitz'. 

Wasi-no mi-jama. ,Der Berg des Adlers'. Ten-dziku reö-zijti-sen nari. ,Ist der Berg 
ßeö-ziju (der reingeistige Adler) in Indien^ 

WaMre-me-ja. ,Man wird vergessen!' Sintb-to iü koto nari. Me-ja-wa te^ni-fa narL 
^Bedeutet so viel als sterben. Me-ja ist ein Te-ni-fa (eine Partikel)'. 

Wamre-zimo. ,Der Vergessenheitsreif'. Fanu-no süje-ni ßiru sinio nari. ,Ist der Reif, 
der am Ende des Frühlings fällt'. 

Wa^re-gata-mi. Kore-wa wasäre^gataM-to iü koto nari. »Dieses Wort ist so viel als 
wasüre-gatoMy unvergesslich'. Verse: 

Tsiru fana-no wasürer-gatarw^i-^no mine-no kumo so-wo dani nokose faru-no jama-kaze. 

,Auf dem die zerstreuten Blumen unvergesslich, des Berggipfels Wolken, diese nur 
wird übrig lassen der Bergwind des Frühlings'. 

Kono uta-no so-wo dani-wa sore-wo saje-to iü koto nari. ,Das in diesem Gedichte vor- 
kommende sO'Wo dani ist so viel als sore-wo saje, dieses allein'. 



DiB POETISCHEN AüSDBÜCKE DB& JAPANISCHEN SpRACHE. 269 

Classe Ka. 

Kaworjasiro. ,Der Flussaltar*. Rib-setsu aru, Ken-seö iwaku natsü-kagura-no koto nari. 
Sijun-zei'kid-wa kawor-no kijoku namUno takaki tokoro-ni-^a midzü-no kami sümai nari. Sore^ 
ni sasa nadcHnite tanor-wo kaki-te kami-domchwo sonaje-inoru koto-to ijerL ,Es gibt zwei Er- 
klärungen. Ken-seö sagt, es sei so viel als die gottesdienstliche Musik des Sommers. 
Der Reichsminister Sijun-zei sagt, es sei der Wohnsitz des Wassergottes an einem Orte, 
wo der Fluss klar ist und die Wellen hoch gehen. Nachdem man daselbst aus kleinem 
Bambus und anderen Dingen ein Brett geflochten, bringe man den Göttern das Opfer 
und bete. 

Kawa-oto-no ame. ,Der Regen mit dem Tone des FlussesS Kawor-woto-wo aine-inofuru 
woto-ni kiku nari. ^Bedeutet, dass man das Rauschen eines Flusses in dem Plätschern des 
Regens hörtS 

Ka-haje-gusa. Mume nari. ^Ist der Pflaumenbaum^ Die Bedeutung von kor-haje ungewiss^ 

Kawa-kur-no fiio una-wara-wo sirazü. ,Die Menschen des Flussgottes kennen nicht die 
Meeresfläche^ ^j^ f^ Kaworku-wa kawor-no kami nari. Sare-ha kawa-no kotowari-^o siri- 
te tmii-wo siranu-to iü koto nari. ^ Wi-no utsi-no kawadzü-to iü-ga gotosi. ^Kawa-ku ist 
der Gott des Flusses. Es bedeutet also, dass dieser die Zustände des Flusses kennt, das 
Meer aber nicht kennt. Es ist ein Ausdruck wie: Ein Frosch in dem Brunnen^ 

Kawatsi-me. Tada kawatsi-no me nari. Nanitoor-me^ni onazi. ,Ist bloss das Weib von 
Kawatsi. Mit naniwor^rae ,das Weib von Naniwa' gleichbedeutend^ Verse: 

Kawatsi-^ne-ga te^zome-no ito-no faru-haru-to mi-tsügi-^o kazü-ni ai-^i-keru kana. 

,Des Weibes von Kawatsi mit der Hand gefärbte Seidenfäden, weitgedehnt, der Zahl 
der Abgaben haben sie entsprochen!^ 

Kawa-Tho isi fosi-to naru. ,Dic Steine des Flusses werden Sterne^ Singttr-kuvüd-kö-no 
sin-^Or-wo tairage-'tamai-si toki ano ku/ni-no ßto-no sei-gon nari. ,Zur Zeit als die Kaiserin 
Sin-gu das Reich Sinra eroberte, waren dieses Worte des Schwures der Menschen jenes 
Reichest 

Kawa^sa. ,Der Aelteste des Flusses^ Kaworwo mamoru fito nari. ,Ist ein Mensch, 
welcher den Fluss bewacht^ 

Kawo-hana. ,Die Antlitzblume^ Tada utsükim-ki fana nari. ,Bedeutet bloss eine 
schöne Blume*. 

Kajeri-ko-e. ,Der wiederkehrende Ton'. Ja-kumo mi-kangaje-ni ritm-no on nari'4o aru. 
,In der Untersuchung der acht Wolken kommt vor : Dieses Wort bedeutet einen Ton der 
Musiknoten^ 

Kaherni mvkafu. ,Sich der Mauer entgegenstellend Kurneifh-men-feki-no kokoro nari. 
SiaJcur-keö nari. ,Steht im .Sinne von: durch neun Jahre das Gesicht der Mauer zukehren. 
Ist buddhistische Lehret 

Kahe. ,Die Mauer'. Jume-no koto nari. Jumerwa nuru toki miru mono nare-ha kahe-^no 
nurvr-to iürni josete jomeri. ,Bezieht sich auf den Traum. Da ein Traumgesicht etwas ist, 
das im Schlafe (nuru) erscheint, so bringt man dieses Wort in Gedichten mit kabe-w) 
nuru (das Bewerfen einer Mauer) zusammen'. Ist ein Wortspiel. 

Kajeru sa. Kajeru sama nari. ,Ist so viel als kajeru sam^i^ die Weise der Heimkehr'. 

Kadzi-mxihira. ,Das Ruderkissen'. Nami-maJcura-ni onazi. Fane-mi jomi^awasete josi. 
Tada nami-m^kurorwa fune-wo musubader^mo süru nari. Iso-ja-ura^sato-^no tahi^-ne-ni nami-no 



270 Pfizmaieb. 

oto-wo kiku kokoro-wo jomerL Mata kadzi-no kotaje-to iü koto-no arw-wa omo-kadzi tori-kadzi- 
to iü-ni kotajeru nari. ,l8t mit nami-makura ,Wellenki88en* gleichbedeutend. Das Wort 
wird in Gedichten mit dem Schiffe in Verbindung gebracht. Nur hat ,\Vellenkis8en' die 
Bedeutung: das Schiff reiben, ohne es zu binden. In dem Nachtlager der Strasse von 
Iso-ja-ura liest man es in dem Sinne: den Ton der Wellen hören. Was femer das Vor- 
kommen des Ausdruckes kadzUno kotaje ,das Antworten des Ruders^ betrifft^ so bedeutet 
er: Das Ruder des Steuerbordes antwortet dem Ruder des Backbordes'. Die Erklärung 
des Wortes kadzi-makura ist ziemlich dunkel. 

Ein verschiedener Name für kari, Wildgans: 

^ ZI Fata-ki-dori. ,Der Vogel der letzten Theile zweier Monate^ 

Mata kari-to iii-ni josete kono jo-no kari-naru koto amv-wa kari-sorne-naTni kokoro-ni 
jomeri. ,Indem man femer dieses Wort mit dem Laute kari in Verbindung bringt, liest 
man es in Gedichten in dem Sinne von kari-naru koto ,eine zeitweilige Sache' oder kari- 
somey unbedeutend'. 

Kariyno namida. ,Die Thränen der Wildgans'. Kari-no namidor-nite no-be-wo somuru- 
to jorni-nara-ba seri-bana namidoHtite-wa somerur-to-mo kari watari-te notsi no-jama iro-tsüke- 
ba nari. ,Wenn gelesen wird: ,Mit den Thränen der Wildgans die Seite des Feldes 
färben', so bedeutet dieses: ,Mit den Thränen der Blüthen der Petersilie färben' imd 
,Nachdem die Wildgans hinübergezogen, färben sich Feld und Berg'. Verse: 

Aki-no jo-no tsüjurwo-ba tsüju-to woki-nagara kari-no namida-ja Tto-be-ivo somvrran. 

,Indess die Herbstnacht den Thau als Thau niederlegt, werden der Wildgans Thränen 
wohl die Seite des Feldes färben'. 

Kari-no namida-ja tomo-ni otsi-ran iro-kawaru aki-no fa-jama-no ju/ur-ß-kage. 

,Die Thränen der Wildgans wohl werden zugleich niederfallen an dem die Farbe 
wechselnden herbstlichen Bergesfuss, in der Abendsonne Licht'. 

Kari-warawa. ,Das Jagdkind'. Jama-busi-wo iü nari. Mata so-mi-kaku-ta-to-mo no-busi- 
to-mo ijeri. ,Ist so viel als jama-bicsi^ ein Einsiedler und Beschwörer. Man sagt auch so- 
mi-kaku-ta und no-bicsiK Verse: 

Jtifu kure-ba kadzüra-ki-jama-no taka-ne-jori kari-warawa kudaru fora oto-sü nari. 

,Zu der im Abenddunkel von dem hohen Gipfel des Berges von Kadzüra-ki das 
Jagdkind herabsteigt, die Schlucht ertönt'. 

Kari-no koto. ,Die Sache der Jagd'. 

Tomari-gaH. ,Die Jagd der Einkehrt Asa-gari. ,Die Morgenjagd'. Jußi-gari. ,Die 
Abendjagd'. To-gari. ,Die Vogeljagd'. Ko-taka-gari. ,Die Jagd mit kleinen Falken'. Fi- 
nami-gari. ,Die tägliche Jagd'. Fatsü-to-gari. ,Die erste Vogeljagd'. Nije-gari. ,Die 
Abkochjagd'. Ara-kumorgari. ,Die Jagd auf wilde Bären'. Takari. ,Die Falkenjagd'. 
Kawa-gari. ,Die Flussjagd'. 

Mata sakura-gari waka-na-gari take-gari momidzi-gari murasaki-gari nado-wa no-jama- 
wo wakete tadzünuru koto nari. Kttsüri-gari-wa go-guwatsü go-zitsü-ni momo-kusa^wo toru koto 
nari. Umi-uje-no fune-nite isari-süru jufu-gari-to ijeri. ,Ferner ist sakura-gari ,Karschenjagd', 
waka-na-gari ,die Jagd auf junges Gemüse', take-gari ,die Jagd auf Schwämme', mcwmcfei-^ron, 
,die Ahornjagd', mtirasaki-gari ,die Jagd auf Purpurpflanzen' und Anderes so viel als 
Feld und Berg durchschneiden und etwas suchen. Ktmiri-gari ,die Arzneijagd' ist so viel 
als am fünften Tage des fünften Monats die hundert Pflanzen nehmen. Auf einem Schiffe 
auf dem Meere fischen, heisst jiifur-gari, die Abendjagd'. 



Dir poetischen Ausdrücke dbb japanischen Sprache. 271 

Kari-fu-no sumki. ,Da8 abgemäht wachsende lange Gras'. Äld kusa-wo kari-4aru ato- 
ni oi-ide-taru süsüki-wo ijeru navL ^Bedeutet das lange Gras, welches im Herbst, nachdem 
die Gb-äser abgemäht worden, hervorgewachsen ist^ 

Kakazürafu. Sütenu koto nari. ,Ist eine nicht verworfene Sache'. Es wird für wahr- 
scheinlich gehalten, dass dieses Wort die Zusammenziehung von kdkari-tsüre^afuj ,schwebend 
zu einander gesellt sein'. Sonst kakadzürafu. 

Kata-arasi-^o ta. ,Ein halb wüstes Feld'. Itsi-nen-gawari-ni tsüJcuru ta nari. ,Ist ein 
Feld, das ein Jahr um das andere bebaut wird'. Verse: 

Ma-^aje toru jasü-no watari-no kata-arasi ko-zo-no kari-ia-wa sahi-si-kari-keri. 

, Wahre Sprossen nehmend, an der ruhigen Ue herfahrt das halb wüste, im vorigen 
Jahr gemähte Feld ist vereinsamt'. 

Kata-^maku. ,Die eine Seite bekommen'. Farur^o kata-maku natsa-^o kata-maku nado 
mina kata-kakeru kokoro nari. ,In: ,der Frühling bekommt die eine Seite', ,der Sommer 
bekommt die eine Seite' und ähnlichen Ausdrücken hat das Wort den Sinn von kata- 
kakeru, die eine Seite anhängen'. Verse: 

Uguisu-Tio ^ ki'dzüta/u mume-no tUsuroje-ba sakura-no fana-no toki kata-make-nu. 

,Wo der Grünling an dem Baume fortklimmt, die Pflaumenblüthe, wenn sie welkt, 
ist die Zeit der Kirschblüthen auf der einen Seite erlangt'. 

Kono viorTw kokoro mwme-no fana sakura-no kata-je-to torarete sükosi-ki-to iü nari. Kata- 
makur-wa Wt )t ^^ kaku. ,Dieses Gedicht hat den Sinn, dass die Pflaumenblüthe, als die 
eine Seite der Kirschblüthe genommen, gering an Zahl ist'. Kator-maku wird katormbke 
(wie oben) geschrieben'. Make kommt in der alten Sprache für mbke ,bekommen^ vor. 

Katami-no midzü. ,Das Wasser des Korbes'. Xa^^o-m ire-taru midzürno tamaranu-ni tatojete ijeru 
nari. ,Ist ein Gleichniss von dem Wasser, das, in einen Korb gefüllt, nicht stehen bleibt'. Verse : 

üresi-ge-ni kimi-ga tanome-si koto-no fa-^oa kaiami-ni hmieru midzü-ni-zo ari-keru. 

,Mit denen freundlich der Gebieter gebeten ward, die Blätter der Worte, sie sind 
das in einen Korb geschöpfte Wasser gewesen. 

Natote kaku afu ^ go kaiami-ni nari-ninran midzü morasazi-to musübi-si mono-wo. 

,Warum wird die Zeit, wo ich so zusammentreffe, zu einem Korbe geworden sein? 
Damit er das Wasser nicht durchrinnen lasse, o möchte man es doch binden 1' 

Katorudzüra. ,Die eine Seite der Wachtel'. ¥Or-fu sowazü-site fito-tsü aru udzära nari. 
,Wenn Mann und Weib neben einander stehen, so ist dieses eine einzige Wachtel'. Eines 
von ihnen heisst daher die eine Seite (die Hälfte) der Wachtel. Verse: 

Ku^a ki-no naka-no furu mitsi-no tsüki kata-udzüra kajerur-wo ikur-jo tanomvr-ran. 

,Zwischen Bäumen und Pflanzen vorübergehend der volle Mondl Um die Rückkehr 
der einen Seite der Wachtel wie viele Nächte werd' ich bitten?' 

Kata-ito-dori. ,l)er Vogel des einen Fadens'. Kari-mo kotonaru na nari. ,Ist ein ver- 
schiedener Name für die Wildgans'. Kata-ito ,der eine Faden' ist der eine von zwei 
zusanamengedrehten Fäden und bezeichnet das Eine von zwei zu einander gesellten Wesen. 

Katorna. Katakur-na nari-to gen-zi-m tsiü-seri. ,In dem Geschlechte Gen wird erklärt, 
dass dieses Wort so viel als katahjMta (hartnäckig) ist'. 

KaJtanarW> fa-wo ajumu. ,Ueber die Schneide des Schwertes wandeln'. Verse : 

Afu koto-wa katana-no fa-wo-mo ajumu kana fito-w) kokoro-mo aja fumarer-tsütsü. 

,Bei dem Begegnen über die Schneide des Schwertes wandelt man, indess auf das 
Herz des Menschen leider getreten wirdl' 



272 Pfizmaier. 

Kata-wi-okina. Oi-te ijasi-ki okina nari. Ma-na i-mono-ni \ ^ W^to kcJä-keri. Jst ein 
alt gewordener gemeiner Mann. Die wahren Schriftzeichen wurden in der Geschichte 
von Ise auf diese Weise (wie oben) geschrieben*. Kata-m hat sonst die Bedeutung 
,Bettler'. 

Katami-no kumo. ,Die abwechselnde Wolke*. Mata-wa katami-no ame-to-mo janm. Bw- 
san-no sin-nijo jd-tai-nite so-tod-ni jume-^i ai-mi-H'-toki sin-nijo-no tjenu-wa se6 bt^sanr^no 
mtisüme nari. Jb-tai-^o moto-nite asita-mi-wa kumo-to nari jür^i-wa ame-to nari-te jvkan-to 
i-i'Si furu-koto nari. ,Man liest auch katami-no ame, der abwechselnde Regen. Als das 
göttliche Mädchen des Wu-schan auf der Erdstufe des Yang dem Könige von Tsu im 
Traume erschien, sagte das göttliche Mädchen: Ich bin die Tochter des Wu-schan. An 
dem Fusse der Erdstufe des Yang werde ich am Morgen eine Wolke werden, am Abend 
werde ich Regen werden und hinziehen. Dieses ist eine alte Sage*. 

Katsüra-wo looru. ,Den Zimmtbaum brechen*, ^iü-sai-no fff ^ kiü-dai-st-tarußto^ioa 
katsüra-wo wori-te idzüru nari, Ktü-dai-to-wa uje-jori-no mest-icUisü-ni ataru nari. ,Hat die 
Bedeutung : Der Mensch, der zu der Stufe der glänzenden Begabimg gelangt ist, bricht 
einen Zweig des Zimmtbaumes und tritt hinaus. Kiü-dai (zu der Stufe gelangen) be- 
deutet: eine Hervorrufung von Seite des Kaisers erhalten*. 

Kadzüra-gcMio koto. ,Die Sache Kadzüra-go's'. Kore-wa jamato-no kuni-^i mi-tari-no 
onoko ari-te ßtori-no musüme-wo omojeri. Sono mtcsüme-no nor-wo kculzära^go-to nan i-i-keru. 
Kono mumme omojeraku fito-onna-no mi krje-jasüki koto tsüjur-no gotoku mi^-tari-no onoko-^o 
kokoro jawarage-gataki koto isi-no gotosi-to i-i-te tsv^i-ni mimi-nasi-no ike-ni juki-te mi-wo 
nagete use-nu. ,Diese8 bedeutet : In dem Reiche Jamato waren drei Männer, die zu einem 
einzigen Mädchen Neigung empfanden. Das Mädchen hiess mit Namen Kadzüra-go (das 
Kind der Schlingpflanze). Dieses Mädchen dachte sich : Der Leib eines einzigen Mädchens, 
eine leicht zerschmelzende Sache, ist gleich dem Thau. Das Herz dreier Männer, eine 
nicht zu erweichende Sache, ist gleich dem Stein. Sie ging sofort zu dem Teiche von 
Mimi-nasi, stürzte sich hinein und war verloren' , Mi-tari-no onoko kanasi-i-ni tajezür-site 
itsi-dö-ni jomi-taru Uta. ,Die drei Männer konnten ihren Kummer nicht ertragen und 
sangen zugleich die folgenden Lieder*. Verse: 

Mimi-nasi-no ike-^a urame-si wagimo-ko-ga ki-tsütsu kakure^ba midzü-wa ßrnanan. 

,Der Teich von Mimi-nasi, zu ihm ist unmuthsvoU meine Schwester gekommen. Als 
sie sich verbarg, war sein Wasser nicht vertrocknet*. (Der erste Mann.) 

Asi-hiki-no jama kadzüra-no ko kefu juku-to ware^ni tsügeze-ba kajeri-ko-^masi-wo. 

,Auf dem Berge von Asi-biki das Kind der Schlingpflanze wohin es heute geht, da 
es dieses nicht sagt, o möchte es zurückkommen 1* (Der zweite Mann.) 

Asi-biki-no jama kadzüra-^o ko kefu-no koto idzüre^no kumor-wo mi-tsutsü ki-ni-ken. 

,Auf dem Berge von Asi-biki das Kind der Schlingpflanze, bei der Sache von heute 
irgend einen Uferrand indem es sah, wird es gekommen sein*. (Der dritte Mann.) 

Kana-tisü. ,Ein eiserner Mörser*. Ima-no ja-gen nari. ,Ist das heutige ja-gen^ ein 
Geräthe zum Zerstossen der Arzneistoffe'. 

Karasür-ba-ni kaku koto-no fa. ,Die auf Rabenflügel geschriebenen Blätter der Worte*- 
Kore-wa mukasi ßto-no kuni-jori waga kuni-no tsi-je-wo kokoromu tote karasür-bar^i teö-zijd'WO 
kaki'te ^oatase-si-wo aru fito kore-wo musi-te kami-ni utsüsi-tare-ba mon-zi araware-taru-to 
nari. ,Hat die Bedeutung: Um den Verstand des eigenen Reiches von einem fremden 
Reiche aus zu prüfen, schrieb man einst einen Brief auf einen Rabenflügel und schickte 



Die poetischen Aüsdbücke der japanischen Sprache. 273 

ihn fort. Ein Mensch sott den Rabenflügel, drückte ihn auf Papier ab, und die Schrift 
ward dann sichtbar^ 

Kara-ogi. Kare-taru ogi nari. Jst vertrocknetes kleines Schilfrohr^. 

Kara-meku. Kara-sama-ra-siki nari. ^Bedeutet: die chinesischen Sitten nachahmend 

Ka-u-naki-no kajor-ja ko-dori. Der ,Kau' singende kleine Vogel des Riedgrashauses^ 
$% to kaku. Kaja-ja-dori'to bakari-mo jomeri, ,Wird $% geschrieben. Wird auch bloss kaja- 
jordori gelesen^ Koru bedeutet die Stimme der Vögel. Kajorja^ ,Riedgrashaus^, wird 
hier nur durch Ka-na ausgedrückt'. Verse: 

No-mo jama-mo mina siro-toje-ni Juki fure-ba ja-do-no lUsi made naku kaja-jd-dorL 
,Auf Feld und Berg wundervoll weiss als der Schnee herniederfiel, da in des Nacht- 
lagers Innerem selbst des Riedgrashauses Vogel sang'. 

Ka-itr-zi-tamaje. ,Geruhe zu untersuchen*. Ka-w-zi-wa raono-wo kangajeru nari. ^Ka-u-zi 
bedeutet: eine Sache untersuchen'. 

Kakurofu. Netamu kokoro nari. ,Hat den Sinn von netamu, beneiden'. Verse: 
Kino/u kefu kumo-no tatsi-mai kahirofu-wa fana-m/o /ajasi-wo kosi-io nari-keri. 
,Gestem und heute tanzte, sich erhebend die Wolke. Um was sie beneidete den 
Blumenwald, er ist eine Sänfte geworden'. 

Kakure-no fatsü-se. ,Der verborgene (Berg) Fatsüse'. Goka-raku-no faisu-se-to iü 
kokoro nari. Mata kakurar-ku-no fatsü-se-to-mo jomeri. MaJta kumari'-ku-m) fatsü-se-to-mo jomeri. 
Karerwa fatsä-se-wa kara-ßJto-no kitarisi tokoro nare^ba sono karorfito-no kotoba-ni jori-te 
P ^ hynuyri'kur-to ijeri. ,Steht in dem Sinne von: der Fatsuse des Paradieses. Man 
liest auch kakura-ku-no fatsuse. Femer liest man auch komori-ku-no fatsürse. Da hier 
Fatsüse der Ort ist, zu welchem chinesische Menschen gekommen sind, so sagte man in 
Bezug auf die Sprache der chinesischen Menschen komori-ku^ der eingeschlossene Mund^ 

Verse : 

Kakura-ktir-no fatsü-se-no jama-no jama-moto-ni izajofu kumo-wa imo-ni-mo aramu. 

,An dem Bergfusse des Berges Fatsü-se von Kakura-ku die hin und wieder ziehende 
Wolke wird die Schwester auch sein'. 

Kakure-^u. ^ KaJcure-nu-ni-wa arazü. Kusa n.ado-ni udzümari-te kakure-taru nwiaa 
nari. ,Ist nicht kakare-nu^ es ist verborgen. Es bedeutet einen Teich, der unter Pflanzen 
und anderen Dingen vergraben und verborgen ist'. Nu steht für numa^ Teich'. 

Kakvsü wodje. Sin-gon ^ Hf mikkid nari. »Bedeutet die geheime Lehre Sin-^on^. 

Kakurojeru. jj^ no zi-vx) jorrm. Tsüki-no kumo-ni kaJcururu nado-ni jomeri. ,So liest man 
das Zeichen ^ in (verborgen sein). Es wird in dem , Verbergen des Mondes in den 
Wolken' und in anderen Gedichten gelesen'. 

Kamarfajor-busa. ,Der Sichelsperber, dp |^ to kaku. Tsübasa-ni tsürugi-no jb-naru fa 
ari-te ko-dori-wo täsi-otosü nari. ,Wird kam^-fajor-busa (der Sichelsperber, wie oben) ge- 
schrieben. Derselbe hat Flügel, deren Spitzen wie Schwerter gestaltet sind und mit 
denen er die kleinen Vögel zu Boden wirft'. Verse: 

Kumo-no uje^ni kama'faja-busa-n^o tobu tokirwa fajoMr^no tori-no kicsa-ni iru-ran. 

,Ueber den Wolken wenn der Sichelsperber fliegt, werden des Waldes Vögel sich 
zwischen die Pflanzen drängen'. 

Kage nabiku. ,Der Schatten neigt sich'. Dai-zin-no koto-vx) jomeri. ,Be8agt in Ge- 
dichten die Sache des grossen Ministers'. Verse: 

Denkachrifton der phil.hi«!. C1. XXIII. Bd. 35 



274 Pfizmaier. 

Kage nahiku mi-kasa-no jama-ni wiru kumo-no takekvr-mo arw-ga kaze taje-rm jo-ni. 

,Wo der Schatten sich neigt, auf dem Berge der drei Schirme die weilende Wolke^ 
tapfer auch ist sie, der Wind ist abgeschnitten in der Welt^ 

f^ Jchwo terase ^ kage nahiku fosi-no kurawi^jama nawo sakor-jukan jtiku^ 

,Der das Zeitalter erleuchtende, den Schatten werfende Berg von der Stufe der 
Sterne, der Ort, zu dem seine Herrlichkeit gehen wird, ist noch immer in der Feme^ 

Kakeje. |B. to kaku. Mata ukeje-to-rm) jomu. Fito-wo norö koto nari, ,\Vird ^ ge- 
schrieben. Man liest es auch ukeje. Ist so viel als die Menschen verwünschen'. 

Kage saje mijuru jama-no wi-no. ,Der Bergbrunnen, in welchem man blos den Schatten 
sichte Kore-wa a^aki-to iwan tame-ni woku kotoba nari. ,Diese8 ist ein für ein anderes 
gesetztes Wort, welches ,seicht' bedeuten wird'. 

Kake-no tare- J^ wo. ,Der herabhängende Schweif des Huhnes'. Niwa-tori-^no wo-no 
nagaki'Wo iü nari. ,Bedeutet, dass der Schweif des Huhnes lang ist'. 

Kamuri-no ko-zi. ,Das Tuch der Mütze'. Motodori-wo ireru tokoro nari. ,Ist die Stelle, 
in welche man den Haarschopf fügt'. 

Ka/urko-maju. ^ß^ ^ ^ to kahi. Kai-ko-no koto nari. Kuwa-ko^to-mo iü. ,Wird 
kafa-ko-maju (wie oben) geschrieben. Ist so viel als kai-ko, Seidenraupe. Man sagt auch 
kai'ko^. 

Kate. Katsü^gatsür-ni onazi. Stikosi-no aida-no koto nari. ,Ist mit katsüngatm gleich- 
bedeutend. Ist so viel als eine kleine Weilet 

Kasasagi-no juki-ai-no ma-no koto. ,Der Raum der Begegnung der Aelster. Ka- 
rin-rijh'sai-ni ide-tari. ,Ist in der trefflichen Begabung des Liederwaldes vorgekommen'. 
Verse : 

Jo-ja samuki koromo-ja usüki kasasagi-no jnki-ai-no ma-jori simo-ja wokur-ran. 

,Deren Nacht wohl kalt, deren Kleid wohl dünn, die Aelster, aus dem Räume ihrer 
Begegnung wird sie wohl Reiffrost legen'. Femer: 

Jo'ja samuki koromo-ja usüki kata-so-gi-no juki-ai-no mor-jori simo-ja woktir-ran. 

,De8sen Nacht wohl kalt, dessen Kleid wohl dünn, der Wellenhahn, aus dem Räume 
seiner Begegnung wird er wohl Reiffrost legen'. 

Kono Uta ron-gi-to iü fumi-ni-wa kata-so-gi-to aru. O'gi-kangaje-ni-wa kasasagi-to am. 
Kata-so-gi-to-wa kami-no jasiro-no tsüma-ni katana-no jb-nite tateru ki nari. 8ore-wo tsi-gi- 
to-mo iü nari. Kono täorwa sümi-je-no jasiro tost tsüki o-oku tsümori-te are-taru tokoro-no 
ari'kere-ha sono juje-wo o-o-jake-^i sira^e-matsüran tote mirkado-no mi-via^^ni kami-no tsüge 
ari-keru uta nari-to ijeri. Kasasagi-to iü setsu-wa amcMio kawa-ni ka^a^agi-to iü tori-no fa- 
wo narabete fasi-to nasi sijoku-zijO'WO watasür-to iü koto nari. Sono ka^a^agi-wo ajamari-ie 
kata-so-gi-to kaki-tam nari-to ijeri. Tada^si nana-tsüki nanu-ka-ni koso tanahata-no wataratmir^ 
tame-ni wataru-heki-ni fuju nado simo-^i jorni-awa^an koto ika^gonto kikoju. Sare-do uta-ni- 
wa sa-nomi kirawazü ren-ga-ni-wa jö-sija aru-beki-ka. Tada soror-jori simo-no furoAo iwan 
tote kasasagi-no juki-ai-no ma-jori-to-wa jomeru nari. Kasasagi-no fasi-ni simo-wo musübi-te 
jomeru uta-to-mo amata ari. ,Bei diesem Gedichte steht in dem Buche Ron-gi (die er- 
örternde Weise) das Wort kata-so-gij Wetterhahn. In der Untersuchung der verborgenen 
Weise steht ka^asagi., Aelster. Kata-so-gi ist ein auf dem Dachrande der Altäre der Götter 
nach Art eines Schwertes aufgestellter Baum. Man nennt diesen auch tsi-gi. Was dieses 
Gedicht betrifft, so sagt man: Da der Altar von Sumi-je ein wüster Ort gewesen, über 
den sich viele Jahre und Monde gehäuft, so ist es ein Gedicht, das, um den Grund davon 



Die poetischen Ausd&ücxb der japanischem Sprache. 275 

öffentlich bekannt zu geben, in den Gedichten des Kaisers den Göttern vorgetragen wurde. 
In derErklärung von kdsasagi heisst es, dass an dem Himmelsflusse (an der Milchstrasse) 
der Vogel kasasagi (Aelster) die Flügel zusammenlegt, eine Brücke bildet und die Weberin 
(das Sternbild) übersetzen Iftsst. Dieses Wort kastzsagt (Aelster) habe man irrthümlich 
kata-so-gi (Wetterhahn) geschrieben. Man hört jedoch: Indem die Weberin nur am 
siebenten Tage des siebenten Monates, des Willens überzusetzen wegen, übersetzen kann, 
wie mag man dieses mit dem in Gedichten vorkommenden Reiffrost des Winters u. s. w. 
vereinen ? Sollte man dergestalt in Gedichten dagegen keine Abneigung haben und in fort- 
laufenden Gedichten es zulassen? Wenn man jedoch sagen will, dass von dem Himmel 
Reiffrost fällt, sagt man in Gedichten: Aus dem Räume der Begegnung der Aelster. 
Es gibt auch viele Gedichte, in denen es heisst: ,Auf der Aelsterbrücke indess sich 
Reiffrost bildet'. An dem oben genannten siebenten Tage des siebenten Monates wird 
das Fest des Uebersetzens der Weberin gefeiert. Verse: 

Kasasaffi-no watasürja idzü-ko jußi-sim(Mio kumo-vn-ni siroki mine-no kake-fasi. 

,Wo die Aelster wohl übersetzen lässt, irgendwo der Reiffrost des Abends, zu dem 
Wolkensitze ist er des weissen Berggipfels angehängte Leiter'. 

Kazasi-no wata. ,Die Baumwolle der aufgesteckten Blumen*. Tihka-no setsi-je-ni tsijakur- 
süru nari. ,Man bekleidet sich damit bei dem Feste Tö-ka'. 

Kasa-ja-dori, ,Die Herberge des Regenschirmes^ Ama-ja-dori nari. ,Ist ein "Schutz- 
dach vor dem Regen*. 

Kasane-kawaror-ke. ,Der wiederholte irdene Weinbecher'. Tabi-tatsü toki-no sake-nari. 

,l8t der Wein, der getrunken wird, wenn man sich auf die Reise begibt'. 

Kazasi-gusa, ,Die Pflanze der aufgesteckten Blumen'. Afui-^o kota^ nari. ,Ist soviel 
als afui^ Malve'. 

Kaza-mi-gusa. ,Die Pflanze der Wetterfahne'. Janagi-no kotonaru na nari. ,Ist ein 
verschiedener Name für janagi, Weidenbaum'. 

Kaki-komoru. Fiki-komoru nari. ,Bedeutet: zurückziehend sich verbergen'. 

Kaki-tarete. Kaki-kumori-taru nari. ,Bedeutet: zurückgezogen und verborgen'. 

Kaki-nasü koto, ,Die mit den Nägeln ergriffene Laute'. Kaki-narasü nari. ,Bedeutet : 
mit den Nägeln ergreifen und tönen lassen'. 

Kaki'tsümete. Kaki-atsümete nari. Jst so viel als koM-atsÜmete^ mit den Nägeln er- 
fassend imd sammelnd'. 

T0lf Kami-nabi-^o muro. Jamato-no mei-sijo nari. Kami-nabi-no mori-wa jamor-siro-nx) 
mei-sijo nari, Idzüre moi-wo-mi-to jomu-hesi. ,Ist ein berühmter Ort in Jamato. Kami-nabi" 
no mori ist ein berühmter Ort in Jama-siro. Man kann jedoch moi-wo-mi lesen'. Sonst 
wird als berühmter Ort in Jama-siro auch kami-nami-no mori oder kan-nami-no num genannt. 

Kami'kaze-ja i-se. ,Der Götterwind I-se'. Kami-kaze-wa i-se-to iwan makura-kotoba 
nari. Kami-kaze-wa kami-no i-toku-wo forne-taru nari-to iü setsä ari. yKami-kaze ,Götter- 
wind' ist ein Polsterwort, welches das Reich I-se bedeuten wird. Es gibt eine Erklärung, 
welche sagt, ,Götterwind' habe die Bedeutung: die Macht der Götter gepriesen haben'. Verse: 

Kami-kazer-ja i-se-no fama-wogi wori-siki-^te tabi-ne-ja süran araki fama-be-ni. 

,Den Weiderich des Strandes des Götterwindes I-se brechend und breitend werd' 
ich auf der Reise wohl schlafen an der wüsten Uferseite'., 

jj^ Kami-no mani-mani. ,Der Wille der Götter'. Kami-^no mi-kokoro-^i sitagb nari. 
Man-jeö-ni JS Kt 'imani-mani-to kaki-te mani-mani'-to jomeri. ,Bedeutet: den Willen der 

36* 



276 Pfiziuieb. 

Götter befolgen. In dem Man-jeö wird mani-mani (d. i. züi-wi^ wie oben) geschrieben 
und mani-mani gelesen'. 

Kami-no isamuru mitsi naranaku-ni. ,Auf dem die Götter Ordnung schaffen, der 
Weg, indess er nicht ist'. Nav^rnjo-no tsigiri-wo musühu kotoba. Kami-no set-si-tamb mitsi'- 
ni-wa arazvr-to nari. ,Sind Worte, mit denen Mann und Weib einen Bund schliessen. 
Bedeutet, dass es nicht der Weg ist, auf welchem die Götter Ordnung schaffen'. 

Kami-no fimoro-gi. ,Das Dargebrachte für die Götter'. Nani-nite-^mo kami-rd sonawasi- 
matsüru mono nari. ,Bedeutet, dass man mit irgend etwas den Göttern ein Ge- 
schenk macht'. 

Kami-zima. ,Die Götterinsel'. Fü-rai-wo iü nari. ,Bezeichnet die Insel Fung-lai'. 

Kami-no sagari-ba. ,Das Herabhängende des Haupthaares'. Gen-zi-ni kami-no sagari- 
ba ito ka-uboM-to ari kami-wo kedzüri sage^taru nari. ^ "T^ ^ ^^ kaku. ,In dem Ge- 
schlechte Gen heisst es : Des Haupthaares herabhängendes Ende ist sehr voll von Wohl- 
geruch. Das Wort bedeutet, dass das Haupthaar herabgekämmt ist. Es wird kami-no 
sagari-ba (wie oben) geschrieben. 

Kasiko-dori. ,Der verständige Vogel'. Taka-no i-meö nari. ,Ist ein verschiedener Name 
für taka^ Falke'. 

Ka-bi-ja-no keburi. ,Der Rauch des Hauses des Hirschfeuers'. Kor-bi-jorto-wa aJci-ta- 
moru iwo nari. Sono sita^ni fi-wo kujiirasi-te sika-ioo otosü. Sono joru-no keburi nokori-te 
asa-kammi-no gotoku jama-ni tanabikur-wo ijeri. "fC IM Ka-bi-to kaki-keri. MoJta >§ )IC ^ 
to iü-wa kami-no otsi nado fi-ni taki-te sono ka-nite sikor-wo otosü kokoro nari. Issetsü^ 
farttr-no toki kai-ko-wo kb ja-wo kafirjor-to iü san-zitsOr-no koto nari. Sono kai-ko-wo jasinb 
sorfö'Wa sijb-guwatsü ^ ^ ui-ne-no ß ^ ^ ne-mum^-no tosi umi-seru musüme-wo 
^ "^ kai-me-to site san-zitsü-wo utsi-farai iwai-somuru nain. Saie ni-guwatsü mum^i-no fi 
fazimste kai-ko-no tane-wo idoM-te [tan-zitsü-ni atarasimete san-guwatsü itiuma-no fi fazimete 
kuwor^i tsOkete si-go-guwatsü-wo Tnaju-wo fika toki-ni sü ije-ije. Mata jam/i-da-no iworir-ni 
ta-wo mamoru fito-no jama-naka-^i fanare-i-te smaeru-ga ^ fi-ico ktijurasi-te ^ ka-tvo w6 
naH-to-Too ijeri. fKor-bi-ja (das Haus des Hirschfeuers) ist eine Hütte, in welcher man im 
Herbste die Felder bewacht. Man zündet in derselben ein Feuer an und macht durch 
den Rauch die Hirsche unschädlich. Man sagt, dass dieser nächtliche Rauch zurückbleibt 
und auf den Bergen gleich dem rothen Wolkendunste des Morgens sich verbreitet. Es 
wurde ka-bi (Hirschfeuer, wie oben) geschrieben. Femer steht ka-bi-ja (das Haus des 
wohlriechenden Feuers, wie oben) in dem Sinne, dass man abgefallenes Haupthaar und 
ähnliche Dinge verbrennt und mit dem Geruch die Hirsche unschädlich macht. Nach 
einer Erklärung ist dieses Wort so viel als ein Seidenraupenhaus, welches kafi-ja (das 
Haus der Ernährung), nämlich das Haus, in welchem man zur Frühlingszeit die Seiden- 
raupen aufzieht, genannt wird. Die Weise, diese. Seidenraupen aufzuziehen, ist folgende: 
Man macht die im ersten Monate des Jahres, an dem ersten Tage Ne (1), in dem Jahre 
Ne (1) oder Muma (7) geborene Tochter zur Ernährerin, reinigt das Seidenraupenhaus 
und fängt an zu beten. Hierauf nimmt man im zweiten Monate des Jahres, an dem 
Tage Muma (7) zum ersten Male die Eier der Seidenraupen heraus und erfrischt sie in 
einem warmen Zimmer. Im dritten Monate des Jahres, an dem Tage Muma (7) bringt 
man sie zum ersten Male auf den Maulbeerbaum und bestimmt den vierten imd fünften 
Monat des Jahres als die Zeit, wo man das Gespinnst zupft u. s. f. Femer wird gesagt, 
das Wort bedeute, dass die in den Hütten der Bergfelder das Feld bewachenden Menschen 



DiS POmSCHBN AüSDRÜCIB DBB J4PANI8CHBN SPBACHB. 277 

in dem Gebirge abgesondert wohnen, ein Feuer anzünden und durch den Rauch die 
Mücken vertreibend Verse: 

Jo-mo mgara korbi-ja-ga keburi tatsi-scjete asa-kiri fukasi wo-jama-da-no fara. 

,Durch die ganze Nacht der Rauch des Hauses des Hirschfeuers, aufsteigend indess 
er hinzufügt, ist der Morgennebel tief auf der Ebene des kleinen Bergfeldes^ 

Ka-mo nagara. Kaku-mo nagara-to iü koto nari. ^Bedeutet so viel als kaku-mo nagara^ 
indess es so auch ist^ 

Kamo-no fa-iromo jama. ,Die Berge von der Farbe der Aentenflügel'. JTzrw-Tio jama- 
7ho awo-awO'to site kanuMio fa-iro-ni ni-tarvr-wo iü nari. ^Bedeutet, dass die Farbe der 
Berge des Frühlings ganz grün und der Farbe der Aentenflügel ähnlich geworden ist'. 

Kaze-no fuki-siku. Tsüjoku fuku kokoro nari. ,Hat den Sinn von heftig wehen'. 

Kaze-zo siku-meru. Sikiri-ni fuku koto nari. ^Bedeutet das heftige Wehen des Windest 

Kaze susafu'to-wa fuku koto nari. ^Kaze süsafu bedeutet das Wehen des Windes. Kaze 

fuM-susafurto-wa jamu koto nari. ^Kaze fuki-süsafu bedeutet das Aufhören des Windes'. 

Ame-zo sikur^meru ame-süsofu-mo on^azi. ,Von gleicher Bedeutung sind die Wörter ame-zo 

siku-meru (es regnet heftig) und ame-süsofu' (es regnet). 

Kaze-kaworu. ,Der Wohlgeruch des Windest Natm nari. Minarai-kaze süzüsiku fuki-te 
niw6 nari. ,l8t der Sommer. Bedeutet, dass der Südwind kühl weht und wohlriecht'. 

Kaze-matsuri. ,Das Windopfer'. Kaze-^o sidzümen tote farai-wo suru nari. ^Bedeutet : 
das Bannen vornehmen, um den Wind zu besänftigen'. 

Kaze-mo fuki-ajezu. ,Der Wind wagt nicht zu wehen'. Faki-ajerm-wa fukanvAo iü 
koto nari. Inisije^ima^atsume-ni sakura-no gotoku toku tsiru mono-wa nasi-to {jeri-kere-ba. 
,Nicht wagen zu wehen ist so viel als nicht wehen. In der Sammlung des Alterthums 
und der Gegenwart heisst es: Die gleich den Kirschblüthen schnell verstreut wurde, 
eine solche Sache gibt es nicht. Demnach sagt ein Gedicht'. Verse: 

Sakurorhana toku tsiri-nu-to-mo omowojezü ßto-^no kokaro-zo kaze-mo fuki-ajenu. 

,Die Kirschblüthen sind schnell verstreut wohl. Der Mensch, der an uns nicht denkt, 
sein Herz wagt als Wind nicht zu wehen'. 

Kaze-no jurusL ,Da8 Losesein des Windes'. Nodoka-naru ke^siki nari. ,Ist der An- 
blick einer ruhigen, windstillen Gegend*. 

Kaze-no tajori. ,Die Nachricht des Windes'. Fonokor-ni kiki-taru nari. ,Ist etwas, 
das man unbestiramt gehört hat'. 

Kasümi-no fora. ,Das tiefe Thal des rothen Wolkendunstes'. Sen-t6 mi-tokoro-wo rribsi- 
matsuru nari. Midori-no fora-to-mo iü. ,Bedeutet : den Ort des tiefen Thaies der Unsterb- 
lichen (den Wohnsitz eines abgedankten Kaisers) 'angeben. Man sagt auch midori-no 
fora^ das grüne tiefe Thal'. 

Kasumi-gawa. ,Der Fluss des rothen Wolkendunstes. Kasumi-no mi-kawa-to iü nari. 
,Bedeutet die drei Flüsse des rothen Wolkendunstes' (die Wassergräben des kaiserlichen 
Palastes). Verse: 

Kasüm-gawa fana uguisurm todzirarete farvrm komoreru jado-no ake-bono. 

,Der Fluss des rothen Wolkendunstes von den Grünlingen der Blumen wird ver- 
schlossen, und ist des von dem Frühling verborgenen Einkehrhauses Tagesgrauen'. 

Kasümi-no mi-fo. ,Die Kornähren des rothen Wolkendunstes'. Sora-no mi-fo tote umi-ni 
tatoje-taru nari. Kumo-no mi-fo-to-mo jom^ri. ,Man meint ,Kornähren der Himmels- 
feste* und vergleicht dieses mit dem Meere. Man liest auch kumo-no mi-fo ^ die 



278 Pfizmaieb. 

Kornähren der Wolken'. Aehnlich der Ausdruck nami-no fo, die Kornähren der 
Wellen*. 

Kammi-no inotsL ,Da8 Lebensloos des rothen Wolkendunstes'. Jama-bito-wa kasümi-wo 
fuhir-site inotsi-wo nobururto nari. ,Bedeutet, dass die Unsterblichen den rothen Wolken- 
dunst als Arznei gebrauchen und dadurch ihr Leben verlängern'. 

Kazümajerarenu. Kazojerarenu nari. ,Ist so viel als kazqjerarenu^ was nicht gezählt 
wird, unzählig.' 

K(isüme'kikojwru. Fonoka-ni sirazü kokoro nari. ,Hat den Sinn^ dass man über etwas 
im Dunklen ist und es nicht weiss'. 

Kasü-ka-matsüri. ,Da8 Opfer des Frühlingstages^ Ni-gtiatsü kami-no ^ sarurno ß 
nari. ,l8t der erste Tag Saru in dem zweiten Monate des Jahres', 

Classe Jo. 

Jo-wi-no f^ s6. ,Der Bonze des Weilens in der Nacht'. Dai-ri-nite mi-ka'-dzi'Süm s6 
nari. JS ^ Jo-wi-TW Hl mor-to iü tokoro^nite okond nari. Jo-rm-no ^ ^ mi-nori-to-mo 
jomeri. ,Ist der Bonze, der in dem kaiserlichen Palaste lun Schutz zu Buddha betet. Er thut 
dieses an dem Orte, der jo-wi-no ma ,der Raum des Weilens in der Nacht' genannt wird. 
Man liest in Gedichten auch jo-m^no mi-nori^ die erhabene Vorschrift des Weilens in 
der Nacht'. 

Jorodzü jo-no koje. ,Die Stimme der zehntausend Zeitalter'. Narorno mi-kado-no mi-toki 
mi-kasa-jama-ni ban-zei-wo jobb koje-si-keri. Sore-jori tai^dai-ni-wa ban-zei-wo fito^njotovHbrv^wo 
jobd-to iü nari. ,Zu den Zeiten des Kaisers von Nara rief auf dem Berge der drei Hüte 
eine Stimme : Zehntausend Jahre 1 Seit dieser Zeit sagt von den Menschen, wenn sie in dem 
grossen Inneren den Gesang ,Zehntausend Jahre I' anstimmen, dass sie laut rufen'. Verse : 

Jorodzü jo-to mi'kasa-no jama-zo jobafu naru ame-no sita koso tanosi-karurrasi. 

,Zehntausend Zeitalter ! Dieses mit lauter Stimme ruft der Berg der drei Hüte. Was 
unter dem Himmel, war nur von Freude voll'. 

• ftt Jo-ni-si mite. Jo-ni fanare-kaTie-taru-to iü kotoba nari. ,Ist ein Ausdruck, welcher 
bedeutet, dass man sich in der Welt nicht trennen konntet 

Joboro. "J* 'tfc to kaku, Tand fijakvr-seö ija^iki mono-wo iü. Mata fitomo tsükai-mono^ 
tvo-mo ijeri. ,Bedeutet einen gemeinen Mann des Volkes. Auch nennt man so einen von 
den Menschen abgesandten Mann'. 

Jo-toko-mo. ^ jj^ nari. Jo-mo sügaror^i onazi. ,Bedeutet: die ganze Nacht. Ist 
mit jo-mo sügara gleichbedeutend'. 

Jo'doko. ^ ^ n^Lri. Ne-dokoro-no koto nari. Doko nigori-te jomu. ,Bedeutet jo-doko 
wie oben), Nachtbett. Ist so viel als ne^-dokoro^ Schlafstätte. Doko wird trüb gelesen*. 

;^ ^ Py Jo'toki. ,Die vier Zeiten'. Nade-si-ko-^o i-med-wo ijeru nari. ,Bezeichnet 
einen verschiedenen Namen für nade-si-ko^ Nelke'. 

Jo-dono. ,Die Vorhalle der Nacht'. ^ ^ to kaku. Nuru tokoro nari. Mata jorur-no 
otodo-wa sei-reö'den nari. ,Wird jo-dono (wie oben) geschrieben. Bedeutet eine Schlaf- 
ötätte. Auch joru-no otodo (der grosse Diener der Nacht) bedeutet die klare, kühle Vor- 
halle' (ein buddhistisches Kloster). 

Jorur-no koromo-wo kajesü. ,Das Nachtkleid wechseln'. Koromo-wo kajesi-te nure-ba 
koi-siki fito-wo jume-ni mirvr-to iü. ,Bedeutet : Nachdem man das Kleid gewechselt hat 
und schläft, den geliebten Menschen im Traume sehen'. 



Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache. 279 

Jorvr-he, ,Die stützende Seiten Tanomu jg^ jen aru atari-wo iü. ^Bedeutet eine mit 
einem Schutzdach versehene SeiteS 

JorU'he-no midzü. ,Das Wasser des Verlasslichen*, Tosi-nari'kix) tei-ka-kih-no go-setsü- 
ni'Wa tdda 1^ jen aru midzürfii motsi-i-'/anheri kijo-süke setsü-^i-wa stja-tö-^i miäzü-kame-ni 
iri-woku nddzürno josi ijeri. ,Nach der Erklärung Tosi-nari's und Tsi-ka's wird dieser 
Ausdruck bloss von einem mit einem Schutzdach versehenen Wasser gebraucht. Nach 
der Erklärimg Kijo-suke's ist es das Wasser, das man auf einem Tempelgrunde in 
Wasserkrüge giesst^ 

JoTv^no nisiki. ,Der Brocat der Nachts Stj^b-hai-zin-to ijeru fito fazime-wa matsüsi- 
kari'Si-ga notst-ni kuwai-kei-no tai-sijurto nari-te fü-ki-ni-süe kchkijchni kajerazaru-wa nisiki^ 
wo kite joru jukvrga gotosi-4o ir-ükeru ko-zi nari jotte jami-no nisiki joni-no nisiki nado mina 
mvnge-m sen-naki koto-ni jomeri. ,Ein Mann Namens Tschü-mai-tschin, der anfänglich arm 
gewesen, wxu-de Statthalter von Kuei-ki und sagte, als er reich und vornehm war: In 
die Heimath nicht zurückkehren, ist so viel als sich in Brocat kleiden und in der Nacht 
einhergehen. — In Bezug auf diese alte Begebenheit wird ,Brocat der Finsterniss', 
,Brocat der Nacht* und Aehnliches in Gedichten zur Bezeichnung der allerniedrigsten 
nutzlosen Sache gesagt'. Gen-zi-ni kono momidzi-wo ßtori mimu-wa nisiki-gura-u obojete-to 
ijerur-mo kore-ga kokoro nari. ,In dem Geschlechte Gen wird in diesem Sinne gesagt: 
Indem ich diesen Ahorn allein sehen werde, erinnere ich mich an das Wort : der Brocat 
in der Dunkelheit'. Verse: 

Miru ßto-mo naku-te tsiri-nuru okii-jama-no momidzi-wa jonir-no nisiki nari-keri. 
,Indem kein Mensch ist, der sie sieht, sind die verstreuten Ahornblätter des tiefen 
Gebirges der Brocat der Nacht geworden'. 

Momiäzi-ha-wo wake-tsütsü juke-ba nisiki kite ije-ni kajerv^to fito-ja miru-ran. 
,Die Ahomblätter zertheilend wenn ich gehe, in Brocat gekleidet, dass nach Hause 
ich zujpückkehre, werden die Menschen sehen'. 
Kura-karanu nisiki-ja tsüki^no sita momidzi. 
,Nicht verfinsterter Brocat wohl unter dem Monde die Ahornblätter'. 

JoruHio fo'kage. ,Der Feuerschatten der Nacht'. Tomosi-bi-no kage nari. ,l8t der 
Schatten der Lampe'. 

Joru-no o-masi. ,Der Wohnsitz der Nacht'. Sin-den-wo ijeri, ,So nannte man die als 
Schlafgemach dienende Vorhalle des Palastes'. 

« 

Jo'Wo matsü tsüki. ,Der die Nacht erwartende Mond'. Jü-kata-ni ß-no aru utsi-ni 
(dzüru-wo iü. Ja-bun^ni arazü. ,Bezeichnet den Aufgang des Mondes am Abend, während 
die Sonne noch scheint- Es ist nicht die Nacht'. 

Jo'Wataru tsüki. ,Der in der Nacht übersetzende Mond'. M 1SL ^ Jo-wataru tsüki 
nari. Jo-mo sügara-no tsüki-wo iü. Ari-ake nari. ,l8t jo-wataru tsüki (wie oben)^ Bedeutet 
den die ganze Nacht scheinenden Mond. So viel als ari-aJce^. Verse: 

Mu-bor-tamor-no jo-wataru tsüM-no sumu sato-wa gern fisa-kata-no ame-mo fasi tatsü. 

,Der die Nacht der Edelsteine der schwarzen Flügel übersetzende Mond, die Strasse, 
wo er weilt, in der That des lange währenden festen Himmels Brücke dort erhebt sich'. 

Jo-gare. ^ Jo-wo fedatete jukanu nari. ,Weil die Nacht dazwischen kommt, sich 
nicht auf den Weg machen'. ^ ^ to-mo JJl] ^ to-mo kaku. ,Wird ja-ri und ja-betsü 
(wie oben) geschrieben'. 



280 Pfizmaibr. 

fQ Jotsü-no sügcUa. ,Die vier äusseren Gestalten'. Tsi süi kuwa fü nari. ^Bedeutet 
Erde, Wasser, Feuer und Wind'. 

fQ Jotsü-no takara. ,Die vier Kostbarkeiten'. Si n6 k6 seö nari. ,Bedeutet die vor- 
züglichen Männer, die Ackersleute, Handwerker und Kaufleute'. 

fQ Jotsü-no fjj^ wo, ,Die fünf Schnüre'. Bi-wa-no koto nari. ,Ist so viel als bi-wa, Zither'. 
fQ Jotsür-no fune. ,Die vier Schiffe'. Ken-tö-si nari. ,Sind die abgeschickten Ge- 
sandten von Thang*. Dai-si fukv^si fh-kuwan sijtir-ten-no si-nin-wo nosete tsükawasaruru fune 
nari jotte jotsö^no fu/ne-to iü. Man-jed-no naga-vta-ni-mo jovii-tari. Mata jo-tsüna-fune-to-nwi jeri. 
,E8 sind die Schiffe, auf welchen die vier Männer: der grosse Gesandte, der zugetheilte 
Gesandte, der entscheidende Palastdiener und der den Vorbildern Vorgesetzte abgeschickt 
werden. Sie heissen demnach die vier Schiffe. Man hat es so in dem langen Ge- 
dichte des Man-jeö gelesen. Es wurde auch jo-tsüna-fune (Schiff der vier Taue) genannt'. 
Jona-dori. Me^dori-to iA koto-ka. Arui-wa iwaku jona-wa vtafur-ib iü tori nari-to ijeri. 
Issetsü-ni-wa vtsüwo-to iü tori nari. ,Scheint so viel als me-dori ,weiblicher Vogel oder 
Henne' zu sein. Einige sagen, es heisse, dass Jona ein Vogel Namens tUafu (eine Art 
Möwe) sei. Nach einer Erklärung ist es der mit dem Namen utsüwo benannte Vogel'. 
ütsüwo als Name eines Vogels wurde sonst nirgends aufgefunden'. Verse: 
Masuror-o-no jemu fina-dori-wo uraburete namida-wo akaku'jotosü jona-dori. 
,Der starke Mann, indess die lachenden Küchlein er bedauert, von der die Thränen 
roth herabfallen, ist die Henne'. 

ftt; Jo-narenu. Jo-ni narenu-to iü koto nari. ,Ist so viel als jo-ni narenu, an das Zeit- 
alter, an die Welt nicht gewöhnt'. 

^ Jo-na-jo-na. Tada joru-joru nari. ,l8t bloss jorii-joru ,Nacht für Nacht'. Verse : 
Furv^sato-no moto ara-no ko-fagi saki-si jori jo^na-jo-na niivor-no tsüki-zo lUsüra/u. 
,In meiner Heimath, auf dem eigenen wüsten Felde der kleine Weiderich, seit er 
hervorgesprossen, Nacht für Nacht wiederglänzt des Vorhofes Mond'. 

• ftt Jo-no uki-jori-wa. ,Seit der Vergänglichkeit der Welt'. Jama mono-sabisi-kere-do 
jo-no uki-jori'Wa jorosiki-to iü nari. ,Man sagt, das Gebirge sei zwar verödet, allein seit 
der Vergänglichkeit der Welt sei es gut'. Verse: 

Jama sato-wa mono-no sabisiki koto koso are jo-no vki-jori-wa sümi-jo-kari-keri. 
,Der Gebirgsort mag die stille Einsamkeit nur sein. Seit der Vergänglichkeit der 
Welt war in ihm gut zu wohnen'. 

• ftt Jo-no saga. ,Das Steile der Welt'. Jo-no naka-no asiku kewasiki kokoro nari. 
,Hat den Sinn, dass die Welt schlecht und voll steiler Wege ist'. 

Jo-kudatsi. ,Das Neigen der Nacht. ^ ^ to kaku. Jo-no fuke-juku koto nari. ,Be- 
zeichnet, dass es spät in der Nacht wird'. Verse: 

Jo-kudatsi-ni ne-samete wore-wa kawa-wo tome kokoro-mo sino-ni naku tsi-dori kana. 
,Bei dem Neigen der Nacht aus dem Schlaf erwachend, halte den Fluss ich auf. Im 
Herzen vielfach denkend — der singende Regenpfeifer 1' 

Jobu ko-dori. ,Der Vogel des rufenden Kindes'. Ml ^ ^ to kaku. Iro-iro-no setsü 
are-domo ko-kin den-zih-no fito-ni arane-ba zissetsü sire-gatasi, Tadafaru-no tori-to kokorojete 
tsükuru-besi-to nari. ,E8 gibt zwar verschiedene Erklärungen dieses Wortes, da es aber 
Niemanden gibt, der Alterthum und Gegenwart überlieferte, kann man die wahre Er- 
klärung nicht wissen. Man kann bloss mit Ueberzeugung einen Vogel des Frühlings 
daraus machen'. 



Die pobtischen AcsdrOcke der japanischen Sprache. 281 

4tf* Jo-komori-te mgtisti tosi tsuki. ,l)ie Jahre und Monate, die man in der Welt ver- 
borgen zubringt*. Jo^-ni mazirazü komori'i-tarU'Wo nä. Mata oi-saki nagaki osanaki fita-wo- 
mo jo-komorunio iü sore-wa fator-ha-mo matsw-ni tsi-jo-no komcyni nado-to iti-ga gotosi. Jukih 
süje farukd-naru tokoro nari. ,Bedeutet, dass man mit der Welt sich nicht abgibt und 
sich verborgen hat. Auch einen schon lange aufgewachsenen jugendlichen Menschen nennt 
man jo-komoru^ in der Welt verborgen. Dieses ist wie der Ausdruck : ,In der Fichte der 
zwei Blätter sind tausend Geschlechtsalter verborgen' und Aehnliches. Das Ziel des 
Wandels ist ein in weiter Feme befindlicher Ort'. 

Jogosi-mbsaku. , Beschmutzend melden'. W ^ ^^ kaku. Fito-wo sakasira-süru koto^wo 
ijeri. ,Wird zan-gen (wie oben) geschrieben. Bedeutet, dass man einen Menschen verläumdet'. 

^ Jo-samu. ,Die Nacht kalt'. Aki nari. ,Ist der Herbst'. Jo-wo samu-mi-wa fuju 
nari. ^Jo-wo samu-mi ist der Winter'. Verse: 

Kiri-giri'SÜ jo-samvrm aki-no naru mama-ni jobant-ga koje-no toxco-zakari-juku. 

,Die Grille in dem Kälten der Nacht, wie eben des Ilerbstes Tönen, der Ton, mit 
dem laut sie singt, entfernt sich immer weiter'. 

Jogi-te, Jokern koto nari, Mata joginu-wa sügiiru-koto nari. ,BedeutetjoÄörw, wegnehmen. 
Jogiru bedeutet auch süguru^ hinübergehen'. Verse: 

Fariir-kaze-wa fana-no atari-wo jogi-te fuke kokoro-dzükara-ja utsürafu-to min. 

,Der Frühlingswind die Blumen zur Seite blase hinweg. In dem eigenen Herzen 
wiederglänzen werd' ich sie seh'n'. 

Joki-no kami. Ten-sin nari. Jamato-kuni-ni aru. ,l8t ein Gott des Himmels. Derselbe 
(sein Tempel) befindet sich in dem Reiche Jamato'. Die Bedeutung von joki (sonst 
,breite Axt') ist ungewiss. 

Jaziro-iro-gusa. Bo-tan-no itsi-meö nari, ,Ist ein Name der Päonie'. 

Josi'ja sa-wa. Josi sara-ba-to iü kokoro nari. ,8teht im Sinne von josi sara-ba, 
Lebewohl'. 

Jod-noM-goto. In-rai-mo naki mu-sa-to siAant koto nari. Tada josi-noM-to-wa sen-naki 
nari. , Bedeutet eine ohne Grund und unbedacht verrichtete Sache. Josi-nasi allein be- 
deutet sen-nasi^ nutzlos'. 

Jo-ßrorno fana. ,Die Blume der vier Flächen'. Adzisai nari. Mata adzisai-no jo- 
fira-no fanor-to-mo ijeri. ,Ist der Wasserstrauoh. Man sagt auch : die vierflächigen Blumen 
des Wasserstrauches'. 

Joinogi-no maru-ne. ,Das angekleidet Schlafen des Beifusses'. Jomogi oi-taru sato-no 
jado-ni ne-taru nari. ,Bedeutet: in dem Nachtlager einer Gasse schlafen, in welcher Bei- 
fuss wächst'. Issetsü-ni-wa kuruma-no utsi-ni ^ ^ maru-ne-si-taru-ivo iü. Jotte kumma- 
wo-mo jomogi-to yeru-to nari. lada karz-ne^no kusor-makura nado-nite fitori-ne-süru nari-to 
kokoro-je-besi. Jornogi-fu-to-wa jomogi-ni kagirazit kusa fukakvr-te tsüki-taru ije^wo ijeri. Gen- 
zi'vi kakaru jornogi-fur^no-to tjeru-mo ijasiki ko-ije-ioo sasi-te ijeri. ,Nach einer p]rklärung 
bedeutet es: in dem Inneren des Wagens angekleidet schlafen. Desswegen nenne man 
den Wagen auch jomogi, Beifuss. Man könne sich dadurch überzeugen, dass Ausdrücken 
wie kari-ne-no kttsa-makura-nite ,auf dem Pflanzenkissen des kurzen Schlafes' die Bedeu- 
tung ,allein schlafen' zukommt. Der Ausdruck jomogi-fu (das Wachsen des Beifusses) sei 
nicht auf den Beifuss beschränkt. Er bezeichne ein Haus, an das sich die Pflanzen fest 
angelegt haben. In dem Geschlechte Gen beziehe sich der Ausdruck kakaru jornogi-fuHfU) 
(das bevorstehende Wachsen des Beifusses) auf ein gemeines kleines Haus'. 

DeokBCbriften der phiL-hist. CI. XXII. Bd. 36 



2g2 Pfizmaier. 

Jomogi-ga soma. ,Das Gebirgsholz des Beifusses'. ^Jomogi-no takaku sigeri-te matm 
sugi-no jb-ni mijuru-wo iü nari. San-rui-ni arazü. ,Bedeutet , dass der Beifuss hoch und 
blätteiTeich den Anblick von Fichten und Cypressen bietet. Es hat nichts mit dem 
Gebirge gemein'. Verse: 

Sa-midare-ni kusa kutsi-ni-keri waga jado-no jomogi-ga soma-^ii jotaru tohi-kafu. 

,In Verwirrung sind die Pflanzen verfault. Zu dem Gebirgsholz des Beifusses meines 
Nachtlagers kommen Feuerfliegen geflogen'. 

Jo-mo-jama. ,Die Berge der vier Gegenden'. Meguri-no jama-no koto nari. ,Bedeutet 
die Berge des Umkreises'. Verse: 

Jo-mo-jama-no ^ ko-no me faru-same furi-nure-ha kazo-iro-to-ja-wa fana-no tanoman. 

,Auf die Knospen der Bäume der Bergen der vier Gegenden wenn der Frühlingsregen 
gefallen, wie auf Vater und Mutter werden die Blumen bauen'. 

Jo-mo-kawa. ,Die Flüsse der vier Gegenden'. Meguri-no kawa nari. ^Bedeutet die 
Flüsse des Umkreises'. 

Natm-no ^ jo-mo juki-ge-no midzü-zo nagare-juku tsüki kage-fukaki fu-zi-no jo-mo-kawa. 

,In der Sommernacht das Wasser des schmelzenden Schnees fliesst dahin, auf denen 
tief des Mondes Schatten, in den Plüssen des Umkreises des Fu-zi'. 

Classe Ta. 

Torwa jasuki. Ta-jasüki nari. ,Bedeutet ta-jasükij leicht, bequem'. 

Taware-sima. ,Die ausschweifende Insel' ^^ll^ ^ JSL ^o kaku. Fi-go-no mei-sijb nari. 
,Wird ßi-riü-sima (wie oben) geschrieben. Ist ein berühmter Ort in Figo'. 

Tani-no koje, ,Die Stimme des Thaies'. Munasiki tani-ni nani-to naku-koje aru nari. 
Ko'tama-ni-tüa arazü. ,Bedeutet, dass in einem leeren Thale irgend ein Ton erschallt. 
Es ist nicht das Echo'. 

Die verschiedenen Namen für tatsi-hana^ Pomeranze: 

Mukasi-gtisa. ,Die Pflanze von ehemals'. 

Niwa^ko-gusa. ,I)ie alte Pflanze des Vorhofes'. 

Noki-fu-gusa. ,Die an dem Vordache wachsende Pflanze', 

Toko-jo-no mono. ,Die Sache der ewigen Geschlechtsalter'. 

Tatsi-nuwanu koromo. ,Ein nicht zugeschnittenes und ungenähtes Kleid'. Jama-hito^no 
koromO'Wa tatsi-nui-süru koto naki nari. ,Bezeichnet, dass das Kleid der Unsterblichen 
nicht zugeschnitten und nicht genäht wird'. 

Taka-vii-sogi . Rijh-gi ari fito-tsü-wa taka-mi-sogi-nite tana-wo takaku kaki-te mi-sogi-wo 
süru nari. Issetsü-ni-wa taga misogi-to iü kokoro nari. O-oku-wa kore-wo motsiju-besi. ,Hat 
zwei Bedeutungen. In der einen heisst es taka-mi-sogi ,das hohe Bannen oder Reinigen' 
und ist so viel als ein Brett hoch erheben und das Bannen oder Reinigen vornehmen. Nach 
einer Erklärung heisst es taga mi-sogi ,wessen Bannen oder Reinigen'. In vielen Fällen 
kann man von der letzteren Erklärung Gebrauch machen'. 

Take-tori-no okina. ,Der bambusnehmende Greis'. Mukasi sani-gi mija-dzüko-to ijeru 
okina ari sore-ga musüme-wo kaJcu-ja-ßme-to ijeri. Kono fime okina-ga ije-no sono-no taJce- 
no /ajasi-no naka-ni ke-seö-si-taru-wo okina jadnai-tori-te ko-to seri. Fito-to naru-ni sitagai-te 
kawo'joki koto tagui-naku fikari ari-te katawara-wo terasü. Kore-wo mi-kiku fito mina tamasi" 
i'WO usinai'te koi-sitaje-domo fime-wa moto nin-gen-^i arane-ba itoi-te ten-zib-m nobori-sareri. 



DiB POETISCHEN AüSDRÜCKE DER JAPANISCHEN SPRACHE. 283 

Kore-wo take-tori-no okina-no mono-gatari-to iü. Ka-to ke-to go-on ai-tsü-zü jotte |5& ^ 
to kaki'te iaka-tori-to jomeru nari. ,Ehemals lebte ein Greis, den man den Palastdiener von 
Saru-gi nannte. Dessen Tochter hiess die vornehme Tochter Kaku-ja. Diese vornehme 
Tochter ward in dem Bambuswalde des Hausgartens des Greises durch Verwandlung 
geboren. Der Greis zog sie auf und nahm sie an Kindesstatt an. Sobald sie erwachsen 
war, hatte ihre Schönheit nicht ihres Gleichen und erfüllte ihre Umgebung mit Glanz. 
Die Menschen, welche sie sahen oder von ihr hörten, verloren den Verstand und liebten 
sie. Da sie jedoch nicht zu dem Menschengeschlecht gehörte, empfand sie Widerwillen, 
stieg zu dem Himmel empor und verschwand. Dieses nennt man die Erzählung von 
dem Greise von Take-tori. Da ka und ke in den fünf Lauten gegenseitig für einander 
gebraucht werden, schrieb man take-tori (wie oben) und las es taka-tori^ 

Taka-ha-kari'siku. ,Die Bambusblätter abmähen und breitend Taka-ba-wa |^ ^ 
nari. JS ^ ^o taka-gaki-to iü tagui nari. /Taka-ba bedeutet Bambusblätter (wie oben), 
ähnlich wie ,Bambushecke' (wie oben) durch takor-gaki ausgedrückt wird'. Verse: 

Jamato-ni-wa kikoje-mo juku-ga ChO-ga-no-no taka-ba-kari-siku iwori-sen-to-wa. 

,Von dem in Jamato weiter gehört wird, das Feld von ü-o-ga, seine Bambusblätter 
mäht man und breitet man, es ist, um Hütten zu bauen'. 

Taga dani-ka. fH Tare-ga dani-ka-to iü kotoba nari. ,Ist ein Wort, das so viel als 
tarer-ga dani-ka, wer nur?' 

Taka-no koto. ,Die Sache des Falken'. 

Taka-no jama-tcake-wa sitsi-guwatsü ziü-go-nitsi-ni ^ sur-wo tatsi-te fu-bo-ni vmkaruru" 
wo iü. ^Taka-no jama-ioake ,das Bergtrennen des Falken' bedeutet, dass der junge Falke 
am fünfzehnten Tage des siebenten Monats sich von dem Neste erhebt und sich von 
seinen Aeltem trennt'. 

Taka-no to-bakari-wa fujit-no suje nari. yTaka-no to-bakari ,die Weile des Falken' ist 
der letzte Monat des Winters'. 

Asa-taka-wa /am nari. ^Asa-taka ,der Morgenfalke' ist der Frühling'. 

Ko-taka-wa aki nari. ,Ko'taka ,der kleine Falke' ist der Herbst'. 

To-ja-daka-wa natsü nari. /Toja-daka ,der Käfigfalke' ist der Sommer'. U-no tsiiki 
fatsi-nitst-ni iri-te nana-tsäki ziü-go-nitsi-ni idasü nari. To-ja-je iru tote kusüri-wo kb nari. 
Kore-to koke-no knsun-ico fa-mnsi-no hisüri-ni ^ kb nari. ,Am achten Tage des Monates 
U (4) geht der Falke hinein. Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats lässt man ihn 
heraus. Damit er in den Käfig gehe, verschafft man sich ein Arzneimittel. Man verschafft 
sich dabei das Arzneimittel des Mooses für das Arzneimittel der fliegenden Insekten'. 

Mata taka-no ivio-gari-iva taka-no me-dori-wo sitb nari. ,Ferner hat taka-no imo-gari 
,die Frauenwohnung des Falken' die Bedeutung, dass der Falke sich nach dem weib- 
lichen Vogel sehnt'. 

Takortsü-no mija. ,Der Palast des hohen Fahrwassers'. Nani-wa nari. ,l8t die Stadt 

Nani-wa'. 

Taka-terasü. ,Hoch erleuchten'. Mi-kado-no mi-megumi-no koto nari. ,Bedeutet die 

Güte des Kaisers'. 

Taka-terasü fi taka-mi-no kuni. ,Da8 Reich der hoch erleuchtenden Sonnenhöhe^ 

Nippon-no koto nari. ,Ist so viel als Japan'. 

Taka-sago-no J^ o-no V.fe. ,Der Berggipfel des hohen Sandes'. Ban-siü nari. Tada 
o-no fe-to bakari iü toki-wa mei-sijo-ni arazü jama-no tagui nari. Fanorjama-nite jomeru 

36* 



284 Pfizmaier. 

uta-ni. ,Ist das Reich Fari-ma. Wenn man bloss o^nofe ,Berggipfer sagt, ist es kein berühmter 
Ort, es gehört dann zu den Bergen. In demGredichte auf den Blumenberg heisst es'. Verse: 

JamcMYhori-wa iwa-ba iwanan taka-sago-no o-no fe-no sakura wori-te kazasan. 

Der Gebirgswald *) — wenn er sagt, mag er es sagen, wird den Kirschbaum des 
Berggipfels des hohen Sandes brechen und sich beschatten'. 

Mizika-jo-no fuke-juku mama-ni taka-sago-no mine-no matsü-kaze /uku-ka-to-zo kiku. 

,In der kurzen Nacht, wie es spät in ihr wird, von dem Berggipfel des hohen 
Sandes der Fichtenwind, ob er weht, hör' ich. 

Tada-maku. Maku-wa jasüme-kotoba nari, Tada tatsi-matsi-no kokoro nari, ^Maku ist 
ein zur Ruhe bringendes Wort. Tada hat den Sinn von tatsi-maisiy plötzlich'. Verse: 

Mato-wi-site mire-domo akanu fiidzi-iiami-no tada-maku osiki ke-fu-ni-^no am kana, 

,An denen man versammelt sich nicht satt sehen konnte, die Wellen der Färber- 
röthe sind plötzlich als bedauerliches, schmales Tuch vorhanden 1' 

Tatazi. ^ zi nari. ^Bedeutet tatazi^ nicht abschneiden'. Verse: 

Sahisisa-ni kehuri-wo dani-iao tatazi-to-ja siba-ori^kehuru fuju-no jama zato. 

,In der Einsamkeit, wohl um nicht einmal den Rauch abzuschneiden, bricht Brenn- 
holz nnd raucht das Gebirgsdorf des Winters'. 

Tada-fst. Mono-no tada-naru koto nari. Masasiki jume-ivo miru-wo jume-no tador-tsi-to iü. 
Jurne-no ^ jj^ tada-tsi-to kaku. ,Bcdeutet eine gerade Sache. Einen richtigen Traum träumen 
nennt man das Gerade des Traumes. Es wird tada-f st (der gerade Weg, wie oben) geschrieben. 

I^adasü-no kamt, ,Der richtende Gott'. Verse: 

Ika-ni site ika-mi sirama^i itsüwari-wo sora-iii tadasü-no kami na-kari-se-ha. 

,Was würd' ich thun, wie würd' ich es wissen, wenn der die Lüge in der Himmels- 
feste richtende Gott nicht gewesen?' 

Tatara-tate-Juku. ,Den Schmiedebalg aufstellen und blasen'. Kuro-kane-wo fiiku mono- 
wo tatara-to iü. ,Ein Geräthe, mit dem man das Eisen bläst, heisst tatara^ grosser 
Schmiedebalg'. Verse : 

Tatar a-tate-fitke-ha ma-gane-mo waku mono-wo koi-ni toke-senu fito-ja ika-naru. 

,Wenn man den Schmiedebalg aufstellt und bläst, die auch das Eisen zertheilende 
Sache, der von Liebe nicht schmilzt, der Mensch, von welcher Art ist er?' 

Tare-komete. Südare ^ ßto-mi nado orosi-te komori-iru nari. ,Bedeutet: die Thür- 
matte, die Fenstermatte und Aehnliches herablassen und verborgen bleiben'. Verse: 

lare-komefe faru-no juhi-to-mo siranu rna-ni matsi-si sakiira^mo utsuroi-ni-kem. 

jVersteckt und verschlossen, dass der Frühling fortzieht, indess ich nicht wusste, 
sind die Kirschblüthen, auf die ich wartete, verblichen'. 

fH Tare-si-ka-mo. Si mo-zi soje-taru nari. Tada tare-ka-^no-no kokoro nari. Das Schrift- 
zeichen si wurde hingefügt. Das Wort steht blos in dem Sinne von tare-ka-mo ^ wer 
auch? irgend Jemand auch'. Verse: 

Taresi-ka-mo tomete wori-tsüru faru-kammi tatsi-kakiisii^ran jama-no sakura-wo. 

,Nachdem irgend Jemand ihn aufgehalten, der herabgestiegen, des Frühlings rother 
Wolkendunst, auf der Stelle wird er verbergen die Kirschblüthen des Berges'. 

Tare nare-ha. ,Wenn es Jemand ist'. Sono fito-wo sasi-te iü nari. T^ada-ni-wa waga 
mi-no kotO'Wo-mo jomeri. Tare-hakari-to-wa fitori-no koto nari tare-zo-to iü-ni onazi. ,Deutet 

1) Mori in jama-mori wird bloss durch Kct-na ausgedrückt Demnach kann das Wort sowohl ^Gebirgsland* als ,Bergwfichter* 
bedeuten. 



Die poetischen Ausdrücke deb japanisches Sprache. 285 

auf den Menschen, Eigentlich ist es in Gedichten so viel als die eigene Person. Tarer- 
hakari ,wer nur' ist so viel als fitori ,ein Einziger'. Es ist mit tare-zo gleichbedeutend'. 

Tare-toki-hosi. ,Der Stern der herabgelassenen Zeit'. Mij6'Ze6-wo iü nari. ^Bezeichnet 
den Morgenstern'. 

Td- dzüki. Tajori nari. Man-jed-ni ^ 60 ta-doki-to kaku. Ta-dzüki-to-mo ijerL Mata 
soba-no tatsti ki-wa >fc jL tat^i kt nari. ,Bedeutet tajori^ Hilfe. In dem Man-jeO wird 
ta-doki (Zeit des Feldes, wie oben) geschrieben. Es heisst auch ta-dzüki. Ferner hat sobor 
no tatsü ki ,der stehende Baum der Seite' die Bedeutung von tatsi-ki^ ein neu gesetzter Baum'. 

Tatsü-nö kuriima. ,üer Drachenwagen'. Ten-si-no mi-kuruma-ni-wa tatsü-wo ku-fiki 
kaki'te kiü-injo'sija-to ijeri. ,In dem AVagen des Himmelssohnes schreibt man ,neun 
Drachen' und sagt kiiir-rijo-'sija^ der Wagen der neun Drachen'. 

Tatm-no mi-kawo. ,Das erhabene Drächenangesicht'. Tensi mi-kawo-wo osorete rijb-gan^ 
to ffibsi-tate-matsuru nari. ,Bedeutet, dass man das erhabene Angesicht des Himmelssohnes 
fürchtet und dasselbe als Drachenangesicht bezeichnet'. 

Ta-tsüka-jumi, ,Der Bogen der Spanne der Hand'. Onna-no Tnofsi-taru juini nari. 
Sono joki fito-ni nari-taru-to iü. Mata sira-dori-ni nari-taru-to-mo iü, ^ ^ -^ Ta-tsüka- 
jumi'Wa tsi-isaki jumi nari. ,l8t ein Bogen, der von Weibern getragen wurde. Man sagt, 
derselbe sei zu einem schönen Menschen geworden; Man sagt auch, er sei zu einem 
weissen Vogel geworden. Ta-tsuka-jumi (der Bogen der Spanne der Hand, wie oben) ist 
ein kleiner Bogen'. In dem Sijo-gen-zi-kö ohne Erklärung. Verse: 

la-tsuka-jumi te-ni tori-motsi-te asa-kari-ni kimi-wa tatsi-wi-nu tana-kura-no iio-ni. 

,Den Bogen der Handspanne mit der Hand ergreifend, zu der Morgenjagd ist der 
Gebieter ausgezogen auf dem Felde von Kura-No'. 

Tatm-no rriija-ko. ,Die Hauptstadt des Drachen'. Tatsü-no mija nari. ,Ist der Palast 
(Tempel) des Drachen'. 

Tane-wi. ,Der Brunnen der Samenkörner'. Momi nado tsükuru i-do nari. Tane-wo 
kasü-to-ino ari. ,Ist ein Brunnen, an dem man ungeschälten Reis und ähnliche Dinge 
bereitet. Man leiht dabei auch Samenkörner aus'. Verse: 

Sidzü-no o-ga nawa-siro-gaki-wo age-woki-te kefur-zo tane-wi-ni tane-wa kasü-meru. 

,Der gemeine Mann ein Mistbeet richtet er auf. Heute an dem Brunnen der Samen- 
kömer leiht er gewiss Samenkörner^ 

Aki-kari-si muro-no tvosine-wo omoi-idete faru-zo tane-wi-ni tane-wo kad-keru. 

,Auf den im Herbst gemähten Spätreis des Dorfes indem man dachte, im Frühling 
an dem Brunnen der Samenkörner hat man die Samenkörner geliehen'. 

Tana-bata-dzüme. ,Die Gattin des Ladenwebstuhls' (ein Sternbild), Tsüme-to-wa tsiima- 
to iü koto nari. ^Tsüme ist so viel als tsumay Gattin'. 
Tosi-no watari. ,Da8 Hinübersetzen der Jahre'. 
Ama-^o kawa. ,Der Himmelsfluss'. 
Kasa^agi-no fasL ,Die Aelsterbrücke'. 

Negai-no ito. ,Der Faden des Wunsches'. ,Wird bei Ne erklärt'. 
Aki-sari-goTomo. ,Das Kleid des Wegziehens des Herbstes'. 
Kadzi-no for-toru. ,Der das Ulmenblatt nehmende'. 
Momidzi-no fasi. ,Die Ahombrücke'. 
IscMnakura. ,Das Steinpolster'. ,Wird bei J erklärt'. 



286 Pfizmaieb. 

Tsüjur-tori' kusa-to-wa imo-no fa-no koto narL Kono tsüjvr-wo tori-te sümi-ni süri-te kadzi- 
no fa-ni utor-wo kaku narL ,Die den Thau nehmende Pflanze' ist so viel als irruMio fa^ 
das Blatt der Erdbime. Man nimmt diesen Thau, reibt mit ihm Tinte und schreibt 
auf ein Ulmenblatt ein Gedicht'. 

Fito-hosi-wa ken-giü-sei narL ^Fito-hosi ,der Menschenstern' ist der das Rind führende 
Stern' (auch invr-kai-hosi ,der hundehaltende Stern' genannt). 

Mata ^ -fj tana-bata-no nana-ßme-to iü-wa. ,Die sogenannten fünf vornehmen 
Töchter des Ladenwebstuhls sind folgende: 

Taki-monO'bime. ,Die vornehme Tochter des Weihrauchs'. 

Sasa-gani-bivie. (Lesung und Bedeutung imgewiss.) 

Kadzi-no fa-bime. ,Die vornehme Tochter des Ulmenblattes'. 

Ito-wori'bime. ,Die fädenwebende vornehme Tochter^ 

Fasi-bime. ,Die vornehme Tochter der Brücke'. 

Nana-fa-bime. ,Die vornehme Tochter der sieben Blätter'. 

Aki-giri'bime. ,Die vornehme Tochter des Herbstnebels', l-zijb tana-batorno i-^mijb 
narL ,Die obigen Wörter sind verschiedene Namen für tana-bata, Ladenwebstuhl' (oder 
Weberin). Verse : 

Tana-bata-no to-waiaru fune-no kadzi-no fa-ni iku-aki kaki-tm tsüjurmo tama-dzüsa. 

,Die Weberin, auf dem sie übersetzt, das Schiff, auf sein Ruderblatt*) wie viele 
Herbste ward geschrieben der Edelsteinbrief'. 

Tana-bata-ni kasi-tsüru ito-no täsi-fajete tosi-no wo nagaku koi-ja wataran. 

,t)en man der Weberin geliehen, der Faden, indem er fortwuchert, ist die Schnur 
der Jahre lang, und wird man liebend wohl hinübersetzen'. 

Ta-naka-no wi-do. ,Der Brunnen in der Mitte des Feldes'. Ta-no naka-ni midziv-wo 
tarnen tote fori-taru i-do narL ,Ist ein Brunnen, den man in der Mitte des Feldes ge- 
graben, um das Wasser aufzufangen'. Verse: 

SakUni-keri naica-siro-midzu-ni kage-mijete ta-naka-no wi-do-no jama-buki-no fana. 

,Aufgeblüht sind, indess in des Treibebeets Wasser ihr Schatten sich zeigt, in der 
Feldmitte Brunnen des Gauchheils Blumen'. 

Ta-nare-no koma, ^ Ta-nare-taru koma narL ,Ist ein an die Hand gewöhntes 
Füllend 

Tana-sakL ,Die Vorderhand'. Taka-no fidari-no fa narL Mi-jori-to-wa migiri-no tmhasa- 
ICO iü nari, Tanasaki-wa ^ ^ to kaku, Mi-jori-wa ^ % to kaku. ,Ist der linke Flügel 
des Falken. Mi-jori heisst der rechte Flügel. Tana-saki wird tana-saki (der Vordertheil 
der Hand, wie oben) geschrieben. Mi-jori wird mi-jori (die Stütze des Leibes, wie oben) 
geschrieben'. 

Tana-basL ,Eine Bretterbrücke'. Ran-kan-mo naku-te mizo kawa nado^ni utsi-wataru, 
fasi nari. ^Ist eine Brücke ohne Geländer, auf der man über Wassergräben, Flüsse und 
andere Gewässer setzt'. 

Tana-gunwrL Sora-ni dan-dan kumö-no kasanaru-wo iü. ,Bedeutet, dass an der Himmels- 
feste allmälig Wolken einander folgen'. 

Ta-muke-giLsa. ,Die Pflanze der Darreichung'. Matsür-no koto nari. Mukasi-wa fana-no 
saku ki-wa to-daje am tote fito-no bib-sijo-je matsü-wo uje^tari. ,Bezieht sich auf die Fichte* 



*) Kadzi bedeutet sowohl ,Rader' aIb auch die Ulme. 



Die poetischen Ausdbücke der japanischen Sprache. 287 

Weil an blühenden Bäumen bisweilen ein Mangel ist, wurden ehemals vor die Ahnen- 
tempel Fichten gepflanzt*. 

Tagu nawa. Ama-no taguru nawa nari. ,lst das Zugseil der Seefischer'. 

^ Tama tsiru-hakari Tnono-omofu. To-wa tamasiA-no hakari-m mono^omoi-süru nari. 
,In einem Masse an etwas denken, dass die Seele entfliegt^ 

JX. 3E Tama-je-gibsa. ,Die Pflanze des Edelsteinstromes*. Asi-no koto nari. ,Ist so viel 
als asi, Schilfrohr*. 

Tama-fima. ,Die freie Zeit des Edelsteines*. Asitorwo iü nari. ,Bezeichnet den Morgen*. 

Tama-fabaki-no koto. ,Die Sache des Edelsteinbesens*. Die Erklärungen ungewiss. 
Nach Einigen bedeutet dieses Wort einen aus den Zweigen des Baumes /aftaÄ* verfertigten 
Besen, mit dem man im ersten Monate des Jahres das Seidenraupenhaus kehrt. Nach 
Anderen bedient man sich des Wortes ,Edelsteinbesen*, um eine Sache zu loben. Nach 
Anderen wird die Fichte mit dem Namen ,Edelsteinbesen* benannt u. s. f. 

Tama-boko-no mitsi. ,Der Weg der Edelsteinlanze*. ^ 3E tokaku. Mitsi-toiümakura- 
kotoba nari. Tama-boko^to bakari jomi-te mitsi-no koto-ni naru nari, Sare-dovio tUa-no owari- 
wo tama-boko-to-wa ^ tomur-be-karazü, lama-boko-no mitsi-to-ka taraa-boko-^o süje nado 
wokvr-besi. Mata mitsi-wo tama-boko-to iü koto^wa mukasi morokosi tsiitr-no bu-wb-no toki 
ivare-ni fito-no fukur-sürur-ka /ukiL-sezaru-ka-wo tamesan tote foko fito-tsü-ni tama-wo sojete mitsi 
itteö-goto-^i fito-tsü dzütsü wokare-tari'Si-ni mi-tose-no notsi-made kono tamonboko-wosame-mo 
tagawazari'Sika-ba sate-wa fito osore-fuku-site mitsi^no osamari-taru koto-wo siri-tamai-si-to nari. 
,Wird tama-boko (wie oben) geschrieben. Ist ein Polsterwort welches ,Weg* bedeutet. 
Tama-boko wird nur gelesen, es ist aber so viel als mitsi^ Weg. Indessen kann man tama- 
boko am Ende eines Gedichtes nicht stehen lassen. Man muss tama-boko-no mitsi^ tama- 
boko-no süje (das Ende der Edelsteinlanze) u. dgl. setzen. Was den Grund dessen betrifft, 
dass man den Weg die Edelsteinlanze nennt, so wollte man einst in China, zu den 
Zeiten des Königs Wu von Tscheu, eine Probe anstellen, ob die Menschen sich unter- 
werfen würden oder nicht. Man fügte zu einer Lanze einen Edelstein und legte solche 
Gegenstände auf dem Wege in jeder Gasse einzeln nieder. Da nach drei Jahren diese 
Anordnung der Edelsteinlanzen nicht verändert war, so wusste man endlich, dass die 
Menschen in Furcht sich unterwerfen und dass der Weg geordnet sei*. 

Tamor-mo. ,Das Unterkleid von Edelstein*. Mijorhito-no tama-mo-to iü-wa fakama-nx) jb-ni 
site kosi-ni maku mono nari. ,Was man das den Menschen des Tempels eigene Unterkleid von 
Edelstein nennt, ist ein Kleid, das man nach Art der Beinkleider um dieHüften windet*. 

Tam^-gasiwa. ,Die Edelsteinpistazie*. ^Midzü-no naka-ni isi nari. ,Bedeutet die in dem 
Wasser befindlichen Steine*. 

Tama-kusi-no fa. ,Die Blätter des Edelsteinkammes*. Saka-ki-no koto nari. ,l8t so viel 
als saka-ki^ der heilige Baum*. 

Tamor-no wonoko. ,Der Edelsteinmann*. Fito-no tagui-wo-mo tama-ni tatoje mata katatsi- 
no utsükibsiki-wo tama-ni tatojete ijeri. ,Auch die M enschenclassen vergleicht man mit dem 
Edelsteine. Femer wird die Schönheit der Gestalt mit dem Edelsteine verglichen*. 

3£ Tamormusübi. ,Die Seele knüpfen*. Mata tama'sidzüme-'tO'mo ßto-no tamasi-i-no 
tobu'Wo mite mazinö nari. ,Man sagt auch tama-sidzüme, die Seele beruhigen. Bedeutet: 
Wenn man die Seele des Menschen fliegen sieht, sie beschwören*. 

Tamormakur-hizü.^ Der edelstein windende Flachs*. Kusür^o waka-horno koto nari. ,Be- 
deutet die jungen Blätter des Flachses*. 



288 Ppizmaier. 

Tama-de no kisi. ,Die Uferbank der Edelsteinhaitd^ Sümi-je-no kid nari, ,Ist die 
üferbank von Sumi-je^ 

Tama-no tstri. ,Der Edelsteinstaub'. Juki-no i-meö nari. ,l8t eine verschiedene Be- 
nennung des Schnees'. 

Tama-bana. ,Die Edelsteinblumen'. Arare nari. ,Bedeutet den Hagel'. 

Tama-no jeda. ,Die Edelsteinzweige'. Fö-rai-kvOr-ni aru takara nari. Mata tatsür-no 
mija-ni aru tama-no naru ki nari. ,Bedeutet die Kostbarkeiten in dem Palaste der Insel 
Fung-lai. Femer bedeutet es den tönenden Baum der Edelsteine in dem Drachenpalaste'. 

Take-no mija-ko. ,Die Hauptstadt des Bambus'. Ise itsuki-no mija nari. ,l8t der 
Tempel des Gebetes in Ise'. 

Take-gawa. ,Der Bambusfluss'. Arare-hasiri-no tUai-mono nari. ,Ist der Gesang arare- 
hasiri ,der als Hagel laufende'. 

Take-kuma-no matsü. ,Die Fichte von Take-kuma'. Wö-siü take-kuma-to iü tokoro-ni 

futa-ki-no matsü ari. Futa-ki arti-ni jotte ko motaru-to jomeri. ,An einem Orte Namens 

Take-kuma in dem Reiche Mutsu befand sich eine Fichte sammt zwei Bäumen^ Weil sie 

zwei Bäume hatte, liest man in einem Gedichte, dass sie Kinder bekommen habe'. Verse : 

Wa7'e nomi'ja -^ ko motaru-to ije-ba take-kuma-no fana-ha-m tateru matm-mo ko motari. 
,Dass wir allein Kinder bekommen, als man sagte, hat die auf dem Blumenplatze 
von Take-kuma stehende Fichte auch Kinder bekommen'. 

Notsi-no siü'i atsüme-ni nori-midzü-no ason-to tomo-ni mitsi-no kuni-ni kudari-te take- 
kuma-no matsu-wo jomi-fanberu. ,In der Sammlung des späteren Auflesens des Verlorenen 
reiste man in Gesellschaft Ason's von Nori-midzu in das Reich Mitsi (Mutsu) und ver- 
fasste ein Gedicht auf die Fichte von Take-kuma'. Verse: 

Take-kuvia-no matsü-wa futa-ki-ico mija-ko-bito ika-ga-to towa-ba mi-ki-to kotajen. 

,Nach den zwei Bäumen der Fichte von Take-kuma die Menschen von Mijako, irgend- 
wie wenn sie fragen, werd' ich antworten: drei Bäume'. 

Onazi-atsüme-ni süje-mitsi-ga uta-ni tsügi-te jomeru. ,In derselben Sammlung, unter den 
Gedichten des letzten Weges liest man als Fortsetzung'. Verse: 

Take-kumor-no maisürwa futa-ki-wo mi-ki-to iwa-ba joku jomeru-ni-^wa [aranu-naru-besi. 
,Wenn die zwei Bäume der Fichte von Take-kuma drei Bäume ich nenne, kann es 
geschehen, dass gute Lesung es nicht ist'. 

Mata mitsi-no kumi-ni futa-tabi kudari-te notsi-no tabi take-kuma-no matsü-^no fanberazari- 
kere-ba jorni-fanberi-keru. ,Als er noch zweimal in das Reich Mitsi reiste und das letzte 
Mal die Fichte von Take-kuma nicht vorhanden war, verfasste er ein Gedicht'. Verse: 

Tojce-lcama-no matsu-wa kono tabi ^ toki-mo nasi tsi-tose-wo fate-ja ware-ioa ki-nu-ran. 

,Die Fichte von Take-kuma bleibt diessmal ohne Erklärung. Tausend Jahre mag 
ich verbracht haben, ich werde nicht gekommen sein'. 

Die verschiedenen Namen für take^ Bambus: 

Tsi'firo-gusa. ,Die Pflanze der tausend Klafter'. 

Kaiva-dama-gusa. ,Die Pflanze der Flussedelsteine'. 

Jfindama-giLsa. ,Die Pflanze der Abendedelsteine'. 

Tsi-ßro-no kage. ,Der Schatten der tausend Klafter'. 

Take-no utena. ,l)ie Erdstufe des Bambus'. Kami-maje-ni am süzüme-wo jadosür-beki 
wi nari. Mata kin-tsiü-ni-mo ari. ,Ist ein Sitz, auf dem man die vor den Göttern 



Die poetischen Ausdrücke dee japanischen Sprache. 289 

befindlichen Sperlinge übernachten lassen kann. Derselbe befindet sich auch in der ver- 
schlossenen Abtheilung des Palastes^ 

Take-no sono. ,Der Bambusgarten^ Sin-toö-no mi-koto nari. RÜHfio kb-wb-wa mi-ko-mte 
take-wo konomi-te san-ßjaku-ri-ga aida-ni ujete ai-si-tamai-keru ko-zi-ni jotte sin-wb-wo nibsi- 
matsüru. ^Bedeutet den Königssohn. Hiao, König von Liang, liebte als Königssohn den 
Bambus. Er pflanzte ihn auf einer Strecke von dreihundert Weglängen und schonte ihn. 
Nach dieser alten Sache benennt man einen Königssohn^ 

•^ Ta-husa. ,Das Handbüschel'. Tada ^ te-no koto nari. ^Bedeutet einfach so 
viel als <e, Hand'. 

Taki-no J^ ;|C mi-o. ,Der Wasserschweif des Wasserfalls'. Taki-no fukaki tokoro 
nari. ,Ist die tiefe Stelle des Wasserfalls'. 

Taki'tm kokoro. ,Das Herz des Wasserfalls'. Mono-omoi-ni kokoro todoroki iwa-inoru 
midziir-no gotoku waki-kajeri anioi-midare seki-kamcru nari. Mata otsi-taki-tsü-to jorneni-mo 
tagiru kokoro nari. Otsi-taki-tsii taki-tsii kokoro taki-tsü se mina san-nd-ni arazü. ,Bedeutet, 
dass im Sinnen das Herz rollt, gleich einem durch Felsen sickernden Wasser zurück- 
sprudelt und die Gedankenwirren nicht verschliessen kann. Man liest auch otsi-taki-tsu ,der 
fallende Wasserfall'. Es steht im Sinne von tagiru, zurückströmen. Otsi-taki-tm ,der fallende 
Wasserfall', taki-tsü kokoro ,das Herz des Wasserfalls', taki-tsii se ,die Stromschnelle des 
Wasserfalls' sind keine Sachen des Gebirges'. Verse: 

Asi'hiki-^o jamasita midzit-no ko^gakurete taki-tsü kokoro^wo seki-zo kane-tsüru. 

jUnter Asi-biki's Berg das Wasser hat sich versteckt. Des Wasserfalles Herz könnt' 
ich nicht verschliessen'. 

Omoi'Seku kokoro-no utsi-no taki nare-ja otsür-to-wa mire-do oto-no kikojenu. 

,In dem die Gedanken verschliessenden Herzen der Wasserfall möge tönen 1 Sieht 
man auch, dass er fällt, sein Ton wird nicht gehört'. 

Taki-makura. ,Das Kissen des Wasserfalls'. Taki-nofotori-nokari-makuranari. Nami- 
makura-ni onazi. ,Ist das entlehnte Kissen zur Seite des Wasserfalls. Mit nami-makvra 
,das Wasserkissen' gleichbedeutend'. Verse: 

Jamor-zato-no ne-zame-no toko-no sahisiki-ni tajezü otona/u takt^makura kana. 

Auf dem das Gebirgsdorf vom Schlaf erwacht, das Bett, in seiner Stille ohne Auf- 
hören wiedertönt des Wasserfalles Kissen I' 

laki-dono. ,I)ie Vorhalle des Wasserfalls'. Natsü nari tsüri-dono-wo iü. ,Ist der 
Sommer. Das Wort bezeichnet das Lusthaus an einer Quelle'. 

Taki-no mija. ,Der Palast des Wasserfalls'. Wa-siA josi-no-ni ari. ,Derselbe befindet 
sich zu Josi-no in Jamato'. 

Taki-matsüri-no kami, ,Der Gott des Opfers des Wasserfalls'. Kaze-^o kami nari. 
Tatsw-ta-to onazi-tai nari. ,Ist der Gott des Windes. Ist mit tatsü-ta ,Drachenfeld' gleichartig'. 

Tajvr-maziki. Taj&^maziki nari. ,Bedeutet taje-^maziki, unzerreisslich'. Verse: 

Tajvr-mazi-ki südzi-wo tanonisi tama-kadzüra omoi-no foka-ni kakerfanare-nuru. 

,Die auf imzerreissliche Fäden sich verlassen hat, die Edelsteinschlingpflanze, wider 
Vermuthen ist sie eingefallen und getrennte 

Dami-taru koje. ,Falsche Laute'. Namari-te mono-wo iü nari. Gen-zi tama^kadzüra-no 
maki-no tsiü-ni fajaku iü kotoba-to ari. Sita-damvr-to-mo kotoba-damur-to-mo ijeri. Inakor-udo- 
no mono-iü kqje kiki-nikuku nigori-taru nari. ,Bedeutet: mit unrichtigen Lauten (mimd- 
artlich) sprechen. In der Erklärung des Capitels der Edelßteinschlingpflanze des Ge- 

Denkschriften der phil.-hist. CI. XXII. Bd. 37 



290 Pfizmaikb. 

schlechtes Gen steht: Schnell ausgesprochene Worte. Man sagt auch sita-damu ,mit der 
Zunge unrichtig sprechen* und kotoba-damu, die Worte unrichtig aussprechen. Es sind 
die hässlich klingenden und unreinen Laute der Sprache der Landleute'. Verse: 

Figasi-nite jcLsinaware-taru fito-no ko-no sita-dami-te koso monchwo ifu nare. 

,Die im Osten aufgezogenen Menschensöhne, mit falschen Lauten der Zunge nur 
mag es sein, dass sie sprechen'. 

Kator-tsü wi-naka-wa towamrur^no vJn. 

,Auf dem Lande zur Seite wurde gefragt im Vorübergehen'. (Vordersatz.) 

Nani-to-ka-wa dami-tam koje-no kotafe-kevin. 

,Was es auch sei, falsche Laute waren die Antwort wohl'. (Nachsatz.) 

Tabi-no kado-de-wo ka-sima-datsi-to iü kofo. ,üer Antritt der Reise wird ka-sima-datsi 
(das Aufbrechen von Ka-sima) genannt'. Sin-gü'kw?>-k6 i-koku-ico seme-tamai-si toki ka-sinia 
kan-dori-no futa-kami-wo kado-de-site matsiiTi-tamai-si-jori ka'Sima-'datsi'to tu. , Als die Kaiserin 
Sin-gu das fremde Reich angriff, opferte sie bei dem Antritte ihrer Reise zwei Göttern, 
den Göttern von Ka-sima und Kan-dori. Seit dieser Zeit sagt man: das Aufbrechen 
von Ka-sima'. 

Glasse Re. 

Rei-nare-taru. Mono-ni nariiru koto nari. ffi| |^j to kaku. ,Bedeutet: an eine Sache 
sich gewöhnen. Wird rei-nantru (wie oben) geschrieben'. 

Rei-naranu. ,Nicht nach der Regel'. Tsüne-naramt nari. Kokotsi rei-naranu-tch-wa 
jamai'WO wadzürb nari. , Bedeutet: ungewöhnlich. Kokotsi rei-nai^anu (das Gefühl nicht 
nach der Regel) bedeutet: an einher Krankheit leiden'. 

Ren-josüru. ^ ^ Ren-josüivi nari. Te-guritvia-wo joseru-wo iü. ,Ist ren-josiim (wie 
oben). Bedeutet: einen Handwagen kommen lassen'. 

Classe So. 



Soro-wi. ,Da8 allmälige Schilf. SS Wi-no imada tsi-isaki-wo iü nari. ,Bözeichnet, 
dass das Schilf noch klein ist'. 

Sowor-tsiitai. ,Dem Bergabhang folgen'. Jama-no ken-so-wo tsütb iwa-ne-no mitsi nari. 
,Ist ein längs einem steilen Bergabhang sich hinziehender Felsenweg'. 

Soto-mo-no kuni. Das Reich der Aussenseite'. Tonari-guni nari. ,Ist ein benach- 
bartes Reich'. 

So'WO dani. Sore-wo dani-to iü kotoba nari. ,Ist ein Wort, das so viel als sore-uo 
dani^ diesen Gegenstand nur'. 

Sori-no fana. ,Die Schlittenblume'. Sen-wö-ge-^no kotonaru na nari. ,Ist ein verschie- 
dener Name für die Blimie sen-ivö-ge^ (die Blume des unsterblichen Greises). 

Soga-kiku. Kaia-sagari-naru tokoro-ni saku fana nari. Issetsü-ni ki-gikurwo iü. ,Ist eine 
an einem abschüssigen Orte blühende Blume. Nach einer Erklärung ist es die gelbe 
Goldblume'. 

Sogai. ,Mit dem Rücken zugekehrt'. Jamorno katasagari-naru tokoro nari. ,Ist die 
abschüssige Stelle eines Berges'. 

Sojo. Sojo-jo kokoro nari. Sajagurni onazi. ,Steht im Sinne von sojo-joj leicht, sanft. 
Ist mit sajagu gleichbedeutend'. 



Die poetischen AcsdbOckb der japanischen Sprache. 291 

Sojo fuku kaze. So-to fuku kaze nari. ,Ißt der sanft wehende .Wind^ 

SozoTO-gi viafu. Kokoro-uki-te utb nari. ,Mit leichtem Herzen singend 

Soschja. Sütva-to iü kotoha nari. Jst ein Wort, das so viel als suwa-ja (ein Ausruf 
des Schreckens) bedeutet'. 

Sonare-ki. ,Ein gewöhnter Baum'. Sonare matsu. ,Eine gewöhnte Fichte'. Nare-taru 
ki'to iü nari. l'si-isaki matsu-jori uje-tooki-te niwa-ni oi-taru ki nari. Arui-wa nami kaze-ni 
nare-taru iso-be-no matsu nari-^to-mo ijeri. ^Ist das, was man einen gewöhnten Baum nennt. 
Es ist ein Baum, der aus einer kleinen Fichte gepflanzt worden und in dem Vorhofe 
alt geworden ist. Einige sagen, es sei eine an Wind und Wellen gewöhnte Fichte des 
Meerufers'. 

Soror-obore. , Falsch versunken sein'. Sora sirazü kawo-mru kokoro nari, ,Hat den 
Sinn: sich unwissend stellen'. 

So-^akU'Site. ,Verendend'. laka-no so-raku'd'taru fi-wa je-wo-mo fikaje süzür-wo-mo 
tokanu nari. Korasan tote nari. ,Bedeutet : an dem Tage, wo der Falke verendet ist, zieht 
man die Lockspeise nicht weg und löst nicht die Schelle. Es ist, weil man zurecht- 
weisen wiir. 

Sora-no umi. ,Das Meer der Himmelsfeste'. Kumo-no mitsi-wo umi-ni mi-taiete jomefni 
nari. ,So sagte man in einem Gedichte, als man den Weg der Wolken in dem Meere 
erkannte'. Verse : 

Sora-no umi-ni kumo-no nami-tatsi tsüki-no ftme fosi-iio füja^i-ni kogi kajeru miju. 

,In dem Meere der Himmelsfeste erheben sich Wolkenwellen, das Mondschiff in dem 
Stemenwalde sieht man, wie es zurückrudert'. 

Soror-naki. ,Verstellt singen'. Makoto-ni-ioa nakanu nari. Mata tori-no mada akerviJtr-ni 
naki-taru nari. ,Bedeutet: in Wirklichkeit nicht singen. Ferner bedeutet es, dass die 
Vögel noch vor Tagesanbruch gesungen habend Verse: 

Ame-no to-wo ake-nu-ake-iiu-to i-i-na^^te sora-naki-si-tsüru tori-no koje kana. 

,0 die Stimmen der Vögel, die vorgaben, dass an der Thüre des Himmels es graut, 
dass es graut, und die verstellt sangen!' 

Sora-sari-ge-naki . Sa-jb-ni si-taru ke-siki-mo naki nari. ,Bedeutet, dass es nicht aus- 
sieht, als ob es so geschehen sei'. 

Sora-fadzükasiki. ,Ohne Grund verschämt'. Kokoro-no utsi-ni fadzüru nari. Sora- 
osorodki'to iü-mo onazi-kokoro nari. ,Im Herzen sich schämen. Hat denselben Sinn wie 
das Wort sora-osorosiki^ ,ohne Grund furchtsam'. 

Sora-no midare. ,üie Unordnung der Himmelsfeste'. Arne kaze fagesiki<üO iü. ,Be- 
deutet heftigen ßegen und Wind'. 

Sora-safe-todzüru. ,Die Himmelsfeste versohliesst nur'. Kumori-ftitagaru kokoro nari. 
,Hat den Sinn: von Gewölk verschlossen sein'. 

Sora-danome. ,Ein imbegründetes Vertrauen'. Makoto-naki nari. ,Bedeutet: unwahr'. 

Somuki-somuki. ,Abgewendet, abgewendet'. Omoi-awazaru sama nari. ,Ist die Weise, 
wie man an Jemanden nicht denkt'. 

So-^no fara-ja fuse- J^ ja. Sin^no-no mei-sijo nari. ,Ist ein berühmter Ort in Sinano'. 

^ Sono kata-dant-^mo naki. Sono J^ kata-mo naku otoroje-tarti-to nari. Bedeutet» 
dass etwas keine Gestalt hat und geschwunden ist'. 

Sono kami-no oja. ,Der ehemalige Vater*. Fotoke-no koto nari. Tssai sijürzed kai ze go 
zi-to toki'tamajeri. ,l8t Fö. Derselbe erklärte : Die Geborenen insgesammt sind meine Söhne'. 

87» 



292 Pfizmaibr. 

Ä >SWo aka-tsüki. ,Jenes Morgengrauen^ Sijakiir-keo nari. Zi-son ge-seö-no koto nari. 
,Ist Lehre Fö's. Ist so viel als das Herabsteigen des wohlwollenden Geehrten zum Leben'. 

Verse : 

Taka-no-jaraa uki-jchno jume-no samuru-ja-to sono aka-tsüki-wo maisü-no arasi-^i. 

,Auf dem Berge von Taka-no, damit man aus dem Traume der vergänglichen Welt 
wohl erwache, ist jenes Morgengrauen in dem Sturmwind der Fichten'. 

Zokurßziri. ,Die Heiligen des gemeinen Lebens'. U-ba-i vr-ha-soka nari. ,Ist der 
Nonnenorden U-ba-i und der Mönchsorden U-ba-soku'. 

Soko-ra. O'Oki koto nari. ^ ^ to kaku. ,Bedeutet : viele Dinge. Wird ikti-ra (wie 
oben) geschrieben'. 

Soko-ra-no fito. O-oku-no fito nari. ,Bedeutet : viele Menschen'. 

Soko-ß^naki. tioko-iiio naki nari fi-ioa soje-taru nari. ^Bedeutet soko-ino naki^ ohne 
Boden'. Fi ist hinzugefügt worden. 

SokO'faka. Tada soko nari. Faka-wa soje-taru zi nari. Soko-faka-to naki-wa sono 
bakari-mo naki-to ijeru nari. ,Bedeutet bloss soko, dort. Faka sind hinzugefügte Zeichen. 
Soko-faka-to naki ,ohne dass dort etwas ist' bedeutet sono bakari-mo naki, woran nicht so 
viel ist'. In dem Sio-gen-zi-kö ohne Erklärung. 

Sode-tsuku. ,Mit dem Aermel anstossen'. Midzü-ni tsüku kokoro nari. Tsüku-wa ^ nari. 
Tsngurwa ^ nite kokoro kawareri ,Hat den Sinn, dass man auf Wasser stösst. Tsüku ist 
tsvJc?i (anstossen, wie oben). Tsügu ist tsügiL (ansetzen, wie oben), und der Sinn ist ver- 
ändert'. Verse : 

FirO'Se-gawa sode-tsukii bakari asaki se-ni kokoro fitkamete ware-wa oinowamu. 

,An die ich mit dem Aermel nur stosse, des Flusses von Firo-se seichte Strom- 
schnelle, in sie das Herz vertiefen werd' ich und denken'. 

Kono via-wa ^ no zi-no kokoro-nite midzü-ni ßtaru nari. Mala j^ tsügu -no zi-no 
kokoro-^ite jomeru-wa. ,In diesem Gedichte findet sich der Sinn des Zeichens tsüku (an- 
stossen, wie oben) und der Ausdruck bedeutet: in das Wasser getaucht werden. Es findet 
sich in einem Gedichte auch der Sinn des Zeichens tsügu (ansetzen, wie oben). Verse: 

Tana-baia-no sode-tsügu joru-no aka-tsüki-wa kawa-se-no tadzü-nio nakazü-to-mo josi. 

,In der die Weberin den Aermel ansetzt, die Nacht, in ihrem Morgengrauen singt 
der Kranich der Stromschnelle des Flusses auch nicht, sagt man^ 

Sode-ßtsi-te. ,Den Aermel eintauchend' • Fitsi-te-tca ßtasi-te-to iü kotoba nari. Kono 
go-mo-zi mukasi-no fito-wa fabakasi-te jomi-tare-do, ima-no jo-ni-wa jornu-be-karazür-to-zo. 
,Fitsi-te ist ein Wort, welches ßtasi-te ,eintauchend' bedeutet. Die Menschen des Alter- 
thums erlaubten sich zwar, diese fünf Schriftzeichen in Gedichten zu gebrauchen, allein 
in der gegenwärtigen Zeit darf man sich deren nicht bedienen'. Verse: 

Sode-ßtsi'te musübi-si midzü-no toworernr-tvo faru-tatsü kefu-no kaze-ja toku-ran. 

,Das durch Eintauchen des Aermels man gebunden, das Wasser, damit es durch- 
fliesse, wird an dem heutigen Tage, wo der Frühling ersteht, der Wind wohl lösen'. 

Sode-ni tsüku sümi. ,Die an dem Aermel haftende Tinte'. Koi-toruru fito-no sode-ni- 
wa sümi tsüku josi-wo ijeri. ,Bezeichnet den Umstand, dass an dem Aermel eines von 
Liebe eingenommenen Menschen Tinte haftet'. 

Sogita inote. ,Mit geliauenen Brettern'. Fissogi-iaru ita-no koru faziku-mo naki nari. 
,Sind gehauene Bretter ohne Schnitt und Spannung'. Verse: 

Sogita mote fvki-taru jado-no awazara-ba ika^ni sen-to-ka wäre ne-some-^ken. 



Die poetischen Ausdrücke des japanischen Sprache. 293 

,l)ie mit gehauenen Brettern gedeckte Herberge, wenn man zu ihr nicht kommt, was 
ist zu thun? Ich werde angefangen haben zu schlafen'. 

Schziro. Ta-ni am mono nari-to ja-kumo mi-toki-ni mije-tari, Tadasi sode-naka kangaje- 
ni-wa so-ziro-to-wa ^ "f* so-ziro nari. Fito-siro-wa ^ — • ßto - kajeri nari. Sikara - ba 
Wf — • itted narur-besi. So-ziro-ni tarazü-to-wa itte6-ni taranu nari. ,In der Erklärung der 
acht Wolken ist zu sehen, dass das Wort einen auf dem Felde befindlichen Menschen 
bedeutet. Jedoch in den Untersuchungen Sode-naka's hat so-ziro die Bedeutung so-ziro 
(zehn Stellvertreter, wie oben). Ein einzelner Stellvertreter ist eine einzelne Rückkehr. 
Es kann also eine bewohnte Strasse sein. ,Für zehn Stellvertreter nicht hinreichen' be- 
deutet: für eine Strasse nicht hinreichen'. 



Classe Tsu. 

Tsür-wi-ni juku mitsi. ,Der Weg, auf dem man endlich wandelt'. Mfi-ztch-nari. liin- 
siü-no koto nari. ,Bedeutet das Vergängliche. Ist so viel als dem Tode nahe sein'. 

Tsnba^a-tama-dori. ,Der Geistervogel der Schwingen'. Wad-no koto nari. Zijh-t6-ni 
wi'te sora-wo tobu tori-wo nirame-ba tobu tori osorefe otsüru-to nari. ,Ist der Adler. Wenn 
derselbe auf den Spitzen der Bäume weilt und finster auf die in der Luft fliegenden 
Vögel blickt, fallen die fliegenden Vögel vor Furcht herab^ Verse: 

Jama-fiikor-mi tsüba^a-taraa-dori ko-wi-wo site viiru-ni-mo otsüru tsiiba^a'tama-dori. 

,In des Gebirges Tiefe der Geistervogel der Schwingen, auf den Bäumen wenn er 
weilt, fallen herab, indem sie ihn sehen, die Geistervögel der Schwingen'. 

Tstiba-i-motsi-L Tsubaki-no fa-ni ire-taru motsi nari. ,Ist ein Kuchen , den man in 
Blätter des Camelienbaumes gehüllt hat'. 

Tsüto-mete. ^ Asita-toku-to iü kotoba nari. Jö. iE ^^ kaku. Mala tsuto-to bakari-mo ^ 
a^sitornari. J^ to kaku. ,Ist ein Wort von der Bedeutung von asita toku, am Morgen 
zeitlich. Auch hat tsiUo für sich allein die Bedeutung von asita. Morgen. Es wird tsüto 
(wie oben) geschrieben'. 

Tsüto. J^ 2h Mijage-no koto nari. ,Ist so viel als mijage^ ein mitgebrachtes Geschenk'. 
Beispiele : 

Mitsi-juki-dzüto. ,Ein von der Wanderung mitgebrachtes Geschenk'. 

Fama-dzüto. ,Ein von dem Meerufer mitgebrachtes Geschenk'. 

Hija-ko-no tsüto. ,Ein von der Hauptstadt mitgebrachtes Geschenk*. 

Kusa-dzitto. ,Ein mitgebrachtes Geschenk von Pflanzen'. 

Wi-naka-dzüto. ,Ein vom Lande mitgebrachtes Geschenk'. 

Go-se-no tsüto. ,Ein Geschenk aus der anderen Welt'. 

-f" Tsütsi saje-sakete. ,Indem die Erde nur zerspringt'. Tsütsi-no warum bakari-ni 
ß-deri-taru nari. ,Hat die Bedeutung: es ist eine solche Trockenheit entstanden, dass 
sich die Erde spaltet'. 

Tsükane-wo. ,Die zusammengebundene Schnur'. Mono-wo tabanuru jui-so nari. ,Ist 
das Band, mit dem man etwas umwindet'. 

Tsükasa tokete. ,De8 Amtes enthoben'. Tsukasa toku-to ir-i-te toga am toki kuwan-zi-wo 
mesi-fanasarurU'WO iü nari. ,Drückt die Entlassung von dem Amte aus und bedeutet, 
dass, wenn ein Amtsvorsteher eines Vergehens schuldig ist, derselbe abgesetzt wird^ 

Tsukai-no joboro. 'Y jil Joboro nari. ,Ist ein abgesandter Diener*. 



294 Pfizmaieb. 

Tsütajofu. lo-riü-süru koto nari. ^ & Riijir^en-to kaku. ^Bedeutet: sich an einem 
Orte aufhalten. Wird riü-ren (wie oben) gesclirieben\ 

Tsutsümi nado si- 3S tamafu. ,Das Einhüllen und Aehnliches bewerkstelligen* (als 
Ehrenzeitwort). Tsi-isaki ko-no tsi-wo aniasü koto nari, ,Bedeutet, dass ein kleines Kind 
die Milch bricht^ 

Tsüre-^nikuku, Tsure-naku nikuki nari. , Bedeutet: grausam und verhasst^ 

Tsäre-nasi-gusa. ,Die Pflanze, die keinen Gefährten hatS Fatsi-sü-no i-mib nari. ^Ist 
ein verschiedener Name für fatsisü^ Wasserlilie^ 

Tsutsiizi-no keta. ,Das Viereck der Azalea^ Ketafatake nari. Issetsü-^i keta-wa atari-to 
iä kokoro nari ^Keta bedeutet einen Garten. Nach einer Erklärung steht keta im Sinne 
von atari^ die Gegend zur Seite'. Verse: 

lori-tsfinage tama-da joko-no-no fanare-goma tsiitsüzi-no keta-ni aserai-hana saku. 

J)as angebundene getrennte Füllen von Tama-da Joko-no, in seinem Azaleagarten 
haben sich die Blüthen des Baumes der Ilitzblattern geöjßfnet'. 

lyutsh-ziri'UtafiL. Utai-te-wa fitje-wo /uki-faki-suru-wo in. , Bedeutet : wenn gesungen 
wird, stark die Flöte blasen'. 

Tmtsitr-na-Jase'dori. Isi-tataki nari. Issetsu-ni kari-io-vio id. ,Ist die Bachstelze. Nach 
einer Erklärung heisst es auch die Gans'. 

Tsntmmi' ^ wi. ,Der Dammbrunnen'. Ko-so-no mi-seö-ki-no kata-no wi-do-wo fatsfv- 
faru uaka-midzn-ni matsnran taine-ni fsfttsnmi woku nari. Tsutsümi-wi firaku-wa faru nari. 
,Hat die Bedeutung: einen Damm setzen, um dem zur Seite der erhabenen Lebensluft 
des vorigen Jahres befindlichen Brunnen im Anfange des Frühlings junges Wasser zu 
opfern. Tmtsumi-wi firahc ,den Dammbruniien eröffnen' bedeutet den Frühling'. 

Tsntsü'wi-dzfitm. ,I)ie Röhre des llöhrbrunnens'. Tada wi-dzutsu-no koto nari. Tsiäsuriva 
kasane-kotoha nari, , Bedeutet bloss ici-dzntsh ,die Brunnenröhre^ Tsntsü , Röhre* ist ein 
wiederholtes Wort'. 

Tsudzari-sase-tefu. , Ausbessernd sase heissen'. Kiri-f/iri-sk-no i-mib-ico sase-to iü ko-kon 
fai-kai 7ita-ni. ,In den zusammenhängenden Liedern des Alterthums und der Gegenwart, 
in welchen sa>se als ein verschiedener Name für kiri^girisü ,Grille' genannt wird, heisst 
es:' Verse: 

Aki-kaze-ni fokorohi-tateru fudzi-hakama tsudzfiri sase-iefu kiiri-giri-sü naku. 

,Die von dem Ilerbstwind aufgetrennt sind, die Beinkleider der Färberröthe, sie 
ausbessernd singt, die sase genannt wird, die Grille'. 

Fadzi-bakama ,die Beinkleider der Färberröthe' ist der Name einer Art Luftblume. 
Sase für ,Grille' ist sonst in keinem Wörterverzeichnisse vorgekommen. 

Tsiidzara-icori. ,Wie die wilde Rebe gebrochen'. Tstidzüra-to iü ktisa-wo wori-taru 
sama-ni magari-taru javia-zaki-wo in nari, ,Bedeutet eine Bergtreppe, die nach Art der 
gebrochenen Pflanze tsüdzüra (wilde Rebe) gekrümmt ist'. 

Tsüku-ha-jama-mib-zin-no koto. ,Die Sache des glänzenden Gottes des Berges Tsuku- 
ba'. Nan-nijo san-kei-site zi-ta-no nan-nijo me-nasi-do-tsi-no gotokti-nitetotsügu nari. Kore-wo 
kakai-matsürur-to iü. Man-jeö naga-tita-ni-wa kakage-kakai-to jomeri. ,Bedeutet : Indem sich 
Männer und Weiber in dem Tempel versammeln, heirathen eigene und fremde Söhne 
und Töchter unter einander wie bei dem Spiele . der blinden Kuh. Dieses heisst auch 
kakai-matsüini, das Anhängen bieten. In den langen Gedichten des Man-jeö liest man 
kakage-kakai^ aufziehend anhängen'. 



Die poetischen Ausdrücke des japanischen Sprache. 295 

Tmku-morno nahe. ,Der Kessel von Tsuku-ma'. Kö-siü tshkn-ma kowori-no matmri" 
ni-wa onna-wa otokcMio kazü-si-taru fodo nabe-ivo matsüru nari. ,Bei dem Opfer des Districtes 
Tsuku-ma in Omi opfern die Weiber so vielen Kesseln als man Männer gezählt hat'. 

Dzüku-dori. Mimi-dzüku-no koto nari. Mata dzuku^dori-no tsüku-si-to iü-wa kono tsukur si-no 
hmimimi-dzukn^nokatatsi'nini'tare'-ba nari. ,Ist die Horneule. Dass man ferner ,das Tsuku-si der 
Horneule' sagt, ist desswegen, weil dieses Reich mit der Gestalt der Horneule Aehnlichkeit hat*. 

Tsüja-jaka-ni faku. ,Glänzend fegend Kijoku-sb-dzi-suru nari. , Bedeutet: rein fegen'. 

Tsüja-natsiir^o sora. ,Der Wolkenhimmel des Glanzsommers'. Natsü-no a^a nari. ,Ist 
der Sommermorgen'. 

Tsüma-koje. Mono-wo iü-ni ^ kata-fasi-wo in nari tatoje-ba wäre i-i-taki koto-wo 
jatoi'te iwase toki-doki sono ^ fasi-wo iü-wo tsuma-koge-fo iü-nari. Gen-zi-ni am issetsü 
j^ ^ noki-wa-nite mono-wo iü nari. ,Bedeutet : im Sprechen die eine Hälfte des Satzes 
aussprechen. Wenn man z. B. das, was man selbst sagen will, durch einen Anderen 
sagen lässt und dabei von Zeit zu Zeit die eine Hälfte des Satzes ausspricht, so nennt 
man dieses tsüma-koje (der Gattenlaut). Nach der in dem Geschlechte Gen enthaltenen 
Erklärung bedeutet es: an der einen Seite des Vordaches sprechen'. 

^ Tsümor-kokoro-miru. ,Die Gattin prüfen'. Taka-no me-dori otori-ni sen-to omö toki- 
vca sono o-dori-to tobi-kurabete miru nari. ,AVenn man das Falkenweibchen zum Lockvogel 
zu machen gedenkt, sieht man, wie es mit dem männlichen Falken um die AVette fliegt'. 

Tsuge-no wo-gusi. ,Der kleine Kamm von Buchsbaum'. Mata wo-inakura-to-mo jomeri. 
,Man liest in Gedichten noch wo-mahira^ das kleine Kissen'. Verse: 

Ware kowor-ba siru fito-mo nasi seku toko-no namida morasii-iia tsüge-no wo-makura. 

,Wenn ich liebe, kein Mensch ist, der es weiss. Des abschliessenden Bettes Thränen 
verrathe nicht das kleine Kissen von Buchsbaum'. 

Tsüki-jome. ,Der Monat zu lesen'. Tsüki-nami-wo kazoru koto nari. Fi-jome-mo onazi koto 
nari. ,Bedeutet : die Monate zählen. Fi-jome ,der Tag zu lesen' hat dieselbe Bedeutung'. 

Tsüki-no kuma. ,Der Bergrand des Mondes'. Nani-nite-mo tsüki-ni sawari-te kumora- 
süru-wo ^ kuma-to iü nari. ,AVenn irgend etwas dem Monde im AVege steht oder ihn 
verdunkelt, so nennt man dieses kuma^ Bergrand'. 

Tsüki-no ide-ziwo. ,Die Fluth des aufgehenden Mondes'. Tsüki-no idzüru sama nari. 
Tsüki-no idzüru toki siwo-mo sasü mono nari. Sare-ba ide-ztwo-to iü nari. Midzü-be-^i 
arane-ba senu mono nari. Zi-zen-mine^no ^ ku aru-to-mo si-sai aru-besi. ,Ist das Auf- 
gehen des Mondes. Wenn der Mond aufgeht, steigt auch die Fluth des Meeres. Dem- 
nach sagt man ide-ziwo^ die Fluth des Aufgehens. Er muss sich aber nothwendig an 
dem Ufer des Wassers befinden. Dass es in dem Abschnitte des von selbst entstan- 
denen Gipfels vorkommt, wird eine Ursache haben'. 

Tsüki-no mija-ko. ,Die Hauptstadt des Mondes'. Tsüki-mija-dono-no koto nari. Ge-kai-rw 
mija-ko-ni-mo i-i-kakete jomeri. .Ist die Vorhalle des Tempels des Mondes. Man liest es 
auch in Bezug auf die Hauptstadt dieser Welt'. 

Tsüki-^no minawa. ,Der Wasserschaum des Mondes'. Ohne Erklärung. Verse: 

Meguri-afu natsü-mi-no kawa-no na-mo sirusi mizikaki jo-wa-n^o tsüki-TW minawa-ni. 

,Der sich herwindende Fluss des Sommersiebes, sein Name ist auch ein Denkzeichen 
in dem Wasserschaume des Mondes der kurzen Mittemacht'. 

Tsüki-jorni-no kamL ,Der Gott des Mondes'. I-se ge-^kü-^no mi-koto nari. Tsüki-jorni- 
otoko-to-mo ijeri. Seö-fa setsü-ni ^ ^ ^ tsüki-jumi-mikoto ^ ^ tsüki-jomi Ma ^ M 



296 Pfizmaibb. 

tsuki-jo-mi ittai san-mib nari-to ijeri. ,Ist die Sache des äusseren Tempels von Ise. Man 
sagt auch tsüki''jomi''Otoko^ der Mann des Mondes. Nach der Erklärung von Seö-fa sind tsükt- 
jumi-^o raikoto ,der Geehrte des Mondbogens' (wie oben), tsüki-jomi ,das Lesen des 
Mondes^ (wie oben) und tsükt-jo-mi ,das Sehen des Mondes in der Nacht* (wie oben) 
drei Namen für einen einzigen Gegenstand'. 

Tsüki-wo ^ tomo. ,üen Mond als Freund'. Itsü-mo kawaranu kokoro-wo jomu. Tsuki-no 
tomo-wa tsüki miru tomo narL ,Man liest in Gedichten das Herz, das sich niemals ver- 
ändert. Tsuki-no tomo ,der Freund des Mondes' ist der den Mond betrachtende Freunde 

Tsüki-no jumL ,Der Mondbogen'. Tsüidatsi-jori to-ka-no kasira made-wo iü nari^ Rh- 
jei-no si-ni awaremu-hesi ku-getsü sijo san-ja tsujvr-wa sin-zljil-ni ni-tari tsükir-wa Ijumi-ni ni- 
tari-to ari. ,Ist der Mond von dem ersten Tage des Neumondes bis zum Beginne des 
zehnten Tages. In dem Gedichte des lauten Gesanges heisst es: Es ist zu bedauern. 
In dem neunten Monate die ersten drei Nächte ist der Thau ähnlich den ächten Perlen, 
der Mond ist ähnlich einem Bogen'. 

Tsnki-wo imu. ,üen Mond meiden'. Tsüki-wa win-sei-naru mono nare-ba mirvr-ni kokoro- 
kanasiku nare-ba kore-wo imu nari. ,Da der Mond ein Gegenstand der finsteren Wesenheit 
ist und man, wenn man ihn sieht, im Herzen traurig wird, meidet man ihn'. 

Tsüki-bitO'Otoko. ,Der Mensch und Mann des Mondes'. Katsura-otoko-no koto nari. 
Katsüra-otoko-bakarl-site-mo tsüki-ni naru nari. ,Ist der Mann des Zimmtbaumes (die 
Flecken des Mondes). Indem es der Mann des Zimmtbaumes ist, wird es der Mond'. 

Tsüki-wa mutsü-doHno jodomu ma-mo nasi. Ohne Erklärung. Verse : 

Josi-no-gawa fajaku-mo akuru natsü-no jo-wa tsüki-^ca mutsvr-da-no jodomu ma-ino na^sz. 

,An dem Flusse von Josi-No, die schnell dem Morgen weicht, in der Sommernacht 
ist der Mond ohne Raum, wo stillsteht das Wasser der sechs Felder'. 

Tsüki-^ mi-gusa. ,Die Pflanze des Mondsehens'. Fagi^-no i-mih nari. ,Ist ein ver- 
schiedener Name für fagi, Weiderich'. 

Tmki-'WO umi-no kagami-to iü koto. ,Der Mond wird der Spiegel des Meeres genannt'. 
Verse : 

Nani-wa-tsü-rii nami ittsi-josüru tsitki-no kage umi-no kagami-no aratvare-jü-keri. 

,In dem Fahrwasser von Naniwa, das von Wellen umdrängte Bild des Mondes, der 
Spiegel des Meeres, ist sichtbar geworden'. 

Isüki-no musi-bamu. ,Der Mond ist wurmstichig'. Guwassijoku-no koto nari. Tsüki-mo 
miisi'bamu uki jo nado-to jomeri. ,Bedeutet die Mondfinsterniss. Man liest in Gedichten: 
Die vergängliche Welt, worin der Mond wurmstichig ist und Aehnliches'. 

Tsüki'WO mede. ,Den Mond lieben'. Mata medzüru-to-mo ^ ai-süru nari. ,Heis8t 
auch medzüru. Bedeutet: für ihn eingenommen sein'. 

2'suki nami-wo kazofuru. ,Der Mond zählt die Wellen'. Verse: 

Midzü-no omo-ni teru tsüki nami-wo kazofure-ba ko-joi-zo aki-no mo-^iaka nari-keru. 

,Auf der Fläche des Wassers der leuchtende Mond, als er die Wellen zählte, ist es 
diese Nacht die Herbstmitte geworden'. 

Tsüja-^nusübi-mimi. ,Das thauknüpfende Ohr'. Usagi-no ko-no tsi-isaki-wo iü nari, 
Usagi'Wa v/mi-te notsi ko-wo mi-taru koto nasi. Ko-mo oja-ni b koto naku tada tsüjvrwo 
namete sodatsüru nari. ,Bedeutet den jungen Hasen, so lange er klein ist. Wenn der 
Hase geboren hat, sieht er das Junge nicht. Das Junge trifft auch nicht mit dem Alten 
zusammen, es leckt blos Thau, und dies ist seine Aufziehung'. Verse: 



Die poetischen AübdbOgkb ds& japanischen Sprache. 297 

Mija-ki-rw-^no ko^fagi-ga moto-wo toko-to site ojarwo-mo siranu tsäjur-nrnsubi-niimi. 

,Da8 die Stämme des kleinen Weiderichs des Feldes von Mija-ki zum Bette macht 
und die Aeltem nicht kennt, ist das thauknüpfende OhrS 

2'süju no kuma. ,Der Bergrand des Thaues^ Tsüju-no Jj^ kage nari. ,Ist der Schatten 
des Thaues^ 

Tsüju-sägaru. ,Der Thau hält sich fest'. Sükosi aru tsüju nari. ,Ist der in geringer 
Menge vorhandene Thau'. 

Tsujvrwo kanasi'fu. ,Den Thau bedauernd Kanasi-fa-wa ai-si-taru kokoro nari. Ko- 
konHfho tsüride^-mo kasümi-wo aware-mi tsüjur-wo kanasi'fvrto ari. yKanasi-fu hat den 
Sinn von ai-si-'tarUj bedauert haben. Auch in den Einleitungen des Alterthums und der 
Gegenwart findet sich kasumi-wo aware-mi ,den rothen Wolkendunst bemitleiden' und 
tsäjur-wo kanasi-fuj den Thau bedauern'. 

Tsüju-Ifl^ so-gusa. O-hana nari. ,Ist die Blüthe des Riedgrases'. 



Classe Ne. 

Ne-todorokasi. ,Rumpeln, rollen'. Jü-he-to-mo fumviAo-^mo naku-te-wa ika^ga ikadzütsi-ka 
fasi-ka nado-ni jomti-besi. ,Da ßinbe (Abend) imd fumu (treten) nicht gesetzt ist, mag 
man es etwa von dem Donner, von Brücken und ähnlichen Dingen lesen'. Das in der 
Erklärung vorkommende ßi-be (Abend) hat Bezug auf ne, das sowohl ,Ton' als ,schlafen' 
bedeutet. 

Ne-tori " gai. ,Den aufsitzenden Vogel nähren'. Taka-nvo no-mte kawaaü-site ijer^i 
kajeri-te tori-wo kb-wo ne-tori-gat-to tu, ,Den Falken nicht im freien Felde, sondern erst, 
wenn man nach Hause zurückgekehrt ist, ernähren, nennt man ne-tori-gai, den aufsitzen- 
den Vogel ernähren'. 

Neri-no mura-do. ,Die Dorfthüren der Egge'. Itorja-ni to-no o-oki nari. Mtori-ne- 
no neri-no mura-do-ni kaze arami nado-to jomeri. ,Bedeutet die vielen Thüren des Bretter- 
hauses. Man liest in Gedichten: ,Wo man allein schläft, in den Dorfthüren der Egge 
weht rauh der Wind' und Aehnliches'. 

Neri-so. ,Gebeizte Pflanzen'. Nawa ntzki toki ktisa ki-no jedorwo neri-ai-site kusa-wo 
tabaneru nari. Bedeutet: ,Wenn man keine Stricke hat, beizt man die Zweige der 
Pflanzen und Bäume und bindet die Pflanzen zusammen'. 

Nefnvrm me-samasü. ,Inde8s man nicht schläft, die Augen wecken'. Obitatasiki koto 
medzürasiki koto nado-wo me-sanumsar-to iü nari. ,£ine grosse Menge Sachen, kostbare 
Sachen und Aehnliches nennt man me^samasisa^ ,das Wecken der Augen'. 

Negai-no ito. ,Der Zwirn des Wunsches'. Tanor-batorm kasü ito-7io koto nari. ,Ist der 
Zwirn, den man der Weberin (dem Stembilde) leiht^ 

Ne^odo-no kane. ,Die Glocke des schlafenden Wirbels'. Sijo-ja-no kane nari. ,Ist die 
Glocke des Anfangs der Nacht'. 

Ne-taru fagi. ,Der eingeschlafene Weiderich'. Fagi-wa Twmuru mono nare-ba nari. 
,Man sagt so, weil der Weiderich eine schlafende Pflanze ist'. 

Netaku-zo. ^ ff^ ^ ^ >^ Netakurto kaku. Idzüre-mo netamasiki nari. ,Wird 
netaku (wie oben dreimal) geschrieben« ,Bedeutet: wegen irgend etwas neidische 

Ne-taru koje-süru. ,Ein Geräusch machen wie wenn man eingeschlafen ist'. Ne-taru 
ke-siki kikojuru nari. ,Bedeutet: man hört, dass Jemand eingeschlafen ist'. 

Ne-nasi^gusa. Ne-noM kusanari. ,Ist die wurzellose Pflanze' (eine Art Schmarotzerpflanze) 

DenkMhiifleii der phil.-U«t. Ci, XXU. B4. 3S 



298 Pfizhaikb. 

Nefnrzuwahi'te. ,Betend und anrufend'. Jo-no zohjHfii iü kanrnin-si-gataki-to iü kokoro 
nari. ,SteIit im Sinne des im gemeinen Leben üblichen Wortes kanr^in-d-gcUdsi y unge- 
duldig*. 

•^ Ne-no -y* ko-no ^ motsi. ,Der Kuchen des Sohnes Ne^ ^ Ne-wa ^ i-no 
akuru jo nantr-ni jori-te ^ ne-no ^ ko-no motsi-to 3fe t|i kore-mitsür-ga i-i-si nari. Mt- 
kor-no iwai-wo ne-no ko-to iü-ni arazü. ,Weil ne (1) in den Tagesanbruch des i (12) fällt, 
sagte Kore-mitsu: Der Kuchen des Sohnes Ne. Es ist nicht der Fall, dass das drei- 
tägige Gebet der Sohn Ne genannt würde*. 

Ne-gutarergamL Ne-midare-gami nari. ,l8t das durch den Schlaf verwirrte Haupt- 
haar*. Verse : 

Mi'Si fitomo ne-gutare-gami-no omchkage-^i nainida kaki-jaru sorjcMio ta-makura. 

^Tau dem Bilde des im Schlaf verwirrten Haupthaares des Menschen, den ich gesehen, 
hat Thränen hingezeichnet das Handpolstcr der engen Nacht*. 

Ne-kozi-te. Kusa ki-ivo ne-hiki-ni dte ujuru nari. ,Bödeutet: Pflanzen und Bäume mit 
der Wurzel ausziehen und setzen*. Verse: 

Ika-ni site ne-kozi-te uje-si ivaga jado-no tvakor-ki-no mume-wa fana-saki-ni-keri. 

,AVie kommt es, dass vor meinem Nachtlager, die man mit den Wurzeln ausgegraben 
und gepflanzt, die jungen Bäume, die Pflaumenbäume ihre Blüthen erschlossen?* 

Nete-710 asa-ke. ^ Nete^no asita nari. Jst der Morgen des Schläfers*. Verse: 

Midzuraki-no oka-no ja-kata-ni iino-to are-do nete-no asa-ke-no simo-no furi-fa-^mo. 

,In dem Palaste des Bergrückens von Midzuraki mit der Schwester war ich, doch 
die Blätter, auf die der Reif des Morgens der Schläfer gefallen, auch*. 

Ne-zame-dori, ,Der vom Schlaf erwachende Vogel*. Niwa-tori nari. ,Ist der Hahn*. 

Ne-zaine-gusa. ,üie vom Schlaf erwachende Pflanze*. Ogi-no i-meö nari. ,l8t ein ver- 
schiedener Name für ogi^ Weiderich*. 

Ne-ziro-gusa. ,üie von Wurzel weisse Pflan:ie*. Seri-no i-med nari. ,Ist ein verschiedener 
Name für seri^ Petersilie*. 

Ne-birete. Ne-bore-taru nari ,Bedeutet ne-bore-taru^ schlaftrunken*. 

Ne-fito-tsü. ^ Ne-no itsi-den nari. Ikkokti-wo jo-tsür-ni wakete iü nari. ,Ist ein Punkt 
des Ne (der Stunde 1). Es bezeichnet, dass man einen Einschnitt in vier Theile theilt*. 

Nebi-juku. ^ ^^ to kaku. Mbno-no totonowori-taru nari. üto-no tosi-no fvkwru-wo 
n€bi-tarur-t(Mno mata nebi-bito-to-mo iü. ,Wird teö^zih (wie oben) geschrieben. Es bedeutet, 
dass eine Sache hergerichtet ist. Einen in Jahren vorgerückten Menschen nennt man 
auch nebi-taru ,hergerichtet' oder nebi-bito, ein hergerichteter Mensch*. 

Ne^nfuhzo^ Kusa-ki-wo nedzi-te mono-wo^, tsükanuru nari. Neri-zo-to onazi. ,Bedeutet: 
Pflanzen und Bäume drehen imd eine Sache zusammenbinden. Ist mit n^ri-zo gleich- 
bedeutend*. 

Nezümi-no jasiro. ,Der Mäusealtar'. Mt-wi-dera-no ^ j^ rai-k^-wo matsüru nari. ,Be- 
deutet: Dem Rai-kö in dem Tempel der drei Brunnen opfern*. 

Classe Na. 

Nawa-tatsü koma. ,Das den Strick zerreissende Füllen*. Nawa-wo ßki-kiru-wo nawor 
taisu-to iü. Sore-wo uki ^ narwa tatsü-to iürui josete jomeri. Tada fiaku-riürTui-gb-ni ken- 
seö'Wa tada naworwo kiri-taru muma-no koto bakari-ni jomi^tare^do kore-wa mti-ge-mo kato 
naru josi. Fan-no kotoba-^i ndje-tari. ,Den Strick durch Ziehen zerreissen^ heisst nawa- 



Die PomscHKH Ausdrücke der japanischen Sprache. 299 

tatsü. Dieses liest man in Bezug auf uki norwa tatsü, der vergängliche Name erhebt sich. 
In der Vereinigung der Arten der hundert Dachtraufen heisst es jedoch: Obgleich man 
bei Ken-seO nur von einem Pferde liest, das den Strick zerrissen hat, ist dieses die ge- 
meinste Sache. Es ist in den Wörtern der Siegel zu sehen*. Verse: 

Mki-jose-ba tadorm-wa jorni-te fam-koma-no tsüna ßki-suru-^o nawa tatsär-wo iü. 

,Wenn man es herbeizieht, indem man geraden Weges liest, wird das Zerren des 
Frühlingsfüllens an dem Seile ,den Strick zerreissen' genannt^ 

^ Nor^i si-ofu, ,Mit dem Namen tragen'. Sono ^ na-ni ^ ojeru nari. Tatojerha 
mija-kO'dori'Wa mija-ko-to iü norwo tsüke-tare-ba mijorko-no koto-wa joku sirvr-beki'ZO'to iü-ga 
gotosi. IssetsürTii ^ norui H^ wö-ze-ba-to iü nari. ,Bedeutet: sich mit seinem Namen 
tragen. Es ist beispielsweise wie bei mija-ko-doriy der Vogel von Mijako (die Seemöve). 
Da man den Namen Mijako hinzugesetzt hat, lässt sich Mijako gut erkennen. Nach einer 
Erklärung bedeutet es na-ni wö-ze-bay wenn es dem Namen entspricht'. 

Nani'kure. Nani-mo-ka-mcyto iü kotoba nari. ,Ist ein Wort von der Bedeutung von 
nani-mo-kor^moy was es auch sei'. 

Nani-wa^dzürno ndtsi. ,Der Weg des Fahrwassers von Naniwa'. Wa-ka^o mitd-wo iü 
nari. Mata tada nani-wa^dzü-to bakari-wa i-ro-fa si-ziü-fatsi mo-zi-no koto nari. ,Bedeutet 
den Weg des japanischen Liedes. Femer bedeutet nani-wa-dzü für sich allein die acht- 
undvierzig Schriftzeichen des I-ro-fa'. 

Nani-worgibsa. ,Die Pflanze von Naniwa'. Asi-no koto nari. ,Ist so viel als asi, 
Schüfrohr'. 

Nani-wcHne. ,Das Weib von Naniwa^ Sidzürno me nari. Kawatsi-^me nado ijeru-ga 
gotosi. ,Ist ein gemeines Weib. Auf ähnliche Weise sagt man kawatsi-me^ das Weib von 
Kawatsi und Anderes'. Verse : 

Nani-wa-me-no kororao fosü tote kari-te fosü asi-bi^no kefuri tatanu ß-zo naki. ' 

,Damit das Weib von Naniwa Kleider trockne, ist der keinen Tag sich nicht er- 
hebende Rauch des trocknenden Feuers von Schilfrohr, das man gemäht'. 

NanigoM-no in. ,Ein gewisser Palast'. KawaroHfio in nari. ,Ist der Palast von Kawara'. 

Nanigasi-^no dake. ,Eine gewisse Berghöhe'. Fu-zi-^i tai-site ije-ba asa-ma^ga dake nari. 
,Wenn man es dem Fu-zi gegenüberstellt, ist es die Berghöhe des Asa^ma'. 

NanigoM-no tera. ,Ein gewisses Kloster'. Kura-ma-dera nari. Kö-nan^-zan-to iürmo 
kura-ma-no koto nari. ,Ist das Kloster von Kura-ma. Auch kö-nanrzan (der nach Süden 
gekehrte Berg) ist so viel als Kura-ma. 

Nabete narazü. Osi-nabete-rd-wa arazü-to ijeru nari. ,Bedeutet, dass etwas im Allge- 
meinen nicht ist^ 

Naje-ni. Karorni-to iü koto nari. Mata-wa sore-juje-ni-to iü kotoba. Arui-wa sono zi- 
bun-ni'to iü kotoba nari. ,Ist so viel als kara-ni, weil. Ferner ist es ein Wort von der 
Bedeutung von aore-juje-ni, desswegen. Vielleicht ist es ein Wort von der Bedeutung 
von sono zi-han-my um diese Zeit'. 

Nari-mo narazü-mo. To-ni-mo kakurm-mo nari. ,Bedeutet to^-mo kakurni-mo^ auf diese 
oder jene Weise'. 

Naru sawo. ,Die tönende Stange', i^ ^ to kaku. Sawa-no saJci-ni naru ko^wo tsükete 
jamor-bata-ni kajö sika sarvr-wo 6 nari. ,Wird naru sawo (wie oben) geschrieben. Bedeutet): 
an die Spitze einer Stange eine Klapper befestigen und die in die Gebirgsf eider dringen- 
den Hirsche und Aiffen vertreiben'. 

88» 



300 Pfizkaieb. 

Naruru. ♦8* to kaku. ,Wird naruru (in der Bedeutung : sich gewöhnen, wie oben) ge- 
8ch^leben^ Sonst keine Erklärung, 

Nawo-hito. 8ügnrnaru fito nari. ^Bedeutet einen geraden Menschen^ 

Nagarete. Nagarajete-no koto nari. Nagarete^no jo-to-wa ima-jori juku süje^-no koto ruiri. 
,Ist so viel als nagarajete, indem man am Leben bleibt. Nagarete-no jo ,da& Zeitalter^ 
in welchem man am Leben bleibt* ist die von jetzt an noch verbleibende Zeit^ 

Nagaren >fc ki. ,Ein auf dem Wasser treibender Baum*, Eur-zairtio fito-wo iü. Ki-rd-wa 
arazü. ^Bedeutet einen verbannten Menschen. Es ist kein Baum*. 

Naka-no koromo. ,Da8 Kleid der Mitte*, Nakorno koromo-to-wa fadaje-wo kajete nemu 
kokoro nari. Koromo ki-nagara nurvr-wo naka^no koromo-io iü. ,Hat den Sinn: das Kleid 
für den blossen. Leib wechseln und nicht schlafen. Angekleidet schlafen nennt man 
nakor^no koromo, das Kleid der Mitte*. 

Naka-jado. ,Das mittlere Nachtlager*. Tabi-bito-no ßrur-jasümi-süru tokoro nari. Jamato- 
je juku Jko-wa */j§ ^ u-dzi-wo naka-jado-ni süru nari. ,Ist der Ort, an welchem die 
Reisenden Mittagsruhe halten. Bedeutet, dass die nach Jamato reisenden Menschen in 
Ü-dzi Mittagsruhe halten*. 

Naka-gawa. ,Der mittlere Fluss*. Kijb-goku kajoi go-re6-maje-wo nagaruru kawa nari. 
Kijb-goku-gawa^to-mo iü. ,Ist der durch Kiö-goku und an Go-re6-maje vorbeifliessende Fluss, 
Er heisst auch der Fluss von Kiö-goku*. Mata koi-no naka-gawa-wa ai-gataki-to iü kokoro 
nari. Sato-no naka-gawa-to-wa sato-no nuka-ni nagaruru kawa nari. Oki-nakorgatva wo-no 
bur-ni tsiü-sü. ,Ferner hat koi^mo naka-gawa ,der mittlere Fluss der Liebe* den Sinn, dass 
das Zusammentreffen unmöglich ist. Sato-no naka-gawa ,der mittlere Fluss des Dorfes* ist 
ein Fluss, der in der Mitte des Dorfes fliesst, Oki-naka-gawa wird bei der Classe wo 
erklärt*. 

Na-ga naku. ^ Na-ga ^ naku nari. ,Bedeutet : du singst*. Verse : 

Fototogisü na-ga naku sato-no amata are-ba nawo utomare-nu owofu mono kara. 

,Kukukl Die Dörfer, wo du singst, da es deren viele gibt, werd' ich noch mehr 
entfernt sein von dem Menschen, an den ich denke*. 

Naka-ba naru ^ ge. ,Ein halber (buddhistischer) Vers*. Sessen dö-si ki^zin-no sijo- 
gib-mur-zed-to Umbru fan-ge-wo mamosi-te ki-zin-ni mi-wo nagete a^aje-tamaisi koto nari. ,Hat 
die Bedeutung: Der Jüngling des Schneeberges, indem er den Halbvers: ,Die Hand- 
lungen und Ungewöhnlichkeiten der Götter und Geister* bewahrte, warf seinen Leib den 
Göttern und Geistern hin und machte ihn ihnen zum Geschenk*. 

Nagaruru kasümi. ,Der fliessende rothe Wolkendunst*. Sake^no koto nari. Mata nagaruru 
idzümi-m^ sake-wo iü nari. ,Ist der Wein. Auch nxigaruru idzümi ,die fliessende Quelle, 
bedeutet den Wein*. 

Nagarwm tosi. ,Das fliessende Jahr'. Tosi-no hire-juku nari. Akt nari. ,Bedeutet das 
abendliche Dunkeln des Jahres. Ist der Herbst*. 

Najobi-taru. ütsüsiku jawaraka-naru nari. Najobi-taru usürsam^t-ni-to am. ^Bedeutet 
schön und sanft. Es heisst: najobi-taru usür-samoHni ,auf eine sanfte, leichte Weise*. 

^ NoAaJtam. Na-dakaki koto nari. ,Ist so viel als na-dakoM^ berühmt*. 

Nazoje. Nazüraje nari. Issetsü-ni nazoje-naki-wa murormo naku fithdb^aaru kokoro-to 
ijeri. Arui-wa iwaku mono-ni tagujete nari. ,Bödeutet nazüraje^ vergleichen. Nach einer 
Erklärung hat nazoje-nxiki ,ohne Vergleich* den Sinn: gleichmässig ohne Unregel- 
mässigkeit. Einige sagen, es bedeute: mit etwas von derselben Art sein*. Verse: 



Die POBTiscffEN Aüsdbückb dbb japanischen Spbachb. 301 

Fototogisä ko-jo Vj^ naki-^watare tomosir-bi-wo tsükti-jo-ni nazoje sono kage-wo mimu. 

,Der Kukuk diese Nacht ziehe singend hinüber. Die Lampe achtet er dem Monde 
gleich, ihr Licht wird er sehend 

Nadzüsafu. Nareru kokoro nari. Nadzüsawa-to jomeri. Mata nadzüsai-te-to iü kotoba- 
wa narete-to iü kokoro nari. Mata nagare-todomaru katatsi-ni-mo ijeri. ,Hat den Sinn von 
nareru, vertraut sein. Man liest in Gedichten nadzäsawa. Auch das Wort nadzüsai-te 
steht im Sinne von narete, vertraut. Femer wird es von dem Stillstehen des Fliessenden 
gebraucht' . Verse : 

Nani-^a ^ je-no nami-ni nadzüsafu midare-asi-no asa-ztwo-kaze-ni sajete mijurran. 

,Das mit den Wellen des Stromes von Naniwa vertraut ist, das verwirrte Schilfrohr, 
in dem Winde der Morgenfiuth frierend wird es erscheinen*. 

Aki'fagi-no fa^süje-no tsüjvrni nxtdzüsai-te sama-ni-mo (manu süri-goromo kana. 

,Der Herbstweiderich, mit dem Thau der Blattspitzen vertraut, o die er auf seiner 
Gestalt nicht trägt, die abgeriebenen Kleider 1' 

Natsü-gari. Futa-tsü kokoro ari, Fito-tsü-^i-wa %\\ § natsii-gari-taru nari^ ßto-tsür-ni- 
wa f^ § natsü-gari'Säru nari. ,Hat zwei Bedeutungen. Die eine ist natsüngari-taru 
,im Sonmier abgemäht' (wie oben). Die andere ist natsü-gari-süru ,im Sommer jagen' 
(wie oben). Verse: 

Natsür- ^IJ gari-no tama- fl^ jcr^o asi-wo fumi-si-taki mure^nuru tori-no tatsä sora^zo naki. 

,Das im Sommer gemähte Schilfrohr von Tama-je, die geschaarten Vögel, die darauf 
treten wollen, sie erheben sich unrecht singend'. 

Kono vJtorW) iatsu sora-naki-to iü-ni tsÜki-te ^ fa-nuker^no kari-^no koto nari-to stjaku- 
Site natsü f^ gari^ari-to ijeru setür-mo aru. Hinsichtlich des in diesem Gedichte vor- 
kommenden tatsü» soror-naki ,sie erheben sich unrecht (zur Unzeit) singend' wird erklärt, 
es bedeute: sich mausende Gänse. Es gibt auch eine Erklärung, welche sagt, es heisse 
naisä-gari ,im Sommer jagen' (wie oben). 

Nats&rsohiku. ,Das Sommerziehen'. Asa-no wo-wo kawa-nite fiku nari. ,Bedeutet : den 
rohen Hanf an einem Flusse ziehen' (in Fäden ziehen). Verse: 

Natsü-sohika unor-kami-jama-no si-wi-dhor-ni kasi-dori naki-tsü jufu asari-site, 

,In dem Reisholz des Berges an dem Meere, wo man Hanf zieht, hat der Kjranich 
gesungen^ als am Abend er Nahrung suchte*. 

Natsür-biki-no ito. ,Die Fäden des Sommerziehens'. Natsü watorno ito-wo toru koto 
nari. Kuwa-go-no natsü-go-ito nari. ,Bedeutet: im Sommer fiockseidene Fäden spinnen. 
Es ist die Seide der Sommerseidenraupe'. 

Natsürgusa-wo musübu. ,Die Sommerpflanzen knüpfen'. Kusa sigeri-te mitsi-no mijenu 
juje musübu nari. ,Bedeutet: Weil die Pflanzen üppig wachsen und der Weg nicht zu 
sehen ist, knüpft man sie' (knüpft sie im Gehen gleichsam an einander). Verse: 

Natsü-gusa-wa sigeri-^i-keri-^a tama-boko-no mitsi-juku fijto-mo musübu bakari-ni. 

,Die Sommerpflanzen sind in Fülle gewachsen. Die den Weg der Edelsteinlanze 
wandelnden Menschen knüpfen sie auch allein'. 

Natsü-mv^u ,Das Sommerinsekt'. Fotarur-wo-mo iü vta-m jori-te kawarur-besi. ,Bezeichnet 
auch die Feuerfliege. Je nach dem Gedichte kann dieses wechseln'. Verse: 

Tsütsüm£'domo kakurenu mx>nO'Wa natsü-musi-^o ^ mi jori-amareru omoi nari-keri. 

,Da8 Wesen, das, wenn auch eingehüllt, sich nicht verbirgt, das Sommerinsekt ist die 
an den Leib übermässig sich drängende Sehnsucht geworden'. 



302 Pfizmaikb. 

Kore-^a fotarur-wo jomeru nari. Mata semir-wo matsu-mu8i''to jorneru vta ari. ^Dieses 
liest man als Feuerfliege. Es gibt auch ein Gedicht, in welchem die Grille das Sommer- 
insekt genannt wird'. Verse: 

Ja-je-mugura sigereru jado-wa natsürmitsi-^no koje-jori-foka-^i tofu fito-mo ruisi. 
,Wo das achtfache Labkraut in Fülle wächst, die Nachtherberge, in ihr ist ausser des 
Sommerinsekts Stimme kein fragender Menscht 

Mata tö-gorto iü musi-wo-mo moppara natsür-nrnsi-to jomeri. Kono nrnsi-wa natsiirTio kasira 
tomosi-bi-wo kesan-to site mi-wo jaku mtisi nari. ,Femer nennt man auch das Insekt tö-ga 
(den Lampenschmetterling) in Gedichten vorzugsweise das Sommerinsekt. Dieses Insekt 
will im Beginne des Sommers die Lampe auslöschen und ist das sich selbst verbrennende 
Insekt'. Verse: 

NaisUrmusi-no mi-wo itadzüra-ni riasü koto-mo fito-tm omoi-ni jori-te nari-keri, 

,Dass das Sommerinsekt sich selbst zu etwas Unnützem macht, ist in Folge eines 
einzigen Gedankens geschehen'. 

Natsü-juki-gttsa. ,Die Pflanze des Sommerschnees'. Ko-no forno i-meö nari. ,l8t ein 
verschiedener Name für die Blätter der Bäume'. 

Nana-kuruma. Kuruma fitsi-rih nari. ,Bedeutet sieben Wagen'. Verse: 

Koi-gtisa-wo tsikara-guruma-ni nana-kuruma tsümi-te kofuraku waga kokoro-kara. 

,Wenn man die Pflanze der Liebe auf sieben Kraftwagen in Haufen legt, liebe ich 
fort in meinem Herzen'. 

Koi-no kusa-wo nana-kuruma-ni tsümu-to-mo tsuki-maziki-to nari. Taikaror-guruma-wa ni- 
wo fakohu hiruma nari. "^ Inisije-guruma nado onazi koto nari. ,Bedeutet : Mag man die 
Gegenstände der Liebe auch auf sieben Wagen häufen, sie sind unerschöpflich. Tsikara- 
gurwma (Kraftwagen) ist ein Wagen, auf dem man Lasten umherführt. Inisije-guruma (ein 
Wagen des Alterthums) und ähnliche Ausdrücke sind dasselbe'. 

Nana-no kasikoki ,I)ie sieben Weisen'. Sin-no jo-no ßtsl-ken-zin nari. Kei-kö gen-seki 
wb-ziü san-to gen-kan kö-siü kb-rei nari. Kono fito jo-wo sakete taka-fajasi-ni komori koto- 
wo narasi si tsükuri sake natni-te tanosimi-keru-to nari. Sono notsi san-to wihziQr-wa idete 
mija'dzükaje-si-keri. Nokori-no go-nin-wo go-hin-to-mo mata go-ken-to-mo ijeri. ,Sind die 
sieben weisen Männer des Zeitalters von Tsin. Dieselben sind Hi-khang, Yuen-tsi, Wang- 
jung, Schan-thao, Yuen-hien, Hiang-sieu und Kang-ling. Diese Menschen vermieden die 
Welt und verbargen sich in einem Bambushaine. Daselbst spielten sie die Cither, verfertigten 
Gedichte, tranken Wein und vergnügten sich. Später kamen San-thao und Wang-jung 
hervor und verrichteten den Dienst des Palastes. Die übrigen fünf Menschen nannte man 
die fünf Gebieter oder auch die fünf weisen Männer'. Verse: 

Inisije-no nana-no kasikoki fito-TOo mina take-wo kazasi-te tosi-zo fe-ni-keru. 

,Die sieben weisen Menschen des Alterthums beschatteten sich mit dem Bambus 
und verbrachten die Jahre'. 

Inisije-no nana-no kasikoki fito-^mo tada fosi-garu mono-wa sake-ni koso are. 

,Die sieben weisen Menschen des Alterthums, die Sache, die allein sie wünschen, 
mag der Wein nur sein'. 

Nana-kumor-no nori-mono. ,Der Wagen der sieben Bären'. Sai^tsi-takaki fito-no hwrwmor- 
ni-wa kuma sippiki je-gaku juje-ni jü'sijokur-no sai-toku-to iü nari. ,Weil man auf den 
Wagen der hochbegabten und verständigen Menschen sieben Bären malt, sagt man: die 
Begabung und die Tugend des Bärenwagentrittes'. 



DiB POETISCHEN AuSDBOCKS DER JAPANISCHEN SpBACHR. 303 

NanorwadcMio tama. ,Der Edelstein der sieben KrümmungenS ^ Sei-seö-na^gon 
makurd-zö-zi-rd iü tdzäre-no jo^i-ka ari-ken morokosi-jori kono kuni-wo lUsi^toramu tote madzü 
kokoro-mi-keru toki-^i nanor-wador-ni magare-taru tama-no nakor-wa towori-te migi-fidari-wa 
ana oM-taru-ga tsi-isaki-wo tate-matsüri-te kore-ni tsüna towosi-te tamawaran-to rribsi-taru-^i-zo 
kokchrorno ßto sarorni omoujorazarur^i tsiü-seö nari-keru fito ari-wo futa-tsu hakari torajete 
kosi-ni fosoki ito-wo tsüke anata-no anorm midzü-wo nuri-te säte ano ari-wo ire-tarvrm 
midzü^no ka-wo kagi-te ito jo-jo fai-te anata-no kutsi-ni ide-ni-keri. Satesono ito-Tio tsüranukare- 
taru-wo tsäkawoM-tare^ba sate-wa firW) moto-no hini-wa ka^iko-kari-keri tote katahuken koto-wo 
omoi-tomari-keri. Sono tsiü-seö-wa kandatsi-me dai-zin-ni nasase-tamai-te notsi-ni-wa kami-to 
nari'kervrm-ja ari-kemu. Sono kami-no mi-moto-ni niöde-tari-keru fito-ni arawarete tsüge- 
tamajeru vta. ,Zur Zeit, als ein Mann, der in Polsterpflanzenschrift Sei-seö-na-gon (der 
kleine Erath von dem Geschlechte Sei) genannt wird — es wird in irgend einem Zeitalter 
gewesen sein — zu dem Zwecke, von China aus dieses Reich wegzunehmen, früher einen 
Versuch machte, reichte er einen in sieben Krümmungen gebogenen Edelstein, der in der 
Mitte durchdringlich und an dem rechts und links eine kleine Höhlung oflfen war, dar. 
Indem er gesagt hatte, dass er durch ihn einen Strick ziehen und den Stein zum Ge- 
schenk machen werde, kam dieses vielen Menschen wieder unerwartet. Ein Mensch, der 
ein Heerführer der Mitte geworden war, fing zwei Ameisen, legte an ihre Lenden einen 
dünnen Faden und strich an die Oeffnung der anderen Seite Wasser. Als er die Ameisen 
hineingegeben hatte, krochen diese, das Wasser riechend, an dem Faden allmälig weiter 
und bei der Oeffnung der anderen Seite hervor. Man schickte jetzt den mit dem Faden 
durchzogenen Stein. Da man somit annahm, dass das japanische Reich weise gehandelt 
habe, überlegte man sich den beabsichtigten Sturz desselben und stand ab. Dieser Heer- 
führer der Mitte wurde zum grossen Diener von Kandatsi-me ernannt, und es wird ge- 
schehen sein, dass er später ein Gott geworden. Einem Menschen, der sich zu dem 
Wohnsitze dieses Gottes begeben hatte, zeigte er sich , und es gibt ein von ihm her- 
gesagtes Gedicht'. Verse: 

Nana-^ada-^i magareru tama-no wo^wo nuki-te ari towosi^-to-wa ware-wo sirasürja. 

,Das Ziehen der Schnur des in sieben Krümmungen gebogenen Edelsteines und das 
Hindurchbringen der Ameisen, hierbei geb' ich mich bekannt!' 

Nana-no jasiro. ,Die sieben Altäre'. 8an-wb nana-jasiro nari. San nijo^ai si-bo-satsü 
nari. ,Die sieben Altäre des Bergkönigs. Es sind die drei Nijo-rai und die vier Bo-sats'. 

Nana-je-no ujer-kL ,Die siebenfachen gepfianzten Bäume'. Goku-raku-no sippö f6-siju 
nari. Kotig ki-no kaze-ni sojogu oto-wa on-gaku-wo s6-sürurga gotosi. ,Sind die kostbaren 
Bäume der sieben Kostbarkeiten des Paradieses. Wenn diese Bäume in dem Winde 
zittern, ist ihr Ton gleich dem Aufspielen von Musik'. 

Nara-no furvrkoto. ,Die alten Sachen von Nara'. Manrjeö-siü-Tio koto nari. Sei-wa 
ten-wb rnan-jeö-wa itsürno kadra sen-zi-kerur-zo-to tsioku'-mon ari-d mi-kotaje-ni. ,Ist die Sache 
des Man-jeö. Weil Kaiser Sei-wa fünf Capitel aus dem Man-jeö gesammelt hatte, gab 
es eine höchste Anfrage. In der Antwort hiess es' (Verse) : 

Kami-nor-tsüki si-gure-furi-wo keru nara-no fa-no na-^ii ofu mija-no furorkoto-zo köre. 

,Auf die des götterlosen Monats Sprühregen gefallen, die Blätter von Nara sind 
des mit dem Namen sich tragenden Palastes alte Sache, sie'. 

Na-ni ofu mijayuoa narorno mi-kado fei-zei-no mi-koto nari. Man-je6-wa seö-mtMii sen- 
zi-samete fei-zei-ni sö-süru nari. Sikanirni fei-zei-too man-jed-no aruzi-to sü. ,Der mit dem 



304 PflZMAlBB. 

Namen sich tragende Palast ist so viel als Fei-zei, der Kaiser von Nara. Das Man-je5 
hat man zum ersten Male für Kaiser Seö-mu gesanunelt und dem Kaiser Fei-zei vor- 
getragen. Gleichwohl macht man den Kaiser Fei-zei zum Vorgesetzten des Man-jeö*. 

NorrakuHfU) soko. ,Der Boden der Hölle'. Inisije jenrgi-no mi-kado dzi-gokurm otsi" 
tamairte fingura uje-no fito-ni ai-tainai^keru toki-no mi-utorni. ,In einem alten Gedichte, das 
der Kiiiser von Jen-gi verfasste, als er in die Hölle stürzte und daselbst den oberen 
Menschen von Fi-gura traf, heisst es' (Verse): 

IfiL^naraku na-rakur-no soko-ni iri-nurur-wa setsüri-mo sijttdar-mo kawarazarinkeri. 

,Es geht eine Sage: auf dem Boden der Hölle, wenn man eingetreten ist, haben 
sich der König des Reiches und der niedere Diener nicht verändert'. 

Nagusa. Nagusamu koto nari. Sore-wo kai-sö-ni josete jomu nari. ,Ist so viel als 
nagusamUf trösten. Man liest dieses nach dem Kai-sö' (den Seepflanzen). Verse: 

Koje-wo dani kike-ba nagtcsa-no fama-tsi-dori furv^sü wasurezü tsüne-ni toi-ko-jo. 

,Wenn die Stimme nur man hört, dann der tröstende Brachvogel des Meerufers, 
das alte Nest nicht vergessend, kommt immer, um zu fragen 1' 

Nagusami-gusa. ,Die Trostpflanze^ Uje-mono^ni arazü do-sa nari, Tada nagusami-no 
koto-wo ijeri. ,Ist keine Pflanze, sondern eine That Es bedeutet blos die Sache der 
Tröstung', 

^Nagu. jp[ Im ^0 kaku. ümi-no tsüra namt-mo naku nodoka-na)'u koto nari. Asor-nagi 
jü-nagi nado-to jomeri. Wird naini-noM (ohne Wellen , wie oben) geschrieben. Bedeutet, 
dass auf der Meeresfläche keine Wellen gehen und ruhiges Wetter ist. Es wird für asa-nagi 
,Windstille des Morgens', jü-^agi ,Wind8tille des Abends' und ähnliche Wörter gelesen'. 

Nor-kukuri. Wana-no koto nari. ,l8t so viel als wana, Schlinge', Verse: 

Sina-wi-dori otsi-kuru iso-no nor-kiikuri-ni kakaru omoi-no jukurje-Tno nasi. 

,Die Bachstelze hat keinen Ort, wohin der an der Schlinge des Meerufers, zu dem 
hineinfallend sie konmit, hängende Gedanke gezogen'. 

Nama-gokoro. Nama/siwi-naru kokoro-zasi nari. Kokoro-arur-nite-mo naku mata naki- 
nite^-mo naku namorgokoro aru nari. ,Bedeutet einen unreifen Vorsatz. Es ist: Ohne 
einen Vorsatz oder nicht ohne Vorsatz einen imreifen Vorsatz haben'. 

Nama-fono sü-i-taru mija'dzukaje. Nama-wa ^ nari, Mono-no nama-^namasiki^^a 
konomam-karazü. Fono-wa ^ soba nari. Katawaror^arvr^wa tadasiku-mo naki nari. Süri- 
tarur-wa süki-süki-siki naH. lü kokoro-wa fetsürai-gormasi'-ki mija^dzükaje nari. ^Nama be- 
deutet nama (roh, wie oben). Ein roher Mensch ist nicht liebenswürdig. Fono bedeutet 
soba (die Seite, wie oben), Das seitwärts Geneigte ist nicht richtig. Sü-i-taru bedeutet süki- 
säki-sij für etwas eingenommen. Der Sinn des Ausdruckes ist : Ein sich einschmeichelnder 
Palastdiener'. 

Nage-no nasake. Nawozari-no nasake-to iü koto nari. ^ ^ to kaku. ,Steht in dem 
Sinne von nawozari-no nasake^ eine geringe Zuneigung'. Wird itsüwari-nasake (eine falscho 
Zuneigung, wie oben) geschrieben'. Verse: 

Iwarurur-mo uresi-ku-^mo nasi kono wrai-v)o wataranu fito-no nage-no nasak&'Wa. 

,Vorgeblich und freudenlos ist der dieses Meer nicht übersetzenden Menschen un- 
bedeutende Neigung'. 

Nake. Na-karvr-beki-ka-wa-to iü kokoro nari. Nake sümi-te jomür-besi. ,Steht im Sinne 
von na-karur-beki-ka-wa , was wohl nicht vorhanden sein kann. Nake kann trüb (nage) 
gelesen werden'. 



Die poetischen Ausdrücke dbb japanischen Sprache. 305 

Nakoso. NaJci so-to iü kotoba nari. Mitsi-no kur-no nakos(M%o seki-to ij&rur-wo naki so-to 
iü kokoro-^i tUa-ni jomeri. ,Hat die Bedeutung des Wortes naJd so. Der Ausdruck nakoso- 
no seki (der Durchgang von Nakoso) in dem Versabschnitte des Weges wird in dem Ge- 
dichte in dem Sinne von naki so gelesen^ Die Bedeutimg von naki so wird nirgends 
angegeben. Es könnte wörtlich ,da8 nicht vorhandene Kleid' bedeuten. 

Nagojaga sita, Atataka-naru tat nari. ^\ $fü to kaku. ,E8 ist ein warmer Stoff. 
Wird wa-ge (wie oben) geschrieben*. 

Na^i-nu. Nagiisami-nunto iü koto nari. ,Ist so viel als nagusami-nuy getröstet habend 

Naki mono-gusa. ,Die Pflanze der nicht vorhandenen Sachet Nani-mo naki nari. üje- 
mono-ni arazü. ^Bedeutet, dass etwas nicht vorhanden ist. Es ist keine Pflanze'. 

Namesi kasiko-si. Fahakari-naru fodo toki nari. ,Bedeutet die Zeit, wo man eben 
beschämt ist'. 

Nameri-goto. ^Schiefe Rede'. Midare-gawoM^ki nari. ^ ^ to kaku. ^Bedeutet: in 
Verwirrung befindlich'. 

Nami-ni omofu. ,Mit den Ordnungen denken'. Fito-nami-ni omö nari. Issetsü nabele 
omö nari. ,Bedeutet: mit den Menschen denken. Nach einer Erklärung heisst es: auf 
gewöhnliche Weise denken'. 

Nami-ma-goMwa. ,Der Pistazienbaum zwischen den Wellen'. Umi-no naka-w) iwa-ni 
tsüke-taru kai nari. ,Ist eine Muschel, die sich an die Felsen mitten in dem Meere an- 
gelegt hat'. 

Nami-no tsi-sato. ,Tausend Dörfer der Wellen'. Towoki koto nari. ,Bedeutet die 
Feme'. 

Nami-kojuru süje-no matsü. ,Die letzte Fichte, über welche die Wellen gehen'. Süje- 
no matsü jama nari. N6-win uta-makura-ni moto-no matsü nakormo matsü süje-no matsü tote 
sau'dziü ari'to ijeri. Sare-horni-ja jama-to-wa iwade tada matsü-to bakari jomeri. Nami-no 
kosü-mazi-ki koto-wo kojuru josi-ni jomi-te fito-no kokoro-no ada-narvrni josete jomeri. Flht 
via narabi-ni süje-no matsü jama-no koto sü-mo bvr^i kuwasi. ,Ist der Berg der letzten 
Fichte. In dem Liederpolster von N6-win heisst es, dass es dreierlei Fichten gibt, welche 
moto-no matsü (die ursprüngliche Fichte), naka-nx) matsü (die mittlere Fichte) und süje-no 
matsü (die letzte Fichte) genannt werden. Indessen wird ,Berg' nicht ausgedrückt und 
nur ,Fichte' gelesen. Indem man im Lesen von dem Umstand ausgeht, dass die Wellen 
einen unüb er steiglichen Gegenstand übersteigen, wird es in Bezug auf die Falschheit 
des menschlichen Herzens gelesen. Die angeführten Gedichte sind zugleich bei dem 
Gegenstande süje-no matsü-jama ,der Berg der letzten Fichte' in der Classe sü einzeln 
enthalten'. 

Nasi'tsüho. ,Der Birnentopf'. Dai-ri-^no niwa nari. Nasi-wo ujerare-keru juje nari. 
,Ist der Vorhof des kaiserlichen Palastes- Er heisst so, weil daselbst Birnbäume gepflanzt 
wurden'. Verse: 

Inisijernx) itsürtsür^no fito-mo wagu gotoku kokoro-ni mono-wo omoi-ken kamo. 

,Die fünf Menschen des Alterthums werden auch gleich mir im Herzen Dinge über- 
dacht haben 1' 

Kono itsü-tsroHfio fito-to-wa nasi-tsübo-no go-nin-no koto-wo ijeri. Go-sen-siA-no sen-zia nari 
,Die hier genannten fünf Menschen sind die fünf Menschen des Birnentopfes. Sie sind 
die Herausgeber der später herausgegebenen Sammlung'. 

DeDksebriftan der pbil.-hiit. CI. ZXII. Bd. 39 



306 Pfizkaibr. 



Classe Ra. 



Ba-Vr-tage. Ku/nm-ki nari. ^Bedeutet: mtthevoUS 

Ra-u^tahi, Itowosi-ki kokoro nari. ,Steht im Sinne von itowosi^ bedauernswürdig^ 

Raurrati-si-ki. Rihzeki-^asi-ki nari. ^Bedeutet rd^zeki-rasi^ von Eigenschaft roh und heftig'. 

Ravr-gawaM-ki. Sawagasi-ki koto nari. Mata midari-gawasi-ki koto-ni-mo ijeri. Gen-zi 
iü-gawo-ni rb-gawasi-ki o-o-niitsi-m taisi'Owasi-masi'ie'to am. ^Bedeutet Aufregung, Wird 
auch von Verwirrung gesagt. In dem Kürbisse des Geschlechtes Gen heisst es: Auf 
dem imordentlichen grossen Wege weilend'. 

Rani. ||| Ran-no fana nari. Koje-nite joinu mono juje fa^ne zi-wo ni-to osajete jomu 
narai nari. ^Bedeutet ran, die Luftblume. Weil das Wort mit dem (chinesischen) Laute 
gelesen wird, beobachtet man den Gebrauch, das am Ende stehende Schriftzeichen (n) 
beim Lesen zu ni herabzudrücken'. 

Ra-den-^no dziku. ,Die Achse der Schalthierglöckchen'. Awo-gai süri-taru dziku nari. 
Maki-mono-m motsiju. Tsüre-tsüre^gibsa-ni ß^ ^ ton-a-ga usürmono-wa kakusi-mo fadzüre 
ra-den-no ziku-wa kai otsi-te notsi koso imizi-kere-to ijeri. ^ ^H Ra-den-no ^ dziku - to 
kakeri. ,Ist eine Achse von geriebener grüner Muschel. Wird zu Bücherrollen gebraucht. 
In den einsamen Pflanzen heisst es: ,Der Flor von Ton-a geht durch Verbergen aus- 
einander. Die Achse des Schalthierglöckchens ist erst ausgezeichnet, wenn die Muschel 
zerfallen'. Wurde ra-den-no dziku (wie oben) geschrieben'. 

Classe Mu. 

Mu'Wi-no mija-ko. ,Die Hauptstadt ohne Rangstufen'. Zib-do^no koto nari. ,Ist so viel 
als zifhdoy die reine Erde' (das Paradies). 

Muro-no to. ,Die Kammerthüre'. Sijvkke-no toiru tokoro nari. Kore-takor-no mi-ko-fu- 
no-ni owasi-masü tokoro-wo-mo si-un-te mi muro-ni mbde-ki-to ari. Mata gen-zi-ni warawa- 
jami-no toki nanigasi-no sö-dzü-to kajor-wo mesür^i tsükawasi-kere-ba oi-magari-te muro-mo^ 
to-ni-mo je-ide-fanberazür-to iü nari. ,Ist der Wohnsitz eines Mönches. In dem Felde 
Mi-ko-fu von Kore-taka heisst es: Er sah gezwungen den Ort, wo er wohnte und 
begab sich in die Kammer. — Ferner heisst es in dem Geschleohte Gen: Als er am 
Wechselfieber litt und man ihn bei einem gewissen Bonzen fortschickte, damit er Ried- 
gras esse, war er vom Alter gebeugt und nicht im Stande, zur Thüre der Kammer 
hinauszutreten'. 

Muro-no faja-wa^e. ,Frühreifes Kammergetreide'. Sa-naje nari. Muro-no tane-to-mo iü. 
Bedeutet frühzeitige Halme. Man sagt auch muro-no tone, die Kammersaat'. 

Mur-bor-tama. ,Edelstein der Rabenflügel'. Kuroki-to iü koto-no makura-kotoba nari. 
Mata jo jami kami nado-no uje-ni tvoki-te-mo jomu. Mu-ba-tamor-no südzi-to itür-mo kami^no 
koto nari. ,Ist ein Polsterwort für kurosi, schwarz. Femer wird es in Gedichten vor jo 
(Nacht), jami (Finstemiss), kami (Haupthaar) und ähnliche Wörter gesetzt. Mu-ba-tawa-no 
sffdzi ,die Fäden des Edelsteins der Rabenflügel' ist so viel als kami^ Haupthaar'. 

Mu-toku. ^ ^ nan. Otoroje-taru koto nari. ,Ist mu-toku (ohne Tugend, wie oben). 
Ist so viel als otoroje-taru, geschwunden'. 

Mukai-bi'tsukuru. ,Ein gegenüberstehendes Feuer anzünden'. Fito-^no fara-tats&ru-ni 
ware-^mo fara-tatsuru koto nari. Nippon-ki-^ni jamato-dake mikoto tö-wi okori-si toki anata- 



Die P0BTISCH8M Ausdrücke dbb japanibcbeh Sprache. 307 

jwi ßrwo tmkertarvrm koTtoJar-jori-Tifio fi-wo tsüke-tamcd-si koto-jori okoru nari. ^Bedeutet: 
Wenn Andere zürnen, zürnen auch wir. Der Ausdruck entstammt der folgenden in dem 
Nippon-ki enthaltenen Stelle: Als die östlichen Fremdländer aufstanden, hatte man von 
jener Seite Feuer angezündet Indessen zündete Jamato-dake Mikoto auch von dieser 
Seite Feuer an'. 

Mukasi'be. Hukad-no koto nari. ,Ist so viel als rrmkasi, ehemals'. 

Mukasi'-obojuru. ,Des Ehemaligen sich erinnern*. Mukasi-wo ima-to iü koto nari. 
MyJcasi-no koto-wo ima miru kokotsi nosüru nari. ,Ist so viel als das Ehemalige für das 
Gegenwärtige halten. Bedeutet : sich die Vorstellung machen, als ob man die ehemaligen 
Dinge jetzt säheS 

Mure-wiru. ,In Schaaren verweilen'. ^ ^ to kaku. Atsümari-taru kokoro nari. 
,Wird mure-wiru (wie oben) geschrieben. Hat den Sinn von atsümari-taru^ versammelt sein'. 

Mutsü-goto. Sasame-goto nari. Jorhun nari. ^Bedeutet leise Worte. Heisst auch die Nacht'* 

MtUsü-no sakai. ,Die sechs Grränzen'. Roku-db nari. ,Bedeutet die sechs Wege der 
Unterwelt'. 

Mvtsü-de-hana, ,Sech8 hervorkommende Blumen'. Mutsü-no fana-to-wo iü. Juki-no koto 
nari. ^ |i| >?> to kaku. ,Man sagt auch mvtsvrno fana^ sechs Blumen. Ist der Schnee. 
Wird mutsü-de-bana (wie oben) geschrieben'. Verse: 

Kajeri-miru mija-ko-Tw jama^no mvisw-de-bana fw-zi-no natsü made omoi-jare-to-wa. 

,Zurückblickend auf die sechs hervorkommenden Blumen der Berge von Mijako, 
möge ich bis zu des Fuzi Sommer die Gedanken entsenden'. 

Mtme-mune-si-karanu. i^ Tö-tö^si-karanu nari. Mono-no tö-rib-naranu-wo iü. ,Ist td- 
tö-si'karanu^ was keine Dachbalken sind. Bedeutet, dass Jemand kein Zimmermeister 
(kein kunstfertiger Mensch) ist. 

Mune-tsübururu. ,Von Brust eingebrochen'. Kiino-tsüburwru Tiari. ,Bedeutet : höchst 
erstaunt sein'. 

Mune-wake. ,Mit der Brust unterscheiden'. Sika-no' mune^nite mono-wo wake-juku nari. 
,Bedeutet: mit dem Gedanken eines Hirsches fortan die Dinge unterscheiden'. Verse: 

Asor-tsüju-ni utsüroi-nu-besi sa-o-sika-no mune^wake-ni-süru aki-no fagi-bara. 

,Von dem Morgenthau kann entfärbt sein das mit des wal^ren Hirschbocks Brust 
entscheidende Weiderichfeld des Herbstes'. 

Mune-todoroku. ,Die Brust ertönt mit rollendem Ton'. Mune^sawagv» nari. ,Bedeutet: 
die Brust ist erregt'. 

Mune-kogaruru. ,Die Brust ist vom Feuer versengt'. Omoi nari. ,Bedeutet das Denken 
und Sehnen'. 

Munasi-ki /uns. ,Das leere Schiff. ^ In-no mi-koto nari. ,Ist so viel als der Palast 
eines zurückgetretenen Kaisers'. 

Muna-te. ,Die leere Hand'. Munad-ku kajeru nari. ,Bedeutet: unverrichteter Dinge 
nach Hause zurückkehren'. Verse: 

Midzü tatafu iri-je-Tio mor-komo kari-kanete muna-te-ni kajeru sa-midarerTiO ^ kami. 

,Die Blumenbinsen der von Wasser überfüllten Bucht konnte man nicht mähen. 
Mit leeren Händen zurückkehrt das Oberhaupt der Zeit des Kegens'. 

Mura^aki-no ne^süri-no koromo-Tio koto. ,Die Sache des mit der purpurnen Wurzel 
geriebenen IQeides'. Verse: 

Koi-si-ku'Wa si-^tani-^wo omoje murasaki-no ne-süri-no koromo iro-m idzüna jume. 

39* 



308 Pfizhaieb. 

,\Vas liebenswürdig, an dieses allein denk' ich. Es ist ein durch die Farbe des mit 
der purpurnen Wurzel geriebenen Kleides hervorgezauberter Trauma 

Migiri murasaki-no ^ ne-mte süreru koromo-wo iü nari. Sikarii-wo 6-gi kangaje-ni Tie- 
sürt-no korovKMva murasaki-no koromo-wo kite fito-to ne^tari-kere-ba ase-rd iro-no kajeri4e 
kinvr^i utsün-tari'keru^ga koromchni ni-tari-kere^ha fito-ni ö koto-wo mura^aki-no ^ ne-süri^ 
no koromo-to ijeri. Kono setsü-wo-ba tei-ka-kib mikkanrni ^ |^ ne~süri-no koromo kan-sin- 
narazaru josi kakare-tari. ,I)a8 Obige bedeutet: ein mit der purpurnen Wurzel ge- 
riebenes Kleid. Indessen heisst es in den Untersuchungen 0-gi's: Was ner-süri-koromo 
betrifft, so hat, wenn man, mit einem purpurnen Kleide angethan, bei einem Menschen 
geschlafen hat, durch den Schweiss das Kleid Aehnlichkeit mit einem Kleide, dessen 
Farbe ausgegangen ist und auf dem Stoffe abgefärbt hat, und man nennt die Vereinigung 
mit einem Menschen das purpurne im Schlafe abgeriebene Kleid. — Diese Erklärung 
wurde auch in der geheimen Anregung Tei-ka's bei Gelegenheit der Worte: ,Ein im 
Schlafe abgeriebenes (wie oben) Kleid ist nicht erquicklich' niedergeschrieben^ 

Murasaki-no tsiri. ,Der purpurne Staub*. Warabi-no koto nari. ,Ist so viel als warahi^ 
Meerrettig'. 

Murasaki-no niwa, ,Der purpurne Vorhof*. Tai--dai-no koto nari. ,Ist so viel als tai-dai^ 
das grosse Innerei 

Mura^aki-no sode. ,Der purpurne Aermel^ Jo-kurai-jori iije-wa rrdna murasaki koromo- 
wo kiru nari. ,Bedeutet, dass die auf der vierten Rangstufe und höher Stehenden pur- 
purne Kleider tragen'. 

Murasaki-no Juki. ,Der purpurne Schnee'. Sen-ka-no Juki nari. ,l8t der Schnee der 
Häuser der Unsterblichen'. 

Mara-kasiimt ,Der rothe Wolkendunst des Dorfes'. Kümo kiri n^do-no jb-ni-wa aru- 
be-karazü mono-no iro nari-to iü kokoro nari. ,Bedeutet, dass es die Farbe von Dingen ist, 
welche nicht Wolken, Nebel und Aehnliches sein können' Verse: 

Fi-bari agaru farurmo no-sawa-no asor-midori sora-ni iro-koki mura-kasumi kana. 
,Wo die Lerche steigt, an dem lichtgrünen Himmel der Feldsümpfe des Frühlings 
der tiefgefärbte rothe Wolkendunst des Dorfes'. 

Mura. ßC to kaku. /E — * Ippiki-no koto nari. jj^ no zi-wo-mo mura-to jomu. ,Wird 
ßku (wie oben) geschrieben. Ist so viel als ippiki (ein Stück, wie oben). Auch das 
Zeichen tan (äusserstes Ende) wird mura gelesen'. 

Muyku^a, ,Sech8 Pflanzen'. Rokw-gi nari. ,Bedeutet sechs Weisen'. 
Muja-mujoHfio seki. ,Der Gränzpass von Muja-muja. Ja-kumo mi-setsur-ni-wa mitsi-no ku 
de-wa-no kuni-no naka-ni juki-ko jam^a^ari. Ki sigehi juki-ki ta-jasü-karazü jotte si-wori 
utsi-si tadori-juku. Sare-ba woja-woja-to wori-to ije-ije nari, Muja-mujor-wa kano jama-guisi-no 
de-wa-no kata-ni am seki-no na nari. ,In der Erklärung der acht Wolken heisst es: 
Zwischen den ßeichen Mutsu und Dewa befindet sich ein Berg, über welchen Reisende 
ziehen. Da die Bäume daselbst dicht stehen und das Beisen nicht bequem ist, bricht 
man die Zweige und geht tappend einher. Es ist der Berg, der Woja-woja^ Wort u. s. w. 
genannt wird. Muja-muja ist der Name eines Passes, der an dem Ausgange dieses 
Berges, auf der Seite von Dewa liegt'. 

Muja-wi-süru nawa. Funer-to fune-wo jui-awasete karakumu nawa-wo iü nari. ,Bc- 
deutet das ein Schiff mit dem anderen zusammenbindende, festhaltende Seil'. Sonst 
mojai-nawa. 



Die poetischen Ausdrücke deb japanischen Spbache. 309 

Mumorja-dzL ,Der Weg des Pferdestalles*. Jeki-ro tote rijo-zin-no mvma nado kawan 
tame-no jado nari. Sono tei-djur-wo rnrnnanjoHfio teö-to iü. ^Ist ein Einkehrhaus auf der 
Poststrasse, welches dazu dient, die Pferde und anderen Thiere der Reisenden zu er- 
nähren. Den Vorsteher dieses Posthauses nennt man den Aeltesten des Pferdestalles*. 

Mumor-no fanormuke* ,Die Blumendarbietung des Pferdes*. Sen-hetsu nari. ,Ist ein 
Keisegeschenk*. 

Mv/morzoi. ,Deni Pferde zugesellt*. Mumorno kutsi-wo tori-taru mono nari. Jst der 
Mann, der das Pferd gezäumt hat*. 

Mvr-saka. Rokur-sijakunno koto nari. ,l8t so viel als roku-sijaku^ sechs Schuh*. 

Mume^no ame. ,Der Pfiaumenregen*. Go-gutoatsü-no ame nari. ,l8t der Regen des 
fünften Monats*. 

Mume-no kojomi. ,Der Pflaumenkalender*. Mume-njo saku-wo mite fani-no ki-taru-wo 
siru nari. Si-ni mum^-wa köre san-kor^no kojomi-to ari. ,Bedeutet: die Pflaumen blühen 
sehen und wissen, dass der Frühling gekommen ist. In den Gedichten heisst es: Die 
Pflaumen sind der Kalender der Gebirgshäuser*. 

Mumore-gi. ,Ein vergrabener Baum*. Tani-ma nado-ni umorete oi-taru ki nari. Sore-wo 
waga mi-no fito-ni sirarenu-ni tatojete zijukkuwai-ni jomeri. ,Ist ein in Thälern und anderen 
Orten im vergrabenen Zustande gewachsener Baum. Dieses Wort wird in den Beklagungen 
als ein Gleichniss in dem Sinne gebraucht, dass wir von den Menschen nicht gekannt 
werden*. Verse : 

Kimi-ga jf^ jo-ni abu-kumor-gawa^no mumore-gi-wa midzvr-no sita-ni faru-wo matsi-keru. 

,In dem Zeitalter des Gebieters der vergrabene Baum des Flusses von Abu-kuma, 
unter dem Wasser hat er auf den Frühling gewartet*. 

Mu-sägi. Wakaki sügi nari. ,Ist eine junge Cypresse*. In dem Sio-gen-zi-kö ohne 
Erklärung. Verse : 

Itsür-si'ka-mo kami-sabi-ni-keru kono jamor-no mu-sägi-ga moto-ni koke ofuru mxide. 

,Wie lange dauert es, bis auf dem Stamme der jungen Cypresse dieses göttlich ver- 
rosteten Berges das Moos wächst?' 

Classe U. 

U-ivi-no nami-kaze. ,Wind und Wellen dieser Welt*. Uki-jo-no ari-sama nari. ,l8t 
der Zustand der vergänglichen Welt*. 

^ ^ ü-tüi-no "tft jo. ,Da8 Zeitalter, in welchem man weilt*. Ima kono-so-ba-wo 
iü nari. ,Bedeutet diese gegenwärtige Bergseite*. 

ü-^o-nx) mi. Imada-bon-nd-wo fanarezarw-wo ^ ^ u-ro-no mi-to iü nari. ]|l§ ^ 
Mu-ro-nx) mi-to-wa set-sija-^o mi-^mi nari. ,Der Zustand, in welchem man sich noch nicht 
von der Sinnlichkeit losgetrennt hat, heisst Ur-ro-no mi ,der Leib, der ein Durchsickern 
hat*. Mu-ro-no mi ,der Leib, der kein Durchsickern hat* ist der Leib des Heiligen. 

U'/a-be-noM, $| £ ^ ^ to kaku. Nasake-naki-to iü kokoro nari. ,Wird U'/ar-be- 
naki (ohne das Mehrfache der erlangenden Flügel, wie oben) geschrieben. Steht in dem 
Sinne von na^ake-nasi, gefühllos*. 

üje-si ujenba. ,Wenn man das Gepflanzte pflanzt*. Kasane-kotoba nari. Ujen-to ujen- 
nara-ba-to iü kokoro nari. ,Ist ein wiederholtes Wort. Es hat den Sinn: wenn es ist, 
dass man pflanzen wird, um zu pflanzen'. 



310 Ffizmaibk. 

ütsi-murete. Amata-no kokoro nari. ^ ^ ^^ kaku. Jufvrmagure ne-nt jiiku karasü 
täsi-murete nado jomeri. ,Hat den Sinn einer Menge. Wird sai-sö (wie oben) geschrieben. 
Man liest: ,l)ie in der Abenddänunerung schlafen gehenden Baben sind eine Menge, 
und Anderes^ 

ütsi-faM-watasä, ütsi-wo nigori-te jomvr-wa warod. |^ ^ ütd-fasi nari. Gen-zi-^i 
utsir-fasi-^nekn mono-to arur-wa täsi-fasi-rasiki mono-to iü koto nari. No-woM-meku nado 
ijerur-ni onazi. Mala utsi-watasü kokoro-ni jomenirmo ari. jUtsi trüb lesen, ist schlecht. 
Bedeutet die innere Brücke, ütsi-fasi-meku mono^ das in dem Geschlechte Minamoto 
vorkommt, hat die Bedeutung von tUsi-fasi-rasiki mono^ ein Mann, der das Aussehen der 
inneren Brücke hat. Es ist mit no-waki-meku ,das Aussehen des Sturmwindes haben' 
und anderen Ausdrücken gleichbedeutend. Man liest es auch in dem Sinne von utsi- 
watasü^ hinübersetzen^ 

Utsi'watasü. Utn-sügiru kokoro nari. ,Hat den Sinn von utsi-sugiru^ überschreiten*. 

Utsi'kira^. Sora-no kiri-watareru koto nari. Tana-kiri-ai ama^giri-te Tiado onazi koto 
nari. ^ ^ ^ to kaku. ,l8t so viel als; der Himmel ist von Nebel umzogen. Wörter 
wie tana-kiri-ai^ ama-giri-te sind damit gleichbedeutend. Es wird tanonkiri-ai (wie oben) 
geschrieben^ Verse : 

Utsi-kirasi juki-wa furi-te sikasw-gor-ni ije-no sono-ni uguisü-zo naku. 

,Der Himmel ist neblig, es fällt der Schnee. Dennoch in dem Garten des Hauses 
der Grünling singt'. 

Utsi-mo tajumanu. Kororno nado vtsi-jamanu nari. Mata lUsi-säsamur-wa vtsi-jami-taru 
nari. ,Bedeutet: Nicht aufhören, Kleider und andere Dinge zu klopfen. Ferner hat 
utsi'SÜsamu ,in das Klopfen vertieft sein' die Bedeutung von utsi-jami-taru ^ aufgehört 
haben, zu klopfen'. 

ütsi'fabiiku. ,Schlagend verkürzen'. Tori-no nakan-to fa-tataki^sü nari. ,Bedeutet: 
wenn der Vogel singen will, schlägt er mit den Flügeln'. Verse: 

Utsi'fahuki inia-mo naki-nan fototogisü ko-no fana tsüJä-jo sakari- JJ sara jvJcu. 

,Er schlägt mit den Flügeln und wird jetzt auch singen, der Kukuk. Die Blüthen 
der Bäume und die Mondnacht, in ihrem Glänze geh n sie wieder dahin'. 

Utsi-matsü. ^^ jlt^ to kakii. Tsfd-matsü tai-matm onazi-koto-to nari. ,Wird kio-so (wie oben) 
geschrieben. Tsüi-matm und tai-matsü ,Fackel' sind mit diesem Worte gleichbedeutend'. 

üisi'Utsi. ^ ^ ütd-utsi'to iü kokoro nari. ,Steht in dem Sinne von täsi-tUsi^ was 
sich auf das Innere des Hauses bezieht*. 

ütsi-dono-fumi. ,Die Schriften der inneren Halle'. Nai-den ge-den nari. ,Sind die 
inneren imd äusseren Vorbilder' (heiligen Bücher der Buddhisten). 

üruwasimi-se-jo. ,Es sei Gutes'. Makoto-to iü koto nari. Issetsü utsüktisi-ki kokoro nari. 
I-mono-ni waga se-si-^ga koto uruwasimi-se-jo-io jomeri. ,Ist so viel als maJcoto, wahr. In 
einer Erklärung hat es den Sinn von utsükusi^ schön. In der Geschichte von Ise liest 
man: Was ich gethan habe, sei schön'. 

Uruma-no sima-guni. ,Das Reich der Inseln von Uruma'. Mata urumor^no kuni-to-mo 
iü. Riü-kiü-kokurTio koto nari. ,Man sagt auch uruma-no kuni, das Reich Uruma. Ist so 
viel als riür-kiür-kokti, das Reich Riü-kiü'. Verse: 

Obotsüka-na urumar-no sima-no fito nare-ja waga koto-no fa-wo sirazü kawo narri. 

,Ein Mensch der ungewissen Inseln von Uruma mag es sein. Er sieht aus, als ver* 
stände er meine Worte nicht'. 



Die poetischen Ausdrücke deb japanischen Sprache. 311 

ükare-me. ,Ein herumschweifendes Weib'. Mata ukare-dzüma-to jomeri. ,Man liest 
auch ukare-dzüma^ eine herümschweifende Gattin^ 

in ^ ü-kawa. ,Der Wasserrabenfiuss'. 

^ ü-kai-bune. ,Da8 Schiff des Wasserrabenwärters'. 

U-tsukai- )fC fi' ?Das Feuer des Aussenders des Wasserrabens'. 

U'tsükai. ,Der Aussender des Wasserraben'. 

Dai'rin-rd iü natsü-wa jami-no koro^ni nare-ba Vfkai-hwne-ni nori-te Ur-tsüko koto-no 
arvrwo }\\ ^ ja-kawa-io-mo u-kawa-tchmo ijeri. Fitori-wa fune-no be-ni nori-te kai-sasü 
nari. Mtori-^a tomo-no kata^ni kakari-wo tomosi-te sono ßkari-ni soko-naru uwo-no mijuru-wo 
u amata fanatsi iri-te are-ba wono-wono midzü-soko-ni iri-te aju-to iü uwo-wo kü nari. ü-no 
kubi-ni tor-nawa^to iü morvo-wo tsäkete fikaje-tare-ba to-kaku iri-tsigai-te joku tsüko moruh-wa 
u-no kazü-wa (ho-kere-do mtisübore-nu sama-ni sabaku nari. 

,In dem Walde der Aufgaben heisst es: Im Sommer, wenn es um die Zeit der 
Dunkelheit ist, geschieht es, dass man das Schiff des Wasserraben Wärters besteigt und 
die Wasserraben aussendet. Dieses nennt man jo-kawa ,der Nachtfluss' oder auch u-kawa 
,der Wasserrabenfluss'. Ein Mensch befindet sich an der Seite des Schiffes und führt 
das Ruder. Ein Anderer zündet zur Seite des Hintertheiles des Schiffes eine Schiffs- 
lateme an. Wenn bei dem Lichte derselben die auf dem Boden befindlichen Fische 
erscheinen, reissen sich die Wasserraben in Menge los und tauchen unter. Ein jeder 
taucht dann zu dem Boden des Wassers und verzehrt den Weissfisch. Wenn man an 
den Hals der Wasserraben die Handschnur befestigt und gezogen hat, so mögen sie wie 
immer nach verschiedenen Seiten untertauchen, ein Mensch, der gut aussendet, macht 
die Wasserraben, so viele deren auch seien, los, als ob sie verwickelt gewesen wären'. 

Utata-gokoro. ,Ein sich wendendes Herz', ütsüri-jasüki kokoro nari. AH^ ^ to kaku, 
,Bedeutet einen leichtwechselnden Sinn. Wird kio-sin (leichtes Herz, wie oben) ge- 
schrieben'. 

Utate. Utata-to onazi. Amari-ni-to iü kokoro se-zakur-no lUa-te-teki-to iü-to-wa sükosi kokoro 
kawareri. Tada utata- j^ muma-io iü kotoba nari. ,Ist mit utata ,sich wenden' gleich- 
bedeutend. Weicht von dem im Sinne von amari-ni ,zu viel' stehenden, bei dem ge- 
meinen Manne üblichen utate-teki etwas in der Bedeutung ab. Dasselbe ist blos das 
Wort ^äata-mumaf gewechselte Pferde'. 

Uta-makura. ,Das Kopfkissen des Liedes'. Mei-sio-wo tadzünete rto-kb-süru-wo in. 
Mata mei-sio-no täa-wo cUsüme^tarti-wo-^mo iü. ,Bedeutet : berühmte Orte suchen und Reisen 
machen. Es bedeutet auch, dass man die Gedichte der berühmten Orte gesammelt hat'. 

ütakata. Futatsü-no h)koro ari. Fitotsünwa musiro-to nado iü jö-W) kotoba nari. Fitotsvr- 
wa midzür-no awa-wo iü nari. ^ ^ FuJcu-sen-no uta-wa midzü-no awa-wo josete kotoba-wo 
tsädzüke-taru nari. Mata ika-ni site kari-some sibasi nado iü tokoro-je tsükb nari, Sarcr-ba 
i-mono-ni-wa tajezü nagarum-to i-i mata gen-zi-ni noki^-no sidzükn-ni sode nurete uta katafito-wo 
sinobazarame-ja-to iü-wa tada fito-ni jori-taru nari. ,Hat zwei Bedeutungen. In der einen 
ist es ein Wort von der Art wie musiro .lieber' und ähnliches. In der anderen bezeichnet 
es den Schaum des Wassers. Das Gedicht von Fuku^sen bringt den Schaum des Wassers 
nahe und hat die Worte fortgesetzt. Ferner wird es für ika^ni site ,auf welche Weise', 
kari-some , einstweilen', sibasi ,bald' und andere Ausdrücke verwendet. Indessen hat es 
in der Gescliichte von Ise die Bedeutung ,unauf hörlich fiiessen'. Ferner wird es in dem 
Geschlechte Minamoto, an der Stelle: ,In dem Träufeln des Vordaches, indess der Aermel 



312 Pfizmaieb. 

befeuchtet wird, soll man niclit des Wasserschaums Menschen ertragen?' blos auf den 
Menschen bezogen'. 

üre. Jl Uje-4o iü kotoha nari. Sasa-^no ure-ni nado jomeri. ,Ist ein Wort, welches 
uje ,über' bedeutet. Man liest scLSOr-no ure-ni ,über den kleinen Bambusstauden' und 
Anderes'. 

üttaje. Tei-ka^-wa tada utsu-to iü koto nari-io no^tamajeri, Ja-kumo mi-toki-ni-wa vtsi- 
tajete nari. |g Fito-je-ni-to iü kokoro nari* Issetsürni utsi-tsuke-to iü kokoro nari. ,Tei-ka 
that den Ausspruch, dass es nur so viel sei, als lUsü^ schlagen. In der Erklärung der 
acht Wolken bedeutet es ^ utsi-tajete ^ das Schlagen unterbrechend. Es sind einseitig 
angegebene Bedeutjingen. Nach einer Erklärung hat es den Sinn von utsi-4suke ,sogleich'. 
Tada uttai-no kokoro-nite jomeru tda-wa. ,Ein Gedicht, in welchem es nur im Sinne von 
uttai ,die Anklage' gelesen wird'. Verse: 

Mätsünga je-no iso-be-no nami-no uisütaje-ni araware-^Vr-heki sode-no J^ uje kana. 

,In der Anklage der Wellen zur Seite des Meerufers der Zweige der Fichten, der 
sich gezeigt haben konnte, o der Obertheil des Aermelsl' 

U'dzüki-no imi-sasü. ,Die Trauer des vierten Monates des Jahres begehen'. Faru-no 
kajeru-wo tomertaki-to iü kokoro nari. Maia w-no tsiiki-wa matsüri-no zi-hun nare-ha j£[ ^ 
sei'i-wo Site komori-wiru-wo-mo iü saka-ki matsü take nado-ni side-wo tsüke kado-ni soM^woku 
nari. Zin^gi-nari. ,Hat den Sinn, dass man die Wiederkehr des Frühlings aufhalten will. 
Da femer der vierte Monat des Jahres die Zeit des Opferns ist, so benennt man damit 
auch das Weilen in Verborgenheit bei Entsendung des Geistes. Man befestigt an gött- 
liche Bäume, Fichten, Bambusse und andere Bäume das Side (eine Art Geissei) und 
stellt es an das Thor. Es sind göttliche Dinge'. 

Utsü'Semi. ,Die hohle Grille'. Semi-^o kara-wo utsü-semi-to ijeri. Utsü-semi-no munaM-ki 
utsü-semi-no jjA^ jtt kono jo nado tsüdzüke-tari. Mata tada utsü-semi-^o ko-e-to jomeru täa-^io 
ari. Man-jed-ni'Wa iSfit. ^^y^'f^Ur-tsü-semi-to kaku. Kore-wa naku ko-e-^o ^^ kei-wo utsü-ni 
ni'tare-ba-ni-ja sübete semi-no sö-mib-to kokoro-jete sikantr-besi. ,Die Grillenhaut nennt man 
utsürsemi, die hohle Grille. Man hat ,leer als hohle Grille', ,diese Welt der hohlen Grille' 
und Aehnliches zusammengefügt. Ferner gibt es ein Gedicht, in welchem bloss uisür- 
semi-no ko-e ,die Stimme der hohlen Grille' gelesen wird. In dem Man-jeö wird es Vr^tm- 
semi (die den Musikstein schlagende Grille , wie oben) geschrieben. Da der Ton ihres 
Gesangs etwa mit dem Schlagen auf den Musikstein (^ keij Aehnlichkeit hat, wird es der 
Fall sein, dass man hierunter einen allgemeinen Namen für ,Grille' verstanden hat'. 

Utsüsi'Wo sime. ütsüsi-wa taki-Tnono nari. Sime-to-wa tome-taru nari. ^Oisüsi bedeutet 
;Räucherwerk'. Sime (zusammenpressen) bedeutet ,zurückbehalten haben'. 

Udzüra naku fum-sato-bito. ,Ein Mensch des Geburtsortes , wo die Wachtel schlägt' 
(ein Landsmann), üdzüra-wa ßimsi-to naku nare-ba nari. ,Es heisst so, weil die Wachtel 
von Alters her schlägt'. 

ütsüta fime. Midzü-wo mamoru kami nari. ,Ist die das Wasser bewachende Gottheit'. 

Utsü-sümi-nawa. ^ j$|| ^ to kaku. Dai-kur-no motsi-taru tsübo-sümi nari. ,Wird utsü- 
sümi-mawa (wie oben) geschrieben^). Ist die Topftinte, welche der Zimmermann besitzt'. 

Una-wi-wotomen ^ ^ oki-tsü-no koto. ,Der an der Bucht befindliche Sarg des jungen 
Mädchens'. ^ ^ wa oki-tsü ki nari. Nippon-ki-ni-wa fitsügi-to jomi-tari. üna-ud^wa 

^) Nach der Ordnung der chineBinchen Zeichen sollte nawa-r&mi gelesen werden. Dafür steht aber durchgängig die Lesart 
sümi-naiDct, 



Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache. 313 

wotome-no koto nari. JamatO'mono-gatari'ni''mo aru. Mata man-jed kiü-kuan-ni ta-na-he 
fiiht-maro-ga naga-tUa-ni-mo jomi-tari. Oki-tsü ki (wie oben) ist oki-tsil ki^ der Sarg an der 
Bucht. In der Geschichte von Nippon wird fitsügi ,Sarg' gelesen. Una-ivi ist so viel 
als ivotome^ junges Mädchen. Man liest es auch in dem neunten Capitel des Man-jeo, 
in dem langen Gedichte Ta-na-be Fuku-maro's^ Folgt eine sehr lange, fdnf Seiten um- 
fassende Erzählung, in welcher gesagt wird, dass oki-tsü ki der Name des Grabes gewesen^ 
Ura'kanasi ura-irieäzürasi-ki ura-koi-si ura-sahisi nado taina ura-wa /(^ kokoro-no koto 
nari ,In ura-kanasi (tiefbetrübt) ura-medzürasi (äusserst merkwürdig) nra-koi-si (sehr 
liebenswürdig) ura-sahisi (sehr einsam) ist ^ira ,innerlich' so viel als kokoro, Herz'. 

Urabire. Urabtire onazi koto nari. 1^ ^ to kaku. Mono-omoi-iirei-taru kokoro nari. 
Mata sinahi-urahnre-to iü-mo onazi kutahire-taru kokoro nari. Isset.^u tawafitre-wore-ha-to iü 
kokoro nari. ,Ist so viel als iirabnrey traurig sein. Wird ri-sokit (wie oben) geschrieben. 
Es hat den Sinn von »nachdenkend und bekümmert'. Ferner ist es mit sinabi-tirabure 
, verschrumpft und traurig' gleichbedeutend und hat den Sinn von hUahire-taru, ermattet. 
Nach einer Erklärung hat es den Sinn von faicqfure-icore-ba^ wenn man spielend weilt'. 
Ura-kosi. Kaze-no na nari. ,l8t der Name eines Windes'. Der Sinn dieser Zusammen- 
setzung wird nicht angegeben. Es mag iira-ko-si ,von der Bucht gekommen' bedeuten. 
Ura-kare-mote-ku. Ura-karurit-to-wa Ife '* JL '^ uwa-ba-no karnr?t nari sita-ba-no 
karuru koto-ni-wa arazü. fr ^^ Ä ^^^ kaku. ^Ura-karuru bedeutet das Vertrocknen der 
oberen Blätter. Es ist nicht das Vertrocknen der unteren Blätter. Wird ura-kare-juku 
(wie oben) geschrieben'. Mote-ku scheint für motte-iku und dieses wieder für juku zu 
stehen. Kare-juku, verdorren. 

Ura-no famarjufu. Ura-ni aru kusa nari. Mata fama-jufu-wa isasaka-no koto-ico iü. 
,Sind die an der Bucht befindlichen Pflanzen. Ferner bedeutet fama-jufu (die Baumwolle 
des Meerufers, der Name einer Pflanze) eine unbedeutende Sache'. 

U-no fana kudasi. ,Das Herabsenden der Blume des vierten Monats'. U-no fana-no 
saht koro furu ame nari. ,lst der Regen, der um die Zeit fällt, wo die Blume des vierten 
Monats blüht'. 

Verschiedene Namen für iir-no fana^ die Pflanze des vierten Monats : 

^7J Fatsü-mi-gibsa. ,Die zuerst gesehene Pflanze'. 

Juki-mi-gusa, ,Die im Schnee gesehene Pflanze'. 

Kaki-mi-gusa. ,Die an der Ringmauer gesehene Pflanze*. 

Verse : 

Fatsü-mi-gusa mada sakanu-ma-ni fototogisü tatsü^-ta-no jama-no sato-ni naku nari. 

,Die zuerst gesehene Pflanze, während sie noch nicht blüht, der Kukuk in dem Dorfe 
des Berges Tatsu-ta singt'. 

Uguisü-no fito-kurto naku. , Der Grünling singt Fito-ku'. Kiri-ko-e-no ^JC \ fito-ku-fito- 
kiir-to naku'ja unanv-ino iü nari. , Bedeutet, dass im Singen das schrill tönende fiio-ku 
fitO'ku, , Menschen kommen! Menschen kommen 1' wiederhallt'. Verse: 

Mume-no fana mi-ni koso ki-tsüre uguisü-no fito-ku ßto-kn-to itoi-si-mo ivoru. 

,Indess man, um die Blüthen der Pflaumen zu sehen, nur gekommen, ist des Grün- 
lings Ruf: Menschen kommen! Menschen kommen! fortwährend zuwider'. 

Jomogi ^ oi-te are-taru jado-wo uguisü^no ßto-kn-to naku^ja tare-to-ka matan. 

,Wo der Beifuss wächst, an dem wüsten Nachtlager singt der Grtlnling: Menschen 
kommen ! Wen wird er wohl erwarten ?' 

Denkechriften der phil.-hist. Cl. XXII. Bd. • 40 



314 Pfizmaier. 

Uguisii-no kaiko-no naka-no fototogisu-no koto. ,I)er Kukuk in dem Ei des Grünlings'. 
Verse : 

Ugidsü-no \ kaiko-no naka-ni \ foiotogisü | fitori mumarete \ saka-tsitsi-ni \ nite-wa nakazü- 
ja I saka'fawa-ni \ nite-wa nakazü-ja \ u-no fana-no | sakttr-ma no-he-jori \ tohi-kajeri \ kt-naki- 
dojomasi \ tatsi-hana-no \ fana woi-isirasi \ fi-me-mosü-ni \ naku-to kiki-josi \ mai-wa sen \ wokti 
na-juki-so \ ^vaga jado-no \ fana-tatsi^hana-ni \ sümi-watare-dori. 

,In des Grünlings Ei, Kukuk, indem du allein entstehst, deinem Vater ähnlich singst 
du nicht. Deiner Mutter ähnlich singst du nicht. Des vierten Monats Blume, während sie 
blüht, von der Seite des Feldes fliegst du zurück. Du kommst und singst und lärmst. Des 
.Orangenbaumes Blüthen verfolgst du und zerstreust sie. Den ganzen Tag weil ich ihn 
singen höre, werd' ich den Göttern ein Geschenk geben. In das Innere gehe nicht, du 
in den blumigen Orangenbäumen meiner Herberge wohnender, das Leben verbringender 
Vogel !' 

Migiri ima-no jo-ni-mo mare-mare uguisü-no s^a-jori fototogisü-no fina-wo jeru koio-mo 
aru-to ijeim. Oja-ni ni-zaru-ni joite saka-tsitsi-ni nite saka-faua-ni nizMo jomeru nari. Saka- 
•wa ^ naga-to in kotoha fiari. ,Zu dem Obigen : Man sagt, dass man auch in dem gegen- 
wärtigen Zeitalter sehr selten aus dem Neste des Grünlings das Junge des Kukuks be- 
kommt. Weil er seinen Aeltern nicht ähnlich ist, liest man : Deinem Vater, deiner Mutter 
bist du nicht ähnlich. Saka ist das Wort naga, du. 

Uguisn-sode, ,Der Grünlingsärmel'. Waki-ake-no sode nari. ,Ist ein an den Seiten 
offener Aermel'. 

Uguisu-no kasa-ni nufii tefu mume-no fana. ,Die Pflaumenblüthen , von denen man 
sagt, dass der Grünling sie zu einem Hute näht'. Uguisü-no mume-no fana-ico tobi-kb-wa kasa- 
wo nü-ni ni-taru-to nari* ,Bedeutet, dass das Flattern des Grünlings um die Pflaumen- 
blüthen Aehnlichkeit mit dem Nähen eines Hutes hat'. 

Uke-fikn. §1 ^ ^o kaku. If/ koto-tco kiki-irunt nari. Mata fito-ni sifagb koto nari. 
,Bedeutet: die Worte erhören. Bedeutet auch: den Menschen gehorchen'. 

Ukera-no fana. ,l)ie Blüthe der weissen Distel'. Biaku-ziiitsü-no fana nari. Wokera- 
to-mo iü. Firakenu fana nari. ,Ist die Blüthe des weissen ziijitsü (einer Distelart). Man 
sagt auch wokera. Es ist eine Blüthe, die sich nicht öffnet'. Verse: 

Asa-ga kata siwo-fi-no jnta-ni orrioje-domo ukera-ga fana-no iro-ni ideme-ja. 

,An der Morgenseite, die Ebbe Wellen umherwerfend, obgleich sie sich besinnt, die 
Blüthen der weissen Distel, werden sie in die Farbe gehen?' 

Kono uta-ni ijeru gotoku firakenu fana nare-bo iro-ni idenu nari. Juta-wa nami-ni 
jurarete tajutb kokoro nari. ,Wie in diesem Gedichte gesagt wird, geht eine ungeöffnete 
Blüthe nicht in die Farbe. Juta hat den Sinn : von den Wellen bewegt hin und herziehen'. 

Uke-ku. ^ ^ nar^. Tada uki-to iü-ni onazi. ,l8t uke-ku (wie oben) das Leid, welches 
man erfährt. Es ist mit dem einfachen uki ,leidvoll' gleichbedeutend'. Verse: 

Jo-no naka-no uke-ku-ni akt-nu okii-jama-no ko-no fa-ni fureru juld-ja kenavfiasi. 

,Des Leides in der Welt bin ich satt. Der auf die Blätter der Bäume des tiefen 
Gebirges fallende Schnee wird geschmolzen sein'. 

Ukeje. FitO'Wo 7ior6 koto nari. ,Bedeutet: Menschen verwünschen'. 

i5 ^P U'Saka-no tsüje. ,Der Stock von U-saka'. Jettsiii-no kuni-ni u-saka-mid-zin tote 
rnjoasi-mastL Kono matsiiri-ni-wa onna-no otoko-ni ai-mi-si kazü-fodo sin-siit tsuje-wo motsi-te 
utsü'to ijeri. Juje-ni siri-utsi-no matsüri-to^mo iü. Je-siü tsiüm-ma-no nabe^no tagui nari. 



Die poetischen Ausdrücke des japanischen Sprache. 315 

,In dem Reiche Jettsiü wohnt der glänzende Gott von ü-saka. Man sagt, dass bei dem 
Opfer für denselben der Ilüter des Gottes je nach der Zahl der Zusammenkünfte der 
Männer und Weiber mit einem Stock Schläge gibt. Desswegen heisst es auch: das 
Opfer des Schiagens auf den Hintern. Es ist von der Art der Pfanne von Tsuku-ma in Je-siü^ 
Uki-sidzümu. ,Schwimmen und untersinken*. Jo-no uki-siäzumu nari. Mto-tabuwa 
sakaje ßto-tabi-wa ofororu ari-sama-wo iü. Jst das Schwimmen und Untersinken der Welt. 
Es bedeutet den Zustand, in welchem einmal ein Gedeihen, einmal ein Verfall ist*. 

Uki'hisa-no ta-muke. ,Die Darreichung der schwimmenden I^flanze'. Ijasi-hi-mo mei^ 
sin aru mono-wa fin-fan sö-sö-wo matsüri ko-u-rib-sai motte ki-sin summe-tsii-besi. Makoto-no 
sin-sin saje ara-ba nki-kusa-wo-mo kami-ni ta-wiike nigoreru niica-tadzumi nado-nite-mo 
rmtsuhi-te ta-rnuke-jo-to nari. ,Bedeutet: Wer niedrig ist und einen erleuchteten Glauben 
hat, kann Wasserlinsen und Hornblatt opfern, das Wasser der Pfützen den (TiUtern und 
Geistern anbieten. Wenn man nur ein wahres gläubiges Herz hat, möge man die 
schwimmende Pflanze den Göttern mit der Hand darreichen, mit dem trüben Wasser 
der Pfütze sie verbinden und anbieten*. 

Uki-ne-no tori. ,l)er Vogel der schwimmenden Wurzeln'. Midzü-tim-no sö-mih nari. 
,Ist ein allgemeiner Name für Wasservögel'. 

Umi-matsü. ,Die Seefichte'. ^ j^ to kakii. Miru-to ijeru kai-sö-no koto nari, ,Ist so 
viel als die Seepflanze mhntK 

Umi-no ko-^o ja-so tsüdzüki. Ko-go-siä-i-ni ^ umi-yio j^ ^ "f* /V ja-so ^ ^ 
tsadzüki'to aru, Sisi son-son-to iü koto nari. ,In dem Auflesen des Hinterlassenen der 
alten Sprache findet sich umi^no ko ja-so tsüdzüki, die geborenen Kinder in achtzig Nach- 
folgen. Ist so viel als si-si san-son, Söhne der Söhne und Enkel der Enkel'. 

Umi' ^ wo, ,Die gesponnene Schnur'. Sidzü-me-ga te-iaaza-ni umu wo nari. ,Ist die 
von der Hand des gemeinen Weibes gesponnene Schnur'. 

Umi-no fu^ma. ,Die Bettdecke des Meeres'. Umi-no omo-ni mom)-no fiki-o-oi-tartt samo/- 
nite fare-jaranu koto nari, Su-ma-no maki-no kotoba-ni-mo miju. Sü-raa-ni kagirazü idzükun 
no umi-nite-TUo jomu-besi. ,Bezeichnet, dass es sich nicht aufheitert, als ob über die 
Meeresfläche etwas als Decke gezogen wäre. Es ist auch in den Wörtern des Capitels 
von Su-ma zu sehen. Es ist nicht auf Sü-ma beschränkt und kann bei welchem Meere 
immer gelesen werden'. Verse: 

Fiki-kaburu umi-no fusüma-mo am-mono-wo tsüki-jo toko-ne-no sii-ma-no ake-bono. 
,Die überziehende Bettdecke des Meeres, o wäre sie doch in der Mondnacht die Morgen- 
dämmerung Sü-ma s von den ewigen Wurzeini' 

Usiro-de. ,Rückwärts'. Kami-no koto nari, Issetsü tisiro-nite de-iva soje-taru nari. Kuro- 
kami-no usiro-de osi-ki wakare-dzi-ni nado jomeri, ,Ist so viel als kami, das Haupthaar. 
Nach einer Erklärung ist es icsiro ,rückwärts' und de wurde hinzugefügt. Man liest: 
,Das schwarze Haupthaar rückwärts auf bedauertem getrenntem Wege' und Anderes'. 

Usiro-jasüki. ,Rückwärts ruhig'. Kokoro-ja^uki nari. ,Bedeutet kokoro-jasüki ^ ruhig 
von Sinn, sorgenlos'. Verse: 

Jorodzü jo-no simo-ni-mo karenu sira-giku-ico iisiro-jasüku-mo kaza^i-tsüru kana. 
,Die in dem Reiffrost von zehntausend Altem nicht vertrocknete weisse Goldblume 
hat man ruhigen Sinnes auf das Haupt gesteckt 1' 

Usi-no tsüno-mo^zi. ,Das Schriftzeichen des Ochsenhorns'. / mo-zi-wo iü. Jen^sei-mon- 
win-no mi-tUa-ni /utaisü mo-zi usi-no tsüno-mo-zi sügti-na mo-zi-to jomi-tamajeri. ,Bedeutet 

40* 



316 PFIZMA.1EB. 

das Schriftzeichen i. In dem erhabenen Gedichte Jen-sei-mon-win's liest man: Zwei 
Schriftzeichen: das Schriftzeichen des Ochsenhoms, das gerade Schriftzeichen'. 

Usü-no tama-kake, Man-jeö-ni mija-hito-no usü-no tama-kake-to jomeru vta-ni tsükt-te 
Choku-no setsü ari. Tosi-jori ken-seö-no setsü-wa ta-no kami-wo matsuru tote mldzü-gutsi-ni 
fei-no kusi'Wo tatete dai-dzü-wo tsüranuki-te oku nari. Sore-wo usü-no tama-kake-to iü-to ijeH. 
Mala sen-gaku setsü-ni-wa itsü-to izl-wa kamuri-no kazan-ni fana^wo sasu-wo usü-to iü. Kura- 
ma-jama-ni lum-sakiira-to jorneru-iva kara-kura-oki-taTriTmiimd-no kazari-ni sasü nari. ,In Bezug 
auf das in dem Man-jeo enthaltene Gedicht : ,Das Anhängen der Edelsteine der Mühle (usä) 
der Palastmenschen' gibt es viele Erklärungen. Die Erklärung Tosi-jori's und Ken-seo's 
lautet: Um dem Gotte der Felder zu opfern, stellt man an der Mündung der Gewässer 
Speiler der Handgaben auf, steckt grosse Bohnen daran und legt sie nieder. Dieses 
nemit man das Anhängen der Edelsteine der Mühle. Ferner heisst es in der Erklärung 
des Lernens der Unsterblichen: Was itsü betrifft, so heisst zur Verzierung der Mütze 
Blumen aufstecken: iisü, Dass man in dem »Berge Kura-ma' usü-sakura (in der Zeichen- 
schrift: der Kirschbaum der Wolkenporlen) liest, deutet auf den Schmuck des Pferdes, 
das mit chinesischem Sattel gesattelt worden*. 

Usü'tsuht. fi-no iru kata nari. ,lst die Seite, wo die Sonne untergeht'. Sonst 
ohne Erklärung. 



Classe No. 

Nobori-te-no "(ft jo. ,l)as Geschlechtsalter des Aufsteigenden', Zih-dai-no koto naH. 
,Ist so viel als zio-dal^ das obere Zeitalter'. 

No-toko-hito. Rib-si nari. No-no kari-udo nari, ,Ist ein Jäger. Bedeutet einen Jäger 
des freien Feldes'. 

Notsi-no asa. ,Der nachherige Morgen'. Wakarete notsi-no asita nari. Ai nari. ,Ist 
der Morgen nach der Trennung. Bedeutet Liebe'. 

No'dzi-no sino-wara. ,Die Bambusebene des Wildnissweges'. Je-siü kagami-jama-no 
fumoto nari. ,Ist der Fuss des Spiegelberges in Je-siCl'. 

Notsi-no oja. ,Die nachherigen Aeltern'. Mama-tsitsi mama-fatva nari. ,Bedeutet den 
Stiefvater und die Stiefmutter'. 

Nori-no süberaki. ,Der Kaiser der Vorschrift'. Fö-wb-no mi-koto naH. ,Bedeutet einen 
zurückgetretenen Kaiser'. 

No-wo jaku. ,Das freie Feld anzünden'. Faru nari. ,Ist der Frühling'. 

No-no sigerii. ,Die Blätterfülle des freien Feldes*. Aki nari. ,Ist der Herbst'. 

Kare-no. ,Da8 verdorrte freie Feld'. Fuju nari. ,Ist der Winter'. 

No-no midori'tva ^ zatsü nai^i. ^No-no midori ,da8 Grün des freien Feldes' ist das 
Vermischte'. 

No-gami-no sato. ,Das Dorf über dem freien Felde'. Mi-no nari, Fur-wa-no seki-no 
figasi nari. Ukare-me-wo joineri, ,Ist in Mino, im Osten des Palastes von Fu-wa, Es 
wurde ein Gedicht auf ein herumschweifendes Weib verfasst'. Verse: 

Fu'Wa-jama-wo kesa jj^ kosi-kure-ba kasümi-tatsü no-gami-no kata-ni uguisü-zo naku, 

,Den Berg von Fu-wa heute Morgen überschreitend da sie kommt, an der Seite 
über dem freien Felde, wo rothe Nebel sich erheben, der Grünling singt'. 



Die POETiscfiLM Ausdrücke der japanischen Sprache. 317 

Nchdzvkasa. ,Der Feldvorsteher'. No-no kiwa-no koto nari. Issetsü jama-no sakai-to-mo 
tu. ,Ist so viel als no^io Liwa, die Gränze des freien Feldes, Nach einer Erklärung 
bedeutet es auch die G: änze des Gebirges'. Verse : 

Asi-hiki-no jama- ^ tani-kojete no-dznkasa-ni iina-ja naku-ran ugitisü-no ko-e, 

^Nachdem er das Thal des Berges von Asi-biki tibersetzt, an der Feldgränze der 
jetzt singen wird, der Grünling, seine Stimme'. 

No-ra. ^ ^ to kaku nari. Man-jea^ni ^ kusa-no zi-ivo no-ra-to jcnmt. Tada ?io- 
bara-to iü koto nari. ,Wird 7io-ra (wie oben) geschrieben. In dem Man-jeo hat das 
Zeichen kiisa (wie oben) die Aussprache no-ra. Es ist blos so viel als no-hara^ die Fläche 
des freien Feldes'. 

No-no gih-gh. ,Der kaiserliche Besuch des freien Feldes'. Mi-kado-no taka-gan-ni 
ide-tamh nari. ,Ist der Auszug des Kaisers auf die Falkenjagd'. 

No-sare-no taka. ,Der das freie Feld verlassende Falke. ^ ^ ^ to kaku. Fuju-no 
tO'jo-taka nari. Ko-wi-gari'-iva faru-ni nari-te fazimete kari-sü koto nari. ,\Vird no-sare-taka 
(wie oben) geschrieben. Ist der Falke des Winterkäfigs. Ko-wi-gari ,die Jagd des 
Weilens auf dem Baume' findet im Frühling statt und ist so viel als : zum ersten Male jagen'. 

Noki-fu-gusa. ,Die an dem Vordach wachsende Pflanze'. Tatsi-hana-no i-mih nari. 
,l8t ein verschiedener Name des Pomeranzenbaumes'. 

No-mo se. Sebaki no nari. ^ ^ to kaku. Issetsü-^ii no-no onio nari. Niwa-mo se 
mitsi-mo se jado-mo se onazi koto nari. ,j[st ein enges freies Feld. Wird no-se (wie oben) 
geschrieben. Nach einer Erklärung bedeutet es die Fläche des freien Feldes. Niwa-mo 
se ,ein enger Vorhof^, mitsi-mo se ,ein enger Weg', jadfh-mo se ,ein enges Nachtlager' sind 
dieselbe Sachet 

Classe Ku 

Kui. if|J to kaku. Kui-no ja-tsi-tabi-to jomeri. ,Wird kujamu (reuen, wie oben) 
geschrieben. Man liest kui-no jor-tsi-tabi^ es reut mich achttausendmal'. 

Kuro-fu-no süsiiki. ,Das schwarzwachsende Riedgras'. Jaki-no-no süsüki nain. ,Ist 
das Kiedgras des verbrannten freien Feldes'. 

Kuroki simo. ,I)er schwarze Reiffrost^ ^^ ^t to kaku. Sen-ka-ni furu simo nari. 
^k ^^^ Akaki sirrunno sen-ka-ni furu nari. ,Wird ken-sö (wie oben) geschrieben. Ist 
der Reiffrost, der in den Häusern der Unsterblichen fällt. Auch der rothe Reiffrost 
(akaki simo) fällt in den Häusern der Unsterblichen'. 

Kuromeru fumi. ,Eine schwärzende Schrift'. 7sura-tsvra-ni ko^naka-ni kaki-taru furni 
nari. ,Ist eine mit Sorgfalt klein geschriebene Schrift'. 

Kuwa-no jebira. ,Die Matte der Seidenraupen'. Tosi-jori-toki-ni kai-ko dö-git nari-to 
ijeri. ,In der Erklärung Tosi-jori's wird gesagt: Es ist ein Geräthe für Seidenraupen'. 

•^ ^ Kuwa-go. ,Der Sohn des Maulbeerbaumes'. Kai-ko^no koto nari. ,Ist so viel 
als kai-ko^ Seidenraupe'. 

Kubaru. ,Mittheilcn'. HE ^o kaku. Koroino-kuhari-wa fitjti nari. Wird fai (wie oben) 
geschrieben. Koromo-kubari ,das Mittheilen der Kleider' ist der Winter'. 

Kuni-no tsi-busa. ,Die Brüste des Reiches'. Sane-sfike a-son ^ ko timase-tamai-si 
nana-jo-no jorokobi-ni. 

Fi'TW moto-ico usiro-jasuku-zo omoi-nvru kuni-no tsi-busa-no tanonwsi-ki kana. 



318 Pfizmaiek, 

,In der von Sane-suke A-son verfassten Freude der sieben Nächte, als ein Sohn 
geboren wurde, heisst es: 

(Verse:) ,Das an der Sonne Ursprung wegen der Zukunft ruhig gedacht hat, das 
Reich, seine Brüste sind voll Zuversicht 1' 

Kuni-tsü mono. ,Die Sachen des Reiches'. ^ '^ to kaku, Kuni-no ^ J^ sau" 
butsü'ico viitsugi-ni tate-matsüru-wo iü. ,Wird fh-bii^tm (die Sachen der Gegend, wie oben) 
geschrieben. Bedeutet: die Erzeugnisse des Reiches als Tribut reichen'. 

Kuni-züra. ,Selbst das Reich*. Kuni-no fu-zei tami nari» ,Ist das Aussehen des Reiches, 
das Volk'. 

Kuni-no mui^a-tara. Kuni-no ^^^^mura-taru nari. , Bedeutet: die Balkenschaar 
des Reiches'. 

Kimi-mi-basira. ,Der erhabene Balken des Reiches'. Kokiir-wb^no mi-koto narL ,l8t 
so viel als: König des Reiches'. 

Ito kun si-taru. ^^ Ku-ni si-taru narL ,l8t kit-ni si-taru, mit Mühe geschehen sein'. 

Kutsi'Wosarete. ,Der Mund niedergedrückt'. Mono-wo i-i-make-taru kokoro mata kutsi- 
hiru-ni mono-iü nari. ,Hat den Sinn, dass man im Sprechen besiegt worden. Ferner 
bedeutet es: mit den Lippen sprechen'. 

Kutsi'Züsahi^). ,Mit dem Munde ausrufen'. Uta-jomu koto nari. Kutsi-tokur-to-mo kutsi- 
tokit i-i-te-to-mo kutsi-tsüki joki-to-mo ijeru. Mina uta-jomu koto nari. ,l8t so viel als uta- 
jomu, Gedichte hersagen. Man sagt auch kutsi-toku ,mit dem Munde erklären', kiUsi-toku 
i-i'te ,indem man mit dem Munde erklärt, sagend', kiäsi-t&äki joki ,gut von Haften des 
Mundes'. Alles ist so viel als uta-jomu^ Gedichte hersagen'. 

Kutsi-buje. ,Die Mundflöte'. Uso-buku koto nari. ,Ist so viel als uso-buku^ pfeifen'. 

Kutsi-ki-gaki. ,Die Schrift des verfaulten Baumes'. Tamawariir-no sita^gaki nari. ,Ist 
die verliehene Urschrift'. 

Kut$i-no fa. Kutsi-no foM nari. Kutsi-no "^ fa-ni arazü. ,Bedeutet den Rand des 
Mundes. Es sind nicht die Zähne des Mundes'. 

Kuru-to aku'to. Kure-do akure-do nari. ,Bedeutet kure-do akure-do, es mag Abend 
werden, es mag der Tag anbrechen'. 

KuriLsi-ki umi. ,Das leidenvolle Meer'. Se-kai-no koto nari. ,Ist so viel als diese Welt'. 

Kuriima-no koto, ,Die Sache des Wagens'. 

Midzü'guruma. ,Ein Wasserwagen'. Ein Wasserrad zur Bewässerung der Felder. 

Ni-guruma. ,Ein Lastwagen'. 

Aziro-guruma. ,Ein Wagen von Flechtwerk'. 

Wo-guruma. ,Ein kleiner Wagen'. Ein Karren. 

Te-guruma. ,Ein Handwagen'. Ein Palankin. 
Jare-gwrwma. ,Ein zerbrochener Wagen'. 

Asi^joica-guruma^o-wa kosi-no jowaki nari. ^Asi-jowa-guruma (ein von Füssen schwacher 
Wagen) bedeutet: schwach von Lenden'. 

Kazari-guruma-to-wa kamo-matsüri-no kuruma-nari. yKazari-guruma (geschmückter Wagen) 
bedeutet den Wagen des Opfers von Kamo'. 
Onna-guruma. ,Ein Frauenwagen'. 

Soje-gunimar-wa fito tamai-no koto nari. jSoje-guruma (ein hinzugegebener Wagen) ist 
so viel als das Geschenk eines Anderen'. 



1) In dem Index kut^-tuHami. 



Die poetischen Ausdrücke deb japanischen Sprache. 319 

Fisasi-guruma. ,Ein Wetterdachwagen'. Kurivma-no maje-ni ßsasi-wo si-taru nari. 
^Bedeutet, dass vor dem Wagen ein Wetterdach angebracht ist'. 

Siha'gitruma'tO'Wa jomu-he-karazü. Siba'tsümi-guruma-tojomur'besi. ladasi si-harguruma-wa 
$» iS| 1^ ^0 kaki.'te muma si-fiki kake-tartt kuruma nari. ,Sihar-guruma (Brennholzwagen) 
darf nicht gelesen werden. Man muss siba-tsümi-guruma (ein Wagen, auf welchem Brenn- 
holz gehäuft ist) lesen. Allein si-ba^gnanima wird si-ba-guruma (wie oben^ geschrieben 
und ist ein mit vier Pferden bespannter Wagen^ 

^ Ke-guruma-to-wa ito-ge-no kuruma-nite kazari-guruma-ni onazL ^Ke-guruma (Haar- 
wagen) ist ein Seidenhaarwagen (ein mit rothen und weissen Seidenfäden verzierter 
Wagen) und mit kazari-guruma (geschmückter Wagen) gleichbedeutend'. 

Muna-gurama. ,Leerer Wagen'. Fito-no na-karanti kuruma nari, ,Ist ein Wagen, in 
welchem keine Menschen sind'. 

Kurumar-no ami, ,Das Netz des Wagens', Kurmna-no fuku nari. Kinu nari. Kuruma-no 
katabira dd-zen. ,Ist das Dach des Wagens. Ist der Seidenstoff desselben. Kuruma-no 
katabira ,das Hemd des Wagens' ist dasselbe wie das vorhergehende'. 

Kunima-no kamo-fo-wa wa-no kusabi nari. Kuruma-no kamo ist der Achsennagel des 
Rades'. Kamo^ hier nicht erklärt, ist von ungewisser Bedeutung. 

Kuruma-no $Q | kamo. ,Der Teppich des Wagens'.^ Siki-mono nari. .Ist das Aus- 
gebreitete' (blatte oder Teppich). 

Kvdatsi. Naname-ni katabuku kokoro nari. Jo-kudatsi-mo jo-no fake-juku-wo ijeri. 
Issetsn-ni kudatsi-wa "]> kndaru-to iü kokoro nari. ,Hat den Sinn von: schief auf die 
Seite geneigt sein. Auch jo-kndatsi bezeichnet, dass es in der Nacht spät wird. Nach 
einer Erklärung hat kudatsi den Sinn von: kudaru^ herabsteigen'. 

Kudari'dzuki. ,Der herabsteigende Mond'. Katabuku kage-wo ifi. ,Bedeutet das zur 
Seite geneigte Licht'. 

Kudasü. j^ to kaku. Kusaru koto nari. ,Wird kusarti (wie oben) geschrieben. Ist 
so viel als kusaru^ verfault sein'. 

Kure-fa. j^ ^ to kaku. Kure-fa fa-dori mata kure-fa-dori aja-fa-dori-to-mo, 

Kure-fa-dori aja-ni koisi-ku ainsi-ka-ba futa-mura-jama-mo kojezü nari-ni-ki, 

,Wird kure-fa (wie oben) geschrieben. Die Federschirmhälterin Kure-fa heisst auch 
kure-fa-dori (Federschirmhälterin des Reiches U) und aja-fa dori^ (Federschirmhälterin 
der eingewebten Blumen). Verse: 

,Die Federschirmhälterin von U durch die eingewebten Blumen geliebt als sie war, 
da den Berg der zwei Ränder hat sie nicht übersetzt'. 

Migiri koto-kaki-ni iü kure-fa-dori-to iü aja-wo ^ ZI futa-mura tsütsumi-te okosti 
tote jomeru-to ari. Kore-wa nippon-ki-ni u^-zin-ten-wh-^o mi-toki tsükai-wo go-koku-je tstikawasi- 
te aja-wo woru muMcme-wo motomesi toki go-wb^jori ni-nin-no aja-wori-wo watasarii sono naka- 
ni kure-fa-dori aja-fa-dori-to iü ni-nin-no ^ JL kö-dzio ari-to-nan. Sikara-ba kö-dzio-no na 
naru-bed. Jotte kure-fa-dori aja-to tsüdzäkete jomeri. Kö-senrno si-sio-ni kure-fa-dori-wo aja-no 
nor-to ijerur-wa aja-wa kure-fa-dori-jori fazimarerur-ni jori-te jagate aja-no na-ni motsi-i-fanberu- 
ni-ja. Anorfa-dori'Wa ||| ^ to kaku. Futa-inura-wa j^ ZI nari. Sore-wo ^ Zl ftita-mura- 
jama-ni josete jomem nari. ,Es gibt eine Lesung, nach welcher man die oben elliptisch kare- 
fa-dori genannten eingewebten Blumen an beiden Rändern zusammenwickelt und fortschickt. 
Dieses heisst in dem Nippon-ki: Zu den Zeiten des Kaisers W6-zin, als man einen Ge- 
sandten nach dem Reiche U schickte und eingewebte Blumen webende Mädchen begehrte, 



320 Pfizmaikr. 

wurden von Seite des Reiches U vier Weberinnen eingewebter Blumen herübergebracht. 
Unter ihnen befanden sich zwei kunstfertige Mädchen, Namens Kure-i'a-dori und Aja-' 
fa-dori*. Somit müssen dieses die Namen der kunstfertigen Mädchen sein. Desswegen 
liest man hire-fa-dori durch aja fortgesetzt. Dass in der Wörterschrift der späteren Aus- 
wahl gesagt wird, kure-for-dori sei der Name eingewebter Blumen, ist wohl, weil die 
eingewebten Blumen durch Kure-fa-dori ihren Anfang genommen haben und dieses Wort 
sogleich als Name für die eingewebten Blumen gebraucht wurde. Ana-for-dori (ein 
Synonymum von aja-fa-dori) wird ana-woH (wie oben) geschrieben. Futor-mura bedeutet 
ftUa-fasi, zwei Ränder (wie oben). Dieses las man nach futa-mura-jama^ (der Berg der 
zwei Dörfer). 

Kure-fa kure-si. Nippon-jori tsukai-wo go-kokit-je tsükawam toki kh-rai-no wo-no kata-Je 
mitsi'^iruhe-'WO koi-si toki kiire-fa kure-si-to iü ni-nin-no mitsi-biki-wo idasi-te go-tvö-je an-nat- 
se-si koio nippon-ki wö-zin-ki-ni mije-iari. ,Als man von Japan einen Gesandten in das 
Reich U schickte und derselbe um einen Führer, der ihm den Weg zu dem Könige von 
Kö-rai zeigen sollte, bat, Hess man die zwei Führer Kure-fa und Kure-si ausziehen und 
ihn zu dem Könige von U geleiten. Dieses ist in dem Nippon-ki, bei der Geschichte 
des Kaisers WO-zin zu sehen'. Verse: 

Jo-ico komete farw-wa ki-ni-keri asa-fi janiu kure-fa kure-si-no siru-be na-kere-ba. 
,Die Nacht herein bringend ist der Frühling gekommen. Die Morgensonne steht 
still, da die Führung Kure-fa's und Kure-si's nicht vorhanden'. 

Kure-mado, ,Am Abend sich verirren'. Bo-kijakiirsi-tarti nari. ,Bedeutet: vergessen 
und zuiückgeworfen sein'. a 

Kurenawi-no tsiri. ,Der saffrangelbe Staub'. ^(®? %^^ Si-faku (murasaki-no 
matsi)'to iü gotoku mijako-no nigiwasi-ki'Wo fomete ijeru nari, ^ ,Bezeichnet gleich si-faku 
(murasaki-no matsi) ,die purpurne Strasse* (wie oben) auf lobende Weise die Lebhaftig- 
keit von Mijako'. Verse: 

Knrenawi-no tsiri-wo rntjako-no ko-no fa kana. ,Saffrangelben Staub zeigen die Blätter 
der Bäume von Mijako'. 

Kudzü-ore. Kudza-oreru-to-mo iü, Kaiatsi-no kudzurunt-wo iü. Tai-kussi-taru nari. Mata 
sitagai kudzü-ore nado-to ijeri. ,Man sagt auch kudzii-oreru. Bedeutet das Zusammenbrechen 
der Gestalt. Es ist: verdrossen sein. Man sagt auch sitagai-kudzu-ore ,es verdriesst mich, 
zu folgen' und Aehnliches'. 

Kurier li. Netamu kohiro nari. Womina-fesi-no toki-wo kuneru-to ari. jft^ to zi-wo 
kuneru-to jomu. Kanent namida-no ta-mokura nado-to jomeru-wa mina uramtt kokoro 
nari. ,Hat den Sinn von netamu^ hassen. Es kommt vor: womina-fejsi-no toki-wo kuneru^ 
die Zeit des Baldrians hassen. Das Zeichen uramu (hassen, wie oben) wird kuneru 
gelesen. Wo man kuneru naviida-no ta-makura ,das Handpolster (die als Polster ge- 
brauchte Hand) der Thränen des Unmuthes' und Aehnliches liest, hat es tiberall den Sinn 
von urama^. 

Kn-na-to-no kami. Asi-wara-no naka-tsü kuni-no tsükai-no kamt n^ri. ,Ist der als 
Gesandte auftretende Gott des Reiches zwischen den Schilfebenen'. 

Knraki-ni iru. ,In das Finstere treten'. Mei-do-ioo iü nari. , Bezeichnet die Unterwelt'. 

Krtrawi-mizikaki, Jvurz von Rangstufe'. Kuraivi -fikuki nari. ,Bedeutet: niedrig 
von Rang\ 



Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache. 321 

Karawi^dori. ,Der Vogel der Rangstufe*. Go-wi-sagi nari. FafOr-btisa-ni fori fazinie 
sasif nari. ,l8t der Reiher der fünften Rangstufe. Mit dem Sperber machen die Vogel 
den Anfangt 

Kurahe-ko^si. Mono-wo onazi-samor-ni süru kokoro nari. jfj^ J4a2 si furi-wake-gami-to 
joineri. ,Hat den Sinn : eine Sache gleichmachen. Man liest kurabe-ko-si furi-wake-f/ami, 
davS gleichgemachte getheilte Haupthaar^ In den 8io-gen-zi-kö ohne Erklärung. 

Kuguisü motsi. ,Die Puppe ergreifen'. Ama-no ko-no kai-so-wo tori-ire-taru kago-wo 
motn-taru-wo iü nari. Mata ama-no ko-to-mo iü. Issetsü-ni ama-no mo karu nari. , Be- 
zeichnet, dass die Fischersöhne einen Korb, in welchen Seepflanzen gefüllt wurden, 
ergriffen haben. Es bedeutet ferner die Söhne der Fischer. Nach einer Erklärung be- 
deutet es, dass die Fischer Hornblatt abschneiden'. 

KugU'tatsi. Kugor-tatsi-to-mo nusü-bito-no kotu nari-to iü. Mukasi nusiv-bito-no zippu-wo 
Siran tame-ni ^ % j|E j^ ^ ju-gi-seo-wo tori-te ju^je te-wo ire-sase-si koto ari. Jotte ama-no 
fara oka-no kugu-tatsi kijo-kere-ba-to jonieri. ,IIeisst auch kuga-tatsi und ist so viel als 
nusü-bito^ Dieb. Ehemals, wenn man wissen wollte, ob Jemand ein Dieb sei oder nicht, 
nahm man das Ju-gi-seo (Gefäss für die Probe des heissen Wassers) und lies ihn die 
Hand in das heisse Wasser tauchen. Dcsswegen liest man: Als der Dieb der Berg- 
höhe auf der Ebene des Himmels rein geworden'. 

Ku-ja ku'ja. 5|5 Kuru-ja kuru-ja-ka mata ku-jo ku-jo-to omoi-iü koto-ka. ,Ist vielleiclit 
kuru-ja kuru-ja ,er kommt I Er kommt! oder so viel als in Gedanken sagen: kvr-jo ku-jo 
,komm! komm!^ 

Kiima-nasi. ,Ohne Uferrand'. ^ ^ ^o kahi. Kakure-naki kawa-gitma-wa kawa-no 
makari'taru tokoro nari. Imki-no kuma-wa kumo-no kaharu nari. Kokoro-no kuma ko-ni 
tsiü-sü. Omoi'kuma wo-ni tsiü-su. ,Wird knma-nasi (wie oben) geschrieben. Kakure-naki 
katva-guma ,der Uferrand des Flusses ohne Versteck' ist eine Stelle, wo der Fluss zurück- 
getreten ist. Tsüki-no kuma ,der Uferrand des Mondes' bedeutet das Lagern der Wolken, 
Kokoro-no kuma ,der Uferrand des Herzens' wird bei ko erklärt. Omoi-kuma ,der Ufer- 
rand der Gedanken' wird bei wo erklärt'. 

Kuma-giuma. ,Uferränder'. Mono-no ka^e nado kuraki tokoro-dokoro nari. , Bedeutet 
den Schatten der Gegenstände und andere dunkle Stellen'. 

Kuma. ,Bär'. Ara-kumo-to-mo iü. ,Man sagt auch ara-kuma ,der wilde Bär'. Verse: 

Omofu-ni-wa okuren mono-ka ^ ^ aror-kuma-no sümi-tefu jama-no sihasi narii^to-mo. 

,Eine Sache, die in Gedanken zurückgesetzt sein wirdl Dass der Berg, auf dem 
wilde Bären wohnen, nach einer Weile entstehe'. 

Kusa-no iwori. ,Die Pflanzenhütte'. Kusa-no ]ß to-to-mo jomu. Kanarazü kusa oi- 
taru tokoro narazvr-to-mo wagor-ije-no koto-wo "]> ^ nobori-kudasi-te ijeri. Wird auch kusa- 
no to ,die Pflanzenthüre' gelesen. Ist keineswegs ein Ort, wo Pflanzen gewachsen sind, 
und bezeichnet auf bescheidene Weise das eigene Haus'. 

Kusor-makura. ,Das Kopfkissen der Pflanzen'. Tabi-no makura nari. Uje-m^yno-ni 
arazü. Sa^a-makicra asi-makura-wa sore-wo ßki-musübi-te makuror-ni mru kokoro juje ujer 
mono nari. ,Ist das Kopfkissen der Reise, es ist keine Sache, die wächst. Sasa-makura 
,Kopfki8sen des kleinen Bambus', asi-makura ^Kopfkissen des Schilfes' haben den Sinn, 
dass man die Gegenstände knüpft und daraus ein Kopfkissen bildet. Desswegen sind 
sie eine Sache, die wächst'. 

D«iikiclirifteii d«r phil.-hiit. Cl, XXII. Bd. 41 



322 Pfizmaieb. 

Kusa-tobu inu. ,Der fliegende Hund der Pflanzen'. Taka-no-no toki tori-no tsükare-no 
fodo-wo kojete juku nari. , Bedeutet, dass zur Zeit des Feldes des Falken der Vogel die 
Zeit der Erschöpfung überschreitet^ 

Kusa kutsi-te fotaruAo nara. ,Die Pflanzen verfaulen und werden Feuerfliegen^ Bei-ki 
getsü-rei iwaku fush kp-site fotaru-to narnr-to aiH. ,In den monatlichen Anordnungen des 
Li-ki heisst es: die verfaulten Pflanzen verwandeln sich und werden Feuerfliegen'. 

Kasa-no fa-jama. ,Der Berg der Pflanzenblätter'. Natsu kusa-no oi-sigeri-te jama-no 
gotohh takaku naru-wo in nari , Bezeichnet, dass im Sommer die Pflanzen üppig wachsen 
und hoch wie Berge werden'. 

Kusa-no musiro. ,Der Teppich der Pflanzen'. Uje-mono navL , Bedeutet die Gewächse'. 

Kusa-fai, ,Allerlei Kriechen', ^ Kusa-no ^ zi-nari, ^Bedeutet allerhand Schrift- 
zeichen'. 

^ Kusa-no fsinna. ,Die Schleppe der Pflanzen'. Faru-kitsa-no moje-idzüru-wo iv nari. 
, Bezeichnet das Hervorsprossen der Frühlingsblumen'. 

Kukira, ^ to kaku. Fototogisü-no koto nain. ,Wird reo (wie oben) geschrieben. Ist 
so viel als fototogisu^ Kukuk'. Verse : 

Mija-matsi-no semi-no sigitre-ni maziru naru kukira-no koje-no himo-ni majoi-te. 

,13ie Grillen der Palaststrasse mit dem Rieselregen sich mengen, von den mit des 
Kukuks Stimme tönenden Wolken bethört'. 

Ku-gijo. ^Sli ^ t^ kaku. Otjo-tva ^ sijokn-no koto nari. Ma^a viono-ni noru 
koto-wo gijo-sürU'to ijeri. ,Wird ka-gijo (d. i. sijoku-wo sonh ,die Speise darbieten', wie 
oben) geschrieben. Gijo (kaiserlich) ist die Sache .der Speise. Auch auf etwas reiten 
(oder fahren) wird gijo-süru genannt'. 

Kume-dzi-no fast. ,Uie Brücke des lleisweges'. Ka^ni tsiti-sü. ,Wird bei ka erklärt*)'. 

Kumi-kami-wo tokn. ,l)as geflochtene Haupthaar lösen'. Jebisü^wa kami-wo kumi-te 
tsüne-ni wini nari. Ware sitagaivan-to oino jo-ni-wa kumi-taru kami-wo tokv nari. ,Die 
östlichen Barbaren haben beständig das Haupthaar geflochten. In einem Zeitalter, wo 
sie sich zu unterwerfen gedenken, lösen sie das geflochtene Haupthaar'. 

;^ Kumi-te kanhru. ,Schöpfend vermögen'. Kumi-te siru-to-mo wosi-fakari-te siru 
nuri. ^Bedeutet: Indem man durch Schöpfen weiss, auch durch Ueberlegung wissen'. 

Kusi-mo tafare. Kusi-wa kö-si-no jomi nari. Koi-no uje-ni-wa kusi-mo tbre-to ijeri. 
Tafure-wa ^ fatsü-nari-to iü setsü-mo ari. ^Kusi ist die Lesung von kö-si (Confucius). 
Man sagt: Ueber die Liebe strauchelt auch Confucius. Es gibt eine Erklärung, welche 
sagt: lafure ist tatsii} (abschneiden, abgeschnitten, wie oben). 

Kusi-ini-tania. Sin-ko kuwh-gd-no J^^ kosi-ni fasami-tamai-si ^ isi-no na nari. .Ist 
der Name eines Steines, den die Kaiserin Sin-ko an ihre Hüften legte'. 

Kusi'itaku. Kasira-itaki nari. Mafa-wa ^t; -itakinari. , Bedeutet Kopfschmerz. Ferner 
ist es ku-si-itaki^ Leid (wie oben) und Schmerzt Ku^i ,Kamm' steht für ,Kopf. 

Kusimi-ari. Fito-wa V^i <^^ kusimi aru koto nari. , Bedeutet, dass der Mensch 
wundervolle Erscheinungen (kusimi oder sai-rei^ wie oben) hat', Kusimi steht für kusibi^ 
wunderbare Erscheinungen. 

Kumo-no koru. ,l)ie Wolken gefrieren'. Mata kumo-korurto-mo kumo-no atsümari-taru 
nari. Subete mono-no ^ korw-to iü-wa tsumi-kasanuru koto nari. ,Man sagt auch kumo- 



1) Bei dem Worte kcKisüra-ki. 



Die poetischen Ausdrücke dek japanischen SpRACHt:. 323 

korii. Bedeutet, dass die Wolken sich angesammelt haben. So oft es heisst, dass 
Sachen gefrieren, ist es so viel, als sie sind übereinander gehäuft'. 

Kumo-no fata-te. ,üie Fahnenhand der Wolken'. Jiir-be-no kumo-no fata-no te-no jh-ni 
iiahihi-wo iü nari, Mata kumo-no fdta-te-ni mono-omö-to-wa midarete Tnono-omo-fo in koto 
Tiari. , Bezeichnet, dass die Abendwolken nach Art der Fahnenhände sich neigen. Ferner 
ist kumo-no fata-te-ni moTho-ainö ,als Fahnenhand der Wolken denken^ so viel als : verworren 
denken'. Verse: 

Jufvrgure-wa kumo-no fata-te-ni mono-zo omofu ama-tsü sora-naru fito-wo kofu tote, 

,In der Abenddämmerung als Fahnenhand der Wolken sinn' ich, den in der Feste 
des Himmels wohnenden Menschen weil ich liebe'. 

^ Kumo'de. ,Die Wolkenhand'. Kore-wa kurao-dzi-wo iü nari. Kumo-de-ni niono-wo 
omd-to iü-iva ^ kumo-no ^ te-no gotoku sigeku mono-omo nari. ,l)ieses bedeutet den 
Wolkenweg. Der Ausdruck kumo-de-ni mono-wo oino bedeutet: auf eine Weise, die viel- 
fältig wie die Hände der Spinnen ist, nachdenken'. 

Kumo-no wi. [^ Kumo-no ^ to kaku. [^ Kumo-no ^ sü nari. Kumo-no loi-ni 
are-taru koma-wa tsünagu-to-mo-to jomeri. Mata ^ kumo-no sü-kaki-to-mo jomefri. Mata 
^ kumo-no furumui-to-wa sakari-snru-wo iü. Kitsi-zi-aru sirusi-to ijeri. Mata sasa-gani- 
to-mo iü nari. ,Wird kumo-no wi (wie oben) geschrieben. Ist das Nest der Spinne (das 
Spinnengewebe). Man liest: Mit dem Netze der Spinne ein wildes Füllen ob man 
bindet'. Man liest auch kumo-no sü-kaki ,Die Spinne zeichnet das Nest'. Ferner hat 
kuTno-mo furumai ,üie Spinne dreht sich herum' die Bedeutung : ein Glück maclien. Man 
sagt, es sei ein glückliches Zeichen. Ferner sagt man sa^a-gani (der Krebs des kleinen 
Bambus, d. i. die Spinne). Verse: 

Wogi-no fa-ni sü-kaku ito-wo-mo sasa-gani-no nanu-ka-jo-ni-to ja kefu-wa fiku-ran. 

,Auf den Blättern der Binse die das Nest zeichnenden Fäden wird des kleinen 
Bambus Krebs heute, was in der Nacht der sieben Tage wohl, ziehen'. 

^ Kumo-no mine. ,Der Berggipfel der Wolken'. Natsu-no sora-jii siroki kumo-no 
tatsi-kasanareru-wo iü. Si-ni ka-un ki-fö o-osi-to ari. ,Bedeutet, dass an dem sommerlichen 
Himmel weisse Wolken sich über einander thürmen. In den chinesischen Gedichten 
steht: Die wunderbaren Berggipfel der sommerlichen Wolken sind viele'. 

Kumo-tori. ,Der Wolken vogel'. Kari-wo-mo iü. Mata kumo-to tori-to-wo-mo ijeri. 
Aruiwa aja-no na-wo ijeri. Kümo tori-ioo ori-tsükeru juje nari. ,Bedeutet auch die wilde 
Gans. Femer bedeutet es ,Wolke und Vogel'. Vielleicht drückt es den Namen der ein- 
gewebten Blumen aus. Es ist desswegen, weil man Wolken und Vögel einwebt'. 

Kumo-wi-no niwa. ,Der Yorhof des Wolkensitzes'. Dai-ri-wo iü nari. ,Bedeutet das 
grosse Innere' (den Palast des Kaisers). 

Kumx>-no kake-foM. ,Die Wolkenleiter^ Jamxi nado-no iwawo-ni-mo jomeri. Mata tai- 
dai-no koto naH-to ijeri. Mi-fa^-no koto-ni-ja. ,Man liest es in den Gebirgs- und anderen 
Felsen'. Es wird gesagt, dass es auch das grosse Innere bedeute. Es mag so viel als 
mi-fasi ,die kaiserliche Treppe' sein'. In dem Sio-gen-zi-kö nur als ,Sturmleiter^ erklärt. 
Kumo-kakure. ,In den Wolken sich verbergen'. Fito-no sini-tarur-wo iü. ,Bedeutet, 
dass der Mensch gestorben ist'. 

KumxMto mukaje. ,Das Entgegenkommen der Wolken'. Rin-ziü-no toki tanabiku kumo 
nari. ,Bedeutet: die in der Todesstunde sich neigenden Wolken^ 

Kvr-zetsi. "5* P ^0 kaku. Fito-no koto-wo asi-ku i-i-te aakasira-datsü nari. ,Wird 

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324 Pfizmaier. Die poetischen AusdbOcke der japanischen Sprache. 

ku'Zetsü (wie oben) geschrieben. Bedeutet: von den Dingen eines Menschen schlecht 
reden und Verläumdungen vorbringend Sonst in der Aussprache kiv-zetsu gebräuclilich. 
IPS PI Ku'Zü. >|fl ^ ^^ Ke-sd-no fito nari. Febi-no jb-ni J^ wo-wo nagaku fiki-te 
ten-btir-no mija-je ma-iri kami-jo-no koto nado omo-siroku uta-wo utai-te ten-si^wo nagtbsaTne- 
matsuri'si-to nari. Ima-ni josi-mo-no fito guwan-zitsü'ui mai-dainsite ku-zü-uwo-wo tate-matsüru. 
Sore-wo kU'ZUr-no okina-^to-mo i-i-te kitsi-rei-to nareri. Kono mono-domo-ga fnku fuje-wo 
kio-zü-fuje-to ijeri. ,War ein aufgeputzter Mensch. Derselbe zog nach Art der Schlangen 
einen langen Schweif nach und trat in den Palast des Kaisers Ten-bu. Er erzählte von 
dem Götterzeitalter und anderen Dingen, sang Lieder auf liebliche Weise und erheiterte 
den Himmelssohn. Gegenwärtig treten die Menschen von Josi-no*) am Neujahrstage in 
das Innere und überreichen den Fisch Ku-zu's*). Dieses hiess auch ku-zü-no okina ,der 
alte Mann von Ku-zu^ und wurde ein glücklicher Jahrestag. Die Flöte, welche diese 
Menschen bliesen, nannte man Ku-zu-fuje, die Flöte Ku-zu's'. 



') Ka-zu stammte aus Josi-no in Jamato. 

2) So nennt man den Fisch Aju (den Weissiisch). 



(Schluss folgt.) 



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