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Full text of "Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe"

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DENKSCHRIFTEN 


DER 


KAISERLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


MATHEMATISCH-l\  TURWISSENSCHAFTLICHE  CLASSE. 


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SECHSUNDSECHZIGSTER  BAND. 


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n.  THEIL. 


MIT  14  TAFELN. 


m  COMMISSION  BEI  CARL  GEROLD'S  SOHN, 

BUCHHÄNDLEK  DER  KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


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MUSEUM  OF  OOMPAEATIVE  ZOÖLOGY. 

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FEß  15  1900 


DENKSCHRIFTEN 


DER 


KAISERLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE  CLASSE. 


SECHSUNDSECHZIGSTER    BAND. 


IL  THEIL. 


WIEN. 

AUS  DER  KAISERLICH-KÖNIGLICHEN  HOF-  UND  STAATSDRUCKEREI. 

'■■'1898. 


INHALT. 


Seile 

Über  die  Beulenpest  in  Bombay  im  Jahre  1897. 

Albrecht  und  Ghou:  II.  Wissenschaftlicher  Theil  des  Berichtes.  B.  Pathologisch-anatomische 

Untersuchungen   mit  Einschluss  der  pathologischen   Histologie    und 
Bacteriologie.  fMit  14  Tafeln) 1—354 


227 


ÜBER 

DIE  BEULENPEST  IN  BOMBAY  IM  JAHRE  1897. 

IL 

WISSENSCHAFTLICHER  THEIL  DES  BERICHTES. 

B. 

PATHOLOGISCH -ANATOMISCHE    UNTERSUCHUNGEN    MIT    EINSCHLUSS   DER 
PATHOLOGISCHEN  HISTOLOGIE  UND  BACTERIOLOGIE 

VON 

Dr.  HEINRICH  ALBRECHT  und  Dr.  ANTON  GHON, 

ASSISTENTEN  AM  PATHOLOGISCH-ANATOMISCHEN  INSTITUTE  IN  WIEN. 
(UNTER  MITWIRKUNG  DES  HILFSARZTES   Dr.  RUDOLF  PÖCH.) 

VORGELEGT  IN  DER  SITZUNG  VOM  17.  MÄRZ  I89S. 


Inhaltsverzei 

Seite 

Einleitung 3  [229] 

I.  Fülle  mit  primärem  Bubo 5  [231] 

A.  Fälle  mit  primärem  Halsbubo 5  [231] 

Fall  1/IX  (Bhavoo  Sadu) 5  [231] 

Fall  2/XV  (Kondi  Krishna) 13  [239] 

Fall  3/XXI  (Sacoo  Cumbla) 18  [244] 

Fall  4/XXII  (Dhondu  Saddoo) 24  [250] 

Fall  5/XXX  (Bhagee  Ycmma) 28  [254] 

Fall  6/XLVI  (Vistnu  Sakharam) 33  [259] 

B.  Fälle  mit  primärem  axillaren  Halsbubo  .  35  [261] 

Fall  T/I  (Francis  Xavier  Desouza)      35  [261] 

Fall  8/XIII  (Rama  Jewa)      ,    .  40  [266] 

Fall  9/XXIII  (Dhorii) 46  [272] 

Fall  10/XXIX  (Ittoo  Koosaba) 51  [277] 

Fall  11/XXXI  (Lumba  Bahojce) 56  [282] 

Fall  12/XXXIV  (Shewa  Appa) 61  [287] 

Fall  13/XXXVI  (Bageerathi) 66  [292] 

Fall  14/XXXVIII  (Bhaguj 72  [298] 

Fall  15/XL  (Moorar  Ramjee) 76  1 302] 

Fall  16  XIJI  (Chiwa  .Makan) 82  [308] 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.  LXVI.  Bd. 


chniss. 

Seite 

Fall  17;XLV  (Phankoo  Natto) 85  [311] 

Fall  18/XLVni  (Bayio  Aranjee) 89  [315] 

Fall  19/XLIX  (Gopall  Laximon)     .......    98  [324] 

.  Fälle  mit  primärem  inguinalen  Bubo  .    .  104  [330] 

Fall  20/11  (Laximon  Govint) 104  [330] 

Fall  21/IV  (Arjoon  Teeki) 1 1 1  [337] 

Fall  22/V  (Bolkrishne  Tatia) 116  [342] 

Fall  23/VI  (Dogdu  Laximon) )20  [346] 

Fall  24/VII  (Bayo)    .     • 126  [352] 

Fall  25/VIlI  (Jujnnv  Sookhlal) 131  [357] 

Fall  26/X  (Gajanam  VenayaU) 135  [361] 

Fall  27/XlV  (Mahadia  Khristna) 142  [368] 

Fall  28/XVI  (Rama  Mahadu) 146  [372] 

Fall  29/XVIII  (Rugha  Gangha) 150  [376] 

Fall  30/XIX  (Suckaram  Gookaram) 157  [383] 

Fall  31/XXIV  (Bably  Arjoon) 162  [388] 

Fall  32/XXVII  (Badliloo) 167  [393] 

Fall  33/XXXII  (Dhondu  Appa) 170  [396] 

Fall  34/XXXV  (Bala  Ishram) 175  [401] 

Fall  35  XXXVII  (l)ajcc  Vittu  Sawant) 184  [410] 

31 


228 


H.  Albrcclif  iiiid  A.  Ghoii, 


Seite  I 

Fall  36/XXXIX  (Sonoo  Rama) 189  [415] 

Fall  37/XLI  (Khuman  Suhl) 193  [419] 

Fall  38/LI  (ßhania  Kura) 198  [424; 

11.  Fälle  ohne  pi-imärem  Biibo 203  [429] 

A.  Primiire  Pcstpneumoni  cii 203  [429] 

Fall  39/XI  (Siikubai) 203  [429] 

Fall  40/XXXni  (Boodhu  CInindun) 206  [432] 

Fall  41/XLlII  (?) 213  [439] 

B.  Fälle  mit  allgemeiner  D  rüsensch  weUu  ng  218  [444] 

Fall  42/XLIV  (Mathias  Fernandcz) 218  [444] 

Fall  43/XLVII  (Durgoh  Byahii) 221  [447] 

Fall  44/L  (Krislna  Joti) 226  [452] 

III.  Fälle  von  Marasmus  nach  Pest 229  [455] 

Fall  45;'X11  (Janki  Aoyojo) 229  [455] 

Fall  46;XXVI  (?) 232  [458] 

IV.  Fälle  von  SecundärerUrankungen  nach  Pest  236  [462] 

Fall  47/XVII  (Ramchandra  Doorghii) 236  [462] 

Fall  48/XX  (Govind  Pandoo) 239  [465] 

V.  Anhang 243  [469] 

Influenza-Pneumonie 243  [469] 

Gonocoecen-Peritonitis 246  [472] 


Cholera 

Tabellarische  Übersicht   der  zur   Obduction  gc 
Uommcncn  Pcstfälle 


Seile 
248  [474] 


252  [478] 


Z  u  s  a  m  m  e  n  f  a  .s  s  u  n  g  unserer  anatomischen, 
histologischen  und  b  a  c  t  e  r  i  o 1 o  g  i  s  c  h  e  n 
Befunde  bei  d  e  r  P  e  s  t  d  e  s  M  c  n  s  c  li  e  n  .    .  254  [480] 

1.  .\llgcmeine  Lcichenvcrändcrungcn 254  [480] 

2.  Äusseres  Integumentum 255  [481] 

3.  Muskel,  Periost,  Knochen  und  Knochenmark      .    .  259  [485] 

4.  Lymphdrüsen  und  Lymphgelassc 260  [486] 

5.  Blut 285  [511] 

6.  Milz 303  [529| 

7.  Herz,  Pericardium  und  Gcfässe 306  [532] 

8.  Respirationsorgane 308  [534] 

9.  Verdauungsorgane 313  [539] 

10.  Harn  und  Geschlechtsorgane 320  [546] 

11.  Centralnervensystem  und  seine  Hüllen 321  [547] 

Protokoll    über    die    bacteriologischen    Bkitunter- 

suchungen  bei  Pestkranken 327  [553] 

Erklärung  der  Abbildungen        351  [577] 


Bculeupcst.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  229 


Einleitung. 

Eine  der  Hauptaufgaben,  welche  der  nach  Bombay  zur  Erforschung  der  Beulenpest  entsandten  Com- 
mission  zufielen,  betraf  das  Studium  der  pathologischen  Anatomie  dieser  Seuche.  Das  Gebiet  derselben  war 
ja  noch  so  wenig  durchforscht  wie  bei  keiner  anderen  hifectionskrankheit,  und  Virchow  musste  gelegentlich 
seines  Vortrages  über  die  Pest  in  der  Berliner  medicinischen  Gesellschaft  am  19.  Februar  1879  die  Zuhörer 
»um  diejenige  Entschuldigung  bitten,  die  jeder  in  Anspruch  nehmen  muss,  der  über  etwas  spricht,  \'on  dem  er 
eigentlich  nichts  versteht.  Ich  spreche  ■,  fuhr  er  fort,  «zwar  nicht  wie  der  Blinde  von  den  Farben,  aber  doch 
nur  nach  den  Anhaltspunkten,  welche  gewisse  Analogien  der  Pest  mit  Krankheiten,  die  uns  geläufg  sind, 
mir  darbieten.  Wenn  man  die  Pestliteratur  durchgeht,  so  braucht  man  nicht  lange  zu  lesen,  um  gänzlich 
widerstreitende  Angaben  anzutreffen,  und  es  wird  schwer,  diejenigen  Autoren  herauszusuchen,  welche  Einem 
passen.«  So  richtig  diese  Worte  Virchow's  sind,  so  muss  doch  an  jene  kurze  kritische  Zusammenfassung  der 
pathologisch-anatomischen  Befunde  bei  der  Pest  erinnert  werden,  die  Griesinger  im  Jahre  1857  gab  und  die 
viele  Hauptpunkte  des  ganzen  Processes  bereits  feststellte.  Seit  dieser  Zeit  bis  zur  Abreise  der  Commission 
waren  unsere  Kenntnisse  nur  durch  eine  einzige  Arbeit  bereichert  worden,  die  von  dem  Japanesen  Aoyama 
stammt  und  ein  weites  Gebiet  zur  Forschung  in  anatomischer  Beziehung  offen  liess. 

So  hoffnungsvoll  daher  auch  der  Commission  das  Feld  ihrer  Arbeit  erschien,  ebenso  ungewiss  waren 
aber  die  Aussichten  auf  Erlangung  von  Material,  besonders  da  die  Zeitungsnachrichten  über  den  Widerstand 
der  einheimischen  Bevölkerung  ärztlichen  Massnahmen  gegenüber  berichteten. 

Dem  Umstände  jedoch,  dass  die  Commission  die  erste  am  Platze  war,  verdankt  sie  eine  glückliche 
Erreichung  ihres  Zieles.  Dasselbe  wurde  —  wie  selbstverständlich  —  in  erster  Linie  durch  das  bereit- 
willige Entgegenkommen  der  englischen  Behörden  gefördert,  vor  Allem  durch  die  verständnissvolle  Energie 
des  Surg-Colonel  Dr.  Weir,  I.  Health-Offlcier  von  Bombay,  der  es  veranlasste,  dass  der  Leiter  des  Arthur 
Road  Spitales  Dr.  Choksy  uns  das  Leichenmateriale  desselben  überliess. 

Die  im  Folgenden  mitgetheilten  Obductions-Befunde  stammen  daher  zum  grössten  Theile  von  Leichen, 
die  wir  im  Arthur  Road  Spitale  secirten.  Nur  zwei  verdanken  wir  der  Freundlichkeit  des  Professors  Childe 
vom  Medical  College  in  Bombay,  der  uns  gestattete,  die  betreffenden  Obductionen  im  Jamset  Jeejeebhoi 
Hospital  vorzunehmen,  wofür  ihm  an  dieser  Stelle  unser  bester  Dank  ausgesprochen  sei.  Eine  Section 
nahmen  wir  ferner  im  europäischen  St.  George  Hospitale  vor.  Im  Ganzen  beläuft  sich  die  Anzahl  der  von 
uns  durchgeführten  Leicheneröffnungen  auf  53.  Unter  diesen  befinden  sich  48,  die  theils  an  acuter  Pest, 
thcils  an  Nachkrankheiten  oder  Marasmus  nach  Pest  verstorben  \\-aren,  ferner  2  Fälle  von  Cholera,  1  Fall 
von  diffuser  Gonococcenperitonitis  und  1  Fall  von  Influenza-Pneumonie.  ^  Es  waren  dies  ausschliesslich 
Leichen  von  Hindu  niederster  Kasten;   nur  2  waren  Leichen  von  Goanesen  (Christen). 

In  jenem  Theile,  der  an  der  Spitze  unseres  Gesammtberichtes  eine  kurze  Geschichte  der  Expedition 
und  ihrer  Schicksale  enthält,  sind  bereits  in  genügendem  Masse  die  äusseren  Schwierigkeiten  bei  der  Durch 
führung  der  Obductionen  betont  wurden,  imd  wir  wollen  hier  davon  absehen,  auf  dieselben  m.ichmals  einzu- 
gehen. Aber  in  ihnen  liegt  zum  grössten  Theile  der  Grimd,  dass  unsere  Protocolle  und  Untersuchungen  mit- 
unter Lücken  aufweisen.  Obv\'ohl  wir  redlich  bestrebt  waren,  jeden  einzelnen  Fall  in  möglichst  erschöpfender 
Weise  zu  untersuchen,  so  muss  doch  zugegeben  werden,  dass  z.  B.  die  Untersuchungen  der  Nasenhöhle 
und  ihrer  Nebenhöhlen,  der  Gelenke,  des  Knochenmarks  in  einer  zu  geringen  Anzahl  von  Fällen 'geschehen 


1  Ein  Fall  (Sullsa  Peeroji,  secirt  am  19.  Juni),   der   an   croupöser  Pneumonie   (reiner  Diplococceninfection)   starb,    wurde    zu 
weiteren  Untersuchungen  nicht  verwendet. 

31* 


230  ^-  Albrech/  intd  A.  Ghnii, 

ist.  Wir  hatten  eben  auf  allerlei  Rücksichten  zu  achten.  Vor  Allem  scheuten  wir  davor  zurück,  besonders 
tiefgehende  Eingriffe  oder  gar  Entstellungen  an  den  Leichen  vorzunehmen,  da  wir  wussten,  dass  dieselben 
den  .Angehörigen  nach  der  Section  wieder  übergeben  wurden.  Um  dies  richtig  beurtheilen  zu  können,  muss 
man  sich  in  unsere  Situation  versetzen,  die  an  und  für  sich  eine  Menge  von  anderen  .Schwierigkeiten 
für  uns  bot.  Vor  allem  Anderen  wären  hier  jene  zu  nennen,  die  unsere  nur  unvollkommene  Kenntniss  der 
englischen  Sprache  mit  sich  brachte.  Bei  unseren  Arbeiten  im  Spitale  hatten  wir  nur  mit  Eingeborenen  zu 
verkehren,  indem  der  Leiter  derselben  ein  Parse,  der  eine  Assistent  ein  Hindu,  u.  zw.  Brahmine,  dei-  andere 
ein  eingeborener  Jude  war.  Es  galt  nun  einerseits  das  Zutrauen,  dass  die  Genannten  von  Anfang  an  zu  uns 
gefasst  hatten,  zu  bewahren  und  andererseits  doch  mit  allen  Mitteln  darauf  zu  dringen,  dass  unsere  Wünsche 
in  Betreff  des  Materiales  erfüllt  wurden  und  dass  wir  nicht  aus  der  einmal  erlangten  günstigen  Position  ver- 
drängt würden.  Dabei  waren  wir  fast  in  Allem  auf  uns  allein  angewiesen. 

Sämmtliche  Sectionsprotokolle  wurden  sofort  während  der  Vornahme  der  Ohducti(.)n  dictirt  und  sind 
von  dem  Hilfsarzte  der  Commission,  Herrn  Dr.  R.  Pöch,  gewissenhaft  nachgeschrieben  worden. 

Die  nach  Europa  mitgebrachten  anatomischen  Präparate  haben  wir,  um  ihren  Farbenreichthum  nach 
Möglichkeit  zu  bewahren,  in  der  Weise  conservirt,  dass  wir  sie  auf  kurze  Zeit  (6 — 12  Stunden)  in  eine 
Mischung  von  Müller'scher  Flüssigkeit  und  schwacher  Formollösung  legten  und  hierauf  nach  kurzem  Aus- 
wässern in  80"/(,  Alkohol  aufbewahrten.  Dadurch  war  es  möglich,  besonders  die  Blutungen  in  ihrer  natür- 
lichen lebhaftrothen  Farbe  zu  erhalten. 

Die  zahlreichen  zur  histologischen  Untersuchung  bestimmten  Organstücke  conservirten  wir  zum  grössten 
Theile  und  sorgfältigst  ebenfalls  in  einer  Mischung  von  Müller'scher  Flüssigkeit  und  10  %  Formol,  da  wir 
schon  vorher  in  Europa  mit  dieser  Conservirungsflüssigkeit  die  besten  Erfahrungen  gemacht  hatten.  Nur  ein 
geringer  Theil  der  Präparate  wurde  in  starkem  Alkohol  fixirt.  In  der  früher  genannten  Mischung  verbliehen 
die  Präparate  nur  wenige  Tage,  um  hierauf  in  Alkohol  steigender  Concentration  weiter  gehärtet  zu  werden. 
In  Bombay  nahmen  wir,  in  Anbetracht  der  ungünstigen  Verhältnisse  unseres  Laboratoriums,  die  auch  schon 
bereits  in  dem  geschichtlichen  Theile  unseres  Gesammtberichtes  in  genügender  Weise  auseinandergesetzt 
wurden,  nur  mehr  orientirende  histologische  Untersuchungen  vor.  Eine  systematische  Anfertigung  von 
Schnittpräparaten  und  genaue  Durchmusterung  unseres  sehr  umfänglichen  histologischen  Materiales  geschah 
erst  in  Wien;  erstere  wurde  dem  Hilfsarzte  Herrn  Dr.  R.  Pöch,  der  sich  auch  späterhin  freiwillig  in  den 
Dienst  der  Commission  stellte,  übertragen,  der  fast  sämmtliche  ausserordentlich  zahlreichen  Schnittpräparate 
anfertigte.  Zur  Einbettung  wurde  fast  ausschliesslich  die  gebräuchliche  Celloidin-Methode  verwendet,  nur  in 
seltenen  Fällen  die  Paraffinmethode.  Die  zur  Untersuchung  genommenen  Schnitte  hatten  eine  Dicke  von 
8—18  [>..  An  Färbungsmethoden  w^endeten  wir  die  Doppelfärbung  mit  Hämalaun-  oder  Hämatoxjdin-Eosin, 
manchmal  auch  die  Färbung  nach  van  Gieson  an.  Zur  Bacterienfärbung  erzielten  wir  gute  Resultate  mit 
Boraxmethylenblau,  die  besten  aber  mit  dem  polychromen  Methylenblau  nach  Unna.  Bemerkt  sei,  dass  wir 
immer  zur  Differenzirung  mit  95  "/g  Alkohol  mehr  oder  weniger  stark  verdünnte  Glycerinäthermischung 
anwendeten.  Eine  derartige  Verdünnung  leistete  uns  ausgezeichnete  Dienste.  Ausserdem  wurden  Schnitte 
fast  jedes  einzelnen  Organstückes  nach  der  Weigert'schen  Modification  der  Gram'schen  Methode  gefärbt 
und  untersucht.  • 

Besonders  erschwert  waren  die  bacteriologischen  Untersuchungen  an  der  Leiche,  u.  zw.  sowohl  in  Folge 
des  Raummangels  in  unserem  Secirraume,  als  auch  in  Folge  der  grossen  Entfernung  unseres  Laboratoriums 
vom  Spitale.  Je  nach  der  Grösse  der  Organe  wurden  dieselben  zur  äusserlichen  .Sterilisation  entweder  für 
einige  Zeit  in  Sublimatlösung  gelegt  und  sodann  mit  heissen  Instrumenten  abgeglüht  und  eingeschnitten, 
oder  sie  wurden  direct  mit  glühenden  Instrumenten  an  ihrer  Oberfläche  sorgfältig  versengt  und  sodann 
ebenfalls  mit  in  der  Flamme  sterilisirten  Instrumenten  eingeschnitten.  So  gelang  es  uns,  im  Allgemeinen 
grössere  Verunreinigungen  in  den  Culturen  zu  vermeiden,  was  durch  die  Übereinstimmung  unserer  Befunde 
in  den  .Aussaaten,  in  den  Deckglas-  und  histologischen  Präparaten  bewiesen  ist. 

Mit  Rücksicht  auf  den  leichteren  Transport  vom  Spitale  zu  unserem  Laboratorium  mussten  wir  uns 
begnügen,  die  Aussaaten  statt  in  Petri'schen  Schalen  sehr  häufig  in  Eprouvetten  mit  schief  erstarrtem  Nähr- 


Beiücupcst.  11.  Patliologisch-aualoiiiischcr  Bericht.  231 

materiale  an/.ulegen  unter  HerslcllunL;'  mehrerer  \'erdünnungen.  Wir  verwendeten  gewöhnlichen  alkalischen 
Agar,  Glycerin-  und  Serumagar.   Die  angelegten  Aussaaten   wurden   nun   stets  der  Brüttemperatur  (37°  C.) 

für  48 72  Stunden   ausgesetzt.   Von   den   verschiedenen   Organen   wurden   zahlreiche   Deckglaspräparate 

angefertigt  und  sofort  fixirt.  Nur  einen  Theil  derselben  untersuchten  wir  gleich  in  Bombay,  die  übrigen  wurden 
genauest  geordnet,  signirt  und  sofort  zur  Mitnahme  nach  Wien  verpackt,  wo  sie  erst  einer  sorgfältigen 
Durchmusterung  unterzogen  wLn\ien.  Zur  Färbung  derselben  verwendeten  wir  verschiedene  Anilinfarben  in 
wässerig  alkoholischer  Lösung,  am  häufigsten  Löffler'sches  Methylenblau.  Zur  Darstellung  der  Kapseln 
leistete  uns  die  amerikanische,  ursprünglich  für  Geisseifärbung  angegebene  Methode  nach  Pittfield 
(Erwärmen  in  einem  vor  dem  Gebrauche  hergestellten  Gemische  aus  Solutio  aluminis  1  Theil,  concentrirter 
alkoholischer  Gentianaviolettlösung  10  Theile,  zusammen  mit  dem  gleichen  \'olumen  10  "/u  Tanninlösung) 
ausgezeichnete  Dienste. 

Über  die  Methode  der  Blutuntersuchungen  an  Lebenden  soll  in  dem  dieselben  behandelnden  Capitel 
berichtet  werden. 

Was  nun  in  Folgendem  die  Eintheilung  des  Stoffes  anbelangt,  so  sind  jedem  Sectionsprotokolle  zunächst 
sämmtliche  bacteriologische  und  histologische  Untersuchungen,  die  wir  am  einzelnen  Falle  vorgenommen 
haben,  angeschlossen  und  am  Schlüsse  jedes  einzelnen  die  Resultate  derselben  in  Form  einer  kurzen, 
zusammenfassenden  Epikrise  besprochen.  Die  verschiedenen  Fälle  sind  in  folgender  Weise  geordnet: 
Zunächst  sind  angeführt  jene,  bei  denen  wir  einen  primären  Bubo  nachweisen  konnten.  Daraus  ergibt  sich 
die  Eintheilung  in  Fälle  mit  primärem  Hals-  (6),  primärem  axillaren  (13)  und  primärem  inguinalen  (19)  Bubo. 
Wir  unterscheiden  fernerhin  Fälle  ohne  primären  Bubo,  das  sind  die  primären  Pestpneumonien  (3)  und  jene 
mit  allgemeiner  Drüsenschwellung,  bei  denen  wir  keinen  primären  Bubo  auffinden  konnten  (3).  Denselben 
sind  2  Fälle  von  reinem  Pestmarasmus  und  2,  die  mehr  zufälligen  Secundärerkrankungen  nach  Pest  erlagen, 
angereiht.  Den  Schluss  bildet  ein  Anhang,  der  die  Obductionsprotokolle  jener  Fälle,  die  mit  der  Pest  in 
keinem  Zusammenhange  stehen,  als  in  dem,  dass  intra  vitam  die  Diagnose  auf  Pest  nicht  vollständig  aus- 
geschlossen werden  konnte,  enthält. 

In  einer  grösseren  zusammenfassenden  Besprechung  haben  wir  endlich  die  Resultate  unserer  Unter- 
suchungen dargestellt. 

Was  die  anatomische  Nomenclatur  betrifft,  so  waren  wir  bestrebt,  uns  der  Nomina  anatomica  (B.  N.  A.) 
zu  bedienen,  heben  aber  ausdrücklich  hervor,  dass  wir  uns  zur  Bezeichnung  der  inguinalen  Lymphdrüsen- 
gruppen an  die  bequemere  und  einfachere  Nomenclatur  des  Gegenbaur'schen  Lehrbuches  (1892)  gehalten 
haben. 

I.  Fälle  mit  primärem  Bubo. 

A.   Fälle  mit  primärem  Halsbubo. 
Fall  1/IX.  ^ 

Bhavoo  Sadu,-  22jähriger  Hindu,  Diener,  wurde  am  6.  März  um  11  Uhr  X'ormittags  ins  Spital  auf- 
genommen, angeblich  am  III.  Krankheitstage,  und  starb  am  8.  März  um  9  Uhr  20  Minuten  Vormittags  am 
\'.  Krankheitstage.  Die  Section  wurde  ungefähr  eine  Stunde  post  mortem  vorgenommen. 

Männliches  Cadaver,  \50  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  gut  entwickelter  Musculatur,  gut  genährt. 
Todtenstarre  stark  entwickelt.    Todtenflecke  an  den  abhängigen  Körperpartien  diffus. 

Gesicht  asymmetrisch,  linke  Gesichtshälfte  geschwollen,  und  zwar  ziemlich  gleichmässig  bis 
hinaufreichend  über  das  Planum  temporale  rechterseits.   .Auch   die   äussere  Hälfte   beider  .Augenlider  etwas 


<  Bei  der  Numerirung  der  einzelnen  Fälle  bedeuten  die  arabischen  Ziffern  die  t'urtUiufende,  die  römi.schcn  die  nrsprünslicli  in 
lidinhay  gewühlte  Numerirung.  E.s  war  nothwendig,  letztere  beizubehalten,  da  die  aus  den  einzelnen  Fällen  gewonnenen  Pestculturcn. 
mit  welchen  die  im  III.  Theile  unseres  Berichtes  enthaltenen  Versuche  ausgeführt  wurden,  dieselbe  Bezeichnung  führen. 

-  Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.  p.  24. 


232  H.  Albrccht  und  A.  Ghon, 

ödematös.  Gegen  die  Mittellinie  zu  reicht  das  Ödeni  liis  zum  rechten  Nasennügel  und  ziun  rechten  .äusseren 
Mundwinkel.  Nach  hinten  zu  setzt  es  sich  über  die  Parotisgegend  auf  die  Aussenfläche  des  Halses  fort,  so 
dass  Hals-  und  Nackengegend  auffallend  geschwollen  erscheinen.  Diese  ödematöse  Durchtränkung  setzt 
sich  unter  das  Kinn  bis  über  die  Mittellinie  nach  links  fort,  das  Kinn  freilassend,  und  begrenzt  sich  nach 
abwärts  ohne  scharfe  Grenze  an  der  vorderen  Fläche  des  Thorax,  zwei  Finger  breit  über  der  rechten 
Mamilla.  Nach  aussen  erstreckt  es  sich  über  die  ganze  rechte  Schulter-  und  Nackengegend  bis  auf  den 
Rücken.  Die  Haut  in  der  rechten  Submaxillargegend,  nach  hinten  zu  bis  zum  vorderen  Cucullaris-Rand 
reichend,  etwas  prominent, bräunlich  gefärbt.  Die  Epidermis  unterhalb  des  rechten  Ohres  in  Form  vieler,  kleiner, 
mit  seröser  Flüssigkeit  gefüllter  Blasen  abgehoben.  Entsprechend  diesem,  im  Vorstehenden  beschriebenen 
Gebiete,  unter  dem  rechten  Unterkiefer  und  rechten  Ohr  fühlt  sich  die  Geschwulst  sehr  derb,  pastös  an.  Weiter 
in  der  Umgebung  dieser  Stelle  fühlt  sich  das  Infiltrat  weicher  pastös  an,  in  der  Gegend  des  Thorax  und  der 
Schulter  wie  schwappend.  Wo  die  Consistenz  eine  weichere  oder  fast  fluctuirend  weiche  ist,  ist  die  Haut 
leicht  verschieblich  und  faltbar,  aber  im  Bereiche  der  früher  beschriebenen,  ungemein  derb  infiltrirten  Partien, 
erscheint  die  Haut  kaum  verschieblich,  nicht  faltbar,  wie  mit  den  tiefer  liegenden  Schichten  verwachsen.  An 
der  rechten  Stirnhälfte  eine  Fingerbreite  über  dem  Augenbrauenbogen  eine  ungefähr  4:Cm  lange,  1  '/gcw  breite, 
braune,  vertrocknete  Excoration.  Die  Gruben  der  linken  Halsseite  sind  von  entsprechender  Tiefe.  Bei  der 
Präparation  der  .Schädeldecken  fliesst  aus  dem  succulenten  Binde-  und  F"ettgewebe,  das  beträchtlich  ver- 
breitert ist,  reichlich  klares  gelbliches  Serum  ab.  Beim  Einschneiden  in  der  rechten  Schultergegend  findet 
sich  das  succulente  Gewebe  fast  ebenso  reichlich  serös,  über  dem  Schlüsselbein  serös-hämorrhagisch  durch- 
tränkt. In  der  Gegend  des  Acromions  eine  etwas  grössere,  scharf  begrenzte,  subcutane  Blutung.  Diese  seröse 
Durchtränkung  des  Bindegewebes  reicht  hinten  nicht  über  die  Mittellinie  nach  links.  In  beiden  Achsel- 
höhlen und  Cubiten  keine  Lymphdrüsen  tastbar. 

Thorax  entsprechend  lang  und  breit,  symmetrisch,  gut  gewölbt,  Abdomen  im  Niveau  des  Thorax. 

Bauchdecken  gut  gespannt. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches. 

In  beiden  Leistengegenden  erbsengrosse,  ziemlich  harte  Drüsen  palpabel. 

In  den  Kniekehlen  keine  Veränderungen  bemerkbar. 

Keine  Ödeme  an  den  unteren  Extremitäten. 

Die  Sohlenhaut  stark  rissig,  mit  oberflächlich  vernarbten  Stellen  bedeckt.  .Sonst  nirgends  frische  Wunden 
oder  frisch  vernarbte  Stellen  sichtbar. 

In  den  mittleren  Partien  der  Schädeldecken,  im  Bindegewebe  zerstreut,  punktförmige  Blutungen. 
Schädeldach  länglich-oval,  geräumig,  symmetrisch.  Der  Längsdurchmesser  18r»/,  der  quere  ll'/aCiw, 
der  Umfang  50 n«  messend.  Der  Schädelknochen  ist. bis  etwas  mehr  als  ^jiCm  dick.  Spongiosa  fast 
überall  spärlich  erhalten.  Glastafel  nirgends  verdickt.  Die  Gefässfurchen  und  die  Gruben  der 
Pacchioni'schen  Granulationen  seicht,  die  Nähte  erhalten.  Auch  im  Periost  beider  Scheitelbeine  und  des 
Hinterhauptbeines  kleine,  bis  erbsengrosse,  ziemlich  reichliche,  stellenweise  confluirende  Hämorrhagien. 

Dura  mater  gut  gespannt,  blutarm,  zart.  Sichelblutleiter  flüssiges  Blut  enthaltend.  An  der  Gehirnbasis 
sind  die  Gefässe  zartwandig,  ungemein  enge;  Aieningen  ziemlich  blutreich,  ebenso  an  der  Convexität.  Rinde 
überall  gleichmässig  breit,  grau-röthlich.  Das  weisse  Marklager  von  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt. 
Consistenz  desselben,  der  kurzen  Zeit  post  mortem  entsprechend,  ziemlich  derb.  Ventrikel  ziemlich  eng, 
einige  Trc^pfen  klaren  Serums  enthaltend.  Plexus  lateralis  gleichmässig  bluti'dth.  Stammganglien  normal 
gebildet,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutreich.  Die  Recessus  laterales  des  vierten  Ventrikels  besitzen 
etwas  granulirtes  Ependym.  Kleinhirn  ebenfalls  ziemlich  blutreich.  In  Pons  und  Medulla  nichts  Patho- 
logisches. 

Die  früher  beschriebene  seröse  Durchtränkung  des  LJnterhaut-Binde-  und  Fettgewebes  am  Thorax  setzt 
sich  noch  ungefähr  zwei  Querfinger  breit,  in  gei'ingerem  Grade  entwickelt,  nach  links  von  der  Mittellinie  zu 
fort,  hinabreichend  bis  in  die  Gegend  der  Brustwarze  nahe  der  Mittellinie,  nach  links  hin  in  der  Höhe  der 
fünften  Rippe;  im  subcutanen  Bindegewebe  eine  circa  guldenstückgrosse,  frische  Hämorrhagie.    Eine  eben- 


Beulenpesl.  IL  Pathologisch-ana/omischer  Bericht.  233 

solche  unter  der  linken  Clavicula.  Das  Binde-  und  Fettgewebe  an  der  ganzen  rechten  Halsseite  enorm 
ödematös  und  hämorrhagisch  infiltrirt,  ebenso  die  Gegend  des  Sterno-cleidomastoideus  und  insbesondere 
die  Clavicularportion  desselben.  Diese  hämorrhagische  Infiltration  reicht  nach  rückwärts  bis  in  die  Gegend 
des  Nackens.  Hier  finden  sich  ferner  sehr  zahlreiche,  bis  wallnussgrosse,  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirte, 
ziemlich  derbe  Lymphdrüsen  zur  Seite  der  grossen  Gefässe  und  hinter  denselben  (Lj^mphoglandulae 
cervicales  superf.  et  profundae.) 

Die  Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  der  Uvula,  des  Zungengrundes,  der  Tonsillen,  der  Epi- 
glottis,  besonders  an  ihrem  Rande  und  ihrer  vorderen  Fläche,  und  die  rechte  ary-epiglottische  Falte  von  ganz 
enorm  reichlicher,  seröser  Flüssigkeit  durchtränkt,  plump  geschwollen;  die  Schleimhaut  über  diesen  Partien 
theils  gelblich  transparent,  theils  trübe  röthlich;  Tonsillen  selbst  klein,  nicht  pathologisch  verändert.  Die  rechte 
arj'-epiglottische  Falte  so  hochgradig  ödematös,  dass  sie  den  rechten  Sinus  piriformis  vollständig  ausfüllt, 
und  in  demselben  Niveau  mit  dem  grossen  Zungenbeinhorn  steht.  Dieses  gelbliche,  erzitternd  weiche  Ödem 
reicht  bis  an  die  Basis  der  Aryknorpel  hinab.  Die  Schleimhaut  der  rechten  Larynxhälfte,  und  zwar  besonders 
über  dem  rechten  falschen  Stimmbande,  bis  über  die  Mittellinie  des  Larynx  nach  links  vorgewölbt.  Der 
Morgagni'sche  Ventrikel  von  einer  wie  prolabirt  aussehenden  Schleimhaut  ausgefüllt.  Das  rechte  Stimmband 
ebenfalls  von  gelblich  serösem  Infiltrat  geschwollen. 

Die  Lymphdrüsengruppen  längs  der  rechten  grossen  Halsgefässe  in  der  Regio  submaxillaris,  nach  hinten 
bis  in  die  Gegend  der  Parotis  und  des  Ohres,  sämmtlich  vergrössert,  gleichmässig  dunkelschwarzroth,  hämor- 
rhagisch infiltrirt,  mit  der  Musculatur,  welche  ebenfalls  reichlich  hämorrhagisch  ist,  und  mit  dem  die  Drüsen, 
Muskel  und  Gefässe  umgebenden,  ebenso  derb  infiltrirten  Bindegewebe  wie  verwachsen.  Die  Wand  der 
Vena  jugularis  rechterseits  von  zahllosen,  verschieden  grossen,  nicht  confluirenden  Hämorrhagien  durch- 
setzt. Auch  längs  der  Vena  jugularis  der  linken  Seite  finden  sich  einige  über  haselnussgrosse,  total  hämor- 
rhagisch infiltrirte  Lymphdrüsen.  Auch  hier  erscheint  das  Bindegewebe  sulzig-hämorrhagisch  infiltrirt  und 
die  Venenwand  ebenso  an  einigen  Stellen  in  geringerem  Grade  von  Blutungen  durchsetzt. 

Linke  Lunge  im  Bereiche  des  Oberlappens  angewachsen.  An  der  Pleura  des  Unterlappens  und  auch 
des  Oberlappens  (hier  in  geringerer  Anzahl)  zahlreiche  Ecchymosen.  Die  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig  an,  ist 
ziemlich  klein,  erscheint  auf  dem  Durchschnitte  sehr  blutreich,  etwas  ödematös,  die  Bronchialschleimhaut 
etwas  geröthet.  Rechte  Lunge  ebenfalls  in  ihren  hinteren  Partien  durch  Bindegewebsmembranen,  die  sehr  stark 
schwappend  ödematös  sind,  angewachsen.  An  der  Pleura  des  Unter-  und  Oberlappens  zahllose  kleine  Ecchj^- 
mosen.  Lunge  klein,  lufthaltig,  in  den  hinteren  Partien  etwas  derber.  Aui  dem  Durchschnitte  erscheinen 
die  vorderen  Lungenpartien  lufthaltig,  ziemlich  blutreich,  die  hinteren  etwas  collabirt,  stärker  ödematös,  sehr 
blutreich,  hypostatisch. 

Im  Herzbeutel  etwas  mehr  gelbliches  Serum,  Pericard  zart,  an  der  Aussenfläche  ein  Paar  Gruppen 
von  Ecchymosen.  Linker  Ventrikel  contrahirt,  rechter  schlaft'.  Im  linken  Herzen  reichliches,  halbfiüssiges, 
dunkelrothes  Blut.  Im  rechten  Herzen  reichliche,  halbflüssige  Blutmassen.  Klappenapparate  zart,  Herzfleisch 
ziemlich  fest. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  Umgebung  der  Bronchien  anthracotisch,  nicht  geschwollen. 

Leber  kaum  etwas  vergrössert,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  stellenweise  kleinste  punktförmige 
Hämorrhagien  sichtbar.  Die  vorderen  Ränder  scharf,  Consistenz  nur  etwas  vermindert.  Auf  dem  Durch- 
schnitte das  Gewebe  wenig  blutreich,  Läppchenzeichnung  etwas  undeutlicher,  Farbe  graubraun. 

Gallenblase  gut  mit  dunkler  Galle  gefüllt,  unter  ihrer  Serosa  vereinzelte  Blutungen  sichtbar. 

Milz  etwa  um  ein  Drittel  vergrössert.  Kapsel  leicht  getrübt,  ziemlich  zart.  Auf  dem  Durchschnitt 
blutroth  gefärbt,  Pulpa  etwas  vorquellend,  ziemlich  leicht  ausstreifbar,  das  grobe  Stroma  etwas  vermehrt, 
Follikel  hie  und  da  als  graue  Punkte  wahrnehmbar;  zerstreut  finden  sich  im  Milzgewebe  scharf  abgrenz- 
bare, stärker  prominente,  dunkelroth  gefärbte  Herde  von  Hanfkorn-  bis  Erbsengrösse. 

Nieren  vergrössert,  plump,  schlaffer.  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt.  Auf  dem  Durchschnitt 
ziemlich  blutreich.  Rinde  und  Columnae  Bertini  deutlich  verbreitert,  etwas  vorquellend,  enthalten  spärliche 
pimktförmige  Blutungen;  Glomeruli  etwas  vergrössert  und  prominent,  Pyramiden  grauroth,  heben  sich  gegen 


234  H.  Albrechl  innl  A.  Cluni, 

die  gelblicli  -  graue  Rindenschichte  gut  ab.  Schleimliaiit  des  Nierenbeckens  und  der  Ureteren  niclit 
verändert. 

In  der  massig  gefüllten  Harnblase  klarer,  gelblicher  Urin. 

Die  oberflächlichen  und  tiei'en  inguinalen  Lymphdrüsen  etwas  vergrössert,  isolirt,  derb,  grau-röthlich 
gefärbt,  auf  dem  Durchschnitt  etwas  blutreicher. 

Die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Gefässe  (Lj-mphoglandulae  coeliacae,  lumbales 
et  iliacae)  ebenso  v'ergrössert,  ebenfalls  isolirt,  ziemlich  derbe,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  saftig, 
röthlich-gelblich,  etwas  vorquellend. 

Im  Magen  schleimige,  \'on  schwarzbraunen  Flocken  durchsetzte  Massen.  Die  Schleimhaut,  besonders 
längs  der  grossen  Cur\-atur,  von  zahllosen  bis  hirsekorngrossen,  auf  den  Höhen  der  Falten  confluirenden 
Blutungen  durchsetzt  und  allenthalben  etwas  stärker  gefaltet.  Im  Duodenum  nichts  Pathologisches.  Im 
Dünndarm  gallig  gefärbte  Chymusmassen,  Schleimhaut  dünn.  Im  ganzen  Dickdarme  zahllose,  punktförmige 
Blutaustritte  in  der  Schleimhaut,  diese  selbst  fleckig  geröthet,  von  galligen,  schleimigen  Fäcalmassen  bedeckt. 
Pankreas  und  Nebennieren  nicht  pathologisch  verändert. 


Die   am    7.   März,   am   IV.   Krankheitstage,    vorgenommene    bacteriologische    Blutunter- 
suchung ergibt  sehr  reichliche  Reinculturen  von  Pestcolonien. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  Die  Aussaaten  aus  einer  mit  klarer,  seröser  Flüssigkeit  gefüllten  Hautblase  der 
rechten  Halsseite  unterhalb  des  Ohres  zeigen  ausschliesslich  Pestcolonien  in  spärlicher  Menge;  im 
Condenswasser  der  Agarröhrchen  findet  sich  ein  flockiger  Niederschlag,  der  im  Deckglaspräparat  zu  Ketten 
angeordnete  Pestbacillen  zeigt,  die  von  deutlichen  Kapseln  umgeben  sind. 

2.  In  der  Üdemflüssigkeit  am  Kopfe,  hinter  dem  rechten  Ohre,  findet  man  mikroskopisch 
neben  spärlichen  Coccenformen  vereinzelte  Pestbacillen  in  typischen  Formen  mit  bipolarer  Färbung. 

In  den  Aussaaten  zeigen  sich  ausschliesslich  Colonien  einer  weissen  Staphylococcenart   (15  Colonien). 
2  a).   Das  hämorrhagische  Ödem  der  rechten  Brustseite  zeigt   mikroskopisch  ziemlich  reich- 
lich Pestbacillen,  einzeln  und  als  Diplobacillen,  gut  und  bipolar  gefärbt. 

3.  Im  Ödem  an  der  unteren  Seite  des  Kleinhirns  lassen  sich  weder  mikroskopisch  noch 
culturell  Bacterien  nachweisen. 

4.  Die  Aussaaten  aus  der  Flüssigkeit  vom  linken  Gehirnventrikel  zeigen  keine  Pest- 
colonien, wohl  aber  einige  Colonien  einer  nicht  näher  bestimmten  Bacillenart  (Verunreinigung). 

5.  Die  Aussaaten  aus  dem  Harn  bleiben  steril. 

6.  In  den  Aussaaten  aus  einer  hämorrhagisch  infiltrirten  Lymphdrüse  der  rechten 
Halsseite  finden  sich  ausschliesslich  Pestcolonien  in  sehr  reichlicher  Menge. 

7.  In  einer  zweiten  Lymphdrüse  der  rechten  Halsseite  finden  sich  mikroskopisch  ziemlich 
reichlich  Pestbacillen,  meist  einzeln,  ovoid  und  länglich  gestaltet,  gut  und  bipolar  gefärbt,  oder  als  blass 
gefärbte  ovoide  und  rundliche,  sowie  als  Ringformen.  An  vielen  Bacillen  sieht  man  in  den  mit  wässeriger 
Fuchsinlösung  gefärbten  Präparaten  eine  deutliche  Kapsel,  blässer  tingirt  und  scharf  abgegrenzt.  In  den 
später  mit  Pittfield's  Gemisch  behandelten  Präparaten  ist  die  Kapsel  auch  noch  sehr  schön  darstellbar  als 
blass  violetter,  scharf  begrenzter  Hof  um  den  stärker  tingirten  Bacillenleib.  In  diesen  Präparaten  sieht  man 
ausserdem  noch  grössere,  blassviolette,  wie  gebläht  aussehende  Gebilde,  die  in  der  Mitte  einen  winzig 
kleinen,  stark  tingirten  Punkt  zeigen  (Degenerationsformen). 

8.  In  den  Aussaaten  aus  dem  Blute  \'om  linken  X'orhof  finden  sich  reichlich  und  ausschliess- 
lich Pestcolonien. 


IlLu!iii;h'sf.  IL  PiifIi('!'\L;isc!i-(.nmfo!ii/schcr  Bericht.  235 

9.  In  den  Aussaaten  aus  der  Galle  gehen  ausschliesslich  Pestcolonien  an  (10  Colonien).  In  den 
Deckglaspräparaten  von  diesen  Colonien  sieht  man  neben  den  typischen  o\"uiden  Formen  ziemlich  viele 
gewundene  Fäden. 

10.  Präparate  aus  den  Faeces  vom  Dickdarm  zeigen  reichlich  plumpe  Kurzstäbchen,  vor- 
wiegend einer  Art,  gleichmässig  gefärbt;  unter  diesen  finden  sich  auch  ovoide  Formen  mit  bipolarer  Färbung, 
die  man  als  Pestbacillen  ansprechen  könnte. 

Die  in  Petri'schen  Schalen  gemachten  Aussaaten  (Strichculturen)  ergeben  keine  Pestcolonien.  Wohl 
findet  sich  in  der  zweiten  Platte  bei  der  Durchmusterung  derselben  eine  Colonie,  die  als  Pestcolonie  ange- 
sprochen wird  (jedoch  nicht  typische  Form),  sich  aber  bei  der  Weiterprüfung  nicht  als  solche  erweist. 

Histologischer  Befund. 

1.  Hämorrhagische  Drüse  aus  der  rechten  Nackengegend.  Das  Drüsengewebe  vollständig 
durch  Hämorrhagien  zerstört,  und  zwar  zum  Theile  ziemlich  gleichmässig  hämorrhagisch  infiltrirt,  zum 
Theile  finden  sich  Inseln  von  polynucleären  Leukocyten  und  enormen  Haufen  von  Bacillen.  Daneben  sieht 
man  auch  in  den  hämorrhagisch  infiltrirten  Partien  ziemlich  gleichmässig  zerstreut  zumeist  poly- 
nucleäre  Leucocyten.  In  der  Rindenschicht  ist  die  hämorrhagische  Infiltration  besonders  massig.  Die 
peripherste  Schichte  der  Drüse  wird  von  einem  ziemlich  schmalen,  mit  Hämatoxylin  blau  gefärbten,  fast 
continuirlichen  Saum  gebildet,  der  nur  aus  Bacillen  besteht.  Die  fibröse  Kapsel  durch  Hämorrhagien-, 
Bacillen-  und  Leucocyten-Infiltration  auseinander  geworfen.  Ausserdem  finden  sich  im  Binde-  und  Fett- 
gewebe unmittelbar  ausserhalb  der  Kapsel  zahlreiche  stark  erweiterte  Lymphgefässe,  die  mit  Blut,  Rund- 
zellen und  massenhaften  Bacillen  erfüllt  sind,  so  dass  mehr  als  die  Hälfte  des  Querschnittes  von  dem  mit 
Hämatoxylin  blau  gefärbten  Bacillen  eingenommen,  das  Lumen  kleinerer  von  demselben  vollkommen  ver- 
stopft ist.  Die  Wand  vieler  erweiterter  Capillaren  homogen,  die  Endothelzellkerne  meistens  schwach  gefärbt, 
das  Lumen  ganz  oder  zum  Theil  mit  glänzenden,  von  Eosin  stark  roth  gefärbten  Balken  oder  Schollen 
erfüllt.  Die  mehr  peripheren  Schichten  des  Binde-  und  Fettgewebes  wie  überschwemmt  von  einem  Strome 
etwas  weniger  dicht  gelagerter  Bacillen  nebst  rothen  Blutkörperchen  und  polynucleären  Leukocyten. 

Im  Innern  der  Lymphdrüse  nur  an  vereinzelten  kleinen  Stellen  Körnchenzerfall  der  polynucleären 
Leukocyten.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  im  Innern  der  Lymphdrüse,  wo  die  enorm 
grossen  Bacillenhaufen  liegen,  die  einzelnen  Bacillen  nur  ganz  schwach  und  undeutlich  gefärbt,  schattenhaft, 
oft  die  einzelnen  gar  nicht  abgrenzbar.  In  den  peripheren  Schnitten  des  Bindegewebes  dagegen  sind  sie 
wenn  auch  etwas  schwächer  als  die  Kerne,  so  doch  scharf  gefärbt  und  hier  überall  als  Diplobacillen  erkenn- 
bar, die  häufig  intracellulär  gelagert  sind. 

2.  Schnitte,  welche  durch  die  Vena  jugularis  int.  und  einige  sie  einscheidende  Lymphdrüsen 
gehen,  zeigen  im  Allgemeinen  dasselbe  Bild,  wie  die  im  Vorstehenden  beschriebenen.  Auch  hier  wechseln 
Hämorrhagien,  Bacillen-  und  polynucleäre  Leukocyten-Infiltration  an  In-  und  Extensität  miteinander  ab 
und  scheiden  die  Venenwand  ein.  Zahlreiche  mit  polynucleären  Leukocyten  und  Bacillenmassen  vollgefüllte 
L\'mphgefässe  finden  sich  in  der  unmittelbaren  Umgebung  der  Lymphdrüsen. 

Die  Bacilleninfiltration  ist  eine  derartig  hochgradige,  dass  dieselben  geradezu  zahllos  über  den  ganzen 
.Schnitt  verbreitet  sind;  an  vielen  Stellen  liegen  sie  in  so  dichten  und  grossen  Haufen,  dass  sie  bei  einfacher 
Hämatoxylin-Färbung  und  schwacher  Vergrösserung  an  der  ziemlich  intensiv  blauen  Farbe  erkenntlich 
sind.  Oder  es  sind  die  adventitiellen  Gefässscheiden  wie  von  rundzellenarmem  Ödem  auseinandergeworfen, 
das  sich  bei  stärkerer  Vergrösserung  als  aus  zahllosen,  gleichmässig  vertheilten,  aber  etwas  lockerer  anein- 
ander gelagerten  Bacillen  mit  ziemlich  spärlich  dazwischen  gelagerten  Fibrinfäden  bestehend  zeigt.  Die 
Endothelien  der  kleinen  Blut-  und  Lymphgefässe  der  Gefässscheide  auffallend  gross,  rundlich,  oft  ganz 
epithelähnlich,  mit  grossen,  runden,  manchmal  bläschenähnlichen  Kernen,  so  dass  die  Gefässlumina  am 
Querschnitt  ganz  drüsenähnlich  aussehen. 

Denkschriflen  der  mathem.-naturw.  Gl.   LXVJ.  Bd.  32 


236  H-  A  Jb reell l  iitul  A.  (Umn, 

Die  Gefässvvand  vielfach  iKimogen  aubsehcnd,  das  Gefässlumen  häufig  von  einem  homogenen  Balken- 
werk oder  Schollen  erfüllt.  Auch  Durchschnitte  von  Nerven  sind  von  hämorrhagischer  Infiltration  dicht  ein- 
gescheidet.  Ferner  setzen  sich  reichliche  Blutungen  hinein  in  die  Aledia  der  Vena  jugularis  fort  und  zwar 
bis  unter  das  Endothel  der  Vene.  Letzteres  ist  auf  den  untersuchten  Schnitten  überall  erhalten;  nur  dort, 
wo  diese  Blutungen  und  zugleich  grosse  Bacillenhaufen  die  Musculatur  bis  in  ihre  obersten  Schichten 
durchsetzen  und  in  die  Intima  einbrechen,  ist  es  in  zusammenhängender  Kette  abgehoben  oder  es  fehlt 
ganz.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  neben  den  Blutungen  ungemein  reichliche,  dicht 
gedrängte  Bacillenmassen,  welche  die  Muskelschicht  und  die  Intima  derart  durchsetzen,  dass  entweder  zahl- 
reiche Bacillen  zwischen  dem  abgehobenen  Endothel  und  der  eigentlichen  Intima  liegen  oder  zwischen  den 
einzelnen  aus  ihrem  Verbände  gelösten  Endothelien  oder  innerhalb  derselben. 

Von  elastischen  Membranen  nichts  sichtbar.  Die  Pestbacillen  liegen  auch  im  Bereiche  der  Blutungen 
nicht  selten  innerhalb  von  Rundzellen,  sind  entweder  von  der  Form  der  Diplobacillen,  zwischen  den 
rothen  Blutkörperchen  oft  zu  deutlich  gegliederten  Fäden  angeordnet,  zeigen  aber  besonders  dort,  wo  sie 
schütterer  liegen,  Coccenformen  in  verschiedener  Grösse.  Aufschnitten,  die  nach  Weigert's  Fibrinfärbung 
behandelt  sind,  behält  ein  Theil  zweifelloser  Pestbacillen  einen  roth-violetten  Farbenton. 

3.  Schnitte,  aus  dem  hämorrhagisch  infiltrirten  Musculus  sterno-cleido-mastoideus  der 
rechten  Seite  angefertigt,  zeigen  die  bindegewebigen  Interstitiell  desselben  auf  weite  Strecken  von  Blutun- 
gen durchsetzt,  die  auch  zwischen  die  einzelnen  Muskelfasern  eindringen.  Dieselben  zeigen  vielfach  ihre 
Querstreifung  erhalten,  manche  sind  aber  verbreitert,  stellenweise  wie  aufgetrieben  und  ganz  homogen. 
In  den  Blutaustritten  reichliche  polynucleäre  Leukocyten  und  überall  reichliche  typische  Pestbacillen  nach- 
weisbar. 

4.  Schnitte  durch  die  rechtseitige,  hochgradig  geschwollene  Plica  aryepiglottica  zeigen 
den  Epithelüberzug  derselben  überall  erhalten.  Besonders  an  ihrer  lateralen  Seite,  wo  die  Schleimhaut  in 
den  Sinus  piriformis  übergeht,  ist  das  submucöse  Bindegewebe  derartig  aufgelockert  oder  auseinander- 
geworfen, dass  die  einzelnen  Bindegewebszellen  mit  spinnen-  oder  sternförmiger  Anordnung  ihrer  Fortsätze 
und  Bündel  elastischer  Fasern  isolirt  und  nin-  um  Gefässe  in  ihrer  Lage  erhalten  sind.  In  den  dadurch  ent- 
standenen feinen  Maschen  ganz  homogene,  weder  fädige  noch  irgendwie  granulirte  Massen  und  keine 
Bacillen  nachweisbar. 

Unmittelbar  unter  dem  Epithel  erweiterte  Lymphcapillaren  mit  ganz  gleichmässig  homogen  aussehendem 
und  mit  Eosin  schwach  gefärbtem  Inhalt.  Die  der  Höhe  der  Plica  entsprechende  grössere  Schleimdrüsen- 
gruppe nicht  besonders  verändert,  in  dem  sie  umhüllenden  Bindegewebe  stark  erweiterte  und  gefüllte  Blut- 
gefässe, in  denen  sich  reichliche  polynucleäre  Leukocyten  finden.  Erstere  finden  sicii  auch  in  der  Sub- 
mucosa  dieser  Stelle  mit  ziemlich  dichter  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten. 

Das  subcutane  Bindegewebe  an  der  ganzen  laryngealen  Seite  der  Plica  in  ganz  ähnlicher  Weise  ver- 
ändert, wie  auf  der  pharyngealen.  Doch  liegen  hier  in  den  feinen  Maschen  des  aufgelockerten  Bindegewebes 
neben  wenigen  rothen  Blutkörperchen  und  polynucleären  Leucocj'ten  so  massenhaft  gleichmässig  vertheilte 
Bacillen,  dass  es  so  aussieht,  als  hätten  diese  das  Bindegewebe  derartig  auseinandergeworfen.  Die  Blut- 
gefässe prall  mit  Blut  gefüllt.  An  einzelnen  Stellen  erscheint  die  oberfiächliche  Hornschicht  des  Platten- 
epithelüberzuges  in  Form  kleiner,  oft  nebeneinander  stehender  Bläschen  abgehoben.  In  einzelnen  von  ihnen 
Pestbacillen  auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  nachweisbar.  Im  übrigen  ist  die  .Suhmucosa  über- 
schwemmt von  Pestbacillen  in  typischer  Form,  hinaufreichend  bis  unmittelbar  unter  das  Epithel.  Sie  sind 
häufig  intracellulär  gelagert  und  liegen  reichlich  in  dem  Blute  der  erweiterten  Gefässe. 

5.  Schnitte  durch  die  stark  ödematöse  Uvula  ergeben  im  Allgemeinen  denselben  Befund.  Nur 
finden  sich  in  dem  auseinander  geworfenen  Bindegewebe  keine  Bacillen,  sondern  nur  ziemlich  homogen 
aussehende  geronnene  Massen.  Pestbacillen  finden  sich  überhaupt  nur  als  kleinere  Gruppen  in  einigen 
Blutgefässen.  Ebensu  wie  in  der  ödematösen  Plica  aryepiglottica  sehr  viele  Mastzellen. 

6.  Das  subcutane  Bindegewebe,  das  die  adenoide  Substanz  der  rechten  Tonsille  ein- 
hüllt, in  ganz  derselben  Weise  verändert,  wie  das  der  Plica  aryepiglottica  an  der  laryngealen   Seite.   Nur 


Bcnlciipc^l.  II.  Pc!/!ii>l<>i;isch-aim/<i!/iiscl!Li'  Bericht.  237 

finden  sich  ausgedehntere  Hämorrhagien  und  stellenweise  Infiltration  von  polj'nucleären  Leukocyten.  Auch 
hier  ist  die  Submucosa  überschwemmt  von  enormen  Massen  typischer  Pestbacillen.  Dieselben  infiltriren 
nicht  nur  die  Submucosa  bis  unmittelbar  an  das  Epithel,  sondern  dringen  auch  in  Form  von  Zügen  und 
Ketten  in  die  Epithelschicht  ein  und  liegen  dann  in  zahlreichen  kleinen,  von  der  obersten  verhornten 
Schichte  begrenzten  Bläschen  oder  zwischen  den  nicht  abgehobenen  Epithelien.  Im  übrigen  ist  das  Ober- 
flächenepithel vollkommen  intact. 

7.  Schnitte  durch  die  ödematöse  Kopfhaut  zeigen  nur  die  tieferen  Schichten  des  subcutanen 
Bindegewebes  verbreitert,  die  einzelnen  Bindegewebsbündel  von  einer  gleichmässig  homogen  geronnenen 
Masse  auseinandergedrängt.  Pestbacillen  nur  sehr  spärlich  in  einigen  erweiterten  Gefässen  nachweisbar. 

8.  In  Schnitten  von  der  Haut  der  rechten  Brustseite  oberhalb  der  Mammilla  ist  das  Rete 
Malpighii  und  das  Corium  ebenso  unverändert,  wie  an  der  Kopfhaut.  Die  oberflächlichen  Schichten  des  sub- 
cutanen Binde-  und  Fettgewebes  reichlich  durchsetzt  von  homogenen  geronnenen  Massen  mit  spärlichen 
polynucleären  Leukocyten,  dagegen  die  tiefen  Schichten  dicht  infiltrirt  und  zerrissen  von  ausgetretenen  Blut- 
massen, in  welchen  sich  sehr  reichliche  Pestbacillen  finden.  Die  zerrissenen  Bindewebsbündel  zwischen  den 
Blutmassen  oft  ganz  homogen. 

9.  Eine  wenig  vergrösserte  lumbale  Lymphdrüse  zeigt  ihre  Structur  vollständig  erhalten, 
ihre  Sinus  erweitert  und  einzelne  Keimcentren  auffallend  gross,  ihre  CapiUaren  stark  und  gleichmässig 
erweitert.  Die  die  Sinus  aufbauenden  Zellen  sehr  gross,  epithelähnlich  mit  einem  oder  mehreren  grossen, 
bläschenförmigen  Kernen  und  stellenweise  Fetttröpfchen  enthaltend.  Ausserdem  finden  sich  in  den  Sinus 
spärliche  Rundzellen  und  rothe  Blutkörperchen.  In  den  Keimcentren  Vermehrung  der  polynucleären  Leuko- 
cyten. In  zweien  liegt  ein  schlanker  kurzer  Wurm,  der  der  Grösse  und  Form  nach  der  Filaria  sanguinis 
Bankrofti  entspricht.  Irgendwelche  Bacterien  im  Gewebe  nicht  nachweisbar,  wohl  aber  ziemlich  reichlich 
Pestbacillen  im  Blute  der  CapiUaren, 

10.  Milz.  Nicht  nur  die  einzelnen  Pulparäume  mit  Blut  prall  gefüllt,  dasselbe  findet  sich  auch  zwischen 
dieselben  reichlich  ausgetreten.  Ausser  sehr  reichlichen  polynucleären  Leukocyten  finden  sich  überall  grosse 
epithelähnliche  Zellen  mit  einem  oder  mehreren  grossen  rundlichen  oder  gelappten  Kernen,  die  den 
geschwollenen  Endothelien  der  Pulparäume  entsprechen.  Die  makroskopisch  auffallenden,  etwas  pro- 
minenten, dunkel-bUitrothen  Herde  von  Linsengrösse  grenzen  sich  mikroskopisch  dadurch  ab,  dass  sie  viel 
zellärmer  und  dafür  reicher  an  Blutaustritten  sind,  so  dass  eine  ganz  scharfe  Grenze  gegen  das  ungemein 
zellreiche  übrige  Milzgewebe  gebildet  wird.  Im  Bereiche  dieser  Herde  sehr  zahlreiche  Filarien,  die  sich  in 
der  übrigen  Milz  nur  vereinzelt  finden,  und  stellenweise  in  Capillargefässen  zu  liegen  scheinen.  Pestbacillen 
finden  sich  in  enorm  reichlicher  Menge  über  die  ganze  Milz  zerstreut,  sehr  spärlich  in  den  Follikeln,  häufig 
intracellulär. 

11.  Leber.  Die  Leberepithelien  gross,  schlecht  von  einander  abgrenzbar,  mit  ebenfalls  grossem,  blass- 
blaugefärbten,  bläschenartigen  Kern  und  vereinzelte  kleine  Fetttröpfchen  enthaltend.  In  der  die  Pfortader- 
gefässe  umgebenden  Glisson'schen  Kapsel  kleinere  Rundzelleninfiltrate  und  ganz  vereinzelte  Filarien,  die 
ebenso  vereinzelt  in  den  CapiUaren  der  nächsten  Umgebung  sich  finden.  In  letzteren  überall  ziemlich 
,.eichliche  Pestbacillen,  manchmal  dieselben  vollstopfend. 

12.  Epithel  und  Submucosa  der  Gallenblase  intact.  Im  subserösen  Bindegewebe  in  der  Gegend 
ihrer  Verwachsung  mit  der  Leber,  sieht  man  auf  den  untersuchten  Schnitten  eine  Blutung,  die  die  Serosa 
nicht  durchbricht,  wohl  aber  stellenweise  in  die  Muscularis  eindringt.  In  derselben  Pestbacillen  in  Form 
kleinerer  dichtgedrängter  Haufen  auffindbar. 

13.  Niere.  Die  Epithelien  der  Rinde  niedrig,  von  einander  nicht  abzugrenzen,  die  Harnkanälchen 
erweitert,  theils  granulirte,  theils  homogen  aussehende  Massen,  selten  Blut  enthaltend.  Die  Glomeruli  von 
unregelmässiger  Form;  in  vielen  Capillarschlingen  eines  jeden  Glomerulus  liegen,  das  Lumen  verstopfend, 
Filaria-Embryonen.  In  den  Harncanälchen  und  in  den  übrigen  Gefässen  keine  solchen  nachweisbar.  Die 
Epithelien  der  Bowman'schen  Kapsel  sehr  zahlreich,  ihre  Kerne  gross.  Zwischen  denselben  und  dem  Glome- 
rulus geronnene  granulirte  Massen.  In  der  Peripherie  der  Pyramiden  zerstreute  kleine  Blutaustritte,  die  das 

32* 


238  ^-  Albrech/  und  A.  Ghori , 

interstitielle  Gewebe  durchsetzen  oder  in  die  Harncanälchen  eindringen  und   sie  zerstören.  In  ihnen  finden 
sich  massenhaft  Pestbacillen. 

14.  Magen  (grosse  Curvatur).  Die  Schleimhaut  beträchtlich  verdickt,  die  Drüsenschläuche  sehr 
lang,  Haupt-  und  Belegzellen  schlecht  von  einander  zu  unterscheiden.  Das  adenoide  Gewebe  vermehrt,  zum 
Theii  in  Form  nicht  scharf  abgegrenzter  Follikel,  zum  Theil  diffus  angeordnet.  Die  zwischen  den  Drüsen- 
schläuchen gegen  die  Schleimhautoberfläche  zu  ziehenden  Gefässe  erweitert,  die  oberste  Schichte  der 
Schleimhaut  blutig  infiltrirt,  und  zwar  oft  auf  weite  Strecken  hin.  Jedoch  durchsetzen  diese  Blutungen  nie 
die  ganze  Schleimhaut,  sondern  bleiben  auf  die  Höhe  der  Schleimhautfalten  beschränkt.  In  ihnen  spärliche 
kleinere  Gruppen  von  Diplobacillen  auffindbar,  die  manchmal  bipolare  P'ärbung  zeigen,  sanft  abgerundete 
Enden  besitzen,  also  ihrer  Form  und  Anordnung  nach  als  zweifellose  Pestbacillen  erscheinen. 

15.  Schnitte  durch  die  Lunge  zeigen  kleinere  Blutungen  in  ihrem  Pleuraüberzug.  Pestbacillen 
lassen  sich  in  denselben  nicht  mit  Sicherheit  nacliweisen.  Wohl  aber  in  ebenfalls  kleinen,  nur  wenige 
Alveolen  erfüllenden  Blutungen  der  Lunge  selbst.  Ausserdem  finden  sich  in  denselben  und  innerhalb  ein- 
zelner Lungencapillaren  Filariaembryonen  in  massiger  Menge. 

16.  Am  Plexus  lateralis  der  Seitenventrikel  ausser  Erweiterung  und  starker  Füllung  der  Gefässe 
nichts  Pathologisches.  Im  Blute  derselben  kleine  und  grössere  Gruppen  von  Pestbacillen  nach- 
weisbar. 

Epikrise. 

Nach  dem  anatomischen  Befunde,  der  einen  typischen  primären  Bubo  der  oberflächlichen  und  tiefen 
Cervical-Lj'mphdrüsen  der  rechten  Seite  ergibt,  stellt  sich  vorliegender  Fall  als  einer  jener  schweren  dar,  wo 
augenscheinlich,  entsprechend  der  gewaltigen  Intensität  und  Ausbreitung  der  localen  Veränderungen  die 
primäre  Infection  im  Bereiche  der  Lymphdrüsengruppen  der  rechten  Hals-  und  Nackengegend  stattgefunden 
hat.  Das  in  weiter  Umgehung  sich  findende  sulzig-hämorrhagische  Ödem  setzt  sich  auf  den  weichen 
Gaumen  fort  und  bildet  ein  hochgradiges  Ödem  der  rechten  Plica  aryepiglottica  und  der  Schleimhaut  der 
ganzen  rechten  Larynxhälfte,  während  beide  Tonsillen  von  schwereren  Veränderungen  frei  bleiben. 

Geringere,  aber  auch  schwer  hämorrhagische  Schwellungen  zeigen  dieselben  Lymphdrüsengruppen  der 
anderen  Seite.  Ausserdem  finden  sich  noch  geringe  Schwelkmgen  einiger  retro-peritonealen  und  inguinalen 
Gruppen.  Zahlreiche  Blutungen  finden  sich  im  Bereiche  des  primären  Affectes,  auch  in  den  stark  ödematösen 
Gebieten  selbst  auf  der  linken  Halsseite,  z.  B.  unter  der  linken  Clavicula,  ferner  in  der  typischen  Weise  in 
der  Wand  der  Vena  jugularis  interna  dextra,  spärlichere  in  der  Wand  der  Vena  jugularis  interna  sinistra, 
ferner  in  der  Schädelschwarte,  im  Periost  der  Scheitelbeine,  reichliche  in  der  Pleura,  mehr  vereinzelte  im 
Pericard  und  unter  der  Serosa  der  Leber  und  der  Gallenblase.  Ganz  übersät  von  stecknadelkopfgrossen 
Blutungen  ist  die  chronisch  katarrhalisch  afficirte  Magenschleimhaut  und  die  des  Dickdarmes,  zahlreiche 
kleinere  finden  sich  in  den  Nierenpyramiden.  Herzfleisch,  Leber  und  Nieren  zeigen  Degenerationszeichen 
des  Parenchyms. 

Der  acute  Milztumor  zeigt  ausser  seinem  für  Pest  typischen  Verhalten  (geringe  Weichheit,  tief  dunkel- 
blutrothe  Farbe,  massiges  Vorquellen  der  Pulpa  am  Durchschnitte  und  geringe  Ausstreifbarkeit  derselben) 
lymphomähnliche  Herde,  bedingt  durch  die  Anwesenheit  zahlreicher  Ulariaembryonen. 

Histologisch  sind  die  Lymphdrüsen  aus  der  Gegend  des  Primäraffectes  zerstört  durch  Hämorrhagien 
und  enorme  Bacilleninfiltration.  Beide  brechen  unmittelbar  in  das  Lumen  der  Vena  jugularis  ein.  In  den 
Blutungen,  die  den  Sterno-cleido-mastoideus  durchsetzen,  neben  beginnender  hyaliner  Degeneration  der 
Muskelfasern  reichliche  Bacillenhaufen.  In  der  ödematösen  Plica  aryepiglottica,  dort,  wo  das  Ödem  hämor- 
rhagisch ist,  dichte  Bacillenmassen,  die  stellenweise  das  intacte  Epithel  durchdringen.  Derselbe 
wichtige  Befund  an  der  Tonsille,  wo  reichliches  Durchdringen  der  Pestbacillen  durch  das  Epithel  zu 
constatiren  ist.  Dort,  wo  das  Ödem  nicht  hämorrhagisch,  sondern  rein  serös  ist,  spärliche  oder  keine  Pest- 
bacillen nachweisbar.  In  einer  etwas  vergrösserten  lumbalen  Lymphdrüse  findet  sich  Erweiterung  des  Sinus 


Beulenpest.  IL  Pathologisch-aiiafouiischer  Bericht.  239 

mit  Anschwellungen  der  Lj'mphendothelien  und  der  den  Sinus  aufbauenden  Zellen,  sowie  deren  Kerne, 
jedoch  Pestbacillen  auf  den  untersuchten  Schnitten  nur  innerhalb  der  erweiterten  Capillaren. 

Der  acute  Milztumor  ist  bedingt  durch  kleine  Blutungen,  zahllose  Bacillen,  reichliche  Leucoc\-ten- 
Infiltration  und  Anschwellung  der  Endothelien  der  Pulparäume. 

Das  Leberepithel  im  Zustande  der  trüben  Schwellung,  in  den  Capillaren  finden  sich  reichliche  Pest- 
bacillen, desgleichen  in  der  subserösen  Blutung  der  Gallenblasenwand.  Die  Nierenepithelien  stark  degene- 
rirt,  in  den  Glomeruli  massenhafte  Filariaembryonen,  die  sich  auch  in  kleinen  Lungenblutungen  und  in 
einer  lumbalen  Lymphdrüse  finden;  in   den   zerstreuten  Pyramidenblutungen   sehr  zahlreiche   Pestbacillen. 

Desgleichen  lassen  sich  kleinere  Haufen  von  zweifellosen  Pestbacillen  in  den  Blutungen 
der  Magenschleimhaut,  in  den  kleinen  Blutaustritten  der  Lunge  und  in  den  stark  erwei- 
terten Gefässen  des  Plexus  chorioideus  lateralis  auffinden. 

Bacteriologisch  ergeben  sich  reichliche  Reinculturen  von  Pestbacillen  aus  einer  Lj'mphdrüse  der  rechten 
Halsseite  und  dem  Blute,  und  ziemlich  spärliche  Reincultur  aus  der  Galle  und  einer  vom  .Serum 
abgehobenen  Hautblase  der  rechten  Halsseite.  Steril  blieben  die  Platten,  angelegt  aus  der  Ödem- 
flüssigkeit der  Kopfhaut,  der  rechten  Brustseite,  dem  intermeningealen  Ödem  am  Kleinhirn,  aus  dem  Liquo 
cerebralis  der  Seitenventrikel  und  aus  dem  Harn. 


Fall  2/XV. 

Kotidi  Krishna,^  22jähriger  Hindu,  Kutscher,  wurde  am  7.  März,  8  Uhr  35  Minuten  Vormittags,  am 
V.  Krankheitstage,  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  11.  März,  am  IX.  Krankheitstage,  um  11  Uhr 
10  Minuten  Vormittags.  Die  Section  fand  am  12.  März  um  9  Uhr  Vormittags,  22  Stunden  post  mortem  statt. 

Männliches  Cadaver,  158  cm  lang,  von  ziemlich  gracilem  Knochenbaue,  gut  entwickelter  Musculatur, 
abgemagert.  Todtenstarre  an  den  unteren  Extremitäten  stark  entwickelt,  an  den  oberen  fehlend.  Todtenflecke 
reichlich  an  den  abhängigen  Körperpartien. 

Die  Haut  des  linken  Gesichtes  geschwollen,  am  meisten  in  der  Regio  parotidea-masseterica  sinistra,  stark 
gespannt,  dunkelviolett  gefärbt,  fühlt  sich  beim  Versuche  Falten  aufzuheben  dick,  pastös  an.  Dieselbe  Ver- 
färbung und  ödematöse  Beschaffenheit  der  Haut  setzt  sich  über  die  linke  Schläfengegend,  das  linke  Auge, 
dessen  Lider  stark  ödematös  sind,  bis  zu  den  Nasenlöchern  und  zu  dem  linken  Mundwinkel,  wo  die  beiden 
Lippen  stark  verdickt  aussehen,  ferner  über  den  linken  Unterkiefer,  in  die  Regio  submaxillaris  und  nach 
hinten  in  die  Nackengegend  fort.  Conjunctiva  des  linken  Auges  geschwollen  und  geröthet.  Aus  dem- 
Munde  ergiesst  sich  eine  röthliche  Flüssigkeit.  Die  Schleimhaut  der  linken  Hälfte  der  Lippen  rothviolett 
gefärbt;  Conjunctiva  des  rechten  Auges  weiss;  beide  Hornhäute  trübe,  Pupillen  nicht  erkennbar.  An  der 
rechten  Wangenhaut  zahlreiche  Comedonen. 

Hals  kurz  und  dick,  Drüsen  nicht  deutlich  tastbar;  ebenso  wenig  in  den  Achselhöhlen. 

Über  der  Haut  der  linken  Schulter  dunkelschwarzrothe,  verschwommene  Venenzeichnung  sichtbar 
(Fäulniss). 

Thorax  entsprechend  lang,  sehr  breit,  gut  gewölbt,  symmetrisch.  Abdomen  ungefähr  im  Niveau  des 
Thorax,  etwas  gebläht,  Bauchdecken  schlaff.  Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches.  An  den  unteren 
Extremitäten  zahlreiche,  oberflächlich  sitzende,  ältere  Narben;  auch  frischere  finden  sich,  so  an  der  äusseren 
Seite  des  rechten  Kniegelenkes,  an  der  äusseren  Seite  des  rechten  Vorderarmes.  Die  Haut  der  linken  Leisten- 
grube leicht  in  Falten  abhebbar.  Die  ganze  Gegend  aber  etwas  prominent,  indem  sich  ungefähr  entsprechend 
dem  Durchtritte  der  Vena  saphena  durch  die  Fascie  eine  längliche,  etwa  taubeneigrosse,  harte,  nach  unten 
besser  wie  nach  oben  abgrenzbare  Geschwulst  tasten  lässt.  Die  Consistenz  in  der  Gegend  des  Poupart'schen 
Bandes  etwas  vermehrt.  Auch  in  der  rechten  Leistengrube  lässt  sich  ein  circa  haselnussgrosser  Tumor  tasten. 


1  Vergl.  Krankengeschichte  II.  .\.  p.  18. 


240  //.  Alhrcclit  itiul  A.  Ghoii, 

Der  linke  Musculus  temporalis  und  die  linke  Hälfte  der  Schädeldecken  sulzig  ödematös,  von  zahlreichen 
Hämorrhagien  durchsetzt,  rothbraun  und  zum  Theile  schon  etwas  missfärbig  (Fäulniss). 

Dura  mater  gut  gespannt,  zart,  durchscheinend,  im  Sichelblutleiter  geronnenes,  dunkles  Blut,  an  der 
InnenOäche  der  rechten  Hälfte  der  Dura  mater,  in  der  Gegend  des  Hinterhauptlappens  eine  Gruppe  von 
ungefähr  hanfkorngrossen  Hämorrhagien. 

Schädeldach  länglich  oval,  Längsdurchmesser  18-5  c;;/,  querer  l2-riciii,  j'eripherie  51  cm  messend. 
Knochen  dünn,  durchschnittlich  0-5  cm  dick,  Spongiosa  überall  erhalten,  Glastafel  nirgends  verdickt,  Furchen 
und  Gruben  an  der  hinenfläche  seicht. 

Leptomeninx  an  der  Basis  und  an  der  Convexität  des  Gehirns  sehr  stark  durchfeuchtet,  zart.  Gehirn 
faul,  fast  zerfliesslich  weich,  massig  blutreich. 

Bei  der  Präparation  der  Zunge  und  des  weichen  Gaumens  findet  sich  das  Bindegewebe  in  der  Umgebung 
der  linken  Regio  parotideomasseterica  und  submaxillaris  und  des  Kopfnickeransatzes  stark  sulzig,  braunroth 
gefärbt.  Die  Lymphdrüsen  dieser  Gegend  rechterseits  bis  über  haselnussgross,  derb,  auf  dem  Durchschnitt 
röthlich-gelblich,  medullär.  Die  entsprechenden  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  von  gleicher  Grösse,  entleeren 
beim  Ein.schneiden  röthlich-gelblichen,  reichlichen  Eiter.  Beide  Tonsillen  etwas  prominent  und  ulcerirt,  der 
Geschvvürsgrund  entleert  reichlichen,  trüben,  mit  necrotischen  Gewebspartikeln  untermengten  Saft,  der 
Geschwürsrand  ganz  unregelmässig,  zerfallend.  Linke  Tonsille  etwas  weniger  prominent;  aus  dem 
Geschwürsgrunde  derselben  lässt  sich  ein  eiterähnlicher  Saft  abstreifen,  ihre  Schleimhaut  in  der  Umgebung 
hämorrhagisch  infiltrirt.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  rechte  Tonsille  ungemein  succulent,  zum  Theile 
hämorrhagisch.  Schleimhaut  des  Pharynx  getrübt,  düster  geröthet.  Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea 
etwas  missfärbig,  braunroth. 

Linke  Lunge  mittelst  Bindegewebsmembranen  fast  ganz  mit  der  Thoraxwand  verwachsen.  Ihre  Pleura 
glatt,  glänzend;  das  Lungengewebe  lufthaltig,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  lufthaltig,  in  beginnender 
Fäulniss.  Rechte  Lunge  ebenso  verwachsen,  Pleura  mit  zahlreichen  Bindegewebsmembranen  bedeckt,  sonst 
derselbe  Befund  wie  auf  der  anderen  Seite. 

Die  Lymphdrüsen  im  vorderen  Mediastinalraume  zu  einem  etwas  flachen,  über  taubeneigrossen  Paquet 
vereinigt,  dasselbe  hart,  nicht  gut  abgrenzbar,  von  ödematös  infiltrirtem  Bindegewebe  eingehüllt.  Auf  dem 
Durchschnitte  hämorrhagisch  infiltrirt  und  zum  Theile  rothgelblich  gefleckt  und  gesprenkelt,  reichlichen' 
bröckeligen  Saft  beim  Abstreifen  gebend. 

Herz  faul,  daher  .schlaff,  Musculatur  blutig  imbibirt. 

An  der  Pleura  parietalis  rechterseits  finden  sich  Gruppen  von  hirsekorngrossen,  ziemlich  derben  Knötchen, 
die  theils  gelblich,  theils  schiefergrau  gefärbt,  ziemlich  derb  sind,  theils  einzeln,  theils  in  Gruppen  zu  vielen 
angeordnet  und  in  lockere  Bindegewebsmembranen  eingehüllt  sind. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  anthracotisch,  vergrössert,  die  Rinde  deutlich  geschwollen,  grauroth,  saftig. 

Leber  mit  dem  Zwerchfelle  durch  lockere  Bindegewebsmembranen  allenthalben  verwachsen.  Dieselben 
Knötchen,  wie  an  der  Pleura,  finden  sich  reichlich,  stark  pigmentirt  in  diesen  Bindegewebsmembranen,  im 
Peritoneum  des  Zwerchfelles,  der  Bauchdecken  bis  hinunter  in  den  Douglas'schen  Raum,  zahllos  im  grossen 
Netze,  auch  an  der  Radix  mesenterica,  im  Peritonealüberzuge  des  Dünndarm  und  an  den  Appendices 
epiploicae  des  Dickdarmes,  auch  ziemlich  reichlich  im  Peritoneum  der  hinteren  Bauchwand. 

Leber  hochgradig  faul,  in  der  Gallenblase  keine  Blutungen. 

Milz  auf  das  Dreifache  vergrössert,  ungemein  plump,  an  der  Oberfiäche  reichliche  Bindegewebs- 
membranen, am  Durchschnitt  scheint  das  grobe  Stroma  deutlich  vermehrt,  die  Pulpa  vorquellend,  schwarz- 
roth,  leicht  abstreifbar. 

Nieren  plump  und  weich,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfiäche  glatt,  Rinde  geschwollen,  verbreitert, 
gelblich-röthlich  gestreift,  ziemlich  faul.  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  beiderseits  intact.  In  der  Harnblase 
ziemlich  reichlicher,  gelblicher  Urin. 

Die  oberfiächlichen,  inguinalen  Lymphdrüsen  linkerseits  zu  einem  über  taubeneigrossen  Paquet  ver- 
einigt, jedoch  die  einzelnen  abgrenzbar,  hart,  von  etwas  ödematösem  Bindegewebe  umgeben. 


Bciilcupcst.  IT.  Piitlwlogiscli-aualoniischer  Bericht.  241 

Ebenso  die  Lymphdrüse  am  inneren  Sclieni<elringe  ,  ihre  Umhüllung  etwas  hämorrhagisch.  Auf 
dem  Durchschnitte  sind  erstere  zum  Theile  hämorrhagisch,  zum  Theile  vorquellend,  medullär.  Die  tiefen, 
inguinalen  Lymphdrüsen  zeigen  auf  der  Schnittfläche  mehr  central  gelegene,  trockene,  käsige,  bis  linsen- 
grosse  Knötchen,  die  Peripherie  der  Drüsen  in  derselben  Weise  verändert  wie  die  anderen.  Kleine  Lymph- 
drüsen liegen  längs  des  lleopsoas  und  rechts  und  links  \on  den  grossen  Bauchgefässen.  Sie  erscheinen  auf 
dem  Durchschnitte  gelblich-blutroth  gesprenkelt,  medullär,  weich,  leicht  und  reichlich  abstreifbar. 

Die  rechtseitigen  oberflächlichen  Inguinaldrüsen  ebenfalls  vergrössert,  isolirt,  die  central  sitzenden  voll- 
ständig hämorrhagisch  infiltrirt.  Die  Lymphdrüsen  am  rechten  inneren  Schenkelringe  circa  wallnussgross 
hart.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  centrale  Parthie  in  typischer  Weise  vorquellend,  gelblich-röthlich 
gesprenkelt,  reichlichen  Saft  gebend.  In  der  Peripherie  finden  sich  zahlreiche,  prominente,  hirsekorngrosse, 
graugelbliche,  meist  in  kleinen  Gruppen  beisammen  stehende  Knötchen. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Poplitea  etwas  vergrössert,  sehr  hart,  auf  dem  Durchschnitte  massig  blut- 
reich, aber  vorquellend  und  saftgebend. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  rechten  Poplitea  von  derselben  Grösse,  aber  weniger  blutreich  und  weniger 
weich. 

Die  Lymphdrüsen  beider  Axillen  stark  vergrössert,  aber  isolirt,  in  dem  das  sie  umgebende  Bindegewebe 
wenig  ödematös  ist.  Auf  dem  Durchschnitte  hämorrhagisch  infiltrirt. 

Magen  und  Darm  stark  faul,  keine  auffallenden  Veränderungen. 

Mesenteriallymphdrüsen  massig  vergrössert. 


Die  am  9.  März  (am  VII.  Krankheitstage)  mit  sehr  wenig  Blut  vorgenommene  Blutunter- 
suchung ergab  eine  Colonie  von  Pestbacillen  in  Reincultur,  die  am  nächsten  Tage  vor- 
genommene zweite  Blutuntersuchung  massig  reichliche  Reincultur  von  Pestbacillen. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  Im  Eiter  einer  Lymphdrüse  der  rechten  Fossa  submaxillaris  (nicht  völlig  steril  entnom- 
men) finden  sich  mikroskopisch  sehr  reichlich  Streptococcen  in  kurzen  und  langen  Ketten,  spärlich  grosse 
plumpe  Bacillen,  nur  massig  reichlich  Pestbacillen,  theils  ovoid,  theils  länglich  geformt,  bipolar  gefärbt. 

Die  Aussaaten  erscheinen  von  Colonien  der  Coligruppe  völlig  überwuchert;  Pestcolonien  nicht  nach- 
weisbar. 

2.  Deckglaspräparate  von  der  Milz  enthalten  Pestbacillen  in  massig  reichlicher  Menge,  einzeln, 
seltener  als  Diplobacillen,  in  ovoiden  und  länglichen,  gut  und  bipolar  gefärbten,  oder  blass  tingirten  rund- 
lichen und  geblähten  Formen;  weniger  reichlich  sind  kürzere,  gleichmässig  tingirte  Stäbchen,  sowie  anthrax- 
ähnliche,  in  längeren  oder  kürzeren  gegliederten  Fäden  angeordnete  plumpe  Bacillen  nachweisbar.  Spärlich 
rinden  sich  Coccen  in  kürzeren  Ketten. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  vorwiegend  und  sehr  reichlich  Colonien  von  Stäbchen  der  Coligruppe, 
spärlicher  Colonien  vom  Tvpus  des  Bacillus  subtilis;  Pestcolonien  sind  nicht  nachweisbar. 

3.  In  Deckglaspräparaten  einer  linken,  oberflächlichen,  zum  Theile  hämorrhagisch 
infiltrirten  Ingunialdrüse  finden  sich  sehr  reichlich  Pestbacillen  in  allen  Formen;  als  ovoide,  längliche, 
ringförmige  und  geblähte  Gebilde,  theils  gut  und  bipolar  gefärbt,  theils  blass  und  undeutlich;  spärlicher 
plumpe,  kurze,  gleichmässig  und  dunkler  als  die  Pestbacillen  gefärbte  Stäbchen  mit  abgerundeten  Enden, 
sowie  grössere  anthraxähnliche  Bacillen. 

4.  Eine  zweite  inguinale  oberflächliche  Lymphdrüse  derselben  .Seite  ergibt  culturell  den- 
selben Befund  wie  Nr.  1. 

5.  Deckglaspräparate  von  der  rechten  Tonsille  zeigen  sehr  reichlich  Pestbacillen  in  allen  Formen 
wie  bei  Nr.  3.  Spärlicher  finden  sich  andere  Bacterienformen,  darunter  kürzere  plumpe  und  grössere  anthrax- 
ähnliche, oft  lange,  gegliederte  Fäden  darstellende  Stäbchen  und  Kettencoccen. 


242  H.  Albrechl  iiiicl  A.  Ghon, 

Aussaaten  ergeben  denselben  Befund  wie  Nr.  1  und  Nr.  4. 

6.  In  einer  Lymphdrüse  des  vorderen  Mediastinums  finden  sicli  mii<roskopiscli  sehr  reiehlicii 
Pestbacillen  in  den  bei  Nr.  3  beschriebenen  Formen;  spärlich  anthraxähnliche  grössere  Bacillen. 

In  später  mit  Pittfield's  Gemisch  gefärbten  Präparaten  dieser  Lymphdrüse  sieht  man  an  einzelnen 
Stellen  deutliche  Kapselbilder. 

Histologischer  Befund. 

Obwohl  das  Cadaver  ziemlich  stark  faul  war,  lässt  sich  an  den  zur  histologischen  Untersuchung  ver- 
wendeten Organen  überall  gute  Kernfärbung  erzielen.  Im  Folgenden  sollen  aber  nur  die  gröberen  histolo- 
gischen Veränderungen  beschrieben  werden. 

1.  Rechte  Tonsille.  Im  ganzen  Bereiche  der  Tonsille  fehlt  das  Epithel,  während  dasselbe  in  der 
Umgebung,  sogar  in  seinen  obersten  Schichten  erhalten  ist.  Der  Grund  des  Geschwüres  wird  gebildet  von 
Gewebsmassen,  die  zumeist  keine  Kernfärbung  mehr  annehmen  und  von  enormen  Bacterienmassen.  In  den 
tieferen  Schichten  finden  sich  letztere  hauptsächlich  innerhalb  der  Epitheleinsenkungen  der  Oberfläche, 
während  das  übrige  dicht  infiltrirt  von  polynucleären  Leukocj'ten  ist,  so  dass  nur  spärliche  Antheile  der 
adenoiden  Tonsillarsubstanz  erhalten  sind.  Das  umgebende  Bindegewebe  von  Blut  durchsetzt,  das  auch 
zwischen  die  Musculatur  vordringt.  Das  intermusculäre  Bindegewebe  stark  aufgelockert,  wie  auseinander- 
geworfen. Hier  finden  sich  auch  erweiterte  Lymphgefässe  mit  polynucleären  Leukocyten,  welche  auch  reich- 
lich ausserhalb  der  Gefässe  liegen,  und  mit  einem  reichlichen  Gemenge  von  verschiedenen  Bacterien  erfüllt 
unter  welchen  sich  längere  Ketten  von  Streptococcen  nachweisen  lassen.  Ebensolche  finden  sich  im  Schnitte 
fast  überall  zerstreut,  theils  mehr  gleichmässig,  theils  zu  dichten  Haufen  angeordnet,  am  zahlreichsten  in  den 
mehr  oberflächlichen  Partien.  Auch  innerhalb  der  Blutgefässe  sehr  reichliche,  stark  mit  Methylenblau  gefärbte 
lange  Stäbchen  mit  scharf  abgesetzten  Enden.  Dagegen  sieht  man  besonders  in  den  tieferen  Schichten,  meist 
zu  kleineren  oder  grösseren  Häufchen  angeordnet,  reichliche  typische  Pestbacillen.  Sie  färben  sich  schwach 
mit  Methylenblau  und  besitzen  vorzugsweise  rundliche  und  ovoide  Gestalt,  die  häufig  ganz  hefezellenähnlich 
ist.  Auch  stark  geblähte  Formen,  einem  Siegelringe  vergleichbar,  finden  sich;  daneben  solche  mit  exquisiter 
bipolarer  Färbung. 

2.  Tiefe  inguinale  Leistendrüse  der  linken  Seite.  Das  pericapsuläre  Binde-  und 
Fettgewebe  und  die  fibröse  Kapsel  vollständig  unverändert,  die  Blutgefässe  stark  erweitert, 
auch  die  Follikel  und  Markstrahlen  klein,  aber  grösstentheils  erhalten.  Die  Gefässe  erweitert,  mit 
Blut  vollgefüllt.  Dagegen  erscheinen  die  Sinus  wie  injicirt  von  Bacillen,  zwischen  denen  sich 
verhältnissmässig  wenige  polynucleäre  Leukocyten  und  ausgetretene  Blutmassen  vorfinden.  Auf  mit 
iMethylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man,  dass  diese  Haufen  fast  ausschliesslich  aus  Pestbacillen 
bestehen,  die  auch  hier  durch  ihre  runde,  wie  stark  gebläht  aussehende  Form  und  ihre  schwache 
Färbbarkeit,  ihre  dichte  Aneinanderlagerung  wohl  charakterisirt  sind  gegenüber  kleinen,  viel  schütterer 
angeordneten  Häufchen  von  Bacillen,  die  sich  \-iel  stärker  mit  Meth\'lenblau  färben  und  kurze, 
massig  schlanke,  sanft  abgerundete  Stäbchen  (Bacterium  coli)  vorstellen.  Sie  finden  sich  fast  durch- 
wegs in  kleineren  und  grösseren  Blutgefässen  gelagert.  Ausserdem  findet  sich  in  der  Leistendrüse  eine 
ziemlich  grosse  Anzahl  von  Knötchen,  von  denen  das  grösste,  reichlich  verkäste,  central  sitzt  und  eine  theils 
aus  fibrösem  Gewebe,  theils  aus  Epitheloidzellen  bestehende  Peripherie  besitzt,  wo  sich  auch  kleinere 
Knötchen,  aus  Epitheloid-  und  Riesenzellen  bestehend,  finden.  Derartige  Knötchen,  deren  Centrum  zumeist 
beginnenden  käsigen  Zerfall  zeigt,  sind  in  der  ganzen  Lymphdrüse  zerstreut. 

3.  Eine  vergrösserte,  sehr  saftige  Lymphdrüse  vom  rechten  inneren  Schenkelringe 
zeigt  analoge  Veränderungen  wie  die  im  vorherigen  beschriebenen.  Auch  hier  finden  sich  zahlreiche 
Tuberkelknötchen,  die,  wie  von  einem  breiten  Pestbacillensaum  eingesäumt  erscheinen.  Auch  hier  fällt  die 
enorme  Menge  der  Pestbacillen  auf.  Dazwischen  zahlreiche  Häufchen  von  kurzen,  schlanken  Bacillen,  die 
sich  durch  ihre  starke  Färbung  mit  Methylenblau  gegenüber  den  Pestbacillen  scharf  abheben. 


Beulcupcsf.  II.  Piüholofisch-auatontischci-  Bericht.  243 

4.  Auch  die  ungefähr  bohnengrossen,  geschwollenen  Lymphdrüsen  beider  Kniekehlen 
ergeben  ähnlichen  Befund.  Sie  sind  stark  hyperämisch,  indem  Blutgefässe  und  Blutcapillaren  mit  Blut  erfüllt 
sind.  Auch  hier  sind  die  Sinus  wie  injicirt  mit  enormen  Massen  von  Pestbacillen  typischer  Form  und 
Lagerung.  Jedoch  fehlen  Hämorrhagien  oder  reichlichere  Anhäufung  von  polynucleären  Leukocyten. 
Bacterium-coliähnliche  Formen  lassen  sich  nicht  auffinden. 

4.  Die  trotz  der  beginnenden  Fäulniss  gut  erhaltene  Milz  ist  sehr  blutreich.  Ihre  Pulpa- 
räume  erhalten,  stark  erweitert,  in  denselben  liegen  zahlreiche  grosse,  rothe  Blutkörperchen  oder  dunkles 
Pigment  enthaltende,  meist  vielkernige  Zellen,  das  zarte  reticuläre  Bindegewebe  vermehrt  (Malaria).  Herd- 
weise ist  das  Milzgewebe  von  ausgetretenem  Blute  durchsetzt,  und  in  geringer  Menge  von  meist  mono- 
nucleären  Leukocyten.  Follikel  ziemlich  gross,  unverändert.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  .Schnitten 
zahlreiche  schüttere  Haufen  von  schlanken,  an  den  Enden  sanft  abgerundeten  und  gut  gefärbten  Bacillen 
(Bacterium  coli),  die  häufig  in  Gefässen  liegen;  ferner  lange  gegliederte  Fäden  von  anthraxähnlichen  Bacillen 
und  nur  vereinzelte  kleine  Haufen  (aus  5  —  8  Bacillen  bestehend)  von  typischen  Pestbacillen. 

5.  Die  histologische  Untersuchung  verschiedener,  von  den  über  das  Peritoneum  zer- 
streuten Knötchen  ergibt  den  gewöhnlichen  Befund  von  Tuberkelknötchen,  die  aus  Epitheloid-  und 
Riesenzellen  bestehen,  mit  oder  ohne  centralen  käsigen  Zerfall  und  meist  mit  libröser  Umgebung. 


Epikrise. 

Das  enorm  hochgradige  und  weit  ausgebreitete  Ödem  der  linken  Hals-  und  Kopfseite,  die  Schwellung 
und  Vereiterung  der  linksseitigen  submaxillaren  und  auricularen  Lymphdrüsen  sprechen  unbedingt  für  die 
Primärinfection  dieser  Gegend.  Beide  Tonsillen  sind  unter  diphteritisch-nekrotischem  Gewebszerfälle  ulcerirt, 
die  Wand  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  intensix'  hämorrhagisch-ödematös  durchtränkt.  Dieser 
Befund  entspricht  dem  eines  primären  Bubo,  und  es  müssen  nach  dem  ganzen  anatomischen  Bilde  die  Ton- 
sillen oder  die  Lymphdrüsen  der  linken  Regio  submaxillaris  im  vorliegenden  Falle  als  die  Eingangspforten 
betrachtet  werden.  Ob  nun  die  hifection  von  der  Rachenhöhle  aus  oder  \-on  der  Haut  der  linken  Halsseite 
erfolgte,  ist  nicht  zu  entscheiden.  Die  \'eränderungen  an  den  übrigen  Lymphdrüsengruppen  stehen  hinter 
denen  an  der  linken  Halsseite,  was  In-  und  Extensität  betrifft,  zurück.  Wohl  zeigen  auch  die  beiderseitigen 
inguinalen  Lymphdrüsengruppen  beträchtlichere  Schwellungen  und  Hämorrhagien.  Aber  diese  \'er- 
änderungen,  wenn  auch  stark  entwickelt,  halten  sich  in  dem  Maasse,  wie  wir  dies  makro- 
und  mikroskopisch  bei  secundären  oder  metastatischen  Bubonen  sahen,  wie  sie  sich  auch 
in  den  Lymphdrüsen  des  x'orderen  Mediastinum  und  der  Axillen  finden.  Besonders  die 
histologische  Untersuchung  der  Lymphdrüsen  aus  beiden  Inguinalgegenden  zeigt,  dass  die  ganz  enorm 
reichliche  (vielleicht  zum  Theile  durch  postmortales  Wachsthum  bedingte)  Infiltration  der  Sinus  durch  Pest- 
bacillen, Leukocyten  und  Hämorrhagien  nirgends  die  Kapsel  durchbricht  und  die  Umgebung 
durchsetzt.  Überall  sind  kleinere  Haufen  von  Bacterium  coli  und  Saprophyten,  besonders  in  den  Blut- 
gefässen nachweisbar.  Die  angelegten  Platten  wurden  vollständig  von  denselben  überwuchert,  so 
dass  trotz  der  ungeheueren  Menge  von  auf  den  Deckgiaspräparaten  und  auf  den 
Schnitten  vorhandenen  Pestbacillen  diese  culturell  nicht  nachweisbar  waren.  Der  Befund 
von  reichlichen  Streptococcen  im  Deckglaspräparate  aus  dem  Eiter  einer  Halslymphdrüse  erlaubt  den 
Schluss  auf  eine  locale  Infection  durch  denselben  von  den  ulcerirtcn  Tonsillen  aus.  Streptococcen 
konnten  culturell  nicht  nachgewiesen  werden.  Auch  auf  den  zur  L'ntersuchung  verwendeten  Schnitten 
von  der  Milz  und  verschiedenen  Lymphdrüsen  sind  keine  auffindbar.  Es  scheint  daher  nicht  zur  all- 
gemeinen Secundärinfection  in  diesem  Falle  gekommen  zu  sein,  was  mit  umso  grösserer  Sicherheit 
angenommen  werden  kann,  zumal  sich  die  Streptococcen  22  Stunden  post  mortem  im  Blute  beträchtlich 
vermehrt  haben  würden. 

Denkschriften  der  mathcm.-naturvv.  Cl.   LXVI.  Bd.  33 


244  //.  Albrecht  und  A.  (J/ioii, 

Fall  3/XXI. 

Sacoo  Ctiinblci,  50jähnges  Hinduweib,  Arbeiterin,  wurde  am  15.  März,  am  III.  Krankheitstage,  um  5  Uhr 
Nachmittags  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  16.  März,  am  IV.  Krankheitstage,  um  2  Uhr  30  Minuten 
Morgens. 

Section  am  16.  März  9  Uhr  30  Minuten  Vormittags,  7  Stunden  post  mortem. 

Weibliches  Cadaver,  141  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbaue,  schecht  entwickelter  Musculatur,  ziemlich 
schlecht  genährt,  Todtenflecke  reichlich,  violett  an  den  abhängigen  Körperpartien,  Todtenstarre  noch  vorhan- 
den. Pupillen  enge,  Hornhäute  glänzend,  Conjunctiva  und  Mundschleimhaut  blutleer.  Hals  kurz,  ziemlich 
kräftig,  in  seinen  Gruben  keine  Drüsen  tastbar,  ebensowenig  in  den  Achselhöhlen.  Thorax  entsprechend  lang 
und  breit,  symmetrisch.  Abdomen  unter  dem  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  schlaff.  Mammae  sehr 
schlecht  entwickelt,  zur  Seite  herunterhängend,  spärlich  Drüsengewebe  tastbar.  An  der  Beugeseite  des 
linken  Vorderarmes,  etwa  in  der  Mitte,  eine  linsengrosse  Hautblutung.  Am  äusseren  Genitale  nichts  Auffal- 
lendes. An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  Keine  Wunden  oder  Narben  an  denselben. 

Schädeldecken  blut-  und  fettarm.  Schädeldach  rundlich-oval,  .symmetrisch,  im  Längs r'urchmesser 
16  c;;;,  im  queren  \3  cm  und  in  der  Peripherie  48  cm  messend.  Der  Knochen  dünn,  etwa  O'ö  cm  dick, 
Spongiosa  fast  überall  erhalten,  bis  zu  2  ;;;;;;  dick;  Nähte  erhalten,  Tabula  interna  und  externa  nirgends 
verdickt.  Furchen  und  Gruben  an  der  Innenseite  der  ersteren  ziemlich  tief. 

Meningen  an  der  Basis  zart,  blutarm,  ihre  Gefässe  stellenweise  fleckig,  gelblich,  atheromatös  verdickt,  ihr 
Lumen  klaffend,  aq  der  Convexität  die  Häute  etwas  getrübt  und  verdickt,  stärker  durchfeuchtet,  nirgends  an 
der  Rinde  adhärent.  Rinde  graugelb,  gleichmässig  breit,  Marklager  sehr  weich,  massig  reichlich  von  Blut- 
punkten durchsetzt,  Ventrikel  enge,  ihr  Ependym  zart.  Medulla,  Kleinhirn,  Pons,  ebenso  wie  die  Stamm- 
ganglien normal  gebildet,  sehr  weich. 

Oberkiefer  zahnlos,  die  Alveolarfortsätze  atrophisch,  beiderseits  die  ersten  Backenzähne  des  Unter- 
kiefers cariös. 

Zwerchtell  links  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe,  ebenso  rechts. 

Schilddrüse  klein,  die  sie  bedeckende  Musculatur  stark  sulzig  durchfeuchtet,  zum  Theile  blutig  imbibirt 
und  zum  Theile  von  Blutungen  durchsetzt,  ebenso  die  die  Schilddrüse  einschliessende  Bindegewebskapsel; 
auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  gekörnt,  gleichmässig  colloid.  Das  Bindegewebe  der  linken  Halsseite  bis  in 
die  Nackengegend  an  den  vorderen  Cucullarisrand  reichend,  stark  ödematös  und  ebenso  ganz  difTus,  blutig- 
roth  durchtränkt.  Auch  in  der  Fascia  praevertebralis  und  im  Bindegewebe  um  die  tiefen,  langen  Hals- 
muskeln an  der  hinteren  Seite  des  Ösophagus  derselbe  sulzig  hämorrhagische  Erguss. 

Beide  Tonsillen  etwas  vergrössert,  stark  prominent,  in  ihren  centralen  Antheilen  ulcerirt,  von  grünlich- 
gelben Massen  belegt,  der  Geschwürsrand  wallartig  prominent.  Ahnliche  mit  fibrinähnlichen  und  bröckligen 
Massen  belegte,  aber  mehr  flach  aussehende  Geschwüre  an  der  rechten  Pharynxseite,  Uvula  geschwollen, 
enthält  gelbliche,  prominente  Körner.  Die  Schleimhaut  dieser  ganzen  Gegend  gelockert  und  von  grauröth- 
licher  Farbe.  Am  Zungengrunde  erscheinen  zwei  symmetrisch  angeordnete  Gruppen  von  BalgfoUikeln  sehr 
stark  prominent,  von  schwarzrothem,  hämorrhagischem  Hofe  umgeben;  ihr  Centrum  ebenfalls  reichlich  mit 
grünlich-gelblichen  Membranen  und  Bröckeln  belegt,  geschwürig,  zerfallen.  Rechte  Tonsille  auf  dem  Durch- 
schnitte weich,  etwas  missfärbig,  vorquellend,  reichliche  Pfropfe  enthaltend.  Die  Lymphdrüsen  in  der  Gegend 
der  Theilungsstelle  der  linken  Carotis,  in  der  linken  Submaxillargegend  und  Parotisgegend  auf  Haselnuss- 
grösse  geschwollen  und  etwas  derber,  von  aussen  dunkelroth,  auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls  gleichmässig 
dunkelroth  gefärbt,  sehr  stark  succulent.  Die  entsprechenden  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite  kleiner,  sonst 
ähnlich  verändert  wie  die  linksseitigen.  In  der  Umgebung  wenig  Ödem. 

Im  linken  Pleuraräume  wenige  Tropfen  klarer  Flüssigkeit,  linke  Pleura  glatt,  glänzend,  linke  Lunge 
nur  im  Unterlappen  etwas  adhärent,  fühlt  sich  flaumig,  substanzarm  an.  Auf  dem  Durchschnitte  ergiesst 
sich  aus  dem  Gewebe  und  den  Bronchien  eine  reichliche,  rasch  abmessende,  schaumige  Flüssigkeit,  im 
übrigen  ist  die  Lunge  blutreich,  lufthaltig,  die  Bronchialschleimhaut  wenig  geröthet. 


Beiih'upcsf.  II.  PütlioJo^i^isch-auütouiischcr  Bcriclit.  245 

Ductus  tliDraciciis  enge. 

Hechte  Lunge  ganz  frei,  Pleuraraum  leer,  Pleura  glatt,  glänzend;  die  Lunge  fühlt  sich  substanzarm,  aber 
lufthaltig  an,  auf  dem  Durchschnitte  derselbe  Befund   wie  links. 

\m  Herzbeutel  einige  Tropfen  seröser  Flüssigkeit,  derselbe  ganz  zart,  am  visceralen  und  parietalen 
Blatte  kleine  Gruppen  punktförmiger  Ecchymosen.  Das  epicardiale  Fettgewebe  ziemlich  stark  entwickelt; 
Herz  von  entsprechender  Grösse,  beiderseits  schlaff,  im  linken  Herzen  spärliche  Cruormassen,  im  rechten 
\'ürhof  spärliche  Fibringerinsel;  alle  Klappenapparate  vollständig  zart,  schlussfähig,  Alyocard  gelblich, 
morsch. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  weisslich.  In  der  Trachea  und  den  grossen  Bronchien  reichliche,  schaumige 
Flüssigkeit.  Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  etwas  vergrössert,  anthracotisch.  Die  hinteren  und  vorderen 
mediastinalen  nicht  vergrössert.  Aorta  thoracica  ziemlich  starrwandig.  Intima  verdickt,  herdweise  pro- 
minent imd  graugelb  gefärbt,  theils  Kalkplatten  enthaltend. 

Leber  durch  lockere  Bindegewebsmembranen  mit  dem  Zwerchfelle  verwachsen,  ungefähr  \'on  nor- 
maler Grösse,  die  vorderen  Ränder  ziemlich  scharf.  Oberfläche  sonst  glatt,  lässt  spärliche,  stecknadel- 
kopfgrosse Blutaustritte  erkennen.  Auf  dem  Durchschnitte  massig  blutreich,  gelblich-braun  gefärbt;  acinöse 
Zeichnung  undeutlich. 

Milz  klein,  9  ein  lang,  6  cm  breit,  ziemlich  flach,  von  ziemlich  normaler  Consistenz,  auf  dem  Durch- 
schnitte gleichmässig  hkitroth,  von  glatter  .Schnittfläche,  das  grobe  .Stroma  nicht  vermehrt,  Follikel  reichlich, 
deutlich  erkennbar,  indem  sie  ein  punktförmiges,  helles  Centram  besitzen  mit  rothem  Hofe,  Pulpa  gelockert, 
leicht  ausstreitT^ar. 

Nebennieren  stark  verfettet. 

Nieren  vergrössert,  plumper,  etwas  schlaffer,  Kapsel  schlecht  abziehbar,  indem  oberflächliche  Rinden- 
substanz an  derselben  haften  bleibt.  Obei-Iläche  glatt,  aber  übersäet  von  zahllosen,  stecknadelkopfgrossen 
Hämorrhagien.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Niere  blassgelb  und  röthlich  gefleckt,  Rinde  und  Colum- 
nae  Bertini  etwas  vorquellend.  Die  Glomeruli  als  rothe,  prominente  Punkte  reichlich  sichtbar,  die  Pyramiden- 
grenzen gegen  die  Rinde  zu  verschwommen.  Die  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  und  der  Ureteren  blass, 
weisslich.  Harnblase  massig  mit  Harn  gefüllt,  in  ihr  ziemlich  reichlicher,  trüber,  gelber  Urin,  die  Schleim- 
haut weisslichgelb. 

Am  inneren  Schenkelringe  links  eine  bohnengrosse,  röthlich  aussehende  Lymphdrüse,  die  auf  dem  Durch- 
schnitte grauroth,  wie  markig  infiltrirt  aussieht  und  etwas  saftiger  ist.  Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymph- 
drüsen links  nicht  besonders  vergrössert,  grau,  auf  dem  Durchschnitte  graugelblich,  keinen  Saft  gebend.  Die 
rechtseitigen  etwas  vergrössert,  röthlich,  auf  dem  Durchschnitte  kleine  Blutaustritte  zeigend  und  etwas 
markig  geschwollen,  leicht  gelb-röthlich  gefleckt. 

In  der  Bauchaorta  reichliche  Kalkablagerungen  in  der  \-erdickten  Intima,  neben  stark  prominenten 
derben,  graugelben  Auflagerungen. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  nicht  vergrössert. 

Magen  gross,  von  Gasen  gebläht,  wenig  schleimige,  braunrothe  Massen  enthaltend,  die  Schleimhaut 
etwas  gelockert,  massig  reichlich  übersäet  von  punktförmigen  Hämorrhagien.  Die  Schleimhaut  des  Duodenum 
gallig  imbibirt,  etwas  gelockert,  im  ganzen  Dünndarm  gallig  gefärbte  Chymusmassen,  die  Schleimhaut  des- 
selben nicht  verändert,  Plaques  schwer  sichtbar.  Im  Dickdarme  schleimige,  gallig  gefärbte  Faecalien.  Die 
Schleimhaut  auf  der  Höhe  der  Falten  geröthet,  in  derselben  spärliche,  punktförmige  Blutaustritte,  die 
Schleimhaut  der  Flexura  sigmoidea  und  des  Enddarmes  stark  geschwollen,  gelockert  und  auch  hier  von 
zahlreichen  Blutungen  durchsetzt. 

In  beiden  Achselhöhlen  mehrere,  circa  bohnengrosse,  isolirt  stehende,  dunkelrothe  Lymphdrüsen.  .Auf 
dem  Durchschnitte  das  Gewebe  roth,  succulent,  nicht  medullär. 

Uterus  klein,  seine  Schleimhaut  dünn  und  gelblich,  Ovarien  klein,  gekerbt,  hart.  Tuben  geschlängelt, 
durch  Bindegewebsmembranen  mit  der  Umgebung  locker  verwachsen. 

33* 


246  H.  AI  brecht  und  A.  GIiou, 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckgiaspräparate  von  der  rechten  Tonsille  zeigen  ein  massig  reichliches  Bacteriengemenge, 
vorwiegend  bestehend  aus  Diplococcen,  die  oft  Lanzettform  zeigen;  spärlicher  finden  sich  Ketten  von 
Coccen,  ziemlich  reichlich  kurze  Bacillen,  die  sich  bipolar  färben  und  oft  in  grösseren  Haufen  angeordnet 
sind,  in  geringerer  Anzahl  längere  schlanke  Bacillen.  X'ereinzelt  sieht  man  typische  Pestbacillen,  einzeln 
liegend,  meist  bipolar  tingirt. 

Culturen  zeigen  ziemlich  reichlich  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes  und  Staphylococcus  pyo- 
genes  aureus. 

2.  In  Präparaten  von  einem  geschwollenen  Baigfollikel  am  linken  Zungengrunde  sieht 
man  neben  Coccen,  die  als  Diplococcen  und  in  Ketten  angeordnet  sind,  spärlicher  schlankere  und  dickere 
Bacillen;  ferner  Pestbacillen,  theils  in  gut  und  bipolar  gefärbten  Formen,  theils  als  rundliche,  schwach 
tingirte  oder  ringförmige  Gebilde. 

Die  Aussaaten  zeigen  eine  spärliche  Reincultur  des  Streptococcus  pyogenes. 

3.  Aussaaten  von  der  Leber  enthalten  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  spärlich  solche  des 
Streptococcus  pyogenes. 

4.  Präparate  von  der  Milz  zeigen  massig  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  Diplobacillen 
liegend,  theils  in  typischen  ovoiden  oder  etwas  länglichen  bipolar  tingirten  Formen,  theils  als  rundliche,  blass 
gefärbte  oder  ringförmige  Gebilde,  oft  auch  in  ganz  schattenhaft  aussehenden,  grossen  rundlichen  Formen, 
die  nur  aus  den  zahlreichen  verschiedenen  Übergangsformen  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  Pestbacillen 
erkennen  lassen. 

Neben  den  Pestbacillen  finden  sich  in  spärlicher  Anzahl  etwas  stärker  und  gleichmässig  tingirte  plumpe 
Bacillen,  und  in  Präparaten,  die  nach  Gram's  Methode  behandelt  sind,  noch  dunkelviolett  gefärbte  Doppel- 
coccen. 

Die  Aussaaten  zeigen  reichlich  Colonien  von  Pestbacillen  neben  spärlichen  des  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  und  drei  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

5.  Aussaaten  von  der  Niere  enthalten  voi'wiegend  und  reichlich  Colonien  des  .Streptococcus  pyo- 
genes, spärlich  solche  des  I^estbacillus. 

6.  Die  culturelle  Untersuchung  der  Galle  ergibt  eine  Reincultur  von  vier  Colonien  des  Pest- 
bacillus. 

Histologischer  Befund. 

I.  Ixechte  Tonsille.  Das  Epithel  in  den  centralen  Partien  fehlend,  der  so  gebildete  Geschwürsgrund 
wird  von  kernlosen  schollig-bröckeligen  Massen  gebildet,  zwischen  denen  sich  wenige  Leukocytenkerne 
färben  und  zahllose  Bacterien  liegen.  Ferner  finden  sich  hier  zahlreiche  CapiUaren  mit  und  ohne  gefärbten 
Endothelkernen,  deren  Wand  homogen  eosinroth  aussieht  und  in  deren  Lumen  balkig  oder  hyalin  aus- 
sehende Massen  sich  finden  neben  einzelnen  rothen  Blutkörperchen.  Manche  von  ihnen  sind  ganz  ausgefüllt 
mit  Bacterienmassen,  die  sich  mit  Hämatoxylin  bläulich  färben.  Die  Ränder  des  Geschwüres  etwas  über- 
hängend, das  Epithel  hört  ohne  Übergang  auf,  nur  die  zu  runden  kernlosen  Gebilden  umgewandelte 
Basalzellenschicht  lässt  sich  noch  eine  Strecke  weit  verfolgen. 

In  den  tieferen  Schichten  des  Geschwürsgrundes  finden  sich  neben  sehr  zahlreichen  stark  erweiterten 
CapiUaren  kleinere  Hämorrhagien. 

Einzelne  Follikel  erscheinen  wie  aus  dem  Verbände  gerissen  und  umgehen  von  enormen  Massen 
gleichmässig  und  ziemlich  dicht  gelagerter  Bacterien,  zwischen  denen  zahlreiche  Leukocyten  oder 
homogenwandige,  erweiterte  CapiUaren  oder  kleine  Blutgefässe  sich  finden.  Die  Follikel  sehr  zellreich, 
sonst  weiter  nicht  verändert.  Das  umgebende  fibröse  Bindegewebe  stellenweise  dicht  von  meist  poly  ucleären 
Leukocyten  infiltrirt.    In  demselben  einige  Lymphgefässe  vollgepfropft  mit  Bacterienmassen. 


Beitlenpest.  II.  Palholo^^i.tch-aiiafoniischcr  Bericht.  247 

Das  Zwischengewebe  der  benachbarten  Schleimdrüsen  von  Leukocyten  infilti'irt,  die  Drüsen  selbst  in 
starker  Schleimsecretion  begriften. 

Allenthalben  finden  sich  Granulazellen.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  im  ganzen 
Bereiche  des  adenoiden  Gewebes  zahllose  Coccen  von  überwiegend  lanzettähnlicher,  seltener  rundlicher 
P\irm,  die  häufig  in  kurzen  K'etten  oder  zu  kleinen  Häufchen  angeordnet  liegen.  Sie  finden  sich  auch  im 
fibrösen  Gewebe,  die  Spalten  erfüllend,  oder  in  erweiterten  Lymphgefässen  und  Blutcapillaren,  dieselben 
vollpfropfend,  meistens  extracellulär  gelagert.  Ausserdem  sieht  man,  besonders  in  den  oberflächlichen 
Schichten  des  Geschwürsgrundes,  grosse  Mengen  kurzer  plumper,  scharf  abgesetzter  Stäbchen,  die  lange 
gegliederte  Fäden  bilden. 

Pestbacillen  in  diesem  ungemein  reichlichen  Bacteriengemische  nicht  mit  Sicherheit  nachweisbar.  Hin- 
gegen finden  sich  in  den  Blutgefässen  oder  Capillaren.  sei  es,  dass  sie  Blut  oder  homogen  aussehende 
Balken  und  Schollen  enthalten,  ganz  blassblau  gefärbte  bläschenartige  oder  plump  ovoide  Gebilde  in 
Häufchen  angeordnet,  die  zweifellos  Pestbacillen  entsprechen.  Manchmal  sind  sie  nur  ganz  schattenhaft 
gefärbt  und  entfärben  sich  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode.  Daneben  zahlreiche  Blutplättchen. 
Die   Coccen   und  die  plumpen  Bacillen  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode  intensiv  blau  gefärbt. 

2.  BalgfoUikel  von  der  rechten  Seite  des  Zungengrundes  mit  beginnenderUlceration.  DerSchnitt 
trifft  mehrere  Follikel,  welche  in  ihrem  centralen  Antheile  des  Epithels  entblösst  sind.  Im  Allgemeinen  ist  der 
histologische  Befund  ganz  analog  dem  früher  beschriebenen.  Auch  hier  sind  einzelne  Follikel  wie  aus  dem 
übrigen  Gewebe  herausgerissen  und  umgeben  von  Blut,  Bacterienmassen,  polynucleären  Leukocyten  und 
spärlichen  Fibrinfäden. 

Das  Lumen  der  Capillaren  und  kleinen  Gefässe  erfüllt  mit  homogenen  Schollen  und  Granula.  Das 
umgebende  Gewebe  herdweise  von  pol3'nucleären  Leukocyten  infiltrirt.  Der  Bacterienbefund  ist  ebenfalls 
wie  bei  1.  Auch  hier  finden  sich  vereinzelte  Häufchen  von  Pestbacillen  in  den  kleinen  Blutgefässen  und 
-Capillaren. 

3.  Schnitte  durch  die  Uvula  zeigen  den  Epithelüberzug  derselben  überall  erhalten.  '  Unter  dem- 
selben an  verschiedenen  Stellen  kleine  Anhäufungen  von  polynucleären  Leukocyten  um  stark  erweiterte 
kleine  Blutgefässe.  Solche  finden  sich  sehr  zahlreich  in  der  Mucosa  und  Submucosa.  Die  Schleimdrüsen 
sehr  gross,  ihre  Epithelien,  mit  Hämatoxylin  blau  gefärbt,  enthalten  viel  fädigen  oder  feinstkörnigen  Schleim. 
Die  Ausführungsgänge  erweitert  und  vollgepfropft  mit  Schleim.  An  der  Musculatm-  keine  besondere  Ver- 
änderung. Fast  in  jedem  Blutgefässe  einige  Paare  von  typischen  Diplococcen  nachweisbar,  manchmal  auch 
in  Form  längerer  Ketten,  in  vielen  auch  Pestbacillen  von  plump  ovoider  Form,  die  blass  gefärbt  sind  und 
entweder  einzeln  oder  zu  zwei  oder  drei  bei  einander  liegen. 

4.  Schnitte  durch  zwei  benachbarte,  circa  haselnussgrosse  Lymphdrüsen  aus  der  Gegend 
des  Theilungswinkels  der  linken  Carotis  zeigen  sehr  schwere  Veränderungen.  Die  Bindegewebs- 
kapsel  durch  reichliche  Hämorrhagien  auseinandergeworfen,  so  dass  die  Drüsen  wie  von  einem  hämor- 
rhagischen Hofe  umgeben  erscheinen  und  von  einander  schwer  abzugrenzen  sind. 

Diese  Blutungen  stehen  in  unmittelbarem  Zusammenhange  mit  solchen  im  Parenchym  selbst.  Die  Blut- 
gefässe im  periglandulären  Gewebe  stark  erweitert,  mit  Blut  und  zahlreichen  polynucleären  Leukocyten 
vollgefüllt;  ferner  finden  sich  hier  sehr  zahlreiche  erweiterte  Lj-mphgefässe,  die  meisten  entweder  innerhalb 
der  fibrösen  Kapsel  oder  unmittelbar  nach  aussen  von  ihr  gelegen,  die  zahlreiche  polynucleären  Leukocyten, 
wenig  rothe  Blutkörperchen  und  massenhaft  Bacterien  enthalten.  Letztere  färben  sich  lichtblau-violett  mit 
Hämatoxylin  (bei  schwacher  Vergrösserung  betrachtet).  Auch  im  Bindegewehe,  dasselbe  diffus  infiltrirend, 
zwischen  ausgedehnten  Hämorrhagien,  finden  sich  enorme  Mengen  solcher  Bacterien.  Das  eigentliche  Lymph- 
drüsenparenchym  ist  an  vielen  Stellen  begrenzt  von  einem  ungleich  breiten  Saum,  der  fast  nur  aus  ganz 
dicht  gedrängten  Bacterien  besteht,  denen  wenig  Leukocyten  beigemengt  erscheinen.  Von  der  Drüse  selbst 
weder  ein  Follikel,  noch  ein  Sinus  auch  nur  andeutungsw'eise  erhalten,  indem  sie  ganz  gleichmässig  infiltrirt 


1  Die  Basalzellenschicht  des  Rete  Malpighii  SüWulil  der  Tuiisillc  und  der  UiilgruUiUel  wie  der  Uvula  starli  pigmcnlirt. 


248  H.  Alhrechl  nud  A.  Ghon, 

ist  von  geradezu  enormen  ßacterienmassen.  Unter  denselben  zunächst  finden  sich  relativ  spärliche  mono- 
und  polj'nucleäre  Leukoeyten  und  dazwischen  ganz  vom  übrigen  Gewebe  isolirte,  sehr  zahlreiche  prall  mit 
Blut  gefüllte  Gefässe  und  Capillaren.  Dieselben  besitzen  häufig  eine  liDmogen  glänzende,  etwas  verdickte 
und  mit  Eosin  stark  gefärbte  Wand  neben  Schwund  aller  oder  einzelner  Endothelzellenkerne  und  enthalten 
in  ihrem  Lumen  oft  ähnlich  homogene  schollige,  wie  coagulirt  aussehende  Massen.  K'ernzcrfall  nur  sehr 
spärlich.  An  manchen  Stellen  finden  sich  grössere  Haufen  von  Bacterien,  die  sich  ebenfalls  mit 
Hämatoxjiin  —  aber  mehr  blau  —  färben. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man,  dass  die  enormen  Haufen  der  mit  Hämatoxylin 
blauviolett  gefärbten  Bacterien  Pestbacillen  entsprechen.  Sie  haben  zumeist  die  rundliche  bläschenähnliche 
Form,  ohne  dass  sich  ihre  Peripherie  stärker  färben  würde  als  ihr  Centrum.  Sie  färben  sich  überhaupt  mit 
Methylenblau  sehr  schwach.  Auch  stäbchenartige  und  ovoide  Formen  finden  sich.  In  den  vollgepfropftent 
Lymphgefässen  ebenfalls  typische  Pestbacillen,  aber  daneben  auch  Coccen,  die  oft  deutliche  Lanzettform 
besitzen  und  in  Diplococcenform  gelagert  sind.  Solche  finden  sich  auch  sehr  zahlreich  im  Bereiche  der 
Lymphdrüsen  selbst  neben  Haufen  mehr  rundlicher  Coccen  von  der  Form  der  Staphylococcen  und  langer 
Ketten  von  Streptococcen.  Letztgenannte  Formen  behalten  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode  die 
blaue  Farbe,  während  die  Pestbacillen  sich  vollständig  oder  fast  vollständig  entfärben.  Eine  bestimmte  An- 
ordnung der  Coccen  in  der  Lymphdrüse  nicht  erkennbar,  dieselben  liegen  zerstreut  im  ganzen  Bereiche 
derselben. 

5.  Ungefähr  erbsengrosse  Lymphdrüse  vom  linken  inneren  Schenkelringe.  Das  Lymph- 
drüsengewebe stark  hyperämisch,  indem  zahlreiche  Capillaren  erweitert  und  mit  Blut  und  sehr  vielen  poly- 
nucleären  Leukoeyten  gefüllt  sind.  Die  Sinus  stellenweise  auffallend  erweitert,  enthalten  reichlich  grosse 
rundliche  oder  mehr  polygonale  Zellen  mit  grossem  blassgefärbten,  ovalen  Kerne,  spärliche,  meist  polynucleäre 
Leukoeyten  und  hie  und  da  homogen  aussehende,  unregelmässig  geformte  Massen.  Die  Follikel  und  Mark- 
strahlen sehr  zahlreiche  Pigmentkörnchenzellen  enthaltend.  Die  fibröse  Kapsel  nicht  besonders  verändert.  Auf 
mit  Ivlethylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  in  den  erweiterten  Blutgefässen  Pestbacillen  in  wechselnder 
Menge,  oft  recht  reichlich;  sie  haben  meist  die  ovoide  Stäbchenform,  sind  schwach  gefärbt,  häufig  an  den 
Polen  etwas  stärker.  Ausserdem  sieht  man  auf  nach  der  Gi'am-Weigert'schen  Methode  gefärbten  Schnitten 
Capillaren  verstopft  durch  Emboli,  die  aus  Diplococcen  mit  häufiger  Lanzettform  bestehen  und  kürzere 
Ketten  bilden. 

Ganz  ähnlichen  Befund  ergibt  eine  zweite  Lymphdrüse  aus  der  Gegend  des  linken  inneren  .Schenkel- 
ringes, die  etwas  grösser  ist.  Nur  sind  ihre  P'ollikel  grösser  und  ihre  Keimcentren  ebenfalls  gross  und  sehr 
locker  gebaut. 

6.  Schnitte  durch  eine  kleine  Hautblutung  von  der  Beuge  seite  des  linken  Vorderarmes 
zeigen,  dass  die  Gewebsspalten  des  subcutanen  Bindegewebes  und  zum  Theile  des  Corium  erweitert  und 
vollgefüllt  mit  rothen  Blutkörperchen  sind,  und  zwar  in  einer  4  mm  langen  Strecke.  Polynucleäre  Leukoeyten 
fehlen  ganz.  Pestbacillen  sind  keine  auffindbar,  dagegen  sowohl  auf  mit  Methylenblau  wie  nach  Gram- 
Weigert  gefärbten  Schnitten  ziemlich  spärliche  Coccen  in  Form  von  Diplococcen. 

7.  Niere.  Am  auffallendsten  verändert  sind  die  Glomeruli.  Sie  sind  sehr  gross,  ihre  Capillaren  theils 
prall  mit  Blut  gefüllt,  theils  färben  sie  sich  gut  mit  Eosin,  indem  ihre  Wand  verdickt,  wie  geschwollen, 
homogen  aussieht,  und  in  ihrem  Lumen  theils  homogene,  theils  grob  granulirte  oder  schollige  Thromben- 
ähnliche Massen  liegen.  Oder  ihr  Lumen  ist  wie  ausgegossen  durch  Emboli  von  ßacterienmassen,  die  sich 
mit  Hämatoxylin  färben.  Dasselbe  zeigen  viele  Vasa  afferentia.  Vielfach  sieht  man  Blut,  ausgetreten 
zwischen  den  Glomerulus  und  seine  Kapsel. 

Auch  die  Tubuli  contorti  vielfach  mit  Blut  gefüllt.  Die  Nierenepithelien  der  Rinde  besitzen  ein  gröber 
oder  feiner  granulirtes  Protoplasma,  manchmal  ungefärbte  Tröpfchen,  Fetttröpfchen  entsprechend.  Die  Epi- 
thelien  schlecht  unter  einander  abgegrenzt,  ihre  Kerne  gross,  blass  gefärbt.  Stellenweise  sieht  man  überhaupt 
nichts  mehr  von  den  Contouren  der  Epithelien,  indem  ihr  Protoplasma  gleichsam  zerfallen  ist  in  kleinste  und 
kleine  Tröpfchen,  die  die  Grösse  eines  Kernes  bei   weitem  nicht  erreichen   und  sich  mit  Eosin   blass  rosa 


Bciilciifcst.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  249 

färben.  Häufig  wird  das  ganze  Lumen  eines  Harnkanälchens  von  denselben  ausgefüllt.  Die  Kerne  des 
Epithels  sind  aber  immer,  wenn  auch  sehr  blass  gefärbt,  erhalten.  Auch  in  den  Capillaren  zwischen  den 
Harnkanälchen  der  Rinde  zahlreiche  Bacterienembolien;  ebenso  in  den  Pyramiden,  wo  sich  häufig 
Hämorrhagien  um  dieselben  finden.  Die  Capillarembolien  bestehen  aus  Coccen,  zu  Diplococcen  ange- 
ordnet, die  auch  kürzere  Ketten  bilden  imd  häufig  Lanzettform  zeigen,  und  sich  nach  der  Gram- 
Weigert'schen  Methode  intensiv  blau  färben.  Im  Blute  grösserer  Gefässe  spärliche  Pestbacillen  mit  Sicherheit 
nachweisbar. 

8.  Leber.  Dieselbe  ist  blutreich,  ihre  Epithelien  feinst  granulirt,  besitzen  einen  grossen  blass  gefärbten 
Kern.  Stellenweise  grosse  Fetttropfen  im  Protoplasma  des  Epithels.  Die  Kerne  der  Endothelien  der  Capil- 
laren auffallend  gross,  bläschenförmig.  Sonst  keine  Besonderheiten.  Im  Blute  ziemlich  reichlich  Coccen  in 
Form  \'on  Diplococcen  oder  zu  kürzeren  Ketten  angeordnet  und  ovoide  Formen  von  Pestbacillen  häufig  mit 
bipolarer  Färbung.  Erstere  färben  sich  nach  Gram-Weigert  bei  schwächerer  Entfernung  intensiv  blau, 
die  Pestbacillen  schwach  rothviolett. 

9.  Milz.  Dieselbe  ist  sehr  blutreich,  wie  blutig  infiltrirt,  von  der  feineren  .Structur  nichts  erhalten,  indem 
Alles  überschwemmt  ist  \'on  rothen  Blutkörperchen  und  Leukocyten  meist  polj'nucleärer  Form.  Die 
Pulparäume  nirgends  deutlich  zu  erkennen,  nur  ihre  grossen  Epithelzellen  stellenweise  auffindbar.  Die 
Follikel  klein.  Im  Übrigen  finden  sich  ausserordentlich  zahlreiche,  kleine  Herde,  die  aus  einem 
grobgranulirten  oder  grobbalkigen,  stark  mit  Eosin  gefärbten  Centrum  bestehen  und  deren  Peripherie  von 
radiär  gestellten  Kernen  gebildet  wird,  die  oft  lange,  blau  gefärbte  Fäden  gegen  das  Centrum  zu  entsenden, 
so  dass  das  Ganze  einige  Ähnlichkeit  mit  einem  kleinen  Strahlenpilz  hat. 

\'ielfach  kann  man  erkennen,  dass  ein  Capillarrohr  zu  einem  solchen  kleinsten  Herde 
hinführt  und  in  denselben  übergeht,  welches  mit  ebendenselben  balkig-scholligen  Massen  erfüllt  ist 
und  noch  zum  Theile  die  Kerne  der  grossen,  wie  gebläht  aussehenden  Endothelzellen  erkennen  lässt. 
Zahlreiche  kleine  Arterien  besitzen  eine  beträchtlich  verdickte  homogene  Wand. 

Mit  Methylenblau  gefärbte  Schnitte  zeigen  ziemlich  gleichmässig  über  die  ganze  Milz  zerstreut  zahl- 
reiche Pestbacillen,  die  blau  gefärbt  sind,  meistens  die  Stäbchenform,  häufig  mit  bipolarer  Färbung,  besitzen 
Ausserdem  finden  sich  auch  ovoide  oder  rundliche,  auch  bläschenähnliche  Formen.  In  den  oben  erwähnten 
Herden  kein  besonderer  Bacillenreichthum,  wohl  aber  in  ihrer  unmittelbaren  Umgebung.  Ferner  finden  sich 
auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten  Schnitten  massig  zahlreiche  Coccen  als  Diplococcen  oder  zu  kürzeren 
Ketten  angeordnet;  Pestbacillen  nach  dieser  Methode  entfärbt. 

Epikrise. 

Die  Infection  ist  nach  dem  anatomischen  Befunde  zweifellos  auf  der  linken  Hals-Kopfseite  erfolgt  (sei 
es  von  der  Haut  oder  von  der  Mundrachenhöhle  au.s). 

Es  könnte  nur  die  Frage  entstehen,  ob  der  primäre  Bubo  in  die  Tonsillen  oder  in  die  Lymphdrüsen 
der  linken  Fossa  submaxillaris  (Lymphoglandulae  submaxillares  und  cervicales  superiores)  zu  verlegen  ist. 
In  der  Umgebung  derselben  finden  sich  reichliches  sulziges  Ödem  und  reichliche  Hämorrhagien,  die  Drüsen 
selbst  sind  dunkelblutroth  infiltrirt.  Diese  Veränderungen  sprechen  unbedingt  dafür,  dass  es 
sich  hier  um  den  primären  Bubo  handelt,  der  allerdings  durch  seine  geringe  Grösse  auffällt,  so  dass 
von  aussen  nichts  zu  bemerken  war. 

Auch  der  histologische  Befund  von  zahllosen  Pestbacillen,  von  reichlichen  Blutungen  in  der  Lymph- 
drüse der  linken  Halsseite,  in  der  Kapsel  und  in  dem  periglandulären  Gewebe  bestätigt  diese  Annahme. 

Weiters  zeigen  Ulceration,  Schwellung  und  Hämorrhagien  beide  Tonsillen  und  die  Follikel  des  Pharynx 
und  Zungengrundes.  Diese  Veränderungen  sind  jedoch  makroskopisch  und  besonders  mikroskopisch 
entschieden  nicht  so  in-  und  extensiv,  wie  wir  gewohnt  sind,  sie  bei  primären  Bubonen  zu  sehen.  Es 
fehlt  die  reichliche  ödematös-hämorrhagische  Durchtränkung  ihrer  unmittelbaren  Umgebung  und  der  reich- 
liche Untergang  des  adenoiden  Gewebes.  Ausserdem  findet  sich   das  ganze  Gewebe   überschwemmt 


2rjO  H.  Albrecht  und  A.  Glion, 

mit  Coccen  (zumeist  Streptococcen),  die  von  hier  aus  Eingang  in  den  Organismus  gefunden 
und   zur   Mischinfection   geführt   haben 

\m  Deckglaspräparate  sind  nur  spärlich,  in  den  Schnitten  niu-  in  den  Blutgefässen  Pestbacillen  nach- 
weisbar. Es  macht  den  Eindruck,  als  ob  bei  der  enormen  Reichlichkeit  der  Coccen  die  Pestbacillen  in  irgend 
einer  Weise  verdrängt  worden  wären. 

Aus  Allem  geht  daher  hervor,  dass  als  primärer  Bubo  die  hämorrhagische  Lymphdrüsen- 
gruppe in  der  linken  Fossa  subma.xillaris  anzusprechen  ist.  Dies  schliesst  jedoch  keines- 
wegs aus,  dass  die  Infection  trotzdem  von  der  Rachenhöhle  aus,  vielleicht  selbst  von  den  Tonsillen 
aus,  erfolgt  ist.  Denn  es  ist  sehr  gut  denkbar,  dass  alsbald  nach  dieser  Primärinfection  die  Pestbacillen  in 
die  regionär  benachbarten  Lymphdrüsen  der  linken  Fossa  submaxillaris  eingedrungen  sind  und  dort  das 
Bild  eines  primären  Bubo  erzeugt  haben,  während  andererseits  die  Tonsillen  und  Follikel  in  Folge  der 
Secimdär-  oder  Mischinfection  und  einer  —  wie  scheint  —  damit  verbundenen  Wachsthumsbehinderung 
der  Pestbacillen  das  anatomische  Bild  von  einfach  durch  Eitererreger  bedingten  Veränderungen  zeigen. 
Hervorzuheben  ist  im  vorliegenden  Falle  ferner  —  wie  schon  erwähnt  —  die  Kleinheit  des  primären  Bubo 
(altes  Individuum?)  der  leicht  in  Folge  dessen  zu  übersehen  ist,  und  der  Umstand,  dass  nur  die  Lymph- 
drüsen beider  .Axillae  und  in  geringem  Grade  die  inguinalen  Lymphdrüsen  meta.statisch  afficirt  sind. 

Blutungen  finden  sich  -  abgesehen  von  denen  der  linken  Halsseite  —  in  der  flaut  des  linken  Vorder- 
armes, im  Peri-  und  Epicard,  in  der  Leberkapsel,  in  der  Niere,  im  Magen,  Darm,  meist  als  kleine  Ecchy- 
mosen. 

Histologisch  sieht  man  in  der  Milz  sehr  zahlreiche  kleine  nekrotische  Herde  ganz  charakteristischer 
Gestalt  bedingt  durch  eigenartige  Coagulationen  innerhalb  kleiner  nekrotischer  Gefässe.  hi  der  Milz  und  in 
einer  Lymphdrüse  von  der  linken  Halsseite  sind  histologisch  sehr  viele  Pestbacillen  auffindbar,  spärliche  im 
Blute  der  Gefässe,  in  den  Tonsillen  und  den  Balgfollikeln,  in  der  Niere  und  Leber,  ferner  in  den  Lymphdrüsen 
der  linken  Inguinalgegend,  überall  neben  mehr  oder  weniger  reichlichen  Coccen.  In  der  Niere  finden  sich 
zahlreiche  Capillarembolien  der  Coccen,  in  der  Milz  sind  sie  spärlich. 

Leber  imd  Nierenepithelien  sind  ziemlich  stark  fettig  degenerirt. 

Culturell  ergaben  nur  die  Platten,  die  mit  der  Galle  beschickt  wurden,  Reinculturen  von  Pestbacillen. 
Reichliche  Colonien  von  Pestbacillen  ergeben  ferner  die  Platten  aus  Leber  und  Milz,  daneben  aber  auch  in 
ersterer  spärliche  Streptococcenculturen,  in  letzterer  reichliche  Culturen  von  Staphylococcus  pyogenus 
aureus.  Dementsprechend  zeigen  die  Culturen  aus  der  rechten  Tonsille  reichliche  Colonien  von  Strepto- 
coccus pyogenes  und  Staphylococcus  pyogenes  aiu-eus,  die  aus  der  Niere  sehr  reichliche  Streptococcen- 
und  spärliche  Pestcolonien. 

Fall  4/XXII. 

Dhondu  Saddu,  22jähriger  Hindu,  ins  Spital  aufgenommen  am  16.  März  um  1  LIhr  30  Minuten  Nach- 
mittags, am  VII.  Krankheitstage,  gestorben  am  selben  Tage  um  8  LHir  15  Minuten  Abends. 

Die  Section  fand  am  17.  März  um  1 1  Uhr  Vormittags  (ungefähr  15  .Stunden  post  mortem)  statt. 

Männliches  Cadaver,  153  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  schlecht  entwickelter  Musculatur,  schlecht 
genährt,  an  den  abhängigen  Körperpartien  violette  Todtenflecke  und  besonders  an  den  Seiten  des  Thorax 
violette  Venenzeichnungen.  Todtenstarre  geschwunden.    An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Hornhäute  etwas  getrübt,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich.  Die  linke  Conjunctiva  diffus  geröthet, 
rechte  weiss;  Mundschleimhaut  blassröthlich,  Zähne  gesund. 

Linke  Parotisgegend  etwas  geschwollen,  die  Haut  über  derselben  und  über  der  ganzen  linken  Hals- 
seite schwer  faltbar,  wie  pastös.  Diese  Geschwulst  setzt  sich  nach  hinten  links  bis  an  die  Wirbelsäule 
fort;  ebenso  nach  abwärts  zwei  Finger  über  das  linke  Schlüsselbein.  Isolirte  Drüsen  oder  Paquete  lassen 
sich  in  dem  beschriebenen  Bereiche  nicht  abtasten;  ebensowenig  in  beiden  Achselhöhlen. 


Benlenpest.  IL  Pathologisch -auatomisclter  Bericht.  251 

Thorax  entsprechend  lang,  breit;  seine  rechte  Hälfte  etwas  prominenter  als  die  linke.  Abdomen  im 
Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  ziemlich  schlaff.  Die  Haut  der  Nasenlöcher  und  ihrer  Umgebung  von 
schwärzlich-schleimiger  Flüssigkeit  bedeckt.  Am  äusseren  Genitale  nichts  Auffallendes. 

Die  weichen  Schädeldecken  sind  fettarm,  blutreich,  Schädeldach  länglich-oval,  asj-mmetrisch,  indem 
der  linke  Scheitelbeinhöcker  flacher  und  nach  vorne  verschoben  erscheint;  Längsdurchmesser  16'/j  cm, 
querer  l-'/a  ''"'  '-'■'''-1  Peripherie  48  cm  messend.  Schädeldach  dünn,  Spongiosa  stellenweise  verschwunden. 
Gruben  und  Furchen  seicht. 

Gehirn  faul,  aber  ohne  besondere  Veränderungen. 

Das  subcutane  Bindegewebe  der  linken  Halsseite,  die  ganze  Musculatur  derselben  einschliesslich  der 
tiefen  Halsmuskeln  und  des  Cucullaris  stark  ödematös  und  durchsetzt  von  reichlichen,  schwarzrothen 
Blutungen,  so  dass  die  einzelnen  Muskeln  auf  dem  Durchschnitt  ganz  starr  schwarzroth  aussehen.  Dieselbe 
sulzig-hämorrhagische  Infiltration  setzt  sich  bis  auf  die  Wirbelsäule  fort  und  umschliesst  den  ganzen  Pharjmx 
und  den  Halstheil  des  Oesophagus.  Auch  in  der  Musculatur  und  in  der  Schleimhaut  des  Pharynx  ähnliche, 
ganz  unregelmässig  begrenzte,  fast  die  ganze  linke  Hälfte  der  genannten  Körpertheile  betreffende  Blut- 
austritte. Dabei  erscheint  das  Ligamentum  glosso-epiglotticum  medium,  das  laterale  der  linken  Seite,  die 
ary-epiglottische  Falte  der  linken  Seite  stark  hämorrhagisch-ödematös. 

Die  Blutung  der  linken  Pharj^nxhälfte  scheidet  die  linke  Tonsille  ein;  letztere  ist  vergrössert,  prominent, 
gelblich-röthlich,  entleert  auf  Druck  schwarzrothen  Saft  und  erscheint  auf  dem  Durchschnitte  vollständig 
eingehüllt  in  das  sulzig-hämorrhagische  Infiltrat,  stark  vorquellend,  stellenweise  erweicht,  gelblich-röthlich 
gefärbt,  zum  Theile  dunkelrothe  Pfropfe  enthaltend.  Die  rechte  Tonsille,  ebenso  vergrössert,  ergibt  am 
Durchschnitte  denselben  Befund. 

Uvula  stark  ödematös,  an  ihrer  vorderen  Fläche  hämorrhagisch.  Schleimhaut  des  Larynx  und  der 
Trachea  blutig,  von  Fäulniss  imbibirt.  Auf  dem  Durchschnitte  durch  die  Muskeln  der  linken  Halsseite,  die 
in  Folge  der  starren  blutigen  Infiltration  nicht  einzeln  zu  präpariren  sind,  findet  sich  dieselbe  schwarzrothe 
Infiltration  gleichmässig  in  den  Muskel-  und  Gefässscheiden  der  linken  Halsseite;  die  Lymphdrüsen,  und 
zwar  die  cervicalen,  submaxillaren  und  die  vorderen  auricularen  der  linken  Seite,  auf  dem  Durchschnitte 
schwarzroth  vorquellend,  von  ihrer  ebenso  infiltrirten  Umgebung  kaum  abgegrenzt.  Die  hämorrhagische 
Infiltration  überschreitet  vorne  die  Mittellinie  nach  rechts,  wo  die  entsprechenden  Lymphdrüsen  nur  wenig 
geschwollen,  blutreich  und  saftig  sind  und  hüllt  die  Schilddrüse  ein. 

Schilddrüse  selbst  gleichmässig  gekörnt,  colloid. 

Linke  Lunge  frei,  in  der  Pleurahöhle  kein  pathologischer  Erguss,  an  der  sonst  glänzenden  Pleura  zer- 
streute Ecchj-mosen.  Lunge  flaumig,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutreich,  vollständig  lufthaltig,  in 
den  Bronchien  wenig  schaumige  Flüssigkeit.  An  der  rechten  Pleura  diaphragmatica  circa  guldenstück- 
grosse,  unregelmässige  Blutungen,  an  der  linken  mehrere  kleinere.  An  der  Pleura  der  rechten  Lunge 
ziemlich  zahlreiche  Ecchj'mosen.    Sonst  derselbe  Befund  wie  linkerseits. 

Im  Bindegewebe  des  vorderen  Mediastinum  setzt  sich  die  sulzig-hämorrhagische  Infiltration  von  der 
linken  Halsseite  fort;  weiter  nach  abwärts  finden  sich  isolirte,  circa  hohnengrosse  Blutungen. 

Herzbeutel  zart,  am  Epicard,  besonders  an  der  hinteren  Wand  des  linken  Ventrikels  reichliche  Ecchy- 
mosen.  Herz  entsprechend  gross,  schlaff,  faul.  Alle  Klappenapparate  zart,  schlussfähig.  Herzfleisch  blutig 
imbibirt,  faul. 

Leber  nicht  besonders  vergrössert,  beginnende  Fäulnissverfärbung  zeigend. 

Milz  ungefähr  14  cm  lang,  9  cm  breit,  etwas  plumper  und  ebenfalls  in  beginnender  Fäulnis 
begriffen. 

Beide  Nieren  etwas  vergrössert,  plumper,  sehr  schlaff,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  am 
Durchschnitte  blutig  imbibirt  und  fäulnisverfärbt.  Harnblase  stark  gefüllt,  in  derselben  gelblich-trüber 
Urin,  ihre  Schleimhaut  blassgelb. 

Im  Magen  massig  reichlicher,  gallig  gefärbter,  dünnflüssiger  Inhalt,  Schleimhaut  dünn  und  übersäet  von 
bis  hirsekorngrossen,  nur  selten  confluirenden  Blutaustritten,  hauptsächlich   in   der  Gegend  des  Fundus  und 

Denkschriften  der  mathcm.-nalurw.  Gl.   LXVI.  Bd.  34 


252  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

der  grossen  Curvatiir.  Schleimhaut  des  Duodenum  galHg  imbibirt,  sonst  nicht  verändert.  Im  Jejunum 
nichts  Pathologisches.  Im  Ileum  gallig  gefärbte  Chymusmassen,  Schleimhaut  dünn,  die  Plaques  deutlich 
sichtbar,  nicht  vergrössert,  nicht  injicirt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  kaum  etwas  vergrössert,  röthlichgelb,  isolirt. 

Dickdarmschleimhaut  gelockert  und  geschwollen,  besonders  auf  den  Höhen  der  Falten  injicirt  und 
durchsetzt  von  massig  zahlreichen,  höchstens  punktgrossen  Blutungen. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Axilla  etwas  vergrössert.  Das  sie  umgebende  Bindegewebe  blutig 
infiltrirt;  die  Drüsen  selbst  etwas  über  erbsengross,  schwarzroth,  derbe,  auf  dem  Durchschnitte  gleichmässig 
schwarzroth,  hämorrhagisch. 

Die  Lj'mphdrüsen  der  linken  Axilla  etwas  grösser,  ähnlich  beschaffen  wie  die  der  anderen  Seite.  Die 
oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  beiderseits  nicht  vergrössert,  derbe. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  Präparate  von  der  linken  Tonsille  enthalten  ein  reichliches  Bacteriengemenge,  vorwiegend 
Coccen,  als  Diplococcen  in  Ketten,  in  Knäuelform  und  in  Haufen,  etwas  geringer  an  Zahl  Bacillenformen 
aller  Art,  spärlich  dünne  Fadenformen.  Unter  diesen  Formen  finden  sich  massig  reichlich  Bacillen  vom  Aus- 
sehen der  PestbaciUen. 

Die  Plattenculturen  zur  Bestimmung  ganz  unbrauchbar. 

2.  In  der  Milz  finden  sich  mikroskopisch  reichlich  PestbaciUen  in  allen  Formen:  rundlich,  ovoid  und 
vom  Stäbchentypus.  Sie  liegen  meist  einzeln,  seltener  als  Diplobacillen. 

Neben  gut  und  bipolar  gefärbten  Exemplaren  finden  sich  gleichmässig  tingirte  Formen  und  reichlich 
schwach  tingirte,  in  allen  Übergängen  bis  zu  grossen,  wie  gebläht  aussehenden  rundlichen  Gebilden. 
Sowohl  unter  den  gut,  wie  auch  unter  den  schwach  gefärbten  Formen  fallen  viele  durch  ihre  unregelmässig 
begrenzte  Gestalt  auf,  eine  Erscheinung,  die  auch  in  anderen  Fällen  beobachtet  wurde.  (Kunst-  oder 
Fäulnissproduct?) 

Neben  den  PestbaciUen  finden  sich  in  fast  gleicher  Anzahl  Coccen  in  längeren,  seltener  in  kürzeren 
Ketten. 

Die  Aussaaten  ergaben  reichlich  Streptococcencolonien  und  zwei  Colonien  von  Bacterium  coli.  Pest- 
colonien  sind  nicht  nachweisbar. 

3.  Deckglaspräparate  von  einer  Lymphdrüse  der  linken  Achselhöhle  zeigen  neben  Strepto- 
coccen PestbaciUen,  an  Anzahl  geringer  als  in  dem  Milzsafte,  die  oft  bei  guter  Tinction  auffallend  grosse  und 
plumpe  Formen  zeigen. 

Histologischer  Befund. 

1.  Linke  exulcerirte  Tonsille.  Der  epitheliale  Überzug  fast  überall  verloren  gegangen.  Nur  an 
wenigen  Stellen  ist  noch  die  Basalzellenschichte  erhalten.  An  der  Peripherie  und  in  der  weiteren  Umgebung 
der  Tonsille  ist  das  Plattenepithel  mit  Ausnahme  des  Stratum  corneum  intact.  An  den  vom  Epithel  ent- 
blössten  Stellen  findet  sich  der  Grund  des  so  gebildeten  Geschwüres  hauptsächlich  von  Bacterienmassen 
gebildet,  die  sich  herdweise  mit  Hämatoxylin  blauviolett  färben.  Zwischen  diesen  Bacterienanhäufungen 
finden  sich  bald  mehr  homogen,  bald  mehr  streifig  oder  granulirt  aussehende,  mit  Eosin  diffus  roth 
gefärbte  Massen  und  zwischen  denselben  Anhäufungen  von  Eiterzellen  oder  ausgedehnte  Hämoi-rhagien. 

Auch  zahlreiche  Capillaren  mit  \-erbreiterter,  homogen  roth  gefärbter  Wand  finden  sich  hier.  In  den 
tieferen  Schichten  nur  spärliche  Reste  des  adenoiden  Gewebes  erhalten  in  ganz  unregelmässiger  Form, 
umgeben  von  enormen  Bacterienmassen  und  ungemein  reichlichen  Hämorrhagien.  Letztere  erstrecken  sich 
überall  zwischen  die  Musculatur  des  Gaumens  hinein. 


Beulenpesf.  IL  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  253 

Zwischen  den  ausgetretenen  Blutmassen  häufig  unregelmässig  geformte  homogene  Gerinnsel-ähnliche 
Massen.  Vielfach  sind  einzelne  kleine  Muskelbündel  durch  die  reichlichen  Hämorrhagien  ganz  isolirt, 
von  dem  übrigen  Gewebe  getrennt. 

Die  Blutgefässe,  wo  sie  erhalten  sind,  überall  stark  erweitert.  Die  früher  erwähnten  grossen  Bacterien- 
haufen  bestehen  —  wie  mit  Methylenblau  gefärbte  Schnitte  zeigen  —  grösstentheils  aus  längeren  und 
kürzeren  Ketten  \'on  Streptococcen  neben  anderen  Coccen,  die  mehr  zu  Häufchen  angeordnet  liegen,  und 
dünneren  und  dickeren  Bacillen.  Ausserdem  aber  finden  sich  überall  Pestbacillen,  die  in  den  tieferen 
Schichten  der  ulcerirten  Tonsille  besonders  reichlich  liegen.  Sie  sind  zu  grösseren  oder  kleineren  Haufen 
angeordnet  und  haben  vorwiegend  die  runde  oder  ovale  Form.  Sie  sind  zumeist  zu  Zweien  gelagert  und 
fallen  durch  ihre  blasse  Färbung  auf,  so  dass  sie  häufig  bläschenähnlich  aussehen.  Wo  sie  mehr  die  Stäbchen- 
form besitzen,  sieht  man  deutliche  bipolare  Färbung.  Vielfach  finden  sich  im  Lumen  kleiner  Arterien  zahl- 
reiche Streptococcen  und  t3'pische  Pestbacillen  nebeneinander. 

2.  Uvula.  Das  Plattenepithel  derselben  an  ihrer  ganzen  hinteren  Fläche  erhalten,  an  der  vorderen  fehlt 
es  zum  Theile  vollständig,  zum  Theile  ist  nur  die  Basalzellenschicht  erhalten. 

Das  Bindegewebe  der  Mucosa  und  Submucosa  aufgelockert,  feinst  faserig,  die  Kerne  erscheinen  spärlich 
und  blässer  gefärbt,  oder  es  finden  sich  zwischen  den  welligen  Bindegewebsfasern  homogen  aussehende 
geronnene  Massen.  Die  Gefässe  daselbst  zeigen  eine  etwas  verbreiterte  homogen  aussehende  Wand,  ihre 
Endothelien  sind  dabei  erhalten,  ihre  Kerne  gut  gefärbt. 

An  der  vorderen  Seite  der  Uvula  ist  die  Submucosa  und  Mucosa  ziemlich  gleichmässig  von  Leukoc3'ten 
infiltrirt,  in  den  Gewebsspalten  grosse  protoplasmareiche  rundliche  oder  mehr  polygonale  Zellen.  Vereinzelte 
kleine  Blutaustritte.  An  einer  Stelle  findet  sich  eine  foUikelähnliche  Anhäufung  von  Rundzellen,  die  sich  ganz 
gut  gegen  das  allerdings  auch  herdweise  infiltrirte  Bindegewebe  der  Umgebung  abgrenzt.  In  den  centralen 
Antheilen  liegen  die  Zellen  lockerer. 

Die  Epithelien  der  Schleimdrüsen  vollgefüllt  mit  bläulich  gefärbtem  Schleim,  der  sich  auch  reichlich  im 
Lumen  der  Drüsen  findet. 

Im  Bereiche  der  früher  beschriebenen  Stellen  der  Submucosa,  die  von  Ödem  durchsetzt  sind,  finden  sich 
kleine  Blutgefässe  und  Capillaren  ausgefüllt  mit  Streptococcen,  zwischen  denen  sich  deutlich  Pestbacillen 
nachweisen  lassen.  In  den  oberfiächlichsten,  von  Epithelien  entblössten  Schichten  ein  Gemenge  von  verschie- 
denen Bacterien,  wie  es  sich  gewöhnlich  in  der  Mundrachenhöhle  findet,  unter  welchen  sich  aber  auch 
zweifellos  Pestbacillen  nachweisen  lassen.  Solche  liegen  auch  ziemlich  zahlreich  im  Bereiche  der 
follikelähnlichen  Anhäufung  von  Rundzellen. 

3.  Lymphdrüse  von  der  Theilungsstelle  der  linken  Carotis.  Das  Parenchym  vollständig  zer- 
stört, und  zwar  sowohl  durch  frisch  ausgetretenes  Blut,  wie  durch  enorme,  die  Ljmiphdrüse  durchsetzende 
Bacterienmassen,  die  sich  gleichmässig  röthlich-violett  mit  Hämatoxylin  färben  oder  in  grossen  Haufen 
angeordnet  sind,  welche  sich  stärker  violett  färben.  Zwischen  diesen  Bacterienmassen  finden  sich  oft  nur 
sehr  spärliche  polynucleäre  Leukocyten  oder  ganz  schwach  gefärbte  Zellkerne.  Auch  die  Umgebung 
der  L3'mphdrüse  ist  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirt,  das  Bindegewebe  in  Form  homogen  aus- 
sehender Bündel  auseinandergedrängt.  Die  Bacterienmassen  bestehen  —  bei  starker  Vergrösserung  auf  mit 
Methylenblau  gefärbten  Schnitten  betrachtet  —  aus  Pestbacillen  von  zumeist  rundlicher,  bläschenähnlicher 
Form,  die  häufig  so  zahlreich,  dicht  und  gleichmässig  angeordnet  sind,  dass  die  wenigen 
Leukocj'tenkerne  innerhalb  dieser  zusammenhängenden  Rasen  leicht  zu  zählen  sind. 
Ausserdem  grosse  Haufen  von  Kettencoccen,  überall  eingestreut  zwischen  die  Pestbacillen. 

4.  Lymphdrüse  der  linken  Axilla  (über  bohnengross).  Die  durch  die  nicht  veränderte  Kapsel 
abgegrenzte  Lymphdrüse  zeigt  ausserordentlich  hochgradige  Hyperämie,  indem  sie  übersäet  ist  mit  dicht 
bei  einander  stehenden,  hochgradig  erweiterten  und  mit  Blut  vollgefüllten  Capillaren  und  kleinen  Blut- 
gefässen. Die  Sinus  überall  erweitert,  enthalten  ziemlich  reichlich  rothe  Blutkörperchen,  polynucleäre  Leuko- 
cyten und  vor  Allem  grosse  protoplasmareiche,  runde  oder  polj'gonale  Zellen  mit  bläschenartigem  grossen 
Kern  und  manchmal  granulirtem  Protoplasma.  In  den  Blutgefässen  und  auch  in  einzelnen  dieser  grossen  Sinus- 

34» 


254  H.  AI  brecht  und  A.  Ghoii, 

Zellen  sieht  man  mit  starker  Vergrösserung  runde  oder  etwas  ovüide,  gebläht  aussehende  Gebilde,  die  selir 
schwach  mit  Methylenblau  gefärbt  sind.  Von  ihnen  lässt  es  sich  nicht  entscheiden,  ob  es  degenerirte  Pest- 
bacillen  sind  oder  nicht.   Streptococcen  keine  auffindbar. 

5.  Milz.  Die  Bluträume  der  Pulpa  stellenweise  stark  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt,  an  anderen  Stellen 
findet  sich  blutige  Infiltration  des  Milzgewebes  neben  reichlichen  polynucleären  Leukocyten.  Am  Auf- 
fallendsten erscheint,  dass  die  ganze  Milz  durchsetzt  ist  von  unregelmässig  geformten  kleinen  Herden,  die 
feinst  granulirt,  mit  Eosin  blass  gefärbt  aussehen,  in  deren  Bereich  sich  schlecht  contourirte  Zellleiber  mit 
ganz  blass  gefärbtem  Kerne  finden.  Diese  Herde  stehen  nicht  isolirt  im  Milzgewebe,  sondern  hängen  gleich- 
sam miteinander  zusammen.  Innerhalb  derselben  finden  sich  zahlreiche  kleinere  Gefässe  von  Bacterien- 
haufen  verstopft,  deren  Wand  nicht  nach  aussen  hin  abgrenzbar  ist.  Die  Follikel  sind  so  klein,  dass  sie  nur 
eine  ganz  schmale  adenoide  Scheide  um  die  Arterien  bilden.  Mit  der  Immersion  untersucht,  finden  sich  zahl- 
lose mit  Methylenblau  sehr  blass  gefärbte  Pestbacillen  in  allen  Formen,  aber  vorwiegend  in  der  plump 
ovoiden,  als  DiplobaciUen  mit  häufiger  bipolarer  Färbung,  ferner  sehr  zahlreiche  Häufchen  von  zu  langen 
Ketten  ausgewachsenen  Coccen. 

Epikrise. 

Die  Infection  erfolgte  im  vorliegenden  Falle  entsprechend  den  im  Sectionsbefunde  gezeichneten  Ver- 
änderungen zweifellos  von  der  linken  Hals-Kopfseite  aus.  Der  Entscheid,  ob  die  linke  Tonsille  oder  die 
Lymphdrüsengruppen  der  linken  Parotis  und  Unterkiefergegend  im  engeren  .Sinne  als  Sitz  des  primären 
Bubo  anzusehen  sind  —  beide  zeigen  sowohl  anatomisch  als  histologisch  derartige  Veränderungen  —  wird 
dadurch  erschwert,  dass  eine  schwere  Secundärinfection  durch  Streptococcen  von  der  Mund-Rachenhöhle 
aus  das  Bild  völlig  trübt.  Damit  fällt  auch  die  Möglichkeit  der  Orientirung  über  den  Eintritt  des  Pestvirus 
überhaupt.  Sowohl  die  den  erwähnten  Lymphdrüsengruppen  zugehörigen  Haut-  und  .Schleimhautbezirke 
(Augenlid  und  Nase)  der  linken  Hals-Kopfseite,  als  auch  die  Mund-Rachenhöhle,  einschliesslich  der  linken 
Tonsille  selbst,  kämen  diesbezüglich  in  Frage. 

Histologisch  finden  sich  in  recht  gut  conservirten  Präparaten  von  einer  linksseitigen  Halslymphdrüse 
und  in  der  linken  Tonsille  neben  schwerer  hämorrhagischer  Infiltration  zahllose  Pestbacillen  und  sehr 
reichlich  Streptococcen.  Der  Geschwürsgrund  der  ulcerirten  Tonsillen  ist  in  dicker  Lage  von  denselben 
belegt.  Auch  in  der  Milz  finden  sich  enorme  Mengen  von  Pestbacillen  und  Streptococcen.  Die  axillare 
Lymphdrüse  der  linken  Seite  zeigt  histologisch  die  für  die  Pest  so  charakteristischen  Anfangsstadien  der 
Entzündung:  Enorme  Überfüllung  zahlloser  Blutcapillaren  mit  Blut  und  Erweiterung  der  Sinus,  die  aus- 
gefüllt sind  mit  sehr  grossen  Sinuszellen.  Die  zahlreichen  in  der  Milz  vorkommenden  nekrotischen  Herde 
sind  nicht  als  postmortale  Veränderungen,  da  ja  das  übrige  Milzgewebe  gut  erhalten  ist,  sondern  als  Folge 
der  Streptococcenwirkung  aufzufassen;  ihre  Form  ist  eine  abweichende  von  den  in  der  Milz  vorkommenden 
ähnlichen,  durch  den  Pestbacillus  allein  bedingten  Herden.  Ausser  den  Lymphdrüsen  der  linken  Halsseite 
sind  anatomisch  nur  die  in  beiden  Achselhöhlen  in  massigem  Grade  verändert.  Blutungen  finden  sich 
an  der  Pleura  und  am  Epicard,  in  der  Schleimhaut  des  Magens  und  Dickdarms. 


Fall  5/XXX. 

Bhagee  Yemma,  35jähriges  Hindu-Weib,  ohne  Beschäftigung,  wurde  ins  Spital  am  22.  März  am 
VI.  Krankheitstage  aufgenommen  und  starb  am  23.  März  um  12  LIhr  30  Minuten  Nachts  am  VII.  Krankheits- 
tage.  Section  am  23.  März  um  '/äl2  Uhr  Mittags,  11  Stunden  post  mortem. 

Weibliches  Cadaver,  157  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  schlecht  entwickelter  Musculatur,  schlecht 
genährt.  Todtenstarre  geschwunden,  Todtenflecke  an  den  abhängigen  Körperstellen  ziemlich  reichlich  vor- 
handen. Pupillen  beiderseits  gleichweit,  mittelweit,  die  .sichtbaren  Schleimhäute  blutarm,  Zähne  anscheinend 
wohlerhalten. 


Beulenpesf.  II.  PaUiologisch-anatomischer  Bericht.  2t55 

Die  Haut  der  linken  Parotisgegend  ungefähr  in  Handflächcngrösse  beträchtlich  geschwollen,  prominent, 
bretthart  sich  anfühlend;  die  Haut  der  linken  Halsseite  nach  hinten  in  den  Nacken  bis  fast  zur  Wirbelsäule 
reichend,  nach  abwärts  sich  hinziehend  einerseits  bis  gegen  die  linke  Schulter,  andererseits  bis  auf  die  vor- 
dere Thoraxw^and,  wie  pastös,  nicht  in  Falten  abhebbar.  Die  Supra-  und  Infraclaviculargruben  dieser  Seite 
verstrichen.   Auch  die  rechte  Regio  parotidea  ist  etwas  geschwollen,  die  Haut  daselbst  dicker,  teigig. 

Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch.  Brustdrüsen  spärlich  entwickelt.  .Abdomen  im 
Niveau  des  Thorax ;  Bauchdecken  schlaff.   Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches. 

In  beiden  Inguinalgegenden  über  dem  Poupart'schen  Bande  und  in  den  Schenkelgruben  längliche,  harte, 
etwas  vergrösserte,  gut  abgrenzbare  Lj'mphdrüsen  tastbar.  An  den  unteren  E.xtremitäten  keine  Ödeme. 

Die  weichen  Schädeldecken  im  Bereiche  beider  Temporalmuskeln,  sowie  in  der  Gegend  des  ganzen 
Hinterhauptes  sulzig  ödematös,  erzitternd,  von  kleinen  Blutaustritten  durchsetzt,  sonst  blut-  und  fettarm. 

Schädeldach  symmetrisch,  länglich  o\"al,  im  Längsdurchmesser  17' 2  c»;,  im  queren  12  c;;/,  in  der 
Peripherie  48  COT  messend,  im  Allgemeinen  circa  1  c;;;  dick;  Spongiosa  erhalten,  ziemlich  blutarm;  seine 
Innenfläche  glatt,  glänzend.  Nähte  erhalten. 

Im  Sichelblutleiter  reichliche,  frische  Blutgerinsel.  Dura  mater  gut  gespannt,  blutarm,  nicht  verdickt. 
Die  inneren  Meningen  an  der  Basis  blutarm,  zart;  Gefässe  zartwandig.  Die  inneren  Meningen  an  der  Con- 
vexität  etwas  blutreicher,  sonst  ebenfalls  zart.  Grosshirnrinde  gleichmässig  breit,  grauroth;  Marklager  von 
reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  teigig  weich.  Ventrikel  enge.  Stammganglien  normal  gebildet,  ebenso 
wie  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla  ziemlich  blutarm. 

Zwerchfellstand  rechts  an  der  4.  Rippe;  ebenso  links;  das  Binde-  und  Fettgewebe  über  dem  Sternum 
und  namentlich  das  der  linken  Thoraxwand  ödematös,  gelblich;  desgleichen  auch  das  Binde-  und  Fett- 
gewebe des  vorderen  Mediastinum. 

Die  Lj'mphdrüsen  längs  der  grossen  Halsgefässe  rechterseits  vergrössert,  isolirt,  hart,  am  Durch- 
schnitte röthlichgelb,  succulenter,  ebensolche  massig  angeschwollene  in  der  rechten  Submaxillargrube.  Das 
Unterhautbindegewebe  der  rechten  Parotisgegend,  namentlich  aber  das  der  ganzen  linken  Halsgegend  in  der 
oben  bezeichneten  Ausdehnung  gelblich,  ödematös,  erzitternd,  zum  Theile  auch  hämorrhagisch  infiltrirt.  Die 
Lymphdrüsen  der  Unterkiefergegend  und  des  Halses  längs  der  Gefässe  dieser  Seite  zu  einem  starren  läng- 
lichen Paquet  vereinigt,  ihre  Umgebung  starr  hämorrhagisch  infiltrirt.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheinen  die 
dieses  Paquet  zusammensetzenden  L3'mphdrüsen  vielfach  bis  auf  Taubeneigrösse  angeschwollen,  theils 
gleichmässig  starr  hämorrhagisch  infiltrirt,  theils  medullär  röthlichgelb  gefleckt,  vorquellend,  theils  auch 
schon  im  centralen  Antheil  völlig  erweicht,  eitrig  eingeschmolzen;  sie  lassen  sich  von  einander  nur  zum 
Theile  noch  abgrenzen,  zum  Theile  aber  sind  ihre  Grenzen  gegen  das  sie  umgebende  ödematös  hämor- 
rhagische Infiltrat  völlig  verwischt. 

Die  grossen  Halsgefässe  dieser  Seite  von  diesem  starren  Infiltrate  ganz  eingescheidet. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  grauroth,  stark  verschleimt;  rechte  Tonsille  etwas  vergrössert, 
die  linke  kleiner,  zeigt  jedoch  in  ihrem  Centrum  ein  längliches,  unregelmässig  begrenztes  Geschwür 
mit  nekrotisch-gelblichen  Rändern.  Die  Follikel  am  Zungengrunde  geschwollen,  zum  Theile  lebhaft  geröthet, 
besonders  an  ihrer  Peripherie ;  der  centrale  Theil  röthlichgelb.  Schleimhaut  der  Epiglottis ,  ihrer 
Umgebung,  sowie  der  ary-epiglottischen  Falten  sehr  stark  geschwollen,  ödematös,  gelblich.  Schleimhaut 
des  Pharynx  und  des  oberen  Theiles  der  Trachea  lebhaft  geröthet.  In  der  Wand  der  Vena  jugularis  sinistra 
sehr  zahlreiche,  bis  hanfkorngrosse,  zum  Theile  confluirende  Blutaustritte. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Axilla  vergrössert,  ziemlich  blutreich,  isolirt;  die  der  linken  .Axilla  eben- 
falls isolirt,  bis  auf  fast  Wallnussgrösse  angeschwollen,  ziemlich  derb  sich  anfühlend,  am  Durchschnitte 
jedoch  vorquellend,  röthlich,  reichlich  blutig-serösen  Saft  gebend. 

Die  linke  Lunge,  im  Bereiche  des  Unterlappens  durch  Bindegewebsmembranen  angewachsen,  fühlt  sich 
an  ihren  vorderen  Rändern  und  an  der  Spitze  völlig  lufthaltig  an,  lässt  aber  in  den  übrigen  Partien  isolirtC) 
circa  hühnereigrosse,  derbe  Herde  tasten,   die  oberfiächlich  liegen  und  durch  die  Pleura,   die  über  denselben 


256  H.  Albreclü  und  A.  Ghoii, 

vielfach  von  fibrinösen  Aullagerungen  bedeckt  und  reichlich  ecchymosirt  erscheint,  als  gelbröthlich 
gesprenkelte,  ziemlich  scharf  begrenzte,  rundliche  oder  fast  rundliche  Bezirke  durchschimmern. 

Auf  dem  Durchschnitte  erscheinen  diese  inliltrirten  Partien  gleichmässig  gelblichroth  ,  sehr  saftreich, 
undeutlich  feinst  granulirt,  oder  viele  zeigen  eine  stärker  schvvarzrothe  und  sehr  stark  durchfeuchtete  peri- 
phere Zone,  während  der  centrale  Theil  mehr  gelblichroth  erscheint.  Viele  dieser  Herde  zeigen  Keilform.  Das 
übrige  Lungegewebe  am  Durchschnitte  flaumig,  blutreich.  Die  Schleimhaut  der  Bronchien  allenthalben 
geschwollen  und  gerothet,  mit  reichlichem,  glasigen  Schleim  bedeckt. 

Auch  die  rechte  Lunge  zeigt  reichlich  derartige  Herde  von  Hanfkorn-  bis  Nussgrösse.  Sonst  dieselben 
Veränderungen  wie  an  der  linken.  (V^ergl.  Tafel  VII,  Fig.  L) 

Herzbeutel  zart,  wenige  Tropfen  klaren,  gelben  Serums  enthaltend.  Epicard  fettarm,  frei  von  Blutungen, 
beide  Ventrikel  schlaff,  spärliche  Cruor-  und  Fibrinmassen  enthaltend,  Klappenapparate  zart,  schlussfähig. 
Myocard  gelhlichbraun,  morscher. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  weisslich.  Die  bronchialen  Lymphdrüsen  und  die  des  hinteren  Media- 
stinalraumes  anthracotisch  und  nicht  vergrössert. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  lebhaft  gerothet  und  mit  Schleim  bedeckt. 

Leber  gross,  ihre  Ränder  plump,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  graubraun,  am  Durchschnitte  massig 
blutreich,  Läppchenzeichnung  undeutlich,  Parenchym  etwas  vorquellend. 

Gallenblase  klein,  mit  dunkler  Galle  gefüllt. 

Milz  17  cm  lang,  10  cm  breit,  ziemlich  flach,  auf  dem  Durchschnitte  dunkelblutroth,  sehr  weich, 
Pulpa  vorquellend,  Stroma  nicht  vermehrt,  Follikel  nicht  sichtbar. 

Pancreas  derb,  gekörnt. 

Nebennieren  nicht  verändert. 

Nieren  plump,  schlaffer,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  leicht  abziehbar,  gelblichgrau,  auf  dem  Durchschnitte 
ziemlich  blutreich,  Rinde  beträchtlich  verbreitert,  ebenso  wie  die  Columnae  Bertini  röthlich-gelblich  gestreift; 
Pyramiden  an  der  Peripherie  wie  gefasert,  schlecht  abgrenzbar.   Nierenbecken  unverändert. 

In  der  Harnblase  wenig  trüber  Urin,  Schleimhaut  weisslich. 

Uterus  klein,  Musculatur  kräftii^. 

Ovarien  kleincystisch  degenerirt,  blutreich. 

Die  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  beiderseits  vergrössert,  isolirt,  hart,  auf  dem 
Durchschnitte  theils  etwas  blutreicher  und  saftiger,  theils  nicht  weiter  verändert. 

Der  Magen  ist  ziemlich  reichlich  mit  galligem,  dünnflüssigen  Inhalt  gefüllt,  seine  Schleimhaut  fleckig, 
gerothet,  sonst  grau,  mit  Schleim  belegt;  die  Schleimhaut  des  Duodenum  etwas  gelockert,  gallig  imbibirt. 
Im  ganzen  Dünndarm  gallig  gefärbte  Chymusmassen,  Schleimhaut  dünn,  Plaques  nicht  verändert.  Im  Dick- 
darm dickliche,  gallige  Fäcalien,  Schleimhaut  nicht  besonders  verändert. 

Im  rechten  Kniegelenk  wenig  klare  Synovialflüssigkeit. 


Bei  der  am  22.  März  am  VI.  Krankheitstage  vorgenommenen  Blutuntersuchung  blieben 
die  Aussaaten  steril. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Im  Ödem  der  Brust  finden  sich  mikroskopisch  keine  Bacterien. 

2.  Ein  pneumonischer  Herd  im  Unterlappen  der  linken  Lunge  zeigt  mikroskopisch  enorm 
reichlich  Pestbacillen,  fast  ausschliesslich  extracellulär,  einzeln  oder  als  Diplobacillen  liegend,  vereinzelt  auch 
in  Kettenanordnung,  vorwiegend  in  ovalen  Formen,  spärlicher  in  Stäbchen-  oder  runden  Formen;  die  Mehr- 
zahl der  Pestbacillen  ist  gut  und  bipolar,  nur  wenige  blass  tingirt.  Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode 
rasche  Entfärbung  der  Pestbacillen.  Neben  den  Pestbacillen  finden  sich  spärlich  Diplococcen  von  Lanzett- 
form oder  Coccen  in  kurzen  Ketten. 


Beitlenpest.  II.  Patliologisch-anatomisclicr  Berichl.  257 

Die  Aussaaten  zeigen  zum  Theile  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien,  zAim  Theil  neben  reichlichen 
Pestcolonien  spärliche  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae. 

3.  Aussaaten  vom  Harn  ergeben  spärliche  Reinculturen  von  Pestcolonien. 

4.  Deckglaspräparate  von  der  Milz  zeigen  nur  spärlich  Pestbacillen  neben  ebenfalls  spärlich  vorhan- 
denen Diplococcen.  Die  Aussaat  ergibt  reichlich  Pestcolonien,  daneben  in  ungefähr  gleicher  Anzahl  Colonien 
des  Diplococcus  pneumoniae. 

5.  Präparate  aus  einer  linken  Achseldrüse  ergeben  mikroskopisch  denselben  Befund  wie  4;  culturell 
jedoch  finden  sich  ausschliesslich  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae.   Pestcolonien   nicht  nachweisbar. 

6.  Aussaaten  von  der  Galle  ergeben  eine  ziemlich  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  durch  die  peripher  sitzenden  embolischen  Herde  der  linken  Lunge  zeigen  die 
Alveolen  besonders  in  den  centralen  Antheilen  der  Herde  hochgradig  erweitert,  von  polynucleären  Leukocyten 
dicht  erfüllt,  die  stellenweise  Körnchenzerfall  ihrer  I\erne  zeigen.  Die  Alveolarsepta  zeigen  die  eigenthüm- 
liche  Veränderung,  dass  sie  fast  überall  zu  Strängen  umgewandelt  sind,  die  grobschollig  oder  streifig,  seltener 
ganz  homogen  aussehen,  mit  Eosin  sich  gut  färben  und  beiderseits  von  feinen,  blau  gefärbten  Körnchen  oder 
Kerntrümmern  oder  von  unregelmässig  gestalteten ,  in  Fäden  auslaufenden  Kernen  eingesäumt  sind. 
Manchmal  kann  man  noch  ein  Gefässrohr  in  dem  Alveolarseptum  erkennen,  indem  dasselbe  homogene, 
etwas  stärker  mit  Eosin  gefärbte  Contouren  besitzt;  an  anderen  Stellen  sind  zweifellos  Theile  der  Alveolar- 
septa ganz  zu  Grunde  gegangen  und  nur  mehr  sporenartig  vorspringende  Reste  derselben  erhalten,  die  in 
der  früher  erwähnten  Weise  verändert  sind.  In  vielen  Lungenalveolen  sieht  man  schon  bei  schwacher  Ver- 
grösserung  grosse  Bacterienhaufen  neben  den  Leukocyten,  die  sich  blassblau  färben.  Besonders  in  den 
peripheren  Antheilen  des  pneumonischen  Herdes  sind  die  Alveolen  mit  Blut  und  homogen  geronnenen 
Massen  erfüllt.  Die  Gefässe  der  Pleura  strotzend  mit  Blut  gefüllt,  das  stellenweise  auch  das  Pleuragewebe 
durchsetzt.  Fibrin  ist  äusserst  spärlich  in  den  Alveolen  nachweisbar.  Dagegen  ist  das  ganze  Gebiet  des 
pneumonischen  Infiltrates  wie  überschwemmt  mit  zahllosen,  typisch  aussehenden  Pestbacillen,  die  oft 
zusammenhängende  Rasen  bilden  oder  sich  überall  zwischen  die  Leukocyten  eindrängen.  Sie  sind  blass  mit 
Methjienblau  gefärbt  und  in  der  gewöhnlichen  Weise  pleomorph.  Dazwischen  kleine  Häufchen  von  lanzett- 
förmigen Diplococcen,  die  stärker  mit  Methylenblau  gefärbt  sind  und  nach  der  Gram  -  Weigerfschen 
Färbungsmethode  die  blaue  Farbe  behalten.  Viele  Bronchiolen  ganz  ausgefüllt  von  Pestbacillen 
Leukocyten  und  geringen  Mengen  von  Diplococcen. 

2.  Milz.  Die  Milz  ist  blutarm,  nur  spärlich  finden  sich  grössere  Blutmengen  in  der  Umgebung  von, 
Gefässen.  Die  Pulparäume  zumeist  erhalten  und  abgrenzbar,  die  Pulpazellen  in  starker  Desquamation 
begriffen,  so  dass  sie  häufig  das  ganze  Lumen  eines  solchen  Raumes  erfüllen,  sehr  gross,  ihr  Kern  nur  etwas 
blässer  gefärbt  mit  zahlreichen  Kernkörperchen.  Sehr  spärlich  lassen  sich  auf  mit  Methylenblau  gefärbten 
Schnitten  Pestbacillen  nachweisen;  sie  liegen  zu  kleinen  Häufchen  beieinander,  auch  intracellulär  und  haben 
die  plumpe,  ovoide  Stäbchenform,  seltener  die  rundliche.  Auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten  Schnitten  finden 
sich  ebenfalls  spärliche  Diplococcen  zu  zweien  oder  vieren  gelagert. 

3.  Leber.  Die  Epithelien  schlecht  oder  gar  nicht  von  einander  abzugrenzen,  die  Kerne  gross  und 
blassblau  gefärbt,  das  Protoplasma  glatt,  nicht  granulirt,  keine  Fetttröpfchen  enthaltend.  Sonst  nichts  Auf- 
fallendes. Im  Blute  der  Capillaren  sehr  spärliche  Pestbacillen  nachweisbar. 

4.  Niere.  Das  Protoplasma  der  Nierenepithelien  feinst  gekörnt,  die  Kerne  gross,  etwas  blässer  gefärbt, 
die  ganze  Zelle  von  unregelmässiger  Form.  Die  Rinde  hyperämisch,  indem  die  Glomeruli  und  die  Capillaren 
der  Interstitien  stark  mit  Blut  erfüllt  sind,  in  welchem  sich  spärliche  Pestbacillen  neben  Diplococcen  nach- 
weisen lassen. 

5.  Lymphdrüse  aus  der  linken  Axilla.  Dieselbe  gibt  das  gewöhnliche  Bild  frischer  metastatischer 
Infection:  hochgradige  Erweiterung  und  Blutfüllung  aller  Blutgefässe  im  Bereiche  der  ganzen  Drüse,  beson- 


258  H.  Albrechi  und  A.  Glioit, 

ders  der  Sinus,  und  Erweiterung  der  Sinus.  In  denselben  sind  zahlreiche  polynucleare  Leukocyten  und 
grosse  protoplasmareiche  Zellen  enthalten,  welch  letztere  häufig  Leukocyten  eingeschlossen  haben.  Beson- 
ders in  den  Randsinus  sehr  reichliche  Pestbacillen,  die  dort,  wo  sie  .spärlicher  sind,  deutlich  intracellulär 
liegen.  In  einigen  Blutgefässen  Diplococcun  mit  au.sgesprochener  Lanzettl'urm  in  grösseren  Haufen,  die  sich 
nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode  intensiv  blau  färben. 

6.  Über  haselnussgrosse  Lj'mphdrüse  aus  dem  Paquet  der  linksseitigen  cervicalen.  Das  peri- 
glanduläre Binde-  und  Fettgewebe  dicht  von  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt,  ebenso  das  intermusculäre 
eines  Antheiles  eines  Halsmuskels,  der  noch  durch  den  .Schnitt  getroffen  ist.  Die  einzelnen  Muskelbündel 
homogen  aufgequollen.  Besonders  um  erweiterte  kleine  Blutgefässe  (Venen  und  Arterien)  findet  sich  hier  reich- 
licher Körnchenzerfall  (Karyorrhexis)  der  Leukocytenkerne,  und  dieselben  sind  vielfach  umgeben  von  einem 
homogenen,  bald  feineren,  bald  gröberen  Balkenwerk,  das  sich  peripherwärts  in  etwas  zartere  Balken  auflöst 
oder  in  mehr  schollige  Formen  übergeht.  Auch  im  Lumen  der  Gefässe  finden  sich  häufig  derartige  balkig  oder 
mehr  zusammenhängend  geronnene  Massen,  die  noch  weisse  und  rothe  Blutzellen  einschliessen.  Die  Gefäss- 
wand  selbst  ist  dabei  entweder  mehr  homogen  oder  ebenso  balkig,  die  Endothelzellen  und  ihre  Kerne  viel- 
fach ganz  erhalten.  Dazwischen  breiten  sich  bald  mehr,  bald  weniger  reichliche  Blutungen  aus.  Im  Bereiche 
der  durchwegs  ganz  dicht  von  polynucleären  Leukocyten  infiltrirten  fibrösen  Kapsel  der  Drüse,  deren 
Bindegeweb-sbündel  vielfach  ganz  homogen  aussehen,  zahlreiche  mit  Leukocyten  und  Bacterien  erfüllte  und 
erweiterte  Lymphgefässe.  Von  Follikeln,  Markstrahlen  oder  Sinus  ist  im  Bereiche  der  eigentlichen  Lymph- 
drüse nichts  mehr  zu  entdecken,  indem  entweder  Alles  gleichmässig  von  poly-  und  mononucleären  Leuko- 
cyten infiltrirt  oder  von  Hämorrhagien  durchsetzt  ist.  An  zahlreicheren  kleineren  Stellen  ist  bereits  Kern- 
schwund der  Zellen  eingetreten,  die  einzelnen  blass  mit  Eosin  gefärbten  Zellleiber  contouriren  sich  noch, 
oder  sie  sind  mehr  bläulich  gefärbt  oder  es  findet  sich  Alles  überlagert  von  reichUchem  Kerndetritus. 

Im  Übrigen  finden  sich  auch  im  Bereiche  der  Lymphdrüse  dieselben  Gefässveränderungen  und  ist  die- 
selbe nirgends  mehr  vom  periglandulären  Gewebe  abzugrenzen.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten 
sieht  man  besonders  zahlreich  in  der  Peripherie  der  Lymphdrüse  und  zwischen  den  auseinandergeworfenen 
Muskelbündeln  Pestbacillen  von  fast  ausschliesslicher  Coccenform.  Sie  .sind  klein  und  rund,  blassgefärbt, 
stellen  häufig  Ringformen  dar  und  treten  zu  kürzeren  Ketten  aneinander.  In  den  centralen  Partien  der 
Lymphdrüse  sieht  man  grössere  und  kleinere  Rasen  von  ganz  blass,  nur  schattenhaft  gefärbten,  ebenfalls 
rundlichen,  geblähten  Formen,  die  etwas  grösser  sind.  Auf  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten  sind  in  ein- 
zelnen Blutgefässen  Diplococcen  von  der  Form  des  Diplococcus  pneumoniae  nachweisbar. 

7.  Linke  Tonsille.  Die  Schnitte  treffen  das  im  Sectionsprotokolle  erwähnte  Geschwür.  Im  Bereich 
desselben  fehlt  das  Plattenepithel  entweder  vollständig  und  es  liegt  das  von  Bacterienmassen  infiltrirte 
adenoide  Gewebe  bloss,  oder  es  ist  über  den  Schleimhautpapillen  noch  die  Basalzellenschichte  des  Rete 
erhalten.  Erstere  sind  verbreitert  und  \-iele  von  ihnen  ganz  gleichmässig  mit  Bacterien  infiltrirt.  Das  übrige 
adenoide  Gewebe  desgleichen  von  zahlreichen  Schwärmen  oder  Rasen  durchsetzt,  viele  Gefässe  homogen- 
wandig,  mit  balkenartigen,  wie  geronnen  aussehenden  Massen  erfüllt,  die  sich  auch  in  ihrer  Umgebung 
finden.  Hämorrhagien  sind  spärlich.  Die  fibröse  Kapsel  und  namentlich  das  umgebende  lockere  Binde- 
gewebe von  reichlichem  Ödem  durchsetzt.  Mit  Methylenblau  gefärbte  Schnitte  lehren,  dass  die  genannten 
Bacterienmassen  ausschlies.slich  aus  Pestbacillen  bestehen,  die  dieselbe  Form  wie  bei  6.  zeigen.  Grosse 
Schwärme  derselben  finden   sich   auch  frei  an  der  Oberfläche. 

Interessant  ist  folgender  Befund.  An  verschiedenen  Stellen  finden  sich  nämlich  in  kleinen  Vacuolen 
oder  zwischen  den  Zellen  des  sonst  vollständig  unveränderten  Rete  zahlreiche  Pestbacillen,  die  von  den 
mehr  oder  ^weniger  reichlich  von  Pestbacillen  infiltrirten  Papillen  aus  in  das  Epithel 
hineinwachsen  (vergi.  Tafel  XIV,  Fig.  2).  Diplococcen  lassen  sich  auf  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten 
nur  in  spärlichen  Häufchen   oberflächlich  nachweisen. 

8.  Schnitte  durch  die  Epiglottis  zeigen  homogen  oder  feinstfädig  geronnene  Ödemflüssigkeit, 
hauptsächlich  an  der  ventralen  Seite,  die  ziemlich  reichlich  Fibrin  enthält. 


Bettlcnpest.  II.  Pallwlogisch-aiialotiiisdici-  Bericht.  259 

Epikrise. 

Vorstehender  Fall  ist  zu  den  pyämischen  zu  rechnen,  weil  es  zur  Bildung  metastatisch-emholischer 
Herde  in  beiden  Lungen  gekommen  ist.  "Dieselben  sind  zweifellos  erzeugt  durch  Einbruch  von  Bacillen- 
massen in  die  Venen  der  linken  Halsseite,  worauf  es  zu  multiplen  Embolien  in  beiden  Lungen  gekommen 
ist.  Im  Bereiche  des  primären  Bubo,  der  anatomisch  als  solcher  evident  zu  erkennen  ist  und  die  Lymph- 
drüsen der  linken  Parotis-  und  Submaxillargegend  und  der  linken  Halsseite  betrifft,  findet  sich  weit  in  die 
Umgebung  reichende  starr-hämorrhagische  Infiltration  und  hochgradige  sulzig-ödematöse  Durchtränkung 
des  Bindegewebes.  Als  Theilerscheinung  desselben  ist  das  die  unmittelbare  Todesursache  bil- 
dende Ödem  der  Epiglottis  und  der  aryepiglottischen  Falten  anzusehen. 

Makroskopisch  sind  die  embolischen  Pneumonien  durch  ihr  ganz  eigenartig  lebhaft  gelb  imd  roth 
gesprenkeltes  Colorit,  durch  ihren  grossen  .Saftreichthiim  und  die  äusserst  fein  granulirte  Schnittnäche 
charakterisirt.  Mikroskopisch  zeichnen  sie  sich  durch  Hämorrhagien  und  enormen  Bacillenreichthimi  aus, 
ferner  durch  eigenartige  Gerinnungen  und  Coagulationen  innerhalb  der  Blutcapillaren  und  der  Alveolarsepta 
selbst,  in  deren  Umgebung  ein  ebenfalls  eigenthümlicher  Kernzerfall  eintritt.  Auch  Zerfall  der  Alveolarsepta 
findet  sich.  Fibrin  ist  äusserst  spärlich.  Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Halsseite  und  der  linken  Axilla  sind 
am  stärksten  von  allen  übrigen  afficirt,  indem  ihnen,  als  dem  primären  Bubo  unmittelbar  benachbart,  durch 
den  Lymphstrom  die  Pesterreger  zugeführt  werden.  Ganz  geringe  entzündliche  Veränderungen  zeigen  die 
Lymphdrüsen  der  rechten  Axilla  und  der  Inguinalgegenden.  Im  Blute  und  in  der  Milz  sind  mikroskopisch  nur 
sehr  wenig  Pestbacillen  nachweisbar,  indem  das  Glottisödem  offenbar  früher  zum  Tode  führte,  als  der 
Infectionsprocess  seinen  Höhepunkt  erreicht  hatte.  Damit  im  Zusammenhange  erscheint  auch  das  "auffallende 
Fehlen  aller  sonst  für  die  Pest  so  charakteristischen  Blutungen.  In  den  pneumonischen  Herden  in  einer 
Lymphdrüse  aus  der  linken  Axilla  und  in  der  Milz  findet  sich  durch  das  Culturverfahren  und  auch  histo- 
logisch (mit  Ausnahme  der  Milz)  neben  Pestbacillen  auch  der  Diplococcus  pneumoniae,  der  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  von  diesen  pneumonischen  Herden  aus  Eingang  gefunden  hat,  indem  histologisch  ein 
Einbruch  desselben  von  dem  Geschwür  der  linken  Tonsille  aus  nicht  constatirt  werden  konnte.  Es  handelt 
sich  also  auch  in  diesem  Falle  um  eine  Secundärinfection;  der  nicht  gelungene  Nachweis  des  Diplo- 
coccus in  den  Schnitten  hat  dem  spärlichen  culturellen  Befunde  nach  nichts  Auffallendes  an  sich. 

Fall  6/XLVI. 

Vistnu  Sakharam,^  45jähriger  Hindu.  Kupferschmied,  wurde  am  16.  April,  am  III.  Krankheitstage,  um 
9  Uhr  Vormittags  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  IV.  Krankheitstage  um  1  Uhr  Nachts. 

Section  am  17.  April  um  9  Uhr  Vormittags,  8  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  152  cm  lang,  von  gracilem  Knochenhau,  ziemlich  schlecht  genährt;  Todtenstarre 
nicht  mehr  vorhanden,  Todtenfiecke  diffus,  die  Hautvenen  deutlich  als  violett  gefärbte  Stränge  .sichtbar. 

Hornhäute  trübe,  Scleren  und  Conjunctiven  injicirt  und  blutig  iinbibirt.  Schleimhaut  der 
Lippen  livid. 

Hals  lang,  schmal,  Thorax  lang,  gut  gewölbt,  Abdomen  im  Niveau  des  Thorax,  an  demselben  entlang 
dem  rechten  Rippenbogen  eine  zarte,  etwa  über  20  cm  lange  Hautnarbe. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Abnormes  bemerkbar. 

In  beiden  Achselhöhlen  und  Inguinalgegenden  flache  Drüsen,  leicht  verschieblich,  tastbar. 

Die  weichen  Schädeldecken  fett-  und  blutarm,  imbibirt.  Schädeldach  \7  cm  im  Längsdurchmesser, 
\?)  cm  im  queren  und  in  der  Peripherie  49  cm  messend,  symmetrisch,  bis  zu  5  mm  dick,  seine  Innenfiächc 
glatt,  Diploe  erhalten. 

Im  oberen  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  geronnenen  Blutes.  Dura  mater  gut  gespannt,  stärker 
blutreich,  nicht  verdickt.    Gehirn  weich,  faul. 


^   Vergl.  Krankengcscliichlc  II.  .\.   pag.  131. 
Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl,   LXVl.  Bd.  35 


260  H.  Alb  rech  t  und  A.  Glion 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Die  Lymphdrüsen  am  Halse  /.u  beiden  Seiten  der  Gefässe  vergrössert,  markig  geschwullen,  hämorr- 
hagisch infiltrirt.  Auch  das  sie  umgebende  Bindegewebe,  namentlich  in  der  Regio  parotideo-masse- 
terica  linkerseits  thcils  gicichmiissig  blutig  durchtränkt  ,  theils  von  deutlich  erkennbaren  Hämorrhagien 
durchsetzt. 

Ein  genauer  pathologisch-anatomischer  Befund  lässt  sich  jedoch  schwer  erheben,  weil  das  Cadaver 
stark  faul  ist  und  allenthalben  stark  ausgesprochene  Fäulniss-Imbition  zeigt. 

Ebenso  erscheinen  auch  die  Halsorgane  stark  imbibirt,  doch  kann  man  erkennen,  dass  beide  Tonsillen 
geschwollen  und  an  ihren  Obernächen  ulcerirt  erscheinen.  fJie  Epiglottis  zeigt  reichliches  Ödem. 

Beide  Lungen  frei,  ihre  Pleura  zart  und  glatt.  Beide  Lungen  vollständig  lufthaltig,  ziemlich  stark 
pigmentirt,  über  ihre  Schnittfläche  reichlich  flaumige,  blutig  gefärbte  Flüssigkeit  vorquellend;  pneumonische 
Veränderungen  nirgends  nachzuweisen. 

Schleimhaut  der  Bronchien  und  der  Trachea  von  Fäulniss  blutig  imbibirt. 

Herz  sehr  schlaff,  Klappenapparate  zart,  Myocard  morsch  und  blutig  imbibirt. 

Leber  gross,  sehr  weich,  glatt,  gelblich-braun,  von  der  acinüsen  Zeichnung  nichts  mehr  zu  erkennen 
in  beginnender  Fäulniss. 

Milz  14  ein  lang,  7  cm  breit,  zerfliesslich  weich,  dunkelblutroth,  Pulpa  reichlich  \-orquellend. 

Nieren  sehr  vergrössert,  plump,  schlaff,  Oberfläche  glatt,  Rinde  deutlich  geschwollen. 

Harnblase  geringe  Mengen  trüben  Urins  enthaltend,  ihre  Schleimhaut  imbibirt. 

Magen  fast  leer,  seine  Schleimhaut  ebenfalls  imbibirt,  doch  lässt  sie  namentlich  im  Fundus  unregel- 
mässige, schwarzröthlich  gefärbte  Hämorrhagien  erkennen,  die  vorwiegend  auf  den  Höhen  der  P'alten  stehen 
und  in  der  Mitte  stellenweise  Erosionen  zeigen. 

Im  Dünndarm  massig  reichliche  Mengen  breiiger,  gallig  gefärbter  Fäces. 

Im  Dickdarm  gallig  gefärbte  Fäces,  seine  Schleimhaut  ziemlich  gleichmässig  von  kleinsten  Hämor- 
rhagien durchsetzt. 

Die  Drüsen  in  beiden  Inguinalgegenden,  sowie  auch  die  in  beiden  Axillargegenden  sind  ziemlich 
gleichmässig  verändert,  höchstens  bis  kleinbohnengross,  saftreicher,  manchmal  fast  schwarzroth,  sämmtliche 
distinct,  ihre  Umgebung  ausser  blutiger  Imbition  nichts  Pathologisches  zeigend. 


Die  am  16.  .April  am  III.  Krankheitstage  vorgenommene  bacteriologische  Blutunter- 
suchung ergab  sehr  reichliche  Colonien  von  Pestbacillen  und  etwas  weniger  reichliche 
von  Streptococcen. 

Das  Sputum  vom  16.  April  zeigte  mikroskopisch  sehr  reichlich  und  fast  ausschliesslich 
Pestbacillen.  Die  Aussaaten  davon  waren  überwuchert  von  verschiedenen  Bacterien- 
colonien. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  aus  der  Milz  zeigen  wenig  reichlich  Pestbacillen,  nur  in  geringer  Anzahl 
in  typischen,  gut  tingirten  Formen,  meist  als  schwach  gefärbte  Gebilde;  reichlicher  finden  sich  Coccen  als 
Diplococcen  und  in  langen  Ketten  angeordnet  vom  Typus  des  Streptococcus  pyogenes. 

2.  Im  Tracheaischleim  findet  sich  mikroskopisch  ein  reichliches  Bacteriengemisch,  bestehend  aus 
Coccen,  die  zu  Paaren,  in  kurzen  Ketten  und  zu  Häufchen  angeordnet  erscheinen,  und  aus  Bacillen  ver- 
schiedener Form  und  Grösse,  darunter  solchen,  die  ihrer  Form,  Anordnung  und  ihrem  färberischen  \'erhalten 
nach  völlig  identisch  mit  Pestbacillen  sich  erweisen. 

3.  In  einer  linken  inguinalen  Drüse  finden  sich  mikroskopisch  spärlicher  typische,  reichlicher 
schlecht  tingirte  Formen  von  Pestbacillen,  sowie  reichlich  Coccen  vom  Typus  der  bei  Nr.  1  beschriebenen. 


In'iihiiih'sf.  II.  riithologisch-üihitoniiscliii-  Befiehl.  261 

Epi  krisc. 

Trotz  der  \-orgeschrittenen  l-"äLilniss  lässt  sich  aus  dem  Sectionsbefunde  der  sichere  Schkiss  ziehen, 
dass  die  hifection  \-om  Halse  aus  erfolgt  ist,  sei  es  von  den  Tonsillen  aus,  die  ulcerirt  sind,  sei  es  von  der 
Haut  aus.  Die  Gruppen  der  cervicalen  und  submaxillaren  Lymphdrüsen  zeigen  hämorrhagische  Infiltration, 
und  es  lässt  sich  trotz  starker  Fäulnissimbibition  noch  die  tiefgehende  ödematös  hämorrhagische  Infiltration 
ihrer  Umgebung  deutlich  erkennen.  Weder  an  den  axillaren  noch  an  den  inguinalen  Ljanphdrüsen,  noch  an 
irgend  welchen  anderen  sind  Veränderungen,  die  einem  primären  Bubo  zukommen  würden,  zu  constatiren. 

Sowohl  durch  die  intra  \-itam  x'orgenommene  bacteriologische  Blutuntersuchung,  als  auch  durch  die 
Befunde  der  Deckglaspräparate  ist  —  entsprechend  den  diphtheritischen  Ulcerationen  der  Tonsillen  —  eine 
Secundärinfection  durch  dei  Streptococcus  pyogenes  sichergestellt. 

Zur  histologischen  Untersuchung  wurde  in  Folge  der  hochgradigen  Fäulniss  des  Cadavers  nichts 
conservirt. 


B.  Fälle  mit  primärem  axillaren  Bubo. 

Fall  7/1. 

Franzis  Desonza,  ISjähriger  Goanese,  erkrankte  (nach  Angabe  des  Surg.  Captain  Dr.  Leumann)  am 
22.  Februar  Abends  und  bemerkte  bereits  am  23.  Februar  Morgens  Schmerzen  in  der  rechten  Axilla,  welche 
sich  in  den  nächsten  Tagen  beträchtlich  steigerten.  Der  Tod  erfolgte  am  26.  Februar  Abends,  am  V.  Krank- 
heitstage. Die  Section  fand  um  10  Uhr  Abends,  zwei  Stunden  post  mortem  statt. 

Körper  mittelgross,  ziemlich  gracil  gebaut,  gut  genährt,  Musculatur  gut  entwickelt,  Todtenstarre  im 
Beginne.  Todtenflecke  diffus,  röthlich  \'iolett,  gegen  die  aufliegenden  Körpertheile,  namentlich  Nates,  scharf 
abgegrenzt. 

An  beiden  Handrücken  und  Vorderarmen  zahlreiche,  unregelmässig  zerstreute,  hirsekorn-  bis  erbsengrosse 
Hautblutungen;  ebensolche  in  geringerer  Anzahl  an  der  Streckseite  des  rechten  Oberarmes.  Einzelne  steck- 
nadelkopfgrosse an  der  rechten  Wange,  zwei  circa  hanfkorngrosse  in  der  Regio  submaxillaris  dextra. 

Linke  Achselgrube  beträchtlich  seichter,  mehr  abgeflacht  als  die  rechte.  Die  Haut  im  Bereiche  der 
ersteren  und  in  ihrer  Umgebung  leicht  verschieblich,  aber  für  den  tastenden  Finger  verdickt,  wie  pastös.  Am 
\'orderen  Ende  der  oberen  Haargrenze  eine  3  mm  lange  Incisionswunde,  entsprechend  welcher  sich  in  der 
Tiefe  der  Achselhöhle  ein  ziemlich  harter,  über  taubeneigrosser,  etwas  beweglicher  Tumor  tasten  lässt.  Beim 
Einschneiden  findet  sich  das  subcutane  Bindegewebe  imi  die  tiefen  und  oberflächlichen  Axillarlymphdrüsen 
starr  hämorrhagisch  infiltrirt.  Diese  schwarzrothe  Infiltration  scheidet  die  Axillargefässe  ebenfalls  ganz  starr 
ein,  durchsetzt  in  Herden  den  Musculus  pectoralis  minor,  erstreckt  sich  noch  eine  Strecke  weit  längs  der 
Thoraxwand  nach  abwärts,  endet  oben  in  der  Gegend  des  vorderen  Randes  des  Deltoides,  indem  sie  mehr 
gelblich  sulzig  ödematös  wird;  die  Axillarlymphdrüsen  selbst  zu  einem  über  hühnereigrossen  harten  Paquet 
vereinigt,  in  welchem  sich  auf  dem  Durchschnitte  die  einzelnen,  verschieden  grossen,  aber  durchaus  schvvarz- 
roth  hämorrhagisch  infiltrirten  und  auf  der  Schnittfläche  vorquellenden  Drüsen  gut  abgrenzen  lassen.  Weitere 
Einschnitte  an  der  Beugeseite  des  linken  Oberarmes  gegen  die  Cubita  zu  weisen  keine  pathologischen  \'er- 
ändenmgen  auf.  (Die  Vena  axillaris  und   brachialis  dextra  wurden  nicht  untersucht.) 

Trotz  sorgfältiger  Untersuchimg  der  äusseren  Körpertheile  konnten  irgendwelche  äusserlich  sichtbare 
\'erletzungen  nicht  gefunden  \\-erden. 

Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich,  Conjunctiven  und  Mundschleimhaut  blutleer.  In  der  Schleim- 
haut der  Unterlippe,  nahe  dem  rechten  Mundwinkel,  eine  kleine  oberflächliche  Blutung.  Hals  lang  und  kräftig, 
Thorax  entsprechend  lang  und  breit,  symmetrisch,  etwas  flach,  Bauchdecken  gespannt,  ungefähr  im  Niveau 
des  Thorax;  am  äusseren  Genitale  nichts  Abnormes.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

35* 


262  H.  Albrecht  lind  A.  Ghnu, 

Bei  der  Err)ffnLing  des  Abdomens  erweisen  sich  die  obersten  Zacken  des  Ohliquus  externus  dexter 
hämorrhagisch  inültrirt;  auch  im  Rectus  abdominis,  der  einen  auffallenden  Oianz  zeigt,  kleinere  undeutlich 
begrenzte  Blutaustritte. 

Die  Venen  des  Halses  strotzend  mit  tlüssigem  dunklen  Blut  gefüllt.  Ungefähr  in  der  Mitte  des 
rechten  Zungenrandes  eine  etwa  über  linsengrosse  Blutung.  An  beiden  Gaumenbögen  rechts  und 
links  zwei  symmetrische,  flach  prominente,  über  linsengrosse  Hämorrhagien.  Beide  Tonsillen  gross;  in  der 
Schleimhaut  der  rechten  eine  circa  hirsekorngrosse  Blutung.  Schleimhaut  des  Kehlkopfes  und  der  oberen 
Hälfte  der  Trachea  blutarm,  jedoch  ziemlich  reichlich  durchsetzt  von  bis  hirsekorngrossen  Blutungen.  Die 
Zungenmusculatur  frei  \'on  Blutungen,  etwas  bleicher,  Schleimhaut  des  Pharynx  und  des  Oesophagus 
blutleer.  Schleimhaut  der  unteren  Hälfte  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  nicht  \'erändert. 

Die  Lymphdrüsen  des  Mediastinum  und  die  bronchialen  klein,  letztere  etwas  anthracotisch,  die  Lymph- 
drüsen an  beiden  Seiten  des  Halses  nicht  pathologisch  verändert. 

An  der  Schilddrüse  nichts  Auffallendes. 

Linke  Lunge  frei,  in  der  linken  Pleurahöhle  kein  abnormer  hihalt,  Pleura  selbst  glatt,  glänzend, 
frei  von  Blutungen;  die  Lunge  fühlt  sich  überall  lufthaltig  an,  Oberlappen  auf  dem  Durchschnitte  ödema- 
tös,  \'ollständig  lufthaltig,  Unterlappen  blutreich,  überall  lufthaltig.  Derselbe  Befund  findet  sich  an  Pleura 
und  Lunge  auch  rechterseits. 

Im  Herzbeutel  einige  Tropfen  klaren  Serums,  Pericard  frei  von  Hämorrhagien.  Am  Epicard  des 
rechten  Ventrikels,  und  zwar  an  seiner  Kante,  zwei  etwa  über  hirsekorngrosse  Blutungen,  ebenso  am  Epicard 
des  linken  Vorhofes.  Linker  Ventrikel  contrahirt,  rechter  etwas  schlaffer.  Im  linken  Herzen  spärliche 
frische  Cruormassen,  im  rechten  Ventrikel  ziemlich  reichliche  gelbliche  Fibringerinsel.  Herzfleisch 
etwas  getrübt,  aber  nicht  morsch.  Alle  Klappenapparate  zar:  und  schlussfähig.  Aorta  von  entsprechender 
Weite,  ihre  Intima  ganz  zart. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  vorderen  Ränder  plumper,  ihre  Consistenz  vermindert,  ihre  Kapsel 
gespannt,  zart,  Oberfläche  theils  gelblich,  theils  braunroth  gefärbt,  die  einzelnen  P'arbennuancen  ziemlich 
scharf  von  einander  abgegrenzt.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Leber  ziemlich  blutreich,  ebenso  mar- 
morirt  gefärbt  wie  an  der  Oberfläche ,  ihre  acinöse  Zeichnung  ziemlich  undeutlich.  Gallenblase  von 
entsprechender  Grösse,  schlaff,  zeigt  massenhafte,  grösstentheils  mit  einander  confluirende  subperitoneale 
Blutungen,  die  sich  hauptsächlich  an  der  Grenze  des  Bettes  der  Gallenblase  gegen  das  Leberparenchym 
finden  und  in  die  umgebenden  Leberantheile  hineinzureichen  scheinen.  In  der  Gallenblase  ziemlich  reich- 
liche, braune,  schleimige  Galle,  in  ihrer  Schleimhaut  reichliche,  confluirende,  \'erschieden  grosse  (bis  kreuzer- 
grosse)  Hämorrhagien. 

Milz  etwa  auf  das  Dreifache  vergrössert,  und  zwar  in  allen  ihren  Dimensionen,  plump;  Kapsel 
glänzend,  glatt,  gut  gespannt,  Consistenz  ziemlich  schlaff;  an  der  Con\-exität  lassen  sich  verschieden 
grosse,  schwarzroth  gefärbte  Herde  \on  dem  mehr  lichtrothen  übrigen  Milzgewebe  abgrenzen.  Auf  dem 
Durchschnitte  erscheint  das  capsuläre  Gewebe  und  die  unmittelbar  darunter  sich  befindlichen  Milzantheile 
wie  blutig  infiltrirt.  Milzpulpa  dunkel-blutroth,  auf  der  .Schnittfläche  etwas  vorquellend,  wie  fein  chagrinirt, 
ziemlich  leicht  abstreifbar,  Stroma  deutlich  erkennbar. 

Nieren  gross  und  plump;  im  pericapsulären  Binde-  und  Fettgewebe  und  in  der  Nierenkapsel  selbst 
zahlreiche,  dunkel-blutrothe,  unregelmässige,  über  kreuzergrosse  Hämorrhagien.  Auf  dem  Durchschnitte 
erweisen  sich  das  Nierenbecken  und  die  Kelche  sowohl  mit  Blutmassen  ausgefüllt,  wie  auch  ihre  Schleim- 
haut und  das  sie  umgebende  Fettgewebe  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirt,  so  dass  sich  das  Ganze  in 
zackiger,  schwarzrother  Zeichnung  von  dem  graugelben  Columnae  Bertini  und  den  lichtrothen  Nierenpyra- 
miden abgrenzt.  Auch  die  Peripherie  der  Nierenpyramiden  durch  hämorrhagische  Infiltration  in  eine  unregei- 
mässige  bis  2  uiin  breite  zackige  Linie  umgewandelt.  Kinde  und  Columnae  Bertini  beträchtlicli  \-erbreitert. 
Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  an  ihr  vereinzelte  hirsekorngrosse  Hämorrhagien  nachweisbar. 
Genau  denselben  Befund  ergibt  die  Section  der  linken  Niere. 


Bciilciipcs/.  Fl.  PiUlioloo'iscJi  aim/nmischcr  Bericht.  263 

Ureteren  etwas  erweitert.  \on  reinem,  frisch  geronnenen  Blute  wie  tamponirt.  In  der  Harnblase, 
die  massig  ausgedehnt  ist,  blutig  gefärbter  Urin;  die  tiefgelegensten  Partien  der  Blasenschleimhaut  mit 
kaffeesatzbraunem  Sedimente  bedeckt. 

\m  Bindegewebe  des  Ligamentum  hepato-duodenale  zahlreiche  confluirende  Hämorrhagien. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Leberpforte  etwas  geschwollen,  \\m  ziemlich  derber  Consistenz,  auf  dem 
Durchschnitte  grauri'tthlich,  siicculent:  die  Lymphdrüsen  an  der  grossen  und  kleinen  Nhxgencur\'atur  ebenfalls 
etwas  vergrössert,  grauroth,  ziemlich  hart  und  blutreich.  Die  Lymphdrüsen  am  Pankreaskopfe  ebenso  ver- 
ändert. Im  Bindegewebe,  das  den  Pankreasschweif  umgibt,  eine  ziemlich  ausgedehnte  Hämorrhagie.  Die 
Lymphdrüsen  der  Radix  mesenterica  noch  mehr  vergrössert,  scharf  abgrenzbar,  manchmal  in  Paqueten 
angeordnet,  zeigen  auf  dem  Durchschnitte  eine  licht-blutrothe  Marksubstanz  und  eine  x'erbreiterte,  gelbgraue 
etwas  gesprenkelte,  \"on  der  letzteren  scharf  abgesetzte  Rinde. 

Im  Magen  schleimiger,  massig  reichlicher,  kaffeesatzähnlicher  Inhalt.  Die  geschwollene  und  gelockerte 
Schleimhaut  durchsetzt  von  zahllosen,  dicht  nebeneinander  stehenden,  theils  ganz  frischen,  punktgrossen 
Blutungen,  theils  ganz  flachen  beginnenden  bis  deutlich  ausgesprochenen  hämorrhagischen  Erosionen.  Die 
grössten  Blutungen  sind  mehr  wie  linsengross.  Schleimhaut  des  Duodenum  mit  galligem  Schleime 
bedeckt;  in  der  Schleimhaut  des  Jejunum  ganz  unregelmässig  zei'streute  punktgrosse  Hämorrhagien. 
Schleimhaut  des  ganzen  Dünndarmes  etwas  geschwollen,  von  gallig  gefärbten  Chj'musmassen  bedeckt, 
Plaques  injicirt,  deutlich  erkennbar.  Im  Anfangstheile  des  Dickdarmes  und  hinaufreichend  bis  zur  Flexura 
linealis  coli  dünnflüssige,  wenig  gallig  gefärbte,  stark  schleimige  Faecalmassen.  Schleimhaut  stark 
geschwollen,  zum  Theile  fleckig  injicirt,  zeigt  am  Beginne  des  Colon  ascendens  eine  Gruppe  von  zahlreichen, 
punktförmigen  Hämorrhagien.  Ebensolche  finden  sich  im  LImkreise  der  Bauhini'schen  Klappe  und  der  Mün- 
dung des  Processus  vermiformis. 

Pankreas  gekörnt,  derbe. 

Beide  Hoden  und  Nebenhoden  zeigen  nichts  Pathologisches. 

Die  inguinalen  Lymphdrüsen  beiderseits  nicht  verändert. 

(jehirn  und  Rückenmark  konnten  aus  äusseren  Gründen  nicht  secirt  werden. 

Die  bacteriologische  Untersuchung  musste  bei  diesem  Falle  leider  unterbleiben,  da  unser  Laboratorium 
zur  Zeit  noch  nicht  in  Stand  gesetzt  war. 

Histologischer  Befund. 

Die  zur  histologischen  Untersuchung  verwendeten  Gewebsstücke  waren  in  absolutem  Alcohol  conservirt. 

1.  Niere.  Das  Gewebe  des  Nierenbeckens  und  der  Kelche  ist  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirt,  des- 
gleichen das  F"ettgewebe  zwischen  Pyramiden  und  Kelchen.  .Auch  die  Papillen  der  Pyramiden  erscheinen 
von  Blutungen  wie  zerwühlt,  indem  an  vielen  Stellen  die  einzelnen  Tubuli  recti  durch  das  ausgetretene  Blut 
aus  ihrem  Verbände  gerissen  und  zertrümmert  und  in  dem  Blute  suspendirt  erscheinen.  Zwischen  den  aus- 
einander gerissenen  Bündeln  des  Bindegewebes  und  der  glatten  Musculatur  des  Nierenbeckens  ein  reiches 
grobes  Netzwerk  von  F"ibrin,  das  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  einschliesst.  Die  hämorrhagische  und 
Leukocj'teninhltration  reicht  bis  in  die  oberste  Schichte  des  Nierenbeckens,  welche  nur  an  ganz  kleinen 
Stellen  noch  ihr  Epithel  erhalten  hat  und  \ielfach  \-on  den  Blutmassen  durchbrochen  ist. 

In  den  reichlichen,  zwischen  Pyramiden  und  Nierenbecken  ausgetretenen  Blutmassen  liegen  allenthalben 
kleinere  und  grössere  Haufen  \'orwiegend  polynucleärer  Leukocyten.  Die  kleinen  Blutgefässe  und  Capillaren 
der  Pyramiden  sind  strotzend  mit  Blut  gefüllt,  in  vielen  fällt  der  Reichthum  an  polvnucleären  Leukocyten 
auf.  In  der  Mitte  und  der  Peripherie  der  Pj'ramiden  finden  sich  isolirte  kleinere  Blutungen,  an  manchen 
Stellen  um  stark  erweiterte  Capillaren  oder  kleine  nicht  näher  bestimmbare  Blutgefässe,  deren  Wand  homogen 
halkig  erscheint  und  die  an  einer  Stelle  zerrissen  ihr  Blut  ins  Nachbargewebe  ergiessen.  Auch  im  Lumen 
kleiner  Gefässe  findet  sich  hie  und  da  ein  stark  mit  Eosin  gefärbtes  Balkenwerk,  der  Wand  angelagert.  Das 
Epithel  der  Tubuli  recti  und  Henle'schen  Schleifen  nicht  besonders  verändert,  in  manchen  \on  diesen  einige 


264  H.  Albrcclit  und  A.  Ghoii, 

polynucleäre  Leucocyten  oder  rothe  Blutzellcn,  oder  kurze  hyaline  Cylinder.  Dai^ei^en  erscheinen  die  Epithe- 
lien  der  TubuH  contorti  (Schaltstücke)  stark  angeschwollen,  schlecht  unter  sich  abgrenzbar.  Die  Kerne  sind 
gross  und  blass  gefärbt,  manche  dieser  Canälchen  enthalten  feinst  granulirte  Massen  oder  kleine  hyalin  aus- 
sehende Tropfen,  wenige  sind  mit  Pikit  gefüllt.  Die  Kerne  der  I)Owman'schen  Kapsel  und  der  Glomei'uli 
selbst  gut  tingirt,  sehr  reichlich  und  gross.  Zwischen  Kapsel  und  Glomerulus  keine  Blutaustritte,  wohl  aber 
fein  granulirte,  mit  Eosin  sich  färbende  Massen. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  im  Bereiche  der  grossen  Blutaustritte,  besonders 
innei'halb  der  Ansammlungen  polynucleärer  Leukocyten,  grosse  Haufen  ovoider  oder  mehr  länglicher  Bacillen, 
die  häufig  scharfe  bipolare  F"ärbung  zeigen  und  zu  zweien  in  der  Form  von  Diplobacillen  liegen  oder  kürzere 
Fäden  bilden.  Sie  liegen  sowohl  intracellulär  als  auch  zwischen  roihen  und  weissen  Blutzellen  und  sind 
im  Allgemeinen  beträchtlich  weniger  stark  und  scharf  gefärbt  als  die  Kerne  der  Leukocyten.  Besonders  reich- 
lich finden  sie  sich  in  dem  von  Blutungen  infiltrirten  Gewebe  des  Beckens,  nicht  nur  bis  an  die  ihres  Epithels 
entblösste  Oberfläche  massenhaft  nachweisbar,  sondern  auch  in  den  Blutschichten,  welche  dieselbe  bedecken. 
Desgleichen  sind  Bacillen  nachweisbar  im  Bereiche  der  kleineren,  isolirt  und  mehr  an  der  Peripherie  der 
Pyramiden  stehenden  Blutungen.  Hier  sieht  man  an  manchen  Stellen  in  der  nächsten  Umgebung  des  Blut- 
austrittes stark  erweitei-te  Capillaren,  die  zahlreiche  Bacillen  enthalten.  Im  Lumen  der  Harnkanälchen  dieser 
Stellen  selten  und  nur  wenige  Bacillen.  In  den  Gefässschlingen  der  Glomeruli  und  in  den  Gerinnseln  zwischen 
denselben  und  der  Kapsel  keine  Bacillen  mit  Sicherheit  nachweisbar.  An  den  mit  Methylenblau  gefärbten 
Schnitten  tritt  die  schlechte  Färbbarkeit  der  Kerne  in  den  Epithelien  der  Kinde  besonders  deutlich  zu  Tage. 

2.  Leber  und  Gallenblase.  Die  Schnitte  sind  ungefähr  senkrecht  auf  die  Längsrichtung  der  Gallen- 
blase geführt,  so  dass  gleichzeitig  Gallenblasenwand  und  Leber  in  den  .Schnitt  fallen.  Das  lockere  und  zarte 
Bindegewebe,  das  die  Gallenblase  umhüllt,  ist  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirt.  Die  ausgetretenen  Blut- 
massen brechen  aber  nirgends  in  die  Muskelschichte  derselben  ein,  wohl  aber  reichen  sie  eine  beträchtliche 
Strecke  über  das  Bett  der  Gallenblase  hinaus,  indem  sie  zwischen  die  Schichten  der  Glisson'schen  Kapsel 
eindringen.  Das  Peritonealepithel  ist  überall  erhalten.  Innerhalb  der  Blutung  finden  sich  reichliche,  aus 
dickeren,  mehr  homogen  aussehenden  Balken  gebildete  Netzwerke,  und  losgerissene  homogen  aus- 
sehende Bindegewebsbündel,  sowie  aus  ihrem  Verbände  gerissene  erweiterte  kleine  Gefässe.  Ebensolche 
stark  erweiterte  sieht  man  in  den  Schichten  der  Glisson'schen  Kapsel,  welche  unmittelbar  die  Leber  über- 
ziehen und  nirgends  von  der  Blutung  durchbrochen  sind.  Ferner  finden  sich  innerhalb  der  hämorrhagischen 
Infiltration,  besonders  reichlich  nahe  der  Oberfläche,  Anhäufungen  von  fast  durchwegs  polynucleären  Leuko- 
cyten. Das  Epithel  der  Gallenblase  schön  erhalten.  Die  Leberzellen  undeutlich  von  einander  abgrenzbar, 
etwas  geschwollen,  zeigen  gute  Eosinfärbung  und  stellenweise  blässer  gefärbte  Kerne.  Manche  enthalten 
grosse  Fetttropfen.  An  der  Glisson'schen  Kapsel  um  die  Äste  der  Leberpfortegefässe  keine  Veränderungen. 
Die  Endothelzellen  der  Lebercapillaren  gross,  besitzen  einen  auffallend  grossen,  blass  gefärbten,  bläschen- 
artigen Kern.  In  den  Capillaren  erscheint  die  Anzahl  der  polynucleären  Leukocyten  entschieden  vermehrt 
und  stellenweise  sind  massenhafte  Bacillen  vorhanden,  die  häufig  schöne  bipolare  Färbung  zeigen  und  im 
Übrigen  die  für  die  Pestbacillen  charakteristische  Form  haben.  Sie  liegen  theilweise  innerhalb  der 
Endothelzellen.  Ebenso  finden  sich  massenhaft  Pestbacillen  im  Bereiche  der  hämorrhagischen  Infiltration, 
am  meisten  in  den  Leukocytenhaufen. 

3.  Milz.  Auch  in  der  Milz  finden  sich,  schon  bei  schwacher  Vergrösserung  betrachtet,  reichliche 
Hämorrhagien,  u.  zw.  nicht  nur  in  den  oberflächlichen,  sondern  auch  in  den  centralen  Partien.  Durch  diese 
Blutungen  erscheinen  die  Pulpastränge  vielfach  unterbrochen  und  ihr  Gewebe  ist  durch  die  ausgetretenen 
Blutungen  auseinander  geworfen  und  um  enorm  ausgedehnte  Capillaren  angeordnet.  Die  Follikel  sind  klein, 
aber  zahlreich.  Bei  stärkerer  Vergrösserung  sieht  man  nur  an  wenigen  Stellen  die  mit  hohem  Epithel  aus- 
gekleideten Pulparäume  erhalten.  Die  Zellen  der  Pulpa  sind  zumeist  mehrkernige  Rundzellen,  deren  Kerne 
sich  sehr  verschieden  stark  mit  Hämatoxylin  tingiren,  häufig  in  Theilung  begriffen  sind,  und  welche  gemäss 
der  Anzahl  ihrer  Kerne  und  der  grossen  Vielgestaltigkeit  derselben  grossen  polynucleären  Leukocyten 
entsprechen.  Zwischen   diesen  finden  sich  auch  grosse   epithelähnliche  Zellen  mit  grossem,  viel  schwächer 


Bcult'upcsl.  IL  Pdthnlogisch-aiuifonuscher  Bericht.  265 

sich  färbendem  Kern,  der  zahlreiche  Kernkörperchen  enthält.  Zwischen  beiden  Formen  scheint  es  eine  Art  von 
Übergänge  zu  geben,  indem  man  Formen  sieht,  wo  die  eben  erwähnten  Kerne  deutlich  lappig  sind,  oder  in 
einer  Zelle  bereits  zwei  Kerne  liegen,  die  nur  durch  eine  schmale  Brücke  verbunden  sind.  Die  Kerne  der 
Zellen,  die  das  adenoide  Gewebe  der  Follikel  ausmachen,  färben  sich  etwas  stärker  als  die  oben  beschrie- 
benen, die  Zellen  selbst  sind  ziemlich  klein  und  rund.  Doch  gibt  es  auch  in  den  Follikeln  seihst  Zellformen, 
die  ganz  den  früher  beschriebenen  gleichen.  Die  Wand  mancher  kleinen  Arterien  leicht  verdickt,  im  Bereiche 
der  .Media  etwas  homogen. 

Pigmentkörnchen-  oder  Blutschollen  führende  Zellen  sind  nicht  auffindbar.. 

Was  den  Bacillenreichthum  der  Milz  betrifft,  so  erscheint  dieselbe  gleichsam  überschwemmt  von  zahl- 
reichen Bacillen,  die  in  Form  und  Tingirbarkeit  den  Pestbacillen  entsprechen.  Sie  entfärben  sich  prompt 
nach  Weigert  (auch  bei  Entfärbung  durch  Anilinxylol).  Sie  liegen  häuptsächlich  im  Pulpagewebe  oder  inner- 
halb der  Hämorrhagien,  spärlich  in  den  F"ollikeln,  u.  zw.  entweder  dicht  gedrängt  zwischen  den  Zellen  oder 
deutlich  intracellulär,  indem  eine  Zelle  oft  eine  grosse  Anzahl  von  Bacillen  enthält. 

4.  Musculus  rectus  abdominis.  Die  einzelnen  Bündel  der  Muskelfasern  sind  \'on  Blutungen 
nicht  nur  auseinander  gedrängt,  sondern  \ielfach  auch  zerbrochen  und  das  intermusculäre  Bindegewebe  in 
einzelne  dünne  und  ebenfalls  xielfach  zerrissene  Lamellen  zerlegt.  Auch  hifiltrate  von  meist  polj'nucleären 
Leukocyten  finden  sich.  Die  einzelnen  Muskelfasern  zeigen  zum  Theile  sehr  schön  erhaltene  Ouerstreifung 
bei  typisch  erhaltener  Form,  zum  Theile  ist  erstere  verschwommen  und  nur  eine  zarte  Längsstreifung 
angedeutet,  oder  es  ist  auch  diese  nicht  mehr  vorhanden  und  die  Muskelfaser  ist  entweder  dicker,  wie  ange- 
schwollen oder  imgieichmässig  buckelig,  ganz  homogen  und  sieht  an  vielen  Stellen  wie  in  unregelmässige 
homogene  Zacken  und  Schollen  zerbrochen  aus.  Die  Kerne  der  Muskelfasern  und  des  Perimysium  stark 
gefärbt,  von  unregelmässiger  Form  und  zahlreich. 

In  den  Blutungen  und  den  Infiltraten  ziemlich  zahlreiche  Bacillen  von  denselben  Eigenschaften  wie  in 
den  anderen  Organen. 

Epikrise. 

Als  primärer  Bubo  ist  in  vorliegendem  Falle  das  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirte  Lymphdrüsen- 
paquet  der  linken  Axilla  anzusprechen,  indem  sich  hier  die  schwersten  Veränderungen  der  Lymphdrüsen 
und  ihrer  Umgebung  finden  (sulziges  Ödem  mit  theilweiser  hämorrhagischer  Infiltration).  Irgendwelche  Ver- 
letzung als  Einbruchspforte  anatomisch  nicht  constatirbar.  Bedeutend  minderwerthiger  und  geringer  sind  die 
\'eränderungen  an  den  Lymphdrüsen  der  Leberpforte,  der  grossen  und  kleinen  Magencurvatur,  am  Pankreas- 
kopf  und  in  der  Radix  mesenterica.  Sie  bestehen  in  vorliegendem  Falle  in  medullärer  Schwellung  ohne 
Veränderung  in  ihrer  Umgebung  und  sind  zweifellos  nach  dem  anatomischen  Befunde  als  secundär  oder 
metastatisch  anzusprechen.  Die  übrigen  Lymphdrüsen  wenigstens  makroskopisch  un\'erändert.  Der  ausge- 
sprochen hämorrhagische  Charakter  dieses  Falles  spricht  sich  ferner  aus  in  den  zahlreichen  Hämorrhagien 
der  verschiedenen  Organe:  der  Haut  beider  Handrücken  und  Vorderaj^me,  des  rechten  Oberarmes,  der 
rechten  Wange  und  Regio  submaxillaris,  der  Schleimhaut  der  Lippe,  Zunge,  des  weichen  Gaumens,  der  Ton- 
sillen, des  Larj'nx,  Magens,  Dick-  und  Dünndarms,  des  Epicards  und  des  Ligamentum  hepato-duodenale,  der 
Bauchmusculatm-,  der  Gallenblase  und  ihrer  bindegewebigen  Umgebung,  der  Milz,  der  Niere,  ihrer  Fett- und 
Bindegewebskapsel  und  ihres  Beckens.  Von  Wichtigkeit  erscheint  der  histologische  Nachweis  zahlreicher 
Bacillen  in  den  zur  Untersuchung  gelangten  Blutungen  verschiedener  Organe,  indem  dieselben  dadurch  und 
nach  dem  ganzen  anatomisch  histologischen  Bilde  als  nach  Art  von  Embolien  entstanden  zu  denken  sind.  Leber 
und  Niere  parenchymatös  degenerirt,  der  Bauchmuskel  zeigt  im  Bereiche  der  Blutung  hyaline  oder  Zenker- 
sche  Degeneration.  Durch  die  das  Nierenbecken  durchbrechenden  Blutmassen  gelangen  zweifellos  reich- 
liche Bacillen  in  die  mit  Blut  erfüllten  Ureteren  und  in  die  Harnblase  und  damit  in  die  Aussenwelt. 

Auffallend  erscheint  der  Reichthum  an  poh'nucleären  Leukocyten  sow^ohl  in  den  Blutaustritten,  wie 
auch  in  den  erweiterten  Capillaren  der  Umgebung  derselben  und  vor  Allem  in  der  Milz. 

In  letzterer  massenhafte  Pestbacillen. 


266  H.  Albrccht  und  A.  Ghon, 

Fall  8/XIII. 

Raiua  Jewa^  25jähriger  Hindu,  Arbeiter,  wurde  am  8.  März  um  1  Uhr  45  Minuten  Nachmittag,  am 
III.  Krankheitstage  ins  Spital  aufgenommen  und  staiii  am  9.  März  um  .5  Uhr  20  Minuten  Abends  am 
l\'.  Krankheitstage.  Die  Section  wurde  am  10.  März,  ungefähr  um  9  Uhr  Vormittags,  Kö'/a  Stunden  post 
mortem,  v  o  rge  n  o  m  m  e  n . 

Männliches  Cadaver,  153  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  gut  entwickelter  Musculatur,  sehr  .schlecht 
genährt.  Todtenflecke  ziemlich  reichlich  an  den  abhängigen  Körperpartien.  Todtenstarre  \'orhanden.  In  der 
Haut  beider  oberen  Extremitäten,  des  Halses,  des  Thorax  finden  sich  ziemlich  zahlreiche,  meist  hirsekorn- 
grosse,  ganz  oberflächliche  Blutaustritte;  spärliche  an  der  Haut  der  unteren  Extremitäten.  An  den  unteren 
Extremitäten  keine  Ödeme. 

Conjunctiva  des  linken  Auges  etwas  injicirt,  die  des  rechten  blutleer;  Pupillen  beiderseits  gleich 
weit.  Lippen  und  Mundschleimhaut  etwas  cyanotisch.  Zähne  erhalten,  anscheinend  gesund.  Hals  schlank, 
entsprechend  lang,  Thorax  lang,  breit,  symmetrisch,  etwas  flach.  Abdomen  unter  dem  Niveau  des  Thorax, 
ziemlich  gespannt.  Am  äusseren  Genitale  nichts  Auffallendes.  Über  beiden  Tibien  und  am  Fussrücken  zahl- 
reiche ältere  Narben;  Sohlenhaut  sehr  dick. 

hl  den  Gruben  des  Halses  und  der  linken  Axilla  keine  Lymphdrüsen  ta.stbar.  Dagegen  fühlt  man  in  der 
rechten  deutlich  vermehrte  Consistenz.  Die  oberflächlichen  Inguinaldrüsen  rechterseits  sind  tastbar,  aber 
nicht  einzeln  abgrenzbar. 

Synovia  des  rechten  Kniegelenkes  sehr  stark  dunkel-blutroth  geschwollen,  besonders  in  dem  zottigen 
Antheil  und  in  der  Gegend  des  Ligamentum  cruciatum.  Synovialflüssigkeit  schleimig,  etwas  reichlicher, 
klar.  Dieselben  Veränderimgen,  aber  weniger  in-  und  extensiv  finden  sich  an  der  Synovia  des  linken 
Kniegelenkes. 

Die  weichen  Schädeldecken  ziemlich  blutreich,  einige  hirsekorngrosse  Hämorrhagien  in  der  vorderen 
Hälfte  der  Schädeldecken.  Schädeldach  längs-oval,  Längsdurchmesser  17  V4  n»,  querer  1 272  "«■  Umfang 
48  cm.  Die  Knochen  nirgends  verdickt,  bis  1  cm  dick.  Spongiosa  überall  erhalten,  ziemlich  blutreich, 
Glastafel  über  1  mm  dick,  Furchen  und  Gruben  an  der  Innenfläche  der  Tabula  interna  seicht. 

Die  inneren  Meningen  an  der  Basis  massig  blutreich,  zart,  ebenso  die  Gefässe;  an  der  Convexität  die 
Meningen  etwas  blutreicher,  leicht  abziehbar.  Rinde  gleich  breit,  röthlich-grau.  Das  weisse  Marklager  von  reich- 
lichen Blutpunkten  durchsetzt,  sehr  weich;  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla  ebenfalls  ziemlich  blutreich  und 
sehr  weich.  Ventrikel  enge;  Stammganglien  normal  gebildet,  blutarm.  Dura  mater  gut  gespannt,  durch- 
scheinend, zart.  Im  Sichelblutleiter  halbflüssiges  Blut. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe,  links  etwas  höher. 

Das  Bindegewebe  am  vorderen  I^ande  des  rechten  Pectoralis  major  und  das  lockere  Bindegewebe  unter 
demselben,  sich  hineinerstreckend  in  die  rechte  Achselhöhle,  dunkelschwarzroth,  hämorrhagisch  infiltrirt,  in 
seinem  peripheren  Antheil  sehr  stark  gelblich  serös,  hüllt  ein  circa  taubeneigrosses  Paquet  von  Lymphdrüsen 
in  starres  Infiltrat  ein.  Ebenso  erscheinen  die  lateralen  Antheile  des  Musculus  pectoralis  minor  reichlich 
hämorrhagisch  infiltrirt;  dessgieichen  die  angrenzenden  Theile  des  Deltoideus.  Das  Binde-  und  Fettgewebe 
des  Plexus  brachialis  und  der  grossen  Achselgefässe  von  hämorrhagischem  Infiltrate  starr  durchsetzt,  welches 
sich  bis  fast  zur  Hälfte  des  Oberarmes  in  der  Scheide  der  Gefässe  und  Nerven  in  etwas  geringerem  Grade, 
allmählig  abnehmend,  fortsetzt  und  nach  hinten  und  unten  bis  an  den  Latissimus  dorsi  reicht. 

In  der  Cubita  derselben  Seite,  angeschlossen  an  die  Vena  brachialis  eine  flache,  kleine,  bohnengrosse, 
rothe,  ziemlich  weiche  Lymphdrüse.  In  ihrer  Umgebung  eine  frische,  ungefähr  erbsengrosse  Hämorrhagie. 
Das  Bindegewebe  in  dieser  Gegend  sonst  nirgends  hämorrhagisch  oder  ödematös. 

Am  Daumen  der  rechten  Hand,  an  der  medialen  Seite,  eine  vernarbte  '/a  cm  lange,  oberllächliche 
Schnittwunde.  In  der  Mitte   der  Aussenseite   des  Metacarpus   des   kleinen  Fingers   eine   etwas  prominente, 


1   Vergl.  Krankeiigescbichte  II.  A.  pag.  108. 


Benlenpest.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  26  7 

circa  linsengrosse,  blauroth  gefärbte  Hautstelle,  an  welcher  das  Corium  und  das  subcutane  Bindegewebe 
infiltrirt  und  etwas  hämorrhagisch  ist. 

Auf  dem  Durchschnitte  durch  das  früher  angegebene  taubeneigrosse  Lymphdrüsenpaquet  sieht  man, 
dass  dasselbe  hauptsächlich  aus  zwei,  circa  haselnussgrossen,  dicht  aneinander  gedrängten  Lymphdrüsen 
besteht,  welche  hart  und  auf  dem  Durchschnitte  sehr  succulent,  gelblich-roth  gesprenkelt  und  vorquellend 
sind,  und  in  deren  Umgebung  sich  kleinere  erbsen-  und  bohnengrosse,  theils  vollständig  schwarzroth  hämor- 
rhagisch infiltrirte,  theils  gelblich-roth  gesprenkelte  Lymphdrüsen  finden,  die  ebenfalls  in  starres,  hämor- 
rhagisches Bindegewebe  eingehüllt  erscheinen.  Die  Vena  subclaviti,  axillaris  und  brachialis  dextra  zeigen  in 
ihrer  Intima  zahlreiche,  confluirende  Hämorrhagien,  so  dass  die  Venenwand  wie  blutig  suffundirt  aussieht  und 
die  \"ena  subclavia  im  aufgeschnittenen  Zustande  gieichmässig  schwarzroth  gefärbt  ist.  Diese  hämorrhagische 
hifiltration  in  der  Umgebung  der  Gefässe  setzt  sich  unter  das  Schlüsselbein  in  die  Umgebung  der  Scaleni 
fort  bis  zum  Bulbus  der  Vena  jugularis  und  ebenso  die  Blutungen  in  der  Wand  der  Venen,  die  sich  auch 
noch  an  der  Vereinigungsstelle  der  Axillaris  und  Jugularis  finden.  Linkes  Schultergelenk  ohne  Verände- 
rungen. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Axilla  ebenfalls  vergrössert,  bis  über  bohnengross,  hart,  isolirt,  dunkel- 
blutroth,  auf  dem  Durchschnitte  reichlich  Saft  gebend,  grauroth  gefleckt.  Das  umgebende  Bindegewebe 
etwas  ödematös. 

Schilddrüse  klein,  blutarm,  fein  gekörnt. 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Halsgefässe  ebenfalls  etwas  vergrössert,  besonders 
rechts,  geröthet,  auf  dem  Durchschnitte  stark  durchfeuchtet;  auch  die  Lymphdrüsen  in  beiden  Submaxillar- 
und  Parotisgegenden  über  bohnengross,  hart,  isolirt,  blutroth,  auf  dem  Durchschnitte  succulent,  dunkelblut- 
roth,  gelblich-grau  gesprenkelt,  etwas  vorquellend. 

Schleimhaut  des  Gaumens  und  des  Pharynx  trübroth;  beide  Tonsillen  nicht  vergrösseit,  jedoch  aul 
dem  Durchschnitte  sehr  succulent,  blutigroth  gefärbt.  Schleimhaut  des  Larynx  ziemlich  blutreich,  in  der 
oberen  Hälfte  der  Trachea  vereinzelte  Blutungen. 

Linke  Lunge  ganz  frei,  Pleurahöhle  leer,  Pleura  glatt,  glänzend.  .'\uf  dem  Durchschnitte  entleert 
sich  aus  dem  Lungengewebe  und  aus  den  Bronchien  reichliche,  rasch  abfliessende,  schaumige  Flüssigkeit, 
im  Übrigen  ist  die  Lunge  vollständig  lufthaltig,  ziemlich  blutreich.  Rechte  Lunge  ebenfalls  ganz  frei, 
Pleurahöhle  leer,  an  der  Pleura  vereinzelte  Ecchymosen;  auf  dem  Durchschnitte  derselbe  Befund  wie  links. 

Herzbeutel  zart,  einige  Tropfen  klaren  Serums  enthaltend;  am  fettarmen  Epicard  zerstreute,  bis  unge- 
fähr hantl^orngrosse  Ecchymosen.  Herz  \'on  entsprechender  Grösse,  schlaff,  im  linken  Herzen  reichliche 
Cruormassen,  ebenso  im  rechten  Herzen,  an  der  Tricuspidalis  eme  hirsekorngrosse  Blutung.  Herzfleisch 
etwas  getrübt,  aber  ziemlich  fest.  Klappenapparate  zart,  schlussfähig. 

An  der  Schleimhaut  des  unteren  Theiles  des  Ösophagus  ziemlich  reichliche  Blutungen  von  kaum  sicht- 
barer Grösse  bis  über  Hanfkorngrösse;  die  unteren  länglich,  entsprechend  der  Längsrichtung  der  Falten  des 
Ösophagus  angeordnet,  über  ihnen  das  Epithel  getrübt  und  zum  Theile  gelblich,  ziemlich  fest  haftend.  Diese 
Blutungen  sitzen  auch  an  der  Cardia  und  dort  reichlicher  und  etwas  grösser. 

An  der  Bifurcation  eine  haselnussgrosse,  stark  anthracotische  Lymphdrüse. 

Leber  etwas  vergrössert,  zu  beiden  Seiten  des  Ligamentum  Suspensorium  hepatis  zahlreiche,  punkt- 
förmige, peritoneale  Ecchymosen,  das  Peritoneum  über  der  Gallenblase  und  die  Gallenblasenwand  selbst  von 
zahllosen  Blutungen  durchsetzt.  Ungefähr  in  der  Mitte  des  rechten  Leberlappens  ein  länglich-ovaler,  bohnen- 
grosser  Herd  durchschimmernd,  von  bkitrother  Peripherie  und  etwas  eingesunkenem,  gelblichen  Centrum 
der  auf  dem  Durchschnitte  ein  derberes,  gelbliches  Centrum  und  in  der  Peripherie  eine  spongiöse  Structur 
besitzt  (cavernöser  Tumor).  Sonst  die  Oberfläche  glatt,  glänzend,  Consistenz  ziemlich  normal,  die  Läppchen- 
zeichnung nicht  ganz  deutlich,  blutreich. 

Auch  am  peritonealen  Zwerchfellüberzug  über  der  Milz  reichliche  Blutaustritte.  Milz  ungefäiir  um 
die  Hälfte  vergrössert,   plump,   Consistenz  wenig  vermindert,   auf  dem  Durchschnitte   gleichmässig  blutroth, 

Denlibchriflen  der  mathem.-naturw.  Gl.   LXVI.  Bd.  36 


268  H.  AIhrccht  inul  A.  Ghon, 

das  grobe  Stroma  nicht  vermehrt,  die  Pulpa  etwas  prominent,  die  Foliil<el  deutlich  sichtbar,  grau  mit  rothem 
Hofe,  die  Pulpa  ziemlich  leicht  abstreifliar. 

Am  Peritoneum  der  Coecalgegend  ganz  kleine,  punktförmige  Hämorrhagien. 

Nebennieren  nicht  verändert. 

Beide  Nieren  gross,  plump,  von  verminderter  Consistenz,  auf  dem  Durchschnitte  massig  blutreich, 
Rinde  stark  verbreitert,  ebenso  die  (Jolumnae  Bertini,  lichtröthlich,  ihre  Grenze  gegen  die  Pyramiden 
undeutlich,  dieselben  in  ihrem  centralen  Antheil  etwas  erbleicht,  in  ihrem  peripheren  dunkelroth.  An  der 
Aussenseite  der  Kelche  der  linken  Niere  Blutaustritte. 

Harnblase  ziemlich  contrahirt,  wenigen,  etwas  flockigen,  trüben  Urin  enthaltend,  ihre  Schleimhaut 
massig  injicirt. 

Die  inguinale  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelringe  rechterseits  etwas  vergrössert,  derb,  roth  gefärbt, 
auf  dem  Durchschnitte  stark  succulent,  fein  röthlichgrau  gesprenkelt,  ebenso  die  der  linken  Seite.  Die  ober- 
flächlichen inguinalen  Lymphdrüsen  rechterseits  ebenlalls  beträchtlich  vergrössert,  ziemlich  flach,  roth,  auf 
dem  Durchschnitte  erscheint  besonders  die  Rindensubstanz  verbreitert,  röthlich-gelb  gesprenkelt,  zum  Theile 
hämorrhagisch,  succulent.  Das  Bindegewebe  in  der  Umgebung  nicht  besonders  verändert. 

Auch  die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  vergrössert,  mehr  grauroth,  auf  dem  Durch- 
schnitte ziemlich  blutreich  und  succulent. 

Die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  um  die  grossen  Gefässe  (Lymphoglandulae  iliacae  et  lumbales) 
ebenfalls  vergrössert,  dunkelroth,  zum  Theile  hämorrhagisch,  zum  Theile  succulent,  medullär  geschwollen. 

Pankreas  ziemlich  derb,  gekörnt. 

Im  Magen  ziemlich  reichlicher,  gallig  gefärbter,  dünnflüssiger  hihalt.  Schleimhaut  längs  der  grossen 
Curvatur  in  reichliche  P^alten  gelegt,  geschwollen,  gleichmässig  übersäet  von  zahllosen  Stecknadelkopf-  bis 
hirsekorngrossen,  confluirenden  Blutaustritten.  Im  Duodenum  reichlicher,  gallig  gefärbter  Schleim.  Auch 
hier  vereinzelte  Blutungen  in  der  Schleimhaut.  Schleimhaut  des  Jejunum  von  reichlichen,  schleimig-galligen 
Chymusmassen  bedeckt,  etwas  gelockert  und  an  vielen  Stellen  von  durchschnittlich  punktgrossen  Blutungen 
durchsetzt.  \m  unteren  Theile  des  Jejunum  zahlreiche,  punktförmige  Blutaustritte.  Auch  in  der  etwas 
weniger  gelockerten  Schleimhaut  des  Ileum  zahlreiche,  punktförmige  Blutaustritte.  Die  Plaques  im  ganzen 
Dünndarme  weder  vergrössert  noch  geschwollen. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  vergrössert,  bis  fast  haselnussgross,  prominent,  isolirt,  grauröthlich; 
auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls  grauröthlich,  saftig. 

\m  Coecum  finden  sich  im  Bereiche  der  Bauhini'schen  Klappe  Gruppen  von  stecknadelkopfgrossen 
Hämorrhagien,  ebenso  in  der  gelockerten  Schleimhaut  des  Wurmfortsatzes  zahlreiche.  In  der  Gegend  des 
Flexura  hepatica  coli  ziemlich  zahlreiche,  bis  linsengrosse  Hämorrhagien.  Im  Colon  transversum  zahlreiche, 
stecknadelkopfgrosse,  die  sich  nach  unten  in  das  Colon  descendens  und  das  S.  Romanum  fortsetzen.  Im 
Dickdarme  ziemlich  reichliche,  theils  halbflüssige,  theils  geformte  Faecalmassen.  Die  beschriebenen  Blutungen 
reichen  in  derselben  Grösse  und  Reichlichkeit  bis  zum  Anus. 

Beide  Hoden  am  Durchschnitte  normal. 

Stirnbein-  und  Keilbeinhöhle  vollständig  frei;  Schleimhaut  der  Nasenhöhle  verdickt,  ziemlich  blutarm, 
mit  Schleim  bedeckt. 

Das  Knochenmark  des  rechten  Femur  ist  Fettmark  und  nur  an  der  oberen  Epiphysengrenze  fleckig  roth. 


Die   am   9.   März   (am   III.   Krankheitstage)    vorgenommene    bacteriologische    Blutunter- 
suchung ergibt  sehr  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 


Beulcnpesf.  II.  PathoIogisch-anafoiiiiscJicr  Bericht.  269 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Die  Aussaat  vom  Sj'novialsecret  des  rechten  Kniegelenkes  ergibt  fünf  Colonien  des 
Pestbacillus. 

2.  In  der  Blutung  des  Unterhautbindegewebes  um  die  Drüsen  der  rechten  Achselhöhle 
finden  sich  mikroskopisch  reichlich  Pestbacillen,  ausschliesslich  einzeln  liegend,  meist  von  ovoider  l'"nrm  und 
bipolarer  Färbung,  zum  Theile  auch  in  grösseren,  wie  gebläht  aussehenden  Formen,  ebenfalls  bipolar  tingirt. 
An  fast  allen  Bacillen  deutliche  Kapseln  (Fuchsinfärbung). 

In  den  Aussaaten  reichlich  und  ausschliesslich  Pestcoionien. 

3.  Deckglaspräparate  einer  hämorrhagisch  infiltrirten  Lymphdrüse  der  rechten  Achsel- 
höhle zeigen  sehr  reichlich  Pestbacillen,  fast  ausschliesslich  einzeln  und  extracellulär  gelegen;  neben  gut 
und  bipolar  tingirten  rundlichen,  ovoiden  und  länglichen  Formen  vielfach  unregelmässig  gefärbte  und 
begrenzte,  sowie  schwach  tingirte  rundliche,  ringförmige  und  grosse,  wie  gebläht  aussehende,  kugelige 
Formen. 

4.  Aussaaten  aus  einer  hämorrhagisch  infiltrirten  Lymphdrüse  der  linken  .Achsel- 
höhle zeigen  ausschliesslich  und  reichlich  Pestcoionien. 

5.  In  Deckglaspräparaten  einer  hämorrhagisch  infiltrirten  Lymphdrüse  der  Regio  paro- 
tidea  rechterseits  finden  sich  massig  reichlich  und  ausschliesslich  Pestbacillen,  einzeln,  seltener  als  Diplo- 
bacillen  gelagert,  in  ovoiden  und  länglichen,  gut  und  bipolar  tingirten  Formen,  seltener  als  grössere,  schwächer 
tingirte  Gebilde.  In  später  mit  Pittflelds  Gemisch  gefärbten  Präparaten  lassen  sich,  allerdings  nur  an  einzelnen 
Bacillen,  an  diesen  jedoch  deutliche  Kapselbilder  darstellen. 

6.  Aussaaten  aus  der  Galle  zeigen  keine  Pestcoionien,  jedoch  reichlich  Colonien  von  Bacterium 
coli  und  einer  Sarcineart. 

7.  In  den  Aussaaten  aus  der  Milz  finden  sich  reichlich  Pestcoionien  und  fünf  Colonien  von 
Stäbchen  der  Coligruppe. 

8.  Deckglaspräparate  von  einer  inguinalen  oberflächlichen,  zum  Theile  hämorrhagisch 
infiltrirten  Lymphdrüse  der  rechten  Seite  geben  im  Allgemeinen  denselben  Befund  wie  Nr.  5,  nur 
finden  sich  die  Pestbacillen  hier  in  etwas  grösserer  Menge.  Auch  hier  lassen  sich  noch  in  den  später  ange- 
fertigten Präparaten  mit  Pittfield's  Gemisch  stellenweise  deutliche  Kapseln  an  den  Pestbacillen  darstellen. 

Histologischer  Befund. 

1.  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Axilla.  Vom  Parenchym  nur  ganz  vereinzelte  Follikel  erhalten, 
das  Übrige  durchsetzt  von  Blut  und  enormen  Massen  von  Pestbacillen,  dazwischen  in  wechselnder  Menge 
polynucleäre  Leukocyten.  Letztere  zeigen  häufig  Körnchenzerfall  ihrer  Kerne,  seltener  sieht  man  mit  Eosin 
schwach  gefärbte  Zellleiber  ohne  Kerne  Die  Wand  kleiner  oder  mittelgrosser  Blutgefässe  glänzend,  homogen 
mit  Eosin  stark  gefärbt,  zeigt  nur  vereinzelte  Kerne  erhalten.  Im  Lumen,  der  Gefässwand  angelagert,  ein 
feineres  und  gröberes  Balkenwerk,  das  ebenfalls  mit  Eosin  stark  gefärbt  ist.  Oft  sieht  man  Gefässquerschnitte, 
die  nur  aus  diesen  homogenen,  auch  scholligen  Massen  bestehen  und  kaum  mehr  ein  Lumen  erkennen 
lassen.  Die  Lymphdrüse  von  einem  fast  continuirlichen  schmalen,  nur  aus  Pestbacillen  bestehenden  Saum 
begrenzt.  Die  fibröse  Kapsel  nur  stellenweise  erhalten,  im  Übrigen  von  Hämorrhagien  zerstört,  die  auf  weite 
Strecken  das  umgebende  Binde-  und  Fettgewebe  dicht  infiltriren. 

Auch  hier  erscheint  die  Wand  selbst  grösserer  Gefässe  vollständig  glänzend  homogen.  .Sowohl  im  Bereiche 
der  Kapsel  als  auch  unmittelbar  nach  .Aussen  von  derselben  gelegen,  sehr  zahlreiche  mit  Piacillen  und  Leuko- 
cyten ganz  vollgepfropfte  Lymphgefässe. 

la.  Die  auf  circa  Bohnengrösse  geschwollene  Lymphdrüse  der  rechten  Cubita  zeigt 
histologisch  eine  vollständig  erhaltene  fibröse  Kapsel  und  im  Binde-  und  F^ettgewebe  der  Umgebung  ganz 
kleine  vereinzelte  Blutungen.  Die  Follikel  sind  erhalten,  gross,  die  Blutgefässe  stark  erweitert,  in  ihnen  zahl- 

36» 


270  H.  Alhrccht  und  A.  GJioii, 

reiche  Pestbacillen  nachweisbar.  Letztere  finden  sich  auch  in  den  zum  Theile   mit  Blut   gefüllten   Sinus   der 
Peripherie  der  Lymphdrüse. 

2.  Lymphdrüse  aus  der  linlvcn  Axilla.  Schnitte,  die  aus  zwei,  ungefähr  l^ohnenftrossen  Lympli- 
drüsen  angefertigt  sind,  zeigen  in  der  einen  eine  sehr  iiuchgradige,  über  das  ganze  Parenchym  ausgebreitete 
Erweiterung  imd  BlutüberfüUung  besonders  capillaix'i-  Iilutgefässe.  In  den  .Sinus  sehr  grosse  epithelähnlichc 
Zellen  mit  gelappten,  bläschenartig  aussehenden  Kernen.  Die  Follikel  und  Markstrahlen  nicht  besonders  ver- 
ändert, die  Keimcentren  manchmal  auffallend  klein.  In  den  erweiterten  Capillaren  oft  massenweise  Pest- 
bacillen enthalten,  nur  ganz  vereinzelt  in  den  Sinus.  Dagegen  ist  der  grösste  Theil  der  zweiten  Lymphdrüse 
schon  hämorrhagisch  infiltrirt,  Follikel  und  Markstrahlen  nur  in  einem  kleinen  Antheile  noch  erhalten.  Im 
Bereiche  dieser  hämorrhagischen  Infiltration  einzelne  homogenwandige  Blutgefässe  und  mono-,  seltener 
polynucleäre  Leukocyten  und  dazwischen  grosse  Haufen  von  Pestbacillen.  Die  Kapsel  der  Lymphdrüse  an 
einigen  Stellen  von  den  Blutungen  durchsetzt,  die  sich  auch  spärlich  ins  periglanduläre  P'ettgewebe  fortsetzen. 

3.  Schnitte  von  Lymphdrüsen  aus  der  linken  Regio  parotidea  ergeben  einen  ähnlichen 
Befund  als  die  erste  der  früher  beschriebenen.  Es  findet  sich  eine  gleichmässig  verbreitete  Erweiterung  der 
kleinen  Blutgefässe  und  Capillaren  sowohl  in  der  Drüse  als  auch  in  der  überall  intacten  bindegewebigen 
Kapsel  und  ihrer  Umgebung.  Dieselben  sind  prallgefüllt  mit  Blut  und  enthalten  ausserdem  sehr  zahlreiche 
polynucleäre  Leukocyten  und  sehr  reichlich  Pestbacillen.  Manche  von  ihnen  sind  geradezu  verstopft  durch 
dieselben.  Auch  in  der  unmittelbaren  Umgebung  der  Gefässe,  manchmal  intracellulär  in  grossen  einkernigen 
Zellen  oder  in  polynucleären  Leukocyten  finden  sich  solche  sehr  spärlich  in  den  Sinus. 

4.  Die  linke  Tonsille  zeigt  ebenfalls  hochgradige,  gleichmässig  über  das  ganze  Organ  verbreitete 
Hyperämie.  Daneben  finden  sich  aber  auch,  namentlich  in  der  Submucosa,  kleine  Blutungen  neben  Infiltration 
von  polynucleären  Leukocyten.  Sonst  ist  die  bindegewebige  Kapsel  der  Tonsille  überall  intact.  Desgleichen 
das  sie  überziehende  Plattenepithel.  Die  Keimcentren  sehr  gross,  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  ent- 
haltend. Auch  hier  in  den  Blutgefässen  reichliche  Pestbacillen  nachweisbar,  spärliche  im  Gewebe.  Das  Platten- 
epithel im  Bereiche  der  Epitheleinsenkungen  vielfach  von  polynucleären  Leukocyten  durchsetzt  und  bedeckt 
von  einem  Gemenge  verschiedener  Bacterien  und  polynucleären  Leukocyten,  Pestbacillen  hier  nicht  mit 
Sicherheit  nachweisbar. 

5.  Eine  oberflächliche  inguinale  Lymphdrüse  ergibt  histologisch  annähernd  denselben  Befund 
wie  die  aus  der  linken  Regio  parotidea.  Die  Keimcentren  grösser,  locker  gefügt;  in  einem  Theile  der  Lymph- 
drüse finden  sich  in  den  Sinus  zahlreiche  rothe  Blutkörperchen  und  polynucleäre  Leukocyten.  Die  Kapsel 
überall  volständig  erhalten,  ihre  Umgebung  nicht  verändert.  Pestbacillen  sehr  reichlich  in  grossen  und  kleinen 
Blutgefässen  vorhanden,  spärlicher,  zu  kleinen  Gruppen  angehäuft,  innerhalb  der  Sinus. 

6.  Hämorrhagisches  Hautinfiltrat  von  der  Mitte  des  Metacarpus  des  rechten  kleinen 
Fingers  (Aussenseite).  Das  Plattenepithel  vollkommen  intact,  das  Stratum  corneum  mächtig  entwickelt.  Die 
Gefässe  des  Corium  und  des  subcutanen  Bindegewebes  bis  an  die  oberfiächliche  Fascie  stark  erweitert,  mit 
Blut  und  polynucleären  Leukocyten  erfüllt.  Fast  in  jedem  Gefässe  mehr  oder  weniger  reichlich  Pestbacillen 
nachweisbar.  In  den  Spalten  zwischen  den  aufgequollen  aussehenden  Bündeln  des  kernarmen  subcutanen 
Bindegewebes  kleinere  Hämorrhagien  oder  Infiltrate  \-on  polynucleären  Leukocyten,  die  bereits  stellenweise 
Körnchenzerfall  erkennen  lassen.  Zwischen  und  in  ihnen  ziemlich  zahlreiche  Pestbacillen  nach- 
weisbar. Im  subcutanen  Fettgewebe  kleinere  zerstreute  Blutungen. 

7.  Schnitte  durch  eine  Hautstelle  mit  kleinen  Blutaustritten  vom  rechten  Oberarme 
zeigen,  dass  letztere  in  den  oberflächlichen  Schichten  des  subcutanen  Bindegewebes  in  geringer  Ausdehnung 
ihren  Sitz  haben.  Im  Bereiche  derselben  spärliche  Pestbacillen  nachweisbar. 

8.  Die  Milz  ist  von  Blutma.ssen  derart  durchsetzt,  dass  zumeist  die  Pulparäume  nicht  mehr  erhalten 
sind  und  Blut,  polynucleäre  Leukocyten  und  grosse,  fast  epithelähnliche  Zellen  untereinander  liegen.  Viele 
kleine  Arterien  besitzen  eine  so  hochgradig  homogen  verdickte  Wand,  dass  dieselbe  als  breiter,  glänzendroth 
gefärbter  Ring  das  enge  Lumen  umgibt.  Ferner  sieht  man  über  die  ganze  Milz  zerstreut  zahlreiche,  mehr 
weniger  rundliche  Gebilde,  die   aus  homogenen,   oft   etwas  concentrisch   gelagerten  Schollen   oder  Balken 


Benlenpest.  Tl.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  271 

bestehen  und  die  Ouerschnitten  von  kleinen  Gefässen  entsprechen.  Oder  es  finden  sich  längs  getroffene  kleine 
Gefässe,  deren  W'and  eine  Strecke  lang  erhalten,  weiterhin  in  derartige  homogene  Balken  und  Schollen  ohne 
Kernfärhung  umgewandelt  ist,  in  deren  unmittelbarer  Umgebung  jedoch  sehr  häufig  die  Kerne  höchst  eigen- 
thümlichc  Formen  besitzen.  Die  kleinen  runden  oder  eckigen,  gut  gefärbten  Kerne  haben  einen  schwanz- 
oder  fadenförmigen,  manchmal  sehr  langen  und  geschlängelten  Fortsatz,  der  sich  ebenfalls  gut  färbt  und 
gegen  das  liomogene  Centrum  gerichtet  ist.  So  entstehen  manchmal  Bilder,  die  an  ein  Pilzmycel  erinnern. 
Ziemlich  gleichmässig  erscheint  die  Milz  übersäet  von  zahllosen  Pestbacillen,  die  oft  inlracelliilär,  auch  inner- 
halb der  Endothelzellen  kleiner  Gefässe  liegen.  Letztere  sind  hochgradig  angeschwollen,  ihr  Kern  ähnlich 
einem  Bläschen.  Auch  Fetttröpfchen  sind  in  ihnen  nachweisbar.  In  den  F'ollikeln  äusserst  spärliche  Pest- 
bacillen. 

9.  Die  histologische  Untersuchung  der  Niere  ergibt  schwere  EpithcK'eränderungen,  besonders 
in  der  Rinde.  Die  Epithelien  sind  stark  angeschwollen,  enthalten  oft  Fetttropfen,  die  einzelnen  \on  einander 
nicht  abgrenzbar,  ihre  Kerne  ganz  hlass  gefärbt.  Das  Lumen  des  Harnkanälchens  mit  fein  granulirten  oder 
tröpfchenförmigen  Massen  erfüllt.  Dabei  ist  das  Lumen  oft  sehr  stark  erweitert,  die  Epithelien  ganz  niedrig, 
homogen.  Die  Glomeruli  sehr  gross,  zwischen  denselben  und  der  Bowman'schen  Kapsel  kein  Zwischenraum, 
ihre  einzelnen  Gefässschlingen  in  der  Form  erhalten,  aber  homogen,  glänzend  roth  mit  Eosin  gefärbt,  mit 
sehr  spärlicher  Kernfärbung.  Bei  starker  Vergrösserung  betrachtet  (Zeiss  Oc.4.  Obj.E.)  enthalten  sie  glänzende 
Balken  und  Schollen  oder  Brökel,  die  in  ihrer  Anordnung  den  Längs-  und  Querschnitten  der  Capillaren 
entsprechen,  deren  Endothelzellkerne  oft,  wenn  auch  blass  färbbar  sind.  Ähnlich  verändert  auch  kleine 
Arterien  der  Rinden-  und  Marksubstanz.  Hier  sieht  man  derartige,  meist  aus  nebeneinander  gelagerten 
Balken  bestehende,  wie  Gerinsel  aussehende  Massen  deutlich  im  Lumen  des  Gefässes,  deren  Zellen 
erhalten,    die   Wand    aber    stellenweise  homogen  gequollen   aussieht.    (V'ergl.   Tafel  XI,  Fig.    1.) 

Diese  beschriebenen  Massen  färben  sich  nach  der  van  Gieson  'sehen  Methode  gelb ,  und 
nicht  nach  der  Weigert 'sehen  Fibrin  -  Färbungsmethode.  In  zahlreichen  Harnkanälchen,  sowohl  der 
Rinde  wie  des  Markes  sieht  man  röthlichviolette  bis  schwarzblau  gefärbte,  verschieden  grosse 
Körnchen  oder  Tröpfchen,  die  dicht  gedrängt  aneinander  liegen  und  zu  grösseren  tropfenähnlichen  Gebilden 
confluiren.  Die  Kerne  der  Epithelien  stellenweise  verschwunden.  Andererseits  sieht  man  in  zahlreichen  Harn- 
kanälchen  die  Kerne  in  eine  Anzahl  verschieden  grosser  Körnchen  oder  Tröpfchen  zerfallen.  Auf  mit  Methy- 
lenblau gefärbten  Schnitten  sieht  man  in  den  Capillaren  der  Glomeruli  zahlreiche  Pestbacillen,  das  Lumen 
entweder  fast  verstopfend,  oder  sie  liegen  zwischen  den  homogenen  Balken  oder  Schollen,  die  sich  mit 
Methylenblau  blass  färben.  .Auch  in  den  nicht  weiter  veränderten  Gefässchen  der  Rinde  und  des  Markes 
reichlich  Pestbacillen,  in  den  Harnkanälchen  spärlichere,  aber  mit  Sicherheit  nach- 
weisbar. 

10.  Im  untersten  Theile  des  Ösophagus  finden  sich  die  oberflächlichen  Epithelschichten  abge- 
hoben, nur  mittelst  dünner  Züge  ausgezogener  Epithelien  in  Verbindung  mit  der  Basalzellenschicht.  In  den 
so  entstandenen  bläschenähnlichen  Räumen  ausgetretenes  Blut  und  pi)lynucleäre  Leukocyten.  Diesen  Stellen 
entsprechend  sind  die  Submucosa  und  die  angrenzenden  Muskelschichten  hämorrhagisch  infiltrirt.  Die  Blut- 
gefässe überall  erweitert,  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  enthaltend.  Sowohl  in  denselben  wie  auch  im 
Bereiche  der  Blutung  zahlreiche  typische  Pestbacillen.  Solche  finden  sich  aber  auch  in  den  Hohlräumen 
zwischen  den  abgehobenen  Epithelschichten  bis  an  die  Oberfläche  reichend,  wo  auch  \-ereinzelte  Haufen 
\'on  Coccen  liegen. 

11.  In  Schnitten  durch  eine  kleine  Blutung  im  fibrösen  Gewebe  der  Tricuspidalklappe 
lassen  sich  im  Bereiche  der  Blutung  Pestbacillen  nachweisen. 

12.  Schnitte  durch  die  Synovia  des  rechten  Kniegelenkes  zeigen  hochgradige  Hyperämie. 
In  den  erweiterten  Blutgefässen  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  und  Pestbacillen  auf- 
findbar. 


272  H.  Alb  rech/  und  A.  Ghon, 

Epikrisc. 

Der  zweifellose  Sitz  des  primären  Bubo  ist  die  rechte  Achselhöhle,  wo  derselbe  aus  mehreren,  die 
Axillargefässe  umgebenden  Lymphdrüsen  besteht.  Die  Umgebung  ist  stark  hämorrhagisch  infiltrirt,  die  Wand 
der  Vena  axillaris  und  subclavia  von  confluirenden  Blutungen  durchsetzt.  Fast  sämmtliche  übrigen 
Lymphdrüsengruppen  sind  acut  verändert,  sie  zeigen  Hyperämie,  vereinzelte  Blutungen  und  Schwellung. 
Ausserdem  finden  sich  Petechien  oder  Ecchymosen  in  der  Haut  der  oberen  Extremitäten,  des  Tiiorax,  spär- 
licher der  unteren  Extremitäten,  der  weichen  Schädeldecken,  in  der  Schleimhaut  der  Trachea,  des  ganzen 
Intestinaltractes  und  des  Nierenbeckens,  in  der  Pleura,  dem  Epicardium,  im  Peritoneum  besonders 
der  Gallenblase.  Mikroskopisch  finden  sich  in  allen  Blutgefässen  reichlich  Pestbacillen,  es  ist  daher 
die  Infection  der  Lymphdrüsen  auf  metastatischem  Wege  duch  die  Blutbahn  erfolgt.  Die  Gefässe 
sowohl  im  primären  Bubo,  als  auch  in  anderen  Lymphdrüsen,  in  der  Milz  und  Niere  sind  allenthalben 
homogenwandig  oder  mit  grobscholligen  und  homogenen  Massen  erfüllt.  In  der  Milz  finden  sich  multiple 
kleine  Herde,  die  durch  einen  ähnlichen  eigenartigen  Coagulationsprocess  und  durch  schwere  Degeneration 
und  Nekrose  der  Wand  kleinster  Milzgefässe  erzeugt  sind.  Zwischen  den  durch  Blutungen  abgehobenen 
Epithelien  des  Ösophagus  finden  sich  zahlreiche  Pestbacillen,  wie  sich  überhaupt  solche  in  allen 
Blutungen  nachweisen  lassen. 

Das  kleine  pustulös  hämorrhagische  Infiltrat  an  der  Aussenseite  des  Metacarpus  des  kleinen  Fingers 
könnte  ohneweiters  und  von  Vornherein  als  Eingangspforte  für  das  Virus  imponiren.  Da  jedoch  erfahrungs- 
gemäss  derartige  Hautinfiltrate  sicher  secundär  und  gar  nicht  selten  im  Verlaufe  der  Erkrankung  auftreten, 
erscheint  auch  im  vorliegenden  Falle  die  secundäre  (metastatische)  Entstehung  desselben  wahrscheinlicher 
als  die  primäre.  Auch  der  histologische  Befund  spricht  für  diese  Annahme. 

Die  bacteriologische  Untersuchung  ergibt  entsprechend  reichliche  Reinculturen  von  Pestbacillen  aus 
der  Milz,  einer  hämorrhagisch  infiltrirten  Lymphdrüse  der  linken  Axilla,  aus  dem  subcutanen  hämor- 
rhagischen Bindegewebe  der  rechten  Axilla  und  dem  Synovialsecrete  des  rechten  Kniegelenkes,  die  Platten 
aus  der  Galle  überwuchert  von  Bacterium  coli. 


Fall  9/XXIII. 

Dhoru,  3  Jahre  altes  Hindumädchen  (Enkelkind  von  Sacoo  Cnmbla),  wurde  ins  Spital  am  15.  März  um 
5  Uhr  Nachmittags  am  II.  Krankheitstage  aufgenommen  und  starb  am  16.  März  um  8  Uhr  30  Minuten  am 
III.  Krankheitstage. 

Section  am  17.  März  um  12  Uhr  Mittags,  21  Stunden  post  mortem. 

Körper  gut  genährt,  Todtenstarre  verschwunden,  Todtenflecke  nicht  wahrnehmbar.  Pupillen  über 
mittelweit,  beiderseits  gleich.  Die  sichtbaren  Schleimhäute  geröthet,  Hals  schlank,  Thorax  von  entspre- 
chenden Dimensionen.  Abdomen  etwas  über  dem  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  schlaff.  An  der  Streck- 
seite des  linken  Oberarmes  und  an  der  Beugeseite  des  rechten  hanfkorngrosse  Blutaustritte  in  der  Haut. 
Sichtbare  Hautverletzungen  nicht  aufzufinden. 

Die  weichen  Schädeldecken  fett-  und  blutarm,  in  denselben  ein  Paar  punktförmige  Blutungen. 
Schädeldach  länglich-oval,  Längsdurchmesser  14^^  cm,  querer  Wem,  Peripherie  41^^  em  messend, 
symmetrisch. 

Dura  mater  am  Schädeldache  adhärent,  zart,  blutreich;  Sichelhlutleiter  strotzend  mit  frischen 
Cruormassen  gefüllt,  Gefässe  an  der  Basis  sehr  zartwandig  und  enge,  Meningen  zart,  Venen  blutreich, 
geschlängelt.  Auf  dem  horizontalen  Durchschnitte  Rinde  gleichmässig  verbreitert,  Marklager  von  zahlreichen 
Blutpunkten  durchsetzt,  etwas  weicher,  Ventrikel  enge,  Ependym  ungemein  zart,  Kleinhirn  sehr  weich, 
ebenso  wie  die  Stammganglien,  Pons  und  Medulla  normal  gebildet. 

Zwerchfellstand  rechts  und  links  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Schilddrüse  klein,  blutreich,  gekörnt,  coUoid. 


Beulcupcst.  II.  PalhoJogisch-aualoiuischcr  Bericht.  273 

Die  Lymphdrüsen  an  beiden  Seiten  des  Halses  um  die  grossen  Halsgefässe  vergrössert,  diinl<cibkitr(.)th, 
isolirt  stehend,  ziemlich  derbe.  Auf  dem  Durchschnitte  stark  succulent,  von  trübrother  Farbe,  besonders  in 
dem  Rindenantheile  gelblich-rothiich  gefleckt,  blutreich.  Ebenso  verändert  die  Lymphdrüsen  in  beiden 
Submaxillargruben;  dieselben  isolirt,  das  Bindegewebe  in  ihrer  Umgebung  nicht  weiter  verändert. 

Schleimhaut  des  Zungengrundes,  des  Gaumens  und  des  Pharynx  lebhaft  geröthet,  beide  Tonsillen  gross, 
stark  prominent,  auf  dem  Durchschnitte  sind  die  Schnittflächen  ziemlich  glatt,  massig  blutreich,  etwas 
succulenter.  Schleimhaut  des  Larynx  und  des  oberen  Theiles  der  Trachea  injicirt.  Schleimhaut  des  oberen 
Theiles  des  Ösophagus  gelblichweiss. 

Linker  Pleuraraum  leer,  Pleura  glatt,  glänzend;  die  linke  Lunge  fühlt  sich  überall  lufthaltig  an,  auf  dem 
Durchschnitte  übei'all  lufthaltig,  blutarm,  trocken.  Auch  der  rechte  Pleuraraum  frei  von  Erguss,  Pleura  und 
Lunge  am  Durchschnitte  ergeben  denselben  Befund  wie  links. 

Herzbeutel  gespannt,  einige  Tropfen  klaren  Serums  enthaltend;  an  dem  fettarmen  Epicard,  an  der 
hinteren  Fläche  des  rechten  Ventrikels  einige  wenige  Ecchymosen.  Herz  gross,  besonders  der  rechte 
Ventrikel,  mit  sehr  reichlichen,  dunkelrothen  Cruormassen  prall  gefüllt.  Herzfleisch  erbleicht,  gelblich, 
morsch. 

Schleimhaut  der  unteren  Hälfte  der  Speiseröhre  blassrothlich,  die  der  Trachea  und  der  grossen 
Bronchien  lebhaft  geröthet.  Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  etwas  vergrössert,  am  Durchschnitte 
grauroth,  stark  succulent,  wenig  anthracotisch. 

Thymus  vorhanden,  ziemlich  gross,  gleichmässig  grauroth.  Leber  etwas  vergrössert,  vordere  Ränder 
ziemlich  scharf,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  Consistenz  etwas  vermindert;  auf  dem  Durchschnitte  blutarm, 
graugelb,  Läppchenzeichnung  deutlich  erkennbar,  Peripherie  der  Läppchen  fettgelb. 

Gallenblase  gross,  reichlich   mit  lichter  Galle  gefüllt. 

Milz  fast  9  cm  lang,  ß'/j  cm  breit,  etwas  plumper,  Kapsel  stark  gespannt,  Consistenz  ziemlich  derb. 
Pulpa  kaum  etwas  vorquellend,  leichter  abstreifhar.  Die  Schnittfläche  ziemlich  glatt,  gleichmässig  lichtroth, 
das  grobe  Stroma  kaum  sichtbar.  Follikel  zahlreich,  als  bis  hirsekorngrosse,  graue  Punkte  deutlich  erkenn- 
bar, die  an  manchen  Stellen  einen  dunkelrothen  Hof  besitzen. 

Nieren  vergrössert,  plumper,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  röthlich-gelblich.  Die  Schnitt- 
flächen der  besonders  an  ihrer  Peripherie  dunkelroth  gefärbten  Pyramiden  heben  sich  von  der  erbleichten 
gelblichen  Rinde  und  den  Columnae  Bertini  sehr  scharf  ab,  Nierenbecken  und  Ureteren  nicht  besonders 
verändert. 

Nebennieren  blassgelblich,  normal  gebildet. 
Harnblase  ziemlich  gut  gefüllt,  in  derselben  lichtgelber,  klarer  Harn.  Schleimhaut  weisslich-gelb. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  vergrössert,  und  zwar  über  bohnengross  bis  haselnussgross,  von  etwas 
erhöhter  Consistenz,  röthlichgelblich  oder  gelblichweiss,  auf  dem  Durchschnitte  von  glatter  Schnittfläche, 
wenig  saftig. 

Im  Magen  wenig  schleimiger,  von  schwarzbraunen  Flocken  durchsetzter  Inhalt.  Schleimhaut  mit 
reichlichem  Schleim  überzogen  und  übersäet  von  zahllosen,  punktförmigen  Hämorrhagien.  Die  Schleimhaut 
des  Duodenum  zeigt  keine  pathologischen  Veränderungen.  Im  Dünndarm  gallig  gefärbte  Chjmius- 
massen,  Schleimhaut  dünn,  wenig  injicirt.  Plaques  im  Jejunum  von  entsprechender  Grösse,  deutlich  sichtbar, 
kaum  etwas  prominent.  Im  Ileum  sind  die  Plaques  etwas  blutreicher.  In  ihnen  und  der  übrigen  Schleim- 
haut spärliche  punktförmige  Hämorrhagien.  Ein  Plaque  nahe  der  Bauhinischen  Klappe  stärker  prominent, 
fleckig  injicirt.  Die  dem  Dickdarm  zugehörigen  Lymphdrüsen  kaum  etwas  vergrössert,  Schleimhaut  desselben 
gelockert,  geschwollen,  lebhaft  injicirt  auf  der  Höhe  der  Falten,  ziemlich  reichlich  übersäet  mit  punkt- 
förmigen Hämorrhagien. 

Die  Lj'mphdrüsen  in  beiden  Inguinalgegenden  kaum  etwas  vergrössert,  geröthet,  isolirt,  auf  dem 
Durchschnitte  röthlich. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Axilla  eingehüllt  in  sulzig-ödematöses  Bindegewebe,  die  mehr  central 
sitzenden  zu  einem  kleinen  etwa  walnussgrossen  Paquet  vereinigt.  In  diesem  ödematösen  Binde-  und  Fett- 


274  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

gewebe  zahlreiche,  zum  grössten  Theile  isolirt  stehende,  bis  linsengrosse  schwarzrothe  Blutungen.  Die 
einzelnen  Lymphdrüsen  bis  fast  haselnussgross,  ziemlich  hart,  auf  dem  Durchschnitte  zum  Theile  dunkel- 
schwarzmth  hämorrhagisch,  zum  Theile  gelb  und  roth  gefleckt  oder  gesprenkelt,  auf  der  Schnittfläche 
etwas  vorquellend,  saftig.   Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Axilla  kaum  vergrössert,  röthlich,  saftig. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Die  Milz  zeigt  mikroskopisch  sehr  reichlich  Pestbacillen,  vorwiegend  einzeln,  spärlicher  als  Diplo- 
bacillen  liegend,  fast  durchaus  gut  tingirt  mit  schöner  bipolarer  Färbung,  theils  runde,  theils  ovoide,  seltener 
Stäbchenform  zeigend;  letztere  oft  von  bedeutender  Grösse  und  manchmal  an  den  Enden  wie  spitz  aus- 
gezogen: spindelförmig.  Vereinzelt  finden  sich  die  Pestbacillen  auch  in  kurzen  Fäden.  Spärlich  rundliche 
oder  bläschenförmige  schwach  gefärbte  Formen. 

Die  Aussaaten  ergeben  sehr  reichlich  Pestcolonien  und  eine  Colonie  von  Bacterium  coli. 

2.  Aussaaten  vom  Harn  zeigen  keine  Pestcolonien,  wohl  aber  spärlich  Colonien  eines  Streptococcus. 

3.  Aussaaten  aus  einer  mesenterialen  Lj^mphdrüse  ergeben  eine  reichliche  Reincultur  von 
Colonien  des  Pestbacillus. 

4.  Aussaaten  von  der  Galle  enthalten  keine  Pestcolonien;  neben  einigen  grösseren  Colonien  einer 
Coccenart  finden  sich  einige  Colonien  von  Stäbchen  der  Coligruppe. 

5.  In  Deckglaspräparaten  von  einer  linken  Achseldrüse  finden  sich  noch  viel  reichlicher  Pest- 
bacillen als  in  der  Milz,  im  allgemeinen  aber  von  derselben  Form  und  Anordnung;  nur  erscheinen  die 
Degenerationsformen  reichlicher  und  unter  ihnen  viele  Ringformen.  Vereinzelt  finden  sich  auch  in  den 
Präparaten  plumpe,  gleichmässig  und  intensiver  gefärbte  Stäbchen  mit  abgehackten  Enden. 

Histologischer  Befund. 

1.  Lymphdrüsenpaquet  aus  der  linken  Axilla.  (5  fast  haselnussgrosse  Lymphdrüsen.)  Die  ein- 
zelnen zeigen  ganz  analoge  Veränderungen,  nur  geringe  Schwankungen  in  der  Intensität.  Die  Bindegewebs- 
kapsel  zeigt  entweder  Blutüberfüllung  der  erweiterten  Gefässe  oder  sie  ist  hämorrhagisch  infiltrirt.  Daneben 
finden  sich  Stellen,  wo  sie  dicht  und  gleichmässig  von  Bacterienmassen,  die  sich  mit  Hämalaun  bläulich- 
violett färben  oder  von  zahlreichen  polynucleären  Leukocyten  durchsetzt  ist.  Dadurch  ist  sie  von  dem  ebenso 
infiltrirten  Lymphdrüsenparenchym  nicht  abzugrenzen.  Ferner  finden  sich  sowohl  in  der  Kapsel,  als  auch 
unmittelbar  nach  aussen  \-on  ihr  im  Fettgewebe  sehr  zahlreiche  Ljanphgefässe,  die  strotzend  vollgefüllt  sind 
mit  Bacterien,  polynucleären  Leukocyten  und  wenigen  rothen  Blutkörperchen.  Auch  die  Blutgefässe  im 
pericapsulären  Bindegewebe  stark  erweitert  und  mit  Blut  überfüllt,  daneben  überall  zahlreiche  grössere  und 
kleinere  Blutaustritte  oder  feinste  Fibrinfäden,  die  stellenweise  das  Gewebe  durchsetzen. 

Das  Drüsenparenchym  nur  an  einigen  wenigen  Stellen  erhalten,  daselbst  sind  die  Rindenfollikel  gross, 
ein  Keimcentrum  nicht  abzugrenzen,  die  Sinus  sehr  weit,  das  Ganze  ausserordentlich  hyperämisch.  Die 
polj'nucleäre  Leukocytenform  überall  stark  vorherrschend.  Sonst  scheint  Alles  von  Bacterien,  denen  wenige 
Leukocyten  beigemengt  sind,  infiltrirt.  Zwischen  den  enormen  Bacterienmassen  sieht  man  erweiterte 
Capillaren,  die  entweder  mit  Blut  oder  mit  homogen  aussehenden  schoUig-balkigen  Massen  erfüllt  sind, 
oder  ausgedehnte  Blutaustritte.  Vom  Drüsenparenchym  nichts  zu  sehen;  dieselbe  dichte  Bacterieninfiltration 
durchsetzt  vielfach  die  Kapsel  und  reicht  zugleich  mit  ausgedehnten  Blutungen  vielfach  in  das  pericapsuläre 
Bindegewebe  hinein.  Hier  finden  sich  Gefässe,  die  eine  verdickte  homogen  aussehende  Wand  besitzen. 
Auch  innerhalb  der  Nervenquerschnitte,  zwischen  ihnen  und  dem  Perineurium,  Blutungen,  die  den  Nerv  oft 
sehr  stark  comprimiren.  Bei  starker  Vergrösserung  sieht  man,  dass  die  enormen  Bacterienmassen  duichwegs 
aus  typischen  Pestbacillen  bestehen,  die  häufig  schwach  mit  Methylenblau  gefärbt  sind  und  sowohl  die 
runde  als  auch  die  ovoide  stäbchenförmige  Gestalt  besitzen.  Wo  sie  nicht  gar  zu  dicht  liegen,  zeigen  sie 
bipolare  Färbung  und   sind   als  Diplobacillen  gelagert.  Die  Lymphgefässe  sind  von  ihnen  vollgepfropft,  in 


Beuleupest.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  275 

den  Blutgefässen   liegen   sie   sehr   zahlreich.    Nach   der  Gram-Weigert's^hen   Methode  (Differenzirung  mit 
Anilinön  tritt  prompte  Entfärbung  ein.  Andere  Mikroorganismen  nicht  auffindbar. 

2.  Lj'mphdrüse  von  der  linken  Halsseite.  Dieselbe  zeigt  die  typischen  Veränderungen  der 
Lymphdrüsen  im  Beginne  der  Affection:  Hochgradige  diffuse  Hyperämie  durch  Erweiterung  und  Blutüber- 
füllung zahlreicher  Capillaren,  auffallende  Erweiterung  der  Sinus,  die  ausser  mit  polynucleären  Leukocyten 
mit  grossen  protoplasmareichen  Zellen  ausgefüllt  sind,  die  entweder  rundlich  oder  polygonal  sind  oder 
Fortsätze  besitzen.  Ihr  Protoplasma  ist  häufig  gekörnt,  vielfach  sieht  man  kleine,  ungefärbte  Tröpfchen  in 
demselben,  ihre  Kerne  gross,  Bläschen  ähnlich  oder  gelappt  oder  unregelmässig  geformt.  An  einigen  Stellen 
findet  sich  Körnchenzerfall  der  Kerne.  Die  Keimcentren  klein,  ihre  Zellen  bilden  ein  maschiges  Reticulum. 
Bei  starker  Vergrösserung  sieht  man  \'or  Allem  in  den  erweiterten  Blutgefässen  zahlreiche  Pestbacillen, 
aber  auch  häufig  und  zahlreich  in  den  Sinus  und  spärlicher  in  den  Follikeln  und  dann  meist  in  der 
Umgebung  der  Capillaren. 

3.  Mesenteriale  Lymphdrüsen  aus  der  Radix  mesenterica.  Dieselben  zeigen ausserErweiterung 
\'on  Capillaren  an  einzelnen  Stellen  keine  besondere  Abweichung  vom  Normalen.  Im  Gewebe  keine  Pest- 
bacillen nachweisbar,  dagegen  sehr  zahlreiche  in  den  Blutgefässen. 

4.  Rechte  Tonsille.  Der  Epithelüberzug  vollkommen  erhalten,  desgleichen  das  adenoide  Gewebe. 
Sehr  zahlreiche  kleine  Blutgefässe  und  Capillaren  strotzend  mit  Blut  gefüllt.  In  den  weiten  Sinus  zahlreiche 
polynucleäre  Leukocyten,  die  Sinuszellen,  von  denen  oft  nicht  zu  entscheiden  ist,  ob  sie  Endothelien  oder 
Stromazellen  sind,  sehr  gross,  ihr  Protoplasma  vielfach  gekörnt  oder  kleine  ungefärbte  Tröpfchen  enthaltend. 
Die  Follikel  sehr  zahlreich,  sonst  nicht  weiter  verändert.  Pestbacillen  liegen  ausserordentlich  zahl- 
reich in  den  Blutgefässen  und  sehr  häufig  in  grösseren  und  kleineren  Gruppen  im  Gewebe 
um  dieselben,  hauptsächlich  in  den  Sinus. 

5.  Schnitte  durch  einen  Peyer'schen  Plaque  des  Ileum  nahe  der  Bauhinischen  Klappe, 
zeigen,  dass  die  denselben  überziehenden  Schichten  der  Schleimhaut  nur  inselartig  erhalten  sind.  Die 
Zotten  sind  sehr  spärlich,  besitzen  keinen  Epithelüberzug.  Wo  die  Schleimhaut  zu  fehlen  scheint,  sieht  man 
bei  stärkerer  Vergrösserung  den  Plaque  überzogen  \'on  einer  dünnen  Bindegewebsschichte,  .Stratum 
proprium,  dessen  Zellleiber  noch  deutlich  erkennbar  sind,  aber  nur  diffus  färbbar  erscheinen  und  keine 
Kernfärbung  mehr  zeigen. 

Die  Follikel  und  ihre  Keimcentren  gross,  sehr  zellreich,  so  da.ss  sie  sich  nur  ganz  undeutlich  abgrenzen. 
In  den  Keimcentren  sehr  viele  polynucleäre  Leukocyten,  desgleichen  im  adenoiden  Gewebe.  Dasselbe  ist 
gegen  das  schlecht  färbbare  Stratum  proprium  durch  eine  schmale  Schichte  abgegrenzt,  die  sehr  zellreich 
ist  und  aus  dicht  aneinander  gelagerten  Leukocyten  besteht,  deren  Kerne  stark  gefärbt  sind.  Hier  finden 
sich  auch  stellenweise  massig  zahlreiche  Körnchen  x'erschiedener  Grösse  zwischen  den  oft  unregelmässig 
geformten  Kernen. 

Viele  Capillaren  mit  Blut  injicirt.  Der  Plaque  ist  gegen  die  Submucosa  hin  scharf  abgegrenzt,  in  der- 
selben finden  sich  grössere  Lymphgefässe  mit  Leukocyten  angefüllt. 

In  den  erhaltenen  Schleimdrüsen  zahlreiche  Becherzellen.  Mit  der  Immersion  sieht  man  im  Ij'mpha- 
tischen  Gewebe  der  Schleimhaut  auch  in  den  Drüsenschläuchen  und  in  den  blossliegenden  schlecht  gefärbten 
Schichten  des  Stratum  proprium  ziemlich  zahlreiche  mit  Methj'lenblau  gut  gefärbte  längere  Stäbchen  mit 
scharf  abgesetzten  Enden  und  in  schütterer  Vertheilung  (Bacterium  coli).  Auch  spärliche  Coccen  sind  auf- 
findbar. Dagegen  sieht  man  fast  in  jedem  Capillarrohr  oder  Blutgefäss  blass  gefärbte  ovoide,  plumpe  Bacillen 
(häufig  als  Diplobacillen  oder  einzeln  in  Bläschenform),  die  als  Pestbacillen  zweifellos  anzusprechen  sind. 
Ganz  dieselben  finden  sich  auch  zu  kleinen  Haufen  angeordnet  im  Gewebe,  wo  sie  nicht  nur  durch 
ihre  charakteristische  Form,  sondern  auch  durch  ihre  blassblaue  Farbe  sich  von  den  anderen  Stäbchen 
deutlich  differenziren. 

6.  Processus  vermiformis.  Zur  Untersuchung  kamen  Querschnitte  von  mehreren  Stellen.  Die 
Schleimhaut  überall  erhalten,  die  Krypten  zeigen  zahlreiche  Becherzellen.  Im  adenoiden  Gewebe  derselben 
nichts  Auffallendes  als  die  Grösse  der  Follikel  und  Keimcentren   (dem  jugendlichen  Alter  des  Indix'iduums 

Denkschriften  der  mathera.-naturw.  Cl.   LXVI.  Bd.  37 


276  H.  Albrecht  und  G.  Ghoii, 

entsprechend)  und  Erweiterung  und  Blutüberfüllung  der  Capillaren,  die  nur  stellenweise  stark  ausgesprochen 
ist.  In  denselben  liegen  zahlreiche  Pestbacillen,  jedoch  nirgends  solche  im  Gewebe.  Im  Bereiche  der 
Lieberkühn'schen  Krypten  zahlreiche  stark  mit  Methylenblau  gefärbte,  längere  Stäbchen  von  derselben 
Form  und  Anordnving  wie  bei  5. 

7.  Magen.  Die  Schleimhaut  im  Allgemeinen  gut  conservirt,  nur  das  (Iberflächenepithel  stellenweise 
verloren  gegangen  und  die  Firsten  der  Schleimhaut  zeigen  hie  und  da  ganz  schwache  Kernfärbung 
(Leichenveränderung).  Die  Zellen  der  Pepsindrüsen  in  ihrer  charakteristischen  Form  und  Färhbarkeit 
erhalten,  das  Netz  der  feinen  Blutgefässe  mit  Blut  injicirt,  auch  die  grossen  Gefässe  der  Submucosa 
erweitert  und  mit  Blut  angefüllt.  Die  LymphfoUikel  klein.  Massig  zahlreich  finden  sich  kleine,  ganz  ober- 
flächlich gelegene  Blutaustritte  der  Schleimhaut. 

In  jedem  Capillarrohr  des  reichen  Netzes  liegen  zahlreiche  Bacillen  von  \-erschiedener  Form.  Die 
einen  sind  ziemlich  schlanke  und  lange  Stäbchen  mit  sanft  abgerundeten  Enden  und  färben  sich  gut 
mit  Methylenblau,  die  anderen  sind  etwas  plumper  und  mehr  weniger  ovoid  und  färben  sich  betj-ächtlich 
schwächer  —  oft  nur  schattenhaft  —  mit  Methylenblau,  und  endlich  finden  sich  grosse  runde,  bläschen- 
ähnliche Formen,  die  manchmal  ringähnlich  aussehen  und  sich  ebenfalls  sehr  blass  färben.  Auch  in  den 
grossen  Gefässen  der  Submucosa  und  Muscularis  liegen  zahlreiche  derartige  Bacillen.  Doch  lassen  sich 
Übergangsformen  zwischen  den  einzelnen  constatiren.  Obwohl  daher  —  was  die  schlankeren  und  längeren 
Bacillen  betrifft  —  die  Form  einzelner,  nicht  mit  dem  gewöhnlichen  morphologischen  Bilde  der  Pestbacillen 
übereinstimmt,  müssen  sie  doch  in  diesem  Falle,  wo,  wie  die  Präparate  aller  übrigen  untersuchten  Organe 
zeigen,  die  Blutbahn  von  Pestbacillen  geradezu  überschwemmt  ist,  als  solche  aufgefasst  werden.  Dazu 
kommt,  dass  an  ein  agonales  oder  postmortales  Einwandern  \on  Bacillen  \-on  der  Magenoberfläche  aus 
nicht  zu  denken  ist,  denn  nirgends  finden  sich  hier  irgendwelche  Bacillen,  die  nicht  in  Blutgefässen 
oder  innerhalb   der    kleinen   Capillarblutungen   liegen. 

8.  Schnitte  durch  die  Wand  des  linken  Herzventrikels  mit  kleinen  Blutungen  im  Endo- 
card  zeigen,  dass  letztere  unter  dem  Endocard  im  Herzmuskel  sitzen,  und  zwar  in  der  Umgebung  einer 
kleinen  Arterie,  von  wo  aus  sie  zwischen  die  Muskelbündel  eine  kurze  Strecke  weit  hineinreichen.  In  ihrem 
Bereiche  sehr  zahlreiche  polynucleäre  Leukocj'ten  und  typische  plump  ovoid e,  blassbläulich 
gefärbte  Pestbacillen.  Man  findet  solche  auch  allerdings  in  geringer  Anzahl  in  den  Capillaren  zwischen 
der  Musculatur.  Die  Kerne  der  letzteren  blau  gefärbt,  die  Querstreifung  undeutlich. 

9.  Milz.  Die  Follikel  deutlich  abgrenzbar  und  gross,  besitzen  ein  locker  gefügtes  Keimcentrum. 
Sonst  lässt  sich  vom  Bau  einer  normalen  Milz  nichts  erkennen,  indem  rothe  Blutkörperchen,  Leukocyten 
und  Pulpazellen  regellos  durcheinander  liegen.  Ausserdem  finden  sich  sehr  zahlreiche  kleine  Herde, 
die  ihrer  Form  nach  Quer-  oder  Längsschnitten  kleiner  Gefässe  entsprechen.  Sie  sind  mit  Eosin  roth 
gefärbt  und  bestehen  aus  balkigen  oder  grob  granulirten  Massen,  in  deren  Centruin  die  homogene,  etwas 
leuchtender  roth  gefärbte  und  verbreiterte  Gefässwand  noch  zu  erkennen  ist.  Im  Bereiche  eines  solchen 
Herdes  Leukocyten,  deren  Kerne  Körnchenzerfall  zeigen.  Häufig  sieht  man  Kerne  mit  Ausläufern,  die  wie 
geschwänzt,  Spermatozoen  vergleichbar,  aussehen.  Die  Leukocyten  vorwiegend  polynucleär,  häufig 
eosinophil.  Auch  grössere,  stark  erweiterte  Blutgefässe  sind  mit  derartigen  glänzend  roth  gefärbten  Balken 
oder  Schollen  ganz  oder  nur  theilweise  erfüllt. 

Die  Milz  geradezu  infiltrirt  von  Bacillen,  die  überwiegend  ausgesprochene  Stäbchenform  besitzen, 
manchmal  blässer,  manchmal  ziemlich  intensiv  mit  Methylenblau  gefärbt  sind.  Sie  finden  sich  häufig  in 
Doppelformen,  zeigen  bipolare  Färbung,  daneben  auch  solche  von  plumper,  ovoider  Gestalt  und  rundlich 
bläschenförmigem  Aussehen.  Sie  liegen  intra-  und  extracellulär,  besonders  zahlreich  den  früher  beschrie- 
benen Herden  entsprechend.   Andere  Bacterien  nicht  auffindbar. 


Bciilciipcst.  IL  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  277 

I-^pi  krise. 

Den  anatomischen  und  niikruskopischen  Veränderungen  gemäss  ist  als  primärer  Bubo  die  Lymph- 
drüsengruppe der  linken  Axilla  aufzufassen.  Geringere,  oft  erst  ganz  im  Beginne  stehende  Veränderungen 
zeigen  die  Lymphdrüsen  an  beiden  Halsseiten,  die  Tonsillen,  die  Lymphdrüsen  der  rechten  Axilla,  beider 
Inguinalgegenden,  der  Radix  mesenterica  und  der  Bifurcation  der  Trachea.  Sie  bestehen  in  hochgradiger 
Hyperämie,  besonders  der  Sinus,  und  mehr  oder  weniger  ausgesprochener  medullärer  Schwellung,  die  sich 
mikroskopisch  x'orwiegend  in  Erweiterung  der  Sinus,  Schwellung  und  Degeneration  der  Sinuszellen  und 
reichlicher  Emigration  von  polynucleären  Leukocyten  ausspricht. 

Zweifellos  sind  die  genannten  Lymphdrüsen  auf  metastatischem  Wege  inficirt  worden,  da  die  Blutbahn 
von  Pestbacillen  geradezu  überschwemmt  ist.  Fast  in  jedem  Blutgefässe  oder  Capillarrohre  lassen  sich 
mikroskopisch  Pestbacillen  nachweisen.  Auch  in  den  Blutungen  im  Endocard  des  linken  Ventrikels  und  der 
Magenschleimhaut  sind  Pestbacillen  mikroskopisch  nachweisbar,  ferner  im  Gewebe  eines  Dünndarm- 
plaque.  Ausserdem  finden  sich  Blutungen  in  den  weichen  Schädeldecken,  in  der  Haut  des  linken  Über- 
armes, im  Epicard  und  in  der  Dickdarmschleimhaut. 

Der  primäre  Bubo  ist  mikroskopisch  dadurch  ausgezeichnet,  dass  fast  das  ganze  Lymphdrüsengewebe 
substituirt  ist  durch  enorme  zusammenhängende  Pestbacillenmassen  und  Blutungen,  durch  hämorrhagisch- 
bacilläre  Infiltration  der  Kapsel  und  des  umgebenden  Binde-  und  Fettgewebes. 

Die  Milz  ist  dicht  infiltrirt  von  Pestbacillen  und  zeigt  zahllose  kleine  necrotisirende  Herde,  kleinen 
durch  Coagulation  necrotischen  und  mit  balkig-scholligen  Massen  erfüllten  Gefässen  entsprechend  mit 
eigenartigem  Kernzerfall  in  der  Umgebung. 

Nach  dem  mikroskopischen  und  bacteriologischen  Befunde  handelt  es  sich  um  Reininfection  durch  den 
Pesterreger.  Culturell  ergeben  sich  Reinculturen  von  Pestbacillen  aus  der  Milz  und  aus  den  mesenterialen 
Lymphdrüsen. 

Sowohl  am  Deckglaspräparate  wie  in  den  Schnitten  finden  sich  die  \"erschiedenen  Formen  des  Pest- 
hacillus,  sowohl  die  ausgesprochene  Stäbchenform,  als  auch  die  runde  bläschen-  oder  ringähnliche. 

Fall  10/XXIX. 

Itoo  Koosaba,^  SOjähriger  Hindu,  Arbeiter,  wurde  ins  Spital  am  2 L  März  am  III.  Krankheitstage  auf- 
genommen und  starb  am  23.  März  am  V.  Krankheitstage  um  2  Uhr  40  Minuten  Nachts. 

Section  am  23.  März  um  9  Uhr  30  Minuten,  7  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  156  ein  lang,  von  kräftigem  Knochenbau,  kräftig  entwickelter  Musculatui-, 
ziemlich  gut  genährt.  Todtenstarre  ausgesprochen,  Todtenflecke  undeutlich  sichtbar  an  den  abhängigen 
Körperpartien.  In  der  Haut  des  Gesichtes  zahlreiche  Blatternarben;  Hornhäute  glänzend,  Pupillen  beider- 
seits gleich  weit,  mittelweit.  Lippen-  und  Mundschleimhaut  leicht  cj'anotisch,  aus  beiden  Nasenlöchern 
quillt  schaumige  Flüssigkeit;  Zähne  gut  erhalten.  Halz  kurz,  kräftig,  in  seinen  Gruben  und  in  den 
Achselhöhlen  keine  Drüsen  palpabel.  Thorax  kräftig,  breit,  gut  gewölbt,  entsprechend  lang,  sj'mmetrisch. 
Abdomen  im  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  gespannt,  linkerseits  eine  handtellergrosse,  alte  Hautnarbe. 
Beiderseits  in  der  Gegend  des  Poupart'schen  Bandes  und  rechterseits  in  der  Schenkelgrube  vergrösserte 
harte  Lymphdrüsen  palpabel. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  Sonst  an  den 
allgemeinen  Decken  nichts  Auffallendes,  nur  an  der  Beugeseite  des  rechten  Vorderarmes,  ungefähr  in  der 
Mitte  der  äusseren  Ulnarkante,  erscheint  eine  kreuzergrosse  Hautstelle  blauroth  gefärbt,  am  Durchschnitte 
derselben  ist  das  subcutane  Binde-  und  Fettgewebe  derb  hämorrhagisch  infiltirt  und  über  die  angegebenen 
Grenzen  hinaus  blutig  serös  infiltrirt. 

Die  weichen  Schädeldecken  blutarm,  ziemlich  fettreich.  Schädeldach  länglich -oval,  symmetrisch; 
der  Längsdurchmesser  desselben  misst  17  Vj  r;»,   der   quere   13' ^  r;;/   und   die    Peripherie  50  r;;;.   Schädel- 


'   Vergl.  Krankengeschichte,  11.  A.  pag,  7Ü. 

37« 


278  H.  Albrechl  und  A.  Ghoii. 

l<nochen  .nlciclimässig  circa  1  ein  dick,  Spongiosa  erhalten,  ziemlich  blutreich,  Tabula  interna  glatt,  I-"urchen 
und  ('ii-uhen  seicht,  Nähte  erhalten. 

Dura  mater  stark  gespannt,  rechts  stärker  vorgewölbt  wie  links,  links  sehr  zart,  durchscheinend,  blutarm, 
ihre  rechte  Hälfte  lässt  bläulich  aussehende,  ausgetretene  Blutmassen  durchschimmern.  Der  hinenfläche 
aufgelagert  findet  sich  ein  fast  1  cm  dicker  Blutkuchen  von  schwarzrother  Farbe,  welcher  der  sonst  ganz 
zarten,  glänzenden  Dura  mater  locker  anhaftet  und  ungefähr  in  der  Mitte,  nahe  dem  Sichelblutleiter,  von 
Fibi'ininassen  mehr  gelblich  gefärbt  erscheint.  Auch  an  der  Gehirnbasis,  und  zwar  an  der  rechten  Hälfte, 
findet  sich  eine  dünne  .Schichte  frischen,  zum  Theile  geronnenen  Blutes.  Die  rechte  Hemisphäre,  ent- 
sprechend dem  Hämatom,  etwas  abgeflacht.  Innere  Meningen  dünn,  an  der  Convexität  sehr  zart,  blutarm, 
Gefässe  sehr  zartwandig  und  enge.  Grosshirnrinde  gleichmässig  breit,  graugelblich.  Das  weisse  Marklager 
von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  teigig  weich,  Ventrikel  enge,  Stammganglien  normal  gebildet,  auf 
dem  Durchschnitte  ebenso  v\-ie  Kleinhirn,  Pens  und  Medulla  sehr  blutarm. 

Zwerchfellstand  linkerseits  an  der  \-ierten  Rippe,  ebenso  rechterseits. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Halsgefässe  vergrössert,  isolirt,  grauroth,  derb.  Auf  dem  Durch- 
schnitte gleichmässig  roth,  sehr  stark  succulent;  ebenso  die  Drüsen  in  beiden  Submaxillargegenden. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  mit  Schleim  bedeckt,  grauroth  gefärbt. 
Rechte  Tonsille  vergrössert,  stark  prominent,  auf  dem  Durchschnitte  röthlichgrau,  sehr  stark  saftig;  etwas 
nach  vorne  von  den  Tonsillen  und  nach  aussen  ein  sehr  stark  geschwollener  BalgfoUikel,  der  fleckig  dunkel- 
roth  gefärbt,  in  seiner  Längsrichtung  exulcerirt  erscheint  und  auf  dem  Durchschnitte  sulzig-hämor- 
rhagisch  infiltrirt  ist.  Linke  Tonsille  nicht  weiter  verändert.  Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea 
mit  schaumiger  Flüssigkeit  bedeckt,  düster  geröthet. 

Linke  Lunge  ganz  frei,  im  Pleuraraum  wenige  Tropfen  klarer  Flüssigkeit  enthalten.  Im  Bereiche  des 
Unterlappens  vereinzelte  Ecchymosen,  sonst  ist  die  Pleura  ganz  glatt  und  glänzend;  Lunge  flaumig, 
lufthaltig,  auf  dem  Durchschnitte  sehr  blutreich,  Oberlappen  stark  ödematös,  \-ollständig  lufthaltig.  Rechte 
Lunge  und  Pleura  zeigen  denselben  Befund  wie  links.  Schleimhaut  der  grossen  Bronchien  etwas 
geröthet. 

Herzbeutel  zart,  enthält  ungefähr  einen  Esslöffel  gelben  Serums.  An  seiner  Innenfläche  in  der  Gegend 
der  beiden  Lungenvenen  eine  kleine  Gruppe  spritzerartiger,  punktförmiger  Hämorrhagien.  Das  ziemlich 
fettarme  Epicard  zeigt  nur  ganz  vereinzelte  kleine  Ecchymosen.  Im  linken  Herzen  wenige  Cruormassen  und 
Fibringerinsel.  Im  rechten  Herzen  etwas  mehr  Fibrin.  Beide  Ventrikel  schlaff,  alle  Klappenapparate  zart 
und  schlussfähig,  Myocard  gelblichbraun,  morscher. 

Schleimhaut  des  Oesophagus  gallig  imbibirt.  Schleimhaut  der  Trachea  und  der  Bronchien  geröthet. 
Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcationsstelle  anthracotisch,  die  an  der  rechten  Seite  der  Trachea, 
hinaufreichend  bis  unter  die  rechte  Clavicula,  vergrössert,  hart,  isolirt,  auf  dem  Durchschnitte  schwarz- 
roth,  hämorrhagisch.  Nach  dem  Abpräpariren  des  Musculus  pectoralis  major  dexter,  der  nicht  weiter 
verändert  ist,  findet  sich  entsprechend  dem  vorderen  Rande  des  Musculus  pectoralis  minor  eine  circa 
hühnereigrosse  Geschwulst,  deren  Umgebung  sehr  stark  sulzig  durchfeuchtet  ist.  Diese  ödematöse  Durch- 
tränkung reicht  nach  abwärts  bis  zu  der  letzten  Rippe  und  ins  subcutane  Binde-  und  Fettgewebe  hinein 
dasselbe  reichlich  durchtränkend.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheinen  die  Lymphdrüsen  unter  dem  Musculus 
pectoralis  minor  hart  infiltrirt,  eingeschlossen  von  ganz  starr-hämorrhagisch  infiltrirtem  oder  mehr  sulzigem 
Bindegewebe.  Dieselbe  sulzige,  ödematöse  Durchtränkung  des  Binde-  und  Fettgewebes  findet  sich  in  der 
Umgebung  des  Plexus  axillaris. 

Die  Drüsen  selbst,  zum  Theile  nicht  ganz  scharf  abgrenzbar,  erscheinen  entweder  schwarzroth,  hämor- 
rhagisch infiltrirt,  mit  einem  gelben,  wie  nekrotisch  aussehenden,  etwas  weicheren  Centrum,  oder  gelblich- 
röthlich  gesprenkelt,  stärker  \'orquellend.  Die  Läppchen  des  ins  Infiltrat  einbezogenen  Fettgewebes  ziemlich 
gut  abgrenzbar,  etwas  mehr  prominent.  Längs  der  Innenfläche  des  Latissimus  dorsi  zieht  sich  in  den 
Fascienblättern  ein  sulziges,  gelbliches,  von  reichlichen  Blutaustritten  durchsetztes  Infiltrat  nach  abwärts. 
Auch  an  der  Beugeseite  des  rechten  Oberarmes  findet  sich  im  subcutanen  Bindegewebe,   die   Muskelfascie 


Beitleiipcst.  IL  Palholoifiscli-audtDUiisclicr  Befiehl.  279 

>.lurchsetzend  und  längs  der  Miiskeldissepimentc  in  die  Tiefe  sich  erstreckend,  ein  reiciiliches,  salziges  Ödem 
mit  bis  linsengrossen  frischen  Blutungen,  die  auch  den  Biceps  durchsetzen. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Cubita  etwas  über  hanfkorngross,  das  sie  umgebende  Bindegewebe 
sulzig  ödematös. 

Leber  vergrössert,  ihre  X'orderen  Ränder  plumper,  K'apsel  zart,  Consistenz  \'ermindert,  (3bertläche 
gelblich  marmorirt,  auf  dem  Durchschnitte  massig  blutreich,  biMungrau,  Parenchym  etwas  \'orquellend,  die 
Läppchenzeichnung  undeutlich. 

Gallenblase  prall  mit  dunkler  Galle  gefüllt. 

Milz  21  cm  lang,  17  n»  breit,  6  cw«  dick,  plump,  Kapsel  zart,  an  umschriebenen  .Stellen  getrübt,  auf 
dem  Durchschnitte  dunkelroth.  Pulpa  etwas  vorquellend,  leicht  abstreifbar,  P'ollikel  reichlich,  deutlich 
sichtbar,  stecknadelkopfgross,  graugelb,  von  dunkelblutrothem  Hofe  umgeben.  Das  grobe  Stroma  etwas 
\' ermehrt. 

Nieren  etwas  vergrössert,  plump,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  gelblich  -  bräunlich 
gefärbt,  von  schlaffer  Consistenz.  Rinde  beträchtlich  verbreitert,  gelblich  -  röthlich  gestreift,  von  den 
Pyramiden  nicht  scharf  abgesetzt;  dieselben  erbleicht.  Nierenbecken-  und  Ureterenschleimhaut  nicht 
besonders  verändert. 

In  der  Harnblase  reichlicher  trüber,  gelblicher  Urin.  Schleimhaut  gelblichweiss. 

Die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  linkerseits  etwas  vergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  blutigroth, 
stark  succulent,  die  rechtsseitigen  kaum  etwas  vergrössert.  Auch  die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  in 
beiden  Leistengegenden  \"ergrössert,  isolirt,  ziemlich  derb,  ihre  Rinde  verbreitert,  gelblich-röthlich,  stark 
saftig. 

Schleimhaut  des  Magens  bedeckt  mit  galligem  Schleim,  gefaltet,  übersäet  mit  zahllosen  punkt- 
förmigen Blutaustritten.  Schleimhaut  des  Duodenum  gallig  imbibirt.  Im  Ileum  reichliche  gallige  Chymus- 
massen.  Schleimhaut  dünn,  Plaques  klein  und  flach,  ebenso  im  Jejunum.  Im  Dickdarme  gallig  gefärbte 
ungeformte  Fäcalien,  Schleimhaut  dünn,  nicht  verändert. 

Das  rechte  .Schultergelenk  zeigt  keine  Besonderheiten. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  .Axilla  bis  über  haselnussgro.ss,  hart,  isolirt,  dunkelblutroth. 


Am  22.  März,   am    1\'.    Krankheitstage,   wurde  das   Blut  bacterio logisch   untersucht   un» 
ergab    massig   reichliche    Pestcolonien    in  Reincultur. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  Deckglaspräparaten  vom  rechtsseitigen  subduralen  Haematom  finden  sich  ver- 
einzelt Pestbacillen  von  kurzovaler  Form  und  bipolarer  Färbung. 

Die  Aussaaten  zeigen  eine  reichliche  Reincultur  \-on  Pestcolonien. 

2.  Deckglaspäparate  einer  linken  Halslymphdrüse  enthalten  wenig  reichlich  Pestbacillen, 
einzeln  oder  als  Diplobacillen  liegend,  gut  und  bipolar  gefärbt,  in  ovoiden  Formen. 

3.  Das  Ödem  der  rechten  Brustseite  zeigt  mikroskopisch  keine  Bacterien. 

4.  Deckglaspräparate  einer  rechten  Achseldrüse  zeigen  enorm  reichlich  Pestbacillen  in  allen 
Formen  und  Grössen:  Neben  gut  und  bipolar  gefärbten  Formen  von  o\'alem  oder  Stäbchentypus  finden 
sich  reichlich  schlecht  gefärbte,  rundliche  Formen,  Ringformen  und  geblähte,  oft  ganz  schattenhaft  aus- 
sehende Gebilde,  deren  Zugehörigkeit  zu  den  Pestbacillen  nur  aus  den  zahlreichen  vorhandenen  Über- 
gangsformen zu  erkennen  ist. 

Die  Pestbacillen  liegen  fast  ausschliesslich  extracellulär,  meist  einzeln,  seltener  als  Diplobacillen. 

5.  Aussaaten  vom  Urin  bleiben  steril. 


280  H.  Albrecht  und  A.  Ghoii. 

ü.  Präparate  von  der  Milz  zeigen  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  Diplobacillen 
liegend,  fast  ausschliesslich  extracellulär,  meist  vom  Stäbchentypus,  seltener  von  kurz  ovaler  Form,  fast 
allenthalben  gut  und  bipolar,  spärlich  blass  gefärbt.  Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  erfolgt 
rasche  Entfärbung  der  Pestbacillen. 

Die  Aussaat  ergibt  eine  sehr  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

7.  Eine  Lymphdrüse  aus  der  linken  Achselhöhle  zeigt  mikroskopisch  wenig  reichlich,  \-or- 
vviegend  gut  und  bipolar  gefärbte  Pestbacillen  vom  Stäbchentypus,  extracellulär,  einzeln  oder  als  Diplo- 
bacillen gelagert. 

Aussaaten  ergeben  eine  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

8.  Aussaaten  von  der  Galle  zeigen  eine  Reincultur  von  acht  Pestcolonien. 


Histologischer  Befund. 

1.  Auf  Schnitten  durch  ein  Paquet  kleiner  (bis  erbsengrosser)  Lymphdrüsen  aus  der 
rechten  Fossa  supraclavicularis  sieht  man  von  dem  adenoiden  Gewebe  derselben  nichts  mehr 
erhalten,  indem  dasselbe  vollständig  durch  Blut  und  Bacterienmassen  substituirt  ist.  Leukocyten  finden  sich 
im  Allgemeinen  nicht  sehr  reichlich;  sie  haben  die  mono-  oder  die  polynucleäre  Form  und  liegen  nur  hie 
und  da  zu  Haufen  bei  einander. 

Im  Innern  der  Lymphdrüsen  fallen  mit  Blut  gefüllte  kleine  Gefässe  auf,  deren  verdickte  Wand  sich 
intensiv  mit  Eosin  färbt  und  aus  homogenen  Balken  oder  Schollen  besteht,  die  nach  aussen  von 
dem  Gefässrohre  manchmal  in  ein  ebensolches,  etwas  feineres  Netz-  und  Balkenwerk 
übergehen   oder  auch   das  Gefässlumen   ausfüllen. 

Die  Sinus  wie  ausgegossen  von  blauvioletten,  zusammenhängenden  Bacterienhaufen,  die  die 
Lymphdrüsen  in  Form  eines  breiten  Saumes  einsäumen  und  sich  auch  im  Inneren  der  Lymphdrüse 
vorfinden.  Das  umgebende  Fettgewebe  reichlich  von  Blutungen  und  feinfädigen  oder  mehr  homogenen 
Gerinnseln  nebst  zahlreichen  polynucleären  Leukocyten  und  grossen  Mengen  von  Bacterien  durchsetzt. 
Hochgradig  erweiterte,  von  Bacterien,  Leukocyten  und  Blut  erfüllte  Lymph-  und  Blutgefässe  finden  sich 
hier  zahlreich. 

Andere  mehr  an  der  Trachealseite  gelagerte  und  etwas  grössere  Lymphdrüsen  zeigen 
nicht  so  intensive  Veränderungen.  Zunächst  fällt  die  starke  Anthrakose  derselben  auf,  indem  die  voll- 
ständig erhaltenen  Markstrahlen  und  Follikel  sehr  zahlreiche,  mit  schwarzem  feinkörnigen  Pigment 
beladene  Zellen  enthalten.  Sehr  prägnant  wird  das  Bild  dadurch,  dass  die  erweiterten  Sinus  ganz  x^on  Blut 
erfüllt  sind,  in  welchem  Leukocyten  oder  die  grossen  Sinuszellen  wenig  zahlreich  suspendirt  erscheinen. 
In  dem  die  Lymphdrüse  einhüllenden  Bindegewebe  \'ereinzelte  Blutaustritte.  Körnchenzerfall  ist  nirgends 
zu  sehen. 

Mit  Methylenblau  gefärbte  Schnitte  zeigen  sowohl  in  der  Lymphdrüse  wie  im  periglandulären  Gewebe 
ganz  enorme  Massen  von  Pestbacillen,  die  theils  ausgesprochene,  an  den  Enden  abgerundete  Stäbchen 
vorstellen,  theils  plumper,  ovoid  sind,  besonders  dann,  wenn  sie  —  wie  häufig  —  intracellulär  liegen,  oder 
welche  dort,  wo  sie  dichter  liegen,  die  runde  Coccenform  haben.  Vielfach  zeigen  sie  stärkere  bipolare 
Färbung,  sind  zu  zweien  gelagert  oder  färben  sich  sehr  blass,  bläschenähnlich.  In  den  Blutaustritten,  die 
sich  in  den  Sinus  der  Lymphdrüsen  von  der  Seite  der  Trachea  vorfinden,  spärliche  Pestbacillen. 

2.  Eine  mandelgrosse  Lymphdrüse  von  der  rechten  Halsseite  zeigt  die  gewöhnliche  gleich- 
massig  über  das  ganze  Parenchym  sich  erstreckende  hochgradige  Hyperämie  und  starke  Erweiterung  der 
.Sinus,  die  mit  Leukocyten  imd  grossen  protoplasmareichen  Zellen  mit  blassem  Kerne  erfüllt  sind.  .Ausserdem 
finden  sich  in  ihnen  zahlreiche,  vorwiegend  stäbchenförmige,  typische  Pestbacillen,  die  häufig  intracellulär 
gelagert  sind  und  kurze  Ketten  \'on  Coccen.  Im  adenoiden  Ge\vebe  finden  sich  sowohl  Pestbacillen  als 
auch  Coccen  spärlicher,  im  Blute  der  Capillaren  sehr  spärlich. 


Beuleupcst.  IL  Pathologisch-auatontischer  Bericht.  281 

3.  Rechte  Tonsille.  Das  Bindegewebe  unter  dem  Epithel,  die  Bindegewebskapsel  der  Tonsille  und 
ihre  Dissepimente  von  mono-  und  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt  und  herdweise  von  Blutungen  durch- 
setzt. Das  adenoide  Gewebe  der  Tonsille  selbst  zeigt  keine  Besonderheiten,  die  Keimcentren  gross,  locker 
und  wenig  zahlreich. 

\m  Bereiche  der  früher  erwähnten  Infiltrate  und  Blutungen  zahlreiche  kleine  Coccen,  die  bald  rund, 
bald  länglich  geformt  sind,  und  kürzere  Ketten  bilden.  In  einzelnen  Blutgefässen  ziemlich  zahlreiche  Pest- 
bacillen  enthalten. 

4.  Schnitte  durch  zwei  etwas  über  han  fkorngrosse  Lymph  drüsen  der  rechten  Cubita 
zeigen  die  Umgebung  und  die  Kapsel  der  Drüsen  \'öllig  unverändert. 

Im  Drüsenparenchym  selbst  finden  sich,  ausserordendich  zahlreich  und  dichtstehend,  bluterfüllte 
Capillaren  und  Gefässe  und  zahlreiche  Blutungen  in  die  erweiterten  Sinus.  Die  Rindenfollikel  und  ihre 
Markstrahlen  sind  ganz  un\-erändert.  In  den  .Sinus,  besonders  der  Markschichte  zahlreiche  Pestbacillen, 
wenige  in  den  Blutgefässen. 

5.  Die  Milz  ist  mikroskopisch  ungemein  blutreich.  Das  Blut  durchsetzt  überall  wandungslos  die 
Pulpa,  die  kein  bestimmtes  Gefüge  mehr  erkennen  lässt. 

Auffallend  ist  der  Reichthum  an  polynucleären  Leukocyten.  Ausser  diesen  finden  sich  sehr  viele  proto- 
plasmareiche Zellen  mit  einem  oder  mehreren  grossen,  oft  bläschenähnlich  aussehenden  oder  gelappten 
Kernen,  die  manchmal  blass,  manchmal  intensiver  gefärbt  sind.  Follikel  sind  überall  erhalten,  ziemlich  gross. 
Die  Milz  ist  reich  an  Pestbacillen.  Sie  liegen  extra-  und  intracellulär,  fast  ausschliesslich  im  Bereiche  der 
Blutungen,  nur  spärlich  im  adenoiden  Gewebe  und  sind  sehr  blass  gefärbt.  Sie  zeigen  hochgradige  Pleo- 
morphie,  indem  man  alle  Übergänge  von  reinen  Stäbchenformen  mit  sanft  abgerundeten  Enden  zu  den 
grossen,  bläschenartigen  Formen  findet.  Andere  Mikroorganismen  nicht  nachweisbar. 

6.  Blutung  \-om  rechten  Vorderarme.  Das  subcutane  Binde-  und  Fettgewebe  im  Bereiche  \on 
circa  2  cm  hämorrhagisch  infiltrirt,  und  zwar  bis  in  die  tieferen  .Schichten;  das  Corium  frei.  Innerhalb  der 
Blutung  herdweise  Anhäufung  von  polj'nucleären  Leukocyten,  wo  sich  auch  zahlreiche  stäbchenförmige 
Pestbacillen  finden. 

7.  Rechtsseitiges  Hämatom  der  Dura.  Die  der  Innenfläche  der  Pachj^meninx  aufgelagerte,  frisch- 
geronnene Blutschicht  zeigt  histologisch  keine  Besonderheiten.  Sie  besteht  aus  Massen  rother  Blutkörper- 
chen, sehr  viel  Fibrin  in  Form  feinfädiger  und  feinmaschiger  Netze,  in  deren  Maschen  feingranulirte 
geronnene  Massen  liegen.  Ferner  findet  sich  eine  dicke  Schichte  derartigen  Fibrins  den  Blutmassen  auf- 
gelagert, also  die  innerste  Schichte  der  Blutung  bildend. 

Überall  liegen  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten,  oft  zu  Haufen  angeordnet.  Sowohl  innerhalb  der 
Blut-  als  auch  der  Fibrinmassen  finden  sich  in  Form  kleiner  Häufchen  Pestbacillen,  am  reichlichsten 
beisammen  mit  den  Leukocyten  (Gerinnungserscheinung). 

8.  Niere.  Die  Epithelien  der  Harnkanälchen,  sowohl  der  Rinde  wie  der  Pyramiden,  von  unregel- 
mässiger Form,  wie  angeschwollen,  schlecht  abgrenzbar,  manchmal  erscheint  ihr  Protoplasma  fein  granulirt, 
die  Kerne  gross  und  blass  gefärbt.  Im  Lumen  der  Harnkanälchen  und  zwischen  den  Glomeruli  und  ihrer 
Kapsel  fein  granulirte  geronnene  Massen,  und  in  ersterem  hyaline  Cylinder.  Die  Glomeruli  ausser- 
ordentlich blutreich,  die  Capillaren  zwischen  den  Harnkanälchen  gleichmässig  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt. 
In  denselben  Pestbacillen,  wenn  auch  nicht  sehr  zahlreich  nachweisbar. 

9.  Auch  die  Leber  zeigt  sehr  weite  blutgefüllte  Capillaren,  und  ausserdem  die  gewöhnlichen 
Erscheinungen  parenchymatöser  Degeneration.  Sonst  nichts  Auffallendes.  In  den  Capillaren  zahlreiche 
Pestbacillen. 

10.  Herzmuskel  \-om  linken  Ventrikel.  Die  Ouerstreifung  überall  erhalten,  am  gehärteten  Präparat 
Degenerationserscheinungen  nicht  sicher  zu  constatiren,  die  Muskelkerne  sind  gross  und  bla.ssblau  gefärbt. 
Spärliche  Fragmentatio  cordis. 


282  H.  Albrccht  und  A.  Ghoii, 

Epikrise. 

Der  primäre  Bubo  in  der  rechten  Achselhöhle  ist  seiner  Grösse  und  der  Reichlichkeit  der  Hämorrhagien 
und  des  Ödems  in  seiner  Umgebung  nach  typisch  entwickelt.  Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Fossa  supra- 
cla\'icularis  zeigen  uns  ebenfalls  sehr  intensive  Veränderungen,  ausgebreitete  Hämorrhagien  und  massen- 
hafte Bacillenintiltration,  nur  sind  die  Drüsen  beträchtlich  kleiner.  Bedeutend  geringere  Grade  der  Affection 
zeigen  die  L\'mphdrüsen  von  der  rechten  Seite  der  Trachea  und  des  Halses  und  zwei  kaum  über  hanfkorn- 
grosse  Lymphdrüsen  der  rechten  Cubita.  Sowohl  der  makro-  wie  der  mikroskopische  Befund  spricht  dafür, 
dass  letztere  gleichsam  retrograd  von  der  Axilla  aus  inficirt  wurden. 

Die  rechte  Tonsille  etwas  vergrössert  und  medullär  geschwollen,  die  linke  nicht.  Es  kann  keinem 
Zweifel  unterliegen,  dass  die  Infection  von  der  rechten  oberen  Extremität  aus  ihren  Weg  genommen  und 
\-on  da  aus  die  früher  erwähnten  Lymphdrüsengruppen  auf  der  rechten  Halsseite  ergriffen  hat.  Hyperämisch 
und  leicht  medullär  geschwollen  sind  die  Lymphdrüsengruppen  in  beiden  Leistengegenden  und  der 
linken  Axilla,  die  metastatisch  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  inficirt  wurden. 

Blutungen  finden  sich  an  der  Convexität  des  Gehirns  in  der  Form  einer  ausgedehnten  subduralen 
Blutung,  am  Peri-  und  Epicard,  in  der  Schleimhaut  des  Magens  und  Dickdarmes,  in  der  Haut  des  rechten 
Vorderarmes. 

Histologisch  finden  sich  überall  in  der  Blutbahn  und  in  den  Blutungen  Pestbacillen,  ziemlich  zahlreiche 
in  der  Milz. 

In  der  rechten  Tonsille  und  den  Halslymphdrüsen  finden  sich  neben  Pestbacillen  Coccen  von  der  Form 
der  Streptococcen.  Es  handelt  sich  hier  um  eine  Secundärinfection,  ausgehend  entweder  von  der  Tonsille 
oder  einem  ulcerirten  Balgfollikel,  die  local  geblieben  ist,  indem  nirgends  sonst,  weder  culturell,  noch  im 
Schnitte  Streptococcen  nachzuweisen  sind. 

Bacteriologisch  stellt  der  Fall  somit  eine  reine  Pestinfection  dar. 

Fall  11/XXXL 

Luiiiba  BaJiojee,  7jähriger  Hinduknabe,  wm^de  am  22.  März,  am  III.  Krankheitstage  ins  Spital  auf- 
genommen und  starb  am  24.  März,  am  V.  Krankheitstage,  um  6  Uhr  50  Minuten  Früh. 

Section  am  24.  März  10  Uhr  Vormittags,  drei  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  dem  Alter  entsprechend  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  sehr  mager,  Todtenflecke 
an  den  abhängigen  Körperpartien  kaum  sichtbar.  Todtenstarre  nur  an  den  unteren  Extremitäten  ausge- 
sprochen. Hornhäute  glänzend,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich  weit,  Conjunctiven  blutleer.  Lippen- 
und  Mundschleimhaut  leicht  cyanotisch.  Die  oberen  und  unteren  äusseren  Schneidezähne  fehlend;  die  unteren 
inneren  etwas  rifflg  (rhachitische  Käsezähne).  An  der  rechten  Wange  eine  handtellergrosse  Hautnarbe,  hinter 
dem  linken  Ohre  eine  ungefähr  4  ein  lange,  lineare,  mit  Hautkelloiden  besetzte,  alte  Narbe.  Hals  schlank,  in 
seinen  Gruben  und  in  der  rechten  Achselhöhle  keine  Drüsen  tastbar. 

In  der  linken  Axillargegend,  an  der  äusseren  Thoraxwand  die  Haut  flach  vorgewölbt,  verdickt,  wie 
pastös  und  in  der  Ausdehnung  einer  grossen  Handfläche  erzitternd  fluctuirend.  Die  Haut  nur  in  dicken 
Phallen  abhebbar.  Bei  der  Präparation  erscheint  das  Binde-  und  Fettgewebe  dieser  Gegend  gelblich  sulzig, 
erzitternd,  ödematös,  und  zwar  hauptsächlich  um  den  Pectoralis  major,  aber  auch  in  der  Tiefe  den 
Pectoralis  minor  durchsetzend,  bis  an  die  Rippen  reichend.  Nach  hinten  reicht  diese  sulzige  Infiltration  bis 
über  den  lateralen  Scapularrand,  nach  unten  bis  ungefähr  zur  10.  Rippe,  nach  vorne  bis  nahe  an  die  Mittel- 
linie und  nach  oben  bis  unter  das  Schlüsselbein. 

Die  Lymphdrüsen  am  vorderen  Rande  des  Pectoralis  major  in  sulzig-  und  hämorrhagisch  infiltrirtes 
Bindegewebe  gehüllt,  über  haselnussgross,  hart,  auf  dem  Durchschnitte  vorquellend,  gelblich  und  dunkelroth 
gesprenkelt,  von  starrem,  hämorrhagischen  Hof  umgeben.  In  der  Wand  der  aufgeschnittenen  Vena  axillaris 
einige  frische,  rothe  Blutungen. 


Beulenpest.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  283 

Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch,  gut  gewölbt.  Abdomen  unter  dem  Niveau  des 
Thorax.  Bauchdecken  gespannt.  Im  Hodensacke  nur  ein  Testikel  tastbar.  In  beiden  Leistengegenden  erbsen- 
grosse,  ziemlich  harte  Drüsen  palpabel.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Die  weichen  Schädeldecken  fast  blutleer,  fettarm;  Schädeldach  rund.  Die  beiden  Scheitelbeine  auf- 
fallend stark  ausgebuchtet.  Der  Längsdurchmesser  des  Schädels  beträgt  IS'/j  cm,  der  quere  13  c;«  und 
die  Peripherie  AA  cm.  Schädeldach  bis  2>  mm  dick,  Spongiosa  erhalten.  Tabula  interna  glatt,  Nähte 
erhalten. 

Im  Sichelblutleiter  spärliche  Fibringerinsel.  Dura  mater  gut  gespannt,  zart,  durchscheinend, 
Innenfläche  glatt,  glänzend.  Die  inneren  Meningen  an  der  Basis  zart,  ziemlich  gut  injicirt,  Gefässe 
zartwandig,  enge,  Meningen  an  der  Con\'exität  ebenfalls  zart,  zerreisslich,  Grosshirnrinde  geschwollen, 
grauroth,  Marklager  von  massig  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  \'entrikel  enge,  Stammganglien  normal 
gebildet;  auf  dem  Durchschnitte  ebenso  wie  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla  blutarm. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  fünften  Rippe,  links  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Die  Lymphdrüsen  am  Halse  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Gefässe  vergrössert,  fast  haselnussgross, 
isolirt,  hart,  dunkelgrauroth,  auf  dem  Durchschnitte  ebenso  gleichmässig  gefärbt,  sehr  saftig.  Auch  die  in 
beiden  Submaxillargruben  analog  verändert. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  röthlichgrau,  Tonsillen  gross,  die  sie  bedeckende 
Schleimhaut  blass,  gelblichröthlich,  auf  dem  Durchschnitte  saftig,  röthlichgelb.  Einzelne  Follikel  des 
Pharynx  vergrössert,  stark  prominent;  Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea  blutleer. 

Schilddrüse  klein,  fein  gekörnt,  colloid. 

Linke  Pleurahöhle  leer,  Pleura  glatt,  glänzend,  nur  am  Unterlappen  eine  Gruppe  \'on  hirsekorngrossen 
Blutaustritten.  Die  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig  an,  ist  auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls  lufthaltig,  sehr  blutreich. 
Auch  am  Unterlappen  der  rechten  Lunge  Gruppen  von  Ecchymosen.  Auf  dem  Durchschnitte  ebenso  luft- 
haltig und  blutreich  wie  linkerseits. 

Herzbeutel  zart,  wenige  Tropfen  Serum  enthaltend;  Epicard  fettarm,  frei  von  Ecchymosen.  Herz- 
fleisch gelblich,  etwas  morscher. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  blassgrau,  die  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  gelblich;  die 
bronchialen  Ljanphdrüsen  anthracotisch,  vergrössert,  ihre  Rinde  verbreitert,  blutreich.  Die  hinteren  media- 
stinalen  Lj^mphdrüsen  kleinbohnengross,  blutreich,  saftig. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  vorderen  Ränder  etwas  plumper,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart, 
gut  gespannt,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  graubraun,  gelblich  marmorirt,  Läppchenzeichnung 
undeutlich. 

Alilz  beträchtlich  vergrössert,  14r;;Hang,  8 '/^  cm  breit,  A  cm  dick,  plump,  weich,  gleichmässig  blut- 
roth,  Pulpa  etwas  vorquellend,  ziemlich  leicht  ausstreifbar,  Follikel  sehr  reichlich  als  kleinste,  graue  Punkte 
sichtbar.  Stroma  nicht  vermehrt;   die  Lymphdrüsen  am  Hilus  stark  geröthet,  hart,  bis  haselnussgross. 

Pankreas  blutreich,  gekörnt. 

Nebennieren  klein. 

Beide  Nieren  plumper,  schlaff,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  gelblichröthlich,  mit  dunkelrothen 
Stellen.  Schnittfläche  gleichmässig  gelblichröthlich,  Rinde  stark  verbreitert,  Pj-ramiden  sehr  schlecht  von  der 
Rinde  abgrenzbar.  In  der  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  und  der  Ureteren,  ebenso  der  Harnblase 
kleinste  punktförmige  Blutaustritte,  sonst  die  Schleimhaut  dünn.  In  der  Harnblase  reichlicher,  klarer, 
gelber  Urin. 

Die  beiderseitigen  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  am  inneren  Schenkelringe  etw'as  vergrössert,  derbe, 
blutroth,  am  Durchschnitte  saftiger.  Die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  am  Poupart 'sehen  Bande  beider- 
seits über  erbsengross,  graugelblich,  hart,  aber  nicht  weiter  verändert. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  linken  Seite  der  Aorta  in  einer  Kette  angeordnet,  vergrössert,  hart,  blutroth, 
auf  dem  Durchschnitte  sehr  saftreich.  Die  Lymphdrüsen  an  der  Leberpforte  ebenfalls  vergrössert,  dunkel- 
blutroth,  ebenfalls  sehr  blutreich  und  succulent. 

Denkschrifien  der  mathem.-naturw.  Gl.    LXVI.  Bd.  38 


284  H.  Albrecht  niid  A.  G/ioii, 

jMagen  massig  gross,  etwas  von  Gasen  gebläht,  gallig  und  schwärzlich  gefärbte  Schleimmassen 
enthaltend.  Seine  ganze  Schleimhaut  übersäet  von  zahllosen,  punktförmigen,  dicht  neben  einander  stehen- 
den, aber  selten  contluirenden  Bliitaustritten,  welche  sich  längs  der  Cardia  auf  die  Schleimhaut  des  Öso- 
phagus bis  nahe  an  die  Bifurcation  fortsetzen.  Ähnliche  solche  Blutungen,  aber  etwas  weniger  reichlich, 
finden  sich  im  ganzen  Dünndarme.  Die  Schleimhaut  desselben  stark  gelockert  und  verschleimt.  Die  Plaques 
lebhaft  geröthet,  prominirend,  sehr  gross,  auch  die  Schleimhaut  der  Umgebung  lebhaft  geröthet. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  nur  wenig  vergrössert,  blutreich. 

Im  ganzen  Dünndarme  gallig  gefärbte  Chymusmassen.  Im  Dickdarme  reichliche,  gallige,  dickflüssige 
P'äcalmassen.  Schleimhaut  ebenfalls  geschwollen,  ziemlich  spärliche  punktförmige  Blutaustritte  zeigend. 

Der  linke  Hode  in  der  Mitte  des  linken  Leistencanals. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Axilla  circa  erbsengross,  dunkelblaurulh,  auf  dem  Durchschnitte  ebenso 
gleichmässig  gefärbt,  sehr  saftig. 


Die   am   1\'.  Krankheitstage   vorgenommene   bacteriologische   Blutuntersuchung   ergab 
reichliche  R  e  i  n  c  u  1 1  u  r  von   P  e  s  t  c  o  1  o  n  i  e  n. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  Im   Ödem  der  linken   Brustseite  finden  sich  culturell  spärlich  Pestcolonien  in  Keincultur. 

2.  In  Deckglaspräparaten  einer  Lymphdrüse  der  linken  Achselhöhle  sieht  man  sehr 
reichlich  Pestbacillen,  extracellulär,  einzeln  oder  als  Diplobacillen  gelagert;  neben  typischen  t)valen  und 
Stäbchenformen  mit  guter  bipolarer  F'ärbimg  finden  sich  reichlich  schwach  gefärbte  i'imLltiche  und 
Ringformen. 

In  bedeutend  geringerer  Anzahl  zeigen  die  Präparate  Diplococcen  von  Lanzettform,  im  Gegensatze  zu 
den  Pestbacillen  positiv  zur  Gram'schen  Methode. 

Die  Aussaaten  (Glycerinagar)  zeigen  eine  reichliche  Reinciiltur  von  Colonien  des  Diplococcus 
pneumoniae;  Pestcolonien  konnten  in  den  Eprouvetten-Aussaaten  nicht  nachgewiesen  werden. 

3.  Aussaaten  von  der  Galle  bleiben  steril. 

4.  Aussaaten  von  der  Leber  zeigen  massig  reichlich  Pestcolonien  und  ungefähr  in  gleicher  Anzahl 
Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae. 

5.  Die  Milz  zeigt  mikroskopisch  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  extracellulär,  sowohl  in  den  typischen 
gut  tingirten,  als  auch  den  bereits  oft  erwähnten  Degenerationsformen.  Spärlich  Diplococcen,  meist  von 
Lanzettform. 

Die  Aussaaten  zeigen  in  ungefähr  gleicher  Anzahl  Colonien  des  Pestbacillus  inid  Diplococcus 
pneumoniae. 

6.  Culturen  vom  Harn  bleiben  steril. 

7.  Deckglaspräparate  vom  Inhalte  des  unteren  Ileum  enthalten  massig  viele  Bacterien: 
vorherrschend  kurze,  plumpe,  gleichmässig  und  ziemlich  intensiv  gefärbte  Bacillen;  spärlich  finden 
sich  auch  Bacillenformen,  die  nach  Grösse,  Form  und  Färbe\-erhalten  den  Pestbacillen  völlig  gleich 
erscheinen. 

In  den  Aussaaten  findet  sich  eine  Reincultur  von  Colonien  der  Coligruppe;  Pestcolonien  nicht  nach- 
weisbar. 

8.  In  Deckglaspräparaten  einer  mesenterialen  Lymphdrüse  sieht  man  spärlich  Pestbacillen, 
meist  einzeln  und  in  typischer  Form;  daneben  in  ungefähr  gleicher  Anzahl  Coccen,  theils  als  Diplococcen 
von  Lanzettform,  theils  in  kurzen  Ketten  angeordnet. 

Die  Aussaalen  ergeben  wenige  Colonien  des  Pestbacillus,  etwas  reichlicher  solche  des  Diplococcus 
pneumoniae. 


Bciih'tipcsf.  IL  rüfhologisch-üihilonnschcv  Bcridit.  285 

Histologischer  Befund. 

1.  Lymphdrüse  aus  der  linken  Axilla.  Zur  Untersuchung  gelangten  Schnitte  von  einer  etwa 
wallnussgrossen  und  Schnitte  von  einer  über  bohnengrossen  Lymphdrüse  sammt  Umgebung.  Dieselben 
j;eigen  alle  für  einen  primären  Bube  charakteristischen  Veränderungen.  Das  Drüsenparenchym  fast  voll- 
ständig durch  Blutungen  und  Bacterieninfiltration  zerstört,  daneben  finden  sich  reichliche  Leukocj'tcn- 
infiltrationen  und  homogenwandige,  verdickte  oder  mit  balkig-schoUigen,  durch  Eosin  glänzend  rothgefärbte 
Massen  erfüllte,  kleine  Gefässe.  \'ielfach  zeigen  die  Leukocyten  einen  feinkörnigen  Zerfall  ihrer  Kerne.  Die 
Kapsel  meist  nicht  abgrenzbar,  im  umgebenden  Fettgewebe  ganz  dieselben  Veränderungen  und  zahlreiche 
erweiterte,  mit  Leukocyten  und  colossalen  Bacterienmengen  ausgefüllte  Lymphgefässe,  ausserdem  reich- 
liche Durchtränkung  mit  geronnener  Ödemflüssigkeit,  die  stellenu-eise  feine  Fibrinfäden  erkennen  lässt.  In 
der  Media  der  vom  Schnitte  getroffenen  Vena  axillaris  kleinere  Blutaustritte,  die  sich  zwischen  die  Muskel- 
bündel eindrängen.  Auf  mit  Methjienblau  gefärbten  Schnitten  massenhafte  Rasen  oder  Haufen  von  typi- 
schen Pestbacillen  aller  Formen,  die  spärlicher  in  den  ödematösen  Antheilen  des  Fettgewebes  zu  finden  sind, 
und  kleine  Häufchen  oft  intracellulär  gelegener  Diplococcen  von  Lanzettform,  die  sich  nach  der  Gram- 
Weigert'schen  Färbungsmethode  im  Gegensatze  zu  den  Pestbacillen  nicht  entfärben. 

2.  Schnitte  durch  eine  Reihe  von  Balgfollikel  vom  Zungengrunde  zeigen  diese  zum  Theile 
erhalten,  jedoch  stark  hyperämisch.  Zum  anderen  Theile  sind  sie  von  Blutungen  und  Bacterienmassen  der- 
artig durchsetzt,  dass  nur  einige  EinzelfoUikel  mehr  zu  erkennen  sind.  Ausserdem  finden  sich  zwischen  den 
Blut-  und  Bacterienmassen  Leukocyten  und  kleine  Gefässe,  die  ebenso  verändert  sind  wie  bei  1.  Die  binde- 
gewebige Umgebung  \'on  homogen  geronnener  Ödemflüssigkeit  und  Leukocyten  durchsetzt,  viele  kleine 
Blutgefässe  mit  letzteren  vollgepfropft.  Das  Oberfiächenepithel  in  kürzeren  Strecken  und  besonders  dort,  wo 
es  sich  zwischen  zwei  Balgfollikel  einsenkt,  in  grob  granulirte  oder  schollige  Massen  umgewandelt,  die  sich 
mit  Eosin  blass  diffus  rosa  färben  und  manchmal  noch  die  Zellcontouren  erkennen  lassen.  Auf  mit  Methylen- 
blau gefärbten  Schnitten  sieht  man  in  den  Blutgefässen  zahlreiche  Pestbacillen  meist  von  plumper,  stäbchen- 
artiger Form.  Im  Übrigen  finden  sich  sowohl  im  Bereiche  des  adenoiden  Gewebes  \vie  im  umgebenden 
Bindegewebe  enorme  Mengen  von  lanzettförmigen  Diplococcen,  die  auch  vielfach  zugleich  mit  polynucleären 
Leukocyten  zwischen  die  Plattenepithelien  eindringen.  Daneben  finden  sich  ebenfalls  zwischen  den  Epithe- 
lien  grössere  Mengen  von  typischen,  blass  gefärbten  Pestbacillen.  In  den  tieferen  Schichten,  nur  dort,  wo  die 
Diplococcen  spärlicher  liegen,  Haufen  \-on  Pestbacillen  nachweisbar.  Nach  der  Gram  -  Weigert'schen 
Methode  prompte  Entfärbung  der  Pestbacillen,  die  Diplococcen  blau  gefärbt. 

3.  Haselnussgrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Axilla.  Dieselbe  zeigt  die  gewöhnliche, 
über  die  ganze  Lymphdrüse  ausgebreitete  Hyperämie,  die  weiten  Sinus  von  grossen  protoplasmareichen 
Zellen  mit  grossen  runden,  blassgefärbten  Kernen  ausgefüllt,  zwischen  denen  sich  zahlreiche  poljmucleäre 
Leukocyten  finden.  In  den  Sinus  und  in  den  Blutgefässen  zahlreiche  Diplococcen,  äusserst  spärliche,  sehr 
blassgefärbte  Pestbacillen. 

4.  Lymphdrüsen  aus  der  linken  Cubita  (erbsengross).  Die  Lymphdrüse  ist  von  der  unver- 
änderten Bindegewebskapsel  scharf  begrenzt.  Die  meisten  Sinus  von  enormen  Bacterienmassen  ausgefüllt,  wie 
injicirt, besonders  dieRandsinus.  Ausserdem  zahlreiche  polynucleäre Leukocyten,  aber  nirgendsHämorrhagien. 
Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  .Schnitten  sieht  man  die  grossen  Bacterienmassen  aus  kurzen  Stäbchen 
bestehen,  die  meist  als  Diplohacillen  angeordnet  sind,  öfter  auch  plumpere,  mehr  ovale  Formen  darstellen. 
Sie  sind  zweifellos  als  Pestbacillen  zu  betrachten  und  entfärben  sich  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode. 
Ausserdem  finden  sich  Diplococcen  mit  Lanzettformen  in  kleinen  Häufchen  gruppirt,  die  sich  nach  oben- 
genannter Färbungsmethode  intensiv  blau  färben. 

5.  Eine  etwa  haselnussgrosse  Lymphdrüse  vom  Hilus  der  Milz  zeigt  die  gewöhnlichen 
acut  entzündlichen  Veränderungen  wie  3.  Keine  Hämorrhagien,  die  Kapsel  und  ihre  Umgebung  nicht  ver- 
ändert. Im  Blute  der  erweiterten  Capillaren  und  Blutgefässe  spärliche  Pestbacillen  und  Diplococcen  nach- 
weisbar. 

3S* 


286  H.  Albrecht  inul  A.  Gliou. 

6.  Schnitte  durch  zwei  längliche  bohnengrosse  Lymphdi-üscn  aus  dem  Gekröse  des 
Dünndarmes  zeigen  ähnliche  Veränderungen  wie  die  Vorstehende,  nur  nicht  .so  hochgradig  und  nicht  so 
gleichmässig  ausgebreitet.  Im  Blute  wenige  Diplococcen  und  noch  weniger  typische  Pestbacillen  auf- 
zufinden. 

7.  Milz.  Dieselbe  ist  zum  Theile  hochgradig  h3'perämisch,  indem  die  erweiterten  Pulparäume  vim  Blut 
erfüllt  sind,  zum  Theile  ist  die  Pulpa  diffus  von  Blut  und  polynucleären  l.eukocyten  infiltrirt.  Am  .Auffallendsten 
sind  die  sehr  zahlreichen  kleinen  Herde,  die  an  Grösse  und  Form  Längs-  oder  Querschnitten  kleiner  Gefässe 
entsprechen.  Sie  bestehen  im  Centrum  aus  homogenen  oder  grob  granulirten  Massen,  die  mit  Eosin  sich 
gut  färben,  und  ihre  Peripherie  wird  von  Kerntrümmern  oder  feinen  Körnchen  oder  langfädig  ausgezogenen 
Kernen  gebildet.  Häufig  ist  das  Gefässrohr  noch  an  seiner  Form  zu  ei'kennen.  Auf  mit  Methylenblau 
gefärbten  Schnitten  finden  sich  sehr  zahlreiche  Haufen  von  stark  gefärbten  lanzettförmigen  Diplococcen  und 
etwas  spärlichere  Pestbacillen.  Diese  haben  entweder  die  rundliche,  blassgefärbte  und  bläschenähnliche  Form 
oder  stellen  plumpe  und  länglich  ovale  Stäbchen  vor.  hnmer  sind  sie  \'iel  blässer  gefärbt  als  die  Diplococcen 
und  liegen  am  zahlreichsten  um  die  eben  beschriebenen  Herde. 

8.  Die  Leberepithelien  zeigen  den  gewöhnlichen  Befund  der  parenchymatösen  Degeneration.  Die 
Capillaren  und  Blutgefässe  enthalten  auffallend  \'iele  polynucleäre  Leukocj-'ten.  Im  Blute  reichliche  lanzett- 
förmige Diplococcen  und  äusserst  spärliche  zweifellose  Pestbacillen.  Vielfach  sieht  man  in  den  Capillaren 
unregelmässige,  gröber  und  feiner  granulirte  Häufchen,  die  sich  mit  Methylenblau  blass  färben  und  deren 
Natur  nicht  sicherzustellen  ist  (abgestorbene  Bacterien?). 

9.  Niere.  Die  Epithelien  sowohl  der  Rinden-  wie  der  Marksubstanz  zeigen  ausgesprochene  Zeichen 
parenchymatöser  und  fettiger  Degeneration.  Die  Capillaren  überall  stark  mit  Blut  gefüllt.  In  denselben  sehr 
zahlreiche  Diplococcen  und  nur  äusserst  spärliche  Pestbacillen  nach  genauem  Durchmustern  der  Schnitte 
auffindbar. 

10.  Unterstes  Viertel  des  Ösophagus.  In  dei-  Bindegewebsschicht,  unmittelbar  unter  dem  überall 
unverletzten  Plattenepithel,  zahlreiche  kleine,  oft  mit  einander  zusammenhängende  Blutungen.  Um  die 
erweiterten  Blutgefässe  Leukocyteninfiltrate.  In  den  Blutungen  überall  Pestbacillen  und  Diplococcen  in 
gleicher  Menge  vorhanden. 

11.  Adagen.  Alikroskopisch  zeigt  sich,  dass  die  zahlreichen  kleinen  Blutungen  der  .Schleimhaut  ganz 
oberflächlich  sitzen  und  dieselbe  in  unregelmässiger  Form,  ungefähr  zur  Hälfte  gegen  die  Tiefe  zu,  dinx~h- 
setzen.  Sonst  keine  besonderen  pathologischen  Veränderungen.  In  den  erweiterten  Capillaren  und  auch  in 
den  Blutungen,  wo  nicht  bereits  die  Wirkung  des  verdauenden  Magensaftes  zu  erkennen  ist,  finden  sich 
Pestbacillen  und  reichlich  Diplococcen. 

12.  Schnitte  durch  einen  Plaque  des  Dünndarmes  zeigen,  dass  derselbe  überall  scharf  abge- 
grenzt ist  und  durch  dieselbe  hochgradige  Erweiterung  und  Blutfüllung  seiner  Gefässe  ausgezeichnet  ist, 
wie  andere  Lymphdrüsen.  Sehr  beträchtlich  vergrössert  sind  die  sogenannten  Keimcentren,  die  von  dicht- 
gedrängten epithelähnlichen  Zellen  und  pol^mucleären  Leukocyten  gebildet  sind.  In  denselben  finden  sich 
einzelne  Herde,  die  von  blaugefärbten  Körnchen,  Kerntrümmern  und  lang,  fädenartig  ausgezogenen  Kernen 
gebildet  sind.  Dieser  Kernzerfall  ist  in  ausgezeichneter  Weise  noch  in  Zellen  zu  sehen,  deren  Protoplasma 
erhalten  und  vollgefüllt  mit  blauen  Körnern  und  Kerntrümmern  ist.  Die  überziehende  Schleimhaut  überall 
erhalten,  von  den  vergrösserten  Follikeln  stellenweise  vorgewölbt,  ausserordentlich  hyperämisch. 
Blutungen  im  Bereiche  des  Plaques  fehlen  vollständig,  vereinzelte  kleine  finden  sich  zwischen  den 
Lieberkühn 'sehen  Krypten,  die  mit  Becherzellen  ausgefüllt  sind.  Im  Bereiche  der  Keimcentren  und 
besonders  des  Kernzerfalles  in  denselben  liegen  ziemlich  reichliche,  sehr  blass  gefärbte  Pestbacillen, 
häufig  intracellulär  gelagert,  von  runder  oder  rund  ovaler  Form.  Diplococcen  nur  innerhalb  der  Gefässe 
reichlich  neben  Pestbacillen.  Im  übrigen  adenoiden  Gewebe  weder  Pestbacillen  noch  Diplococcen  nach- 
weisbar. 


Bcttleupcsf.  IT.  PathnJogisclt-auatouiischer  Bericht.  287 

13.  Schnitte  durch  die  Harnblase  zeigen  überall  das  Epithel  in  ausgezeichneter  Weise  erhalten. 
Die  subepithelialen  Bindegewebsschichten  reichlich  und  gleichmässig  von  Rundzellen  intiltrirt,  die 
Gefässe  überall  erweitert.  In  den  Gefässen  reichlich  lanzettförmige  Diplococcen,  spärliche,  rundliche,  blass- 
gefärbte Pestbacillen. 

Epikrise. 

Der  vorliegende  Fall  zeigt  den  primären  Bubo  mit  seinen  charakteristischen  Veränderungen  in  der 
Ljnnphdrüsengruppe  der  linken  Achselhöhle;  auffallend  erscheint  an  ihm  die  geringe  Grösse  der  hämor- 
rhagisch infiltrirten  Lymphdrüsen. 

Fast  alle  übrigen   Lymphdrüsen  zeigen  Schwellung,  Hyperämie  und  grösseren  Saftreichthuni. 

Ebenso  ist  eine  Reihe  \'on  Plaques  im  Dünndarme  ganz  auffallend  hyperämisch  und  geschwollen. 

Blutungen  finden  sich,  abgesehen  \-on  gewissen  Ljmiphdrüsen,  in  der  Pleura,  in  der  Schleimhaut  des 
Nierenbeckens,  der  Ureteren,  der  Harnblase,  des  Magens  und  des  Dünn-  und  Dickdarmes. 

Dem  histologisch  und  bacteriologischen  Befunde  nach  erweist  sich  dieser  Fall  complicirt  durch  eine 
Secundärinfection,  bedingt  durch  den  Diplococcus  pneumoniae.  Aus  dem  anatomisch-histologischen  Befunde 
geht  mit  Sicherheit  hervor,  dass  der  Diplococcus  von  den  Tonsillen  aus,  die  zweifellos  vorher  durch  Pest 
x'erändert  waren,  in  das  Gefässsystem  gelangt  ist. 

Histologisch  lässt  sich  die  ganz  frische,  metastatische  Infection  durch  den  Pest- 
erreger in  den  Follikeln  des  Darmes  nachweisen;  die  Schleimhaut  nirgends  exulcerirt. 

In  der  Milz  finden  sich  zahlreiche  kleinere  Herde,  bedingt  durch  Coagulationsnekrose  kleiner  Gefässe 
verbunden  mit  einer  eigenartigen  Coagulation  innerhalb  und  ausserhalb  derselben  und  mit  reichlichem 
Körnchenzerfall,  sehr  reichliche  Diplococcen  und  etwas  spärlichere  Pestbacillen. 


Fall   12,  XXXIV. 

Shewa  Appa,  '  35jähriger  Hindu,  Arbeiter,  wurde  am  '1\.  März,  am  X.  Krankheitstage,  ins  .Spital  aufge- 
nommen und  starb  am  26.  März,  am  X\'.  Krankheitstage,  um  1 1  Uhr  35  Minuten  Nachts. 

Section  am  27.  März  um  9  Uhr  \'ormittags,  ungefähr  10  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  175  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  massig  entwickelter  Musculatur,  schlecht 
genährt. 

Todtenstarre  gut  entwickelt,  Todtenflecke  kaum  wahrnehmbar. 

Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich.  Conjunctiven  blutleer,  Mundschleimhaut  etwas  cyanotisch, 
Zähne  anscheinend  gesund. 

Hals  kurz,  kräftig,  in  seinen  Gruben  keine  Drüsen  tastbar. 

In  der  rechten  Axilla  ein  Paar  circa  haselnussgrosse,  leicht  \-erschiebliche,  ebenso  in  der  linken  etwas 
kleinere  Lymphdrüsen  tastbar. 

Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch,  gut  gewi'ilbt. 

Abdomen  im  Niveau  des  Thorax. 

In  beiden  Leistengegenden  über  bohnengrosse,  harte  Drüsen  tastbar. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Die  weichen  Schädeldecken  ziemlich  fettreich,  aber  blutarm.  Schädeldach  länglich  oval,  circa  8  nun 
dick,  Spongiosa  überall  erhalten,  bis  4  mm  dick,  blutarm.  Der  Längsdurchmesser  des  Schädeldaches 
misst  18  cm,  der  quere  13  cm  und  die  Peripherie  öO'/j  cm.  Glastafel  ziemlich  dünn,  an  der  Innenfläche  glatt. 

Im  Sichelblutleiter  reichliche  Blutgerinsel.  Dura  mater  ziemlich  gut  gespannt,  zart,  durchscheinend, 
blutarm.  Die  Meningen  an  der  Gehirnbasis,  und  zwar  hauptsächlich  in  der  Gegend  des  Chiasma  der  Sehner\'en 


1  Vergl.  Krankengeschichte,  11.  A.  pag.  122. 


288  H.  Albrcchl  mul  A.  Ghnn. 

lind  lies  Pons,  an  den  Seiten  und  dei'  ( )bern;iche  des  Kleinhirns,  elrienso  beiderseits  in  den  Sylvi'schen 
Fui'eiien  sind  \'on  diclvixlumpigen,  eitrigen  Exsudatmassen  durchsetzt,  sehr  starl<  durchfeuchtet,  sonst  fleckig 
geröthet,  die  Meningen  an  der  Convexität  starl<  üdcmatös  und  getrübt,  aber  zart.  Venen  prall  gefüllt. 
Das  vveis.se  Marklager  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  weicher,  Rinde  gelblich.  Seitenventrikel 
erweitert,  trübe,  mit  gelblichen,  eiterigen  Flocken  vermischte  Flüssigkeit  enthaltend.  Beide  Plexus 
laterales  wie  angeschwollen,  trübroth  und  belegt  mit  ziemlich  dicken,  ebenfalls  klumpigen,  grünlichgelben 
Exsudatmembranen.  Das  Ependym  überall  gelockert  und  fleckig  gerötliet,  besonders  im  x'ierten  Ventrikel. 
Kleinhirn  sehr  weich,  etwas  blutreicher,  ebenso  Pons  und  MeduUa. 

Zwerchfellstand  rechts  an  der  vierten  Rippe,  links  am  oberen  Rande  der  fünften. 

An  der  hinteren  Seite  des  rechten  Rectus  abdominis,  in  dem  dem  Peritoneum  parietale  anliegenden 
Bindegewebe,  ein  unregelmässiger,  handtellergrosser  Blutaustritt. 

Schilddrüse  klein,  blutarm,  coUoid,  körnig. 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Halsgefässe  fast  haselnussgross,  röthlichgelblich.  Auf 
dem  Durchschnitte  entleert  eine  der  linken  submaxillaren  Lymphdrüsen  reichlichen,  dünnflüssigen  Eiter  aus 
einer  kleinen  Höhle.  Das  übrige  Drüsengewebe  dunkel-blutroth,  sehr  saftig.  Die  anderen  Halsdrüsen 
erscheinen  theils  sehr  blutreich  und  succulent,  theils  etwas  derber  röthlichgrau. 

Schleimhaut  des  Pharynx  und  des  Gaumens  etwas  geröthet,  Tonsillen  nicht  verändert.  An  der  Schleim- 
haut des  Larynx  und  der  Trachea  nichts  Besonderes  sichtbar. 

In  der  linken  Pleurahöhle  ungefähr  '/^  Liter  trüben,  gelblichen  Exsudates,  das  reichlich  mit  Fibrinflocken 
vermischt  ist.  Die  Pleura  überall  belegt  mit  gelblichen  Fibrinmembranen  und  frisch  geronnenen  Blutmassen, 
zum  Theile  auch  übersäet  mit  Gruppen  von  Ecchymosen.  Die  linke  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig  an,  nur  in 
den  hinteren  Partien  erscheint  sie  etwas  derber.  An  der  \'orderen  Fläche  des  Oherlappens,  nahe  dem  Unter- 
lappen und  an  dem  hinteren  Antheil  des  Unterlappens  erscheint  das  Lungengewebe  in  circa  guldenstück- 
grosser  Ausdehnung  besonders  prominent,  die  Pleura  daselbst  mit  dicken  Fibrinmembranen  reichlich  bedeckt, 
von  zahlreichen  Blutungen  in  der  Peripherie  dieses  Bezirkes  durchsetzt,  während  das  Centrum  missfärbig, 
grünlich  erscheint.  Entsprechend  dieser  Stelle  findet  sich  im  Unterlappen  eine  haselnussgrosse  Höhle,  die 
mit  missfärbigem  Eiter  gefüllt  ist  und  deren  Wand  ziemlich  glatt  vom  Lungengewebe  gebildet  erscheint. 
Derselbe  Befund  an  der  entsprechenden  Stelle  am  Oberlappen.  Das  übrige  Lungengewebe  stark  durch- 
feuchtet, aber  lufthaltig.  Bronchien  mit  dickem,  gelblichröthlichen  Eiter  gefüllt,  ihre  .Schleimhaut  tief 
geröthet. 

Rechte  Lunge  vollständig  angewachsen,  auch  mit  dem  Herzbeutel  verwachsen,  überall  lufthaltig 
anzufühlen,  in  den  hinteren  Partien  etwas  derber.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  diese  Lunge  sehr  stark 
durchfeuchtet,  wenig  blutreich,  die  Bronchien  mit  dicklichem  Eiter  gefüllt.  An  der  Spitze  des  Oberlappens 
findet  sich  eine  peripher  sitzende  infiltrirte  Partie,  die  etwas  missfärbig  erscheint  und  in  ihrer  Mitte  eine 
Höhle,  erfüllt  mit  bröcklig-krümligen  Massen,  enthält.  Genau  dieselben  Massen  finden  sich  in  den  grossen 
Bronchien  dieser  Lunge.  Ausserdem  finden  sich  zerstreut  im  Gewebe  der  Lunge  einige  granulirte,  gelbliche, 
prominente,  luftleere  Herde;  sonst  erscheint  die  Lunge  lufthaltig. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  lebhaft  geröthet. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  sind  etwas  vergrössert,  succulenter,  blutroth. 

Herz  \'on  entsprechender  Grösse,  im  Herzbeutel  ziemlich  reichlich  klares  .Serum;  derselbe  zart; 
beide  Ventrikel  schlaff;  Herzlleisch  gelblich  und  morsch,  alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig;  Intima 
der  Aorta  grauweisslich,  atheromatös  verdickt. 

Leber  sehr  schlaff,  etwas  vergrössert,  ihre  Oberfläche  glatt,  ziemlich  blutarm,  Läppchenzeichnung 
undeutlich,  graubraun. 

Milz  etwas  vergrössert,  sehr  schlaff,  am  Durchschnitte  lichtroth,  Pulpa  etwas  leichter  ausstreifbar. 

Nieren  gross  und  plump,  weich,  Rinde  geschwollen,  am  Durchschnitte  vorquellend,  gelblich-röthlich 
gestreift.  Pyramiden  etwas  verbreitert,  besonders  an  der  Peripherie,  das  Nierenbecken  intact,  ebenso  die 
Harnleiterschleimhaut. 


nLiiU-upcsf.  IL  PathoJogisch-auatoiiiischcr  Bericht.  28Ö 

In  der  Harnblase  reichlicher,  gelber,  trüber  Urin. 

Im  Magen  reichlich  schleimige  Massen,  seine  Schleimhaut  grau,  mit  reichlichem  Schleim  belegt. 

Im  Dünndarme  gallig  gefärbte  Chymusmassen.  An  einer  Stelle  des  Ileum  die  Schleimhaut  stark  gelockert, 
lebhaft  roth,  auf  den  Höhen  der  Falten  lichtblutroth  gefärbt.  Ähnliche  solche  Stellen  am  Anfange  des  Dick- 
darmes. 

In  der  rechten  Axilla  findet  sich  neben  mehreren  fast  haselnussgrossen,  harten,  dunkelblutrothen  Lymph- 
drüsen, die  auf  dem  Durchschnitte  stark  succulent  und  zum  Theile  ganz  schwarzroth  erscheinen,  ein  Abscess, 
taubeneigross,  einer  Lymphdrüse  entsprechend,  mit  deutlicher  Kapsel  versehen,  mit  dicklichem,  klumpigen 
Eiter  gefüllt.  Das  umgebende  Bindegewebe  leicht  ödematos. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Leistengegenden,  die  Iliacae  und  Lumbales  und  die  in  der  linken  Axilla 
nicht  N'erändert. 


Die  am  21.,  22.,  23.,  24.  und  25.  März  vorgenommene  bacteriologische  Blutuntersuchung 
gab  jedesmal  ein  negatives  Resultat.    Die  Aussaaten  blieben  steril. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  aus  dem  meningealen  Exsudate  von  der  Gehirnbasis  und  den 
Ventrikeln  zeigen  spärlich  Pestbacillen;  dieselben  liegen  entweder  einzeln  und  extracellulär,  oder  — 
und  zwar  verhältnissmässig  reichlicher  —  intracellulär;  nur  vereinzelt  linden  sich  in  den  Präparaten  die 
Pestbacillen  in  kleineren  oder  grö.sseren  rasenförmigen  Gruppen  vereinigt.  Nur  zum  geringen  Theile  sind  die 
Pestbacillen  gut  tingirt  und  von  typischem  Aussehen;  die  intracellulär  gelegenen,  sowie  die  in  Gruppen 
angeordneten  erscheinen  meist  schwach  gefärbt,  rundlich,  in  Ringformen  oder  aber  mit  eigenthümlich  unre- 
gelmässiger Polarfärbung  und  fast  völlig  entfärbtem  Mittelstücke,  so  dass  man  an  vielen  Stellen  Detritus- 
massen oder  Kernreste  vor  sich  zu  haben  glaubt,  und  die  sichere  Deutung  dieser  Bilder  nur  aus  den  umlie- 
genden, zahlreich  vorhandenen  Übergangsformen  möglich  wird.  Nur  sehr  vereinzelt  sieht  man  ausserdem 
schlankere  und  etwas  längere  Bacillen  mit  abgerundeten  Enden  und  meist  gleichmässig  stärkerer  Färbung 
als  die  Pestbacillen.  Coccen  sind  nicht  nachweisbar. 

In  den  Aus,saaten  vom  Exsudate  der  Gehirnbasis  finden  sich  neben  10  Colonien  von  Bacillen  der  Coli- 
gruppe  6  Pestcolonien. 

In  den  Aussaaten  von  der  Ventrikelflüssigkeit  gehen  nur  Colonien  der  Coligruppe  an. 

Von  der  aus  den  Aussaaten  des  basalen  Exsudates  angelegten  Reincultur  auf  Glycerinagar  wird  1  ccni 
der  reichlichen  Aufschwemmung  einem  jungen  weissen  Kaninchen  subcutan  injicirt.  Das  Thier  verendet 
nach  drei  Tagen.  Die  sofort  post  mortem  vorgenommene  Section  des  Thieres  ergibt  typischen  Pestbefund: 
typischer  primärer  Bubo  der  linken  Inguinaldrüsen,  entsprechend  der  Injectionsstelle,  typischer  Milztumor, 
Hämorrhagien  im  Dickdarme  etc.  In  allen  Organen  lassen  sich  Pestbacillen  nachweisen. 

2.  In  den  Aussaaten  vom  pleuritischen  Exsudate  der  linken  Seite  finden  sich  vorwiegend 
Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae,  spärlich  solche  des  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus  und 
solche  \-on  Bacillen  der  Coligruppe. 

3.  In  der  vereiterten  Lymphdrüse  der  linken  Submaxillargegend  finden  sich  nur  sehr 
vereinzelt  kurz  ovale  Bacillen  vom  Aussehen  der  Pestbacillen;  in  zahlreich  vorhandenen  Eiterzellen  sind 
Gebilde  sichtbar,  die  nicht  sicher  zu  deuten  sind,  wahrscheinlich  aber  degenerirte  Bacillenformen  darstellen. 
Coccen  sind  nicht  nachweisbar. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  spärlich,  aber  ausschliesslich  Pestcolonien  (8  Colonien). 

4.  Das  eitrige  Secret  aus  dem  Abscesse  im  Oberlappen  der  linken  Lunge  zeigt  mikro- 
skopisch ein  sehr  reichliches  Bacteriengemenge,  vorwiegend  Coccen,  theils  als  Diplococcen,  theils  in  längeren 
Ketten  angeordnet,  und  Bacillen  verschiedener  Grösse  und  Form. 


290  H.  Albrccht  luul  A.  Chon, 

Pestbacillen  sind  nicht  nachweisbar. 

4a.  Die  Aussaaten  \- o m  Inhalte  des  ähnlichen  A b s c e s s e s  im  U n t e r  1  a p p e n  der  linken 
Lunge  zeigen  gleichfalls  Colonien  \'erschiedener  Bacterienfnrmen,  jeduch  keine  Pestcolonien. 

5.  Die  Aussaaten  aus  der  Milz  bleiben  steril. 

6.  In  der  vereiterten  Lymphdrüse  der  rechten  Achselhöhle  sind  mikroskopisch  Bacterien 
nicht  mit  Sicherheit  nachweisbar. 

In  den  .Aussaaten  (nicht  völlig  steril  angelegt)  finden  sich  8  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

7.  In  einer  hj'perämi sehen  .Achseldrüse  der  linken  Seite  finden  sich  mikroskopisch  wenige, 
jedoch  typische  Pestbacillen,  meist  einzeln  liegend;  an  vereinzelten  Stellen  erscheinen  sie  auch  zu  kleineren 
Gruppen  angeordnet  und  zeigen   in   diesen  ähnliche  Formen  wie  bei  Nr.  1.  Coccen  sind  nicht  nachweisbar. 

Die  Aussaaten  (nicht  steril  angelegt)  sind  überwuchert  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

Histologischer  Befund. 

L  Vereiterte  Lymphdrüse  der  rechten  AxiUa.  Im  periglandulären  Fettgewebe,  um  Gefässe 
angeordnet,  finden  sich  Infiltrate  von  meist  polynucleären  Leukocyten  mit  intensiver  Kernfärbung.  Die  Binde- 
gewebskapsel  der  Lymphdrüse  überall  erhalten  und  gegen  das  Fettgewebe  scharf  abgegrenzt,  aber  etwas 
verbreitert,  indem  sich  auch  hier  Infiltrate  und  dickere  Balken  \'on  mehr  homogenem  Fibrin  zwischen  den 
Bindegewebsbündeln  eingelagert  finden.  Das  adenoide  Gewebe  ist  in  der  Rindenschicht  zumeist  noch  erhalten, 
in  den  Sinus  sehr  zahlreiche  mono-  und  polynucleäre  Leukocyten  und  Balken  oder  Schollen  von  homogenen 
Massen.  An  anderen  Stellen  sind  auch  diese  Reste  des  Drüsenparenchyms  nicht  mehr  erhalten  und  an  dessen 
Stelle  findet  sich  ein  reichliches  Netzwer'k  von  homogenen,  stark  mit  Eosin  gefärbten  Balken,  die  poly- 
nucleäre Leukocyten  einschliessen.  In  den  mehr  central  gelegenen  Antheilen  ist  das  Netz  viel  weitmaschiger 
und  enthält  ganz  schwach  mit  Eosin  gefärbte,  fein  granulirte  Detritusmassen  und  oft  auch  zahlreiche  feine 
und  gröbere,  stark  blau  gefärbte  Körnchen,  die  man  auch  vielfach  innerhalb  von  noch  erhaltenen  Zellleibern 
sieht.  Ganz  im  Centrum  finden  sich  ganz  unregelmässig  granulirte,  mit  Eosin  gut  gefärbte  Massen,  in  denen 
sich  noch  manche,  undeutlich  contourirte  Zellleiber  erkennen  lassen  und  massig  zahlreiche  polynucleäre 
Leukocyten  mit  ausserordentlich  reichlichem  Körnchenzerfalle.  An  anderen  Stellen  liegen  die  polj'nucleären 
Leukocyten  sehr  dicht,  und  man  findet  unter  ihnen  Formen  von  der  gewöhnlichen  Grösse  eines  Leukocj'ten, 
die  keine  Kernfärbung  mehr  zeigen,  sondern  diffus  lichtblau  mit  Hämatoxylin  gefärbt  sind,  oder  eine 
stärkere  Blaufärbung  der  Peripherie  erkennen  lassen. 

An  einigen  Stellen,  wo  kein  adenoides  Gewebe  oder  nur  mehr  Spuren  davon  erhalten  sind,  sieht  man 
die  centralen  Antheile  der  Lymphdrüsen  von  einer  ziemlich  breiten  Schichte  Bindegewebes  begrenzt,  das 
aus  schlanken  Spindelzellen  mit  plumpen,  blass  und  bläschenartig  gefärbten  Kernen  und  dünnwandigen 
Blutgefässen  besteht  und  von  polynucleären  Leukocyten  oder  Fibrinfäden  durchsetzt  ist.  Es  steht  mit  der 
eigentlichen  Bindegewebskapsel  der  Lymphdrüsen  in  unmittelbarem  Zusammenhange,  oder  dieselbe  ist  an 
vielen  Stellen  in  derartiges  Gewebe  umgewandelt.  Auch  viele  Sinus  zwischen  den  angrenzenden  erhaltenen 
Follikeln  und  Markstrahlen  sind  davon  durchwachsen.  Auch  die  bindegewebigen  Septa  des  umgebenden 
Fettgewebes  sind  verdickt,  indem  sie  in  breiter  Lage  aus  denselben  Spindelzellen,  die  oft  3 — 4  Kerne  oder 
einen  grossen  gelappten  Kern  besitzen,  bestehen.  Auf  mit  polychromem  Methylenblau  gefärbten  Schnitten 
sind  nur  äusserst  vereinzelte  Diplobacillen  von  der  typischen  F'orm  der  Pestbacillen  aufzufinden,  dagegen 
finden  sich  ganz  blassblau  gefärbte  runde  Gebilde,  von  der  Grösse  der  Pestbacillen,  ebenfalls  in  ziemlich 
geringer  Anzahl.  Sie  müssen  entsprechend  ihrer  F'orm,  Grösse  und  Färbbarkeit  mit  grösster  Wahrschein- 
lichkeit als  in  Degeneration  begriffene  Pestbacillen  angesehen  werden.  Ausserdem  finden  sich  ganz  ver- 
schieden grosse  runde  Gebilde,  die  sich  mit  dem  polychromen  Methylenblau  deutlich  roth  färben.  Die- 
selben scheinen  Derivate  der  zerfallenen  Kerne  zu  sein.  Andere  Bacterien  nicht  nachweisbar. 

2.  Zwei  erbsen-  bis  bohnengrosse  Lymphdrüsen  aus  der  rechten  Achselhöhle  zeigen 
hochgradige  Erweiterung  und  Blutfüllung  der  Capillaren  und  Blutgefässe.  Viele  Sinus  sind  mit  zahlreichen 


Betilenpest.  II.  Pathologisch-anatontischer  Bericht.  291 

rothen  Blutkörperchen   angefüllt,  sonst   keine  besondere  Veränderung  zu  constatiren.  Irgend  welche  Mikro- 
organismen sind  nicht  auffindbar. 

3.  Zwei  etwa  bohnengrosse  Lymphdrüsen  von  der  linken  Halsseite.  Beide  zeigen  im 
Wesentlichen  dieselben  geringgradigen  Veränderungen  wie  die  Vorstehenden.  Nur  findet  sich  sowohl  im 
umgebenden  Fettgewebe  wie  auch  zum  Theile  in  den  Sinus  eine  homogen  geronnene,  mit  Eosin  blassrosa 
gefärbte  Flüssigkeit;  dieselbe  findet  sich  auch  in  einigen  stark  erweiterten  Lymphgefässen  nebst  wenigen 
polynucleären  Leukocyten.  Auch  hier  der  Bacterienbefund  vollständig  negativ. 

4.  Eitrige  Meningitis.  Zur  histologischen  Untersuchung  wurden  beide  wie  eitrig  infiltrirt  aussehende 
Plexus  lateralis  und  die  mit  eitriger  Meningitis  behaftete  Kleinhirnconvexität  verwendet.  Überall  findet  sich 
das  gewöhnliche  Bild  der  fibrinös  eitrigen  Entzündung  der  Gehirnhäute.  Fibrin  ist  reichlich  vorhanden, 
und  zwar  in  Form  feinster  Fäden,  die  Eiterkörperchen  fast  überall  in  reichlichem  Körnchenzerfall 
begriffen.  Das  Exsudat  dringt  allenthalben  zwischen  die  Zotten  des  Plexus  ein,  deren  Gelasse  mit  Blut  voll- 
gefüllt sind. 

Besonders  über  dem  Kleinhirn  ist  das  Exsudat  reich  an  zerfallenden  Leukocyten;  dasselbe  überzieht 
in  breiter  .Schicht  die  Kleinhirnoberfläche,  und  ausser  den  stark  mit  Blut  gefüllten  Gefässen  sind  nin- 
wenige  durch  den  Eiter  auseinander  gedrängte  Bindegewebsfasern  der  Pia  erhalten.  Auf  einer  Reihe 
\'on  Schnitten,  die  mit  polychromem  Methylenblau  gefärbt  sind,  finden  sich  trotz  sorgfältiger  Durch- 
musterung überhaupt  keine  typischen  Bacillen,  wohl  aber  stellenweise  runde,  sehr  blass  gefärbte  Gebilde 
von  der  Grösse  der  Pestbacillen,  die  mehr  vereinzelt  liegen.  Nur  auf  Schnitten  durch  einen 
Plexus  lateralis  sieht  man  innerlialb  reichlicher  Anhäufung  von  Eiterzellen  (an  zwei  Stellen)  kleine 
Gruppen  oder  Häufchen  von  Bacillen,  die  meist  extra- aber  auch  intracellulär  liegen  und  ziemlich 
blass  gefärbt  sind.  Es  sind  zum  Theile  schlankere  Stäbchen  mit  sanft  abgerundeten  Enden,  zum  Theile 
kürzere,  plumpere  Stäbchen,  die  auch  zu  Diplobacillen  angeordnet  sind.  Dazwischen  findet  man  ovoide 
oder  ganz  runde  Formen,  die  besonders  blass  gefärbt,  ebenfalls  manchmal  zu  zweien  gelagert  sind.  Ausser 
diesen  früher  erwähnten  Häufchen  finden  sich  (in  der  Umgebung  derselben)  nur  ganz  vereinzelte 
Bacillen  derselben  Form.  Andere  Mikroorganismen  weder  auf  den  mit  Methj'lenblau,  noch 
auf  nach   Gram-Weigert  gefärbten   Schnitten   nachweisbar. 

5.  Milz.  Dieselbe  ist  sehr  blutarm,  die  meisten  Pulparäume  collabirt,  leer  \-on  Blut;  in  den  grösseren 
mit  Blut  gefüllten  Gefässen  fällt  der  Reichthum  an  polynucleären  Leukocj'^ten  auf.  Die  Trabekel  sind  sehr 
dick.  Nirgends  besondere  pathologische  Veränderungen  bemerkbar.  Ebensowenig  sind  Bacterien 
aufzufinden. 

Epikrise. 

In  der  rechten  Axilla  findet  sich  neben  mehreren  haselnussgrossen,  hyperämischen  Lymphdrüsen  ein 
mit  dickem,  klumpigen  Eiter  erfüllter  Abscess,  der  einer  Lymphdrüse  entspricht;  ein  ganz  ähnlicher  femer 
in  der  linken  Submaxillargegend,  ebenfalls  umgeben  von  mehreren  geschwollenen  Lymphdrüsen.  Irgend  ein 
anderer  Anhaltspunkt  dafür,  dass  ursprünglich  eine  Erkrankung  an  Pest  vorlag,  besteht  anatomisch  nicht. 
Ausserdem  finden  sich  peripher  sitzende,  von  missfärbigem  Eiter  erfüllte  und  vom  Lungengewebe  begrenzte 
Abscesse  beider  Lungen  und  schliesslich  eine  diffuse  eitrige  Meningitis  des  Gehirns,  deren  Exsudat  ebenfalls 
dicker  Eiter  ist,  der  sich  hauptsächlich  an  der  Gehirnbasis  findet.  Nach  der  Krankengeschichte  (II.  A.  pag.  1 22) 
handelt  es  sich  um  einen  typischen  Pestüül  mit  Affection  der  rechtsseitigen  axillaren  Lymphdrüsen,  von 
denen  eine  —  ebenso  wie  eine  submaxillare  der  linken  Seite  —  in  Vereiterung  begriffen  ist.  Nach  dem 
bacteriologischen  und  histologischen  Befunde,  sowie  nach  dem  Thierversuche,  welcher  mit  der  aus  dem 
meningitischen  Exsudate  gewonnenen  Cultur  angestellt  wurde,  erscheint  es  zweifellos,  dass  die  eitrige 
Meningitis  durch  den  Pestbacillus  erzeugt  ist.  Sowohl  in  den  Deckglaspräparaten  von  dem  meningitischen 
Exsudate  und  einer  hyperämischen  linksseitigen  Axillardrüse,  als  auch  culturell  aus  dem  Eiter  der  Meningitis 
und  einer  linksseitigen  submaxillaren  Lymphdrüse  sind  mit  voller  Sicherheit  Pestbacillen  nachweisbar. 
Andere  pathogcne  Bacterien  fehlen  \nllständig,   Bacterium  coli  findet  sich  cullurell  in  entsprechend  geringer 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    L.WI.  Bd.  39 


292  H.  Albrecht  und  A.  Glioii, 

Menge.  Was  die  Lungenabscesse  betrifft,  so  sind  sie  sicherlich  auf  metastatischem,  embolischen  Wege 
entstanden,  wenn  auch  der  Sectionsbefund  nirgends  eine  ihre  Entstehung  aufklärende  Thrombophlebitis 
angibt.  Ihr  Alter  kann  schätzungsweise  auf  etwa  acht  Tage  bemessen  werden,  ungefähr  ebenso  alt  dürfte 
die  Meningitis  sein.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  letztere  auf  metastatische  Weise  von  diesen  Lungen- 
abscessen  aus  entstanden,  wie  wir  ja  Ähnliches  bei  anderen  eitrigen  Lungenprocessen,  z.  B.  bei  Bronchiec- 
tasien  häufig  genug  beobachten.  Der  Befund  eines  reichlichen  Bacteriengemenges  in  denselben  spricht  kaum 
gegen  obige  Annahme,  da  die  genannten  Bacterien  zweifellos  von  den  Luftwegen  aus  in  die  Lungenherde 
gelangt  sind,  und  da  es  sich  keineswegs  um  eine  durch  dieses  Bacteriengemenge  bedingte  Pyämie  handelt, 
indem  sich  weder  im  Blute  noch  in  der  Milz,  die  nicht  acut  geschwollen  ist,  irgendwelche  Mikroorganismen 
nachweisen  lassen.  Wahrscheinlicherweise  sind  die  Lungenabscesse  aus  ursprünglichen  metastatischen 
Pestherden  der  Lunge  entstanden,  deren  wahre  Natur  nach  dem  secundären  Hinzutritte  verschiedener  anderer 
Bacterien  aus  den  Luftwegen,  nicht  mehr  aufzudecken  war.  Durch  diese  Annahme  ist  auch  das  F'ehlen  einer 
irgendwo  peripher  sitzenden  Thrombophlebitis  erklärlich,  da  eine  solche  zum  Zustandekommen  von  metasta- 
tischen Pestpneumonien  nicht  nothwendig  ist.  Auf  den  untersuchten  Schnitten  von  der  vereiterten  Lymph- 
drüse der  rechten  Axilla  und  von  der  Meningitis  finden  sich  nur  sehr  spädiche  Bacillen,  die  ihrer  Form  und 
Färbbarkeit  nach  vollkommen  Pestbacillen  entsprechen. 

Die  von  diesem  Falle  stammende  Pestcultur  wurde  späterhin  zu  vielfachen  Thierversuchen  verwendet, 
und  ergab  in  ihren  Wirkungen  vollständige  Übereinstimmung  mit  anderen  Pestculturen,  zeigte  aber 
doch  gewisse  Eigenthümlichkeiten  in  Hinsicht  ihrer  Virulenz,  worauf  wir  später  des  Näheren  zurück- 
kommen werden. 


Fall  13/XXXVI. 

Bageerathi,  SOjähriges  Hinduvveib,  Fabriksarbeiterin,  wurde  am  30.  März,  am  III.  Krankheitstage,  um 
1 1  Uhr  Vormittags  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  selben  Tage   um   6  Uhr  20  Minuten  Nachmittags. 

Section  am  31.  März  um  10  Uhr  Vormittags  (16  Stunden  post  mortem). 

Weibliches  Cadaver,  147  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  schwächlicher  Musculatur,  sehr  schlecht 
genährt.  Todtenstarre  vorhanden,  ebenso  Todtenflecke  an  den  abhängigen  Körperpartien. 

Hornhäute  trübe,  Pupillen  nicht  sichtbar,  Conjunctiven  bleichj  Mundschleimhaut  etwas  cyanotisch; 
Zähne  anscheinend  nicht  verändert. 

Hals  kurz  und  schlank.  Rechte  Fossa  supraclavicularis  und  infracla\-icularis  fast  vollständig  ver- 
strichen, die  Haut  dieser  Gegend  leicht  in  Falten  abhebbar  und  sehr  leicht  verschieblich,  sich  sehr  weich, 
aber  wie  geschwollen  anfühlend. 

In  den  Gruben  des  Halses  und  in  der  rechten  Axilla  keine  Drüsen  tastbar. 

Die  linke  Axilla  fast  verstrichen,  die  sie  bedeckende  Haut  ebenfalls  weich,  pastos,  bedeckt  von  einigen 
ganz  frischen  und  oberflächlichen  Excoriationen.  In  der  Tiefe  ein  ganz  undeutlich  abgrenzbares,  circa 
hühnereigrosses  Paquet  tastbar. 

Thorax  kurz,  schmal,  seine  rechte  Hälfte  mehr  prominent  wie  die  linke;  Mammae  zur  Seite  hinunter- 
hängend, ihr  Drüsengewebe  spärlich. 

Bauchdecken  im  Niveau  des  Thorax,  gespannt. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Auffallendes. 

Beiderseits  in  inguine  kleine  Drüsen  tastbar. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Die  weichen  Schädeldecken  blut-  und  fettarm.  Schädeldach  länglich  -  oval,  symmetrisch,  Längs- 
durchmesser I6V2  cm,  querer  12  cm  und  Peripherie  48  cm  messend,  circa  6  mm  dick,  Spongiosa  3  mm 
dick,  blutreich,  fast  überall  erhalten.  Tabula  interna  glatt;  am  Periost  des  Schädeldaches,  und  zwar  an 
beiden  Scheitelbeinen  fünf  bis  guldenstückgrosse,  unregelmässige  Blutaustritte. 


Bculciipcsf.  FF.  Pathologisch-anatnmi^chcy  Bcriclif.  293 

Dura  matcr  gut  gespannt,  zart,  blutreich.  Sichclhlutleiter  mit  Filiringerinseln  gefüllt.  .An  der  sonst 
glatten  und  glänzenden  Innenfläche  der  Dura  mater  zerstreute,  leicht  abziehbare,  frischrothe  Mem- 
branen geronnenen  Blutes.  Aleningen  an  der  Basis  und  an  der  Convexität  des  Gehirns  zart,  wenig  blutreich; 
Rinde  grauroth,  gleichmässig  breit.  Marklager  teigig,  weich,  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt; 
\'entrikel  enge,  wenig  klares  Serum  enthaltend.  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla  normal  gebildet,  ziemlich 
blutarm, 

Musculatur  des  Stammes  morsch.  Beim  Abpräpariren  zeigt  sich  das  Bindegewebe  vor  und  hinter 
dem  linken  Pectoralis  major  sulzig  ödematös,  von  zahlreichen,  hirsekorngrossen,  theils  confluirenden 
Blutungen  durchsetzt. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe,  links  ebenso. 

Schilddrüse  klein,  gekörnt,  coUoid. 

Die  L^'mphdrüsen  an  der  Seite  der  grossen  Halsgefässe  rechterseits  und  in  der  rechten  Fossa  sub- 
maxiUaris  etwas  vergrössert  und  in  blutigrothes  Bindegewebe  eingehüllt.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheinen 
sie  theils  gelblich,  etwas  vorquellend  oder  von  Blutungen  durchsetzt,  sehr  saftig,  besonders  die  Rinde  vor- 
quellend und  zum  Theile  fleckig-gelblichroth. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Halsseite  analog  verändert. 

Auch  das  Bindegewebe  an  der  hinteren  Fläche  des  Pharynx  und  Larynx  von  Blutungen  durchsetzt 
und  hauptsächlich  rechterseits  blauroth,  blutig  infiltrirt. 

Rechte  Tonsille  wenig  geschwollen,  die  Schleimhaut  über  ihren  centralen  Partien  fehlend,  auf  dem 
Durchschnitte  ei'scheint  die  Tonsille  graugelblich,  von  kleinen  Blutaustritten  durchsetzt,  die  Umgebung 
starr,  schwarzroth  intiltrirt.  Auch  die  Schleimhaut  über  einzelnen  Gruppen  der  Balgfollikel  der 
hinteren  Pharynxwand  missfärbig  und  getrübt.  Linke  Tonsille  ähnlich  verändert.  In  der  Trachea  nichts 
Besonderes. 

Linke  Lunge  durch  Bindegew^ebsmembranen  zum  Theile  angewachsen,  lufthaltig.  Im  linken  Pleuraraum 
ungefähr  '/j  Liter  blutig  tingirten  Serum.  Besonders  die  Pleura  des  Oberlappens  übersäet  von  hann<orn- 
grossen  Ecchymosen.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Lunge  sehr  blutarm,  wenig  durchfeuchtet;  in 
den  Bronchien  glasiger  Schleim,  ihre  Schleimhaut  geröthet.  Genau  derselbe  Befund  rechterseits. 

Herzbeutel  zart,  in  ihm  circa  3  Esslöffel  voll  blutigen  Serum  enthalten.  Linke  Aurikel  übersäet  mit 
hirsekorngrossen  Ecchymosen,  an  der  vorderen  Wand  des  rechten  Ventrikels  und  der  hinteren  Wand 
des  linken  zahlreiche,  hanfkorngrosse  Ecchymosen.  Epicard  fettarm,  im  linken  Ventrikel  massig  reich- 
liche Cruormassen,  im  rechten  Hbringerinsel.  Alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig,  etwas  Fäulniss- 
imbibition  zeigend.    Myocard  gelblich,  morsch. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  weisslichgrau,  ihr  Epithel  in  Fetzen  sich  ablösend. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  gelblichgrau. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  anthracotisch. 

Leber  ungefähr  von  normaler  Grösse,  weicher,  die  vorderen  Ränder  etwas  plumper,  ihre  Oberfläche 
glatt,  Kapsel  zart.  Auf  dem  Durchschnitte  gelblich  gesprenkelt,  im  .Allgemeinen  graubraun  gefärbt,  mit 
undeutlicher  Läppchenzeichnung,  blutarm. 

Gallenblase  gut  mit  dunkler  Galle  gefüllt. 

Milz  fest  durch  Bindegewebsmembranen  mit  dem  Zwerchfell  verwachsen,  stark  gelappt,  13  cm  lang, 
6  cm  breit,  4  cm  hoch,  auf  dem  Durchschnitte  gleichmässig  blutreich,  weich.  Pulpa  etwas  vorquellend 
feinst  granulirt,  leicht  abstreif  bar,  Follikel  als  graue  Punkte  mit  rothem  Hofe  sichtbar,  Stroma  nicht  vermehrt. 

Nieren  etwas  plumper,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  Rinde  gelblich,  ebenso  wie  die 
Columnae  Bertini  stark  verbreitert,  vorquellend,  \on  den  ebenfalls  stark  erbleichten  Pyramiden  kaum 
abgesetzt.  In  beiden  Nierenbecken  Gruppen  von  hirsekorngrossen  Blutaustritten.  Beide  Nieren  schlaff 
und  blutarm. 

Harnblase  enthält  nur  ein  paar  Tropfen  trüben  Urins,  ihre  Schleimhaut  ist  röthlich -gelblich,  am 
Blasenhalse  finden  sich  einige  punktförmige  Blutaustritte. 

39" 


294  H.  Albvcchl  und  A.  Chou, 

Schleimhaut  der  Vagina  verdickt  und  auff^elockert.  Beide  Lippen  der  Portio  sehr  derb  und  dick, 
t'erx'ix  etwas  verlängert,  ihre  Schleimhaut  gelockei-t  und  röthlich.  Uterushöhle  von  blutigem  Schleim 
und  Blutgerinsel  ausgefüllt,  ihre  Schleimhaut  lebhaft  roth  injicirt,  etwas  geschwollen.  Die  Uteruswand 
etwas  verdickt.  Beide  Ovarien  gross,  gekerbt,  im  rechten  ein  frisches  Corpus  luteum,  an  der  Serosa 
der  hinteren  Uterusfläche  im  Cavum  Douglasii  ebenso  wie  an  eien  .Appcndices  epiploicae  des  Dickdarmes 
reichliche  bis  linscngro.sse  Blutungen. 

[m  i'Jcctum  bröcklige,  gallig  gefärbte  Fäcalien,  seine  Schleimhaut  gelockert,  übei-säet  von  zahlreichen 
punktförmigen  Blutaustritten. 

Pankreas  gelblich,  derb,  gekörnt. 

Magen  sehr  gross,  gefüllt  von  flüssigen,  galligen  Massen  ;  im  Fundus  einige  Gruppen  von  Blut- 
austritten, sonst  ist  die  Schleimhaut  dünn,  graugelblich. 

Im  Duodenum  nichts  Pathologisches. 

Schleimhaut  des  Jejunum  gelockert,  \-erschleimt  und  übersäet  mit  zahllosen,  höchstens  stecknadel- 
kopfgrossen Blutaustritten. 

Im  ganzen  Dickdarm,  dessen  Schleimhaut  ebenfalls  diffus  geröthet  und  gelockert  ist,  zahllose  Blut- 
austritte. 

Im  lleum  sehr  spärliche,  gallige  Chymusmassen,  keine  Blutaustritte. 

In  beiden  Inguinulgegenden  die  Lymphdrüsen  nicht  besonders  vergrössert,  nicht  weiter  verändert. 

In  der  rechten  Axilla  dieselben  etwas  vergrössert,  bis  bohnengross,  isolirt  und  hart,  auf  dem  Dui'ch- 
schnitte  röthlichgelb,  vorquellend  und  saftiger. 

Das  Bindegewebe  der  linken  Axilla  vor  und  hinter  dem  Musculus  pectoralis  major  nach  abwärts 
reichend  längs  des  Latissimus  dorsi  bis  zu  der  letzten  Rippe  und  nach  vorn  bis  über  die  .Schlüsselbein- 
gegend sulzig-gelblich-ödematös,  von  feinsten  Blutungen  durchsetzt.  Dieselben  durchsetzen  auch  den 
Musculus  pectoralis  major  und  minor  und  ebenso  das  das  Paquet  der  axillaren  Lymphdrüsen  einhüllende 
Bindegewebe,  das  starr  schwarzroth  infiltrirt  ist.  Diese  Infiltration  setzt  sich  nach  aufwärts  längs  der  grossen 
Gefässe  in  die  Fossa  infraclavicularis  fort  und  nach  abwärts  längs  der  Gefässe  bis  zur  Cubita,  auf  die 
Gefässscheiden  beschränkt.  Eine  oberflächliche  cubitale  Lymphdrüse  an  der  Kleinfingerseite  des  Ellbogen- 
gelenkes ist  circa  haselnussgross,  von  reichlichen  Hämorrhagien  umgeben,  auf  dem  Durchschnitte  stark 
vorquellend,  etwas  granulirt,  dunkelrothgelb,  gefleckt,  reichlichen,  blutigen  Saft  gebend.  Das  axillare  Lymph- 
drüsenpaquet  lässt  auf  dem  Dui^chschnitte  noch  einzelne,  haselnussgrosse  Lymphdrüsen  erkennen,  die  sich 
aber  kaum  von  der  schwarzrothen,  infiltrirten  Umgebung  differenziren  und  deren  Centrum  mehr  trocken, 
hämorrhagisch,  röthlichgelb,  bröcklig  erscheint.  Angeschlossen  an  dieses  Lymphdrüsenpaquet  sind  kleinere 
Drüsen  in  der  linken  Fossa  infrachwicularis,  vor  und  hinter  dem  Pectoralis,  sämmtliche  grösstentheils  vor- 
quellend, hämorrhagisch. 

Die  axillare  vmd  brachiale  Vene  zeigt  im  aufgeschnittenen  Zustande  in  ihrer  Wand  zahllose,  dicht 
aneinanderstehende,  punktförmige  Blutaustritte. 


Die  bacteriologische  Blutuntersuchung  (vom  30.  März)  ergab  ziemlich  reichliche  Pest- 
colonien   und    massig  reichliche  Colonien  von  Kettencoccen. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckgiaspräparate  aus  der  Milz  zeigen  sehr  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  Diplo- 
bacillen,  oval  und  länglich  geformt,  vorwiegend  gut  und  bipolar  tingirt;  blassgefärbte  rundliche  Formen 
sind  spärlicher  vorhanden.  Vereinzelt  finden  sich  auch  Diplococcenformen. 

In  den  Aussaaten  sind  neben  ziemlich  reichlichen  Colonien  des  Pe&tbaciUus  fast  ebenso  zahlreich 
Colonien  des  Streptococcus  pyogenes  angegangen. 

2.  Die  der  Uterusschleimhaut  aufliegenden  Blutmassen  zeigen  mikroskopisch  ziemlich 
reichlich  Pestbacillen,  typisch  in  Form  und  Färbeverhalten,  und  etwas  spärlicher  Kettencoccen. 


Bculcupcst.  IT.  Pathologisch-auatomischcr  Bericht.  295 

Die  Aussaaten  ergeben  massig  \-iele  Colonien  des  Pestbacillus  und  Streptococcus  p3^ogenes,  in  ungefähr 
gleicher  Anzahl,  und  wenige  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

3.  Präparate  aus  einer  Lymphdrüse  der  linken  Achselhöhle  ergeben  sehr  reichlich  und  aus- 
schliesslich Pestbacillen,  meist  einzeln  liegend,  vorwiegend  in  kurz  ovalen  oder  rundlichen  Formen;  neben 
gut  und  bipolar  gefärbten  finden  sich  viele  theils  unregelmässig,  theils  blass  gefärbte,  sowie  King-  und 
geblähte  P'ormen. 

In  den  Aussaaten  sind  sehr  reiclTJich  Pestcolonien  und  zwei  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe 
angegangen. 


Histologischer  Befund. 

1.  Hämorrhagisches  Lymphdrüsenpaquet  der  linken  Axilla.  Zur  Untersuchung  gelangten 
Schnitte  von  zwei  verschiedenen  Stellen  dieses  Paquetes. 

Vom  adenoiden  Gewebe  der  Lymphdrüsen  ist  nirgends  mehr  irgend  ein  Rest  erhalten,  indem  Alles  \on 
Blut,  dem  niii-  bald  mehr,  bald  weniger  monn-  uhlI  polynucleäre  Leukocyten  beigemengt  sind,  infiltrirt  ist. 
Dazwischen  sieht  man  unregelmässig  geformte,  zusammenhängende  Massen  von  Bacterien,  homogen  aus- 
sehende breitere  und  schmälere  Balken,  die  auch  Netze  bilden,  und  von  Bacterien  und  Leukocyten  um- 
säumte, stark  erweiterte,  homogenwandige  kleine  Blutgefässe,  in  deren  Lumen  und  unmittelbarerUmgebung 
sich  fein  granulirte,  fädige  Massen  oder  gröbere  Balken  finden,  die  starke  Eosinfärbung  zeigen. 

Die  Contouren  der  Lymphdrüsen  nur  durch  einen  ziemlich  gleichmässig  breiten,  blauvioletten  Saum  \-on 
Bacterien  zu  erkennen.  \'on  der  Kapsel  nur  wenige  homogene  mit  Eosin  stark  gefärbte  Bindegewebsbündel 
nachweisbar.  LTnmittelbar  nach  aussen  \'on  derselben  zahlreiche  ganz  enorm  erweiterte  Lymphgefässe,  die 
fast  nur  von  Bacterien  erfüllt  sind.  Nur  in  ihrem  Centrum  Ansammlung  von  polynucleären  Leukocj'ten  und 
wenig  rothen  Blutkin-perchen.  (\'ergl.  Tafel  IX,  Fig.  1.) 

Die  Lymphgefässe  von  grossen  Blutmassen  umgeben,  welche  Netze  von  fein-  oder  grobbalkigen  wie 
geronnen  aussehenden  Massen  und  ebenfalls  enorme  Mengen  von  Bacterien  zeigen.  Dieselbe  dichte  hämor- 
rhagische und  bacilläre  Infiltration  überall  im  Fettgewebe  der  untersuchten  Schnitte;  desgleichen  in  den 
Nervenscheiden ,  die  einzelnen  Nerven  dadurch  häufig  auf  einer  Seite  abgefiacht.  Die  V'asa  vasorum 
und  die  des  adventitiellen  Bindegewebes  der  Vena  axillaris  und  brachialis,  die  der  Quere  nach  vom  Schnitte 
getroffen  sind,  sehr  stark  erweitert  und  x'ielfach  ebenso  \-erändert  wie  die  Blutgefässe  der  Lymphdrüse 
selbst.  Die  Venenwand  derart  von  Blut  durchsetzt,  dass  einzelne  Muskelbündel  isolirt  sind  und  die  Blutmassen 
bis  in  die  Intima  vordringen,  deren  Endothelbelag  vielfach  fehlt.  .Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten 
sieht  man  überall  geradezu  colossale  Mengen  von  Pestbacillen.  Im  Centrum  der  Lymphdrüse,  wo  sie 
ausserordentlich  reichlich  liegen,  sind  sie  sehr  blass  gefärbt  und  haben  die  runde  coccenähnliche  oder 
bläschenartige  Form  und  \-erschiedene  Grösse.  In  den  erweiterten  Lymphgefässen  finden  sich  auch  sehr 
reichliche  als  Diplobacillen  gelagerte  \-on  typisch  plumper  Form.  Auch  in  der  Blutinfiltration  des  um- 
gebenden Gewebes  sind  sie  sehr  zahlreich,  hier  aber  innig  gemengt  mit  Diplo-  und  Streptococcen.  Dasselbe 
Gemenge  sieht  man  in  der  von  Blutungen  wie  zerwühlten  Venenwand,  und  zwar  sowohl  dort,  wo  die 
Blutmassen  die  Intima  durchbrechen,  als  auch  derselben  in  Form  kleiner  Häufchen  angelagert.  .Auf  nach 
Gram-Weigert  gefärbten  Schnitten  finden  sich  sehr  zahlreiche  blau  gefärbte  Coccen,  die  nur  ausnahms- 
weise längere  Ketten  bilden. 

2.  Eine  etwa  bohnengrosse  Lj'mphdrüse  aus  der  linken  Cubita  zeigt  histologisch  im  Allge- 
meinen denselben  Befund  wie  die  Lymphdrüse  der  linken  Axilla.  Nur  ist  die  Kapsel  überall  erhalten  oder 
wenigstens  abgrenzbar,  wenn  auch  vielfach  durchsetzt  von  Blutungen  und  Bacterienhaufen,  die  sicli  auch 
weiterhin  in  das  Fettgewebe  fortsetzen.  Innerhalb  und  nach  aussen  von  der  fibrösen  Kapsel  finden  sich 
sehr  zahlreiche  hochgradig  erweiterte  Lymphgefässe,  die  fast  ganz  mit  bläulichviolett  gefärbten  Bacterien- 
massen  wie  mit  Injectionsmasse  vollgepfropft  sind;  nur  im  Centrum  liegen  wenige  Leukocyten  und  rothe 
Blutkörperchen.  Ganz  dicht  gedrängt,  nur  getrennt  \'on  schmalen  Streifen  hämorrhagisch   inOllrirten  Binde- 


296  IL  Alhrcclü  jntd  A.  Ghon, 

gewebes,  finden  sich  ebensolche  \'on  vci'sclTicdener  Grösse    in   ganz  erstaunlicher  Anzahl    im    Bereiche    des 
Hilus  der  Lymphdrüse. 

Sowt)hl  auf  Schnitten  mit  Methylenblau  wie  auf  solchen  nach  Clram-Weigert  gefärbt,  derselbe  Befimd 
wie  bei  1. 

3.  Eine  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechte  n  Axilla  zeigt  nur  stellenweise  leichte 
Hyperämie.  Auch  die  Sinus  sind  im  Allgemeinen  enge,  nur  stellenweise  etwas  erweitert.  Dagegen  sieht  man 
vielfach  in  denselben  grosse  polygonale  Zellen  mit  granulirtem  Protoplasma  und  grossem,  blass  gefärbten 
Kern,  der  mehrere  Kernkörperchen  und  feinst  granulirte  Kernstructur  zeigt.  Nirgends  Hämorrhagien,  doch 
findet  man  in  allen  Sinus  sehr  zahlreiche,  zum  Theile  intracellulär  gelagerte  Pestbacillen  die  hie  und  da 
einen  Sinus  wie  Injectionsmasse  erfüllen.  Auch  in  den  Blutgefässen  Pestbacillen  massig  reichlich  vorhanden. 

Ebenso  auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten  Schnitten  zahlreiche  Diplococcen  und  Kettencoccen. 

4.  Eine  fast  mandelgrosse  Lymphdrüse  von  der  Seite  der  rechten  grossen  Halsgefässe 
zeigt  im  Wesentlichen  dasselbe  Bild  wie  die  vorstehende.  Nur  ist  hier  die  Hyperämie  hochgradiger  und 
gleichmässiger  und  das  Fett-  und  Bindegewebe  der  Umgebung  ziemlich  reichlich  blutig  infiltrirt  (bei  scharf 
abgrenzharer  Kapsel  der  Lymphdrüse).  Im  Lymphdrüsenparenchym  selbst  keine  Hämorrhagien. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  zahlreiche  Pestbacillen  in  den  Sinus  und  im  Blute  der 
Capillaren  und  Blutgefässe,  spärlichere  im  adenoiden  Gewebe  und  fast  noch  zahlreicher  kleine  Diplococcen, 
die  auch  kürzere  Ketten  bilden  und  nach  Gram-Weigert  leicht  färbbar  sind. 

5.  Linke  Tonsille.  Das  Oberflächenepithel  an  einer  Stelle,  einer  tiefen  Epitheleinsenkung  und  ihrer 
Umgebung  entsprechend,  zu  Grunde  gegangen,  indem  es  in  schollige  oder  granulirte  Massen  zerfallen  ist, 
welche,  \-ermengt  mit  zahlreichen  Bacterien,  die  Oberfläche  bedecken.  Das  subepitheliale  und  submucöse 
Bindegewebe  fast  gleichmässig  von  Blut,  Ödem  und  Bacterien  infiltrirt  und  auseinandergeworfen.  Die 
kleinen  Blutgefässe  erfüllt  oder  umgeben  von  homogenen,  netzartig  angeordneten,  balkigen  oder  mehr 
scholligen  Massen,  ihre  Wand  stellenweise  verbreitert  und  ebenfalls  homogen.  Das  adenoide  Gewebe 
theilweise  erhalten,  zum  gr(')ssten  Theile  von  Bacterien,  polynucleären  Leukocyten  und  Blut  durchsetzt. 

Von  demselben  Exsudat  sind  einzelne  Bündel  quergestreifter  Muskelfasern  infiltrirt,  welch'  letztere 
stark  gequollen  und  ganz  homogen  sind.  Die  Bindegewebskapsel  des  adenoiden  Gewebes  stellenweise 
intact,  stellenweise  durch  Blutungen  auseinandergeworfen. 

An  der  Oberfläche  der  Schleimhaut,  besonders  wo  sie  exulcerirt  ist,  ein  reichliches  Gemenge  von  \'er- 
schiedenen  Coccen  und  .Stäbchen.  In  den  tieferen  .Schichten  zahllose  Diplococcen  oder  .Streptococcen,  die 
sich  nach  Gram-Weigert  intensiv  färben  und  mit  ihnen  \'ermengt  ebenfalls  zahlreiche  Pestbacillen,  die 
sich  nach  Gram-Weigert  entfärben. 

Balgfollikel  aus  der  Gegend  des  Zungengrundes  sind  vergrössert,  reich  an  polynucleären 
Leukocyten  und  kleinen  Blutungen.  Auch  die  Keimcentren  sind  gross  und  wie  von  Leukocyten  infiltrirt. 
Die  Follikel  selbst  sind  von  Bacterien  eingesäumt,  die  ebenfalls  ein  Gemenge  von  Pestbacillen  und  Coccen 
vorstellen. 

6.  Milz.  Dieselbe  zeigt  die  gewöhnlichen  Veränderungen:  Hochgradige  Hyperämie  und  blutige 
Infiltration  der  Pulpa,  grossen  Reichthum  an  polynucleären  Leukocyten.  Besondere  Veränderungen  an  den 
Pulpazellen  fehlen.  Die  Wand  kleiner  Arterien  stellenweise  verdickt  und  homogen.  Die  Trabekel  mitunter 
homogen  schollig  aussehend. 

Pestbacillen  sind  nur  ganz  vereinzelt,  sehr  blass  gefärbt,  Coccen  auf  den  untersuchten  Schnitten  über- 
haupt keine  aufzufinden. 

7.  Leber.  Die  Epithelien  zeigen  die  Veränderungen  ziemlich  hochgradiger  fettiger  Degeneration.  Die 
Capillaren  enge  und  wenig  mit  Blut  gefüllt.  In  denselben  sowohl  ziemlich  zahlreiche  Pestbacillen  als  auch 
Coccen  der  beschriebenen  Form  vorhanden. 

8.  Schnitte   durch   das   Corpus  uteri   zeigen   die  Schleimhaut  in  entsprechender  Dicke  erhalten. 
Sehr  zahlreiche  Blutgefässe  besonders  in  den  oberflächlichen  Schichten  erweitert   und   mit  Blut  gefüllt, 

Das  Oberflächenepithel  nirgends  erhalten. 


Beulenpest.  IL  Pathologisch-anatomisclier  Bericht.  297 

Zwischen  dem  Struma  der  oberflächlichen  Schichten  und  dem  der  tiefen  besteht  der  auffallende  Unter- 
schied, dass  die  Kerne  des  letzteren  intensiv  blau  gefärbt  sind  und  sehr  dicht  liegen,  die  Zellen  selbst  kleine 
Spindelzellen  darstellen,  während  mehr  gegen  die  Schleimhautoberfläche  zu  die  Kerne  des  Stromas  grösser 
werden,  viel  blässer  gefärbt  sind  und  etwas  gebläht  aussehen.  Auch  die  Zellleiber  sind  viel  grösser,  oft  ganz 
epithelähnlich,  ihr  Protoplasma  granulirt.  Fast  überall  ist  hier  das  Stroma  durchsetzt  von  Blut,  das  auch  in 
die  Dilisen  eindringt.  Dieselben  besitzen  ein  reichlich  desquamirtes  Epithel,  aus  grossen,  oft  lichten  Zellen 
bestehend. 

Im  Lumen  der  Drüsen  Fäden  von  Schleim.  Im  ausgetretenen  Blute  und  in  dem  der  Gefässe  zahlreiche 
Diplococccn  und  etwas  spärlichere  typische  Pestbacillen.  Erstere  behalten  die  Farbe  bei  der  Färbung  nach 
Gram-Weigert. 

Ein  Blutgerinsel  aus  der  Uterushöhle  zeigt  mikroskopisch,  dass  es  aus  den  obersten  abge- 
stossenen  Schichten  der  Schleimhaut  besteht,  die,  so  wie  im  Vorstehenden  beschrieben,  verändert  sind 
(Decidua  menstrualis),  ferner  aus  reichlichem  frischgeronnenen  Blute  mit  viel  geschichtetem  feinfädigen 
Fibrin  und  polynucleäi-en  Leukocyten. 

Der  Bacterienbefund  derselbe  wie  Oben. 

9.  Im  Ovarium  ein  typisches  Corpus  luteum,  dessen  Centrum  von  flbrinreichen  Blutmassen 
gebildet  ist.  Auch  in  diesen  Pestbacillen  und  die  beschriebenen  Coccen  nachweisbar,  ebenso  wie  in  den 
erweiterten  Blutgefässen. 

10.  Schnitte  durch  das  linke  Herzohr  ergeben  den  gewöhnlichen  Befund  von  zahlreichen  sub- 
serösen Blutungen.  In  den  Nischen  des  Herzohres  frische  fibrinöse  Gerinsel  mit  Beimengung  zahlreicher 
Leukocvten.   Sowohl  in  diesen  wie  in  den  Blutungen  zahlreiche  Pestbacillen  und  Coccen. 


Epikrise. 

Vorstehender  am  Abend  des  III.  Krankheitstages  letal  verlaufener  Fall  ist  als  Misch-,  respective 
Secundärinfection  aufzufassen,  da  sich  sowohl  Pestbacillen  wie  Streptococcen  reichlich  in  der  Blutbahn 
vorfinden.    Der  primäre  Bubo  betrifft  die  Lymphdrüsen  der  linken  Axilla. 

Die  regionär  benachbarten  Lymphdrüsen  des  Halses,  die  Follikel  am  Zungengrunde  und  die  Tonsillen 
zeigen  ebenfalls  schwere  Veränderungen.  Letztere  sind  ulcerirt,  und  zweifellos  erfolgte  von  hier  aus  die 
Secundärinfection  durch  den  Streptococcus. 

Ausser  den  genannten  Lj'mphdrüsen  zeigen  die  der  rechten  Axilla  makroskopisch  beträchtlichere 
Schwellung.  Isolirte  Blutungen  finden  sich  im  Periost  des  Schädeldaches,  in  der  Pleura  und  im  Epicard,  in 
der  Schleimhaut  des  Nierenbeckens,  der  Harnblase,  des  Magens,  des  ganzen  Dünn-  und  Dickdarmes. 

Ferner  findet  sich  im  vorstehenden  Falle  eine  auf  Haselnussgrösse  angeschwollene,  von  Hämorrhagien 
umgebene,  oberflächliche  Lymphdrüse  in  der  linken  Cubita,  in  der  mikroskopisch  die  enorme  Bacillen- 
infiltration  auffällt.  Dieselbe  könnte  nun  ohne  weiteres  gleichsam  als  eine  erste  Etappe  zwischen  der 
Infectionsstelle  der  Haut  und  dem  eigentlichen  primären  Bubo  in  der  linken  Axilla  aufgefasst  werden;  doch 
besteht  immer  die  Möglichkeit,  —  wie  wir  dies  thatsächlich  bei  anderen  Fällen  beobachten  konnten  —  dass 
diese  cubitale  Lymphdrüse  auf  retrogradem  Wege  vom  primären  Axillarbubo  aus  inflcirt  worden  ist.  Das 
von  demselben  ausgehende  Ödem  reicht  gerade  bis  zu  dieser  Lymphdrüse. 

In  der  Wand  der  Vena  axillaris  und  brachialis  sinistra  finden  sich  reichliche  Blutungen. 

Auf  allen  untersuchten  Schnitten  —  auch  in  der  .Schleimhaut  und  im  Blute  des  menstruirenden  Uterus 
—  reichliche  Pestbacillen  und  Streptococcen,  ganz  vereinzelte  in  der  Milz;  doch  sind  sie  culturell  in  derselben 
ziemlich  reichlich  nachweisbar. 


298  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 


Fall  14/XXXVIII. 

BJiagii,  '  Witwe  nach  Dhondti,  ISjähriges  Hinduweib  ohne  Beschäftigung,  wurde  am  26.  März,  am 
11.  Krankheitstage  um  1  Uhr  30  Minuten  Nachts  ins  .Spital  aufgenommen  und  starb  am  31.  März  um  1 1  Uhr 
Nachts  am  VII.  Krankheitstage. 

Section  am  1.  April  um  11  Uhr  Vormittags  (12  Stunden  post  mortem). 

Weibliches  Cadaver,  153  an  lang,  von  gracilem  Knochenbau  und  schwächlicher  Musculatur,  schlecht 
genährt. 

Todtenstarre  stark  entwickelt,  Todtenflecke  reichlich,  umschrieben,  an   den  abhängigen  Körperpartien. 

Hornhäute  etwas  getrübt,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleichweit.  Conjunctiven  blutleer,  Mundlippen- 
schleimhaut etwas  cyanotisch.   Gesicht  stark  verfallen. 

Hals  lang,  schlank,  in  seinen  Gruben  keine  Drüsen  tastbar.  Ungefähr  drei  Querfinger  unterhalb 
der  rechten  Schulterhöhe,  entsprechend  dem  unteren  Rande  des  Pectoralis,  befindet  sich  eine  Gruppe  von 
zahlreichen  Blasen,  von  denen  die  grösste  bohnengross,  die  kleinste  hirsekorngross  ist,  und  die  in  einem 
über  guldenstückgrossem  Bezirke  ziemlich  nahe  bei  einander  stehen;  die  Haut  der  Umgebung  ist  geröthet, 
einige  der  Blasen  sind  zusammengefallen,  an  diesen  Stellen  ist  das  oberfiächliche  Epithel  vertrocknet.  Andere 
enthalten  leicht  getrübtes  Serum. 

Unterhalb  des  Pectoralisrandes  und  hinter  demselben  lässt  sich  in  der  rechten  Axilla  ein  circa  wallnuss- 
grosser  harter,  aber  undeutlich  begrenzter  Tumor  tasten,  über  dem  die  Haut  sich  pastös,  verdickt  anfühlt, 
schwer  faltbar  und  schwer  verschieblich  ist. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Axilla  über  bohnengross,  hart,  isolirt,  palpabel. 

In  beiden  Leistengegenden  nichts  Pathologisches  tastbar. 

Thorax  entsprechend  lang,  breit,  etwas  flacher,  symmetrisch. 

Mammae  klein,  schlecht  entwickelt. 

Abdomen  im  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  ziemlich  gespannt. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Auffallendes.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

An  der  Streckseite  in  der  Miüe  des  rechten  Vorderarmes  eine  circa  1  cm  lange,  unregelmässig 
begrenzte,  schwarz  gefärbte  Hautstelle,  unter  welcher  das  Binde-  und  Fettgewebe  sulzig-blutig  infiltrirt 
erscheint. 

Die  weichen  Schädeldecken  massig  fettreich,  blutleer.  Schädeldach  länglich  -  oval,  symmetrisch; 
Nähte  erhalten.  Der  Längsdurchmesser  desselben  misst  le'/^  cm,  der  quere  12  cm  und  die  Peripherie 
47  cm;  der  Knochen  ist  circa  4  mm  dick,  die  Spongiosa  fast  überall  verschwunden,  seine  Innenfläche  glatt, 
Furchen  und  Gruben  seicht. 

Im  Sichelblutleiter  spärliche  Fibringerinsel.  Dura  mater  zart ,  durchscheinend ,  glatt ,  glänzend, 
blutarm,  gut  gespannt.  Die  inneren  Meningen  sind  zart,  blutarm,  leicht  abziehbar,  die  Gefässe  zartwandig, 
enge;  Rinde  gelblichgrau,  Marklager  teigig-weich;  Ventrikel  enge,  Stammganglien,  Kleinhirn,  Pons  und 
MeduUa  normal  gebildet,  blutarm. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  dritten  Rippe,   links    am  oberen  Rande  der  vierten  Rippe. 

Schilddrüse  klein,  röthlichgelb,  gekörnt,  colloid. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  rechten  Fossa  supraclavicularis  bis  erbsengross,  isolirt,  hart,  blutroth,  auf  dem 
Durchschnitte  blutreich,  prominent,  etwas  granulirt  und  succulent.  Ebenso  verändert  erscheint  eine  Lymph- 
drüse in  der  linken  Unterkiefergegend. 

Schleimhaut  des  Gaumens  und  des  Pharynx  grauröthlich;  Tonsillen  und  Balgfollikel  am  Zungen- 
grunde ziemlich  gross,  auf  dem  Durchschnitte  grau,  Schleimhaut  des  Larynx  und  des  oberen' Tneiles  der 
Trachea  gelblich. 


1   Vergl.  Krankengeschichte,  II.  A.  pug.  20. 


Bcnlcnpcsl.  II.  Pathologisch-anatomisclicr  Bericlil.  299 

Linke  Lunge  frei,  Pleuraraum  leer;  die  Pleura  glatt,  glänzend,  zeigt  keine  Ecchymosen;  die  Lunge 
klein,  fühlt  sich  vollständig  lufthaltig  an,  erscheint  am  Durchschnitte  sehr  blutreich,  wenig  durchfeuchtet, 
vollständig  lufthaltig;  in  den  Bronchien  findet  sich  wenig  Schleim.  Rechte  Lunge  ebenfalls  frei  und 
klein,  auf  dem  Durchschnitte  sehr  blutreich,  in  der  Umgebung  der  Hauptbronchien  des  Unterlappens  ein 
scharf  umgrenzter  gelblicher,  käsiger,  bröckeliger  Herd.  Sonst  genau  derselbe  Befund  wie  linkerseits. 

Herzbeutel  zart,  in  ihm  ein  Kaffeelöffel  \-oll  klaren,  gelben  Serum  enthalten,  ohne  Ecchymosen. 
Das  Epicard  ist  zart  und  fettarm,  das  Herz  entsprechend  gross,  beide  Ventrikel  schlaff,  der  linke  leer, 
im  rechten  spärliche  Fibringerinsel.  Das  Myocard  schlaff,  morsch,  gelblich,  alle  Klappenapparate  zart, 
schlussfähig,   die  Intima  der  Aorta  zart,   leicht  fettgelb. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  graugelb,  mit  Schleim  bedeckt,  Schleimhaut  der  Trachea  und  der  grossen 
Bi'onchien  gelblich. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  vergrössert,  länglich  von  zahlreichen  confluirenden,  gelblich- 
käsigen bis  linsengrossen  Herden  durchsetzt. 

Leber  von  entsprechender  Grösse,  etwas  weicher,  ihre  x'orderen  Ränder  etwas  plumper,  ihre  Oberfläche 
glatt,  Kapsel  zart,  am  Durchschnitte  ziemlich  blutarm;  die  einzelnen  Läppchen  gross,  in  der  Peripherie 
graugelblich,  die  acinöse  Zeichnung  nicht  ganz  deutlich. 

Gallenblase  gut  mit  Galle  gefüllt. 

Milz  12  cm  lang,  Z'/j  cm  breit,  3  cm  dick,  ihre  Kapsel  zart,  gut  gespannt,  glatt.  Auf  dem  Durch- 
schnitte erscheint  sie  röthlichgrau  und  dunkelroth  gesprenkelt,  die  Pulpa  ist  vorquellend,  hie  und  da  ein 
mohnkorngrosser  grauer  Follikel  sichtbar  mit  dunkelrothem  Hofe;   Pulpa  ziemlich  leicht  ausstreif  bar. 

Nebennieren  unverändert. 

Nieren  plump,  von  ziemlich  normaler  Consistenz,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt, 
gelblich,  reichliche  Stellulae  zeigend,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutreich,  Rinde  verbreitert,  Glomeruli 
als  rothe  Pünktchen  deudich  sichtbar.  Pyramiden  rothgrau,  sehr  scharf  von  der  blassgelben  Rinde  abgesetzt. 
Schleimhaut  des  Nierenbeckens  beiderseit  weiss,  dünn.  Harnblase  contrahirt,  wenig  trüben,  gelblichen 
Urin  enthaltend,  ihre  Schleimhaut  leicht  injicirt. 

Uterus  leicht  anteflectirt,  seine  Schleimhaut  dünn,  gelblich.  Ovarien  ziemlich  gross,  glatt,  im  rechten 
eine  kleine  Cyste,  am  Durchschnitte  saftig,  grauröthlich;  beide  Adnexe  frei. 

Die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  in  beiden  Inguinalgegenden  flach,  circa  kreuzergross,  auf  dem  Durch- 
schnitte in  der  Rinde  pigmentirt,  ziemlich  derb. 

Eine  Lymphdrüse  in  der  rechten  Schenkelgrube  etwas  grösser,  die  Rinde  saftiger,  blutreicher. 

Die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  nicht  vergrössert,  nicht  verändert. 

Im  Magen  spärliche,  schleimige,  gallige  Massen,  seine  Schleimhaut  dünn,  nur  auf  den  Höhen  der  Falten 
etwas  geröthet. 

Im  Duodenum  reichlicher,  galliger  Schleim. 

Die  Lymphdrüsen  der  Radix  mesenterica  vergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  von  hantl^orngrossen, 
käsigen,  bröckeligen,  gelben  Herden  durchsetzt;  andere,  etwas  kleinere,  ziemlich  weiche,  erscheinen  auf 
dem  Durchschnitte  saftig;    ihre  Rinde  geschwollen  und  dieselbe  gelblichröthlich  feinst  gestreift. 

Im  unteren  Ileum,  dem  Ende  eines  Plaques  entsprechend,  ein  circa  kreuzergrosses,  mit  blutigen 
Rändern  versehenes,  ziemlich  flaches  Geschwür,  in  dessen  Mitte  sich  ein  hirsekorngrosses,  gelbliches,  flaches 
Knötchen  befindet. 

Die  SolitärfoUikel  des  Dünndarmes  sehr  reichlich,  circa  hirsekorngross,  etwas  prominent,  grau. 

Im  Dickdarm  reichliche  flüssige,  gallige  Fäcalien.  Schleimhaut  dünn,  Follikel  ebenfalls  sehr  zahl- 
reich. In  der  Flexura  und  im  Enddarm  ist  sie  etwas  mehr  geröthet. 

Beim  Abpräpariren  der  Haut  der  rechten  Achselgegend  erscheint  dieselbe  am  unteren  Rande  des 
Pectoralis  major  fester  an  ihrer  Unterlage  fixirt  und  das  Bindegewebe  längs  des  Musculus  latissimus  dorsi 
sulzig,  gelblich  ödematös;  in  dem  starr  infiltrirten  Bindegewebe  am  imteren  Rande  des  Pectoralis  major 
finden  sich  fleckige  Blutaustritte. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.   LXVI.  Bd.  40 


300  //.  Alb  recht  und  A.  Ghoii, 

Entsprechend  dem  palpablen  Tumor  findet  sich  ein  nicht  scharf  abgrenzbares  Infiltrat,  das  zwischen 
Pectoralis  major  und  minor  in  der  Achselhöhle  sitzt  und  in  beide  Muskeln  hineingreift.  Auf  dem  Durch- 
schnitte zeigt  sich  ein  rundlicher,  circa  hühnereigrosser  Tumor,  der  eine  unregelmässige,  central  sitzende, 
circa  haselnussgrosse  Hi'jhle  besitzt,  deren  Wand  \'on  weichen,  bröckeligen,  röthlichgelben  Gewebs- 
partien  ausgekleidet  ist,  und  in  welcher  sich  braunrothe,  krümlige  Massen  finden.  Der  übrige  Antheil 
der  Schnittfläche  erscheint  ziemlich  grob,  aber  unregelmässig  höckerig,  grauroth,  von  gelblichen 
und  röthlichen  Flecken  und  Sprenkeln,  sowie  schwarzrothen  Herden  durchsetzt.  Nach  hinten  grenzt 
sich  auf  der  Schnittfläche  ein  halbmondförmiger  Bezirk  ab,  der  weisslich-grau,  etwas  mehr  prominent 
und  weicher  ist.  In  der  Umgebung  dieses  grossen  Tumors  finden  sich  haselnussgrosse  Lymphdrüsen, 
die  auf  dem  Durchschnitte  weisslichgrau  sind,  vorquellen  und  ziemlich  reichlichen,  etwas  schleimigen 
Saft  geben.  Gruppen  \-on  kleineren  solchen  Lymphdrüsen  finden  sich  auch  an  der  äusseren  Fläche 
der  Thoraxwand  und  in  der  Umgebung  der  Ansatzstelle  des  Pectoralis  major.  Auch  die  Umgebung 
der  früher  beschriebenen  schwarzen  Hautstelle  an    der  Streckseite    des   Oberarmes    sulzig,   blutig  infiltrirt. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Axilla  vergrössert,  erbsengross  bis  über  bohnengross,  isolirt,  das  sie 
umgebende  Fettgewebe  etwas  feuchter,  am  Durchschnitte  blutreich,  sehr  saftig;  die  Schnittfläche  glatt, 
grauroth,  von  etwas  bleicheren,  mehr  grauen,  hanfl-corngrossen  Bezirken  durchsetzt. 


Die  fünfmal  vorgenommene  bacteriologische  Blutuntersuchung  (am  IV'.,  V.,  VI.,  VII.  und 
VIII.  Krankheitstage)  ergab  jedesmal  ein  negatives  Resultat;  die  angelegten  Aussaaten 
blieben  steril. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  aus  dem  leicht  trüben  Inhalt  einer  Blase  der  rechten  Schulter 
zeigen  keine  Bacterien. 

In  den  Aussaaten  gehen  circa  5  Colonien  einer  weissen  Staphylococcenart  an,  jedoch  keine  Pest- 
colonien. 

2.  Die  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

3.  In  der  Milz  sind  mikroskopisch  Bacterien  nicht  nachweisbar. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  ausschliesslich  Pestcolonien,  jedoch  in  spärlicher  Menge. 

4.  In  den  Aussaaten  aus  dem  Harn  finden  sich  massig  viele  Pestcolonien,  ausserdem  4  Colonien 
von  Bacillen  der  Coligruppe. 

5.  Im  Dickdarminhalt  sind  culturell  Pestbacillen  nicht  nachweisbar;  die  Aussaaten  zeigen  eine  \'öllige 
Reincultur  von  Colonien  der  Coligruppe. 

6.  Im  Ödem  am  unteren  Rande  des  Musculus  pectoralis  major  der  rechten  Seite  finden 
sich  culturell  keine  Pestcolonien,  wohl  aber  massig  viele  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes  und  spärlich 
solche  der  Coligruppe.  (Die  Flüssigkeit  wurde  nicht  unter  sterilen  Cautelen  entnommen.) 

7.  Eine  Lymphdrüse  aus  dem  primären  Bubo  der  rechten  Axilla  zeigt  mikroskopisch  Pest- 
bacillen in  massig  reichlicher  Menge,  einzeln,  seltener  als  Diplobacillen  oder  in  kleinen  Häufchen,  theils  gut 
und  bipolar  gefärbt,  theils  in  schwach  tingirten  Exemplaren  verschiedener  Form  und  Grösse. 

In  den  Aussaaten  dieser  Drüse  finden  sich  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  circa  5  Colonien  von 
Bacillen  der  Coligruppe. 

8.  In  einer  Li'mplulrüse  der  linken  .-\xilla  lassen  sich  weder  mikroskLipisch  noch  culturell 
Bacterien  nachweisen. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  aus  einem  Antheile  des  primären  Bubo  in  der  rechten  Axilla  zeigen  die  einem 
solchen  zukommenden  \'eränderungen.  Reichliche  Bacillen-,  Blut-  und  Leukocyteninliltration  des  um- 
gebenden Fettgewebes  und  dei-  Bindegewebskapsel  der  Lymphdrüse    nebst   theils   fädiger,  theils   homogen 


BcitlciipiS/.  IL  Piit/!ologiscJi-aimfoiiii.<;cIicr  Bericht.  301 

.geronnener  Odemflüssigkeit,  die  Kapsel  nach  keiner  Seite  abi^renzbar.  Ebenso  i-eicliliche  Lenkt icyten- 
intiltration  des  noch  eiiialtenen  adenoiden  Gewebes  und  in  den  mehr  centralen  Antheilen  Zerfall  des 
Ciewebes  entweder  mit  einfachem  Kernschwund  oder  mit  Bildung  zahlreicher  feiner  Körnchen. 

Überall  reichliche  Hämorrhagien  und  Gefässe  mit  homogen  angeschwollener  Wand  imd  homogenen 
balkigen  Gerinseln,  die  sie  ausfüllen  oder  ihre  Wand  nach  innen  und  aussen  umgeben,  hier  immer  feiner 
und  zartei-  werdend.  Häufig  sind  die  Gefässe  auch  dicht  eingescheidet  von  verschieden  grossen  blauen 
Kiii'nchen. 

An  der  Peripherie  der  Lymphdrüse  zahlreiche  mit  Bacillen  vollgepfropfte  Lymphgefässe.  Die  einzelnen 
Lymphdrüsen  nur  an  wenigen  Stellen  \'on  einander  abgrenzbar.  Bei  starker  \'ergrösserung  finden  sich 
zahllose  Pestbacillen,  am  reichlichsten  in  den  pei'ipheren  Schichten,  weniger  zahlreich,  oft  sogar  spärlich  in 
den  centralen.   K'eine  anderen  Bacterien. 

2.  Lymphdrüsen  aus  der  linken  Axilla  zeigen  starke  ödematöse  Durchtränkung  ihrer  Umgebung 
nebst  vereinzelten  Hämorrhagien  und  hochgradiger  Erweiterung  der  Blutgefässe.  Die  Kapsel  intact.  Die 
Lymphgefässe  ebenfalls  erweitert,  in  ihnen  nur  wenige  Leukocyten  und  homogen  geronnenes  .Serum  ent- 
halten. Das  Drüsenparenchym  gleichmässig  hochgradig  hyperämisch.  Das  adenoide  Gewebe  sehr  zellreich, 
die  .Sinus  weit,  ausgefüllt  \'on  sehr  grossen  epithelähnlichen  Zellen  mit  grossem  häufig  gelappten  KeiMie  und 
vielen  polynucleären  Leukocyten;  Pestbacillen  in  einigen  Blutgefässen  und  im  Odem  des  umgebenden  Eetl- 
gewebes  sehr  spärlich  aufzufinden.    Ebenso  spärlich  in  den  Sinus. 

3.  Ein  wesentlich  anderes  Bild  gibt  eine  etwa  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten 
Fossa  supracla\'icularis.  Es  fehlt  zunächst  die  Hyperämie,  und  die  Abgrenzung  der  Sinus  vom 
adenoiden  Gewebe  ist  ganz  undeutlich,  indem  die  Lymphdi'üse  \-on  mono-  und  polynucleären  Leukocyten 
dicht  durchsetzt  ist.  Die  Sinuszellen  sind  gross,  protoplasmareich,  von  runder  wie  gebläht  aussehender 
Form,  enthalten  oft  Fetttröpfchen.  An  einzelnen  kleinen  Stellen  sind  die  Kerne  entweder  nicht  mehr  färbbar, 
oder  es  finden  sich  spärliche  kleine  blasse  Körnchen  zwischen  den  Zellleibern.  In  diesen  kleinen  Herden 
sind  nach  Methylenblau-Färbung  spärliche  Häufchen  \"on  Pestbacillen  auffindbar,  die  sehr  blass  gefärbt 
sind  und  häufig  verschieden  grosse,  rundliche,  schattenhafte  Formen  zeigen.  Auch  das  umgebende  Binde- 
und  Fettgewebe  ist  von  polynucleären  Leukocyten  und  fädigem  Fibrin  infiltrirt.  Auch  hier  niu^  spärliche, 
oft  intracellulär  gelagerte  Pestbacillen. 

4.  Mesenteriale  Lymphdrüsen.  Dieselben  sind  durchsetzt  \'on  zahlreichen  Tuberkeln,  die  \-on 
fibrösem  Gewebe  oder  von  Epitheloidzellen  gebildet  sind,  ziemlich  \-iele  Riesenzellen  besitzen  und  meist 
im  Centrum  verkäst  sind.  Das  übrige  adenoide  Gewebe  hyperämisch.  Sonst  nichts  .Auffallendes.  In  den 
Blutgefässen  sind  ganz  vereinzelte  plumpe,  schwachgefärbte  Stäbchen  nachweisbar. 

5.  Eine  bohnengrosse  oberflächliche  Lymphdrüse  aus  der  rechte  n  Inguinalgegend  zeigt 
reicliliches  intracelluläres,  gelbbraunes  Pigment  in  den  Follikeln  der  Rindenschicht.  Ausser  gleichmässig 
ausgebreiteter  leichter  Hyperämie  nichts  Auffallendes.  Auch  hier  finden  sich  nur  ganz  vereinzelte  Pest- 
bacillen in  den  Blutgefässen. 

6.  Aufschnitten  durch  zwei  der  H  a  u  t  b  1  a  s  e  n  \'  o  n  der  rechten  S  c  h  u  1 1  e  r  h  ü  h  e  sieht  man  das 
gesammte  Rete  Malpighii  von  den  Coriumpapillen  abgehoben,  welche  in  die  Länge  ausgezogen,  etwas 
aufgequollen  und  verbreitert  sind.  Sie  sind  von  spärlichen  Leukocyten  durchsetzt.  Den  Inhalt  dieser  Haut- 
blase bildet  feinstfädig  geronnene  Ödemflüssigkeit,  die  ganz  vereinzelte  Leukocyten  enthält  und  auch 
die  Schichten  des  subcutanen  Bindegewebes  durchsetzt.  In  derselben  kleinere  Ansammlungen  von  pol}'- 
nucleären  Leukocyten.  Nirgends  Hämorrhagien.  In  dem  Ödem  sehr  spärliche  rundliche,  ganz  blass  gefärbte 
Formen  von  Pestbacillen  auffindbar. 

7.  Milz.  Im  Allgemeinen  blutarm,  nui'  wenige  .Stellen  sind  hämorrhagisch  infiltrirt.  Die  Zellen  der 
vielfach  erhaltenen  und  mit  wenig  rothen  Blutkörperchen  gefüllten  Pulparäume  sehr  gross,  desgleichen  ihre 
Kerne,  die  oft  gelappt  oder  in  zwei  zertheilt  sind  und  sich  mehr  oder  weniger  blass  färben.  Nach  Färbung 
mit  Methylenblau  finden  sich  nur  nach  langer  Durchmusterung  spärliche  blass  gefärbte  plumpe  Formen,  die 
man  als  Pestbacillen  ansprechen  könnte. 

40* 


302  H.  Alb  VC  c  h  I  n  ml  A.  ( !  hon. 

8.  Leber.  Ausser  den  Zeichen  parenchynialüser  und  fettiger  Degeneration  der  Epithelzellcn  nichts 
Besonderes.  Im  Blute  dieselben  spärlichen  blass  gefärbten  Formen  wie  in  der  Milz. 

9.  Niere.  .Starke  fettige  Degeneration  der  Epithelien  (besonders  in  der  Rinde.)  Die  Harnkanälchen 
etwas  erweitert,  mit  zart  granulirten,  geronnenen  Massen  erfüllt,  die  sich  auch  zwischen  den  Cilomeruli  und 
ihrer  Kapsel  x'orfinden.  Die  Rinde  nur  stellenweise  hyperämisch.  Derselbe  äusserst  spärliche  Pestbacillen- 
befund  im  Blute  der  Gefässe. 

Epikrise. 

Reine  Pestinfection  mit  Bildung  eines  t_vpischen  hühnereigrossen  primären  Bubo  in  der  rechten  Axilla, 
der  den  axillaren  und  pectoralen  Lymphdrüsen  entspricht.  In  der  Umgebung  desselben  sehr  reichliches 
Ödem  und  durch  dasselbe  abgehobene  Blasen  der  Haut  an  der  rechten  Schulter.  Die  unmittelbar  benach- 
barten Lymphdrüsen  der  rechten  Fossa  supraclavicularis  erheblich  hyperämisch  und  markig  geschwollen; 
ganz  geringe  derartige  Veränderungen  zeigen  die  mesenterialen  und  die  linksseitigen  axillaren  Lymph- 
drüsen, ferner  eine  Lymphdrüse  in  der  linken  Regio  parotidea  und  eine  in  der  rechten  Schenkelgrube. 
Reichliche  Pestbacillen  finden  sich  nur  im  Bereiche  des  primären  Bubo,  in  der  einen  Lymph- 
drüse der  rechten  Fossa  supraclavicularis  sind  sie  recht  spärlich,  ebenso  in  den  nekrotisch  zerfallenen 
centralen  Partien  des  primären  Bubo. 

Äusserst  spärlich  findet  man  sie  in  den  Blutgefässen  der  übrigen  untersuchten  Lj'mphdrüsen  und 
Organe,  auch  in  der  Milz  und  in  den  mit  üdemflüssigkeit  gefüllten  Hautblasen. 

Ausser  einer  kleinen  Blutung  an  der  Streckseite  des  rechten  Vorderarmes  finden  sich 
keine  Hämorrhagien. 

In  der  rechten  Lunge  ein  älterer,  käsig  zerfallener  tuberculöser  Herd,  desgleichen  \'erkäste 
Tuberkel  in  den  bronchialen  und  mesenterialen  Lymphdrüsen,  im  untersten  Ileum  ein  älteres  tuberculrises 
Geschwür. 


Fall  15/XL. 

Mooray  Ramjee,  '  45jähriger  Hindu,  wurde  ins  Spital  am  5.  April  um  2  Uhr  30  Minuten,  am  III.  Krank- 
heitstage aufgenommen  und  starb  am  selben  Tage  um  10  Uhr  Abends. 

Section  am  6.  April  um  1 1  Uhr  30  Minuten  Vormittags  (ungefähr  IS'/^  Stunden  post  mortem). 

Männliches  Cadaver,  1 75  cm  lang,  von  kräftigem  Knochenbaue  und  gut  ausgebildeter  Musculatur. 

An  den  Schultern  und  der  Haut  des  Thorax  scharf  umschriebene,  gut  entwickelte  Todtenflecke,  Todten- 
starre  schwach  entwickelt. 

Hornhäute  durchsichtig,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich  weit,  Conjuncti\'en  pigmentirt,  blut- 
leer. Mund-  und  Lippenschleimhaut  leicht  cyanotisch,  Zähne  intact. 

Hals  kurz,  kräftig,  in  seinen  Gruben  keine  Drüsen  palpabel. 

Thorax  lang,  breit,  gut  gewölbt,  symmetrisch;  Abdomen  unter  dem' Niveau  des  Thorax.  Bauchdecken 
schlaff. 

Am  Genitale  nichts  Abnormes;   an  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

In  der  rechten  Axilla  eine  circa  taubeneigrosse,  verschiebliche,  harte,  nicht  ganz  scharf  begrenzte 
Geschwulst  tastbar.  In  der  linken  Axilla  erbsengrosse,  harte,  leicht  verschiebliche  Lymphdrüsen  palpabel. 

Die  Haut  in  der  rechten  Axillargegend  in  Falten  leicht  abhebbar,  aber  für  den  tastenden  Finger  etwas 
pastös,  dicker. 

In  beiden  Inguinalgegenden  längliche,  harte,  über  bohnengrosse  Drüsen  palpabel,  ebenso  beiderseits  in 
den  Schenkelgruben;  rechterseits  in  der  Tiefe  eine  über  bohnengrosse  Drüse  tastbar. 


Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.  pag.  100. 


Bailciipc^f.  Tl.  Pafhologisch-anatomischer  Bericht.  303 

In  der  rechten  Ellbogengegend  eine  ungefähr  linsengrosse,  \'ertrocknete  Kxcoriation.  eine  ähnliche  in 
der  linken  Ellbogengegend,  zwei  kleinere  am  linken  X'orderarme. 

An  der  Haut  des  rechten  Ober-  und  \'orderarmes  hanfkorngrosse  Blutaustritte;  ebenso  links  an  der  \-or- 
deren  Thoraxwand. 

Am  rechten  Knie  eine  linsengrosse,  frisch  \'ertrocknete  Excoriation. 

Die  weichen  Schädeldecken  massig  fettreich,  blutarm,  über  dem  linken  Scheitelbeine  eine  circa  gulden- 
stückgrosse  Blutung  im  Unterhautbindegevvebe. 

Schädeldach  länglich-oval,  symmetrisch,  im  Längsdurchmesser  18  c;;/,  im  queren  13  c;;;  und  in  der 
Peripherie  50  c;;;  messend;  der  Knochen  circa  5  mm  dick,  Spongiosa  erhalten,  Tabula  interna  glatt,  Gruben 
und  l-'urchen  ziemlich  seicht. 

Im  Sichelblutleiter  reichliche  Fibringerinsel  und  Cruormassen. 

Dura  mater  gut  gespannt,  zart,  blutreich.  An  der  sonst  glatten  Innenfläche  einzelne,  zerstreute,  punkt- 
förmige Blutaustritte.  Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  ziemlich  blutreich,  an  der  Convexität  stärker  durch- 
feuchtet, die  Gefässe  an  der  Basis  zartwandig,  enge;  Rinde  grauroth-gelblich,  Marklager  weich,  von  massig 
reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt;  Ventrikel  ziemlich  enge,  ihr  Ependym  zart;  Stammganglien,  Kleinhirn 
blutarm,  ebenso  Pons  und  Medulla. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Die  Lymphdrüsen  beiderseits  längs  der  grossen  Halsgefässe  bis  über  bohnengross,  ziemlich  hart,  isolirt, 
geröthet,  auf  dem  Durchschnitte  saftig,  etwas  gekörnt,  grauroth.  Lj'mphdrüsen  in  beiden  Submaxillar- 
gruben  ebenso  verändert. 

Schilddrüse  klein,  gelblich,  gekörnt. 

Schleimhaut  der  hinteren  Pharynxwand  stark  aufgelockert  und  durchsetzt  von  unregeimässig  con- 
fluirenden  Blutaustritten,  hauptsächlich  in  der  Gegend  hinter  beiden  Tonsillen.  Rechterseits  erscheint  diese 
Blutung  unregelmässig  begrenzt,  circa  guldenstückgross,  und  im  Bereiche  derselben  findet  sich  die  Schleim- 
haut an  verschiedenen  Stellen  gelblich  gefärbt  und  getrübt.  An  der  entsprechenden  Stelle  linkerseits  eine 
circa  kreuzergrosse  Blutung,  deren  Centrum  trübe,  grünlich-gelblich  gefärbt  erscheint  und  etwas  mehr  pro- 
minent ist. 

Beide  Tonsillen  etwas  grösser  und  stärker  prominirend,  ihre  centralen  Partien  länglich  —  napfförmig 
eingesunken,  auf  dem  Durchschnitte  theils  dunkelblauroth,  theils  mehr  gelblich;  aus  einer  hanfkorngrossen 
Höhle  ergiesst  sich  gelber  Eiter.  Schleimhaut  der  Epiglottis  und  des  Sinus  piriformis  lebhaft  geröthet,  die 
des  Larynx  und  der  Trachea  gelblich. 

In  der  linken  Pleurahöhle  ungefähr  V^  Liter  klares,  gelbes  Serum.  Linke  Lunge  durch  Bindegewebs- 
membranen,  besonders  im  Bereiche  der  Oberlappen,  mit  der  Thoraxwand  verwachsen;  die  Bindegewebs- 
membranen  sehr  reichlich  von  gelbem  Serum  durchtränkt.  Pleura  \-on  zahlreichen,  dichtgedrängten, 
punktförmigen  Ecchymosen  bedeckt.  Der  Oberlappen  fühlt  sich  luftkissenartig,  der  Unterlappen  etwas 
dichter  an.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Lunge  \-ollständig  lufthaltig,  blutreich;  Schleimhaut  der 
Bronchien  etwas  geröthet. 

Im  Fettgewebe  des  vorderen  Mediastinum  eine  über  erbsengrosse,  harte,  dunkelrothe  Lymphdrüse,  die 
auf  dem  Durchschnitte  saftig,  röthlichgrau  erscheint. 

Auch  im  rechten  Pleuraräume  ist  gelblich  seröse  Flüssigkeit  enthalten.  Im  Bereiche  des  Oberlappens  ist 
auch  die  rechte  Lunge  mit  der  Thoraxwand  verwachsen.  Ebenso  im  Bereiche  des  Mittel-  und  Unterlappens, 
auch  die  Lappen  untereinander.  In  der  Pleura  einzelne,  punktförmige  Ecchymosen,  sonst  glatt  und  glän- 
zend. Die  rechte  Lunge  fühlt  sich  an  den  vorderen  Rändern  luftkissenartig  an;  auf  dem  Durchschnitte  ist 
sie  lufthaltig,  blutreich.  Die  .Spitze  ist  zum  Theile  geschrumpft,  weniger  lufthaltig  und  blutreich,  das  Gewebe 
daselbst  schiefergrau,  derb. 

Herzbeutel  zart,  in  ihm  ein  Paar  Esslöffel  voll  klaren,  gelben  .Serum  enthalten,  über  den  beiden  Lungen- 
venen Gruppen  von  spritzerartigen  Blutaustritten. 

Herz  ziemlich  gross,  der  linke  \'entrikel  leicht  contrahirt,  der  rechte  schlaffer. 


304  H.  AIhvccht  iiinl  A.  Gliov. 

Epicard  zicnilicli  fettreich,  im  rechten  Herzen  reichhche  I''ibrinoerinsel,  spärUche  im  hnken. 
Herzfleisch  yr;uihr;uiii,  ;ille  Klappenapparate  zart,  schlussfähig,  Intima  der  Aorta  bedeckt  mit  beetartigen, 
weisslich-gelblichen  Verdickungen,  an  einzehnen  unrcgelmässig  begrenzten,  linsengrossen  Stellen  blutroth, 
indem  auf  dem  Durchschnitte  sich  in  der  Media  kleine  Blutaustritte  finden. 

Das  Bindegewebe  des  hinteren  Mediastinalraumes  gelblich,  sulzig  ()dematös,  von  spärlichen  punkt- 
förmigen Blutaustritten  durchsetzt. 

Die  L^'mphdrüsen  an  der  Bifurcation  tlach,  bohnengross,  ziemlich  stark  anthracotisch.  Die  Lymph- 
drüsen zu  beiden  Seiten  der  Trachea  erbsengross,  dunkelblutroth,  saftig. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  grossen  Bronchien  mit  Schleim  bedeckt,  etwas  geröthet. 

Leber  etwas  vei-grössert,  die  vorderen  Ränder  etwas  plumper,  ihre  Consistenz  vielleicht  etwas  ver- 
mindert, ihre  Oberfläche  glatt,  braun  und  gelb  marmorirt,  theils  graugelb,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich 
blutarm,  \'on  undeutlicher  Läppchenzeichnung,  morscher,  braungrau. 

Gallenblase  klein,  lichte  Galle  enthaltend. 

Milz  mit  der  Umgebung  durch  Bindegewebsmembranen  verwachsen,  20  cm  lang,  13  cnt  breit,  4'^  cm 
dick;  ihre  Kapsel  zart,  gespannt,  Consistenz  vermmdert.  Auf  dem  Durchschnitte  ist  die  Pulpa  dunkelblutroth, 
etwas  vorquellend,  die  Follikel  erscheinen  als  graue  Punkte  mit  dunkelblutrothem  Hofe  deutlich  sichtbar, 
geschwollen.  Die  Schnittfläche  zeigt  Andeutung  von  ( "hagrinirung.  Pulpa  abstreitl^ar,  das  grobe  Stroma  nicht 
vermehrt. 

Nebennieren  nicht  verändert. 

Nieren  vergrössert,  plump,  schlaff,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar,  ihre  Oberfläche  glatt,  reichliche 
.Stellulae  Verheyni  zeigend.  Rinde  stark  verbreitert,  ebenso  wie  die  Columnae  Bertini,  gelblichgrau 
gesprenkelt,  Glomeruli  als  rothe  Pünktchen  etwas  prominent,  Pyramiden  breit,  an  der  Peripherie  wie 
gefasert,  im  Centrum  erbleicht.  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  und  der  Ureteren  nicht  verändert. 

Die  retroperitonealen  (lumbalen)  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Gefässe  länglich,  kleinbohnengross, 
röthlichgelb,  auf  dem  Durchschnitte  saftig.  Follikel  etwas  prominent. 

In  der  Harnblase  reichlich  gelber  Urin  mit  Sediment  enthalten,  ihre  Schleimhaut  weisslich. 

Die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  am  inneren  Schenkelringe  linkerseits  haselnussgross,  länglich, 
derb,  röthlichgelblich,  auf  dem  Durchschnitte  ebenso  gefärbt;  Schnittfläche  glatt,  aber  saftig. 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  linkerseits  circa  erbsengross,  hart,  isolirt,  grauroth,  auf 
dem  Durchschnitte  blutreich,  gelblichroth  fleckig,  saftig,  die  der  rechten  Seite  zeigen  dasselbe  Bild.  Die 
tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  rechterseits  erbsengross,  gelblich,  \-on  glatter  .Schnittfläche,  etwas 
weniger  saftig. 

Pankreas  derb,  körnig,  ziemlich  blutreich. 

Der  Magen  sehr  gross,  von  Gasen  gebläht,  enthält  zum  Theile  graurrithliche,  flüssige  Massen,  zum  Theile 
klumpige,  schleimige,  die  auch  die  gesammte  Schleimhaut  überziehen.  Die  .Schleimhaut,  besonders  am  P\mdus 
ist  übersäet  von  bis  hirsekorngrossen,  nur  wenig  confluirenden,  stellenweise  dicht  gedrängt  stehenden 
Blutaustritten;  daneben  finden  sich  an  der  hinteren  Magenwand  streifenförmige,  vom  Pylorus  gegen  die 
Cardia  zu  angeordnete,  längliche,  aneinandergereihte,  ganz  flache,  mit  grünlichem  Schleim  belegte  Ulcera- 
tionen,  die  in  der  Pylorusgegend  am  reichlichsten  sind.  Schleimhaut  ihrer  Umgebung  sehr  stark  geschwollen, 
dunkelblutroth  infiltru-t.  (Vide  Tafel  VIII,  Fig.  3.) 

Im  Duodenum  sehr  schleimige,  reichliche,  wenig  gallig  gefärbte  Inhaltsmassen.  In  der  Schleimhaut 
spärliche,  punktförmige  Blutaustritte. 

Der  Übergangstheil  des  Ösophagus  zur  Cardia  in  Längsfalten  gelegt.  Die  .Schleimhaut  über  diesen 
Falten  ist  graugelblich,  wie  gekocht,  zum  Theile  in  kleinsten,  gelblichen  Bröckeln  abstreiflDar,  die  Umgebung 
dieser  Falten  braunroth  gefärbt. 

Im  ganzen  Jejunum  und  Ileum  finden  sich  in  der  Schleimhaut  wenig  reichliche,  kleinpunktgrosse 
Blutungen.  Schleimhaut  selbst  stärker  verschleimt. 

Im  ganzen  Dünndarme  gallig  gefärbte,  schleimige  Chymusmassen. 


Beuhiipcst.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  305 

Schleimhaut  des  Dickdarmes  sehr  starl<  gelockert  und  geschwollen,  mit  lichtgallig  gefärbten  Fäcalien 
überzogen,  trübe,  roth,  von  zahllosen,  punktförmigen  Blutungen  durchsetzt.  Die  Blutungen  im  Enddarme 
etwas  reichlicher  wie  im  übrigen  Colon. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  circa  erbsengross,  hart,  blutroth  und  saftig. 

Das  Unterhauthinde-  und  Fettgewebe  um  den  früher  beschriebenen  Tumor  der  rechten  Axilla  blutig, 
ödematös,  ganz  starr  infiltrirt.  Diese  Infiltration  reicht  hinein  in  die  angrenzenden  Partien  des  Pectoralis 
major;  daselbst  finden  sich  in  dem  Muskel  zahlreiche,  dunkelschwarzrothe  Blutaustritte.  Längs  des  Latis- 
simus  dorsi  ist  das  Bindegewebe  sehr  reichlich  von  gelbem  Serum  durchsetzt,  erzitternd  weich,  sulzig, 
daneben  finden  sich  fleckige  Blutaustritte.  Dieselben  Blutaustritte  im  Pectoralis  minor. 

.Auch  hinter  dem  Pectoralis  minor  im  Bindegewebe  schwarzrothe,  dichtstehende  Blutaustritte  um  die 
circa  haselnussgrossen  und  ganz  schwarzroth  infiltrirten,  infraclavicularen  Lymphdrüsen.  Diese  Blutungen 
umscheiden  die  Vena  subclavia  und  axillaris,  in  deren  Intima  sich  zahlreiche,  hirsekorngrosse  und  zum 
Theile  confluirende  bis  kreuzergrosse  Blutaustritte  finden. 

Die  eigentlichen  axillaren  Lymphdrüsen  durch  die  früher  erwähnte,  starre,  blutig-ödematöse  Infiltration 
zu  einem  über  hühnereigrossen  Paquet  vereinigt.  Auf  dem  Durchschnitte  setzt  sich  dasselbe  aus  einer 
Gruppe  von  ungefähr  sechs  Lymphdrüsen  zusammen,  von  denen  die  grösste  circa  wallnussgross  ist;  sämmt- 
liche  starr  hämorrhagisch,  schwarzroth,  auf  dem  Durchschnitte  prominent. 

An  der  Beugeseite  des  Oberarmes,  an  der  Grenze  zwischen  mittlerem  und  proximalem  Drittel  eine  circa 
linsengrosse,  geschwollene  und  geröthete  Lymphdrüse. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  .Axilla  derb,  isolirt,  bohnengross,  geröthet,  auf  dem  Durchschnitte  saftig, 
leicht  röthlichgelblich  gesprenkelt.  Das  sie  vimgebende  Bindegewebe  etwas  feuchter. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  Deckglaspräparaten  einer  saftreichen  Lymphdrüse  der  rechten  Halsseite  finden 
sich  Pestbacillen  in  massiger  Menge,  einzeln  liegend,  meist  \"on  länglich-ovaler  Form,  gut  und  bipolar  gefärbt, 
und  fast  in  gleicher  Anzahl  Lanzettcoccen. 

In  den  Aussaaten  davon  sind  reichlich  Colonien  des  Diplococcus  pneimioniae  und  drei  Colonien  \'on 
Bacillen  der  Coligruppe,  doch  keine  Pestcolonien  nachweisbar. 

'1.  Im  eiterigen  Secrete  der  linken  T(.)nsille  sind  mikroskopisch  Bacterien  mit  Sicherheit  nicht 
nachweisbar. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  Colonien  verschiedener  Bacterien,  jedoch  keine  Pestcolonien. 

3.  In  den  Aussaaten  aus  der  Galle  gehen  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus,  vereinzelt  solche 
des  Diplococcus  pneumoniae  an. 

4.  Präparate  aus  der  Milz  zeigen  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  und  als  Diplobacillen, 
theils  in  ovalen,  gut  und  bipolar  gefärbten,  theils  in  schwach  tingirten,  bläschenartigen  Formen.  Spärlich 
lassen  sich  Diplococcen  nachweisen. 

In  den  Aussaaten  aus  der  Milz  finden  sich  reichlich  Ci>li)nicn  des  Pestbacillus,  spärlicher  solche  des 
Diplococcus  pneumoniae. 

5.  Die  Aussaaten  aus  dem  Harn  bleiben  steril. 

6.  Im  Mageninhalte  ist  mikroskopisch  ein  Bacteriengemenge  von  Coccen  und  Bacillen  verschiedene 
Form  und  Grösse  sichtbar,  darunter  spärlich  auch  Bacillen,  die  in  allen  Punkten  mit  Pestbacillen  überein- 
stimmen. 

In  den  Aussaaten  lassen  sich  jedoch  keine  Pestcolonien  nachweisen,  wohl  aber  ix'ichlich  Colonien  \er- 
schiedener  Bacterien,  unter  denen  solche  der  Coligruppe  x'orherrschen. 

7.  Auch  in  den  Aussaaten  aus  dem  Dickdarminhalte  finden  sich  keine  Pestcolonien,  sondern 
\orwiegend  Colonien  der  Coligruppe. 


306  H.  Albrccht  nud  A.  Ghoii, 

8.  In  einer  Lymphdrüse  aus  dem  Bubo  der  rechten  Achselhöhle  sieht  man  mikroskopisch 
reichlich  Pestbacillen,  doch  nur  spärlich  in  typischen  Formen,  vielmehr  vorwiegend  als  blass  gefärbte  rund- 
liche —  bläschenartige  —  und  Kingformen,  sowie  als  grössere  schattenhaft  aussehende  Gebilde.  In  spär- 
licher Menge  finden  sich  Diplococcen. 

In  den  Aussaaten  gehen  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus,  spärlicher  solche  des  Diplococcus  pneu- 
moniae an. 

9.  Im  Knochenmarke  \-om  rechten  Oberarme  finden  sich  culturell  vorwiegend  Colonien  des 
Diplococcus  pneumoniae,  spärlich  solche  des  Pestbacillus. 


Von  der  Cultur  aus  Nr.  9  werden  0-2  ccm  einer  Aufschwemmung  einer  weissen  Maus  subcutan  injicirt. 
Tod  des  Thieres  innerhalb  24  Stunden:  Reine  Diplococceninfection. 

Von  der  Cultur  aus  Nr.  4  werden  ebenfalls  0'2  ccin  der  Aufschwemmung  einer  weissen  Maus  subcutan 
einverleibt;  das  Thier  verendet  nach  zwei  Tagen.  Bei  der  Section  findet  sich  ein  hämorrhagisch  sulziges 
Exsudat  mit  Nekrose  an  der  Injectionsstelle  und  Milztumor.  In  allen  Organen  finden  sich  enorme  Mengen 
von  Pestbacillen  und  spärlich  Coccen  von  der  Form  des  Diplococcus. 

Histologischer  Befund. 

1.  Haselnussgrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Axilla  mit  umgebendem  Bindegewebe 
und  mit  Vena  axillaris.  Die  Lymphdrüse  vollständig  von  Hämorrhagien  und  BaciUeninfiltration  zerstört. 
.Auch  das  umgebende  Binde-  und  Fettgewebe  ist  vollständig  von  Hämorrhagien  und  von  homogen  geron- 
nener und  ausserordentlich  bacillenreicher  Ödemflüssigkeit  infiltrirt.  Die  Blutmassen  setzen  sich  in  continuo 
in  die  Venenwand  hinein  fort,  die  Muskelbündel  weit  von  einander  drängend,  bis  unter  das  Endothel,  das, 
streckenweise  in  isolirter  Schichte  abgehoben,  die  sich  ins  Lumen  vorwölbenden  Blutmassen  bedeckt.  An 
vielen  Stellen  ist  diese  Endothelschichte  unterbrochen.  Innerhalb  derBlutungen  zahlreiche,  grosse  Anhäufungen 
\'on  pohmucleären  Leukocyten.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  findet  man  überall,  sowohl  inner- 
halb der  Lymphdrüse  wie  im  Bereiche  des  Ödems  und  der  Hämorrhagien  sehr  zahlreiche  Pestbacillen.  Im 
Bereiche  der  Lymphdrüse  bilden  sie  zusammenhängende  Rasen  und  haben  rundliche,  coccenähnliche  Form, 
mehr  in  der  Peripherie  liegen  sie  zu  kleineren  und  grösseren  Haufen  beisammen  und  stellen  plumpe  Diplo- 
bacillen  vor.  Überall  finden  sich  denselben  beigemengte  Häufchen  von  lanzettförmigen  Diplococcen.  Auch 
im  Bereiche  der  Venenblutung  finden  sich  zahlreiche  Pestbacillen.  Sie  sind  auch  in  Form  kleiner  Gruppen 
oder  mehr  einzeln  dem  Endothel,  wo  es  erhalten  ist,  aufgelagert. 

2.  Etwas  über  hanfkorngrosse  Lymphdrüse  vom  oberen  Drittel  des  rechten  Oberarmes 
(den  Gefässen  angelagert)  zeigt  histologisch  Hyperämie,  starke  Erweiterung  der  Sinus,  in  denen 
ausser  den  stark  angeschwollenen  .Sinuszellen  der  Reichthum  an  polynucleären  Leukocyten  auffällt. 
In,  den  Sinus  reichlich  auch  intracellulär  gelagerte  Pestbacillen  und  grössere  Haufen  dicht  gedrängter 
Diplococcen.  In  den  Blutgefässen  massig  reichliche  Pestbacillen  neben  spärlichen,  lanzettförmigen  Diplo- 
coccen. 

3.  Eine  mandelgrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Fossa  submaxillaris  ergibt  denselben 
wenig  bemerkenswerthen  histologischen  Befund  wie  die  vorstehende.  Nur  findet  sich  in  vielen  erweiterten 
Gefässen  statt  Blut  ein  Netzwerk  von  röthlich  violetten,  feinen  Fäden  oder  Nadeln  und  zwischen  denselben 
mehr  fein  granulirte  Massen.  Letztere  erweisen  sich  —  nach  Methylenblaufärbung  —  als  Pestbacillen  in 
reichlicher  Anzahl  und  DiplobaciUenform.  .Solche  finden  sich  auch  sehr  zahlreich  in  den  Sinus  häufig  intra- 
cellulär; Diplococcen  weniger  reichlich  in  den  Blutgefässen,  aber  in  sehr  grossen  Mengen  in  den  Randsinus, 
die  geradezu  von  ihnen  vollgepfropft  sind.  Auch  in  einzelnen  Lymphgefässen,  im  pericapsulären  Bindegewebe 
liegen  dieselben  massenhaft. 

4.  Schnitte  durch  ein  Stück  der  Pharynxwand  zeigen  das  Epithel  überall  erhalten.  Das  Binde- 
gewebe    der  Mucosa  und  Submucosa  gleichmässig   hämorrhagisch    infiltrirt,   so    dass   auch    die  Läppchen 


Bciilcnpcsl.  II.  PatlioJoi^isch-auatouiiychcr  Bcriclit.  307 

der  Schleimdrüsen  \'on  Blut  ganz  eingescheidet  sind.  Manche  von  diesen  sind  von  einem  Wall  \-on  poly- 
nucleären  Leukocj'ten  umgeben.  Die  Gefässe  überall  hochgradig  erweitert.  Das  Bindegewebe  zwischen 
den  Muskelbündehi  des  Pharynx  und  an  der  Peripherie  der  Blutungen  von  feinstfädigem  Ödem  aus- 
einander geworfen.  Überall  massenhafte  Diplococcen  von  Lanzettform,  zu  kürzeren  Ketten  stellenweise 
angeordnet,  nur  sehr  spärliche  Pestbacillen  auffindbar.  Die  Diplococcen  nach  der  Gram -Weigert 'sehen 
Methode  intensiv  blau  gefärbt. 

5.  Eine  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  vonMinks  (über  haselnussgross)  ergibt  denselben 
histologischen  Befund  wie  2.  In  den  Sinus  ziemlich  spärliche,  häufig  intracellulär  gelagerte  Pestbacillen,  im 
Blute  der  erweiterten  Gefässe  sehr  spärliche  Pestbacillen  und  Diplococcen. 

6.  Eine  ebenso  grosse,  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  v'on  rechts  zeigt  geringere  Hyperämie. 
Die  wie  gebläht  aussehenden  Sinuszellen  enthalten  reichlich  Fetttröpfchen.  Der  Bacillenbefund  der  analoge 
wie  der  Vorstehende. 

7.  Den  ganz  gleichen  Befund  ergibt  eine  kaum  bohnengrosse  retroperitoneale  Lymph- 
drüse. Bei  allen  im  Vorstehenden  untersuchten  Lymphdrüsen  —  abgesehen  von  denen  des  primären  Bubo 
—  ist  sowohl  Kapsel  als  periglanduläres  Bindegewebe  un\-erändert. 

8.  Niere.  Die  Epithelien  sehr  plump,  in  das  Lumen  des  Harnkanälchens  unregelmässig  vorspringend, 
letzteres  erfüllt  mit  granulirten  geronnenen  Massen.  Die  Kerne  der  Epithelien  gross  und  sehr  biass.  Die 
Glomeruli  zum  Theile  sehr  gross  und  blutreich,  die  Kapsel  ganz  ausfüllend,  zum  Theile  wie  geschrumpft 
oder  collabirt,  zwischen  ihnen  und  der  Kapsel  ebenfalls  granulirte  Gerinsel.  Die  Capillaren  und  Gefässe  der 
Niere  erweitert,  einzelne  viillgefüUt  mit  bläulich  sich  färbenden  Bacterienpfröpfen.  Sie  bestehen  aus  das 
Gefässlumen  verlegenden  Massen  von  lanzettförmigen  Diplococcen,  ferner  sind  im  Blute  der  Gefässe  massig 
reichliche  Pestbacillen  zu  constatiren. 

9.  Ausser  den  Veränderungen  trüber  Schwellung  der  Epithelien  ergibt  die  Leber  keinen  bemerkens- 
werthen  Befund.  In  den  Capillaren  reichlich  Pestbacillen  und  Diplococcen. 

10.  Milz.  Dieselbe  ist  sehr  blutreich,  theilweise  diffus  \'on  Blut  infiltrirt  und  sehr  reich  an  p(.)lynucleären 
Leukocyten.  Die  Pulpazellen  sehr  gross,  ihr  Kern  noch  auffallender  vergrössert,  häufig  zwei-  oder  dreilappig 
mit  dichter  Kernstructur.  Die  meisten  kleinen  Arterien  besitzen  eine  verdickte,  homogen  gequollene  Wand. 
Manche  Trabekel  etwas  verbreitert,  nicht  glatt,  sondern  grob  granulirt  aussehend.  Die  Follikel  sehr  klein. 
Ausserdem  finden  sich  zahlreiche,  schon  wiederholt  im  Vorstehenden  beschriebene  kleinere  Herde,  die  aus 
einem  granulirten  oder  balkigen,  roth  gefärbten  Centrum  bestehen,  das  \-on  radiär  gestellten,  birnförmig  oder 
spermatazoenähnlich  in  die  Länge  gezogenen  Kernen  umgrenzt  wird.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten 
Schnitten  reichliche  Pestbacillen,  und  auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten  spärliche,  blau  gefärbte  Lanzett- 
coccen  nachweisbar. 

11.  Im  Knochen  marke  des  rechten  Femur  fällt  die  Grösse  der  Markzellen  und  ihrer  Kerne  auf 
letztere  sind  sehr  blass  gefärbt  und  besitzen  mehrere  Kernkörperchen  und  zahlreiche  feine  Granula.  Auch 
ihr  Protoplasma  häufig  granulirt.  Auch  eosinophile  Zellen  und  kernhaltige  rothe  Blutkörperchen  und  poly- 
nucleäre  LeuKocyten  sind  reichlich,  ferner  finden  sich  ziemlich  zahlreiche  Mitosen,  deren  Zugehörigkeit  nicht 
näher  bestimmbar  ist.  Ausserdem  fallen  riesenzellenähnliche  Formen  auf  in  nicht  geringer  Anzahl.  Reich- 
liche, meist  intracellulär  gelagerte  Pestbacillen  und  noch  reichlichere  Diplococcen. 

12.  Eine  am  Schnitte  circa  1  cui  lange  Hautblutung  zeigt  die  .Spalten  der  oberfiächlichen 
Schichten  des  subcutanen  Bindegewebes  blutig  infiltrirt,  die  Coriumpapillen  sind  frei.  Spärlich  finden  sich 
polynucleäre  Leukocyten.  Nur  sehr  spärliche  Pestbacillen,  dagegen  etwas  reichlichere  Diplococcen  nach- 
weisbar, die  auch  innerhalb  einiger  hämorrhagisch  umscheideten  Schweissdrüsen  liegen. 

L3.  Schnitte  durch  die  Wand  der  Aorta  asccndens  mit  einer  kleinen  Blutung.  Die  Intima 
atheromatös  verdickt.  An  ihrer  (irenze  gegen  die  Media  zahlreiche  Gewebsspalten  mit  Blut  erfüllt.  Die  eben- 
falls verbreiterte  Media  färbt  sich  an  einer  nicht  scharf  umschriebenen  Stelle  stark  bläulich,  indem  die  Muskel- 
fasern zwischen  den  erhaltenen  imd  verbreiterten  elastischen  Membranen  in  grob  granulirte  Massen  zerfallen 
sind,   die   sehr  zahlreiche   grosse   und  kleinere,  stärker  und   schwächer  gefärbte  Körnchen   enthalten.  Die 

Denliscliriflcn  der  matheni.-naturw.  CI.    LX\'l.  Bd.  41 


308  H.  AlbrccJil  und  A.  C/ioii. 

Gefässe  der  Ad\-entitia  erweitert,  diese  selbst  \'on  Leukocyten  infiltrirt.  In  den  Gefässen  zahlreiche  Diplo- 
coccen,  in  den  beschriebenen  Stellen  der  Media  in  Folge  der  zahlreichen  K'iirnchen  Bacillen  nicht  mit  Sicher- 
heit 7,u  erkennen,  ebensow'enig  in  den  kleinen  Blutaustritten  der  Intima. 

Auf  allen  untersuchten  Schnitten  findet  man  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode  prompte  Ent- 
färbung der  Pestbacillen  und  intensive  Blaufärbung  der  Diplococcen. 

Epikrise. 

Neben  schwerer  Pestinfection,  die  im  Bereiche  der  den  rechtsseitigen  axillaren  Lymphdrüsen  zuge- 
hörigen Körperregion  erfolgt  ist,  findet  sich  in  \'orliegendem  Falle  eine  Misch-  oder  Secundärinfection 
durch  den  Diplococcus  pneumoniae  lanceolatus,  der  sich  in  sehr  grossen  Mengen  histologisch  neben  dem 
Pestbacillus  im  Blute  findet.  Sein  ganz  enorm  reichliches  Vorkommen  in  den  Blutungen  der  Pharynxwand 
lässt  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  darauf  schliessen,  dass  die  Einbruchspforte  für  die  Secundärinfection 
auch  in  diesem  Falle  in  die  lymphatischen  Apparate  des  Gaumens  und  Pharjmx  zu  verlegen  ist,  die  auch 
makroskopisch  .Schwellung  und  Abscedirung  zeigen. 

Eine  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Fossa  submaxillaris  lässt  histologisch  erkennen,  dass  ihre 
Infection  durch  den  Diplococcus  pneumoniae  \'or  Allem  auf  dem  Wege  der  Lj'mphbahnen  erfolgt 
ist,  indem  die  Lymphgefässe  in  unmittelbarer  Umgebung  der  Kapsel,  die  Randsinus  der  Lymphdrüse  von 
Diplococcen  geradezu  vollgepfropft  sind.  In  den  untersuchten  Organen  finden  sich  nun  sowohl  im  Blute  als 
auch  im  Gewebe  Pestbacillen  und  Diplococcen  in  wechselndem  Mengenverhältniss.  Sie  dringen  auch  direct 
mit  den  die  Venenwand  durchbrechenden  Blutungen  in  das  Lumen  der  Vena  axillaris  im  Bereiche  des  stark 
hämorrhagischen,  primären  Bubo  ein. 

Blutungen  finden  sich  ausserdem  in  der  Haut  der  rechten  oberen  Extremität,  der  rechten  Thoraxhälfte, 
der  weichen  Schädeldecken,  an  der  Innenseite  der  Dura  mater,  im  Pharynx,  in  der  Pleura  und  im  Epicard 
ferner  in  der  Schleimhaut  des  Magens,  wo  es  auch  zur  Geschwürsbildung  gekommen  ist,  und  in  der  des 
Darmtractes,  am  reichlichsten  im  Dickdarme. 

Folgende  Lymphdrüsen  zeigen  mehr  weniger  intensive  Veränderungen  (abgesehen  von  den  rechtsseitigen 
axillaren  Lymphdrüsen,  welche  den  primären  Bubo  bilden):  Eine  isolirte  Lymphdrüse  an  der  Beugeseite  des 
rechten  Oberarmes,  die  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Halsgefässe,  längs  der  Trachea,  im  vorderen 
Mediastinum,  der  linken  Axilla,  die  retroperitonealen,  mesenterialen  und  die  tiefen  inguinalen  beiderseits, 
besonders  aber  rechts,  wo  auch  die  oberflächlichen  entsprechend  \-ei-ändert  sind.  In  der  Milz  finden  sich 
zahlreiche  nekrosirende  Pestherde  t\'pischer  Form. 

Fall  16/XLlI. 

Chiwa  Alakaii,  30jähriger  Hindu,  win-de  am  12.  April  in  das  Wari  Bunder-Hospital  aulgenommen  und 
starb  am  14.  .April  um  7  Uhr  30  Minuten  Früh. 

Die  .Section  des  ins  Arthur  Koad  Hospital  übertragenen  Cada\'ers  wurde  am  14.  April  um  11  Uhr  \'or- 
mittags  (ß'/j  Stunden  post  mortem)  vorgenommen. 

Männliches  Cadaver,  mittelgross,  von  kräftigem  Knochenbau,  kräftig  entwickelter  Musculatui',  gut 
genährt;  Todtenstarre  vorhanden,  Todtenflecke  in  geringem  Grade  an  den  abhängigen  Körperpartien 
ausgeprägt;  Conjunctiven  stark  injicirt,  ebenso  die  Scleren,  beide  H<jrnhäute  trübe.  Schleimhaut  der  Lippen 
li\-id  verfärbt,  Zähne  erhalten  und  gesund. 

Das  Gesicht  ist  gleichmässig  bedeckt  mit  Pockennarben,  am  rechten  Jochbein  eine  pfenniggrosse, 
unregelmässig  begrenzte,  eingetrocknete  Excoriation. 

Hals  kurz,  kräftig,  an  demselben,  sowie  in  den  Axillen  keine  Drüsen  tastbar. 

Thorax  breit,  gut  gewölbt,  Abdomen  im  Ni\'eaii  des  Thorax. 

In  der  linken  Axilla  ein  über  hühnereigrosser,  nicht  scharf  abgrenzbarer  Tumor  tastbar,  der  die  Haut, 
flach  vorwölbt  und  ziemlich  hart  ist.  Die  Haut  über  demselben  und  in  seiner  LTmgebung  \'erdickt,  schwer 
in  Falten  abhebbar,  der  Fingereindruck  bleibt  bestehen. 


Mi'iili'iipi's/.  II  Pj//io!oo'iscJ!-ciucitoiii!sc/uT  BericIiL  309 

In  beiden  In^Liiiialgegundcn  llaclie,  xt-rscliiebliche  iJrüsen  palpabel. 

An  beiden  Unterschenkeln,  und  zwar  an  dei'  x'ordefen  Seite  glatte  Narben  sichtbar.  Verletzungen 
nirgends  aufzufinden. 

Weiche  Schädeldecken  ziemlich  blutreich,  .Schädeldach  u\-al,  im  Längsdurchniesser  17'/^  cui,  im  queren 
m'/jf»;  imd  in  der  Peripherie  49  t-;;;  messend,  symmetrisch.  Seine  Innenfläche  glatt,  glänzend,  Knochen 
bis  zu  f)  ;;;;;/  dick,  Spongiosa  erhalten. 

iJLua  niater  am  Schädeldache  leicht  adhärent,  sie  selbst  nicht  \'erdickt,  glatt,  glänzend,  ziemlich  blut- 
reich; im  oberen  .Sichelblutleiter  geronnenes  Blut.  Die  inneren  Meningen  an  der  Basis  und  Con\-exität  des 
(lehirns  zart,  massig  blutreich,  Gefässe  an  der  Basis  zartwandig. 

Kinde  gleichmässig  breit,  grauröthlich,  Marklager  \on  massig  zahlreichen  Blutpunkten  durchsetzt. 
X'entrikel  enge,  ihr  Ependym  zart.    Stammganglien,  Medulla  und  Pons  zeigen  keine  Veränderungen. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  \'ierten  Rippe. 

Das  Bindegewebe  vor  und  hinter  dem  Musculus  pectoralis  major  linkerseits  nahezu  bis  zur  Mittellinie 
des  Thorax  gelblich,  sulzig,  ödematös. 

Die  Lymphdrüsen  an  beiden  Seiten  des  Halses  entlang  der  Gefässe  grösser,  dunkelroth,  auf  dem  Durch- 
schnitte succulenter,  mehr  .Saft  gebend. 

Zunge  von  ziemlich  dickem,  gelblichen  Belage  bedeckt,  beide  Tonsillen  \  orspringend,  etwas  \er- 
grössert,  am  Durchschnitte  saftreicher,  Schleimhaut  des  Pharynx  und  des  Larynx  li\id,  die  Follikel  an 
der  Epiglottis  und  am  Pharynx  stärker  prominirend. 

Schleimhaut  der  Trachea  etwas  stärker  geröthet. 

Linke  Lunge  allenthalben  durch  bindegewebige  Membranen  fixirt,  ihre  Pleura  \-erdickt,  zum  Theile 
sulzig-üdematös;  ziemlich  reichlich,  namentlich  an  den  hinteren  Partien  der  Lunge  von  theils  distincten, 
theils  conOuirenden  Blutungen  durchsetzt.  Die  linke  Lunge  ist  allenthalben  lufthaltig,  ziemlich  blutreich. 

Die  rechte  Lunge  ist  in  ihrem  hinteren  Antheile  ebenfalls  durch  bindegewebige  Membranen  fixirt,  ihre 
Pleura  dort  verdickt,  ebenfalls  von  reichlichen  Blutungen  durchsetzt,   die  Lunge  lufthaltig,   stärker  blutreich. 

Ductus  thoracicus  nicht  verändert. 

Im  Herzbeutel  geringe  Mengen  gelblicher  Flüssigkeit,  derselbe  zart.  Das  Herz  in  seinem  rechten  .An- 
theile etwas  grösser  und  schlaff,  links  contrahirt. 

Rechter  Ventrikel  etwas  mehr  von  Fett  umwachsen.  Das  Epicard  der  hinteren  Seite  des  rechten 
\'entrikels  nahe  der  Spitze,  ebenso  das  Epicard  des  linken  Ventrikels  nahe  dem  Vorhof  und  das  Epicard  des 
rechten  Vorhofes  ziemlich  reichlich  von  grösseren  und  kleineren  Blutungen  durchsetzt.  In  beiden  Ventrikeln 
geringe  Mengen  geronnenen  Blutes. 

Myocard  gelblichbraun,  bleicher,  etwas  morscher.  Alle  Klappenapparate  intact. 

Leber  etwas  grösser,  ihre  Ränder  plumper,  ihre  Kapsel  zart,  ihre  Oberfläche  glatt,  glänzend,  stellen- 
weise grössere,  intensiv  gelbe  Flecke  zeigend.  Am  Durchschnitte  blutreicher,  die  acinöse  Structur  undeut- 
licher. Das  Parenchym  der  erwähnten,  gelblichen  Partien  durch  entsprechend  intensivere  gelbliche  Farbe 
\'om  übrigen  Lebergewebe  abgegrenzt. 

Gallenblase  ziemlich  stark  gefüllt  von  dunkler  Galle,  ihr  Serosaüberzug  von  kleineren  Blutungen 
durchsetzt. 

Milz  \S  cm  lang,  b  cm  dick,  11  cm  breit,  plump.  Ihr  Kapselüberzug  zart,  auf  dem  Durchschnitte 
das  Parenchym  vorquellend,  wie  feinst  chagrinirt,  blutreich,  massig  weich. 

Nebennieren  klein,  keine  besonderen  Veränderungen  zeigend. 

Beide  Nieren  plumper,  etwas  grösser,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar,  zart,  ihre  Oberfläche  glatt,  glänzend. 
Rinde  verbreitert,  stärker  gelblich  gefärbt,  ziemlich  blutreich,  \-on  den  Pyramiden  gut  abgrenzbar. 
Schleimhaut  des  Beckens  wenig  blutreich. 
Blase  leer,  ihre  Schleimhaut  blutarm. 
Pankreas  blutarm,  ziemlich  derb,  gekörnt. 

41  • 


310  //.  Mbrcchl  iiinl  A.  Giinii, 

Im  Magen  .ncrin.nc  Mengen  schwaiv.i'citli  yelärbler,  schleimiger  l'"lüssigkeit.  I.)ic  Schleiinliaut  desselben 
bedeckt  mit  blutiggelblichem  Schleim  und  übersäet  X'un  zahlreichen,  bis  hik'hstens  stecknailelkopfgrDSsen, 
distincten  Hkitiingen. 

Im  Duodenum  ziemlich  reichliche,  gallig  gefärbte  Massen,  Schleimliaut  gelockert,  vereinzelte  kleine 
ßlutaustritte  zeigend. 

Die  mesenterialen  Dymphdri^isen  an  der  Radix  stäi'ker  prominent,  Hach,  am  Durchschnitte  n'Uhlich, 
sat'treicher. 

\m  ganzen  Dünndarm  reichliche,  flüssige,  schleimige,  intensiv-  gelblich  gefärbte  Chymusmassen.  Die 
Schleimhaut  des  Dünndai-ms  gelockert,  blutreich. 

Der  Dickdarm  enthält  breiige,  intensiv  gelbliche  Fäces.  .Seine  Schleimhaut  weniger  blutreich,  etwas 
gelockert,  nur  \'on  \ereinzelten  Blutaustritten  durchsetzt. 

Die  obeiilächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  rechten  .Seite  \'ergr(')ssert,  flach,  über  bohnengross, 
dunkler,  am  Durchschnitte  deutlich  graurc'Uhlich,  gesprenkelt,  saftreicher.  Das  sie  umgebende  Binde- 
gewebe nicht  \ei'ändert.  Die  tiefen  inguinalen  derselben  Seite  im  Allgemeinen  in  derselben  Weise  \'ei'ändert, 
niu'  kleiner. 

Die  inguinalen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite,  und  zwar  sowohl  die  oberflächlichen  als  tiefen  in 
gleicher  Weise  \'erändert,  nur  erscheint  die  tiefe  Lymphdrüse  am  inneren  .Schenkelringe  stark  vergrr)ssert, 
am  Durchschnitte  succulenter  und  saftiger  als  die  übrigen. 

Das  Bindegewebe  um  die  oberflächlichen  inguinalen  Drüsen  linkerseits  erscheint  gelblich  -  sulzig- 
ödematös. 

In  der  linken  Achselhiihle  ein  fast  faustgrosses  Paquet,  umgeben  von  gelblichem,  sulzigen,  zum  Theile 
von  Blutungen  durchsetzten  Bindegewebe,  das  auf  dem  Durchschnitte  eine  Reihe  vergrösserter,  abgrenz- 
barer Lymphdrüsen  zeigt,  die  deutlich  gelbröthlich  gesprenkelt  sind,  stellenweise  von  schwarzrothen 
Blutungen  durchsetzt  erscheinen  und  von  ihrer  Schnittfläche  ziemlich  reichlichen,  graun'Uhlichen,  oft 
deutlich  fadenziehenden  .Saft  abstreifen  lassen. 

Die  Intima  der  Vena  axillaris  dieser  .Seite  von  ziemlich  reichlichen,  distinct  stehenden,  hellroth  gefärbten 
Blutungen  durchsetzt. 

In  der  Cubita  des  linken  Armes  keine  Veränderungen,  ebensowenig  an  der  Hand. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Achselhöhle  sind  in  ähnlicher  Weise  verändert  wie  die  inguinalen. 

Bacteriologischer  Befund. 

L  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

2.  Deckglaspräparate  aus  der  Milz  zeigen  Pestbacillen  in  sehr  reichlicher  Menge,  vorwiegend 
einzeln  liegend,  gut  und  bipolar  gefärbt. 

Die  Aussaaten  enthalten  ebenfalls  sehr  reichlich  Pestcolonien,  ausserdem  zwei  Colonien  von  Bacillen  der 
Coligruppe. 

3.  Eine  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  der  linken  Seite  zeigt  mikroskopisch  enorme  Mengen  von 
Pestbacillen,  fast  einem  reichlichen  Ausstrich  einer  Reincultur  gleichend,  vorwiegend  einzeln  liegend,  gut 
und  bipolar  gefärbt,  in  ovalen  oder  länglich  ovalen  Formen. 

4.  Deckglaspräparate  vom  Bubo  der  linken  Achselhöhle  geben  dasselbe  Bild  wie  Nr.  3. 

In  den  Aussaaten  davon  finden  sich  sehr  reichlich  Pestcolonien,  ausserdem  einige  wenige  Colonien 
einer  nicht  näher  bestimmten  Bacillenart  (Verunreinigung). 

In  Deckglaspräparaten  aus  der  48  Stunden  alten  Cultur  lassen  sich  an  den  Pestbacillen  durch  Behand- 
lung der  Präparate  mit  Essigsäure  und  nachträglicher  Färbung  mit  x'erdünnter  Gentianaviolettlösung  schöne 
Kapselbilder  darstellen. 


Bcnh-iipcs/.  IL  Piitliologisch-duat<iiiii><cln'r  Bericht.  311 

Histologischer  Befund. 

1.  Priinärci'  |-)iibo  aus  der  linkLMi  Axilla.  Der  histdlogische  Befund  desselben  weicht  in  iTiclits  \-iin 
dem  bei  einem  primären  i-Jubo  ,<;ew(>hnlichen  ab.  Her\-i)i-gehöben  sei.  dass  in  dem  \-ollstiindig  \'i)n  Leukn- 
cj'ten,  Peslbacillen  und  Hämm'i'hagien  intiltrirten  Bindegewebe  seiner  Umgebung  sich  sehr  reichliche,  stark 
erweiterte  und  mit  Bacillen  und  polynucleären  Leuknc\'ten  ganz  \'iillgeptV(ipfte  i,ymphgetasse  finden,  deren 
Wand  \'erbreitert  und  homogen  ist. 

Überall  zahllose  Pestbacillen  \ieltach  ganz  gleichmässig  zu  grossen  Rasen  angeordnet;  x'iele  besitzen 
Coccenrorm,  dann  sind  sie  ganz  blass,  oft  bläschenartig  oder  schattenhaft  gefärbt.  An  anderen  Stellen  liegen 
sie  ungeordneter,  in  Diplobacillenform. 

2.  .Schnitte  durch  mehrere  bohnengrosse  Lymphdrüsen  aus  der  rechten  Inguinalgegend 
zeigen  hochgradige  Hyperämie  des  Parenchjnns.  Die  ziemlich  engen  Sinus  enthalten  zahlreiche,  meist 
mononucleäreLeukocj'ten  und  grosse,  epithelähnliche  Zellen.  Sonst  kein  besonderer  pathologischer  Befund. 
In  d<:n  Blutgefässen  ziemlich  reichliche  Pestbacillen,  im  Gewebe  keine  auffindbar. 

3.  Leber.  Die  Epithelien  zeigen  das  gewöhnliche  Bild  au.sgesprochener  trüber  Schwellung,  die  Capil- 
laren  sind  stellenweise  weit,  mit  Blut  gefüllt,  im  Gewebe  der  Glisson'schen  Kapsel  kleine  Herde  kleinzelliger 
Infiltration.  Im  Blute  der  Capillaren  und  Gefässe  ziemlich  reichlich  Pestbacillen. 

4.  Milz.  Dieselbe  ist  ausserordentlich  hyperämisch.  Die  Pulparäume  vielfach  erhalten,  ihre  Zellen 
untereinandergeworfen,  wie  desquamirt. 

Überall  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten.  Die  Follikel  klein,  an  den  Trabekeln  nichts  .Auffallendes. 
Pestbacillen  ziemlich  zahlreich,  meist  extracellulär.  Andere  Bacterien  nicht  nachweisbar. 

Epikrisis. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Achselhöhle  sind  zu  einem  hämorrhagischen  Paquet  vereinigt,  das  als 
primärer  Bubo  anzusehen  ist.  Die  Umgebung  ist  starr  hämorrhagisch  und  bacillär  infiltrirt,  in  der  Wand  der 
Vena  axillaris  reichliche  Blutungen.  Von  peripheren  Lymphdrüsen  sind  die  Halslymphdrüsen  beiderseits 
längs  der  grossen  Gefässe,  die  linke  Tonsille,  die  rechtsseitigen  axillaren,  die  mesenterialen  und  alle 
inguinalen  Lymphdrüsen  geschwollen,  hyperämisch  und  mehr  oder  weniger  saftig.  Im  Bindegewebe  um  die 
linksseitigen  inguinalen  Lymphdrüsen  findet  sich  ebenfalls  leichtes  gelbliches  Ödem.  Blutungen  finden  sich 
in  der  Pleura,  dem  Epicard,  in  der  Leberkapsel  und  der  Gallenblasenwand  und  in  der  .Schleimhaut  des 
Magens,  Duodenum  und  Dickdarmes.  Bacteriologisch  und  histologisch  erscheint  der  Fall  als  reine  Pest- 
infection  mit  ungeheuren  Mengen  von  Bacillen  im  primären  Bubo  und  im  Blute;  desgleichen  finden  sich 
in  Deckglaspräparaten  einer  tiefen  inguinalen  Lymphdrüse  linkerseits  enorme  Mengen  \'on  Pestbacillen. 

Fall  17/XLV. 

Phüukoo  Naftno,  5jähriges  Hindumädchen,  wurde  am  14.  April  um  12  Uhr  30  Minuten  Nachmittags,  am 
III.  Krankheitstage  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  IG.  April,  am  V.  Krankheitstage,  um  6  Uhr 
50  Minuten  Abends. 

Section  am  17.  April  um  7  ühr  30  Minuten  \'ormittags,  ungefähr  12'/2  Stunden  post  mortem. 

Kindliches  weibliches  Cadaver,  97  cm  lang,  von  gracilem  Kochenbau,  ziemlich  gut  genährt,  Todten- 
starre  an  den  unteren  Extremitäten  gut  ausgesprochen,  TodtenÜecke   diffus  an  den  hinteren  Körperpartien. 

Hornhäute  getrübt,  Conjunctiven  blutarm,  aus  dem  Munde  und  der  Nase  schaumige  Flüssigkeit  hervor- 
quellend, Schleimhaut  der  Lippen  blutarm. 

Hals  schlank,  massig  lang,  Thorax  von  entsprechender  Länge  und  Breite,  gut  gewölbt.  Abdomen 
etwas  unter  dem  Niveau  des  Thorax. 

Die  Haut  des  ganzen  Körpers,  vorwiegend  aber  des  Abdomen  und  der  unteren  Extremitäten  übersäet 
von  bis  linsengrossen,  unregelmässig  begrenzten,  in  ihren  Grenzen  etwas  xerschwommenen,  li\'id  gefärbten, 
zarten  Narben  (überstandene  Pocken). 


312  H.  Albrcchl  nuJ  A.  Glmu. 

Zu  beiden  Seiten  des  Halses  entlang  der  Gefässe  keine  aultallciKl  veränderten  Di-üsen  lastbai',  ebenso 
nicht  in  der  rechten  Axilla  und  in  beiden  Inguinalgegenden. 

In  der  linken  Axilla  jedoch  ein  etwa  wallnussgrosser  Tumoi-,  der  pi'üiiiinii't  und  den  hier  befnidliehen, 
zu  einem  Paquet  vereinigten,  nicht  abgrenzbaren  Lymphdrüsen  entspricht.  Die  Haut  über  diesem  Tumor 
etwas  schwerer  abhebbar  und  dicker  sich  anfühlend. 

In  der  linken  Cubita,  wie  auch  an  der  linken  Hand  keine  pathologischen  Veränderungen  tast-  oder 
sichtbar. 

An  tier  Innenseite  des  rechten  Oberschenkels,  im  t)beren  Drittel  desselben,  eine  ö'/a  cm  lange  und  circa 
1  cm  breite,  oberflächliche  Excorlation,  deren  Ränder  unregelmässig  begrenzt  und  deren  Grund  mit  ein- 
getrockneten Blutkrusten  bedeckt  erscheint.  Die  Haut  und  das  Unterhauthindegewebe  in  ihi-er  Umgehung 
nicht  verändert. 

Die  weichen  .Schädeldecken  blut-  und  fettarm.  In  denselben  oberhalb  der  Nasenwurzel  eine  circa 
3  cm  lange  Hämorrhagie. 

Das  Schädeldach  misst  im  Längsdurchmesser  15  cm,  im  quei'en  12  cm  und  in  der  Peripheiie  44  cm,  ist 
Sj'mmetrisch,  dünn,  bis  höchstens  3  mm  an  den  dicksten  Stellen,  Spongiosa  meist  völlig  eiiialten. 

Innenfläche  glatt,  glänzend,  die  Nähte  erhalten. 

Im  oberen  Sichelhlutleiter  geringe  Mengen  von  Fibringerinsel. 

Dura  mater  gut  gespannt,  zart  und  glänzend,  durchscheinend.  Die  inneren  Hirnhäute  an  der  Basis  und 
Convexität  zart,  massig  blutreich;  Gefässe  zartwandig,  enge.  Rinde  gieichmässig  breit,  graurijth,  das  weisse 
Marklager  von  zahlreichen  Blutpunkten  durchsetzt,  weicher. 

Die  Ventrikel  nicht  erweitert,  ihr  Ependym  zart  und  glatt. 

Stammganglien,  Medulla,  Pons  imd  Kleinhirn  ohne  pathologische  Veränderungen. 

Zwerchfellstand  beidei'seits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe.  Das  LTnterhautbindegevvebe  an  der 
linken  Brustseite  gelblich,  ödematös  und  in  der  Gegend  des  Knorpelansatzes  der  drei  ersten  Rippen  von 
mehreren  confluirenden  Blutungen  durchsetzt. 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  .Seiten  des  Halses  entlang  der  Gefässe  etwas  vergrössert,  kaum  klein- 
bohnengross,  jedoch  stärker  geröthet,  auf  ihrem  Duichschnilte  ist  ziemlich  reichlich  rothlicher  Saft 
abstreifbar. 

Thymusdrüse  vorhanden,  jedoch  ohne  Veränderungen. 

Schilddrüse  klein,  gekörnt,  ziemlich  derb  und  blutreich. 

Eine  Lymphdrüse  der  rechten  Unterkiefergegend  über  haselnussgross,  auf  dem  Durchschnitte  sehr 
reichlich  schleimigen,  graugelben  ,Saft  gebend  und  roth  und  gelb  gesprenkelt. 

Beide  Tonsillen  etwas  prominent,  auf  dem  Durchschnitte  saftreicher.  .Schleimhaut  des  Pharynx  und 
der  Epiglottis  etwas  stärker  geröthet,  die  Follikel  daselbst  stärker  prominent.  Schleimhaut  des  Larynx  und 
der  Trachea  blutarm.  Zunge  mit  dickem,  fuliginösen  Belag  bedeckt. 

Linke  Lunge  frei,  Pleurahöhle  leer,  Pleuraüberzug  zart  und  glänzend.  Die  Lunge  selbst  ist  allenthalben 
lufthaltig,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  an  den  Bronchien  keine  Veränderungen. 

Rechte  Lunge  in  ihren  vorderen  und  hinteren  Partien  durch  bindegewebige  Membranen  ange- 
wachsen. Pleura  daselbst  verdickt,  die  Lunge  ist  ebenfalls  lufthaltig,  bis  auf  einige  kleinere,  derbere  Knöt- 
chen in  den  oberen  Partien  des  Unterlappens,  welche  Knötchen  aus  graugelb  aussehenden,  kleinen,  kaum 
stecknadelkopfgrossen  Tuberkeln  zusammengesetzt  erscheinen.  Im  übrigen  auch  diese  Lunge  stärker 
blutreich. 

Im  Herzbeutel  geringe  Mengen  klarer  Flüssigkeit,  derselbe  zart. 

Herz  nicht  vergrössert,  schlaff,  in  beiden  Ventrikeln  geringe  Mengen  von  Cruor-  und  Fibrinmassen, 
Myocard  gelblichbraun,  bleich,  morscher. 

Ductus  thoracicus  enge  und  leer. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  vergrössert,  namentlich  die  der  rechten  Seite,  derb,  durchsetzt 
von  einer  gelblichweissen,  aus  kleineren  Knötchen  bestehenden  Aftermasse. 


Bciih-iipcs/.  IL  Pafhologisclt-analoinischcr  Bcriclit.  313 

Leber  vergrössert,  ihre  Ränder  etwas  plumper,  ihre  Kapsel  zart,  Oberfläche  glatt:  auf  dem  Durch- 
schnitte die  acinöse  Structur  vollständig  verwischt,  das  Parenchym  gleichmässig  gelblich,  morscher. 

Gallenblase  wenig  reichlich  gefüllt  mit  dunkler,  etwas  zäher  Galle. 

Milz  vergrössert,  S'/ä  cm  lang,  6  cm  breit,  2  cm  dick,  plumper,  ihre  Kapsel  zart,  auf  dem  Durch- 
schnitte erscheint  die  Milz  wie  gesprenkelt,  fein  chagrinirt,  Pulpa  etwas  vorquellend,  Follikel  deutlich 
sichtbar;  im  .Allgemeinen  nicht  besonders  weich. 

Nebennieren  etwas  blutreicher.  Nieren  grösser,  plumper,  ihre  Kapsel  zart,  ziemlich  leicht  abziehbar; 
Oberfläche  von  einzelnen  unregelmässigen  Einziehungen  durchsetzt  und  ziemlich  gleichmässig  von 
kleineren,  nicht  besonders  reichlich  vorhandenen,  punktförmigen  Hämorrhagien  übersäet.  Rinde  \-er- 
breitert,  bleich,  gelblich,  von  der  etwas  stärker  blutreichen  Marksubstanz  deuüich  abgrenzbar.  Auf  der 
Schnittfläche  dieselben  punktförmigen  Hämorrhagien  sichtbar. 

Schleimhaut   des   Beckens   und   der   Kelche   etwas  stärker  geröthet.    Schleimhaut   der    Blase  blutarm. 

Pankreas  derbe,  blutarm,  gekörnt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  im  .Allgemeinen  geschwollen,  jedoch  nicht  hochgradig  \-erändert,  meist 
distinct  stehend,  an  der  Radix  auch  zu  einzelnen  kleinen  Paqueten  vereinigt,  ziemlich  derbe,  auf  dem  Durch- 
schnitte jedoch  saftreicher,  oft  gleichmässig,  oft  auch  nur  partienweise  stärker  geröthet. 

Magen  fast  leer,  seine  Schleimhaut  im  Allgemeinen  blutarm,  Follikel  namentlich  am  Fundus  stärker 
\'orspringend  und  an  ihrer  Kuppe  etwas  stärker  geröthet. 

Der  ganze  Dünn-  und  Dickdarm  spärliche,  gallig  gefärbte  Chymus-  und  Fäcalmassen  und  reichlich 
Spulwürmer  enthaltend,  Schleimhaut  durchwegs  blutarm,  ohne  Hämorrhagien,  nur  die  Follikel  in  sehr 
geringem  Grade  stellenweise  vergrössert. 

Die  inguinalen  L3'mphdrüsen,  und  zwar  sowohl  die  oberflächlichen  als  tiefen,  beiderseits  vergrössert, 
oft  über  bohnengross,  dunkler,  distinct  stehend,  auf  ihrem  Durchschnitte  grauröthlich  gesprenkelt,  sehr 
saftreich.   Das  sie  umgebende  Bindegewebe  nicht  weiter  verändert. 

Desgleichen  verändert  erscheinen  die  Lymphdrüsen  der  rechten  .Achselhöhle. 

Der  eingangs  erwähnten  Geschwulst  der  linken  .Achselhöhle  entsprechend,  findet  sich  daselbst  ein 
etwa  kindsfaustgrosser  Tumor,  bestehend  aus  einem  Paquet  vergrösserter  und  geschwollener  Lymphdrüsen, 
die  auf  dem  Durchschnitte  dieses  Tumors  noch  abgrenzbar  erscheinen,  zum  Theile  vollständig  hämor- 
rhagisch, derb  infiltrirt  sind,  zum  Theile  mehr  gelblich-röthlich,  weicher  imd  morscher  erscheinen.  Das  sie 
umgebende  Bindegewebe  ist  sulzig-ödematös,  zum  Theile  hänK^rrhagisch  infiltrirt.  Diese  hämorrhagische 
Infiltration  setzt  sich  nach  der  vorderen  Brustseite  zu  bis  gegen  die  .Mittellinie  fort.  .Auch  entlang  der 
Gefässe  des  linken  Oberarmes  erscheint  das  Bindegewebe  leicht  ödematös,  und  es  finden  sich  etwa  in  der 
Mitte  des  linken  Oberarmes  zwei  (und  in  der  linken  Cubita  eine)  fast  bohnengrosse,  dunkel  aussehende,  auf 
dem  Durchschnitte  gelblich-röthlich  erscheinende  L3miphdrüsen. 


Die  am  15.  .April,  am  III.  Krankheitstage  vorgenommene  bacteriologische  Blutunter- 
suchung  ergab  massig  reichliche  Reinculturen  von  Pestbacillen. 

Bacteriologischer  Befund. 

I.  In  der  Milz  finden  sich  mikroskopisch  reichlich  Pestbacillen,  meist  einzeln,  seltener  als  Diplo- 
bacillen,  fast  ausschliesslich  extracellulär  gelagert;  \-orwiegend  in  grösserer,  oft  auch  plumperer,  jedoch  gut 
und  bipolar  gefärbter  Stäbchenform;  neben  dieser  sieht  man  aber  auch  ziemlich  \-iele  blassgefärbte,  rund- 
liche, meist  grosse  Formen  und  Ringformen.  In  geringer  .Anzahl  finden  sich  ausserdem  noch  Cocccn  als 
Diplococcen  und  seltener  in  kurzen  Ketten,  meist  von  Lanzettform. 

Die  Aussaaten  enthalten  massig  reichlich  Colonien  \-on  Pestbacillen  imd  in  etwas  grösserer  Menge 
solche  des  Diplococcus  pneumoniae,  ausserdem  5  bis  6  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe. 


314  H.  Albrecht  und  A.  Glton. 

2.  Deckglaspräparate  aus  dem  Bubo  der  linken  Achselhöhle  zeigen  wenig  reichlich  typische, 
gut  gefärbte  Pestbacillen,  dagegen  sehr  reichlich  schlecht  tingirte  Formen  und  grössere  rundliche,  schatten- 
haft aussehende  Gebilde,  die,  aus  den  verschiedenen  Übergangsformen  zu  schliessen,  als  degenerirte  Pest- 
bacillen an/Aisehen  sind. 

3.  Aussaaten  aus  der  Galle  ergeben  eine  spärliche  Reincultur  \'on  Pestcolonien  (3  Col.). 

4.  Deckglaspräparate  aus  einer  mesenterialen  Lymphdrüse  zeigen  reichlich  Pestbacillen, 
einzeln  und  als  Diplobacillen,  in  theils  typischen,  theils  schlecht  gefärbten  rundlichen;  bläschenförmigen 
Formen,  ausserdem  Coccen  in  spärlicher  Menge,  als  Diplococcen  oder  in  kurzen  Ketten,  von  schöner 
Kapsel  umgeben. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  aus  dem  primären  Bubo  der  linken  Axilla.  Derselbe  bietet  mikroskopisch  das 
gewöhnliche  Bild  eines  primären  Bubo.  Die  Lymphdrüse  ist  unter  Bacterieninfiltration  vollständig  zu  Grunde 
gegangen  und  \"on  Hämorrhagien  durchsetzt.  Das  Gewebe  ist  zum  grössten  Theile  necrosirt,  ent- 
weder findet  man  noch  schwach  mit  Eosin  gefärbte  imdeutliche  Zellleiber  ohne  Kern  oder  reichlichen 
KTirnchenzerfall  der  Kerne.  Die  Gefässe  zeigen  überall  die  typische  Veränderung  in  ausgezeichneter 
Weise,  sie  sind  von  einem  Netzwerk  homogener  Balken  umgeben,  das  auch  die  Gefässwand  durchsetzt 
und  derselben  häufig  auch  nach  innen  gegen  das  Lumen  zu  angelagert  erscheint,  oder  letzteres  voll- 
ständig erfüllt. 

Die  erhaltenen  Leukocyten  sind  meist  polynucleärer  Form.  Auch  die  Bindegewebskapsel  ist  nur 
schwer  mehr  abgrenzbar,  das  Binde-  und  Fettgewebe  der  Umgebung  von  enormen  Bacterienmassen,  sehr 
zahlreichen  polynucleären  Leukocyten  und  Blutungen  infiltrirt. 

Die  Bacterienmassen  bestehen  vor  Allem  aus  Pestbacillen,  die  meist  die  coccenartige  oder  bläschen- 
ähnliche Form  besitzen,  manchmal  mehr  einzeln  oder  in  kleineren  Haufen,  manchmal  in  grossen  Rasen  bei- 
einander liegen.  Sie  liegen  zahlreich  innerhalb  von  Lymphgefässen,  ausserordentlich  reichlich  in  der  Um- 
gebung derselben  und  durchdringen  überall  die  Wand  derselben.  Wo  der  Gewebszerfall  am  reichlichsten  ist, 
finden  sie  sich  nur  sehr  spärlich.  Ausserdem  finden  sich  zahlreiche  lanzettförmige  Diplococcen  ebenfalls 
reichlich  in  Blutgefässen,  die  sich  nach  Gram-Weigert  intensiv  blau  färben. 

2.  Eine  etwa  linsengrosse  Lymphdrüse  von  der  Beugeseite  des  linken  Oberarmes  ist 
ausserordentlich  hyperämisch;  zahllose  Capillaren  sind  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt.  Sowohl  die  Randsinus 
wie  die  mehr  central  gelegenen  Sinus  erweitert  und  von  bläulich  sich  färbenden  Bacterienmassen  vollgefüllt, 
zwischen  denen  oft  spärliche  Leukocyten  und  grosse  Sinuszellen  erhalten  sind.  Die  Kapsel  nicht  weiter 
verändert,  auch  das  umgebende  Fettgewebe  nicht,  jedoch  sind  die  Blut-  und  Lymphgefässe  desselben  stark 
erweitert,  letztere  mit  Leukocyten  und  Bacterien  vollgefüllt.  Dieselben  besitzen  —  bei  starker  Vergrösserung 
betrachtet  —  meist  die  Form  kurzer  plumper  Diplobacillen,  die  sich  gut  färben,  nicht  nur  sehr  zahlreich  in 
den  Sinus,  sondern  auch  in  den  Lymphgefässen  und  -Spalten  und  im  Blute  sich  vorfinden.  In  letzterem 
ausserdem  reichliche  lanzettförmige  Diplococcen,  die  sich  nach  Gram-Weigert  nicht  entfärben. 

3.  Eine  bohnengrosse  Lymphdrüse  von  der  linken  Halsseite  ergibt  ungefähr  denselben  Befund, 
wie  die  vorstehende;  nur  ist  die  bacilläre  Infiltration  noch  reichlicher.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten 
finden  sich  geradezu  enorme  Mengen  von  Pestbacillen,  die  die  ganze  Lymphdrüse  inflltriren.  Lymphgefässe  in 
der  Peripherie  derselben  sind  ganz  vollgepfropft  von  denselben.  Sie  liegen  auch  vielfach  intracellulär,  auch 
innerhalb  der  Endothelien  der  Lymphgefässe.  Auch  innerhalb  von  Blutgefässen  sind  sie  reichlich  \'orzu- 
finden.  Ferner  finden  sich  grosse  Haufen  von  Diplococcen,  die  auch  kürzere  Ketten  bilden,  sowohl  in  den 
Blutgefässen  als  auch  in  den  Randsinus. 

4.  Ganz  ähnlichen  Befund  ergibt  eine  überbohnengrosse  Lymphdrüse  der  linken 
Inguinalgegend.  Besondere  Veränderungen  der  Kapsel  oder  des  pericapsulären  Bindegewebes  fehlen, 
'desgleichen  mit  Bacterien  angepfropfte  Lymphgefässe.   Doch   ist  die  Lymphdrüse   hochgradig   hyperämisch. 


Bciilciipcst.  IL  Pathologisch-aiiatouiisdicr  Bericht.  315 

Auch  der  Bacterienbefund    ist  insoferne   derselbe,   als    in   den   Blutgefässen   neben  Pestbacillen    reichliche 
Diplococcen  mit  Lanzettform  aufzufinden  sind. 

5.  Eine  etwa  olivengrosse,  mesenteriale  Lymphdrüse  zeigt  die  gewöhnliche  Hyperämie  und 
Erweiterung  der  Sinus,  deren  stark  angeschwollene  Zellen  häufig  als  Zeichen  der  Degeneration  ein  granu- 
lirtes  oder  tröpfchenhältiges  Protoplasma  besitzen. 

Sonst  ergibt  sich  histologisch  kein  neuer  bemerkenswerther  Befund.  In  den  Sinus  allenthalben  massig 
reichliche  intracellulär  liegende,  sehr  blass  gefärbte  Pestbacillen.  Auch  im  Blute  der  Gefässe  spärliche  neben 
reichlichen,  zu  zweien  oder  zu  kurzen  Ketten  angeordneten  Coccen  von  mehr  lanzettförmiger  oder  rund- 
licher Gestalt,  die  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode  leicht  färbbar  sind. 

6.  Milz.  Dieselbe  ist  wie  gewöhnlich  hämorrhagisch  und  von  reichlichen  polynucleären  Leukocyten 
inflltrirt.  Die  Trabekel  breit,  etwas  verquollen,  die  Follikel  gross.  Irgendwelche  necrotische  Herde  fehlen. 

Nach  Methylenblaufärbung  finden  sich  Pestbacillen  ziemlich  spärlich,  sehr  blass  gefärbt  und  fast  immer 
intracellulär.  Hingegen  sind  die  schon  bei  anderen  Organen  beschriebenen  Coccen  sehr  reichlich,  besonders 
im  Lumen  kleiner  Gefässe. 

7.  Die  Leberepithelien  sehr  gross  und  plump,  nicht  von  einander  abgrenzbar,  ihre  Kerne  ebenfalls 
sehr  gross  und  sehr  blass  gefärbt.  Die  Capillaren  enge,  wenig  mit  Blut  gefüllt.  In  denselben  reichlich,  häufig 
zweifellos  innerhalb  der  Endothelien  liegende  Pestbacillen,  spärlichere  Coccen. 

8.  Niere.  Die  Epithelien  ebenfalls  stark  degenerirt,  die  Glomeruli  gross  und  blutreich,  an  manchen 
Stellen  die  Harncanälchen  mit  Blut  vollgefüllt.  In  den  Capillaren  sehr  zahlreiche  Coccen,  manchmal  sind  sie 
von  denselben  ganz  ausgefüllt.  Pestbacillen  sind  nur  spärlich  nachweisbar. 

E  p  i  k  r  i  s  i  s. 

In  der  linken  Axilla  findet  sich  ein  hämorrhagisches,  kindsfaustgrosses  Drüsenpaquet,  das  als  primärer 
Bubo  anzusprechen  ist,  an  der  Beugeseite  des  linken  Oberarmes  einige  erbsengrosse  Lymphdrüsen  mit  den 
Zeichen  frischer  Pestinfection  (vom  primären  Bubo  aus,  zugleich  mit  der  Ausbreitung  des  Ödems  und  der 
Hämorrhagien). 

Weiterhin  finden  sich  beträchtliche  Schwellungen  an  beiden  Tonsillen  und  den  Follikeln  des  Zungen- 
grundes, leichte  Schwellung  an  den  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Halsgefässe  und  an  einer 
Lymphdrüse  der  rechten  Unterkiefergegend.  Ausserdem  sind  die  rechtsseitigen  axillaren,  inguinalen  und 
mesenterialen  Lymphdrüsen  hyperämisch  und  saftiger. 

Sowohl  histologisch  als  culturell  finden  sich  neben  Pestbacillen  in  wechselnder  Menge  in  allen  unter- 
suchten Organen  Diplococcen,  es  handelt  sich  demnach  um  eine  Misch-  oder  Secundäri  nfection  durch 
den  Diplococcus  pneumoniae,  die  auch  hier  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  den  durch  metastatische  Pest- 
infection geschwollenen  Tonsillen  ausgeht;  dafür  spricht  die  auffallend  hervortretende  Veränderung  der 
einen  Lymphdrüse  der  rechten  L'nterkiefergegend,  die  zweifellos  durch  die  stärkere  locale  Diplococcen- 
thätigkeit  bedingt  ist.  Blutungen  finden  sich  nur  im  Periost  des  Stirnbeins  und  in  der  Rinde  der  Nieren. 

Ausserdem  finden  sich  Herde  chronischer  Tuberkulose  im  Unterlappen  der  j-echten  Lunge  und  in  den 
bronchialen  Lymphdrüsen. 


Fall  18/XLVIII. 

Bayio  Arcuijcc,^  25jähriges  HindLiweib,  Fabriksarbeiterin,   wurde  ins  Spital  am  10.  .\pril,  am  \'.  Kraul 
heitstage  aufgenommen  und  starb  am  18.  April,  am  \'ll.  Krankheitstage  um  10  Uhr  Vormittags. 
Section  am  seihen  Tage  um  1 1  Uhr  30  Minuten  Vormittags,  1 '/a  Stunden  post  mortem. 


'   Vcrgl.  Krankengeschichte  11.  .\.  p.  17. 

4') 

Denkschriflen  der  niathem.-nalurw.  Cl.   LXVI.  Bd. 


316  H.  Albrecht  und  A.  Glioii, 

Weibliches  Cadaver,  155  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau  und  schwächlicher  Musculatur,  massig 
gut  genährt,  Todtenstarre  im  Beginne,  Todtenflecke  ganz  spärlich. 

Hornhäi.ite  durchsichtig,  glänzend,  Pupillen  beiderseits  über  mittelweit,  gleich.  An  beiden  Conjunctiven 
und  zwar  an  den  Lidern  und  dem  Bulbus  frische  confluirende  Blutaustritte.  Mund-  und  Lippenschleimhaut 
leicht  cyanotisch,  Zähne  wohl  erhalten  und  gesund. 

Beiderseits  die  Lymphdrüsen  in  der  Gegend  des  Ansatzes  des  Sterno-cleido-mastoideus  am  Processus 
mastoideus  als  harte,  über  haselnussgrosse  Tumoren  tastbar,  die  verschieblich  erscheinen.  Halz  kurz  imd 
kräftig.  In  den  Gruben  ober  und  unter  dem  Schlüsselbein  nichts  Auffallendes  tastbar.  In  der  rechten  Axilla 
eine  harte,  olivengrosse,  verschiebliche  Drüse  tastbar. 

Der  rechte  Ober-  und  Vorderarm  beträchtlich  dicker  als  der  linke.  Haut  pastös  und  verdickt,  nur  in 
dicken  Falten  und  wenig  abhebbar,  ödematös,  so  dass  der  Fingereindruck  schon  bei  leichtem  Druck  stehen 
bleibt. 

Dieses  Ödem  reicht  bis  zur  Handwurzel.  Die  Haut  an  der  Innenseite  des  oberen  Drittels  des  Oberarmes 
dunkelbraunroth  pigmentirt.  P'erner  an  der  Innenseite  des  Oberarmes  zwei  Querfinger  oberhalb  des  inneren 
Humerusknöchels  eine  etwa  2  cm  im  Durchmesser  haltende,  rundliche  Hautstelle,  über  welcher  die  Epi- 
dermis fehlt  und  das  Gorium  schwarzbraun  vertrocknet  ist  (Nativsalbe).  In  der  Umgebung  dieser  Stelle 
lässt  sich  die  ebenso  gefärbte  Epidermis  in  Fetzen  abziehen  und  zeigt  ein  saftiges,  gelblich-röthlich  feinst 
gesprenkeltes,  biossliegendes  Corium  (vergi.  Tafel  III). 

In  der  Wand  der  aufgeschnittenen  rechten  Vena  brachialis  zahlreiche  confluirende  Blutaustritte. 

Gerade  entsprechend  dem  inneren  Humerusknöchel  eine  ganz  oberflächliche,  circa  guldenstückgrosse 
Blutung. 

Auf  dem  Durchschnitte  durch  die  früher  beschriebene  Stelle  zeigt  sich  in  der  Tiefe  im  Fettgewebe  ober 
der  gemeinsamen  Muskelfascie  eine  circa  haselnussgrosse,  braunrothgefärbte  Lymphdrüse  mit  lichterer, 
gelblich-rother  Rinde,  welche  eingebettet  erscheint  in  starr,  serös-blutig  infiltrirtes  Bindegewebe  im  Umkreise 
von  mehreren  Centimetern  (vergl.  Tafel  VII,  Fig.  3  und  3  a). 

In  weiterer  Entfernung  \'(>n  der  Drüse  selbst  stehen  die  einzelnen  punktgrossen  Blutungen  mehr 
distinct  in  reichlich,  gelblich  sulzig  durchtränktem  Bindegewebe.  Dasselbe  gelblich  sulzige  Ödem  reicht  nach 
abwärts  bis  zur  Handwurzel,  nach  aufwärts  bis  in  die  Gegend  der  axillaren  Lymphdrüsen.  Dieselben  sind 
zu  einem  circa  taubeneigrossen  Paquet  vereinigt,  die  einzelnen  hart,  alle  noch  abgrenzbar,  in  ödematöses 
Bindegewebe  gehüllt.  Auf  dem  Durchschnitte  ergiesst  sich  trüber  Saft,  der  sich  leicht  von  der  .Schnittfläche 
abstreifen  lässt.  Die  einzelnen  Drüsen  gelblichgrau,  stark  prominent.  Dasselbe  Ödem,  von  punktförmigen 
Blutaustritten  durchsetzt,  zieht  sich  längs  des  Latissimus  dorsi  bis  handbreit  imterhalb  der  rechten  Mamilla 
nach  abwärts. 

Lhigefähr  in  der  Mitte  des  linken  Vorderarmes  über  der  äusseren  Kante  des  Radius  eine  über  erbsen- 
grosse,  prominente,  im  Centrum  etwas  eingesunkene  Beule,  die  hart,  gut  abgrenzbar  und  mit  der  Haut  ver- 
schieblich ist. 

Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  das  subcutane  Bindegewebe  im  Bereiche  dieser  Beule  reichlich  durch- 
setzt von  gelblicher  Flüssigkeit  und  zahlreichen  punktförmigen  Blutaustritten.  Das  weiterhin  umgebende 
Bindegewebe  ebenfalls  stark  ödematös. 

An  der  rechten  oberen  Extremität  keine  Spur  einer  Verwundung  oder  Narbe,  ebenso  an  der  linken. 

Die  weichen  Schädeldecken  fett-  und  blutarm.  Schädeldach  länglich-oval,  symmetrisch.  Im  Periost  des 
linken  Scheitelbeines  Gruppen  von  Blutaustritten:  Der  Längsdurchmesser  des  Schädeldaches  17  c-;;/,  der 
quere  12  cm  und  die  Peripherie  48  cm.  Schädelknochen  compact,  4  bis  5  mm-  dick,  Nähte  erhalten,  Innen- 
fläche bedeckt  von  älteren  weissen  Schwangerschaftsosteophyten.  Furchen  und  Gruben  seicht. 

Dura  mater  zart,  durchscheinend,  gut  gespannt,  beiderseits  glatt,  glänzend.  Im  Sichelhlutleiter  reich- 
liche, halbgeronnene  Blutmassen. 

Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  sehr  blutarm,  ziemlich  stark  durchfeu:htet.  Gefässe  zartwandig,  enge. 
Rinde  gleichmässig  breit,  graugelb,  im  Marklager  sehr  spärliche  Blutpunkte,   dasselbe   von  ziemlich   fester 


Bcnlcupcsl.  IL  l\illioU)gisch-analoii:isclicr  Bcriclil.  317 

Consistenz;    X'ciilrikcl    enge,    Ependym    zart,    Stammganglien    ebenfalls  sehr  blutarm;  sonst   nichts  Patho- 
logisches. 

Schilddrüse  klein,  blutarm,  gekörnt,  colloid. 

Die  Lj-mphdrüsen  in  beiden  Submaxillargruben  beträchtlich  vergrösscrt,  über  bohnengross,  isolirt,  hart. 
Von  aussen  erscheinen  sie  gelblich-grau,  mit  kleinsten  Blutungen  bedeckt,  auf  dem  Durchschnitte  saftig, 
vorquellend. 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  \'ena  jugularis  beiderseits  bis  über  haselnussgross,  röthlich- 
gelb,  nicht  gut  isolirt,  weicher,  auf  dem  Durchschnitte  stark  vorquellend  oder  medullär  weich,  reichlich  Saft 
gebend,  zum  Theile  zerfliesslich  weich. 

In  der  Intima  der  rechten  Jugular\'ene  reichliche,  bis  stecknadelkopfgi-osse  Rlutaustritte.  An  einer  linsen- 
grossen  Stelle  in  der  Mitte  derselben  die  Intima  gelblich  v^erfärbt,  prciminent,  x'on  einem  röthlichen  Hof 
umgeben;  das  die  Vene  und  die  Lymphdrüsen  ihrer  Umgebung  einschliessende  Bindegewebe  reichlich 
blutig  infiltrirt,  und  zwar  bis  ins  Jiigulum  imd  die  Fossa  supraclavicularis,  wo  sich  auch  ebenso  x'eränderte 
Lj'mphdrüsen  finden. 

Spärlichere  Blutungen  finden  sich  in  der  linken  \'ena  jugularis. 

Entsprechend  dem  früher  erwähnten,  fast  wallnussgrossen  Tumor  in  der  Gegend  des  Ansatzes  des 
linken  Sterno-cleido-mastoideus  findet  sich  eine  längliche,  über  olivengrosse,  harte  Lymphdrüse,  die,  auf  dem 
Durchschnitte  vorquellend,  ungemein  saftreich,  gelblich-röthlich  gesprenkelt,  granulirt,  zum  Theile  schwarz- 
roth  und  von  Blutungen  durchsetzt  ist. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharj-nx  verdickt,  gelblich-riUhlich,  wie  necrotisch  oder 
verätzt  aussehend,  an  manchen  .Stellen  wie  in  dicke  Falten  gelegt  und  eigenthümlich  gefeldert  erscheinend, 
die  einzelnen  Felder  den  confluirten  P'oUikeln  entsprechend. 

In  der  nächsten  Umgebung  beider  Tonsillen  die  Schleimhaut  ödematös,  blutreich,  hämorrhagisch. 

Beide  Tonsillen  wie  ausgefressen,  der  Geschwürsgrund  mit  gelblich-grünen  fest  anhaftenden  A-Iem- 
branen  belegt. 

Die  Follikel  am  Zungengrunde,  dem  Kehldeckel  gegenüber,  als  ein  länglicher  Plaque  vorspringend,  der 
sehr  hart  ist,  und  in  dem  sich  die  einzelnen,  oft  halbkugelförmig  sich  \-orwölbenden  Follikel  abgrenzen 
lassen,  dieselben  mit  gelben,  etwas  missfärbigen  Membranen  bedeckt. 

Allenthalben  zerstreut  finden  sich  in  der  Schleimhaut  entweder  ganz  begrenzte  oder  mit  einander  con- 
Huirende  Blutaustritte. 

Das  stärkste  Schleimhautödem  findet  sich  in  der  Gegend  der  grossen  Zungenbeinhörner,  ebenfalls 
durchsetzt  von  zahlreichen  Blutaustritten,  das  sich  vom  linken  Zungenbeinhoi-n  auf  die  ary-epiglottische 
Falte  zu  fortsetzt,  so  dass  der  linke  Sinus  piriformis  fast  vollständig  verstrichen  ist  und  die  Schleimhaut  der 
linken  Wand  des  Kehlkopfvorraumes  bis  gegen  die  Mittellinie  vorgebaucht  ist.   (Vergl.  Tafel  VI,  Fig.  1.) 

Die  rechte  ary-epiglottische  Falte  etwas  weniger  ödematös. 

Um  die  Follikel  an  der  Innenfläche  der  Epiglottis  frische  Blutaustritte. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Die  Lymphdrüsen  des  vorderen  Mediastinalraumes  in  stark  ödematöses  und  von  Blutungen  durch- 
setztes Bindegewebe  gehüllt,  sie  selbst  flach,  fast  guldenstückgross,  lebhaft  gelblichroth  gesprenkelt,  auf 
dem  Durchschnitte  vorquellend,  ungieichmässig  granulirt,  reichlich  saftgebend. 

Herzbeutel,  entsprechend  der  Herzkrone,  linkerseits  und  rechterseits  von  den  Lungenrändern 
bedeckt  und  an  einer  über  guldenstückgrossen  Stelle  mit  ihnen  leicht  verklebt,  von  frischen,  kleinen  Blut- 
austritten gesprenkelt,  verdickt,  am  Durchschnitte  von  röthlich-gelbem  Infiltrat  durchsetzt.  Das  Binde-  und 
Fettgewebe  in  der  Umgebung  des  Pericards  lebhaft  roth,  von  bis  linsengrossen  Blutungen  gefleckt. 

Linke  Lunge  nur  in  einem  ganz  kleinen  Bezirke  durch  derbe  Bindegewebsmembranen  mit  dem  Thorax 
verwachsen.  Oberlappen  lufthaltig,  an  seiner  Pleura  Gruppen  von  Ecchymosen.  Nur  im  Bereiche  von 
ziemlich  zahlreichen,  bis  über  erbsengrossen  Herden  erscheint  die  Pleura  dunkelblutroth,  getrübt,  im 
Centrum  dieser  Herde  gelblich  gefärbt,  das  darunter  liegende  Lungengewebe  lufileer,  derb  infiltrirt. 

42* 


318  H.  Albrcchl  und  A.  Ghon, 

Auf  dem  Durchschnitte  ist  ein  solchei-  immer  ganz  peripherisch  im  Limgengewebe  sitzender  Herd,  im 
Centriim  rötiilichgeib,  deutlich  fein  graniilirt  und  prominent,  x'on  rothem  hämorrhagischen  Hof  umgeben. 
Die  Pleura  des  Unterlappens  an  einer  handtellergrossen  Fläche  der  äusseren  hinteren  Lungenober- 
fläche von  zahllosen,  grösstentheils  confluirenden  Blutungen  durchsetzt,  die  Pleura  zum  Theile  von  feinsten 
Membranen  belegt,  zum  Theile  rauh,  wie  gestichelt,  an  einer  anderen,  noch  mehr  nach  hinten  gelegenen, 
mehrere  Centimeter  langen,  2—3  ciii  bi'eiten  Stelle  erscheint  sie  von  frischen  Blutaustritten  dunkelbluti'oth 
und  von  feinen  Fibrinmembranen  belegt. 

Entsprechend  den  intiltrirten  Antheilen  ist  der  Unterlappen  von  zahlreichen,  ebenfalls  bis  erbsen- 
grossen,  luftleeren  Herden  durchsetzt,  die  ebenfalls  ein  mehr  prominentes,  röthlichgelbes  Centrum  besitzen. 
Sonst  fühlt  er  sich  lufthaltig  an. 

Im  übrigen  ist  der  Oberlappen  massig  blutreich,  stärker  durchfeuchtet.  Der  Unterlappen  sehr  blutreich, 
etwas  coUabirt. 

Pleura  parietalis  rechterseits  von  zahlreichen  confluirenden,  bis  über  thalergrossen  Blutungen 
durchsetzt. 

in  beiden  Pleurahöhlen  blutig-seröse  Flüssigkeit. 

Rechte  Lunge  in  analoger  Weise  verändert,  niu"  die  Pleura  des  Unterlappens  von  noch  reichlicheren 
Blutungen  durchsetzt,  mit  reichlichen  Fibrinmembranen  belegt  und  die  ganze  Lunge  von  zahlreichen,  eben- 
falls nicht  über  haselnussgrossen,  peripherisch  sitzenden  Herden  durchsetzt. 

An  der  Innenfläche  des  Herzbeutels  sehr  zahlreiche,  verschieden  grosse  Gruppen  von  Blutungen.  Am 
fettarmen  Epicard  über  der  Aorta  und  Arteria  pulnionalis  zahlreiche,  schwarzrothe  confluirende  Blutungen, 
auch  über  den  Lungen\'enen  und  der  unteren  Hohlvene. 

Herz  klein,  schlaff.  Im  linken  Ventrikel  ziemlich  reichliche  Cruormassen.  Am  äusseren  Zipfel  der 
Mitralklappe  an  zwei  Stellen  bis  zu  3  mm  lange,  gelblichrothe,  warzige  Excrescenzen,  in  der  Umgebung 
der  grösseren  eine  kleine  frische  Blutung  im  Endocard. 

Im  rechten  Ventrikel  spärliche  P'ibrinmassen,  alle  Klappenapparate  schlussfähig,  das  Herzfleisch  stark 
erbleicht  und  morscher. 

Leber  gross,  plump,  vordere  Ränder  abgerundet,  etwas  schlaffer,  Oberfläche  glatt,  von  graubrauner 
Farbe,  etwas  undeutlicher  Läppchenzeichnung,  ziemlich  blutreich. 

Milz  12  cm  lang,  8  an  breit,  circa  3  cm  dick,  weicher,  auf  dem  Durchschnitte  dunkelbluti'oth,  weich, 
leicht  vorquellend,  Follikel  als  dunkelgraurothe  Punkte  ei'kennbar,  Stroma  vermehrt,  Pulpa  sehr  wenig  aus- 
streifbar. 

Gallenblase  sehr  klein,  Wand  ziemlich  dick.    Nebennieren  nicht  besonders  verändert. 

Beide  Nieren  gross  und  plump,  sehr  schlaff,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  aber  durch 
setzt  von  ziemlich  zahlreichen  stecknadelkopfgrossen,  etwas  prominirenden  Blutungen,  die  ein  gelbliches 
Centrum  besitzen.  Nierenrinde  verbreitert,  lichtgelb,  von  den  Pyramiden,  die  \'erbreitert,  und  an  ihrer 
Peripherie  wie  gefasert  erscheinen,  gut  abgesetzt,  Glomeruli  prominent. 

Schleimhaut  des  Nierenbeckens  geschwollen  und  injicirt. 

Harnblase  contrahirt,  einige  Tropfen  gelben  Urins  enthaltend,  Schleimhaut  rüthlich. 

Uterus  kräftig,  seine  Schleimhaut  dünn,  beide  Adnexe  frei,  Ovarien  glatt,  gross,  blutreich,  im  linken  ein 
Paar  erbsengrosse  Cysten. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  alle  vergrössert,  flach,  prominent,  grauroth,  über  erbsengross,  blutreich, 
auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  reichlichen  Saft  gebend. 

Im  Magen  reichlich  gallig  gefärbter  Schleim.  Schleimhaut  von  reichlichen  Blutiuigen  durchsetzt,  die  zu 
Gruppen  confluiren,  und  belegt  von  gallig  gefärbten,  derselben  ziemlich  fest  anhaftenden,  schleimigen 
Massen.  Bei  Entfernung  derselben  gehen  die  oberllächliche'n  Schleimhautschichten  mit,  so  dass  die  lebhaft 
rothen  Blutungen  blossliegen. 

Schleimhaut  des  Duodenum  etwas  geschwollen,  gallig  imbibirt. 

Im  Jejunum  sehr  zahlreiche,  längs  der  Falten  angeordnete,  bis  hanfkorngrosse  Gruppen  von  Blutungen. 


Beulenpest.  IL  Pathologisch-auatomischer  Bericht.  319 

Die  I'ollikcl  und  Plaques  nicht  besonders  \-erändert. 

Im  lleum  reichliche,  gallig  gefärbte  Chymusmassen,  spärlichere  Blutaustritte. 

Im  Dickdarm  breiige  Fäcalmassen,  in  seiner  Schleimhaut  ebenfalls  reichliche  ßlutaustritte,  die  sich  auch 
im  Colon  descendens  und  im  Enddarm  finden.  Follikel  sehr  zahlreich,  prominent,  nicht  weiter  pathologisch 
verändert. 

Die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  in  beiden  Inguinalgegenden  etwas  vei'gri'jssert;  einige  rüthlich 
gefleckt.  Etwas  mehr  geschwollen  sind  die  tiefen  inguinalen,  besonders  die  am  inneren  Schenkelringe,  diese 
auch  saftiger  und  mehr  vorquellend  am  Durchschnitte. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  linken  Axilla  bis  haselnussgross,  hart,  graugelb,  ihre  Bindegewebskapsel  \'on 
reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  auf  dem  Durchschnitte  saftig",  gleichmässig  grau,  etwas  schleimig. 

In  der  rechten  Poplitea  eine  haselnussgrosse  Lj'mphdrüse,  grauroth,  hart,  auf  dem  Durchschnitte  aus- 
nehmend saftig. 

Die  iliacalen  Lymphdrüsen  nicht  verändert.  Die  retroperitonealen  (lumbalen)  Lj'mphdrüsen  nur  etwas 
grösser,  hart,  gelblich. 

Im  rechten  Kniegelenke  ist  die  Syno\üalflüssigkeit  vermehrt,  gelblich,  schleimig.    .Synovia  lebhaft   roth. 

Die  Brustdrüse  auf  dem  Durchschnitte  grau,  gelappt,  blutarm. 

Das  Knochenmark  des  rechten  Femur  in  seiner  oberen  Hälfte  roth,  nach  unten  zu  lichter  roth  werdend, 
in  der  unteren  Hälfte  nur  stellenweise  röthliche  Flecken. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  anthracotisch. 

Pankreas  gelblich,  derb,  gekörnt. 


Die  am  16.  April,  am  \'.  Krankheitstage  vorgenommene  bacteriologische  Blutunter- 
suchung ergab  massig  reichliche  Colonien  von  Pestbacillen  und  drei  Colonien  ver- 
unreinigender Stäbchen. 

Das  Sputum  vom  16.  April  zeigt  mikroskopisch  sehr  reichlich  Pestbacillen  und  spär- 
licher Kettencoccen,  während  die  Aussaaten  keine  Pestcolonien  nachweisen  Hessen. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  Deckglaspräparaten  der  Lj'mphdrüse  aus  der  rechten  Cubita  sieht  man  ziemlich 
reichlich  Pestbacillen,  vorwiegend  als  blassgefärbte,  rundliche  Gebilde,  spärlicher  in  gut  und  bipolar  tingirten, 
ovalen  oder  länglichen  Formen. 

2.  Deckglaspräparate  von  dem  Gewebssafte  des  infiltrirten  Bindegewebes  um  die 
rechte  Cubitaldrüse  zeigen  mikroskopisch  reichlich  Pestbacillen  in  tj'pischer  Form,  einzeln  oder  als 
Diplobacillen,   geringer   an  Zahl   blassgefärbte,   rundliche    und  Ringformen. 

3.  Eine  erweichte  Lymphdrüse  der  rechten  Achselhöhle  zeigt  mikroskopisch  wenig  Pest- 
bacillen, theils  in  typischer  F(.)rm,  theils  als  blassgefärbte,  rundliche  Formen.  Andere  Bacterien  sind  nicht 
nachweisbar. 

4.  Präparate  aus  der  Pestbeule  am  linken  Vorderarme  zeigen  sehr  reichlich  Pestbacillen, 
sowohl  in  gut  und  bipolar  gefärbten,  als  auch  blässer  tingirten,  rundlichen  oder  wie  gebläht  aussehenden 
grösseren  Formen. 

5.  Deckglaspräparate  einer  linken  saftreichen  Axillarlymphdrüse  enthalten  gleichfalls 
reichlich  Pestbacillen,  jedoch  spärlicher  in  blass  gefärbten,  degenerirten  Formen. 

Die  Aussaaten  davon  zeigen  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  vier  Colonien  des  Sttiphylococcus 
pyogenes  albus. 

5a.  Eine  andere  linke  Axillarlymphdrüse  zeigt  mikroskopisch  reichlich  Pestbacillen,  \-orwiegend 
in  typischen  Formen,  einzeln,  als  Diplobacillen,  auffallend  häutig  auch  in  grösseren  oder  kleineren  Häufchen, 
vereinzelt  in  kurzen  Fäden. 


320  H.  Albrcclit  und  A.  Ghoii, 

6.  In  einer  erweichten  Lymphdrüse  der  rechten  llulsse  ite  finden  sich  mii<roskopisch  sehr 
reichlich  Streptococcen  meist  in  sehr  langen  Ketten  und  spärlicher  Diplococcen  von  Lanzettform,  ausserdem 
weniy  reichlich  Pestbacillcn,  seltener  gut  getarbl,  häufiger  in  blassgefärbten,  i-undlichen  Formen. 

7.  Abstreifpräparate  vom  Belage  der  Follikel  im  Pharynx  enthalten  ein  reichliches  Bacterien- 
gcmenge;  \-orherrschend  darin  sind  ("occenformen,  zum  Theile  vom  Typus  des  Streptococcus,  zum  Theile 
als  Diplococcen  oder  zu  Häufchen  angeoi-dnet,  spärlicher  Stäbchen  x'erschiedener  Form  und  Clrösse.  In 
massig  reichlicher  Menge  finden  sich  Bacillen  \-or,  die  in  Form,  Anordnung  und  Färbeverhalten  völlig  den 
Pestbacillcn  gleichen  und  daher  auch  als  solche  angesprochen  wei'den  müssen. 

8.  In  der  endocarditischen  Auflagerung  der  Valvula  liicuspidalis  k(^nnten  mikroskopisch 
Bacterien  nicht  nachgewiesen  werden. 

Die  Aussaaten  —  wozu  das  Material  nicht  unter  sterilen  Caiitelen  \-erarbeitet  werden  konnte  —  zeigen 
mehrere  ('olonien  \-erschiedener  Bacterienformen,  imter  denen  jedoch  Pestbacillcn  sicher  nicht  \-orhanden 
wai'en. 

9.  Präparate  aus  einem  embolischen  Herde  der  rechten  Lunge  zeigen  sehr  reichlich  Pest- 
bacillcn, zum  grössten  Theile  in  gut  und  bipolar  gefärbten,  ovalen  Formen,  zum  geringeren  Theile  als 
schlecht  tingirte,  rundliche  Gebilde. 

Die  Aussaaten  enthalten  sehr  reichlich  Pestcolonien,  spärlicher  —  doch  auch  n<ich  reichlich  —  Colonicn 
des  Staphylococcus  pyogenes  albus.  Die  Pestcolonien  erscheinen  im  Wachsthum  gegenüber  den  anderen 
Aussaaten  desselben  Falles  stark  zurückgeblieben. 

10.  Aussaaten  aus  der  Galle  zeigen  sehr  reichlich  und  ausschliesslich  Pestcolonien. 

11.  In  der  Milz  finden  sich  mikroskopisch  weniger  reichlich  Pestbacillcn,  meist  in  tj'pischen,  gut 
gefärbten  Exemplaren,  und  spärlich  Gebilde,  die  jedoch  nicht  mit  Sicherheit  als  Coccen  angesprochen 
werden  können. 

In  den  Aussaaten  gehen  ebenfalls  nur  in  geringer  Anzahl  Pestcolonien  an,  reichlicher  Colonien  des 
Staphylococcus  pyogenes  albus. 

12.  In  Abstreifpräparaten  von  der  Magenschleimhaut  (über  den  Blutungen)  sieht  man  reichlich 
grössere,  plumpe  Bacillen,  daneben  spärlicher  typische  Pestbacillcn,  theils  in  gut,  thcils  in  schlecht  gefärbten 
Formen. 

13.  Präparate  aus  der  rechten  Popliteallymphdrüse  zeigen  reichlich  Pestbacillcn,  vorwiegend 
als  ovale  oder  längliche,  gut  und  bipolar  gefärbte  F"ormen. 

14.  Aussaaten  aus  einer  mesenterialen  Lymphdrüse  enthalten  sehr  reichlich  Colonien  des 
Pesthacillus  und  .3  Colonien  des  Staphylococcus  pyogenes  albus. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  aus  dem  primären  Bubo  der  rechten  Axilla.  Im  weiten  Umkreise  ist  das  umgebende 
Fettgewebe  von  Pestbacillcn  und  polynucleären  Leukocyten  dicht  infiltrirt.  Zahlreiche  erweiterte  Lymph- 
gefässe  finden  sich  in  demselben. 

Viele  Gewebsspalten  sind  von  homogen  geronnener  üdemtlüssigkeit  erfüllt,  die  Kapsel  nirgends  mehr 
in  F'olge  der  dichten  Infiltration  abgrenzbar. 

Das  adenoide  Gewebe  unter  enormer  Bacilleninfiltration  zu  Grunde  gegangen.  Polynucleäre  Leuko- 
cyten sind  sehr  reichlich,  häufig  findet  sich  Körnchenzerfall  der  Kerne.  Im  Centrum  der  Lymphdrüsen 
ausserdem  über  grosse  Strecken  verbreitet  Kernschwund  der  Zellen,  die  als  blassrothe  Scheiben  erhalten 
sind.  Sehr  auffallend  sind  die  Veränderungen  an  den  Gefässen.  (Vergl.  Tafel  XI,  Fig.  2.)  An  grösseren 
sieht  man  noch  die  Endothelien  erhalten,  gross,  ihre  ebenfalls  sehr  grossen  Kerne  färbbar,  aber  sehr 
blass.  Im  Übrigen  ist  dieses  Endothelrohr  von  einem  breiten  Netzwerk  von  groben,  starkglänzenden, 
homogenen  Balken  umgeben,  das  stark  mit  Eosin  gefärbt,  gegen  die  Peripherie  zu  immer  feiner  und 
undeutlicher  werdend,  sich  allmählig  verliert. 


niiilcupcsf.  II.  Piitliologisch-auatouiischcr  Bericht.  321 

In  den  Maschen  polyniicleäre  Leiikocyten  und  in  der  Umgebung  meistens  grosse  Mengen  von  Bacillen. 
Andererseits  bemerkt  man  im  Lumen  von  zum  grössten  Theile  mit  Blut  gefüllten  Gefässen,  der  vollständig 
erhaltenen  Gefässwand  dieselben  homogenen  Balken  angelagert,  oder  die  Gefässwand  von  denselben  durch- 
setzt, oder  in  dieselben  umgewandelt.  Besonders  an  vielen  Capillaren  sieht  man  nicht  nur  die  Wand  der- 
selben von  derartigen  homogenen  Balken  und  Schollen  gebildet,  sondern  auch  am  Querschnitte  das  Lumen 
von  ihnen  erfüllt.    Im  umgebenden  Fettgewebe  sind  dieselben  länger. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  enorm  zahlreiche  Pestbacillen  fast  durchgehends  in  Diplo- 
bacillenform,  häufig  innerhalb  sehr  grosser,  einkerniger  Zellen,  deren  Protoplasma  Fetttröpfchen  enthält 
Andere  Bacterien  nicht  nachweisbar. 

2.  Drüse  aus  der  rechten  Cubita.  Dieselbe  ergibt  denselben  Befund  wie  die  vorstehende.  Die 
überaus  reichliche  Bacillen-,  Leukocyten-  und  Biiitinfiltration  reicht  besonders  weit  in  die  Umgebung,  auch 
zwischen  die  Bündel  der  quergestreiften  Musculatur  hinein.  Was  den  BaciUenbefund  betrifft,  so  ist  ihre 
]Menge  eine  geradezu  enorme.  Sie  haben  fast  durchwegs  Coccenform  und  liegen  in  grossen  Rasen  bei 
einander.    Deutlich  tritt  die  verschiedene  Grosse  und  Färbbarkeit  hervor. 

3.  Bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  linken  Regio  parotidea.  Das  Binde-  und  Fettgewebe 
der  Umgebung  derselben  von  nur  wenig  Ödem  durchsetzt,  die  Kapsel  nicht  verändert,  das  Parenchym  nur 
wenig  hyperämisch,  die  Sinus  deutlich  erweitert,  voll  von  den  grossen,  zum  Theile  P'etttrripfchen  führenden 
Sinuszellen  und  polynucleären  Leukocyten.  Enorme  Mengen  von  Pestbacillen  vorwiegend  in  den  Sinus 
durchwegs  als  gut  gefärbte  Diplobacillen,  häufig  in  ganz  ungewöhnlich  dichten  Haufen,  auch  intracellulär. 
Keine  anderen  Bacterien  aufzufinden. 

4.  Schnitte  durch  eine  kleinhaselnussgrosse  Lymphdrüse  und  die  Wand  der  Vena 
jugularis  dextra  (welche  makroskopisch  gelblich  verfärbt  aussah  und  der  die  genannte  Lymphdrüse 
angelagert  ist)  zeigen  an  Stelle  des  Lymphdrüsenparenchyms  grosse,  unregelmässig  angeordnete  Haufen  \-nn 
Bacterien,  zwischen  denen  dicht  von  polynucleären  Leukocyten  infiltrirtes  Gewebe  erhalten  ist. 

Die  Kapsel  stellenweise  hämorrhagisch  infiltrirt,  in  ihrer  Umgebung  viele  mit  Leukocj'ten  und  Bacterien 
vollgefüllte  Lymphgefässe. 

Das  umgebende  Fett-  und  Bindegewebe  wie  bei  einer  Phlegmone  dicht  von  polynucleären  Leukocyten 
und  Bacterien  infiltrirt,  und  zwar  geht  diese  Infiltration  unimterbrochen  in  die  W'and  der  Jugular\-ene,  in 
deren  Media  zwischen  schmalen  Bündeln  von  Musculatur  grosse  rundliche  Haufen  von  Bacterien  liegen 
über.  Die  Leukocyteninfiltration  reicht  überall  bis  an  die  unveränderte  Intinia. 

Sowohl  innerhalb  der  Lymphdrüsen,  wie  der  phlegmonösen  Infiltration  ausserordentlich  grosse  Mengen 
grosser,  zu  sehr  langen  Ketten  angeordneter  Coccen,  zwischen  denen  ziemlich  zahlreiche  blassgefärbte 
Pestbacillen  aller  Formen  liegen.  Ausserdem  kleinere  Häufchen  lanzettförmiger  Diplococcen. 

5.  Pestpustel  vom  linken  Vorderarme  (vergl.  Tafel  X,  Fig.  2).  Die  tiefen  .Schichten  des  sub- 
cutanen Binde-  und  Fettgewebes  von  Hämorrhagien  und  bacillenreicher,  etwas  feinfädiger  Ödemflüssigkeit 
durchsetzt.  Die  Bündel  des  collagenen  Bindegewebes  der  mehr  oberflächlichen  Schichten  weit  auseinander- 
gedrängt von  Pestbacillen-  und  Leukocytenifiltration.  Letztere  zeigen  ausserordentlich  reichlichen  KiHMichen- 
zerfall,  besonders  in  der  Umgebung  von  Gefässen,  die  \-on  dem  charakteristischen  Balkenwerk  um- 
geben sind. 

Dasselbe  findet  sich  im  Corium,  dessen  Papillen  ganz  abgeflacht  sind. 

Das  Rete  eigenartig  verändert,  und  zwar  so,  dass  an  der  Peripherie  die  Basalzellenschicht  im  Zusam- 
menhange mit  dem  Corium  ist  imd  sich  im  Stratum  lucidum  zwischen  lang  ausgezogenen,  spindelförmigen 
Epithelzellen,  deren  Kern  zart  blau  gefärbt  ist,  länglich-ovale  Lücken  bilden,  die  vcm  Leukocyten  imd 
lichtbläulichen  Massen  erfüllt  sind. 

Mehr  im  Centrum  ist  das  ganze  Rete  abgehoben,  aber  einzelne  lang  ausgezogene  Epithelstränge,  die 
noch  gleichsam  am  Corium  haften  und  vielfach  in  homogene,  glänzende  Balken  umgewandelt  sind,  sind 
fächerartig  (ähnlich  wie  bei  VarioUi)  angeordnet,   und   es  dringt  das  aus  Bacillen,  blau  gefärbten  Körnchen 


322  H.  Albrccht  und  A.  Glion, 

und  Lcukucyten  bestehende  Exsudat  bis  ans  Stratum  corneum  vor,  ohne  dass  eine  Grenze  gegen  das 
Corium  erhalten  wäre. 

Das  genannte  Exsudat  dringt  auch  zwischen  die  Schweissdrüsen  reichlich  ein,  dieselben  von  einander 
isolirend. 

Überall  enorme  Massen  von  Pestbacillen;  auch  in  den  Lücken  zwischen  den  Epithelzellen,  unter  dem 
Stratum  corneum,  wo  auch  grössere  rundliche,  gut  mit  Methylenblau  gefärbte  Gebilde  liegen,  die,  den  Über- 
gangsbildern entsprechend,  als  Pestbacillen  anzusprechen  sind. 

6.  Schnitte  durch  3  verschiedene,  etwa  bohnengrosse  Drüsen  aus  dem  Jugukim  und  aus 
dem  Mediastinum  zeigen  einen  förmlichen  Ausguss  ihrer  Sinus  durch  Bacterienmassen,  in  denen  relativ 
wenige,  meist  polynucleäre  Leukocyten  oder  rothe  Blutkörperchen  gleichsam  suspendirt  sind.  Das  Gewebe 
des  Mediastinum  von  reichlichem,  fädig  oder  mehr  homogen  geronnenem  Ödem  vollständig  durchsetzt,  oder 
es  finden  sich  grössere  Hämorrhagien.  Das  überziehende  Pleuraepithel  überall  in  Form  einfacher  cubischer 
Zellen  erhalten. 

Die  genannten  Bacterienmassen  bestehen  aus  Pestbacillen  in  allen  Formen.  Andere  Bacterien  nicht  auf- 
findbar. 

7.  Flache,  olivengrosse  L\'mphdrüse  aus  der  linken  Axilla.  Dieselbe  zeigt  sehr  geringgradig 
und  nur  tfcckweise  ausgesprochene  Hyperämie  und  massige  Erweiterung  der  Sinus.  Die  Follikel  sind  sehr 
gross,  die  Kerne  der  Lymphocyten  sehr  dicht  gelagert.  In  einigen  Sinus  kleinere  Blutungen,  zwischen  denen 
man  Bacterienhaufen  erkennt.  Kapsel  unverändert,  die  Gefässe  des  pericapsulären  Bindegewebes  mit  Blut 
gefüllt.  Die  Bacterienhaufen  bestehen  aus  Pestbacillen  von  Stäbchenform;  spärliche  sind  in  den  Blutgefässen 
vorhanden. 

8.  Viel  stärkere  Hyperämie  zeigt  eine  erbsengrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten 
Poplitea.  Die  Follikel  sind  klein,  die  Markstrahlen  sehr  schmal  und  von  den  mit  zahlreichen  sehr  grossen 
Sinuszellen  und  polynucleären  Leukocyten  und  erweiterten  Capillaren  vollgefüllten  Sinus  undeutlich  ab- 
grenzbar. Kapsel  vollständig  unverändert.  Innerhalb  der  Sinus  reichliche  Pestbacillen,  häufig  intracellulär 
gelagert,  weniger  reichliche  innerhalb  der  Blutgefässe. 

9.  Schnitte  durch  ein  kleines  Paquet  mesenterialer  Lymphdrüsen  (aus  4  kleinbohnen- 
grossen  bestehend)  ergeben  denselben  histologischen  Befund  wie  die  vorstehende.  Nur  sind  die  Pest- 
bacillen etwas  spärlicher. 

10.  Pneumonische  Herde  beider  Lungen.  Dieselben  zeigen  in  Allem  das  charakteristische  Bild 
der  Pestpneumonie.  Die  erweiterten  AU'eolen  mit  ungemein  hacillenreichem  Exsudat,  das  aus  in  Zerfall 
begriffenen  poljmucleären  Leukocyten,  vielen  rothen  Blutkörperchen  und  abgestossenen  Alveolarepithelien 
und  aus  nur  sehr  spärlichem  Fibrin  besteht,  erfüllt. 

Die  Capillaren  der  Alveolarsepta  zum  Theile  stark  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt,  zum  Theile  sind  die 
Septa  von  homogenen,  stark  mit  Eosin  gefärbten  Balken  und  Schollen  durchsetzt,  die  von  zahlreichen 
Körnchen  umgeben  sind. 

DasBindegewebe  der  Pleura  von  Blut  und  Ödem  durchsetzt,  sowohl  im  Gewebe  der  Pleura,  wie  derselben 
aufgelagert  ein  aus  ebensolchen  breiten,  glänzenden  und  mit  Eosin  gefärbten  Balken  bestehendes  Exsudat. 
Im  pneumonischen  Exsudat  zahllose  Pestbacillen,  denen  lanzettförmige  Diplococcen  beigemengt  sind. 

1 1.  Endocarditis  an  der  Valvula  mitralis.  Die  der  Klappe  angelagerten  Excrescenzen  bestehen 
aus  breiten  Balken  homogenen  Fibrins,  die  Blut  und  polynucleäre  Leukocyten  einschliessen  und  mit 
schmalem  Stiel  der  Klappenoberfläche  aufgelagert  sind,  ohne  in  dieselbe  hineinzureichen.  Das  fibröse 
Gewebe  der  Klappe  nicht  weiter  verändert,  nur  einzelne  Spalten  von  kleineren  Blutmassen  erfüllt.  Innerhalb 
der  eingeschlossenen  Blutmassen  ganz  vereinzelte  Pestbacillen  nachweisbar. 

12.  Milz.  An  vielen  Stellen  erkennt  man  noch  vollständig  erhaltene,  mit  Blut  vollgefüllte  Pulparäume 
mit  grossen  Epithelzellen  und  sehr  grossen  Kernen;  vielfach  sind  sie  aber  auch  wie  zerrissen,  ihre  Membrana 
propria  wie  gequollen,  homogen  und  von  diffus  ausgetretenen  Blutmassen  umgeben.  Die  Trabekel  breit,  ihr 
Bindegewebe  stellenweise  zu  homogenen  Balken  aufgequollen.  Die  Intima  kleinerer  Arterien  verbreitert,  stark 


Benleupesl.  II.  Pathologisch-aimtoniischcr  Inru/i/.  323 

mit  Eosin  getarhl,  niciit  tileichmässig  homogen,  sondern  meiir  baikig.  Das  l.imun  mancJTer  Gefässe  erfüllt 
\-on  ähnlichen  Balken  oder  Schollen.  Die  Follikel  klein,  sonst  nicht  besonders  verändert,  ['estbacillen 
ziemlich  spärlich,  auch  intracellulär  gelagert,  keine  anderen  Bacterien  auffindbar. 

13.  Die  Capillaren  und  Blutgefässe  der  Nierenpyramiden  mit  Blut  vollgefüllt,  die  der  Rinde 
nur  herdweise.  Die  Epithelien  besonders  in  der  letztgenannten  sehr  gross,  in  unregelmässiger  Weise  ins 
Lumen  \'orragend,  blass  gefärbt,  granulirt  oder  deutliche  Fetttröpfchen  enthaltend.  Die  Kerne  sehr  blass. 
hii  Blute  der  Gefässe  spärliche  Pestbacillen.  h^gendwelche  Herde  oder  Blutungen  sind  auf  den  untersuchten 
Schnitten  nicht  \'orhanden. 

14.  Auch  die  Leberepithelien  zeigen  starke  degenerative  Veränderungen.  Im  Blute  ebenfalls  nur 
wenige  Pestbacillen. 

15.  Magen.  Die  .Schleimhautoberfläche  von  einer  continuirlichen  schmalen  Schichte  von  fädigen  oder 
granulirten  Schleimmassen  bedeckt,  die  sich  bläulich  oder  mehr  röthlich  färben,  und  Leukocyten  oder  nicht 
näher  bestimmbare  Zellen  oder  Kernfragmente  einschliessen.  Auch  mit  Eosin  stark  gefärbte,  unregelmässig 
angeordnete  Balken  und  Schollen  finden  sich  hier. 

Die  meist  polynucleären  Leukocyten  dringen  noch  eine  Strecke  weit  in  die  Schleimhaut  ein,  die  in 
ihrer  oberen  Schichte  von  meist  zusammenhängenden  Blutungen  durchsetzt  ist.  In  der  der  Schleimhaut 
aufgelagerten  Schichte  sehr  reichlich  Bacillen,  von  denen  ein  grosser  Theil  stark  mit  Methylenblau  gefärbte, 
längere  und  meist  auch  ziemlich  schlanke,  auch  zu  Fäden  aneinander  tretende  Bacillen  sind.  Sie  finden  sich 
mehr  in  der  obersten  Schichte.  Ausserdem  sieht  man  zahlreiche  blassgefärbte,  plumpo\ale  Diplobacillen, 
die  auch  in  Zellen  eingeschlossen  sind,  und  rundliche  Formen,  die  nach  Allem  Pestbacillen  entsprechen.  In 
den  ausgetretenen  Blutmassen  nur  spärliche  Pestbacillen  aufzufinden. 

16.  Schnitte  durch  eine  Stelle  des  Jejunum  zeigen  das  Oberflächenepithel  sehr  schön  erhalten. 
In  einigen  Zotten  sieht  man  wenige  rothe  Blutkörperchen  ausgetreten,  zahlreiche  Leukocyten,  und  zwar 
um  Häufchen  N'on  Bacterien  angeordnet,  die  sich  nach  Methylenblau-Färbung  als  typische  Pestbacillen 
erweisen. 

17.  Knochenmark  des  rechten  Femur.  Zahlreich  finden  sich  grosse,  protoplasmareiche,  rundliche 
oder  polygonale  Zellen  mit  einem  grossen,  oft  lappig  abgeschnürten,  sehr  blassen  und  bläschenförmigen  Kern, 
ferner  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  und  eosinophile  und  blutkörperchenhaltige  Zellen.  Sogenannte 
Myeloplaxen  sind  spärlich,  desgleichen  kernhaltige  rothe  Blutkörperchen.  Ziemlich  reichlich  finden  sich  ein- 
kernige kleine  Zellen  mit  rundem,  stark  gefärbten  Kerne.  Die  Capillaren  stark  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt. 
In  denselben  spärliche  Pestbacillen. 

Epikrise. 

Nach  der  zweifellos  von  der  rechten  oberen  Extremität  aus  erfolgten  Infection  kommt  es  zur  Bildung 
eines  Bubo  in  der  rechten  Ellbogenbeuge  und  eines  zweiten  grösseren  in  der  rechten  Axilla.  Es  ist  also 
hier  die  Zwischenstation,  die  uns  die  Lymphdrüse  in  der  rechten  Cubita  vorstellt,  nicht  umgangen  worden, 
und  so  zur  Bildung  von  zwei  primären  Bubonen  gekommen,  die  makroskopisch  und  mikroskopisch  den 
ganz  entsprechenden  Befund  geben. 

In  der  Wand  der  Vena  brachialis  und  axillaris  finden  sich  sehr  reichlich  Hämorrhagien,  spärliche  in 
beiden  Venae  jugulares. 

An  den  Tonsillen  finden  sich  diphteritische  Beläge  und  ülcerationen. 

Nach  dem  makroskopischen  Befunde  sind  erstere  sowohl  als  die  Follikel  in  ihrer  Umgebung  durch 
Pest  inficirt.  Die  schweren  Veränderungen  der  ganzen  linken  Halsseite  sind  nun  auf  eine  .Secundärinfeclion 
zu  beziehen,  die  \on  den  Tonsillargeschwüren  ausgeht  und  durch  den  Streptococcus  pyogenes  und  durch 
den  Diplococcus  pneumoniae  bedingt  ist,  wie  durch  den  hacteriologischen  und  histologischen  Befund 
bewiesen  ist. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.   LX\'I.  Bd.  43 


324  H.  Albrccht  und  A.  Ghoii, 

Diese  secundäre  Infection  ist  in  diesem  Falle  local  geblieben  und  hat  \'or  allem  Anderen  —  zugleich 
mit  dem  Pestbacillus,  der  sich  hier  überall  neben  Streptococcen  findet  —  das  letale  Glottisodem  erzeugt, 
besonders  an  der  linken  T'lica  aryepiglottica. 

Bemerkensvverth  ist  die  durch  den  Pestbacillus  allein  erzeugte,  unzweifelhaft  secundär  oder 
metastatisch  entstandene  Pestpustel  am  linken  Vorderarme.  In  beiden  Lungen  multiple,  peripher  sitzende 
pneumonische  Herde,  die  ihrer  Form  und  ihrem  Sitze  nach  als  metastatisch  bezeichnet  werden  müssen. 
.Auch  in  den  Nieren  finden  sich  metastatische  Herde. 

Ausser  den  am  stärksten  \'eränderten  Lymphdrüsen  der  rechten  Ellbogenbeuge  und  Axilla  zeigen 
folgende  Lymphdrüsengruppen  mehr  oder  weniger  hochgradige  Pestveränderungen:  Die  Lymphdrüsen 
beiderseits  am  Halse  längs  der  Gefässe,  im  Jugulum  und  in  der  linken  Fossa  supraclavicularis,  in  beiden 
Fossae  submaxillares  und  in  beiden  Regiones  parotideae,  in  der  linken  Axilla,  beide  Tonsillen  und  zahlreiche 
Follikel  der  Zunge  und  des  Pharynx,  die  Lymphdrüsen  im  vorderen  Mediastinum,  in  beiden  Inguinal- 
gegenden,  die  retroperitonalen  und  mesenterialen  und  eine  Ljnnphdrüse  der  rechten  Kniekehle. 

Blutungen  finden  sich  im  Periost  des  linken  Scheitelbeines,  in  beiden  Conjunctiven  überall  im  Bereiche 
der  geschwollenen  Halslymphdrüsen,  auch  in  der  Wand  beider  Venae  jugulares,  im  Gewebe  des  vorderen 
Mediastinum,  in  der  Pleura,  dem  Peri-  und  Epicard,  in  den  Nieren  und  in  der  Schleimhaut  des  ganzen 
Verdauungstractes. 

Am  wenigsten  Pestbacillen  sind  sowohl  histologisch  als  auch  bacteriologisch  in  der  Milz  nachzuweisen. 
In  den  Aussaaten  finden  sich  ausser  Pestbacillencolonien  solche  von  Staphylococcus  pyogenes  albus,  die 
auf  den  Schnitten  nicht  nachgewiesen  werden  konnten.  Ebensowenig  sind  die  verrucösen  Excrescenzen 
an  der  Mitralklappe  irgendwelcher  mycotischer  Natur. 


Fall  19/XLIX. 

Gopall  Laximoii, '  40jähriger  Hindu,  Arbeiter,  wurde  am  19.  April  um  9  Uhr  Vormittags,  am  IIL  Krank- 
heitstage, ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  20.  April,  am  IV.  Krankheitstage  um  8  Uhr  45  Minuten 
Vormittags. 

Section  am  selben  Tage,  ungefähr  1  .Stunde  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  150  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau  und  ziemlich  schlechter  Ernährung; 
Todtenstarre  noch  nicht  vorhanden,  Todtenfiecke  nirgends  zu  erkennen. 

Beide  Hornhäute  leicht  trüb,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich,  Conjunctiven  stärker  injicirt,  einige 
kleine,  bis  hanfkorngrosse  Blutungen  zeigend. 

Schleimhaut  der  Lippen  cyanotisch,  Zähne  gut  erhalten. 

Kais  kräftig,  entsprechend  lang,  Thorax  lang,  breit,  gut  gewölbt,  Abdomen  etwas  unter  dem  Niveau  des 
Thorax,  am  Genitale  keine  besondere  Veränderung. 

In  der  Haut  des  Halses,  und  zwar  rechterseits  nahe  der  Mittellinie,  links  gegen  den  Nacken  zu,  beider 
Akromien,  beider  oberer  Extremitäten,  und  zwar  links  vorwiegend  an  der  Streckseite,  rechts  sowohl  an  der 
Streck-  als  Beugeseite,  ferner  in  der  Haut  des  ganzen  Abdomens,  beider  Inguinalgegenden,  des  linken  Ober- 
schenkels und  \'ereinzelt  auch  in  der  des  Rückens  kleinere  hanfl<orngrosse,  seltener  bis  über  linsengrosse, 
schwarzrothe  Blutungen;  die  kleineren  oft  in  Gruppen  stehend,  die  grossen  vereinzelt  und  meist  etwas 
erhaben.  Die  Blutungen  sind  meist  scharf  umschrieben,  nur  vereinzelte  zeigen  eine  etwas  verwaschene 
Grenze. 

Am  Halse,  in  der  linken  .Achselgrube  imd  in  beiden  Inguinalgegenden  keine  auffallenden  Veränderungen 
tastbar. 

In  der  rechten  Achselgrube  die  Haut  verdickt,  schwer  abhebbar,  durch  dieselbe  keine  sicher  bestimm- 
baren Drüsen  tastbar.    Die  Haut  daselbst  in  einem  Bezirke  von  weit  über  Handtellergrösse,  nach  \-orne  fast 


'   Vergl.  Krankengeschichte  II,  ,\.  p.ig.  iV.i. 


Beuleiipest.  IL  Pathologisch-anatonüsclicr  Bericht.  325 

7.ur  Mamilla.  nach  unten  bis  ziii'  Mitte  des  Thi>ra\  dunkelschwarzroth  gefärbt.    Die  Ränder   dieses  Bezirkes 
erscheinen  nicht  schart"  abgegrenzt,  sondern  unregelmässig  und  verwischt. 

Die  weichen  Schädeldecken  ziemlich  blutreich,  fettarm,  von  einzelnen  Hämorrhagien  durchsetzt. 
Das  Schädeldach  länglich-oval,  beträgt  im  Längsdurchmesser  18  cm,  im  queren  12  cm  und  in  der  Peri- 
pherie   50   cm,   ist    nicht   vollkommen    symmetrisch,    indem    das    rechte    Hinterhauptbein    etwas    stärker 
prominirt. 

Tabula  interna  glatt  und  glänzend,  das  Periost  an  der  Aussenseite  über  dem  rechten  Scheitel-  und 
Hinterhauptbein  von  einzelnen  bis  fast  bohnengrossen,  unregelmässigen  Blutungen  durchsetzt.  Schädel- 
knochen bis  8  mm  dick,  seine  Diploe  überall  erhalten,  ebenso  die  Nähte. 

Dura  mater  gut  gespannt,  an  der  Aussentläche  glatt,  glänzend,  an  der  Innentläche,  und  zwar  im  rechten 
Antheile,  zeigt  sie  eine  grössere  Gruppe  kleinster,  bis  kaum  stecknadelkopfgrosser,  hellrother  Blutungen. 
Im  oberen  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  geronnenen  Blutes. 

Die  inneren  Hirnhäute  zart,  glatt,  ziemlich  blutreich.  Die  Gefässe  an  der  Gehirnbasis  enge  und  zart- 
wandig.  Rinde  gleichmässig  breit,  grauröthlich,  Marksubstanz  ziemlich  fest,  von  reichlichen  Blutpunkten 
durchsetzt.  Ventrikel  leer,  enge,  ihr  Ependym  glatt,  glänzend. 

Stammganglien  ohne  pathologische  Veränderungen.    Ebenso  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  oberen  Rande  der  fünften  Rippe. 

Im  Bindegewebe  beider  Musculi  recti  abdominis  grössere,  fri.sche  Blutaustritte. 

Das  Bindegewebe  der  rechten  vorderen  Brustwand  theils  gelblich,  sulzig  erzitternd  oder  hämorrhagisch 
infiltrirt. 

Das  Bindegewebe  am  Halse  beiderseits  in  der  Umgebung  der  Gefässe  reichlich  von  grösseren,  schwarz- 
rothen  Blutungen  durchsetzt. 

Die  Lymphdrüsen  daselbst  nicht  besonders  vergrössert,  linsen-  bis  bohnengross,  ziemlich  derb,  röthlich, 
auf  dem  Durchschnitte  saftreich,  oft  kleinere  Blutungen  zeigend,  in  beiden  Submaxillargegenden  in  sulziges 
oder  vollständig  hämoi-rhagisch  infiltrirtes  Bindegewebe  eingescheidet. 

Beide  Carotiden,  namentlich  aber  die  rechte,  vollständig  in  hämorrhagisch  infiltrirtes,  dunkelschwarzroth 
aussehendes  Bindegewebe  eingehüllt,  die  Gefässwand  selbst  jedoch  ohne  Veränderungen. 

Die  Schilddrüse  klein,  gekörnt,  coUoid,  braunroth. 

Zunge  mit  dickem,  gelblichen  Belage  bedeckt;  am  Zungengrunde  und  in  der  Pharyn.xwand  die  Follikel 
prominent,  \'on  Blutungen  durchsetzt,  in  ihrer  Umgebung  das  suhmucöse  Bindegewebe  oft  in  breiter  .Aus- 
dehnung von  schwarzrothen  Blutungen  durchsetzt. 

Linke  Tonsille  prominent,  von  kleineren  und  grösseren  Blutungen  durchsetzt,  rechte  Tonsille  noch 
stärker  vortretend,  an  ihrer  Kuppe  einen  etwa  linsengrossen  obertlächlichen  Substanzverlust  zeigend,  dessen 
Grund  dunkelschwarzroth  gefärbt  ist;  am  Durchschnitte  ist  das  Drüsengewebe  dunkel  schwarzroth,  das 
Bindegewebe  der  Umgebung  im  Umkreise  \-on  circa  1  cm  \-on  Blutungen  durchsetzt. 

Auch  das  submucöse  Bindegewebe  des  Pharynx  und  des  linken  Sinus  piriformis  enthält  eine  circa 
3  cm  lange,  1  cm  breite,  unregelmässig  begrenzte  Blutung. 

Schleimhaut  des  Larynx  etwas  blutreicher,  die  des  oberen  Theiles  der  Trachea  von  distinct  stehenden, 
kleinsten  bis  hanfkorngrossen,  frischen,  scharf  begrenzten  Blutungen  übersäet. 

Das  Bindegewebe  des  vorderen  Mediastinum  gelblich,  sulzig  erzitternd,  die  Lymphdrüsen  desselben 
kaum  vergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  ist  ihr  Rindenantheil  jedoch  succulent,  stärker  geröthet,  das  sie 
umgebende  Bindegewebe  spärlich  von  kleinen,  rothen  Blutungen  durchsetzt. 

Linke  Lunge  fast  vollständig  durch  zartere  Bindegewebsmembranen  adhärent,  die  reichlich  \un  gelb- 
licher Ödemflüssigkeit  durchtränkt  sind.  Pleuraüberzug  an  dieser  Stelle  verdickt,  sulzig,  reichlich  von 
Blutungen  durchsetzt.  Lunge  allenthalben  lufthaltig,  stärker  blutreich,  auf  ihrer  Schnittfläche  reichlich 
röthliche,  schaumige  Flüssigkeit  herx'orquellend. 

Bronchien  erfüllt  von  demselben  schaumigen  Secret. 

Ductus  thoracius  zart,  enge. 

4.5* 


326  H.  Albrecht  und  A.  Choii, 

Rechte  Lunge  ebenfalls  durch  älmlich  aussehende  (idematöse,  von  I^luUingcn  durchsetzte  .Membranen 
adhiirent.    Sonst  zeigt  die  rechte  Lunge  dasselbe  Verhalten  wie  die  linke. 

Die  Schleimhaut  des  Oesophagus  blulai'm.  Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifureation  stark  anlhracotisch, 
weiter  nicht  verändert. 

Herzbeutel  zart,  geringe  Mengen  klarer  Flüssigkeit  enthaltend,  an  seiner  hmennäche,  namentlich  der 
des  linken  Ventrikels  entsprechend,  eine  grössere  Gruppe  kleinster,  punktfiirmiger  Hämorrhagien. 

Herz  nicht  vergrössert,  am  Epicard  beider  Ventrikel  und  des  linken  Vorhot'es  bis  über  hantl<orngrosse, 
dunkelrothe  Blutungen. 

Klappenapparate  zart  und  schlusstahig.    Myocard  gelblich  verfärbt,  bilichiger. 

Leber  grösser,  ihre  Ränder  plumper,  ihr  Kapselüberzug  zart,  ihre  Oberfläche  glatt  und  glänzend;  im 
Ligamentum  Suspensorium  zahlreiche  Blutungen,  auch  subcapsuläre  im  rechten  Leberlappen,  theils  einzeln 
stehend,  theils  confluirend.  Leber  auf  dem  Durchschnitte  fast  gleichmässig  gelblich-braun,  ihre  acinöse 
Structur  verwischt,  ihr  Parenchym  brüchig,  ziemlich  blutreich. 

Gallenblase  gefüllt  von  dicker,  schleimiger  Galle,  ihre  Wand  allenthalben  von  Blutungen  durchsetzt,  so 
reichlich,  dass  nur  an  x'ereinzelten  Stellen  dieselbe  noch  normal  erscheint. 

Milz  17  cm  lang,  12  cm  breit,  6  cm  hoch,  plump,  ihre  Kapsel  leicht  verdickt,  ihre  Pulpa  dunkelblauroth, 
vorquellend,  wie  feinst  chagrinirt;  Follikel  sichtbar,  allenthalben  fast  gleichmässig  von  einem  dunkelrothen 
Hof  umgeben. 

Beide  Nebennieren  ziemlich  fettreich,  das  sie  umgebende  Bindegewebe  reichlich  von  grösseren  und 
kleineren  Blutungen  intiltrirt. 

Beide  Nieren  grösser,  ebenfalls  in  Bindegewebe,  das  reichlich  \on  Blutungen  durchsetzt  ist,  ein- 
gescheidet.  Ihre  fibröse  Kapsel  sehr  reichlich  von  grösseren,  scharf  be,grenzten,  jedoch  unregelmässig 
gestalteten  und  zum  Theile  confluirenden,  dunkelschwarzrothen  Blutungen  durchsetzt,  welche  fast  durch- 
wegs ein  rundliches,  hirsekorngrosses,  gelbliches  Centrum  besitzen,  ziemlich  leicht  ablösbar.  Nierenoberfläche 
glatt,  nur  vereinzelte,  kleinste,  punktförmige  Blutungen  zeigend;  Rinde  etwas  breiter,  gelbbraun,  von  \^er- 
einzelten  kleineren  Blutungen  durchsetzt,  Glomeruli  als  roth  gefärbte,  kleinste  Pünktchen  vorspringend. 
Auch  die  Pyramiden  stärker  geröthet  und  stellenweise  von  einzelnen  kleinen  Blutungen  durchsetzt.  Die 
Nierenkelche  und  das  Becken  sind  wie  ausgegossen  mit  dunkelschwarzrothem  Blute;  ihre  Wandung  durch- 
setzt von  zusammenhängenden  schwarzrothen  Blutungen,  welche  noch  \-ielfach  von  einem  zarten  Gewebs- 
häutchen  überzogen  sind,  das  allenthalben  durch  dieselben  durchbrochen  ist  (vergl.  Tafel  VIII,  Fig.  1  und  2). 

Schleimhaut  der  Ureteren  blutarm,  ohne  Veränderungen. 

Harnblase  gefüllt  mit  blutigem  Harn,  in  ihrer  Wandung  vereinzelte  hanfkorngrosse  ßlutaustritte. 

Das  retroperitoneale  Bindegewebe,  namentlich  in  der  Gegend  der  Leber  und  der  Milz,  von  kleineren 
und  grösseren  Blutungen  durchsetzt.  Ebenso  auch  das  Fettgewebe  des  Mesenterium,  namentlich  am  An- 
sätze des  Colon  transversum  und  das  Fettgewebe  im  kleinen  Netze  an  der  Pylorusgegend. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  und  die  an  der  grossen  Magencurvatur  geschwollen,  circa  bohnengross, 
auf  ihrem  Durchschnitte  succulent,  ziemlich  reichlich  röthlichen  Saft  heim  Abstreifen  gebend,  von  einzelnen 
kleinsten  Blutungen  durchsetzt. 

Pankreas  in  seinem  Kopfantheile  in  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirtes  Bindegewebe  eingescheidet, 
das  dieselbe  Veränderung  auch  zwischen  den  Läppchen  des  Kopfantheiles  zeigt. 

Magen  stark  erweitert,  von  reichlichen  grauen,  dickflüssigen  Massen  erfüllt.  Seine  Schleimhaut  verdickt, 
am  P'undus  Etat  mamellonne  zeigend,  etwas  gefaltet,  ziemlich  gleichmässig  von  kleinsten  bis  fast  linsen- 
grossen,  hellroth  gefärbten  Blutungen  durchsetzt;  am  Fundus  confluiren  diese  Blutungen  zu  einem  beinahe 
15  cm  langen,  1  cm  breiten  Streifen,  in  dessen  Mitte  die  Schleimhaut  nekrotisch,  graugelb  erscheint.  Auch 
bei  einzelnen  distinct  stehenden  Blutungen  ist  das  Centrum  derselben  grau  verfärbt. 

Das  Duodenum  enthält  gallig  gefärbte,  breiige  Chymusmassen,  seine  Schleimhaut  zeigt  vereinzelte 
kleine  Blutaustritte.  Im  Jejunum  und  Ileum  lichtgelb  gefärbte,  breiige  Massen,  Schleimhaut  gelockert,  über- 
säet von  stecknadelkopfgrossen  Blutungen. 


Beulenpest.  II.  Pathologisch- anatomischer  Bericht.  327 

Der  Dickdarm  enthält  reichliche  gelbliche,  breiige  Fäces,  seine  SchleimJiaut  geiocivert  und  allent- 
halben gleichmässig,  am  stärksten  im  Coecum  und  Colon  ascendens,  von  bis  hanl'korngrossen,  Irischen 
Blutungen  durchsetzt. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Inguinalgegenden,  sowohl  die  obertlächlichen  als  auch  die  tiefen,  nicht 
vergrössert,  derb,  auf  dem  Durchschnitte  gleichmässig  gelblichweis,  sehr  wenig  Saft  gebend. 

Die  Wandung  der  rechten  Vena  femoralis  von  grösseren,  distinct  stehenden  Blutungen  durchsetzt. 

In  der  rechten  Axilla  die  Lymphdrüsen  vergrössert,  bis  fast  wallnussgross,  sehr  weich,  röthlich-gelblich 
gesprenkelt,  von  Hämorrhagien  durchsetzt,  untereinander  durch  ödematöses  oder  schwarzroth  hämorrha- 
gisches Bindegewebe  vereinigt,  aber  noch  abgrenzbar.  das  Bindegewebe  ihrer  Umgebung  in  den  eingangs 
erwähnten  Grenzen  und  bis  in  die  Ellbogengegend  entlang  der  Gefässe  ebenfalls  ödematös  oder  schwarz- 
roth infiltrirt.  Die  Wandung  der  Vena  axillaris  und  subclavia  ebenfalls  gleichmässig  von  schwarzrothen 
Blutmassen  infiltrirt. 

Von  der  Lymphdrüsengruppe  der  linken  Axilla  nur  eine  plumper,  circa  bohnengross,  saftreicher  und 
stärker  injicirt,  die  anderen  erscheinen  makroskopisch  nicht  verändert. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  rechten  Cubita  nicht  besonders  verändert. 


Die  am  19.  April  vorgenommene  bacteriologische  Blutuntersuchung  ergab  massig 
reichliche  Reinculturen  von  Pestcolonien. 

Das  gleichfalls  am  19.  .April  mikroskopisch  untersuchte  .Sputum  zeigt  ein  reichliches 
Bacteriengemenge  von  Coccen  und  Bacillen  verschiedener  Form  und  Grösse,  sowie  Hefe- 
zellen; ausserdem  aber  auch  —  und  zwar  wenig  reichlich  —  Bacillen,  die  in  Allem  mit 
Pestbacillen  identisch  sind. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  der  hämorrhagischen  Ödemflüssigkeit  der  rechten  Achselhöhle  finden  sich  mikro- 
skopisch reichlich  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  DiplobaciUen,  meist  als  gut  und  bipolar  gefärbte,  ovale  oder 
längliche  Formen. 

2.  Eine  Lymphdrüse  der  linken  Submaxillargegend  zeigt  mikroskopisch  reichlich  Pestbacillen, 
vorwiegend  gut  und  bipolar  gefärbt,  als  ovale,  extracellulär  gelegene  Formen;  spärlicher  finden  sich  Diplo- 
coccen  in  schönen  Lanzettformen,  fast  alle  \'on  gieichmässigen,  jedoch  ungefärbten  Höfen  umgeben. 

3.  Deckglaspräparate  aus  der  rechten  Tonsille  zeigen  ein  reichliches  Bacteriengemenge, 
bestehend  aus  vorwiegend  kleineren  länglichen  Coccen,  in  Paaren  oder  zu  Gruppen  angeordnet,  spärlicheren 
Kettencoccen  vom  Typus  des  Streptococcus  pyogenes  und  dünneren,  längeren  Bacillen,  sowie  typischen 
Pestbacillen  in  massig  reichlicher  Menge. 

4.  In  einer  Hautblutung  der  linken  Schulter  finden  sich  mikroskopisch  ziemlich  viele  Pest- 
bacillen, meist  in  typischer  Form,  einzeln  oder  als  DiplobaciUen,  vereinzelt  auch  in  kurzen  Fäden  und 
spärlich  Diplococcen. 

5.  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

6.  In  Deckglaspräparaten  der  Milz  finden  sich  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  DiplobaciUen, 
vereinzelt  auch  in  kurzen,  ungegliederten  Fäden.  Die  Bacillen  erscheinen  vorwiegend  gut  und  bipolar 
gefärbt,  spärlicher  als  blassgefärbte,  rundliche  oder  länglich  ovale  Formen.  Coccen  sind  nicht  mit  Sicherheit 
nachzuweisen. 

Die  Aussaaten  zeigen  überwiegend  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae,  spärlicher  solche  des  Pest- 
bacillus. 

7.  Die  Aussaaten  aus  dem  Harn  enthalten  reichlich  und  ausschliesslich  Colonien  des  Pcst- 
bacillus. 


328  H.  Albrecht  niid  A.  Ghoii, 

S.  In  Deckglaspräparaton  einer  mesenterialen  l.y  in  piidrüse  finden  sieh  ziemlicli  reichlieh 
Pestbaeillen,  meist  gut  und  bipolar  gefärbt,  oval  oder  länglieh  geformt,  ziemlich  zahlreich  in  grossen  Zellen 
(Sinuszellen)  gelagert.  Coccen  sind  in  den  Präparaten  nicht  mit  Sicherheit  nachzuweisen. 

9.  In  einer  wenig  veränderten  Lymphdrüse  der  rechten  Inguinalgegend  zeigen  sich  mikro- 
skopisch Pestbaeillen  in  mäs.sig  reichlicher  Menge,  meist  einzeln  liegend  und  von  typischem  Aussehen, 
.spärlicher  Diplococcen  von  Lanzettform. 

10.  In  einer  Lymphdrüse  aus  dem  primären  Bubo  der  rechten  .-Kch sei  h() hie  linden  sich 
reichlich  Pestbaeillen,  vorwiegend  einzeln  gelegen,  theils  in  ovalen  oder  länglichen,  gut  und  bipolar  gefärbten 
Formen,  theils  als  rundliche,  blassgefärbte  Gebilde  oder  Kingformen.  Sehr  spärlich  lassen  sich  in  den 
Präparaten  Diplococcen  nachweisen,  die  sich  im  Gegensatze  zu  den  Pestbaeillen  nach  Gram  überall 
dunkelblau  färben, 


Histologischer  Befund. 

1.  T^rimärer  Bubo  aus  der  rechten  Axilla.  Das  subcutane  Fett-  und  Bindegewebe  um  die  a.xillai'cn 
Drüsen  bis  in  das  Corium  ziemlich  gleichmässig-  hämorrhagisch  infiltrirt,  die  auseinander  geworfenen 
Bindegewebsbündel  aufgequollen,  oder  es  finden  sich  grosse  Haufen  oder  Schwärme  von  Bacterien  oder 
polynucleären  Leukocyten. 

Im  Bereiche  der  Drüsenkapsel  nehmen  die  grossen  Rasen  der  Bacterien  noch  mehr  an  Ausdehnung  zu, 
hauptsächlich  um  erweiterte  und  ebenfalls  von  Bacterien  und  polynucleären  Leukocyten  erfüllte  Lymph- 
gefässe.  Die  Kapsel  nirgends  erhalten,  ebenfalls  nichts  vom  adenoiden  Gewebe  der  auf  den  Schnitt  gefallenen 
Lymphdrüse,  die  vollständig  von  bläulichroth  gefärbten  Bacterien  infiltrirt  ist.  In  den  Capillaren  und  Blut- 
gefässen Netze  von  homogenen,  balkigen  Massen,  die  häufig  auch  das  Lumen  derselben  umgeben. 

Die  Bacterienhaufen  entsprechen  auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  geradezu  colossalen  Massen 
von  Pestbaeillen,  die  entweder  in  grossen  Rasen  oder  zu  kleineren  Häufchen  bei  einander  liegen.  Ebenfalls 
zu  kleinen  Gruppen  angeordnet  finden  sich  Diplococcen  mit  Lanzettform. 

-.  LymphfoUikel  der  Pharynxwand.  Dieselben  sind,  ebenso  wie  die  umgebenden  .Schleimdrüsen, 
\-on  Blutmassen,  die  Havifen  \-on  Bacterien  enthalten,  vollständig  eingehüllt.  Diese  Blutungen  reichen 
\'ielfach  in  die  Musculatur  hinein  und  setzen  sich  beiderseits  ins  subcutane  Bindegewebe  des  Pharynx  fort; 
sie  durchbrechen  aber  auch  an  vielen  Stellen  die  Bindegewebshülle  der  Follikel  und  durchsetzen  dieselben  so 
vollständig,  dass  nur  wenig  adenoides  Gewebe  in  dieser  hämorrhagischen  Infiltration  erhalten  ist.  .Auch  gegen 
die  Oberfläche  zu  dringen  sie  bis  ans  Epithel  vor,  das  sie  an  einigen  .Stellen  durchbrechen  und  abheben. 
Besonders  in  den  Epitheleinsenkungen  zwischen  den  Follikeln  ist  das  Epithel  verloren  gegangen  und  das 
hämorrhagisch  inliltrirte  Gewebe  von  grossen  Bacterienhaufen  bedeckt.  Vielfacli  sieht  man  die  typischen, 
durch  homogene  Balken  und  Schollen  verstopften  Capillaren. 

Die  oberflächlich  liegenden  Bacterienhaufen  bestehen  vorwiegend  aus  lanzettförmigen  Diplococcen  in 
Staunenswerther  Menge,  denen  spärliche  lange,  dicke  Fäden  beigemengt  sind.  .Sie  dringen  überall  in  das 
hämorrhagisch  infiltrirte  Gewebe  in  grossen  Massen  ein.  In  den  tieferen  .Schichten  sieht  man  \-or\viegend 
typische  Pestbaeillen  ebenfalls  in  sehr  grossen  Mengen,  die  sich  neben  Diplocciccen  auch  in  dem  aus- 
getretenen Blute  finden. 

3.  Kleine  (bohnengrosse)  Lymphdrüsen  aus  der  linken  Fossa  submaxiUaris.  Im  umgebenden 
Gewebe  einige  kleinere  Blutaustritte  und  weite,  mit  homogen  geronnenem  Serum  erfüllte  Lymphgefässe. 
Die  .Sinus,  in  gewöhnlicher  Weise  erweitert,  enthalten  \-iele  polynucFeäre  Leukocyten  und  rothe  Blut- 
körperchen und  die  stark  angeschwollenen  Sinuszellen.  Ausserdem  sieht  man  sehr  grosse,  Kiesenzellen- 
ähnliche  Zellen,  die  gewöhnlich  einen  ovalen  oder  gelappten,  sehr  blass  gefärbten  Kern  besitzen  (Sinus- 
zellen) und  2,  'S  oder  4  kleine  unregelmässig  geformte  Kerne,  deren  zugehöriger  Zellleib  manchmal  noch 
ganz  undeutlich  abgrenzbar  ist,  einschliessen. 


Benleiipesf.  11.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  329 

Nach  Methylenblau  -  Färbun.u  zahllose  Pesthacillen  \-on  ausschliesslich  Diplobacillenform,  häufig 
intracellulär  auch  innerhalb  der  eben  beschriebenen  Zellen  gelagert,  nachweisbar.  Weniger  reichlich  Diplo- 
coccen. 

4.  Ganz  denselben  Befund  ergeben  Sehn  itte  durch  zwei  verschiedene,  ebenfalls  klein- 
bohnengrosse  Lymphdrüsen  von  der  Gegend  der  grossen  Magencurvatur.  Nur  ist  hier  die 
Erweiterung  der  Capillaren  in  den  Sinus  ganz  besonders  hochgradig.  In  denselben  und  in  den  Sinus  sehr 
zahlreiche  Pestbacillen  und  sehr  spärlich  Diplococcen. 

5.  Schnitte  durch  das  Pankreas  zeigen  das  die  Läppchen  und  die  Ausführungsgänge  einhüllende 
Bindegewebe  auf  weite  Strecken  gleichmässig  hämorrhagisch  infiltrirt,  nirgends  ist  das  Drüsengewehe 
durchbrochen.    In  diesen  Blutungen  und  im  Blute  der  Gefässe  sehr  zahlreiche  Pestbacillen. 

6.  Milz.  Dieselbe  ist  blutreich  und  fast  überall  von  Blut  infiltrirt.  Auffallend  ist  der  Reichthum  an  poly- 
nucleären  Leukocyten.  Die  kleineren  Arterien  sehen  dickwandig  aus,  indem  sich  nach  aussen  von  dem 
erhaltenen  Endothel,  dessen  Kerne  blass  und  gross  sind,  homogene,  stark  und  glänzend  mit  Eosin  gefärbte 
Balken  finden,  entweder  unregelmässig  oder  ringförmig  angeordnet.  An  anderen  sieht  man  das  Balkenwerk 
im  Lumen  der  Gefässe  dem  Endothel  angelagert,  oder  ersteres  ganz  verstopfend.  Auch  das  adventitielle 
Gewebe  grösserer  Gefässe  gequollen,  glänzend  homogen,  halkig,  kernlos.  Auch  an  vielen  Trabekeln  sieht 
man  eine  ähnliche  Veränderung. 

Viele  Capillaren  sind  ganz  ausgegossen  von  solchen  balkig-scholligen  Pfropfen,  und  man  kann  deutlich 
erkennen,  dass  die  vorhandenen  zahlreichen  kleinsten  Herde  jener  Form,  die  im  Vorstehenden  wiederholt 
beschrieben  ist,  gleichsam  einem  Ende  eines  solchen  nekrotisierten,  am  Längsschnitte  getroffenen  Capillar- 
rohres  entsprechen  (vergl.  Tafel  XI,  Fig.  3).  Die  Follikel  sehr  klein.  Die  Schnitte  gleichmässig  von  enormen 
Massen  auch  intracellulär  gelagerter  Pestbacillen  überschwemmt,  stellenweise  kleine  Haufen  von  Diplo- 
coccen mit  Lanzettform. 

7.  Die  Querstreifung  des  Herzmuskels  äusserst  undeutlich,  die  Kerne  sehr  blass,  .stellenwei.se 
Fragmentatio  cordis.  Im  Fettgewebe  des  Epicards  kleine,  unregelmässig  geformte  Blutaustritte.  In  denselben 
und  in  den  erweiterten  Gelassen  sehr  reichliche  Pestbacillen  nachweisbar. 

8.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  blutig  suffundirten  Gallenblase  zeigt,  dass  die 
ausgetretenen  Blutmassen  sich  vorwiegend  im  subserösen  Bindegewebe  ausbreiten,  dasselbe  in  breiter 
Schichte  durch.setzen.  .Sie  dringen  nur  wenig  zwischen  die  Musculatur  ein,  und  die  Serosa  ist  nirgends 
durchbrochen.    In  der  Blutung  reichlich  Pestbacillen,  sehr  spärlich  Diplococcen. 

9.  Die  Blutungen  an  der  Leberoberfläche  sind  ebenfalls  subserös,  im  Gewebe  der  Glisson' sehen 
Kapsel,  und  ergeben  denselben  Bacillenbefund  wie  8.  Sie  sind  immer  ungemein  reich  an  polynucleären 
Leukocyten. 

10.  Schnitte  durch  eine  Hautblutung  vom  linken  Oberarme  zeigen,  dass  dieselbe  die  ober- 
flächlichen .Schichten  des  subcutanen  Fettgewebes,  die  Schichte  des  coUagenen  Bindegewebes  und  das 
Corium  bis  unter  das  Epithel  durchsetzt  und  sehr  reich  an  polynucleären  Leukocyten  und  Bacterienhaufen 
i.st.  Die  Bündel  des  Bindegewebes  verbreitert,  wie  aufgequollen,  ganz  homogen  und  kernlos.  Überall  sehr 
reichlich  Pestbacillen  und  spärlich  Diplococcen  nachweisbar. 

IL  Niere.  Die  äusseren  Schichten  der  Bindegewebskapsel  derselben  von  reichlichen  Blutungen,  die 
grosse  Anhäufungen  von  polynucleären  Leukocyten  und  Bacterien  zwischen  roth  gefärbten  Fibrinbalken 
und  -Fäden  in  ihren  centralen  Antheilen  enthalten,  durchsetzt.  Diese  Blutungen  sind  nur  auf  die 
Kapsel  beschränkt,  brechen  nirgends  in  die  Rinde  ein,  von  welcher  sie  durch  einen  sehr  schmalen 
Bindegewebsstreifen  getrennt  sind. 

Das  Epithel,  besonders  der  Tubuli  contorti  der  Rinde,  in  gewöhnlicher  hochgradiger  Weise  degenerirt, 
in  den  einzelnen  Zellen  und  auch  frei  im  Lumen  der  Harnkanälchen  verschieden  grosse,  mit  Eosin  gefärbte 
Kugeln  in  Haufen  bei  einander  liegend.  Die  Glomeruli  ganz  verschieden  gross,  zum  Theile  sehr  blutreich, 
füllen  die  Kapsel  ganz  aus,  zum  Theile  sind  die  einzelnen  Gefässschlingen  von  homogenen  Balken, 
dicken  Fäden  oder  Schollen  ganz  oder  zum  Theile  erfüllt.  Die  Endothelzellkerne   meist  erhalten.   Derartige 


330  H.  Albreclü  iiud  A.  Glioii, 

gerinselähnliclie  Massen    finden    sich  auch  in  anderen  Capillaren  als  in  den  <  ildmeriili.    Die  Niere  überhaupt 
stark  hyperämisch. 

Das  Fettgewehe  des  Nierenbeci<ens  und  das  Bindegewebe  desselben  von  reichlichen  zusammen- 
hängenden Blutmassen  infiltrirt,  die  an  einigen  Stellen  das  sonst  erhaltene  Epithel  desselben  durchbrechen. 
Auch  in  diesen  grosse  Haufen  von  polynucleären  Leukocyten  und  Bacterien.  Auch  an  einigen  Stellen  an 
der  Grenze  zwischen  Rinden-  und  Markschichte  kleinere,  unregelmässig  zwischen  die  Harnkanälchen  ein- 
dringende Blutungen.  Den  genannten  Bacterienmassen  entsprechen  enorm  reichliche  Pestbacilien  von 
durchwegs  Diplohacillenform  neben  sehr  spärlichen  Diplococcen. 

Epikrise. 

Auch  im  vorliegenden  Falle  handelt  es  sich  um  Misch-  oder  Secundärinfection,  die  von  den 
ulcerirten  Follikeln  oder  Tonsillen  der  Rachenhöhle  ausgeht.  In  denselben  finden  sich  makro-  und 
mikroskopisch  die  typischen  Pestx'eränderungen  und  grosse  Mengen  \-on  Pestbacilien ,  und  \'on  der 
ulcerirten  Oberfläche  dringen  in  grossen  Massen  lanzettförmige  Diplococcen  (Diplococcus  pneumo- 
niae) ins  Gewebe  ein,  die  sich  in  Gesellschaft  zahlreicher  Pestbacilien  im  Blute  aller  untersuchten  Organe 
finden.    Ein  primärer  Bubo  findet  sich  in  gewöhnlicher  Weise  ausgebildet  in  der  rechten  Axilla. 

Geringe  Schwellung  und  Hyperämie  zeigen  die  Lymphdrüsen  des  Halses  beiderseits  längs  der  grossen 
Gefässe,  in  den  .Submaxillargruben  und  im  vorderen  Mediastinum,  etwas  hochgradigere  die  Lymphdrüsen 
der  linken  Axilla,  des  Mesenterium,  besonders  an  der  grossen  Magencurxatur,  die  retroperitonealen  und 
endlich  die  Tonsillen  und  Follikel  des  Zungengrundes  und  des  Pharynx. 

Ferner  zeichnet  sich  vorstehender  Fall  durch  den  exquisit  hämorrhagischen  Charakter  aus.  Vor 
Allem  finden  sich  zahllose  Blutungen  in  der  Haut  der  Extremitäten,  des  Thorax  und  Abdomen,  auch  in  beiden 
Conjunctiven,  in  den  weichen  Schädeldecken,  im  Periost  des  rechten  Scheitel-  und  Hinterhauptbeines,  in  der 
Dura  mater,  im  Musculus  rectus  abdominis,  im  Bindegewebe  des  Halses,  hauptsächlich  in  der  .Submucosa 
und  Mucosa  des  Pharynx  und  Larynx,  in  der  Pleura,  dem  Peri-  und  Epicard,  im  Ligamentum  Suspensorium 
hepatis,  in  der  Leberkapsel  und  der  Gallenblasenwand,  in  der  Fett-  und  Bindegewebskapsel  der  Neben- 
nieren und  Nieren,  im  Pankreas  und  in  der  Rinde  der  Nieren,  endlich  in  der  .Schleimhaut  der  Nierenbecken, 
der  Harnblase,  des  Magens  und  des  ganzen  Darmtractes  und  auffallenderweise  in  der  Wand  der  rechten 
Vena  femoralis. 

In  allen  untersuchten  Organen  finden  sich  sowohl  histologisch  als  am  Deckglaspräparate  und  culturell 
sehr  grosse  Mengen  von  Pestbacilien  und  wechselnde  Mengen  von  Lanzettcoccen.  In  der  Milz  überwiegen 
histologisch  und  im  Deckglaspräparate  bedeutend  an  Zahl  die  Pestbacilien,  culturell  zeigt  sich  das  umge- 
kehrte Verhältniss.  Im  Blute  der  Gefässe  und  in  jeder  Blutung  reichlich  Pestbacilien.  Im  Harne 
fand  sich   culturell  ausschliesslich  der  Pestbacillus. 


C.  Fälle  mit  primärem  inguinalen  Bubo. 

Fall  20/11. 

Laximon  Govmt,  14  Jahre  alter  Hindu,  Diener.  Ins  Spital  aufgenommen  am  28.  Februar  um  1  L'hr 
15  Minuten  Nachmittags,  am  IL  Krankheitstage,  gestorben  am  2.  März,  am  I\'.  Krankheitstage  um  8  Uhr 
45  Minuten  Vormittags.  Die  Section  wurde  am  selben  Tage  um  10  L'hr  Vormittags  begonnen,  ungefähr 
1  '/a  Stunden  post  mortem. 

Laximon  Govint  wurde  am  28.  F'ebruar  um  11  Uhr  30  Minuten  Nachts  von  Haffkine  injicirt  (ob  mit 
einem  Serum  oder  mit  abgetödteten  Culturen,  war  nicht  zu  ermitteln). 

Männliches  Cadaver,  134  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  schlecht  entwickelter  Musculatur,  ziemlich 
schlecht  genährt,  Todtenstarre  noch  kaum  angedeutet,  Todtenflecke  nicht  sichtbar,  keine  Fäulniss- 
erscheinungen. 


Beulenpest.  IL  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  331 

Hornhiiutc  leicht  getrübt,  Pupillen  mittehveit,  beiderseits  gleich;  Conjunctiven  und  Mundschleimhaut 
fast  blutleer.  Lippenschleimhaut  eingetrocknet,  Hals  schlank.  Entsprechend  dem  linken  Unterkieferwinkel 
eine  circa  taubeneigrosse,  allseitig  gegen  die  Umgebung  nicht  scharf  abgegrenzte  prominente  Geschwulst 
von  beträchtlicher  Härte.  Die  Haut  über  derselben  und  in  ihrer  Umgebung  wie  verdickt,  steif,  lässt  sich 
schwer  in  Falten  legen.  Thorax  entsprechend  lang  und  breit,  symmetrisch  und  in  seiner  unteren  Apertur 
etwas  ausgedehnt,  Abdomen  metcoristisch  gebläht,  etwas  über  dem  Niveau  des  Thorax. 

Beiderseits,  entsprechend  der  Fossa  ileo-pectinea,  erscheint  die  Haut  durch  Tumoren  flach  vorgewölbt, 
welche  sich  grobknollig  anfühlen,  ziemlich  hart  sind,  sich  \-on  der  Umgebung  nicht  ganz  scharf  abgrenzen 
lassen,  indem  die  Haut  dieser  Gegend  stark  gespannt  und  wie  hart  infiltrirt  erscheint.  Diese  eigenthümlichc 
harte  Infiltration  scheint  sich  bei  der  Palpation  beiderseits  in  die  Tiefe  gegen  die  grossen  Schenkelgefässe 
fortzusetzen.  Auch  über  dem  linken  Poupart'schen  Bande  lassen  sich  stark  vergrösserte,  harte 
L\'mphdrüsen  nachweisen,  deren  Zusammenhang  mit  den  vorher  erwähnten  Drüsen  durch  dieselbe  harte 
Infiltration  ihrer  Umgebung  hergestellt  wird. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

An  der  Streckseite  der  mittleren  Zehe  des  rechten  Fusses,  entsprechend  dem  letzten  Phalangeal- 
gelenke,  eine  circa  linsengrosse,  rundliche,  in  Vernarbung  begriffene,  mit  leicht  entfernbarem  Schorf  bedeckte, 
reactionslose  Wunde  nachweisbar. 

Am  Genitale  nichts  Pathologisches. 

.Schädeldecken  massig  fettreich,  blutarm.  Das  Schädeldach  symmetrisch,  misst  im  längsten  geraden 
Durchmesser  1574  f",  im  längsten  queren  Durchmesser  13 '/2  <:""',  in  seinem  Umfange  48  r;;/.  Knochen 
nirgends  verdickt,  Diploe  bis  2  nun  dick.  Tabula  interna  glatt,  Nähte  erhalten. 

Dura  mater  gut  gespannt,  glatt,  glänzend,  ziemlich  blutreich,  Gefässe  an  der  Gehirnbasis  sehr  zart- 
wandig,  die  Meningen  daselbst  sehr  zart,  ziemlich  gut  injicirt,  ebenso  die  Meningen  an  der  Convexität;  hier 
die  Venen  stark  mit  Blut  gefüllt,  geschlängelt.  Hirnrinde  röthlichgrau,  überall  gleich  breit,  das  weisse  Mark- 
lager von  massig  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt.  Gehirnsubstanz  weicher,  stärker  durchfeuchtet, 
Stammganglien  normal  gebildet,  etwas  blutarm,  Ventrikel  enge.  Kleinhirn,  Pons  und  MeduUa  oblongata 
ebenfalls  etwas  stärker  durchfeuchtet  und  blutarm. 
Schilddrüse  klein,  blutarm,  gekörnt. 

Bei  der  Präparation  der  früher  erwähnten  geschwollenen  Lymphdrüsengruppe  am  linken  Kieferwinkel, 
die  den  tiefen  Halslymphdrüsen  entspricht,  finden  sich  zunächst  zahlreiche  kleinere,  bis  über  bohnengrosse, 
mehr  isolirte  Lymphdrüsen,  welche  ein  über  taubeneigrosses  Paquet  von  hart  geschwollenen  Lymphdrüsen 
umgeben,  und  welche  in  eigenthümlich  gelblich-sulziges  Bindegewebe  eingehüllt  sind.  Beim  Einschneiden 
in  dieses  Paquet  ergiessen  sich  aus  den  peripheren  .^ntheilen  einige  Tropfen  gelbrothen  Eiters,  die  mehr 
centralen  Antheile  härter,  jedoch  stärker  glänzend  und  feucht,  saftgebend,  stellenweise  von  frischrothen 
Hämorrhagien  durchsetzt.  Die  einzelnen  Lymphdrüsen  lassen  sich  in  diesem  Paquet  nicht  ganz  deutlich 
abgrenzen. 

Zähne  alle  erhalten  und  nicht  cariös.  Schleimhaut  des  Pharynx  röthlichviolett,  etwas  geschwollen.  Die 
Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  Halsgefässe  etwas  vergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  succulent,  gi-au- 
röthlich.  Tonsillen  nicht  pathologisch  verändert,  Schleimhaut  des  Kehlkopfes  und  des  oberen  Theiles  der 
Trachea  gelblichweiss,  blutleer. 

Beide  Lungen  frei,  fühlen  sich  allenthalben  lufthaltig  an,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  gleichmässig 
ödematös.  Die  kleinen  Bronchien  gefüllt  mit  eitrigem  Schleim,  ihre  Schleimhaut  geröthet.  Ungefähr  in  der 
Mitte  des  rechten  Oberlappens  ein  scharf  abgegrenzter,  circa  haselnussgrosser,  käsiger,  trockener  Knoten. 
Schleimhaut  der  grossen  Bronchien  geröthet,  die  des  unteren  Abschnittes  der  Trachea  ziemlich  blutleer, 
ebenso  die  des  Oesophagus.  Pleura  nicht  verändert. 

Etwas  oberhalb  der  Bifurcation  der  Trachea  an  der  linken  Seite  derselben  eine  taubeneigrosse, 
längliche,  ziemlich  hart  geschwollene  Lymphdrüse,  die  auf  dem  Durchschnitte  röthlich-gelblichgrau  gefärbt 
ist  und  reichlichen  Saft  abstreifen  lässt.    Ausserdem   finden   sich   rechts   und   links  von  der  Bifurcation  dar 

Denkscliriften  der  malhem.-naturw.  IJI.    L.WI.  Bd.  44 


332  H.  Albrcclil  iiitd  A.  Ghon, 

Trachea  kleinere,  dunkelroth  gefärbte,  ziemlich  harte  Lymphdrüsen  die  auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls 
gleichmässig  dunkelroth  aussehen,  theils  aber  Gruppen  von  \-erkästen  oder  grauen  Knötchen  enthalten.  Die 
Lymphdrüsengruppe  gerade  im  W'inkel  der  Bifurcation  vvallnussgross  und  fast  x'ollständig  verkäst.  Eine 
kleinere  Lymphdrüse  an  der  Bifurcation  ist  weicher,  und  auf  dem  Durchschnitte  quillt  ein  dunkelgraurother, 
dicklicher  Saft  hervor. 

Herz  entsprechend  gross,  schlaff,  in  den  Herzhöhlen  überall  spärliche  Fibringerinsel  und  lockere 
Cruormassen.  Herzfleisch  trübe,  wie  gekocht,  etwas  morscher,  alle  Klappen  zart,  ebenso  die  Intima  der 
Aorta.    An  der  hinteren  Wand  des  linken  Ventrikels  eine  Gruppe  von  punktgrossen  Ecchymosen. 

Leber  etwas  vergrössert,  weicher,  ziemlich  blutreich,  Kapsel  zart,  Oberfläche  glatt,  die  acinöse Zeichnung 
verwischt,  Parenchym  etwas  vorquellend,  graubraun.  In  der  Gallenblase  schleimige,  dunkle  Galie,  ihre 
Wandung  nicht  verändert. 

Ductus  choledochus  durchgängig. 

Milz  beträchtlich  vergrössert,  13  cm  lang  und  mehr  als  7  cm  breit,  plump.  Auf  dem  Durchschnitte 
erscheint  die  Pulpa  dunkelblutroth,  etwas  vorquellend,  weich,   Follikel  und  Stroma  nicht  deutlich  erkennbar. 

Nieren  gross,  ziemlich  weich,  auf  dem  Durchschnitte  blutarm,  Rinde  verbreitert,  scharf  gegen  die 
röthlichgrauen  Pyramiden  abgesetzt,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  leicht  abziehbar;  einige  kleine  punktförmige 
Blutungen  sind  über  die  Oberfläche  zerstreut.  Nierenbecken  und  Ureteren  nicht  verändert.  Harnblase  enthält 
wenig  Urin,  ihre  Schleimhaut  blutleer. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  Wirbelsäule,  ungefähr  von  der  Höhe  der  Bifurcation  der  Trachea  ange- 
fangen, vergrössert,  bedecken,  zu  Paqueten  vereinigt,  die  Wirbelsäule.  In  der  Gegend  der  Cysterna  chyli 
sind  sie  zu  einem  circa  apfelgrossen  Paquet  angeordnet.  Der  Ductus  thoracius,  der  über  diese  Lymphdrüse 
hinzieht,  ist  erweitert.  Diese  ziemlich  harten  Lymphdrüsenpaquete  setzen  sich  längs  der  grossen  Bauch- 
gefässe  fort  und  lassen  sich  in  knolligen  Strängen  rechts  und  links,  entsprechend  der  Vasa  iliaca  verfolgen 
und  hängen  zusammen  mit  den  grossen  Lymphdrüsenpaqueten  in  der  Gegend  des  Poupart'schen  Bandes 
und  mit  den  am  stärksten  geschwollenen  Lymphdrüsengruppen  in  der  Regio  ileo-pectinea,  den  oberfläch- 
lichen sowohl,  als  auch  den  tiefen  beiderseits  und  mit  Lymphdrüsengruppen  im  kleinen  Becken.  Auf  dem 
Durchschnitte  der  einzelnen  Paquete  erscheinen  die  einzelnen  Lymphdrüsen  entweder  dunkelhämorrhagisch, 
starr  infiltrirt,  manche  gelblichroth  gesprenkelt  im  Rindenantheile,  oder  es  quillt  ein  graurother,  eiter- 
ähnlicher, dicker  Saft  hervor,  oder  die  Lymphdrüsensubstanz  ist  gelbgrau  gefärbt,  markig  weich  und  leicht 
abstreifbar.  Am  intensivsten  derartig  verändert  erscheinen  die  Lymphdrüsen  der  linken 
Inguinalgegend,  und  die,  welche  am  linken  inneren  Schenkelringe  gelagert  sind.  Hier  reicht  auch  die  ziem- 
lich starre,  aber  wenig  hämorrhagische  Infiltration  weit  in  das  die  Drüsen  umgebende  Gewebe. 

Im  Magen  schleimiger,  dünnflüssiger,  theils  gallig  gefärbter  Inhalt;  seine  Schleimhaut  blutarm.  Die  des 
Duodenum  und  Jejunum  gallig  imbibirt,  stärker  verschleimt.  Im  Ileum  spärliche,  gallig  gefärbte  Chymus- 
massen;  Schleimhaut  des  Ileum  und  die  Plaques  nicht  besonders  verändert.  Im  Dickdarm  halbflüssige 
gallige  Fäcalien,  nichts  Abnormes. 

Hoden  und  Nebenhoden  am  Durchschnitte  nicht  verändert. 

Die  Lymphdrüsen  beider  Axillae  etwas  vergrössert,  derber,  succulent.  In  der  Fossa  poplitea  beider- 
seits nichts  Pathologisches  nachweisbar. 

Pankreas  derbe,  körnig. 

Nebennieren  gross,  ebenso  wie  die  Lymphdrüsen  im  Bereiche  des  Peritoneum  nicht  besonders 
verändert. 

Bacteriologischer  Befund. 

L  Deckgiaspräparate  einer  erweichten  Lymphdrüse  der  linken  Halsseite  zeigen  sehr 
reichlich  Pestbacillen,  vorwiegend  einzeln,  seltener  als  DiplobaciUen  liegend  oder  zu  kleineren,  an  den 
dickeren  Stellen  der  Präparate  auch  zu  grösseren  Haufen  angeordnet ,  in  rundlichen ,  ovoiden  oder 
länglichen   Formen  und  von   verschiedener  Grösse.    Neben  gut  und  bipolar  gefärbten  Exemplaren  finden 


Bciilciipcsl.  IL  Pafhologisch-aualoniischcr  Bcriclit.  333 

sich  auch  gleichmässig  gut  tingirte  und  solche,  die  sicli  schwächer  fäi-ben;  unler  letzteren  alle  l'\irmen 
von  rundlichen  oder  ovoiden  bis  zu  grossen  rundlichen,  wie  gebläht  aussehenden,  oft  fast  unkenntlichen 
Gebilden. 

Die  Pestbacillen  liegen  fast  ausschliesslich  extracellulär. 

Bei  einem  mit  verdünnter  Carbolfuchsinlösung  gefärbten  Präparate  sieht  man  um  viele  der  Pestbacillen 
einen  schwach  roth  gefärbten,  jedoch  nicht  deutlich  abgegrenzten  Hof.  Bei  Anwendung  der  Gram'schen 
Methode  erfolgt  rasche  Entfärbung  der  Pestbacillen.    Andere  Bacterienformen  nicht  nachweisbar. 

In  den  Aussaaten,  die  nicht  unter  völlig  sterilen  Cautelen  gemacht  werden  konnten,  finden  sich  reichlich 
Pestcolonien;  im  ersten  Rohrchen  ausserdem  noch  6  Colonien  von  Staphylococcus  pyogenes  aureus. 

2.  Eine  Lymphdrüse  von  der  Bifurcation  der  Trachea  zeigt  mikroskopisch  im  Allgemeinen  dasselbe 
Bild  wie  Nr.  1,  nur  sind  die  Bacillen  in  noch  reichlicheren  Mengen,  aber  weniger  häufig  schlecht  gefärbt, 
\'orhanden.  \n  Präparaten,  die  mit  Pittfield's  Gemisch  hergestellt  sind,  sieht  man  um  die  meisten  Bacillen 
einen  breiten,  meist  auch  scharf  begrenzten,  blass  gefärbten  Hof,  der  jedoch  gegenüber  dem  eigentlichen 
Bacillenleib  ziemlich  schlecht  differenzirt  erscheint. 

Die  Aussaaten  ergeben  eine  sehr  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

3.  In  Deckgiaspräparaten  aus  der  Milz  finden  sich  wenig  zahlreich  Pestbacillen,  die  nur  zum 
geringen  Theile  gut  und  bipolar  gefärbt  erscheinen. 

Die  Aussaaten  zeigen  reichlich  und  ausschliesslich  Pestcolonien. 

In  Deckglaspräparaten  von  solchen  Colonien  (1.  Gen.,  48  Stunden  alt,  Glycerinagar)  finden  sich 
neben  typischen  ovoiden  Formen  längliche,  stäbchenartige  Gebilde,  kürzere  und  längere,  oft  gewundene 
und  ungleich  dicke  Fäden  und  grössere  ovoide,  seltener  rundliche  oder  auch  birnförmige,  blässer  gefärbte 
Formen. 

4.  Eine  inguinale  oberflächliche  Lymphdrüse  der  linken  Seite  zeigt  mikroskopisch  wenig 
Pestbacillen,  einzeln  oder  in  kleineren  Gruppen,  theils  gut  und  bipolar,  theils  schlechter  gefärbt. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  reichlich  und  ausschliesslich  Colonien  des  Pestbacillus. 

Histologischer  Befund. 

1.  Auf  Schnitten,  die  durch  eine  Anzahl  von  stark  vergrösserten  Lymphdrüsen  aus  dem 
Paquet  der  linken  inguinalen  angefertigt  sind,  zeigen  sich  die  schwersten  entzündlichen  Verände- 
rungen. Zunächst  erscheint  an  den  verschiedenen  Lymphdrüsen  vorzugsweise  die  Rindenschichte  von 
vielen  kleineren  Hämorrhagien  durchsetzt,  die  sich  auch  ziemlich  reichlich  im  umgebenden  Fettgewebe 
finden.  Ebenso  in  der  Gegend  des  Terminalsinus  und  Hilus  der  einzelnen  Drüsen.  Die  Follikel  sind, 
soferne  sie  überhaupt  erhalten  sind,  frei  von  Blutungen. 

Bei  den  am  intensivsten  ergriffenen  L3n'nphdrüsen  erscheint  die  typische  Anordnung  von  Follikel  und 
Sinus  ganz  undeutlich,  indem  die  Rinde  überall  von  kleineren  Blutungen  durchsetzt  und  ganz  über- 
schwemmt erscheint  von  fast  durchwegs  polynucleären  Leukocyten.  Dadurch  wird  auch  die  Abgrenzung 
von  Sinus  und  Markstrahlen  recht  undeutlich.  Andererseits  durchsetzt  eine  Infiltration  von  polynucleären 
Leukocyten  die  fibröse  Kapsel  der  Drüsen,  bleibt  aber  nicht  auf  dieselbe  beschränkt,  sondern  es  ist  auch 
das  pericapsuläre  Fettgewebe  auf  weite  Strecken  von  sehr  reichlichen  polynucleären  Leukocyten  durch- 
setzt. An  anderen  Drüsen  ist  aber  diese  Leukocyteninfiltration  nur  in  den  äussersten  Rindenschichten  und 
in  der  Kapsel  sammt  Umgebung  erhalten. 

Die  übrigen  Antheile  färben  sich  stark  mit  Eosin,  indem  nämlich  theils  die  Kernfärbung  der  Leuko- 
cyten ganz  verschwunden  ist,  und  die  mit  Eosin  gefärbten  Zellleiber  schlecht  sich  abgrenzen  oder,  indem 
sich  nur  mehr  die  etwas  vergrösserten  Kerne,  hauptsächlich  des  zarten  reticulären  Bindegewebes,  nur  ganz 
blass  wie  Bläschen  oder  schattenhaft  färben.  Im  Bereiche  dieser  Stellen  finden  sich  überall  oft  ausser- 
ordentlich zahlreiche,  stark  mit  Hämatoxylin  gefärbte,  verschieden  grosse  Körnchen,  die   oft  ganz  gleich- 

44* 


334  //.  Albrccht  und  A.  Glioii, 

massig  im  Gesichtsfelde  zerstreut  sind.  Hie  und  da  Clruppen  von  feinstkörniges,  braunrothes  Pigment 
führenden  Zellen. 

Einige  Follikel  sind  erhalten,  die  sich  bei  schwacher  Vergrösserung  als  blaue  Herde  gut  gegen  das 
übrige  mit  Eosin  stark  tingirte  Gewebe,  das  keine  Kernfärbung  mehr  aufweist,  abheben.  Jedoch  sind  sie 
klein  und  unregelmässig  begrenzt,  ein  sogenanntes  Keimcentrum  nirgends  zu  sehen. 

Dasselbe  Bild  sieht  man  im  Marke  der  einzelnen  Lymphdrüsen,  wo  nur  mehr  ganz  schmale  Reste  der 
Markstrahlen  erhalten  sind.  Auch  homogen  aussehende  Bindegewebszüge  und  Gefässquerschnitte  ohne 
Kernfärbung  sind  nachweisbar,  in  deren  Lumen  sich  vielfach  ein  grobes,  stark  mit  Eosin  gefärbtes  Balken- 
werk findet.  Die  Gefässe  am  Hilus  sind  ganz  eingescheidet  von  polynucleären  Leukocyten  und  mit  Blut 
gefüllt 

Was  die  Lymphgefässe  betrifft,  so  sind  sowohl  die  zu-  wie  die  abführenden  erweitert,  von  polynucleären 
Leukocyten  erfüllt  und  enthalten  hie  und  da  einzelne  rothe  Blutkörperchen. 

Die  Kerne  des  adenoiden  Gewebes  der  erhaltenen  Follikel  im  Allgemeinen  stark  und  scharf  gefärbt, 
die  polynucleären  Leukocyten  enthalten  meist  mehrere  kleine  Kerne  oder  einen  verzweigten  oder  gelappten, 
manchmal  sehr  blass  gefärbten  Kern. 

Auf  Schnitten,  die  nach  der  Weigert'schen  Fibrinfärbung  gefärbt  sind,  nur  m  einigen  Lymphgefässchen 
wenige  Fäden  von  Fibrin  nachweisbar. 

Schnitte,  die  mit  Boraxmethylenblau  gefärbt  sind,  zeigen  zunächst  schon  mit  schwacher  Vergrösserung, 
dass  stark  blau  gefärbte,  grosse  Massen  von  Bacillen  überall  dort  liegen,  wo  reichliche  Leukocytenintiltration 
zu  finden  ist,  also  in  der  äussersten  Rindenschichte  der  Lymphdrüsen  und  im  infiltrirten  Fettgewebe  ihrer 
Umgebung.  (Diese  grossen  Bacillenhaufen  sind  übrigens  auch  schon  nach  Hämatoxylinfärbung  gut 
erkenntlich,  bei  stärkerer  Vergrösserung  auch  die  einzelnen  blass\'iolett  gefärbten  Bacillen.) 

Die  Markantheile,  die  im  Vorstehenden  als  nekrotisch  beschrieben  wurden,  sind  frei  von  grösseren 
Haufen  von  Bacillen.  In  einigen  Lymphgefässstämmen  bilden  diese  förmliche  Ausgüsse. 
Sie  sind  meist  ovoid,  seltener  bipolar  gefärbt  und  manchmal  in  gegliederten,  kettenartigen  F'äden 
angeordnet,  oft  sehr  schwach  gefärbt.  Sie  bilden  entweder  dichtgedrängte,  grosse  Haufen  oder 
Rasen  oder  kleinere  Häufchen,  welche  zwischen  polynucleären  Leukocyten,  die  sehr  häufig  ein  viel- 
fach verzweigtes  Kerngerüst  besitzen,  liegen.  Sie  finden  sich  sehr  häufig  intracelluiär.  In  jenen  Partien, 
wo  die  Kernfärbung  verschwunden  ist  und  die  übersäet  sind  von  den  zahllosen  Körnchen,  findet  man 
sehr  spärliche  und  ganz  schattenhaft  tingirte  Bacillen.  Dagegen  massenhaft  Granulazellen,  auch  mit 
aus  dem  Zellleib  ausgetretenen  Granulis,  die  sich  stark  mit  Methylenblau  färben,  und  an  einzelnen 
Stellen  grosse,  gleichmässig  blass  gefärbte,  meist  rundliche  oder  unregelmässige  Gebilde,  die  sich  nicht 
näher  definiren  lassen.    In  den  Blutgefässen  nicht  mit  Sicherheit  Bacillen  nachweisbar. 

2.  Schnitte,  die  von  verschiedenen  Ljmiphdrüsen  aus  dem  rechtsseitigen  inguinalen 
Paquet  angefertigt  sind,  ergeben  einen  ähnlichen  Befund. 

Hervorgehoben  sei  Folgendes:  Auf  einigen  Schnitten  sieht  man  ein  erweitertes  zuführendes  Lymph- 
gefäss  in  einer  beträchtlichen  Strecke  der  Länge  nach  getroffen ;  dasselbe  ist  ziemlich  reichlich  erfüllt  von 
polynucleären  Leukocyten,  und  zwischen  ihnen  finden  sich  durch  das  ganze  Gefäss  geradezu  zahllose 
Bacillen.  Dieselben  liegen  ebenfalls  sehr  reichlich  in  dem  dicht  infiltrirten  Fettgewebe  der  Umgebung  und 
der  fibrösen  Kapsel  der  Lymphdrüsen,  jedoch  keine  im  Bereiche  der  Rinde  und  des  Markes  der 
Drüsen,  die  reichlich  Kernschwund  und  Kernzerfall  zeigen.  Ebenso  finden  sich  in  den  Vasa  efferentia 
des  Hilus  keine  Bacillen.   Die  Wand  der  Lymphgefässe  sieht  ganz  homogen  aus. 

3.  Schnitte,  die  durch  ein  Paquet  vergrösserter  Lymphdrüsen  aus  der  Gegend  der 
Cysterna  chyli  angelegt  sind,  zeigen  als  hervorstechendste  Veränderung  zahlreiche  frische  Hämorrhagien, 
besonders  in  der  Rindenschicht  stark  erweiterte  und  blutgefüllte  Capillaren  und  Überschwemmung  der 
Lymphsinus  durch  Leukocyten.  Nur  ganz  vereinzelte  kleine  Herde,  die  Kernzerfall  oder  -Schwund  zeigen. 
Die  Leukocyten  sind  theils  mono-  theils  polynucleärer  Form,  die  Zellen   der  Sinus  gross,  mit  grossem,  sehr 


BLii/ciijHsf.  II.  rathologisch-aiiülomischcr  Dcriclü  335 

blass  gefärbten  Kern,  zwischen  denen  sich  kleine,  rundUche  Zellen  mit  gut  gefärbtem  Kerne    und    mehreren 
Ausläufern  finden. 

Die  F'oUikel  und  Markstrahlen  im  Allgemeinen  besser  von  den  überfüllten  Sinus  abgegrenzt  wie  in  den 
früher  beschriebenen  Lymphdrüsen.  Doch  erstreckt  sich  auch  hier  reichliche  Leukocyteninfiltration  in  das 
die  Drüsen  umgebende  Binde- und  Fettgewebe.  Hier  liegen  zahlreiche,  stark  erweiterte  Lymph- 
gefässe,  die  angefüllt  sind  mit  polynucleären  Leukocyten,  rothen  Blutkörperchen  und 
dichten  Haufen  von  Bacillen.  Was  deren  Vorkommen  in  den  Drüsen  betrifft,  so  liegen  sie  in  ausser- 
ordentlich grossen  Mengen  in  den  Sinus,  am  reichlichsten  in  den  periphersten  Antheilen,  wo  man  sie 
schon  auf  den  mit  Hämatoxylin  gefärbten  Schnitten  mit  schwächerer  Vergrösserung  als  lichtviolette 
Haufen  erkennt,  die  umgeben  sind  von  reichlichen  Hämorrhagien.  Auch  enorm  erweiterte,  die  Kapsel 
schief  durchbrechende  Vasa  efferentia  sieht  man  mit  Bacillenhaufen  und  polynucleären  Leukocyten 
erfüllt. 

Das  adenoide  Gewebe  der  Follikel  ziemlich  gut  abgrenzbar  gegen  die  Sinus,  die  Kerne  desselben  stark 
tingirt. 

Auf  den  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  in  den  Follikeln  wenig  oder  keine  Bacillen. 
Im  Allgemeinen  färben  sie  sich  auch  in  den  Sinus  dieser  Drüsen  sehr  schwach  mit  Methylenblau,  haben 
aber  überall  das  für  Pestbacillen  charakteristische  Verhalten. 

Ferner  wurden  Schnitte  untersucht  von  einer  vergrösserten  Lymphdrüse  oberhalb  des 
Zwerchfells,  über  welche  der  Ductus  thoracicus  hinwegzieht.  Zunächst  finden  sich  in  der  Rindenschicht 
derselben  ziemlich  zahlreiche  Knötchen  aus  grossen,  epitheloiden  Zellen  mit  oder  ohne  Verkäsung  bestehend, 
die  auch  Riesenzellen  enthalten.  Um  diese  Knötchen  schmälere  Sinus  erhalten,  die  vollgepfropft  sind  mit 
polynucleären  Leukocyten  und  grossen  Bacillenhaufen.  Fast  nirgends  Kernschwund  oder  Körnchenzerfall. 
Wo  keine  Tuberkelknötchen  liegen,  sind  die  Follikel  sehr  gut  als  rundliche  Anhäufung  adenoiden  Gewebes 
mit  deutlich  ausgebildeten  Keimcentren  erhalten. 

Keine  Leukocj'teniniiltration  des  umgehenden  Fettgewebes.  Der  Ductus  thoracicus  stark 
erweitert,  sehr  reichlich  polynucleäre  Leukocyten  enthaltend  neben  fein  granulirten 
geronnenen  Massen   und  sehr  reichlichen  zu  Haufen  angeordneten  Pestbacillen. 

4.  Die  histologische  Untersuchung  einer  stark  vergrösserten  Lymphdrüse  von  der 
linken  Seite  der  Bifurcation  der  Trachea  ergibt  zunächst  starke  Erweiterung  der  Sinus  durch 
reichliche  Infiltration  von  Leukocyten  und  sehr  zahlreiche  kleinere  Haufen  von  Pestbacillen.  Letztere  liegen 
in  den  Randsinus  der  Rindenschichte  so  zahlreich,  dass  sie  gleichsam  eine  von  der  fibrösen  Kapsel  um- 
schlossene äusserste  Schichte  der  Lymphdrüse  bilden. 

An  den  P'ollikeln  keine  besonderen  Veränderungen.  Die  Leukocyten  sind  entweder  polynucleärer 
Form,  oder  sie  besitzen  einen  grossen  runden,  blassgefärbten  Kern  mit  Kernkörperchen,  oder  er  ist  mehr 
weniger  gelappt.  Die  Leukocytenüberfüllung  der  Sinus  reicht  zwischen  den  Markstrahlen  bis  zum  Terminal- 
sinus, die  Bacillenhäufchen  daselbst  spärlicher. 

Nirgends  Kernschwund  oder  Zerfall  der  Kerne.  Im  pericapsulären  Fettgewebe  keine  Leukocyten- 
infiltration. 

Schnitte  von  einer  Lymphdrüse  von  der  rechten  Seite  der  Bifurcation  angefertigt  zeigen 
zahlreiche  von  Epitheloidzellen  gebildete  Knötchen,  die  ausgedehnt  verkäst  sind  oder  Riesenzellen  besitzen. 
Zwischen  den  Knötchen  schmale  Stränge  von  adenoidem  Gewebe  erhalten  mit  stark  erweiterten  Capillaren, 
oder  es  ziehen  zwischen  den  KncUchen  schmale  Sinus,  die  stellenweise  erweitert  sind  und  zahlreiche  poly- 
nucleäre Leukocyten  enthalten,  zugleich  mit  grossen  Mengen  in  Haufen  liegender  Pestbacillen. 

Im  übrigen  derselbe  Befund  wie  bei  den  früher  beschriebenen. 

In  mit  Carbolfuchsin  gefärbten  Schnitten  sehr  spärliche  Tuberkelbacillen  nachweisbar. 

5.  Schnitte,  die  von  dem  Lymphdrüsenpaquet  vom  linken  Kieferwinkel  angefertigt  sind, 
zeigen  in  den  peripheren  Antheilen  eine  auffallende  Verbreiterung  der  Sinus,  bedingt  durch  grosse  Mengen 


336  H.  Albrechl  und  A.  Glion, 

mi.)no-  Lind  polynucleärer  Leukocyten  und  grosse  Haufen  \'on  Bacillen.  Letztere,  oft  unmittelbar  unter  der 
Kapsel  liegend,  säumen  gleichsam  die  einzelnen  L3nnphdrüsen  ein. 

Das  adenoide  Gewebe  der  Follikel  imd  Markstrahlen  gut  abgrenzbar,  etwas  verschmälert.  Hämorrhagien 
sind  seltener,  dagegen  starke  Blutübcrfüllung  der  kleinen  Gefässe.  Nur  in  den  centralen  Partien  Gewebs- 
zerfall mit  Kernschwund.    Hier  fehlen  die  Bacillen  ebenso  wie  in  den  Follikeln  und  Markstrahlen. 

ü.  Die  Milz  zeigt  mikroskopisch  zunächst  hochgradige  Hyperämie,  indem  die  Pulpa  sehr  blutreich  ist. 
Ihre  Blutraume  sind  erweitert  und  sämmtlich  prall  mit  rothen  Blutkörperchen  gefüllt.  Auch  in  den  soge- 
nannten Pulparäumen,  die  normaler  Weise  mit  hohen,  epithelähnlichen  Zellen  ausgekleidet  sind  imd  d;iher 
drüsenähnlich  aussehen,  finden  sich  solche.  Daneben  sieht  man  in  ihnen  grosse  Leukocyten  mit  einem  gut 
gefärbten  oder  mehreren  schwächer  gefärbten  Kernen  liegen.  Bei  vielen  Zellen  sind  die  Kerne  ganz 
schattenhaft  gefärbt,  treten  erst  bei  stärkerer  Methylenblaufärbung  einigermassen  deutlich  zu  Tage,  oder 
man  sieht  homogen  aussehende,  ganz  schwach  mit  Eosin  sich  tingirende  Zellleiber.  Die  die  eigentlichen 
Pulparäume  auskleidenden,  cylinderepithelähnlichen  Zellen  erscheinen  sehr  gross  und  besitzen  einen  ausser- 
ordentlich grossen,  sich  blass  färbenden  Kern.  Manchmal  erscheinen  diese  Zellen  abgestossen  im  Räume 
liegend,  oder  man  sieht  ziemlich  reichliche  Kerntheilungsfiguren  an  denselben.  Die  Kerne  des  adenoiden  Ge- 
webes der  überall  erhaltenen  Follikel  stark  gefärbt,  die  Zellen  klein,  doch  liegen  zwischen  diesen  hie  und  da 
sehr  grosse,  epithelähnliche,  runde  Zellen  mit  grossem,  blass  gefärbten  Kerne.  Zahlreiche  Blutkörperchen 
oder  Blutschollen  führende  Zellen,  besonders  in  den  Pulparäumen,  spärliche  eosinophile  und  basophile 
Granulazellen. 

Pestbacillen  finden  sich  auf  den  Schnitten  nur  sehr  spärlich;  sie  sind  blass  gefärbt  und  liegen  zu  dreien 
oder  \-ieren  bei  einander. 

7.  Niere.  Die  Epithelien,  besonders  die  der  Tuhuli  contorti,  angeschwollen,  zahlreiche  Fetttröpfchen 
enthaltend,  der  Kern  gross,  blass  gefärbt.    An  den  Glomeruli  nichts  Besonderes. 

In  den  untersuchten  Schnitten  keine  Blutung  auffindbar.  Jedoch  findet  sich  im  Centrum  einer  Pyramide 
em  kleiner  Herd,  der  aus  einem  rundlichen  Haufen  dichtgedrängter  Bacillen  besteht,  welcher  von  zahlreichen 
Leukocyten  verschiedener  Form  in  dichter  Schichte  umgeben  ist.  Daneben  ein  mehr  länglich  geformter 
kleinerer  Haufen,  der  in  einem  Capillargefäss  zu  liegen  scheint.  Die  zu  diesen  Herden  führenden  Capillaren 
erweitert,  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  und  rothe  Blutkörperchen  enthaltend.  Die  Kerne  ihrer  Endo- 
thelzellen  gross  und  sehr  blass.  Ausser  in  diesen  Herden  keine  Pestbacillen  nachweisbar. 

8.  Leber.  Die  Epithelien  derselben  gross,  undeutlich  von  einander  abgegrenzt,  einzelne  enthalten 
kleine  Fetttröpfchen.    Die  Capillaren  gut  mit  Blut  gefüllt.    Bacillen  nicht  auffindbar. 

9.  Schnitte  durch  den  Herzmuskel  (hintere  Wand  des  linken  Ventrikels)  zeigen  keine  besondere 
pathologische  Veränderung,  ausser  ganz  Kleinen  isolirten  Blutaustritten  unmittelbar  unter  dem  Epicard  im 
fibrösen  Perimj'sium.  In  demselben  sind  auf  den  untersuchten  Schnitten  Pestbacillen  nicht  nachweisbar. 

Epikrise. 

Vorstehender  Fall  ist  ausgezeichnet  durch  die  schwere  Affection  einer  grossen  Anzahl  von  Lymph- 
drüsen. Sehr  beträchtliche  Vergrösserung  und  sehr  schwere  Veränderungen  im  Allgemeinen  finden  sich  an 
den  Paqueten  der  inguinalen  Lymphdrüsen  (und  zwar  links  entschieden  noch  in-  und  extensivere  wie  rechts), 
und  von  hier  aus  lässt  sich  nun  anatomisch  längs  der  Wirbelsäule  eine  ununterbrochene 
Kette  von  X'erschieden  stark  veränderten  Lymphdrüsen,  die  auch  zu  grösseren  Paqueten 
vereinigt  sind,  bis  über  die  Bifurcation  der  Luftröhre  hinauf  nachweisen.  Jedoch  nimmt 
im  Allgemeinen  die  Schwere  der  Veränderungen,  je  weiter  man  kopfwärts  kommt,  ab. 
Besonders  das  Ödem  in  der  Umgebung  der  Lymphdrüsen  ist  in  der  linken  Inguinalgegend  am  stärksten 
entwickelt  und  fehlt  bei  weiter  entfernteren  vollständig.  Hingegen  zeigt  ein  taubeneigrosses  Lymphdrüsen- 
paquet  am  linken  Kieferwinkel  ebenfalls  hochgradige  Veränderungen,  auch  Ödem  in  seiner  Umgebung. 

Es  könnte  nun  die  Frage  entstehen,  ob  die  Infection  von  der  linken  Halsseite  oder  \-on  den  unteren 
Extremitäten  aus  erfolgt  ist.    Das  ganze  anatomische  Bild  spricht  nach   dem  Vorstehenden   nun  unbedingt 


Beulenpes/.  II.  Palhologisch-anatowisclicr  Bericht.  337 

dafür,  dass  der  Weg  der  Infection  von  unten  nach  oben  gegangen  ist,  und  da  die  Gruppe  der  linksseitigen 
inguinalen  Lymphdrüsen  von  allen  am  stärksten  verändert  ist,  so  erscheint  die  Annahme  gerechtfertigt,  dass 
irgendwo  in  der  denselben  zugehörigen  Hautregion  die  Infection  erfolgt  sei.  Auch  die  verhältnissmässig 
geringe  Anzahl  von  Pestbacillen  in  den  grösstentheils  nekrotischen  Lymphdrüsen  der  linken  Leistengegend 
und  das  Überwiegen  der  Degenerationsformen  daselbst  spricht  dafür,  dass  hier  der  erste,  das  heisst  am 
längsten  bestandene  Infectionsherd  gewesen  sein  muss. 

In  den  weiter  kopfwärts  liegenden  Lymphdrüsengruppen,  auch  in  der  am  linken  Kieferwinkel,  finden 
sich  sowohl  am  Deckglaspräparate,  als  auch  in  den  Schnitten  viel  reichlichere  Massen  von  Pestbacillen,  die 
vorwiegend  die  plumpovale  Diplobacillenform  besitzen.  Auch  der  übrige  histologische  Befund  spricht  für 
die  Annahme  des  primären  Bubo  in  der  linken  Leistengegend.  Dass  derselbe  nicht  ganz  typisch  ausgebildet 
ist,  liegt  in  dem  auffallenden  Fehlen  des  hämorrhagischen  Charakters  in  diesem  Falle. 

Die  Hämorrhagien  stehen  ganz  im  Hintergrunde,  es  finden  sich  nur  vereinzelte  punktförmige  Ecchy- 
mosen  im  Epicard  und  in  der  Nierenrinde. 

Wie  das  anatomische  und  histologische  Bild  zeigt,  hat  sich  hier  der  Pesthacillus  vor  allem 
Anderen  auf  dem  Lymphwege,  von  Drüsengruppe  zu  Drüsengruppe  fortgepflanzt.  Histo- 
logisch  finden   sich   sowohl  in  den  zu-  als  in  den  abführenden  Lymphgefässen  grosse  Haufen  von  Bacillen. 

Zur.  Erklärung  der  auffallend  hochgradigen  Veränderungen  der  linken  Unterkiefergegend  muss  ferner 
auf  den  culturellen,  wenn  auch  ziemlich  spärlichen  Nachweis  von  Staphylococcus  aureus  in  einer  Lymph- 
drüse dieser  Gegend  hingewiesen  werden.  Dadurch  erscheint  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  es  sich  um  eine 
locale  Secundärinfection  dieser  Gegend  handelt,  welche  zu  stärkerem  Ödem  und  ausgebreiteten 
Hämorrhagien  geführt  hat. 

Häufig  sind  die  inneren  Lymphbahnen  und  Sinus  um  die  Follikel  geradezu  vollgepfropft  von  Pest- 
bacillen. Ebenso  sind  sie  reichlich  im  erweiterten  Ductus  thoracicus  nachweisbar.  Entsprechend  dem  fast 
vollständigen  Fehlen  der  Hämorrhagien  in  den  inneren  Organen  ist  auch  der  mikroskopische  Nachweis  von 
Pestbacillen  in  denselben  spärlich  (Milz,  Leber),  und  der  in  einer  Nierenpyramide  aufgefundene  embolische 
Herd  ist  zweifellos  frisch,  erst  kurze  Zeit  ante  mortem  entstanden. 

Bacteriologisch  stellt  sich  der  Fall  als  reine  Pestinfection  dar.  In  den  bronchialen  und  trachealen 
Lymphdrüsen  finden  sich  zahlreiche  verkäste  Tuberkeln  neben  reichlicher  Invasion  von  Pestbacillen  in  die 
Sinus. 

Histologisch  ergibt  sich  ferner  in  den  geschwollenen  Lymphdrüsen,  in  welchen  der  Process  am  längsten 
dauert,  neben  massenhafter  Infiltration  polynucleärer  Leukocyten  ausgedehnte  Nekrose  mit  reichlichem 
Körnchenzerfall  und  Nekrose  der  Gefässwände  und  einer  eigenartigen  Coagulation,  sowohl  innerhalb  wie 
ausserhalb  des  Gefässlumens,  in  Form  von  homogenen  Balken  und  Schollen.  Die  eitrige  Infiltration  durch- 
setzt die  fibröse  Kapsel  und  das  pericapsuläre  Bindegewebe. 

Bei  frischer  afficirten  Lymphdrüsen  fehlt  die  eiterige  Infiltration  und  die  Nekrose,  doch  erscheinen  die 
Sinus  und  feinen  inneren  Lymphbahnen  so  vollgepfropft  mit  mono-  und  polynucleären  Leukocyten,  dass 
eine  Trennung  von  Follikeln  und  Markstrahlen  bei  schwächerer  Vergrösserung  unmöglich  ist. 

Der  acute  Milztumor  ist  bedingt  durch  starke  Hyperämie,  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  und 
Proliferation  vornehmlich  der  Pulpazellen. 

In  der  Leber  parenchymatöse  und  fettige  Degeneration.  Hochgradige  fettige  Degeneration  der  Niere, 
besonders  ihrer  Rinde. 

Fall  21/IV. 

Arjooii  Teelii,  40jähriger  Hindu,  Fabriksarbeiter,  wurde  am  1.  März  um  ^A  Uhr  Nachmittags,  am 
IL  Krankheitstage,  aufgenommen  und  starb  am  4.  März  um  ^/^d  Uhr  Früh,  am  V.  Krankheitstage.  Von 
Haffkine  am  1.  März  injicirt.  Die  Section  fand  am  4.  März  um  10  Uhr  Vormittags  statt,  5 '/4  Stunden 
post  mortem. 


338  ^  Alhrcchl  innf  A.  Ghon, 

Männliches  Cadaver,  \Q>Q)  cm  lang,  gracil  gebaut,  Musculatur  ziemlich  gut  entwickelt,  gut  genährt, 
Todtenflecke  reichlich  vorhanden  an  den  abhängigen  Körperpartien,  röthlichviolett,  umschrieben,  Todten- 
starre  stark  entwickelt.    Keine  Fäulnisserscheinungen. 

An  der  Kopfhaut  und  an  der  Stirne,  in  der  Mitte  des  Nasenrückens,  über  der  linken  Augenbraue,  am 
rechten  äusseren  Augenwinkel  vertrocknete,  braunrothe,  unregelmässig  begrenzte,  bis  2  cm  lange  Excoria- 
tionen.  Die  Haut  an  der  äusseren  .Seite  des  rechten  .Supraorbitalbogens  suffundirt,  beide  Nasenlöcher  fast 
ausgefüllt  mit  Blutkrusten,  welche  auch  an  den  Haaren  des  .Schnurrbartes  haften.  (Trauma.) 

Hornhäute  trübe,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich.  Hals  kurz  und  kräftig.  Weder  in  den  Gruben 
des  Halses,  noch  in  den  Achselhöhlen  vergrösserte  Lymphdrüsen  tastbar.  Thorax  lang,  etwas  schmal,  gut 
gewölbt,  symmetrisch;  Abdomen  unter  dem  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  schlaff;  am  äusseren  Genitale 
nichts  Abnormes.  In  der  Haut  der  Bauchdecken  in  der  Gürtelgegend,  beider  Hände,  in  der  Ellenbogengegend 
beiderseits,  an  beiden  Vorderarmen,  in  der  Haut  der  rechten  Kniescheibe,  an  beiden  Füssen,  besonders  in 
der  Gegend  der  inneren  Knöchel  und  beider  Schenkelbeugen  weisse,  unregelmässig  begrenzte,  bis 
kreuzergrosse,  meist  confluirende  Flecken  (Pityriasis).  Am  rechten  und  linken  Ellenbogen  und  an  der  linken 
Hand  vertrocknete,  bis  bohnengrosse  Excoriationen. 

In  der  linken  Leistengegend  finden  sich  an  der  typischen  Stelle  die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  zu 
einem  circa  taubeneigrossen  Pacjuet  \-ereinigt,  das  sich  von  seiner  Umgebung  nicht  scharf  abgrenzen  lässt; 
die  Haut  über  den  Drüsen  und  in  der  Umgebung  consistenter,  sonst  nicht  \'erändert.  Dieselbe  vermehrte 
Consistenz  erstreckt  sich  nach  aufwärts  gegen  das  Poupart'sche  Band. 

Äusserlich  sichtbare  Verletzungen  an  den  unteren  Extremitäten  nicht  nachweisbar. 
Im  rechten  Musculus  frontalis  eine  unregelmässig  begrenzte,  über  guldenstückgrosse  Hämorrhagie; 
Schädeldecken  blutarm,  fettreich.  Schädeldach  länglich  oval,  symmetrisch,  im  Längendurchmesser  17'/o  cm, 
im  queren  14  c/»,  im  Umfange  52  n«  messend.  Schädelknochen  dünn,  Spongiosa  überall  erhalten,  ebenso 
die  Nähte.  Tabula  interna  und  externa  ungefähr  1  mm  dick,  die  Gruben  der  Pacchioni'schen  Granulationen 
und  die  Furchen  der  Gefässe  an  der  Innenfläche  ziemlich  tief. 

Gefässe  an  der  Gehirnbasis  zartwandig.  Meningen  daselbst  zart,  blutarm,  Meningen  an  der  Convexität 
stark  ödematös,  leicht  abziehbar,  längs  der  grösseren  Venen  leicht  getrübt,  letztere  geschlängelt,  strotzend 
mit  Blut  gefüllt,  Gehirnrinde  grau,  überall  gleichmässig  breit,  das  weisse  Marklager  sehr  stark  durchfeuchtet, 
von  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt;  Ventrikel  entsprechend  enge;  Kleinhirn  ebenfalls  ödematös,  massig 
blutreich,  ebenso  Rons  und  MeduUa  oblongata.  Dura  mater  der  Schädelgruben  fast  vollständig  bedeckt  von 
einer  dünnen  Schichte  frisch  geronnenen  Blutes. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe,  links  am  oberen  Rande  der  fünften. 
Schilddrüse  klein,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutarm,  grob  gekörnt,  gelblich  braun. 
An  der  äusseren,  linken  Seite   des  Halses  und  der  grossen  Halsgefässe  eine  Kette  von  4  —  5  etwas  ver- 
grösserten,  harten  Lymphdrüsen,   die   auf  dem  Durchschnitte  hyperämisch,  sehr  stark   durchfeuchtet   sind, 
aber  keinen  Saft  geben. 

Zähne  gesund.  Zunge   bedeckt  mit  fuliginösen  Massen.  Schleimhaut   des  Gaumens,   des  Pharynx,  der 
aryepiglottischen  Falten,  beider  Seiten  der  Epiglottis  fleckig,  rothviolett,  mit  Schleim  bedeckt,  geschwollen. 
Der  hintere  Antheil  der  aryepiglottischen  Falten  ödematös.  Schleimhaut  des  Larynx  blutarm,  gelblich. 
Die  axillaren  Lymphdrüsen  nicht  besonders  verändert. 

Linke  Lunge  nur  in  der  Mitte  des  vorderen  Randes  des  Oberlappens  durch  Bindegewebsmembranen 
angewachsen,  sonst  frei. 

Pleura  überall  glatt,  glänzend;  der  Unterlappen  collabirt,  weniger  lufthaltig  als  der  Oberlappen.  Auf 
dem  Durchschnitte  erscheint  der  Oberlappen  sehr  blutreich,  ödematös,  der  Unterlappen  noch  blutreicher, 
weniger  lufthaltig,  Schleimhaut  der  Bronchien  geröthet,  Bronchien  mit  Schleim  gefüllt.  In  der  Mitte  des 
Unterlappens  ein  gelblicher,  circa  kreuzergrosser,  körniger,  nicht  scharf  abgegrenzter,  luftleerer  Herd.  Rechte 
Lunge  frei,   ihr  Pleuraüberzug   leicht  getrübt.    Ober-  und  Mittellappen  ödematös,   ziemlich    blutreich,  Unter- 


Bciilciipcst.  II.  Palliolos^iscli-aualotiiischer  Bcridit.  339 

läppen  sehr  stark  blutreich,  weniger  lufthaltig,  collabirt,  auf  der  Schnittfläche  glatt,  dunkelbhuiroth,  nur 
einige  bis  kreuzergrosse,  gelbliche,  infiltrirte,  gekörnte,  luftleere  Herde  enthaltend. 

An  der  Innenfläche  des  Pericards  und  am  Epicard  des  linken  Ventrikels  zahlreiche,  flohstichgrosse 
Hämorrhagien.  In  den  Herzhöhlen  reichliche  Fibringerinsel,  alle  Klappenapparate  sehr  zart:  an  der  Intima 
der  Aorta  kleine,  weissliche,  etwas  prominente  P'lecken.   Herzfleisch  etwas  trübe  und  moi-scher. 

Schleimhaut  der  Trachea  über  der  Bifurcation,  ebenso  die  der  grossen  Bronchien  diffus  geröthet,  mit 
trübem  Schleim  bedeckt.  Die  bronchialen  Lymphdrüsen  nicht  vergrössert. 

Leber  entsprechend  gross,  ihre  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  ihre  Consistenz  verringert,  am  Durch- 
schnitte ziemlich  blutreich,  bräunlich  grau,  ihre  Läppchenzeichnung  verwischt.  Gallenblase  mit  \-iel  dunkler 
Galle  gefüllt. 

Milz  vielleicht  um  ein  Drittel  vergrössert,  von  ziemlich  weicher  Consistenz,  ihre  Kapsel  weisslich 
fleckig,  verdickt;  auf  dem  Durchschnitte  dunkelblutroth  gefärbt,  Pulpa  etwas  vorquellend,  wie  feinst 
chagrinirt,  leicht  abstreifl^ar,  Follikel  anscheinend  vergrössert. 

Fettkapsel  der  Nieren  reichlich  entwickelt.  Nieren  plump,  schlaff,  nicht  auffallend  vergrössert;  beim 
Abziehen  der  Kapsel  bleibt  etwas  Nierenparenchym  an  derselben  haften.  Oberfläche  ganz  fein  granulirt, 
übersät  mit  feinsten,  gelblichen  Pünktchen,  den  obsoleten  Glomerulis  entsprechend.  Einige  zerstreute  kleine 
Cysten  an  der  Oberfläche.  Rinde  und  die  Columnae  Bertini  etwas  verbreitert  und  bleicher,  Pyramiden  eben- 
falls erbleicht,  von  der  Rinde  scharf  abgesetzt.  In  der  Harnblase  reichlicher,  lichtgelber  Urin,  ihre  Schleim- 
haut blutleer. 

Nebennieren  nicht  pathologisch  verändert. 

Entsprechend  der  oben  beschriebenen  Stelle  des  linken  Oberschenkels  findet  sich  ein  fast  hühnerei- 
grosses,  ziemlich  hartes  Paquet  wie  mit  einander  verwachsener  Lymphdrüsen,  den  oberflächlichen  und 
tiefen  inguinalen  entsprechend,  und  eine  mehr  isolirte,  über  bohnengrosse  gegen  das  Poupart'sche  Band 
und  den  inneren  Schenkelring  zu  gelagert.  In  ihrer  Umgebung  lassen  sich  einige  etwas  erweiterte  Lymph- 
gefässe  nachweisen.  Das  sie  umgebende  Bindegewebe  sulzig -hämorrhagisch  infiltrirt.  .Auf  dem  Durch- 
schnitte erscheinen  die  Drüsen  in  ihren  centralen  Partien  medullär,  gelblich,  vorquellend,  die  Peripherie  hin- 
gegen starr,  hämorrhagisch.  Die  einzelnen  Lymphdrüsen  zum  Theile  abgrenzbar;  an  der  Innenseite  des 
Poupart'schen  Bandes,  medial  von  der  Vena  femoralis,  eine  fast  wallnussgrosse  Lymphdrüse,  die  ziemlich 
hart  imd  auf  dem  Durchschnitte  gelblich,  medullär  erscheint.  .Solche  vergrösserte,  auf  dem  Durchschnitte  \-or- 
quellende,  medulläre  Lymphdrüsen  setzen  sich  linkerseits  längs  der  Vasa  iliaca  und  der  grossen  Bauch- 
gefässe  noch  eine  kurze  Strecke  weit  fort. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  linken  Poplitea  nicht  verändert. 

Die  inguinalen  Lymphdrüsen  der  anderen  Seite,  ebenfalls  etwas  vergrössert,  zeigen  auf  dem  Durch- 
schnitte käsige,  gelblichweisse  Herde,  die  von  einer  grauen  Kapsel  umgeben  erscheinen. 

Schleimhaut  des  Magens  etwas  gallig  imbibirt,  stark  verschleimt,  grau;  auch  die  Schleimhaut  des  Duo- 
denum stark  verschleimt.   Ductus  choledochus  durchgängig.  Dünn-  imd  Dickdarm  ohne  Veränderungen. 

Sämmtliche  mesenteriale  Lymphdrüsen  nicht  geschwollen. 

Pankreas  sehr  derbe,  körnig. 

Bacteriologischer  Befund. 

l.Im  Blute  aus  dem  rechten  Vorhofe  sind  mikroskopisch  Bacterien  nicht  nachweisbar. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  ausschliesslich  und  ziemlich  reichlich  Colonien  des  Staphylococcus 
pyogenes  aureus. 

2.  Präparate  aus  der  Milz  zeigen  wenig  Pesthacillen,  meist  einzeln  liegend,  seltener  als  Diplo- 
bacillen,  von  ovoider  oder  Stäbchenform,  extracellulär,  meist  gut  und  bipolar,  seltener  schlecht  oder 
undeutlich  gefärbt.  Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  erfolgt  rasche  Entfärbung  der  Pesthacillen.  In 
einem  Präparate  finden  sich  neben  den  Pesthacillen  vereinzelt  kleinere  Häufchen  von  Coccen,  die  bei  der 
Gram'schen  Methode  dunkeh-iolett  gefärbt  bleiben. 

Denkbcliriflen  der  mathem.-nalurw.  CI.   LXVI.  Bd.  45 


340  H.  Alb  recht  iiiul  A.  GIioii, 

In  den  Aussaaten  gehen  reichlieh  Colonien  des  Pestbacillus  an,  spärlich  solche  des  Staphylucoccus 
pyogenes  aureus. 

3.  Eine  inguinale,  hämorrhagisch  infiltrirte  Lymphdrüse  der  linken  Seite  zeigt  mikro- 
skopisch sehr  reichlich  Pestbacillen,  meist  einzeln,  seltener  als  Diplobacillen,  fast  ausschliessHch  extracellulär 
gelegen,  vorwiegend  in  ovoiden,  bipolar  gefärbten  Formen,  spärlicher  in  rundlichen,  coccenartigen  oder  läng- 
lichen. Neben  gut  tingirten  Exemplaren  finden  sich  reichlich  schlecht  und  undeutlich  gefärbte,  in  allen  Über- 
gängen bis  zu  ganz  schattenhaften  Gebilden.  Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  erfolgt  rasche 
Entfärbung  der  Pestbacillen.  Andere  Bacterien  sind  nicht  nachweisbar.  Bei  Benützung  von  Pittfield's  Gemisch 
gelingt  es,  fast  um  alle  Bacillen  einen  schwächer  als  der  Bacillenleib  gefärbten  Hof  zu  erhalten,  der  jedoch 
meist  nicht  sehr  scharf  begrenzt  erscheint. 

Die  Aussaaten  ergeben  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  zwei  Colonien  des  Staphylococcus 
pyogenes  aureus. 

4.  Die  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte,  die  aus  dem  linksseitigen  inguinalen  Lymphdrüsenpaquet  angefertigt  wurden, 
zeigen  dichte  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten  im  umgebenden  Fettgewebe  und  der  fibrösen  Kapsel. 
Ferner  erscheint  von  derselben  sowohl  Rinde  wie  Markschicht  der  Lymphdrüse  durchsetzt,  und  zwar  so 
dicht,  dass  man  vielfach  nicht  zwischen  den  Anhäufungen  adenoiden  Gewebes  und  den  dicht  infiltrirten 
Sinus  unterscheiden  kann.  Nur  wenige  kleine  Follikel  sind  abgrenzbar.  Sie  gehen  in  ihrer  Peripherie  in  die 
Leukocyteninfiltration  über,  indem  die  Zellen  grösser  werden  und  einen  grossen,  oft  gelappten,  schwächer 
gefärbten  Kern  besitzen.  Hier  sieht  man  auch  Kerntheilungsfiguren.  Die  kleinen  erweiterten  Gefässe  oft  von 
dicht  gedrängten,  polynucleären  Leukocyten  eingescheidet.  An  ganz  kleinen  Stellen  findet  sich  Kernzerfall 
in  viele  ungleich  grosse,  kleine  Körnchen  und  schollige  homogene,  mit  Eosin  gefärbte  Zellleiber.  Auch 
Zellen  mit  zahlreichen,  stark  mit  Methylenblau  sich  färbenden  Granula  finden  sich. 

Enorm  reichliche  Bacterienhaufen  und  zwischen  ihnen  Haufen  von  polynucleären  Leukocyten  und 
kleinere  Blutungen  bilden  im  Bereiche  der  auseinander  geworfenen  Kapsel  gleichsam  einen  schmalen  Saum 
um  die  Lymphknoten.  Im  Übrigen  erscheinen  die  ganzen  Lymphdrüsen  geradezu  überschwemmt  \'on  ganz 
enormen  Massen  von  Pestbacillen.  Sie  liegen  im  Innern  ziemlich  gleichmässig  zerstreut;  wo  grössere  Rasen 
beisammen  liegen,  zeigt  sich  in  den  sie  umgebenden  Gewebsmassen  Kernschwund  und  Körnchenzerfall.  Auch 
um  kleine  Blutgefässe  sind  sie  gelagert,  dieselben  geradezu  einscheidend.  Deren  Wand  ist  homogen,  mit 
Eosin  gleichmässig  gefärbt,  oder  es  findet  sich  ihr  Lumen  ganz  oder  theilweise  von  balkigen,  stark  mit  Eosin 
gefärbten  Massen  wie  thrombosirt.  Die  Bacillen  liegen  meist  extracellulär  und  zeigen  häufig  bipolare 
Färbung,  auch  rundliche,  coccenähnliche  Form  und  Bildung  von  Fäden.  Viele  sind  ganz  schwach, 
bläschenähnlich,  mit  Methylenblau  gefärbt. 

2.  Auf  Schnitten  von  einer  der  am  meisten  vergrösserten  Lymphdrüsen  der  rechten 
Leistengegend  sieht  man  schon  mit  freiem  Auge  eine  Anzahl  von  rundlichen,  hirsekorn-  bis  linsen- 
grossen  Herden,  die  sich  stark  mit  Eosin  färben.  Mikroskopisch  sind  dielben  begrenzt  durch  eine  breite,  aus 
sehr  zellarmem  fibrösen  Bindegewebe  bestehende  Kapsel,  die  sich  nach  aussen  scharf  gegen  das  adenoide 
Gewebe  absetzt.  Weiter  gegen  das  Centrum  der  Knoten  findet  sich  eine  schm.ale  Schicht  von  schlanken 
Spindelzellen  mit  länglichem,  blass  gefärbten  Kern,  die  mit  ihren  Fortsätzen  ein  zartes  Netzwerk  bilden, 
worin  homogene  glänzende,  mit  Eosin  stärker  tingirte  Schollen  oder  Bröckel  liegen.  Die  centralen  Antheile 
des  Knötchens,  die  bei  Weitem  die  Hauptsache  ausmachen,  werden  \-on  grob  granulirten,  scholligen,  mit 
Eosin  gleichmässig  blassrosa  gefärbten  Massen  gebildet.  Das  erhaltene  Lymphdrüsengevvebe  durchsetzt 
von  reichlichen  Strängen  von  Bindegewebe,  das  sich  besonders  reichlich  um  die  Gefässe  entwickelt  findet. 
Die  Zellen  der  Lymphsinus  gross,  ihre  Kerne  ebenfalls  gross  und  blass  gefärbt.  Sonst  keine  Veränderungen 
auffindbar,   auch  keine  Mikroorganismen,   weder  auf  mit  alkalischem  Methylenblau,   noch  auf  nach  Weigert 


Beulenpesf.  IL  Pathologisch-auatoiuischer  Bericht.  341 

gefärbten  Sclinittcn.    Im  äussersten  Antheile  der  K'indenschichte  sehr  zahlreiche  gelbhche  Pigmentkörnchen- 
zellen und  Granulazellen,  deren  Granula  stark  mit  Methylenblau  gefärbt  sind. 

3.  Eine  angeschwollene  Lymphdrüse  vom  Halse  zeigt  mikroskopisch  bei  vollständig  normal 
erhaltenen  Follikeln  und  Marksträngen  beträchtliche  Erweiterung  und  starke  Füllung  der  Rindcngefässe 
und  Erweiterung  der  Sinus.  In  denselben  sind  zahlreiche  rothe  Blutkörperchen  und  einige  polynucleäre 
Leukocjlen  und  hauptsächlich  sehr  grosse,  ganz  epithelähnliche,  meist  rundliche  Zellen  enthalten,  welche 
einen  grossen  entweder  runden  oder  gelappten,  schwach  gefärbten  Kern  besitzen.  Ähnliche  etwas  weniger 
grosse  Zellen  bilden  die  Begrenzung  gegen  das  adenoide  Gewebe  der  Follikel  oder  Markstrahlen.  Weder 
mittelst  Methylenblau,  noch  Weigert'scher  F"ärbung  sind  Bacterien  nachweisbar. 

4.  Die  Untersuchung  von  Schnitten  durch  die  rechte  Tonsille  ergibt  keinen  bemerkens- 
werthen  Befund  ausser  massiger  Hyperämie. 

5.  Ligamentum  aryepiglotticum.  Die  Schnitte  sind  in  frontaler  Richtung  angefertigt.  An  der 
pharyngealen  Seite  des  Ligamentum  ist  das  geschichtete  Plattenepithel  vollkommen  intact.  Hier  scheinen 
die  dicht  unter  dem  Epithel  liegenden  Capillaren  stark  erweitert,  prall  mit  Blut  gefüllt,  desgleichen  die 
Gefässchen  der  Submucosa.  In  derselben,  hauptsächlich  um  die  Gefässe  und  die  Drüsengänge,  Infiltration 
von  poly-  und  mononucleären  Leukocyten.  Die  Kerne  des  Bindegewebes  gross  und  blass  tingirt.  Ungefähr 
auf  der  Höhe  der  Falte  fehlt  die  epitheliale  Bekleidung,  indem  die  Epithelzellen  entweder  ganz  verloren 
gegangen  sind  oder  in  homogen  glänzende  Schollen  oder  in  ein  solches  verzweigtes  Balkenwerk  in  dünner 
Schichte  umgewandelt  sind.  Ent.sprechend  dieser  .Stelle  hochgradige  Erweiterung  der  Capillaren,  um  einige 
Rundzelleninfiltration.  Mit  Ausnahme  einer  kurzen  Strecke,  wo  das  Epithel  noch  erhalten  ist,  ergibt  sich  an 
der  ganzen  laryngealen  Seite  derselbe  Befund.  Die  Bindegewebschichten  der  Submucosa  verbreitert, 
zwischen  ihnen  homogene,  wie  geronnen  aussehende  Massen.  Auf  den  nach  Weigert  oder  mit  Borax- 
Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man,  abgesehen  von  grossen,  dicken,  plumpen,  ganz  oberflächlich 
liegenden  Stäbchen,  in  kleinen  oder  grösseren  Haufen  angeordnete,  ziemlich  grosse,  runde  Coccen  sowohl 
in  dem  netzartigen  Balkenwerk  als  auch  im  Gewebe  liegen.  Sie  sind  nach  beiden  Methoden  stark  gefärbt. 
Ausserdem  liegen  sowohl  oberflächlich  als  auch  in  dem  Bindegewebe  knapp  unter  dem  Epithel  Häufchen 
von  kurzen,  meist  ovoiden  Stäbchen,  dicht  gedrängt  in  gleichmässiger  Vertheilung.  Sie  färben  sich  nur 
schwach  röthlich  nach  Weigert  (bei  nicht  vollständiger  Differenzirung)  und  verschieden  scharf  mit  Methylen- 
blau. Sie  bilden  an  manchen  Stellen  förmliche  Ausgüsse  der  erweiterten  Capillaren  und  sind  ihrer  Form, 
Anordnung  und  Färbbarkeit  nach  mit  Sicherheit  als  PestbaciUen  erkennbar.  Im  Stratum  proprium  und  im 
submucösen  Bindegewebe  sehr  zahlreiche  Granulazellen  (mit  Methylenblau  stark  gefärbt). 

6.  Milz.  Die  Pulpa  sehr  blutreich,  die  Follikel  gut  abgegrenzt.  In  der  Pulpa  neben  den  rothen  Blut- 
körperchen ziemlich  viele  polynucleäre  Leukocyten  und  vor  Allem  grosse,  epithelähnliche  Zellen,  die  ent- 
weder einen  grossen,  runden  Kern  oder  einen  vielfach  gelappten  besitzen  oder  Mitosen  zeigen.  Dieselben 
Zellen  finden  sich  als  epithelähnlicher  Zellbelag  der  Pulparäume,  oft  füllen  sie  zusammen  mit  rothen  Blut- 
körperchen diese  Räume  aus.  Die  Zellen  des  adenoiden  Gewebes  der  Follikel  klein,  ihre  Kerne  rund  und 
stark  mit  Hämatoxylin  gefärbt.  In  der  Pulpa  —  nicht  in  den  Follikeln  —  spärliche  PestbaciUen  zumeist  in  den 
grossen,  epithelähnlichen  Zellen,  oft  schwach,  fast  schattenhaft  gefärbt.  In  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten 
keine  Coccen  nachweisbar.  Fast  über  den  ganzen  Schnitt  vertheilt  findet  sich  ein  häufig  intracellulär  gela- 
gertes, schwarzbraunes  Pigment  (Malaria). 

7.  Die  histologische  Untersuchung  der  Leber  ergibt,  dass  stellenweise  die  Leberzellen 
kleinere  oder  grössere  Fetttröpfchen  enthalten  und  einen  grossen,  blass  gefärbten  Kern  besitzen  mit  gleich- 
mässiger Granulirung  des  Protoplasmas. 

In  den  grösseren  Ästen  der  Lebervenen  zahlreiche  Leukocyten.  In  den  Capillaren  allenthalben  mit 
Methylenblau  sehr  blass  gefärbte,  rundlich  geformte  Körperchen  oder  undeutlich  granulirte  Massen.  Hie  und 
da  sehr  spärliche,  zu  zweien  gelagerte,  kurze  ovoide  Stäbchen. 


45» 


342  H.  Albvccht  und  A.  GIiou, 

Epikrise. 

Der  primäre  Rubo  betrifft  die  obertlächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymplidi'üsen  der  linken  Seite  und 
ist  ausgezeichnet  tlureh  seine  Grösse  und  Häni()rrhaij.ien,  die  zu.L;leieh  mit  reichlichem  Ödem  auch  die 
Umgebuni;  durchsetzen.  Gleichzeitig  zeigen  Anschwellung  die  linksseitigen  l^ymphnglandulae  iliacae  und 
lumbales. 

Die  Schwellung  der  Lymphdrüsen  im  primären  Rubo  ist  in  erster  Linie  bedingt  durch  eine  ganz  enorm 
dichte  Bacilleninliltration  und  nebenbei  durch  Leukocyteninllltration  und  Blutungen.  Die  Wände  mancher 
Capillaren  zeigen  beginnende  Nekrose  und  im  Lumen  findet  sich  ein  Balkenwerk  von  JTomogen  aus- 
sehenden Gerinseln;  von  besonderem  Interesse  erscheinen  die  Veränderungen  am  Larynx  und  Phaiynx, 
welch  letztere  makroskopisch  sich  im  Zustande  acuten  Katarrhs  mit  acutem  Ödem  befinden.  Mikroskopisch 
zeigt  sich  an  der  aryepiglottischen  Falte  oberflächlich  nekrosirende  pjitzündung  und  kleine  Capillar- 
embolien  durch  Pestbacillen.  Es  lässt  sich  ferner  auf  diesen  Schnitten  der  Einbruch  des  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  im  Bereiche  dieser  necrosirenden  Entzündung  constatiren,  welcher  sich  in  den  vom 
Blute,  Milzsafte  und  primären  Bubo  angelegten  Culturen  vorfindet  und  somit  eine  Misch-,  respective 
Secundärinfection  veranlasst  hat.  Hämorrhagien  finden  sich,  abgesehen  von  den  im  Bereiche  des 
primären  Bubo  constatirten,  nur  im  Peri-  und  Epicard. 

Im  acuten  Milztumor  sieht  man  histologisch  hochgradige  Hyperämie,  Erweiterung  der  Pulparäume, 
Proliferation  der  Pulpazellen  und  spärliche  Pestbacillen.  Die  Leberepithelien  parenchymatös  oder  fettig 
degenerirt,  in  den  Capillaren  sehr  spärliche  Pestbacillen  neben  Gebilden,  die  \'ielleicht  als  Degenerations- 
formen anzusprechen  sind. 

In  der  Nierenrinde  Verödungen  der  Glomeruli  dinx-h  Arteriosklerose. 

In  dei-  Tonsille  und  einer  geschwollenen  Lymphdrüse  am  Halse  keine  Pestbacillen  und  keine  anderen 
Mikroorganismen  im  Schnitte  nachweisbar. 

Die  eigenthümlichen  käsigen  Herde  in  den  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite 
erscheinen  bedingt  durch  einen  chronischen  Entzündungsprocess,  der  Ähnlichkeit  mit  dem  tuberculösen  hat. 
Tuberkelbacillen  konnten  nicht  aufgefimden  werden,  und  es  sind  Llahei'  die  Knötchen  \'ielleicht  als  durch 
irgendwelche  Fremdkörper  bedingt  aufzufassen.  Die  pneumonischen  Herde  in  beiden  Lungenunter- 
lappen,  die  das  Aussehen  gewöhnlicher  ganz  frischer  Lobulärpneumonien  boten,  wurden  nicht  weiter 
untersucht. 

Fall  22/V. 

Bolkrisli-iie  Tatia,  35jähriger  Hindu,  von  unbekannter  Beschäftigung,  ins  Spital  aufgenommen  am 
2.  März  um  6  Uhr  45  Minuten  Abends,  gestorben  am  3.  März  um  8  Uhr  30  Minuten  Abends.  Krankheits- 
dauer unbekannt.  Section  am  4.  März,  14  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  lß4  cm  lang,  gracil  gebaut,  mit  massig  entwickelter  Musculatur,  schlecht  genährt. 
Todtenstarre  wenig  ausgeprägt.  Todtenflecke  an  den  abhängigen  Kin-perpartien  sichtbar.  Äusserlich  keine 
Fäulnisserscheinungen  zu  constatiren. 

Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich;  die  sichtbaren  Schleimhäute  blutai'm;  Hals  lang,  schmal,  keine 
Drüsen  tastbar;  Thorax  \'on  entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch,  Abdomen  unter  dem  Ni\eau 
des  Thorax. 

In  der  Gegend  der  Fossa  ileo-pectinea  des  linken  Oberschenkels  eine  \-ermehrte  Consistenz  tastbar, 
über  welcher  die  Haut  sich  zwar  etwas  verdickt  anfühlt,  sich  aber  in  Falten  legen  lässt.  In  der  rechten 
Schenkelgrube  einige  bohnengrosse,  ziemlich  harte  Lymphdrüsen  tastbar. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  In  der  Gegend 
des  rechten  Ellenbogengelenkes  und  beider  Kniescheiben  vertrocknete,  rothbraune,  unregelmässig  begrenzte 
Excoriationen;  die  Sohlen  beiderseits  sehr  rissig. 


Benlenpest.  II.  Pafhologisch-an atomischer  Bericht.  343 

Schädeldecken  blut- und  fettarm:  Schädeldach  länglich  oval,  symmetrisch,  nirgends  verdickt.  Tabula 
interna  glatt,  Knochen  blutarm. 

Dura  mater  gut  gespannt,  zart,  Meningen  an  der  Gehirnbasis  und  Convexität  zart,  ziemlich  blutarm. 
Gefässe  an  der  Basis  zartwandig.  Rinde  gleich  breit,  röthlichgrau,  Marklager  weich,  von  spärlichen  Blut- 
punkten durchsetzt;  \'entrikel  entsprechend  enge,  Stammganglien  normal  gebildet,  ödematös,  desgleichen 
Kleinhirn,  Pons  und  Medulla  oblongata. 

Zähne  gesund,  die  Tonsillen  nicht  \erändert,  Schleimhaut  des  Gaumens  und  Pharj-nx  etwas  gercHhet, 
die  des  Larynx  blutleer. 

.Schilddrüse  klein,  normal. 

Linke  Lunge,  durch  Bindegewebsmembranen  x'ollständig  mit  der  Thoraxwand  \'er\vachsen,  fühlt  sich 
lufthaltig  an.  Am  Durchschnitte  sehr  blutreich  und  ödematös,  im  Gewebe  des  Unterlappens  unregelmässig 
zerstreute,  sehr  reichliche,  über  linsengrosse  Blutaustritte.  Rechte  Lunge  ganz  frei,  ihre  Pleura  glatt  und 
glänzend,  Oberlappen  gebläht,  Unterlappen  etwas  dichter  sich  anfühlend.  Auf  der  Schnittfläche  ist  sie  eben- 
falls stark  ödematös  und  blutreich,  und  über  die  ganze  Lunge  zerstreut  finden  sich  sehr  reichliche,  etwa 
linsengrosse,  frische  Blutungen.  Bronchien  beider  Lungen  mit  Schleim  imd  (JdemlTüssigkeit  gefüllt,  ihre 
Schleimhaut  geröthet. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  nicht  vergrössert. 

Pericard  zart,  Epicard  ziemlich  fettreich.  Im  Herzbeutel  einige  Ti^opfen  seröser  Flüssigkeit.  Herz  ent- 
sprechend gross,  linker  \'entrikel  fast  leer,  im  rechten  reichliche  .Speckgerinsel.  Alle  Klappenapparate  zart 
und  schlussfähig,  Herzfleisch  ziemlich  fest. 

Leber  nicht  vergrössert,  etwas  weicher,  ihre  Läppchenzeichnung  etwas  undeutlicher,  ziemlich  blutreich, 
sonst  normal.  Gallenblase  gut  mit  Galle  gefüllt. 

Milz  auf  das  Doppelte  vergrössert,  etwas  weicher  und  plumper,  zeigt  am  Durchschnitte  eine  blutrothe 
Farbe,  nicht  x'orquellende,  aber  etwas  abstreifbare  Pulpa  und  sehr  reichlich  entwickeltes  Stroma. 

Nieren  vergrössert,  plump,  weicher,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich, 
erbleicht,  Rinde  verbreitert.  In  der  Harnblase  gelblicher  Urin,  ihre  .Schleimhaut  dünn,  weiss. 

Nebennieren  nicht  verändert. 

In  der  linken  Fossa  ileo-pectinea  ein  obernächliches,  wallnussgrosses  Paquet  \'on  N'ollständig  hämor- 
rhagisch infiltrirten  Lymphdrüsen,  die  in  ein  theils  üdematöses,  theils  hämorrhagisch  infiltrirtes  Bindegewebe 
gehüllt  sind.  Ausserdem  finden  sich  in  der  Umgebung  des  erwähnten  Paquets  einige  kleinere,  succulente 
und  geschwollene  Lymphdrüsen.  An  der  medialen  Seite  dieser  hämorrhagisch  infiltrirten  Lj'mphdrüse  findet 
sich  bei  der  Präparation  eine  frisch  dunkelroth  thrombosirte  Vene  von  circa  2  mm  Durchmesser.  An  der 
medialen  Hälfte  des  Ligamentum  Pouparti,  medial  von  der  Vena  femoralis,  dem  horizontalen  Schambeinast 
aufgelagert,  findet  sich  eine  haselnussgrosse,  gelblich  aussehende  Lymphdrüse  \on  derber  Consistenz  imd 
röthlichgelber,  etwas  vorquellender  .Schnittfiäche.  Ähnliche  kleinere  Lymphdrüsen  längs  der  Vasa  iliaca  und 
zu  beiden  Seiten  der  unteren  Hohlvene. 

Rechterseits  erscheinen  die  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  etwas  vergrössert  und 
isolirt,  auf  dem  Durchschnitte  röthlich  succulent.  An  der  medialen  Seite  der  rechten  Vena  femoralis  eine 
ebenfalls  fast  haselnussgrosse  Lymphdrüse,  sj-mmetrisch  gelagert  mit  der  entsprechenden  der  anderen  Seite, 
von  derselben  Beschaffenheit  wie  diese. 

In  beiden  Kniekehlen  keine  makroskopisch  veränderten  L3'mphdrüsen. 

Im  Magen  gallig  gefärbte  Schleimmassen,  in  seiner  Schleimhaut  reichliche,  zerstreute  Gruppen  von 
punktförmigen  Hämorrhagien.  Der  Darmtractus  zeigt  keine  besonderen  \'eränderungen. 

Die  .Axillai'-  und  Mesenteriallymphdrüsen  nicht  geschwollen. 

Pankreas  nicht  verändert. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Im  Blute  aus  dem  rechten  \'orhofe  sind  mikroskopisch  keine  Bacterien  nachweisbar.  In  den 
Aussaaten  finden  sich  spärlich,  aber  ausschliesslich  Colonien  des  Pestbacillus. 


344  H.  Alb  rech  I  n  iid  A .  G  h  o  ii, 

2.  Im  Secrete  aus  dem  linken  ßronchu.s,  das  ziemlich  reichlich  i'nthe  Bhilkfirperchen  zeigt, 
findet  sich  miki'oskopisch  ein  ziemlich  reichliches  Bacteriengemenge,  vorwiegend  bestehend  aus  Diplo- 
coccenformen,  in  geringerer  Anzahl  aus  Stäbchen,  theils  feineren,  theils  dickeren;  spärlich  finden  sich  in  dem 
Gemenge  Bacillen  mit  bipolarer  Färbung,  in  Form  und  Grösse  identisch  mit  Pcsthacillen,  die  sich  bei 
Anwendung  der  Gram'schen  Methode  rasch  entfärben. 

3.  Präparate  aus  der  Milz  zeigen  spärlich  Pestbacillen,  meist  einzeln  und  extracellulär  gelagert, 
theils  gut  imd  bipolar  gefärbt,  theils  in  blass  gefärbten,  rundlichen  Formen. 

Die  Aussaaten  ergeben  ausschliesslich,  jedoch  spärlich  Colonien  des  Pestbacillus. 

4.  In  Präparaten  aus  einer  oberflächlichen,  hämorrhagisch  infiltrirten  Inguinal  drüse 
der  linken  Seite  finden  sich  massig  viele  Pestbacillen,  einzeln  und  extracellulär  gelegen,  gut  und  bipolar 
gefärbt. 

Die  Aussaaten  zeigen  reichlich  und  ausschliesslich  Colonien  des  Pestbacillus. 

Histologischer  Befund. 

1.  Primärer  Bubo  in  der  linken  Inguinalgegend.  Die  von  verschiedenen  Stellen  angefertigten 
.Schnitte  treffen  menrere  kleinere  und  eine  bedeutend  vergrösserte  Lymphdrüse  sammt  Umgebung.  Letztere 
zeigt  in  ausgedehntem  Masse  Kernschwund  der  Zellen,  besonders  im  Centrum,  indem  dieselben  theils  als 
mit  Eosin  gefärbte,  rundliche  Gebilde  erhalten  oder  in  mehr  glänzende  Schollen  und  Trümmer  oder 
ungleichmässig  granulirte  Massen  zerfallen  sind.  Vielfach  sieht  man  zahlreiche  verschieden  grosse,  stark 
mit  Hämatoxj'lin  gefärbte  Kiirnchen  dazwischen  zerstreut. 

Auch  homogen  aussehende  Capillaren  ohne  Kernfärbung  finden  sich  hier,  und  nur  hie  und  da  ist 
adenoides  Gewebe  in  Form  \'on  kleinen  Anhäufungen  erhalten ,  mehr  weniger  deutlich  Follikeln 
entsprechend.  Dazwischen  manchmal  sogar  ziemlich  ausgedehnte  Hämorrhagien.  Die  fibröse  Kapsel  so 
dicht  von  polynucleären  Leukocyten  und  Hämorrhagien  durchsetzt,  dass  man  sie  kaum  abgrenzen  kann, 
ebenso  das  Fettgewebe  der  Umgebung  ähnlich  einer  Phlegmone.  Auch  in  diesem  herdweise  angeordnete 
Stellen,  wo  jede  Kernfärbung  fehlt,  die  Zellen  in  homogen  aussehende  Trümmer  zerfallen  sind  und  sich 
zahlreiche  Körnchen  finden.  Letztere  besonders  zahlreich  um  einige  kleinere  Arterien  angeordnet,  deren 
Wand  durchaus  homogen  und  etwas  verdickt  ist  und  in  deren  Umgebung  sich  ein  homogenes  Balkenwerk 
findet,  das  stark  mit  Eosin  gefärbt  ist  und  stark  glänzend  erscheint.  Manchmal  sind  die  Endothelkerne  blass 
gefärbt  erhalten  und  denselben  ein  ähnliches  Balkenwerk  angelagert.  .Auch  erweiterte,  mit  Leukocyten  imd 
Bacillen  vollgefüllte  Lymphgefässe  finden  sich.  Im  Binde-  und  Fettgewebe,  knapp  nach  aussen  von  der 
Kapsel  und  im  Umkreise  eben  beschriebener  .Stellen  grosse  Haufen  dichtgedrängter,  typisch  aus- 
sehender Pestbacillen.  Auch  in  den  zerfallenen  Partien  sind  sie  ziemlich  zahlreich,  polymorph  und  ziemlich 
gut  gefärbt.  Ferner  sieht  man  auch  in  einigen  grösseren  Gefässstämmen  neben  in  ihrer  Form  erhaltenen 
rothen  Blutkörperchen  reichliche  homogene  .Schollen  und  Balken,  die  der  Wand  angelagert  sind  und 
deutlich  erhaltene  rothe  Blutkörperchen  einschliessen. 

An  den  kleineren  Lymphdrüsen  sind  die  Veränderungen  bei  Weitem  geringer ;  die  Sinus  etwas 
erweitert,  enthalten  viele  ein-  oder  mehrkernige  Leukocyten,  ihre  Zellen  gross,  oft  epithelähnlich  tlach,  mit 
grossem,  häufig  gelappten,  sehr  blass  gefärbten  Kern.  Besonders  in  den  Markstrahlen  reichliche,  mit 
Methylenblau  sich  färbende  Granulazellen.   Nur  sehr  spärliche  Pestbacillen  nachweisbar. 

2.  Schnitte,  angefertigt  aus  einer  Lymphdrüse  vom  linken  horizontalen  Schambeinast, 
zeigen  zum  Theile  die  Structur  derselben  erhalten,  indem  sich  die  weiten  Sinus  von  dem  adenoiden 
Gewebe  der  Follikel  und  Markstrahlen  scharf  abgrenzen.  Doch  sind  die  .Sinus  dicht  infiltrirt  von  Leuko- 
cyten, manche  enthalten  auch  viele  rothe  Blutkörperchen.  Auch  kleine  Häufchen  von  Pestbacillen  finden  sich  in 
ihnen.  An  anderen  .Stellen  ist  aber  von  adenoidem  Gewebe  nichts  zu  sehen,  sondern  es  findet  sich  eine  dichte 
Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten  neben  reichlichen  Blutungen,  besonders  in  den  peripheren  Rinden- 
antheilen.  Hier  liegen  auch  grosse  Rasen  von  Pestbacillen,  häufig  umgeben  von  Hämorrhagien  oder  Leuko- 
cyten, deren  Kerne  in  eine  Anzahl  \-on  Körnchen  zerfallen  sind. 


Bciilcnpcst.  IL  PütJwlogisch-aiialoiuisciicr  Bcriclit.  345 

Auch  Kapsel  und  umgebendes  Binde-  und  Fettgewebe  reichlich  infiltrirt,  stellenweise  von  Blutungen 
und  zahlreichen  Fibrinfäden   oder  Balken  durchsetzt;   dazwischen  viele  grosse  und  kleinere  Bacillenhaufen. 

3.  Lumbale  Lymphdrüse  von  der  linken  Seite  der  grossen  Bauchgefässe.  An  der 
1.3-mphdrüse  selbst  histologisch  keine  besondere  Veränderung,  nur  starke  Füllung  der  Blutgefässe.  In 
einigen  erweiterten  Lymphgefässchen  und  Gewebsspalten  der  Kapsel  Vermehrung  der  Leukocyten.  Keine 
Bacterien  auffindbar. 

4.  Auch  die  histologische  Untersuchung  einer  makroskopisch  nicht  vergrösserten 
Lymphdrüse  aus  dem  hinteren  Mediastinalraume  ergibt  keinen  erwähnenswerthen  Befund.  In 
dieser  (ebenso  wie  in  der  früher  erwähnten)  reichliche  Granulazellen.   (Mit  Methylenblau  stark  gefärbt.) 

5.  Milz.  Die  Trabekel  erscheinen  beträchtlich  verdickt,  desgleichen  die  Wand  der  kleineren  Arterien. 
Ferner  finden  sich  in  der  Pulpa  Züge  von  spinnenförmigen  Bindegewebszellen,  die  stellenweise  mit  den 
Pulparäumen  im  Zusammenhange  stehen  oder  sie  umgeben.  Letztere  überall  stark  erweitert  und  mit 
rothen  Blutkörperchen  gefüllt.  Poly-  und  mononucleäre  Leukocyten  liegen  massig  reichlich  sowohl  in  diesen 
wie  auch  zwischen  ihnen.  Die  epithelartigen  Endothelien  der  Pulparäume  sehr  gross,  entweder  von  platter 
oder  hoch  cubischer  P'orm,  besitzen  einen  oder  auch  zwei  sehr  grosse  Kerne,  die  entweder  gelappt  oder  ver- 
zweigt sind  oder  Mitosen  erkennen  lassen.  Solche  grosse  Endothelzellen  liegen  auch  im  Inneren  der  Räume. 

Die  Follikel  sehr  kernreich,  die  Kerne  stark  mit  Hämatoxjiin  gefärbt,  nichts  Besonderes  an  ihnen 
bemerkbar.  In  der  Milz  sind  Bacterien  nicht  auffindbar. 

6.  Schnitte,  die  durch  die  hintersten  Antheile  des  linken  Lungenunterlappen  geführt 
sind,  zeigen  die  wenig  erweiterten  Alveolen  mit  Blut  fast  vollständig  gefüllt,  die  Ah'eolarwände  nur  selten  zer- 
rissen. Ausserdem  finden  sich  in  den  Lungenaveolen  spärliche  Leukocyten,  reichlich  abgestossene  Epithelien 
und  fein  granulirte,  geronnen  aussehende  Massen,  auch  zahlreiche  mit  Kohlenpigment  beladene  Zellen.  Das 
Epithel  der  kleinen  Bronchien  grösstentheils  erhalten,  in  denselben  viel  Blut  und  zahlreiche  polynucleäre 
Leukocyten  und  abgestossene  AK'eolarepithelien.  Ferner  zahlreiche  Diplococcen  von  der  F'orm  des  Diplo- 
coccus  pneumoniae  und  spärliche  kurze  Stäbchen  von  häufig  ovoider  Gestalt  und  bipolarer  Färbung, 
die  Pestbacillen  vollkommen  entsprechen.  Beide  finden  sich  auch  in  den  Blutungen.  Die  Bacillen  entfärben 
sich  nach  Weigert. 

7.  Magen  (aus  der  Gegend  der  grossen  Curvatur).  Die  obersten  Schichten  der  Schleimhaut 
in  Folge  postmortaler  Veränderung  schlecht  färbbar.  Jedoch  sieht  man  dieselben  an  zahlreichen  Stellen, 
oft  auf  weite  Strecken  hin,  von  Blutungen  durchsetzt,  die  aber  nie  bis  in  die  tieferen  Schichten  reichen. 
Die  Blutgefässe  sowohl  in  der  Schleimhaut  selbst,  als  auch  in  der  Submucosa  stark  erweitert  und  gefüllt. 
Die  Lymphfollikel  nicht  vergrössert,  das  Gewebe  zwischen  den  Drüsenschläuchen  stellenweise  sehr  reich 
an  mononucleären  Leukocyten. 

An  vielen  Stellen,  auch  über  den  Blutungen,  sieht  man  Gruppen  von  längeren  oder  kürzeren  Bacillen, 
auch  in  Fäden  angeordnet,  manchmal  von  bipolarer  Färbung  und  grosser  Ähnlichkeit  mit  Pestbacillen.  Sie 
finden  sich  auch  im  zellreichen  Gewebe  zwischen  den  Drüsenschläuchen ,  behalten  aber  nach  der 
Weigert'schen  Färbungsmethode,  wenigstens  grösstentheils,  die  Farbe. 

Epikrise. 

Die  hochgradigen  Veränderungen  an  den  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  der 
linken  Seite  sprechen  zweifellos  dafür ,  dass  es  sich  hier  um  den  primären  Bubo  handelt.  Geringe 
Schwellung  zeigen  nur  noch  die  untersten  retroperitonealen  (Lymphoglandulae  iliacae  et  lumbales)  und  die 
inguinalen  der  rechten  Seite.  Alle  übrigen  Lymphdrüsen  sind  nicht  \-erändert.  Blutungen  finden  sich  sehr 
reichlich  in  der  Magenschleimhaut,  im  Unterlappen  der  linken  Lunge  und  fast  in  der  ganzen  rechten  Lunge. 
Die  Excoriationen  an  verschiedenen  .Stellen  der  Haut  sind  als  traumatisch  aufzufassen  (erworben  in  den 
Fieberdelirien). 

Die  bacteriologische  Untersuchung  ergibt  Reinculturen  von  Pestbacillen,  reichlich  aus  dem  primären 
Bubo,  spärlich  aus  Milz  und  Blut. 


346  H.  Albrecht  und  A.  Chon, 

Histologisch  ergibt  sicJT  ausgedehnte  Nekrose  im  Bereiche  des  primären  Biibo  mit  ödematr)s  eiteriger 
hililtralion  seiner  Umgebung.  In  erstercr  fehlen  die  Bacillen,  in  let^.terer  sind  sie  sehr  reichlich. 
Ferner  zahlreiche  Hämorrhagien  und  hyaline  Degeneration  und  Nekrose  der  Gefässe  mit  eigenartiger  Coagu- 
lation  oder  Gerinnung  sowohl  in  ihrem  Lumen  wie  in  ihrer  Umgebung  in  Form  homogener  Balken  oder 
Schollen.  Die  tiefe  higuinale  Lymphdrüse  vom  linken  inneren  .Schenkelringe  zeigt  gleichmässig  dichte  Infil- 
tration polynucleärer  Leukocyten,  als  beginnende  Vereiterung  aufzufassen,  mit  massenhaften  Pestbacillen. 
An  den  übrigen  untersuchten  Lymphdrüsen  nur  reichlichere  Leukocyten  in  den  Sinus  nachweisbar,  jedoch 
keine  Pestbacillen. 

In  den  Blutungen  im  linken  Liuigenunterlappen  reichliche  Diplococcen,  ebenso  in  dem  Exsudat- 
inhalte der  kleinen  Bronchien;  neben  diesen  auch  zweifellose  Pestbacillen  nachweisbar. 

In  den  zahlreichen  kleinen  Schleimhautblutungen  des  Magens  Pestbacillen  mit  Sicherheit  nicht 
auffindbar. 

Die  Milz  zeigt  neben  älteren,  in  Verdickung  der  Trabekel  und  Zunahme  des  feinen  Stromas  beste- 
henden Veränderungen  grossen  Blutreichthum  und  Proliferationserscheinungen  an  den  epithelähnlichen 
Endothelien  der  Pulparäume.  Pestbacillen  sind  auf  den  untersuchten  Schnitten  nicht  aufzufinden. 

Fall  23/VL 

Dogdll  Laximon,  SOjähriger  Hindu,  von  unbekannter  Beschäftigung,  wurde  ins  .Spital  am  2.  IVLärz  um 
6  Uhr  1 5  Minuten  Abends,  am  III.  Krankheitstage,  aufgenommen  und  starb  am  5.  März  um  2  Uhr  P'rüh,  am 
VI.  Krankheitstage.  Die  Section  wurde  am  selben  Tage  um  10  Uhr  Vormittags,  8  Stunden  post  mortem, 
vorgenommen. 

Körper  über  mittelgross,  von  ziemlich  kräftigem  Knochenbau  und  gut  entwickelter  Musculatur, 
ziemlich  schlecht  genährt.  Todtenstarre  noch  erhalten,  Todtenflecke  spärlich,  rothlichviolett. 

An  der  Stirnhaut  und  an  der  Haut  des  Thorax  rundliche,  lichtere,  von  hanfkorn-  bis  kreuzergrosse 
Stellen,  welche  besonders  rechterseits  mit  einander  confluiren;  die  Haut  über  diesen  Flecken  abschilfernd 
und  leicht  gefaltet  (Pityriasis  versicolor). 

Pupillen  mittelweit.  Conjunctiven  leicht  injicirt,  Lippen  etwas  cyanotisch.  Hals  kräftig,  lang,  Thorax 
lang,  breit,  etwas  flach.  Abdomen  gebläht,  über  dem  Niveau  des  Thorax. 

In  der  linken  .Schenkelbeuge  einige  kleine  Lymphdrüsen  tastbar,  die  Haut  über  der  rechten  Fossa  ileo- 
pectinea  flach  prominent,  unter  derselben  ein  harter,  taubeneigrosser  Knoten  tastbar,  über  dem  die  Haut 
verschieblich  ist;  letztere  etwas  verdickt.  Nach  oben  über  das  I'ouparfsche  Band  setzt  sich  eine  vermehrte 
Consistenz  fort. 

Am  Genitale  von  aussen  nichts  Abnormes  bemerkbar. 

In  beiden  Kniekehlen  Drüsen  nicht  tastbar.  An  beiden  Kniescheiben  vertrocknete,  kleinere,  unregel- 
mässige Excoriationen  sichtbar. 

Die  Sohlen  beiderseits  stark  rissig,  anderweitige  Verletzungen  aber  weder  hier,  noch  an  den  Händen 
nachweisbar. 

Schädeldecken  ziemlicl:  fettreich,  blutarm,  .Schädeldach  dolichocephal,  asymmetrisch,  indem  der  rechte 
Scheitelbeinhöcker  stärker  prominent  ist  wie  der  flachere  linke;  der  Knochen  an  den  dicksten  Stellen  über 
'/•2  cm,  Spongiosa  über  1  mm  dick.  Zahlreiche  Gruben  von  Pacchyoni'schen  Granulationen  an  der  Innenfläche 
des  Schädeldaches;  Nähte  erhalten. 

Im  .Sichelblutleiter  geronnenes  Blut.  Dura  mater  etwas  an  das  Schädeldach  adhärent,  sonst  zart.  Gefässe 
an  der  Gehirnbasis  "zartwandig,  ihr  Lumen  enge;  Meningen  an  der  Basis  und  Convexität  ziemlich  gut 
injicirt,  zart;  Rinde  grauroth,  gleich  breit,  Gehirnsubstanz  etwas  weicher;  das  weisse  Marklager  von  reich- 
lichen Blutpunkten  durchsetzt,  .Seitenventrikel  etwas  erweitert,  klares  Serum  enthaltend,  ihi"  Ependym  etwas 
dicker;  Kleinhirn  ödematös,  Stammganglien  normal  gebildet,  massig  blutreich.  Pons  und  Medulla  zeigen 
keine  Veränderungen. 

.Schilddrüse  klein,  ziemlich  blutreich,  gekörnt,  colloid. 


Benlenpest.  IL  Pathologisch-auatoiiüscher  Bericht.  347 

Die  Lymphdrüsen  am  Halse  nicht  verändert. 

Beide  Tonsillen  etwas  vergrössert,  am  Durchschnitte  blutreich;  in  der  linken  ein  erbsengrosser,  hämor- 
rhagisch aussehender  Herd,  in  beiden  reichliche,  gelbliche  Pfropfe.  Das  linke  Stimmband,  etwas  geschwollen, 
zeigt  eine  kleine  Schleimhautblutung  an  seiner  Kante;  ebensolche  kleine  Blutungen  zerstreut  in  der  Schleim- 
haut des  Larynx.  Zähne  vollständig  erhalten,  anscheinend  gesund. 

Linke  Lunge  in  ihren  hinteren  Partien  durch  Bindegewebsmembranen  mit  dem  Thorax  verwachsen; 
an  der  Pleura  des  Unterlappens  zerstreute,  punktförmige  Ecchymosen.  Die  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig  an, 
erscheint  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  vollständig  lufthaltig.  Schleimhaut  der  Bronchien  etwas  geröthet, 
mit  Schleim  bedeckt.  Die  rechte  Lunge,  im  Bereiche  des  Unterlappens  durch  lockere  Bindegewebs- 
membranen angewachsen,  ergibt  denselben  Befund  wie  die  linke. 

Im  Herzbeutel  wenige  Tropfen  gelben,  klaren  Serums;  am  Epicard  des  linken  und  rechten  Ventrikels 
sehr  zahlreiche,  punktförmige  Hämorrhagien.  Das  epicardiale  Fettgewebe  reichlich  entwickelt.  Herz  von  ent- 
sprechender Grösse,  ziemlich  schlaff;  besonders  im  rechten  Ventrikel  reichlich  Fibringerinsel.  Alle  Klappen 
zart,  schlussfähig,  Herzfleisch  etwas  getrübt,  aber  ziemlich  fest. 

Leber  etwas  vergrössert  und  etwas  schlaffer;  Oberfläche  glatt,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutreich, 
die  acinöse  Zeichnung  verwischt,  Parenchym  braungrau,  etwas  vorquellend.  Gallenblase  entsprechend  gross, 
reichlich  mit  gelblichbrauner  Galle  gefüllt,  ihre  .Schleimhaut  nicht  verändert. 

Milz  um  ein  Drittel  vergrössert,  plump,  ihre  Kapsel  gespannt,  auf  dem  Durchschnitte  dunkelblutroth, 
Pulpa  etwas  A'orquellend,  ganz  zart  granulirt,  Stroma  vermehrt. 

Rechte  Niere  gross  und  plump,  die  linke  Niere  kleiner;  ihre  Consistenz  schlaff,  Kapsel  leicht  abziehbar, 
auf  dem  Durchschnitte   blutreich;   Rinde   beträchtlich   verbreitert,  graugelblich   gefärbt,   roth  gestreift   und 
gesprenkelt.  An  der  Oberfläche  kleine,  punktförmige  Blutungen  nachweisbar,  auch  in  der  Schleimhaut  des 
Nierenbeckens  und  an  der  Aussenseite  desselben. 
Nebennieren  nicht  verändert, 

Harnblase  enthält  massig  reichliche  Mengen  klaren  Urins;  ihre  Schleimhaut  nicht  verändert. 
Die  rechten  inguinalen,  und  zwar  die  oberflächlichen  und  die  tiefen  Lymphdrüsen  bis  zu  Wallnussgrösse 
geschwollen,  in  Paqueten  angeordnet,  sulzig  hämorrhagisch  infiltrirt,  auch  das  umgebende  Bindegewebe  von 
zahlreichen  Blutungen  und  gelblichem  Ödem  durchsetzt.  Längs  des  Ileopsoas  setzen  sich 'die  starren  Ketten 
\-on  L3-mphdrüsen  nach  oben  zu  fort,  scheiden  die  \'asa  iliaca  und  die  Vena  cava  ebenfalls  ganz  starr  ein. 
Auch  hier  ist  das  sie  umgebende  Bindegewebe,  sowie  das  sie  überziehende  Peritoneum  von  zahllosen  con- 
fluirenden,  dunkelblaurothen  Hämorrhagien  durchsetzt. 

In  der  Wand  der  unteren  Hohlvene  finden  sich  nach  ihrer  Eröffnung  zahllose,  unregelmässige,  con- 
fluirende  und  zusammenhängende  Blutungen,  hinaufreichend  bis  zur  Leber,  ebenso  in  der  rechten  Vena 
femoralis.  Auf  Querschnitten  durch  die  Hohlvene  und  die  sie  umgebenden,  miteinander  verschmolzenen 
Ljmiphdrüsen  erscheint  das  ganze  Venenrohr  eingescheidet  von  den  letzteren;  diese  selbst  gelb  und  roth 
feinst  gesprenkelt.  Das  taubeneigrosse  Paquet  in  der  Fossa  ileo-pectinea  ist  auf  dem  Durchschnitte  sehr  stark 
durchfeuchtet,  vorquellend  und  ebenso  vollständig  blutroth  und  gelblich  gesprenkelt. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Leistengegend  nur  etwas  vergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  etwas 
succulenter. 

Die  Lj'mphdrüsen  in  beiden  Kniekehlen  nicht  verändert. 

Im  Magen  schleimig  galliger  Inhalt,  in  der  Schleimhaut  massenhaft  kleine,  punktförmige  Blutaustritte; 
seine  Schleimhaut  etwas  geschwollen. 

Die  mesenterialen  Drüsen  über  bohnengross,  prominent,  Lsolirt,  auf  dem  Durchschnitte  saftreich. 
In  der  Schleimhaut  des  Jejunum  reichliche,  punktförmige  Hämorrhagien.  Dieselbe  stark  verschleimt 
imd  gelockert.  Im  Ileum  reichliche,  gallig  gefärbte  Chymusmassen.  Im  Dickdarm  zahllose,  punktförmige 
Hämorrhagien,  die  über  den  ganzen  Dickdarm  zerstreut  erscheinen.  Derselbe  enthält  sehr  reichliche,  gallig 
gefärbte,  dünnflüssige  Fäcalien,  Schleimhaut  grauweiss,  stark  verschleimt  und  geschwollen.  Im  Processus 
vermiformis,  dessen  Serosa  fleckig  geröthet  ist,   findet  sich  nahe  seinem  Ende   an   einer  schmalen,  ungefähr 

Denkbchriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    LXVI.  Bd.  46 


348  FI.  Albrecht  und  A.  Ghou, 

I  cm  langen  Linie  ein  grünlich  gelber,   ciiphtheritischer,  ziemlich  festhaftender  Belag;    seine  Umgebung  von 
zahlreichen,  confluirenden  Hämon-hagien  durchsetzt.  Im  ganzen  iJarm  zahlreich  Ascariden. 

Pankreas  normal. 

Genitale  ohne  pathologische  Veränderungen. 

Die  bronchialen  und  axillaren  Lymphdrüsen  nicht  verändert. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  aus  dem  hämorrhagisch  infiltrirten  Herd  der  linken  Tonsille 
zeigen  ein  reichliches  Bacteriengemisch  von  Coccen,  Bacillen,  Vibrionen  imd  Spirillen;  in  massig  reichlicher 
Menge  lassen  sich  in  diesem  Gemenge  Bacillen  erkennen,  die  hinsichtlich  ihrer  F^jrm  und  ihres  F'ärhe- 
verhaltens  völlig  mit  den  Pestbacillen  übereinstimmen. 

In  den  Aussaaten  gehen  reichlich  an  Colonien  des  .Streptococcus  pyogenes  und  Diplococcus  pneu- 
moniae, weniger  zahlreich  solche  des  Staphyloccus  pyogenes  aureus  und.  der  Coligruppe.  Pestcolonien  sind 
nicht  nachweisbar. 

2.  In  den  Aussaaten  aus  dem  Blute  des  linken  Herzventrikels  finden  sich  neben  reich- 
lichen Pestcolonien  drei  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

3.  Die  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

4.  Präparate  aus  der  Milz  zeigen  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  und  als  Diplobacillen,  in  o\'oiden 
und  länglichen  Formen,  vorwiegend  extracellulär  gelagert.  Neben  gut  und  bipolar  gefärbten  Exemplaren 
finden  sich  viele  schlecht  gefärbte,  meist  rundliche  Gebilde,  oft  fast  unkenntlich  und  nur  aus  den  zahl- 
reichen Übergangsformen  als  degenerirte  Pestformen  deutbar.  In  den  Aussaaten  finden  sich  reichlich  und 
ausschliesslich  Pestcolonien. 

5.  Eine  derb  infiltrirte,  oberflächliche  Inguinaldrüse  der  linken  Seite  zeigt  mikro- 
skopisch reichlich  Pestbacillen,  fast  ausschliesslich  einzeln  liegend  und  nur  zum  geringen  Theile  noch  gut 
gefärbt,  vielmehr  meist  in  schlecht  tingirten,  rundlichen  Formen.  Namentlich  die  stellenweise  in  den  Präpa- 
raten sich  vorfindenden  grösseren  Bacillengruppen  zeigen  besonders  deutlich  die  verschiedenen  Abstufungen 
in  der  Färbbarkeit  und  die  Übergänge  in  der  F"orm  von  der  typisch  ovoiden  bis  zu  schattenhaft  aus- 
sehenden grösseren,  rundlichen  Gebilden. 

Bei  Behandlung  mit  Pittfield's  Gemisch  findet  man  in  den  Präparaten  um  sehr  viele  Bacillen  einen  fast 
ungefärbten  Hof  mit  scharf  begrenztem  und  stärker  gefärbtem  Contour;  vereinzelt  erscheint  jedoch  auch 
dieser  Hof  gleichmässig  blass  tingirt,  scharf  und  glatt  begrenzt. 

In  den  Aussaaten  gehen  reichlich  und  ausschliesslich  Pestcolonien  an. 

6.  Präparate  aus  dem  Dickdarminhalte  zeigen  ein  reichliches  Bacteriengemenge,  in  dem  sich 
auch  massig  reichlich  Bacillen  nachweisen  lassen,  die  als  Pestbacillen  angesprochen  werden  können. 

Die  Aussaaten  ergeben  ausschliesslich  Colonien  der  Coligruppe. 

7.  Ein  Ascaris  aus  dem  Dünndarm  \vurde  unter  sterilen  Cautelen  zerkleinert  und  zer- 
rieben. Von  dem  so  erlangten  Brei  wurden  einerseits  Platten  mit  Glj'cerin-  und  Serum-Agar  beschickt, 
andererseits  0'5  cni^  davon  einer  Maus  subcutan  einverleibt.  Die  Aussaaten  ergaben  ausschliesslich  Colonien 
der  Coligruppe;  auch  durch  das  Thierexperiment  Pestbacillen  nicht  nachweisbar. 

Histologischer  Befund. 

1.  Hämorrhagisch  infiltrirte  Lymphdrüse  aus  der  linken  Inguinalgegend  (primärer 
Bubci).  Das  pericapsuläre  Binde-  und  F'ettgewebe  \'on  sehr  reichlichen  Hämorrhagien  durchsetzt,  zwischen 
welchen  sich  dichte  Infiltrate  \'on  polynucleären  Leukocyten  finden  und  die  \'on  reichlichen,  mit  Eosin  stark 
gefärbten  und  stark  glänzenden  Balken  und  groben  Fäden  netzartig  durchsetzt  werden.  Letztere  haben  oft 
ganz  homogenes  Aussehen  und  finden  sich  auch  im  Lumen  grösserer  Arterien,  dem  oft  noch  erhaltenen 
Endothel    in    breiter,   homogener  Schicht   angelagert   oder   unregelmässig   das  Lumen    erfüllend.  An   vielen 


BenJeiipest.  IL  Patholoi^isch-auatoiuischcr  Bericht.  349 

Stellen  sieht  man  Schwund  der  Kerne  oder  Körnchenzerfal!  derselben.  Dabei  erscheint  das  ganze  Gewebe 
\-on  zahllosen  Bacillen  überschwemmt.  Auch  die  fibröse  Kapsel  der  Lymphdrüse  dicht  von  polynucleären 
Rundzellen  durchsetzt.  Die  mikroskopische  Structur  der  Drüse  selbst  vollkommen  durch  ausgetretene 
Blutungen  zerstört.  Besonders  in  der  Rindenschicht  grosse  Haufen  von  Kundzellen  zwischen  Haufen  von 
Bacillen,  in  deren  Umgebung  die  Leukocyten  keine  Kernfärbung  zeigen,  in  homogene  oder  fein  granulirte 
Bröckel  zerfallen  sind,  zwischen  denen  sich  kleine,  stark  blau  gefärbte  Körnchen  finden.  Viele  Gefässe 
zeigen  etwas  verbreiterte,  ganz  homogene  Wand  oder  ein  homogenes,  feineres  und  gröberes  Balkenwerk, 
das  oft  das  Lumen  von  Capillaren  ganz  verlegt;  die  in  ihrer  Form  vollständig  typischen  Pestbacillen  sowohl 
zu  grösseren,  mehr  umschriebenen  Rasen  angeordnet,  als  auch  in  enormer  Zahl  gleichmässig  über  die 
Drüse  zerstreut.   Andere  Bacterien  nicht  nachweisbar. 

2.  Schnitte  durch  den  untersten  Antheil  der  Vena  cava  und  ihre  unmittelbare 
Umgebung  zeigen  dieselbe  eingescheidet  von  reichlichen,  ausgetretenen  Blutmassen  und  fein  granuürten, 
selten  fädigen  geronnenen  Massen,  die  polynucleäre  Leukocyten  einschliessen.  An  einigen  Stellen  dringt 
Blut  und  ebengenanntes  E.xsudat  zwischen  die  Bündel  der  Venenmusculatur  ein.  Dieselben  sind  überall  wie 
auseinandergeworfen.  Im  Bereiche  der  Blutungen  und  Exsudatmassen,  auch  zw'ischen  den  Muskelbündeln 
Netze  von  homogen  aussehenden  Balken  und  sehr  zahlreiche  grössere  und  kleinere  Haufen  von  typischen 
Pestbacillen.  Das  Endothel  der  Vena  cava  nur  in  kurzen  Strecken  erhalten,  meistens  abgehoben.  Zw'ischen 
diesen  Endothelzellen  und  aufgelagerten  polynucleären  Leukocj'ten  oder  knapp  unter  der 
Endothelschicht  oft  zahlreiche  Haufen  von  Pestbacillen.  Zahlreiche,  enorm  erweiterte  Lymph- 
gefässe,  die  in  dem  vollständig  und  gleichmässig  hämorrhagisch  infiltrirten  Binde-  und  Fettgewebe  der 
adventitiellen  Gefässscheide  sitzen,  säumen  die  Vene  ein.  Sie  sind  ausser  von  Blutmassen  häufig  von  einer 
Infiltration  polj'nucleärer  Leukocj^ten  oder  enormen  Bacillenmassen  umgeben.  Die  Wand  der  Lymph- 
gefässe  oft  nur  durch  einen  homogenen,  mit  Eosin  gefärbten  Streifen  gekennzeichnet,  der  hie  und  da 
unterbrochen  ist,  so  dass  der  aus  zahllosen  Bacillen  und  vielen  polynucleären  Leukocyten,  weniger  aus 
Fibrin  bestehende  Inhalt  direct  in  die  Umgebung  des  Gefässes  übergeht.  Im  Bereiche  des  hämorrhagisch 
infiltrirten  Bindegewebes  zahlreiche  kleinere  Gefässe  mit  vollständig  homogener  und  oft  vielfach  zerrissener 
Wandung  und  erfüllt  oder  umgeben  von  den  im  \'orstehenden  beschriebenen  eigenthümlichen,  homogenen 
Balken  oder  Schollen.  Vielfach  sieht  man  in  den  Leukocj'tenhäufchen  Kernschwund  oder  feinkörnigen 
Zerfall  ihrer  Kerne. 

Eine  in  den  Schnitt  fallende,  ungefähr  haselnussgrosse  Lymphdrüse  ist  als  solche  nur  an  ihrer  all- 
seitigen Begrenzung  durch  einen  schmalen,  homogenen  Saum  zu  erkennen,  der  sich  nach  Aussen  gegen  die 
hämorrhagische  Infiltration  abgrenzt.  Vom  Drüsenparenchym  ist  nichts  in  seiner  normalen  Form  erhalten, 
indem  Alles  durchsetzt  ist  von  Hämorrhagien  und  dichtgedrängten,  fast  durchwegs  polynucleären  Leuko- 
cyten. Dazwischen  liegen  enorm  grosse  Haufen  ebenfalls  ganz  dichtgedrängter  Pestbacillen  und  kleinere 
Gruppen  überall  zwischen  Blutkörperchen  und  Eiterzellen.  An  vielen  kleineren  Stellen  Kernschwund  und 
Kürnchenzerfall  der  Kerne  und  sehr  zahlreiche,  kleine  Bacillengruppen.  Fast  alle  Blutgefässe  der  Lymph- 
drüsen zeigen  eine  wie  hyaline,  gequollene,  auch  zerrissene  Wandung  und  homogene  Gerinsel  oder 
.Schollen  sowohl  im  Lumen  derselben,  wie  auch  ausserhalb  in  Form  von  gröberen  Netzen.  Andere  Bacterien 
als  Pestbacillen  nirgends  nachweisbar. 

3.  Schnitte  durch  eine  mesenteriale  Lj'mphdrüse  zeigen  keine  besondere  Veränderung. 
Keine  Bacterien  nachweisbar. 

4.  Linke  Tonsille.  Dieselbe  ist  ausserordentlich  blutreich,  ihre  Gefässe  stark  erweitert  und  blut- 
gefüllt. In  den  tiefen  Schichten  des  adenoiden  Gewebes  vereinzelte,  kleinere  Blutaustritte,  die  Zellen 
desselben  entweder  polynucleär  oder  sie  besitzen  einen  gelappten,  häufig  in  Mitose  sich  befindlichen  Kern. 
An  einer  Stelle  ein  mit  zahlreichen,  polynucleären  Leukocyten  gefülltes  Gefäss,  das  ausserdem  zahlreiche 
Bacillen  enthält.  Ferner  finden  sich  im  Bereiche  der  Blutung  grosse  Mengen  von  Bacillen,  die  sowohl  nach 
ihrer  .Anordnung  zu  kleinen,  dichten  Haufen,  welche  sich  gleichsam  zwischen  die  Leukocyten  eindrängen, 
wie  auch  nach  ihrer  Form   (kurze  o\-oide  oder  coccenähnliche  Bacillen   mit  häufiger  bipolarer  Färbung)   auf 

46» 


350  H.  Alb rc ch t  und  A.  Gh o n, 

das   \-cillkiimmenste    Pestbacillen    entsprechen.    In    den    Epitheleinsenkun.^en    der   Tonsille    ein    reichliches 
Gemenge  der  verschiedensten  Bacterien,  welches  aber  auf  die  Epithelschichte  beschränkt  bleibt. 

5.  Milz.  Dieselbe  ist  enorm  blutreich,  und  zwar  findet  sich  das  Blut  nicht  in  Capillargefassen,  sondern 
frei  zwischen  den  zelligen  Elementen  der  Pulpa.  Nur  vereinzelt  sind  die  mit  epithelähnlichen  Zellen  aus- 
gekleideten Pulparäume  erhalten  und  mit  Blut  erfüllt.  Viele  besitzen  eine  unvollständige,  zerrissen  aus- 
sehende Wandung.  Die  Zellen  der  Pulpa  sind  entweder  grosse,  mono-  oder  polynucleäre  Leukocyten  mit 
halbmondförmigen  oder  vielfach  gelappten,  in  der  Regel  stark  gefärbten  Kernen  oder  grosse,  epithelähnliche, 
mit  sehr  grossem,  mehr  bläschenähnlichen  Kern,  der  oft  in  Theilung  begriffen  oder  bereits  getheilt  ist. 
Dieselben  Zellen,  oft  dicht  gedrängt  und  übereinandergelagert,  finden  sich  in  den  noch  erhaltenen  Pulpa- 
räumen.  Die  Follikel  erhalten,  sehr  zellreich,  in  ihnen  Mitosen  nachweisbar.  An  den  kleineren  Arterien 
erscheinen  die  innersten  Schichten  homogen,  das  Endothel  grösstentheils  erhalten. 

Durch  die  ganze  Milz  zerstreut  findet  man  typische  kleine  Herde,  die  dem  Quer-  oder  Längsschnitte 
eines  kleinen  Gefässes  entsprechen  und  deren  Centrum  aus  scholligen  oder  balkigen,  grob  granulirt  aus- 
sehenden Massen  gebildet  wird.  Sie  werden  eingesäumt  \'(in  ein-  oder  mehrkernigen  Zellen,  die  vielfach 
feinkörnigen  Kernzerfall  zeigen.  Oder  man  findet  die  Kerne  an  einem  ^^:lle  zu  langen  Fäden  ausgezogen 
(spermatozoenähnlich)  und  radiärwärts  gegen  das  Centrum  zu  gerichtet. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  erscheint  die  Milz  ganz  überschwemmt,  wie  infiltrirt  \'on 
Pe.stbacillen,  die  in  ziemlich  gleichmässiger  Vertheilung  zerstreut  sind.  Wenig  oder  keine  finden  sich  in  den 
Follikeln.    Sie  liegen  überwiegend  extracellulär  und  bilden  oft  gegliederte  Fäden. 

Die  Trabekel  sind  etwas  verbreitert,  von  ungleichmässig  grob  granulirtem  Aussehen,  ihre  Zellkerne 
blass  gefärbt. 

6.  Leber.  Dieselbe  erscheint  mikroskopisch  blutreich,  die  Capillaren  sind  reichlich  mit  Blut  gefüllt.  Die 
Epithelien  weniger  gut  von  einander  abgrenzbar,  keine  Fetttropfen  enthaltend.  Im  Blute  ziemlich  zahlreiche, 
kleine  Gruppen  von  Bacillen,  die  der  Form  nach  vollständig  Pestbacillen  entsprechen. 

7.  Niere.  Die  Epithelien,  besondei's  der  Tubuli  contorti  gross,  wie  angeschwollen,  von  einander  nicht 
abgrenzbar,  ragen  in  un regelmässiger  F'orm  in  das  Lumen  des  Harncanälchens  V(_)r,  ihre  Kerne  meist  blass 
gefärbt.  Sowohl  in  der  Rinden-  wie  in  der  Marksubstanz  sieht  man  vereinzelte  Harncanälchen  von  Blut 
erfüllt.  In  einzelnen  Sammelröhrchen  kleine  Gruppen  von  wenigen,  kurzen  Bacillen  nachweisbar.  Die 
Glomeruli  intact.  Die  an  das  Nierenbecken  angrenzenden  Antheile  der  Nierenpyramiden  wie  blutig  infarcirt, 
desgleichen  das  ganze  in  den  Schnitt  fallende  Gewebe  des  Nierenbeckens.  Dessen  Epithel  fast  überall  von 
udrchbrechenden  Blutmassen  abgestossen.  Innerhalb  der  Blutungen  zahlreiche  Anhäufungen  von  Leuko- 
cyten und  Fibrin  und  überall  geradezu  enorme  Mengen  von  Pestbacillen. 

8.  Jejunum.  Die  epitheliale  Bekleidung  der  Schleimhaut  verloren  gegangen,  nur  mehr  das  Epithel 
in  den  tiefsten  Antheilen  der  Lieberkühn'schen  Krypten  erhalten.  Die  Gefässe  der  Submucosa  stark  mit  Blut 
gefüllt,  sonst  kein  bemerkenswerther  Befund. 

9.  Processus  vermiformis.  Die  Schnitte  treffen  das  diphteritisch  belegte  Geschwür  nahe  der  Spitze 
desselben.  Im  Bereiche  derselben  ist  die  Schleimhaut  umgewandelt  in  mehr  oder  weniger  mit  Eosin  gefärbte 
granulirte  oder  schollige  Massen,  die  häufig  keine  Zellform  mehr  erkennen  lassen,  häufig  aber  noch  in  ihrer 
Anordnung  den  Lieberkühn'schen  Krypten  entsprechen.  Dazwischen  mit  Hämatox^'Iin  blau  gefärbte,  zahl- 
reiche Haufen  von  Bacterien.  Oder  es  findet  sich  anstatt  der  Schleimhaut  ein  ziemlich  grobes,  mit  Eosin 
roth  gefärbtes  Balkenwerk,  das  bis  in  die  Submucosa  reicht.  Die  Muscularis  mucosae  ebenfalls  in  fein  granu- 
lirte Massen  zerfallen  und  die  obersten  Schichten  der  Submucosa  stellenweise  umgewandelt  in  ein  fein- 
faseriges Maschenwerk,  in  welchen  Leukocyten  oder  feinst  granulirte,  blassblau  gefärbte  Massen  liegen. 
Ausserhalb  eben  beschriebener  Stellen  die  Schleimhaut  gut  erhalten,  die  Lymphfollikel  von  entsprechender 
Grösse.  Auf  mit  alkalischem  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  im  Bereiche  der  zu  Grunde  gegan- 
genen Schleimhaut  grosse  Mengen  von  kurzen  Bacillen  in  Haufen  angeordnet,  von  häufig  bipolarer  Färbung, 
in  der  Form  von  Diplobacillen,  innerhalb  der  Haufen  selbst,  in  ganz  gleichmässiger  Vertheilung,  Rasen  oder 
Schwärme  bildend.  Viele  sehen  auch  wie  grosse  Coccen  aus.  Daneben  zahlreiche  dicke,  plumpe  und  längere. 


Beiüenpesf.  IT.  Pcifhologisch-aualoniischcv  Bericht.  351 

stärker  mit  Methylenblau  gefärbte  Stäbchen.  Auch  in  der  Submucosa  sieht  man  dieselben  Bacillen,  /.um 
Theile  mehr  diffus  zwischen  den  Zellausläufern  liegend,  zum  Theile  in  Gewebsspalten  oder  Capillaren 
liegend,  dieselben  geradezu  verstopfend.  Auf  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten  mit  schwacher  Entfärbung 
sieht  man  zahlreiche  blau  gefärbte  Bacterien  verschiedener  Form  (schlanke  und  längere  Stäbchen  und 
Coccen).  Ausserdem  aber  kürzere,  ovoide  Diplobacillen,  die  unxoUkommen  entfärbt  sind,  einen  mehr  rülh- 
lichen  Farbenton  und  .scharf  blau  gefärbte  Pole  besitzen.  Dieselben  liegen  auch  in  den  Capillaren  der  ver- 
schiedenen Schichten  der  Submucosa  und  sind  zweifellos  Pestbacillen. 

10.  Das  Epithel  der  Dickdarmschleimhaut  überall  fehlend.  Die  obersten  Schichten  derselben 
durchsetzt  von  zahlreichen  kleinen,  bis  an  die  Oberfläche  reichenden  Blutaustritten.  In  diesen  und  in  ihrer 
Umgebung  ziemlich  spärliche  Bacillen,  die  auch  in  den  Drüsenschläuchen  liegen,  aber  nicht  mit  Sicherheit 
als  Pestbacillen  angesprochen  werden  können. 

11.  In  Querschnitten  durch  einen  im  Dünndarm  gefundenen  Spulwurm  sind  keine 
Bacillen  auflindbar. 


Epikrise. 

Primärer  Bubo  in  der  rechten  Inguinalgegend ,  die  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymph- 
drüsen betreffend.  Ais  seine  unmittelbare  P'ortsetzung  finden  sich  die  stark  geschwollenen  retroperitonealen 
Lj'mphdrüsen  um  die  Vasa  iliaca  und  Vena  cava  bis  fast  an  die  Leber  hinaufreichend.  Die  übrigen  Lymph- 
drüsen sind  nicht  ergriffen,  nur  leichte  V'ergrösserung  an  den  Tonsillen  constatirhar.  Blutungen  finden  sich, 
abgesehen  von  denen,  die  im  Bereiche  des  primären  Bubo  und  seiner  unmittelbaren  Fortsetzung  und  in  der 
Wand  der  grossen  Venenstämme,  die  von  den  geschwollenen  Lymphdrüsen  eingescheidet  sind,  constatirt 
wurden,  in  der  linken  Tonsille,  dem  linken  wahren  Stimmband,  in  der  Schleimhaut  des  Magens,  Jejunum 
und  Dickdarms,  ferner  des  Nierenbeckens,  von  da  direct  übergreifend  auf  das  Nierenparenchym,  im  Epicard 
und  in  der  Pleura. 

Im  Processus  vermiformis  ein  diphtheritisches  Geschwür.  Das  Herzfleisch,  die  Leber  und  die  Nieren 
zeigen  parenchymatöse  Degeneration,  die  Milz  ist  acut  geschwollen,  und  zwar  in  ganz  eigenthümlicher 
Weise,  indem  die  tief  dunkelrothe  Schnittfläche  wie  feinst  granulirt  oder  chagrinirt  -  bei  geringem 
Vorquellen  der  Pulpa  —  aussieht.  Die  bacteriologische  Untersuchung  ergibt  sehr  reichliche  Reinculturen 
von  Pestbacillen. 

Histologisch  zeigt  sich  Zerstörung  der  Lj'mphdrüsen  im  Bereiche  des  primären  Bubo  durch  Hämor- 
rhagien  und  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten  mit  massenhaften  Pestbaci Heuhaufen  und  durch  begin- 
nende Nekrose  mit  reichlicher  Degeneration  und  Nekrose  der  Gefässwand  und  einer  eigenthümlichen 
Coagulation,  als  deren  Product  sich  sowohl  im  Lumen  der  Capillaren  und  Blutgefässe,  als  auch  ausserhalb 
desselben,  die  Gefässwand  in  Form  von  groben  Netzen  durchsetzend,  homogene  Balken  und  Schollen 
finden,  was  ein  sehr  charakteristisches  Bild  erzeugt.  Dasselbe  Bild  im  pericapsulären  Binde-  und  Fettgew'ebc. 
Der  Einbruch  der  enorm  bacillenreichen  Blutmassen,  die  sich  in  die  adventitiellen  Gefässscheiden  ergossen 
haben,  in  das  Venenlumen  lässt  sich  mikroskopisch  direct  nachweisen. 

Als  Ursache  für  die  Blutung  in  die  linke  Tonsille  und  für  das  diphtheritische  Geschwür  im  Processus 
vermiformis  ergeben  sich  Capillarembolien  von  Pestbacillen  mit  Verstopfung  des  Lumen. 

Die  Blutmassen,  welche  das  Nierenbecken  und  die  angrenzenden  Nierentheile  infiltriren,  enthalten 
grosse  Mengen  von  Pestbacillen;  solche  sind  jedoch  nicht  mit  voller  Sicherheit  nachweisbar  in  den  ganz 
kleinen  Blutaustritten  der  Dickdarmschleimhaut. 

Die  Epithelien  der  Leber  und  besonders  der  Niere  im  Zustande  der  parenchymösen  Degeneration. 

Der  acute  Milztumor  besteht  in  einer  gleichmässigen,  hämorrhagischen  Infiltration  der  Pulpa  mit  Zer- 
reissung  der  drüsenähnlichen  Pulparäume,  in  Proliferation  und  Schwellung  der  Endothelien  derselben 
und  geradezu  colossalen  Mengen  über  die  ganze  Milz  gleichmässig  zerstreuter  Pestbacillen,  neben  Infiltration 
von  polynucleären  Leukocyten.  Ausserdem   finden   sich   in   der  Milz  sehr  zahlreiche,   mikroskopisch  kleine 


352  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

Herde  charakteristischer  Form,  die  zweifellos  aus  De.nencralioii  und  Nekrose  \'on  Capillaren  mit  homogen 
balkiger  Coagulation  im  Rereiche  ihres  Lumens  und  ihrei'  unmittelbaren  Umgebung  entstanden  sind  und  in 
deren  Umgebung  sich  reichlicher  Körnchenzerfall  der  Kerne  findet. 

Fall  24/VII. 

Bayo,  40jähriges  Hinduweib,  Fabriksarbeiterin,  wurde  am  3.  März  um  2  Uhr  Nachmittags,  am  IV.  Krank- 
heitstage, ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  5.  März  um  1 1  Uhr  55  Minuten  Nachts,  am  VI.  Krank- 
heitstage. Die  Section  wurde  am  6.  März,  ungefähr  10  Stunden  post  mortem  vorgenommen. 

Weibliches  Cadaver,  149  cm  lang,  Knochenbau  schwächlich,  Musculatur  sehr  schlecht  entwickelt,  sehr 
schlecht  genährt.  Todtenflecke  ziemlich  reichlich,  schlecht  umschrieben  an  den  abhängigen  Körperpartien, 
Todtenstarre  ausgesprochen  vorhanden. 

Pupillen  beiderseits  mittelweit.  Die  Haut  der  ganzen  linken  Gesichtsseite,  der  Unterkiefergegend, 
hinabreichend  am  Halse  bis  über  die  Gegend  des  Larynx,  nach  rechts  herüberreichend  bis  zum  rechten 
Mundwinkel,  nach  hinten  bis  zum  linken  Meatus  acusticus  externus  und  am  Halse  bis  zum  vorderen  Rande 
des  linken  Cucullaris  in  ganz  unregelmässigen  Contouren  abgetragen.  Mundhöhle  linkerseits  eröffnet,  indem 
die  ganze  Wange  fehlt;  der  linke  Unterkiefer  blossgelegt,  wie  abgenagt,  ebenso  das  linke  Jochbein.  Linke 
Fossa  inframaxillaris  ausgeräumt,  so  dass  man  von  der  Seite  her  die  Gaumenbögen  und  den  Zungengrund 
erblickt;  der  ganze  Kehlkopf  mit  dem  Pharynx  und  dem  oberen  Theile  des  Ösophagus  und  die  linke  Hälfte 
des  Zungenbeines  fehlend;  ebenso  das  untere  linke  Lid  und  das  linke  äussere  Ohr  (iiächtlicherweile  von 
Schakalen  abgefressen).  Hals  schlank,  in  seinen  Gruben  und  beiden  AxiUen  keine  Drüsen  tastbar;  Thorax 
von  proportionirten  Dimensionen,  Brustdrüsen  fast  gar  nicht  entwickelt;  Abdomen   im   Niveau   des  Thorax. 

Nach  rechts  und  knapp  oberhalb  vom  Nabel  findet  sich  eine  ungefähr  guldengrosse  Hautstelle,  die  an 
ihrer  Peripherie  einen  verdickten,  derben  Wall  besitzt;  in  ihrem  Centrum  erscheint  die  Epidermis  blasenartig 
abgehoben,  an  einer  2  mm  langen  Stelle  eröffnet,  leicht  verschieblich,  1  cm  weit  überall  unterminirt.  In  der 
collabirten  Blase  noch  etwas  blutiges  Serum  enthalten.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  das  subcutane 
Binde-  und  Fettgewebe  im  Bereiche  dieser  Pustel  ungefähr  2  cm  tief  markig,  gelblich  infiltrirt,  vorquellend 
und  reichlich  eiterähnlichen  Saft  gebend;  dazwischen  finden  sich  zahlreiche  punkt-  und  streifenförmige 
Hämorrhagien.  Das  Bindegewebe  in  der  Umgebung  dieser  starren  Infiltation  stark  sulzig,  gelblich,  von  zahl- 
reichen kleinen  Hämorrhagien  durchsetzt.    In  der  Gürtelgegend  beiderseits   die  Haut  pigmentirt,  schilfernd. 

In  beiden  Inguinalgegenden  etwas  vergrösserte  Lymphdrüsen  tastbar.  An  den  Kniescheiben  je  eine 
unregelmässige,  ungefähr  kreuzergrosse,  vertrocknete  Excoriation.  Die  Haut  an  den  Sohlen  sehr  rissig.  An 
den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.    Irgend  welche  Verletzungen  nicht  nachweisbar. 

.Schädeldecken  blut-  und  fettarm,  Schädeldach  länglichoval,  fast  ovoid,  symmetrisch,  1 7  '/a  cm  im  langen 
Durchmesser,  12  cm  im  queren,  und  in  seiner  Peripherie  48  cm  messend.  Knochen  bis  1  cm  dick,  Spongiosa 
bis  2  mm  dick,  ziemlich  blutarm.  Tabula  externa  und  interna  nirgends  verdickt,  letztere  glatt,  Gefässfurchen 
sehr  seicht.  Gruben  von  Pacchyonischen  Granulationen  sehr  spärlich  und  ebenfalls  sehr  seicht.  Nähte 
erhalten. 

Dura  mater  am  Schädeldach  adhärent,  zart,  blutarm.  Im  Sichelblutleiter  schwarzrothes,  geronnenes 
Blut.  Meningen  an  der  Gehirnbasis  sehr  zart  und  blutarm,  Gefässe  eng  und  zartwandig,  Meningen  an  der 
Convexität  ebenso  beschaffen,  Rinde  röthlichgrau,  an  den  Meningen  nicht  adhärent,  gleichmässig  breit.  Das 
weisse  Marklager  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  fleckig  lichtrosenroth,  sehr  weich;  Ventrikel  enge; 
die  grossen  Ganglien  blutarm,  normal  gebildet,  ebenso  Kleinhirn,  Pons  und  MeduUa  oblongata. 

Zwerchfellstand  rechts  am  oberen  Rande  der  dritten  Rippe,  links  etwas  tiefer. 

Schilddrüse  fehlend  (von  .Schakalen  gefressen). 

Die  linke  Lunge  fast  völlig  durch  lockere  Bindegewebsmembranen  mit  der  Thoraxwand  verwachsen,  fühlt 
sich  überall  lufthaltig,  flaumig  an;  an  der  Pleura  keine  Blutungen,  am  Durchschnitte  lufthaltig,  ziemlich 
blutreich,  etwas  ödematös.  Die  kleineren  Bronchien  enthalten  reichlichen  Schleim,  ihre  Schleimhaut  geröthet. 


Benlenpest.  IL  Pathologisch-anatouüscher  Bericht.  353 

Die  rechte  Lunge  im  Bereiche  des  Unterlappens  mit  dem  Zwerchfell  verwachsen,  am  Durchschnitte  etwas 
mehr  ödematös  als  die  linke,  ergibt  sonst  denselben  Befund  wie  diese. 

Herzbeutel  sehr  zart,  vereinzelte,  ganz  kleine  Hämorrhagien  an  seiner  Innenfläche;  ebensolche  finden 
sich  am  Epicard  des  linken  Herzohres,  vereinzelte  an  der  Wurzel  der  aufsteigenden  Aorta;  Herz  klein.  Im 
linken  Ventrikel  spärliche  Cruormassen  und  ziemlich  reichliche  Fibringerinsel;  noch  mehr  im  rechten 
Ventrikel  und  Vorhof  Alle  Klappenapparate  zart.  Aorta  normal  weit,  an  der  Intima  derselben,  besonders 
über  den  Klappen,  ungefähr  hanfkorngrosse,  gelblichweisse,  prominente  Verdickungen.  Herzfleisch  etwas 
bleicher  und  morscher. 

Der  weiche  Gaumen  und  die  Tonsillen  röthlichviolett,  auf  dem  Durchschnitte  durch  die  Tonsillen 
nichts  Pathologisches. 

Ductus  thoracicus  etwas  erweitert,  aber  frei  von  Blutungen. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  klein,  bohnengross. 

Leber  an  ihrer  Oberfläche  mit  dem  Zwerchfell  durch  ziemlich  straffe  Bindegewebsmembranen  ver- 
wachsen, von  normaler  Grösse,  Kapsel  dort,  wo  sie  frei  von  Bindegewebsmembranen  ist,  glatt.  Consistenz 
der  Leber  etwas  \'ermindert,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutreich,  von  braungrauer  Farbe,  ihre  acinöse 
Zeichnung  nicht  ganz  deutlich,  Parenchym  etwas  mehr  vorquellend  als  normal.  Gallenblase  von  ent- 
sprechender Grösse,  mit  flüssiger,  lichtgelber  Galle  gefüllt;  ihr  Serosaüberzug  intact,  ihre  Schleimhaut 
normal. 

Milz  etwa  um  ein  Drittel  vergrössert,  nicht  besonders  weich,  Kapsel  gespannt,  glatt,  auf  dem  Durch- 
schnitte erscheint  die  Milzpulpa  gleichmässig  blutroth  gefärbt,  nur  etwas  vorquellend  und  ziemlich  leicht 
abstreifbar,  das  Stroma  etwas  vermehrt,  P'ollikel  nicht  gut  abgrenzbar. 

Durch  das  Peritoneum  parietale  durchschimmernd  finden  sich  über  dem  rechten  Ileopsoas  und  ent- 
sprechend dem  rechten  Leistenringe,  ferner  an  der  Theilungsstelle  der  Vena  cava  unregelmässige  Blutungen, 
welche  sich  aus  der  Confiuenz  von  kleineren,  durchschnittlich  hanfkorngrossen  zusammensetzen,  dunkel- 
blauroth  gefärbt  und  bis  3  cm  lang  sind.  Ähnliche  confiuirende  Blutungen  finden  sich  längs  des 
rechten  Ureters  und  in  dem  die  Vena  cava  umschliessenden  Bindegewebe,  besonders  an  der  Aussenseite 
derselben. 

Linke  Nebenniere  im  Centrum  erweicht,  blutig  seröse  Flüssigkeit  enthaltend;  desgleichen  die  rechte 
Nebenniere;  beide  von  normaler  Grösse. 

Rechte  Niere  ziemlich  klein,  etwas  schlaffer,  Kapsel  leicht  abziehbar,  über  die  Oberfiäche  zerstreut 
vereinzelte,  punktförmige  Hämorrhagien. 

Parenchym  erbleicht,  gelblich,  Rinde  etwas  verbreitert,  die  Grenze  gegen  die  Pyramiden  nicht  ganz 
scharf.    Linke  Niere  ebenso  verändert  wie  die  rechte.  Schleimhaut  beider  Nierenbecken  gelblichweiss. 

Harnblase  ziemlich  gut  mit  gelblichem,  klaren  Urin  gefüllt.  Schleimhaut  dünn,  ihre  Venen  injicirt. 

Beide  Adnexe  mit  dem  Peritoneum  locker  \-erwachsen,  ebenso  die  hintere  Wand  des  Uterus;  derselbe 
klein,  Schleimhaut  dünn,  injicirt.  Beide  Ovarien  klein,  derb,  gekerbt,  am  Durchschnitte  einige  Corpora  albida. 

Die  der  medialen  Wand  der  Femoralvene  und  dem  horizontalen  Schambeinaste  angelagerte  Lymph- 
drüse rechterseits  fast  wallnussgross,  derbe,  in  hämorrhagisches,  ödematöses  Bindegewebe  eingehüllt;  auf 
ihrem  Durchschnitte  erscheint  die  Peripherie  der  Drüse  hämorrhagisch  infiltrirt  und  von  kleinen,  gelblichen, 
stecknadelkopfgrossen,  medullären  Herden  durchsetzt,  wie  gesprenkelt,  das  Centrum  hingegen  mehr  gleich- 
mässig gelblich,  medullär. 

Das  Bindegewebe  um  die  \'asa  iliaca  ebenfalls  ödematös  und  \"on  zahlreichen  unregelmässigen  Hämor- 
rhagien durchsetzt  und  infiltrirt.  Dieses  serös  hämorrhagische  Infiltrat  setzt  sich  längs  der  grossen  Bauch- 
gefässe  fort  und  umgibt  die  auf  ungefähr  Bohnengrösse  geschwollenen,  ziemlich  derben  Ketten  der  retro- 
peritonealen  Lymphdrüsen.  Desgleichen  erscheint  das  Bindegewebe  um  die  untere  Hohlvene  von  zahllosen, 
dunkelroth  gefärbten  Blutungen  durchsetzt,  welche  confiuirend  die  Venenwand  derartig  durchsetzen,  dass 
dieselbe  von  ihrem  Theilungswinkel  angefangen  bis  zu  ihrem  Eintritte  in  die  Leber  wie 
suffundirt  aussieht. 


354  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lj'mphdrüsen  unter  dem  Poupart'schen  Bande  rechterseits  vergrössert, 
zum  Theile  isolirt  stehend,  zum  Theile  zu  einem  circa  5  cm  langen,  dem  Poupart'schen  Bande  parallelen 
Paquet  vereinigt,  auf  dem  Durchschnitte  medullär  und  hämorrhagisch.  Die  inguinalen  Lymphdrüsen  der 
linken  Seite  nur  in  ganz  geringem  Grade  vergrössert,  in  dem  sie  umgebenden  Bindegewebe  nirgends 
Hämorrhagien. 

Der  Magen  enthält  reichliche,  gallig  gefärbte,  schleimige  Massen;  seine  Schleimhaut  in  der  Gegend 
der  grossen  Curvatur  zeigt  geringgradiges  Etat  mamellonne.  An  der  hinteren  Magenwand  sehr  reichliche, 
punktförmige,  zerstreute  Hämorrhagien. 

Schleimhaut  des  Duodenum  gallig  imbibirt,  etwas  geschwollen.  Im  Jejunum  reichliche,  schleimige, 
gallige  Chymusmassen,  ungefähr  in  der  Mitte  desselben  eine  hämorrhagisch  infiltrirte,  kleine  Stelle,  die 
anscheinend  einem  Peyer'schen  Plaque  entspricht,  die  aber  deutlich  prominent  ist.  hn  Ileum  ebenfalls  reich- 
liche, gallige  Chymusmassen,  Schleimhaut  dünn.  Im  Dickdarm,  knapp  oberhalb  der  Bauhinischen  Klappe 
finden  sich  drei,  in  einem  rechtwinkeligen  Dreieck  angeordnete  Geschwüre,  \'on  denen  das  kleinste  erbsen- 
gross  und  das  grösste  im  Durchmesser  circa  1 1/2  cm  lang  ist;  letzteres  sitzt  ganz  nahe  am  Bauhinischen 
Klappenringe,  sein  Geschwürsgrund  ziemlich  tief  und  glatt,  dunkelroth,  seine  Ränder  unregelmässig  zackig, 
etwas  überhängend,  geschwollen  und  etwas  unterminirt.  In  der  Umgebung  des  mittleren,  ungefähr  1  cm 
langen  und  ganz  ähnlich  beschaffenen  Geschwüres  zwei  circa  hanfkorngrosse,  blaurothe  Hämorrhagien. 
Das  kleinste  Geschwür  scheint  aus  zwei,  ungefähr  hirsekorngrossen  Geschwürchen  hervorgegangen  zu  sein, 
indem  in  der  Mitte  dieses  Geschwüres  eine  sehr  zarte,  vollständig  unterminirte  Schleimhautbrücke  durch- 
zieht; die  Ränder  scharf  contourirt,  etwas  überhängend  und  die  nächste  Umgebung  derselben  geröthet  und 
geschwollen.  Schleimhaut  des  Dickdarmes  ebenfalls  gelockert  und  geschwollen;  ungefähr  bis  in  die  Mitte 
des  Colon  transversum  von  zahllosen,  punktförmigen  Hämorrhagien  durchsetzt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  etwas  vergrössert  und  prominent,  am  Durchschnitte  röthlich-gelblich, 
etwas  medullär. 

Die  Lymphdrüsen  beider  Axillargruben  und  der  beiden  Kniekehlen  nicht  verändert. 

Pankreas  derbe,  gekörnt. 

Das  Knochenmark  des  rechten  Femur  an  seinem  unteren  Epiphysenende  gleichmässig  gelbes  Fettmark, 
im  oberen  epiphysären  Antheile  und  zum  Theile  noch  in  der  Diaphyse  lichtblutrothe,  verschieden  grosse, 
gegen  das  erhaltene  Fettmark  ziemlich  scharf  begrenzte  Stellen  zeigend. 

Stirnhöhlen,  Nasenhöhlen  und  Keilbeinhöhle  nicht  verändert. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  Präparate  aus  der  Pestbeule  in  der  Nabelgegend  zeigen  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  meist 
einzeln,  seltener  als  Diplobacillen  liegend;  neben  gut  und  bipolar  tingirten  Formen,  die  vielfach  in  ihren 
Grenzen  verschwommen  erscheinen,  als  ob  sich  ein  lichter  gefärbter  Hof  anschliessen  würde,  finden  sich 
reichlich  auffallend  plumpe  und  schlecht  tingirte,  geblähte,  grössere  Exemplare. 

Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  erfolgt  rasche  Entfärbung  der  Pestbacillen. 
Andere  Bacterien  nicht  nachweisbar.    Die  Aussaaten   hingegen   zeigen   neben  reichlichen  Colonien  des 
Pestbacillus  noch  vereinzelt  solche  des  Bacillus  pyocyaneus. 

2.  Aussaaten  aus  dem  Blute  des  linken  Herzventrikels  ergeben  reichlich  und  ausschliesslich 
Colonien  des  Pestbacillus. 

3.  Aussaaten  aus  der  Galle  zeigen  keine  Pestcolonien,  reichlich  solche  der  Coligruppe. 

4.  In  der  Milz  finden  sich  mikroskopisch  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  Diplobacillen,  fast 
ausschliesslich  extracellulär  gelagert,  in  überwiegender  .Anzahl  gut  und  bipolar  gefärbt,  seltener  in  Degene- 
rationsformen; erstere  erscheinen  vielfach  ziemlich  plump,  meist  ovoid,  spärlicher  länglich.  Mit  Pittfield's 
Gemisch  lassen  sich  an  einzelnen  Stellen  der  Präparate  sehr  schöne  und  deutliche  Kapseln  nachweisen. 

Die  Aussaaten  ergeben  ausschliesslich  Pestcolonien  in  reichlicher  Menge. 


iHiihiijhsl.  II   PiiHioloL^isch-üiialinuischcr  Bericht.  355 

5.  Oeckglaspräparate  von  der  hämorrhagisch  infillrirten  Lymphdrüse  am  rechten 
inneren  Schenkelringe  enthalten  sehr  reichlich  Pestbacillen  in  \-erschiedenen  Formen  und  Grössen,  ver- 
einzelt auch  als  kurze  Käden;  neben  gut  und  bipolar  gefärbten  finden  sich  ziemlich  reichlich  Degenerations- 
formen. 

Im  Allgemeinen  zeigen  auch  hier  die  Pestbacillen  einen  mehr  plumpen  Typus.  Bei  Färbung  mit  Carbol- 
fuchsin  unter  Krwärnien  und  nachträglicher  Differenzirung  in  circa  60"/^  Alkohol  sieht  man  die  meisten 
Bacillen  von  einer  meist  undeutlich  begrenzten,  schwach  roth  gefärbten  Hülle  umgeben;  bei  vielen  Bacillen 
ist  die  Hülle  jedoch  scharf  begrenzt  (Kapsel). 

Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  entfärben  sich  die  Pestbacillen  rasch. 
.    Die  Aussaaten  zeigen  reichlich  und  ausschliesslich  Pestcolonien. 

6.  Aussaaten  aus  dem  Knochenmark  vom  rechten  Femur  ergeben  ausschliesslich  Pestcolonien 
in  sehr  reichlicher  Menge. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  von  einer  über  haselnussgrossen  Lymphdrüse  vom  rechten  Poupart'schen 
Bande  (tiefe  inguinale  Lymph drüse)  zeigen  die  peripheren  Rindenschichten  derselben  gebildet  von 
einem  continuirlichen  bläulich  gefärbten  Saum  von  enorm  reichlichen  Pestbacillenhaufen. 

Zwischen  ihnen  verhältnissmässig  wenige,  polynucleäre  Leukocyten,  von  denen  ein  grosser  Theil  reich- 
lichen Körnchenzerfall  seiner  Kerne  zeigt.  Follikel  luid  Markstrahlen  nur  vereinzelt  erhalten,  die  Sinus 
erfüllt  mit  Blut,  polynucleären  Leukocyten  und  Pestbacillenhaufen,  stark  erweitert  und  vielfach  nicht  mehr 
abgrenzbar,  indem  sich  ihr  obengenannter  Inhalt  in  die  Umgebung  fortsetzt. 

Andererseits  sieht  man  auch  in  den  centralen  Antheilen  weite  Strecken  fast  nur  von  Bacillen  infiltrirt, 
zwischen  denen  sich  spärliche  Leukocyten  finden.  Im  pericapsulären  Gewebe  vereinzelte,  aber  grössere 
Hämorrhagien  und  erweiterte,  mit  Leukocyten  und  Pestbacillen  vollgepfropfte  Lymphgefässe. 

Die  Bacillen  haben  die  typische  Form  der  Pestbacillen  und  liegen  fast  immer  extracellulär. 

2.  Schnitte  von  dem  vesiculüs-pustulösen  Infiltrate  der  Haut  von  der  rechten  Nabel- 
gegend zeigen  das  subcutane  Fett-  und  Bindegewebe  sehr  reichlich  und  dicht  infiltrirt  von  polynucleären 
Leukocyten,  die  vielfach  Körnchenzerfall  zeigen.  Das  zu  Bündeln  angeordnete  subcutane  Bindegewebe 
auseinandergeworfen,  indem  sich  überall  massenhaft  Leukocyten  zwischen  denselben  finden.  Daneben  oft 
ausgedehnte  Hämorrhagien,  und  besonders  im  Fettgewebe  schon  mit  schwacher  Vergrösserung  an  der  ver- 
schiedenen Färbung  sehr  grosse  Pestbacillenhaufen  erkennbar,  oder  kleinere,  erweiterte,  mit  Leukocj'ten 
und  Pestbacillen  vollgepfropfte  Lj^mphgefässe;  auch  mittlere  Arterien,  die  wenig  Blut  und  viele  Leukocyten 
enthalten  und  zum  Theile  homogen  aussehende  oder  von  Leukocyten  durchsetzte  Wandung  besitzen.  Auch 
Capillaren   mit  homogener  Wand  und  von  homogenen  Balken  ausgefülltem  Lumen  finden  sich. 

Wo  die  Leukocyteninfiltration  in  den  peripheren  Antheilen  aufliört,  findet  sich  das  Bindegewebe  von 
feinstfädig  geronnenen,  sehr  wenig  Leukocyten  enthaltenen  iMassen  durchsetzt.  Die  Bindegewebsbündel  der 
an  das  Corium  angrenzenden  Schichten  in  homogene  Bruchstücke  zerfallen,  die  wie  in  den  Leukocj'ten  und 
Pestbacillenmassen  suspendirt  erscheinen  und  zwischen  denen  zahllose,  kleine  und  kleinste  Körnchen  liegen. 
Die  Coriumpapillen  selbst  vollständig  von  Eiterzellen  durchsetzt.  In  dem  centralen  Antheile  der  Pustel  ist 
das  Oberfiächenepithel  in  seiner  Gesammtheit  durch  die  genannten  Exsudat-  und  Blutmassen  abgehoben, 
so  dass  eine  ziemlich  grosse  Blase  gebildet  ist.  Die  pigmentirte  Basalzellenschicht  ist  an  dem  die  Blasen- 
decke bildenden  Epithelhäutchen  überall  erhalten.  An  der  Peripherie  der  Blase  sieht  man  Züge  von  Platten- 
epithelien,  die  stark  in  die  Länge  gezogen  sind  und  fächerartige,  ovale  Hohlräume  begrenzen.  Dieselben 
liegen  innerhalb  der  Epithelschichte,  indem  sie  stets  von  der  pigmentirten  Basalzellschicht  begrenzt  werden 
und  sind  entweder  ausgefüllt  von  Blut  und  polj'nucleären  Leukocyten,  oder  es  finden  sich  in  ihnen  oft  von 
einem  Centrum  auseinanderstrahlende,  sehr  zarte,  verzweigte  Fäden,  die  sich  mit  Eosin  schwach,  nicht  aber 
nach  Weigert  färben.  An  anderen  Stellen  sieht  man,  zwischen  das  Rete  Malpighii  und  die  Coriumpapillen 
eingedrungen,  eine  Schichte  von  feinfädig  geronnenen  Massen. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    LX\'I.  Bd.  47 


356  H.  Albrcclü  iiiiJ  A.  Ghoii, 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  überall,  wo  sich  Leukocyteninfiltration  findet, 
massenhafte  Pestbacillen,  auch  in  erweiterten  Lymph-  und  Blutgefässen.  Sie  fehlen  in  den  Hohlräumen  des 
Epithels,  die  nur  von  geronnener  Ödemflüssigkeit  erfüllt  sind,  und  liegen  in  enormen  Mengen  in  der 
Epidermisblase.  Sie  fehlen  ferner  in  den  von  feinfädigen  Massen  durchsetzten  Antheilen.  Zwischen  den 
subcutanen  Bindegewebsbündeln  haben  sie  oft  Coccenform  und  sind  in  ziemlich  langen,  gegliederten  P'äden 
angeordnet. 

S.Milz.  Dieselbe  erscheint  ziemlich  blutreich,  jedoch  findet  sich  das  Blut  vorzugsweise  in  den  Prä- 
capillaren,  die  Räume  der  Pulpa  wenig  mit  Blut  gefüllt;  daneben  finden  sich  sehr  zahlreiche,  polynucleäre 
Leukocyten,  zum  Theile  dem  Blute  beigemengt,  zum  Theile  den  Inhalt  der  Pulparäume  bildend.  Viele 
besitzen  einen  blass   mit  Eosin   gefärbten,  grossen  Protoplasmaleib   und   zeigen  beginnenden   Zerfall   ihrer 

Kerne. 

Blutaustritte  in  das  Pulpagewebe  nur  vereinzelt,  die  Zellen  der  Pulparäume  gross,  Proliferationsvorgänge 

zeigend. 

Die  ganze  Milz  übersäet  mit  zahllosen  Pestbacillen,  die  sich  viel  schwächer  mit  Methylenblau  färben 
als  die  Kerne,  und  nicht  in  Haufen  angeordnet,  sondern  gleichmässig  zerstreut  liegen.  In  den  P\)llikeln 
sind  keine  auffindbar.  Zahlreich  sind  eosinophile  Zellen. 

4.  Die  Nebenniere  zeigt  keine  besonderen  pathologischen  Veränderungen.  In  einzelnen  kleinen 
Arterien  und  Capillaren  Gruppen  von  Pestbacillen  nachweisbar. 

5.  Schnitte,  die  durch  eine  hämorrhagische  Stelle  des  Jejunum  geführt  sind,  welche  makro- 
skopisch wie  ein  hämorrhagisch  infiltrirter  Plaque  aussah,  ergeben,  dass  die  Schleimhaut  überall  erhalten, 
dagegen  die  Submucosa  bis  an  die  Muscularis  mucosae  in  ziemlicher  Ausdehnung  (ungefähr  dem  Quer- 
schnitte eines  grösseren  Plaques  entsprechend)  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirt  ist.  Die  auseinander 
gedrängten  Bindegewebsbündel  erhalten,  in  der  Blutung  zahlreiche  polj'nucleäre  Leukocyten  eingelagert. 
Im  Bereiche  der  ganzen  Blutung  zahlreiche,  grössere  und  kleinere  Haufen  von  Pestbacillen  mit  vollständig 
typischer  Form  und  Anordnung.  Sehr  zahlreich  sind  sie  in  kleinen  Gefässen  und  Capillaren  gelagert.  Auch 
im  Bindegewebe  der  Darmschleimhaut  unmittelbar  über  der  Muscularis  mucosae,  die  frei  von  Hämorrhagien 
ist,  aber  sehr  zellreich  erscheint,  kleinere  Gruppen  von  Bacillen,  die  sich  in  nichts  von  den  früher 
genannten  unterscheiden. 

6.  Die  kleinen  im  Coecum  sitzenden  Geschwüre  zeigen  mikroskopisch  einen  von  ziemlich 
dichtem  Bindegewebe  gebildeten  Grund,  der  von  granulirten  oder  bröckeligen  Massen  belegt  ist,  die  sich 
theils  mit  Eosin  diffus  färben,  theils  einen  bläulichen  Farbenton  besitzen.  Zwischen  den  Bindegewebssträngen 
kleine  Blutungen  und  Rundzellenanhäufungen.  Die  Geschwürsränder  stark  überhängend  und  unterminirt, 
überall  gegen  den  Geschwünsgrund  zu  mit  denselben  bröckeligen  Massen  belegt.  Der  Peripherie  der 
Geschwüre  entsprechend,  finden  sich  mehrere  Knoten,  gebildet  aus  epitheloiden  Zellen,  mehrere  Riesen- 
zellen enthaltend  und  von  mononucleären  Leukocyten  eingescheidet. 

Auf  den  mit  alkalischem  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  zahlreiche  Haufen  von  Bacillen,  sow(.>h1  in 
den  den  Grund  bedeckenden  Massen,  wie  auch  an  den  Rändern  des  Geschwüres  und  der  umgehenden 
Schleimhaut.  Sie  haben  ein  den  Pestbacillen  ähnliches,  doch  deutlich  differentes  Aussehen,  indem  sie  etwas 
dicker  sind,  scharf  abgestufte  Enden  besitzen  und  sich  mit  Methylenblau  intensiv  färben.  Nach  der  Weigert'- 
schen  Färbungsmethode  bleiben  sie  gefärbt. 

Epikrise. 

Die  stärksten  Veränderungen  an  Lymphdrüsen  und  ihrer  Umgebung  finden  sich  an  der  oberflächlichen 
und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsengruppe  der  rechten  Seite  und  setzen  sich  in  typischer  Weise  längs  der 
Gefässe  fort  bis  in  die  Gegend  der  Leber. 

Die  einzelnen  angeschwollenen  Lymphdrüsen  des  primären  Bubo,  der  vor  Allem  von  der  tiefen 
inguinalen  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelringe  gebildet  ist,  nicht  beträchtlich  vergrössert,  von  Bohnen- 
bis  kaum  Wallnussgrösse,  aber  vorwiegend  hämorrhagisch,  in  ihrer  Umgebung  starkes  Ödem  und  Blutungen, 


Bcnlaipcsf.  II.  I\i/Iioloi;isch-üiia/n!jiiscln'r  Bericht.  357 

letztere  auch  die  Wand  der  grossen  V'enenstämme  durchsetzend.  Die  linl<sseitigen  inguinalen  Lymphdrüsen 
zeigen  nur  geringe  Schwellung,  ebenso  die  mesenterialen.  Blutungen  finden  sich  ferner  in  der  Pleura,  im 
Peri-  und  Epicard,  in  der  Schleimhaut  des  Magens,  Jejunum  und  des  Dickdarmes,  vereinzelte  endlich  in 
der  Nierenrinde.  Der  Befund  von  zweifellosen,  zahlreichen  Pestbacillen  in  einer  subcutanen  Blutung  des 
Jejunmn  \'on  der  Grösse  eines  keinen  Plaques  beweist  die  specifisch  embolische  Natiu'  derselben.  Die  in 
der  Coecalgegend  sich  findenden  Geschwüre  sind  nach  dem  anatomisch-histologischen  Befunde  tuberculöser 
Natur. 

In  dem  typischen  acuten  Milztumor  ausserordentlich  zahlreiche,  polynucleäre  Leukocyten  neben  zahl- 
losen Pestbacillen;  desgleichen  in  der  Lymphdrüse  aus  dem  Paquet  unterhalb  des  rechten  Poupart'schen 
Bandes;  ein  Theil  der  Lymphdrüse  noch  fast  intact,  im  Übrigen  kommt  die  Vergrösserung  derselben  in 
erster  Linie  auf  Rechnung  der  enormen  Bacilleninfiltration. 

Was  schliesslich  den  Pestcarbunkel  in  der  Haut  der  rechten  Nabelgegend  anlangt,  so  sind  zur  Erklärung 
seiner  Entstehung  zwei  Möglichkeiten  abzuwägen:  primäre  Hautinfection  oder  secundärer  Herd,  auf  dem 
Wege  der  Lymphbahnen  regionär  metastatisch  entstanden. 

Der  histologische,  sowie  der  bacteriologische  Befund  lässt  einen  sicheren  Entscheid  darüber  nicht  zu; 
jedoch  ist  die  anatomische  \'ertheilung  der  oberflächlichen  Lymphgefässe,  die  von  dieser  Hautregion 
sowohl  zu  den  inguinalen,  als  auch  zu  den  axillaren  Lymphdrüsen  führen,  zu  beachten. 
Das  völlige  Freibleiben  letzterer  von  solchen  Veränderungen,  wie  sie  primären  Lymphdrüsenbubonen 
zukommen,  spricht  eher  für  die  zweite  Annahme ;  desgleichen  der  Umstand,  dass  wir  wiederholt  Gelegenheit 
hatten,  am  Krankenbette  zu  beobachten,  wie  sich  ein  derartiges  Infiltrat  in  der  Umgebung  des  primären 
Bubo  geraume  Zeit  nach  der  Entstehung  desselben  entwickeln  kann.  Wir  sind  daher  eher  der  Ansicht, 
dass  diese  Pestbeule  als  eine  secundäre  aufzufassen  sei,  indem  zu  Gunsten  der  M(')glichkeit,  sie  als  den 
primären  Hautherd  hinzustellen,  nur  wenige  Umstände  sprechen. 

Bacteriologisch  erweist  sich  der  Fall  als  reine  Pestinfection. 


Fall  25/VIII. 

Jajrotv  Sooldhal,^  25jähriger  Hindu,  Kutscher.  Aufgenommen  und  gestorben  am  6.  März.  Krankheits- 
beginn unbekannt. 

Section  am  7.  März  um  9  Uhr  Vormittags. 

Männliches  Cadaver,  165  an  lang,  gracil  gebaut,  Musculatur  gut  entwickelt,  gut  genährt.  Todtenstarre 
fast  völlig  geschwunden,  Todtenflecke  nicht  sichtbar. 

Hornhäute  getrübt,  Pupillen  kaum  sichtbar,  mittelweit,  gleich.  Conjunctiven  injicirt,  besonders  die  linke 
etwas  pigmentirt. 

Schleimhaut  der  Mundhöhle  ziemlich  blutarm.  Im  Bereiche  der  Schneide-  und  Eckzähne  des  Ober- 
und  Unterkiefers  ist  die  Gingiva  missfärbig  und  ulcerirt,  mit  gelblich-grünlichem,  übelriechenden  Belag 
belegt. 

Hals  kräftig,  in  den  Gruben  desselben  und  in  beiden  Achselhöhlen  keine  Drüsen  tastbar.  Thorax 
symmetrisch,  proportionirt  gebaut,  gut  gewölbt.  Abdomen  gespannt,  ungefähr  im  Niveau  des  Thorax. 

Am  äusseren  Genitale  erscheint  der  rechte  Hode  auf  das  Doppelte  vergrössert,  ziemlich  derbe. 

Die  Haut  über  dem  Abdomen  zeigt  zahlreiche,  linsengrosse,  abschilfernde  Stellen. 

In  beiden  Leistengegenden  einzelne  Drüsen  tastbar,  die  ziemlich  hart  sind,  besonders  linkerseits,  wo 
sich  unter  dem  Poupart'schen  Bande,  der  Mittellinie  nahe,  eine  über  haselnussgrosse  Lymphdrüse  tasten 
lässt. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  Die  Sohlenhaut  sehr  rissig;  äussere  Verletzungen  nicht 
sichtbar. 


Vergl.  Krankengescliichte  II.  .\.  pag.  73. 

47' 


358  H.  Alhrcchl  und  A.  CIiou, 

Die  weichen  Schädeidecken  ziemich  i'ett-  und  blutreicli.  Sciiädeldach  länglich-oval,  symmetrisch,  im 
Längsdurchmesser  \9  cm,  im  queren  IS'/a  cm,  in  der  Peripherie  53  cm  messend,  der  Knochen  an  den  dicksten 
Stellen  bis  fast  '/^  cm  breit.  Spongiosa  überall  erhalten,  circa  2  iinii  dick,  wenig  blutreich,  Tabula  externa 
und  interna  circa  1  tiiiii  dick,  die  Fui'chen  der  Gefässe  seicht,  die  Gruben  der  Pacchionischen  Granulationen 
spärlich  und  seicht. 

Dura  mater  an  das  Schädeldach  adhärent,  sonst  zart,  an  ihrer  hmenfläche  glatt  und  glänzend,  ziemlich 
blutreich.  Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  massig  blutreich,  die  Gefässe  normal  angeordnet,  zartwandig, 
enge;  Meningen  an  der  Convexität  sehr  zart,  etwas  blutreicher,  die  Venen  mit  Blut  gefüllt  und  geschlängelt, 
Rinde  etwas  verbreitert,  geschwollen,  grauröthlich;  Gehirn  gross,  sehr  weich.  Ventrikel  entsprechend 
erweitert,  das  weisse  Marklager  von  ziemlich  zahlreichen  Blutpunkten  durchsetzt.  Kleinhirn  ebenfalls 
ödematös,  massig  blutreich,  sehr  weich,  ebenso  Pons  und  Medulla. 

Zwerchfellstand  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe  beiderseits. 

Schilddrüse  klein,  blutreich,  colloid,  gekörnt. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Submaxillargruben  über  bohnengross,  isolirt,  am  Durchschnitte  dunkel- 
blutroth,  saftig. 

Beide  Tonsillen  vergrössert,  stark  prominent,  am  Durchschnitte  ziemlich  reichlich  gelbe  Pfropfe  ent- 
haltend, linkerseits  markig  weich  infiltrirt,  sehr  .saftig,  dunkelblutroth,  etwas  gelblich  gesprenkelt.  Schleim- 
haut des  Pharynx  roth\iolett,  geschwollen,  auch  die  Schleimhaut  der  Epiglottis  ist  lebhaft  geröthet  und 
geschwollen.  Die  Follikel  am  Zungengrunde  geröthet  und  geschwollen;  im  Larynx  imd  am  Zungengrunde 
zahlreiche,  punktförmige  Ecchymosen. 

Linke  Lunge  frei,  im  Pleuraraum  wenige  Tropfen  Flüssigkeit,  Pleura  glatt  und  glänzend.  Die  Lunge 
fühlt  sich  überall  lufthaltig  an,  auf  dem  Durchschnitte  allenthalben  blutreich,  vollständig  lufthaltig,  wenig 
ödematös.  Rechte  Lunge  durch  derbe  Bindegewebsmembranen  mit  der  Thoraxwand  verwachsen,  etwas 
kleiner  wie  die  linke,  gebläht.  Pleura  durch  derbe,  schwielige  Bindegewebsmembranen  überall  verwachsen. 
Die  Lunge  fühlt  sich  überall  lufthaltig,  flaumig  an;   auf  dem  Durchschnitte   derselbe  Befund  wie  linkerseits. 

Pericard  zart;  im  Herzbeutel  wenige  Tropfen  klarer,  seröser  Flüssigkeit.  Das  ziemlich  fettarme  Epicard 
übersäet  von  theils  gruppirten,  bis  hirsekorngrossen,  frischen  Ecchymosen.  Herz  von  entsprechender  Grösse, 
beide  Ventrikel  schlaff,  im  linken  Herzen  wenig  Fibringerinsel  und  Cruor,  im  rechten  Herzen  mehr  F'ibrin- 
gerinsel.    Alle  Klappenapparate  sehr  zart  und  schlussfähig.   Herzmusculatur  etwas  bleicher  imd   morscher. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  etwas  geröthet.  Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifur- 
cation  bohnengross,  anthracotisch. 

Speiseröhre  nicht  pathologisch  verändert. 

Leber  weich,  ihre  Ränder  etwas  dicker,  annähernd  von  normaler  Grösse,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich 
blutreich,  gelblich-fleckig,  im  Allgemeinen  braungrau,  Läppchenzeichnung  verwischt.  Gallenblase  ent- 
sprechend mit  dunkler  Galle  gefüllt,  Schleimhaut  gelblichbraun,  dünn. 

Milz  18  cm  lang,  13  cm  breit,  3  cm  dick,  ihre  Kapsel  zart,  sehr  weich,  auf  dem  Durchschnitte  dunkel- 
blutroth,  Pulpa  vorquellend,  Stroma  nicht  vermehrt,  Follikel  stellenweise  erkennbar. 

Rechte  Niere  etwas  vergrössert  und  plumper,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar.  Oberfläche  glatt  und 
glänzend,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  Rinde  deutlich  geschwollen,  graugelblich  und  roth  gestreift  und 
gesprenkelt,  von  den  Pyramiden  gut  abgrenzbar,  indem  die  Peripherie  der  letzteren  lebhaft  roth  injicirt  ist. 
Die  linke  Niere  gibt  denselben  Befund.  Beide  Nierenbecken  normal. 

Harnblase  mit  gelblichem  Harn  gefüllt;  ihre  Schleimhaut  weisslich. 

Beim  Einschneiden  auf  den  linken  vergrösserten  Hoden  ergiesst  sich  reichliche,  seröse  Flüssigkeit,  die 
über  der  Epididymis  in  einem  circa  wallnussgrosssen,  von  verdickter  Serosa  begrenzten  Sack  sich 
befindet. 

Die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  am  inneren  linksseitigen  Schenkelring  haselnussgross,  in  ihrer 
Umgebung  drei  ungefähr  bohnengrosse  Lymphdrüsen.  Das  Bindegewebe  um  dieselben  und  um  die  Vasa 
iliaca  stark  sulzig  durchfeuchtet  und  blutig  infiltrirt;  ebenso  die  Umgebung  beider  Ureteren.  In  der  Wand  der 


Ih-ii!viij\'s/  IL  ralhologisch-aualmuisclicr  Bericht.  359 

linken  N'ena  fenioralis  bis  iini^efäiir  hinauf  zur  Tliciiunysstelie  der  V'asa  iliaca  zahlreiche,  confluirende, 
dunkelblain-othe  Blutungen,  die  sich  aus  kleineren,  durchschnittlich  hirsekorngrossen  zusammensetzen  und 
fast  die  ganze  Intima  in  der  bezeichneten  Strecke  durchsetzen.  Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen 
beiderseits  sind  grösstentheils  isolirt,  klein,  ziemlich  derbe  und  etwas  pigmentirt.  Die  mehr  medial  gelagerten 
der  linken  Seite  beträchtlich  geschwollen,  ziemlich  derbe,  auf  dem  Durchschnitte  vorquellend,  blutreich  und 
hämorrhagisch,  von  gelblichen  Sprenkeln  durchsetzt. 

Im  Magen  reichliche,  dünnflüssige,  gallig  gefärbte  Massen,  Schleimhaut  etwas  gelockert,  ebenso  die  des 
Duodenum  und  Jejunum,  beide  sehr  reichliche,  dünnflüssige,  gallige  Chjanusmassen  enthaltend;  im  ganzen 
Dünndarm  die  Schleimhaut  normal.  Im  Dickdarm  ziemlich  spärliche,  gelblich  gefärbte,  dünnflüssige  Fäcal- 
massen,  Schleimhaut  nicht  besonders  verändert. 

Pankreas  derbe,  blutreich. 

An  den  Nebennieren  nichts  Pathologisches. 

In  beiden  Kniekehlen  keine  besonderen  Veränderungen. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  Deckglaspräparaten  der  linken  Tonsille  findet  man  di'eierlei  Bacterienformen,  alle  in  nicht 
besonders  reichlicher  Menge.  \'orherrschend  erscheint  eine  längere,  dünne  Bacillenart,  etwas  weniger 
reichlich  finden  sich  tj'pische  Pestbacillen  in  ovoiden  oder  länglichen  Formen,  gut  und  bipolar  gefärbt,  meist 
einzeln  liegend,  seltener  als  Diplobacillen;  die  dritte,  in  geringster  Anzahl  vorhandene  Art  bildet  ein  sehr 
kleines  Stäbchen  mit  ebenfalls  bipolarer  Färbung,  das  Ähnlichkeit  mit  kleinsten  Diplococcen  hat. 

In  den  Aussaaten  sind  keine  Pestcolonien  nachweisbar,  reichlich  jedoch  Colonien  der  Coligruppe  und 
solche  sporentragender  .Stäbchen. 

2.  Eine  hämorrhagisch  infiltrirte  Halslymphdrüse  aus  der  linken  Submaxillargrube 
zeigt  mikroskopisch  in  massig  reichlicher  Menge  typische  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  Diplobacillen,  in 
ovoiden,  länglichen  oder  rundlichen  Formen;  neben  gut  und  bipolar  tingirten  finden  sich  blässer  gefärbte, 
ovoide  und  grosse,  rundliche,  geblähte  Formen. 

Die  Aussaaten  sind  verunreinigt,  daher  unbrauchbar. 

3.  Im  Milzsaft  finden  sich  mikroskopisch  reichlich  Pestbacillen,  meist  einzeln  liegend,  in  rund- 
lichen, ovoiden  und  länglichen  Formen  mit  bipolarer  Färbung  oder  als  schwach  tingirte,  verschieden- 
gestaltige  Formen. 

Die  Aussaaten  zeigen  ausschliesslich  Pestcolonien  in  sehr  reichlicher  Menge. 

4.  Deckgiaspräparate  einer  hämorrhagisch  infiltrirten,  oberflächlichen  inguinalen 
Lymphdrüse  der  rechten  Seite  zeigen  sehr  reichlich  Pestbacillen,  in  Form  und  Anordnung  wie 
bei  3,  nur  erscheinen  die  Degenerationsformen  reichlicher  vorhanden:  man  findet  alle  Formen  bis 
zu  grösseren,  geblähten  Gebilden,  an  denen  oft  nur  mehr  die  Contouren  etwas  deutlicher  gefärbt  sind  (Ring- 
formen). 

Bei  Anwendung  von  Pittfield's  Gemisch  sieht  man  keine  deutlichen  Kapselbilder;  man  findet  wohl  bei 
einer  Anzahl  von  Bacillen  einen  schwach  violett  gefärbten  Hof,  der  mehr  oder  weniger  deutlich  begrenzt 
ist,  oder  aber  einen  ungefärbten  Hof,  der  durch  einen  stärker  gefärbten  Contour  abgegrenzt  ist. 

In  den  Aussaaten  sind  sehr  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  6  Colonien  einer  nicht  näher 
bestimmten  Bacillenart  (Verunreinigung)  angegangen. 

Histologischer  Befund. 

1.  Vergrösserte  oberflächliche  Lymph  drüse  aus  der  linken  Leistengegend.  Vom  Paren- 
chym  derselben  nur  vereinzelte  Follikel  in  der  Rindenschichte  erhalten,  ausserdem  einige  von  polynucleären 
Leukocyten  ganz  dicht  infiltrirte  Bindegewebssepta  und  zahlreiche  mit  Blut  vollgefüllte,  kleinere  und 
grössere  Gefässe,  deren  Wand  auch  stellenweise  dicht  \on  Leukocyten  infiltrirt  ist. 


3r,0  H.  AI  brecht  innl  A.  Ghon, 

Im  Übrigen  erscheint  die  Vergrösserung  der  Lj-mphdrüse  in  erster  Linie  bedingt  durcli  colossale  Pest- 
bacillenmengen,  die  die  ganze  Lymphdrüse  in  zusammenhängenden  Massen  durchsetzen,  die  Gefässe  überall 
einscheiden  und  verhältnissmässig  wenig  Leukocyten  einschliessen.  Dazwischen  finden  sich  allenthalben 
kleinere  Hämorrhagien,  oft  um  Gefässe  mit  vollkommen  humogener  Wand.  Dieselben  (sowohl  Venen  wie 
Arterien  und  Lymphgefässe)  enthalten  oft  sehr  reichlich  polynucleäre  Leukocyten  und  besonders  letztere 
massenhafte  Bacillen. 

Die  fibröse  Kapsel  der  Lymphdrüse  von  reichlicher  Rundzellen-  und  Bacilleninfiltratiün  durchsetzt,  so 
dass  keine  scharfe  Grenze  zwischen  Drüse  und  Umgebung  besteht.  In  letzterer  finden  sich  ebenfalls  enorme 
Bacillenmassen  und  reichliche,  confluirende  Blutungen.  Besonders  das  Fettgewebe  erscheint  an  manchen 
Stellen  so  dicht  von  Bacillenmassen  infiltrirt,  dass  seine  Maschen  von  breiten  Bacillensäumen  umgeben 
erscheinen.  Kernschwund  oder  ein  Zerfall  der  Zellen  nur  spärlich.  Die  Pestbacillen  färben  sich  nur  schwach 
mit  Methylenblau  und  zeigen  besonders  dort,  wo  sie  in  grossen  Mengen  und  sehr  dicht  bei  einander  liegen, 
ausgesprochene  Coccenform  (die  einzelnen  oft  auffallend  gross).  Sie  liegen  sowohl  intra-  wie  extracellulär. 
Fibrin  nur  sehr  spärlich  nachweisbar,  keine  anderen  Bacterien. 

2.  Ungefähr  bohnengrosse  Lymphdrüse  von  der  linken  Halsseite  (Fossa  submaxillaris) 
Die  Drüse  zeigt  sehr  starke  Hyperämie,  indem  die  ausserordentlich  zahlreichen  Capillaren  und  kleinen  Blut- 
gefässe prall  mit  Blut  gefüllt  sind.  Kleinere  Blutaustritte  finden  sich  nur  ganz  vereinzelt.  Die  Sinus 
erscheinen  etwas  erweitert,  und  zwar  finden  sich  in  ihnen  hie  und  da  einzelne  rothe  Blutkiirperchen  und 
polynucleäre  Leukocyten  in  massiger  Menge.  Vor  Allem  aber  fällt  die  Grösse  der  Endothelzellen  und  ihrer 
Kerne  auf,  die  den  feinen  Lymphbahnen  der  Sinus  angehören  und  die  Markstrahlen  und  Follikel  bekleiden 
und  vielfach  die  Sinus  ganz  auszufüllen  scheinen.  Sie  haben  oft  ganz  epithelähnliche  Form,  entweder  einen 
grossen,  wie  gebläht  aussehenden,  sich  blass  färbenden  Kern  mit  mehreren  Kernkörperchen,  der  entweder 
rund  oder  gelappt  aussieht,  oder  auch  mehrere  solche.  Das  adenoide  Gewebe  sehr  zellreich,  enthält  \'iele 
polynucleäre  Leukocyten. 

Auch  das  Endothel  der  Blutgefässe  gross,  mit  grossem,  blas.sgefärbten  Kern.  Auf  mit  alkalischem 
Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  zunächst  fast  in  jedem  der  zahlreichen  Blutgefässe  mehr  oder 
weniger  reichliche  Pestbacillen  meist  in  der  Form  von  Diplobacillen,  die  immer  den  Endothelzellen  angelagert 
oder  auch  innerhalb  derselben  liegen.    Nur  ganz  vereinzelte  kleine  Gruppen  finden  sich  in  den  Sinus. 

3.  Schnitte  durch  die  linke  Tonsille  ergeben  im  Allgemeinen  denselben  Befund  wie  die  vorher 
beschriebene  Lymphdrüse:  Hochgradige  Hyperämie,  mit  Vermehrung  der  polynucleären  Leukocyten,  dabei 
gut  erhaltene  Abgrenzung  des  adenoiden  Gewebes  gegen  das  umgebende  Bindegewebe  und  vollständig 
erhaltener  epithelialer  Überzug.  Hämorrhagien  fehlen. 

Auch  hier  finden  sich  fast  in  jedem  erweiterten  Blutgefässe  grössere  oder  kleinere  Haufen  von  Pest- 
bacillen, dem  Endothel  angelagert  oder  auch  zweifellos  intracellulär  liegend.  Ganz  kleine  Gruppen,  aus 
einigen  Bacillen  bestehend,  im  adenoiden  Gewebe,  und  zwar  immer  intracellulär  gelagert.  Die  sie  ein- 
schliessenden  Zellen  von  der  Form  grosser  Endothelzellen,  die  nicht  gefüllten,  collabirten  Blut-  oder  Lymph- 
capillaren  angehören. 

4.  Auch  die  histologische  Untersuchung  von  makroskopisch  etwas  vergrösserten 
Follikeln  am  Zungengrunde  ergibt  denselben  Befund.  Hier  erscheinen  die  sogenannten  Keimcentra 
reichlich  von  poljmucleären  Leukocyten  durchsetzt.    Auch  der  Pestbacillenbefund  ist  der  analoge. 

5.  Milz.  Dieselbe  zeigt  histologisch  eine  sehr  reichliche  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten  im 
Bereiche  der  Pulpa  und  starke  Hyperämie  derselben. 

Viele  Pulparäume  erhalten  und  mit  Blut  vollgefüllt,  ihre  Endothelien  sehr  gross;  dort,  wo  sich  blutige 
Infiltration  der  Pulpa  findet,  sind  dieselben  regellos  dem  ausgetretenen  Blute  beigemengt. 

Die  Follikel  oft  auffallend  klein.  Über  die  ganze  Milz  zerstreut  findet  sich  ein  schwarzbraunes,  theils 
extra-,  theils  intracellulär  gelagertes  Pigment  (Malaria).  Ferner  ist  sie  von  wahrhaft  ungeheuren  Mengen 
von  Pestbacillen  im  wahren  Wortsinne  infiltrirt.  Sie  liegen  häufig  intracellulär.  Die  Follikel  frei  von  Bacillen. 
An  manchen  .Stellen  vereinzelte,  sehr  lange,  ziemlich  dicke    und  stark   mit  Methylenblau   gefärbte  Stäbchen 


Bciilcupcsl.   IL   Püthnlo^i^ischiiuafouiischcrBcricIit.  301 

(Saprciphytfn).  Die  Trabckel  etwas  verbreitert,  l^ilass  gefärbt  und  stellenweise  ungleichmässig  grob  granulirt, 
ihre  Kerne  ebenfalls  sehr  blass. 

6.  Niere.  Die  Epithelien  der  Nierenrinde,  besonders  der  Tubuli  contorti,  entweder  unförmlich  gross, 
wie  angeschwollen,  mit  ganz  blass  gefärbtem  Kerne,  oder  ohne  Kern,  und  dann  lassen  sie  sich  von  einander 
nicht  oder  undeutlich  abgrenzen,  und  enthalten  verschieden  grosse  Fetttröpfchen.  Im  Innern  der  Harn- 
kanälchen  reichlich  mit  Eosin  gefärbte,  undeutlich  granulirte  Massen.  Die  Capillaren  stellenweise  sehr  stark 
erweitert,  im  interstitiellen  Bindegewebe  zwischen  den  Canälchen  \-ereinzelte  kleine  Blutaustritte.  Die 
Glomeruli  gross,  manche  sehr  stark  mit  Blut  gefüllt,  die  einzelnen  Capillarschlingen  erweitert.  Die  Kerne 
der  Epithelien  der  Bowman'schen  Kapsel  sehr  zahlreich  und  gross.  In  den  Nierenp3Tamiden  keine  besonderen 
Veränderungen. 

In  den  erweiterten  Capillaren  der  Glomeruli  und  der  Bindegewebs-Interstitien  der  Rinde  kleine  Gruppen 
von  Pestbacillen  nachweisbar. 

Epikrise. 

Die  Infection  geht  im  vorliegenden  Falle  zweifellos  von  der  den  linken  inguinalen  Lymphdrüsengruppen 
zugehörigen  Hautregion  aus.  An  dieser  Seite  finden  sich  besonders  die  tiefliegenden  inguinalen  L3'mph- 
drüsen  in  der  Gegend  des  inneren  Schenkelringes  sehr  stark  verändert,  hier  finden  sich  auch  reichliche 
Blutungen,  namentlich  in  der  Wand  der  grossen  Venen  und  das  typische,  sulzig  gelbliche  Ödem. 

Von  anderen  Lymphapparaten  sind  nur  die  linke  Tonsille,  die  Follikel  am  Zungen- 
grunde und  Lymphdrüsen  der  linken  Fossa  submaxillaris  insoferne  betroffen,  als  sie 
geringe  Schwellung  und  Röthung  zeigen. 

Leber  und  Nieren  zeigen  makroskopisch  deutliche  Degenerationserscheinungen,  die  Milz  ist  acut 
geschwollen.  Ausser  den  Blutungen  im  Bereiche  des  primären  Bubo  keine  auffindbar. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  zeigt  sich  die  Vergrösserung  einer  oberflächlichen  inguinalen 
Lymphdrüse,  vor  Allem  bedingt  durch  enorme  Bacilleninfiltration  und  in  viel  geringerem  Grade  durch  Ver- 
mehrung der  polj'nucleären  Leukocyten  und  Hämorrhagien. 

Die  Schwellung  der  früher  genannten  Lymphapparate  am  Halse  ist  bedingt  durch  Einschwemmung  von 
Pestbacillen.  Dieselben  sind  im  Lumen  der  Gefässe,  oft  auch  in  ihren  Endothelzellen  nachweisbar.  Während 
wir  also  in  den  ganz  frisch  metastatisch,  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  inficirten  Lymph- 
knoten und  -Drüsen  zunächst  eine  hochgradige  active  Hyperämie  sehen,  findet  man  in  den 
erweiterten  .Sinus  und  Keimcentren  schon  V'ermehrung  der  polynucleären  Leukocj'ten  und 
eine  auffallende  Anschwellung  der  Lymphendothelien  und  der  die  Sinus  aufbauenden 
Zellen  mit  Anschwellung  und  L a p p u n g  i h r er  K e r n e. 

Der  acute  Milztumor  ist  bedingt  durch  Hyperämie,  massenhafte,  gleichmässig  die  Milz  durchsetzende 
Infiltration  von  Bacillen  und  Leukocyten  und  Proliferation  des  Endothels  der  Pulparäume. 

In  der  Niere  findet  sich  hochgradige  fettige  Degeneration,  namentlich  in  den  Epithelien  der  Tubuli 
contorti,  gesteigert  bis  zum  vollstängen  Kernschwunde.  Die  Glomeruli  gross,  oft  prall  mit  Blut  gefüllt,  ver- 
einzelte Blutungen  im  interstitiellen  Gewebe.    In  den  Capillaren  überall  Pestbacillen  nachweisbar. 

Bacteriologisch  erweist  sich  der  Fall  als  eine  reine  Pestinfection. 


Fall  26/X. 

GajiUitun  Vciiayal;,^  SOjähriger  Hindu,  Tischler,  wurde  am  ö.  März  um  10  Uhr  40  Minuten  Vormittags, 
am  I.  Krankheitstage,  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  8.  März  um  l'iUhr  23  Minuten  Nachts,  am 
IV.  Krankheitstage.  Die  Section  wurde  am  selben  Tage  um  4  Uhr  Nachmittags,  ungefähr  Ki  Stunden  post 
mortem,  vorgenommen. 


Verg!.  Krankengeschichte  II.  .\.  pag.  57. 


:W2  //.  Mbrcihl  und  A.  GIioii, 

Krirpcr  148  r;»  lang,  Knnchcnbaii  Ki"!^*-"'';  Musculatiir  massig  entwickelt,  schlecht  geniihrt.  T(.)dtenstarre 
an  den  oberen  Extremitäten  geschwunden,  an  den  unteren  erhalten.  Todtenflecke  ziemlich  reichlich, 
umschrieben. 

Die  Hornhäute  sind  trübe,  beide  Pupillen  fast  maximal  erweitert,  linke  Conjunctiva  lebhaft  injicirt, 
rechte  Conjunctiv'a  und  die  Mundschleimhaut  ziemlich  blutarm. 

Zähne  intact,  der  Hals  kräftig,  in  seinen  Gruben  keine  besonders  vergrösserten  Drüsen  tastbar,  auch 
nicht  in  den  Achselhöhlen.  Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch.  Abdomen  etwas  über 
dem  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  gespannt.  Am  äusseren  Genitale  niclits  Pathologisches. 

In  beiden  Leistengegenden  bohnengrosse  Drüsen  tastbar. 

Unter  der  linken  Mamilla  findet  sich  eine  rechteckige,  diffus  geröthete  Hautstelle.  An  der  Haut  der 
oberen  Extremitäten  und  der  Schulter  flohstich-  bis  hirsekorngrosse  Petechien.  An  beiden  Händen  keine 
Verwundungen  oder  Narben  constatirbar,  mit  Ausnahme  einer  einen  halben  Centimeter  langen,  ganz  ober- 
flächlichen, vernarbten  Schnittwunde  am  linken  Zeigefinger.  In  der  Mitte  des  rechten  Schienbeines  einige 
circa  linsengrosse  Excoriationen.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Schädeldach  längsoval,  18  cm  lang,  12  cm  breit,  50  n«  in  der  Circumferenz  messend.  Schädelknochen 
dünn,  Tabula  externa  und  interna  nirgends  verdickt.  Die  Gruben  und  Furchen  an  der  Innenseite  der  Tabula 
interna  seicht.  Spongiosa  stellenweise  verschwunden. 

Im  Sichelblutleiter  frisch  geronnenes  Blut.  Dura  mater  zart,  gut  gespannt,  glatt  und  glänzend.  In  der 
Dura  der  linken,  mittleren  Schädelgrube  eine  Gruppe  von  punktförmigen  Hämorrhagien.  An  der  Basis  nichts 
Abnormes.  Leptomeninx  ziemlich  blutarm,  an  der  Convexität  erscheint  sie  etwas  verdickt  imd  getrübt, 
massig  blutreich,  leicht  von  der  Gehirnrinde  abziehbar.  Letztere  grauröthlich,  gleichmässig  breit,  Marklager 
von  zahlreichen  Blutpunkten  durchsetzt.  An  Kleinhirn,  Pons  und  JMedulla  nichts  Pathologisches.  Stamm- 
ganglien normal  gebildet,  blutarm. 

Schilddrüse  klein,  auf  dem  Durchschnitte  blutarm,  fein  gekörnt. 

Entlang  der  rechten  grossen  Halsgefässe  finden  sich  nach  aussen  und  nach  innen  von  denselben  Ketten 
\'on  bis  über  haselnussgrossen  Lj^mphdrüsen  von  röthlich  gelblicher  Farbe.  Einen  F'inger  breit  unter  der 
Theilungsstelle  der  Carotis  an  der  Aussenseite  der  Vena  jugularis  fliesst  beim  Anschneiden  einer  oliven- 
grossen  Drüse  röthlich-gelblicher  Eiter  aus.  Ähnlich  angeordnete  und  vergrösserte  Lymphdrüsen  auf  der 
linken  Seite.  Auch  aus  ihnen  quillt  auf  dem  Durchschnitte  derselbe  eiterähnliche  Saft  heraus.  Auf  dem 
Durchschnitte  sind  die  Drüsen  theils  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirt,  theils  besitzen  sie  eine  vorquellende, 
N'erbreiterte,  gelbliche  Rinde  und  ein  \"on  Hämorrhagien  gelblich-röthlich  gesprenkeltes  Centrum,  das  beim 
Abstreifen  sehr  reichlichen  Saft  gibt.  Ebenso  verändert  die  submaxillaren  Lymphdrüsen  und  die  auricularen. 
Letztere  erbsengross,  meistens  hämorrhagisch. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  mit  .Schleim  bedeckt,  düster  violett-roth,  beide 
Tonsillen  sehr  beträchtlich  vergrössert,  an  ihrer  Oberfläche  exulcerirt,  mit  gelblichen,  nekrotisch-blutigen 
Massen  bedeckt.  Die  Geschwürsränder  ganz  unregelmässig,  wie  fransig  zerfressen,  der  Geschwürsgrund 
reichlichen,  gelblich-blutig  tingirten  Saft  gebend.  Schleimhaut  des  Pharynx  hinter  den  Tonsillen  und  an  der 
Aussenseite  derselben  ebenfalls  ganz  unregelmässig  exulcerirt,  wie  zerfressen.  Der  Geschwürsgrund  allent- 
halben von  grünlich-  und  röthlich  -  gelbem,  diphtheritisch  -  nekrotischen  Gewebe  bedeckt.  Daneben  die 
markig  infiltrirten,  stark  prominirenden  Follikel  am  Zungengrunde.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die 
Schleimhaut  hämorrhagisch  infiltrirt  und  von  verschieden  grossen,  gelblichen  oder  hämorrhagischen  Herden 
durchsetzt,  ebenso  wie  die  Musculatur  stark  (klematös.  Beide  Tonsillen  auf  dem  Durchschnitte  succulent, 
blutroth.  Medial  \'on  der  linken  Tonsille  ein  ähnliches  Geschwür,  entsprechend  einer  Gruppe  von  Balg- 
follikeln  am  Zungengrunde. 

Linke  Lunge  frei,  Oberlappen  ziemlich  lufthaltig,  der  UnteHappen  coUabirt,  fühlt  sich  etwas  dichter  an, 
indem  sich  von  dem  tastenden  Finger  kleine  resistente  Herde  durchfühlen  lassen.  Pleura  des  Unterlappens 
übersäet  von  zahllosen,  kleinen  Ecchymosen.  Der  Oberlappen  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  zeigt 
ungefähr  in  seinem  Centrum  einen  hämorrhagischen,  unregelmässig  begrenzten  Herd  von  ungefähr  Kreuzer- 


Bculciipist.  IT.  Patlinlo^i^iscli  auatoiiiischcr  Bcridit.  363 

grosse,  der  in  seincMii  Centrum  st;irk  prominent,  gekörnt  und  gelblieh  ist.  Ein  ähnlieher  solcher  Herd  von 
derselben  Grösse  nahe  der  Spitze.  Der  Unterlappen  sehr  blutreich,  in  ihm  zahlreiche  kleinere  Blutaustritte. 
Rechte  Lunge  ziemlich  klein,  an  der  Aussenseite  des  Unterlappens  ist  die  Pleura  reichlich  ecchymosirt.  Zer- 
streut über  die  ganze  Lunge  lassen  sich  ziemlich  zahlreiche,  bis  haselnussgrosse,  derb  infiltrirte  Herde 
durchtasten.  Über  denselben  erscheint  die  Pleura  allenthalben  hämorrhagisch  und  lässt  ein  gelbliches  Infiltrat 
durchschimmern  und  ist  im  Bereiche  des  ganzen  Herdes  \-on  zarten  Fibrinmembranen  bedeckt.  Auf  dem 
Durchschnitte  erscheinen  diese  Herde  ebenso  wie  die  der  anderen  Seite  gelb  oder  gelblich-röthlich 
gesprenkelt,  theils  undeutlich  gekörnt,  theils  medullär  vorquellend,  die  Peripherie  unregelmässig,  reichlich 
hämorrhagisch  infiltrirt.  Schleimhaut  der  Bronchien  mit  eitrigem  .Schleim  belegt,  dunkelgeröthet. 

\m  Herzbeutel  einige  Tropfen  klaren  Serums,  an  der  Linenwand  des  sonst  glatten  Pericard  einige 
Gruppen  kleinster  Ecchymosen.  Epicard  fettarm.  Über  dem  linken  Vorhof  hirsekorngrosse ,  con- 
fluirende  Ecchymosen.  Herz  klein,  linker  Ventrikel  etwas  contrahirt,  der  rechte  etwas  schlaffer,  in 
beiden  wenig  fibrinöse  Gerinsel.  Alle  Klappenapparate  zart,  schlussfähig,  Herzfleisch  etwas  getrübt,  aber 
ziemlich  fest. 

Leber  ungefähr  von  normaler  Grösse,  ihre  vorderen  Ränder  etwas  plumper,  weicher,  Oberfläche  glatt, 
auf  dem  Durchschnitte  ist  das  Organ  massig  blutreich,  von  graubrauner  Farbe,  Läppchenzeichnung  ziemlich 
gut  erhalten.  Gallenblase  klein,  dunkle  Galle  enthaltend. 

Milz  ungefähr  von  entsprechender  Grösse,  Kapsel  getrübt,  auf  dem  Durchschnitte  gleichmässig  blutroth, 
in  der  Pulpa  findet  sich  ein  circa  linsengrosser  Herd  von  dunkelblutrother,  hämorrhagischer  Peripherie  und 
graugelbem  Centrum.  Ein  zweiter  solcher  Herd  in  der  Mitte  der  hinteren  Milzkante,  ungefähr  keilförmig 
begrenzt,  von  ähnlichem  Aussehen  wie  die  früheren. 

Nebennieren  gross,  blutreich. 

Nieren  klein,  etwas  plumper,  Kapsel  leicht  abziehbar.  An  der  Oberfläche  zahlreiche,  bis  über  hanfl\orn- 
grosse,  gelblich-weisse,  von  hämorrhagischen  Höfen  umgebene  Herde,  welche  zum  Theile  beim  Abziehen 
der  Kapsel  an  derselben  hängen  bleiben,  deutlich  prominent  sind,  auf  dem  Durchschnitte  mitunter  streifen- 
förmig in  die  Rinde  reichen  und  beim  Abstreifen  wenig  oder  keinen  eiterähnlichen  Saft  ergeben.  Dieselben 
Herde  finden  sich  auch  tiefer,  in  den  Columnae  Bertini,  den  Grenzen  der  Pyramiden  und  in  diesen  selbst. 
Ausser  diesen  abscessähnlichen  Herden  in  der  Niere  finden  sich  an  der  Oberfläche  sehr  zahlreiche  kleinste 
Hämorrhagien.  Die  Nierenrinde  stark  verbreitert,  erbleicht  und  geschwollen.  Im  Nierenbecken  nichts  Patho- 
logisches. Die  linke  Niere  ist  ebenso  verändert  wie  die  rechte  (vergl.  Tafel  VI,  Fig.  3). 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite  sämmtlich  vergrössert,  bis  über  bohnen- 
gross,  von  aussen  dunkelblutroth,  auf  dem  Durchschnitt  vorquellend,  succulent,  leicht  abstreifbar,  stellenweise 
blutig-eitrig.  Das  umgebende  Bindegewebe  stark  ödematös.  Die  inguinale  Lymphdrüse  am  inneren  rechten 
Schenkelringe  hühnereigross,  ihre  Umgebung  hämorrhagisch  infiltrirt,  theils  derb,  theils  fast  fluctuirend 
weich.  Die  Lymphdrüsen  längs  der  Vasa  iliaca  bis  über  die  Theilungsstelle  der  Vena  cava  hinauf  (Lympho- 
glandulae  iliacae  und  lumbales)  ebenfalls  vergrössert,  ihre  Umgebung  ödematös  und  hämorrhagisch.  Auf  dem 
Durchschnitte  erscheint  die  früher  genannte  inguinale  Lymphdrüse  aus  einem  Paquet  \'on  mehreren 
bestehend.  Die  grösste  ist  in  ihrem  Centrum  eitrig  erweicht,  von  röthlich-gelblicher  Farbe,  in  der  Peripherie 
finden  sich  kleinere,  vollständig  hämorrhagische  Lymphdrüsen  und  kleine  Gruppen  von  röthlich-gelblich 
gesprenkelten,  medullar-inflltrirten,  weichen  Lymphdrüsen;  ähnlich  beschaffen  sind  die  retroperitonealen 
Lymphdrüsen  (Lymphoglandulae  iliacae  et  lumbales). 

Die  oberfLächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  links  ebenfalls  über  hohnengross,  auf  dem  Durchschnitte 
theils  succulent  hämorrhagisch,  theils  medullär  vorquellend,  theils  eitrig.  Die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen 
ebenfalls  etwas  vergrössert  und  medullär. 

Im  Magen  reichlich  schleimige,  gallige  Flüssigkeit,  in  der  Nähe  des  Pylorus  eine  Gruppe  von  punkt- 
förmigen Hämorrhagien.  Im  Duodenum  nichts  Pathologisches.  Im  Dünndarm  gallig  gefärbte  Chymusmassen, 
Schleimhaut  dünn.   Im  Dickdarm  gallig  gefärbte  Fäces.   Schleimhaut  nicht  verändert. 

Denkscliriftett  der  malhem.-nalurw.  Cl.   LXVI.  Bd.  48 


3G4  H.  Albrcclil  inul  A.  (ihoii, 

Harnblase  normal. 

Die  axillaren  und  mesenterialen  Lymphdrüsen  hyperämisch  und  saftig. 


Die  am  7.  März,  am  111.  Krankeitstage,  vorgenommene  bacteriologische  Blutunter- 
suchung fiel  negativ  aus,  indem  die   Aussaaten  steril  blieben. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Präparate  aus  einer  vereiterten  Lymphdrüse  der  linken  Halsseite  zeigen  massig 
reichlich  Pestbacillen,  theils  ovoid  mit  bipolarer  Färbung,  theils  in  schwach  tingirten,  geblähten  Formen,  oft 
auch  coccenähnlich.  Daneben  finden  sich  reichlich  Coccen,  meist  als  Diplococcen,  seltener  in  kurzen  Ketten, 
oft  lanzettförmig.  Ausserdem  sieht  man  schlecht  gefärbte  Gebilde,  deren  Zugehörigkeit  zu  Diplococcen  oder 
I^estbacillen  schwer  zu  entscheiden  ist.  Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  sieht  man  neben  den  ent- 
färbten, respective  mit  der  Contrastfarbe  tingirten  Pestbacillen  stärker  oder  schwächer  violett  gefärbte 
Diplococcen. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  fast  ausschliesslich  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae,  nur  .spärlich 
Pestcolonien. 

2.  Präparate  aus  einer  ebenfalls  vereiterten  Lymphdrüse  der  rechten  Halsseite  zeigen 
denselben  Befund  wie  Nr.  1.  Ebenso  auch  die  Aussaaten. 

3.  Secret,  abgestreift  von  der  Oberfläche  des  Pharynxgeschwürs,  lässt  mikroskopisch  ein 
sehr  reichliches  Bacteriengemisch  erkennen:  Neben  verschieden  grossen  und  dicken  Bacillenformen  finden 
sich  ziemlich  zahlreich  Coccen,  einzeln,  als  Diplococcen,  in  kürzeren,  seltener  in  längeren  Ketten  und  als 
grössere  Häufchen,  ausserdem  reichlich  Pestbacillen,  meist  ovoid  mit  bipolarer  Färbung  oder  in  Kingformen, 
einzeln,  als  Diplobacillen,  in  kleineren  und  grösseren,  oft  auch  sehr  grossen  Gruppen  angeordnet. 

Die  Aussaaten  sind  für  die  Bestimmung  unbrauchbar. 

4.  Deckglaspräparate  aus  der  rechten  Tonsille  zeigen  im  Allgemeinen  dasselbe  Gemisch  wie 
Nr.  3,  doch  etwas  weniger  reichlich.  Die  Pestbacillen  sind  auch  hier  wieder  in  Gruppen  angeordnet,  bilden 
jedoch  nicht  so  grosse  Haufen;  in  diesen  finden  sich,  wie  auch  bei  Nr.  3,  viele  schlecht  gefärbte,  geblähte 
Formen.  Unter  den  Coccen  treten  tj^pische  Streptococcen  häufiger  hervor. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  massig  reichlich  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae,  spärlich  solche 
des  Streptococcus  pj'ogenes  und  reichlich  saftig  grünliche  Colonien  einer  Bacillenart.  Pestcolonien  sind  nicht 
nachweisbar. 

5.  Im  Secrete  aus  dem  rechten  Bronchus  finden  sich  mikroskopisch  sehr  reichlich  Diplococcen 
von  typischer  Lanzettform,  spärlicher  Streptococcen,  sowie  kleinere  Coccen  und  Bacillenformen.  Die  Coccen 
liegen  hier  vielfach  intracellulär.  Nur  spärlich  finden  sich  ovoide,  bipolar  gefärbte  Bacillen  vom  Aussehen  der 
Pestbacillen. 

In  den  Aussaaten  treten  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae    in  den  Vordergrund,   spärlicher   tinden 
sich  Colonien  einer  Stäbchenart,  ähnlich  aussehend  wie  die  bei  Nr.  4. 
Pestcolonien  sind  nicht  nachweisbar. 

6.  In  den  Präparaten  aus  einem  pneumonischen  Herd  der  rechten  Lunge  finden  sich 
ziemlich  reichlich  Pestbacillen  in  ovoiden,  bipolar  gefärbten,  seltener  blass  gefärbten  geblähten  Formen;  sie 
liegen  seltener  einzeln  oder  als  Diplobacillen,  häufiger  in  kleineren  und  grösseren  Haufen,  in  denen  die 
ungleiche  Grosse  und  die  verschieden  starke  Färbbarkeit  der  Pestbacillen  sehr  deutlich  hervortritt.  Nur  sehr 
vereinzelt  sieht  man  in  den  Präparaten  Lanzettcoccen. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  ziemlich  reichlich  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae,  spärlicher  solche 
des  Pestbacillus. 

7.  Die  Aussaaten  aus  der  Milz  zeigen  spärlich  Pestcolonien,  etwas  reichlicher  Colonien  des 
Diplococcus  pneumoniae. 


Bculciipcst.  IT.  Pcüliolni^isch-ainüntiiischcr  Bericht.  365 

8.  In  Präparaten  aus  einer  tiefen  inguinalen  Lymphdrüse  der  rechten  Seite  sieht 
man  ausschlieslich  Pestbacillen  in  geringer  Menge,  theils  cn'oid  mit  bipolarer  Färbung,  theils  undeutlich 
tingirt,  meist  einzeln  liegend. 

Die  Aussaaten  zeigen  ausschliesslich  Pestcolonien  in  ziemlich  reichlicher  Menge. 

9.  In  Deckglaspräparaten  eines  Nierenherdes  sieht  man  ausschliesslich  Pestbacillen  in 
massiger  Menge,  in  P'orm,  Aussehen  und  Färbeverhalten  wie  bei  Nr.  8. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  ausschliesslich  Colonien  des  Pestbacillus  in  reichlicher  Menge. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  aus  .Antheilen  des  circa  hühnereigrossen  Paquets  der  tiefen  inguinalen 
Lymphdrüsen  am  rechten  inneren  Schenkelringe  zeigen  den  grössten  Theil  des  Parenchyms 
(hauptsächlich  die  centralen  Antheile)  der  vergrösserten  einzelnen  Lymphdrüsen  zu  Grunde  gegangen,  indem 
ein  grosser  Theil  der  Zellen  keine  Kernfärbung  zeigt,  sondern  als  blassrosa  oder  bläuliche  schollige  Gebilde 
noch  ihre  Contouren  erkennen  lassen.  Dazwischen  finden  sich  auch  mehr  oder  weniger  zahlreiche  kleine, 
stark  blau  gefärbte  Körnchen,  wie  darüber  gestreut,  und  noch  erhaltene,  meist  polynucleäre  Leukocj'ten, 
auch  oft  ziemlich  reichliche  rothe  Blutkörperchen.  Die  meisten  kleinen,  aber  stark  erweiterten  Gefässe  besitzen 
eine  fast  homogene,  bläulich  roth  gefärbte  Wand,  die  sich  nicht  deutlich  gegen  das  im  Zerfalle  begriffene 
Gewebe  der  Umgebung  abgrenzt  und  oft  zahlreiche  kleine,  runde  Körnchen  zeigt.  In  ihrem  Lumen  häufig 
unregelmässig  angeordnete  breite  Balken  oder  schollig-klumpige  Massen,  die  homogen  und  mit  Eosin  stark 
roth  gefärbt  sind.  .Sie  schliessen  zwischen  sich  Leukocyten  ein.  Auch  aus  zarten  oder  groben  homogenen 
Balken  bestehende  Netzwerke  finden  sich  innerhalb  der  Hämorrhagien  und  Leukocyten  -  Infiltrationen; 
besonders  mehr  in  der  Peripherie  dieser  zerfallenden  .\ntheile  ebenfalls  zahlreiche  Hämorrhagien  und  reich- 
liche Leukocyteninfiltration  und  erweiterte,  mit  grossen  Pestbacillenmengen  erfüllte  L\'mphgefässe.  Sinus  oder 
Follikel  nur  in  einem  kleinen  Theile  der  Drüse  undeutlich  abgrenzbar,  indem  die  Sinus  erfüllt  sind  \i)n  pnl\'- 
nucleären  Leukocyten  oder  rothen  Blutkörperchen.  An  \-ielen  Stellen  die  Kapsel  der  Lymphdrüsen  nicht 
mehr  abgrenzbar,  indem  sie  von  Blutungen  und  sehr  dichten  Leukocyten  durchsetzt,  in  einzelne  homogen 
aussehende,  schmale  Bündel  aufgelöst  ist,  so  dass  vielfach  die  infiltrirte  und  im  Zerfalle  begriffene  Lymph- 
drüse unmittelbar  in  die  ebenso  dicht  von  Blutungen  und  poljmucleären  Leukocyten  durchsetzte  Umgebung 
übergeht  (\"ergl.  Tafel  IX,  Fig.  2).  Auch  die  einzelnen  Lymphdrüsen  des  Paquetes  dadurch  von  einander 
nicht  abgrenzbar.  .Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  finden  sich  nur  stellenweise  Pestbacillenhaufen, 
aber  dann  sehr  reichliche.  Die  mehr  centralen  Antheile  der  Lymphdrüsen,  wo  der  Zerfall  vorgeschritten  ist, 
lassen  keine  Bacillen  erkennen.  Dagegen  sieht  man  Stellen,  wo  man  wenige  rundliche,  sehr 
blass  gefärbte  Bacillenleiber  erkennt  in  dem  sonst  mit  Methylenblau  gar  nicht  gefärbten 
Gesichtsfelde,  in  dem  auch  keine  Zellkerne  sichtbar  sind.  In  der  Umgebung  dieser  Herde 
zahlreiche  mit  Methylenblau  gut  gefärbte  Körnchen.  Oder  man  sieht  an  der  Peripherie  der  Drüsen, 
besonders  in  dem  dicht  infiltrirten,  pericapsulären  Fettgewebe  grössere  Haufen  dicht  gelagerter  Pest- 
bacillen, die  dort,  wo  sie  schütter  liegen,  ausgesprochen  rundliche  Formen  besitzen,  oft  im  Ganzen 
sehr  blass  oder  nur  an  den  Contouren  stärker  gefärbt  sind.  Andere  Bacterien  als  Pestbacillen  nicht 
nachweisbar. 

2.  Eine  Lymphdrüse  aus  der  Gruppe  der  rechtsseitigen  oberflächlichen  inguinalen 
zeigt  ihren  mikroskopischen  Bau  vollständig  erhalten.  Die  etwas  erweiterten  Sinus  enthalten  polynucleäre 
Leukocyten,  manchmal  viele  rothe  Blutkörperchen  und  immer  grosse,  ganz  epithelähnliche  Zellen  mit 
grossem,  oft  gelappten  Kern  und  Mitosen,  welche  Lj'mphendothelien  oder  den  das  Gerüste  des  Sinus  bildenden 
Zellen  entsprechen.  In  der  fibrösen  Kapsel  einzelne  Blutaustritte.  Das  pericapsuläre  Binde-  und  Fettgewebe 
von  polynucleären  Leukocyten  in  grösseren  Strecken  infiltrirt,  in  demselben  vereinzelte  mit  ebensolchen 
Rundzellen  und  Pestbacillen  vollgepfropfte  Lymphgefässe.  Im  Bereiche  dieser  Leukocyteninfiltration 
Haufen  von  Pestbacillen  (häufig  intracellulär),  jedoch  in  der  Drüse  selbst  keine  solchen  auf- 
findbar. 

48* 


366  H.  Alhrccht  und  A.  Ghon, 

3.  Lymphdrüsen  vom  Halse,  beiderseits  längs  der  Gefässe  angeordnet,  zeigen  mikroskopisch  aus- 
gedehnte Antheile,  gleichmässig  infiltrirt  von  polynucleären  Leukocyten,  die  stellenweise  Körnchenzerfall 
ihrer  Kerne  zeigen.  Oder  es  finden  sich,  mehr  central  gelegen,  kleinere  Herde,  wo  die  Kernfärbung  voll- 
kommen verschwunden  ist  und  die  Zellen  nur  blass  mit  Eosin  gefärbt  sind. 

Entsprechend  diesen  Antheilen  sieht  die  Lymphdrüse  daher  aus  wie  ein  Abscess,  der  von  der  überall 
deutlich  erhaltenen  Kapsel  umgeben  ist.  An  anderen  Stellen  sind  Follikel  und  Markstrahlen  erhalten,  aber 
die  Sinus  auffallend  erweitert  und  dicht  mit  polynucleären  Leukocyten  und  grossen,  epithelähnlichen  Zellen 
gefüllt.  Sie  enthalten  wenig  rothe  Blutkörperchen,  Hämorrhagien  fehlen  vollständig.  Einige  Lymphgefässe 
an  der  Convexität  der  Drüsen  vollgepfropft  mit  polynucleären  Leukocyten  und  rothen  Blutkörperchen.  Auf 
mit  Methylenblau  und  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten  sieht  man  zahlreiche  Haufen  von  lanzettförmigen 
Diplococcen,  häufig  zu  Ketten  angeordnet  und  vor  Allem  dort  liegend,  wo  die  Zellen  der  diffusen  Leuko- 
cj^ten-Infiltration  in  homogen  aussehende,  rundliche  Gebilde  umgewandelt  sind,  sowohl  in  der  Cortical-  wie 
in  der  Medullarsubstanz  der  Drüse.  Ausser  diesen  manchmal  massenhaft  sich  \-orfindenden  Haufen  von 
Diplococcus  pneumoniae  sieht  man  ziemlich  spärliche,  immer  dicht  zu  Häufchen  aneinander  gelagerte  Pest- 
bacillen,  die  eine  auffallende  Polymorphie  zeigen. 

4.  Rechte  Tonsille.  Im  ganzen  Bereiche  derselben  ist  das  Epithel  zu  Grunde  gegangen  und 
umgewandelt  in  ein  feines  Gitterwerk  von  homogenen,  stark  glänzenden  Bälkchen,  die  zwischen  sich  zahl- 
reiche Leukocyten  oder  stark  gefärbte  Körnchen  einschliessen.  Wo  das  Epithel  in  der  unmittelbaren 
Umgebung  der  Tonsille  erhalten  ist,  findet  sich  im  submucösen  Bindegewebe  reichliche  Infiltration  von 
mono-  und  polynucleären  Leukocyten  und  hochgradige  Hyperämie.  Das  Bindegewebe,  das  die  Tonsille 
gegen  die  tiefen  Schichten  des  Gaumens  abgrenzt,  nur  sehr  spärlich  von  Leukocyten  herdweise  durchsetzt 
und  überall  scharf  erhalten.  Das  adenoide  Gewebe  der  Tonsille  sehr  zellreich,  indem  sich  reichliche  Leuko- 
cyten der  mono-  und  polynucleären  Form  finden  und  grosse,  epithelähnliche  Endothelien.  Hämorrhagien 
sind  sehr  vereinzelt  und  klein.  Dafür  findet  sich  aber  überall  im  adenoiden  Gewehe  eine  hochgradige  Hyper- 
ämie mit  prall  gefüllten  Blutgefässen. 

Nur  kleine  Häufchen  von  Pestbacillen  in  den  tieferen  Schichten  der  Tonsille  nachweisbar.  Im  Bereiche 
des  zu  Grunde  gegangenen  Epithels  grosse  Stäbchen  zumeist  vereinzelt  oder  in  kurzen  Fäden  und  Häufchen 
von  Diplococcen  mit  Lanzettform.  Letztere  finden  sich  auch  zahlreich  in  tieferen  Antheilen  der  Tonsille  zer- 
streut (auf  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten). 

5.  Schnitte,  geführt  durch  ein  kleines  Geschwür  medial  von  der  linken  Tonsille, 
den  Balgfollikeln  am  Zungengrunde  entsprechend,  ergeben  im  Allgemeinen  denselben  Befund 
wie  der  vorstehende.  Auch  hier  ist  das  Oberfiächenepithel  in  ein  homogenes  Balkenwerk  verwandelt  und 
dadurch  ein  Geschwür  gebildet,  das  einige  nebeneinander  stehende  Follikel  betrifft;  auch  hier  fehlen  grössere 
Hämorrhagien  und  die  Infiltration  der  Umgebung.  Während  Pestbacillen  nur  in  den  tieferen  Schichten  des 
adenoiden  Gewebes  der  Follikel  in  Form  von  kleineren  Häufchen  nachweisbar  sind,  finden  sich,  von  der 
ulcerirten  Oberfläche  her  in  die  tieferen  Schichten  vordringend,  zahlreiche  Diplococcen  von  der  Form  des 
Diplococcus  pneumoniae. 

6.  Pneumonischer  Herd.  In  den  massig  erweiterten  Alveolen  vorwiegend  dichtgedrängte  poly- 
nucleäre  Leukocyten,  die  allenthalben  Körnchenzerfall  ihrer  Kerne  zeigen.  Das  Bild  dieser  pneumonischen 
Infiltration  wird  aber  dadurch  ein  höchst  eigenthümliches,  dass  die  Capillaren  der  Alveolarsepta  in  bald  mehr 
homogene,  bald  mehr  grobschollige  Streifen  umgewandelt  sind,  wie  von  balkigen  oder  homogenen  Massen 
thrombosirt  oder  umgeben  aussehen,  in  deren  Umgebung  der  Körnchenzerfall  besonders  reichlich  ist.  In 
wechselnder  Menge  ist  dem  Exsudat  Blut  beigemischt,  in  manchen  Alveolen  finden  sich  nur  wenige  rothe 
Blutkörperchen,  andere  unmittelbar  benachbarte  sind  vollgepropft  von  Blut.  Fibrinnetze  sehr  spärlich. 
Dagegen  fallen  grosse,  epithelähnliche  Zellen  auf,  die  sich  besonders  in  continuirlicher  Lage  um  die  Quer- 
schnitte grösserer  Blutgefässe  —  im  Stroma  zwischen  deren  Wand  und  dem  Alveolarepithel  —  angeordnet 
finden  und  den  Lymphgefässendothelien  entsprechen.  Sie  besitzen  entweder  einen  grossen  Kern  mit  grossem 
Kernkörperchen  oder  mehrere. 


Beulenpest.  IL  Pathologisch-aiialouiischer  Bericht.  367 

Die  Bronchiolen  mit  Leukiicyten  und  ab^estossenen  Alveolarepithelien  voll  gefüllt.  In  der  Umgehung 
des  pneumonisch  infiltrirten  Herdes  finden  sich  in  den  Alveolen  ziemlich  homogen  aussehende,  geronnene 
Massen.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  lassen  sich  ziemlich  zahlreiche  grössere  Haufen  \-on 
Pestbacillen  in  den  Alveolen  nachweisen.  Diplococcen  finden  sich  auf  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten  nur 
wenig  zahlreich  in  den  Bronchien. 

7.  Milz.  Mikroskopisch  erscheint  die  Milz  ungemein  blutreich,  die  Pulparäume  sind  meist  erweitert  und 
mit  Blut  gefüllt.  An  manchen  Stellen  finden  sich  kleine  Blutaustritte,  in  denen  sich  wenige  Leukocyten  und 
grosse  Pulpazellen  finden.  An  solchen  Stellen  sind  Pulparäume  nicht  erhalten.  Im  Allgemeinen  ver- 
misst  man  eine  reichlichere  Durchsetzung  der  Milz  von  Leukocyten.  Doch  sind  auch  hier  die  Zellen  der 
Pulparäume  sehr  gross,  cylindrisch  oder  polygonal,  oft  mit  mehreren  Kernen  versehen.  Follikel  zahlreich 
und  klein. 

Weder  in  Schnitten,  die  mit  Methylenblau  gefärbt  sind,  noch  in  solchen,  die  nach 
Weigert  gefärbt  sind,  irgend  welche  Bacterien   nachweisbar. 

8.  Niere.  Die  Nierenepithelien  wie  angeschwollen,  ins  Lumen  der  Harncälchen  unregelmässig  vor- 
ragend, viele  kleine  Fetttröpfchen  enthaltend.  Zahlreiche  Capillaren  und  grössere  Gefässe  mit  Blut  stark 
gefüllt.  Die  Glomeruli  gross  und  blutreich.  An  verschiedenen  Stellen  der  Rinde  (auch  bis  in  die  Pyramiden 
reichend)  finden  sich  sehr  zahlreiche  theils  rundliche,  theils  streifenförmige  Herde.  In  ihrer  Peripherie  sieht 
man  vereinzelte  kleine  Hämorrhagien  und  allenthalben  prall  gefüllte  Blutcapillaren.  In  der  äussersten  Schichte 
eines  solchen  Herdes  finden  sich  zumeist  grosse,  polymorphe,  protoplasmareiche  Zellen  mit  einem  oder  zwei 
grossen,  runden  Kernen  oder  mit  Mitosen.  Dieselbe  Zellform  sieht  man  dort,  wo  die  Harncanälchen  noch 
vollständig  erhalten  sind,  zwischen  denselben  liegend  und  innerhalb  der  erweiterten  Capillaren.  Sie  ent- 
sprechen zweifellos,  wenigstens  zum  grossen  Theile,  den  Endothelzellen  derselben.  Im  Bereiche  des  Herdes 
auch  einzelne  isolirte  Harncanälchen  mit  ganz  undeutlicher  oder  bereits  geschwundener  Färbbarkeit  ihrer 
Epithelzellkerne  noch  erhalten.  Mehr  gegen  das  Centrum  zu  werden  die  polynucleären  Leukocyten  immer 
zahlreicher,  ihre  oft  zahlreichen  Kerne  sind  in  verschiedenster  Form  gelagert  und  vielfach  sieht  man  zer- 
streute, sehr  zahlreiche,  stark  gefärbte  Körnchen,  besonders  in  der  Umgebung  der  ziemlich  grossen 
Häufchen  von  Pestbacillen,  die  mehr  oder  weniger  reichlich  sich  in  der  Mitte  eines  jeden 
solchen  Herdes  finden.  (Vergl.  Tafel  XIII,  Fig.  1.)  Diplococcen  nicht  auffindbar. 

Epikrise. 

Vorstehender  Fall  bietet  das  Bild  einer  Pestpyämie,  indem  sich  metastatische  Pestherde  in  Niere  und 
Lunge  finden.  Die  Ersteren  stellen  multiple  embolische  Abscesse  (vorwiegend  Rindenabscesse)  von  ganz 
eigenthümlicher  Form  vor,  letztere  sind  Lobulärpneumonien,  die  zahlreich  und  nicht  miteinander  con- 
fluirend  die  Lungen  durchsetzen.  Isolirte  Hämorrhagien  finden  sich  als  Petechien  in  der  Haut  der  oberen 
Extremitäten  und  der  Schulter,  als  Ecchymosen  in  der  Dura  mater  der  mittleren  Schädelgrube,  in  der  Pleura, 
dem  Peri-  und  Epicard  und  der  Magenschleimhaut. 

Jedoch  erscheint  der  Fall  in  Bezug  auf  die  Eingangspforte. complicirt  dadurch,  dass  sich  schwere  Ver- 
änderungen sowohl  an  den  Lymphapparaten  des  Halses  als  auch  an  der  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen- 
gruppe der  rechten  Seite  finden.  Besonders  makroskopisch,  aber  auch  mikroskopisch  sind  die 
Veränderungen  an  dem  Lymphdrüsenpaquet  am  rechten  inneren  Schenkelringe  ent- 
schieden die  schwersten  an  In-  und  Extensität,  indem  das  ganze  Drüsenparenchym  durch 
Nekrose  und  Eiterung  zerstört  ist  und  nicht  mehr  von  der  reichlich  hämorrhagisch  und 
eitrig  infiltrirten  Umgebung  abzugrenzen  ist,  und  indem  sich  derselbe  schwere  Process, 
allmälig  abnehmend,  auf  die  lumbalen  Lymphdrüsengruppen  fortsetzt.  In  den  Halslymph- 
drüsen findet  sich  zwar  ebenfalls  ausgedehnte  Vereiterung,  daneben  aber  grössere  Drüsenantheile  und  \'or 
allem  Anderen  Kapsel  und  deren  Umgebung  überall  erhalten.  Es  ist  daher  das  inguinale  Lymphdrüsen- 
paquet als  primärer  Bubo  aufzufassen.  An  den  Tonsillen  und  den  Balgfollikeln  des  Zungengrundes  fällt  — 
abgesehen  von  der  Zellvermehrung  und   den  kleineren  Hämorrhagien   in  denselben    —    die  Nekrose   des 


.168  H.  Albrcrhl  iiiul  A.  Ghnu. 

Kpithels  und  diu  dadurch  bedingte  frische  UIceration  auf.  Im  Bereiche  der  Letzteren  findet  sich  massenhaft 
der  Diplococcus  pneumoniae,  desgleichen  in  den  vereiterten  Halslymphdrüsen.  Daher  stellt  sich  dieser  Fall 
culturell  als  M  ischin fection  dar  und  es  ist  sicherlich  ein  Theil  der  schweren  Veränderungen  an  den  Hals- 
lymphdri.Lsen  auf  die  Wirkung  des  Diplococcus  pneumoniae  zurück/Aiführen.  Die  Culturen  ergeben  reich- 
liche Diplococcencolonien  aus  den  vereiterten  Halslymphdrüsen  und  ziemlich  reichliche  aus  der  Milz.  Es 
kann  nach  dem  histologischen  Befunde  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  der  Einbruch  der  Diplococcen  in 
den  Tonsillen  und  Baigfollikeln  erfolgt  ist,  die  vorher  auf  metastatischem  Wege   von  Pest  inficirt  waren. 

Histologisch  fällt  an  den  metastatischen  Herden  sowohl  in  der  Lunge  wie  in  der  Niere  die  besondere 
Schwellung  der  Endothelien  und  die  geringe  Exsudation  von  Fibrin  auf. 

In  der  Milz  finden  sich  auf  den  untersuchten  Schnitten  keine  Bacterien.  Culturell  ergeben  sich  spärliche 
Colonien  von  Pestbacillen  und  etwas  reichlichere  von  Diplococcus  pneumoniae. 


Fall  27/XIV. 

MahaJia  Khn's/iia,'  25jähriger  Hindu,  Arbeiter,  wurde  am  8.  März  um  2  Uhr  30  Minuten  Nachmittags 
ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  10.  März  um  5  Uhr  Nachmittags.  Die  Krankheitsdauer  ist  unbekannt. 
Die  Section  wurde  am  11.  März  um  9  Uhr  Vormittags,  1(3  Stunden  nach  dem  Tode  vorgenommen. 

Männliches  Cadaver,  1G9  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  ziemlich  kräftig  entwickelter  Musculatur, 
schlecht  genährt.   Todtenstarre  vorhanden,  Todtenflecke  reichlich  diffus   an  den  abhängigen  Körperpartien. 

Hornhäute  glänzend,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich,  rechte  Conjunctiva  weisslich,  Conjunctiva 
der  linken  Augenlider  von  reichlichen,  punktförmigen  Ecchj^mosen  durchsetzt.  Mundschleimhaut  blutarm, 
alle  Zähne  erhalten,  gesund;  der  Hals  lang,  schlank,  in  seinen  Gruben  keine  Drüsen  tastbar,  ebensowenig  in 
der  rechten  Axilla;  in  der  linken  Axilla  eine  circa  haselnussgrosse,  ziemlich  derbe  Drüse  tastbar.  An  der  Haut 
des  Thorax  und  auch  \ereinzelt  an  den  oberen  Extremitäten  bis  hirsekorngrosse  Blutungen.  Thorax  lang, 
schmal,  gut  gewölbt,  Abdomen  etwas  unter  dem  Niveau  des  Thorax.  Die  linke  Leistengegend  etwas  mehr 
vorgewölbt  als  die  rechte,  die  Haut  derselben  fühlt  sich  beim  Faltenabheben  etwas  dicker  an.  Ungefähr  ent- 
sprechend dem  Durchtritte  der  Vena  saphena  durch  die  Fascie  eine  über  taubeneigrosse  Geschwulst  tastbar, 
die  nach  unten  zu  gut  abgrenzbar,  gegen  das  Poupart'sche  Band  zu  fast  gar  nicht  abgrenzbar  ist.  In  der 
Umgebung  derselben  einige  harte,  bohnengrosse  Drüsen  tastbar.  In  der  rechten  Leistengegend  deutlich  auf 
Bohnengrösse  vergrösserte,  harte  Lymplidrüsen  tastbar.  Über  der  unteren  Hälfte  des  linken  Schienbeines 
erscheint  die  Haut  an  einer  circa  handtellergrossen  Fläche  dünn,  glänzend,  ganz  glatt,  an  der  Peripherie 
dieser  Stelle  leicht  abschilfernd,  stärker  pigmentirt,  im  Centrum  eine  linsengrosse,  etwas  mehr  eingezogene, 
excoriirte,  vertrocknete  Hautstelle,  in  deren  Umgebung  die  Haut  stark  abschilfert.  Am  Fussrücken  beider 
Füsse  ektasirte  Venen.  An  der  unteren  Hälfte  der  rechten  Tibia  eine  kleinere,  an  den  Knochen  nicht  fixirte, 
stärker  pigmentirte,  unregelmässig  geformte  Hautnarbe. 

Die  weichen  Schädeldecken  ziemlich  fett-  und  blutarm.  Im  Unterhautbindegewebe  vereinzelte  fri-sche, 
linsengrosse  Blutaustritte. 

Dura  mater  gut  gespannt,  zart,  zu  beiden  Seiten  der  Mitte  des  Sichelblutleiters,  besonders  links, 
Gruppen  von  kleinen,  bis  hirsekorngrossen  Blutungen.  Ebenso  an  der  sonst  ganz  zarten  Innenfläche  der 
Dura  mater,  besonders  an  der  Innenfläche  der  rechten  Hälfte.  Die  inneren  Meningen  an  der  Gehirnbasis 
sehr  zart,  blutarm,  Gefässe  zartwandig,  enge;  Meningen  an  der  Con\-exität  stärker  durchfeuchtet,  die  Venen 
mit  Blut  gefüllt  und  geschlängelt;  Meningen  leicht  abziehbar.  Rinde  etwas  verbreitert,  grauröthlich,  das 
weisse  Marklager  sehr  weich,  von  ziemlich  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt.  An  der  oberen  Fläche  der 
rechten  Kleinhirnhemisphäre,  nahe  dem  Oberwurm,  eine  unregelmässig  begrenzte,  circa  guldenstückgrosse 
intrameningeale  Hämorrhagie.  Kleinhirn  sehr  weich,  ebenso  Pons  und  Medulla.  Ependym  aller  Ven- 
trikel zart. 


1  Vergl.  Krankengeschichte  II.  ,-\.  pag.  92. 


Bciilfi/jh-s/.  IL  PiilhoIoiiisili-iiUiünuiiscIicr  Bericht.  369 

Schädeldach  rundlich,  asymnietrisch,  indem  der  Unke  Scheitelbcinhöcker  bedeutend  mehr  vorragt  und 
etwas  nach  aussen  und  unten  verschoben  erscheint.  .Schädelknochen  bis  1  cm  dick,  Spongiosa  fast  überall 
erhalten,  Tabula  externa  und  interna  ungefähr  1  ;;/;//  dick.  Nähte  erhalten.  .Auch  an  der  Dura  mater  der  vor- 
deren Schädelgrube  einige  kleine  Hämorrhagien. 

Zwerchfellstand  rechts  an  der  vierten  Rippe,  ebenso  links. 

Schilddrüse  klein,  blutarm,  gekörnt. 

Lymphdrüsen  in  beiden  Subma.\illargruben  etwas  vergrössert,  röthlichgrau,  am  Durchschnitte  stark 
durchfeuchtet. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  trüb-violettroth;  beide  Tonsillen  etwas  ver- 
grössert, Pfropfe  enthaltend,  succulent.  Schleimhaut  des  Larynx  und  der  oberen  Hälfte  der  Trachea  ziemlich 
blutreich. 

Linke  Lunge  frei,  in  der  Pleurahöhle  kein  pathologischer  Erguss;  an  der  Pleura  costalis  und  zwar 
ziemlich  nahe  den  Wirbeln  und  an  der  Pleura  diaphragmatica  Ecchymosen;  auch  an  der  Pleura  der  Lunge 
vereinzelte;  dieselbe  sonst  glatt  und  glänzend.  Die  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig,  flaumig  an,  auf  dem  Durch- 
schnitte ganz  lufthaltig,  ziemlich  blutreich;  in  den  Bronchien  des  Unterlappens  glasiger  Schleim.  An  der 
rechten  Pleura  finden  sich  ganz  dieselben  Blutungen  wie  linkerseits;  rechte  Lunge  lufthaltig,  etwas  gebläht, 
im  Mittellappen  nahe  dem  vorderen  Rande  einige  atelektatische  Herde. 

Im  Herzbeutel,  der  ganz  zart  ist,  einige  Tropfen  klaren,  gelben  Serums;  Epicard  über  beiden  Ventrikeln 
mit  ziemlich  reichlichen  bis  hanfkorngrossen  Ecchymosen  übersäet.  Herz  ziemlich  klein,  beide  Ventrikel 
schlaff.  In  den  Herzhöhlen  reichliche  Fibringerinsel,  spärliche  Cruormassen.  Klappenapparate  zart,  schluss- 
fähig; an  der  Mitralis  eine  ganz  kleine  Blutung.  Aorta  von  entsprechender  Weite. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  der  Trachea  etwas  vergrössert,  anthracotisch,  auf  dem  Durch- 
schnitte im  Centrum  schwarz,  die  Rinde  grauröthlich,  ziemlich  saftig. 

Leber  von  entsprechender  Grösse  und  Consistenz,  Oberfläche  glatt,  Farbe  graubraun,  auf  dem  Durch- 
schnitte ziemlich  blutreich,  Läppchenzeichnung  etwas  undeutlich. 

Milz  ungefähr  auf  das  Doppelte  vergrössert,  Oberfläche  glatt,  Consistenz  ziemlich  derbe,  auf  dem 
Durchschnitte  gleichmässig  dunkel-blutroth,  das  grobe  Stroma  beträchtlich  vermehrt,  Follikel  als  graue 
Punkte  erkennbar,  Pulpa  fast  gar  nicht  vorquellend,  wenig  ausstreifbar,  wie  feinst  chagrinirt. 

Gallenblase  enthält  reichliche,  dunkle  Galle. 

Rechte  Niere  etwas  vergrössert,  sehr  schlaff,  Kapsel  leicht  abziehbar,  \-on  zahllosen  bis  hirsekorn- 
grossen  Blutungen  gesprenkelt.  Oberfläche  der  Niere  ganz  glatt,  von  zahllnsen  stecknadelkopfgrossen 
Blutungen  durchsetzt.  Rinde  deutlich  verbreitert,  gelb  und  roth  gefleckt,  von  den  Pyramiden  nicht  scharf  ab- 
gesetzt. Im  Gewebe  um  die  Nierenkelche  vereinzelte  Hämorrhagien,  ebenso  einzelne  bis  hanfl'Corngrosse  in 
der  Schleimhaut  des  Ureters.  Auch  die  linke  Niere  etwas  vergrössert,  plumper,  schlaffer,  sieht  von  aussen 
reichlich  dunkel-schwarzroth  gesprenkelt  aus,  indem  auch  hier  zahlreiche  Hämurrhagien  im  Bindegewebe 
der  Kapsel  sitzen.  Das  Bindegewebe  um  beide  Ureteren  sulzig  hämorrhagisch  inflltrirt,  auch  in  der  Schleim- 
haut des  linken  sehr  zahlreiche  Hämorrhagien. 

Harnblase  reichlich  mit  Harn  gefüllt,  ihre  Schleimhaut  blutleer. 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  linkerseits  beträchtlich  vergrössert  und  hart,  das  sie 
umhüllende  Bindegewebe  stark  .sulzig  und  zum  Theile  hämorrhagisch  ödematös,  die  einzelnen  Lymphdrüsen 
von  einander  ziemlich  schlecht  abgrenzbar.  Diese  Infiltration  setzt  sich  in  gleicher  Weise  auf  die  ebenfalls 
vergrösserten  tiefen  Lymphdrüsen  fort  und  nach  oben,  xnr  imd  hinter  dem  Poupart'schen  Bande,  auf  den 
Psoas;  daselbst  erscheint  das  Bindegewebe  reichlich  hänn)rrhagisch  imd  umhüllt  Ketten  von  bis  über  hasel- 
nussgrossen,  derben  Lymphdrüsen,  die  sich  ziu"  linken  Seite  der  unteren  Huhlvene  nach  aufwärts  zu  fort- 
setzen. Die  Lymphdrüsen  hart,  gleichsam  miteinander  \erwachsen,  auf  dem  Durchschnitte  vorquellend,  gelb- 
roth  gesprenkelt,  in  manchen  Antiieilen  ganz  hämui'rhagisch.  in  manchen  sogar  fein  gekörnt,  reichlich  Saft 
gebend.  In  der  Wand  der  Vena  iliaca  und  der  Hohlvene  bis  hinauf  an  die  Leber  zahlreiche  confluirende 
Blutungen  (vergl.  Tafel  VII,  Fig.  2), 


370  H.  Albi't'clil  lind  A.  C/ion, 

Die  oberflächlichen  und  tiefen  Lymphdrüsen  in  der  rechten  Leistengegend  vergrössert,  isolirt,  röthlich, 
hart,  auf  dem  Durchschnitte  saftig. 

hn  Magen  schvvärzlichgrau  gesprenkelte,  gallige  Schleimmassen,  Schleimhaut  weisslichgrau,  mit  zahl- 
losen bis  hanfkorngrossen  Blutungen  übersäet.  Im  Dundenum  und  im  ganzen  Dünndarm  reichliche  gallig- 
gefärbte und  schleimige  Chymusmassen.  Im  Dickdarm  wenig  geformte,  gallige  Fäcalien.  Schleimhaut  des 
ganzen  Dickdarms  und  des  Processus  vermiformis   übersäet  von  zahllosen    punktförmigen  Hämorrhagien. 

In  der  linken  Achselhöhle  eine  Gruppe  von  isolirten,  harten,  rothen,  bis  haselnussgrossen  Lymph- 
drüsen, die  auf  dem  Durchschnitte  stark  saftig  sind;  etwas  kleinere  in  der  anderen  Achselgrube. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  linken  Poplitea  etwas  vergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  diejenigen 
der  rechten  etwas  grösser,  etwas  weniger  blutreich. 


Die  am  9.  März  (am  II.  Tage  des  Spitalaufenthaltes)  vorgenommene  bacteriologische 
Blutuntersuchung  ergab  eine  Reincultur  von  drei  Pestcolonien  (sehr  geringe  Blut- 
mengen zur  Impfung  verwendet). 

Bacteriologischer  Befund. 

L  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

2.  Aussaaten  aus  der  Milz  ergeben  eine  sehr  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

3.  Aussaaten  aus  dem  Harne  zeigen  vereinzelte  Colonien  des  Pestbacillus  in  Reincultur.  Im 
Condenswasser  der  Eprouvetten  flockiger  Satz;  die  davon  angelegten  Deckglaspräparate  zeigen  Pestbacillen 
in  kürzerer  und  längerer  Kettenanordnung;  die  Ketten  oft  scharfwinkelig  geknickt.  Neben  diesen  Ketten- 
formen auch  ungegliederte,  kürzere  Fäden. 

4.  In  den  Aussaaten  aus  der  Niere  finden  sich  sehr  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus;  daneben 
drei  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

5.  Aussaaten  aus  einer  linken  inguinalen  Lymphdrüse  ergeben  eine  reichliche  Reincultur 
von  Pestcolonien. 

6.  In  Deckglaspräparaten  einer  Lymphdrüse  der  linken  Achselhöhle  finden  sich  massig 
reichlich  Pestbacillen,  meist  einzeln  liegend,  in  ovoiden  oder  länglichen  Formen,  gut  und  bipolar  tingirt.  In 
Präparaten  mit  wässeriger  Fuchsinlösung,  unter  leichtem  Erwärmen  gefärbt,  finden  sich  an  \-ielen  Bacillen 
deutliche  Kapseln. 

Die  Aussaaten  zeigen  sehr  reichlich  Pestcolonien  neben  einigen  wenigen  Colonien  einer  nicht  näher 
bestimmten  Stäbchenart  (Verunreinigung). 

Histologischer  Befund. 

\.  Lymphdrüsen  aus  beiden  Kniekehlen  zeigen  mikroskopisch  geringe  Veränderungen.  Kapsel 
imd  umgebendes  Gewebe  sind  intact,  aber  über  die  ganze  Lymphdrüse  verbreitet  findet  sich  starke  Erwei- 
terung der  Capillaren  und  Blutgefässe,  die  prall  mit  Blut  vollgefüllt  sind.  In  den  Sinus  spärliche  rothe  Blut- 
körperchen, die  Sinuszellen  gross,  ihre  Kerne  oft  gelappt,  blass  gefärbt,  einzelne  Fetttrüpfchen  im  Proto- 
plasma nachweisbar.  Im  Blute  der  vom  Schnitte  getroffenen  Blutgefässe  überall  reichliche  Pestbacillen  und 
sehr  spärliche  in  den  Sinus  nachweisbar. 

2.  Lymphdrüsen  der  rechten  Axilla  zeigen  dieselbe  hochgradige  Blutüberfüllung  der  Gefässe 
und  leichte  Verbreiterung  der  Sinus,  in  denen  sehr  grosse  Zellen  mit  grossen,  blassen  Kernen  liegen.  Der 
Befund  von  Pestbacillen  derselbe  wie  bei  1. 

3.  Schnitte  durch  die  Dura  mater,  deren  Innenfläche  von  Hämorrhagien  bedeckt  war,  zeigen, 
dass  die  inneren  Schichten  derselben  von  ausgedehnten  Blutungen  abgehoben  sind,  so  dass  oft  nur  eine 
einfache  Zelllage  die  Blutmassen  gegen  die  Pia  zu  einschliesst.  Die  oberflächlichen  Bindegewebsschichten 
überall  frei  von  Blutungen.   Innerhalb   derselben   ein   feines  Netzwerk  von  Fibrin,   zwischen   welchem  sich 


Beulenpest.  IL  I\ill!ologisc]i-aualoiuischcv  Bericht.  371 

zahlreiche   polynucleäre  Leukocyten   finden.    Ausserdem  linden   sich    hier  sehr   zahlreiche   typische  Pest- 
bacillen,  zu  Häufchen  angeordnet  oder  sehr  zerstreut. 

4.  Die  Blutung  am  Oberwurm  des  Kleinhirns  findet  sich  in  breiter  Schichte  zwischen 
Arachnoidea  und  Pia,  stellenweise  ist  auch  diese  von  der  Gehirnrinde  weggerissen. 

Überall  in  der  Blutung,  ziemlich  gieichmässig  vertheilt,  sehr  zahlreiche  Pestbacillen. 

5.  Auch  aufschnitten  durch  eine  kleine  Blutung  im  epicardialen  Fettgewebe  der 
hinteren  Wand  des  linken  Herz  Ventrikels  finden  sich  Pestbacillen.  Am  Herzmuskel  selbst  keine 
V'eränderungen  zu  constatiren. 

6.  Auf  Schnitten  durch  den  linken  Ureter  ist  hauptsächlich  das  ihn  einhüllende  Binde-  und 
P'ettgewebe  dicht  hämorrhagisch  infiltrirt,  darin  eingeschlossen  finden  sich  zahlreiche  polynucleäre  Leuko- 
cyten. Diese  Blutungen  durchbrechen  die  Muskelschicht  und  dringen,  spärlicher  werdend,  bis  knapp  unter 
das  Epithel  vor,  das  jedoch  überall  vollständig  erhalten  ist.  Sie  sind  sehr  reich  an  Pestbacillen,  die  in  Form 
von  Diplobacillen  oder  längerer  Ketten  ziemlich  gieichmässig  vertheilt  sind. 

7.  Schnitte  durch  die  linke  Nebenniere  zeigen  ausser  hochgradiger  Erweiterung  sämmtlicher 
Blutgefässe  und  Blutüberfüllung  derselben  nichts  Pathologisches.  In  denselben  zahlreiche  Pestbacillen  ent- 
halten   und  zwar  so,  dass  sie  in  jedem  Capillarrohr  reichlich  nachweisbar  sind. 

8.  Niere.  Die  Kerne  der  Epithelien  färben  sich  im  Allgemeinen  ziemlich  gut,  das  Protoplasma  deutlich 
granulirt,  dichte  Tröpfchen  enthaltend.  Im  Lumen  der  Harncanälchen,  die  erweitert  sind,  fädige  oder  fein 
granulirte  Massen,  stellenweise  auch  Blut.  Die  Blutgefässe  überall  erweitert,  die  Glomeruli  sehr  gross, 
zwischen  ihnen  und  der  Bowman'schen  Kapsel  hie  und  da  Blutaustritte.  Solche  finden  sich  auch  zahlreich  in 
der  fibrösen  Nierenkapsel.  In  allen  Blutungen  und  in  allen  Blutgefässen,  auch  in  den  Schlingen 
der   Glomeruli,   Pestbacillen   nachweisbar,  keine  in  den  von  Blutungen  freien  Harnkanälchen. 

9.  Milz.  Die  Pulpa  ist  durchsetzt  von  zahlreichen  polynucleären  Leukocyten  und  Blutmassen,  die 
wandungslos  die  Pulpa  durchsetzen.  Von  Endothelien  ausgekleidete  Pulparäume  vielfach  nicht  nachweisbar. 
Dagegen  finden  sich  zwischen  dem  ausgetretenen  Blute  grosse  protoplasmareiche,  ganz  epithelähnliche 
Zellen  mit  stark  geblähtem  Kern;  dieselben  kleiden  auch  die  erweiterten  Pulparäume  aus.  Stellenweise 
sieht  man  kleine  Herde  aus  homogenen  Bröckeln,  groben  Granula  oder  Balken  bestehend,  in  deren  Umgebung 
stark  blau  gefärbte  Körnchen  liegen  und  die  die  Grösse  von  Querschnitten  kleiner  Arterien  haben.  Auf  mit 
Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  die  ganze  Milz  gieichmässig  infiltrirt  von  Pestbacillen,  die  nur 
in  den  Follikeln  etwas  spärlicher  liegen.  Sie  stellen  Diplobacillen  oder  längere  kettenartige  Fäden  vor  und 
zeigen  sehr  häufig  bipolare  Färbung.  Auch  rundliche  coccenähnliche  oder  grössere,  blässer  gefärbte  wie 
gebläht  aussehende  Formen  finden  sich. 

Epikrise. 

Die  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  sind  zu  einem  grossen  hämor- 
rhagischen Paquet  vereinigt  und  bilden  zweifellos  nach  der  Schwere  ihrer  Veränderungen  und  nach  der 
ihrer  Umgebung  den  primären  Bubo;  im  Zusammenhange  mit  ihm  finden  sich  auch  die  retroperitonealen 
Lymphoglandulae  iliacae  et  lumbales,  besonders  links,  stark  medullär  geschwdllen  und  zum  Theile  hämor- 
rhagisch. Ähnliche,  aber  geringere  Veränderungen  finden  sich  an  den  secundär  und  \-or\viegend  auf  dem 
Wege  der  Blutbahn  inficirten  Lymphdrüsen  der  rechten  Inguinalgegend  und  beider  Achselhöhlen,  und 
ebenso  auch  in  kleinen  Lymphdrüsen  beider  Kniekehlen.  In  der  Umgebung  des  primären  Bubo  finden  sich 
ausgebreitete  Blutungen  in  der  Venenwand  und  ausserdem  kleinere,  mehr  oder  weniger  zahlreiche  in  der 
Haut  der  oberen  Extremitäten  und  des  Thorax,  in  den  weichen  Schädeldecken,  in  der  Dura  mater,  eine 
grössere  intermeningeale  Hämorrhagie  über  dem  Kleinhirn,  in  der  Pleura  und  dem  Epicard,  in  der  Nieren- 
rinde und  -Kapsel,  in  der  Wand  des  Nierenbeckens  und  Ureters,  in  der  Schleimhaut  des  Magens  und  Dick- 
darms. Histologisch  lassen  sich  mit  Sicherheit  in  allen  Blutungen  und  im  Lumen  aller 
erweiterten  Gefässe  Pestbacillen   nachweisen.    In   der  Milz  finden  sich  kleine  nekrotische  Herde 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    LXVI.  Bd.  '*■' 


372  II.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

und  massenhaft  Peslbacillcn.  Culturen  ergeben  reichliche  Colonien  vnn  Pesthacillen  aus  der  Milz,  aus  der 
Niere  und  aus  Lj'mphdrüsen  der  linken  Leistengegend  und  der  linken  AchselhTihle  in  Keincultur.  Auch  im 
Urin  sind  Pesthacillen  cullui-cll  nachweisbar. 


Fall  28/XVI. 

Rania  Mahadu,^  25jährit;cr  Hindu,  Begari,  wurde  am  11.  März  um  4  Uhr  Nachmittags,  am  II.  Krank- 
heitstage,  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  12.  März  um  5  Uhr  15  Minuten  Nachmittags,  am  III.  Krank- 
heitstage. Die  Section  wurde  am  \?>.  März  um  9  Uhr  Vormittags  (ungefähr  16  Stunden  post  mortem)  \'or- 
genommen. 

Männliches  Cadaver,  ziemlich  faul,  Körper  164r;;/  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  massig  entwickelter 
Musculatur,  schlecht  genährt;  Todtenstarre  vorhanden,  Todtentlecke  reichlich  an  den  abhängigen 
Kiirperpartien. 

Gesicht  etwas  gedunsen.  Hornhäute  etwas  getrübt,  Conjunctiven  blutleer,  Mundschleimhaut  desgleichen. 
In  den  Gruben  am  Halse  keine  Drüsen  tastbar,  auch  nicht  in  den  Achselhöhlen.  Thorax  entsprechend  lang, 
breit,  gut  gewölbt,  symmetrisch. 

In  der  Mitte  der  Palma  der  rechten  Hand  ein  rundliches,  linsengrosses,  im  Centrum  mit  Boi'ken 
bedecktes,  vernarbtes  und  ausgeheiltes  Geschwür. 

Die  Haut  des  Abdomen  etwas  eingesunken  und  schlaff.  Über  beiden  Poupart'schen  Bändern  alte,  ganz 
oberflächlich  sitzende  Hautnarben. 

An  der  Vorderseite  beider  Oberschenkel  finden  sich  kleine,  eingetrocknete,  borkige  Excoriationen  oder 
vertrocknete  und  aufgekratzte  Haarfollikel.  In  beiden  Kniekehlen  nichts  tastbar,  an  den  rissigen  Sohlen 
oberflächliche  Hautnarben. 

Die  rechte  Leistengegend  etwtis  prominent,  die  Haut  fühlt  sich  über  derselben  etwas  dicker  an,  und 
entsprechend  der  Mitte  des  Poupart'schen  Bandes  sind  über  haselnussgrosse,  harte,  nicht  scharf  abgrenz- 
bare Lymphdrüsen  tastbar. 

Die  weichen  Schädeldecken  fett- und  blutarm;  Schädeldach  länglich  oval,  symmetrisch,  18%  cw  im 
langen,  \2  cm  im  breiten  und  im  Umfange  51  cm  messend.  Schädelknochen  bis  fast  1  cm  dick,  Spongiosa 
überall  erhalten,  Tabula  externa  und  interna  nirgends  verdickt,  die  Furchen  und  Gruben  an  der  Innenseite 
der  letzteren  seicht.  Im  Sichelblutleiter  geronnene  Blutmassen. 

Dura  mater  gespannt,  durchscheinend,  zart.  Leptomeningen  an  der  Basis  zart,  blutarm.  Gefässe  zart- 
wandig,  enge.  Meningen  an  der  Convexität  etwas  stärker  durchfeuchtet,  Rinde  röthlichgrau.  Das  weisse 
Marklager  sehr  weich,  von  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt.  Ventrikel  ziemlich  enge,  etwas  klares  Serum 
enthaltend.  Stammganglien  normal  gebildet,  ebenso  wie  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla,  blutarm  und  stark 
durchfeuchtet. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Zähne  gesund,  alle  erhalten. 

Schilddrüse  klein,  gekörnt,  ziemlich  blutarm. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Submaxillargruben  vergrössert,  isolirt,  ziemlich  derbe;  das  Bindegewebe 
um  dieselben  nicht  verändert,  auf  dem  Durchschnitte  succulent,  gelblich-röthlich  gesprenkelt. 

Schleimhaut  des  Pharynx  und  des  weichen  Gaumens  etwas  geröthet,  beide  Tonsillen  gross,  geschwollen, 
reichliche  Pfropfe  enthaltend,  auf  dem  Durchschnitte  grauröthlich,  sehr  saftig.  Ebenso  die  Follikel  am 
Zungengrund,  die  sie  bedeckende  Schleimhaut  wenig  geröthet.  Schleimhaut  des  Larynx  und  des  oberen 
Theiles  der  Trachea  nicht  verändert. 

Linke  Lunge  frei,  für  das  Gefühl  vollständig  lufthaltig  und  flaumig,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich, 
wenig  ödematös,  Pleura  glatt,  glänzend;  in  den  Bronchien  nichts  Pathologisches. 


1   Vergl.  Krankengeschichte  11.  ,\.  pag.  1  10. 


Beiilenpest.  IL  Pathologisch-aiialomischer  Bericht.  373 

Ductus  thoraciciis  nicht  erweitert. 

Rechte  Lunge  ebenfalls  ganz  frei,  ebenso  flaumig  mit  Ausnahme  einer  circa  guldensti.ickgrossen,  derb 
infiltrirten  Stelle  an  der  hinteren  Seite  des  Unterlappens.  Pleura  darüber  glatt,  glänzend.  Das  Lungengewebe 
ergibt  auf  dem  Durchschnitte  denselben  Befund  wie  linkerseits.  Schleimhaut  der  Bronchien  etwas  geröthet 
und  von  Schleim  bedeckt.  Dem  früher  beschriebenen  derben  Herde  im  Unterlappen  entspricht  auf 
dem  Durchschnitte  kein  entzündliches  Infiltrat,  vielmehr  erscheint  das  Lungengewebe  coUabirt,  sehr 
blutreich. 

Herzbeutel  zart,  in  ihm  ungefähr  zwei  Esslöffel  klaren,  gelben  Serums  enthalten.  In  den  Herzhöhlen 
ziemlich  reichliche  Gerinsel. 

Die  Tricuspidalis  blutig  imbibirt,  im  Übrigen  die  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig.  An  der  Intima 
der  Aorta  kleine,  erhabene,  gelbliche  Verdickungen.  Herzfleisch  fest. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  \-orderen  Ränder  etwas  plumper,  Oberfläche  des  rechten  Lappens  ganz 
glatt,  die  des  linken  ziemlich  fein  granulirt.  Die  Consistenz  etwas  vermindert,  auf  dem  Durchschnitte  massig 
blutreich,  Schnittfläche  deutlich  granulirt,  die  Granula  ziemlich  gleich  gross,  das  Bindegewebe  zwischen 
ihnen  eingesunken,  die  einzelnen  Läppchen  bräunlichgelb  gefärbt,  sehr  gut  isolirbar,  bis  über  hanfkorngross. 
Gallenblase  massig  mit  lichter,  dünner  Galle  gefüllt. 

Milz  auf  das  Doppelte  vergrössert,  Consistenz  für  den  tastenden  Finger  nur  etwas  weicher.  Auf  dem 
Durchschnitte  quillt  die  zerfliessend  weiche  Pulpa  reichlich  vor. 

Rechte  Niere  in  serös  durchtränkte?.,  blutig  imbibirtes  Bindegewebe  gehüllt.  An  der  Oberfläche  sieht 
man  zerstreute,  nicht  scharf  begrenzte,  weissliche  Herde,  die  auf  dem  Durchschnitte  theils  ebenso  beschaffen 
sind,  theils  einen  hämorrhagischen  Hof  und  ein  hirsekorngrosses,  weisslichgeibes  Centrum  besitzen;  theils 
finden  sich  grössere  Hämorrhagien  an  der  Oberfläche.  Die  Niere  ist  beträchtlich  geschwollen,  am  Durch- 
schnitte die  Farbe  erbleicht.  Derselbe  Befund  in  der  linken  Niere.  Beide  Ureteren  ebenso  in  blutig-seröses 
Bindegewebe  gehüllt. 

In  der  Harnblase  ziemlich  reichlicher  klarer,  gelblicher  Harn. 

Die  oberflächlichen  und  tiefen  rechtsseitigen  inguinalen  Lymphdrüsen  alle  geschwollen,  zu  einem 
hühnereigrossen  Paquet  vereinigt,  die  einzelnen  noch  abgrenzbar.  Auf  dem  Durchschnitte  theils  hämor- 
rhagisch, theils  röthlich -gelblich  gesprenkelt,  vorquellend,  reichlich  Saft  gebend.  Das  Bindegewebe 
um  die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  unter  dem  Poupart'schen  Bande  stark  ödematös 
und    hämorrhagisch,  die  Lymphdrüsen  selbst  ebenfalls  hämorrhagisch. 

Auch  die  inguinalen  Lymphdrüsen  der  anderen  Seite  in  analoger  Weise  verändert,  aber  nicht  so 
geschwollen. 

Ebenso  die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  zur  Seite  der  grossen  Gefässe  (Lymphoglandulae  iliacae  et 
lumbales).  Eine  tiefe  Lymphdrüse  der  rechten  Poplitea  etwas  vergrössert,  blassgelblich,  ziemlich  hart. 

Die  ganze  Synovia  des  rechten  Kniegelenkes  lebhaft,  diffus  geröthet,  die  Synovialflüssigkeit  etwas 
\ermehrt. 

Die  Lymphdrüsen  beider  Axillargruben  sämmtlich  beträchtlich  vergrössert,  ziemlich  flach,  blauroth,  auf 
dem  Durchschnitte  blutreich,  saftig. 

Im  Magen  massig  reichliche  schleimige,  kaffeesatzähnliche  Flüssigkeit.  Die  Schleimhaut  zeigt  leicht 
ausgebildetes  Etat  mamellonne  und  ist  übersäet  von  zahllosen  punktförmigen  Hämorrhagien.  Im  Dünn-  und 
Dickdarm  nichts  Pathologisches. 

Pankreas  gekörnt,  ziemlich  derbe. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  leicht  \'ergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  graiu-oth,  etwas  saftiger. 


Die  am  12.  März,  am  11.  Krankheitstage,  \-orgenomme ne  bacteriologische  Blutunter- 
suchung ergibt  reichliche  Colonien  des  Pestbacillus,  daneben  in  bedeutend  geringerer 
Anzahl  Streptococcencolonien. 

49* 


374  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

Die  hactcriologische  Untersuchuni;  des  mit  Blut  untermen.qtcn  Sputum  ergibt  cuitureil  i<eine  Pest- 
colonien.  Miknisicopisch  wurde  dasselbe  niclit  untersucht.  Eine  weisse  Maus,  der  O'l  cm'  subcutan 
injicirt  wuixie,  war  nach  einem   i\h)nate   n(_)cli   vollständig  gesund. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckgiaspräparate  aus  ei  ner  L  ym  phd  rüse  der  linken  H  alsseite  zeigen  wenig  zahlreich 
Pestbacillen,  meist  einzeln,  seltener  als  Diplobacillen  liegend,  von  ovoider  oder  länglicher  Form,  V(jr\viegend 

gut  und  bipolar  tingirt;  etwas  zahlreicher  finden  sich  Coccen  als  Diplo-  und  Streptococcen. 

2.  Im  See  rat  der  rechten  Tonsille  finden  sich  mikroskopisch  neben  reichlichen  Mengen  von 
Bacillen  verschiedener  Form  und  Grösse  zahlreich  Coccen  als  Diplococcen,  in  kürzeren  und  längeren  Ketten, 
seltener    in  kleineren    und   auch  grösseren   Häufchen    angeordnet;    spärlich    typische,    einzeln    liegende 

Pestbacillen. 

Die  Aussaaten   ergeben   reichlich  Colonien   des  Staphylococcus   pyogenes   aureus   und   albus  und   in 
ziemlich  gleicher  Anzahl  solche  des  Streptococcus  pyogenes. 
Pestcolonien  sind  nicht  auffindbar. 

3.  In  Deckglaspräparaten  vom  Milzsafte  finden  sich  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  einzeln 
oder  als  Diplobacillen,  meist  von  ovoider  oder  länglicher  Form  und  gut,  bipolar  tingirt,  spärlicher  in  kleineren 
und  grösseren,  rundlichen,  blass  gefärbten  Formen:  in  geringerer  Anzahl  Coccen  als  Diplo-  und 
Streptococcen. 

Die  Aussaaten  ergeben  reichlich  und  ausschliesslich  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes. 

4.  Die  Nierenherde  zeigen  mikroskopisch  wenig  zahlreich  Coccen  als  Diplo-  und  Streptococcen, 
vereinzelt  typische  Pestbacillen. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  reichlich  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes. 

5.  Eine  erweichte  Inguinaldrüse  der  rechten  Seite  zeigt  mikroskopisch  und  cuitureil  den- 
selben Befund  wie  4. 

6.  Im  Safte  einer  linken  Achseldrüse  finden  sich  mikroskopisch  neben  spärlich  x'orhandenen 
Diplococcenformen  vereinzelt  typische  Pestbacillen. 

Die  Aussaaten  davon  bleiben  steril. 

Histologischer  Befund. 

1.  Oberflächliche  inguinale  Lj'mphdrüse  von  rechts.  Das  die  Lymphdrüse  umgebende  Binde- 
und  Fettgewebe,  sowie  ihre  fibröse  Kapsel  nicht  verändert.  Capillaren  und  Gefässe  stark  erweitert,  manche 
kleine  Arterien  etwas  dickwandiger,  ebenso  die  bindegewebigen  Septa  verbreitert,  stellenweise  aus  zellarmem 
Bindegewebe  bestehend.  Die  Sinus  sehr  schmal,  spärliche  mononucleäre  Leukocyten  enthaltend.  Die  Follikel 
gross,  besonders  ihre  Keimcentren,  die  sehr  locker  gefügt  sind.  Schon  bei  schwacher  Vergrösserung  sieht 
man  einzelne  kleine  Blutgefässe  durch  einen  Embolus  verstopft,  der,  bei  starker  Vergrösserung  betrachtet, 
aus  Ketten  von  Streptococcen  besteht.  Solche  finden  sich  auch  zu  langen  Ketten  ausgewachsen  in  grösseren 
Arterien.  Die  kleinen,  embolisirten  Gefässe  eingescheidet  von  polynucleären  Leukocyten.  Pestbacillen  nur 
sehr  spärlich  auffindbar. 

2.  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Axilla.  Dieselbe  ergibt  ganz  denselben  histologischen  Befund  wie 
die  vorstehende.  An  beiden  von  den  Schnitten  getroffenen  Lymphdrüsen  fällt  das  Fehlen  der  grossen 
geschwollenen,  epithelähnlichen  Zellen  in  den  Sinus  auf.  Auch  hier  finden  sich  kleine  Arterien  oder 
Capillaren  oft  ganz  vollgefüllt  von  .Streptococcen,  in  grösseren  Gefässen  lange  Ketten  und  ganz  vereinzelte, 
sehr  spärliche  Pestbacillen,  die  sich  sehr  schwach  färben  und  sehr  stark  geblähte  Form  besitzen. 

3.  Rechte  Tonsille.  Der  epitheliale  Überzug  derselben  vollkommen  erhalten.  Das  adenoide 
Gewebe  ungemein  zellreich,  überall  herrscht  die  mononucleäre  Form  der  Zellen  vor.  Die  erweiterten 
Gefässe  mit  Blut  vollgefüllt;  in  zahlreichen  kleineren  das  Lumen  ganz  oder  theilweise  ausfüllende  Pfropfe 
\-on  Coccen    (entweder   zu  Haufen    oder  in  Ketten    angeordnet).    Daneben    finden    sich    im    Blute    der 


Beulenpest.  II.  Paflioloi^isch-anatoinischcr  Bericht.  375 

Gefässe   sehr   spärliche  Pestbacillen,  im  adenoiden  Gewebe  ebenfalls  sehr  vereinzelte  blass  gefärbte, 
rundliche  Gebilde  von  dem  Aussehen  degenerirter  Pestbacillen,  die  meist  intracellulär  gelagert  sind. 

4.  Schnitte  durch  Follikel  des  Zungengrundes  zeigen  die  analogen  Veränderungen  wie  die 
Tonsille.  Auch  hier  finden  sich  neben  Coccen  in  Häufchen-  oder  Kettenform  spärliche  Pestbacillen  in  den 
Blutgefässen  in  Häufchen  zu  5—10  angeordnet. 

5.  Lymphdrüse  von  der  linken  Halsseite.  Dieselbe  zeigt  ebenfalls  im  Ganzen  dasselbe  Bild 
wie  die  L\-mphdrüse  aus  der  rechten  Inguinalgegend.  Nur  sind  hier  einige  der  Sinus  etwas  erweitert,  mit 
wenigen  epithelähnlichen  Zellen  und  mit  massig  reichlichen  rothen  Blutkörperchen  angefüllt.  In  vielen  kleinen 
Gefässen  Embolien  grosser  Mengen  von  Streptococcen,  daneben  auch  spärliche  Pestbacillen  typischer  Form 
nachweisbar.  Ebensolche  äusserst  spärliche  in  den  Sinus,  meist  stark  gebläht  aussehende,  schwach 
tingirte  Formen. 

6.  Milz.  Die  Milzpulpa  ganz  gieichmässig  von  zumeist  polynucleären  Leukocj'ten  infiltrirt,  so  dass 
die  sogenannten  Pulparäume  nirgends  abgrenzbar  sind.  Dazwischen  rothe  Blutkörperchen  in  massiger 
Anzahl  und  kleinere  Hämorrhagien.  Bei  stärkerer  Vergrösserung  sieht  man,  dass  die  polynucleären  Leuko- 
cyten  die  gewöhnliche  Form  besitzen,  also  rundliche  Zellen  mit  3  oder  4  Kernen  sind  und  dass  unter  ihnen 
zahlreiche  sich  finden  mit  einem  grossen,  blass  gefärbten,  runden  oder  gelappten  Kern,  der  vielfach  in  2  oder 
3  getheilt  ist.  Die  Follikel  gross,  zellreich,  auch  in  ihnen  grosse,  epithelähnliche  Zellen  mit  grossem,  bläschen- 
förmigen Kern  enthalten.  Multipel  über  den  ganzen  Schnitt  zerstreut,  hauptsächlich  an  der  Peripherie  der 
Follikel,  finden  sich  schon  bei  schwacher  Vergrösserung  runde  Häufchen  von  Bacterien,  die  dem  Lumen 
kleiner  Arterien  entsprechen  und  von  einem  dichten  Leukocytenwall  umgeben  sind.  Bei  starker  Ver- 
grösserung sieht  man  dichtgedrängte  Ketten  von  Streptococcen,  die  entweder  das  Lumen  der  Seitenäste 
der  Follikelarterien  oder  Capillargefässe  ausfüllen.  Daneben  sieht  man  überall  in  der  Pulpa  häutig 
intracellulär  gelagerte  Pestbacillen,  die  entweder  blass  bipolar  gefärbte,  kurze,  ovoide  Stäbchen  oder 
grössere,  rundliche,  sehr  blasse  Gebilde  vorstellen.  Daneben  auch  in  der  Pulpa  kleinere  Häufchen  von 
Streptococcen. 

7.  Niere.  Die  Harncanälchen,  besonders  der  Rinde,  enveitert,  ihre  Epithelien  vielfach  sehr  niedrig  oder 
unförmlich,  deutlich  nachweisbare  Fetttröpfchen  enthaltend.  Im  Lumen  fein  granulirte  oder  tröpfchenähnliche 
Massen.  Die  Glomeruli  sehr  gross,  ihre  Gefässschlingen  zum  Theile  mit  Blut  gefüllt,  zum  Theile  enthalten 
sie  glänzend  roth  gefärbte,  schollige,  granulirte  oder  balkenähnliche  ALassen,  die  thrombenähnlich  das  Lumen 
ausfüllen.  An  einzelnen  Stellen  —  den  makroskopisch  weisslich,  nicht  scharf  begrenzt  aussehenden  Herden 
entsprechend  —  findet  sich  ein  zumeist  aus  Epitheloid-  oder  Spindelzellen  bestehendes  Granulations- 
gewebe, das  oft  Herde  \-on  mononucleären  Leukocyten  einschliesst  und  knötchenartige  Centren  begrenzt, 
wo  sich  Riesenzellen  oder  beginnende  Verkäsung  finden.  Das  Granulationsgewebe  zieht  sich  an  der  Peri- 
pherie vielfach  zwischen  erhaltene  Harncanälchen  hinein.  In  seiner  Umgebung  vielfach  Blutaustritte.  .Ausser- 
dem findet  sich  das  Lumen  vieler  kleiner  Gefässe  und  Capillaren  verstopft  durch  einen  Embolus,  der  aus 
dicht  liegenden  Ketten  von  Streptococcen  besteht.  Pestbacillen  lassen  sich  nur  in  geringer  Anzahl  in  ein- 
zelnen Harncanälchen  nachweisen,  meist  haben  sie  die  rundliche,  schwach  gefärbte  Form. 

8.  Leber.  Die  Glisson'sche  Kapsel  verbreitert,  reichlich  kleinzellig  infiltrirt,  begrenzt  in  normaler 
Anordnung  die  ziemlich  grossen  Läppchen.  Die  Leberepithelien  gross,  enthalten  reichlich  mittelgrosse  Fett- 
tröpfchen und  sehr  blass  gefärbte  Kerne.  In  den  grösseren  Gefässen  und  Capillaren  zahlreiche  Strepto- 
coccen und  geringe  Mengen  von  Pestbacillen. 

Epikrise. 

In  dem  vorliegenden  Falle  finden  sich  die  dem  primären  Bubo  zukommenden  Veränderungen 
an  den  Gruppen  der  rechten  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen,  und  es  ist  die  Infection  zweifellos 
\'on  der  dieser  Lymphdrüsengruppe  zugehörigen  Hautregion  erfolgt.  (.Schwellung  und  Hämorrhagien  der 
Lj'mphdrüsen  und  starke  ödematös-hämorrhagische  Durchtränkung  ihrer  Umgebung.)  Einfache  Schwellung 
oder  Hyperämie  zeigen  die  Lymphdrüsen  der  linken  Leistengegend,  der  rechten  Kniekehle,    beider  Axillen, 


376  H.  Albrechl  und  A.  Ghon, 

der  Gruben  des  Halses,  die  Tonsillen  und  die  Follikel  am  Zungcnyrunde.  Jedoch  erscheint  der  Fall  dadurch 
complicirl,  dass  eine  Misch infection,  durch  den  Streptococcus  pyogenes  bedingt,  vorliegt. 

Was  zunächst  die  Eingangspforte  für  denselben  betrifft,  so  lässt  sich  nichts  mit  Sicherheit  ermitteln; 
\-ielleicht  ist  dieselbe  —  trotz  des  Fehlens  eines  entsprechenden  makroskopischen  und  mikroskopischen 
Befundes  —  doch  in  die  Tonsillen  zu  verlegen,  da  wir  in  einer  Reihe  von  Fällen  gerade  den  Einbruch  des 
Streptococcus  daselbst  finden  konnten.  Histologisch  und  bacteriologisch  steht  jedenfalls  die 
Streptococcensepticämie    im    V^ord ergrunde. 

In  allen  untersuchten  Organen  lassen  sich  ausserordentlich  reichliche  Streptococcenembolien  nach- 
weisen und  nur  sehr  spärliche  Pestbacillen  im  Blute,  reichlichere  in  der  iMilz.  Es  macht  den  Eindruck,  als 
wäre  die  Pestsepticämie  unter  der  Überschwemmung  des  Körpers  durch  Streptococcen  unterdrückt  worden. 
Die  Pestbacillen  zeigen  überall  ausgesprochene  Degenerationsformen.  In  der  Milz  fällt  der  Reichthum  an 
polynucleären  Leukocyten  auf,  in  der  Niere  finden  sich  homogene,  thrombenähnliche  Massen  in  den 
Gefässschlingen  der  Glomeruli,  welche  spärliche  Pestbacillen  einschhessen.  In  den  Lymphdrüsen  treten  die 
Hämorrhagien,  die  Erweiterung  der  Sinus  und  der  Befund  von  zahlreichen,  rothen  Blutkörperchen,  poly- 
nucleären Leukocyten  und  von  den  grossen,  epithel  ähnlichen  Zellen  in  den  Hintergrund;  dagegen  finden 
sich  die  Keimcentren  gross  imd  wie  aufgelockert. 

Die  weisslichen  Herde  in  der  Niere  entsprechen  Tuberkelknötchen.  Auf  Deckglaspräparaten  aus 
einer  Lymphdrüse  von  der  linken  Halsseite,  der  rechten  Tonsille,  der  Milz  und  Niere,  aus  einer  rechts- 
seitigen Inguinaldrüse  und  einer  Lymphdrüse  der  linken  Axilla  lassen  sich  überall  spärliche  Pestbacillen  und 
reichlichere  Streptococcen  nachweisen.  Die  Culturen  ergeben  nur  Reincultur  von  Streptococcen.  Die  bacte- 
riologische  Blutuntersuchung,  am  Tage  ante  mortem  ausgeführt,  ergibt  culturell  ein 
umgekehrtes  Verhältniss  wie  oben,  nämlich  mehr  Pest-  als  Streptococcencolonien,  und 
gerade  dieser  Umstand  spricht  unseren  Erfahrungen  gemäss  für  die  später  erfolgte  Streptococceninfection, 

Fall  29/XVni. 

Rtigha  Gangha,  55jähriger  Hindu,  Hamal.  Ins  Spital  aufgenommen  am  15.  März,  am  X.  Krankheitstage, 
gestorben  am  16.  März,  am  XI.  Krankheitstage,  um  1  Uhr  30  Minuten  Nachts. 

Section  am  selben  Tage  um  9  Uhr  30  Minuten  Vormittags,  8  Stunden  post  mortem. 

Körper  162  cm  lang,  von  massig  kräftigem  Knochenbau,  schwacher  Musculatur,  schlecht  genährt. 
Todtenflecke  reichlich,  diffus  an  den  abhängigen  Körperpartien.  Todtenstarre  zum  Theile  noch  erhalten. 
Cornea  etwas  getrübt,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich  weit,  Conjunctiven  weiss;  Mundschleim- 
haut sehr  blutarm,  alle  Zähne  gesund  und  erhalten.  Hals  lang,  schlank,  in  seinen  Gruben  keine  Drüsen 
tastbar.  In  der  rechten  Axilla  ein  längliches,  ungefähr  taubeneigrosses,  hartes,  verschiebliches  Lymph- 
drüsenpaquet  tastbar.  Ein  etwas  kleineres,  ähnlich  beschaffenes  in  der  linken  Axilla.  An  der  Streckseite  des 
ersten  Phalangealgelenkes  des  linken  Zeigefingers  eine  hantlcorngrosse,  vertrocknete  Excoration.  Thorax 
von  entsprechender  Dimension,  symmetrisch,  gut  gewölbt,  Abdomen  im  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken 
schlaff.  In  beiden  Leistengegenden  erscheint  die  Haut  flach  vorgewölbt  und  zwar  in  einer  Strecke,  die  ober 
dem  Poupart'schen  Bande  beginnt  und  sich  über  das  obere  Drittel  des  Oberschenkels  hinaus  erstreckt.  Die 
Haut  in  dieser  Gegend  stark  verdickt,  fast  gar  nicht  faltbar,  wie  an  der  Unterlage  fixirt.  Links  erscheint  auf 
der  Höhe  dieser  Geschwulst  die  Epidermis  in  Fetzen  ablösbar.  Der  Tumor  der  linken  Seite  fast  hühnerei- 
gross,  aber  sowohl  nach  oben  als  nach  unten  nicht  scharf  abgrenzbar,  derbe,  leicht  knollig.  Der  Tumor  in 
der  rechten  Leistengegend  beträchtlich  grösser,  die  ebenso  diffuse  Geschwulst  reicht 
hier  weiter  nach  abwärts  und  lässt  sich  in  Form  von  harten,  knolligen  Geschwülsten  drei 
Finger  breit  über  das  Poupart'sche  Band  hinauf  abtasten,  wo  sie  sich  gegen  die  Tiefe  zu 
verliert.  Am  äusseren  Genitale  nichts  Auffallendes.  Die  Haut  der  rechten  Kniekehle  fühlt  sich  etwas  dicker 
an  als  die  der  linken.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  In  der  Gegend  des  rechten  Malleolus 
externus,  schon  am  Fussrücken,  eine  ganz  oberflächlich  sitzende,  vertrocknete  Excoriation. 


Beulenpesl.  IL  PathoJogisch-anatouüsclicr  Berichf.  377 

Die  weichen  Schädeldecken  fett-  und  blutarm,  Schädeldach  läng1ich-o\'al,  im  Längsdurchmesser  17^/2  cm, 
im  queren  1 1  '/ä  <^'",  49  cm  im  Umfange  messend,  symmetrisch,  Schädelknochen  im  Allgemeinen  dünn,  bis 
zu  4  mm  dick.   Diploe  erhalten.  Innenfläche  des  Schädeldaches  glatt,  glänzend.   Alle  Nähte  erhalten. 

Dura  mater  gespannt,  wenig  blutreich,  sowohl  an  der  Aussen-  als  an  der  Innenfläche  glatt,  glänzend. 
Im  oberen  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  von  Fibringerinsel.  Leptomeningen  an  der  Convexität  ziemlich 
stark  ödematös,  sulzig,  weisslich  getrübt,  an  den  Occipitallappen  blutig  imbibirt,  von  massigem  Blutgehalt.  Die 
inneren  Meningen  an  der  Basis  ebenfalls  ödematös,  jedoch  in  leichterem  Grade,  verdickt,  Gefässe  zartwandig. 
Rinde  gleichmässig  breit,  grauröthlich.  Das  weisse  Marklager  teigig,  von  ziemlich  reichlichen  Blutpunkten 
durchsetzt.  Seitenventrikel  und  der  dritte  Ventrikel  nicht  erweitert,  geringe  Mengen  klarer  Flüssigkeit  ent- 
haltend, ihr  Ependym  glatt  und  zart.  Den  gleichen  Befund  ergibt  der  vierte  Ventrikel.  Kleinhirn  und  Pons 
etwas  ödematös.  Stammganglien  zeigen  keine  pathologischen  Veränderungen. 

Schilddrüse  klein,  wenig  blutreich,  gekörnt. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  rechten  Seite  des  Halses  (zu  beiden  Seite  der  grossen  Gefässe)  nicht  \-er- 
ändert;  an  der  linken  Seite  erscheinen  diese  im  Allgemeinen  vergrössert,  von  dunklem  Aussehen  auf  dem 
Durchschnitte  sehr  succulent  und  dunkelroth  gefärbt.  Einige  derselben,  und  zwar  in  der  linken  Regio  sub- 
maxillaris,  sind  erweicht,  lassen  von  ihren  Schnittflächen  breiigen,  gelblich  aussehenden  Saft  abstreifen. 
Zwei  kleinere  Lymphdrüsen,  unmittelbar  an  der  linken  Submaxillaris  gelegen,  entleeren  auf  Druck  eine 
geringe  Menge  gelblich-blutigen  Saftes.  Beide  Tonsillen  erscheinen  stark  geschwollen  und  sind  an  ihrer 
Oberfläche  etwas  mehr  geröthet,  dabei  auf  Druck  reichliches,  gelbliches  Secret  entleerend.  Auf  dem  Durch- 
schnitte erscheint  ihr  Gewebe  succulent,  zum  Theile  stärker  injicirt,  zum  Theile  von  gelblichen  Streifen 
durchsetzt.  Die  Follikel  an  der  hinteren  Pharynxwand  sind  stark  geschwollen,  prominent,  zum  Theile  distinct 
stehend,  zum  Theile  confluiren  dieselben;  die  grössten  bis  über  linsengross,  an  ihrer  Oberfläche  zum  Theile 
schon  geringe  Substanzverluste  zeigend,  auf  ihrem  Durchschnitte  succulenter,  roth  und  gelb  gesprenkelt. 
Die  Balgdrüsen  am  Zungengrunde,  namentlich  die  der  rechten  Seite,  ebenfalls  stark  geschwollen  und 
prominent,  sonst  im  Allgemeinen  dasselbe  Aussehen  zeigend  wie  die  Follikel  an  der  Pharynxwand,  nur  sind 
sie  zum  Theile  ganz  weich,  wie  zerfliesslich.  Uvula  etwas  dicker  und  stärker  geröthet.  Die  übrige  Pharynx- 
schleimhaut  röthlich-violett  gefärbt,  etwas  succulent.  Schleimhaut  des  oberen  Theiles  des  Ösophagus,  des 
Larynx  und  des  oberen  Theiles  der  Trachea  wenig  blutreich. 

Linke  Lunke  völlig  frei,  ihr  Pleuraüberzug  glatt,  glänzend  und  zart.  Am  unteren  Theile  des  Unter- 
lappens, und  zwar  auf  beiden  Flächen,  erscheint  die  Pleura  durch  zahllose  kleinste,  bis  stark  stecknadelkopf- 
grosse Knötchen  vorgewölbt,  die  in  ihrem  centralen  Antheile  gelblich  erscheinen,  in  ihrer  Peripherie  hellroth. 
Diese  Knötchen  sitzen  jedoch  nicht  in  der  Pleura,  sondern  überall  reichlich  im  Lungengewebe  und  sind  auf 
ihrem  Durchschnitte  aus  einer  gelblichweissen,  weichen  Masse  zusammengesetzt.  Nur  an  der  unteren  Fläche 
des  Unterlappens  springt  ein  grösserer,  sonst  aber  ähnlich  beschaffener  Herd  hervor.  Oberlappen  in  seinen 
vorderen  Partien  gebläht,  am  Durchschnitt  ziemlich  reichliche  blutige  Flüssigkeit  entleerend.  Unterlappen 
stärker  blutreich,  aus  den  Bronchien  beider  Lappen  schleimig-eiteriges  Seci'et  hervorquellend.  Rechte  Limge 
ebenfalls  frei,  Pleura  glatt,  zart.  Ober-  und  Mittellappen  gebläht,  am  Durchschnitte  ödematös,  Unterlappen 
blutreicher,  namentlich  in  den  hinteren  Partien,  weniger  lufthaltig  daselbst,  über  diesen  Partien  die  Pleura 
etwas  eingesunken,  das  Gewebe  weniger  lufthaltig  und  in  seinem  unteren  Theile  ebenso  reichlich  von  den- 
selben kleinen,  knötchenförmigen  Herden  durchsetzt  wie  der  Unterlappen  der  anderen  Seite. 

Im  Herzbeutel  geringe  Mengen  klarer  Flüssigkeit.  Pericard  zart.  Herz  nicht  vergrössert,  sein  epicardialer 
Überzug  glatt,  fettarm,  an  der  hinteren  Fläche  des  linken  Ventrikels  kleinste  Blutungen  zeigend.  Herzfleisch 
gelbbraun,  etwas  brüchiger,  alle  Klappenapparate  vollständig  zart  und  schlussfähig.  Intima  der  Aorta 
ziemlich  reichlich  \"on  gelben,  opaken,  prominenten,  verschieden  grossen  Flecken  durchsetzt. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  wenig  geschwollen,  anthracotisch,  auf  ihrem  Durchschnitte 
succulenter  und  stärker  geröthet. 

Der  untere  Theil  der  Trachea  zeigt  stärker  geröthete  Schleimhaut;  die  des  unteren  Theiles  des  Öso- 
phagus postmortal  erweicht. 


378  H.  Albrecht  und  A.  Ghoii, 

Milz  vergrössert,  1  1 -5  o;/  lang',  9  rj«  breit  und  bis  zu  4 '5  c»»  dick,  ihre  Kapsel  zart,  glatt,  auf  dem 
Durchschnitte  die  Pulpa  in  massig  reichlichem  Grade  vorquellend,  durchsetzt  von  etwas  stärker  hervor- 
tretenden, grauroth  gefärbten  Follikeln.  Consistenz  der  Milz  weich,  zum  Theile  zerfliesslich. 

Leber  vergrössert,  ihre  vorderen  Ränder  plumper,  ihr  Kapselüberzug  glatt,  glänzend,  Oberfläche  glatt, 
(_'onsistenz  brüchig,  auf  dem  Durchschnitte  mehr  gleichmässig  gelbbraun  gefärbt,  dabei  die  acinöse  Structur 
undeutlich  hervortretend  und  von  massig  reichlichem  l^lutgehalte.  Gallenblase  ziemlich  prall  gefüllt  mit 
dunklei'  Galle,  keine  pathologischen  Veränderimgen  zeigend. 

Nebennieren  ohne  besondere  Veränderung. 

Beide  Nieren  geschwollen,  ihre  Kapsel  zart,  glatt,  leicht  abziehbar.  Oberfläche  der  Nieren  sehr  blutreich, 
auf  dem  Durchschnitte  das  Parenchym  vorquellend,  Rinde  verbreitert,  reichlich  von  hellrothen  Streifen  durch- 
setzt. Glomeruli  dabei  stärker  hervortretend,  allenthalben  in  der  Rinde  kleinste,  nur  ausnahmsweise  bis 
stecknadelkopfgrosse  Hämorrhagien.  Pyramiden  blässer,  .Schleimhaut  des  Beckens  und  der  Kelche  stärker 
injicirt.  .Schleimhaut  der  Ureteren  im  oberen  Antheile  geschwollen,  auch  von  kleineren  Blutungen  durch- 
setzt. Harnblase  prall  gefüllt  mit  klarem  Urin.  Schleimhaut  blutarm. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Inguinalgegend,  und  zwar  sowohl  die  oberflächlichen  als  die  tiefen,  sind 
beträchtlich  geschwollen  und  vergrössert  (von  Haselnuss-  bis  Wallnussgrösse),  weicher,  auf  ihrem  Durch- 
schnitte im  Allgemeinen  von  röthlich-grauem  Aussehen,  succulent,  an  einzelnen  Stellen  dunkelrothe,  unregel- 
mässig begrenzte  Partien  zeigend,  an  anderen  wieder  etwas  consistenter,  gelblich  gefärbt.  Das  Gewebe  um 
die  Drüsen  herum  gelockert,  von  röthlich-grauem  oder  mehr  gelblichem  Exsudat  infiltrirt.  Die  Lymphdrüse 
hinter  dem  Poupart'schen  Bande,  medial  von  der  Vena  femoralis  über  wallnussgross,  zeigt  im  Allgemeinen 
dasselbe  Aussehen,  nur  ist  sie  stärker  erweicht.  Das  sie  bedeckende  Peritoneum  und  das  ihrer 
Umgebung  von  gelblich  aussehenden,  zarten  Exsudatmembranen  bedeckt.  Auch  die  in  den 
abhängigen  Partien  der  Bauchhöhle  in  geringer  Menge  vorhandene  Flüssigkeit  ist  getrübt.  Auf  dem 
Durchschnitte  quillt  aus  der  eben  beschriebenen  Drüse  in  reichlicher  Menge  röthlicher  oder  graugelber  Saft 
hervor. 

Die  inguinalen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  im  Allgemeinen  dieselben  Veränderungen  zeigend,  nur  in 
geringerem  Grade.  Die  tiefe  inguinale  Drüse  medial  von  der  Vena  femoralis  ist  in  gleicher  Weise  erweicht. 
Auch  das  umgebende  Bindegewebe  ist  in  derselben  Weise  verändert  wie  das  der  anderen  Seite.  Beide  Venae 
iliacae  und  die  Vena  cava  inferior  sind  an  ihrer  Innenfläche  frei  von  Veränderungen. 

Die  retro-peritonealen  Lymphdrüsen  (Lymphoglandulae  iliacae  et  lumbales)  erscheinen  durchaus  \'er- 
grö,ssert,  geschwollen,  oft  noch  distinct  stehend,  oft  zu  Paqueten  vereinigt,  auf  ihrem  Durchschnitte 
succulent,  morsch,  gelblich-weiss  und  roth  gesprenkelt. 

Magen  von  massig  reichlichen,  dunkel  gefärbten,  flüssigen  Massen  gefüllt.  Seine  Schleimhaut  leicht 
verdickt,  etwas  gelockert,  wenig  blutreich,  hn  Duodenum  geringe  Mengen  schleimigen,  gallig  gefärbten 
Inhaltes,  in  der  Schleimhaut  des  oberen  Querstückes  an  der  hinteren  Fläche  in  einem  begrenzten  und  zwar 
etwas  über  guldenstückgrossen  Bezirke  kleinste,  hellrothe,  punktförmige  Hämorrhagien.  Im  Jejunum 
und  Ileum  massig  reichliche  Mengen  dünnen,  gallig  gefärbten  Inhaltes;  Schleimhaut  derselben  blutarm.  Im 
Dickdarm  reichliche  Mengen  von  breiigen,  gallig  gefärbten  Fäces;  Schleimhaut  blutarm  und  ohne  Ver- 
änderungen. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen,  namentlich  an  der  Radix,  allenthalben  vergrössert,  meist  distinct 
stehend,  die  grössten  bis  klein  nussgross,  auf  ihrem  Durchschnitte  ein  weiches,  gelblich-weisses,  abstreif- 
bares Gewebe  zeigend,  wenig  blutreich. 

Die  Achsellymphdrüsen  der  rechten  Seite  sind  zu  einem  kleineigrossen  Paquet  vereinigt,  das  auf  seinem 
Durchschnitte  deutlich  vergrösserte,  deutlich  abgegrenzte,  harte,  infiltrirte,  gelb  und  roth  gesprenkelte  Drüsen 
erkennen  lässt. 

Dieselben  Veränderungen  zeigen  die  Achseldrüsen  der  linken  Seite. 

Das  subcutane  Bindegewebe  der  rechten  unteren  Extremität  ist  stark  ödematös. 

Weder  in  der  rechten,  noch  in  der  linken  Poplitea  irgendwelche  pathologische  Veränderungen. 


Beuleupcst.  II.  Pathologisdi-auatouiischcr  Bericht.  379 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Das  fibrinös  eiterige  Exsudat  über  den  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  der 
rechten  Seite  (Peritonealseite)  zeigt  mii<roskopisch  massig  viele  Coccen,  als  Diplococcen  und  in 
kurzen  Ketten,  oft  von  deutlicher  Lanzettform  und  spärlich  einzeln  liegende,  gut  und  bipolar  tingirtc 
Pestbacillen. 

In  den  Aussäten  finden  sich  vereinzelt  Colonien  des  Pestbacillus,  reichlicher  Colonien  des  -Staphylo- 
coccus  pyogenes  aureus  und  Diplococcus  pneumoniae   und   spärlich  Colonien   von  Bacillen  der  Coligruppe. 

2.  Im  eiterigen  Exsudat  der  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelringe  rechterseits 
finden  sich  mikroskopisch  nur  spärlich  Bacterien,  darunter  \-or\viegend  Coccen  als  Diplo-  und  Streptococcen, 
zum  Theile  schlecht  gefärbt,  und  vereinzelt  Pestbacillen. 

In  der  Aussaat  keine  Pestcolonien  nachweisbar;  massig  zahlreich  Colonien  des  Diplococcus 
pneumoniae. 

8.  Eiter  von  einer  an  der  linken  Halsseite  unterhalb  der  Submaxillaris  gelegenen 
Lymphdrüse.  In  Deckglaspräparaten  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  doch  nur  zum  geringsten  Theile  gut 
gefärbt  und  in  tj'pischen,  ovoiden  oder  länglichen  Formen,  vielmehr  meist  als  rundliche,  blass  tingirte  Gebilde, 
die  öfters  in  grösseren  Haufen  angeordnet  erscheinen.  Weniger  zahlreich  sind  Coccen  nachweisbar  als 
Diplococcen,  oft  von  ausgesprochener  Lanzetlform.  Ziemlich  zahlreich  finden  sich  Bacterienformen,  deren 
Zugehörigkeit  zu  den  Pestbacillen  oder  Diplococcen  nicht  mehr  mit  Sicherheit  zu  entscheiden  ist. 

4.  Das  Exsudat  eines  Follikels  am  linken  Zungengrunde  zeigt  mikroskopisch  ein  reichliches 
Bacteriengemenge,  darunter  vorwiegend  Coccen  vom  Typus  des  Diplo-,  .Strepto-  und  Staphylococcus; 
weniger  reichlich  verschiedene  Bacillenformen:  Dicke,  plumpe  Bacillen,  kürzere  Diplobacillen  und  lange, 
dünne  Fadenformen.  Am  spärlichsten  an  Zahl  finden  sich  Pestbacillen,  theils  als  ovoide  oder  längliche 
Formen  mit  bipolarer  Färbung,  theils  als  rundliche,  schlecht  tingirte  Gebilde. 

5.  Aussaaten  von  der  rechten  Tonsille  zeigen  ein  Bacteriengemenge,  dessen  genauere 
Bestimmung  jedoch  deshalb  unmöglich  ist,  weil  die  Platten  noch  überdies  überzogen  sind  von  einer 
grünlich  irisirenden  Bacillenart. 

6.  In  Deckglaspräparaten  eines  pneumonischen  Herdes  vom  Unterlappen  der  rechten 
Lunge  findet  sich  ebenfalls  ein  Bacteriengemenge  von  Coccen  als  Diplococcen  und  in  Häufchen,  kleinen 
zarten  Stäbchen,  theils  extracellulär,  theils,  und  zwar  reichlicher,  intracellulär  gelagert,  dickeren,  plumpen 
Bacillen  und  spärlichen  Pestbacillen  in  ovoiden,  gut  tingirten  oder  Ringformen,  des  öfteren  zu  kleinen 
Gruppen  angeordnet. 

Die  Aussaaten  ergeben  dasselbe  Resultat  wie  bei  Nr.  5. 

7.  Aussaaten  von  der  Milz  zeigen  vereinzelte  Colonien  \'on  Bacterium  coli,  jedoch  keine 
Pestcolonien. 

8.  Aussaaten  von  der  Galle  bleiben  steril. 

Histologischer  Befund. 

].  .Schnitte  durch  eine  oberflächliche  Lymphdrüse  der  rechten  Inguinalgegend  und 
durch  die  über  ihr  fixirte  Haut  geben  im  Allgemeinen  das  Bild  einer  Phlegmone.  Die  Coriumpapillen 
verlängert  und  verbreitert,  theils  von  Hämorrhagien,  theils  von  polynucleären  Leukocyten  oder  homogen, 
manchmal  feinst  faserig  aussehenden  Gerinseln  durchsetzt.  Die  Hornschicht  des  Rate  Malpighi  vielfach 
fehlend,  letzteres  jedoch  überall  erhalten.  Die  übrigen  Antheile  des  Corium  und  das  subcutane  Binde-  und 
r-'ettgewebe  dicht  von  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt,  zwischen  denen  sich  enorme  Bacterienmassen 
finden.  Die  Bündel  des  subcutanen  Bindegewebes  wie  auseinandergeworfen  und  zerbrochen,  meist  homogen. 
Gegen  die  tieferen  Schichten  nimmt  die  Dichte  der  Leukocyten-Infiltration  zu.  Hier  findet  sich  auch  aus- 
gedehnter Körnchenzerfall  der  Kerne,  häufig  sind  die  Zellleiher  dabei  noch  erhalten,  schwach  mit  Eosin 
gefärbt.    An   diesen   Stellen   finden   sich   auch   mit  Blut  gefüllte  Gefässe,   die   ausserdem   vielfach   entweder 

Denkschriften  der  raathem.-naturw.  Gl.   LXVl.  Bd.  S*J 


380  H.  Alb  recht  und  A.  Ghoit, 

homogen  aussehende  Netzwerke  von  Balken  und  Bröckel  enthalten  oder  deren  Wand  ganz  homogen  aus- 
sieht. Diese  Netzwerke  setzen  sich  auch  allmählig  zarter  werdend  in  die  Umgebung  der  Blutgefässe  fort.  Die 
L\Tnphdrüse  gegen  das  umgebende,  ausserordentlich  dicht  infiltrirte  Gewebe  nicht  abgrenzbar,  vom  Lymph- 
drüsengewebe selbst  nichts  mehr  zu  sehen,  indem  man  entweder  dichte  Infiltration  von  polynucleären 
Leukocjten  oder  in  weiten  Strecken  Kemschwund  oder  ausserordentlich  reichlichen  Körnchenzerfall  findet. 
Auf  Schnitten,  die  mit  Methylenblau  gefärbt  sind,  sieht  man,  dass  die  grossen  Bacterienhaufen  aus  dicht 
gedrängten  Pestbacillen  bestehen,  die  fast  durchwegs  die  Form  grosser  runder,  wie  gebläht  aussehender 
Coccen  haben,  die  aber  nicht  alle  ganz  gleich  gross  sind  und  sich  zumeist  sehr  schwach,  ganz  schattenhaft 
mii  Methylenblau  färben.  Bei  manchen  sind  die  Contouren  etwas  stärker  gefärbt  (ringförmige  Degene- 
rationsformen). In  den  .\ntheilen,  wo  der  Kömchenzerfall  ausserordentlich  reichlich  ist,  ist  es  nicht  zu 
entscheiden,  ob  sich  nicht  unter  den  ganz  verschieden  grossen  Kömchen  des  Kemdetritus,  die  sich  auch 
verschieden  stark  mit  Methjienblau  färben,  Pestbacillen  befinden.  Besonders  im  Bereiche  der  Haut  und 
des  subcutanen  Gewebes  sieht  man  sehr  zahlreiche  meist  zerstreut  liegende  Diplococcen  von  der  Form 
des  Diplococcus  pneumoniae,  seltener  zu  kurzen  Ketten  angeordnet.  Dieselben  behalten  die  Farbe 
nach  der  Weigert'schen  Färbungsmethode,  während  die  Pestbacillen  nur  ganz  schwach  violett  gefärbt 
erscheinen. 

2.  Tiefe  inguinale  Lymphdrüse  von  rechts.  Zur  Untersuchung  gelangte  die  nicht  von  Peri- 
toneum überzogene  Hälfte  derselben.  Das  umgebende  Binde-  und  Fettgewebe  dicht  von  polj'nucleären 
Leukoc\len  infiltrirt  oder  von  Blutungen  durchsetzt  Dieselben  Veränderungen  finden  sich  auch  im  Zwischen- 
gewebe des  im  Schnitte  liegenden,  quergestreiften  Muskels.  Auch  die  fibröse  Kapsel  der  L}'mphdrüse  aus- 
einandergeworfen, die  einzelnen  Fasern  ganz  homogen,  das  adenoide  Gewebe  überall  zerstört.  Enttveder 
findet  sich  gleichmässig  dichte  Infiltration  von  Eiterzellen  oder  es  finden  sich  ausgedehnte  Hämorrhagien 
mit  imigebender  homogen  geronnener  Ödemflüssigkeit,  oder  weite  Antheile  sind  durchsetzt  von  einem  mehr 
oder  weniger  dichten  Netzwerke  homogen  glänzend  aussehender  Balken,  zwischen  denen  wenig  vollständig 
erhaltene,  \-iele  nur  blass  rosa  gefärbte  Leukocyten  liegen.  Dazwischen  finden  sich  überall  sehr  zahlreiche 
blassgefarbte  Kömchen  ganz  verschiedener  Grösse,  wie  über  das  Ganze  darüber  gestreut.  Innerhalb  solcher 
Stellen  zahlreiche  Gefasse  von  ganz  homogener  Wand,  in  deren  Lumen  und  deren  Umgebung  ebenfalls 
homogen  aussehende,  gerinselähnliche  Massen  liegen.  Auch  sehr  zahlreiche  kleine  und  grosse,  mit 
Bacterien  und  Leukocyten  ganz  vollgepfropfte  Lymphgefässe  finden  sich.  Nach  Färbung 
mit  Methylenblau  sieht  man  in  den  peripheren  Schichten  der  Lymphdrüse  und  in  ihrer  Umgebung  ziemlich 
zahlreiche  grössere  Haufen  dichtgelagerter  Pestbacillen,  die  meist  rundliche,  geblähte  Formen  besitzen  und 
sich  sehr  schwach  färben.  Ausserdem  zahlreiche  Coccen  von  dem  Aussehen  des  Diplococcus  pneumoniae. 
In  den  centralen,  den  meisten  Kernzerfall  und  Kernschwund  aufweisenden  Partien  keine  Diplococcen 
und  nicht  mit  Sicherheit  Pestbacillen  nachweisbar. 

3.  Schnitte  durch  eine  über  haselnussgrosse,  lumbale  Lymphdrüse  der  linken  Seite 
zeigen  ebenfalls  ziemlich  reichliche  Leukocj'teninfiltration  der  fibrösen  Kapsel,  dieselbe  jedoch  überall 
erhalten.  In  derselben  und  nach  aussen  von  ihr  zahlreiche,  sehr  stark  erweiterte  Lymphgefässe,  die  mit 
poh-nucleären  Leukoc\-ten  vollgepfropft  sind  und  wenige  rothe  Blutkörperchen  enthalten.  Nur  in  einem 
geringen  Antheile  des  Drüsenparenchyms  sind  die  weiten,  mit  grossen,  protoplasmareichen  Zellen  und 
Leukocj^en  erfüllten  Sinus  erkennbar.  Alles  L'brige  ist  dicht  infiltrirt  von  polynucleären  Leukocyten,  die 
vielfach  bereits  in  Zerfall  begriffen  sind,  indem  man  Stellen  sieht,  wo  in  einer  granulirt  aussehenden, 
gleichmässig  roth  gefärbten  Grundsubstanz  zahlreiche  verschieden  grosse  Körnchen  liegen.  Dazwischen 
allenthalben  kleinere  Hämorrhagien.  Besonders  in  den  Randsinus  und  den  Ljmphgefässen  liegen  grössere 
und  kleinere  Haufen  von  dichtgedrängten  Pestbacillen,  die  meist  rundliche,  geblähte  Formen  besitzen. 

4.  Schnitte  durch  zwei  mesenteriale  Lymphdrüsen  zeigen  sowohl  die  Randsinus  wie  die 
central  gelegenen  erweitert  und  erfüllt  entweder  von  sehr  zahlreichen  poh'nucleären  Leukocyten  oder  von 
grossen  Bacterienhaufen.  Hämorrhagien  fehlen,  ebenso  besondere  Hyperämie,  die  Kapsel  vollkommen 
erhalten.  Auf  mit  alkalischem  Methjienblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man,  dass  die  Bacterienhaufen  aus 


Beulenpest.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  381 

dicht  gelagerten,  kurzen,  ovoiden  Stäbchen  bestehen,  die  manchmal  Fäden  bilden  und  zwischen  denen  sich 
sehr  blass  gefärbte  und  dichtgedrängte,  rundlich  gebläht  aussehende  Formen  finden  (Pestbacillen).  Bei  der 
Weigertschen  Färbung  nehmen  dieselben  keine  blaue,  sondern  eine  roth\-iolette  Farbe  an,  indessen  die 
Kerne  der  Leukocyten  fast  durchwegs  (von  der  Vorlarbung  mit  Carmin)  roth  gefärbt  erscheinen. 

5.  Schnitte  durch  zwei  benachbarte  Lymphdrüsen  aus  der  rechten  Axilla  zeigen  das 
periglanduläre  Binde-  und  Fettgewebe  reichlich  von  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt.  In  demselben 
liegen  erweiterte,  mit  Leukocyten  ganz  vollgepfropfte  Lymphgefasse ;  desgleichen  ist  die  Drüsenkapsel 
reichlich  infiltrirt.  Hämorrhagien  spärlich  und  klein,  dagegen  sieht  man  vielfach  von  homogen  geronnener 
Ödemflüssigkeit  auseinandergedrängte  Bindegewebsbündel.  Im  Cbrigen  ist  das  L\-mphdrüsenparench\Tn 
gleichmässig  dicht  infiltrirt  von  polynucleären  Leukocj-ten.  Herdweise  findet  sich  reichlicher  Kömchenzerfall 
derselben  neben  Kemschwund,  so  dass  kleine,  roth  gefärbte,  von  dichtem,  blauen  Kömchensaum  umgebene 
Herde  entstehen.  Besonders  in  den  Randsinus  zahlreiche  Haufen  von  Pestbacillen,  letztere  theils  von 
rundlicher  Form,  theils  von  Stäbchenform,  die  einzelnen  oft  hintereinander  zu  Reihen  angeordnet,  die  sich 
gleichsam  zwischen  den  Leukocjten  durchdrängen.  Auf  Schnitten,  nach  Weigert's  Fibrinmethode  gefärbt, 
sieht  man  zahlreiche  Diplococcen  wie  bei  1 ;  die  Pestbacillen  sind  zum  Theile  entfärbt,  zum  Theile  purpur- 
roth  gefärbt,  femer  sieht  man  im  Bereiche  der  Pestbacillen  Haufen  von  ebenso  wie  diese  gefärbten,  ganz 
verschieden  grossen  Kugeln,  den  Kernzerfallsproducten  entsprechend. 

6.  Linke  Tonsille.  Dieselbe  zeigt  in  grosser  Ausdehnung  das  adenoide  Gewebe  erhalten,  seine 
Blutgefässe  stark  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt,  besonders  in  den  seitlichen  Antheilen  des  die  Tonsillen  der 
Länge  nach  treffenden  Schnittes.  In  der  Mitte  derselben  fehlt  das  Epithel  und  es  liegt  das  von  Eiterzellen 
dicht  infiltrirte  adenoide  Gewebe  blos.  Hämorrhagien  sind  sehr  spärlich  und  klein.  Das  die  Tonsillen 
umgebende  Bindegewebe  nicht  besonders  verändert  Die  Schläuche  der  angrenzenden  Schleimdrüsen 
erweitert,  viel  Schleim  enthaltend. 

Im  infiltrirten  Drüsenparenchym  zahlreiche  und  grosse  Bacterienhaufen.  Auf  mit  Meth\ienblau 
gefärbten  Schnitten  sieht  man,  dass  dieselben  \ielfach  aus  Pestbacillen  bestehen,  die  meist  die  rundliche 
Form  besitzen,  oft  stark  gebläht  aussehen  und  verschieden  gross  sind.  Auf  nach  Weigert  gefärbten 
Schnitten  finden  sich  intensiv  blau  gefärbte,  ziemlich  zaMreiche  lanzettförmige  Coccen  (piplococcus 
pneumoniae).  Femer  sieht  man,  wo  die  Bacterien  zu  grösseren  Haufen  bei  einander  liegen,  ebenfalls  blau 
gefärbte,  mehr  oder  weniger  schlanke  Stäbchen,  die  in  ihrer  Anordnung  Pestbacillen  nicht  entsprechen.  Sie 
liegen  vielfach  gekreuzt  übereinander,  ungleichmässig  dicht  und  auch  in  Reihen  hintereinander  angeordnet 
Dazwischen  sind  aber  zahlreich  die  runden,  blass-purpur\-iolett  gefärbten  Formen  der  Pestbacillen  nach- 
weisbar. 

7.  Schnitte  durch  ulcerirte  Balgfollikel  am  Zungengrunde  zeigen  im  Allgemeinen  dieselben 
\'eränderungen  wie  die  Tonsillen.  In  denselben  finden  sich  zahlreiche  Haufen  von  Pestbacillen,  meist  sehr 
blass  gefärbt. 

8.  Schnitte  durch  pneumonische  Herde  beider  Unterlappen  zeigen  das  Bild  zerstreuter 
lobulärer  oder  bronchopneumonischer  Herde.  Neben  reichlich  desquamirten  Alveolarepithelien  finden  sich 
in  den  überall  erhaltenen  und  massig  erweiterten  Alveolen  sehr  zahlreiche  polraucleäre  Leukoc_\^en,  die 
vielfach  körnigen  Zerfall  ihrer  Kerne  zeigen  und  weniger  zahlreiche  rothe  Blutkörperchen.  Die  lobulären 
Herde  sind  häufig  um  einen  weiten,  mit  Eiterzellen  und  Bacterienhaufen  gefüllten  Bronchiolus  a.ngeordnet 
dessen  Epithel  in  Ablösung  begrififen  ist  Die  mehr  peripheren  Lungenpartien  wie  collabirt  die  Alveolen 
leer,  länglich,  spaltenartig.  Das  übrige  Lungengewebe  stellenweise  von  homogen  geronnener  Ödemflüssig- 
keit durchsetzt 

Sowohl  innerhalb  der  mit  Eiter  gefüllten  Bronchien  als  auch  innerhalb  der  Lobulärpneumonien  haufen- 
weise typische  Pestbacillen  nachzuweisen,  meist  von  mndlicher  Form,  aber  auch  deutlich  bipolar  gefärbte 
Formen.  Daneben  findet  sich  aber  auch  in  den  Bronchien,  in  dem  von  dem  Ödem  durchsetzten  Lungen- 
gewebe und  stellenweise  in  den  pneumonischen  Herden  ein  Gemenge  verschiedenster  Bacterien  (Strepto- 
und  Diplococcen,  Stäbchen  verschiedenster  Form). 

50» 


3S2  II.  Albrcchl  iiinl  A.  Clmu, 

\).  iJic  l.eber  zeigt  mikroskopisch  ausser  leichter  Blähung  und  schwächerer  Färbung  der  Kerne  der 
Epithelzellen  keine  degenerativen  Veränderungen.  In  der  Glisson'schen  Kapsel  vereinzelte  Herde  klein- 
zelliger RundzelleninfiUration.  Die  Capillaren  gut  mit  Blut  gefüllt,  desgleichen  die  erweiterten  Centralvenen 
und  Gelasse  der  Glisson'schen  Kapsel.  In  ihnen  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  enthalten,  beson- 
ders in  den  Centralvenen  finden  sich  im  Blute  ganz  isolirte  und  wohlerhaltene  Leberzellen.  Auch  in  den 
Capillaren  zwischen  den  Leberbalken  liegen  grosse,  häufig  polygonale  Zellen,  von  denen  sich  aber  nicht 
mit  Sicherheit  entscheiden  lässt,  ob  sie  losgelöste  Leberepithelien  oder  Endothelien  sind.  Irgendwelche 
Bacterien  nicht  mit  Sicherheit  auffindbar. 

10.  Niere.  Die  Nierenepithelien,  besonders  der  Rinde,  gross,  unregelmässig  geformt  und  fein  granulirt 
aussehend.  Die  Harncanälchen  häufig  verschieden  grosse,  mit  Gentianaviolett  gut  tingirbare  Kugeln  oder 
fädig  aussehende  Massen,  kein  Blut  enthaltend.  Die  Capillaren  der  Interstitien  zwischen  den  Canälchen  der 
Rinde  stellenweise  mit  Blut  gefüllt,  oder  es  ist  das  interstitielle  Bindegewebe  von  Blut  infiltrirt  oder  dicht 
von  Zellen,  \"on  denen  die  einen  polynucleären  Leukocyten  entsprechen,  die  anderen  grosse,  protoplasma- 
reiche Zellen  mit  grossem,  runden  oder  etwas  gelappten  Kern  vorstellen.  Die  Glomeruli  zumeist  gross  und 
mit  Blut  gefüllt.  Die  Gefässe  der  Pyramide  reichlich  mit  Blut  gefüllt.  Weder  mit  A4eth3'lenblau  noch  nach 
der  Weigert'schen  Färbung  Bacterien  nachweisbar. 

11.  Milz.  Dieselbe  ist  sehr  blutreich,  Pulparäume  nirgends  deutlich  erhalten,  das  Milzgewebe  stellen- 
weise von  reichlichen  Blutmassen  durchsetzt,  zwischen  welchen  sich  zahlreiche  mono-  und  polynucleäre 
Leukocyten  und  sehr  grosse,  protoplasmareiche  Pulpazellen  finden.  Die  Trabekel  etwas  dicker,  die  Follikel 
auffallend  klein  und  schlecht  abgrenzbar,  nicht  besonders  zellreich. 

Pestbacillen  sind  äusserst  spärlich  nachweisbar  (auf  einem  Schnitte  nur  ein  oder  zwei  Häufchen  aus 
zwei  oder  drei  Bacillen  bestehend)  —  keine  Diplococcen. 

Epikrise. 

Fast  sämmtliche  Lymphdrüsengruppen  sind  in  verschiedenem  Grade  geschwollen,  am  stärksten  die 
Gruppen  der  oberflächlichen  und  tiefen  inguiiialen  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite;  und  zwar  sind  es  hier 
vor  Allem  die  tiefen,  besonders  jene  am  inneren  Schenkelringe,  die  stark  in  die  Bauchhöhle  vorgewölbt  ist 
und  über  welcher  sich  peritonitische  Fibrinmembranen  finden.  Nach  dem  anatomischen  Befunde  und 
nach  unseren  Erfahrungen  handelt  es  sich  hier  zweifellos  um  den  primären  Bubo.  Doch 
erscheinen  auch  die  entsprechenden  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  sehr  beträchtlich  —  wenn  auch  weniger 
stark  wie  die  der  rechten  Seite  —  geschwollen,  so  dass  es  den  Eindruck  machen  könnte^  als  handle  es  sich 
um  eine  Doppelinfection.  Jedoch  ist  es  erfahrungsgemäss  Regel,  dass  die  Lymphdrüsen  der  anderen 
Körperseite,  die  dem  primären  Bubo  entsprechen,  mehr  weniger  intensive  Veränderungen  zeigen.  Dazu 
kommt  noch,  dass  es  sich  im  vorliegenden  Falle  um  eine  Mischinfectiun,  bedingt  durch  den  Diplo- 
coccus  pneumoniae,  handelt.  Nach  dem  anatomischen  Befunde  erfolgte  dieselbe  von  den  Tonsillen  und 
den  ulcerirten  Follikeln  des  Pharynx  und  Zungengrundes  aus.  Die  Vereiterung  der  Halslymphdrüsen 
spricht  entschieden  für  diese  Annahme. 

In  allen  untersuchten  Lymphdrüsen,  mit  Ausnahme  der  lumbalen  und  mesenterialen,  finden  sich 
reichliche  Diplococcen  neben  Pestbacillen,  sowohl  im  Schnitte  wie  im  Deckglaspräparate.  Zweifellos  ist 
diese  Secundärinfection  die  Ursache  der  stärkeren  Veränderungen  in  den  linksseitigen  inguinalen  und 
auch  in  den  axillaren  Lymphdrüsen.  —  Der  negative  histologische  und  culturelle  Befund  von  Diplococcen  in 
der  Milz  hat  nach  unseren  Erfahrungen  nichts  Auffallendes  an  sich.  Pestbacillen  finden  sich  histologisch 
sehr  spärlich  in  derselben.  Die  Lobulärpneumonien  in  beiden  Lungen  entsprechen  anatomisch 
und  mikroskopisch  Bronchopneumonien,  die  durch  Aspiration  entstanden  sind.  Daher 
findet  sich  auch  in  ihnen  culturell  und  histologisch  ein  so  buntes  Gemisch  verschie- 
denster Bacterien  neben  reichlichen  Pestbacillen,  die  Alle  zusammen  aus  der  Mund- 
Rachenhöhle  und  den  ulcerirten  Tonsillen  und  Follikeln  stammen.    —   Von   Interesse   ist 


Bcitleiipcst.  IL  Path(ilogi^cJi-aiui/oniischer  Bericht.  383 

es  ferner,  dass  sich  in  dem  F2.\sudat  der  frischen,  fibrinös  eitcriocn  Peritonitis  bacterio- 
logisch  neben  anderen  Bactei'ien  Pestbacillen  nachweisen  lassen.  Blutungen  finden  sich  nur 
am  Epicard  und  in  den  Nieren. 

Fall  30/XIX. 

Siickarain  Gookaniiii,  ,50jähriger  Hindu,  Mali,  ins  Spital  aufgenommen  am  lö.  März,  gestorben  am 
selben  Tage  um  7  Uhr  Abends  (am  I\'.  Krankheitstage). 

Die  Section  fand  am  16.  März  um  1 1  Uhr  30  Minuten  Vormittags,  IßVa  Stunden  post  mortem,  statt. 

Männliches  Cadaver,  168  cm  lang,  von  ziemlich  gracilem  Knochenbau  und  massig  entwickelter 
Musculatur,  ziemlich  schlecht  genährt.  TodtenOecke  ziemlich  reichlich,  diffus,  Todtenstarre  der  Extremi- 
täten erhalten.  Hornhäute  etwas  getrübt,  Conjunctiven  und  Mundschleimhaut  fast  blutleer.  Hals  kurz, 
kräftig.  Thorax  entsprechend  lang,  breit,  symmetrisch,  in  der  unteren  Apertur  etwas  ausgeweitet.  Abdomen 
im  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  ziemlich  gespannt.  Am  äusseren  Genitale  nichts  Auffallendes.  In  der 
rechten  Leistengrube  die  Haut  für  den  tastenden  Finger  leicht  verdickt  und  eine  nicht  ganz  scharf  abgrenz- 
bare, harte  Lymphdrüse  tastbar.  In  der  Gegend  des  linken  Poupart'schen  Bandes  einzelne  kleine,  bis 
erbsengrosse  Drüsen  tastbar.  In  den  Kniekehlen  nichts  Pathologisches  palpabel.  An  der  medialen  Seite  des 
linken  Schienbeines,  ungefähr  an  der  Grenze  zwischen  dem  unteren  und  mittleren  Drittel,  eine  längliche, 
circa  1  '/iCin  lange,  wenige  Millimeter  breite,  eingetrocknete  Excoriation.  Das  subcutane  Bindegewebe  unter 
derselben  erscheint  beim  Einschneiden  blutig  infiltrirt.  Sohlenhaut  dick,  rissig.  Die  oberen  Schneidezähne 
fehlend,  sonst  das  Gebiss  anscheinend  gesund. 

Die  weichen  Schädeldecken  fett-  und  blutarm.  Schädeldach  sj-mmetrisch,  länglich-oval,  im  Längsdurch- 
messer \8cm,  im  queren  12  cm  und  im  Umfange  49  cm  messend.  Schädelknochen  dünn,  Spongiosa  an 
vielen  Stellen  verschwunden,  Tabula  interna  und  externa  nirgends  verdickt,  die  Innenfläche  der  Tabula 
interna  glatt,  die  Gefässfurchen  und  Gruben  der  Pacchioni'schen  Granulationen  ziemlich  seicht.  Beide 
Temporalmuskeln  von  reichlichen,  schwarzrothen,  confluirenden  Hämorrhagien  durchsetzt. 

Im  Sinus  falciformis  major  ziemlich  reichliche  Fibringerinsel.  Dura  mater  gut  gespannt,  ziemlich  blut- 
reich, glatt,  glänzend,  durchscheinend.  Leptomeningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  ziemlich  stark  durchfeuchtet, 
wenig  blutreich,  Gefässe  daselbst  zartwandig,  enge;  Meningen  an  der  Convexität  längs  der  Venen  leicht 
getrübt  und  verdickt,  diese  geschlängelt,  mit  Blut  gefüllt.  Rinde  gleichbreit,  graugelb,  das  weisse  Marklager 
von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  zerfliesslich  weich  (beginnende  Fäulnis).  Seitenventrikel  enge,  wenige 
Tropfen  klarer  Flüssigkeit  enthaltend,  ebenso  die  übrigen  Ventrikel.  Kleinhirn,  MeduUa  und  Pons  sehr 
weich  und  ziemlich  blutarm. 

Zwerchfellstand  rechts  am  oberen  Rande  der  vierten  Rippe,   links   am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

In  beiden  Musculi  sternocleido-mastoidei,  sternothyreoidei  und  sternohyoidei  unregelmässig  geformte, 
schwarzrothe  Blutaustritte,  die  sich  in  das  umgebende  Bindegewebe  confluirend  fortsetzen.  Auch  die  tiefen 
langen  Halsmuskeln,  besonders  in  ihrer  Fascienbekleidung,  bis  an  die  Halswirbeln  von  zahlreichen  Hämor- 
rhagien durchsetzt.  Auch  in  der  Musculatur  des  Gaumens  und  des  Pharynx  finden  sich  solche.  Schleimhaut 
des  Pharynx,  des  weichen  Gaumens,  des  Anfangsstückes  des  Ösophagus,  des  Larjmx,  des  obersten  Stückes 
der  Trachea  von  spärlichem  Schleim  bedeckt,  ziemlich  blutarm.  Beide  Tonsillen  nicht  auffallend  vergrössert, 
auf  dem  Durchschnitte  einige  Pfropfe  enthaltend,  sonst  grau-gelblich  gefärbt.  Desgleichen  die  Follikel  am 
Zungengrunde  und  die  Lj'mphdrüsen  des  Halses. 

Im  linken  Pleuraräume  kein  pathologischer  Erguss,  in  der  Pleura  costalis,  diaphragmatica  und  media- 
stinalis  zahlreiche  über  kreuzergrosse,  rundlicne  oder  unregelmässig  geformte,  schwarzrothe  Blutungen. 
Pleura  der  linken  Lunge  glatt,  glänzend.  Die  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig,  luftkissenähnlich  an,  auf  dem 
Durchschnitte  vollständig  lufthaltig,  besonders  im  Oberlappen  fliesst  von  der  Schnittfläche  reichlich 
schaumige  Flüssigkeit  aus  dem  Gewebe  und  den  Bronchien  ziemlich  rasch  ab.  Im  rechten  Pleuraräume 
wenige  Tropfen  gelblicher  Flüssigkeit  enthalten;  Pleura  und  Lunge  rechterseits  ebenso  beschaffen  wie  links 


384  H.  Albrecht  niul  A.  Ghoii, 

Ductus  thoiacicus  erscheint  etwas  erweitert,  an  der  I'leiii-a  und  im  Bindegewebe  des  vorderen  Media- 
stinum zahlreiche  Blutungen,  ebenso  an  der  Aussenfläche  des  Peiucards. 

Herz  von  entsprechender  Grösse,  schlaff,  das  epicardiale  Fettgewebe  massig  reichlich,  am  Epicard 
sowohl  des  rechten  wie  des  linken  Herzens  zahlreiche  bis  linsengrosse,  meist  isolirt  stehende  Ecchj^mosen. 
Im  linken  Ventrikel  ziemlich  spärliche  Cruormassen.  Im  rechten  Ventrikel  etwas  reichlichere  Fibringerinsel. 
Klappenapparate  vollständig  zart,  schlussfähig.  Myocard  erbleicht,  gelblich,  morsch. 

Schleimhaut  des  Ösophagus  blassgelb,  Schleimhaut  der  Trachea  an  der  Bifurcation  und  der  grossen 
Bronchien  diffus  geröthet. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  anthracotisch,  kaum  etwas  vergrössert,  die  Lymphdrüsen  des 
hinteren  Mediastinum  nicht  geschwollen. 

Am  Peritoneum  parietale  dieselben  Blutaustritte  wie  an  der  Pleura,  nur  etwas  grosser,  am  reichlichsten 
in  beiden  Lumbaigegenden,  hier  confluirend,  so  dass  das  Peritoneum  über  beiden  Musculi  ileopsoas  gleich- 
massig  blauroth,  suffundirt  aussieht. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  vorderen  Ränder  plumper,  Kapsel  zart,  Oberfläche  glatt,  daselbst  braun- 
roth,  zum  Theile  gelblich  marmorirt  aussehend;  auch  im  Ligamentum  Suspensorium  hepatis  zahlreiche  con- 
fluirende  Blutaustritte.  Gallenblase  massig  mit  Galle  gefüllt,  an  den  Grenzen  gegen  ihr  Lager  ist  das  sie 
umgebende  Bindegewebe  hämorrhagisch.  Schleimhaut  gallig  imbibirt,  stark  gelockert.  Auf  dem  Durch- 
schnitte ist  die  Leber  ziemlich  blutarm,  gelblich  graubraun,  morsch;  die  acinöse  Zeichnung  undeutlich. 

Milz  plump,  ungefähr  \3ait  lang,  Kapsel  etwas  verdickt,  auf  dem  Durchschnitte  blutroth,  das  grobe 
Stroma  beträchtlich  vermehrt;  Pulpa  etwas  vorquellend  und  leichter  abstreifbar,  wie  chagrinirt;  zerstreut  im 
Parcnchym   rundliche,  ziemlich  scharf  abgegrenzte,  dunkelblutroth  gefärbte  Herde. 

Beide  Nieren  in  sulziges,  hämorrhagisches  Bindegewebe  gehüllt,  etwas  plumper  und  grösser,  schlaff, 
Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  an  ihr  spärliche,  bis  punktförmige  Blutungen  sichtbar.  Rinde  ver- 
breitert, Parenchym  etwas  vorquellend,  graugelblich,  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  und  der  Ureteren 
dünn,  blutleei-.  Auch  die  Harnblase  in  sulzig  hämorrhagisches  Bindegewebe  eingehüllt.  In  derselben  spär- 
licher etwas  trüber,  gelblicher  Urin,  in  der  Schleimhaut  drei  bis  vier  etwa  über  linsengrosse  Blut- 
austritte. 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  linkerseits  über  bohnengross,  isolirt,  derb,  röthlich-grau, 
auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Rindenschichte  etwas  grau  pigmentirt,  aber  schmal.  Das  Lj'mphdrüsen- 
gewebe  wenig  saftig.  Die  tiefen  Lymphdrüsen  am  inneren  Schenkelringe  etwas  mehr  vergrössert,  aber  auch 
isolirt.  Am  Durchschnitte  röthlichgrau,  succulent,  aber  keinen  eigentlichen  Saft  gebend.  Das  Binde- 
gewebe um  die  oberflächlichen  und  tiefen  weder  ödematös,  noch  hämorrhagisch.  Das  die  rechten 
inguinalen  Lymphdrüsen  einhüllende  Bindegewebe  stark  ödematös  und  hämorrhagisch. 
Die  oberflächlichen  und  die  tiefen  höchstens  bis  haselnussgross,  zu  einem  Paquet  vereinigt,  nur  die 
peripheren  isolirt,  weniger  vergrössert.  Auf  dem  Durchschnitte  gelblich-röthlich,  etwas  saftiger.  Die  übrigen 
zu  einem  Paquet  vereinigt,  auf  dem  Durchschnitte  theils  starr  hämorrhagisch,  theils  auf  der  Schnitttläche 
vorquellend,  gelblich-röthlich  gesprenkelt,  sehr  stark  saftig. 

Die  rechte  Vena  femoralis  zeigt  im  aufgeschnittenen  Zustande  in  ihrer  Intima  zahlreiche  Blutungen, 
theils  isolirt,  in  Gruppen  stehend,  theils  zu  grossen  Blutflecken  zusammenfliessend.  Diese  Blutungen  finden 
sich  hinauf  bis  zum  Theilungswinkel  der  Vena  iliaca  dextra.  Die  sulzige,  hämorrhagische  Infiltration  des 
Bindegewebes  um  die  Gefässe  reicht  längs  des  Psoas  hinauf  bis  in  die  Nierengegend. 

Im  Magen  massig  reichlicher  schleimiger,  gallig  gefärbter,  mit  schwarzbraunen  Flocken  untermischter 
Inhalt.  Schleimhaut  etwas  geschwollen  und  gewulstet,  theils  in  Falten  gelegt,  übersäet  von  zahllosen,  bis 
hanfkorngrossen,  immer  isolirt  stehenden  Blutungen.  Schleimhaut  des  Duodenum  gelockert,  gallig  imbibirt, 
stark  verschleimt.  Ungefähr  in  der  Mitte  des  Jejunum  in  der  Schleimhaut  linsengrosse  Hämorrhagien.  Im 
ganzen  Dünndarm  gallig  gefärbte  Chymusmassen.  Plaques  überall  deutlich  sichtbar,  vergrössert,  die  Einzel- 
follikel  pigmentirt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  kaum  etwas  vergrössert,  gelblich,  wenig  saftig. 


Bciilenpest.  IL  Pathologiscli-aualouiisclicr  Bericht.  385 

Im  Dickdarm  erscheint  die  gelockerte,  geschwollene  Schleimhaut  \'on  zahllosen  punktförmigen  Blut- 
austritten  übersäet.  Dieselben  finden  sich  auch  noch  ebenso  reichlich  im  S  romanum. 

Pankreas  derb,  gekörnt. 

Die  Lymphdrüsen  beider  Achselhöhlen  isolirt,  vergrössert,  dunkelroth  gefärbt,  auf  ihrem  Durch- 
schnitte succulenter  imd  hlutroth,  im  Centrum  eine  gelblich  gefärbte  Partie  aufweisend. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  De  ckgiaspräparate  von  der  Milz  zeigen  reichlich  Pestbacillen  :  Neben  gut  und  bipolar 
gefärbten  ovoiden  und  länglichen  Formen  finden  sich  schwach  gefärbte,  rundliche,  ringförmige  und  grössere 
rundliche,  wie  gebläht  aussehende  Formen. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  spärlich  Colonien  des  Strepto- 
coccus p3'ogenes. 

2.  Aussaaten  aus  einer  Lymphdrüse  der  rechten  Achselhöhle  ergeben  eine  reichliche 
Reincultur  von  Pestcolonien. 

Die  von  diesen  Culturen  (48  Stunden  alt,  Glycerinagar)  angefertigten  Deckglaspräparate  zeigen  ein 
sehr  pleomorphes  Bild:  Bacillen  verschiedener  Grösse  und  Form,  daneben  vielfach  lange  und  gewundene 
Fäden  und  wie  aufgetrieben  aussehende,  grössere  Baciilenformen.  An  einigen  Stellen  des  Präparates 
finden  sich  Gebilde,  die  an  echte  Verzweigungen  denken  lassen. 

Histologischer  Befund. 

Die  zur  Untersuchung  gelangten  Gewebstücke  sind  sämmtlich  sehr  gut  conservirt,  keine  Fäulniss- 
veränderungen nachweisbar,  trotzdem  sie  erst  16  Stunden  post  mortem  der  Leiche  entnommen  wurden. 

1.  Fast  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  Gegend  des  primären  Bubo  in  der 
rechten  Inguinalgegend  sammt  der  Wand  der  Vena  femoralis.  Die  fibröse  Kapsel  der  Lymphdrüse 
überall  abgrenzbar,  wenn  sie  auch  stellenweise  von  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt  oder  von  Blutungen 
durchsetzt  ist.  Vom  adenoiden  Gewebe  der  Lymphdrüse  überhaupt  nichts  mehr  erhalten,  indem  dieselbe 
geradezu  überschwemmt  ist  von  Pestbacillen,  die  an  der  Peripherie  besonders  dicht  liegen,  so  dass  sie  schon 
bei  schwacher  Vergrösserung,  nach  einfacher  Hämatoxylinfärbung  betrachtet,  von  einem  blauen  Saum  ein- 
gesäumt erscheint.  Vielfach  sieht  man  im  Gesichtsfelde  wenige,  meist  polynucleäre  Leukocyten  oder  rothe 
Blutkörperchen,  sonst  nur  dicht  gedrängte  und  gleichmässig  gelagerte  Pestbacillen.  Dazwischen  stellenweise 
Anhäufungen  polynucleärer  Leukocyten  oder  ausgedehntere  Blutungen.  Zahlreiche  kleinere  Blutgefässe 
besitzen  eine  dicke  homogene,  mit  Eosin  stark  gefärbte  Wand;  wo  die  Endothelzellen  erhalten  sind,  besitzen 
sie  einen  sehr  grossen,  blassblau  gefärbten,  bläschenähnlichen  Kern.  Vielfach  ist  das  Lumen  mit  homogen 
aussehenden,  balkigen  Gerinseln  ganz  oder  zum  Theile  erfüllt.  Das  die  Drüse  umgebende  Fettgewebe 
sehr  reichlich  durchsetzt  von  Blutungen,  die  Lymphgefässe  erweitert  und  prall  gefüllt  mit  Bacillen  und 
polynucleären  Leukocyten.  Solche  auch  zahlreich  in  den  erweiterten  Venen  enthalten.  Das  die  Vena 
femoralis  umgebende  Bindegewebe  wie  blutig  infarcirt,  die  Blutmassen  dringen  zwischen  die  Muskel- 
bündel der  Media,  diese  auseinander  werfend,  bis  unter  die  Intima  vor,  so  dass  sie  am  Schnitte  von  einer 
einfachen,  nicht  überall  erhaltenen  Zelllage  bedeckt  sind.  Im  Bereiche  dieser  Blutungen  oft  Anhäufun- 
gen von  polynucleären  Leukocyten.  Auf  mit  polychromem  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man,  dass 
die  Bacillenmassen  aus  kurzen,  ovoiden,  blassgefärbten  Stäbchen  bestehen,  die  extra-  und  intracellulär 
liegen  und  typische  Pestbacillen  vorstellen.  Sie  finden  sich  auch  überall  im  Bereiche  der  Blutungen  zu 
grösseren  oder  kleineren  Häufchen  angeordnet. 

2.  Ungefähr  haselnussgrosse  Lymphdrüse  aus  der  linken  Inguinalgegend.  Die  auf- 
fallendste Veränderung  bilden  die  Sinus,  indem  sie  stark  erweitert  sind  und  vollgefüllt  erscheinen  von 
grossen,  protoplasmareichen  und  epithelähnlichen  Zellen  mit  grossem  Kern.  Die  kleinen  Blutgefässe  stark 
mit  Blut  gefüllt  und  reich  an  Leukocyten.  Stellenweise  enthalten  die  .Sinus  auch  viele  rothe  Blutkörperchen. 


386  H.  Albrecht  und  A.  Ghoii. 

P'ollikel  und  Markstrahlcn  sehr  zahlreich,  sonst  nicht  weiter  verändert.  Besonders  in  den  Blutgefässen 
zahlreiche  typische  Pestbacillen  nachweisbar.  Wo  sie  spärlicher  sind,  liegen  sie  immer  an  der  Peripherie 
des  Gefässlumen  und  häufig  zweifellos  innerhalb  der  Endothelien.  Auch  ausserhalb  von  Gefässen 
finden  sie  sich  in  den  Sinus,  zu  kleineren  Häufchen  angeordnet. 

3.  Schnitte  durch  eine  kleinere  Lymphdrüse  von  den  oberflächlichen  inguinalen  der 
rechten  Seite  zeigen  im  Allgemeinen  dieselben  Veränderungen  wie  1.  Nur  ist  hier  die  Bacilleninfiltration, 
sowohl  der  Drüse  selbst  wie  ihrer  Kapsel  und  Umgebung,  noch  viel  reichlicher,  so  dass  nur  an  einigen 
wenigen  Stellen  die  Leukocyten  einigermassen  dichter  zu  Haufen  bei  einander  liegen,  meist  sieht  man  nur 
wenige  Leukocyten  in  dem  gleichmässig  von  Pestbacillen  durchsetzten  Gesichtsfeld  liegen.  Die  Umgebung 
allenthalben  hämorrhagisch  infiltrirt,  die  Lymphgefässe  erweitert  und  vollgepfropft  mit  Pestbacillen. 
Fibrinöse  Exsudation  ebensowenig  wie  bei  1  nachweisbar.  Dagegen  sind  zahlreiche  Capillaren  erfüllt  von 
meist  balkigen,  mit  Eosin  stark  gefärbten,  glänzenden,  thrombenähnlichen  Massen. 

4.  Schnitte  durch  eine  bohnengrosse  Lymphdrüse  der  linken  Achselhöhle  zeigen  die- 
selben Veränderungen  wie  die  unter  2  beschriebene.  Die  protoplasmareichen,  grossen  Sinuszellen  besitzen 
einen  ebenfalls  sehr  grossen,  blassgefärbten  Kern,  ihr  Protoplasma  wie  feinst  gekörnt.  Granulazellen  sehr 
zahlreich  und  gross.  Die  einzelnen  Granula  mit  polychromem  Methylenblau  röthlich-violett  gefärbt.  Der 
Befund  an  Pestbacillen  derselbe  wie  bei  2. 

5.  Auf  Schnitten,  die  durch  die  subcutane  Blutung  an  der  medianen  Seite  des 
linken  Schienbeines  geführt  sind,  sieht  man  das  Epithel  überall  mit  Blutkrusten  bedeckt,  aber  fast 
überall  erhalten;  nur  an  einer  Stelle,  ungefähr  in  der  Mitte  der  Blutung,  sieht  es  wie  zerrissen  aus,  indem  sich 
Blutmassen  aus  den  tieferen  Schichten  an  die  Oberfläche  drängen.  Die  dünneren  Spalten  zwischen  den 
Bündeln  des  zellarmen,  sclerotischen,  subcutanen  Bindegewebes  mit  Blut  erfüllt.  Ausgedehnte  hämor- 
rhagische Infiltration  findet  sich  im  subcutanen  Fettgewebe.  Gleichsam  im  Centrum  dieser  Blutung  findet 
sich  eine  grössere  Anhäufung  von  polynucleären  Leukocyten;  innerhalb  derselben  Querschnitte  von 
Gefässen  mit  vollständig  homogener  Wandung  und  homogen  aussehende  Bindegewebsbündel  und  zahllose 
gut  gefärbte,  typische  Pestbacillen  meist  länglich  ovoider  Form.  Hie  und  da  deutliche  Bildung  längerer, 
kettenartig  gegliederter  Fäden. 

6.  Ecchymosen  am  Epicard  des  linken  Herzventrikels.  Die  Blutungen  befinden  sich  im 
ziemlich  reichlich  entwickelten,  epicardialen  Fettgewebe,  näher  der  Oberfläche  des  Epicards.  Sie  umgeben 
gleichsam  ein  kleines  Centrum,  das  von  polynucleären  Leukocyten,  die  bereits  Körnchenzerfall  zeigen,  und 
von  sehr  zahlreichen  tj'pischen,  dicht  aneinander  gelagerten  Pestbacillen  gebildet  wird.  An  den  Herz- 
muskeln keine  besondere  Veränderung  im  Schnitte  constatirbar. 

7.  Der  Peritoneal-  und  Bindegewebsüberzug  des  Zwerchfells  der  linken  Seite  ist  sehr 
reichlich  von  Blutungen  durchsetzt.  Dieselben  dringen  nur  spärlich  zwischen  den  Muskelfasern  ein  und  ent- 
halten sehr  viele  polynucleäre  Leukocyten  beigemengt.  Zwischen  ihnen  zahllose  Pestbacillen.  Die  Muskel- 
fasern, besonders  in  den  den  Blutungen  angrenzenden  Partien,  zeigen  häufig  Einschnürungen,  zwischen 
welchen  sie  stark,  oft  buckelig  angeschwollen  sind.  Oder  sie  sind  mehr  gleichmässig  verbreitert,  manchmal 
wie  abgebrochen.  Vielfach  sieht  man  in  ihnen  eine  Art  Segmentirung,  indem  die  ganz  unregelmässig 
geformten  Theilstücke  sich  blässer  oder  auch  intensiver  mit  Eosin  färben.  An  allen  diesen  Fasern  ist  die 
Streifung  undeutlich  oder  gar  nicht  vorhanden.  Die  Kerne  der  Muskelfasern  vielfach  sehr  gross,  rund,  blass- 
blau gefärbt.  Ausserdem  finden  sich  im  Bereiche  der  oben  erwähnten  Blutung  ziemlich  zahlreiche 
Filariaembryonen. 

8.  Schnitte  durch  den  hämorrhagischen  Musculus  temporalis  der  linken  Seite  ergeben 
einen  im  Wesentlichen  dem  Vorstehenden  ganz  ähnlichen  Befund.  Filarien  nicht  nachweisbar. 

9.  Milz.  Die  Milzpulpa  sehr  blutreich.  Ohne  bestimmte  Anordnung  besteht  sie  zumeist  aus  rothen 
Blutkörperchen,  poljmucleären  Leukocyten  und  grossen  epithelähnlichen  Zellen  mit  grossem,  häufig 
gelapptem  Kern.  Die  Blutmassen  sind  häufig  so  zahlreich,  dass  nur  wenige  Zellkerne  bei  stärkerer  Vergrös- 
serung  im  Gesichtsfelde  zu  sehen  sind.   Pulparäume  sehr  spärlich  erhalten,   dagegen  finden  sich  sehr  zahl- 


Benlenpesl.  II.  Patliologiscli-aiuiloniischcr  Bcriclü.  387 

reiche  kleine  Herde  vain  der  Grcisse  eines  Querschnittes  eines  derartigen  Pulparaumes  oder  Capiilarrohres, 
die  ein  grob  granulirt  oder  mehr  fädig  aussehendes,  mit  Eosin  gut  gefärbtes  Centrum  besitzen.  Die  Peripherie 
wird  entweder  von  blau  gefärbten  Körnchen  gebildet  oder  von  ganz  eigenthümlich  geformten,  lang 
geschwänzten  Kernen,  die  Ähnlichkeit  mit  Spermatozoen  haben.  Ihre  schwanzartigen  Fortsätze  sind  gegen 
das  Centrum  gerichtet.  Oder  man  sieht  im  Centrum  noch  ein  kleines  Gefässlumen  ohne  Kernfärbung 
erhalten,  das  noch  einige  rothe  Blutkörperchen  enthält  und  umgeben  ist  von  grob  granulirten,  gerinselähn- 
lichen  Massen  und  den  geschwänzten  Kernen.  Wo  Capillaren  der  Länge  nach  getroffen  sind,  sieht  man 
deutlich,  dass  sie  in  derartige  Herde  übergehen:  die  Kerne  der  Endothelien  sind  meist  noch  gefärbt,  die 
Wand  verbreitert  homogen  und  das  Lumen  mit  balkigen,  mit  Eosin  gefärbten  Gerinseln  erfüllt.  Ein  solches 
Capillarrohr  endigt  im  Schnitte  gleichsam  in  einen  solchen  früher  beschriebenen  Herd.  Ausserdem  finden 
sich  grössere  Herde  (z.  B.  auf  einem  Schnitte  von  der  Grösse  20  :  24  mm  zwei),  die  aus  einem  grob  granu- 
lirten, mit  Eosin  sich  lichtroth  färbenden  Grundgewebe  ohne  Kernfärbung  bestehen,  das  von  spärlichen 
Spindelzellen  durchzogen  ist  oder  stellenweise  ein  feinmaschiges  Aussehen  besitzt  und  die  Ähnlichkeit  mit 
kleinen,  älteren,  anämischen  Infarcten  haben.  Dazwischen  finden  sich  spärlich  zerstreute,  pol3'nucieäre  Leuko- 
cyten.  Diese  Herde  erscheinen  ziemlich  gut  gegen  das  übrige  Milzgewebe  abgegrenzt.  In  den  peripheren 
und  centralen  Theilen  dieser  Herde  massig  reichliche  Filariaembryonen  auffindbar.  Dieselben  fehlen  im 
übrigen  Milzgewebe.  Die  Wand  zahlreicher,  kleiner  Arterien  verdickt,  ganz  homogen,  die  Endothelien 
erhalten,  ihre  Kerne  gut  gefärbt.  Die  Follikel  klein  und  spärlich,  die  Trabekel  dick,  ihre  Kerne  blass  gefärbt. 
Im  Übrigen  ist  die  Milz  ganz  dicht  infiltrirt  von  Pestbacillen,  die  intra-  und  extracellulär  gelagert  sind. 
Streptococcen  auf  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten  nicht  auffindbar. 

In   den   früher    beschriebenen   grösseren   Herden    liegen   auffallend  wenig  Pestbacillen,    zu   Häufchen 
angeordnet. 


Epikrise. 

Die  oberflächlich  und  üef  gelegenen  Lymphdrüsen  der  rechten  Leistengegend  zu  einem  Paquet  ver- 
einigt, das  auf  dem  Durchschnitte  theils  röthHch-gelblich  medullär,  theils  hämorrhagisch  infiltrirt  ist.  Das 
Bindegewebe  in  der  Umgebung  in  ausgedehnter  Weise  sulzig  gelblich  bis  hämorrhagisch  infiltrirt.  In  der 
Wand  der  grossen  Venen  (von  der  rechten  Vena  femoralis  in  der  Gegend  des  Bubo  angefangen  bis  hinauf 
in  die  Vena  Cava  inferior)  zahlreiche  confluirende  Blutungen.  Zweifellos  handelt  es  sich  hier  um 
den  primären  Bubo,  der  sowohl  die  oberflächlichen  wie  die  tiefen  Lymphdrüsen  der 
rechten  Leistengegend   betrifft. 

Von  den  übrigen  Lymphdrüsengruppen  zeigen  massige  Schwellung  und  Hyperämie  die  inguinalen 
der  linken  Seite  und  diejenigen  beider  Axillae,  die  hämorrhagisch  sind.  Die  retroperitonealen  Lymphdrüsen 
sind  in  diesem  Falle  nicht  besonders  verändert.  Dagegen  ist  im  Allgemeinen  der  hämorrhagische  Charakter 
stark  ausgesprochen.  Zahlreiche  Blutungen  finden  sich  im  Epicard  und  Peritoneum  und  in  der  Pleura,  in 
den  Scheiden  verschiedener  Muskeln,  wie  der  Hals  und  Gaumenmusculatur,  in  der  Schleimhaut  des  Magens, 
Jejunum,  Colon  und  der  Harnblase  und  in  der  Nierenrinde,  sehr  ausgedehnte  ferner  im  Bereiche  des 
primären  Bubo  und  von  da  im  Bindegewebe  hinaufreichend  bis  in  die  Nierengegend  und  einbrechend  in  die 
grossen  Venenstämme. 

Bacteriologisch  stellt  sich  der  Fall  als  reine  Pestinfection  dar.  Die  wenigen  Colonien  von  Strepto- 
coccus pyogenes  aus  der  Milz  sind  jedenfalls  belanglos  und  vielleicht  auf  agonale  Einwanderung 
zu  beziehen,  indem  im  Schnittpräparate  keine  solchen  zu  finden  sind.  Pestbacillen  sind  sowohl  in  den 
Lymphdrüsen  und  in  der  Milz,  sowie  innerhalb  der  Blutungen  sehr  zahlreich  nachweisbar,  in  den  Lymph- 
drüsen aus  der  Gegend  des  primären  Bubo  und  in  der  Milz  sogar  so  massenhaft,  dass  man  von  Bacillcn- 
infiltration  sprechen  kann.  In  der  Milz  finden  sich  zahlreiche  kleine  nekrotische  Herde  ganz  eigenthüm- 
licher  Form,  ausserdem  ziemlich  zahlreiche  Filariaembryonen ,  die  auch  innerhalb  der  Blutungen  des 
Zwerchfells  liegen. 

Denk.schriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    LX\'I  Bd.  51 


388  H'  Albrccht  niul  A.  Ghoii, 

Fall  31/XXIV. 

Bahlv  Ar/onii,^  ISjahriK'-'''  Hindu,  l'abriksarbeiter,  wurde  ins  Spital  am  Ifi,  März  um  4  Uhr  30  Minuten 
Naclimittai^s  aufgenommen  und  starb  am  18.  März  um  8  Uhr  10  Minuten  Nachmittags.  (Ki'ankheits- 
dauer  unbekannt.) 

Scction  am  19.  März  um  ü  Uhr  30  Minuten  (13  Stunden  post  mortem). 

Körper  163  cm  lang,  von  ziemlich  gracilem  Knochenbau,  massig  gut  entwickelter  Musculatur, 
schlecht  genährt;  Todtenstarre  geschwunden;  Todtenflecke  massig  reichlich  an  den  abhängigen  Körper- 
partien. Die  Haut  und  die  oberflächliche  Musculatur  beider  Gesichtshälften  bis  an  die  Augen,  ferner 
die  äussere  Nase  und  die  Ohrmuscheln  von  Schakalen  abgefressen. 

Hals  lang,  schlank;  in  den  Gruben  des  Halses  keine  Lymphdrüsen,  in  der  linken  Achselhöhle  eine 
circa  haselnussgrosse,  ziemlich  derbe,  isolirte  tastbar.  An  der  Streckseite  des  linken  Vorderarmes,  in  der 
Gegend  des  linken  Vorderarmgelenkes,  hauptsächlich  an  der  hinteren  Seite  und  am  linken  Handrücken 
zahlreiche  vertrocknete  Excoriationen  und  ältere  Hautnarben.  Ebenso  am  rechten  Vorderarm.  Thorax  von 
entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch,  gut  gewölbt.  Abdomen  ungefähr  im  Niveau  des  Thorax,  Bauch- 
decken schlaff.  Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches.  In  der  linken  Leistengegend  vergrösserte, 
ziemlich  derbe  Lymphdrüsen  undeutlich  palpabel,  die  sich  nach  aufwärts  über  das  Poupart'sche  Band  hin 
erstrecken.  Auch  in  der  rechten  Leistengegend  einige  vergrösserte,  harte  Lymphdrüsen  tastbar.  Über  der 
Mitte  des  rechten  Schienbeines  eine  linsengrosse,  vertrocknete,  mit  Borken  bedeckte  Excoriation,  in  der 
Umgebung  derselben  die  Haut  abschilfernd.  An  der  unteren  Extremität  keine  Ödeme,  Sohlenhaut 
dick,   rissig. 

Schädeldecken  ziemlich  fettreich,  blutarm.  Schädeldach  rundlich,  im  Längsdurchmesser  IG'/j  cm,  im 
queren  13  r»/  und  im  Umfange  48  cm  messend,  asymmetrisch,  indem  der  rechte  Scheitelbeinköcker  etwas  nach 
vorn  verschoben  erscheint.  Im  Periost  am  hinteren  Ende  der  Sagittalnaht  eine  circa  kreuzergrosse  Hämor- 
rhagie.  Nähte  erhalten,  Schädelknochen  dünn,  '/^cw  dick,  Spongiosa  erhalten,  Tabula  interna  glatt,  Furchen 
und  Gruben  ziemlich  seicht. 

Dura  mater  gut  gespannt,  blutreich,  durchscheinend.  Im  Sichelblutleiter  frisch  geronnene  Cruormassen. 
Die  inneren  Meningen  an  der  Basis  zart;  Gefässe  zartwandig,  enge.  Meningen  an  der  Convexität  stärker 
durchfeuchtet,  blutreicher,  die  Rinde  grauröthlich,  Marklager  von  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt. 
Gehirnsubstanz  sehr  weich,  Ventrikel  enge.  Stamrnganglien  normal  gebildet,  ebenso  wie  Kleinhirn,  Pons 
und  Medulla  sehr  weich,  ziemlich  blutreich. 

Der  zweite  Backenzahn  des  linken  und  rechten  Unterkiefers  fehlend,  sonst  das  Gebiss  erhalten  und 
gesund. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  dritten  Rippe,  links  am  oberen  Rande  der  vierten. 

Schilddrüse  klein,  blutreich,  gekörnt,  colloid. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Halsgefässe,  besonders  linkerseits,  vergrössert  (bis  mandelgross), 
isolirt,  ziemlich  derb,  blutroth,  ebenso  die  in  beiden  SubmaxiUargegenden;  auf  dem  Durchschnitte  blutroth, 
in  der  Rindensubstanz  leicht  gelblich  gefleckt,  succulent,  Saft  gebend. 

Schleimhaut  des  Gaumens,  des  Pharynx  und  des  Zungengrundes  düster  geröthet,  Tonsillen  und  Balg- 
foUikel  gross,  auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls  succulent,  gelblichroth.  Im  Larynx  und  der  Trachea 
schaumige  Flüssigkeit,  Schleimhaut  lebhaft  injicirt.    Ebenso  die  Pleura  mediastinalis. 

Linke  Lunge  frei,  im  Pleuraraum  wenige  Cubikcentimeter  gelblich  seröser  Flüssigkeit,  an  der  Pleura 
diaphragmatica  einige  kleine  Ecchymosen.  Pleura  visceralis  glatt,  glänzend,  Lunge  für  das  Gefühl  lufthaltig, 
flaumig.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  sie  blutreich,  aus  Bronchien  und  Lungengewebe  ergiesst  sich 
rasch  abfliessende,  schaumige  Flüssigkeit.  Rechte  Lunge  ebenfalls  ganz  frei.  An  der  Pleura  c(xstalis  und 
diaphragmatica  vereinzelte   bis  lin.sengrosse  Blutaustritte.    Sonst  ist    die    Pleura   glatt,   glänzend,    über   dem 


Vei'gl.  Krankengeschichte  II  A.,  Seite 


Benlenpest.  II.  Pathologisch-aiiaoinischer  Bericht.  389 

Unterlappen  zwetschkenblau  gefärbt,  und  zwar  über  etwas  eingesunkenen,  derberen  Stellen,  welche  auf  dem 
Durchschnitte  sehr  blutreich  sind;  Schleimhaut  der  Bronchien  des  Unterlappens  geschwollen,  geröthet,  mit 
trübem  Schleim  bedeckt,  sonst  derselbe  Befund  wie  links. 

Im  Herzbeutel  ungefähr  zwei  Esslöffel  klaren,  gelben  Serums  enthalten,  Epicard,  hauptsächlich  im 
Bereiche  des  linken  Ventrikels,  übersäet  von  bis  hanfkorngrossen  Ecchymosen.  Herz  ziemlich  gross,  beide 
\'entrikel  ziemlich  schlaff.  In  den  Herzhöhlen  frisch  geronnene  Cruormassen.  Im  linken  Vorhofe  reichliche 
Fibringerinsel,  am  Endocard  des  linken  Ventrikels  an  der  Septumseite  eine  haselnussgrosse  Ecchymose. 
Alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig;  Myocard  etwas  erbleicht,  morscher. 

Ductus  thoracicus  erscheint  etwas  erweitert,  mit  röthlicher ,  seröser  Flüssigkeit  gefüllt,  in  seiner 
Umgebung  die  Lymphdrüsen  des  hinteren  Mediastinalraumes  vergrössert,  blutroth,  am  Durchschnitte 
succulent.  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  anthracotisch,  nicht  besonders  vergrössert.  Die  vorderen  medi- 
astinalen  Lj'mphdrüsen  ebensowenig. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  vorderen  Ränder  etwas  weniger  scharf,  Oberfläche  glatt,  gelblichbraun, 
am  Durchschnitte  ziemlich  blutarm,  Läppchenzeichnug  ziemlich  deutlich,  Peripherie  der  Läppchen  fettgelb, 
morscher.  Gallenblase  gut  mit  dunkler  Galle  gefüllt,  an  der  Grenze  gegen  das  Lebergewebe  zu  ganz  ober- 
flächlich sitzende  Gruppen  von  hirsekorngrossen  Blutaustritten. 

Milz  circa  17  cm  lang,  10  cm  breit.  Kapsel  zart,  Oberfläche  glatt,  Consistenz  etwas  vermindert,  auf  dem 
Durchschnitte  gleichmässig  blutroth,  die  Pulpa  etwas  vorquellend,  leicht  ausstreifbar.  Überall  in  der  Pulpa 
foUikelähnliche,  kleine  Herde  deutlich  erkennbar,  mit  graugelbem  Centrum  und  dunkelrothem  Hof;  grobes 
Stroma  nicht  vermehrt. 

Beide  Nieren  etwas  plumper,  ihre  Consistenz  vermindert,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  am 
Durchschnitte  ziemlich  blutreich,  Rinde  deutlich  verbreitert,  grau-gelblich-röthlich  gestreift,  Pyramiden  eben- 
falls etwas  bleicher,  ihre  Grenze  gegen  die  Rinde  undeutlich.  Nierenbecken,  Ureteren  nicht  besonders  ver- 
ändert.   Harnblase  stark  mit  Harn  gefüllt,  Harn  gelblich,  etwas  trübe,  Schleimhaut  wenig  injicirt. 

Das  Peritoneum  im  Bereiche  des  linken  inneren  Schenkelringes  lebhaft  geröthet,  von 
zahlreichen  kleineren  Hämorrhagien  durchsetzt,  getrübt  und  mit  zarten,  dünnen  Fibrin- 
membranen belegt.  An  der  medialen  Seite  des  linken  Psoas  schimmern  durch  das  Peritoneum 
blaurothe  Blutaustritte  durch,  \on  unregelmässiger  Begrenzung,  circa  guldenstückgross,  die  im  Binde- 
gewebe um  den  Ileopsoas  sitzen.  Kleinere  derartige  Blutaustritte  setzen  sich  nach  oben  hin  im  Binde- 
gewebe längs  der  grossen  Gefässe  fort.    Dasselbe  erscheint  sehr  stark  sulzig,  ödematös. 

Die  beschriebenen  peritonealen  Exsudatmembranen  sind  einer  hühnereigrossen  Geschwulst  auf- 
gelagert, die  der  tiefen  inguinalen  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelringe  entspricht;  dieselbe  erscheint 
am  Durchschnitte  gelb  und  roth  lebhaft  gefleckt  und  gesprenkelt,  leicht  feinst  gekörnt,  vorquellend, 
succulent  und  reichlich  röthlich  trüben  Saft  gebend.  Besonders  die  Peripherie  ist  reichlich  hämorrhagisch, 
die  Kapsel  gelb,  gleichmässig  eiterig  infiltrirt.  Die  übrigen  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  auf  dem 
Durchschnitte  ähnlich  gesprenkelt  und  succulent.  Überall  ist  das  Bindegewebe  sehr  stark  ödematös, 
hämorrhagisch  infiltrirt.  Die  linksseitigen  Lymphoglandulae  iliacae  imd  die  lumbalen  Lj'mphdrüsengruppen 
beträchtlich  vergrössert,  die  einzelnen  bis  über  haselnussgross,  geben  auf  dem  Durchschnitte  denselben 
charakteristischen  Befund,  bei  manchen  sind  die  Hämorrhagien  spärlicher,  sie  sind  mehr  medullär, 
gelblich,  geschwollen,  vorquellend  und  saftig.  In  der  W'and  der  Vena  femoralis  und  iliaca  sinistra  zahlreiche 
confluirende,  schwarzrothe,  unregelmässige  Hämorrhagien;  kleinere,  bis  linsengrosse  sitzen  knapp  unter  der 
Intima  ganz  isolirt  in  der  Venenwand,  in  dem  das  umgebende  Bindegewebe  nur  ödematös,  nicht  hämor- 
rhagisch ist.  Ähnliche  solche  in  der  Vena  cava  vor  dem  Eintritte  der  Lebervenen.  Das  Binde- 
gewebe um  die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  hochgradig  ödematös  und  fleckig 
hämorrhagisch.  Diese  selbst  noch  in  dem  starr-sulzigen  Gewebe  isolirbar,  dunkelgrauroth,  hart,  theils  ganz 
blutroth  und  sehr  stark  succulent,  theils  markig  infiltrirt,  vorquellend  und  besonders  in  der  verbreiterten 
Rinde  gefleckt. 

51* 


390  //.  Albrcclü  iiiul  A.  Choii, 

Die  l.yniphdrüsen  in  dci'  rechten  Ini^uinalgegend  ähnlich  \'ei'ändei1,  kleinei';  das  Rindegewebe  in  ihi'ei' 
UnigebLing  wenig  (.knchleuchtel.  Die  tiefe  inguinale  l,yinphdrdsc  am  innei'en  Schenkeli'inge  gross,  sehr 
platt,  dunkeiroth,  am  Durchschnitte  gieiciimässig  tief  dimkclblutroth,  sehr  saftig. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Axillen  isolirt,  bis  haselniissgross,  diinkelblauroth,  ihre  bindegewebige 
Umgebung  wenig  sulzig.  Auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls  gleichmässig  dunkelbkitroth,  hart,  aber  reich- 
lichen blutig  serösen  Saft  gebend. 

In  beiden  Kniekehlen   nichts  Pathologisches. 

Nebennieren  und  Pankreas  normal. 

Magen  ziemlich  klein,  enthält  dünnflüssige,  gallige  Massen,  seine  stark  gelockerte  und  \-erschleimte 
Schleimhaut  übersäet  mit  isolirt  stehenden,  bis  hanfkorngrossen  Blutungen.  Dieselben  reichen  nur  bis  an 
den  Pylorusring.  Schleimhaut  des  Duodenum  gallig  imbibirt,  gelockert.  Im  ganzen  Dünndarm  gallig  gefärbte 
Chymusmassen,  Plaques  nicht  \'erändert.  Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  deutlich  sichtbar  prominent, 
etwas  (auf  Bohnengrösse)  geschwollen,  succulent.  Im  Dickdarm  reichliche  gallige,  ungeformte  Fäcalien,  in 
der  gelockerten  Schleimhaut  zahllose  punktförmige  Hämorrhagien  durch  den  ganzen  Dickdarm. 

Die  Sjmovialmembranen  beider  Kniegelenke  sehr  lebhaft  geröthet,  mit  reichlichem  klaren, 
gelblichen,  Faden  ziehenden  Schleim  bedeckt. 


Die  am  18.  März,  am  Tage  des  Todes,  vorgenommene  bacteriologische  ßlutunter- 
suchung  ergab  reichliche  Reincultur  von  Pestbacillen. 

Bacteriologischer  Befund. 

L  Das  peritoneale  Exsudat  über  der  tiefen  inguinalen  Lymphdrüse  am  inneren  .Schenkel- 
ringe linkerseits  (nicht  völlig  steril  entnommen)  zeigt  neben  vereinzelten,  typisch  geformten  Pestbacillen 
ebenfalls  spärlich  sich  mit  alkalischem  Methylenblau  intensiver  färbende,  schlanke  Bacillen. 

In  den  Culturen  finden  sich  wenig  zahlreich  Colonien  des  Pestbacillu.s,  reichlicher  Colonien  des  Pyo- 
cyaneus.  In  den  Deckglaspräparaten  von  den  Pestcolonien  (Glycerinagar,  48  Stunden  alt)  finden  sich  neben 
den  typischen  Formen  ziemlich  zahlreich  längere  Fäden,  oft  gewunden  und  ungleich  dick. 

2.  In  Präparaten  von  der  Milz  finden  sich  ausschliesslich  Pestbacillen  in  sehr  reichlicher  Menge, 
meist  einzeln  liegend,  vorwiegend  in  ovoiden  und  runden  Formen,  seltener  in  Stäbchenform ;  neben  den  gut 
und  bipolar  gefärbten  typischen  Formen  finden  sich  reichlich  schwach  gefärbte,  rundliche,  ringförmige  und 
bläschenartige,  grössere  Formen. 

Die  Aussaat  zeigt  eine  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

3.  Die  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelring  linkerseits  zeigt  mikroskopisch 
weniger  reichlich  Pestbacillen  als  die  Milz;  neben  rundlichen,  ovoiden  und  stäbchenförmigen,  gut  und 
bipolar  gefärbten  Formen  finden  sich  noch  zahlreicher  als  in  der  iMilz  schwach  gefärbte,  rundliche  Formen 
in  allen  Übergängen  bis  zu  grossen,  schattenhaften  Gebilden. 

In  den  Culturen  reichlich  Pestcolonien  und  eine  Colonie  von  Bacterium  cc.ili, 

4.  Culturen  aus  der  Synovialflüssigkeit  vom  rechten  Kniegelenke  bleiben  steril. 

Histologischer  Befund. 

1.  Tiefe  inguinale  Lymphdrüse  von  links.  Das  die  Lymphdrüse  umgebende  Binde-  und  Fett- 
gewebe in  weitem  Umkreise  durchsetzt  und  auseinandergedrängt  von  feinst  granulirt  oder  feinfädig  aus- 
sehenden Massen,  denen  sehr  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  beigemengt  sind,  die  stellenweise  das 
Gewebe  dicht  infiltriren.  Daneben  finden  sich  ausgedehnte  Hämorrhagien.  Die  Bindegewebsbündel  vielfach 
in  homogene  Balken  ohne  Kernfärbung  umgewandelt. 

Sehr  zahlreiche  Lymphgefässe  sind  stark  erweitert,  mit  polynucleären  Leukocyten  und  denselben 
geronnenen  Massen  vollgefüllt,   die  das  Gewebe  durchsetzen.    Ihre   Wand  glänzend  homogen,   ebenso   die 


Bcuhitpcst.  II.  Pathologisdi-üiiatomischer  Bericht.  391 

vieler  kleiner  und  grösserer,  mit  Blut  prall  gefüllter  Blutgefässe,  in  deren  Umgebung  sich  zahlreiche  poly- 
nucleäre  Leukocyten  finden.  In  den  Ner\-enscheiden  häufig  Blutaustritte,  die  die  Nerven  sehr  stark  ab- 
platten. Die  Lymphdrüse  selbst  fast  vollständig  von  einem  homogen  glänzenden,  schmalen  Streifen,  dem 
innersten  Antheile  der  hbrüsen  Kapsel  entsprechend,  eingesäumt. 

Vom  Parench\-m  der  auf  dem  Schnitte  fast  wallnussgrossen  L>'mphdrüse  nichts  mehr  erhalten,  indem 
sich  nur  regellos  untereinandergemengt  enorme,  zusammenhängende  Bacterienmassen  und^  ausgedehnte 
Blutungen  finden;  zwischen  denselben  Anhäufungen  von  polynucleären  Leukocyten  oder  homogenwandige 
Gefässe,  die  oft  in  breiter  Schichte  von  Blutungen  umgeben  sind.  Die  Leukocyten  zeigen  stellenweise  feinen, 
körnigen  Zerfall  der  Kerne.  Die  Bacterienmassen  bestehen  nur  aus  Pestbacillen,  die  dichtgedrängt,  rasen- 
bildend, aneinander  liegen.  Sie  haben  vorwiegend  die  runde  Form,  doch  sind  die  einzelnen  verschieden 
gross  und  verschieden  stark,  oft  sehr  blass  mit  Methylenblau  gefärbt.  Sie  finden  sich  nicht  nur  im  Bereiche 
des  Lymphdrüsenparenchyms,  hier  am  reichlichsten,  sondern  auch  in  den  Blut-  und  Lymphgefässen  und  in 
dem  von  Ödem  auseinandergeworfenen  Bindegewebe,  das  die  Lymphdrüse  einschliesst. 

2.  Eine  über  bohnengrosse  Lymphdrüse,  die  retroperitoneal  zur  Seite  der  grossen  Gefässe 
gelegen  ist,  zeigt  im  Allgemeinen  dieselben  Veränderungen  wie  die  vorstehende.  Nur  fällt  in  Allem  der 
viel  geringere  Grad  der  Veränderungen  in  der  Lymphdrüsenkapsel  und  ihrer  Umgebung  auf.  Auch  hier  ist 
das  Lymphdrüsenparenchym  vollständig  substituirt  durch  Pestbacillenrasen  imd  Blutungen. 

Bei  einer  zweiten,  ebenso  grossen,  retroperitonealen  Lymphdrüse  fehlen  die  Ver- 
änderungen in  dem  pericapsulären  Bindegewebe  vollständig,  nur  einzelne  mit  Pest- 
bacillen und  Leukocyten  vollgefüllte  Lymphge fasse  finden  sich.  Dagegen  sind  sämmtliche 
Lymphsinus  wie  injicirt  mit  Bacillen,  und  zwar  findet  sich  dabei  sehr  wenig  zellige  Beimengung  poly- 
nucleärer  Leukocyten  und  spärliche,  ganz  isolirte,  protoplasmareiche  Zellen  mit  sehr  blass  gefärbten 
Kernen.  Mit  der  Immersion  sieht  man  in  beiden  Lymphdrüsen  ausschliesslich  Pestbacillen,  von  der  runden 
coccenähnlichen  Form  in  colossaler  Menge.  Sie  haben  meist  ein  bläschenähnliches  Aussehen,  häufig 
ziemlich  deutliche  Kingform,  indem  sich  ihre  Peripherie  etwas  stärker  färbt.  Sie  finden  sich  in  der 
zuletzt  beschriebenen  hauptsächlich  in  den  Sinus,  sehr  spärlich  in  den  angrenzenden  Partien  des  adenoiden 
Gewebes. 

3.  Schnitte  durch  eine  mandelgrosse  Lymphdrüse  vom  rechten  inneren  Schenkelringe 
zeigen  Erweiterung  und  starke  Blutlüllung  der  Gefässe  der  Kapsel  und  ihrer  Umgehung.  Die  Lymphdrüse 
ist  in  ihrem  Bau  \-ollständig  erhalten.  Die  Rindenfollikel  nicht  vergrössert,  dagegen  sind  die  Keimcentra 
gross,  das  Reticulum  ihrer  Zellen  sehr  deutlich,  die  Sinus  breiter  als  die  Markstrahlen,  als  lichte,  zum  Theile 
mit  Blut  gefüllte  Bahnen  sehr  gut  vom  adenoiden  Gewebe  abgrenzbar.  Sie  bestehen  aus  grossen,  proto- 
plasmareichen Zellen,  zwischen  denen  sich  homogene,  mit  Eosin  lichtrosa  gefärbte  Gerinsel  oder  oft  sehr 
zahlreiche  rothe  Blutkörperchen  und  spärliche  Leukocyten  finden. 

Am  ganzen  Schnitte  starke  Erweiterung  und  F"üllung  der  kleinen  Blutgefässe,  besonders  der  Capillaren 
und  vereinzelte  Blutungen,  die  auch  in  die  Follikel  hineinreichen. 

Sowohl  in  den  Blutungen  wie  auch  in  den  erweiterten  Gefässen  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Pest- 
bacillen vorhanden,  die  bald  rund,  bald  ovoid  sind.  Vereinzelt  findet  man  sie  auch  in  kleinen  Häufchen 
innerhalb  der  Sinus,  häufig  intracellulär  gelagert. 

4.  Ganz  ähnlichen  Befund  ergeben  zwei  erbsengrosse  oberflächliche  Lymphdrüsen  aus 
der  rechten  Ingui nalgegend.  Blutungen  fehlen  hier.  Die  Bindegewebskapsel  aus  schön  welligem 
Bindegewebe  in  wesentlich  verdickter  Lage  bestehend,  auch  die  Adventitia  kleiner  Arterien  verdickt.  \m 
adenoiden  Gewebe  zahlreiche  Hämatoidinkörnchen  enthaltende  Zellen.  In  allen  Capillaren  und  Blutgefässen 
auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  oft  sehr  zahlreiche  Pestbacillen,  die  häufig  in  Diplobacillenform 
liegen,  seltener  die  runde  Form  besitzen. 

5.  Desgleichen  zeigt  eine  Lymphdrüse  aus  der  linken  .\\illa  im  .Mlgemeinen  denselben  mikro- 
skopischen Befund  wie  3:   Enorme  Hyperämie    und  aulTallend   starke   Erweiterung   der  scharf  begrenzten 


392  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

Sinus.    Besonders  präi^naiit  erseheint  die  Sehvveliiing  der  Siniiszellen  und  die  blasse  Färbbarkeil    ihrer   sehr 
grossen  Kerne,    hi  den  Sinus  ist  stellenweise  sehr  \iel  Blut  enthalten. 

6.  Eine  noeh  stärkere  und  fast  allLj;emeine  hämorrhagische  Inliltratioii  der  Sinus  zeigen  zwei 
untersuchte  Lymphdrüsen  von  der  Seite  der  linken  grossen  Halsgefässe.  Die  Follikel 
und  Markstrahlen  auffallend  klein  oder  schmal,  wie  comprimirt  durch  die  Erweiterung  der  Sinus.  Kapsel 
und  umgebendes  Bindegewebe  hyperämisch,  sonst  nicht  verändert. 

in  den  Blutgefässen  zahlreiche  tj'pische  Pestbacillen,  ebenso  linden  sich  reichliche  in  den  .Sinus,  beson- 
ders, wo  viel  Blut  ausgetreten  ist.  Ausserdem  hier  aber  auch  Häufchen  von  Coccen,  die  mitunter  zu  langen 
Ketten  angeordnet  und  manchmal  etwas  lanzettförmig  gestaltet  sind. 

7.  Tonsille  von  links.  Dieselbe  zeigt  ebenso  wie  die  Lymphdrüsen  starke,  gleichmässig  verbreitete 
Hyperämie. 

Die  Keimcentren  sehr  gross,  enthalten  viele  polynucleäre  Leukocyten.  Das  Epithel  übei'all  erhalten. 
Innerhalb  der  Epitheleinsenkungen  zahlreiche  Bacterienhaufen.  Das  Plattenepithel  hier  vielfach  zu  Grunde 
gegangen.  Die  Blutgefässe  der  benachbarten  Gaumenschleimhaut  stark  mit  Blut  gefüllt.  Die  Drüsen- 
schläuche mit  Schleim  gefüllt,  desgleichen  die  erweiterten  Ausführungsgänge.  Auch  hier  finden  sich  inner- 
halb der  Blutgefässe  zahlreiche  Pestbacillen.  Die  Bacterienmassen  innerhalb  der  Epitheleinsenkungen  stellen 
ein  Gemisch  von  Bacillen  und  Coccen  vor. 

8.  Schnitte  durch  zwei  kleinbohnengrosse  Lymphdrüsen  aus  dem  hinteren  Mediastinum 
zeigen  im  umgebenden  Binde-  und  Fettgewebe  sowie  in  der  fibrösen  Kapsel  der  Lymphdrüsen  reichliche 
Hämorrhagien.  Die  Drüsen  selbst  von  ausserordentlich  reichlichen  Pestbacillenmassen  inflltrirt,  so  dass  nur  in 
einem  ganz  kleinen  Bezirke  die  Structur  erhalten  ist,  im  Übrigen  finden  sich  zwischen  den  zusammen- 
hängenden Bacillenmassen  isolirte,  mit  Blut  vollgefüllte  Blutgefässe  und  kleine  Reste  von  Follikeln.  Der 
zugleich  auf  den  Schnitten  getroffene  Ductus  thoracicus  ist  leer   (offenbar  bei  der  Präparation  ausgeflossen). 

Mit  starker  Vergrösserung  finden  sich  nur  Pestbacillen  in  enormer  Menge  und  von  meist  rundlicher, 
bläschenähnlicher  Form,  sowohl  in  den  Lymphdrüsen,  wie  im  Blute  der  Gefässe. 

9.  Schnitte  durch  die  Vena  ca\'a  (nahe  der  Leber)  zeigen  zahlreiche  kleinere  und  ausgedehntere 
Blutungen  in  der  Adventitia  sowohl,  als  auch  in  der  Media  und  Intima  bis  unter  das  Endothel  reichend. 
Dieses  vielfach  verloren  gegangen,    hinerhalb  der  Blutungen  vereinzelte  Häufchen  typischer  Pestbacillen. 

10.  Milz.  Die  P'ollikel  von  entsprechender  Grösse.  Die  Pulpa  besteht  aus  regellos  untereinander 
geworfenen  Blut-  und  Zellmassen,  und  zwar  sind  es  vor  Allem  polynucleäre  Leukocyten,  die  die  ganze 
Milz  in  sehr  grosser  Anzahl  durchsetzen;  ferner  zahlreiche  grosse  Pulpazellen,  die  ohne  bestimmte  Anord- 
nung in  den  Blutmassen  liegen,  indem  von  den  Pulparäumen  nichts  mehr  zu  erkennen  ist.  Sie  besitzen 
einen  grossen,  rundlich-ovalen,  sehr  blass  gefärbten  Kern  oder  einen  gelappten  Kern.  Massig  zahlreich 
finden  sich  kleine  Herde,  deren  Centrum  aus  granulirten  oder  scholligen,  mit  Eosin  roth  gefärbten  Massen 
besteht,  das  noch  den  Längs-  oder  Querschnitt  eines  kleinen  Gefässes  erkennen  lässt  und  umgeben  ist  von 
kernlosen,  schattenhaften  Zellleihern  oder  von  zahlreichen  langgeschvvänzten,  stark  gefärbten  Kernen. 

Die  Milz  überall  übersäet  von  zahllosen  oft  ganz  dicht  aneinander  gedrängten  Pestbacillen,  die  extra- 
und  intracellulär  gelagert  sind,  und  die  rundliche,  oft  ganz  bläschenähnliche  oder  die  stäbchenähnliche, 
ovoide  Form  besitzen.  Auch  deutlich  bipolare  Färbung  und  Diplobacillenanordnung  findet  sich.  Keine 
Streptococcen. 

IL  Niere.  Die  Epithelien  wie  angeschwollen,  von  unregelmässiger  Form,  das  Protoplasma  fein  granulirt, 
der  Kern  gross  und  blass.  Die  Glomeruli  blutüberfüllt.  In  einzelnen  Harnkanälchen  Haufen  von  verschieden 
grossen,  dunkelblauviolett  gefärbten  Kugeln  verschiedener  Grösse.  Sonst  keine  pathologischen  Verände- 
rungen,   hl  allen  CapiUaren  und  Blutgefässen,  auch  in  den  Schlingen    der  Glomeruli,  zahlreiche  Pestbacillen. 

12.  Die  Synovialzotten  des  linken  Kniegelenkes  hyperämisch,  ihre  obersten  platten  Zellenlagen 
erhalten,  auch  die  Gefässe  des  Binde-  und  Fettgewebes  der  Synovia  sind  überfüllt,  hi  allen  CapiUaren  und 
Blutgefässen  manchmal  sogar  zahlreiche  Pestbacillen  nachweisbar,  jedoch  keine  solchen  in  den  Schichten 
der  obersten  rundlichen  oder  platten  Zellenlagen,  ebenso  nicht  im  Bindegewebe  der  Gelenkshaut. 


Beulenpest.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  393 

Epikrise. 

Der  in  der  linken  Leistengegend  sitzende  primäre  Bubo  betrifft  die  Gruppe  der  tiefen  inguinalen 
Lymphdrüsen,  hauptsächlich  jene,  die  am  inneren  Schenkelringe  gelagert  ist.  Von  da  aus  zieht  zur  Seite  der 
grossen  Bauchgefässe  eine  Kette  retroperitonealer  Lymphdrüsen  nach  aufwärts,  die  ebenfalls  schwer  ver- 
ändert sind. 

Über  der  früher  erwähnten  stark  in  den  Peritonealraum  vorgebauchten  Lymphdrüse  ist  es  zur 
umschriebenen  fibrinösen  Peritonitis,  die  direct  von  der  Lymphdrüse  aus  weiter  geleitet  und  durch 
den  Pestbacillus  erregt  ist,  gekommen.  In  geringem  Grade  sind  die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen 
derselben  Seite  betroffen. 

Ausserdem  zeigen  fast  sämmtliche  anderen  Lymphdrüsen  Hyperämie  und  bald  mehr,  bald  weniger 
ausgesprochene  markige  Schwellung.  Sie  sind  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  inficirt,  indem  sich  in  allen 
Capillaren  und  Blutgefässen  der  untersuchten  Organe  reichliche  Pestbacillen  \-orfinden. 

Der  Befund  \-on  Streptococcen  in  den  L3'mphdrüsen  am  Halse  ist  auf  eine  Secundärinfection  zu 
beziehen,  die  höchst  wahrscheinlich  von  den  Tonsillen  aus  erfolgt  und  local  geblieben  ist.  hi  der  Milz 
ziemlich  zahlreiche  Herde  charakteristischer  Form,  erzeugt  durch  Nekrose  von  Capillaren,  mit  Coagulation 
derselben  und  ihrer  Umgebung  und  eigenartigem  Körnchenzerfall  der  umgebenden  Zellen.  Blutungen  finden 
sich  im  Periost  des  Schädeldaches,  in  der  Pleura  und  im  Epicard,  in  der  Wand  der  Gallenblase  und  in  der 
Schleimhaut  des  Magens  und  Dickdarmes. 

Die  Form  der  Pestbacillen  in  den  Schnittpräparaten  ist  vorwiegend  die  rundliche,  coccenähnliche.  Nur 
wo  sie  spärlicher  (weniger  dicht  gedrängt  und  nicht  Rasen  bildend)  liegen,  besitzen  sie  die  ovoide  Stäbchen- 
forni  als  Diplobacillen,  häufig  mit  bipolarer  stärkerer  Färbung. 

Culturell  re.sultiren  Reinculturen  von  Pestbacillen  aus  der  Milz  und  dem  primären  Bubo.  Den  wenig- 
reichlichen  Colonien  von  Pestbacillen  auf  den  Platten  aus  dem  peritonealen  Exsudate  sind  spärlich  Colonien 
von  Pyocyaneus  beigemengt,  die  jedenfalls  Verunreinigungen  darstellen,  da  einerseits  das  Exsudat  nicht 
einwandsfrei  entnommen  wurde,  andererseits  sich  nirgends  ein  Grund  für  ihre  Anwesenheit  finden  lässt. 


Fall  32/XXVII. 

Badhill,  40jähriger  Hindu,  Wäscher,  ins  Spital  aufgenommen  am  20.  März  um  10  Uhr  30  Minuten  \'or- 
mittags,  am  111.  Krankheitstage,  gestorben  am  2L  März  um  7  Uhr  50  .Minuten,  am  I\'.  Krankheitstage. 

Die  Section  wurde  am  22.  März  um  9  Uhr  30  Minuten  \'ormittags,  ungefähr  14  Stunden  post  mortem 
vorgenommen. 

Körper  169  cm  lang,  von  kräftigem  Knochenbau,  ziemlich  gut  entwickelter  Musculatur,  mager 
Todtentlecke  undeutlich  wahrnehmbar.  Todtenstarre  vorhanden.  Gesicht  verfallen,  Hornhäute  getrübt 
Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich  weit.  Conjunctivae  etwas  injicirt,  Mundschleimhaut  pigmentirt,, 
fast  blutleer,  Zähne  anscheinend  gesund.  Halz  kurz,  kräftig,  in  seinen  Gruben  keine  Drüsen  tastbar,  auch 
nicht  in  der  Achselhöhle.  Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch,  gut  gewölbt,  in  seiner 
unteren  Apertur  etwas  ausgeweitet.  Abdomen  im  Niveau  des  Thorax;  Bauchdecken  gespannt.  In  beiden 
Leistengegenden  und  zwar  am  Poupart'schen  Bande,  besonders  rechterseits,  Paquete  von  harten,  nicht  ganz 
scharf  abgrenzbaren,  länglichen,  bohnengrossen  Lymphdrüsen  tastbar.  Die  Haut  über  denselben  nicht 
besonders  verändert,  in  der  rechten  Schenkelgrube  eine  circa  4  cm  lange,  längliche,  harte  Lymphdrüse 
tastbar. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches.  In  beiden  Kniekehlen  nichts  palpabel.  An  der  oberen  und 
unteren  Extremität  ausser  älteren  Narben  nichts  Pathologisches. 

Weiche  Schädeldecken  massig  blut-  und  fettreich.  Über  dem  linken  Scheitelbein  findet  sich  in  denselben 
ein  unregelmässig  begrenzter,  frischer  Blutaustritt. 


394  H.  Alhrecht  und  A.  Glioii. 

Scliädeldach  länglich-o\'al,  symmetrisch,  im  Län.usdurchmesser  I<S' 2  ''"'.  mi  queren  \2'/.^  cm  und  m 
der  Peripherie  53  cm  messend,  im  AllKemeinen  dünn,  kaum  '/^  cm  dick,  'l'abuia  extei'na  und  interna  nirgends 
verdickt,  Spontiiosa  blutreich,  fast  überall  erhalten,  ebenso  die  Nähte;  Innenfläche  der  Tabula  interna  glatt, 
(iruben  und  Furchen  seicht. 

Im  .'sichelblutleiter  reichliche  llockige  Cruormassen.  Dui\'i  mater  gut  gespannt,  durchscheinend,  ziemlich 
blutreich,  glatt,  glänzend.  Leptomeningen  an  der  Basis  zart,  wenig  blutreich,  Gefässe  zartwandig,  Meningen 
an  der  Convexität  stärker  dLirchfeuchtet,  die  Venen  stmtzend  mit  Pjjut  gefüllt,  geschlängelt.  Rinde  grau- 
gelblich, gleichmässig  schmal,  Marklager  von  ziemlich  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt.  Ventrikel  enge, 
Gehirnsubstanz  etwas  weicher,  .Stammganglien  normal  gebildet;  diese,  sowie  Kleinhirn,  Pens  und  MeduUa 
ziemlich  blutleer;  Meningen  an  der  Convexität  der  MeduUa  leicht  pigmentirt. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  dritten  Rippe,  links  etwas  höher. 

Schilddrüse  klein,  am  Durchschnitte  colloid,  fein  gekörnt,  wenig  blutreich. 

Die  Lymphdrüsen  beiderseits  längs  der  grossen  Halsgefässe  etwas  vergrössert,  röthlichgrau.  .Auf  dem 
Durchschnitte  ebenso  gefärbt,  wenig  succulent. 

Schleimhaut  des  Gaumens  und  Pharynx  trüb  geröthet.  Beide  Tonsillen  etwas  vergrössert,  auf  dem 
Durchschnitte  saftig,  grauröthlich.  Alle  Balgfollikel  am  Zungengrunde  klein.  Schleimhaut  des  Larynx  und 
der  Trachea  röthlich-gelblich,  mit  reichlichen  Schleimtrr)pfchen  übersäet. 

Im  linken  Pleuraräume  kein  pathologischer  Erguss,  an  der  Pleura  diaphragmatica  einige  Ecchymosen. 
Ebensolche  an  der  Pleura  des  Unterlappens.  Diese  sonst  überall  glatt,  glänzend.  Die  linke  Lunge  fühlt  sich 
flaumig  an,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  vollständig  lufthaltig,  wenig  ödematös.  Rechte  Pleurahöhle 
ebenfalls  fast  leer,  in  der  Pleura  des  Unterlappens  reichliche  Ecchymosen,  sonst  ist  diese  überall  glatt, 
glänzend,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutreich,  Oberlappen  mehr  ridemat(")S,  vollständig  lufthaltig. 

Die  pericardiale  Flüssigkeit  etwas  vermehrt,  an  der  Innenfläche  des  sehr  zarten  Pericards  ganz  kleine, 
spritzerartige  Blutaustritte;  reichliche  grössere,  zum  Theile  confluirende,  am  Epicard  über  der  unteren  Hohl- 
vene und  den  Lungenvenen;  dasselbe  fettarm.  Herz  ziemlich  schlaff  und  klein.  Im  rechten  und  linken 
Ventrikel  Fibringerinsel  und  ziemlich  reichliche  Cruormassen.  Beide  Ventrikel  etwas  schlaffer,  alle  Klappen- 
apparate sehr  zart  und  schlussfähig,  Myocard  braun-gelblich. 

Ductus  thoracicus  etwas  erweitert. 

Leber  vergrössert,  Consistenz  etwas  verringert,  Oberfläche  glatt,  auf  dem  Durchschnitte  graubraun, 
Läppchenzeichnung  etwas  weniger  deutlich,  blutreich,  Gallenblase  gut  mit  dunkler  Galle  gefüllt. 

Milz  vergrössert,  14  cm  lang,  1 1  cm  breit,  ziemlich  flach,  Kapsel  leicht  getrübt,  auf  dem  Durchschnitte 
gleichmässig  dunkelblutrothe,  einzelne  mehr  schwarzrothe,  nicht  ganz  scharf  abgegrenzte  Herde  zeigend. 
Pulpa  vorquellend,  nur  etwas  abstreifbar,  wie  chagrinirt,  grobes  Stroma  vermehrt,  von  den  Follikeln  nichts 
zu  sehen. 

Nebennieren  klein. 

Nieren  vergrössert  und  plump.  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  graugelblich,  morsch.  Rinde 
etwas  vorquellend,  röthlich  gestreift,  Pyramiden  in  ihrer  Peripherie  etwas  gefasert,  aber  ziemlich  scharf  \'on 
der  Rinde  abgesetzt.  Das  Gewebe  morsch.    Nierenbecken  unverändert. 

Harnblase  massig  mit  Harn  gefüllt,   in  derselben  etwas  trüber,  gelber   Urin,   Schleimhaut  blassgelblich. 

Die  oberflächlichen  und  tiefen  Lymphdrüsen  der  rechten  Inguinalgegend  etwas  ver- 
grössert, hart,  isolirt,  auf  dem  Durchschnitte  nicht  succulent,  nicht  weiter  verändert. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  rechten  AxiUa  in  derselben  Weise  leicht  vergrössert,  bis  bohnengross,  die  der 
linken  Axilla  ebenso  gross,  isolirt,  blutreicher  und  consistenter. 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  links,  gerade  über  der  Schenkelgrube,  in  hämor- 
rhagisch infiltrirtes,  sulzig-ödematöses  Bindegewebe  gehüllt,  sie  selbst  ebenfalls  schwarzroth,  hämorrhagisch, 
aber  nicht  über  erbsengross.  Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  am  Poupart'schen  Bande  mehr  an 
der  Aussenseite  etwas  vergrössert,  ziemlich  derb,  auf  dem  Durchschnitte  gelblich,  nicht  weiter  verändert.  Die 
tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  an  der  medialen  Seite  der  linken  Vena  femoralis   hinter  dem  Poupart'schen 


Btii/Liijhs/  IL  l'ülholoi^isch-aualoiuisclic)-  Bericht.  395 

Bande  zu  einem  taubeneigrossen  Puquet  v'crcinigt,  ziemlich  derb.  Auf  dem  Durchschnitte  scheint  das  Paquet 
aus  zwei  grösseren  und  einer  kleineren  Drüse  zu  bestehen;  ihr  Parenchym  quillt  vor,  erscheint  ganz  unregel- 
mässig, röthlich-gelblich  gefleckt,  in  der  Rinde  fast  fein  granulirt,  sehr  reichlichen  trüben,  serösen  Saft 
gebend,  an  manchen  Stellen  lleckig  hämorrlnagisch.  Jn  der  Wand  der  Vena  femoralis  reichliche  circumscriptc 
Blutimgen.  Die  dem  horizontalen  Sctiambeinaste  angelagerte  Drüse  beträchtlich  vergrössert,  weicher,  reich- 
lichen, milchig-bröckeligen  Saft  gebend,  ebenfalls  eigenthümlich  gesprenkelt.  Die  Lymphoglandulae  iliacae 
derselben  vSeite  kaum  etwas  geschwollen,  die  lumbalen  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Gefässe  haupt- 
sächlich linkerseits  beträchtlich  vergrössert,  bis  bohnengross,  zu  einem  taubeneigrossen  Paquet  vereinigt, 
das  sie  einhüllende  Bindegewebe  sulzig-ikiematös,  die  Drüsen  auf  dem  Durchschnitte  dunkelgrauroth 
gefärbt,  vorquellend,  reichlichen  Saft  gebend   und  stellenweise   an    der  Peripherie  wie  granulirt  aussehend. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  nicht  vergrössert. 

Im  Magen  spärliche  flüssige,  kaffeesatzähnlich  gefärbte  I\hissen.  Schleimhaut  dünn,  längs  der  grossen 
Curvatur  in  Falten  gelegt,  übersäet  von  zahllosen  bis  punktgrossen,  isolirt  stehenden  Ecchymosen.  Schleim- 
haut des  Duodenum  mit  reichlichem  Schleim  bedeckt,  sonst  nicht  verändert.  Im  lleum  reichliche  gallig 
gefärbte  Chymusmassen.  Schleimhaut  und  Plaques  nicht  besonders  verändert;  ebenso  im  Jejunum.  Im 
Dickdarm  gallige,  schleimige,  ungeformte  Fäcalien;  Schleimhaut  etwas  gelockert.  Keine  Blutungen. 


Die  am  20.  IMärz,  am  111.  Krankheitstage,  vorgenommene  bacteriologische  Blutunter- 
suchung ergab  eine  verunreinigende  Colonie,  aber  keine  Pestcolonien.  Am  nächsten 
Tage  Vormittags  (d.  i.  am  IV^  Krankheits-,  dem  Todestage)  wiederholt,  ergab  die  Blut- 
untersuchung eine  Reincultur  von  vier  Pestcolonien. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  Die  M  il  z  zeigt  mikroskopisch  spärlich  Pestbacillen,  meist  einzeln  liegend,  oft  in  etwas  plumpen 
Formen. 

Die  Aussaat  enthält  eine  ziemlich  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

2.  Aussaaten  vom  Harn  ergeben  keine  Pestcolonien,  wohl  aber  einige  Colonien  einer  Staphylococcen- 
art  und  eines  diphtherieähnlichen  Bacillus. 

3.  Aussaaten  von  der  Galle  zeigen  reichlich  Colonien  von  Bacterium  coli;  keine  Pestcolonien. 

4.  Deckglaspräparate  von  einer  tiefen  inguinalen  Lymphdrüse  der  linken  Seite  zeigen 
reichlich  Pestbacillen,  vorwiegend  in  rundlichen,  spärlicher  in  ovoiden,  noch  spärlicher  in  Stäbchenformen, 
meist  einzeln  liegend. 

Neben  gut  und  bipolar  gefärbten  Exemplaren  finden  sich  reichlich  schwach  tingirte,   rundliche,  sowie  ■ 
Ringformen  und  grössere  rundliche  oder  stäbchenartige,  wie  gebläht  aussehende  Gebilde. 
Aussaaten  zeigen  eine  reichliche  Reincultur  von  Pestcolonien. 

Histologischer  Befund. 

L  Flache,  etwa  Olivengrosse  Lymphdrüse  aus  der  Gruppe  der  tiefen  inguinalen  von 
links.  Das  die  Lymphdrüse  einhüllende  Binde-  und  Fettgewebe  ist  an  vielen  Stellen  von  massenhaften 
polj'nucleären  Leukocyten  und  Bactericnmassen  infiltrirt,  auch  erweiterte  und  mit  denselben  ganz  ange- 
füllte Lymphgefässe  finden  sich  hier.  P'ast  nirgends  ist  die  Bindegewebskapsel  der  Lymphdrüsen  voll- 
ständig abgrenzbar,  vielfach  kann  man  nur  mehr  einzelne,  durch  Infiltrate  auseinander  gedrängte  Binde- 
gewebsbündel  erkennen,  die  mit  mächtig  erweiterten,  von  Ödemflüssigkeit,  Leukocyten  und  Bacterienmassen 
erfüllten  Gefässen  zusammenhängen. 

Im  Bereiche  der  Lymphdrüse  selbst  die  gewöhnliche  Structur  derselben  nur  ganz  undeutlich 
erkennbar,   indem  Alles  \'on  polynucleären  Leukocyten  und  Bacterien  überschwemmt  ist.  Nur  stellenweise 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.   LXVI.  Bd.  52 


390  //.  Alhrcchl  und  A.  (ilioii, 

markircn  dichte  Kusen  von  Hactcrien  den  Verhuir  der  Sinus,  bcsundcrs  der  Kandsinus.  An  diesen  Stellen 
ist  das  Gewebe  zu  Grunde  gegangen,  man  findet  melir  weniger  reichlichen  Körnchenzerfall,  namentlich  um 
Gefässe,  die  das  charakteristische  Netzwerk  der  stark  roth  gefärbten  Balken,  entweder  ebenfalls  homogen 
ihrer  Wand  angelagert  oder  ihr  Lumen  erfüllend  oder  sie  in  Vovm  zarterer  Netze  umgebend,  aufweisen. 
Dazwischen  kleinere  Hämorrhagien.  Nirgends  ausgedehnterer  Gewebszerfall. 

Die  genannten  Bacterienmassen  bestehen  aus  vorwiegend  sehr  blass  gefärbten  Pestbacillen,  die  rund- 
liche Formen  zeigen,  und  zwar  von  sehr  verschiedener  Grösse.  Manche  haben  bläschenähnliches  Aussehen. 
An  anderen  Stellen  sind  sie  typische  Diplobacillen.  Oft  liegen  sie  intracellulär,  eingeschlossen  in  grosse, 
runde  Zellen,  deren  Kern  zur  Seite  gedrängt  ist  und  die  den  Sinuszellen  entsprechen. 

2.  Schnitte  durch  eine  über  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  einem  Paquet  retroperi- 
tonealer  (lumbaler)  Lymphdrüsen  zeigen  das  umgebende  Gewebe  und  die  Kapsel  von  einer  sehr  bac- 
terienreichen,  liomogen  geronnenen  Ödemflüssigkeit  durchsetzt.  Selten  fmden  sich  kleinere  Blutungen,  zahl- 
reiche Blutgefässe  sind  mächtig  erweitert.  Auch  mit  Leukocyten  und  Bacterienhaufen  vollgefüllte  Lymph- 
gefässe  liegen  an  der  Peripherie  der  Drüse.  Im  Übrigen  ist  die  auffallendste  Veränderung  die  Erweiterung  der 
Sinus,  welche  ausser  zahlreichen  Leukocyten  und  rothen  Blutkörperchen  wie  gebläht  aussehende  Sinus- 
zellen enthalten,  deren  Protoplasma  kleinste  Fetttröpfchen  enthält  oder  unregelmässig  granulirt  ist.  Die 
zahlreichen  Capillaren  der  Sinus  mit  Blut  vollgefüllt. 

Pestbacillen  finden  sich  nach  Methylenblaufärbung  im  Lymphdrüsengewebe  selbst  massig  reichlich, 
und  zwar  in  den  Sinus,  besonders  in  den  Randsinus.  Sie  liegen  vorwiegend  in  kleinen  Häufchen  zu 
wenigen  beisammen  und  sehr  häufig  intracellulär  in  den  geblähten  Sinuszellen.  Sehr  reichlich  liegen  sie 
im  periglandulären  Gewebe  und  innerhalb  der  I^ymphgefässe.  Auch  im  Blute  der  Capillaren  finden  sie  sich. 
Sie  zeigen  dieselben  Degenerationsformen  wie  bei  1. 

3.  Die  Milz  ergibt  den  gewöhnlichen  Befund.  Nur  sind  Pestbacillen  äusserst  spärlich  und  sehr  blass 
gefärbt  nachweisbar. 

Epikrise. 

Der  primäre  Bubo  betrifft  die  linksseitigen  inguinalen  Lymphdrüsen,  und  zwar  hauptsächlich  die 
tiefen,  unter  welchen  wieder  die  dem  horizontalen  Schambeinaste  aufgelagerte  die  grösste  und  am  inten- 
sivsten veränderte  ist.  Ganz  geringe  Schwellung  zeigen  die  Lymphoglandulae  iliacae  derselben  Seite, 
viel  stärkere  die  lumbalen.  Bis  zu  ihnen  hinauf  zieht  sich  längs  der  grossen  Gefässe  ein  sulzig-hämor- 
rhagisches  Ödem. 

Die  rechtsseitigen  inguinalen  Lymphdrüsen  sind  nur  wenig  vergrössert,  sehr  blutreich.  Ähnliche 
Veränderungen  zeigen  die  axillaren  und  die  Halslymphdrüsen  beiderseits  von  den  grossen  Halsgefässen 
und  die  Tonsillen.  Blutungen  finden  sich  im  Periost  des  linken  Scheitelbeines,  in  der  Pleura,  dem  Peri- 
und  Epicard  und  in  der  Schleimhaut  des  Magens. 

Histologisch  und  bacteriologisch  erscheint  der  Fall  als  reine  Pestinfection. 

Während  auf  den  Schnitten  von  der  Milz  sich  nur  spärliche  Pestbacillen  auffinden  lassen,  ergibt  das 
culturelle  Verfahren  reichliche  Reinculturen. 

Die  Pestbacillen  zeigen  in  den  Schnitten  ausgesprochene  Degenerationsformen  und  liegen  häufig 
intracellulär,  besonders  in  den  Sinuszellen. 

Fall  33/XXXn. 

Dhondn  Appa,^  40jähriger  Hindu,  Arbeiter,  wurde  ins  Spital  am  23.  März,  am  VI.  Krankheitstage,  auf- 
genommen und  starb  am  25.  März,  am  VIII.  Krankheitstage,  um  2  Uhr  20  Minuten  Nachmittags.  Die 
Section  wurde  am  selben  Tage  um  6  Uhr  30  Minuten  Nachmittags,  vier  Stunden  post  mortem,  vor- 
genommen. 


I  Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.  p.  49. 


Bi-iihiipcsf.  II.  J'iillh'loLiisLli-üualoiuiscIiLr  Bcridil.  397 

Männliches  Cadaver,  lG5c;»  lang,  von  ziemlich  kräftigem  Knochenbau,  kräftig  entwickelter  Musculatur, 
schlecht  genährt.  In  der  rechten  Schläfengegend  eine  2  ctn  lange,  oberflächliche,  vertrocknete  Excoriation. 
Linke  Conjuncti\'a  bulbi  lebhaft  injicirt,  rechte  weniger;  Hornhäute  durchsichtig,  Pupillen  mittelweit,  beider- 
seits gleichweit;  Mund-  und  Lippenschleimhaut  etwas  cyanotisch,  Zähne  erhalten  und  gesimd. 

Hals  kurz  und  kräftig,  in  seinen  Gruben  imd  in  beiden  Axillen  nichts  Pathologisches  tastbar.  Thorax 
von  entsprechenden  Dimensionen,  gut  gewölbt,  .symmetrisch,  Abdomen  im  selben  Niveau,  Bauchdecken 
gespannt.   Am  äusseren  Genitale  nichts  Pathologisches. 

Entsprechend  der  rechten  Schenkelgrube  ein  über  hühnereigrosser,  stark  prominenter  Tumor,  über 
dem  die  Haut  verdickt,  schwer  faltbar  erscheint,  derselbe  gegen  seine  Umgebung  und  in  der  Tiefe  nicht 
abgrenzbar,  hart. 

hl  beiden  Kniekehlen  nichts  Auffallendes.  Li  der  Gegend  des  linken  Malleolus  externus  eine  \'öllig 
reactionslose,  ganz  oberflächliche  Excoriation  mit  blossliegendem  Corium.  Sonst  an  den  Füssen  nichts 
Pathologisches. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Inguinalgegend  palpabel,  aber  nicht  besonders  vergrössert. 

Die  weichen  Schädeldecken  fettarm,  ziemlich  blutreich.  .Schädeldach  länglich-oval,  sj'mmetrisch,  der 
Knochen  ziemlich  gleichmässig  circa  8  mm  dick,  Spongiosa  überall  erhalten,  ebenso  die  Nähte.  Die  Gruben 
der  Pacchioni'schen  Granulationen  massig  tief;  der  Längsdiu'chmesser  misst  17'/^  ein,  der  quere  13  cm  und 
die  Peripherie  50  cm. 

Sichelblutleiter  fast  leer,  Dura  mater  gut  gespannt,  blutarm,  durchscheinend.  Leptomeningen  an  der 
Con\'exität  ziemlich  blutarm,  aber  stark  ödematüs,  ebenso  wie  an  der  Gehirnbasis  sehr  zart.  Gefässe  an  der 
Basis  zartwandig,  Rinde  gleichmässig  breit,  grau,  Marklager  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  teigig 
weich;  Ventrikel  enge;  Stammganglien  normal  gebildet,  sehr  blutarm,  ebenso  Pons  und  Medulla. 

Zwerchfellstand  rechts  an  der  vierten  Rippe,  links  ebenfalls. 

Schilddrüse  klein,  blutarm,  gelblich,  gekörnt. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Halsgefässe  nicht  vergrössert. 

Schleimhaut  des  Gaumens  und  Pharynx  grauröthlich.  Beide  Tonsillen  ziejnlich  klein,  auf  dem  Durch- 
schnitte grauroth,  wenig  succulent;  auch  die  Balgfollikel  am  Zungengrund  nicht  vergrössert.  Schleimhaut 
des  Larynx  und  des  Anfangsstückes  der  Trachea  blutleer,  gelblich. 

Linke  Lunge  frei,  ebenso  die  rechte;  im  Pleuraraum  beiderseits  kein  pathologischer  Erguss.  Pleura  des 
linken  Oberlappens  glatt  und  glänzend,  an  der  des  Unterlappens  Gruppen  \on  Ecch\'mosen.  Das  Lungen- 
gewebe an  vielen  Stellen  bläulich,  eingesunken.  An  diesen  Stellen  fühlt  sich  die  Lunge  wie  infiltrirt  an, 
sonst  lufthaltig,  etwas  gebläht.  Auf  dem  Durchschnitte  des  Oberlappens  erscheint  das  Lungengewebe, 
diesen  Stellen  entsprechend,  schwarzroth  infiltrirt,  an  manchen  Stellen  fein  granulirt.  Ähnliche  solche 
luftleere,  sehr  blutreiche  und  zum  Theile  hämorrhagische  Herde  finden  sich  im  Unterlappen.  Diese  auf 
dem  Diu'chschnitte  stellenweise  ebenfalls  feinst  granulirt  oder  stärker  prominent,  graugelb  und  deutlich 
gekörnt. 

Ähnliche  Befunde,  aber  mehr  extensiv,  in  der  rechten  Lunge.  Auf  dem  Durchschnitte  des  Unter- 
lappens- der  Lunge  erscheint  das  Gewebe  wie  blutig  infiltrirt,  coUabirt,  luftleer  und  zugleich  durchsetzt 
von  zahlreichen  graugelben  ader  hämorrhagisch  infiltrirten  Herden.  Ähnliche  solche  stark  feuchte  und 
hämorrhagische  Herde  im  Ober-  und  Mittellappen.  Pleura  über  denselben  nur  ganz  leicht  getrübt,  wie  auf- 
gelockert. 

Herzbeutel  zart,  in  ihm  wenige  Tropfen  klaren  Serums  enthalten.  Epicard  fettarm,  keine  Ecchymosen. 
Linker  Ventrikel  contrahirt,  rechter  schlaffer.  In  ihm  wenig  Fibringerinsel,  alle  Klappenapparate  zart.  Myocard 
gelblich,  leichter  zerreisslich. 

Leber  etwas  vergrössert,  vordere  Ränder  etwas  plumper,  Oberfiäche  glatt,  Kapsel  zart,  Farbe  grau- 
braun, etwas  morscher,  auf  dem  Durchschnitte  blutarm,  Läppchenzeichnung  erhalten;  Gallenblase  klein, 
schlecht  mit  Galle  gefüllt. 

52' 


398  H.  Albrcchf  und  A.  Glmn, 

Milz  durch  ]}indeg"ewebsmembr;inen  mit  dem  reritoneinii  parietale  \^er\vachsen,  \-ert>rössert,  plump 
16Vj  "»  lang,  1 1  cm  breit,  ziemlich  weich.  Auf  dem  Durchschnitte  blutroth,  Pulpa  vorquellend,  abstreifbar, 
Follikel  als  graue,  hirsekorngrossc  Punkte  mit  graurothem  Hofe  sichtbar,  das  grobe  Stroma  nicht 
vermehrt. 

Beide  Nieren  etwas  vergrössert,  plumper,  schlaffer,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  leicht  abziehbar.  Kinde 
braungelblich  gefleckt,  verbreitert,  ebenso  die  Columnae  Bertini.  Pyramiden  ziemlich  klein,  schwärzlich 
in  der  Peripherie  pigmentirt,  ziemlich  blutreich,  gut  von  der  Rinde  abgesetzt.  \m  Nierenbecken  beiderseits 
vereinzelte  Blutaustritte.  Harnblase  fast  bis  zum  Nabel  reichend,  prall  mit  Harn  gefüllt,  in  der  Schleimhaut 
Gruppen  von  bis  hirsekorngrossen,  frischen  Blutaustritten. 

Die  retroperitonealen  Drüsen  von  lockerem,  etwas  stärker  durchfeuchteten  Bindegewebe  umgeben, 
vergr()ssert,  bis  über  bohnengross,  röthlich-gelblich,  succulent,  auf  dem  Durchschnitte  etwas  vorquellend, 
röthlich-gelblich   fleckig,  medullär.    Ebenso  zwei  oder  drei  Lymphdrüsen  längs  der  rechten  Vasa  iliaca. 

Die  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  am  rechten  inneren  Schenkelring  taubeneigross,  stark  prominent,  hart. 
Das  sie  bedeckende  Peritoneum  glänzend,  aber  von  durchscheinenden  Blutaustritten  blauroth  gesprenkelt. 
Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Rinde  verbreitert,  dunkelroth  hämorrhagisch,  das  Centrum  gelblich- 
röthlich,  etwas  einsinkend,  sehr  stark  morsch  und  reichlich  eiterähnlichen  Saft  gebend.  Die  oberflächlichen 
und  die  übrigen  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite  zu  einem  fast  hühnereigrossen  Paquet 
vereinigt.  Ihre  bindegewebige  Kapsel  und  das  sie  umgebende  Fett-  und  Bindegewebe  bis  ins  Corium  der 
Haut  hinein  sulzig-eitrig  und  stark  hämorrhagisch  infiltrirt.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  das  Drüsen- 
paquet  aus  mehreren  über  haselnussgrossen,  aber  nicht  scharf  abgrenzbaren  Drüsen  zu  bestehen;  die- 
selben sind  fast  vollständig  starr  hämorrhagisch  infiltrirt,  am  Durchschnitte  vorquellend,  an  manchen 
.Stellen  die  Rinde  wie  gesprenkelt  aussehend,  an  anderen  mehr  homogen,  gelblich-röthlich,  morsch  (\'ei-gl. 
Tafel  VI,  Fig.  2). 

Magen  contrahirt,  spärliche  gallige,  schwärzlich  gesprenkelte,  schleimige  Flüssigkeit  enthaltend.  .Seine 
Schleimhaut  stark  in  Falten  gelegt,  an  der  grossen  Curvatiir  finden  sich  spärliche  kleinste  Blutaiistritte.  Im 
Duodenum  und  im  ganzen  Jejunum  galliger  Schleim.  Plaques  nicht  verändert.  Im  Dickdarm  breiige, 
reichlich  gallige  Fäcalien,  in  der  Mitte  des  Quercolon  eine  Anzahl  von  ungefähr  1  —  2  cm  langen,  quer- 
gestellten, dunkelblutrothen,  etwas  prominenten  Blutaustritten,  daneben  einige  kleinere,  hanfkorn-  bis 
erbsengrosse.  Sonst  die  Schleimhaut  dünn,  wenig  injicirt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  nicht  verändert. 

In  der  rechten  Axilla  circa  bohnengrosse,  röthlichgelbe,  wenig  succulente  Drüsen. 

Die  Lymphdrüsen  der  linken  Axilla  hart,  etwas  grösser,  auf  dem  Durchschnitte  gelblich,  dunkelroth 
gefleckt,  hart. 

In  der  rechten  Poplitea  nichts  Pathologisches  auffindbar. 

Pankreas  derbe,  gekörnt. 

An  beiden  Nebennieren  nichts  Besonderes. 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  durchschnittlich  bohncngruss,  graugelb, 
auf  dem  Durchschnitte  in  der  Rinde  schwärzlich  pigmentirt;  das  Centrum  gelblich,  keinen  Saft  gebend. 
Ebenso  die  tiefen. 


Am  24.  und  25.  März,  am  VII.  und  VIII.  Krankheitstage,  wurde  das  Blut  bacteriologisch 
untersucht;  die  Aussaaten  blieben  steril. 

Bacteriologischer  Befund. 

L  Deckglaspräparate  von  einem  hämorrhagisch  infiltrirten  Herd  der  rechten  Lunge 
zeigen  spärlich  Pestbacillen,  einzeln  liegend,  gut  und  bipolar  tingirt.  Ebenso  spärlich  finden  sich  extra- 
cellulär  liegende  Diplococcen.  In  manchen  Leukocyten  mehr  weniger  reichlich  Bacterien  nachweisbar,  \'on 


Berilciipcsf.  IL  Pa/Iiolog/sc/i-ciiui/oiiiisciicr  Bcric/if.  399 

denen  einige  Ringformen  darstellen,  andere  feinen  Stäbchen   mit  ungefärbter  Mitte   oder  schlecht   tingirten 
Diplococcen  gleichen,  wieder  andere  als  Coccen  in  Tetraden  angeordnet  erscheinen. 

In  den  angelegten  Culturen  keine  Pestcolonien  nachweisbar;  fast  völlige  Reincultur  eines  i^acillus  der 
Coligruppe. 

2.  In  der  Milz  sind  mikroskopisch  keine  Racterien  nachweisbar. 
Auch  die  Aussaaten  bleiben  steril. 

3.  Aussaaten  von  der  Galle  bleiben  steril. 

4.  Ebenso  bleiben  auch  die  Aussaaten  vom  Harne  steril. 

5.  Aussaaten  vom  Dickdarminhalt  zeigen  reichlich  Colonien  von  Darmbacterien,  überwiegend 
solche  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

Pestcolonien  nicht  nachweisbar. 

6.  In  Deckglaspräparaten  von  einer  oberflächlichen  inguinalen  Drüse  i-echtersei t s 
finden  sich  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  meist  einzeln  mul  e.vtracellulär  liegend,  vorwiegend  in  t\'pischen 
gut  und  bipolar  gefärbten  Formen. 

Histologischer  Befund. 

1.  Pneumonische  Herde  des  Unterlappens  der  rechten  Lunge  und  des  Oberlappens 
der  linken  Lunge.  Die  Alveolen  massig  erweitert,  ihre  Septa  sehr  blutreich;  in  ganz  unregelmässiger 
Anordnung  sind  sie  erfüllt  zum  Theil  von  Blut,  zum  Theil  von  E.KSudat,  das  in  ganz  wechselnder  Menge 
aus  Fibrin,  polynucleären  Leukocyten  und  desquamirten  Alveolarepithelien  besteht,  zum  Theile  aber  auch 
von  .sich  bläulich  mit  Hämatoxylin  färbenden,  grösstentheils  aus  Bacterien  zusammengesetzten  Massen.  An 
der  Peripherie  dieser  Herde  sind  die  Alveolen  von  homogen  oder  fein  granulirt  geronnenen  Massen  ausgefüllt. 
Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Präparaten  sieht  man  sehr  ungleichmässig  vertheilt  grosse  Mengen  von 
verschiedenen  Bacterien.  Sie  liegen  in  manchen  Gruppen  von  Alveolen  sehr  reichlich,  die  einzelnen  Alveolen 
ausfüllend,  in  anderen  recht  spärlich  und  intracelkilär  gelagert.  .Sie  stellen  entweder  kleine  rundliche  oder 
lanzettförmige,  oder  grössere  in  Tetragenusform  gruppirte '  Coccen  vor,  oder  Kurzstäbchen  von  plump- 
ovaler Form,  die  auch  nach  ihrer  Lagerung  in  Form  kleiner  Rasen  als  Pestbacillen  angesprochen  werden 
könnten.  Dieselben  Formen  auch  in  den  von  Blut  und  Leukocyten  erfüllten  Bronchien. 

Präparate,  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode  gefärbt,  zeigen  die  Coccen  und  einen  Theil  der 
Bacillen  intensiv  blau  gefärbt,  die  plumperen,  dicht  gedrängt  liegenden,  sind  entfärbt. 

2.  An  der  sehr  blutreichen  Milz  ist  histologisch  nur  eine  geringe,  nicht  gleichmässig  vertheilte 
Infiltration  der  Pulpa  und  der  Markstränge  von  Blut  bemerkenswerth.  In  mit  Methylenblau  gefärbten 
Schnitten  irgendwelche  Bacterien  mit  Sicherheit  nicht  zu  erkennen. 

3.  Leber.  Die  einzelnen  Leberepithelien  durchaus  nicht  von  einander  abzugrenzen,  ihre  Kerne  gross, 
rund,  blassblau  gefärbt.  Sonst  keine  pathologischen  Veränderungen.  Auch  in  der  Leber  finden  sich  keine 
Bacterien. 

4.  Auch  die  Nieren epithelien  zeigen  nur  geringe  Zeichen  der  Degeneration  und  massige  Hyper- 
ämie der  Rinden-  und  Marksubstanz.  Sonst  nichts  Auffallendes.  Nur  in  den  Gefässschlingen  einzelner 
Glomeruli  sehr  spärliche  lanzettförmige  Diplococcen  auffindbar.  In  anderen  Capillaren  oder  grösseren 
Gefässen  sind  keine  Bacterien  zu  erkennen. 

5.  Eine  nicht  vergrösserte  Lymphdrüse  aus  der  linken  Axilla  zeigt  keinerlei  pathologische 
Veränderung  mit  Ausnahme  einer  Blutung,  die  einen  kleinen  Theil  der  Drüse  und  zwar  Sinus,  sowie 
Follikel  und  Markstrahlen  durchsetzt.  Mikroorganismen  nicht  mit  Sicherheit  nachweisbar. 

6.  Dickdarm.  Die  Schleimhaut  in  grösseren  Strecken  hämorrhagisch  infiltrirt,  so  dass  nur  wenige 
Krypten  erhalten  sind,  deren  Epithel  abgestossen  ist.  Die  oberste  Schichte  in  ein  gröberes  oder  feineres 
Balkenwerk  untermengt  mit  verschieden  grossen  Schollen  und  Bröckeln  umgewandelt,  wo  jede  Kern- 
färbung fehlt,  oder  es  ist  die  Schleimhaut  in  ihrer  ganzen  Dicke  derartig  vei'ändert.   Das  Bindegewebe    der- 


400  //.  Albrccht  und  A.  GJioit, 

selben  reichlich  von  polynucleären  Leukocyten  intiltrirt.  In  den  Drüsenschläuchen  liegen  zahlreiche  gut- 
gefärbte, ziemlich  schlanke  und  lange  Stäbchen,  vereinzelte  solche  in  den  Blutungen.  Wo  die  Schleimhaut 
necrosirt  ist,  findet  sich  ein  ausserordentlich  reichliches  Gemisch  von  Bacterien  der  verschiedensten  Form. 

In  den  erweiterten  Gefässen  der  Darmwand  nirgends  irgend  welche  Bacterien  vorzufinden.  Haupt- 
sächlich zwischen  Längs-  und  Quermuscularis  finden  sich  kurze  Spalten,  die  mit  grossen,  ganz  Drüsen- 
epithel-ähnlichen Zellen  vollständig  ausgefüllt  sind.  Sie  entsprechen  zweifellos  Endothelien  von  Lymph- 
gefä-ssen,  in  der  Form  und  .Anordnung,  wie  es  Orth  in  seinem  Lehrbuch  (I.  p.  797)  als  Lymphangioitis 
hyperplastica  beschreibt. 

7.  Etwa  wallnussgrosse  Lymphdrüse  aus  dem  Paquet  der  rechtsseitigen  inguinalen 
Lymphdrüsen.  Das  periglanduläre  Binde-  und  Fettgewebe  ist  ziemlich  reichlich  von  Leukocyten  inflltrirt, 
die  vorwiegend  mononucleäre  Form  besitzen.  Doch  finden  sich  auch  mehrkernige  Leukocyten  und  runde 
Zellen  mit  einem  bläschenähnlichen  Kern  und  grossem  Protoplasmaleib.  Die  Bindegewebskapsel  der  Lymph- 
drüse ist  nirgends  mehr  deutlich  abzugrenzen,  indem  ihre  Bindegewebsbündel  durch  Leukocyten  und  Blut 
auseinandergedrängt  sind.  In  unmittelbarer  Umgebung  der  Drüse  sieht  man  einige  sehr  weite  Lymphgefässe, 
die  mit  Leukocyten,  Blut  und  zahlreichen  kleinen  Körnchen  vollgefüllt  sind,  aber  auch  reichliche  feine  Fibrin- 
netze enthalten.  Auch  zahlreiche  erweiterte  Capillaren  und  Blutgefässe  finden  sich  neben  Hämorrhagien. 
In  der  Lymphdrüse  selbst  ist  eine  Structur  nicht  mehr  zu  erkennen,  indem  sie  \-on  dichter,  zelliger  Infil- 
tration durchsetzt  ist.  Nur  einzelne,  von  der  Kapsel  gegen  das  Centrum  ausstrahlende  Bindegewebs- 
dissepimente  sind  deutlich  abgrenzbar. 

Hauptsächlich  in  den  peripheren  Schichten  finden  sich  ausgedehntere  Hämorrhagien  und  hier  kann 
man  auch  noch  Züge  von  grossen,  oft  polygonalen  Zellen  erkennen,  die  den  Sinuszellen  entsprechen  und 
zwischen  denen  zahlreiche  Leukocyten  liegen.  Die  centralen  Antheile  der  Lymphdrüse  zeigen  reichlichen 
Gewebszerfall.  Vielfach  haben  die  Zellkerne  ihre  Färbbarkeit  verloren  und  die  Zellleiber  sind  als  blass  mit 
Eosin  gefärbte  Scheiben  oder  unregelmässig  geformte  Schollen  noch  zu  erkennen,  zwischen  denen  sich 
feine,  verschieden  grosse,  blaugefärbte  Körnchen  finden.  Auch  zahlreiche  feine  und  gröbere  Fibrinnetze 
durchsetzen  das  Gewebe,  und  viele  Blutcapillaren  sind  von  solchen  erfüllt,  die  sich  nach  der  Weigert'schen 
Methode  färben  lassen. 

Neben  vorwiegend  mononucleären  Leukocyten  sieht  man  auch  in  den  centralen  Antheilen  grosse, 
epithelähnliche  Zellen  (den  Sinuszellen  entsprechend),  die  häufig  Leukocyten  eingeschlossen  haben  und 
eine  bestimmte  Anordnung  nicht  erkennen  lassen. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sind  innerhalb  der  Lj'mphdrüse  keine  Bacterien  mit  .Sicher- 
heit auffindbar.  In  den  nekrotischen  Herden,  die  durch  reichlichen  Körnchenzerfall  ausgezeichnet  sind, 
kann  man  diese  oft  sehr  blass  gefärbten  Körnchen  nicht  von  degenerirten  Bacterien  differenziren.  Nur  in 
dem  infiltrirten  periglandulären  Fettgewebe  finden  sich  fast  durchwegs  intracellulär  gelagerte,  recht 
schwach  gefärbte  und  spärliche  Diplobacillen  von  plumper,  ovaler  oder  mehr  runder  Form  und  zwar  in  den 
einzelnen  Zellen  mitunter  in  grosser  Anzahl.  Andere  Bacterien  nicht  auffindbar. 


Epikrise. 

In  der  rechten  Inguinalgegend  findet  sich  ein  primärer  Bubo  von  erheblicher  Grösse,  der  sowohl  die 
tiefen  wie  auch  die  oberfiächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  betrifft.  Auch  die  rechtsseitigen  Lympho- 
glandulae  iliacae  und  lumbales  sind  stark  geschwollen  und  hämorrhagisch  oder  medullär. 

In  beiden  Lungenunterlappen  finden  sich  lobulärpneumonische  Herde,  die  ein  Gemenge  von  Bacterien 
aufweisen,  in  welchem  Pestbacillen  zweifellos  am  Deckglaspräparate  und  im  Schnitte  zu  erkennen  sind. 
Den  Pneumonien  scheint  die  Bedeutung  zuzukommen,  dass  sie  den  letalen  Ausgang  jedenfalls  früher 
herbeigeführt  haben,  bevor  es  zu  reichlicher  Überschwemmung  des  Organismus  durch  Pestbacillen  gekom- 
men ist.  Sowohl  die  zweimal  intra  vitam  vorgenommene  bacteriologische  Blutuntersuchung,  als  auch  die 
bacteriologisch-histologische  Untersuchung  verschiedener  Organe  des  Cadavers   ergibt  in  Bezug  auf  Pest- 


BciiL-upLst.  IL  l'ülliologisch-auüloiiiischcr  Iniiclil.  401 

bacillen  ein  negatives  Resultat:  nur  im  primären  Biiho  sind  sie  massig  reichlich  nachweisbar  (ebenso  in  den 
schon  erwähnten  pneumonischen  Herden). 

Dementsprechend  sind  auch  die  L.j'mphdrüsengruppen  der  übrigen  Körperregionen  kaum  bemerkens- 
wert verändert.  Auch  Blutungen  finden  sich  sehr  spärlich  nur  in  der  Schleimhaut  des  Magens  und  Dick- 
darmes, in  letzteren  ein  Gemenge  verschiedenster  Bacterien. 

hl  dem  Blute  der  Gefässe  und  in  der  Milz  sind  Pestbacillen  nirgends  aufzufinden. 


Fall  34/XXXV. 

Bcüa  Isliram,  '  30jähriger  Hindu,  wurde  am  24.  März,  am  III.  Krankheitstage,  ins  Spital  aufgenommen 
und  starb  am  2y.  März,  am  VIII.  Krankheitstage,  um  8  Uhr  1.5  Minuten  Nachmittags.  Section  am 
29.  März,  5  Uhr  Nachmittags,  zwei  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  160  c;»  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  ziemlich  kräftiger  Musculatur,  schlecht 
genährt. 

Todtenflecke  undeutlich,  röthlich-violett,  an  den  abhängigen  Körperpartien,  Todtenstarre  stark  aus- 
gesprochen. 

Hornhäute  glänzend,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleichweit.  Linke  Conjunctiva  injicirt,  rechte 
blutleer,  Lippen  cyanotisch,  ebenso  die  Mundschleimhaut;  aus  dem  Munde  entleert  sich  schaumige,  mit 
gelblichen  Bröckeln  untermengte  Flüssigkeit.  Etwas  hinter  den  beiden  Unterkiefern  erscheint  die  Haut 
beiderseits  etwas  prominent  und  etwas  verdickt;  unter  derselben  lassen  sich  harte,  undeutlich  abgrenz- 
bare, ungefähr  taubeneigrosse,  etwas  verschiebliche  Tumoren  tasten. 

Hals  kurz  und  kräftig,  in  den  Gruben  ober-  und  unterhalb  der  Schlüsselbeine  nichts  Pathologisches 
palpabel,  auch  nicht  in  den  Axillen. 

Thorax  lang,  schmal,  s^ymmetrisch,  ziemlich  gut  gewölbt. 

.Abdomen  im  Niveau  des  Thorax,   Bauchdecken  straff  gespannt. 

Entsprechend  dem  rechten  Poupart'schen  Bande  eine  längliche,  ungefähr  hühnereigrosse  Geschwulst, 
über  welcher  die  Haut  verdickt,  schlecht  faltbar,  etwas  weniger  verschieblich  erscheint.  Die  Geschwulst 
nach  keiner  Richtung  deutlich  abgrenzbar.  Nach  oben  zu  gegen  die  Bauchdecken  vermehrte  Consistenz. 
Die  Haut  hier  und  an  der  Aussenseite  der  Geschwulst  \'erdickt,  ödematös,  so  dass  der  Fingereindruck  schon 
bei  leichtem  Druck  stehen  bleibt.  Bei  kräftigerem  Palpiren  in  der  Tiefe  der  Schenkelgrube  eine  längliche, 
harte  Drüse  tastbar. 

In  der  linken  Leistengegend  unter  dem  Poupart'schen  Bande  eine  harte,  bohnengrosse  Drüse 
tastbar. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

In  den  Kniekehlen  nichts  tastbar. 

Ausser  einigen  alten  Hautnarben  keine  pathologischen  Veränderungen  an  der  Haut  der  unteren 
Extremitäten  nachweisbar. 

Die  weichen  .Schädeldecken  ziemlich  fettarm,  blutreich.  In  denselben  über  den  Scheitelbeinen  zer- 
streute, bis  hirsekorngrosse  Blutaustritte.  Schädeldach  länglich -oval,  im  Längsdurchmesser  \d>ciii,  im 
queren  li  cm  und  in  der  Peripherie  50  cot  messend,  asymmetrisch,  indem  der  rechte  Scheitelbeinhöcker 
etwas  flacher  erscheint;  Schädelknochen  7  mm  dick,  Spongiosa  erhalten,  4  iinii  dick,  ziemlich  blutreich; 
Furchen  und  Gruben  der  sonst  glatten  Tabula  interna  deutlich  sichtbar. 

Der  obere  .Sichelblutleiter  leer,  Dura  mater  gut  gespannt,  glatt,  glänzend,  durchscheinend,  blutreich. 
Die  inneren  Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  blutarm,  Gefässe  zartwandig,  enge;  Meningen  an  der  Con- 
vexität  stark  durchfeuchtet,  längs  der  Venen  etwas  getrübt  und  verdickt,  leicht  abziehbar.  Rinde  röthlich- 
grau,  gleichmässig  breit,  Marklager  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,    Consistenz,   der  Frische   ent- 


1   Vergl.  Krankengeschichte,  II.  A.  p.  13. 


402  H.  Albrcclil  mnl  A.  Clnni, 

sprechend,  eine  ziemlich  derb  teigige,  Ventrikel  enge,  l^lares  Serum  enthaltend;  am  rechten  Plexus  lateralis 
zwei  circa  erbsengrosse  Cysten.  Stammganglien,  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla  normal  gebildet,  ziemlich 
blutarm. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  lunftcn  Hippe,  ebenso  links. 

Die  Lymphdrüsen  beiderseits  längs  der  grossen  Halsgefässe,  besonders  tiber  rechterseits  bis  über 
bohnengross,  mit  einander  zu  Ketten  vereinigt,  derb,  auf  dem  Durchschnitte  gelblich-röthlich  gefleckt, 
markig,  vorquellend,  ausserordentlich  succulent.  Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Submaxillargruben  bis  in  die 
Ohrgegend  bis  taubeneigross,  ebenfalls  sehr  hart^  wie  mit  einander  verwachsen,  auf  dem  Durchschnitte 
ausserordentlich  viel  trüben,  blutigen  Saft  ergiessend,  vorquellend,  gelblich-roth  gefleckt,  zum  Theil  fein 
granulirt. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  linken  Seite  des  Halses  etwas  kleiner,  mehr  gelblich,  sonst  ebenso 
verändert. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  düster  gerothet,  beide  Tonsillen  gross,  stark  prominent,  von  der 
linken  nur  die  peripheren  Antheile  erhalten,  indem  sich  im  Centrum  ein  tiefer  Substanzverlust  zeigt  \'on 
2  cm  Länge,  dessen  Ränder  von  einer  geschwollenen,  gerötheten,  überhängenden  Schleimhaut  gebildet 
werden  und  in  dessen  Tiefe  kleine,  mit  Eiter  gefüllte  Hohlräume  klaffen.  Die  rechte  Tonsille  ist  belegt  mit 
gelblichen,  leicht  abziehbaren,  schleimigen  Membranen.  Nach  Entfernung  derselben  erscheinen  die 
centralen  Partien  der  Tonsille  von  Schleimhaut  entblösst,  fein  granulirt,  röthlich-gelblich  saftig.  Auf  dem 
Durchschnitte  ist  das  Gewebe  vorquellend  und  ebenso  verändert.  Die  BalgfoUikel  des  Pharynx  sind  im  All- 
gemeinen sehr  stark  prominent  und  hart,  auf  dem  Durchschnitte  starr  infiltrirt,  ebenfalls  röthlich-gelblich 
gefleckt,  einzelne  gelbe  Follikel  etwas  mehr  prominent.  In  analoger  Weise  verändert  erscheinen  die  Balg- 
foUikel am  Zungengrunde,  welche  in  Form  von  zwei  stark  prominenten,  kronenstückgrossen  Plaques  zu 
beiden  Seiten  des  Ligamentum  glosso-epiglotticum  mediale  angeordnet  sind.  Der  linke  Plaque  grösser  als 
der  rechte,  die  sie  überziehende  Schleimhaut  hochgradig  aufgelockert,  ebenfalls  eigenthümlich  gelblich- 
röthlich  gefleckt,  wie  feinst  granulirt  aussehend.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Zone  des  adenoiden 
Gewebes  prominent,  sehr  saftig  und  ebenfalls  röthlich  und  gelblich  gefleckt.  Unter  denselben  findet  sich 
ein  unregelmässig  begrenzter,  zackiger  Streifen  mehr  gelblichen,  weniger  prominenten  Gewebes,  welches 
zwischen  die  einzelnen  Muskelbündel  hineinreicht.  Schleimhaut  an  der  oralen  Seite  der  Epiglottis  gelblich, 
hochgradig  ödematös,  ebenso  hochgradig  die  rechte  ary-epiglottische  Falte  und  die  Schleimhaut  des 
Larynx  an  der  entsprechenden  Seite.  Schleimhaut  der  Trachea  gelblich,  blutleer. 

Linke  Lunge  im  Bereiche  des  Oberlappens  angewachsen,  im  Oberlappen  gebläht,  luftkissenartig;  im 
Unterlappen  fühlt  sie  sich  kleinknollig  an,  indem  an  ihrer  Peripherie  bis  haselnussgrosse,  dichtere  Herde, 
durchfühlbar  sind.  Die  Pleura  des  Oberlappens  glatt,  glänzend,  die  des  Unterlappens  ebenfalls  nur  über 
dem  erwähnten  derben  Antheil  etwas  getrübt,  dunkelblauroth,  von  Ecchymosen  durchsetzt.  Im  Pleuraraum 
kein  pathologischer  Erguss. 

Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  der  Lhiterlappcn  blutarm,  wenig  durchfeuchtet,  durchsetzt  von  bis 
kreuzergrossen,  umschriebenen  Herden  von  dunkelblutrother ,  sehr  saftreicher  Peripherie  und  gelblich- 
röthlichem,  feinst  granulirten  Centrum.  Schleimhaut  der  kleinen  Bronchien  gerothet,  geschwollen,  mit 
eitrigem  Schleim  gefüllt.  Oberlappen  etwas  mehr  durchfeuchtet,  vollständig  lufthaltig. 

Rechte  Lunge  etwas  kleiner,  im  Bereiche  des  Oberlappens  angewachsen,  ihre  Pleurahöhle  leer.  Vordere 
Ränder  und  Spitze  sind  emphysematös  gebläht.  Pleura  im  Allgemeinen  glatt,  glänzend.  Weniger  im  Ober- 
lappen, aber  ziemlich  reichlich  im  Mittel-  und  Unteriappen  sind  dieselben  Herde  palpabel  wie  linkerseits, 
die  Pleura  über  ihnen  ebenso  verändert.  Auf  dem  Durchschnitte  ergeben  sie  denselben  Befund  wie  rechter- 
seits; sonst  ist  die  Lunge  lufthaltig. 

Herzbeutel  zart,  in  ihm  wenige  Tropfen  klaren,  gelben  Serums  enthalten,  Epicard  fettarm,  sehr  zart, 
Herz  klein,  ziemlich  schlaft",  in  beiden  Herzhöhlen  massig  reichliche  Fibringerinsel  und  Cruormassen. 
Alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig.  Myocard  gelblich,  morsch.  Intima  der  Aorta  zart,  gelblich. 

Schleimhaut  der  grossen  Bronchien  gerothet,  mit  blutigem  Schleim  bedeckt. 


Bciilenpcst.  II.  Pafliologisch-aiuitomischer  Bericlit.  403 

Die  L\'mphdmsen  an  der  Bifurcation  flach,  über  guldenstückgross,  anthracotisch,  die  Rinde  stellen- 
weise grauroth  und  sehr  saftig,  weich. 

Schleimhaut  des  Ösophagus  grauweiss. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  Ränder  plumper,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  Consistenz  vermindert, 
am  iJurchschnitte  ziemlich  blutarm,  graubraun,  die  einzelnen  Läppchen  gross,  aber  undeutlich  abgrenzbar. 

Gallenblase  mit  dünner  Galle  gefüllt. 

Milz  15  a»  lang,  \2  cm  breit,  A  cm  hoch,  plump,  Kapsel  zart,  ziemlich  stark  gespannt,  Schnitt- 
fläche blutroth,  stark  glänzend,  die  Follikel  als  graue  Punkte  ziemlich  zahlreich  wahrnehmbar,  Pulpa  leicht 
ausstreifbar,  wenig  vorquellend,  das  grobe  Stroma  nicht  vermehrt. 

Pankreas  derbe,  gekörnt. 

Beide  Nieren  nicht  besonders  gross,  plump,  schlaff,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt, 
gelbbraun,  Rinde  etwas  vorquellend,  verbreitert,  Pyrarniden  blutreich. 

Schleimhaut  des  Nierenbeckens  und  der  Ureteren  intact. 

Das  Bindegewebe  um  die  Harnblase  sulzig ,  blutig  infiltrirt,  desgleichen  erscheint  das  subperitoneale 
Bindegewebe  der  Bauchdecken  ungefähr  bis  Handbreite  unterhalb  des  Nabels  von  frisch  ausgetretenem 
Blut  durchsetzt. 

Auch  beide  Recti  und  die  übrige  Bauchmusculatur  der  rechten  Seite  blutig  infiltrirt. 

In  der  Harnblase  massig  reichlicher  gelber,  klarer  Urin. 

Entsprechend  dem  früher  beschriebenen  Tumor  längs  des  rechten  Poupart'schen  Bandes  finden  sich 
die  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  zu  einem  hühnereigrossen,  harten  Paquet  vereinigt 
das  in  sulzig-hämorrhagisches,  starr  infiltrirtes  Bindegewebe  gehüllt  ist.  Diese  Infiltration  durchsetzt  alle 
Schichten  bis  ins  Corium  der  Haut  und  reicht  noch  eine  Strecke  abwärts  längs  der  vorderen  und  äusseren 
Schenkelfläche  und  nach  aufwärts  über  die  Spina  anterior  superior  des  rechten  Schambeines  hinauf.  Auf 
dem  Durchschnitt  erscheinen  die  einzelnen  Drüsen  des  Paquetes  theils  schwarzroth  blutig  infiltrirt,  stark 
\'orquellend  und  reichlich  Saft  gebend,  theils  ist  ihr  Centrum  gelblich-röthlich,  mehr  trocken  und  morsch. 
Die  einzelnen  Lymphdrüsen  nur  undeutlich  von  einander  abgrenzbar.  Die  tiefe  inguinale  Lj'mphdrüse  am 
inneren  Schenkelringe  taubeneigross,  rund,  das  sie  überziehende  Peritoneum  stark  gespannt,  aber 
glänzend,  auf  dem  Durchschnitte  erscheint  sie  stark  vorquellend,  gelblich  und  roth  gesprenkelt  und  gefleckt, 
zum  Theile  \\\e  fein  granulirt,  reichlichen  Saft  gebend. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  rechten  Vasa  iliaca  länglich,  ungefähr  olivengross,  isolirt  und  ziemlich 
hart,  auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls  stark  vorquellend  und  ebenso  beschaffen  wie  die  früher  beschriebene 
Drüse.  Desgleichen  die  etwas  kleineren,  zu  starren  Ketten  durch  das  sulzige,  sie  umgebende  Bindegewebe 
vereinigten  retroperitonealen  (lumbalen)  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Bauchgefässe. 

Die  linke  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelringe  ungefähr  haselnussgross,  ziemlich 
derb,  auf  dem  Durchschnitte  etwas  medullär  und  saftig.  Die  übrigen  inguinalen  Lj'mphdrüsen  kaum  etwas 
geschwollen,  grösser  und  saftiger  am  Durchschnitte. 

In  der  rechten  Fossa  poplitea  nichts  Pathologisches. 

Magen  etwas  von  Gasen  gebläht,  schleimige  Massen  enthaltend.  Seine  Schleimhaut  längs  der  grossen 
Curvatur  in  Falten  gelegt,  geröthet. 

Schleimhaut  des  Duodenimi  etwas  gelockert,  gallig  imbibirt. 

Im  Jejunum  und  Ileum  gallig  gefärbte,  reichliche  Chj-musmassen. 

Im  ganzen  Ileum  finden  sich  zerstreute,  massig  reichliche,  stark  prominente  Herde,  die  gelblich-röthlich 
gesprenkelt  sind  und  von  einem  lebhaft  rothen  Hof  umgeben  erscheinen.  Dieselben  sind  circa  linsengross, 
stehen  entweder  einzeln  oder  in  länglichen  Gruppen,  den  einzelnen  Solitärfollikeln  eines  Plaques  ent- 
sprechend. Die  Serosa  über  ihnen  ist  nicht  verändert.  Schleimhaut  ihrer  Umgebung  im  Allgemeinen  dünn, 
wenig  injicirt,  nur  gerade  vor  der  Bauhini 'sehen  Klappe,  wo  sich  eine  Gruppe  von  circa  8  bis  erbsen- 
grossen,  derartig  geschwollenen  Follikeln  findet,  trüb,  geröthet,  gelockert. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Gl.   LXVI.  Bd.  53 


404  H.  Albrecht  und  A.  Ghoii, 

Die  zugehörigen  mesenterialen  Lymphdrüsen  nicht  über  haselnussgross,  aber  stark  prominent  und 
hart.  Auf  dem  Durchschnitt  ebenfalls  rüthlich -gelblich,  gesprenkelt,  sehr  stark  vorquellend,  reichlichen 
Saft  gebend  und  weich. 

Im  Dickdarm  gallig  gefärbte,  breiige,  weiche  Fäces.  Schleimhaut  nicht  weiter  verändert. 

Die  Lymphdrüsen  beider  Achselhöhlen  circa  haselnussgross,  isolirt,  derbe,  auf  dem  Durchschnitt 
thcils  blutigroth,  saftig,  theils  von  hämorrhagischen,  .schwarzrothen  Herden  durchsetzt.  Das  sie  einhüllende 
Bindegewebe  sehr  stark  durchfeuchtet. 


Die  bacteriologischen  Blutuntersuchungen  ergaben  folgende  I^efunde: 

Am  24.  März,  am  III.  Krankheitstage,  9  Colonien   von   Pestbacillen  in  Reincultur. 

»     25.     »  •■    IV.  >■  12 

»     26.     »  \'.  »                8—10  Colonien  von  Pestbacillen  in  Reincultm-, 

»     27.  ■     VI.  »  15—18           »               » 

»     28.     »  >    VII.  »                4 

y     29.     »  V^III.  >^               neben  wenigen  Pestcolonien  sehr  rci chliche  Strepto- 
coccen colonien. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  einer  Lymphdrüse  der  rechten  Halsseite  finden  sich  mikroskopisch  reichlich  Pest- 
bacillen in  allen  F'ormen,  einzeln  oder  als  Diplobacillen,  in  grösseren  Haufen  und  auffallend  reichlich  in 
Kettenanordnung,  theils  gut  und  bipolar,  theils  blass  gefärbt. 

Ausserdem  finden  sich  noch  ziemlich  reichlich  Coccen  als  Diplococcen  und  in  kürzeren  Ketten,  sowie 
feinere  Stäbchenformen. 

2.  Eine  etwas  kleinere  Lymphdrüse  derselben  Halsseite  ergibt  culturell  ein  Bacterien- 
gemenge,  bestehend  aus  Colonien  des  Diplococcus  pneumoniae  und  Streptococcus  pj'ogenes,  sowie  solchen 
von  feinen  Stäbchen  in  reichlicher  iVIenge,  und  spärlichen  Pestcolonien. 

3.  Deckgiaspräparate  von  der  Oberfläche  eines  BalgfoUikels  an  der  linken  Zungen- 
seite zeigen  sehr  reichlich  Pestbacillen,  die  in  Form,  Anordnung  und  Färbbarkeit  im  Allgemeinen  den- 
selben Befund  geben,  wie  bei  Nr.  1,  nur  findet  sich  in  diesen  Präparaten  keine  Anordnung  zu  Ketten.  Ausser- 
dem finden  sich  noch  Coccen  als  Diplococcen  und  in  kurzen  Ketten,  ferner  schlankere  und  plumpere 
Stäbchenformen,  doch  stehen  alle  diese  Arten  an  Zahl  weit  hinter  den  Pestbacillen. 

In  den  Aussaaten  sind  Pestcolonien  jedoch  nicht  nachweisbar,  wohl  aber  reichlich  Colonien  des  Staphj'- 
lococcus  pyogenes  aureus,  Streptococcus  pyogenes  und  einer  Kapselbacillenart. 

4.  In  der  linken  Tonsille  finden  sich  mikroskopisch  ebenfalls  sehr  reichlich  Pestbacillen  wie  bei 
Nr.  2,  ausserdem  Kapsel-  und  Kettencoccen  und  diphtherieähnliche  Bacillenformen. 

In  den  Aussaaten  sind  Pestcolonien  nur  in  spärlicher  Menge  nachweisbar,  reichlicher  Colonien  des 
Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus,  Streptococcus  pyogenes  und  eines  der  Diphtheriegruppe  zuge- 
hörigen Stäbchens. 

5.  In  den  Aussaaten  vom  Secret  eines  Bronchus  der  rechten  Lunge  sind  Pestcolonien  nicht 
mit  Sicherheit  nachweisbar,  reichlich  jedoch  Colonien  des  Staphjdococcus  pyogenes  aureus  und  Diplo- 
coccus pneumoniae. 

6.  Deckglaspräparate  aus  einem  pneumonischen  Herd  vom  LInterlappen  der  linken 
Lunge  zeigen  sehr  reichlich  Pestbacillen  in  allen  Formen  und  Grössen,  gut  und  schlecht  tingirt,  vorwiegend 
extracellulär,  spärlicher  Diplococcen  und  Coccen  in  kurzen  Ketten. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  nur  spärlich  Pestcoldnien,  reichlicher  Colonien  des  Diplococcus  pneu- 
moniae und  einer  Kapselbacillenart. 


BLiilcitpcst.  IL  I\illioloi:;isch-iiiuiloiiiiscIicr  Bcriclü.  -lOö 

7.  In  den  Aussaaten  vom  Urin  finden  sich  Colonien  des  Pestbacillus  in  massiger  Menge,  einige 
Cülonien  des  Streptococcus  pyogenes  und  eine  Colonic  einer  weissen  Staphylococcenart. 

8.  In  den  Aussaaten  aus  der  Milz  sind  spärlicii  Colonien  des  Pestbacillus,  reichlicher  solche 
des  Streptococcus  pyogenes  nachweisbar. 

9.  Die  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

10.  In  den  Aussaaten  aus  dem  Inhalte  vom  Coecum  sind  Pestcolonien  nicht  nachweisbar; 
die  angegangenen  Colonien  gehören  sämmtliche  der  Coligruppe  an. 

11.  In  Deckglaspräparaten  einer  oberflächlichen  inguinalen  Lyniphdrüse  der  rechten 
Seite  finden  sich  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  liegend,  fast  ausschliesslich  in  blassgefärbten,  rundlichen 
P'ormen  verschiedener  Grösse. 

Die  aus  dem  nekrotischen,  centralen  Antheile  dieser  Drüse  angelegten  Aussaaten  bleiben 
steril. 

Histologischer  Befund. 

1 .  O b e r f  1  ä c h li c h e  i n g u i n  a  1  c  L v' m p h d r ü s e  d e r  r e c h t e n  S e i t e  s a m m t  der  sie  bedeckenden 
Haut.  Das  Oberflächenepithel  überall  erhalten,  seine  Basalzellenschicht  intensiv  schwai'zbraun  pigmentirt. 
Das  Bindegewebe  des  Corium  auseinandergeworfen,  zwischen  den  einzelnen  Zellen  des  Corium  fein 
granulirt  oder  feinfädig  geronnene  Ödemflüssigkeit  und  polynucleäre  Leukocyten,  in  den  tieferen  Schichten 
dasselbe  zwischen  den  auseinandergeworfenen  Bandeln  collagenen  Bindegewebes. 

DieGefässe  eingescheidet  von  polynucleären  Leukocyten,  welche  auch  die  Schweissdrüsen  und  das  sub- 
cutane Fettgewebe  infiltriren.  In  den  tieferen  Schichten  wird  diese  Leukocyteninfiltration  immer  dichter, 
derselben  sind  viele  rothe  Blutkörperchen  beigemengt  und  die  Bindegewebsbündel  sind  vollständig  aus 
dem  Zusammenhange  gerissen  und  homogen.  Ferner  sieht  man  hier  schon  mit  der  schwachen  Vergrösse- 
rung  grosse  Bacterienmassen  in  zusammenhängenden  Rasen  dem  Exsudate  beigemengt. 

In  noch  tieferen  Schichten,  die  bereits  dem  periglandulären  Fett-  und  Bindegewebe  der  Lymphdrüsen 
entsprechen,  sieht  man  in  dem  überaus  dichten,  aus  Bacterien,  poljmucleären  Leukocyten  und  Blut 
bestehenden  Exsudate  nur  mehr  vereinzelte  homogene  Bindegewebsbündel  ohne  Kerne,  wenige  Fettzellen 
und  erweiterte  Blutgefässe  erhalten.  Die  kleineren  derselben  sind  von  homogenen,  stark  mit  Eosin 
gefärbten  Balken,  groben  Fäden  oder  Schollen  ganz  erfüllt,  auch  ihre  Wand  ist  homogen,  die  Kerne  der- 
selben nur  spärlich  gefärbt,  und  stellenweise  finden  sich  dieselben  homogenen  Balken  auch  ausserhalb 
der  Gefässe,  unmittelbar  im  Zusammenhang  mit  der  Wand. 

Die  Bindegewebskapsel  der  Lymphdrüse  an  vielen  Stellen  so  dicht  von  Leukocyten  infiltrirt,  dass  sie 
gegen  ihre  Umgebung  nicht  abgrenzbar  erscheint,  an  anderen  ist  sie  in  ein  reichliches  homogenes  Balken- 
oder Netzwerk  lungewandelt,  das  sich  besser  abgrenzt.  In  der  auf  dem  Schnittpräparate  über  haselnuss- 
grossen  Lymphdrüse  ist  von  adenoidem  Gewebe  überhaupt  nichts  mehr  zu  sehen  Entweder  findet  sich 
dasselbe  im  Vorstehenden  beschriebene  Exsudat  mit  reichlichem  Körnchenzerfall  der  Leukocyten  oder  es 
ist  mehr  feinfädiges  Fibrin  nachweisbar. 

An  .solchen  Stellen  findet  sich  auch  ein  reiches  feineres  oder  gröberes  Balkenwerk,  das  homogen 
glänzend  aussieht  und  mit  Eosin  stark  gefärbt  ist. 

Im  Centrum  haben  die  meisten  Leukocyten  ihre  Kernfärbung  verloren  und  sind  diffus  mit  Eosin 
gefärbt,  von  einander  schlecht  abgrenzbar.  Dazwischen  stellenweise  reichlicher  feinkörniger  Zerfall  der 
Kerne  und  oft  ausgedehnte  Blutungen. 

Auf  mit  polychromem  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  in  den  von  Üdemflüssigkeit  durch- 
setzten Schichten  des  Corium  nur  spärliche  Pestbacillen.  Dagegen  finden  sie  sich  enorm  reichlich  in  dem 
subcutanen,  inflltrirten  Fettgewebe,  zusammenhängende  Rasen  bildend.  Hier  haben  sie  die  typische,  plumpe, 
kurze  Stäbchenform,  häufig  mit  ausgesprochen  bipolarer  Färbung.  An  anderen  Stellen  sieht  man  das 
Gesichtsfeld  übersäet  von  manchmal  weniger  dicht  beisammen  liegenden  Pestbacillen,  die  ausgesprochene 
Coccenform  besitzen,  vollständig  rund  und  ganz  verschieden  stark  gefärbt  sind.  Daneben  Übergangsformen 
oval-ovoider  Gestalt. 

53» 


406  ^-  Alb  recht  iiinl  A.  G/imi, 

In  den  centralen  Antheilen  der  Lymphdrüse,  besonders  dorl,  wo  die  Nekrose  ausgebreilet  ist,  sind 
"ut  gefärbte  Pestbacillen  sehr  spärlich  nachweisbar,  wohl  aber  sieht  man  in  grosser  Anzahl 
äusserst    blass    gefärbte,    ganz    schattenhafte,    runde    Formen    im    Detritus    des    zerfallenen 

Gewebes. 

In  den  erweiterten  Blutgefässen  ziemlich  spärliche  Pestbacillen.  Auf  nach  Weigert  gefärbten  Schnitten 
ziemlich  spärliche   Coccen,    die  manchmal   lange   Ketten   bilden,    manchmal   auch   lanzettähnliche   Form 

haben. 

2.  Die  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  vom  rechten  inneren  Schenkelring  und  eine  dem 
Psoas  angelagerte  Lymphoglandula  iliaca  (beide  über  haselnussgross)  bieten  im  Wesentlichen 
dieselben  Veränderungen,  wie  die  vorstehende.  Im  Fettgewebe  ihrer  Umgebung,  das  von  reichlicher 
homogen  oder  fädig  geronnener  Ödemflüssigkeit,  Leukocyteninfiltration  und  Hämorrhagien  durchsetzt  ist, 
zahlreiche  enorm  erweiterte  Lymphgefässe,  die  mit  polynucleären  Leukocyten,  Bacillen  und  wenig  Blut 
vollt^epfropft  sind,  hn  Allgemeinen  sind  weniger  Pestbacillen  vorhanden;  besonders  was  die  dem  Psoas 
angelagerte  Lymphdrüse  betrifft,  finden  sie  sich  hier,  zu  grösseren  Massen  angeordnet,  nur  in  den  Lymph- 
gefässen  der  Kapsel  und  ihrer  Umgebung. 

Auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten  Schnitten  in  der  ersteren  .spärliche  Coccen  nachweisbar,  entweder 
in  Form,  lanzettförmiger  Diplococcen  oder  längerer  Ketten,  in  der  letzteren  nach  der  Gram-Weigert 'sehen 
Methode  keine  Coccen  aufzufinden. 

3.  Schnitte  durch  zwei  retroperitoneale  (lumbale)  Lymphdrüsen  (beide  über  mandel- 
gross)  zeigen  an  vielen  Stellen  weit  geringere  Veränderung.  Neben  allgemein  ausgebreiteter,  hochgradiger 
Hyperämie  kann  man  vielfach  Follikel  und  Markstrahlen  noch  abgrenzen.  Die  Sinus  sind  stark  erweitert 
und  vollgefüllt  mit  polynucleären  Leukocyten  und  grossen,  sehr  protoplasmareichen  Zellen,  die  polygonal 
oder  rundlich  sind,  einen  unregelmässigen,  sehr  blassen  Kern  mit  ein  oder  zwei  Kernkörperchen  besitzen. 
An  vielen  Stellen  aber  sieht  man  in  den  Sinus  herdweise  reichlichen  Körnchenzerfall  der  Kerne  oder 
ziemlich  ausgebreitet  Kernschwund  der  Zellen,  wo  man  deren  Leiber  kaum  noch  zwischen  fein  granulirten, 
schwach  mit  Eosin  gefärbten  Massen  abgrenzen  kann.  Ausserdem  finden  sich  kleinere  Blutungen. 

An  anderen  Stellen  greift  diese  Veränderung  weit  über  die  Sinus  hinaus,  so  dass  grössere  derartige 
Zerfallsherde  entstehen.  Innerhalb  derselben  Blutgefässe,  die  dieselben  Veränderungen  zeigen  wie  bei  1. 
In  dem  die  Lymphdrüse  umgebenden  Binde-  und  Fettgewebe  ziemlich  reichliche  Infiltration  von  poly- 
nucleären Leukocyten  und  auch  vielfach  fädig  oder  homogen  geronnene  Ödemflüssigkeit,  welche  die  Bündel 
welligen  Bindegewebes  auseinander  drängt,  und  zahlreiche  mit  Leukocyten  und  Körnchen  vollgefüllte 
Lymphgefässe. 

Pestbacillen  sind  auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  in  den  Sinus  nicht  sehr  reichlich  aufzu- 
finden. Sie  liegen  in  grösseren  Haufen  beisammen;  in  weiten  Strecken,  wo  reichlicher  Zerfall  der  Leuko- 
cyten herrscht,  sind  sie  nur  ganz  vereinzelt  zu  constatiren.  Sie  zeigen  alle  den  Pestbacillen  eigenthümlichen 
Formen  und  lassen  Übergänge  zwischen  der  runden  und  der  exquisiten  Stäbchenform  der  Diplobacillen 
erkennen.  Auch  ganz  blass  gefärbte,  runde,  etwas  grössere,  sogenannte  schattenhafte  Formen 
finden  sich. 

Nach  Gram-Weigert  gefärbt  tritt  prompte  Entfärbung  ein,  und  lassen  sich  auf  den  untersuchten 
Schnitten  keine  anderen  Mikroorganismen  auffinden. 

4.  Schnitte  durch  eine  Gruppe  von  drei  circa  bohnengrossen  Lymphdrüsen  der 
linken  Axilla  lassen  im  umgebenden  Fettgewebe  ausser  Erweiterung  und  Blutüberfüllung  der  Gefässe 
nichts  Pathologisches  erkennen.  Das  Parenchym  ist  nicht  nur  stark  hyperämisch,  sondern  es  sind  die  Sinus 
fast  durchwegs  von  Blut  infiltrirt,  und  überall  finden  sich  zahlreiche  meist  polynucleäre  Leukocyten.  Pest- 
bacillen liegen  besonders  reichlich  in  den  Randsinus  in  Form  plumper  Diplobacillen,  in  den  mehr  central 
gelegenen  Sinus  sind  sie  spärlicher  und  liegen  deutlich  innerhalb  der  grossen,  protoplasmareichen  Sinus- 
zellen. Im  Blute  der  erweiterten  Gefässe  nur  ganz  vereinzelte  nachweisbar.  Auf  nach  Gram-Weigert 
gefärbten  Schnitten  keine  anderen  Bacterien  aufzufinden. 


Beiileitpcst.  IL  Püthologisdi-ciiuitoinischcr  Bcridit.  407 

5.  Rechte  Tonsille.  Im  Bereiche  der  adenoiden  Substanz  derselben  ist  das  Oberflächenepithel  fast 
überall  verloren  gegangen,  nur  wenige  kleine  Inseln  sind  erhalten,  zwischen  den  einzelnen  Plattenepithelien 
polynucleäre  Leukocyten.  Die  oberste  Schichte  des  so  entstandenen  Geschwürsgrundes  wird  an  vielen 
Stellen  von  einer  Lage  von  Bacterien  gebildet  oder  es  finden  sich  dicht  gedrängte,  polynucleäre  Leukocyten, 
die  allenthalben  Körnchenzerfall  ihrer  Kerne  zeigen  und  oft  homogene  Schollen  oder  Balken  ein- 
scheiden. 

Vielfach  sind  auch  kleinere  mit  Blut  gefüllte  Gefässe  ganz  biossliegend,  deren  Endothelzellkerne 
erhalten  sind,  aber  deren  Wand  von  homogenen,  stark  mit  Eosin  gefärbten  Balken  gebildet  wird,  welche, 
ein  Netzwerk  bildend,  das  wie  enorm  verdickt  aussehende  Gefässrohr  umgeben.  In  unmittelbarer  Umgebung 
desselben  dichtgedrängte,  stark  blau  gefärbte  Körnchen.  Dazwischen  sieht  man  kleinere  Hämorrhagien  und 
enorme  Massen  von  Bacterien  nebst  reichlicher  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten,  zwischen  denen 
massenhafte,  blau  gefärbte,  kleinere  und  grössere  Körnchen  liegen,  so  dass  vom  adenoiden  Gewebe  über- 
haupt nichts  mehr  zu  erkennen  ist.  Überall  findet  sich  an  den  Gefässen  die  früher  erwähnte  Veränderung. 
Ausserdem  sieht  man,  besonders  in.  den  tiefen  Schichten,  sehr  zahlreiche  kleine  Lymphgefässe,  die  so  mit 
Bacterien  vollgepfropft  sind,  dass  sie  wie  blauviolett  injicirt  aussehen. 

Die  Bindegewebskapsel  des  adenoiden  Gewebes  nicht  überall  gut  erhalten;  an  einigen  Stellen  ist  sie 
dicht  infiltrirt  und  dann  setzt  sich  diese  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten  und  Bacterien  reichlich 
in  das  Bindegewebe  um  die  Bündel  der  Gaumenmusculatur  fort,  oder  dasselbe  sieht  stark  aufgelockert  aus, 
indem  es  von  feinkörnigen  oder  -fädigen,  geronnenen  Massen  durchsetzt  ist. 

Auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten  Schnitten  finden  sich  in  den  oberflächlichen,  weniger  in  den  tieferen 
Schichten  sehr  zahlreiche  Coccen,  die  häufig  lanzettförmig  zu  Zweien  gelagert  sind  oder  längere  Ketten 
bilden,  und  spärliche  schlanke  Stäbchen.  Sie  finden  sich  äusserst  spärlich  in  den  an  die  Bindegewebskapsel 
angrenzenden,  tiefsten  Partien  der  Tonsille,  jedoch  sehr  reichlich  in  den  erweiterten  Lymphgefässen.  Hin- 
gegen liegen  hier  geradezu  enorme,  zusammenhängende  Massen  von  t3'pischen  Pestbacillen  rundlicher, 
coccenähnlicher  Form.  Sie  finden  sich  ebenfalls  in  sehr  grossen  Mengen  über  die  ganze  Tonsille  zerstreut, 
liegen  auch  an  den  Rändern  des  Geschwüres  zwischen  den  noch  erhaltenen  Epithelzellen  und  bedecken  in 
gleichmässiger  Schichte  an  manchen  Stellen  den  Geschwürsgrund. 

Auch  innerhalb  der  die  bindegewebigen  Interstitien  zwischen  der  Gaumenmusculatur  durchsetzenden 
Leukocyteninfiltration  sind  sie  reichlich  nachweisbar.  Nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode  entfärben 
sie  sich. 

In  nichts  Wesentlichem  weichen  die  Befunde  der  auf  den  Schnitten  bedeutend  verbreiterten  und  zu 
Plaques  in  Folge  der  reichlichen  Infiltration  vereinigten  BalgfoUikel  des  Zungengrundes  ab.  Das  Binde- 
gewebe zwischen  den  Bündeln  der  Zungenmusculatur  überall  —  wie  bei  einer  Phlegmone  —  von  poh'- 
nucleären  Leukocyten-  und  Pestbacillenmassen  infiltrirt,  die  auch  längs  der  Bindegewebszüge  in  grossen 
Massen  zwischen  die  Acini  der  Schleimdrüsen  eindringen.  Daneben,  hauptsächlich  in  den  mehr  oberfläch- 
lichen Schichten,  zahlreiche  Häufchen  von  Kettencoccen  und  runden,  etwas  grösseren  Coccen  (nach  Gram- 
Weigert  intensiv  blau  gefärbt). 

6.  Über  bohnengrosse  Lymphdrüse  von  der  rechten  Halsseite.  Dieselbe  ist  ungemein  dicht 
von  fast  durchwegs  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt,  so  dass  nur  mehr  ganz  vereinzelte  kleine  Reste  vom 
adenoiden  Gewebe  der  Follikel  erhalten  sind.  Die  Kerne  der  Zellen  desselben  gross,  blassgefärbt,  mit  einem 
oder  zwei  Kernkörperchen. 

Die  kleinen  Blutgefässe  stellenweise  erweitert.  Die  Kerne  der  polynucleären  Leukocj'ten  herdweise, 
besonders  in  der  Umgebung  der  Gefässe,  in  Körnchenzerfall  begriffen.  Letztere  vielfach  \'on  homogenen 
Balken  erfüllt  und  umgeben,  die  sich  stark  mit  Eosin  färben.  Die  Kapsel  der  Lymphdrüse  überall  deutlich 
abgrenzbar,  nur  stellenweise  von  Leukocyten  infiltrirt. 

Über  die  ganze  Lymphdrüse  verbreitet  finden  sich,  zu  grossen,  zusammenhängenden  Massen  oder  zu 
kleineren  Häufchen  angeordnet,  auch  vielfach  intracellulär  liegend,  Pestbacillen,  die  überwiegend  die  plumpe, 
ovale  oder  ovoide  Stäbchenform  und  die  Anordnung  zu  Diplobacillen  besitzen.  Sie  sind  im  Allgemeinen  gut 


408  H.  Albrcchl  itiid  A.  Cltoii, 

mit  Methylenblau  gefärbt.  Besonders  in  den  Randpartien  sieht  man  auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten 
Schnitten  sehr  zahlreiche  Coccen,  die  entweder  längere  Ketten  bilden  oder  zu  Zweien  gelagert  sind  und 
auch  Lanzettform  zeigen.  Sie  finden  sich  äusserst  spärlich  in  den  centralen  Partien. 

7.  Zwei  weit  über  hascl  n  ussgrosse  Lymphdinisen  von  der  linken  Halsseite  zeigen  viel 
stärkere  Hyperämie  imd  zahlreiche  Blutungen.  Aussei-dem  fällt  der  enorme  Keichthum  an  Bacterien  auf, 
indem  nämlich  die  ganze  Peripherie  der  Lymphdrüse  von  einer  breiten ,  bläulich-violett  mit  Hämalaun 
gefärbten  Schichte  von  Bacterien  gebildet  ist,  in  welcher  sich  intensiv  violett  gefärbte,  kleine  Haufen 
differenziren.  Zwischen  denselben  zahlreiche,  wie  aus  dem  Gewebsverbande  gerissene,  erweiterte  Blut- 
gefässe, welche  die  bei  der  vorstehenden  Lymphdrüse  beschriebenen  Veränderungen  in  noch  exquisiterer 
Weise  zeigen. 

hn  Übrigen  derselbe  Befund  wie  bei  6.  Nur  haben  die  Pestbacillen  hier  vorwiegend  die  runde,  coccen- 
ähnliche  Form  mit  sehr  blasser  Färbung.  Den  früher  erwähnten,  schon  durch  die  einfache  Hämalaunfärbung 
stärker  hervorgetretenen  Bacterienhäufchen  entsprechen  auf  nach  Gram-Weigert  gefärbten  Schnitten  dicht- 
gedrängte Massen  von  Kettencoccen  oder  kleinere  Haufen   von   runden  Coccen   und   .Stäbchen.    Die   noch 


ö 


abgrenzbare  Kapsel  gleichmässig  von  poly-  und  mononucleären  Leukocyten  inliltrirt,  zwischen  denen  sich 
reichliche  Pestbacillen  und  auch  (etwas  geringer  an  Zahl)  .Streptococcen  finden. 

8.  \'on  den  lobulären  Pneumonien  des  Unterlappens  der  linken  Lunge  wurden  mehrere 
histologisch  untersucht,  hn  Allgemeinen  sind  die  Alveolen,  auch  dort  wo  kein  E.xsudat  liegt,  erweitert,  ihre 
Wand  sehr  dünn,  zwischen  den  einzelnen  oft  weite  Communicationsöffnungen.  In  der  Peripherie  der  pneu- 
monischen Herde  sind  die  Alveolen  mit  homogen  oder  fein  und  gleichmässig  granulirt  geronnenem  Serum 
erfüllt,  dem  stellenweise  reichlich  Blut  beigemengt  ist  oder  in  dem  grosse,  runde,  anthrakotische  Zellen  oder 
spärliche,  poljmucleäre  Leukocj'ten  suspendirt  sind.  Je  näher  man  an  den  eigentlichen  pneumonischen 
Herd  kommt,  um  so  reichlicher  wird  die  Leukocytenintiltration,  und  man  tindet  grosse,  bläulich-violett 
gefärbte  Bacterienmassen  in  den  erweiterten  Alveolen. 

Fibrin  ist  äusserst  spärlich  nachweisbar.  Grössere  und  kleinere  Bronchien  sind  erfüllt  mit  Eiter- 
körperchen  und  enormen  Mengen  von  Bacterien ,  ihr  Epithel  desquamirt.  An  einzelnen  kleineren  kann 
man  ihre  Wand  nicht  mehr  begrenzen,  indem  alles  von  Blut,  Bacterien  und  Leukocyten  infiltrirt  ist. 

-Am  Auffallendsten  sind  viele  Alveolarsepten  \'erändert,  sie  sind  etwas  verbreitert  und  in  Balken, 
Schollen  oder  Fäden  umgewandelt,  die  bald  mehr  homogen,  bald  mehr  granulirt  aussehen,  einzelne  rothe 
Blutkörperchen  einschliessen  und  noch  spärliche  grosse,  blaugefärbte  Zellkerne  erkennen  lassen.  Manchmal 
lässt  sich  noch  ein  schmales  Gefässrohr  mit  erhaltenen,  grossen  Endothelkernen  und  verbreiterter  Wand 
erkennen,  das  wie  »hyalin«  thrombosirt  aussieht. 

Zu  beiden  Seiten  eines  solchen  Septum  sieht  man  einen  schmalen  .Saum  vi_>n  \-ielkernigen  Leuko- 
cyten oder  von  gröberen  oder  feineren  Körnchen.  Auch  birnförmige  oder  spermatozoenähnliche,  noch  gut 
gefärbte  Kerne  linden  sich  hier. 

Überall  im  Bereiche  der  Pneumonie  enorme  Mengen  von  Pestbacillen.  Auch  in  den  von  Ödemflüssigkeit 
erfüllten  Alveolen  der  Umgebung  ausserordentlich  zahlreiche  Pestbacillen,  wenig  dicht  gelagert,  wie  in 
derselben  suspendirt.  Ebenso  finden  sie  sich  massenhaft  in  den  Bronchien.  Dazwischen  an  vielen  Stellen 
Häufchen  von  Coccen,  zu  kurzen  oder  längeren  Ketten  angeordnet. 

9.  Milz.  Die  Pulpa  nicht  nur  hochgradig  hyperämisch,  sondern  wie  infiltrirt  von  Blut.  Die  grossen, 
epithelähnlichen  Pulpazellen  x'ielfach  aus  dem  V'erbande  gerissen,  von  ganz  verschiedener  Form,  ihr  Kern 
gros.s,  blass  gefärbt,  rundlich-oval  uder  mehrfach  gelappt  mit  mehreren  Kernkörperchen.  Leukocyten  nicht 
auffallend  reichlich  nachweisbai\ 

Die  Follikel  kaum  etwas  vergrössert,  in  ihnen  ebensolche  epithelähnliche  Zellen  auffindbar.  Die  Wand 
kleiner  Arterien  sieht  leicht  verdickt  und  stellenweise  homogen  aus,  die  Endothelzellenkerne  gross,  blass 
gefärbt. 


Bculenpcsl.  II.  PdllioJoiiisch-aualoniiscJicr  Bcriclü.  409 

Im  Blute  grösserer  Gefässe  vereinzelte  Diplobacillen,  typischen  Pestbacillen  entsprechend,  und  ebenso 
vereinzelte  kurze,  stärker  gefärbte  Ketten  von  Coccen.  Weder  auf  mit  Methylenblau,  noch  nach  Gram- 
Weigert  gefärbten  Schnitten  grössere  Anhäufungen  von  Bacterien. 

10.  Lebei.  Die  Capillaren  eng,  wenig  mit  Blut  gefüllt.  Die  P^pithelzellen  häufig  schlecht  von  ein- 
ander abgrenzbar,  homogen,  ihre  Kerne  rund,  gross,  blass  gefärbt.  In  der  Glisson'schcn  Kapsel  kleine 
Anhäufungen  von  Rundzellen. 

In  den  Capillaren  finden  sich  vereinzelte  Pestbacillen. 

11.  Niere.  Die  Epithelien,  besonders  der  Rinde,  stark  angeschwollen,  springen  buckelig  in  das  Lumen 
des  Harncanälchens  vor.  Ihr  Protoplasma  färbt  sich  gut  mit  Eosin,  ist  feinst  granulirt,  der  Kern  gross,  blass 
und  rund.  Blutgefässe  und  Capillaren  überall  erweitert,  sonst  nichts  Pathologisches.  In  denselben  ziemlich 
reichlich  Pestbacillen  und  Coccen,  als  Diplococcen  und  kurze  Ketten  angeordnet,  nachweisbar. 

12.  Schnitte  durch  einige  Plaques  des  unteren  Ileum  mit  gelblicher  Schwellung  einer 
Gruppe  von  Follikeln  ergeben  den  interessanten  Befund,  dass  die  Plaques  von  breiten  Bacterien- 
rasen  durchsetzt  sind,  zwischen  denen  das  adenoide  Gewebe  erhalten,  aber  reichlich  von 
polynucleären  Leukocyten  durchsetzt  ist.  Das  umgebende  Bindegewebe  ganz  unverändert.  In  ein- 
zelnen Gefässen  homogene  Balken  oder  Schollen,  die  sich  auch  in  der  Umgebung  derselben  netzartig 
finden.  Nur  in  den  Zotten  sieht  man  kleinere  Blutungen  neben  reichlichen  Bacterien- 
massen,  die   oft  die   stark  verbreiterten   Zotten  vollständig  infiltriren. 

Das  Oberflächenepithel  verloren  gegangen,  stellenweise  sind  die  Z(.)tten  mit  Schleim  bedeckt,  welcher 
homogene  oder  zu  Balken  zusammengetretene  Zelltrümmer  enthält.  Die  Bacterienmassen  aus  dicht 
gedrängten  Pestbacillen  bestehend,  die  vorwiegend  die  rundliche,  blass  gefärbte  Form  besitzen. 
Spärliche  Diplococcen  sind  ihnen  beigemengt. 

lo.  Eine  hanfkorngrosse  mesenteriale  Lymphdrüse,  die  im  Fettgewebe  ganz  in  der  Nähe  der 
im  Vorstehenden  beschriebenen  Darmstelle  sich  findet,  und  zwei  etwa  bohnengrosse  aus  der 
Radix  mesenterica  zeigen  histologisch  starke,  gleichmä.ssig  vertheilte  Hyperämie.  In  den  Sinus  überall 
dieselben  grossen  Massen  von  Bacterien.  Die  Kapsel  vollständig  unverändert,  im  umgebenden  Fettge\vebe 
nichts  Auffallendes.  Abgesehen  von  den  ausschliesslich  aus  Pestbacillen  bestehenden  Bacterienmassen,  sind 
in  den  Blutgefässen  auch  spärliche  Diplococcen  zu  constatiren. 

Epikrise. 

Der  in  der  rechten  Leistengegend  sitzende  primäre  Bubo  ist  von  erheblicher  Grosse  und  betrifft  die 
oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen.  Er  ist  ausgezeichnet  durch  starre  hämorrhagische 
Infiltration,  die  auch  die  Umgebung  durchsetzt,  durch  weit  über  die  Grenzen  des  Bubo  hinausreichendes 
Ödem  und  durch  centrale  reichliche  Nekrose. 

Dui'ch  directe  regionäre  Metastasirung  sind  die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  (iliacae  et  lumbales) 
derselben  Seite  intensiv  ergriffen,  viel  weniger  die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  von  links.  Intensive 
nekrosirende  Entzündung  und  Ulceration  zeigen  beide  Tonsillen  und  die  zu  Plaques  confluirten  Follikel  am 
Zungengrund.  Dementsprechend  sind  auch  die  regionär  benachbarten  Lymphdrüsen  beider  Unterkiefer- 
gruben und  am  Halse  längs  der  grossen  Gefässe  stark  markig  -  hämorrhagisch  angeschwollen.  Von  dieser 
Ulceration  der  Tonsillen  aus  ist  es  nun  zu  reichlicher  In vasion  von  Streptococcen  in  die  Blut- 
bahn, zu  einer  Secundärinfection  durch  dieselben  gekommen;  sie  finden  sich  auf  den  Schnitten  reichlich 
neben  enormen  Massen  von  Pestbacillen  und  den  durch  dieselben  erzeugten  charakteristischen  Gewebs- 
veränderungen. Zweifellos  liegt  der  Anlass  für  diese  Secundärinfection  in  der  früher  auf  metastatischem 
Wege  erfolgten  Infection  der  Tonsillen  und  Follikel  durch  den  Pest-Erreger. 

In  beiden  Lungen  finden  sich  weiters  lobulär-pneumonische  Herde  fast  ausschliesslich  in  den  Unter- 
lappen und  zwar  in  den  hinteren  Partien,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  entstanden  aus  eiteriger  Bronchitis, 
die  ihren  Ursprung  der  Aspiration  des  Sccretes  der  ulceriiten  Tonsillen  verdankt. 


4i0  //.  Albrechl  iiiid  A.  Ghon, 

Histologisch  zeigen  sie  die  der  Pestpneumonie  eigenartigen  Veränderungen  der  Alveolarsepten 
neben  enormen  Massen  von  Pestbacillen,  aber  auch  zahlreichen  Haufen  von  Streptococcen.  Letztere 
finden  sich  in  sehr  wechselnder  Menge  fast  in  allen  histologisch  untersuchten  Organen  theils  im  Blute,  theils 
im  Gewebe  neben  Pestbacillen.  Auch  in  den  Lymphdrüsen  des  primären  Bubo,  hier  allerdings  recht  spär- 
lich, dagegen  sehr  reichlich  in  den  Halslymphdrüsen,  wohin  sie  wohl  zunächst  direct  von  den  Tonsillen 
aus  gelangt  sind. 

Ausser  diesen  ebengenannten  Lymphdrüsen  zeigen  mehr  weniger  hochgradige,  auf  metastatischem 
Wege  durch  die  Blutbahn  entstandene  .Schwellung  und  Hämorrhagien  die  axillaren  imd  die  mesenterialen 
Lymphdrüsen. 

Sehr  bemerkenswerth  sind  die  gelblichen  Schwellungen  der  Follikel  zahlreicher 
Plaques  im  Ileum  neben  geringen  entzündlichen  Veränderungen  der  Schleimhaut.  Sie  sind  sicherlich 
ebenfalls  auf  metastatischem  Wege  entstanden  zu  denken  und  nicht  durch  Verschlucken  des  Sputum,  weil 
jede  intensivere  Veränderung  der  Darmwand  und  der  Mesenteriallymphdrüsen  fehlt. 

Ebenso  zeigen  die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  der  Trachea  Erscheinungen  frischer  medullärer 
Schwellung.  In  der  acut  geschwollenen  —  entsprechend  der  Misch-  oder  Secundärinfection  sehr  weichen  — 
Milz  ebenso  spärliche  Pestbacillen  als  Streptococcen  nachweisbar. 

Blutungen  finden  sich  in  den  weichen  Schädeldecken,  in  der  Pleura  und  in  den  Musculi  recti 
abdominis. 

Fall  35/XXXVII. 

Dajcc  Vitfii  Sawaut,  45jähriger  Hindu,  Gärtner,  wurde  am  26.  März,  am  IL  Krankheitstage,  um  3  Uhr 
25  Minuten  Nachts  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  31.  März,  am  VII.  Krankheitstage,  um  8  Uhr 
10  Minuten  Früh. 

Section  am  selben  Tage  um  ungefähr  12  Uhr  Mittags,  4  .Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  164  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  schlecht  entwickelter  Musculatur,  hoch- 
gradig abgemagert. 

Todtenflecke  undeutlich  an  den  abhängigen  Körperpartien,  Todtenstarre  schwach  entwickelt. 

Auf  der  Stirne  vertrocknete  Excoriationen,  Pupillen  mittehveit,  beiderseits  gleich,  Hornhäute  glänzend. 

Hals  kurz  und  kräftig,  in  seinen  Gruben  keine  Lymphdrüsen,  auch  nicht  in  der  rechten  Axilla,  linker- 
seits jedoch  verschiebliche,  bohnengrosse,  ziemlich  harte  tastbar. 

In  beiden  Leistengegenden  ebenso  grosse,  ziemlich  harte,  in  der  rechten  Schenkelgrube  eine  oliven- 
grosse,  ebenfalls  harte  Lymphdrüse  palpabel. 

In  beiden  Kniekehlen  nichts  Pathologisches  tastbar. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

An  den  Extremitäten  keine  nachweisbaren  Wunden  und  Narben. 

Die  weichen  Schädeldecken  ziemlich  fettreich,  blutarm,  in  denselben  stellenweise  punktförmige 
Hämorrhagien.  Schädeldach  länghch-oval,  S3^mmetrisch,  geräumig,  im  Längsdurchmesser  IS'/z  cm,  im 
queren  13  cm  und  in  der  Peripherie  51  cm  messend.  Spongiosa  fast  überall  verschwunden,  Schädel- 
knochen dünn,  4  mm  dick.  Tabula  interna  glatt,  Furchen  und  Gruben  sehr  seicht. 

Dura  mater  gut  gespannt,  zart,  durchscheinend,  ziemlich  blutreich,  im  Sichelhlutleiter  reichliches, 
frisch  geronnenes  Blut.  Die  inneren  Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  wenig  blutreich,  ziemlich  stark 
durchfeuchtet,  mehr  noch  an  der  Convexität,  Gefässe  zartwandig,  Rinde  schmal,  grauroth,  das  weisse 
Marklager  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  teigig  weich,  Ventrikel  etwas  mehr  Serum  enthaltend 
Ependym  zart,  Stammganglien  und  Kleinhirn  normal  gebildet,  ziemlich  blutreich,  ebenso  Medulla  und 
Pons. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe,  ebenso  links. 

Schilddrüse  klein,  blutreich,  gekörnt,  colloid. 


BciiIciij-'ls/.  II.  Patliologisch-aiialoiiiischcr  Bericht.  411 

In  der  rechten  Siibmaxillargrube  einige  kleine,  bohnengrosse,  harte  Lymphdrüsen,  die  auf  dem  Durch- 
schnitte grauroth,  sehr  saftig  erscheinen. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  trübe  geröthet,  beide  Tonsillen  ziemlich  gross, 
reichlich  Pfropfe  enthaltend.    Schleimhaut  des  Laryn.x  und  der  Trachea  gelblich. 

Linke  Lunge  frei,  im  Pleuraraum  ein  Paar  Esslöffel  gelben  Serums,  Pleura  glatt,  gliinzend.  Die  Lunge 
fühlt  sich  vollständig  lufthaltig  an,  auf  dem  Durchschnitte  entleert  sich  aus  dem  (Gewebe  und  den  grossen 
Bronchien  reichliche  schaumige,  rasch  abfliessende  Flüssigkeit.  Oberlappen  massig,  Unterlappen  sehr 
blutreich.    In  den  grossen  Bronchien  reichlicher  gelblicher  Schleim. 

Ductus  thoracicus  nicht  erweitert,  an  einer  Stelle  etwas  geröthet. 

Rechte  Lunge  angewachsen,  lufthaltig  beim  .Anfühlen,  Pleura  des  Unterlappens  ecchymosirt.  Ober- 
lappen ziemlich  blutreich,  weniger  der  Llntcrlappen,  im  Ganzen  weniger  ödematös  als  die  linke,  vollständig 
lufthaltig. 

Herzbeutel  zart,  in  ihm  ein  Paar  Esslöffel  klaren  Serums  enthalten.  .-\n  seiner  visceralen  Fläche,  haupt- 
sächlich linkerseits,  Gruppen  xntn  kleinsten  Ecchymosen. 

Epicard  zart,  massig  fettreich;  im  linken  Herzen  wenige  Cruormassen,  im  rechten  reichliche  Plbrin- 
gerinsel.    Beide  \'entrikel  schlaff,   Herz  klein,   Myocard  bräunlichgelb,  morscher,  alle  Klappenapparate  zart. 

Die  Lymphdrüsen  des  hinteren  Mediastinalraumes  unter  dem  Bogen  der  Aorta  vergrössert,  hart, 
isolirt,  in  etwas  ödematöses  Bindegewebe  gehüllt,  auf  dem  Durchschnitte  dunkelblutroth,  vorquellend, 
saftig. 

Das  Bindegewebe  um  die  bronchialen  Lymphdrüsen  gelblich-ödematös,  dieselben  anthracotisch. 

Leber  gross,  ihre  vorderen  Ränder  etwas  plumper,  schlaffer,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  von  bräunlich- 
grauer  Farbe,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  braungrau,  Läppchenzeichnung  undeutlich,  einzelne  Herde 
fettgelb  gefärbt,  von  unregelmässiger  Begrenzung  und  verschiedener  Grösse. 

Gallenblase  gut  gefüllt,  in  derselben  grünlichgelbe,  schleimige  Galle. 

Milz  16  cm  lang,  8  cm  breit,  ziemlich  plump,  Kapsel  leicht  getrübt,  gut  gespannt,  auf  dem  Durchschnitt 
gleichmässig  blutroth,  etwas  vorquellend,  zwischen  dem  etwas  vermehrten  Stroma  wie  feinst  chagrinirt, 
Follikel  zahlreich  sichtbar,  als  kleinste,  graue  Punkte  mit  dunkelrothem  Hof    Pulpa  leicht  ausstreifbar. 

Beide  Nieren  vergrössert,  plump,  schlaffer,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  Rinde  und 
Columnae  Bertini  verbreitert,  röthlichgelb  gestreift.  Pj'ramiden  etwas  dunkler  blutroth,  nicht  scharf  von  der 
Rinde  abgesetzt.   Nierenbecken  beiderseits  nicht  verändert. 

Beide  Nebennieren  gross. 
Pankreas  derbe,  gekörnt. 

Harnblase  gut  mit  gelbem,  klaren  Harn  gefüllt.  In  der  sonst  dünnen,  gelblichen  Schleimhaut  ver- 
einzelte hirsekorngrosse  Blutaustritte.   Schleimhaut  der  Urethra  blutarm. 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  rechterseits  in  suizig-ödematöses,  gelbliches  Binde- 
gewebe gehüllt,  isolirt,  von  Bohnen-  bis  Olivengrösse,  ebenso  die  tiefen  inguinalen  Ljnnphdrüsen.  Die 
grösste  unter  ihnen,  die  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelringe,  über  olivengross,  auf  dem 
Durchschnitte  gleichmässig  gelblich  vorquellend,  trüben,  deutlich  schleimigen  Saft  gebend,  ihre  Schnitt- 
fläche stark  glänzend,  aber  glatt,  desgleichen  die  oberflächlichen  inguinalen  Lj^mphdrüsen  am  Durch- 
schnitte. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  Vasa  iliaca  derselben  Seite  wenig  vergrössert,  aber  in  sulziges,  etwas 
blutig  infiltrirtes  Bindegewebe  gehüllt,  hart  und  isolirt,  besitzen  eine  ebenso  glatte,  glänzende,  etwas 
schleimige  Schnittfläche. 

Die  retroperitonealen  (lumbalen)  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Bauchgefässe  in  ganz 
analoger  Weiser  verändert;  sowohl  in  der  Vena  femoralis,  als  auch  iliaca  und  in  der  oberen  Hohh'ene  bis 
vier  Querfinger  oberhalb  der  Theilungsstelle  ziemlich  reichliche  Gruppen  von  kleinen,  punktgrossen  Blut- 
austritten. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Gl.    LXVI.  Bd.  *^^ 


-112  //•  Alb  reell  I  iniJ  A.  G/ioii, 

Die  inguinalen  l^yniphdrüsen  liiiker.scits  nur  etwas  vcrgrössert,  bolmengross,  auf  dem  Durchschnitte 
etwas  succulenter  und  blutreich. 

Magen  ziemlich  contrahirt,  in  ihm  wenige  lichte,  gallig  gefiirbte  Schleimmassen  enthalten,  längs  der 
grossen  Curvatur  ist  die  Schleimhaut  in  Falten  gelegt,  Etat  mamellonne  zeigend  und  übersäet  von  frischen, 
lebhaft-  bis  schwarzrothen  gruppirten  Blutungen,  die  sich  aus  kaum  punktförmigen  zusammensetzen. 

Schleimhaut  des  Jejunum  gelockert  und  geschwollen,  auf  den  Höhen  vieler  Plicae  lebhaft  rothe, 
kleinste  Blutaustritte;  Schleimhaut  des  Ileum  nicht  verändert.  Der  ganze  Dünndarm  mit  schleimig  galligen 
Chymusmassen  gefüllt. 

Im  Dickdarm  breiige,  gallig  gefärbte  Fäcalien,  in   der  Schleimhaut  spärliche   punktförmige  Blutungen. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  etwas  vergrössert  und  etwas  mehr  prominent,  auf  dem  Durchschnitte 
gelblich,  leicht  vorquellend  und  etwas  medullär. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Achselhöhlen  vergrössert,  in  der  rechten  bis  über  bohnengross,  dunk'el- 
grauroth  aussehend,  auf  dem  Durchschnitte  sehr  stark  blutreich,  succulent,  vorquellend,  ihi-e  Umgebung 
leicht  ödematös. 

Oberhalb  des  Malleolus  internus  rechterseits  findet  sich  eine  ungefähr  linsengrosse,  eingefallene  Blase, 
auf  derem  Durchschnitte  man  unter  der  abgehobenen  Epidermisschichte  das  röthlichgrau  aussehende 
Corium  erkennen  kann,  welches  bis  zu  einer  Tiefe  von  ungefähr  '/j  cm  röthlich  infiltrirt  erscheint. 

In  der  linken  Poplitea  eine  etwa  bohnengrosse  Lymphdrüse,  die  auf  ihrem  Durchschnitte  sehr  stark 
blutreich  ist  und  vorquellendes  Parenchym  zeigt. 

In  der  rechten  Poplitea  ist  die  correspondirende  Lymphdrüse  kaum  vergrössert,  jedoch  blutreicher. 


Die  wiederholt  vorgenommene  bacteriologische  Blutuntersuchung  ergab  folgende 
Befunde  : 

Am  27.  März,  am  111.  Krankheitstage,  sechs  Colonien  von  Pestbacillen  in  Reincultur, 
am  28.  März,  am  IV.  Krankheitstage,  massig  reichliche  Reincultur  von  Pestbacillen, 
am  29.  März,  am  V.  Krankheitstage,  massig  reichliche  Rei  n  cultur  von  Pestbacillen, 
am  30.  März,  am  VI.  Krankheitstage,  reichliche  Reincultur  von  Pestbacillen. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

2.  Aussaaten  aus  dem  Harn  bleiben  ebenfalls  steril. 

3.  In  der  Milz  finden  sich  mikroskopisch  sehr  reichlich  Pestbacillen,  in  einigen  Präparaten  einem 
dichten  Ausstrich  einer  Reincultur  gleichend,  meist  einzeln  und  extracellulär  liegend,  vorwiegend  in  gut 
und  bipolar  gefärbten,  ovalen  oder  länglich-ovalen  Formen. 

Die  Aussaaten  enthalten  sehr  reichlich  Pestcolonien  und  vereinzelt  Colonien  von  Bacillen  der  Coli- 
gruppe. 

4.  In  Deckglaspräparaten  einer  oberflächlichen  i  nguinalen  Drüse  der  rechten  Seite 
sieht  man  enorme  Mengen  von  Pestbacillen,  fast  gar  keine  zelligen  Elemente.  Form  und  Anordnung  der 
Pestbacillen  sind  wie  bei  Nr.  3. 

Die  Aussaaten  zeigen  sehr  reichlich  Pestcolonien  und  einige  Colonien  der  Coligruppe. 

In  den  aus  der  drei  Tage  alten  Cultur  auf  Glycerinagar  angefertigten  Deckglaspräparaten  der  Pest- 
colonien finden  sich  neben  völlig  blass  gefärbten,  ovale]T  und  rundlichen  Formen  in  auffallend  reichlicher 
Menge  grosse,  rundliche,  hefezellenähnliche  Gebilde. 

5.  In  den  Aussaaten  aus  dem  Dick  darminhalte  sind  Pestcolonien  nicht  nachweisbar. 

In  Deckglaspräparaten  von  einigen  verdächtigen  Colonien  finden  sich  allerdings  Stäbchen,  die  bipolar 
gefärbt  sind  und  in  Form  und  Grösse  völlig  den  Pestbacillen  gleichen;  doch  erweisen  sich  diese  Bacillen  bei 


Bciihiipcsf.  IL  Patltnlogisch-analouii^clicr  Bericht.  413 

weiterer  genauer  Prüfiiny    in    der  Cuitur   und  im  Thierexpei'imcnt   als    nicht   zu    den    lY'slbacillen   gehörig. 
(Solche  Bacillen  wurden  übrigens  des  Öfteren   aus  dem  Darminhalte  durch   das  Culturverfahren   erhalten.) 
6.  Deckglaspräparate   aus   einer  Lymphdrüse   der  linken  Achselhöhle  zeigen  Pestbacillen 
in  massig  reichlicher  Menge,  sowohl  in  gut  und  bipolar  gefärbten,  als  auch  blassen  Formen. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  von  oberflächlich  en  inguinalen  Lj'mphdrüsen  der  rechten  Seite  und  von 
der  tiefen  inguinalen  am  inneren  Schenkelringe  derselben  Seite  ergeben  ganz  denselben  Befund. 
Das  Drüsengewebe  ist  so  vollständig  von  Pestbacillen  infiltrirt,  dass  nur  mehr  wenige  Follikel  erhalten  sind. 
Die  Drüse  ist  gleichsam  in  eine  Reincultur  von  Pestbacillen  umgewandelt,  zwischen  denen  relativ  recht 
spärliche  mono-  und  polynucleäre  Leukocyten  oder  grosse,  blassgefärbte,  ovale  Kerne,  deren  zugehöriger 
Zellleib  nicht  abgrenzbar  ist,  oder  spärliche  rothe  Blutkörperchen  suspendirt  sind.  Nirgends  grössere 
Hämi)rrhagien  und  Körnchenzerfall  der  Kerne. 

Die  Kapsel  überall  abgrenzbar,  nur  an  wenigen  Stellen  von  Bacillen  und  Leukocyten  durchsetzt. 
De.sgleichen  die  Umgebung  der  Lymphdrüsen,  wo  das  Bindegewebe  durch  ÖdemtUissigkeit,  der  spärliche 
rothe  Blutkörperchen  beigemengt  sind,  auseinandergeworfen  ist.  Ziemlich  zahlreiche  Lj'mphgefässe  der 
Kapsel  und  des  sie  umgebenden  Bindegewebes  mit  Bacillen  vollgefüllt.  Die  Bacillenmassen  aus 
zusammenhängenden  Rasen  von  Pestbacillen  \-on  sowohl  stäbchenförmigem  als  rundlichem  Aussehen 
bestehend,  andere  Bacterien  mikroskopisch  nicht  aufzufinden.  In  den  Blutgefässen  sind  sie  ebenfalls 
ziemlich  zahlreich. 

2.  Retroperitoneale  (lumbale)  Lymphdrüse.  Dieselbe  ist  auffallend  blutleer,  nirgends  sind 
gefüllte  Gefässe  zu  finden.  Die  Sinus  stark  erweitert,  ihre  Zellen  gross  und  protoplasmareich;  die 
Kerne  derselben  ebenfalls  gross,  oval,  blassgefärbt,  in  den  Sinus  reichlichere,  meist  polynucleäre  Leuko- 
cyten enthalten. 

Ferner  finden  sich  in  denselben  stellenweise  zahlreiche  Pestbacillen  in  Form  von  Diplobacillen,  im 
adenoiden  Gewebe  keine  solchen  nachweisbar.  Dagegen  ziemlich  zahlreiche  in  den  Blutgefässen,  spärliche 
in  den  Lj^mphgefässen  des  umgebenden  Fettgewebes. 

3.  Die  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  linken  Poplitea  ergibt  einen  nicht  wesentlich  von 
dem  vorstehenden  abweichenden  Befund.  Nur  ist  sie  viel  blutreicher.  In  den  Sinus  finden  sich  wenig  Pest- 
bacillen, zahlreichere  in  den  Blutgefässen,  der  Wand  angelagert,  manchmal  zweifellos  in  Endothelzellen 
eingeschlossen,  deren  Kern  sehr  gross  ist. 

4.  Vergrösserte  Lymphdrüsen  aus  dem  hinteren  Mediastinalraume  ergeben  denselben 
Befimd.  Die  Hyperämie  ist  hochgradig,  die  Sinuszellen  sehr  gross.  Die  Kerne  der  Endothelien  besonders 
gross,  manchmal  sieht  die  Gefässwand  der  Capillaren  etwas  breiter  aus,  wie  aus  homogenen  Balken 
bestehend.  In  der  Umgebung  der  Lymphdrüsen  einige  erweiterte,  mit  Leukocyten  ausgefüllte  Lymph- 
gefässe.    Reichliche  Pestbacillen  in  den  Blutgefässen,  spärliche  in  den  Sinus. 

5.  Haselnussgrosse  Lymphdrüse  aus  der  linken  Axilla.  Dieselbe  zeigt  etwas  schwerere 
Veränderungen.  Zunächst  ist  das  pericapsuläre  Gewebe  von  reichlicher  Ödemfiüssigkeit,  dem  Blut  und  sehr 
viele  Bacillen  beigemengt  sind,  durchsetzt,  desgleichen  die  Kapsel  an  \"ielen  Stellen.  Auch  die  Rinden- 
schichte der  Lymphdrüse  ist  von  dieser  zum  Theile  fein  granulirt,  zum  Theile  feinfädig  oder  ganz  homogen 
geronnenen  Ödemfiüssigkeit  durchtränkt,  die  zelligen  Elemente  der  Sinus  sind  in  derselben  wie  auf- 
geschw'emmt  und  dadurch  die  Sinus  selbst  noch  stärker  erweitert,  manche  ganz  vollgefüllt  mit  Bacillen. 
Die  Follikel  und  Markstrahlen  zum  grössten  Theile  erhalten.  Überall  geradezu  massenhafte  Pestbacillen, 
die  häufig  intracellulär  liegen. 

6.  Schnitte  durch  den  Ductus  thoracicus  zeigen,  dass  derselbe  collabirt  ist  und  wenig  homogen 
geronnene  Massen  enthält.  Dagegen  sind  zwei  kleine  Lymphgefässe  seiner  Umgebung  ganz  vollgefüllt  mit 
Pestbacillen  und  polynucleären  Leukocyten.    Ihre  Wand  nicht  besonders  verändert. 

54* 


414  H.  Albrcclit  luid  A.  Clioii, 

7.  Die  Milz  \'on  Bliil  Lind  sehr  reiciiiiciicn  polynuclcärcn  Lcukocytcn  inliltrii'l,  eine  bcstinimtc  StmcUir 
niclit  mehr  zu  erkennen.  Die  Follikel  sehr  klein,  häufig  durchsetzt  von  homogenen  Balken  oder  K'lumpcn, 
die  wie  Gerinsel  aussehen.  Die  Trabekel  sehr  hreit,  ihre  Kerne  erhalten,  grösser  und  blässer,  besonders 
auf  den  Querschnitten  bestehen  sie  ebenfalls  aus  homogenen,  stark  glänzenden  Schollen,  Klumpen  oder 
P,alkcn. 

.\uf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  ist  das  Milzgewebe  dicht  von  Pestbacillen  infiltrii'l,  die  viel- 
fach intracellulär  liegen,  meist  die  Furni  pkmipei-  Diplobacillen  haben.  Andere  Bacterien  nicht  auf- 
zulinden. 

8.  Eingefallene  Blase  von  der  Innenfläche  des  rechten  Unterschenkels  (vergl.  Tafel  X> 
Fig.  1).  Das  Oberflächenephitel  im  Centrum  der  Blase  abgehoben,  die  Schichten  der  Verhornung  intact, 
die  Basalzellenschichte  und  der  grösste  Theil  des  Stratum  lucidum  sind  zum  Theile  in  ein  homogenes 
Netz-  oder  Balkenwerk  umgewandelt,  das  grössere  Lücken  begrenzt,  zum  Theile  sind  innerhalb  grob 
granulirter  Massen   noch  blasse  Zellkerne  zu  erkennen,  oder  das  braune  Pigment  der  Basalzellen. 

Das  eigentliche  Lumen  der  Blase  oder  der  ebengenannten  Lücken  im  Epithel  leer. 

Ähnliche  derartige  Lücken  finden  sich  im  Epithel  an  der  Peripherie  der  Blase,  das  noch  im  Zusammen- 
hange mit  dem  Corium  ist,  und  sind  stellenweise  fächerartig  durch  ausgezogene,  homogen  aussehende 
Kpithelien  abgegrenzt  (ähnlich  wie  bei  Variola). 

Die  Coriumpapillen  ragen  dort,  wo  das  Epithel  zur  Blasenbildung  abgehoben  ist,  vollständig  ihres 
Epithelüberzuges  entblösst,  isolirt  vor  und  sind  bläulichviolett  gefärbt,  indem  sie  vollständig  von  Pest- 
bacillen infiltrirt  sind. 

Nur  wenige  mit  Eosin  gefärbte,  granulirte  Gewebsreste  und  die  Gefässschlingen  sind  hie  und  da 
erhalten.  Die  erweiterten  Spalten  der  tieferen  Schichten  des  Corium,  des  subcutanen  Binde-  und  Fett- 
gewebes von  zusammenhängenden,  enormen  Massen  von  Pestbacillen  infiltrirt,  denen  nur  spärliche  poly- 
nucleäre  Leukocyten  beigemengt  sind.  Nirgends  Hämorrhagien,  nirgends  grössere  Ansammlungen  von 
Leukocyten. 

Auch  die  Schweissdrüsen  von  einem  dichten  Mantel  von  Bacillen  umgeben. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  erweisen  sich  die  Bacillenmassen  überall  als  bestehend  aus 
Pestbacillen,  die  sowohl  die  Form  von  Diplobacillen,  als  auch  sehr  reichlich  die  runde,  manchmal  ganz 
bläschenähnliche  Form  haben. 

An  der  Peripherie  der  Hautblase,  wo  das  Oberflächenephitel  mit  dem  Corium  noch  im  Zusammenhange 
ist,  sieht  man  grosse  Schwärme  oder  Colonnen  zwischen  den  unveränderten  Epithelzellen  liegen,  und  zwar 
bis  an  das  Stratum  corneum.    In  den  kernlosen  Lamellen  desselben  sind  keine  aufzufinden. 

Dort  wo  das  Epithel  bei  der  Blasenbildung  abgehoben  wurde,  liegen  sie  massenhaft,  sowohl  in  den 
Lücken  als  zwischen  den  Epithelzellen,  als  auch  der  Oberfläche  in  Form  von  Häufchen  aufgelagert,  nicht 
aber  zwischen  den  Hornlamellen. 

9.  Leber.  Die  Leberepithelien  zeigen  das  gewöhnliche  Bild  trüber  Schwellung  bei  erhaltenen,  blass 
tingirten,  grossen  Kernen.  An  einer  Stelle  findet  sich  ein  scharf  umschriebener,  runder  Herd  von  der 
Durchschnittsgrösse  eines  miliaren  Tuberkels,  der  sich  in  seiner  Hauptmasse  mit  Hämatoxylin  bläulichviolett 
färbt.  In  seinem  Centrum  finden  sich  zerstreut  kurze  Balken  ganz  homogener  und  kernloser  Leberzellen,  die 
vielfach  zu  ebenso  aussehenden  Bröckeln  zerfallen  sind.  Dazwischen  ausserordentlich  spärliche  Leuko- 
cyten, die  etwas  reichlicher  an  der  Grenze  des  ganz  intacten  Lebergewebes  liegen,  oder  auch  sehr 
spärliche  ausgetretene,  rothe  Blutkörperchen.  Nach  Färbung  mit  Methylenblau  sieht  man,  dass  dieser  Herd 
fast  nur  aus  Pestbacillen  besteht,  die  an  der  Peripherie  viel  reichlicher  liegen  als  im  Centrum.  Auch  in  den 
Capillaren  überall  zahlreiche  Pestbacillen. 

10.  Herz.  Die  einzelnen  Muskelfasern  schmal,  zeigen  manchmal  eine  undeutliche  Querstreifung,  und 
das  Protoplasma  sieht  etwas  granulirt  aus. 

Dem  Endocard  sind  einige  grössere  Gerinsel  aufgelagert,  die  vorwiegend  aus  polynucleären  Leuko- 
cyten und   zwischen   diesen   aus   fein   granulirten   Massen   bestehen.     Auch  zahlreiche  eosinophile  Zellen 


Benlenpcst.  IL  I\ilIiolo_i(isch-a!uiloinischer  Bericht.  415 

finden  sich.  Nacli  Metiivlenblaularluing-  sieht  man  zwischen  den  i.eukocj'tcn   zahllose   Pestbncillen   extra- 
cclluhir  gelagert. 

11.  Die  Magenschleimhaut  vielfach  von  Blutungen  durch.setzt,  die  das  interstitielle  Gewebe 
zwischen  den  Schläuchen  zerstören  und  vielfach  conüuiren.  An  einigen  Stellen  sieht  man  ungefähr  in  der 
Mitte  der  Schleimhautdicke  kleinste  Herde,  in  deren  Bereich  die  Zellkerne  sich  nicht  oder  nur  ganz  schatten- 
haft färben,  oder  in  feine  blaue  Körnchen  zerfallen  sind,  und  welche  Herde  von  rothen  Blutkörperchen  und 
Leukncytcn  eingefasst  sind.  Im  Bereiche  derselben  finden  sich  zahlreiche  äusserst  blass  gefärbte,  theils 
kugelige,  theils  stäbchenförmige  und  zu  Zweien  gelagerte,  plumpe  Pestbacillen  Ebensolche  auch  im 
Bereiche  der  Blutungen  und  innerhalb  der  Blutgefässe  reichlich  auffindbar. 

Epikrise. 

Reine  Pestinfection.  Nach  der  Grösse  der  Lymphdrüsentumoren  (sowohl  der  oberflächlichen  wie  der 
tiefen)  in  der  rechten  Inguinalgegend,  nach  der  starken  Ausbildung  des  Ödems  in  ihrer  Umgebung  und 
nach  den  Blutungen  in  der  Wand  der  Vena  femoralis  und  iliaca  dextra,  ist  es  zweifellos,  dass  es  sich  hier 
um  den  primären  Bubo  handelt.  Von  ihm  aus  zieht  sich  eine  Kette  stark  \-ergrösserter,  rechtsseitiger,  retro- 
peritonealer  Lymphdrüsen  nach  aufwärts.  .Auffallend  ist  das  fast  vollständige  Fehlen  der  Blutungen  inner- 
halb aller  Bubonen  und  das  makroskopische  Bild  derselben,  indem  sie  auf  der  Schnittfläche  gleichmässig 
lichtgelb  erscheinen  und  einen  fadenziehenden,  fast  schleimigen  Saft  geben.  Dem  entspricht  mikroskopisch 
ein  geradezu  colossaler  Reichthum  an  Pestbacillen,  eine  wahre  Reincultur  derselben,  ohne  dass  die  Gewebs- 
veränderung eine  dementsprechend  schwere  wäre,  ein  Umstand,  der  entweder  aus  verminderter  Virulenz 
der  Bacillen,  oder  aus  hoher  Widerstandsfähigkeit  der  Gewebe  zu  erklären  ist. 

Dasselbe  tritt  evident  mikroskopisch  bei  der  Hautblase  vom  rechten  Unterschenkel  zu  Tage,  wo  die 
histologischen  Veränderungen  minimale  sind,  im  Gegensatze  zu  dem  enormen  Reichthume  an  Pestbacillen. 

Bei  derselben  ist  es  schwer  zu  entscheiden,  ob  dieselbe  als  Primäraffect  oder  als  .secundär  metastatisch 
zu  betrachten  ist. 

Sicher  ist  nach  dem  mikroskopischen  Befunde  die  vergrösserte  Lymphdrüse  der  rechten  Poplitea 
metastatisch  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  inficirt  worden  und  es  ist  nach  Allem  sehr  wahrscheinlich,  dass 
auch  obgenannte  Hautaffection  als  secundär  entstanden  aufzufassen  ist,  zumal  es  sich  um  siebentägige 
Krankheitsdauer  handelt,  nach  welcher  Zeit  doch  jedenfalls  ein  ausgebreiteter  Carbunkel  zu  erwarten  wäre. 

Bemerkenswerth  sind  die  metastatischen  Pestherde  in  der  Leber  und  der  Magen- 
schleimhaut, die  der  Hauptsache  nach  aus  Bacilleninfiltration  mit  einfacher  Zellnekrose  bestehen. 

Blutungen  finden  sich  nur  spärlich  in  den  Schädeldecken  und  im  Pericard,  ebenso  spärlich  in  der  Dick- 
darmschleimhaut, reichlich  in  der  des  Magens,  dagegen  ist  die  Vergrösserung  und  Schwellung  der  L3-mph- 
drüsen  fast  eine  allgemeine  zu  nennen,  indem  sie  die  inguinalen,  retroperitonealen,  mesenterialen,  axillaren 
die  hinteren  mediastinalen  und  jene  in  beiden  Submaxillarregionen  betreffen. 

Fall  36/XXXIX. 

Souoo  Ratia,  28jähriger  Hindu  von  unbekannter  Beschäftigung,  wurde  am  2.  April,  am  IL  Krank- 
heitstage, um  1 1  Uhr  Vormittags  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  um  1  Uhr  Nachmittags  desselben 
Tages. 

Section  um  5  Uhr  30  Minuten,  A^^  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  153  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  ziemlich  schlecht  genährt.  Todtenstarre 
namentlich  an  den  unteren  Extremitäten  stark  ausgeprägt,  Todtenflecke  besonders  an  der  hinteren  Seite  gut 
entwickelt. 

Hornhäute  leicht  getrübt,  Schleimhaut  der  Lippen  und  Conjunctiven  blutleer.  Die  Zähne  gut  erhalten 
nur  der  obere  äussere  Schneidezahn  fehlend. 

Hals  schlank,  längs  der  Gefässe  keine  Drüsen  tastbar.    Thoi-ax  lang,  proportionirt,  gut  gewölbt. 


416  H.  AI b rech I  und  A .  C! liou. 

In  beiden  Axillcn  etwas  vergrösserte,  verschiebliclic,  ziemlich  teste  IJrüsen  tastbar,  an  beiden  Vorder- 
armen je  sechs  Impfnarben. 

Abdomen  etwas  unter  dem  Ni\'eau   des  Thorax. 

Die  Haut  in  der  lini^en  Leistengegend  etwas  verdickt,  durch  dieselbe  einige  Drüsen  undeutlich 
fühlbar. 

Die  rechte  Leistengegend  starlv  prominent.  Die  Haut  daselbst  mächtig  verdickt,  nicht  abhebbar,  vor- 
gewölbt durch  ein  fast  faustgrosses  Paquet  vereinigter  Drüsen. 

Scrotum  und  Penis  mächtig  ödematös  geschwollen. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Am  Fussrücken  der  rechten  unteren  Extremität  eine  vertrocknete,  circa  linsengrosse  Excoriation.  Eine 
gleiche  ebenso  beschaffene  an  der  Innenseite  des  linken  Fasses  etwas  unterhalb  des  Malleolus  und  am 
Rücken  des  linken  kleinen  Fingers,  entsprechend  den  beiden  Phalangealgelenken,  je  eine  rundliche,  linsen- 
grosse Excoriation. 

Die  weichen  Schädeldecken  fett-  und  blutarm.  Das  Schädeldach  asymmetrisch,  indem  der  rechte 
Scheitelbeinhücker  stärker  prominent  ist.  Der  Längsdurchmesser  beträgt  16  c;m,  der  quere  13  cm  und  die 
Peripherie  47  cm,    Schädelknochen  bis  5  mm  dick,  Diploe  überall  \'orhanden,  Tabula  interna  glatt. 

Im  oberen  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  von  Fibringerinsel.  Dura  mater  gespannt,  nicht  verdickt, 
blutarm,  glatt,  glänzend.  Die  Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  Gefässe  enge,  zartvvandig,  Meningen  an 
der  Convexität  zart.  Rinde  gleichmässig  breit,  blassgrau,  die  weisse  Marksubstanz  ziemlich  fest,  von 
spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  Ventrikel  nicht  erweitert,  ihr  Ependym  zart  und  glatt;  Stammganglien, 
Kleinhirn,  Pons  und  MeduUa  ohne  pathologische  Veränderungen. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  Gefässe  am  Halse  nicht  vergrössert,  auf  ihrem  Durchschnitte  gelblichweiss. 

Schilddrüse  klein,  gekörnt,  gelblich,  colloid. 

Die  Follikel  am  Zungengrunde  etwas  vergrössert,  derb;  beide  Tonsillen  ebenfalls  leicht  vergrössert, 
auf  ihrem  Durchschnitte  etwas  succulenter.  Schleimhaut  des  Pharynx  trübe  geröthet,  die  des  Larynx  und 
des  oberen  Theiles  der  Trachea  blutarm. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Linke  Lunge  allenthalben  frei,  der  Pleuraüberzug  zart,  glänzend,  die  Lunge  vr)llig  lufthaltig,  auf  ihrem 
Durchschnitte  sehr  blutreich.    Denselben  Befund  zeigt  die  rechte  Lunge. 

Herzbeutel  zart,  in  demselben  geringe  Mengen  klarer  Flüssigkeit.  Herz  nicht  vergrössert,  spärlich  mit 
Fett  bewachsen;  linker  Ventrikel  contrahirt,  rechter  schlaff.  Am  Epicard  des  linken  Ventrikels  und  Vorhofes 
vereinzelte  Blutaustritte.  Alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig.  Myocard  braunroth,  ziemlich  fest. 

Leber  leicht  vergrössert,  die  vorderen  Ränder  des  linken  Lappens  scharf,  des  rechten  stumpf;  Kapsel 
zart,  Oberfläche  glatt  und  glänzend.  Das  Leberparenchym  .stellenweise  stärker  gelblich  gefärbt  und  daselbst 
die  acinose  Structur  undeutlich;  an  anderen  Partien  stärker  blutreich,  brüchig. 

Gallenblase  prall  gefüllt  mit  dickflüssiger,  dunkler  Galle. 

Milz  14  cm  lang,  10  cm  breit,  4  cm  hoch.  Ihr  Kapselüberzug  zart,  Pulpa  weicher,  leicht  abstreifbar,  wie 
feinst  chagrinirt,  blutreicher,  Trabekel  deutlich  sichtbar. 

Beide  Nebennieren  etwas  blutreicher. 

Nieren  etwas  vergrössert,  plumper,  ihre  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  Rinde  etwas  breiter, 
gelb  gestreift,  Glomeruli  deutlich  vorspringend,  von  der  Marksubstanz  gut  abgegrenzt. 

Harnblase  prall  gefüllt  mit  klarem  Urin,  ihre  Schleimhaut  blutarm. 

Das  retroperitoneale  Bindegewebe  ist  mächtig  ödematös  geschwollen.  Die  Lymphdrüsen  entlang  der 
Gefässe  sind  vergrössert,  bis  über  bohnengross,  isolirt,  auf  ihrem  Durchschnitte  succulent,  theils  gelblich- 
sulzig,  theils  blutreicher.  An  der  linken  Seite  der  Aorta  zeigt  eine  Lymphdrüse  eine  Länge  von  7  cm,  auf 
ihrem  Durchschnitte  erscheint  diese  glatt,  blutarm,  jedoch  succulenter,  gelblich.  Die  Intima  der  Vena  femo- 
ralis,  iliaca  und  cava  inferior  zeigt  keine  Veränderung. 


Bcitlciipcst.  II.  Pathologiscliaihüniuischcr  Bcriclit.  417 

Die  erwähnte  V'orwölbung  in  der  rechten  Inguinalgegend  zeigt  auf  ihrem  Durchschnitte  ein  Con- 
glomerat  von  Drüsen,  das  sowohl  die  oberflcächlichen  als  auch  die  tiefen  inguinalen  betrifft.  Diese  Drüsen 
sind  zum  Theile  wenig  verändert;  so  die  unter  dem  Poupart'schen  Bande  gelegenen  oberflächlichen  ingui- 
nalen Drüsen,  die  wohl  leicht  vergrössert  erscheinen,  jedoch  nicht  besonders  blutreich  und  wenig  succulent 
sind.  Die  oberhalb  des  Poupart'schen  Bandes  gelegenen  oberflächlichen  und  die  tiefen  inguinalen  Lymph- 
drüsen sind  stark  geschwollen,  zum  Theile  derb,  zum  Theile  weicher,  auf  ihrem  Durchschnitte  succulent, 
blutreich,  manche  hämorrhagisch  infiltrirt.  Das  Bindegewebe  zwischen  den  Drüsen  ist  intiltrirt,  ödematös. 
Getrennt  von  den  zu  einem  Paquet  vereinigten  tiefen  inguinalen  Drüsen  steht  die  mächtig  geschwollene 
Drüse  am  inneren  Schenkelringe,  die  über  wallnussgross  und  weich  anzufühlen  ist,  auf  dem  Durchschnitte 
das  Parenchym  beinahe  hervorquellen  lässt  und  rothe  und  gelbe  Sprenkelung  zeigt. 

Die  Infiltration  des  succulenten  Bindegewebes  erstreckt  sich  auch  über  die  nächste  Umgebung  dieses 
Drüsenpaquetes  hinaus  und  zwar  entlang  des  Poupart'schen  Bandes  aufwärts  bis  an  den  unteren  Rand  des 
Musculus  latissimus  dorsi. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  Leistengegend  sind  wenig  verändert,  die  oberflächlichen  fast  gar  nicht 
vergrössert,  auf  ihrem  Durchschnitte  wenig  blutreich,  gelblich,  jedoch  succulenter.  Grösser  erscheinen  die 
tiefen  inguinalen  rechtei'seits,  zeigen  sonst  aber  im  Allgemeinen  denselben  Befund.  Wohl  aber  erscheint 
das  subcutane  Bindegewebe  in  der  Umgebung  der  rechten  inguinalen  Lymphdrüsen  ziemlich  stark 
ödematös,  gelblich,  sulzig. 

Ebenso  stark  ödematös  erscheint  das  Bindegewebe  des  Scrotum  und  des  Penis. 

Der  Magen  ist  fast  leer,  seine  Schleimhaut  zeigt  stark  ausgesprochenes  Etat  mamellonne.  Duodenum, 
Jejununi  und  lleum  enthalten  geringe  Mengen  gallig  gefärbter  Chymusmassen,  ihre  Schleimhaut  ist  blutleer 
und  ohne  Veränderungen.  Im  Dickdarm  finden  sich  geringe  Mengen  dünntlüssiger,  grünlichgelb  gefärbter 
Faeces;  Schleimhaut  desselben  fast  blutleer,  ohne  Veränderung. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  etwa  bohnengross,  derb,  auf  ihrem  Durchschnitte  blutleer,  gelblich, 
etwas  succulent. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Achselgruben  sind  vergrössert,  auf  dem  Durchschnitte  succulenter  und 
blutreicher,  zumal  die  der  linken  Seite. 

Die  Fossa  poplitea  rechterseits  zeigt  nichts  Abnormes. 

Die  Synovia  beider  Kniegelenke  ist  etwas  stärker  injicirt. 

Schleimhaut  des  Oesophagus  blass. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  sind  nicht  vergrössert,  stark  anthracotisch. 

Die  Schleimhaut  der  Bronchien  zeigt  keine  Veränderung. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Aussaaten  aus  der  Galle  bleiben  steril. 

2.  In  Deckglaspräparaten  aus  der  Milz  finden  sich  Pestbacillen  in  massig  reichlicher  Menge, 
meist  einzeln  liegend,  von  länglicher  Form,  theils  gut  und  bipolar  gefärbt,  theils  schlecht  tingirt. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  ausschliesslich  Pestcolonien  in  massig  reichlicher  Menge. 

3.  Die  Aussaaten  aus  dem  Harn  bleiben  steril. 

4.  Deckglaspräparate  aus  einer  tiefen  inguinalen  Drüse  der  linken  Seite  (primärer  Bubo) 
zeigen  reichlich  Pestbacillen  in  allen  Formen  und  Grössen  von  ovalen,  gut  und  bipolar  gefärbten  bis  zu 
schattenhaft  aussehenden,  grösseren  Gebilden. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  einige  wenige  Colonien  von 
Bacillen  der  Coligruppe. 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  durch  eine  oberflächliche  und  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  (beide  oliven- 
gross)  der    linken  Seite   zeigen   die  gewöhnlichen   dem  primären  Bubo  zukommenden  Veränderungen. 


418  H.  Albrecht  und  A.  Ghoii, 

Im  Centrum  bereits  vorgeschrittener  Zerfall  des  Gewebes  und  zwar  sieht  man  die  Kerne  der  Leuko- 
cyten  in  zahhx'iche,  verschieden  grosse  und  verschieden  geformte  Körnchen  zerfallen,  sowohl  bei  erhaltenem 
Zcllleib  als  auch  frei,  oder  die  Kerne  sind  gross,  blassblau  gefärbt,  nicht  scharf  contourirt,  so  dass  sie  den 
ganzen  Zcllleib  cinzLinehmen  scheinen,  oder  man  sieht  nur  mehr  blass  mit  Eosin  gefärbte  Zellleiber.  Vom 
adenoiden  Gewebe  überhaupt  nichts  mehr  erhalten.  Die  Gefässe  zeigen  die  gewöhnlichen  Veränderungen, 
sie  sind  oft  innerhalb  von  grossen  und  zahlreichen  Hämorrhagien  oder  innerhalb  enormer,  zusammen- 
hängender Pestbacillenmassen  isolirt  in  ihrer  Form  erhalten.  Die  Kapsel  nicht  abzugrenzen,  indem  sich  die- 
selben Veränderungen  in  das  umgebende  Bindegewebe  fortsetzen.  Auf  den  .Schnitten  durch  die  oberfläch- 
liche inguinale  Lymphdrüse  ist  das  sie  bedeckende,  subcutane  Bindegewebe  dicht  von  polynucleären 
Leukocyten  und  enormen  Pestbacillenmassen  wie  bei  einer  Phlegmone  infiltrii't,  das  Corium  von  homogen 
geronnener  Ödemflüssigkeit  auseinandergeworfen. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  in  den  nekrotisch  zerfallenen,  ganz  centralen 
Antheilen  der  Drüsen  äusserst  spärliche  Pestbacillen,  dagegen  unmittelbar  peripheriewärts  von  denselben 
enorme,  dichtgedrängte  Massen  typischer  Pestbacillen  (vorwiegend  Diplobacillen  von  plumper, 
ovaler  Form). 

.Sie  sind  sehr  häutig  intracellulär  gelagert.  Aufschnitten  durch  die  oberflächliche  inguinale  Lymph- 
drüse ist  ein  kleiner  Rindenantheil  einer  noch  in  ihrer  Form  erhaltenen  benachbarten  Lymphdrüse  vorhanden. 
In  den  Kandsinus  derselben  sieht  man  nun  die  ausserordentlich  grossen  Sinuszellen  derselben  ganz  voll- 
gefüllt mit  Pestbacillen.  Ferner  ist  nicht  nur  das  subcutane  Bindegewebe  ganz  dicht  von  Pestbacillen 
infiltrirt,  auch  das  Corium  mit  seinen  Papillen.  Auch  zwischen  die  tieferen  Schichten  des  Epithels  sind  sie 
stellenweise  eingedrungen. 

2.  O b e r f  1  ä c h  1  i c h e  in g u i n a  1  e  Ly m p h d r ü s e  der  r e c h t e n  S e i t e.  Die  Si nus  stark  erweitert,  viele 
von  ihnen  mit  homogen  geronnener  Ödemflüssigkeit  erfüllt,  welche  auch  das  die  Drüse  umgebende  Binde- 
gewebe durchsetzt;  das  Parenchym  blutarm,  die  Sinuszellen  und  ihre  Kerne  sehr  gross.  Das  Binde- 
gewebe der  Umgebung  ödematös.  Pestbacillen  ausschliesslich  in  den  Sinus,  und  zwar  massig  reichlich  und 
vorwiegend  intracellulär,  in  den  eben  erwähnten  Zellen  eingeschlossen. 

3.  Schnitte  durch  das  ödematöse  Scrotum  zeigen  das  gesammte  subcutane  Bindegewebe  bis  ans 
Corium  von  homogen  geronnener  Ödemtlüssigkeit  durchsetzt,  die  einzelnen  Bindegewebsbündel  dadurch 
wie  auseinandergeworfen.  Wenige  Leukocyten  um  die  erweiterten  Gefässe  gruppirt.  Überall  ziemlich 
gleichmässig  vertheilt  Pestbacillen  nachweisbar. 

4.  Retroperitoneale  Lymphdrüse  (längs  der  Aorta  abdominalis  gelagert).  Die  Sinus  so 
stark  erweitert,  dass  die  Markstrahlen  zwischen  ihnen  als  schmale  Streifen  adenoiden  Gewebes  verlaufen, 
und  die  Follikel  ganz  klein  erscheinen.  Sie  enthalten  entweder  sehr  dicht  gedrängte  Bacillenmassen,  denen 
wenige  Leukocyten  beigemengt  sind,  oder  die  Bacillen  liegen  mehr  schütter,  indem  sie  gleichsam  in 
homogen  geronnenem  Serum  suspendirt  sind.  Dasselbe  durchdringt  auch  das  umgebende  Fett-  und  Binde- 
gewebe. 

Die  genannten  Bacillenmassen  bestehen  aus  typischen  Pestbacillen  in  Reincultur,  die  auch  bereits 
vielfach  das  noch  erhaltene  adenoide  Gewebe  durchsetzen,  ebenso  wie  die  Kapsel  und  das  Bindegewebe 
der  Umgebung. 

5.  Eine  bohnengrosse,  mesenteriale  Lymphdrüse  ergibt  im  Wesentlichen  denselben  histo- 
logischen Befund  wie  die  untersuchte  oberflächliche  inguinale  Lymphdrüse  von  links.  Kapsel  und  Um- 
gebung vollständig  intact.  Innerhalb  der  Sinuszellen  spärliche  blassgefärbte  und  mehr  rundliche  Pest- 
bacillen auffindbar. 

6.  Axillare  Lymphdrüsen  von  links  (Gruppe  von  zwei  kleinbohnengrossen  Lymph- 
drüsen). An  denselben  fällt  die  gleichmässig  ausgebreitete,  hochgradige  Hyperämie  auf,  während  der 
sonstige  Befund  von  dem  vorstehenden  nicht  abweicht.  Im  Blute  der  erweiterten  Gefässe  spärliche  Pest- 
bacillen, keine  in  den  Sinus  nachweisbar. 


Beuleiipesf.  IL  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  419 

7.  Milz.  Der  histologische  Befund  weicht  in  nichts  von  dem  gewöhnlichen  ab.  Herde  von  zerfallendem 
Gewebe  fehlen.  Hämorrhagien  (respective  hämorrhagische  Infiltration)  sind  reichlich.  Pestbacillen  finden 
sich  meist  intracellulär  innerhalb  von  Pulpazellen  oder  polynucleären  Leukocytcn,  sind  im  Ganzen  massig 
reichlich. 

8.  Leber.  Die  Leberepithelien  zeigen  die  Veränderungen  hochgradiger  parenchymatöser  Degeneration. 
In  den  Capillaren  sind  die  polynucleären  Leukocyten  ziemlich  beträchtlich  vermehrt,  sie  durchsetzen  stellen- 
weise auch  die  Wand  grösserer  Gefässe  und  dringen  in  die  Spalten  des  Bindegewebes  der  Glisson'schen 
Kapsel  ein.  Im  Blute  der  Capillaren  sind  Pestbacillen  ziemlich  reichlich.  Sie  liegen  sowohl  extracellulär, 
als  auch  häufig  eingeschlossen  in  Leukocyten  und  in  Endothelzellen,  die  sehr  gross  sind  und  einen  sehr 
grossen  Kern  besitzen. 

O.Niere.  Dieselbe  ist  ziemlich  stark  hyperämisch,  indem  besonders  die  Capillaren  zwischen  den 
gewundenen  Harnkanälchen  der  Rinde  stark  erweitert  sind.  Das  Epithel  zeigt  exquisit  die  Veränderungen 
starker  parenchymatöser  und  stellenweise  auch  fettiger  Degeneration.  Sonst  nichts  Besonderes.  Auch  die 
Glomeruli  hyperämisch.  Im  Blute  der  Gefässe  recht  spärliche  Pestbacillen  vorhanden. 

10.  Herz.  Ausser  reichlicher  Fragmentirung  der  Muskelfasern  zeigen  letztere  ganz  allgemein  eine 
grosse  Undeutlichkeit  ihrer  Querstreifung,  manche  sind  geradezu  homogen  und  stärker  mit  Eosin  färbbar. 
An  den  Kernen  nichts  Besonderes  zu  erkennen. 

Epikrise. 

Der  primäre  Bubo  betrifft  den  grösseren  Theil  der  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen 
der  linken  Seite,  am  stärksten  die  tiefe  inguinale  Lymphdrüse  am  inneren  Schenkelring.  Besonders  reichlich 
ist  das  Ödem  der  Umgebung  entwickelt,  das  sich  weit  hinauf  in  das  retroperitoneale  Gewebe  (entlang  den 
Ketten  der  regionär  metastatisch  geschwollenen  Lymphdrüsen),  in  die  Haut  des  äusseren  Genitales,  sogar 
bis  in  die  rechte  Inguinalgegend  fortsetzt. 

Ausser  den  genannten  zeigen  die  Lymphdrüsen  der  rechten  Inguinalgegend,  die  Tonsillen  und  Follikel 
am  Zungengrunde  nur  ganz  leichte  Hyperämie  und  Schwellung,  eine  etwas  hochgradigere  die  L\'mphdrüsen 
beider  Axillae.  Blutungen  fehlen,  abgesehen  von  den  im  Bereiche  des  primären  Bubo  vorhandenen  und 
einigen  Ecchj'mosen  des  Epicards.  Auch  die  grossen  Venenstämme  dieser  Gegend  sind  frei.  Die  im 
primären  Bubo  ausserordentlich  reichlichen  Pestbacillen  durchsetzen  in  Form  dichter  Rasen  weithin  die 
Umgebung  der  inficirten  Lymphdrüsen  und  dringen  zwischen  die  Epithelien  des  sonst  intacten  Rete 
Malpighii  ein.  Sie  liegen  sehr  häufig  intracellulär.  In  Milz  und  Blut  sind  sie  spärlich. 

Fall  37,  XLI. 

Kliiiiiiau  Siuiih,  26jähriger  Hindu,  wurde  am  13.  April  um  3  Uhr  Nachmittags  in  das  Wari  Bunder- 
spital  aufgenommen  und  starb  am  14.  April  um  3  Uhr  15  Minuten  Früh. 

Die  Leiche  wurde  ins  Arthur  Road  Spital  gebracht  und  die  Section  daselbst  am  14.  April  um  9  Uhr 
30  Minuten  (6  Stunden  post  mortem)  vorgenommen. 

Männliches  Cadaver,  151  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  schlecht  entwickelter  Musculatur, 
schlecht  genährt;  Todtenstarre  gut  entwickelt,  Todtenfiecke  nicht  deutlich  wahrnehmbar. 

Das  Gesicht  bedeckt  mit  zahlreichen  vertrockneten,  unregelmässig  geformten,  schwarzroten  Excori- 
ationen;  beide  Augenlider  blutig  suffundirt,  Oberlippe  bedeckt  mit  schwarzrothen  Blutkrusten,  geschwollen, 
ebenso  die  Unterlippe. 

Beide  Conjuncti\-en  lebhaft  hlutroth  suffimdirt,  sehr  stark  geschwollen,  zum  Theile  gelblich-sulzig; 
Hornhäute  trübe,  Pupillen  weit,  Mund-  und  Lippenschleimhaut  mit  missfärbigen,  abstreifbaren,  dicklichen 
Massen  belegt. 

In  den  Gruben  des  Halses  und  in  beiden  Axillen  keine  Lymphdrüsen  tastbar.  In  beiden  Ellbogen- 
gegenden, tim  rechten  Dorsum  manus,  an  der  linken  Palma  reichliche  vertrocknete  Excoriationen. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Gl.   LXVI.  Bd.  55 


420  H.  Albr c c h t  n ii d  A .  C, h o ii, 

Hals  lang,  schlank. 

Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  symmetrisch,  gut  gewölbt;  Abdomen  etwas  unter  dem 
Niveau  des  Thorax.  Bauchdecken  schlaff. 

Am  äusseren  Genitale  nichts  .auffallendes. 

In  der  rechten  Leistengegend  unter  dem  Poupart'schen Bande  ein  harter,  länglicher,  ungefähr  taubenei- 
grosser,  gegen  die  Umgebung  nicht  gut  abgrenzbarei-,  etwas  prominenter  Tumor  palpabel,  über  dem  die 
Haut  sich  derb  und  dick  anfühlt  und  weniger  leicht  in  Falten  abhebbar  ist. 

An  beiden  Knieen  reichlich  vertrocknete  Excoriationen,  in  beiden  Kniekehlen  Drüsen  nicht  tastbar, 
an  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Schädeldecken  fettreich,  blutreich,  beide  Temporalmuskel  und  das  sie  umgebende  Bindegewebe  sehr 
stark  ödematös  und  durchsetzt  von  zahlreichen  connuirenden,  frischen  Hämorrhagien. 

Schädeldach  länglich-oval,  symmetrisch;  der  Längsdurchinesser  beträgt  19  an,  der  quere  12  <.;//  und 
die  Peripherie  51  cur,  Schädelknochen  bis  6  mm  dick,  Spongiosa  erhalten,  blutreich.  Tabula  interna  glatt, 
Furchen  und  Gruben  seicht. 

Im  Sichelblutleiter  reichliche  Cruormassen.  Dura  mater  gut  gespannt,  glatt,  glänzend,  durchscheinend. 

Die  inneren  IVIeningen  zart,  gut  injicirt,  Gefässe  zartwandig,  enge,  Rinde  gleichmässig  breit,  das  weisse 
Marklager  von  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  weicher.  Ventrikel  enge,  ihr  Epend3nn  zart.  Kleinhirn, 
Pons  und  Medulla  etwas  weicher,  ebenso  die  .Stammganglien. 

Dura  mater  der  Schädelbasis,  besonders  in  der  vorderen  Schädelgrube  von  einer  dünnen  Schichte 
frisch  geronnenen  Blutes  bedeckt. 

hn  Pectoralis  major  bis  an  die  Mittellinie  reichend  frische,  schwarzrothe  Blutaustritte,  auch  am  Periost 
der  zweiten  Rippe  rechts. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  grossen  Haisgefässe  vergrössert,  über  bohnengross,  dunkelblutroth,  auf 
dem  Durchschnitte  sehr  saftig  und  vorquellend.  Auch  einige  Lymphdrüsen  in  beiden  Submaxillargruben 
ebenso  verändert. 

Zunge  mit  missfärbigem,  fuliginösen  Belag  bedeckt.  Schleimhaut  des  Gaumens  und  Pharynx  grauroth; 
rechte  Tonsille  vergrössert,  stärker  prominent,  auf  dem  Durchschnitte  gelblich-röthlich  gefleckt,  sehr  saftig. 

Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea  gelblich  und  mit  schwärzlich  gesprenkeltem  Schleim  bedeckt, 
in  der  Trachea  missfärbige  Flüssigkeit,  Schleimhaut  des  Ösophagus  blassgrau. 

Linke  Lunge  fast  vollständig  frei,  ihr  Pleuraraum  leer,  an  der  Pleura  diaphragmatica  ein  Paar  Blut- 
austritte. Der  pleurale  Überzug  des  Unterlappens  an  einer  thalergrossen  Stelle  von  reichlichen  Ecchymosen 
bedeckt,  sonst  glatt,  glänzend. 

Die  Lunge  selbst  vollständig  lufthaltig,  blutreich. 

Ductus  thoracicus  nicht  erweitert. 

Rechte  Lunge  vollständig  frei,  ihr  Pleuraraum  leer,  an  der  Pleura  spärliche  Ecchymosen;  sonst  derselbe 
Befund  wie  links. 

Im  Herzbeutel  ein  Esslöffel  voll  klaren,  gelben  Serums;  an  seiner  Innenfläche  Gruppen  von  kleinsten 
Ecchymosen,  an  dem  fettarmen  Epicard  allenthalben  sehr  zahlreiche  bis  linsengrosse  Ecchymosen,  das  linke 
Herzohr  ist  übersäet  von  solchen.    Auch  am  Anfangstück  der  Vena  cava  superior  finden  sich  solche. 

Alle  Klappenapparate  zart,  schlussfähig,  Myocard  gelblich,  am  Septum  ventriculi  einen  Querfinger 
unterhalb  der  mittleren  Pulmonalklappe  eine  linsengrosse  Blutung. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  stark  anthracotisch,  Schleimhaut  der  grossen  Bronchien  geröthet,  mit 
grünlichem  Schleim  bedeckt. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  vorderen  Ränder  etwas  stumpfer,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  glänzend, 
hauptsächlich  zu  beiden  Seiten  des  Ligamentum  Suspensorium  hepatis  übersäet  von  zahllosen,  theils  punkt- 
f()rmigen,  theils  bis  zu  kreuzergrossen,  confluirenden  Blutaustritten.  Ebensogrosse  finden  sich  auch  in  der 
Mitte  des  rechten  Lappens,  nahe  an  seinem  \'orderen  Rande,  bedeckt  von  älteren  Bindegewebs- 
membranen. 


Beiüenpest.  IL  Pathologisch-aiiüloniischer  Bericht.  421 

Gallenblase  prall  mit  Galle  gefüllt,  auch  an  der  unteren  Fläche  der  Leber  ebensolche  zahllose  in  der 
Kapsel  sitzende  Blutaustritte.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Leber  sehr  blutreich,  ihre  Läppchen- 
zeichnung etwas  weniger  deutlich,  von  gelblichbrauner  Farbe. 

Milz  plump,  gross,  auf  dem  Durchschnitte  H'/^  cm  lang,  5  cm  dick,  weich,  etwas  \-orquellend,  die 
Schnittfläche  wie  feinst  chagrinirt,  die  Follikel  stellenweise  stecknadelkopfgross,  deutlich  sichtbar,  grobes 
Stroma  \-ermehrt,  Pulpa  ziemlich  leicht  ausstreifbar. 

Pankreas  blassgelblich,  derb,  gekörnt. 

Am  Hilus  der  Milz  bis  erbsengrosse,  dunkelblutrothe  Lymphdrüsen. 

Das  Bindegewebe  um  beide  Nieren  ziemlich  reichlich  von  gelblichem  Serum  durchfeuchtet. 

Beide  Nebennieren  blutreich. 

Die  Nieren  plump,  schlaff,  ihre  Rinde  gelhlich-röthlich  gestreift,  etwas  vorquellend,  von  den  blutrothen 
Pyramiden  scharf  abgesetzt,  Glomeruli  prominent,  als  rothe  Pünktchen  gut  sichtbar;  in  der  Schleimhaut  des 
Nierenbeckens  theils  kleinere,  bis  hanfkorngrosse  Blutaustritte,  theils  erscheinen  die  Kelche  dunkelschwarz- 
roth  infiltrirt,  indem  eine  starre  hämorrhagische  Infiltration  das  Fettgewebe  des  Nierenbeckens  fast  voll- 
ständig durchsetzt,  so  dass  die  Papillen  der  Pyramiden  \-on  diesem  schwarzrothen  Infiltrate  scharf  begrenzt 
erscheinen.  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt. 

Ebenso  zieht  sich  eine  sulzig-hämorrhagische  Infiltration  längs  der  Ureteren  nach  abwärts,  längs  des 
Ileopsoas  immer  mehr  und  mehr  zunehmend,  bis  in  die  rechte  Inguinalgegend  sich  fortsetzend.  Das 
Peritoneum  dieser  Gegend  von  Blutungen  durchsetzt  und  bedeckt  von  reichlichen  gelblichen,  leicht  abzieh- 
baren Fibrinmembranen.  Die  ganze  Gegend  wie  vorgewölbt.  Diese  hämorrhagische  Infiltration  scheidet  so 
die  sehr  derben,  zu  einer  Kette  \'ereinigten  Lymphdrüsen  längs  der  rechten  Vasa  iliaca  ein,  die  auf  dem 
Durchschnitte  sehr  stark  prominent  sind,  fast  vollständig  schwarzroth  infiltrirt  und  deutlich  gekörnt 
erscheinen.  In  dasselbe  starre  hämorrhagische  Exsudat  gehüllt  erscheinen  die  tiefen  hypogastrischen  und 
die  sacralen  Lymphdrüsen. 

Harnblase  enthält  geringe  Mengen  leicht  blutig  gefärbten  Harns;  ihre  Schleimhaut  stark  geschwollen 
und  gelockert,  übersäet  \"on  kleinen,  punktfiirmigen  Blutaustritten.  Das  sie  umgebende  Bindegewebe 
sulzig-blutig  infiltrirt. 

Die  oberflächlichen  und  die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite  ebenfalls  vollständig 
hämorrhagisch,  schwarzroth  infiltrirt,  zu  einem  fast  hühnereigrossen  Paquet  vereinigt,  von  der  ebenso  infil- 
trirten  Umgebung  nicht  gut  abgrenzbar,  die  einzelnen  stellenweise  in  ihrem  Centrum  mehr  gelblichroth 
und  morscher.  Die  Intima  der  rechten  Vena  femoralis,  iliaca  und  der  V^ena  ca\'a  inferior  bis  ungefähr 
zwei  Ouerfinger  unterhalb  der  Leber  schwarzroth  blutig  suffundirt. 

Die  retroperitonealen  (lumbalen)  Ljmiphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Bauchgefässe  zu  ketten- 
artigen Paqueten  vereinigt,  die  einzelnen  fast  olivengross,  von  starrem,  hämorrhagischen  Infiltrat  um- 
scheidet. 

Die   oberflächlichen   und   die   tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen    der  linken  Seite   ebenfalls   etwas   \-er- 
grössert,  grauroth,  auf  dem  Durchschnitte  saftig  und  etwas  graugelb  gesprenkelt. 

Im  Magen  reichliche  gallige,  schleimige,  mit  schwarzbraunen  Flocken  untermengte  Massen.  Schleim- 
haut selbst  stark  x'erschleimt  und  geschwollen,  übersäet  von  zahllosen  bis  hirsekorngrossen  Blutungen. 

Vom  Pylorus  aus  ziehen  sich  streifenartig  angeordnet  bis  zum  Fundus  Ketten  \-on  linsengrossen, 
frischen,  hämorrhagischen,  flachen  Erosionen,  welche  alle  überdies  noch  einen  lebhaft  rothen  hämor- 
rhagischen Hof  besitzen. 

Schleimhaut  des  Duodenum  aufgelockert,  gallig  imbibirt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  bis  auf  Bohnengrösse  geschwollen,  theils  dunkelblutroth,  theils  mehr 
gelblich  gesprenkelt,  saftig. 

Im  Jejunum  schleimige,  gallige  Inhaltsmassen,  Schleimhaut  stark  verschleimt  und  \on  feinsten 
Blutungen  bedeckt. 

Im  Ileum  gallige  und  kaffeesatzähnliche  Massen;  seine  Schleimhaut  dünn. 

55* 


422  H.  Albrcchl  und  A.  Ghou, 

Im  Dickdarm  gallig  gefärbte,  etwas  geformte  Fäcalien;  die  Schleimhaut  übersäet  von  zahllosen  bis 
hirsckorngrossen  Blutaustritten,  am  stärksten  am  Colon  ascendens. 

in  der  rechten  ebenso  wie  in  der  linken  AxiUa  ungefähr  kleinolivengrosse  Lymphdrüsenpaquete,  hart, 
am  Durchschnitte  dunkelblutroth  und  gelb  getleckt,  stark  vorquellend  und  saftig. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Aussaaten  aus  der  Galle  ergeben  15  Colonien  des  Pestbacillus  und  1  Colonie  von  Bacillen  der 
Coligruppe. 

2.  In  Deckglaspräparaten  aus  der  Milz  findet  man  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  liegend  und  als 
DiplobaciUen,  meist  gut  und  bipolar  gefärbt,  seltener  in  blassgefärbten,  rundlichen,  bläschenartigen  Formen. 
\'ereinzelt  sieht  man  auch  Fäden  einer  sich  gleichmässig  stärker  färbenden  Bacillenart. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  neben  reichlichen  Pestcolonien  etwas  weniger  zahlreich  Colonien  \'on 
Bacillen  der  Coligruppe. 

3.  In  Aussaaten  aus  dem  Harn  finden  sich  ausschliesslich  Colonien  eines  gasbildenden  Bacillus,  der 
in  Deckglaspräparaten  dem  Pestbacillus  ähnlich  sieht. 

4.  Präparate  aus  einer  Lymphdrüse  vom  Bubo  der  rechten  Leistengegend  zeigen  reichlich 
Pestbacillen,  vorwiegend  einzeln  und  extracellulär  liegend,  theils  in  gut  und  bipolar  gefärbten,  ovalen,  theils 
in  blass  tingirten,  ovalen  und  rundlichen  Formen. 

Die  Aussaaten  ergeben  reichlich  und  ausschliesslich  Colonien  des  Pestbacillus. 

Histologischer  Befund. 

1.  Oberflächliche  über  hase Inussgrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Leistengegend. 
Vom  Parenchym  ist  nichts  mehr  erhalten,  entweder  ist  dasselbe  von  Hämorrhagien  zerstört,  oder  die  Gewebs- 
zellen zeigen  zum  grössten  Theile  keine  Kernfärbung  mehr,  indess  ihr  runder  Leib  mit  Eosin  sich  noch 
färbt  und  abgrenzbar  ist.  Zwischen  ihnen  finden  sich  noch  ganz  erhaltene,  oft  recht  spärliche  ein-  oder 
mehrkernige  Zellen  oder  Zellen  mit  unregelmässig  zerfallendem  Kern  und  viele  kleine,  blaugefärbte  Körn- 
chen. Die  Blutgefässe  erweitert,  mit  Blut  gefüllt  und  nicht  weiter  verändert.  Die  Kapsel  stellenweise  nur 
mehr  andeutungsweise  erhalten,  indem  sich  noch  einige  homogene  Bindegewebsbündel  vorfinden.  An 
anderen  Stellen  ist  sie  durch  einen  bläulichen  Saum  \-on  Pestbacillen  markirt;  ihre  Umgebung  überall  hämur- 
rhagisch  oder  von  Bacillenmassen  infiltrirt. 

Im  Inneren  der  Lymphdrüse  finden  sich  —  bei  Untersuchung  von  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten 
mittelst  der  Immersion  —  keine  gut  gefärbten  Pestbacillen.  Wohl  aber  sieht  man  sehr  zahlreiche  gleich- 
massige  Rasen  bildende  Pestbacillenmassen,  die  sich  ausserordentlich  blass,  nur  schattenhaft  färben  und  rund- 
liche, verschieden  grosse  Form  besitzen.  Nur  an  der  Peripherie  der  Lymphdrüse  treten  besser  gefärbte, 
plump-stäbchenartige  Formen  auf  und  in  der  die  Lymphdrüse  umgebenden  hämorrhagischen  Zone  finden 
sich  ausserordentlich  reichliche  DiplobaciUen  von  plump-ovaler  Form  und  Andeutung  einer  bipolaren 
Färbung.  Sie  sind  auch  häufig  intracellulär  gelagert.   Andere  Bacterien  nicht  auffindbar. 

2.  Eine  circa  olivengrosse  retroperitoneale  Lymphdrüse  mit  einemTheile  der  Wand 
der  Vena  cava  inferior  zeigt  fast  alle  Sinus  wie  mit  Bacillenmassen  injicirt.  In  der  Umgebung  derselben 
durchsetzen  Blutungen  das  Binde-  und  adenoide  Gewebe  der  Lymphdrüse,  welch'  letzteres  überall  erhalten  ist. 
Die  Kapsel  überall  gut  abgrenzbar,  nur  an  einigen  Stellen  von  Blutungen  und  Pestbacillenmassen  durchsetzt. 
Desgleichen  ist  das  umgebende  Fett-  und  Bindegew^ebe  ganz  gleichmässig  hämorrhagisch  infiltrirt.  Wo  die 
Blutungen  geringer  sind,  finden  sich  dafür  grosse  Massen  von  Pestbacillen.  Diese  hämorrhagische  Infiltration 
dringt  auch  in  die  Wand  der  Hohlvene  ein.  Die  Bindegewebs-  und  Muskelbündel  sind  dadurch  weit  aus- 
einander gedrängt,  stellenweise  homogen  mit  ganz  blassen,  grossen  Kernen,  und  die  Blutmassen  sind  infolge 
dessen  vielfach  nur  von  einfacher  Endothelschichte  überdeckt,  die  auch  hie  und  da  unterbrochen  ist.  Die 
Pestbacillen  innerhalb  der  Lymphdrüse  zeigen  bald  stärkere,  bald  schwächere  Färbung  und  sowohl  die 
Coccen-  wie  die  Stäbchenform.    Letztere   bilden  wohl   auch   kettenartige   Fäden.    Sie    liegen    häufig    intra- 


Beulenpest.  II.  Palholo!ii.'ich-anatonii.<cher  Bericht.  423 

cclliilar  und  enorm  reichlich.  Überali  dringen  sie  in  Schwärmen  in  das  noch  eilialtene  adenoide  Gewebe  ein. 
Sie  liegen  auch  innerhalb  der  Blutungen  reichlich.  Je  weiter  man  aber  peripherwärts  kommt,  umso 
spärlicher  finden  sie  sich,  so  dass  sie  in  der  Venenwandblutung,  sowohl  einzeln  wie  zu  kleineren  Häufchen 
angeordnet,  sehr  spärlich  nachweisbar  sind. 

3.  Platte,  mandelgrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Axilla.  Dieselbe  zeigt  in  ausgezeichneter 
Weise  bis  auf  die  Capillaren  ausgedehnte,  gleichmässig  \erbreitete  Hyperämie.  Die  sehr  weiten  Sinus  weisen 
die  grossen,  epithelähnlichen  Zellen  auf  und  sind  reich  an  rothen  Blutkörperchen  und  polynucleären  Leuko- 
cyten.  In  den  erweiterten  Gefässen  und  Capillaren  ziemlich  zahlreiche  Pestbacillen,  die  häufig  der  Wand 
derselben  angelagert  sind  und  manchmal  zweifellos  innerhalb  der  Endothelzellen  liegen. 

Auch  in  der  Umgebung  der  Gefässe,  namentlich  in  den  Sinus  zahlreiche  Häufchen  von  Pestbacillen. 

4.  Milz.  Dieselbe  ist  ganz  gleichmässig  von  Blut-  und  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt,  feinere 
Structur\-erhältnisse  sind  nicht  mehr  zu  sehen.  Die  Pulpazellen  zumeist  isolirt,  sehr  gross,  besitzen  einen 
auffallend  gelappten  Kern,  der  manchmal  rosettenähnliche  Formen  besitzt.  An  den  Trabekeln  nichts  Auf- 
fallendes, die  Follikel  sehr  klein.  Über  die  ganzen  Schnitte  zerstreut  finden  sich  kleinste,  nekrosirende  Herde, 
die  sich  in  nichts  von  den  hei  früheren  Fällen  beschriebenen  unterscheiden. 

Bei  starker  Vergrösserung  nach  Methylenblaufärbung  zeigt  sich  die  Milz  von  enormen  Pestbacillen- 
mengen  infiltrirt,  die  sich  überall  zwischen  die  einzelnen  Zellen  eindrängen  und  vielfach  intracellulär  liegen. 
Sie  stellen  vorwiegend  gut  gefärbte,  plump-ovale  Diplobacillen  vor,  manchmal  tritt  deutlich  bipolare  Färbung 
zu  Tage  (vergl.  Tafel  XIV,  Fig.  3).   Andere  Bacterien  nicht  auffindbar. 

5.  Leber.  Die  Leberepithelien  kaum  verändert,  nur  ihre  Grenzen  stellenweise  ganz  undeutlich.  Die 
Kerne  überall  \on  entsprechender  Grösse  und  Färbbarkeit.  In  den  Capillaren  und  Blutgefässen  reichliche 
Pestbacillen,  ausserdem  lange,  zu  Fäden  angeordnete,  anthraxähnliche  Bacillen  (Saprophyten).  Im  Binde- 
gewebe der  die  Leberoberfläche  überziehenden  Gli.sson'schen  Kapsel  zahlreiche  kleine  Blutungen,  die  oft 
confluiren.  In  denselben  zahlreiche  Pestbacillen  nachweisbar. 

6.  Niere.  Die  Pyramiden  hyperämisch,  die  Capillaren  der  Rinde  nur  stellenweise  mit  Blut  gefüllt  und 
erweitert.  Die  Epithelien,  besonders  der  Rinde,  gross,  von  unregelmässiger  Form  und  stark  granulirtem 
Protoplasma.  Die  Kerne  gross,  undeutlich,  blass.  In  den  Harnkanälchen  häufig  granulirte  Gerinsel  enthalten, 
auch  zwischen  Glomeruli  und  seiner  Kapsel  feinkörnig  geronnene  Massen.  Einzelne  Gefässschlingen  derselben 
ausgefüllt  von  mehr  homogenen  und  grobfädigen,  mit  Eosin  stark  gefärbten  Massen,  die  Kerne  der  Endothel- 
zellen solcher  Capillaren  grösser  und  blässer  als  andere.  In  den  Capillaren  und  Gefässen  sehr  zahlreiche 
Pestbacillen. 

7.  Schnitte  durch  das  linke  Herzohr  zeigen  Blutungen  im  Epicard,  welche  an  vielen  Stellen  das 
Bindegewebe  desselben  vollständig  infiltriren  und  das  epicardiale  Epithel  abheben.  In  denselben  sind 
reichlich  typische  Pestbacillen  vorhanden. 

Epikrise. 

In  der  rechten  Leistengegend  findet  sich  der  primäre  Bubo,  der  die  oberflächlichen  und  tiefen 
inguinalen  Lymphdrüsen  betrifft  und  durch  intensive  hämorrhagische  Infiltration  seiner  Umgebung  aus- 
gezeichnet ist,  die  sich  retroperitoneal  bis  in  die  Nierengegend  fortsetzt.  In  dieser  Strecke  sind  alle  l.ymph- 
drüsengruppen  (auch  die  hypogastrischen  und  sacralen)  beträchtlich  geschwollen,  theils  hämorrhagisch, 
theils  medullär  gelb  und  roth  gesprenkelt,  und  an  dem  sie  überziehenden  Peritoneum  finden 
sich  frische,  fibrinöse  Entzündungsmembranen.  Ferner  zeigen  mehr  oder  weniger  hochgradige 
Veränderungen  die  linksseitigen  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen,  die  mesenterialen,  die  axillaren 
und  die  Halslymphdrüsen  längs  der  grossen  Gefässe,  ferner  die  submaxillaren  Lymphdrüsen  und  die  rechte 
Tonsille. 

Bacteriologisch  und  histologisch  handelt  es  sich  um  Reininfection  durch  den  Pesterreger,  der  sich  im 
Blute  aller  Organe  reichlich  nachweisen  lässt,   besonders  reichlich    in   der  Milz,  wo   sich   auch   zahlreiche 


424  H.  AlbrccJil  und  A.  Glion. 

nekrosirende  Herde  finden.  Blutungen  finden  sich  in  der  Conjunctiva,  in  beiden  Temporalmuskeln,  an  der 
Dura  mater  der  vorderen  Schädelgrube,  im  Periost  der  zweiten  Rippe  (traumatisch??),  in  der  Pleura,  dem 
Peri-  und  Epicard,  in  der  Leberkapsel  und  unter  dem  Peritoneum  der  Gallenblase,  in  der  Schleimhaut  des 
Nierenbeckens,  der  Harnblase,  des  Magens,  Jejunum  und  Dickdarms. 

In  der  Wand  der  dem  primären  Bubo  zugehörigen  Venen  reichliche  Blutungen. 

Im  Magen  finden  sich  grössere,  aus  confluirenden  Blutungen  hervorgegangene  Erosionen. 


Fall  38/LI. 

Bhania  Kitra,^  25jähriger  Hindu,  wurde  ins  Spital  am  18.  April,  am  II.  Krankheitstage,  um  2  Uhr 
Nachmittags  aufgenommen  und  starb  am  21.  April,  am  V.  Krankheitstage,  um  3  Uhr  15  Minuten  Früh. 

Section  am  21.  April  um  10  Uhr  Vormittags,  7  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  164  cm  lang,  von  kräftigem  Knochenbau  und  ziemlich  guter  Ernährung;  Todten- 
flecke  undeutlich,  diffus  an  den  abhängigen  Partien,  Todtenstarre  vorhanden. 

Hornhäute  leicht  trübe,  Pupillen  weit,  gleich;  Conjunctiven  stärker  injicirt  und  von  einzelnen  bis 
Stecknadelknopfgrossen  Blutungen  durchsetzt. 

Schleimhaut  der  Lippen  cyanotisch,  einzelne  fast  linsengrosse  Blutungen  zeigend. 

Zähne  gesund,  alle  erhalten. 

Hals  kräftig,  kurz.  Thorax  breit,  gut  gewölbt.  Abdomen  etwas  unter  dem  Niveau  des  Thorax,  Bauch- 
decken ziemlich  schlaff. 

Am  Abdomen,  in  der  Mitte  zwischen  Processus  xiphoideus  und  dem  Nabel,  in  der  Mittellinie  zwei 
scharf  begrenzte,  ovoide,  zarte,  eingesunkene  Narben. 

Ähnliche  in  der  Gegend  des  linken  Hypochondriums. 

In  der  rechten  Leistengegend  isolirte,  glatte,  harte,  circa  bohnengrosse  Drüsen  tastbar,  in  der  linken 
ist  die  Haut  verdickt,  durch  dieselbe  ebenfalls  isolirte,  jedoch  grössere  Drüsen  fühlbar.  Am  äusseren 
Genitale  nichts  Auffallendes. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Achselhöhlen  sind  als  derbe,  über  bohnengrosse  Knoten  zu  tasten. 

Zu  beiden  Seiten  des  Halses  auch  kleinere,  verschiebliche,  derbere  Drüsen  tastbar. 

Im  Gesichte  und  zwar  im  linken  äusseren  Augenwinkel,  an  der  Stirne,  oberhalb  der  Orbitalbögen  und 
unterhalb  des  linken  Nasenloches  unregelmässig  geformte,  bis  über  linsengrosse,  mit  dunkelschwarzrother 
Kruste  bedeckte  Excoriationen. 

Die  v.eichen  Schädeldecken  fettarm,  etwas  blutreicher,  ziemlich  reichlich  übersäet  von  kleinsten,  etwa 
hanfkorngrossen  Blutungen;  im  linken  Musculus  temporalis  einzeln  stehende  und  confluirende,  schwarz- 
rothe  Blutaustritte. 

Ebenso  zeigt  das  Periost  über  dem  rechten  Scheitelbein  Blutaustritte. 

Schädeldach  länglich  oval,  im  Längsdurchmesser  19  cm,  im  queren  12  cm  und  in  der  Peripherie  52  cm 
messend,  bis  7  mm  dick.  Diploe  erhalten.  Innenfläche  glatt;  Nähte  erhalten. 

Im  oberen  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  flüssigen  Blutes.  Dura  mater  gespannt,  nicht  verdickt,  wenig 
blutreich,  an  der  Aussen-  und  Innenfläche  glatt  und  glänzend. 

Die  inneren  Hirnhäute   zart  und  glänzend,   etwas  feuchter,   leicht  blutig  imbibirt.   Rinde  gleichmässig 
breit,  grauröthlich,   Marksubstanz    von  ziemlich  zahlreichen  Blutpunkten  durchsetzt,  feucht.  Ventrikel  nicht 
erweitert,  leer,  ihr  Ependym  zart;   Stammganglien,  Kleinhirn,  Pens  stärker  feucht,  sonst  ohne  Veränderung. 
Zwerchfellstand  am  oberen  Rande  der  vierten  Rippe  beiderseits. 

Die  Lj'mphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  Halsgefässe  linsen-  bis  bohnengross,  dunkel,  ziemlich  derb, 
auf  dem  Durchschnitte  succulent,  reichlich  dunkelrothen  Saft  gebend,  von  grösseren  und  kleineren  Blutungen 
durchsetzt.  Das  sie  umgebende  Bindegewebe  ebenfalls  von  zahlreichen  Blutungen  durchsetzt. 


'   Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.  pag.  22. 


Benlenpesl.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht.  425 

Beide  Tonsillen  sehr  stark  vergrössert,  prominent,  an  der  Oberfläche  zerklüftet,  die  rechte  mit  einem 
missfärbigen  Belag  bedeckt,  beide  saftreicher,  partienweise  stärker  geröthet.  Die  rechte  in  ihren  vorderen 
Antheilen  hämorrhagisch  infiltrirt;  diese  Infiltration  erstreckt  sich  auch  etwas  in  ihre  Umgebung. 

Schleimhaut  des  Pharynx  livid,  in  derselben  sowie  am  Zungengrunde  die  Follikel  stärker  prominent, 
gelblich-weiss.  Auch  an  der  hinteren  Fläche  der  Epiglottis  und  im  oberen  Theile  der  Trachea  finden 
sich  Follikel  als  deutlich  prominente,  gelblich-weisse  Knötchen.  Zunge  mit  dickem,  gelblichen  Belag 
bedeckt. 

Schilddrüse  rechterseits  etwas  grösser,  sonst  beide  Lappen  blutreicher,  grob  gekörnt. 

Linke  Lunge  frei,  ihr  pleuraler  Überzug  über  den  unteren  und  hinteren  Partien  des  Oberlappens  und 
des  ganzen  Unterlappens,  namentlich  an  der  unteren  Fläche  des  letzteren,  sehr  reichlich  übersäet  von 
kleinsten  bis  linsengrossen,  distinct  stehenden,  hellrothen  Blutaustritten. 

Desgleichen  zeigt  auch  die  Pleura  costalis  dieser  Seite,  besonders  aber  die  Pleura  diaphragmatica, 
reichliche  meist  confluirende,  grössere,  an  letzterer  bis  handtellergrosse,  schwarzrothe  Blutungen. 

Die  Lunge  selbst  ist  vollständig  lufthaltig,  sehr  blutreich,  in  ihren  vorderen  Partien  etwas  gebläht. 

Ductus  thoracicus  etwas  weiter,  makroskopisch  ohne  Veränderung;  die  ihn  begleitenden  Lymphdrüsen 
vergrössert,  selbst  bis  Bohnengrösse  und  darüber,  stärker  geröthet,  succulent. 

Rechte  Lunge  ebenfalls  frei,  ihr  Pleuraüberzug  auch  von  zahlreichen  Blutaustritten  übersäet,  ebenso 
auch  die  Pleura  diaphragmatica  dieser  Seite;  die  Lunge  lufthaltig,  sehr  stark  blutreich.  Im  Unterlappen  sehr 
blutreiche,  jedoch  lufthaltige  Partien  und  vereinzelte  atelectatische  Stellen. 

Der  Herzbeutel  zart,  enthält  ziemlich  reichlich  gelbliche,  leicht  blutig  aussehende  Flüssigkeit,  an  der 
Aussenfläche  einzelne  grössere,  schwarzrothe,  an  der  Innenfläche,  namentlich  in  der  Gegend  des  linken 
Vorhofes,  kleinste,  hellrothe,  dicht  stehende  Blutaustritte. 

Herz  nicht  vergrössert,  sein  epicardialer  Überzug  allenthalben,  besonders  reichlich  aber  über  dem 
linken  Vorhof,  bis  linsengrosse  schwarzrothe  Blutungen  enthaltend. 

In  beiden  Ventrikeln  ziemlich  reichliche  Fibrin-  und  Blutgerinsel.  Im  Endocard  des  Septumantheiles 
des  linken  Ventrikels  sieben  schwarzrothe,  bis  linsengrosse,  das  Endocard  vorwölbende  Hämorrhagien. 
Myocard  braunroth,  etwas  morscher,  alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig. 

In  der  Intima  der  Aorta  (in  ihrem  Anfangstheile)  vereinzelte  bis  stecknadelkopfgrosse,  opake,  gelbliche, 
prominente  Stellen. 

Schleimhaut  des  Ösophagus  blutarm,  im  oberen  Theile  prominente,  gelbliche  Follikel  zeigend. 

Die  bronchialen  Lj'mphdrüsen  geschwollen,  stark  anthracotisch,  in  ihrem  Rindenantheile  blutreicher 
und  succulenter. 

Leber  ziemlich  gross,  ihre  Kapsel  zart,  glatt,  von  stecknadelkopfgrossen,  hellrothen  Blutungen  ziemlich 
reichlich  übersäet;  grössere,  schwarzrothe  Blutungen  finden  sich  im  Ligamentum  Suspensorium  hepatis.  Die 
Oberfläche  der  Leber  glatt,  ihr  Parenchym  gelblich-braun,  stellenweise  intensiv  gelblich,  die  acinöse  Structar 
verwischt,  Consistenz  morscher.  Die  Wandung  der  grösseren  Lebenenen  reichlich  durchsetzt  von  bis  über 
linsengrossen,  schwarzrothen  Blutungen;  ebenso  enthält  auch  die  Wand  der  Vena  cava  inferior  reichliche 
grössere  und  kleinere,  confluirende,  schwarzrothe  Blutungen. 

Milz  19  cm  lang,  12  cm  breit,  5  cm  hoch,  plump,  ihre  Kapsel  zart;  am  Durchschnitte  ist  die  Pulpa  leicht 
vorquellend,   chagrinirt,  dunkelbraunroth,  Follikel  deutlich  vorspringend,  die  trabeculäre  Structur  deutlich. 

Das  Bindegewebe  um  die  Milz  und  Leber  reichlich  durchsetzt  von  grösseren,  schwarzrothen  Blutungen. 

Beide  Nebennieren  blutreicher. 

Beide  Nieren  gross,  plump,  in  eine  ziemlich  fettarme,  von  zahlreichen  Blutungen  durchsetzte  Kapsel 
eingehüllt;  namentlich  zahlreich  sind  die  Blutungen  in  dem  die  Ureteren  einscheidenden  Bindegewebe, 
so  dass  dieselben  als  dicke,  schwarzrothe,  ödematöse  Stränge  erscheinen.  Die  fibröse  Kapsel  der  Nieren 
leicht  ablösbar,  reichlich  durchsetzt  von  schwarzrothen,  bis  über  linsengrossen  Blutungen. 

Oberfläche  der  Nieren  glatt,  Rinde  verbreitert,  ziemlich  blutreich,  von  kleinsten  Blutungen  spärlich 
durchsetzt,    gelblich    gestreift,    Pyramiden    blutreicher,    ebenfalls    Blutaustritte    zeigend,    Schleimhaut 


426  H.  Albrcchi  und  A.  G/ioii, 

der  Kelche  und  des  Beckens  leicht  (kicmatös,  wie  mit  Blutungen  infiltrirt,  welche  die  Schleimhaut  \iir- 
wölben. 

Auch  in  der  Schleimhaut  der  Ureteren  tinden  .sich  vereinzelte  kleinste,  bis  über  stecknadelkopfgrosse 
Blutaustritte. 

Harnblase  eingehüllt  in  \-üllstandig  von  Blutungen  durchsetztes  Bindegewebe,  ihre  Schleimhaut  etwas 
stärker  injicirt. 

Die  retroperitonealen  (iliacalen  und  lumbalen)  Drüsen  allenthalben  geschwollen,  etwas  weicher,  auf 
dem  Durchschnitte  ziemlich  gleichmässig  gelblich-röthlich  gesprenkelt,  in  ödematöses,  von  Blutungen  durch- 
setztes Bindegewebe  gehüllt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  ebenfalls  leicht  geschwollen,  derb,  am  Durchschnitte  saftreicher,  ent- 
weder gleichmässig  gelblich-weiss  oder  aber  stellenweise  stärker  geröthet  und  injicirt. 

Pankreas  derb,  gekörnt,  das  umgebende  Bindegewebe,  namentlich  im  Schweifantheile  von  grösseren 
Blutungen  durchsetzt. 

Auch  im  Omentum  majus  an  der  grossen  Magencurvatur  zwei  grössere  Hämorrhagien. 

Der  Magen  ist  gross,  mit  schwarzrothen  Schleimmassen  gefüllt,  seine  Schleimhaut  gelockert,  übersäet 
von  bis  hanflcorngrossen  Blutungen. 

Im  Duodenum  finden  sich  reichliche  schleimige,  braungelbe  Chjanusmassen,  seine  Schleimhaut 
gelockert,  sammtartig,  an  den  F'alten  stärker  injicirt. 

Im  übrigen  Dünndarm  reichlich  gelblich-grünliche,  breiige  Massen.  Die  Schleimhaut  desselben  etwas 
gelockert,  nur  von  vereinzelten  kleinsten  Blutungen  durchsetzt. 

Die  Plaques  leicht  geschwollen,  ebenso  die  Follikel;  dieselben  besonders  im  unteren  Antheile  des  Ileum 
von  einigen  kleineren  Blutungen  durchsetzt. 

Im  Dickdarm  breiige,  gelbliche  Fäces,  seine  Schleimhaut  geschwollen,  gleichmässig  übersäet  von  bis 
nadelkopfgrossen,  hellrothen  Blutungen. 

Die  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite  derber,   flach,   bis  über  dattelkerngross. 

Etwas  stärker  geröthet,  saftreicher,  stärker  geschwollen  erscheinen  die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen 
derselben  Seite,  zumal  die  am  inneren  Schenkelringe. 

Die  inguinalen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite  bedeutend  stärker  vergrössert,  auch  derb,  am  Durch- 
schnitte jedoch  reichlich  von  Blutungen  durchsetzt  und  in  ödematöses,  hämorrhagisch  infiltrirtes  Binde- 
gewebe eingescheidet,  welche  Infiltration  sich  längs  der  Vasa  iliaca  nach  aufwärts  zu  fortsetzt. 

Die  Vena  iliaca  dieser  Seite  wie  auch  die  der  anderen  Seite  enthält  in  ihrer  Wandung  reichlich 
schwarzrothe  Blutungen. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Achselgruben  isolirt,  geschwollen,  bis  über  bohnengross,  dunkelroth,  hart, 
auf  dem  Durchschnitte  saftreicher,  gelbröthlich  gesprenkelt,  von  kleinsten  Hämorrhagien  durchsetzt. 

Das  sie  umgebende  Bindegewebe,  wie  auch  das  die  rechten  inguinalen  Drüsen  einhüllende,  unver- 
ändert. 

In  der  linken  Kniekehle  keine  pathologischen  Veränderimgen. 


Bei  der  am  18.  und  19.  .-^pril,  am  II.  und  III.  Krankheitstage,  vorgenommenen  bacterio- 
logischen  Blutuntersuchung   blieben   die  Aussaaten  jedesmal  steril. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  aus  einer  linken  Halslymphdrüse  zeigen  massig  viele  Pestbacillen, 
vorwiegend  in  gut  gefärbten,  meist  länglichen,  seltener  ovalen  Formen;  daneben  finden  sich  spärlich  Diplo- 
coccen,  oft  von  deutlicher  Lanzettform. 

2.  Die  rechte  Tonsille  lässt  mikroskopisch  ein  reichliches  Bacteriengemenge  erkennen,  aus  Coccen, 
Bacillen  und  zu  Haufen  angeordneten  Fäden  bestehend;   ziemlich   reichlich    finden    sich    auch    Pestbacillen, 


Bcithiipcst.  II.  riilhi>l<>iiiscJi-aiuiliiiiiisclici'  Bericht.  427 

vereinzelt  in  grösseren  Rasen  anL;et)i\inet.  Bei  intensiver  I'"ai'bun.L;-  mit  Carbulfiichsin  und  iiaclifoli^ender 
Differenzirung  in  Alkohol  lassen  sich  um  viele  der  Pestbacillen  blassrothe,  allerdings  nicht  scharf  begrenzte 
Höfe  sichtbar  machen. 

3.  Präparate  aus  der  Milz  zeigen  reichlich  Pestbacillen,  einzeln  liegend  und  als  Diplobacillen,  gut 
und  bipolar  tingirt,  theils  von  ovaler,  theils  von  länglicher  Form,  und  spärlicher  Diplococcen  von 
Lanzettform. 

Die  Aussaaten  zeigen  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  spärlich  Colunien  des  Diplococcus 
pneumoniae. 

4.  In  Deckglaspräparaten  aus  einer  mesenterialen  Drüse  linden  sich  wenig  Pestbacillen 
in  typischer  Form.  Coccen  sind  mit  .Sicherheit  darin  nicht  nachweisbar. 

5.  Eine  oberflächliche  inguinale  Lymphdrüse  der  linken  Seite  zeigt  mikroskopisch 
enorme  Mengen  von  Pestbacillen,  einem  dichten  Ausstrich  einer  Reincultur  gleichend,  meist  einzeln,  seltener 
als  Diplobacillen,  vereinzelt  in  kurzen,  ungegliederten  Fäden.  Die  Mehrzahl  der  Bacillen  hat  ovale  Form  und 
ist  gut  und  bipolar  gefärbt,  spärlicher  sieht  man  blassgefärbte,  längliche  und  rundliche  Formen  (vergl. 
Tafel  XIII,  Fig.  2). 

Histologischer  Befund. 

1.  Schnitte  durch  drei  Lymphdrüsen  der  oberflächlichen  inguinalen  von  der  linken 
Seite  zeigen  vollständigen  Untergang  des  adenoiden  Gewebes  unter  enorm  reichlicher  Bacterieninfiltration, 
so  dass  die  Lymphdrüsen  mit  grossen,  von  Bacterien  und  wenig  Leukocyten  erfüllten  Cavernen  zu  ver- 
gleichen wären.  Die  Kapsel  grösstentheils  hämorrhagisch  infiltrirt,  ebenso  wie  das  umgebende  Binde-  und 
Fettgewebe  auf  weite  Strecken.  Sowohl  in  den  Bindegewebsschichten  der  Kapsel,  wie  unmittelbar  nach 
aussen  von  derselben  zahlreiche  erweiterte,  mit  Bacterien  und  Leukocyten  vollgefüllte  Lymphgefässe.  Auf 
mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  enorme  Massen  grosse  Rasen  bildender  Pestbacillen,  die 
meist  die  blassgefärbte  Coccenform  haben.  Andere  Bacterien  nicht  nachweisbar. 

2.  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Axilla.  Dieselbe  ist  etwas  hyperämisch,  einzelne  Sinus  massig 
erweitert  und  grosse  Sinuszellen  nebst  rothen  Blutkörperchen  enthaltend.  Kapsel  und  Umgebung  nicht  ver- 
ändert. In  dem  Blute  der  Gefässe  zahlreiche  lanzettförmige  Diplococcen,  spärliche  blass  gefärbte,  rundliche 
Pestbacillen  und  vereinzelte  lange  Ketten  etwas  grösserer  Coccen. 

3.  Schnitte  durch  eine  mesenteriale  Lymphdrüse  ergeben  denselben  Befund.  Nur  liegen  hier 
im  Blute  der  erweiterten  Gefässe  zahlreiche  Pestbacillen  neben  ebenso  zahlreichen  Diplococcen. 

4.  Eine  etwa  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  rechten  Halsgegend  zeigt  unmittelbar 
nach  aussen  von  der  Kapsel  verschiedene  kleine  Hämorrhagien.  Das  Parenchym  ist  sehr  hyperämisch,  viele 
der  Sinus,  besonders  die  Randsinus  stark  erweitert,  vorzugsweise  von  fein  granulirter  Ödemflüssigkeit 
erfüllt.  In  den  Sinus  zahlreiche  auch  intracellulär  gelagerte  Pestbacillen  neben  spärlicheren  Diplococcen. 
Ebenso  in  den  Blutgefässen. 

5.  Rechte  Tonsille.  Das  adenoide  Gewebe  ist  erhalten,  stellenweise  von  kleinen  Blutungen  durch- 
setzt; in  der  bindegewebigen  Umgebung  finden  sich  einige  grössere  Blutungen.  Das  submucöse  Binde- 
gewebe in  dem  Bereiche  des  adenoiden  Gewebes  von  reichlichem  rothe  Blutkörperchen  enthaltenden  Ödem 
durchsetzt,  welches  das  Epithel  streckenweise  abhebt.  Dasselbe  ist  aber  sonst  überall  auf  den  untersuchten 
Schnitten  intact.  Im  Blute  der  Gefässe  zahlreiche  Pestbacillen  und  Diplococcen  enthalten.  Dieselben  liegen 
auch  in  grosser  Anzahl  innerhalb  des  adenoiden  Gewebes,  vielfach  untermengt  mit  langen,  plumpen 
Stäbchen.  Auch  im  Blute  der  Hämorrhagien  spärlichere  Pestbacillen  und  Diplococcen  nachweisbar. 

6.  Einige  etwas  über  erbsengrosse  Lymphdrüsen  aus  dem  hinteren  Mediastinal- 
raume.  In  dem  umgebenden  Bindegewebe  einige  grössere  Hämorrhagien.  Die  in  demselben  eingeschlos- 
senen Lymphgefässe  und  der  Ductus  thoracicus  leer.  Die  erweiterten  Blutgefässe  mit  Blut  vollgefüllt.  In  den 
erweiterten  Sinus  der  Lymphdrüsen  so  zahlreiche  Bacterien,  dass  sie  schon  mit  schwacher  Vergrösserung 
als  zusammenhängende,   bläuüch-rüthlich   gefärbte   Massen   zu  erkennen   sind.    Mit  starker  Vergrösserung 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Gl.   LXVI.  Bd.  "^ 


428  II.  Albreclü  iiiul  A.  Chan, 

und  nach  Methylcnblau-l''ärbung"  betrachtet,  bestehen  letztere  aus  sehr  reichlichen  und  dichtgedrängten  Pest- 
bacillen,  die  durchwegs  die  Form  plumper  Diplobacillen  haben.  Solche  sieht  man  auch  spärlicher  im  Blute 
der  Gefässe  und  I-Slutungen  neben  ganz  \'creinzelten  Diplococcen. 

7.  Die  Milz  gibt  histologisch  ganz  dasselbe  Bild  wie  im  vorigen  Falle;  die  Wand  kleiner 
Arterien  homogen  verdickt.  Zahllose  auch  intracellulär  gelagerte  Pestbacillen  von  Stäbchenform  und  iJiplo- 
bacillenlagerung.  Diplococcen  nicht  mit  Sicherheit  aufzufinden. 

8.  Schnitte  aus  atelectatischen  Stellen  des  Unterlappens  der  rechten  l.unge.  Die  nicht 
erweiterten,  ja  stellenweise  wie  collabirt  aussehenden  Alveolen  vielfach  mit  frisch  ausgetretenem  Blute  voll- 
gefüllt, zwischen  solchen  vollständig  lufthaltige  Partien.  Im  Blute  zahlreiche  gequollen  aussehende  Alveolar- 
epithelien  eingeschlossen.  Das  Epithel  der  Bronchien  ganz  erhalten,  in  denselben  wenig  Schleim,  dem  rothe 
Blutkörperchen  beigemengt  sind,  enthalten.  Sonst  keine  besonderen  pathologischen  Veränderungen.  Im 
Blute  sehr  spärliche  Pestbacillen  nachweisbar.  Ebenso  im  Bronchialschleim. 

9.  Schnitte  durch  kleine  Blutungen  im  Pericard  zeigen,  dass  dieselben  im  sehnig  fibrösen 
Antheile  desselben,  und  zwar  direct  unter  dem  Epithelüberzug,  sich  befinden.  \n  denselben  massig  reichlich 
Pestbacillen  .vorhanden.  Sehr  reichliche  finden  sich  in  den  Blutungen  des  Endocard,  die  auch 
zwischen  die  Bündel  der  Herzmusculatur  hineinreichen,  sonst  aber  nichts  Besonderes  zeigen. 

Epikrise. 

Der  primäre  Bubo  sitzt  in  der  linken  higuinalgegend,  und  zwar  sind  die  tiefliegenden  Lymphdrüsen 
mehr  betroffen  als  die  oberfiächlichen.  Die  correspondirenden  Lymphdrüsen  der  rechten  higuinalgegend 
(die  oberfiächlichen  und  tiefen)  sind  auch  ziemlich  beträchtlich  geschwollen,  fleckig  geröthet  und  saft- 
reicher; jedoch  stehen  diese  Veränderungen  weit  hinter  denen  der  rechten  Seite  zurück.  Vor  Allem  fehlen 
reichliche  Hämorrhagien  im  Parenchym  und  in  der  Umgebung  der  Lymphdrüsen,  die  auch  nicht  von  Ödem 
durchsetzt  ist.  Auch  hier  ist  es  zweifellos  von  den  Tonsillen  aus  zu  einer  Secundärinfection  durch 
den  Diplococcus  pneumoniae  gekommen.  Ausser  den  inguinalen  Lymphdrüsen  zeigen  acute  ent- 
zündliche Veränderungen  die  Lymphdrüsen  des  Halses,  beide  Tonsillen  und  die  Follikel  am  Zungen- 
grunde und  Pharynx,  die  bronchialen,  axillaren  und  hinteren  mediastinalen,  die  mesenterialen  und 
retroperitonealen.  Auch  die  Plaques  des  Dünndarmes  sind  gelblich  geschwollen  und  zeigen  kleine 
Hämorrhagien. 

Blutungen  finden  sich  in  den  weichen  Schädeldecken  im  linken  Temporalmuskel  und  im  Periost  des 
rechten  Scheitelbeines,  in  der  Pleura,  dem  Peri-,  Epi-  und  Endocard,  im  Ligamentum  Suspensorium  hepatis, 
in  der  Leberkapsel  und  Gallenblasenvvand,  im  retroperitonealen  Bindegewebe,  in  der  Nierenkapsel  und 
-Rinde,  im  Omentum  majus  und  in  der  Schleimhaut  der  Conjunctiven,  der  Lippen,  der  Nierenkelche, 
Ureteren,  des  Magens  und  des  Dünn-  und  Dickdarms. 

Bemerkenswerth  sind  die  zahlreichen  Venenwandhlutungen  beider  \'enae  femoralis,  der  Vena  cava 
inferior  imd  der  Lebervenen  bis  in  die  feineren  Verzweigungen. 


Schliesslich  wurde  noch  eine  Lymphdrüse  zur  histologischen  Untersuchung  verwendet,  welche 
Dr.  Choksy  aus  der  Liguinalgegend  eines  an  Pest  Erkrankten  exstirpirte.  Dieselbe  Hess  sich  nach 
erfolgter  Incision  mit  grosser  Leichtigkeit  einfach  als  kugeliges  Gebilde  ausschälen. 

Die  periphere  Schichte  dieser  Lymphdrüse  wird  von  dichter  Infiltration  poljmucleärer  Leukocj'ten 
gebildet,  die  in  Körnchenzerfall  begriffen  sind  und  zwischen  denen  sich  zahlreiche  kleinere  Blutungen 
finden.  Auch  Netzwerke  homogener  Balken,  die  Leukocyten  oder  Körnchen  einschliessen,  finden  sich  hier. 
Die  Leukocyteninfiltration  nimmt  allmählig  gegen  das  Centrum  zu  ab,  wo  auch  die  erweiterten  Sinus  gegen 
die  Markstrahlen  zu  gut  abgrenzbar  sind.  Auch  in  ersteren  stellenweise  Blutungen  und  feiner  Körnchen- 
zerfall. Pestbacillen  sind  sowohl  in  der  Rindenschichte  wie  in  den  beginnenden  Zerfall  zeigenden  Sinus 
nicht  mit  Sicherheit  nachweisbar. 


Benleiipest.  IL  Pathologisch-anatontischcr  Bericht.  429 

Auch   innerhalb   einiger  grosser  Zellen   finden   sich  Gebilde,   deren  Deutung  als  Bacillen  mit  Sicher- 
heit nicht  möglich  ist. 


Eine  Lj-mphdrüse,  die  uns  Dr.  Yersin  übersandte  und  die  aus  der  frischen  Leiche  eines  trotz  Serum- 
injection  an  Pest  verstorbenen  Patienten  stammte,  wurde  in  absolutem  Alkohol  gehärtet.  Es  sei  nur  kurz 
erwähnt,  dass  sie  sich  in  nichts  von  dem  gewöhnlichen  Befunde  eines  primären  Buho  unterscheidet.  Pest- 
bacillen  sind  sehr  reichlich  vorhanden.  Sie  haben  die  Coccenform,  sind  von  verschiedener  Grösse  und  blass 
gefärbt,   häufig  bläschenähnlich   (Degenerationsformen). 


Die  bacteriologische  Untersuchung  ergibt  bei  der  ersteren  Drüse  mikroskopisch  und  culturcU  ein  völlii. 
negatives  Resultat,  bei  der  zweiten  mikroskopisch  und  culturell  reichliche  Reincultur  von  Pestbacillen. 


II.  Fälle  ohne  primären  Bubo. 
A.  Primäre  Pestpneuraonien. 

Fall  39/XI. 

Snkiibai,  45jähriges  Hinduweib,  Fabriksarbeiterin,  wurde  am  8.  März  um  6  Uhr  Nachmittags,  am 
III.  Krankheitstage,  ins  Spital  aufgenommen  imd  starb  am  9.  März,  am  IV.  Krankheitstage,  um  7  Uhr 
30  Minuten  Früh. 

Die  Section  wurde  am  selben  Tage  um  10  Uhr,  ungefähr  2V->  Stunden  post  mortem,  vorgenommen. 

Körper,  158  cra  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  wenig  entwickelter  Musculatur,  ziemlich  gut  genährt. 
Todtenstarre  nicht  vorhanden.   Todtenflecke  auf  der  Rückseite  ganz  schwach  angedeutet. 

Hornhäute  glänzend,  Pupillen  mittelweit,  beiderseits  gleich  weit,  Conjunctiven  blutleer,  ebenso  die 
Mundschleimhaut.   Zähne  gesund  und  alle  erhalten. 

Hals  schlank,  in  den  Gruben  keine  Drüsen  tastbar,  auch  nicht  in  beiden  Achselhöhlen. 

Thorax  entsprechend  lang  und  breit,  gut  gewölbt,  s^ymmetrisch,  Brustdrüsen  gut  entwickelt. 

Abdomen  etwas  unter  dem  Niveau  des  Thorax,  seine  Haut  von  reichlichen  Schwangerschaftsnarben 
bedeckt,  aus  dem  äusseren  Genitale  ein  milchiger  Ausfiuss. 

In  beiden  Leistengegenden  erbsengrosse  Lymphdrüsen  tastbar,  keine  solchen  in  den  Kniekehlen,  kein 
Ödem  an  den  unteren  Extremitäten.  Die  Sohlenhaut  stark  verdickt.  Altere  oder  frische  Verletzungen  an  den 
allgemeinen  Decken  nicht  nachweisbar,  letztere  ziemlich  fettreich. 

Im  Bindegewebe  unter  der  Stirnhaut  zahlreiche  bis  hirsekorngrosse  Blutaustritte  gruppirt.  Am  Periost 
im  Bereiche  der  .Scheitelbeine,  nahe  dem  hinteren  Ende  der  Sagittalnaht,  einige  ganz  kleine  Blutaustritte. 
Schädel  symmetrisch,  längs-oval,  \7  cm  im  längsten,  II  cm  im  queren  messend,  Circumferenz  47  cm. 
Schädelknochen  an  den  dicksten  Stellen  circa  8  min  dick,  Spongiosa  bis  4  mm  dick,  überall  erhalten, 
ziemlich  blutreich,  Tabula  interna  auf  der  Innenfläche  glatt,  Furchen  und  Gruben  ziemlich  tief. 

Dura  mater  gut  gespannt,  ziemlich  blutreich,  zart,  Sichelblutleiter  fast  leer.  In  der  Dura  mater  nirgends 
Blutungen.  Die  inneren  Hirnhäiite  an  der  Gehirnbasis  blutarm,  Gefässe  daselbst  zartwandig,  eng.  Meningen 
über  der  Medulla  oblongata  bräunlich-grau  pigmentirt,  Meningen  an  der  Convexität  des  Gehirns  sehr  zart, 
etwas  stärker  durchfeuchtet,  leicht  abziehbar.  Rinde  grau-gelblich,  das  weisse  Marklager  von  sehr  zahl- 
reichen Blutpunkten  durchsetzt.  Consistenz  des  Gehirns  trotz  der  Frische  etwas  vermindert,  Seitenventrikel 
eng,  ebenso  der  vierte,  Kleinhirn  blutarm,  desgleichen  Pons  und  Medulla  auf  dem  Durchschnitte.  Stamm- 
ganglien normal  gebildet,  auf  dem  Durchschnitte  blutarm,  grau,  Rinde  grau-gelblich. 

Zvverchfellstand  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe  rechts  und  ebenso  links. 

Schilddrüse  in  ihren  Seitenlappen  blutarm,  coUoid,  gekörnt,  im  linken  .Seitenlappen  einen  central 
sitzenden,  scharf  umschriebenen  Knollen  zeigend;  auch  der  Isthmus  vergrössert. 

56* 


430  H.  Albrcchl  iiiid  A.  (j/ion, 

Schleinihaiit  des  Ciaumcns,  des  Pharynx  und  der  oberen  Theile  der  Speiseröhre  blutarm.  Beide  Ton- 
sillen ziemlieh  gross,  ihre  Schleimhaut  gelblieh-vveiss,  auf  dem  Durehschnitte  gelbHch,  blutarm. 

Linke  Lunge,  besonders  im  Bereiche  des  Untcrlappens,  durch  Bindegevvebsmembranen  angewachsen, 
entsprechend  gross,  fühlt  sich  überall  lufthaltig  an,  Pleura  glatt  und  glänzend,  an  den  hinteren  Partien  des 
Oberlappens  einige  Gruppen  von  Ecchymosen.  Im  Unterlappen,  und  zwar  in  seinen  unteren  Partien  etwas 
näher  dem  vorderen  Rande,  fühlt  sich  eine  kleinapfelgrosse  Stelle  etwas  dichter  an.  Auf  dem  Durchschnitte 
erscheint  diese  Stelle,  in  guldenstückgrosser  Ausdehnung,  dicht,  röthlich-gelblich  infiltrirt,  im  Centrum 
gelblich  und  ganz  fein  gekörnt.  Ähnliche  solche,  aber  höchstens  kreuzergrosse  Partien  im  Oberlappen. 
Rechte  Lunge  gross,  nur  die  Spitze  und  die  angrenzenden  Partien,  die  vorderen  Ränder  der  Lappen  und 
vielleicht  die  Hälfte  des  Unterlappens  fühlen  sich  lufthaltig  an;  die  anderen  Antheile  der  Lunge  derb 
infiltrirt.  Die  Pleura  des  Oberlappens  entsprechend  den  infiltrirten  Partien  ist  getrübt,  mit  leicht  abziehbaren, 
zarten  P'ibrinmembranen  bedeckt;  unter  denselben  übersäet  mit  zahllosen  zum  Theile  confluirenden,  punkt- 
förmigen Hämorrhagien,  zwischen  denen  gelbliche  Exsudatpunkte  und  -Streifen  sich  von  der 
lichtrothen  Farbe  der  Blutungen  scharf  abheben.  Dieselben  Veränderungen  der  Pleura  an  den 
hinteren,  infiltrirten  Partien  des  Unterlappens. 

Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Lunge  sehr  stark  ödematös.  Die  hinteren  Partien  des  Ober- 
lappens von  ungefähr  guklenstückgrossen,  conflm'renden,  luftleeren  Herden  durchsetzt,  entsprechend 
den  mit  Fibrinmembranen  bedeckten  Pleuraantheilen ,  von  einem  gelblich  -  röthlichen  Infiltrat  starr 
infiltrirt,  auf  dem  Durchschnitte  feinst  gekörnt.  In  seinen  peripheren  Antheilen  lassen  sich  deutlich 
gelbe,  prominente  Alveolarpfröpfe  erkennen;  die  mehr  centralen  Antheile  sind  lebhaft  gelbroth 
gesprenkelt  und  undeutlicher  gekörnt.  Einen  ähnlichen  Befund  ergeben  die  Herde  des  Unter- 
lappens, beim  Einschneiden  von  aussen  her  fiiesst  reichlich  trübe  üdemflüssigkeit  ab.  In  den  Bronchien 
reichliche  schleimige  Flüssigkeit,  ihre  Schleimhaut  geröthet.  Beide  Lungen  massig  blutreich. 

Herzbeutel  sehr  zart,  in  ihm  einige  Tropfen  klaren,  gelblichen  Serums  enthalten.  Epicard  fettreich,  im 
linken  Ventrikel  zwei  punktförmige  Ecchymosen.  Herz  klein.  In  den  Herzhöhlen  spärliche  frische  Cruor- 
massen  enthalten;  alle  Herzklappen  zart,  schlussfähig.  Herzfleisch  etwas  bleicher,  etwas  morscher. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  etwas  vergrössert,  anthracotisch,  zum  Theile  auf  dem  Durch- 
schnitte sehr  saftig  und  weich,  blutroth,  besonders  die  Icleinerbsengrossen  zu  beiden 
Seiten  der  Trachea  über  der  Bifurcation. 

Leber  ungefähr  von  normaler  Grösse,  Consistenz  etwas  verringert,  etwas  brüchiger,  auf  dem  Durch- 
schnitte blutreich,  Läppchenzeichnung  ziemlich  erhalten. 

Milz  annähernd  von  normaler  Grösse,  Consistenz  etwas  verringert,  etwas  brüchiger,  auf  dem  Durch- 
schnitte blutroth,  das  grobe  Stroma  deutlich  vermehrt,  Follikel  zahlreich  und  vergrössert,  stellenweise  etwas 
lichter,  gut  erkennbar.  Pulpa  nicht  vorquellend,  wie  feinst  chagrinirt,  nicht  ausstreifbar. 

Nieren  klein,  ihre  Consistenz  etwas  verringert,  Kapsel  leicht  abziehbar,  auf  dem  Durchschnitte  massig 
blutreich,  Rinde  röthlich-gelblich,  erbleicht,  nicht  scharf  \-on  den  Pyi-amiden  abgrenzbar;  ganz  vereinzelt 
punktförmige  Blutaustritte  an  der  Oberfiäche  der  Niere. 

Beide  Nebennieren  nicht  besonders  verändert. 

In  der  Harnblase  wenig  klarer  Urin. 

Uterus  etwas  retrofiectirt,  Musculatur  gut  entwickelt,  Schleimhaut  blutleer.  Die  beiden  Adnexe  durch 
IVindegewebsmembranen  mit  dem  Peritoneum  verwachsen.  Beide  Ovarien  gross. 

Die  Lymphdrüsen  um  die  grossen  Bauchgefässe  bis  bohnengross,  auf  dem  Durchschnitte  gelblich. 

An   den   übrigen   Lymphdrüsen   nichts  Besonderes. 

Im  Magen  schleimiger,  wenig  gallig  gefärbter  Inhalt.  Schleimhaut  nicht  besonders  verändert.  Im  Ileum 
gallig  gefärbte  Chymusmassen,  seine  Schleimhaut  zeigt  nichts  Auffallendes,  ebenso  im  Jejunum.  Im  Dick- 
darm gallig  gefärbte  Fäcalien,  Schleimhaut  dünn. 


Beiileiipcsf.  IL  Palliologisch-aiiiitomisclicr  Bericht.  431 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Präparate  \'om  pleiiritischen  Exsudat  der  rechten  Seite  zeigen  zicmlicli  reichlich  l^est- 
bacillen,  einzehi  oder  als  Diplobacillen,  ovoid  oder  länglich,  meist  gut  und  bipolar  gefärbt.  Andere  Bacterien 
nicht  nachweisbar.  Bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  entfärben  sich  die  Pestbacillen  rasch. 

2.  In  Präparaten  aus  dem  pneumonischen  Herd  des  rechten  Oberlappens  findet  man 
reichlich  Pestbacillen,  einzeln,  als  Diplobacillen,  vereinzelt  auch  in  kurz-kettenförmiger  Anordnung  oder 
als  kurze,  ungegliederte  Fäden.  Neben  ovoiden  oder  länglichen,  gut  und  bipolar  gefärbten  P'ormen  finden 
sich  ringförmige,  sowie  blass  gefärbte,  rundliche  und  geblähte  Exemplare.  Andere  Bacterien  sind  nicht 
nachweisbar. 

Die  Aussaaten  zeigen  ausschliesslich  Pestcolonien  in  sehr  reichlicher  Menge. 

3.  Präparate  aus  der  Milz  zeigen  nur  Pestbacillen  in  geringer  Anzahl,  einzeln,  länglich-oval,  gut 
und  bipolar  gefärbt. 

Die  Aussaaten  enthalten  ausschliesslich  und  reichlich  Pestcolonien. 


Histologischer  Befund. 

1.  Die  histologische  Untersuchung  pneumonisch  infiltrirter  Antheile  der  rechten 
Lunge  zeigt  die  ganz  verschieden  stark  erweiterten  Alveolen  in  wechselnder  Reichlichkeit  von  Pestbacillen, 
polynucleären  Leukocyten  und  Blutmassen  vollgefüllt.  In  vielen  derselben  bilden  die  Hauptmasse  des 
Exsudats  die  Eiterkörperchen,  andere  sind  vollgepfropft  mit  Pestbacillen,  die  wie  in  einer  homogen  aus- 
sehenden, lichtroth  gefärbten  Grundsubstanz  (Ödemfiüssigkeit)  suspendirt  erscheinen.  Daneben  finden  sich 
ganz  leere  Alveolen  oder  von  Blutungen  erfüllte,  so  dass  auch  das  histologische  Bild  ein  sehr  buntes 
wird.  Vielfach  sieht  man  auch  unter  der  Fülle  des  Exsudates  zerrissene  Alveolarsepta,  und  wo  die 
Leukocyten-  und  Bacilleninfiltration  sehr  dicht  ist,  sind  dieselben  überhaupt  nicht  mehr  zu  sehen.  An 
anderen  Stellen  sieht  man  die  Alveolarsepta  und  ihre  Capillaren  von  stark  mit  Eosin  gefärbten, 
grobfädigen  oder  -balkigen,  auch  homogenen  Massen  erfüllt,  denen  Leukocyten  beiderseits  angelagert 
sind,  ohne  dass  man  die  Kerne  der  Endothelien  oder  des  Bindegewebes  erkennen  kann.  Oder  es 
sind  die  so  entstandenen  Stränge  von  ganz  eigenthümlichen,  wie  in  die  Länge  ausgezogenen  Kernen 
oder  verschieden  gestalteten ,  blass  gefärbten  Körnchen  umsäumt.  Auch  die  Wand  grösserer,  quer- 
getroffener Gefässe  homogen  gequollen ,   mit   erhaltenen ,  grossen   Endothelien.    In  ihrer  Umgebung   und 

auch   in   ihrem  Lumen  finden  sich   dieselben  gröberen   oder   etwas  feineren  Netze   von  homogenen,  mit 
Eosin  stark  gefärbten  Balken,  die  sich  auch  längs  der  Alveolarsepta  stellenueise  fortsetzen. 

Die  Lungenoberfiäche  von  einer  leukocytenreichen  Fibrinmembran  bedeckt,  die  sich  in  nichts  von  einer 
gewöhnlichen  pleuritischen  Exsudatmembran  unterscheidet.  Die  Bronchien,  deren  Epithel  überall  erhalten 
ist,  vollgefüllt  mit  derselben  homogen  geronnenen  Ödemfiüssigkeit,  der  zahllose  Pestbacillen,  polynucleäre 
Leukocyten  und  rothe  Blutkörperchen  beigemengt  sind.  Ganz  dasselbe  findet  sich  auch  in  grösseren  Blut- 
gefässen. .Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  zeigt  sich  bei  .starker  Vergrösserung,  dass  die  Pest- 
bacillen so  reichlich  in  den  pneumonischen  Lungenantheilen  liegen,  dass  sie  sich  zwischen  die  einzelnen 
Exsudatzellen  in  dichten  Zügen  eindrängen.  .Andere  Bacterien  nicht  nachweisbar.  Fibrin  nach  der 
Weigert'schen  Färbung  nur  sehr  spärlich  nachweisbar. 

2.  Schnitte  von  zwei  makroskopisch  wenig  vergrösserten,  aber  sehr  saftreichen 
Lymphdrüsen  von  der  Gegend  der  Bifurcation  der  Trachea  zeigen  auffallende  Verbreiterung 
der  Sinus  und  stellenweise  hochgradige  Erweiterung  von  Blut-  und  Lymphcapillaren.  In  den  Sinus  finden 
sich  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  und  die  grossen,  epithelähnlichen  Zellen  mit  einem  oder  mehreren 
Kernen.  Die  Endothelzellen  der  Capillaren  wie  angeschwollen,  ihre  Kerne  ganz  auftauend  gross,  bläschen- 
förmig, oft  gelappt.  Die  Follikel  überall  erhalten,  kleiner,  Hämorrhagien  fehlen. 


432  H.  Albi-ccht  und  A.  C/nni, 

In  den  Sinns  zahllose  sehr  hiiiilit;  inti-acellulär  gelagerte  Pesthacillen.  Die  erweiterten  Capillaren 
zumeist  erfüllt  von  einer  homogenen,  mit  Eosin  leicht  gefärbten,  wie  geronnen  aussehenden  Masse,  in  der 
enorme  Mengen  von  Pesthacillen,  ziemlich  reichliche  polynucleäre  Leukocyten  und  wenig  rothe  Blut- 
körperchen suspendirt  sind. 

Nirgends  Kernzerfall  oder  Kernschwund  nachweisbar.  Herdvveise  lindet  sich  in  dem  pericapsulären 
Bindegewebe  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten,  zwischen  denen  sich  ebenfalls  ziemlich  reichliche 
Pesthacillen  nachweisen  lassen. 

4.  Die  Milz  zeigt  histologisch  eine  gleichmässig  verbreitete  Hyperämie,  indem  vielfach  die 
Pulparäume  mit  Blut  prall  erftillt  sind.  Hämorrhagien  oder  auffallende  Leukocyten-Infiltrate  fehlen.  Dagegen 
sind  die  Zellen  der  Pulparäume  gross,  von  unregelmässiger  Form,  oft  mehrkernig  und  eigenthümlich 
granulirt,  indem  sie  lichtere,  zweifellos  Fetttröpfchen  entsprechende  Stellen  zeigen.  Die  Basalmembranen 
der  Pulparäume  verbreitert,  von  den  Zellen  nicht  abgrenzbar.  An  den  Follikeln  ausser  grossem  Kernreich- 
thum  nichts  Auffallendes.  Allenthalben  finden  sich  mit  Hämatoidin  beladene  Zellen,  die  Trabekel  sind  ver- 
dickt.   Pesthacillen  nur  spärlich  in  kleinen  Gruppen  angeordnet  nachweisbar. 

Epi  krise. 

Die  durch  die  Pesthacillen  erzeugte  Lungenaffection  erscheint  zweifellos  als  primäre,  indem  beide 
Lungen  in  ausgedehnter  Weise  von  confluirenden  Lobulärpneumonien,  die  nirgends  das  Bild  metastatisch 
embolischer  Pneumonien  zeigen,  durchsetzt  sind  und  an  keiner  Lymphdrüsengruppe  —  mit  Ausnahme  der 
bronchialen  —  irgend  welche  durch  frische  Pestinfection  erzeugte  Veränderungen  makroskopisch  nachweis- 
bar sind.  Die  Pestpneu monie  erscheint  durch  das  ganz  eigenthümliche,  lichtroth  und  gelb 
gesprenkelte  Bild  anatomisch  wohl  charakterisirt.  Als  Begleiterscheinung  findet  sich  frische, 
fibrinös-seröse  Pleuritis.  Die  relativ  geringen  Veränderungen  an  den  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation 
sprechen  unbedingt  für  die  secundäre  Affection  derselben.  Kleinere  Blutungen  finden  sich  nur  im  .sub- 
cutanen Bindegewebe  der  Stirnhaut,  im  Periost  beider  Scheitelbeine,  im  Epicard,  sehr  reichliche  in  den 
Pleuren  und  vereinzelte  in  der  Nierenrinde. 

Histologisch  findet  sich  enorm  reichliche  Infiltration  von  polynucleären  Leukocyten  und  gewaltige 
Massen  von  Pesthacillen,  die  oft  fast  ohne  zellige  Beimischung  die  Alveolen  erfüllen. 

Sehr  charakteristisch  sind  die  gröberen  oder  feineren  Netzwerke  von  Balken,  welche  die  Blutgefässe 
umgeben  und  die  ebenso  homogenen  Balken  und  Schollen,  die  sich  in  den  Alveolarcapillaren  oft  bei  noch 
erhaltenen  Endothelzellen  derselben  finden,  sowie  der  reichliche  Körnchenzerfall  in  der  Umgehung  der- 
selben. Fibrin  ist  äusserst  spärlich. 

Dagegen  findet  sich  reichlich  homogen  geronnene  Ödemfiüssigkeit,  die  nicht  nur  Bronchien,  sondern 
auch  grössere  Lungengefässe  erfüllt. 

Dieselbe  dringt  auch  in  das  Bindegewehe  um  die  Hauptbronchien  und  in  die  peribronchialen  Lymph- 
drüsen ein,  die  im  Stadium  ganz  frischer  Pestentzündung  stehen.  Auch  die  Milz  zeigt  eben  beginnende 
Schwellung.  In  den  Bronchial-Lymphdrüsen  massenhaft  Pesthacillen,  in  der  Milz  kleine  Gruppen  histo- 
logisch nachweisbar. 

Bacteriologisch  stellt  sich  der  Fall  als  reine  Pestinfection  dar,  indem  sich  sowohl  im  pneumonischen 
wie  im  pleuritischen  Exsudat,  als  auch  in  der  Milz  der  Pestbacillus  in  massenhaften  Reinculturen 
vorfindet. 

Fall  40/XXXIII. 

Boodhn  Chiiiidiiii,'  öOjähriger  Hindu,  \\-urde  im  Spitale  aufgenommen    am  22.  März,  am  II.  Krankheits- 
tage, und  starb  am  26.  März,  am  VI.  Krankheitstage,  um  9  Uhr  25  Minuten  Abends. 
Section  am  27.  März,  ungefähr  12  Stunden  post  mortem. 


'  Vergl.  Kranliengeschichte  II.  A.  pag 


Beulenpest.  II.  Palhologisch-auatomischer  Bericht.  433 

Männliches  Cadaver,  164  cnt  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  schlecht  entwickelter  Musculatur,  hoch- 
gradig abgemagert. 

Todtenstarre  ausgesprochen,  Todtenfiecke  an  den  abhängigen  Körperpartien  violett. 

Hornhäute  etwas  getrübt,  Pupillen  weit,  beiderseits  gleich,  Conjunctiven  blutarm,  Mundschleimhaut 
etwas  cj'anotisch;  Zähne  gesund,  alle  erhalten. 

Hals  lang  und  schlank,  in  seinen  Gruben  imd  in  beiden  Axillen  nichts  Auffallendes  palpabel. 

Thorax  lang,  schmal,  flach,  symmetrisch. 

Abdomen  im  Niveau  des  Thorax,  Bauchdecken  gespannt. 

Am  Genitale  nichts  Auffallendes,  ebenso  in  beiden  Inguinalgegenden. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Die  weichen  Schädeldecken  tett-  und  blutarm,  ein  unregelmässig  begrenzter,  circa  guldenstückgrosser 
Blutaustritt  über  dem  .Stirnbein.  Schädeldach  länglich -oval,  bis  fast  1  cm  dick,  compact  (Spongiosa 
nur  spurenvveise  erhalten),  im  Längsdurchmesser  18'/i  r«/,  im  cqueren  \2>  cm  und  in  der  Peripherie  51  cm 
messend. 

Dura  mater  an  der  ganzen  Cah'aria  fest  adhärent,  ziemlich  schwer  abziehbar.  S(.inst  zart;  im  Sichelblut- 
leiter Fibringerinsel.  Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  blutarm,  Gefässe  zartwandig,  Meningen  an  der 
Convexität  etwas  stärker  durchfeuchtet  imd  blutreicher.  Ventrikel  enge,  Stammganglien,  Kleinhirn,  Pons 
und  Medulla  etwas  ödematös  und  blutarm,  sonst  nicht  verändert.  An  der  Dura  mater  der  hinteren  Schädel- 
grube einige  hirsekorngrosse,  ganz  frische  Blutaustritte. 

Bei  der  Eröffnung  der  Bauchhöhle  erscheinen  beide  Musculi  recti  abdominis  blutig  infiltrirt,  etwas 
ödematös,  stark  glänzend. 

Auch  das  Bindegewebe  um  die  Harnblase  herum  blutig  infiltrirt  und  das  Peritoneum  im  genannten, 
über  handtellergrossen  Bereiche  blauroth,  wie  suffundirt. 

Schilddrüse  klein,  blutreich,  gekörnt,  colloid. 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Halsgefässe  etwas  vergrössert,  bis  höchstens  klein- 
bohnengross,  dunkelblutroth,  ebenso  die  in  beiden  Submaxillargegenden,  dieselben  sind  auf  dem  Durch- 
schnitte gelblich-röthlich,  fleckig,  ziemlich  blutreich  und  succulenter. 

Schleimhaut  des  Gaumens  und  des  Pharynx  im  Allgemeinen  blutarm,  gelblich,  nur  über  einigen  Gruppen 
von  Balgfollikeln  am  Zungengrunde  etwas  lebhafter  geröthet.  Beide  Tonsillen  klein,  nicht  weiter  verändert. 
Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea  gelblich,  mit  zähem,  röthlichen  Schleim  bedeckt. 

Im  linken  Pleuraräume  nur  wenige  Tropfen  seröser  Flüssigkeit  enthalten.  Linke  Lunge  besonders  im 
Unterlappen  mit  der  Thoraxwand  verwachsen,  Oberlappen  sehr  stark  gebläht,  der  Unterlappen  fühlt  sich  an 
einzelnen  circa  haselnussgrossen,  peripherisch  sitzenden  Stellen  luftleer,  wie  knollig  an,  die  Pleura  darüber 
geröthet  und  zum  Theile  von  kleinen  Blutungen  durchsetzt,  getrübt;  ein  grösserer,  circa  taubeneigrosser 
Herd  am  vorderen  Rande  des  Unterlappens,  der  sich  vollständig  luftleer  anfühlt,  über  dem  die  Pleura  stark 
getrübt,  geröthet  und  von  Blutungen  durchsetzt  ist.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  der  betreffende  Herd 
gleichmässig  gelblich-röthlich,  das  Lungengewebe  vollständig  luftleer,  auf  der  Schnittfläche  nicht  prominent 
und  nur  stellenweise  feinst  granulirt,  sehr  reichlichen  Saft  gebend,  seine  Peripherie  dunkelblutroth,  sehr 
stark  durchfeuchtet,  fast  luftleer.  Ein  anderer,  mehr  central  sitzender  Herd  des  Unterlappens,  von  ungefähr 
Wallnussgrösse,  besitzt  in  seiner  Peripherie  dieselbe  Beschaffenheit,  dagegen  erscheint  sein  Centrum  sehr 
stark  prominent,  gelblich-röthlich,  deutlich  fein  granulirt  und  lebhaft  gesprenkelt.  Die  kleineren  Herde  des 
Unterlappens  erscheinen  am  Durchschnitte  gleichmässig  blutig  infiltrirt,  sehr  saftig,  nicht  granulirt  oder 
prominent.  Im  Oberlappen  finden  sich  mehr  centrale  Gruppen  von  perlgrauen,  hirsekorngrossen  Knötchen, 
die  in  verdichtetem  Gewebe  stehen  und  zum  Theile  confluiren.  Die  ganze  Lunge  ziemlich  blutreich. 

Rechte  Lunge  besonders  im  Bereiche  des  Oberlappens  fest  mit  der  Thoraxwand  verwachsen,  des- 
gleichen sind  alle  drei  Lappen  miteinander  verwachsen.  Entprechend  der  vorderen  Hälfte  des  Mittellappens 
erscheint  die  Pleura  mit  gelblichem  Fibrin  belegt,  von  reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt  und  lässt  kleine, 
bis  höchstens  hirsekorngrosse,  weisslich-gelbliche,  knötchenähnliche,   ganz  dicht  nebeneinander  stehende 


434  //.  Allu-cchl  Hin/  A.  (iinni, 

Herde,  den  inliltrirten  Alveolen  entsprechend,  mit  blutrother  Peripherie  durchscheinen.  Fast  der  ganze 
Unterlappen  fühlt  sich  infiltrirt  an.  Die  Pleui'a  von  reichlichen  abziehbaren,  gelben  Fibrinmembranen  belegt. 
Nach  dem  .Abziehen  derselben  erscheint  durch  die  Pleura  hindurch  das  Lungengewebe  ebenso  durchsetzt 
von  gelblichen,  bis  hirsekorngrossen,  dicht  stehenden  Knötchen  oder  abscessähnlichen  Infiltraten,  rothgelb 
gesprenkelt.  Auf  dem  Durchschnitte  durch  den  Unterlappen  entleert  sich  eine  reichliche  blutige,  seröse 
Flüssigkeit;  entsprechend  den  früher  erwähnten,  röthlich  und  gelb  gesprenkelten  Pleuraantheilen  ist  das 
Lungengewebe  starr,  röthlich-gelblich  infiltrirt,  etwas  prominent,  eigenartig  feinst  granulirt.  In  der  Umgebung 
dieses  ungefähr  das  vordere  untere  Drittel  des  ganzen  Unterlappens  einnehmenden  Bezirkes  ist  das  Lungen- 
gewebe sehr  wenig  lufthaltig,  sulzig,  dunkelblutroth  infiltrirt,  so  dass  reichliche  blutrothe,  seröse  Flüssigkeit 
sich  von  der  Schnittfläche  ergiesst.  Der  ungefähr  die  Hälfte  des  Mittellappens  einnehmende  Herd  erscheint 
auf  dem  Durchschnitte  ebenso  röthlich-gelblich  gleichmässig  gefärbt,  eigenthümlich  feinst  granulirt,  wie 
chagrinirt,  ungemein  saftig,  sonst  ebenso  beschaffen  wie  im  Unterlappen.  Die  etwas  verschrumpften 
Antheile  des  Oberlappens  nahe  der  Spitze  erscheinen  auf  dem  Durchschnitte  schiefergrau,  fibrös,  luftleer. 
In  der  Mitte  derselben  eine  haselnussgrosse,  glattrandige,  mit  bröckeligem,   käsigen  Eiter  belegte  Caverne. 

Schleimhaut  der  grossen  Bronchien  lebhaft  geröthet,  mit  blutig  tingirtem  Schleim  bedeckt. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  graugelblich. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  vergrössert,  im  Centrum  fibröser,  anthracotisch,  die  Kinde  aber 
deutlich  geschwollen,  röthlich  und  sehr  saftreich. 

Auch  die  Lymphdrüsen  längs  der  Trachea  etwas  vergrössert,  in  ödematöses  Binde- 
gewebe gehüllt,  sonst  ebenso  verändert  wie  die  an  der  Bifurcation. 

Herzbeutel  zart,  wenig  gelbes,  klares  Serum  enthaltend,  entsprechend  der  hinteren  Fläche  des  linken 
Ventrikels  eine  Gruppe  von  Ecchymosen,  solche  auch  an  dem  ziemlich  fettarmen  Epicard.  Herz  klein, 
schlaff,  alle  Klappenapparate  vollständig  zart  und  schlussfähig,  Myocard  braungelb,  an  der  Intima  der  Aorta 
einige  kleine,  graugelbliche,  erhabene  Stellen  beginnenden  Atheroms. 

Leber  etwas  vergrössert,  ihre  Consistenz  vermindert,  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  Gallenblase  gut  ml 
dunkler   Galle  gefüllt.    Leber  graubraun,   auf  dem   Durchschnitte   ziemlich    blutreich,    morscher,    acinöse 
Zeichnung  undeutlich. 

Milz  22  cm  lang,  14  cm  breit,  7  cm  dick,  Kapsel  etwas  verdickt,  Consistenz  eigenthümlich  teigig  weich, 
auf  dem  Durchschnitte  gleichmässig  dunkelblutroth,  etwas  vorquellend,  das  grobe  Stroma  vermehrt,  die 
Gefässe  etwas  sclerotisch,  die  Follikel  stellenweise  als  kleinste,  graue  Punkte  sichtbar,  Pulpa  ziemlich 
leicht  ausstreif  bar. 

Nebennieren  klein,  blutreich. 

Beide  Nieren  etwas  grösser,  plumper,  schlaff.  Kapsel  sehr  zart,  leicht  abziehbar.  Oberfiäche  glatt, 
übersäet  mit  ziemlich  reichlichen  punktförmigen  Blutungen,  an  einer  Stelle  der  Oberfläche  der  rechten  Niere 
ein  circa  hanfkorngrosser,  gelblich-röthlicher  Herd,  ganz  oberflächlich  sitzend,  von  einem  hämorrhagischen 
Hof  umgeben,  prominent.  Sonst  erscheinen  die  Rinde  und  die  Columnae  Bertini  verbreitert  und  vorquellend, 
braun-gelblich,  Pyramiden  ebenfalls  erbleicht,  ihre  Grenzen  undeutlich. 

Nierenbecken  und  Ureteren  sind  nicht  besonders  verändert. 

Das  Bindegewebe  um  die  Harnblase  sulzig,  hämorrhagisch  infiltrirt.  In  der  Harnblase  ziemlich  reich- 
licher dunkelgelber  Urin.  Schleimhaut  gelblich,  dünn. 

Die  lumbalen  und  retroperitonealen  Lymphdrüsen   und   sämmfiiche   inguinalen   nicht  weiter  verändert. 

Im  Magen  reichliche  flüssige,  gallige  Massen,  seine  Schleimhaut  grünlich-grau,  in  Falten  gelegt,  von 
sehr  wenigen  Blutungen  durchsetzt. 

In  der  Radix  m e s e n t e r i c a ,  ganz  in  der  Nähe  der  V a  1  \' u  1  a  B a u h i n i ,  eine  G i- u p p e  von 
drei  bis  vier  bohnengrossen  Lymphdrüsen,  die  in  von  einzelnen  Blutungen  durchsetztes 
und  sulzig-ödematöses  Bindegewebe  gehüllt  und  hart  sind  und  auf  dem  Durchschnitte 
fast  vollständig  blutig  infiltrirt  erscheinen    oder  grauroth  fleckig    \-orquellen    und    stark 


Beiilenpesf.  II.  Pafhologisch-anafonüschcr  Bericht.  435 

succLiIent  sind.  In  ihrer  Umgebung  centralwärts  eine  Kette  von  etwas  vergrösserten,  lebhaft  rothen, 
liarten  Lymphdrüsen. 

Im  untersten  Ileum  finden  sich  an  zwei  Stellen  quergestellte,  seichte,  scharf  umran- 
dete Geschwüre,  deren  Umgebung  wenig  injicirt  erscheint.  Daneben  zwei  hanfkorn- 
grosse  Follikel  mit  gelblichem  Centrum  und  lebhaft  injicirtem  Hof. 

Im  Coecum  finden  sich  in  der  Schleimhaut  zerstreut  ziemlich  reichliche  weissliche  Follikel.  Im  Dick- 
darm geformte,  gallige  Fäcalien.  Schleimhaut  normal;  auch  die  im  Processus  vermiformis. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Axillen  etwas  vergrössert,  hart,  isolirt,  dunkelblutroth,  auf  dem  Durch- 
schnitte gleichmässig  blutroth,  sehr  succulent. 

Die  Synovia  des  rechten  Kniegelenkes  ziemlich  lebhaft  injicirt,  die  synoviale  Flüssigkeit  nicht  vermehrt. 


Die    wiederholt    vorgenommene  bacteriologische    Blutuntersuchung    ergab   folgende 
Befunde  : 

Am  22.  März,  am  IL  Krankheitstage,  steril, 

»     23.      »        >•  III.                  »  Reincultur  von  spärlichen  Pestcolonien, 

»     24.      »        »  IV.                  »  steril, 

»     25.      »        V.  Y.                 »  steril, 

»     26.      »        »  VI.                  »  zehn  Colonien  von  Pestbacillen  in  Reincultur. 


Sputum,  am  Todestage  untersucht,  zeigt  mikroskopisch  neben  zahlreichen  feinen  Stäbchen  und  weniger 
reichlichen  Coccenformen  reichlich  typische  Pestbacillen.  In  der  Cultin-  davon  finden  sich  neben  Colonien 
von  Staphylococcus  pyogenes  aureus,  Diplococcus  pneumoniae  und  solchen  feiner  Stäbchen  massig  reichlich 
Pestcolonien. 

Exsudat  aus  dem  Unterlappen  der  rechten  Lunge,  am  Todestage  steril  durch  Punction  entnommen, 
zeigt  mikroskopisch  ausschliesslich  Pestbacillen  in  sehr  reichlicher  Menge  und  culturell  ebenso  eine  reich- 
liche Reincultur  dieser  Bacterienart. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  aus  der  Hämorrhagie  im  AI.  rectus  abdominis  zeigen  massig  viele 
typische  Pestbacillen,  einzeln  oder  als  Diplobacillen. 

In  den  Aussaaten  davon  finden  sich  reichlich  und  ausschliesslich  Pestcolonien. 

2.  In  der  submaxillar  gelegenen  Lymphdrüse  der  linken  Halsseite  sind  mikroskopisch 
sehr  reichlich  Pestbacillen  nachweisbar,  vorwiegend  in  typischer  Form,  spärlicher  als  blassgefärbte,  rundliche 
oder  länglich-ovale  Formen. 

3.  In  einem  pneumonischen  Herd  der  linken  Lunge  finden  sich  mikroskopisch  sehr  reichlich 
Pestbacillen,  meist  extracellular  gelegen,  einzeln  oder  als  Diplobacillen,  in  verschiedenen  Grössen  imd 
Formen,  theils  in  gut  und  bipolar  gefärbten,  theils  in  blass  tingirten  Formen. 

Andere  Bacterien  sind  nicht  nachweisbar. 

4.  Die  Aussaaten  vom  pleuritischen  Exsudat  der  rechten  Lunge  (nicht  steril  entnommen) 
sind  \erunreinigt. 

5.  In  den  Aussaaten  vom  Secret  des  Hauptbronchus  des  linken  Unterlappens  sind 
Pestcolonien  nicht  nachweisbar;  dieselben  zeigen  neben  wenigen  Coccencolonien  reichlich  schleimige 
Colonien  einer  Bacillenart. 

6.  Deckglaspräparate  aus  dem  pneumonischen  Herde  des  rechten  Oberlappens  geben 
dasselbe  Bild  wie  die  von  Nr.  3. 

Die  Aussaaten  zeigen  ausschliesslich  Pestcolonien  in  sehr  reichlicher  Menge. 

7.  Die  Aussaaten  aus  der  Galle  enthalten  neben  \ier  Colonien  dei'  Coligruppe  vereinzelte 
Colonien  des  Pestbacillus. 

Denkschriften  der  mathem.-nalurw.  Cl.    LXVI.  Hd.  57 


436  H.  AIhrecht  und  A.  Ghou, 

8.  Präparate  aus  der  Milz  zeigen  vereinzelt  typische  Pestbacillen,  etwas  reichlicher  an  Zahl  blass- 
gefärbte, längliche  und  rundliche  Formen. 

In  den  Aussaaten  gehen  ausschliesslich  Pestcolonien  in  spärlicher  Menge  an. 

9.  Die  Aussaaten  aus  dem  Harn  bleiben  steril. 

10.  In  einer  mesenterialen  Lymphdrüse  finden  sich  mikroskopisch  sehr  reichlich  Pestbacillen 
in  allen  Formen  und  Grössen,  gut  und  schlecht  gefärbt,  einzeln  und  als  Üiplobacillen,  vereinzelt  auch  in 
kurzen,  ungegliederten  Hiden. 

Die  Aussaaten  zeigen  sehi-  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  eine  Colonie  des  Bacterium  coli 
commune. 

11.  Deckglaspräparate  aus  einer  rechten  Achseldrüse  zeigen  spärlich  Pestbacillen,  einzeln 
liegend,  theils  gut,  theils  blass  gefärbt. 

Die  Aussaaten  davon  (nicht  völlig  steril  entnommen)  enthalten  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und 
circa  20  Colonien  von  Bacillen  der  Coligruppe. 

12.  Deckglaspräparate  aus  einem  pneumonischen  Herde  des  rechten  Unterlappens 
geben  denselben  Befund  wie  die  von  Nr.  3  und  6. 

Histologischer  Befund. 

1.  Pneumonie  vom  rechten  Oberlappen  und  vom  linken  Unterlappen.  Die  Präparate 
wurden  von  mehreren  Stellen  der  betreffenden  Pneumonien  angefertigt.  Alle  geben  im  Wesentlichen  den- 
selben Befund.  Das  Lungengewebe  zeigt  das  Bild  schwerster  acuter  Entzündung.  Die  ziemlich  stark  erwei- 
terten Alveolen  sind  erfüllt  von  polj^nucleären  Leukocyten,  Blut  und  Pestbacillen,  und  zwar  in  sehr 
wechselndem  Verhältnisse;  in  den  centralen  Antheilen  der  Herde  ist  die  Leukocyten-Emigration  so  reichlich, 
dass  das  Bild  einer  lobären  (croupösen)  Pneumonie  erzeugt  wird.  Jedoch  fehlt  im  Exsudate  Fibrin  fast  \-oll- 
ständig.  Mehr  an  der  Peripherie  herrscht  der' hämorrhagische  Charakter  vor.  Die  Alveolen  sind  hier 
erfüllt  entweder  nur  von  Blut  oder  es  sind  demselben  enorme  bläulich-gefärbte  Bacillenmassen  beigemengt; 
häufig  findet  sich  auch  homogen  geronnene  Ödemflüssigkeit  nebst  spärlichen  Leukocyten  und  Blut.  Die 
Kerne  der  Leukocyten  vielfach  im  Körnchenzerfall. 

Die  Alveolarwände  zeigen  fast  überall  die  eigenthümliche  Veränderung,  dass  sie  in  grobschollige  oder 
fein  granulirte,  manchmal  auch  mehr  homogene  oder  homogen  balkige,  breite  Stränge  umgewandelt  sind,  die 
sich  mit  Eosin  lebhafter  roth  färben  und  von  zahlreichen  verschieden  grossen  Körnchen  oder  wie  zerbrochen 
aussehenden  Kernen  beiderseits  umgeben  sind.  Vielfach  aber  ist  die  Structur  des  Lungengewebes  nicht 
mehr  erhalten  und  man  sieht  nur  Bacillen  und  Leukocytenmassen,  zwischen  denen  sich  wie  zerbrochene, 
oft  spornartig  vorragende  Reste  der  Alveolarsepta  finden.  In  den  Bronchien  dasselbe  Exsudat  wie  in  den 
Alveolen  enthalten,  das  Epithel  in  langen  Strecken  abgehoben.  Die  Pleura  ist  auffallend  verbreitert,  indem  sich 
zwischen  den  auseinandergedrängten  Bindegewebszellen  und  um  die  stark  erweiterten  Blutgefässe  fein- 
granulirte  geronnene  Massen  finden.  Fibrin  ist  auch  hier  sehr  spärlich.  An  der  Oberfläche  ist  das  Pleura- 
epithel streckenweise  erhalten,  nirgends  ist  auf  den  untersuchten  Schnitten  eine  Fibrinschichte  aufgelagert. 
In  den  mit  Methylenblau  gefärbten  Präparaten  finden  sich  überall  reichliche  Pestbacillen,  die  oft  so  dicht 
gedrängt  liegen,  dass  nur  wenige  Leukocyten  zwischen  ihnen  zu  finden  sind.  Massenhaft  finden  sie  sich 
auch  in  den  Bronchien,  sehr  spärlich  in  den  Blutgefässen.  Sie  liegen  häufiger  extra-  wie  intracellulär  und 
besitzen  sowohl  die  rundliche  wie  die  Stäbchenform,  zeigen  sehr  schöne  bipolare  Färbung  und  sind  meist 
als  Diplobacillen  angeordnet.  Andere  Bacterien  nicht  auffindbar. 

2.  Bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  linken  Regio  submaxillaris.  Dieselbe  ist  so  reichlich 
von  fast  ausschlies-slich  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt,  dass  sich  die  Follikel  nicht  abgrenzen.  Dagegen 
sind  die  meisten  Sinus,  sowohl  die  Randsinus  wie  die  gegen  den  Terminalsinus  zu  \erlaufenden,  ganz 
vollgefüllt  mit  Pestbacillen,  wie  injicirt.  Kapsel  überall  erhalten,  die  Capillaren  und  kleinen  Blutgefässe 
überall  stark  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt.  Die  Lymphgefässe  am  Drüsenhilus  vollgepfropft  mit  Pestbacillen. 
Nur  in  einzelnen  Sinus  wenig  rothe  Blutkörperchen  enthalten,   nirgends  eine  grössere  Blutung.    Die  ganze 


Bcithiipcsl.  TL  PLitlKiJogisch-audloniisclu'r  Bericht.  437 

Lymphdrüse  erweist  sich  bei  starker  Vergrösseriing  \'on  Pestbacillen  so  dicht  infiltrirt,  dass  selten  zwei 
Leukocyten  nebeneinander  liegen,  ohne  dass  sich  zwischen  oder  in  denselben  Pestbacillen  linden  ;  viele 
kleine  Lymphgefässe  überhaupt  nur  \-on  Pestbacillen  vollgepfropft.  In  den  erweiterten  Blutgefässen  sind 
sie  nur  sehr  spärlich  nachweisbar. 

3.  Zwei  etwa  mandelgrosse  Lymphdrüsen  \-on  der  Bifurcation  der  Trachea  ergeben  im 
Wesentlichen  denselben  Befund  wie  die  vorstehende.  Auch  hier  ist  die  Bindegewebskapsel  vollkommen 
imN'erändert,  im  Übrigen  zeigen  sie  die  gewöhnlichen  Veränderungen  massiger  Anthracose  und  einige 
typische  Tuberkel,  die  aus  Epitheloidzellen  bestehen  und  in  ihrem  Centrum  beginnende  Verkäsung  zeigen. 
Auch  hier  liegen  sehr  reichliche  Pestbacillen  hauptsächlich  in  den  Sinus,  spärlich  im  adenoiden  Gewebe  und 
.ganz  vereinzelt  im  Blute  der  erweiterten  Gefässe. 

4.  Lymphdrüsen  von  der  Grösse  und  F'orm  einer  kleinen  Bohne  aus  der  rechten  Axilla 
zeigen  starke  Erweiterung  und  Blutfüllung  ungemein  zahlreicher  Capillaren  und  Blutgefässe,  sowohl  inner- 
halb des  Drüsenparenchyms  als  auch  im  umgebenden  Fettgewebe.  Die  Sinus  sehr  weit,  gegen  die  sehr  zell- 
reichen Follikel  und  Markstrahlen  scharf  abgegrenzt,  enthalten  sehr  grosse  und  protoplasmareiche  Zellen  mit 
grossem,  runden  Kern,  deren  Protoplasma  granulirt,  von  ungefärbten  Tröpfchen  durchsetzt  erscheint.  Stellen- 
weise viele  rothe  Blutkörperchen,  wenige  Leukocyten.  In  den  Kandsinus  spärliche,  im  Blute  innerhalb  der 
Gefässe  nur  ganz  vereinzelte  Pestbacillen  nachweisbar. 

5.  Milz.  Dieselbe  ist  ungemein  blutreich,  indem  nicht  nur  die  sogenannten  Pulparäume  dort,  wo  sie 
erhalten  sind,  erweitert  und  mit  Blut  vollgefüllt  sind,  sondern  die  Pulpa  überall  von  Blut  infiltrirt  erscheint. 
Die  Pulpa  ist  ziemlich  zellarm,  die  Follikel  sind  sehr  klein.  Trotz  sorgfältigen  Durchsuchens  der  Präparate 
konnten  Pestbacillen  nicht  mit  voller  Sicherheit  aufgefunden  werden,  wohl  aber  spärliche  runde  Gebilde  von 
der  Grösse  und  Färbbarkeit  derselben,  deren  Natur  aber  nicht  definitiv  zu  entscheiden  ist. 

6.  Niere.  Die  Epith^lien  sowohl  der  Rinde  wie  des  Markes  im  Zustande  hochgradiger  trüber 
Schwellung  und  fettiger  Degeneration.  Besonders  die  Rinde  sehr  blutreich.  In  einzelnen  gewundenen  Harn- 
canälchen  ist  Blut  enthalten.  Einige  Glomeruli  sind  bindegewebig  \-erödet.  —  Im  Centrum  des  metastatischen 
Herdes  der  rechten  Niere  ist  das  Parenchym  vollständig  zu  Grunde  gegangen,  statt  dessen  finden  sich  licht 
\'ioIett  gefärbte,  zusammenhängende  Massen  von  Pestbacillen,  zahlreiche  intensiv  blau  gefärbte  Körnchen  und 
polynucleäre  Leukocyten,  deren  Kerne  im  Zerfalle  begriffen  sind.  Ausserdem  drängen  sich  überall  Blutungen 
dazwischen.  Weiter  in  der  Peripherie  sind  die  Harncanälchen  in  ihrer  Form  erhalten,  aber  ihr  Epithel  ist 
entweder  in  ein  zusammenhängendes,  homogenes  Band  umgewandelt  oder  in  homogene  Schollen  zerfallen. 
In  anderen  sind  einzelne  Epithelzellen  mit  ganz  blass  tingirtem  Kern  erhalten.  Zwischen  den  einzelnen  Harn- 
canälchen sehr  zahlreiche  Leukocyten,  die  häufig  Körnchenzerfall  ihrer  Kerne  zeigen,  massenhafte  Bacillen 
und  Blut. 

In  der  peripheren  Schichte  sind  die  Harncanälchen  in  dicker  Lage  von  polynucleären  Leukocyten 
umscheidet.  Im  Bereiche  dieses  Herdes  finden  sich  überall  grosse  Massen  von  Pestbacillen.  In  den  centralen 
Antheilen  sind  sie  ausserordentlich  blass  gefärbt,  durchwegs  rundlich,  von  verschiedener  Grösse,  in  der  Peri- 
pherie haben  sie  die  typische,  plump-ovoide  Stäbchenform,  sind  bedeutend  besser  gefärbt  und  liegen  häufig 
intracellulär,  zu  Diplobacillen  geordnet.  In  den  Gefässen  und  kleinen  Blutungen  der  übrigen  Theile  der  Niere 
nur  spärliche  zu  kleinen  Häufchen  gelagerte  Pestbacillen  nachweisbar. 

7.  Herz.  Die  Muskelfasern  etwas  \'erschmälert,  an  beiden  Polen  der  Kerne  reichliches  gelbes,  körniges 
Pigment  abgelagert.  Fragmentatio  cordis  reichlich  vorhanden.  Keine  besonderen  pathologischen  Ver- 
änderungen. 

8.  Ungefähr  I  cm  langes  Geschwür  aus  dem  untersten  lleum.  Im  Bereiche  desselben  fehlt 
die  Schleimhaut  vollständig.  In  der  obersten  Schichte  des  Geschwürsgrundes  finden  sich  neben  spärlichen 
gleichmässig  vertheilten,  rothen  Blutkörperchen  entweder  undeutlich  sich  abgrenzende,  wie  in  einer  Grund- 
substanz eingebettete,  zahlreiche  und  mit  Eosin  gefärbte  Zellleiber  ohne  Kern,  zwischen  denen  einige  poly- 
nucleäre Leukocyten  liegen,  oder  an  manchen  Stellen  findet  sich  ein  homogenes,  mit  Eosin  gut  gefärbtes 
Balkenwerk,   das   ebenfalls  Leukocyten  oder  rothe  Blutkörperchen   einschliesst.   In   den   tieferen   Schichten 

57' 


438  H.  Albrcch  t  und  A.  Ghon, 

Hilden  sich  dieselben  ivcrnlosen,  rdthgefärbten  Zellleiber,  aber  die  \-ollständig  ciiiallenen,  meist  mono- 
nucleären  Leukocyten  sind  viel  reichlicher,  und  ausserdem  sieht  man  zwischen  ihnen  lichtblau  gefärbte 
Massen,  die  entweder  mehr  homogen  oder  mehr  graniiürt,  in  den  tieferen  Schichten  deutlich  fädig  sind.  Die 
Veränderung  setzt  sich  bis  in  die  (}berflächlichen  Schichten  der  Submucosa  fort,  deren  Zellkerne  und 
fibrilläre  Structur  nur  ganz  undeutlich  zu  erkennen  sind.  Uie  tiefen  Schichten  der  Submucosa  und  die 
Muskelschichten  des  Darmes  zeigen  nur  spärliche  herdweise  zellige  Infiltration  und  einige  erweiterte  und 
mit  Blut  gefüllte  Gefässe,  nirgends  Hämorrhagien.  Die  früher  erwähnten,  lichtblau  oder  \i(_ilett  gefärbten 
Gewebsmassen  gehen  allmälig,  den  Geschwürsrändern  entsprechend,  in  adenoides  Gewebe  über,  das 
typisch  aus  kleinen,  mononucleären  Zellen  mit  Reticulum  und  kleinen  Blutgefässen  besteht,  dessen 
Kerne  sich  intensiv  färben.  Die  Zotten  der  umgebenden  Schleimhaut  von  Leukocyten  infiltrirt,  sonst 
intact,  nur  das  Epithel  ist  fast  nirgends  mehr  erhalten.  In  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  findet  man 
in  den  obersten  Schichten  des  Geschwürsgrundes  zwischen  den  nekrotischen  Gewebsmassen  ein  ziemlich 
reichliches  Gemisch  von  schlankeren  und  dickeren  Stäbchen  und  \on  Goccen.  Pestbacillen  nirgends  mit 
Sicherheit  zu  erkennen,  jedoch  sieht  man  auch  Diplobacillen  \'on  plump-ovaler  Fi)rm,  die  meist  schwach 
gefärbt  sind. 

9.  Drei  circa  erbsengrosse  Lymphdrüsen  aus  dem  Dünndarmgekröse,  die  dem  eben 
beschriebenen  Geschwür  entsprechen,  zeigen  verschiedene  Veränderungen.  Die  am  hochgradigsten  ergriffene 
ist  vollständig  von  Blut  und  Pestbacillen  infiltrirt.  In  dieser  Infiltration  finden  sich  wenige  polynucleäre  Leuko- 
cyten, ganz  homogenwandige,  kleine  Blutgefässe,  deren  Lumen  entweder  vollständig  oder  nur  zum  Theile 
von  homogen  balkigen  und  mit  Eosin  stark  gefärbten  Gerinseln  erfüllt  ist.  In  der  Umgebung  eines  solchen 
Gefässes  sehr  reichlicher  Körnchenzerfall  der  Leukoc3'tenkerne.  Vom  adenoiden  Gewebe  ist  gar  nichts  mehr 
erhalten,  die  Drüsengrenze  ist  nur  dadurch  deutlich,  dass  dieselbe  \dn  einem  bläulich  gefärbten  .Saum  \on 
Bacillen  fast  continuirlich  eingesäumt  ist.  Die  fibröse  Bindegewebskapsel  und  das  sie  unmittelbar  umgebende 
Fettgewebe  ganz  dicht  von  Blut  und  pol3'nucleären  Leukocyten,  die  vielfach  Körnchenzerfall  zeigen,  infiltrirt. 
Hier  sieht  man  ferner  auch  zahlreiche  stark  erweiterte  Lymphgefässe,  die  mit  Pestbacillen,  Blut  und  Leuko- 
cyten vollgefüllt  sind. 

Zwei  andere  unmittelbar  benachbarte  und  ebenso  grosse  Lymphdrüsen  zeigen  weit  weniger 
intensive  Veränderungen.  Vor  Allem  ist  die  Bindegewebskapsel  ganz  intact  und  die  Follikel  und  Mark- 
strahlen erhalten.  Zahlreiche  Blutgefässe  und  Capillaren  sind  erweitert  und  prall  vollgefüllt  mit  Blut.  In  den 
sehr  weiten  Sinus  fällt. der  Reichthum  an  polynucleären  Leukocyten  und  rothen  Blutkörperchen  auf.  Die 
Sinuszellen  sind  ausserordentlich  gross,  ihr  Kern  blass  gefärbt,  bläschenähnlich.  Ausserdem  sind  in  den 
Sinus  sehr  zahlreich  Pestbacillen  auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  nachweisbar,  die  fast  durchwegs 
die  Form  von  kurzen,  plumpen,  oft  ovalen  oder  ovoiden  Diplobacillen  besitzen  und  häufig  bipolare  Färbung 
zeigen.  Solche  finden  sich  auch  massenhaft  in  der  zuerst  beschriebenen  Lymphdrüse,  dieselbe  infiltrirend, 
sowie  in  den  erweiterten  Lymphgefässen.  Auch  in  den  Blutgefässen  sind  spärliche  nachweisbar. 

10.  Schnitte  durch  den  hämorrhagischen  Musculus  rectus  abdominis  zeigen  die  ein- 
zelnen Bündel  der  quergestreiften  Muskelfasern  auseinandergedrängt  \-on  Blutaustritten,  und  solche  linden 
sich  auch  reichlich  im  Fasciengewebe,  das  den  Muskel  einhüllt. 

Innerhalb  dieser  Blutungen  sieht  inan  zahlreiche  Anhäufungen  von  polynucleären  Leukocyten.  Die  ein- 
zelnen Muskelfasern  haben  vielfach  ihre  Querstreifung  verloren,  dann  sind  sie  angeschwollen,  oder  sie  sehen 
wie  in  Balken  oder  unregelmässige  Schollen  zerbrochen  aus.  Manchmal  zeigen  sie  auch  eine  Art  von 
Vacuolenbildung.  Die  Kerne  des  Perimysiums,  sowie  die  Muskelkerne  sehr  zahlreich  und  auffallend  ver- 
grössert,  liegen  häufig  in  Ketten  oder  in  Haufen  aneinander.  Innerhalb  der  Blutung  zahlreiche  Pestbacillen 
von  typischer  Diplobacillenform. 

Epikrise. 

Nach  dem  Sectionsbefund  handelt  es  sich  im  vorliegenden  Falle  um  eine  primäre  Lungeninfection 
durch   den   Pest- Erreger,   der  sich  daselbst  bacteriologisch  und  histologisch  in  Reincultur  \'orfindet. 


In-iiUiijns/.  IL  I\intologiscli-aiialontischcr  Hcricltl.  439 

Hyperämie  und  geringe  mari<ige  Sciiwellung  zeigen  nur  die  bronchialen,  traciieaien  und  axillaren  Lymph- 
drü^en  und  die  beider  Submaxillargegenden.  Umso  auffallender  sind  die  sich  besonders  histologisch  an  drei, 
allerdings  kaum  bohnengrossen  Lymphdrüsen  im  Gekröse  des  Dünndarms  vorfindenden  intensiven  Verände- 
rungen, die,  histologisch  wenigstens,  was  ihre  Intensität  betrifft,  ganz  den  Bildern  bei  einem  primären  Bubo 
gleichen.  Es  muss  daher  die  Mi'iglichkeit  ins  Auge  gefasst  werden,  dass  es  sich  hier  um  eine  primäre  Darm- 
infection  handelt,  die  sich  mit  Bildung  der  kleinen  Geschwüre  im  untersten  Ileum  entwickelt  hat,  wonach  es 
zu  einer  Pestpyämie  mit  metastatischer  Pneumonie  und  einem  metastatischen  Pestherd  in  der  Niere  gekom- 
men wäre.  Gegen  diese  Annahme  spricht  vor  Allem  die  anatomische  Form  dieser  Pneumonien.  Die- 
selben haben  keineswegs  das  Aussehen  metastatisch-embolischer,  an  der  Peripherie  sitzender  und  .scharf 
umschriebener  Pestherde  in  der  Lunge,  sondern  entsprechen  vollkommen  dem  Bilde  der  confluirenden,  aus 
Bronchitis  hervorgegangenen  Lobulärpneumonien,  die  sogar  fast  den  ganzen  Unterlappen  der  rechten  Lunge 
gleichmässig  infiltriren.  Ferner  spricht  entschieden  gegen  die  Annahme  einer  Darminfection  die  unx'erhält- 
nissmässig  geringe  Grösse  der  drei  Lymphdrüsen  im  Mesenterium  des  Dünndarms  bei  sechs  Tage  langem 
Bestände  der  Infection,  wobei  dieselben  durch  Bacilleninfiltration  und  Hämorrhagien  gänzlich  zerstört  sind. 
Umgekehrt  spricht  für  die  primäre  Lungeninfection,  abgesehen  von  der  anatomischen  Form  der  Pneumonie, 
der  Umstand,  dass  eine  secundäre  Auto-Infection  vom  Darm  aus  bei  solchen  Pestpneumo- 
nikern,  die  im  Delirium  ihr  ganzes  Sputum  verschlucken,  ungemein  leicht  möglich 
erscheint.  Die  histologische  Untersuchung  eines  der  Geschwüre,  die  im  untersten  Ileum  sitzen,  zeigt,  dass 
sie  aus  frischer  Nekrose  mit  nachfolgender  Abstossung  der  nekrotischen  Gewebsmassen  hervorgegangen 
sind  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Peyer'schen  Plaques  entsprechen. 

Ausser  geringer  zelliger  Infiltration  findet  sich  keine  bemerkenswerthe  X'eränderung  der  üarm- 
wand,  ebenfalls  ein  Umstand,  der  nicht  der  Annahme  einer  primären  Darminfection  entspricht. 
Auf  ähnliche  Weise  wie  die  Infection  der  Plaques  des  unteren  Ileums  ist  möglicher  Weise  auch  die 
Infection  der  zur  histologischen  Untersuchung  gelangten  Lymphdrüse  aus  der  linken  Regio  submaxillaris 
zu  Stande  gekommen,  nämlich  durch  das  in  die  Mundhöhle  gelangte  Sputum.  Sie  ist  fast  noch 
intensiver  verändert  und  von  noch  grösseren  Pestbacillenmassen  durchsetzt  wie  die  bronchialen 
Lymphdrüsen. 

Ausser  den  schon  genannten  zeigen  die  Lymphdrüsen  zu- beiden  Seiten  der  grossen  Htilsgefässe  und 
die  beider  Axillae  Hyperämie  und  leichte  Schwellung.  Mikroskopisch  finden  sich  in  einer  Lymphdrüse  der 
rechten  Axilla  spärliche  Pestbacillen.  Die  pneumonischen  Infiltrate  sind  histologisch  gekennzeichnet  durch 
enormen  Reichthum  an  Pestbacillen  und  Leukocyten,  deren  Kerne  in  lebhaftem  Zerfalle  begriffen  sind,  und 
durch  die  relativ  geringe  Menge  von  Fibrin  und  die  eigenthümliche  Nekrose  der  Capillaren  und  Gefässe 
der  Alveolarsepta,  deren  Blut  eine  eigenartige  Coagulation  zeigt;  in  dem  metastatischen  Nieranherd  findet 
sich  central  durch  enorme  Pestbacillenmengen  erzeugte  Nekrose  und  peripheriewärts  sehr  reichliche  Infil- 
tration von  Eiterkörperchen. 

Blutungen  verschiedener  Grösse  finden  sich  in  den  weichen  Schädeldecken,  der  Dura  mater,  im 
Musculus  rectus  abdominis,  im  retroperitonealen  Bindegewebe  um  die  Harnblase,  im  !\'ri-  und  Epicard 
und  in  gewöhnlicher  Weise,  wenn  auch  spärlich,  in  der  Magenschleimhaut. 

Die  bacteriologische  Untersuchung  der  Milz  ergibt  spärliche  Keincultur  von  Pestbacillen;  histologisch 
konnten  solche  nicht  mit  voller  Sicherheit  nachgewiesen  werden. 

Fall  41/XLin. 

Unbekannter,  auf  der  Stra.sse  krank  aufgefundener  Hindu,  00  Jahre  alt,  starb  am  14.  April  um  10  Uhr 
15  Minuten. 

Section  am  selben  Tage  um  1  Uhr  Nachmittags,  3  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  170  c;;/  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  ziemlich  schlecht  genährt. 

Todtenstarre  an  den  unteren  Extremitäten  vorhanden,  Todtenfiecke  diffus. 


440  H.  Albrecht  ninl  A.  d/ioii, 

Conjunctiven  leicht  injicirt,  Schleimhaut  der  Lippen  blutarm. 

Am  Halse  und  in  beiden  Achselhöhlen  keine  Drüsen  tastbar. 

In  beiden  Inguinalgegenden  kleine,  verschiebliche  Drüsen  tastbar. 

Hydrokele  rechterseits. 

Die  weichen  Schädeldecken  fettarm,  ziemlich  blutreich.  Schädeldach  länglich-oval,  im  Längsdurch- 
messer 19  cm,  im  queren  12'/.,  cm  und  in  der  Peripherie  52  cm  messend,  symmetrisch;  Schädelknochen  bis 
4  mm  dick,  compact,  seine  Innenfläche  rauh. 

Im  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  geronnenen  Blutes;  Dura  mater  etwas  dicker,  an  ihrer  Aussenfläche 
rauh,  innen  glatt,  glänzend.  Die  inneren  Hirnhäute  zart,  stellenweise  längs  der  Gefässe  etwas  getrübt, 
Gefässe  zartwandig,  enge. 

Rinde  gleichmässig  breit,  grau,  die  weisse  Marksubstanz  von  massig  zahlreichen  Blutpunkten  durch- 
setzt, teigig;  Ventrikel  nicht  erweitert,  ihr  Ependym  zart,  glatt;  Stammganglien,  Medulla  und  Pons  normal 
gebildet. 

Zu  beiden  Seiten  des  Halses,  namentlich  linkerseits,  die  Lymphdrüsen  etwas  vergrössert,  dunkelroth, 
am  Durchschnitte  saftreicher.  Zunge  mit  dickem,  missfärbigen  Belage  bedeckt,  beide  Tonsillen  vorspringend, 
etwas  weicher,  am  Durchschnitte  röthlich,  saftreich. 

Schleimhaut  des  Pharynx  gelockert,  reichlich  durchsetzt  von  vergrösserten,  theils  blässer  gefärbten, 
theils  stärker  roth  gefärbten  Follikeln,  am  Durchschnitte  ziemlich  saftreich. 

Die  Balgfollikel  des  Zungengrundes  sind  deutlich  hervortretend.  In  der  Schleimhaut  an  der  unteren 
Fläche  der  Epigiottis  vergrösserte  Follikel.  Schleimhaut  des  Larynx  und  der  oberen  Trachea  blutleer. 

Linke  Lunge  überall  frei,  ihr  Pleuraüberzug  zart,  glatt,  glänzend.  Die  Lunge  selbst  vollständig  luft- 
haltig, stärker  blutreich. 

Die  rechte  Lunge  ebenfalls  nirgends  angewachsen,  im  Pleuraräume  einige  Cubikcentimeter  gelben 
Serums  enthalten,  ihr  Pleuraüberzug  zart  und  glatt;  über  den  hinteren  Partien  des  Oberlappens  zarte, 
gelbliche  Fibrinauflagerungen.  Der  Oberlappen  in  seinen  unteren  und  hinteren  Partien  verdichtet,  luftleer 
sich  anfühlend;  entsprechend  diesen  Partien  unterhalb  der  Pleura  zahlreiche  kleinste,  gelblich-weissliche 
Punkte  sichtbar,  die  oft  kettenförmig  oder  gruppenweise  aneinander  gelagert  und  von  lebhaft  blut- 
rothem  Hofe  umgeben  erscheinen,  was  diesen  pneumonischen  Antheilen  ein  ganz  eigenartiges  Aussehen 
verleiht. 

Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  der  Oberlappen,  entsprechend  seiner  verdichteten  Partie,  prominent, 
auf  der  Schnittfläche  luftleer,  ziemlich  gleichmässig  infiltrirt  und  nur  zum  Theile  feinst  gekörnt,  roth  und  gelb 
gesprenkelt,  reichlich  dickeren,  röthlich-gelben  Saft  gebend.  Die  übrigen  Theile  des  Oberlappens,  die  Spitze 
und  die  vorderen  Ränder  sind  lufthaltig,  stärker  durchfeuchtet  und  blutreich. 

Der  Unterlappen  zeigt  in  seinen  vorderen  Partien  vereinzelte  begrenzte,  tiefer  eingesunkene  und  blau- 
rothe  Stellen,  die  auf  dem  Durchschnitte  dunkelblutroth,  glatt  aussehen  und  luftarm  bis  luftleer  sind;  sonst 
i.st  der  Unterlappen  lufthaltig,  blutarm. 

Die  Bronchien,  namentlich  die  dem  pneumonischen  Bezirke  des  Oberlappens  entsprechenden,  enthalten 
ziemlich  reichlich  gelblich-röthliches,  dickes  Secret,  ihre  Schleimhaut  stärker  geröthet. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen   etwas  grösser,   anthracotisch,   auf  dem  Durchschnitte  etwas  saftreicher. 

Im  Herzbeutel  geringe  Mengen  klarer  Flüssigkeit;  derselbe  zart,  an  seiner  Innenfläche  vereinzelte 
kleinste  Blutaustritte  zeigend. 

Das  Epicard  zart,  fettarm,  in  beiden  Ventrikeln  geringe  Mengen  geronnenen  Blutes;  Myocard  dunkel- 
braunroth,  atrophisch;  alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig. 

Leber  vergrössert,  besonders  der  rechte  Lappen  von  plumper  Form,  ihre  Ränder  abgerundet,  Kapsel 
zart,"  Oberfläche  glatt,  glänzend.  Im  rechten  Lappen  unmittelbar  am  Ligamentum  Suspensorium  hepatis  eine 
ungefähr  kreuzergrosse  Stelle,  wo  die  Kapsel  ziemlich  stark  fibrös  \'erdickt  ist.  Ebenfalls  im  rechten  Lappen, 
in  seinem  oberen  hinteren  Theil,  findet  sich  ein  kleiner,  etwa  stecknadelkopfgrosser,  weissgelblicher,  durch 
die  Kapsel  durchscheinender  Herd,  der  auf  seinem  Durchschnitte   scharf  begrenzt   erscheint    und  aus  einer 


Beulenpest.  II.  Pathologisch-aiiatoniischer  Bericht.  441 

grauröthlichen  oder  gelblichen,  fast  käsig  aussehenden  Masse  besteht.  Ein  ebenso  aussehender,  beinahe 
kreuzergrosser  Herd  befindet  sich  ungefähr  in  der  Mitte  des  Leberparenchyms  des  linken  Lappens.  Derselbe 
ist  auf  dem  Durchschnitte  prominent,  ungieichmässig  gekörnt  und  bröcklig,  von  gelblicher  Farbe,  roth 
gesprenkelt  durch  kleine  Blutaustritte  imd  gibt  sehr  reichlichen  Saft  beim  Abstreifen.  Gegen  das  übrige 
Lebergewebe  ist  er  gut  begrenzt,  indem  seine  Peripherie  von  einem  bis  2  uitn  breiten,  gelben  Streifen 
gebildet  wird,  der  hie  und  da  noch  Andeutung  von  Leberjäppchenzeichnung  erkennen  lässt  und  stellen- 
weise von  Blutungen  unterbrochen  ist.  Kleinere,  ebenso  beschaffene  Herde,  3  bis  4  an  Zahl,  finden  sich 
zerstreut  im  Parenchym  des  rechten  Lappens.  In  der  Umgebung  dieser  Herde  ist  das  Lebergewebe  in  einem 
ziemlich  scharf  abgrenzbaren  Bezirke  etwas  blutreicher.  Das  übrige  Lebergewebe  zeigt  noch  deutlich  erhal- 
tene acinöse  Structur,  ist  brüchiger,  ziemlich  blutreich. 

Milz  18 '/a  CJM  lang,  10  cw  breit,  3'/2  c»  hoch,  Kapsel  zart,  glatt,  Parenchym  sehr  weich,  vorquellend, 
sehr  stark  blutreich,  leicht  abstreifbar. 

An  den  Nebennieren  nichts  Pathologisches  erkennbar. 

Nieren  vergrössert,  ihre  Kapsel  etwas  schwerer  abziehbar,  Oberfläche  fein  granulirt,  Rinde  ungleich 
breit,  Glomeruli  stärker  hervortretend.  Die  .Schleimhaut  des  Beckens  ist  blutarm.  In  der  Blase  ziemlich  \iel 
klarer,  gelblich-röthlicher  Harn,  Schleimhaut  blutarm. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  flach,  kaum  vergrö.ssert,  dunkler,  auf  dem  Durchschnitte  succulent  und 
blutreicher. 

Pankreas  geiblich-weiss,  gekörnt,  derb. 

Im  Magen  geringe  Mengen  schleimigen,  gallig  gefärbten  Inhalts.  Seine  .Schleimhaut  stark  verdickt,  in 
Falten  gelegt,  deutlich  Etat  mameljonne  zeigend,  auf  der  Höhe  der  Falten  \'on  ziemlich  reichlichen  kleinsten 
Blutungen  durchsetzt. 

Im  Duodenum  massig  reichliche  Mengen  gallig  gefärbten  Inhaltes,  seine  Schleimhaut  gelockert,  die 
Follikel  deutlich  \-orspringend. 

Im  Dünndarm  und  Dickdarm  geringe  Mengen  gallig  gefärbter  Faeces.  -Schleimhaut  etwas  gelockert, 
jedoch  frei  von  Blutungen. 

Die  inguinalen  Lymphdrüsen  beiderseits  kaum  verändert.  Die  tiefen  am  Durchschnitte  etwas  blutreicher, 
ebenso  die  axillaren  Drüsen. 


D a s  S p u t u m  V o m  1 4.  .A p r i  1  z e i g t  c u  1 1 u r e  1 1  r e i c h  1  i c h  P e s t c o  1  o n i e n ,  daneben  in  ungefähr 
gleicher  Anzahl  Colonien   des   .Staphylococcus   pyogen  es  albus. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  vom  pneumonischen  Herde  des  überlapp  ens  der  rechten  Lunge 
zeigen  enorme  Mengen  von  Pestbacillen,  fast  ausschliesslich  extracellulär  gelagert,  einzeln  oder  als  Diplo- 
bacillen,  seltener  in  Kettenanordnung,  häufiger  in  dichten  Rasen  liegend.  Vorwiegend  finden  sich  gut  und 
bipolar  gefärbte,  länglich-ovale  Formen,  daneben  jedoch  alle  Übergangsformen  bis  zu  grösseren,  blass- 
gefärbten, rundlichen  Gebilden,  unter  ihnen  viele  Ringformen.  Neben  den  Pestbacillen  —  im  Verhältnisse  zu 
diesen  jedoch  spärlich  —  sieht  man  Coccen  als  Diplococcen  und  in  kürzeren  Ketten,  meist  von  deutlicher 
Lanzettform.  Die  Pestbacillen  entfärben  sich  rasch  bei  .Anwendung  der  Gram'schen  Methode.  — 

Die  Aussaaten  enthalten  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus,  daneben  in  geringerer  Anzahl  Colonien 
des  Staphylococcus  pyogenes  albus  und  des  Diplococcus  pneumoniae. 

Im  Vergleiche  zu  den  Culturen  aus  der  Milz  und  Leber  desselben  Falles  zeigen  die  Pestcolonien  in 
diesen  Culturen  ein  auffallendes  Zurückbleiben  im  Wachsthum. 

2.  In  einem  grösseren  gelblichen  Herde  der  Leber  finden  sich  mikroskopisch  ebenfalls  sehr 
reichliche  Mengen  des  Pestbacillus,  in  Form,  Färbbarkeit  und  Anordnung  wie  bei  Nr.  1. 

Die  Aussaaten  zeigen  reichlich  Colonien  des  Pestbacillus  und  zwei  Colonien  der  Coligruppe  angciiö- 
riger  Bacillen. 


442  H.  A Ibrccht  uticl  A.  Ghon, 

3.  Deckglaspräparate  aus  der  Milz  zeigen  späriicii  einzeln  und  extracellulär  liegende  Pest- 
bacillen. 

Auch  in  den  Aussaaten  finden  sich  niu'  spärlich  Pestcolonien  —  jedijch  in  Reincultur. 

Histologischer  Befund. 

1.  Pneumonie  vom  Oberlappen  der  rechten  Lunge.  Zur  Untersuchung  wurden  mehrere 
Stücke  von  verschiedenen  Stellen  verwendet.  Die  Lungenaveolen  sehr  stark  erweitert  und  mit  Exsudat 
angefüllt;  dasselbe  besteht  vorwiegend  aus  Bacterienmassen,  die  in  Form  grosser,  zusammenhängender 
Rasen  in  homogen  geronnener  Ödemflüssigkeit  suspendirt  sind.  Das  Mengenverhältniss  der  Bacterien 
gegenüber  dem  Ödem  sehr  wechselnd,  stellenweise  sind  die  Alveolen  fast  nur  von  Bacterien  erfüllt. 

An  anderen  Stellen  finden  sich  hingegen  sehr  zahlreiche  Leukocyten  mit  3 — 5  Kernen,  vermischt  mit 
Blut,  so  dass  auf  weite  Strecken  hin  das  gewöhnliche  Bild  einer  Pneumonie  entsteht.  Innerhalb  dieser 
Exsudatmassen  ist  Fibrin  nur  äusserst  spärlich  nachweisbar.  Andererseits  finden  sich  wieder  einzelne 
Alveolen,  die  ganz  oder  fast  ganz  frei  von  Exsudat  sind  (\'ergl.  Tafel  XII,  Fig.  1). 

Die  auffallendste  Veränderung  zeigen  aber  die  Alveolarsepta.  Während  man  an  vielen  von  ihnen  nur 
hochgradige  Erweiterung  und  Blutüberfüllung  der  Capillaren  findet,  sieht  man  bei  anderen  das  Capillarrohr 
von  stark  mit  Eosin  gefärbten,  schmalen,  homogenen  Balken  und  ebensolchen  Schollen  erfüllt  und  beiderseits 
zahlreiche  Zellen  mit  einem  grossen  oder  mit  mehreren  Kernen  angelagert,  letztere  auch  zu  Klumpen 
zusammengeflossen.  Die  Endothelzellenkerne  gross,  plump  und  blass  gefärbt.  Viele  Alveolarsepta  etwas 
verbreitert,  indem  diese  Balken  und  grobscholligen  Massen  auch  das  Capillarrohr  oft  in  ziemlich  hi'eiter 
Schichte  umgeben  und  das  Gewebe  des  Septum  durchsetzen.  Dann  sieht  man  die  Kerne  der  das  Septum 
umgebenden  Zellen  in  noch  stark  färbbare,  dichtgedrängte  Bruchstücke  zerfallen  oder  zu  birnartiger  und 
langschwänziger,  spermatozoenähnlicher  Form  ausgezogen.  Diese  Verbreiterung  der  Septa  wird  nun  an  sehr 
vielen  Stellen  dadurch  ausserordentlich  mächtig,  dass  sehr  reichliche  derartig  homogen  balkige  Massen  zu 
beiden  Seiten  des  Septum  austreten  und  ein  dichtes  Netz  bilden,  in  dessen  Maschen  zahlreiche  verschieden 
grosse  Körnchen  liegen.  Das  Lumen  eines  Alveolus  sieht  dadurch  oft  sehr  enge  aus,  indem  diese  bereits  im 
Lumen  desselben  liegenden  Gerinsel  als  Verdickung  der  Alveolarwand  imponiren,  mit  der  sie  unmittelbar  im 
Zusammenhange  stehen.  Wo  kleine  Blutgefässe  auf  dem  Querschnitte  zu  sehen  sind,  umgibt  sie  circulär  ein 
breiter,  mit  Eosin  roth  gefärbter  Hof,  der  aus  einem  engmaschigen  Netzwerke  solcher  Balken  besteht  (vergl. 
Tafel  XII,  Fig.  2). 

Nach  der  Weigert 'sehen  Fibrinfärbungsmethode  färbt  sich  nur  das  in  einigen 
grösseren  Gefässen  enthaltene,  feinfädige  Fibrin  blau,  die  Balken  und  Netze  sind  ent- 
färbt. Das  Pleuragewebe  von  feineren  und  gröberen  Fibrinbalken  durchsetzt,  die  auch  der  Ober- 
fläche aufgelagert  sind.  Die  Pleuraepithelien  desquamirt,  zu  Haufen  beieinander  liegend,  sehr  gross,  blass 
gefärbt,  ihr  Protoplasma  oft  deutlich  granulirt,  ihr  Kern  gross,  gut  gefärbt.  Kleinere  und  grössere  Bronchien 
sind  mit  Bacterienmassen  und  polynucleären  Leukocyten  gefüllt,  ihr  Epithel  ganz  oder  theilweise  desqua- 
mirt, aber  auch  bei  einigen  vollständig  erhalten. 

Im  Exsudat  der  Alveolen  enorme  Mengen  von  Pestbacillen,  fast  überall  in  Diplobacillenform,  meist  zu 
Rasen  angeordnet,  auch  intracellulär,  ebenso  in  den  Bronchien.  Sehr  spärlich  liegen  sie  zwischen  den 
im  Vorstehenden  beschriebenen  Balken.  Im  Blute  der  grösseren  Gefässe  sind  sie  ziemlich  spärlich  aufzu- 
finden.   In  einigen  Alveolen  ausserdem  wenige  Häufchen  von  lanzettförmigen  Diplococcen. 

2.  Schnitte  durch  zwei  benachbarte  LymphfoUikel  der  Pharynxwand  zeigen  dieselben  ver- 
grössert.  Besonders  die  sogenannten  Keimcentren  fallen  durch  ihre  Grösse  auf.  In  denselben  finden  sich 
neben  zahlreichen  mono-  und  besonders  polynucleären  Leukocyten  grosse,  epithelähnliche  Zellen  mit  sehr 
grossem,  ganz  blass  gefärbten  Kern.  Das  Epithel  vollständig  intact. 

Im  Übrigen  ist  das  adenoide  Gewebe  stark  hyperämisch.  In  den  Blutgefässen  nur  ganz  vereinzelte,  in 
den  sogenannten  Keimcentren  keine  Pestbacillen  aufzufinden. 


Beiileupest.  IL  Pathologisch-aiiatoniischcr  Bcriciü.  443 

3.  Schnitte  durch  eine  l<leine,  bohnengrosse  Lymphdrüse  ;uis  der  lini\en  Axilla  zeigen 
gleichmässig  verbreitete  Hyperämie.  Nur  die  Randsinus  etwas  weiter,  grosse  rundliche  oder  mehr  pol}'- 
gonale  Zellen  mit  granulirtem  Protoplasmaleib  enthaltend.  Im  adenoiden  Gewebe  der  Rinde  zahlreiche  mit 
braungelbem  Pigment  beladene  Zellen.  In  den  Blutgefässen  keine  Pestbacillen  nachweisbar.  In  den  Rand- 
sinus ganz  blass  mit  Methylenblau  gefärbte,  runde  Gebilde,  die  \'erschieden  gross  sind  und  von  denen  es 
sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden  lässt,  ob  es  Degenerationsformen  der  Pestbacillen  sind  oder  nicht. 

4.  Leber.  Von  derselben  wurden  mehrere  Stücke  untersucht,  in  welchen  sich  die  im  Vorstehenden 
beschriebenen  Herde  befinden.  Was  zunächst  diese  betrifft,  so  sind  sie  von  ganz  unregelmässiger  Gestalt. 
Ihre  peripherste  Zone  wird  fast  überall  \-on  einem  Wall  von  polynucleären  Leukocyten  gebildet,  die  bis  fünf 
kleine  Kerne  besitzen  oder  mit  Kernfragmenten  angefüllt  sind.  Zwischen  ihnen  finden  sich  zahlreiche 
bläulich  gefärbte  Massen  \'on  Pestbacillen  oder  kurze,  isolirte,  sehr  schmale  Ketten  von  Leberzellen,  die  oft 
gleichmässig  homogen  oder  schollig  aussehen. 

Die  Leberzellbalken  an  der  Peripherie  sehr  schmal,  oft  um  den  Herd  als  Centrum  concentrisch 
angeordnet.  Die  Leukocyteninfiltration  reicht  stellenweise  zwischen  die  ganz  intacten  Leberbalken  hinein. 
Auch  zahlreiche  Blutungen  finden  sich  in  dieser  peripheren  Zone.  Im  Centrum  wechseln  Leukocj'tenhaufen, 
enorme  Bacterienmassen  und  Blutungen  miteinander  ab,  ausserdem  finden  sich  Stellen  mit  reichlichem 
Körnchenzerfall,  wo  die  Zellleiber  nur  mehr  ganz  undeutlich  erhalten  und  mit  Eosin  ganz  schwach  gefärbt 
sind.  Unweit  des  eben  beschriebenen  Herdes  findet  sich  eine  Stelle  der  Glisson'schen  Kapsel,  die  dicht  xon 
meist  polynucleären  Leukocyten  infiltrirt  ist,  so  dass  sie  sehr  beträchtlich  erweitert  ist.  Dazwischen  stark 
erweiterte  Capillaren,  kleinere  Hämcirrhagien  und  grosse  Massen  von  Pestbacillen,  die  vorzugsweise  (wie  ein 
Saum)  um  die  Aste  der  V'ena  porta  angeordnet  sind,  deren  Wand  sie  in  Massen  durchdringen. 

Die  Venenwand  selbst  in  zum  Theile  homogene,  zum  Theile  stark  glänzende  und  stark  licht  brechende 
Schollen  umgewandelt  ohne  jede  Kernfärbung.  Das  Lumen  der  Vene  ausgefüllt  \'on  reichlichen  Pestbacillen- 
massen  und  Leukocyten  und  grobbalkigem,  stark  gefärbten  homogenen  Fibrin.  Auch  die  vielfach  von 
Blutungen  umgebenen  kleineren  Arterien  besitzen  eine  homogene  oder  grobbalkige  Wand,  ihre  Endothel- 
zellenkerne  gross  und  blass,  die  Zellen  selbst  unregelmässig  abgehoben  und  auseinander  geworfen. 

Ähnliche  Veränderungen  der  Glisson'schen  Kapsel  finden  sich  an  mehreren  Stellen.  Im  Übrigen  ist  die- 
selbe auch  dort,  wo  nur  schmale  Dissepimente  derselben  vom  Schnitte  getroffen  sind,  von  mono-  und  poly- 
nucleären Leukocyten  infiltrirt.  Ebenso  die  Wand  und  unmittelbare  Umgebung  \'ieler  Centrah'enen.  .An  einer 
Stelle,  wo  ein  grosser  Ast  der  Pfortader  der  Länge  nach  getroffen  ist,  findet  sich  das  sie  umgebende  Binde- 
gewebe der  Glisson'schen  Kapsel  von  Ödemflüssigkeit  und  feinfädigen  Gerinseln  auseinander  geworfen,  zum 
Theile  \"on  polynucleären  Leukocyten  oder  hämorrhagisch  infiltrirt.  Im  Lumen  der  stark  erweiterten  \'cne 
neben  massenhafter  Anhäufung  von  polynucleären  Leukocyten  und  reichlichem  grobbalkigen  Fibrin  sehr  reich- 
liche Pestbacillenmengen,  die  meist  unmittelbar  in  Form  eines  breiten  Streifens  der  Venenintima  angelagert 
sind  und  überall  in  breiten  .Schwärmen  in  dieselbe  einbrechen.  Die  Aste  der  Arterien  meist  von  homogenem 
Balkenwerk  erfüllt  und  verbreitert.  Das  übrige  Lebei-gewebe  zeigt  die  Zeichen  trüber  Schwellung.  Im 
Bereiche  der  Herde  und  der  beschriebenen  Veränderungen  der  Glisson'schen  Kapsel  sehr  reichliche  typische 
Pestbacillen  meist  \'on  o\'aler  oder  Coccenform  nach\\'eisbar.  Auch  in  den  Infiltraten  in  kleineren  Verzwei- 
gungen der  Glisson'schen  Kapsel  und  der  Leber\enenäste  sehr  vereinzelte  Pestbacillen. 

5.  Die  Milz  vielfach  von  Hämorrhagien  durchsetzt,  die  sehr  grossen  Pulpazellen  untereinander 
geworfen.  Follikel  sehr  klein.  Die  Trabekel  breit,  etwas  verquollen  aussehend.  Die  Wand  kleiner  Arterien 
verdickt  und  homogen.  Die  Kerne  der  Endothelzellen  alle  erhalten.  Sehr  spärliche  blassgefärbte  Pestbacillen 
nachweisbar. 

6.  Die  Niere  zeigt  ausser  Degenerationserscheinungen  ihrer  Epithelien,  Erweiterung  ihrer  Capillaren 
und  kleiner  Blutgefässe  nichts  Pathologisches.  In  den  Gelassen  Pestbacillen  mit  Sicherheit  nicht 
auffindbar. 

Denkschriften  der  m.ithcm.-n.iturw.  CI.   LXVI.  Bd.  58 


444  H.  Älbrcchl  und  A.  (ilion, 

Epikrise. 

Beim  Fehlen  eines  primären  Biibo  und  dem  anatomischen  Liin^enhefunde  entsprechend  ist  die  den 
grössten  Theil  des  Oherlappens  der  linken  Lunge  einnehmende  Pneumonie  als  primäre  Pest  pneumon  ie 
aufzufassen.  Ihr  anatomisches  Bild  gleicht  mehr  dem  einer  croupösen  Pneumonie  und  ist  ausgezeichnet  durch 
eine  eigenthümliche  gelbrothe  Sprenkelung  und  Fleckung,  die  sowohl  auf  dem  Durchschnitte  wie  auch 
durch  die  Pleura  hindurch  zu  Tage  tritt.  Auch  mikroskopisch  ist  das  Bild  ein  eigenartiges,  besonders  durch 
die  Form  der  homogen  balkigen  Gerinsel,  die  in  Form  breiter  Netze  die  Gefässe  der  Alveolarsepta  umgeben. 

Bemerkenswerth  sind  die  metastatischen  Herde  in  der  Leber,  die  histologisch  aus  enormen  Bacillen- 
massen und  polynucleären  Leukocytenansammlungen  mit  Nekrose  des  Lebergewebes  bestehen.  Sie  ent- 
stehen innerhalb  der  Glisson'schen  Kapsel,  die  überall  Infiltrate  von  mono-  und  polynucleären  Leukocyten 
aufweist. 

Die  schweren  Veränderungen  und  die  Bacilleninliltrati<in  \'on  Asten  der  Pfortader  ist  nach  dem  histo- 
logischen Bilde  nicht  so  aufzufassen,  als  ob  die  Bacillen  durch  die  Pfortader  in  die  Leber,  also  vielleicht  vom 
Darme  aus  dahin  gelangt  wären,  vielmehr  sieht  man  deutlich  das  massenhafte  F.indiingen  der  Pestbacillen 
in  die  Venenwand  von  aussen,  von  dem  Gewebe  der  Glisson'schen  Kapsel  her. 

Ausserdem  findet  sich  im  ganzen  Darmtracte  auch  niclit  der  geringste  Anhaltspunkt  für  die  Annahme 
einer  \-on  hier  aus  erfolgten  Infection.  Bkitimgen  finden  sich  nur  im  Epicard  und  in  der  Schleimhaut  des 
Magens,  Drüsenschwellung  und  -Hyperämie  noch  am  stärksten  in  den  bronchialen  Lymphdrüsen,  in  ganz 
geringem  Grade  in  den  Lymphdrüsen  am  Halse  beiderseits  längs  der  grossen  Gefässe,  in  beiden  Tonsillen 
und  den  Follikeln  am  Zungengrunde  und  den  mesenterialen  Lj'mphdrüsen.  Sowohl  culturell  wie  histologisch 
finden  sich  in  der  Milz  nur  spärlich  Pestbacillen,  ungeheure  Mengen  jedoch  in  der  pneumonischen  Lunge 
neben  spärlichen  Diplococcen. 

Was  den  Infectionsmodus  dieses  Falles  betrifft,  so  ergibt  der  vorstehende  Befund,  dass  es  sich  um  eine 
primäre  Infection  der  Lunge  auf  dem  Wege  der  Bronchien  handelt;  \-on  dieser  Pneimionie  aus  gelangten 
weiterhin  die  Pestbacillen  ins  Blut. 


Herr  Professor  Childe  in  Bombay  hatte  die  Güte,  uns  mehrere  Stücke  einer  Leber  zur  LTntersuchung 
zu  übergeben,  die  ebenfalls  derartige  umschriebene  Pestherde  zeigen.  .Sie  unterscheiden  sich  makroskopisch 
in  nichts  von  den  im  vorstehenden  Falle  beschriebenen,  jedoch  soll  in  dem  \'on  Childe  secirten  Falle  die 
ganze  Leber  übersäet  von  solchen  Herden  gewesen  sein.  Auch  mikroskopisch  weichen  sie  in  nichts 
Wesentlichem  von  den  beschriebenen  ab.  Auch  hier  scheinen  sie  in  der  Glisson'schen  Kapsel  oder 
wenigstens  in  ihrer  unmittelbaren  Umgebung  entsttinden  zu  sein.  Im  Centrum  erkennt  man  an  einigen  \-on 
ihnen  die  Contouren  eines  kleinen,  aber  erweiterten  dickwandigen  Gefässes,  dessen  Kerne  sich  nicht  mehr 
färben  und  das  \-on  einem  stark  mit  Eosin  gefärbten  Balkenwerk  durchsetzt  und  umgeben  ist. 

Bei  anderen  ist  ein  Theil  der  Glisson'schen  Kapsel  mit  dem  Querschnitte  des  Pfortaderastes  und  den 
Gallengangscapillaren  noch  erhalten  und  der  Herd  greift  in  die  Leberläppchen  \-on  ihrer  Peripherie  aus  ein. 
Körnchenzerfall  ist  ausserordentlich  reichlich.  —  Im  Übrigen  soll  sich  hei  dem  Falle  kein  primärer  Bubo, 
nur  allgemeine  Drüsenschwelkmg  x'orgefunden  haben  (nach  mündlicher  Mittheilung  Childe's). 

B.  Fälle  mit  allgemeiner  Drüsensehwellung. 

Fall  42/XLIV. 

Mathias  Fernande::,  lOjähriger  Goanese,  Kellner,  starb  am  15.  April,  angeblich  am  X.  Krankheitstage, 
um  3  Uhr  10  Minuten  Nachmittags. 

Die  Section  wurde  im  Jamsetjeejeebhoi  Spital  am  16.  April  um  11  Uhr  Vormittags,  20  Stunden  post 
mortem,  vorgenommen. 


Bciilciipcst.  IL  Pdllioloi^isch-aiiatouiischcr  BLiichl.  445 

Männliches  Cada\-er,  \'on  Mittelgrösse,  kräftig  gebaut,  gut  genährt,  Musculalur  gut  ausgebildet.  Todten- 
starre  geschwunden,  Conjunctiven  blutleer,  Mund-  und  Lippenschleimhaut  cyanntisch. 

Hals  lang  und  schlank;   Thorax   kräftig  gebaut   und  sj-mmetrisch.    \n  beiden  Inguinalgegenden  zahl- 
reiche vergrösserte,  harte,  isolirbare  Lj'mphdrüsen  tastbar.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 
Am  Genitale  nichts  Abnormes. 
Schilddrüse  klein,  coUoid,  blutreich. 

Die  Lymphdrüsen  längs  der  Halsgefässe  und  in  beiden  Submaxillargruben  bis  bohnengross,  isolirt, 
blauroth,  auf  dem  Durchschnitte  gelbroth  gesprenkelt,  \-orquellend,  sehr  saftreich. 

Beide  Tonsillen  vergrössert,  mit  dickem  gelblichen  Schleim  belegt,  die  sie  bedeckende  Schleimhaut  und 
die  ihrer  Umgebung  dunkelro-th,  auf  dem  Durchschnitte  weich  und  vorquellend,  sehr  saftig  und  ebenfalls 
dunkelblutroth. 

Die  Follikel  des  Zungengrundes  und  der  Epiglottis  reichlich  und  stärker  prominent. 
Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea  etwas  geröthet,  die  des  Ösophagus  blas.sgelblich. 
Beide  Lungen  frei,  ihre  Pleura  glatt,  glänzend,   in  beiden  Pleuraräumen  je    '/^  /  einer  bräunlich-rothen 
Flüssigkeit.  Lungen  vollständig  lufthaltig  und  blutreich,   von   der  Schnittfläche   fliesst   reichliche   schaumige 
Flüssigkeit  ab.  Dieselbe  ist  auch  in  den  Bronchien  enthalten. 

Herzbeutel  zart,  an  seiner  Innenfläche  kleine  Gruppen  von  punktgrossen  Ecchymosen.  Die  pericardiale 
Flüssigkeit  vermehrt,  gelblich. 

Epicard  fettarm,  im  Bereiche  des  rechten  Ventrikels  \'on  einigen  bis  hanfkorngrossen  Blutungen 
durchsetzt. 

Herz  ziemlich  gross,  beide  Ventrikel  schlaff,  in  seinen  Höhlen  reichliche  Cruormassen.  Myocard  gelblich, 
morsch,  alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig,  fäulnisimbibirt. 
Ductus  thoracicus  nicht  verändert. 

Beiderseits  an  der  Pleura  diaphragmatica  einige  kreuzergrosse  Blutaustritte. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  vergrössert,  ihr  Centrum  anthracotisch  imd  derbe,  ihre  Rindenschichte 
grauroth,  weich  und  reichlich  Saft  gebend. 

Schleimhaut  der  grossen  Bronchien  leicht  geröthet,  mit  gelblichem  Schleim  bedeckt. 
Leber  etwas  vergrössert,  sehr  schlaff,  von  bräunlich-gelber  Farbe,   mit   fettgelben   Flecken;    ihre   Ober- 
fläche  glatt,   auf  dem  Durchschnitte   ziemlich   blutreich,   etwas  vorquellend,  von   undeutlicher  Läppchen- 
zeichnung, gelblich-braungrau. 

Gallenblase  gut  mit  dunkler  Galle  gefüllt. 

Milz  sehr  bedeutend  vergrössert,  und  zwar  in  allen  Dimensionen  circa  auf  das  Vierfache,  Kapsel  stark 
gespannt,  auf  dem  Durchschnitte  quillt  die  Pulpa  etwas  vor  und  sieht  wie  feinst  chagrinirt  aus.  Dieselbe 
dunkelblutroth,  nur  massig  leicht  ausstreifbar,  Follikel  deutlich  vergrössert,  grau,  das  grobe  Stroma  etwas 
vermehrt. 

Im  Bindegewebe  um  den  rechten  Nierenpol  eine  handtellergrosse  Blutung.  Rechte  Niere  gross  und 
plump,  in  ihrer  Bindegewebskapsel  zahlreiche  bis  linsengrosse  Blutaustritte.  Auf  dem  Durchschnitte  blut- 
reich, die  Rinde  stark  verbreitert,  gelblich-röthlich  gestreift.  Pyramiden  breit,  blutroth,  Glomeruli  vorsprin- 
gend, Kapsel  leicht  abziehbar.  In  der  peripheren  Rindenschichte  der  hinteren  Nierenoberfläche,  nahe  dem 
oberen  Pol,  eine  thalergrosse  Gruppe  \-on  kleinen,  zum  Theile  confluirenden  Blutaustritten.  Linke  Niere  mit 
Ausnahme  letztgenannter  Blutungen  ebenso  verändert.  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  beider  Nieren 
gelockert  und  geschwollen,  enthält  trüben,  milchigen  Harn. 

In  der  Harnblase  wenig  trüber,  gelblicher  Urin.  Schleimhaut  dünn,  blass  gelblich. 

Die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen,   besonders   die    am    inneren  Schenkelringe  linkei'seits,  flacli,  hascl- 
nussgross,  hart,  gelblich-röthlich  gefleckt,  auf  dem  Durchschnitte  sehr  saftig  und  vorquellend. 
Die  linksseitigen  iliacalen  und  lumbalen  Lymphdrüsen  nur  wenig  vergrössert,  alle  isolirt. 
Im  Übrigen   sind  die  oberflächlichen   und   tiefen   inguinalen   Lymphdrüsen   beiderseits  niu-   bis   über- 
bohnengross,  in  reichliches  Fettgewebe  gehüllt,   hart,  dunkelblauroth,  auf  dem  Durchschnitte  dunkelblutroth, 

58* 


44Ü  H.  Albrcclil  inid  A.  Ghoii, 

vorquellend,  sehr  reichlich  Saft  gebend.  Das  sie  umgebende  Binde-  und  Fettgewebe  nur  etwas  mehr  durch- 
feuchtet, frei  von  Blutungen.  Ebenso  verändert  die  Lymphdrüsen  in  beiden  Axillen. 

Die  obcrllächlichen  Lymphdrüsen  der  linken  Cubita  klein,  erbsengro.ss,  ebenso  verändert  wie  die  ingui- 
nalen. In  den  Kniekehlen  nichts  Besonderes. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  flach,  hrichstens  kreuzergross,  auf  dem  Durchschnitte  gelb  und  rnth 
gen  eckt. 

Im  Magen  reichliche  gallige  Schlcimmassen,  die  .Schleimhaut  dünn,  liings  der  grossen  Curvatur  nur 
ganz  \'ereinzelte  punktgrosse  Blutaustritte. 

Im  Dünndarm  imd  an  seinen  Plaques  nichts  Pathologisches. 

Im  Dickdarm  breiige,  gallige  Fäcalien,  die  Schleimhaut  etwas  gelockert,  frei  von  Blutungen. 

Pankreas  derbe,  gekörnt,  Nebennieren  unverändert. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  Deckglaspräparaten  aus  der  Milz  .sieht  man  Pestbacillen  in  massiger  Menge,  einzeln  und 
e.xtraccllulär  gelegen,  meist  von  länglich-ovaler  Form,  theils  gut  und  bipolar,  theils  blass  gefärbt;  daneben 
linden  sich  auch  ziemlich  viele  bläschenartige  Formen.  Andere  Bacterien  sind  nicht  nachweisbar.  Die  Pest- 
bacillen entfärben  sich  rasch  bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode. 

In  den  Aussaaten  jedoch,  die  auf  schief  erstarrtem  Agar  in  Eprouvetten  angelegt  sind,  linden  sich 
reichlich  und  ausschliesslich  Colonien  des  Staphylococcus  pyogenes  aureus. 

2.  Deckglaspräparate  aus  einer  tiefen  inguinalen  Lymphdrüse  der  linken  Seite  zeigen 
gut  gefärbte,  typische  Pestbacillen  nur  in  spärlicher  Menge,  reichlich  jedoch  in  blass  gefärbten,  bläschen- 
artigen Formen,  oft  von  bedeutender  Grösse  und  in  schattenhaft  aussehenden  Gebilden,  die  in  Folge  der 
zahlreich  vorhandenen  Übergangsbilder  sicher  als  Degenerationsformen  anzusprechen  sind.  Ausserdem 
finden  sich  noch  kurze,  oft  plumpe,  gleichmässig  und  ziemlich  intensiv  gefärbte  Stäbchen  mit  abgerundeten 
Enden  \'or. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  reichlich  Colonien  einer  der  Coligruppe  zugehörigen  Bacillenart;  Pest- 
colonien  sind  nicht  nachweisbar. 

Histologischer  Befund. 

1.  Oberflächliche  inguinale  Lymphdrüse  von  links.  Die  sehr  weiten  Sinus  ausgefüllt  \\m 
Bacterien  in  zusammenhängenden  Massen,  zwischen  welchen  verhältnissmässig  wenige  mono-,  seltener 
polynucleäre  Leukocyten  oder  isolirte,  grosse,  epithelähnliche  Zellen  mit  grossem,  blassen  Kern  und  grob- 
granulirtem  Protoplasma  sich  vorfinden.  Auch  erweiterte  Capillaren  mit  grossen,  blassen  Endothelzellkernen 
und  leicht  verbreiterter,  homogener  Wand  sieht  man  zwischen  den  Bacterienmassen. 

Das  adenoide  Gewebe  überall  erhalten,  die  Keimcentren  gross,  wie  aufgelockert  aussehend.  Auch  die 
fibröse  Kapsel  ist  nirgends  besonders  verändert.  Doch  finden  sich  innerhalb  derselben  und  im  umgebenden 
Fettgewebe  sehr  zahlreiche  erweiterte,  mit  Bacterien  und  Leukocyten  vollgefüllte  Lymphgefässe. 

Die  genannten  Bacterienmassen  erweisen  sich  bei  starker  Vergrösserung  betrachtet  als  typische  Pest- 
bacillen von  plump-ovaler  DiplobaciUenform  in  enormer  Menge.  Sie  liegen  häufig  intrticellulär,  auch  inner- 
halb der  Endothelzellen  von  Blut  und  Lymphcapillaren.  An  anderen  Stellen  findet  man  degenerirte  Formen 
als  grosse,  rundliche,  oft  bläschenartige  Gebilde  in  Haufen  beieinander  liegend. 

2.  Rechte  Niere.  In  der  Rinde  derselben  zahlreiche  frische  Blutungen.  Das  ausgetretene  Blut  reisst 
die  Harncanälchen  \-on  einander  und  vielfach  finden  sich  Trümmer  derselben  innerhalb  der  Hämorrhagien. 
Die  Glomeruli  sind  sehr  gross;  in  den  einzelnen  Capillarschlingen,  deren  Endothelkerne  wenigstens  zum 
Theile  erhalten,  gross  und  blass  gefärbt  sind,  balkig-fädige  oder  schollige  Gerinsel,  die  sich  mit  Eosin  stark 
färben.  Die  Epithelien  der  Rinde  gross  und  unförmlich,  ihr  Protoplasma  entweder  granulirt  oder  feine 
Tröpfchen  enthaltend,  der  Kern  entweder  ganz  blass  oder  überhaupt  nicht  mehr  färbbar. 


Beulenpcst.  II.  I\illioh>gisch-aiuitiiiinsclur  Hcrichl.  447 

Pestbacillen  sind  im  Bereiche  der  BiutunL;en  in  Form  kleiner  Haufciien  naclnveisbar;  sie  finden  sich 
ferner  spärlicii  in  den  CapillarschlinL^en  der  (Womeruli  und  auch  in  einzehicn  Harncanälchen.  Hier  liaben 
sie  runde,  coccen-,  manchmal  bläschenähnliche  P\)rm  und  liegen  zu  grösseren  Rasen  bei  einander;  die  sie 
umgebenden  Epithelzellen  im  Zerfalle  begriffen. 

3.  Milz.  Dieselbe  ist  gleichmässig  hämorrhagisch  infiltrirt,  von  zahlreichen  polynucleären  Leukucyten 
durchsetzt.  Die  Trabekel  breit,  etwas  gequollen  aussehend.  \'on  den  intensiv  gefärbten  Kernen  der  poly- 
nucleären Leukocyten  heben  sich  die  viel  grösseren,  etwas  blässer  gefärbten,  kernkörperchenreichen  Kerne 
der  regellos  umher  liegenden  Pulpazellen  scharf  ab.  Ferner  linden  sich  nicht  sehr  reichliche  kleinste  Herde 
mit  einem  grobscholligen  oder  balkigen,  mit  Eosin  stark  gefärbten  Centrum  und  einer  aus  Körnchen  und 
wie  in  die  Länge  gezogenen,  oft  fadenförmigen  Kernen  bestehenden  Peripherie;  häufig  sieht  man,  wie  ein 
blutgefülltes  Capillarrohr  in  einen  solchen  Herd  endet.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sehr  reich- 
liche blassgefärbte  Pestbacillen.  .Sie  liegen  extra-  und  intracellulär  und  zeigen  alle  Formen  von  der  c.xqui.sit 
stäbchenartigen  bis  zu  bläschenähnlicher  Coccenfonn.  Oft  sehr  deutliche  bipolare  Färbung.  Coccen  sind 
nicht  auffindbar. 

Epikrise. 

Das  Bemerkenswerthe  an  dem  oben  beschriebenen  Falle  ist  das  Fehlen  eines  typischen 
primären  Bubo.  Wohl  erscheinen  die  linksseitigen  tief  liegenden  inguinalen  Lymphdrüsen  vielleicht 
noch  am  meisten  vergrössert  und  auch  die  linksseitigen  lumbalen  zeigen  geringe  Schwellung.  Doch  fehlt 
ihnen  der  hämorrhagisch-ödematöse  Charakter,  und  auch  die  inguinalen  Lymphdrüsen  der  rechten  Seite 
sind  fast  ebenso  verändert  wie  die  linksseitigen,  nur  etwas  kleiner. 

Auch  der  histologische  Befund  einer  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüse  der  linken  Seite  entspricht 
nicht  dem  eines  primären  Bubo.  Hingegen  zeigen  makroskopisch  die  Lymphdrüsen  beider  Axillae  dieselben 
Veränderungen  wie  die  inguinalen,  und  in  der  linken  Cubita  findet  sich  überdies  eine  erbsengrosse  Lymph- 
drüse. Es  ist  daher  in  diesem  Falle  nicht  zu  eruiren,  wo  die  Eingangspforte  des  Virus  sich  befindet. 

Ausser  den  genannten  Lymphdrüsen  zeigen  Schwellung  und  Hyperämie  die  Lymphdrüsen  zu  beiden 
Seiten  der  grossen  Halsgefässe,  in  beiden  Submaxillargruben,  beide  Tonsillen  und  die  Follikel  des  Zungen- 
grundes und  der  Epiglottis,  die  bronchialen  und  die  mesenterialen.  Blutungen  finden  sich  vereinzelt  in  der 
Magenschleimhaut,  im  Peri-  und  Epicard,  in  der  Pleura,  in  der  Rinde  der  rechten  Niere  und  in  ihrer  Binde- 
gewebs- und  Fettkapsel. 

Histologisch  finden  sich  sowohl  in  der  Milz  wie  in  einer  Lymphdrüse  aus  der  linken  Inguinalgegend 
sehr  reichliche  vielfach  degenerirte  Pestbacillen,  spärlicher  in  den  Nierenblutungen  imd  in  einigen  Harn- 
canälchen. Auch  auf  den  Deckglaspräparaten  aus  der  Milz  und  einer  linksseitigen  inguinalen  Lymphdrüse 
reichliche  Pestbacillen  und  keine  Coccen.  Culturell  jedoch  waren  erstere  nicht  nachweisbar,  indem  sich  statt 
ihnen  reichliche  Culturen  \on  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  einer  Coliart  vorfinden.  Ihr  Vorhanden- 
sein, das  nur  als  F'olge  \on  \'erunreinigung,  sei  es  durch  nicht  vollständig  sterile  Entnahme  des  Materiales, 
sei  es  durch  agonale  oder  postmortale  Einwanderung  ins  Blut  aufgeklärt  werden  kann,  ist  jedenfalls  belanglos. 

Fall  43/XLVII. 

Diirgho  Byahu,  Hinduweib,  wurde  in  der  Nacht  vom  16.  auf  den  17.  .April  krank  und  nach  soeben 
erfolgter  Entbindung  aufgefunden  und  um  1  1  Uhr  Nachts  ins  Spital  überbracht,  wo  sie  am  1 7.  April  um 
7  Uhr  55  Minuten  Vormittags  starb. 

Die  Section  wurde  am  17.  April  um  12  Uhr  .Mittags,  4  Stunden  post  mortem,  im  Jamsctjeejeebhoi  Spital 
vorgenommen. 

Weibliches  Cadaver,  152  cui  lang,  zart  gebaut,  von  schwächlicher  Muscultur,  schlecht  genährt. 

Beide  Conjunctiven  ge,schwollen,  x'on  kleinen  Blutungen  durchsetzt;  Pupillen  mittelweit,  beider- 
seits gleich. 


448  H.  Albi-eclit  und  .1.  Clioii, 

Am  Halse  und  in  der  Axilla  nichts  l'athologisches  tastbar. 

Die  Brustdrüsen  gross,  fettreich,  Coidslrum  ausdrückbai-,  auf  dem  Durchschnitte  gelappt,  grauroth. 

Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  im  Abdomen  unter  dem  Nabel  ein  mannsfaustgrosscr 
Tumor  tastbar. 

Aus  dem  äusseren  Genitale  Hiesst  etwas  Blut  ab. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

In  beiden  Inguinalgegenden  unter  dem  Poupart'schen  Bande  Gruppen  von  bcjhnengrossen,  harten,  iso- 
lirten  Lymphdrüsen  tastbar. 

Todtenstarre  vorhanden,  Todtenflecke  undeutlich. 

Die  weichen  Schiideldecken  blut-  und  fettreich.  In  denselben  zerstreute,  hanfkorngrosse  Blutungen. 
Über  dem  rechten  Scheitelbein,  im  Perioste  desselben,  eine  über  thalergrosse  Blutung.  Derselben  ent- 
sprechend in  der  Gegend  des  Höckers  des  rechten  Scheitelbeines  im  Periost  Gruppen  von  unregelmässig 
begrenzten,  confluirenden  bis  kreuzergrossen  Blutaustritten. 

Das  Schädeldach  misst  im  Längsdurchmesser  17  cm,  im  queren  12  cm  und  in  der  Peripherie  47  cm,  ist 
symmetrisch,  bis  zu  0  mm  dick;  .Spongiosa  erhalten;  Tabula  interna  glatt. 

Die  inneren  Hirnhäute  an  der  Gehirnbasis  zart,  wenig  blutreich,  Gefässe  zartwandig,  enge.  Meningen 
an  der  Con\-exität  etwas  stärker  durchfeuchtet.  Rinde  graugelb,  gieichmässig  breit,  das  weisse  Marklager 
teigig-weich,  von  spärlichen  Blutpunkten  dinxhsetzt;  Ventrikel  enge,  klares  Serum  enthaltend;  ihr  Ependym 
zart,  Stammganglien  ziemlich  blutarm,  ebenso  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla. 

Die  Lj'mphdrüsen  längs  der  grossen  Halsgefässe  und  in  beiden  Submaxillargruben  bohnen-  bis  hasel- 
nussgross,  hart,  isolirt,  dunkelblauroth,  auf  dem  Durchschnitte  sehr  saftig,  lebhaft  blutroth,  etwas  vor- 
cjuellend,  zum  Theile  von  Blutungen  durchsetzt. 

An  der  linken  Halsseite  eine  unregelmässig  begrenzte,  bis  hinter  den  Pharynx  reichende,  sulzige 
Blutung  in  dem  die  Drüsen  umgebenden  Bindegewebe.  Die  Blutung  setzt  sich  in  die  Musculatur  der  hinteren 
Pharynxwand  bis  unter  die  Schleimhaut  in  circa  guldenstückgrosser  Ausdehnung  und  auch  nach  abu'ärts 
längs  der  Carotis  fort. 

Tonsillen  klein,  Schleimhaut  des  Pharynx  etwas  gesch\\'iillen,  geröthet,  Follikel  stark  prominent, 
gelblich.  In  der  Schleimhaut  des  Larynx  vereinzelte  punktförmige  Hämorrhagien,  sonst  gelblich. 

Schilddrüse  blutreich,  coUoid,  gekörnt. 

Linke  Lunge  im  Oberlappen  durch  Bindegewebsmembranen  an  der  Thoraxwand  adhärent.  Pleura 
reichlich  ecchymosirt.  An  einer  circa  guldenstückgrossen  Stelle  in  tler  Mitte  der  Oberfläche  von  reichlichen 
Fibrinmembranen  bedeckt,  wie  gestichelt  imd  \'on  Blutungen  dm-chsetzt,  in  den  centralen  Antheilen 
gelblich-roth  gefärbt.  Entsprechend  diesem  Bezirke  fühlt  sich  das  Lungengewebe  in  ungefähr  taubenei- 
grosser  Ausdehnung  derb,  luftleer  an;  sonst  lufthaltig.  Auf  dem  Durchschnitte  zeigt  sich  dieser  Herd  von 
eigenthümlich  gefärbtem,  röthlich-gelben  Exsudat  durchsetzt,  feinst  granulirt,  wie  chagrinirt,  sehr  reichlich 
röthlich-gelblichen  Saft  gebend.  In  der  Peripherie  der  Herde  Blutaustritte. 

Die  übrige  Lunge  sehr  stark  durchfeuchtet,  aus  den  Bronchien  reichliche  schaumige  Flüssigkeit  ent- 
leerend, aber  lufthaltig  und  blutreich. 

Rechte  Lunge  mit  ziemlich  spärlichen  lockeren  Bindegewebsmembranen  im  Bereiche  aller  drei  Lappen 
angewachsen,  vollständig  lufthaltig  und  blutreich. 

Im  Herzbeutel  ein  paar  Tropfen  klaren,  gelben  Serums.  An  seiner  Innenfläche  allenthalben  wie 
bespritzt  von  Gruppen  zahlreicher  kleinster  Ecchymosen.  Solche  ganz  vereinzelt  am  fettarmen  Epicard 
beider  Ventrikel.  Myocard  gelblich,  morscher.  Alle  Klappenapparate  sehr  zart,  schlussfähig. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  Bronchien  lebhaft  geröthet. 

Ductus  thoracicus  nicht  erweitert. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  bohnengross,  anthracotisch. 


Bcdlcupcst.  IL  Palhologisch-aualoinischcr  Bericht.  449 

Leber  etwas  \-ergrössert,  plump,  ihre  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart,  fleckig  fettgelb,  das  übrige  Leber- 
gewebe braungrau,  Läppchenzeichnung  undeutlich,  ziemlich  blutarm.  Gallenblase  gut  mit  Galle  gefüllt.  Im 
Serosaüberzug  an  der  Grenze  gegen  die  Leber  reichliche  feinste  Blutaustritte. 

Milz  18  cm  lang,  11  cm  breit,  S'/^  ein  hoch,  plump,  ihre  Kapsel  zart,  gespannt,  auf  dem  Durchschnitte 
dunkelblutroth,  wie  feinst  chagrinirt,  die  Follikel  als  stecknadelkopfgrosse  Punkte  mit  rothem  Hofe  sichtbar, 
Pulpa  etwas  \-orquellend,  leicht  ausstreifbar,  das  grobe  Stroma  nicht  vermehrt. 

Pankreas  blassgelb,  derb,  gekörnt. 

An  beiden  Nebennieren  nichts  Auffallendes. 

Nieren  sehr  gross  und  sehr  plump,  sehr  schlaff,  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutarm,  Kapsel  leicht 
abziehbar,  Oberfläche  glatt,  lichtgelb.  .Auf  dem  Durchschnitte  sind  die  Rinde  und  die  Columnae  Bertini  stark 
verbreitert  und  \'orquelIend,  ebenfalls  ziemlich  gieichmässig  lichtgelb.  Pyramiden  roth,  \-erbreitert,  \'on  der 
Rinde  Scharf  abgesetzt,  im  Nierenbecken  beiderseits  trüber,  gelblicher  Inhalt.  Ihre  Schleimhaut  durchsetzt 
von  sehr  zahlreichen  etwas  prominenten  und  confluirenden,  schwarzrothen  Blutaustritten,  die  in  der  oberen 
Hälfte  der  Ureteren  so  reichlich  werden  und  confluiren,  dass  die  mit  trübem  Urin  bedeckte  Schleimhaut  fast 
gieichmässig  schwarzroth  aussieht.  Die  Blutungen  in  der  unteren  Hälfte  der  Ureteren  spärlicher,  das  sie 
umgebende  Bindegewebe  reichlich  blutig  infiltrirt,  so  dass  beide  Ureteren  durch  das  zarte  Peritoneum  hin- 
durch als  blaurothe  Stränge  sichtbar  sind. 

Harnblase  contrahirt,  die  .Schleimhaut  gelblich,  nur  in  der  L^mgebung  beider  Ureterenmündungen  kleine 
Gruppen  \-on  Blutungen. 

L'terus  mannsfaustgross.  Im  rechten  Ligamentum  latum  nahe  dem  uterinen  Ende  der  Tube  Gruppen 
von  kleinen  Blutungen.  Beide  Adnexe  frei;  Tuben  ungemein  blutreich,  0\'arien  gross  und  glatt,  im  linken  ein 
prominentes,  haselnussgrosses  Corpus  luteum.  Uteruskörper  hart,  contrahirt.  Musculatur  gelblich, 
zwei  Querfinger  dick;  die  Uterushöhle  von  frischen  Blutgerinseln  ausgefüllt,  die  der  vorderen  Wand  des 
Uterus  in  1  cm  dicker,  schwarzrother  Schichte  anhaften.  Daselbst,  dem  Placentaransatz  entsprechend,  frisch 
thrombosirte  Gefässe.  Cer\'ix  x'erlängert,  ihre  .Schleimhaut  mit  gelblich-blutigem  Schleim  bedeckt;  Portio 
geschwollen,  der  Vaginalschlauch  sehr  weit,  etwas  verdickt,  grauweiss. 

Die  oberfiächlichen  und  tiefen  inguinalen  Drüsen  beiderseits  bohnen-  bis  dattelkerngross,  röthlich-gelb 
oder  blutroth,  hart,  isolirt,  das  umgebende  Bindegewebe  nicht  weiter  verändert,  auf  dem  Durchschnitte  reich- 
lichen Saft  gebend. 

Im  Magen  spärliche  schleimige,  gallige  Inhaltsmassen;  die  .Schleimhaut  dünn,  wenige  bis  hanfk^rn- 
grosse  Blutungen  längs  der  grossen  Curvatur. 

Im  ganzen  Dünndarm  gallige  Fäcalien,  Schleimhaut  dünn. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  flach,  wenig  prominent,  über  bohnengross,  ziemlich  hart,  gelblich- 
rüthlich. 

Am  Anfangstheile  des  Dickdarms  reichliche  punktförmige  Blutungen. 

Im  Rectum  und  der  Flexura  sigmoidea  reichliche  gallig-breiige  Fäcalien.  Schleimhaut  aufgel<ickert,  \'on 
zahllosen  punktförmigen  Hämorrhagien  durchsetzt. 

Die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  (Lymphoglandulae  lumbales  et  iliacae)  etwas  vergrössert,  gelb- 
lich, isolirt. 

In  beiden  Achselhöhlen  bis  haselnussgrosse,  stark  geröthete,  harte,  isolirte  Lymphdrüsen,  die  von  nur 
wenig  durchfeuchtetem  Bindegewebe  umgeben  und  auf  dem  Durchschnitte  blutreich  und  saftig  sind. 


Bacteriologischer  Befund. 

I.  Im  pneumonischen  Herd  der  linken  Lunge  finden  sich  mikroskopisch  (Deckglaspräparat) 
sehr  reichlich  Pestbacillen,  extracellulär,  einzeln  oder  als  Diplobacillen  gelagert,  theils  gut  und  bipolar 
gefärbt  und  von  kurz-ovaler  Form,  theils  als  blassgefärbte,  rundliche,  Gebilde;  spärlich  sind  neben  den 
Pestbacillen  Diplococcen  von  Lanzettform  nachweisbar. 


450  H.  Albrcchl  niul  A.  Ghou, 

In  den  Aussaaten  finden  sich  neben  reichlichen  Colonien  des  Pesthacillvis  spärlich  solche  des  Diplo- 
coccus  pneumoniae. 

2.  Deckglaspräparate  aus  der  Milz   zci,i;en  denselben  Rjrund  wie  Nr.  1. 

Die  Aussaaten  ergeben  reichlich  ("olonicn  des  Pestbacillus  und  Diplococcus  pneumoniae  in  ungefähr 
gleicher  Anzahl. 

3.  In  Präparaten  aus  den  Blutmassen  der  Uterushöhle  finden  sich  neben  Pestbacillen  in 
weit  geringerer  Menge  Lanzettcoccen ;  die  Pestbacillen  geben  hinsichtlich  ihrer  Form,  Anordnung  und  ihres 
Färbe\'erhaltens  dasselbe  Bild  wie  Nr.  1  und  Nr.  2,  nur  sind  sie  in  geringerer  Anzahl  vorhanden. 

4.  In  Präparaten  einer  Lymphdrüse  der  rechten  Inguinalseite  finden  sich  sehr  reichlich 
Pestbacillen,  meist  einzeln  und  extracellulär  gelegen,  vorwiegend  in  typischer,  ovaler  P'orm  mit  bipolarer 
Färbung,  spärlicher  in  blass  tingirten,  ovalen  und  rundlichen  Gebilden.  Die  spärlich  auch  hier  nachweisbaren 
Coccen  erscheinen  theils  als  Diplococcen  in  Lanzettform,  theils  zu  kurzen  Ketten  angeordnet. 

Histologischer  Befund. 

L  Schnitte  durch  die  hintere  Pharynxwand.  Das  Oberflächenepithel  ist  überall  erhalten.  Die 
Gefässe  der  Submucosa  hochgradig  erweitert  und  vollgefüllt  mit  Blut.  Das  Bindegewebe  durch  Ödemflüssig- 
keit auseinandergeworfen,  in  der  bläulich  gefärbte  Bacterien  suspendirt  sind,  die  stellenweise  in  grossen 
Haufen  angehäuft  sind.  Ferner  sieht  man  —  hauptsächlich  in  den  tiefen  .Schichten  der  .Submucosa  —  aus- 
gedehnte Blutungen,  die  die  Schleimdrüsen  umscheiden  und  überall  in  die  Musculatur  eindringen.  Diese 
selbst  auch  stellenweise  von  Ödemflüssigkeit  und  Blutungen  auseinandergeworfen.  Letztere  infiltriren  in 
breiter  .Schichte  das  sich  hinter  der  Musculatur  befindliche  Binde-  und  Fettgewebe.  Einige  am  Schnitte 
getroffene  Follikel  zeigen  keine  besonderen  Veränderungen.  Überall  im  Bereiche  des  Ödems  und  der  Hämor- 
rhagien  in  den  oberfiächlichen  .Schichten  der  .Submucosa  sehr  zahlreiche  Diplococcen;  in  den  mehr  tief- 
gelegenen Blutungen  herrschen  der  Zahl  nach  Pestbacillen  vor,  von  der  Form  blassgefärbter  Diplobacillen. 
Im  Blute  der  Gefässe  sowohl  Diplococcen  als  auch  Pestbacillen  nachweisbar. 

2.  Pneumonischer  Herd  der  linken  Lunge.  Am  Aufftülendsten  sind  die  Veränderungen  der 
Alveolarsepta.  Dieselben  sind  sämmtlich  beträchtlich  und  gieichmässig  verdickt,  indem  die  erweiterten 
Capillaren  von  Balken  oder  .Schollen,  die  sich  gut  mit  Eosin  färben,  vollgefüllt  sind.  Andere 
sind  strotzend  mit  Blut  gefüllt.  In  den  stark  erweiterten  Alveolen  findet  sich  am  häufigsten  ein  lockeres  Ex- 
sudat aus  Bacterien,  polynucleären  Leukocyten,  rothen  Blutkörperchen  und  abgestossenen  Alveolarepithelien 
bestehend.  Fibrin  fehlt,  dagegen  sieht  man  Alveolen  niu"  \'on  homogen  geronnener  Ödemfiüssigkeit  und 
Bacterien  erfüllt.  Zerfall  der  Kerne  in  der  LImgebung  der  Alveolarsepta  nur  selten.  Die  genannten  Bacterien- 
mengen  bestehen  fast  nur  aus  Pestbacillen,  die  die  Form  \'on  Diplobacillen  haben  und  manchmal  zu 
kurzen,  gegliederten  Fäden  sich  aneinanderreihen.    Diplococcen  sehr  spärlich. 

3.  Das  Epithel  des  linken  Hauptbronchus  nur  mehr  streckenweise  erhalten  und  auch  dort 
schon  theilweise  \'on  der  Membrana  propria  abgehoben,  so  dass  dieselbe  bloss  liegt.  Das  Bindegewebe  der 
.Submucosa  \on  leichtem  Ödem  auseinander  geworfen,  die  Gefässe  stark  erweitert.  In  denselben  zahlreiche 
Pestbacillen. 

4.  Die  Pulparäume  der  Milz  sehr  weit,  mit  Blut  vollgefüllt,  an  vielen  Stellen  sind  dieselben  nicht 
mehr  nachweisbar,  indem  Alles  von  ausgetretenem  Blute  überströmt  ist.  Die  Kerne  der  Pulpazellen  ungemein 
gross,  blass  gefärbt,  rundlich-oval  oder  zwei-  oder  dreifach  gelappt,  auch  in  zwei  getheilt,  ihr  Protoplasma 
etwas  granulirt,  kaum  mit  Eosin  gefärbt.  Die  Follikel  ausserordentlich  klein,  an  den  Trabekeln  nichts  Auf- 
fallendes. In  der  Milz  enorm  zahlreiche  stäbchenförmige  Pestbacillen,  die  sehr  häufig  intracellulär  liegen. 

5.  Ausser  Hyperämie  und  starker  Epitheldegeneration  der  erw'eiterten  Harncanälchen  finden  sich 
die  Capillarschlingen  der  Glomeruli  mit  eben  denselben  Balken  und  Schollen  erfüllt  wie  die 
Lungencapillaren.   In  denselben  reichliche  Pestbacillen  und  spärliche  Diplococcen  von  Lanzettform. 

6.  Der  linke  Ureter  ist  fast  in  seiner  ganzen  Wand  hämorrhagisch  infiltrirt,  und  zwar  ganz 
besonders  das  lockere,  ihn  einhüllende  Bindegewebe.  Überall  dringen    die    Blutmassen,    die    reich    an    poly- 


Benhitpcsl  IL  PatIi(ilogisch-anatvinischcy  Bericht.  451 

nucleären  Lcaikocytcn  sind,  zwisclion  die  Bündel  der  ghitten  Miisculalur  ein,  dieselben  vollständig  von  ein- 
einander  isolirend  und  einscheidend.  Sie  sind  vielfach  sehr  blass  gefärbt  und  imrcgelmässig  granulirt.  Im 
Bindegewebe  der  Submucosa  sind  die  ausgetretenen  Blutmassen  weniger  dicht,  dringen  aber  an  vielen 
Stellen  bis  an  die  Schleimhautoberfläche  vor,  deren  Epithel  überall  verloren  gegangen  ist  und  welche  an 
einigen  Stellen  von  den  Blutungen  durchbrochen  ist.  Überall  im  Bereiche  der  Blutungen  zahlreiche  Pest- 
bacillen  in  Diplobacillenform  und  spärliche  Diplococcen. 

7.  Die  Leberepithelien  etwas  vergrössert,  ihr  Protoplasma  etwas  granulirt,  ihre  Kerne  gross  und 
blass.  In  der  üüsson'schen  Kapsel  um  die  kleinen  Arterien  Infiltrate  von  Leukocyten  meist  polynucleärer 
Form.  In  den  Capillaren  sehr  zahlreiche  stäbchenförmige  Pestbacillen,  die  häufig  in  Endothelzellen  oder 
Leukocyten  eingeschlossen  sind.  Spärliche  Diplococcen. 

8.  Schnitte  durch  die  Wand  des  Uterus  post  partum  zeigen  nichts  Besonderes.  Der  Innen- 
fläche sind  in  mächtiger  Lage  frische  Blutgerinsel  und  frisches  Blut  aufgelagert,  in  welchem  sich  noch  einige 
Placentarzotten  finden.  Auch  zwischen  der  in  gewöhnlicher  Weise  verfetteten  Musculatur  finden  sich 
Blutungen,  ferner  Riesenzellen  der  für  den  schwangeren  Uterus  gewöhnlichen  Form.  Innerhalb  der 
Blutungen  und  erweiterten  Gefässe  zahlreiche  Diplococcen  und  spärlichere  Pestbacillen. 

9.  Im  Ovarium  findet  sich  ein  grosses  Corpus  luteum,  das  histologisch  keine  Abweichung  vom 
Gewöhnlichen  zeigt.  Die  Gefässe,  überall  hochgradig  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt,  enthalten  zahlreiche 
Diplococcen  und  Pestbacillen. 

10.  Die  linke  Mamma  gibt  das  gewöhnliche  Bild  einer  milchenden  Brustdrüse.  Die  Läppchen  sind 
sehr  gross,  die  Epithelzellen  cubisch,  die  Kerne  derselben  ebenfalls  gross  und  sehr  dicht  gedrängt;  die  Drüse 
ausserordentlich  hyperämisch.  Im  Lumen  der  Schläuche  entweder  coUoid-ähnliche,  etwas  geschrumpfte 
Massen  oder  kleinere  Tropfen,  die  sich  auch  im  Inneren  von  Epithelzellen  erkennen  lassen.  Nur  im  Blute 
der  Gefässe  Diplococcen  und  Pestbacillen  auffindbar. 

11.  Dickdarm.  Im  interstitiellen  Gewebe  zwischen  den  Krypten,  dessen  Capillaren  voll  mit  Blut 
gefüllt  sind,  zahlreiche  kleine,  nicht  confluirende  Blutaustritte.  Sonst  nichts  Pathologische.s.  Die  ganze 
Schleimhaut  von  Bacillen  durchsetzt,  die  schlank  und  ziemlich  lang  sind,  auch  Fäden  bilden  und  besonders 
reichlich  in  den  Drüsen  liegen.  Unter  ihnen  finden  sich  auch  plumpere  Formen,  die  Pestbacillen  ganz 
gleichen;  in  dem  Blute  der  Gefässe  spärliche  Diplococcen  und  Pestbacillen  vorhanden. 

12.  Eine  etwa  bohnengrosse,  oberflächliche  inguinale  Lymphdrüse  besitzt  eine  fast 
vollständig  erhaltene  Kapsel,  die  an  einigen  Stellen  von  Blutungen,  Bacterien  und  Leukocyten  durchbrochen 
ist,  welche  auch  auf  kurze  Strecken  das  der  Kapsel  anliegende  Fettgewebe  durchsetzen,  besonders  reichlich 
am  Hilus  der  Drüse.  Doch  finden  sich  hier  nirgends  irgendwie  veränderte  Lymphgefässe.  Im  Inneren  der 
Lymphdrüse  sind  Follikel  und  Markstrahlen  nicht  überall  mehr  abgrenzbar,  indem  sich  enorme  Mengen  von 
Bacillen  über  das  Parenchym  verbreitet  haben.  Vielfach,  wo  die  Follikel  erhalten  sind,  sieht  man  die  Sinus 
ganz  vollgepfropft  mit  Bacillen.  Die  Gefässe  und  Capillaren  stark  erweitert,  entweder  mit  Blut  injicirt  oder 
wie  thrombosirt,  indem  ihr  Lumen  \-on  mit  Eosin  stark  gefärbten  Balken  oder  Schollen  vollgefüllt  ist,  die 
sich  vielfach  auch  der  gequollenen  Gefässwand  angelegt  finden.  Die  ganze  Drüse  \-on  enorm  reichlichen 
Pestbacillen  infiltrirt,  die  auch  reichlich  neben  Diplococcen  in  den  Blutgefässen  liegen. 

Epikrise. 

An  keiner  der  untersuchten  Lymphdrüsengruppen  finden  sich  so  hochgradige  Veränderungen,  dass 
man  eine  bestimmte  Gruppe  als  primären  Bubo  bezeichnen  könnte.  Am  stärksten  angeschwollen  sind  die 
cervicalen  und  submaxillaren  Lymphdrüsen,  welche  auch  von  Blutungen  umgeben  sind,  die  sich  linkerseits 
nach  abwärts  längs  der  Carotis  und  bis  in  die  Pharynxwand  erstrecken.  Die  Follikel  daselbst  sind  gelblich, 
angeschwollen.  Von  dieser  Gegend  aus  ist  es  zweifellos  zu  einer  Secundärinfection  durch  den  Diplo- 
coccus  pneumoniae  gekommen,  und  gewiss  kommt  ein  Theil  der  Lymphdrüsenschwellung  und  der 
Blutungen   auf  Rechnung  derselben. 

Denlischriflen  der  malhem.-naturw.  Cl.  LXVI.  Bd. 


452  H.  Alhrecht  und  A.  Ghoii, 

Die  Tonsillen  sind  nicht  besonders  vei'ändert,  jedoch  finden  sich  in  den  Pharynxblutungen  ganz  enorme 
Mengen  xon  Diplococcen.  Solche  sind  auch  neben  reichlichen  Pestbacillen  im  Blute  aller  untersuchten  Organe 
aufzulinden.  Fei'ner  sind  die  inguinalen  und  axillaren  Lymphdrüsen  jeder  Seite  beträchtlich  geschwollen. 
Die  zur  hisldlogischen  Llntersuclning  verwendete  Lymphdrüse  von  den  oberflächlichen  inguinalen 
zeigt  zwar  sehr  schwere  Veränderungen  gemäss  der  enorm  reichlichen  Bacilleninfiltration,  so  dass  man 
daran  denken  könnte,  den  primären  Bubo  hieher  zu  verlegen.  Doch  vermisst  man  histologisch  die  mit  Pest- 
bacillen und  Leukocyten  vollgepfropften  Lymphgefässe  an  der  Peripherie  der  Drüse,  und  die  makroskopisch 
constatirten  \'eränderungen  sind  nicht  die  einem  solchen  entsprechenden.  Vor  Allem  fehlen  reichliche 
Blutungen  und  das  Ödem  der  LImgebung.  Die  mesenterialen  und  retroperitonealen  Lymphdrüsen  zeigen 
nur  ganz  geringe  Schwellung. 

Es  lässt  sich  daher  in  diesem  Falle  nicht  entscheiden,  ob  die  Infection  von  einer  Hals- 
gegend oder  ein  er  Inguinalgegend  ausgegangen  ist. 

hl  der  linken  Limge  findet  sich  ein  taubeneigrosser  pneumonischer  Herd,  der  die  für  die  Pestpneumonie 
charakteristischen  makro-  und  mikroskopischen  Veränderungen  und  enorme  Bacillenmengen  aufweist. 
Seiner  Grösse  und  seinem  peripheren,  scharf  umschriebenen  Sitze  nach  muss  derselbe  als  metastatisch 
bezeichnet  werden. 

Blutungen  weisen  auf  die  Conjunctiwie,  die  weichen  Schädeldecken,  das  Periost  des  Schlüsselbeines, 
die  Schleimhaut  des  Larj-nx,  des  Magens  und  Dickdarms,  der  Nierenbecken  und  Ureteren,  ferner  Pleura, 
Peri-  und  Epicard  und  die  Leberkapsel,  schliesslich  das  Bindegewebe  der  linken  Halsseite. 

Fall  44/L. 

Klirisfiiü  Joti  '  wurde  am  19.  April,  am  IIL  Krankheitstage,  um  10  Uhr  Vormittags  ins  Spital  auf- 
genommen und  starb  am  20.  April,  am  IV.  Krankheitstage  um  5  Uhr  Nächmittags. 

Section  am  21.  April  um  8  LIhr  30  Minuten  Vormittags,  15'/2  Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  170  cm  lang,  von  kräftigem  Knochenbau  und  ziemlich  gut  entwickelter  Musculatur, 
schlecht  genährt;  Todtenstarre  vorhanden.  An  den  seitlichen  und  hinteren  Körperpartien  die  Hautvenen  in 
Form  eines  Netzes  rothvioletter  Streifen  sichtbar,  Todtenflecke  undeutlich  an  den  abhängigen  Körper- 
partien sichtbar. 

Beide  linken  Augenlider  von  Schakalen  weggefressen.  Beide  Hornhäute  trüb,  Pupillen  nicht  sichtbar; 
rechte  Conjunctiva  gelblich,  Mund-  und  Lippenschleimhaut  cyanotisch. 

Hals  kurz,  kräftig,  in  seinen  Gruben  keine  Lymphdrüsen  palpabel,  in  der  rechten  Axilla  kleinere,  harte 
tastbar.  In  der  Haut  des  rechten  Oberarmes  ungefähr  linsengrosse,  schwarzrothe  Blutungen. 

Thorax  entsprechend  lang  und  breit,  gut  gewölbt,  symmetrisch.  Ahdiimen  im  Niveau  des  Thorax, 
Bauchdecken  gut  gespannt. 

In  beiden  Leistengegenden  erbsen-  bis  bohnengrosse,  harte,  verschiebliche  Lymphdrüsen  tastbar.  Der 
rechte  Hode  ganseigross,  fluctuirend.   Der  linke  Hode  etwas  über  hühnereigross,  sehr  hart. 

An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Beim  Durchschneiden  beider  Hodentumoren  fliesst  reichlich  klares,  gelbes  Serum  ab,  und  zwar  aus  mit 
glatter  Innenfläche  versehenen,  cystischen  Hohlräumen,  an  deren  unterem  Pole  die  Hoden  sitzen.  Die  Wand 
der  rechtsseitigen  Hydrokele  bindegewebig  dünn,  die  der  linken  mehrere  Millimeter  dick,  knorpelähnlich. 

Die  weichen  Schädeldecken  blutleer,  fettarm,   circa  hanfkorngrosse,   zerstreute  Blutaustritte  enthaltend. 

Schädeldach  länglich-oval,  symmetrisch,  Knochen  5  nun  dick,  Spongiosa  erhalten;  Innenfläche  glatt, 
Furchen  und  Gruben  seicht,  Nähte  erhalten.  Der  Längsdurchmesser  beträgt  18  cm,  der  quere  13  cm  und  die 
Peripherie  51  cm. 

Dura  mater  etwas  dicker,  blutarm;  im  Sichelblutleiter  spärliche  Cruormassen.  Die  inneren  Hirnhäute  an 
der  Gehirnbasis  zart,  stark  durchfeuchtet,  leichte  Fäulnisimbibition  zeigend,  Gefässe  zartvvandig;  ebenso  die 


Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.  pag.  78. 


Betilenpest.  TL  Patliolo^s^isclt-anatoiuiscltcr  Bcriclü.  453 

Meningen  an  der  Con\'exität  zart,  Rinde  graugelb,  gleichmässig  breit,  das  weisse  .Marklager  sehr  weieh,  von 
reichlichen  Blutpunkten  durchsetzt. 

Kleinhirn  gross,  ebenso  wie  die  .Stammgangiien,  Pons  und  Medulla  sehr  weich,  ziemlich  blutarm. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Schilddrüse  klein,  blutarm,  gekörnt,  colloid. 

Die  Lymphdrüsen  beiderseits  längs  der  grossen  Halsgefässe  vergrössert,  über  bohnengross,  bunt,  auf 
dem  Durchschnitte  grauroth,  von  einzelnen  Blutpunkten  durchsetzt,  saftig,  alle  isolirt,  hart.  Die  Lymphdrüsen 
in  beiden  Subma.xillargruben  nur  etwas  vergrössert  und  saftiger.  Beide  Tonsillen  wenig  vergrössert,  aber 
stärker  prominent.  Über  der  einen  Hälfte  der  linken  ist  die  Schleimhaut  von  Blutungen  durchsetzt,  im 
Bereiche  einer  linsengrossen  Stelle  gelblich-röthlich  \-erfärht,  auf  dem  Durchschnitte  \on  reichlichen 
Blutungen  durchsetzt,  vorquellend,  gelb  und  roth  gesprenkelt,  saftig. 

Die  rechte  Tonsille,  auf  dem  Durchschnitte  ebenfalls  sehr  saftig,  zeigt  in  ihrer  Rindenschichte  graugelb- 
liche Herde  von  zackigem,  frisch-rothen  Hof  umgeben. 

Die  Follikel  an  der  Zungenbasis  ebenfalls  mehr  prominent,  einige  in  ihrem  Centrum  eine  hirsekorn- 
grosse  Blutung  zeigend,  zum  Theile  contluirend,  auf  dem  Durchschnitte  gelblich-röthlich  gefleckt  und  saftig. 

Linke  Lunge  frei,  die  Pleura  parietalis  frei  \-on  Blutungen,  ebenso  die  des  Oberlappens.  Derselbe  fühlt 
sich  flaumig  an.  Pleura  des  Unterlappens  in  ihrem  hinteren  Antheile  in  einem  handtellergrossen  Bezirke  \'oii 
reichlich  confluirenden  Blutungen  durchsetzt,  getrübt,  wie  gestichelt.  Der  Unterlappen  fühlt  sich  in  den 
hinteren  Partien  etwas  derber  an,  in  den  \'orderen  flaumig.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  das  Lungen- 
gewebe vollständig  lufthaltig,  ziemlich  blutreich;  von  der  Schnittfläche  ergiesst  sich  aus  dem  Lungengewebe 
und  aus  den  Bronchien  reichliche  rasch  abfliessende,  schaumige  Flüssigkeit. 

Rechte  Lunge  ebenfalls  ganz  frei,  an  der  Pleura  des  LTnterlappens  ebenfalls  Gruppen  \'on  Ecchymosen, 
sonst  derselbe  Befund  wie  linkerseits. 

Im  Herzbeutel  wenige  Tropfen  gelben  Serums  ;  Herzbeutel  zart,  an  seiner  Aussenseite  über  dem  Ein- 
tritte der  oberen  Hohh'ene  eine  kreuzergrosse  Blutung.  Das  ziemlich  fettreiche  Flpicard  frei  \'on  Blutungen. 
Herz  schlaff,  im  linken  Ventrikel  spärliche  Cruormassen,  der  rechte  fast  leer,  Klappen  und  Myocard  fäulnis- 
imbibirt;  letzteres  gelblich,  leicht  zerreisslich.  Linke  und  rechte  Aortenklappe  an  ihrer  Commissur  mit  ein- 
ander verwachsen,  knorpelhart,  beide  mitsammen  tiefer  stehend,  am  Schliessungsrande  der  Verwachsungs- 
stelle eine  feinwarzige,  3  min  lange  E.xcrescenz.  Eine  ebenso  lange  kleinere  entsprechend  dem  Nodulus 
.■\rantii  der  hinteren  Klappe.   Der  Schliessungsrand  der  Lunulae  leicht  \-erdickt  und  abgei'undet. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  licht-gelblich. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  flach,  anthracotisch. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  mit  schaumigem  Schleim  bedeckt,  weisslich. 

Leber  von  ncirmaler  Grösse,  ihre  vorderen  Ränder  scharf,  Oberfläche  glatt. 

Auf  dem  Durchschnitte  blutarm,  Läppchenzeichnung  erhalten,  die  einzelnen  Läppchen  sind  im  Centi'um 
braun,  an  der  Peripherie  mehr  lichtgelb,  die  Leber  morscher. 

Gallenblase  klein,  besonders  an  der  Peripherie  derselben  finden  sich  im  subperitonealen  Bindegewebe 
bis  linsengrosse,  aus  Confluenz  kleinerer  entstandene  Blutaustritte. 

Milz  16  r«/ lang,  12  r;»  breit,  circa  3  r;«  dick,  auf  dem  Durchschnitte  dunkelblutnith,  stark  glänzend. 
Pulpa  reichlich  ausstreifbar,   etwas  vorquellend.    Follikel  als  graue  Punkte  sichtbar,    .Stroma  etwas  \'ermehrt. 

Beide  Nieren  etwas  plumper,  Kapsel  schwer  abziehbar,  indem  das  Nierenparenchj-m  stellenweise  an 
derselben  haften  bleibt,  Oberfläche  nicht  glatt,  zeigt  unregelmässige,  flache,  grauroth  gefärbte  Absumptionen. 
Das  übrige  Nierengewebe  gelblich,  Rinde  verbreitert,  gelblich-röthlich  gestreift,  Pyramiden  blassroth,  \-on  der 
Rinde  nicht  scharf  abgesetzt.  Glomeruli  stark  prominent.  In  der  Harnblase  trüber,  gelblicher  Urin. 

Die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  der  rechten  Inguinalgegend  gelblichgrau,  pigmentirt,  derb,  des- 
gleichen die  der  linken  .Seite;  manche  fibrös.  Die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  beiderseits  etwas  ver- 
grössert, graugelblich,  saftig.  Ebenso  die  retroperitonealen  (lumbalen)  Lymphdrüsen  längs  der  grossen 
Bauchgefässe,  nirgends  eine  Veränderung  des  umgebenden  Bindegewebes. 

59* 


454  H.  Albrcclit  nud  A.  Ghon, 

Im  Magen  schmiitzig-grünc  Flüssigkeit,  Schleimhaut  dünn,  im  l"\indiisantheile  schmutzig-rothe,  verbrei- 
terte Venennetze  zeigend,  allenthalben  übersäet  von  ziemlich  reichlichen  bis  hirsekorngrossen  Blutaustritten. 

Im  Duodenum  reichlich  galliger  Schleim,  seine  Schleimhaut  leicht  gallig  imbibirt.  Im  Ileum  reichlich 
gallig  gefärbte  Chymusmassen.  Schleimhaut  etwas  gelockert,  im  Endantheil  des  Jejunum  erscheint  die  Serosa 
an  einer  mehr  als  Centimeter  langen  Stelle  dunkelblutroth,  in  unregelmässiger  Begrenzung  suffundirt,  an  der 
Peripherie  finden  sich  kleinere  Blutaustritte;  dieser  Stelle  entsprechend  ist  die  Schleimhaut  von  ausgetretenem 
Blute  prominent,  in  einem  thalergrossen  Bezirke  wie  abgehoben.  Im  übrigen  Jejunum  nichts  Pathologisches. 
Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  nicht  verändert. 

Die  Lymphdrüsen  beider  Achselhöhlen  und  Claviculargruben  hart,  bis  dattelkerngross,  isolirt,  in  etwas 
feuchteres  Binde-  und  Fettgewebe  gehüllt,  auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Rinde  verbreitert,  die  Schnitt- 
fläche aber  ziemlich  glatt,  roth  und  gelb  leicht  gesprenkelt,  aber  sehr  saftig. 

In  der  rechten  und  linken  Ellbogenbeuge  keine  Drüsen. 

Pankreas  und  Nebennieren  frei  von  pathologischen  Veränderungen. 


Die  am  19.  April,  am  III.  Krankheitstage,  vorgenommene  bacteriologische  Blutunter- 
suchung ergab  spärliche  Reincultur  von  Pestbacillen. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  einer  Lymphdrüse  der  linken  Halsseite  finden  sich  mikroskopisch  (Deckglaspräparat) 
sehr  reichlich  Pestbacillen  in  allen  Formen  und  Grössen,  theils  gut  und  bipolar,  theils  blass  gefärbt;  auf- 
fallend reichlich  finden  sich  grosse,  rundliche,  blassgefärbte  Formen.  Spärlich  sind  in  dem  Präparate  Diplo- 
coccen  nachweisbar. 

2.  Die  Ödemflüssigkeit  der  linken  Lunge  zeigt  mikroskopisch  ziemlich  reichlich  Coccen  als 
Diplococcen  und  in  Ketten,  erstere  zum  Theile  von  Lanzettform,  und  massig  viele  typisch  geformte 
Pestbacillen. 

3.  Deckglaspräparate  aus  der  Milz  zeigen  reichlich  Coccen  als  Diplococcen  und  in  kurzen 
Ketten  (Streptococcentypus),  späriicher  Pestbacillen,  meist  in  blassgefärbten,  rundlichen  Formen. 

Die  Aussaaten  aus  der  Milz  enthalten  reichlich  und  ausschliesslich  Colonien  des  Streptococcus 
pyogenes.  Pestcolonien  sind  nicht  nachweisbar. 

4.  Präparate  aus  einer  derben  linken  Achseldrüse  zeigen  sehr  reichlich  Diplococcen  und 
kurze  Ketten  vom  Streptococcentypus,  spärlich  Pestbacillen,  meist  als  blassgefärbte,  rundliche  Formen, 
seltener  von  ovalem  Aussehen  mit  guter  und  bipolarer  Färbung. 

5.  Präparate  aus  einer  ebenfalls  lin  ksseitigen,  jedoch  saftigeren  Achseldrüse  enthalten 
auch  reichlich  Coccen,  in  Form  und  Aussehen  wie  bei  Nr.  4,  doch  auch  ziemlich  reichlich  Pestbacillen,  fast 
ausschliesslich  in  grösseren,  rundlichen,  blass  gefärbten  Formen. 

Histologischer  Befund. 

1.  Milz.  Dieselbe  ist  entsprechend  der  vorgeschrittenen  Fäulnis  ziemlich  schlecht  conservirt.  Doch 
erkennt  man  an  den  kleinen  Arterien  eine  deutliche  Verdickung  der  Wand,  die  durch  hom(3gene,  balken- 
artige Umwandlung  der  Media  bedingt  ist.  Auch  im  Lumen  einzelner  sind  solche  Balken  und  Schollen  ent- 
halten. Die  Trabekel  verbreitert,  wie  aufgequollen  oder  wie  von  homogenen  Balken  und  Schollen  durchsetzt. 
Die  Follikel  sind  klein.  Schon  mit  schwächerer  Vergrösserung  sieht  man  ziemlich  zahlreiche  Häufchen 
bläulich  mit  Hämatoxylin  gefärbter  Bacterien,  häufig  in  Capillaren  liegend.  Diesen  Bacterienmassen  ent- 
sprechen überwiegend  Coccen,  zumeist  in  längeren  Ketten  angeordnet,  die  sowohl  inner-  wie  ausserhalb 
von  Capillaren  liegen.  Viel  spärlicher  sieht  man  bedeutend  blässer  als  die  Streptococcen  gefärbte  und  zumeist 
intracellulär  gelagerte  Pestbacillen  von  meist  runder,  bläschenähnlicher  Form,  aber  auch  plump-ovale  Pest- 
bacillen in  Diplobacillenform. 


Bciilcnpcst.  IL  Pathologisch-anatontischer  Bericht.  455 

2.  Lj-mphdrüsc  \'on  der  linken  Halsseite.  Das  umgebende  Binde-  und  Fettgewebe  von  fein- 
granulirter  Ödemflüssigkeit  durchsetzt.  In  den  weiten  Sinus  dieselbe  geronnene  Ödemflüssigkeit,  die  stellen- 
weise auch  feinfädig  ist,  und  grosse  Massen  von  Bacterien  neben  polynucleären  Leukocyten.  Auch  das 
adenoide  Gewebe  dadurch  stellenweise  auseinandergeworfen.  Die  Bacterienmassen  erweisen  sich  auf  mit 
Methylenblau  gefärbten  Schnitten  als  zum  grossen  Theile  aus  Pestbacillen  typischer  Form  und  zum  anderen 
Theile  aus  lanzettförmigen  Diplococcen  bestehend;  daneben  finden  sich  mehr  rundliche  Coccenformen, 
die  längere  Ketten  bilden. 

3.  Schnitte  durch  einige  kaum  bohnengrosse  Lymphdrüsen  der  linken  A.xilla  zeigen 
ausser  ungleichmässig  vertheilter  Hyperämie  kaum  etwas  Pathologisches.  In  den  Sinus  nirgends  Bacterien, 
im  Blute  der  Capillaren  zahlreiche  Coccen  sowohl  in  Diplococcenform  als  in  ausgesprochenen  Ketten. 

4.  Schnitte  durch  die  Blutung  im  Jejunum.  Die  reichlich  ausgetretenen  Blutmassen  durch- 
setzen in  weiter  Ausdehnung  hauptsächlich  die  Submucosa  und  heben  die  nirgends  durchbrochene  Mucosa 
in  Form  eines  dünnen  Streifens  ab;  sie  dringen  überall  zwischen  die  Muskelbündel  ein,  nur  die  querdurch- 
schnittene Längsmuscularis  ist  intact.  Im  Centrum  der  Blutung  eine  grosse  Anhäufung  \-on  polynucleären 
Leukocyten,  zwischen  denen  grobe  Balken  von  Fibrin  durchziehen  und  sich  kleinere  Häufchen  von  Bacte- 
rien finden. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sehr  zahlreiche  .Streptococcen,  oft  in  langen  Ketten,  manche 
in  Diplococcenform,  und  sehr  spärliche  Pestbacillen. 

Epikrise. 

An  keiner  Stelle  ist  ein  charakteristischer  primärer  Bubo  ausgebildet.  Leichte  Schwellung  und  Hyper- 
ämie zeigen  beiderseits  die  tiefen  inguinalen,  die  retroperitonealen  und  die  axillaren  Lymphdrüsen.  Am 
stärksten  sind  beide  Tonsillen,  die  Follikel  am  Zungengrunde  und  die  Halslymphdrüsen  verändert. 
Unzweifelhaft  geht  von  ersteien  die  Infection  durch  den  diplococcenähnlichen  Streptococcus  pyogenes  aus, 
der  sich  im  Blute  und  sehr  reichlich  in  der  Milz  findet.  Auch  in  einer  Lymphdrüse  von  der  linken  Halsseite 
findet  er  sich  sehr  reichlich  und  in  Gesellschaft  mit  ihm  ebenso  reichliche  Pestbacillen.  Auffallend  erscheint 
im  Gegensatze  dazu  der  Umstand,  dass  in  einem  Drüsenpaquet  der  rechten  Axilla  sich  nur  sehr  spärliche 
Pestbacillen,  wohl  aber  reichliche  Streptococcen  im  Blute  der  Capillaren  finden.  Auch  in  der  Milz  sind  die 
Streptococcen  ungemein  reichlich,  Pestbacillen  viel  spärlicher  nachweisbar.  Es  handelt  sich  daher  in  diesem 
Falle  mehr  um  eine  allgemeine  Streptococceninfection  als  um  eine  Pestinfection,  und  es  ist  die 
Annahme  nicht  unwahrscheinlich,  dass  es  sich  um  eine  primäre  Pestinfection  der  Tonsillen  handelt,  bei 
der  es  aber  unter  der  gleichzeitig  erfolgten  Doppelinfection  (durch  den  Streptococcus  pyogenes)  vor 
Allem  nicht  zur  t\'pischen  Ausbildung  der  dem  Primäraffecte  zukommenden  Veränderungen  gekommen 
ist,  und  bei  der  nur  wenig  Pestbacillen  ins  Blut  gelangt  sind,  wo  sie  sich  vielfach  in  dcgenerirter  Form 
vorfinden. 

Blutungen  finden  sich  in  der  Haut  des  rechten  Oberarmes,  in  den  weichen  Schädeldecken,  im  Pcricard, 
subserös  an  der  Gallenblase  und  in  der  Schleimhaut  des  Magens  und  Jejunum. 


III.  Fälle  von  Marasmus  nach  Pest. 

Fall  45,  XII. 

Janki  Aoyojo,  35jähriges  Hinduweib,  wurde  am  24,  Jänner  mit  einer  Drüsengeschwulst  in  der  linken 
Achselhöhle  und  allgemeinen  Pestsymptomen  (nach  .'\ngabe  Dr.  Choksy's)  ins  Spital  aufgenommen.  In  diese 
Drüsengeschwulst  wurde  Chlorzink  injicirt.  Unter  langsam  zunehmendem  Marasmus  trat  der  Tod  am  9.  März 
um  5  Uhr  Früh,  am  LH.  Krankheitstage  ein. 

Die  Section  wurde  am  selben  Tage  um  10  Uhr  Vormittags,  also  5  Stunden  post  mortem,  vorgenommen. 

Weibliches  Cadaver,  154  cm  lang,  sehr  gradier  Knochenbau,  hochgradig  abgemagert. 


456  H.  Albrcchl  iiiid  A.  G/ioit, 

Gesicht  verfallen,  Pupillen  beiderseits  niittehveit,  Cdnjunetiven  und  Mundschleimhaut  blutleer.  Zähne 
vvdhl  erhalten,  gesund.  Hals  sehr  schmal  und  schlank.  Die  Haut  der  linken  äusseren  Thoraxfläche  in  einem 
über  handtellergrossen  Bereiche  vom  Axillarbogen  herabreichend  bis  an  den  oberen  Hand  der  siebenten 
Kippe,  nach  vorn  bis  zwei  Querfinger  zur  MamiUa  und  nach  hinten  bis  zum  Scapularrand  fehlend.  Der 
bezeichnete  Bezirk  von  zartrothen  Granulationen  bedeckt.  Die  Ränder  dieses  granulirenden  Geschwüres 
nicht  geschwollen,  scharIVandig.  Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen,  gut  gewölbt,  symmetrisch, 
Mammae  fast  gar  nicht  entwickelt.  Abdomen  über  dem  Niveau  des  Thorax.  Aus  dem  äusseren  Genitale  fliesst 
missfärbiges  Secret.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  Über  dem  rechten  Trochanter  major  eine 
\-ernarbte,  kreuzergrosse  Hautstelle.  Zahlreiche  ältere  Narben  über  beiden  Schienbeinen  und  dem  Fuss- 
rücken.  \n  den  verschiedenen  Gruben  nirgends  Lymphdrüsen  tastbar. 

Die  weichen  Schädeldecken  blut-  und  fettarm,  Schädeldach  dick,  fast  gieichmässig  8  ;//;//  dick,  im 
Längsdurchmesser  IS'/j  cm,  im  Ouerdurchmesser  1 1  cm,  im  schrägen  147^  cm,  im  Umfange  45  cm  messend. 
Spongiosa  überall,  circa  4  min  dick,  erhalten.  Tabula  interna  ist  glatt,  Gruben  und  Furchen  seicht,  Nähte 
erhalten. 

Dura  mater  sehr  blutarm,  zart,  fast  durchscheinend.  Meningen  an  der  Gehirnbasis  sehr  blutarm,  Gefässe 
sehr  eng  und  zartwandig.  Gehirn  klein,  Meningen  an  der  Convexität  ebenfalls  sehr  zart.  Rinde  gelblich, 
überall  gleich  breit.  Das  weisse  Marklager  von  spädichen  Blutpunkten  durchsetzt,  anämisch.  Ganglien  normal 
gebildet,  am  Durchschnitte  sehr  blutarm,  ebenso  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla.  Die  Musculatur  des  Thorax 
röthlichgelb,  sehr  morsch. 

Zwerchfellstand  rechts  am  oberen  Rande  der  vierten  Rippe,   links   am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Schilddrüse  sehr  klein,  blutleer,  gekörnt,  gelblich. 

Schleimhaut  des  Pharynx  und  des  Gaumens  anämisch,  beide  Tonsillen  nicht  vergrössert;  auch  die 
Schleimhaut  des  Larynx  blutarm. 

Linke  Limge  ganz  frei,  Pleura  etwas  getrübt,  im  Bereiche  des  Unterlappens  von  Gruppen  confluirender 
Ecchymosen  durchsetzt.  Die  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig  an,  auf  dem  Durchschnitte  sehr  stark  ödematös, 
wenig  blutreich,  \^on  ziemlich  zahlreichen  gelblichgrauen,  stark  ödematösen  Flecken  durchsetzt.  Die  rechte 
Lunge  ebenfalls  frei,  zeigt  am  Unterlappen  ganz  kleine  Ecchymosen.  Die  hinteren  Partien  etwas  dichter. 
Am  Durchschnitte  ebenfalls  ödematös,  sonst   derselbe  Befund   wie  auf  der  anderen  Seite. 

Herzbeutel  zart,  wenige  Tropfen  Serums  enthaltend.  Herz  klein  und  schlaff,  in  den  Herzhöhlen  wenig 
Fibringerinsel  und  Cruormassen.  An  der  Intima  der  Aorta  wenige  atheromatöse,  leicht  prominirende  P4ecken; 
Herzfleisch  morsch  und  weich. 

Schleimhaut  der  Trachea  etwas  geröthet,  ebenso  die  des  rechten  Bronchus.  In  der  Schleimhaut  des 
linken  Hauptbronchus  ziemlich  reichliche  kleine  Hämorrhagien,  die  sich  in  die  kleineren  Bronchien  fort- 
setzen. Die  bronchialen  Lymphdrüsen  anthracotisch,  nicht  besonders  \'ergrössert. 

Leber  etwas  vergrössert,  die  vorderen  Ränder  etwas  plumper,  Kapsel  glatt,  glänzend,  Consistenz  teigig 
weich.  Auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutarm,  Läppchenzeichnung  sehr  deutlich,  die  Acini  in  ihrer 
Peripherie  fettgelb,  im  Centrum  braunmth.   Gallenblase  entsprechend   mit  dunkler  Galle  gefüllt. 

Milz  annähei'nd  von  normaler  Grösse,  Kapsel  zart,  Consistenz  weich,  auf  dem  Durchschnitte  gleich- 
massig  blutroth,  nicht  \'oi-quellend,  wenig  blutigen  Saft  gebend. 

Nieren  klein,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  auf  dem  Durchschnitte  blutarm,  von  gelblicher 
Farbe  und  schlaffer  Consistenz.  Rinde  etwas  verbreitert,  gegen  die  Pyramiden,  die  ebenfalls  stark  erbleicht 
sind,  nicht  gut  abgrenzbar. 

In  der  Harnblase  wenig  Urin,  dieselbe  ziemlich  contrahirt,  Schleimhaut  blass. 

Uterus  klein,  anämisch,  die  Musculatur  ziemlich  gut  entwickelt.  0\'arien  klein,  flach,  blutleer.  Neben- 
nieren nicht  pathologisch  verändert. 

Magen  dilatirt,  von  reichlichen  graugrünen  Schleimmassen  erfüllt,  die  auch  die  Schleimhaut  bedecken. 
Schleimhaut  grauweiss  und  dünn.  Im  Dünndarm  reichliche  Chymusmassen   und   sehr   zahlreiche  Ascariden. 


Bcnlcupcst.  II.  PathoJoi^isch-dnatomischer  Bericht.  457 

Schleimhaut  dünn  und  lilatt.  \m  Dickdarm  ziemlich  reichliche  gallig  gefärbte  Fäcalien.  Schleimhaut  dünn 
und  blutarm. 

Die  mesenterialen  L^ymphdrüsen  nur  etwas  geschwollen. 

Bei  der  Präparation  der  linken  Achselhöhle  finden  sich  in  der  Umgebung  der  Achselgefässe  und  des 
Plexus  brachialis  einige  kurze  Fistelgänge,  von  denen  einer  mit  dickem,  klumpigen  Eiter  gefüllt  ist.  In  der 
Tiefe  der  Achselhöhle,  angeschlossen  an  die  Blutgefässe,  findet  sich  eine  circa  haselnussgrosse,  ziemlich 
dicke  Drüse.  Das  auf  dem  Durchschnitte  röthlich-succulent  aussehende,  in  der  Umgebung  dieser  Drüse 
narbige  Gewebe  nirgends  besonders  ödematös  oder  hämorrhagisch. 

Alle  übrigen  Lymphdrüsen  nicht  besonders  verändert. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  In  Deckglaspräparaten  aus  der  Milz  sieht  man  vereinzelt  typische  Pesthacillen  in  o\-oiden  oder 
länglich-ovalen,  gut  und  bipolar  gefärbten  oder  in  blass  tingirten,  länglichen  Formen. 

In  den  Aussaaten  findet  sich  auch  nach  drei  Mal  24  Stunden  kein  makroskopisch  sichtbares  Wachs- 
thum,  doch  lassen  Ahstreifpräparate,  wenn  auch  spärlich,  zweifellos  sichere  Pesthacillen  -erkennen. 

2.  In  den  Aussaaten  aus  einer  wenig  infiltrirten  Lj'mphdrüse  der  linken  Achselhöhle 
finden  sich  neben  spärlichen  tj'pischen  Pestcolonien  mehrere  Colonien  eines  gasbildenden  Bacillus. 

3.  Eine  zweite,  jedoch  vereiterte  Lymphdrüse  der  linken  Achselhöhle  zeigt  mikroskopisch 
spärlich  Bacillen,  die  bei  Anwendung  der  Gram'schen  Methode  intensiv  violett  gefärbt  bleiben,  sowie  Coccen, 
als  Diplococcen,  seltener  in  kürzeren  oder  längeren  Ketten  angeordnet. 

Vereinzelt  finden  sich  auch  Bacillen,  die  Pesthacillen  gleichsehen,  doch  nicht  mit  \-oller  Sicherheit  als 
solche  angesprochen  werden  können. 

Histologischer  Befund. 

\.  Lymphdrüse  aus  der  linken  Axilla.  Die  Keimcentra  gross,  locker  reticulär  gebaut,  in  den 
Maschen  liegen  mononucleäre  Rundzellen  imd  stellenweise  hyalin  aussehende,  polymorphe  Körper.  Die 
Sinus  enge,  nicht  besonders  verändert.  Das  fibrilläre  Bindegewebe  um  grössere  Gefässe  verbreitert,  oft 
aus  langen  Spindelzellen  bestehend,  in  Zügen  die  Lymphdrüse  durchsetzend,  die  vielfach  im  Zusammenhang 
mit  der  ebenfalls  oft  sehr  wesentlich  verbreiterten  und  fibrösen  Kapsel  sind.  Die  Wand  der  kleinen  Arterien 
oft  beträchtlich  verdickt,  und  zwar  ihre  Media  und  Adventitia. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  —  abgesehen  von  den  zahlreichen  Granulazellen 
—  stäbchenähnliche  oder  mehr  rundliche  Gebilde,  die  im  Allgemeinen  blass,  manchnrial  an  den  Polen  etwas 
stärker  gefärbt  sind,  von  denen  sich  aber  nicht  entscheiden  lässt,  ob  es  Pesthacillen  sind  oder  nicht. 

2.  Milz.  Dieselbe  zeigt  keine  besondere  Abweichung  vom  Normalen.  Sie  enthält  zahlreiche  Blut- 
pigmentkörnchenzellen. 

Auch  in  der  Milz  finden  sich  —  auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  —  ähnliche  Gebilde  wie  in 
vorstehender  Lymphdrüse.  Doch  lässt  sich  auch  \-on  ihnen  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden,  ob  es  sich 
um  Pesthacillen  handelt  oder  nicht. 

3.  Die  Leber  zeigt  mikroskopisch  zahlreiche  grosse  Fetttropfen  in  den  Epithelien  der  Läppchen- 
peripherie und  die  einzelnen  Epithelien  gut  erhalten.    Kein  besonderer  pathologischer  Befund. 

Epikrise. 

Als  Todesursache  ist  im  vorliegenden  Falle  Marasmus  zu  bezeichnen,  der  sich  an  die  acute  Pest- 
erkrankung angeschlossen  hat.  Die  bacteriologische  Untersuchung  ergibt  den  zweifellos  sicheren  Befund 
von  Pesthacillen  in  einer  linken  Axillarlymphdrüse  und  der  Milz.  Damit  erscheint  die  Bezeichnung 
chronische  Pest  für  diesen  Fall  gerechtfertigt. 

Die  ziemlich  ausgebreitete,  oberfiächliche  Ulceration  in  der  linken  Achselgegend  ist  erzeugt  durch  Chlor- 
zinkinjection  im  Beginne  der  Erkrankung,  die  erst  am  LH.  Krankheitstage  zum  Tode  führte. 


458  //.  Alb  IC  cht  iiiid  A.  (ilioii, 

Es  erscheint  von  besonderem  Interesse,  dass  sich  hacteriologisch  selbst  nach  so  langer  Zeit  noch  Pest- 
bacillen  im  menschlichen  Körper  bei  Fehlen  jedes  anatomischen  Befundes  nachweisen  lassen.  Histologisch 
lallt  an  der  axillaren  Lymphdrüse  die  Bindegevvcbszimahmc  in  der  Umgebung  der  Gefcässe  und  die  Ver- 
dickung der  Wand  derselben  auf  bei  sonst  ziemlich  normalem  Verhalten  des  eigentlichen  Drüsenparenchyms. 
Der  nicht  absolut  sichere  histologische  Befund  von  Pestbacillen  in  Lymphdrüse  und  Milz  hat  bei  der  Spärlich- 
keit derselben  im  Deckglaspräparate  und  der  Cultur  nichts  Auffallendes  an  sich.  Irgend  welche  andere 
Mikroben  sind  nirgends  auffindbar,  und  es  ist  in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  dass  die  nicht  mit  Sicherheit 
als  Pestbacillen  zu  erkennenden,  rundlichen,  schattenhaft  aussehenden  Gebilde  in  Milz  und  Lymphdrüse  doch 
Pestbacillen  entsprechen. 

Fall  46/XXVI. 

Unbekanntes  Hinduweib,  wurde  am  1  1.  Februar,   am  IV.  Krankheitstage,  ins  Spital    aufgenommen,  und 
zwar  mit  allgemeinen  Pestsymptomen  und  einer  vergrösserten  Drüse   der  linken  Halsseite  (nach  Angabe  der 
Spitalsärzte)  und  starb  am  20.  März,  am  XLL  Krankheitstage  um  4  Uhr  Früh. 
Section  am  2L  März,  um  9  Uhr  Vormittags,  17  Stunden  post  mortem. 

Körper,  150  cm  lang,  von  sehr  gracilem  Knochenbau,  sehr  schlecht  entwickelter  Musculatur, 
hochgradig  abgemagert ;  Hornhäute  glänzend ,  Pupillen  mittelweit ,  beiderseits  gleichweit ;  sichtbare 
Schleimhäute  fast  blutleer.  Hals  lang  und  schlank.  Keine  Drüsen  in  den  Gruben  des  Halses,  auch 
nicht  in  den  Achselhöhlen  tastbar.  Thorax  entsprechend  lang,  breit,  symmetrisch.  Mammae  massig  ent- 
wickelt, fettarm.  Die  Haut  des  Abdomen  übersäet  von  hirsekorngrossen  Miliariabläschen,  am  äusseren 
Genitale  nichts  Auffallendes.  In  beiden  Leistengruben  keine  Drüsen  palpabel.  An  der  linken  unteren 
Extremität  Spuren  von  Ödem.  Todtenstarre  massig  entwickelt.  Todtenflecke  violett  auf  der  Rückseite.  An 
der  Streckseite  des  linken  Vorderarmes,  ungefähr  zwei  Querfinger  unter  der  Ellbogengelenkslinie,  eine  circa 
2  cm  lange,  vertrocknete,  schmale,  oberflächliche  Excoriation.  Zähne  gesund,  alle  erhalten. 

Die  weichen  Schädeldecken  ziemlich  fettreich  und  fast  blutleer.  Schädeldach  länglich-oval,  im  Längs- 
durchmesser lö"'/^  cm,  im  queren  12  cm  und  in  der  Peripherie  47  cm  messend,  etwas  asymmetrisch,  indem 
der  rechte  Scheitelbeinhöcker  etwas  flacher  ist,  durchschnittlich  '/a  <■""'  dick;  -Spongiosa  fast  überall  erhalten, 
Glastafel  nirgends  verdickt.  Die  Innenfläche  der  Tabula  interna  glatt,  Furchen  und  Gruben  seicht. 

Dura  mater  am  Knochen  überall  adhärent,  ziemlich  schwer  abziehbar,  zart,  blutarm.  Im  Sichelblutleiter 
wenig,  noch  flüssiges  Blut.  Leptomeningen  an  der  Gehirnbasis  sehr  zart,  die  Gefässe  ebenfalls  zartwandig, 
an  der  Convexität  sind  die  Meningen  stärker  durchfeuchtet,  ebenfalls  blutarm.  Rinde  ziemlich  schmal, 
röthlichgrau.  Das  weisse  Marklager  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  weicher;  Ventrikel  enge,  Klein- 
hirn, Pons  und  Medulla  blutarm,  etwas  weicher,  desgleichen  die  Stammganglien. 
Musculatur  des  Stammes  gelblich-röthlich,  morsch. 
Schilddrüse  klein,  blutarm,  gelblich,  gekörnt. 

Die  Lymphdrüsen  beiderseits  längs  der  grossen  Halsgefässe  vergrössert,  länglich,  bis  über  bohnengross, 
graugelblich,  auf  dem  Durchschnitte  ist  die  Rinde  etwas  injicirt,  im  Allgemeinen  aber  ebenfalls  blass,  grau- 
gelblich. Ebenso  die  Lymphdrüsen  in  beiden  Submaxillargruben  verändert;  alle  ziemlich  derbe  und  isolirt. 
Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  mit  milchigem,  flockig-zähen  Schleim  bedeckt. 
Beide  Tonsillen  nicht  vergrössert.  Aus  dem  Durchschnitte  der  linken  entleert  sich  aus  einem  ziemlich  scharf 
begrenzten,  erbsengrossen  Hohlraum  dicklicher,  grüngelber  Eiter.  Das  Gewebe  auf  dem  Durchschnitte  zart, 
röthlichgrau.  Ein  ganz  ähnlicher  Befund  ergibt  sich  auf  dem  Durchschnitte  der  anderen  Tonsille,  nur 
erscheint  dieselbe  im  Allgemeinen  etwas  kleiner.  Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea  mit  schleimigem 
Schaum  bedeckt,  blassgelb. 

Linke  Lunge  frei,  Pleuraraum  leer,  an  der  Pleura  des  Unterlappens  ganz  vereinzelte  Ecchymosen,  dieselbe 
zart.  Die  Lunge  fühlt  sich  lufthaltig  an,  in  ihrem  Unterlappen  etwas  derber;  auf  dem  Durchschnitte  ergiesst 
sich  reichlich  schaumige  Flüssigkeit  aus  dem  Lungengewebe,  das  massig  blutreich,  besonders  im  LTnter- 
lappen  aber  vollständig  lufthaltig  erscheint.  Rechte  Lunge    an    den   hinteren   Antheilen    durch    derbe   Binde- 


Bciilciipcst.  IL  Fitlholii^iiiscli-iiudloiuischcr  Bcriclil.  459 

gewebsmembranen  angewachsen,  Ober-  und  Mittellappen  lufthaltig,  Unterlappen  derbe,  wie  infiltrirt.  Pleura 
glatt,  glänzend.  Auf  dem  Durchschnitte  scheint  der  Oberlappen  etwas  weniger  durchfeuchtet  und  ziemlich 
blutarm;  der  Unterlappen  blutreicher,  hypostatisch,  in  den  hinteren  Partien  luftarm  bis  luftleer,  indem  das 
Lungengewebe  theils  grauroth,  theils  röthlichgelh  und  in  Form  von  bis  kreuzergrossen  Herden  inliltrirt  ist 
und  auf  der  Schnittfläche  granulirt  erscheint. 

Merzbeutel  zart,  in  ihm  circa  zwei  Esslöffel  klaren,  gelblichen  Serums  enthalten.  Das  epicardiale  Fett- 
gewebe spärlich,  sonst  das  Epicard  intact.  Herz  klein,  schlaff.  Im  rechten  und  linken  Herzen  ziemlich 
reichliche  Fibringerinsel.    Alle  Klappenapparate  sehr  zart,   schlussfähig,  Myocard  erbleicht,   etwas  morscher. 

Schleimhaut  der  Trachea  imd  grossen  Bronchien  etwas  geröthet.  .Schleimhaut  der  .Speiseröhre  blass- 
grau. Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  etwas  geschwollen,  anthracotisch,  mit  nicht  anthracotischen 
Rindenpartien,  etwas  mehr  \-orquellend,  blutreich  saftig.  Die  L\'mphdrüsen  des  hinteren  Mediastinum 
vergrössert,  grauroth,  auf  dem  Durchschnitte  ebenso  gefärbt,  sehr  saftig  und  leicht  röthlich-gelblich  gefleckt. 

Leber  etwas  vergrössert,  die  \'orderen  Ränder  etwas  plumper,  Consistenz  vermindert,  Oberfläche  glatt, 
Kapsel  zart;  auf  dem  Durchschnitte  ziemlich  blutarm,  Läppchenzeichnung  ziemlich  deutlich,  das  Centrum 
der  Läppchen  lichtroth,  Peripherie  gelblichgrau,  Gallenblase  ziemlich  schlaff. 

Milz  13  cm  lang,  6  cm  breit,  flach,  Kapsel  zart,  von  ziemlich  weicher  Consistenz;  auf  dem  Durch- 
schnitte ziemlich  blutreich,  indem  sich  die  dunkelblutrothe  Pulpa  von  den  zahlreichen  bis  hirsekorngro.ssen, 
grauen,  aber  nicht  vorquellenden  Follikeln  scharf  abgrenzt.  Pulpa  wenig  ausstreifbar,  das  grobe  Stroma 
nicht  \-ermehrt. 

Nieren  klein,  etwas  schlaffer,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  auf  dem  Durchschnitte 
massig  blutreich.  Rinde  verbreitert,  blass  graugelblich,  mit  röthlichen  Streifen,  Pyramiden  ziemlich  breit,  im 
centralen  Antheil  erbleicht,  in  der  Peripherie  dunkelroth,  scharf  von  der  Rinde  abgesetzt.  In  der  Schleimhaut 
des  Nierenbeckens  einige  kleinpunktförmige  Blutaustritte.  Die  rechte  Niere  ergibt  im  Allgemeinen  denselben 
Befund.  Auch  hier  finden  sich  im  Nierenbecken  kleine,  punktförmige  Blutaustritte.  L^reteren  nicht  besonders 
verändert,  ebenso  Nebennieren.  Harnblase  contrahirt,  wenig  gelben  Urin  enthaltend.  Schleimhaut  blass- 
gelblich. 

Uterus  klein,  Schleimhaut  leicht  injicirt,  ungefähr  1  mm  dick.  Ovarien  ziemlich  gross,  an  der  Oberfläche 
leicht  gekerbt,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  ziemlich  derbe.  Tuben  dünn,  beiderseits  ganz  frei. 

Die  Lymphdrüsen  in  der  rechten  Inguinalgegend  nicht  vergrössert,  ziemlich  derb,  die  tiefen  inguinalen 
Lymphdrüsen,  insbesondere  die  in  der  Umgebung  des  inneren  Schenkelringes  \-ergrössert,  über  3  cm  lang, 
ziemlich  plump  auf  dem  Durchschnitte.  Die  Rinde  entschieden  verbreitert,  gelblich  gefärbt,  lässt  reichlich 
durchschnittene  Gefässchen  erkennen,  succulent,  fast  medullär.  Schnittfläche  ganz  glatt.  Eine  zweite  platte, 
tiefe  Inguinaldrüse  erscheint  etwas  weicher,  auf  dem  Durchschnitte  grauröthlich,  sehr  lebhaft  fleckig  injicirt 
und  an  einer  circa  hanfkorngrossen  Stelle  hämorrhagisch.  Ebenso  verändert,  aber  etwas  grösser,  sind  die 
tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  der  linken  Seite;  auf  dem  Durchschnitte  noch  blutreicher  und  saftiger,  auch 
stellenweise  fleckig,  hämorrhagisch;  eine  von  ihnen  auf  dem  Durchschnitte  fast  medullär  vorquellend, 
gelblich-röthlich,  leicht  gesprenkelt.  Die  oberflächlichen  Lymphdrüsen  dieser  Seite  ebenfalls  etwas  grösser, 
auf  dem  Durchschnitte  etwas  \-orquellend,  blutreicher,  fast  medullär.  Die  Lymphdrüsen  längs  der  grossen 
Bauchgefässe  kaum  etwas  vergrössert,  theils  grau,  theils  grauröthlich.  .Alle  beschriebenen  Lymphdrüsen 
sind  ziemlich  derb,  isolirt.  Binde-  und  Fettgewebe  der  Umgebung  nirgends  verändert. 

Im  Magen  massig  reichlicher  galliger,  dünnflüssiger  Inhalt,  Schleimhaut  dünn,  grau.  Schleimhaut  des 
Duodenum  dünn,  von  massig  reichlichem  galligen  Schleim  bedecRt. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  isolirt,  bis  bohnengross,  grauröthlich,  auf  dem  Durchschnitte  ebenso 
gefärbt,  wenig  succulent,  aber  ziemlich  weich. 

Im  Dünndarm  gallig  gefärbte,  ziemlich  reichliche  Chymusmassen.  Schleimhaut  des  Jejunum  etwas 
gallig  imbibirt,  auf  den  Höhen  der  Falten  und  in  der  Umgebung  der  Plaques  lebhaft  injicirt,  ebenso  im 
lleum.  Im  Dickdarm  massig  \-iel  geformte,  gallige  Fäcalien,  Schleimhaut  auch  über  den  Fallen  lebhaft  injicirt, 
ziemlich  stark  verschleimt. 

Denkschiiflen  der  malhem.-naturw.  Gl.   LXVI.  Bd.  "" 


4t30  H.  Alb  recht  itiid  A.  Ghon, 

Pankreas  ziemlich  derb,  gckr.nit,  IMass  röthlichgelb. 

Die  Lymphdrüsen  der  rechten  AxiUa  bis  fast  auf  Hasehiussgrösse  vergrössert,  isolirt,  grauroth,  ziemlich 
weich,  auf  dem  Durchschnitte  grau,  die  Schnittlläche  etwas  vorquellend,  ziemlich  saftig,  wie  medullär.  Die 
Rinde  auf  dem  Durchschnitte  fleckige,  schiefergraue  Pigmentirung  zeigend.  Andere  erscheinen  auf  dem 
Durchschnitte  mehr  gelblich-röthlich  gefleckt.  Die  Lymphdrüsen  der  linken  Axilla  weniger  vergrössert. 
et\\-as  derber,  am  Durchschnitt  gleichmässig  graugelb,  etwas  weniger  saftig,  pigmentirt. 

In  beiden  Kniegelenken  erscheint  die  Synovialflüssigkeit  vermehrt,  Synovialmembran  blassrrithlich. 

Bacteriologischer  Befund. 

L  Im  Eiter  der  linken  Tonsille   finden  sich  mikroskopisch   ausser  einigen   Coccen   keine   anderen 

Bacterien. 

Die  Aussaaten  zeigen  in  nvässig  reichlicher  Menge  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes  und  Staphylo- 
coccus  pyogenes  aureus,  jedoch  keine  Pestcolonien. 

2.  In  Deckglaspräparaten  von  einer  Lymphdrüse  der  linken  Halsseite  können  Bacterien  mit 
Sicherheit  nicht  nachgewiesen  werden;  wohl  finden  sich  einige  rundliche,  bläschenartige  Gebilde,  deren 
Deutung  jedoch  nicht  möglich  ist. 

In  den  Aussaaten  finden  sich  nur  einige  Colonien  eines  dünnen,  fadenbildenden  Bacillus. 

3.  In  der  Milz  können  weder  mikroskopisch,  noch  auch  durch  Culturversuche  Bacterien  nachgewiesen 
werden. 

4.  In  Aussaaten  aus  der  Galle  findet  sich  ein  dichter  Überzug  eines  plumpen,  gasbildenden,  kurzen 

Stäbchens. 

5.  Präparate  aus  einer  oberflächlichen  linken  Inguinaldrüse  zeigen  wohl  spärlich  kurze 
Bacillen,  die  jedoch  nicht  mit  Sicherheit  als  Pestbacillen  angesprochen  werden  können. 

Die  angelegten  Aussaaten  ergeben  einige  Colonien  der  Coligruppe,  jedoch  keine  des  Pestbacillus. 

6.  In  einer  Lymphdrüse  der  linken  Achseldrüse  sind  mikroskopisch  ebenfalls  Bacterien  nicht 
mit  Sicherheit  nachzuweisen;  auch  hier  finden  sich  vereinzelt  schwach  tingirte  Gebilde,  die  gewissen 
Degenerationsformen  des  Pestbacillus  gleichsehen. 

Die  davon  angelegten  Aussaaten  bleiben  steril. 

Histologischer  Befund. 

1.  Lymphdrüsen  \on  beiden  Seiten  des  Halses  aus  der  Gegend  der  Theilung  der  Carotis 
zeigen  eine  auffallende  Verdickung  der  fibrösen  Kapsel  und  der  Bindegewebszüge,  die,  mit  denselben  im 
Zusammenhange,  das  periglanduläre  Fettgewebe  durchziehen.  Besonders  verdickt  erscheint  das  Binde- 
gewebe um  die  kleinen  Arterien,  auch  innerhalb  der  Lymphdrüsen  selbst.  In  der  Umgebung  derselben  einige 
mit  Leukocyten  oder  mit  homogen  geronnenen  Massen  erfüllte  Lymphgefässe.  An  einigen  Stellen  sind 
kleinere  Blutgefässe  mit  Blut  gefüllt,  im  Allgemeinen  ist  die  Lymphdrüse  blutarm.  Im  Übrigen  erscheint  sie 
nicht  besonders  verändert. 

2.  Beide  Tonsillen.  Die  Balghöhlen  (Lacunae)  stark  erweitert  mit  abgestossenen  und  zum  Theile 
rundlich  gequollenen  Epithelien  und  zahlreichen  polynucleären  Leukocyten  erfüllt.  Zwischen  denselben 
stellenweise  Bacterienhaufen.  Die  Bindegewebshülle  der  Tonsillen  und  die  in  dieselben  hineinziehenden 
Septa  und  das  adventitielle  Gewebe  der  Arterien  auch  hier  wesentlich  verdickt.  Sonst  keine  Abweichung 
vom  Normalen. 

3.  Eine  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  dem  hinteren  Mediastinum  weicht  in  nichts  vom  Normalen 
ab,  .Sie  ist  im  Allgemeinen  blutarm,  nur  stellenweise  sind  die  Blutgefässe  injicirt. 

4.  An  zwei  circa  bohnengrossen,  oberflächlich  gelegenen  Inguinaldrüsen  von  rechts  ist 
ausser  beträchtlicher  Verdickung  der  Ad\-entitia  und  Media  der  Arterien   nichts  Pathologisches   aufzufinden. 

5.  Drei  zur  Untersuchung  gekommene  Lymphdrüsen  aus  der  Gruppe  der  tiefen  Inguinal- 
drüsen von  rechts  zeigen  besonders  auffallende  Verdickung  der  fibrösen  Kapsel,  von   welcher  aus  Septa 


Bculenpesl .  II.  I'dthologisch-aiHttoniisdicr  Bericht.  4Ü1 

ins  Parenchym  ziehen.  Dieselben  bestehen  aus  zellamiem,  fibrillären  Bindegewebe.  Etwas  schmälere  finden 
sich  auch,  Milztrabekeln  ähnlich,  mitten  im  Parenchym  um  kleine  Arterien  angeordnet.  Einige  Sinus  sind 
erweitert  und  enthalten  viele  rothe  Blutkrirperchen  und  meist  mononucleäre  Leukocyten.  Sonst  keine  Ab- 
weichung vom  Normalen. 

6.  Zwei  Lymphdrüsen  aus  der  rechten  Axilla.  Die  Sinus  derselben  erweitert,  und  zwar  haupt- 
sächlich durch  ganz  homogen  geronnene  Massen,  die  spärliche  polynucleäre  Leukocyten  einschliessen.  Auch 
enthalten  sie  Blut,  stellenweise  ziemlich  viel.  Zahlreiche  Blutgefässe  injicirt.  P'oUikel  und  Markstrahlen 
übei-all  erhalten,  gut  abgegrenzt.    Keine  anderen  pathologischen  Veränderungen. 

In  Schnitten  von  sämmtlichen,  im  Vorstehenden  beschriebenen  Lymphdri.isen  sind  keine 
Mikroben  mit  Sicherheit  auffindbar.  Nur  in  den  Lacunen  der  Tonsillen  liegen  —  wie  gewöhnlich  —  Haufen 
von  runden,  auch  zu  Ketten  geordneten  Coccen.  Zwar  finden  sich  besonders  in  den  Sinus  der  Lymphdrüsen 
und  in  den  Lymphgefässen  im  umgebenden  Bindegewebe  ziemlich  zahlreiche  runde  Gebilde  N'on  der 
Durchschnittsgrösse  eines  Coccus  bis  zu  der  eines  sehr  kleinen  Leukocytenkernes.  Sie  sind  sehr  blass  mit 
Methylenblau  gefärbt,  manchmal  \-on  bläschenähnlichem  Aussehen  und  liegen  frei  oder  intracellulär.  Von 
ihnen  lässt  es  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden,  ob  sie  Kerndegenerationsproducte  oder  degenerirte 
Pestbacillen  sind. 

7.  Milz.  Die  Follikel  zahlreich  und  gross;  die  meisten  besitzen  ein  hauptsächlich  aus  grossen, 
epitheloiden  Zellen  bestehendes  Centrum.  Die  Trabekel  etwas  dicker,  keine  Pigmentzellen  auffindbar.  An 
einigen  Stellen  ist  das  Milzgefüge  durch  Blutaustritte  zerstört,  sonst  die  Pulparäume  erhalten,  mit  Blut 
gefüllt.   Irgendwelche  Bacterien  nicht  auffindbar,  spärlich  die  früher  erwähnten,  rundlichen  Gebilde. 

8.  Unterlappenpneumonie  x'on  rechts.  Dieselbe  gibt  das  gewöhnliche  Bild  einer  Lobulär- 
pneum<inie.  Die  Alveolen  massig  erweitert  und  theils  frei,  theils  erfüllt  von  feinsten  Fibrinfäden,  zwischen 
denen  sich  polynucleäre  Leukocyten  und  Epithelien  finden,  theils  nur  \Tin  solchen  oder  von  Blut  und 
homogen  geronnenen  Massen.  Die  Capillaren  der  Alveolarsepta  reichlich  injicirt.  Die  Bronchien  mit  Kiter 
gefüllt.   Mikroorganismen  auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  nicht  auffindbar. 

9.  Die  Niere  zeigt  besonders  in  der  Rinde  grosse,  unregelmässig  geformte  Epithelien,  deren  Kern 
erhalten  ist  und  deren  Protoplasma  granulirt  aussieht,  und  ungleichmässige  Injection. 

10.  Die  Leberzellbalken  in  der  Umgebung  der  Centralvene  etwas  verschmälert,  die  Capillaren  stark 
erweitert.  Sonst  keine  besonderen  Abweichungen  vom  Normalen. 


Epikrise. 

Der  Sectionsbefund  gibt  das  Bild  eines  Marasmus,  der  unter  Hinzutritt  einer  Lobulärpneumonie  des 
Unterlappens  der  rechten  Lunge,  die  ungefähr  24  Stunden  lang  bestand,  zum  Tode  führte.  Der  Marasmus 
schloss  sich  an  eine  Pestinfection  an,  die  mit  Bildung  eines  Bubo  an  der  linken  Halsseite  vor  42  Tagen 
erfolgte,  soweit  es  der  klinischen  Aufzeichnung  Dr.  Choksy's  zu  entnehmen  ist.  Besondere,  specielle  Residuen 
dieser  Infection  sind  nicht  zu  entdecken,  mit  Ausnahme  der  Verdickung  der  fibrösen  Bindegewebskapsel  und 
der  von  ihr  ausgehenden  Septa  in  einigen  Lymphdrüsen. 

Pestbacillen  sind  nirgends  mit  Sicherheit  aufzufinden,  weder  in  den  Schnittpräparaten  noch  in  den 
Deckglaspräparaten,  die  von  den  frischen  Organen  angefertigt  wurden.  Auch  die  angelegten  Culturen 
ergeben  keine  Colonien  von  Pestbacillen. 

Ob  nicht  die  in  den  Sinus  und  Lymphspalten  einiger  Lymphdrüsen  aufgefundenen,  sehr  blass  gefärbten, 
coccenähnlichen  Gebilde  degenerirten  Pestbacillen  entsprechen,  ist  nicht  zu  entscheiden. 

60» 


462  H-  Alb  recht  und  A.  Ghou, 

IV.  Secundärerkrankungen  nach  Pest. 

Fall  47/XVII. 

RaiiicJtandra  Doorgliii,  3.')jährigcr  Hindu,  Arbeiter,  wurde  am  19.  Februar,  am  VIII.  Krankheitstage,  ins 
Spital  aufgenommen  und  starb  am  15.  März,  am  XXXII.  Krankheitstage  um  7  Uhr  30  Minuten  Früh. 

Die  Section  wurde  am  selben  Tage  um  9  Uhr  ViM'mittags,  ungefähr  2  Stunden  post  mortem 
vorgenommen. 

Männliches  Cada\'er,  158  cm  lang,  von  schwächlichem  Knochenbau,  schlecht  entwickelter  Musculatur, 
hochgradig  abgemagert.  Todtenflecke  spärlich  an  der  hinteren  Körperseite.  In  der  Kreuzbeingegend  eine 
unregelmässige,  handtellergrosse,  schwarzbraun  gefärbte,  zum  Theile  von  der  Epidermis  entblösste  Decu- 
bitusstelle,  Gesicht  verfallen.  Pupillen  ungleich  weit,  die  linke  maximal  erweitert,  die  rechte  sehr  enge.  Horn- 
häute glänzend,  die  sichtbaren  Schleimhäute  blutleer,  Zähne  gesund. 

Hals  lang,  schlank,  in  seinen  Gruben,  sowie  in  beiden  Axillen  nichts  tastbar. 

Ungefähr  zwei  Finger  unterhalb  der  linken  Cubita,  an  der  Beugeseite  des  Vorderarmes  ein  längliches, 
circa  2  iiiiii  langes,  mit  Borken  bedecktes  Geschwür,  dessen  Grund  mit  reichlichem  grünlich-gelben  Eiter 
bedeckt  ist,  dessen  Ränder  ziemlich  scharll-iantig  sind,  und  welches  besonders  in  proximaler  Richtung  in 
1  cm  langer  Strecke  unterminirbar  ist  und  auf  dem  Durchschnitte  bis  an  die  oberflächliche  Muskelfascie 
reicht.    Sonst  an  der  oberen  Extremität  nichts  Auffallendes. 

Thorax  lang,  schmal,  symmetrisch,  gut  gewölbt,  Abdomen  eingesunken,  unter  dem  Niveau  des  Thorax. 

In  der  linken  Inguinalgegend,  knapp  unter  der  Mitte  des  Poupart'schen  Bandes  ein  scharf  begrenzter, 
länglich-ovaler  Substanzverlust  mit  eingesunkenem  Grunde,  der  mit  Jodoformpul\-er  bestreut  ist  und  im 
Längsdurchmesser  4  cm,  im  queren  2  cm  misst.  Der  Geschwürsgrund  wird  \-on  leicht  zerreisslichem  Granu- 
lationsgewebe gebildet,  die  Geschwürsränder  erscheinen  überall  mindestens  2  cm  weit  mit  der  Sonde  unter- 
minirbar. Ein  zweiter  kleinerer  Substanzverlust  in  der  linken  .Schenkelgrube  von  2  cm  Länge,  1  cm  Breite 
und  1  cm  Tiefe.  Der  Grund  und  die  Ränder  so  beschaffen  wie  die  des  früher  erwähnten  Geschwürs,  weniger 
unterminirbar  und  nicht  im  Zusammenhange  mit  demselben.  Die  Lymphdrüsen  in  der  rechten  Leistengrube 
deutlich  \-ergrüssert  und  durch  die  sehr  dünne  Haut  leicht  tastbar. 

Der  rechte  Hode  grösser  als  der  linke. 

.An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  An  beiden  Knien  zahlreiche  obertlächlich  sitzende  Narben. 
Sohlen  dick,  rissig. 

Die  weichen  Schädeldecken  blut-  und  fettarm.  Schädeldach  rundlich,  im  langen  17 ^j^cm,  im  breiten  lA  cm. 
Lind  in   der  Peripherie   49 '/g  cm  messend.  Schädelknochen  an   der  dicksten  Stelle  7  mm  dick.    Spongiosa 
überall   erhalten,  bis   zu  4  mm  dick,  blutarm.  Tabula  interna  und  externa  nirgends  verdickt,   Gruben  und 
Furchen   an   der  Innenseite   ziemlich   tief,  Nähte   erhalten;    Schädeldach  asymmetrisch,   indem   der  rechte 
Scheitelbeinhöcker  tlacher  und  nach  vorne  zu  \'erschoben  erscheint. 

Dura  mater  gut  gespannt,  durchscheinend,  blutarm  Meningen  an  der  Gehirnbasis  zart,  blutarm,  Gefässe 
enge,  zartwandig.  Meningen  an  der  Convexität  sehr  stark  durchfeuchtet  und  diffus  weisslich  getrübt,  etwas 
verdickt.  Gehirnrinde  gleichmässig  schmal,  das  weisse  Marklager  von  spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  um 
ein  Geringes  weicher,  Ventrikel  etwas  weiter,  klares  Serum  enthaltend;  Stammganglien  normal  gebildet, 
ziemlich  blutarm,  ebenso  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla. 

Zwerchfellstand  links  an  der  fünften,  rechts  an  der  vierten  Rippe. 

Schilddrüse  klein,  blutarm,  gekörnt. 

Beim  Präpariren  der  linken  Unterkiefergegend  ergiesst  sich  aus  der  Gegend  des  Kieferwinkels  ziemlich 
reichlicher  grünlicher,  dicker  Eiter.  Nach  der  Herausnahme  der  Halseingeweide  zeigt  sich  in  der  Gegend  der 
linken  hintern  Pharynxwand  eine  Abscesshöhle  mit  deutlich  abgegrenzter  Wand.  Daneben  findet  sich  eine 
circa  haselnussgrosse  Lymphdrüse  von   gelblich-grauer  Farbe,   welche   einen   etwas  excentrisch  sitzenden 


Benlenpest.  TL  Pafhologisch-anatoinischcr  Bericht.  463 

Eiterherd  zeigt,  aus  dessen  Centrum  derselbe  grünlichgelbe,  dicke  Eiter  vorquillt  und  dessen  Peripherie  eine 
aus  nekrotischem  oder  \erfettetem  Gewebe  gebildete  Wand  vorstellt. 

Die  Schleimhaut  des  Pharynx  und  des  Zungengrundes  leicht  geröthet  und  von  reichlichem  Schleim 
bedeckt. 

Die  übrigen  Lymphdrüsen  in  der  L'nterkiefergegend  beiderseits  und  längs  der  grossen  Halsgefässe 
kaum  etwas  vergrössert. 

Die  linke  Lunge,  leicht  durch  Bindegewebsmembranen  mit  der  Thoraxwand  verwachsen,  fühlt  sich  an 
der  Spitze  und  den  vorderen  Rändern  lufthaltig  an,  in  den  abhängigen  Partien  lassen  sich  luftleere  Partien 
tasten,  über  denselben  die  Pleura  etwas  getrübt  und  mit  Fibrinmembranen  bedeckt.  Auf  dem  Durchschnitte 
erscheint  die  Lunge  massig  blutreich,  im  Gewebe  finden  sich  über  beiden  Lappen  zerstreut  ziemlich  scharf 
abgrenzbare,  n'Jthlich-gelbliche,  gekörnte,  auf  der  Durchschnittsfläche  prominente  Herde;  manche  von  ihnen 
zeigen  einen  verwaschenen  Hof  und  eine  deutlich  röthlichgelb  gesprenkelte  Farbe.  Die  rechte  Lunge,  noch 
stärker  mit  der  Thoraxwand  verwachsen  wie  die  linke,  fühlt  sich  fast  vollständig  lufthaltig,  etwas  gebläht  an, 
nur  die  hintersten  Partien  des  ^httellappens  derb,  infiltrirt.  Auf  dem  Durchschnitte  im  Allgemeinen  derselbe 
Befund  wie  links,  in  allen  Lappen  kleine,  intiltrirte  Herde;  in  den  Bronchien  beider  Lungen  reichlicher 
eiteriger  Schleim,  ihre  .Schleimhaut  geröthet. 

Ductus  thoracicus  enge. 

Die  bronchialen  Lymphdrüsen  anthracotisch,  ganz  leicht  geschwollen.  Im  Herzbeutel  einige  Tropfen 
Serum,  derselbe  zart,  epicardiales  Fettgewebe  kaum  entwickelt.  Herz  klein,  in  den  Herzhöhlen  wenig 
frische  Cruormassen;  alle  Klappenapparate  zart,  schlussfähig,  Herzfleisch  etwas  trüber  und  morscher. 

Leber  nur  im  Bereiche  des  rechten  Lappens  etwas  vergrössert,  ihre  Kapsel  glatt;  nahe  dem  vorderen 
Rande  des  rechten  Leberlappens,  etwas  nach  aussen  und  hinten  von  der  Gallenblasengegend,  erscheint  die 
Leberoberfläche  durch  eine  kleinapfelgrosse  Geschwulst  vorgewölbt,  im  Bereiche  derselben  gelblich-röthlich 
gefleckt  und  gesprenkelt;  an  der  unteren  Fläche  der  Leber  bis  an  den  Rand  derselben  findet  sich  dieselbe 
Veränderung,  hier  erscheint  der  Tumor  weniger  prominent,  seine  Consistenz  lluctuirend.  Das  Peritoneum 
im  Bereiche  derselben  getrübt,  mit  zarter  Fibrinmembran  bedeckt.  Consistenz  der  übrigen  Leber  etwas 
vermindert.  Farbe  hraunroth  mit  gelblichen  Flecken,  beim  Durchschnitte  durch  diesen  Tumor  entleert  sich 
reichlicher  grünlich-gelber,  schleimiger  Eiter.  Seine  Grenze  gegen  das  übrige  Lebergewebe  zum  Theile 
ziemlich  scharf,  zum  Theile  erscheint  das  Lebergewebe  an  der  Perpherie  erbleicht  und  in  unregelmässiger, 
zackiger  Linie  von  Eiterherden  duchsetzt.  Das  übrige  Lebergewebe  braunroth,  ziemlich  blutarm,  Läppchen- 
zeichnung nicht  ganz  deutlich.  Gallenblase  gut  mit  gelblicher  Galle  gefüllt. 

Milz  ungefähr  um  ein  Drittel  vergrössert,  die  Kapsel  getrübt,  etwas  verdickt.  Consistenz  vermindert; 
auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Milz  lichtroth  mit  einem  Stich  ins  Rostbraune,  das  grobe  Stroma  überall 
vermehrt.  Die  Follikel  nicht  deutlich  sichtbar.  Im  centralen  Antheile  dunkelroth  gefärbt,  Pulpa  massig  leicht 
ausstreifbar. 

Beide  Nieren  klein,  von  ziemlich  normaler  Consistenz;  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  keine 
ausgesprochenen  Stellulae  Verheynii  zeigend;  ihre  Farbe  blass  gelblich-röthlich;  Rinde  kaum  etwas 
geschwollen,  von  den  Pyramiden  scharf  abgesetzt,  das  Centrum  derselben  erbleicht;  Schleimhaut  des 
Nierenbeckens  beiderseits  nicht  verändert,  ebenso  die  beider  Ureteren. 

Beide  Nebennieren  von  entsprechender  Form  und  Grösse. 

Die  Flexura  sigmoidea  coli  in  der  Gegend  des  Poupart'schen  Bandes  mit  dem  Peritoneum  parietale 
verwachsen.  Beim  Abpräpariren  derselben  stösst  man  auf  Eiter,  der  sich  aus  Fistelgängen  ergiesst,  die  in 
sondirbarer  \'erbindung  mit  dem  früher  beschriebenen  Substanzverlust  in  der  linken  Leistengegend  stehen 
und  sich  an  der  medialen  Fläche  des  Ileopsoas  noch  eine  kurze  Strecke  weit  fortsetzen.  Die  Wand  dieser 
Fistelgänge  und  Abscesse  ziemlich  dick,  von  ganz  zarten,  röthlichen  Granulationen  bedeckt. 

In  der  Harnblase,  die  ziemlich  contrahirt  ist,  wenig  klarer,  röthlichgelber  Harn. 

Auf  dem  Durchschnitte  findet  sich  über  dem  Poupart'schen  Bande  noch  erhaltenes,  grauröthliches 
Lj'mphdrüsengewebe   an  der  Peripherie   eines  Abscesses.    Die  Lymphdrüsen   in   der  rechten  Leistengegend, 


464  H.  Albrecht  und  A.  Glioii, 

und  zwar  die  oberflächlichen  inguinalen  und  die  tiefen  etwas  vergi  össert,  blass  gelblich-rüthlich,  derb.  Die 
Lymphoglandulae  iliacae  kaum  etwas  vergrössert,  die  retroperitonealcn  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der 
Gefässe  (lumbales)  isolirt,  durh,  blass  graugelblich,  keinen  Saft  gebend.  Die  mesenteiialen  Lymphdrüsen 
ebenfalls  ungefähr  auf  Pxihnengrösse  vergrössert,  isolirt,  etwas  derber,  auf  dem  Durchschnitte  blassgelb. 

Vollständig  reactionslose,  leicht  lösbare,  agonale  Intussusceptionen  des  Dünndarms.  Über  den  ganzen 
Dickdarm  zerstreut  finden  sich  verschieden  grosse,  meist  rundliche  Geschwüre,  von  denen  die  grössten  fast 
guldenstückgross  sind,  meist  mit  eiterigem  Grunde;  der  Eiter  selbst  an  demselben  ziemlich  fest  haftend, 
gelb-grünlich,  etwas  rotzig.  Die  Ränder  dieser  Geschwüre  im  .'allgemeinen  etwas  infiltrirt  Lmd  überhängend, 
leicht  unterminii-bar  und  lebhaft  geröthet.  Der  Längsdurchmesser  dieser  Geschwüre  meist  quer  zin-  Längs- 
achse des  Darmrohres;  besonders  im  Enddarm  confluiren  diese  Geschwüre  zu  grossen  buchtigen 
Geschwürsflächen,  deren  Grund  ebenfalls  eiterig  belegt  und  meist  geglättet  aussieht.  An  verschiedenen 
Stellen  des  Darmes  finden  sich,  anscheinend  den  Follikeln  entsprechend,  höchstens  linsengrosse  Substanz- 
x'erluste,  welche  deutlich  pmminiren  und  sich  ziemlich  derb  anfühlen.  Die  zahlreichsten  dieser  frischen  und 
ältere]!  Geschwüre  sitzen  im  Coecum  und  im  Rectum.  Die  zum  Dickdarm  zugehörigen  Lymphdrüsen  niu" 
wenig  vergrössert,  von  aussen  und  am  Durchschnitte  blassgelb,  blutarm,  keinen  Saft  gebend. 

In  der  rechten  .Achselhiihle  keine  vergrösserten  Lymphdrüsen.  In  der  linken  Achselhöhle  einige  bis 
über  bohnengrosse,  blaurnthe,  harte,  isoliile  Lymphdrüsen;  beim  Din-chschneiden  der  grössten  Lymphdrüsen 
quillt  F'.itei'  aus  dem  Centrum  her\(ir;   ihre  Peripherie  blaui'oth,  blutreich,  succulent. 


Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  vom  Eiter  aus  der  offenen,  mit  Jodoform  bedeckten  Wunde  in  der 
linken  Inguinalgegend  zeigen  ziemlich  reichlich  Coccen  in  Gruppen  und  Häufchen,  und  ungefähr  in 
gleicher  Anzahl  solche  in  längeren  Ketten;  daneben  ziemlich  \'iele  Bacillen,  mit  den  gewcihnlichen  .Anilin- 
farbstoffen leicht  tingirbar,  \-om  Aussehen  der  Smegmabacillen. 

Die  angelegten  Aussaaten  ergeben  in  reichlicher  Menge  Colonien  des  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  und  albus  und  solche  des  Streptococcus  pyogenes. 

'1.  Im  Eiter  aus  dem  Geschwüre  der  linken  C'ubita  finden  sich  mikroskopisch  ziemlich  reichlich 
Coccen  in  langen  Ketten,  weniger  reichlich  Coccen  in  kleineren  Häufchen. 

Die  Aussaaten  ergeben  den  gleichen  Befund  wie  1. 

3.  Im  Eiter  vom  Leberabscess  weder  mikroskopisch  noch  cultui-ell  Bacterien  nachweisbar  (völlig 
steril). 

4.  Eiter  aus  einer  Halslymphdrüse  linkerseits.  Mikroskopisch  massig  viele  Coccen,  meist  als 
Diplobacillen  und  in  Ketten  angeordnet,  und  öfters  mit  einer  schwächer  tingirten  Kapsel  umgeben. 

Culturell  ziemlich  reichlich  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes,  weniger  reichlich  solche  des  Staphylo- 
coccus pyogenes  aureus  und  albus. 

5.  A u s s a a t e n  aus  einem  p n e u m o n i s c h e n  H e r d  i m  LT n t e r  1  a p p e n  d er  link e n  L u n g e  zeigen 
eine  Reincultur  eines  Kapselbacillus  (Friedländer?). 

6.  .-Aussaaten  aus  der  Milz  bleiben  völlig  steril. 

7.  Der  Eiter  aus  den  Fistelgängen  der  linken  Ingui  nalgegend  (Peritonealseite)  enthält 
mikroskopisch  massig  reichlich  Coccen  in  längeren  Ketten. 

Aussaaten  zeigen  reichlich  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes  und  spärlich  Colonien  von  Stäbchen 
der  Coligruppe. 

8.  Der  Harn  erweist  sich  culturell  vollkommen  steril, 

9.  Deckglaspräparate  vom  Eiter  des  Geschwürs  im  untersten  Dickdarm  zeigen  ein  reich- 
liches Bacteriengemenge.  Aussaaten  unbrauchbar,  vorherrschend  Colonien  der  Coligruppe. 

Pestbacillen  konnten  nirgends,  weder  mikroskopisch  noch  culturell  nachgewiesen  werden. 


Beil! eil pcst.  II.  I'Li/lKiloj^isch-aiuUoiiiisclicr  Bcrichl.  465 

Histologischer  Befund. 

Die  histologische  Untersuchung  verschiedener  Di  ckdarmgeschwüre  ergibt  das  Bild  gewiWinlicher 
diphtheritisch-dysenterischer  (jeschwüre.  Der  Geschwürsgrund  ist  mit  einer  dici<en  Lage  Eiters  bedeci<t,  die 
Submucosa  und  Muscularis  mucosae  eiterig  zerfallen,  so  dass  bei  älteren  Geschwüren  die  dichte,  polynucleäre 
Leukocyteninfiltration  auch  noch  die  Ringmuskelschicht  durchsetzt.  An  der  Oberfläche,  besonders  in  der 
Nähe  der  Ränder,  ein  homogen  aussehendes  Balkenwerk.  Im  Eiter  sieht  man  ziemlich  zahlreiche  runde, 
bläschenförmige  Gebilde,  die  ungefähr  drei  Mal  grösser  sind  als  ein  polynucleärer  Leukocyt,  sich  mit  Eosin 
schwach  färben  oder  einen  mehr  bläulichen  Farbenton  annehmen  und  einen  e.xcentrisch  gelegenen,  kleinen 
röthlich  gefärbten  Kern  besitzen.    Sie  entsprechen  der  Amoeba  coli. 

Ganz  dieselben  finden  sich  auch  im  Eiter  des  Leberabscesses.  Die  Wand  desselben  be.steht  stellen- 
weise aus  zartem  Granulationsgewebe  oder  wird  von  zerfallendem  Lebergewebe  gebildet. 

Schnitte  durch  pneumonische  Lungenh  erde  zeigen  überall  das  Bild  einer  ungemein  leuk(icyten- 
reichen  Lobulärpneumonie  mit  theilweisem  eiterigen  Zerfall  des  Lungengewebes.  Die  Bronchien  \'oll- 
gepfropft  mit  Eiter,  der  hier  sowohl  wie  im  Lungengevvebe  zahlreiche  meist  intracellulär  geltigerte,  kürzere 
und  schlankere  Bacillen  enthält. 

Im  Eiter  der  herdweise  eiterig  eingeschmolzenen  Lymplidrüse  der  linken  Halsseite  und 
der  linken  Inguinalgegend  Haufen  und  Ketten  von  Coccen  nachweisbar. 

Epikrise. 

Nach  Allem  handelt  es  sich  im  vorstehenden  Falle  um  tropische  Amoebendysento-;e  mit  Bildung  eines 
Leberabscesses.  In  dem  Eiter  der  Darmgeschwüre  und  des  Leberabscesses  ist  auf  Schn.tten  ziemlich  zahl- 
reich die  Amoeba  coli  nachweisbar.  Hervorgehoben  sei,  dass  weder  culturell  Tioch  histologisch 
sich  in  den  Abscessen  irgend  welche  andere  Eitererreger  nachweisen  la-    e  n. 

Der  letale  Ausgang  erfolgte  am  XXXII.  Krankheitstage  nach  erfolgter  Pestinfection, 

Ein  Bubo  in  der  linken  Inguinalgegend  wurde  operativ  vor  längerer  Zeit  entfernt. 

Als  unmittelbare  Todesursache  ist  die  Lobulärpneumonie  heider  Lungen  zu  bezeichnen.  Weder  bacte- 
riologisch  oder  histologisch  noch  makroskopisch  lässt  sich  ein  Anhaltspunkt  für  Residuen  nach  Pest  erkennen. 
Vielmehr  spricht  der  Befund  von  Staphylo-  imd  .Streptococcen  in  den  vereiterten  Lj'mphdrüsen  für  eine 
Secundärinfection,  ausgegangen  \-on  der  eiternden,  \'on  Fisteln  unterminirten  Geschwürsfläche  an  der  Stelle 
der  Exstirpation  des  Bubo. 

Fall  48 'XX. 

Govind  Paiidn,  25jähriger  Hindu,  Fabriksarbeiter,  wurde  am  18.  Februar  ins  Spital  mit  Drüsen- 
schwellungen der  linken  Leistengegend  aufgenommen. 

Am  6.  März  wurde  eine  grosse  Lymphdrüse  derselben  Gegend  operativ  entfernt  oder  eröffnet.  Der  Tod 
trat  in  der  Nacht  vom  15.  auf  den  16.  März  ein. 

Section  am  16.  März  um  1  Uhr  Nachmittags  (ungefähr  12  Stunden  post  mortem). 

Männliches  Cadaver,  162  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  abgemagert,  Todtenstarre  in  leichtem 
Grade  noch  vorhanden,  Todtenflecke  an  den  abhängigen  Partien  diffus  sichtbar.  Hornhäute  getrübt.  Con- 
junctiven,  Schleimhaut  der  Lippen  und  die  Gingiva  blass,  Zähne  erhalten  und  gesund,  Hals  schlank.  Thorax 
ziemlich  lang,  gut  gewölbt,  proportionirt,  Abdomen  unter  dem  Niveau  des  Thorax.  .Am  Halse  keine  Drüsen 
tastbar.  In  beiden  Achselhöhlen  mehrere  bis  haselnussgrosse,  isolirte  Drüsen  tastbar,  über  denen  die  Haut 
verschieblich  erscheint.  An  der  Innenfläche  des  Oberarmes  ein  länglicher,  imgefähr  1  '/^  cm  gn.isser  Substanz- 
verlust mit  unregelmässigen  Rändern  und  unregelmässigem,  mit  eiterigem  Secret  bedeckten  Grunde.  Von 
der  hinteren  Seite  dieses  Geschwüres  gelangt  man  in  eine  sich  längs  der  Gefässe  erstreckende  Tasche,  die 
mit  Eiter  gefüllt  erscheint.  An  den  Händen  keine  Verletzungen  sichtbar.  In  der  rechten  Inguinalgegend 
mehrere  leicht  \-ergrösserte  Lymphdrüsen  tastbar,   über  denen   die  Haut  gut  verschieblich  erscheint.    In  der 


466  H.  Albrcclü  itiul  A.  (ihnii, 

linken  In.uiiinalgei^end  unter  dem  F'nupart'schen  Bande  ein  kleinliandtellergrosser,  unregelmässig  gestalteter 
Substanzverlust,  dessen  Ränder  bis  über  3  und  4  cm  unterminirbar  erscheinen,  dessen  Grund  reichlich  mit 
Jodoformpuh'er  und  nach  Entfernung  desselben  mit  zarten,  rJUhlichen  Granulationen  bedeckt  erscheint.  Am 
oberen  Rande  dieses  Substanzverlustes  ein  ungefähr  1  cm  im  IJurchmesser  haltender,  rundlicher,  mit 
Kautschukrohr  drainirter  Fistelgang,  der  gegen  die  Bauchhohle  zu  sehr  tief  hineinreicht.  An  der 
vorderen  Fläche  des  linken  Unterschenkels,  nahe  dem  Sprunggelenke,  eine  unregelmässig  gestaltete,  un- 
gefähr 5  cm  im  Längsdurchmesser  haltende,  dunkelgefärbte  Hautpartie,  deren  Ränder  ein  \'on  Bläschen 
gebildeter  Saum  umschliesst.  Die  linke  untere  Extremität  gleichmässig,  ziemlich  stark  ödematös. 

Weiche  Schädeldecken  blut-  und  fettarm,  Schädeldach  länglich-oval,  asymmetrisch,  indem  der  rechte 
Scheitelbeinhöcker  stärker  vorspringt,  im  Längsdurchmesser  17  cm  im  queren  12'/j  cm,  in  der  Peripherie 
49  cm  messend.  Knochen  im  Allgemeinen  dünn,  an  den  dicksten  Stellen  bis  5  mm  dick,  Diploe  erhalten. 
Innenfläche  der  Tabiüa  interna  glatt,  glänzend. 

Im  oberen  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  \'on  Gerinsel.  Dura  mater  gespannt,  blutarm,  an  der  Aussen- 
und  Innenfläche  glatt.  Die  Meningen  an  der  Convexität  zart,  wenig  blutreich,  an  der  Gehirnbasis  sind  die 
Meningen  ebenfalls  zart,  die  Gefässe  zartwandig,  ziemlich  enge.  Rinde  gleichmässig  breit,  graubraun,  die 
weisse  Marksubstanz  weich,  massig  reichlich  von  Blutpunkten  durchsetzt.  Ventrikel  nicht  erweitert,  Ependym 
zart,  Kleinhirn,  Pons  und  Medulla  keine  Veränderungen  zeigend,  ebenso  die  Ganglien. 

Schilddrüse  leicht  vergrössert,  blutarm,  coUoid. 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  des  Halses  etwas  vergrössert,  auf  ihrem  Durchschnitte  succulent, 
etwas  röthlich  gefärbt.  Rechte  Tonsille  etwas  grösser  wie  die  linke,  blutarm,  wenige  weisslich-gelbe  Pfropfe 
auf  Druck  entleerend.  Balgdrüsen  an  der  hinteren  Pharynxwand  und  am  Zungengrunde  gross.  Schleimhaut 
des  Pharynx  röthlich-violett,  Schleimhaut  des  Larynx  und  oberen  Theiles  des  Ösophagus  blutarm. 

Linke  Lunge  vollständig  frei,  Pleuraüherzug  glatt,  glänzend.  Die  Lunge  selbst  lufthaltig,  in  ihren 
x'orderen  Partien  etwas  gebläht,  im  Oberlappen,  nahe  der  Spitze,  ein  etwas  über  haselnussgrosser,  v'erdichteter, 
unregelmässig  begrenzter  Herd  sitzend,  von  gelblich-grauem  Aussehen,  der  im  Centrum  grössere  Mengen 
rotzigen,  grünlich-gelben  Eiters  enthält.  Einige  sehr  kleine,  über  stecknadelkopfgrosse,  verdichtete,  grau- 
röthliche  Herde  sitzen  zerstreut  im  oberen  Theile  des  Unterlappens.  Der  Unterlappen  sonst  etwas  blut- 
reicher. Rechte  Lunge  frei,  Pleura  glatt,  Oberlappen  gebläht,  in  den  hinteren  Partien  blutreicher,  lufthaltig, 
im  vorderen  Antheile  des  Unterlappens  ein  ebenso  grosser  und  ebenso  beschaffener  Herd  wie  der  im  linken 
Oberlappen.  Ausserdem  finden  sich  in  den  hinteren  Partien  des  Unterlappens  zahlreiche  verdichtete, 
gekörnte  Partien,  grauröthlich  gefärbt.  In  den  Bronchien  beider  Lungen  massige  Mengen  glasigen  Schleims. 

Im  Herzbeutel  geringe  Mengen  klaren  Serums.  Herz  nicht  vergrössert,  der  epicardiale  Überzug  an  der 
vorderen  Seite  des  rechten  Ventrikels  massig  fettreich.  Am  Epicard  der  hinteren  F"läche  des  linken  Ventrikels 
zwei  kleinste  Hämorrhagien.  Im  linken  Herz  wenig,  im  rechten  mehr  Gerinsel.  Myocard  braungelb,  etwas 
morscher,  alle  Klappenapparate  zart  und  schlussfähig. 

Schleimhaut  im  unteren  Theile  des  Ösophagus  blutarm,  ebenso  im  unteren  Theile  der  Trachea. 

Die  Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  anthracotisch,  nicht  verändert. 

Leber  nicht  vergrössert,  ihre  Ränder  scharf,  Kapselüberzug  zart,  glänzend,  Oberfläche  glatt.  Acinöse 
Zeichnung  erhalten,  die  Peripherie  der  Läppchen  stärker  gelblicli,  das  Lebergewebe  brüchig,  morsch,  massig 
blutreich.  Gallenblase  wenig  mit  lichter  Galle  gefüllt. 

Milz  nicht  vergrössert,  12  cm  lang,  T'/^  cm  breit,  ihre  Oberfläche  glatt,  Kapsel  zart.  Pulpa  stellenweise 
schwarzroth  gefärbt,  stellenweise  lichter,  an  den  dunkler  gefärbten  Partien  etwas  vorspringend.  Das  grobe 
Stroma  sichtbar. 

Beide  Nebennieren  ziemlich  fettreich,  blutarm. 

Nieren  etwas  vergrössert,  ihre  Oberfläche  glatt,  Kapsel  leicht  abziehbar.  Rinde  verbreitert,  gelbbraun, 
etwas  vorquellend,  Consistenz  etwas  verringert.  Pyramiden  deutlich  von  der  Rinde  abgrenzbar,  etwas  stärker 
blutreich.'  Schleimhaut  der  Kelche  und  des  Beckens  etwas  stärker  geröthet.  Im  oberen  Theile  des  LTreters 
kleinste,  zum  Theile  confluirende  Hämorrhagien.   Harnblase  wenig  gefüllt,  Schleimhaut  blutarm. 


Iniihiipcs/.  ff.  f\iUioIooisclt-aualouiif:cficr  Bericht.  467 

Die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  (Lymphoglandulae  iliacae  et  lumbales)  vergrössert,  dunkler,  am 
Durchschnitte  succulenter,  einige  mehr  dunkel-,  einige  lichtröthlich  gefärbt.  Die  oberflächlichen  L>'mph- 
drüsen  der  rechten  Inguinalgegend  kaum  merklich  vergrössert,  auf  ihrem  Durchschnitte  blutarm,  die  tiefen 
inguinalen  Lymphdrüsen  etwas  mehr  vergrössert,  succulenter. 

Im  Magen  reichliche  Mengen  lichtgelb  gefärbten  Inhaltes,  Schleimhaut  etwas  gelockert,  geschwollen; 
auf  der  Höhe  der  Falten  stärker  injicirt.  Schleimhaut  des  Duodenum  im  oberen  Theile,  namentlich  auf  der 
Höhe  der  Falten  kleinere,  meist  confkiirende  Blutungen  zeigend.  Im  Dünndarm  massig  reichliche  breiige, 
lichtgelb  gefärbte  Ch\'musmassen.  Schleimhaut  etwas  gelockert,  stellenweise  stärker  geröthet  und  manchmal 
vereinzelte  kleinste  Blutaustritte  zeigend.  Im  Dickdarm  breiige,  lichtgefärbte  Faeces  in  massig  reichlicher 
Menge,  .Schleimhaut  im  oberen  Theile  des  Colon  stärker  geröthet. 

Pankreas  derb,  blass,  gelblich.  Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  nicht  vergrössert,  auf  ihrem  Durch- 
schnitte blass,  gelblich,  hart.  Die  linke  Vena  femoralis,  angefangen  ungefähr  von  der  Einmündungssteile  der 
Vena  saphena  bis  hinauf  fast  zum  Theilungswinkel,  beinahe  vollständig  erfüllt  von  der  Wand  ziemlich  fest 
anhaftenden,  theils  dunkelroth  bröckeligen,  theils  gelblichrothen  Thrombenmassen,  welche,  gerade  der 
Gegend  des  Poupart'schen  Bandes  entsprechend,  beim  Aufschneiden  der  Vene  in  Form  von  bröckeligen 
und  eiterähnlichen  Massen  hervorquellen.  Hier  erscheint  das  die  grossen  Gefässe  einhüllende  Bindegewebe 
derb,  weisslich,  narbig.  In  diesem  eingebettet  finden  sich  längliche,  bohnengrosse,  ziemlich  derbe,  isolirte 
Lymphdrüsen  in  geringer  Anzahl,  die  auf  dem  Durchschnitte  grauröthlich,  succulent  erscheinen.  Ent- 
sprechend dem  früher  beschriebenen,  drainirten  Fistelgang  gelangt  man  in  eine  mit  gelblichem  Eiter  belegte, 
\-on  fast  glatten  Wänden  \-ersehene,  tauheneigrosse  Abscesshöhle,  welche  noch  zur  Hälfte  mit  klumpig- 
gelbem Eiter  erfüllt  ist,  und  ihrer  Lage  nach  den  tiefen  inguinalen  Lymphdi-üsen  am  horizontalen  Scham- 
beinast entspricht. 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Deckglaspräparate  vom  Eiter  der  Caverne  im  Oberlappen  der  linken  Lunge  lassen  keine 
Bacterien  auffinden,  zeigen  jedoch  ziemlich  reichlich  hyphenartige  Gebilde,  die  verzweigt  erscheinen  und 
untereinander  anastomosiren,  theils  zerstreut  liegen,  theils  in  grösseren  oder  kleineren,  mycelartigen  Haufen 
angeordnet  erscheinen.  Bei  Meth^denblaufärbung  (Löffler's  Methylenblau)  erscheinen  diese  Gebilde  nicht 
gieichmässig  gefärbt,  sondern  zeigen  abwechselnd  stärker  und  schwächer  gefärbte  Partien. 

Die  Aussaat  ergibt  eine  reichliche  Reincultur  einer  Pilzart,  die  anfangs  ein  weisses,  später  ein  fast  orange- 
farben aussehendes,  krümeliges  Mycellager  bildet,  und  einer  vorläufigen  ohertlächlichen  Bestimmung  nach 
wahrscheinlich  der  Gattung  Streptothrix  (Streptothrix  Eppingeri  ?)  angehört.  (Die  genauere  Bestimmung 
erfolgt  ausführlicher.) 

2.  In  Deckglaspräparaten  von  der  Milz  sieht  man  wenig  reichlich  Coccen  als  Diplococcen  und  in 
kurzen  Ketten,  vom  Typus  des  Streptococcus. 

Die  Aussaaten  sind  überwuchert  von  einem  grünlich  irisirenden  Rasen  einer  schlanken  Bacillenart 
(Pyocyaneus). 

3.  Der  Eiter  von  der  Thrombophlebitis  der  linken  Vena  femoralis  zeigt  mikroskopisch  nicht 
mit  Sicherheit  Bacterien. 

Die  daraus  angelegten  Aussaaten  ergeben  dasselbe  Resultat  wie  Nr.  2. 

4.  Aussaaten  von  einer  Lymphdrüse  der  rechten  Achselhöhle  ergeben  eine  reichliche  Rein- 
cultur \'on  Colonien  des  Streptococcus  pj'ogenes. 

5.  Im  Eiter  der  mit  dem  Fistelgange  der  linken  Inguinalseite  verbundenen  .Abscesshöhle 
findet  sich  mikroskopisch  ein  reichliches  Bacteriengemenge,  bestehend  aus  Streptococcen,  spärlichen  Dipk)- 
coccen  und  Coccen  in  kleineren  Häufchen,  dünnen  längeren,  sowie  plumperen  und  diphtherieähnlichen 
Bacillenformen. 

Die  (Ailturen  zeigen  dasselbe  Resultat  wie  Nr.  2  und  3. 

Denkschriften  der  mathem.-nalurw.  Gl.  l.XVI.  Bd.  "* 


468  H.  Albrcchf  nuJ  A.  Ghon, 

Histologischer  Befund. 

1.  Ungefähr  hohncngrosse  Lymphdrüse  aus  der  linken  Inguinalgegend.  Die  Lymphdrüse 
fast  vollständig  in  ein  zellarmes,  faseriges  Bindegewebe  gehüllt,  in  das  ihre  fibröse  Kapsel  unmittelbar  über- 
geht, und  in  welchem  sich  Leukocytenansammlungen,  meist  üefässe  einscheidend,  und  reichlich  körniges 
Blutpigment  finden.  An  einigen  Stellen  ist  die  fibröse  Kapsel  gut  abgrenzbar.  In  den  Spalten  des  um- 
gebenden, lockeren  Bindegewebes  Anhäufungen  \'on  Leukucyten  mono-  imd  polynucleärer  Form  imd 
spärliche  rothe  Blutkörperchen.  Auch  die  Bindegewebssepta,  die  \dn  der  Kapsel  ins  Lymphdrüsenparenchym 
ziehen,  \-erdickt,  aus  Spindelzellen  bestehend.  An  den  Sinus  keine  besondere  Veränderung  bemerkbar, 
ebenso  wenig  am  adenoiden  Gewebe  der  Lymphdrüsen.  Auffallend  ist  hingegen  die  Verdickung  der  Wand 
kleiner  Arterien  am  Querschnitte.  Sowohl  die  Media  als  insbesondere  die  Adventitia  sind  verbreitert  und 
das  Bindegewebe  der  letzteren  steht  in  directem  Zusammenhange  mit  den  Bindegewebssepta.  Granulazellen 
sind  ausserordentlich  zahlreich. 

Irgendwelche  Bacterien  im  Lymphdrüsengewebe  sind  nicht  mit  Sicherheit  auffindbar.  Dagegen  finden 
sich  in  den  mit  Leukocyten  erfüllten  Spalten  der  Umgebung  theils  plumpe,  kurze,  theils  längere  und  schlanke 
Stäbchen  und  kleine  Coccen,  die  zu  zweien  oder  in  kurzen  Ketten  angeordnet  sind.  Ausserdem  aber  sieht 
man,  zu  zwei  oder  drei  gelagert,  ovoide,  blass  gefärbte  Stäbchen  mit  stärkerer  bipolarer  Färbung,  die  zweifel- 
los als  Pestbacillen  anzusprechen  sind.  Sie  entfärben  sich  nach  der  Gram-Weigert'schen  Methode. 

2.  Eine  oberflächliche  Lymphdrüse  aus  der  linken  Inguinalgegend  (kleinbohnengross). 
Die  Bindegewebszunahme  in  derUmgebung  der  Lymphdrüse  und  die  Verdickung  der  Gefässwand  besonders 
auffallend.    i\m  Lymphdrüsenparenchym  nichts  Besonderes.  Keine  Bacterien. 

3.  Über  bohnengrosse  Lymphdrüse  aus  der  linken  Achselhöhle.  Dieselbe  ist  hyperämisch, 
ihre  Sinus  enthalten  reichlich  grosse,  epitheloide  Zellen,  manchmal  zahlreiche  rothe  Blutkörperchen.  .Sonst 
keine  Besonderheiten.   Bacterien  nicht  auffindbar. 

4.  Milz.  Dieselbe  ist  durchsetzt  von  grösseren,  abgrenzbaren  Blutaustritten;  die  Basalmembran  der  erhal- 
tenen Pulparäume  breit,  ihre  Epithelien  häufig  mehrkernig,  mit  Kiesenzellen  ähnlichen  Formen.  Die  Ai-terien 
etwas  dickwandiger,  indem  das  adventitielle  Bindegewebe  \'erbreitert  ist.  .Sonst  nichts  Besonderes.  Vereinzelt 
finden  sich  CapiUarembolien  von  Streptococcen,  das  Lumen  ganz  erfüllend.  Keine  anderen  Bacterien. 

5.  Eiterig  pneumonischer  Herd  vom  linken  Lungenoberlappen.  Das  Lungengewebe  in  ganz 
unregelmässiger  Weise  eiterig  zerfallen,  an  vielen  Stellen  ist  der  P',iter  durch  ein  Granulationsgewebe 
abgegrenzt,  das  aus  zahlreichen  sehr  zartwandigen  Gefässen  und  schlanken,  dünnen,  kurzen  .Spindelzellen 
besteht,  welche  sich  peripherwärts  zu  Bündeln  aneinanderlegen. 

Ein  ähnliches  Gewebe  findet  sich  um  viele  Gefässe  der  Umgebung  des  Abscesses,  und  die  Septa  der 
erhaltenen  Lungenalveolen  sind  ebenso  verdickt.  Am  auffallendsten  ist  die  Eigenthümlichkeit  des  Eiters, 
dass  viele  Leukocyten  (in  grösseren  Haufen  bei  einander  liegend)  sich  ganz  diffus  blass  bläulich  mit 
Hämalaun  färben,  indem  sich  gleichsam  das  Chromatin  der  Kerne  über  den  ganzen  Zellleib  in  dünner 
Schicht  vertheilt.  Diese  Zellen  sintern  vielfach  zu  förmlichen  Balken  zusammen,  die  ein  Netzwerk  bilden, 
zwischen  denen  erhaltene  polynucleäre  Leukocyten  liegen.  Anderwärts  ist  der  Eiter  zu  granulirten,  mit 
Eosin  schwach  färbbaren  Detritusmassen  zerfallen.  Auch  in  noch  erhaltenen  Alveolen  der  Umgebung  findet 
sich  derselbe  Eiter. 

Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  mittelst  Immersion  reichliche  lange,  sehr 
dünne,  blass  gefärbte  Fäden,  die  sich  manchmal  dichotomisch  theilen,  oft  in  grösseren, 
Pilzdrusen  ähnlichen  Haufen  bei  einander  liegen.  .Sie  entfärben  sich  nach  der  Gram-Weigert'schen 
Methode;  andere  Bacterien  nicht  auffindbar. 

Epikrise. 

Im  vorliegenden  Falle  ist  die  Todesursache  Septicämie,  welche  sich  an  die  E.xstirpation  eines  links- 
seitigen inguinalen  Bubo  (10  Tage  ante  mortem)   angeschlossen   hat.    In   der  linken  Vena  femoralis   finden 


Bailciipcxt.  II.  Pathologiscli-auatoniischci-  Bericht.  469 

sich  eitrig  eingeschmolzene  Thromben,  das  Gefäss  selbst  ist  von  Narbengewebe  umgeben,  das  einige 
bohnengrosse,  succulente  Lymphdrüsen  einschliesst. 

Nirgends  ergibt  sich  anatomisch  irgend  ein  für  Pest  charakteristischer  Befund.  Die  bacteriologisch-histo- 
logische  Untersuchung  zeigt,  dass  es  sich  um  eine  Allgemeininfection  durch  den  Streptococcus  pyogencs 
handelt,  der  sich  auch  in  Form  von  Capillarembolien  in  der  Milz  findet. 

Interessant  erscheinen  die  Lungenabscesse;  sie  sind  durch  einen  Pilz  (wahrscheinlich  eine  Streptothrix- 
art)  erzeugt,  der  sich  sowohl  culturell  als  histologisch  in  Reincultur  in  den  Abscessen  findet.  Ob  deren 
Entstehungsweise  metastatisch  (von  dem  Geschwür  oder  den  Fistelgängen  in  der  linken  Inguinaigegend  aus) 
oder  per  aspirationem  zu  denken  ist,  lässt  sich  nicht  entscheiden.  Der  anatomische  Befund  spricht  für  die 
metastatische  Natur  derselben. 

In  einer  Lj'mphdrüse  der  linken  Inguinaigegend  lassen  sich  histologisch  mit  Sicherheit,  wenn  auch 
spärlich,  Pestbacillen  nachweisen. 


V.  Anhang. 

Influenza-Pneumonie. 

Ranta  Narsa,^  40jährigcr  Hindu,  Bettler,  wurde  ins  Spital  am  17.  März  um  9  Uhr  30  Minuten  Vor- 
mittags, am  VIII.  Krankheitstage  aufgenommen  und  starb  am  22.  März  um  12  Uhr  10  Minuten  Nachts,  am 
XIII.  Krankheitstage. 

Section  am  22.  März  1 1  Uhr  V' urmittags,  1 1  .Stunden  post  mortem. 

Männliches  Cadaver,  162  cm  lang,  von  gracilem  Knochenbau,  hochgradig  abgemagert;  Todtenstarre  an 
den  oberen  Extremitäten  geschwunden,  nicht  an  den  unteren,  Todtenflecke  nicht  deutlich;  Hals  lang, 
schlank,  in  seinen  Gruben  und  in  den  Achselhöhlen  keine  Drüsen  tastbar.  Thorax  lang,  schmal,  symmetrisch. 
Abdomen  unter  dem  Niveau  des  Thorax.  Rechter  Hode  über  hühnereigross.  In  beiden  Leistengegenden 
keine  Drüsen  tastbar.   An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Hornhäute  getrübt,  Pupillen  nicht  sichtbar;  Gesicht  stark  verfallen,  die  sichtbaren  Schleimhäute  leicht 
cyanotisch.  Zähne  gesund,  alle  erhalten. 

Die  weichen  Schädeldecken  sehr  fett-  und  blutarm.  Schädeldach  länglich-oval,  symmetrisch,  im  Längs- 
durchmesser Xdi^liCm,  im  queren  \'&cm  und  in  der  Peripherie  52cim  messend.  Knochen  dünn,  4  —  5-mm  dick, 
überall  erhalten,  ebenso  die  Nähte. 

Im  Sichelblutleiter  spärliche  Cruormassen.  Dura  mater  gut  gespannt,  zart,  durchscheinend,  blutarm. 
Meningen  an  der  Gehirnbasis  ebenfalls  sehr  zart  und  blutarm,  Gefässe  zartwandig,  ziemlich  weit.  Meningen 
an  der  Convexität  des  Gehirns  stärker  durchfeuchtet,  leicht  abziehbar.  Rinde  grauroth,  gleichmässig  breit; 
Seiten\-entrikel  etwas  erweitert,  klares  Serum  enthaltend,  Ependym  zart;  das  weisse  Marklager  etwas 
weicher,  von  spärlichen  Blutimgen  durchsetzt.  Stammganglien  normal  gebildet,  ziemlich  blutarm,  ebenso 
Kleinhirn,  Pons  und  Medulla. 

Zwerchfellstand  rechts  am  unteren  Rande  der  \'ierten,  links  an  der  fünften  Rippe. 

Schilddrüse  klein,  körnig,  colloid. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  des  Pharynx  grauroth;  Tonsillen,  Balgfollikel  klein;  Schleim- 
haut des  Larynx  und  der  Trachea  dünn. 

Linke  Lunge  vollständig  an  die  Thoraxwand  angewachsen.  Oberlappen  emphysematisch  gebläht,  der 
Unterlappen  fühlt  sich  in  seiner  unteren  Hälfte  derb,  luftleer,  infiltrirt  an.  In  den  Bindegewebsmembranen  an 
der  unteren  Hälfte  des  Unterlappens  reichliche  Blutaustritte.  Oberlappen  am  Durchschnitte  lufthaltig,  blut- 
reich; aus  den  Bronchien  und  dem  Lungengewebe  fliesst  reichliche  schaumige  Flüssigkeit  ab.  Den  infiltrirt 
sich   anfühlenden  Lungenpartien   entsprechend   erscheint  das  Lungengewebe   luftleer,   indem   die  Alveo'en 


Vergl.  Krankengeschichte  11.  A.  pag.  111. 

er 


470  H.  Albrcclit  und  A.  Chan, 

(.Kirch  deutlich  sichtbare,  hTichstcns  stccknadclkopfgrosse  Pfropfe  ausgefüllt  sind.  Die  einzelnen  Lobuli 
deutlich  abgrenzbar,  die  Schnittllächen  deutlich  granulirt,  \'on  gesprenkeltem  Aussehen,  indem  die  einzelnen 
Antheile  von  gelbem  Aussehen,  grob  granulii't  sind  oder  niehi'  dunkelblutroth  und  viel  feiner  granulirt 
erscheinen.  Der  ganze  derartig  pneumonisch  infiltrirte  Bezirk  hebt  sich  scharf  von  dem  lufthaltigen,  etwas 
einsinkenden  Lungengewebe  ab;  in  den  Bronchien  dicklicher  Schleim,  ihre  Schleimhaut  geröthet. 

Rechte  Lunge  vollständig  frei,  gross,  Pleurahöhle  leer,  Pleura  glatt,  glänzend,  besonders  Spitze  und 
\iii-dere  Lungenränder  luftkissenartig,  nirgends  verdichtet.  Auf  dem  Durchschnitte  scheint  die  Lunge  ziemlich 
blutreich,  vollständig  lufthaltig,  aber  wenig  durchfeuchtet. 

Pericardiale  Flüssigkeit  nicht  vermehrt,  Pericard  zart,  Epicard  ebenialls  zart  und  fettarm.  \m  linken 
X'cntrilvel  ziemlich  reichliche  Fibrin-  und  Cruormassen,  im  rechten  Herzen  reichliche  Fibrinmengen,  Herz- 
fleisch gelblich,  morscher,  Klappenapparate  zart,  schlussfähig,  ebenso  die  Intima  der  Aorta. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  Bronchien  fleckig  geröthet,  überall  von  Schluimflocken  bedeckt.  Die 
Lymphdrüsen  an  der  Bifurcation  wenig  anthracotisch,  aber  geschwollen,  indem  die  Rinde  um  das  anthra- 
cotische  Centrum  herum  grauröthlich,  etwas  prominent  erscheint  und  sehr  reichlich  etwas  blutigen  Saft 
gibt.  Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  Trachea  ebenfalls  vergrössert,  ziemlich  hart,  auf  dem  Durch- 
schnitte saftig,  röthlichgVau,  linkerseits  in  ziemlich  langen  Ketten  angeordnet. 

Leber  vergrössert,  plump,  Consistenz  etwas  vermindert,  Kapsel  zart,  Oberfläche  glatt,  gelblichbraun. 
Gallenblase  gross,  prall  mit  üalle  gefüllt.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheinen  die  Läppchen  ziemlich  gross,  in 
der  Peripherie  blassgelb,  im  Centrum  graubraun,  Läppchenzeichnung  sehr  undeutlich. 

Milz  an  ihrer  Oberfläche  durch  Bindegewebsmembranen  angewachsen,  vergrössert,  20 '^r;»  lang,  13t';« 
bi'cit,  plump  und  dick,  etwas  weicher.  Auf  dem  Durchschnitte  erscheint  die  Milz  grauroth,  die  Schnittfläche 
ziemlich  glatt,  die  Pulpa  kaum  \orc|uellend.  Das  grobe  Stroma  deutlich  \'ermehrt,  \'on  den  P'ollikcln  nichts 
zu  sehen;  Pulpa  etwas  leichter  ausstreifl^ar. 

Pankreas  blassgelblich,  derb,  körnig;  Nieren  vergrössert,  plump,  weicher;  Oberfläche  glatt,  gelblich,  auf 
dem  Durchschnitte  blutarm,  Rinde  und  Columnae  Bertini  verbreitert,  Pyramiden  erbleicht,  ihre  Grenze  gegen 
die  Rinde  imdeutlich,  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  dünn,  weisslich.  Linke  Niere  ebenso  verändert.  Harn- 
blase contrahirt,  in  derselben  ein  Paar  Tropfen  LIrins  enthalten,  Schleimhaut  blassrfUhlich. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  geschwollen,  bis  über  bohnengross,  fast  haselnussgross,  isolirt,  auf 
dem  Durchschnitte  gelblich  oder  röthlichgelblich,  fleckig,  \-orquelIend,  medullär.  Auch  die  periportalen 
Lymphdrüsen  ähnlich  geschwollen. 

Im  Magen  ziemlich  reichliche  dickliche,  gallige,  grün  gefärbte  Massen,  seine  Schleimhaut  längs  der 
grossen  Curvatur  in  reichliche  Falten  gelegt,  röthlichgrau  gefleckt,  stark  verschleimt.  Schleimhaut  des 
Duodenum  gequollen,  von  reichlichem  galligen  Schleim  bedeckt.  Ileum  contrahirt,  seine  Schleimhaut 
weisslichgrau,  reichlich  gefaltet,  gelockert  und  schleimig;  über  manchen  Plaques  lebhaft,  fleckig  geröthet, 
die  Plaques  aber  nicht  vergrössert  und  nicht  stärker  prominent.  Ebenso  die  Schleimhaut  des  Jejunum.  Im 
Dickdarm  sehr  reichliche  grünliche,  ungeformte,  dickliche  Fäcalien,  nur  die  Schleimhaut  des  Coecum  dünn, 
aber  reichlich  fleckig,  düster  geröthet.  Im  Colon  transversum  finden  sich  meist  auf  der  Höhe  der  Falten 
grössere,  unregelmässige  Blutaustritte.  Dieselben  nehmen  nach  abwärts  an  Menge  und  Extensität  zu, 
besonders  im  Colon  descendens,  wo  auf  den  Höhen  der  Falten  die  ziemlich  grossen  confluirenden 
Blutimgen  unregelmässig  schwarzroth  aussehen. 

Die  retroperitonealen  Lymphdrüsen  kaum  etwas  vergrössert,  ziemlich  weich,  gelblich. 

Die  inguinalen  Lymphdrüsen  beiderseits  etwas  \-ergrössert,  hart,  Rindenschichte  pigmentirt,  trocken. 

Die  axillaren  Lymphdrüsen  nicht  besonders  verändert. 

Im  rechten  Kniegelenk  nichts  Abnormes. 


Die  am  17.,  19.  und  21.  März  vorgenommene  bact eriologische  Blutuntersuchung  —  der 
Fall  Hess  klinisch  eine  Pest  er  krankung  nicht  aussch  Messen  —  ergab  jedesmal  ein  negatives 
Resultat;   die  Blutaussaaten  blieben  steril. 


Pi-nh-iijh-sf.  ff.  Pdlliologisch-dUiiliiiüsclicr  Bericht.  471 

Bacteriologischer  Befund. 

1.  Der  pneumonische  Herd  des  Unterlappens  der  linken  l.unse  zeigt  mikroskopisch  ein 
Hacteriengemenge.  Vorherrschend  sind  zwei  Coccenformen:  Die  eine,  meist  Lanzcttcoccen  darstellend,  als 
Diplococcen,  in  kurzen  Ketten  oder  zu  kleinen  Gruppen  angeordnet,  die  andere,  meist  intracellulär  gelagert, 
\om  Typus  der  Gonococcengruppe,  negativ  zur  Gram'schen  Methode.  Neben  diesen  Coccenformen  linden 
sich  ziemlich  reichlich  kleine,  zarte  Bacillen,  in  der  Mitte  meist  ungefärbt  und  zu  kleineren  Häufchen  ver- 
einigt und  spärlicher  dickere,  plumpe,  einzeln  liegende  Bacillen;  unter  letzteren  zeigen  einige  Formen,  wie 
sie  den  Pestbacillen  zukommen. 

Die  Aussaaten  sind  unbrauchbar;  sie  erweisen  sich  fast  völlig  überwuchert  von  gasbildenden  Bacillen- 
colonien  (Kapselbacillen). 

2.  Das  Secret  des  linken  Bronchus  zeigt  mikroskopisch  im  .Allgemeinen  dieselben  Coccen- 
formen wie  die  Pneumonie,  nur  in  geringerer  Anzahl;  auch  die  bei  der  Pneumonie  beschriebenen  feinen 
Bacillen  sind  hier  vorhanden,  nur  viel  reichlicher,  sehr  häufig  intracellulär  und  oft  grosse  Rasen  bildend, 
völlig  dem  Bilde  der  Influenza  entsprechend. 

In  geringerer  Anzahl  finden  sich  noch  grössere,  dickere  und  dünnere  Stäbchenformen. 
Bacillen  vom  Typus  der  Pestbacillen  sind  nicht  vorhanden. 
Das  culturelle  Ergebniss  entspricht  dem  bei  Nr.  1. 

3.  Die  Milz  lässt  mikroskopisch  keine  Bacterien  erkennen  und  zeigt  in  den  angelegten  Aussaaten 
einige  Colonien  einer  plumpen  Bacillenart. 

4.  Eine  mesenteriale  Lymphdrüse  zeigt  weder  mikroskopisch  mich  culturell  Bacterienformen. 

5.  Im  Dickdarminhalt  ündet  sich  mikroskopisch  ein  reichliches  Bacteriengemenge  von  Coccen  und 
Bacillen  \crschiedenster  Form  und  Griisse;  unter  den  Bacillen  finden  sich  auch  solche,  die  in  Form  und 
Aussehen,  ebenso  hinsichtlich  der  Färbbarkeit  Pestbacillen  gleichen. 

Die  Culturen  sind  völlig  von  Colimien  der  Coligruppe  überwuchert. 

6.  Culturen  von  der  Galle  zeigen  eine  reichliche  Reincultur  von  Bacterium  coli. 


Histologischer  Befund. 

1.  Pneumonie  vom  Unterlappen  der  linken  Lunge.  Die  Inbulärpneumonischen  Herde  zeichnen 
sich  durch  ihren  Keichthum  an  fibrinösem  Exsudat  und  Hämorrhagien  aus.  Viele  Aheolen  sind  \-on  homogen 
geronnener  Ödemfiüssigkeit  erfüllt,  der  zahlreiche  polynucleäre  Leukocyten  beigemengt  sind.  Die  Blutgefässe 
und  Capillaren  stark  mit  Blut  gefüllt.  Im  Übrigen  keine  besonderen  Abweichungen  vom  gewöhnlichen  Bilde 
einer  lobulären  Pneumonie.  Auf  mit  Methylenblau  gefärbten  Schnitten  sieht  man  sehr  zahlreiche  vorwiegend 
intracellulär  gelagerte  Coccen,  die  entweder  zu  kleinen  Häufchen  angeordnet  sind  oder  Gonococcen-  und 
Tetragenus-ähnliche  Formen  bilden.  Ausserdem  finden  sich  ebenfalls  zahlreiche  lange,  dicke  Stäbchen,  die 
manchmal  Fäden  bilden  und  in  Form  kleiner  Büschel  bei  einander  liegen.  Pestbacillen  nirgends  nachweisbar. 
Im  Eiter  einzelner  Bronchien  kleinere  Häufchen  feiner,  kurzer  Stäbchen,  die  häufig  intracellulär 
gelagert  sind. 

2.  Ly'mphdrüsen,  die  zu  einer  kurzen  Kette  an  der  rechten  und  an  der  linken  Seite 
der  Trachea  angeordnet  sind,  zeigen  mikroskopisch  eine  ungleichmässig  vertheilte  starke  Blutfüllung 
der  Blutgefässe.  In  der  Umgebung  der  Lymphdrüsen  einige  mit  homogen  geronnenem  Serum  erfüllte 
Lymphgefässe,  welches  auch  stellenweise  das  Bindegewebe  durchsetzt.  Die  nicht  auffallend  veränderten 
Sinus  reich  an  leukocytären  Elementen.  Nach  Färbung  der  Schnitte  mit  polychromem  Methylenblau  sind 
keine  Mikroorganismen  nachweisbar.  Besonders  in  den  Sinus  liegen  zahlreiche  kleine,  runde  Gebilde,  die 
sich  mit  Methylenblau  röthlich  färben. 


472  //.  Albrecht  und  A.  Ghoii, 

3.  Schnitte  durch  diu  pcrihronchialen  Lymphdrüsen  ergel:ien  einen  ganz  ähnlichen  Befund: 
Hyperämie,  serös-ödematöse  Durchti-änkung  des  Bindegewebes  ihrer  Umgebung,  leichte  Krweiterimg  der 
Sinus  und  Anfüllung  derselben  mit  Leukocyten.  Ziemlich  zahlreiche  mit  Kohlenpigment  erfüllte  Zellen. 
Mittelst  iMethylenhlaufärbung  keine  Mikroorganismen  nachweisbar. 

4.  Auch  die  mesenterialen  Lymphdrüsen  ergeben  keinen  besonderen  Befund. 

5.  In  der  Milz  findet  sich  feinkörniges  oder  etwas  gröber-klumpiges,  schwarzbraunes  Pigment,  das 
zumeist  cxtracellulär  liegt  und  gieichmässig  über  das  Schnittpräparat  vertheilt  ist.  (Malaria.)  iJie  Milz  ist 
ziemlich  blutreich  und  zeigt  sonst  keine  Besonderheiten.  Keine  Bacterien  auffindbar. 

G.  Die  Dickdarmschleimhaut  zeigt  ausgedehnte  und  zusammenhängende  Blutungen,  welche  die 
Krypten  oft  vollständig  einhüllen  und  auch  bis  in  die  Submucosa  dringen.  In  den  Lieberkühn'schen  Krypten 
zahlreiche  Becherzellen,  die  Schleimhautoberfläche  mit  leukocytenreichem  Schleim  bedeckt;  sowohl  der 
Oberfläche  aufgelagert  wie  innerhalb  der  Blutungen  und  im  Lumen  der  Schleimdrüsen  zahlreiche  Coccen 
und  dicke  imd  schlankere  Stäbchen. 


Epikrise. 

Als  'rudesursache  ist  die  Lobulärpneumonie  der  linken  Lunge  anzusehen,  die  bacteriologisch  durch 
G(_)nococcen-ähnlich  intracellulär  gelagerte  Coccen  und  intracellulär  gelagerte  feine  Bacillen,  welche  V(.)ll- 
ständig  Influenzahacillen   entsprechen   und  jedenfalls   auch   als  solche  anzusehen  sind,  hervorgerufen   ist. 

Weder  in  den  bronchialen  und  trachealen  Lymphdrüsen  noch  in  der  Milz  sind  irgendwelche  Bacterien 
histologisch  auffindbar.  Nirgends  irgend  ein  Anhaltspunkt  für  eine  abgelaufene  oder  frischere  Pestinfection. 
Die  in  den  Deckglaspräparaten  der  pneumonischen  Herde  spärlich  nachweisbaren  Pestbacillen  ähnlichen 
Formen  dürften  wohl  nur  den  in  den  Aussaaten  angegangenen  Stäbchen  der  Kapselbacillengruppe  ent- 
sprechen.   Auch  die  Veränderungen  im  Darmtracte  sind  zweifellos   auf  die  Influenzainfection   zu  beziehen. 


Gonoeoeeen-Peritonitis. 

Jcmki  Natliyo,  Weib,  25  Jahre  alt,  ohne  Beschäftigung,  wurde  am  18.  März,  8  Uhr  Abends,  am 
IV.  Krankheitstage  ins  Spital  aufgenommen  und  starb  am  20.  März  um  2  Uhr  Nachts,  am  VI.  Krankheitstage. 
Section  am  selben  Tage,  ungefähr  7  .Stunden  post  mortem. 

Weibliches  Cadaver,  lAAcni  lang,  \'on  gracilem  Knochenbau,  massig  entwickelter  Musculatur,  ziemlich 
gut  genährt,  Todtenflecke  spärlich,  diffus,  röthlichviolett  an  den  abhängigen  Körperpartien,  Todtenstarre 
erhalten.  Pupillen  weit,  beiderseits  gleich,  sichtbare  Schleimhäute  fast  blutleer.  Am  Gebiss  nichts  Patho- 
logisches nachweisbar. 

Hals  kurz,  schlank,  in  seinen  Gruben  und  in  den  Achselhöhlen  keine  Drüsen  palpabel.  Thorax  kiu'z, 
gut  gewölbt,  breit,  symmetrisch. 

Brustdrüsen  ziemlich  gut  entwickelt,  fettarm.  Abdomen  unter  dem  Niveau  des  Thorax.  Schleimhaut  des 
äusseren  Genitale  von  missfärbigen  Massen  bedeckt;  aus  demselben  ergiesst  sich  übelriechende,  missfärbige 
Flüssigkeit.  Leistendrüsen  nicht  tastbar.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 

Die  weichen  Schädeldecken  blut-  und  fettarm.  Dura  mater  am  knöchernen  Schädeldach  adhärent. 
Schädeldach  länglich-oval,  symmetrisch,  sein  Längsdurchmesser  beträgt  Iß'/aC'w,  sein  querer  '\2cin  imd 
seine  Peripherie  48  cm.  Knochen  an  den  dicksten  Stellen  fast  1  cm  dick.  Spongiosa  stellenweise  ver- 
schwunden, Innenfläche  der  Tabula  interna  glatt  und  glänzend.  Dura  mater  gut  gespannt,  glatt,  glänzend. 
Im  Sichelblutleiter  halbflüssige  Cruormassen.  Die  inneren  Hirnhäute  an  der  Gehirnbasis  zart,  ziemlich 
blutreich.  Die  Gefässe  zartwandig.  Gehirnrinde  röthlichgrau,  gleich  breit.  Das  weisse  Marklager  \'on 
spärlichen  Blutpunkten  durchsetzt,  weicher.  Sonst  am  Gehirn  nichts  Pathologisches.  Die  Ventrikel  sehr  enge. 

Schilddrüse  klein,  auf  dem  Durchschnitte  röthlichgelblich,  gekörnt,  colloid. 


Betihnpest.  IL  PathologiscJi-aiia/oniiscJier  Bericht.  473 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Halsgefässe  etwas  vergrössert,  isolirt,  röthlichgrau,  auf 
dem  Durchschnitte  ziemlich  blutreich,  gleichmässig  röthlich  gefärbt.  Auch  die  Lymphdrüsen  in  beiden 
Submaxillargegenden  etwas  geschwollen  und  ähnliche  Veränderungen  zeigend. 

Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  geröthet,  geschwollen.  Beide  Tonsillen  vergrössert,  stark  prominent, 
ihre  Schleimhaut  und  Umgebung  blassgelb,  ödematös.  Aus  den  Ffropfciffnungen  entleert  sich  auf  Druck 
gelbliche,  eiterähnliche  Flüssigkeit.  Auf  dem  Durchschnitte  sind  sie  sehr  saftreich,  massig  blutreich, 
entleeren  eiterähnlichen,  schleimigen  Saft.  Ebenso  die  Schleimhaut  im  Bereiche  der  Zungenfollikel  iidematös. 

Die  ary-epiglottischen  Falten  und  die  Epiglottis  ebenfalls  sehr  lebhaft  gen'Uhet  und  etwas  ()demat()S. 
.Schleimhaut  des  Larynx  und  der  Trachea  geröthet,  ödematös. 

An  der  Pleura  costalis  und  besonders  an  der  Pleura  mediastinalis  linkerseits  zahlreiche  bis  linsengrosse 
Hämorrhagien.  Ebenso  an  der  Pleura  des  linken  Unterlappens  reichliche  Gruppen  von  erbsengrossen 
Blutungen. 

Linke  Lunge  flaumig,  auf  dem  Durchschnitte  blutreich.  Im  Unterlappen  etwas  mehr  ödematös.  .Auf  dem 
Durchschnitte  finden  sich  hanfkorngrosse,  blutroth  gefärbte,  gleichmässig  über  das  Lungengewebe  verbreitete 
Hämorrhagien.  Sonst  ist  das  Lungengewehe  lufthaltig.  Schleimhaut  der  Bronchien  etwas  gen'Uhet 
reichlichen  Schleim  enthaltend. 

Auf  der  rechten  Seite    finden    sich   an  der  Pleura  mediastinalis  sehr  zahlreiche   confluirende  Blutungen. 

Pleura  der  rechten  Lunge  zeigt  spärliche  Ecchymosen.  Das  Lungengewebe  ist  vollständig  lufthaltig, 
ergibt  auf  dem  Durchschnitte  einen  ähnlichen  Befund  wie  linkerseits,  doch  sind  die  dunkelblutrothen  Flecken 
auf  dem  Unterlappen  beschränkt  und  spärlicher. 

Herzbeutel  zart,  wenige  Tropfen  Serums  enthaltend.  Herz  ziemlich  klein,  rechter  Ventrikel  schlaff. 
Am  F^picard  der  hinteren  Wand  des  rechten  Ventrikels  spärliche  punktförmige  Blutaustritte.  Epicard  sonst 
ziemlich  fettarm.  In  den  Herzhöhlen  spärliche  Cruormassen,  im  rechten  Ventrikel  ziemlich  reichliche  F'ibrin- 
gerinsel.  Alle  Klappen  zart,  schlussfähig.  Myocard  blass-gelblich,  morscher. 

Schleimhaut  der  Speiseröhre  blutig  imbibirt,  das  Epithel  postmortal  getrübt  und  gelockert. 

Schleimhaut  der  Trachea  und  der  grossen  Bronchien  mit  reichlichem  Schleim  bedeckt,  lebhaft  gerc'Uhet. 

Die  Lymphdrüsen  der  Bifurcation  anthracotisch,  ihre  Rinde  etwas  röther,  saftiger,  die  Lymphdrüsen  zu 
beiden  Seiten  der  Trachea  lebhaft  geröthet,  etwas  geschwollen,  bis  erbsengross. 

Das  Peritoneum  fleckig  geröthet,  und  zwar  hauptsächlich  über  dem  Dünndarm,  allenthalben  getrübt 
und  bedeckt  \-on  zarten,  gelblichen  Fibrinmembranen,  besonders  reichlich  am  Peritonealüberzug  der  Leber. 
Die  einzelnen  Darmschlingen  miteinander  verklebt.  Im  Cavum  Douglasii  etwas  dickere  Fibrinmemhranen 
und  etwas  Eiter. 

Das  rechte  Ligamentum  latum  an  seiner  hinteren  Fläche  von  kleinen  Blutaustritten  und  darüber  \'on 
blutig  tingirten  Fibrinmembranen  bedeckt.  Die  hintere  Fläche  der  Ovarien  übersäet  \-on  punktförmigen  Blut- 
austritten und  mit  Exsudatmembranen  bedeckt. 

Leber  von  entsprechender  Grösse,  Kapsel  getrübt,  mit  P'ibrin  belegt,  von  ziemlich  derber  Consistenz, 
auf  dem  Durchschnitte  blutreich,  Läppchenzeichnung  undeutlich,  graubraun. 

Gallenblase  massig  mit  dunkler  Galle  gefüllt,  Schleimhaut  dunkel  gallig-braun,  sonst  nicht  weitei- 
verändert. 

Milz  nicht  vergrösseit,  Wem  lang,  bcm  breit,  ziemlich  flach,  von  ziemlich  derber  Consistenz,  auf  dem 
Durchschnitte  blutreich,  dunkelblutroth,  grobes  Stroma  erheblich  \-ermehrt,  Schnitttläche  glatt,  Follikel  als 
graue  Punkte  stellenweise  sichtbar,  Pulpa  nicht  ausstreifbar. 

Rechte  Niere  etwas  grösser,  plump.  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt,  auf  dem  Durchschnitte 
grauroth  gefärbt,  Rinde  verbreitert,  ebenso  die  Columnae  Bertini.  Pyramiden  an  der  Peripherie  dunkelblut- 
roth. von  der  Rinde  abgesetzt,  Glomeruü  auf  der  Schnittfläche  gut  sichtbar.  Schleimhaut  des  Nierenbeckens 
nicht  xerändert.  Die  linke  Niere  noch  blutreicher,  sonst  derselbe  Befund.  Eine  Gruppe  von  kleinen,  punkt- 
tVirmigen  Hämorrhagien  im  Becken  der  linken  Niere. 


474  //.  Alhrcchl  und  A.  Glion, 

Das  Peritoneum  an  beiden  Adnexen  inlensi\'  gerüthet,  beide  Adnexe  frei.  Ovarien  gross,  Oberfläche 
leicht  gekerbt.  Tuben  geschlängelt,  dünn,  ihre  Schleimhaut  tief  geröthet  und  geschwollen. 

Harnblase  massig  mit  Harn  gefüllt,  derselbe  gelblich,  klar;  Schleimhaut  der  Harnblase  vveisslich,  in  der- 
selben reichlich  Venennetze  sichtbar. 

Schleimhaut  der  Vagina  getrübt,  etwas  verdickt  im  Fornix,  sowie  an  der  vorderen  und  hinteren  Wand 
einige  ganz  Hache,  oberflächliche  Geschwüre,  Schleimhaut  des  Uterus  leicht  verdickt,  mit  blutigen  Massen 
belegt,  die  im  Fundus  der  Schleimhaut  fest  anhaften.  Diese  überall  vorhanden,  gelblich,  circa  1  mm  dick. 

In  der  Schleimhaut  des  Kectums  nichts  Pathologisches. 

Im  Magen  neben  Spulwürmern  reichliche  gallige  Massen  enthalten.  Schleimhaut  geschwollen,  grau. 

Schleimhaut  des  Duodenum  ebenfalls  geschwollen,  stark  gallig  imbibirt.  Im  ganzen  Dünndarm  reichlich 
gallig  gefärbte,  schleimige  Chymusmassen.  Die  Plaques  an  manchen  Stellen  mehr  prominent.  .Schleimhaut 
geröthet.  Sonst  an  der  ganzen  Schleimhaut  nichts  Pathologisches.  Ebensowenig  an  der  Bauhini 'sehen 
Klappe  und  am  Processus  \-ermiformis. 

Im  Dickdarm  sehr  reichliche  gallige,  ungeformte,  dickliche  Fäcalien.  Vom  Quercolon  abwärts  finden 
sich  in  der  gelockerten  und  stärker  verschleimten  Schleimhaut  ziemlich  zahlreiche  punktgrosse  Blutaustritte, 
bis  zum  Rectum  reichend. 

Die  oberflächlichen  und  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  etwas  vergrössert,  flach,  derb,  auf  dem  Durch- 
schnitte erscheint  die  Rinde  etwas  verbreitert,  grauröthlich,  succulent. 

Die  Lymphdrüsen  in  beiden  Axillen  ebenfalls  etwas  vergrössert,  hart,  auf  dem  Dui'chschnitte  ist  das 
Mark  grau-gelblich,  die  Rinde  fleckig-roth,  verbreitert,  succulent. 

Die  mesenterialen  Lymphdrüsen  auch  vergrössert,  bis  hasclnussgross,  auf  dem  Durchschnitte  etwas 
medullär,  blassgelb. 


Wie  die  bacteriologischen  und  histologischen  Untersuchungen  \'orliegendcn  Falles 
beweisen,  handelte  es  sich  um  eine  diffuse  eiterige  Gonococcen-Peritonitis ,  die  \'om 
Genitale  ihren  Ausgangspunkt  nahm.  Der  Fall  soll  ausführlich  an  anderer  Stelle  publicirt  werden. 

Cholera. 

Unbekannter  Hindu.  Section  am  10.  April. 

Männliches  Cadaver,  162  c;;?  lang,  gracil,  ziemlich  mager.  Todtentlecke  reichlich  an  den  abhängigen 
Kiirperpartien.  Todtenstarre  ausgesprochen.  Augen  halonirt.  Lippen  und  Mund  cyanotisch. 

In  der  rechten  Fossa  supraclavicularis  ein  hühnereigrosses  Lipom. 

Thorax  von  entsprechenden  Dimensionen.  Abdomen  unter  dem  Niveau  des  Thorax,  Haiit  in  F"alten 
abhebbar,  letztere  bleiben  stehen. 

Weiche  Schädeldecken  blutreich,  Schädel  länglich-oval.  Im  Sichelblutleiter  flüssiges  Blut.  Dura  mater 
zart  und  blutreich,  innere  Meningen  sehr  blutreich,  zart,  Gefässe  zartvvandig.  Hirnrinde  graiu-oth,  das  weisse 
Marklager  massig  reichlich  mit  Blutpunkten  durchsetzt,  teigig-weich.  Ventrikel  enge,  Kleinhirn  blutreich. 

Musculatur  ziemlich  trocken,  bleicher. 

Schilddrüse  klein,  colloid. 

Schleimhaut  des  Larj'nx  imd  der  Trachea  gelblich. 

Linke  Lunge  frei,  Pleura  glatt,  glänzend,  wie  mit  zartem,  fadenziehenden  Schleim  belegt,  sehr  blut- 
reich. Rechte  Lunge  etwas  mehr  gebläht  als  die  linke,  sonst  derselbe  Befund  wie  links. 

Herzbeutel  sehr  zart,  in  ihm  einige  Tropfen  schleimigen  Serums.  Am  Epicard  des  rechten  und  linken 
Ventrikels  einige  Gruppen  kleiner  Blutungen.  Herz  schlaff,  im  linken  Ventrikel  wenig  flüssiges  Blut,  ebenso 
in  dem  rechten,  neben  spärlichen  Fibringerinseln.  Klappen  schlussfähig.  Myocard  grau-gelblich,  morsch. 

Leber  nicht  vergrössert,  Kapsel  glatt,  zart.  Das  Parenchym  ist  auf  dem  Durchschnitte  bi'aim,  ziemlich 
blutarm,  aus  den  grossen  \'enen  fliesst  schwarzrothes,  dickliches  Blut  langsam  ab. 


Bcnhupcil.  II.  Patliologisch-anatomischcr  licrichf.  475 

Milz  klein,  lichtblutroth,  blutarm.  Auch  in  den  grossen  Milzgefässcn  dasselbe  eingedickte  Blut  wie  in 
Lebervenen. 

Netz  und  Schlingen  des  Dünndarms  wie  verklebt  durch  lange  Fäden  ziehenden  Schleim.  Serosa  des 
Dünndarms  geröthet,  die  des  Dickdarms  nicht. 

Nieren  klein,  etwas  bleicher,  Rinde  nicht  verbreitert,  Grenze  zwischen  Rinde  und  Pyramiden  nicht  ganz 
deutlich, 

Harnblase  contrahirt,  ein  paar  Tropfen  gelblichen  Urins  enthaltend. 

Magen  in  seinem  Fundusantheile  etwas  gebläht,  daselbst  die  Schleimhaut  in  Jvilten  gelegt  und  geröthet, 
erfüllt  \-on  grau-grünlichem,  schleimigen,  bröckligen  hihalte.  Schleimhaut  der  Pylorusgegend  zeigt 
Andeutung  von  Etat  mamellonne. 

Die  Schleimhaut  des  Duodenum  ist  mit  reichlichem,  grünlichgrauen,  lockeren  Schleim  bedeckt, 
geschwollen,  gelockert,  rosenroth. 

hn  mittleren  und  oberen  Theile  des  Jejunum  findet  sich  etwas  mehr  Schleim,  der  der  Schleimhaut 
ctw-as  fester  anhaftet. 

Schleimhaut  des  Jejunum  ist  sehr  stark  geschwollen  und  gelockert,  mit  Schleim  bedeckt,  gleichmässig 
rosenroth.  Die  Schleimhaut  des  Ileum  ist  stark  geschwollen  und  gelockert,  stark  verschleimt  und  intensiv 
fleckig  geröthet,   die  Plaques  sind  nicht  besonders  verändert,   auch   nicht   die   mesenterialen  Lymphdrüsen. 

Im  unteren  Ileum  reiswasserähnlicher  Inhalt,  untermengt  mit  grünlichen,  der  Schleimhaut  leicht 
anhaftenden  Schleimflocken. 

Im  Dickdarm  flüssige,  grünliche  Massen  enthalten.  Schleimhaut  im  Allgemeinen  gelockert  und  stark 
verschleimt,  rosenroth,  im  Colon  descendens  intensiv  fleckig  geröthet. 


Histologischer  Befund. 

1.  Niere.  Das  Epithel  der  Harncanälchen  der  Tubuli  contorti  ist  niedrig,  die  Harncanälchen  sind 
erweitert.  Die  Epithelzellen  sind  zum  Theile  mehr  gleichmässig  mit  Eosin  gefärbt,  zum  Theile  fein  granulirt, 
wie  wenn  Fetttröpfchen  darin  liegen  würden,  die  Epithelgrenzen  sind  oft  undeutlich  oder  verschwunden.  In 
den  Harncanälchen  liegen  fein  granulirte  Massen,  ebenso  zwischen  Knäuel  und  Kapsel  der  Glomeruli.  Die 
Glomeruli  sind  blutreich.  Desgleichen  sind  die  Gefässe  und  Capillaren  sowohl  der  Rinde  wie  des  Markes 
stark  erweitert  und  mit  Blut  gelullt. 

2.  Herz.  Die  Muskelfibrillen  sind  manchmal  wie  angeschwollen,  die  Querstreifung  fehlt  stellenweise. 
Die  Kerne  der  Muskelzellen  sind  gut  färbbar. 

Entsprechend  der  Conservirung  in  Müller-Formol  lassen  sich  feinere  Zeichen  der  Degeneration  nicht 
nachweisen. 

Cholera. 

Männliches  Cadaver,  \Q2  an  lang,  von  kräftigem  Knochenbau,  gut  entwickelter  Musculatur,  guter 
Ernährung.  Todtenstarre  stark  ausgeprägt,  Todtenflecke  diffus  an  den  abhängigen  Partien.  Gesicht  ver- 
fallen, Hornhäute  getrübt,  Conjunctiven  blutarm,  ebenso  die  Lippenschleimhaut.  Zähne  erhalten  und  gesund. 
Hals  lang,  kräftig,  Thorax  lang,  breit,  gut  gewölbt,  Abdomen  im  Niveau  des  Thorax. 

Weder  am  Halse  noch  in  den  Achselhöhlen,  noch  in  inguine  auffällig  veränderte  Drüsen  tastbar. 

Im  oberen  Drittel  des  linken  Unterschenkels  eine  2  cm  lange,  1  cm  breite,  mit  Blutkrusten  bedeckte  Ex- 
coriation,  zwei  ähnlich  beschaffene  an  der  rechten  Tibia. 

Die  weichen  Schädeldecken  fett-  und  blutarm.  Schädeldach  länglich-oval,  IS'/a""  im  Längs-,  12'/2  im 
queren  Durchmesser,  51  cm  im  Umfange  messend,  symmetrisch.  Schädelknochen  bis  zu  8«/;»  dick,  Diploe 
erhalten,  Innenfläche  glatt,  glänzend,  seine  Nähte  vorhanden.  Im  Sichelblutleiter  geringe  Mengen  von  Fibrin- 
gerinseln. Dura  mater  gut  gespannt,  glatt.    Die  Meningen  an  der  Gehirnbasis   imd  Convexität   zart,    ziemlich 

lienkschrifteii  der  m.ithem.-n.iturw.  Cl,    LXVI.  I'.J. 


47G  1!.  AIhrecht  iiiid  A.  (Hioii, 

bkiti-eich,  Clelasse  iin  der  Basis  zai't  und  enge,  Rinde  L;leichni;issig  breit,  graunitli,  tlas  weisse  Marklager  vun 
zahlreichen  Blulpunkten  durchsetzt,  teigig.  X'entrikel  nicht  erweitert,  K.pendym  zart,  glatt.  Stammgangiien, 
Kleinhirn,  Medulla,  Pons  ohne  pathologische  X'eränderungen. 

Zwerchfellstand  beiderseits  am  unteren  Rande  der  vierten  Rippe. 

Die  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  des  Halses  flach,  gelblich,  nicht  vergr(')ssert,  ziemlich  derb. 

Schilddrüse  nicht  vergrössert,  ziemlich  blutreich,  gekörnt. 

Tonsillen  prominent,  zerklüftet,  am  Durchschnitte  saftreicher,  Schleimhaut  des  Pharyn.x  und  des 
Larj'nx  blutreicher.  Die  Follikel  an  der  Pharynxwand  und  am  Zungengrunde  ziemlich  derb,  prominent. 

Linke  Pleura  zart,  glatt,  sehr  klebrig.  Die  linke  Lunge  allenthalben  lufthaltig,  hellroth,  blutreich.  Dieselben 
W'ihältnisse  an  Pleura  und  Lunge  auch  rechts,  nur  erscheint  hier  der  Unterlappen  stärker  blutreich. 

Herzbeutel  mit  dem  Herzen  durch  bindegewebige  Membranen  xerwachsen  und  schwer  ablösbar.  I^Iei-z 
nicht  \-ergrössert,  Epicard  über  dem  rechten  Ventrikel  kleine  pimktförmige,  über  dem  linl<en  X'entrikel 
grössere  confluirende,  schwarzrothe  Blutausti'itte  zeigend. 

Ductus  thoracicus  nicht  verändert. 

•Schleimhaut  des  Ösophagus  blutarm,  die  Trachea  und  die  Bronchien  mit  schaumiger  Flüssigkeit  erfülli, 
etwas  blutreicher.  Die  Drüsen  an  der  Bifurcation  grösser,  blutreicher,  saftiger. 

Das  Peritoneum  allenthalben  lebhaft  injicirt,  sehr  klebi'ig,  wie  mit  fadenziehendem  .Schleim  bedeckt. 

Leber  vergrössert,  ihre  Ränder  etwas  plumper,  Kapsel  zart,  ObertTäche  glatt,  auf  der  Schnittfläche  die 
acinöse  Structur  vollständig  \-erwischt,  Parenchym  lehmfarben,  stellenweise  gefleckt,  brüchig. 

Gallenblase  prall  gefüllt  mit  dunkler,  zäher  Galle,  ihre  Schleimhaut  nicht  verändert. 

Milz  13 cm  lang,  6^/2011  breit,  Sein  dick,  ihre  Kapsel  nicht  x'erdickt,  etwas  gerunzelt.  Auf  dem  Durch- 
schnitte nicht  erweicht,  Pulpa  nicht  \-orquellend,  F'ollikel  \'orspringend,  Trabekel  erhalten. 

Nebennieren  etwas  blutreicher. 

Niei^en  plumper,  Kapsel  zart,  Oberfläche  glatt,  Stellulae  Verheyni  deutlich  injicirt,  die  Rinde  etwas 
breiter,  gelb  gestreift,  Glomeruli  vorspringend,  Pyramiden  blutreicher.  Schleimhaut  des  Nierenbeckens 
stärker  geröthet. 

Blase  fast  leer,  Schleimhaut  blutarm. 

Pankreas  gelblichweiss,  derb  gekörnt. 

Der  Magen  enthält  spärliche  gallig  gefärbte  Massen,  seine  Schleimhaut  ist  gelockert,  auf  der  HiWie  der 
Falten  injicirt. 

Das  Duodenum  enthält  i-cichlich  gallig  gefärbte  Chymusmasscn.  Seine  Schleimhaut  stärker  injicirt, 
geschwollen,  gelockert. 

Der  Dünndarm,  besonders  das  Ileum,  enthält  reichlich  weisslichgraue,  dünnflüssige  Massen,  seine 
Schleimhaut  bedeckt  mit  reichlichen  schleimigen  Flocken,  die  Plaques  und  die  Follikel  springen  vor  und 
sind  stark  geröthet. 

Ähnliche  Veränderungen  finden  sich  auch  am  Dickdarm. 

Die  Lymphdrüsen  des  Mesenteriums  sind  etwas  grösser,  doch  flach,  gelblich,  ziemlich  derb,  am  Durch- 
schnitte wenig  saftreich.  Die  Lymphdrüsen  in  der  rechten  Inguinalgegend  sind  nicht  vergrössert,  flach,  ein 
wenig  saftreicher,  die  in  der  linken  grösser,  namentlich  die  oberflächlichen,  derb,  stellenweise  geröthet.  Die 
Lymphdrüsen  in  den  beiden  Achselgruben  über  bohnengross,  etwas  weicher,  auf  dem  Dm-chschnitte  saft- 
reicher imd  stärker  geröthet. 


Histologischer  Befund. 

L  Niere.  Die  Epithelzellen  der  Hai'ncanälchen  sind  gross  und  angeschwollen,  ihr  Protoplasma  enthält 
vielfach  ungefärbte  Tröpfchen,  ihr  Kern  ist  gross  und  blass,  die  Harncanälchen  sind  nicht  erweitert,  jedoch 
vielfach  mit  hyalinen  Cylindern  ausgefüllt,  in  den  Glomeruli  befinden  sich  zwischen  Knfiucl  'und  Kapsel 
feinkörnig  geronnene  Exsudatmassen.  Kein  übermässiger  Blutgehalt  des  Organes. 


Bculciipcst.  II.  Patlioloiiisch-analouiisclicy  Bericht.  477 

2.  Dünndarm,  3  Stücke.  Sanimtliche  Zotten  sind  des  Epithels  entblösst.  Das  Epithel  ist  nehst  zahlreichen 
Leukocytcn  in  ziemlich  reichlichen  Schleimmassen  suspendirt,  die  in  manchmal  ziemlich  breiter  Schichte  die 
eigentliche  Schleimhaut  bedecken  und  in  zusammenhängender  Schichte  überziehen. 

Das  Schleimhautgewehe  zwischen  den  Lieberkühn'schen  Krypten  ist  ebenso  wie  die  Darmzotten  ausser- 
ordentlich zellreich,  wie  inliltrirt  \'on  meist  mononucleären  Leuküc\'ten.  Die  Epithelzellen  der  Lieber- 
kühn'schen Krypten  zeigen,  soweit  sie  erhalten  sind,  jedenfalls  keine  besondere  schleimige  Degeneration, 
indem  man  fast  nirgends  Becherzellen  sieht,  vielmehr  sind  die  neben  einander  stehenden  Epithelzellen  von 
einander  kaum  abgrenzbar  und  ihr  Protoplasma  färbt  sich  mit  Eosin  schön  roth. 

In  einem  der  Präparate  ist  ein  Peyer'scher  Plaque  enthalten.  Die  Keimcentren  sind  sehr  gross.  In  einem 
besonders  grossen  Keimcentrum  sind  die  Zellen  schlecht  abgrenzbar,  die  Kerne  sind  schwach  gefärbt, 
bläschenartig.  An  der  Peripherie  desselben  finden  sich  massig  zahlreiche  \-erschieden  grosse,  aber  immer 
kleine,  stark  mit  Hämalaun  gefärbte  Körnchen  (Kerndetritus),  blass  mit  Eosin  gefärbte  Schollen. 

Die  Blutgefässe  und  Capillaren  sind  stark  erweitert  und  mit  Blut  gefüllt. 

Die  Endotheiien  der  Lymphgefässe  zwischen  den  beiden  Darmmuskelschichten  sind  sehr  gross,  ihr 
Protoplasma  ungleichmässig  mit  Eosin  gefärbt,  deutlich  granulirt. 

In  Präparaten,  die  in  derselben  Weise  nach  Unna  gefärbt  wurden  wie  die  der  Pestleichen,  erscheinen 
die  Cholerabacillen  deutlich,  aber  blassblau  gefärbt. 

Man  sieht  in  diesen  Präparaten  in  den  Schleimmassen  und  dem  Zelldetritus  zwischen  den  Darmzotten 
und  innerhalb  des  Drüsenlumens  der  Lieberkühn'schen  Krypten  zahlreiche  Cholera- Vibrionen,  in  geringerer 
Anzahl  daneben  gerade,  plumpe  Stäbchen,  die  sich  viel  intensiver  blau  gefärbt  haben,  und  vereinzelte 
Haufen  von  ebenfalls  stark  gefärbten  Coccen  von  verschiedener  Grösse. 


In  beiden  Cholerafällen  gelang  es  uns  durch  die  bacteriologischc  Untersuchung  den 
\'ibrio  cholerae  asiaticae  Koch  im  Darminhalte  sow(.)hl  culturull  als  auch  mikroskopisch 
nachzuweisen. 


62" 


478 


hl.  Albrcclit  nihi  A.  O/ioii, 


Tabellarische  Übersicht  der  zur  übduction  g-ekommenen  Pestfälle. 


N  a  m  ( 


Goschlecht 


Alter 


Beschäftigung 


Krank- 
heitsdauer 
in  Tagen 


Anatomische 
l'urm  der  Erkrankung 


Niininie 


Bhavoo  Sadu 


Kondi  Krishna 


Sacoo  Cumbla    . 


Dhondu  Saddoo 


Bhagee  Yemma 


Vislnu  Sakharam 


Francis  Xavier 
Desouza    .    . 


Rama  Jewa 


Dhoru 


Ittoo  Koosaba 


Lumba  Bahojee 


Shewa  Appa 


Bageerathi  .    . 


Bhagu 


Moorar  Ramjee 


Chiwa  Makan 


Phankoo  Natto 


Bayio  Aranjee 


Gopall  Laximon 


Laximon  Govint 


Arjoon  Teelu  . 


Bolkrishne  Tatia 


Dogdu  Laximon 


Bayo 


Jajrow  Sookhlal 


Mann 


Diener 


Kutscher 


Weib 


50 


Fabriksarbeiterin 


Mann 


Weib 


35 


ohne  Beschäftigung 


Mann 


45 


Kupferschmied 


Mann 
(Portugiese) 


18 


Mann 


25 


Fabriksarbeiter 


Mädchen 


Mann 


3 
30 


Fabriksarbeiter 


Knabe 


Mann 


Weib 


35 
30 


Fabriksarbeiter 


lö 


Fabriksarbeiterin 


ohne  Beschäftigung 


Mann 


45 


Mädchen 


30 
5 


3   (?) 


Weib 


Mann 


25 
40 


Fabriksarbeiterin 


Fabriksarbeiter 


14 


Diener 


40 


Fabriksarbeiter 


Weib 


35 
30 
40 


Fabriksarbeiterin 


Mann 


Kutscher 


Primärer  Bubo  d.  rechten  Halsseite.    R.  F. 


linken 


L.  M. 


M. 


M. 


M. 


rechten  und  linken 

Halsseite.  M. 


linken    Axilla.  R.  P. 


rechten 


R.  P. 


»       »    linken 


R.  P. 


»       ■'   rechten 


L.  M. 


linken 


.M. 


rechten       » 


R.  P. 


linken 


M. 


rechten 


R.  P. 


M. 


linken  » 


R.  P. 


M. 


rechten       > 

und  Cubita.        L.  M. 


rechten  .Axilla.  M. 


Prim.  Bubo  d.  linken  Inguinalgegend.  R.  P. 


M. 


R.  P. 


rechten 


R.  P. 


»  > 


R.  P. 


linken 


R.  P. 


1/IX. 


2/XV. 


3/XXI. 


4/XXII. 


5/XXX. 


6/XLVI. 


8/XIII. 


9/XXIlI. 


10/XXIX. 


1  l/XXXI. 


12/XXXIV. 


13/XXXVI. 


14/xxxvni. 


15/XL. 


Ißj-XLII. 


17/XLV. 


I8/XLVIII. 


19/XLIX. 


20/11. 


21/lV. 


2/V. 


23/VI. 


24/VII. 


25/Vm. 


Bculcupcst.  IL  Pci/Iio!og!Sch-üiuifoiii/Siiier  Bericht. 


470 


Name 


Geschlecht 


Alter 


Beschilftigiing 


Krank- 

heitsdauer 

in  Tagen 


Anatomische 
Form  der  Erkrankung 


Nummer 


Gajanam  Venayak 


Mahadia  Khristna  . 


Rama  Mahadu 


Rugha  Gangha    . 


Suckaram  Gookaram 


Bably  Arjoon  .    .    . 


Badhloo 


Dhondu  Appa 


Bala  Ishram    .    .    . 


Dajee  Vittu  Sawant 


Sonoo  Rama 


Khuman  Suhl 


Bhania  Kura 


Sukubai 


Boodhu  Chundun 


Mann 


30 


Tischler 


Fabriksarbeiter 


25 


Begari 


55 
50 


Hausdiener  (Hamal) 


n 


Mali  (?) 


Fabriksarbeiter 


40 


Wäscher 


40 


Fabriksarbeiter 


Prim.  Bubo  d.  rechten  Inguinalgegend.     M. 


»   linken 


R,  P. 


»      »   rechten 


M. 


M. 


R.  P. 


linken 


R.  P. 


R.  P. 


rechten 


R.  P. 


30 


45 


Gärtner 


Weib 


Mann 


Mathias  Fernandez 


Durguh  Bj'ahu    . 


Kristna  Joti 


Janki  Aoyojo 


Ramchandra 
Doorghu    . 


Govind  Pandoo  .    . 


(Portugiese) 


Weib 


Mann 


Weib 


Mann 


26 
25 
45 


50 


60 
19 


35 


35 


Fabriksarbeiterin 


Kellner 


Fabriksarbeiter 


10 


M. 


»     »  Unken 


R.  P. 


»      »   rechten 


R.  P. 


linken 


R.  P. 


rechten 


M. 


Primäre  Pestpneumonie.  R.  P. 


R.  P. 


R.  P 


Kein  primärer  Bubo.  Allgemeine 

Drüsenschwellung.  R.  P. 


2(?) 


42 


Kein  primärer  Bubo.  Allgemeine 

Drüsenschwellung.  M. 


Kein  primärer  Bubo.  Allgemeine 

Drüsenschwellung.  M. 


Pestmarasmus. 


.\moebendysenterie  mit  Leberabscessen. 

-  Secundäre  Septicämie  durch  Eitercoccen 

nach  Exstirpation  des  primären  Bubo. 


Secundäre  Septicämie  durch  Eitercoccen 
nach  E.xstirpation  des  primären  Bubo. 


.\ninerkung:   R.  P.  =  Reine  Pcstinlcction. 

.M.  =  Misch- (Secundär-)Inlection. 
L.  .M.  =  Localc  Misch- (Secundär-)lnrection. 


26/X. 


27/XIV. 


28/XVI. 


29/XVIII. 


30/XIX. 


31/XXIV. 


32/XXVII. 


33/XXXII. 


34/XXXV. 


35/XXXVlI. 


36/XXXIX. 


37/XLI. 


38/LI. 


39;XI. 


40/XXXIII. 


41/XLIII. 


42/XLIV. 


43/XLVII. 


44/L. 


4ö/xn. 


46/XXVI. 


47;'XVI1. 


48/XX. 


AHO  //.  Alhrcilil  iiinl  A.  ('.Inui, 


Zusammenfassung  unserer  anatomischen,  histologischen  und  bacteriologischen  Befunde 

bei  der  Pest  des  Menschen. 

1.  Allgemeine  Leichenveränderungen. 

W'as  die  Zeit  des  Totleseintrittes  betrifft,  so  schwankt  diesell^e  l^ei  den  41  zur  Obdiiction  gelangten 
Pestfällen,  die  im  acuten  Stadium  verstorben  waren,  zwischen  2  und  15  Tagen.  Es  erfolgte  der  Tod  nach 
einer  Krankheitsdauer 

von    2  Tacfen  in    3  Fällen 


» 

•i 

» 

» 

o 

» 

» 

4 

» 

» 

10 

» 

» 

5 

» 

» 

5 

» 

» 

6 

» 

» 

3 

» 

» 

7 

» 

» 

5 

» 

» 

8 

» 

» 

3 

.^ 

>> 

9 

10 

» 

» 

1 
1 

Falle 
» 

» 

11 

» 

>. 

1 

» 

» 

15 

» 

>• 

1 

» 

nach  unbekannter  Krankheitsdauer 

» 

5  Fällen 

Summe  .      44  Fälle. 

Wie  die  vorstehende  Tabelle  zeigt,  trat  der  Exitus  bei  den  meisten  innerhalb  der  ersten  8  Tage  ein 
und  innerhalb  dieses  Zeitraumes  weist  der  IV.  Krankheitstag  die  grössten  Zahlen  auf.  Schijn  um  die  Hälfte 
kleiner  ist  die  Anzahl  der  Fälle,  die  am  3.,  5.  und  7.  Krankheitstage  verstarben. 

Bemerkt  sei,  dass  bei  allen  zur  tabellarischen  Verwerthung  herbeigezogenen  Fällen  der  Beginn  der  Er- 
krankung durch  genaue,  verlässliche  .Anamnese  von  Seite  des  Klinikers  festgestellt  war.  Was  jene  5  Fälle 
mit  unbekannter  Krankheitsdauer  anbelangt,  so  lässt  sich  mit  Bestimmtheit  aussagen,  dass  sie  im  ganz 
acuten  Stadium,  also  innerhalb  der  ersten  Tage  (höchstens  8  Tage)  verstorben  waren.  Dazu  kommt  noch 
die  verschwindend  kleine  Anzahl  \-on  4  Obductionen,  welche  Fälle  betrafen,  die  entweder  einem  Pest- 
marasmus —  in  1  Falle  nach  42,  im  2.  nach  52  Tagen  —  oder  einer  im  .\nschlusse  an  die  Pestinfection 
hinzugetretenen  Krankheit  erlagen. 

Entsprechend  dem  Umstände,  dass  in  den  meisten  Fällen  der  Tod  zur  Zeit  der  höchsten  Entwicklung 
der  Krankheitsyptome  und  unter  hohem  Fieber  erfolgt  ist,  müssen  die  äusseren  Zeichen  des  eingetretenen 
Todes  bei  der  Pest  beurtheilt  werden,  und  es  sollen  im  Nachstehenden  zunächst  nur  die  oben  angefl^ihrten 
44  acuten  Fälle  berücksichtigt  werden. 

Die  Todtenflecke  sind  sehr  x'erschieden  reichlich  entwickelt,  und  zwar  umso  weniger  reichlich, 
je  mehr  der  hämorrhagische  Charakter  der  Krankheit  ausgebildet  ist.  Manchmal  fielen  sie  durch  ihre 
dunkle  Farbe  auf,  entsprechend  der  dunklen  Farbe  des  Blutes  Pestkranker  und  -Leichen,  doch  nie  in  dem 
Grade,  da.ss  man  davon  die  Bezeichnung  »schwarzer  Tod^  hätte  ableiten  können.  Im  .A.llgemeinen  waren 
sie  oft  recht  schwer  wahrnehmbar  in  Folge  der  dunklen  Hautpigmentirung  vieler  Hindu.  ^ 

Die  Todtenstarre  ist  im  .Allgemeinen  stark  entwickelt.  Wir  konnten  in  einem  Falle  ungefähr 
1  Stunde  post  mortem,  nachdem  der  Verstorbene  direct  aus  dem  Krankenzimmer  auf  den  Obductions- 
tisch  gebracht  worden  war,  und   in  einem  anderen  Falle  2  Stunden  post  mortem  starken  Rigor  mortis 


Bciilciipcs/.  Ff.  Patliologisch-anüfoniischcy  Bcriclif.  481 

constatircn.  Jedoch  ist  dieses  frühe  und  starke  Eintreten  der  Todiienstarre  keineswegs  die  Regel,  wir  sahen 
dieselbe  auch  nach  4  und  5  Stunden  nur  schwach  entwickelt.  Auch  konnten  wir  nicht  bemerken,  dass  sie 
besonders  lang  anhielte;  in  einem  Falle  reiner  Pestinfection  sahen  wir  sie  nach  20  Stimden  post  mortem  ganz 
gescliwunden  und  ein  anderes  Mal,  ebenfalls  bei  reiner  Pestinfection,  nach  22  Stunden  nur  an  den  unteren 
Extremitäten  stark  ausgesprochen.  Ausser  diesen  beiden  Fällen  fehlt  ims  eine  Erfahrung  über  das  VerJialten 
der  Todtenstarre  in  späterer  Zeit,  da  wir  die  meisten  Sectionen  wenige  Stunden  nach  eingetretenem  Tode 
\-ornahmen,  wo  dieselbe  noch  stark  entwickelt  war.  Manchmal  war  der  Rigor  mortis  aber  schon  nach  8 
oder  12  bis  15  Stunden  vollständig  x'erschwunden,  und  zwar  konnten  wir  immer  dann  ein  derartiges  \-or- 
zeitiges  X'ersch winden  der  Starre  beobachten,  wenn  es  sich  nicht  um  reine  Infectionen  mit  dem  Pest- 
erreger, sondern  um  Mischinfectionen,  durch  einen  anderen  pathogenen  Mikroorganismus  bedingt, 
handelte.  Auch  die  Fäulniss  war  in  solchen  Fällen  immer  eine  mehr  oder  weniger  vorgeschrittene.  Im  All- 
gemeinen war  es  staunenswerth,  wie  lange  sich  die  Pestcadaver  in  Bombay  in  frischem  Zustande  erhielten. 
Für  raschen  Eintritt  der  Fäulniss  wären  jedenfalls  zwei  Bedingungen  \'on  vorneherein  gegeben  gewesen, 
nämlich  die  grosse  Hitze  und  der  septische  Charakter  der  Pest.  Was  erstere  betrifft,  so  wurde  ihr  Einfluss 
wohl  dadurch  aufgehoben,  dass  man  die  Cadaver  der  frisch  \'erstorbenen  niclit  in  geschlossenen  Räumen 
unterbrachte,  sondern  sozusagen  auf  freiem  Felde  beisetzte,  nämlich  auf  einem  kleinen  Platze,  der  noth- 
dürftig  \-on  Bambusmatten  umgeben  und  bedeckt,  dem  immer  streichenden  Luftzuge  gut  zugänglich  war, 
also  unter  Bedingungen,  die  eher  EintrocJ\nung  als  Fäulniss  förderten.  Dazu  kommt,  dass  die  Pest,  im 
Gegensatze  zu  anderen  septisch-pyämischen  Erkrankungen  sicherlich  die  Fäulniss  der  Cadax'cr  nicht 
beschleunigt,  ja  dieselbe  eher  \erzögert.  Denn  wir  sahen  wiederholt  trotz  der  enormen  Hitze  bei 
Cadavern,  wenn  es  sich  um  reine  Pestinfection  handelte,  keine  \'erwesungserscheinungen  selbst  nach 
20  Stunden  post  mortem. 

Geradezu  pathognostisch  für  das  Vorhandensein  einer  Mischinfection,  besonders  durch  Strepto- 
coccen, war  aber  die  vorgeschrittene  P'äulniss  und  das  rasche  \'erschwinden  der  sonst  sehr  stark 
ausgesprochenen  Todtenstarre  nach  \'erhältnissmässig  kurzer  Zeit,  so  da.ss  wir  bald,  gleichsam  schon  \'on 
weitem,  eine  solche  diagnosticiren  konnten.  Auch  bei  den  bacteriologischen  Untersuchugen  der  Leichen- 
i)rgane  zeigte  es  sich,  dass  die  postmortale  Einwanderung  \-on  Bacterium  coli  oder  irgend  welchen  Sapro- 
phyten  eine  äusserst  massige  war  und  sich  jedenfalls  innerhalb  derselben  Grenzen  hielt,  wie  unter  gewi'ihn- 
lichen  europäischen  Verhältnissen.  Auch  die  zur  histologischen  Untersuchung  aufbewahrten  Organstücke 
Hessen  sich  sämmtlich  in  ausgezeichneter  Weise  conserviren. 

Zu  wiederholten  Malen  bekamen  wir  Leichen  zur  Obduction,  denen  während  der  Naciit  \'on  Schakalen 
Nase,  Ohren  und  Theile  der  Gesichtshaut  und  -Musculatur  abgefressen  worden  waren. 


2.  Äusseres  Integumentuiii. 

Die  häufigste  Veränderung  der  aligemeinen  Decke  besteht  in  multiplen  Hauthämorrhagien.  Sie 
sind  bald  nur  stecknadelkopfgross,  bald  erreichen  sie  eine  Grösse  von  mehreren  Centimetern  im  Durchmesser. 
Grössere,  weit  ausgedehnte  und  isolirte Hautblutungen  haben  wir  nicht  gesehen,  so  dass  der  Name  »schwarzer 
Tod«  in  diesem  Sinne  auf  die  Pest  im  Bombay  im  Jahre  1897  wohl  nicht  passt.  Manchmal  sind  sie  zahllos 
über  den  ganzen  Körper  zerstreut,  in  der  Regel  aber  nur  auf  einzelne  Theile,  z.  B.  obere  Extremitäten,  Hais, 
Schulter  oder  Kopf  beschränkt,  häufig  gerade  in  der  Umgebung  eines  primären  Bubo.  Ungemein  häufig 
findet  man  sie  zerstreut  in  den  weichen  Schädeldecken,  sowohl  in  ihren  \'orderen  wie  in  ihren  hinteren 
Antheilen.  .Sind  sie  sehr  klein,  so  kann  ihre  L'nterscheidung  von  jenen  kleinen,  häutig  auch  multiplen  Blut- 
austritten, die  nach  Mosquitostichen  entstehen,  schwer  oder  unmöglich  werden.  Grössere  und  tiefergehende 
Hautblutungen  sind  sicherlich  häufig  traumatischer  Natur,  \on  den  Pestkranken  gelegentlich  der  Flucht- 
versuche in  den  Delirien  erworben.  Man  findet  dann  über  denselben,  besonders  an  der  Haut  der  Knie- 
scheiben, der  Schienbeine,  der  Fussknr)chel  oder  der  Stirne  u.  s.  f.,  frische  oder  vertrocknete  Excoriationen, 
die  dann  eine  Untei-scheidung  ermiiglichen. 


482  II.  A I h r c c h I  ii in!  A.  Ghnii, 

Mikroskopiscli  xcigt  sich,  dass  bald  das  Coriiim  ganz  frei  von  Pjlulauslrillcn  ist  und  nur  die  Spalten  des 
subcutanen  Binde-  und  I'^ettgewebes  mit  Blut  erfüllt  sind,  bald  die  Blutung  die  Coriumpapillcn  inliltrirt.  Das 
F.pithel  ist  dabei  intact;  nur  in  einem  Falle  (3tJ/XIX.)  zeigte  sich  dasselbe  von  den  Blutmassen  durchbrochen 
imd  mit  Blutkrusten  bedeckt.  Dieliämorrhagien  sind  reich  an  polynucleären  Leukocyten,  die  gelegentlich  auch 
feinen  Körnchenzerfall  ihrer  Kerne  zeigen.  Die  Bündel  des  Bindegewebes  sehen  mitunter  wie  aufgequollen, 
fast  homogen  aus  und  in  einem  Falle  zeigten  die  Gefässwände  die  Zeichen  frischer  hyaliner  Degeneration 
hl  jedtir  der  zur  Untersuchung  verwendeten  Hauthämorrhagie  fanden  sich  Pestbacillen,  manchmal  sogar  sehr 
reichlich,  nur  in  einem  Falle,  der  eine  Mischinfection  betraf,  nur  Diplococcen  (Diplococcus  pneumoniae). 

Vergleicht  man  die  bacteriologischen  und  histologischen  Befunde  von  Blut  und  Milz  in  den  einzelnen 
Fallen  mit  der  Rcichlichkeit  der  multiplen  Hauthlutungen,  so  muss  auffallen,  dass  sich  letztere  immer  dann 
reichlich  oder  zahllos  vorfinden,  wenn  auch  Blut  und  Alilz  reichliche  Mengen  von  Pestbacillen  aufweisen 
und  wenn  überhaupt  im  einzelnen  Falle  der  hämorrhagische  Charakter  der  Krankheit  sehr  ausgesprochen 
ist.  Diese  äusserlich  sichtbaren  multiplen  Hautblutungen  sind  dann  eben  nur  eine  Theilerscheinung  dieser 
so  häufig  exquisit  hämorrhagischen  Bacteriämie.  Sie  sind  zweifellos  unter  die  embolischen  zu  rechnen, 
wenn  sich  auch  kein  das  Gefässlumen  \'erstopfender  Bacterienembolus  wie  bei  anderen  findet.  Dass  sie 
nicht  —  ebensowenig  wie  die  übrigen  zahlreichen  Blutungen  bei  der  Pest,  auf  welche  wir  im  Folgenden 
noch  wiederholt  zurückkommen  werden  —  rein  toxischer  Natur  sind,  beweist  der  Umstand,  dass  sich  im 
Allgemeinen  in  allen  jenen  Fällen,  wo  nin-  wenig  oder  keine  Pestbacillen  im  Blute  kreisen,  auch  nur  wenig 
Hämorrhagien  finden  oder  ganz  fehlen. 

hl  einem  Falle  (S/XIII)  ist  es,  sicherlich  im  Anschlüsse  an  Blutung  und  reichliche  Überschwemmung 
von  Pestbacillen,  zur  Ausbildung  eines  pustuir)s-hämorrhagischen  Infiltrats  in  der  Haut  der  Hand 
gekommen. 

Eine  andere  von  Alters  her  bekannte  und  immer  wieder  in  Zweifel  gezogene  Veränderung  der  Haut 
bei  der  Pest  ist  die  Bildung  von  Carbunkcln.  Wir  hatten  nur  drei  Mal  (im  Falle  24/VII,  3Ö/XXXVII  und 
18/XLVIII)  Gelegenheit,  derartige  Hautaffectionen  an  der  Leiche  zu  sehen  und  sie  genauerer  Untersuchung 
zu  unterziehen,  zu  verschiedenen  Malen  beobachteten  wir  sie  an  Patienten.  Sie  stellen  ziemlich  umfängliche 
bis  8  cm  im  längsten  Durchmesser  messende,  rundliche  und  prominente  Hautinfiltrate  vor,  die  einen 
erhabenen,  derb  infiltrirten  Wall  besitzen.  Im  Centrum  ist  das  Epithel  gewöhnlich  blasenartig  abgehoben, 
die  so  gebildete  Blase  mit  trübem,  röthlichen  Exsudate  gefüllt.  Platzt  die  Blase  und  fliesst  ihr  sehr  bacillcn- 
reicher  Inhalt  aus,  so  schrumpft  das  \'ertrocknende  Epithelhäutchen  (wie  bei  jeder  anderen  derartigen, 
exsudativ-entzündlichen  Epidermisblase)  zusammen,  und  es  liegt  ein  saftiges,  feuchtes,  lebhaft  roth  und  gelb 
geflecktes  und  gesprenkeltes  Corium,  einen  Geschwürsgrund  bildend,  bloss  (vergl.  Tafel  IV). 

Am  Durchschnitte  ist  das  Corium  und  das  subcutane  Fett-  und  Bindegewebe  in  mehrere  Centimeter 
dicker  Schichte  derb  und  starr  von  saftigem,  gelblichen  und  eiterähnlichen  Exsudate  in  ziemlich  weiter 
Strecke  infiltrirt  und  \'on  zahlreichen  kleinen,  pimkt-  oder  streifenförmigen  Blutungen  diu'chsetzt,  so  dass  das 
Ganze  ein  eigenartig  bunt  gesprenkeltes  Bild  bietet.  In  weiterer  Umgebung  und  allmälig  abnehmend 
findet  sich  dann  ein  sulzig-gelbliches  Ödem.  Mikroskopisch  zeigt  sich  ausser  zerstreut  stehenden  Blutungen 
eine  enorm  reichliche  Infiltration  der  subcutanen  Gewebsschichten  von  meist  polynucleären  Leukocyten, 
ganz  ähnlich  wie  bei  einer  Phlegmone,  und  von  Pestbacillen,  in  grossen,  dichten  Rasen  angeordnet.  Die 
Bündel  des  collagenen  Bindegewebes  sind  vielfach  homogen  aufgequollen  oder  in  Bruchstücke  zerfallen, 
nekrotisch.  Die  Kerne  der  Leukocyten  des  eiterigen  Exsudats  zeigen  vielfach  feinkörnigen  Zerfall  und  die 
Blutgefässe  besitzen  verbreiterte  homogene  Wand  mit  eigenartigen  Gerinnungen  in  ihrem  Lumen,  worauf 
später  ausführlich  zurückgekommen  werden  soll. 

In  der  Peripherie  eines  solchen  Carbunkels,  wo  die  Infiltration  weniger  reichlich  ist,  erscheint  das  Binde- 
gewebe \-on  homogen  oder  feinst  granulirt  geronnener  Ödemflüssigkeit  auseinander  geworfen  und  von  sehr 
zahlreichen  basophilen  Granulazellen  durchsetzt.  Plbrin  ist  ausserordentlich  spärlich  nachweisbar.  Interessant 
sind  die  Veränderungen  am  Epithel,  die  in  \ielen  denen  bei  Variola  gleichen.  Das  massenhaft  gegen  die 
C)bei-fläche  zu  \-ordringendc  pA'sudat  hebt  eine  \dm  F^pithel  gebildete,   meist   centra'  gelegene  Blase  ab    und 


Bciilciipcsf.  IL  Piilhologitich-mmtouüsclicr  Bcriclü.  483 

zwar  wird  entweder  das  ganze  Rele  Malphit^ii  liiezii  \erwendet  oder  es  bleibt  die  pit;nientirtc  Bcisalzellen- 
scliichte  im  Zusammenhani;e  mit  dem  Corium. 

Zwischen  der  Decke  und  dem  Grunde  der  Blase  spannen  sich  nun  tacherfi'H-mig  zahlreiche  in  die 
Länge  ausgezogene  und  zum  Theile  hnmogen  gewordene  F.pithelzellen,  so  dass  namentlich  an  der  Peri- 
pherie einer  solchen  Hautblase  rundliche,  xon  ungemein  bacillenreichcr  Odemncissigkeit  und  Leukocj^ten 
erfüllte  Lücken  und  Spalten  entstehen  (vergi.  Tafel  LX,  Fig.  1  und  2). 

Pestbacillen  und  polynuclcäre  Leukocyten  wandern  —  wie  wir  wiederholt  nachweisen 
konnten  —  durch  die  Epithelschichten  hindurch  an  die  Oberfläche. 

In  allen  zur  Untersuchung  gelangten  Fällen  fand  sich  sowohl  bacteriologisch  wie  histologisch  der  Pest- 
bacillus  in  Reincultin-  (abgesehen  von  einigen  \-erLmi-einigenden  Colonien). 

An  der  Leiche  sahen  wir  einen  derartigen  Carbunkel  einmal  in  der  Bauchhaut  in  der  Nähe  des 
Nabels  (:£4/VII),  einmal  in  der  Cubita  über  einer  in  einen  Bubo  \erwandelten  oberflächlichen  Cubital- 
lymphdrüse  des  rechten  .Armes  (18/XLVIII,  vergl.  Tafel  III)  und  bei  demselben  F"alle  gleichzeitig  einen 
zweiten  Carbunkel  am  linken  \'orderarm  und  einmal  in  der  Gegend  des  Malleolus  internus  des  Unter- 
schenkels (35/XXXVII). 

Eine  kurze  besondere  Besprechung  erfordert  jener  Fall  (18/XL\'I1I,  Taf.  \'II,  Fig.  3  und  3a),  wo  sich  ein 
Carbunkel  über  einer  oberflächlichen,  von  Pest  inficirten  Lymphdrüse  entwickelt  hat.  Seine  Entstehung  ist 
durch  die  directe  Fortsetzung  der  schweren  Entzündung,  von  welcher  die  oberflächliche  cubitale  Lymph- 
drüse und  ihre  Umgebung  ergriffen  ist,  erklärlich. 

Gewiss  kommen  derartige  Carbunkel  öfters  über  solch'  obertlächlich  sitzenden,  bereits  intensiv  ent- 
zündeten Lymphdrüsen  vor,  also  namentlich  in  der  Inguinalgegend,  wenn  nicht  der  Eintritt  des  Todes  ihre 
Ausbildung  verhindert.  Damit  ist  auch  gleichzeitig  gesagt,  dass  ihre  Entstehung  als  secundär  zu  denken 
ist,  dass  also  solche  Carbunkel  nicht  als  Primäraffect  aufzufassen  sind,  sondern  sich  gleich- 
sam secundär  über  primären  Bubonen  entwickeln   können. 

.Schwieriger  ist  die  primäre  oder  secundäre  Natin-  anderer  Carbunkel  zu  entscheiden.  Der  Fall  18/XL\'I1I 
gibt  diesbezüglich  einen  guten  Fingerzeig,  indem  sich  hier  neben  dem  in  der  rechten  Cubita  über  der  schwer 
von  Pest  inficirten  Lymphdrüse  sich  befindlichen  Carbunkel  ein  zweiter  am  linken  \'orderarme  findet,  der 
viel  kleiner  ist  und  sich  nach  dem  klinischen  Befunde  erst  später  entwickelt  hat,  und  zwar  ohne  intensive 
Betheilung  der  linksseitigen  cubitalen  und  axillaren  Lymphdrüsen.  Derselbe  ist  zweifellos  secundärer,  d.  i. 
metastatischer  Natur,  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  entstanden. 

Die  beiden  anderen  von  uns  an  der  Leiche  beobachteten  Carbunkel  (Fall  24/VIl  imd  35/XXX\'II)  finden 
sich  jedesmal  im  Bereiche  des  primären  Bubo,  d.  h.  innerhalb  jenes  Hauptbezirkes,  dessen  Lymphge fasse  in 
die  zu  einem  primären  Bubo  umgewandelte  Lymphdrüsengruppe  münden,  ein  LTmstand,  der  \-on  \-orneherein 
dafür  sprechen  würde,  dass  diese  Carbunkel  einen  Primäraffect  x'orstellen. 

Genauere  Erwägungen  lassen  aber  diese  .Annahme  für  eine  gewisse  Gruppe  \on  Fällen,  zu  denen  auch 
der  in  der  Nabelgegend  beobachtete  gehört,  als  nicht  wahrscheinlich  erscheinen.  Zimächst  konnten  wir  mit 
.Sicherheit  bei  Patienten  constatiren,  dass  sich  ein  solcher  Carbunkel  erst  später,  nach  der  Aus- 
bildung eines  typischen  Bubo  irgendwo  entwickelte. 

Ferner  kann  für  jene  P'älle  von  Carbunkeln  in  der  Nähe  des  primären  Bubo  die  Möglichkeit  nicht  von 
der  Hand  gewiesen  werden,  dass  sie  durch  sogenannte  regionäre  Metastasirung  auf  dem  Wege  der 
Lymphbahnen  entstanden  sind,  zufolge  der  ja  zweifellos  in  diesen  stattfindenden  Rückstauung  oder  viel- 
leicht sogar  Umkehrung  des  Lymphstromes.  Diese  Art  der  Erklärung  muss  z.  B.  für  den  in  der 
Nabelgegend  beschriebenen  Carbunkel  herangezogen  werden,  welche  noch  durch  den  Umstand  gestützt 
wird,  dass  die  axillaren  Lymphdrüsen  derselben  Seite  nur  in  geringem  Grade  und  sicherlich  ausschliesslich 
metastatisch  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  ergriffen  sind,  was  wohl  kaum  nach  der  anatomischen  Ver- 
theilung  der  Lymphgefässe  der  Fall  sein  könnte,  wenn  das  Pestgift  primär  in  der  genannten  Hautgegend 
(Nabelgegend)  eingedrungen  wäre. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.  LX\'l.  Bd.  6*^ 


484  H.  Alhrecht  und  A.  Ghoii, 

Was  den  Carbunkcl  am  Malleolus  internus  des  rechten  Unterschenkels  betrifft,  so  kann  für  denselben 
die  gleiche  Erklärung  herangezogen  werden;  doch  kann  er  auch  miiglicherweise  metastatisch  auf  dem  Wege 
der  Blutbahn  entstanden  sein,  vielleicht  auf  (Irund  eines  traumatisch  entstandenen  Locus  minoris  resistentia'e. 
Jedenfalls  spricht  seine  geringe  Ausdehnung  und  die  geringgradige  Gewebsveränderung  gegen  seine  primäre 
Natur,  wenn  man  die  Krankheitsdauer  \'on  mindestens  7  Tagen  berücksichtigt  (vergl  Tafel  X,  Mg.  1). 

Jedoch  soll  hiemit  keineswegs  das  Vorkommen  echter  primärer  Carbunkel  geleugnet 
werden.  Jedenfalls  sind  sie  aber  ausserordentlich  selten,  wenn  man  bedenkt,  da.ss  weitaus  in  den  me'isten 
J'"ällen  zweifellos  die  Infection  \-on  der  Haut  aus  erfolgt. 

Aus  dem  Vorstehenden  ist  es  erkläriich,  dass  wir  in  keinem  einzigen  Falle  mit  voller  Sicherheit  und 
ganz  einwandsfrei  die  unmittelbare  Eingangspforte  des  Pestxirus  constatiren  konnten.  Dazu  k,,mmt,  dass 
der  Körper  der  Hindu  niederer  Kasten  ausserordentlich  häufig  von  zahlreichen  frischen  und  älteren  Narben, 
Riss-,  Quetsch-  und  Schnittwunden  bedeckt  ist,  die  nicht  nur  an  den  unteren  Extremitäten,  sondern  auch 
vielfach  am  Stamme  sich  finden  und  jede  Verwerthung  der  einzelnen  unmüglich  machen. 

Eine  Besprechung  erfordern  noch  die  Hautveränderungen,  welche  in  der  Umgebung  jener  Lymph- 
drüsengruppen entstehen,  die,  am  frühzeitigsten  entwickelt,  die  schwersten  Entzündungserscheinungen  auf- 
weisen, und  von  uns  daher  primäre  Bubonen  genannt  werden.  Schon  für  den  tastenden  Plnger'ist  das 
cigenthümliche  pastüs-weiche  Ödem  auffallend,  das  sich  bis  in  weite  Umgebung  des  primären  Bubo  findet. 
Manchmal  ist  es  so  reichlich  entwickelt,  da,ss  die  Haut  sich  schwappend  anfühlt.  Über  der  eigentlichen  Lymph- 
drüsengruppe aber  fühlt  sich  die  Haut  oft  bretthart  an.  In  der  Regel  gelingt  es  leicht,  das  Bestehenbleihen 
des  Fingereindruckes  zu  constatiren.  In  einer  Reihe  von  Fällen  konnten  wir  nun  beobachten,  dass  unter  enorm 
reichlich  ausgetretener  Ödemflüssigkeit  sich  Hautblasen  abheben,  genau  so,  wie  man  dies  bei  einfachem 
hochgradigen  Hydrops  der  Haut  oft  zu  sehen  Gelegenheit  hat.  Entweder  sind  es  grössere  einzelnstehende, 
oder  mehrere  kleinere,  zu  Gruppen  angeordnet.  Ihr  Zustandekommen  ist  wohl  mechanisch  leicht  erkläi-lich' 
indem  die  Ödemflüssigkeit,  wenn  der  Druck  ein  sehr  grosser  wird,  einfach  durch  die  Gewebe  durchgepresst 
an  die  Hautoberfläche  tritt,  wo  sie  sich,  zurückgehalten  von  dem  widerstandsfähigerem  Plattenepithel,  in 
Form  von  Blasen  ansammelt  (vergl.  Tafel  I  und  V). 

Auf  dem  Durchschnitte  durch  derartige  Hautpartien  erscheint  das  Ödem  in  Folge  des  reichlichen 
gelösten  Blutfarbstoff-es  immer  sulzig-gelblich,  häufig  von  vielen  kleinen  Blutungen  durchsetzt.  Bemerkens- 
werth  ist  die  Ausbreitung  dieses  Hautödems.  Dasselbe  ist  immer  am  stärksten  entwickelt  im  nächsten 
Bereiche  des  primären  Bubo  und  breitet  sich  von  diesem  Centrum  nach  der  Peripherie  hin  aus.  Besonders 
auffallend  ist  dieses  Verhalten  an  den  Extremitäten  zu  beobachten.  So  kann  z.  B.  bei  einem  axillaren  Bubo 
der  entsprechende  Oberarm  beträchtlich  dicker  erscheinen  als  der  andere,  aber  das  Ödem  und  die  Hämor- 
rhagien  nehmen  immer  an  Intensität  gegen  die  Cubita  zu  ab  und  sind  meistens  an  derselben  begrenzt. 
Daneben  kann  dieses  Ödem  so  reichlich  entwickelt  sein,  dass  es  sich  über  die  Schulter  auf  den  Rücken  und 
den  Thorax  erstreckt,  häufig  die  Medianebene  überschreitend  und  nach  abwärts  bis  ans  Darmbein  reichend. 
Im  ganzen  Bereiche  dieses,  natürlich  nicht  nur  auf  die  Haut  im  engeren  Sinne  beschränkten  Ödems  kr.nnen 
sich  derartige  Blasen  vorfinden.  Mikroskopisch  besteht  dieses  Ödem  aus  homogenen  oder  mehr  granulirt 
geronnenen  Massen,  welche  wenige  zellige  Elemente  und  fast  kein  Fibrin  enthalten.  Es  ist  in  der  Regel  auch 
arm  an  Pestbacillen.  Wir  konnten  im  Inhalte  der  Hautblase  oder  in  der  Ödemflüssigkeit  wiederholt  dann 
überhaupt  keine  Pestbacillen  finden,  wenn  jede  hämorrhagische  Beimengung  fehlte,  aber  immer  reichlich 
dann,  sowie  das  Ödem  hämorrhagisch  war. 

Ebenso  ausgedehnt  wie  in  dem  Beispiele  des  axillaren  Bubo  kann  dieses  Ödem  auch  bei  einem 
inguinalen  Bubo  sein.  Nicht  nur,  dass  dadurch  der  Oberschenkel  der  betreffenden  Seite  wesentlich  \erdickt 
erscheint,  setzt  sich  das  Ödem  auch  auf  das  Scrotum  fort,  das  oft  kindskopfgross  \\-ird,  und  auch  in 
geringerem  Grade  selbst  auf  den  Oberschenkel  der  anderen  Seite. 

Bei  Affectionen  der  Halslymphdrüsen,  sei  es  primärer  oder  secundärer  Natur,  tritt  das  Ödem  in  gleich 
enorm  reichlicher  Weise  auf  Die  entsprechende  Gesichtsseite  erscheint  dann  \-on  dem  mehr  weniger 
weichen  Ödem  dickgeschwollen,  besonders  die  Parotisgegend;  die  Gruben   des  Halses  sind  verstrichen.    An 


Beulenpest.  IL  Pathologisch-anatoiuischer  Bericht.  485 

dem  Ohre  oder  im  Bereiche  des  Cucullaris  linden  sich  Gruppen  von  Hautblasen  (vergl.  Tafel  I),  und  die 
weichen  Schädeldecken  sind  zu  Folge  des  sulzigen  Ödems  bis  auf  mehrere  Centimeter  Dicke  ange- 
schwollen. Auf  dieselben  Veränderungen  soll  gelegentlich  der  eingehenden  Besprechung  der  verschiedenen 
Formen  der  Bubonen  noch  einmal  zurückgekommen  werden. 

Sehr  häufig  sind  \'eränderungen  an  den  Conjunctiven.  Man  findet  die  an  Lebenden  fast  regelmässig 
zu  beobachtende  feine,  entzündliche  Hyperämie  mit  starker  Schwellung  der  Conjuncti\'a  bulbi  et  tarsi  noch 
an  der  Leiche  erhalten.  Dieselbe  beschränkt  sich  häufig  nur  auf  ein  Auge,  zumal  dann,  wenn  die  Lymph- 
drüsengruppen einer  Halsseite  oder  einer  Achselhöhle  besonders  stark  ergriffen  sind.  Auch  reichliche 
punktfcu-mige  Hämorrhagien  gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten.  Dabei  sind  die  Augenlider  häufig  in  Folge  der 
reichlichen  Secretion  verklebt,  entsprechend  den  übrigen  Erscheinungen  einer  acuten  infectiösen  Conjuncti- 
\-itis.  Sicherlich  sind  nach  unserer  Anschauung  in  diesem  Secrete  Pestkeime  enthalten,  wenn  wir  auch  keine 
diesbezüglichen  Untersuchungen  angestellt  haben.  Aus  äusseren  Gründen  standen  wir  von  der  Conservirung 
solcher  Bindehäute  zu  histologischen  Zwecken  ab. 


3.  Museulatur,  Periost,  Knochen  und  Knochenmark. 

Die  willkürliche  Museulatur,  besonders  die  des  Thorax,  wies  in  manchen  Fällen  eine  erhöhte  Trocken- 
heit auf,  doch  mag  es  dahin  gestellt  bleiben,  ob  dies  nicht  auf  Rechnung  des  tropischen  Klimas  und  der  Art 
der  verhältnissmässig  freien  und  dem  Luftzuge  ausgesetzten  Aufbewahrung  der  Leichen  zu  setzen  ist. 

Ziemlich  häufig  sind  Blutungen.  Sie  finden  sich  am  häufigsten  in  der  Bauchmusculatur  und 
in   den  Temporalmuskeln. 

\'or  Allem  ist  der  Musculus  rectus  abdominis  bevorzugt,  der  auch,  ganz  ähnlich  wie  bei  Typhus  oder 
anderen  hifectionskrankheiten,  schon  makroskopisch  Erbleichung  und  den  eigenthümlichen,  speckartigen 
Glanz  erkennen  liess,  welcher  der  hyalinen  oder  wachsartigen  Degeneration  (Zenker)  zukommt.  Dasselbe 
sieht  man  auch  an  den  Schläfemuskeln,  seltener  an  den  schiefen  Bauchmuskeln.  Auch  mikroskopisch  ergibt 
sich,  wenigstens  innerhalb  der  von  den  ausgetretenen  Blutmassen  durchsetzten  Muskelantheile,  das  typische 
Bild  der  Zenker'schen  Degeneration.  Die  Blutungen  sind  reich  an  polynucleären  Leukocyten 
und   an   Pestbacillen   in  jedem   der  zur  Lhitersuchung  genommenen  Pralle. 

Ausser  diesen  isolirt,  sozusagen  metastatisch  vorkommenden  Muskelblutungen  findet  man  auch  die 
Museulatur  in  der  Umgebung  primärer  Bubonen,  wie  naturgemäss,  oft  sehr  reichlich  hämorrhagisch  infiltrirt. 

Auch  das  Periost  der  Knochen  weist  sehr  häufig  multiple,  isolirt  stehende  Hämorrhagien  auf,  die 
meistens  klein,  bis  zu  1  cm  im  längsten  Durchmesser,  und  \'on  lebhaft  rother  F^arbe  sind.  Sie  finden  sich  oft 
in  grosser  Anzahl  im  Periost  der  Schädelknochen,  und  zwar  sowohl  des  Stirnbeins  und  der  Scheitelheine  wie 
auch  des  Occiput. 

In  manchen  Fällen  waren  sie  so  reichlich  \-orhanden,  dass  wir  schon  beim  Ablösen  der  \veichen 
Schädeldecken  die  Diagnose  auf  schwer  hämorrhagischen  Charakter  des  vorliegenden  Falles  stellen  konnten. 
Auch  im  Periost  der  Rippen  haben  wir  sie  in  multipler  Anzahl  beobachtet. 

Einige  ALaie  untersuchten  wir  Gelenke  verschiedener  Gegenden,  hi  keinem  Falle  sahen  wir  an  der 
Gelenkssynovia  besondere  Localisationen,  weder  an  den  einem  primären  Bubo  benachbarten  noch  an 
irgend  welchen  anderen  Gelenken,  hnmer  schien  die  Gelenksflüssigkeit  in  massigem  Grade  vermehrt  zu 
sein,  sie  war  stark  schleimig,  fadenziehend  und  von  gelblicher  Farbe.  Aber  jedesmal  fanden  wir  eine  hoch- 
gradige lebhafte  und  diffuse  Röthung  mit  leichter  Schwellung  der  Gelenkshaut.  Dementsprechend  zeigt 
das  mikroskopische  Bild  starke  Erweiterung  und  Blutfüllung  der  zahlreichen  tieferen  und  oberflächlichen 
Gefässschlingen  der  Gelenkszotten  mit  leichter  Quellung  der  grossen,  epithelähnlichen  Zellen,  welche  die 
Oberfläche  überziehen.  Im  Blute  der  Gefässe  und  Capillaren  fanden  sich  in  den  beiden  zur  histologischen 
Untersuchung  verwendeten  Fällen  reichliche  Pestbacillen.  Culturell  ergab  sich  in  dem  einem  Falle  Rein- 
cultur  \i_in  Pestbacillen,  im  anderen  blieben  die  Aussaaten  steril. 

63* 


486  H.  Albi'cclil  und  A.  Glioii, 

Die  Veränderiin gen  des  Knochenmarks,  lias  wir  in  vier  Phallen  untersuchten,  waren  jedesmal  nur 
geringe.  Wir  iintei'siichten  immer  lange  Riihrenknuchcn  und  fanden  fleckige  Writhiing  des  Markes  an  den 
epiphj'särcn  Knochenenden,  während  das  übrige  in  Form  von  normalem  P'ettmarke  erhalten  war.  Histo- 
logisch zeigt  sich  das  wenig  charakteristische  Bild,  das  sich  bei  vielen  Infectionskrankheiten  findet;  Um- 
wandlung in  lymphoides  Mark  konnten  wir  nicht  constatiren.  Auffallend  war  die  hochgradige  Hyperämie 
und  der  Reichthum  an  polynucleären  Leukocyten.  Entweder  in  den  erweiterten  Capillaren  oder  im  Mark- 
gewebe, und  dann  meist  intracellulär,  linden  sich  reichliche  Pestbacillen,  desgleichen  in  den  aus  dem  Marke 
angelegten  Culturen. 

4.  Lymphdrüsen  und  Lymphg-efässe. 

Seit  langem  ist  es  bekannt,  dass  bei  der  Pest  vor  Allem  die  Lj'mphdrüsen  erkranken,  und  zwar  nicht 
nin-  die  sogenannten  äusseren,  sondern  auch  die  inneren,  und  der  alte  Ausdruck  »Bubonen«  deutet  ebenfalls 
darauf  hin,  dass  man  unter  den  Beulen  immer  angeschwollene  Lymphdrüsen  verstand  und  dadurch  die 
Krankheit  als  eine  Polyadenitis  kennzeichnete.  Thatsächlich  gibt  es  keine  andere  acute 
Infectionskrankheit,  bei  der  es  eine  ähnliche  multiple  Entzündung  der  Lymphdrüsen  gäbe. 
Doch  schwankt  diese  entzündliche,  vor  Allem  exsudati\'e  und  nekrotisirende  Affection  derselben  im  Grade 
und  in  der  Form  ganz  ausserordentlich. 

Unter  den  44  zur  Obduction  gekommenen  Fällen  fanden  wir  nun  38,  wo  eine  bestimmte  Lymph- 
drüsengruppe in  derart  hervorstechender  Weise  verändert  war,  dass  man  dieselbe  mit  Berücksichtigung 
des  ganzen  anatomischen  Bildes  als  primären  Bubo  bezeichnen  musste,  d.  h.  als  jene  Lymph- 
drüsengruppe, wo  das  Pestvirus  am  ersten  und  intensivsten  eingewirkt  und  die  hoch- 
gradigsten Veränderungen  hervorgebracht  hatte,  und  von  welcher  aus  sich  das  Gift  auf 
die  benachbarten  Lymphdrüsen  verbreitete.  Darin  ist  ferner  der  Schluss  enthalten,  dass 
im  Bereiche  dieser  Lymphdrüsengruppe  der  Einbruch  des  Pestgiftes  erfolgt  ist. 

Was  speciell  den  Ausdruck  "Bubo«  betrifft,  so  sei  gleich  hier  erwähnt,  dass  wir  denselben  sowohl  für 
ein  ganzes  Paquet  veränderter  Lymphdrüsen,  wie  auch  für  eine  einzeln  stehende,  in  Folge  der  Pest- 
infection  angeschwollene  Lymphdrüse  gebrauchen. 

Unter  den  38  zur  Section  gekommenen  acuten  Fällen,  bei  welchen  zweifellos  ein  primärer  Bubo 
zu  constatiren  war,  war  der  Sitz  desselben  19 mal  in  der  Inguinalgegend,  13 mal  in  der  Axillar- 
gegend und  6 mal  in  der  Submaxillargegend  des  Halses.  In  vielen  Fällen  ist  derselbe  schon  äusserlich 
leicht  erkennbar.  Besonders  in  der  Inguinalgegend  wölbt  sich  oft  eine  bis  über  faustgrosse  Beule  vor  imd 
die  Affection  der  Halslyniphdrüsen  ist  durch  eine  geradezu  unförmliche  Geschwulst  einer  Halskupfseite 
gekennzeichnet  (\-ergl.  'i'afel  I  und  II). 

Bei  einem  axillaren  Bubo  sieht  man  ein  Seichterwerden  oder  fast  vollständiges  Verstreichen  der 
betreffenden  Achselhöhle.  Die  Geschwulst  ist  aber  niemals  eine  scharf  umgrenzte. 

Wie  schon  bei  Besprechung  der  Haut\'eränderungen  her\'orgehoben  wurde,  ergiesst  sich  \"on  dem 
Centrum,  das  die  Lymphdrüsengruppe  des  primären  Bubo  bildet,  nach  allen  Seiten  hin  ein  ungemein  reich- 
liches Ödem,  das  nicht  nur  die  Haut,  sondern  auch  Fascien-  und  Muskelschichlen  durchsetzt  und  bewii-kt, 
dass  der  tastende  Finger  nie  den  harten  Tumor  des  primären  Bubo  scharf  imd  genau  nach  irgend  einer 
Richtung  hin  abgrenzen  kann,  indem  derselbe  langsam  und  allmälig  in  seine  inliltiirte  und  ödematöse  Um- 
gebung übergeht.  Gerade  darin  liegt  schon  bei  der  einfachen  Inspection  und  Palpation  ein  für  den 
primären  Bubo  ungemein  charakterisches  Zeichen,  das  sich  an  einer  metastatisch  oder  secundär  afticii'ten 
Lymphdrüsengruppe  in  solchem  Grade  nie  \or(indet.  Dazu  kommt  noch,  dass  in  Fällen,  wo  der  Bubo  gross 
und  das  Ödem  sehr  reichlich  ist,  die  entsprechende  Extremität  oder  Halsseite  ganz  auffallend  dicker  erscheint 
als  die  andere.  Auch  das  Auftreten  von  Hautblasen  oder  von  kleinen  multiplen  Hautblutungen  in  einer 
bestimmten  Körperregion   deutet  mit  Sicherheit  auf  den  piimären  Bubo   hin.   An   den  unteren  Extremitäten 


Bcnlciipcst.  II.  Pdthologiscli-aiuüoniischcr  Bericht.  487 

fällt  manchmal  eine  noch  in  der  Todtenstarre  erhaltene  pathof;nomonische  Beugimg  im  Hüftgelenke  der 
vom  primären  Bubo  betroffenen  Seite  auf. 

Gewöhnlich  zeigt  eine  ganze  Gruppe  von  Lymphdrüsen,  seltener  eine  einzelne,  die  einem  primären 
Bubo  zukommenden  anatomischen  Veränderungen.  Dieselben  betreffen  nicht  nur  das  eigentliche  Lymph- 
drüsengewebe, sondern  immer  auch  die  unmittelbare  Umgebung  desselben  in  fast  gleichem  Grade,  so  dass 
die  schweren  Entzündungserscheinungen  der  Lymphdrüsen  selbst  und  des  sogenannten  periglandulären 
Gewebes  dem  Wesen  nach  nicht  zu  trennen  sind.  Es  sei  aber  hervorgehoben,  dass  nach  unseren 
]<■  rfahrungen  beide  zusammengenommen  ein  so  typisches  und  charakteristisches  Bild 
geben,  dass  man  daraus  mit  Sicherheit  die  Diagnose  auf  -primären  Bubo«  stellen  und  einen 
Schluss   auf  den   Ort   der   Infection   ziehen  kann. 

Wenn  nun  ein  solcher  primärer  Bubo  —  wie  es  die  Regel  ist  —  aus  mehreren  angeschwollenen 
Lymphdrüsen  besteht,  so  lassen  sich  die  einzelnen,  in  F'olge  der  über  ihre  Grenzen  hinausreichenden,  stark 
exsudati\'en  Entzündung  oft  schwer  \'on  einander  abgrenzen.  Sie  scheinen  wie  mit  einander  verwachsen 
zu  sein,  und  auf  dem  Durchschnitte  durch  ein  solches  Paquet  sind  ihre  Grenzen  nur  ganz  undeutlich  oder 
gar  nicht  wahrzunehmen. 

Was  die  Grösse  der  einzelnen  angeschwollenen  Lymphdrüsen  anbelangt,  so  waren  die  grössten,  die 
wir  zu  Gesichte  bekamen,  wallnuss-  bis  hühnereigross.  Doch  ist  dieselbe  sehr  schwankend.  Fast  immer 
finden  sich  in  einem  solchen  Paquet  einzelne  Lymphdrüsen,  sowohl  an  der  Peripherie  wie  im  Centrum,  die 
erbscn-  und  haselnussgross  sind,  ja,  der  ganze  primäre  Bubo  kann  gelegentlich  nur  aus  kleineren,  allerdings 
sehr  schwer  veränderten  Lymphdrüsen  bestehen.  Daher  ist  auch  die  Grösse  des  primären  Bubo  als  solchen 
ungemein  verschieden.  Während  die  grössten  ungefähr  mannsfaustgross  sind,  gibt  es  Fälle,  wo  äusserlich 
kein  Anzeichen  zu  entdecken  ist,  das  zur  Erkenntniss  des  primären  Bubo  führen  würde, 
indem  derselbe  vor  allem  Anderen  so  klein  ist,  dass  ihn  weder  das  Auge  noch  der  tastende  Finger  mit 
Sicherheit  nachweisen  kann. 

Es  muss  schon  an  dieser  Stelle  hervorgehoben  werden,  dass  in  einer  Reihe  von  Fällen  gerade  bei  der 
Pest  nur  die  anatomische  Untersuchung  im  Stande  ist,  eine  richtige  Beurtheilung  des 
einzelnen  Falles  auch  in  ätiologischer  Hinsicht,  namentlich  hinsichtlich  der  Eingangs- 
pforte, durchzufüliren.  Denn  \'or  Allem  können  durch  dieselbe  primäre  Bubonen  aufgedeckt  werden, 
von  deren  Existenz  der  Kliniker  vermöge  der  minimalen  Grösse  derselben  oder  x'ermöge  scheinbar  gleich- 
zeitiger Schwellung  verschiedener  Lymphdrüsengruppen  keine  Ahnung  hatte. 

Makroskopisch  betrachtet  kommt  die  Vergrösserung  der  Lymphdrüsen  in  erster  Linie  auf  Rechnung 
\'on  Hämorrhagien.  Handelt  es  sich  um  Fälle,  die  nach  foudroyantem  Verlaufe  innerhalb  weniger  Tage  zum 
Tode  führten,  so  sind  die  Lymphdrüsen  des  primären  Bubo  entweder  ganz  oder  zum  grossen  Theile  wie 
hämorrhagisch  infarcirt,  auf  dem  Durchschnitte  schwarzroth  und  etwas  granulirt.  Diese  Hämorrhagien  durch- 
brechen allenthalben  die  Kapsel  und  infiltriren  zugleich  mit  der  austretenden  ÖdemOüssigkeit  das  umgebende 
Binde-  und  Fettgewebe,  so  dass  das  Ganze  ein  derbes,  hämorrhagisches  Paquet  \-orstellt.  Selbstverständlich 
zeigen  die  einzelnen  Lymphdrüsen  eines  solchen  Paquets  meist  verschiedene  Stadien  der  Fintzündung,  und 
auch  innerhalb  einer  Lymphdrüse  können  sie  neben  einander  bestehen.  Sehr  charakteristisch  ist  nun  eine 
Art  \'on  medullärer  Schwellung,  die  sich  bei  der  Pest  sehr  häufig  auch  in  primären  Bubonen  findet.  Die 
x'ergrösserten  Lj'mphdrüsen  sind  dabei  ziemlich  hart,  indem  ihre  Kapsel  sehr  stark  gespannt  ist.  Auf 
dem  Durchschnitte  quillt  das  Parenchj'm  vor  und  bietet  ein  sehr  buntes  Farbenbild,  indem  der  licht- 
strohgelbe Grund  durch  gi-össere  und  kleinere,  punkt-  oder  streifenförmige,  lebhaft  rothe  Blutaustritte,  die 
auch  N'iclfach  mit  einander  connuiren,  gefleckt  und  gesprenkelt  ist.  Besonders  an  der  Peripherie  der  Lj'mph- 
drüsen  tritt  häufig  eine  feine  Granulirung  durch  kleine,  gelbe  Knötchen  zu  Tage.  \'on  der  Schnittfläche 
lässt  sich  immer  ungemein  reichlicher  Saft  abstreifen,  der  häufig  durch  seine  ausgesprochen  faden- 
ziehende Beschaffenheit   auffällt. 

Wie  schon  erwähnt,  ist  es  nun  in  den  einzelnen  Fällen  sehr  \-crschieden,  ob  diese  medulläre  Schwellung 
der  Lymphdrüsen  in  ihrer  so  charakteristischen  Form  erhalten  ist,   oder   ob    das   ganze    Parenchym    hämor- 


488  H.  Alb  recht  und  A.  GJion, 

rhagisch  verstört  ist.  Letzteres  ist  hauptsächlich  dann  der  I'"all,  wenn  sich  überhaupt  auch  in  anderen 
Organen  zahh-ciclic  Blutungen  linden,  dnch  Icimnen  dieselben  auch  fast  ganz  fehlen.  In  Fällen  aber,  wo  der 
Krankheitsverlauf  ein  etwas  protrahirter  war,  der  primäre  Bubo  also  etwas  längere  Zeit  bestand,  finden  sich 
im  Centrum  der  am  meisten  angeschwollenen  und  am  stärksten  hämorrhagischen  Lymphdrüsen  die  Zeichen 
beginnender  Nekrose.  Hier  tritt  im  allmäligen  Übergange  von  der  schwarz-  oder  lebhaftrothen  Peripherie 
und  Umgebung  der  Lymphdrüsen  eine  Verfärbung  des  Extravasates  und  des  Gewebes  ins  verwaschen 
Bräunliche  und  Röthlichgelbe  ein,  häutig  in  marmorirter  Zeichnung.  Dabei  wird  die  noch  mächtig  ange- 
schwollene Lymphdrüse  am  Durchschnitte  trockener  und  morscher  und  glatt,  ja,  es  lösen  sich  sequester- 
ähnlich krümelig-briickelige  Massen  im  Centrum  aus  dem  Gewebsverbande.  Auch  Einschmelzung  oder 
Erweichung  kann  nun  weiterhin  entweder  im  Centrum  oder  in  verschiedenen  Antheilen  der  Lymphdrüse 
eintreten.  Es  tritt  dann  auf  dem  Durchschnitte  aus  einer  grösseren  oder  mehreren  kleineren,  frischen 
Cavernen  ähnlichen  Höhlen  dicker,  häufig  rahmähnlicher,  röthlichgelber  oder  ganz  eitergelber  Inhalt  aus, 
der  oft  nekrotische  Gewebsbrockel  enthält  (vergl.  Tafel  VI,  Fig.  2). 

Zum  Elint ritte  dieser  Veränderung  ist  es  aber  immer  erforderlich,  dass  der  Krankheits- 
\- erlauf  mindestens  4  —  6  Tage  gedauert  hat.  Währt  derselbe  noch  länger,  z.  B.  8  oder  9  Tage,  so 
schreitet  diese  Einschmelzung  weiter,  während  die  schweren  Veränderungen  in  der  Umgebung  der 
Lymphdrüse  langsam  zurückgehen.  Man  findet  dann  das  Lymphdrüsenparenchym  fast  ganz  eiterig  ein- 
geschmolzen, es  hat  sich  ein  mit  rein  gelbem  oder  etwas  röthlichgelbem  dicken  Eiter  gefüllter 
Abscess  gebildet,  der  von  der  fibrösen  Bindegewebskapsel  der  Drüse  allseitig  umschlossen  ist. 

Während  in  den  tVüher  erwähnten  Stadien  eine  scharfe  Unterscheidung  zwischen  rein  nekrotischer 
Einschmelzung  (puriformer  Erweichung)  und  echter  Eiterung  nicht  zu  treffen  ist,  weil  sie  thatsächlich  neben 
einander  bestehen,  handelt  es  sich  in  den  späteren  Stadien  um  wirkliche  Eiterung,  wie  auch  der 
mikroskopische  Befund  zeigt.  Jedoch  besitzt  der  Pesteiter  die  Eigenthümlichkeit,  dass  seine  Zellen  ganz 
besonders  zum  Zerfalle,  zur  Verfettung  neigen,  auf  welche  Eigenschaft  bei  Besprechung  des  mikro- 
skopischen Befundes  noch  ausführlich  zurückgekommen  werden  soll. 

Wie  schon  bei  der  Schilderung  der  Haut\'eränderungen  envähnt  wurde,  sind  die  Läsionen  in  der  Um- 
gebung eines  primären  Bubo  von  wahrhaft  imponirender  Schwere.  Der  reichliche  hämorrhagische  Erguss, 
der  die  Lymphdrüse  selbst  zerstört,  zertrümmert  schliesslich  allenthalben  die  Bindegewebskapsel,  die  ihm 
bis  dahin  Widerstand  geleistet  hat,  und  es  dringt  nun  in  schweren,  schnell  zum  Tode  führenden  Fällen  ein 
Strom  frisch  ausgetretenen  Blutes  in  das  periglanduläre  Binde-  und  Fettgewebe  ein,  dasselbe  starr  hämor- 
rhagisch infiltrirend. 

Diese  austretenden  Blutmassen  breiten  sich  nun  in  weitere  Gebiete  aus  und  zwar  dorthin,  wo  ihnen 
der  geringste  Widerstand  entgegensteht,  hautsächlich  den  Fascienblättern,  die  die  Muskel  umscheid en, 
folgend  und  längs  der  Nervenplexus  und  innerhalb  der  Gefässrinnen;  so  namentlich  bei  einem  primären 
axillaren  Bubo,  wo  die  Blutung,  in  massigem  Grade  abnehmend,  meist  bis  in  die  Cubita  reicht,  oder  bei 
einem  primären  Bubo  des  Halses,  wo  die  Blutung  längs  der  grossen  Halsgefässe  oft  bis  ins  Mediastinum 
reicht,  zum  Theile  auch  den  natürlichen  Gesetzen  der  Schwere  folgend. 

Hier  müssen  auch  jene  eigenthümlichen  Venenwandblutungen  hervorgehoben  werden,  die  sich  in 
der  LImgebung  jedes  primären  hämorrhagischen  Bubo  reichlich  finden,  so  dass  oft  die  Wand  einer  auf- 
geschnittenen \'ena  jugularis,  axillaris  oder  femoralis  gleichmässig  schwarzroth  suffundirt  oder  von  isolirt 
stehenden,  lebhaft  rothen,  kleineren  Blutungen  durchsetzt  erscheint  (vergl.  Tafel  VII,  Fig.  2).  Zugleich  wird 
alles  von  reichlicher  entzündlicher  Ödemflüssigkeit  überschwemmt,  die  dem  Gewebe  sulziges,  gelbliches 
und  dadurch  höchst  charakteristisches  Aussehen  verleiht. 

Ausser  dieser  enormen  Durchtränkung  \on  Ödemflüssigkeit  und  Blut  zeigt  die  nächste  Umgebung 
eines  primären  Bubo  ausnahmslos  noch  eine  andere  ebenso  charakteristische  Veränderung,  nämlich 
eine  mehr  starre,  weil  zellreiche  Infiltration.  Dieselbe  ist  nicht  nur  an  der  Starrheit  des  umgebenden 
Fettgewebes,  sondern  auch  an  der  lichtgelben  Farbe  erkenntlich,  so  dass  sie  oft  einer  ganz  frischen, 
beginnenden   phlegmonösen    Infiltration    gleicht ,     und    daran ,    dass    man    mit    dem    Messer    reichlichen 


Rcnlciipcsf.  TL  Patlwlogisch-anatoiuif^chcr  Bericht.  489 

trüben  Saft  abstreifen  kann,  der  aus  polj-nuclcären  Leukocytcn  und  zahllosen  Pestbacillen  besteht.  Auch 
an  einem  solchen  Infiltrat  fällt  die  eigenthümliche  Farbenmischung  auf,  die  durch  die  zahlreichen  lebhaft 
rothen,  grösseren  und  kleineren,  fleckigen  Blutaustritte  auf  üchtgelbem  Grunde  erzeugt  wird.  Besonders  das 
subcutane  Bindegewebe  über  primären  Buboncn  ist  derartig  infiltrirt,  aber  in  vielen  l<'ällcn  auch  das  Corium 
und  am  Obernächenepithel  zeigen  sich  die  Anfänge  der  durch  das  I'.xsudat  erzeugten  Blasen-  respecti\e 
Carbunkelbildung,  wie  dies  schon  bei  den  Hautveränderungen  beschrieben  wurde. 

So  bietet  der  primäre  Bubo  ein  ungemein  typisches  Bild,  wenn  man  die  X'eränderungen 
an  den  in  denselben  einbezogenen  Lymphdrüsen  und  ihrer  Umgebung  zusammen  ins  Auge 
fasst,  das  sich  nicht  nur  dem  anatomischen  Befunde  anderer  erst  secundär  inficirter 
Lymphdrüsen  gegenüber  \v<ihl  charakterisirt,  sondern  welches  sich  auch  bei  keiner  anderen 
bekannten  Krankheit  in  ähnlicher  Weise  wiederfindet. 

Aber  auch  jene  Lymphdrüsen,  welche  sich,  normalerweise  in  das  Lymphgefässsj'stem  eingeschaltet, 
centripetalwärts  vom  primären  Bubo  finden,  zeigen  schwere  und  ganz  bestimmte  Veränderungen,  welche 
zweifellos  darauf  hindeuten,  dass  sie  direct  vom  primären  Bubo  aus  und  nicht  etwa 
secundär   oder  metastatisch    vom    Blute   aus   inficirt   wurden. 

Besonders  bei  einem  inguinalen  Bubo  tritt  die  Art  der  Infection  von  Lymphdrüse  zu  Lymphdrüse  in 
ganz  klarer  Weise  zu  Tage.  Alan  findet  hier  geschlossene  und  ungemein  vielgiiedrige  Ketten  angeschwollener 
Lymphdrüsen,  die  sich  längs  der  Vasa  iliaca  nach  aufwärts  und  weiterhin  retroperitoneal  längs  der  Wirbel- 
säule hinziehen,  ja,  man  kann  die  Ketten  auch  noch  bis  in  die  Brusthöhle  hinein  verfolgen.  In  manchen 
Fällen  sieht  man  dann  die  hinteren  mediastinalen  Lymphdrüsen  angeschwollen,  die  dicht  gedrängt  den 
deutlich  erweiterten  Ductus  thoracicus  umgeben.  So  hat  man  das  eclatante  Bild  einer  Polj^adenitis  vor  sich, 
das  allerdings  nur  dann  zu  Stande  kommt,  wenn  der  Organismus  dem  reichlichen  Eindringen  der  Pestbacillen 
in  die  Blutbahn  eine  gewisse  Zeit  lang  Widerstand  zu  leisten  vermag,  oder  wenn  die  aufgenommenen  Bacillen 
unschädlich  gemacht  werden,  so  dass  genügend  Zeit  vorhanden  ist,  auf  dass  diese  Form  der  direct  weiter- 
geleiteten Lymphdrüsenentzündung  zu  Stande  kommen  kann.  Freilich  bleibt  sie  häufig  genug  aus,  wenn 
alsbald  ungeheure  Bacterienmassen  in  die  Blutbahn  gelangen  und  der  Tod  in  kürzester  Zeit  erfolgt.  I  n 
einem  solchen  Falle  findet  man  ein  andere  Art  der  Infection  der  Lymphdrüsen,  nämlich 
secundär,  vom  Blute  aus.  Man  könnte  daher  die  früher  besprochenen,  gleichsam  vom  primären  Bub 
ausgehenden  Ketten  geschwollener  Lymphdrüsen  »primäre  Bubonen  zweiter  Ordnung«  nennen, 
im  Gegensatze  zu  diesen,  welche  den  Namen  »secundäre  Bubonen«  verdienen. 

Nicht  immer  aber  nimmt  die  Infection  der  Lymphwege  vom  primären  Bubo  aus  den  natürlichen  geraden 
Weg.  Bei  einem  inguinalen  Bubo  ist  nicht  immer  nur  die  eine  entsprechende  Seite  betheiligt,  sondern  es  ist 
geradezu  die  Regel,  dass  auch  die  Lymphoglandulae  iliacae  und  sehr  häufig  auch  die  inguinalen  Lymph- 
drüsen der  anderen  Seite  stark  verändert  sind,  u.  zw.  in  einer  Weise,  die  zweifellos  die  directe  Infection 
auf  dem  Lymphwege  erkennen  lässt.  Sicherlich  erfolgt  dieselbe  hier  zum  Theile  auf  retrogradem  Wege, 
sei  es  durch  Umkehrung  des  Lymphstromes  in  die  centrifugale  Richtung  von  den  lumbalen  Lymphdrüsen  aus, 
sei  es  durch  Lymphgefässe  der  Bauchhaut  und  des  Scrotum,  wohin  sich  ja  so  häufig  das  hämorrhagische 
Ödem  des  primären  Bubo  ausbreitet. 

Ganz  ähnlich  liegen  die  Verhältnisse  bei  einem  axillaren  Bubo.  Man  findet  hier  deutlich  den  Weg 
der  Infection  von  den  axillaren  zu  den  infra-  und  supraclavicularen,  sogar  zu  den  cer\icalen  Lymphdrüsen. 

Nach  allem,  was  wir  gesehen  haben,  gilt  auch  für  die  cubitalen  Lymphdrüsen  derselbe  Modus  der 
Infection,  d.  h.  sie  werden  sicherlich  auf  retrogradem  Wege,  wenigstens  zum  grössten  Theile,  inliciri.  Zu 
wiederholten  Malen  fanden  wir  in  der  Cubita  kaum  erbsengrosse  Lymphdrüsen,  eingehüllt  in  die  hämor- 
rhagisch ödematöse  Infiltration,  die  sich,  stetig  abnehmend,  von  dem  primären  Bubo  der  Axilla  aus  bis  hieher 
erstreckte,  in  einem  Falle  auch  eine  etwas  grössere  ungefähr  in  der  Mitte  des  Oberarmes,  den  Gelassen 
angeschlossen.  Nie  —  mit  Ausnahme  eines  einzigen  Falles,  auf  den  wir  besonders  zurückkommen  wollen  — 
fanden  wir  an  den  cubitalen  Lymphdrüsen  die  einem  primären  Bubo  zukoniiiicnden  \'cränderungen;  dabei 
muss  her\-orgehoben  werden,  dass  dieselben  —  wie  der  mikroskopische  Befund  zeigt  —  immer  auch  gleich- 


o 


490  //.  Albrech  f  und  A.  Glinu, 

/.uilig  sccuiulär  vi^n  dcv  liUitbahn  aus  inlicirt  waren.  Letzteres  gilt  wnhl  auch  unzweil'elhat't  für  i.lie  kleinen 
l.yinplulrüsen  iler  Poplitea,  die  ihrei-  anatumischen  Lage  nach  nicht  so  sehr  dem  retrograd  hereinbrechenden 
Strome  ausgesetzt  sini.1  und  thatsiichlich  immer,  wenn  sie  überhaupt  \'ei-andei't  waren,  das  I5ild  secundärer 
l')Ubonen  boten. 

Auch  bei  den  so  schwer  zu  beurtheilenden  primären  Bubonen  des  Halses  fanden  wir  die  Aiisbreitimg 
der  dii'eclen  Infection  nach  allen  Kichlungen  hin,  hauptsächlicli  nach  abwärts  auf  die  obertlächlichcn  imd 
tiefen  cerxicalen  Lymphdrüsen  un'.l  \on  hier  auf  die  \di'dercn  inediastinalen  nebst  reichlichem,  sulzig- 
hämori'hagischen  Odem,  das  den  ganzen  Mediastinalraum  erfüllte. 

Die  Veränderungen,  welche  diese  auf  dem  Lymphwegc  inficirtcn  Lymphdrüsen  (primäre  Bubonen 
zweiter  Ordnung)  zeigen,  sind  nun  ebenso  wechseh'oller  Foi-m  wie  die  des  eigentlichen  primären  Bubo, 
denn  sie  kiinnen  sich  nur  an  In-  imd  Extensität  von  diesen  unterscheiden,  da  ja  der  Infectionsmodus  bei 
allen  der  gleiche  ist.  Aber  der  eine  LImstand,  dass  die  eine  bestimmte  Lymphdrüsengruppe  des  primären 
Bubo  zweifellos  zuerst  und  am  intensivsten  der  Giftwirkung  ausgesetzt  war,  ergibt  erhebliche  Differenzen. 
Schon  ihre  Form  der  Anordnung  zu  Ketten,  innerhalb  deren  die  einzelnen  deutlich  abgrenzbar  sind,  ist 
sehr  charakteristisch,  und  dementsprechend  .sind  auch  die  acut  entzündlichen  Veränderungen  ihrer 
LImgebung  viel  geringer  als  bei  einem  primären  Bubo.  Zwar  setzt  sich  das  Ödem  und  die  Hämoi'rhagien 
noch  eine  Strecke  weit  fort,  aber  in  deutlicher,  oft  rascher  Abnahme,  so  dass  die  entfernteren,  noch  stark 
angeschwollenen  nur  mehr  in  feuchteres  Bindegewebe  eingehüllt  sind. 

Auch  auf  dem  Durchschnitte  durch  solche  »primäre  Bubonen  zweiter  Ordnung«  fällt  die  Abnahme  des 
hämorrhagischen  Charakters  der  Entzündung,  je  weiter  sie  centralwärts  liegen,  auf,  dagegen  tritt  dasselbe  so 
eigenthümliche,  gelblichroth  gesprenkelte  Colorit  zu  Tage,  wie  hei  manchen  Lymphdrüsen  des  primären 
Bubo.  Dabei  quillt  das  Parenchym  auf  der  Schnittfläche  \dr  imd  ist  ungemein  saftig.  Dieser  leicht  abstreif- 
bare Gcwebssaft  ist  nicht  selten  ausgesprochen  schleimig  und  fadenziehend. 

Aber  auch  hier  ist,  wie  schon  bemerkt,  das  Bild  ein  sehr  wechselvolles.  Bes<inders  schwankt  die  Griisse 
dieser  Lj'mphdrüsen  sehr  beträchtlich,  indem  im  selben  Pralle  die  eine  etwa  erbsengross,  die  andere  übei- 
olivengross  sein  kann.  Auch  die  .Ausbreitung  der  Hämorrhagien  ist  merkwürdig  ungleichmässig.  So  kann 
man  neben  einer  fast  vollständig  hämorrhagisch  infiltrirten  Lymphdrüse  andere  finden,  die  ent- 
weder das  typische  roth  und  gelb  gefleckte  und  gesprenkelte  Bild  zeigen  oder  fast  gleich- 
massig  licht  strohgelb  aussehen. 

Daneben  kann  man  aber  auch  im  einzelnen  Falle  Lymphdrüsen  antreffen,  die  keineswegs  das  für  die 
Pestinfection  charakteristische  Bild  bieten,  sondern  eine  Art  von  graurother  medullärer  Schwellung  oder  eine 
einfache  hochgradige  Hyperämie  zeigen,  die  dem  Befunde  bei  Typhus  oder  einer  ähnlichen  Infection  \'er- 
gieichbar  sind.  Es  sind  dies  Lymphdrüsen,  die  nicht  auf  dem  Lymphwege  vom  primären  Bubo  aus 
inficirt  wurden,  sondern  nietastatisch  oder  secundär  vom  Blute  aus.  Man  findet  solche  gar  nicht  selten  auch 
in  der  Nähe  eines  primären  Bubo  neben  Lymphdrüsen,  weiche  die  typischen  Veränderungen  eines  Bubo 
zweiter  Ordnung  zeigen.  Sie  sind  einfach  zufallsweise  von  der  Lymphgefässinfection  frei  geblieben. 

Während  oben  die  Veränderungen  beschrieben  wurden,  welche  in  voller  Ausbildung  stehende  primäre 
Bubonen  zweiter  Ordnung  zeigen,  erübrigt  es  noch,  auf  jene  ausdrücklich  hinzuweisen,  welche  wir  bei 
manchen  typischen  F"ällen  bec.ibachten  konnten,  wo  die  hifection  der  einzelnen  Lymphdrüsen  auf  dem 
Lymphwege  noch  eine  ganz  frische  war.  Man  findet  bei  solchen,  wie  ja  erklärlich,  hauptsächlich  die 
Rindenschicht  zunächst  verändert.  Hier  erscheint  die  Schnittfiäche  deutlich  granulirt,  die  Rinde  von  zahl- 
reichen ausserordentlich  feinen,  punkt-  oder  streifenförmigen  Blutungen  reichlich  durchsetzt,  zwischen  denen 
man  lichtgelbe,  mehr  oder  weniger  prominente  Knötchen  und  Streifen  erkennt.  Oder  manchmal  sieht  man 
das  Lymphdrüsenparenchym  von  einem  schmalen,  derartigen  gelben  Streifen  wie  eingesäumt.  Diese  Verände- 
rungen betreffen  entweder  die  ganze  Rinde  oder  nur  Theile  derselben,  alles  übrige  ist  hochgradig  hyper- 
ämisch  und  sehr  saftig.  Wie  es  dem  hifectionsmodus  entspricht,  schreitet  also  der  Zerstörungsprocess  von 
der  Peripherie  der  Lymphdrüse  gegen  das  Centrum  zu  fort. 


Biiilcnpcst  II.  Piilhologisch-aiiafoiuischcr  Bcrichl.  491 

Was  die  I.ym  phge  fasse  betrifft,  so  lomnten  wir  sciion  mai<roskopisch  bei  genauerer  Präparation  in 
der  Umgebung  der  primären  Bubonen  solche  nachweisen,  die  als  einzelne  verdickte  Stränge  zu  den  Lymph- 
drüsen zogen,  niemals  aber  reichlichere,  fein  verzweigte  Netze,  Lymphgefässnetzen  entsprechend. 

Diese  verdickten  Lymphgefässe  waren  immer  eingehüllt  in  ödematös  hämorrhagisches  Bindegewebe, 
gemäss  der  Veränderungen  in  der  Umgebung  eines  primären  Bubo;  letztere  sind  sicherlich  nicht  als  Aus- 
druck einer  Lymphangioitis  anzusehen,  sondern  als  Theilerscheinung  des  im  primären  Bubo  vor  sich 
gehenden  schweren  Zerstörungsprocesses.  In  grösserer  Entfernung  vom  primären  Bubo  ist  es  einfach 
unmöglich,  irgend  welche  frisch  veränderte  Lymphgefässe  aufzufinden. 

Trotzdem  wir  uns  wiederholt  bemühten,  dem  Lymphwege  nachzugehen,  den  das  Pestgift  bei  seinem 
Einzug  in  den  menschlichen  Körper  gegangen  wäre,  kamen,  wir  in  keinem  Falle  zu  einem  aufklärenden 
Resultate.  Darin  liegt,  wie  scheint,  eine  besondere  Eigenthümlichkeit  dieser  Erkrankung. 
Es  soll  hervorgehoben  werden,  dass  wir  in  keinem  Falle  eine  als  primär  zu  bezeichnende 
Lymphangioitis  gefunden  haben,  die  eventuell  zu  einem  primären  Carbunkel  hingeleitet 
hätte.  Auch  der  klinischen  Beobachtung  zeigte  sich  nur  selten  eine  erysipelähnliche  Lymphangioitis;  noch 
viel  seltener  war  dieselbe  einwandsfrei  als  primäre  zu  bezeichnen,  und  selbst  dann  wäre  immer  noch 
der  Beweis  der  reinen,  unvermischten  Pestinfection  zu  liefern. 

Wenn  wir  nun  aus  den  Beobachtungen  an  unserem  verhältnissmässig  reichen  Alateriale  aus  der 
Epidemie  in  Bombay  1897  diesbezügliche  Schlüsse  ziehen  sollen,  so  müssen  wir  sagen,  dass  eine 
primäre  Pestlymphangioitis,  wenn  überhaupt,  so  ausserordentlich  selten  vorkam,  ja,  dass 
es  sogar  als  eine  specifische  Eigenthümlichkeit  der  Pest  erscheint,  ohne  vorausgehende 
Lymphangioitis  Bubonen  zu  erzeugen.  Wie  soll  man  sich  demnach  die  genauere  Art  der  Infection, 
vom  pathologisch-anatomischen  Standpunkte  aus  beurtheilt,  vorstellen?  Vorausgesetzt,  dass  wirklich  im 
Bereiche  des  Hauttractus  der  Einbruch  in  jenen  Fällen  erfolgt,  wo  es  zur  Ausbildung  eines  echten 
primären  Bubo  kommt,  was  an  anderer  Stelle  bewiesen  werden  soll. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  ganz  geringfügige  Hautverletzungen  im 
Allgemeinen  genügen,  um  Anlass  zur  Pestinfection  zu  gewähren.  Unter  solchen  Haut- 
verletzungen darf  man  nun  nicht  nur  deutlich  sichtbare  Schnitt-,  Riss-  oder  Kratzwunden 
verstehen,  wie  dies  schon  gelegentlich  der  Besprechung  der  Hautveränderungen  hervor- 
gehoben wurde,  sondern  es  kommen  hier  vor  allem  Anderen  jene  für  das  freie  Auge  kaum 
oder  nicht  sichtbaren  kleinsten  Verletzungen  in  Betracht,  bei  denen  das  Corium  nur  in 
der  allergeringfügigsten  Weise  betheiligt  ist,  ja,  es  macht  auf  uns  wenigstens  den  Ein- 
druck, als  ob  ein  intensives  Einreiben,  wie  dies  z.  B.  beim  heftigen  Kratzen  einer 
juckenden  Hautstelle  geschieht,  unter  Umständen  hinreichen  würde,  um  eine  Infection 
zu  ermöglichen.  Es  sei  an  dieser  Stelle  besonders  hervorgehoben,  dass  wir  zu  wiederholten  Malen  das 
Einwachsen  der  Pestbacillen  zwischen  die  Epithelien  des  Rete  Malpighii  von  den  Coriumpapillcn  aus 
sehen  konnten,  sei  es,  dass  bereits  beginnende  Blasenbildung  voriag,  sei  es,  dass  das  Epithel  vollständig 
unverändert  war.  Nur  in  den  obersten  Schichten  des  Rete  Malpighii  und  zwischen  den  Hornlamellen 
konnten  wir  sie  nie  finden  und  es  scheint,  als  ob  dieselben  wenig  oder  keine  Durchlässigkeit  für  Pestbacillen 
besässen. 

Man  kann  sich  nun  sehr  gut  vorstellen,  dass  vielleicht,  wenn  einmal  durch  Kratzen  oder  starkes  Reiben 
diese  obersten  Epithelschichten  entfernt  sind,  den  Pestbacillen  der  Eintritt  offen  stünde. 

Gewiss  würden  bei  der  Annahme  dieses  Infectionsmodus  nur  eine  geringe  Anzahl  von  Keimen  ins 
Gewebe  gelangen  und,  \'om  Lymphstrome  aufgenommen,  in  die  Lymphdrüsen  transportirt  werden,  wo  sie 
sich  stetig  und  stetig  vermehrend,  das  Werk  ihrer  fürchteriichen  Zerstörung  beginnen. 

Damit  wäre  auch  das  fast  regelmässige  Fehlen  einer  primären  Lymphangioitis 
erklärlich,  die  sichedich  in  erster  Linie  nur  dann  zu  Stande  kommen  kann,  wenn  grosse  Mengen  von 
Pestbacillen  xon  x'orneherein  in  den.  Lymphstrom  aufgenommen  werden,  wobei  ferner  ja  zweifellos  auch 
die    X'irulenz   der    Bacillen    eine    Rolle    spielt.     Im    Ly m pli Ji'üsenparen chym    kommt    es    nun   zur 

Denkschriflen  der  mathem.-naturw.  Cl.   I..XV1.  lid. 


492  //.  AI  brecht  und  A.  C/nni, 

cniii-nien  \'ci-nichrLini;-  der  l'eslkcinic,  und  es  kann  k  ei  nein  Zwei  fei  u  n  terl  ie.i^cn,  tlass  das- 
selbe den  besten  Nälirbodcii  lüi-  d  i  e  l'esterreL;er  \-()rstelll,  indem  dieselben  liiei- in  einer  Weise 
sich  zu  \'ennelireii  im  Stande  sind,  wie  niri^ends  anderswci. 

Diese  Kntwicklun,^-  der  Krankheit  aus  ^anz  kleinen  Anfängen,  aus  einer  ungemein 
geringen  Anzahl  \(>n  Keimen  stimmt  auch  mit  der  \erh:ilt  n  issmässig  langen  I  neubat  i  ons- 
daucr  überein,  die  allgemein  auf  4  —  7  Tage  geschätzt  wird;  die  seh weren  Symptome  der 
Pest  treten  eben  dann  erst  zu  Tage,  wenn  es  zur  en  orm  en  Vermeh  i'u  ng  der  l^estbacill  en 
im  I-Sereiche  der  Lymphdrüsen  gekommen  ist.  Auch  unsere  zahlreichen,  in  dieser  Beziehung 
angestellten  Thierversuche  sprechen  unbedingt  für  die  Richtigkeit  obiger  Annahmen.  Die  genauen 
Resultate  derselben  sollen  in  einem  folgenden  Theile  unseres  Berichtes  dargelegt  werden  ,  hier  soll 
nur  hervorgehoben  werden,  dass  es  z.  B.  bei  der  Ratte  gelingt,  durch  einen  einfachen  Stich  in  den  Kuss 
mittelst  einer  durch  \irulente  Pest  inlicirten  Nadel  einen  typischen  inguinalen  Bubo  und  im  Anschlüsse  daran 
tridtliche  Allgemeininfection  zu  erzeugen  ohne  makroskopisch  sichtbare  Veränderung  am  Orte  des  Einstichs, 
oder  dass  es  beim  Meerschweinchen,  welches  man  an  irgend  einer  Stelle  derart  rasirt  hat,  dass  die  ober- 
flächlichsten Epithelschichten  entfernt  wurden,  oder  höchstens  ein  kleines  Tröpfchen  Blut  aus  einer  Corium- 
papüle  austritt,  durch  einfaches  sanftes  Bestreichen  dieser  Stelle  mit  \-irulenten  Pestkeimen,  ja  durch 
stärkeres  Einreiben  sogar  der  ganz  und  gar  intacten,  d.  h.  nicht  einmal  rasirten  Haut 
in  gleicher  Weise  gelingt,  haselnussgrosse  Bubonen  und  allgemeine  l\-st  hervorzurufen.  Es  sei  hier  auch 
darauf  hingewiesen,  dass  es  gelingt,  durch  einfaches  E;inträufeln  von  Pestbacillenculturen  auf  die  voll- 
kommen unverletzte  Schleimhaut  der  Conjunctiva,  der  Nase  oder  des  Rectum  dieser  Thiere  typische 
Allgemeinpest  zu  erzeugen.  Allerdings  besitzen  die  genannten  Schleimhäute  kein  Plattenepithel,  immerhin 
zeigen  aber  diese  Versuche,  wie  leicht  der  Pestbacillus  durch  unverietztes  Gewebe  einzudringen  vermag. 

Bei  der  Beurtheilung  der  ganzen  Frage  von  der  Hautinfection  muss  man  sich  aber  insbesondere  vor 
dem  Fehler,  der  seit  jeher  und  sehr  oft  begangen  wurde,  hüten,  die  unmittelbare  Pforte 
für  das  Pestgift  an  die  peripheren  Enden  der  Extremitäten  zu  verlegen,  was  die  primären 
inguinalen  und   axillaren  Bubonen  betrifft. 

Gewiss  ist  der  Weg,  den  die  Pestbacillen  machen,  um  zu  den  Lymphdrüsen  zu  gelangen,  nicht  immer 
so  weit,  dass  er  gerade  von  Hand  oder  Fuss  aus  bis  in  die  Axilla  oder  higuinalgegend  reicht,  sondern  er  ist 
sichedich  ebenso  oft  ein  beträchtlich  kürzerer.  Diesbezüglich  kommt  bei  den  primären  inguinalen  Bubonen 
vor  Allem  die  Haut  des  Oberschenkels,  der  Hüfte  und  der  Leistengegend,  aber  auch  des  Bauches  und  ins- 
besondere des  Genitales  in  Betracht,  hei  den  primären  axillaren  Bubonen  die  Haut  des  Oberarmes,  der 
ganzen  Schulter,  des  Rückens,  der  Brust  und  eines  Theiles  des  Bauches.  Bei  so  kurzer  Entfernung  der 
Eintrittspforte  vom  primären  Bubo  wird  das  Fehlen  einer  Lymphangioitis  nicht  nur  leichter  erkläriich, 
sondern  es  erscheint  auch  natürlich,  dass  wenigstens  an  der  Leiche  bei  den  hochgradigen  Veränderungen 
in  der  Umgebung  des  Bubo  eine  solche  kaum  nachweisbar  ist. 

Auch  die  geringen  oder  vollständig  fehlenden  Veränderungen  der  Lymphdrüsen  in  der  Cubita  oder 
Poplitea  bei  typischer  Entwicklung  des  primären  Bubo  in  der  Axilla,  respective  in  der  Inguinalgegend,  finden 
durch  obgenannte  Verhältnisse  ihre  Erklärung,  indem  diese  Lymphdrüsen  sicherlich  häufig  gar  nicht  im 
Bereiche  der  ursprünglichen  Infection  liegen.  fXir  jene  Fälle  aber,  wo  doch  die  Eingangspforte  an  den 
distalen  Enden  der  Extremitäten  gelegen  sein  mag,  sind  die  Erfahrungen  bei  anderen  ähnlichen  Infectionen 
massgebend,  wo  ebenfalls  die  Lymphdrüsen  der  Cubita  und  Poplitea  ganz  oder  fast  ganz  frei  bleiben, 
während  sich  Anschwellungen  der  grossen  Lymphdrüsengruppen  der  Axilla  und  Leistengegend  vorfinden, 
ohne  dass  eine  vollständig  einleuchtende  anatomische  Begründung  dafür  erbracht  werden  könnte.  Allerdings 
scheint  es,  als  ob  die  grösseren  Lymphgefässe  in  tieferen  Regionen  und  ohne  allzu  ausgiebige  Communication 
mit  genannten  Lymphdrüsen  ziehen  würden. 

Was  die  X'erhältnisse  im  Bereiche  des  Halses  und  Kopfes  betrifft,  so  sollen  dieselben  an  anderer  Stelle 
erörtert  werden. 


Bcnlciipcst.  IL  Palliologiscli-ciualouiischey  Bericht.  493 

In  einer  Reihe  von  Fällen  haben  wir  auch  den  Ductus  thoracicus  an  der  Leiche  untersucht,  besonders 
in  jenen,  wo  von  einem  primären  Buho  einer  Inguinalgegend  aus  sich  mächtige  Ketten  angeschwollener 
Lj'mphdrüsen  (primäre  Bubonen  zweiter  Ordnung)  bis  ans  Zwerchfell  fortsetzten.  Wir  konnten  häufig  eine 
ausgesprochene  Erweiterung  desselben  constatiren,  ebenso  wie  einiger  zuführenden  Astchen,  niemals  aber 
irgendwelche  Blutungen  oder  Infiltration  seiner  Wand. 

Was  den  Sitz  der  primären  Bubonen  betrifft,  so  ist  schon  eingangs  erwähnt  worden,  dass  derselbe 
in  der  überwiegenden  Mehrheit  aller  Fälle  entweder  in  einer  Leistengegend  oder  in  einer  Achselhöhle  oder 
am  Halse  zu  suchen  ist.  Nur  in  einem  einzigen  Falle  sahen  wir  einen  solchen  in  der  Cubita  neben  einem 
primären  Bubo  der  Axilla  derselben  Seite.  Es  erübrigt  noch,  den  genaueren  anatomischen  Sitz  derselben 
zu  besprechen. 

An  der  Bildung  eines  inguinalen  Bubo  waren  immer  sowohl  die  oberflächlichen  wie  die  tiefen  ingui- 
nalen Lymphdrüsen  betheiligt,  jedoch  meist  in  ganz  verschiedener  Intensität.  Dies  kommt  in  der  Verschie- 
denheit des  Sitzes  des  Bubo  in  Bezug  auf  das  Leistenband  deutlich  zum  Ausdruck.  Manchmal  findet  man 
die  beulenartige  \'orwölbung  gerade  diesem  Bande  und  seiner  Verlaufsrichtung  entsprechend,  manchmal 
sitzt  die  Beule  zum  grössten  Theile  oberhalb  oder  unterhalb  desselben,  wie  ja  auch  Zahl  und  .Anordnung 
der  oberen  und  unteren  oberflächlichen  inguinalen  Lymphdrüsen  eine  sehr  verschiedene  ist. 

Ist  überhaupt  keine  bemerkenswerthe  Vorwölbung  vorhanden,  so  kann  man  in  der  Leistengrube,  knapp 
unterhalb  des  Ligamentum  Pouparti,  beziehungsweise  in  der  Fossa  ileopectinea  die  beträchtlich  erhcihte 
Consistenz  abtasten.  Im  Allgemeinen  stehen  die  tiefen  inguinalen  Lymphdrüsen  bei  der  Bildung  eines 
primären  Bubo  im  Vordergrunde,  jedoch  so,  dass  sie  zusammen  mit  einem  grossen  Theile  der  oberfläch- 
lichen ein  starr  infiltrirtes  Paquet  bilden.  In  den  meisten  Fällen  zeigt  gerade  eine  Lymphdrüse  die  am 
meisten  vorgeschrittenen  Veränderungen.  Es  ist  dies  jene,  die,  gerade  am  inneren  Schenkelringe  gelagert, 
eine  Art  \'erschluss  desselben  bilden  soll  und  unter  dem  Namen  der  RosenmüUer'schen  Drüse  bekannt 
ist.  Diese  ist  immer  am  grössten,  oft  mit  anderen  zusammen  zu  einem  hühnereigrossen  Tumor  umgewandelt 
und  zeigt  am  frühesten  Nekrose  und  Eiterung.  Sie  wölbt  sich  oft  tumorartig  halbkugelig  in  die  Bauchhöhle 
vor  und  über  ihr  kommt  es  nicht  selten  zu  frischer  fibrinöser  Peritonitis.  Es  kann  keinem  Zweifel  unter- 
liegen, dass  gerade  sie  es  ist,  die  fast  in  allen  Fällen  zuerst  inficirt  wird. 

In  keinem  Falle  sahen  wir  eine  isolirte  Betheiligung  der  oberflächlichen  inguinalen 
L3^mphdrüsen;  in  vielen  jedoch  standen  die  Veränderungen  an  denselben  um  wenig  denen  der  tiefen 
zurück ;  eine  Anzahl  derselben  zeigte  allerdings  der  Regel  nach  nur  den  Befund  der  primären  Bubonen 
zweiter  Ordnung,  und  in  einer  anderen  Reihe  von  Fällen  endlich  waren  sowohl  oberflächliche  wie  tiefe  in 
gleich  schwerer  Weise  verändert  und  formirten  zusammen  den  primären  Bubo. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  sehr  häufig  auch  die  inguinalen  Lj'mphdrüsen  der  anderen  .Seite  schwer 
verändert  waren,  allerdings  immer  in  einem  Grade,  der  hinter  dem  der  Veränderungen  des  primären  Bubo 
zurückstand.  Wie  schon  an  anderer  Stelle  erwähnt,  fanden  wir  auch  an  ihnen  starke  Schwellung,  reichliche 
Blutungen  im  Parenchym,  kurz  besonders  hochgradige  Veränderungen  primärer  Bubonen  zweiter  Ordnung, 
auch  ziemlich  reichliches,  gelblich-sulziges  Ödem  in  der  Umgebung  dieser  wohl  auch  zu  Paqueten  anein- 
ander geschlossenen  Lymphdrüsen.  Dieselben  waren  aber  immer  noch  von  einander  und  \'on  ihrer 
Umgebung  abgrenzbar,  und  vor  Allem  fehlte  die  reichliche  und  weit  über  die  Grenzen  hinausreichende 
hämorrhagische  Infiltration,  die  vor  Allem  den  primären  Bubo  charakterisirt.  Vielfach  zeigten  sie  ganz  den- 
selben Grad  der  Veränderungen  wie  die  Lymphoglandulae  iliacae  der  anderen  Seite,  ein  Umstand,  der  darauf 
hindeutet,  dass  der  vom  primären  Bubo  ausgehende  Infectionsstrom  sich  gleichzeitig  in  centripetaler 
Richtung  und  hinüber  auf  die  Lymphdrüsengruppen  der  anderen  E.xtremität  fortsetzt.  Von  letzteren  aus 
setzt  sich  dann  ebenfalls  eine  Kette  angeschwollener  Lymphdrüsen  längs  der  Vasa  iliaca  centripetalwärts 
fort.  Dieses  Verhalten  hat  dazu  Anlass  gegeben,  in  solchen  Fällen  eine  Doppelinfection  von  beiden  unteren 
Extremitäten  aus  anzunehmen,  wofür  aber  anatomisch  gewiss  kein  Anhaltspunkt  vorliegt. 

Die  axillaren  Bubonen  waren  fast  immer  durch  mächtige  Anschwellungen  der  eigentlichen  axillaren 
Lymphdrüsen  erzeugt,  nur  ausnahmsweise    fanden   w'w  den  primären  Bubo    gerade    den    Lymphoglandulae 

64' 


494  //.  Albrcclü  iiiul  A.  Ghoii, 

pectorales    entsprechend.    Letztere    waren    freilich    fast   regelmässig   beiheiligt,    jedoch    mehr  nach  Art  von 
primären  Bubonen  zweiter  Ordnung. 

Was  den  Sitz  der  primären  fial.sbubonen  betrifft,  von  denen  wir  nur  eine  Anzahl  von  6 ganz  sicher- 
gestellten beobachten  konnten,  so  ist  derselbe  schwankend.  Bald  sind  vorzugsweise  die  submaxillaren 
Lymphdrüsenguppen  betroffen,  bald  die  vorderen  auricularen  oder  die  occipitalen.  Oder  es  zeigen  alle  die 
genannten  die  schweren  Veränderungen  eines  primären  Bubo.  Wieder  in  anderen  Fällen  sind  die  cervicalen 
Lymphdrüsengruppen,  sowohl  die  oberflächlichen  wie  die  tiefen,  besonders  stark  ergriffen,  jedoch  ist  es  in 
vielen  Fällen  nicht  möglich,  eine  besondere  Gruppe  als  in  erster  Linie  betheiligt  herauszuheben,  da  die 
Lymphdrüsen  des  Kopfes  und  Halses,  unmittelbar  untereinander  benachbart  und  durch  zahllose  Anasto- 
mosen mit  einander  verbunden,  oft  in  gleich  hohem  Grade  von  der  Infectiun  ergriffen  sind. 

Dazu  kommt  noch  ein  weiterer,  die  ßeurtheilung  sehr  erschwerender  Umstand.  Es  handelt  sich 
nämlich  gewöhnlich,  wenn  der  primäre  Bubo  in  der  Halskopfgegend  einer  Seite  sitzt,  um  Secundär- 
infectionen,  die  \'on  den  so  häufig  diphtheritisch  zerfallenen  und  exulcerirten  Tonsillen 
oder  Baigfollikeln  der  Mund- Rachenhöhle  ausgehen  und  naturgemäss  ebenfalls  Veränderungen 
in  den  zugehörigen  Lymphdrüsengruppen  erzeugen  müssen,  so  dass  das  Bild  der  reinen  Pestinfection 
vielfach  ein  vollständig  verwischtes  wird. 

Dies  führt  zur  Erörterung  der  Frage,  ob  beim  Bestehen  eines  derartigen  Halsbubos,  der  ganz  den 
Befund  eines  primären  Bubo  zeigt,  die  Pestinfection  als  von  der  entsprechenden  Hautregion  aus  oder  von 
der  Mund-Rachenhöhle  aus  erfolgt  zu  denken  ist.  Wie  aus  den  entsprechenden  Sectionsprotokollen  und 
histologisch-bacteriologischen  Befunden  zu  ersehen  ist,  lässt  sich  häufig  ein  bestimmter  Entscheid  in  dieser 
Richtung  nicht  geben,  und  zwar  deswegen  nicht,  weil  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen  ist,  ob  die  häufig 
gleichzeitig  anzutreffenden  Veränderungen  an  Tonsillen  und  Baigfollikeln  primärer  Natur  sind  oder  secun- 
därer.  Im  ersten  Falle  wäre  die  Infection  von  der  Mund-Rachen-  oder  Nasenhöhle,  vielleicht  direct  \'on  den 
Tonsillen  aus  erfolgt,  und  es  wären  dann  die  Bubonen  des  Halses  mehr  als  primäre  Bubonen  zweiter 
Ordnung  aufzufassen;  im  zweiten  Falle  wäre  es  gerade  umgekehrt,  indem  nach  erfolgter  Hautinfection  es 
zur  Ausbildung  eines  primären  Halsbubo  gekommen  wäre,  der  dann  secundär  auf  directem  Lymphwege 
zur  Infection  der  Tonsillen  und  Balgfollikel  geführt  hätte. 

Ein  anderer,  ebenso  schwer  ins  Gewicht  fallender  Punkt  ist  die  Thatsache,  dass  ungemein  häufig- 
gerade  die  Lymphapparate  der  Mund-Rachenhöhle  secundär  metastatisch  auf  dem  Blut- 
wege hochgradig  unter  diphtheritisähnlichem  Bilde  afficirt  werden,  wenn  auch  der  zweifellos 
primäre  Bubo  sich  zum  Beispiel  in  der  Axilla  oder  in  inguine  befindet. 

Es  sei  besonders  hervorgehoben,  dass  bei  jenen  obducirten  Fällen,  bei  denen  primäre  Halsbubonen 
constatirt  wurden,  die  anatomische  und  histologische  Untersuchung  nirgends  im  Stande  war,  auch  nur  den 
geringsten  Anhaltspunkt  für  das  Eindringen  des  Pestgiftes  von  einer  anderen  Stelle  aus  zu  finden.  Die 
übrigen  Lymphdrüsengruppen  des  Körpers  waren  immer  nur  sehr  wenig  oder  doch  nur  in  dem  Grade  ver- 
ändert, wie  wir  dies  der  Regel  nach  bei  »secundären  Bubonen«  sehen  konnten.  Was  also  den  Infections- 
modus  bei  den  primären  Halsbubonen  betrifft,  so  liegen  nach  dem  Vorstehenden  eine  ganze  Reihe  von 
Möglichkeiten  vor. 

In  jenen  Fällen,  wo  die  Tonsillen  überhaupt  keine  bemerkenswerthen  Veränderungen  oder  nur  leichte 
Schw^ellung  mit  Hyperämie  zeigen,  ist  jedesfalls  die  Infection  entweder  von  der  Haut  der  betreffenden  Hals- 
Kopfseite  einschliesslich  des  äusseren  Ohres  und  der  Conjunctiva  oder  von  der  Mundhöhle  (Zahnfleisch, 
Zunge,  Mundhöhlenboden)  oder  von  der  Nase  aus  erfolgt,  eine  Annahme,  deren  Richtigkeit  der  Thier- 
versuch  in  schlagender  Weise  bestätigt.  Sind  die  Tonsillen  und  die  Balgfollikel  in  schwerer  Weise  \'er- 
ändert,  so  bleiben  naturgemäss  auch  die  oben  angeführten  Möglichkeiten  zu  Recht  bestehen  und  es  kommt 
noch  jene  hinzu,  dass  die  Tonsillen  selbst  die  Einbruchspforte  darstellen.  Dafür  können  andere  Infections- 
krankheiten  als  Analogien  genannt  werden.  Auch  die  Annahme,  dass  die  Tonsille  zugleich  Einbruchspforte 
und  primären  Bubo  vorstelle,   hat   bei  ihrer  so  exponirten  Lage    und  bei  ihrer  Eigenthümlichkeit  der  Pfropf- 


Bciileiipcsl.  II.  Pathologixch-aualoiitisclicv  Bericht.  495 

büdung,  von  welchen  aus  so  leicht  Bactericn   ins   adenoide  Gewebe  Eingang   finden   können,   nichts   Auf- 
fallendes an  sich.  — 

Es  erübrigt  noch,  die  im  Vorstehenden  wiederholt  genannten  >secundären  Bubonen«  eingehender 
zu  besprechen.  Wie  schon  erwähnt,  verstehen  wir  darunter  solche  Lymphdrüsen  oder  -Knoten,  die  erst 
secundär  durch  den  Einbruch  der  Pestbacillen  in  die  Blutbahn  inficirt  worden  sind.  Sie  können  sich  daher 
in  allen  Regionen  des  menschlichen  Körpers,  ganz  unabhängig  vom  Sitze  des  primären  Bubo,  entwickeln. 
Anatomisch,  sowohl  makro-  wie  mikroskopisch,  sind  sie  in  typischen  Fällen  von  den  primären  Bubonen 
wohl  zu  unterscheiden  imd  hauptsächlich  durch  den  Modus  der  Infection  charakterisirt. 

Solche  secundäre  Bubonen  sind  im  Allgemeinen  nicht  besonders  gross,  sie  überschreiten  selten  Hasel- 
nuss-  oder  Olivengrösse.  Ihre  Umgebung  ist  entweder  ganz  unverändert  oder  nur  von  Ödemflüssigkeit 
durchsetzt,  die  aber  an  Reichlichkeit  immer  weit  hinter  jener  eines  primären  Bubo  zurückbleibt.  Die  Lymph- 
drüsen selbst  sind  immer  hart  imd  derbe  und  fallen  schon  von  aussen  durch  ihre  mehr  weniger  dunkel- 
oder  graurothe  P^u'be  auf.  Dementsprechend  sind  sie  auf  dem  Durchschnitte  zimächst  durch  ihren  Blut- 
reichthum  charakterisirt,  indem  das  ganze  Parenchj-m  gieichmässig  hyperämisch  und  dabei  sehr  saftig 
erscheint.  Von  der  Schnittfläche  lässt  sich  immer  reichlicher  blutiger  Saft  abstreifen.  Dies  könnte  man  als 
erstes  Stadium  der  vom  Blute  aus  erfolgten  Pestinfection  bezeichnen,  das  nun  in  Folge  der  Thätigkeit  der 
Pestbacillen  im  Lymphdrüsenparenchym  in  weitere  übergeht. 

Man  findet,  wenn  die  Infection  längere  Zeit  besteht,  eine  Art  \'on  medullärer  Schwellung,  die  ebenfalls, 
wie  erklärlich,  meist  das  ganze  Parenchym  ziemlich  gieichmässig  betrifft  tmd  darin  besteht,  dass  das  grau 
rothe,  von  einzelnen  distincteren  Blutungen  durchsetzte,  weiche  und  stark  vorquellende  Gewebe  reichlichen 
Saft  beim  Abstreifen  gibt  und  häufig  frisch  geschwollenen  Typhuslymphdrüsen  gleicht.  Dauert  aber  der 
Process  noch  länger,  das  heisst  führt  die  schwere  Bacteriämie  nicht  in  kürzester  Zeit  zum  Tode,  so  kann 
auch  an  solchen  sicher  secundären  Bubonen  ein  ähnliches  Bild  entstehen,  wie  dies  primären  Bubonen 
zweiter  Ordnung  zukommt,  ein  Umstand,  der  darin  seine  Erklärung  findet,  dass  es  eben  zu  reichlicher 
Vermehrung  der  auf  dem  Blutwege  eingeführten  Pestbacillen  innerhalb  des  Lymphdrüsenparenchyms  und 
damit  zur  Zerstörung  desselben  gekommen  ist. 

Aus  alldem  geht  hervor,  dass  im  Anfangsstadium  die  secundären  Bubonen  genügend  scharf  in  ihrer 
anatomischen  Form  gegenüber  den  primären  Bubonen  abzugrenzen  sind,  dass  aber  in  späteren  Stadien, 
was  die  Veränderungen  des  Parenchyms  selbst  betrifft,  kein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  beiden  zu 
machen  ist.  Es  muss  aber  betont  werden,  dass  trotzdem  die  secundären  Bubonen 
anatomisch  im  Ganzen  von  den  anderen  unterschieden  werden  können,  schon  deswegen, 
weil  der  Grad  der  Veränderungen  bei  ersteren  immer  hinter  dem  der  primären  Bubonen 
zurückbleibt,  ganz  besonders,  was  das  umgebende  Binde-  und  Fettgewebe  betrifft.  Es 
muss  eben  hiebei  immer  das  ganze  anatomische  Bild  des  speciellen  Falles  ins  Auge  gefasst  werden  mit 
Berücksichtigung  der  oft  Tage  lang  anhaltenden  Bacteriämie,  um  zur  richtigen  Beurtheilung  desselben 
zu  gelangen. 

Ganz  besonders  klar  und  überzeugend  tritt  das  wesentlich  verschiedene  Bild  beider  mikroskopisch  zu 
Tage,  bedingt  durch  die  Verschiedenheit  in  der  Art  der  Infection,  worauf  wir  im  Folgenden  zurückkommen 
wollen. 

Was  nun  den  Sitz  dieser  secundären  Bubonen  betrifft,  so  entspricht  derselbe,  wie  natürlich,  den 
normalerweise  vorkommenden  Lj'mphdrüsen  und  -Knoten,  und  erst  in  Folge  der  reichlichen  Aus- 
bildung dieser  secundären  Bubonen  wird  die  Pest  zur  classischen  Poh'adenitis.  Nicht  nur 
die  oft  so  zahlreichen  primären  Bubonen  zweiter  Oi'dnung  erzeugen  dieses  Bild,  sondern  \or  .Allem  die 
an  ganz  entfernter  Stelle  und  oft  gerade  auf  der  entgegengesetzten  Körperseitc  in  kürzester  Zeit  sich 
entwickelnden  secundären  Bubonen  tragen  wesentlich  hiezu  bei. 

Schon  bei  Besprechung  der  primären  Bubonen  sind  jene  Lymphdrüsengruppen  aufgezählt  worden,  die 
der  Regel  nach  in  Form  \-on  primären  Bubonen  zweiter  Ordnung  als  Ausdruck  der  unmittelbaren  Fort- 
leitung der  Infection  vom  primären  Bubo   aus   \-erändert   erscheinen,    und   es   erübrigt   noch,    die    in    ihrer 


496  H.  Albrecht  nml  A.  Ghon, 

Betheiligiins  als  seciindäre  Biibonen  wichtigen  Lymphdrüsen  i.ini.1  -k'nnten  anzuführen.  Es  soll  hier  auch 
auf  die  Wichtigkeit  in  der  Erkenntniss  dieser  secimdär  oder  metastatisch  entstandenen  l-iiihoncn  hin- 
gewiesen werden,  weil  sie  es  oft  dem  Kliniker  unmöglich  machen,  den  echten  primären  Bubo  zu  erkennen, 
wenn  sie  ziemlich  gross  sind  und  die  Untersuchung  erst  in  einem  späteren  Krankheitsstadium  möglich  ist. 
Das  sind  eben  Fälle,  wo  nur  die  Nekropsie  im  Stande  ist,  den  Weg  der  Infection  aufzudecken,  was  wir  in 
Bombay  zu  wiederholten  Malen  erlebten. 

In  ausgesprochenen  Fällen  linden  sich  zunächst  sämmtliche  dem  tastenden  Finger  zugängliche  Lymph- 
drüsengruppen angeschwollen,  also  vor  Allem,  um  nur  die  grössten  zu  nennen,  die  inguinalen  und  axillaren 
Lymphdrüsengruppen  und  diejenigen  an  beiden  Seiten  des  Halses.  Was  die  ersteren  beiden  betrifft,  so  ist 
das  Binde-  und  Fettgewebe  ihrer  Umgebung  gar  nicht  selten  stärker  durchfeuchtet,  ja  sogar  ödematös 
durchtränkt,  und,  wenn  der  Fall  durch  zahlreiche  Hämorrhagien  überhaupt  ausgezeichnet  ist,  können  sich 
hier  auch  einzelne  kleinere  vorfinden. 

Nach  dem  anatomischen  und  histologischen  Befunde  ist  ferner  sicherlich  auch  ein  Theil  der  ver- 
grösserten  Lymphdrüsen  der  Cubita  und  Poplitea  zu  den  secundären  Bubonen  zu  zählen,  besonders  dann, 
wenn  sich  nicht  in  der  entsprechenden  Axillar-  oder  Inguinalgegend  der  primäre  Bubo  findet. 

Viel  complicirter  liegen  die  Verhältnisse  bei  den  Lymphdrüsen  des  Halses,  insbesondere  bei  den 
submaxillaren  und  oberen  cervicalen.  Zunächst  muss  betont  werden,  dass  die  verschiedenen  Gruppen  der 
Halsdrüsen  in  jedem  Pestfalle,  der  reichliche  Pestbacillen,  sei  es  intra  vitam  oder  in  der  Leiche,  im  Blute 
nachweisen  Hess,  starke  Schwellung,  Hyperämie  oder  auch  die  charakteristische  gelbrothe  Fieckung  und 
Sprenkelung  zeigten,  also  nach  dem  anatomisch -histologischen  Befunde  zweifellos  secundär- metastatisch 
vom  Blute  aus  inticirt  wurden. 

Neben  den  genannten  Veränderungen  fanden  wir  aber  auch  häufig  solche,  die  vermöge  ihrer  Aus- 
breitungsweise und  Intensität  nicht  zum  Bilde  des  rein  secundären  Bubo  passten,  wie  zahlreiche  Hämor- 
rhagien, reichliches  Ödem  der  Umgebung  und  hämorrhagische  Infiltration  der  nicht  besonders  vergrössertcn 
Lymphdrüsen  neben  Eiterung.  Durch  unsere  bacteriologisch-histologischen  Untersuchungen  konnten  wir 
nun  jedesmal  feststellen,  dass  es  sich  um  Secundärinfectionen  dieser  Lymphdrüsen  durch 
Streptococcen  oder  Diplococcen  handelte,  die  entweder  local  geblieben  war  oder  zur  secundären 
Allgemeininfection  durch  die  genannten  pathogenen  Mikroorganismen  geführt  hatte.  Dazu  konnten  wir  regel- 
mässig als  Einbruchsteile  die  ulcerirten,  diphtheritisch  zerfallenen  oder  hochgradig  geschwollenen  Ton- 
sillen oder  Balgfollikel  des  Zungengrundes  constatiren,  worauf  wir  in  einem  anderen  Capitel  ausführlich 
zurückkommen  werden. 

Solch'  schwere  Veränderungen  im  Bereiche  der  Halslymphdrüsen,  die  auf  den  ersten  Blick  einen 
primären  Halsbubo  vortäuschen  könnten,  sahen  wir  in  Fällen,  wo  sich  sowohl  typische  primäre  axillare 
wie  inguinale  Bubonen  vorfanden,  und  zwar  unter  den  44  acut  \-erlaufenen  Fällen  19mal,  d.  i.  in  43-2"/o- 
Es  kann  nach  dem  fast  in  jedem  Falle  erhobenen  anatomisch-histologischen  Befunde  keinem  Zweifel  unter- 
liegen, dass  die  Erreger  der  Secundärinfection  in  die  schon  früher  durch  den  Pestbacillus  ver- 
änderten Lymphknoten  und  -Drüsen  eingedrungen  sind. 

Auch  die  vorderen  und  hinteren  mediastinalen  und  intercostalen  Lymphdrüsen  zeigen  oft  die  Ver- 
änderungen secundärer  Bubonen,  soferne  sie  nicht  beim  Bestände  eines  primären  inguinalen  odei'  Halsbubo, 
direct  durch  den  Lymphstrom  inficirt,  die  letzten  Glieder  der  Kette  der  primären  Bubonen  zweiter  Ordnung 
bilden.  Auch  die  Lymphoglandulae  pulmonales,  bronchiales  und  trach  eales  zeigen  nicht  selten  das 
reine  Bild  secundärer  Bubonen,  in  anderen  Fällen  wieder  kommt  deren  Schwellung  auf  Rechnung  der  Lymph- 
infection  auf  retrogradem  Wege  vom  Halse  her,  oder  endlich  ist  sie  veranlasst  durch  eine  primäre  Pest- 
pneu mo  nie;  in  allen  drei  zur  Obduction  gekommenen  Fällen  derartiger  Pneumonien  fanden  wir  frische 
Pestveränderungen  nach  Art  primärer  Bubonen  zweiter  Ordnung  in  denselben.  Aus  dem  Vorstehenden  geht 
aber  hervor,  dass  gerade  bei  den  genannten  Lymphdrüsengruppen  so  häufig  die  Blut-  und  Lymphinfection 
nebeneinander  bestehen,  so  dass  vielfach  variirte  Bilder  entstehen,  und  dass  man  neben  Lymphdrüsen  mit 
stark  medullär  geschwollener,  roth  und  gelb  gefleckter  und  granulirter  Rinde  andere,   einfach   saftig-hyper- 


ßciilciipcsf  IL  Pdlhologisch-aiialoniischcr  Bcriclil.  497 

ämische  finden  kann.   Lässt  dann  im  lunzclncn  der  makroskopische  Befimd  keine  siciiere  Rntscheiduni;-  7,u, 
so  ist  dieselbe  doch  der  Re,L;el  nacii  durch  das  mikroskopische  Biki  mi">ii,iich. 

Eine  ausdrückliche  Besprechung  verlangen  die  Lymphdrüsen  der  Bauchhöhle  mit  Berücksichtigung 
des  Umstandes,  dass  man  immer  und  immer  wieder  bis  in  die  neueste  Zeit  geneigt  war,  den  Magen-Darm- 
tractus  als  Einbruchspforte  für  den  Pestkeim  z.u  bezeichnen.  Deshalb  haben  wir  mit  besonderer  Genauigkeit 
jedesmal  die  I.ymphapparate  desselben  untei'sucht  und  in  keinem  l''alle  andere  X'ei'äiiderungen  an  den  \'er- 
schiedenen  Lymphdrüsengruppen  gefunden  als  die  secundärer  Bubonen.  Nur  ein  einziger  (Fall  4()/XX.\llli 
macht  hie\'on  eine  Ausnahme. 

Gerade  an  den  Lymphdrüsen  der  Gekröse  treten  die  einfach  entzündlichen  Schwellungen  der  frischen 
secundären  Bubonen  in  überzeugender  Weise  zu  Tage,  weil  sie  ihrer  Lage  nach  nicht  so  leicht  dem  \-on 
einem  primären  Bubo  aus  inficirten  und  zuströmenden  Lymphstrome  ausgesetzt  sind.  Man  findet  an  ihnen 
neben  einfacher,  gieichniässig  über  das  Parenchym  verbreiteter  Hyperiimie  und  grossem  .Saftreichthum  auch 
die  graurothe,  medullär  vorquellende  Beschaffenheit,  die  mit  der  markigen  Schwellung  der  Typhus- 
Ij'mphdrüsen  zu  vergleichen  ist,  und  in  besonders  hacillenreichen  und  etwas  protrahirten  Fällen  die  gleich- 
massig  lichtgelbe  Färbung  mit  einzelnen  kleinen  Blutaustritten  ins  Parenchym.  Die  einzelnen  Lymphdrüsen 
stehen  gewöhnlich  isolirt  oder  sie  sind  zu  ganz  lockeren  Paqueten  aneinander  gefügt,  indem  jede  schwei-ere 
Veränderung  ihi'er  Umgebung  fehlt. 

LTnter  den  44  acut  verlaufenen  Fällen  ergaben  sich  uns  20mal  derartige  Befunde,  und  zwar  betrafen  sie 
vor  allem  anderen  die  Lymphoglandulae  mesentericae  und  mesocolicae,  seltener  die  hepaticae, 
gastricae  superiores  und  inferiores  unil  die  pancreatico-lienales.  Was  den  oben  besonders 
angeführten  Fall  betrifft,  so  fand  sich  hier  eine  Gruppe  \-on  drei  schwer  veränderten  mesenterialen  Lymph- 
drüsen, die  dem  untersten  Ileum  zugehörten  und  evident  die  Veränderungen  eines  primären  Bubo  auf- 
wiesen; dazu   ein  kleines,  frisch  entstandenes  Geschwür  im  Ileum. 

Diese  Befunde  sollen  bei  Besprechung  der  pathologischen  Anatomie  des  Darmes  entsprechend 
gewürdigt  werden,  an  dieser  Stelle  mag  genügen,  hervorzuheben,  dass  es  sich  in  diesem  Falle  um  eine 
zweifellose  Autoinfection  vom  Darme  aus  handelt,  erzeugt  durch  Verschlucken  grosser  Mengen  pest- 
pneumonischen  Sputums. 

Die  Veränderungen  an  den  in  die  Schleimhäute  eingeschalteten  Lymphknoten  und  -Follikeln  sollen 
zugleich  mit  jenen  der  betreffenden  Organe  besprochen  werden. 

In  einer  kleinen  Reihe  von  Fällen  aber  —  es  sind  nur  drei  —  ist  es  uns  nicht  gelungen,  eine 
bestimmte  Lymphdrüsengruppe  als  primären  Bubo  zu  erkcn  nen.  Wir  fanden  multiple  Lyniph- 
drüsenschwellungen  von  der  Art,  wie  sie  sämmtlich  noch  in  den  Rahmen  des  Bildes  der  secundären 
Bubonen  passten.  An  keiner  Lj-mphdrüsengruppe  waren  die  makroskopischen  Veränderungen  so  hoch- 
gradige, dass  es  erlaubt  u'äre,  gerade  eine  herauszugreifen  und  als  primären  Bubo  zu  bezeichnen.  Aber 
auch  histologisch  konnten  wir  an  den  zur  mikroskopischen  Untersuchung  \erwendeten  Lymphdrüsen 
nicht  jene  charakteristischen  und  schweren  exsudati\-en  Processe  constatiren,  welche  wir  sonst  ausnahmslos 
an  primären  Bubonen  fanden. 

Unter  diesen  drei  Fällen  ist  übrigens  einer  (44/L),  bei  dem  wir  die  primäre  Tonsillaraffection  nicht  aus- 
schliessen  können.  Wie  die  bacteriologische  und  histologische  Untersuchung  zeigt,  handelt  es  sich  um  eine 
Misch-  oder  Secundärinfection  durch  Streptococcen,  die  den  Organismus  in  so  reichlicher  Weise  über- 
schwemmen, dass  diese  Streptococceninfection  ganz,  auch  in  Bezug  auf  die  Todesursache,  im  \'ordergrund 
steht  und  die  Pest  gleichsam  \-erdrängt.  Die  stärksten  makroskopischen  Veränderungen  zeigen  die  Ton- 
sillen und  die  Follikel  am  Zungengrunde.  Zweifellos  geht  von  ihnen  die  Misch-  oder  Secundärinfection  aus, 
auf  deren  Rechnung  auch  die  besonders  intensiven  Veränderungen  zu  setzen  sind.  Ob  aber  von  hier  aus 
auch  der  Pest-Erreger  eingedrungen  ist,  kann  nicht  entschieden  werden,  und  in  dem  Sinne  ist  dieser  Fall  zu 
jenen  ohne  streng  localisirten  primären  Bubo  zu  rechnen. 


498  //.  AIhrccht  nud  A.  Ghoii. 

ßci  den  beiden  anderen  l^'üHen  (4'2/XLl\',  43/XL\'ll)  fehlt  jeder  Anhaltspimkt  für  die  Invasion  des 
Pest-Erregers,  indem  der  primäre  Biibo  fehlt.  Den  Einwand,  dass  eine  genauere  Untersuchung  einen  solchen 
aufgedeckt  hätte,   kiinnen  wir  unter  Hinweis  auf  unsere  Sectionsprotuknlle  nicht  leicht  gelten  lassen. 

Einer  von  diesen  Fällen  betrifft  ein  schwangeres  Hinduweib,  das  kurze  Zeit  vor  dem  Tode  entbunden 
hatte.  Dieser  Umstand,  vielleicht  eine  damit  verbundene  starke  Blutung,  kann  jedesfalls  die  .Abnahme  der 
Widerstandskräfte  des  Körpers  und  damit  den  Eintritt  des  Todes  beschleunigt  haben. 

Mir  den  dritten  und  letzten  Fall,  der  angeblich  erst  am  X.  Krankheitstage  letal  endete,  fehlt  jede 
ICrklänmg. 

\m  Allgemeinen  kann  es  aber  zu  solchen  Fällen  ohne  primären  Bube  kommen,  wenn  der  Organismus 
nicht  jene  Resistenzfähigkeit  besitzt,  welche  bewirkt,  dass  die  einmal  eingedrungenen  Krankheitserreger 
wenigstens  einige  Zeit  lang  in  einem  bestimmten  Lymphdrüsenpaquet  zurückgehalten  werden,  sondern 
wenn  sofort  entsprechend  grosse  Mengen  von  Pestbacillen  ins  Blut  kinnmen.  Für  die  .Annahme  einer 
primären  Blutinfection  haben  wir  weder  einen  anatomischen  Anhaltspunkt,  noch  liefert 
das  Thierexperiment  einen  solchen. 

Die  zahlreichen  histologischen  Untersuchungen  an  Lymphdrüsen  verschiedener  Gegenden  und  ver- 
schiedener Stadien  des  Processes  bestätigten  alle  aus  dem  makroskopischen  Befunde  gemachten  Annahmen 
und  zwar  in  solcher  Übereinstimmung,  dass  man  leicht  einen  Typus  aus  den  Einzelbefunden  hervorheben 
kann.  Es  soll  mit  den  histologischen  Veränderungen  primärer  Bubonen  begonnen  werden  (vergl.  Tafel  IX, 
Fig.  1  und  2).  Sie  sind  im  Grade  ebenso  wechselnd  wie  das  makroskopische  Bild  und  bestehen,  kurz 
zusammengefasst^  in  der  Regel  in  vollständiger  Zerstörung  des  Parenchyms  unter  Nekrose,  Hämorrhagien, 
Bacillen-  und  Leukocyteninfiltration,  nebst  schwerer  hämorrhagisch-phlegmonöser  Entzündung  des  um- 
gebenden Binde-  und  Fettgewebes  neben  nie  fehlender  Lymphangioitis  im  Bereiche  des  primären  Bubo,  die 
vor  allem  anderen  durch  die  hochgradige  Erweiterung  und  Anpfropfung  der  Lymphgefässe  mit  Pestbacillen 
und  Leukocyten  gekennzeichnet  ist. 

So  charakteristisch  demnach  auch  das  histologische  Bild  der  Pest  ist,  so  entbehrt  es  dennoch  speci- 
fischer  Veränderungen  im  engsten  Wortsinne.  Was  das  Lymphdrüsenparenchym  betrifft,  so  ist  von 
demselben  wenig  oder  nichts  mehr  erhalten.  Entweder  sind  es  frisch  ausgetretene  Blutmassen,  die  sich  an 
seiner  Stelle  finden,  oder  es  ist  Alles  ziemlich  gleichmässig  von  poly-  oder  mononucleären  Leukocyten 
überschwemmt,  die  überall  die  Neigung  zur  Nekrose  erkennen  lassen.  Meist  in  den  centralen  Drüsen- 
antheilen  finden  sich  ausgedehnte  nekrotische  Herde.  Dabei  kann  an  einzelnen  Stellen  noch  ein  oder 
mehrere  Follikel  erhalten  sein.  Häufig  sind  sie  ganz  isolirt,  wie  aus  dem  Gewebsverbande  gerissen,  ungemein 
zellreich  und  umgeben  von  Hämorrhagien  und  Nekrose. 

Aber  ebenso  reichlich  wie  die  hämorrhagische  und  die  leukocytäre  ist  die  Bacilleninfiltration.  Schon 
bei  schwacher  Vergrösserung  kann  man  die  grossen,  mit  Hämalaun  blassblau  gefärbten  Rasen  erkennen, 
die  in  manchen  Fällen  die  Hauptsache  der  Infiltration  ausmachen.  Man  kann  auf  dem  Durchschnitte  durch 
kleinere  Paquete  die  Contouren  der  einzelnen  Lymphdrüsen  häufig  nur  daran  erkennen,  dass  sie  von  einem 
breiten,  bandartigen  Saum,  der  mit  Hämalaun  lichtblau  gefärbt  ist,  gebildet  werden.  Dieser  Saum  besteht 
fast  ausschliesslich  aus  Pestbacillen,  zwischen  denen  noch  wenige  Leukocyten  erhalten  sind.  So  entsteht  ein 
sehr  wechselvolles  Bild,  je  nachdem  die  Hämorrhagien,  die  Leukocyten-  oder  die  Bacilleninfiltration  oder  die 
Nekrose  mehr  oder  weniger  im  Vordergrunde  stehen.  Immer  aber  besteht  ein  wesentliches  Merkmal  eines 
primären  Bubo,  nämlich  die  vollständige  oder  fast  vollständige  Zerstörung  des  adenoiden  Gewebes.  Von 
der  normalen  Structur  der  Lymphdrüsen  ist  nichts  mehr  zu  erkennen,  weder  sind  die  Follikel  von  den 
Sinus  abzugrenzen,  noch  treten  die  Markstrahlen  irgendwie  deutlich  zu  Tage.  Häufig  sieht  man  einzelne 
auch  grössere  Antheile  des  Parenchyms  ganz  dicht  und  ziemlich  gleichmässig  von  Leukocyten  infiltrirt, 
wodurch  ebenfalls  die  Abgrenzung  der  einzelnen  Bestandtheile  einer  solchen  Lymphdrüse  unmöglich  wird. 
Diese  Leukocyten  sind  zumeist  polynucleärer  Form,  und  so  entsteht  vielfach  das  Bild  ausgesprochener 
eitriger  Infiltration;  es  sei  hier  hervorgehoben,  dass  der  Pestbacillus  demnach  im  Stande  ist, 
echte  Eiterung  zu  erzeugen. 


Benlenpest.  II.  Patliologtsclt-anafomisclier  Bericht.  499 

Diese  Infiltration  zeigt  aber  dort,  wo  sie  am  reichlichsten  ist,  alsbald  die  Zeichen  des  Zerfalles.  Die- 
selben sind  verschiedener  Form.  Sehr  häufig  findet  sich  ein  Körnchenzerfall  der  Kerne  (Karyorrhexis), 
sowohl  der  Leukocyten  wie  des  infiltrirten  adenoiden  Gewebes,  der  so  hochgradig  sein  kann,  wie  man  dies 
ganz  charakteristisch  bei  Rotz  zu  sehen  gewöhnt  ist,  nur  sind  die  Körnchen  im  allgemeinen  kleiner.  Dieser 
Kerndetritus  bedeckt  oft  weite  Strecken,  der  Zellleib  ist  dabei  oft  ganz  zerfallen  und  verschwunden,  oder 
man  sieht  rundliche  oder  schollige,  sehr  blass  mit  Eosin  färbbare  Massen,  die  den  zu  Grunde  gegangenen 
Zellen  entsprechen.  Bei  einer  anderen  Form  der  Nekrose  bleiben  die  Contouren  der  Zellen  mehr  oder 
weniger  deutlich  erhalten,  diese  selbst  .sind  ebenfalls  sehr  blass  mit  Eosin  gefärbt  und  die  Kerne  ganz  ver- 
schwunden oder  nur  schattenhaft  nachwei,sbar,  oder  es  nehmen  die  nocli  erhaltenen  Zellleiber  eine  diffuse 
blassblaue  Färbung  mit  Hämalaun  an,  indem  der  Kern  verschwindet  und  sein  gelöstes  Chromatin  sich 
ziemlich  gleichmässig  über  den  Zellleib  verbreitet  (Karyolj'sis). 

Diese  verschiedenen  Formen  der  Nekrose  finden  sich  nun  in  wechselndem  Verhältnisse  nebeneinander, 
und  zwar  am  reichlichsten  in  den  centralen  Partien  der  einzelnen  Lymphdrüsen,  während  der  Regel  nach 
in  der  Peripherie  Hämorrhagien,  Bacillen-  und  Leukocyteninfiltration  \-orherrschen.  Erstere  .sind  zweifellos 
als  die  ältesten  Herde  der  Infection  anzusehen,  sie  sind  auf  die  Thätigkeit  der  hier  ursprünglich  zu  massen- 
hafter Vermehrung  gelangten  Pestbacillen  zurückzuführen.  Dieselben  sind  aber  im  Bereiche  dieser  nekro- 
tischen Antheile  meist  nur  schwer  nachweisbar,  weil  sie  Degenerationsformen  angenommen  haben,  die 
nicht  mehr  leicht  färbbar  sind,  w^orauf  wir  bei  Be.sprechung  des  Verhaltens  der  Pestbacillen  im  Gewebe 
noch  zurückkommen  wollen.  Immer  aber  sind  diese  nekrotischen  Herde  von  bald  mehr,  bald  weniger  zahl- 
reichen polynucleären  Leukocyten,  die  auch  wiederum  am  reichlichsten  in  der  Peripherie  zu  suchen  sind, 
durchsetzt.  Es  wird  daher  verständlich,  dass  zumeist  Nekrose  \-on  Eiterung  nicht  zu  trennen  ist.  Dies  lehrt 
auch  die  Untersuchung  frischen  Pesteiters,  in  dem  regelmässig  neben  polynucleären  Leukocyten  zahlreiche 
fettig  degenerirte  Zellen  nebst  Zell-  und  Kerntrümmern  zu  finden  sind. 

Eine  besondere  Besprechung  verdienen  die  Veränderungen  an  den  Blutcapillaren  und 
-ge fassen,  weil  sie  Eigenthümlichkeiten  zeigen,  die  man  m  solchem  Grade  und  in  solcher  Häufigkeit  bei 
keinem  anderen  Processe  wie  bei  der  Pest  antrifft  und  die  demgemäss  als  für  dieselbe  geradezu 
charakteristisch  bezeichnet  werden  müssen.  Sie  bestehen  in  nekrosirenden  Vorgängen  der  Gefässwand 
und  in  einem  höchst  eigenartigen  Gerinnungsprocess  von  Blutbestandtheilen,  vielleicht  auch  der  Inter- 
cellularfiüssigkeit  der  Gewebe.  Gleich  hier  sei  hervorgehoben,  dass  sich  genannte  Verände- 
rungen immer  dort  finden,  wo  die  Pestbacillen  besonders  reichlich  nachweisbar  sind 
wo  unter  dem  Zerstörungsprocess  nichts  mehr  vom  Gewebe  übrig  geblieben  ist,  als  die  resistenteren 
Gefässe.  Dieselben  sind  meist  erweitert  und  ihre  Wand  etwas  verdickt,  seltener  gleichmässig  homogen, 
meist  in  homogen  glänzende  Balken  oder  auch  Fasern  umgewandelt  und  stark  mit  Eosin  gefärbt.  \m  Lumen 
eines  solchen  Gefässes  findet  sich  nun  ein  ganz  ähnliches  Balkenwerk,  das  sich  manchmal  auch  in  etwas 
feinere  Fäden  auflöst  oder  in  unregelmässige  Klumpen  und  Bröckel  übergeht.  Solche  Gerinsel  füllen 
entweder  das  Lumen  ganz  aus,  dasselbe  verstopfend,  oder  sie  legen  sich  nur  in  eigenartiger  Weise  an  die 
Gefässwand  an,  so  dass  dessen  Centrum  frei  bleibt. 

Man  kann  nachweisen,  dass  vielfach  das  die  Gefässwand  durchsetzende  Balkenwerk  mit  dem  sich  im 
Lumen  befindlichen  zusammenhängt.  Während  diese  balken-  oder  fädenartigen  Gerinsel  bei  Capillaren  oder 
Präcapillaren  meist  ziemlich  schmal  oder  zart  sind,  nehmen  sie  an  Breite  mit  der  Grösse  des  Gefässes  zu 
und  stellen  dann  oft  ein  schön  entwickeltes  Balkenwerk  vor,  das  grosse  Ähnlichkeit  mit  der  Coagula- 
tionsnekrose  in  der  Epithelschicht  diphtheritisch  entzündeter  Schleimhäute  besitzt.  Dasselbe  schliesst 
im  Gefässlumen  zwischen  sich  spärliche  rothe  und  weisse  Blutzellen  ein  oder  einzelne  abgestossene  Endo- 
thelzellen.  Dieselben  können  aber  auch  entweder  in  Form  und  Lage  erhalten  oder  zum  Theile  verschwunden 
oder  abgestossen  sein. 

Auch  im  Bereiche  der  Wand  kleinerer  Gefässe  finden  sich  noch  Zellkerne  erhalten  und  gut  tingirbar. 
Aber  nicht  nur  im  Lumen  und  in  der  Wand  der  Gefässe  finden  sich  diese  wie  geronnen  aussehenden 
balkigen  Massen,  sie  breiten  sich  auch  häufig,  gleichmässig  nach  allen  kichtungcn   hin,   in   der   Umgebung 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  CI.   L.KVI.Bd.  ''^ 


TiOO  H.  A 1  b r c chl  und  A.  ( ,' li o ii, 

des  Gefässes  ans.  Dasselbe  sieht  dann  wie  umgehen  x'on  einem  bald  bi'eiten,  bald  sehmäleiXMi  I\i-anze 
\^(Mi  Balken  aus,  welche  peripherwärls  immer  schmäler  werden,  aber  dieselbe  homogen  glänzende 
Beschaffenheit  und  dieselbe  starke  Kärbbai'keit  mit  Kosin  besitzen.  Es  macht  oft  den  Eindruck,  als 
habe  sich  \x)m  Gefässlumen  aus  ein  Strom  durch  die  Wand  hindurch  ergossen,  der  dann  zur  Gerinnung 
gekommen  wäre.  Meist  findet  sich  in  der  Umgebung  eines  von  solchen  Gerinseln  umgebenen  Gefässes 
oder  zwischen  dem  Balkenwerke  besonders  reichlicher  Kerndetritus,  hervorgegangen  aus  den  Kernen  der 
zerfallenen  Leukocyten  (vergl.  Tafel  XI,  Fig.  2). 

Aber  nicht  nur  um  Gefässe  angeordnet  findet  sich  dieses  eigenartige  Balkenwerk,  sondern  auch  unab- 
hängig von  diesen  mitten  in  infiltrirtem,  im  Zugrundegehen  begriffenen  Parenchym.  Zweifellos  handelt  es 
sich  hier  um  eine  Art  der  Gerinnung  oder  der  Nekrose,  die  unter  dem  Einflüsse  der  schweren,  von  den  Pest- 
bacillen  ausgehenden  und  diffundirbaren  Giftstoffe  entsteht.  Denn  man  findet  sie,  wie  schon  hervorgehoben 
wurde,  immer  nur  dort,  wo  enorme  Mengen  \'on  Pestbacillen  das  Parenchym  zerstört  haben 
und  gleichsam  in  geschlossenen  Schwärmen  auf  die  noch  übrig  gebliebenen  Gefässe  von 
allen  Seiten  her  eindringen.  Im  Lumen  solcher  Gefässe  haben  wir  immer  nur  verhältnissmässig  wenige 
Pestbacillen  gefunden  und  immer  entsprechend  der  Reichlichkeit  der  im  speciellen  P'alle  überhaupt  im  Blute 
\-orhandenen  Pestbacillen. 

Zum  Zustandekommen  dieser  eigenthümlichen  Veränderungen  scheint  aber  nicht  nur  die  .Anzahl  der 
Pestbacillen,  sondern  auch,  wie  ja  natürlich,  ein  gewisses  Maass  von  Zeit  nothwendig  zu  sein,  Bedingungen, 
die  gewöhnlich  bei  einem  primären  Bubo  zutreffen.  Sicherlich  spielt  auch  die  Virulenz  eine  Rolle. 

Es  fragt  sich  nun,  welcher  Natur  dies  eigenthümliche  Balkenwerk  geronnener  Massen  ist.  Weder 
nach  seiner  Form,  noch  nach  seinem  negativen  Verhalten  gegenübei"  der  Weigert'schen 
Fibrinfärbungsmethode  ist  es  als  gewöhnliches  Fibrin  anzusehen,  obwohl  es  manchmal  auch 
aus  feineren  Fäden  besteht.  Vielmehr  muss  man  es  nach  allen  unseren  Untersuchungen  als  das  Product  einer 
eigenthümlichen  Gerinnung  oder  Coagulation  betrachten,  die  unter  der  Wirkung  des  Pestgiftes  im  Blute  der 
Gefässe  oder  in  ihrer  Umgebung  entsteht.  Dafür  spricht  unbedingt  sowohl  die  Anordnung  wie  die  Form  des 
geronnenen  Balkenwerkes. 

Als  weiterer  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  Annahme  sind  die  analogen  Veränderungen  zu  betrachten, 
die  wir  im  Bereich  der  Alveolarsepten  bei  Pestpneumonie,  in  besonders  bacillenreichen  Milzen  und  in  den  Glo- 
meruli  der  Festniere  nachweisen  konnten  und  welche  an  anderen  Stellen  beschrieben  werden  sollen.  Immer 
zeigt  dabei  aber  auch  die  Gefässwand  selbst,  sei  es  ganz  oder  theilweise,  die  Veränderungen  ausgesprochener 
Coagulationsnekrose.  Welche  Bestandtheile  des  Blutes  es  jedoch  sind,  die  derartige  Gerinnungsproducte 
liefern,  soll  an  dieser  Stelle  nicht  entschieden  werden.  Jedes  falls  stellen  dieselben  eine  Art  der 
Weigert'schen  Coagulationsnekrose  vor,  wie  sie  in  ähnlicher  Weise  entwickelt  sich  bei 
keinem  derzeit  bekannten  Process  vorfindet.  Wir  behalten  uns  vor,  auf  das  Wesen  derselben  bej 
der  Pest  weiterhin  zurückzukommen. 

Ein  weiteres,  wesentlich  charakteristisches  Merkmal  für  die  primären  Bubonen  ist  die  Ausbreitung  des 
exsudativ-infiltrirenden  Entzündungsprocesses  in  die  Umgebung  der  Lj'mphdrüsen,  weit  über  die  Grenzen 
derselben  hinaus.  Dieses  Merkmal  wurde  auch  schon  als  makroskopisch  für  primäre  Bubonen  sehr  charakte- 
ristisch hervorgehoben.  Die  zahlreichen  Hämorrhagien,  die  enormen  Massen  von  Bacillen  imd  die  reich- 
lichen Leukocyten,  die  das  eigentliche  Lymphdrüsenparenchym  durchsetzen  und  zerstören,  durchbrechen 
schliesslich  die  fibröse  Kapsel  der  Lymphdrüse  und  ergiessen  sich  auf  weite  Strecken  in  das  periglanduläre 
Gewebe,  dort  dasselbe  bunte  Bild  erzeugend.  Die  fibröse  Kapsel  wird  dadurch  gleichsam  zerfasert  und  die 
einzelnen  auseinandergerissenen  Bündel  erscheinen  aufgequollen,  häufig  homogen,  oder  sie  sind  über- 
haupt zu  Grunde  gegangen,  so  dass  zwischen  der  ursprünglichen  Lymphdrüse  und  ihrer  schwer  veränderten 
Umgebung  keine  Grenze  mehr  zu  ziehen  ist. 

Im  Allgemeinen  hat  dieses  das  periglanduläre  Binde-  und  Fettgewebe  durchsetzende  Infiltrat  oder 
Exsudat  das  Aussehen  einer  schweren  Phlegmone.  Die  Leukocyten  haben  zumeist  die  polynucleäre 
Form,   sie  besitzen   oft  zahlreiche  kleine  Kerne  und  zeigen  überall,  mehr   oder  weniger  hochgradig,  Zerfall 


Benlenpest.  IL  Pathologisch-aiiafomischer  Bericht.  501 

der  Kei-ne  in  zahlreiche  feine,  immei'  \erschieden  grosse  Körnchen,  so  dass  ebenso  wie  im  I.ymphdrüsen- 
parenchym  oft  weite  Strecken  nur  von  Kerndetritus  bedeckt  sind.  Dazu  kommt  noch  ein  sehr  reichliches 
Ödem,  das  im  gehärteten  Präparate  entweder  fein  granulirte  oder  ganz  homogene,  immer  mit  Eosin  blass- 
rosa  gefärbte  Massen  bildet. 

Geradeso  wie  innerhalb  der  zerstörten  Lj^mphdrüse  das  Fehlen  oder  wenigstens  die  Spärlichkeit  des 
Fibrins  auffällt,  so  konnten  wir  dieselbe  Eigenlhümlichkeit  des  Processes  auch  im  umgebenden  Gewebe  an 
zahllosen  nach  der  Weigert'schen  Fibrinfärbungsmethode  behandelten  Präparaten  constatiren,  wo  immer 
das  Fibrin  ganz  unverhältnissmässig  spärlich  auffindbar  war  oder  ganz  fehlte.  Dagegen  zeigten  auch  hier 
die  kleineren  Blutgefässe  und  Capillaren,  entsprechend  dem  enormen  Bacillenreichthum,  die  typischen  Ver- 
änderungen ihrer  Wand  und  die  eigenthünilichen  Gerinsel  in  ihrem  Lumen  und  ihrer  Umgebung.  Es  macht 
den  Eindruck,  als  oh  diese  merkwürdigen  Erscheinungen  einerseits  und  das  fast  voll- 
ständige Fehlen  gewöhnlichen  Fibrins  andererseits  miteinander  in  ursächlichem  Zusam- 
menhange stünden,  als  ob  diese  eigenthümliche  Coagulation  im  Bereich  der  schwer  geschädigten 
Capillaren  und  Blutgefässe  einer  reichlichen  Bildung  von  gewöhnlichem  Fibrin  hinderlich  wäre.  Gleich 
hier  sei  bemerkt,  dass  ähnliche  Verhältnisse  auch  bei  den  Pestpneumonien  anzutreffen  sind,  wo  dieselbe 
Coagulation  mit  Nekrose  der  Alveolarwände  bei  auffälliger  Armuth  an  nachweisbarem  Fibrin  ein  ganz 
eigenartiges  Bild  hervorrufen. 

Während  also  häufig  alle  Zeichen  einer  das  Gewebe  zerstörenden  Phlegmone  ausgebildet  sind,  findet 
man  in  anderen  Fällen  vor  Allem  eine  enorme  Überschwemmung  des  Binde-  und  Fettgewebes  durch  Pest- 
bacillen,  ohne  dass  reichliche  Hämorrhagien  oder  Infiltrate  gleichzeitig  vorhanden  wären.  Die  Pestbacillen 
drängen  sich  hier  in  breiten  Rasen  oder  kleineren  Schwärmen  zwischen  die  Bündel  des  Bindegewebes  ein, 
infiltriren  vollständig  das  Fettgewebe  und  sind  dann  sehr  häufig  wie  in  Ödemfiüssigkeit  suspendirt,  so  dass 
es  aussieht,  wie  wenn  sie  zugleich  mit  der  von  den  Lymphdrüsen  aus  sich  ergiessenden  Ödemflüssigkeit 
gleichsam  ins  Gewebe  eingeschwemmt  worden  wären.  Das  Fehlen  aller  intensiven  Veränderungen 
spricht  dafür,  dass  dies  agonal  oder  wenigstens  kürzere  Zeit  ante  mortem  eingetreten  sein 
m  u  s  s. 

Ein  weiteres  ganz  charakteristisches  Zeichen  für  einen  primären  Bubo  sind  ferner  die  zahlreichen 
erweiterten  Lymphgefässe,  die  sich  in  der  Umgebung  der  zerstörten  Lymphdrüsen  regel- 
mässig vorfinden.  Sie  sind  nicht  nur  charakteristisch  für  den  eigentlichen  primären  Bubo,  sondern 
auch  —  der  Natur  der  Sache  nach  —  für  die  »primären  Bubonen  zweiter  Ordnung«.  Solche  Lymphgefässe 
zeichnen  sich  durch  geradezu  enorme  Erweiterung  aus,  die  durch  ihren  überreichen  Inhalt  bedingt  ist. 
Derselbe  besteht  vorwiegend  aus  dichtgedrängten,  zusammenhängenden  Pestbacillenmassen,  denen  ver- 
hältnissmässig  spärliche  weisse  oder  rothe  Blutzellen  beigemengt  sind.  Häufig  erscheinen  sie  daher  wie 
mit  einer  Reincultur  von  Pestbacillen  injicirt  und  solche  Präparate  sind  vorzüglich  dazu  geeignet,  um  ein 
Bild  \on  dem  Ein-  und  Austritt  der  Lymphe,  respective  des  an  deren  Stelle  getretenen  geformten  (iiftes 
zu  verschaffen.  Daneben  sieht  man  zweifellose  Lymphgefässe,  die  zum  grössten  Theile  mit  Blut,  zum  gerin- 
geren mit  Bacillen  erfüllt  sind,  oder  manche  endlich  sind  mit  polynucleären  Leukocyten  oder  zerfallenen 
Kernen  vollgepfropft. 

Entsprechend  der  .starken  Erweiterung  des  Lumens  ist  die  Gefässwand  oft  sehr  verdünnt,  jedoch  sind 
schwere  Veränderungen  derselben  im  Ganzen  selten.  Alan  findet  sie  durchsetzt  \-on  Bacillen  und  Leuko- 
cyten oder  auch  nekrotisch,  indem  sich  die  Kerne  der  zelligen  Wandelemente  nicht  mehr  färben  oder  in 
feine  Körnchen  zerfallen  sind  und  die  Zellleiber  in  körnige,  blaugefärbte,  detritusähnliche  Massen  zerfallen 
sind.  Nie  aber  findet  man  an  den  Lymphgefässen  jene  eigenartigen  Veränderungen,  die  im  Lumen,  in  der 
Wand  und  der  Umgebung  der  Blutgefässe  beschrieben  wurden,  ein  neuerlicher  Beweis,  dass  die- 
selben auf  Coagulationsvorgänge  im  Blute  selbst  zurückzuführen  sind,  die  durch  die  Gifte 
der  in  enormen  Massen  auf  die  Blutgefässe  eindringenden  Pestbacillen  unter  schwerer 
Schädigung  der  Gefässwand  entstehen. 

65' 


502  H.  Albrcchl  und  A.  C.hoiJ, 

Diese  so  auffallenden  Verschiedenheiten  der  Veränderungen  im  Bereiche  der  BhU-  und 
Lymphgefässe  sind  \-ielleicht  auf  die  chemischen  Unterschiede  zwischen  Pjlut  und  Lymphe 
ü  b  e  r h  a u  p  t  z  u  r  ü  c  k  z  u  f ü  h  r e  n. 

Die  genannten  Veränderungen  an  den  Lymphgefässen  finden  sich  nun  sowohl  an  den  Vasa  afferentia, 
wie  an  den  Vasa  efferentia.  Erstere  markiren,  da  sie  fast  immer  noch  in  ihrer  F'orm  erhalten  sind, 
wenn  auch  das  periglanduläre  Gewebe  ganz  dicht  und  gleichmässig  \'on  Blut,  Bacillen  und  Exsudat 
durchsetzt  ist  und  die  \iillständig  zu  Grunde  gegangene  Lymphdrüse  sich  nicht  mehr  nach  aussen  begrenzt, 
ihrer  anatomischen  Lage  nach  die  unmittelbare  Peripherie  der  einzelnen  Lymphdrüsen. 

Ebenso  auffallend  sind  sehr  häufig  die  Bilder  am  Hiius  einer  solchen  Lymphdrüse,  indem  hier  der 
Terminalsinus  und  die  zahlreichen  Vasa  efferentia  wie  mit  Bacillenmassen  ausgegossen  erscheinen.  .Sie 
geben  schon  deswegen  ein  sehr  markantes  Bild,  weil  sich  erstere  nach  einfacher  Färbung  mit  Hämatoxylin 
oder  Hämalaun  schön  lichtblau  färben. 

Besonders  deutlich  treten  diese  Verhältnisse  an  den  primären  Bubonen  zweiter  Ordnung  zu  Tage. 
Entspi-echend  dem  makroskopischen  Befunde,  dass  von  dem  Zerstörungscentrum  aus,  das  der  primäre  Bubo 
bildet,  die  In-  und  Extensität  des  Processes  an  den  regionär  benachbarten  Lymphdrüsen  immer  mehr  und 
mehr  abnimmt,  besonders  was  das  periglanduläre  Gewebe  betrift't,  erscheinen  hier  auch  die  mikrosknpischen 
\'eränderungen  an  den  Lymphgefässen,  Sinus  und  am  Lymphdrüsenparenchym  im  Ganzen  in  ganz  klarem 
Lichte.  Man  kann  zunächst  an  Schnitten,  die  in  geeigneter  Weise,  entsprechend  der  Längsachse  der  Lymph- 
drüse geführt  sind,  nachweisen,  wie  der  innerhalb  der  natürlichen  Lymphwege  \'orrückende  Bacillenstrom 
eine  Lymphdrüse  einer  solchen  Bubonenkette  nach  der  anderen  inficirt  hat. 

Mächtig  erweiterte,  mit  Bacillen  vollgepfropfte  und  in  einzelne  Zweige  zerfallende  Lymphgefässe  an 
einem  Pole  oder  an  der  Convexität  der  Lymphdrüse  (Vasa  afferentia)  zeigen  den  Eintritt  des  Giftes  in  die 
Lymphdrüse  an,  der  schon  eingangs  erwähnte  breite,  charakteristisch  blau  gefärbte  Rindensaum,  der  sich 
nach  aussen  wenigstens  an  vielen  primären  Bubonen  zweiter  Ordnung  scharf  begrenzt,  deutet  auf  die  all- 
gemein erfolgte  Ausbreitung  der  Bacillen  in  den  Randsinus.  Dabei  sind  aber  zumeist  noch  Follikel  imd 
Markstrahlen  erhalten,  wenn  sie  auch  schmal  und  klein  erscheinen.  Sie  sind  nun  weiterhin  gegen  das  Alark 
der  Lymphdrüse  geradezu  umspült  von  einem  breiten  Strom  \-on  Pestbacillen,  der  sich  in  den  mächtigen 
Sinus  ausbreitet. 

Dasselbe  Bild  zeigt  sich  am  Hilus,  wo  ebenfalls  der  Terminalsinus  und  die  Vasa  efferentia  die  gleichen 
Veränderungen  zeigen.  Letztere  lassen  sich  häufig  als  Vasa  afferentia  bis  zur  nächstgelegenen  Lymphdrüse 
\"erfolgen,  die  wiederum  dasselbe  Bild  bietet.  Dabei  sehen  w^ir  im  periglandulären  Gewebe  wiederum  sehr 
reichliche  entweder  fein  granulirte  oder  ganz  homogen  aussehende  Ödemflüssigkeit,  die  Hämorrhagien 
stehen  aber  m.ehr  isolirt  und  die  Leukocyteninfiltrate  sind  weniger  gleichmässig. 

Diese  Befunde  entsprechen  \'ollständig  der  Eigenthümlichkeit  des  ganzen  Processes,  gerade  in  jener 
Lymphdrüsengruppe,  wo  der  Krankheitserreger  zuerst  eingedrungen  ist  und  die  meiste  Zeit  zur  Entfaltung 
seiner  deletären  Wirkungen  zur  Verfügung  hatte,  die  schwersten  nekrosirenden  und  hämorrhagischen  Ver- 
änderungen zu  erzeugen.  Daher  stellen  sich  auch  die  Befunde  an  den  primären  Bubonen  zweiter  Ordnung 
zumeist  nur  als  solche  dar,  wie  sie  den  Veränderungen  ganz  frischer  und  rapid  erfolgter,  aber  massenhafter 
Bacilleninvasion  hervorgehen. 

Vor  allem  anderen  erscheint  ein  Befund  im  Bereiche  der  von  den  Bacillenmassen  erfüllten  .Sinus  und 
auch  des  angrenzenden  adenoiden  Gewebes  auffallend,  nämlich  jener,  dass  es  unter  dieser  Bacilleninfiltration 
zum  vollständigen  Schwunde  der  die  Sinus  aufbauenden  zelligen  Elemente  gekommen  ist.  Es  sei  ausdrück- 
lich bemerkt,  dass  dieselben  in  der  histologischen  Beschreibung  der  entsprechenden  Präparate  einfach 
zusammenfassend  als  »Sinuszellen«  bezeichnet  wurden,  und  zwar  deshalb,  w'eil  sich  oft  nicht  entscheiden 
Hess,  ob  die  einzelne  Zelle  mehr  dem  Reticulum  angehöre  oder  als  Endothelzelle  aufzufassen  sei. 

In  diesen  Bacillenmassen  eingeschlossen  finden  sich  nur  verhältnissmässig  spärliche  Leukocyten,  freie 
Kerne  oder  Kerntrümmer.  Auch  das  Bindegewebe  des  Trabekularsystems  ist  entweder  ganz  verschwunden 
oder  auch   in  homogene  Balkenzüge  umgewandelt.    Dazwischen  finden  sich    überall   bald  kleinere  bald 


Biiilciipcsf.  II.  Patliologisch-aiialouiischcr  Bcriciü.  50li 

grössere  Hämurrhagien,  die  aber  nie  ein  solehes  Maass  annehmen,  liass  die  im  Vordergründe  stehende 
Bacillenintiltration  in  den  Hintergrund  gedrängt  würde.  Die  letztere  kann  sich  nun  über  das  ganze  oder  fast 
ganze  Parenchym  verbreiten,  es  verschwinden  Follikel  und  Markstrahlen  in  derselben  fast  spurlosen  Weise, 
so  dass  schliesslich  die  Lymphdrüse  als  Ganzes  nichts  mehr  anderes  vorstellt  als  einen  mit  Pestbacillen 
erfüllten  Sack. 

Überall  zeigen  die  Gefässe  und  Capillaren  die  eigenartigen  Gerinnungen  in  ihrem  Lumen  und  ihrer 
Umgebung  und  die  erhaltenen  Leukocyten  zeigen  vorwiegend  die  polynucleäre  Form.  Sind  aber  nur  die 
Sinus  von  solcher  rapid  erfolgten  Bacterieninvasion  betroffen,  so  zeigen  die  Knötchen  und  Markstrahlen  des 
adenoiden  Gewebes  eine  hochgradige  capillare  Hyperämie.  Zugleich  sind  sie  ausserordentlich  zellreich, 
besonders  an  polynucleären  Leukocyten,  die  sich  auch  zahlreich  in  den  sogenannten  Keimcentren  nach- 
weisen lassen.  Vielfach  kann  man  das  gleichsam  in  geschlossenen  Colonnen  erfolgende  Vorrücken  der 
Bacillenmasen  in  die  Sinus  auf  den  Schnitten  verfolgen.  Dabei  erkennt  man  schwere  degenerative  Verände- 
rungen an  den  Zellen  der  Sinus.  Man  findet  hier  sehr  grosse,  stark  gebläht  aussehende  Zellleiber  mit 
grossem,  runden  oder  ovalen  Kern,  die  ganz  epithelähnlich  aussehen.  Der  Kern  ist  sehr  blass  gefärbt  und 
lässt  ein  complicirtes  Kerngerüst  erkennen  und  das  Protoplasma  zeigt  vielfach  ein  granulirtes  Aussehen  oder 
deutliche  kleine  Fetttröpfchen.  Ohne  Zweifel  ist  es  gerade  diese  Form  der  Sinuszellen  (Endothelien),  die 
zunächst  Veränderungen  zeigt  und  zuerst  dem  Untergange  verfallen  ist.  Verhältnismässig  lange  halten  die 
IVLissen  des  adenoiden  Gewebes  Stand,  erst  wenn  das  Gewebe  der  Sinus  vollständig  zu  Grunde  gegangen 
ist,  setzt  sich  der  Zerfallsprocess  auf  jene  fort. 

So  ist  auch  der  Grad,  den  die  Veränderungen  der  primären  Bubonen  zweiter  Ordnung  mikroskopisch 
zeigen,  ein  ungemein  wechselnder,  er  hängt  von  der  Masse  der  Bacillen,  von  der  Raschheit  der  Inwasion  und 
von  der  Zeit  ab,  die  für  ihre  weitere  Vermehrung  gegeben  ist.  Gerade  in  letztem  Punkte  liegt  ein  wesent- 
licher Unterschied  gegenüber  dem  primären  Bubo  erster  Ordnung. 

Die  so  hochgradigen  und  ausgebreiteten  \'eränderungen,  die  beim  primären  Bubo  sich  im  Lymph- 
drüsenparenchym  und  dessen  Umgebung  finden,  haben  ihre  Erklärung  in  dem  Plus  an  Zeit,  das  den  einmal 
eingeführten  Krankheitserregern  nicht  nur  zu  ihrer  zerstörenden  Wirkung  zur  Verfügung  stand,  sondern 
auch  zu  ihrer  ganz  enormen  Vermehrung.  Es  macht  den  Eindruck,  als  ob  gerade  in  dieser  ein  besonders 
störender  Einfluss  auf  die  Gewebe  begründet  sei,  sei  es,  dass  dadurch  der  verbrauchte  Giftstoff  immer  sotort 
nachgeschafft  wird,  sei  es,  dass  gerade  durch  diese  Vermehrung  besonders  giftige  Stoffwechselproducte  in 
reichlicher  Menge  erzeugt  werden,  durch  welche  die  so  schweren  Veränderungen  eines  primären  Bubo  erster 
Ordnung  veranlasst  werden.  Jedesfalls  ist  im  Allgemeinen  Zeit  und  zerstörende  Wirkung  der  Pestbacillen 
bei  den  primären  Bubonen  zweiter  Ordnung  \-ielmehr  beschränkt  als  die  Masse  der  Pestbacillen  an  und 
für  sich. 

So  ist,  Alles  zusammengefasst,  der  Unterschied  zwischen  den  wechselnden  Veränderungen  der  ver- 
schiedenen primären  Buhonen  nur  ein  gradueller  und  gewiss  spielen  hier  auch  in  den  einzelnen  Fällen  die 
Grade  der  Virulenz  der  Bacillen  und  der  Widerstandsfähigkeit  der  Gewebe  eine  Rolle. 

Ein  wesentlich  anderes  Bild  zeigen  histologisch  die  secundären  Bubonen.  Bei  diesen  herrscht  eine 
gleichmässig  über  das  ganze  Parenchym  verbreitete  Hyperämie  vor;  zugleich  ist  immer  die  fibröse  Kapsel 
der  Lymphdrüsen  \-ollkommen  erhalten  und  die  Sinus  ganz  auffallend  \-erbreitert.  In  fast  allen  Fällen  finden 
sich  im  Blute  der  erweiterten  Capillaren  und  Gefässe  bald  mehr,  bald  weniger  reichlichere  Pestbacillen.  Nicht 
nur  das  reiche  Gefässnetz  des  adenoiden  Gewebes  (Follikel  und  Markstrahlen)  zeigt  die  hochgradige  Hyper- 
ämie, auch  die  zahlreichen  Gefässchen,  die  von  den  Trabekeln  aus  die  Sinus  durchziehen. 

Was  zunächst  die  ganz  auffallende  Verbreiterung  der  Sinus  betrifft,  so  ist  dieselbe,  abgesehen  \-on  der 
Dilatation  der  Gefässe,  vor  Allem  durch  beträchtliches  Aufquellen  der  Sinuszellen,  verbunden  mit  einer  Art 
von  Desquamation  bedingt.  Diese  Zellen  gleichen  grossen  Epithelien  mit  central  gelagertem,  ebenfalls 
grossen,  blass,  oft  bläschenähnlich  gefärbten  Kern. 

Ihr  Protoplasma  sieht  manchmal  glasig,  manchmal  granulirt  aus  oder  es  enthält  Fetttröptchen  als 
Zeichen  beginnender  fettiger  Degeneration.  An  einzelnen  dieser  Zellen  lassen  .sich  deutliche  Ausläufer  nach- 


504  H.  A Ihre c h l  und  A.  Gh o u, 

weisen.  Ob  sie  dabei'  nur  den  JMidothelzelien  oder  nieht  \'ieileiclU  tiueh  den  Ketieulumzellen  der  Sinus  ent- 
sprechen, soll  hier  nieht  entschieden  werden. 

Ausser  diesen  Elementen  finden  sieh  in  den  .Sinus  oft  zahhx'iche  polynucleäre  Leukocyten  und  rothe 
Blutkörperchen,  häufig  um  Gefässe  angeordnet,  oder  kleinere  Hämorrhcigien.  Manchmal  sind  aber  auch  diese 
Sinus  ganz  überschwemmt  von  Blut  oder  es  finden  sich  in  ihnen  kleine  nekrotische  Herde  mit  reichlichem 
I\(">rnchenzerfalle  der  Zellkerne  in  ihrer  Umgebung. 

Auch  die  Endothelien  der  Capillaren  und  Gefässe  zeigen  häufig,  besonders  in  Fällen  grossen  Bacillen- 
reichthunis  im  Blute,  eine  auffallende  Anschwellung  ihrer  I'"(irm  und  ihrer  Kerne,  ganz  ähnlich  wie  die  Sinus- 
zellen. Innerhalb  derselben  findet  man  auch  gar  nicht  selten  Pestbacillen. 

Das  im  Vorstehenden  geschilderte  Bild  findet  sich  nun  immer  wieder  bei  jenen  secundären  Bubonen, 
die  auch  makroskopisch  keine  besonderen  intensiven  Veränderungen  zeigten,  weil  die  allgemeine  Blutinfection 
diu'ch  den  Pesterreger  zu  kurze  Zeit  bestanden  hatte.  In  solch  typischen  Fällen  kann  man  nun,  wie  einsicht- 
lich, leicht  die  Differentialdiagnose  zwischen  secundären  und  primären  Bubonen  irgend  welcher 
Form  stellen,  wenn  man  den  anatomischen  Weg  der  Infection  berücksichtigt.  Dazu  kommt  noch  als  wesent- 
liches Merkmal,  dass  in  einem  solchen  Stadium  die  so  charakteristischen  Veränderungen  an  den  Lymph- 
gefässen  der  Umgebung  immer  fehlen.  Wenn  allerdings  der  Tod  unter  der  erfolgten  allgemeinen  Blut- 
infection nicht  in  ganz  kurzer  Zeit  (am  nächsten  Tage)  erfolgt,  dann  kann  es  auch  in  den  vom  Blute  aus 
inficirten  secundären  Bubonen  zu  Veränderungen  kommen,  die  makro-  und  mikroskopisch  sich  kaum  von 
denen  primärer  Bubonen  unterscheiden.  Denn  es  geht  dann  in  denselben  der  gleiche  Zerstörungsprocess  vor 
sich,  der  sich  auch  in  den  Randsinus  findet  und  sich  von  hier  aus  über  die  Grenzen  der  fibrösen  Kapsel  hinaus 
fortpflanzt.  Dementsprechend  können  auch  die  Lymphgefässe  ganz  die  primären  Bubonen  entsprechenden 
Veränderungen  zeigen.  Letzteres  gehört  jedoch  entschieden  zu  den  Ausnahmen,  wenn  mari  auch  sehr 
bacillenreiche  secundäre  Bubonen  antrifft. 

Auch  an  den  secundären  Bubonen  kann  man  die  Beobachtung  machen,  dass  das  adenoide  Gewebe  von 
den  PestbacilUen  viel  weniger  intensiv  angegriffen  wird  als  das  aus  Endothelien  und  einem  zarten  Reti- 
culum  bestehende  Gewebe  der  .Sinus.  Daher  beginnt  auch  bei  ganz  zweifellos  metastatisch,  auf  dem  Wege 
der  Blutbahn  inficirten  Lymphdrüsen  der  Zerstörungsprocess  in  den  Sinus.  Ob  nun  die  sicherlich  auch  aus 
dem  reichen  Gellechte  von  Capillaren  in  den  Follikeln  und  Markstrahlen  ausgetretenen  Pestbacillen  daselbst 
von  der  Zellthätigkeit  unschädlich  gemacht  werden  oder  ob  sie  nicht  vielleicht  von  da  sofort  in  die  Sinus 
befördert  werden,  deren  zellige  Elemente  vielleicht  viel  weniger  widerstandsfähig  sind  als  die  Zellen 
des  adenoiden  Gewebes,  kann  nicht  ganz  sicher  entschieden  werden. 

Bevor  wir  nun  im  Speciellen  auf  unsere  Bacterienbefunde  in  Schnittpräparaten  eingehen  wollen, 
erscheint  es  geboten,  unsere  Erfahrungen  bei  den  von  uns  geübten  Methoden  in  Bezug  auf 
die  Färbbarkeit  der  Pestbacillen  in  Kürze  anzuführen  und  gleichzeitig  gewisse  dem  Pest- 
bacillus   im   Allgemeinen   zukommende   morphologische  Eigenschaften   zu   besprechen. 

Wie  schon  in  der  Einleitung  zu  diesem  Theile  des  Berichtes  bemerkt  wurde,  verwendeten  wir  zm' 
Färbung  der  Pestbacillen  in  den  Schnittpräparaten  vorzugsweise  Boraxmethylenblau  oder  polychromes 
Methylenblau  nach  Unna.  Mit  beiden  Farben  ist  der  Pestbacillus  in  den  durch  eine  Mischung  von 
Müller'scher  Flüssigkeit  und  107n  Formol  fixirten  Präparaten  leicht  darstellbar.  Nur  färbt  er  sich  im 
Allgemeinen  schwach,  und  zwar  um  so  schwächer,  je  deutlicher  Degenerationszeichen  zu  ei'kennen  sind. 

Bei  den  zahlreichen  Misch-  oder  Secundärinfectionen,  die  wir  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatten,  trat 
diese  schwache  Färbbarkeit  des  Pestbacillus  gegenüber  den  starkgefärbten  Strepto-  oder  Diplococcen,  die 
sich  vielfach  mit  Pestbacillen  untermengt  vorfanden,  besonders  deutlich  zu  Tage.  Auf  Grund  der  zahlreichen 
Versuche  ferner,  die  wir  in  Hinsicht  auf  Färbbarkeit  des  Pestbacillus  nach  der  Weigert'schen  Modification 
der  Gram'schen  Methode  anstellten,  müssen  wir  behaupten,  dass  sich  derselbe  bei  exacter  Ausführung  der 
Methode  prompt  entfärbt.  Jedoch  hängt,  wie  ja  allgemein  bekannt,  gerade  bei  dieser  Methode  sehr  viel  von 
dem  Grade  der  Entfärbung  durch  das  Anilinöl  ab.  Führt  man  dieselbe  nur  unvollständig  durch,  so  sieht  man 
häufig  die  Pestbacillen   blau-violett   oder   purpurroth  gefärbt  oder  es  tritt  manchmal   eine   blaue   bipolare 


Betilenpesl.  Tl.  Paihologisch-ana/omisclicr  Bericht.  505 

Färbung  der  Bacillen  zu  Ta.^e,  und  zwar  meist  nicht  aller,  sondern  nur  eines  Theiles  derselben,  Vorkomm- 
nisse, die  aber  gewiss  nicht  im  Sinne  eines  positiven  tinctoriellen  Verhallens  der  Pestbacillen  zu  dieser 
Methode  zu  verwerthen  sind. 

Ganz  dieselbe  unvollständit^e  Entfärbuni;  kann  man  natürlicherweise  dadurch  erzielen,  dass  man  —  wie 
man  dies  gewöhnlich  zur  färberischen  Darstellung  des  Fibrins  nach  Weigert  thut  — ■  das  Anilinöl  mit  X\'lol 
in  irgend  einem  Verhältnisse  mischt. 

Aus  alldem  geht  hervor,  dass  sich  der  Pestbacillus  der  Weigert'schen  Bacterienfärbung  gegenüber 
ähnlich  verhält,  wie  manche  aus  der  Gruppe  der  Kapselbacterien.  Es  sei  hier  nur  auf  den  Friedländer'schen 
Pneumoniebacillus  verwiesen,  der  sich  besonders  nach  Conservirung  in  Müller'scher  Flüssigkeit  bei  der 
Weigert'schen  Methode  häufig  ziemlich  schwer  entfärbt. 

Liegen  Pestbacillen  in  grossen  zusammenhängenden  Massen  bei  einander,  so  färben  sie  sich  auch  schon 
hei  einfacher  Hämatoxylin-  oder  Hämalaunfärbung  der  Schnitte,  besonders  wenn  die  Präparate  in 
Müller'scher  Flüssigkeit  oder  in  der  Mischung  derselben  mit  F'ormol  fixirt  waren,  was  namentlich  im  Interesse 
eines  raschen  Überblickes  von  Werth  ist.  Sie  nehmen  durch  die  genannten  einfachen  Kernfärbungsmittel 
einen  lichtblauen  Farbenton  an,   ohne  dass  sich  dadurch  die  einzelnen  Bacterienleiber  scharf  differenziren. 

Im  Übrigen  sei  bemerkt,  dass  sich  die  Pestbacillen,  wie  ja  selbstverständlich,  auch  nach  anderen 
Methoden  und  mit  anderen  Farben  mehr  oder  weniger  leicht  färben,  so  mit  Fuchsin,  Gentianaviolett  und 
Methylenblau  etc.  in  wässeriger  oder  wässerig  alkoholischer  Lösung  mit  nachfolgender  Säuredifferenzirung 
oder  mit  alkalischem  Methylenblau  (Löf?ler). 

Nicht  nur  am  bequemsten  und  sichersten,  sondern  auch  am  schärfsten  gefärbt  zeigten  sich  die  Pest- 
bacillen nach  allen  unseren  Versuchen  bei  Anwendung  des  polychromen  Methylenblaus  nach  Unna.  Über 
die  Technik  dieser  Methode  haben  wir  schon  in  der  Einleitung  berichtet.  Sie  gab  uns  auch  bei  den  Präpa- 
raten der  von  uns  obducirten  Cholerafälle  ganz  ausgezeichnete  Bilder. 

In  allen  zur  Untersuchung  gelangten  Fällen  mit  Bubonen  konnten  wii'  in  denselben 
Pestbacillen  nachweisen,  und  zwar  zumeist  in  ganz  enormen  Massen,  wie  dies  schon 
wiederholt  hervorgehoben  wurde.  Sie  stimmen  in  allen  so  zahlreich  angefertigten  Präparaten  nicht  nur 
unter  sich  in  Form,  Anordnung  und  Färbbarkeit  vollkommen  überein,  sondern  es  sind  auch  die  durch 
sie  erzeugten  histologischen  \'eränderungen  im  Allgemeinen  immer  dieselben.  Wie  aus  den  entsprechenden 
Protokollen  zu  entnehmen  ist,  konnten  wir  auch  die  Identität  der  in  den  einzelnen  Fällen  vorhandenen 
Bacillen  durch  die  Controle  der  zur  bacteriologischen  Untersuchung  angefertigten  Deckglaspräparate  und 
der  angelegten  Culturen  feststellen. 

Der  Erste,  der  überhaupt  die  Pestbacillen  in  Schnittpräparaten  nachwies,  war  Aoyama,  und  es 
stimmen  seine  Befunde  im  Wesentlichen  mit  unseren  überein. 

Im  Gewebe  stellt  sich  der  Pestbacillus  in  so  verschiedenen  Formen  dar,  dass  man  sein  morphologisches 
Verhalten  als  pleomorph  bezeichnen  muss.  .Seine  Grundform  ist  ein  kurzes  und  plumpes  Stäbchen  mit 
gleichmässig  abgerundeten  Enden  und  von  ovalem  Typus,  das  sich  etwas  blässer  als  die  Leukocytenkerne 
färbt.  Daneben  gibt  es  auch,  allerdings  weniger  häufig,  etwas  längere  und  schlankere  Formen,  die  sich 
stärker  färben.  Seiner  Anordnung  nach  ist  der  Pestbacillus  ein  tj'pischer  Diplobacillus.  Aber  es  treten  auch 
im  Schnittpräparate  gar  nicht  selten  eine  Anzahl  solcher  Bacillenpaare  zu  bald  längeren,  bald  kürzeren 
gegliederten  Fäden  zusammen.  Recht  charakteristisch  ist  ferner  das  häufige  Auftreten  sogenannter  »bipolarer 
Färbung«,  die  durch  eine  besonders  starke  Tinction  der  beiden  runden  Pole  des  Stäbchens  gekenn- 
zeichnet ist. 

Der  Grund  für  seine  ausgesprochene  Pleomorphie  liegt  vor  allem  .Anderen  in  dem  constanten  Vor- 
kommen zahlreicher  verschiedener  Degenerationsformen,  die  man  ganz  besonders  reichlich  im  Bereiche 
primärer  Bubonen  beobachten  kann.  Sie  sind  im  Schnitte  sowohl  an  ihrer  Form  wie  an  ihrer  schwachen 
Färbbarkeit  deutlich  erkennbar.  Je  mehr  die  Degeneration  vorgeschritten  ist,  um  so  mehr  nähert  sich  erstere 
der  runden  Bläschenform,  und  so  findet  man  Pestbacillen  von  regelmässig  ovaler  oder  ovoider  Gestalt,  von 
welcher  aus  es  alle  Übergänge   zu   rein    kugeliger  Bläschenform,   respectivc   im  Schniue   zur   reinen   kreis- 


506  H.  Albrecht  und  A.  Ghon, 

f()rmigcn  Scheibenform  gibt.  Meistens  ist  dann  die  Methylenblaut'ärbung  eine  ungemein  schwache,  so  dass 
die  cinzehien  Bacillenleiber  ganz  schattenhaft  erscheinen,  oder  es  tritt  nur  an  den  Rändern  der  einzelnen 
eine  etwas  stäri<ere  Färbung  zu  Tage,  wodurch  ganz  besonders  das  hläschenartige  oder  ringförmige 
Aussehen  zu  Stande  kommt. 

Diese  Degenerationserscheinungen  betreffen  nun  in  den  primären  Bubonen,  wo  die  Pestbacillen  in 
grossen  Massen  und  in  Form  von  Rasen  oder  Schwärmen  anzutreffen  sind,  nie  einzelne  Individuen,  sondern 
sie  sind  ziemlich  gleichmässig  über  grössere  Antheile  der  Bacilleninfiltration  verbreitet,  und  zwar  am  vor- 
geschrittensten in  den  mehr  centralen  Antheilen  eines  solchen  Bubo,  welche  der 
ursprünglichen  Lymphdrüse  entsprechen,  wo  also  der  Process  am  ältesten  ist. 

In  den  peripheren  Antheilen,  besonders  im  Bereiche  der  periglandulären  Infiltration,  ist  in  der  Regel  die 
kurze,  plumpe,  ovale  Gestalt  der  Pestbacillen  erhalten  und  hier  tritt  ihre  stärkere  Färbung  deutlich  hervor. 
Aber  die  Pestbacillen  zeigen  auch  beträchtliche  Grössenunterschiede,  die  ganz  besonders  an  den  stark 
ovoiden  und  den  hläschenartigen  Formen  auffallen,  und  zwar  dann,  wenn  sie  eine  blasse,  jedoch  gleich- 
mässig diffuse  Farbe  zeigen.  Man  sieht  dann  ganz  cpccenähnliche  Formen  (die  einzelnen  von  der  Grösse  eines 
Staphylococcus)  oder  stark  geblähte,  hefezellenähnliche  Formen,  die  gar  keine  Ähnlichkeit  mehr  mit  der 
Grundform  des  PestbaciUus  haben.  Ihre  Lagerung  in  primären  Bubonen,  wo  die  Zerstörung  des  Gewebes 
eine  weit  vorgeschrittene  ist,  ist  fast  ausschliesslich  extrucellulär.  Nur  in  der  Peripherie,  wo  die  Bacilleninfil- 
tration  eine  frische  ist,  findet  man  sie  innerhalb  von  Leukocyten  eingeschlossen.  Aber  in  primären  Bubonen 
zweiter  Ordnung,  die  am  häufigsten  die  eben  erfolgte  BaciUeninvasion  zeigen,  sind  es  vor  Allem  die  als 
Sinuszellen  bezeichneten  epithelähnlichen  Endothelien,  die  häufig  ganz  vollgepfropft  von  Pestbacillen  sind. 
Ebenso  sieht  man  die  intracelluläre  Lagerung  derselben,  mitunter  ganz  ausschliesslich,  in  den  secundären 
Bubonen,  wo  die  noch  spärlich  aus  den  Blutgefässen  ausgetretenen  Pestbacillen  sowohl  von  Leukocyten 
wie  \-on  den  angeschwollenen  Sinuszellen  aufgenommen  werden.  Jedesfalls  sind  es  vor  allem  Anderen  Endo- 
thelien sowohl  der  Blut-  wie  der  Lymphgefässe,  die  zuerst  in  den  Kampf  mit  den  Pestbacillen  und  ihren 
Giften  gerathen  zu  einer  Zeit,  wo  das  übrige  Gewebe  noch  kaum  Spuren  einer  Veränderung  zeigt.  In  solchen 
secundären  Bubonen  kann  man  auch  nicht  selten  die  intracelluläre  Lagerung  der  Bacillen  innerhalb  der 
stark  angeschwollenen  oder  desquamirten  Endothelien  der  Capillaren  nachweisen,  ein  Befund,  der  die  leichte 
Durchgängigkeit  der  Capillaren  für  Pestbacillen  beweist. 

Von  Wichtigkeit  erscheinen  die  histologisch  -  bacteriologischen  Befunde  jener  primären  Bubonen, 
die  in  ihrem  Centrum  ausgedehnte  Nekrose  und  eitrige  Einschmelzung  erkennen  lassen.  Im  Allgemeinen 
finden  sich  hier  nur  recht  spärliche  Pestbacillen  und  zwar  in  stark  degenerirter  Form.  Aber  man  ist 
eben  doch  regelmässig  im  Stande,  auch  bei  sehr  ausgebreitetem  Gewebszerfälle,  Pest- 
bacillen mit  Sicherheit  nachzuweisen,  ja  sogar  manchmal  sehr  reichlich. 

Gerade  für  den  Nachweis  solcher  sich  schwer  färbender  Formen  leistete  uns  das  polychrome 
Methylenblau  vorzügliche  Dienste  und  wir  sind  überzeugt,  dass  uns  der  Nachweis  bei  Anwendung  anderer 
Conservirungs-  und  Färbungsmethoden  überhaupt  nicht  oder  wenigstens  nicht  so  leicht  gelungen  wäre. 

Was  also  die  Reichlichkeit  der  Pestbacillen  in  primären  Bubonen  betrifft,  so  kann  der  Satz  aufgestellt 
werden,  dass  sie  ausnahmslos  in  primären  Bubonen  reichlich  oder  sehr  reichlich  vorhanden 
sind.  Nur  darf  man  seine  Untersuchung  nicht  auf  einzelne  besonders  hochgradig  veränderte  Lymphdrüsen 
des  eigentlichen  primären  Bubo  beschränken,  weil  es  vorkommen  kann,  dass  sie  eben  in  denselben  schon  zu 
stark  degenerirt  oder  ganz  zu  Grunde  gegangen  sind,  während  sie  in  unmittelbar  benachbarten  primären 
Bubonen  zweiter  Ordnung  in  enorm  reichlicher  Menge  anzutreffen  sind. 

Gerade  dieses  so  massenhafte  Auftreten  der  Pestbacillen  im  Gewebe  ist  als  etwas  ungemein  Charakte- 
ristisches hervorzuheben,  weil  sich  eine  ähnliche  Masseninfiltration  der  specifischen  Erreger  bei  keiner 
derzeit  bekannten  mycotischen  Erkrankung  vorfindet.  Es  ist  schi.m  wiederholt  darauf  hingewiesen  worden, 
dass  die  Pestbacillen  dort,  wo  ihnen  längere  Zeit  zur  Weiterentwicklung  gegeben  ist,  immer  in  grösseren 
Verbänden  aufu-eten,  die  man  am  besten  als  Rasen  oder  Schwärme  bezeichnen  wird.  Vor  .Allem  fällt  sehr 
häufig  die  ganz  regelmässige  Lagerung  der  Einzelbacillen  auf,  so  dass  es  ganz  den  Eindruck  macht,   als  ob 


Bcuh'jipesl.  IL  Püfliologisch-aualoiuisclwr  Bericht.  507 

irgend  ein  Bindemittel  zwischen  den  einzelnen  sich  befinden  würde.  Thatsächlich  besitzen  auch  die  Pest- 
hacillen  eine  oft  leicht  nachweisbare  Kapsel,  und  diese  die  einzelnen  umgebende  schleimige  Hülle  ist  es, 
welche  die  grosse  Regelmässigkeit  in  den  Zwischenräumen  zwischen  den  einzelnen  neben  einander  gela- 
gerten Indi\'iduen  erzeugt.  Ganz  an  die  Eigenthümlichkeiten  einer  echten  Zoogloea  erinnert  ferner  die  mit- 
unter sehr  ausgesprochen  schleimig-fadenziehende  Beschaffenheit  des  Saftes,  den  man  \'on  der  Schnilt- 
Häche  N'ieler  Buhonen  abstreifen  kann. 

Wie  schon  an  anderer  Stelle  erwähnt,  können  sie  auch  in  secundären  Bubonen  in  grosser  Anzahl 
\nrhanden  sein,  wenn  der  Organismus  der  mit  allgemeiner  Bacillenüberschwemmung  verbundenen  Gift- 
wirkung einige  Zeit  lang  Widerstand  hält.  Man  findet  sie  auch  hier  trotz  der  Infection  vom  Blutwege  her 
nicht  in  den  Follikeln  imd  Mai'kstrahlen,  sondern  gerade  in  den  Sinus.  Bei  frisch  erfolgter  Infection  ist  die 
Reichlichkeit  der  PestbaciUen  in  Blutgefässen  und  Capillaren  eine  wechselnde.  Man  findet  sie  oft  nur 
spärlich,  ja  vereinzelt  in  manchen,  nicht  in  allen  erweiterten  Lumina,  in  anderen  Fällen  aber  liegen  in  jedem 
erweiterten  Gefässrohre  ziemlich  reichliche  PestbaciUen,  die  allerdings  nie  das  Lumen  eines  solchen  Gefässes 
nach  .Art  eines  Embolus  verstopfen.  Hierin  tritt  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  Milzbrand  zu  Tage,  auf  die 
auch  noch  später  wiederholt  hingewiesen  werden  wird. 

Ein  anderes  interessantes  Resultat  unserer  histologischen  Untersuchungen  bezieht  sich  auf  die  Ein- 
bruchspforte hei  Mischinfectionen.  Es  sei  gleich  hier  bemerkt,  dass  ungefähr  ein  Drittel  der 
zur  Obduction  gekommenen  Fälle  keine  reinen  Pestinfectionen  betraf,  sondern  sogenannte 
Misch-  oder  Secundärinfectionen  durch  Strepto-,  Diplo-  oder  Staphylococcen.  In  keinem 
einzigen  Falle  nun  konnten  wir  den  Einbruch  letztgenannter  pathogener  Bacterien  vom  primären  Bubo  aus 
nachweisen,  sei  es,  dass  diese  Mischinfection  gleichzeitig  mit  jener  durch  Pest  oder  im  Anschlüsse  an 
dieselbe  erfolgt  wäre.  Selbst  in  jenen  Fällen,  wo  die  Strepto-  oder  Diplococcen  ungemein  zahlreich  in 
den  Blutgefässen  nachweisbar  waren,  konnten  wir  sie  im  primären  Bubo  entweder  auch  nur  im  Blute  der 
noch  erhaltenen  Gefässe  oder  nur  in  geringer  Zahl  ausserhalb  derselben  auffinden,  nie  in  solcher 
Reichlichkeit  oder  Lagerung,  dass  man  irgend  wie  daran  denken  konnte,  dass  die  Mischinfection  \"oni 
primären  Bubo  aus  erfolgt  sei. 

Hingegen  konnten  wir  fast  in  jedem  derartigen  Falle  den  e.xacten  Nachweis  führen, 
dass  die  secundäre  Invasion  der  genannten  Mikroorganismen  von  den  Lymphknoten 
des  Rachens  und  Gaumens  aus  erfolgt  ist. 

In  voller  Übereinstimmung  damit  stehen  die  Befunde,  welche  uns  die  aus  den  primären  Bubonen 
angelegten  Culturen  ergaben. 

Was  zunächst  die  Deckglaspräparate  betrifft,  so  wurde  schon  in  der  Einleitung  die  Methode  der 
Anfertigung  in  genügender  Weise  besprochen.  Ein  grosser  Theil  derselben  wurde  sogleich  in  Bombay  fertig- 
gestellt, ein  noch  grösserer,  der  nur  einfach  fixirt  nach  Wien  mitgebracht  wurde,  erst  daselbst  gefärbt  und 
untersucht.  Auch  bei  den  Deckglaspräparaten  erwies  sich  uns  das  Methylenblau  als  bestes  Färbungsmittel, 
namentlich  alkalisches,  ohne  jede  weitere  Differenzirung.  Ausserdem  wandten  wir  regelmässig  zur  Controle 
die  Gram'sche  Färbung  der  Deckglaspräparate  an.  .^.usdrücklich  sei  hier  hervorgehoben,  dass  wir  bei  den 
zahllos  angefertigten  Präparaten  immer  rasche  Entfärbbarkeit  der  PestbaciUen  nach  der  Gram'schen  Methode 
constatiren  konnten. 

Ebenso  wie  in  den  Schnittpräparaten  die  ganz  einzig  dastehende  Reichlichkeit  auffiel,  so  bieten  auch 
die  Deckglaspräparate  aus  primären  Bubonen  ungemein  häufig  ein  geradezu  frappirendes  Bild,  was  die 
Masse  der  PestbaciUen  betrifft  (vergl.  Tafel  XIII,  Fig.  1). 

In  den  vorstehenden  Protokollen  finden  sich  zur  Bezeichnung  der  Menge  die  Ausdrücke  »sehr  reichlich, 
reichlich,  mä,s.sig  und  wenig  reichlich«.  Dieselben  sind  jedoch  nicht  in  dem  für  gewöhnlich  üblichen  Sinne 
zur  Bezeichnung  der  Menge  von  Bacterien  in  vom  Menschen  stammenden  Exsudaten,  Secreten  etc.  zu  ver- 
stehen, da  dies  der  Wirklichkeit  nicht  einmal  nahe  kommen  würde.  In  der  Regel  geben  Deckglaspräparate 
von  bacillenreichen  Fällen  ein  solches  Bild,  wie  man  es  nach  zu  reichlichem  Bestreichen  derselben  mit 
irgend  einer  künstlich  angelegten  Cultur  zu  Gesichte   bekommt.    Seltener  sieht  man  Präparate  aus  primären 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Gl.  LXVI.  Bd.  °" 


fiOS  //■  Albrech/  und  A.  CJtnu, 

Buboncn,  wo  die  Pcstbacillen  thalsiichlich  nur  spärlich  zu  linden  sind,  nämlich  bei  jenen  Fällen,  wo  es 
bereits  zu  ausgedehnter  Nekrose  im  Bereiche  der  Lymphdrüsen  gekommen  ist.  Doch  zeigen  dann  immer 
noch  die  angelegten  Culturen  reichliche  Colonien  der  Pestbacillen. 

Was  Grösse  und  Form  derselben  auf  den  Deckglaspräparaten  betrifft,  so  entsprechen  beide  vollständig 
den  Befunden  in  histologischen  Präparaten.  Häufiger  und  klarer  tritt  hier  die  bipolare  F'ärbung  zu  Tage, 
sowie  die  zahlreichen  Übergänge  von  der  kurzen,  plumpen,  ovalen  oder  ovoiden  Form  zli  den  grossen, 
gebläht  aussehenden  und  hefezellenähnlichen  Formen.  Daneben  findet  sich  aber  auch  die  reine  Stäbchen- 
form. .Auch  hier  findet  man  ungemein  reichliche  Degenerationsformen,  besonders  solche,  die  als  ringfiii-mige 
bezeichnet  wurden,  oder  solche,  deren  Contour  sich  ähnlich  einem  Siegelringe  an  einem  Pole  etvvas  stärker 
färbt.  Aber  auch  hier  sind  im  Allgemeinen  die  Pestbacillen  schwach  gefärbt. 

Neben  den  grossen,  geblähten  Formen  sieht  man  aber  auch  vielfach  ganz  ähnlich  aussehende,  aber  viel 
kleinere  coccenähnliche.  Selbst  auf  den  einige  iVIonate  alten,  nach  Wien  mitgebrachten  fi.xirten  Deck- 
gläsern konnten  wir  noch  in  vielen  Phallen  bei  Erwärmen  in  Carbolfuchsin  oder  bei  Anwendung  der 
Pittfleld'schen  Methode  schöne  breite  Kapseln  nachweisen,  innerhalb  deren  hie  und  da  der  eigentliche 
Bacillenleib  als  kleinstes  starkgefärbtes  Pünktchen  erschien  oder  in  seiner  ovalen  Form  bei  manchmal 
schöner,  manchmal  schlechter  gefärbter  Kapsel  erhalten  war. 

Auch  die  Lagerung  der  Pestbacillen  als  DiplobaciUen  tritt  auf  den  Deckglaspräparaten  in  evidenter 
Weise  zu  Tage,  desgleichen  findet  man  längere  oder  kürzere  gegliederte  Fäden  oder  Ketten.  Aber  auch 
ungegliederte,  dickere  und  dünnere,  bald  längere,  bald  kürzere  Fäden  kommen  vor,  die,  wie  es  scheint, 
auch  als  Degenerationsformen  zu  deuten  sind  und  in  einem  folgenden  Theile  des  Berichtes  näher  gewürdigt 
werden  sollen. 

Entsprechend  den  enormen  Mengen  von  Pestbacillen  auf  dem  nati\'en  Präparate  ergaben  auch  die 
angelegten  Aussaaten  aus  den  Bubonen  ungemein  reichliche  Colonien  von  Pestbacillen,  selbst  dann,  wenn 
ersteres  nur  »spärliche«  Pestbacillen  zeigte  oder  stark  degenerirte  Formen. 

Auf  näheres  morphologisches  oder  biologisches  Verhalten  der  Pestbacillen  in  der  Cultur  soll  ebenfalls 
hier  nicht  näher  eingegangen  werden;  eine  kurze  Bemerkung  erfordern  nur  unsere  culturellen  Befunde  aus 
primären  Bubonen  bei  Mischinfectionen. 

In  einer  Reihe  von  Fällen,  wo  das  Deckglaspräparat  neben  zahlreichen  Pestbacillen  Strepto-  oder  Diplo- 
coccen  meist  in  spärlicher  Anzahl  zeigte,  ergaben  die  Culturen  ein  anderes  Resultat.  In  denselben  herrschten 
häufig  die  Coccen  vor,  die  Pestcolonien  waren  in  der  Minderzahl  oder  fehlten  überhaupt  ganz.  .Solche 
Befunde  sind,  wie  schon  erwähnt,  nicht  in  dem  Sinne  zu  verwerthen,  als  (ib  die  Mischinfection  vom  primären 
Bubo  ausginge,  und  sie  zeigen  die  unbedingte  Nothwendigkeit  neben  der  culturellen  Untersuchung  immer 
auch  eine  solche  von  Deckglaspräparaten  vorzunehmen.  Den  eigentlichen  Sachverhalt,  nämlich  die  rein 
metastatische  Herkunft  der  genannten  Coccen,  stellt  allerdings  erst  die  histologische  Untersuchung  fest. 

Das  Überwiegen  anderer  Colonien  über  die  der  Pestbacillen  in  den  Culturen  haben  wir  sehr  häufig 
auch  bei  Aussaaten  aus  anderen  Organen  beobachtet  imd  es  soll  hier  nur  kurz  bemerkt  werden,  dass  vor 
Allem  das  relativ  langsamere  Wachsthum  der  Pestbacillen  gegenüber  den  anderen,  das  noch  durch 
Anwendung  von  Glycerinagar  eher  verzögert  wird,  zur  Erklärung  herangezogen  werden  muss. 

Was  den  mikroskopischen  und  culturellen  Bacterienbefund  an  secundären  Bubonen  betrift't,  so  ist  der- 
selbe ganz  den  histologischen  Befunden  entsprechend,  d.  h.  es  sind  bald  mehr,  bald  weniger  Pestbacillen  in 
denselben  nachweisbar,  je  nach  dem  Alter  des  Processes.  Ein  vollständiges  Fehlen  von  Pestbacillen  in 
solchen  Lymphdrüsen  (sowohl  mikroskopisch  wie  culturell),  die  auch  nur  in  geringem  Grade  die  Zeichen 
frischer  Pestentzündung  boten,  haben  wir  nicht  gesehen;  nur  in  einem  einzigen  Falle  (14/XXXVIII)  von 
primärem  axillaren  Bubo  konnten  wir  durch  die  genannten  Methoden  in  einer  Lymphdrüse  der  anderen 
Achselh()hle  keine  Pestbacillen  nachweisen.  Es  betraf  dies  einen  überhaupt  bacillenarmen  P'all.  Da  sich  aber 
histologisch  in  den  Gefässen  und  Sinus  dieser  Lymphdrüsen  allerdings  sehr  spärliche  Pestbacillen  nach- 
weisen Hessen,  so  ist  der  negative  mikrt)skopische  und  culturelle  Befund  wohl  recht  wahrscheinlich  auf 
Zufälligkeiten  zu  beziehen.  Es  erscheint  aber  hierdurch   der  immer  gelungene   positive  Nachweis  von  Pest- 


Bcnleiipcst.  II.  Pathologisch-aitatoniischer  Bericht.  509 

bacillen  in  secundären  Bubonen  von  hoher  Bedeutung  deshalb,  weil  dadurch  die  in  den  Lymphdrüsen  con- 
statirten  \'eränderungen  nicht  etwa  als  rein  toxische  Fernwirkung,  sondern  als  directe  Giftwirkung  der 
immer,  und  zwar  sehr  oft  sehr  reichlich  \-orhandenen  Pestbacillen  aufzufassen  sein  werden. 

In  einem  Falle,  bei  dem  es  sich  ebenfalls  um  einen  primären  axillaren  Bubo  gehandelt  hatte  und  wo  es 
zur  eiterigen  Meningitis  gekommen  war,  Hessen  sich  noch  nach  15  Tagen  in  einer  submaxillaren  und 
axillaren  Lymphdri^ise  der  anderen  Seite  sowohl  mikroskopisch  wie  culturell  Pestbacillen  nachweisen,  des- 
gleichen auch  histologisch  in  einer  vereiterten  Lj'mphdrüse  des  primären  Bubo.  Jedoch  scheint  besonders 
der  histologische  Nachweis  von  Pestbacillen  längere  Zeit  nach  Ablauf  des  acuten  Stadiums  sehr  schwer, 
indem  man  Gebilde  innerhalb  der  Sinus  vereinzelt  findet,  von  denen  es  sich  nicht  entscheiden  lässt,  ob  es 
sich  um  degenerirte  Bacillen  oder  um  irgend  welche  andere  corpusculäre  Elemente  handelt.  Ihre  Färbbarkeit 
spricht  entschieden  für  ersteres  und  in  einem  Falle  von  Pestmarasmus,  der  erst  am  52.  Tage  zum  Tode 
geführt  hatte  (45/XII),  wurde  diese  Annahme  durch  das  culturelle  Verfahren  bestätigt.  An  diesem  Falle 
konnten  wir  unter  Anderem  den  nicht  anzuzweifelnden  Nachweis  führen,  dass  sich  im  chronischen  Stadium 
der  Pest  einzelne  Pestkeime  in  den  Lymphdrüsen  noch  nach  \'ielen  W'ochen  lebensfähig  erhalten. 

Was  die  histologischen  Residua  derartiger  ausheilender  oder  ausgeheilter  Bubonen  betrifft,  so  sind  die- 
selben —  wenigstens  so  viel  wir  gesehen  haben  —  nur  geringfügiger  Natur.  Die  Kapsel  erscheint  fibrös  ver- 
dickt durch  Zuniihme  des  fibrillären  Bindegewebes  und  desgleichen  auch  die  Bindegewebssepta,  die  von  der 
Kapsel  aus  sowohl  in  das  Lymphdrüsenparenchym,  wie  in  die  Umgebung  desselben  entsendet  werden,  und 
zwar  hauptsächlich  in  der  L^mgebung  der  Blut-  und  Lymphgefässe.  Im  Übrigen  tritt  vollständige  Restitutio 
ad  integrum  ein,  sofern  nicht  tiefgreifende  Vereiterung  oder  Nekrose  bereits  eingetreten  ist. 

Es  erübrigt  uns  noch,  im  Anschlüsse  an  diese  Auseinandersetzungen  diejenigen  Untersuchungen  zu 
besprechen,  die  wir  an  dem  bei  Lebenden  durch  Incision  gewonnenen  Buboinhalte  ausführten. 

Wir  werden  an  anderer  Stelle  darlegen,  wie  wir  uns  zur  Frage  der  Incision,  respective  Exstirpation  des 
pi-imären  Bubo  \-erhalten;  bemerkt  sei  hier  nur,  dass  die  Incision  des  Bubo  in  dem  uns  zugetheilten  Spitale 
ausschliesslich  durch  den  Leiter  des  Spitales,  Dr.  Chocksy,  geschah,  und  zwar  in  solchen  Fällen,  die  nicht 
acut  verliefen,  und  immer  nur  dann,  wenn  die  klinische  Untersuchung  bereits  ausgesprochene  Zeichen  ein- 
getretener Erweichung  nachweisen  liess.  Der  dadurch  entleerte  Inhalt  bestand  theils  aus  dickem,  gelben 
Eiter,  theils  aus  käsig  aussehenden,  bröckeligen,  nekrotischen  Massen,  meist  vermengt  mit  etwas  Blut. 

Die  Untersuchungen  betrafen  lU  F"älle,  die  alle  genasen,  und  waren  mit  Ausnahme  eines  Falles,  der  im 
Anschlüsse  an  unsere  Sectionsbefunde  bereits  erörtert  wurde,  ausschliesslich  bacteriologische,  derart,  dass 
in  jedem  Falle  Aussaaten  auf  entsprechendem  Nährboden  (Agar,  Glycerin-Agar,  Serum-Agar)  angelegt 
wurden,  in  einigen  Fällen  daneben  auch  noch  eine  Untersuchung  durch  das  Deckglaspräparat  erfolgte. 

L^nter  diesen  10  Fällen  befinden  sich  7  Fälle,  von  denen  auch  Blutuntersuchungen  vorliegen  und  die  in 
dem  am  Schlüsse  angefügten  Blutprotokolle  die  Nr.  6,  32,  46,  79,  94,  108  und  125  führen. 

Die  Incision,  die  leider  nicht  immer  unter  entsprechenden  Cautelen  gemacht  wurde,  erfolgte  bei  diesen 
7  Fällen  mit  Rücksicht  auf  den  Krankheitstag  in  2  Fällen  (6  und  108)  am  VII.  und  in  je  einem  Falle  am 
X.  (79),  XIV.  (46),  XV.  (125),  XIX.  (32)  und  XX.  (94)  Erkrankungstage.  2  Fälle  (6  und  108)  betrafen  Axillar-, 
die  übrigen  5  Inguinalbubonen.  In  3  Fällen  (32,  108  und  125)  wurde  nur  der  Pestbacillus  nachgewiesen; 
dabei  zeigte  der  Fall,  bei  dem  die  Incision  am  XIX.  Krankheitstage  erfolgte  (32),  »massig  reichlich«,  die 
beiden  anderen  Fälle,  in  denen  die  Incision  am  VII.  (108)  und  XV.  (125)  Krankheitstage  erfolgte,  »ver- 
einzelt«, respective  »spärlich«  Pestcolonien.  2  Fälle  (46  und  94)  zeigten  neben  vereinzelten  Pestcolonien  noch 
Colonien  des  Staphjdococcus  pyogenes  albus.  Bei  dem  einen  (46)  wurde  die  Incision  am  XIV'.,  bei  dem  anderen 
(94)  am  XX.  Krankheitstage  ausgeführt,  in  beiden  aber  war,  wie  unsere  Aufzeichnungen  ausdrücklich 
hervorheben,  dieselbe  nicht  unter  entsprechenden  Cautelen  ausgeführt  worden.  Es  dürfte  daher  in  beiden 
Phallen  das  Vorhandensein  der  Staphylococcencolonien  auf  eine  Hautverunreinigung  zurückzuführen  sein. 
In  einem  Falle  (6)  —  die  Incision  erfolgte  am  VII.  Krankheitstage  —  blieb  die  Aussaat  steril.  Dieser  Fall 
hatte  am  11.  Krankheitstage  im  Blute  »reichlich«  Pestcolonien  nachweisen  lassen,  am  IX.  und  X\'l.  Krank- 
heitstage ergab  er  sterile  Blutaussaaten  und  ging  --  wie  schon  erwähnt  —  gleichfalls   in  Heilung  über.    Der 

66* 


510  H.  Albrecht  und  A.  Glioii, 

Fall  79  endlich  zeigte  nur  Streptococcencolonien.  Die  Incision  war  hei  diesem  Falle  am  X.  Krankheitstage 
ausgeführt  worden.  Der  Schluss,  dass  hier  Pestbacillen  nicht  mehr  vorhanden  waren,  ist  desshalh  nicht  zu- 
lässig, weil  die  Untersuchung  nur  eine  culturelle  war,  der  Streptococcus  aber,  worauf  wir  später  noch 
zurückkommen  werden,  in  der  Cultur  gegenüber  dem  Pestbacillus  immer  der  stärkere  ist.  Es  können  also 
auch  in  diesem  Falle  ganz  gut  noch  Pestbacillen,  wahrscheinlich  allerdings  in  spärlicher  Menge,  vorhanden 
gewesen  sein.  Da  die  Incision  in  diesem  Falle  in  steriler  Weise  gemacht  wurde,  müssen  wir  das  Vorhanden- 
sein einer  localen  Mischinfection  annehmen,  aber  nur  einer  localen,  da  der  Fall  in  Genesung  überging. 

In  3  von  den  10  untersuchten  Fällen  liegen  keine  Blutuntersuchungen  vor.  Der  eine  von  ihnen  betraf 
einen  Halsbubo  und  zeigte  in  dem  am  XV.  Krankheitstage  diuxh  Incision  entleerten  Eiter  ausschliesslich 
Pestcolonien  in  reichlicher  Menge. 

Der  zweite  Fall  zeigte  ebenfalls  ausschliesslich  Pestcolonien  in  reichlicher  Menge.  Es  fehlen  uns  von 
diesem  Falle  leider  die  Daten  über  den  Sitz  des  incidirten  Bubo  und  über  den  Krankheitstag,  an  welchem  die 
Incision  erfolgt  war.  Desgleichen  auch  von  dem  3.  Falle,  der  sterile  Aussaaten  zeigte  und  einen  Portugiesen 
betraf.  Auch  die  bei  diesem  Falle  ausgeführte  bacteriologisch-histologische  Untersuchung  Hess  Pestbacillen 
nicht  mit  Sicherheit  nachweisen. 

Obwohl  eigentlich  nicht  völlig  hieher  gehörend,  mögen  kurz  noch  jene  Untersuchungen  Erwähnung 
finden,  die  wir  an  Hautblasen  ausführten,  die  theils  über  einem  primären  Bubo  selbst,  theils  im  Bereiche 
desselben  sich  vorfanden.  2  von  diesen  Untersuchungen  sind  bereits  bei  den  Sectionsbefunden  verzeichnet, 
und  zwar  bei  den  Sectionsfällen  1/IX  und  14/XXXVIII. 

Bei  dem  Falle  1/IX  sass  die  Blase  über  dem  primären  Bubo,  der  die  rechte  Halsseite  betraf,  bei  dem 
Falle  14/XXXVIlI,  der  einen  Bubo  der  rechten  Axilla  zeigte,  an  der  rechten  Schulter.  Die  culturelle  Unter- 
suchung zeigte  beim  ersten  Pralle  ausschliesslich  Pestcolonien  in  spärlicher  Menge,  beim  zweiten  ein 
negatives  Ergebnis. 

Ausser  diesen  beiden  derartigen  Untersuchungen  haben  wir  noch  3  in  vi\'o  ausgeführte,  welche  die  im 
Blutprotokolle  mit  Nr.  79,  83  und  98  bezeichneten  Patienten  betreffen.  Der  Fall  79,  der  genas,  zeigte  eine 
Hautblase  über  dem  Inguinalbubo  der  rechten  Seite;  ihr  Inhalt,  in  sterilerWeise  entnommen,  wies  ausschliess- 
lich Streptococcencolonien  auf,  zeigt  also  dasselbe  Ergebniss  wie  der  bereits  besprochene  Buboinhalt  selbst. 
Beim  Falle  83,  der  am  VI.  Krankheitstage  starb,  Hess  die  Hautblase,  die  sich  über  dem  Inguinalbubo  der 
rechten  Seite  vorfand  und  nicht  steril  am  III.  Krankheitstage  punktirt  wurde,  neben  reichlichen  Colonien  des 
Pestbacillus  etwas  spärHcher  solche  des  Staphylococcus  pyogenes  albus  und  aureus  nachweisen.  Beim  Falle 
98  endlich,  der  einen  Bubo  in  der  linken  Axilla  hatte,  konnten  wir  in  einer  Hautblase  über  dem  Hnken  Hand- 
gelenke neben  sehr  reichlichen  Pestcolonien  noch  wenige  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes  finden. 
Auch  dieser  Fall  starb.  Da  eine  Section  in  den  beiden  letztgenannten  FäHen  nicht  ausgeführt  werden 
konnte,  fehlen  uns  genauere  Anhaltspunkte  für  die  Erklärung  dieser  beiden  Resultate.  Während  aber  für 
Fall  83,  bei  dem  die  Punction  der  Blase  nicht  steril  erfolgte ,  die  Annahme  einer  Haut\'erunreinigung, 
respective  einer  Einwanderung  der  Staphjdococcen  von  der  Haut  in  die  Blase,  näher  liegt,  kann  beim  Falle 
98  eine  bestandene  Secundärinfection  desselben  nicht  von  der  Hand  gewiesen  werden. 

Wir  ersehen  aus  diesen  Untersuchungen,  dass  in  erweichten  oder  vereiterten 
Bubonen  lebensfähige  Pestkeime  selbst  längere  Zeit  nachweisbar  sind,  dass  demnach  die 
Annahme,  der  Pestkeim  gehe  darin  rasch  zu  Grunde,  eine  unrichtige  ist.  .Selbst  der  Umstand, 
dass  die  ausgeführte  bacteriologische  Untersuchung  eines  solchen  Eiters  keine  Pestkeime  mehr  nach- 
weisen Hesse,  berechtigt  unseren  histologischen  Untersuchungen  nach  nie  zu  dem  Schlüsse,  dass  solche 
absolut  fehlen  müssen,  da  in  Drüsen,  in  denen  die  Einschmelzung  oder  Vereiterung  noch  den  peripheren 
.'\ntheil  derselben  mehr  oder  weniger  frei  gelassen  hat,  sich  in  diesem  Antheile  noch  Pestkeime  \-orfinden 
können,  während  die  erweichten  Partien  keine  mehr  zeigen.  Es  wird  daher,  wenn  es  aucli  im  Allgemeinen 
richtig  ist,  dass  die  Anzahl  der  Pestkeime  in  solchen  Bubonen  vielfach  keine  grosse  ist,  ja  manchmal  die- 
selben auch  bereits  wirkHch  schon  fehlen  können,  jeder  Eiter,  respective  Inhalt  einer  Pestdrüse 
als  infectiös  zu  betrachten   und    dementsprechend   zu    behandeln   sein,  da   sich    eben   dies- 


BenU'upest.  II.  Pathologisch-auatonüschcr  Bericht.  511 

bezüglich  keine  feststehenden  Normen  aufstellen  lassen  und  jeder  Fall  sich  anders 
verhalten  kann.  Auch  unsere  Befunde  an  Thieren  sprechen  dafür,  indem  wir  in  einer  Reihe  von 
Fällen  nach  mehreren  Wochen  selbst  reichliche  Pestbacillen  im  Eiter  spontan  aufgebrochener  Bubonen 
nachweisen  konnten. 

Dasselbe  gilt  auch  für  die  über  Bubonen  oder  im  Bereiche  derselben  sich  vorfindenden  Hautblasen. 


5.  Blut. 

Unter  den  verschiedenen  Gesichtspunkten,  die  bei  der  Untersuchung  des  Blutes  in  Betracht  kommen, 
waren  es  vor  Allem  drei,  die  uns  bei  den  an  Pestkranken  ausgeführten  Blutuntersuchungen  geleitet  haben : 
1.  Die  Veränderungen  festzustellen,  die  durch  die  Pest  an  den  verschiedenen  Elementen 
des  Blutes  beim  Menschen  hervorgerufen  werden;  2.  Klarheit  darüber  zu  erhalten,  in- 
wieweit bei  der  Pest  eine  Allgemeininfection  im  Spiele  steht  und  3.  Aufschlüsse  zu 
erlangen,  ob  die  Blutuntersuchung,  specieli  welche  Methode  derselben  für  diagnostische 
und  prognostische  Zwecke  dieser  Krankheit  irgend  einen  Werth  besitzt. 

Was  zunächst  den  ersterwähnten  Punkt  betrifft,  so  verweisen  wir  bezüglich  seiner  auf  den  ersten 
Theil  dieses  Berichtes,  in  welchem  die  an  den  einzelnen  Blutbestandtheilen  gesetzten  pathologischen  Ver- 
änderungen, sowie  das  gegenseitige  Zahlenverhältniss  der  Blutelemente  an  entsprechender  Stelle  Würdigung 
erfahren  haben.  Besonders  auffällige  Befunde  des  Blutes  und  seiner  Bestandtheile,  soweit  dieselben  aus  den 
Schnittpräparaten  der  der  Leiche  entnommenen  Organstückchen  erhoben  werden  konnten,  sind  allerdings 
auch  in  diesem  Theile  des  Berichtes  an  den  einschlägigen  Stellen  nochmals  erwähnt. 

Es  erübrigt  uns  demnach  noch,  in  diesem  Abschnitte  auf  die  Erörterung  der  beiden  anderen  erwähnten 
Gesichtspunkte,  die  die  Blutuntersuchung  in  bacteriologischer  Beziehung  betreffen,  näher  einzugehen.  Die 
nach  dieser  Richtung  hin  in  den  folgenden  Zeilen  niedergelegten  Angaben  und  Befunde  sind  aus  dem  diesem 
Theile  des  Berichtes  beiliegenden  Blutprotokoüe  zusammengestellt  und  betreffen  ausschliesslich  Unter- 
suchungen am  Lebenden,  da  uns  nur  diese  entsprechende  Aufschlüsse  geben  können.  Des  Vergleiches  und 
der  Vollständigkeit  halber  erscheint  es  allerdings  nothwendig,  in  diesem  Abschnitte  bei  denjenigen  unter- 
suchten Fällen,  die  später  zur  Obduction  gekommen  waren,  den  in  vivo  gemachten  Befunden  auch  die  an 
der  Leiche  erhobenen  bacteriologischen  Resultate  gegenüber  zu  stellen. 

Zwei  Wege  standen  uns  für  die  Durchführung  der  Blutuntersuchungen  nach  der  hervorgehobenen 
Richtung  hin  offen:  Der  mikroskopische  und  der  culturelle. 

Da  es  nun  bei  derartigen  Untersuchungen  nicht  nur  darauf  ankommt,  dieselben  an  einer  m(')glichst 
grossen  Anzahl  \-on  Patienten  durchzuführen,  sondern  auch  darauf,  bei  einer  Reihe  von  Kranken  das  Blut 
wenn  möglich  täglich  oder  doch  wenigstens  mehrmals  zu  untersuchen,  entschlossen  wir  uns,  zu  diesen 
systematisch  durchzuführenden  Untersuchungen  nur  einen  der  beiden  bezeichneten  Wege  zu 
wählen,  um  so  mehr,  als  wir  während  unseres  Aufenthaltes  in  Bombay  auch  für  andere  wichtige  Arbeiten 
mit  der  ims  zur  \'erfügung  stehenden  Zeit  aufk(.immen  mussten. 

In  einer  kleinen  Anzahl  von  Voruntersuchungen  zeigte  es  sich  nun,  dass  auch  bei  der  Pest  die  cultu- 
relle Blutuntersuchung  oft  noch  ein  sicheres  positives  Ergebniss  aufwies,  wenn  die  mikroskopische  Prüfung 
\üllständig  negativ  ausfiel  oder  wegen  der  nur  vereinzelt  aufzufindenden  und  deshalb  oft  nicht  sicher  zu 
deutenden  Pestkeime  nur  einen  unsicheren  Schluss  gestattete.  Deshalb  entschieden  wir  uns  bei  den  syste- 
matisch auszuführenden  Blutuntersuchungen  für  die  culturelle  Methode,  untcdiessen  es  jedoch  nicht, 
auch  die  mikroskopische  Prüfung  im  Auge  zu  behalten,  da  ja  gerade  diese  Methode  wegen  der  Raschheit  der 
Ausführung  in  diagnostischer  Hinsicht  den  grösseren  praktischen  Werth  besitzt.  Wir  verfertigten  deshalb, 
wenn  es  Zeit  und  andere  Umstände  eriaubten,  gleichzeitig  mit  den  culturellen  Untersuchungen  bei  einer 
Anzahl  von  Patienten  auch  immer  mehrere  Deckglaspräparate  aus  dem  Blute,  die  nach  entsprechender 
Fixirung  und  genauer  Signirung   für  die  später  bei  den  Laboratoriumsarbeiten  in  Wien  in  .Aussicht  genom- 


512  //.  Albrecht  itnd  A.  Ghoii, 

mcnc  Durchsiclit  aiifhewahrt  wurden.  Ihi'c  Ergebnisse  werden  in  diesem  Abschnitte  eingehender  abgehandelt 
werden. 

Was  nun  die  Ausführung  der  culturellen  Untersuchung  anlangt,  so  war  es  wünschenswerth,  möglichst 
\iel  Material  für  die  Aussaat  zu  verwenden,  da  durch  exacte  Untersuchungen  bei  anderen  Infectionserkran- 
kungen  erwiesen  ist,  dass  grössere  Mengen  von  Blut  gegebenen  Falles  sicherer  ein  positives  Resultat 
ergeben.  Von  der  Benützung  der  in  dieser  Hinsicht  allein  brauchbaren  Methoden,  des  Schröpfkopfes  und 
der  Venenpunction,  musste  jedoch  aus  massgebenden  Gründen  Abstand  genommen  werden.  Für  die 
Anwendung  des  Schröpfkopfes  waren  wir  nicht  ausgerüstet,  die  Benützung  der  Venenpunction  untersagte 
uns  in  erster  Linie  der  damit  verbundene  unvergleichlich  grössere  Zeitaufwand,  der,  wie  bereits  erwähnt, 
bei  ims  sehr  in  die  Wagschale  fiel,  und  die  weite  Entfernung  unseres  eigentlichen  Arbeitsraumes  von  dem 
uns  zugewiesenen  Spitale,  nicht  minder  aber  die  gebotene  Rücksicht  auf  die  Patienten  und  ihre  Umgebung, 
die  jeden  unserer  Eingriffe  genauestens  verfolgten  und  in  Folge  ihrer  Empfindlichkeit  wegen  der  etwas 
grösseren  Schmerzhaftigkeit  dieser  Methode  uns  sicherlich  Hindernisse  in  den  Weg  gelegt  hätten. 

Damit  fiel  von  selbst  die  von  uns  für  gewisse  Fälle  ursprünglich  auch  ins  Auge  gefasste  Verwendung 
des  Thierexperimentes,  eine  Methode  des  Nachweises  von  Bacterien  im  Blute,  die  von  einzelnen  Autoren 
bei  anderen  Infectionskrankheiten  obenan  gestellt  wird,  hiwieweit  sie  jedoch  auch  für  den  Erreger  der  Pest  in 
den  entsprechenden  Fällen  besondere  Vortheile  gegenüber  der  culturellen  geboten  hätte,  wollen  wir  dahin- 
gestellt sein  lassen,  glauben  jedoch,  gestützt  auf  unsere  grosse  Menge  von  Thierexperimenten,  hervorheben 
zu  müssen,  dass  die  Virulenz  des  Keimes  in  den  einzelnen  Fällen  und  damit  zusammenhängend  die  Menge 
desselben  keine  untergeordnete  Rolle  spielt. 

So  mussten  wir  uns,  gezwungen  durch  äussere  Umstände,  bei  den  culturellen  Blutuntersuchungen  mit 
der  einfachsten  der  Methoden  begnügen,  mit  der  Methode  der  Blutentnahme  durch  Fingerstich. 

Die  Ausführung  derselben  geschah  ausschliesslich  in  der  Art,  dass  meist  der  kleine  Finger  gründlich 
zuerst  mit  Äther,  dann  mit  Sublimat  gereinigt,  sodann  mit  Alkohol  und  nachher  wieder  mit  Äther  abgespült 
wurde.  Mit  einer  scharfen  Nadel  —  für  jeden  Patienten  wurde  eine  frische,  noch  ungebrauchte  verwendet  — 
die  vorher  24  Stunden  in  abs(.ilutem  Alkohol  gelegen  hatte  und  unmittelbar  vor  Gebrauch  noch  ausgeglüht 
wurde,  wurde  dann  rasch  ein  stärkerer  Stich  in  die  Fingerbeere  gemacht  und  das  austretende  Blut, 
gewöhnlich  in  der  Menge  von  3  —  6  gi-össeren  Tropfen,  mit  einer  vorher  entsprechend  steril  gemachten 
Platinöse  auf  schief  erstarrtem  Agar  aufgestrichen.  Nur  ausnahmsweise,  und  diese  Fälle  sind  besonders 
angeführt  mit  »wenig  Blut-,  konnte  weniger  als  die  bezeichnete  Menge  Blutes  zur  Aussaat  verwendet 
werden. 

Als  Nährboden  wurde  immer  Agar  verwendet,  und  zwar  in  Eprouvetten  schief  erstarrter  Agar,  da 
die  Benützung  Petri'scher  Schalen  für  diese  Art  der  Blutuntersuchung  entschieden  unvortheilhafter 
gewesen  wäre.  Da  wir  anfangs  über  die  Brauchbarkeit  der  \'erschiedenen  Agararten  selbst  keine  Erfahrung 
hatten,  wurde  sowohl  gewöhnlicher  alkalischer  als  auch  Serum-  und  Glycerin-Agar  für  die  Untersuchungen 
benützt. 

Durch  unsere  späteren,  in  dieser  Richtung  eingehend  angestellten  Prüfungen  stellte  es  sich  auch  heraus, 
dass  eine  Fehlerquelle  bei  unseren  Blutuntersuchungen  in  der  Verwendung  des  Nährmateriales  absolut  nicht 
zu  suchen  sei.  Der  Glycerin-Agar  steht  allerdings  hinsichtlich  der  Schnelligkeit  des  Wachsthums  etwas 
hinter  den  beiden  anderen  Agarsorten  zurück,  doch  wurde  die  Beurtheilung  der  Aussaatsresultate  ohnedem 
erst  nach  zweimal  24  Stunden,  bei  negativem  Ausfalle  meist  erst  nach  dreimal  24  Stunden  abgeschlossen, 
nachdem  die  angelegten  C'ulturen  während  dieser  Zeit  der  Bruttemperatur  (37°  C.)  ausgesetzt  gewesen 
waren. 

Dass  die  durch  diese  von  uns  geübte  Methode  der  culturellen  Blutuntersuchung  erlangten  Resultate 
keine  ein  wandsfreien  sind,  soll,  bevor  wir  an  die  Erörterung  derselben  gehen,  nochmals  hervorgehoben 
werden.  Eine  der  Fehlerquellen  liegt  in  der  Methode  selbst,  in  der  Verwendung  zu  geringer  Blutmengen. 
Wie  das  beiliegende  Protokoll  zeigt,  w^eisen  in  einer  Reihe  von  Fällen  die  Culturen  nur  vereinzelte  Pest- 
colonien  auf  Wie  wir  nun  mit  Recht  annehmen  können,  dass  in  diesen  Fällen  die  Culturen  bei  Verwendung 


Beuleiipesi.  IL  Piifholo^^iscli-auafninischc-r  Bericht.  513 

noch  geringerer  Blutmengen  als  der  benutzten  wahrscheinlich  überhaupt  ein  negatives  Resultat  ergeben 
hätten,  können  wir  andererseits  mit  demselben  Rechte  her\'orheben,  duss  in  einer  anderen  Reihe  von  Fällen, 
die  als  negative  im  Protokolle  verzeichnet  erscheinen,  bei  denen  man  aber  in  Folge  ihres  Verlaufes  ein 
positives  Ergebniss  erwarten  musste,  bei  Verwendung  grösserer  Blutmengen  es  sicherlich  noch  gelungen 
wäre,  den  Pestkeim  im  Blute  nachzuweisen. 

Eine  zweite  Fehlerquelle,  und  zwar  unserer  Meinung  nach  eine  sehr  wichtige,  liegt  darin,  dass  vielfach 
der  richtige  Zeitpunkt  für  die  Entnahme  des  Blutes  versäumt  wurde,  sei  es,  dass  die  Untersuchung  \-(>r  der 
erfolgten  Allgemeininfection  stattgefunden  hatte,  ohne  später  nochmals  wiederholt  zu  werden,  sei  es,  dass 
die  Allgemeininfection  wohl  erfolgt  war,  der  betreffende  Kranke  derselben  aber  nicht  erlag,  sondern  genas, 
die  Untersuchimg  in  diesen  Fällen  aber  zu  spät  erfolgen  konnte.  Man  hätte  also  bei  einer  Reihe  von 
Patienten  mit  negativem  Fiesultate  (\'on  denen  abgesehen,  die  nur  rein  locale  Infectionen  darstellten,  also 
immer  ein  negatives  Resultat  geben  müssen)  die  Untersuchung  noch  systematischer  durchführen  müssen. 
Die  Unterlassung  dieser  systematischen  Durchführung  war,  vielleicht  vereinzelte  Fälle  ausgenommen,  eben- 
falls nicht  unsere  Schuld,  sondern  bedingt  durch  die  oft  vorliegenden  schwierigen  Verhältnisse,  denen 
Rechnung  getragen  werden  musste. 

Wenn  wir  nun  nach  diesen  Bemerkungen  zur  Erörterung  unserer  Untersuchungsresultate  schreiten 
sollen,  so  ersehen  wir  zunäch.st,  dass  die  342  in  der  erwähnten  Weise  ausgeführten  culturellen 
Blutuntersuchungen,  wie  die  angeschlossene  Tabelle  zeigt,  138  Patienten  betreffen.  Eine  beson- 
dere Auswahl  der  Fälle  hatte  dabei  nicht  stattgefunden,  so  dass  sich  unter  den  Untersuchten  sowohl 
Schwerkranke  als  auch  leichte  Fälle  und  bereits  in  das  Reconvalescentenstadium  eingetretene  Patienten 
befanden.  Dadurch  wurden  wir  in  die  Lage  gesetzt,  alle  Formen  der  Pesterkrankung  in  unseren  Unter- 
suchungstabellen vertreten  zu  haben,  wodurch  die  Bedeutung  der  Untersuchungsresultate  für  die 
Beurtheilung  der  Pesterkrankung  eine  grössere  wird  und  den  daraus  gezogenen  Schlüssen  einen  höheren 
Werth  verleiht. 

Einerseits  durch  die  genaue  klinische  Untersuchung,  andererseits  durch  die  Nekropsie  wurde  jedoch 
nachträglich  festgestellt,  dass  in  einer  Anzahl  von  Fällen  die  Diagnose  »Pest«  nicht  aufrecht  erhalten  werden 
konnte,  dass  vielmehr  die  Anwesenheit  dieser  Patienten  im  Pestspitale,  in  welches  sie  unter  dem  Verdachte 
der  Pest  gebracht  worden  waren,  durch  andere  Krankheitsursachen  bedingt  war.  Es  sind  dies  im  Ganzen 
13  Fälle  (28,  38,  41,  43,  56,  67,  84,  91,  95,  111,  115,  124  und  126),  unter  denen  sich  ein  P^all  von  Influenza 
(28),  ein  Fall  von  Gonococcenperitonitis  (38),  beide  durch  die  Section  und  die  angeschlossene  bacterio- 
logische  Untersuchung  bestätigt,  ein  Fall  von  Malaria  (67),  ein  Fall  von  Dysenterie  (56),  ein  Fall  von  Geistes- 
störung (91),  3  Fälle  von  croupöser  Pneumonie  (41,111,124)  und  3  Fälle  von  Tuberculose  (43,95,115) 
vorfinden.  In  2  Fällen  (84  und  126)  ist  die  klinische  Diagnose  im  Protokolle  nicht  näher  verzeichnet;  es  lag 
jedoch  auch  bei  ihnen  nach  dem  Ausspruche  des  Klinikers  Pesterkrankung  sicher  nicht  vor. 

'  In  3  weiteren  Fällen  (13,  49  und  88),  die  im  Protokolle  als  »fragliche  Pest«  geführt  werden,  konnten 
klinisch  sichere  Anhaltspunkte  für  die  Pestinfection  nicht  gefunden  werden.  Damit  hätten  wir  allerdings 
noch  nicht  die  Berechtigung,  bei  diesen  Patienten  das  Vorhandensein  der  Pesterkrankung  sicher  auszu- 
schüessen.  Da  wir  jedoch  gerade  hinsichtlich  der  bacteriologischen  Untersuchungen  und  der  daraus  zu 
ziehenden  Schlüsse  mit  einem  möglichst  einwandfreien  Krankenmateriale  arbeiten  wollten,  wurden  auch 
diese  3  Fälle  bei  der  späteren  Beurtheilung  der  Resultate  nicht  weiter  in  Betracht  gezogen. 

Nach  Abzug  dieser  16  Fälle  verbleiben  somit  122  klinisch  sichergestellte  Pestfälle,  von  denen  55 
culturell  den  Pestbacillus  —  bald  spärlicher,  bald  reichlicher  —  in  vivo  im  Blute  nachweisen  Hessen,  was 
einem  Verhältnisse  von  circa  45%  entspräche. 

Wie  bereits  erwähnt  wurde,  hatten  wir  für  die  Untersuchung  keine  besondere  Au.swahl  der  l'estfälle 
vorgenommen,  in  dieselbe  vielmehr  alle  Formen  der  F'rkrankung  einbezogen,  neben  rapid  verlaufenden 
schweren  Fällen  solche  leichter  .Art  und  auch  wirkliche  Reconvalescenten.  Während  nun  die  sogenannten 
leichten  Fälle,  worunter  solche  zu  verstehen  sind,  be'i  denen  die  Erkrankung  local  beschränkt  blieb, 
unbedingt  bei  der  Aufstellung  des  Procentverhältni.sses   der   positiven  Fälle   in    Rechnung  gezogen  werden 


514  //.  Alb  reell/  und  A.  Glnni, 

müssen,  weil  der  spätere  Verlauf  der  Krankheit  klinisch  nicht  mit  Sicherheit  vorauszusagen  ist,  unsere 
Untersuchungen  aber  andererseits  einwandfrei  ergeben  haben,  dass  es  bei  bereits  feststehender  Recon- 
valescenz,  also  nach  Ahlauf  der  Pesterkrankung,  niemals  gelingt,  den  Pestkeim  im  Blute  nachzuweisen, 
müssen  bei  der  Aufstellung  des  Procentverhältnisses  der  positiven  Befunde  auch  diejenigen  5  Fälle  (14,  15, 
16,  17  und  18)  in  Abrechnung  gebracht  werden,  deren  Blut  nur  einmal  und  da  in  dem  bereits  eingetretenen, 
klinisch  sicher  gestellten  Reconvalescenzstadium  culturell  geprüft  wurde.  Dadurch  steigt  der  Procentsatz  der 
positiven  Blutbefunde  bereits  auf  47. 

Dass  dieser  aber  auch  jetzt  noch  immer  kein  richtiger  ist,  muss  unbedingt  zugegeben  werden,  wenn 
man  die  beiden  Fehlerquellen  berücksichtigt,  die  unseren  Untersuchungen  zu  Grunde  liegen  und  die  in  ihrer 
Bedeutung  bereits  eingehend  erörtert  wurden.  Der  Procentsatz  der  positiven  Fälle  wird  demnach  in  Wirk- 
lichkeit ein  noch  grösserer,  und  zwar  wahrscheinlich  bedeutend  grösserer  sein. 

Wenn  wir  uns  nun  der  näheren  Besprechung  dieser  55  culturell  positiven  Fälle  zuwenden,  und  zwar 
der  Besprechung  von  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus,  so  ist  zunächst  hervorzuheben,  dass  51  dieser 
Fälle  (=  über  92  "/o)  ^^^^^  endeten  und  nur  4  (=  nicht  ganz  8  7o)  'ri  Genesung  übergingen.  Von  diesen 
4  Fällen  (6,  25,  77  und  123)  sind  allerdings  nur  2  (77  und  123)  eingehender,  je  5  mal  untersucht,  während  bei 
den  übrigen  2  (6  und  25)  nur  3  mal,  und  da  in  grösseren  Intervallen,  die  culturelle  Prüfung  ausgeführt  wurde, 
bei  diesen  demnach  der  gelungene  positive  Befund  thatsächlich  nur  dem  Zufalle  zugeschrieben  werden  kann. 
Gerade  dieser  Umstand  zeigt  uns  aber  die  Wichtigkeit  der  systematisch  durchzuführenden  Untersuchung 
und  die  Bedeutung  der  eingangs  hervorgehobenen,  in  dieser  Hinsicht  unseren  Untersuchungen  zum  Theile 
zu  Grunde  liegenden  Fehlerquelle.  Das  oben  angegebene  Verhältniss  der  51  Verstorbenen  zu  den  4  Gene- 
senen unter  den  55  positiven  Fällen  wird  daher  nicht  der  Wirklichkeit  entsprechen,  d.  h.  es  werden  that- 
sächlich unter  den  Pestkranken,  bei  denen  die  Allgemeininfection  erfolgt  ist,  mehr  wieder  in  Heilung  über- 
gehen, als  durch  das  von  uns  aufgestellte  Verhältniss  ausgedrückt  ist. 

Immerhin  kann  man  daraus  mit  Sicherheit  ersehen,  dass  zwar  nicht  jeder  Pestkranke,  bei  dem 
Allgemeininfection  erfolgt  und  nachweisbar  ist,  unbedingt  sterben  muss,  dass  aber  die  grössere,  ja  überwie- 
gende Mehrzahl  der  Fälle,  in  denen  während  des  Lebens  der  Pestkeini  im  Blute  nachgewiesen  werden  kann, 
letal  endet,  dass  somit  die  Prognose  durch  den  gelungenen  Nachweis  des  Pestbacillus  im  Blute  entschieden 
eine  ungünstige  wird. 

Was  das  Ergebniss  dieser  55  positiven  Fälle  hinsichtlich  der  Menge  der  nachgewiesenen  Keime  im 
Blute  betrifft,  so  fanden  wir: 

1.  »Sehr  reichlich  oder  reichlich« Pestcolonien  in  26  Fällen,  davon  genas       1  Fall, 

2.  »massig  oder  ziemlich  reichlich« »  »    12       »  »  »  1      » 

3.  »wenig  reichlich  oder  spärlich«      »  »      9       »     ; 

4.  »vereinzelt« »  »      8       »  »       genasen  2  Fälle, 

Summe  .  55  Fälle. 

Als  »sehr  reichlich«  und  M-eichlich«  bezeichneten  wir  dabei  diejenigen  Culturen,  die  so  dichtstehend 
von  Colonien  bedeckt  waren,  dass  eine  Zählung  derselben  x'ollkommen  ausgeschlossen  war,  alj,  »massig 
oder  ziemlich  reichlich«  die,  deren  Colonien  räumlich  schon  deutlicher  getrennt  waren,  ihre  Zählung  aber 
noch  Schwierigkeiten  bereitet  hätte,  als  »wenig  reichlich  oder  spärlich«  die,  bei  denen  die  Colonienmenge 
bestimmt  werden  konnte  und  die  Zahl  »fünf«  überschritt,  als  »vereinzelt«  endlich  diejenigen  Culturen,  die 
weniger  als  5  Colonien  aufwiesen. 

Bei  denjenigen  Fällen,  die  öfter  als  einmal  untersucht  wurden  und  bei  denen  die  mehrmalige  Unter- 
suchung hinsichtlich  der  Menge  der  Colonien  ein  verschiedenes  Resultat  ergab,  wurde  in  der  eben 
angeführten  Zusammenstellung  immer  die  »grössere«  Menge  berücksichtigt. 

Wenn  wir  nun  die  Frage  aufwerfen,  ob  die  Menge  der  verschiedenen  Colonien  irgend 
welchen  Schluss  gestatte,  so  müssen  wir  diese  Frage  bejahen,  wenn  wir  das  Verhältniss  der  Aus- 
saatsresultate hinsichtlich  ihrer  Colonienanzahl  zum  Todestage  berücksichtigen.  Wir  fanden  nämlich; 


Bculciipcst.  II.  Patliologisch-aiiatoniischcr  Bcriclü.  515 

1.  Am  'l"iidcstaL;e  selbst  ■  selir  reiclilich  dder  reichlich«    Colonien  in 13  Fällen, 

»massig  oder  ziemlich  reichlich«       »         » 3  » 

»wenig  reichlich  oder  spärlich«         »         » 4  » 

»vereinzelt«                                          »         » 2  » 

L'.  Einen  Tag  \cii'  dem  Tode  -sehr  reichlich  oder  reichlich«    Colonien  in       12  » 

»massig  oder  ziemlich  reichlich -^       »          - V>  » 

»wenig  reichlich  oder  spärlich«         »          » 3  » 

»vereinzelt«                                           »          » 3  » 

3.  Zwei  Tage  voi'  dem  Tode  »massig  oder  ziemlich  reichlich«      »          » 2  » 

'■wenig  reichlich  oder  spärlich«         »  » 1   Fall, 

»vereinzelt«  »  » 1     » 

4.  Fünf  Tage  \'or  dem  Tode  »\'ereinzelt«  Colonien  in 1     » 

Summe  .  51  Fälle. 

Wir  glauben  aber  keinen  Fehler  zu  begehen,  wenn  wir  für  die  x'orstehende  Zusammenstellung  die  \'er- 
wendeten  Ausdrücke  des  Mengenverhältnisses  der  Übersicht  halber  weniger  scharf  von  einander  trennen 
und  die  vier  aufgestellten  Kategorien  in  zwei  zusammenziehen,  die  wir  im  Allgemeinen  mit  »reichlich«  und 
»spärlich«  bezeichnen.  Es  umfasst  demnach  die  Bezeichnung  »reichlich«  die  Ausdrücke  »ziemlich  reichlich 
bis  sehr  reichlich«  und  die  Bezeichnung  »spärlich«  die  Ausdrücke  »vereinzelt  bis  wenig  reichlich«.  Ein 
Fehler  kann  deshalb  dabei  nicht  unterlaufen,  weil  ja  die  Aufstellimg  solcher  Bezeichnungen  immer  eine  sub- 
jective  ist  und  eine  derart  strenge  Unterscheidung  der  Begriffe  nur  dann  am  Platze  wäre,  wenn  die  Bedin- 
gungen der  diesbezüglich  massgebenden  Untersuchungen  immer  die  gleichen  geblieben  wären,  was  aber 
durchaus  nicht  der  Fall  war.  Es  war  einfach  unmöglich,  immer  dieselbe  Menge  Blutes  für  die  Untersuchung 
zu  x'erwenden.  Eine  Änderung  der  Bezeichnungen  im  Protokolle  halten  wir  deshalb  aber  absolut  nicht  für 
gerechtfertigt  oder  erlaubt. 

Überblicken  wir  nach  dieser  Auseinandersetzving  nunmehr  das  in  X'orhergehender  Tabelle  aufgestellte 
N'erhältniss,  so  finden  wir: 

1.  Am  Todestage  »reichlich«  Colonien  in      16  Fällen. 

»spärlich«  »  »       . 6 

2.  Einen  Tag  \'or  dem  Tode  »reichlich-  Colonien  in 18 

»spärlich«  »  » 6 

3.  Zwei  Tage  \'or  dem  Tode  »reichlich«  »  » 2 

»spärlich-  »  » 2 

4.  P\inf  Tage  vor  dem  Tode  »spärlich  »  » 1  Fall, 

5.  Geheilt,  »reichlich«  Colonien  in 2  Fällen, 

»spärlich-  »  •■        2 

Summe     55  Fälle. 

Wir  ersehen  daraus  zunächst,  dass  auch  in  Fällen,  die  in  Genesung  übergehen,  in  reich- 
licherer Menge  Pestbacillen  im  Blute  nachgewiesen  werden  können,  dass  also  das  reichliche 
culturelle  Ergebniss  nicht  absolut  eine  schlechte  Prognose  geben  muss,  dass  aber  im  Allgemeinen  dem 
reichlichen  Auftreten  der  Pestbacillen  im  Blute  bald  der  Tod  folgt  oder  mit  anderen 
Worten  eine  reichliche  Vermehrung  des  Pestbacillus  im  Blute,  die  Überschwemmung  des 
Organismus  mit  Pestkeimen   tritt  meist  erst  kurze  Zeit  vor  dem  Tode  ein. 

Diese  Thatsache  zeigt  völlige  Übereinstimmung  mit  der  Anthra.x  infection  beim  Menschen  und 
ist  geeignet,  im  Vereine  mit  den  erhobenen  pathologischen  Befunden  und  dem  klinischen  Bilde  uns  über  das 
Wesen  der  Pesterkrankung  Aufschluss  zu  geben.    Der  Umstand,  dass  es  uns  nie  gelungen  ist,   bei   unserem 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.  I.XVI.  Bd.  6/ 


516  //.  Albvcilü  Hin!  A.  G/ion, 

f^'mssen  pathologisch-anatomischen  Materiale  Beweise  für  eine  directe  Blulinfection  zu  linden,  dass  die  zahl- 
reichen Thierexpcrimentc,  die  wir  ausgeführt  haben,  uns  vielmehr  darin  stützen,  die  diix'cte  Blutinfection  hei 
der  Pest  leugnen  zu  krinnen,  berechtigt  uns,  bei  der  I^estei'krankung  immer  einen  primären  localen 
Infectionsprocess  annehmen  zu  dih-fen.  Dass  derselbe  nicht  immer  derart  ausgebildet  ist,  um  sofort  oder 
mit  Sicherheit  als  solcher  bezeichnet  werden  zu  können,  dass  also  die  primären  localen  Veränderungen  in 
ihrer  Intensität  gewisse  graduelle  Unterschiede  zeigen  können,  diese  Thatsache  steht  im  Einklänge  mit  den 
Befunden  bei  anderen  Infectionsprocessen  und  wurde  eingehender  bereits  an  anderer  Stelle  dieses  Theiles 
unseres  Berichtes  abgehandelt.  In  einer  Reihe  von  Fällen  nun  wird  es  bei  einer  solchen  localisirtcn  Infeclinn 
bleiben,  die  gesetzten  localen  Veränderungen  gehen  mehr  oder  weniger  rasch  zurück.  In  einer  zweiten 
Keihe  \'on  Fällen  aber  bleibt  die  ?"rkrankung  nicht  auf  den  primär  localen  Herd  beschränkt,  es  erfolgt  viel- 
mehr Einbruch  in  die  Blutbahn,  es  tritt  Allgemeininfection  ein,  die  früher  oder  später  erfolgen  kann. 

Damit  ist  aber,  wie  unsere  Blutbefunde  in  einwandfreier  Weise  zeigen,  das  Schicksal  des  betreffenden 
Patienten  noch  nicht  mit  absoluter  Sicherheit  vorausbestimmt.  Ks  kann  das  Individuum  auch  in  diesem 
Stadium,  also  bei  bereits  erfolgter  Allgemeininfection,  noch  genesen  —  allerdings  dürfte  es  nur  ein  relatis- 
geringer  Bruchtheil  der  so  Erkrankten  sein  —  oder  aber,  und  zwar  in  der  Mehrzahl  der  Fälle,  folgt  der 
Allgemeinfection  in  kürzerer  oder  längerer  Zeit  der  Tod.  Dieser  Ausgang  in  Heilung  oder  Tod,  bei  Eintritt 
des  letzteren  die  Zeitdauer,  die  zwischen  dem  Auftreten  der  Allgemeininfection  und  dem  Exitus  liegt,  ist 
abhängig  \'on  verschiedenen  Umständen,  die  uns  noch  nicht  alle  völlig  klar  sind,  unter  denen  aber  die 
Virulenz  des  Infectionserregers  und  der  Zustand  des  betreffenden  Individuums,  den  wir  als  individuelle  Dis- 
position zu  bezeichnen  gewohnt  sind,  in  erster  Linie  in  Betracht  kommen  (dieselben  Factoren  müssen  wir, 
abgesehen  von  dem  Sitze  der  Infection,  wohl  auch  dafür  verantwortlich  machen,  ob  die  Infection  eine  locale 
bleibt  oder  zur  allgemeinen  wird.)  Der  jeweilige  stärkere  oder  schwächere  Kräftezustand  des  einen  oder  des 
anderen  dieser  beiden  Factoren  wird  für  den  Ausgang  der  Infection  von  entscheidendem  Einflüsse  sein.  So 
lange  der  Organismus  in  seiner  Fähigkeit,  seine  Abwehrvorrichtungen  gegen  den  ihn  bedrängenden  bacte- 
riellen  Feind  ins  Feld  zu  schicken,  nicht  in  entsprechender  und  massgebender  Weise  geschwächt  ist,  wird 
auch  die  eventuell  eingetretene  Allgemeininfection  ohne  besondere  Bedeutung  sein,  der  Organismus  wii'd 
sich  derselben  erwehren  ki'innen.  Erst  wenn  diese  Fähigkeit  des  Körpers  erlischt  oder  entsprechend  \'ei'- 
ringert  ist,  wird  der  Pestkeim  Gelegenheit  zu  mehr  oder  weniger  schrankenloser  Vermehrung  finden  können. 
Diese  Beeinflussung  des  Organismus  hinsichtlich  seiner  Schutzkräfte  erfolgt  nun  bei  der  Pest  in  mass- 
gebender Weise  auch  dann  schon,  so  lange  der  Process  noch  ein  local  beschränkter  ist,  durch  die  gelösten 
oder  ausgelaugten  giftigen  Stoffe  des  Pestbacillus,  auf  die  wir  im  dritten  Theile  des  Berichtes  nähei'  einzu- 
gehen gedenken.  Wir  müssen  demnach  gewisse  Schädigungen  des  Organismus  oder  einzelner  Organe 
auch  bei  der  Pest  als  Fernwirkungen  ansehen,  betonen  jedoch  hier  nochmals,  dass  unsere  histologisch-bacte- 
riologischen  Untersuchungen  in  eindeutiger  Weise  gezeigt  haben,  dass  die  der  Pest  e ige nthü milchen 
Veränderungen  vieler  Organe,  besonders  des  Gefässsystems,  immer  an  das  Vorhandensein 
der  Pestbacillen  selbst  gebunden  sind.  Die  oft  zahlreich  vorhandenen  Blutungen  bei  der 
Pestinfection,  die  als  Folge  dieser  Gefässveränderungcn  anzusehen  sind,  können  wir  unseren  Befunden 
nach  daher  nicht  als  toxische  F'ernwirkungen  betrachten,  sondern  als  Wirkungen  gewisser 
dem  Bacillenleib  selbst  stärker  anhaftender  Substanzen.  Damit  stimmen  auch  unsere  patho- 
logisch-anatomischen Befunde  völlig  überein,  desgleichen  die  zahlreichen  Thierexperimente,  die  von  uns 
in  dieser  Frage  angestellt  wurden  und  auf  die  wir  ebenfalls  im  letzten  Theile  unseres  Berichtes  in  ausführ- 
licher Weise  eingehen  werden. 

Nach  diesen  Erörterungen  ist  es  wohl  klar,  dass  das  kürzere  oder  längere  Zeit  vor  dem  Tode  im  Blute 
nachgewiesene  Mengenverhältniss  der  Keimzahl  nicht  immer  dasselbe  sein  kann,  ja  dass  oft  relativ 
kurze  Zeit  vor  dem  Tode  nur  sehr  wenige,  e\'entuell  auch  gar  keine  Pestbacillen  im  Blute 
aufgefunden  werden  können. 

Diese  Thatsache  erscheint  uns  wichtig  und  stimmt  ebenfalls  üherein  mit  Befunden,  die  in  dieser 
Hinsicht  auch  bei  der  Anthraxinfection    des  Menschen    erhoben   wurden.   Wir  werden  dieselbe  in  einzelnen 


Bciih'ii]H'st.  IL  Piüliologisch-analoiuischer  Bericht.  517 

Fällen  zur  Erklärung  unserer  negativen  Resultate  heranziehen  müssen,  werden  es  dabei  jedoch  nicht  verab- 
säumen, genau  in  jedem  Falle  abzuwägen,  wieweit  dabei  nicht  die  eingangs  hervorgehobenen,  entschieden 
wichtigen  Fehlerquellen  unserer  Untersuchungsmethode  oder  andere  Factoren  in  Betracht  gezogen 
werden  müssen. 

Wenn  wir  nun  auf  Grund  dieser  Bemerkungen  uns  zunächst  zur  Besprechung  derjenigen  6  Fälle  in  der 
obigen  Tabelle  wenden,  die  am  Todestage  selbst  nur  »spärlich«  Pestcolonien  im  Blute  nachweisen 
liessen,  so  benöthigen  4  von  ihnen  keine  weitere  Erklärung.  Der  Tod  erfolgte  bei  diesen  4  Fällen  circa  8  bis 
10  Stunden  nach  der  Untersuchung,  immerhin  nach  einer  Zeit,  die  dem  bereits  nachweisbaren  Pestbacillus 
noch  Gelegenheit  zu  entsprechend  stärkerer  Vermehrung  gab.  Es  sei  hier  erwähnt,  dass  die  Blutunter- 
suchungen —  mit  wenigen  Ausnahmen  =  unserer  Zeiteintheilung  halber  immer  in  den  Vormittagsstunden, 
meist  zwischen  1 1  und  12  Uhr,  gemacht  wurden. 

Zwei  von  diesen  6  Fällen  jedoch  (73  und  82)  zeigen  in  der  Cultur  neben  spärlichen  Pestcolonien  reich- 
licher solche  des  Streptococcus  pyogenes.  Diese  Fälle  stellen  Secundärinfectionen  dar  und  sind  aus  der 
Gruppe,  die  mit  »spärlich«  bezeichnet  ist,  eigentlich  auszuscheiden  und  den  mit  »reichlich«  bezeichneten 
Fällen  zuzurechnen,  weil  nach  unseren  Erfahrungen,  wie  wir  an  anderer  Stelle  zeigen  werden,  durch  die 
gleichzeitige  Anwesenheit  des  Streptococcus  pyogenes  in  der  Uultur  die  wirkliche  Keimmenge  des  Pest- 
bacillus immer  mehr  oder  weniger  verdeckt  wird. 

Auf  die  übrigen  9  Fälle,  die  5,  2  und  1  Tag  vor  dem  Tode  nur  »spärlich«  Pestkeime  zeigten,  brauchen 
wir  nicht  näher  einzugehen,  sie  sind  sämmtliche  am  Todestage  selbst  gar  nicht  untersucht  worden  und  sind 
nur  geeignet,  die  Wichtigkeit  der  von  uns  bereits  wiederholt  betonten,  nöthigen  systematischen  Untersuchung 
für  solche  Zwecke  zu  beweisen.  Der  Fall  116,  der  5  Tage  vor  dem  Tode  2  Pestcolonien  culturell  ergab,  am 
4.  und  3.  Tage  ante  mortem  jedoch  sterile  Aussaaten  zeigte  —  die  3  letzten  Tage  wurde  er  überhaupt  nicht 
untersucht  —  zeigt  uns  neben  dem  Fehler  hinsichtlich  der  Unterlassung  der  systematischen  Untersuchung 
auch  den  Fehler  hinsichtlich  der  Anwendung  zu  geringer  Blutungen.  Denn  wahrscheinlich  nur  darauf  ist  d^is 
Sterilbleiben  der  Aussaaten  am  3.  und  4.  Tage  vor  dem  Tode  zurückzuführen. 

Ausser  diesen  51  Verstorbenen,  die  einen  positiven  culturellen  Blutbefund  während  des  Lebens  ergeben 
haben,  zeigt  unser  Protokoll  aber  noch  21  Fälle,  die  ebenfalls  der  Pest  erlagen,  in  vivo  aber  keine 
Pestbacillen  nachweisen  liessen.  Von  diesen  21  F"ällen  nun  wurde  1  Fall  (103)  drei  Tage  ante  mortem, 
2  Fälle  (4  und  132)  zwei  Tage  ante  mortem  und  9  Fälle  (8,  22,  35,  58,  6(3,  85,  102,  134  und  137)  einen  Tag 
ante  mortem  untersucht.  Diese  12  Fälle  können  demnach  ihre  Erklärung  bezüglich  des  negativen  Blutbefundes 
in  dem  bereits  erwähnten  Mangel  der  Blutuntersuchung  am  Todestage  selbst  finden.  4  Plüle  (10,  27,  36  und 
90)  wurden  am  Todestage  selbst,  und  zwar  circa  9  Stunden,  wahrscheinlich  aber  längere  Zeit  vor  dem  Tode 
untersucht.  Ihr  negativer  Befund  kann  nach  den  obigen  Auseinandersetzungen  damit  erklärt  werden,  dass 
die  Zeit  für  die  entsprechende  Vermehrung  eben  noch  nicht  eingetreten  und  die  eventuell  schon  spärlich 
im  Blute  vorhandenen  Pestkeime  wegen  der  benützten  geringen  Blutmengen  dem  Nachweise  entgangen 
waren  oder  dass  die  Allgemeininfection  überhaupt  noch  nicht  erfolgt  war,  welche  Annahme  selbstverständ- 
lich auch  für  die  anderen  Fälle  dieser  Gruppe  zu  Recht  besteht.  Ein  Fall  \on  diesen  vieren  betraf  übrigens 
einen  »Halsbubo«.  Dass  gerade  der  Sitz  des  primären  Bubo  am  Halse  wegen  des  solche  Fälle  complicirenden 
Glottisödems  von  grosser  Bedeutung  ist,  ist  einzusehen  und  erklärt  von  seihst  den  negativen  Blutbefund. 
Der  Patient  stirbt  in  Folge  des  Glottisödems  früher,  als  der  Kampf  zwischen  Pestbacillus  und  Schutzkraft  des 
Organismus  ausgetragen  i.st.  Dasselbe  gilt  auch  vom  Falle  HO,  der  kaum  länger  als  eine  Stunde  nach  der 
Untersuchung  starb  (Tod  10  Uhr  30  Minuten  Vormittag.s). 

Etwas  Ähnliches  müssen  wir  vielleicht  auch  bei  den  Fällen  von  Pestpneumonie  in  Rechnung  ziehen, 
die  negativen  Blutbefund  selbst  relativ  kurze  Zeit  vor  dem  Tode  aufweisen,  insoferne  nämlich,  als  die  I^neu- 
monie  als  solche  den  Tod  beschleunigt.  So  könnte  der  Fall  1 14  erklärt  werden,  der  eine  primäre  Pestpneu- 
monie darstellte  und  circa  2 — 3  Stunden  jmte  mortem  noch  keine  Pestbacillen  im  Blute  durch  die  Cultur 
nachweisen  liess,  wobei  selbstx  enständlich  auch  wieder  die  zur  Au.ssaat  verwendete  geringe  Menge  des 
Blutes  entsprechend  berücksichtigt  werden  muss. 

G7* 


518  H.  Albrcclit  und  A.  G/inii. 

Es  bleiben  uns  dann  noch  :5  Fälle  (62,  68  und  113),  die  sämmtliche  3  circa  2  —  3  Stunden  ante  mortem 
ein  negatives  Blutergebniss  lieferten  und  für  die  eine  besondere  ICrklärung  für  ihren  negativen  Befund  aus 
den  Krankengeschichten  nicht  zu  ersehen  ist,  die  demnach  derart  gedeutet  werden  müssten,  dass  es  selbst 
sehr  kurze  Zeit  vor  dem  Tode  —  wenige  Stunden  —  nicht  zur  stärkeren  Vermehrung  des  Pestkeimes 
kommen  muss,  denn  die  spärliche  Anwesenheit  desselben  könnte  der  Untersuchung  ja  entgangen  sein.  Ein 
P'all  von  diesen  3  zuletzt  angeführten,  und  zwar  der  Fall  68,  kam  jedoch  zur  Section,  zeigte  bei  derselben 
ausser  dem  ausgesprochenen  primären  Bubo  geringe  Veränderungen  der  übrigen  Lymphdrüsen,  dafür  aber 
eine  Pneumonie,  die  durch  die  bacteriologische  Untersuchung  sich  als  Diplococcenpneumonie  erwies.  Die 
histologisch-bacteriologische  Untersuchung  dieses  Falles  ergab  das  Fehlen  von  Pestbacillen  in  der  Milz  und 
im  Blute.  Es  ist  gewiss  nicht  unrichtig,  wenn  wir  auch  in  diesem  Falle  in  der  vorhandenen  Diplococcen- 
pneumonie das  für  den  vielleicht  rascher  erfolgten  Tod  des  Patienten  wichtige  Moment  ansehen.  Gerade 
dieser  Fall  beweist  uns  aber  die  Nothwendigkeit,   bei  der  Deutung  jedes  einzelnen  Falles  vorsichtig  zu  sein. 

E^  wird  daher  nicht  als  überflüssig  erscheinen,  wenn  wir  nunmehr  die  bacteriologischen  Blutresultate 
derjenigen  Fälle,  die  nachträglich  zur  Section  gelangten,  mit  den  an  der  Leiche  erhobenen  anatomischen, 
bacteriologischen  und  bacteriologisch-histologischen  Befunden  vergleichen.  Dieser  Vergleich  ist  uns  umso 
\vcrth\'oller,  weil  die  erwähnten  Befunde  äusserer  Umstände  halber  vielfach  völlig  unabhängig  von  einander 
gemacht  wurden,  und  wir  werden  auf  Grund  dieses  Vergleiches  Gelegenheit  haben,  in  dem  einen  oder 
anderen  Falle  einen  eventuell  gemachten  Fehlschluss  hinsichtlich  seiner  Deutung  aufdecken  zu  können. 

Von  den  untersuchten  72  Verstorbenen  sind  es  im  Ganzen  25  Fälle,  bei  denen  die  Obduction 
gemacht  werden  konnte;  es  .sind  dies  die  Fälle:  2,  3,  5,  11,  31,  54,  58,  60,  65,  66,  68,  70,  73,  85,  87,  100, 
107,  128,  129,  130,  132,  133,  135,  137  und  138.  —  Die  Zeit,  in  welcher  die  Section  post  mortem  ausgeführt 
werden  konnte,  war  eine  verschiedene,  sie  umfasst  fast  alle  Stunden  von  1  bis  Maximum  22;  sie  erschien 
uns,  mit  Ausnahme  der  Fälle,  in  denen  Secundärinfectionen  durch  Streptococcus  pyogenes  vorlag,  ohne 
wesentlichen  Einfluss  auf  das  Untersuchungsresultat. 

11  Fälle  (2,  5,  11,  31,  54,  60,  87,  100,  107,  129  und  138)  decken  sich  hinsichtlich  der  im  Leben  und  in 
der  Leiche  erhobenen  Befunde  vollständig,  so  dass  auf  sie  nicht  näher  eingegangen  zu  werden  braucht. 
Auch  der  Fall  3  zeigt  keinen  Widerspruch,  sondern  bestätigt  nur  die  des  Öfteren  gemachte  Erfahrung,  auf 
die  wir  anderen  Ortes  noch  zurückkommen  werden,  dass  bei  reichlicherer  Anwesenheit  von  Bacterium  coli 
—  in  diesem  Falle  durch  postmortale  Einwanderung  und  Wucherung  bedingt  (die  Section  fand  22  Stunden 
post  mortem  statt)  —  in  der  Cultur  der  Pestbacillus  der  schwächere  ist;  die  Deckglaspräparate,  sowie  die 
Schnitte  aus  den  conservirten  Organstückchen  lassen  auch  hier  noch  reichlich  den  Pestbacillus  nachweisen. 
Diese  Fälle  sind  durchwegs  acut  verlaufene,  vielfach  mit  ausgesprochen  hämorrhagischem  Charakter,  ohne 
besondere  Localisation  des  Pestvirus,  theils  reine  Pestinfection  darstellend,  theils  complicirt  durch  Secundär- 
infection  mit  Streptococcus  pyogenes,  der  immer  auch  schon  in  vivo  nachgewiesen  werden  konnte. 

5  Fälle  (70,  128,  132,  133  und  135)  zeigten  bei  der  Section  Secundärinfection,  die  während  des  Lebens 
nicht  nachgewiesen  werden  konnte,  und  zwar  in  einem  Falle  (133)  durch  Streptococcus  pyogenes,  in  den 
übrigen  4  Fällen  durch  Diplococcus  pneumoniae  bedingt.  Auch  dieser  Befund  bildet  nichts  Bemerkens- 
werthes,  wenn  man  dabei  die  Zeit  der  in  vivo  angestellten  Blutuntersuchung  berücksichtigt. 

Ebenso  enthalten  auch  die  4  Fälle  66,  73,  130  und  137  keinerlei  Widerspruch  hinsichtlich  ihrer  Llnter- 
suchungsergebnisse  im  Leben  und  in  der  Leiche;  sie  stellen  theils  reine  Pestinfectionen  (130),  theils  aber 
Secundärinfectionen  mit  Streptococcus  pyogenes  (73)  oder  Diplococcus  pneumoniae  (66  und  137)  dar  und 
sind  nur  desh^ilb  hier  als  eigene  Gruppe  angeführt,  weil  bei  ihnen  die  pathologisch-anatomische  Unter- 
suchung besondere  Localisationen  des  Pestvirus  in  Form  metastatisch-embolischer  Herde  in  Lunge,  Niere 
imd  Haut  erkennen  Hess. 

Der  Fall  68  \\'urde  des  Näheren  schon  an  anderer  Stelle  dieses  Abschnittes  erörtert.  Die  bei  ihm  kurz 
vor  dem  Tode  ausgeführte  culturelle  Blutuntersuchung  war  negativ,  auch  die  histologisch-bacteriologische 
Untersuchung  Hess  in  der  Milz  und  im  Blute   keine  Pestbacillen  nachweisen,  wohl  aber  wurde   durch   die 


Beiileupcsl.  II.  Pallviloi^isch-aiialoniischcy  Bericht.  519 

Section  das  X'orlnandcnscin  einer  Diplococcenpneiimonie  cnnstatirt.  Diese  miiss  in  diesem  F'alle  al.^  Ursache 
dafür  angesprociien  werden,  dass  der  Organismus,  der  durch  die  im  primären  Bubo  gebildeten  Giftstoffe  des 
daselbst  reichlich  vorhandenen  Pestbacillus  schon  schwer  geschädigt  war,  früher  erlag,  bevor  es  zur  ent- 
sprechenden Vermehrung  des  Pestbacillus  gekommen  war. 

Ebenso  Hessen  die  beiden  Fälle  65  und  85  in  der  Leiche  den  Pestbacillus  im  Blute  und  in  der  Milz 
nicht  in  reichlicherer  Menge  nachweisen,  während  im  Leben  überhaupt  nur  der  eine  von  ihnen  Pestkeime 
im  Blute  zeigte,  und  zwar  in  »spärlicher«  Menge  (65).  Beide  jedoch  zeigten  enorme  Mengen  des  Pestvirus 
an  der  primär  localen  Infectionsstelle.  Dieser  Befund  bildet  absolut  keinen  Gegensatz  zu  unserer  Auffassung 
vom  Wesen  der  Pesterkrankung,  er  zeigt  vielmehr,  dass  die  bereits  hervorgehobene  Schädigung  des 
Organismus  x'om  primär  localen  Herde  aus  eine  besonders  schwere  war,  wozu  sich  dann  noch  der  Einfluss 
der  im  Kampfe  bereits  unterlegenen  Bacterien  gesellt,  die,  wie  ebenfalls  bereits  hervorgehoben,  stärker  an 
ihre  Leiber  gebundene  Giftstoffe  enthalten  und  durch  diese,  da  sie  ja  im  kreisenden  Blute  schon  circulirt 
haben,  direct  die  Thätigkeit  gewisser  lebenswichtiger  Organe  beeintlussen,  vor  Allem  die  des  Centralnerx'en- 
systems  und  des  Herzens,  und  zwar  zu  einer  Zeit,  in  welcher  die  P'ähigkeit  des  Organismus,  Schutzkräfte 
zu  produciren,  noch  nicht  erloschen  war.  Dass  speciell  in  dem  einen  Falle  (65)  auch  noch  der  Sitz  der 
localen  hifection  —  er  betraf  eine  primäre  Pestpneumonie  —  wahrscheinlich  irgend  welchen  den  Exitus 
befördernden  Einfluss  gehabt  hat,  s(.)ll  nicht  geleugnet  werden. 

In  ähnlicher  Weise  muss  endlich  auch  der  Fall  58  erklärt  werden.  Der  interessante  pathologisch-anato- 
mische Befund  dieses  Falles,  der  an  anderer  Stelle  eingehender  besprochen  wurde,  zeigte  einen  vereiterten 
primären  axillaren  Bubo  und  eine  eiterige,  allem  Anscheine  nach  metastatische  Meningitis,  in  beiden  nur 
mehr  spärlich  Pestbacillen  nachweisbar  und  Lungenabscesse,  die  ein  Bacteriengemisch  enthielten.  Die  Milz 
erwies  sich  steril.  In  diesem  F'alle  hätte  selbstverständlich  auch  die  unmittelbar  vor  dem  Tode  ausgeführte 
bacteriologische  Blutuntersuchung  ein  negati\'es  Resultat  ergeben  müssen.  Es  wird  daher  dieser  Fall,  sowie 
die  übrigen  eingehender  besprochenen,  aus  der  Gruppe  unserer  obigen  Eintheilung,  die  das  negati\'e 
Ergebniss  der  Blutaussaaten  auf  Untersuchungsmängel  zurückführen  will,  ausgeschieden  werden  müssen, 
wobei  jedoch  nochmals  hervorgehoben  werden  soll,  dass  die  richtige  Erklärung  für  den  negativen  Befund 
erst  durch  die  ausgeführte  Obduction  ermöglicht  war. 

Die  Auseinandersetzungen  in  den  vorhergehenden  Zeilen  x'eranlassen  uns,  mit  wenigen  Worten  noch 
auf  eine  besondere  Gruppe  von  Fällen  unter  den  Pesterkrankungen  einzugehen.  Es  sind  dies  die  Fälle,  die 
wir  bei  Besprechung  der  pathologisch-anatomischen  Befunde  als  »Pestmarasmus«  bezeichnet  haben,  Fälle 
von  Pesterkrankungen,  die  in  unmittelbarem  Zusammenhange  mit  der  Infection  meist  mehrere  Wochen 
danach  zu  Grunde  gingen,  ohne  dass  die  genau  durchgeführte  Section  Anderes  als  Marasmus  finden 
liess.  In  einem  dieser  Fälle  konnten  nachträglich  in  Deckglaspräparaten  und  Schnitten  aus  der  Milz 
noch  vereinzelt  Bacillen  nachgewiesen  werden,  die  wegen  ihrer  morphologischen  Eigenschaften  als  Pest- 
bacillen angesprochen  werden  mussten.  Solche  Fälle  würden  natürlich  ebenfalls  durch  die  in  vivo 
kürzere  Zeit  vor  dem  Tode  ausgeführte  culturelle  Blutuntersuchung  nicht  mehr  Pestkeime  nachweisen 
lassen.  —  Sie  zeigen  uns  vielmehr  die  schweren  Schädigungen,  die  durch  den  Pestbacillus,  respective 
seine  Giftstoffe  gesetzt  werden  können  und  die  es  dem  Organismus  nicht  mehr  gestatten,  sich  davon 
zu  erholen. 

Wenn  wir  uns  nun  nach  diesen  .-Xuseinandersetzungen  wieder  der  Besprechung  unserer  55  culturell 
positiven  P'älle  zuwenden,  um  aus  den  Ergebnissen  derselben  nach  einer  anderen  Richtung  hin  Aut- 
schlüsse  zu  erhalten,  die  irgendwie  bemerkenswerth  erscheinen  könnten,  so  wollen  wir  uns  zunä  chst 
damit  befassen,  einen  Vergleich  zu  ziehen  zwischen  den  erhaltenen  Blutbefunden  einer- 
seits und  der  Erkrankungsdauer  anderseits.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  die  angebliche  Erkran- 
kungsdauer in  den  Fällen  als  fragliche  bezeichnet  wurde,  in  denen  die  Patienten  nicht  sichere  Angaben 
zu  geben  in  der  Lage  waren. 


520  //.  Albrechl  und  G.  Ghoii, 

Wir  fanden   auf  (Ji'Lind   dieses  \'erglciches  PestbaciUen  im   Blute: 

am         I.  Erkrankimgstage  in 5  Fällen,  sämmtliche  starben, 

»        II.  »                  »      6       »        davon  genas   1  Fall, 

»       III.  »                  »      17        »             »           »        1      >' 

»       IV.  »                  »      11        »        sämmtliche  starben. 

>%         V.  »                  •>      5       »                  »                 » 

»      VII.  »                   >■       2        »        da\'on  genas   1    Fall, 

>,    VIII.  ■•                  »      1   Fall,  derselbe  starb, 

»XI.  »                 »      1      »            »        genas, 

»    XIX.  »                  »      1      »             »         starb, 

»        ?  »                  »      6  Fällen,  alle  starben. 


Summe  .  55  Fälle. 

Wir  haben  bereits  hüher  her\'(irgehoben,  dass  der  gelungene  Nachweis  des  Pestbacillus  iin  Plute 
während  des  Lebens  wohl  im  Allgemeinen  eine  schlechte  Prognose  gestattet,  aber  nicht  ausnahmslos. 
Aus  der  eben  angeführten  Zusammenstellung  nun  ersehen  wir,  dass  selbst  nicht  in  den  Fällen  die 
Prognose  absolut  ungünstig  zu  stellen  ist,  bei  denen  der  Pestbacillus  verhältnissmässig  früh  im  Blute 
nachgewiesen  werden  kann,  wo  also  der  Eintritt  der  Allgemeininfection  ein  rascher  war;  denn  von  den 
4  Fällen  mit  positivem  Blutbefunde,  die  in  Heilung  übergingen,  zeigt  der  eine  (6)  bereits  am  2.  Tage, 
der  andere  (77)  am  3.  Tage  der  Erkrankung  PestbaciUen  im  Blute. 

Wir  ersehen  aus  dieser  Zusammenstellung  weiters,  dass  es  in  einer  Reihe  von  Fällen  schon  sehr 
früh,  am  I.  Erkrankungstage,  zum  Einbrüche  des  Infectionserregers  in  die  Blutbahn,  zur  nachweisbaren 
Allgemeininfection  kommen  kann.  Bei  einem  der  5  hier  angeführten  Fälle  (57,  80,  89,  118  und  135), 
und  zwar  beim  Falle  80,  betrug  die  angebliche  Krankheitsdauer  gar  nur  7  .Stunden.  Diese  Thatsache 
erscheint  von  Wichtigkeit  und  zwar  deshalb,  weil  sie  uns  beweist,  dass  wir  es  auch  bei  den  rapid 
verlaufenden  Fällen  der  Pestinfection,  die  seit  Alters  her  gekannt  und  auch  bei  der  Epidemie  in 
Bombay  vielfach  beobachtet  waren,  mit  einer  Bacteriämie  zu  thun  haben  und  nicht  mit  einer  reinen 
Toxinämie.  DerWerth  der  auch  bei  solchen  Infectionen  in  Frage  klimmenden  Giftwirkung  wurde  bereits 
erörtert.  Die  histologische  Untersuchung  zeigt  klar  und  überzeugend  die  ausgesprochen  degenerative 
Wirkung  des  Pestkeimes  auf  die  Wandungen  der  Blutgefässe,  die  demnach  in  diesen  foudroyanten 
Fällen  eine  enorm  ausgeprägte  sein  muss. 

Wir  entnehmen  daraus  weiters,  dass  die  Mehrzahl  der  positiven  Fälle  acut  verläuft,  nach  unseren 
Befunden  meist  innerhalb  3—4  Tagen,  dass  also,  anders  ausgedrückt,  der  Nachweis  des  Pesterregers 
in  den  ersten  Tagen  der  Erkrankung  im  Allgemeinen  —  dass  es  Ausnahmen  gibt,  wurde  bereits  oben 
LTwähnt  —  ein  ungünstiges  Zeichen  quoad  vitam  bildet,  während  der  negative  culturelle  Befund  inner- 
halb der  ersten  8  Tage  um  so  grössere  Aussicht  für  das  Überstehen  der  Infection  bietet. 

Dass  es  aber  auch  noch  sehr  spät  zur  nachweisbaren  .Allgemeininfection  kommen  kann,  beweist 
der  Fall  12,  wo  am  XIX.  Erkrankungstage  der  Pestbacillus  im  Blute  nachgewiesen  werden  konnte.  Der 
Umstand  nun,  dass  auch  klinisch  der  Ausgang  einer  Pestinfection  vielfach  absolut  nicht  vorauszusagen 
ist,  d.  h.  dass  es  unmöglich  ist,  zu  bestimmen,  ob  der  Process  ein  localer  bleibt  oder  zur  Allgemein- 
infection führen  wird,  lässt  im  Vereine  mit  dem  oben  erhobenen  Befimde  die  .Ansicht  gerechtfertigt 
erscheinen,  das  Blut  eines  Pestkranken,  so  lange  derselbe  nicht  in  das  wirkliche  Kecon- 
valescenzstadium  eingetreten  ist,  immer  und  unter  allen  Umständen  als  eventuellen 
Träger  des  Pestvirus  anzusehen,  der  gegebenen  Falles  eine  directe  oder  indirecte  Weiterverbreitung 
der  Krankheit  verursachen  kann.   Es  kommt   dabei   namentlich  das  Blut  solcher  Hämorrhagien  in  Betracht, 


BciilL'ii/h'sf.  IT.  PülJiflloQ'isch-ana/oiii/scIn'r  Bericht.  521 

die    ,L;iir    niclit    im    dirccten  ZLisaniiiicnhan.nc  mit  dei-  liifectii)n  stehen,   sondern    \(in    dei'sclben  iinabliänf^ig 
sind,    wie  !iei  \'erletzLmL;en,  P'^pistaxis,  Mensti-Liatinn  etc. 

Bcrücksichtii^t  man  in  den  55  positiven  Fällen    die  Anzahl    der   in    ileii    einzelnen  I'';illcn    aiisi^eführten 
Blutiintersuchungen,  so  linden  wir: 

1  mal  untersucht 30  Falle, 

2  ->  »              14  » 

3  "  »             3  » 

4  »  »             3  » 

5  »  «             3  » 

G  .^  >-             2  .- 


Summe  .  r)5  Fälle. 


Von  den  14  Fällen,  die  2mal  untersucht  wurden,  und  zwar  immer  in  unmittelbar  aufeinander  folgenden 
Tagen,  zeigten  4  Fälle  (12,  54.  1  12  und  1  19)  am  ersten  Tage  der  Blutuntersuchung  ein  negatives  Ergebniss, 
in  2  Fällen  (120  und  128)  waren  die  am  zweiten  Tage  angelegten  Aussaaten  \ei-uni-einigt,  so  dass  sich  kein 
Befund  über  die  Reichhaltigkeit  der  angegangenen  Pestcolonien  daraus  erheben  liess.  Dass  aber  auch  sie 
sicher  als  positiv  an  diesem  Tage  betrachtet  werden  müssen,  können  wii"  aus  dem  rasch  folgenden  Tode 
und  dem  Tags  vorher  erhaltenen  Blutbefunde  ohne  Zweifel  annehmen. 

Von  den  3  Fällen,  die  3 mal  untersucht  wurden  (6,  25  und  83)  genasen  2.  Beide  zeigten  nur  einmal 
positiven  Blutbefund.  Leider  sind  gerade  diese  beiden  Fälle,  was  sicherlich  \-on  grossem  Interesse  gewesen 
wäre,  nicht  an  den  diesem  positi\'en  F'rgebnisstage  unmittelbar  folgenden  Tagen  untersucht  worden.  Der 
3.  hieher  gehörige  Fall  (83)  liess  nur  an  dem  dem  Todestage  vorhergehenden  Tage  (V.  Krankheitstage) 
spärlich  Pestbacillen  nachweisen,  während  die  Aussaaten,  die  am  III.  und  IV.  Krankheitstage  angelegt 
waren,  steril  blieben. 

In  den  3  Fällen,  die  4 mal  culturell  untersucht  wurden  (82,  87  und  98),  zeigten  2  Fälle  (82  und  98)  nur 
am  Todestage  wenige  Pestcolonien  im  Blute;  dabei  war  der  eine  \-on  ihnen,  der  Fall  82,  complicirt  durch 
eine  Secundärinfection  mit  Streptococcus  pyogenes;  auf  ihn  kommen  wir  deshalb  später  nochmals  zurück. 
Der  3.  Fall  jedoch  (87)  zeigte  an  allen  4  Untersuchungstagen  ein  positives  Ergebniss  und  zwar  in  steigender 
Menge. 

Von  den  drei  5 mal  untersuchten  Fällen  (65,  77  und  123)  genasen  2  Fälle  (77  und  123),  beide  aber  Hessen 
an  dem  der  positiven  Untersuchung  folgenden  Tage  nicht  mehr  Pestbacillen  im  Blute  nachweisen.  Der 
3.  Fall  (65),  eine  primäre  Pestpneumonie  betreffend,  liess  am  III.  Krankheitstage  spärlich  und  am  VI.  Krank- 
heitstage 10  Colonien,  also  auch  nur  spärlich,  nachweisen,  während  die  Aussaaten  vom  IV.  und  V.  Krank- 
heitstage steril  blieben.  Wir  glauben  diesen  negativen  Befund  nur  auf  den  schon  des  Öfteren  betonten 
Untersuchungsfehler  der  verwendeten  zu  geringen  Blutmengen  beziehen  zu  können. 

Was  endlich  die  2  Fälle  (73  und  1 10)  anlangt,  die  6mal  untersucht  wurden,  und  zwar  in  unmittelbar 
folgenden  Tagen,  so  sind  beide  interessant  genug,  um  besonders  erörtert  zu  werden.  Der  Fall  1 16  zeigt  am 
I\'.  Krankheitstage  2  Colonien  des  Pestbacillus  in  der  Blutaussaat,  am  IL,  III.,  V.,  VII.  und  VIII.  Krankheitstage 
jedoch  keine,  was  wahrscheinlich  ebenfalls  nur  aus  denverwendeten  geringen  Blutmengen  zu  erklären  sein 
dürfte.  .An  den  beiden  dem  Todestage  vorhergehenden  Tagen  wurde  das  Blut  nicht  untersucht;  es  hätte  unserer 
Ansicht  nach  sicher  am  letzten  Tage  mehr  weniger  reichlich  Pestbacillen  nachweisen  la.ssen.  Der  positive 
spärliche  Blutbefund  am  IL  Krankheitstage  in  Gegenüberstellung  zu  dem  negativen  der  3  folgenden  Tage  lässt 
allerdings  auch  daran  denken,  dass  wir  zufälliger  Weise  den  Eintritt  der  Allgemeininfection  damit  constatiren 
konnten  und  nicht  das  bereits  beginnende  Erlöschen  der  Abwehrkräfte  des  Organismus.  Dieselbe  Erklärung 
müsste  eventuell  auch  für  den  oben  angeführten  Fall  65  in  Rechnung  gezogen  werden.  Der  Fall  73  hingegen 


522  H.  Albreclil  und  A.  GJioii, 

licss  an  allen  (3  Taigen,  vom  lil.  bis  zu  dem  am  \I11.  Krankheitstagc  eii'nj^ten  Ti>de,  Pesthacillen  im  Blute 
nachweisen.  Dieser  Fall,  der  uns  sehr  lebhaft  in  Erinnerung  ist,  zeigt  in  den  ersten  4  Tagen  der  Unter- 
suchung schwere  Krankheitssymptome  —  was  auch  im  Protokolle  \'erzeichnet  ist  -  bei  Vorhandensein  von 
geringen  und  wenig  von  einander  differirenden  Keimmengen;  am  V.  Tage  bessert  sich  sein  Zustand  in  auf- 
fallender Weise  mit  einer  gleichzeitigen  Abnahme  der  Pestcolonien  in  den  Blutaussaaten,  am  VI.  Tage,  dem 
Todestage,  erfolgt  CoUaps;  gleichzeitig  damit  erscheinen  in  den  Aus.saaten  neben  Pestkeimen  Colonien  des 
Streptococcus  pyogenes.  Es  wäre  zu  gewagt,  daraus  Schlüsse  ziehen  zu  wollen,  doch  bietet  er  Interessantes 
genug,  um  seine  besondere  Besprechung  zu  rechtfertigen. 

Wir  haben  gesehen,  dass  der  positive  culturelle  Blutbefund  bei  einem  Pestkranken  zwar  nicht 
unbedingt,  aber  doch  im  Allgemeinen  eine  schlechte  Prognose  gibt.  Unbedingt  ungünstig  aber  muss  die 
Prognose  gestellt  werden,  wenn  die  Blutuntersuchung,  durch  zwei  oder  mehr  Tage  hinter  einander  aus- 
geführt, jedesmal  den  Pestkeim  im  Blute  nachweisen  lässt,  die  folgende  Untersuchung,  respective  die  letzte, 
dabei  aber  eine  auffallende  Zunahme  der  Colonienanzahl  des  Pestbacillus  aufweist.  Alle  derartigen  von 
uns  untersuchten  Fälle  (3,  57,  74,  80,  81,  87.  89,  98  und  127),  im  Ganzen  9,  starben.  Hiehergehören 
zweifellos  auch  die  beiden  Fälle  120  und  128,  bei  denen  die  zweite  Untersuchung  verunreinigte,  daher 
imbrauchbare  Blutaussaaten  ergab,  die  erste  aber  schon  »massig  reichlich«  Pestcolonien  aufwies. 

Betrachtet  man  endlich  bei  den  55  positiven  Fällen  das  Ergebniss  der  Blutuntersuchung  nach  der 
Richtung  hin,  ob  die  Infection  eine  reine  Pestinfection  war  oder  ob  eine  Misch-,  respecti\e 
Secundärinfection  durch  einen  anderen  pathogenen  Keim  vorlag,  so  sehen  wir,  dass  in  47  Fällen 
(=  circa  85-57i,)  ausschliesslich  der  Pestbacillus,  in  8  Fällen  (=  circa  14-57o)  daneben  noch  andere  patho- 
gene  Keime  nachgewiesen  werden  konnten.  In  7  von  diesen  8  Fällen  (11,73,82,97,  100,  104  und  129) 
fanden  sich  neben  Pesthacillen  noch  mehr  oder  weniger  reichlich  Colonien  des  Streptococcus  pyogenes,  in 
einem  Falle  (86)  ausserdem  noch  5  Colonien  des  Staphylococcus  pyogenes  albus.  Dieser  letztere  Befund 
muss  aber  völlig  ausser  Acht  gelassen  werden,  indem  wir  demselben  keinerlei  Bedeutung  zuerkennen  dürfen, 
weil  die  .Art  und  die  Colonienanzahl  dieser  Coccenart,  sowie  der  Umstand,  dass  wir  den  Staphylococcus  albus 
auch  noch  in  einigen  anderen  Fällen  als  belanglosen  Befund  erhalten  haben,  dafür  sprechen,  dass  wir  ihn  nur 
als  Folge  eines  Arbeitsfehlers  (Hautverunreinigung)  anzusehen  haben.  Anschliessend  daran  sei  hier  auch 
darauf  hingewiesen,  dass  auch  die  andern  manchmal  in  den  Aussaaten  angegangenen  Bacterien,  \vie  Sarcina 
lutea,  Kartoffelbacillus  und  ein  Bacillus  der  Pseudodiphtheriegruppe,  theils  als  von  der  Haut,  theils  als  aus 
der  Luft  stammend  zu  betrachten  sind.  Die  Anzahl  der  durch  die  Luft  bedingten  Verunreinigungen  ist  ohne 
dem  eine  sehr  geringe,  wenn  man  erwägt,  dass  wir  bei  diesen  Untersuchungen  stets  dem  in  den  Kranken- 
haraken  meist  stark  fühlbaren  Luftzuge  ausgesetzt  waren. 

Wie  unsere  pathologischen  Befunde  zeigen,  handelt  es  sich  in  allen  diesen  Fällen  um  eine  Secundär- 
infection durch  den  Streptococcus,  und  zwar  fast  ausnahmslos  von  der  xMund-Rachenhöhle  ausgehend. 

Der  Fall  82,  der  bei  der  2.  und  3.  Blutuntersuchung  ausschliesslich  Colonien  des  Streptococcus 
pyogenes  und  erst  bei  der  4.  neben  diesen  noch  Pestcolonien  in  geringer  Anzahl  nachweisen  Hess,  spricht 
keineswegs  gegen  diese  Auffassung  und  die  Deutung  dieses  Falles,  als  ob  sich  dabei  an  eine  bereits  bestan- 
dene Streptococceninfection  erst  die  Pestinfection  angeschlossen  hätte,  hält  weder  unseren  pathologisch- 
anatomischen Befunden  Stand,  noch  auch  unseren  sonstigen  bacteriologischen,  die  uns  zeigen,  dass  bei 
gleichzeitiger  Anwesenheit  des  Streptococcus  und  des  Pestbacillus  der  erstere  in  den  Culturen  immer  das 
Übergewicht  erlangt,  selbst  wenn  der  mikroskopische  Befund  die  Streptococcen  gegenüber  den  Pesthacillen 
nur  in  spärlicher  Menge  anwesend  erscheinen  lässt.  Es  ist  daher  in  unseren  Blutaussaaten  die  der  Wirklich- 
keit entsprechende  Anzahl  der  Pestkeime  verdeckt. 

7  von  diesen  Befunden  betreffen  Untersuchungen,  die  am  Todestage  ausgeführt  waren,  und  nur  einer 
(129)  eine  Aussaat,  die  1  Tag  vor  dem  Tode  angelegt  war. 


/)i7//tv//'t'\/.  //.  Pci/hologiscJi-tiihi/niiiiscIwr  Bericht.  523 

Wenn  wir  im  Ansclilusse  an  diese  Aiiseinandersetzimgcn  \on  den  positix'cn  Italien,  die  nachträglich 
zur  Section  gelangten,  die  an  dei'  Leiciie  erhobenen  bacteriologischen  Bet'unde  betrachten,  finden  wir,  dass 
von  den  diesbezüglichen  25  obducirten  ['"allen,  deren  schon  einmal  an  anderer  Stelle  dieses  Abschnittes  Erwäh- 
nung gemacht  wurde,  einer  (133)  ebenfalls  eine  Secundärinfection  mit  Streptococcus  pj^ogcnes  und  6  P'älle  ((5(5, 
70,  128,  132,  135  und  137)  eine  solche  mit  Diplococcus  pneumoniae  nachweisen  lassen,  während  die  in  \i\-o 
ausgeführte  Blutimtersuchung,  die  in  G  Fällen  1  Tag,  in  einem  Pralle  (132)  2  Tage  ante  mortem  gemacht 
worden  war,  entweder  sterile  Aussaaten  ergab  oder  ausschliesslich  Pestbacillen  zeigte.  Dass  es  uns  speciell 
niemals  gelungen  war,  den  Diplococcus  pneumoniae  in  den  Blutaussaaten  neben  dem  Pestbacillus  zu 
erhalten,  dürfte  seine  Erklärung  nicht  bloss  in  dem  Umstände  finden,  dass  bei  allen  diesen  Fällen  die 
Cultm'en  einen,  respecti\'e  zwei  Tage  ante  mortem  angelegt  wurden,  sondern  wahrscheinlich  auch 
darin  ,  dass  das  gegenseitige  \'erhältniss  hinsichtlich  der  Wachsthumsencrgie  in  den  Culturen 
zwischen  Diplococcus  und  Pestbacillus  nicht  dasselbe  ist  wie  zwischen  Streptococcus  und  Pestbacillus. 
Unsere  an  der  Leiche  erhaltenen  diesbezüglichen  bacteriologischen  Befunde  liefern  uns  auch  dafür  den 
Beweis. 

Wenn  wir  nunmehr  auch  diese  erst  nachträglich  als  Misch-,  respecti\-e  Secundärinfectionen  erkannten 
F"älle  den  in  vi\-o  als  solche  erwiesenen  zurechnen,  was  für  die  Erlangung  eines  richtigen  Verhältnisses 
unbedingt  geschehen  muss ,  so  finden  wir  das  früher  angegebene  Procent\-erhältniss  der  Misch-, 
rcspective  Secundärinfectionen  schon  bedeutend  höher,  thatsächlich  aber  noch  immer  nicht  der  Wirk- 
lichkeit entsprechend,  da  sich  unter  den  untersuchten  Pestfällen  sicher  wahrscheinlich  noch  mehrere 
befunden  haben,  die  ebenfalls  keine  reinen  Pestinfectionen  dargestellt  haben.  Es  kommt  bei  diesen 
durch  Secundärinfectionen  c<implicirten  Pestfällen  unseren  Befunden  nach  neben  Streptococcus  und 
Diplococcu.--  auch  noch  der  .Staphylococcus  pyogenes  aureus,  allerdings  seltener,  als  Ursache  derselben 
in  Betracht. 

Wir  ersehen  daraus,  dass  die  Secundärinfectionen  und  besonders  die  durch  Streptococcus 
pyogenes  x'eranlassten  bei  der  Pesterkrankung,  den  Befunden  bei  der  Epidemie  in  Bombay  nach  zu 
urtheilen,  entschieden  eine  bedeutende  Rolle  spielen  und  unseren  Befunden  gemäss  immer  eine  sehr 
schlechte  Prognose  geben.  Wie  bereits  hervorgehoben  und  auch  schon  anderweitig  betont,  bildet  den 
häufigsten  Ausgangspunkt  dieser  Secundärinfecti(inen  die  Mund-Rachenhöhle,  speciell  die  Tonsillen.  In 
einem  Falle  war  es  aber  eine  Pneumonie,  die  die  Ursache  dafür  bildete  und  die  Pestinfection  complicirt  hatte 
(Diplocüccenpneumonie).  Dass  auch  Pestpneumonien,  die  ursprünglich  durch  den  Pesterreger  her\-or- 
gerufen  und  secundär  durch  andere  pathogene  Keime  complicirt  sind,  sowie  Bubonen  selbst  den  Ausgangs- 
punkt für  Misch-,  respecti\-e  Secundärinfectionen  bilden  können,  soll  nicht  geleugnet  werden.  Wir  verfügen 
jedoch  über  keinen  solchen  Fall.  Derjenigen  hifectionen,  die  eine  schon  abgelaufene  oder  im  Abklingen 
begriffene  Pestinfection  compliciren  —  Fälle,  die  wir  auch  vielfach  zu  beobachten  Gelegenheit  hatten  und 
die  meist  durch  chirurgische  Eingriffe  bedingt  waren  —  sei  an  dieser  Stelle  nur  nebenbei  der  Vollständigkeit 
halber  Erwähnung  gethan. 


Es  wurde  bereits  erwähnt,  dass  von  den  122  untersuchten  Pestfällen  72  starben,  was  einem  Mortaliläts- 
verhältnisse  von  circa  59  "/o  gleichkäme.  Wie  weit  dieses  Procentverhältniss  der  Sterblichkeit,  das  sich  nur 
auf  einen  x'erhältnissmässig  geringen  Bruchtheil  der  bei  der  Epidemie  in  Bombay  beobachteten  Peslfälle 
bezieht,  aber  alle  Formen  der  Pesterkrankung  umfasst  und  sich  auf  V'Mc  des  Höhestadiums  v\n^\  des. 
Abklingens  der  Epidemie  bezieht,  mit  dem  Verhältni.sse  übereinstimmt  oder  nicht,  welches  .sich  aus  der 
ganzen  Epidemie  bei  entsprechender  Beurtheilung  ergibt,  werden  wir  im  dritten  Theile  unseres  Berichtes 
des  Näheren  erörtern. 

Was  den  Todestag  dieser  72  untersuchten  \'erstorbenen  im  N'ergieiclie  zum  Erkrankungstage 
betrifft,  so  fanden  wir  nachstehendes  N'erhällnis.s:    Der  Tod  trat  ein  am 

!>eiik«^cliriflen  der  m:ithem.-n,iturvv.  Cl.    LX\'I.  I!J.  6^ 


524  H.  Albrcclü  iiml  A.  Glinii. 

11.  Erkrankungstagc  in 7  Fällen,  diuon  waren  positiv    Tj  Fälle, 

III.  »  » 10       »  »  »  »  10     » 

IV.  »  » 11       »  »  »  »  10     » 

V.  »  •■ 9       »  »  »           >■  8     ■■ 

VI.  »  » 5       »  »  "            »  4      » 

VII.  »  » G       »  »  »           »  3     » 

VIII.  »  » 6»  "  »           »  2» 

IX.  » 2       ..  ..  war  »          1  Ivall, 

X.  »  » 2       >'  »  '>              »          1     » 

XI.  » 1  Fall  »  »  ..  ü     .. 

XV.  .. 3  Fällen,  »  %  »  0    » 

X.XI.  » 1  Fall,  »  »  »1     » 

?  »  » 9  Fällen,     »  waren       ..  6  Fälle, 


Summe  .  72  Fälle,  Summe     51  Fälle. 


Wir  ersehen  daraus,  dass  die  Mehrzahl  der  Fälle  in  den  ersten  8  Tagen  letal  endete  und  innerhalb 
dieser  Zeit  entfällt  die  grösste  Anzahl  der  Gestorbenen  auf  den  III.  und  IV.  Erkrankungstag.  Die  9  F'älle, 
deren  Todestag  als  fraglicher  hingestellt  wurde,  weil  der  Erkrankungstag  nicht  genau  ermittelt  werden 
kiinnte,  betrefi'en  ebenfalls  fast  durchwegs  acut  \'erlaufene  Fälle,  sind  also  eigentlich  auch  den  innerhalb  der 
ersten  8  Tage  tödtlich  geendeten  Fällen  zuzuzählen.  Auch  aus  dieser  Zusammenstellung  kr>nnen  wir  wieder 
den  Schluss  ziehen,  dass  eine  Pestinfection  eine  um  so  günstigere  Prognose  gestattet,  je  längere  Zeit  nach 
dem  Einsetzen  der  ersten  Krankheitssymptome  bereits  verstrichen  ist. 

4  unter  den  untersuchten  122  Pestfällen  betrafen  primäre  Pestpneumonien  (65,  102,  103  und  114); 
sämmtliche  4  Fälle  starben,  und  zwar  2  Fälle  (65  und  103)  am  VI.,  ein  Fall  (102)  am  \'I11.  und  ein  Fall  (1 14) 
am  XV.  Krankheitstage.  Nur  ein  Fall  unter  ihnen  (65)  Hess  culturell  während  des  Lebens  PestbaciUen  im 
Blute  nachweisen.  Die  Erklärung  für  den  negativen  Befund  der  anderen  3  Fälle  haben  wir  bereits  zu  geben 
versucht,  andere  als  die  bereits  abgeleiteten  Schlüsse  und  Erwägungen  wagen  wir  wegen  der  doch  \'erhält- 
nissmässig  geringen  Anzahl  dieser  sonst  so  wichtigen  und  interessanten  F"ällc  nicht  zu  geben. 

Was  schliesslich  die  50  Fälle  betrifft,  die  mit  dem  Leben  da\-on  kamen,  so  sind  4  von  diesen  Fällen 
bereits  wiederholt  besprochen  worden.  Es  sind  das  diejenigen  4  Fälle,  die  im  Blute  PestbaciUen  nachweisen 
Hessen  (6,  25,  77  und  12.3),  \'on  den  übrig  bleibenden  46  Genesenen,  die  negati\-en  Blutbefund  aufwiesen, 
WLU'den  untersucht: 

Imal 10  Fälle  (14,  15,  16,  17,  18,  26,  45,  121,  131  und  136), 

2 10     »      (23,  30,  32,  42,  44,  47,  48,  53,  106  und  117), 

3  •■ 12      ..      (33,  34,  39,  40,  46,  51,  59,  63,  75,  94.  96  und  125), 

4  •• 3     ..      (71,  76  und  105), 

5 4     -      (21,  55,  79  und  109), 

6  » 2     .-      (64  und  108), 

7  .• 3     >.      (19,  61  und  101), 

10  ■■ 1  Fall  (92), 

11  ■■ 1     >.     (93), 

Summe  .  46  Fälle, 


Bciihiipist.  II.  I\i//i(>Ii\L(isch-a!!afoiu!scJ!cr  licriclü.  525 

Das  negative  Resultat  dieser  Fälle  findet  seine  Erklärung  in  den  eingangs  gemachten  Erörterungen 
hinsichtlich  der  Mängel  unserer  Untersuchungsmethode  und  hinsichtlich  des  Wesens  der  Pesterkrankung. 
Ein  Theil  dieser  Fälle  betrifft  nämlich  solche,  bei  denen  die  Infection  eine  rein  örtliche  geblieben  war.  Diese 
P'älle  sind  in  dem  Protokolle  als  sogenannte  -leichte«  Pralle  bezeichnet.  Dass  die  Zahl  derselben  nicht 
genau  angegeben  werden  kann,  hat  seinen  Grund  darin,  dass  es  klinisch  unmöglich  ist,  bei  vielen  dieser 
Fälle  eine  eventuell  vorhandene  Allgemeininfection  sicher  auszuschliessen.  Gewisse  Allgemeinsymptome 
werden  ja  auch  von  den  am  Infectionsherde  gebildeten,  gelösten  und  ausgelaugten  Giftstoffen  hervorgerufen. 
Der  Entscheid  über  die  eingetretene  Allgemeininfection  ist  bei  der  grösseren  Anzahl  dieser  ¥ü.\\q  sicherlich  nur 
durch  die  ta:te'iologische  Blutuntersuchung  möglich.  Welche  F^actoren,  und  zwar  wichtige  Factoren,  bei  dieser 
dabei  in  Rechnung  kommen,  wurde  schon  erörtert.  Der  zweite  Theil  dieser  Fälle  aber  betrifft  solche,  bei 
denen  der  Infectionsprocess  nicht  mehr  local  geblieben  i.st,  bei  denen  es  also  zum  Einbrüche  des  Infections- 
keimes  in  die  Blutbahn  kam.  Dass  dieser  Einbruch  aber  nicht  nothwendiger  Weise  die  schrankenlose  Ver- 
mehrung des  Pestbacillus  im  Organismus  bedingt,  oder  anders  ausgedrückt,  dass  damit  nicht  nothwendiger 
Weise  der  Organismus  erliegen  muss,  wurde  gleichfalls  schon  besprochen.  Das  Gelingen  des  Nachweises 
dieses  erfolgten  Einbruches  in  die  Blutbahn  wird  demnach  in  vielen  Fällen  mehr  ein  Zufall  sein  und 
erfordert  vor  Allem  eine  systematische  Untersuchung  des  Falles  in  entsprechender  Weise.  Aus  der  obigen 
Zusammenstellung  ersehen  wir  aber,  dass  unter  diesen  46  Fällen  die  Mehrzahl  nur  1 —3mal,  und  da  oft 
noch  in  grossen  Intervallen,  untersucht  wurden.  Andererseits  befinden  sich  in  dieser  Gruppe  sehr  viele 
Fälle  —  es  betrifft  wieder  die  Mehrzahl  derselben,  die  erst  sehr  spät,  nachdem  die  Krankheit  schon 
längere  Zeit  bestanden  hatte,  zur  Untersuchung  kamen. 

Wenn  wir  endlich  auch  noch  das  Geschlecht  und  das  Alter  der  zur  Untersuchung  gelangten  Pestfälle 
berücksichtigen  wollen  mit  Beziehung  auf  den  positiven  Blutbefund  und  das  Mortalitätsprocent,  so  sehen 
wir,  dass  sich  zunächst  hinsichtlich  des  Geschlechtes  die  122  untersuchten  Fälle  in  folgender  Weise 
vertheilen : 

(  davon  zeigten  positiven  Blutbefund:  44  Fälle  (=  circa  47 "/(,), 

Männer  =  93  Fälle  (=  circa  76 7o)        ,  ^    ,         en  c-n    /        •        pll./^ 

(  davon  starben:  60  Falle  (^  cuxa  b47o); 

(  davon  zeigten  positiven  Blutbefund;  11  Fälle  (=;  circa  38 "/,,), 

Weiber  =.  29  Fälle  (=:  circa  247o)   ^    ,  ,    ,         loc-n    /        •        ^io/x 

^  '      (  davon  starben:  12  Falle  (=  circa  41  y,,). 

Die  Männer  erscheinen  nach  dieser  Zusammenstellung  entschieden  bevorzugt,  ihre  Anzahl  beträgt 
mehr  als  3 mal  so  viel  wie  die  der  Weiber.  Zu  grossen  Werth  möchten  wir  dieser  Gegenüberstellung  jedoch 
nicht  beimessen,  einerseits  wegen  der  doch  zu  geringen  Menge,  andererseits  wegen  des  Umstandes,  dass 
wir  unserer  Erinnerung  nach  einigemale  die  Untersuchung  der  Weiber  äusserer  Umstände  wegen  etwas 
vernachlässigen  mussten.  Der  Procentsatz  der  Weiber  wird  also  in  Wirklichkeit  ein  etwas  höherer  sein. 

Wir  werden  übrigens  auch  auf  diese  Gegenüberstellung  nochmals  im  dritten  Theile  unseres  Berichtes 
zurückkommen,  wenn  wir  die  Verhältnisse  der  Epidemie  in  Bombay  in  dieser  Hinsicht  des  Näheren 
erörtern  werden. 

Hinsichtlich  des  Alters  vertheilen  sich  unsere  122  Fälle  in  nachstehender  Weise: 


68" 


526 


II  Albrctlil  lind  A.  Clnni, 


Alter 
in  Jahren 


1-   5 


(5-10 


11-15 


16-20 


21-25 


26—30 


31-35 


36-40 


41-45 


46-50 


60 


Summe. 


Anzahl 
der  Fälle 


Davon  hallen  positiven 
Bkitbefmid : 


13 


16 


28 


19 


122 


10 


55 


Davon  starben : 


15 


11 


10 


72 


Darnach   war   in  unseren  Fällen    das  Alter  von  20 — 30  Jahren  das  nicistbelheiligtc,   fast  ein  Drittel 
aller  Pralle  entfällt  auf  dasselbe. 


Wenn  wir  uns  nunmehr  den  mikroskopischen  Resultaten  unserer  Blutuntersuchungen  zuwenden,  so 
wurde  diesbezüglich  bereits  eingangs  dieser  En'irterungen  betont,  dass  eine  systematische  mikroskopische 
Untersuchung  des  Blutes  von  uns  wegen  des  geringeren  Werthes  dieser  Methode  für  solche  systematische 
Untersuchungen  nicht  ausgeführt  wurde,  dass  wir  aber  trotzdem  bei  einer  ziemlich  grossen  Anzahl  von 
Fällen  gleichzeitig  mit  den  culturellen  Untersuchungen  für  die  spätere  Durchsicht  auch  Deckglaspräparate 
anfertigten,  um  Aufschlüsse  über  die  e\entuelle  Brauchbarkeit  der  mikroskopischen  Untersuchung  für 
diagnostische  Zwecke  zu  erlangen. 

Unsere  durch  die  durchgeführten  culturellen  Untersuchungen  erlangten  Befunde,  die  bei  der 
Anfertigung  der  Deckglaspräparate  nicht  vorauszusehen  waren,  sowie  die  daraus  abgeleiteten  Schlüsse 
bestimmten  uns,  für  die  genauere  Durchsicht  der  Deckglaspräparate  nur  diejenigen  Fälle  auszuwählen,  die 
von  vorneherein  ein  positives  Resultat  \-ersprachen. 

Es  waren  dies  im  Ganzen  20  Fälle. 

Von  diesen  20  Fällen  ergaben  nun  mikroskopisch  7  (5,  12,  54,  78,  82,  87  und  98)  ein  völlig  negatives 
Resultat.  Es  konnten  in  diesen  Fällen  in  dem  von  jedem  Falle  untersuchten  einen  Deckglaspräparate  auch 
hei  wiederholter  genauer  Durchmusterung  Pestbacillen  nicht  aufgefunden  werden.  Allerdings  hatten  \'on 
diesen  7  Fällen  5  (5,  12,  54,  82  und  98)  auch  in  den  Aussaaten  nur  .spärlich"  Pestkeime  nachweisen  lassen, 
wodurch  die  Aussicht  auf  das  Gelingen  des  mikroskopischen  Nachweises  schon  von  Haus  aus  eine  sehr 
geringe  war.  Ein  Fall  (87)  zeigte  in  der  Cultur  »massig  reichlich«  und  ein  Fall  (78)  »reichlich«  Pestcolonien, 
das  Deckglas  zeigte  aber  auch  bei  ihnen  keine  Pestbacillen. 

Von  den  13  mikroskopisch  positiven  Fällen  (3,  1 1,  57,  65,  73,  74,  77,  80,  81,  86,  89,  97  und  107)  zeigten 
culturell  6  Fälle  (11,  74,  80,  81,  80  und  107)  »sehr  reichlich«,  2  Fälle  (89  und  97)  »ziemlich  reichlich«, 
2  Fälle  (3  und  57)  »massig  reichlich«  und  3  Fälle  (65,  73  und  77)  »wenig  reichlich«  oder  »spärlich«  Pest- 
colonien. 


Bciiliiipcs/.  IL  Fdthologisch-üiuiloiiiistlicv  Bciichl.  ö27 

Mikroskopisch  konnten  nur  in  I  Falle  (80),  und  zwar  in  dem  bei  seiner  zweiten  cuUurellen  Unter- 
suchung angelegten  Deckglaspräparate,  reichlich  Pestbacillen  gefunden  werden  (x'ergl.  Tafel  XIV,  Fig.  1), 
in  3  Fällen  (11,57  und  81),  und  zwar  bei  dem  einen  davon  (81)  ebenfalls  im  Deckglaspräparate  ent- 
sprechend seiner  zweiten  culturellcn  Untersuchung,  fanden  wir  massig  viele  Pestbacillen,  die  übrigen  9  Fälle 
zeigten  den  Pestkeim  mikroskopisch  in  geringer  Anzahl  oder  gar  nur  \ereinzelt. 

3  von  diesen  13  positiven  Fällen,  und  zwar  die  Fälle  74,  80  und  81,  zeigten  in  den  Deckglaspräparaten, 
die  bei  der  ersten  an  ihnen  ausgeführten  Blutuntersuchung  angelegt  wurden,  obwohl  diese  ebenfalls  »reich- 
lichx  Pestcolonien  aufwies,  auch  keine  Pestbacillen.  Ebenso  Hess  der  Fall  73,  der  durch  6  Tage  hindurch 
ein  culturell  positives  Resultat  ergeben  hatte,  nur  in  den  Deckglaspräparaten  entsprechend  der  3.  und  (5. 
culturellcn  Untersuchung  Pestbacillen  \'ereinzelt,  respective  in  spärlicher  Menge  nachweisen,  w^ährend  die 
Deckglaspräparate  von  den  übrigen  4  Untersuchungstagen  keinen  positiven  Befund  ergaben. 

Der  mikroskopisch  gelungene  Bacillennachweis,  in  diesem  Falle  am  6.  Untersuchungstage,  im  Ver- 
gleiche zu  dem  Ergebnisse  der  gleichzeitig  angelegten  Aussaat,  die  nur  wenige  Colonien  des  Pestbacillus 
zeigte,  bildet  nichts  Überraschendes,  er  stützt  vielmehr  —  da  die  Cultur  neben  den  wenigen  Colonien  des 
Pestbacillus  reichlicher  solche  des  Streptococcus  pyogenes  aufwies,  das  Deckglaspräparat  letzteren  jedoch 
nicht  enthält  —  unsere  schon  anderen  Ortes  besprochenen  Anschauungen  über  das  gegenseitige  Verhältniss 
dieser  beiden  Mikroorganismen  in  der  Cultur. 

Dass  dieses  Verhältniss  unserer  Meinung  nach  auch  gewissen  Bedingungen  unterliegt,  dass  es  eine 
entsprechende  Berücksichtigung  der  \'orhandenen  Menge  beider  Arten,  der  Zeitdauer  ihres  Beisammenseins, 
sowie  der  Wahl  des  Nährbodens  \'oraussetzt,  soll  hier,  um  Missverständnissen  vorzubeugen,  ausdrücklich 
herx'orgehoben  werden. 

Was  das  Verhalten  der  Pestbacillen  in  morphologischer  und  färberischer  Beziehung,  sowie  hinsichtlich 
ihrer  Lagerung  zu  den  Blutelementen  in  den  mikroskopischen  Blutpräparaten  betrifft,  so  zeigt  dasselbe  nach 
unseren  Befunden  keine  Abweichung  \-on  dem,  wie  wir  es  in  anderen  Organen  des  menschlichen  Körpers 
zu  sehen  Gelegenheit  hatten.  Wo  sie  reichlicher  x'orhanden  waren,  fanden  sie  sich  auch  in  den  Blutpräpa- 
raten theils  als  Diplobacillen,  theils  einzeln  liegend;  wo  sie  spärlicher  nachweisbar  waren,  lagen  sie  meist 
einzeln.  Ihre  Gestalt  war  vorwiegend  eine  ovale  oder  länglich  ovale,  seltener  kam  der  eigentliche  Stäbchen- 
typus zu  Gesichte  (73)  oder  die  rundliche,  bläschenartige  Form  (86  und  65).  J\lit  Löffler's  Methylenblau  —  es 
wurde  ausschliesslich  dieses  für  die  Blutpräparate  \"erwendet  —  färbten  sich  die  Bacillen  theils  charak- 
teristisch bipolar,  theils  mehr  gleichmässig,  dann  meist  etwas  schwächer,  was  ebenfalls  sonst  auch  zu 
sehen  ist. 

Der  Nachweis  der  Kapsel  war  uns  in  den  Blutpräparaten  mit  dem  erwähnten  Farbstoffe  nicht  gelungen. 

Vielleicht  spielten  hier  ausser  dem  Alter  der  Präparate  auch  noch  andere  Factoren  eine  Rolle.  Darauf  wollen 

wir  jedoch  erst  im  letzten  Theile   unseres   Berichtes   näher  eingehen.  Die   Lagerung  der  Bacillen  war,   mit 

Ausnahme  eines  Falles  (57),  bei   dem   w'ir  sie  vereinzelt  auch   anscheinend   in   polynucleären   Leukocyten 

and  en,  immer  eine  extracelluläre. 


Sollen  wir  nun  auf  Grund  unserer  culturellcn  und  mikroskopischen  Blutuntersuchimgen  und  der  daraus 
gezogenen  Schlüsse  die  F'rage  erörtern,  welchen  Wert  die  bacteriologische  Blutuntersuchung  bei  der  Pest- 
erkrankung besitzt,  so  wird,  unserer  Meinung  nach,  die  Beantwortung  dieser  Frage  \-erschieden  ausfallen, 
je  nach  dem  concreten  Falle,  der  uns  \-orliegt.  In  den  Fällen  der  Pest,  bei  denen  es  sich  um  rein  local 
gebliebene  Infectionen  handelt,  wird  die  Blutuntersuchung  selbstverständlich  werthlos  sein.  Es  kommt  dabei 
allerdings  der  Umstand  in  Betracht,  dass  es  klinisch  in  vielen  Fällen  absolut  nicht  zu  entscheiden  sein  wird, 
ob  die  Infection  noch  eine  local  beschränkte  oder  aber  bereits  eine  allgemeine  ist. 

Da  wir  nun  bei  der  Beantwortung  der  uns  gestellten  Frage  nicht  die  wissenschaftliche  Seite,  sondern 
die  praktische,  und  nur  diese,  im  .\uge  haben,  werden  wir  in  solchen  Fällen  die  bacteriologische  Blutunter- 
suchung für  die  Diagnose  nicht  heranziehen.  Desgleichen  nicht  in  denjenigen  Fällen,  die  zwar  mehr  weniger 


528  //.  Albrcclil  und  A.  Chou, 

sichere  Anhaltspunkte  für  tiic  erfolgte  AllgemeuTinfectiun  geben,  aber  nicht  acut  verlaufen.  Denn  mehrere 
Tage  lang  zu  wai'ten,  um  dann  durch  die  Blutuntersuchung  unmittelbar  vor  dem  Tode  erst  die  Diagnose 
auf  l'est  sicher  zu  stellen,  hätte  wenig  Sinn  und  keinen  praktischen  Werth. 

In  der  Mehrzahl  der  beiden  erwähnten  Pestformen  werden  wir  auf  andere  Weise  ja  leichter  und 
schneller  zum  Ziele  gelangen.  In  vielen  Milien  wird  der  Kliniker  die  Diagnose  sicher  machen  kcinnen.  Ist 
dies  unmöglich  oder  handelt  es  sich  um  die  Feststellung  eines  wichtigen  Falles,  bei  dem  die  bacteriologische 
Bestätigung  der  klinischen  Diagnose  ohnedem  erfolgen  muss,  so  werden  wir,  unserer  Meinimg  nach,  iminei' 
zur  Punktion  des  in  S(5lchen  I<"ällen  wohl  meist  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgesprochenen  Bubo  schreiten, 
und  aus  dem  daraus  angefertigten  Deckglaspräparate  die  Diagnose  rasch  und  sicher  in  den  meisten  Fällen 
machen  können. 

Nur  wenn  ein  schon  länger  bestehender  Bubo  vorliegt,  die  hifcction  dabei  keine  Zeichen  des  Weiter- 
schreitens  zeigt,  die  Pest  also  im  Abklingen  begriffen  ist,  wird  auch  die  Punktion  des  nunmehr  puiiform 
erweichten  oder  eitrig  zerfallenen  Bubo  die  Pestbacillen  manchmal  nicht  mehr  nachweisen  lassen.  Will  man 
aber  auch  jetzt  noch  wissen,  ob  es  sich  um  Pest  handelt,  respective  gehandelt  hat,  so  würde  in  solchen 
Fällen  eventuell  die  specifische  Agglutinationsprobe  in  Frage  kommen.  Es  fehlen  uns  über  den  Werth  der- 
selben für  diese  Zwecke  eigene  Erfahrungen;  die  bisher  darüber  von  anderer  Seite  gemachten  wollen  wir 
an  anderer  Stelle  erörtern. 

Die  Ansicht,  dass  es  unstatthaft  sei,  ja  vielleicht  sogar  ein  Kunstfehler,  wenn  man  den 
Bubo  punktirt,  respective  incidirt,  können  wir  absolut  nicht  theilen,  erstens  weil  unsere 
Auffassung  von  dem  Wesen  der  Pestinfection  unbedingt  für  die  Eröffnung  des  Bubo  spricht,  zweitens  weil 
wir  in  einer  Reihe  von  Fällen  in  Bombay  gesehen  haben,  dass  die  Eröffnung  des  Bubo  die  Pestinfection 
selbst  niemals  im  imgünstigen  Sinne  beeinflusst  hat,  vorausgesetzt  natürlich,  dass  die  Eröffnung  unter  den 
erforderlichen  modernen  Cautelen  geschieht,  was  in  Bombay  allerdings  nicht  immer  der  Fall  war.  Wir 
halten  demnach  die  chirurgische  Behandlung  des  Bubo  nicht  bloss  für  unschädlich, 
sondern  vielmehr  für  rationell  und  angezeigt. 

Was  diejenigen  F'älle  betrifft,  in  denen  eine  primäre  Pestpneumonie  vorliegt,  so  wird  bei  diesen  die 
bacteriologische  Blutuntersuchung  zum  Zwx'cke  der  Diagnose  ebenfalls  nicht  in  Frage  kommen,  weil  die 
Untersuchung  des  Sputums  rascher  und  sicherer  zum  Ziele  führt. 

Auch  in  den  Fällen  acut  verlaufender  Allgemeininfection,  in  denen  der  primäre  Bubo  nachweisbar  ist, 
wird  für  die  Sicherstellung  der  Diagnose  die  Punction  des  Bubo  den  praktisch  grösseren  Werth 
besitzen. 

Grossen  Werth  wird  jedoch  die  bacteriologische  Untersuchung  des  Blutes  in  den  Fällen  rapid  ver- 
laufender hifection  haben,  bei  denen  es  nicht  zur  nach\veisbaren  Ausbildung  eines  primären  Bubo  kommt, 
damit  also  auch  dem  Kliniker  das  wichtigste  Merkmal  für  seine  Diagnose  genommen  ist. 

In  diesen  Fällen  wäre,  unserer  Ansicht  nach,  derart  vorzugehen,  dass  zuerst  mehrere  Probepräparate 
des  durch  Einstich  in  eine  Fingerbeere  gewonnenen  Blutes  angefertigt  werden.  Es  ist  unbedingt  geboten, 
mehrere  Präparate  anzufertigen,  das  ist  eine  grössere  Menge  Blutes  —  soweit  man  bei  dieser  Methode  eben 
von  einer  grösseren  Menge  sprechen  darf  —  für  die  Untersuchung  zu  verwenden,  weil  man  dann  um  so 
eher  auf  positiven  Befund  rechnen  kann,  hi  einer  Reihe  von  Fällen  wird  es  dadurch  gelingen,  den  Pest- 
erreger nachzuweisen. 

Ergeben  die  Präparate  einen  völlig  negativen  Befund  oder  lassen  sich  in  denselben  nur  vereinzelt  Pest- 
bacillen nachweisen,  so  dass  das  Urtheil  an  Sicherheit  verliert,  was  immer  der  Fall  sein  wird,  so  muss  noch 
eine  Aussaat  angelegt  werden.  Die  dazu  verwendete  Blutmenge  soll  eine  grössere  sein,  da  geringe  Mengen, 
wie  unsere  Untersuchungen  gezeigt  haben,  e\-entuell  resultatlos  bleiben  können.  Wir  würden  daher  in 
solchen  Fällen  den  Schröpfkopf  oder  besser  noch  die  Venenpunction  vorschlagen.  Als  Nährboden 
möchten  wir  für  diesen  Zweck  gewöhnlichen  neutralen  oder  schwach  alkalischen  Agar,  der  vollauf  genügt, 
empfehlen.  Da  nun  einerseits  gerade  auf  Agar  die  Colonien  des  Pestbacillus  mikroskopisch  schon  im  jungen 


Bc!i!i'ii/\->;/.  IL  Pathologisch-aualoniischcr  Bericht.  529 

Stadium  ein  charai<teristischcs  Bild  zeii;cn,  andci'ci-scits  aber  auch  bei  den  acuten  l*"ällen  nach  unseren 
Befunden  die  Pestinfection  durch  eine  Secundärinfection,  in  Sonderheit  des  Streptococcus  pyogenes  oder 
Diplococcus  pneumoniae,  complicirt  sein  kann,  ist  es  unserer  Ansicht  naclT  angezeisj;t,  die  Blutaussaaten  in 
solchen  Fallen  in  Petri'scher  Schale  (Plattenstrich)  anzulegen. 

6.  Milz. 

In  allen  44  zur  Obduction  gekommenen  frischen  Pestfällen  ergab  sich  anatomisch  der  Befund  eines 
acuten  Milztumors.  Da  derselbe  schon  makroskopisch  gewisse  Eigenthümlichkeiten  zeigt,  muss  auf  dieselben 
näher  eingegangen  werden.  Die  Milz  ist  zunächst  immer  in  allen  Dimensionen  beträchtlich  angeschwollen. 
Nach  den  x'on  uns  vorgenommenen  Messungen  schwankte  der  Längendurchmesser  zwischen  12  und  22  cm, 
der  Breitendurchmesser  zwischen  6  und  17«;/  und  der  Dickendurchmesser  zwischen  3  und  6  c;;/,  wobei 
zu  berücksichtigen  ist,  dass  normalerweise  die  Hindu  ganz  auffallend  kleine  Organe  besitzen  und  dass 
manche  neben  den  Zeichen  der  acuten  Milzschwellung  auch  solche  eines  chronischen  Milztumors,  meißt 
durch  Malaria  bedingt,  erkennen  Hessen.  Die  Kapsel  ist  stark  gespannt  und  leicht  grau  getrübt,  manchmal 
auch  in  Folge  von  Hämorrhagien  fleckig  blutroth  marmorirt. 

Sehr  charakteristisch  für  die  Pestmilz  ist  die  Schnittfläche.  Die  Farbe  derselben  ist  eine  tiefdunkel- 
blut-  bis  schwarzrothe.  Das  Milzgewebe  quillt  keineswegs  reichlich,  sondern  nur  wenig  vor,  wie  überhaupt 
die  Consistenz  dieses  Milztumors  nie  die  zerfliesslich  weiche  ist,  wie  bei  den  gewöhnlichen  durch  Strepto-, 
Diplo-,  Staphylococcen,  durch  den  Anthrax-  oder  den  Typhusbacillus  etc.  bedingten  Infectionen.  Dem- 
entsprechend steht  auch  die  reichliche  Abstreifbarkeit  der  Pulpa  einer  reinen  Pestmilz  hinter  der  anderer 
acuter  Milztumoren  zurück.  Ausserdem  besitzt  dieses,  nur  etwas  über  die  Schnittfläche  vorquellende  Milz- 
gewebe einen  matten,  etwas  trockenen  Glanz,  der  an  den  einer  diffusen  Amyloidmilz  geringen  Grades 
erinnert.  Bei  der  reinen  Pestmilz  ist  aber  die  .Schnittfläche  nie  ganz  glatt,  sondern  besitzt  eine  eigenthüm- 
liche  feinste  Granulirung,  die  wir  als  Chagrinirung  bezeichnet  haben.  Die  Follikel  sind  häufig  gar  nicht 
sichtbar,  oft  nur  als  kleine  graue  Punkte  mit  dunkelrothem  Hof,  in  keinem  Falle  fiel  ihre  besondere 
Grösse  oder  ein  stärkeres  Prominiren  auf  der  Schnittfläche  auf. 

Ausser  den  durch  chronische  Proce.sse  bedingten  Verdickungen  der  Trabekel  konnten  wir  makro- 
skopisch keine  Veränderungen  des  groben  .Stroma  constatiren.  Vor  Allem  die  feine  Chagrinirung 
und  der  tief  dunkelrothe  Fai-benton  verleihen  der  Pestmilz  ein  so  eigenartiges,  charak- 
teristisches Aussehen,  wie  es  keiner  anderen  Inf ectionskrankheit  zukommt.  Handelt  es  sich 
hingegen  um  Mischinfectionen,  deren  wir  eine  grosse  Anzahl  obducirt  haben,  so  tritt  das  wesentlich 
abweichende  Bild  einer  in  Folge  der  Giftwirkung  von  Strepto-;  Diplo-  oder  Staphylococcen  acut 
geschwollenen  Milz  in  den  Vordergrund.  Eine  solche  ist  viel  weicher,  ihre  Pulpa  sehr  reichlich  vorquellend 
und  abstreifbar  und  es  fehlen  ihi-  alle  charakteristischen  Eigenthümlichkeiten  der  Pestmilz. 

Nach  einiger  Orientirung  waren  wir  daher  bald  im  Stande,  aus  dem  anatomischen  Milzbefunde  mit 
grosser  Sicherheit  eine  reine  Pestinfection  oder  eine  Mischinfection  zu  diagnosticiren.  Dabei  spielt  natür- 
licherweise auch  die  Eigenschaft  der  Pestcadaver  mit,  viel  weniger  rasch  in  Fäulniss  überzugehen  als  solche 
mit  Septicämien  durch  Eitercoccen  überhaupt,  und  wir  sind  uns  wohlbewusst,  dass  dadurch  oft  der 
eclatante  Unterschied  zwischen  reinen  Pestmilzen  und  den  anderen  bedingt  war. 

Auch  das  histologische  Bild  hat  \iel  Charakteristisches  an  sich.  Meist  erscheint  der  schwammige  Bau 
der  Pulpa  nur  mehr  ganz  undeutlich,  indem  Alles  von  Blut  und  Leukocyten  wie  überschwemmt  ist.  Die  ein- 
zelnen Blut-  oder  Pulparäume  sind  nicht  mehr  abgrenzbar,  indem  das  ganze  Milzgewebe  hämorrhagisch 
infiltrirt  ist.  Nur  die  Follikel  sind  erhalten,  aber  klein,  die  Trabekel  sehen  meist  wie  angeschwollen  aus.  Die 
ganz  auffallend  reichliche  Leukocyteninliltration  besteht  vorwiegend  aus  polynucleärcn  Leukocyten.  Ausser- 
dem finden  sich  häufig,  regellos  angeordnet,  grosse,  ganz  epithelähnliche,  bald  mehr  rundliche,  bald  mehr 
polygonale  oder  cylindrische  Zellen  mit  einem  grossen,  runden  oder  gelappten  Kei-n,  der  sich  meist  blass 
färbt,  oder  mit  mehreren  derartigen  Kernen. 


530  ;/.  A/l'rcc/i/  und  A.  Choii, 

Solche  immer  gebläht  aussehende  Zellen  finden  sich  auch  innerhalb  der  noch  erhaltenen  Blut-  oder 
i\ilparäume,  oft  in  grosser  Menge.  Sie  stimmen  ihrer  Form  nach  mit  den  Epithelien  dieser  Räume  üherein, 
die  man  thatsächlich  auch  häufig  in  Desquamation  begrilTen  sieht.  Wir  sind  der  Ansicht,  dass  es  sich  hier 
wenigstens  zumeist  um  in  Desquamation,  Wucherung  und  Degeneration  begriffene  Endothclzellen  der  Hlut- 
räume  handelt,  und  zwar  um  jene,  welche  von  Böhm  und  Davidoff  (Lehrbuch  der  Histologie  des 
Menschen,  1895  —  vergl.  Fig.  92)  als  »gestricheltes  Epithel  der  Pulparäume-  bezeichnet  werden. 

Wir  konnten  zwar  in  keinem  Falle  eine  erhaltene  derartige  Strichelung  nachweisen,  sei  es,  dass  die 
C'onservirung  nicht  die  entsprechende  war,  sei  es,  dass  sie  unter  Degenerationsvorgängen  zu  Grunde 
gegangen  war,  wie  wir  ja  auch  häufig  eine  starke  Granulirung  des  Protoplasmas  dieser  Zellen  fanden, 
welche  zweifellos  auf  parenchymatöse  oder  fettige  Degeneration  zu  beziehen  ist.  Pigmentschollen-  oder 
blutkörperchenhaltige  Zellen  sind  entschieden  Seltenheiten. 

In  anderen  Fällen  oder  in  einzelnen  Theilen  einer  Milz  herrscht  weniger  die  hämorrhagische  Infiltration 
als  wie  hochgradige  Hyperämie  vor,  das  heisst  man  findet  die  erhaltenen  Blut-  oder  Pulparäume  sehr  stark 
erweitert  und  mit  Blut  vollgefüllt,  zugleich  mächtiges  Aufquellen  und  reichliche  Desquamation  ihrer  P'pi- 
oder  Endothelien. 

In  vielen  Fällen  fanden  sich  nun  ungemein  zahlreiche  kleine,  nekrotische  Herde  beson- 
derer Form.  Es  sei  gleich  erwähnt,  dass  es  sich  immer  um  Fälle  handelte,  bei  denen  sich  die  Pestbacillen 
ausserordentlich  reichlich  in  der  Milz  vorfanden.  Diese  Herde  sind  ungemein  klein,  sie  kummen  an  Grösse  und 
Form  ungefähr  dem  Querschnitte  einer  kleinen  Arterie  gleich  und  bestehen  in  ihrem  Centrum  aus  homogenen, 
balkig-scholligen  Massen  oder  Gerinseln,  die  manchmal  etwas  fädig  aussehen.  Sie  färben  sich  gut  mit  Eosin, 
entfärben  sich  aber  vollständig  nach  der  Weigert'schen  Fibrinfärbungsmethode.  Diese  kleinen,  rundlichen 
Herde  sind  nun  immer  eingesäumt  von  zerfallenen,  zerbrochenen  Zellkernen  oder  von  ganz  eigenthümlichen 
langgeschwänzten  Kernformen,  die  aussehen,  wie  wenn  sie  in  die  Länge  ausgezogen  worden  wären,  so  dass 
sie  eine  birnenähnliche  Gestalt  annehmen  oder  ganz  Spermatozoon  gleichen. 

Man  kann  nun  stets  sehr  leicht  nachweisen,  dass  diese  Herde  kleinen  Gefässen  entsprechen,  deren 
Lumen  wie  thrombosirt  \-on  diesen  Massen  und  deren  Wand  in  dasselbe  Balkenwerk  umgewandelt  ist.  Es 
lässt  sich  nämlich  sehr  häufig  ein  noch  mit  Blut  gefülltes  Gefäss  oder  Capillarr(jhr  bis  zu  einem  solchen 
Herde  verfolgen,  in  den  es  gleichsam  übergeht,  wenn  das  Gefäss  eben  nicht  der  Quere  nach,  sondern  der 
Länge  nach  im  Schnitte  getroffen  ist  '  (vergl.  Tafel  XI,  Fig.  3). 

Auf  die  Entstehung  dieser  multiplen  Herde  wollen  wir  später  zurückkommen.  .Tedesfalls  stellen  sie 
sowohl  ihrer  ganz  Constanten  Zahl  und  Form  wie  ihrer  Reichlichkeit  nach  eine  für  die  Pestmilz  ganz 
charakteristische  Veränderung  vor,  die  sich  derartig  bei  keiner  bisher  bekannten 
Infectionskrankhei  t   findet. 

Was  die  Follikel  betrifft,  so  erscheinen  dieselben  der  Regel  nach  unter  den  von  allen  Seiten  her  andrän- 
genden Blutmassen  klein,  aber  sehr  zellreich,  und  in  ihnen  fällt  auch  der  Reichthum  an  polynucleären 
Leukocyten  auf.  Ihre  Arterien  zeigen  mitunter  deutlich  die  Veränderungen  der  hyalinen  Degeneration  ihrer 
Wand.  Ein  eigenthümlich  aufgequollenes  Aussehen  besitzen  ferner  häufig  die  Trabekel;  sie  sind  nicht  nur 
breiter,  sondern  zeigen  auch  nirgends  mehr  faserige  Structur.  Sie  sind  zum  Theile  homogen,  zum  Theile 
homogen  balkig    und  ihre  vergrösserten  Kerne  färben  sich  nur  schwach. 

Ähnliches  sieht  man  auch  an  der  die  Milz  überziehenden  Kapsel,  ebenfalls  in  Fällen  grossen  Bacillen- 
reichthums.  So  zeigt  die  Pestmilz  im  Allgemeinen  das  Bild  einer  acuten  Splenitis,  die  in  Vielem  Vergleichs- 
punkte mit  den  Veränderungen  in  Lymphdrüsen  besitzt.  Gleichwie  in  letzteren  \-or  allem  anderen 
die  Endothelien  es  sind,  die  die  ersten  und  intensivsten  Veränderungen  zeigen,  sind 
es  auch  in  der  Milz  die  Endo-  oder  Epithelien  der  Blut-  oder  Pulparäume,  die  den  ersten 
Anstoss  auszuhalten   haben    und   demgemäss    auch    in    besonderer    Weise    an    den     Ver- 


1   Diese    Bilder    cntsprcclicii    vollständii;    den    bei    versehicdcncii    anderen    l^rneessen    heschiiehencn ,     sogenannten     -  liyalincn 
Thromben"  kleiner  Oerässc. 


Bcnhii/iis/.  II.  Piilliitloiiisch-auatiriiiischcr  Bericht.  531 

iinderungen  betheiligt  sind.  Ebenso  sind  die  \-ielen  Hämorrhagien,  die  zahii-eichen  Leukocytcn  und 
neki^otisirendcn  Herde  in  gleiche  Linie  zu  stellen  mit  den  entsprechenden  Veränderungen  der  Lymph- 
drüsen. 

Was  den  Bacillenreichthum  der  I'estmilz  anbelangt,  so  haben  wir  in  22  unter  den  48  an  der  l'est 
x'crstorhenen  Fällen  sehr  reichliche  Pestbacillen  in  derselben  histologisch  nachweisen  können,  das  heisst  die 
Milz  wai-  einfach  dicht  infiltriil  \on  denselben  (vergl.  l'at'cl  XI\',  Fig.  ?>).  In  14  \on  diesen  22  Fällen  fanden 
sich  sehr  zahlreiche  multiple  Herde. 

Es  scheint  also,  als  ob  ausser  dieser  enormen  Reichlichkeit  an  Bacillen  auch  noch  andere  Einflüsse 
nothwendig  wären,  um  das  Zustandekommen  dieser  multiplen  Herde  zu  bedingen.  Ge\vi.ss  ist  ein  bestimmtes 
Mass  von  Zeit  hiezu  erforderlich,  aber  es  ist  ja  auch  sehr  wahrscheinlich,  dass  eine  mehr  oder  weniger  hohe 
Virulenz  darauf  Einfluss  hat.  Jedesfalls  aber  findet  man  solche  Herde  nur  in  sehr  bacillcnreichen  Milzen. 
Auf  Schnittpräparaten  sind  die  Pestbacillen  meist  ganz  gieichmässig  in  der  Milzpulpa  \-ertheilt  und  von 
einer  solchen  Massenhaftigkeit,  dass  man  \-on  wahrer  Bacilleninfiltration  sprechen  kann.  Nur  in  den 
Follikeln  findet  man  sie  spärlich  oder  gar  nicht.    * 

Eine  solche  Pestmilz  macht  den  Eindruck,  als  ob  ihre  V'ergrösserung  in  erster  Linie  auf  Rechnung  der 
Bacilleninfiltration  käme.  Bei  der  ganz  gleichmässigen  Vertheilung  der  Pestbacillen  findet  man  nirgends 
Verstopfung  eines  Gefässlumen  durch  einen  Embolus,  sondern  die  Quelle  für  die  histologischen  \'er- 
ändcrungen  und  namentlich  für  das  Zustandekommen  der  Herde  liegt  in  den  zahllosen  gieichmässig  infil- 
trirenden  Bacillen.  Unter  deren  Einfluss  kommt  es  zur  Nekrose  der  Wand  eines  Capillarrohres  mit  eigen- 
thüml icher  Gerinnung  oder  Coagulation  derselben  und  des  in  ihr  enthaltenen  Blutes  und  mit  Zerfall  der 
Zellen  ihrer  Umgebung.  Innerhalb  dieser  geronnenen  Massen  eines  solchen  Herdes  finden  sich  nur  äusserst 
spärliche  oder  gar  keine  Pestbacillen,  sehr  reichlich  aber  in  unmittelbarer  Umgebung  desselben.  So 
ist  das  Zustandekommen  dieser  Herde  als  eine  von  aussen  her  auf  das  Capillarrohr  gerichtete  Wirkung  zu 
denken  und  nicht  in  der  Weise  wie  bei  einem  Embolus,  der  vom  Gefässlumen  aus  zm^  Nekrose  der  Umgebung 
führt.  Sie  sind  in  vollständige  Analogie  mit  den  Veränderungen  zu  setzen,  die  wir  in  den  Capillaren  und 
kleinen  Gefässen  eines  primären  Bubo  und  in  deren  Umgebung  fanden,  und  die  ebenfalls  durch  die  von 
allen  Seiten  herandrängenden  Bacillenmassen  erzeugt  wurden  und  ebenfalls  das  Product  einer  eigen- 
thümlichen  Art  von  Coagulationsnekrose  im  Sinne  Weigerts  darstellen. 

Sehr  häufig  findet  man  im  Milzgewebe  intracelluläre  Lagerung  der  Pestbacillen  und  zwar  sieht  man 
sehr  grosse  Zellen,  die  zahli-eiche  noch  gut  färbbare  Bacillenleiber  eingeschlossen  haben.  Bald  findet  man 
stärker  degenerirte  Formen,  bald  besitzen  sie  den  ausgesprochenen  plump-o\-alen  Stäbchentypus,  häufig 
treten  sie  zu  deutlich  gegliederten  Fäden  zusammen. 

Unter  den  44  acuten  Fällen  geben  unsere  Protokolle  Ißmal  einen  »spärlichen«  histologischen  Befund 
von  Pestbacillen  an  und  in  2  Fällen  waren  histologisch  überhaupt  keine  Pestbacillen  in  der  Milz  auf- 
zufinden. Unter  den  16  erstgenannten  befinden  sicli  8,  also  die  Hälfte,  bei  denen  wir  sowohl  bactcriologisch 
wie  histologisch  eine  Mischinfection  constatiren  konnten,  und  die  3  Fälle  primärer  Pestpneumonie.  Die 
übrigen  5  betrafen  uncomplicirte  Drüsenpestfälle. 

Vergleicht  man  damit  die  Befunde  der  Deckglaspräparate  von  dem  Milzsafte  dieser  16  Fälle,  so  ergibt 
sich  jedesmal  der  gelungene  Nachweis  von  Pestbacillen  in  denselben,  wenn  auch  häufig  spärlich,  manchmal 
sogar  in  ziemlich  reichlicher  Menge.  Nur  in  einem  Falle  (14/XXX\'III),  wo  sie  histologisch  spärlich  aufzu- 
finden waren,  wurden  sie  \ermisst,  was  doch  wohl  mehr  auf  Zufälligkeiten  zu  schieben  ist.  Dem- 
entsprechend sieht  man  auch  auf  den  Culturen  aus  der  Milz  der  Regel  nach  in  solchen  Fällen  reichliche 
Pestcolonicn,  nur  seltener  (22/V,  34/XXXV,  14/XXXVIII,  40/XXXIII,  41/XLIll)  waren  sie  auch  auf  den 
Culturen  spärlich.  Was  die  beiden  Fälle  betrifft,  wo  wir  histologisch  keine  Pestbacillen  nachweisen  konnten, 
so  ergab  die  Milzcultur  in  dem  einen  (2G/X)  ebenfalls  nur  spärliche  Pestbacillen,  sehr  reichliche  fanden  wir 
dagegen  in  diesem  Falle  histologisch  und  bactcriologisch  in  verschiedenen  Lymphdrüsen  und  pneu- 
monischen Herden.  Offenbar  waren  die  Pestbacillen  in  der  Milz  grosstentheils  bereits  zu  Grunde  gegangen. 
Im  2.  Falle  (33/XXXII)  konnten  wir  weder  histologisch  noch  im  Deckglaspräparate,  noch  cultin-ell  Pest- 
Denkschriften  der  mathem.-nalurw.  CI.  LXVI.  Ud.  09 


532  //.  Alb  recht  innl  A.  GIioii. 

baciUen  in  der  Milz  nachweisen,  sondern  nur  ziemlich  reichliche  im  primären  Bubo  und  spärliche  in  pneu- 
monischen Herden  neben  reichlichen  Diplococcen  und  intracellulär  gelegenen  Tetragenusformen.  Es  handelt 
sich  hier  um  einen  l'all,  der  erst  am  8.  Tage  letal  endete,  bei  dem  die  zweimal  intra  \'itam  vorgenommene 
Blutuntersuchung  negati\'  blieb  und  der  schliesslich  der  Lobulärpneumonie  beider  Lungen,  in  der  sich  \i)i'- 
wiegend  andere  Mikroorganismen  als  Pest  finden,  erlag. 

Alles  zusammengefasst  lassen  sich  in  acut  verlaufenen  Fällen  bei  exacter  Untersuchimg  nach  irgend 
einer  Methode  Pestbacillen  so  gut  wie  immer  nachweisen.  Nur  sind  sie  manchmal  sehr  spärlich.  Besonders 
sei  hier  auf  das  culturelle  Verhalten  des  Pestbacillus  aufmerksam  gemacht,  der  bei  Mischinfectionen  durch 
Strepto-,  Staphylo-  und  Diplococcen,  besonders  bei  Gegenw'art  des  ersteren,  ein  entschieden  verlangsamtes 
Wachsthum  zeigt,  so  dass  die  Reichlichkeit  der  Pestcolonien  in  den  Aussaaten  oft  weit  hinter  jener  der 
anderen,  die  Mischinfection  bedingenden  Mikroorganismen  zurücksteht,  während  man  auf  den  entsprechen- 
den Deckglaspräparaten  immer  das  umgekehrte  Verhältniss  beobachtet. 

Auffallend  erschien  uns,  dass  in  den  3  Fällen  \-on  primärer  Pestpneumonie  der  Befund  an 
Pestbacillen  in  der  Milz  immer  ein  ziemlich  spärlicher  war.  Doch  ist  die  Anzahl  der  \-on  uns  beob- 
achteten Fälle  zu  klein,  um  daraus  einen  Schluss  ziehen  zu  können.  Jedoch  sind  jene  Fälle,  wo  nm- 
spärliche  Pestbacillen  in  der  Milz  vorhanden  sind,  immer  dadurch  auffallend,  dass  sich  in  den  übiigen 
Organen  wenig  Blutungen  finden  und  dass  sich  histologisch  nur  sehr  wenig  oder  keine  Pestbacillen  im 
Blute  der  erweiterten  Gefässe  nachweisen  lassen. 

Nebenbei  sei  bemerkt,  dass  wir  einigemale  (besonders  in  Fall  1/IX  und  30,  XIX)  erbsen-  bis  haselnuss- 
grosse,  lymphomähnliche  Herde  in  der  Milz  fanden,  die  grauroth  aussahen,  sich  ziemlich  scharf  begrenzten 
und  sich  sowohl  an  der  Oberfläche,  wie  auf  dem  Durchschnitte  etwas  vorwölbten.  Die  histologische  Unter- 
suchung zeigte,  dass  dieselben  theils  fibrös,  theils  nekrotisch  und  durch  zahlreiche  Filarien  (Filaria  san- 
guinis) bedingt  waren. 

Was  schliesslich  die  chronisch  verlaufenen  Fälle  betrifft,  so  sei  zu  diesen  auch  der  am  15.  Krankheits- 
tage an  eitriger  Pestmeningitis  verstorbene  (12/XXXIV)  gerechnet.  Weder  mikroskopisch  noch  culturell 
konnten  in  der  Milz  Pestbacillen  nachgewiesen  werden.  Hingegen  gelang  es  uns  in  einem  Falle  (45/XII),  wo 
der  Tod  am  02.  Kranlxheitstage  an  Pestmarasmus  erfolgt  war,  wenigstens  mikroskopisch  (am  Deckglas- 
präparate) mit  voller  Sicherheit  Pestbacillen  nachzuweisen.  In  einem  anderen,  wo  der  Tod  am  42.  Krank- 
heitstage  eingetreten  war,  gelang  uns  dies  jedoch  nicht. 

Bei  zwei  Kindern  im  Alter  von  3  und  5  Jahren  war  die  Thymusdrüse  in  entsprechender  Grösse  erhalten. 
Sie  bot  aber  in  keinem  l'alle  irgendwelche  Veränderungen. 


7.  Herz,  Perieardium  und  Gefässe. 

Dem  Bilde  einer  Infectionskrankheit  entsprechend  fanden  wir  den  Herzmuskel  in  allen  Fällen  im 
Zustande  der  Degeneration.  Gewöhnlich  waren  beide  Ventiikel  ziemlich  schlaff  Besonders  hohe  Grade  der 
fettigen  Degeneration  haben  wir  aber  nie  gesehen,  der  Herzmuskel  erschien  bald  grau,  wie  gekocht,  bald 
graugelb,  und  auch  seine  Brüchigkeit  schwankte  zwischen  verschiedenen  Graden,  nie  aber  war  er  so  leicht 
zerreisslich,  wie  die  gelblichen,  morschen  Herzen  bei  hochgradiger  fettiger  Degeneration.  Allerdings  hatten 
wir  es  häufig  mit  Mischinfectionen  durch  Diplo-  oder  Streptococcen  zu  thun,  die  gewiss  eher  das  Bild  der 
Degeneration  erhöhten. 

Histologisch  zeigten  sich  immer  die  Contouren  der  Muskelzellen  und  Kerne  gut  erhalten,  das  Proto- 
plasma der  ersteren  oft  fein  granulirt.  Da  wir  keine  Fixirungen  mit  Osmiumsäure  vornahmen,  fehlt  uns  ein 
Urtheil  über  Grad  und  Verbreitung  der  fettigen  Degeneration  des  Herzmuskels.  Blutungen  oder  irgend- 
welche nekrosirende  Herde  im  Myocard  haben  wir  ebenfalls  nie  gesehen.  Gewöhnlich  war  der  schlaffe 
rechte  Ventrikel  und  Vorhof  etwas  ei-weitei't  und  enthielt  auch,  wie  gewr)hnlich  bei  Infectionskrankheiten, 
mehr  (Vuor  oder  Speckgerinsel  ge\\-rihnlichcr  Form. 


Bcnhiipcsl.  IL  Piiil!oI(\i:isc7i-citiü/otiiiscinT  Befiehl.  533 

An  dem  die  \'entrikel\\;indc  ndcr  das  Septum  bekleidenden  Endocard  finden  sich  mitunter  in  Gruppen 
beieinander  stehende  Ecchyniosen.  Viel  häufiger  aber  sind  solche  im  Epi-  und  Pericardium,  ja  sie  sind  hier  so 
ungemein  häufig  und  zahlreich,  dass  sie  geradezu  zum  typischen  anatomischen  Bilde  der  Pest  gehören.  Sie 
linden  sich  bald  am  rechten,  bald  am  linken,  bald  an  beiden  Ventrikeln,  vorzugsweise  im  Epicard  der  Herz- 
aurikeln  und  sind  von  lebhaft  rother  Farbe.  Ihrer  Form  und  Reichlichkeit  nach  sieht  das  Epicard  oft  wie  mit 
kleinen  Blutspritzern  bespritzt  aus.  Ebenso  ist  das  Pericard  ungemein  häufig  der  Sitz  von  ebensolchen 
gruppirten  Ecch\'mosen,  namentlich  an  seiner  visceralen  Seite. 

Die  pcricardiale  Flüssigkeit  erwies  sich  in  der  Regel  etwas  vermehrt.  Zahlreiche  von  diesen  Eccliy- 
m  iscn  haben  wir  zur  histologischen  Untersuchung  verwendet  und  regelmässig,  wenn  sie  auch  noch  so 
klein  waren,  reichliche  Pestbacillen  in  denselben  nachweisen  können.  Sie  gehören  zu  jenen  für  die  Pest 
charakteristischen  Blutungen,  die  in  grosser  Anzahl  und  in  den  verschiedensten  Organen  auftreten,  meist 
sehr  klein  sind  und  nur  ausnahmsweise  zu  grösseren  confluiren.  Sie  sind  sicherlich  nicht  lange  Zeit  vor 
dem  Tode  entstanden,  wie  man  ja  dies  klinisch  direct  an  den  Blutungen  der  Haut  oder  Conjunctiva  nach- 
weisen kann.  Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  dieselben  die  Bedeutung  \-on  embolischen  Blutungen 
haben,  ganz  ähnlich  wie  bei  Milzbrand,  wenn  auch  der  eigentliche  obturirende  Pfropf  oder  Embolus  fehlt. 
Ihr  Zustandekommen  ist  aber  immer  an  die  Anwesenheit  von  mehr  oder  weniger  zahlreichen  Bacterien  im 
Blute  gebunden,  durch  deren  directe  Giftwirkung,  welche  an  die  Bacterienleiber  selbst  gebunden  zu  sein 
scheint,  die  Capillarwände  schwer  geschädigt  und  so  die  Blutungen  erzeugt  werden.  Wir  werden  auf  die- 
selben noch  bei  anderer  Gelegenheit  zurückkommen. 

Eine  echte  Pestendocarditis  haben  wir  in  keinem  Falle  constatiren  können.  Wir  sahen  unter  den 
44  Fällen  überhaupt  nur  einmal  Vegetationen  oder  Excrescenzen  an  der  Bicuspidalklappe  (18/XLVIII).  Es 
handelte  sich  überdies  um  eine  Mischinfection.  Die  histologische  Untersuchung  ergab  ein  vollständiges 
Fehlen  von  Bacterien  der  zumeist  aus  Fibrin  und  Leukocyten  bestehenden  endocarditischen  Massen,  so 
dass  es  sich  wohl  eher  um  einfache  Klappenthrnmben  als  um  wirkliche  Endocarditis  handelte. 

Die  Veränderungen  der  Capillaren  und  kleineren  Gefässe,  die  so  ungemein  häufig  und  charakteristisch 
für  die  Pest  sind,  wurden  schon  gelegentlich  der  Besprechung  der  primären  Bubonen  und  der  multiplen 
Milzherde  geschildert.  Da  sich  ähnliche  Veränderungen  in  den  primären  Pestpneumonien  und  in  manchen 
Pestnieren  vorfinden,  wird  bei  Besprechung  der  betreffenden  Organe  Gelegenheit  sein,  auf  dieselben  zurück- 
zukommen. Hier  sollen  nur  die  Veränderungen  grösserer  Gefässe  eingehender  abgehandelt  werden. 

Wie  schon  bei  den  primären  Bubonen  erwähnt  wurde,  finden  sich  in  der  Wand  der  zugehörigen 
grossen  Venenstämme  fast  regelmässig  sehr  zahlreiche  Blutungen,  die  der  aufgeschnitte- 
nen Vene  ein  ganz  eigenartiges  Bild  verleihen  und  bei  keiner  anderen  Erkrankung 
beschrieben  wurden.  Sie  sind  charakteristisch  für  den  Sitz  des  primären  Bubo,  indem  sie  sich  immer 
in  der  Umgebung  desselben  vorfinden  und  nur  ausnahmsweise  an  anderen  Stellen  des  Körpers. 

Es  kommen  daher  zunächst  die  Venae  jugulares,  axillares  und  femorales  in  Betracht.  Im  aufgeschnit- 
tenen Zustande  sieht  man  die  Venenwand  von  zahllosen  lebhaft  blutrothen  oder  schwarzrothen  Hämor- 
rhagien  durchsetzt,  die,  je  näher  dem  primären  Bubo,  umso  grösser  sind,  indem  sie  hier  reichlich  confiuiren. 
Häufig  ist  ja  die  Venenwand  ganz  starr  eingescheidet  von  dem  hämorrhagischen  Exsudat,  das  die  Um- 
gebung der  ebenso  infiltrirten  Lymphdrüse  durchsetzt.  Je  weiter  centripetalwärts,  umso  kleiner  werden  die 
Blutungen,  die  nun  ganz  isolirt  sich  von  der  lichten  Intima  scharf  abheben. 

Man  finaet  solche  Blutungen  in  weiten  Strecken  der  Venenwand,  zum  Beispiel  xon  einem  primären 
inguinalen  Bubo  ausgehend  in  der  Wand  der  unteren  Hohlvene  bis  hinaufreichend  ans  Zwerchfell  (\ergl. 
Tafel  \'II,  Fig.  2).  Ihr  Zustandekommen  muss  zunächst  aus  dem  Befunde  des  reichlichen  hämorrhagisch- 
ödematösen  Ergusses  erklärt  werden,  der  sich  vom  primären  Bubo  aus  in  dessen  Umgebung  ergiesst. 
Derselbe  findet  seinen  natürlichen  Weg  in  den  Gefässscheiden,  dringt  in  die  .Ad\entitia  der  grossen  Gefässe, 
.besonders  der  Venen,  ein  und  durchsetzt  ebenso  die  Media. 

Auf  mikroskopischen  Präparaten  konnten  wir  nur  mit  Sicherheit  nachweisen,  dass  auch  ein  Durch- 
bruch durch  die  Intima  erfolgt,   so  dass  sich  die    bald   mehr  bald   weniger  bacillenreichen   Blutmassen    ins 

69» 


534  //.  AI  hl- cell  t  und  A.  Glioii, 

Vcnenkimcn  crgiessen.  (jcvviss  ist  hierdurch  eine  Möglichkeit  gegeben,  dass  grosse  Mengen  von  Pest- 
bacillen  in  den  Kreislauf  gelangen.  Ob  dies  aber  nicht  erst  kurze  Zeit  vor  dem  Tode  oder  vielleicht  erst 
agonal  geschieht,  vermag  nicht  entschieden  zu  werden.  .Abei'  die  t^ntstehung  dieser  Blutungen  kann  nicht 
allein  so  erklärt  werden,  dass  sie  durch  die  \'on  Aussen  her  andringenden  Blutmassen  erzeugt  wei'den. 
Dagegen  spricht  der  Befund  von  ganz  kleinen,  distinct  unter  der  intima  sitzenden  Blutimgen,  die  sich  oft 
in  relativ  weiter  Entfernung  vom  primären  Bubo  finden,  ohne  anderweitige  hämorrhagische  Infiltration.  Zu 
ihrer  Erklärung  muss  auf  das  sulzige  Ödem  hingewiesen  werden,  das  zumeist  die  längs  der  grossen  Gefässe 
angeordneten  primären  Bubonen  umscheidet  und  ebenfalls  in  die  Schichten  der  Venenwand  eindringt. 
Die  mit  demselben  eindringenden  Pestbacillen  selbst,  respective  ihre  Giftstoffe  führen  zu  Blutungen  der  Vasa 
vasorum,  die  dann  unter  der  Intima  sichtbar  werden.  Nur  in  einem  ganz  singulär  dastehenden  Falle  (38/LI) 
fanden  wir  beim  Bestände  eines  inguinalen  Bubo  zahllose  punktförmige  Blutungen  in  der  Wand  der  Leber- 
venen und  ihrer  Verzweigungen,  ohne  dass  wir  dieselben  auch  in  den  Pfortaderästen  nachweisen  konnten. 
Derselbe  Fall  ist  ausgezeichnet  durch  grossen  Reichthum  Non  Pestbacillen  in  Blut  und  Milz  und  es  erscheint 
daher  die  Annahme  gerechtfertigt,  dass  diese  Blutungen  von  den  Vasa  vasorum  aus  auf  metastatisch- 
embolischem  Wege  entstanden  seien,  geradeso  wie  die  zahlreichen  anderen,  welche  sich  in  diesem  Falle  an 
anderen  Stellen  fanden. 

Histologisch  sieht  man  bei  ausgedehnteren  Blutimgen  die  einzelnen  Schichten  der  Venenwand  \iin  den 
ausgetretenen  Blutmassen  auseinandergeworfen,  so  dass  die  einzelnen  Bindegewebs-  oder  Muskelbündel 
ganz  isolirt  sind.  Das  Endothel  ist  vielfach  in  Folge  der  hereinbrechenden  Blutma.ssen  abgehoben  oder  ganz 
verloren  gegangen  und  überall  sind  Haufen  von  Pestbacillen  nachweisbar.  In  seltenen  Fällen  sieht  man 
auch  in  den  entsprechenden  Venen  der  dem  Sitz  des  primären  Tumor  entgegengesetzten  .Seite  Blutungen. 
Doch  stehen  sie  immer  an  Keichlichkeit  gegenüber  denen  der  anderen  Seite  zurück.  Man  lindet  solche  dann, 
wenn  auch  die  Lymphdrüsen  der  anderen  Körperhälfte  starke  Veränderungen  primärer  Bubonen  zweiter 
Ordnung  zeigen.  Es  sind  ja  diese  Venenblutungen  im  Allgemeinen  nur  ein  Zeichen  sehr  weit  vorge- 
schrittener Veränderungen  im  Bereiche  einer  Lymphdrüsengruppe. 

Geradeso  wie  sich  überhaupt  der  primäre  Bubo  in  erster  Linie  nur  graduell  von  den  übrigen  Bubonen 
unterscheidet,  so  sind  auch  die  für  einen  solchen  häutig  diagnostisch  \er\vcrthbaren  Venenhlutungen  nin- 
der  Ausdruck  der  bis  zum  höchsten  Grade  \-orgeschrittenen  Zerstörung  im  Bereiche  der  als  primären  Bubo 
zu  bezeichnenden  Lymphdrüsengruppe.  Dass  man  solche  Blutungen  nie  in  der  Wand  der  Arterien  findet, 
dafür  ist  die  Ursache  wohl  in  der  auch  bei  vielen  anderen  Processen  zu  beobachtenden  grösseren  Wider- 
standsfähigkeit der  Wand  zu  suchen. 


8.  Respirationsorgane. 

Über  Veränderungen  im  Bereiche  der  Nasenhöhle  und  ihrer  Nebenh()hlcn  konnten  wir  aus  äusseren 
Gründen  keine  genügenden  Erfahrungen  sammeln,  indem  es  nämlich  nicht  anging,  dieselben  in  einer  zum 
Studium  geeigneten  Weise  zu  eröffnen.  Wir  haben  dieselben  ohne  besonderen  Befund  nur  in  einem  Falle 
genauer  untersuchen  können. 

Wie  bei  den  meisten  acuten  Infectionskrankheiten,  zeigte  zumeist  die  Schleimhaut  des  Larynx,  der 
Trachea  und  der  grossen  Bronchien  die  Zeichen  mehr  oder  weniger  hochgradigen 
Katarrhs.  Häufig  fanden  wir  beträchtliche  Röthung  und  Schwellung  derselben  und  zäh-schleimiges, 
oft  eiteriges  Secret.  Auch  einzelne  oder  sehr  zahlreiche  hirsekorn- bis  linsengrosse  Blutungen  fanden 
wir  zu  wiederholten  Malen,  und  zwar  entweder  ziemlich  gleichmässig  im  Larynx  (besonders  an  den  Stimm- 
bändern), Trachea  und  Bronchien  oder  auf  das  eine  oder  andere  Gebiet  beschränkt. 

Wie  überhaupt  bei  der  Pest  fast  alle  in  die  Schleimhäute  eingeschalteten  Lymphknoten  oder  -P'ollikel 
stärker  oder  schwächer  ausgebildete  Veränderungen  zeigen,  so  waren  auch  in  einzelnen  Fällen  die 
Follikel  an  der  hinteren  F'läche  der  Epiglottis,  auch  sogar  in  der  Trachea  deutlich 
geschwollen  und  \'on  einzelnen  Blutungen  diuxhsetzt. 


Bciilcitpcst.  IL  Piitliologisch-aiialomischcy  Bericht.  535 

Die  schwersten  \'erändcrungen  spielen  sich  aber  am  Aditus  laryngis  ab  und  bestehen 
in  einem  so  mächtig  entwickelten  acuten  Glottisödem,  das  den  Tod  durch  Suftocation  in  zahlreichen  Fällen 
veranlasst  (\-ergi.  Tafel  VI,  Fig.  1).  Es  findet  sich  nie  isolirt,  sondern  immer  nur  als  Theilerscheinung  bei 
schwerer  Atlection  der  Halslymphdrüsen  oder  der  Tonsillen  imd  ist  als  Ausdruck  der  hochgradigen 
ödematiisen  Durchtränkung  des  Bindegewebes  in  der  Umgebung  eines  Bubo  zu  betrachten.  So  kommt  es, 
dass  dasselbe  auch  einseitig  nur  eine  Plica  arj'epiglottica  befallen  kann.  In  hochgradigen  Fällen  aber 
erstreckte  es  sich  von  der  Epiglottis  und  beiden  Plicae  ary  epiglotticae  aus  bis  hinein  in  das  Kehlkopfinnere, 
so  dass  es  zu  förmlichem  Prolaps  des  Sinus  iMorgagni  kam,  und  dass  es  sich  noch  auf  die  Stimmbänder 
erstreckte.  Es  sieht  ebenso  gelblich-sulzig  aus  wie  das  Ödem  in  der  Umgebung  eines  primären  Bubo  und 
h;it  auch  dieselbe  erzitternde  Beschaffenheit. 

Ein  solch  hochgradiges  Glottisödem  findet  sich  aber  nicht  nur  bei  primären  Halsbubonen,  sondern  auch 
dann,  wenn  die  Halslymphdrüsen  oder  die  Tonsillen  erst  secundär  verändert  sind  (vergl.  Capitel  über  die 
Verdauungsorgane  p.  313). 

Im  histologischen  Bilde  zeigt  sich  das  Ödem  als  bald  homogen,  bald  fein  granulirt  geronnene  Massen, 
welchen  Leukocyten  und  zahlreiche  rothe  Blutkörperchen  beigemengt  sind.  Wo  die  hämorrhagische 
Beimengung  reichlicher  ist,  finden  sich  auch  zahllose  Pestbacillen. 

In  einem  Falle  (1/IX)  konnten  wir  massenhaftes  Durchwandern  von  Pestbacillen  durch 
das  intacte  Epithel  der  ödematösen  Plica  aryepigiottica  nachweisen  und  in  einem  anderen 
('.il/lV')  war  es  zur  oberflächlichen,  nekrosirenden  Entzündung  derselben  gekommen  unter  dem  Einflüsse 
massenhafter  Pestbacillen  im  Blute  der  oberflächlichen  Capillarschlingen.  Zugleich  konnten  wir  hier  den 
Einbrach  der  Staphylococcen  von  diesen  Geschwüren  aus  mit  Sicherheit  nachweisen ,  welche  eine 
Secundärinfection  veranlasst  hatten. 

Wie  fast  an  allen  serösen  Häuten,  so  finden  sich  bei  der  Pest  auch  an  der  Pleura  zahlreiche  Ecchy- 
mosen.  Dieselben  können  in  irgend  einem  Antheile  derselben  in  wechselnder  Menge  und  Grösse  sitzen,  oft 
finden  sie  sich  zahllos  an  der  Pleura  xdsceralis  und  parietalis  ziemlich  gleichmässig,  ungefähr  linsengross. 
Dabei  ist  die  Pleura  selbst  unverändert,  glatt  und  glänzend,  ohne  dass  sich  ein  besonders  reichlich  \-er- 
mehrtes  Transsudat  in  den  Pleurahöhlen  findet.  Sind  aber  Pneumonien  vorhanden,  so  zeigt  sie  dieselben 
Begleiterscheinungen  des  entzündlichen  Lungenprocesses  wie  gewöhnlich,  nämlich  frische  fibrinöse 
Pleuritis  mit  zahlreichen  kleinsten  Blutaustritten. 

Was  die  Lungen  selbst  anbelangt,  so  erschienen  dieselben  immer  ziemlich  gleichmässig  hyper- 
ämisch,  neben  starker  Ausbildung  von  einfacher  Hypostase  in  den  hinteren  Lungenpartien.  Daselbst  fanden 
wir  auch  stets  den  Befund  von  reichlichem  acuten  Lungenödem,  das  aber  in  den  übrigen  Lungenantheilen 
in  sehr  wechselnder  Reichlichkeit  vorhanden  war.  Manchmal  waren  die  Lungen  am  Durchschnitte  eher 
trockener  als  stärker  durchfeuchtet.  Isolirte  Blutungen  ins  Lungengewebc  haben  wir  nur  selten,  und  dann 
nur  in  geringem  Umfange  beobachtet. 

In  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen  fanden  wir  pneumonische  Herde  in  den  Lungen,  die  schon  makro- 
skopisch ein  ganz  speciflsches  Aussehen  zeigten,  aber  in  ihrer  anatomischen  Form  wesenfiiche  Unterschiede 
darboten. 

Auf  Grund  dieser  gleich  zu  besprechenden,  unterscheidenden  Merkmale  müssen  wir  die  Pestpneumonien 
in  primäre  und  secundäre  Pneumonien  eintheilen,  und  unter  den  letzteren  wiederum  die  rein 
metastatisch-embolischen  von  den  durch  Aspiration  oder  durch  Aspirationsbronchitis  ent- 
standenen trennen.  Gleichzeitig  sei  erwähnt,  dass  sich  im  einzelnen  Falle  eine  exactc  Trennung  der  beiden 
letztgenannten  Formen  nicht  immer  wird  durchführen  lassen,  wie  dies  ja  auch  für  andere  Proccsse 
bekannt  ist. 

Die  primäre  Pestpneumonie  stellt  eine  tj'pische  confluircnde  Lobulär-  oder  Broncho- 
pneumonie vor,  die  entweder  einen  einzelnen  Lungenlappen  oder  mehrere,  auch  bilateral,  oder  eine  ganze 
Lunge  befällt.  Auf  der  Schnittfiäche  kann  man  in  der  Regel  noch  die  Confiuenz  der  einzelnen  intiltrirten 
Lobuli   nachweisen,   indem   sie  sich   noch   etwas  von   einander  abgrenzen.  Zumeist  sind  es  die  mehr  nach 


536  //.  Albrcchl  iiiid  A.  Choii, 

hinten  gelegenen  I'artien  des  I.ungengewebes,  die  von  der  Entzündung  ergririen  sind.  Die  secundären, 
metastatisch-embolisehen  Pneumonien  sind,  wie  solehe  ülieriiaupt,  vor  Allem  dureh  ilnre 
iMultiplicitäl  und  ihren  peripheren  Sitz  charakterisirt.  Sie  linden  sich  zerstreut  in  beiden  Lungen 
und  haben,  ihrer  Ent.stehung  entsprechend,  manchmal  ganz  infarctähnliche  Form.  Immer  sind  sie  von  dem 
lui'tliältigen  Lungengewebe  scharf  abgegrenzt  und  wölben  sich  knotenartig  über  die  Lungenobernäche 
\-or.  Die  einzelnen  Herde  sind  bald  nur  hanfkorn-,  bald  wallnussgross. 

Was  nun  die  durch  den  Pestbacillus  meist  nicht  allein,  sondern  auch  verschiedene  andere  Mikro- 
organismen erzeugten  Aspirationspneumonien  belangt,  so  stellen  sie  einzelne  bronchopueumonische 
Herde  vor,  die  immer  in  atelektatisch  coUabirtem  Lungenparenchym  ihren  Sitz  haben,  und  zwar  haupt- 
sächlich in  den  mehr  abhängigen  Partien  der  Lungenunterlappen.  Daneben  ist  immer  auch  eine  intensive, 
meist  eiterige  Bronchitis  vorhanden. 

Wir  fanden  sie  immer  dann,  wenn  schwere,  n  e  k  r o  t i  s  c  h  -  d  i  p  h  t  h  e  r i  t i  s  c  h  e  E  n  t  z  ü  n  d  u  n  g c  n  d  e  r 
Tonsillen  und  Follikel  am  Zungengrunde  oder  Pharynx  gleichzeitig  vorhanden  waren. 
Es  kann  wohl  kaum  einem  Zweifel  begegnen,  dass  ihre  Entstehung  auf  Aspiration  des  bacillenreichen 
Secretes  derselben  zu  beziehen  ist,  welche  die  intensive  Bronchitis  veranlasste.  Dass  dies  erst  ganz  kurze 
Zeit  vor  dem  Tode  eventuell  in  lang  dauernder  Agone  geschehen  sein  muss,  dafür  spricht  die  anatomische 
frische  Form  und  die  geringe  Ausbreitung  derselben. 

Schon  im  Vorstehenden  wurde  bemerkt,  dass  die  Pestpneumonien,  sowohl  die  primären  wie 
die  secundären,  ein  recht  charakteristisches  und  in  dem  Sinne  specifisches  Aussehen 
haben,  als  das  feinere  anatomische  Bild  keiner  anderen  uns  bekannten  entzündlichen 
Erkrankung  der  Lunge  gleicht.  Schon  von  aussen  an  der  Pleura  fällt  die  eigenthümliche  Zeichnung 
und  Farbe  solcher  Herde  auf  Zunächst  ist  die  Pleura  entweder  einfach  leicht  getrübt,  lebhaft  roth  injicirt 
und  \'on  zahlreichen  kleinen  Blutungen  gesprenkelt,  oder  \on  einer  gelblichen,  fibrinösen  Exsudatmembran 
bedeckt  oder  durchsetzt.  Diese  frische  Pleuritis  gehört  wie  bei  jeder  Pneumonie  zu  den  regelmässigen 
Theilerscheinungen  des  entzündlichen  Processes  (vergl.  Tafel  VII,  Fig.  1). 

Durch  die  Pleura  hindurch  sieht  man  nun  eine  feine,  gelbe  und  rothe  Sprenkelung  oder  Fleckung,  inilcm 
zahlreiche  gelbe  Knötchen  oder  Streifen  auf  einem  lebhaft  rothen  Grunde  stehen.  Das  Bild  gleicht  vollständig 
demjenigen,  das  man  bei  vielen  bacillenreichen  Lymphdrüsen  antrifft.  Es  kommt  vor  Allem  dadurch  zu 
Stande,  dass,  wie  mikroskopische  Schnitte  lehren,  die  erweiterten  Alveolen  fast  nur  von  en(.>rmen 
Bacillenmassen  oder  von  Blut  erfüllt  sind;  ein  ähnliches,  mei.st  vermischt  gelbrothes  Colorit  besitzt  die 
Schnittfläche,  die  wie  feinst  chagrinirt,  nie  wirklich  granulirt  aussieht  und  reichlichen  etwas  visciden  Saft 
gibt.  Weiterhin  sind  die  metastatischen  Pestherde  der  Lunge  von  einem  hämorrhagischen  Hof  umgeben,  in 
dessen  Umgebung  das  Lungengewebe  von  reichlichem  Ödem  durchsezt  ist.  Ebenso  eigenthümlich  ist  das 
histologische  Bild.  Wie  schon  bemerkt,  ist  dasselbe  durch  den  ganz  enormen  Bacillenreichthum  ausge- 
zeichnet, so  dass  in  den  oft  sehr  stark  erweiterten  Alveolen  ausser  denselben  nur  sehr  wenig  Exsudat, 
bestehend  in  homogen  geronnener  Ödemflüssigkeit,  rothen  und  verhältnissmässig  spärlichen  weissen  Blut- 
zellen zu  finden  ist. 

Sehr  eigenartig  sind  die  Veränderungen  an  den  Alveolarsepta,  und  zwar  sowohl  bei  den  primären,  als 
auch  bei  den  secundären  Pneumonien.  Dieselben  sind  ganz  auffallend  verbreitert  und  umgewandelt  in  ein 
stark  glänzendes  Balkenwerk,  das  manchmal  gröber  ist,  manchmal  mehr  fädig  aussieht  und  sich  mit 
Eosin  gut  färbt.  Zwischen  den  Balken  eingeschlossen  finden  sich  spärliche  Zellen  oder  Zellkerne  oder 
rothe  Blutkörperchen;  so  sind  die  Ah'eolarsepta  in  dicke  Stränge  umgewandelt,  die  weiters  eingesäumt 
werden  von  ganz  dicht  stehenden,  kleinen  und  kleinsten  Körnchen  und  von  Zellkernen  unregelmässiger 
oder  birnförmiger,  spermatozoenähnlicher  Gestalt  (vergl.  Tafel  XII,  Fig.  1  und  2). 

Die  völlige  Übereinstimmung  mit  den  Veränderungen  an  den  Gelassen  primärer  Bubonen  und  mit  den 
multiplen  Milzherden  ist  auf  den  ersten  Blick  ex'ident.  Auch  hier  kummt  es  unter  der  Wirkung  der  massen- 
haft in  den  Ah'eolen  angesammelten  Pestbacillen  zu  dieser  eigenthümlichen  Gerinnung,  respective  Coagu- 
lation  des  Gewebssaftes  und  der  zelligen  Elemente  der  Alveolarsepta  und  Gefässwände   zugleich   mit  einem 


Bciilc-ii/\'s/.  II.  Paflwlogisch-auatomischer  Bericht.  537 

Coagulationsvorgangc  im  Rlute  der  Oefässe.  Auch  diese  feineren  oder  gröberen  Balivcn,  die  so  entstehen, 
geben  niclit  die  Weigert'sche  Fibrinfärbungsreaction. 

Neben  diesen  entschieden  als  nekrosirend  aufzufassenden  N'eränderungcn  der  Alxeolarsepta  kommt 
es  aber  auch  stellenweise  zum  vollständigen  Schwunde  derselben,  so  dass  nur  mehr  spornartige  Reste  der- 
selben übrig  bleiben.  Auch  die  BrDnchidJen  sind  stark  erweitert  und  mit  enormen  Hacillcnmassen  angeIXillt, 
die  sich  auch  in  den  grossen  Bronchien  ebenso  reichlich  vorfinden  und  natüi^lich  auch  in  die  Aussenwelt 
expectorirt  werden.  Aber  überall  fehlt  eine  fibrinöse  P^xsudation  fast  vollständig,  nur  hie  und  da  finden  sich 
sehr  spärliche  Fibrinnetze.  Auch  auf  den  Deckglaspräparaten  und  den  Aussaaten  aus  Pestpneumonien  tritt 
die  geradezu  erstaunliche  Reichlichkeit  der  Pestbacillen  zu  Tage  (vergl.  Tafel  XIII,  Fig.  3).  Wir  fanden  sie 
bei  den  primären  Pestpneumonien  zweimal  in  Reincultur  und  einmal  untermengt  mit  spärlichen  Diplo- 
coccen  (Diplococcus  pneumoniae),  bei  den  metastatischen  Pestherden  nur  einmal  in  Reincultur  und  dreimal 
untermengt  mit  ebenfalls  nicht  reichlichen  Diplococcen.  Dass  wir  in  den  aus  Aspiration  her\-orgegangenen 
pneumonischen  Herden  immer  ein  Gemenge  verschiedener  Bacterien  fanden,  ist  selbstverständlich. 

Was  die  Reichlichkeit  des  Vorkommens  durch  den  Pestbacillus  bedingter  pneumonischer  Herde  bei  der 
Pest  überhaupt  betrifft,  so  fanden  wir  solche  unter  den  44  acut  \-erlaufenen  Fällen  neunmiil,  und  zwar  drei- 
mal piimäre  Pestpneumonien,  \-iernial  metastatische  oder  secundäre  und  zweimal  Aspirationspneumonien,  bei 
welchen  wir  den  Pestbacillus  reichlich  nachweisen  konnten.  Die  metastatischen  Pestherde  in  der  Lunge 
sind  daher  ein  ziemlich  seltenes  \'orkommniss,  wenn  man  bedenkt,  dass  zweifellos  häufig  mehrere  Tage 
vor  dem  Tode  der  Blutkreislauf  entweder  nur  vorübergehend  oder  bleibend  \on  Pestbacillen  überschwemmt 
wird. 

Aber  auch  in  den  übrigen  Organen,  z.  B.  Leber  und  Niere,  sind  metastatische  Pestherde  nicht  gerade 
häufig,  was  nach  unserer  ganzen  Auffassung  der  Pest  nur  dadurch  erklärlich  wird,  wenn  man  annimmt,  dass 
eben  der  Pestbacillus  sein  bestes  Nährsubstrat  im  Labyrinth  der  feinsten  Lymphwege 
des  adenoiden  Gewebes  findet,  während  die  Gewebssäfte  der  übrigen  Organe  für  seine  Weiter- 
entwicklung und  sein  Zerstörungswerk  entschieden  weniger  geeignet  erscheinen.  In  diesen  kommt  es  vor 
allem  Anderen  zu  multiplen  Hänn  irrhagien.  in  den  verschiedenen  Lymphdrüsen  und  -Knoten  regelmässig  zur 
Bildung  von  Bubonen. 

Was  endlich  den  In fectionsmodus  der  primären  Pestpneumonien  betrifft,  so  müssen  wir  uns 
dieselben  als  auf  dem  Wege  einer  durch  Inhalation  des  Pestvirus  erzeugten  Bronchitis 
—  wie  ja  auch  bei  anderen  Pneumonien  —  entstanden  \-orsteIlen,  da  wir  keinen  Anhaltspunkt  dafür  haben, 
dass  dieselben  durch  eine  primäre  Blutinfection  bedingt  seien. 

Auch  unsere  diesbezüglichen  Thierversuche,  die  an  anderer  Stelle  berichtet  werden  sollen,  fielen  immer 
negati\-  aus,  indem  wir  nie  durch  intravenöse  Injection  von  Pestbacillen  Pestpneumonien  erzeugen  konnten. 

Zu  erwähnen  wäre  ferner,  dass  die  bronchialen  Lymphdrüsen  bei  den  von  uns  beobachteten 
primären  Pestpneumonien  immer  entsprechend  verändert  waren  und  sich  durch  grossen  Bacillen- 
reichthum  auszeichneten. 

In  anderen  Fällen  fanden  wir  aber  auch  pneumonische  Infiltrate  in  den  Lungen,  in  welchen  wir  keine 
Pestbacillen,  sondern  andere  Mikroorganismen  als  Erreger  nachweisen  konnten,  \'or  Allem  den  Diplococcus 
pneumoniae.  Diese  lobulären  Bronchopneumonien,  die  sich  schon  in  ihrem  Aussehen  \-on  den  Pestherden 
unterschieden,  haben,  wenn  sie  ausgedehnter  sind,  für  den  einzelnen  Fall  mitunter  die  Bedeutung,  dass  sie 
als  unmittelbare  Todesursache  zu  gelten  haben  (wie  im  Falle  33/XXXII).  Es  tritt  gleichsam  schneller  der 
Tod  ein,  be\-or  es  zur  Überschwemmung  des  Organismus  mit  Pestbacillen  kommt,  und  so  wird  deren  h'ehlen 
im  Blute  und  in  der  Milz  erklärlich. 

Den  besprochenen  Veränderungen  der  Lunge  gemäss  wird  das  Sputum  sich  hinsichtlich  der  Anwesen- 
heit der  Pesterreger  und  hinsichtlich  ihrer  Zahl  verschieden  verhalten.  Die  grosse  praktische  Wichtig- 
keit, die  das  Sputum  deshalb  einerseits  für  die  Diagnose  gewisser  Fälle,  andererseits  für 
die  W'eitervcrbreitung  der  Krankheit  haben  k  an  n,  erfordert  es,  auf  unsere  diesbezüglichen  Unter- 
suchungen näher  einzugehen. 


538  H.  Albrcchf  und  A.  Glion, 

Was  zunächst  die  Fälle  der  primären  Pestpneumonicn  anbelangt,  so  ist  es  vollkommen  klar,  dass  das 
Sputum  solcher  I-'älle,  so  lange  die  Pneumonie  besteht,  wegen  der  stets  enormen  Mengen  von  Pestbacillcn, 
die  sich  in  solchen  Pneumonien  linden,  was  wir  sovvuhl  durch  unsere  bacleriologischen,  als  aucli  histcilo- 
gischen  Untersuchungen  gezeigt  haben,  auch  immer  sehr  reich  an  Pestkcimen  sein  muss. 

Wir  haben  das  Sputum  sechs  solcher  Fälle  untersucht,  und  zwar  tlicils  cuUurcll  allein,  theils  auch  noch 
mikroskopisch.  Es  erscheint  wichtig,  gerade  diesen  Punkt  zu  betonen,  da  bei  der  ausschliesslichen  cultu- 
rellen  Untersuchung  der  Nachweis  des  Pesterregers,  zumal  wenn  dieselbe  nicht  in  entsprechender  Weise 
erfolgt,  trotz  relati\-  reichlicher  Anwesenheit  entgehen  kann. 

Das  gleichzeitige  Vorhandensein  von  anderen  Bacterien,  theils  im  Sputum  selbst  oder  theils  durch  den 
stets  beigemengten  Mundspeichel  bedingt,  verhindert  oft  das  Angehen  der  Pestkeime,  eine  Thatsachc,  auf 
die  wir  noch  im  dritten  Theile  unseres  Berichtes  zurückkommen  werden. 

Unter  diesen  sechs  Fällen  befinden  sich  die  vier  Fälle  primärer  Pestpneumonic,  die  auch  im  heiliegenden 
Blutprotokolle  verzeichnet  erscheinen  ((35,  102,  103  und  114),  von  denen  der  Fall  (35  secirt  wurde  (Sections- 
protokoU  40/XXXIII),  ferner  zwei  Fälle,  die  sich  nicht  im  Blutprotokolle  vorfinden,  von  denen  der  eine 
ebenfalls  zur  Section  kam  (Sectionsprotokoll  41/XLIII),  der  andere  am  letzten  Tage  unserer  Spitalsthätigkeit 
im  moribunden  Zustande  eingeliefert  wurde  und  gleich  darauf  starb,  vom  Kliniker  jedoch  als  echte  primäre 
Pestpneumonic  mit  Sicherheit  diagnosticirt  war.  In  diesem  Falle,  sowie  in  dem  Falle  102  zeigte  Deckglas 
und  Cultur  übereinstimmend  reichlich  Pestkeime,  im  Falle  114  Hess  nur  das  mikroskopische  Präparat  und 
der  Thierversuch  sehr  reichlich  Pestbacillen  nachweisen,  während  die  Cultur  versagte,  in  den  beiden  zur 
Section  gelangten  Fälle  ergab  die  Aussaat,  die  allein  für  die  Untersuchung  angewendet  wurde,  ein  reichlich 
positives  Ergebniss,  und  im  Falle  103,  in  dem  ebenfalls  keine  mikroskopische  Untersuchung  erfolgt  war, 
liess  die  Cultur  wegen  der  gleichzeitig  vorhandenen  Streptococcen-  und  Diplococcencolonien  den  Pest- 
bacillus  nicht  mehr  nachweisen.  Diesen  Ergebnissen  entsprechend,  käme  also  für  den  Nachweis  des  Pest- 
bacillus  im  Sputum  dem  Deckglaspräparate  in  erster  Linie  eine  besondere  Wichtigkeit  zu.  Dasselbe  zeigte 
auch  in  unseren  Fällen,  übereinstimmend  mit  den  Resultaten  Anderer,  immer  so  reichlich  Pestbacillen  \-on 
typischem  Aussehen,  dass  die  Diagnose  leicht  und  sicher  gemacht  werden  konnte.  Bei  Anwendung  des 
Culturverfahrens  ist  die  Plattenstrichmethode  dem  Aufstreichen  in  Eprouvetten  unbedingt  vorzuziehen.  Die 
beiden  culturell  negativen  Fälle  betrafen  Aussaaten  in  der  Eprouvette.  .-Xuf  die  Benützung  des  Thierversuches 
wollen  wir  im  dritten  Theile  des  Berichtes  eingehen. 

Ein  gleiches  Ergebniss  in  Betreff  des  Sputum  müssen  auch  die  metastatischen  Pestpneumonicn  zeigen. 
Wir  verfügen  über  drei  diesbezügliche  Sputumuntersuchungen.  Alle  drei  Fälle  finden  sich  auch  im  Blut- 
protokolle verzeichnet  (t)7,  122  und  130),  nur  ein  Fall  (130)  von  ihnen  gelangte  auch  zur  Section  (Sections- 
protokoll Nr.  18/XLVIII). 

Alle  drei  Hessen  reichlich  Pestbacillen  nachweisen,  und  zwar  die  Fälle  97  und  130  mikroskopisch  — 
die  C"ultur  versagte  bei  letzterem,  bei  ersterem  wurde  sie  nicht  gemacht  —  der  Fall  122  durch  die  Cultur. 
Ausser  diesen  positiven  Ergebnissen  verfügen  wir  unter  unseren  Sputumuntersuchungen  noch  über 
zwei  positive  Fälle,  die  weder  klinisch  noch  auch  durch  die  Section  pneumonische  Veränderungen  der 
Lungen  nachweisen  Hessen,  wohl  aber  reichliches  Lungenödem  und  schwere  Veränderungen  der  lympha- 
tischen Apparate  der  Mundrachenhöhle  zeigten.  In  dem  einen  dieser  Fälle  (Section  Nr.  6/XLVI)  zeigte  das 
Deckglaspräparat  des  einen  Tag  vor  dem  Tode  untersuchten  Sputums  sehr  reichlich  und  fast  ausschliesslich 
Pestbacillen,  in  dem  anderen  Falle  (Section  Nr.  19/XLIX)  weniger  reichlich. 

Dass  sich  im  Lungenödem  reichlich  Pestbacillen  vorfinden  kc3nnen,  kann  ims  nicht  Wunder  nehmen, 
wenn  man  die  schwere  Schädigung  der  Gefässwände  bei  der  Pest  berücksichtigt,  ebenso  nicht  das  \'or- 
handensein  von  Pestbacillen  im  Mund-  und  Rachensecrete  bei  schwereren,  namentlich  ulcerirenden  oder 
hämorrhagischen  Veränderungen  des  lymphatischen  Gewebes  und  der  Schleimhaut  der  Mundrachenhr)hle, 
Veränderungen,  die  sich  nach  unseren  Untersuchungsergebnissen  sehr  häufig  vorfinden,  theils  duich  das 
Pestvirus  allein  bedingt,  theils  durch  complicirende  Secundärinfectionen  mit  anderen  pathogenen 
Keimen.     Unsere    histologischen    Untersuchungen    haben    aber   gezeigt,    dass   auch    das    anscheinend 


Bi'iih'iijhsf.  11.  Piülich'oisch-atniloiiiischcr  Bericht.  530 

N'öllig  int  acte  Epithel  übei"  lieni  adenoiden  Gewehe  dieser  K()rpertiieile  dem  Pest- 
\-irus  t'feien  Durchtritt  gewährt,  eine  Thatsache,  die  beweist,  dass  sich  auch  bei  relativ- 
geringen X'eränderungen  dieser  Theile  —  wir  meinen  damit  die  reinen  secundären  Verände- 
rungen dieser  adenoiden  Gebilde  —  Festbacillcn  im  Mundsecrete  vorfinden  können.  W'ir 
werden  deshalb  jedem  die  Miindhcihle  passirenden  Secrete  bei  Pest  fällen  unsere 
besondere  Aufmerksamkeit  fi^ir  die  Frage  der  Übertragung  schenken  müssen,  wenn 
es  sich  nicht  um  einwandsfreie,  rein  local  gebliebene  Infectionen  einer  anderen  als  dieser  Kürper- 
region handelt.  Dass  auch  in  dieser  Frage  ein  inniger  Zusammenhang  mit  der  Art  des  Verlaufes 
jedes  Falles  besteht,  dass  sich  diesbezüglich  die  einzelnen  l'älle  \-erschieden  verhalten  werden,  ist  wolil 
selbst\'erständlich.  Die  .Auseinandersetzungen  über  unsere  .Auffassimg  xon  dei'  Pestinfection  erklären 
diese  \'erschiedenheiten. 


9.  Verdauungsorgane. 

Den  pathologisch-anatomischen  X'eränderungen  lIcs  Magendarmtractus  musste  besondere  Aufmerk- 
samkeit zugewendet  werden,  weil  die  so  oft  angeregte  Frage  zu  entscheiden  war,  ob  \-on  denselben  aus  eine 
Infection  durch  Pest  beim  Menschen  stattfindet,  eine  F'rage,  die  bisher  bald  in  entschieden  bejahendem, 
bald  in  ebenso  entschieden  x-erneinendem  .Sinne  beantwortet  worden  war.  Dieselbe  muss  aber  gerade  bei 
der  Pest  in  zwei  zerlegt  werden,  \-on  denen  sich  die  eine  auf  die  AUmdrachenhiihle  imd  den  Pharyn.x  bezieht, 
die  andere  auf  den  Magendarmcanal  im  engeren  Sinne. 

Was  zunächst  die  Veränderungen  der  Mundhöhle  betrifft,  so  zeigte  sich  deren  Schleimhaut  bald  mehr 
bald  weniger  cyanotisch,  oder  in  besonders  hämorrhagischen  Fällen  hochgradig  blutarm.  Blutungen  fanden 
wir  hie  und  da  in  der  Schleimhaut  der  Lippen,  der  Zunge,  des  harten  Gaumens  und  in  der  Zungen- 
musculatur,  besonders  häufig  in  der  Umgebung  der  Balgfollikel  an  der  Basis  derselben.  Bekanntlich  besitzen 
die  Indier  meistens  ein  sehr  wohlerhaltenes  Gebis.s,  cariöse  Zähne  gehiM-en  zu  den  Seltenheiten,  und  ebenso 
ist  das  Zahnfleisch  immer,  wenigstens  für  die  grob  anatomische  Untersuchung,  in  intactem  Zustande. 

Die  wichtigsten  Veränderungen  finden  sich  aber  an  den  Tonsillen  und  an  den  Lymph- 
follikeln  in  der  ganzen  Gegend  des  Isthmus  faucium.  In  einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  (32) 
zeigten  sie  mehr  oder  weniger  ausgesprochen  die  Erscheinungen  frischer  Entzündung,  die  allerdings  im 
Grade  ungemein  \-ei'schieden  waren. 

Es  soll  zunächst  auf  die  Frage  der  primären  oder  secundären  Infection  derselben  nicht  näher  ein- 
gegangen, sondern  nur  die  Form  dieser  Veränderungen  kurz  zusammengefasst  werden.  Häufig  findet 
man  nur  leichte  Schwellung  der  Tonsillen  mit  \'ergrösserung  derselben  und  lebhafter,  entzündlicher 
Riithung  der  Schleimhaut  nebst  zahlreichen  kleinen  Blutungen.  Auf  dem  Durchschnitte  sieht  man  dann  eine 
bald  gleichmässige,  bald  ungleichmässige,  graurothe,  medulläre  Schwellung  des  adenoiden  Gewebes  mit 
.grcssem  Saftreichthume.  Dies  kann  auch  nur  eine  Tonsille  allein  betreffen,  oder  man  sieht  an  der  Schleim- 
haut schon  jene  eigenthümliche  lichtgelbe  Verfärbung,  die  die  Anwesenheit  von  sehr  zahlreichen  Festbacillcn 
andeutet,  und  zahlreiche  kleine  Blutaustritte,  welche  die  charakteristische  Sprenkelung  hervorrufen.  Dabei 
ist  oft  die  Tonsille  von  einem  breiten  hämorrhagischen  Hof  eingesäumt,  der  in  das  reichliche,  die  Gaumen- 
bögen durchtränkende  Ödem  übergeht.  .Auch  auf  dem  Durchschnitte  sehen  solche  angeschwollene  Tonsillen 
genau  so  aus,  wie  Bubonen,  in  denen  der  Zerstörungspi-ocess  schon  \'orgeschritten  ist,  sie  zeigen  das 
charakteristische  gelbroth  gesprenkelte  Colorit. 

.Sehr  häufig  kommt  es  aber  auch  an  den  Tonsillen  zur  Geschwürsbildung,  wenn  der  Process  mit 
erhöhter  Intensität  und  längere  Zeit  andauert.  Sie  befinden  sich  dann  im  Zustande  diphtheritisch  nekro- 
.sirender  Entzündung,  die  zu  einer  gelblichen  Membran  umgew^andelte  Schleimhaut  haftet  nur  mehr  locker 
am  Grunde,  und  dort,  wo  sie  sich  bereits  abgelöst  hat,  ist  ein  bald  flaches,  bald  tiefgehendes  Geschwür 
gebildet,  das  \on  diphtheritisch  veränderten,  fetzig  und  wie  zerfressen  aussehenden  Rändern  begrenzt 
wird  und  in  dessen  Grunde  das  saftig-gelblich  intiltrirte  Gewebe  blossliegt.   Dieser  geschwürige  Zerfall  kann 

Denkschriften  der  malliem.-n.ilurw.  Cl.   I.XVI.  liil.  70 


Ö40  //.  Albrcchl  iitul  .1.  Clmu, 

eine  ganze  oder  beide  Tonsillen  ergreifen.  HaLitig  zeigen  gleichzeitig  ganz  ähnliche  \'er;inderungen  die 
Gruppen  der  LymphfoUikel  am  Zungengi-unde  und  an  der  hinteren  Pharynxwand.  Auch  hier  kann  man 
leicht  ihre  Pestinf'cction  schon  daran  erkennen,  dass  sie  bei  starker  Schwelhmg  die  lichlgelbe  Farbe  zeigen 
und  einen  lebhaft  rothen,  hämorrhagischen  Hof.  Besonders  an  der  Zungenbasis,  zu  beiden  Seiten  des  Liga- 
mentum giosso-epiglotticum  medium  treten  oft  mehrere  C'entimeter  im  Durchmesser  betragende  Plaques  zu 
Tage,  die  stark  prominent  und  aus  Contluenz  einzelner  l'"ollikel  entstanden  sind.  Auch  sie  sind  häufig 
geschwürig  zerfallen  (vergl.  Tafel  VI,  Kig.  ]). 

Ganz  analoge  V'eränderimgen  finden  sich  ferner  an  den  Follikeln  der  hinteren  Pharynxwand  oder 
beider  Sinus  piriformis  zur  Seite  der  Epiglottis  wie  auch  an  den  kleinen  Lymphfollikein  der  F.piglottis  selbst. 
Ks  ist  natürlich,  dass  auch  überall  hier  Geschwürsbildungen  x'orkommen  können. 

Wie  schon  bei  Besprechung  der  pathologischen  Veränderungen  des  Larynx  ei'wähnt,  tritt  sehr  häufig 
bei  so  schweren  X'eränderungen  an  dem  lymphatischen  Apparate  der  Schleimhäute  ein  reichliches  Ödem 
auf,  das  zu  acutem,  tödtlichen  Glottisödem  führt,  das  aber  nicht  nur  auf  die  Plicae  aryepigiotticae  beschränkt 
bleibt,  sondern  häufig  auch  die  Sinus  piriformis  zum  Verstreichen  bringt,  auf  Gaumenbögen  und  Zungen- 
gi'und  sich  fortsetzt  und  das  Zäpfchen  in  einen  dicken  Wulst  umwandelt.  Daneben  finden  sich  sehi- 
reichliche  Hämorrhagien,  besonders  im  weichen  Gaumen  und  in  dei-  hinteren  Pharynxwand.  Was  die 
sonstige  Beschaffenheit  der  Mund-  und  Kachenhöhlenschleimhaut  betrift't,  so  zeigt  die  Zunge  oft  dicken,  fuli- 
ginösen  Belag  und  die  Schleimhaut  des  Gaumens  und  des  Pharynx  Lockerung,  Schwellung  und  trübe 
RTithung  als  Zeichen  heftigen  Katarrhs. 

Alle  diese  im  Vorstehenden  kurz  zusammengefassten  Veränderungen  finden  sich  nun  sowohl  in  den 
Fällen,  wo  es  sich  zweifellos  nach  dem  ganzen  anatomischen  Befunde  um  eine  primäre  Halsinfection 
handelt,  als  auch  in  jenen,  wo  dieselben  beim  Bestehen  eines  typischen  primären  Bubo  an 
irgend  einer  anderen  Stelle  als  secundär  oder  m  etastatisch  aufzufassen  sind,  häufig  in  ganz  gleicher 
In-  und  Extensität.  Es  hat  dies  seine  Begründung  dann,  dass  beinahe  regelmässig  \'on  den  einmal  durch 
Pest  entzündlich  veränderten  Tonsillen  oder  Lymphfollikein  aus  der  Einbruch  anderer  pathogener 
Alikroni'ganismen  (Strepto-  oder  Diplococcen),  die  sich  ja  immer  imd  zahlreich  in  der  Mundrachenhrihle 
und  namentlicii  in  den  Balghöhlen  und  Pfröpten  der  Fonsillen  finden,  in  den  K'reislauf  erfolgt. 

Auf  Rechnung  dieser  dadurch  erzeugten,  zunächst  local  bleibenden  Secundärinfecti(in  kommt  nun 
sicherlich  eine  ganze  Reihe  xon  schweren  Gewebsläsionen,  die  das  Bild  \-erwischen  und  es  unmöglich 
machen,  gerade  in  dieser  Gegend  zwischen  primären  und  secundären  Veränderungen  zu  unterscheiden,  da 
ja  ganz  im  Allgemeinen  der  L-nterschied  zwischen  primären  imd  secundären  Buhonen  wenigstens  makro- 
skopisch nur  ein  gradueller  ist,  was  bereits  gelegentlich  dei-  Besprechung  der  Lymphdrüsen\-eränderungen 
her\'orgehoben  wurde. 

Es  erhellt  daraus,  dass  solche  Fälle  mit  schweren  Veränderungen  der  Halslymphdrüsen  oder  Rachen- 
organe nur  durch  den  Obductionsbefund  in  Bezug  auf  die  Eintrittspforte  der  Pesterreger  klar  gestellt  werden 
kömnen.  Findet  sich  dabei  an  einer  andei'en  Lymphdrüsengruppe  das  typische,  schwer  hämorrhagische  Bild 
des  primären  Bubo  mit  den  so  charakteiistischen  Veränderungen  in  dei'  Umgehung  imd  mit  dem  Befunde 
primärer  Bubonen  zweiter  Ordnung,  deren  Anordnung  und  Form  dem  Anatomen  den  Weg  der  Infection 
weisen,  so  müssen  die  Veränderungen  der  Halsorgane  als  secundäre  aufgefasst  werden. 

In  allen  solchen  Fällen  zeigte  die  bacteriologische  Untersuchung,  dass  es  sich  um  eine  Misch^,  respective 
Secundärinfection  handelte,  die,  \i)n  den  Halsorganen  ausgehend,  entweder  zur  allgemeinen  Blutinfection 
durch  einen  Strepto-,  Diplo-  odei-  Staphylococcus  geführt  hatte  oder  local,  auf  die  Halslymphdrüsen 
beschränkt  geblieben  war. 

In  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen  kl  muten  wir  histologisch  den  Einbruch  der  genannten  pathogenen 
Mikroorganismen  von  den  Tonsillen  oder  den  Balgfollikeln  aus  in  unzweifelhafter  Weise  nachweisen.  Aber 
die  Schnittpräparate  gaben  auch  noch  über  einen  anderen  Punkt  \olle  .Aufkläiimg,  nämlich  übei-  die  .Art  und 
Weise,  in  welcher  die  Erreger  der  Secundärinfection  ins  Gewebe  und  in  den  K'reislauf  gelangten.  Schon 
bei  der  kurzen  Schilderung  dei"  maki'oskopisch-anatomischen  Befunde    wurde    darauf  hingewiesen,  dass  bei 


Bciihiipcsl.  II.  I \i lli I il 1 1 i^i slIs -iiihtl (IUI i Silur  Hcriciü. 


b-ll 


Jen  angeschwollenen  (ider  gar  exulcerirten  'rnnsillcn  und  Balglollikeln  immer  das  exquisite  Bild  bacillen- 
reiclier  Peslinfection  nicht  nur  erhalten,  sondern  auch  besonders  charakteristisch  ausgeprägt  war.  Dem- 
entsprechend lehren  auch  die  Schnitte,  dass  immer  das  eigentliche  Zerstörungswerk  auf  Rechnung  von 
massenhaft  inliltrirenden  Pestbacillen  zu  setzen  ist,  zwischen  welche  \-on  der  nekrotischen  Epitheldecke 
oder  den  Balghöhlen  her  Schaaren  von  Coccen  eindringen,  die  dann  auch  zahlreich  in  den  abführenden 
l.N'mphgefässen  neben  spärlichen  Pestbacillen    oder    in  den  \erschiedenen  Häinorrhagien  zu  finden  sind. 

Dass  \'on  solchen  Ulcerationen  der  Tonsillen  und  Follikel  aus  zweifellos  häufig  und  reichlich  Pest- 
bacillen in  die  Mundhöhle  und  damit  in  die  Aussenwelt  gelangen,  wurde  schon  gelegentlich  der  Besprechung 
der  Veränderungen  im  Respiration.stractus  constatirt.  Konnten  wir  ja  .sogar  wiederholt  nachweisen,  dass  die 
Pestbacillen  das  noch  erhaltene  Plattenepithel  der  Tonsillen  in  reichlichen  Zügen  durchdringen  (vergl. 
Tafel  Xl\',  Pig.  ■_'). 

Es  sei  hier  auf  die  Ähnlichkeit  der  Pest  mit  anderen  acuten  hifectionskrankheiten  hingewiesen,  bei 
denen  es,  wie  z.  B.  bei  Scharlach,  Masern  und  Blattern,  zu  dem  bekannten  Bilde  der  secundär  diphtheriti- 
schen  Processe  des  Halses  kommt.  Ob  die  zur  Geschwürsbildung  an  den  adenoiden  Gebilden  führende 
Nekrose  bei  der  Pest  ausschliesslich  auf  Rechntmg  der  Pestbacillen  oder  nicht  auch  der  secundär  ein- 
gedrungenen Coccen  zu  setzen  ist,  kann  nicht  stricte  entschieden  werden  und  möge  daher  dahin  gestellt 
bleiben. 

Unter  den  zahlreichen  Fällen,  welche  entweder  Bubonen  der  submaxillaren  oder  cervicalen  Lymph- 
drüsen oder  mehr  weniger  hochgradige  Entzündungen  der  Tonsillen  zeigten,  sind  im  Protokolle  sechs  ver- 
zeichnet, bei  denen  eine  primäre  Halsinfection  angenommen  werden  musste.  \'ier  derselben  zeigen  mächtige 
Halsbubonen  und  ausserdem  Ulceration  an  den  Mandeln  oder  den  BalgfoUikeln  der  Zunge  oder  des  Phar^-nx. 
und  es  entstand  so  in  jedem  einzelnen  Falle  die  Frage,  ob  die  Infection  von  der  Haut  der  betreffenden  Hals- 
kopfseite oder  von  der  Mundrachenhöhle  aus  erfolgt  sei.  Es  ist  erklärlich,  dass  bei  den  vorgeschrittenen 
Veränderungen  diese  Frage  nicht  bestimmt  beantwortet  werden  konnte,  da  es  selbstredend  unmöglich  ist, 
zu  erkennen,  ob  die  Pfade  der  hifection  von  den  Tonsillen  zu  den  genannten  Lymphdrüsengruppen,  oder 
umgekehrt,  führen. 

Ausserdem  kamen  in  diesen  vier  Fällen  noch  die  Veränderungen  einer  erfolgten  Secundärinfecti(.)n 
hinzu.  In  den  übrigen  zwei  Fällen  jedoch  fehlten  besondere  Befunde  an  Tonsillen  und  Follikeln,  und  für 
diese  ist  es  wohl  ausser  Frage,  dass  die  Einbruchspforte  im  Haut-  und  Schleimhautgebiete  der  betreffenden 
Halskopfseite  zu  suchen  ist.  Her\"orgehoben  sei,  dass  hier  ebenso  Conjuncti\'a  und  Schleimhaut  der  Nase 
wie  die  der  Mundrachenhöhle  in  Betreff  der  Eingangspforte  in  Betracht  kommen.  Jedoch  muss  für  die  \'ier 
erstgenannten  Fälle  die  Möglichkeit  ohneweiters  zugegeben  werden,  dass  der  Pesterreger  entweder  irgend 
wo  \-on  der  Schleimhaut  der  Mundrachenhöhle  aus  eingedrungen,  in  den  Tonsillen  sozusagen  den  primären 
Bubo  her\-orgerufen  hat,  oder  dass  er  direct  \-on  den  Tonsillen  als  Einbruchspforte  aus  seine  weiteren 
Wiikungen  entfaltete. 

Für  beide  Möglichkeiten  spricht  die  Analogie  mit  einer  ganzen  Reihe  anderer  Infectionskrankhcitcn, 
und  sie  machen  die  Annahme  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dass  thatsächtich  bei  der  Pest  ein 
derartiger  Infectionsmodus  vorkommt.  Aber  geradezu  beweisende  Kraft  für  die  leichte  Infectionsmöglichkeit 
von  der  Mundrachenhöhle  aus  gab  der  Thier\'ersuch,  indem  es  uns  in  zahlreichen  Fällen  mit  \'erschiedenen 
\'ersuchsthieren  durch  einfache  \'ei-fütterung  gelungen  ist,  primäre  Halsbubonen  zu  erzeugen,  ebenso  wie 
durch  einfaches  Einbringen  \'on  \irulenten  Pestbacillen  in  die  Nasenhöhle  oder  auf  die  Conjunctiva. 

LTnter  unseren  44  zur  anatomischen  Untersuchung  gelangten  acuten  Pestfällen  constatirten  wir 
17mal  in  der  Milz  und  in  verschiedenen  anderen  Organen  neben  dem  Pestbacillus  einen  zweiten  pathogenen 
Mikroorganismus,  so  dass  diese  Fälle  als  Mischinfection  aufzufassen  sind.  Fast  in  jedem  dieser  Pralle  zeigten 
die  Tonsillen  oder  die  BalgfoUikel  sehr  schwere  Vei'ändei-ungen,  fast  immer  wai'en  sie  exulccrirt  oder  im 
Zustande  hochgradiger  Entzündung. 

Auf  den  entsprechenden  histologischen  Präparaten  konnten  wir  nun,  wie  schon  erwähnt,  feststeilen 
dass  von  ihnen  aus  diese  Misch-  oder  besser  Secundärinfection  erfolgt  ist. 

7Ü* 


r-,V2  II.  Albrcclil  iiiul  A.  C/nn/, 

In  drei  Fällen  (2/XV',  30/XXIX,  1<S/XL\'111)  lerner  ergaben  unsere  Untersuchungen  den  sicheren  Befund, 
dass  es  ebenfalls  von  den  ulcerirten  'l'onsillen  oder  Follikeln  aus  zu  einer  Secundcärinfection  gekommen 
wtir,  die  aber  local  blieb,  was  sicherlich  für  die  Richtigkeit  unserer  Behauptung  spricht,  dass  die  Misch-  oder 
Secundärinfectionen  bei  der  Pest  überhaupt  am  allerhäuligsten  \-on  dcMi  Lymphknoten  der  1  lalseingeweide 
ausgehen.  In  einem  I'alle  (21/I\')  konnten  wir  als  Ausgangspunkt  derselben  die  diphtheritisch  entzündete, 
aryepiglottische  Falte  constatiren. 

Die  Erreger  dieser  Mischinfection  waren  gleich  häutig  Streptococcen  und  Diplococcen  (nur  in  einem 
Falle  der  Staphylococcus  pyogenes  aureus).  Beide  kommen  ja  erfahrungsgemäss  häufig  saprophytisch  in 
der  Mundrachenhöhle  xor. 

Es  ist  einsichtlich,  dass  die  Häufigkeit  solcher  Miscliinfectionen  von  wesentlicher  Bedeutung  ist,  indem 
sie  im  einzelnen  Falle  entschieden  die  Prognose  verschlimmert  und  die  therapeutischen  Massregeln  com- 
plicirt,  besonders  \\\as  eine  specifische  curative  Serumtherapie  betrifft.  Schon  durch  unsere  Blutunter- 
suchungen konnten  wir  häufig  die  erfolgte  Secundärinfection  nachweisen  und  mit  umso  grösserer  Sicherheit 
das  bevorstehende  letale  Ende  voraussagen.  Ja,  es  machte  oft  den  Eindruck,  als  ob  die  Patienten  gerade  der 
Secundärinfection  zum  Opfer  fielen,  nachdem  die  Pestbacillen  im  Blute  an  Zahl  abgenommen  hatten  oder 
ganz  \-erschwunden  waren,  oder  überhaupt  noch  nicht  in  grösseren  Mengen  ins  Blut  gelangt  waren. 

Im  Oesophagus  fanden  wir  nur  sehr  selten  spärliche  Blutungen,  Lind  nur  in  einem  Falle  durch 
P^phitelnekrosen  erzeugte  tlache  Erosionen  im  Cardiaantheil,  in  denen  wir  histologisch  reichlich  Pestbacillen 
nachweisen  konnten. 

Ein  sehr  charakteristisches  Bild  gibt  die  Magenschleimhaut  bei  der  Pest.  In  derselben  finden 
sich  in  den  meisten  Fällen  zahllose  ganz  dicht  gestellte  und  gleichmässig  zerstreute  Blut- 
aus t  litte,  die  zumeist  die  Grösse  eines  Hanfkornes  nicht  übersteigen  (vergi.  Tafel  Vlil,  Fig.  o).  Nur  selten 
sind  sie  spärlicher,  auf  bestimmte  Abschnitte  des  Magens  beschränkt,  und  zwar  dann,  wenn  im  einzelnen 
Falle  die  Hämorrhagien  überhaupt  weniger  reichlich  sind,  was  nach  allen  unseren  Untersuchungen  immer 
dann  die  Regel  ist,  wenn  nur  wenige  Bacillen  in  Milz  und  Blut  nachweisbar  sind.  Wir  fanden  solche  multiple 
Magenblutungen,  bald  spärlicher,  bald  ungemein  reichlich,  31mal  unter  unseren  44  acut  verlaufenen 
Fällen.  Nicht  selten  ist  der  Befund  \-on  multiplen  hämorrhagischen  Erosionen,  deren  Ränder  gelblich  oder 
missfärbig  sind.  In  Schnittpräparaten  sieht  man  die  Blutungen  streng  auf  das  Parenchym  der  Schleimhaut 
beschränkt,  nie  reichen  sie  in  die  Submucosa  hinein,  ja,  sie  sitzen  sogar  meist  auf  der  Höhe  der  Falten. 
Auch  innerhalb  dieser  Blutungen  lassen  sich  Pestbacillen  nachweisen,  aber  auch  hier  findet  man  nie  das 
Lumen  eines  Capillarrohres  von  so  reichlichen  Bacillen  angefüllt,  wie  es  einem  Embolus  entsprechen  würde. 

Dagegen  fanden  wir  in  einem  Falle  (35/XXXViI)  zahlreiche  kleine,  nekrotische  Herde  in  der 
Alagenschleimhaut,  deren  Centrum  \on  Schollen  und  Balken  gebildet  und  deren  Peripherie  \'on  reich- 
lichem Kerndetritus  eingesäumt  wurde,  ähnlich  wie  in  den  beschriebenen  multiplen  Milzherden.  Jeduch 
nie  sahen  wir  irgend  welche  Veränderungen,  die  an  eine  primäre  Mageninfection  auch 
nur  denken  Hessen.  Auch  an  den  zugehörigen  Lymphdrüsen  des  Mesogastrium  \-ermissten  wir  in  allen 
Fällen  dieser  Auffassung  entsprechende  Veränderungen.  Auch  im  Dünndarm  sieht  man  häutig  solche  Ecchy- 
mosen,  jedoch  viel  spärlicher  als  im  Magen,  bald  nur  aufs  Duodenum  beschränkt,  bald  zerstreut  im  ganzen 
Dünndarm. 

Katarrhalische  Erscheinungen  im  Dünndarm  fehlen  fast  immer,  dagegen  findet  man,  wenn  auch  nicht 
gerade  häufig,  Röthung  und  Schwellung  der  Plaques  oder  mehr  weniger  reichliche  Blutungen  in  denselben. 

Nur  in  einem  Falle  (34/XXXV)  sahen  wir  typische  Pestveränderungen  an  den  Peyer'schen 
Plaques  fast  des  ganzen  Dünndarms.  Dieselben  waren  vergrössert,  stark  prominent  und  von  so  eigen- 
artiger gelber  Farbe  mit  zarten  blutrothen  Sprenkeln  wie  es  frischer  Pestentzündung  zukommt.  Mikro- 
skopisch sind  die  Plaques  und  die  Zotten  der  sie  überziehenden  Schleimhaut  \on  ungemein  reichlichen 
Pestbacillenrasen  intiltrirt    und   zeigen    dieselben  Nekrosen    wie  in  anderen  Bubonen.  Auch  die  zugehörigen 


Bcii/inpcs/.  II.  Pdlliologiscli-aiialninischcr  Inriclil.  543 

mesenterialen  Lymplidrüsen   sind   enorm    bacillenreich,   die  übrigen  maki'o-  und   mii<ri)sk()pisclien  X'erände- 
rungen  an  denselben  entsprechen  jedncii  denen  eines  seciindären  Bubo. 

Kin  ähniiclies,  wenn  auch  nicht  so  ausgeprägtes  Bild  boten  die  Plaques  in  einem  zweiten  I'"alle(l  l/XXXI). 

Nach  allen  unseren  pjl'ahrungen,  die  wir  uns  sowohl  anatomisch-histologisch  und  klinisch,  wie  auch 
insbesondere  durch  das  Thierexperiment  erworben  haben,  müssen  wir  unbedingt  an  der  Theorie  des 
primären  Bubo  festhalten  und  also  behaupten,  dass  derselbe  fast  ausnahmslos  in  jener  grösseren 
L_ymphdrüsengruppe  entsteht,  zu  welcher  die  Lymphgefässe  der  Einbruchspforte  direct 
führen.  Daraus  folgt,  dass  man  nur  unter  der  Bedingung  \on  einem  bestimmten  Organe  (jder  Organ- 
abschnitte als  Einbruchspforte  sprechen  kann,  wenn  man  den  zugehörigen,  in  typischei'  Weise  entwickelten 
primären  Bubo  nachweisen  kann. 

Wenn  wir  diese  Grundanschauungen  auf  den  Magendarmtract  anwenden,  so  müssen  wir  erklären,  dass 
wir  in  keinem  einzigen  Falle  irgend  welchen  anatomischen  Anhaltspunkt  für  die  Annahme  einer  primären 
Infection  durch  Pest  von  dem  genannten  Tractus  aus  fanden,  sondern  dass  die  in  den  genannten  beiden 
Fällen  constatirten  \'eränderungen  der  Plaques  zweifellos  als  secundär-metastatisch  entstanden  aufzu- 
fassen sind. 

Jedoch  bedarf  ein  Fall  (40/XXXIlI)  besonderer  Erwähnung,  der  als  ein  singulärer  aufzufassen  ist.  Es 
handelte  sich  um  eine  nach  dem  anatomischen  Befunde  sichergestellte  primäre  Pestpneumonie,  die  erst  am 
sechsten  Tage  zimi  Tode  führte.  Nur  wenige  L}'mphdrüsen  (einige  submaxillare,  cervicale,  tracheale  und 
bronchiale)  zeigten  secundäre  \'eränderungen  mit  grossem  Bacillenreichthum,  imd  umso  auffallender 
erschien  der  Befund  \on  drei  allerdings  nur  kaum  haselnussgrossen  mesenterialen  Lymphdrüsen,  die 
sozusagen  im  Kleinen  ganz  das  charakteristische  Aussehen  eines  primären  Bubo  zeigten  mit  Ödem, 
Hämorrhagien  imd  erweiterten,  von  Pestbacillen  erfüllten  Lymphgefässen  in  ihrer  Umgebung.  Sie  ent- 
sprachen einem  kleinen,  im  unteren  Ileum  sitzenden,  frischen  Geschwür  mit  nekrotischen  Rändern. 

Wie  schon  in  der  Epikrise  dieses  Falles  hervorgehoben  wiu-de,  erscheint  es  nach  dem  ganzen  ana- 
tomischen Bilde  und  dem  klinischen  Verlaufe  dieses  Falles  unzweifelhaft,  dass  es  sich  hier  um  eine 
secundär,  sicherlich  nicht  lange  Zeit  vor  dem  Tode  erfolgte  Autoinfection  vom  untersten  Ileum  aus  handelt, 
und  zwar  herbeigeführt  durch  Verschlucken  des  so  bacillenreichen  Sputums,  wie  dies  Pestpneumoniker  in 
der  Agone  regelm.ässig  thun.  Dafür  spricht  der  Sitz  des  Geschwüres  unweit  der  Bauhin'schen  Klappe  und 
die  geringe  Grösse  des  Bubo. 

Ziehen  wir  hier  zum  Vergleiche  die  Resultate  des  Thierversuches  heran,  so  ergeben  dieselben,  dass, 
wenn  man  leicht  empfänglichen  Thieren  (Ratten  oder  Meerschweinchen)  sehr  grosse  Mengen  von 
Pestbacillen  durch  Verfütterung,  oder  hesser  mittelst  der  Schlundsonde  in  den  Magen  bringt,  die 
Infection  zumeist  vom  Dünndarm  aus  erfolgt,  wenn  es  nicht  (besonders  bei  X'erfütterung)  zur  Ausbildung 
eines  primären  Halsbubo  kommt.  Für  den  Menschen  gilt  zw^eifellos  dasselbe.  Nur  sehr  grosse  Mengen 
von  eingeführten  Pestbacillen  sind  überhaupt  im  Stande,  zur  Magendarminf  ection 
Anlass  zu  geben.  Geringe  Mengen  des  Pesterregers  werden  sicherlich  der  Regel  nach 
unschädlich  gemacht. 

Dass  die  Infection  unbestreitbar  leichtei'  imd  häutiger  vom  Dünndarm  wie  vom  .Magen  aus  erfolgen 
wird,  dafür  spricht  ebenfalls  nicht  niu'  der  Thierversuch,  sondern  auch  der  verhältnissmässig  hohe  Säure- 
gehalt des  Magensaftes,  der,  entsprechend  den  biologischen  Eigenschaften  des  Pestbacillus,  für  dessen 
Weiterentwicklung  entschieden  nicht  günstig  ist.  Darin  liegt  auch,  wie  es  scheint,  der  Grund,  dass  nur  sehr 
grosse  Bacillenmengen  bei  der  Infection  vom  Darme  aus  in  Betracht  kommen.  Dass  demnach  die 
Möglichkeit  einer  Darminfection  für  den  Menschen  nur  eine  geringe  ist,  erscheint 
selbstverständlich. 

Auch  im  Dickdarm  finden  sich  sehr  häufig  dieselben  dichtgedrängten  und  zahllosen  Blutungen  wie 
in  der  Magenschleimhaut,  und  zwar  fanden  wir  solche  in  einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  ganz  gleichmässig 
zerstreut,  von  der  Bauhin'schen  Klappe  an  bis  zum  Anus.  Auch  im  Processus  vermiformis  fehlten  sie  nicht. 


544  II.  Alhrccltl  und  A.  C.lioi,, 

Kaum  bcinerkcnswerthü  Veränderungen  fanden  sich  an  den  SulilarloUikeln,  die  immer  nui'  entspreclienJ 
dem  meist  bestehenden  Katarrh  leichte  .Seiiwellung  zeigten. 

Hingegen  fanden  wii'  in  einem  l''alle  ('l'ÄjW)  in  dem  an  adennidem  (iewelie  so  reiclien  Wui'mfnrt- 
satze  diphtheritische  Geschwüre,  deren  Natrn'  als  echte  Pestgeschwüre  die  liistologische  Untci'suchiing  in 
zweifelloser  Weise  aufdeckte. 

Was  die  liacteriologische  ü ntersuclumg  ^ler  Fäces  anbelangt,  so  haben  wir  dieselbe 
an  der  Leiche  in  acht  Fällen  vorgenommen,  in  einer  ziemlich  reichlichen  .Anzahl  von  Fällen  anch  am 
Lebenden.  In  keinem  einzigen  l*"alle  aber  gelang  es  uns,  in  den  Fäces  den  Pesterreger  cultureU  nach- 
zuweisen. Trotzdem  zweifeln  wir  nach  unseren  anatomisch-histologischen  Untersuchungen  nicht,  dass  der- 
selbe in  einer  Anzahl  der  \  (in  uns  untersuchten  Fälle  wirklich  vorhanden  war.  Der  gelungene  häufige 
Nachweis  in  der  Galle,  die  fast  constant  vorkommenden,  oft  sehr  zahlreichen  Blutungen  des  Darmes, 
namentlich  des  Dickdarmes,  und  die  oft  ausgespr(.ichenen  Veränderungen  an  dem  adenoiden  Gewebe 
desselben  sprechen  unbedingt  dafür,  ferner  der  Umstand,  dass  es  uns  in  einigen  Phallen,  unter  Andei'em  in 
den  Sectionsfällen  1/IX,  1^3/ VI  und  1 1/XXXI  gelungen  war,  in  Deckglaspräparaten  neben  den  anderen 
Darmbacterien  solche  BaciUenformen  nachzuweisen,  die  in  I^'orm,  Lagerung  und  Färbeverhalten  sich 
vollständig  identisch  mit  PestbaciUen  verhielten. 

Den  ftricten  Beweis,  dass  diese  gesehenen  BaciUenformen  thatsächlich  PestbaciUen  waren,  hätte  ims 
allerdings  nur  die  Cultur  oder  der  Thier\-ersuch  liefern  können.  Diesen  haben  wir  für  die  Entscheidung 
dieser  Frage  in  Bombay  selbst  nicht  herangezogen,  weil  wir  uns  von  der  subcutanen  oder  intraperitonealen 
Einverleibung  bei  Thieren  wegen  der  reichlichen  Anwesenheit  der  anderen,  vielfach  auch  für  das  Thier 
pathogenen  Darmbacterien  nichts  erwai'teten.  Dass  derselbe  bei  einem  bestimmten  xModus  der 
I  n  f  e  c  t  i  0  n ,  u  n  d  z  w  a  i'  n  a  c  h  E  i  n  r  e  i  b  e  n  a  n  s  t  ä  r  k  e  r  r  a  s  i  r  t  e  H  a  u  t  s  t  e  1 1  e  n ,  auch  bei  d  e  n  F  ä  c  e  s  e  i  n 
positives  Resultat  ergeben  kann,  haben  uns  erst  die  in  Wien  ausgeführten  experimentellen  .Studien 
gezeigt,   auf  die  wir  im  folgenden  Theile  des  Berichtes  zurückkommen  werden. 

Das  Ahsslingen  der  Cultur  hat  zweifellos  in  erster  Linie  seinen  Grund  in  der  sichergestellten  Entwick- 
lungshemmung des  Pestbacillus  durch  die  anderen  Darmbacterien,  speciell  des  Bacterium  coli,  wobei  n(.)ch 
die  relati\'  geringe  Menge  der  PestbaciUen  gegenüber  den  übrigen  Darmkeimen  in  Betracht  gezogen  werden 
muss.  Vielleicht  wäre  uns  aber  trotzdem  in  dem  einen  oder  anderen  Falle  der  culturelle  Nachweis  gelungen, 
wenn  die  Isolirung  der  ausgesäeten  Keime  ausnahmslos  eine  vollkommen  exacte  gewesen  wäre,  was  aller- 
dings nicht  immer  der  Fall  war,  obwohl  wir  für  diese  Untersuchungen  fast  auschliesslich  die  Petri'sche 
Schale  verwendeten.  Ob  schliesslich  für  das  Misslingen  der  Cultur  auch  das  oft  den  Patienten  gegebene 
Calomel  eine  Bedeutung  hatte,  können  wir  nicht  entscheiden. 

Wohl  dieselben  Factoren  kommen  auch  bei  der  Untersuchung  des  Ahigeninhaltes  in  Betracht,  wozu 
sich  dann  noch  der  Einiluss  des  Magensaftes,  respective  seines  Säuregehaltes  gesellt,  dem  ein  gewisser 
schädigender  Einfluss  auf  die  PestbaciUen  jedenfalls  zugeschrieben  werden  muss,  \veil  wir  sonst  Auto- 
infection  durch  \erschlucktes  bacillenreiches  Sputum,  wofür  wir  einen  beweisenden  Fall  unter  unseren 
Befunden  haben,  öfters  hätten  beobachten  müssen.  In  den  wenigen  Fällen,  in  denen  wir  bei  Vorhandensein 
reichlicherer  Blutungen  im  Magen  den  Inhalt  desselben  untersuchten,  ergaben  die  Aussaaten  ein  negati\-es 
Resultat,  während  die  Deckg'.aspräparate  analog  den  Fäces  ebenfalls  Bacillen  nachweisen  Hessen,  die  in 
morphologischer  und  färberischer  Hinsicht  den  PestbaciUen  vtillständig  glichen. 

Es  wird  also  jedenfalls  auch  der  Magen-  und  Darminhalt  für  eine  e\-entuelle  Weiterverbreitung  der 
Pest  in  Frage  kommen,  und  auch  hier  werden  es  namentlich  die  acut  verlaufenden  Fälle  mit  hämor- 
rhagischem Charakter  sein,  die  diesbezüglich  vor  Allem  berücksichtigt  werden  müssen. 

Ausnahmslos  fanden  wii'  am  Leherparenchym  alle  Zeichen  trüber  Schwellung  oder  fettiger  Degene- 
ration in  deutlicher  Weise  ausgesprochen,  wenn  wir  auch  nie  so  hohe  Grade,  wie  sie  bei  septischen,  durch 
die  gewöhnlichen  Eitererreger  erzeugten  Processen  vorkommen,  fanden.  Häutig  sind  subpei^itoneale  kleine 
Ecchj'mosen,  die  nach  dem  histologischen  Befunde  immer  in  die  Glisson'sche  Kapsel  hineinreichen    und  oft 


Bi'ulcu/Hs/.  Ff  I\if!ii>I(\i;'/scli-cvia/oiiiisclicr  Bcriclil.  545 

in  zahlloser  Menge  die  ganze  Lehcrdbernächc  bedecken.  Mi  ki'oskopisch  konnten  wir  auch  in 
diesen    regelm;issig  grössere  oder  geringei'c  Mengen  \-on  Pestbacillen   nachweisen. 

Es  kommt  aber  auclT  bei  der  Pest  in  der  Leber  zu  metastatischen  Herden  eigenthümlicher  Form,  die  wir 
selbst  in  zwei  Fällen  sahen;  einen  dritten  überliess  uns  Professor  Childe  in  Bombay  freundlichst  zur  histo- 
logischen Untersuchung.  Dieselben  sind  multipel  im  ganzen  Lebergewebe  zerstreut,  von  unregelmässiger  Form 
und  meist  klein,  indem  die  grössten  1 — 'Iciii  im  längsten  Durchmesser  betragen.  Sie  bestehen  aus  einem  käse- 
ähnlichen, ziemlich  ti'ockenen  und  licht  gelblich  gefäi'bten,  wie  nekrotisch  aussehenden  Centrum,  das  \-on 
einem  unregelmässigen  hämorrhagischen  Bande  umgeben  ist.  Grössere  wiUben  sich  etwas  über  die  Leber- 
oberfläche  \-or. 

Histologisch  bestehen  diese  Herde  zunächst  aus  enormen  Mengen  \-on  Pestbacillen,  zwischen  denen 
sich  spärliche  meist  polynucleäre  Leukocyten,  rothe  Blutkiirperchen  neben  kernlosen  nekrotischen  Leber- 
zellen und  Kerndetritus  finden.  Die  Peripherie  wird  \-on  zahlreichen  polynucleären  Leukoc\'ten  mit  reich- 
lichem Körnchenzerfall  der  Kerne  und  Hämorrhagien  gebildet,  im  Bereiche  welcher  auch  die  eigenthümlichen 
Gerinnungsbilder  entstehen. 

Soviel  wir  an  den  untersuchten  histologischen  Präparaten  nachweisen  konnten,  scheinen  sie  in  kleinei'en 
Arterien  der  Glisson'schen  Kapsel  zu  entstehen.  Während  also  makroskopisch  diese  Leberherde  mehr  das 
Aussehen  von  frischen  Nekrosen  haben,  tritt  histologisch  neben  der  Nekrose  die  massenhafte  Bacillen- 
infiltration  und  das  Bild  der  Eiterung  zu  Tage. 

Ausserdem  sieht  man  im  histologischen  Bilde,  abgesehen  \-on  den  gewr)hnlichen  Zeichen  parenchyma- 
töser und  fettiger  Degeneration  der  Leberzellen,  manchmal  zellige  Infiltrate  um  die  kleinen  .Äste  der  Leber- 
arterien in  der  Glisson'schen  Kapsel  ohne  weitere  \'eränderungen  derselben,  welche  Infiltrate  wir  daher  als 
durch  die  Pest  erzeugt  anzusehen  geneigt  sind. 

In  vielen  Fällen  sind  in  den  Capillaren  der  Leber  histologisch  reichlich  Pestbacillen  nachweisbar,  die 
wir  hier  auch  intracellulär,  innerhalb  von  Blutcapillarendothelien  oder  Leukocyten  liegend,  fanden. 

Das  Vorkommen  von  solchen  metastatischen  Herden  in  der  Leber  —  wie  auch  der  oben  beschriebenen 
metastatischen  Lungenherde  —  reiht  manche  F^irmen  der  Pest  in  die  Gruppe  der  pyämischen 
Erki-an klingen.  Ganz  ähnliche  kommen  auch,  wie  wir  später  sehen  werden,  nicht  selten  in  der  Niere 
vor,  und  wir  haben  daher  alle  charakteristischen  Zeichen  einer  wahren  Pyämie  \(ir  uns,  wenn  wir  unter 
einer  solchen  einen  infectiösen  Process  verstehen,  bei  dem  es  zur  Bildung  echter  anatomisch  nachweis- 
barer Metastasen  kommt. 

Die  Gallenblase  ist  besonders  häufig  der  Sitz  kleiner  multipler  Blutungen,  die  aber  sehr  häufig  zu 
grösseren  confluiren,  so  dass  dieselbe  dunkelblutroth  marmorirt  aussieht,  und  die  Bezeichnung  Hämatom  dei' 
Gallenblase  gerechtfertigt  erscheint.  Die  Blutungen  sind  so  reichlich,  dass  die  Gallenblasenwand  centimeter- 
dick  wird.  In  keinem  Falle  sahen  wir  Durchbruch  der  Blutmassen,  weder  durchs  Peritoneum,  noch  nach  innen 
durch  die  Schleimhaut.  .Auch  in  diesen  Blutungen    konnten    wir   immer  zahlreiche  Pestbacillen   nachweisen. 

Das  Pankreas  zeigte  in  keinem  Falle  ausser  zerstreuten  kleineren  Blutungen  bemerkenswerthe  \'er- 
änderungen. 

Culturell  haben  wir  die  Galle  in  2ü  Fällen  aus  der  Leiche  untersucht  und  9mal  in  derselben  bald 
spärlicher,  bald  reichlicher  Pestbacillen  gefunden,  in  den  übrigen  17  Fällen  blieben  die  Aussaaten  zumeist 
steril,  seltener  waren  sie  \'on  BacteiMum  coli-Colonien  überwuchert.  Jedenfalls  erscheint  durch  diese  Befunde 
die  Annahme  gerechtfertigt,  dass  sich  gar  nicht  selten  Pestbacillen  im  Darminhalte  vorfinden  müssen,  wenn 
sie  auch  culturell  nicht  nachweisbar  sind. 

Es  erübrigt  noch,  die  Veränderungen  des  Peritoneum  zu  besprechen.  Auch  hier  kommen  zunächst 
Blutungen  in  Betracht,  die  sich  aber  spärlicher  finden  wie  an  dei-  Pleura.  Noch  am  häufigsten  sieht  man  sie 
über  retroperitonealen  Bubonen  oder  am  Peritonealüberzug  des  Zwerchfells,  auch  am  Ligamentum  Suspen- 
sorium hepatis.  Allgemeine  durch  den  Pestbacillus  erzeugte  Peritonitis  haben  wir  nie  gesehen,  wohl  aber 
eine  umschriebene  fibrinöise  über  der  stark  geschwollenen,  in  den  i^ei'itonealraum  vorgewölbten  Kosen- 
müUer'schen  Lj-mphdrüse  am  Innern  Schenkelringe,  besonders  beim  Bestände  eines  primären  inguinalen  Bubo. 


54ß  H.  A  Ib rech I  und  A.  G h o n . 


10.  Harn-  und  Geschlechtsorgane. 

Wie  bei  S(>  vielen  [nfecti(inski-ani<heiteii,  so  zeigt  auch  bei  der  l\'st  die  Niei^e  makni-  und  mikroskupisch 
die  Zeichen  der  parenchymatiisen  und  fettigen  Degeneration  am  ausgesprochensten.  Am  stärksten  an  i.lei-- 
selben  betheiiigt  ist  die  Kinde  und  hier  namentlich  die  Epithelien  der  gewundenen  Harncanälchen  1 ,  inid 
2.  Ordnimg. 

Histologisch  sieht  man  an  ihnen  nicht  nur  die  Veränderungen  trüber  .Schwellung  oder  einfacher  fettiger 
Degeneration,  sondern  dieselben  sind  häutig  auch  kcrnlns,  nekrotisch. 

Ungemein  häufig  sind  multiple  Kindenblutiingen  \dn  der  Grösse  und  I'orm  der  t3'pischen  Glome- 
i-ulusblutungen.  An  \-ielen  Pestnieren  findet  sich  eine  sehi"  auffallende  ülomerulusverände- 
rung.  Die  einzelnen  Capiliarschlingen  derselben  sind  nämlich  in  mit  Eosin  gut  gefärbte  Stränge  umge- 
wandelt, die  sich  noch  \-oneinander  scharf  differenziren  und  aus  balkig  oder  fädig  aussehenden  Gerinseln 
bestehen.  Indem  sich  so  diese  stark  gefärbten,  in  ihrer  Form  vollständig  erhaltenen  Glomeruli  von  der 
übrigen  schwach  gefärbten  Rinde  abheben,  kommt  ein  sehr  charakteristisches  Bild  zu  .Stande.  Zwischen 
einem  solchen  Glomerulus  und  seiner  Kapsel  findet  sich  nie  irgend  welche  Exsudation.  Auch  die  zu 
den  Glomeruli  führenden  \'asa  afferentia  zeigen  oft  dieselben  Gerinnimgsbilder,  die  sich  nicht  nur  im 
Linnen  des  Gefässes  allein  finden,  sondern  auch  die  Gefässwand  betreffen  (\-ei'gi.  Tafel  XI,  Mg.  1).  Im 
Übrigen  zeigen  diese  Bilder  vollständige  Übereinstimmung  mit  jenen,  die  wii'  in  den  multiplen  Milzherden 
cider  in  den  echten  Pestpneumonien  beobachteten. 

Auch  hier  handelt  es  sich  um  Coagulationen  im  Blute,  im  Gewebssafte  und  der  (iefässwandelemente 
selbst,  die  nach  der  Weigert'schen  Fibrinfärbungsmethode  nicht  färbbar  sind  und  nach  \'an  Gieson  gefärbt 
einen  leuchtend  gelben  P'arbenton  annehmen. 

Solche  Glomerulusveränderungen  finden  sich  nur  in  solchen  Fällen,  bei  denen  sehr  zahlreiche  Pest- 
hacillen  im  Blute  kreisen.  Sie  liegen  dann  dichtgedrängt  in  den  Capillaren  und  kleinen  Gefässchen  der 
Nierenrinde,  und  man  kann  sie  auch  reichlich  zwischen  dem  Balken-  und  P'ädenwerk  im  Lumen  derselben 
nachweisen. 

Wie  bei  so  vielen  bacteritischen  Erkrankungen,  häufen  sich  auch  bei  der  Pest  gerade  in  der  Nieren- 
rinde und  hier  \-orzüglich  im  Wundernetze  der  Glomeruli  zahlreiche  Pestbacillen  an,  die  dann  ihre  zerstö- 
renden Wirkungen  geltend  machen.  Und  so  findet  man  auch  häufig  metastatische  Pestherde  in  der 
Niere,  die  ihrem  embolischen  Charakter  entsprechend  immer  in  der  Rinde  sitzen.  Sie  wölben  sich  über 
die  Oberfläche  \-or,  sind  manchmal  sehr  zahlreich,  nie  über  erbsengross  imd  besitzen  dieselbe  gelbliche 
eitrig-nekrotische  Beschaffenheit  wie  die  Leberherde  (vergl.  Tafel  VI,  Fig.  3). 

Desgleichen  zeichnen  auch  sie  sich  histologisch  durch  ihren  ganz  enormen  Bacillenreichthum  und  den 
Wall  \'on  polynucleären  Leukocyten  an  ihrer  Peripherie  aus  (vergl.  Tafel  XIII,  Fig.  1).  Wir  konnten  in 
f)  Fällen  derartige  multiple  Herde  nachweisen. 

Eine  zweite  Form  von  Nierenblutungen  (im  Gegensatze  zu  den  multiplen  kleinen  Hämurrhagien  der 
Rinde)  findet  sich  im  Gevv^ebe  des  Nierenhilus  und  -Beckens.  Entweder  sitzen  sie  im  Binde-  und  ?"ett- 
gewebe,  das  sich  zwischen  den  Kelchen,  Papillen  und  Pj'ramiden  eindrängt  oder  auch  in  der  eigentlichen 
.Schleimhaut  des  Nierenbeckens.  So  kommt  es,  dass  sich  in  manchen  besonders  hämorrhagischen  Fällen  das 
Mark  der  Niere  durch  ein  schwarzrothes,  geschlängeltes  Band  \'on  der  wei.ssen  Beckenschleimhaut  scharf  ab- 
hebt oder  es  ziehen  sich  streifenföirmige  Blutungen  auch  noch  in  die  Pyramiden  hinein  oder  endlich 
es  finden  sich  auch  noch  multiple,  lebhaft  rothe,  kleinere  oder  grössere  Blutungen  in  der  Beckenschleimhaut. 
Dieselben  können  aber  auch  so  reichlich  sein,  dass  letztere  ganz  hämorrhagisch  infiltrirt  ist  und  dass  sie 
gegen  das  Becken  zu  durchbrechen,  das  Epithel  der  .Schleimhaut  in  Form  eines  zarten,  die  schwarzrothen 
Blutmassen  überziehenden  Häutchens  abhebend  (vergl.  Tafel  VIII,  Fig.  2).  In  solchen  Fällen  findet  man  das 
Becken  und  den  Ureter  erweitert  und  wie  tampcmirt  \-on  frisch  geronnenem  Blute.  .Aber  auch  in  der  F'ett- 
imd  Bindegi'webskapsel  der  Niere  gehin'cn  Hämorrhagien    nicht  zu  den  .Seltenheiten.    .Sie    können    so    aus- 


Betilenpesl.  H.  Pütliologisch-auatomischer  Bericht.  547 

gedehnt  sein,  dass  die  Niere  ganz  eingehüllt  ist  \-on  blutig  infiltrirtem  (jewehe,  welche  hämorrhagische  Infil- 
tration sich  längs  der  Ureteren  bis  auf  die  Harnblase  fortsetzt. 

Sehr  bemerkenswerth  sind  die  embolischen  Blutungen  in  der  fibrösen  Kapsel  der  Niere.  Sie 
stellen  multiple,  oft  dichtgedrängte,  seltener  confluirende  Blutflecken  vor,  die  häufig  ein  gelbes,  fast  nur  aus 
Pestbacillen  bestehendes  Centrum  besitzen  (vergl.  Tafel  VIII,  Fig.  1).  Sie  greifen  der  Regel  nach  nicht  auf 
die  Rinde  über  und  lassen  sich  daher  ohneweiters  zugleich  mit  der  fibrösen  Kapsel  abziehen.  Gerade  an  den 
verschiedenen  kleinen  Blutungen  der  Niere  kann  man  histologisch  deren  embolische  Natur  in  ganz  über- 
zeugender Weise  constatiren. 

Sowohl  im  Ureter  wie  in  der  Harnblasenschleimhaut  finden  sich  ebenfalls  häufig  multiple  Ecchymosen. 

Was  den  Harn  in  der  Leiche  betrifft^  so  ist  derselbe  gewöhnlich  sehr  sedimentreich,  häufig  blutig, 
manchmal  fanden  wAv  die  Harnblase  von  frisch  geronnenen  Blutmassen  erfüllt. 

Aus  allem  Vorstehenden  geht  hervor,  dass  im  Harne  jedesfalls  häufig  Pestbacillen  zur 
Ausscheidung  kommen  müssen.  Unter  17  untersuchten  Fällen  des  Leichenmaterials  konnten  wir  5 mal 
Pestbacillen  in  wechselnder  Menge  culturell  im  Harn  nachweisen,  wobei  bemerkt  sei,  dass  diese  Fälle  keines- 
wegs mit  Rücksicht  auf  besondere  Veränderungen  in  der  Niere  zur  Untersuchung  ausgesucht  wurden.  Dass 
auch  hier  wieder  der  Verlauf  der  Infection  berücksichtigt  werden  muss,  ist  nach  Allem,  was  wir  über  die  Pest- 
erkrankung gesagt  haben,  wohl  klar  und  einleuchtend.  Für  die  Desinfection  des  Harnes  muss  demnach  bei 
den  an  Pest  Erkrankten  ebenfalls  in  entsprechender  Weise  Sorge  getragen  werden.  Bei  der  ziemlich  grossen 
Anzahl  von  Harnuntersuchungen,  die  wir  an  Lebenden  ausführten,  gelang  es  uns  nie,  den  Pestbacillus 
durch  die  Cultur  nachzuweisen.  Dieses  negative  Ergebniss  findet  zum  Theile  darin  seine  Erklärung,  dass 
es  \-ielfach  leichte  Fälle  waren,  bei  denen  die  Untersuchung  ausgeführt  wurde,  zum  Theile  darin,  dass  die 
uns  zur  Untersuchung  übergebenen  Harnproben  immer  ohne  besondere  Cautelen,  ohne  jede  Reinigung  des 
Genitale  aufgefangen  waren.  Die  damit  beschickten  Nährböden  zeigten  daher  fast  immer  reichlich  andere 
Keime,  die  für  das  Wachsthum  der  Pest-Erreger  sicherlich  von  gleicher  Bedeutung  waren,  wie  die  Darm- 
bacterien. 

Was  schliesslich  die  Nebennieren  anlangt,  so  sahen  wir  an  denselben  ausser  massiger  Hyperämie 
keine  Veränderungen. 

Am  männlichen  Genitale  fanden  wir  ausser  dem  bereits  erwähnten  Ödem  des  Scrotum  nie  irgend- 
welche Veränderungen. 

Was  das  weibliche  Genitale  betrifft,  so  konnten  wir  einmal  (13/XXXVl)  im  Blute  und  in  der 
Schleimhaut  eines  menstruirenden  Uterus  sehr  zahlreiche  Pestbacillen  culturell  und 
histologisch  nachweisen,  in  einem  anderen  Falle  in  den  Coagulis  eines  Uterus  post  partum  (43/XLVII) 
Der  Bedeutung  dieser  Befunde  für  eine  eventuelle  Übertragung  der  Infection  wurde  an  anderer  Stelle 
bereits  Erwähnung  gethan. 

11.  Centralnervensystem^und  seine  Hüllen. 

Trotz  der  schweren  klinischen  Symptome  von  Seiten  des  Centralnervensystems  bei  der  Pest  sind  die 
anatomischen  Veränderungen  des  Gehirns  im  Allgemeinen  nur  geringfügiger  Natur  und  zeigen  hier  eben- 
sowenig in  ihrem  Verhalten  eine  Constanz,  wie  bei  anderen  acuten  Infectionskrankheiten.  So  ist  der  Biut- 
reichthum  der  Rinde  und  des  Marklagers  ein  höchst  wechselnder,  und  ebenso  ist  auch  das  bei  der  Pest 
nicht  fehlende  acute  Gehirnödem  in  recht  verschiedener  Stärke  ausgebildet.  Doch  sahen  wir  in  einzelnen 
Phallen  hohe  Grade  desselben. 

Ebenso  verhält  es  sich  mit  der  Blutfülle  und  der  serösen  Durchtränkung  der  inneren  Meningen.  Beide 
waren  aber  nie  in  einem  so  hohen  Grade  oder  in  solcher  Form  entwickelt,  dass  man  etwa  von  einer 
»serösen«  Meningitis  reden  konnte.  Wollte  man  dies  thun,  so  müsste  man  emfach  bei  jedem  acut  infectiösen 
Allgemeinprocesse  die  Meningen  als  »serös  entzündet«  bezeichnen.  Dass  dies  nicht  angeht,  kann  jeder 
Anatom  bezeugen. 

71 

Denkschriften  der  mathem.-nalurw.  Cl.   L.W  I  Bd. 


548  H.  Albrccht  mid  A.  Ginn, 

Damit  stimmt  auch  überein,  dass  weder  die  Plexus  der  Ventril<el  nacli  unseren  Erfahrungen  acut  ent- 
zündliche Veränderungen  zeigen,  noch  die  X^entrikelflüssigkeit  erheblich  vermehrt  oder  gar  getrübt  ist. 
Blutungen  der  Gehirnsubstanz  haben  wir  auffallender  Weise  in  keinem  Falle  zu  beobachten  Gelegenheit 
gehabt,  an  den  inneren  Meningen  sahen  wir  solche  überhaupt  nur  in  einem  Falle,  und  zwar  am  Ober- 
wurme des  Kleinhirns;  an  der  Innenfläche  der  Dura  matcr  sind  sie  aber  ziemlich  häufig, 
ja  in  einem  Falle  sahen  wir  ein  beiderseitiges  Hämatom  derselben,  das  die  Grosshirn- 
hemisphären comprimirte.  hn  Übrigen  ergaben  sich  am  Gehirn  und  seinen  Häuten  keine  bemerkenswerthen 
Befunde. 

Ganz  Singular  in  der  Reihe  unserer  Beobachtungen  steht  aber  ein  Fall  (IS/XXXIV),  bei  dem  wir  eine 
diffuse,  namentlich  an  der  Basis  in  der  Umgebung  des  Chiasma  und  der  Sehner\en  und  am  Ivleinhirn  aus- 
gebildete eitrige  Meningitis  fanden.  Dieser  Fall  erscheint  schon  deswegen  interessant,  weil  er  erst  am 
XV.  Krankheitstage,  ohne  dass  die  Allgemeinerscheinungen  nachgelassen  hätten,  letal  endigte.  Aus  der 
Epikrise  dieses  Falles  sei  recapitulirt,  dass  ursprünglich  ein  typisch  ausgebildeter  rechtsseitiger  Axillarbubo 
N'orhanden  war,  der  ebenso  wie  eine  linksseitige  submaxiUare  Lj'mphdrüse  in  Vereiterung  überging.  Es 
fanden  sich  ferner  multiple,  nicht  mehr  ganz  frische,  nach  ihrer  Form  zweifellos  embolisch-metastatische 
Lungenabscesse,  und  die  eitrige  Meningitis  ist  als  von  diesen  aus  metastatisch  entstanden  aufzufassen,  ein 
Vorgang,  den  wir  ja  so  häufig  bei  anderen  eitrigen  Processen  in  der  Lunge  zu  sehen  Gelegenheit  haben. 
Dieselbe  ist  ferner,  wie  die  bacteriologischen  und  histologischen  Untersuchungen  vollkommen  einwandsfrei 
beweisen,  eine  echte  Pestmeningitis,  das  heisst  einzig  und  allein  als  durch  den  Pestbacillus  erzeugt  anzu- 
sehen, indem  selbstverständlich  die  wenigen  Colonien  von  Bacterium  coli  ätiologisch  gar  nicht  in  Betracht 
kommen.  Jedoch  erscheint  der  Fall  dadurch  complicirt,  dass  sich  in  den  Lungenabscessen  ein  reichliches 
Bacteriengemenge  \-orfindet,  ohne  dass  sich  sonst  irgend  welche  Befunde  ergeben,  die  für  eine  Pyämie, 
erzeugt  durch  andere  Bacterien  als  Pestbacillen,  sprechen  würden.  So  bleiben  z.  B.  die  Aussaaten  aus  der 
Milz  \'ollkommen  steril.  Schon  in  der  Epikrise  dieses  Falles  wurde  auseinandergesetzt,  dass  das  genannte 
Bacteriengemenge  zweifellos  aus  den  Luftwegen  stammt  und  secundär  in  LU'spi-üngliche  Pestmetastasen 
der  Lunge  eingewandert  ist. 

Auf  Grund  dieses  F'alles  also  können  wir  behaupten,  dass  der  Pestbacillus  im  Stande  ist,  eine  rein 
eitrige  Entzündung  der  Leptomeninx  zu  erzeugen.  Gewiss  kann  es  unter  seinem  Einflüsse  auch  unter 
besonderen  Bedingimgen  zur  eitrigen  Entzündung  anderer  serösen  Häute  kommen.  Nach  unseren  Erfah- 
rungen gehören  sie  aber  entschieden  zu  den  .Seltenheiten.  Nichtsdestoweniger  ist  abej-  durch  ihr  Vorkommen 
die  Eigenschaft  des  Pestbacillus,  Eiterung  zu  erregen,  bewiesen,  was  ja  auch  unsere  übrigen  histo- 
logischen Untersuchungen  vielfach  gezeigt  haben. 


Zum  Schlüsse  wollen  wir  ausdrücklich  auf  jenen  zusammenfassenden  Bericht  über  unsere  Thätigkeit 
in  Bombay  hinweisen,  den  wir  als  vorläufige  ^^ttheiIung  in  der  Sitzung  der  mathematisch-naturwissen- 
schaftlichen Classe  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  vom  20.  NLai  1897  erstattet  haben. 

Wir  haben  von  den  damals  in  kurzer  Form  aufgestellten  Sätzen,  die  sich  \-orzugsweise  auf  unsere 
anatomischen  und  bacteriologischen  Erfahrungen  bei  der  Pest  gründeten,  nichts  zurückzimehmen,  vielmehr 
fügten  wir  eine  grosse  Reihe  \^on  neuen  Thatsachen  imd  neuen  Beobachtimgen  nach  Vei-arbeitung  unseres 
so  grossen,  gesammelten  Materiales  hinzu. 

Wir  fassen  die  Pest,  abgesehen  von  den  Fällen,  in  denen  die  Infection  eine  rein  locale  bleibt,  als  eine 
Allgemeininfection  mit  dem  Bilde  einer  schweren,  hämorrhagischen  Septicämie  auf,  indem  wir  unter  dieser 
eine  Krankheit  verstehen,  bei  der  von  einem  primären  localen  Herde  aus  mehr  oder  weniger  reichlich 
Bacterien  in  den  Blutkreislauf  gelangen,  sich  daselbst  vermehren  und  durch  ihre  Giftstoffe  in  den  verschie- 
denen Organen  Blutungen  erzeugen.  In  diesem  Sinne  hat  die  Pest  die  grösste  Ähnlichkeit  mit  dem  Milz- 
brande. —  Dieselbe  ist  aber  ferner  noch  dadin-ch  charakterisirt,  dass  sie  die  einzige  acut  infectiöse  und  durch 
einen  specifischen  Erreger  erzeugte,  echte  Polyadenitis  vorstellt,   die   sich   beim  Menschen   findet.    Sie  ist  in 


Beulciipcst.  II.  Pa/hologiscii-üiia/otiiisclwr  Bericht.  549 

den  am  häufigsten  vorkommenden  typischen  Fällen  durch  multiple  Schwellungen   aller  oder  einer  grossen 
Zahl  \-on  Lymphdrüsen  ausgezeichnet. 

Wir  haben  nun  eine  Eintheilung  dieser  multiplen  Bubonen  gegeben,  bei  der  der  Infectionsmodus  mass- 
gebend ist.  Auf  Grund  unserer  anatomischen,  histologischen  und  bacteriologischen  Befunde,  die  ein  diffe- 
rentes,  vielfach  wohlcharakterisirtes  N'erhalten  der  einzelnen  Bubonen  aufweisen,  unterscheiden  wir  primäre 
Bubonen,  primäre  Bubonen  zweiter  Ordnung  und  secundäre  Bubonen.  — 

Der  primäre  Bubo  xat'  sfeoy/jV  ist  jene  Ljnnphdrüse  oder  Lymphdrüsengruppe,  in  deren  zugehörigem 
Haut-  oder  Schleimhautbezirke  die  hifection  erfolgt  ist,  wo  also  die  Pestbacillen  am  längsten  Zeit  gehabt 
haben,  zerstörend  auf  das  Lymphdrüsengewebe  einzuwirken.  An  diesem  Begriffe  des  sowohl  makro-  wie 
mikroskopisch  wohl  charakterisirten  ;•  primären  Bubo«  ist  festzuhalten,  um  die  richtige  Auffassung  der  in 
ihrem  anatomischen  und  klinischen  Bilde  oft  recht  complicirten  Krankheit  zu  gewinnen.  Unter  primären 
Bubonen  zweiter  Ordnung  verstehen  \v\v  dann  solche,  welche  direct  vom  primären  Bubo  aus  auf  dem 
L}-mphwege  inficirt  wurden,  während  secundäre  Bubonen  jene  sind,  welchen  metastatisch  auf  dem  Blutwege 
die  Pestbacillen  zugeführt  wurden.  — 

Aus  alldem  erhellt,  dass  es  \'or  Allem  das  adenoide  Gewebe  des  menschlichen  Körpers  ist,  das  sozu- 
sagen den  besten  Nährboden  für  die  Erreger  der  Pest  vorstellt. 

Die  schweren  Giftstoffe,  die  insbesondere  an  den  Leib  der  Pestbacillen  gebunden  sind,  üben  eine  schwer 
degenerative  und  necrosirende  Wirkung  auf  die  Wände  besonders  der  kleinen  Gefässe  verschiedener 
Organe  aus.  So  kommt  es  zu  jenen,  oft  zahllosen  Hämorrhagien.  die  vielfach  das  Bild  der  Pest  beherrschen 
und  im  Bereiche  welcher  sich  immer  und  immer  Pestbacillen  nachweisen  lassen.  Diese  Hämorrhagien  fehlen 
nur  ganz  ausnahmsweise.  Fast  ausnahmslos  finden  sich  in  der  Wand  der  grossen  Venenstämme  im  Bereiche 
eines  primären  Bubo  die  für  die  Pest  so  typischen  Blutungen. 

Viel  seltener  sind  Pestmetastasen  in  der  Lunge,  Leber,  Niere  und  Haut  in  Form  von  umschriebenen 
Herden,  welche  dann  die  Pest  den  echten  Pyämien  anreihen.  Sowohl  in  diesen  wie  in  den  verschiedenen 
Bubonen  tritt  überall  die  stark  necrosirende  und  exsudative  Entzündung,  welche  die  geradezu  ungeheuren 
Massen  von  Pestbacillen,  beziehungsweise  ihre  Giftstoffe  erzeugen,  zu  Tage.  Die  ganz  eigenthümliche  Form 
der  Coagulationsnecrose,  die  sich  bei  der  Pest  histologisch  im  Bereiche  der  Blutcapillaren  und  -Gefässe 
findet,  sei  besonders  hervorgehoben.  Sowohl  makroskopisch  wie  mikroskopisch  sind  die  Bilder  der  acuten 
Pestinfection  sehr  charakteristisch,  sie  finden  sich.  Alles  zusammengenommen,  bei  keiner  anderen 
Erkrankung  wieder.  Bei  den  die  überwiegende  Mehrheit  bildenden  typischen  Pestfällen  gestattet  der  so 
eigenartige  Leichenbefund  allein,  ohne  Zuhilfenahme  irgend  welcher  besonderer  Untersuchungen,  die 
sichere  Diagnose  auf  Pest  zu  stellen.  (Bezüglich  der  Möglichkeit  der  bacteriologischen  Diagnose  der  Pest 
am  Lebenden  sei  auf  das  Kapitel  »Blut«  vorstehender  Zusammenfassung  verwiesen.)  — 

Tritt  der  Tod  nicht  in  den  ersten  Tagen  der  Erkrankung  ein,  sondern  dauert  dieselbe  vier  oder  mehr 
Tage,  so  kommt  es  ausser  zur  Necrosirung  zur  Vereiterung  der  Bubonen,  besonders  der  primären.  Der  Pest- 
bacillus  ist  im  Stande,  echte  Eiterung  zu  erregen.   — 

In  den  weitaus  häufigsten  P'ällen  findet  sich  ein  typischer  primärer  Bubo  (meist  in  der  Hals-,  Axillar- 
oder Leistengegend)  ausgebildet,  viel  seltener  fehlt  derselbe.  Dann  findet  man  allgemeine  Drüsenschwel- 
lungen, ohne  dass  man  eine  bestimmte  Lymphdrüse  oder  Lymphdrüsengruppe  als  primären  Bubo 
bezeichnen  könnte.  Es  handelt  sich  hier  wohl  um  Fälle,  die  so  rasch  zur  AUgemeininfection  geführt  haben, 
dass  der  primäre  Bubo  nicht  Zeit  zu  seiner  Entwicklung  gefunden  oder  aber  es  handelt  sich  um  primäre 
Pestpneumonien,  bei  denen  in  der  Regel  nur  die  bronchialen  Lymphdrüsen  in  Mitleidenschaft  gezogen  sind. 

Eine  besonders  interessante  Erscheinung  ist  der  von  uns  in  zwei  Fällen  beobachtete  Pestmarasmus,  der 
nach  mehreren  Wochen  zum  Tode  führte,  ohne  dass  wir  anatomisch  eine  andere  Todesursache  auffinden 
konnten  als  hochgradige,  marastische  Atrophie  der  Organe,  Fälle,  die  für  die  schwere  und  lang  anhaltende 
Gifiwirkung  des  Pestvirus  zeugen. 

Eine  grosse  Bedeutung  haben  bei  der  Pest  die  Secundärinfectionen,  die  wir  in  einer  sehr  beträchtlichen 
An/.ahl  der  zur  Obduction  gekommenen  Fälle   constatiren  konnten.   Sie   nehmen   ihren  Ausgangspunkt  fast 


550  H.  Albrech I  und  A.  Glioii, 

ausnahmslos  von  iIlmt  Tonsillen  oder  Halgfollikeln  des  ZLingengriindes,  die  vorher  bereits  von  Pest  inficirt 
waren  und  führen  um  s<i  sieherei',  aueh  wenn  der  Organismus  der  Pestinfeetion  Herr  würde,  das  letale  Ende 
herbei.  — 

Zweifellos  erfolgt  nach  unseren  Erfahrungen  und  Untersuchungen  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der 
i'älle  die  hifection  durch  den  Pesterreger  \-on  der  Haut  aus.  Was  den  Infectionsmodus  betrifft,  so  müssen 
wir,  nach  Allem,  was  wir  am  Secirtische  und  im  Experimente  gesehen  haben,  eine  primäre  Blutinfection 
leugnen  ;  immer  wird  das  Pestvirus  zunächt  \on  Lymphgefässen  oder  -Drüsen  aufgenommen  und  gelangt 
erst  von  hier  aus,  nachdem  der  Process  einige  Zeit  local  geblieben  ist  und  die  Pestbacillen  sich  enorm  ver- 
mehrt haben,  in  den  Blutkreislauf.  Es  erscheint  uns  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dass  nicht  nur  Ver- 
letzungen der  Haut  im  Allgemeinen,  sei  es  gröbere,  sei  es  ganz  feine,  genügen,  um  dem  Virus  den  Eingang 
zu  verschaffen,  .sondern  dass  auch  ein  intensives  Einreiben  einer  Hautstelle  mit  Fingern  oder  Kleidern  etc., 
denen  Pestbacillen  anhaften,  hinreicht,  um  Infection  zu  erzeugen.  Auch  von  den  Schleimhäuten  der  Mund-, 
Nasen-  und  Rachenhöhle,  von  den  Tonsillen  und  Balgfollikeln  derselben,  auch  von  der  Conjuncti\-a  aus  kann 
es  zur  Infection  durch  Pest  kommen.  — 

In  keinem  einzigen  Falle  sahen  wir  irgendwelche  Veränderungen,  die  auf  eine  primäre  Magen-  oder 
iJarminfection  schliessen  Hessen;  dieselbe  wäre  nur  dann  denkbar,  wenn  sehr  grosse  Mengen  von  Pest- 
bacillen in  den  Magen-Darmtract  aufgenommen  würden,   was  in  der  Wirklichkeit  so  gut  wie  nie  \-orkommt. 

Eine  andere  P'orm  der  Infection  ist  die  vom  Respirationsti'act  aus,  indem  es  zu  primäi'er  Pestbronchitis 
imd  Pestpneumonie  kommt. 

Gestützt  auf  unsere  zahlreichen  anatomischen  und  bacteriologischen  Untersuchungen  müssen  wii-  die 
Pestkranken  und  Pestcadaver  als  im  höchsten  Grade  infectiös  betrachten.  In  schweren  Fällen  sind  zweifellos 
alle  Secrete  und  Excrete  der  von  Pest  Befallenen  Träger  des  Keims;  Pestbacillen  finden  sich  zweifellos 
häufig  im  Harne  und  in  den  Faeces,  wenn  sie  auch  in  letzteren  mit  den  gewöhnlichen  culturellen  Methoden 
nicht  nachweisbar  sind,  besonders  aber  im  Sputum,  u.  zw.  nicht  nur  der  Fälle,  die  pneumonische  Lungen- 
veränderungen aufweisen,  .sondern  auch  jener  zahlreichen  Fälle,  die  diphtheritischen  Zerfall  der  Tonsillen 
oder  Balgfollikeln  zeigen.  Da  wir  im  Blute  der  acut  verlaufenden  Fälle  schon  in  vi\'o  meist  mehr  oder 
weniger  reichliche  Pestbacillen  nachweisen  und  histologisch  in  den  Blutungen  immer  Pestbacillen  auffinden 
konnten,  muss  im  Allgemeinen  auch  das  Blut  schwerer  Pestfälle  als  infectiös  zu  betrachten  sein,  gleichgiltig, 
in  welcher  Weise  es  an  die  Aussenwelt  tritt. 

Abgesehen  von  der  Serumtherapie,  über  welche  wir  in  Bombay  keine  Erfahrungen  sammeln  konnten 
und  welche  nach  allem  bisher  Bekannten  mehr  theoretisches  als  praktisches  Interesse  verdient,  halten  wir 
auf  Grund  unserer  anatomischen  und  bacteriologischen  Untersuchungen  eine  mit  modernen  Mitteln  und 
Cautelen  ausgestattete  chirurgische  Therapie  wenigstens  für  eine  Reihe  \on  Fällen  für  die  aussichtsvollste, 
wenn  dieselbe  nicht  in  einem  zu  späten  Zeitpunkte  eingeschlagen  wird.  Vielleicht  würde  sich  dieselbe  im 
Vereine  mit  der  curativen  oder  prophylaktischen  Wirkung  von  Injectionen  eines  Pestserum  oder  abgetödteter 
Pestculturen  zu  einer  wirklich  lebensrettenden  Heilmethode  verbinden  lassen. 

Überblickt  man  den  Theil  der  modernen  Pestliteratur,  der  seit  der  Entdeckung  des  Pestbacillus  publicirt 
wurde,  so  fällt  auf,  dass  seitdem  gerade  die  pathologisch-anatomische  Seite  dieser  Erkrankung  nur  wenig 
gefördert  wurde.  Jene  Abhandlungen,  die  sich  mit  pathologischer  Anatomie  der  Pest  einschliesslich  deren 
Nebenzweigen,  der  anatomischen  Bacteriologie  und  der  Histologie,  beschäftigen,  stammen  aus  der  Epidemie 
von  Hongkong  im  Jahre  1894  und  aus  der  von  Formosa  im  Jahre  1896.  Fast  alle  sind  nach  der  Abreise  der 
Commission,  die  am  3.  Februar  1897  erfolgte,  erschienen.  Nur  eine,  die  bedeutendste,  lag  uns  damals  bereits 
vor,  die  »Mittheilungen  aus  der  Pestepidemie  im  Jahre  1894  in  Hongkong,  \'on  Dr.  T.  Aoyama,  Professor 
der  inneren  Medicin  an  der  Universität  zu  Tokio«.  (Aus  den  Mittheilungen  der  medicinischen  Facultät  der 
kaiserlich  japanischen  Universität  zu  Tokio,  Bd.  III,  Nr.  2,  1895.)  Wie  bekannt,  erkrankte  derselbe  nach 
14tägigem,  sehr  fleissigen  Studium  selbst  an  Pest,   und   musste   seine  Arbeiten   aufgeben.    Daraus  wird   es 


Beiileupesl.  II.  Palliologisch-atiatoniischcr  Bericht .  551 

erklärlich,  dtiss  sein  Material  kein  besonders  grosses  war.  Seine  Erfahrungen  beziehen  sich  auf  18  Pestfälle, 
die  er  selbst  obducirt  hatte. 

Es  soll  darauf  nicht  näher  eingegangen  werden,  dass  daher  seine  Angaben  uns  in  vielen  Punkten 
lückenhaft  erscheinen  oder  nach  unseren  Erfahrungen  direct  unrichtig  sind,  umsomehr,  als  er  sich  nach  dem 
damaligen  Stande  der  Wissenschaft  über  die  Morphologie  des  Pestbacillus  und  seine  mikroskopische 
Diagnose  wohl  nicht  \-ollkommen  im  Klaren  war.  So  unterscheidet  er  histologisch  zwischen  einem  echten 
Lj'mphdrüsen-Pestbacillus  (nach  Kitasato),  einem  runden  ''Mikrococcus«,  den  er  sehr  häufig  antrifft,  und 
Streptococcen. 

Ein  kurzer  Überblick  über  unsere  Befunde  genügt,  um  zu  sehen,  dass  Aoj-ama  in  diesem  »Mikro- 
coccus^'  die  gewöhnliche  Degenerationsform  der  Pestbacillen  vor  sich  hatte.  Ebenso  sind  seine  Ansichten 
über  die  eitererregende  F'ähigkeit  des  Pestbacillus  unrichtig,  indem  er  die  echte  Eiterung  auf  Rechnung 
anderer  Mikroorganismen  setzt.  Ebensowenig  kann  es  nach  unseren  Erfahrungen  noch  Giltigkeit  haben 
wenn  er  nur  die  Infectionsmöglichkeit  von  kleinen  Wunden  der  Haut  aus  zulässt  und  die  Eingangspforte 
vom  Respirationstracte  und  der  Mundrachenhöhle  aus  theils  leugnet,  theils  überhaupt  nicht  in  Erwägung 
zieht.  Im  Übrigen  aber  gebührt  Aoyama  das  Verdienst,  als  Erster  \-ersucht  zu  haben,  in  die  zum  Theile 
sehr  complicirten  anatomischen  Verhältnisse  bei  der  Pest  Licht  zu  bringen. 

Aus  der  Pestepidemie  in  Hongkong  im  Jahre  1896  stammt  eine  zweite  Abhandlung  über  die  Pest,  die 
erst  nach  unserer  Abreise  veröffentlicht  wurde.  Sie  stammt  von  dem  deutschen  Marinestabsarzt  Dr.  Wilm 
(Hj'-gienische  Rundschau  1897,  VII.,  Heft  5  und  6:  >Über  die  Pestepidemie  in  Hongkong  im  Jahre  1896«.) 
Derselbe  untersuchte  allein  in  ungefähr  165  Tagen  die  enorme  Anzahl  von  867  Pestleichen  (!!)  und  kommt, 
ohne  genauere  Angabe  \-on  Sectionsprotokollen,  ohne  jede  histologische  Untersuchung,  ohne  irgendwelchen 
ziffermässigen  Ausweis  über  die  Häufigkeit  des  Sitzes  der  Bubonen  an  den  verschiedenen  Körperstellen,  zu 
dem  sehr  auffallenden  Schlüsse,  dass  »der  Pestbacillus  am  häufigsten  vom  Darmtractus  aus  in  den  Ktirper 
einzudringen  scheine«. 

Wir  wollen  hier  gar  nicht  näher  auf  die  auffallende  Dürftigkeit  seiner  anatomischen  Befunde  und  auf 
die  mangelnde  Stichhältigkeit  der  daraus  mit  voller  Bestimmtheit  gezogenen  Schlüsse  eingehen,  sondern 
nur  noch  darauf  hinweisen,  dass  es  ihm  unter  anderem  bei  38  unter  45  Pestkranken  gelungen  ist,  den  Pest- 
bacillus culturell  in  den  Fäces,  und  bei  18  unter  20  Pestfällen  denselben  aus  den  erbrochenen  Massen  nach- 
zuweisen. Sämmtlichen  Untersuchern,  die  gewiss  mindestens  mit  derselben  Sachkenntniss  und  Genauigkeit 
und  mit  mindestens  ebenso  exacten  Methoden  arbeiteten,  ist  ein  solcher  Erfolg  bisher  nicht  gelungen;  nur 
Dr.  Bitter  aus  Kairo  will  zweimal  Pestbacillen  aus  den  Fäces  der  Leiche  nachgewiesen  haben. 

Aus  der  Epidemie  auf  Formosa  berichtet  der  Japanese  Yamagiva  über  die  Beulenpest.  Seinen  haupt- 
sächlich klinischen  Darstellungen  sind  3  Sectionsbefunde  und  eine  Reihe  von  Untersuchungen  operativ 
entfernter  Bubonen  angefügt.  Er  hebt  gleich  uns  die  häufige  Bläschenform  der  Pestbacillen  hervor,  \-erfällt 
aber  in  einen  ähnlichen  Fehler  wie  Aoyama,  der  sich  die  »Mikrococcen«,  welche  zweifellos  dasselbe  wie 
die  Bläschenform  darstellen,  nicht  zu  erklären  wusste,  indem  er  diese  Form  des  Pestbacillus  nicht  als 
Degenerationsform  erkannte.  Er  beschreibt  weiters  in  einem  Falle  metastatische  Herde  in  Milz,  Lunge  und 
Leber,  von  welchen  die  beiden  ersten  sicherlich  keine  typischen  reinen  Pestherde  waren,  da  ihre  ana- 
tomische Form  mit  unseren  Beobachtungen  nicht  übereinstimmt,  und  da  es  sich  nach  den  eigenen  Angaben 
Yamagiva's  um  Mischinfection  handelte. 

Im  Übrigen  nimmt  er  ausschliesslich  die  Infection  von  der  Haut  oder  den  derselben  benach- 
barten Schleimhäuten  nach  sichtbaren  oder  unsichtbaren  Substanzvedusten  an  und  tritt  energisch  für 
chirurgische  Behandlung  ein. 

Als  erster  Bericht  über  die  Bombayer  Epidemie  erschien  im  Sommer  1897  der  »Report  of  the  Commis- 
sion  sent  by  the  Egyptian  Governement  to  Bombay  to  study  Plague«  von  Dr.  Ibrahim  Pascha  und 
Dr.  H.  Bitter.  Dieser  Bericht  enthält  in  Nichts  wesentlich  Neues. 

-ausser  voriäufigen  Berichten  der  deutschen  und  russischen  Commission  liegen  sonst  über  die 
Epidemie    in    Bombay    noch    keine    wissenschaftlichen    Studien    vor.     Nur    Herr    Dr.    G.    Sticker,    ein 


552  H.  Alhrccht  und  A.  Glioa, 

Mitglied  genannter  Coinmission,  hat  in  jüngster  Zeit,  mehr  in  pi-i\atei'  Weise  inid  aphoristischer,  feiiiileton- 
artiger  Form,  seine  Ansichten  über  die  Pest,  zum  'l^heile  auf  anatomischer  Basis,  ausgesprochen 
(Münchener  medicinische  VVoclienschrift  1898,  Nr.  1,  S.  1  1  ;  Wiener  i<linische  Rundschau  1898,  Nr.  lOj. 
Dieselben  stehen  zum  grossen  l'heile  bedaiiei'licherweise  im  \Viderspi-uche  mit  den  \-on  uns  erhobenen 
Thatsachen. 

P2s  seien  hier  nur  gewisse,  für  das  Wesen  und  die  richtige  .\uffassung  der  ganzen  Krankheit  mass- 
gebende Punixte,  in  denen  wir  von  den  Behauptungen  Sticker's  X'ollkommen  abweichen,  her\-orgehobcn. 
So  meint  Sticker,  -bei  ausgedehnten  Bubonen  zeigen  für  gewöhnlich  die  peripher  gelegenen  Drüsen  die 
milderen  Grade,  die  höher  gelegenen  die  schwereren  Grade  der  Entzündung  und  Destruction,  während 
umgekehrt  das  jüngere  Stadium  des  Processes  den  centralwärts,  das  ältere  den  peripher  gelegenen  Drüsen 
entspricht«.  Gewiss  eine  ganz  verkehrte  Ansicht,  die  \on  keinem  anderen  Beobachter  getheilt  werden  kann, 
und  durch  das  Thierexperiment  hundertfältig  widerlegt  ist. 

Wie  Sticker  zu  dem  Satze  gelangt,  dass  in  anderen  als  septischen  Fällen  der  acute  Milztumor  in  der 
Leiche  fehlt,  ist  uns  unergründlich.  Wir  haben  in  allen  Fällen,  sei  es  bacillenreichen  oder  -armen,  einen  solchen 
mit  voller  Sicherheit  makro-  und  mikroskopisch  constatirt.  Ebenso  unrichtig  ist  es,'dass  »der  PestbaciUus  im 
Leichenmateriale  ausserordentlich  schnell  zu  Grunde  geht,  dass  er  aus  Organen,  welche  längere  Zeit 
gelegen  haben,  für  jede  Untersuchung  x-erschwindet,  dass  er  in  Organstücken ,  deren  Deckglasausstrich 
frisch  zubereitet,  Unmassen  von  Pestbacillen  enthielt,  nicht  mehr  oder  nur  sehr  schwer  zu  finden  ist,  wenn 
sie  in  Formalin  oder  Alkohol  aufbewahrt  und  also  gehärtet  oder  nach  Einbettung  in  Paraffin  oder  Celloidin 
geschnitten  worden  waren«. 

Bei  derartigen,  nur  auf  schlechte  Conservirung  und  unzulängliche  Methoden  zurückzuführenden  An- 
schauungen nimmt  es  uns  freilich  nicht  Wunder,  wenn  dann  Sticker  behauptet,  alle  Blutungen  sind  nicht 
directe  Wirkungen  der  Bacterien,  sondern  wohl  Intoxicationserscheinungen  •  oder  -diese  Erfahrungen, 
welche  mir  Andere  (.??)  bestätigt  haben,  schränken  aber  die  diagnostische  Verwerthung  des  PestbaciUus  bei 
Sectionen  auf  die  sofortige  Untersuchung  des  frischen  Leichenmateriales  und  auf  das  positive  Ergebniss 
derselben  ein«,  u.  s.  f.,  u.  s.  f,  alles  Dinge,  die  in  directem  Gegensatze  zu  unsei-en,  unzählige  Male  erhobenen 
Befunden  stehen. 

Auch  seine  anderen,  die  Ansteckungsgefahr  bei  der  Pest  überhaupt  betreffenden  Ansichten,  können 
wir,  wie  sich  aus  unseren,  im  Vorstehenden  niedergelegten  Untersuchungen  ergibt,  nicht  theilen. 


Iniilcii/hs/.  II.  Pafitologisch-anatoniiscitcr  Bcriclit. 


553 


Protokoll  über  die  bacteriologischen  Blutuntersuchungen  bei  Pestkranken. 


Name 


Altei-, 

Religion, 

Bcschärtigung 


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Bacteriologisclicr 
Befund 


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Anmerkung 


15 


41 


142 


Gerpjaba 
Tookaram 


12  Jahre, 

Hindu, 
Hausdiener 


Rama  Jewa 


25  Jahre, 

Hindu, 

Arbeiter 


Kondi  Krishna 


John  Jü-sef 


Mahadia  Khristna 


(iungaram 
Koosaba 


22  Jahre, 

Hindu, 
Kutseher 


25  Jahre, 

Christ, 

Buehdruckcr 


25  Jahre, 

Hindu, 

Baumwoll- 

l'abriksarbeiter 


35  Jahre, 

Hindu, 
Kutscher 


16 


16 


5.  März 


Reichliche  Reincultur 
von  Pestcolonien 


Sehr  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien 


1  Colonie  von  Pest- 
bacillen  in  Rein- 
cultur 
(sehr  wenig  Blut) 


10. 


Massig  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien 


Steril 


3  Colonien  von 
Pestbacillen  (Rein- 
cultur) 
(sehr  wenig  Pdut) 


1  1. 


Reichliche  Reincultur 
von  Pestcolonien 


18. 


Steril 


-^ 


-)- 


Halsbub  o. 
Gestorben  6.  März. 
Im  Stuhl  und  Urin  keine 
Pestbacillen  culturell  nach- 
weisbar. 
Krankengeschichte. 


Gestorben  9.  März,  5  Uhr 

30  Minuten  Kachmittags. 

Section :  8,  XIII. 

Krankengeschichte. 


Halsbubo. 


Gestorben  11.  März,  5  Uhr 

10  Minuten  F"rüh. 

Section:  2/XV. 

Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  Inguinal- 
gegend. 


Gestorben  14.  März,  6  Uhr 

30  Minuten  Früh. 

Krankengeschichte. 


Inguinalb  ubo. 

Gestorben  10.  März,  5  Uhr 

lö.  Minuten  Nachmittags. 

.Section:  27/XIV. 

Krankengeschichte. 


Bubo  in  der  rechten  .Achsel- 
höhle. 


.\m  16.  März  wird  der 

Bubo  punktirt.  es  entleert 

sich  blutiges  Secret  mit 

Eiter.  Die  Cultur  davon 

bleibt  steril. 


.\m  23.  .\pril  als  Recon- 
valescent  im  Spital. 
Krankengeschichte. 


554 


//.  Albrcclil  iiml  A.  G/ioii. 


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Beschäftigung 


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ücl'und 


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AiiJiK'iUuiii; 


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II 


12 


13 


10 


12 


13 


14 


k; 


23 


17 


14      18 


15 


16 


Balapcc  Laximoii 


35  Jahre. 

Hindll, 

Eisenbahn- 

dicncr 


Unbekannt 


Christ 


Pandiiij  Laximon 


18  Jahre, 

Hindu, 

Bauniwoll- 

fabriksarbciter 


Uhundi  SaJii 


22  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


Rama  Mahadu 


25  Jahre, 

Hindu, 

K'uli 


Abdul  Mohamed 


35  Jahre, 
Mohammedaner 


Narjin,  Weib 


20  Jahre, 

Hindu, 

Fk'ttlerin 


Jannow  Bhowanee 


25  Jahre, 
Hindu, 

Arbeiter 


20 


Vethoo  Bhieapee 


25  Jahre, 
Hindu, 
Polizist 


Ramshun  Gaulih 


18  Jahre, 
Hindu 


15 


18 


19 


10 


13 


17 


12 


13 


13 


11 


13 


1  I .  März 


12. 


12. 


13. 


13. 


13. 


13. 


13. 


Ziemlich  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 

colonien 


.Steni 


Reichliche  Reincultur 
von  Pcstcolonien 


Keine  Pestcoloiiien, 
2  Colonien  von 
Staphylococcu.s 
pyogcnes  albus 


Sehr  reichliche  l'est- 

colonien,  daneben  in 

bedeutend  geringerer 

Anzahl  Colonien 

des  Streptococcus 

pyogenes 


Steril 


Reincultur  von  Pest- 
colonien  (wenige) 


Cultur  verunreinigt 
durch  Sarcine 


Steril 


+ 


Bubo  in  der  rechten  Ingui- 

nalgegend. 

Gestorben  13.  März,  12  Uhr 

15  Minuten  Nachmittags. 

Krankengeschichte. 


Gestorben  12.  März,  10  Uhr 
35  Minuten  Vormittags. 


Bubo  in  der  linken  Ingui- 

nalgegend. 

Gestorben  12.  März,  12  Uhr 

15  Minuten  Vormittags. 

Krankengeschichte. 


Drüsensch wellungen  in 
beiden  Inguinalgegenden. 
Gestorben  12.  März,  9  Uhr 

30  Minuten  Abends. 
Im  Erbrochenen  und  peri- 
tonealer Flüssigkeit  keine 

Pestcolonien  culturell, 
ebenso  nicht  in  nekroti- 
schen Hautherdeu. 
Krankengeschichte. 


I  nguinalbubo. 
Gestorben  12.  März,  5  Uhr 
15  Minuten  Nachmittags. 
Section:  28/XVI. 
12.  März.  Im  Sputum  cultu- 
rell keine  Pcstbacillen. 
Krankengeschichte. 


Im  Stuhl  des  Patienten  am 

13.  März  culturell  keine 

Pestbacillen. 

Gestorben  15.  März. 


Fraglicher  Pestl'all. 


Bubo  der  rechten  Leiste. 

Afebril,  geheilt. 

Reconvalescent. 

Krankengeschichte. 


Reconvalescent. 
21.  März  entlassen. 


Reconvalescent. 
19.  März  entlassen. 


Bcttlciipcsf.  IL  Piitholniiiscli-aiiatoinischer  Bericht. 


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Religion, 

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Hacteriologischer 
Befund 


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AnmerUung 


17 


19 


20 


21 


21 


24 


;5ö 


110 


138 


195 
238 


34 

43 

70 

120 


27 


Govind  Tukkaiam 


Tukkaram  Kusha 


Koostna  Babadjee 


Govind  Fakcer 


35  Jahre, 
Hindu 


25  Jahre, 

Hindu 


1 8  Jahre, 

Hindu, 

BaumwoU- 

fabriksarbeiter 


35  Jahre, 

Hindu, 

Hausknecht 


Goosva  Dum.n 


Angara  Basa 


22  Jahre, 

Hindu. 

Hausknecht 


18 


10 


14 


17 


21 


26 
29 


Hindu 


12 


13 


17 
20 


13.  März 


13. 


13. 


17. 


20. 


24. 


25. 


29. 


1.  April 


13.  März 


14. 


15. 
18. 
20. 
24. 


14. 


.Steril 


Bubo  in  der  rechten  Ingui- 

nalgegend. 

Reconvalescent,  noch 

Ende  .April  im  Spital. 


Verunreinigt, 
unbrauchbar 


2  verunreinigende 

Colonien, 
keine  Pestcolonien 


Steril 


Ziemlich  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien 


Steril 


Recon  valescen  t. 
31.  März  entlassen. 


Bubo  der  rechten  Leiste. 


14.  März.  Pestb.eule  am 
Kreuzbein,  Hautstück  fast 

völlige  Reincultur  von 
Streptococcus  pyogenes, 
wenig  Staphylococcus  pyo- 
genes aureus  (culturell). 


20.  März.  Function  des 

.Acromioclaviculargelenkes 

rechts:  steril  (culturell). 

(Kein  Eiter.) 


Krankengeschichte. 


Bubo  der  rechten  Leiste. 
Gestorben  14.  März,  12  Uhi 

Mittags. 
Krankengeschichte. 


Von  Yersin  injicirt  am 
13.  und  14.  März. 


Leichter  Fall. 


Entlassen  18.  .\pril. 


Gestorben  15.  .März,  9  L'hr 
15  Minuten  Vorm!ttag<i. 


Denkschriften  der  mathem.-natiirw.  ('1.   LXVl.  Bd. 


72 


556 


H.  Albrechl  und  A.  Ghon, 


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Name 


Alter, 

Religiüii, 

BeschärUgLinn- 


Biicteriologischcr 
üefund 


+  1 


Ätii 


Aiunci-kLinu 


Venayak 
Harichana 


15  Jahre, 

Hindu, 

Goldschmied 


14.  Miirz 


Steril 


Bubo  am  Halse. 


32 


10 


15. 


Verunreinigt, 
unbrauchbar 


24 


Ycshwant  Raghu 


25 


30 


141 


287 


31 


33 


36 


62 


28 


29 


37 


30 


38 


12  Jahre, 
Hindu, 
Schüler 


Circa  15  L'olonien 

von  Pestbacillen 

(Reincultur) 


11 


15. 


Vereinzelte  Colonien 

von  Pestbacillen 

(Keincultui) 


Pursa  Budaki 


30  Jahre, 
Hindu 


17 


25. 


Keine  Pestcolonien, 

eine  verunreinigende 

Colonie 


32 


5.  April 


Steril 


Nasib  Ramdiu 


27  Jahre, 

Hindu, 
Kutscher 


15.  März 


Pandu  Jeepria 


35  Jahre, 

Hindu, 

Kuli 


15. 


17. 


Rama  Narsa 


40  Jahre, 
Hindu, 
Bettler 


10 


19. 


12 


21. 


Walab  Bhica 


30  Jahre, 

Hindu, 

Hausknecht 


18. 


Sewpall  Bhoy 


25  Jahre, 
Hindu, 
Läufer 


18. 


3  Culonien  von 

Pestbacillen  (Rein- 

cultur) 


Keine  Pestbacillen, 

3  Colonien  von 

Sarcine 


Entlassen  1  2.  .\pril. 


Bubo  der  linken  Axilla. 

Gestorben  15.  März,  9  Uhr 

15  Minuten  Vormittags. 

Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  Inguinal- 
gegend. 


Afebril  seit  17.  März. 


Entlassen  10.  .April. 


Entlassen  21.  April. 


Gestorben  15.  März,  9  Uhi 
15  Minuten  .Abends. 


Gestorben  22.  März,  12  Uhr 

10  Minuten  Nachmittags. 

Section:  Keine  Pest, 

Influenza. 


Gestorben  20.  März,  5  Uhr 
Früh. 


Bubo  der  rechten 

Leiste.    20.  März.  Vom 

Gaumen,  an  dem  ein  Belag 

war,  geimpft.  Reincultur 

eines  kurzen  Bacillus. 

Keine  Pestbacillen. 


Ballenpest.  IL  Piifhologisdi-auatojiiischer  Bericht. 


557 


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3. 

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B 

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2 

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Name 

Alter, 

Religion, 

Beschüftiguiig 

3 
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5 

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T3 

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in 

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5 

Bacteriologischer 
Befund 

1 
5 

+1 

II 

-1- 

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u5 

<u 
O 

.\nmerkung 

1 

30 
31 

64 

Seu'pall  Bhoy 

25  Jahre, 
Hindu, 
Läufer 

5 

o 

1'.).  Miirz 

.Steril 

— 

Transferirt  ins  Reconvales- 

centenhaus  22.  März. 
Krankengeschichte. 
9.  .April  entlassen. 

35) 

Bahly  Arjoon 

18  Jahre, 

Hindu, 

BaumwoU- 

t'abriksarbcitcr 

■; 

3 

18.       ^ 

Reichliche  Reincultur 
von   Pestbacillon 

-J^ 

t 

Bubo  in  der  linken  Leiste. 
Gestorben  18.  März,  8  Uhr 

10  Minuten  .Abends. 
Section:  31  XXIV. 

Krankengeschichte. 

32 

40 

Mendorji  Hadlaw 

20  Jahre, 

Hindu, 
Kutscher 

21 

20 

18.       . 

Steril 

- 

Vereiterte  Drüse  unter  dein 
Pouparfschen  Band,  steril 

punktirt  am  18.  März, 

ergibt  R  e  i  n  c  u  1 1  u  r  v  o  n 

Pestbacillen. 

143 

28 

27 

25.       . 

> 

25.  März.  Reconvalescent. 

33 

42 

Manuel  Desouza 

13  Jahre, 

Christ, 

Küchenjunge 

9 

5 

18.      . 

Eine  Colonie  von 

Hefe,  keine  Pest- 

bacillen 

- 

Bubo  der  rechten  Leiste. 

77 

12 

8 

21.      » 

Steril 

— 

122 

15 

11 

24.      - 

Keine  Pestcolonien, 
mehrere  Colonien 
von  Sarcina  lutea 
und  solche  eines 
diphtherieähnlichen 
Stäbchens 

- 

Geheilt. 
Krankengeschichte. 

34 

44 

RemchoaAnanjee, 
Weib. 

25  Jahre, 
Hindu, 
ohne 

4 

3 

18.      » 

Steril 

— 

76 
119 

7 

6 
9 

21.      >• 

Keine  Pestcolonien, 

eine  Colonie  von 

Sarcina  lutea 

- 

10 

24.      » 

Steril 

- 

35 

45 

Budha  Narayan 

25  Jahre, 

Hindu, 

Kuli 

■> 

1 

18.      . 

> 

— 

t 

liubo  der  linken  l.ei-,le. 

63 

3 

•) 

19.      » 

» 

— 

Gestorben  20.  März,  1 1  Uhr 
45  Minuten  Nachts. 
Krankengeschichte. 

36 

46 

Krishna  Nana 

40  Jahre, 

Hindu, 
Kutscher 

3 

2 

18.       . 

* 

— 



1 

72* 


558 


H.  Albrcchl  niul  A.  Ghoii, 


Name 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


l'.acteriülogischer 
Hcriind 


1 

o 

+■= 

C  £1 

-H  " 

."72     0) 

cu 

o  p_ 

^ 

s  ?^ 

o 

o 

cutis 

o 

Anmerlium; 


73 


3(i 


Krislina  Nana 


37 


47 


Rampuibha  Nadhi 


38 


48 


Janki  Nattya, 
Weib 


39 


49 


M4 


256 


Marie  Caban, 
Weib 


40 


50 


197 


257 


Halka,  Weib 


41 


51 


212 


259 


Meserambai, 
Weib  desEzechiel, 


52 


42 


Noorkee,  Weib 
des  Emanhut, 


216 


43 


53 


Doolunibee 

Mohammed  Allv, 

Weib 


;i.  März 


Steril 


40  Jahre, 

Hindu, 
Kutscher 


2ii  Jahre, 
Hindu 


18. 


Reichliclie  Reinciiltur 
von  Pcstcolonicn 


25  Jahre, 
Hindll, 
ohne 


19. 


Steril 


15 


10 


19. 


30  Jahre, 
Christin, 
Kindst'rau 


21 


30. 


29 


24 


2.  April 


19.  März 


25  Jahre. 
Moham- 
medanerin, 
Dienerin 


13 


29. 


2  verunreinigende 

Colonien, 
keine  Pestcolonien 


31 


17 


2.  April 


Steril 


10 


19.  März 


46  Jahre, 
Jüdin, 
ohne 


24 


14 


17 


30. 


2.  April 


45  Jahre, 
Moham- 
medanerin 


19.  .MUrz 


2  Colonien  von 

Sarcina  lutea, 

keine  Pestcolonien 


15 


14 


30. 


Steril 


40  Jahre, 
Moham- 
medanerin, 
Dienerin 


19. 


2  verunreinigende 

Colonien, 
keine  Pestcolonien 


Ciestorben  22.  .März  Nachts. 


Gestorben   18.  .März. 


Keine  Drüsen. 

Section. 

Gestorben   20.  März,    2  L'h 

Früh. 

Gonoccenperitonitis. 


30.  März.    Afebril. 
Reconvalescentin. 


Keine  Pest,  sondern 

Pneumonia  crouposa 

(nach  Müller). 


Tuberculose  (keine  Pest). 

Gestorben  21.  März,  II  Uhr 

30  Minuten  Vormittags. 


Benlenpest.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht. 


559 


E 
E 

3 

T3 
1 

5 

E 
E 

O 

o 
o 

Name 

Alter, 

Religion 

llcschäftigung 

in 

c 

3 

2 

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(/] 

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73 
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c 

3 

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5 

o 

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E 

ä 

Bactcriologischer 
Bcl'inid 

1 

c 

+  1 

C  ü 

SV, 

."   o 

s:s 

H- 

C 

•e 

o 
% 

o 

.Anmerkung 

44 

54 

242 

Bhagee  Saka, 
Weib 

12  Jahre, 
Hindu, 
ohne 

3 

16 

2 

19.  März 

Steril 

— 

15 

1 .  April 

- 

— 

45 

55 

Makacoorwar, 
Weib 

12  Jahre, 
Hindu,                 7 
ohne, 

4 

19.  März 

» 

- 

Inguinalbubo. 

46 

56 

Anna  Catharina, 
Weib 

35  Jahre, 
Christin, 
Kindsfrau 

13 

15 

12 

14 
25 

19.       V 

2  Colonien  von 

Sarcina  lutea, 

keine  Pestcolonicn 

— 

Bubo  in  der  rechten  Leiste. 

20.  März  eröffnet,  Eiter 

enthält  spärlich  Pestbacillen 

und  Staphylococcus  pyo- 

genes  albus. 

80 
241 

21.      . 

Steril 

26 

1.  April 

» 

47 

57 

Ralnibai  Babajee, 
Weib 

1 1  Jahre, 
Hindu, 
ohne 

2 

9 

12 

19.  März 

1  Colonie  Sarcina 

lutea, 

keine  Pcstcolonien 

(wenig  Blut) 

Inguinalbubo. 

200 

12 

29.      ^ 

Steril 

48 

58 

199 

Sundrabar  Bala. 
Weib 

18  Jahre, 
Hindu, 
ohne 

14 

11 

19.      . 

1  Colonie  Sarcina 

lutea, 
keine  Pcstcolonien 

— 

Bubo  der  rechten  Inguinal- 

gegend. 

24 

21 

29. 

Steril 

49 

59 

Stossanibai, 
Weib 

20  Jahre, 
Moham- 
medanerin, 
ohne 

5 

2 

19.      » 

2  verunreinigende 

Colonien, 
keine  Pcstcolonien 

— 

Fragliche   Pest? 

50 

60 

Lahameebai, 
Mädchen 

S  Jahre, 
Hindu, 
ohne 

3 

1 

19.      . 

Reichliche  Reincultur 
von  Pcstcolonien 

_4_ 

t 

Gestorben  20.  März.  5  Uhr 
Früh. 

51 

61 

Bhaja,  Weib  des 
ßhewa, 

25  Jahre. 
Hindu, 
ohne 

16 

2 

19.      . 

Steril 

— 

Bubo  der  rechten  Leiste. 

211 
255 

26 

29 

12 

30.       • 

» 

- 

— 

1 

15 

2.  April 

— 

52 

65 

Bana  Jecwa 

38  Jahre, 
Hindu, 
Diener 

4 

1 

19.  .März 

Reichliche  Reincultur 
von  Pcstcolonien 

-H 

t 

Bubo  der  linken  Leiste. 

Gestorben  1 9.  März,  9  Uhr 

30  Minuten  Abends. 

Krankengeschichte. 

560 


H  Alhrechl  itiid  A.  (ihnn. 


B 
B 

3 


o 


o 


Name 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


C 
3 


53 


(16 


105 


67 


54- 


55 


68 

79 

93 

107 

236 


Jackie  Aloys 
Fernandcz 


Badhloü 


Bainpui'sadJankec 


56 


71 


74 


83 


58 


82 


100 


118 


Matapursat 
Goolam 


Xavier  Deas 


Shewa  Appa 


40  Jahre, 

Christ, 

Huchdruckcr 


13 


40  Jahre, 

Hindu, 
Wäscher 


25  Jahre, 

Hindu, 

Arbeiter 


3.3  Jahre, 

Hindu, 

Kuli 


20  Jahre, 
Christ, 
Kellner 


35  Jahre, 

Hindu, 

Kuli 


12  ? 


10 


11 


13 


13 


20.  .März 


24. 


20. 


21. 


20. 

21. 
23. 
24. 


1.  April 


Hacteriologischer 
licl'und 


.Steril 


1  verunreinigende 

Colonic, 
keine  Pestcolonien 


4  Colonien  von 

Pestbacillen  (Rein- 

cultm') 


Steril 


20.  März 


21. 


21. 


22. 
23. 
24. 


.Massig  reichliche 

Pestcolonien  in 

Reincultur 


Sehr  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien 


Keine  Pestbacillen, 

im  unteren  Theile 

der  Eprouvette 

Kartoffelbacillus 


Steril 


Ü 


.•\nmerkung 


Ilautgeschwür  am  linken 

Vorderarm  zeigt  Reincultur 

von  Staphylococcus  pyo- 

genes  aureus  (culturell) 


liubo  der  linken  Axilla. 
Krankengeschichte. 


Tnguinalbubi; 


Gestorben  21.  März,  7  Uhr 
50  Minuten  Abends. 
Section:  32/XXVll. 


liubo  der  linken  Leiste. 


At'ebril. 


Geheilt. 
Krankengeschichte. 


Seit  2  Tagen  in  Bombay, 

(Pilger)  Dysenterie, 

keine  Pest. 


Bubo  der  rechten  Leiste. 


Gestorben  22.  März,  7  Uhr 
30  Minuten  Abends. 
Krankengeschichte. 


Axillarbubo. 


Beiilcupesf.  IL  Pathologisch-anafoniisclter  Bericht. 


561 


E 

F 

3 

T, 

b 

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o 

s 

o 

o 

fe, 

Name 


Alter, 

Religion, 

Beschäftixuiiü 


E 

Q 


liacleriologischer 
Befund 


c 

+ 

o 

c 

^ 

(» 

o 

0- 

ITl 

J3 

r, 

— 

a.:^     ü 


Anmerkuii" 


58 


133 


81 


59 


60 


61 


62 


63 


101 


121 


84 


86 


96 


111 


130 


154 
190 


235 


87 


Shewa  Appa 


Anton  FernanJez 


Ittoo  Koosaba 


Shircc  Baichii 


25  Jahre, 

Hindu. 

Kuli 


30  Jahre, 

Christ, 

Fabriksarbeiter 


30  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


20  Jahre, 
Hindu, 
Laufer 


14 


16 


17 


95       Nama  Yemajcc 


109 


88 


25  Jahre, 

Hindu, 

Arbeiter 


Joky  Desouza 


1  8  Jahre 
Christ. 
Diener 


11 


25.  März 


.Steril 


23. 
24. 


23. 


24. 


26. 


29. 


Massig  reichliche 

Pestcolonien  in 

Reincultur 


Steril 


2  verunreinigende 

Colonien  aus 

Stäbchen  bestehend, 

keine  Pestcolonien 


Steril 


Keine  Pestcolonien, 

eine  Colonie  einer 

grösseren  Coccenart 


Steril 


April 


22.  März 


23. 


24. 


22. 


Keine  Pestcolonien, 

3  Colonien  von 

Sarcina  lutea 


+ 


Gestorben  26.  März,  1  1  Uhr 
35  Minuten  Nachts. 
Krankengeschichte. 


.Axillarbub  o. 

Gestorben  23.  März,  2  Uhr 

40  Minuten  Morgens, 

Section:  10,/XXIX. 

Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  .Axilla. 


Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  Leiste. 


Gestorben  24.  .März,  2  Uhr 

30  Minuten  Nachmittags. 

Krankengeschichte . 


I'.ubo  der  linken  .\xilia. 
Sehr  leichter  Fall. 


562 


H.  Alhrccltl  iiiiil  A.  Hhnii. 


o 
o 


63 


106 


64 


89 

94 
108 
136 

179 
234 


90 


65 


113 
139 

156 


66 


67 


91 


98 


114 


Name 


Joky  Desoiiza 


Dhundia  Rama 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


18  Jahre, 
Christ, 
Diener 


40  Jahre, 

Hindu, 

Sweeper 


Boodhu  Chundiin 


Baghee  Yemnia, 
Weih 


Mohammed 
Cassim 


50  Jahre, 
Hindu, 
Läufer 


35  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


35  Jahre, 

Mohammedaner, 

Diener 


12 


13 


14 


11 


Q 


23.  März 


24. 


23. 


24. 


25. 


28.       » 


1.  April 


22.  März 


23. 


24. 


26. 


Bacteriologischer 
Befund 


Steril 


Keine  Pestcolonien, 

2  Colonien  von 
grösseren  Coccen 


.Steril 


Spärliche  Reincultur 
von  Pestcolonien 


Steril 


10  Colonien  von 
Pestbacillen  in  Rein- 
cultur 


23. 


24. 


.Steril 


—    Ifl 


rt 


O 


Anmerkunf; 


Gesund  entlassen  31.  März. 
Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  Leiste. 


Geheilt. 
Krankengeschichte. 


Primäre  Pestpneumonie 


Im  Sputum  Pestbacillen. 
26.  März  Lunge  punktirt: 
Sehr  reichliche  Reincultur 

von  Pestbacillen. 

Gestorben  26.  März,  9  Uhr 

25  Minuten  Abends. 

Section:  40/XXXIII. 

Krankengeschichte. 


Halsbubo. 

Gestorben  23.  März,  2  Uhr 

30  Minuten  Morgens. 

Section:  5/XXX. 


Beulenpest.  II.  Pathologisch-attatomischer  Bericlit. 


563 


o 


Name 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


ho 
c 


Q 


Bacteriologischer 
Befund 


O 


Anmerkung 


67 


137 
155 
237 


.Mohammei.1 
Cassim 


35  Jahre, 

Mohammedaner 

Diener 


11 


6S 


69 


99 


117 


132 


102 


70    103 


71 


72 


Dhondu  Appa 


Rakmabai, 
Mädehen 


Lumba  Baht)jee 


104 


124 


244 


254 


112 


115 


126 


145 


40  Jahre, 

Hindu. 

Kuli 


12  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


7  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


Du2:du  Nj 


Rawjee  Kalu 


Bala  Ishram 


8  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


14 


30  Jahre, 

Hindu, 

Fabriksarbeiter 


30  Jahre, 

Hindu, 

Baumwoll- 

fabriksarbeiter 


15 


25.  März 


Steril 


26. 


1.  April 


23.  März 


24. 


23. 


2    23. 


23 


24 


11 


12 


23. 


24. 


1.  .-^pril 


Keine  Pestcolonien. 
eine  verunreinigende 

Colonie 
(Kartoffelbacillus?) 


Reichliche  Reincultur 
von  Pestcolonien 


Reichliche  Reincultur 
von  Pestcolonien 


Steril 


2. 


Einige  Coccen- 
colonien,  keine  Pest- 
colonien 


24.  März 


24. 


25. 


26. 


6  Colonien  von 
Pestbacillen  in  Rein- 
cultur 


9  Colonien  von 
Pestbacillen  in  Rein- 
cultur 


12  Colonien  von 
Pestbacillen  in  Rein- 
cultur 


8 — 10  Colonien  von 
Pestbacillen  in  Rein- 
cultur 


Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    I.XVI.  Bd. 


Keine  Pest;  Malaria. 


Inguinalbubo. 


Ccstorben  25.  März,  2  Uhr 

20  Minuten  Nachmittags. 

Section:  33XXXlf. 

Krankengeschichte. 


Halsbubo. 

(Jestorben  24.  März,  12  Uhr 

30  Minuten  Nachts. 


Axillarbubo. 

Gestorben  24.  März,  6  Uhr 

50  Minuten  Morgens. 

Section:  11/XXXI. 


Bubo  der  rechten  Leiste. 


Gestorben  25.  März,  7  Uhr 
30  Minuten  Vormittags. 


Inguinalbubo. 


Patient  moribund. 


73 


564 


H.  Albrecht  und  A.  G/ion, 


o 
6h 


160 


166 


192 


74- 


116 


125 


123 


140 


157 


127 


14: 


177 


186 


77 


128 


148 


176 


185 


286 


Name 


Bala  Ishrain 


Rapibally 


Bhageerathee  wife 
of  Rama, 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


30  Jahre, 

Hindvi, 

Baumwoll- 

fabriksarbeiter 


18  Jahre, 

Mohammedaner, 

ohne 


35  Jahre, 

Hindu, 
Arbeiterin 


Ramnath 
Mattadajall 


Manger  Sonde 


30  Jahre, 

Hindu, 

Fabriksarbeiter 


45  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


13 


14 


13 


27.  März 


28. 


29. 


24. 


24. 


25. 


26. 


25. 


26. 


29. 


25. 


26. 


28. 


29. 


5.  April 


Bacteriologischer 
Befund 


3-;^ 


15—18  Colonien 

von  PestbaciUen  ir 

Reincultur 


4  Colonien  von 
PestbaciUen  in  Rein- 
cultur 


Neben  wenigen  Pest- 
colonien   sehr  reich- 
lich Colonien  des 
Streptococcus  pyog. 


8  Colonien  von 
PestbaciUen  in  Rein- 
cultur 


Reichliche  Reincultu 
von  Pestcolonien 


Steril 


Vereinzelte  Pest- 
colonien in  Rein- 
cultur 


Steril 


.•\nmerkung 


Patient  moribund. 


Patient  hat  sich  auffallend 
erholt. 


Gestorben  29.  März,  3  Uhr 

15  Minuten  Nachmittags. 

Section:  34/XXXV. 

Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  Leiste. 


Gestorben  26.  März,  3  Uhr 

30  Minuten  Morgens. 

Krankengeschichte. 


liubo  der  linken  Leiste. 


Entlassen  10.  April. 
Krankengeschichte. 


BcnJciipcst.  IL  PaÜiologisch-miatomischer  Bericht. 


565 


"3 
o 
o 


Name 


Alter, 

Kcligioii, 

Beschäftigung 


Id 


Bactcriologischer 
Befund 


(X  ^ 


Ü 


Anmerkung 


80 


129 


Dhoraj  Jesang 


28  Jahre, 
Hindu, 

Arbeiter 


25.  März 


Reichliche  Reincultur 
von  Pestcolonien 


79 


130 

150 
173 

252 

282 


25. 


Steril 


26. 


28. 


Mathias  Prera 


60  Jahre, 

Christ, 

Koch 


10 


2.  April 


13 


12 


131 


152 


Narragen  Gunnov 


28  Jahre, 

Hindu, 

Kutscher 


vor 
7  St. 


25.  März 


Ziemlich  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien 


26. 


Sehr  reichlich  Pest- 
rolonien  in  Reincultur 


134 


153 


146 


163 


171 


182 


25.      > 


Manuel  Cajtan 
Desouza 


35  Jahre, 

Christ, 

Koch 


Ziemlich  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien 


26. 


Sehr  reichliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien 


26. 


Steril 


27. 


Keine  Pestcolonien. 

Circa  12  —  15  Colo- 

nien  von  Streptococc. 

pyog.  in  Reincultur 


.Mungno  Meaini 


30  Jahre, 
Muselman 


28. 


Keine  Pestcolonien, 

massig  reichliche 

Reincultur  von 

Streptoc.  pyog. 


29. 


Reichlich  Colonien 

von  Streptococcus 

pyogcnes,  daneben 

einige  Colonien  von 

Pestbacillen 


Bubo  der  rechten  Leiste. 

Gestorben  26.  März,  12  Uhr 

30  Minuten  Nachts. 


4.  April:  Eiter  aus  dem 
Bubo  rechts  in  inguine  und 

der  darüber  befindlichen 
Hautblase  zeigt   reichliche 
Reincultur  von  Strepto- 
coccus pyogenes,  keine 
Pestcolonien  (culturell!) 


Im  Stuhle  25.  März  keine 

Pestcolonien  culturell 

nachweisbar. 


Gestorben  26.  März,  12  Uhr 

30  Minuten  Nachmittags 


Gestorben  26.  März,  7  Uhr 
30  Minuten  Abends. 


Gestorben  29.  März,  1 1  Uhr 
lö  Minuten  Vormittags. 


73« 


566 


H.  Alb  reell/  iiiiJ  A.  Ghou, 


o 


Name 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


Bacteriologischer 
Befvmd 


Oh   W 


O 


Annierkinii; 


83. 


84 


149 


165 


175 


151 


164 


172 


183 


205 


266 


85 


158 

180 
198 
213 

220 


86 


159 


181 


Sadhoo  Bhance 


Sevvaraj 
Sewmungab 


Bhagii, 
Widow  of  Dhondu, 


Gawitree  Gnnput, 
Weib 


35  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


25  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


1 8  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


11  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


10 


14 


26.  März 


.Steril 


27. 


28. 


3  Colonien  von 

Pestbacillen  in 

Reincultur 


26. 


.Steril 


27. 


28. 


29. 


30. 


10 


3.  April 


27.  März 


28. 


29. 


30. 


31. 


28. 


Keine  Pestcolonien, 

eine  Colonie  von 

Coccen  (Staph3'lo- 

coccen) 


Steril 


Sehr  reichliche  Rein- 
cultur von  Pest- 
colonien 


Massig  reichliche  Pest- 
colonien, daneben 
reichliche  Colonien 

d.  Streptococc.  pyog. 
u,  5  Colonien  von 

Staphylococcus  pyo- 
genes  albus 


26.  März:  In  einer  Blase  in 
der  rechten  Inguinalgegend 

über  dem  Bubo  reichlich 
Staphylococcus  pyog.  aureus 
u.  albus  u.  massig  reichliche 

Pestcolonien  (culturell). 


Gestorben  29.  März,  8  Uhr 
45  Minuten  Vormittatrs. 


27.  März:  Im  Sputum  keine 
Pestbacillen  nachweisbar. 


Afebril. 


Keine  Pest. 


-Axillarbubo. 


Gestorben  1.  April,   12  Uhi 

45  Minuten  Nachts. 

Section:   I4/XXXVIII. 

Krankengeschichte. 


Axillarbubo. 


Gestorben  28.  März,  10  Uhr 
30  Minuten  Abends. 
Krankengeschichte. 


Beitlenpcst.  II.  Pathologisch-anatomischer  Bericht. 


5G7 


-c 

o 


Name 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


td 


Bacteriologischer 
Befund 


—     Ol 


Ü 


Annicrkunf! 


101 


lu; 


191 


208 


91 


7.  März 


6  Colonien  von 

Pestbacillen  in  Rein- 

cultur 


Dajee 
Vittu  Sawaiit 


45  Jahre, 
Hindu, 
(iärtncr 


Massig  reichliche 

Reincultur  von  Pest- 

colonien 


29. 


Massig  reichliche 

Reincultur  von  Pest- 

colonien 


30. 


Reichliche  Rein- 
cultur von  Pest- 
colonien 


88 


162 


Dreeg  huj 
Bhowanee 


35  Jahre, 
Hindu, 
Diener 


Steril 


168 


189 


28. 


Ziemlich  reichliche 

Reincultur  von 

Pestcolonien 


Sayard  Amurkhan 
Mohamedkhan 


22  Jahre, 
Mohammedaner 


29. 


Reichliche  Reincultur 

von  Pestcolonien 

(wenig  Blut) 


90 


169 


Coondlik  Abba 


30  Jahre, 

Hindu, 

BaumwoU- 

fabriksarbeiter 


28. 


Steril 


170 

188 
206 

226 


28. 


Antoo  Gansba 


30  Jahre, 
Hindu, 
Bettler 


29. 


30. 


31. 


174 

184 
204 


Essu  Balu 


30  Jahre, 

Hindu, 

BaumwoU- 

fabriksarbeiter 


even- 
tuell 
9 


28. 


29. 


30. 


+ 


+ 


+ 


Inauinalbubo. 


Gestorben  31.  März,  8  Uhr 
10  Minuten  Vormittags. 
Section;  35/XXXVII. 


Gestorben  27.  März,  4  Uhr 

45  Minuten  Nachmittags. 

Fracrliche  Pest! 


Bubo  der  linken  Halsseite. 


Gestorben  29.  März,  6  Uhr 
Nachmittags. 


Bubo  am  Halse. 

Gestorben  28.  März,  8  Uhr 

40  Minuten  Abends. 

Krankengeschichte. 


Im  Urin  culturell  keine 
Pestbacillen. 


Afebril. 


Zeigt  Geistesstörungen. 
Keine  Pest. 


Bubo  der  rechten  Axilla. 


568 


H.  Albrccltt  und  A.  GJtoii, 


^ 


Name 


Alter, 

Religiun, 

Beschäftigung 


Bacteriologisclicr 
Ikiiiiul 


55 

■ — I      fl 


ü 


AnmcrUung 


92 


231 
248 
267 

273 

278 
290 


9^! 


178 

193 
202 

223 

229 
246 


i74 


276 


314 


3 1 .  März 


Steril 


I.  April 


3. 


Essu  Balii 


30  Jahre, 

Hindu, 
Baumwoll- 

l'ahriksarheiter 


10 


10 


11 


28.  März 


29. 


30. 


31. 


Keine  Pestcolonien, 

eine  verunreinigende 

Colonie 


Bhema  Vittu 


25  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


1.  April 


Steril 


3.       .. 


10 


11 


10 


17 


13. 


4.  April.  Aus  dem  Eiter  in 
der  rechten  Achselhöhle 
einige  Pestcolonien   ge- 
züchtet. 
3.  April.  Im  Stuhl  (culturell) 
keine  Pestbacillen. 


4.  April.  Im  Stuhl  (culturell) 
keine  Pestbacillen. 


5.  April.   Im  Urin  (culturell) 

keine  Pestbacillen. 

Ende  April  im  Spital. 

Geheilt. 
Krankengeschichte. 


4.  April.  Im  Sputum  keine 
Pestbacillen. 


Geheilt  entlassen. 


Benlenpest.  IL  Pathologisch-aiiatoniischer  Bericht. 


569 


Name 


Alter, 

Religion, 

Be.schaftigiiiig 


Bactcriologisclier 
Befund 


-1— 


O 


Anni  erkling 


94 


Atmaram  Sootar 


209 


221 


95 


96- 


194 

201 
222 
228 
245 

269 

196 

215 
258 


Ristu  Sewoo 


Bayia, 
Wife  of  Rama, 


203 


Ramchunder 
Gopall 


20 


29.  März 


2S  Jahre, 

Hindu, 

Fabriksarbeiter 


21 


30. 


31. 


29. 


30. 


31. 


35  Jahre, 
Hindu 


1 .  .April 


35  Jahre, 

Hindu, 

Dienerin 


45  Jahre, 

Hindu, 

Baumwoll- 

fabriksarbeiter 


207 


224 


230 


La.ximon  Krishna 


45  Jahre, 

Hindu, 

BaumwoU- 

fabriksarbeiter 


14 


15 


18 


29.  März 


30. 


April 


30.  März 


30. 


31. 


1.  April 


Steril 


Ziemlich  reichHchc 

Pestcolonien  und 

massig  reichliche 

Colonien  von 

.Streptococcus  pyog. 


Steril 


Keine  Pestcolonien, 

eine  Colonie  von 

Hefe 


Steril 


29.  März.  Eiter  aus  dem 

Bubo  in  der  rechten  Ingui- 

nalgegend:  eine  Colonie 

von  Pcstbacillen,  mehrere 

folonien  von  Staphylo- 

coccus  pyogenes  albus. 


6.  April.  Stuhl,   Urin  cul- 

turell  keine  Pestbacillen. 

Keine  Pest  (Tubcrculosc). 


Bubo  der  rechten  Axilla. 


30.  März.  Im  Sputiun  Pest- 
colonien. 
Gestorben  30.  März,  7  Uhr 

50  Minuten  .\bcnds. 

Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  Axilla. 


1.  .April.  Hautblasc  am 
linken  Handgelenke  reich- 
lich Pcstbacillen  und  etwas 
weniger  Streptoc.  pyog. 


570 


H.  Albrcclit  und  A.  Ghon, 


3 


o 

iL, 


98 


99 


100 


101 


102 


247 


210 


217 


218 


227 


232 


249 


264 


271 


281 


219 


233 


250 


103 


263 


Name 


Laximon  Khrishna 


Shak;ii-am,  Weib 


Bhageerathi,  Wife 
Ol"  Rama 


Chimapee  Baboo 


Casseeram  Baboo 


Koosal  Peetamal 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigmig 


45  Jahre, 

Hindu, 

liaumwoU- 

fabi'iksarbeiter 


IL'  Jahre, 
Mohamme- 
danerin, ohne 


30  Jahre, 
Hindu, 
Fabriks- 
arbeiterin 


25  Jahre, 

Hindu, 

BaumwoU- 

fabriksarbeiter 

(Bruder  des 
nächstenFalles) 


35  Jahre, 

Hindu, 

Baumwoll- 

fabriksarbeiter 


40  Jahre, 
Hindu 


13 


14 


April 


30.  März 


30. 


31. 


1.  April 


30.  März 


1.  April 


3. 


Bacteriologischer 
Befimd 


Spärliche  Pest- 

colonien  in  Rcin- 

cultur 


Massig  reichliche 

Reincultur  von  Pest- 

colonien 


Ziemhch  reichliche 

Pestcolonien  und 

massig  viele  Colonien 

von  Streptococcus 

pyogenes 


Steril 


Keine  Pestbacillen, 

massig  reichliche 

Colonien  von  Coccen 

(Staphylococcen) 


Anmerkuni; 


2.  April.  Belag  im  Halse 

keine  Pestbacillen;  Ödem 

vom  linken  Vorderarm 

steril. 

Gestorben  2.  April,  10  Uhr 

15  Minuten  Abends. 

Krankengeschichte. 


Gestorben  30.  März,  I  1  Uhr 
45  Minuten  Abends. 


.'\.xillarbubo. 

Gestorben  30.  März,  6  Uhr 

20  Minuten  Abends. 

Section:   13;'XXXV1. 


Bubo  am  Halse. 


5.  April.   I<"äces,  Urin 
culturell  keine  Pestcolonien, 


Geheilt. 
Krankengeschichte. 


30.  März.  Sputum  reichlich 
Pestcolonien  neben  Coccen 

und  Soor  (culturell). 

Gestorben  31.  März,  2  Uhr 

55  Minuten  Morgens. 

Primäre  Pestpneumonic. 

Krankengeschichte. 


Primäre  Pestpneumonic. 


3.  April.  In  den  Fäces  (cul- 
turell) keine  Pestbacillen. 


Beulenpesf.  IL  Pathologisch-anatomischer  Bericht. 


571 


t: 

o 


Name 


Alter, 

Religion, 

lieschärtii^mia 


Bacterii)logischer 
Bel'und 


o,  i^ 


Ü 


Anmei-kiina 


103 


Koosal  Peetamal 


40  Jahre, 
Hindu 


104 


239 


Thucky  Yessu, 
Weib 


60  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


240 


251 


105 


Zoonia,  Weib 


262 


284 


40  Jahre, 
Hindu 


243 


106 


Aaron  Issac 


253 


7  Jahre, 
Jude, 
ohne 


10 


10 


lo; 


260 


Sonoo  Kama 


261 


J75 


108 


283 


Oodia  Jemak, 
Weib 


293 


299 


313 


265 


109 


Rama  ICaidarec 


270 
280 


Denkschriften  der  niatheni.-iiaturw.  CI.    LX\'I.  Bd. 


28  Jahre, 
Hindu 


18  Jahre, 

Hindu, 

Arbeiterin 


12 


30  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


4.  April 


Steril 


Sehr  reichliehe  Pest- 

colonien  und  sehr 

reichliche   Colonien 

d.  Streptococc.  pyog. 


Steril 


3. 


Sehr  reichliche  Rein- 

cultur  von  Pest- 

colonien 


Steril 


4. 


5. 


6.      . 


7. 


12. 


4.       . 


5.      . 


3.  April.  Sputum  negativ 

(nur  culturell!) 

Gestorben  5.  April,  9  Uhr 

Vormittags. 

Krankengeschichte. 


Gestorben  1.  .April,  4  Uhr 
15  Minuten  Nachmittags. 


Bubo  der  rechten  ."Vxilla. 


Gestorben  2.  April,  1  Uhr 

Nachmitttags. 

Section:  36,'XXXIX. 


3.  April.  Eiter  aus  dem 
a.xillaren  Bubo:  vereinzelte 
Pestcolonien  in  Reincultur. 


(Kein  deutlicher  Bubo, 

leichte  Schwellung  der 

axillaren  und  inguinalen 

Drüsen.) 


Leichter  Fall. 


74 


572 


IL  Albrcclit  und  A.  Ghoii, 


o 


N;unc 


Alter, 

Kcligion, 

Bcscliäftmun.L; 


Hactcrinlii^ischcr 
ncfuiul 


+  1 
c  ^ 

Hl    ■*-" 

rzz   <u 
(«  °" 


(XM 


O 


Anmurkunü 


291 


1  (J9 


111 


11£ 


115 


Rama  Kaidarcc 


30  Jalirc, 
Hindu, 
Arbeiter 


6.  April 


Steril 


296 


110 


277 


Bhagva  Sakliaraiii 


15  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


Ruiiani  Jaipal 


I R  Jahre, 

Hindu, 

BaumwoU- 

fabriksarbeiter 


6. 


303 


285 


294 


Yeekhnbcth  Isaak, 
Weih 


1  2  Jahre, 
Jüdin, 


Massig  reichliche 

Reincultur  von  Pest- 

colonien 


113 


288 


Badjee  .Sobajee 


18  Jahre, 

Hindu, 

Bauniwoll- 

fabriksarbeitc 


Steril 


114 


Zalimohammed 
Ibrahim 


25  Jahre, 

Mohammedaner 

Arbeiter 


29; 


Abdnlkarim 
Khajumali 


50  Jahre, 
Mohammedaner 


6.  April.    Im  Sputum  keine 

Pestbacillen. 

7.  April.  Urin  (culturell) 

Reincultur  von  Staphylo- 

coecus  pyogenes  aureus. 


Geheilt  entlassen  14.  April. 
Krankensiesehichte. 


Bube  am  Halse. 

Gestorben  5.  April,   10  Uhr 

30  Minuten  Vormittags. 

Krankengeschichte. 


3.  April.  Im  Sputum  keine 
Pestbacillen. 
5.  April.  Sputum  keine 
Pestbacillen. 
Urin  (culturell)  keine  Pest- 
bacillen. 


Keine  Pest  (Croupöse 

Pneumonie!) 
(1.  Thcil  des  Berichtes.) 


Gestorben  7.  April,  0  ühi' 
30  Minuten  N'aehmittags, 


Bubo  der  rechten  .Axilla. 

Gestorben  6.  April,  1  Uhr 

30  Minuten  Nachmittags. 

Krankengeschichte. 


7.  April.  Sputum  mikro- 
skopisch reichlich  Pest- 
bacillen. 
Stuhl,  Urin  (culturell)  keine 

Pestcolonien. 
Gestorben  7.  April,  2  Uhr 
15  Minuten  Nachmittags. 

Krankengeschichte. 
Primäre  Pestpneumoniel 


7.  April.  Urin  culturell  keine 

Pestbacillen. 

Keine   Pest   (Tube  r- 

c  u  1  o  s  e  I ) 


Bcnlcupcsf.  IL  Pathologisch-aualoniisclicr  Bericht. 


573 


o 


Namc 


Alter, 

Religion, 

Beschärtigung 


H 


Bactcriologischei- 
Befund 


1 

o 

+  ■3 

C   X 

<Ü 

o  3^ 

^ 

5    = 

o 

0) 

0,:^:; 

O 

Anmerkung 


298 


302 


116 


Curidid  Desouzii 


310 


311 


312 


3i: 


22  Jahre, 
Christ. 
Koch 


117 


300 


306 


118 


301 


304 


119 


309 


305 


120 


307 


121 


308 


Dhamiu  Jewo 


Custodio 
Francisco  Ribecro 


Yeltubai,  Weib 


Rahiinut  bai,  Weib 


Cassubai 
Tuccaram,  Weib 


1  2  Jahre, 

Hindu, 

SchusterjuDKC 


17  Jahre, 
Christ, 
Kellner 


25  Jahre, 
Christin 


10  Jahre, 

Mohammedaner 

ohne 


.'2  Jahre, 
Hindu 


7.  April 


10. 


12. 


13. 


Steril 


2  Colonien  von 

Pestbacillen  in  Rein- 

cuitur 


Steril 


Keine  Pestcolonien, 
2  Sarcinecolonicn 


Steril 


+ 


9. 


8. 


Vereinzelte  Colonien 

von  Pestbacillen  in 

Reineultur 


Steril 


1  Colonie  von 
Pestbacillen 


Massig  reichliche 
Colonien  von  Pest- 
bacillen in  Reineultur 


Verunreinigt, 
inibrauchbar 


Keine  Pestbacillen, 
1  C-'olonie  .Sareine 


+ 


.\pril.   Im  Sputum  keine 
Pestbacillen. 


8.  April.  Serum  der  Haut- 
blase über  den  Bubo  der 
rechten  Leiste;  Reineultur 
von  Staphylococcus  albus. 
8.  April.  Harn  culturell 
keine  Pestcolonien. 


(Bubo  der  rechten  Leiste.) 


12.  April.  Harn  (culturell) 
keine  Pestcolonien. 


Gestorben  15.  .-^pril,  7  Uhr 

15  .Minuten  Vormittags. 

Krankengeschichte. 


7.  April.  Urin  (culturell)  ver- 
unreinigt. 


Von  Yersin  injicirt. 

Krankengeschichte. 

Gestorben  9.  April,  8  Uhr 

15  Minuten  Vormittags. 

Bubo  der  linken  Leiste. 


Urin  (culturell)  keine  Pest- 
colonien. 
Gestorben  9.  April,  8  Uhr 
40  Minuten  Abends. 


Urin  (culturell)  keine  Pest- 
bacillen. 
Gestorben  9.  April. 


l'iubo  der  linken  Leiste. 


74* 


574 


H.  AlhrccJit  und  A.  G/ion. 


6 
S 

r. 

c 

p 

o 

oj 

o 

o 

Ix. 

(1. 

Name 


Alter, 

Religiuii, 

Beschäftigung 


acteriologiseher 

+  ^ 

üclund 

C    n 

U   Oh 

Cfl 

-Q    « 

(£tS 

o 


AnmerUuiig 


122 


123 


124 


125 


316 


317 


322 

326 

336 


339 


318 


319 


325 


335 


320 


329 


337 


Omcr  Sayid  Abdul 


1  S  Jahre, 

Mohammedanci- 

Maler 


Franeis  Xavier 
Desouza 


32  Jahre, 

Christ, 

Koch 


Sullsa  Peeroje 


60  Jahre 

Hindu, 

Kuli 


Salvador  Graceous 


13 


25  Jahre, 

Christ, 
Schneider 


14 


16 


13.  April 


Sehr  reichliche  Rein- 

cultur  von  l'est- 

colonien 


13. 


Steril 


15. 


16. 


18. 


Massig  reichliehe 

Reincultur  von  Pest- 

bacillen 


Steril 


14. 


15. 


16. 


18. 


15. 


16. 


Keine  Pestcolonien, 

2  Colonien  von 

Sarcine 


18. 


Steril 


13.  April.  Stuhl,  Urin  (cul- 
turell)  keine  Pestcolonien, 

im  S p u t u m  P e s t b a e i  1 1  e n. 
Gestorben  13.  .April,  1  Uhr 
55  Minuten  Nachmittags. 

Bubo  der  linken  Leiste. 
Krankengeschichte. 


Bubo  der  linken  .Axilla. 


18.  April.  Ödem  des  linken 

Armes  (Oberarm)  Reincultur 

von  Streptococcus  pyo- 

genes. 


Ende  April  als  Reeonvales- 

cent  im  Spital. 

Krankengeschichte. 

Geheilt. 


15.  .April,  hn  Sputum  keine 

Pestbacillcn. 
Vom  selben  Tag  noch  ein 
zweites  Sputum,  ebenfalls 

keine  Pest. 


Keine  Pest  (Croupöse 

Pneumonie). 

Gestorben  18.  April,  10  Uhr 

30  Minuten  Abends. 


17.  .'\piril.  Bubo  der  rechten 
Inguinalgegend,  steril 

punktirt,  enthält  spärliche 
Reincultur  von  Pest- 
colonien. 


Leichter  Kall. 


Krankengeschichte 


Beulenpest.  IL  Patliologisch-anatoinischer  BcricJü. 


575 


Name 


o 


o 
p 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


W 


Bacteriologischei- 
Befund 


+  1 


Ü 


AiinierkunL 


321 


12G 


Gopall  Dibra 


26  Jahre, 
Hindu, 
Küch 


328 


127 


323 


333 


.Munrunjcn 
Mookin 


9  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


128 


324 


332 


Phankoo  Nathu, 
Mädchen 


5  Jahre, 

Hindu, 

ohne 


129 


327 


Vistnu  Sakharam 


45  Jahre, 

Hindu, 

Kupferschmied 


130 


330 


Bayio  Aranjee, 
Weib 


25  Jahre, 

Hindu, 

Bauniwiill- 

fabriksarbeiterin 


131 


331 


Modi  Rose, 
Mädchen 


5  Jahre, 

Christin, 

ohne 


132 


334 


Bhania  Kura 


25  Jahre, 

Hindu, 

Pferdeknecht 


15.  April 


16. 


15. 


16. 


15. 


16. 


16. 


16. 


16. 


18. 


Steril 


Massig  reichliche 

Reineultur  von  Pest- 

colonien 


Sehr  reichliche 

Reineultur  von  Pest- 

eolonien 


Massig  reichliche 

Reineultur  von  Pest- 

colonien 


Verunreinigt, 
unbrauchbar 


Reichlich  Pest- 

colonien,  in  etwas 

geringerer  Anzahl 

Streptococcus 

pyogenes; 

erstere  sind  sehr 

klein  und  schwach 

entwickelt 


Massig  reichliche 

Pestcolonicn. 
3  Colonien  verun- 
reinigender Stäbchen 


Keine  Pcstculunien, 

einige  Colonien  von 

.Sarcine 


Steril 


4- 


Afebril. 

Entlassen  am  17.  April  als 

gesund. 

(Keine  Pest!) 


Gestorben  16.  April  Nach- 
mittags. 


A.Killarbubo. 


Gestorben  16.  April,  6  Uhr 

50  Minuten  Abends. 

Section  17/XLV. 


16.  .'\pril.  Sputum  (mikro- 
skopisch) reichliche 

Pestbacillen. 
Stuhl,  Urin  (culturell)  keine 

Pestcolonien. 

Gestorben  17.  April,  I  Uhr 

Morgens. 

Ha  Isbubo. 

Section  6/XLVI. 

Krankengeschichte. 


16.  April.  Sputum  (mikro- 
skopisch) Pestbacillen. 
17.  April.  Tonsillenbelag 
(culturell)  Pyocyaneus. 
18.  .\pril.  Geschwür  am 
linken  Arm  Staphylococcus 
pyogenes  albus. 
Axillarbubo. 
Gestorben  18.  .^pril,  10  Uhr 
Vormittags. 
Section  18/XLVin. 
Krankengeschichte. 


Ende  .April  im  Spitale  als 
Reconvaleseontin. 


Bubo  der  linken  Leiste. 


57(1 


//.  Albrecht  und  A.  Ghoii. 


X. 
o 
tu 


132 


133 


134 


135 


136 


137 


338 


340 


341 


342 


343 


138 


Name 


Bhania  Kura 


Khi'istna  Joti 


Naryan  Tatia 


Gopall  Laximoii 


Itty,  Mädchen 


Gajanam  Vcnaj'ak 


Bhavoo  Sadu 


Alter, 

Religion, 

Beschäftigung 


25  Jahre, 

Hindll, 

I'IVi'dcknccht 


50  Jahre 
Hindu, 
Hamal 


35  Jahre, 

Hindu, 

Kuli 


40  Jahre, 
Hindu, 
Arbeiter 


Hindu, 
ohne 


30  Jahre, 

Hindu, 

Zimmermann 


22  Jahre, 
Hindu, 
Kellner 


W 


19.  April 


19. 


19. 


19. 


19. 


7.  März 


Bacteriologiseher 
Befund 


cCti! 


.Steril 


Spärliche  Reineultur 
von  Pestbacillen 


Steril 


Sehr  reichUehe 

Reineultur  von  Pest- 

colonien 


Steril 


Sehr  reichliche 
Pesteolonien 


O 


.Anmerkung 


Gestorben  21.  April,  3  Uhr 

50  Minuten  Morgens. 

Seetion  37/XLl. 

Krankengeschichte. 


Gestorben  20.  April,  5  Uhr 

15  Minuten  Nachmittags. 

Seetion  44/L. 

Krankengeschiclite. 


Bubo  der  linken  Leiste. 

Gestorben  20.  April,  10  Uhr 

20  Minuten  Vormittags. 

Krankengeschichte. 


20.  April.  Sputum 
(c u  1 1 u r e  1 1)  w e n i g  reich- 
liche Pesteolonien. 
Axillar  bubo. 
Gestorben  20.  April,  8  Uhr 
45  Minuten  Vormittags. 
Seetion  19/XLIX. 
Krankengeschichte. 


Ende  April  im  Spital  als 
Reconvaleseentin. 


I  n  g  u  i  n  a  1  b  u  b  o . 

Gestorben  8.  März,  12  Uhr 

23  Minuten  Nachts. 

Seetion  26/X. 
Krankengeschichte. 


Halsbubo. 

Gestorben  8.  März,  9  Uhr 

20  Minuten  Vormittags. 

Seetion  1/IX. 

Krankengeschichte. 


577 


p:rklarung  der  Abbildungen. 


Die  Tafeln  I  bis  V  inclusive  sind  nach  photographischen  Aufnahmen  des  Hilfsarztes  der  Expedition,  Dr.  R.  Pöch,  im  k.  und  k. 
militär-geographiscben  Institute  in  Wien  mittelst  Heliogravüre  hergestellt;  die  Tafeln  VI  bis  inclusive  XIV  sind  nach  Originalen,  die  der 
akademische  Maler  J.  Wen zl  herstellte,  in  der  lithographischen  Anstalt  Th.  Bannwarth  in  Wien  ausgeführt.  Die  Figur  3  auf 
Tafel  XIII  und  die  Figur  3  auf  Tafel  XIV  verdanken  wir  der  künstlerischen  Hand    des   Herrn   Docenten  Dr.  Wintersteiner  in  Wien. 

TAFEL   I. 

Primärer  Bube  an  der  rechten  Hals-Kopfseite,  der  bis  in  die  Nackengegend  reichte  und  fast  bretthart  sich  anfühlte. 
Die  Haut  über  dem  Bubo  ist  fast  im  ganzen  Bereiche  desselben  durch  sehr  zahlreiche,  grössere  und  kleinere, 
gruppi  rte  Bl  äsen  in  eh  arac  torist  ischer  Weise  abgehoben.  Der  Patient,  ein  Portugiese  Namens  Dcsoiiza,  ging  nach  sehr 
kurzer  Krankheitsdauer  an  Erstickung  durch  Glottisödem  zu  Grunde. 

TAFEL   II. 

Faustgrosser,  linksseitiger  inguinaler  Bubn,  der  zum  grössten  Theilc  unterhalb  des  Po  u  part'schcn 
Bandes  sitzt,  von  Naiyan  Tatia,  einem  35jährigcn  Hindu,  Kuli;  wurde  am  19.  .April  1897  pholographiit  und  starb  am  '10.  April. 
Vergl.  Krankengeschichte,  II.  A.  pag.  104  und  Protokoll  der  Blutuntersuchungen,  II.  B.  pag.  350,  134/341. 

TAFEL    III. 

Bayio  Aranjee,  25jähriges  Hinduweib,  Baumwollfabriksarbeiterin,  mit  primärem  rechtsseitigen  cubitalcn  und  axil- 
laren Bubo;  wurde  sterbend  photographirt  am  18.  April  1897.  Über  dem  cubitalen  Bubo  ist  das  secundär  über  dem- 
selben entstandene  Pestgeschwür  (grosser  Carbunkel,  vergl.  Tafel  VII,  Fig.  3  und  4)  sichtbar.  Ferner  fallt  die  Verdickung 
des  rechten  Oberarmes  auf.  Auch  der  secundäre,  besonders  an  der  linken  Seite  stark  ausgeprägte  Halsbubo  ist  deutlich 
erkennbar.  Ungefähr  in  der  Mitte  des  linken  Vorderarmes  sieht  man  einen  secundär  (metastatisch)  entstandenen  Pest- 
carbunkel.  Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.,  p.ag.  17,  den  pathologisch-anatomischen  und  bacteriologischon  Befund  II.  B.,  pag.  89, 
Fall  18'XLVIII  und  das  Protokoll  der  Blutuntersuchungen,  II.  B.,  pag.  349,  130,330. 

TAFEL  IV. 

Typischer,  grosser  Pesic  arb  u  nkel  in  der  unteren  Kreuzbeingegend.  Carridid  Dcsoiiza,  21  jähriger  Cooksmate  ; 
der  primäre  Bubo  sass  in  der  rechten  Leistengegend.  Patient  wurde  am  14.  .'Vpril  1897  photographirt  und  starb  am  Morgen  des 
15.  April.  Vide  Krankengeschichte  II.  .\.,  pag.  30  und  Protokoll  der  Blutuntersuchungen  pag.  347,   116/298  —  315. 

TAFEL  V. 

Grosse  Hautblasen  (»Plague- blisters-.)  an  der  Beugeseite  des  linken  Handgelenkes  bei  bestehendem  links- 
seitigen axillaren  Bubo  (erzeugt  durch  hochgradige  Lymphstauung  mit  Ödem  der  ganzen  linken  oberen  Extremität).  Dieselben  ent- 
hielten sehr  reichlich  Pestbacillcn.  Laximoii  Krishna.  45jähriger  Baumwollfabriksarbeiter,  gestorben  am  2.  .'\pril  1S97,  am  selben  Tage 
photographirt.  Vergl.  Krankengeschichte  II.  .\.,  pag.  89  und  Protokoll  der  Blutuntersuchungen  pag.  343/207 — 247. 

TAFEL  VI. 

Fig.  1.  Halsorgane  von  Bayio  Aranjec,  Fall  18/XLVIII,  pag.  89.  Spirituspräparat,  natürliche  Grösse.  Secundärer  diphthcri- 
tischer  Zerfall  der  beiden  Tonsillen  und  der  Follikel  des  Pharynx  und  Zungen  grundes  mit  eigenartiger 
Infiltration  derselben.  Letztere  sind  zu  zwei  symmetrischen  Plaques  confluirt.  In  der  umgebenden  Schleimhaut  finden  sich 
zahlreiche  kleinere,  in  der  Zeichnung  mehr  dunkel  gehaltene  B  1  utu  ngen,  besonders  um  einzelne  prominente  Follikel,  wie 
z.B.   an   der  rechten   Seite   der  zur  Ansicht  gebrachten    hinteren  Larynxfläche.  Hochgradiges  Glottisödem.  Der  Pharynx  und 


578 

Oesophagus  sinü  imgulähr  in  dcc  Miltcllinic  von  hinten  her  aufgeschnitten.  Die  bct  rächtl  i  cli  verg  rösscrt  en ,  zum  Tlieilc 
hämorrhagischen  Lymphdrüsen  zu  beiden  Seiten  der  grossen  Ilalsgcfässe  sind  zu  i'aqueten  vereinigt,  im  Allgemeinen 
in  der  Zeichnung  etwas  schematisirt. 

Fig.  2.  Primiirer  inguinaler  Bubo  von  Dlioudii  Appa,  40jahriger  Hindu.  Spirituspräparat,  etwa  um  ein  Drittel  vcrlclcinert. 
Fall  r!3/.\XXIl.  Vcrgl.  Krankengeschichte  II.  A.,  pag.  49.  Der  Bubo  i.st  ungefähr  in  der  Mitte  eingeschnitten  und  die  Schnittflächen  sind 
din'ch  zwei  Glasstäbe  auseinander  gehalten.  Auf  dem  Durchschnitte  sieht  man  mehrere  grössere  und  kleinere  Lymphdrüsen,  die  theils 
dunkel  hämorrhagisch,  theils  gefleckt  und  gesprenkelt  aussehen  und  über  die  Schnittfläche  vortreten.  Das  umgebende  Fett-  und  Binde- 
gewebe ist  hämorrhagisch  oder  serös-eitrig  infiltrirt,  wodurch  die  einzelnen  Läppchen  oft  scharf  abgegrenzt  erscheinen  und  promi- 
niren.  Die  kleineren  Lymphdrüsen  sind  auf  der  .Abbildung  von  diesen  nicht  abzugrenzen. 

Fig.  3.  Niere  mit  multipeln,  metastatiseh-embolischen  Pestherden  (Pestembo  1  ie  n).  die  in  Form  von  zahlreichen, 
scharf  umschriebenen,  deutlich  prominenten  Herden  mit  schmalem,  hämorrhagischen  Hof  die  Nierenobertläche  bedecken.  Die  Kapsel  ist 
abgezogen.  Spirituspräparat,  natürliche  Grösse.  Fall  26;X.  Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.,  pag.  57. 

TAFEL  VII. 

Fig.  1.  Metastatische  pneumonische  Pestherde  der  rechten  Lunge  von  Fall  ö/XXX,  Dieselben  sind  durch  das  auf  der 
Abbildung  sehr  gut  zum  Ausdruck  kommende  eigenartige  Colorit  und  durch  die  exquisite  Sprenkelung  characterisirt.  Spirituspräparat. 
Um  etwas  mehr  als  ein  Drittel  verkleinert. 

Fig.  2.  Venen  wan  dbl  utungen  bei  der  Pest.  Untere  Hohlvene  von  Fall  27/XIV.  Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.,  pag.  92. 
Spirituspräpai-at,  bei  dem  sich  —  ebenso  wie  bei  dem  vorherigen  —  die  Blutfarbe  in  sehr  guter  Weise  erhalten  hat.     Natürliche  Grösse. 

Fig.  3  und  4.  Geschwür  über  der  rechten  Cubita  von  Fall  18/XLVIII,  hervorgegangen  aus  Zerfall  eines  Carbunkels  über 
einer  cubitalen  Lymphdrüse,  die  einen  primären  Bubo  vorstellt.  Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.,  pag.  89.  Fig.  3  stellt  die  Daraufsicht 
der  Hälfte  des  Geschwüres  sammt  der  umgebenden  stark  geschwollenen  Haut  dar;  Fig.  4  den  Durchschnitt  durch  die  Mitte  des 
Geschwüres  und  der  auf  Haselnussgrösse  geschwollenen  und  grösstentheils  hämorrhagischen  Lymphdrüse,  die  sich  scharf  gegen  die 
starr  hämorrhagisch  und  serös-eitrig  infiltrirte  Umgebung  abhebt.  Die  einzelnen  Fettläppchen  des  umgebenden  subcutanen  Fettgewebes 
sind  theils  dunkel  hämorrhagisch  und  von  einem  lichteren  Hof  umgeben,  theils  kommt  ihre  durch  das  reichliche  Infiltrat  bedingte 
stärkere  Prominenz  zum  Ausdruck.  Auf  dem  Durchschnittsbilde  ist  linkerseits  (proximale  Seite  des  Präparates)  die  reichliche  serös- 
ödematöse  Durchtränkung  des  subcutanen   Binde-    und  Fettgewebes   angedeutet.    Spirituspräparat,  etwas  verkleinert. 

TAFEL  VIII. 

Fig.  L  Metastatisch  -  embolische  Pestherde  in  der  fibrösen  Nierenkapsel  von  Fall  19/XLIX.  Vergl.  Kranken- 
geschichte II.  A.,  pag.  63.  Multiple  hämorrhagische  Herde  mit  gelblichem  Centrum,  das  fast  ausschliesslich  aus  Pestbacillen  besteht. 
Die  auf  der  Abbildung  weisslich  gehaltenen,  häufig  wie  verzweigt  aussehenden,  gefässähnlichen  Gebilde  stellen  bei  der  Präparation 
losgerissene  und  im  Alkohol  llottirendc,  dünne  Bindegewebsbündel  der  fibrösen  Nierenkapsel  vor.  Spirituspräparat.  Natürliche 
Grösse. 

Fig.  2.  Typische  Nierenbeckenblutung  von  demselben  Fall.  Die  Blutung  hat  das  Epithel  zum  Theil  in  Form  eines 
dünnen  Häutchens  (in  der  Abbildung  grau  gehalten)  abgehoben,  zum  Theil  dasselbe  an  vielen  Stellen  durchbrochen  (diese  -Stellen  sind 
in  der  Abbildung  schwarz  gehalten),  Spirituspräparat.  Natürliche  Grösse. 

Fig.  3.  Typische  Blutungen  der  ganzen  Magenschleimhaut  bei  der  Pest.  Entsprechend  der  kleinen  Curvatur 
finden  sich  grössere,  zu  hämorrhagischen  Erosionen  umgewandelt.  Fall  I5/XL.  Vergl.  Krankengeschichte  IL  A.,  pag.  100.  Spiritus- 
präparat. Um  die  Hälfte  verkleinert. 

TAFEL  IX. 

Fig.  1.  Schnitt  durch  eine  Lymphdrüse  des  primären  Bubo  in  der  linken  AxiUa  von  Fall  13/XXXVI.  Fixirnng 
in  MüUer'scher  Flüssigkeit  und  Formol,  16  Stunden  post  mortem,  dann  Alkohol.  Celloidinschnitt,  Färbung  mit  Hämalaun-Eosin.  Ver- 
grösserung:  Reichert,  Ocul.  4,  Obj.  1.  Die  Contouren  der  Lymphdrüse  sind  gegen  das  hämorrhagisch  infiltrirte,  periglanduläre  Fett- 
gewebe durch  einen  bläulich  -  vio  letten  Saum  markirt,  der  fast  nur  aus  Pestbacillen  besteht.  Am  Hilus  der 
Lymphdrüse  fallen  die  ausserordentlich  zahlreichen  erweiterten  und  mit  Pestbacillen  angefüllten  Lymph- 
ge fasse  auf. 

Fig.  2.  Schnitt  durch  die  Peripherie  des  primären  Bubo  am  rechten  inneren  Schenkelringe  von  Fall  26/X. 
Vergl.  Krankengeschichte  IL  A.,  pag.  57.  Fixirung  in  derselben  Weise  wie  beim  Präparat  der  Fig.  1,  16  Stunden  post  mortem.  Celloidin- 
schnitt, Färbung  mit  Hämatoxylin-Eosin. 

Vergrösserung:  Reicheit  Ocul.  4,  Obj.  2. 

Die  Lymphdrüse  ist  kaum  noch  von  dem  ganz  dicht  infiltriiten  periglandulären  Binde-  und  Fettgewebe  abzugrenzen,  in  welchem 
sich  bereits  reichlicher  Körnchcnzerfall  der  Loukocyten  zeigt;  die  Wand  der  Blutgefässe  ist  theils  deutlich  homogen,  theils  besteht  sie 
aus  Balken.  .An  der  Peripherie  der  Lymphbdrüse  finden  .sich  ebenfalls  aus  gröberen  und  feineren  Balken  bestehende  Netze. 


579 

TAFEL  X. 

Kig.  1.  Schnitt  durch  eine  eingefallene  Hautblase  von  der  Innenfläche  des  rechten  Unterschenkels 
sammt  den  röthlich  infiltrirt  aussehenden  Schichten  des  Corium  und  subcutanen  Gewebes  von  Fall  35/XXXVir, 
pag.  188.  Fixirung  in  MüUer'scher  Flüssigkeit  und  Formol,  4  Stunden  post  mortem,  dann  Alkohol.  Ungefähr  12  ja  dicker  Celloidin- 
schnitt,  Färbung  mit  Hämalaun-Eosin. 

Vergrösserung:  Reichert,  Ocul.  3,  Obj.  1. 

Die  blaue  und  bläulich- oder  röthlich-violette  Farbe  zeigt  die  enormen  zusammenhängenden  Massen  von  Pestbacillen  an;  der 
Inhalt  der  Hautblase  ist  zum  grössten  Theile  ausgeflossen.  Die  Coriumpapillen  sind  geradezu  substituirt  von  einer  Reincultur  von 
Pestbacillen.  Desgleichen  sind  die  Schweissdrüsen  von  einem  breiten  Mantel  derselben  umgeben.  Auffallend  ist  das  Fehlen  von 
Hämorrhagien  und  grösserer  Ansammlungen  von  Leukocyten. 

Fig.  2.  Schnitt  durch  eine  Pestpustel  (Carbunkel)  des  linken  Vorderarmes  von  Fall  18/XLVIII,  pag.  95.  Vergl. 
Krankengeschichte  II.  A.,  pag.  17.  Fixirung  in  MüUer'scher  Flüssigkeit  und  Formol,  II/2  Stunden  post  mortem,  dann  Alkohol.  Ungefähr 
12  [1  dicker  Celloidinschnitt.  Färbung  mit  Hämalaun-Eosin. 

Vergrösserung:  Reichert,  Ocul.  4,  Obj.  0. 

Typische,  Variola  ähnUche  Vacuolenbildung  im  Rete  Malpighii  bei  Pest.  Der  in  der  Abbildung  mehr  diffus  gehaltene  bläuliche 
Farbenton  entspricht  den  ganz  enormen  Pestbacillenhaufen.  Ferner  kommt  der  Körnchenzerfall  der  Kerne,  sowie  die  weite  Ausein- 
anderdrängung  der  Bindegewebsbündel  im  subcutanen  Bindegewebe  zum  Ausdrucke.  Die  Gefässveränderungen  konnten  bei  der 
gebrauchten  schwachen  Vergrösserung  nur  als  Verdickung  der  Wand  der  Gefässe  dargestellt  werden. 

TAFEL  XI. 

Die  drei  abgebildeten  Schnittpräparate  sind  nach  Fixirung  in  MüUer'scher  Flüssigkeit  und  Formol  und  Härtung  in  Alkohol  mit 
Hämalaun-Eosin  gefärbt.  Einbettung  in  Celloidin.  Schnittdicke  ungefähr  10  |x. 

Fig.  1.  Schnitt  aus  einer  Niere  des  Falles  8/XIlI,  vergl.  Krankengeschichte  II.  A.  ,  pag.  108.  Fixirung  151/,  Stunden 
post  mortem.  Balkige  oder  schollige,  mit  Eosin  stark  gefärbte  und  homogen  glänzende  Gerinsel  in  den  Capillaren  der  Glomeruli  und 
den  kleinen  Arterien  der  Rinde.  In  einem  Harnkanälchen  zahlreiche  feine,  blau  gefärbte  Tröpfchen. 

Vergrösserung:  Reichert,  Ocul.  3,  Obj.  7. 

Fig.  2.  Schnitt  aus  dem  primären  Bubo  der  rechten  Axilla  von  Fall  IS/XLVIII.  Vergl.  Krankengeschichte  H.A., 
pag.  17.  Fixirung  IV2  Stunden  post  mortem.  Typische  Netzwerke  von  groben,  stark  mit  Eosin  gefärbten  und 
homogen  glänzenden  Balken  im  Bereiche  der  Blutgefässe. 

Vergrösserung:  Reichert,  Ocul.  4,  Obj.  5  (mit  ausgezogenem  Tubus). 

Fig.  3.  Schnitt  aus  der  Milz  von  Fall  19/XLIX.  Vergl.  Krankengeschichte  II.  A.,  pag.  63.  Multiple,  kleinste,  nekrotisirende 
Herde  einer  bacillenreichen  Pestmilz  mit  den  characteristischen  Coagulationen  im  Blute  der  Capillaren.  Fixirung  eine  Stunde  post 
mortem. 

Vergrösserung:  Reichert,  Ocul.  3,  Obj.  7. 

TAFEL  XII. 

Fig.  1.  Schnitt  aus  dem  pneumonisch  infiltrirten  Oberlappen  der  rechten  Lunge  von  Fall  41/XLIII.  Primäre 
Pestpneumonie.  Fixirung  in  MüUer'scher  Flüssigkeit  und  Formol,  3  Stunden  post  mortem,  dann  Alkohol.  Ungefähr  10  [j.  dicker 
Celloidinschnitt.  Färbung  mit  Hämalaun-Eosin. 

Schwache  Vergrösserung:  Reichert,  Ocul.  3,  Obj.  3. 

Die  Alveolarsepta  sind  in  der  für  Pestpneumonie  characteristischen  Weise  in  breite  Stränge,  die  aus  mit  Eosin  stark  gefärbten 
Balken  bestehen,  umgewandelt.  Die  bläulich-violett  gehaltenen  Massen  innerhalb  der  .Alveolen  entsprechen  grossen  Anhäufungen  von 
Pestbacillen. 

Fig.  2.  Eine  Stelle  aus  demselben  Präparate  mit  stärkerer  Vergrösserung  (Reichert,  Ocul.  4,  Obj.  7),  welche  die  eigenthümliehe 
Form  und  Anordnung  des  netzartigen  Balkenwerkes  demonstrirt. 

TAFEL  XIIL 

Fig.  1.  Schnitt  aus  der  Niere  von  Fall  26/X  (vergl.  Krankheitsgeschichte  II.  A.,  pag.  57).  Fixirung  in  MüUer'scher  Flüssig- 
keit und  Formol,  16  Stunden  post  mortem.  Härtung  in  Alkohol.   10  (J.  dünner  Celloidinschnitt.  Färbung  mit  Hämalaun-Eosin. 

Vergrösserung:  Reichert,  Ocul.  4,  Obj.  4  mit  ausgezogenem  Tubus. 

Der  Schnitt  trifft  einen  metastatisch-emb  olis  chen  Pestherd.  Die  bläulich-violetten  Massen  im  Centrum  des  Herdes  sind 
Haufen  von  Pestbacillen  und  Reste  der  necrotisch  zerfallenen  Nierenepithelien.  Ausserdem  tritt  der  Körnchenzerfall  der  Zellkerne  und 
die  Schwellung  der  Endothelzellkerne  der  Capillaren  zu  Tage. 

Fig.  2.  Ausstreifpräparat  von  dem  Safte  eines  primären  Bubo,  Fall  38/LI  (vergl.  Krankengeschichte  II.  A.,  pag.  22). 
Färbung  mit  alkalischem  Methylenblau. 

Vergrösserung:  Homogene  Immersion  i/,2  Zeiss,  Compensations-Ocul.  6. 

Das  Präparat  demonstrirt  den  enormen  Reichthum  der  Pestbacillen  in  einem  primären  Bubo  und  die  ausgesprochene 
Polymorphie  (plumpovale  Formen  mit  bipolarer  Färbung,  Bläschen-  und  Siegelringformen). 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.  LXVI.  Bd.  75 


580 

Fig.  3.  Ausst  reifpraparat  von  dem  Sputum  bei  primciier  l'ej>  tpneu  mon  ic.  Dieselbe  Behandlung  und  Vcrgrösserung 
wie  beim  vorstehenden  Präparat.  Hervorzuheben  ist  die  l<ettenförmige  Anordnung  der  Pestbacillen  und  das  Auftreten  grosser,  unregel- 
mässiger Formen,  wie  eine  solche,  rechts  in  der  Abbildung,  das  Ende  einer  Kette  bildet. 

TAFEL  XIV. 

Fig.  1.  Aus  Streifpräparat  vom  Blute  eines  Pestkranken  (vergl.  Blutprotokoll  Nr.  80,  pag.  393)  zeigt  die,  kurze 
Zeit  vor  dem  Tode  sich  findende,  besondere  Reichlichkeit  der  Pestbacillen  im  Blute  vieler  Pestkranker. 

Fig.  2.  Schnitt  durch  das  Epithel  und  die  angrenzenden  subepithelialen  Schichten  einer  Tonsille  von 
Fall  5/XXX.  Fixirung  in  Müller'scher  Flüssigkeit  und  Formol,  11  Stunden  post  mortem,  Härtung  in  Alkohol,  ungefähr  8  fi  dicker 
Paraffinschnitt,  Färbung  mit  polychromem  Methylenblau  (Unna).  Das  subepitheliale  Bindegewebe  ist  von  zahllosen  Pestbacillen  und 
wenigen  ausgetretenen  rothen  Blutkörperchen  durchsetzt,  welche  zwischen  die  Epithelzellen,  dieselben  auseinanderdrängend,  ein- 
dringen. Dadurch  kommt  es,  wie  die  untere  Hälfte  der  Abbildung  zeigt,  zur  Bildung  von  kleinen  Vacuolen  im  Epithel.  In  der  oberen 
Hälfte  der  Abbildung  sieht  man,  wie  die  Pestbacillen  zwischen  die  ganz  unveränderten  Schichten  und  Zellen  des  Oberflächenepithels 
hineinwachsen. 

Fig.  3.  Schnitt  aus  der  Milz  von  Fall  37/XLI.  Fixirung  6  Stunden  post  mortem  in  Müller'scher  Flüssigkeit  und  Formol, 
Härtung  in  Alkohol,  ungefähr  8  [j.  dicker  Paraffinschnitt,  Färbung  mit  polychromem  Methylenblau  (Unna). 

Die  drei  Abbildungen  der  Tafel  XIV  sind  mit  Homogen-Immersion  i/jo  von  Zeiss  und  Compensations-Ocular  6  gezeichnet. 


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Taf.  VI. 


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H.Albrecht  u.  A.Ghon:    Pic  Rou1cmi[ihsI  im  Monibav   180/, 

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H.Albrecht  u.  A.Ghon:    Die  Beulenpesl  in  Bombay    1897. 


Taf.M. 


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H.Albpecht  u.  A.Ghon;    Die  Beulenpesl  in  Bombay    1897. 

1. 


Taf.  Xni. 


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Denkschriften  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  math.-natunv.  Classe,  Bd.LXVl. 


H.Albpecht  u.A.Ghon:   Dio  Beulenpest  in  Bombay   1897. 


Taf.XIV'. 


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Denkschriften  d.  kais.  Akad.  d.  Wlss.  math.-natun^'.  Classe,  Bd.LXVH. 


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WIEN. 


AUS  DER  KAISERLICH-KÖNIGLICHEN  HOF-  UND   STAATSDRUCKEREI. 

1898. 


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